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F Forschung

I bersicht ber abgeschlossene und laufende


Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 421
Anke Eis und Todor Vassilev, Dresden

II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben


mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 481
Uwe Pfeiffer, Baar und Werner Seim, Kassel
2010
MAUERWERK KALENDER

Herausgegeben von
Wolfram Jäger, Dresden

35. Jahrgang
Hinweis des Verlages
Die Recherche zum Mauerwerk-Kalender ab
Jahrgang 1976 steht im Internet zur Verfgung
unter www.ernst-und-sohn.de

Titelfoto: „Schnecke“, Architektur Erwin Heerich, 1993, Stiftung Insel Hombroich, Neuss-Holzheim
 Fotograf: Tomas Riehle

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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

 2010 Ernst & Sohn


Verlag fr Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin
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eigens markiert sind.
Satz: Dçrr + Schiller GmbH, Stuttgart
Druck und Bindung: Scheel Print-Medien GmbH, Waiblingen
Printed in the Federal Republic of Germany
ISBN 978-3-433-02940-4
ISSN 0170-4958
III

Vorwort
Liebe Leser, von Beispielen die gngigen Berechnungs- und Bemes-
sungsverfahren erlutert. Wer sich nicht nur mit den
vor Ihnen liegt ein Mauerwerk-Kalender, in dessen Mit-
Norminhalten und der praktischen Anwendung beschf-
telpunkt die aktuelle Normung im Mauerwerksbau
tigt, sondern auch an der Weiterentwicklung insbeson-
steht. Kaum eine Vorschrift fr Bemessung und Aus-
dere der Bemessungsnormen interessiert ist, der wird
fhrung von Mauerwerk bleibt derzeit in Deutschland
aufmerksam die Umsetzung der Bemessungskonzepte
und Europa von einer grundlegenden berarbeitung
des EC 6 im europischen und auch das Vorgehen im
verschont. Der Mauerwerk-Kalender 2010 mçchte Ih-
weltweiten Ausland verfolgen: Drei Beitrge finden Sie
nen mit der gewohnten fachlichen Kompetenz die be-
hierzu im Bereich Bemessung dieses Kalenders – aus
treffenden Problemkreise transparent machen. Zahlrei-
Kanada, sterreich und den Niederlanden. Wie die Be-
che der insgesamt 35 Autoren der diesjhrigen Ausgabe
rechnung von Mauerwerk in Deutschland knftig prak-
sind als Obmann, -frau oder Mitarbeiter der jeweiligen
tisch aussehen soll, veranschaulichen in einem weiteren
Normenausschsse im DIN und/oder den europischen
Aufsatz ausgewhlte Beispiele nach dem Bemessungs-
Normungsgremien engagiert und berichten aus erster
algorithmus der Normenentwrfe E DIN 1053-11 (ver-
Hand ber den aktuellen Bearbeitungsstand und dar-
einfachtes Verfahren) und E DIN 1053-13 (genaueres
ber, was die Anwender der Normen in naher Zukunft
Verfahren).
erwartet.
• Im Bereich Baustoffe · Bauprodukte finden Sie den • In der Rubrik Bauphysik · Brandschutz finden Sie
bekannten aktualisierten Beitrag Eigenschaftswerte von Ausarbeitungen zu den aktuellen Schallschutz-, Wr-
Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen so- meschutz- und Brandschutzregelungen fr Mauerwerk.
wie eine Fortsetzung der langjhrigen Reihe Festig- Auf diesen Gebieten muss der planende Ingenieur sich
keitseigenschaften von Mauerwerk – diesmal geht es stndig weiterbilden, da die aktualisierten gesetzlichen
um die Druckfestigkeit. Eine weitere Abhandlung will Regelungen als Antwort auf die klimatischen Vernde-
versuchen, Europische Produktnormen im Mauer- rungen unserer Umwelt sowie die Umsetzung neuer
werksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Forschungsergebnisse in die berarbeiteten Normen
Bauordnungsrecht fr den Anwender verstndlicher zu dies erfordern.
machen.
• Im Bereich Normen · Zulassungen · Regelwerk stehen
• Die Abteilung Konstruktion · Bauausfhrung · Bau- das aktuelle Verzeichnis der allgemeinen bauaufsicht-
werkserhaltung nimmt in zwei Beitrgen das Thema lichen Zulassungen sowie die tabellarischen bersich-
Konstruktion und Ausfhrung von Mauerwerk auf – ten zu den geltenden technischen Regeln fr den Mau-
zuerst werden die geplanten Regelungen des Normen- erwerksbau zur Verfgung – Letztere diesmal ergnzt
entwurfes E DIN 1053-12 vorgestellt, anschließend durch einen kurzen separaten Beitrag mit einem Exkurs
widmet sich ein zweiter Aufsatz speziell dem Verblend- in die Grundstze der Normung, der die Arbeitsweise
mauerwerk, mit dem Schwerpunkt Vermeidung von des Deutschen Instituts fr Normung e. V. (DIN) und
Feuchteschden. Der Beitrag zur Instandsetzung einer des Normenausschusses Bauwesen (NABau) im DIN
Brcke stellt das Mauerwerk in den Kontext der Ge- darlegt. Der letzte Beitrag in dieser Rubrik schildert
samtkonstruktion, die außer den untersuchten Mauer- die Randbedingungen fr die verschiedenen bauauf-
werks-Brckenpfeilern auch Beton-, Stahlbeton- und sichtlichen Verwendbarkeitsnachweise – geschrieben
Stahlbaubestandteile enthlt und die Problemlçsungen von einem Ingenieur, der beide Seiten aus eigener Er-
somit nur fachbergreifend mçglich sind. In einer Zeit, fahrung kennt: die Behçrde, die ihre bauaufsichtlichen
in der die Ingenieurausbildung tendenziell weg geht von Aufgaben zu erfllen hat und den praktisch ttigen In-
der universellen Ausbildung und hin zur fachlichen genieur, dem die unterschiedlichen Erfordernisse fr
Spezialisierung, muss trotzdem ein Mindestmaß an die einzelnen Verwendbarkeitsnachweise oft nicht bis
Verstndnis fr die jeweils angrenzenden Fachgebiete ins Letzte klar sind. Der vorliegende Aufsatz erlutert
erhalten und auch in der Ausbildung gelehrt werden – die verschiedenen Nachweise und belegt diese mit Bei-
die hier ausfhrlich vorgestellte Brckenertchtigung spielen.
zeigt die Notwendigkeit dafr sehr anschaulich.
• Das Kapitel Forschung bringt nach dem jhrlichen
• Der Komplex Bemessung nimmt in zwei Artikeln das berblick ber die aktuelle Forschungssituation im
Thema Erdbebenbemessung von Mauerwerk auf. Es Mauerwerksbau einen Beitrag zur çrtlichen Verstr-
werden die aktuelle Normungs- und Forschungslage kung von Mauerwerk mithilfe aufgeklebter Faserver-
in Deutschland und Europa beleuchtet und anhand bundwerkstoffe. Nachdem diese Technik bereits seit

Mauerwerk-Kalender 2010. Herausgegeben von Wolfram Jger


Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
IV Vorwort

einigen Jahren fr die Biege- und Schubverstrkung von umfangreichen Kompendiums. Ich hoffe, Sie – unsere
Betonbauteilen und vereinzelt auch fr Holzbauteile geschtzten Leser – finden darin wieder viele interes-
zum Einsatz kommt, beschftigt sich der vorliegende sante Dinge, die fr Ihre tgliche Arbeit wertvolle An-
Beitrag hauptschlich mit Versuchen zu nachtrglichen regungen geben und freue mich darauf, von Ihnen kriti-
çrtlichen Verstrkungen bei Mauerwerksstrukturen. sche Hinweise auf knftig im Mauerwerk-Kalender zu
behandelnde Themenkomplexe zu erhalten.
Den hervorragenden Autoren danke ich fr die unermd-
liche Arbeit an den Beitrgen, dem Verlag Ernst & Sohn Ihr
fr die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingun-
Wolfram Jger
gen fr eine effektive Arbeit und dem gesamten Team
ji@jaeger-ingenieure.de
der Planung und Bearbeitung des Mauerwerk-Kalenders
fr die Geduld und Sorgfalt bei der Fertigstellung dieses Dresden, im November 2009
V

Inhaltsbersicht
A Baustoffe · Bauprodukte
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 3
Peter Schubert, Aachen
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit –
Regelungen nach DIN 1053 27
Wolfgang Brameshuber und Markus Graubohm, Aachen
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung
mit dem deutschen Bauordnungsrecht 45
Antonio Caballero Gonzlez, Hannover

B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung


I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 67
Dieter Figge, Warburg
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 79
Birger Gigla, Lbeck
III Instandsetzung der oberstromigen Fußgngerberwege an der Horchheimer Brcke –
Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 103
Holger Tebbe, Neuwied; Stefan Lietz, Markus Brhl, Frank Tataranni und
Peter Schwarz, Koblenz

C Bemessung
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 143
Christoph Butenweg und Christoph Gellert, Aachen; Udo Meyer, Bonn
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 169
Anton Pech, Wien
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 185
Simon Wijte und Rob van der Pluijm, Niederlande
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 195
Yasser Korany, Edmonton Alberta, Canada
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 207
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung
und Normungslage in Europa 225
Suikai Lu, Wien

D Bauphysik · Brandschutz
I Schallschutz im Mauerwerksbau 245
Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig
II Die Energieeinsparverordnung 2009 293
Michael Gierga, Bonn
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 313
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 327
Franz-Josef Frey, Wiesbaden

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VI Inhaltsbersicht

E Normen · Zulassungen · Regelwerk


I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und
Europische Normen) 347
Immo Feine und Joachim Kopacek, Berlin
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr
den Mauerwerksbau 365
Roland Hirsch, Berlin
III Grundstze der Normung 397
Detlef Desler, Berlin
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 401
Hans-Jçrg Irmschler, Berlin

F Forschung
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben
im Mauerwerksbau 421
Anke Eis und Todor Vassilev, Dresden
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten
Faserverbundwerkstoffen 481
Uwe Pfeiffer, Baar und Werner Seim, Kassel

Stichwortverzeichnis 501
VII

Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III

Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX

Beitrge frherer Jahrgnge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIII

Abdruck von Technischen Baubestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVI

A Baustoffe · Bauprodukte

I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3


Peter Schubert, Aachen

1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 5.2 Verformungseigenschaften . . . . . . . . . . . . . 17


5.2.1 Druckbeanspruchung senkrecht zu den
2 Eigenschaftswerte von Mauersteinen . . . . . . 3
Lagerfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.1 Festigkeitseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . 3
5.2.1.1 Druck-E-Modul ED . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.1.1 Biegezug-, Spaltzug-, Zugfestigkeit bBZ,
5.2.1.2 Querdehnungszahl mD und Dehnung bei
bSZ, bZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Hçchstspannung eu,D . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.1.2 Druckfestigkeit in Richtung Steinlnge bD,l
5.2.1.3 Vçlligkeitsgrad a0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
bzw. Steinbreite bD,b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
5.2.2 Druckbeanspruchung parallel zu den
2.2 Verformungseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . 4
Lagerfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2.1 Druck-E-Modul ED . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
5.2.2.1 Druck-E-Modul ED,p . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2.2 Querdehnungsmodul Eq . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
5.2.2.2 Dehnung bei Hçchstspannung eu,D,p . . . . . . 18
2.2.3 Zug-E-Modul EZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
5.2.3 Zug-E-Modul EZ (Zugbeanspruchung
2.2.4 Dehnung bei Hçchstspannung eu,D ; eu,Z . . . . 6
parallel zu den Lagerfugen) . . . . . . . . . . . . . 18
2.2.5 Feuchtedehnung (Schwinden, Quellen),
5.2.4 Feuchtedehnung ef, (Schwinden es,
Kriechen, Wrmedehnung . . . . . . . . . . . . . . . 6
irreversibles Quellen ecq),
3 Eigenschaftswerte von Mauermçrteln . . . . . . 7 Kriechen (Kriechzahl j), Wrme-
3.1 Festigkeitseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . 7 dehnungskoeffizient aT . . . . . . . . . . . . . . . . 18
3.1.1 Zugfestigkeit bZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
6 Feuchtigkeitstechnische Kennwerte
3.1.2 Scherfestigkeit bS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
von Mauersteinen, Mauermçrtel und
3.2 Verformungseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . 7
Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
3.2.1 E-Modul (Lngsdehnungsmodul) El . . . . . . . 7
6.1 Kapillare Wasseraufnahme . . . . . . . . . . . . . 20
3.2.2 Querdehnungsmodul Eq . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
6.2 Wasserdampfdurchlssigkeit . . . . . . . . . . . . 20
3.2.3 Feuchtedehnung (Schwinden es) . . . . . . . . . . 8
3.2.4 Kriechen (Kriechzahl j) . . . . . . . . . . . . . . . . 8 7 Natursteine, Natursteinmauerwerk . . . . . . . 21
4 Verbundeigenschaften Stein/Mçrtel; Haft- 8 Eigenschaftswerte von Putzen (Außenputz) 21
scherfestigkeit bHS, Haftzugfestigkeit bHZ . . 9 8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
8.2 Festigkeitseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . 22
5 Eigenschaftswerte von Mauerwerk . . . . . . . . 9
8.2.1 Druckfestigkeit bD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5.1 Festigkeitseigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . 9
8.2.2 Zugfestigkeit bZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5.1.1 Druckbeanspruchung senkrecht zu den
8.3 Verformungseigenschaften . . . . . . . . . . . . . 22
Lagerfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
8.3.1 Zug-E-Modul EZ, dynamischer E-Modul
5.1.1.1 Druckfestigkeit bD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
dyn E . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5.1.1.2 Rissspannung sR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
8.3.2 Zugbruchdehnung eZ,u . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5.1.2 Druckbeanspruchung parallel
8.3.3 Zugrelaxation y . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
zu den Lagerfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
8.3.4 Schwinden es, Quellen eq . . . . . . . . . . . . . . . 23
5.1.2.1 Druckfestigkeit bD,p . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
8.4 Eigenschaftszusammenhnge . . . . . . . . . . . 23
5.1.3 Zugfestigkeit bZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
5.1.4 Biegezugfestigkeit bBZ . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Mauerwerk-Kalender 2010. Herausgegeben von Wolfram Jger


Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
VIII Inhaltsverzeichnis

II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 . . 27


Wolfgang Brameshuber und Markus Graubohm, Aachen

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34


4.2 Vorgehensweise bei der Erarbeitung der
2 Regelungen bezglich der Mauerwerkdruck-
charakteristischen Druckfestigkeitswerte fk 34
festigkeit in DIN 1053-1 . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.2.1 Erfasste Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.2.2 Rechnerisch ermittelte Kennwerte . . . . . . . 34
2.2 Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.2.3 Regressionen und 5%-Quantil . . . . . . . . . . 35
2.3 Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
4.3 DIN 1053-11 (Vereinfachtes Berechnungs-
3 Regelungen bezglich der Mauerwerk- verfahren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
druckfestigkeit in DIN 1053-100 . . . . . . . . 31 4.4 DIN 1053-13 (Genaueres Berechnungs-
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 verfahren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.2 Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 31
5 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.3 Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4 Regelungen bezglich der Mauerwerk-
druckfestigkeit in DIN 1053-11 und
DIN 1053-13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem


deutschen Bauordnungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Antonio Caballero Gonzlez, Hannover

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 7 Das deutsche Umsetzungskonzept . . . . . . . 52


7.1 Anwendungsnormen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2 Hintergrnde zur europischen Normung
7.2 Normen fr Produkte mit besonderen
im Bereich der Mauerwerksprodukte . . . . . 45
Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3 Das deutsche Normungskonzept . . . . . . . . . 46 7.3 Zulassungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
4 Die deutsche Kennzeichnung von Bau- 8 Praxisgerechte Umsetzung der Hersteller . 62
produkten und ihre Bedeutung . . . . . . . . . . 50
9 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
5 Das europische Normungskonzept . . . . . . 50
10 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
6 Die europische Kennzeichnung von Bau-
produkten und deren Bedeutung . . . . . . . . . 52

B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 . . . . . . . . . . . . . . 67


Dieter Figge, Warburg

1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 7 Zweischalige Außenwnde . . . . . . . . . . . . . 71


7.1 Außenschalen von 115 mm Dicke . . . . . . . 72
2 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.2 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 105 mm
3 Wnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 und t < 115 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.1 Tragende Wnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.3 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 90 mm
3.2 Nichttragende Wnde . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 und t < 105 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
3.3 Anschluss der Wnde an Decken und 7.4 Verankerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Dachsthle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 7.5 Dehnungsfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3.4 Auflagertiefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 7.6 Luftschicht und Wrmedmmung . . . . . . . 75
7.6.1 Luftschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
4 Ringanker und Ringbalken . . . . . . . . . . . . . 70
7.6.2 Wrmedmmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
5 Schlitze und Aussparungen . . . . . . . . . . . . . 71
8 Ausfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
6 Einschalige Außenwnde (einschaliges 8.1 Lagerfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Verblendmauerwerk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 8.2 Stoßfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Inhaltsverzeichnis IX

8.2.1 Vermauerung von Steinen mit 10 Schutz des Mauerwerks . . . . . . . . . . . . . . . . 77


Mçrteltasche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 10.1 Schutz gegen Regen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
8.2.2 Vermauerung von Steinen ohne 10.2 Schutz gegen Frost-Tau-Wechsel . . . . . . . . 77
Stoßfugenvermçrtelung . . . . . . . . . . . . . . . . 76
11 Kontrollen und Prfungen . . . . . . . . . . . . . . 77
8.3 Verband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
8.4 Deckenauflager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 12 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
9 Kellerwnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 13 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79


Birger Gigla, Lbeck

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 6 Hinweise zur Ausfhrung . . . . . . . . . . . . . . 94


6.1 Steine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
2 Grundstzliche technische Regeln und
6.2 Mçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Stand der Baupraxis in Norddeutschland . . 80
6.3 Dehnungsfugen und Lftungsçffnungen . . . 96
2.1 Zweischaliges Verblendmauerwerk . . . . . . 80
6.4 Reinigung und Beschichtung . . . . . . . . . . . . 97
2.2 Tragende Innenschale . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
6.5 Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
2.3 Verblendschale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
6.6 Schalenzwischenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
2.4 Schalenzwischenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
6.7 Tragschale und Abfangungen . . . . . . . . . . . 98
3 Dauerhaftigkeit der Verblendschale . . . . . . 86
7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
4 Energiesparender Wrmeschutz . . . . . . . . . 87
8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
5 Eindringen von Feuchte durch Schlag- Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
regen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Zulassungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

III Instandsetzung der oberstromigen Fußgngerberwege an der Horchheimer Brcke –


Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Holger Tebbe, Neuwied; Stefan Lietz, Markus Brhl, Frank Tataranni und Peter Schwarz, Koblenz

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5 Status der einzelnen Abschnitte der


Fußgngerteilbrcken . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
2 Baugeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
2.1 Geschichtliche Rahmenbedingungen . . . . 104 6 Außerplanmßige Brckeninspektionen . . 111
2.2 Ausfhrungskonzept zum Errichtungs- 6.1 Maßnahmen bis Ende 2004 . . . . . . . . . . . . 111
zeitpunkt 1878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 6.2 Untersuchungen im Zeitraum 2004–2007 111
2.3 Umbauten bis zum Jahr 1945 . . . . . . . . . . 106 6.2.1 Untersuchungsanlass . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
2.4 Wiederherstellungsarbeiten nach 1945 . . . 106 6.2.2 Untersuchungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . 112
2.5 Wiederherstellung des zweigleisigen 6.3 Untersuchungen im Zeitraum 2008–2009 112
Betriebs 1961 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 6.3.1 Untersuchungsanlass . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3 Verkehrsbedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 6.3.2 Untersuchungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . 113
3.1 Bedeutung fr den Schienenverkehr . . . . . 107
7 Untersuchungsergebnisse Vorlandbrcken
3.2 Bedeutung fr Fahrrad- und Fußgnger-
(DB-Bauwerk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
7.1 Untersuchte Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
4 Brckenaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 7.2 Augenscheinliche Beurteilung der Bogen-
4.1 Beschreibung der einzelnen Brckenteile 107 pfeiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
4.2 Flutbrcke Oberwerth . . . . . . . . . . . . . . . . 108 7.3 Augenscheinliche Beurteilung der Mauer-
4.2.1 Hauptbrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 werksbçgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
4.2.2 Fußgngerteilbrcken . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 7.3.1 Aufbau des Bogens und der Stirnwand . . 114
4.3 Strombrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.3.2 Beschaffenheit des Mauerziegels . . . . . . . 115
4.3.1 Hauptbrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.3.3 Beschaffenheit des Mçrtels . . . . . . . . . . . . 115
4.3.2 Angehngte Fuß- und Radwegebereiche . 110 7.3.4 Eluierbare Salze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.4 Anschluss Horchheim . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.4 Betonbçgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.4.1 Bogenbrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7.4.1 Aufbau der Bçgen und der Schildmauer . 116
4.4.2 Straßenbahnunterfhrung . . . . . . . . . . . . . . 110 7.4.2 Untersuchung an Bohrkernen . . . . . . . . . . 117
4.4.3 Kreuzungsbauwerk ber die DB-Strecke 7.4.3 Eluierbare Salze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Ehrenbreitstein–Niederlahnstein . . . . . . . . 110 7.5 Randbalken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
X Inhaltsverzeichnis

7.5.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 9.1 Planungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126


7.5.2 Untersuchungen an Betonbohrkernen . . . 118 9.2 Lastabtragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
7.5.3 Karbonatisierungstiefe . . . . . . . . . . . . . . . . 118 9.3 Ausfhrungsdetails der Geh- und Rad-
7.5.4 Eluierbare Salze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 wegebereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
9.3.1 Altbestand/Kragarmstummel . . . . . . . . . . 130
8 Untersuchung der begleitenden Fuß-
9.3.2 Tragkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
und Radwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
9.3.3 Gehweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
8.1 Untersuchungsanfang . . . . . . . . . . . . . . . . 120
8.2 Untersuchung Geh- und Radwegebereich 10 Untersuchung Brckenauflagerungspunkte
Flussbrcke (Stahlbrcke) . . . . . . . . . . . . . 120 Oberwerth, oberstromig . . . . . . . . . . . . . . 132
8.3 Untersuchung Geh- und Radwegebereich 10.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
Vorlandbrcken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 10.2 Aufbau und Erhaltungszustand des
8.3.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Verblendmauerwerks der Pfeiler . . . . . . . 132
8.3.2 Augenscheinliches Schadensbild . . . . . . . 121 10.3 Durchfhrung der Sondierungsbohrungen 132
8.3.3 Schden an der Betonplatte . . . . . . . . . . . 121 10.4 Ansprache der Bohrkerne . . . . . . . . . . . . . 132
8.3.4 Betongte der Kragarme . . . . . . . . . . . . . . 121 10.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
8.3.5 Karbonatisierung Kragarme . . . . . . . . . . . 122 10.4.2 Druckfestigkeitsprfung . . . . . . . . . . . . . . 134
8.3.6 Eluierbare Salze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 10.4.3 Landpfeiler Hauptbrcke . . . . . . . . . . . . . 134
8.3.7 Bewehrungsfhrung in den Kragarmen . . 122 10.4.4 Landseitiges Bogenwiderlager . . . . . . . . . 135
8.3.8 Zustand der Bewehrung in den Krag-
11 Untersuchung berfhrungsbauwerk der
armen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
DB Netz AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
8.3.9 Zustand der Bewehrung in der Gehweg-
platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 12 Instandsetzung Fußgngerteilbrcke
8. 3. 10 Bestimmung der Stahlgte des Horchheim, oberstromig . . . . . . . . . . . . . . 136
Bewehrungsstahls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 12.1 Planungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
8. 3. 11 Auszugsversuche am Bewehrungsstahl 12.2 Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
der Kragarme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
13 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
8. 3. 12 Stabanker Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . 125
14 Ausblick auf weitere Baumaßnahmen . . . 138
9 Neubau Fußgngerteilbrcke Oberwerth,
oberstromig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 15 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

C Bemessung

I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143


Christoph Butenweg und Christoph Gellert, Aachen; Udo Meyer, Bonn

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 6 Nichtlineare statische Nachweisverfahren 153


6.1 Kurzbeschreibung des Nachweiskonzepts 153
2 Verhalten von Mauerwerksbauten unter 6.2 Ermittlung der Last-Verformungskurven
Erdbebenbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 der Einzelwnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
3 Rechenverfahren fr Mauerwerks- 6.2.1 Auswertung zyklischer Last-Verformungs-
bauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 kurven aus Versuchen . . . . . . . . . . . . . . . . 154
6.2.2 Approximationsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . 154
4 Mauerwerksbauten ohne rechnerischen 6.3 Grundlagen und Annahmen des
Nachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Verfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
4.1 berblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 6.4 Umsetzung und Anwendung fr die
4.2 Anwendungsbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Baupraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
6.5 Normative Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . 157
5 Nachweis mit linearen Verfahren . . . . . . . 149
6.6 Anwendung auf eine zweigeschossiges
5.1 Ersatzkraftverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Doppelhaushlfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
5.2 Ersatzsystem fr die Ermittlung der
6.6.1 Nachweis auf Grundlage experimenteller
Beanspruchungsgrçßen . . . . . . . . . . . . . . . 149
Last-Verformungskurven . . . . . . . . . . . . . 158
5.2.1 Ermittlung der Erdbebenersatzkrfte . . . . 150
6.6.2 Nachweis auf Grundlage approximierter
5.2.2 Verteilung der Erdbebenersatzkrfte auf
Last-Verformungskurven . . . . . . . . . . . . . 159
die Wandscheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
5.2.3 Standsicherheitsnachweise nach 7 Aktuelle Ergebnisse aus Forschung und
DIN 1053-100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
5.3 Unregelmßige Tragwerke . . . . . . . . . . . . 152 7.1 Großversuch in Ispra . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Inhaltsverzeichnis XI

7.1.1 Nachrechnung mit linearen kraftbasierten 8 Variantenuntersuchung und Schluss-


Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 folgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
7.1.2 Nachrechnung mit verformungsbasierten
9 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
7.1.3 Zusammenfassung der Untersuchungen . . 164 10 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169


Anton Pech , Wien

1 Normendokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 5.3 Anhang D: Nachweise von Bestands-


objekten und Bestandsbauteilen aus
2 NORMen EN 1996-1-1 und B 1996-1-1 169
Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
3 NORMen EN 1996-1-2 und B 1996-1-2 172 5.4 Anhang E: Auf Strze entfallende
Lastanteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
4 NORMen EN 1996-2 und B 1996-2 . . . 172
5.5 Anhang F: Anschluss von Wnden
5 NORMen EN 1996-3 und B 1996-3 . . . 172 an Decken und Dchern . . . . . . . . . . . . . . . 181
5.1 Anhang B: Nachweis durch Einhaltung
6 ON-Regel ONR 21996 . . . . . . . . . . . . . . . . 183
konstruktionsbedingter Grundregeln . . . . . 176
5.2 Anhang C: Wnde in Mantelbeton- 7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Bauweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185


Simon Wijte und Rob van der Pluijm, Niederlande

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 4 Grenzzustand der Tragfhigkeit . . . . . . . . 190


2 Baustoffeigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . 185 5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
3 Schnittkraftermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . 188 6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195


Yasser Korany, Edmonton Alberta, Canada

1 Kurzfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 9.1 Schrgzugversagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201


9.2 Schubwnde mit zusammengesetztem
2 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Querschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
3 Grundlagen der Bemessung . . . . . . . . . . . . 195 9.3 Reibungsversagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
4 Tragfhigkeit unter zentrischer Druck- 10 Tragfhigkeit von Ausfachungswnden
beanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 bei Scheibenschub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
5 Tragfhigkeit unter Druck- und Biege- 11 Naturwerksteine und knstliche Steine . . . 203
beanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
12 Empirische Bemessung von unbewehrtem
6 Schlankheitseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
6.1 Last-Verschiebungs-Verfahren . . . . . . . . . 197
6.2 Momenten-Vergrçßerungs-Verfahren . . . . 197 13 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
7 Wnde unter zweiachsiger Biegung . . . . . 198 14 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
8 Zweischalige Wnde mit Verbund . . . . . . 200
15 Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
9 Erdbebenbemessung und Schub- 15.1 Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
tragfhigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 15.2 Abkrzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
XII Inhaltsverzeichnis

V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 . . . . . . . . . . . . . . . 207
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 3.6 Pos. AW3 Außenwand im Keller-


geschoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
2 Ablauf der Bemessung/
3.6.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
Nachweisfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 216
2.1 Bemessungssituationen . . . . . . . . . . . . . . . 208
3.6.1.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 216
2.2 Nachweisfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
3.6.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk . . . . . . 216
3 Berechnungsbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . 210 3.6.1.3 Nachweis fr den unteren Bemessungs-
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 wert der Normalkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
3.2 Geometrie und Material . . . . . . . . . . . . . . 210 3.6.1.4 Nachweis fr den oberen Bemessungs-
3.3 Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 wert der Normalkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
3.3.1 Vertikale Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 3.6.2 Bemessung nach DIN 1053-13:
3.3.2 Horizontale Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
3.4 Pos. AW1 Außenwand im Dach- 3.6.2.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 217
geschoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 3.6.2.2 Nachweis fr den unteren Bemessungs-
3.4.1 Bemessung nach DIN 1053-11: wert der Normalkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 211 3.6.2.3 Nachweis fr den oberen Bemessungs-
3.4.1.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 211 wert der Normalkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
3.4.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk . . . . . . 212 3.6.2.4 Nachweis fr Plattenschub [13/10.5.2(3)] 217
3.4.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit . . . . . . . . . . . 212 3.7 Pos. IW1 Innenwand im Erdgeschoss . . . 218
3.4.2 Bemessung nach DIN 1053-13: 3.7.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 218
3.4.2.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 212 3.7.1.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 218
3.4.2.2 Ausmitten und modifizierte Knoten- 3.7.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk . . . . . . 218
momente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 3.7.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit . . . . . . . . . . . 218
3.4.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in Wand- 3.7.2 Bemessung nach DIN 1053-13:
mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
3.4.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am 3.7.2.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 219
Wandkopf [13/10.2.2 (2)] . . . . . . . . . . . . . 214 3.7.2.2 Ausmitten und modifizierte Knoten-
3.4.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am momente nach [13/9.5 (2)] . . . . . . . . . . . . 219
Wandfuß [13/10.2.2 (2)] . . . . . . . . . . . . . . 214 3.7.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in
3.5 Pos. AW2 Außenwand im Erdgeschoss . . 214 Wandmitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
3.5.1 Bemessung nach DIN 1053-11: 3.7.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am
Vereinfachtes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 214 Wandkopf [13/10.2.2(2)] . . . . . . . . . . . . . . 220
3.5.1.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 214 3.7.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am
3.5.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk . . . . . . 214 Wandfuß [13/10.2.2(2)] . . . . . . . . . . . . . . . 220
3.5.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit . . . . . . . . . . . 215 3.8 Pos. WS1 Aussteifungswand im
3.5.2 Bemessung nach DIN 1053-13: Erdgeschoss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 3.8.1 Bemessung nach DIN 1053-13:
3.5.2.1 Geometrie und Belastung . . . . . . . . . . . . . 215 Genaueres Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
3.5.2.2 Ausmitten und modifizierte Knoten- 3.8.1.1 Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
momente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 3.8.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk . . . . . . 220
3.5.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in Wand- 3.8.1.3 Bemessungsschnittgrçßen . . . . . . . . . . . . . 221
mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 3.8.1.4 Nachweis der Querkrafttragfhigkeit . . . . 221
3.5.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am Wand- 3.8.1.5 Nachweis der Randdehnung [13/11] . . . . 222
kopf [13/10.2.2(2)] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
3.5.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandfuß
[13/10.2.2(2)] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Inhaltsverzeichnis XIII

VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und


Normungslage in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Suikai Lu, Wien

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 2.3.2.1 berlegungen zur Kapazittsspektrum-


1.1 berlegungen und Diskussionen zur methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Mauerwerksbemessung . . . . . . . . . . . . . . . 225
3 Vergleich der Berechnungsmethoden . . . . 235
1.2 Grundbegriffe der klassischen
Baudynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 4 Ausblick auf die Forschung und
1.2.1 Eigenfrequenzen und Eigenformen . . . . . . 226 bereits implementierte Ergebnisse
1.2.2 Das Antwortspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . 227 in europische Normen . . . . . . . . . . . . . . . 236
4.1 Verhaltensfaktor q . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
2 Erdbebennachweisverfahren fr Mauer-
4.1.1 Analyse und Beurteilung der experimen-
werk nach den aktuellen europischen
tellen Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Normungswerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
4.1.1.1 Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
2.1 Geometrische Methoden . . . . . . . . . . . . . . 229
4.1.2 Ermittlung des Verhaltensbeiwerts q . . . . 238
2.1.1 Nachweis fr „einfache Mauerwerks-
4.1.3 berfestigkeitswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
bauten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
4.1.4 Zusammenfassung und Empfehlungen
2.2 Kraftbasierte lineare Methoden . . . . . . . . . 229
der q-Werte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
2.2.1 Vereinfachtes Antwortspektrumverfahren 230
4.1.4.1 Europische Normung in Bezug auf
2.2.2 Multimodales Antwortspektrumverfahren 231
q-Faktoren fr Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . 240
2.3 Verformungsbasierte nichtlineare
4.2 Maximal zulssige Driftwerte . . . . . . . . . . 241
Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
4.3 Schubwandtabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
2.3.1 „Pushover“-Methode nach Eurocode 8,
Anhang B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
2.3.2 „Pushover“-Methode nach der Kapazitts-
spektrummethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

D Bauphysik · Brandschutz

I Schallschutz im Mauerwerksbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245


Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig

1 Grundbegriffe im Schallschutz . . . . . . . . . 245 2.2.2 Gerusche aus haustechnischen Anlagen


1.1 Schall, Luftschall, Kçrperschall, und Betrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Trittschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 2.2.3 Schutz gegen Außenlrm: Außenwnde . . 253
1.2 Frequenz, Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 2.2.4 Empfehlungen fr den eigenen Wohn-
1.3 Schallpegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 oder Arbeitsbereich: Innenwnde . . . . . . . 254
1.4 Die A-Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 2.3 Besondere Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . 254
1.5 Kenngrçßen fr den Luftschallschutz . . . . 246 2.3.1 Anforderungen nach dem Fluglrm-
1.5.1 Schalldmmung von Bauteilen . . . . . . . . . 246 Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
1.5.2 Schalldmmung zwischen Rumen . . . . . . 246 2.3.2 Anforderungen nach der TA-Lrm . . . . . . 255
1.5.3 Das bewertete Schalldmm-Maß . . . . . . . 247 2.4 Europische Regelwerke des baulichen
1.5.4 Spektrumanpassungswerte . . . . . . . . . . . . . 248 Schallschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
1.6 Kenngrçßen fr den Trittschallschutz . . . . 248 2.4.1 Auswirkungen der europischen
1.6.1 Norm-Trittschallpegel . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Normung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
1.6.2 Bewerter Norm-Trittschallpegel . . . . . . . . 248 2.4.2 nderungen bei Prf- und Beurteilungs-
1.6.3 Trittschall-Verbesserungsmaß . . . . . . . . . . 248 verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
1.6.4 quivalenter bewerteter Norm-Trittschall- 2.4.3 nderungen bei Berechnungsverfahren . . 255
pegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 2.4.4 Neuer Planungsansatz durch die
1.6.5 Spektrum-Anpassungswerte . . . . . . . . . . . . 249 europische Normung . . . . . . . . . . . . . . . . 256
1.7 Rechenwerte nach DIN 4109 . . . . . . . . . . 249 2.4.5 Kennzeichnende Grçßen fr den Luft-
schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
2 Anforderungen und Regelwerke . . . . . . . . 249
2.1 Derzeitige Regelwerke und deren 3 Die physikalischen Grundlagen des
Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Schallschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
2.2 Zahlenmßige Festlegungen . . . . . . . . . . . 250 3.1 Luftschallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
2.2.1 Luft- und Trittschallschutz . . . . . . . . . . . . 250 3.1.1 bersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
XIV Inhaltsverzeichnis

3.1.2 Schalldmmung einschaliger Bauteile . . . 257 4.5.3.3 Schalltechnische Bemessung von


3.1.2.1 Massengesetz und Koinzidenz . . . . . . . . . 257 WDVS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
3.1.2.2 Offenporige Wnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 4.6 Zweischalige massive Wnde mit durch-
3.1.2.3 Unerwnschte Schwingungsformen . . . . . 259 laufenden Decken und Wnden . . . . . . . . 276
3.1.2.4 Randverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 4.7 Zweischalige gemauerte Haustrennwnde 276
3.1.3 Schalldmmung zweischaliger Bauteile . . 261 4.7.1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
3.1.3.1 Wirkungsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 4.7.2 Konstruktive Auslegung . . . . . . . . . . . . . . 277
3.1.3.2 Dickenresonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 4.7.3 Behandlung in der DIN 4109 . . . . . . . . . . 277
3.1.3.3 Schallbrcken, Randeinspannung . . . . . . . 263 4.7.4 Fehlervermeidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
3.1.3.4 Mehr als zwei Schalen . . . . . . . . . . . . . . . 263 4.7.5 Fundamentausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . 278
3.1.4 bertragung durch Lçcher, Schlitze und 4.8 Installationswnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
porçse Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 4.9 Lochsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
3.1.5 Schalldmm-Maß zusammengesetzter 4.9.1 Das physikalische Verhalten . . . . . . . . . . . 280
Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 4.9.2 Die wichtigsten Einflsse auf die
3.2 Flankenbertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 Schalldmmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
3.2.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 4.9.2.1 Steineigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
3.2.2 Behandlung nach dem neuen 4.9.2.2 Vermauerungseigenschaften . . . . . . . . . . . 282
europischen Rechenverfahren . . . . . . . . . 265 4.9.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
3.2.3 Behandlung in der geltenden DIN 4109 . 265 4.9.4 Ein anderer Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
3.3 Trittschallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 4.10 Außenwnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
4.10.1 Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
4 Schallschutz von Wnden in der Praxis . . 268
4.10.2 Belange des Schall- und Wrme-
4.1 Einschalige Trennwnde . . . . . . . . . . . . . . 268
schutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
4.1.1 Mauerwerkswnde im Rahmen der
4.10.3 Einschalige Außenwnde aus Mauerwerk 285
DIN 4109 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
4.10.4 Zweischalige Außenwnde aus
4.1.2 Mauerwerkswnde im Rahmen der
Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
europischen Berechnungsverfahren . . . . 269
4.10.5 Außenwnde mit Wrmedmmverbund-
4.2 Einschalige Wnde mit Schalungssteinen 270
system . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
4.3 Trockenputze auf einschaligem
4.10.6 Außenwnde mit innenseitiger
Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Verkleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
4.4 Einflsse von Fugen, Schlitzen
und Zhlerksten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 5 Flankierende bertragung von Wnden . 286
4.4.1 Fugen in Mauerwerkswnden . . . . . . . . . . 271 5.1 Einfluss der Wnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
4.4.2 Schlitze und Steckdosen in Mauerwerks- 5.2 Einfluss von Wandverkleidungen . . . . . . . 287
wnden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 5.3 Einfluss der Stoßstelle . . . . . . . . . . . . . . . . 288
4.4.3 Zhlerksten in Mauerwerkswnden . . . . 272 5.3.1 Das Stoßstellendmm-Maß . . . . . . . . . . . . 288
4.5 Verkleidungen an Massivwnden . . . . . . . 272 5.3.2 Wohnungstrennwnde mit Stumpfstoß . . 288
4.5.1 Das physikalische Verhalten . . . . . . . . . . . 272 5.3.3 Leichte, massive Innenwnde . . . . . . . . . . 289
4.5.2 Praktische Ausfhrungen . . . . . . . . . . . . . 273 5.3.4 Stoßstellen mit Lochsteinwnden . . . . . . . 289
4.5.3 Wrmedmm-Verbundsysteme . . . . . . . . . 274 5.4 Hinweise fr die Planung . . . . . . . . . . . . . 289
4.5.3.1 Aufbau und Einflussgrçßen . . . . . . . . . . . 274
4.5.3.2 Schalltechnische Bewertung . . . . . . . . . . . 275 6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289

II Die Energieeinsparverordnung 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293


Michael Gierga, Bonn

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 3.2 Anforderungen an zu errichtende Nicht-


wohngebude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
2 Gesetzliche Regelungen zum Klima- 3.3 Sommerlicher Wrmeschutz . . . . . . . . . . . 299
schutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 3.4 Gebude im Bestand . . . . . . . . . . . . . . . . . 300
2.1 Zielsetzung der Bundesregierung . . . . . . . 293 3.5 Luftdichtheit der Gebudehlle . . . . . . . . 300
2.2 Die Energieeinsparverordnung 2009 . . . . 293 3.6 Bercksichtigung von Wrmebrcken . . . 300
2.3 Das Erneuerbare-Energien-Wrme- 3.7 Anforderungen an die Anlagentechnik . . 300
gesetz 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 3.8 Bewertung der Festlegungen fr Wohn-
gebude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
3 Einzuhaltende Anforderungen . . . . . . . . . 296
3.1 Anforderungen an zu errichtende Wohn- 4 Konsequenzen fr die technische
gebude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Inhaltsverzeichnis XV

4.1 Grundstzliche berlegungen . . . . . . . . . . 303 5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311


4.2 Auswirkungen auf die Außenwand- 5.1 Konsequenzen fr die Mauerwerks-
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
4.3 Auswirkungen auf die Technische 5.2 Ausblick auf die EnEV 2012 . . . . . . . . . . . 311
Gebudeausrstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
4.4 Aufklrungspflicht gegenber dem
Nutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309

III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 4.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320


4.2 Entwicklung der nationalen Bemessungs-
2 Stand der Brandschutzentwicklung . . . . . . 313
regeln – DIN 1053 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
2.1 Prf-/Klassifizierungsnormen . . . . . . . . . . 314
4.2.1 Baustoffnormen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
2.1.1 Nationale Prf-/Klassifizierungsnormen –
4.2.2 Bemessungsnormen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322
DIN 4102 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
4.3 Europische Bemessungsregeln –
2.1.2 Europische Prf-/Klassifizierungsnormen 314
DIN EN 1996 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
2.2 DIN 4102-4 und DIN 4102-22 . . . . . . . . . 318
4.4 DIN 4102-4 (neu) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
3 Bauaufsichtliche Anforderungen . . . . . . . . 319 4.4.1 DIN 4102-4 Fassung A2 2009 . . . . . . . . . . 323
3.1 Musterbauordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 4.4.2 DIN 4102-22 Fassung A1 2009 . . . . . . . . . 324
3.2 Baugenehmigungsverfahren . . . . . . . . . . . 319 4.4.3 DIN 4102-4 (neu) 2010 . . . . . . . . . . . . . . . 325
3.3 Verwendbarkeitsnachweise . . . . . . . . . . . . 319 4.5 Ausfhrungsdetails . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
3.4 Baupraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
5 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
3.5 Verantwortlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
4 Brandschutz mit Mauerwerk nach
DIN 4102-4 und DIN 4102-22 . . . . . . . . . 320

IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . 327


Franz-Josef Frey, Wiesbaden

1 Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 4.3.1 Trennung unterschiedlicher Bereiche . . . . 333


4.3.2 Stabilisierung der Gebude . . . . . . . . . . . . 333
2 Baurechtliche Anforderungen . . . . . . . . . . 327
4.3.3 Geschosse unter der Gelndeoberflche . . 333
2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327
4.3.4 Brandabschnitte und Brandbekmpfungs-
2.2 Anforderungen gemß MBO . . . . . . . . . . . 328
abschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
3 Brandschutzkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 4.3.5 Ausbildung von Rauchabschnitten . . . . . . 334
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 4.3.6 Lnge und Ausbildung von Rettungs-
3.2 Nachweisgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 wegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
3.3 Maßnahmen zum Brandschutz . . . . . . . . . 330 4.4 Gebudeteile und Bauteile . . . . . . . . . . . . . 336
4 Nachweise auf der Grundlage der Muster- 4.4.1 Brandwnde und Brandbekmpfungs-
Industriebaurichtlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 abschnittswnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336
4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 4.4.2 Nichttragende Außenwnde und Außen-
4.1.1 Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 wandbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
4.1.2 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 4.4.3 Feuerberschlagsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
4.1.3 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 4.4.4 Bedachungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
4.1.4 Nachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 4.5 Technische Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
4.1.5 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . . . . . 331 4.5.1 Rauch- und Wrmeabzugsanlagen . . . . . . 338
4.2 Gebudeumfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 4.5.2 Brandmeldeanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
4.2.1 Lage und Zugnglichkeit des Gebudes . . 331 4.5.3 Feuerlçschanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
4.2.2 Gebudeabstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 4.6 Anforderungen an Baustoffe und Bauteile
4.2.3 Lçschwasserbedarf, Ringleitungen, nach MIndBauRL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
Hydranten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 4.6.1 Tabellenverfahren nach Abschnitt 6 . . . . . 339
4.2.4 Lçschwasserrckhaltung und -entsorgung 332 4.6.2 Rechenverfahren nach Abschnitt 7 . . . . . . 339
4.3 Gebudekonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 4.6.3 Rechenverfahren nach Abschnitt 8 . . . . . . 339
XVI Inhaltsverzeichnis

5 Feuerwiderstnde und Ausbildung der 5.2 Vorhandene Feuerwiderstnde . . . . . . . . . 341


Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 5.3 Ausbildung der Bauteile . . . . . . . . . . . . . . 341
5.1 Benennungen der Feuerwiderstands-
6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
fhigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341

E Normen · Zulassungen · Regelwerk

I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) . . . . . . 347
Immo Feine und Joachim Kopacek, Berlin

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 5.3 Prfnormen fr Mçrtel . . . . . . . . . . . . . . . 357


5.4 Prfnormen fr Ergnzungsbauteile
1 Bemessung und Ausfhrung . . . . . . . . . . . 348
fr Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
2 Mauersteine, Mauermçrtel und Putzmçrtel 350 5.5 Prfverfahren fr Wrmeschutz . . . . . . . . 359
3 Mçrtelbestandteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 6 Bauphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
4 Weitere Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 7 Bauwerksabdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . 362
5 Prfnormen fr Mauerwerk . . . . . . . . . . . 356 8 Weitere Normen, die fr den Mauerwerks-
5.1 Prfnormen fr Mauerwerk . . . . . . . . . . . 356 bau von Bedeutung sind . . . . . . . . . . . . . . 363
5.2 Prfnormen fr Mauersteine . . . . . . . . . . . 356

II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau . . . . . . . . . . . 365


Roland Hirsch, Berlin

Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 2.1.6.2 Planhohlblocksteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383


2.1.6.3 Plansteine aus Leichtbeton mit
1 Mauerwerk mit Normal- oder Leicht- integrierter Wrmedmmung . . . . . . . . . . 384
mçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 2.2 Planelemente und dafr zugelassene
1.1 Mauersteine blichen Formates . . . . . . . . 365 Dnnbettmçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
1.1.1 Mauerziegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 2.2.1 Planziegel-Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
1.1.2 Ziegel mit integrierter Wrmedmmung . 369 2.2.2 Kalksand-Planelemente . . . . . . . . . . . . . . . 385
1.1.3 Verfllziegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 2.2.3 Porenbeton-Planelemente . . . . . . . . . . . . . 386
1.1.4 Kalksandsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 2.2.4 Beton-Planelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386
1.1.5 Betonsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 2.3 Wandbauart aus Planelementen in drittel-
1.1.5.1 Vollsteine und Vollblçcke . . . . . . . . . . . . 370 oderhalbgeschosshoher Ausfhrung . . . . . 387
1.1.5.2 Hohlblocksteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 2.4 Weitere Dnnbettmçrtel . . . . . . . . . . . . . . 387
1.1.5.3 Hohlblocksteine mit integrierter Wrme-
dmmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 3 Mauerwerk mit Mittelbettmçrtel . . . . . . . 388
1.1.6 Sonstige Mauersteine . . . . . . . . . . . . . . . . 372 4 Vorgefertigte Wandtafeln . . . . . . . . . . . . . 388
1.2 Mauersteine grçßeren Formates . . . . . . . . 372 4.1 Geschosshohe Mauertafeln . . . . . . . . . . . . 388
1.2.1 Mauerziegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 4.2 Vergusstafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
1.2.2 Betonsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 4.3 Verbundtafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
1.3 Mauermçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372
1.3.1 Leichtmçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 5 Geschosshohe Wandtafeln . . . . . . . . . . . . 389
1.3.2 Sonstige Mçrtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 6 Schalungsstein-Bauarten . . . . . . . . . . . . . . 389
2 Mauerwerk mit Dnnbettmçrtel . . . . . . . . 373 7 Trockenmauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
2.1 Plansteine blichen Formates und dafr
8 Bewehrtes Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . 391
zugelassene Dnnbettmçrtel . . . . . . . . . . . 373
8.1 Bewehrung fr bewehrtes Mauerwerk . . . 391
2.1.1 Planziegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
8.2 Hochlochziegel fr bewehrtes Mauerwerk 391
2.1.2 Planziegel mit integrierter Wrme-
8.3 Strze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
dmmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379
2.1.3 Planverfllziegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 9 Ergnzungsbauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
2.1.4 Kalksand-Plansteine . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 9.1 Mauerfuß-Dmmelemente . . . . . . . . . . . . 393
2.1.5 Porenbeton-Plansteine . . . . . . . . . . . . . . . . 381 9.2 Anker zur Verbindung der Mauerwerks-
2.1.6 Beton-Plansteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 schalen von zweischaligen Außenwnden 394
2.1.6.1 Planvollsteine und Planvollblçcke . . . . . . 382 9.3 Sonstige Ergnzungselemente . . . . . . . . . 395
Inhaltsverzeichnis XVII

III Grundstze der Normung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397


Detlef Desler, Berlin

1 DIN – Deutsches Institut fr 3.1.2 Normungsantrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398


Normung e. V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 3.1.3 Rechtsverbindlichkeit von Normen . . . . . . 398
3.1.4 Nationale Normung im Bereich NABau . 398
2 Ziele und Aufgaben des DIN . . . . . . . . . . 397
3.1.5 Europische/internationale Normung im
2.1 Erfolg durch Normung . . . . . . . . . . . . . . . . 397
Bereich NABau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
2.2 Marktzugang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
3.1.6 bernahme von Europischen / Interna-
2.3 Sicherheit und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . 397
tionalen Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
3 Normenausschuss Bauwesen (NABau) 3.2 Herausforderung an die Baunormung . . . . 399
im DIN 398 3.3 Motivation zur Beteiligung an der
3.1 Normungsarbeit im Bereich NABau . . . . . 398 Normungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
3.1.1 Idealtypische Ablufe von Normungs-
auftrgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398

IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401


Hans-Jçrg Irmschler, Berlin

1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 3.1.3 Bauprodukte mit CE-Kennzeichnung –


Anwendungsregelungen . . . . . . . . . . . . . . . 406
2 Bauaufsichtliche Verwendbarkeits- 3.2 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409
nachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 3.2.1 Nicht geregelte Bauarten . . . . . . . . . . . . . . 409
2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 3.2.2 „Geregelte“ Bauarten – technische
2.2 Bauaufsichtliche Aufgabenstellung . . . . . . 401 Verwendungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410
2.2.1 Bauordnung – Bauaufsicht . . . . . . . . . . . . 401
2.2.2 Anwendungsbereich der Landesbau- 4 Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung,
ordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis,
2.2.3 Anlagen – bauliche Anlagen . . . . . . . . . . . 402 Zustimmung im Einzelfall . . . . . . . . . . . . . 410
2.2.4 Bauprodukt – Bauart . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 4.1 Anwendungsbereiche der Nachweisarten . 410
2.2.5 Abwehr von Gefahren fr die çffentliche 4.2 Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
Sicherheit und Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . 403 (abZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411
2.2.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 4.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411
2.2.5.2 Allgemeine bauaufsichtliche 4.2.2 Beispiele aus dem Mauerwerksbau . . . . . . 412
Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 4.3 Allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis
2.2.5.3 Konkretisierung der Allgemeinen (abP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414
Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 4.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414
4.3.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau . . . . . . . 415
3 Erfordernis bauaufsichtlicher Verwendbar- 4.4 Zustimmung im Einzelfall (ZiE) . . . . . . . . 415
keitsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 4.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
3.1 Bauprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 4.4.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau . . . . . . . 416
3.1.1 Nicht geregelte Bauprodukte . . . . . . . . . . . 404
5 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416
3.1.2 Geregelte und sonstige Bauprodukte –
technische Produktregeln . . . . . . . . . . . . . . 405 6 Literatur – Fundstellen . . . . . . . . . . . . . . . . 416

F Forschung

I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau . . . . . . . . . 421


Anke Eis und Todor Vassilev, Dresden

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 1.2.1 Verklebung von Plansteinen mittels


1-K PU-Kleber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424
Forschungsstellen (F) . . . . . . . . . . . . . . . . . 421
1.2.2 Eingefasstes Mauerwerk als Mçglichkeit
1 Abgeschlossene Forschungsvorhaben . . . . 424 zur Erhçhung der Tragfhigkeit von Aus-
1.1 bersicht Forschungsprojekte und steifungsscheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
Forschungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 1.2.3 Schubtragfhigkeit von Mauerwerk
1.2 Kurzberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 aus Porenbeton-Plansteinen und -Plan-
elementen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432
XVIII Inhaltsverzeichnis

1.2.4 Konstruktive Maßnahmen zur Gewhr- 2.2.4 Anwendung der Kapazittsspektrum-


leistung der Erdbebensicherheit im Mauer- Methode zum Nachweis von Mauerwerks-
werksbau – Erweiterung fr die Erdbeben- bauten unter Erdbebenbelastung . . . . . . . . 465
zonen 2 und 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439 2.2.5 Verdichtung von Kalksand-Rohmassen –
1.2.5 Befestigungen in Mauerwerk: Trag- Teil 2 „Packungsdichterechner“ (AiF) . . . 466
verhalten von Injektionsdbeln in Mauer- 2.2.6 Zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren zur
werk unter Querlasten . . . . . . . . . . . . . . . . 445 Ermittlung der Steindruckfestigkeit (AiF) 468
1.2.6 Einfluss einer Ettringit- und Thaumasit- 2.2.7 Differenzial-Thermoanalyse (AiF) . . . . . . 468
bildung auf das Tragverhalten von 2.2.8 Maßnahmen zur Erdbebenertchtigung
Mauerwerk aus Porenbetonplansteinen . . 450 von historischem Mauerwerk . . . . . . . . . . 469
1.2.7 Experimentelle Untersuchungen zur 2.2.9 Polytect – Polyfunctional Technical
Druckfestigkeit von Tuffsteinmauerwerk 452 Textiles against Natural Hazards . . . . . . . 473
1.2.8 Experimentelle Untersuchungen zur 2.2.10 Verbesserung der Erdbebensicherheit
Ermittlung der Oberflchenzugfestigkeit von Mauerwerk durch textile Hybrid-
sprçder Materialien am Beispiel von Beton Bewehrungen mit integrierten hochdehn-
und Mauersteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452 baren Verstrkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 474
1.2.9 Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit 2.2.11 Entwicklung theoretischer Modelle zur
eines vertikalen Trennwand-Außenwand- Berechnung und Auslegung von Mantel-
anschlusses ohne Mauerwerksverbund zur betonbauten in Erdbebengebieten . . . . . . . 476
Reduzierung der Schall-Lngsleitung bei 2.2.12 berprfung der Festlegungen der
Verwendung wrmedmmender Hochloch- DIN 1053 zur Verankerung von zwei-
ziegel-Außenwnde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452 schaligem Mauerwerk unter Bercksichti-
1.2.10 Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk gung der in DIN 1055, Ausgabe 2002,
(Forschungsvorhaben KU 0425001KAT2): neu geregelten Lastannahmen . . . . . . . . . . 477
Entwicklung eines realittsnahen Berech- 2.2.13 Untersuchungen zur Tragfhigkeit von
nungsmodells fr den statischen Nach- Drahtankern nach DIN 1053-1 fr die
weis von Bogenbrcken aus Naturstein- Verankerung von zweischaligem Mauerwerk
mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 unter Bercksichtigung der Windlasten
nach DIN 1055-4, Ausgabe 2005-03, und
2 Laufende Forschungsvorhaben . . . . . . . . . 459
Verwendung von heute blichen Mauer-
2.1 bersicht Forschungsprojekte und
stein-Mauermçrtel-Kombinationen fr das
Forschungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
Hintermauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
2.2 Kurzberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460
2.2.14 Recycling von Mauerwerk (AiF) . . . . . . . 478
2.2.1 Risssicherheit von Außenputzen . . . . . . . . 460
2.2.15 Nachtrgliche Hohlraumdmmung des
2.2.2 berprfung der ansetzbaren Verbund-
Außenmauerwerks – Anwendung und
spannungen fr die Verankerung
Dauerhaftigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479
der Bewehrungsstbe in Mauerwerk nach
2.2.16 Recycling von Kalksandsteinmaterial
DIN 1053-3 und DIN EN 1996-1-1 . . . . . 464
fr Tragschichten ohne Bindemittel im
2.2.3 Biegezugfestigkeit von tragendem Ziegel-
Straßenbau (AiF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 480
mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464

II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen . . . 481


Uwe Pfeiffer, Baar und Werner Seim, Kassel

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481 5 Verankerungsuntersuchungen am


Wandknoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
2 Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 482
6 Rechenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492
3 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 482
7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
4 Verbunduntersuchungen an Kleinkçrpern 484
8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501
XIX

Autoren
Neben der Titulatur und der Anschrift sind nachstehend Professor an der Hochschule fr Technik Stuttgart mit
auch die Hauptttigkeit der Autoren und die fr ihren Lehre und Forschung in den Bereichen Bauakustik,
Beitrag in diesem Mauerwerk-Kalender besonders rele- Raumakustik, Schallimmissionsschutz; aktuelle For-
vanten speziellen Ttigkeiten angegeben. Außerdem schungsschwerpunkte: Schallschutz im Mauerwerks-
wird auf den jeweiligen Beitrag des Autors in diesem bau, Kçrperschall in Gebuden; Mitglied in zahlreichen
Mauerwerk-Kalender in Klammern verwiesen (Rubrik nationalen und internationalen Normungsgremien des
und Ordnungsnummer des Beitrages). baulichen Schallschutzes (DIN, CEN, ISO) (D I).
Gellert, Christoph, Dipl.-Ing., Rheinisch-Westflische
Brameshuber, Wolfgang, Prof. Dr.-Ing., Rheinisch-
Technische Hochschule Aachen, Lehrstuhl fr Bau-
Westflische Technische Hochschule Aachen, Institut
statik und Baudynamik, Mies-van-der-Rohe-Str. 1,
fr Bauforschung (ibac), Schinkelstr. 3, 52062 Aachen.
52074 Aachen.
Professor fr Baustoffkunde und Leiter des Instituts
Lehre: Lehrbeauftragter fr Statik der Flchentragwer-
fr Bauforschung; Lehre und Forschung: Konstrukti-
ke an der RWTH Aachen; Forschung: Wissenschaftli-
onswerkstoffe (Bindemittel, Beton, Verbundwerkstof-
cher Mitarbeiter mit Forschungsschwerpunkt „Erdbe-
fe, Mauerwerk); Mitglied einschlgiger DIN-Aus-
benbemessung von Mauerwerksbauten“ (C I).
schsse, u. a. der DIN-Arbeitsausschsse „Rezept-
und Ingenieurmauerwerk“, „Bewehrtes Mauerwerk“ Gigla, Birger, Prof. Dr.-Ing., Fachhochschule Lbeck,
und „Bauten aus Fertigteilen“ sowie Obmann des Fachbereich Bauwesen, Direktor des Instituts fr An-
UA „Baustoffe“; Mitglied des Lenkungsgremiums gewandte Bauforschung (IfAB), Mçnkhofer Weg 239,
„Mauerwerksbau“, Mitglied des DIN-Spiegelausschus- 23562 Lbeck.
ses „Bemessung und Konstruktion von Mauerwerks- Lehre: Bauwerkserhaltung und -instandsetzung, Mauer-
bauten“, Mitglied des DIBt-Sachverstndigenaus- werkbau und FEM, Statik; Forschung: Planen und Bau-
schusses „Wandbauelemente“; RILEM-Beauftragter en im Bestand, Bauwerkserhaltung, Verpressanker;
fr Deutschland (A II). Weitere Ttigkeiten: ffentlich bestellter und vereidig-
ter Sachverstndiger fr Schallschutz im Hochbau
Brhl, Markus, Dipl.-Ing. (FH), J. J. Brhl Stahlbau (B II).
GmbH & Co. KG, Emser Straße 337, 56076 Koblenz.
Geschftsfhrender Gesellschafter der J. J. Brhl Stahl- Graubohm, Markus, Dipl.-Ing., Rheinisch-West-
bau GmbH & Co. KG, Schweißfach½ingenieur, Landes- flische Technische Hochschule Aachen, Institut fr
fachgruppenleiter (Rheinland-Pfalz) Stahlbau/Schwei- Bauforschung (ibac), Schinkelstr. 3, 52062 Aachen.
ßen Bundesverband Metall, Stellvertr. Obermeister Me- Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter der Arbeits-
tallinnung, Koblenz (B III). gruppe Mauerwerk; Lehre: Grundlagen Mauerwerk,
Bewehrtes Mauerwerk, Schden an Mauerwerk, Mauer-
Butenweg, Christoph, Dr.-Ing., Rheinisch-West- werk nach DIN 1053-100; Forschung: Trag- und Ver-
flische Technische Hochschule Aachen, Lehrstuhl fr formungsverhalten von Mauerwerk unter Druck-
Baustatik und Baudynamik, Mies-van-der-Rohe-Str. 1, beanspruchung (A II).
52074 Aachen.
Lehre: Computer im Bauwesen, Finite-Elemente-Me- Hahn, Christiane, Dipl.-Ing., HAHN Consult Inge-
thode, Nichtlineare Verfahren, Bionik; Forschung: Bau- nieurgesellschaft fr Tragwerksplanung und baulichen
dynamik und Erdbebeningenieurwesen; Weitere Ttig- Brandschutz mbH, Baumschulenweg 2, 38104 Braun-
keiten: Geschftsfhrender Gesellschafter der SDA-en- schweig / Gertigstraße 28, 22303 Hamburg.
gineering GmbH (C I). Geschftsfhrende Gesellschafterin der Ingenieurge-
sellschaft HAHN Consult GmbH; Forschung: Mauer-
Caballero Gonzlez, Antonio, Dipl.-Ing., European werk unter Brandeinwirkung; Weitere Ttigkeiten: Be-
Calcium Silicate Producers Association (ECSPA), ratender Ingenieur VBI, ç.b.u.v. Sachverstndige fr
Square de Mees 38/40, B 1000 Brussels; Sekretariat: Brandschutz, staatl. anerkannte Sachverstndige fr
ECSPA, Entenfangweg 15, D-30419 Hannover. die Prfung des Brandschutzes, Mitarbeit in Normen-
Geschftsfhrer ECSPA. Mitglied in verschiedenen eu- ausschssen NABau sowie bei der Europischen
ropischen Normenausschssen (A III). Normung der Bemessung von Mauerwerk, u. a. Obfrau
Eis, Anke, Dipl.-Ing. (FH), Jger Ingenieure GmbH, „EN 1996-1-2“; Mitglied der DIBt-Sachverstndigen-
Wichernstr. 12, 01445 Radebeul. ausschsse „Wandbauelemente“, „Brandverhalten von
Mitarbeiterin der Jger Ingenieure GmbH (F I). Bauteilen“ (D III).

Figge, Dieter, Dr., Ziegel-Zentrum NordWest e. V., Hirsch, Roland, Dr.-Ing., Deutsches Institut fr Bau-
Eggestraße 3, 34414 Warburg (B I). technik (DIBt), Kolonnenstr. 30 L, 10829 Berlin.
Mitarbeiter des Fachgebietes „Mauerwerksbau“ im
Fischer, Heinz-Martin, Prof. Dr.-Ing., Hochschule fr DIBt; Mitglied der DIN-Arbeitsausschsse fr Mauer-
Technik Stuttgart, Schellingstr. 24, 70174 Stuttgart. steine und Mauermçrtel und der DIN-Arbeitsausschs-
XX Autoren

se „Mauerwerk“, Geschftsfhrer des DIBt-Sachver- and restoration of masonry buildings for environmental
stndigenausschusses „Wandbauelemente“ (E II). effects; evaluation, diagnosis and monitoring of mason-
ry building envelopes (C IV).
Hirsch, Uwe, M.Sc Dipl.-Ing. (FH), Trag Werk Inge-
nieure, Prellerstraße 9, 01309 Dresden (C V). Lietz, Stefan, Dipl.-Ing., Ingenieurbro Kocks Consult
GmbH, Stegemannstraße 32–38, 56068 Koblenz.
Irmschler, Hans-Jçrg, Prof. Dipl.-Ing., Ltd. Baudirektor Projektleiter im Ingenieurbro Kocks, Niederlassung
a. D., Burgemeisterstraße 57, 12103 Berlin. Koblenz, fr Brckenbauwerke, Tunnel, Sttzwnde
Ehem. Abteilungsleiter beim Deutschen Institut fr und Lrmschutzwnde, Mitglied im VSVI (B III).
Bautechnik DIBt und Honorarprofessor mit Lehrauftrag
Ingenieur-Mauerwerksbau an der Technischen Univer- Lu, Suikai, Dr., Wienerberger AG, Product Manage-
sitt Berlin (E IV). ment International – Walls, Wienerbergstrasse 11,
Wienerberg City, A-1100 Wien, sterreich.
Jger, Wolfram, Prof. Dr.-Ing., TU Dresden, Fakultt Hat die F & E fr Baudynamik und Statik von Mauer-
Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung, Zelle- werkswandkonstruktionen konzernweit inne; Mitarbei-
scher Weg 17, 01069 Dresden. ter in den Normungsgremien: A, CEN, D, CH, BE, SK,
Lehre: Tragwerksplanung, Analyse historischer Trag- HR, SL, RO, USA; Vortrge in Europa, Australien,
werke, Grundlagen Sanierung/Modernisierung; Enhan- Asien und Amerika; Verçffentlichungen auf dem Ge-
cement of Masonry Structures; Forschung: Mauer- biet Mauerwerksmechanik und Erdbebeningenieurwe-
werksbau und Sanierung historischer Bauwerke; Bera- sen. Studierte Bauingenieurwesen (TU Wien), Bau-
tender Ingenieur fr Bauwesen und Prfingenieur fr und Erdbebeningenieurwesen (Stanford University,
Baustatik; Gesellschafter der Jger Ingenieure GmbH USA) (C VI).
in Radebeul und der Jger u. Bothe Ingenieure in Chem-
nitz; Obmann des DIN-Spiegelausschusses „Mauer- Meyer, Udo, Dr.-Ing., Arbeitsgemeinschaft Mauerzie-
werksbau“, Obmann des DIN-Arbeitsausschusses „Re- gel im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie
zept- und Ingenieurmauerwerk“, Mitarbeit bei der Eu- e. V., Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn.
ropischen Normung der Bemessung von Mauerwerk Technische Geschftsfhrung / Anwendungstechnik
u. a. in den CEN-Projektgruppen „EN 1996-1-1“ und der Arge Mauerziegel. Weitere Ttigkeiten: u. a. Mit-
„EN 1996-1-3“; Mitglied des DIBt-Sachverstndigen- glied der DIN-Spiegelausschsse Einwirkungen auf
ausschusses „Wandbauelemente“, Chefredakteur der Bauten und Erdbeben; Sonderfragen, Obmann des DIN-
Zeitschrift „Mauerwerk“ (Herausgeber). Arbeitsausschusses Erdbebensicherheit von Mauerwerk
(C I).
Kopacek, Joachim, Dipl.-Ing., ehem. DIN Deutsches
Institut fr Normung, Normenausschuss Bauwesen, Ortlepp, Sebastian, Dr.-Ing., Jger Ingenieure GmbH,
Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin. Wichernstr. 12, 01445 Radebeul.
Ehem. Referent im Normenausschuss Bauwesen ins- Mitarbeiter der Jger Ingenieure GmbH. Lehre: Trag-
besondere fr den Fachbereich „Mauerwerksbau“; werkslehre, Grundlagen Sanierung und Modernisierung
Ehem. Geschftsfhrer aller DIN-Arbeitsausschsse historischer Bauwerke (C V).
fr den Mauerwerksbau und Ehem. Geschftsfhrer Pech, Anton, Dipl.-Ing. Dr. techn., Ziviltechnikerbro
der Internationalen Mauerwerksausschsse CEN/ Dr. Pech, Johann Strauß Gasse 32/11, A-1040 Wien/
TC 250/SC6, CEN/TC 125/WG 1 und ISO/TC 179 sterreich.
(E I). Ingenieurkonsulent fr Bauwesen; gerichtlich beeideter
und zertifizierter Sachverstndiger fr Bauschden,
Korany, Yasser, Ph. D. PEng., Endowed Research Chair
Mauerwerkskonstruktionen, Mauerwerkstrockenlegung
in Masonry Systems and an Associate Professor in the
und historische Konstruktionen; Univ.-Lektor und FH-
Department of Civil & Environmental Engineering at
Lektor fr Baukonstruktionen, Sanierungstechnik und
the University of Alberta in Canada, 3–133 Markin/
Garagenbauten; Mitarbeiter in zahlreichen nationalen
CNRL Natural Resources Engineering Facility, Ed-
und internationalen Normungsgremien (C II).
monton Alberta T6G 2W2, Canada.
Member of several technical committees on masonry Pluijm, Rob van der, Wienerberger AG, International
construction and rehabilitation such as The Canadian Product Management – Facing Bricks, c/o PO Box 144,
Standards Association Technical Committees, Masonry NL-5300 AC Zaltbommel, The Netherlands (C III).
Standards Joint Committee, The Masonry Society Exis-
Purtak, Frank, Dr.-Ing., Trag Werk Ingenieure, Prel-
ting Masonry Buildings Committee and the American
lerstraße 9, 01309 Dresden.
Concrete Institute (ACI) 440M Subcommittee on the
Mitarbeiter im DIN-Arbeitsausschuss Rezept- und In-
application of Fibre Reinforced Polymers (FRP) to ma-
genieurmauerwerk (C V).
sonry structures; coauthor of „Masonry Design for En-
gineers and Architects“, research and paper awards, Scholl, Werner, Prof. Dr.-Ing., Kleine Heide 65,
author and reviewer for several professional journals; 38159 Vechelde.
Research: Structural rehabilitation and strengthening of Leiter des Fachbereichs „Angewandte Akustik“ der
contemporary and historic masonry structures; design Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), Braun-
Autoren XXI

schweig; ehem. Leiter der Abteilung Bauakustik am Abschnittsmanager fr die rechte Rheinstrecke, Pro-
Fraunhofer Institut fr Bauphysik, Stuttgart; Mitglied jektleiter und Bauherrenvertreter fr Infrastrukturpro-
zahlreicher einschlgiger Gremien, darunter des DIBt- jekte im Bereich konstruktiver Ingenieurbau der DB
Sachverstndigenausschusses „Baustoffe und Bauarten Netz AG (B III).
fr Wrme- und Schallschutz“ sowie ISO TC43 SC2
Tebbe, Holger, Dipl.-Ing., Ingenieurbro H. Tebbe,
„Building Acoustics“ (Vorsitz) und ISO TC43 SC2
Fuhrweg 32, 56567 Neuwied.
WG18 „Measurement of Sound Insulation in Buildings
ç.b.u.v. Sachverstndiger fr Mauerwerksbau, Beton-
and of Building Elements“ (Vorsitz) (D I).
technologie und mineralische Baustoffe, Mitglied des
Schubert, Peter, Akademischer Direktor a. D., Dr.-Ing., Arbeitskreises Sachverstndigenwesen der Ingenieur-
Karl-Friedrich-Straße 3, 52072 Aachen. kammer Rheinland-Pfalz (B III).
Ehem. Mitglied der Institutsleitung (Betriebsleiter) und
Vassilev, Todor, Doz. Dr.-Ing., Technische Universitt
Leiter der Arbeitsgruppe „Mauerwerk“ des Instituts fr
Dresden, Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Trag-
Bauforschung – ibac – der RWTH Aachen; Ehem.
werksplanung, Zellescher Weg 17, 01069 Dresden.
Chefredakteur der Zeitschrift „Mauerwerk“, Mitheraus-
Lehre: Grundlagen der Statik und Festigkeitslehre,
geber „Mauerwerksbau-Praxis“ und Fachautor, Autor
Tragwerkslehre; Forschung: Computerorientierte Me-
Fachbuch „Mauerwerk-Risse und Ausfhrungsmngel
thoden in der Baustatik, Numerische Verfahren im
vermeiden und instand setzen“ (A I).
Mauerwerksbau, Materialmodelle, Biegebeanspruchtes
Schwarz, Peter, Dipl.-Ing., Stadtverwaltung Koblenz, Mauerwerk, Stabilittsverhalten (F I).
Tiefbauamt, Bahnhofstraße 47, 56068 Koblenz.
Wijte, Simon N. M., Ir., Adviesbureau ir. J. G. Hageman
Leiter Abteilung Straßen- und Brckenbau Stadtver-
B. V., Polakweg 14, NL 2288 GG Rijswijk ZH, The
waltung Koblenz-Tiefbauamt (B III).
Netherlands (C III).
Tataranni, Frank, Dipl.-Ing., DB Netz AG, Produk-
tionsplanung und Steuerung, Frankenstraße 1–3,
56068 Koblenz.
XXII Autoren
XXIII

Beitrge frherer Jahrgnge


Die Beitrge sind den Rubriken A bis H zugeordnet und B Konstruktion · Bauausfhrung ·
innerhalb der jeweiligen Rubrik in der Reihenfolge ih- Bauwerkserhaltung
res Erscheinens im Mauerwerk-Kalender aufgelistet. Es
sind nur solche Beitrge aufgefhrt, die in diesem Jahr- Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk;
gang nicht enthalten sind. Die Beitrge werden nur in Teil 1: Planung der Maßnahmen (Jger, Burkert); 2004,
ihrer jeweils letzten Fassung angegeben, es sei denn, S. 207
dass unter gleichem Titel vom gleichen Autor auch an- Aussparungen und Schlitze in Mauerwerkswnden Er-
dere Inhalte behandelt werden. luterungen und Ergnzungen zum DGfM- Merkblatt
Abgedruckt werden hier die Beitrge der letzten sechs (Kasten); 2004, S. 251
Mauerwerk-Kalender 2004–2009. Eine komplette Onli-
ne-Recherche zum Mauerwerk-Kalender ab Jahrgang Verstrkungsmçglichkeiten fr Mauerwerk in stark
1976 steht im Internet zur Verfgung unter www.ernst- erdbebengefhrdeten Gebieten (Fouad, Meincke); 2005,
und-sohn.de/kalenderrecherche. Hier kann nach Autor, S. 185
Stichwort oder Beitrag gesucht werden, außerdem ist Vermeiden und Instandsetzen von Rissen in Putzen
eine Suche nach kombinierten Begriffen mçglich. (Schubert, Schmidt, Fçrster); 2005, S. 209
Konstruktionsregeln fr Mauerwerk Teil 1: Mauer-
A Baustoffe · Bauprodukte werksarten, Verbnde und Maßordnung (Jger, Pfeifer);
2005, S. 233
Arten, Klassifizierung, technische Eigenschaften und
Kennwerte von Naturstein (Siedel); 2004, S. 5 Ein Bemessungsvorschlag fr die Dehnfugenanordnung
bei Verblendschalen aus Sichtmauerwerk (Franke,
Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk Teil 2:
Stehr); 2005, S. 267
Biegezugfestigkeit (Schmidt, Schubert); 2004, S. 31
Konstruktionsregeln fr Mauerwerk, Teil 2: An-
Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk:
schlussdetails (Jger); 2006, S. 231
Teil 3: Schubfestigkeit von Mauerwerksscheiben
(Graubner, Kranzler, Schubert, Simon); 2005, S. 7 Putz – Planung, Gestaltung, Ausfhrung (Riechers,
Zum Einfluss der Steinformate auf die Mauerwerk- Hildebrand); 2006, S. 267
druckfestigkeit – Formfaktoren fr Mauersteine (Beer, Bauen mit Fertigteilen aus Mauerwerk (Krechting, Figge,
Schubert); 2005, S. 89 Jedamzik); 2006, S. 301
Mauermçrtel (Riechers); 2005, S. 149 Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk,
Mauerwerksprodukte mit CE-Zeichen (Schubert, Teil 2: Herkçmmliche Bestimmung der Materialkenn-
Irmschler); 2006, S. 5 werte (Burkert); 2007, S. 27
Mçrtel mit CE-Zeichen (Riechers); 2006, S. 17 Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk,
Teil 3: Zerstçrungsfreie Prfung zur Beurteilung von
Ergnzungsbauteile mit CE-Zeichen (Reeh, Schlundt); Mauerwerk (Maierhofer); 2007, S. 53
2006, S. 25
Instandsetzung und Ertchtigung von Mauer-
Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk Teil 4:
werk, Teil 4: Ertchtigung von Mauerwerksbauten
Scherfestigkeit (Brameshuber, Graubohm, Schmidt);
gegenber Erdbebeneinwirkungen (Pech, Zach); 2007,
2006, S. 193
S. 75
Prfverfahren zur Bestimmung der Festigkeitseigen-
Befestigungsmittel fr den Mauerwerksbau, Teil 1:
schaften von Mauerwerk (Brameshuber, Schmidt,
Kunststoff- und Injektionsdbel mit nationalen und
Graubohm, Beer); 2008, S. 165
europischen Zulassungen (Feistel, Scheller); 2007,
Wrmedmmstoffe und Wrmedmmsysteme mit Zu- S. 119
lassung – Aktuelle bersicht (Fechner); 2008, S. 193
Lehm-Mauerwerk (Minke); 2007, S. 167
bersicht Injektionsmçrtel (Kratzsch); 2008, S. 251
Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk, Teil
Injektionsschaummçrtel (Mielke, Stark); 2008, S. 269 5: Vernadeln – Verankern (Berechnung) (Gigla); 2008,
Mauerwerksbau mit allgemeiner bauaufsichtlicher S. 281
Zulassung (Hirsch); 2009, S. 29 Verpressen und Injizieren von Mauerwerk
(Nodoushani); 2008, S. 319
Konstruktionsregeln fr Mauerwerk, Teil 3: Ausfh-
rungsbeispiele (Schneider); 2008, S. 329
XXIV Beitrge frherer Jahrgnge

Konstruktionsregeln fr Mauerwerk, Teil 4: Kommentierte Technische Regeln fr den


Abdichtung von erdberhrtem Mauerwerk (Oswald); Mauerwerksbau Teil 2: Richtlinie fr die Herstellung,
2008, S. 353 Bemessung und Ausfhrung von Flachstrzen (Reeh,
Schlundt); 2006, S. 433
Zur baustatischen Analyse gewçlbter Stein-
konstruktionen (Huerta, Kurrer); 2008, S. 373 Bemessung von Mauerwerk nach dem Teil-
sicherheitskonzept – Bemessungsbeispiele nach
Lehmmauerwerk zur Ausfachung von Fachwerkbauten DIN 1053-100 (Hoffmann); 2007, S. 183
(Gerner, Gaul); 2008, S. 423
Vereinfache Berechnung von Mauerwerk nach DIN EN
Befestigungsmittel fr den Mauerwerksbau, Teil 2: 1996-3 (Reeh, Schlundt); 2007, S. 227
Anker, Konsolen und Schienen (Feistel, Scheller); 2008,
S. 439 Entwurf fr den Nationalen Anhang zur Europischen
Mauerwerksnorm DIN EN 1996-1-1 (EC 6-1-1) (Jger);
Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk, 2007, S. 255
Teil 6: Unterfahrung von Mauerwerk am Beispiel der
Severinstorburg Kçln – Sicherung eines der Symbole Bemessung von drei- oder vierseitig gehaltenen,
der Domstadt (Tebbe, Dominik, Brauer, Jnecke); 2009, flchenbelasteten Mauerwerkswnden (Jger); 2007,
S. 209 S. 273
Instandsetzung und Ertchtigung von Mauerwerk, Bemessung von vorspannbarem Mauerwerk – Spiege-
Teil 7: Experimentelle Bestimmung der Tragfhigkeit lung der Regeln von EC 6 (Gunkler, Budelmann,
von Mauerwerk – Belastungsversuche an Mauer- Husemann, Heße); 2007, S. 329
werksbauten in situ (Steffens, Burkert); 2009, S. 243
Bewehrtes Mauerwerk: Stand der berarbeitung von
Mauerwerksbau mit Lehmsteinen heute – Konstruktion DIN 1053-3 (Baumgrtel, Grnzer); 2007, S. 367
und Ausfhrung (Schroeder); 2009, S. 271
Nachweis tragender Mauerwerkswnde und Erdbebe-
Konstruktion und Ausfhrung von zweischaligem neinwirkung nach DIN 4149 in Verbindung mit
Mauerwerk (Altaha); 2009, S. 291 DIN 1053-100 (Graubner, Kranzler, Spengler); 2007,
S. 379
Terminmanagement im Mauerwerksbau: Planung der
Planung und Planung der Ausfhrung (Busch); 2009, Kommentierte Technische Regeln – DIN EN 1996-1-1:
S. 319 Normentext sowie Kommentare und Erluterungen fr
unbewehrtes Mauerwerk (Jger, Hauschild); 2008,
Arbeits-, Fassaden- und Schutzgerste im Mauer- S. 457
werksbau (Jeromin); 2009, S. 355
Festlegung der Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material
Nachtrgliche Horizontalabdichtung gegen kapillar (Nguyen); 2008, S. 527
aufsteigende Feuchtigkeit (Frçssel); 2009, S. 397
Kommentierte Technische Regeln – DIN EN 1996-1-1:
Entwicklung des Mauerwerkbaus – Leitfaden fr Normentext sowie Kommentare und Erluterungen fr
praktische Anwender (Maier); 2009, S. 431 bewehrtes und eingefasstes Mauerwerk (Jger, Hau-
schild); 2009, S. 465
Bemessung von Mauerwerk – Entwurf fr DIN 1053-11
C Bemessung
und DIN 1053-13 mit Kommentaren (Jger, Reichel);
Genauere Bemessung von Mauerwerk nach dem Teil- 2009, S. 497
sicherheitskonzept (Mann, Jger); 2004, S. 265
Sicherheitsbeurteilung historischer Mauerwerksbr-
Bemessung von Flachstrzen (Schmidt, Schubert, Reeh, cken (Proske); 2009, S. 537
Schlundt, Duensing); 2004, S. 275
Numerische Modellierung von Mauerwerk (Schlegel,
D Bauphysik · Brandschutz
Rautenstrauch); 2005, S. 365
kologisch-bautechnische Beratung (Rudolphi); 2004,
Rechnerische Schubtragfhigkeit von Mauerwerk –
S. 417
Rechenanstze im Vergleich (Gunkler, Heumann,
Becke); 2005, S. 399 Praktische Anwendung der EnEV 2002 auf Fachwerk-
huser im Bestand (Eßmann, Gnßmantel, Geburtig);
Kommentierte Technische Regeln fr den Mauer- 2004, S. 441
werksbau Teil 1: DIN 1053-100: Mauerwerk – Berech-
nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Mauerwerkspezifische Anwendungsbeispiele zur
Sicherheitskonzepts – Kommentare und Erluterungen, Energiesparverordnung 2002 (Liersch, Langner); 2005,
Wortlaut der Norm (Jger, Pflcke, Schçps); 2006, S. 363 S. 437
Beitrge frherer Jahrgnge XXV

Bauklimatische Software zur Quantifizierung des ge- F Forschung 2)


koppelten Wrme- und Feuchtetransports im Mauer-
Forschungsbericht: Materialuntersuchungen an Mauer-
werk (Grunewald, Hupl, Petzold, Ruisinger); 2005, S. 447
steinen aus heutiger Produktion (Marzahn, Kçnig); 2003,
Bemessungswerte der Wrmeleitfhigkeit von Mauer- S. 841
werk nach DIN 4108-4 (Bender); 2006, S. 445
Experimentelle und numerische Untersuchungen zum
Schallschutz im Mauerwerksbau (Fischer, Scholl); 2007, Erdbebentragverhalten unbewehrter Mauerwerksbauten
S. 423 (Zilch, Schermer); 2004, S. 649
Die Novelle der Energieeinsparverordnung – EnEV Bemessung bewehrter Mauerwerkswnde (Graubner,
2007. Chancen fr die bessere Bewertung von Nicht- Glock); 2004, S. 665
wohngebuden und Einfhrung von Energieausweisen
Erhçhung der Schubtragfhigkeit von KS-Wnden
(Hegner); 2007, S. 475
unter Erdbebenlasten durch schlaffbewehrte Beton-
Salze (Klemm); 2008, S. 539 sttzen in Formsteinen bzw. durch Vorspannung der
Wand (tes, Lçring, Elsche); 2004, S. 683
Stand des Brandschutzes im Mauerwerksbau –
DIN 4102-4/A1 sowie DIN 4102-22 (Hahn); 2008, Erhçhung der Erdbebenwiderstandsfhigkeit
S. 577 unbewehrter Mauerwerkswnde mit Hilfe von GAP-
Elementen (Fehling, Nejati); 2005, S. 691
Feuchtehaushalt von Mauerwerk (Garrecht); 2009,
S. 575 Tastversuche an Wnden aus Planfllziegeln unter
simulierter Erdbebeneinwirkung (tes, Lçring, Elsche);
Passivhausbau mit Mauerwerk (Grobe); 2009, S. 617
2005, S. 699
Energetische Optimierungen an Bestands-Mauerwerk –
Modellierung des Wand-Decken-Knotens (Baier); 2007,
Ein Beispiel aus der Praxis (Conrad, Petzold, Grunewald);
S. 621
2009, S. 641
Konstruktion des Wand-Decken-Knotens (Zilch,
Schermer, Grabowski, Scheufler); 2007, S. 681
E Technisches Regelwerk 1)
Stand der Untersuchungen und Zwischenergebnisse des
Zum Stand der europischen brandschutztechnischen Forschungsprojekts ESECMaSE (Gonzlez, Meyer);
Bemessungsregeln fr Mauerwerk – ENV 1996-1-2 2008, S. 727
(Hahn); 2004, S. 469
Experimente im Mauerwerksbau – Versuche
Europische Brandschutzklassifizierung (Herzog); 2004, an geschosshohen Prfkçrpern (Schermer, Scheufler);
S. 499 2008, S. 761
Bestimmungen: Hinweise zum bautechnischen Regel- Mçglichkeiten der numerischen Simulation von
werk und Abdruck ausgewhlter Technischer Bau- Mauerwerk heute anhand praktischer Beispiele
bestimmungen (Irmschler); 2005, S. 523 (Schlegel); 2009, S. 791
Stand der berarbeitung von DIN 1053-1 (Jger,
Pflcke); 2005, S. 623
H Software
Software zur Energieeinsparverordnung (Liersch,
Langner); 2005, S. 713
Bauklimatische Software zur Qualifizierung des ge-
koppelten Wrme- und Feuchtetransports in Mauerwerk
(Grunewald, Hupl, Petzold, Ruisinger); 2005, S. 447

1) Mit dem Mauerwerk-Kalender 2006 sind die bisherigen


Kapitel E – Europisches Regelwerk und F – Nationales
Regelwerk in einem gemeinsamen Kapitel E – Tech-
nisches Regelwerk aufgegangen. Damit wurde der fort- 2) Bis zum Mauerwerk-Kalender 2005 wurde die For-
schreitenden bernahme des europischen Normenwerks schungs-Rubrik mit G bezeichnet (neue Bezeichnung we-
in das deutsche Rechnung getragen. gen Fußnote 1).
XXVI Abdruck von Technischen Baubestimmungen

Abdruck von Technischen Baubestimmungen


(letzter Abdruck im Mauerwerk-Kalender in derzeit Anmerkung: Ausgabe 2007-09 wurde im Februar 2009
geltender Fassung) in die Musterliste der Technischen Baubestimmungen
(MLTB) des Deutschen Instituts fr Bautechnik (DIBt)
aufgenommen und kann nun durch die Lnder einge-
Mauerwerk fhrt werden. Diese Fassung beinhaltet hauptschlich
eine Anpassung beim Randdehnungsnachweis und ist
DIN 1053-1:1996-11 Mauerwerk; Berechnung und
bisher noch nicht im Mauerwerk-Kalender abgedruckt.
Ausfhrung
MK 2005, S. 536 DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung
und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-1:
DIN 1053-3:1990-03 Mauerwerk; Bewehrtes Mauer-
Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk;
werk; Berechnung und Ausfhrung
Deutsche Fassung EN 1996-1-1:2005
MK 2002, S. 739
MK 2008, S. 457–526: Unbewehrtes Mauerwerk MK
Bemessung und Ausfhrung von Flachstrzen: Rege- 2009, S. 465–496: Bewehrtes Mauerwerk
lung ber allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen
DIN 1053-100:2004-02 Mauerwerk – Berechnung auf
Mauersteine, Mauermçrtel
der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheits-
konzepts Die nunmehr geltenden Normen fr Mauersteine,
MK 2006, S. 411, mit eingearbeiteter nderung A1, Mauermçrtel und Ergnzungsbauteile sind noch nicht
Ausgabe 2006-01, druckfehlerberichtigt (entspricht im Mauerwerk-Kalender abgedruckt
Ausgabe 2006-08) (siehe MK 2006, Beitrag I im Kapitel A).
A Baustoffe J Bauprodukte

I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen,


Mauermçrtel und Putzen 3
Peter Schubert, Aachen

II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk –


Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 27
Wolfgang Brameshuber und Markus Graubohm, Aachen

III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und


deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 45
Antonio Caballero Gonzlez, Hannover
A Baustoffe · Bauprodukte 3

I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen,


Mauermçrtel und Putzen
Peter Schubert, Aachen

1 Vorbemerkung Mauerwerks. Auch die Zug-, Biegezug- und Schubtrag-


fhigkeit von Mauerwerk kçnnen von der Steinzug-
In zahlreichen Fllen werden Eigenschaftswerte von bzw. der Steinbiegezugfestigkeit erheblich beeinflusst
Mauerwerk, Mauersteinen und Mauermçrtel bençtigt, werden.
die aus Normen oder Richtlinien direkt oder indirekt Ersatzweise fr bZ wird bislang die Druckfestigkeit der
nicht zu entnehmen sind. Beispiele dafr sind: die rech- Steine ermittelt und fr die Beurteilung der Mauerwerk-
nerische Beurteilung der Risssicherheit von Mauer- druckfestigkeit herangezogen.
werk, die Analyse von Schadensfllen, Sonderflle fr Die Prfung der Zugfestigkeit ist relativ aufwendig.
Tragfhigkeitsnachweise, Forschung und Entwicklung. Eine Prfnorm oder -richtlinie existiert zurzeit nicht
Im Folgenden werden wesentliche Eigenschaftskenn- (siehe aber [41]). Einfacher, aber z. T. (vor allem bei
werte von Mauersteinen, Mauermçrtel und Mauerwerk, Lochsteinen) weniger aussagesicher, ist die Prfung der
die sich vorrangig auf Festigkeits- und Verformungs- Spaltzugfestigkeit [1].
eigenschaften beziehen, jeweils kurz hinsichtlich Be- Meist werden die Mauersteine in Richtung Steinlnge
deutung und Prfverfahren beschrieben und – soweit geprft. Wesentliche Eigenschaftsunterschiede zwi-
mçglich und sinnvoll – Zahlenwerte tabellarisch und schen Steinlnge und -breite ergeben sich vor allem
grafisch angegeben. bei Lochsteinen mit richtungsorientierten Lochungen.
Dieser Beitrag enthlt auch Eigenschaftswerte von Au- Zugfestigkeitswerte in Richtung Steinbreite liegen nur
ßenputzen. Diese sind vor allem fr die Vertrglichkeit fr HLz vor (8 Werte, Wertebereich bZ,b/bD =
von Putz und Putzgrund zur Vermeidung schdlicher 0,003…0,026, Mittelwert: 0,009).
Risse von Bedeutung. Sinnvollerweise werden die bSZ- bzw. bZ-Werte auf die
Nicht Gegenstand dieses Beitrages sind wrme- und jeweilige Steindruckfestigkeit (nach Norm ermittelt) be-
schallschutztechnische Eigenschaftswerte sowie Eigen- zogen als Verhltniswerte bSZ/bD bzw. bZ/bD angegeben.
schaftswerte, die regelmßig im Rahmen von Normen, Vorliegende Verhltniswerte bSZ/bD sind zusammen
Zulassungen, Prfzeichen-Prfungen und hnlichem mit den bZ/bD-Werten in Tabelle 1 angegeben.
nachzuweisen sind, wie z. B. Druckfestigkeit und Roh- Fr den Zusammenhang zwischen bZ (in Steinlngsrich-
dichte. tung) und bD (mit Formfaktor) ließen sich folgende Re-
Dieses Kapitel des Mauerwerk-Kalenders ist ein stn- gressionsgleichungen ermitteln:
diger Beitrag, der jhrlich aktualisiert wird. Hinweise
auf hier nicht erfasste Untersuchungsergebnisse werden (1) Kalksandsteine
ausdrcklich erbeten. Vollsteine (2DF), NF: bZ = 0,06 · bD
Beim Quellennachweis fr die Eigenschaftswerte wird Vollsteine mit
jeweils nur auf die wesentlichen Quellen, vor allem auf Griffloch (2DF): bZ = 0,05 · bD
diejenigen mit umfangreicheren Ergebnisdarstellungen, Lochsteine (2DF): bZ = 0,04 · bD
Bezug genommen. Ein detaillierter Quellennachweis
Fr Prismen mit jeweils Schlankheit l = 3 bis 4
kann angefordert werden.
ergab sich bZ = 0,09 · bD (40 Versuchswerte)
(2) Mauerziegel bZ = 0,026 · bD
2 Eigenschaftswerte von Mauersteinen (3) Leichtbetonsteine
V2, Vbl 2 bZ = 0,105 · bD
2.1 Festigkeitseigenschaften V, Vbl, Hbl ‡ 4 bZ = 0,062 · bD
2.1.1 Biegezug-, Spaltzug-, Zugfestigkeit Hbl 2 bZ = 0,086 · bD
bBZ, bSZ, bZ [1, 39, 54, 65]
(4) Porenbetonsteine
Bei der blichen Druckbeanspruchung von Mauerwerk- Festigkeitsklasse 2: bZ = 0,18 · bD
bauteilen senkrecht zu den Lagerfugen ist die Zugfes- Festigkeitsklassen 4, 6, 8: bZ = 0,09 · bD
tigkeit der Steine in Richtung Steinlnge bzw. -breite Fr alle Festigkeits-
von wesentlichem Einfluss auf die Druckfestigkeit des klassen [65]: bZ = 0,10 · bD

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
4 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 1. Mauersteine; Spaltzugfestigkeit bSZ,l und Zugfestigkeit bZ,l in Richtung Steinlnge bezogen auf die Normdruckfestigkeit bD
(ohne Formfaktor)

Mauerstein bSZ,l / bD bZ,l / bD

n x Wertebereich n x Wertebereich

KS 40 0,07 0,04…0,10 18 0,063 0,039…0,081

KS (GL) 24 0,045 0,027…0,065

KS L 31 0,06 0,03…0,08 19 0,035 0,026…0,055

Mz 9 0,07 0,05…0,08 9 0,04 0,01…0,08

HLz 29 0,04 0,02…0,09 20 0,03 0,013…0,041

LHLz – – – 54 0,01 0,002…0,019

Hbl 10 0,09 0,07…0,15 8 0,08 0,05…0,13

Hbl 2 10 0,09 0,07…0,15 5 0,09 0,07…0,13

Hbl ‡ 4 10 0,09 0,07…0,15 3 0,07 0,06…0,10

V, Vbl 13 0,11 0,09…0,18 23 0,08 0,04…0,21

V 2, Vbl 2 13 0,11 0,09…0,18 16 0,11 0,06…0,18

V, Vbl ‡ 4 13 0,11 0,09…0,18 7 0,07 0,05…0,09

PB, PP 4 0,09 0,05…0,14 24 0,11 0,06…0,19

PB, PP 2 9 0,15 0,12…0,16 7 0,18 0,13…0,20

PB, PP 4,6,8 9 0,12 0,08…0,15 8 0,11 0,09…0,13

Hbn 3 0,04 0,04…0,05 2 0,08 0,06…0,09

n: Anzahl Versuchswerte; x: Mittelwert; GL: Griffloch

Der Verhltniswert bZ/bD – ermittelt jeweils an nen mit hohem Lochanteil kçnnen bD,l bzw. bD,b im Ex-
Zylindern – betrgt im Mittel 0,17, der 5%-Quan- tremfall maßgebend fr die Tragfhigkeit werden.
tilwert ist 0,12. Wie bei der Steinzugfestigkeit ist es auch hier sinnvoll,
bD,l und bD,b bezogen auf die nach Norm ermittelte
Folgende weitere Eigenschaftszusammenhnge wurden
Druckfestigkeit bD als Verhltniswerte bD,l/bD bzw.
ermittelt:
bD,b/bD anzugeben. Die Tabelle 2 enthlt im Wesentli-
(1) Kalksandsteine (Prismen) chen die in [2, 33, 37] erfassten und ausgewerteten Ver-
bBZ = 0,16 · bD (Best.: 79 %) hltniswerte. Sie sind in den Bildern 1 a bis 1 d dar-
bZ = 0,55 · bSZ (Best.: 90 %) gestellt. Bei der Normdruckfestigkeit wurde der Form-
bZ = 0,40 · bBZ (Best.: 91 %) faktor bercksichtigt.
Fr Porenbetonsteine ergab sich der Zusammenhang (s.
(2) Porenbetonsteine
auch Bild 1 c) bD,l/bD = 0,91 –0,04 · bD (Best.: 70 %),
bBZ = 0,18 · bD (Anhaltswert)
d. h. der Verhltniswert nimmt mit zunehmender Stein-
bSZ = 0,27 · bD0,50
druckfestigkeit ab. Er betrgt im Mittel 0,8; 0,7; 0,6 fr
bZ = 0,87 · bSZ (Best.: 89 %)
die Steinfestigkeitsklassen 2, 4, 6.
2.1.2 Druckfestigkeit in Richtung Steinlnge bD,l
bzw. Steinbreite bD,b
2.2 Verformungseigenschaften
Bei einigen Beanspruchungen von Mauerwerkbauteilen
2.2.1 Druck-E-Modul ED
bzw. Bauteilbereichen, wie Teilflchenbelastung senk-
recht zur Wandebene, Scheibenschub oder Biegung Der E-Modul ist als Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchst-
(Biegedruckzone), werden die Mauersteine in Richtung spannung (Druckspannung senkrecht zu den Lagerfu-
Steinbreite bzw. -lnge auf Druck beansprucht. Bei Stei- gen) und einmaliger Belastung definiert
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 5

Tabelle 2. Mauersteine; Druckfestigkeit in Richtung Steinlnge bD,l , Steinbreite bD,b bezogen auf die Normdruckfestigkeit (mit
Formfaktor) bD, Auswertung vorliegender deutscher Versuchsergebnisse [2, 33, 37]
a1 = bD,l / bD (oberer Tabellenteil), a2 = bD,b / bD (unterer Tabellenteil)
Mauerstein n bD a
Wertebereich N/mm2 x min x max x

Mz 2 21,9/22,7 0,67 0,64 0,70
HLz 1) 5 20…47 0,23 0,12 0,33
HLz 2) 37 7,4…26, 0,18 0,05 0,39
KS 8 24,1…36,8 0,59 0,32 0,75
KS L 7 8,9…26,9 0,40 0,32 0,56
V 5 4,1…23,1 0,75 0,61 0,83
Vbl 5 2,7… 3,6 0,90 0,36 1,13
Hbl 12 2,5… 7,9 0,61 0,35 0,81
Hbn 1 15,8 0,46 – –
PB, PP 15 2,3… 9,4 0,70 0,50 0,92

Mz 2 21,9/22,7 0,74 0,73 0,75


HLz 6 17,4…82,0 0,44 0,20 0,65
KS 2 24,1…31,4 0,69 0,56 0,83
KS L 2 8,9…26,9 0,67 0,55 0,79
PB, PP 2 3,5… 8,1 0,79 0,56 1,01

n: Anzahl der Versuchsserien; x: Mittelwert; min x, max x: Kleinst-, Grçßtwert


1) Trockenrohdichte rd > 1,0 kg/dm3
2) rd £ 1,0 kg/dm3

Bild 1. Mauersteine; Verhltniswert Lngsdruckfestigkeit/Normdruckfestigkeit bD,l,st / bD,st in Abhngigkeit von der Normdruckfestig-
keit. a) Leichthochlochziegel, b) Kalksandvollsteine, Kalksandlochsteine, c) Porenbeton-Blocksteine, Porenbeton-Plansteine,
d) Leichtbetonsteine, Betonsteine
6 A Baustoffe · Bauprodukte

max sD Zwischen Eq und bD,st (mit Formfaktor) ergaben sich


ED ¼
3  el folgende Zusammenhnge:
mit • Mauerziegel:
el Lngsdehnung bei 1/3 max sD Eq = 2810 · bD,st0,93 (Best.: 89 %)
Es liegen nur wenige Versuchswerte vor. • Leichtbetonsteine:
Fr Kalksandsteine ergibt sich aus 12 Einzelwerten fr Eq = 2790 · bD,st (Best.: 88 %)
Prismen:
ED;l ¼ 230  bD 2.2.3 Zug-E-Modul EZ
Fr Porenbetonsteine (Zylinder, 18 Mittelwerte) wurde Der Zug-E-Modul ist analog zum Druck-E-Modul als
ermittelt: Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchstspannung (Zugfestig-
ED ¼ 700  bD0;74 (Best.: 83 %) keit) und einmaliger Belastung definiert.
Zwischen EZ und bZ wurden folgende Zusammenhnge
Der Zusammenhang zwischen dynamischem E-Modul
ermittelt:
und ED ergab sich zu:
Kalksandsteine (Prismen; 13 Mittelwerte)
Edyn ¼ 1; 08 ED (Best.: 96 %)
EZ ¼ 5800  bZ0;73 (Best.: 95 %)
(Zylinder, 17 Mittelwerte)
Leichtbetonsteine (V, Vbl, Hbl; Prismen; Prfung in
2.2.2 Querdehnungsmodul Eq Steinlngsrichtung; 35 Einzelwerte, große Streuung)
EZ ¼ 6000  bZ (Best.: 77 %)
Der Querdehnungsmodul ist der Sekantenmodul bei ei-
ner Druckspannung (senkrecht zur Lagerfuge – Steinla- Porenbetonsteine
gerflche) von rd. 1/3 der Hçchstspannung (Druckfes- EZ ¼ 3180  bZ (Best.: 78 %)
tigkeit), wobei die Spannung auf die zugehçrige, in (Zylinder, Prismen; 21 Mittelwerte)
Richung Steinlnge oder -breite gemessene Querdeh-
EZ ¼ 1; 01  ED (Best.: 93 %)
nung eq,l bzw. eq,b bezogen wird:
(Zylinder; 11 Mittelwerte)
max sD max sD
Eq;l ¼ bzw. Eq;b ¼
3  eq;l 3  eq;b 2.2.4 Dehnung bei Hçchstspannung eu,D ; eu,Z
Der Querdehnungsmodul beeinflusst zusammen mit Folgende Werte in mm/m wurden ermittelt:
dem Querverformungsverhalten (Querdehnungsmodul) Porenbetonsteine:
des Mçrtels die Druckfestigkeit des Mauerwerks. Gns- • eu,D
tig ist es, wenn der Querdehnungsmodul des Steines Mittelwert: 2,87, Wertebereich: 2,3…3,74
gleichgroß oder etwas kleiner als der des Mçrtels ist. • eu,Z
Die Ermittlung von Eq ist schwierig und erfolgt bisher Mittelwert: 0,35, Wertebereich: 0,28…0,44
an in der Lagerflche miteinander verklebten Mauer-
Leichtbetonsteine:
steinen. Die vorliegenden Werte fr Eq,l sowie die Quer-
• eu,Z
dehnungszahl m enthlt Tabelle 3.
Vollsteine
Mittelwert: 0,21, Wertebereich: 0,11…0,31
Vollblçcke (Vbl 2)
Mittelwert: 0,15, Wertebereich: 0,10…0,24
Tabelle 3. Mauersteine; Querdehnungsmodul Eq,l in 103 N/mm2, Hohlblçcke (Hbl 2, Hbl 4)
Querdehnungszahl m, Anhaltswerte [3, 4, 34, 35] Mittelwert: 0,10, Wertebereich: 0,07…0,15

Mauerstein Festig- Eq,l m 2.2.5 Feuchtedehnung (Schwinden, Quellen),


keitsklasse Kriechen, Wrmedehnung
n Wertebereich
Schwindendwerte und Wrmedehnungskoeffizienten
Hbl, Vbl 2… 6 8 3,6…20 0,08…0,11 sind in [36, 46] angegeben (siehe auch Abschnitt 5.2.4
und Tabellen 11a bis 11d).
PB, PP 2… 6 7 5,6…25 0,15 Bei Mauerwerk aus großformatigen Mauersteinen, Ele-
menten entsprechen diese Eigenschaftswerte der Mau-
KS, KS L, 8…28 12 12 …100 ersteine in guter Nherung denen des Mauerwerks.
KSHbl Fr Porenbetonsteine wurden folgende Werte ermittelt
(Mittelwerte, Anhaltswerte):
6 4 2,7…40 0,11…0,20 Endkriechzahl j1 = 0,6
8 8 12 …59 Endschwindwert es 1 = 0,2 mm/m
HLz 12 4 31 …55 Max. Quelldehnung max eq = 0,2 mm/m
48 – 133

n: Anzahl Versuchswerte
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 7

3 Eigenschaftswerte von Mauermçrteln


3.1 Festigkeitseigenschaften
3.1.1 Zugfestigkeit bZ
Fr Normalmçrtel ergab sich mit 33 Versuchswerten
(Mittelwerte) der folgende Zusammenhang zur Druck-
festigkeit bD
bZ = 0,11 · bD (Best.: 91 %)

3.1.2 Scherfestigkeit bS
Die Scherfestigkeit von Mauermçrtel ist definiert als
maximale Spannung bei einschnittiger Scherbeanspru-
chung. Ein genormtes Prfverfahren existiert nicht.
blicherweise wird die Scherfestigkeit an nach
DIN 18555 bzw. DIN EN 1015 hergestellten Mçrtel-
prismen 160 mm  40 mm  40 mm geprft. Dabei
wird das Prisma senkrecht zur Prismenlngsachse auf
Scheren beansprucht.
Die Scherfestigkeit von Mauermçrtel ist z. B. von Inte-
resse bei der rechnerischen Bercksichtigung von mit
Mauermçrtel verfllten Mauersteinkanlen (Verfllzie-
gel-Mauerwerk) und beim rechnerischen Nachweis von
Verankerungen mit Haken, z. B. bei zweischaligem
Mauerwerk.
Mit den fr diese Auswertung vorliegenden 11 Ver-
suchswerten fr Werk-Trockenmçrtel, Werk-Frisch-
mçrtel und Rezeptmçrtel ergeben sich folgende Zusam-
menhnge zwischen Scherfestigkeit bS und der Norm-
druckfestigkeit bD (Bereich fr bD: 4 bis 18 N/mm2)
bS = 0,55 · bD0,68 (Best.: 89 %)
bS = 0,25 · bD (Best.: 76 %) Bild 2. Mauermçrtel; Lngsdehnungsmodul El in Abhngigkeit
von der Normdruckfestigkeit bD.
Die Auswertung einer Vielzahl von Festigkeitsprfun- a) Normalmçrtel, b) Leichtmçrtel; Zuschlag Naturbims l,
gen in [66] ergab Zuschlag Blhton g, Zuschlag Perlite h
bS = 0,71 · bD0,57
bS = 2 · bZ

3.2 Verformungseigenschaften
nung eq definiert. Er wird an Mçrtelprismen nach DIN
3.2.1 E-Modul (Lngsdehnungsmodul) El 18555-4 [6] ermittelt und kennzeichnet das Querverfor-
Der E-Modul El ist wie in Abschnitt 2.2.1 definiert. Er mungsverhalten des Mauermçrtels.
wird i. d. R. nach DIN 18555-4 [6] zusammen mit dem Ist der Querdehnungsmodul des Mçrtels deutlich klei-
Querdehnungsmodul ermittelt. ner als der des Steines, so entstehen durch die grçßere
Nach den vorliegenden Versuchsergebnissen lassen Querverformbarkeit des Lagerfugenmçrtels zustzliche
sich folgende Beziehungen zwischen El und der Norm- Querzugspannungen im Stein, wodurch die Mauer-
druckfestigkeit bD angeben [7] (s. auch Bild 2). werkdruckfestigkeit verringert werden kann. Dies ist
a) Normalmçrtel besonders bei leichten Leichtmçrteln mit sehr verform-
El = 2100 · bD0,7 bzw. El » 700 · bD baren Zuschlgen der Fall. Ein Zusammenhang zwi-
b) Leichtmçrtel mit Blhtonzuschlag schen Eq und der Normendruckfestigkeit bD kann je-
El = 1200 · bD0,6 weils nur fr Mçrtel mit gleicher Zuschlagart (gefge-
c) Leichtmçrtel mit Perlitezuschlag dichter Sand, Blhton, Naturbims, Perlite usw.) erwartet
El = 1200 · bD0,4 werden (Bild 3).
In der Tabelle 4 sind Eq-Werte angegeben.
Fr Leichtmçrtel wurde der Zusammenhang zwischen
3.2.2 Querdehnungsmodul Eq
Quer- und Lngsdehnungsmodul (bei allerdings großer
Der Querdehnungsmodul ist wie bei den Mauersteinen Streuung)
(s. Abschnitt 2.2.2) als Sekantenmodul aus 1/3 der ma- Eq = 4,92 · El (Best.: 67 %)
ximalen Druckspannung und der zugehçrigen Querdeh- ermittelt.
8 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 3. Mauermçrtel; Querdehnungsmodul Eq in Abhngigkeit von der Normdruckfestigkeit bD.


a) Normalmçrtel, b) Leichtmçrtel; Zuschlag Naturbims l, Zuschlag Blhton g, Zuschlag Perlite h

Tabelle 4. Mauermçrtel; Querdehnungsmodul Eq [5]

Mçrtelart n rd bD Eq
3 2
kg/dm N/mm 103 N/mm2

Normalmçrtel 49 1,1…1,9 1,5…24 1,2…116

Dnnbettmçrtel 5 1,4…1,6 14 …21 36 …49

Leichtmçrtel LM 21
(Zuschlag, Polystyrol, Perlite, Naturbims) 23 0,6…0,8 8,4…11,6 6,7…15

Leichtmçrtel LM 36
(Zuschlag, Naturbims, Blhton, Blhschiefer) 36 0,8…1,2 4,0…21 16 … 48

n: Anzahl Versuchswerte
rd: Trockenrohdichte
bD: Normdruckfestigkeit

3.2.3 Feuchtedehnung (Schwinden es) Das Schwinden kann nach DIN 52450 [8] an gesondert
in Stahlschalung hergestellten Mçrtelprismen ermittelt
Das Schwinden des Mauermçrtels kann die Risssicher-
werden. Der Mçrtel im Mauerwerk schwindet i. d. R.
heit von Mauerwerk beeinflussen. Schnelles und großes
weniger, weil der Mauerstein dem Mçrtel einen Teil
Schwinden fhrt gelegentlich im oberflchennahen Be-
des Anmachwassers entzieht. Quantitative Aussagen
reich zum Ablçsen des Fugenmçrtels vom Mauerstein.
dazu liegen bislang nicht vor.
Schwindwerte es ¥ (rechnerische Endwerte) fr Normal-
mauermçrtel sind in der Tabelle 5 in Abhngigkeit von
Tabelle 5. Mauermçrtel; Endschwindwerte e s ¥, Normal- der relativen Luftfeuchte des Schwindklimas angege-
mçrtel [9] – Anhaltswerte ben.
Die es ¥-Werte von Leichtmçrteln kçnnen je nach ver-
Relative Rechenwerte Wertebereich wendetem Leichtzuschlag bis etwa doppelt so groß sein.
Luftfeuchte %
mm/m
3.2.4 Kriechen (Kriechzahl u)
30 1,2 0,7…2,0
Das Kriechen kann wie das Schwinden die Risssicher-
50 0,9 0,5…1,5 heit von Mauerwerk beeinflussen. Es wird in analoger
Weise wie bei Beton ermittelt. Fr im Alter von 7 d mit
65 0,8 0,5…1,5 einer Kriechspannung von etwa 1/3 der Prismendruck-
festigkeit belastete Mçrtelprfkçrper ergaben sich End-
80 0,5 0,2…1,0
kriechzahlen j¥ im Bereich von rd. 5 bis 15, im Mittel
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 9

von etwa 10 [10]. Auch hier gilt – wie beim Schwinden – Die Haftscherfestigkeit wird sehr stark von Mçrtelart,
dass sich das Kriechen des Mçrtels im Mauerwerk we- -zusammensetzung, Steinart und dem Feuchtezustand
sentlich von dem der Mçrtelprismen unterscheiden kann. der Steine beeinflusst. Anhaltswerte bHS fr Stein-Mçr-
tel-Kombinationen mit Normalmçrtel enthlt die Tabel-
le 6 a. Bei Verwendung von Dnnbettmçrtel ergeben
sich meist bHS-Werte im Bereich von 0,5 bis 1,5 N/mm2
4 Verbundeigenschaften Stein/Mçrtel; (s. auch Tabelle 6 b).
Haftscherfestigkeit bHS, Mit Leichtmçrtel werden berwiegend die bHS-Werte
von Normalmçrtel MG II und IIa in Tabelle 6 a erreicht.
Haftzugfestigkeit bHZ
Die Haftzugfestigkeit zwischen Mçrtel und Stein beein-
Die Haftscherfestigkeit zwischen Mçrtel und Stein be- flusst vor allem die Zug- und Biegezugfestigkeit von
einflusst vor allem die Zug-, Biegezug- und Schubtrag- Mauerwerk bei vorwiegender Zugbeanspruchung senk-
fhigkeit von Mauerwerk [12]. recht zu den Lagerfugen.
Als Mçrteleigenschaft wird sie nach DIN 18555-5 [11] Eine deutsche Prfnorm bzw. -richtlinie existiert derzeit
bestimmt. Fr die Ermittlung von bHS verschiedener nicht. Zwei hufig angewendete Prfverfahren – die
Stein-Mçrtel-Kombinationen empfiehlt sich die Pr- zentrische Beanspruchung und das so genannte Bond-
fung nach DIN EN 1052-3 [43]. wrench-Prfverfahren – sind in [41] (s. auch [44])
beschrieben. Zur Haftzugfestigkeit liegen nur wenige
Versuchswerte vor, sie sind in der Tabelle 6 c zusam-
mengestellt.
Tabelle 6 a. Stein/Mçrtel; Haftscherfestigkeit bHS in N/mm2,
Steine lufttrocken, Normalmçrtel – Anhaltswerte

Mauerstein Mçrtelgruppe
5 Eigenschaftswerte von Mauerwerk
II IIa III IIIa
5.1 Festigkeitseigenschaften
Mz 0,4 0,5 0,7 1,0 5.1.1 Druckbeanspruchung senkrecht zu den
HLz, LHLz 0,4 0,5 0,7 1,0 Lagerfugen
5.1.1.1 Druckfestigkeit bD
KS, KS L 0,15 0,20 0,30 0,40
Fr viele Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen lie-
Hbl, V, Vbl 0,4 0,6 0,7 0,9 gen heute zahlreiche Versuchsergebnisse ber die
PB 0,1 0,15 0,2 0,25
Mauerwerkdruckfestigkeit vor, die im Wesentlichen in
Forschungsarbeiten ermittelt wurden. Aus diesen Un-

Tabelle 6 b. Stein/Mçrtel; Haftscherfestigkeit bHS – Dnnbettmçrtel; geprft nach DIN 18555-5

Mauerstein bN,st n hm x min x max x v Versagensart


Art M.- % 2
%
N/mm

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Porenbeton-Plansteine 2, 4, 6, 8 34 2 bis 45 0,75 0,30 1,28 – meist Stein

Kalksandsteine
– Vollsteine 12, 20 15 (146) 3 bis 12 1,21 0,66 1,71 37 meist Fuge/Stein
– Planelemente

Leichtbetonsteine
– Vollsteine 2, 4 7 (63) < 25 1,70 0,68 2,57 51 meist Stein
– Vollblçcke

Leichthochloch-Ziegel 6 1 (10) 0,3 0,63 – – – Stein

bN,st: Festigkeitsklasse Mauerstein


n: Anzahl der Versuchsserien, ( ) Anzahl der Einzelwerte
hm: Feuchtegehalt der Mauersteine
x: Mittelwert; min x, max x: Kleinst-, Grçßtwert
v: Variationskoeffizient
10 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 6 c. Stein/Mçrtel; Haftzugfestigkeit bHZ; Prfalter i. Allg. mind. 14 d

Mauerstein Mauermçrtel Prf- n x min x max x


verfahren 2)
Art Feuchte-
zustand 1) N/mm2

1 2 3 4 5 6 7 8

l NM IIa Z 16 0,48 4) 4)

l, f NM IIa BW 5 0,44 0,23 0,58

HLz l LM 21 BW 2 0,07 4) 4)

f LM 21 BW 2 0,17 4) 4)

l DM BW 3 (15) 0,19 0,10 0,32

l NM IIa BW 2 0,14 4) 4)

f NM IIa BW 1 0,42 4) 4)
KS
l, f DM BW 20 0,61 0,43 4)

l DM Z 6 (30) 0,42 0,24 0,82

l DM Z 5 0,67 0,49 0,82


KS-PE
l DM Z 5 3) 0,29 0,26 0,36

PP l, f DM Z 14 0,37 0,25 0,50

1) l, f: lufttrocken, feucht; KA: keine Angabe n: Anzahl der Versuchsserien


2) Z: zentrisch (SM 3 in [41]); BW: Bond-Wrench (SM 4 in [41]) ( ) Anzahl der Einzelwerte
3) Prfalter unter 14 d x, min x, max x: Mittelwert, Kleinstwert, Grçßtwert
4) Keine Angabe von Einzelwerten

tersuchungsergebnissen kann die Mauerwerkdruckfes- Die derzeit verfgbaren bekannten Gleichungen fr ver-
tigkeit mit Hilfe der folgenden empirischen Beziehung schiedene Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen
berechnet werden. sind in der Tabelle 7 a zusammengestellt. Zur Charak-
terisierung der Aussagesicherheit der Gleichung bzw.
bD,mw = a · bbD;st · bcD;mö
der Streuung der Versuchswerte ist das Bestimmtheits-
mit maß mit angegeben. Auch die jeweils mitangefhrte
bD,mw Mauerwerkdruckfestigkeit Anzahl der Versuchswerte gibt einen Hinweis auf die
bD,st Steindruckfestigkeit, ermittelt nach der jeweili- Aussagesicherheit der Gleichungen.
gen Mauersteinnorm bzw. Zulassung In den Bildern 4 a bis d sind Zusammenhnge zwischen
bD,mç Mçrteldruckfestigkeit, ermittelt nach Mauerwerk- und Mauersteindruckfestigkeit unter Be-
DIN 18555-3 [13] bzw. zug auf die Gleichungen in Tabelle 7 a dargestellt.
DIN EN 1015-11 [55]
5.1.1.2 Rissspannung rR
Diese Gleichung wird seit vielen Jahren angewendet
und ist auch Grundgleichung in der europischen Mau- Nherungsweise kann die Rissspannung sR der Span-
erwerknorm DIN EN 1996-1-1 [14]. Der Zusammen- nung beim kleinsten Volumen des Prfkçrpers gleich-
hang zwischen Mauerwerk-, Mauerstein- und Mçrtel- gesetzt und als Verhltniswert kR = sR/bD,mw angegeben
druckfestigkeit wird mit dieser einfachen Beziehung werden. In [26] wurden fr Mauerwerk mit Normalmçr-
recht gut und zutreffend beschrieben. Fr eine Mçrtel- tel kR-Werte von rd. 0,3 bis 1,0 ermittelt. Die Mittel-
druckfestigkeit bD,mç = 0 gilt die Beziehung allerdings werte fr die verschiedenen Steinsorten liegen zwischen
nicht, denn fr diesen Fall ergibt sich tatschlich – im rd. 0,6 und 0,8.
Gegensatz zu bD,mw aus der Gleichung – noch eine ge- Fr Mauerwerk aus HLz und verschiedenen Leichtmçr-
wisse Mauerwerkdruckfestigkeit, wie aus entsprechen- teln ergaben sich kR-Werte von 0,7 bis 1,0 im Mittel von
den Untersuchungen bekannt. Dies ist jedoch fr die rd. 0,9. Fr Kalksandsteinmauerwerk mit Dnnbettmçr-
praktische Anwendung der Gleichung kaum von Be- tel wurden kR-Werte bei ersten sichtbaren Rissen von
deutung. im Mittel 0,8 (KS L) und 0,9 (KS) bestimmt.
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 11

Bild 4 a. Mittlere Druckfestigkeit von Mauer-


werk (Schlankheit l = 10) bD,mw in Abhngigkeit
von der Mauersteindruckfestigkeit (mit Form-
faktor) bD,st ; Normalmçrtel MG IIa

Bild 4 b. Mittlere Druckfestigkeit von Mauer-


werk (Schlankheit l = 10) bD,mw in Abhngigkeit
von der Mauersteindruckfestigkeit (mit Form-
faktor) bD,st ; Normalmçrtel MG III

Bild 4 c. Mittlere Druckfestigkeit von Mauer-


werk (Schlankheit l = 10) bD,mw in Abhngigkeit
von der Mauersteindruckfestigkeit (mit Form-
faktor) bD,st ; Leichtmçrtel LM 21, LM 36

Bild 4 d. Mittlere Druckfestigkeit von Mauer-


werk (Schlankheit l = 10) bD,mw in Abhngigkeit
von der Mauersteindruckfestigkeit (mit Form-
faktor) bD,st ; Plansteine, Dnnbettmçrtel

5.1.2 Druckbeanspruchung parallel stehen aus 4 Steinschichten bzw. 4 Steinschichten mit


zu den Lagerfugen jeweils einer in der Steinhçhe halbierten Randschicht.
Die Beanspruchung erfolgt zentrisch und parallel zu
5.1.2.1 Druckfestigkeit bD,p
den Lagerfugen.
Die Lngsdruckfestigkeit von Mauerwerk wird u. a. fr Wegen des erhçhten Prfaufwandes und der gegenber
die Bemessung von Mauerwerk auf Biegedruck parallel der Druckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen gerin-
zu den Lagerfugen bençtigt. Sie wird an kleinen Mauer- geren Bedeutung wurden bislang wenige Druckfestig-
werkwnden analog DIN 18554-1 bzw. DIN EN 1052-1 keitsversuche durchgefhrt. Die zusammengefassten
ermittelt, wobei die Mauerwerkprfkçrper fr die Pr- Ergebnisse enthlt die Tabelle 7 b. Eine ausfhrlichere
fung um 90  gedreht werden. bliche Prfkçrper be- Darstellung findet sich in [51].
12 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 7 a. Rechenanstze zur Bestimmung der mittleren Mauerwerkdruckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen,
bD;mw = a · bbD;st · bcD;mö (Schlankheit l = 10, Steindruckfestigkeit mit Formfaktor)

Mauerwerk n a b c BEST % Quelle

Mauersteine Mçrtel

Art Sorte

1 2 3 4 5 6 7 8 9

DM 35 0,85 0,84 0 97 [16]

V, Vbl, Hbl LM 80 0,85 0,58 0,15 82

NM 167 0,82 0,73 0,07 87

V, Vbl LM 21 0,70 0,66 0,16 76


Leichtbetonsteine [17]
Hbl LM 59 0,86 0,57 0,14 83

V, Vbl NM 61 0,85 0,72 0,09 94

Hbl NM 106 0,89 0,69 0,05 78

V, Vbl DM 20 0,63 1,00 0 97 [49]

140 0,98 0,68 0,02 67


NM
0,99 0,69 0 64
PB [17]
17 0,80 0,64 0,09 – 1)
Porenbetonsteine LM
0,99 0,64 0 – 1)

0,63 1,00 0 94
PP DM 162 [50]
0,83 0,86 0 96

Normalbeton-
steine Hbn NM 15 0,03 1,82 0,23 88

KS (Vollsteine) NM 276 0,70 0,74 0,21 81

KS (Blocksteine) NM 24 0,44 0,92 0,17 96 [19]

KS L (Lochsteine) NM 108 0,85 0,57 0,20 66


Kalksandsteine
KS L (Hohlblocksteine) NM 70 0,99 0,64 0,05 72
KS (Blocksteine,
Planelemente) DM 66 0,53 1,00 0 70 [49]

Mz 55 0,73 0,73 0,16 (52)


NM [19]
HLz 342 0,55 0,56 0,46 88

DM 9 0,75 0,72 0 78

LM 21 17 0,67 0,50 0,05 (41)


Mauerziegel
LM 21 17 0,18 1,00 0 (46)
[42]
Leichthochlochziegel
LM 36 13 0,47 0,82 0 70 [49]

LM 36 13 0,28 1,00 0 67

NM 28 0,26 0,82 0,42 77

1) Zu wenig Versuchswerte n: Anzahl der Versuchswerte


BEST: Bestimmtheitsmaß
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 13

Tabelle 7 b. Mauerwerk; Druckfestigkeit parallel zu den Lagerfugen bD,p (Lngsdruckfestigkeit) in N/mm2 [51]

Mauerstein Mauermçrtel Mauerwerk


Art, Sorte Festig- Roh- Loch- bD;p Art Gruppe Stoß- bD,p bD;p bD;p
keits- dichte- anteil bD fugen 1) bD calbD
x Einzelwerte
klasse klasse (%)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
12 1,4 KA – vm 2,6 – 0,27 0,42
53 IIa vm 1,56 1,50; 1,56; 1,61 – 0,16
HLz 20 1,0 0,184 NM
53 um 1,13 1,00; 1,09; 1,31 – 0,12
28 1,0 41 – III vm 3,5 – 0,37 0,22
6,3 – 0,71 0,72
12 1,8 KA – NM II vm
KS 5,5 5,4; 5,5; 5,6 0,52 0,63
20 1,8 0 0,959 DM III um 0,62 0,56; 0,63; 0,68 – 0,04
um 1,42 1,28; 1,41; 1,56 – 0,22
NM IIa
vm 3,01 2,66; 2,69; 3,67 – 0,47
12 1,4 37 0,356
DM III um 2,21 1,93; 2,33; 2,38 – 0,24

KSL NM III um 1,86 1,74; 1,75; 2,08 – 0,28


12 1,6 20 – NM III vm 7,5 – 0,71 0,62
1,6 23 0,393 NM vm 3,58 3,48; 3,55; 3,71 – 0,41
12(20) IIa
1,8 8 0,647 vm 4,27 3,73; 4,81 – 0,48
2 0,5 – 0,839 DM III vm 2,34 2,14; 2,43; 2,47 – 0,84

PP 4 0,8 – – DM III vm 4,0 – 1,18 1,06


6 0,7 – 0,580 DM III vm 3,57 3,52; 3,59; 3,60 – 0,63
Vbl 2 0,5 10 0,654 LM 21 vm 1,73 1,67; 1,73; 1,79 – 0,92
V (NB) 8 1,6 – – NM II vm 7,0 – 1,08 1,24
Hbl, 3K 4 0,9 26 0,620 NM IIa vm 1,79 1,61; 1,81; 1,96 – 0,49
Hbl, 2K 4 0,9 32 0,772 NM IIa um 3,36 3,19; 3,43; 3,46 – 0,84

1) vm, um: vermçrtelt, unvermçrtelt


NB: Naturbims
x: Mittelwert; bD, cal bD: Druckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen; bD: Versuchswerte;
cal bD: berechnet mit Gleichungen aus Tabelle 7 a
KA: keine Angabe

Da in vielen Fllen nur die Druckfestigkeit parallel zu und dem i. d. R. nicht kraftschlssigen Kontakt der
den Lagerfugen bestimmt wurde, der Verhltniswert Steinstoßflchen mssen die Druckspannungen des
Druckfestigkeit parallel und senkrecht zu den Lagerfu- Mauerwerks im Stoßfugenbereich ber die Lagerfugen
gen jedoch von großem Interesse ist, wurde in diesen bertragen werden. In den, allerdings wenigen, ver-
Fllen die Druckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen gleichbaren Fllen, ist die Druckfestigkeit parallel zu
rechnerisch mit den Gleichungen aus Tabelle 7 a ermit- den Lagerfugen deshalb bei unvermçrtelten Stoßfugen
telt. Wie die so bestimmten Verhltniswerte in Spalte deutlich geringer als bei vermçrtelten Stoßfugen.
12 der Tabelle 7 b zeigen, beeinflusst die Ausfhrung
der Stoßfugen die Druckfestigkeit parallel zu den La-
gerfugen ganz erheblich. Bei unvermçrtelten Stoßfugen
14 A Baustoffe · Bauprodukte

5.1.3 Zugfestigkeit bZ hnlich wie bei der Druckfestigkeitsprfung von Mau-


erwerk, die an kleinen, reprsentativen Wandwerkkçr-
Die Zugfestigkeit ist maßgebend fr die zulssige Be-
pern durchgefhrt wird, erfolgt auch die Biegezugpr-
anspruchbarkeit des Mauerwerks auf Zug und meistens
fung an kleinen Mauerwerkkçrpern. Dabei werden die
auch fr dessen Risssicherheit.
einachsigen Biegezugfestigkeiten parallel und senk-
Die Zugfestigkeit parallel zu den Lagerfugen bZ,p kann
recht zu den Lagerfugen an jeweils gesonderten Prf-
nherungsweise aus den Versagensfllen „Steinzugfes-
kçrpern ermittelt (s. dazu [40]). Eine deutsche Prfnorm
tigkeit“ bZ,st und „Haftscherfestigkeit“ bHS errechnet
fr die Bestimmung der Biegezugfestigkeit existiert
werden, wobei der kleinere der beiden Werte anzuset-
nicht, in der europischen Norm DIN EN 1052-2 [45]
zen ist:
  ist die Biegezugfestigkeitsprfung an solchen kleinen
1 wandartigen Mauerwerkkçrpern zusammen mit der
a) bZ;p;1 ¼ 0; 5  bZ;st
1 þ df =hst Auswertung und Bewertung der Versuchsergebnisse
€u beschrieben.
b) bZ;p;2 ¼ bHS  Die so ermittelten Biegezugfestigkeitswerte sind – nach
hst þ df entsprechender sicherheitsbezogener Bewertung – im
mit Eurocode 6, DIN EN 1996-1-1 [14] eine mçgliche
df Lagerfugendicke Grundlage fr die Bestimmung der Biegetragfhigkeit
hst Steinhçhe von Mauerwerk.
 berbindemaß In [40] und [53] wurden alle derzeit verfgbaren Ver-
suchsergebnisse von Biegezugprfungen an kleinen
Nicht bercksichtigt ist hierbei der Einfluss von Druck-
wandartigen Prfkçrpern (analog DIN EN 1052-2) er-
spannungen senkrecht zu den Lagerfugen.
fasst, zusammengestellt und ausgewertet. Wegen der
Bei Mauerwerk mit unvermçrtelten Stoßfugen kçnnen
Vielzahl von Einflussgrçßen streuen die Versuchs-
die im Bereich der Stoßfugen auftretenden Spannungs-
ergebnisse im Allgemeinen sehr. Es erscheint deshalb
spitzen zu deutlich verringerter Zugfestigkeit fhren.
an dieser Stelle derzeit nicht sinnvoll, diese Versuchs-
Die versuchsmßige Ermittlung der Mauerwerkzugfes-
ergbnisse im Einzelnen aufzufhren, dazu wird auf [40]
tigkeit ist aufwendig, ein Prfverfahren ist in [41] –
und [53] verwiesen.
MW4 – beschrieben. Eine Prfnorm bzw. -richtlinie
Erwartungsgemß sind die Biegezugfestigkeitswerte fr
existiert derzeit nicht. Vorliegende Versuchswerte ent-
Dnnbettmauerwerk i. d. R. erheblich grçßer als fr
hlt die Tabelle 8 a.
Mauerwerk mit anderen Mauermçrteln. Da eine mçgli-
Fr die Zugfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen bZ,s
che Neubewertung der Biegezugfestigkeit von Mauer-
liegen bislang zu wenige Versuchswerte vor.
werk im Hinblick auf die Bemessungsanstze am ehes-
ten fr Dnnbettmauerwerk erwartet werden kann und
5.1.4 Biegezugfestigkeit bBZ
bei diesem Mauerwerk die Unterschiede zwischen den
Die Biegezugfestigkeit von Mauerwerk ist bei allen, auf Versuchswerten fr verschiedene Mauersteinarten nicht
Biegung beanspruchten Bauteilen aus Mauerwerk von allzu groß sind, wurden die Auswerteergebnisse in der
Bedeutung. Dies sind z. B. Verblendschalen von zwei- folgenden Tabelle 8 b zusammengestellt. Wegen der
schaligen Außenwnden und Ausfachungen, die durch hohen Verbundfestigkeit (Haftscherfestigkeitswerte im
Windlasten beansprucht werden, sowie auf Erddruck Mittel mindestens 0,6 N/mm2, s. auch Tabelle 6 b) wird
beanspruchte Kellerwnde aus Mauerwerk. die Biegezugfestigkeit parallel zu den Lagerfugen im
Unterschieden wird zwischen der Biegezugfestigkeit Bereich niedriger bis mittlerer Steinfestigkeit entschei-
parallel und senkrecht zu den Lagerfugen. Die Biege- dend von der Mauersteinfestigkeit beeinflusst.
zugfestigkeit parallel zu den Lagerfugen wird im We- Bei Dnnbettmauerwerk mit Porenbeton-Plansteinen
sentlichen durch die Verbundfestigkeit zwischen Mau- tritt das Versagen praktisch immer durch berschreiten
ermçrtel und Mauerstein (Haftscherfestigkeit), die der Steinzugfestigkeit ein. Die Biegezugfestigkeit pa-
Mauerstein-Biegezugfestigkeit bzw. Mauerstein- rallel zu den Lagerfugen, Stoßfugen vermçrtelt (geprft
Lngsdruckfestigkeit (Biegedruckzone), das berbin- nach DIN EN 1052-2) kann fr dieses Mauerwerk n-
demaß sowie die Ausfhrung der Stoßfugen (vermçr- herungsweise aus
telt, unvermçrtelt) beeinflusst. Fr die Biegezugfestig-
bBZ = 0,05 · bD,st
keit senkrecht zu den Lagerfugen sind in den meisten
Fllen die Haftzug- bzw. „Biege-Haftzugfestigkeit“ mit
zwischen Lagerfugenmçrtel und Mauerstein senkrecht bD,st Steindruckfestigkeit
zu den Lagerfugen maßgebend. Nur bei sehr hoher Ver-
bestimmt werden.
bundfestigkeit – z. B. bei Dnnbettmauerwerk – kann
die Stein-Biegezugfestigkeit in Richtung Steinhçhe ent-
scheidend sein.
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 15

Tabelle 8 a. Mauerwerk; Zugfestigkeit bZ,p in N/mm2 (Zugbeanspruchung parallel zu den Lagerfugen) [21, 22, 67]

Mauerstein Mauermçrtel SF n Z,p


b
(Mittelwerte bzw.
Art, Sorte Format Festigkeits- Art Gruppe
Einzelwerte)
klasse
Mz, KMz NF 28, 60 NM IIa, IIIa vm 5 0,45; 0,51
HLz 2DF 12 NM II…III vm 8 0,12; 0,20; 0,21
HLz 2DF 60 NM III vm 3 0,82
KS, KS L 2DF, 5DF 12…36 NM II…III vm, um 30 0,07…0,41
KS 2DF 20 DM III vm 2 0,65
PB 2DF 2, 6 NM IIa, IIIa vm 6 0,09; 0,11
PP 2DF, 16DF 2 DM III um 4 0,04…0,14
PP 2DF 2 DM III vm 1 0,16
Vbl 10DF 2 LM21 IIa um 1 0,03
V, Vbl 2DF, 8DF 2 NM II, IIa vm 6 0,16; 0,18; 0,24; 0,26
V 2DF 2 DM III vm, um 2 0,25; 0,21
V 2DF 12 NM III vm 3 0,58
Hbl 10DF 2 NM IIa vm 1 0,13
Hbl 10DF 2 LM36 IIa vm 1 0,17

NM: Normalmçrtel, DM: Dnnbettmçrtel, LM: Leichtmçrtel, SF: Stoßfugen


vm: vermçrtelt, um: unvermçrtelt, n: Anzahl der Einzelwerte

Tabelle 8 b. Mauerwerk; Biegezugfestigkeit bBZ,p (parallel zu den Lagerfugen – p) und bBZ,s (senkrecht zu den Lagerfugen – s)
in N/mm2 – Dnnbettmauerwerk [40, 53]

Mauerstein Stoßfugen 1) p, s n x Wertebereich 


b BZ;p

b
Art, Sorte Festigkeitsklasse BZ;s

1 2 3 4 5 6 7 8
LHlz 8,12 um p 2 0,21 0,20; 0,22 0,78
(rN £ 1,00) 8,12 um s 3 0,28 0,26…0,30 –
KS, KS-PE 12, 20 vm p 6 0,51 0,36…0,69 –
28 vm p 2 1,05 0,96; 1,14 –
8…28 um p 11 (0,71) (0,22); 0,38…0,97 –
um/vm s 8 0,56 0,35…0,73 –
KS L 12 vm p 4 0,48 0,45…0,51 1,41
um p 4 0,25 0,29…0,35 –
vm s 4 0,34 0,23…0,48 –
PP 2 vm p 3 0,23 0,22…0,23 –
4…8 vm p 7 0,45 0,28…0,64 –
2, 4 um p 6 0,20 0,16…0,24 –
2…8 vm, um s 23 0,40 0,25…0,81 –
Vbl, Hbl 2…6 vm s 5 0,33 0,22…0,44 –

1) vm, um: vermçrtelt, unvermçrtelt


rN: Rohdichteklasse
n: Anzahl der Versuchsreihen (i. Allg. 3 bis 5 Einzelversuche)
 : Mittelwert
x; b BZ
16 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 9 a. Mauerwerk; Druck-E-Modul ED gerundet in 103 N/mm2 (Druckbeanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen)
[17, 24, 25, 42, 47, 49, 50]

Mauersteine Mauermçrtel
Steinsorte DIN V Festigkeits- Normalmçrtel, Gruppe Leicht- Dnnbett-
klasse mçrtel mçrtel
II IIa III IIIa
4 – – – – 2,5 4,0
6 – – – – 4,0 4,5
8 – – – – 5,0 5,5
HLz, Mz 12 3,5 5,0 6,0 8,0 6,5
(HD-Ziegel- 20 5,0 6,5 8,5 11,0
105-100
Rohdichteklasse 28 6,5 8,5 10,5 13,5
rN ‡ 1,2) 36 – – 12,5 16,0 – –
48 – – 15,0 19,0
60 – – 18,0 22,5

Leichthochlochzie- 4 2,0 2,5 3,0 4,5 3,0 2,5


gel 6 2,5 3,5 4,5 6,0 4,0 4,0
105-100 8 3,0 4,0 5,5 7,5 5,0 5,0
(LD-Ziegel-
und Zulassung 12 4,5 6,0 8,0 10,0 6,5 7,5
Rohdichteklasse
rN £ 1,00) 20 7,0 9,0 12,0 15,0 9,0 –
4 1,9 2,2 2,5 2,9
6 2,6 3,0 3,4 4,0
8 3,2 3,7 4,2 4,9
12 4,3 5,0 5,7 6,6
20 6,3 7,2 8,4 9,7 8,0
KS 106 –
28 8,1 9,3 10,7 12,4 10,0
36 9,7 11,2 12,9 15,0
48 12,0 13,9 16,0 18,5
60 14,2 16,4 18,9 21,8
12 3,2 3,7 4,2 4,9
KS L 106 20 5,0 5,8 6,6 7,7 – –
28 6,1 7,0 8,0 9,3
2 2,2 2,2 2,3 – 2,2 2,0
4 3,5 3,6 3,8 – 3,0 3,5
Hbl 18151-100 6 4,6 4,8 5,0 – 3,6 4,5
8 5,6 5,9 6,1 – 4,1 –
2 2,2 2,4 2,5 – 2,0 1,6
4 3,7 3,9 4,1 – 3,0 3,3
V, Vbl 18152-100 6 4,9 5,2 5,6 – 3,7 5,0
8 6,0 6,4 6,8 – 4,3 6,6
4 4,5 5,8 7,6 –
6 5,8 7,5 9,8 –
Hbn 18153-100 8 6,9 9,0 11,7 15,2 – –
12 8,8 11,5 15,0 19,5
2 1,1 1,1
4 1,8 2,0
PB, PP 4165-100 6 2,4 2,9
8 3,0 3,7
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 17

5.2 Verformungseigenschaften Tabelle 9 b. Mauerwerk; Druck-E-Moduln ED in Abhngigkeit


vom Grundwert der zulssigen Druckspannung s0 nach
5.2.1 Druckbeanspruchung senkrecht zu den
DIN 1053-1 [38] ED = k · so
Lagerfugen
Mauerstein k-Werte
5.2.1.1 Druck-E-Modul ED
Rechenwert Wertebereich
Der E-Modul ist als Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchst-
spannung (Druckspannung senkrecht zu den Lagerfu- Mauerziegel 3500 3000…4000
gen) und einmaliger Belastung definiert Kalksandsteine 3000 2500…4000
max sD Leichtbetonsteine 5000 4000…5500
ED ¼
3  el Betonsteine 7500 6500…8500
mit Porenbetonsteine 2500 2000…3000
el Lngsdehnung bei 1/3 max sD
Er wird fr bestimmte Bemessungsflle und fr die Be-
urteilung der Risssicherheit bençtigt.
Ermittelt wird ED nach DIN 18554-1 [23] bzw. DIN EN • Mauerwerk aus Leichthochlochziegeln
1052-1 [52]. ED = 1480 · bD – Leichtmçrtel
Bezogen auf die Mauerwerkdruckfestigkeit bD ist im ED = 1170 · bD – Normalmçrtel
Mittel ED = 1000 bD. Je nach Stein-Mçrtel-Kombinati- ED = 1190 · bD – Dnnbettmçrtel bzw.
on ergeben sich ED-Werte im Bereich von etwa 500 bD ED = 460 · bD,st – Dnnbettmçrtel
bis 1500 bD. (Streubereich der Einzelwerte etwa € 50 %)
Aus z. T. verçffentlichten Auswertungen [17, 25, 42, bD,st: Steindruckfestigkeit
47, 49, 50], ergaben sich folgende Zusammenhnge: ED, bD: Bezogen auf Mauerwerk l = 10
• Mauerwerk aus Kalksandsteinen In Tabelle 9 a sind unter Bezug auf die neuesten Aus-
ED = 500 · bD – Normal-, Dnnbettmçrtel (grobe wertungen ED-Werte fr Mauerwerk aus Normal-,
Nherung, Streubereich der Einzelwerte etwa € 50 %) Leicht- und Dnnbettmçrtel angegeben. Fr die Berech-
• Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen nung der ED-Werte wurden Stein- und Mçrteldruckfes-
ED = 1240 · b0;77 – Leichtmçrtel tigkeitswerte zugrunde gelegt, die jeweils 10 % grçßer
D
ED = 1040 · bD – Normalmçrtel sind als die Mindestmittelwerte nach Norm.
ED = 930 · bD – Dnnbettmçrtel bzw. Die Tabelle 9 b enthlt ED-Werte in Abhngigkeit vom
ED = 600 · bD,st – Dnnbettmçrtel Grundwert der zulssigen Druckspannung nach DIN
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 20 %) 1053-1 [38].

• Mauerwerk aus Porenbetonsteinen


5.2.1.2 Querdehnungszahl lD und Dehnung
ED = 520 · bD – Normalmçrtel bzw.
bei Hçchstspannung eu,D
ED = 570 · b0;69
D;st – Normalmçrtel
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 50 %) Die Eigenschaftswerte mD und eu,D fr auf Druck senk-
ED = 560 · bD – Dnnbettmçrtel bzw. recht zu den Lagerfugen beanspruchtes Mauerwerk
ED = 470 · b0;86
D;st – Dnnbettmçrtel bzw. kçnnen bei der Prfung nach DIN 18554-1 bzw. DIN
ED = 350 · bD,st – Dnnbettmçrtel EN 1052-1 mitbestimmt werden. Vorliegende Zahlen-
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 20 %) werte enthlt Tabelle 10.

Tabelle 10. Mauerwerk; Querdehnungszahl mD, Dehnungswerte bei Hçchstspannung eu,D in mm/m und Vçlligkeitsgrad a0
(Druckbeanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen, Normalmçrtel) [25, 34, 35]
Mauersteine mD eu,D a0
Steinsorte DIN V Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich
HLz 105-100 0,1 0,05…0,23 1,8 1,0…2,6 0,55 0,51…0,65
KS, KS L 106 0,1 0,07…0,12 2,5 1,3…3,9 0,65 0,57…0,75
Hbl 18151-100 1,6 0,9…2,5
0,2 0,11…0,34 0,60 0,57…0,68
V, Vbl 18152-100 1,7 0,6…4,0
Hbn 18153-100 0,2 – 1,0 0,5…2,5 0,65 0,63…0,70
PB, PP 4165 0,25 0,17…0,32 2,0 1,4…3,7 0,55 0,53…0,60
PP 4165-100 – – 1,8 1,5…2,2 – –
18 A Baustoffe · Bauprodukte

5.2.1.3 Vçlligkeitsgrad a0 Er wird vor allem fr die Beurteilung der Risssicherheit
bençtigt. Nach Versuchsergebnissen, im Wesentlichen
Der geometrische Vçlligkeitsgrad a0 im Bereich der
aus [21, 22], kann EZ,p fr Mauerwerk aus Normalmçr-
Spannungs-Dehnungs-Linie bis zur Hçchstspannung
tel mit vermçrtelten Stoßfugen nherungsweise wie
(Druckfestigkeit bD,mw) bzw. zur Dehnung bei Hçchst-
folgt aus der Mauerwerkzugfestigkeit bZ,p bestimmt
spannung eu,D kann aus
e werden [67] (Best.: Bestimmtheitsmaß):
  Zu;D • Mauerwerk aus Kalksandsteinen
a0 ¼ 1= eu;D  bD;mw  sðeÞde EZ,p = 24 500 · b (Best.: 77 %)
0 • Mauerwerk aus Mauerziegeln
errechnet werden. EZ,p = 15 300 · b (Best.: 99 %)
In Tabelle 10 sind a0-Werte angegeben. • Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen
EZ,p = 14 800 · bZ,p (Best.: 98 %)
5.2.2 Druckbeanspruchung parallel zu den • Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen PP2
Lagerfugen und Dnnbettmçrtel
EZ,p = 13 000 · bZ,p (sehr unsicher)
5.2.2.1 Druck-E-Modul ED,p
Der Sekantenmodul bei max. sZ ist bis auf sehr wenige
Der E-Modul ED,p wird wie in Abschnitt 5.2.1.1 be- Ausnahmen deutlich niedriger als EZ,p s. [67].
schrieben ermittelt.
Aus den wenigen vorliegenden auswertbaren Versuchs- 5.2.4 Feuchtedehnung ef, (Schwinden es,
ergebnissen lassen sich fr Mauerwerk mit vermçrtelten irreversibles Quellen ecq),
Stoßfugen folgende Zusammenhnge zwischen Druck- Kriechen (Kriechzahl u),
festigkeit parallel zu den Lagerfugen und dem E-Modul Wrmedehnungs- koeffizient aT
als Anhaltswerte herleiten:
Die Verformungskennwerte werden vorwiegend fr die
• Mauerwerk aus Kalksandsteinen
Beurteilung der Risssicherheit, z. T. aber auch fr Be-
ED,p = 300 · bD,p (Kalksandvollsteine)
messungsflle, bençtigt.
ED,p = 700 · bD,p (Kalksandlochsteine)
Zur Ermittlung der Kennwerte existiert derzeit keine
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 50 %)
Prfnorm bzw. Richtlinie. Einen Vorschlag fr ein
• Dnnbettmauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen
Schwindprfverfahren fr Mauersteine enthlt [46].
ED,p = 600 · bD,p
In der Tabelle 11 a sind Endwerte fr Feuchtedehnung
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 30 %)
(ef ¥) und Kriechen (j¥) sowie aT-Werte als „Rechen-
Der Zusammenhang entspricht etwa dem bei Druck-
werte“ (in etwa hufigste Werte) und in der Regel zu-
beanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen.
treffende Wertebereiche angegeben (s. auch DIN
Fr Mauerwerk mit unvermçrtelten Stoßfugen ergaben
1053-1 [38]). Die Wertebereiche kçnnen in Ausnahme-
sich – bei allerdings sehr wenigen Versuchswerten –
fllen grçßer sein. Die Werte gelten fr Mauerwerk mit
etwa halb so hohe E-Modul-Werte wie bei Mauerwerk
Normalmçrtel. Sie kçnnen nherungsweise auch fr
mit vermçrtelten Stoßfugen.
Mauerwerk mit Leicht- und Dnnbettmçrtel angenom-
men werden. Empfohlen wird, fr Leichtmauerwerk die
5.2.2.2 Dehnung bei Hçchstspannung eu,D,p
in Tabelle 11 d angegebenen Werte anzusetzen.
Anhaltswerte fr eu,D,p sind: Die Tabellen 11 b und 11 c enthalten Endschwindwerte
• Mauerwerk aus Hochlochziegeln: 2,3 mm/m mit statistischen Kennzahlen aus [36]. Die Zahlenwerte
• Mauerwerk aus Kalksandvollsteinen: 3,5 mm/m gelten fr Mauerwerk mit Normalmçrtel.
• Mauerwerk aus Kalksandlochsteinen: 2,2 mm/m Die ef ¥- und aT-Werte kçnnen sowohl in Richtung
• Dnnbettmauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen: senkrecht zu den Lagerfugen als auch in Richtung pa-
2,8 mm/m rallel zu den Lagerfugen angesetzt werden. Die
Die eu,D,p-Werte fr Mauerwerk mit unvermçrtelten j¥-Werte gelten fr Druckbeanspruchung senkrecht
Stoßfugen sind deutlich – rd. 30 bis 80 % – hçher als zu den Lagerfugen.
die von Mauerwerk mit vermçrtelten Stoßfugen. Fr Leichtmauerwerk mit Leicht- bzw. Dnnbettmçrtel
sind die Auswerteergebnisse neuester Versuche in der
5.2.3 Zug-E-Modul EZ (Zugbeanspruchung parallel Tabelle 11 d zusammengestellt.
zu den Lagerfugen) Der Kenntnisstand ber Feuchtedehnung, Kriechen und
Wrmedehnung ist zusammen mit neuesten Auswerte-
Der Zug-E-Modul wird analog zum Druck-E-Modul als
ergebnissen und Hinweisen fr Prfverfahren in [46]
Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchstspannung und der bei
dargestellt.
dieser Spannung auftretenden Dehnung definiert.
max sZ
EZ;p ¼
3  el;Z
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 19

Tabelle 11 a. Mauerwerk; Endwerte der Feuchtedehnung ef ¥, Endkriechzahl j ¥ und Wrmedehnungskoeffizient aT [9, 10, 36],
s. auch DIN 1053-1, 11.96
Mauersteine ef ¥ 1) j¥ aT
Steinart DIN V Rechenwert Wertebereich 2) Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich
–6
mm/m 10 /K
Mauerziegel 105-100 0 +0,3…–0,2 3) 1,0 0,5…1,5 6 5… 7
Kalksandsteine 106 –0,2 –0,1…–0,3 1,5 1,0…2,0 8 7… 9
Leichtbetonsteine 18151-100 –0,4 –0,2…–0,5 2,0 1,5…2,5 10; 8 4) 8…12
18152-100
Betonsteine 18153-100 –0,2 –0,1…–0,3 1,0 – 10 8…12
Porenbetonsteine 4165-100 –0,2 +0,1…–0,3 1,5 1,0…2,5 8 7… 9

1) Vorzeichen minus: Schwinden, Vorzeichen plus: irreversibles Quellen


2) Bereich blicher Werte
3) Fr Mauerwerk aus kleinformatigen Mauersteinen (£ 2 DF), sonst –0,1
4) Fr Leichtbetonsteine mit berwiegend Blhton als Zuschlag

Tabelle 11 b. Kalksandsteine und Kalksandsteinmauerwerk; Tabelle 11 c. Leichtbetonsteine und Leichtbetonsteinmauer-


Schwindendwerte es ¥ in mm/m, Schwindklima 20/65 werk; Schwindendwerte es ¥ in mm/m, Schwindklima 20/65,
hoher Anfangsfeuchtigkeitsgehalt der Steine (in der Regel
Statistischer Einzelsteine Mauerwerk
Wasservorlagerung)
Kennwert
H 1) W 2) H 1) W 2)
Statistischer Hbl, V, Vbl KLB 1)
n 8 146 8 11 Kennwert
Einzel- Mauer- Einzel- Mauer-
x 0,14 0,30 0,16 0,26 steine werk steine werk
min x 0,03 0,10 0,01 0,13 n 19 24 3 9
max x 0,22 0,52 0,29 0,42 x 0,40 0,41 0,25 0,32
x10 – 0,18 – 0,07 min x 0,16 0,23 0,17 0,23
x90 0,31 0,42 0,42 0,46 max x 0,67 0,57 0,33 0,49
1) H: Steine etwa herstellfeucht x10 0,11 0,24 – 0,09
2) W: wasservorgelagerte Steine
Bei Einzelsteinen: 2 d Wasser;
x90 0,67 0,58 – 0,55
Steine fr Mauerwerk: 2 d Wasser, 1 d Raumluft
1) Klimaleichtblçcke
n: Anzahl der Versuchsserien
x, min x, max x: Mittel-, Kleinst-, Grçßtwert
x10, x90: 10%-, 90%-Quantilwert

Tabelle 11 d. Leichtmauerwerk; Endwerte der Feuchtedehnung ef¥ in mm/m, Endkriechzahlen j¥, Lagerungsklima 20/65 (s. auch [46, 49])
Mauersteine Mauermçrtel Anzahl der ef¥ 1) j¥
Versuchs-
Steinart/-sorte DIN V Rechenwert Wertebereich 2) Rechenwert Wertebereich 2)
serien
mm/m
HLz 3) 105-100 Leichtmçrtel 4 +0,1 0 bis +0,3 2,0 1,1 bis 2,7
Dnnbettmçrtel 1 – 0 – 0,1
PP 4165-100 Dnnbettmçrtel 10 –0,1 –0,2 bis +0,1 0,5 0,2 bis 0,7
Vbl 18152-100 Leichtmçrtel 1 – bis –0,6 – 2,3
Dnnbettmçrtel 1 – bis –0,6 – 1,9

1) Vorzeichen Minus: Schwinden, Vorzeichen Plus: Quellen


2) Bereich der vorliegenden Versuchswerte
3) Rohdichteklassen rN £ 1,00
20 A Baustoffe · Bauprodukte

6 Feuchtigkeitstechnische Kennwerte Tabelle 12 b. Mauerwerk; Wasserdampf-Diffusions-


von Mauersteinen, Mauermçrtel und widerstand m nach DIN V 4108-4:2004-07 [58]
Mauerwerk Mauersteine rN m
6.1 Kapillare Wasseraufnahme
1 2 3
Die Wasseraufsaugfhigkeit von Mauersteinen, Mauer-
mçrtel und Putz kann durch die kapillare Wasserauf- Vollklinker, Hochlochklinker, ‡ 1,80 50/100
nahme bzw. den Wasseraufnahmekoeffizienten w ge- Keramiklinker £ 2,40
kennzeichnet werden. Diese sind wichtige Kenngrçßen Vollziegel, Hochlochziegel Fllziegel ‡ 1,20 5/10
fr die Beurteilung des Wasserabsaugens – aus dem £ 2,40
Fugenmçrtel bzw. aus dem Putzmçrtel durch den Mau-
erstein – fr die Wasseraufnahme von Sichtflchen bei Hochlochziegel ‡ 0,55 5/10
Beregnung, vor allem bei Schlagregen ( Anforderun- DIN V 105-100, DIN V 105-6 £ 1,00
gen an den Wasseraufnahmekoeffizienten von Außen-
putzen) sowie fr die Beurteilung des Austrocknungs- Kalksandsteine ‡ 1,00 5/10
verhaltens. £ 1,40
Werden Mauersteine mit hoher Wasseraufsaugfhigkeit ‡ 1,60 15/25
– gekennzeichnet durch hohe Wasseraufnahmekoeffi- £ 2,20
zienten w – vor dem Vermçrteln nicht vorgensst, so
kann dem Mçrtel nach dem Vermauern zuviel Wasser Porenbetonsteine ‡ 0,35 5/10
entzogen werden. Mçgliche Folgen sind zu geringe £ 0,80
Verbundfestigkeit zwischen Mauermçrtel und Mauer-
stein (Haftscher- und Haftzugfestigkeit) und zu geringe Leichtbetonsteine 5/10
Mçrteldruckfestigkeit in der Fuge. Deshalb sollen auch – Hohlblçcke ‡ 0,45
nach DIN 1053-1 Mauersteine mit hoher Wasserauf- £ 1,60
saugfhigkeit vor dem Vermçrteln vorgensst werden. – Vollblçcke, Vollsteine ‡ 0,45
Dies trifft stets fr Mauersteine mit einem hohen Anteil £ 1,40
an kleinen Kapillarporen und geringem Feuchtegehalt Vollsteine, Vollblçcke ‡ 1,60 10/15
vor dem Vermçrteln zu (Kalksandsteine). £ 2,00
Die kapillare Wasseraufnahme wird i. d. R. nach DIN
EN ISO 15148 [56] – bisher DIN 52617: 1987-05 – Betonsteine ‡ 0,80 5/15
geprft. Ausgehend vom getrockneten Zustand wird £ 1,20
bei stndigem Wasserkontakt der Saugflche der zeitli-
che Verlauf der Wasseraufnahme ermittelt. Dieser ist ‡ 1,40 20/30
im Allgemeinen im Wurzelmaßstab annhernd linear. £ 2,40
Der Anstieg wird durch den Wasseraufnahmekoeffi-
rN: Rohdichteklasse Mauersteine
zienten w in kg/(m2 · h0,5) gekennzeichnet.

Tabelle 12 a. Mauersteine; Wasseraufnahmekoeffizient w Die Tabelle 12 a enthlt w-Werte von Mauersteinen.


ermittelt nach DIN 52617 Die Ergnzung der Tabelle sowie Angaben fr Putze
sind in den folgenden Ausgaben vorgesehen.
Mauerstein n Mittlerer Wertebereich
Wert
6.2 Wasserdampfdurchlssigkeit
kg/(m2 · h0,5)
Die Wasserdampfdurchlssigkeit kann durch die Was-
1 2 3 4 serdampf-Diffusionswiderstandszahl m gekennzeichnet
werden. Der Wert m gibt an, um wieviel mal grçßer der
Mauerziegel 36 4…16 Diffusionswiderstand eines Materials ist als der einer
Kalksandsteine 42 3 1,5…20 gleichdicken Luftschicht. Die m-Werte werden zur Be-
urteilung der Tauwasserbildung und der Austrocknung
Porenbetonsteine 5 3…9 in Bauteilen – vor allem Außenbauteilen – bençtigt.
Die Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl wird
Leichtbetonsteine 7 1…2 i. d. R. nach DIN EN ISO 12572 [57] ermittelt.
Betonsteine 1 2 Tabelle 12 b enthlt m-Werte aus DIN 4108-4.

n: Anzahl der Versuchswerte


I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 21

7 Natursteine, Natursteinmauerwerk 8 Eigenschaftswerte von Putzen


Die Bedeutung von Natursteinmauerwerk im Vergleich (Außenputz)
zu Mauerwerk aus knstlichen Steinen ist fr den Neu- 8.1 Allgemeines
baubereich gering, jedoch fr die Erhaltung von wert-
vollen Bauwerken groß. Gerade auch im letztgenannten Der Außenputz als „Außenhaut“ des Gebudes soll vor
Anwendungsbereich ist die Kenntnis der wichtigsten allem ein Eindringen von Niederschlagsfeuchte sicher
Festigkeits- und Verformungseigenschaften sowie und dauerhaft verhindern, also den ausreichenden
feuchtetechnischer Kennwerte hufig wesentliche Vo- Feuchteschutz gewhrleisten. Voraussetzung dafr ist,
raussetzung fr eine erfolgreiche Instandsetzung und dass der Außenputz wasserabweisend eingestellt ist und
Erhaltung der Bauwerke. Es erschien deshalb sinnvoll, frei von Rissen bleibt, ber die Wasser in den Putzgrund
vorliegende Werteangaben ber die Druck-und Biege- eindringen kann. Derartige „schdliche“ Risse mit einer
zugfestigkeit, den Druck-E-Modul, den Schleifver- Rissbreite ab meist 0,2 mm kçnnen die Funktionsfhig-
schleiß als Kennwert fr das Abnutzungsverhalten, keit der Gebudehlle beeintrchtigen – Verringerung
den Wrmedehnungskoeffizienten, die Schwind- und des Wrmeschutzes, Feuchteschden, Frostschden –
Quelldehnung sowie die Wasseraufnahme unter Atmo- und mssen deshalb sicher vermieden werden.
sphrendruck und die Wasserdampfdiffusionswider- Schdliche Risse kçnnen durch verschiedene Ursachen
standszahl zusammenstellen (siehe Tabellen 13 bis entstehen [61], so durch Unvertrglichkeiten von Putz
15). Die Zahlenangaben stammen im Wesentlichen und Putzgrund. Grundstzlich gilt, dass der Putz „wei-
aus [28–30]. Fr vulkanische Tuffsteine lagen umfang- cher“ als der Putzgrund sein muss, damit breitere,
reiche Untersuchungsergebnisse aus [31] vor. schdliche Risse vermieden werden. Um dies sicher-
Bemessungsgrundlagen, d. h. im Wesentlichen Angaben zustellen, mssen die dafr wesentlichen mechanischen
zur zulssigen Beanspruchung von Tuffsteinmauerwerk, und physikalischen Putzeigenschaften bekannt sein.
kçnnen [32] entnommen werden. Informationen, die der Diesbezgliche Prfverfahren sind in [61, 62] auf-
weiteren Vervollstndigung und Aktualisierung der Ei- gefhrt. Die Beurteilung, ob schdliche Risse auftreten
genschaftswerte dienen, werden gerne bercksichtigt. kçnnen, ist in guter Nherung rechnerisch mçglich [61].
Verschiedene Eigenschaftswerte finden sich auch in Nachfolgend werden die derzeit bekannten Eigen-
[60]. schaftswerte und Eigenschaftszusammenhnge angege-

Tabelle 13. Natursteine; Druckfestigkeit bD, Biegezugfestigkeit bBZ, Druck-E-Modul ED, Schleifverschleiß – Anhaltswerte

Naturstein bD bBZ ED Schleifverschleiß


2
103 N/mm2 cm3/50 cm2
N/mm

Granit, Syenit 160…240 10…20 40… 60


Diorit, Gabbro 170…300 10…22 100…120
5… 8
Porphyre 180…300 15…20 20…160
Basalt 250…400 15…25 50…100
Basaltlava 80…150 8…12 12… 15
Diabas 180…250 15…25 60…120 5… 8
Quarzit, Grauwacke 150…300 13…25 50… 80
5… 10
Quarzitische Sandsteine 120…200 12…20 20… 70
Sonstige Sandsteine 30…180 3…15 5… 30 10… 30
Dichte Kalksteine, Dolomite, Marmore 80…180 6…15 60… 90 15… 40
Sonstige Kalksteine 20… 90 5… 8 40… 70 35…100
Travertin 20… 60 4…10 20… 60
Vulkanische Tuffsteine 5… 25 1… 4 4… 10 20… 60
Gneise, Granulit 160…280 13…25 30… 80 4… 10
Serpentin 140…250 25…35 5… 20
22 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 14. Natursteine; Wasseraufnahme bei Atmosphren- Tabelle 15. Natursteine; Wrmedehnungskoeffizient aT,
druck Wa und Wasserdampf-Diffusionswiderstandzahlen 1) Schwind- und Quelldehnung es, eq – Anhaltswerte

Naturstein Wa m (0/50) m (50/100) Naturstein aT es, eq


M.- % 10–6/K mm/m
Granit, Syenit 0,2… 0,5 Granit, Syenit 5…11
Diorit, Gabbro 0,2… 0,4 Diorit, Gabbro 4… 8 0…0,2
Porphyre 0,2… 0,7 Porphyre 5
Basalt 0,1… 0,3 > 400 > 20 Basalt 5… 8
0,4
Basaltlava 4…10 Basaltlava
Diabas 0,1… 0,4 Diabas 4… 7
0…0,2
Trachyt Trachyt 12,5
Quarzit, Grauwacke 0,2… 0,5 > 400 > 20 Quarzit, Grauwacke 10…12 0…0,1
Quarzitische Sandsteine 0,2… 0,6 Quarzitische Sandsteine, 8…12 0,3…0,7
20…50 8…20 sonstige Sandsteine
Sonstige Sandsteine 0,2… 9
Dichte Kalksteine, Dolomite, 5…10
Dichte Kalksteine 0,2… 0,6
Marmore
Sonstige Kalksteine 0,2…10 50…200 20…40 Sonstige Kalksteine 0,1…0,2
Travertin 2… 5 4…12
Travertin
Vulkanische Tuffsteine 6…15 10 Vulkanische Tuffsteine 6…10 0,2…0,6
Tonschiefer 0,5… 0,6
Gneise, Granulit
Gneise, Granulit 0,1… 0,6
Serpentin 0,1…0,2
Serpentin 0,1… 0,7

1) s. auch DIN EN 12 524 [59]


m (0/50) – Trockenbereich 8.3 Verformungseigenschaften
m (50/100) – Feuchtbereich
8.3.1 Zug-E-Modul EZ, dynamischer E-Modul dyn E
Der Zug-E-Modul EZ,33 (Definition analog Abschn.
ben. Da sich diese mehr oder weniger fr Putzmçrtel 2.2.3) von Putzmçrteln ist im Mittel rd. 10 % hçher
(ohne Kontakt zum Putzgrund) und Putz auf Putzgrund als der E-Modul bei Hçchstspannung, d. h. die Span-
unterscheiden kçnnen, wird entsprechend differenziert. nungs-Dehnungs-Linie ist leicht gekrmmt. Der dyna-
mische E-Modul und EZ,33 unterscheiden sich um maxi-
mal –10 %, im Mittel sind beide gleich groß.
8.2 Festigkeitseigenschaften
8.2.1 Druckfestigkeit bD 8.3.2 Zugbruchdehnung eZ,u
Die Druckfestigkeit ist in DIN EN 998-1 [63] bzw. DIN Fr Putzmçrtel wurden folgende eZ,u-Werte in mm/m
V 18550 [64] klassifiziert. Bei Putzmçrtel nimmt bD ermittelt:
i. Allg. bis zum Alter von 28 d zu. • Normalputz:
Der Feuchtezustand beeinflusst bD deutlich: Im nassen 0,15 bis 0,27; im Mittel: 0,21
Zustand ist bD im Mittel um rd. 25 % kleiner als im • Leichtputz:
lufttrockenen Zustand. Die Druckfestigkeit von Putz 0,11 bis 0,23; im Mittel: 0,18
auf Putzgrund kann sich – abhngig von Art und Feuch-
tezustand des Putzgrundes – wesentlich von der Druck- 8.3.3 Zugrelaxation w
festigkeit des Putzmçrtels unterscheiden.
Der Abbau von Zugspannungen durch Relaxation lsst
sich mit der Relaxationszahl y kennzeichnen:
8.2.2 Zugfestigkeit bZ
st s1
Bei Putzmçrtel nimmt bZ meist bis zum Alter von 28 d y ¼1 ;y ¼ 1 
zu. Der Einfluss des Feuchtezustandes ist geringer als s0 1 s0
bei der Druckfestigkeit: Im Mittel verringert sich bZ um st, s¥: Zugspannung nach der Zeit t, nach t = ¥
rd. 15 % vom lufttrockenen zum nassen Zustand. s0: Anfngliche Zugspannung
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 23

Zugspannungen im Putzmçrtel verringern sich sehr 8.4 Eigenschaftszusammenhnge


schnell und in hohem Anteil durch Relaxation.
In der folgenden Tabelle 17 sind Zusammenhnge zwi-
Nach 100 h wurde ein Spannungsabbau um 20 bis 60 %
schen verschiedenen Eigenschaften angegeben. Wie aus
festgestellt.
Tabelle 17 zu entnehmen ist, kann in erster grober N-
Die y¥-Werte betrugen – bei allerdings sehr wenigen
herung davon ausgegangen werden, dass die Zusam-
Versuchen:
menhnge fr den Putzmçrtel in etwa auch fr den
• Normalputz:
Putz auf Putzgrund gelten. Damit ergibt sich die Mçg-
0,12 (Spannungsabbau um rd. 90 %)
lichkeit, von Ausgangskennwerten des Putzmçrtels An-
• Leichtputz:
haltswerte fr Eigenschaftskennwerte des Putzes auf
0,06…0,27 (Spannungsabbau um 90 bis 70 %)
Putzgrund zu ermitteln.
Durch Anwendung der Eigenschaftszusammenhnge
8.3.4 Schwinden es, Quellen eq
lsst sich die Anzahl der jeweils durch Prfung zu er-
Schwind- und Quellwerte von Putzmçrteln enthlt mittelnden Eigenschaftswerte wesentlich verringern.
Tabelle 16. Das Schwinden ist meist nach 3 Monaten
beendet.
Das zweite Schwinden – nach dem Erstschwinden und
darauffolgendem Quellen – ist deutlich kleiner als das 9 Literatur
Erstschwinden, nach vorliegenden Werten um etwa [1] Schubert, P. und Friede, H.: Spaltzugfestigkeit von Mau-
50 %. Putz auf Putzgrund schwindet erheblich weniger ersteinen. Die Bautechnik (1980), Nr. 4, S. 117–122.
als Putzmçrtel; und zwar um 30 bis 80 %, meistens um
70 %. [2] Glitza, H.: Druckbeanspruchung parallel zur Lagerfuge.
Mauerwerk-Kalender 13 (1988),
S. 489–496. Berlin: Ernst & Sohn.

Tabelle 16. Endschwindwerte und Quellwerte von Putzmçrteln [3] Kirtschig, K. und Metje, W.-R.: Leichtzuschlge fr
Mauermçrtel. Institut fr Baustoffkunde und Materialpr-
Putzart Endschwindwerte Quellwerte fung der Universitt Hannover (Hrsg.). Forschungsbericht,
(Normalklima (nach 2 d September 1979.
20/65) Wasserlagerung)
[4] Institut fr Ziegelforschung, Essen (Hrsg.): Verfor-
– mm/m mungsverhalten und Tragfhigkeit von Mauerwerk mit
Leichtmauermçrtel, Forschungsschlussbericht, September
1 2 3 1983.
Normalputz [5] Kirtschig, K., Metje, W.-R.: Auswertung von Versuchs-
– Kalk-Zement 0,56…1,20 0,12 … 0,41 ergebnissen zur berprfung der Vorstellungen ber den
– Zement 0,99 / 1,22 0,22 / 0,24 Bruchmechanismus von Mauerwerk und zur Festlegung
von zulssigen Spannungen bei Verwendung von Leichtmau-
Leichtputz 0,88 … 2,22 0,14 … 0,58
ermçrtel. Hannover: Institut fr Baustoffkunde und Material-

Tabelle 17. Außenputze; Eigenschaftszusammenhnge

Zusammenhang zwischen Putzmçrtel (PM) Putzart Zusammenhang Korrelationskoeffizient R2


Putz auf Putzgrund (PG) Normalputz (NP)
Leichtputz (LP)
1 2 3 4 5
PM NP, LP bZ = 0,15 bD 0,92

Zugfestigkeit bZ – NP bZ =0,09 bD 0,89


Druckfestigkeit bD PG bZ =0,16 bD 1) 0,95
LP bZ =0,11 bD 1) 0,96
PM NP, LP EZ,33 = 6050 bZ 0,86
0,73
Zug-E-Modul EZ,33 – NP EZ,33 = 11150 b 0,90
Zugfestigkeit bZ PG EZ,33 = 6500 bZ 1) 0,92
LP EZ,33 = 7000 bZ 1) 0,85

1) Ergebnisse aus 2 Forschungsarbeiten


24 A Baustoffe · Bauprodukte

prfung (Eigenverlag). In: Mitteilungen aus dem Institut fr [21] Backes, H.-P.: Zum Verhalten von Mauerwerk bei Zug-
Baustoffkunde und Materialprfung der Universitt Hanno- beanspruchung in Richtung der Lagerfugen. Dissertation
ver (1984), Nr. 53. RWTH Aachen, 1985 sowie auch Institut fr Bauforschung,
Aachen (Hrsg.): Zugfestigkeit von Mauerwerk und Verfor-
[6] DIN 18555-4:1986-03. Prfung von Mçrteln mit mine-
mungsverhalten unter Zugbeanspruchung. Forschungsbericht
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel, Bestimmung der Lngs-
Nr. F 124, 1983.
und Querdehnung sowie von Verformungskenngrçßen von
Mauermçrteln im statischen Druckversuch. [22] Metzemacher, H.: Verformungsverhalten von Mauer-
[7] Schubert, P.: Einfluss von Leichtmçrtel auf Tragfhig- werk unter Zugbeanspruchung (Zugspannungsrelaxation).
keit und Verformungseigenschaften von Mauerwerk. In: Zie- Forschungsbericht des Instituts fr Bauforschung, Aachen,
gelindustrie International 38 (1985), Nr. 6, S. 327–335. Nr. F 225, 1988.

[8] DIN 52450:1985-08. Bestimmung des Schwindens und [23] DIN 18554-1:1985:12. Prfung von Mauerwerk; Er-
Quellens an kleinen Probekçrpern; Prfung anorganischer mittlung der Druckfestigkeit und des Elastizittsmoduls.
nichtmetallischer Baustoffe. [24] Schubert, P.: E-Moduln von Mauerwerk in Abhngig-
[9] Schubert, P.: Zur Feuchtedehnung von Mauerwerk. Dis- keit von der Druckfestigkeit des Mauerwerks, der Mauerstei-
sertation, RWTH Aachen, 1982. ne und des Mauermçrtels. Mauerwerk-Kalender 10 (1985),
S. 705–717. Berlin: Ernst & Sohn. Sowie Institut fr Baufor-
[10] Institut fr Bauforschung, Aachen (Hrsg.): Kriechver- schung, Aachen (Hrsg.): Mathematische Beschreibung der
halten von Mauerwerk. Forschungsbericht Nr. F 163, 1984 Abhngigkeit des Elastizittsmoduls von Mauerwerk von
sowie Glitza, H.: Zum Kriechen von Mauerwerk. Die Bau- Stein- und Mçrteleigenschaften. Forschungsbericht Nr. F
technik (1985), Nr. 12, S. 415–418. 162, 1983.
[11] DIN 18555-5:1986-03. Prfung von Mçrteln mit mine- [25] Schubert, P.: E-Moduln von Mauerwerk aus Leicht-
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel, Bestimmung der Haft- beton- und Porenbetonsteinen. Ehningen: Expert, 1993. In:
scherfestigkeit von Mauermçrteln. Werkstoffwissenschaften und Bausanierung. Tagungsbericht
[12] Schubert, P.: Zur Haftscherfestigkeit zwischen Mçrtel des dritten Internationalen Kolloquiums. Wittmann, F. H.:
und Stein. Mauerwerk-Kalender 12 (1987), S. 497–506. Ber- Bartz, W. J. (Ed.), Teil 2, S. 1355–1365.
lin: Ernst & Sohn. [26] Meyer, U.: Verformungsverhalten von Mauerwerk un-
[13] DIN 18555-3:1982-09. Prfung von Mçrteln mit mine- ter kurzzeitiger Beanspruchung. Diplomarbeit Institut fr
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der Biege- Bauforschung der RWTH Aachen, 1988.
zugfestigkeit, Druckfestigkeit und Rohdichte.
[27] Schubert, P., Wesche, K. und Wilmes, K.: Verfor-
[14] DIN EN 1996-1-1:2006-01. Eurocode 6: Bemessung mungseigenschaften und Risssicherheit von Mauerwerk aus
und Konstruktion von Mauerwerksbauten; Teil 1-1: All- Naturbimsbetonsteinen. Die Bautechnik (1985), Nr. 5,
gemeine Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk; S. 145–155.
Deutsche Fassung EN 1996-1-1:2005.
[28] Naturstein-Lexikon, 2. Aufl. Mnchen: Verlag Georg
[15] Schubert, P.: Beurteilung der Druckfestigkeit von aus- D. W. Callwey, 1981.
gefhrtem Mauerwerk aus knstlichen Steinen und Natur-
steinen. Mauerwerk-Kalender 20 (1995), S. 687–701. Berlin: [29] DIN 52100, 07.39. Prfung von Naturstein; Richtlinien
Ernst & Sohn. zur Prfung und Auswahl von Naturstein (zurckgezogen).

[16] Schubert, P.: Druckfestigkeit von Mauerwerk aus [30] Wendehorst, R., Mutz, H., Achten, H. et al.: Bautech-
Leichtbetonsteinen und Dnnbettmçrtel; Auswertung von Un- nische Zahlentafeln, 23. Aufl. Stuttgart: Teubner, 1987.
tersuchungsergebnissen in Hinblick auf zulssige Grundspan- [31] Sybertz, F.: Ermittlung von Baustoffkennwerten von
nungen nach DIN 1053-1, 02.90. 1993, nicht verçffentlicht. Tuffgestein und Mçglichkeiten zur Erhçhung der Dauerhaf-
[17] Schubert, P., Meyer, U.: Druckfestigkeit von Porenbe- tigkeit von Tuffsteinmauerwerk. Aachen: Institut fr Baufor-
ton- und Leichtbetonmauerwerk. Mauerwerk-Kalender 18 schung der RWTH Aachen. Forschungsbericht Nr. F 168,
(1993), S. 627–634. Berlin: Ernst & Sohn. 1986.

[18] N. N.: Auswertung neuer Untersuchungsergebnisse zur [32] Schubert, P.: Tuffsteinmauerwerk – Standsicherheit
Druckfestigkeit von Porenbeton-Planstein-Mauerwerk mit und Gebrauchsfhigkeit; Bemessungsgrundlagen. In: Mauer-
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wandte Bauschadensforschung (LBB), Aachen (Hrsg.), 1992.
[19] Kirtschig, K., Meyer, J.: Auswertung von Mauerwerks-
versuchen zur Festlegung von zulssigen Spannungen und [33] Schubert, P., Metzemacher, H.: Biegezugfestigkeit von
charakteristischen Mauerwerksfestigkeiten; Teil 1: Auswer- Mauerwerk senkrecht und parallel zur Lagerfuge. Aachen:
tung. Hannover: Institut fr Baustoffkunde und Materialpr- Institut fr Bauforschung, 1987. Forschungsbericht Nr. F 275.
fung der Universitt Hannover. Mitteilungen aus dem Institut
[34] Schubert, P., Meyer, U.: Harmonisierung europischer
fr Baustoffkunde und Materialprfung (1987), Nr. 54.
Baubestimmungen – Eurocode 6 Mauerwerksbau; Ermitt-
[20] Schubert, P.: Auswertung der Untersuchungsergebnisse lung von charakteristischen Spannungs-Dehnungs-Linien
fr die Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Kalksand-Plan- von Mauerwerk. Aachen: Institut fr Bauforschung, 1990.
steinen, 1997. Forschungsbericht Nr. F 330.
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 25

[35] Schubert, P., Meyer, U.: Verbesserung der Druckfestig- [50] Schubert, P.; Beer, I.; Graubohm, M.: Druckfestigkeit
keit von Naturbimsbetonmauerwerk durch Optimierung der und E-Modul von Dnnbettmauerwerk; Teil 1: Dnnbett-
Mçrteleigenschaften. Aachen: Institut fr Bauforschung, mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen. Mauerwerk 8
1991. Forschungsbericht Nr. F 308. (2004), Nr. 5, S. 209–221.
[36] Schubert, P.: Formnderungen von Mauersteinen, Mau- [51] Schubert, P.; Graubohm, M.: Druckfestigkeit von Mau-
ermçrtel und Mauerwerk. Mauerwerk-Kalender 17 (1992), erwerk parallel zu den Lagerfugen. Mauerwerk 8 (2004),
S. 623. Berlin: Ernst & Sohn. Nr. 5, S. 198–208.
[37] Schubert, P., Hoffmann, G.: Druckfestigkeit von Mau- [52] DIN EN 1052-1:1998-12. Prfverfahren fr Mauer-
erwerk parallel zu den Lagerfugen. Mauerwerk-Kalender 19 werk; Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit.
(1994), S. 715. Berlin: Ernst & Sohn.
[53] Schmidt, U.; Schubert, P.: Festigkeitseigenschaften von
[38] DIN 1053-1:1996-11. Mauerwerk; Berechnung und Mauerwerk; Teil 2: Biegezugfestigkeit. In: Mauerwerk-Ka-
Ausfhrung. lender 29 (2004), S. 31–63. Berlin: Ernst & Sohn.
[39] Schubert, P., Caballero Gonzlez, A.: Zugfestigkeit von [54] Schubert, P.; Graubohm, M.: Eigenschaftswerte von
Porenbeton und Haftscherfestigkeit von Dnnbettmçrtel auf Kalksandsteinen unter Zugbeanspruchung. Mauerwerk 10
Porenbeton. Mauerwerk-Kalender 22 (1997), S. 629–643. (2006), Nr. 3, S. 112–116.
Berlin: Ernst & Sohn.
[55] DIN EN 1015-11:2007-05. Prfverfahren fr Mçrtel fr
[40] Schubert, P.: Biegezugfestigkeit von Mauerwerk – Un- Mauerwerk; Teil 11: Bestimmung der Biegezug- und Druck-
tersuchungsergebnisse an kleinen Wandprfkçrpern. Mauer- festigkeit von Festmçrtel.
werk-Kalender 22 (1997), S. 611–628. Berlin: Ernst & Sohn.
[56] DIN EN ISO 15148:2003-03. Bestimmung des Wasser-
[41] Schubert, P.: Prfverfahren fr Mauerwerk, Mauerstei- aufnahmekoeffizienten bei teilweisem Eintauchen.
ne und Mauermçrtel. Mauerwerk-Kalender 16 (1991),
S. 685–697. Berlin: Ernst & Sohn. [57] DIN EN ISO 12572:2001-09. Bestimmung der Wasser-
dampfdurchlssigkeit.
[42] Schubert, P., Meyer, U.: Druckfestigkeit von Mauer-
werk mit Leichthochlochziegeln. Das Mauerwerk 3 (1999), [58] DIN 4108-4:2007-06. Wrmeschutz und Energie-Ein-
Nr. 1, S. 34–41; sowie Schubert, P.: Druckfestigkeit und sparung in Gebuden; Teil 4: Wrme- und feuchteschutztech-
Kennwerte der Spannungsdehnungslinie von Mauerwerk nische Bemessungswerte.
aus Leichthochlochziegeln mit Normal-, Leicht- und Dnn- [59] DIN EN 12524:2000-07. Wrme- und feuchteschutz-
bettmçrtel. Aachen: Institut fr Bauforschung, 1998. For- technische Eigenschaften – Tabellierte Bemessungswerte.
schungsbericht Nr. F 632/1.
[60] Siedel, H.: Arten, Klassifizierung, technische Eigen-
[43] DIN EN 1052-3:2007-06. Prfverfahren fr Mauer- schaften und Kennwerte von Naturstein. In: Mauerwerk-
werk; Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit (Haft- Kalender 29 (2004), S. 5–29. Berlin: Ernst & Sohn.
scherfestigkeit).
[61] Schubert, P.: Außenputz auf Leichtmauerwerk – Ver-
[44] DIN EN 1052-5:2005-06. Prfverfahren fr Mauer- meiden schdlicher Risse. Mauerwerk 10 (2006), Nr. 3,
werk; Teil 5: Bestimmung der Biegehaftzugfestigkeit. S. 87–101.
[45] DIN EN 1052-2:1999-10. Prfverfahren fr Mauer- [62] Schubert, P.; Beer, I.: Außenputz auf Leichtmauerwerk
werk; Teil 2: Bestimmung der Biegezugfestigkeit. – Einfluss der Putzgrundfeuchte auf die Putzeigenschaften,
[46] Schubert, P.: Schadensfreies Konstruieren mit Mauer- Teile 1 und 2. Mauerwerk 7 (2003), Nr. 2, S. 66–71; Nr. 3,
werk; Teil 1: Formnderungen von Mauerwerk – Nachweis- S. 94–107.
verfahren, Untersuchungsergebnisse, Rechenwerte. In: Mau- [63] DIN EN 998-1:2003-09. Festlegungen fr Mçrtel im
erwerk-Kalender 27 (2002), S. 313–331. Berlin: Ernst & Mauerwerksbau, Teil 1: Putzmçrtel. Deutsche Fassung EN
Sohn. 998-1:2003, NA Bau im DIN, Berlin 2003.
[47] Schubert, P.: Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen mit
[64] DIN V 18550:2005-04. Putz und Putzsysteme – Aus-
Dnnbettmçrtel – Druckfestigkeit, Elastizittsmodul und
fhrung.
Bruchdehnung. Mauerwerk 6 (2002), Nr. 2, S. 55–61.
[65] Schubert, P., Graubohm, M.: Eigenschaftswerte von
[48] Schubert, P., Beer, I.: Mauerwerk aus Porenbeton-Plan-
Leichtbetonsteinen unter Zugbeansppruchung. Mauerwerk 11
steinen und Dnnbettmçrtel-Auswertung von Druckfestig-
(2007), Nr. 1, S. 48–53.
keitsversuchen. Aachen: Institut fr Bauforschung, 2003,
Forschungsbericht Nr. 6052. [66] Siech, H. J.: Scherfestigkeit, Haftscherfestigkeit und Fu-
gendruckfestigkeit. Mauerwerk 12 (2008), Nr. 6, S. 340–345.
[49] Schubert, P.: Festigkeits- und Verformungseigenschaf-
ten von modernem Mauerwerk. Weimar: Bauhaus-Univer- [67] Schubert, P.: Festigkeit und Verformungseigenschaften
sitt, 2003. In: 15. Internationale Baustofftagung – ibausil, von Mauerwerk unter Zugbeanspruchung parallel zu den La-
24.–27. 09. 2003, Weimar, S. 1–1043–1065. gerfugen. Mauerwerk 13 (2009), Nr. 6, S. 364–370.
A Baustoffe · Bauprodukte 27

II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk –


Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053
Wolfgang Brameshuber und Markus Graubohm, Aachen

1 Einfhrung Angabe der charakteristischen Druckfestigkeit in DIN


1053-11 [5] zuknftig analog zu DIN 1053-1 [1] und
Die Druckfestigkeit von Mauerwerk wird bislang bei DIN 1053-100 [2] in Form von Treppenkurven. Die den
Berechnung nach der im November 1996 verabschiede- Treppenkurven in [5] zugrunde liegenden charakteristi-
ten deutschen Mauerwerknorm DIN 1053-1 [1] durch schen Werte fk sind jedoch abweichend von [1] und [2]
die Grundwerte der zulssigen Druckspannungen s0 in differenziert in Abhngigkeit von der jeweiligen Mau-
Abhngigkeit von Steinfestigkeitsklassen, Mçrtelarten erstein-Mauermçrtel-Kombination angegeben. Bei der
und Mçrtelgruppen festgelegt. Diese Unterteilung wurde Festlegung der charakteristischen Werte fr die aktuel-
auch in der auf das semiprobabilistische Sicherheitskon- len Entwurfsfassungen der DIN 1053 wurde sicher-
zept umgestellten DIN 1053-100 [2] bernommen, mit gestellt, dass die zuknftigen Tabellenwerte in DIN
dem Unterschied, dass der Nachweis nicht mehr mit den 1053-11 [5] in keinem Fall grçßere charakteristische
Grundwerten der zulssigen Druckspannungen s0, son- Druckfestigkeiten ergeben als die ber die Berech-
dern mit charakteristischen Werten fk der Druckfestig- nungsgleichungen aus DIN 1053-13 [4] ermittelten
keit von Mauerwerk zu fhren ist. Eine Unterscheidung und die „Eckpunkte“ der sich aus den Tabellenwerten
nach den verschiedenen Mauersteinarten war sowohl ergebenden Treppenkurven den Werten der Berech-
beim vereinfachten als auch beim genaueren Berech- nungsgleichungen entsprechen.
nungsverfahren in DIN 1053-1 [1] und DIN 1053-100 Zur Festlegung der charakteristischen Werte fr DIN
[2] bisher nicht vorgesehen. 1053-11 [5] und DIN 1053-13 [4] wurden alle in bishe-
In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsausschuss „Re- rigen Datenbanken erfassten verwertbaren Versuchs-
zept- und Ingenieurmauerwerk“ des Normenausschus- ergebnisse und wichtigen Kennwerte zur Druckfestig-
ses Bauwesen (NABau) im DIN mit der berarbeitung keit von Mauerwerk zusammen mit den am ibac vor-
der DIN 1053-1 [1] beschftigt. Ziel der berarbeitung handenen sowie dem ibac bergebenen Prfzeugnissen
war im Wesentlichen eine formale Annherung an die in einer neu eingerichteten Datenbank elektronisch fr
europische Mauerwerknorm DIN EN 1996-1-1 [3] und smtliche Mauersteinarten aufbereitet. Auf Grundlage
die Aktualisierung durch Bercksichtigung von neuen dieser Datenbasis sollten aktualisierte und differenzier-
Erkenntnissen und Erfahrungen. Im Zuge der Anpas- te charakteristische Werte der Mauerwerkdruckfestig-
sung an den EC 6 wurde die DIN 1053 grundlegend keit fr bestimmte in der Praxis vorkommende Bau-
neu strukturiert, sodass das vereinfachte Verfahren, stoff-Kombinationen festgelegt werden. Fr bestimmte
das genauere Verfahren, die Ausfhrung und Konstruk- Kombinationen erfolgte jedoch – u. a. aufgrund zu ge-
tion sowie das Natursteinmauerwerk zuknftig in ge- ringer Anzahl von Versuchswerten – eine Ermittlung
trennten Normteilen behandelt werden. Das vereinfach- der Parameter K, a und b durch Anpassung der Potenz-
te Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk wird funktion an die Eckpunkte der bisherigen Treppenkurve
dann im Teil 11, das genauere Nachweisverfahren fr aus DIN 1053-100 [2]. Die aktuell vorgeschlagenen
unbewehrtes Mauerwerk im Teil 13 der Normenreihe Gleichungsparameter sind in Tabellenform in DIN
DIN 1053 geregelt. 1053-13 [4] angegeben (s. Abschn. 4.4).
Die Vorgehensweise bei der Festlegung von aktualisier- In dem Beitrag werden die bisherigen Regelungen be-
ten charakteristischen Druckfestigkeitswerten fr die zglich der Druckfestigkeit von Mauerwerk in
Neufassung der DIN 1053 wurde im Unterausschuss DIN 1053-1 [1] und DIN 1053-100 [2] zusammenge-
„Baustoffe“ diskutiert. Fr das genauere Berechnungs- fasst und den Neuerungen in den aktuellen Entwurfs-
verfahren wird die charakteristische Druckfestigkeit fassungen der Normteile 11 und 13 gegenbergestellt.
von Mauerwerk nach dem aktuellen Entwurf der DIN Weiterhin wird die Vorgehensweise bei der Festlegung
1053-13 [4] analog zum Nationalen Anhang zur euro- der neuen charakteristischen Werte fk der Druckfestig-
pischen Mauerwerksnorm DIN EN 1996-1-1 [3] unter keit von Mauerwerk erlutert.
Bezug auf eine vorgegebene Grundgleichung (Potenz-
ansatz) und von der jeweiligen Mauerstein-Mauermçr-
tel-Kombination abhngigen Faktoren und Exponenten
angegeben. Fr das vereinfachte Verfahren erfolgt die

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
28 A Baustoffe · Bauprodukte

2 Regelungen bezglich der zitten, sodass die Wnde meistens nur auf zentrische
Mauerwerkdruckfestigkeit in Druckbeanspruchung nachgewiesen werden mssen.
DIN 1053-1 Die Standsicherheit darf nach dem vereinfachten Be-
rechnungsverfahren nachgewiesen werden, wenn die
2.1 Allgemeines folgenden und in Tabelle 1 enthaltenen Voraussetzun-
Die DIN 1053-1 ist die grundlegende Norm fr die gen erfllt sind:
Berechnung und die Ausfhrung von Rezeptmauerwerk • Die Gebudehçhe ber Gelnde betrgt nicht mehr
und Mauerwerk nach Eignungsprfung. Die aktuell gl- als 20 m, wobei bei geneigten Dchern das Mittel
tige und im Jahr 1996 bauaufsichtlich eingefhrte Fas- von First- und Traufhçhe als Gebudehçhe angesetzt
sung der DIN 1053-1 [1] basiert noch auf dem globalen werden darf.
Sicherheitskonzept. Anders als die Vorgngerfassung • Die Sttzweite der aufliegenden Decken ist auf 6,0 m
aus dem Jahre 1990 [6] ist sowohl das vereinfachte beschrnkt, sofern nicht die Biegemomente aus dem
als auch das genauere Berechnungsverfahren in DIN Deckendrehwinkel durch konstruktive Maßnahmen,
1053-1 [1] geregelt. DIN 1053-2 [7] enthlt nur noch z. B. Zentrierleisten, begrenzt werden. Bei zweiach-
die Verfahrensweise zur Einstufung von Mauerwerk in sig gespannten Decken ist die krzere der beiden
Festigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprfungen. Sttzweiten anzusetzen.
Die Bemessung des Mauerwerks unter Druckbeanspru- Sind die zuvor beschriebenen Voraussetzungen nicht
chung erfolgt beim vereinfachten Berechnungsverfah- erfllt, muss das Bauwerk oder das Bauteil nach dem
ren durch Vergleich von vorhandenen und zulssigen genaueren Berechnungsverfahren nachgewiesen wer-
Spannungen, beim genaueren Berechnungsverfahren den (s. Abschn. 2.3).
durch Gegenberstellung von Spannungen im Ge-
brauchszustand und Rechenfestigkeiten. Ein weiterer 2.2 Vereinfachtes Verfahren
Unterschied zwischen dem vereinfachten und dem ge-
naueren Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass Im vereinfachten Berechnungsverfahren nach [1] ist auf
die Rechenannahmen und Nachweise beim vereinfach- Grundlage einer linearen Spannungsverteilung unter
ten Verfahren deutlich einfacher als nach dem genaue- Ausschluss von Zugspannungen nachzuweisen, dass
ren Verfahren sind. Durch die Vereinfachungen entfal- die angegebenen zulssigen Druckspannungen im Ge-
len in der Regel planmßige und zustzliche Exzentri- brauchszustand nicht berschritten werden, siehe Gl. (1).
F
vorh s ¼  zul s (1)
A
Tabelle 1. Voraussetzungen fr die Anwendung Die zulssigen Druckspannungen zul sD in Gl. (1) er-
des vereinfachten Verfahrens [1] geben sich aus den Grundwerten s0 der zulssigen
Druckspannungen, die auf Grundlage von statistischen
Bauteil Voraussetzungen
Auswertungen tabelliert fr Mauerwerk mit Normal-,
Wanddicke d Lichte Wand- Verkehrslast p Dnnbett- und Leichtmçrtel in Abhngigkeit von Stein-
mm hçhe hs kN/m± festigkeitsklassen, Mçrtelarten und Mçrtelgruppen
bzw. fr Mauerwerk nach Eignungsprfung (EM) unter
Innenwnde ‡ 115 £ 2,75 m £5 Bezug auf die Nennfestigkeit bM des Mauerwerks nach
< 240 DIN 1053-2 [7] festgelegt worden sind, und dem Ab-
‡ 240 – minderungsfaktor k, siehe Gl. (2).
Einschalige ‡ 175 1) £ 2,75 m zulsD ¼ k  s0 (2)
Außenwnde < 240
mit
‡ 240 £ 12 · d s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
den Tabellen 2 bis 4 fr Mauerwerk mit einer theo-
Tragschale ‡ 115 2) £ 2,75 m £ 3 3) retischen Schlankheit l = 10
zweischaliger < 175 2) k Abminderungsfaktor (k = k1 · k2 bzw. k = k1 · k3)
Außenwnde
‡ 175 £5 Der Abminderungsfaktor k in Gl. (2) bercksichtigt die
und zwei-
< 240 Wandart (k1), den Knickeinfluss (k2) und die Traglast-
schalige Haus-
trennwnde ‡ 240 £ 12 · d minderung durch den Deckendrehwinkel bei Endauf-
lagerung auf Innen- und Außenwnden (k3). Einflsse
1) Bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die aus Beanspruchungen sind bei der Spannungsermittlung
nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen vorgesehen sind, im vereinfachten Verfahren nicht zu bercksichtigen.
auch d ‡ 115 mm zulssig.
Die fr Mauerwerk mit Normalmçrtel geltenden Grund-
2) Geschossanzahl maximal zwei Vollgeschosse zuzglich aus-
gebautes Dachgeschoss; aussteifende Querwnde im Abstand werte s0 der zulssigen Druckspannungen aus
£ 4,50 m bzw. Randabstand von einer ffnung £ 2,0 m. DIN 1053-1 [1] sind in Tabelle 2 angegeben und zu-
3) Einschließlich Zuschlag fr nichttragende innere Trennwnde. stzlich in Bild 1 dargestellt.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 29

Bild 1. s0-Werte von Mauerwerk mit Normalmçrtel [1]

Tabelle 2. s0-Werte fr Mauerwerk mit Normalmçrtel [1] Tabelle 3. s0-Werte fr Mauerwerk mit Dnnbett- und
Leichtmçrtel [1]
Steinfestig- Grundwerte s0 fr Normalmçrtel Mçrtelgruppe
keitsklasse Steinfestig- Grundwerte s0 fr
I II IIa III IIIa
keitsklasse
Dnnbett- Leichtmçrtel
MN/m±
mçrtel 1)
LM 21 LM 36
2 0,3 0,5 0,5 1) – –
MN/m±
4 0,4 0,7 0,8 0,9 –
2 0,6 0,5 2) 0,5 2), 3)
6 0,5 0,9 1,0 1,2 –
4 1,1 0,7 4) 0,8 5)
8 0,6 1,0 1,2 1,4 –
6 1,5 0,7 0,9
12 0,8 1,2 1,6 1,8 1,9
8 2,0 0,8 1,0
20 1,0 1,6 1,9 2,4 3,0
12 2,2 0,9 1,1
28 – 1,8 2,3 3,0 3,5
20 3,2 0,9 1,1
36 – – – 3,5 4,0
28 3,7 0,9 1,1
48 – – – 4,0 4,5
60 – – – 4,5 5,0 1) Anwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN 4165 und
bei Kalksand-Plansteinen. Die Werte gelten fr Vollsteine.
1) s0 = 0,6 MN/m± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Fr Kalksand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager- DIN 106-1 gelten die entsprechenden Werte der Tabelle 2 bei
pressung. Mçrtelgruppe III bis Steinfestigkeitsklasse 20.
2) Fr Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN 105-1 bis DIN 105-4
gilt s0 = 0,4 MN/m±.
3) s0 = 0,6 MN/m± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm.
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager-
pressung.
Tabelle 3 enthlt die Werte aus DIN 1053-1 [1] fr 4) Fr Kalksandsteine nach DIN 106-1 der Rohdichteklasse ‡ 0,9
Mauerwerk mit Dnnbett- und Leichtmçrtel. Die sich und fr Mauerziegel nach DIN 105-1 bis DIN 105-4 gilt
aus den s0-Werten ergebenden Treppenkurven sind in s0 = 0,5 MN/m±.
den Bildern 1 bis 3 dargestellt. 5) Fr Mauerwerk mit den in Fußnote 4) genannten Mauersteinen
gilt s0 = 0,7 MN/m±.
Die s0-Werte aus DIN 1053-1 [1] fr Mauerwerk nach
Eignungsprfung sind in Abhngigkeit von der Nenn-
festigkeit bM des Mauerwerks nach DIN 1053-2 [7] in
Tabelle 4 aufgefhrt. Dabei gilt als Nennfestigkeit die
aus den Versuchsergebnissen ermittelte 5%-Fraktile der
Grundgesamtheit.
30 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 2. s0-Werte von Mauerwerk mit Dnnbettmçrtel [1]

Bild 3. s0-Werte von Mauerwerk mit Leichtmçrtel [1]

Tabelle 4. s0-Werte fr Mauerwerk nach Eignungsprfung [1] 2.3 Genaueres Verfahren
Nennfestigkeit bM 1) 1,0 bis 9,0 11,0 und 13,0 16,0 bis 25,0 Fr den Fall, dass die in Abschnitt 2.1 beschriebenen
in N/mm± Voraussetzungen fr die Anwendung des vereinfachten
Verfahrens nicht erfllt sind und der Nachweis nach
s0 2) 0,35 · bM 0,32 · bM 0,30 · bM dem genaueren Verfahren nach DIN 1053-1 [1] gefhrt
in MN/m± werden muss, sind die Rechenwerte bR der Druckfestig-
keit von Mauerwerk mit der theoretischen Schlankheit
1) bM nach DIN 1053-2
2) s0 ist auf 0,01 MN/m± abzurunden.
Null mithilfe der Gl. (3) aus den in Abschnitt 2.2 in den
Tabellen 2 bis 4 aufgefhrten Grundwerten s0 der zu-
lssigen Druckspannungen abzuleiten.
bR ¼ 2,67  s0 (3)
mit
s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
den Tabellen 2 bis 4
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 31

Der Faktor 2,67 in Gl. (3) setzt sich zusammen aus dem In Hochbauten mit Decken aus Stahlbeton, die mit cha-
globalen Sicherheitsbeiwert fr Wnde gW = 2,0 und ei- rakteristischen Nutzlasten von maximal 2,5 kN/m± be-
nem Faktor 1,334 zur Umrechnung von der Schlankheit l lastet sind, darf der Bemessungswert der einwirkenden
= h/d = 10 (s0) auf die theoretische Schlankheit l = 0 (bR). Normalkraft NEd vereinfachend nach Gl. (7) angesetzt
Unter Annahme einer linearen Spannungsverteilung werden.
und ebenbleibender Querschnitte ist der Nachweis zu
fhren, dass die g-fache Gebrauchslast ohne Mitwir- NEd ¼ 1,4  ðNGk þ NQk Þ (7)
kung des Mauerwerks auf Zug im Bruchzustand auf- Im Fall grçßerer Biegemomente M, z. B. bei Ausstei-
genommen werden kann, siehe Gl. (4). fungswnden und Windscheiben, gilt der Ansatz in
g  sR  bR (4) Gl. (8).
min NEd ¼ 1,0  NGk (8)
Auf Grundlage eines rechteckigen Spannungsblocks,
3 Regelungen bezglich der dessen Schwerpunkt mit dem Lastangriffspunkt der
Lastresultierenden bereinstimmt, ergibt sich der Be-
Mauerwerkdruckfestigkeit in
messungswert der aufnehmbaren Normalkraft NRd
DIN 1053-100 nach Gl. (9) fr bliche Rechteckquerschnitte zu
3.1 Allgemeines
NRd ¼ F  A  fd (9)
Mit DIN 1053-100 [2] wurde ein Bemessungsverfahren
fr Mauerwerk aus knstlichen und natrlichen Steinen mit
nach dem semiprobabilistischen Sicherheitskonzept be- F Abminderungsfaktor zur Bercksichtigung der
reitgestellt. Bei der Einfhrung des neuen Sicherheits- Schlankheit und von Lastexzentrizitten
konzeptes mit Teilsicherheitsbeiwerten im Teil 100 A Gesamtflche des Querschnitts (A ‡ 400 cm±)
sind die Nachweise angepasst und auf Krfte als nach- fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer-
zuweisende Grçße anstelle von Spannungen umgestellt werks mit fd = h · fk/gM
worden. Der Inhalt von [2] ergibt sich aus dem Inhalt h Abminderungsbeiwert zur Bercksichtigung von
der Fassung aus dem Jahre 2006 [8] und der nderung Langzeitwirkung und weitere Einflsse; h ist im
DIN 1053-100/A1 [9]. Inhaltlich ist DIN 1053-100 [2] Allgemeinen mit 0,85 anzunehmen
im Vergleich zu DIN 1053-1 [1] weitgehend unver- fk charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
ndert geblieben. Mauerwerk darf nach [2] – analog nach den Tabellen 5 und 6
zu DIN 1053-1 [1] – entweder nach dem vereinfachten gM Teilsicherheitsbeiwert fr Baustoffeigenschaften
oder dem genaueren Verfahren berechnet werden. Die Die charakteristischen Werte fk der Druckfestigkeit von
Anwendungsvoraussetzungen fr die Bemessung nach Mauerwerk mit Normalmçrtel aus DIN 1053-100 [2]
dem vereinfachten Verfahren sind gegenber [1] unver- sind in Tabelle 5 angegeben und zustzlich in Bild 4
ndert geblieben (s. Abschn. 2.1). dargestellt.
Tabelle 6 enthlt die Werte aus DIN 1053-100 [2] fr
Mauerwerk mit Dnnbett- und Leichtmçrtel. Die Bilder
3.2 Vereinfachtes Verfahren
4 bis 6 zeigen die zugehçrigen Treppenkurven.
Beim vereinfachten Berechnungsverfahren nach [2] ist Die charakteristischen Werte fk der Mauerwerkdruck-
im Grenzzustand der Tragfhigkeit nachzuweisen, dass festigkeit in den Tabellen 5 und 6 bzw. in den Bildern
der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft NEd 4 bis 6 lassen sich aus den in DIN 1053-1 [1] angege-
kleiner ist als der Bemessungswert der aufnehmbaren benen Grundwerten s0 der zulssigen Druckspannun-
Normalkraft NRd, siehe Gl. (5). gen ableiten. Der Wert fk entspricht dabei dem Re-
chenwert bR der Druckfestigkeit von Mauerwerk mit
NEd  NRd (5) der theoretischen Schlankheit Null nach Gl. (3) ohne
Der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft Bercksichtigung der Langzeiteinwirkung. Der Zu-
NEd in Gl. (5) wird in Abhngigkeit der entsprechenden sammenhang zwischen dem charakteristischen Wert
Teilsicherheitsbeiwerte der mçglichen Einwirkungs- fk und dem Rechenwert bR wird durch Gl. (10) be-
kombination berechnet. Im Allgemeinen gilt fr NEd schrieben.
der Ansatz in Gl. (6). 1 1
fk ¼ b ¼  2,67  s0 ¼ 3,14  s0 (10)
NEd ¼ 1,35  NGk þ 1,5  NQk (6) 0,85 R 0,85
mit mit
NGk charakteristischer Wert der einwirkenden Normal- bR Rechenwerte der Druckfestigkeit von Mauerwerk
kraft infolge Eigenlast mit der theoretischen Schlankheit Null
NQk charakteristischer Wert der einwirkenden Normal- s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
kraft infolge Nutzlast den Tabellen 2 bis 4
32 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 4. fk-Werte von Mauerwerk mit Normalmçrtel [2]

Tabelle 5. fk-Werte von Mauerwerk mit Normalmçrtel [2] Tabelle 6. fk-Werte von Mauerwerk mit Dnnbett- und
Leichtmçrtel [2]
Steinfestig- Druckfestigkeit fk der in N/mm± von Mauerwerk
keitsklasse mit Normalmçrtel der Mçrtelgruppe Steinfestig- Druckfestigkeit fk der in N/mm± von Mauerwerk mit
keitsklasse
I II IIa III IIIa Dnnbett- Leichtmçrtel
mçrtel 1)
2 0,9 1,5 1,5 1) – – LM 21 LM 36
4 1,2 2,2 2,5 2,8 – MN/m±
6 1,5 2,8 3,1 3,7 – 2 1,8 1,5 (1,2) 2) 1,5 (1,2) 2) (1,8) 3)
8 1,8 3,1 3,7 4,4 – 4 3,4 2,2 (1,5) 4) 2,5 (2,2) 5)
10 2,2 3,4 4,4 5,0 – 6 4,7 2,2 2,8
12 2,5 3,7 5,0 5,6 6,0 8 6,2 2,5 3,1
16 2,8 4,4 5,5 6,6 7,7 10 6,6 2,7 3,3
20 3,1 5,0 6,0 7,5 9,4 12 6,9 2,8 3,4
28 – 5,6 7,2 9,4 11,0 16 8,5 2,8 3,4
36 – – – 11,0 12,5 20 10,0 2,8 3,4
48 – – – 12,5 2) 14,0 2) 28 11,6 2,8 3,4
60 – – – 14,0 2) 15,5 2) 1) Anwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN V 4165-100
bzw. DIN EN 771-4 in Verbindung mit DIN V 20000-404 und bei
1) fk = 1,8 N/mm± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Kalksand-Plansteinen. Die Werte gelten fr Vollsteine. Fr Kalk-
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager- sand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach DIN V 106
pressung. bzw. DIN EN 771-2 in Verbindung mit DIN V 20000-402 gelten die
2) Die Werte fk ‡ 11,0 N/mm± enthalten einen zustzlichen entsprechenden Werte der Tabelle 5 bei Mçrtelgruppe III bis
Sicherheitsbeiwert zwischen 1,0 und 1,17 wegen Gefahr von Steinfestigkeitsklasse 20.
Sprçdbruch. 2) Fr Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN V 105-100 . DIN EN
771-1 in Verbindung mit DIN V 20000-401 gilt fk = 1,2 N/mm±.
3) fk = 1,8 N/mm± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Diese
Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Fall der Fußnote b und nicht fr
den Nachweis der Auflagerpressung.
4) Fr Kalksandsteine nach DIN V 106 bzw. DIN EN 771-2 in Ver-
bindung mit DIN V 20000-402 der Rohdichteklasse ‡ 0,9 und fr
Mauerziegel nach DIN 105-1 bis DIN 105-4 gilt fk = 1,5 N/mm±.
5) Fr Mauerwerk mit den in Fußnote d) genannten Mauersteinen
gilt fk = 2,2 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 33

Bild 5. fk-Werte von Mauerwerk mit Dnnbettmçrtel [2]

Bild 6. fk-Werte von Mauerwerk mit Leichtmçrtel [2]

Die Herleitung des Umrechnungsfaktors 3,14 zwischen beanspruchung. Exzentrizitten aus Knotenmomenten
den s0-Werten aus DIN 1053-1 [1] und den charakte- oder Windeinwirkungen mssen im vereinfachten Ver-
ristischen Werten fk der Druckfestigkeit von Mauer- fahren nicht berechnet werden, da diese Einflsse be-
werk aus DIN 1053-100 [2] wurde in [10] umfassend reits durch die Abminderungsfaktoren bercksichtigt
beschrieben. werden.

3.3 Genaueres Verfahren


Sind die Voraussetzungen fr die Anwendung des ver-
einfachten Verfahrens nicht erfllt, so ist der Nachweis
nach dem genaueren Verfahren zu fhren. Der Unter-
schied zwischen dem vereinfachten und dem genaueren
Verfahren besteht im Wesentlichen in der Bestimmung
der sich aus Deckenverdrehung ergebenden Momenten-
34 A Baustoffe · Bauprodukte

4 Regelungen bezglich der Stegdicken, Stegdickensummen in Lngs- und Quer-


Mauerwerkdruckfestigkeit in richtung, Rohdichte (lufttrocken), Trockenrohdichte,
DIN 1053-11 und DIN 1053-13 Steinfestigkeitsklasse, Feuchtegehalt, Mittelwert der
Druckfestigkeit (ohne Formfaktor), Lochbild.
4.1 Allgemeines
• Mauermçrtel
Eine der wesentlichen Zielsetzungen bei der berarbei- Mçrtelart, Mçrtelgruppe, Rohdichte (lufttrocken),
tung der DIN 1053 war die differenziertere Beschrei- Trockenrohdichte, Druckfestigkeit.
bung der Mauerwerkdruckfestigkeit in Abhngigkeit
der unterschiedlichen Steinarten, um vorhandene Trag- • Mauerwerk
fhigkeitsreserven zuknftig nutzen zu kçnnen. Dabei Prfkçrperart, Prfalter (entspricht dem Prfalter des
wurde der Rechenansatz aus der europischen Mauer- Mauermçrtels), Maße, Feuchtezustand, Anzahl der
werksnorm DIN EN 1996-1-1 [3] mit einer Potenzfunk- Prfkçrper, Druckfestigkeit, E-Modul bei 33 % der
tion und von der Mauerstein-Mauermçrtelkombination Hçchstspannung und zugehçrige Dehnung, gemesse-
abhngigen Parametern bernommen, sodass spter ne maximale Dehnung und zugehçrige Druckspan-
eine bertragung fr das Nationale Anwendungsdoku- nung sowie die Rissspannung.
ment zum EC 6 mçglich ist. Hierzu wurde eine umfas- Aus den erfassten Daten wurden berechnet:
sende Auswertung von Mauerwerkdruckversuchen – die Steindruckfestigkeit bD,st,f (mit Formfaktor nach
durchgefhrt (s. Abschn. 4.2), welche die Grundlage [12–15]),
fr die Ableitung der charakteristischen Druckfestig- – die Mauerwerkdruckfestigkeit bD,mw,0, bezogen auf
keitswerte fr DIN 1053-11 bzw. -13 bilden sollte. die theoretische Schlankheit l = 0.
In den folgenden Abschnitten werden die Neuerungen
in den Normenteilen DIN 1053-11 und DIN 1053-13 4.2.2 Rechnerisch ermittelte Kennwerte
bezglich der charakteristischen Werte fk der Druckfes-
tigkeit von Mauerwerk vorgestellt und die Vorgehens- Die Steindruckfestigkeit wurde aus den Prfwerten der
weise bei der Festlegung der neuen charakteristischen Druckversuche an den Steinen bPR und dem von der
Werte fk der Druckfestigkeit von Mauerwerk erlutert. Probekçrperhçhe abhngigen Formfaktor f (s. Tabelle 7
Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei fr Kalksand- und Leichtbetonsteine bzw. Tabelle 8 fr
DIN 1053-11 [5] und DIN 1053-13 [4] zum Zeitpunkt Porenbetonsteine) berechnet, siehe Gl. (11).
der Erstellung dieses Beitrags um Entwurfsfassungen bD,st ¼ bPR  f (11)
handelt und in bestimmten Bereichen ggf. noch nde-
rungen zu erwarten sind. Der nach Bauregelliste A Teil 1 (Ausgabe 2006/1), An-
lage 2.17 [16], bei der Berechnung der Druckfestigkeit

4.2 Vorgehensweise bei der Erarbeitung der


charakteristischen Druckfestigkeitswerte fk
Tabelle 7. Formfaktor nach [12–14]
Als Grundlage fr die Erarbeitung von differenzierten
charakteristischen Werten fk der Druckfestigkeit von Prfkçrperhçhe hst Formfaktor f 1)
Mauerwerk wurden alle wesentlichen Eigenschaftswer- mm
te von Mauerwerkdruckversuchen im Rahmen eines am
< 175 1,0
Institut fr Bauforschung Aachen (ibac) durchgefhrten
Forschungsvorhabens [11] in einer umfangreichen nach 175 ‡ hst < 238 1,1
Mauerstein- und Mauermçrtelarten unterschiedenen
‡ 238 1,2
Datenbank zusammengestellt. Im Folgenden werden
die aus den erfassten Daten rechnerisch ermittelten
Kennwerte und die zur deren Berechnung verwendeten
Anstze nher erlutert.
Tabelle 8. Formfaktor nach [15]
4.2.1 Erfasste Daten Steinfestigkeits- Prfkçrperhçhe hst Formfaktor f 1)
Alle wesentlichen Eigenschaftswerte von Mauerwerk- klasse mm
druckversuchen wurden in [11] tabellarisch zusammen- 2 alle Hçhen 1,0
gestellt.
Erfasst wurden – sofern in den Quellen angegeben – 4, 6 und 8 < 175 1,0
u. a. folgende Eigenschaften, unterteilt nach Mauer- 175 ‡ hst < 238 1,1
stein, Mauermçrtel und Mauerwerk:
‡ 238 1,2
• Mauersteine
Bezeichnung, Maße, Anzahl und Durchmesser von 1) Gilt nur fr Festigkeitsklassen ‡ 4 N/mm±.
Griffhilfen, Lochanteil, minimale und maximale Fr Festigkeitsklasse 2 ist f = 1,0 einzusetzen
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 35

von Porenbetonsteinen zustzlich zum Formfaktor an- Die Berechnung der charakteristischen Werte fk der
zusetzende Korrekturfaktor k3 wurde in den Regressi- Druckfestigkeit von Mauerwerk (5%-Fraktile) erfolgte
onsrechnungen fr die Beschreibung des Zusammen- nherungsweise durch Abminderung der Regressions-
hangs zwischen der Mauerwerkdruckfestigkeit und der gleichungen mit einem konstanten Faktor 0,80.
Steindruckfestigkeit nicht bercksichtigt, sondern in die
Treppenkurven fr DIN 1053-11 [5] eingerechnet.
4.3 DIN 1053-11 (Vereinfachtes
Die Schlankheit l der bei den Druckversuchen geprf-
Berechnungsverfahren)
ten Wnde wurde aus dem Quotienten von Wandhçhe
und -dicke berechnet, siehe Gl. (12). Das Nachweisformat beim vereinfachten Verfahren
h nach DIN 1053-11 [5] entspricht im Wesentlichen
l¼ (12) dem in DIN 1053-100 [2]. Es ist nachzuweisen, dass
d der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft
Zur besseren Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse NEd kleiner ist als der Bemessungswert der aufnehm-
wurde die Mauerwerkdruckfestigkeit bD,mw,0 durch baren Normalkraft NRd, siehe Gl. (5). Analog zu [2] sind
Umrechnen der in den Mauerwerkdruckversuchen mit unter bestimmten Bedingungen vereinfachte Lastkom-
verschiedenen Schlankheiten bestimmten Mauerwerk- binationen erlaubt, sodass im Allgemeinen der Ansatz
druckfestigkeit bD,mw auf eine theoretische Schlankheit aus Gl. (6) bei der Ermittlung des Bemessungswertes
l = 0 ermittelt, siehe Gln. (13) und (14). der einwirkenden Normalkraft NEd gewhlt werden
kann. Die Gln. (7) und (8) gelten ebenfalls unverndert.
bD,mw,0 ¼ kl  bD,mw (13)
Der Bemessungswert der vom Mauerwerksquerschnitt
2 aufnehmbaren Normalkraft NRd wird nach Gl. (17) be-
kl ¼ ð0,966 þ 0,00136  l Þ  1,1 (14)
stimmt.
Der Umrechnungsfaktor kl wurde in Abhngigkeit von
NRd ¼ F  Aeff  fd (17)
den Schlankheiten l der Mauerwerk-Versuchskçrper
mit Gl. (14) berechnet, der in [17] hergeleitet wurde. mit
F Abminderungsfaktor zur Bercksichtigung der
4.2.3 Regressionen und 5%-Quantil Schlankheit und von Lastexzentrizitten
A wirksame Querschnittsflche
Unter Bezug auf ausgewhlte Versuchswerte wurden
fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer-
Regressionsrechnungen fr die Beschreibung des Zu-
werks mit fd = h · fk / gM
sammenhangs zwischen der der auf die theoretische
h Abminderungsbeiwert zur Bercksichtigung von
Schlankheit l = 0 umgerechneten Mauerwerkdruckfes-
Langzeitwirkung und anderen Einflssen. Der
tigkeit und der Mauerstein- und Mçrteldruckfestigkeit
Beiwert h ist fr Mauerwerk mit 0,85 anzunehmen
(Normalmçrtel) bzw. zwischen der Mauerwerkdruck-
fk charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
festigkeit und der Mauersteindruckfestigkeit (Dnnbett-
nach den Tabellen 9 bis 16
mçrtel) durchgefhrt.
gM Teilsicherheitsbeiwert fr die Bestimmung des
Der Zusammenhang wurde mithilfe der auf Brçcker
Tragwiderstandes im Grenzzustand der Trag-
[18] zurckgehenden Funktion
fhigkeit
bD,mw ¼ k  baD,st  bbD,mö (15)
Fr die Bemessung nach dem vereinfachten Verfahren
beschrieben, wobei die in die Gl. (15) einzusetzende sind in DIN 1053-11 [5] nach Mauersteinarten differen-
Konstante K sowie die Exponenten a und b Parameter zierte charakteristische Druckfestigkeitswerte fk in Ab-
sind, die in Abhngigkeit der jeweiligen Mauerstein- hngigkeit von der Mauerstein-Festigkeitsklasse ange-
Mauermçrtel-Kombination zu bestimmen waren. Bei geben (s. Tabellen 9 bis 16). Bei der Festlegung der
dem gewhlten Ansatz in Gl. (15) geht man von der charakteristischen Werte fr die aktuellen Entwurfsfas-
Vorstellung aus, dass das Verhltnis von Mauerwerk- sungen der DIN 1053 wurde sichergestellt, dass die
druckfestigkeit zu Mauersteinfestigkeit mit zunehmen- Tabellenwerte in DIN 1053-11 [5] in keinem Fall grç-
der Steinfestigkeit abnimmt. hnliches gilt fr die Ab- ßere charakteristische Druckfestigkeiten ergeben als die
hngigkeit der Wandfestigkeit von der Mçrtelfestigkeit. ber die Berechnungsgleichungen aus DIN 1053-13 [4]
Dieser Einfluss kann z. B. durch den Ansatz von Poten- ermittelten. Die „Eckpunkte“ der hierdurch beschriebe-
zen der Stein- und Mçrtelfestigkeit dargestellt werden. nen Treppenkurven entsprechen den mit den Rechen-
Bei dem in [17] beschriebenen und hier angewendeten anstzen des genaueren Verfahrens ermittelten Werten
Auswerteverfahren erfolgte die Auswertung der Daten- (s. Abschn. 4.4).
basis ber die logarithmierten Mittelwerte der Ver-
suchsserien. Hierfr wurde Gl. (15) analog zu [17] lo-
garithmiert, siehe Gl. (16), und die Koeffizienten der
verwendeten Nherungsfunktion k, a und b durch Mi-
nimierung der Fehlerquadratsumme bestimmt.
ln bD,mw ¼ ln k þ a  ln bD,st þ b  ln bD,mö (16)
36 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 9. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Tabelle 10. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen
Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel [5] und Kalksand-Blocksteinen mit Normalmçrtel [5]

Steinfestigkeits- fk Steinfestigkeits- fk
klasse N/mm± klasse N/mm±
NM II NM IIa NM III NM IIIa NM II NM IIa NM III NM IIIa
2 1,4 1,6 1,9 2,2 2 – – – –
4 2,1 2,4 2,9 3,3 4 2,8 3,2 3,5 4,0
6 2,7 3,1 3,7 4,2 6 3,6 4,0 4,5 5,0
8 3,1 3,9 4,4 4,9 8 4,2 4,7 5,3 5,9
10 3,5 4,5 5,0 5,6 10 4,8 5,4 6,0 6,8
12 3,9 5,0 5,6 6,3 12 5,4 6,0 6,7 7,5
16 4,6 5,9 6,6 7,4 16 6,4 7,1 8,0 8,9
20 5,3 6,7 1) 7,5 8,4 20 7,2 8,1 9,1 10,1
28 5,3 6,7 1) 9,2 10,3 28 8,8 9,9 11,0 12,4
36 5,3 6,7 1) 10,2 11,9 36 10,2 11,4 12,6 14,1
48 5,3 6,7 1) 12,2 14,1 48 10,2 11,4 14,4 16,2
60 5,3 6,7 1) 14,3 16,0 60 10,2 11,4 14,4 16,2

1) Die Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Mauerziegeln darf nicht


grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeitsklasse 16.

Tabelle 11. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen Tabelle 12. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln und
und Kalksand-Planelementen mit Dnnbettmçrtel [5] Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel [5]

Steinfestig- fk Steinfestigkeits- fk
keitsklasse N/mm± klasse N/mm±
KS-Planelemente KS-Vollsteine KS-Lochsteine LM 21 LM 36
KS-Blocksteine KS-Hohlblock-
XL XL-N, 2 1,2 1,3
steine
XL-E
4 1,6 2,2
2 – – – –
6 2,2 2,9
4 4,7 2,9 2,9 2,9
8 2,5 3,3
6 6,0 4,0 4,0 3,7
10 2,8 3,3
8 7,3 5,0 5,0 4,4
12 2,8 3,3
10 8,3 6,0 6,0 5,0
16 2,8 3,3
12 9,4 7,0 7,0 5,6
20 2,8 3,3
16 11,2 8,8 8,8 6,6
28 2,8 3,3
20 12,9 10,5 10,5 7,6
28 16,0 13,8 13,8 7,6
36 16,0 13,8 16,8 7,6
48 16,0 13,8 16,8 7,6
60 16,0 13,8 16,8 7,6
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 37

Tabelle 13. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbeton- und Tabelle 14. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbeton-
Betonsteinen [5] Vollblçcken Vbl-S, SW mit Normalmauermçrtel [5]

Leichtbeton- Steinfestig- fk Steinfestig- fk


steine keitsklasse N/mm± keitsklasse N/mm±
Mçrtelgruppe LB-Vollblçcke Vbl-S, SW mit Normalmauermçrtel
Mçrtelgruppe
II IIa III und IIIa
II IIa II IIIa
Hbl I, Hbn I 2 1,6 1,7 1,8
2 1,4 1,6 1,9 2,2
4 2,5 2,7 2,8
4 2,1 2,4 2,9 3,3
6 3,2 3,4 3,7
6 2,7 3,1 3,7 4,2
8 – 4,1 4,4 8 3,1 2) 3,9 4,4 4,9
10 – 4,7 5,1 10 3,5 2) 4,5 5,0 5,6
12 – 5,3 5,7 12 3,9 2) 5,0 5,6 6,3
Hbl II, Hbn II 2 1,4 1,5 1,7 16 4,6 2) 5,9 1) 6,6 7,4
4 2,2 2,4 2,6 20 5,3 2) 6,7 1) 7,5 8,4
6 2,9 3,1 3,3 28 5,3 2) 6,7 1) 9,2 10,3

8 – 3,7 4,0 36 5,3 2) 6,7 1) 10,2 11,9

10 – 4,3 4,6 48 5,3 2) 6,7 1) 12,2 14,1


60 5,3 2) 6,7 1) 14,3 16,0
12 – 4,8 5,1
V, Vbl 2 1,5 1,6 1,8 1) Die Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Leichtbetonvollblçcken
Vbl-S, SW mit NM IIa darf nicht grçßer angenommen werden als fr
4 2,5 2,7 3,0 Steinfestigkeitsklasse 12, und die Steinfestigkeit darf nicht grçßer
angenommen werden als die dreifache Mçrtelfestigkeit fst £ 3 · fm.
6 3,4 3,7 4,0 2) Die Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Leichtbetonvollblçcken
Vbl-S, SW mit NM II darf nicht grçßer angenommen werden als fr
8 – 4,5 5,0
Steinfestigkeitsklasse 6, und die Steinfestigkeit darf nicht grçßer
10 – 5,4 5,9 angenommen werden als die dreifache Mçrtelfestigkeit fst £ 3 · fm.

12 – 6,1 6,7 Tabelle 15. fk-Werte von Leichtbeton-Mauerwerk


16 – – 8,3 mit Leichtmauermçrtel [5]

20 – – 9,8 Steinfestig- fk
keitsklasse N/mm±
Vn, Vbn 4 2,7 3,1 3,5
Voll- und Lochsteine mit Leichtmauermçrtel
6 3,5 4,0 4,4
2 1,4
8 – 4,8 5,2
4 2,3
10 – 5,4 6,0 6 3,0
12 – 6,1 6,7 8 3,6
16 – – 7,9
20 – – 9,1 Tabelle 16. fk-Werte von Mauerwerk aus Porenbetonsteinen [5]

28 – – 9,1 Steinfestig- fk
keitsklasse N/mm±
Vollsteine mit Dnnbettmçrtel
2 1,8
4 3,2
6 4,5
8 5,7
38 A Baustoffe · Bauprodukte

4.4 DIN 1053-13 (Genaueres Tabelle 17. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit
Berechnungsverfahren) von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- und
Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel [4]
Im genaueren Berechnungsverfahren nach DIN
1053-13 [4] ist die charakteristische Mauerwerkdruck- Mittlere Stein- Mçrtelart Parameter
festigkeit aus den Rechenanstzen fr Mauerwerk mit druckfestigkeit
k a b
Normalmçrtel in Gl. (18) bzw. fr Mauerwerk mit N/mm±
Leichtmçrtel oder Dnnbettmçrtel in Gl. (19) rech-
2,5 £ fst < 10,0 NM II 0,68 0,605 0,189
nerisch mit den in den Tabellen 17 bis 22 angegebenen
Gleichungsparametern und Exponenten zu ermitteln. NM IIa
fk ¼ k  fba  fmb (18) NM III 0,70
NM IIIa
fk ¼ k  fba (19)
10,0 £ fst £ 75,0 NM II 1) 0,69 0,585 0,162
Dabei sind:
fk charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk NM IIa 2) 0,79
in N/mm± NM III
K Konstante
NM IIIa
a, b Exponenten
fst mittlere Mauersteindruckfestigkeit in Lastrichtung 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
in N/mm± (um den Faktor 1,25 erhçhter Nennwert men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 25 N/mm±.
der Festigkeitsklasse gemß Anwendungsnorm 2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf bei Mauerziegeln nicht
und/oder Restnorm) grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 20
N/mm± und bei Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen nicht grçßer
fm die der Mçrtelgruppe zugeordnete Festigkeits-
als fr fst = 25 N/mm±.
klasse des Mauermçrtels gemß DIN EN 998-2
[19] in Verbindung mit DIN V 18580 [20] in
N/mm± Tabelle 18. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen
Grundstzlich ist hierdurch eine von den Festigkeits-
mit Normalmçrtel [4]
klassen losgelçste Bestimmung der Mauerwerkdruck-
festigkeit unter Bezug auf deklarierte Werte mçglich. Steinart Mçrtelart Parameter
Ursprnglich sollten die Parameter K, a und b fr smt-
k a b
liche in der Praxis vorkommenden Mauerstein-Mauer-
mçrtel-Kombinationen auf Grundlage der Versuchsaus- KS-Vollsteine, NM II, IIa 1) 0,95 0,585 0,162
wertung in der Norm festgelegt werden. Fr bestimmte KS-Blocksteine
NM III, IIIa 2)
Kombinationen erfolgte jedoch – u. a. aufgrund zu ge-
ringer Anzahl von Versuchswerten – eine Ermittlung 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
der Parameter durch Anpassung der Potenzfunktion an men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 45 N/mm±.
die Eckpunkte der bisherigen Treppenkurve aus DIN 2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
1053-100 [2]. Die von den Mauerstein-Mauermçrtel- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 60 N/mm±.
Kombinationen abhngigen Gleichungsparameter sind
in Tabellenform in DIN 1053-13 [4] angegeben (s. Ta- Tabelle 19. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
bellen 17 bis 22). Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planele-
In den Bildern 7 bis 16 sind die mit den im genaueren menten mit Dnnbettmçrtel [4]
Verfahren nach DIN 1053-13 [4] anzusetzenden Para-
metern (s. Tabellen 17 bis 22) ermittelten Kurven fr Steinart Mçrtel- Parameter
den Zusammenhang zwischen Mauerwerkdruckfestig- art
k a b
keit und Steindruckfestigkeit zusammen mit den cha-
rakteristischen Werten der Mauerwerkdruckfestigkeit fk KS-Plan- XL DM 1) 1,70 0,630 –
in Abhngigkeit von der Steindruckfestigkeit nach DIN elemente
XL-N, XL-E 0,80 0,800 –
1053-11 [5] dargestellt.
KS-Vollsteine, KS-Blocksteine DM 2)
Die Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- KS-Lochsteine, KS-Hohlblock- DM 3) 1,15 0,585 –
und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel wurden unab- steine
hngig von den wissenschaftlichen Auswertungen in
[11] aus den charakteristischen Werten der Druckfestig- 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 35 N/mm±.
keit in DIN 1053-100 [2] abgeleitet.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
Die Parameter in Tabelle 18 basieren auf der Auswer- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 45 N/mm±.
tung vorliegender Versuchsergebnisse des ibac in [11]. 3) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
Es erfolgte jedoch eine Abminderung der vorgeschla- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 25 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 39

Bild 7. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel nach [4, 5]

Bild 8. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen mit Normalmçrtel nach [4, 5]

Bild 9. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planelementen mit Dnnbettmçrtel nach [4] und [5]
40 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 20. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Die sich aus den Parametern fr Kalksand-Planelemen-
Mauerwerk aus Mauerziegeln und Kalksandsteinen mit Leicht- te XL ergebende Kurve stellt eine Nherung an die
mçrtel [4] Werte in den bestehenden Zulassungen dar; die Aus-
wertung in [11] ergab geringfgig hçhere Werte. Die
Mittlere Stein- Mçrtelart Parameter
Gleichungsparameter fr Kalksand-Planelemente
druckfestigkeit
k a b XL-N, XL-E ist eine Nherung an die Treppenkurve
N/mm±
in der Zulassung Z-17.1-575. Die Kurve fr Kalksand-
2,5 £ fst < 5,0 LM 21 0,74 0,495 – Vollsteine beinhaltet eine 10%ige Abminderung wegen
des in [11] nicht bercksichtigten maximalen Loch-
LM 36 0,85 anteils und stellt den Kompromiss fr die Schlankheits-
5,0 £ fst < 7,5 LM 21 0,74 umrechnung dar. Die Parameter fr Lochsteine sind
eine Nherung an die bisher geltenden Werte fr Nor-
LM 36 1,00 malmauermçrtel der Mçrtelgruppe III.
7,5 £ fst £ 35,0 LM 21 1) 0,81 Die Parameter fr Mauerwerk aus Mauerziegeln und
Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel in Tabelle 20 wurden
LM 36 1) 1,05 unabhngig von [11] durch Anpassung der Potenzfunk-
tion an die Eckpunkte der bisherigen Treppenkurve aus
1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 15 N/mm±. DIN 1053-100 [2] ermittelt.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom- Die Parameter fr Mauerwerk aus Leichtbeton- und
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 10 N/mm±. Betonsteinen in Tabelle 21 basieren auf einer separaten
von der Leichtbetonindustrie durchgefhrten Auswer-
tung. Dabei erfolgte einheitlich ein Bezug auf die
Schlankheit l = 5. Die Parameter fr Vbl-S, SW ent-
genen Faktoren, da keine Untersuchungen fr den ma- sprechen denen fr Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie
ximalen Lochanteil bei der Auswertung bercksichtigt Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçr-
werden konnten. Ferner wurde eine Abminderung der tel in Tabelle 17. Bei Vn, Vbn sowie Vm und Vmb
Faktoren fr den Bezug auf die Schlankheit l = 5 vor- wurden die Gleichungsparameter fr Mauerwerk aus
genommen, da neuere Forschungsergebnisse [21] ge- Kalksand-Vollsteinen und -Blocksteinen mit Normal-
zeigt haben, dass der bei der Auswertung der Kalksand- mçrtel Tabelle 18 bernommen.
stein- und der Leichtbetonversuche angesetzte Faktor Die nach DIN 1053-13 [4] fr Mauerwerk aus Betonstei-
1,1 zur Umrechnung von der Schlankheit l = 5 auf nen (Vn, Vbn, Vm, Vmb) mit Normalmçrtel anzusetzen-
die Schlankheit l = 0 zu hoch ist. Die Exponenten a den Parameter aus Tabelle 21 entsprechen denen fr Mau-
und b wurden geringfgig angepasst, sodass sie mit erwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Block-
denen aus Tabelle 17 bereinstimmen. steinen mit Normalmçrtel (s. Tabelle 18 und Bild 8).

Tabelle 21. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen [4]

Steinsorte Mittlere Stein- Mçrtelart Parameter


druckfestigkeit
k a b
N/mm±
Vollsteine V, Vbl – NM 0,67 0,74 0,13
Vbl-S, SW 2,5 £ fst < 10,0 NM II 1), IIa 1) 0,68 0,605 0,189
NM III 1), IIIa 1) 0,70
10,0 £ fst £ 75,0 NM II 1) 0,69 0,585 0,162
NM IIa 1), III 1), IIIa 1) 0,79
Vn, Vbn, Vm, Vmb – NM 0,95 0,585 0,162
Lochsteine Hbl I, Hbn I NM 0,82 0,63 0,10
Hbl II, Hbn II 0,74
Voll- und Lochsteine LM 21, LM 36 2) 0,79 0,66 –

1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 7,5 N/mm± bei MG II, fst = 15
N/mm± bei MG IIa, fst = 25 N/mm± bei MG III und IIIa. Außerdem darf die Steinfestigkeit darf nicht grçßer angenommen werden als die
dreifache Mçrtelfestigkeit fst £ 3 · fm.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 10 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 41

Bild 10. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln und Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel nach [4] und [5]

Bild 11. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen V, Vbl mit Normalmçrtel nach [4, 5]

Bild 12. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen Vbl-S, SW mit Normalmçrtel nach [4, 5]
42 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 13. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen (Hbl I, Hbn I) mit Normalmçrtel nach [4, 5]

Bild 14. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen (Hbl II, Hbn II) mit Normalmçrtel nach [4, 5]

Bild 15. fk-Werte von Leichtbeton-Mauerwerk mit Leichtmauermçrtel nach [4, 5]


II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 43

Bild 16. fk-Werte von Mauerwerk aus Porenbetonsteinen nach [4, 5]

Tabelle 22. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von 6 Literatur


Mauerwerk aus Porenbetonsteinen [4]
[1] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung
Steinart Steinsorte Mçrtelart Parameter und Ausfhrung.

k a b [2] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100: Berech-


nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
Porenbeton- Vollsteine DM 0,84 0,83 – heitskonzepts.
steine
[3] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung und
Konstruktion von Mauerwerksbauten – Regeln fr bewehrtes
und unbewehrtes Mauerwerk.

Die Parameter in Tabelle 22 basieren auf der Auswer- [4] Norm-Entwurf DIN 1053-13:2009-03 Mauerwerk; Teil
13: Genaueres Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauer-
tung vorliegender Versuchsergebnisse des ibac in [11].
werk.
In Abstimmung mit der Bauaufsicht erfolgte jedoch
durch die Porenbetonindustrie eine Abminderung des [5] Norm-Entwurf DIN 1053-11:2009-03: Mauerwerk; Teil
in [11] vorgeschlagenen k-Faktors von 0,864 auf 0,84. 11: Vereinfachtes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mau-
Das Zustandekommen des abgeminderten Faktors wur- erwerk.
de bislang nicht erlutert. [6] DIN 1053-1:1990-02: Mauerwerk; Rezeptmauerwerk;
Berechnung und Ausfhrung.
[7] DIN 1053-2:1996-11: Mauerwerk; Teil 2: Mauerwerks-
festigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprfungen.
5 Schlussbemerkung
[8] DIN 1053-100:2006-08: Mauerwerk; Teil 100: Berech-
Die hinsichtlich der noch nicht bauaufsichtlich einge- nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
fhrten Normenteile DIN 1053-11 bis DIN 1053-14 heitskonzepts.
dargestellten Faktoren und Zusammenhnge geben
[9] Entwurf DIN 1053-100/A1:2007-02: Mauerwerk; Teil
das Resultat einer Auswertung und Diskussion in den
100: Berechnung auf der Grundlage des semiprobabilisti-
Normenausschssen wieder. Hier werden im Rahmen schen Sicherheitskonzepts; nderung A1.
einer endgltigen Bearbeitung der Schlussfassung noch
nderungen an einzelnen Stellen auftreten. Solange [10] Jger, W.; Pflcke, T.; Schçps. P.: Kommentierte Tech-
DIN 1053-11 bis DIN 1053-14 nicht eingefhrt sind, nische Regeln fr den Mauerwerksbau. Teil 1: DIN
gelten die Festlegungen in DIN 1053-1 und 1053-100: Mauerwerk – Berechnung auf der Grundlage des
DIN 1053-100. An dem Grundprinzip der Vorgehens- semiprobalistischen Sicherheitskonzepts – Kommentare und
weise zur Ermittlung ndert dies jedoch nichts. nde- Erluterungen. In: Mauerwerk-Kalender 31 (2006),
S. 363–444. Ernst & Sohn, Berlin.
rungen gegenber dem hier beschriebenen Stand wer-
den sich aufgrund einzelner Versuchsreihen und daher [11] Brameshuber, W.; Graubohm, M.: Elektronische Auf-
notwendiger Korrekturen ergeben. bereitung von Versuchsdatenbanken zur Erarbeitung von
44 A Baustoffe · Bauprodukte

Grundlagen fr die charakteristische Mauerwerkdruckfestig- [17] Mann, W.: Druckfestigkeit von Mauerwerk. Eine Sta-
keit in DIN 1053-1. Institut fr Bauforschung, RWTH Aa- tistische Auswertung von Versuchsergebnissen in geschlos-
chen, 2007. Forschungsbericht Nr. F 7056. sener Darstellung mit Hilfe von Potenzfunktionen. In: Mau-
erwerk-Kalender 8 (1983), S. 687–699. Ernst & Sohn, Berlin.
[12] DIN V 106-1:2003-02: Vornorm Kalksandsteine;
Teil 1: Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock-, Plansteine, Planele- [18] Brçcker, O.: Steinfestigkeit und Wandfestigkeit. In:
mente, Fasensteine, Bauplatten, Formsteine. Ziegelindustrie 21 (1961), Nr. 2, S. 19–21.
[13] DIN V 18151-100 2005-10: Hohlblçcke aus Leicht- [19] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
beton; Teil 100: Hohlblçcke mit besonderen Eigenschaften. Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel.
[14] DIN V 18152-100 2005-10: Vollsteine und Vollblçcke [20] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen
aus Leichtbeton; Teil 100: Vollsteine und Vollbçcke mit be- Eigenschaften.
sonderen Eigenschaften.
[21] Jger, W.; Pflcke, T.: Einfluss der Schlankheit auf die
[15] DIN V 4165 2003-06: Porenbetonsteine: Plansteine und Druckfestigkeit von Mauerwerksprfkçrpern nach EC 6.
Planelemente. IRB-Verlag, Stuttgart, 2006. Best.-Nr. T 3106.
[16] Bauregelliste: Bauregelliste A, Bauregelliste B und Lis-
te C (Ausgabe 2006/1). In: DIBt-Mitteilungen 37 (2006),
Nr. 33, Sonderheft.
A Baustoffe · Bauprodukte 45

III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung


mit dem deutschen Bauordnungsrecht
Antonio Caballero Gonzlez, Hannover

1 Einfhrung 2 Hintergrnde zur europischen


Nach etwas ber 20 Jahren Normungsarbeit wurde die Normung im Bereich der
erste Generation europischer Mauerstein- und Mauer- Mauerwerksprodukte
mçrtelnormen vor einigen Jahren von den nationalen Mit der zunchst nur politisch bekundeten Vision des
Normungsinstituten wie dem DIN verçffentlicht. Seit Freien Warenverkehrs vor Augen, begann die Normung
2005 bzw. 2006 sind diese europischen Produktnor- von Mauerwerksprodukten auf europischer Ebene be-
men, mit Ausnahme einiger weniger Mitgliedstaaten, reits Mitte der 1980er-Jahre. Dies geschah zunchst
EU-weit die technische Grundlage fr das Inverkehr- vorgreifend, da dem politischen Willen anfnglich
bringen von Mauersteinen und Mauermçrteln. Die noch der konkrete rechtliche Rahmen fehlte. Erst durch
rechtliche Grundlage bildet die sog. Bauproduktenricht- die Verabschiedung der Bauproduktenrichtlinie (BPR)
linie, die in Deutschland durch das Bauproduktengesetz [1] 1988 durch den Rat der Europischen Gemeinschaf-
zu nationalem Recht wurde. Erkennbar sind Baupro- ten und deren anschließender Umsetzung durch die Mit-
dukte, die gemß Bauproduktenrichtlinie und mit Be- gliedstaaten in das jeweilige nationale Recht wurde die-
zug auf eine harmonisierte Produktnorm oder eine Eu- ser rechtliche Rahmen geschaffen. In Deutschland er-
ropische Technische Zulassung (ETA) 1) in Verkehr folgte diese Umsetzung 1992 durch das Bauprodukten-
gebracht werden, am CE-Kennzeichen. gesetz [2].
In dem vorliegenden Beitrag wird auf die Unterschiede Ein wesentliches Ziel der Bauproduktenrichtlinie ist es,
zwischen den ehemaligen deutschen und den neuen eu- bestehende Handelshemmnisse zwischen den Mitglied-
ropischen Produktnormen fr Mauersteine und Mauer- staaten der Europischen Gemeinschaft fr Bauproduk-
mçrtel sowie auf die Bedeutung der CE-Kennzeichnung te auszurumen, um den freien Warenverkehr zu er-
eingegangen. Hierauf aufbauend wird das deutsche mçglichen. Da hierzu gemeinsame Produktnormen,
Konzept fr die bauaufsichtliche Handhabung CE-ge- als gemeinsame „Produktsprache“, eine wichtige Vo-
kennzeichneter Mauerwerksprodukte erlutert und die raussetzung sind, erteilte die Europische Kommission
sich hieraus ableitende Verantwortung fr den Verwen- CEN 2) – dem europischen Normungsinstitut – in der
der solcher Produkte. Folge Mandate (Auftrge) fr definierte Produktgrup-
Zugunsten einer besseren Allgemeinverstndlichkeit er- pen sog. „harmonisierte Normen“ zu erarbeiten. Fr
hebt der Autor des vorliegenden Beitrags nicht den An- Mauerwerksprodukte erging 1997 das Mandat M 116,
spruch in allen Details stets formal und juristisch exakt auf dessen Grundlage CEN die Teile 1 bis 6 der DIN
zu sein. Dies wre ohnehin nicht mçglich, da die Bau- EN 771 sowie die beiden Teile der DIN EN 998 erar-
produktenrichtlinie in vielen Bereichen unzureichend beitete.
exakt und damit selbst Auslçser zahlreicher Aus- Durch die Bauproduktenrichtline und deren Umsetzung
legungsdiskussionen ist, nicht zuletzt in der Frage, in nationales Recht haben sich die Mitgliedstaaten der
was genau das CE-Kennzeichen aussagt. Europischen Union u. a. verpflichtet, europisch ver-
abschiedete, harmonisierte Bauproduktnormen ein-
zufhren und entsprechende nationale Normen zurck-
zuziehen. Darber hinaus besteht zwischen CEN und
seinen Mitgliedern, wie etwa dem DIN, eine hnliche
1) ETA: European Technical Approval. Europische Tech-
bereinkunft. Fr die Umstellung der Ablufe in Pro-
nische Zulassungen werden von der Europischen Orga- duktion, Vertrieb etc. von nationalen auf europische
nisation fr Technische Zulassungen (EOTA) erteilt. Eu- Normen wird den Baustoffherstellern in der Regel
ropische Technische Zulassungen spielen im Bereich der eine einjhrige bergangsfrist – die sog. Koexistenz-
Mauerstein- bzw. Mauermçrtelprodukte derzeit keine Rol- periode – gewhrt. Die Koexistenzperiode beginnt mit
le und werden daher im Folgenden nicht weiter behandelt.
In Bezug auf die Anwendung von Bauprodukten gemß
einer ETA in Deutschland gilt im Prinzip das Gleiche wie
fr Bauprodukte nach einer harmonisierten europischen
Norm. 2) Comit Europen de Normalisation

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
46 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 1. bergang von nationalen auf europische Normen am Beispiel der Mauerstein- und Mauermçrtelnormen
(Erluterung Anwendungsnorm, s. Abschn. 7.1)

dem „Date of Applicability“ (DOA) – dem Tag, an dem passungen von Prozessen im Herstellwerk angemessen
die betreffende europische Norm in Kraft tritt und da- sein kann, jedoch das Aufbrauchen der Lagerbestnde
mit erstmals angewendet werden kann – und endet mit deutlich lngere Rest- bzw. Nachlaufzeiten geltender
dem „Date of Withdrawal“ (DOW) – dem Tag, an dem Normen erfordert. Ob dies die Europische Kommis-
bisherige nationale Normen ihre çffentlichrechtliche sion nach den bisherigen Erfahrungen auch so sehen
Bedeutung verlieren und von den Mitgliedstaaten zu- wird, wird von den beteiligten Mauerwerkkreisen be-
rckzuziehen sind. Fr die erste Generation der Mauer- reits mit Spannung erwartet, da fr 2010 berarbeitete
stein- und Mauermçrtelnormen ist dieser Umstellungs- Fassungen der geltenden europischen Mauerstein- und
prozess bereits seit einigen Jahren abgeschlossen, wie in Mauermçrtelnormen erwartet werden.
Bild 1 verdeutlicht. Seit dem 1. April 2006 gelten somit
fr das Inverkehrbringen von Mauersteinen nur die har-
monisierten europischen Normen. Fr Mauermçrtel
nach DIN EN 998 war der Stichtag bereits der 1. Febru-
3 Das deutsche Normungskonzept
ar 2005. Tabelle 1 gibt einen berblick ber die Nor- Die europischen Produktnormen, die trotz langer Nor-
menteile der DIN EN 771 und DIN EN 998. mungsphase erst wenige Jahre in Gebrauch sind kçn-
Auch bei der Einfhrung knftiger Fassungen bereits nen, insbesondere in ihrer ersten Generation, nicht als
geltender harmonisierter Produktnormen sind ber- gewachsen betrachtet werden. Im Gegensatz dazu wa-
gangsregelungen dringend erforderlich, die sicherstel- ren die von den europischen Produktnormen abgelçs-
len, dass Produkte, die vor Inkrafttreten der neuen Nor- ten deutschen Produktnormen ein Ergebnis jahrzehnte-
menfassungen hergestellt wurden – ob bereits in Ver- langer Erfahrung und eines entsprechenden Entwick-
kehr gebracht oder noch auf dem Lagerplatz des Her- lungsprozesses.
stellers befindlich –, in Verkehr gebracht und gehandelt Traditionell verzichtet man in Normen darauf, Eigen-
werden kçnnen. Die Sicherstellung, dass die Lager- schaften oder Bereiche zu regeln, die bereits an anderer
bestnde weiter gehandelt und verwendet werden kçn- Stelle geregelt sind. Man verweist stattdessen auf den
nen, ist auch der Grund, weshalb die vor dem DOW entsprechenden Abschnitt der betreffenden Norm oder
gltigen deutschen Produktnormen nach wie vor in setzt gleich voraus, dass die vorliegende Norm nur im
der Bauregelliste A Teil 1 genannt sind, wenngleich Zusammenhang mit anderen, einzuhaltenden Normen
nach diesen lngst nicht mehr produziert werden darf. gilt. Dieser Regel folgend wurden in Deutschland bau-
Diese Entscheidung der Bauaufsicht zeigt, dass eine stoffbezogene Merkmale meist in Stoffnormen (Pro-
bergangsfrist von einem Jahr fr ggf. notwendige An- duktnormen) geregelt die von den Bemessungs- und
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 47

Tabelle 1. Normenteile der DIN EN 771 und DIN EN 998

Norm / -teil Titel Teilweiser Ersatz fr


DIN EN 771 Festlegungen fr Mauersteine
-1 Teil 1: Mauerziegel [10] DIN V 105-1:2002-06
DIN V 105-2:2002-06
DIN 105-3:1984-05
DIN 105-4:1984-05
DIN 105-5:1984-05
DIN V 105-6:2002-06
-2 Teil 2: Kalksandsteine [11] DIN V 106-1:2003-02
DIN V 106-2:2003-02
-3 Teil 3: Mauersteine aus Beton DIN V 18151:2003-10
(mit dichten und porigen Zuschlgen) [12] DIN V 18152:2003-10
DIN V 18153:2003-10
-4 Teil 4: Porenbetonsteine [13] DIN V 4165:2003-06
-5 Teil 5: Betonwerksteine [14] – 1)
-6 Teil 6: Natursteine [15] – 1)
DIN EN 998 Festlegungen fr Mçrtel im Mauerwerksbau
-1 Teil 1: Putzmçrtel [16] DIN 18555-1:1985-01
DIN 18555-2:1985-01
DIN 18555-3:1991-03
DIN 18555-4:1983-08
DIN 18557:1997-11 2)
-2 Teil 2: Mauermçrtel [18] DIN 1053-1:1996-11
DIN 18557:1997-11 2)

1) Weder fr Betonwerksteine noch Natursteine gab es in Deutschland entgegenstehende Produktnormen.


2) DIN 18557:1997-11, welche die Herstellung, berwachung und Lieferung von Werkmçrtel regelte, wurde insgesamt durch DIN EN 998-1
und -2 ersetzt.

Anwendungsnormen in Bezug genommen wurden. auf der Basis von Prfzeugnissen abzuleiten, geben un-
Durch die Aufteilung der Inhalte und die abgestimmte sere Bemessungsnormen Bemessungswerte fr Teil-
Weiterentwicklung der Normen stellten die Produkt-, mengen von Produkten an. Dies setzt voraus, dass die
Bemessungs- und Ausfhrungsnormen in Deutschland Teilmenge der Produkte, fr die der jeweilige Bemes-
ein in sich schlssiges, miteinander verzahntes Gesamt- sungswert gilt, hinreichend beschrieben und abgegrenzt
normenpaket dar. ist. Die Beschreibung und Einteilung der Produkte in
Ordnungshalber ist anzumerken, dass historisch bedingt Teilmengen erfolgte in der Regel in den Produktnormen
zunchst die Baustellen- und spter dann auch die (Ausnahme z. B. Mauermçrtel, s. o.), damit die Herstel-
Werkmçrtel eine Ausnahme von der Regel, die Inhalte ler, an die sich in erster Linie die Produktnormen rich-
in der zuvor beschriebenen Art zu trennen darstellten. ten, entsprechend produzieren zu kçnnen. Die deut-
Baustellen- und Werkmçrtel waren nicht in einer eigen- schen Produktnormen fr Mauersteine legten beispiels-
stndigen Produktnorm, sondern im Anhang A der Be- weise fest, wie die Produkte in Voll- und Lochsteine
messungs- und Ausfhrungsnorm fr Mauerwerk DIN einzuteilen waren und welche Voraussetzungen (Loch-
1053-1:1996-11 [3] geregelt, in der diese Festlegungen anteile, Lochdurchmesser, etc.) hierfr galten. Durch
immer noch enthalten sind. Lediglich die Herstellung, Verweis auf die Produktnormen und ggf. Bezug auf
berwachung und Lieferung von Werkmçrteln war in die dort festgelegten und benannten Teilmengen war
DIN 18557:1997-11 [4] geregelt. eindeutig geregelt, fr welche Bauprodukte bzw. fr
Die deutschen Bemessungsnormen, wie etwa die welche Teilmengen daraus – eine normgerechte Ver-
DIN 1053-1:1996-11, beinhalten eine Vielzahl von Be- arbeitung vorausgesetzt – die in den Bemessungsnor-
messungswerten, die in verallgemeinerter Form an- men angegebenen Bemessungswerte galten.
wendbar sind. Das heißt, anders als in anderen Staaten, Die Bemessungswerte fr die Mauerwerksfestigkeiten
in denen es blich ist, individuelle Bemessungswerte in DIN 1053-1:1996-11 bzw. DIN 1053-100:2006-08
48 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 2. Mauerwerkdruckfestigkeit von Lochsteinen einer Mauersteinart mit Dnnbettmçrtel

[5] gelten demnach nur in Verbindung mit genormten Beispiel der Mauersteine und der Mauerwerkdruckfes-
Mauersteinen und -mçrteln und nur dann, wenn u. a. die tigkeit verdeutlichen. In Bild 2 sind die Ergebnisse der
Fugendicken und die berbindemaße bei der Ausfh- Druckfestigkeit von Dnnbettmauerwerk aus Lochstei-
rung eingehalten werden. Gleiches oder hnliches gilt nen einer Mauersteinart in Abhngigkeit von der Mau-
fr die wrme- und feuchteschutztechnischen Bemes- ersteindruckfestigkeit dargestellt. Die Bandbreite der
sungswerte der DIN V 4108-4:2007-06 [6], den be- Ergebnisse zeigt, dass die Mauerwerkdruckfestigkeit
werteten Schalldmmmaßen nach DIN 4109 Bei- offensichtlich nicht allein von der Mauersteindruckfes-
blatt 1:1989-11 [7], den Feuerwiderstandsklassen der tigkeit abhngt. Da es sich im gezeigten Beispiel um
DIN 4102-4:1994-03 [8], etc. Auch diese Bemessungs- Ergebnisse von Dnnbettmauerwerk handelt, kann ein
werte setzen genormte und normgerecht verarbeitete Einfluss des Mçrtels vernachlssigt werden. Da auch
Bauprodukte voraus. Einflsse infolge unterschiedlicher Mauersteinarten
Die in den Bemessungsnormen angegebenen Rechen- ausgeschlossen sind, sind die Unterschiede offensicht-
werte stellen untere und/oder obere Grenzwerte dar, die lich auf die unterschiedlichen Lochbilder zurckzufh-
aufgrund zahlreicher Nachweise, Forschung und Erfah- ren. Trotz gleicher Mauersteindruckfestigkeiten haben
rung fr die in den Produktnormen definierte(n) Teil- demnach offenbar Lochanteil, Grçße und Anordnung
menge(n) von Produkten gesichert abgeleitet werden der Lçcher sowie anderer Lochbildmerkmale einen nen-
konnten. Die deutschen Produktnormen definierten die- nenswerten Einfluss auf die Mauerwerkdruckfestigkeit.
se Teilmenge(n) in Form von Einstufungen bzw. Klas- Der Einfluss dieser Lochbildmerkmale kann derzeit
sierungen von Produkteigenschaften sowie durch be- zwar weder im Einzelnen noch in der Summe quantifi-
schreibende Festlegungen. Die Aufnahme weiterer Pro- ziert werden, kann jedoch auch nicht ignoriert werden.
dukte in bestehende deutsche Produktnormen, d. h. die Die Festlegungen zu den Lochbildern in den ehemali-
Erweiterung der definierten Teilmenge(n), setzte durch gen deutschen Mauersteinnormen sind somit nichts an-
die bestehende Abhngigkeit zu den Bemessungsnor- deres als die geometrische Beschreibung derjenigen
men somit jedoch voraus, dass fr diese „neuen“ Pro- Teilmenge von Mauersteinen, fr welche die Rechen-
dukte die entsprechenden Nachweise und insbesondere werte der Bemessungsnormen, in diesem Fall der
ausreichende Erfahrungswerte vorlagen, sodass die gel- DIN 1053-1 bzw. -100, als gesichert gelten kçnnen.
tenden Rechenwerte auch auf die „neuen“ Produkte an- Da man bis heute nicht weiß, welche Lochbildmerkma-
wendbar waren oder neue gesicherte Rechenwerte ab- le welchen Einfluss nehmen, handelt es sich bei den
geleitet werden konnten. Bis dies gegeben war, wurde Festlegungen in den Produktnormen um den Versuch,
die Verwendung nicht genormter, innovativer Baupro- die Teilmenge der Lochbilder, fr die hinreichend Er-
dukte z. B. in allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun- kenntnisse und Erfahrungen vorliegen, bestmçglich de-
gen geregelt. skriptiv (beschreibend) zu erfassen. Mauerwerk aus
Die Notwendigkeit, die Teilmenge(n) der Produkte, fr Mauersteinen mit Lochbildern, die diesen Festlegungen
die bestimmte Bemessungswerte gelten, auch mithilfe nicht entsprechen, mag sich gleichwertig oder besser
beschreibender Elemente zu definieren, lsst sich am verhalten, jedoch ist dies ohne Nachweis zunchst nicht
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 49

bekannt und kann daher keinesfalls als gesichert ange- produkten die technischen Eigenschaften in Form von
nommen werden. Klassen und Stufen ausgedrckt werden.
Neben der deskriptiven Abgrenzung der Produkte, die Kurzum: Aufgrund der gngigen Praxis und der not-
von den Produktnormen erfasst und ggf. in Teilmengen wendigen Anbindung an Ausfhrungs- und Bemes-
unterteilt werden, ist die Einstufung und Klassierung sungsnormen fhrt in Deutschland derzeit kein Weg
von Baustoffeigenschaften ein wesentliches Merkmal an der Klassierung und Einstufung der technischen Ei-
der ehemaligen deutschen Produktnormen. Im All- genschaften genormter Massenprodukte vorbei. Fr
gemeinen versteht man unter Klassierung die Einteilung nicht genormte, allgemein bauaufsichtlich eingefhrte
der Baustoffeigenschaften in definierte Wertebereiche, Produkte trifft dies nicht zu. Diese sind entweder im
z. B. in Druckfestigkeits- oder Rohdichteklassen. Aber Zuge der Bemessung konkret festzulegen oder es ist
auch die Aufteilung der Produkte in Teilmengen selbst im Einzelfall zu prfen, ob das betreffende zugelassene
oder in Qualitten stellt eine Klassierung dar. Bereits Produkt in allen Belangen den technischen Vorausset-
vor nahezu 20 Jahren beschrieb Kirtschig [9] die Vor- zungen der Bemessung gengt.
teile, die eine Klassierung fr Planer, Baustoffhandel Neben der Definition von Klassen und Stufen haben die
und Hersteller in Mrkten mit entsprechend großem ehemaligen deutschen Produktnormen aber auch Quali-
Warenangebot, wie etwa in Deutschland, haben. Die tten festgelegt. Beispielsweise verbindet sich mit einem
Einteilung der Produkteigenschaften in Stufen und Vormauerstein, Verblender, Klinker, Vollstein oder ei-
Klassen, die so gewhlt sind, dass z. B. der Einfluss nem Planstein jeweils eine Reihe von Eigenschaften, die
der individuellen Werte innerhalb der Klassengrenzen von dem Mauerstein einzuhalten sind, damit dieser so
auf die Eigenschaften des Bauteils vernachlssigbar bezeichnet werden kann: KS-Verblender etwa mssen
sind, reduziert die Produktvielfalt durch Zusammenfas- mindestens der Festigkeitsklasse 16 entsprechen, min-
sung scheinbar unterschiedlicher Werte auf die vor- destens 50 Frost-Tau-Wechsel nach einem festgelegten
gegebenen Klassen- bzw. Stufenwerte. Diese Reduzie- Prfverfahren bestehen und es drfen nur besonders aus-
rung macht bei einem großen Warenangebot erst den gewhlte Rohstoffe fr deren Herstellung verwendet
Vergleich mçglich und erlaubt einen sinnvollen preis- werden. Gleiches gilt fr Mauermçrtel: Die Bezeichnung
lichen Wettbewerb. NM IIa oder LM 21 beispielsweise umfasst eine Reihe
Ein Szenario ohne Klassen und Stufen ist fr genormte von Eigenschaften (Druckfestigkeit, Dichte, Querverfor-
Massenprodukte, zu denen i. d. R. auch genormte Mau- mungsverhalten, Verbundeigenschaften, Fugenmçrtel-
erwerksprodukte zhlen, in Deutschland aufgrund der eigenschaften, etc.), die vom Mauermçrtel einzuhalten
Angebotsvielfalt undenkbar. Eine weitestgehend flexi- sind. Hintergrund der festgelegten Qualitten sind die
ble Vorbemessung wre ohne Klassen und Stufen Erfahrungswerte z. B. in Bezug auf das Zusammenspiel
kaum mçglich, da der Planer das zu verwendende Pro- mit anderen Bauprodukten, aber nicht zuletzt auch in
dukt gleich zu Anfang der Planung eindeutig festlegen Bezug auf die Dauerhaftigkeit.
msste. Folglich wre eine sptere Auswahl alternati- Die Dauerhaftigkeit von Baustoffen und Bauteilen ist
ver Produkte wesentlich erschwert oder gar unmçg- ein komplexes Thema, welches nicht immer durch Pr-
lich, da es reiner Zufall wre, wenn zwei Produkte fungen eindeutig beantwortet werden kann. Vielmehr
exakt gleiche Kombinationen von Produkteigenschaf- spielt hierbei die Erfahrung eine wesentliche, hufig
ten (z. B. Druckfestigkeit, Rohdichte, Wrmeleitfhig- sogar die wesentlichste Rolle. Auch ohne die ausschlag-
keit, etc.) aufweisen wrden. Gleichfalls wre hier- gebenden Mechanismen zu kennen oder diese explizit
durch der preisliche Wettbewerb erschwert oder unter- bewerten zu kçnnen, ist beispielsweise aus jahrzehnte-
bunden. Ebenso wre der Vertrieb von Bauprodukten langer Praxiserfahrung implizit bekannt, dass Mauer-
ber den Baustoffhandel aufgrund der erheblich grç- werk gemß den Ausfhrungsregeln der DIN 1053
ßeren Produktvariationen und der daraus resultieren- aus den ehemals in Deutschland genormten Mauerstei-
den aufwendigeren Lagerhaltung sowie der grçßeren nen und -mçrteln dauerhaft ist. Keiner kann derzeit bei-
Menge vorzuhaltender und zu bermittelnder, spezi- spielsweise mit Bestimmtheit sagen, ob ein Außenmau-
fischer Produktdaten erheblich erschwert. Die kurzfris- erwerk auch dann den in Deutschland blichen Witte-
tige Versorgung der Baustellen mit Massenprodukten rungsbedingungen dauerhaft stand hielte, wenn die
ber den Baustoffhandel wre nur bedingt mçglich, da Mauersteine weniger Frostzyklen als bislang gefordert
mangels Vergleichbarkeit nur das vom Planer fest- schadlos berstehen. Ebenso wenig kann derzeit gesagt
gelegte Bauprodukt infrage kme, dessen Verfgbar- werden, ob das jeweilige Frostprfverfahren die Sch-
keit nicht zwingend gewhrleistet wre. Eine Ausnah- digungsmechanismen einer natrlichen Bewitterung
me bilden genormte Massenprodukte nur dann, wenn ausreichend genau im Zeitrafferverfahren simuliert,
das betreffende Produkt eine einzigartige Eigenschaft wohl eher ist eine gegenteilige Aussage mçglich. Allein
aufweist (z. B. Farbe oder Erscheinungsbild) aufgrund die ber Jahrzehnte gewachsene Erfahrung aus man-
dessen andere Produkte von vornherein nicht infrage gelnden Schden lsst den Rckschluss zu, dass Außen-
kommen. Allerdings sehen die deutschen Bemessungs- mauerwerk aus gemß den ehemaligen deutschen Pro-
normen bei den technischen Eigenschaften derzeit kei- duktnormen festgelegten Mauersteinqualitten (ein-
ne individuelle Zuordnung von Bemessungswerten schließlich der festgelegten Prfungen) unter deutschen
vor, weshalb auch bei speziellen genormten Massen- Witterungseinflssen dauerhaft frostbestndig ist.
50 A Baustoffe · Bauprodukte

Die in den Produktnormen definierten Qualitten und Produkte“. „Nicht geregelte Bauprodukte“ sind u. a.
festgelegten Stufen und Klassen haben einen weiteren, Bauprodukte, die wesentlich von den in der Bauregel-
ganz wesentlichen Vorteil: erst durch diese ist es mçg- liste A Teil 1 bekannt gemachten Normen abweichen
lich, Produkteigenschaften mithilfe von Kurzkennzei- und in diesem Fall nur mit einer allgemeinen bauauf-
chen anzugeben. Beispielsweise war in Verbindung sichtlichen Zulassung verwendet werden drfen.
mit der DIN V 105-1 jedem am Baugeschehen Betei- Die Frage des Umgangs mit genormten oder von der
ligten klar, welche Produkteigenschaften sich hinter der Norm abweichenden Produkten und wie diese gekenn-
Bezeichnung „HLz B 12-1,0 2 DF“ verbergen, und zeichnet sind, ist in privat- bzw. vertragsrechtlicher
selbst die Mauersteinmaße waren bekannt. Kurzkenn- Hinsicht von zweitrangiger Bedeutung, da Bauproduk-
zeichen sind eine nicht zu unterschtzende Erleichte- te, die in der Bauregelliste A Teil 1 genannt sind, in
rung fr die Kommunikation zwischen Herstellern, Pla- beiden Fllen nur dann in Verkehr gebracht werden
nern, Handel und Verarbeitern. Sie erlauben die Aus- durften, wenn sie das bereinstimmungskennzeichen
schreibung bzw. Festlegung und Bestellung der zu ver- (-Zeichen) trugen. Voraussetzung fr das Anbringen
wendenden Produkte in knappster Form. Dem des -Zeichens war, dass das jeweilige Produkt mit der
Verarbeiter erlauben sie mit einem kurzen Blick fest- Norm oder der betreffenden allgemeinen bauaufsicht-
zustellen, ob die gelieferte Ware mit der festgelegten lichen Zulassung bereinstimmte. Dies schloss ein, dass
und bestellten Ware bereinstimmt. die festgelegten bereinstimmungsnachweise im Rah-
men der Eigen- und ggf. Fremdberwachung gefhrt
worden waren. Nach außen hin war das -Zeichen so-
mit das Erkennungszeichen dafr, dass das vorliegende
4 Die deutsche Kennzeichnung von Produkt norm- bzw. zulassungskonform und recht-
Bauprodukten und ihre Bedeutung mßig in Verkehr war.
In Deutschland werden Normen vom Deutschen Institut
fr Normung, welches ein gemeinntziger Verein ist,
unter Einbeziehung der beteiligten Kreise konsens- 5 Das europische Normungskonzept
basiert erarbeitet. DIN-Normen haben daher zunchst
Durch sog. Mandate erteilte die Europische Kommis-
nur eine privatrechtliche Bedeutung. Da fr die DIN-
sion CEN den Auftrag, Produktnormen zu erarbeiten,
Normen des Normungsausschusses Bau aber die Ver-
die der Bauproduktenrichtlinie als „Werkzeug“ zum
mutung gilt, dass sie den allgemein anerkannten Regeln
Angleichen nationaler Gesetze, Verordnungen und ins-
der Technik entsprechen, haben sie zudem eine beson-
besondere dem Abbau technisch begrndeter Handels-
dere Bedeutung im Vertragsrecht, z. B. in der VOB. Die
hemmnisse dienen sollten. Die Mandate geben dazu den
bereinstimmung mit der Produktnorm macht der Her-
von der Europischen Kommission zu diesen Zwecken
steller dadurch kenntlich, dass er sich auf diese bezieht,
bençtigten Mindestinhalt der Normen vor. Dazu zhlen
z. B. indem er die betreffende Norm als Teil der Pro-
die technischen Produkteigenschaften, die nach Ansicht
duktkennzeichnung benennt.
der Europischen Kommission in Abstimmung mit Mit-
Neben der privat- und vertragsrechtlichen Bedeutung
gliedstaaten notwendig sind, um den wesentlichen
kçnnen Produktnormen ber die Verçffentlichung in
Schutzzielen der Bauproduktenrichtlinie, den sog. we-
der Bauregelliste A, Teil 1 auch eine bauordnungsrecht-
sentlichen Anforderungen an Bauwerke, gengen zu
liche Bedeutung erlangen. Der Teil 1 der Bauregelliste A
kçnnen. Hierzu wurden in Abstimmung mit den Mit-
gibt die technischen Regeln (Normen) fr Bauprodukte
gliedstaaten aus den Bauerwerksanforderungen, die auf
an, „die zur Erfllung der Anforderungen der Landes-
Baustoffebene zunchst abstrakt sind, konkrete Bau-
bauordnungen von Bedeutung sind und die die betroffe-
stoffeigenschaften abgeleitet. Beispielsweise leitet
nen Produkte hinsichtlich der Erfllung der fr den Ver-
sich aus der wesentlichen Anforderung Nr. 1 „Mecha-
wendungszweck maßgebenden Anforderungen hinrei-
nische Festigkeit und Standsicherheit“ von Gebuden
chend bestimmen. Diese technischen Regeln bezeichnen
u. a. die Baustoffeigenschaft „Druckfestigkeit“ ab. Die
die geregelten Bauprodukte.“ Zu den technischen Re-
Liste der so abgeleiteten Eigenschaften findet sich im
geln, die in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt gemacht
Mandat der jeweiligen Produktgruppe wieder und die
sind, zhlen die ehemaligen deutschen Produktnormen 3)
Abschnitte, die den mandatierten Eigenschaften gewid-
fr Mauersteine und Mauermçrtel. Insofern handelte es
met sind, stellen den grçßten Teil der europischen Pro-
sich bei Mauersteinen und Mauermçrteln nach den ehe-
duktnormen dar.
maligen deutschen Produktnormen um sog. „geregelte
CEN ist jedoch eine privatrechtliche Organisation mit
einer eigenen Geschftsordnung, die ihren Mitgliedern
– wie etwa dem DIN – und auf diesem Wege den betei-
3) Die ehemaligen deutschen Produktnormen sind nach wie ligten Kreisen eine Mitsprache im Normungsprozess
vor in der Bauregelliste A Teil 1 gefhrt, u. a. um Baupro- ermçglicht. Folglich regeln viele Produktnormen auch
dukte, die bereits in Verkehr gebracht wurden, bevor die
europischen Produktnormen in Kraft traten, rechtmßig Bereiche oder Eigenschaften, die ber das Mandat der
verwenden zu kçnnen, bis die Lagerbestnde aufgebraucht Kommission hinaus gehen. Im Sinne der Bauprodukten-
sind. richtlinie bzw. der Europischen Kommission sind je-
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 51

doch nur die mandatierten und mit den Mitgliedstaaten chen und ein normkonformes Produkt herzustellen oder
abgestimmten (harmonisierten) Eigenschaften bzw. nicht. Im ersteren Fall war sein Produkt kompatibel zu
Abschnitte rechtlich relevant. Dies sind die Abschnitte den Bemessungs- und Ausfhrungsnormen und damit
einer Produktnorm, die im jeweiligen Anhang ZA in verwendbar. Im letzteren Fall wich sein Produkt von der
Bezug genommen werden. Das heißt nur die im Anhang Norm ab und durfte nur mit einer allgemeinen bauauf-
ZA genannten Abschnitte stellen in der Summe die sichtlichen Zulassung verwendet werden. Da die euro-
harmonisierte europische Produktnorm dar. Die bri- pischen Mauersteinnormen keine Anforderungen stel-
gen Abschnitte sind, selbst wenn sie sinnvoll oder von len oder, wo solche zu erkennen sind, Abweichungen
den beteiligten Kreisen gewnscht sind, in Bezug auf hiervon zulassen (z. B. in DIN EN 771-1 in Bezug auf
die Bauproduktenrichtlinie irrelevant. die Maßtoleranzen), ist es praktisch unmçglich, dass ein
Whrend die bisherigen deutschen Normen, wie zuvor Mauerstein nicht dem jeweiligen Teil der DIN EN 771
erwhnt beschreibende (deskriptive) und festlegende entspricht.
(prskriptive) Elemente beinhalteten, trifft dies in der Die deutschen Vertreter in den europischen Normen-
Regel auf europische Produktnormen nicht zu, auch gremien, nicht zuletzt Prof. Dr. Kirtschig [9], haben sich
wenn Ausnahmen diese Regel besttigen. Den europi- immer wieder dafr eingesetzt, in den europischen
schen Produktnormen liegt das sog. Performance Kon- Mauersteinnormen Klassen und Stufen etwa fr die
zept (Leistungskonzept) zugrunde, bei dem die Leis- Druckfestigkeit und Rohdichte zu definieren. Die Geg-
tung (der ermittelte Wert) der einzelnen Produkteigen- ner dieser Vorstçße haben ihre Ablehnung insbesondere
schaften im absoluten Vordergrund steht. Das heißt, die anfangs u. a. damit begrndet, dass normativ definierte
europischen Produktnormen nennen primr, durch Klassen und Stufen Handelshemmnisse darstellten und
welche Merkmale, d. h. Eigenschaften (Maße, Druck- damit der Bauproduktenrichtlinie widersprchen, die
festigkeit, Rohdichte, Wrmeleitfhigkeit, etc.), das be- aus diesem Grund nur performanceorientierte Produkt-
treffende Produkt blicherweise geprgt ist und wie normen zuließe. Untersttzung fanden sie in den Euro-
diese Eigenschaften gemß welcher Prfnorm zu be- pischen Kommissionsdiensten, die zu Anfang in Klas-
stimmen sind, um sie mit Werten zu belegen. Eine sen und Stufen ebenfalls Handelshemmnisse sahen.
Gruppierung der ermittelten Werte in Stufen, Klassen, Dass dies offensichtlich kein stichhaltiges Argument
Kategorien oder Gruppen durch Festlegungen in der ist, zeigen zahlreiche europische Bauproduktnormen,
Produktnorm ist nicht grundstzlich vorgesehen, son- nicht zuletzt die Norm fr Mauermçrtel DIN EN 998-2
dern nur dann, wenn man sich im betreffenden Normen- [18]. Fr Mauermçrtel gelang im zustndigen Normen-
ausschuss auf solche Gruppierung einigen kann. Folg- ausschuss die Verstndigung auf eine Festlegung (De-
lich ist die Definition von Qualitten, d. h. die Kom- finition) normativer Klassen fr die Mçrteldruckfestig-
bination verschiedener Eigenschaften mit vorgegeben keit, wobei es dem Hersteller berlassen bleibt, ob er
Wertebereichen, erst recht kein grundstzliches Merk- den fr sein Produkt individuell bestimmten Wert an-
mal europischer Produktnormen. Als Folge daraus las- gibt oder sich einer der definierten Klassen bedient. Im
sen die europischen Produktnormen in der Regel im CEN TC 125/WG 1, dem zustndigen Normenaus-
Vergleich zu den uns bekannten ehemaligen deutschen schuss fr Mauersteine, sind bis zuletzt entsprechende
Produktnormen einen viel grçßeren, nahezu unbegrenz- Vorschlge am nçtigen Konsens gescheitert. Lediglich
ten Produktumfang zu. die europische Mauersteinnorm fr Kalksandsteine
Ein Beispiel: Whrend die ehemaligen deutschen Mau- DIN EN 771-2 legt in einem informativen Anhang
ersteinnormen vorgaben, welchen Anforderungen die Druckfestigkeits- und Rohdichteklassen fest. Da jedoch
einzelnen Merkmale des Lochbilds eines Mauersteins informative Anhnge keinen bindenden Charakter ha-
gengen mussten, damit dieser z. B. als Lochstein ein- ben, kçnnten die in DIN EN 771-2 angegebenen Klas-
gestuft werden konnte, geben die europischen Mauer- sen von den nationalen Normungsinstituten anders de-
steinnormen lediglich vor, nach welchen Prfverfahren finiert werden, was bei einer anderen europischen
diese Merkmale zu bestimmen sind. Whrend der deut- Norm bereits der Fall war. Somit sind die informativ
sche Hersteller ehemals angab, dass es sich bei seinem angegeben Klassen nicht eindeutig und folglich fr die
Produkt um einen Lochstein gemß Produktnorm han- Praxis ungeeignet.
delte, darf er gemß europischer Produktnorm die Eine weitere Besonderheit europischer Normen ist,
Merkmale (z. B. Mindeststegdicke, Lochanteil, Grçßt- dass den vom Hersteller deklarierten Produkteigen-
lochdurchmesser, Stegdickensumme, etc.) aufzhlen schaften hufig eine statistische Sicherheit zugrunde
und mit Werten belegen oder darf – muss aber nicht – liegt. Fr Mauersteine der Kategorie I, der Kategorie,
Bezug auf eine der Mauersteingruppen im Eurocode 6 die fr die Verwendung von Mauersteinen nach
[19] nehmen. Letzteres macht jedoch nur dann Sinn, DIN 1053-1 in Deutschland vorgeschrieben ist, darf
wenn der Eurocode anwendbar ist, was, als die DIN die Wahrscheinlichkeit der Unterschreitung der dekla-
EN 771er Normen in Kraft traten, nicht der Fall war rierten Druckfestigkeit nicht ber 5 % liegen. Dies wird
und bis heute nicht ist. nochmals dahingehend eingeschrnkt, dass im Fall ei-
Da es in den ehemaligen deutschen Produktnormen ner Probenahme der ermittelte Mittelwert nicht den de-
konkrete Anforderungen u. a. an das Lochbild gab, hatte klarierten Wert unterschreiten darf und auch Einzelwer-
der Hersteller die Wahl, diesen Vorgaben zu entspre- te 80 % des deklarierten Werts nicht unterschreiten dr-
52 A Baustoffe · Bauprodukte

fen. Diese zustzliche Einschrnkung entspricht dem, interpretation, dass das CE-Kennzeichen bzw. das
was fr die Druckfestigkeitsklassen der ehemaligen CE-Symbol die bereinstimmung mit der Norm als
deutschen Produktnormen ebenfalls galt, allerdings Ganzes und nicht nur mit dem harmonisierten Teil
ohne statistische Ungewissheiten, sondern als bindende der Norm (s. Abschn. 5) darstelle.
Zusage des Herstellers. – Vielfach besteht der Glaube, das CE-Zeichen sei ein
Qualittszeichen. Dem hat die Europische Kommis-
sion immer wieder deutlich widersprochen.
6 Die europische Kennzeichnung von – Ein weiterer weitverbreiteter Irrglaube ist, dass CE-
gekennzeichnete Bauprodukte sicher seien. Im Sinne
Bauprodukten und deren Bedeutung
der Bauproduktenrichtlinie bezieht sich der Begriff
Ziel der Bauproduktenrichtlinie ist, den freien Waren- „Sicherheit“ aber auf die Bauwerke, die aus den Bau-
verkehr von Bauprodukten im europischen Binnen- produkten erstellt werden, und nicht auf die Baupro-
markt zu ermçglichen. Das CE-Kennzeichen hat hierbei dukte selbst.
– wie auch bei anderen Produkten die frei gehandelt Auf den Punkt gebracht ist das CE-Kennzeichen fr
werden drfen – eine wesentliche Bedeutung: Nur CE- Bauprodukte Ausdruck dafr, dass die Vorgaben der
gekennzeichnete Produkte drfen im Binnenmarkt frei Bauproduktenrichtlinie und etwaiger darber hinaus
gehandelt werden. geltender Richtlinien und Verordnungen eingehalten
Die CE-Kennzeichnung signalisiert, dass das Baupro- wurden, infolgedessen das Bauprodukt rechtmßig mit
dukt die Merkmale (Eigenschaften) aufweist, die von dem CE-Kennzeichen versehen wurde und deshalb frei
den Mitgliedstaaten als notwendig erachtet und man- im Binnenmarkt gehandelt werden darf.
datiert wurden (s. Abschn. 5), um die baulichen Anla- In Bild 3 sind zwei Beispiele von CE-Kennzeichen dar-
gen, fr die das Bauprodukt verwendet werden soll, so gestellt, eines fr einen Kalksandstein, das andere fr
zu planen, dass diese – bei bestimmungsgemßer Ver- einen Mauerziegel. Die Beispiele zeigen, mangels bin-
arbeitung, Verwendung, Instandhaltung etc. – brauch- dender Vorgaben fr das Erscheinungsbild, dass beide
bar sind und die sog. „wesentlichen Anforderungen“ der und auch andere Darstellungsformen zulssig sind. In
Bauproduktenrichtlinie erfllen. Dies ist jedoch als Tabelle 2 werden die Inhalte der beiden beispielhaften
prinzipielle, jedoch nicht zwingend ausreichende Vo- CE-Kennzeichen anhand der in Bild 3 verwendeten
raussetzung zu verstehen. Mit Bezug auf das national Buchstaben erlutert.
festgelegte Sicherheitsniveau kann der Mitgliedstaat
durchaus bestimmen, ob beispielsweise einzelne Merk-
male festgelegten Mindestwerten gengen mssen oder
nur eine bestimmte Menge an Produkten verwendet 7 Das deutsche Umsetzungskonzept
werden darf (vgl. Abschn. 7.1).
7.1 Anwendungsnormen
Da das CE-Kennzeichen mit der Bauproduktenrichtline
verknpft ist, signalisiert es weiterhin, dass das Baupro- Durch die Einfhrung der Bauproduktenrichtlinie wur-
dukt mit den betreffenden, im CE-Kennzeichen ange- den die Mitgliedstaaten zur nationalen Umsetzung der
gebenen, harmonisierten technischen Regeln (europi- europischen Produktnormen verpflichtet. Hintergrund
sche Normen oder Zulassungen) bereinstimmt. Das der Bauproduktenrichtlinie ist es, den Binnenmarkt fr
heißt, dass die deklarierten Eigenschaftswerte mit den Bauprodukte zu çffnen, um diese ber nationale Gren-
festgelegten europischen Prfverfahren bestimmt wur- zen hinweg handeln zu kçnnen. Die europisch harmo-
den und auf Grundlage des festgelegten Konformitts- nisierten Produktnormen stellen dabei die technische
bewertungsverfahrens zugesichert werden. Grundlage fr den freien Warenverkehr von Baupro-
Mit der CE-Kennzeichnung von Bauprodukten ver- dukten dar. Die Bauproduktenrichtlinie untersagt den
knpfen sich eine Reihe von Fehlinterpretationen und Mitgliedstaaten, den freien Warenverkehr von europ-
Irrglauben, die z. T. daher rhren, dass die Bauproduk- isch harmonisierten Bauprodukten zu behindern oder zu
tenrichtlinie die Bedeutung des CE-Kennzeichens fr unterbinden. Sie sind daher dazu verpflichtet, entgegen-
Bauprodukte unzureichend darstellt und von anderen stehende nationale Produktnormen zu einem festgeleg-
Produkten, die nach anderen Rechtsvorschriften in Ver- ten Stichtag (dem Date of Withdrawal, s. Abschn. 2)
kehr gebracht werden, abgrenzt. Einige der hufigsten zurckzuziehen. Da dem Subsidiarittsprinzip folgend,
Fehldeutungen werden nachfolgend klargestellt: die Verantwortung u. a. fr die Sicherheit der Bauwerke
– Das CE-Kennzeichen besteht im Wesentlichen aus unangetastet bei den Mitgliedstaaten selbst verbleibt, ist
dem Symbol „CE“. Dies trifft auf zahlreiche Produk- die aus der Bauproduktenrichtline resultierende Ver-
te nach anderen Rechtsvorschriften zu. Nach der pflichtung auf das Inverkehrbringen der Bauprodukte,
Bauproduktenrichtlinie besteht das CE-Kennzeichen nicht jedoch auf deren Verwendung, beschrnkt.
aus dem Symbol „CE“ und einer Liste weiterer In- Aus der Bauproduktenrichtlinie leitet sich nicht die
formationen, die je nach Produktgruppe mehr oder Verpflichtung zur Einfhrung europischer Ausfh-
weniger umfangreich ausfallen kann. rungs- und Bemessungsnormen ab, obwohl diesbezg-
– Die Zitierung der betreffenden europischen Norm lich eine freiwillige bereinkunft zwischen den Mit-
im CE-Kennzeichen fhrt immer wieder zu der Fehl- gliedstaaten besteht. Da jedoch zum Zeitpunkt der Ein-
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 53

Bild 3a. Beispiele von CE-Kennzeichen: Kalksandstein

fhrung der ersten europischen Produktnormen keine deutschen Ausfhrungs- und Bemessungsnormen an-
anwendungsreifen europischen Ausfhrungs- und Be- wendbar zu machen.
messungsnormen vorlagen, was auch auf den Eurocode Da die europischen Mauersteinnormen der DIN EN
6 im Zusammenhang mit der Einfhrung der europi- 771-Reihe, wie bereits erwhnt, eine nahezu unbe-
schen Mauersteinnormen zutraf, wird bis heute die Ver- schrnkte Vielfalt an Produkten zulassen, htte eine
wendung europischer Produkte national geregelt. Wie Anpassung der Bemessungs- und Ausfhrungsnormen
die Verwendung im Einzelnen geregelt wird, bleibt je- einen nicht zu beziffernden Aufwand bedeutet. Es ht-
dem Mitgliedstaat selbst berlassen. In Deutschland be- ten zunchst sehr umfangreiche Nachweise gefhrt wer-
diente man sich hierzu der bestehenden Bemessungs- den mssen, um u. a. gesicherte Rechenwerte ableiten
und Ausfhrungsnormen. Davon ausgehend, dass keine zu kçnnen. Von einem solchen Vorgehen wren aber
europische Produktnorm – zumindest keine europi- nur hçchst unwirtschaftliche Ergebnisse zu erwarten
sche Mauersteinnorm – exakt deckungsgleich mit der gewesen, da die abzuleitenden Rechenwerte auch die
jeweils zuvor geltenden, deutschen Produktnorm war, ungnstigsten Flle htten abdecken mssen. Vor allem
ergaben sich zwei Mçglichkeiten: entweder die beste- wre es aber ohne Einschrnkung der Produktvielfalt
henden deutschen Bemessungs- und Ausfhrungsnor- nicht mçglich gewesen, Rechenwerte abzuleiten, da
men an die europischen Produktnormen anzupassen die erforderlichen Nachweise nur fr real existierende
oder Erstere weitestgehend unverndert zu lassen und und nicht fr theoretisch mçgliche Produkte htten ge-
im Gegenzug die europischen Produktnormen mit den fhrt werden kçnnen. Da eine solche Einschrnkung
54 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 3b. Beispiele von CE-Kennzeichen: Mauerziegel


III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 55

Tabelle 2. Erluterung der Inhalte eines CE-Kennzeichens fr Mauersteine am Beispiel eines Kalksandsteins sowie eines Mauerziegels

Buchstabe Beispiel CE-Kennzeichen fr Kalksandstein Beispiel CE-Kennzeichen fr Mauerziegel


in Bild 3
A Das Konformittszeichen CE, welches besagt, dass die Vorgaben der Bauproduktenrichtlinie und etwaiger darber hinaus
geltender Richtlinien und Verordnungen eingehalten wurden, infolgedessen das Bauprodukt rechtmßig mit dem CE-
Kennzeichen versehen wurde und deshalb frei im Binnenmarkt gehandelt werden darf.
B Die eindeutige Kennnummer des Notified Body (deutsch: Benannte Stelle = Zertifizierungs- und berwachungsstelle), die
im Zuge des vorgeschriebenen Konformittsbewertungsverfahrens vom Hersteller (in diesem Fall u. a. mit der ber-
prfung der werkseigenen Produktionskontrolle) beauftragt wurde. Die Nando-CPD 1) Datenbank gibt Auskunft, welche
Stelle sich hinter der jeweiligen Kennnummer verbirgt.
C Der Name des Herstellers sowie seine eingetragene Anschrift. Statt des Namens kann der Hersteller auch sein Bildzeichen
verwenden. (Im CE-Kennzeichen des Mauerziegels fehlt diese Angabe, weil es sich hier um ein Beispiel handelt. Bei einem
reellen CE-Kennzeichen stnde auch hier die entsprechende Information.
D Die letzten beiden Ziffern des Jahres, in dem das Kennzeichen am Produkt angebracht wurde, wie von der Baupro-
duktenrichtlinie vorgesehen. Im Beispiel fr einen Mauerziegel ist die Jahreszahl ganz ausgeschrieben.
E Die Nummer des Konformittszertifikats, das der Hersteller von der zuvor genannten Zertifizierungsstelle (Notified Body)
fr das gekennzeichnete Produkt erhalten hat. Ein Zertifikat bezieht sich bei Mauersteinen in der Regel auf mehrere
Produkte eines Herstellers.
F Die nationale Norm, in welche die europische Norm umgesetzt wurde und fr deren harmonisierten Teil der Hersteller die
Konformitt erklrt.
G Der vorgesehene Verwendungszweck (intended use) der Mauersteine, der vom Hersteller anzugeben ist. Der vorgesehene
Verwendungszweck kann vom zulssigen Verwendungszweck abweichen, da Letzterer ggf. nationalen Festlegungen
unterliegt.
H Die Maße des Mauersteins kann der Hersteller frei whlen, da er durch die europischen Mauersteinnormen weder an
Vorzugsmaße gebunden noch solche empfohlen bekommt.
I Bezglich der Maßtoleranzen von Kalksandsteinen definiert Bezglich der Maßtoleranzen von Mauerziegeln definiert die
DIN EN 771-2 3 Klassen: TLMP, TLM und GPLM. TLMP ist DIN EN 771-1 5 auf den Mittelwert der Sollmaße bezogene
die in Deutschland geforderte Kategorie zur Vermauerung Klassen (T1, T1+, T2, T2+ und Tm) sowie 5 Klassen fr die
mit Dnnbettmçrtel. Im Fall der Kategorie TLMP hat der Maßspanne (R1, R1+, R2, R2+, Rm). Die Klassen Tm bzw.
Hersteller zustzlich Angaben zur Ebenheit und Planparal- Rm sind freie Klassen bei denen der Hersteller die Abwei-
lelitt der Lagerflchen zu machen. chungen bzw. Maßspanne selbst festlegt und die Zahlen-
werte angibt.
J Fr die Beschreibung des Lochbilds machen die Normen keine festen Vorgaben. Der Hersteller kann statt einer detail-
lierten Beschreibung des Lochbilds auch eine Zeichnung verwenden oder auf eine der Gruppen im Teil 1-1 des Eurocodes 6
verweisen.
K In Bezug auf die Druckfestigkeit hat der Hersteller anzugeben, welcher Kategorie der Mauerstein entspricht. Mauersteine
nach Kategorie I sind solche „mit einer deklarierten Druckfestigkeit, wobei die Wahrscheinlichkeit des Nichterreichens
dieser Festigkeit nicht ber 5 % liegen darf“. Neben der Kategorie I existiert die Kategorie II, in die alle Mauersteine fallen,
„die das Vertrauensniveau … der Kategorie I nicht erreichen“. Mauersteine der Kategorie II drfen in Deutschland fr
Mauerwerk nach DIN 1053 nicht verwendet werden. Des Weiteren hat der Hersteller Angaben zur Belastungsrichtung zu
machen.
Die Druckfestigkeit von Kalksandsteinen kann bzw. ist ggf. –
an Teilproben zu prfen. Der Hersteller hat daher anzuge-
ben, auf welchen Prfkçrper sich die deklarierte mittlere
Druckfestigkeit bezieht. Neben der mittleren Druckfestig-
keit hat der Hersteller auch die normierte Druckfestigkeit zu
deklarieren.

1) http://ec.europa.eu/enterprise/newapproach/nando/index.cfm
56 A Baustoffe · Bauprodukte

Tabelle 2. Erluterung der Inhalte eines CE-Kennzeichens fr Mauersteine am Beispiel eines Kalksandsteins sowie eines Mauerziegels
(Fortsetzung)

Buchstabe Beispiel CE-Kennzeichen fr Kalksandstein Beispiel CE-Kennzeichen fr Mauerziegel


in Bild 3
K Die deklarierte mittlere Druckfestigkeit bezieht sich auf europisch genormte Prfbedingungen, die von den Prfbedin-
gungen der ehemaligen deutschen Normen mehr oder weniger stark abweichen kçnnen. Aus diesem Grund lsst sich die
deklarierte mittlere Druckfestigkeit nicht direkt deutschen Festigkeitsklassen zuordnen.
L Bei der Deklaration der Verbundfestigkeit (Haftscherfestigkeit) zum Mauermçrtel darf sich der Hersteller (ohne Prfung)
auf die in DIN EN 998-2 tabellierten Werte beziehen. Hçhere Verbundfestigkeitswerte als die in DIN EN 998-2 tabellierten
Werte sind fr den Anwendungsbereich der DIN 1053-1 bzw. -100 in Deutschland rechnerisch nicht nutzbar.
M Mauersteine mit bis zu 1 % organischer Bestandteile kçnnen unter Bezug auf die Entscheidung 96/603/EG der Euro-
pischen Kommission ohne Prfung in die Brandverhaltensklasse A1 (nicht brennbar) eingestuft werden.
N Die Wasseraufnahme ist zu deklarieren, sofern der vom Hersteller vorgesehene Verwendungszweck dies erfordert,
insbesondere aber dann, wenn in dem betreffenden Mitgliedstaat, in dem das Produkt verwendet werden soll, Anfor-
derungen bez. der Wasseraufnahme bestehen. Bestehen diesbezglich keine Anforderungen an sein Produkt, wie etwa in
Deutschland, muss der Hersteller die Eigenschaft zwar auffhren, darf aber deklarieren, dass er diese Leistung nicht
bestimmt (LNB) 2) hat. Dieses Prinzip gilt auch fr andere Eigenschaften.
O Mit der gleichen Begrndung wie zu (N), whlt der Her- Fr Mauerziegel zur Verwendung in Außenbauteilen hat der
steller in diesem Beispiel die LNB-Option Hersteller unter Bezug auf tabellierte Werte in EN 1745
Angaben zur Wasserdampfdurchlssigkeit zu machen.
P Der Hersteller hat den Kleinst- und Grçßtwert der Brutto-Trocken-Rohdichte seines Produkts anzugeben.
Fr mçgliche Abweichungen gelten die in DIN EN 771-2 Bezglich der zulssigen Abweichungen von der deklarier-
festgelegten Grenzen. ten Rohdichte definiert die DIN EN 771-1 3 Klassen (D1, D2
und Dm). Die Klasse Dm ist eine freie Klasse, bei der der
Hersteller die Abweichungen selbst festlegt und die Zah-
lenwerte angibt.
Q Die Frostbestndigkeit ist stets zu deklarieren, sofern der Mit der gleichen Begrndung wie zu (N) whlt der Hersteller
vom Hersteller vorgesehene Verwendungszweck die in diesem Beispiel die LNB-Option.
Frost-Tau-Wechsel-Beanspruchung der Produkte nicht
ausschließt. Als frostbestndig gemß der europischen
Prfnorm gelten Kalksandsteine, wenn sie nach dem
Durchlaufen von 50 Prfzyklen keine Schden aufweisen
bzw. deren Druckfestigkeit gegenber dem Ausgangs-
zustand um nicht mehr als 20 % reduziert wird. Der im
Beispiel deklarierte Wert signalisiert – entgegen mçglicher
Fehlinterpretationen – den mçglichen Abfall der Druckfes-
tigkeit und somit eine Frostbestndigkeit.
R Fr Kalksandsteine drfen (sofern erforderlich und nicht die Mit der gleichen Begrndung wie zu (N), whlt der Her-
LNB-Option gewhlt wird) die wrmeschutztechnischen steller in diesem Beispiel die LNB-Option.
Eigenschaften auch stellvertretend durch die Rohdichte und
das Lochbild ausgedrckt werden.
S – Sofern erforderlich, hat der Hersteller den Gehalt an aktiven
lçslichen Salzen anzugeben. Hierfr definiert DIN EN 772-2
3 Klassen (S0, S1, S2). An die Klasse S0 werden keine An-
forderungen gestellt.
T Anhang ZA.3 besagt sinngemß, dass Angaben ber gefhrliche Substanzen in geeigneter Form zu machen sind, sofern
Anforderungen bestehen. Im Beispiel fr einen Kalksandstein wurde mangels Anforderungen auf Hinweise und Angaben
verzichtet.

2) Engl. „no performance determined“ und daher auch abgekrzt als „NPD“ mçglich.
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 57

ohnehin unumgnglich gewesen wre und es zudem die herauszufiltern, welche Produkte in Deutschland ver-
wirtschaftlichste und schnellste Mçglichkeit war, ent- wendbar sind und welche nicht. Man entschied sich
schied man sich dafr, nur eine Teilmenge der europ- daher, die „Filterregeln“ in eigenstndigen Normen
isch genormten (mçglichen) Mauersteine mit den deut- festzuhalten, statt diese in Form von Anhngen den
schen Ausfhrungs- und Bemessungsnormen anwend- Bemessungs- und Ausfhrungsnormen oder – was oh-
bar zu machen. Es ist naheliegend, dass diese Teilmen- nehin nicht zulssig gewesen wre – den europischen
ge exakt derjenigen entspricht, die in den ehemaligen Produktnormen anzufgen.
deutschen Mauersteinnormen definiert war. Entspre- Die Normen, welche die Regeln zur Filterung der ver-
chend verfuhr man in Bezug auf die Verwendung von bzw. anwendbaren Produkte beinhalten, nennt man An-
Mauermçrtel nach DIN EN 998-2. wendungsnormen. Diese sind als Teile der Vornorm
Baurechtlich gesprochen bestand die Aufgabe darin, DIN V 20000 vom DIN verçffentlicht und in der Liste
aus der Vielfalt der mçglichen, theoretisch im Binnen- der Technischen Baubestimmung bekannt gemacht wor-
markt verkehrenden Bauprodukte diejenigen heraus- den. Die Anlage 2.2/5 E der Liste der Technischen Bau-
zufiltern, die im Sinne der Landesbauaufsichten als ge- bestimmungen verdeutlicht, was fr die Verwendung
regelt gelten und zusammen mit den bekanntgemachten von Bauprodukten nach europisch harmonisierten Nor-
Bemessungs- und Ausfhrungsnormen verwendbar men in Mauerwerk zu beachten ist. Es wird darauf hin-
sind. Hierbei galt es insofern umzudenken, als dass gewiesen, dass zu den Teilen 1 bis 4 der europischen
vor der ffnung des Binnenmarkts fr Bauprodukte in Mauersteinnormen der DIN EN 771-Reihe die zugehç-
Deutschland nur solche Bauprodukte in Verkehr ge- rigen Anwendungsnormen DIN V 20000-401 bis -404
bracht werden durften, die den in der Bauregelliste A gelten und fr Mauermçrtel nach DIN EN 998-2 die
Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder – DIN V 20000-412. Gleichzeitig wird darauf hingewie-
wenn sie davon abwichen – einer allgemeinen bauauf- sen, welche harmonisierten Mauerwerkprodukte nicht
sichtlichen Zulassung entsprachen. Das heißt, die Ver- geregelt sind, d. h. welche Mauerwerkprodukte zwar
pflichtung lag beim Hersteller, nur Produkte in Verkehr rechtmßig in Verkehr gebracht und gehandelt werden
zu bringen, die in Deutschland gemß Landesbauord- drfen, aber ohne allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
nung verwendbar waren. Diese Herstellerverpflichtung sung nicht verwendet werden drfen. Beispielsweise
war mit Einfhrung des Binnenmarktes und aufgrund sind Betonwerksteine nach DIN EN 771-5 sowie Natur-
der Bauproduktenrichtlinie, die den Mitgliedstaaten un- steine nach DIN EN 771-6 fr die Verwendung in Mau-
tersagt, den freien Verkehr (nicht die Verwendung!) erwerk zu tragenden Zwecken nicht geregelt. Tabelle 3
von Bauprodukten zu behindern oder zu unterbinden, gibt einen Auszug aus der Anlage 2.2/5 E der Liste der
nicht mehr aufrechtzuerhalten. Folglich musste man da- Technischen Baubestimmungen wieder.
von ausgehen, dass auch in Deutschland nicht verwend- Bild 4 veranschaulicht die Unterschiede, die zwischen
bare Produkte verkehrt werden und es daher – weil die der frheren Verfahrensweise, bei der nur geregelte
betreffenden Bauprodukte bereits im Markt sind – zur oder allgemein bauaufsichtlich zugelassene Produkte
Aufgabe des Planers bzw. Verarbeiters werden muss, in Verkehr gebracht werden durften, und der Verfah-

Tabelle 3. Inhaltlicher Auszug aus Anlage 2.2/5 E der Liste der Technischen Baubestimmungen
Die folgende gilt mit folgender Anwendungsnorm Mauersteine, die jedoch zustzlich die Anforderun-
europische Norm gen der folgenden Norm erfllen, drfen fr Mauer-
werk nach DIN 1053 verwendet werden
EN 771-1 [10] DIN V 20000-401 [20] DIN V 105-100 [25]
EN 771-2 [11] DIN V 20000-402 [21] DIN V 106 [26]
EN 771-3 [12] DIN V 20000-403 [22] DIN V 18151-100 [27]
DIN V 18152-100 [28]
DIN V 18153-100 [29]
EN 771-4 [13] DIN V 20000-404 [23] DIN V 4165-100 [30]
EN 771-5 [14] Die Verwendung der Betonwerksteine fr tragende –
Zwecke ist nicht geregelt.
EN 771-6 [15] Die Verwendung der Natursteine fr tragende –
Zwecke ist nicht geregelt und bedarf daher einer
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung.
EN 998-2 [18] DIN V 20000-412 [24] DIN V 18580 [31] 1)

1) Die Restnorm fr Mauermçrtel DIN V 18580 [31] ist in der Liste der Technischen Baubestimmungen, Stand 02.2009, noch nicht genannt
58 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 4. Systemunterschiede der Baunormung


III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 59

rensweise im Fall harmonisierter Bauprodukte und zu- Bauprodukte in Deutschland frei gehandelt werden kçn-
gehçriger Anwendungsnormen. Wie zuvor angedeutet nen, aber – wie bereits erlutert – nur diejenigen Pro-
und im Bild 4 gezeigt, richten sich die Anwendungs- dukte ohne zustzliche Festlegungen verwendet werden
normen nicht an den Hersteller, sondern an den Ver- kçnnen, die mit den frheren Festlegungen der Produkt-
wender (Planer und/oder Verarbeiter). In der Praxis normen bereinstimmen, die in die Anwendungsnor-
sieht das Konzept der Anwendungsnorm vor, dass der men bernommen wurden. Entgegen frherer Praxis
Verwender die vom Hersteller im CE-Kennzeichen de- drfen aber auch solche Produkte gehandelt werden,
klarierten Produkteigenschaften anhand der betreffen- die nicht verwendet werden drfen, weil nicht gewhr-
den Anwendungsnorm bewertet. Infolge dieser Bewer- leistet werden kann, dass die daraus erstellten Bauwerke
tung hat der Verwender eigenverantwortlich festzustel- die geforderten Sicherheitsniveaus erfllen.
len, welche Produkte verwendet werden drfen und Es ist zu betonen, dass die deutsche Mauerwerksindus-
welche zurckzuweisen sind. In Bild 5 sind die Haupt- trie unter dem von der Bauaufsicht gewhlten Weg der
bewertungsschritte am Beispiel von Kalksandsteinen Umsetzung der Bauproduktenrichtlinie die Notwendig-
nach DIN EN 771-2 und der Anwendungsnorm keit fr Anwendungsnormen zwar einsah und nach wie
DIN V 20000-402 in einem Flussdiagramm dargestellt. vor einsieht, sie sich diese jedoch nicht „gewnscht“
Hinter den Hauptbewertungen kçnnen sich – insbeson- hat. Aus Sicht der Industrie gengen die Anwendungs-
dere in Bezug auf die Bewertung des Lochbilds – eine normen lediglich den Belangen der Bauaufsicht, nicht
Mehrzahl weiterer Bewertungen verbergen. Zum Teil jedoch denen der Mauerwerkindustrie und ihrer Kun-
muss der Verwender gar zuerst – wie im Fall der dekla- den. Wie im vorangegangenen Abschnitt erlutert, wird
rierten Steindruckfestigkeit – die im CE-Kennzeichen mit den Anwendungsnormen die ehemalige Pflicht des
deklarierten Werte umrechnen, um sie mit den Anfor- Herstellers, nur verwendbare Produkte in Verkehr zu
derungen der Anwendungsnorm vergleichen zu kçnnen. bringen, in eine Pflicht des Verwenders gewandelt,
Aber auch ohne in die Details zu gehen veranschaulicht den Bauprodukten mit Zweifel zu begegnen und selbst
Bild 5 eindrucksvoll, dass das Konzept der Anwen- festzustellen, ob diese verwendbar sind. Die deutsche
dungsnormen unter den gegebenen Rand- und Rahmen- Mauerwerkindustrie wollte diese Pflicht jedoch nie ab-
bedingungen zweifellos gleichermaßen bauordnungs- geben, was ihr und anderen Industrien aber in der Folge
rechtlich unverzichtbar wie fr die Praxis in Deutsch- gelegentlich unterstellt wurde. Dass sie diese Pflicht nie
land ungeeignet ist. abgeben wollte, lsst sich einfach begrnden: Baustoff-
hersteller verdienen ihr Geld damit, Produkte zu ver-
kaufen und nicht damit, Nachfragen bez. deren Ver-
7.2 Normen fr Produkte mit besonderen
wendbarkeit oder gar Reklamationen nachzugehen.
Eigenschaften
Sie sind daher auf einen vertrauensvollen Umgang mit
Der offenkundigste Unterschied zwischen den europi- ihren Kunden angewiesen.
schen und ehemals deutschen Produktnormen ist das Dem Ansatz folgend, Neues anzunehmen ohne Bewhr-
Fehlen konkreter Anforderungen an die Produkte in tes ber Bord zu werfen, wurden Normen fr Baupro-
den europischen Normen. Es kann selbstverstndlich dukte mit besonderen Eigenschaften erarbeitet. Diese
nicht erwartet werden, dass die ehemals in den deut- sind in der Allgemeinheit auch als Restnormen bekannt
schen Produktnormen festgelegten Anforderungen glei- und werden im Folgenden auch so bezeichnet. Der
chermaßen auf alle Mitgliedstaaten zutreffen. Hierfr Name macht bereits deutlich, dass hierin die Inhalte
sind die Bautraditionen und Bauprodukte zu unter- geregelt sind, die nicht oder nur unzureichend in den
schiedlich. Anderseits geben die europischen Produkt- europischen Produktnormen behandelt werden. Zu
normen aber auch keine Orientierung welche Anforde- diesen Inhalten der Restnormen fr Mauersteine und
rung an Produkte in den jeweiligen Mitgliedstaaten be- Mauermçrtel zhlen die in Deutschland bewhrten
stehen bzw. welche Produktinformationen notwendig und der Bemessung von Bauwerken zugrunde liegen-
sind, damit die Produkte nicht nur gehandelt, sondern den Klassen und Stufen (Druckfestigkeit und Rohdich-
auch verwendet werden kçnnen. Letzteres wurde viel- te). Darber hinaus schrnken die Restnormen, ins-
fach abgelehnt, um die Produktnormen als Druckmittel besondere ber die Festlegung der Lochbilder, aber
zu nutzen, die Mitgliedstaaten dazu zu zwingen, ihre z. T. auch die Begrenzung der verwendbaren Ausgangs-
Bemessungskonzepte bzw. -normen an die neuen Pro- stoffe, die Vielfalt mçglicher Mauersteine auf diejenige
duktnormen anzupassen. Verkannt wurde dabei jedoch, Menge ein, fr die hinreichende Erfahrungen und gesi-
dass die Mitgliedstaaten lediglich verpflichtet sind, ihre cherte Erkenntnisse hinsichtlich ihres Verhaltens im
Rechtsvorschriften dahingehend anzupassen, dass die Bauteil und Bauwerk vorliegen. Des Weiteren definie-
Produkte gehandelt und – im Prinzip – verwendet wer- ren sie durch Gruppierung einzelner Eigenschaften und
den kçnnen. Wie sie dies sicherstellen und insbesondere Anforderungen Qualitten, die sich in der Praxis als
welche Sicherheitsniveaus sie dabei einhalten, ist den dauerhaft bewhrt haben und nicht durch die europi-
Mitgliedstaaten selbst berlassen. schen Produktnormen dargestellt werden kçnnen. Zu
In Deutschland wurden unter Einbehaltung bisheriger Letzteren gehçren Qualitten, die im Zusammenhang
Bemessungskonzepte und Sicherheitsniveaus die mit den Anforderungen an die Frostbestndigkeit z. T.
Rechtsvorschriften so angepasst, dass harmonisierte an Mauerziegeln, Kalksandsteinen oder Mauersteinen
60 A Baustoffe · Bauprodukte

Bild 5. Bewertungsabfolge (Auswahl) zur Beurteilung der Verwendbarkeit von Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2 fr Mauerwerk
nach DIN 1053-1 auf Grundlage der DIN V 20000-402
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 61

aus Beton gestellt werden. Zu guter Letzt legen die ihre Produkte in Deutschland in Verkehr bringen wol-
Restnormen die Definition der Kurzkennzeichen fest, len, gut beraten, den Verwendern die Pflicht zur ber-
die sich in Deutschland bewhrt und einen reibungs- prfung der Verwendbarkeit abzunehmen, indem sie
losen Handel von Mauersteinen und Mauermçrteln in zustzlich zu der betreffenden europischen Produkt-
weiten Teilen erst ermçglichen. norm auch – sofern vorhanden – die zugehçrige Rest-
In Summe ersetzen die Restnormen fr Mauersteine norm einhalten. Fr die in Deutschland blichen Mauer-
und Mauermçrtel gemeinsam mit den zugehçrigen eu- werksprodukte liegen zwischenzeitlich Restnormen vor
ropischen Produktennormen nahezu vollstndig die (s. Tabelle 3). Dass die bereinstimmung mit der Rest-
entsprechenden ehemaligen deutschen Normen. Eine norm den Verwender von einer Prfung anhand der
Ausnahme stellt das Konformittsbewertungsverfahren Anwendungsnorm enthebt, zeigt sich daran, dass fr
dar. Fr die Bewertung der Konformitt gilt das von der den Mauerwerksbau die Restnormen, zumindest die
Europischen Kommission festlegte und den europi- Restnormen fr in die Deutschland bekannten Mauer-
schen Produktnormen angesprochene Verfahren. Ein steinarten, in der Liste der Technischen Baubestimmun-
Verfahren, das die bereinstimmung mit den Restnor- gen genannt werden, und Mauersteine, die diesen ent-
men u. a. mithilfe einer verpflichtenden Fremdprfung sprechen, verwendbar sind.
der Produkte sicherstellt, htte vermutlich als Handels-
hemmnis ausgelegt werden kçnnen. Ein Teil der Rest-
7.3 Zulassungen
normen fr Mauersteine weist jedoch explizit darauf
hin, dass die bereinstimmung mit der Norm auch mit- Wichen in der Vergangenheit Bauprodukte wesentlich
hilfe von Fremdprfungen erfolgen darf (jedoch nicht von den ehemaligen, in der Bauregelliste A Teil 1
muss). bekannt gemachten Normen ab, galten sie als „nicht
Die gegenber den ehemaligen deutschen Produktnor- geregelt“ und bedurften einer allgemeinen bauaufsicht-
men fehlenden Inhalte in den entsprechenden europi- liche Zulassung, um in Verkehr gebracht und verwen-
schen Normen sind der Grund dafr, dass die europi- det werden zu drfen. Dieser Grundsatz hat sich durch
schen Normen die ehemaligen Normen nur teilweise die Bauproduktenrichtlinie und die Einfhrung der eu-
ersetzen, wie dies in Tabelle 1 angezeigt wird. ropisch harmonisierten Produktnormen insofern gen-
Die Restnormen ersetzen – wie zuvor erwhnt – keines- dert, als dass das Inverkehrbringen stets zulssig ist,
wegs die europischen Produktnormen, im Gegenteil wenn die Bauprodukte die Voraussetzungen zur CE-
setzen sie die Einhaltung dieser sowie die CE-Kenn- Kennzeichnung erfllen und mit dieser versehen sind.
zeichnung der Bauprodukte voraus. Sie sind weder Auch die Beurteilungsgrundlage zur Bestimmung
eine Voraussetzung, um Bauprodukte zu handeln – „nicht geregelter“ Bauprodukte ist nicht mehr die glei-
dies ist die CE-Kennzeichnung und die damit verbun- che. Anstelle der ehemaligen deutschen Produktnor-
dene Einhaltung harmonisierter technischer Regeln ein- men sind die Anwendungsnormen getreten, die Beur-
schließlich des festgelegten Konformittsbewertungs- teilungskriterien (Lochbild, etc.) sind jedoch die glei-
verfahrens – noch Voraussetzung, um Bauprodukte in chen geblieben. Damit ist gewhrleistet, dass smtli-
Deutschland zu verwenden. Letzteres lsst sich – wie che europisch harmonisierten Bauprodukte im Prinzip
bereits erlutert – auch durch die Anwendungsnormen anwendbar sind, weil sie die Kriterien der Anwen-
gewhrleisten. In der Tat weist der Vergleich der zuge- dungsnorm erfllen oder (z. B. im Fall der Mauerstei-
hçrigen Anwendungs- und Restnormen auf den ersten ne) der betreffenden Restnorm entsprechen oder durch
Blick ber weite Teile große hnlichkeiten auf. Der eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung anwend-
wesentliche Unterschied ist, dass die Anwendungsnor- bar gemacht werden kçnnen.
men als „Checkliste“ fr den Verwender formuliert sind Whrend der Anfangszeit, als die Umstellung auf die
(im Sinne von „der vorliegende Mauerstein/Mauermçr- europischen Produktnormen gerade erfolgt war, gal-
tel ist verwendbar, wenn…“), wohingegen die Restnor- ten bereits erteilte allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
men als Anforderungen an den Hersteller (im Sinne von sungen unverndert weiter. Diese beschrieben die Ab-
„der Mauerstein/Mauermçrtel hat Folgendes zu erfl- weichungen des Produkts zur ehemals geltenden deut-
len…“) formuliert sind. schen Norm sowie die fr das Produkt geltenden Ver-
Die Hersteller von Mauersteinen und Mauermçrteln wendungsregeln und schrieben eine -Kennzeichnung
sind daher nicht verpflichtet, den Festlegungen der vor. Nach und nach laufen diese „alten“ Zulassungen
Restnormen zu gengen, um ihre Produkte in Verkehr aus. Zulassungen neueren Datums – auch solche, die
zu bringen oder damit diese verwendet werden kçnnen. bereits bestanden, jedoch in jngerer Zeit verlngert
Damit erfllen die Restnormen nicht den Tatbestand oder ergnzt wurden – unterscheiden sich ußerlich
eines Handelshemmnisses oder zustzlicher bauord- nicht von den frheren, jedoch setzten sie nun die ent-
nungsrechtlicher Anforderungen an den Hersteller, wel- sprechende europisch harmonisierte Produktnorm und
ches sie – wie auch die Anwendungsnormen – aus Sicht das CE-Kennzeichen voraus. Wegen der nahezu unbe-
der Europischen Kommission unzulssig machen wr- grenzten Vielfalt an Mauersteinen, die nach den Teilen
den. Die Einhaltung der Restnormen ist freiwillig und der DIN EN 771-Normenreihe mçglich sind, ist eine
diese sind fr jeden, nicht nur fr deutsche Hersteller wesentliche Abweichung zu diesen Normen nahezu
ber das DIN erhltlich. Gleichwohl sind Hersteller, die unmçglich. Insofern stellen die Zulassungen neueren
62 A Baustoffe · Bauprodukte

Datums eine Erweiterung der betreffenden Anwen- Eigenschaften ihrer Produkte in verstndlicher, altbe-
dungsnorm dar und werden deshalb auch als „Anwen- whrter und somit praxisgerechter Weise zu kommuni-
dungszulassungen“ bezeichnet. In der Regel schreiben zieren.
die Anwendungszulassungen keine zustzliche Ein Verwender, der ein Kurzzeichen mit Bezug auf die
-Kennzeichnung der Produkte vor, da dies der Bau- betreffende Restnorm vorliegen hat, braucht die Infor-
produktenrichtlinie widersprechen wrde. Die Ausnah- mationen im CE-Kennzeichen nicht. Im Gegenteil, der
me bilden hier Produkte, die zwar der europischen Verarbeiter auf der Baustelle kann mit den Informatio-
Norm entsprechen, deren Verhalten im Bauwerk aber nen im CE-Kennzeichen oftmals nichts anfangen und
von speziellen Produkteigenschaften abhngt, welche hat auch nicht die Zeit, diese Anhand der Anwendungs-
nicht Bestandteil der CE-Kennzeichnung sind. Ein ty- normen zu bewerten.
pisches Beispiel sind Produkte, deren Verhalten von Aus diesem Grund stellen alle bekannten deutschen
einer bestimmten Rezeptur mçglicher Rohstoffe ab- Hersteller ihre CE-Kennzeichen auf Internetplattformen
hngt, die im Rahmen des Zulassungsantrags dem zur Verfgung. Viele, wenn nicht sogar die berwie-
Deutschen Institut fr Bautechnik offengelegt und gende Mehrheit, haben dieses Medium gar als einzigen
dort hinterlegt wird. Solche Produkte mssen zustz- Weg zur bermittlung der CE-Kennzeichen gewhlt
lich zum CE-Kennzeichen auf Basis einer berein- und gewhrleisten, dass diese Informationen dauerhaft
stimmungserklrung des Herstellers (bereinstim- und unverndert abrufbar sind. Eine ebenfalls unab-
mungsnachweis H) auch mit dem -Zeichen gekenn- dingbare Voraussetzung, die die Hersteller gewhrleis-
zeichnet werden. Hierdurch wird dem Verwender ver- ten, ist die eindeutige Zuordnung der CE-Kennzeichen
deutlicht, dass das Produkt diese speziellen – fr ihn zu gelieferten Produkten. Hierfr hat sich eine Reihe
aus dem CE-Kennzeichen nicht ersichtlichen – Eigen- von Systemen etabliert, die sich teilweise „sprechen-
schaften aufweist, die Voraussetzung fr die in der der“ Codes bedienen, aus denen die Produkteigenschaf-
Zulassung festgelegten Verwendungsregeln sind. ten bereits herausgelesen werden kçnnen (siehe z. B.
http://ziegel.de/ce/ – das im Bild 3b gezeigte Beispiel
ergibt sich aus dem Code
8 Praxisgerechte Umsetzung der „CE 06 1234 H 247 240 238 B 12 12 N 0 N N CE“)
oder auch „nicht-sprechenden“ Codes (siehe z. B.
Hersteller
www.kalksandstein.de/ce/ beispielweise mit dem
Die ehemaligen Produktnormen im Mauerwerkbau Code CE KSI 000 0721 433) . Allen Systemen ist ge-
nahmen nicht nur Bezug auf nationale Gepflogenhei- meinsam, dass sie sich bewhrt haben, bei den Verwen-
ten wie Formate und Vorzugsmaße, sondern harmo- dern auf breite Akzeptanz stoßen und die Hersteller
nierten uneingeschrnkt mit den nationalen Bemes- angeben, wo ihre betreffenden CE-Kennzeichen im In-
sungs- und Ausfhrungsnormen, die auch nach der ternet zur Verfgung stehen.
Umsetzung der europischer Mauerstein- und Mauer- Die Bereitstellung der CE-Kennzeichen auf elektro-
mçrtelnormen weiterhin in Deutschland gelten. Ein nischem Wege war schon deshalb notwendig, weil diese
wichtiges Merkmal nationaler Gepflogenheiten im Informationen lange vor der Lieferung der Produkte auf
Mauerwerkbau waren die in den Produktnormen defi- die Baustelle den interessierten Planern und Einkufern
nierten Kurzkennzeichen. Damit war es mçglich, dem bereitstehen mssen, sofern sich diese nicht oder nicht
Verwender in einer Zeile die fr ihn in Deutschland nur mit den Kurzkennzeichen begngen. Zudem hat die
notwendigen Informationen zu den Produkteigenschaf- Erfahrung, gerade whrend der Anfangszeit der Umstel-
ten zu bermitteln und – gemeinsam mit dem -Zei- lung auf die europischen Produktnormen, vielen Mau-
chen – auszudrcken, dass die Produkte rechtmßig ersteinherstellern besttigt, dass die CE-Kennzeichnung
gehandelt und verwendet werden konnten. All dies am Produkt an den Bedrfnissen der Kunden und nicht
ist mit dem CE-Kennzeichen trotz des grçßeren Um- zuletzt des Baustoffhandels vorbeigeht.
fangs nicht mçglich, da teilweise die deklarierten Wer-
te nicht ohne Umrechnung verwertbar sind und die
Aussage bez. der Verwendbarkeit des Produkts in
9 Ausblick
Deutschland gnzlich fehlt. Daher wird die CE-Kenn-
zeichnung der Bauprodukte oftmals sowohl von den Wie sich in Zukunft der Umgang mit europisch ge-
Herstellern als auch von den Verwendern als lstige normten Produkten im Kontext der deutschen Landes-
Pflicht angesehen, die nur dann nennenswerte, aber bauordnungen entwickeln wird, hngt entscheidend da-
auch unbestreitbare Vorteile erkennen lsst, wenn von ab, wann und in welcher Form der Eurocode 6 um-
Bauprodukte grenzberschreitend gehandelt werden. gesetzt wird und wie die derzeitigen Verhandlungen
Fr die Praxis in Deutschland setzten daher alle Her- ber eine knftige Bauproduktenverordnung, welche
steller von Mauerwerkprodukten auf die bewhrten In- die geltende Bauproduktenrichtlinie ersetzen soll, aus-
halte der ehemaligen deutschen Produktnormen, die gehen. Zu beiden Themen lsst sich jedoch nur speku-
nun in den Restnormen enthalten sind. Vor allem setzen lieren.
die Hersteller jedoch auf die in den Restnormen defi- Eine Umsetzung und vor allem bauaufsichtliche Ein-
nierten Kurzkennzeichen, die es ihnen erlauben, die fhrung des Eurocodes 6 innerhalb der eng begrenzten
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 63

Anpassungsmçglichkeiten im Nationalen Anhang wr- dung in Deutschland – den heutigen Bewertungshinter-


de die Verwendung harmonisierter Mauersteine zwar grund unverndert voraussetzend – wenig Hoffnung auf
deutlich erleichtern, ist vor dem Hintergrund der Recht- Besserung.
fertigung heutiger Anwendungsnormen aber kaum vor-
stellbar. Die Tabelle 3 im Teil 1-1 des Eurocodes 6 gibt
vier Gruppen von Mauersteinen vor, in welche Mauer-
steine nach der EN 771-Reihe anhand geometrischer 10 Literatur
Anforderungen eingeteilt werden. Diese geometrischen [1] Richtlinie des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Anglei-
Anforderungen sind jedoch weiter gefasst als die der- chung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mit-
zeitigen Anforderungen an das Lochbild in den gelten- gliedstaaten ber Bauprodukte (89/106/EWG), gendert
den deutschen Anwendungsnormen. Somit fallen in die durch die Richtlinie des Rates 93/68/EWG vom 22. Juli
Gruppen sowohl Mauersteine, die in Deutschland ge- 1993.
genwrtig verwendbar sind als auch solche, die es nicht
sind. Bei der Festlegung der charakteristischen Mauer- [2] Gesetz ber das Inverkehrbringen von und den freien
werkdruckfestigkeiten ergeben sich hieraus zwei Mçg- Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der Richt-
linie 89/106/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 zur
lichkeiten mit jeweils eigenem Dilemma:
Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der
a) Die Gleichungen bzw. Werte werden den derzeit in
Mitgliedstaaten ber Bauprodukte und anderer Rechtsakte
Deutschland zulssigen Mauersteinen gerecht, gelten der Europischen Gemeinschaften.
dann aber auch fr Mauersteine, die nicht zulssig
sind, sodass Sicherheitslcken entstehen oder [3] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung
b) die Gleichungen werden so angepasst, dass fr alle und Ausfhrung.
Mauersteine das geforderte Sicherheitsniveau er- [4] DIN 18557:1997-11: Werkmçrtel; Herstellung, ber-
reicht wird, was aber bedeutet, dass die Bemessung wachung und Lieferung.
von Mauerwerk aus den derzeit in Deutschland zu-
lssigen Mauersteinen unwirtschaftlicher wird. [5] DIN 1053-100:2005-08: Mauerwerk; Teil 100: Berech-
Die Mçglichkeit a) drfte wohl fr die Bauaufsicht nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
nicht infrage kommen, die Mçglichkeit b) lehnt die heitskonzepts.
deutsche Mauerwerkindustrie ab. Dies ist nur eines [6] DIN V 4108-4:2007-06: Wrmeschutz und Energie-Ein-
der Beispiele, anhand derer sich entweder sicherheits- sparung in Gebuden; Teil 4: Wrme- und feuchteschutztech-
relevante oder wirtschaftliche Bedenken aus einer Um- nische Bemessungswerte.
setzung und bauaufsichtlichen Einfhrung des jetzigen
Eurocodes 6 im Zusammenhang mit einer engen Aus- [7] DIN 4109 Beiblatt 1:1989-11: Schallschutz im Hochbau;
legung der Anpassungsmçglichkeiten im Nationalen Ausfhrungsbeispiele und Rechenverfahren.
Anhang aufzeigen lassen. Vor diesem Hintergrund [8] DIN 4102-4:1994-3: Brandverhalten von Baustoffen und
drngt die deutsche Mauerwerkindustrie seit lngerem Bauteilen; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter
darauf, dass die im Entwurf vorliegenden Teile der Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile.
DIN 1053-11, -12 und -13 als Normen, die in Anleh-
[9] Kirtschig, K.: Zur Klassifizierung von Produkteigen-
nung an den Eurocode 6 erarbeitet wurden, verabschie-
schaften. Tagungsband 9. Internationale Mauerwerkskonfe-
det, verçffentlicht und in die Liste der Technischen
renz, Vol. 3, Hrsg. DGfM, Berlin 1991, S. 1275–1280.
Baubestimmungen aufgenommen werden. Gleichzeitig
pldiert sie fr eine ausreichende bergangsfrist, um [10] DIN EN 771-1:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
die Zeit dafr zu nutzen, den Eurocode 6 anzupassen. Teil 1: Mauerziegel; Deutsche Fassung EN 771-1:2003 +
Letzteres vor allem auch an den lngst fortgeschrittenen A1:2005.
Stand der Technik. [11] DIN EN 771-2:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
Die Diskussionen und Entwicklungen bezglich der Teil 2: Kalksandsteine; Deutsche Fassung EN 771-2:2003 +
Bauproduktenverordnung werden in Bezug auf das In- A1:2005.
verkehrbringen und die Verwendung von Bauprodukten
in Deutschland mit großem Interesse verfolgt. Ersteres [12] DIN EN 771-3:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
ist im Wesentlichen mit der Frage geknpft, ob Baupro- Teil 3: Mauersteine aus Beton (mit dichten und porigen Zu-
dukte auch knftig nur dann im Binnenmarkt in Verkehr schlgen); Deutsche Fassung EN 771-3:2003 + A1:2005.
gebracht werden drfen, wenn sie CE-gekennzeichnet [13] DIN EN 771-4:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
werden oder ob die CE-Kennzeichnung zuknftig in Teil 4: Porenbetonsteine; Deutsche Fassung EN 771-4:2003
vielen Mitgliedstaaten weitestgehend freiwillig sein + A1:2005.
kçnnte. Wie die knftigen Mandate der Europischen
Kommission an CEN zur Anpassung der harmonisier- [14] DIN EN 771-5:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
Teil 5: Betonwerksteine; Deutsche Fassung EN 771-5:2003 +
ten Normen an die Ziele und Vorgaben der knftigen
A1:2005.
Verordnung aussehen werden, wird fr die inhaltliche
Form bestimmend sein. Hlt man weiterhin dogmatisch [15] DIN EN 771-6:2005-12: Festlegungen fr Mauersteine;
am Performance-Prinzip fest, besteht bez. der Verwen- Teil 6: Natursteine; Deutsche Fassung EN 771-6:2005.
64 A Baustoffe · Bauprodukte

[16] DIN EN 998-1:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im [23] DIN V 20 000-404:2006-01: Anwendung von Baupro-
Mauerwerksbau; Teil 1: Putzmçrtel; Deutsche Fassung EN dukten in Bauwerken; Teil 404: Regeln fr die Verwendung
998-1:2003. von Porenbetonsteinen nach DIN EN 771-4:2005-05.

[17] DIN EN 998-1 Berichtigung 1:2006-05: Festlegungen [24] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro-
fr Mçrtel im Mauerwerksbau; Teil 1: Putzmçrtel; Deutsche dukten in Bauwerken; Teil 412: Regeln fr die Verwendung
Fassung EN 998-1:2003, Berichtigungen zu DIN EN von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09.
998-1:2003-09; Deutsche Fassung EN 998-1:2003/AC:2005. [25] DIN V 105-100:2005-10: Mauerziegel; Teil 100: Mau-
erziegel mit besonderen Eigenschaften.
[18] DIN EN 998-2: 2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel; Deutsche Fassung [26] DIN V 106:2005-10: Kalksandsteine mit besonderen
EN 998-2:2003. Eigenschaften.
[27] DIN V 18151-100:2005-10: Hohlblçcke aus Leicht-
[19] EN 1996: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion
beton; Teil 100: Hohlblçcke mit besonderen Eigenschaften.
von Mauerwerksbauten.
[28] DIN V 18152-100:2005-10: Vollsteine und Vollblçcke
[20] DIN V 20 000-401:2005-06: Anwendung von Baupro- aus Leichtbeton; Teil 100: Vollsteine und Vollbçcke mit be-
dukten in Bauwerken; Teil 401: Regeln fr die Verwendung sonderen Eigenschaften.
von Mauerziegeln nach DIN EN 771-1:2005-05.
[29] DIN V 18153-100: 2005-10: Mauersteine aus Beton
[21] DIN V 20 000-402:2005-06: Anwendung von Baupro- (Normalbeton); Teil 100: Mauersteine mit besonderen Eigen-
dukten in Bauwerken; Teil 402: Regeln fr die Verwendung schaften.
von Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2:2005-05. [30] DIN V 4165-100:2005-10: Porenbetonsteine; Teil 100:
Plansteine und Planelemente mit besonderen Eigenschaften.
[22] DIN V 20 000-403:2005-06: Anwendung von Baupro-
dukten in Bauwerken; Teil 403: Regeln fr die Verwendung [31] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen
von Mauersteinen aus Beton nach DIN EN 771-3:2005-05. Eigenschaften.
B Konstruktion J Bauausfhrung J Bauwerkserhaltung

I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem


Mauerwerk nach E DIN 1053-12 67
Dieter Figge, Warburg

II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion


von Verblendmauerwerk 79
Birger Gigla, Lbeck

III Instandsetzung der oberstromigen Fußgngerberwege


an der Horchheimer Brcke – Untersuchungen
an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 103
Holger Tebbe, Neuwied; Stefan Lietz, Markus Brhl,
Frank Tataranni und Peter Schwarz, Koblenz
B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung 67

I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem


Mauerwerk nach E DIN 1053-12
Dieter Figge, Warburg

1 Vorbemerkungen Tabelle 1. Gegenberstellung von DIN 1053-1:1996 [1]


und E DIN 1053-12:2009 [4]
Die aktuelle und bauaufsichtlich eingefhrte Fassung
der DIN 1053-1: Mauerwerk, Teil 1: Berechnung und DIN 1053-1:1996 E DIN 1053-12:2009
Ausfhrung [1] stammt aus dem Jahr 1996 und regelt DIN 1053-1:1996 Abschn. 1 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 1
bislang in nur einer Norm das vereinfachte und das Anwendungsbereich und Anwendungsbereich
genauere Nachweisverfahren sowie die Konstruktion normative Verweise
und die Ausfhrung von Mauerwerk. E DIN 1053-12:2009 Abschn. 2
Eine erstmalige berarbeitung der Norm erfolgte dann Normative Verweise
im Jahr 2004 mit der Vorlage der DIN 1053-100 [2], in DIN 1053-1:1996: Abschn. 2 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 3
der die Umstellung der Berechnung und Bemessung auf Begriffe Begriffe
das semiprobabilistische Sicherheitskonzept vollzogen
wurde. Mit dieser zustzlichen Norm wurde jedoch kei- – E DIN 1053-12:2009 Abschn. 4
ne grundlegende inhaltliche berarbeitung der Mauer- Abkrzungen und Formelzeichen
werksnorm verfolgt, sondern lediglich die Anpassung DIN 1053-1:1996 Abschn. 3 E DIN 1053-11:2009 Abschn. 5
an das Teilsicherheitskonzept bei unbewehrtem Mauer- Bautechnische Unterlagen und
werk geregelt. E DIN 1053-13: 2009 Abschn. 5
Um den neuen Entwicklungen in den Bereichen Bau- Bautechnische Unterlagen
stoffe, Bemessung sowie Ausfhrung und Konstruktion
DIN 1053-1:1996 Abschn. 4 E DIN 1053-11:2009 Abschn. 7
zuknftig Rechnung tragen zu kçnnen, wurde eine neue
Druckfestigkeit des Mauer- und
DIN 1053 fr unbewehrtes Mauerwerk erarbeitet und
werks E DIN 1053-13:2009 Abschn. 7
als Gelbdruck in den Teilen DIN 1053-11 [3], DIN
Baustoffe
1053-12 [4] und DIN 1053-13 [5] verçffentlicht. DIN 1053-1:1996 Abschn. 5
So erfolgt die Bemessung nach dem vereinfachten Baustoffe
Nachweisverfahren zuknftig nach DIN 1053-11: Mau- DIN 1053-1:1996 Abschn. 6 E DIN 1053-11:2009 Abschn. 1
erwerk, Teil 11: Vereinfachtes Nachweisverfahren fr Vereinfachtes Berechnungs- bis 10
unbewehrtes Mauerwerk [3] und die genauere Bemes- verfahren Vereinfachtes Nachweisverfah-
sung nach DIN 1053-13: Genaueres Nachweisverfahren ren fr unbewehrtes Mauerwerk
fr unbewehrtes Mauerwerk [5]. Die Konstruktion und
die Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk hat knf- DIN 1053-1:1996 Abschn. 7 E DIN 1053-13:2009 Abschn. 1
tig einen eigenen Normenteil und wird in DIN 1053-12 Genaueres Berechnungs- bis 10
[4] Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem verfahren Genaueres Nachweisverfahren
Mauerwerk geregelt. Der aktuelle Stand von Teil 12 fr unbewehrtes Mauerwerk
enthlt eine Reihe von Neuerungen im Mauerwerksbau DIN 1053-1:1996 Abschn. 8 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 5
und wird in diesem Beitrag vorgestellt und erlutert. Bauteile und Konstruktions- Konstruktion
details
DIN 1053-1:1996 Abschn. 9 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 6
2 Allgemeines Ausfhrung Ausfhrung

Die DIN 1053-12 [4] regelt die Konstruktion und die DIN 1053-1:1996 Abschn. 10 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 7
Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk und ist so- Eignungsprfung Kontrolle und Prfungen
wohl in Verbindung mit DIN 1053-11 [3] als auch in DIN 1053-1:1996 Abschn. 11
Verbindung mit DIN 1053-13 [5] anzuwenden, sobald Kontrolle und Gteprfungen
diese als Weißdrucke erschienen sind.
DIN 1053-1:1996 Abschn. 12 E DIN 1053-14:2009: Bemessung
Inhaltlich orientiert sich die neue DIN 1053-12 in den
Natursteinmauerwerk und Ausfhrung von Mauerwerk
wesentlichen Punkten an den Abschnitten 8 und 9 von
aus Natursteinen
DIN 1053-1:1996 [1].

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
68 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Neuerungen betreffen vor allem die Konstruktion und Bei Ausfachungswnden von Fachwerk-, Skelett- und
die Ausfhrung von zweischaligem Mauerwerk, die Schottensystemen darf immer dann auf einen statischen
Auflagertiefe von Deckenauflagern, das berbindemaß Nachweis verzichtet werden, wenn die Wnde viersei-
und die Art der Verfllung bei der Ausfhrung von tig gehalten werden.
Kellermauerwerk. Weiterhin mssen die Bedingungen nach Tabelle 2 ein-
Innerhalb der neuen Normenreihe DIN 1053 [3–5] re- gehalten sein und mindestens Normalmauermçrtel der
gelt Teil 12 ausschließlich die Konstruktion und die Mçrtelgruppe IIa, Dnnbettmçrtel oder Leichtmauer-
Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk und nimmt mçrtel LM 36 verwendet werden.
hinsichtlich der erforderlichen bautechnischen Unterla- In Tabelle 2 ist e das Verhltnis der grçßeren zur klei-
gen sowie der Verwendung zulssiger Baustoffe Bezug neren Seite der Ausfachungsflche.
auf die Bemessungsteile 11 und 13.

Tabelle 2. Grçßte zulssige Werte der Ausfachungsflche von


3 Wnde nichttragenden Außenwnden ohne rechnerischen Nachweis
nach E DIN 1053-11 [3]
3.1 Tragende Wnde
1 2 3 4 5 6 7
Nach E DIN 1053-12 sind Wnde, die mehr als ihre
Eigenlast aus einem Geschoss zu tragen haben, stets Wand- Grçßte zulssige Werte 1) der Ausfachungsflche in m2
tragende Wnde, die mindestens 115 mm dick sein dicke bei einer Hçhe ber Gelnde von
mssen, sofern aus Grnden der Standsicherheit, der t (mm)
0 bis 8 m 8 bis 20 m 20 bis 100 m
Bauphysik oder des Brandschutzes keine grçßeren Di-
cken erforderlich sind. e = 1,0 e ‡ 2,0 e = 1,0 e ‡ 2,0 e = 1,0 e ‡ 2,0
Der Mindestquerschnitt tragender Pfeiler betrgt 400 cm±.
115 2) 12 8 8 5 6 4
Wnde, die der Aufnahme von horizontalen Krften
rechtwinklig zur Wandebene dienen, drfen auch als 175 20 14 13 9 9 6
nichttragende Wnde ausgebildet sein.
240 36 25 23 16 16 12
300 50 33 35 23 25 17
3.2 Nichttragende Wnde
1) Bei Seitenverhltnissen 1,0 < e < 2,0 drfen die zulssigen Werte
Nichttragende Wnde mssen auf ihre Flche wirkende der Ausfhrungsflchen geradlinig interpoliert werden.
Lasten auf tragende Bauteile, wie z. B. Wand- oder De- 2) Bei Verwendung von Steinen der Festigkeitsklasse ‡ 12 drfen die
ckenscheiben, abtragen. Werte dieser Zeile um 1/3 vergrçßert werden

Bild 1. Zulssige Ausfachungsflche von nichttragenden Außenwnden ohne rechnerischen Nachweis


I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 69

Bei Verwendung von Steinen der Festigkeitsklassen


‡ 20 und einem gleichzeitigen Seitenverhltnis h/l ‡ 2,0
drfen die Werte der Spalten 3, 5 und 7, verdoppelt
werden (h = Hçhe bzw. l = Lnge der Ausfachungs-
flche).
Fr nichttragende innere Trennwnde, die nicht durch
auf ihre Flche wirkende Windlasten beansprucht wer-
den, gilt weiterhin DIN 4103-1 [11].

3.3 Anschluss der Wnde an Decken und


Dachsthle
Umfassungswnde mssen an die Decken entweder
durch Zuganker oder durch Reibung angeschlossen
werden.
Zuganker (bei Holzbalkendecken Anker mit Splinten) Bild 2. Anschluss der Wnde an Decken und Dachsthle:
sind in belasteten Wandbereichen – nicht in Brstungs- 1 Umfassungswand, 2 Secke, 3 Anschluss Decke/Umfassungs-
bereichen – anzuordnen. Bei fehlender Auflast sind wand (Reibung)
Ringanker vorzusehen. Der Abstand der Zuganker
muss im Allgemeinen < 2 m sein und darf in Ausnah-
mefllen 4 m nicht berschreiten. 3.4 Auflagertiefe
Bei Wnden, die parallel zur Deckenspannrichtung ver-
laufen, mssen die Maueranker mindestens einen 1 m DIN 1053 regelt auch, dass die Auflagertiefe von De-
breiten Deckenstreifen und mindestens zwei Decken- cken mindestens 100 mm betragen muss und bei Mas-
rippen oder zwei Betonbalken, bei Holzbalkendecken sivdecken keine besonderen Zuganker erforderlich sind.
drei Balken, erfassen oder in Querrippen eingreifen Der statisch voll nutzbare Wandquerschnitt wird nach
(Bild 3). E DIN 1053-11 [3] nur bei ganzflchig aufliegenden
Werden mit den Umfassungswnden verankerte Balken Deckenplatten bercksichtigt. Bei einer Teilauflage-
ber einer Innenwand gestoßen, so sind diese zugfest rung der Deckenplatte wird der Wandquerschnitt mit
miteinander zu verbinden. der Formel (a + 0,5 · tV) / t bercksichtigt.
Giebelwnde sind durch Querwnde oder Pfeilervor- Dabei ist a die Deckenauflagertiefe; tV die Dicke des
lagen ausreichend auszusteifen, falls sie nicht kraft- Abmauersteins mit min tV = 60 mm und t die Dicke der
schlssig mit dem Dachstuhl verbunden werden. Wand. Ist kein Abmauerstein vorhanden, so gilt tV = 0.

Bild 3. Verankerung des Mauerwerks mit der Balkenlage; Bild 4. Mindestauflagertiefe


1 Kopfanker, 2 ‡ 3 Balken von Geschossdecken
70 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

4 Ringanker und Ringbalken (Bild 5)


Ringanker sind grundstzlich in Außen- und Querwn-
den erforderlich, die als vertikale Scheiben der Abtra-
gung horizontaler Lasten dienen, wenn mindestens ei-
nes der folgenden Kriterien zutrifft:
– Es sind mehr als zwei Vollgeschosse vorhanden oder
das Bauwerk ist lnger als 18 m.
– Es sind viele oder besonders große ffnungen in
Wnden vorhanden, auf jeden Fall aber dann, wenn
die Summe der ffnungsbreiten 60 % der Wandln-
ge oder bei Fensterbreiten von mehr als 2/3 der Ge-
schosshçhe 40 % der Wandlnge bersteigt,
– Die Baugrundverhltnisse machen einen Ringanker
erforderlich.
Die Ringanker sind in jeder Deckenlage oder unmittel-
bar darunter anzubringen. Sie drfen aus Stahlbeton, Bild 5. Ringanker und Ringbalken; 1 Ringanker/Ringbalken, 2
bewehrtem Mauerwerk, Stahl oder Holz ausgebildet tragende Wand, 3 nichttragende Wand
werden und mssen einen Bemessungswert der Zug-
kraft von 60 kN aufnehmen kçnnen.

> 2 Vollgeschosse: Ringanker erforderlich t > 18 m: Ringanker erforderlich

Bild 6. Anordnung von Ringankern infolge Gebudegeometrie

P P
RA erforderlich bei a > 60 % von l RA erforderlich bei a > 40 % von l
bei einer Einzelçffnungsbreite > 2/3 h

Bild 7. Anordnung von Ringankern infolge Wandçffnungen


I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 71

Tabelle 3. Ohne Nachweis zulssige Schlitze und Aussparungen in tragenden Wnden (Maße in mm)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Wanddicke Horizontale und schrge Vertikale Schlitze und Vertikale Schlitze und Aussparungen,
Schlitze 1), nachtrglich Aussparungen, nachtrglich in gemauertem Verband
hergestellt hergestellt
Schlitzlnge Schlitz- Einzel- Abstand der Schlitz- Rest- Mindestabstand der Schlitze
tiefe 4) schlitz- Schlitze und breite 5) wand- und Aussparungen
breite 5) Aussparun- dicke
unbeschrnkt 1,25 m 2) von unter-
gen von
ffnungen einander
Schlitztiefe 3) Schlitztiefe ffnungen

‡ 115 – – £ 10 £ 100 ‡ 115 – – ‡ 2-fache ‡ Schlitzbrei-


Schlitzbreite te
‡ 150 – – £ 10 £ 100 – –
bzw.
‡ 175 0 £ 25 £ 30 £ 100 £ 260 ‡ 115 ‡ 240
‡ 200 0 £ 25 £ 30 £ 100 £ 260 ‡ 115
‡ 240 £ 15 £ 25 £ 30 £ 150 £ 385 ‡ 115
‡ 300 £ 20 £ 30 £ 30 £ 200 £ 385 ‡ 175
‡ 365 £ 20 £ 30 £ 30 £ 200 £ 385 ‡ 240

1) Horizontale und schrge Schlitze sind nur zulssig in einem Bereich £ 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils an einer
Wandseite. Sie sind nicht zulssig bei Langlochziegeln.
2) Mindestabstand in Lngsrichtung von ffnungen ‡ 490 mm, vom nchsten Horizontalschlitz zweifache Schlitzlnge.
3) Die Tiefe darf um 10 mm erhçht werden, wenn Werkzeuge verwendet werden, mit denen die Tiefe genau eingehalten werden kann. Bei
Verwendung solcher Werkzeuge drfen auch in Wnden ‡ 240 mm gegenberliegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgefhrt werden.
4) Schlitze, die bis maximal 1 m ber den Fußboden reichen, drfen bei Wanddicken ‡ 240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgefhrt
werden.
5) Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 5 und Spalte 7 darf je 2 m Wandlnge die Maße in Spalte 7 nicht berschreiten. Bei geringeren
Wandlngen als 2 m sind die Werte in Spalte 7 proportional zur Wandlnge zu verringern.

5 Schlitze und Aussparungen Das sichtbar bleibende Mauerwerk wird in der Regel
im Fugenglattstrich ausgefhrt. Soweit kein Fugen-
Vertikale Schlitze und Aussparungen sind auch weiter-
glattstrich ausgefhrt wird, mssen die Fugen der
hin ohne Nachweis zulssig, wenn die Querschnitts-
Sichtflchen mindestens 15 mm tief flankensauber
schwchung, bezogen auf 1 m Wandlnge, nicht mehr
ausgekratzt und anschließend handwerksgerecht aus-
als 6 % betrgt und die Wand nicht drei- oder vierseitig
gefugt werden.
gehalten gerechnet ist.
Die Restwanddicke muss dabei nach Tabelle 3, Spalte 8,
und der Mindestabstand nach Spalte 9 eingehalten wer-
den. 7 Zweischalige Außenwnde
Ergnzend dazu ist geregelt, dass fr 150 mm und
Die bislang in 1053-1 [1] beschriebenen 4 Wandkons-
200 mm dicke Wnde die nchst niedrigen Wanddicken
truktionen:
im Oktametersystem gelten.
– Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht,
– Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und Wr-
medmmung,
6 Einschalige Außenwnde – Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndmmung,
– Zweischaliges Mauerwerk mit Putzschicht
(einschaliges Verblendmauerwerk)
werden in E DIN 1053-12 [4] nicht mehr im Einzelnen
Die Mindestwanddicke von einschaligem, einseitigem behandelt.
Verblend- oder Sichtmauerwerk muss mindestens So sind im Normentwurf im Wesentlichen die erforder-
310 mm betragen. Da die Sichtseite bei einschaligem lichen Abfangungen und die zulssigen Steinberstnde
Verblendmauerwerk einen Teil des tragenden Quer- in Abhngigkeit von der Gebudehçhe und der Scha-
schnitts darstellt, ist fr die zulssige Beanspruchung, lendicke aufgefhrt.
die im Querschnitt verwendete niedrigste Steinfestig- E DIN 1053-12 regelt zudem die Verankerung der Au-
keitsklasse maßgebend. ßenschale und beschreibt die Ausbildung des Schalen-
72 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

zwischenraumes als ohne, teilweise oder ganz mit Wr- drfen die Steine bis zu 38 mm ber ihr Auflager hi-
medmmschichten ausgefllte Konstruktionsbereiche. nausragen.
Die in den meisten Fllen nichttragende Außenschale Das sichtbar bleibende Mauerwerk soll in der Regel im
bleibt bei der Bemessung unbercksichtigt. Sie muss Fugenglattstrich ausgefhrt werden. Wird kein Fugen-
mindestens 90 mm dick und ber die ganze Lnge voll- glattstrich ausgefhrt, mssen die Fugen der Sichtfl-
flchig aufgelagert sein. chen mindestens 15 mm tief flankensauber ausgekratzt
Die nichttragende Außenschale muss bei unverputzter und anschließend handwerksgerecht ausgefugt werden.
Ausfhrung (z. B. Sichtmauerwerk) aus frostwider-
standsfhigen Mauersteinen bestehen. Bei verputzten
7.2 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 105 mm
nichttragenden Außenschalen sind auch nichtfrost-
und t < 115 mm
widerstandsfhige Mauersteine mit Außenputzen nach
DIN EN 998-1 [12] in Verbindung mit DIN V 18550 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 105 mm und t <
[13] zulssig. 115 mm drfen nicht hçher als 20 m ber Gelnde ge-
fhrt werden und mssen ebenfalls in Hçhenabstnden
von etwa 12 m abgefangen werden (Bild 9).
7.1 Außenschalen von 115 mm Dicke
Außenschalen an Gebuden bis zu 2 Vollgeschossen
Außenschalen von 115 mm Dicke sollen in Hçhen- brauchen nicht abgefangen zu werden. Zudem darf ein
abstnden von etwa 12 m abgefangen werden, wobei Giebeldreieck bis 4 m Hçhe ohne zustzliche Abfan-
die Schalen dabei bis zu 25 mm ber ihr Auflager vor- gung ausgefhrt werden. Diese Außenschalen drfen
stehen drfen (Bild 8). dann maximal 15 mm ber ihr Auflager hinausragen.
Ist die 115 mm dicke Außenschale nicht hçher als zwei Die Fugen der Sichtflchen dieser Verblendschalen
Geschosse oder wird sie alle 2 Geschosse abgefangen, mssen in Fugenglattstrich ausgefhrt werden.

Bild 8. Außenschalen mit 115 mm Bild 9. Außenschalen mit Dicken von Bild 10. Außenschalen mit Dicken von
Dicke; 1 Abfangung der Verblend- t ‡ 105 mm und t < 115 mm; 1 Abfangung t ‡ 90 mm und t < 105 mm; 1 Abfangung
schale (berstand maximal 25 mm), der Verblendschale (berstand maximal 15 der Verblendschale (berstand maximal
2 Fußpunkt nach DIN 18195-4 mm), 2 Fußpunkt nach DIN 18195-4 15 mm), 2 Fußpunkt nach DIN 18195-4
I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 73

Tabelle 4. Ausfhrung von 2-schaligem Mauerwerk nach DIN 1053-12

Nr. Dicke der max. Abfangungen max. berstand Fugenausbildung


Vormauerschale Hçhe der Steine
1 ‡ 115 mm unbegrenzt ca. alle 12 m 25 mm In der Regel Fugenglattstrich.
Bei nachtrglicher Verfugung
2 max. 2 Geschosse oder Abfangung 38 mm
15 mm tief auskratzen
£ 2 Geschosse
3 t ‡ 105 mm 20 m ca. alle 12 m 15 mm Muss in Fugenglattstrich
und ausgefhrt werden.
4 Nicht bei Gebuden mit bis zu zwei
t < 115 mm
Vollgeschossen. Hier darf zudem ein
Giebeldreieck bis 4 m Hçhe ohne zustz-
liche Abfangung ausgefhrt werden.
5 t ‡ 90 mm 20 m ca. alle 6 m 15 mm Soll in Fugenglattstrich aus-
und gefhrt werden, damit auch
6 Nicht bei Gebuden mit bis zu zwei
t < 105 mm nachtrgliche Verfugung
Vollgeschossen. Hier darf zudem ein
mçglich.
Giebeldreieck bis 4 m Hçhe ohne zustz-
(15 mm tief auskratzen)
liche Abfangung ausgefhrt werden.

7.3 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 90 mm 7.4 Verankerung


und t < 105 mm
Die Mauerwerksschalen zweischaliger Konstruktionen
Außenschalen mit Dicken von t ‡ 90 mm und t < sind durch Anker nach allgemeiner bauaufsichtlicher
105 mm drfen nicht hçher als 20 m ber Gelnde ge- Zulassung aus nichtrostendem Stahl oder durch Anker
fhrt werden und sind in Hçhenabstnden von etwa 6 m nach DIN EN 845-1 [14] zu verbinden.
abzufangen (Bild 10). Fr den bislang in DIN 1053-1 [1] geregelten Drahtan-
Außenschalen an Gebuden bis zu 2 Vollgeschossen ker (Rundanker) (Bild 12) ist damit zuknftig eine bau-
brauchen nicht abgefangen zu werden. Zudem darf ein aufsichtliche Zulassung erforderlich.
Giebeldreieck bis 4 m Hçhe ohne zustzliche Abfan- Die Drahtanker sind unter Beachtung ihrer statischen
gung ausgefhrt werden. Diese Außenschalen drfen Wirksamkeit so auszufhren, dass sie keine Feuchte
maximal 15 mm ber ihr Auflager hinausragen. von der Außen- zur Innenschale leiten kçnnen (z. B.
Die Fugen der Sichtflchen dieser Verblendschalen sol- Aufschieben einer Kunststoffscheibe).
len in Fugenglattstrich ausgefhrt werden. Bei nichtflchiger Verankerung der Außenschale, z. B.
linienfçrmig oder nur in Hçhe der Decken, ist ihre
Standsicherheit nachzuweisen.

Bild 12. Drahtanker fr zweischaliges Mauerwerk; 1 Anker


nach ‡ 50 mm Auflagerbreite ab- oder in der Stoßfuge
hochbiegen, 2 Tropfscheibe, 3 Vormauerschale, 4 Luftschicht,
Bild 11. Gebude mit bis zu 2 Vollgeschossen 5 Innenschale
74 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bei gekrmmten Mauerwerksschalen sind Art, Anord- Tabelle 5. Mindestanzahl und Durchmesser von Drahtankern
nung und Anzahl der Anker unter Bercksichtigung der je m2 Wandflche
Verformung festzulegen.
Zeile Anwendung Drahtanker
Fr Drahtanker, die in Form und Maßen Bild 12 ent-
sprechen, gilt ein maximal zulssiger vertikaler Ab- Mindest- Durchmesser
stand der Drahtanker von 650 mm [4] (550 mm [1]) anzahl mm
und ein maximaler horizontaler Abstand von 750 mm.
Die Mindestanzahl und der Durchmesser von Drahtan- 1 Mindestens, sofern nicht 5 3
kern je m2 Wandflche sind in Tabelle 5 geregelt, falls Zeilen 2 und 3 maßgebend
in den bauaufsichtlichen Zulassungen fr Drahtanker 2 Wandbereich hçher als 12 m 5 4
keine anderen Festlegungen getroffen sind. ber Gelnde oder Abstand
Der Schalenabstand ist weiterhin auf 150 mm begrenzt, der Mauerwerksschalen ber
sofern auch hier bauaufsichtliche Zulassungen keine 70 bis 120 mm
anderen Schalenabstnde regeln.
An allen freien Rndern (von ffnungen, an Gebudee- 3 Abstand der Mauerwerks- 7 oder 5 4 oder 5
cken, entlang von Dehnungsfugen und an den oberen schalen ber 120 bis 150 mm
Enden der Außenschalen) sind zustzlich zu Tabelle 5
drei Drahtanker je Meter Randlnge anzuordnen.
Werden die Drahtanker in Leichtmauermçrtel eingebet-
Die Dichtungsbahn selbst und die Lage der Dichtungs-
tet, so ist dafr LM 36 erforderlich.
bahn fr die untere Sperrschicht muss ebenfalls DIN
Drahtanker in Leichtmauermçrtel LM 21 bedrfen einer
18195-4 [6] entsprechen.
anderen Verankerungsart.
Abfangkonstruktionen, die nach dem Einbau nicht mehr
Die Innenschalen und die Geschossdecken sind an den
kontrollierbar sind, mssen dauerhaft gegen Korrosion
Fußpunkten der Zwischenrume der Wandschalen unter
geschtzt sein.
Beachtung von DIN 18195-4 gegen Feuchte zu scht-
zen. Dieses gilt auch bei Fenster- und Trstrzen sowie
im Bereich von Sohlbnken.
7.5 Dehnungsfugen
Die Mauerwerksschalen sind an ihren Berhrungspunk-
ten (z. B. Fenster- und Transchlgen) durch eine was- In der Außenschale mssen vertikale Dehnungsfugen
serundurchlssige Sperrschicht zu trennen. Die Auf- angeordnet werden. Ihre Abstnde richten sich nach
standsflche muss so beschaffen sein, dass ein Abrut- der klimatischen Beanspruchung (Temperatur, Feuchte
schen der Außenschale auf ihr nicht eintritt. usw.), der Art der Baustoffe und der Farbe der ußeren
Die erste Ankerlage ist so tief wie mçglich anzuordnen. Wandflche. Darber hinaus muss die freie Beweglich-

Zustzlich:
3 Drahtanker auf 100 cm Randlnge an:
1 = Gebudeecke
2 = ffnungen
3 = Dehnungsfugen
4 = Wandoberseite (Außenschale)

Bild 13. Anordnung von Luftschichtankern an freien Rndern und Dehnungsfugen


I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 75

7.6.1 Luftschicht
g
Luftschichten im Schalenzwischenraum mssen min-
Nord
destens 60 mm betragen.
Wird der Mauermçrtel mindestens an einer Hohlraum-
1 = Fuge
seite abgestrichen, so kann die Luftschichtdicke bis auf
40 mm reduziert werden.
Besonders zu beachten ist, dass zuknftig „Lftungs-
und Entwsserungsçffnungen“ kein „Muss“ mehr sind,
sondern angeordnet werden „drfen“. Dies gilt auch fr
Sturz- und/oder Brstungsbereiche der Außenschale.
Gemß DIN 18195-4 [6] sind alle vom Boden berhrten
Außenflchen der Umfassungswnde gegen seitliche
Bild 14. Anordnung von Dehnungsfugen (Systemskizze)
Feuchtigkeit abzudichten.
Die Abdichtung muss nach DIN 18195-4 [6] planmßig
bis 300 mm ber Gelnde hochgefhrt werden, um aus-
keit der Außenschale auch in vertikaler Richtung si-
reichende Anpassungsmçglichkeiten der Gelndeober-
chergestellt sein.
flche sicherzustellen. Im Endzustand darf dieser Wert
Die unterschiedlichen Verformungen der Außen- und
das Maß von 150 mm nicht unterschreiten. Ist dies im
Innenschale sind, insbesondere bei Gebuden mit ber
Einzelfall nicht mçglich, sind nach DIN 18195-4 [6]
mehrere Geschosse durchgehender Außenschale, auch
besondere Maßnahmen erforderlich.
bei der Ausfhrung der Tren und Fenster zu beachten.
7.6.2 Wrmedmmung
7.6 Luftschicht und Wrmedmmung
Wenn im Schalenzwischenraum Wrmedmmstoffe
Die Abschnitte 8.4.3.2 bis 8.4.3.5 aus DIN 1053-1 [1] eingebaut werden sollen, so sind ausschließlich Dmm-
wurden stark gestrafft und die wesentlichen Punkte in stoffe des Typs WZ nach DIN 4108-10 [7] „Dmmung
den Abschnitten 5.4.3.2 und 5.4.3.3 von E DIN 1053-12 von zweischaligen Wnden, Kerndmmung“ zu ver-
[4] zusammengefasst. wenden.

a) b)

Bild 15. Fußpunktausbildung nach DIN 18195-4; a) mit Entwsserungsçffnungen, b) ohne Entwsserungsçffnungen
76 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

8 Ausfhrung wegen der herstellungsbedingten Unebenheiten der


Stoßfugenflchen mçglich ist.
Neben einigen Umstrukturierungen haben sich gegen-
Bei Stoßfugenbreiten > 5 mm mssen die Fugen beim
ber DIN 1053-1 [1] keine relevanten Vernderungen
Mauern beidseitig an der Wandoberflche mit einem
ergeben.
geeigneten Mçrtel verschlossen werden.

8.1 Lagerfugen 8.3 Verband


Lagerfugen im Mauerwerk bei Normal- und Leichtmau- Nach E DIN 1053-12 [4] muss im Verband gemauert
ermçrtel sollen ca. 12 mm dick sein. Bei Vermauerung werden und das berbindemaß  muss ‡ 0,4 hst, min-
von Steinen in Dnnbettmçrtel muss die Dicke der La- destens jedoch 45 mm betragen.
gerfugen 1 bis 3 mm betragen. Neu hinzugekommen sind Regelungen fr Mauerwerk
aus Elementen und Großblçcken, hier darf das ber-
8.2 Stoßfugen bindemaß  bis auf 0,2 hst reduziert werden, wenn die-
ses in der statischen Berechnung bercksichtigt und in
Stoßfugen sollen bei Verwendung von Normal- oder den Ausfhrungsunterlagen (z. B. Versetzplan bzw.
Leichtmauermçrtel 10 mm dick sein. Bei Vermauerung Positionsplan) ausgewiesen ist.
der Steine mit Dnnbettmçrtel muss die Dicke der Stoß-
fuge 1 bis 3 mm betragen.

8.2.1 Vermauerung von Steinen mit Mçrteltasche


Wenn Steine mit Mçrteltaschen vermauert werden,
mssen die Steine entweder knirsch verlegt und die
Mçrteltaschen verfllt oder durch Auftragen von Mçrtel
auf die Steinflanken vermauert werden.

Bild 18. berbindemaß

8.4 Deckenauflager
Bild 16. Ausfhrung von Stoßfugen bei Steinen
mit Mçrteltaschen Neu ist, dass „geeignete“ konstruktive Maßnahmen wie
z. B. Zentrierung, bei Dachdecken zur Vermeidung von
Rissbildung in Putz und Mauerwerk vorzusehen sind.
8.2.2 Vermauerung von Steinen ohne Dies war in DIN 1053-1 [1] und DIN 1053-100 [2] nur
Stoßfugenvermçrtelung dann erforderlich, wenn die rechnerische Exzentrizitt
konstruktiv auf t/3 begrenzt werden sollte bzw. musste.
Soll bei Verwendung von Normal-, Leicht- oder Dnn-
bettmçrtel auf die Vermçrtelung der Stoßfugen verzich-
tet werden, mssen hierzu die Steine hinsichtlich ihrer
Form und Maße geeignet sein.
Die Steine sind stumpf oder mit Verzahnung durch ein
Nut- und Federsystem ohne Stoßfugenvermçrtelung
knirsch zu verlegen bzw. ineinander verzahnt zu ver-
setzen (Bild 17).
Steine gelten dann als knirsch verlegt, wenn sie ohne
Mçrtel so dicht aneinander verlegt werden, wie dies

Bild 17. Ausfhrung von Mauerwerk


ohne Stoßfugenvermçrtelung Bild 19. Anordnung von Zentrierleisten
I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 77

9 Kellerwnde
Erfolgt der Nachweis der Kellerwand nach DIN
1053-11 [3], ist sicherzustellen, dass bei der Verfllung
und Verdichtung des Arbeitsraums nur nichtbindiger
Boden nach DIN 1054 und nur Rttelplatten oder
Stampfer mit folgenden Eigenschaften zum Einsatz
kommen:
– Breite des Verdichtungsgertes bV £ 50 cm,
– Wirktiefe zt £ 35 cm,
– Gewicht bis etwa 100 kg bzw. Zentrifugalkrfte bis
max. 15 kN.
Die Abdichtung der Kellerwnde ist nach DIN 18195-4
auszufhren. Die waagerechte Abdichtung (Quer-
schnittsabdichtung) muss dabei aus besandeter Bitu-
mendachbahn (z. B. R 500 nach DIN 52128) oder Ma-
terial mit gleichwertigem Reibungsverhalten bestehen
(z. B. mineralische Dichtungsschlmme).

10 Schutz des Mauerwerks


Bild 20. Systemskizze Kellermauerwerk
10.1 Schutz gegen Regen
Neu sind auch Festlegungen zum Schutz gegen Regen.
So soll fertiges Mauerwerk vor direktem Regen ge- sowie ein gnzlich neues Konzept zur Schubbemessung
schtzt werden, bis der Mçrtel abgebunden hat. Der nach E DIN 1053-13 ist der Teil 12 [4] der Norm gegen-
Schutz soll so erfolgen, dass der Mçrtel nicht aus den ber DIN 1053-1 stark gestrafft worden.
Fugen ausgewaschen wird und dass er nicht abwech- Neuerungen betreffen in vorliegendem Entwurf der DIN
selnd Feucht- und Trockenzeiten unterworfen wird. 1053-12 vor allem die Konstruktion und die Ausfhrung
Bei anhaltendem starkem Regen soll nicht gemauert von zweischaligem Mauerwerk, die Auflagertiefe von
bzw. verfugt werden. Deckenauflagern, das berbindemaß und die Art der
Mauersteine, Mçrtel und frisch verfugtes Mauerwerk sol- Verfllung bei der Ausfhrung von Kellermauerwerk.
len ebenfalls in angemessener Weise geschtzt werden. Auch wenn die Regelungen konstruktionsbedingt gera-
de bei der Ausfhrung von zweischaligem Mauerwerk
zu Verschrfungen fhren, so steht den Architekten und
10.2 Schutz gegen Frost-Tau-Wechsel Ingenieuren mit der neuen DIN 1053-12 ein Werkzeug
zur Verfgung, mit dem Mauerwerk auch zuknftig
Bei Frost darf Mauerwerk nur unter besonderen Schutz-
einfach und sicher konstruiert werden kann.
maßnahmen ausgefhrt werden, wobei Frostschutzmit-
tel und Tausalze nicht zulssig sind und gefrorene Bau-
stoffe nicht verwendet werden drfen.
13 Literatur
[1] DIN 1053-1:1996: Mauerwerk, Teil 1: Berechnung und
11 Kontrollen und Prfungen Ausfhrung.

Mit Ausnahme der Aktualisierung von Verweisen auf [2] DIN 1053-100:2007: Mauerwerk, Teil 100: Berechnung
Mçrtelnormen und der Streichung der Regelungen fr auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon-
Mauerwerk nach Eignungsprfung keine nderungen zepts
gegenber DIN 1053-1 [1]. [3] E DIN 1053-11:2009: Mauerwerk, Teil 11: Vereinfach-
tes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
[4] E DIN 1053-12:2009: Mauerwerk, Teil 12: Konstruktion
12 Fazit und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk.

Die neue Normenreihe DIN 1053-11, -12 und -13 [5] E DIN 1053-13:2009: Mauerwerk, Teil 13: Genaueres
(Gelbdruck) beinhaltet zahlreiche und umfangreiche Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
nderungen und Neuerungen im Vergleich zu DIN [6] DIN 18195-4:2000: Bauwerksabdichtungen, Teil 4: Ab-
1053-1 [1] und DIN 1053-100 [2]. dichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwas-
Neben der nun endgltigen Umstellung auf das Teil- ser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und
sicherheitskonzept in E DIN 1053-11 [3] und -13 [5] Wnden, Bemessung und Ausfhrung.
78 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

[7] DIN 4108-10:2008: Wrmeschutz und Energie-Einspa- [11] DIN 4103-1:1984: Nichttragende innere Trennwnde,
rung in Gebuden. Anwendungsbezogene Anforderungen an Teil 1: Anforderungen, Nachweise.
Wrmedmmstoffe, Teil 10: Werkmßig hergestellte Wr-
[12] DIN EN 998-1:2003: Festlegungen fr Mçrtel im Mau-
medmmstoffe.
erwerksbau, Teil 1: Putzmçrtel.
[8] Reichert, H.: Konstruktiver Mauerwerksbau. Bildkom-
[13] DIN V 18550:2005: Putz und Putzsysteme.
mentar zur DIN 1053, Teil 1. 7. Auflage, R. Mller, 1994.
[14] DIN EN 845-1:2008: Festlegungen fr Ergnzungsbau-
[9] Jger, Pflcke, Waurig, Figge, Meyer: Bemessung von
teile fr Mauerwerk, Teil 1: Maueranker, Zugbnder, Auf-
Ziegelmauerwerk nach DIN 1053-1, AMz 2002.
lager und Konsolen.
[10] Brauer, Ehmke, Figge, Meyer: Bemessung von Ziegel-
mauerwerk nach DIN 1053-100, AMz 2006.
B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung 79

II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von


Verblendmauerwerk
Birger Gigla, Lbeck

1 Einfhrung stdte und nimmt in den entsprechenden Regionen ei-


nen bedeutenden stdtebaulichen Wert ein.
Verblendmauerwerk (Bild 1) ist eine zweischalige Au- Andere Außenwandsysteme weisen unter den genann-
ßenwandkonstruktion aus einer tragenden Innenschale ten klimatischen Bedingungen in Abhngigkeit von der
und einer nichttragenden Außen- bzw. Verblendschale lokalen Situation Nachteile auf. Holzfassaden oder au-
aus Mauerwerk. Die Bauweise ist insbesondere in Re- ßenseitige Wrmedmmverbundsysteme gemß DIN
gionen mit mßig-kalten und regenreichen Wintermo- 55699 [64] kçnnen sich durch Besiedlung von Mikroor-
naten sowie regelmßiger Schlagregenexposition b- ganismen nach relativ kurzer Zeit grnlich oder dunkel
lich. Hierzu zhlen die norddeutschen Kstenlnder verfrben (z. B. „Veralgung“ oder „Schwrzepilz“).
und die Kstenregionen der angrenzenden nordeuropi- Dieses Problem zieht insbesondere bei Geschosswoh-
schen Lnder sowie weltweit Kstenregionen von In- nungsbauten Instandsetzungsaufwand nach sich. Kos-
dustrielndern mit dem genannten Klima. Die Bauweise ten entstehen durch die erforderliche Gerststellung,
ist national genormt in der Norm DIN 1053-1 „Mauer- Reinigung, Grundierung und Neubeschichtung. Eine
werk, Teil 1: Berechnung und Ausfhrung“ [27] und im nachtrgliche Reduzierung der Mikroorganismen, bei-
Norm-Entwurf DIN 1053-12 „Mauerwerk, Teil 12: spielsweise durch Algizide ist nicht dauerhaft und kann
Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mau- in Abhngigkeit von den Inhaltsstoffen zu unerwnsch-
erwerk“ [29]. ten Nebenwirkungen oder zu Umweltbeeintrchtigun-
Der Vorteil von Verblendmauerwerk liegt in einer ho- gen fhren. Wohnungsbaugesellschaften rechnen in
hen Funktionalitt unter den genannten klimatischen den genannten Regionen mit 10-Jahres-Instandsetzung-
Bedingungen sowie einer langen Lebensdauer bei ge- intervallen fr die Beseitigung von Mikroorganismen
ringen Unterhaltungskosten. Die Bauweise prgt ge- auf Wrmedmmverbundsystemen. Eine einsetzende
meinsam mit dem vorhandenen Sichtmauerwerk das Besiedlung durch Mikroorganismen kann jedoch infol-
Stadtbild vieler mittel- und nordeuropischer Ksten- ge der visuellen Beeintrchtigung bereits nach krzerer
Zeit zu Beanstandungen der Mieter oder Eigentmer
fhren. Bei Verwendung von Wrmedmmverbund-
systemen mit Deckschichten aus Klinker-Riemchen
(Bild 2) kommt es erfahrungsgemß weniger stark zur
Beeintrchtigung durch Mikroorganismen. Die Dauer-
haftigkeit dieser Außenwandsysteme hngt von mehre-
ren Faktoren ab, u. a. der Formbestndigkeit der Dmm-
platten und den Eigenschaften des Befestigungsmçrtels
und ist noch nicht systematisch nachgewiesen. Außen-
seitige Wrmedmmverbundsysteme setzen außerdem
eine sorgfltige Planung bei der Befestigung von Regen-
fallrohren, Beschattungssystemen und anderen nichttra-
genden Außenbauteilen voraus, da diese Bauteile im Re-
gelfall nur unter Mehraufwand befestigt werden kçnnen.
Fassaden aus Verblendmauerwerk sind außerdem erfah-
rungsgemß weniger anfllig fr Vandalismus, z. B.
durch Graffiti, als gleichfçrmige Oberflchen.
Auch bei Verblendmauerwerk kann es jedoch infolge
nicht sachgerechter bzw. nicht optimaler Planung oder
Ausfhrung zu Beeintrchtigungen kommen. Am Insti-
tut fr Angewandte Bauforschung (IfAB) der Fach-
hochschule Lbeck werden entsprechende Beeintrch-
Bild 1. Verblendmauerwerk, mit Folie abgedeckt whrend tigungen regelmßig untersucht und analysiert. In man-
einer Arbeitspause, Verblendschale und Tragschale chen Fllen handelt es sich um altbekannte Probleme. In

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
80 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

2 Grundstzliche technische Regeln und


Stand der Baupraxis in
Norddeutschland
2.1 Zweischaliges Verblendmauerwerk
Zweischaliges Verblendmauerwerk – im Folgenden
kurz als Verblendmauerwerk bezeichnet – besteht aus
einer tragenden Innenwand („Innenschale“) und einer
nichttragenden Außenwand („Verblendschale“). Bei
der tragwerksplanerischen Bemessung der Wand gemß
den Normen bzw. Norm-Entwrfen der Reihe DIN
1053 [27–30] und der Norm EC 6 [67] ist als Wanddi-
cke nur die Dicke der tragenden Innenwand anzuneh-
men. Beide Wnde werden auf einem gemeinsamen
Fundament gegrndet (vgl. Bilder 3 und 4). Zur Auf-
Bild 2. Dmmplatte mit aufgeklebten Klinker-Riemchen nahme von Winddruck und -Soglasten auf die Ver-
blendschale sind die beiden Schalen durch Drahtanker
aus nichtrostendem Stahl miteinander zu verbinden.
anderen Fllen liegen komplizierte Wirkungsgefge Der lichte Abstand der beiden Wnde bzw. „Schalen“
vor, die bereits im Vorfeld von mehreren Gutachtern betrgt nach DIN 1053-1 und DIN 1053-12 maximal
und Sachverstndigen unterschiedlich bewertet wurden. 15 cm. Der Abstand von 15 cm ist derzeit der Regelfall.
Das Ziel dieses Beitrags ist es, Hinweise zur mçglichst Im Schalenzwischenraum wird die Wrmedmmung
dauerhaft beeintrchtigungsfreien und in diesem Sinne angeordnet. blicherweise wird geeignete Mineralwol-
nachhaltigen Ausfhrung von Verblendmauerwerk zu le [41] als Kerndmmung verwendet. Die Verblend-
erarbeiten. Eine umfassende Darstellung der norm- schale ist ber ffnungen und in bestimmten in den
und regelgerechten Ausfhrung von Verblendmauer- Normen geregelten Hçhenabstnden statisch abzufan-
werk unter Einbeziehung aktueller Bauprodukte und gen und an der Tragschale oder den Deckensystemen
europischer technischer Entwicklungen steht nicht im zu befestigen. Aufgrund der Vielzahl der enthaltenen
Vordergrund. Hierzu wird z. B. auf den Beitrag von Bauprodukte handelt es sich beim Verblendmauerwerk
Altaha im Mauerwerk-Kalender 2009 verwiesen [1]. um eine komplexe Bauweise. Tabelle 1 und Bild 5 ge-
Einige grundstzliche technische Regeln zur Planung ben einen berblick ber die beteiligten Komponenten.
und Ausfhrung von Verblendmauerwerk werden im Bei der Außenwand-Planung ist das Baurichtmaß [36]
folgenden Abschnitt unter Bercksichtigung des Stan- auf die Tragschale anzuwenden. Die Verblendschale
des der Baupraxis in Norddeutschland zusammenge- wird unter Bercksichtigung der Fenster- und Tr-
fasst. Schden und Beeintrchtigungen an Verblend- anschlge maßlich angepasst.
mauerwerk sind ein interdisziplinres Problem, an
dem Architekten, Bauingenieure, Bauchemiker, Bau-
physiker, Mineralogen und Baubiologen zusammen- 2.2 Tragende Innenschale
arbeiten. Dieser Beitrag geht insbesondere aus objekt- Fr die tragende Innenschale werden im Prinzip alle
planerischer und tragwerksplanerischer Sicht [10] auf genormten, bzw. allgemein bauaufsichtlich zugelasse-
die beeintrchtigungsfreie Konstruktion von Verblend- nen Wandbaustoffe verwendet. Unter Beachtung der
mauerwerk ein.

Bild 3. Kellergeschoss im Rohbau. Rechts auf der


Baugrubensohle ist der Rand der Bodenplatte mit
wrmedmmender Kimmschicht sichtbar.
Am Wandkopf der Kelleraußenwand – unterhalb der
Elementplatten – ist ein der spteren Gelndeober-
kante angepasster Rcksprung von 36,5 cm auf
17,5 cm Wandstrke zur Auflagerung der Verblend-
schale zu erkennen. Das Kelleraußenmauerwerk
besteht aus Kalksand-Planelementen der Abmes-
sungen 498 mm · 498 mm (L/H)
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 81

Bild 4. Grndung der Verblendschale, Sockeldetail.


Ganz außen eine Perimeterdmmung. Das Kellerau-
ßenmauerwerk ist mit Bitumen-Dachdichtungsbah-
nen abgedichtet. Auf dem Rcksprung am Wandkopf
des Kelleraußenmauerwerks unterhalb der Ver-
blendschale sind Wrmedmmelemente aus ge-
schumtem Glas mit geschlossenzelliger Struktur und
eine Hçhenausgleichsschicht aus Kalksandsteinen
angeordnet. Die Dichtungsebene wird unter dem
Wrmedmmelement zur Tragschale gefhrt und ist
hinter der Verblendschale zu erkennen. Die sptere
Gelndeoberkante liegt ungefhr auf Hçhe der
obersten fertiggestellten Lage der Verblendschale

Bild 5. Schematische Darstellung der im Verblend-


mauerwerk vorhandenen Bauprodukte

Tabelle 1. Bauprodukte im zweischaligen Verblendmauerwerk

Tragschale Schalenzwischenraum Verblendschale


Mauersteine Wrmedmmung Mauerziegel oder Kalksandsteine
Mauermçrtel Maueranker Mauermçrtel
Ringanker und -balken Abdichtungsfolien Verfugmçrtel
Auflagerkonsolen Verblendstrze
Balkenauflager Feuchtesperrschicht
Schubanker Dichtungsbnder
Zugbnder Reinigungsmittel
Feuchtesperrschicht
82 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

konstruktiven Grundstze ist auch eine Holzstnderbau- 10,5 oder 11 cm Breite zum Einsatz, z. B. das Olden-
weise mçglich. Die Auswahl des Wandbaustoffs erfolgt burger Format mit ca. 220/105/52 mm (L/B/H). Die
in Abhngigkeit von den Entwurfszielen. Maßgebend Mindestdicke der Verblendschale betrgt 9 cm. Sollen
sind Baukosten, architektonische Aspekte, Nachhaltig- aus architektonischen Grnden sehr kleine Steinformate
keit sowie die Eigenschaften im Hinblick auf Tragfhig- verwendet werden, wie z. B. ca. 180/80/50 mm (L/B/H),
keit, Schallschutz, Brandschutz und energiesparenden ist die Standsicherheit der Verblendschale gesondert
Wrmeschutz. Zu beachten ist weiterhin die Veranke- nachzuweisen und sicherzustellen.
rung der Verblendschale. In der Baupraxis in Nord- Da keine echten Binder vorhanden sind, ist der Begriff
deutschland werden fr die Tragschale massive Baustof- „Verband“ eigentlich irrefhrend. Hufig wird eine un-
fe mit Innenputz deutlich bevorzugt. Im Hinblick auf die regelmßige und nicht im Detail geplante Struktur –
Wirtschaftlichkeit werden in vielen Fllen großformati- sog. „wilder Verband“ – ausgefhrt (Bild 7). Gestalte-
ge Steine mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung risch hçherwertig aber auch aufwendiger in Planung
verwendet. Entsprechend kommen zugelassene Mauer- und Ausfhrung sind regelmßige Strukturen, z. B. in
mçrtel zum Einsatz, z. B. geeignete Dnnbettmçrtel. Die Anlehnung an den Blockverband (Bild 8). Eine Ausfh-
Steine der Tragschale sind heute zumeist mit Nut- und rung gemß Bild 8 setzt eine steingerechte Werkpla-
Federsystem ausgestattet und werden „knirsch“, d. h. nung voraus.
ohne Vermçrtelung der Stoßfugen versetzt. Als Steine werden fr die Verblendschale HD-Ziegel
Im Mehrgeschosswohnungsbau und bei grçßeren Ein- (Klinker oder Vormauerziegel) gemß der Norm DIN
familienhusern wird die Tragschale in Norddeutsch- 771-1 [15] und der Vornorm DIN V 105-100 [13] oder
land hufig aus Kalksand-Planelementen [68] errichtet. Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften nach Vor-
Zulassungsgemß sind 15 cm starke Tragschalen aus norm DIN V 106 [14] verwendet. Fr HD-Ziegel gelten
Kalksand-Planelementen im Prinzip gleichgestellt mit definierte Anforderungen an die mechanischen Eigen-
Wnden von 17,5 cm Strke nach Norm DIN 1053-1, schaften sowie an den Frostwiderstand, Lichtbestndig-
wodurch etwas schlankere Außenwnde realisiert wer- keit und Gehalt an aktiven Salzen nach den Vornormen
den kçnnen. DIN V 105-100, DIN V 20000-401 [60] und DIN
V 52252-3 [63] sowie nach Norm DIN EN 771-1.
Das ußere Erscheinungsbild von Mauerziegeln hngt
2.3 Verblendschale
von den Ausgangsstoffen, der Formgebung und dem
Die Verblendschale ist grundstzlich nichttragend und Brennvorgang ab. Bei handwerklich geprgter Herstel-
trgt ausschließlich ihre Eigenlasten ab. Die DIN lung und traditioneller Brenntechnik – z. B. in einem
1053-1 bzw. DIN 1053-12 regeln die Hçhenabstnde, Ringofen – weisen Mauerziegel aus natrlichem Ton
in denen die Verblendschale zur Begrenzung ihrer eine individuelle Struktur auf. Nach sorgfltiger Sortie-
Schlankheit abzufangen ist. In Abhngigkeit von rung lassen sich mit solchen Mauerziegeln architekto-
Hçhe und Dicke sind gewisse Auflagerexzentrizitten nisch ansprechende Verblendschalen herstellen. Tradi-
zulssig. Zur Abfangung der Verblendschale werden tionell hergestellte Mauerziegel sind relativ teuer und
Auflagerkonsolen oder Verblendstrze (Bild 6) ver-
wendet. Beide Abfangungsarten werden an der Trag-
konstruktion verankert, im Regelfall an den Stahlbeton-
decken und -berzgen, sofern zulssig und statisch
mçglich auch an der Tragschale selbst.
Die erforderlichen tragwerksplanerischen Nachweise
beschrnken sich im Allgemeinen auf die Abfangungen
und auf die Auflagerpressungen bei Exzentrizitten, so-
wie ggf. auf Temperaturdehnungen. Die Befestigung
von statisch nicht nachzuweisenden Bauteilen, wie bei-
spielsweise Regenfallrohren oder Beleuchtungen, ist
blicherweise unkritisch. Bauteile, die ußere Einwir-
kungen wie Windlasten oder Verkehrslasten aufneh-
men, z. B. Verschattungseinrichtungen oder Gelnder
sind gesondert nachzuweisen oder an der Tragschale
zu verankern.
Bei Planung und Ausfhrung der Verblendschale sind
berwiegend architektonische Zielvorstellungen maß-
gebend. Im Vordergrund stehen Farbe und Struktur
der Ziegel und des Mçrtels sowie der gewhlte „Ver-
band“. Die Strke der Verblendschale entspricht im Re-
gelfall der Steinbreite von 11,5 cm des Normalformats
nach Vornorm DIN V 105-100, Tabelle 12. In manchen Bild 6. Verblendstrze, hier bereck gefhrt und
Fllen kommen auch abweichende Steinformate mit an einem Stahlbeton-berzug verankert
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 83

Bild 7. Verblendschale im sog. „wilden Verband“, nachverfugt. Bild 8. Verblendschale im „Blockverband“, Fugenglattstrich.
In der Steinreihe oberhalb des Sockels ist hier infolge zeitweiliger Oberhalb der Verblendschale im Sttzenbereich ist eine hori-
starker Durchfeuchtung eine schwarze Verfrbung durch Mikro- zontale Dehnungsfuge erforderlich. Die Ausfhrung von Rck-
organismen eingetreten sprngen – wie hier im Bereich des Eckpfeilers – setzt eine
sorgfltige Planung im Hinblick auf den energiesparenden
Wrmeschutz voraus

werden bevorzugt bei reprsentativen Immobilien ein- Schattenwurf und die visuelle Struktur der Fassadenfl-
gesetzt. Zunehmend wird auch im niedrigpreisigen che gewnscht. Eine zunehmende Fugentiefe vermin-
Marktsegment eine individuelle Struktur der Mauerzie- dert jedoch die Standsicherheit der Verblendfassade,
gel gewnscht. Preisgnstigere Verblendsteine kçnnen kann zu hçherem Feuchteeintrag in die Verblendschale
auch aus industriell gefertigten, gleichartigen Rohlin- fhren und die Besiedlung der Fugen mit Mikroorga-
gen marktgerecht gestaltet werden. Hierzu eingesetzt nismen begnstigen. Gemß der DIN 1053-1 und DIN
werden u. a. einfrbende Zustze in der Tonmasse (Pig- 1053-12 ist die Verblendschale daher vollflchig aus-
mente), zustzlich aufgebrachte Tonschlmmen (Engo- zufhren. Die Fugen mssen normgemß bndig mit
bieren), Matrizen bei der Formgebung, oder mecha- der Steinaußenkante abschließen. Baupraktisch ist ein
nischer Abrieb nach dem Brennen. Rcksprung der Fugen um bis zu ca. 5 % der Steinbreite
Bei der Herstellung der Verblendschale kommt ein im Vergleich zu einer bndigen Außenflche erfah-
Mauermçrtel fr die Verblendschale und die Tragschale rungsgemß unschdlich, sofern eine Mindestdicke
sowie in besonderen Fllen ein zustzlicher Mauermçr- des tragenden Mçrtels von 9 cm nicht unterschritten
tel fr das nachtrgliche Verfugen der Verblendschale wird (Bild 9).
zum Einsatz. Zum Vermauern der Lager- und Stoß- Verfugmçrtel sind Mauermçrtel, die zum nachtrgli-
fugen der Verblendschale drfen ausschließlich Nor- chen Verfugen bzw. zur Instandsetzung schadhafter Fu-
malmçrtel der Mçrtelgruppen II und IIa nach DIN genbereiche eingesetzt werden. Nachtrgliches Ver-
1053-1 verwendet werden (vgl. Tabelle 2). Hierbei han- fugen bezeichnet ein Auskratzen der Lager- und Stoß-
delt es sich um Kalkzementmçrtel. Reine Zementmçrtel fugen der Sichtflche der Verblendschale und ein an-
der Mçrtelgruppen III und IIIa fhren als Mauermçrtel schließendes Reinigen und Neuverfllen der Fugen mit
infolge ihres hçheren E-Moduls erfahrungsgemß hu- geeignetem Mçrtel in einem gesonderten Arbeitsschritt.
figer zu Rissen bei Temperaturdehnungen oder ußeren Die Auskratztiefe betrgt bei Verblendschalen mit nor-
Verformungen. Kalkmçrtel der Mçrtelgruppe I ermçg- malformatigen Steinen mindestens 15 mm und hçchs-
lichen keinen ausreichend zgigen Arbeitsfortschritt. ten 25 mm, gemessen von der Steinaußenkante. Gemß
Die Fugen der Sichtflchen werden beim Vermauern der Norm DIN 18330 (VOB Teil C) [53] sind Verblend-
durch das Verfahren des sogenannten Fugenglattstri- und Sichtmauerwerk im Fugenglattstrich auszufhren,
ches gestaltet. Hierunter ist das Glattstreichen des Mau- sodass ein nachtrgliches Verfugen bei Bauvertrgen
ermçrtels whrend des Aufmauerns zu verstehen, dass auf Grundlage dieser Norm nicht vorgesehen ist. Nach
blicherweise mit einem Fugholz erfolgt. In der Praxis DIN 1053-12 wird sichtbar bleibendes Mauerwerk in
werden abschnittsweise einige Lagen gemauert und die der Regel im Fugenglattstrich ausgefhrt. Beim Nach-
Fugen dann in einem Zwischenschritt – abhngig von verfugen mssen die Fugen der Sichtflchen nach der
der Verarbeitbarkeit des Mauermçrtels – geglttet. Norm ansonsten mindestens 15 mm tief flankensauber
Gelegentlich kommt es zu Diskussionen ber die mçg- ausgekratzt und anschließend handwerksgerecht aus-
liche Fugentiefe, d. h. das Maß zwischen Fugenaußen- gefugt werden. Auf die Rolle der Fugenausbildung im
kante und Steinaußenkante. Aus architektonischer Sicht Hinblick auf sptere Beeintrchtigungen des Verblend-
wird ein gewisser Rcksprung im Hinblick auf den mauerwerks wird in Abschnitt 6.1 eingegangen.
84 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 9. Fugenausbildung in der Verblendschale

Die bei der Herstellung von Verblendmauerwerk ver- die Verwendung von „Nassmçrtel“, der gebrauchsfertig
wendeten Mçrtel sind weiterhin nach Art bzw. Ort ihrer geliefert wird. Im Werk hergestellte Mçrtel sind in der
Herstellung zu unterscheiden. Nach den Regelungen Norm DIN EN 998-2 [18] in Verbindung mit den Vor-
der DIN 1053-1 war traditionell freigestellt, den Mçrtel normen DIN V 20000-412 [61] und DIN V 18580 [59]
auf der Baustelle nach Raumteilen anzumischen (sog. geregelt. Baustellenmauermçrtel wird durch die Vor-
Baustellenmauermçrtel) oder einen im Werk hergestell- norm DIN V 18580, Abschnitt 6 neu erfasst. Auf der
ten Mauermçrtel zu verwenden. Da es bei der Herstel- Baustelle ist hiernach ausschließlich die Herstellung
lung der Mçrtel auf der Baustelle leicht zu Ungenau- von Normalmçrtel zulssig. Das Abmessen der Binde-
igkeiten kommen kann und auch aus wirtschaftlichen mittel und der Gesteinskçrnung darf nach Raumteilen
Grnden werden in der Baupraxis bevorzugt im Werk oder nach Gewichtsteilen erfolgen, wobei die Rezeptu-
hergestellte Mauermçrtel verwendet. Diese sog. Werk- ren (Mischungsverhltnisse) fr die Mçrtelgruppen I bis
mauermçrtel werden im Mçrtelwerk als „Trockenmçr- III der bekannten Tabelle A.1 aus DIN 1053-1 entspre-
tel“ zusammengestellt und im Silo oder als Sackware chen und unverndert in Raumteilen angegeben sind.
geliefert. Auf der Baustelle ist nach Herstellerangabe Tabelle 2 gibt einen berblick ber Bezeichnungen und
Wasser zuzugeben und der Mçrtel anweisungsgemß einige mechanische Anforderungen. Fr Werkmçrtel
zu mischen und zu verbrauchen. Weniger blich ist sind neben den mechanischen Eigenschaften auch der

Tabelle 2. bersicht ber die Normalmçrtel. Anforderungen an einige mechanische Mçrteleigenschaften, Normen siehe Anhang

Baustellengefertigter Mçrtel oder Werkmauermçrtel nach DIN 1053-1 Werkmauermçrtel nach DIN 998-2 in Verbindung
mit DIN V 20000-412 und DIN V 18580
Mçrtel- Typ Gteprfung Eignungsprfung Mçrtel- Eignungsprfung
gruppe klasse
Druckfestigkeit Druckfestigkeit Verbundfestigkeit Druckfestigkeit Verbundfestigkeit
(DIN 18555-3) (DIN 18555-3) (DIN 18555-5) (DIN EN 1015-11) (DIN EN 1052-3)
[N/mm±] [N/mm±] [N/mm±] [N/mm±] [N/mm±]
I Kalkmçrtel – – – M 2,5 ‡ 2,5 –
II Kalk-Zement- ‡ 2,5 ‡ 3,5 ‡ 0,10 M5 ‡ 5,0 ‡ 0,04
mçrtel
IIa Kalk-Zement- ‡ 5,0 ‡ 7,0 ‡ 0,20 M 10 ‡ 10,0 ‡ 0,08
mçrtel
III Zementmçrtel ‡ 10,0 ‡ 14,0 ‡ 0,25 M 15 ‡ 15,0 ‡ 0,10
IIIa Zementmçrtel ‡ 20,0 ‡ 25,0 ‡ 0,30 M 30 ‡ 30,0 ‡ 0,12
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 85

Chloridgehalt, der Luftgehalt, die Wasseraufnahme, die noch gebruchlich. blicherweise werden Maueranker
Wasserdampfdurchlssigkeit, die Verbundfestigkeit, mit Eignung fr dnne Lagerfugen und allgemeiner
das Brandverhalten und die Dauerhaftigkeit (Frost- bauaufsichtlicher Zulassung mit Geometrie-Vorgaben
widerstand) nachzuweisen und anzugeben. verwendet. Die Maueranker mssen aus Werkstoffen
Die Mindesttrockenrohdichte betrgt sowohl fr Nor- gemß DIN EN 10088 [37] hergestellt werden.
malmçrtel nach DIN 1053-1 als auch fr Werkmçrtel Im Hinblick auf den energiesparenden Wrmeschutz [6]
gemß DIN 998-2 in Verbindung mit DIN V 20000-412 wird der Schalenzwischenraum heute mçglichst voll-
mindestens 1500 kg/m. stndig mit Wrmedmmung ausgefllt. Die frher teil-
weise gebruchliche Luftschicht zwischen Außenschale
und Wrmedmmung von mindestens 60 bzw. 40 mm
2.4 Schalenzwischenraum
Strke ist heute nicht mehr blich. Stand der Baupraxis
Innen- und Außenschale sind durch Draht- bzw. Mauer- ist das Ausfllen des Schalenzwischenraums mit einer
anker mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung mit- Wrmedmmschicht (sog. „zweischalige Wand mit
einander zu verbinden. Die Maueranker drfen den Wrmedmmung“). Hierbei verbleibt ein „Fingerspalt“
Feuchteschutz zwischen Verblendschale und Tragscha- von ca. 20 mm Dicke, um die Verblendsteine anforde-
le nicht berbrcken. Durchlaufende „Mçrtelbrcken“ rungsgerecht versetzen zu kçnnen. Die Wrmedm-
auf den Ankern sind daher unbedingt zu vermeiden. Sie mung gilt entsprechend als Kerndmmung und muss
treten aber bei heute blicher Kerndmmung in der dem Anwendungstyp „WZ“ nach DIN 4108-10 [35]
Praxis kaum auf. Anzahl und Abstnde der Maueranker entsprechen. Die nach DIN 1053-1 und DIN 1053-12
werden in den jeweiligen Zulassungen und in DIN vorgesehene Kunststoffscheibe („Tropfscheibe“) ist je-
1053-1 und DIN 1053-12 geregelt. In DIN 1053-1 doch weiterhin grundstzlich erforderlich und kann nur
wird der Begriff Drahtanker verwendet. Die Drahtanker bei entsprechender Eignung der Wrmedmmschicht
mssen aus den nichtrostenden Stahlsorten 1.4401 oder Zulassung der Maueranker entfallen, bzw. als Fi-
(X5CrNiMo 17-12-2) oder 1.4571 (X6CrNiMoTi xierung der Dmmschicht an der Tragschale verwendet
17-12-2) hergestellt sein. Ihre Form und die Veranke- werden. Ein gewisses Problem beim Ausfllen des
rungslngen sind in Bild 9 der DIN 1053-1 definiert Schalenzwischenraums mit Wrmedmmung ist die
(Bild 10). Darber hinaus drfen auch Drahtanker mit Ausfhrung der Innenseite der Verblendschale. Der
allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung verwendet Mauermçrtel lsst sich auf der Innenseite baupraktisch
werden. nicht glattstreichen, da er hierbei in den Zwischenraum
In den neuen Normentwurf DIN 1053-12 wurden die fallen und sich am Fußpunkt der Wand sammeln wrde.
bisherigen Regelungen weitgehend bernommen, wo- Durch Kerndmmung und Anker ist es auch kaum mçg-
bei zunehmend der Begriff Maueranker verwendet lich zur Untersttzung ein Schalbrett an der Innenseite
wird. Zustzlich gilt die DIN EN 845-1 [17]. Fr den der Verblendschale anzulegen. Das Hineinfallen von
Referenz-Ankertyp gemß DIN 1053-1, Bild 9 gilt ein Mçrtel in den Schalenzwischenraum ist trotzdem unbe-
etwas hçherer vertikaler Abstand von 650 mm gegen- dingt zu vermeiden, da es bei einer Anreicherung am
ber dem vorherigen Soll von 500 mm. Diese nderung Wandfuß zu einer andauernden lokalen Feuchteeinwir-
wird in der Baupraxis keine große Bedeutung erlangen. kung kommen kann. Mçrtelbrocken sind darber hinaus
Da in der Tragschale zumeist Bauprodukte wie groß- unerwnschte Fremdkçrper in der Wrmedmmschicht.
formatige Steine mit Dnnbettfugen verwendet zum Daher ist handwerklich darauf zu achten, Mçrtel mit
Einsatz kommen, ist der Referenz-Ankertyp kaum geeigneter Konsistenz zu verwenden und eine optimale

Bild 10. Draht- bzw. Maueranker nach DIN 1053-1 und E DIN 1053-12
86 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Ein weiteres Problem besteht in den schalltechnischen


Eigenschaften der Maueranker im Hinblick auf Bau-
werke, die durch Lrmimmissionen belastet sind. Akus-
tisch gewhrleisten zwei getrennte Schalen in ausrei-
chendem Abstand mit gedmpftem Innenraum im Prin-
zip eine hervorragende Schalldmmung. Durch die Ver-
ankerung der beiden Schalen wird diese
Schalldmmungswirkung jedoch berwiegend „kurz-
geschlossen“. Hier besteht ein gewisser Entwicklungs-
bedarf fr schalldmmende Anker mit hinreichender
Zug- und Druckfestigkeit sowie Brandsicherheit. Mit
schalldmmenden Ankern hergestelltes Verblendmau-
Bild 11. Auf der Innenseite der Verblendschale ausgetretener erwerk wre besonders immissionsreduzierend. Ent-
Mauermçrtel, der deutlich bersteht. Um zu verhindern, dass sprechende Schalldmmanker wurden international bei-
ausgetretener Mçrtel in den Schalenzwischenraum fllt und sich spielsweise in Australien entwickelt.
am Wandfuß anreichert, sollte Mçrtel mit geeigneter Konsistenz
in optimaler Menge aufgetragen werden. Hierdurch wird der
Mçrtelberstand begrenzt
3 Dauerhaftigkeit der Verblendschale
Unter Dauerhaftigkeit der Verblendschale wird eine
Mçrtelmenge aufzutragen, um die Steine vollfugig zu mçglichst lange Standzeit ohne Instandsetzungsbedarf
vermauern und auf der Innenseite der Verblendschale verstanden. Die Dauerhaftigkeit hngt – wie beschrie-
berstehenden Mauermçrtel („Mçrtelwlste“, vgl. ben – im Wesentlichen von der Planung, von der hand-
Bild 11) zu vermeiden. Bei Verwendung einer geeig- werklichen Ausfhrung und von den Eigenschaften der
neten Wrmedmmschicht ist zwar kein Feuchtedurch- verwendeten Mauerziegel und Mauermçrtel ab. Pla-
schlag zur Tragschale zu befrchten, allerdings kann die nung und Ausfhrung von Verblendmauerwerk sind in
hçhere Feuchtemenge in der betroffenen Lagerfuge die den genannten Normen der Reihe DIN 1053 und der
Ansiedlung von Mikroorganismen an der Sichtflche Norm DIN 18330 geregelt. Hier finden sich auch we-
begnstigen. sentliche Vorgaben fr die handwerkliche Ausfhrung.
Im Schalenzwischenraum lassen sich bei der beschrie- Im Zusammenhang mit der Dauerhaftigkeit stellt sich
benen Bauweise Dmmschichtstrken von ca. 12 bis die Frage nach der Art mçglicher Schden oder Beein-
14 cm Strke anordnen, was das Potenzial des Ver- trchtigungen. Schadensbeispiele an Ziegelmauerwerk
blendmauerwerks im Hinblick auf den rechnerischen werden bei Franke/Schumann [7] klassifiziert. Hier
Transmissionswrmeverlust [6] einschrnkt. Bei au- werden die folgenden sieben Schdigungsprozesse un-
ßenseitigen Wrmedmmverbundsystemen sind heute terschieden:
Mindest-Dmmschichtstrken von 14 bis 18 cm b- – Durchfeuchtung,
lich, mit entsprechend gnstigerem rechnerischem – Frostschdigung,
Wrmedurchgangskoeffizienten. – Salzkristallisation,
Bei Verwendung entsprechend zugelassener Maueran- – Oberflchenerosion,
ker kann der lichte Schalenabstand vergrçßert werden. – Ausdehnung,
Hierdurch erhçhen sich jedoch die Kosten fr Anker – Konstruktionsschdigende Prozesse,
und Abfangungen. Die erhçhte Gesamtwanddicke des – Biologischer Bewuchs.
Verblendmauerwerks verringert außerdem die nutzbare Da die Begriffe „Schaden“ oder „Mangel“ von juristi-
Wohnflche, wodurch sich insbesondere in innerstdti- scher Bedeutung sein kçnnen, wird im Folgenden der
schen Lagen grundstzliche Nachteile bei Investitions- Begriff „Beeintrchtigung“ verwendet. Aus wissen-
entscheidungen ergeben. Aus Grnden der Wirtschaft- schaftlicher Sicht soll er juristisch wertungslos einen
lichkeit wird in der Baupraxis daher am maximalen Zustand bezeichnen, mit dem ein Bauwerkseigentmer
Schalenabstand von 15 cm festgehalten. Eine alternative oder -bewohner zunchst unzufrieden ist.
Lçsungsmçglichkeit zur Verbesserung des Wrmedurch- Wenn bei Verblendschalen Beeintrchtigungen auftre-
gangskoeffizienten ist die Verwendung hocheffizienter ten, ist zumeist Durchfeuchtung die Ursache. Eine
Dmmstoffplatten aus Polyurethan [42], die derzeit an sichtbare Durchfeuchtung kann bereits selbst als Beein-
einem Lbecker Modellprojekt untersucht wird. trchtigung empfunden werden (sog. „Regenfahnen“),
In der aktuellen Fassung der DIN 1055-4 [31] sind u. a. darber hinaus kann es bei Durchfeuchtung zur Salz-
in einigen Kstenregionen (Windzone 4) rechnerisch kristallisation und zum biologischen Bewuchs kommen.
hçhere Windsoglasten anzusetzen. Da sich die Ver- Entscheidend fr die Dauerhaftigkeit ist das Potenzial
ankerungen zwischen Verblendschale und Tragschale der Baustoffe der Verblendschale im Hinblick auf
bislang auch in den betroffenen Regionen bewhrt ha- Feuchteaufnahme und -abgabe. Maßgebend sind die
ben, wird derzeit kein Bedarf an einer Neuregelung der Porenstukturen von Steinen und Mçrteln, die optimal
Ankergeometrie gesehen. aufeinander abgestimmt sein sollen, sowie die Vermei-
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 87

Bild 12. Moosbildung auf dauerfeuchten Lagerfugen Bild 13. Riss am Wandkopf einer Verblendschale infolge
einer Verblendschale unplanmßiger Lasteinleitung aus dem Dachtragwerk

dung von Hohlrumen, Rissen und Verbundstçrungen In der europischen Norm EN 998-2 wird die Dauer-
zwischen Steinen und Mçrteln. Die Feuchteaufnahme haftigkeit des Mçrtels dem Frostwiderstand gleichge-
ber die Oberflche der Verblendschale infolge der po- setzt. Da die Norm bislang nicht auf ein geeignetes
rçsen Baustoffe ist im Prinzip eine gute Eigenschaft. Verfahren zur Prfung des Frostwiderstandes von Mçr-
Sofern kein andauernder Feuchtefilm infolge von Kon- teln verweist, werden informativ Hinweise als Grund-
densation an der Fassadenoberflche auftritt, wird die lage fr die Deklaration als Bauprodukt gegeben. Be-
Besiedlung durch Mikroorganismen weitestgehend ver- wertet wird die mçgliche Durchfeuchtung des Mçrtels
mieden. Wichtig ist jedoch, dass die Oberflchen in bis zur Wassersttigung bei gleichzeitigen hufigen
ausreichender Zeit wieder austrocknen kçnnen. Wenn Frost-Tau-Wechseln. Einige typische Mauerwerkkon-
Steine oder Mçrtel andauernd durchfeuchten, kçnnen struktionen – u. a. Außenmauerwerk nahe der Gelnde-
Folgeprobleme entstehen, wie Lçsung und Transport oberkante – werden hierbei drei Gefhrdungsklassen
von Schadstoffen (z. B. Salzen) aus den Baustoffen an zugeordnet (stark, mßig und nicht angreifend).
die Fassadenoberflche oder biologische Besiedlung. Maßgebend im Hinblick auf Salzkristallisationen (Aus-
Dauerfeuchte Fugen kçnnen z. B. von Moosen besiedelt blhungen) und biologischen Bewuchs (Algen, Schim-
werden (Bild 12). melpilze, Flechten und Moose) ist die Durchfeuchtung
Statische Probleme, wie Risse nach unplanmßiger Ein- des Mauerwerks. Stoffbewegungen im Mauerwerk sind
leitung von Dachlasten (Bild 13) oder durch Wrmedeh- ausschließlich mit Wasser als Transportmedium mçg-
nungen, werden im Allgemeinen nach relativ kurzer Zeit lich. Eindringendes Wasser lçst vorhandene Salze aus
eindeutig erkannt und sollen hier außer Acht gelassen den Mçrteln und Steinen und transportiert die Salze auf
werden. Frostprobleme an Mauerziegeln oder Mauer- die Sichtflche, wo sie abgeschieden werden und „aus-
mçrteln treten im Neubaubereich in Norddeutschland blhen“. Im Bereich von Gefgestçrungen, wie nicht
u. a. infolge weiterentwickelter europischer ber- vollflchig verfllten Fugen oder Verbundstçrungen
wachungs- und Zertifizierungssysteme nur selten auf, zwischen Mçrteln und Mauerziegeln, kann es zu einer
sofern alle Bauprodukte auf der Baustelle sachgerecht Aufkonzentration von Salzen oder Calciumhydroxid
verarbeitet werden. Vçllig auszuschließen sind Quali- kommen.
ttsprobleme bei Steinen und Mçrteln jedoch nicht. Sie
entstehen u. a. bei unbemerkter Verunreinigung der Aus-
gangsstoffe, bei Produktionsstçrungen (z. B. Verlauf
Brenntemperatur nicht wie vorgesehen, Mischanlage un-
4 Energiesparender Wrmeschutz
zureichend gereinigt) oder durch Unachtsamkeit in der Wie bereits in Abschnitt 2.3 beschrieben, ist die mçgli-
Logistik. Frostprobleme kçnnen auch entstehen, wenn che Strke der Wrmedmmschicht bei Verblendmauer-
hochwertige Mauerziegel aus einem alten Gebude neu werk begrenzt, da der lichte Abstand der Verblendschale
verwendet werden sollen. Hierbei ist eine berprfung und der Tragschale 150 mm nicht bersteigen darf. Heu-
der Frostwiderstandsfhigkeit nach DIN 52252-1 [62] te baupraktisch blich ist die zweischalige Wand mit
bzw. DIN CEN/TS 772-22 [16] zu empfehlen, da die Wrmedmmung, nach DIN 4108, Beiblatt 2 [33] all-
Frostexposition in einer neuen Verblendschale außerhalb gemein als Mauerwerk mit Kerndmmung bezeichnet.
der Wrmedmmung hçher ist als beispielsweise vorher Hierbei wird der Schalenzwischenraum mçglichst voll-
in einschaligem Sichtmauerwerk. Der Frostwiderstand stndig mit einer nach DIN 4108-10 [35] geeigneten
kann daher nicht durch die erkennbare Eignung in einem bzw. bauaufsichtlich zugelassenen Wrmedmmschicht
Vorgngerbau als nachgewiesen gelten. Frostprobleme ausgefllt. Heute blich sind zweilagige Wrmedmm-
an Steinen werden als Haarrisse oder Abblttern im Re- schichten von 12 bis 14 cm Strke aus Mineralwolle.
gelfall bereits nach einigen Frostperioden mit voran- Von Bauherren werden infolge erhçhter Anforderungen
gegangener Durchfeuchtung bemerkt. inzwischen Außenwand-Dmmstoffdicken bis 20 cm
88 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

verlangt. Wie in Abschnitt 2.3 bereits beschrieben, lsst Tabelle 3 wiedergegebenen Beanspruchungsklassen de-
sich der Abstand zwischen Tragschale und Verblend- finiert.
schale nicht ohne Weiteres steigern. Hierfr zugelassene Zustzlich steht eine bersichtskarte zur berschlgli-
Verankerungen und Abfangungen erhçhen die Baukos- chen Ermittlung der Beanspruchungsgruppen der
ten erheblich und werden aus Grnden der Wirtschaft- Schlagregenbeanspruchung zur Verfgung (Bild 14).
lichkeit bislang kaum eingesetzt. Alternativ kann der Zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht und
Wrmeschutz von Verblendmauerwerk durch hochwr- Wrmedmmung oder mit Kerndmmung (mit Innen-
medmmende Stoffe verbessert werden. putz) ist nach Tabelle 3 der Norm der Beanspruchungs-
Betrachtungen zur Ermittlung der rechnerischen Grç- klasse III zugeordnet und gengt damit den hçchsten
ßen zum Nachweis des energiesparenden Wrmeschut- Anforderungen. Der Schlagregenschutz ist zustzlich
zes finden sich bei Altaha im Mauerwerk-Kalender im Bereich der Fugen und Anschlsse sicherzustellen.
2009 [1]. Beim Wrmedurchgangskoeffizienten fr Zu den Mechanismen des Feuchtetransportes in porçsen
die Außenwand („U-Wert“) oder dem spezifischen Baustoffen, insbesondere im Sichtmauerwerk und hier
Transmissionswrmeverlust handelt es sich um rech- speziell im bergang vom Stein zur Fuge liegen zahl-
nerische Grçßen. Derzeit wird in der Fachçffentlichkeit reiche Verçffentlichungen vor. Beispielhaft seien hier
ber den Vergleich des tatschlichen Energiebedarfs die grundlegenden Arbeiten von Garrecht im Mauer-
von Wohnhusern mit Außenwnden aus Verblend- werk-Kalender 2009 [8] und die Ergebnisse von Bro-
mauerwerk mit dem rechnerisch vorhergesagten fl- cken [3] und Groot [9] genannt. Die Beschreibung der
chenbezogenen Jahres-Primrenergiebedarf [6] dis- zugrundeliegenden Transportmechanismen ist auch Ge-
kutiert. Trotz prziser Berechnung hngt der tatsch- genstand laufender Forschungsprojekte, derzeit u. a. im
liche Energiebedarf vom Nutzerverhalten ab, das nur Hinblick auf die numerische Simulation der Feuchte-
bedingt vorhersehbar ist. Vorliegende Erhebungen bertragung, die bereits in der DIN EN 15026 [43] er-
zum tatschlichen flchenbezogenen Energiebedarf zei- fasst ist.
gen teilweise sehr unterschiedliche Ergebnisse. Ent- Verblendmauerwerk kann auf unterschiedliche Weise
scheidend sind auch die Gesamtwirtschaftlichkeit und Feuchte aufnehmen, z. B. durch Dampfdiffusion, Kon-
die Funktionalitt der Außenwand ber das ganze Jahr, densation, Spritzwasser oder ablaufendes Wasser infol-
z. B. im Hinblick auf den sommerlichen Wrmeschutz. ge defekter Dachentwsserung. Schlagregeneinwirkung
Auf diese Aspekte soll hier nicht weiter eingegangen entsteht, wenn Regentropfen durch strçmende Luft aus
werden. Zum energiesparenden Wrmeschutz von Au- ihrer lotrechten Bahn abgelenkt werden und auf die
ßenwnden aus Verblendmauerwerk wird u. a. auf ak- Oberflche auftreffen. Die Einschtzung der durch
tuelle Ergebnisse der „Arbeitsgemeinschaft fr zeitge- Schlagregen auf eine Fassade einwirkenden Wasser-
mßes Bauen e. V.“, Kiel (www.arge-sh.de) verwiesen. menge ist schwierig, da Luftstrçmungen sehr lokal
und diskontinuierlich auftreten und stndliche Wind-
und Niederschlagsdaten nur im Bereich von Messstatio-
5 Eindringen von Feuchte durch nen zur Verfgung stehen. Zudem hngt die einwirken-
de Wassermenge zustzlich auch von der Fassaden-
Schlagregen gestaltung ab (Vorsprnge, Balkone, Dachberstnde
Außenwnde mssen so beschaffen sein, dass sie usw.). Da die Windgeschwindigkeit mit steigender
Schlagregenbeanspruchungen standhalten [29]. Der Hçhe ber Gelnde zunimmt, ist die lokale Schlag-
Schlagregenschutz von Wnden ist in der DIN 4108-3 regenbelastung grundstzlich eine Funktion der Bau-
[34] national geregelt. In Abhngigkeit von Jahresnie- teilhçhe. Der Norm-Entwurf DIN EN ISO 15927-3
derschlagsmenge und Windexposition werden die in [51] gibt Hinweise zur Ermittlung der wahrscheinlich

Tabelle 3. Beanspruchungsklassen zur Einschtzung der Schlagregenbeanspruchung nach DIN 4108-3

Beanspruchungsklasse I • Jahresniederschlagsmenge unter 600 mm


(geringe Schlagregenbeanspruchung) • in besonders windgeschtzten Lagen auch bei grçßerer Niederschlagsmenge
Beanspruchungsklasse II • Jahresniederschlagsmenge von 600 bis 800 mm
(mittlere Schlagregenbeanspruchung) • in windgeschtzten Lagen auch bei grçßerer Niederschlagsmenge
• fr Hochhuser oder Huser in exponierter Lage in Gebieten der
Beanspruchungsklasse I
Beanspruchungsklasse III • Jahresniederschlagsmenge ber 800 mm
(starke Schlagregenbeanspruchung) • windreiche Gebiete, auch mit geringeren Niederschlagsmengen
(z. B. Kstengebiete, Mittelgebirgslagen, Alpenvorland)
• fr Hochhuser oder Huser in exponierter Lage in Gebieten der
Beanspruchungsklasse II
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 89

Bild 14. bersichtskarte zur Schlagregenbeanspruchung in der Bundesrepublik Deutschland


aus der Norm DIN 4108-3 [34]

auf eine Wand auftreffende Wassermenge auf Grundlage tes stand zunchst nicht im Vordergrund. Allerdings
stndlicher Daten oder auf Grundlage durchschnittlicher orientiert sich die in den Versuchen aufgebrachte Was-
Winddaten und Wettercodes fr Regen in Abhngigkeit sermenge an Regenereignissen in Lbeck. In einem ers-
von Topografie und weiteren Eigenschaften der Wand. ten Schritt wurde Leitungswasser verwendet.
Die Verfahren zur Berechnung der Schlagregenmenge je Bild 15 zeigt den prinzipiellen Versuchsaufbau. Als
Quadratmeter Wandflche fhren jedoch nur zu groben Versuchskçrper wurden fnf realittsnahe Verblend-
Anhaltswerten und leiden darunter, dass fr ein beliebi- schalen der Abmessungen ca. 100/99/36,5 cm (H/B/T)
ges Gebude kurzfristig kaum reprsentative Wetter- hergestellt. Die Versuchskçrper waren im Grundriss
daten und -codes zur Verfgung stehen. U-fçrmig (vgl. Bild 16). Sie wurden aus drei Arten
Zur Untersuchung des Feuchtetransports in Verblend- von Mauerziegeln mit unterschiedlichen kapillaren
mauerwerk bei Schlagregeneinwirkung wurden eigene Saugeigenschaften hergestellt: einem wenig saugenden
Versuche durchgefhrt [2]. Hierbei ging es zunchst um Kanalklinker, einem mittelstark saugenden Mauerzie-
die Beobachtung der grundstzlichen Vorgnge und um gel und einem stark saugenden Mauerziegel. Die Eigen-
die Quantifizierung der vom Mauerwerk aufgenom- schaften der verwendeten Steine wurden im Labor un-
menen Wassermenge. Die Untersuchung des bei tersucht. Eine Auswahl der ermittelten Werte ist in der
Schlagregen tatschlich transportierten Feuchteangebo- nachfolgenden Tabelle 4 zusammengestellt.
90 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 15. Eigene Versuche zur Schlagregenbeanspruchung von Verblendschalen, Versuchsaufbau [2]

Bild 16. Steingerechte Skizze der Versuchskçrper

Tabelle 4. Ausgewhlte Eigenschaften der verwendeten Steinarten

Untersuchung nach DIN EN 772 Wenig saugender Mittelstark saugender Stark saugender
Kanalklinker Mauerziegel Mauerziegel
Teil 1 konditionierte Druckfestigkeit [N/mm2] 76,34 66,10 19,17
Teil 2 Lochanteil [ %] 1,68 1,24 10,84
3
Teil 13 Netto-Trockenrohdichte [kg/m ] 2319 2021 1785
Brutto-Trockenrohdichte [kg/m3] 2280 1996 1591
Teil 7 Wasseraufnahme [ %] 4,5 10,7 15,5
2
Teil 11 anfngliche Wasseraufnahme [kg/(m · min] 0,2 1,3 3,3
Untersuchung nach DIN EN ISO 15148 ganzer Stein ganzer Stein ganzer Stein
2 0,5
Wasseraufnahmekoeffizient [kg/(m · h )] 0,22 6,14 14,94
Format ca. (L / B / H) [mm] 240 / 115 / 71 240 / 115 / 71 210 / 100 / 50
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 91

Tabelle 5. bersicht ber die Versuchsreihen zum Feuchtetransport im Verblendmauerwerk bei Schlagregeneinwirkung

Versuchs- Verwendete Hçhe Herstellungsart Besonderheit


kçrper-Nr. Mauerziegel (Schichten)
1 schwach saugend 12 Fugenglattstrich
2 mittelstark saugend 12 Fugenglattstrich
3 stark saugend 16 Fugenglattstrich
4 mittelstark saugend 12 nachtrglich verfugt
5 mittelstark saugend 12 Fugenglattstrich Verbundstçrung („Blattkapillare“)
in jeder zweiten Schicht

Tabelle 5 gibt eine bersicht ber die durchgefhrten zurckgegriffen, da die Beregnungsbedingungen zu-
Versuchsreihen. Die Versuchskçrper Nr. 1 bis 3 wurden nchst mçglichst einfach und robust gehalten werden
im Fugenglattstrich jeweils aus den unterschiedlichen sollten. Daher wurde eine Luftstrçmung – z. B. durch
drei Steinarten hergestellt. Hierbei wurde ein handels- Ventilatoren – nicht simuliert. Auch in einer Prfkam-
blicher Normalmçrtel (Werktrockenmçrtel) der Mçr- mer erzeugter Luftdruck, entsprechend den Prfverfah-
telgruppe IIa verwendet, der sich nach Herstellerangabe ren zum Schlagregenwiderstand von Wandsystemen
auch fr stark saugende Steine eignet. Der Mçrtel wur- oder Einbauteilen, z. B. nach den Normen DIN EN
de in schwachplastischer Konsistenz verarbeitet. Ver- 1027 [21], DIN EN 12865 [38] bzw. dem Norm-Ent-
suchskçrper Nr. 4 wurde aus den mittelstark saugenden wurf DIN EN 13050 [39] wurde nicht herangezogen.
Mauerziegeln hergestellt, wobei 14 Tage nach der Her- Zur Beregnung wurde in gewisser Anlehnung an den
stellung mit einem Normalmçrtel der Mçrtelgruppe III Feldversuch gemß DIN EN 13051 [30] ein selbst ent-
nachverfugt wurde. Bei den zum Mauern und zum wickeltes Holzgestell mit zwei Wassersprhbalken ver-
Nachverfugen verwendeten Mçrteln wurden im Labor wendet. Das Sprhen erfolgte durch vier handelsbliche
Korngrçßenverteilung, Konsistenz, Rohdichte, Luft- Gartenbrausen mit jeweils 365 Sprhdsen. Der ge-
gehalt, Biegezug- und Druckfestigkeit sowie Gehalt whlte Versuchsaufbau hat sich im Laufe der Versuchs-
an wasserlçslichem Chlorid bestimmt. Die Herstellung reihen bewhrt.
des Versuchskçrpers Nr. 5 erfolgte im Fugenglattstrich Maßgebende Versuchsgrçße war die Gesamtmenge an
aus den mittelstark saugenden Mauerziegeln. Bei die- zugefhrtem Wasser, die bei konstanter Wassermenge
sem Versuchskçrper wurden Verbundstçrungen zwi- ber die Sprhzeit gesteuert wurde. Die Prfflchen
schen Lagerfugen und Steinen simuliert, indem jede wurden durch die vier Brausen mit einer kalibrierten
zweite Schicht nach dem Frherhrten des Mçrtels ab- Wassermenge von insgesamt 0,5 l/s direkt besprht.
gelçst und ohne Verbund neu aufgesetzt wurde. Ent- Der erforderliche Druck von etwa 6 bar wurde ber
sprechende Verbundstçrungen (sog. „Blattkapillare“) eine Tauchpumpe erzeugt. Die Trçpfchengrçße lag in
kçnnen in der Baupraxis bei nicht optimaler Verarbei- etwa bei 2 mm und entsprach damit einem intensiven
tung des Mçrtels entstehen, wenn z. B. bei sehr trocke- bis schweren Regen nach DIN IEC 60721-2-2 [65]. Die
ner Witterung mit Wind und Sonneneinstrahlung die Grçße der Prfflche betrug entsprechend den Prfkçr-
Steine nicht ausreichend vorgensst werden und die er- perabmessungen 1 m±, die Randflchen der Prfkçrper
forderliche Nachbehandlung (Abdecken, Feuchthalten waren sorgfltig mit Folie abgedichtet. Insgesamt wur-
des Mauerwerks) unterbleibt. de jeder Prfkçrper acht Versuchsreihen unterzogen. In
Normgerecht betrug die Strke der Lagerfugen ca. zwei unterschiedlichen Verfahren wurden Wassermen-
12 mm, die Strke der Stoßfugen ca. 10 mm bei den gen von 5, 10, 20 und 40 l/m± kontinuierlich und inter-
normalformatigen Steinen und ca. 12,5 mm bei dem vallartig aufgebracht. Bei dem kontinuierlichen Verfah-
stark saugenden Mauerziegel. Der Zuschnitt der Steine ren betrug die Beregnungsdauer entsprechend 10, 20, 40
erfolgte mit einer Kreissge. Die mittelstark und stark oder 80 s. In dem intervallartigen Verfahren wurde in
saugenden Mauerziegel wurden durch Tauchen in einer Intervallen von 5 Sekunden je Minute beregnet, bis die
Wanne vorgensst. Bei dem schwach saugenden Kanal- jeweilige Wassermenge erreicht wurde. Die gesamte
klinker wurde auf ein Vornssen verzichtet. Die Nach- Versuchsdauer bei dem intervallartigen Verfahren be-
behandlung der Prfkçrper erfolgte durch Feuchthalten trug zwischen 1 und 15 Minuten. Die aufgebrachten
und Abdecken mit einer Folie. Wassermengen entsprechen Regenintensitten zwi-
Zur Simulation von Schlagregen auf Fassaden aus Mau- schen ca. 14 und 30 mm/m±/h
erwerk sind dem Verfasser keine genormten Prfver- Nach den Beregnungsversuchen wurde zur Unter-
fahren und nur wenige Verçffentlichungen, z. B. [5] suchung der Wassereindringtiefe und der Wasserauf-
bekannt. Auf die in [5] beschriebenen Verfahren zur nahme jeweils ein Stein entnommen und im Labor un-
Erzeugung von knstlichen Schlagregen wurde nicht tersucht. Hierbei konnte der Verlauf der Saugtiefe ber
92 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 17. Versuchskçrper Nr. 3 nach intervallartiger


Schlagregensimulation mit der geringsten in den
Versuchen aufgebrachten Wassermenge von 5,0 l/m±
[2]. Zur Untersuchung wurde ein Lufer entnommen.
Der Verlauf der eingedrungenen Feuchte ist am
Nachbarstein markiert und auf dem Stein und an der
oberen Lagerfuge erkennbar

das Steinprofil exakt bestimmt werden. Die ausgebau- Die Versuche zeigen, dass Verbundstçrungen zwi-
ten Steine wurden mit einem gleichartigen Stein unter schen Lagerfugen und Steinen („Blattkapillare“) zu
Verwendung des zugrunde liegenden Mauermçrtels er- einer deutlich hçheren Wasseraufnahme gegenber
gnzt. dem ungestçrten Zustand mit gutem Verbund zwi-
Phnomenologisch stellt sich bei allen Versuchskçrpern schen Steinen und Mçrtel fhren. Eine Nachverfugung
bereits nach kurzer Beregnungszeit infolge der auftref- fhrt gegenber dem Verfahren des Fugenglattstriches
fenden Wassertropfen und des ablaufenden Wassers ein zu einer geringeren Wasseraufnahme. In Bild 18 ist die
relativ gleichmßiger Wasserfilm auf der Sichtflche mittlere Saugtiefe in den Lagerfugen als Funktion der
des Mauerwerks ein. Der Feuchtetransport in die Ver- aufgebrachten Wassermenge fr die Versuchskçrper
blendschale erfolgt unabhngig von der Mauerziegelart aus den mittelstark saugenden Verblendziegeln dar-
primr ber die Lager- und Stoßfugen. Ein Austreten gestellt.
des Wassers auf der Rckseite der Versuchskçrper wur- Weiterhin hngt die von der Verblendschale aufgenom-
de insbesondere im Bereich der Fugenkreuze beobach- mene Wassermenge nicht allein von der aufgebrachten
tet, die im Hinblick auf den Widerstand gegen Schlag- Wassermenge ab, sondern auch von der Beregnungs-
regen einen Schwachpunkt darstellen. Infolge der star- dauer, in der die Wassermenge aufgebracht wird. Diese
ken Wasseraufnahme durch die Fugen erfolgte der Beobachtung ist im Prinzip zu erwarten, denn wenn das
Wassertransport in die Steine vornehmlich ber die Fu- Wasserangebot grçßer ist als die kapillar aufnehmbare
genflanken und nicht ber die Steinsichtflchen. Bild 17 Wassermenge, luft das berschssige Wasser entlang
veranschaulicht diesen Zusammenhang. der Fassade ab. Die beiden folgenden Diagramme quan-

Bild 18. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, mittlere Saugtiefe in den Lagerfugen als Funktion der
aufgebrachten Wassermenge [2]. Bei gleichen Mauerziegeln und gleicher, intervallartiger Beregnung ist die Wassereindringtiefe bei der
nachverfugten Ausfhrung etwas geringer als bei der Ausfhrung im Fugenglattstrich. Beim Versuchskçrper mit gestçrtem Verbund
(„Blattkapillaren“) ist die Wassereindringtiefe deutlich erhçht
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 93

Bild 19. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, gewichtsbezogene Wasseraufnahme des Mauerziegels
als Funktion der aufgebrachten Wassermenge bei intervallartiger Beregnung [2]. Ausschlaggebend fr die Wasseraufnahme des
Mauerwerks sind die Saugeigenschaften der Steine. Stçrungen im Verbund („Blattkapillare“) machen sich weniger bemerkbar

Bild 20. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, gewichtsbezogene Wasseraufnahme des Mauerziegels
als Funktion der aufgebrachten Wassermenge bei konstanter Beregnung [2]. Die Wasseraufnahme ist bei gleicher aufgebrachter
Wassermenge geringer als bei der intervallartigen Beregnung (Bild 19)

tifizieren diesen Aspekt. Bild 19 zeigt die prozentuale


massebezogene Wasseraufnahme der Steine als Funk-
tion der aufgebrachten Wassermenge bei intervallarti-
ger Beregnung. In Bild 20 ist der gleiche Zusammen-
hang bei kontinuierlicher Beregnung dargestellt. Wird
die gleiche Wassermenge intervallartig ber einen ln-
geren Zeitraum aufgebracht, erhçht sich die gemessene
Wasseraufnahme bei allen Versuchskçrpern. Insofern
kçnnen die Annahmen zur Einschtzung der Schlag-
regenbeanspruchung auf Grundlage der Jahresnieder-
schlagsmenge nach DIN 4108-3 przisiert werden. Ne-
ben der Gesamtregenmenge ist auch die Ausprgung
des Regenereignisses (Regendauer) bei einwirkender
Luftstrçmung von Bedeutung. Ansonsten folgt die Was-
seraufnahme der Verblendschale im Wesentlichen den
Saugeigenschaften der Mauerziegel. Bild 21 verdeut-
licht schematisch den Wassertransportmechanismus
bei Schlagregen.
Anhand der Versuche konnte auch das Entstehen von
„Ausblhungen“ infolge Salzkristallisation demons-
Bild 21. Wassertransportmechanismus bei Schlagregen, triert werden: eine Woche nach Abschluss der Ver-
schematische Darstellung suchsreihen traten an allen Versuchskçrpern – mit Aus-
94 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 23. An der Vorderseite der Prfkçrper traten


die Ausblhungen auf den Fugen auf

gel wahrgenommen werden. Die durch Schlagregen vom


Mauerwerk aufgenommene Wassermenge ist bei stark
saugenden Steinen insgesamt hçher (vgl. Abschn. 5).
Da jedoch auch die Austrocknung schneller verluft,
als bei weniger saugenden Steinen ist eine hçhere Was-
seraufnahme der Steine im Prinzip grundstzlich unkri-
Bild 22. Nach Abschluss der Versuchsreihen entstanden weiße tisch. Allerdings kçnnen sich bei der Verwendung stark
Ausblhungen, die an den Seitenflchen der Prfkçrper in ihrem saugender Steine Ausfhrungsmngel oder Probleme in
Verlauf der in den vorangegangenen Versuchen eingedrungenen der Baustoffqualitt strker auswirken: Grçßere Wasser-
Feuchte entsprachen mengen, die im Mçrtel-Stein-System transportiert wer-
den, haben ein entsprechend grçßeres Potenzial zur Mo-
bilisierung und zum Transport vorhandener Schadstoffe,
nahme des Versuchskçrpers aus den schwachsaugenden die bei Auskristallisation auf der Oberflche beispiels-
Kanalklinkern – weiße Verfrbungen auf. In ihrem Ver- weise Ausblhungen hervorrufen kçnnen. Kann die auf-
lauf entsprachen sie der eingedrungenen Wasserfront genommene Wassermenge aus konstruktiven Problemen
whrend der Versuche (Bild 22). An der Vorderseite ber einen lngeren Zeitraum nicht austrocknen, wird
der Prfkçrper traten diese Verfrbungen in den Fugen ausreichend Feuchtigkeit fr eine biologische Besied-
auf (Bild 23), an den Seitenflchen berwiegend auf lung angeboten.
den Steinen, wie in Bild 22 dargestellt. Bei den Ver- Die Wasseraufnahme der Steine kann zur Voreinscht-
frbungen handelt es sich um Salzausblhungen, die zung der vorhandenen Porenstruktur durch die ge-
sich berwiegend aus Natriumsulfat zusammensetzen. wichtsbezogene Wasseraufnahme unter Atmosphren-
Die Analyse der verwendeten Ausgangsstoffe zeigt, druck beurteilt werden. Zur Bestimmung der kapillare
dass in diesem Fall hauptschlich der Mçrtel Quelle Wasseraufnahme stehen fnf Normen zur Verfgung:
fr die aufgetretenen Salzausblhungen ist. Die DIN EN ISO 15148 [44] gilt allgemein fr Baupro-
dukte und Baustoffe, DIN EN 1925 [32] fr Naturstein,
DIN EN 1015-18 [20] fr erhrteten Mauermçrtel, die
Norm DIN EN 772-11 fr Mauersteine und E DIN EN
6 Hinweise zur Ausfhrung 15801 [49] fr Baustoffe, die dem kulturellen Erbe zu-
zuordnen sind.
6.1 Steine
Vom Grundprinzip sind die Prfverfahren jedoch hn-
Die verwendeten Steine und auch das System Steine- lich. Die Prfkçrper werden auf eine gewisse Aus-
Mçrtel muss eine ausreichende Frostwiderstandsfhig- gangsfeuchte konditioniert, auf einen Gitterrost gestellt
keit auch bei hoher Wassersttigung aufweisen. Die und unter Atmosphrendruck in ein Wasserbad einge-
Wasseraufnahme von Mauerziegeln fr Verblendsteine taucht. In festgelegten Zeitabstnden werden die Prf-
kann nach Tabelle 6 eingestuft werden. Bei Verblend- kçrper dann gewogen, um die flchenbezogene Masse-
schalen aus Mauerziegeln mit geringer Wasseraufnahme zunahme infolge der Kapillaritt der Prfkçrper fest-
kommt es erfahrungsgemß seltener zu Beanstandungen, zustellen. Die flchenbezogene Wasseraufnahme ergibt
als bei Verwendung von Mauerziegeln mit hçherer Was- sich aus der aufgenommenen Wassermenge dividiert
seraufnahme. Bei stark saugenden Steinen kçnnen nach durch die Grundflche. Der Wasseraufnahmekoeffi-
starken Regenereignissen ausgeprgte sichtbare Durch- zient wird definiert als flchenbezogene Wasseraufnah-
feuchtungen entstehen („Regenfahnen“), die zwar zu- me je Zeiteinheit. Da die flchenbezogene Massezunah-
nchst keine weiteren unmittelbaren Beeintrchtigungen me mit der Zeit abnimmt, wird die Zeit im Wurzelmaß-
hervorrufen, aber in einigen Fllen als sthetischer Man- stab einbezogen. Entsprechend wird der Wasseraufnah-
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 95

Tabelle 6. Einteilung des Saugverhaltens von Mauerziegeln oder Schlagregen. Zur Vereinfachung sollte als Wasser-
fr Verblendmauerwerk in Abhngigkeit vom Wasseraufnahme- aufnahmekoeffizient fr Mauerziegel die flchenbezo-
koeffizienten bei Prfung in Anlehnung an DIN EN ISO 15148 gene Wasseraufnahme nach einstndiger Saugzeit an-
nach einstndiger Saugzeit gegeben werden. Auf Grundlage eigener Untersuchun-
gen wird dann die Einteilung von Mauerziegeln nach
Saugverhalten von Mauer- Wasseraufnahmekoeffizient A w,1 h
Tabelle 6 vorgeschlagen.
ziegeln fr Verblendschalen in Anlehnung an DIN EN ISO 15148
In einigen Fllen wurde beobachtet, dass strker sau-
nach einstndiger Saugzeit
gende Mauerziegel werksmßig hydrophobiert werden.
[kg / m2 / h0,5]
Hierbei ist zu beachten, dass die Lagerflchen und die
wenig saugend <2 Seitenflchen der Steine nicht hydrophobiert sein dr-
fen, da ansonsten der Verbund zwischen Mçrtel und
mittelstark saugend 2 bis 8 Stein beeintrchtigt werden kann. Das Vorhandensein
stark saugend >8 einer hydrophobierenden Beschichtung kann auf der
Baustelle durch probeweises Benetzen mit Wasser fest-
gestellt werden. Bilden sich Wasserperlen oder zieht
das Wasser nicht sofort ein, kann eine solche Beschich-
mekoeffizient blicherweise in kg/m±/h0,5 angegeben. tung vorliegen.
Nach den genannten Normen wird bei Mauer- und Na-
tursteinen auf ein Beschichten der Seitenflchen ver-
6.2 Mçrtel
zichtet. Die Eintauchtiefe betrgt 5 mm bzw. 3 mm
und ist whrend des Versuchs konstant zu halten. In Quelle fr Schadstoffe, die durch eindringende Feuchte
diesem Fall kann das aufgenommene Wasser ber die aus der Verblendschale gelçst werden und auf der Ober-
Seitenflchen der Prfkçrper verdunsten. Bei den Mçr- flche der Verblendschale auskristallisieren (Sulfate,
teln und gemß DIN EN ISO 15148 sind die Seiten- Carbonate, Calciumhydroxid usw.) kçnnen Steine,
flchen der Prfkçrper abzudichten. Das Dichtmittel Mçrtel, Reinigungsverfahren oder weitere ußere Ein-
darf nicht in den Porenraum der Prfkçrper eintreten flsse sein (Lagerung auf Baustelle, Transport usw.).
und mit dem Prfkçrper nicht chemisch reagieren. Bei Aus dem Ort der Ablagerung (z. B. Steinrand, Fuge
dem Verfahren nach DIN EN 15801 werden die Prf- usw.) kann im Allgemeinen nicht hinreichend auf die
kçrper unbeschichtet bis zu ihrer Oberflche mit Was- Quelle geschlossen werden. Da bei Steinen und Mçrteln
ser bedeckt, sodass ein kapillares Saugen auch ber die im Wesentlichen natrliche Ausgangsstoffe verwendet
Seitenflchen erfolgen kann. werden, sind Auskristallisationen nicht vollstndig aus-
Bei der Beurteilung von vorhandenem Mauerwerk ste- zuschließen. Geringfgige Ausblhungen werden oft-
hen hufig nur relativ kleine Probenmengen zur Ver- mals von Regenschauern gelçst und abgewaschen. Tre-
fgung. Daher wird empfohlen, die flchenbezogene ten Ausblhungen systematisch und dauerhaft
Wasseraufnahme von Bauprodukten vorhandener Ver- (Bild 24), oder an einzelnen Punkten konzentriert und
blendschalen in Anlehnung an DIN EN ISO 15148 zu ber einen lngeren Zeitraum auf (Bild 25), stellen sie
bestimmen. Diese Norm bezieht sich zudem auf die eine Beeintrchtigung dar. Fr die hinzugezogenen
Beurteilung der Intensitt der Wasseraufnahme auf- Sachverstndigen und Labore ist es dann aufwendig,
grund von Kapillarkrften bei anhaltender Beregnung die Quelle der auskristallisierten Schadstoffe nach-

Bild 24. Ausblhungen an den Steinflanken infolge Bild 25. Punktartige Ausblhung durch lokale Aufkonzentration
von mobilisierbarem Calciumhydroxid von Schadstoffen
96 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

zuweisen, zumal auch Verarbeitungsfehler auftreten


kçnnen. Die Zuordnung der Schadstoffe zu einem ver-
wendeten Mçrtel ist mit chemischen Nachweismetho-
den schwierig, wenn die Ausgangsstoffe des Mçrtels
nicht vorhanden sind. Auch bei analytisch aufwendige-
ren Verfahren wie Rçntgenspektroskopie oder Rçntgen-
fluoreszenzanalyse ist die Interpretation der gewonne-
nen Ergebnisse ohne vorliegende Ausgangsstoffe kom-
pliziert. Werden unterschiedliche Mçrtel zum Mauern
und zum Nachverfugen verwendet oder gar Mçrtel
zweier unterschiedlicher Hersteller eingesetzt, wird
die Zuordnung zustzlich erschwert. Beim Nachver-
fugen kommt außerdem blicherweise ein zustzliches
Gewerk zum Einsatz, wodurch weitere Fehlerquellen
entstehen kçnnen.
Vor diesem Hintergrund wird empfohlen, die Verblend- Bild 26. Detail Fugenausbildung und Lftungsçffnung.
schale ausschließlich entsprechend der DIN 18330 Die Fugenoberflche wurde hier im Fugenglattstrich hand-
(VOB Teil C) im Fugenglattstrich herzustellen und werklich rau belassen. Die Lftungsçffnung ist zum Schutz
auf das Nachverfugen zu verzichten. Nachverfugte Ver- gegen eindringende Insekten mit einer manipulationssicheren
blendschalen sind dichter gegen Schlagregen (vgl. Abdeckung versehen. Nach E DIN 1053-12 ist die Ausbildung
Abschn. 5) und lassen sich gnstiger herstellen, als von Lftungsçffnungen zuknftig freigestellt. Ohne Lftungs-
Mauerwerk im Fugenglattstrich, da beim Mauern ein çffnungen ist der Widerstand der Verblendschale gegen Ein-
zgiger Arbeitsfortschritt erreicht wird, wenn das Glatt- wirkungen aus Flora und Fauna grçßer
streichen der Fugen unterbleibt. Trotz dieser Vorteile ist
aus den genannten Grnden im Hinblick auf die Ge-
samtqualitt der Verblendschale vom Nachverfugen wirtschaftlich. Da der Besiedlung oftmals komplexere
eher abzuraten. Im Hinblick auf mçgliche Beeintrch- Wirkungsgefge zugrunde liegen, sind im Hinblick auf
tigungen ist dem Bauherren zu empfehlen, Rckstell- die Besiedlungsursache zustzliche Randbedingungen
proben der verwendeten Mçrtel anzulegen, ggf. kann zu bercksichtigen.
hierbei ein unabhngiges Labor oder eine PZ-Stelle
des DIBT (www.dibt.de) untersttzen.
6.3 Dehnungsfugen und Lftungsçffnungen
Werden wenig saugende Steine verwendet, ist darber
hinaus zu empfehlen, die Fugenoberflchen handwerk- Nach DIN 1053-1 und DIN 1053-12 mssen in der
lich etwas rau zu belassen (Bild 26). Sehr dicht abge- Verblendschale vertikale Dehnungsfugen angeordnet
strichene („glattgebgelte“) Fugenoberflchen kçnnen werden. Die Dehnungsfugen sollen insbesondere Tem-
den Feuchtedurchgang ber die Fugenflche behindern, peraturdehnungen aufnehmen. Bei unvertrglichen
sodass die Austrocknung bevorzugt entlang der Fugen- Temperaturdehnungen wird zumeist die Zugfestigkeit
flanken erfolgt und die Gefahr von Auskristallisationen der Verblendschale berschritten, sodass treppenfçrmi-
steigt. In diesem Sinne ist zum Fugenglattstrich eher ein ge Risse entlang der Stoß- und Lagerfugen entstehen.
geeignetes Fugholz zu empfehlen, als beispielsweise Ursache ist das Versagen der Lagerfugen auf Reibung,
ein Kunststoffschlauch oder eine Kelle. Außerdem ist da die Verblendschale keine ußeren Lasten aufnimmt
dringend darauf zu achten, dass die Mauermçrtel nach und die vorhandenen Normalspannungen entsprechend
dem Anmischen nicht manuell verndert werden, z. B. gering sind. Die Dehnungsfugen werden mit Dichtungs-
durch „Verlngern“ mit Wasser oder durch Abmagern bndern nach DIN 18542 [56] oder mit bauaufsichtlich
(sog. „Pudern“) mit Trockenmischung. Insbesondere zugelassenen Systemen abgedichtet. Dehnungsfugen
die nachtrgliche Zugabe von Trockenmçrtel in die fer- sind im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit potenzielle
tige Mischung ruft sptere Ausblhungen aus Calcium- Schwachstellen und sollten maßvoll und nur in den er-
hydroxid hervor, wenn bei der Herstellung nicht gen- forderlichen Bereichen eingeplant werden. In diesem
gend Wasser zum Abbinden des Mçrtels zur Verfgung Zusammenhang wird auf Altaha [1] verwiesen. Nach
steht. Kann sich das gelçste Calciumhydroxid in vor- Altaha sind in Ziegelverblendschalen von Ein- und
handenen Hohlrumen oder Fehlstellen aufkonzentrie- Zweifamilienhusern mit Grundrissabmessungen von
ren, kçnnen noch lngere Zeit nach Herstellung der maximal 12 m keine vertikalen Dehnungsfugen erfor-
Verblendfassade Schden an Verglasungen auftreten derlich. Diese Einschtzung ist erfahrungsgemß im
[11], die hohe Instandsetzungskosten nach sich ziehen. Prinzip zu besttigen. Allerdings ist eine tragwerkspla-
Analytisch ist auch die Zuordnung der Ursache von nerische berprfung zu empfehlen, die insbesondere
biologischer Besiedlung in manchen Fllen schwierig. die Geometrie der Westfassade umfassen sollte. Bei-
Die Anwendung molekularbiologischer Verfahren spielsweise ist bei Versprngen oder großen Fensterçff-
(DNA-Vergleich) hilft bei der Identifizierung von Mi- nungen die Notwendigkeit von Dehnungsfugen unter
kroorganismen, ist aber aufwendig und nicht immer Bercksichtigung der Tragschale und des Tragwerkes
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 97

(evtl. vorhandene Ringanker oder Stahlbetonscheiben) in vielen Fllen eine abschließende Reinigung des hier-
sorgfltig zu prfen. Die erforderlichen Dehnungsfugen zu grndlich vorzunssenden Verblendmauerwerks mit
sollten nach Mçglichkeit so angeordnet werden, dass verdnnter Salzsure. Hierdurch kçnnen Verfrbungen
eine Kontrolle und ggf. Instandsetzung mçglich ist. Au- der Fassadenoberflche und sptere Ausblhungen her-
ßerdem sollten die Dichtungsbnder nach Mçglichkeit vorgerufen werden (Bild 27). Auch aus Grnden der
zementbestndig sein. Diese Anforderung wird in der Umweltvertrglichkeit sollte von einer Reinigung mit
DIN 18542 nicht geregelt. Salzsure Abstand genommen werden. Sind abschlie-
Im vorliegenden Entwurf der DIN 1053-12 ist die Ver- ßende Reinigungsmaßnahmen erforderlich, sollten in
wendung von Lftungsçffnungen (offene Stoßfugen) in Abstimmung mit dem Auftraggeber und ggf. den Mçr-
der Verblendschale oberhalb der Abdichtungsebenen tel- und Steinherstellern geeignete Reiniger verwendet
freigestellt. Im Hinblick auf die Dichtheit der Verblend- werden, z. B. organische Suren.
schale gegen das Eindringen von Insekten ist der Weg-
fall der Entlftungsçffnungen wnschenswert. Der Wi-
6.5 Nachhaltigkeit
derstand der Verblendschale gegen natrliche Einflsse
aus Fauna und Flora [66], beispielsweise gegen das Aufgrund der hohen Funktionalitt, insbesondere in Re-
Eindringen von Termiten, ist in den entsprechenden gionen mit mßig-kalten und regenreichen Wintermo-
Regionen von großer Bedeutung fr die Dauerhaftigkeit naten und regelmßiger Schlagregenexposition und der
von Gebuden. Auch in Europa ist die Ansiedlung von im Regelfall geringen Instandsetzungsaufwendungen
Insekten im Schalenzwischenraum unerwnscht. Wer- bei sehr langer Lebensdauer ist Verblendmauerwerk
den Entlftungsçffnungen angeordnet, sollten sie durch im Prinzip eine nachhaltige Bauweise (vgl. Abschn. 1).
manipulationssichere Schutzgitter abgedeckt werden Die Diskussion ber die Nachhaltigkeit von Gebuden
(Bild 26). Nach Mçglichkeit sollten sie insbesondere und Bauprodukten ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
bei Verblendschalen mit wenig saugenden Mauerzie- Allgemeine Grundzge der Nachhaltigkeit werden be-
geln zuknftig weggelassen werden. reits seit lngerem im „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“
des Bundesamtes fr Bauwesen und Raumordnung [4]
beschrieben. Um im internationalen Wettbewerb nicht
6.4 Reinigung und Beschichtung
den Anschluss zu verlieren, wird seit Anfang 2009 das
Nach DIN 18330 (VOB Teil C) drfen dem Rei- Deutsche Gtesiegel Nachhaltiges Bauen vergeben
nigungswasser bei nachtrglicher Reinigung von Ver- (www.nachhaltigesbauen.de). Viele Verfahren zur kon-
blendmauerwerk keine Suren zugesetzt werden. Mçr- kreten Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Gebudes
telspritzer auf Mauerwerk lassen sich durch herkçmm- sind derzeit jedoch noch in Entwicklung. Zu den bislang
liche Reinigungsmittel (Tenside) jedoch kaum entfer- definierten Faktoren fr die Nachhaltigkeit, zhlen çko-
nen. Zur Vermeidung von Verunreinigungen der logische, çkonomische, soziale und kulturelle Faktoren.
Fassadenoberflche durch Mçrtel ist das frische Mauer- Zu den Rahmenbedingungen fr die Bewertung der um-
werk bei Arbeitsende oder bei Regen mit Folien abzu- weltbezogenen Qualitt von Gebuden liegen bereits die
decken. Bei plçtzlich eintretenden Regenschauern ist Norm-Entwrfe DIN EN 15643-2 [46] und DIN EN
das nicht immer mçglich. Mçrtelverunreinigungen soll- 15643-1 [45] vor. Die Umweltdeklaration von Baupro-
ten dann unverzglich entfernt werden. Frher erfolgte dukten „EPD“ (Environmental Product Declaration)
wird im Entwurf DIN EN 15804 [50] geregelt. Hier feh-
len allerdings bei Methoden, wie z. B. der Beschreibung
der Referenz-Nutzungsdauer von Bauprodukten, noch
systematische Eingangsdaten und Erfahrungen. Zu den
Rahmenbedingungen fr die Bewertung der sozialen und
der çkonomischen Qualitt von Gebuden sind Normen-
entwrfe derzeit noch in Vorbereitung [47, 48].

6.6 Schalenzwischenraum
Zur Vermeidung von Feuchte- und Kltebrcken sollte
die Wrmedmmung (Kerndmmung) bei Verwendung
von Mineralwolle in zwei Schichten bereinander ver-
setzt angeordnet werden. Dmmplatten sollten nach
Mçglichkeit entsprechend mit einem Nut- und Feder-
system ausgestattet sein.
Die Abdichtungsfolien am Fußpunkt der Wand bzw.
oberhalb von ffnungen („Z-Folie“) werden heute mit
einer Unterftterung durch keilfçrmige Wrmedm-
Bild 27. Flchige weißliche Verfrbungen nach ungeeigneter mung ausgefhrt. Die Ausbildung mit Untermçrtelung
Reinigung mit Suren gemß DIN 1053-1, Bild 10 ist nicht mehr blich. Zu-
98 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

rungsmngel vor. So waren die Drahtanker beim Bau


teilweise heruntergebogen worden und wiesen keine
Verbindung zur Verblendschale auf.

6.7 Tragschale und Abfangungen


Bei heutigen Bauvorhaben kommt es im Rahmen des
technischen Ausbaus hufig zu umfangreichen Elek-
troinstallationen fr Stromversorgung und Netzwerke.
Bei der Herstellung von nachtrglichen Schlitzen in der
Tragschale sind die Vorgaben der DIN 1053-1 und
1053-12 und der jeweils zugrundeliegenden allgemei-
nen bauaufsichtlichen Zulassung zu beachten. Bei
Wandstrken von weniger als 175 mm sind nach den
beiden Normen z. B. horizontale Schlitze nicht zulssig
(DIN 1053-1, Tab. 10). Bei Wandstrken zwischen 175
Bild 28. Abdichtung (sog. „Z-Folie“) am Fußpunkt einer und 240 mm ist die maximale Schlitztiefe auf 25 mm
Verblendschale: Dichtungsfolie auf Dmmkeil mit Aluminium- bei einer maximalen Schlitzlnge von 1,25 m fest-
profil (sog. „Kappleiste“) und Silikonfuge gelegt. Bild 29 zeigt horizontale Schlitze mit zu großer
Tiefe. Elektroinstallationsarbeiten sind in Planung und
Bauausfhrung gesondert zu bercksichtigen und zu
stzlich sollte ein Abdichtungsprofil an der Tragschale berwachen. Es ist zu empfehlen, die erforderlichen
befestigt werden und mit einer Silikonfuge abgedichtet Leitungen bereits in der Rohdecke zu fhren, beispiels-
werden (Bild 28). Erfahrungsgemß ist die Lebensdauer weise durch Auflegen auf die Elementplatten vor dem
der Silikonfuge im Schalenzwischenraum relativ hoch, Betonieren (vgl. Bild 3). Diese Vorgehensweise setzt
sodass mit der dargestellten Bauweise eine dauerhafte eine frhzeitige Planung der Elektroauslsse durch Bau-
Qualitt in der Anschlussausbildung erreicht werden herren und Architekten voraus.
kann. Verblendstrze mssen den statisch festgelegten Ab-
Bei lterem Verblendmauerwerk, das vor 1974 her- messungen entsprechen. In Bild 30 ist ein Verblend-
gestellt wurde, sollten Drahtanker und Auflagerkon- sturz dargestellt, der zu kurz geliefert wurde. Die erfor-
solen periodisch auf Korrosion kontrolliert werden. Ins- derliche Einbindetiefe in die Verblendschale ist hier
besondere in den 1960er-Jahren wurden verzinkte Sth- nicht eingehalten, sodass der Sturz auszutauschen ist.
le verwendet, die nicht dauerhaft korrosionsbestndig Verblendstrze drfen nur an den werkmßig eingebau-
sind. Korrodierende Drahtanker kçnnen insbesondere ten und im Beton verankerten Aufhngungen befestigt
bei hçheren Geschosswohnungsbauten zu Verformun- werden. Nachtrgliche Verdbelungen auf der Baustel-
gen, Rissen und Teileinstrzen fhren. Bei vielen be- le – beispielsweise zur Anpassung bei lokalen Maß-
kannt gewordenen Teileinstrzen [12] lagen neben teil- abweichungen – sind berwiegend unzulssig und sorg-
weise korrodierten Drahtankern noch weitere Ausfh- fltig zu prfen.

Bild 29. Zu große Schlitztiefe (hier ca. 45 mm) fr die Elektro- Bild 30. Zu geringe Einbindetiefe eines abgehngten
installation in der Tragschale. Insbesondere horizontale Schlitze Verblendsturzes in die Verblendschale
sind in Abhngigkeit von der Wanddicke und den verwendeten
Werkzeugen gemß Norm DIN 1053-1 nur eingeschrnkt mçglich
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 99

7 Zusammenfassung Bauwesen und Stdtebau. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart,


Juni 1981.
Der vorliegende Beitrag beschreibt Konstruktion und
Ausfhrung von Verblendmauerwerk, insbesondere im [6] Verordnung ber energiesparenden Wrmeschutz und
Hinblick auf die Vermeidung von feuchteinduzierten energiesparende Anlagentechnik bei Gebuden (Energieein-
Beeintrchtigungen. Ausgehend vom heute blichen sparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007 (BGBl. I
vollstndigen Ausfllen des Schalenzwischenraumes S. 1519), die durch die Verordnung vom 29. April 2009
mit einer Wrmedmmschicht werden wesentliche zu- (BGBl. I S. 954) gendert worden ist.
grundeliegende technische Regeln und der Stand der [7] Franke, L., Schumann, I.: Schadensatlas: Klassifikation
Baupraxis in Norddeutschland dargestellt. Hierbei und Analyse von Schden an Ziegelmauerwerk, Forschungs-
wird insbesondere aus Sicht der Objektplanung und bericht. Europische Kommission Schutz und Erhalt des eu-
der Tragwerksplanung auf die beeintrchtigungsfreie ropischen Kulturerbes. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart,
Konstruktion von Verblendmauerwerk eingegangen. 1998.
Auf Grundlage eigener Versuche zur Schlagregenbelas- [8] Garrecht, H.: Feuchtehaushalt von Mauerwerk. Mauer-
tung von Verblendschalen werden die Mechanismen werk-Kalender 2009. Ernst & Sohn, Berlin, S. 575–615.
des Feuchteeintrages durch Regen und strçmende Luft
beschrieben. Hierbei zeigt sich, dass Feuchtigkeit be- [9] Groot, C.: Effects of water on mortar-brick bond. Proef-
schrift, Technische Universiteit Delft, 1993.
vorzugt ber die Fugen und dann ber die Steinflanken
aufgenommen wird. Die Sichtflche der Mauerziegel [10] HOAI, Honorarordnung fr Architekten und Ingenieure
trgt weniger zur Wasseraufnahme bei. Ein Feuchte- vom 11. August 2009 (BGBl. I S. 2732).
durchschlag erfolgt insbesondere im Bereich der Fugen- [11] Hçper, M.: Schden an Verglasungen durch aus Mçrtel
kreuze. Verbundstçrungen zwischen Steinen und Mçr- gelçstes Calciumhydroxid. Bachelorthesis, Fachhochschule
tel („Blattkapillare“) wirken sich ungnstig aus. Nach- Lbeck, 2009.
verfugtes Mauerwerk ist dichter gegen Schlagregen,
wird aber nicht zur Ausfhrung empfohlen, da durch [12] Molnr, Mikl s; Gustavsson, Tomas; Jçnsson, Johan:
das Nachverfugen zustzliche Fehlerquellen entstehen Reparation av murade fasader med korrosionsskador. AB
kçnnen, die Beanstandungen nach sich ziehen. Erfah- Svensk Byggtjnst, Stockholm, 2007.
rungsgemß gehçrt die Ausfhrung mit wenig saugen-
den Steinen im Fugenglattstrich und handwerklich rau Normen
belassenen Fugen zu den beanstandungsfreiesten Kons- [13] DIN V 105-100:2005-10: Mauerziegel; Teil 100: Mau-
truktionsformen von Verblendmauerwerk. erziegel mit besonderen Eigenschaften.
Verblendmauerwerk weist eine hohe Funktionalitt und [14] DIN V 106:2005-10: Kalksandsteine mit besonderen
eine lange Lebensdauer in Regionen mit mßig-kalten Eigenschaften.
und regenreichen Wintermonaten sowie regelmßiger
Schlagregenexposition auf. Die Bauweise prgt zusam- [15] DIN EN 771-1:2005-05: Festlegungen fr Mauersteine;
men mit Gebuden aus Sichtmauerwerk das Stadtbild Teil 1: Mauerziegel. Deutsche Fassung EN 771-1:2003 +
vieler nordeuropischer Kstenstdte. Entsprechend A1:2005.
geht der vorliegende Beitrag auch auf das Potenzial [16] DIN CEN/TS 772-22:2006-09: Prfverfahren fr Mau-
der Bauweise Verblendmauerwerk im Hinblick auf Be- ersteine; Teil 22: Bestimmung des Frost-Tau-Widerstandes
trachtungen zur Nachhaltigkeit ein. von Mauerziegeln. Deutsche Fassung CEN/TS 772-22:2006.
[17] DIN EN 845-1:2008-06: Festlegungen fr Ergnzungs-
bauteile fr Mauerwerk; Teil 1: Maueranker, Zugbnder,
8 Literatur Auflager und Konsolen. Deutsche Fassung EN
845-1:2003+A1:2008.
[1] Altaha, N.: Konstruktion und Ausfhrung von zweischa-
ligem Mauerwerk. Mauerwerk-Kalender 2009. Ernst & Sohn, [18] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Berlin, S. 291–317. Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel. Deutsche Fassung
EN 998-2:2003.
[2] Andresen, S.: Feuchtetransport in Fassaden aus Mauer-
werk-Verblendschalen. Masterthesis, Fachhochschule L- [19] DIN EN 1015-11:2007-05: Prfverfahren fr Mçrtel fr
beck, 2009. Mauerwerk; Teil 11: Bestimmung der Biegezug- und Druck-
festigkeit von Festmçrtel. Deutsche Fassung EN
[3] Brocken, H.: Moisture transport in brick masonry: the 1015-11:1999+A1:2006.
grey area between bricks. Proefschrift, Universiteit Eindho-
[20] DIN EN 1015-18:203-03: Prfverfahren fr Mçrtel fr
ven, 1998.
Mauerwerk; Teil 18: Bestimmung der kapillaren Wasserauf-
[4] Leitfaden Nachhaltiges Bauen. Bundesamt fr Bauwesen nahme von erhrtetem Mçrtel (Festmçrtel). Deutsche Fas-
und Raumordnung, Bonn, Berlin, Stand: Januar 2001. sung EN 1015-18:2002.
[5] Cziesielski, E., Maerker, B.: Methode zur Erzeugung [21] DIN EN 1027:2000-09 Fenster und Tren – Schlag-
eines Schlagregens fr die Bauteilprfung. Berlin. In: Bau- regendichtheit – Prfverfahren. Deutsche Fassung EN
forschungsberichte des Bundesministers fr Raumordnung, 1027:2000.
100 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

[22] DIN EN 1052-1:1998-12: Prfverfahren fr Mauer- [40] DIN EN 13051:2001-11: Vorhangfassaden – Schlag-
werk; Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit. Deutsche regendichtheit – Feldversuch. Deutsche Fassung 13051:2001.
Fassung EN 1052-1:1998.
[41] DIN EN 13162:2009-02: Wrmedmmstoffe fr Ge-
[23] DIN EN 1052-2:1999-10: Prfverfahren fr Mauer- bude – Werkmßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle
werk; Teil 2: Bestimmung der Biegezugfestigkeit. Deutsche (MW) – Spezifikation. Deutsche Fassung EN 13162:2008.
Fassung EN 1052-2:1999.
[42] DIN EN 13165:2009-02: Wrmedmmstoffe fr Ge-
[24] DIN EN 1052-3:2007-06: Prfverfahren fr Mauer- bude – Werkmßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-
werk; Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit (Haft- Hartschaum (PUR) – Spezifikation. Deutsche Fassung EN
scherfestigkeit). Deutsche Fassung EN 1052-3:2002 + 13165:2008.
A1:2007.
[43] DIN EN 15026:2007-07: Wrme- und feuchtetech-
[25] DIN EN 1052-4: 2000-09: Prfverfahren fr Mauer- nisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen – Bewer-
werk; Teil 4: Bestimmung der Scherfestigkeit bei einer tung der Feuchtebertragung durch numerische Simulation.
Feuchtesperrschicht. Deutsche Fassung EN 1052-4:2000. Deutsche Fassung EN 15026:2007.
[26] DIN EN 1052-5:2005-06: Prfverfahren fr Mauer- [44] DIN EN ISO 15148:2003-03: Bestimmung des Wasser-
werk; Teil 5: Bestimmung der Biegehaftzugfestigkeit. Deut- aufnahmekoeffizienten bei teilweisem Eintauchen. Deutsche
sche Fassung EN 1052-5:2005. Fassung EN ISO 15148:2002.
[27] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung [45] E DIN EN 15643-1:2009-02: Nachhaltigkeit von Bau-
und Ausfhrung. werken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebuden; Teil
[28] E DIN 1053-11:2009-03: Mauerwerk; Teil 11: Verein- 1: Allgemeine Rahmenbedingungen; Deutsche Fassung
fachtes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk. prEN 15643-1:2009.

[29] E DIN 1053-12:2009-03: Mauerwerk; Teil 12: Kons- [46] E DIN EN 15643-2:2009-02: Nachhaltigkeit von Bau-
truktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk. werken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebuden; Teil
2: Rahmenbedingungen fr die Bewertung der umweltbezo-
[30] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100: Berech- genen Qualitt. Deutsche Fassung prEN 15643-2:2009.
nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
heitskonzepts. [47] prEN 15643-3: Nachhaltigkeit von Bauwerken – Inte-
grierte Bewertung der Qualitt von Gebuden; Teil 3: Rah-
[31] DIN 1055-4:2005-03: Einwirkungen auf Tragwerke; menbedingungen fr die Bewertung der sozialen Qualitt.
Teil 4: Windlasten. Berichtigung 1: Mrz 2006. Normentwurf in Vorbereitung, bislang unverçffentlicht.
[32] DIN EN 1925:1999-05: Prfverfahren von Naturstein – [48] prEN 15643-4: Nachhaltigkeit von Bauwerken – Inte-
Bestimmung des Wasseraufnahmekoeffizienten infolge Ka- grierte Bewertung der Qualitt von Gebuden; Teil 4: Rah-
pillarwirkung. Deutsche Fassung EN 1925:1999. menbedingungen fr die Bewertung der çkonomischen Qua-
[33] DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03: Wrmeschutz und Ener- litt. Normentwurf in Vorbereitung, bislang unverçffentlicht.
gie-Einsparung in Gebuden – Wrmebrcken – Planungs- [49] E DIN EN 15801:2008-04: Erhaltung des kulturellen
und Ausfhrungsbeispiele. Erbes – Prfmethoden – Bestimmung der Wasserabsorption
[34] DIN 4108-3:2001-07: Wrmeschutz und Energie-Ein- durch Kapillaritt. Deutsche Fassung prEN 15801:2008.
sparung in Gebuden; Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz, [50] E DIN EN 15804:2008-04: Nachhaltigkeit von Bauwer-
Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise fr ken – Umweltdeklarationen fr Produkte – Regeln fr Pro-
Planung und Ausfhrung. duktkategorien. Deutsche Fassung prEN 15804:2008.
[35] DIN 4108-10:2008-06: Wrmeschutz und Energie-Ein- [51] E DIN EN ISO 15927-3:2006-09: Wrme- und feuchte-
sparung in Gebuden; Teil 10: Anwendungsbezogene Anfor- schutztechnisches Verhalten von Gebuden – Berechnung
derungen an Wrmedmmstoffe – Werkmßig hergestellte und Darstellung von Klimadaten; Teil 3: Berechnung des
Wrmedmmstoffe. Schlagregenindexes fr senkrechte Oberflchen aus stndli-
[36] DIN 4172:1955-07: Maßordnung im Hochbau. chen Wind- und Regendaten. Deutsche Fassung prEN ISO
15927:2006.
[37] DIN EN 10088-1:2005-09: Nichtrostende Sthle; Teil
1: Verzeichnis der nichtrostenden Sthle. Deutsche Fassung [52] DIN 18055:1981-10: Fenster; Fugendurchlssigkeit,
EN 10088-1:2005. Schlagregendichtheit und mechanische Beanspruchung; An-
forderungen und Prfung.
[38] DIN EN 12865:2001-07: Wrme- und feuchteschutz-
technisches Verhalten von Bauteilen – Bestimmung des Wi- [53] DIN 18330:2006-10: VOB Vergabe- und Vertragsord-
derstandes des Außenwandsystems gegen Schlagregen bei nung fr Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
pulsierendem Luftdruck. Deutsche Fassung EN 12865:2001. Vertragsbedingungen fr Bauleistungen (ATV) – Mauer-
arbeiten.
[39] E DIN EN 13050:2006-03: Vorhangfassaden – Schlag-
regendichtheit – Laborprfung mit wechselndem Luftdruck [54] DIN 18515-1:1998-08: Außenwandbekleidungen; Teil
und Besprhen mit Wasser. Deutsche Fassung prEN 1: Angemçrtelte Fliesen oder Platten; Grundstze fr Pla-
13050:2006. nung und Ausfhrung.
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 101

[55] DIN 18515-2:1993-04: Außenwandbekleidungen; An- [62] DIN 52252-1:1986-s12: Prfung der Frostwiderstands-
mauerung auf Aufstandsflchen; Grundstze fr Planung und fhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Allseitige Be-
Ausfhrung. frostung von Einzelziegeln.

[56] DIN 18542:2009-07: Abdichten von Außenwandfugen [63] DIN V 52252-3:2005-02: Prfung der Frostwider-
mit imprgnierten Fugendichtungsbndern aus Schaum- standsfhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Teil 3:
kunststoff – Imprgnierte Fugendichtungsbnder – Anforde- Einseitige Befrostung von Prfwnden.
rungen und Prfung. [64] Norm DIN 55699:2005-02: Verarbeitung von Wr-
medmm-Verbundsystemen.
[57] DIN 18555-3:1982-09: Prfung von Mçrteln mit mine-
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der Biege- [65] DIN IEC 60721-2-2:1992-05: Elektrotechnik; Klassifi-
zugfestigkeit, Druckfestigkeit und Rohdichte. zierung von Umweltbedingungen; Teil 2: Natrliche Einfls-
se; Niederschlag und Wind.
[58] DIN 18555-5:1984-06: Prfung von Mçrteln und Mi-
[66] DIN IEC 60721-2-7:1990-06: Elektrotechnik; Klassifi-
neralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der Haft-
zierung von Umweltbedingungen; Natrliche Einflsse, Fau-
scherfestigkeit von Mauermçrteln.
na und Flora.
[59] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen [67] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung
Eigenschaften. und Konstruktion von Mauerwerkbauten; Teil 1-1: Allgemei-
ne Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk. Deut-
[60] DIN V 20000-401:2005-06: Anwendung von Baupro- sche Fassung EN 1996-1-1:2005.
dukten in Bauwerken; Teil 401: Regeln fr die Verwendung
von Mauerziegeln nach DIN EN 771-1:2005-05. Zulassungen
[61] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro- [68] Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-17.1-332,
dukten in Bauwerken; Teil 412: Regeln fr die Verwendung Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen vom 9. 7. 2007.
von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09. Deutsches Institut fr Bautechnik, Berlin
B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung 103

III Instandsetzung der oberstromigen Fußgngerberwege


an der Horchheimer Brcke – Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern
einer Bogenbrcke
Holger Tebbe, Neuwied; Stefan Lietz, Markus Brhl, Frank Tataranni und
Peter Schwarz, Koblenz

Obwohl die tragenden Teile der in diesem Beitrag be-


1 Einfhrung
handelten Vorflutbereiche im Wesentlichen aus Mauer-
Die Vorflutbereiche der Horchheimer Brcke wurden werk bestehen, liegt der Schwerpunkt vorwiegend bei
mit gemauerten Brckengewçlben berspannt (Bilder Brckenertchtigungs- und -erneuerungsarbeiten aus
1 und 2), die Hauptbrcke mit 2 Stahlfachwerkbçgen. den Bereichen des Beton-, Stahlbeton- und Stahlbaus.
Das Bauwerk stellt also ein Zeugnis der zu Ende ge- Es handelt sich somit um eine klassische Problemstel-
henden Epoche der Dominanz der gemauerten Bçgen lung des Ingenieurbaus, die nur fachbergreifend lçsbar
bei den Großbrcken dar. ist. Die Schwierigkeiten, die solche fachbergreifende

Bild 1. bersicht Horchheimer Brcke,


Vordergrund Vorlandbrcke Oberwerth

Bild 2. Vorlandbrcke Horchheim, Br-


ckenbogen ber Leinpfad, ehem. Straßen-
bahndurchfhrung (verdeckt durch Baum)
und Eisenbahnberfhrungsbauwerk DB
(Aufzhlung von rechts nach links)

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
104 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Zusammenarbeit mit sich bringt, drfte in einem Zeit-


alter, in dem die sehr universell angelegten Ingenieur-
studiengnge abgeschafft werden und zumindest die
Bachelorausbildung fachlich sehr viel enger gefasst
wird, zuknftig tendenziell eher steigen. Wichtig ist
daher, dass ber die Aufsplittung der Ausbildung in
speziellere kleinere Fachgebiete nicht die gemeinsame
Sprache des Ingenieurs verloren geht und ein Mindest-
maß an Verstndnis hinsichtlich der zum Teil deutlich
anders gelagerten Problematiken angrenzender Fach-
gebiete bestehen bleibt.

2 Baugeschichte
2.1 Geschichtliche Rahmenbedingungen
Koblenz (lat. Confluentes) liegt am Zusammenfluss von
Rhein und Mosel. Es stellt daher von jeher einen wich-
tigen Verkehrsknotenpunkt dar, somit besteht hier eine
lange Tradition hinsichtlich des Großbrckenbaus
(Bild 3).
Im Gebiet des Neuwieder Beckens wurden gemß neue-
ren Forschungsergebnissen die berhmten Pionierbr-
cken ber den Rhein gebaut, deren Bau Caesar in sei-
nen Bchern ber den „Bellum Gallicum“ beschrieben
hat [1, 19].
In der Nhe von Koblenz, in Rheinbrohl, wurden inte-
ressanterweise die Basaltquader fr den wasser- und
wasserwechselberhrten Bereich der Brckenpfeiler
der Moselbrcke in Trier, der ltesten noch genutzten
Brckenpfeilerkonstruktion, gebrochen. Als Bauzeit-
punkt dieser heute noch fr eine Straßenbrcke genutz-
ten Pfeilerkonstruktion (Bild 4) ist die Mitte des 2. Jh.
n. Chr. anzunehmen [2]. Bild 3. Auswahl historischer Flussbrcken im Bereich
Bereits 49 n. Chr. erschloss in Koblenz eine auf Pfahlros- des Zusammenflusses von Rhein und Mosel
ten fundamentierte Rheinbrcke das rechtsrheinische
Grenzland [3]. Da keine Reparaturarbeiten an dieser
Brcke nachweisbar sind, geht man davon aus, dass die Aufgrund der Bedeutung der linksrheinischen Verkehrs-
Brcke nur eine krzere Zeitspanne bestand. Nach dieser straße ist eine lange Bestandsdauer anzunehmen, mehre-
Brcke wurde erst 1680 eine neue „fliegende Brcke“ re Instandsetzungsphasen sind archologisch nachgewie-
(einschwimmbare Flussbrcke auf Pontons) errichtet. sen. Ein weiteres Teilstck dieser rheinbegleitenden
Zu einer bisher nicht nher datierten Bauzeit wurde in der Trasse wurde bereits im Mauerwerk-Kalender 2009 im
Antike auch die Mosel mit einer Brcke berspannt [2]. Bereich der Severinsbrcke Kçln kurz beschrieben [4].

Bild 4. Trierer Moselbrcke, Brckenpfeiler ca. 150 n. Chr. errichtet, berbau neuzeitlich
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 105

Die vermutlich in der Zeit der Vçlkerwanderung zerstçrte nischen Flussarms wurde in Abstimmung mit den Auf-
Brcke wurde bereits im 14. Jahrhundert durch die nur sichtsbehçrden der Verkehrsgewsser der durch Aus-
50 m stromaufwrts gelegene Balduinbrcke in der Bau- baggern von Kies- und Geschiebemassen vergrçßert.
weise einer steinernen Bogenbrcke ersetzt. Die Brcke berspannt den Fluss mit zwei schmiedeei-
Ein fester Rheinbergang wurde erst 1819 mit einer sernen Zweigelenkfachwerken von jeweils rund 107 m
Schiffsbrcke geschaffen. 1864 wurde die erste Eisen- Sttzweite (Bild 5). In den Vorflutbereichen sind auf
bahnbrcke (Pfaffendorfer Brcke) errichtet [5]. Diese der Horchheimer Seite ein, auf der Oberwerther Seite
reichte fr den aufkommenden Verkehr jedoch nicht drei gemauerte Brckenbçgen mit je 25 m lichter Weite
aus. Da die Verbindung ber den Rhein auch mili- angeordnet. Einschließlich Vorbrcken betrgt die Ge-
trische Bedeutung besaß, wurde in der Folge als wei- samtlnge der Brcke damit knapp 320 m. An das Br-
tere Brcke die Horchheimer Brcke geplant und ge- ckenwerk schließen die Zufahrtsdmme an.
baut. Aufgrund der militrischen Bedeutung der Brcke wur-
Die Errichtung der Horchheimer Brcke erfolgte nach de auf der Oberwerther Seite ein reprsentativer Br-
dem deutsch-franzçsischen Krieg 1870/71. Sie wurde ckenturm mit Verteidigungscharakter vorgesehen
aus strategischen Gesichtspunkten zur Sicherung der (Bild 6). Aus Symmetriegrnden wurden dann aller-
Nachschubwege zu den annektierten Gebieten in El- dings auf beiden Landpfeilern Brckentrme errichtet,
sass-Lothringen errichtet. wobei der Horchheimer Brckenturm jedoch einfacher
gehalten war.
Die ußere Schale der Brcke besteht aus aufgemauer-
2.2 Ausfhrungskonzept zum
ten gelblichen Grauwackesteinen, die angabegemß aus
Errichtungszeitpunkt 1878
regionalen Steinbrchen des Lahn- und des Rheintales
Die Rheinbergangsstelle wurde knapp unterhalb der gewonnen wurden.
Lahnsteiner Rheinbiegung in Hçhe der Insel Ober- Die Seiteneinfassungen der Wasserwechselbereiche der
werth gewhlt. Die Rheinuferhçhen treten hier weit Pfeiler sind mit Basaltlava aus Niedermendiger Vor-
zurck, sodass die Zufahrtslinien unter Einhaltung kommen (Kreis Neuwied–Koblenz) verkleidet. Die
der hçchstzulssigen Steigung an die bestehenden Brckenbçgen sind durchgngig mit Vollziegeln auf-
rechts- und linksrheinischen Trassen angeschlossen gemauert, deren angegebener Bezugsort Worms immer-
werden konnten. hin rd. 100 km Luftlinie entfernt ist. Weiterhin wurde
Der linksrheinische Flussarm wurde mit einem Erd- fr Gesimse und Brckenvorkçpfe Roter Sandstein aus
damm vom Strom abgetrennt. Das Profil des rechtsrhei- der Pfalz verwendet.

Bild 5. Konstruktionsprinzip der Horchheimer Brcke einschließlich spterer Umbauten (nach [5])
106 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

dieses Umbaus getrennt, es wurden beidseitig ange-


hngte Fußgngerstege angebaut.
Eine weitere Brckenverstrkung erfolgte 1933/34. Im
Zuge der Kriegsvorbereitung wurde die Brcke durch
Ausbohlen der Gleise und Anlegen von Fahrzeugram-
pen auch fr Straßenfahrzeuge nutzbar gemacht. Am
09. Mrz 1945 wurde die Brcke dann durch deutsche
Pioniere gesprengt. Neben der zweifeldrigen Hauptbr-
cke wurde auch jeweils ein Bogen der Vorlandbrcken
zerstçrt (Bild 7).

2.4 Wiederherstellungsarbeiten nach 1945


Mit der Brckeninstandsetzung wurde bereits im Febru-
ar 1946 begonnen (Bild 8). Im Juli 1947 konnte der
Bahnverkehr dann wieder aufgenommen werden. Die
stark beschdigten Brckentrme wurden abgebaut
und die zerstçrten Brckenbçgen als Betonbçgen wie-
derhergestellt. Bedingt durch den Stahlmangel, aber
auch aufgrund besonderer franzçsischer Interessen,
wurde die Hauptbrcke mit zwei Parallel-Fachwerken
lediglich eingleisig wiederhergestellt (s. Bild 5).

2.5 Wiederherstellung des zweigleisigen


Betriebs 1961
Bild 6. Ursprnglicher Brckenturm auf dem Landpfeiler
der Horchheimer Rheinseite (vgl. Bild 1) [5] 1960 wurden die Arbeiten zur Wiederherstellung der
Horchheimer Brcke als zweigleisige Rheinquerung
begonnen. Die bisher eingleisigen Behelfsberbauten
Die Brcke war von Anfang an fr Zug- und Fußgn- wurden durch einen zweigleisigen berbau ersetzt.
gerverkehr ausgelegt – sie wurde hierzu in den Zugpau- Als Konstruktionsprinzip wurde ein schlanker, leicht
sen fr den Fußgngerverkehr freigegeben. berhçhter Kastenquerschnitt gewhlt, der als Durch-
lauftrger ausgebildet ist (s. Bild 5).
Auf Hilfspfeilern erfolgte die Montage ausgehend vom
2.3 Umbauten bis zum Jahr 1945
Mittelpfeiler im Freien Vorbau. Ende April 1961 wurde
Aufgrund verstrkten Verkehrsaufkommens und daraus die Brcke auf Gleitbahnen in eine vorlufige Lage an
folgender schadhafter berlastung einzelner Brcken- die Behelfsbrcke geschoben. Das ber die Hçhe der
teile der Hauptbrcke wurde in den Jahren 1901 und Gleitbahn der Querverschiebung stehende Pfeilermau-
1902 eine Verstrkung der berbauten und der Pfeiler erwerk musste vorab abgebrochen werden. Direkt im
vorgenommen. Fuß- und Bahnverkehr wurden im Zuge Anschluss an die Verschiebung wurde der Bahnbetrieb

Bild 7. Brckenzustand nach Sprengung


am 9. 3. 1945 durch Wehrmachtsverbnde [5]
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 107

Bild 8. Vorlandbrcke Oberwerth,


freiliegender Brckenquerschnitt im Bereich
des 2. Bogens; „Aufbauarbeiten nach
1945“ [5]

ber die alte Behelfsbrcke gesperrt und eingleisig ber 3.2 Bedeutung fr Fahrrad- und
das zweite Brckengleis mittels teilverschobener Fußgngerverkehr
Brcke aufgenommen. Nach Abbruch der alten Be-
Neben der Funktion als Eisenbahnbrcke besitzt die
helfsbrcke wurde die Brcke Ende September in die
Horchheimer Brcke eine hohe Bedeutung fr den
endgltige Lage verschoben und der zweigleisige Be-
Fahrrad- und Fußgngerverkehr. Die fr diese Ver-
trieb aufgenommen.
kehrsarten angehngten Teilbrcken (vgl. Abschn. 2.5)
Im Zuge der Wiederherstellung wurde eine Verein-
besitzen eine hohe lokale, aber auch eine berregionale
barung zwischen der Stadt Koblenz und der Deutschen
Bedeutung. So ist der Fahrradweg Teil des berregio-
Bundesbahn abgeschlossen, die der Stadt Koblenz die
nalen Fernradwegenetzes, der die touristisch sehr
Errichtung von beidseitig angehngten Fuß- und Rad-
bedeutsamen Radwegenetze entlang der Lahn, des
wegkonstruktionen gestattet. Betreiber der Konstruktio-
Rheins und der Mosel miteinander verbindet (vgl.
nen ist die Stadt Koblenz. Der Stadt obliegen vertrags-
Bild 3). Lokal verbindet er die rechtsrheinischen Stadt-
gemß die Unterhaltung und die Erneuerung der Bau-
teile mit dem Stadtzentrum.
werksteile, sowie die wegepolizeilichen Pflichten, ins-
besondere die Verkehrssicherung.

4 Brckenaufbau
3 Verkehrsbedeutung
4.1 Beschreibung der einzelnen Brckenteile
3.1 Bedeutung fr den Schienenverkehr
Die gesamte Brcke besteht in Lngsrichtung aus meh-
Die Horchheimer Brcke befindet sich auf der zweiglei- reren separaten Brckenteilen. Von Koblenz-Oberwerth
sigen elektrifizierten Strecke von Wetzlar nach Koblenz Richtung Horchheim sind folgende Brckenabschnitte
(Strecke 3710) des Fern- und Ballungsnetzes der DB vorhanden (vgl. Bilder 1 und 2):
Netz AG. ber das Bauwerk wird im Regelbetrieb G- – Flutbrcke Oberwerth, bestehend aus 2 Bçgen 
ter- und Nahverkehr geleitet. Die Strecke ist im betref- 30 m und 1 Bogen  34,25 m Sttzweite;
fenden Abschnitt Bestandteil des konventionellen trans- – Strombrcke, bestehend aus einem 2-feldrigen
europischen Netzes. Durchlauftrger aus Stahl mit einem Pfeilerabstand
Die Rheinbrcke verbindet die linksrheinische Rhein- von 2 · 117,56 m;
strecke von Kçln nach Bingen (Strecke 2630) mit der – Flutbrcke Horchheim, bestehend aus 1 Bogen mit
rechtsrheinischen von Mlheim nach Niederlahnstein 35 m Sttzweite;
(Strecke 2324). Sie hat aufgrund ihrer Verbindungs- – ehemaliger Straßenbahndurchlass, lichte Weite ca.
funktion fr den Eisenbahnbetrieb eine hohe verkehr- 3,30 m;
liche Bedeutung sowohl fr den Regelbetrieb als auch – Kreuzungsbauwerk ber die DB-Strecke Koblenz–
als Umleitermçglichkeit in einem Stçrungsfall. Ehrenbreitstein / Nieder-Lahnstein mit einer Sttz-
In Verbindung mit der 13,6 km weiter nçrdlich liegen- weite von ca. 10 m.
den Kronprinzenbrcke nahe Engers (vgl. Bild 3) er- Die einzelnen Abschnitte werden im Folgenden in Rei-
mçglicht sie eine Anbindung des Koblenzer Haupt- henfolge der Aufzhlung vorgestellt.
bahnhofs von der rechten Rheinstrecke sowohl aus sd-
licher als auch aus nçrdlicher Richtung.
108 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

4.2 Flutbrcke Oberwerth rungsrohr zu einem Sickerschacht vor dem Pfeilerfuß


gefhrt (Bild 9). Im Zuge der Sanierung wurde 1960 die
4.2.1 Hauptbrcke
Abdichtung erneuert. Es wurde eine gering bewehrte
Die Flutbrcke besteht aus 3 Bçgen aus Ziegelmauer- Stahlbetonplatte von 25 cm Dicke mit Geflle nach in-
werk. Der mittlere Bogen wurde jedoch nachtrglich nen unter dem Schotterbett eingebaut. Die Platte wird
infolge der Kriegsschden 1946 aus Sichtbeton wieder- mit den beiden Stahlbetonrandbalken konstruktiv ber
hergestellt (vgl. Bild 8). In optischer Anlehnung an die Betonstahlanker im Abstand von 1,50 m verbunden.
beiden ußeren Bçgen weist der Betonbogen einen ca. Die auf der Platte verlegte neue Abdichtung fhrt das
1 m dicken, bewehrten Tragbogen auf, der mit einer Sickerwasser, wie frher zu den Tiefpunkten zum
Kerbe die aufgehenden Wnde optisch trennt (vgl. nchstliegenden Pfeiler, wo das Wasser in das bereits
Bild 1). vor dem Umbau vorhandene Entwsserungsrohr abge-
Die beiden Ziegelgewçlbe weisen einen ebenfalls ca. leitet wird.
1 m dicken radial gemauerten Bogen auf. Die berlie- Die Pfeiler der Flutbrcke bestehen aus Natursteinen,
genden Wnde auf dem Bogenrand sind 65 cm dick und wobei die Ecken mit gesgten Quadern aus Basalt,
horizontal gemauert. Zwischen den Randwnden ist eine ca. b/h = 80/40 cm, und die Innenflchen mit regelmßi-
Bruchsteinhintermauerung mit Trassmçrtel vorhanden, gem Mauerwerk aus Grauwacke ausgefhrt sind (vgl.
deren rckwrtige Kante unter ca. 60 Grad gegen die Bilder 1 und 2). Vor den Stirnseiten der Pfeiler ist ein
Vertikale geneigt ist, sodass sich ein Trog in Brcken- halbkreisfçrmiger Pfeilervorsatz aus Basaltquadern als
mitte ergibt (vgl. Bild 8). Der Trog ist bis zum Gleis- Eisbrecher angesetzt. Die Hçhe des Pfeilervorsatzes be-
aufbau mit Kies und Schotter gefllt. Der Trog ber dem trgt ca. 9 m ber GOK. Die Grundflche des Pfeilers
Gewçlbe weist ein starkes Lngsgeflle auf, da im Ge- zwischen Bogen 1 und 2 sowie zwischen Bogen 2 und 3
wçlbescheitel eine Tiefe von ca. 1,20 m unter SO vor- betrgt etwa 12 m · 5 m, whrend der Strompfeiler auf
handen ist und im Pfeilerbereich ca. 3,50 m Tiefe. der Oberwerther Seite ca. 21 m · 13 m Grundflche
Das Sickerwasser im abgedichteten Trog wird im Tief- aufweist, da die deutlich hçheren Lasten der Strombr-
punkt der Gewçlbe im Pfeileransatz ber ein Entwsse- cke abzutragen sind.

Bild 9. Darstellung der innenliegenden Trogentwsserung laut Planungsunterlagen


III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 109

Bild 10. Brckenquerschnitt im Altbestand mit beidseitig angehngtem Fuß- und Radwegebereich

gespannten Platte von 10 m Gesamtlnge mit Gesims.


4.2.2 Fußgngerteilbrcken
Die Plattendicke betrgt in der Regel etwa 10 cm. Die
Auf den 3 Bçgen liegt auf jeder Seite ein durchgehender Platten liegen in der Regel auf 4 Konsolen auf, sodass
Stahlbetonrandbalken von rund 1,10 m Hçhe auf, von am Plattenende jeweils ein Kragarm von 1,25 m vorhan-
dem Stahlbetonkonsolen seitlich auskragen (Bild 10). den ist. Die Konsolen weisen eine Breite von 40 cm auf
Der Stahlbetonrandbalken liegt auf dem Ziegelmauer- und sind in der Hçhe gevoutet (13 cm unter ußerem
werk auf und ist in ihm nur ber in gebohrte Lçcher Gelnder und 70 cm am Anschnitt des Gewçlbebogens).
gesetzte konstruktive Verankerungseisen rckver- Die Betongte der Stahlbetonbauteile ist auf den Be-
ankert. Auf den Konsolen, die im Abstand von 2,50 m standsplnen nicht angegeben. Fr die weitere Planung
angeordnet sind, liegen die Stahlbetonplatten des Geh- wurde zunchst angenommen, dass es sich bei allen
wegs auf. Die Gehwegplatten bestehen aus einer lngs- Stahlbetonbauteilen ein B 225 (nach DIN 1045, Ausgabe
110 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

1959 [6]) mit einem Mittelwert der Druckfestigkeit von 4.4 Anschluss Horchheim
22,5 MN/m2 (Zementgehalt 300 kg/m3) planmßig ein-
4.4.1 Bogenbrcke
gesetzt werden sollte (vgl. Abschn. 7.5.2 und 8.3.4).
Weiterhin wurde eine Bewehrung aus glattem Beton- Die Flutbrcke besteht aus einem Bogen, der 1946 in-
stahl St I (BSt 220) zugrunde gelegt (s. Abschn. 8. 3. 10). folge der Kriegsschden aus Stahlbeton neu hergestellt
wurde (s. Bild 2). hnlich wie der Mittelbogen auf der
Seite Oberwerth wurde ein ca. 1 m dicker Bogen mit
4.3 Strombrcke
einer Kerbe optisch von den berliegenden Flchen ge-
4.3.1 Hauptbrcke trennt. Die Bauart einschließlich der Fußgngerteilbr-
cken ist hnlich dem Mittelbogen auf der Seite Ober-
Die Strombrcke besteht aus einer 2-feldrigen Stahl-
werth.
konstruktion mit je 113,1 m Sttzweite, die auf den
3 Strompfeilern mit einem Achsabstand von 2 ·
117,56 m lagert (s. Bild 1). Der Stahlberbau ist als 4.4.2 Straßenbahnunterfhrung
vollwandiger Hohlkastenquerschnitt ausgebildet. Der In Richtung Horchheim ist neben der Flutbrcke ein
gegenseitige Abstand der senkrechten Stege betrgt weiterer Durchlass unter den Gleisen vorhanden (vgl.
5,5 m. An den Endlagern haben diese eine Hçhe von Bilder 2 und 5). Es handelt sich um einen ehemaligen
5,022 m, am Mittelpfeiler von 5,555 m. Die beiden u- Straßenbahndurchlass mit ca. 3,30 m lichter Breite und
ßeren Schienen liegen ber den Haupttrgerstegen. Die 4,20 m Hçhe. Nach den vorliegenden Plnen handelt es
beiden inneren Schienen werden von gesonderten sich um einen Rahmendurchlass mit ca. 9,50 m Lnge.
Lngstrgern getragen. Das Fahrbahnblech hat von
der Mitte nach außen hin ein Geflle von 1:40. Die 4.4.3 Kreuzungsbauwerk ber die DB-Strecke
Schienen werden unmittelbar auf dem Fahrbahnblech Ehrenbreitstein–Niederlahnstein
aufgelagert.
In Abstnden von 6,0 m, am Mittelpfeiler von 5,1 m, Es handelt sich hierbei um ein Einfeldbauwerk mit einer
liegen die Quertrger bzw. Gehwegkonsolen. ber den lichten Weite von ca. 8 m (vgl. Bilder 2 und 5). Der
Auflagern sind vollwandige Querscheiben angeordnet. Kreuzungswinkel mit der unterfhrten Strecke betrgt
Weiterhin befinden sich Querverbnde in Abstnden ca. 100 gon. Der berbau aus nebeneinander liegenden
von 6 bzw. 12 m. Der Kasten ist unterhalb der Konsolen ca. 35 cm hohen Stahlhohlksten nimmt den Oberbau
geteilt und wird hier durch Flachsthle, die zugleich als der Gleise auf. Seitlich am berbau sind Stahlkonsolen
Lngssteifen dienen, gestoßen. Die senkrechten Bau- im Abstand von ca. 2,15 m angebracht, die nach einer
stellenstçße wurden in 18 m, am Mittelpfeiler in 10,2 m Verstrkung und Verlngerung den Gehweg tragen. Der
Entfernung, vorgesehen. Außer der oben angefhrten Gehweg liegt auf den Stahlkonsolen auf und besteht aus
Lngssteife liegen außen sichtbare Steifen nur an den einer 10 cm dicken Stahlbetonplatte mit außenliegen-
Stçßen, alle brigen sind auf der Innenseite angeordnet. dem Gesimsbalken aus Stahlbeton. Das ußere Geln-
Die am Fahrbahnblech wie auch am Kastenboden be- der sitzt auf den Konsolen auf und ist mit vollflchigen
findlichen Steifen werden mit zum tragenden Quer- Stahlplatten bis OK Handlauf verkleidet, die vor die
schnitt gerechnet. Fllstbe gesetzt wurden. Entsprechend den gltigen
Die Brcke ist aus Stahl der Gte St 37 und St 52 her- Vorschriften der DB Netz AG ist als Berhrungsschutz
gestellt. Die Nieten weisen eine Gte von St 36 auf. der Oberleitung der unterfhrten Strecke ein auskragen-
Untergeordnet wurden auch Schrauben verschiedener des Welldrahtgitter ab OK Handlauf montiert.
Festigkeiten verwendet.
Außer den Baustellenstçßen ist das Bauwerk vollkom-
men geschweißt. Die Obergurt- und Stegblechstçße 5 Status der einzelnen Abschnitte der
sind genietet, die Untergurtstçße bis auf den Querstoß Fußgngerteilbrcken
am Pfeiler mit HV-Schrauben verbunden.
Auf dem Pfeiler der Oberwerther Seite (vgl. Bild 1) Zum besseren Verstndnis werden die Brcken-
befinden sich die festen Lager der Brcke. Alle brigen abschnitte, die in den nachfolgenden Abschnitten einge-
Lager sind Rollenlager. hender behandelt werden, hier kurz vorgestellt. Die
Da der Untergurt seitlich etwa 50 cm ber das Steg- beidseitig an die Hauptbrcke angehngten Gehwege
blech heraussteht, besteht die Mçglichkeit, ein fahr- werden im Folgenden in 6 Abschnitte gegliedert.
bares Gerst zu montieren. Folgender Status der einzelnen Brckenteile lsst sich
festlegen:
4.3.2 Angehngte Fuß- und Radwegebereiche
Oberstromig:
Die Tragkonstruktion der Teilbrcken fr den Fuß- und
Fahrradverkehr bilden Gehwegkonsolen als Verlnge- Oberwerth (O1)
rung der Quertrger. Der Belag wird durch Holzbohlen September 2004 gesperrt, 2006 bis 2007 abgebrochen
(U2) bzw. Stahlbleche als orthotrophe Platten (O2) ge- und durch Neubau ersetzt, im Mai 2007 wieder freige-
bildet. geben.
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 111

Bild 11. Unter- und oberstromige Teilabschnitte des beidseitig angehngten Fuß- und Radwegebereiches
(U1 bis U3 bzw. O1 bis O3)

Hauptbrcke (O2) und Radwegebereich Vorlandbrcke Oberwerth ober-


September 2004 bis Mai 2007 aufgrund Sperrung des stromig (s. Abschn. 7 bis 9) und O3 – Fuß- und Rad-
entsprechenden Oberwerther Teilstckes nicht nutzbar. wegebereich Vorlandbrcke Horchheim oberstromig
In diesem Zeitraum wurden eine genauere berprfung (s. Abschn. 10 bis 12).
und kleinere Reparaturen durchgefhrt, erneute Sper-
rung im 1. Halbjahr 2009 wegen berarbeitung des
entsprechenden Horchheimer Teilstcks.
Horchheim (O3) 6 Außerplanmßige
September 2004 bis Mai 2007 aufgrund Sperrung des Brckeninspektionen
entsprechenden Oberwerther Teilstcks nicht nutzbar,
6.1 Maßnahmen bis Ende 2004
im Januar 2009 gesperrt, durch aufgesetzten berbau
Ende Juni 2009 wieder freigegeben, endgltiger Umbau Aufgrund alterungsbedingter Schden wurde Mitte der
voraussichtlich ab 2012. 1980er-Jahre der unterstromige Gehweg (U1–U3) sei-
tens der Stadtverwaltung Koblenz gesperrt. Im Septem-
Unterstromig: ber 2004 wurden bei einer berprfung durch Mitarbei-
ter des Tiefbauamtes auch auf der oberstromigen Vor-
Oberwerth (U1)
landbrcke Oberwerth (O1) schwere Schden in der
Seit Mitte der 1980er-Jahre gesperrt, derzeit finanzielle
Gehwegplatte festgestellt (Bild 12). In der Folge musste
und technische Machbarkeitsstudien hinsichtlich der In-
auch der oberstromige Radweg geschlossen werden.
standsetzungsmçglichkeiten.
Hauptbrcke (U2)
Seit Mitte der 1980er-Jahre aufgrund Sperrung der ent- 6.2 Untersuchungen im Zeitraum 2004–2007
sprechenden Vorlandteilbrcken nicht mehr nutzbar.
6.2.1 Untersuchungsanlass
Aufgrund Schden der Holzbelge und sonstiger Alte-
rungsschden kann das Brckenteil ohne berholung Mit der Schließung auch der oberstromigen Teilbrcke
nicht fr den Verkehr freigegeben werden. im September 2004 (vgl. Abschn. 6.1) war ein Fuß- und
Fahrradverkehr ber die Brcke nicht mehr mçglich.
Horchheim (U3)
Das Tiefbauamt Koblenz arbeitete umgehend an einer
Seit Mitte der 1980er-Jahre gesperrt, derzeit finanzielle
Lçsung zur Wiederherstellung des unterbrochenen Ver-
und technische Machbarkeitsstudien hinsichtlich der In-
kehrswegs. Die çffentliche Anteilnahme an der Sper-
standsetzungsmçglichkeiten.
rung war groß, dies spiegelte sich auch in den zahl-
Die nachfolgenden Abschnitte behandeln im Wesent- reichen regionalen, aber auch berregionalen Presse-
lichen den Neubau der Brckenabschnitte O1 – Fuß- berichten wider.
112 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 12. Fuß- und Radwegebereich


bestehend aus den in den Randbalken
eingelassenen Kragarmen, Gehwegplatte
und Randbalken aus ußerem Abschluss,
Ausbruch in oberstromiger Gehwegplatte
im Bereich des landseitigigen Bogens der
Oberwerther Vorlandbrcke (O1)

6.2.2 Untersuchungsumfang • Untersuchung des Mauerwerks der Gewçlbe – Mau-


erwerksverband, Stein- und Mçrtelgte, Alterungs-
Zur Erstellung eines Instandsetzungskonzeptes wurden
schden (s. Abschn. 8.3);
zunchst umfangreiche Untersuchungen durchgefhrt.
• Auszugsversuche von Ankern im Beton und im Mau-
Da es sich um angehngte Teilbrcken handelte, musste
erwerk (s. Abschn. 8.10 und 8.11).
die eigentliche Eisenbahnbrcke in das Untersuchungs-
Diese unter wesentlicher Mitwirkung des Chemisch
und Instandsetzungskonzept mit einbezogen werden.
Technischen Laboratorium Heinrich Hart GmbH, Neu-
Dies bedingte fr diese und die folgenden Maßnahmen
wied, durchgefhrten Untersuchungen waren Grund-
eine enge Abstimmung mit den zustndigen Bahnabtei-
lage der Neuerrichtung der oberstromigen Oberwerther
lungen fr die Brckenbauwerke und den laufenden
Teilbrcke (O1) (s. Abschn. 9).
Fahrbetrieb.
Die Instandsetzung der oberstromigen Horchheimer
Die Eingangsuntersuchungen der Brckenunterseiten
Teilbrcke (O3) (vgl. Abschn. 10 bis 13), konnte aus
und der Brckenbçgen erfolgte von einer Scherenbhne
organisatorischen und finanziellen Grnden nicht
und einem Hubsteiger aus, die Untersuchungen der
gleichzeitig in Angriff genommen werden. Da jedoch
Gehwegplatte konnten teilweise von der Laufebene
bereits abzusehen war, dass auch die entsprechende
aus durchgefhrt werden. Nach Abbruch der Altbrcke
Teilbrcke auf der Horchheimer Seite umfangreich in-
wurden die Untersuchungen, insbesondere die Auszugs-
standgesetzt werden muss und dies nicht ohne erneute
versuche, von einem brckenbegleitenden Arbeits-
Sperrung des oberstromigen Gehweges mçglich ist, ließ
gerst aus vorgenommen.
die Stadt in der Folge die unterstromige Seite unter-
Im Einzelnen wurde durchgefhrt:
suchen (s. Abschn.6.3).
• eine augenscheinliche Zustandserfassung des Alte-
rungszustandes und der Schden der Eisenbahnbr-
cke unter Bercksichtigung der Feststellung in den 6.3 Untersuchungen im Zeitraum 2008–2009
Brckenbchern (s. Abschn.7.1, 7.2 und 8.2);
6.3.1 Untersuchungsanlass
• eine augenscheinliche Erfassung der Konstruktions-
weise und des Zustands aller vier angehngten Teil- Die Stadtverwaltung Koblenz beauftragte das Inge-
brcken der beiden Vorlandbrcken (O1 und O3 so- nieurbro Kocks Consult GmbH, Koblenz, im Dezem-
wie U1 und U3, vgl. Bild 11; s. Abschn. 8.3); ber 2008 mit einer Brckenhauptprfung nach DIN
• betontechnologische Untersuchungen des dem Ge- 1076 [7] fr den unterstromigen Rad- und Gehweg-
wçlbe aufgelagerten Brckenbalkens, der Kragarme, bereich sowie das Ingenieurbro Tebbe mit begleiten-
der Gehwegplatte und des Randbalkens (vgl. den betontechnologischen Untersuchungen.
Bild 12) im Einzelnen (s. Abschn.7.4 und 7.5) Es sollte in erster Linie festgestellt werden, inwie-
– Feststellung der Betongte – Druckfestigkeit, weit die Unterstromseite (U1 – U3) fr den Zeitraum
Karbonatisierungstiefe Gefge, Alterungsschden genutzt werden kann, in dem die Oberstromseite we-
(s. Abschn. 7.4 und 7.5), gen der anstehenden Ertchtigung der oberstromigen
– Untersuchung der Bewehrung – Bewehrungsfh- Fußgngerteilbrcke auf der Horchheimer Seite (O3)
rung, Korrosionsschden, Bestimmung der Stahl- gesperrt werden muss. Weiterhin lagen und liegen
gte (s. Abschn. 8.4 bis 8.9), auch berlegungen vor die Unterstromseite wieder
– Untersuchung auf Chloride der sonstige Stahl, fr den dauerhaften Betrieb zu ertchtigen. Die Pr-
Beton oder Stahlbeton angreifende Stoffe, ins- fung bezog sich diesmal im Wesentlichen nur auf
besondere in den Kragarmen (vgl. Abschn. 8.3.6); in der Baulast der Stadt befindliche Bauteile; die
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 113

Bild 13. Untersicht durch Fangnetz auf


Gehwegplatte nach Abstemmen von losen
Teilen, oberstromige Gehwegplatte im
Bereich des Bogens der Horchheimer Vor-
landbrcke (O3) (vgl. Bild 2)

eigentliche DB-Brcke war daher nicht im Prf- Man entschied sich, die standsicherheitsgefhrdeten
umfang enthalten. Teilbereiche der oberstromigen Teilbrcke durch drei
Die im Zuge dieser Untersuchung festgestellten außer- selbsttragende Einfeldtrger zu berbrcken, sodass der
gewçhnlichen Schden fhrten dazu, dass auch der oberstromige Geh- und Radweg im Juni 2009 wieder
oberstromige Fuß- und Radweg im Januar 2009 erneut erçffnet werden konnte.
gesperrt wurde. Eine berprfung des bisher nicht in-
standgesetzten Teilstckes auf der Horchheimer Seite 6.3.2 Untersuchungsumfang
(O3) zeigte dann, dass der Radweg aufgrund der erheb-
lichen Verkehrsgefhrdung bis auf Weiteres nicht wie- Unterstromig wurden die Hauptschden an den Fußgn-
der geçffnet werden konnte. ger- und Fahrradteilbrcken der Hauptbrcke und an
In der Folge waren gesonderte Maßnahmen notwendig, den Gewçlbevorlandbrcken erfasst und dokumentiert.
die ein mçglichst schnelles Wiederherstellen einer Fuß- Ergnzend zu den bisherigen Erkenntnissen wurden
und Radwegeverbindung ber die Horchheimer Brcke weiterhin Substanzuntersuchungen analog dem bereits
sicherstellen konnten. Unter anderem musste unter allen im Abschnitt 6.2.2 skizzierten Umfang (Erneuerung der
Umstnden gewhrleistet werden, dass zur Bundesgar- oberstromigen Teilbrcke Oberwerther Seite) vor-
tenschau 2011 eine Brckenquerung per Rad und zu genommen. Im Zuge dieser Untersuchung wurden die
Fuß mçglich ist. geschdigten, abgngigen und gelçsten Teile der Br-
ckensubstanz entfernt. Teile des Vorlandbereiches wur-
den gesperrt und das Fangnetz berprft.
Oberstromig mussten die Auflagerbereiche fr die als
Ersatz vorgesehenen Einfeldtrger untersucht werden.
Weiterhin mussten Tragfhigkeitsuntersuchungen des
Bodens im Bereich des Aufstellplatzes des bençtigten
Mobilkrans mit 400 t Tragkraft Bodenuntersuchungen
im geplanten Aufstellbereich durchgefhrt werden.
Die Brckenuntersuchungen erfolgten im Wesentlichen
von einem fr die Untersuchungszwecke aufgestellten
Arbeitsgerst (Horchheim unterstromig) und vom Hub-
steiger aus. Die Untersuchungen an den Pfeilern erfolg-
ten vom Seil aus (Bild 14).

7 Untersuchungsergebnisse
Vorlandbrcken (DB-Bauwerk)
7.1 Untersuchte Bauteile
Ab September 2004 wurden im Nachgang zur Sperrung
der oberstromigen Fuß- und Radwege (O1–O3) (vgl.
Bild 14. Sondierungsbohrung am Horchheimer Flusspfeiler Abschn. 6.1), der Konstruktionsaufbau der Vorland-
(vgl. Bild 2) brcken genauer in Augenschein genommen. Neben
114 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

der Untersuchung der Fuß- und Radwege wurden auch aus Natursteinbruchstcken mit Anteilen von Ziegel-
Teile der Hauptbrcke in den Vorlandbereichen unter- bruchstcken. Im Scheitelpunkt des Bogens schließt di-
sucht. rekt der durchlaufende Randbalken an, die Hçhe der
Stirnwnde luft hier also auf null aus (vgl. Bild 10).
7.2 Augenscheinliche Beurteilung der Der Gleiskçrper ist in einen aufgeschtteten Trog ge-
Bogenpfeiler fhrt (vgl. Bilder 8 bis 10). Nach den Unterlagen wurde
die Abdichtung letztmalig 1960/61, also vor rund
Die unter- und oberstromigen Bogenpfeiler besitzen 50 Jahren, erneuert. Die Gewçlbebrcke ist, wie all-
wie die Strompfeiler eine unter- und oberstromige ovale gemein bei derartigen Konstruktionen hufiger zu be-
Verbreiterung zur Verringerung des Strçmungsdruckes obachten ist, bauartbedingt von Durchfeuchtungen be-
und als Anprallschutz. Die Bereiche sind mit Basalt troffen. Insbesondere in den Kmpferbereichen der Bç-
verkleidet. Die Vorbauten enden etwa im Kmpfer- gen sind Durchfeuchtungen festzustellen.
bereich. Die entsprechenden Vorsprnge sind mit einer Die Entwsserung des trogfçrmigen Brckenquer-
berstehenden kegelfçrmigen Abdeckung versehen, die schnittes erfolgt ber in den Brckenpfeilern angeord-
ebenfalls mit Basalt bekleidet ist. Die Seitenflchen nete Innenentwsserungen (s. Bild 9). Diese sind gemß
besitzen eine Basalteinfassung, die Flche ist mit bos- den Sinterspuren auch (zumindest teilweise) noch in
siertem Grauwackemauerwerk verkleidet (Bild 15). Funktion, allerdings weisen die meisten Gewçlbe vor-
Die Pfeiler wurden, mit Ausnahmen der im Zuge der wiegend an den Gewçlbeanstzen auf der Unterseite
oberstromigen Horchheimer Brckenertchtigung erhebliche Aussinterungen auf. Offensichtlich ist die
durchgefhrten Maßnahmen (s. Abschn. 10) lediglich Leistungsfhigkeit der Entwsserung durch Ablagerun-
augenscheinlich begutachtet. gen oder sonstige Schden fr den anfallenden Sicker-
Da an den einseitig angebrachten Entwsserungsçff- wasseranfall eingeschrnkt, sodass sich Wasser in den
nungen der Bogenpfeiler keine Fall-Leitung mehr an- Zwickeln der Bogenanstze anstaut und die Konstruk-
geschlossen ist, ist diese Seite mehr durch Spritzwasser tion durchfeuchtet. Die außenliegenden Fall-Leitungen
und entsprechende Folgeschden belastet (vgl. Bild 15). der Entwsserung sind schadhaft oder abgngig, sodass
Die Pfeiler, deren Bçgen gesprengt wurden, weisen ten- die noch ablaufenden Sickerwsser auch die Außenfl-
denziell strkere Durchfeuchtungen auf. chen der Pfeiler belasten (s. Bild 15).
An einigen Stellen deuten sich bereits Folgeschden,
7.3 Augenscheinliche Beurteilung der wie Schalenabplatzungen im Ziegelmauerwerk, an.
Mauerwerksbçgen Die Korrosionsschden der Stahlbetonbewehrung in
den Betonbçgen (vgl. Abschn. 7.4) sind stellenweise
7.3.1 Aufbau des Bogens und der Stirnwand
berspachtelt. Zustzlich werden diese auch etwa von
Der eigentliche Bogen (Gurtung) ist senkrecht zur der wohl im Zuge der Verspachtelung aufgetragenen
Drucklinie durchgngig aufgemauert. Die Stirnwnde Farbfassung verdeckt.
mit einer Strke von ca. 50 cm (gemß Bohrkernsondie- Das Mauerwerk ist steinsichtig, allerdings wurde eine
rung) sind danach, getrennt durch eine Baufuge, auf den mineralische Schlmme aufgetragen. Auf der Bogen-
Bogen aufgesetzt (Bild 16). Zwischen den Stirnwnden unterseite ist diese Schlmme stellenweise aufgrund
befindet sich ein mçrtelgebundener Auffllungskçrper Hinterfeuchtung abgngig.

Bild 15. Oberwerther Vorlandbrcke, landseitiger Pfeiler des Bild 16. Oberwerther Vorlandbrcke, Pfeiler zwischen land-
mittleren Bogens, Feuchteschden im Ansatz des Betongewçl- seitigem und mittlerem Bogen, Mauerwerk im Kmpferbereich
bes, Entwsserungsçffnung mit eingewachsenem Strauch
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 115

Bild 17. Bruchstck aus der Sprengung des Horcheimer Bild 18. Bruchflche eines Ziegels aus der Stirnwand
Brckenbogens der Gewçlbe

Die Ansichtsflche des Mauerwerksverbandes zeigt ei- weisen optisch keine Unterschiede zwischen Außenhaut
nen mit um halber Kopfbreite versetzten Binder- oder und Kern auf, die Außenhaut zeigt keine Versinterungs-
Kopfverband. Ein Bruchstck eines Mauerwerksver- spuren. Es drfte sich daher um gleichmßigen Brand
bandes, das am Horchheimer Flussufer vorgefunden bei maximal mittleren Ofentemperaturen handeln. Die
wurde, stammt vermutlich aus einem im 2. Weltkrieg Gefahr der Schalenabplatzung ist bei derartig gebrann-
zerstçrten und nachtrglich in Beton wiederhergestell- ten Ziegeln geringer als bei dem zeitgençssischen Sicht-
ten Brckenbogen (Bild 17). Die vorgefundenen mauerwerk, das mit Ziegeln der Oberflche versintert
Bruchstcke sind ebenfalls im beschriebenen Kopfver- ist, deren Kern jedoch vergleichsweise weich ist.
band aufgemauert. Es ist daher davon auszugehen, Ausgeprgte Schrumpf- und Trocknungsrisse sind nicht
dass die statisch tragende Gewçlbeschale der Altbr- vorzufinden. Allerdings ist der Witterungsangriff auf
ckenteile aus entsprechend durchgemauerten Verbn- eine derartige Außenhaut auch deutlich strker. Ein ent-
den besteht. sprechendes Bestreben, diese Außenhaut zustzlich zu
Diese Vermutung wird auch durch die an der landseiti- schtzen, wird durch den Schlmmauftrag deutlich (vgl.
gen Horchheimer Vorlandbrcke vorgenommenen Bau- Abschn. 7.3.1).
werksçffnungen untersttzt, bei der der Mauerwerks- Die Matrix weist aufbereitungsbedingt Lunkerstellen
verband lediglich bis zu einer maximalen Tiefe von bis zu ca. 2 cm Kantenlnge auf, die relativ regelmßig
ca. 20 cm freigelegt wurde. Entsprechend der Ansichts- verteilt sind. Die Matrix ist mit dunkelroten und
flche, wurden dort, je Steinlage, mit der Kopfflche schwarzen Zuschlgen durchsetzt, die als gebrannter
vermauerte Halbsteine abwechselnd zu einem Binder- Ziegelsplitt und Schlacken anzusprechen sind. Die Kçr-
stein vorgefunden. Das Mauerwerk ist somit in der nung weist in der Regel eine Korngrçße bis zu 5 mm
Tiefe mit einer halben Steinlnge verzahnt aufgemauert auf, vereinzelt sind auch grçßere Einzelkçrner vorzufin-
worden. den, sowie Zuschlge anderer Herkunft, wie Kalk- oder
Der Mauerwerksverband besitzt auf der Außenseite ei- Kalksteineinschlsse.
nen Schlmmanstrich, der vermutlich als Witterungs- Die Steinrohdichte (lufttrocken) streut zwischen 1,53
schutz gedacht ist. und 2,17 kg/dm3, im Mittel wurde sie zu 1,66 kg/dm3
ermittelt. Die an wrfelfçrmigen Einzelproben ermittel-
ten Druckfestigkeiten liegen vergleichsweise eng ge-
7.3.2 Beschaffenheit des Mauerziegels
staffelt zwischen 17,8 und 23,6 N/mm2.
Die Einzelsteine weisen an der Kopfflche eine Hçhe
von ca. 6,5 und eine Breite von 12 cm auf. Es drfte
7.3.3 Beschaffenheit des Mçrtels
sich wahrscheinlich um Ziegel im sog. Reichsformat
(L/B/H 25/12/6,5) handeln. Steine aus Produktionen Die Fugen sind mit einem gesonderten, dunklen Fug-
vor dem 2. Weltkrieg entsprechen hinsichtlich Eben- mçrtel hoher Festigkeit ausgekleidet (vgl. Bild 19. Die
heit und Maßtoleranzen in der Regel nicht den Vor- Anbindung des Fugmçrtels an Stein und Mauermçrtel
gaben der heutigen Normung, sie weisen meist eine ist als gut zu bezeichnen. An den ffnungsstellen sind
hçhere Schwankungsbreite hinsichtlich Abmaßen und auf den Fugmçrtel und insbesondere im Anschluss-
Ebenheit auf. bereich Fugmçrtel/Mauermçrtel weißliche Ausblhspu-
Die Steine zeigen eine vergleichsweise einheitliche ren vorzufinden, die als Kalkausblhungen anzusehen
hellrote bis gelbliche Tonmatrix (Bild 18). Die Ziegel sind.
116 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 19. Lagerfuge eines Ziegels mit Resten des Fugmçrtels Bild 20. Bogen der Horchheimer Vorlandbrcke, Betonierfuge
(dunkel) und Mauermçrtels (hell) im unteren Bogendrittel (lineare Sinterfahnen) und im Scheitel-
bereich (Schwindgasse) gut sichtbar

Der Mauermçrtel weist eine hellgelbe feinkçrnige 7.4 Betonbçgen


Struktur mit vereinzelter Ausfallkçrnung (mit etwa
7.4.1 Aufbau der Bçgen und der Schildmauer
8 mm Grçßtkorn) auf (Bild 19). Der Mçrtel ist ver-
gleichsweise dicht und besitzt wenig Lunkerstellen. Der Betonbogen der Horchheimer Vorlandbrcke setzt
Der Verbund zum Stein ist sowohl in den Lagerfugen direkt an den jeweiligen Pfeilern an, siehe Bild 20, wh-
als auch in den Stoßfugen als gut zu bezeichnen. rend auf der Oberwehrter Seite noch der gemauerte
Gemß optischer Beurteilung und durchgefhrter Ritz- Kmpferbereich des gesprengten Bogens fr den Neu-
probe ist der Mauermçrtel hinsichtlich seiner mecha- aufbau weitergenutzt wird (s. Bild 15). Offensichtlich
nischen Eigenschaften sicherlich als Mauermçrtel ist zunchst der Bogen auf einem Lehrgerst erstellt
MG II nach DIN 1053 T1 [8] bzw. M 2,5 nach DIN worden. Darauf wurden die Stirnwnde mit Baufuge
EN 998-2 [9] zu klassifizieren. Eine Hçhergruppierung aufgesetzt.
in die Mçrtelgruppe MG IIa bzw. M 5 wre ggf. auf Der Horchheimer Bogen wurde genauer untersucht. Der
Grundlage von (bisher nicht erfolgten) Druckfestig- Bogen wurde offensichtlich im Bauzustand als Dreige-
keitsprfungen mçglich. Eine Einordnung in noch hç- lenkbogen ausgefhrt. Die drei Gelenke wurden jeweils
here Druckfestigkeitsklassen ist aufgrund der Zusam- im unteren Bogendrittel und im Scheitel ausgefhrt
mensetzung und Ritzhrte des Mauermçrtels eher aus- (Bild 20). Die Gelenke sind vermutlich als Schwindgas-
zuschließen. se gedacht und nach Ausfhrung der Bogensegmente
betoniert worden. An den Betonierfugen treten lecka-
gebedingt deutliche Sinterfahnen auf.
7.3.4 Eluierbare Salze
Der Bogen besitzt eine kreuzweise verlegte Bewehrung.
Mauerstein (Steinoberflche) und Mçrtelfge (Sammel- An der Bogenunterseite tritt diese Bewehrung teilweise
proben Mauermçrtel) wurden auf mçgliche Chlorid- hervor. Entsprechende Korrosionsschden sind zu ver-
belastung aus Streusalz untersucht. An den Ziegelober-
flchen wurden 0,12 M.- % Chlorid und im Mauermçr-
tel 0,06 M.- % Chlorid festgestellt. In Anbetracht des
Alters des Bauwerks ist die Chloridbelastung eher un-
auffllig.
Da jedoch die Abdichtung der Gewçlbebçgen nicht
mehr funktioniert, fhrt die Durchfeuchtung der Bçgen
zu einer schnelleren Alterung des Bauwerkes. Im Be-
reich von Fugen und Schadstellen kçnnen aufgrund
des hier stattfindenden Wassertransports bei wechseln-
den Feuchtegraden und entsprechenden Austrock-
nungsperioden auch zuknftig schadensauslçsende
Salzanreicherungen nicht ausgeschlossen werden. Da
der Beton in Teilbereichen eine ußerst geringe Beton-
rohdichte aufweist, ist zudem in diesen Bereichen mit
beschleunigter Chloriddiffusion in tiefere Betonzonen Bild 21. Bogen der Horchheimer Vorlandbrcke, freiliegende
zu rechnen. Bewehrung, berstrichen und teilweise verspachtelt
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 117

auch im Beton des Randbalkens festgestellt (siehe


Abschn. 7.5.2). Dichte Gefgebereiche wechseln mit
Bereichen in denen zahlreiche Verdichtungsporen bis
ber 5 mm Durchmesser vorzufinden sind (Bild 23).
Die Karbonatisierungstiefe schwankt dementsprechend
von gut 10 mm bis zu ber 90 mm.
Im Einzelnen sind in der Betonzusammensetzung und
im Gefgeaufbau erhebliche Unterschiede festzustel-
len. Der Beton variiert sowohl in den einzelnen Entnah-
mestellen als auch ber die Entnahmetiefe erheblich.
Zonen mit gut abgestuftem Kçrnungsaufbau wechseln
unvermittelt mit sehr feinkçrnigen Abschnitten oder mit
Zonen, in denen Einzelsteine mit Kantenlngen deutlich
ber 63 mm Kantenlnge vorliegen.
Als Gesteinskçrnung wurden Quarzkies und deutliche
Bild 22. Horchheimer Vorlandbrcke, Rissbildung zwischen Splittanteile vorgefunden. Der Hauptgesteinsanteil liegt
Brckengurt (Bogen) und Stirnmauer, Bauteilbergang durch in den Korngrçßenbereichen 0/16 bzw. 0/32 je nach
Dreikantleiste angedeutet Bohrkernabschnitt.

7.4.3 Eluierbare Salze


zeichnen. Abplatzungen und Schden auf der Bogen-
An der Oberflche der Stirnwnde sind Chloridgehalte
unterseite wurden teilweise verspachtelt und berstri-
bis etwa 0,2 M.- % vorzufinden. Chloridanreicherungen
chen (Bild 21).
an Stçrstellen und wasserfhrenden Rissen oder Beto-
Die Stirnmauern wurden nachtrglich betoniert. Eine
nierfugen waren jedoch festzustellen. Eine klare Ab-
oberflchennahe Anschlussbewehrung zu den Stirn-
hngigkeit vom Streumitteleinsatz auf den Gehwegen
mauern wurde gemß Sondierung mit einem Beweh-
war erkennbar.
rungssuchgert nicht gefunden. Zwischen Stirnwand
Da der Beton in Teilbereichen eine ußerst geringe Be-
und Bogen ist eine leichte Rissbildung zu verzeichnen
tonrohdichte aufweist, ist in diesen Bereichen mit be-
(Bild 22).
schleunigter Chloriddiffusion in tiefere Betonzonen zu
rechnen. Daher sollte zuknftig der Einsatz von Streu-
7.4.2 Untersuchung an Bohrkernen salzen im Fuß- und Gehwegbereich nicht erfolgen, um
weitere Chloridbelastung zu vermeiden.
Aus den direkten Bçgen wurden keine Materialproben
genommen. Die im Bereich der Stirnwand entnomme-
nen Proben wiesen Streuungen von 5 bis auf ber 7.5 Randbalken
46,8 N/mm2 auf (Bild 23). hnliche Streuungen wurden
7.5.1 Aufbau
Auf die Schildmauer ist der Betonrandbalken mit den
angehngten Konsolen und der Gehwegplatte auf-
gesetzt (s. Bild 12). Der Randbalken wurde in Stampf-
betonbauweise errichtet. Die aufgetragene Schlmme
ist, bedingt durch Feuchteeinflsse, teilweise abge-
platzt, Aussinterungen und Algenbildung ist zu ver-
zeichnen. Die Feuchteschden sind durch das durch
die Gehwegkonstruktion dringende Wasser verursacht.
Der Randbalken ist gemß Befund im geringen Maße
kreuzweise bewehrt, es wurden entsprechende Stab-
sthle mit 12 mm Durchmesser vorgefunden. Neben
dieser kreuzweise verlegten Bewehrung ist die Rck-
verankerung der Kragarme eingebunden. Die entspre-
chenden Stabsthle sind gemß Plan dort abgewinkelt
und aufgefchert angeordnet worden (Bild 24).
In regelmßigen Abstnden von ca. 1 bis 1,2 m sind auf
die Schildmauer quer zur Brckenspannrichtung der
Bçgen Eisenbahnschienen aufgelagert. Sie sind daher
vermutlich als Hilfskonstruktion whrend der Bauphase
oder als Teil eines Lastverteilungsrostes anzusehen. Sie
Bild 23. Bogen der Horchheimer Vorlandbrcke, zwei Beton- schließen nahezu bndig an den Stirnseiten an, lediglich
bohrkerne aus unterschiedlichen Abschnitten der Stirnwand die aufgebrachte Schlmme berdeckt die Schienen-
118 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 25. In regelmßigen Abstnden in Randbalken


einbetonierte Eisenbahnprofile

Als Bewehrung wurde berwiegend glatter Rundstahl


mit einem Durchmesser von 12 mm vorgefunden. Die
Stahloberflche war metallisch glnzend, sie zeigte kei-
ne oder kaum Flugrostbildung.
Bild 24. Bewehrungsverankerung des Kragarms gemß Es wurde sowohl horizontal verlegte Quer- als auch
Planungsunterlagen Lngsbewehrung angeschnitten. Die Kontaktflchen
(Negativabdrcke im Beton) zeigten nur kleinere Luft-
einschlsse oder Wasserlinsen. Die Ummantelung des
kçpfe (Bild 25). Korrosionsschden haben daher zu Ab- Stahls mit Zementstein ist somit insgesamt fast vollfl-
platzungen im Bereich der Schienenkçpfe gefhrt. Auf- chig, der Stahl war gut im Beton eingebettet.
grund des Witterungsschutzes durch die darber liegen- Aufgrund des eingesetzten glatten Rundprofils war der
de Kragplatte des Gehwegs sind die Schden bisher Verbund zwischen Stabstahl und Beton trotzdem gering.
eher als geringfgig einzustufen. Der Stabstahl ließ sich daher an Anschnittstellen in der
In der Stirnflche der Brcke wurden weiterhin tiefer- Regel ohne grçßere Kraftanstrengung rckstandsfrei aus
gehende rechteckige Hohlkammern mit stirnseitiger seinem z. T. wenig verdichtetem Betonbett lçsen.
Abdeckung vorgefunden. Hierbei handelt es sich wahr-
scheinlich um stillgelegte seitliche Ablufe zur Entws- 7.5.3 Karbonatisierungstiefe
serung des Gleiskçrpers.
Die an den entnommenen Bohrkernen ermittelte Kar-
bonatisierungstiefe schwankte zwischen 15 und knapp
7.5.2 Untersuchungen an Betonbohrkernen 100 mm. Die sehr unterschiedliche Karbonatisierungs-
tiefe korrespondiert naturgemß mit der sehr unter-
Es wurde als Grundmischung ein Splittbeton mit ber-
schiedlichen Betongte und Rohdichte der Einzelpro-
wiegend Basaltsplitt als Gesteinskçrnung vorgefunden.
ben (vgl. Bild 23). Whrend eine Karbonatisierungstie-
Der Hauptgesteinsanteil liegt in den Korngrçßenberei-
fe von 15 mm fr ein ca. 60 Jahre altes, derart bewitter-
chen 0/16 bzw. 0/32 je nach Bohrkernabschnitt.
tes Bauwerk einen sehr guten Wert darstellt, lsst eine
Im Einzelnen sind in der Betonzusammensetzung und
Karbonatisierungstiefe von 100 mm fr ein Stahlbeton-
im Gefgeaufbau erhebliche Unterschiede festzustellen
bauwerk aus Normalbeton Handlungsbedarf erkennen.
(vgl. Bild 23). Der Beton variiert sowohl in den einzel-
nen Entnahmestellen als auch ber die Entnahmetiefe
7.5.4 Eluierbare Salze
erheblich. Zonen mit gut abgestuftem Kçrnungsaufbau
wechseln unvermittelt mit sehr feinkçrnigen Abschnit- Im Randbalken lsst sich der Einfluss der Taumittel-
ten oder mit Zonen, in denen Einzelsteine mit Kanten- beaufschlagung deutlich ablesen. Auf der gesperrten
lngen deutlich ber 63 mm Kantenlnge vorliegen. unterstromigen Seite sind an der berflche im Bereich
Dichte Gefgebereiche wechseln mit Bereichen, in de- von Aussinterungsstellen Chloridgehalte bis zu 5 M.- %
nen zahlreiche Verdichtungsporen bis ber 5 mm bezogen auf den Zementgehalt festgestellt worden. Im
Durchmesser vorzufinden sind. Insbesondere in Berei- ungestçrten Beton sind Chloridgehalte bis etwa
chen mit Ausfallkçrnung oder extremem berkorn sind 0,6 M.- % bezogen auf den Zementgehalt vorgefunden
auch grçßere Lunkerbildungen festzustellen. Dement- worden. Auffllig ist, dass die Chloridgehalte mit zu-
sprechend weist der Beton auch extreme Unterschiede nehmender Entnahmetiefe teilweise leicht ansteigen
in der Bruchlast auf (Tabelle 1). (Tabelle 2).
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 119

Tabelle 1. Betonfestigkeiten des Randbalkens ber den Bçgen der Horchheimer Vorlandbrcke
Bohrkern Entnahme- Entnahmetiefe Karbonati- Rohdichte (lufttrocken) Druckfestigkeit 1)
stelle sierungstiefe Front Tiefe Front Tiefe
(Zhlung von (an Beton-
Landseite) oberflche)
lfd. Nr. cm mm kg/dm3 N/mm2
Randbalken ber Bçgen der Flutbrcke Oberwerth – unterstromig (U1)
I/II 1. Bogen 65 25 2,38 78,1
7 2,14 10,0
II/III 2. Bogen 50 55 2,24 18,0
1 2,41 80,7
3 2,34 59,0
4 2,39 87,8
II/V 3. Bogen keine Entnahme
5 2,40 24,1
Randbalken ber Bçgen der Flutbrcke Oberwerth – oberstromig (O1)
I/I 1. Bogen 38 98 2,00 10,8
14 2,35 52,1
II/IV 2. Bogen 36 15 2,29 55,8
9 2,34 10,0
10 2,26 12,1
11 3. Bogen 2,32 36,4
1) Rohergebnisse ohne Bercksichtigung von Formfaktoren.

Tabelle 2. Chloridgehalte aus verschiedenen Entnahmestellen im Randbalken


Proben- Entnahmestelle Eluierbares Chlorid bez. auf Beginn Ende Mittlere
bezeichnung (Zhlung von Chlorid Zementgehalt 1) Entnahme Entnahme Entnahmetiefe
Landseite) M.- % M.- % cm
Vorlandbrcke Oberwerth unterstromig – (Randbalken direkt unter Gehwegplatte)
I/II 1. Bogen 0,031 0,22 0,0 1,4 0,7
0,029 0,20 1,4 3,0 2,2
0,010 0,07 3,0 6,7 4,9
II/III 2. Bogen 0,057 0,40 0,0 1,5 0,8
II/V 3. Bogen 0,053 0,37 0,0 1,9 1,0
Vorlandbrcke Oberwerth oberstromig – (Randbalken direkt unter Gehwegplatte)
0 (I/I) 1. Bogen 0,046 0,32 0,0 2,8 1,4
0,010 0,07 2,8 4,2 3,5
0,021 0,15 4,2 7,1 5,7
II/IV 2. Bogen 0,078 0,55 0,0 1,6 0,8
0,038 0,27 1,6 3,4 2,5
Betonrandbalken, landseitiges Bogenwiderlager Horchheim – (Unterkante Randbalken nhe Pfeiler)
A/I unterstromig 0,006 0,04 0,0 1,5 0,8
A/II 0,007 0,05 1,5 3,5 2,5
A/III 0,009 0,06 3,5 5,3 4,4
A/IV 0,012 0,08 5,3 7,1 6,2
B/I oberstromig 0,024 0,0 1,4 0,17 0,7
B/II 0,006 1,4 3,6 0,04 2,5
B/III 0,008 3,6 5,1 0,06 4,4
B/IV 0,076 5,1 7,4 0,53 6,3

1) Annahme: Gewichtsanteil Zement 1/7 des Betons.


120 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

8 Untersuchung der begleitenden Betrieb war und entsprechend einer Mindestwartung


Fuß- und Radwege unterlag, waren die Schden naturgemß deutlich gerin-
ger (vgl. Abschn. 5).
8.1 Untersuchungsanfang
Nach der außerplanmßigen Brckenschließung fr den 8.2 Untersuchung Geh- und Radwegebereich
Fuß- und Fahrradverkehr 2004 wurde nach einer kos- Flussbrcke (Stahlbrcke)
tengnstigen Instandsetzungsmçglichkeit der oberst-
Zur Prfung der Kragarme (Doppel-T-Querschnitt) an
romigen Teilbrcke gesucht. Insbesondere sollte unter-
der Hauptbrcke wurde der Holzbelag entfernt, sodass
sucht werden, ob die Kragarme der Altkonstruktion fr
u. a. folgende Schden sichtbar waren:
die durchzufhrende Ertchtigung verwendbar sind.
– bituminçse Ablagerungen aus einem ehemaligen Fu-
Dies bedingte auch eine Untersuchung der Einspann-
genverguss der nicht mehr vorhandenen Gehweg-
stellen der Kragarme, also von Teilen der Hauptbrcke.
platten, unter Ablagerungen;
Im Hinblick auf die Tragfhigkeit und Dauerhaftigkeit
– punktuelle Anrostung der Nietkçpfe, einige wenige
der Konsolen wurden daher der Randbalken, in dem die
mit starkem Blattrost, im Bereich der Konsolstçße;
Kragarme verankert sind, nher untersucht. Weiterhin
– feuchte Ablagerungen, Anrostungen und z. T. Blatt-
mussten auch in den Stirnmauern der Gewçlbe Sondie-
rost der Konsolen im Bereich der Stirnplattenstçße
rungen durchgefhrt werden, um die Verankerungs-
(Wasser kann nicht ablaufen);
mçglichkeit von Zugankern (Sicherung der neuen Br-
– punktuelle Anrostung der Außenlngstrger mit
ckenkonstruktion gegen Windsog) festzustellen. Die
Schden in den Trgerlngsstçßen (tragendes Bauteil
Abdichtung der Hauptbrcke, Leckage stellen der Ab-
fr wasserseitiges Gelnder);
dichtung und Belastung mit Chloriden waren weitere
– durchgngige Anrostung, abschnittsweise starker
Untersuchungspunkte.
Rost, punktuell Lochfraß am DB-seitigen und was-
Im Dezember 2008 wurde der unterstromige Geh- und
serseitigen Gelnder;
Radweg einer Brckenprfung unterzogen. Ziel der
– ehemalige Beleuchtung offen liegend;
Untersuchung war festzustellen, inwieweit die Unter-
– Holzbohlenbelag bereichsweise verfault.
stromseite fr den Zeitraum genutzt werden kann, in
Fr das Bauwerksteil liegen die Zustandsnoten nach
dem die Oberstromseite wegen der anstehenden Er-
dem Programm SIB-Bauwerke [10] zwischen 3,5 und
tchtigung der oberstromigen Fußgngerteilbrcken
4,0 (Tabelle 3).
auf der Horchheimer Seite gesperrt werden mssen
(vgl. Abschn. 6.3.1).
Bezogen auf die Hauptbrcke wurden also nur die Be- 8.3 Untersuchung Geh- und Radwegebereich
reiche der unterstromigen Geh- und Radwege in Ergn- Vorlandbrcken
zung zu den von der DB Netz AG routinemßig vor-
8.3.1 Aufbau
genommenen regelmßigen Brckeninspektionen un-
tersucht. Die Fuß- und Radwegebereiche der Vorlandbrcke sind
Der oberstromige Bereich wurde bereits in Zusammen- an die Bogenbrcke mittels im Randbalken verankerten
hang mit dem Neubau der oberstromigen Fuß- und Betonkragarmen angehngt (s. Bild 12). Die einzelnen
Radwege der Oberwerther Vorlandbrcke bereits Kragarme haben einen lichten Abstand vom 2,5 m. Die
2006–2007 inspiziert und ertchtigt. Die Schden wa- Kragarme werden durch einen ußeren Lastverteilungs-
ren hnlich gelagert wie auf der Unterstromseite. Da der balken miteinander verbunden.
oberstromige Fuß- und Radweg mit Ausnahme der Un- Auf die Kragarme, Lastverteilungsplatte und Randbal-
terbrechungen 2004–2007 und 2009 jedoch dauerhaft in ken (4-seitige Auflagerung) ist eine nur ca. 10 cm starke

Tabelle 3. Vergleich der Bauzustandsnoten in sterreich, Deutschland und der Schweiz (nach [11])

Zustandsnote/Definition Zustandsnote/Definition Zustandsnote/Definition


sterreich [2–5] Schweiz [2–6] Deutschland [2–4]
1 sehr guter Zustand 1 gut, keine bzw. geringfgige Schden 1,0–1,4 sehr guter Bauwerkszustand
2 guter Zustand 2 annehmbar, unbedeutende Schden 1,5–1,9 guter Bauwerkszustand
3 Funktion erfllt 3 schadhaft, bedeutende Schden 2,0–2,4 befriedigender Bauwerkszustand
4 Funktion beeintrchtigt 4 schlecht, große Schden 2,5–2,9 noch ausreichender Bauwerkszustand
5 Funktion nicht erfllt, 5 alarmierend, die Sicherheit ist 3,0–3,4 kritischer Bauwerkszustand
dringender Erhaltungsbedarf gefhrdet, dringliche Maßnahme
3,5–4,0 ungengender Bauwerkszustand
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 121

Betonplatte aufgelegt, die eine unten liegende kreuz-


weise Bewehrung aufweist.
In Abstnden von maximal 7,5 bis maximal 17,5 m sind
Dehnungsfugen in Feldmitte zwischen zwei Kragarmen
angeordnet. Eine Systematik der teilweise stark wech-
selnden Dehnfugenabstnde ist nicht zu erkennen.
Im Bereich des DB-berfhrungsbauwerks (vgl.
Bild 2) liegen hiervon abweichend auskragende Stahl-
konsolen vor (vgl. Abschn. 11).
Die Verkehrsanbindung erfolgt nach Abschluss des
Brckenbauwerks ebenerdig (U3 und U1; Horchheim),
siehe Bild 2, ber eine bahndammbegleitende Rampe
(O1, Oberwerth oberstromig ) oder ein Treppenbauwerk
(U1, Oberwerth unterstromig).

8.3.2 Augenscheinliches Schadensbild


Bild 26. Untersicht Oberwerther Vorlandbrcke oberstromig
Die Prfung der massiven Kragarme der Gewçlbebr- (O1) nach Schließung September 2004
cken wurde von einem Hubsteiger aus vorgenommen,
der auf den Vorlandwiesen und den Betriebswegen des
WSA (Wasser- u. Schifffahrtsamt) stand. Die Schden
der einzelnen Konsolfelder wurden mittels Rissskizzen
und Fotos dokumentiert. Die wesentlichen Schadensbil-
der bestehen aus:
– Aussinterungen, z. T. große Stalaktiten, an der ge-
samten Untersicht;
– freiliegender und angerosteter Bewehrung an der
Plattenunterseite infolge Betondeckung zwischen
ca. 5 bis 10 mm;
– großflchigen unterseitigen Abplatzungen der
Plattenunterseite;
– offener Dehnfuge in der Betonplatte ohne Abdeckung;
Randabplatzungen im Beton am Rand der Fuge;
– teils krftigen Ausbrchen im Beton im Bereich der
Gelnderpfosten;
– durchgngigen Schden am Gehwegbelag (starke Bild 27. Beton Gehwegplatte in vorgefundener Reststrker
Ausbrche und Hohlstellen am Estrich); mit Horizontalrissbildung (Aufschieferung)
– teilweise erheblichen Feuchteschden am Kragarm,
Rissbildungen und Betonstahlkorrosion;
– weitgehend abgngigem Lastverteilungsbalken.
8.3.4 Betongte der Kragarme
8.3.3 Schden an der Betonplatte
Der Beton der Kragarme weist ein gleichmßiges dich-
Der Zustand grçßerer Teile der untersuchten Bausub- tes Betongefge auf. Es ist ein abgestufter Kornaufbau
stanz war ußerst schlecht (Bild 26). Mehrere Meter bis 16 mm Grçßtkorn vorhanden. Als Gesteinskçrnung
lange Teilstcke des Lastverteilungsbalkens wiesen werden Quarzkies und Basaltsplitt verwendet. Außer
aufgrund von Frostschdigungen, Korrosionsspreng- Verdichtungsporen bis zu etwa 2 mm Durchmesser
druck und sonstigen Feuchteschden weitgehende Ge- sind keine weiteren Inhomogenitten zu verzeichnen.
fgeschden auf. Nennenswerte Restfestigkeiten waren Aus dem Kragarmen wurden aufgrund der allgemeinen
in diesen Bereichen nicht mehr festzustellen. Das uße- Standsicherheitsproblematik lediglich aus zwei aus-
re Plattenauflager ist somit nicht mehr funktionstchtig. gewhlten Kragarmen Proben von 75 mm Durchmesser
Bei Versagen eines Kragarms ist eine Lastverteilung in der Mitte der voutenfçrmigen Verbreiterung im
auf die benachbarten Kragarme nicht mehr mçglich. Kragarmansatz gezogen. Weitere berprfungen, an-
In der Nhe der Bewegungsfugen ist die Platte stark hand deren die gleichmßige Betongte nachgewiesen
durchfeuchtet. Zudem sind horizontale Trennrisse vor- werden konnte, erfolgten zerstçrungsfrei mittels Rck-
zufinden, dieses Phnomen ist als Frostschaden anzuse- prallhammer.
hen. Die Platte ist hier sozusagen aufgeschiefert Die Betonrohdichte wurde gemß DIN EN 12390-7
(Bild 27). An anderen Stellen ist großflchig die Unter- [12] bestimmt. Es wurde eine Rohdichte (lufttrocken)
seite der Platte korrosionsbedingt abgesprengt. Die von 2,26 und 2,40 kg/dm3 bestimmt, bei Festigkeiten im
Resttragfhigkeit der Platte ist somit in Teilen minimal. Versagensfall von 22,1 N/mm2 und 25,6 N/mm2.
122 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

8.3.5 Karbonatisierung Kragarme sionsschden an der Lngsbewehrung gefhrt (vgl.


Abschn. 8.3.8).
Der Beton der Kragarme ist offensichtlich von einer
Mit abnehmender Entfernung Einbindungsstelle Geln-
hçheren Verarbeitungsqualitt als der Beton der Stirn-
der war gemß stichprobenweise durchgefhrter Unter-
wand. Der zweifelsohne geschttete Beton der Stirn-
suchung eine deutliche Abnahme der Chloridkonzentrati-
wand weist eine wesentlich grçßere Streuung der Roh-
on festzustellen. Es wurden Konzentrationen bis maximal
dichte und somit auch der Festigkeit auf als der Beton
0,4 M.- % bezogen auf den Zementgehalt festgestellt. Die
der Kragarme. Damit ist an den Kragarmen tendenziell
Einzelergebnisse sind Tabelle 2 zu entnehmen.
mit geringeren Karbonatisierungstiefen als in der
Schildmauer zu rechnen. Die zustzlich von oben durch
8.3.7 Bewehrungsfhrung in den Kragarmen
Abdichtungslage und Mçrtel abgedeckten Kragarm-
stummel und die nur geringe Mçglichkeit eines Nieder- Als Stabstahl der Lngsbewehrung wurde schwarz ge-
schlagszutritts ließen generell hier keine grçßeren Kar- walzter unprofilierter Rundstahl verwendet. Die Lngs-
bonatisierungstiefen erwarten. bewehrung ist mit einem Endhaken versehen. Die obere
Da auf der oberstromigen Oberwerther Vorlandbrcke Zugbewehrung besteht aus 7 Stabsthlen, die aufgef-
die Kragarmbewehrung als Verankerungspunkt fr die chert in den Randbalken einbinden (s. Bild 24). Plan-
neue Brckenkonstruktion weiterverwendet wurden, mßig ist ein Durchmesser von 16 mm vorgesehen, ver-
mussten die Kragarmanstze hinsichtlich ihres Karbo- einzelt wurden auch Stabsthle mit 18 mm vorgefun-
natisierungsfortschritts nher untersucht werden. den. Die Druckzone des Kragarms ist mit Bewehrungs-
Um die Korrosionsgefahr fr den Stabstahl im Bereich stben von 12 mm bzw. 8 mm Durchmesser bewehrt.
der Kragarmanstze genauer einschtzen zu kçnnen, Der Abstand der Bgelbewehrung mit Durchmesser
wurde in diesem Bereich gezielt die Karbonatisierungs- 8 mm betrug ca. 30 cm (Bild 28). Gemß Befund wurde
tiefe, anstatt im Labor, am Bohrkern vor Ort gemessen. der Stabstahl vor dem Betonieren ggf. mit einer Kalk-
Die zu messende Randzone des Betons wurde mittels milch oder hnlichem vorbehandelt.
Meißel frisch abgeschlagen. Auf die frischen Bruch- Die Betonberdeckung, sowohl der Bgel- als auch der
kanten wurde eine Phenolphthalein-Indikatorlçsung, Lngsbewehrung, war teilweise rissig oder sogar abgn-
gemß DIN EN 14630 [13], aufgesprht. Es wurden gig. Die Lngsbewehrung ist mit einer seitlichen ber-
etwa 7 Kragarmstummel untersucht. deckung von mindestens 2 bis 3 cm im Bereich des
Da die Kragarmoberseite durch eine Estrichschicht und Anschnittes im alkalischen Milieu.
eine darauf aufgebrachte Dichtungsebene abgedeckt Die Korrosion ist nicht durch eine Aufhebung der Passi-
war, betrug die Karbonatisierungstiefe zur Oberseite vierung verursacht, sondern durch die festgestellten
an den untersuchten Stellen maximal 3 bis 5 mm. Die Chloride (vgl. Abschn. 8.3.8). Aufgrund des unbekann-
Karbonatisierungstiefe an den waagerechten Seitenfl- ten Salzgehaltes potenzieller Salzdepots im Konstrukti-
chen wurde zu maximal 10 bis 15 mm gemessen, sie lag onsaufbau, kann somit, selbst wenn keine Streumittel
jedoch in den meisten untersuchten Fllen deutlich da- mehr eingesetzt werden, auch fr die Zukunft eine scha-
runter. densauslçsende Salzanreicherung im Bereich der Krag-
armbewehrung nicht mit absoluter Sicherheit aus-
8.3.6 Eluierbare Salze geschlossen werden.
Gemß dem derzeitigen Wissensstand stellt ein Chlo-
8.3.8 Zustand der Bewehrung in den Kragarmen
ridgehalt von etwa 0,2 M.- % (bezogen auf den Zement-
gehalt) die unterste kritische Grenze fr eine chloridin- Nach Abnahme der Gelnder konnte auch die Beweh-
duzierte Bewehrungsstahlkorrosion dar. Bei schlaff- rung im Einbindungsbereich der Gelnder freigelegt
bewehrten Stahlbetonbauwerken, je nach Randbedin- werden. Im direkten Einbindungsbereich waren an ei-
gungen, ggf. noch ein Chloridgrenzwert von 0,4 M.- %
toleriert werden [14]. Der genannte Grenzwert gilt fr
den Beton in der Grenzflche zur Bewehrung.
Bezogen auf den Zementgehalt ergaben sich im Bereich
der Einbindungsstelle Gelnder und an einzelnen bereits
stark ausgeblhten Kragarmstummeln Chloridkonzen-
trationen von maximal 2,4 M.- %. Auf der Unterseite
der Kragarmoberflche wurde noch 1,0 M- % Chlorid
nachgewiesen und im Bereich der Bewehrung 0,6 M- %.
Es ist also von erheblichen Eindringtiefen des Chlorides
in diesem Bereichen auszugehen. Die Transportwege
sind offensichtlich die Grenzspalte zwischen dem ein-
bindenden Gelnder und dem umgebenden Beton, so-
wie die Schadstellen (z. B. Korrosionsabplatzungen) in
diesem Bereich. Die nachgewiesenen erheblichen Chlo-
ridkonzentrationen hatten bereits zu erheblichen Korro- Bild 28. Kragarmbewehrung nach Freilegung
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 123

Bild 29. Kragarmbewehrung mit Kraterbildung im Bereich der


einbinden Gelnderpfosten (Bildmitte)

Bild 31. Großflchig freigelegte Bewehrung


der Gehwegplatte

bei hndischen Biegeversuchen im Schadensbereich


komplett durch.
Aufgrund der vorgefundenen Schden und der Auffl-
ligkeiten des Stahls wurde beschlossen, den Stabstahl
Bild 30. Detail der Kragarmbewehrung mit punktuellem
genauer metallurgisch in Augenschein zu nehmen (vgl.
Lochfraß
Abschn. 8. 3. 10).

nigen Konsolenstmpfen teilweise schwere Korrosions- 8.3.9 Zustand der Bewehrung in der Gehwegplatte
schden zu verzeichnen (Bild 29).
In einigen stark durchfeuchteten Bereichen ist der Un-
Offensichtlich hat ber die Pfosteneinbindung des Ge-
terbeton der Gehwegplatte in einzelnen Bereichen kor-
lnders eindringendes Oberflchen- und Niederschlags-
rosionsbedingt flchig (Grçße von bis ca. 1 m2) abge-
wasser zu den beobachteten, lokal relativ begrenzbaren,
sprengt (vgl. Bilder 12 und 13). Die freiliegende Beweh-
Korrosionsschden gefhrt (Bild 30). Außerdem wur-
rung – soweit nicht durch Korrosion bereits vçllig abge-
den beim Stellen der Pfosten die Eisen çrtlich abge-
rostet – war hier teilweise nach unten durchgebogen. Der
bogen, sehr wahrscheinlich durch unzulssiges Erwr-
Restbetonquerschnitt wird zu ca. 3 cm abgeschtzt.
men des Stahls.
In nicht durchfeuchteten Bereichen wurden freigelegte
Gemß den in situ an den Betonstmpfen durchgefhrten
Rundsthle weitgehend ungeschdigt vorgefunden. Es
Messungen der Karbonatisierungstiefe (s. Abschn. 8.3.5)
lagen lediglich vereinzelt oberflchliche Korrosions-
lag die Bewehrung vollstndig im alkalischen Milieu des
spuren vor (Bild 31). Die an einigen Sthlen vorzufin-
Betons. Mit Ausnahme von z. B. chloridinduzierter Kor-
dende pockennarbige Oberflche deutet darauf hin, dass
rosion ist der Betonstahl in diesem Milieu passiviert, das
seinerzeit mçglicherweise wiederholt entrosteter Stab-
heißt eine Stahlkorrosion findet nicht statt. Da entspre-
stahl eingesetzt wurde.
chende Chloridanreicherungen in den Einbindungsstellen
des Gelnderpfostens nachgewiesen werden konnten, ist
8. 3. 10 Bestimmung der Stahlgte des
Korrosion, insbesondere der teilweise zu beobachtende
Bewehrungsstahls
Lochfraß (Bild 30) auf die festgestellte Chloridanreiche-
rung zurckzufhren. Die Bewehrungssthle sollten hinsichtlich ihrer mecha-
Außerhalb der Bereiche, in welche die den Gehweg zur nischen Eigenschaften und Anschlussmçglichkeiten
Bahn begrenzende Gelnderbefestigung im Kragarm (u. a. Schweißeignung) untersucht werden.
einbindet, wurden neben einzelnen lokalen Korrosions- In Abstimmung mit der MPA Darmstadt wurde dort
anstzen auf der laufenden Lnge lediglich an den End- folgendes Untersuchungsprogramm durchgefhrt:
haken strkere Korrosionsspuren vorgefunden. – Zugversuche an Betonstahlabschnitten nach
Die Sthle wiesen augenscheinlich eine gewisse Sprç- DIN 488 [15] bzw. DIN EN ISO 15630 [16],
digkeit und/oder gewisse Aufflligkeiten im Gef- – Faltversuche an Betonstahlabschnitten nach
geaufbau auf. So brachen in Einzelfllen die Stabsthle DIN 488 [15],
124 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Die Untersuchungen an den geschliffenen Querschlif-


fen zeigten, dass die Sthle im Randbereich ein ber-
wiegend ferritisches, perlitarmes Gefge aufwiesen und
im Kern ein hçherer Perlitanteil erkennbar war.
In den untersuchten Proben wurden im Vergleich zur
Spezifikation, gemß DIN 488-1 [15], teilweise erhçhte
Phosphor- und Schwefelgehalte festgestellt.
Bei den Zugversuchen gemß DIN ISO 15630 [15]
wurden
– Zugfestigkeiten zwischen 317 und 367 MPa,
– Streckgrenzen zwischen 226 und 278 MPa und
– Bruchdehnungen zwischen 30 und 34 %
erzielt.
Bei den Faltversuchen nach DIN 488 [15] wurde bei
allen 5 untersuchten Bausthlen ein Winkel von 180 
ohne Bruch erreicht.
Die Ergebnisse der Kerbschlagbiegeversuche nach
DIN EN 10045-1 [17] wiesen eine erhebliche Sprei-
zung auf. Es wurden Kerbschlagarbeiten im Streu-
bereich von 11-177 J ermittelt. Ein untersuchter Stahl
unterschritt mit Werten von 11 J den Sollwert, gemß
DIN EN 10045-1 von 27 J (bei 20 C) erheblich.
Gemß den Untersuchungen liegen anleierte Sthle vor,
die mit gewissen Einschrnkungen der DIN 488-1, Aus-
gabe 1986 [15], entsprechen. Allerdings wurde in eini-
gen der untersuchten Sthle der normative Grenzwert
fr den Phosphor- und/oder Schwefelgehalt berschrit-
ten.
Aufgrund der berschreitung der Phosphor- und
Schwefelgehalte war gemß Einschtzung der MPA
Darmstadt eine Schweißeignung mehrerer der unter-
Bild 32. Lngs- und Querschliff eines Bewehrungstabes des suchten Sthle nicht gegeben.
Kragarms, deutlich sind die ausgewalzten Einschlsse erkennbar Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass gerade die
Elemente Phosphor und Schwefel fr das Alterungsver-
halten und die Sprçdbruchgefahr bei unlegierten Sth-
– Kerbschlagbiegeversuche nach DIN len verantwortlich sind.
EN 10045-1 [17], Kritisch fr den Anwendungsfall Brckenbau wird wei-
– Funkenemissionsspektralanalysen, terhin die singulre Unterschreitung der Kerbschlag-
– Lichtmikroskopische metallographische Unter- arbeit zu sehen sein. Die Kerbschlagarbeit ist gemß
suchungen an ungetzten und getzten Quer- und MPA Darmstadt ein Hinweis auf die Vernderung der
Lngsschliffen. Zhigkeiten bei unterschiedlichen Temperaturen.
Weitergehende Untersuchungen zur Festlegung und Gemß Untersuchungsbefund liegt somit keine generelle
Untersuchung der geplanten Verbindungstechnik (An- Schweißeignung vor, gleichzeitig gibt es Hinweise auf
bindungsart und -gte des Anschlusses Altkonstruktion eine mangelnde Zhigkeit und alterungsbedingte Zunah-
an Neukonstruktion) wie me der Sprçdbruchgefahr fr zumindest einige der
– Zugversuche an Muffenverbindungen und Stabsthle. Plne die Neukonstruktion an den Altsthlen
– Schwingversuche mittels Schweiß- oder Muffenverbindung anzuschlie-
wurden nicht mehr durchgefhrt, da aufgrund der im ßen, mussten fallengelassen werden (vgl. Abschn. 9.1).
Versuchsprogramm festgestellten Eigenschaften von
Schweiß- oder Muffenverbindungen grundstzlich ab-
8. 3. 11 Auszugsversuche am Bewehrungsstahl
zusehen war. und eine andere Verbindungsart gewhlt
der Kragarme
werden musste (vgl. Abschn. 9.1).
Die untersuchten ungeschliffenen Lngsschliffe zeig- Da an die obere Zugbewehrung angeschlossen werden
ten, dass die Sthle vergleichsweise geringe Reinheits- sollte und deren Endverankerung im Trog des Gleisbet-
grade und nichtmetallische Einschlsse aufwiesen tes nicht untersucht werden konnte, wurde die Zugfes-
(Bild 32). Das Gefge weist deutliche querschnitts- tigkeit einzelner Stbe in situ untersucht. Die Prfung
abhngige Inhomogenitten auf, zeilenfçrmig angeord- wurde durch das Ingenieurbro Dominik, Bornheim,
nete Sulfide und Oxide waren auf den Kernbereich kon- durchgefhrt. Die vorbereiten Stbe wurden mittels hy-
zentriert. draulischer kraftgeregelter Presse gegen ein vorbereite-
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 125

Bild 33. In-situ-Zugdehnungsversuche an ausgesuchten und vorbereiteten Bewehrungssthlen im Vergleich zur Laborprfung

tes Auflagerposter gedehnt. Die Verbindung zur Prf- der Horizontalkrfte im unteren Auflagerpunkt der
presse wurde kraftschlssig mit einer Muffenverbin- Neukonstruktion dienen.
dung hergestellt. Die Messung des Schlupf- bzw. Ver- In stichprobenweise durchgefhrten zentrischen Zug-
formungsweges erfolgte zwischen Pressenkopf und versuchen (Bild 35) sollte daher orientierend in situ
Auflagerpolster. berprft werden, ob die gemß Statik anzusetzenden
Alle geprften Stabsthle wurden mindestens bis zur Zugkrfte einschließlich der einschlgigen Sicherheits-
vom Statiker vorgegebenen Prfkraft von 28,5 kN ge- beiwerte (6,2 kN gemß Bro Kocks Consult) auf-
zogen. Die Gesamtverformung (einschließlich eines ge- genommen werden kçnnen.
wissen Schlupfes auch nach Aufbringung der Vorlast) An ausgewhlten Prfstellen wurden die Anker in ent-
wurde zu 2,5 bis 5,9 mm ermittelt. sprechend vorgebohrten Lçchern in die Stirnwand ein-
Der Kurvenverlauf der eingebauten geprften Stabsth- gebracht und mit Zementleim vermçrtelt. Es wurden
le stimmte mit dem Kurvenverlauf des geprften Stab- acht eingebaute Stabanker zur Prfung vorbereitet.
stahls grundstzlich gut berein (Bild 33). Der Untergrund bestand in zwei Fllen aus Beton, in
den brigen Fllen aus Mauerwerk.
Die freien entkoppelten Stabstahllngen liegen zwi-
8. 3. 12 Stabanker Mauerwerk
schen 14,5 und 20 cm. Als Verankerungslnge des
Es wurden Ausziehversuche an tastweise vorab einge- Stabankers wurde 1 m gewhlt.
setzten Stabankern mit verzinkten Gewindestangen Zur Verringerung des Anfangsschlupfes wurden lose
(Bild 34) durchgefhrt. Die in die Stirnwand des Ge- Teile sowie die teilweise vorhandene mineralische Be-
wçlbes eingebrachten Stabanker sollen zur Aufnahme schichtung an den drei Aufstandspunkten der Lastver-

Bild 34. Anker fr den unteren Auflagerpunkt Bild 35. Zugversuch an eingesetztem Ankerstab
126 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 36. In-situ-Zugdehnungsversuche an ausgesuchten und vorbereiteten Ankern (vgl. Bild 35)

teilungsflche entfernt. Die Versuche wurden mit einer – Hauptbrcke (Eigentmer Deutsche Bahn AG) nicht
Belastungsgeschwindigkeit von 100 N/s mindestens bis im Eigentum des Bauherrn (Stadt Koblenz),
zum Erreichen der anvisierten Hçchstlast von 6,2 kN – laufender Bahnbetrieb (Genehmigungs- und Ab-
durchgefhrt. Vor Beginn der Wegaufzeichnung wurde stimmungsverfahren mit der DB Netz AG, ggf. zu-
eine Vorlast von 250 N aufgebracht. stzliche Betriebserschwerniskosten am anliegenden
Die Ankopplung des Stabstahls erfolgte formschlssig Gleis),
ber eine Gewindekupplung. Trotz Aufbringens einer – zustzliche Versorgungsleitungen auf der Gehweg-
Vorlast stellte sich auf dem unebenen und nicht vor- platte (Wasserleitung DN 300 des çrtlichen Versor-
gefestigten Untergrund ein Anfangsschlupf ein, der in gungstrgers, Kabelkanal der DB), s. Bild 10,
Abhngigkeit des Einzelversuchs mit maximal etwa
0,2 mm abgeschtzt werden kann. Der Schlupfbereich
ist in den Last-Weg-Diagrammen entsprechend gekenn-
zeichnet.
Alle geprften Stabanker wurden weit ber die vor-
gegebene Prfkraft von 6,2 kN bis etwa 12 kN gezogen.
Die Gesamtverformung (einschließlich des Schlupfes
nach Aufbringung der Vorlast) wurde bei Maximallast
von 12 kN zu 0,2 bis 0,5 mm ermittelt (Bild 36).
Die Streuung der Kurvenverlufe der geprften Stab-
anker ist vergleichsweise gering. Ein Unterschied zwi-
schen den Prfstellen im Beton und im Mauerwerk wur-
de nicht ermittelt. Hierbei ist jedoch darauf hinzuwei-
sen, dass lediglich zwei im Beton verankerte Prfstellen
gemessen wurden.

9 Neubau Fußgngerteilbrcke
Oberwerth, oberstromig
9.1 Planungskonzept
Die Altkonstruktion wies einen derart schlechten Zu-
stand auf (vgl. Bild 26) dass eine Betoninstandsetzung
als zumindest vçllig unwirtschaftlich angesehen werden
musste. Bedingt durch den schlechten baulichen Zu-
stand und die statischen Schwierigkeiten beim Last-
abtrag ist ein Teilabbruch vorgesehen worden. Auf- Bild 37. Abgetrennte und beigearbeitete Gehwegplatte,
grund der besonderen Umstnde: freigelegte Kragarmbewehrung
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 127

wurde nach einer Lçsung gesucht, die es ermçglichte, Bauarbeiten installierten Arbeitsgerst erfolgen konn-
die gleisnahen Teile des Altbestandes weiter zu nutzen. ten (Bild 37).
Folgerichtig wurde eine Konstruktion geplant, die den Die Bewehrungsanschlsse der Konsolen in die Wnde
Abbruch der Stahlbetongehwegplatte, des wasserseiti- mussten bei dieser Planungsvariante weiter als tragen-
gen Randlngsbalkens und eines Teils der Konsole nur des Anschlussbauteil genutzt werden. Die Lasteinlei-
bis zum Rand der vorhandenen Wasserleitung vorsah. tung der Zugkrfte aus der Verbreiterung sollte gemß
Somit wurden Kosten fr den Umbau der Versorgungs- Planung ber eine Verlngerung der Konsollngs-
leitungen sowie deutliche Betriebserschwerniskosten bewehrung erfolgen. Zunchst war man aufgrund punk-
am anliegenden Gleis vermieden, da alle Arbeiten hin- tueller Kontrollen (Freistemmen an der Konsolenober-
ter einer gleisseitigen Absperrung auf einem fr die seite) davon ausgegangen, dass die Bewehrung noch

Bild 38. Ausbildung Abschlusspunkt neue Gehwegplatte Oberwerth (O1), oberstromig


128 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

intakt sei. Auf der sicheren Seite liegend, sollten nur der starken Streuung der Materialeigenschaften, der
4 der 7 vorhandenen Lngseisen mit aufgedrehtem Ge- mangelnden Schweißeignung sowie der Tendenz zur
winde verlngert werden. Diese Lçsung htte den Vor- Versprçdung einiger untersuchter Proben wurde von
teil gehabt, dass die Bestandseisen nur auf geringer der ursprnglich vorgesehenen Befestigungskonstrukti-
Lnge htten freigelegt werden mssen. on abgesehen.
Der vorgefundene Stabstahl wich gemß den durch- Da gemß Untersuchungsbefund keine generelle
gefhrten Untersuchungen stark von einem heute han- Schweißeignung vorliegt und gleichzeitig Hinweise
delsblichen Baustahl ab (s. Abschn. 8. 3. 10). Aufgrund auf eine mangelnde Zhigkeit und alterungsbedingte

Bild 39. Querschnitt Gehwegplatte Oberwerth (O1), Altbestand oberstromig


III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 129

Bild 40. Querschnitt Gehwegplatte Oberwerth (O1), Neukonstruktion oberstromig

Zunahme der Sprçdbruchgefahr fr zumindest einige diesem fest verbunden. Die Stahltrger wurden im Be-
der Stabsthle bestehen, wurden die Plne, die Neu- reich der Kopfplatte zustzlich mit einzubetonierenden
konstruktion an den Altsthlen mittels Schweiß- oder Endschlaufen versehen, die die Altbewehrung bergrei-
Muffenverbindung anzuschließen, fallen gelassen. Da- fen (Bild 42).
raufhin wurde die Lasteinleitung aus der neuen Stahl- Die Lasten der Stahlkonstruktion werden ber die
konstruktion ber Schubnocken statisch nachgewiesen Schubnocken mit einer entsprechenden Lasteinleitungs-
und baulich umgesetzt. Durch die gewhlte Konstruk-
tion wurde die kritische Direktanbindung an den Stab-
stahl vermieden (Bild 38).
In den Bildern 39 und 40 sind die Alt- und die Neukons-
truktion zum besseren Verstndnis gegenbergestellt.

9.2 Lastabtragung
Die Schubnocken wurden auf beiden Seiten des Krag-
armstummels mittels Kernbohrung in den Randbalken
der Hauptbrcke eingelassen und vergossen (Bild 41).
Die Stahltrger der Neukonstruktion umgreifen den al-
ten Kragarmstummel. Eine Kopfplatte (Winkelprofil)
sttzt sich gegen die Stirnseite des neu aufbetonierten
Pfeilerstummels ab. Die Stahltrger wurden ber seit-
lich in die Kragarmstummel eingelassene, 10 cm lange,
gegeneinander verspannte, Vierkantprofilstcke mit Bild 41. Bohrung fr die Schubnocken
130 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Bild 42. Einbindung der Kopfplatte der Neukonstruktion Bild 43. Fertig montiertes Traggerst der Neukonstruktion

lnge in den reprofilierten Kragarmstummel eingetra- tung im Anbindungsbereich deutlich gesenkt. ber die
gen. Die Lastabtragung erfolgt entsprechend dem Fach- Chloridbelastung des Trogs vom Gleisbett kçnnen kei-
werkmodell, der Stabstahl fungiert hierbei entsprechend ne gesicherten Aussagen getroffen werden. Sofern le-
als Zuggurt (vgl. Bild 40). diglich die Gehwege gestreut wurden, ist gegenber der
Die auftretenden Momente und somit die in den Krag- Belastung im Bereich der Gelndereinbindung eine
arm eingeleiteten Zugkrfte werden durch eine im vor- deutlich geringere Belastung anzunehmen. Sofern keine
deren Drittel des neuen Gehwegs angeordnete Druck- lokalen Anomalien vorliegen (ungnstige Rissschden,
strebe vermindert (Bild 43). Die Druckstrebe wurde Hohlrume, Kabelkanle, Fehlstellen o. .), ist daher
mittels Anker in der Stirnseite der Gewçlbegalerie ver- im Bereich der Stabstahlverankerung im Trog eher
ankert. Zur Aufnahme des Windsogs musste eine ver- von einer unkritischen Chloridbelastung auszugehen.
gleichsweise große Verankerungslnge gewhlt wer- Gesicherte Erkenntnisse fr diesen Bereich liegen aller-
den, da der Beton in diesem Bereich teilweise nur dings nicht vor. Aufgrund der bereits nachgewiesenen
sehr geringe Festigkeitswerte aufwies. Chloridbelastung sollte zuknftig jedoch mçglichst auf
einen Einsatz von Tausalzen verzichtet werden.
Als Betoninstandsetzungssystem wurde ein PCC-Sys-
9.3 Ausfhrungsdetails der Geh- und tem verwandt. Die Bewehrung musste daher im um-
Radwegebereiche mantelten Bereich zustzlich mit einem Korrosions-
schutz versehen werden. Der Stabstahl geht dann in
9.3.1 Altbestand/Kragarmstummel
den Altbeton ber, der nach den Bewehrungsplnen
Der Stabstahl der Altkonstruktion wurde bis hinter den mit dem Bahnkçrpertrog unter die Gleisoberflche he-
Einbindepunkt des Gelnders freigelegt, gesandstrahlt runtergefhrt ist.
und anschließend mit einem Betonpolster neu um- Absprachegemß wurde der arbeitstechnisch bedingte
schlossen. Spalt zwischen den reprofilierten Anbindungspunkten
Die festgestellte Karbonatisierungstiefe ist in den Krag- (Kragarmstummel) und der seitlich ehemals anbinden-
armanschlssen mit maximal 1,5 cm als eher unkritisch den Restgehwegplatte beibehalten (vgl. Bilder 39 und
anzusehen. Sofern Betongte und Betonberdeckung 40). Hierdurch werden die Verweilzeiten von ablaufen-
im Verankerungsbereich (Trog des Gleisbettes) mit dem Niederschlagswasser verkrzt. Auf eine zustzli-
dem Untersuchungsbereich bereinstimmen, kann fr che Beschichtung der kunststoffmodifizierten Beton-
den ungestçrten (unbeschdigten) Altbeton in diesen oberflche wurde aufgrund der großen oberen horizon-
Bereichen ein passivierendes alkalisches Milieu ange- talen Betondeckung von ber 5 cm verzichtet, da bei
nommen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Pas- dem verwendeten hochfesten PCC-Feinbeton (90-Tage-
sivierungsarten, alkalisches Milieu (Altbestand) bzw. Festigkeit von 63 N/mm2) bei ordnungsgemßer Ver-
Schutzanstrich (Neukonstruktion), ist es besonders arbeitung nur eine geringe Wasseraufnahme voraus-
wichtig, dass der Stabstahl im Altbeton hinreichend zusetzen ist. Bei Beschdigungen einer beschichteten
passiviert ist. Oberflche wre auch die Austrocknung im Beschdi-
Durch das weitgehende Entfernen des chloridbelasteten gungsbereich verzçgert, was eine ungewollte Feuchte-
Altbetons im Umgebungsbereich der Gelndereinbin- kumulation zur Folge haben kçnnte.
dung und das Reprofilieren mit einem entsprechenden Zur Verminderung des Wassereintrags in den Fugen-
Betoninstandsetzungssystem wurde die Chloridbelas- spalt zwischen Trog und angrenzendem Fundament
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 131

Jede Stahlkonsole besteht aus 2 U-Profilen U 160, die


mit den Stegen seitlich am verbleibenden Beton des
verbleibenden Konsolteils anliegen. Die Konsole wird
mit einer Diagonalstrebe 100/100/4 mm untersttzt, die
in der Schildmauer (Mauerwerk bzw. Beton) rckver-
ankert wird. Am Fußpunkt der Diagonalen sind 2 Zug-
stangen DU = 20 mm mit Spannschlçssern vorgesehen,
die den Vertikallastanteil zur Stahlkonsole hoch leiten.
Dies bewirkt, dass die Vertikallast am Fußpunkt der
Diagonalen minimiert wird, um speziell ber dem Bo-
genscheitel Risse zu verhindern. Somit wirken die neu-
en Bauteile insgesamt als Fachwerkmodell, insbesonde-
re im Regellastfall mit vertikalen Verkehrslasten, als
auch bei Unterwind.
Der untere Fußpunkt der Diagonalen wurde ber 2 GE-
WI-Anker, DU = 16 mm, Zuglast 5 kN, im Bestand
Bild 44. Gleisseitige Fuge zwischen Abdichtung und Konstruk- verankert. Die GEWI-Stbe wurden 1,0 m lang in das
tionsaufbau Gehwegplatte vor berarbeitung (vgl. Bild 39) Mauerwerk bzw. in den Beton gesetzt. Es wurde jeder
Anker vor Ort auf die 1,5-fache Last geprft, da unbe-
kannte Risse oder Hohlrume anstehen konnten. Auf
der Wasserleitung sowie Kabelkanal, wurde dieser die Gewindestangen wurde dann die Kopfplatte der
Spalt dauerelastisch mit einer Dichtungsmasse auf Po- Diagonalabsteifung verschraubt.
lyurethanbasis geschlossen (Bild 44). Die gesamte Stahlkonstruktion wurde gemß ZTV-ING
Die Verankerung der Altbewehrung im Gleisbett kann bzw. ZTV-KOR-Stahlbauten mit einem mehrlagigen
nicht untersucht werden. Grundstzlich bedarf die Schutzanstrich versehen. Ein Farbanstrich der obersten
Konstruktion daher einer regelmßigen berprfung Deckbeschichtung in DB 902 wurde vorgesehen, da die
und Wartung. Beton- und Mauerwerksflchen in hnlichem Farbton
Der verbleibende Teil der Konsolen und der Stahlbe- vorhanden sind. Zustzlich musste die neue Stahlkons-
tonplatte wurde mit einer Betonsanierung versehen. truktion gemß den DB-Vorschriften geerdet werden.
Wegen der spter praktisch nicht mehr vorhandenen
Zugnglichkeit wurde die Oberseite mit einem EP-
9.3.3 Gehweg
Mçrtelkeil versehen, um die Wasserableitung zu ge-
whrleisten. Darauf wurden eine PUR-Versiegelung Die neue Verbreiterung des Gehwegs ist aus Gewichts-
mit Abstreuung sowie ein UV-bestndiger Deck- grnden mit einer leichten Konstruktion aus Stahl und
anstrich aufgebracht. Holzbelag ausgefhrt worden, damit die neuen Lasten
Im bergangsbereich der Rad-/Gehwegverbreiterung in nicht die Lasten im Bestand bersteigen.
Richtung Widerlager ist eine Verschwenkung des Wegs Es ist folgender Konstruktionsaufbau vorhanden: Un-
in der Lage erforderlich. Der Verziehungsbereich muss ter den querverlaufenden, geriffelten Eichenholz-
ca. 1,50 m seitlich auskragen und wird mit einer dnnen bohlen, d = 6 cm, verlaufen Lngshçlzer aus Eiche,
auskragenden Stahlbetonplatte aus C 30/37 (LP) her- b/h = 10/14 cm, die auf horizontalen Stahlkonsolen
gestellt. Der voll auf der Schildmauer aufliegende Teil aufliegen (Bild 45).
der Stahlbetonplatte wirkt als Gegengewicht und ist
1,0 m dick. Um die Kippsicherheit zu gewhrleisten,
ist als Gegengewicht ein Schwerbeton mit g = 34 kN/m
ausgefhrt worden. Eine Verbreiterung der Platte in
Richtung Gleis war nicht mçglich, da die vorhandene
Wasserleitung htte abgefangen werden mssen.

9.3.2 Tragkonstruktion
Die Lasteinleitung der Schubkrfte aus der Verbreite-
rung in den verbleibenden Beton am oberen Kopfpunkt
erfolgt ber eine kurze Schubnocke aus HEB 100, die
an einer Kopfplatte am Ende jedes U-Profils angeordnet
wird. Die Schubnocke wurde in eine Kernbohrung,
DU = 18 cm, die in der Schildwand herzustellen war,
gesetzt und verpresst. Die konservativ angegebenen zu-
lssigen Druckspannungen von 5 N/mm± fr den Beton
der Schildwand wurden dabei nicht berschritten. Bild 45. Beplankung der Neukonstruktion
132 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

10 Untersuchung Der Landpfeiler der Bogenbrcke war vom Leinpfad (s.


Brckenauflagerungspunkte Bild 2) nicht mittels Hubsteiger zu erreichen, da die
Oberwerth, oberstromig Zugnglichkeit des Leinpfades hçhen- und breiten-
mßig beschrnkt war. Zur Sondierung der Außenseite
10.1 Allgemeines des Landpfeilers wurde eine seitliche Auslegung von
Nach Instandsetzung des oberstromigen Oberwerther rund 27 m bei einer Hubhçhe von 18 m bençtigt. Die
Geh- und Radwegebereiches (O1, vgl. Bild 11) wurden Reichweite von mçglichen Fahrzeugen, die den Lein-
im Januar 2009 auf der oberstromigen Horchheimer pfad benutzen konnten, gengte hierfr nicht.
Seite (O3) Schden in der Betonplatte festgestellt, die Durch Einsatz von Industriekletterern der Fa. Geoalpin,
eine erneute Sperrung der Brcke fr den Fuß- und Merzig (s. Bild 14) konnte eine langwierige und kostspie-
Radverkehr notwendig machten. Um kurzfristig eine lige Einrstung des Pfeilers vermieden werden. Etwaige
Begehung der Brcke wieder zu ermçglichen, wurde Abstimmungen mit dem Bundesschifffahrtsamt (Konzep-
beschlossen, auf die bestehenden Brckenpfeiler eine tion des Anprallschutzes fr den Schifffahrtsverkehr, Si-
Ersatztragkonstruktion aufzulegen. Die Altkonstruktion cherung des Gerstes gegen Hochwassereinflsse etc.)
wurde nicht abgebrochen, sondern verblieb unterhalb konnten so ebenfalls entfallen. Es war lediglich eine Ab-
der neuen Teilbrcken (s. Bilder 2 und 46). stimmung mit der DB Netz AG hinsichtlich der Eingriffe
Insgesamt sollten drei Teilbrcken die bisherige ober- in die bahneigene Bausubstanz und der Sicherung gegen-
stromige Horchheimer Fuß- und Radwegeverbindung ber dem laufenden Bahnverkehr notwendig.
ersetzen. Die entsprechenden Auflagerbereiche muss- Die mit Wassersplung durchgefhrten Kernbohrungen
ten daher nher untersucht werden. Hierzu wurden Son- wurden im Bereich der Außenfassade mit einem Durch-
dierungsbohrungen in den entsprechenden Uferpfeiler messer von 164 mm durchgefhrt, in der Tiefe wurde
und in den Pfeiler zwischen Bogen und Straßenbahn- der Durchmesser auf 111 mm reduziert. Die senkrech-
durchlass durchgefhrt. ten Sondierungen reichten bis zu einer Tiefe von rund
1,90 m. Die in ca. 1 m unter Laufniveau angeordneten
horizontalen Bohrungen erreichen in Querrichtung zum
10.2 Aufbau und Erhaltungszustand des Fluss eine Tiefe bis ca. 1,80 m und in Fließrichtung eine
Verblendmauerwerks der Pfeiler Tiefe bis ca. 2 m.
Da zur Erzielung geeigneter Anschlagpunkte fr die am
Sinterspuren weisen auch auf eine Durchfeuchtung der Seil durchgefhrten Bohrungen am landseitigen Bogen-
Pfeiler der Hauptbrcke hin (s. Bilder 2 und 20). Dem- widerlager erst Teile der Gehwegplatten htten entfernt
entsprechend sind verschiedentlich Ausbrche und werden mssen, wurde hier auf Bohrungen in Querrich-
Schden an den Stoß- und Lagerfugen des Verblend- tung verzichtet. Die in Querrichtung angeordneten Ho-
mauerwerks vorzufinden. Die Verblendung ist gemß rizontalbohrungen wurden ebenfalls in einer Tiefe von
Klopfprobe stellenweise hohllagig. ca. 1 m unter der Gehwegoberflche angeordnet.

10.3 Durchfhrung der Sondierungsbohrungen


10.4 Ansprache der Bohrkerne
An dem Flusspfeiler und dem landseitigen Pfeiler des
10.4.1 Allgemeines
Brckenbogens wurden horizontale und vertikale Son-
dierungsbohrungen eingebracht (Bilder 47 und 48). Auf Erwartungsgemß wurden keine durchgngig auf-
zunchst ebenfalls geplante Schrgbohrungen wurde gemauerten Pfeiler vorgefunden. Der Pfeilerkern be-
aufgrund der erschwerten Bohrbedingungen verzichtet. stand erwartungsgemß aus mineralisch gebundenen

Bild 46. Isometrie der aufgelagerten 3 Teilbrcken, der beiden Zugangsrampen und einer zustzlich notwendigen Stahlsttzte
(vgl. Bild 2)
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 133

Bild 47. Sondierungsbohrungen BK 1 bis BK 8 in der Ansicht

Bild 48. Sondierungsbohrungen BK 1 bis BK 8 in der Aufsicht


134 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Tabelle 4. Rohdichte und Druckfestigkeit verschiedener Entnahmestellen der Sondierungsbohrungen (vgl. Bilder 47 und 48)

Bezeich- Pfeiler Bohrtiefe Bohr- Abmessungen Rohdichte Druck-


nung des (cm) richtung (kg/dm3) festigkeit
Lnge Breite Hçhe Durchmesser
Prfkçrpers (N/mm2)
(mm) (mm) (mm) (mm)
BK 1 Landpfeiler ca. 40 –80 horizontal 107 104 2,17 15,3
BK 4 Landpfeiler ca. 120–140 horizontal 106 104 2,10 9,4
BK 6 Bogenwiderlager ca. 40 –60 senkrecht 160 104 2,24 20,6
BK 7 Bogenwiderlager ca. 80 –100 horizontal 107 104 2,24 11,8
BK 2 Landpfeiler ca. 0 –20 senkrecht 99 157 2,25 47,0
BK 5a Landpfeiler ca. 10 –30 senkrecht 159 157 2,34 16,8
BK 5a Landpfeiler ca. 0 –8 senkrecht 50 50 51 2,51 40,0 1)

1) Probekçrperabmessung nicht normkonform, daher nur orientierender Wert.

Schttlagen. Bedingt durch die umfangreichen Umbau- 10.4.3 Landpfeiler Hauptbrcke


ten und die Kriegsschden wurden insbesondere im
Der Pfeiler besaß ursprnglich einen Aufbau mit einem
Landpfeiler sehr unterschiedliche Substanzaufbauten
Brckenhaus (s. Bild 6). Aufgrund der Kriegsbeschdi-
in kurzen Wechseln vorgefunden.
gungen sowie der Umbaumaßnahmen 1947 und 1961
Gemß Befund ist die Verfllung vermutlich als
war von vornherein von einem inhomogenen Aufbau
Stampfbetonfllung geplant und ausgefhrt worden,
auszugehen.
wobei die Mischung teilweise geringe bis deutlich zu
Die Gehwegoberflche besteht aus einer gelblichen
geringe Mçrtelanteile aufweist. Das Schttmaterial be-
kunststoffmodifizierten Beschichtung, die offensicht-
steht aus unterschiedlichen Gesteinsvarietten von
lich vor nicht allzu langer Zeit aufgetragen wurde.
Bruchschiefer ber Basaltbruchstcke, Quarzkies und
Die Oberflche weist in der Flche keine nennenswer-
andere Gesteine.
ten Schden auf.
Unterhalb der Beschichtung befindet sich gemß den
10.4.2 Druckfestigkeitsprfung Befunden des Bohrkerns BK 2 und BK 5 a eine ca. 1
bis 2 cm starke mineralische Feinmçrtelschicht als Aus-
Es wurden insgesamt 7 Bohrkernabschnitte aus ver-
gleichsschicht. Diese ist ihrerseits auf eine Normalbe-
schiedenen Sondierungsbohrungen fr die Druckfestig-
tonschicht aufgebracht. Die Dicke der Normalbeton-
keitsprfung ausgewhlt. Folgende Bereiche wurden
schicht betrgt 7 bis 10 cm. Der gesamte bisher be-
untersucht:
schriebene Schichtenaufbau ist als verhltnismßig
• Flusspfeiler neue Instandsetzungsmaßnahme anzusprechen. Der Be-
Obere flchige Betonplatte direkt unter Laufniveau ton weist ein dichtes ordnungsgemßes Gefge auf, die
(BK 2 und BK 5 a); Druckfestigkeit dieses Betons liegt gemß den unter-
Bohrkerne aus dem Bauwerksinneren (BK 1, BK 3, suchten Bohrkernabschnitten BK 2 (Bild 49) und
BK 4 und BK 5 b). BK 5 a bei 47 bzw. 40 N/mm±. Der Beton drfte hin-
sichtlich seiner Festigkeit einem C 30/37 entsprechen.
• Landpfeiler
Die eigentliche Verfllung des Pfeilers ist demgegen-
Bohrkerne aus dem Bauwerksinneren (BK 6 bis BK 8).
ber offensichtlich mit einem gering verdichteten Beton
Die Prfung erfolgte in Anlehnung an die DIN EN erfolgt. Whrend die Randzonen einen etwas hçheren
12390-3 [18]. Ermittelt wurden Rohdichte (lufttrocken) Verdichtungsgrad aufweisen, sind die inneren Flchen
und Druckfestigkeit (Tabelle 4). wenig verdichtet. Es sind sogar „Hohlrume“ (scht-
Aufgrund der eher plattigen Probekçrpergeometrie wur- tungshnliche Bereiche mit geringer Kornbindung
de aus dem Bohrkern 5 a ein Wrfel mit der Kantenln- durch Bindemittel) mit geringem Bindemittelgehalt
ge von ca. 50 mm im Nasssgeverfahren herausgearbei- vorzufinden. Ganz vereinzelt wurden Stahleinlagen an-
tet. Im Bohrkern BK 2 musste eine in der Kopfflche geschnitten, die vermutlich auf Hilfskonstruktionen der
befindliche Vertiefung (bedingt durch eine entnahme- verschieden Um- und Aufbaumaßnahmen herrhren,
bedingte Drillbohrung) mit festigkeitsangepasstem wie auch angeschnittene senkrechte glatte Betonierfu-
Mçrtel verschlossen werden. Die somit im Prfkçrper gen, die faktisch keine Verbundfestigkeit aufwiesen. So
befindliche Fehlstelle fhrt in der Regel zu verminder- wurden in der Fllung auch senkrechte Betonierfugen
ten Festigkeitsergebnissen. vorgefunden. Teilweise wurde der Beton offensichtlich
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 135

mit sehr hohem Wasserberschuss gefahren, die Abriss- Grauwacke ca. 10 cm. Es handelt sich hierbei offen-
festigeit war, wie sich bereits an der Mantelflche der sichtlich um Ausbesserungen der Kriegsschden. Im
Bohrkerne zeigte, dementsprechend gering. Die zusam- landseitigen Bogenwiderlager, bei der ursprnglich
menhngend gewonnenen Bohrkernabschnitte waren eine gleiche Konstruktionsweise anzusetzen ist, besteht
berwiegend als haufwerksporig anzusprechen. Dar- die Vorschale aus ganzen Natursteinquadern (s.
ber hinaus wurden ber grçßere Strecken lediglich Abschn. 10.4.4). In diesen instandgesetzten Bereichen
Schttungen mit geringem Bindemittelgehalt durch- besteht teilweise kein Verbund mehr zwischen Vor-
çrtert. schale und Kernbeton.
Die Druckfestigkeit prffhiger tieferliegender Bohr- Bei den Bohrungen im landseitigen Bogenwiderlager
kernabschnitte wurde zu rund 15 N/mm± bei einer Roh- wurde demgegenber eine Tiefe der Vorschale von
dichte (lufttrocken) von 2,17 kg/dm (BK 2, s. Bild 49), 20 cm (Grauwacke) bzw. 40 cm (Basalt) angetroffen.
bzw. 9,4 N/mm± bei einer Rohdichte (lufttrocken) von Da die Brckentrme auch nach den gegen Kriegsende
2,10 kg/dm (BK 4) ermittelt. erfolgten Sprengungen noch aufrecht standen, ist daher
Die Basaltbekleidungen sind teilweise nur als dnne zu vermuten, dass im unteren Pfeilerbereich, der nicht
Platten mit Strken von rund 5 cm ausgefhrt (Bild 50), von den nachkriegsbedingten Umbauten betroffen ist,
die Bereiche mit als Bossenmauerwerk ausgefhrter noch der ursprngliche Vorschalenaufbau vorhanden
ist. Dass mit Durchfeuchtungsproblemen zu rechnen
ist, zeigt sich durch die im unteren Bereich deutlich
sichtbaren Sinterspuren (s. Bild 2).

10.4.4 Landseitiges Bogenwiderlager


Im Gegensatz zum Befund am Landpfeiler bestehen die
angeschnittenen Teile der Vorschale nicht aus schmalen
Verblendern, sondern aus eher kubischen Werksteinen.
Die Eckeinbindung besteht aus Basaltsteinquadern, die
gemß Befund eine Strke von 40 cm haben. Die Ver-
blendung der Flche mit Grauwacke weist gemß Be-
fund eine Strke von 20 cm auf.
Inwieweit sowohl bei der Verblendschale als auch bei
der flchigen Natursteinverblendung wechselnde Stein-
tiefen zur besseren Verzahnung mit dem Kernmauer-
werk angeordnet sind, kann anhand der beiden durch-
gefhrten Bohrungen nicht entschieden werden. Gemß
dem Gesamtbefund scheint es sich hier jedoch um die
ursprngliche Bausubstanz zu handeln. Zu dieser Zeit
war das Verbinden der Mauerschale ber sogenannte
Bindersteine jedoch Stand der Technik. Grundstzlich
ist somit auch hier von einer entsprechenden Einbin-
dung der Vorschale auszugehen.
Die Oberflche des Gehwegs im Sondierungsbereich
Bild 49. Bohrkerne BK 1 (waagerecht) und BK 2 (senkrecht) BK 6 besteht aus einer Lage von ca. 6 cm Feinbeton.
aus Landpfeiler Horchheim Weitere darber befindliche Schutzschichten sind im
Sondierungsbereich abgngig. Die Grenzflche zwi-
schen Fein- und Normalbeton weist horizontale Trenn-
rissschden auf. Diese sind mçglicherweise als Frost-
schden anzusehen. Darunter befinden sich ca. 10 cm
feinkçrniger Normalbeton mit zahlreichen Luft- und
Verdichtungsporen. Ab einer Bohrtiefe von ca. 20 cm
bis zu einer Tiefe von rund 1 m liegt ein stark hohlraum-
reiches Betongefge geringer Festigkeit vor. Diese
Schicht wird ab einer Sondierungstiefe von 1 m bis
zum Ende der Sondierungstiefe von rund 2 m wieder
durch eine starke Normalbetonschicht mit hohem Anteil
an Verdichtungs- und Luftporen abgelçst (Bild 51).
Mit zunehmender Tiefe zeigt der Zementstein abneh-
Bild 50. Bohrkern BK 3 menden Abrasionswiderstand. Es ist also davon auszuge-
(senkrecht) aus Landpfeiler hen, dass zum Abbindezeitpunkt der Beton in den unte-
Horchheim ren Lagen einen zu hohen Wasserzementwert aufwies.
136 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

rhrt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das


Verfllmaterial dieses Pfeilers zum Teil aus Schttun-
gen mit zum Teil nur sehr geringen Mçrtelbeimengun-
gen besteht. Die Fllung im Pfeilerinneren ist jedoch
sehr inhomogen. Es sind grçßere Bereiche mit Gesteins-
schttungen verschiedenster Materialien (Basalt- und
Grauwackebruch, Quarzkies, Schiefer) und lediglich
geringem Mçrtelanteil vorzufinden. Der Beton weist
einen hohen berkornanteil auf. Im Bereich des ber-
korns ergeben sich klaffende Fugen zwischen dem um-
gebenden Mçrtel und dem berkorn. Das gesamte Er-
scheinungsbild entspricht somit einer zeitgençssischen
betonhnlichen Stampfbetonfllung mit geringem Ver-
dichtungsgrad.
Die Festigkeit an zusammenhngend entnommenen
Proben lag bei 20,6 N/mm2 bei einer Rohdichte (luft-
trocken) von rund 2,24 kg/dm (BK 6), bzw. bei knapp
11,8 N/mm2 bei etwa gleicher Rohdichte (BK 7).

11 Untersuchung berfhrungsbauwerk
der DB Netz AG
Das berfhrungsbauwerk ber die rechte Rheinstrecke
Bild 51. Bohrkern BK 6 (senkrecht) aus landseitigem der DB Netz AG im Vorlandbereich (vgl. Bild 2) weist
Bogenwiderlager Horchheim das gleiche Schadensbild an der Gehwegplatte wie an
den entsprechenden Konstruktionen der Gewçlbebr-
cken auf. In diesem Bereich besteht eine grçßere Ver-
Ab einer Bohrtiefe von rund 1,80 m wurde gruliches kehrsgefhrdung durch mçglicherweise herabfallende
breiiges Material angeschnitten (Bild 52). Dieses Materi- Betonteile der Fuß- und Gehwegkonstruktion, die zu
al erhrtete nach Luftzutritt zu einem zusammenhngen- beachten ist. Die tragenden Stahlkonsolen, auf denen
den Gefge mit nennenswerter Festigkeit. Gemß dem die Gehwegplatten aufliegen, bestehen aus Plattenroste
durchgefhrten Salzsuretest ist das Material als Kalzi- auf großer Lnge.
umhydrat (Ca(OH)2) anzusprechen, welches sich unter
Luftzufuhr zu Kalciumkarbonat (CaCO3) umwandelte.
Gemß den Befunden hat das landseitige Gewçlbe- 12 Instandsetzung Fußgngerteilbrcke
widerlager eine einheitlichere Bausubstanz, die mçgli- Horchheim, oberstromig
cherweise noch weitgehend aus der Erstellungszeit her-
12.1 Planungskonzept
Nach Sperrung der Fußgngerteilbrcke (Bezeichnung
O3 gemß Bild 11) im Januar 2009 wurde schnellstens
nach einer Mçglichkeit gesucht, die Brcke wieder fr
den Fuß- und Randverkehr nutzbar zu machen. Es wur-
de beschlossen, die bestehenden Brckenpfeiler zu nut-
zen, indem zwischen ihnen eigenstndige selbsttragen-
de Teilbrcken als Einfeldbalken montiert werden.
Das schließlich zur Ausfhrung gelangte Konzept sah
drei Teilbrcken vor (vgl. Bild 46). Die Teilbrcke mit
der grçßten Spannweite (35 m bei 20 t Konstruktions-
gewicht) berbrckt den Bogen der Vorlandbrcke.
Aufgrund der großen Spannweite ist er als Parallelfach-
werk mit oben liegendem Druckgurt ausgefhrt. Die
beiden anderen Teilbrcken, die die ehemalige Straßen-
bahnunterfhrung und die linksrheinische rheinbeglei-
tende DB-Strecke berbrcken, sind als tragende Fahr-
bahnplatte ausgefhrt. Die Platte besteht aus umlaufen-
den Stahlprofilen mit fest verbundener Stahlplatte als
Bild 52. Aus Bohrung BK 6 (vgl. Bild 47) gewonnenes Fahrbahnflche. Die Spannweite betrgt jeweils ca.
breiiges Material, vermutlich Kalciumhydrat 10 m bei 3,5 t Konstruktionsgewicht. Das Zwischenauf-
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 137

lager dieser beiden Teilbrcken musste ebenfalls neu innerhalb einer Sperrpause montiert. Danach erfolgten
geschaffen werden. Da die Brcken auf Linienauflagern der Abbruch des Außengelnders im Bereich der Bogen-
in der Hçhe der ehemaligen Laufzone aufgelagert sind, brcke und die Montage der Linienauflager. Der Stell-
schließen sich rechts und links der Konstruktion zwei platz fr den Mobilkran wurde berprft und verfestigt.
Rampen zum Hçhenausgleich an. Die drei Brckenteile sollten dann in einer nchtlichen
Die Breite der Brcke wurde so gewhlt, dass im Bereich Sperrpause in ihre endgltige Lage eingehoben werden.
der Bahnunterfhrung das alte Außengelnder bestehen Allerdings war die Zugnglichkeit sehr beschrnkt. Der
bleiben konnte. So konnte eine separate Sicherung dieses Leinpfad ist fr einen Kran mit der notwendigen Hub-
Bereiches fr den Zeitraum der Vormontagen entfallen. hçhe (ca. 25 m) und Tragkraft (20 t) nicht zugnglich (s.
Bild 2). Der nchstmçgliche Standplatz lag landseitig
der DB-Gleise (rechter Rand in Bild 2). Dies bedingte
12.2 Montage
eine Kranreichweite von 60 m bei einer Hubhçhe von
Die vormontierte Zwischensttze direkt neben der Bahn- 25 m. In dieser Leistungsklasse war in Deutschland le-
strecke wurde in den vorbetonierten Einzelfundamenten diglich ein Mobilkran verfgbar (Bild 53).

Bild 53. Diagramm der Reichweite des eingesetzten Mobilkrans


138 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung

Eine Montage der ausladenden Bauteile war nur bei


weitgehender Windstille mçglich. Es wurden daher
zwei Sperrpausen vereinbart. In diesen Zeitrumen
wurde der Verkehr auf der stark vom Gterverkehr fre-
quentierten rheinbegleitenden Bahnstrecke komplett
gesperrt. Auf der Horchheimer Brcke wurde lediglich
das oberstromige Gleis gesperrt, auf der unterstromigen
Seite lief der Verkehr whrend des Einhebens weiter.
Die Sperrpausen wurden jeweils in die verkehrsrmste
Zeit (Nacht von Sonntag auf Montag) gelegt. Je Mon-
tagenacht standen zwei Zeitfenster zur Verfgung, zu
denen jeweils auch die betreffenden Oberleitungen ab-
geschaltet und gesichert werden mussten. Das Ein-
heben aller drei Brckenteile konnte am ersten mçgli-
chen Montagetag in der ersten Sperrpause, die etwa
von 22 bis 24 Uhr angesetzt war, unter reger Publi-
kums- und Pressebeteiligung komplett ausgefhrt wer-
den (Bild 54).

13 Zusammenfassung
Die vorgestellte Brckenertchtigung zeigt deutlich,
wie sehr eine nicht ausreichende Wartung ein Bauwerk
schdigen kann. Die Mngel bzw. Schden in der Ab-
dichtung und Wasserabfhrung der Fuß- und Rad-
wegebereiche der Vorlandbrcken haben zu derartigen
Frost- und Korrosionsschden gefhrt, dass die Trag-
fhigkeit und Standsicherheit der Konstruktion in grç-
ßeren Teilbereichen nicht mehr gegeben ist. Der unter-
stromige Bereich wurde bereits Mitte der 1980er-Jahre Bild 54. Einheben des Parallelfachwerks
gesperrt. Bereits damals war der dringende Handlungs-
bedarf gegeben.
Dringende Instandsetzungsarbeiten werden hufig zu- zustand im çffentlichen Blickpunkt ist, wie die hier
rckgestellt. Instandsetzungsarbeiten bedrfen eines behandelten Brcken(untersichten) oder im noch grç-
aufwendigeren Planungsaufwandes, insbesondere eines ßeren Maße fr die Abwasserkanalisation.
sorgfltigen Vorerkundungskonzepts. Die Dringlichkeit
von Instandsetzungsarbeiten ist oft nur nach fachlicher
Erluterung ersichtlich, die prognostizierten Folgekos-
14 Ausblick auf weitere Baumaßnahmen
ten sind noch hypothetisch. Neubauten haben dem-
gegenber hufig ein deutlich geringeres Ausfhrungs- Die Instandsetzung der oberstromigen Horchheimer
risiko. Vorlandbrcke (Bezeichnung O2, s. Bild 2) musste
Je weniger ein Bauwerk im Blickfeld ist, desto stief- aus verschiedenen Grnden provisorisch bleiben. So
mtterlicher werden hufig Wartung und Instandset- wird von der DB Netz AG die Erneuerung der Brcken-
zung durchgefhrt. Eine normative oder gesetzliche rampe fr die Zukunft geplant, sodass ein endgltiger
Festlegung der Wartungsintervalle (wie z. B. bei den Neubau die Planungsfreiheit eingeschrnkt htte. Auch
turnusmßig durchzufhrenden Brckeninspektionen) die Genehmigungsverfahren und die Sicherstellung der
hilft den Verantwortlichen die notwendigen Maßnah- Finanzierungsmçglichkeiten htten bei einer vçlligen
men durchzusetzen. Neukonstruktion wesentlich lnger gedauert als das
Dass der Widerstand gegen derartige Maßnahmen, be- jetzt bençtigte Zeitfenster von 6 Monaten zwischen
dingt auch durch die schlechte Finanzlage insbesondere Sperrung und Wiedererçffnung.
vieler Gemeinden, groß ist, lsst sich an vielen Br- Wird der oberstromige Geh- und Radweg wegen der
ckenbauwerken ablesen. Erst grçßere Unglcksflle, Umbauten gesperrt, kçnnten die drei Teilbrcken ge-
wie z. B. der Dacheinsturz der Eisporthalle in Bad Rei- nutzt werden, um ohne großen Aufwand die unterstro-
chenhall, lsst diese Widerstnde deutlich erlahmen. mige Vorlandbrcke Horchheim in gleicher Weise zu
Dass frhzeitige Wartung und Instandsetzung auch die berbrcken. Zurzeit werden entsprechende Machbar-
Gesamtunterhaltungskosten z. T. erheblich senken, keitsstudien durchgefhrt, die die Mçglichkeit und Kos-
kann in diesem Zusammenhang nicht oft genug betont ten der Wiederherstellung der unterstromigen Geh- und
werden. Dies gilt umso mehr, je weniger der Bau- Radwege (U1 bis U3) weiter erkunden sollen.
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 139

Der Fuß- und Gehweg Oberwerth unterstromig (U1, [10] Bundesministerium fr Verkehr, Bau- und Wohnungs-
vgl. Bild 11), insbesondere der vorhandene Treppen- wesen der Bundesrepublik Deutschland: RI-EBW-PRF –
abgang, ist jedoch in einem baulich sehr schlechten Richtlinie zur einheitlichen Erfassung, Bewertung, Aufzeich-
Zustand. Es sind nahezu alle Treppenstufen ausgebro- nung und Auswertung von Ergebnissen der Bauwerksprfun-
chen, die Gelnderpfosten sind ohne kraftschlssige gen nach DIN 1076, Ausgabe 1999. Verkehrsblatt-Verlag.
Einbindung vorhanden oder der Pfostenfuß ist durch- [11] Fingerloos, F. (Hrsg.): Historische Regelwerke fr den
gerostet, sodass hier wiederum eine grçßere und kosten- Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbau – Bemessung und
intensivere Baumaßnahme anstehen wrde. Ausfhrung. Ernst & Sohn, Berlin, 2009.
[12] DIN EN 12390-7:2009-07: Prfung von Festbeton; Teil
7: Dichte von Festbeton. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
15 Literatur [13] DIN EN 14630:2007-01: Produkte und Systeme fr den
[1] Schfer, K.: Caesar am Mittelrhein. Andernacher Bei- Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken – Prf-
trge Nr. 12, Andernacher Stadtmuseum (Hrsg.), Selbstver- verfahren – Bestimmung der Karbonatisierungstiefe im Fest-
lag, 1996. beton mit der Phenolphthalein-Prfung. Beuth Verlag, Ber-
lin, Wien, Zrich.
[2] Cppers, H.: Die Trierer Rçmerbrcken. Verlag Philipp
von Zabern, Mainz, 1969. [14] DIN EN 206-1:2001-07: Beton; Teil 1: Festlegung, Ei-
genschaften, Herstellung und Konformitt. Beuth Verlag,
[3] Fehr, H.: Rçmische Rheinbrcke Koblenz; Archologie Berlin, Wien, Zrich
am Mittelrhein und Mosel, Bd. 2. Archologische Denkmal-
pflege, Amt Koblenz, Selbstverlag, 1980. [15] DIN EN 488:2009-08: Betonstahl; Teil 1: Stahlsorten,
Eigenschaften, Kennzeichnung. Beuth Verlag, Berlin, Wien,
[4] Tebbe, H., Dominik, A., Brauer, N., Jnecke, Th.: Un- Zrich.
terfahrung von Mauerwerk am Beispiel der Severinstorburg
Kçln – Sicherung eines der Symbole der Domstadt. Mauer- [16] DIN EN ISO 15630:2002-09: Sthle fr die Bewehrung
werk-Kalender 34 (2009), S. 209–242. Ernst & Sohn, Berlin, und das Vorspannen von Beton – Prfverfahren; Teil 1: Be-
2009. wehrungsstbe, -walzdraht und -draht. Beuth Verlag, Berlin,
Wien, Zrich.
[5] Scharf, H.-W.: Eisenbahnbrcken in Deutschland. Eisen-
bahn-Kurier Verlag, Freiburg im Breisgau, 2003. [17] DIN EN 10045-1:1991-04: Metallische Werkstoffe;
Kerbschlagbiegeversuch nach Charpy; Teil 1: Prfverfahren.
[6] DIN 1045:1959-11: Bauwerke aus Stahlbeton. Beuth Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
Verlag, Berlin und Kçln.
[18] DIN 12390-3:2001-02: Prfung von Festbeton; Teil 1:
[7] DIN 1076:1999-11: Ingenieurbauwerke im Zuge von Form, Maße und andere Anforderungen fr Probekçrper und
Straßen und Wegen – berwachung und Prfung. Beuth Ver- Formen. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
lag, Berlin, Wien, Zrich.
[19] Gaius Julius Csar: Der Gallische Krieg. Philipp Reclam
[8] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung Jun. (Hrsg.), Selbstverlag, Stuttgart 1951.
und Ausfhrung. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
[9] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel. Beuth Verlag, Berlin,
Wien, Zrich.
C Bemessung

I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 143


Christoph Butenweg und Christoph Gellert, Aachen; Udo Meyer, Bonn

II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 169


Anton Pech, Wien

III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 185


Simon Wijte und Rob van der Pluijm, Niederlande

IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 195


Yasser Korany, Edmonton Alberta, Canada

V Bemessung von Mauerwerk –


Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 207
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden

VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze,


aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 225
Suikai Lu, Wien
C Bemessung 143

I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten


Christoph Butenweg und Christoph Gellert, Aachen; Udo Meyer, Bonn

1 Einleitung 2 Verhalten von Mauerwerksbauten


Im Hinblick auf die Einfhrung des Eurocode 8 als unter Erdbebenbelastung
europische Erdbebennorm erfolgte in den letzten Jah- Grundlage fr die Bemessung von seismisch bean-
ren eine weitgehende berarbeitung der nationalen spruchten Tragwerken sind Rechenmodelle, mit denen
Normen in ganz Europa. Diese hatte in einigen Lndern das dynamische Verhalten ausreichend genau simuliert
die direkte Einfhrung des Eurocode 8 mit nationalen werden kann. Fr Tragwerke aus Stahl oder Stahlbeton
Anwendungsdokumenten zur Folge. Andere Lnder sind in der Regel linear-elastische Rechenmodelle aus-
whlten zunchst den Weg, berarbeitete nationale reichend und allgemein akzeptiert. Unbewehrte Mauer-
Normen in enger Anlehnung an den Eurocode 8 als werksbauten lassen sich aber aufgrund der fehlenden
bergangslçsungen einzufhren. Dieser Weg wurde Zugfestigkeit durch lineare Modelle nur unzureichend
in Deutschland mit der im Jahr 2005 eingefhrten beschreiben. Bei dem Versuch, Mauerwerksbauten
DIN 4149 gewhlt, die 2010 durch die DIN EN 1998 nichtlinear zu berechnen, wird der Berechnungsinge-
(EC 8) abgelçst wird. Die praktische Anwendung der nieur mit blichen Rechenwerkzeugen vor nahezu un-
neuen Normenkonzepte fhrt jedoch bereits in Lndern lçsbare Probleme gestellt. Aber auch im wissenschaft-
mit moderaten Erdbebenbelastungen zu großen Proble- lichen Bereich werden auf Knopfdruck funktionierende
men in der Nachweisfhrung traditioneller Mauer- komplexe nichtlineare dynamische Modelle fr Mauer-
werksbauten. In zahlreichen Forschungsprojekten wur- werksbauten in absehbarer Zeit nicht verfgbar sein.
de deshalb versucht, neue Bemessungs- und Modellie- Die Problematik in der Erstellung von Rechenmodellen
rungsanstze zu entwickeln, mit denen die Reserven liegt grundstzlich in dem Zusammenspiel zwischen
von Mauerwerksbauten besser ausgenutzt werden kçn- den Nichtlinearitten auf Wandebene und der Wand-
nen. Der folgende Beitrag gibt einen Gesamtberblick scheiben auf Tragwerksebene. Auf Wandebene lassen
ber den aktuellen Stand der europischen Erdbebenbe- sich die in Bild 1 dargestellten Versagensformen unter-
messung von Mauerwerksbauten und illustriert die An- scheiden.
wendung der gngigen Berechnungs- und Bemessungs-
verfahren anhand von baupraktischen Beispielen.

Bild 1. Schubversagen von


Mauerwerkswnden

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
144 C Bemessung

Bild 2. Lastabtrag von kurzen und langen Wnden in Mauerwerksbauten

Das globale Tragverhalten von Mauerwerksbauten er-


gibt sich aus der Konfiguration der Einzelwnde im
Grundriss in Interaktion mit den Geschossdecken. Bei
einer horizontalen Belastung wirken die ber mehrere
Geschosse verlaufenden Mauerwerkswandscheiben
nicht wie im Stahlbetonbau als durchgehende Scheiben
mit Zugbertragung, sondern fhren geschossweise
Wandrotationen aus. Die Wnde stellen sich auf und
es bilden sich Druckdiagonalen zwischen den Wand-
ecken aus. Durch das Aufstellen der Wnde kommt es
zu einer Einspannwirkung durch die Deckenscheiben.
Diese Einspannwirkung ist bei kurzen Wnden durch
die grçßeren Wandrotationen strker als bei langen Bild 3. Verlauf des Einspanngrades fr die Querwnde
Wnden, die im Wesentlichen ber Schub abtragen im Erdgeschoss
(Bild 2).
Da es sich bei Erdbeben um zyklische Belastungen han-
delt, wechselt die Richtung des Aufstellens der Wnde von 1,2 mm zu einem Reibungsversagen zwischen
und es kommt zu einer Variation des Einspanngrades Wand und Decke kommt und danach der Einspanngrad
am Wandkopf und in der Folge zu einer wechselnden konstant bleibt.
Biegebeanspruchung der Decke. In Bild 3 sind die Ver- Das komplexe Zusammenspiel von nicht kraftschlssig
lufe des Einspanngrades fr die Erdgeschosswnde verbundenen Lngs- und Querwnden wird am Beispiel
dargestellt. Hierbei entspricht der Wert 0,5 einer vollen des in Bild 4 a dargestellten Erdgeschosses eines zwei-
Einspannung und der Wert 1,0 dem Kragarm. Es zeigt geschossigen Gebudes verdeutlicht. Durch die Wand-
sich, dass die kurze Wand (1,0 m) bei einer Verschie- konfiguration weisen die Querwnde bereits exzentri-
bung von etwa 4 mm den vollen Einspanngrad erreicht sche Vorbelastungen infolge Eigengewicht auf, was
hat. Die lange Wand (2,50 m) erreicht den vollen Ein- dazu fhrt, dass sich die Entwicklung der Einspanngra-
spanngrad hingegen nicht, da es bei einer Verschiebung de in die Lastrichtungen deutlich unterscheiden. Eine

(a) (b)

Bild 4. a) Erdgeschoss eines zweigeschossigen Gebudes, b) Verlauf des Einspanngrades


I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 145

x-Richtung im kleineren Verformungsbereich zu einer


Umlagerung von Vertikalkrften von der Schubwand in
die Querwand. Erst bei grçßer werdenden Verformun-
gen fhrt die Wandrotation wieder dazu, dass die
Schubwand der Querwand Lasten entzieht und damit
strker belastet wird. Den Verlauf der Wandnormalkraft
in Abhngigkeit der Wandkopfverschiebung in positive
und negative x-Richtung zeigt Bild 5.
Die einfachen Modellgrundrisse haben verdeutlicht,
dass die bei einer wechselnden Horizontalbelastung ak-
tivierten Kinematiken zu stark vernderlichen Randbe-
dingungen der Einzelwnde fhren, welche die Trag-
Bild 5. Verlauf der Wandnormalkraft ber die Verformung und Verformungsfhigkeiten positiv oder negativ be-
einflussen kçnnen. Die hier nur ansatzweise beschrie-
benen Aspekte werden in verschiedenen Literaturstel-
Belastung in die negative x-Richtung fhrt fr die linke len ausfhrlicher behandelt [12, 20, 25].
Wand wegen der exzentrischen Vertikallast unmittelbar Da die Erdbebenbelastung nach den Normen in zwei
zu einer vollen Einspannwirkung. Eine Belastung in die Richtungen gleichzeitig wirkend anzusetzen ist, wird
positive x-Richtung hebt zunchst die exzentrische Vor- die rechnerische Erfassung der oben beschriebenen Ein-
belastung auf und baut dann durch eine Wandrotation in flsse weiter erschwert. Beispielsweise kann eine
die andere Richtung wieder eine volle Einspannwirkung Schubwand infolge der Rotation einer orthogonal an-
auf, die jedoch erst bei wesentlich grçßeren Verformun- schließenden Wand durch die erste Erdbebenkom-
gen erreicht wird (Bild 4 b). ponente entlastet werden, was zu einer starken Redu-
Gleichzeitig fhrt eine Belastung in die positive x-Rich- zierung des Erdbebenwiderstandes fhrt. Bei gleichzei-
tung durch die Wandrotation zur Umlagerung von Ver- tiger Wirkung der zweiten Erdbebenkomponente kann
tikalkrften der linken Querwand auf die Schubwand, dies direkt zum Versagen der orthogonal angeschlosse-
die sich bei grçßer werdenden Verformungen ber Rah- nen Schubwand fhren (Bild 6 a). Dieser Fall tritt nicht
mentragwirkung auf die gegenberliegende Wand um- ein, wenn die erste Erdbebenkomponente in die andere
lagern. Umgekehrt fhrt eine Belastung in die negative Richtung wirkt (Bild 6 b). Welche Situationen letztend-
lich whrend eines Erdbebens auftreten, ist aufgrund
der stochastischen Einwirkung infolge Erdbeben nicht
a) vorhersehbar.
Zielsetzung fr den Mauerwerksbau ist es, der Praxis
anwendbare Berechnungs- und Bemessungskonzepte
zur Verfgung zu stellen, mit denen die Tragwerks-
reserven bei gleichzeitig ausreichendem Sicherheits-
niveau gut ausgenutzt werden kçnnen. Im Folgenden
werden die zurzeit gngigen Berechnungs- und Bemes-
sungsverfahren anhand von baupraktischen Beispielen
erlutert und bewertet.

3 Rechenverfahren fr
b)
Mauerwerksbauten
Fr den rechnerischen Nachweis von Mauerwerksbau-
ten unter Erdbebenbelastung kçnnen folgende Rechen-
verfahren zum Einsatz kommen:
– Ersatzkraftverfahren,
– Antwortspektrenverfahren,
– Pushoverberechnung,
– Zeitverlaufsberechnung.
Bei Anwendung der Rechenverfahren ist zu beachten,
dass die DIN 4149 [16] nichtlineare statische Berech-
nungen und Zeitverlaufsberechnungen generell aus-
schließt, whrend die DIN EN 1998 (EC 8) [18] alle
Bild 6. a) Versagen der Schubwand in Querrichtung durch Verfahren zulsst. Mit Fertigstellung des Nationalen
Entlastung, b) ausreichender Widerstand der Schubwand in Anwendungsdokumentes und Einfhrung der DIN EN
Querrichtung ohne Entlastung 1998 werden aber ab 2010 auch in Deutschland alle
146 C Bemessung

Tabelle 1. Zusammenstellung der entscheidenden Eigenschaften der Berechnungsverfahren


Berechnungsverfahren
Ersatzkraftverfahren Antwortspektrenverfahren Nichtlineare statische Zeitverlaufsberechnung
Berechnung (Pushover)
Verfahren statisch statisch statisch dynamisch
Tragwerksmodell linear linear nichtlinear nichtlinear
2-D 2-D, 3-D 2-D, 3-D 2-D, 3-D
Torsionseinfluss vereinfachte Anstze 2-D: vereinfachte Anstze 2-D: vereinfachte Anstze 2-D: vereinfachte Anstze
3-D: im Modell enthalten 3-D: im Modell enthalten 3-D: im Modell enthalten
Bercksichtigung pauschal: pauschal:- im Modell enthalten im Modell enthalten
Nichtlinearitten Verhaltensbeiwert Verhaltensbeiwert
Einwirkung Antwortspektrum Antwortspektrum Antwortspektrum Zeitverlauf
Berechnung Tragwerksanalyse mit modale Analyse mit qua- Pushoverberechnung mit mindestens 3 Zeitverlaufs-
statischen Ersatzlasten dratischer berlagerung monoton anwachsenden berechnungen mit statisti-
der Zustandsgrçßen ußeren Krften scher Auswertung
Ungenauigkeiten Modellbildung, Modellbildung, Modellbildung, Modellbildung
Tragwerksdynamik, Tragwerksdynamik, Tragwerksdynamik
Materialverhalten Materialverhalten
Anforderungen sehr hoch 2-D: hoch 2-D: hoch 2-D: hoch
an Regelmßigkeit 3-D: keine 3-D: keine 3-D: keine
Nachvollziehbarkeit sehr gut gut gut schwierig
Ausnutzung der gering gering gut sehr gut
Tragwerksreserven
Aufwand gering mßig vertretbar sehr hoch

Rechenverfahren einsetzbar sein. An dieser Stelle wird erwerksbauten stehen die zeitintensive nichtlineare Mo-
darauf verzichtet, die Theorie der einzelnen Rechenver- dellierung und die damit verbundenen großen Rechen-
fahren zu erlutern. Statt der theoretischen Beschrei- zeiten und dem großem Aufwand in der Auswertung
bung werden hier die Verfahren nach den fr die prak- und Interpretation der Ergebnisse in keinem Verhltnis
tische Anwendung wesentlichen Kriterien in Kurzform zum Nutzen. Insgesamt kann man resmieren, dass
bewertet (Tabelle 1). nichtlineare Zeitverlaufsberechnungen fr Mauer-
Als Standardrechenverfahren werden fr den Mauer- werksbauten in der Praxis zurzeit nicht anwendbar sind.
werksbau das Ersatzkraftverfahren oder das Antwort- Pushoverberechnungen hingegen sind im Bereich der
spektrenverfahren angewendet. Diese beiden Verfahren Tragwerksplanung fr Stahlbeton oder Stahl bereits lan-
bieten aufgrund ihrer einfachen Handhabung und der ge anerkannte und oft angewendete verformungsbasier-
vergleichsweise einfachen Modellbildung die Mçglich- te Nachweisverfahren. Die nichtlinearen statischen Ver-
keit fr die blicherweise kleinen bis mittelgroßen fahren ermçglichen eine gute Ausnutzung der Trag-
Tragwerke aus Mauerwerk den Nachweis effizient werksreserven und lassen sich auch fr Mauerwerks-
und damit kostengnstig zu fhren. Zudem sind die bauten so aufbereiten, dass eine Anwendung in der
Resultate aus den linearen Nachweisen einfach aus- Baupraxis mçglich ist. Insbesondere durch ein stetig
zuwerten und zu interpretieren. Nachteilig ist hingegen wachsendes Angebot an geeigneten Software Lçsungen
die schlechte Ausnutzung der Tragwerksreserven, die es [1, 24, 26, 30], die auf Mauerwerksbauten und ihre
bereits in Erdbebenzone 2 schwierig macht, realistische Anforderungen an Tragwerks- und Materialmodellie-
Grundrisse nachzuweisen. Die Anwendung der linearen rung speziell zugeschnitten sind, bieten sich diese Ver-
Verfahren wird in Abschnitt 5 erlutert. fahren dem Tragwerksplaner als echte Alternative zur
Der Schritt zu einer Nachweisfhrung mit nichtlinearen klassischen linearen Nachweisfhrung an. Mit ihnen
Nachweisverfahren wird trotz der sich daraus ergeben- kçnnen nichtlineare Tragwerksreserven ohne sprbare
den Chancen hinsichtlich der besseren Ausnutzung von Aufwandssteigerung nachgewiesen werden. Die Nach-
Tragwerksreserven blicherweise als zu aufwendig ein- weisfhrung mit nichtlinearen statischen Verfahren
geschtzt. Dies ist insbesondere fr die nichtlinearen wird in Abschnitt 6 vorgestellt.
Zeitverlaufsberechnungen zutreffend. Fr bliche Mau-
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 147

4 Mauerwerksbauten ohne erbracht werden kann, in denen ein linearer rechneri-


rechnerischen Nachweis scher Nachweis nicht mçglich ist. Der Grund hierfr
liegt darin, dass die erforderlichen Schubwandflchen
4.1 berblick auf neueren Erkenntnissen und Erfahrungen basieren.
In der Baupraxis hat sich aber gezeigt, dass der Nach-
Auf einen rechnerischen Nachweis im Grenzzustand
weis mittels konstruktiver Regeln fr „einfache Mauer-
der Tragfhigkeit kann fr Mauerwerksbauten der Be-
werksbauten“ in den meisten Fllen nicht anwendbar
deutungskategorien I bis III nach DIN EN 1998 (EC 8)
ist, da die Gebude die sehr restriktiven Anforderungen
und DIN 4149 vollstndig verzichtet werden, wenn fol-
hinsichtlich der Gestaltung im Grund- und Aufriss hu-
gende Bedingungen eingehalten sind:
fig nicht erfllen. Zur Realisierung architektonischer
• Die mit einem Verhaltensbeiwert von q = 1,0 ermit-
Ansprche und moderner Nutzungsanforderungen ist
telte horizontale Gesamterdbebenkraft ist kleiner als
somit der rechnerische Nachweis unverzichtbar. Eine
die Horizontalkraft, die sich aus anderen stndigen
weitere Einschrnkung in der Anwendung der Tabellen
und vorbergehenden Bemessungssituationen ergibt
zur Ermittlung der Mindestschubwandflchen liegt da-
(z. B. Wind in Kombination mit stndigen Lasten
rin, dass Zulassungsprodukte nicht abgedeckt werden,
und Verkehrslasten).
da die Tabellenwerke in der Regel nur auf Normsteine
• Die Kriterien des erdbebengerechten Entwurfs sind
anwendbar sind. Hier besteht noch Regelungsbedarf.
erfllt.
Da in Deutschland in den meisten Fllen Zulassungs-
Darber hinaus kann auf einen rechnerischen Nachweis
produkte verwendet werden, ist in der Regel ein
verzichtet werden, wenn die Anforderungen fr „ein-
rechnerischer Nachweis unter Bercksichtigung der
fache Mauerwerksbauten“ (DIN 4149, Abschn. 11.6
speziellen Zulassungsanforderungen erforderlich. Die
bzw. DIN EN 1998, Abschn. 9.7) erfllt werden. Diese
genannten Einschrnkungen verdeutlichen, dass der
umfassen Vorgaben an Mauerwerksbaustoffe in Erdbe-
rechnerische Nachweis den Regelfall fr die Erdbeben-
bengebieten, Kriterien des erdbebengerechten Entwurfs,
bemessung von Mauerwerksbauten darstellt.
Vorgaben an die maximale Geschossanzahl, konstrukti-
ve Regeln der Grundrissgestaltung und Mindestanforde-
rungen an Schubwandflchen. Diese Anforderungen
4.2 Anwendungsbeispiel
werden in den europischen Erdbebennormen in Abhn-
gigkeit der seismischen Belastung, der Anzahl der Voll- Die Anwendung der Regeln fr „einfache Mauerwerks-
geschosse und der Steinfestigkeitsklasse als auf die Ge- bauten“ nach DIN 4149 wird fr den Grundriss eines
schossgrundrissflche bezogene Mindestquerschnittsfl- typischen Reihenhauses mit ber die Hçhe durchgehen-
chen von Schubwnden je Geschossrichtung angegeben. den Innen- und Außenwnden aus Kalksandsteinen der
Der Nachweis mit Berechnung der Mindestquer- Steindruckfestigkeitsklasse 12 vorgestellt (Bild 7). Das
schnittsflchen fr Schubwnde ist einfach und schnell Haus liegt in der Erdbebenzone 1, die Untergrundver-
durchfhrbar und sollte daher, wenn mçglich, dem hltnisse sind B-R und nach DIN 4149, Tabelle 3 wird
rechnerischen Nachweis vorgezogen werden. Hinzu die Bedeutungskategorie II mit einem Bedeutungs-
kommt, dass der vereinfachte Nachweis in vielen Fllen faktor gI = 1,0 gewhlt. Der Keller ist als steifer Kasten

Bild 7. Grundriss des Reihenhauses


148 C Bemessung

Tabelle 2. berprfung der Anforderungen an Mauerwerksbauten nach DIN 4149, Absatz 11.1 bis 11.3
Absatz Anforderung Erfllt
11.1 (1) Horizontallastabtrag ber Mauerwerksschubwnde ja
11.2 (1) Anforderungen an die Mauerwerksbaustoffe ja
(fr Kalksandsteine der Steindruckfestigkeitsklasse 12 nach DIN 1053-1 erfllt)
11.3 (1) Einhaltung der Konstruktionsmerkmale nach DIN 4149, Abschnitt 4.2 ja
11.3 (2) Geschossdecke als starre Scheibe ausgebildet ja
11.3 (3) Mindestanforderung an die Lnge aussteifender Wnde nach DIN 4149, Tabelle 14 ja
fr Erdbebenzone 1 : l = 0,74 m
Mindestanforderungen fr die Wandschlankheit (hk/t) nach DIN 1053-1 ja

Tabelle 3. Nachweis durch Einhaltung konstruktiver Regeln nach DIN 4149, Absatz 11.6
Absatz 11.6 Konstruktionsregel Erfllt
(1) Erfllung der allgemeinen Anforderungen der Abschnitte 11.1 bis 11.3 ja
(2) Kompakter, annhernd rechteckiger Grundriss ja
Lngenverhltnis von b/l = 5,97/11,49 = 0,52 ‡ 0,25 ja
(3) Anzahl der Vollgeschosse: 2 < 4 (DIN 4149, Tabelle 8 fr EZ 1, BK II) ja
Maximale Geschosshçhe: 2,84 m £ 3,50 m ja
(4) Steifigkeitsmittelpunkt und Massenschwerpunkt liegen nahe beieinander ja
Ausreichende Torsionssteifigkeit ja
(5) Aussteifende Wnde ber alle Geschosse durchgehend ja
(6) Aussteifende Wnde tragen den berwiegenden Teil der Vertikallasten ja
Vertikallasten verteilen sich auf die aussteifenden Wnde in beiden Gebuderichtungen ja
(7) Mindestschubwandflchen nach Tabelle 15 der Norm: ja
Eingangswerte
ag = 0,4 m/s± (DIN 4149, Tabelle 2, Erdbebenzone 1)
S = 1,25 (DIN 4149, Tabelle 4, Untergrundkombination B-R)
gI = 1,0 (DIN 4149, Tabelle 3, Wohngebude)
Ag = 68,6 m± (Geschossgrundrissflche)
lax = 1,240 m (mittlere Wandlnge in x-Richtung)
lay = 11,23 m (mittlere Wandlnge in y-Richtung)
Erforderliche Schubwandflchen
Querrichtung Lngsrichtung
Beiwert kx Beiwert ky
kx ¼ 1 ky ¼ 1 þ ðlay  2Þ=4 ¼ 3,31  2
(Anteil Schubwnde > 2 m: 29 % < 70 %) (Anteil Schubwnde > 2 m: 100 % > 70 %)
Linke Spalte in Tabelle 15 der Norm Linke Spalte in Tabelle 15 der Norm
ag  S  g I ¼ 0,5  0,06  9,81  kx ¼ 0,59 ag  S  g I ¼ 0; 5  0,06  9,81  ky ¼ 1,18
Erforderliche Schubwandflche Asx Erforderliche Schubwandflche Asy
erf. ASx = 2 % · 68,6 m2 = 1,37 m2 erf. ASy = 2 % · 68,6 m2 = 1,37 m2
Vorhandene Schubwandflchen
Querrichtung Lngsrichtung
AS1 = 0,175 · 0,74 = 0,13 m2 AS3 = 0,175 · 11,32 = 1,98 m2
AS2 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2 AS7 = 0,175 · 11,14 = 1,95 m2
AS4 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2
AS5 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2 vorh. Asy = 3,93 m2 > erf. Asy = 1,37 m2
AS6 = 0,175 · 0,97 = 0,17 m2
AS8 = 0,175 · 2,00 = 0,35 m2
AS9 = 0,175 · 2,00 = 0,35 m2
vorh. Asx = 1,51 m2 > erf. Asx = 1,37 m2
(8) Je Gebuderichtung mindestens zwei Wnde mit l ‡ 1,99 m ja
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 149

ausgebildet und die Masse der Dachkonstruktion be- und weniger auf den Bauteilnachweisen nach einschl-
trgt weniger als 50 % des darunter liegenden Geschos- gigen und hinreichend bekannten Mauerwerksnormen.
ses. Damit verfgt das Haus nach DIN 4149 ber zwei
anrechenbare Vollgeschosse.
5.1 Ersatzkraftverfahren
Voraussetzung fr die Anwendung der vereinfachten
konstruktiven Regeln ist nach Absatz 11.6 (1) der DIN Das Ersatzkraftverfahren wird fr ein Mehrfamilien-
4149 die Einhaltung der in den Abschnitten 11.1 bis haus mit dem in Bild 8 dargestellten Grundriss durch-
11.3 festgelegten allgemeinen Anforderungen fr Mau- gefhrt. Der Keller ist als steifer Kasten ausgebildet,
erwerksbauten. dem sich drei Vollgeschosse mit starren Geschoss-
Tabelle 2 zeigt, dass die Anforderungen der Abschnitte decken anschließen. Da die Masse der Dachkonstrukti-
11.1 bis 11.3 der DIN 4149 erfllt sind, sodass der ver- on weniger als 50 % des darunter liegenden Voll-
einfachte Nachweis nach Abschnitt 11.6 erfolgen darf. geschosses betrgt, wird die Masse des Dachgeschosses
Der Nachweis der Einhaltung der konstruktiven Regeln dem darunter liegenden Vollgeschoss aufgeschlagen.
ist in Tabelle 3 zusammengestellt. Es zeigt sich, dass Die Mauerwerksinnenwnde werden aus Kalksandstei-
die Konstruktionsregeln eingehalten werden und auf nen (240 mm, Steindruckfestigkeitsklasse 20) und die
einen rechnerischen Nachweis verzichtet werden kann. Außenwnde aus Hochlochziegeln (365 mm, Stein-
Der Nachweis gelingt jedoch nur in Erdbebenzone 1. druckfestigkeitsklasse 6) in Kombination mit Dnnbett-
Fr die Erdbebenzone 2 kann der vereinfachte Nach- mçrtel ausgefhrt. Der Standsicherheitsnachweis wird
weis in Querrichtung nicht mehr gefhrt werden, da in nach DIN 4149 fr die Erdbebenzone 2 mit der Unter-
diesem Fall die erforderliche Gesamtschubwandflche grundkombination C-S gefhrt.
nicht mehr ausreichend ist.
5.2 Ersatzsystem fr die Ermittlung der
Beanspruchungsgrçßen
5 Nachweis mit linearen Verfahren
Als Ersatzsystem fr das dreidimensionale Gebude
Anhand von zwei Beispielen werden im Folgenden das kann aufgrund der Gebuderegelmßigkeit ein einfacher
Ersatzkraftverfahren und das multimodale Antwortspek- Dreimassenschwinger gewhlt werden (Bild 9). Die in
trenverfahren erlutert. Das Augenmerk liegt dabei mehr Tabelle 4 zusammengestellten Einzelmassen des
auf der Methodik bis hin zur Schnittgrçßenermittlung Schwingers mi ergeben sich aus dem Eigengewicht und

Bild 8. Grundriss des Mehrfamilienhauses


150 C Bemessung

Tabelle 4. Zusammenstellung der Stockwerksmassen

A gk qk1 y2,1 qk2 y2,2 Mw j MSt


[m±] [kN/m±] [kN/m±] [–] [kN/m±] [–] [t] [–] [t]
Decke 1 195,88 6,00 2,70 0,30 0,00 0,00 62,51 0,50 190,40
Decke 2 195,88 6,00 2,70 0,30 0,00 0,00 62,51 0,50 190,40
Decke 3 195,88 7,20 2,70 0,30 0,45 0,50 31,26 1,00 195,68

y-Richtung: Fb,y = Sd(T1) · M · l = 0,75 · 576,48 · 0,85


= 367,51 kN
Die Verteilung der Gesamterdbebenkrfte erfolgt ver-
einfachend hçhen- und massenproportional auf die ein-
zelnen Stockwerksebenen (Tabelle 5).

5.2.2 Verteilung der Erdbebenersatzkrfte auf die


Wandscheiben
Die Summe der Erdbebenlasten je Geschoss wird ent-
sprechend der jeweiligen Wandsteifigkeiten auf die
Bild 9. 3-D-Gebudeansicht und dynamisches Ersatzsystem
Einzelwnde verteilt. Dafr sind die Verteilungszahlen
six fr die Bebenkomponente in x-Richtung und siy fr
die Bebenkomponente in y-Richtung zu ermitteln [27].
den vernderlichen Masseanteilen infolge von Verkehrs-
Bei der Berechnung der Verteilungszahlen sind die Tor-
lasten auf den Stockwerksebenen. Die Steifigkeiten des
Ersatzstabes sind die Geschosssteifigkeiten ki,x,y, die sich
aus der Summe der Wandsteifigkeiten in eine Richtung
berechnen. Die Ermittlung der Erdbebenersatzkrfte und
der daraus resultierenden Wandbeanspruchungen erfolgt
getrennt fr die x- und y-Richtung. Bei der Berechnung
der Steifigkeiten sollten die Schubverformungen berck-
sichtigt werden [27]. Eine Kombination der Beanspru-
chungsgrçßen ist nach DIN 4149, Abschnitt 6.2.4.1 (5)
fr mit Wnden ausgesteifte Systeme nicht erforderlich.
An dieser Stelle sei aber darauf hingewiesen, dass diese
Sonderregelung mit Einfhrung der DIN EN 1998
(EC 8) entfllt, und zuknftig eine berlagerung der
Erdbebenrichtungen erfolgen muss.

5.2.1 Ermittlung der Erdbebenersatzkrfte


Bild 10. Bemessungsspektrum, Erdbebenzone 2, UK C-S, q = 1,5
Mit den mittels einer Modalanalyse berechneten Eigen-
perioden von 0,19 s in x-Richtung und 0,13 s in y-Rich- Tabelle 5. Stockwerkskrfte aus hçhen- und massen-
tung werden die Ersatzkrfte ermittelt. Mit den Peri- proportionaler Verteilung
oden werden die zugehçrigen Spektralbeschleunigun-
gen nach DIN 4149 aus dem Antwortspektrum be- Kraftverteilung Stockwerkskrfte
stimmt. Dabei wird ein Verhaltensbeiwert von q = 1,5 x-Richtung y-Richtung
fr unbewehrtes Mauerwerk nach DIN 4149, Tabelle 17
angesetzt. Bild 10 zeigt, dass sich fr beide Richtungen F3 186,3 kN 186,3 kN
eine Spektralbeschleunigung von 0,75 m/s± ergibt.
Aus der Gesamtmasse des Tragwerks und den Spektral-
beschleunigungen werden die Gesamterdbebenkrfte F2 120,8 kN 120,8 kN
berechnet. Die Gesamterdbebenkrfte kçnnen noch
mit dem Korrekturfaktor l abgemindert werden, da F1 60,4 kN 60,4 kN
nicht die gesamte Masse dynamisch mitwirkt:
x-Richtung: Fb,x = Sd(T1) · M · l = 0,75 · 576,48 · 0,85 Fb 367,5 kN 367,5 kN
= 367,51 kN
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 151

sionswirkungen infolge der tatschlichen Exzentrizitt Tabelle 6. Anzusetzende Exzentrizitten nach DIN 4149
eo, der zustzlichen Exzentrizitt e2 und der zuflligen
Exzentrizitt e1 nach DIN 4149, Abschnitt 6.2.2.4.2 zu Tatschliche Zufllige Zustzliche emin emax
bercksichtigen. Aus diesen ergeben sich die anzuset- (e0) (e1) (e2)
zenden Exzentrizitten emin und emax, die getrennt fr [m] [m] [m] [m] [m]
beide Untersuchungsrichtungen zu bestimmen sind.
Fr den hier betrachteten Grundriss wurden die in Ta- x 0,011 0,712 0,060 – 0,706 0,783
belle 6 angegebenen Exzentrizitten berechnet und bei y 2,193 0,712 2,846 0,385 5,750
der Ermittlung der Verteilungszahlen angesetzt.

5.2.3 Standsicherheitsnachweise nach DIN 1053-100


Zur Durchfhrung der Standsicherheitsnachweise nach
DIN 1055-100 [15] sind die horizontalen Erdbebenlas-
ten infolge Erdbeben mit den Vertikallasten infolge Ei-
gengewicht zuzglich 30 % der Verkehrslasten zu ber-
lagern. Die Berechnung der Wandnormalkrfte erfolgte
hierbei mit dem Programm MINEA [30] ber Lastein-
zugsflchen (Bild 11).
Mit den Beanspruchungen werden die Nachweise im
Grenzzustand der Tragfhigkeit fr zentrische und ex-
zentrische Druckbeanspruchung sowie fr den Schub Bild 11. Last-
am Wandfuß nach DIN 1053-100 gefhrt. Die Ergeb- einzugsflchen
nisse dieser Nachweise sind fr alle Wnde in Tabelle 7 der Einzelwnde

Tabelle 7. Nachweise im Grenzzustand der Tragfhigkeit aller Wnde


Wand NEd VEd MEd NRd VRd NEd/NRd VEd/VRd
[kN] [kN] [kN] [kN] [kN] [–] [–]
W1 131,58 9,57 56,02 667,73 47,11 0,20 0,20
W2 147,87 14,16 82,90 645,45 47,69 0,23 0,30
W3 154,72 14,16 82,91 685,23 50,40 0,23 0,28
W4 131,32 9,57 56,04 666,09 47,00 0,20 0,20
W5 220,37 30,97 181,22 1423,93 93,85 0,15 0,33
W6 94,72 3,72 21,77 935,81 42,40 0,10 0,09
W7 231,30 4,62 27,04 1217,52 55,19 0,19 0,08
W8 251,56 27,97 163,66 1599,48 98,49 0,16 0,28
W9 368,69 78,10 457,48 1967,59 162,80 0,19 0,48
W10 81,16 2,72 15,95 872,92 36,99 0,09 0,07
W11 367,64 78,14 457,72 1961,72 162,34 0,19 0,48
W12 251,21 27,97 163,68 1597,89 98,47 0,16 0,28
W13 229,94 4,62 27,04 1216,39 55,11 0,19 0,08
W14 93,08 3,72 21,77 929,29 42,17 0,10 0,09
W15 217,86 30,95 181,10 1408,86 92,84 0,15 0,33
W16 402,37 94,39 552,62 1256,29 95,62 0,32 0,99
W17 123,96 4,51 26,41 1497,80 51,80 0,08 0,09
W18 343,17 80,79 473,09 4255,71 194,13 0,08 0,42
W19 447,28 81,18 475,45 5518,11 251,56 0,08 0,32
W20 124,15 4,51 26,41 1499,15 51,82 0,08 0,09
W21 402,25 94,39 552,62 1254,68 95,53 0,32 0,99
W22 587,34 69,10 404,58 3784,64 221,24 0,16 0,31
W23 717,00 147,16 861,81 7972,19 409,90 0,09 0,36
152 C Bemessung

zusammengestellt. Hierbei wurde der Schubnachweis fahren mit einem dreidimensionalen Tragwerksmodell
mit dem genaueren Verfahren nach DIN 1053-100, Ab- durchzufhren. Mit diesem lassen sich Torsionseffekte
schnitt 9.9.5 gefhrt. und der Kraftfluss in komplexen Tragwerken genauer
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wnde 16 und 21 voll erfassen. Wenn das Antwortspektrenverfahren einge-
ausgenutzt sind und das Gebude weder bei ungnstige- setzt wird, kçnnen nur lineare Rechenmodelle verwen-
ren Bodenverhltnissen in Erdbebenzone 1 noch in Erd- det werden, was fr Mauerwerk eigentlich nicht zutref-
bebenzone 2 nachgewiesen werden kçnnte. Es wird fend ist. Da aber die DIN 4149 nur lineare Rechenver-
deutlich, dass ein rechnerischer Nachweis mit diesem fahren zulsst und auch in der DIN EN 1998 (EC 8) das
Verfahren schon bei offensichtlich gut ausgesteiften Antwortspektrenverfahren das Standardrechenverfah-
Gebuden in den Erdbebenzonen 1 und 2 Probleme ren ist, kann das Antwortspektrenverfahren auf unregel-
bereitet. Grund hierfr ist die vereinfachte Systemmo- mßige Mauerwerksbauten angewendet werden.
dellierung als Kragarm in Kombination mit dem linea- Als Berechnungsbeispiel wird das Mehrfamilienhaus aus
ren wandbezogenen Nachweiskonzept. Abschnitt 5.2 betrachtet, jedoch nun mit einem Staffel-
geschoss als dritte Stockwerksebene. Das Staffelgeschoss
weist mehr als 50 % der Masse des darunterliegenden
5.3 Unregelmßige Tragwerke
Geschosses auf und kann deshalb nicht dem darunterlie-
Wenn die Bedingungen fr regelmßige Tragwerke ver- genden Geschoss als Masse aufgeschlagen werden. Ent-
letzt sind, dann ist entsprechend den Normen eine Be- sprechend der normativen Anforderungen wird ein drei-
rechnung nach dem multimodalen Antwortspektrenver- dimensionales Rechenmodell fr den Erdbebennachweis

Bild 12. 3-D-Ansichten des Mehrfamilienhauses

Bild 13. Grundriss des Staffelgeschosses


I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 153

men, da es in einem 3-D-Modell zu der in Abschnitt 2


beschriebenen Entlastung von Wnden kommen kann.
Abschließend ist festzustellen, dass die Anwendung
des multimodalen Antwortspektrenverfahrens auf Mau-
erwerksbauten eine zulssige und in der Praxis handhab-
bare Mçglichkeit fr die Erdbebenberechnung darstellt.

6 Nichtlineare statische
Nachweisverfahren
6.1 Kurzbeschreibung des Nachweiskonzepts
Im Rahmen des verformungsbasierten Konzepts erfolgt
die Nachweisfhrung nicht durch den Vergleich von
einwirkenden und aufnehmbaren Krften, sondern
durch den Vergleich der Verformungsfhigkeit des
Bauwerks und der erforderlichen Verformungsfhigkeit
infolge der seismischen Beanspruchung. Grundlage des
Bild 14. Schnittgrçßenverlufe der Wand 16 im EG fr
Nachweises ist die nichtlineare Lastverformungskurve
die Erdbebenkombination (EZ 2, UK C-S)
des Bauwerks, die mit einer statisch nichtlinearen
Berechnung durch sukzessive Steigerung einer Hori-
zontallastverteilung entsprechend der maßgebenden Ei-
verwendet. Die Erdbebeneinwirkungen in die horizonta-
genformen zu bestimmen ist. Die ermittelte Last-Ver-
len Richtungen werden als gleichzeitig wirkend angesetzt
formungskurve wird im Anschluss mittels eines quiva-
und entsprechend den Normen vereinfacht mit der
lenten Einmassenschwingers in das Spektralbeschleuni-
30%-Regel berlagert. Wiederum erfolgt der Nachweis
gungs-Spektralverschiebungsdiagramm (Sa-Sd-Dia-
fr Erdbebenzone 2 und die Untergrundkombination C-S.
gramm) transformiert und mit dem Antwortspektrum
Bild 12 zeigt in zwei Ansichten das dreidimensionale
aus der jeweiligen Erdbebennorm berlagert. Kann
Modell mit dem Staffelgeschoss. Der Grundriss des Staf-
ein Schnittpunkt („Performance Point“) der beiden Kur-
felgeschosses ist in Bild 13 dargestellt.
ven im stabilen Bereich der Kapazittskurve ermittelt
Die dreidimensionale Berechnung wird mit dem Pro-
werden, so ist die Standsicherheit gewhrleistet. Die
gramm MINEA [30] auf Grundlage der Finite-Elemen-
Bestimmung des Kurvenschnittpunktes erfolgt iterativ
te-Methode durchgefhrt. Die Spannungsnachweise
unter Bercksichtigung einer verformungsabhngigen
sind aufgrund der Unregelmßigkeit in jedem Stock-
effektiven Bauwerksdmpfung, die sich aus dem Anteil
werk am Wandkopf und am Wandfuß zu fhren, was
der viskosen Dmpfung und der quivalenten viskosen
zu einem großen Ausgabeumfang fhrt. Exemplarisch
Dmpfung infolge hysteretischen Verhaltens zusam-
wird hier der Nachweis fr die im zweidimensionalen
mensetzt (Bild 15). Das beschriebene verformungs-
Modell voll ausgenutzte Wandscheibe 16 am Wandfuß
im Erdgeschoss gefhrt. Fr diese Wandscheibe ergibt
sich der in Bild 14 dargestellte Momenten- und Quer-
kraftverlauf fr die Erdbebenkombination. Anders als
bei dem Kragarmmodell liefert das 3-D-Modell durch
die Rahmentragwirkung Einspannmomente auf Hçhe
der Geschossdecken.
Mit den Bemessungsschnittgrçßen wird der maßgeben-
de Schubnachweis fr die Wand 16 mit einer Auslas-
tung von 32 % erfllt. Auch alle brigen Wnde in den
drei Stockwerken erfllen die rechnerischen Nachwei-
se. Deshalb erfolgt zustzlich der Versuch, den Nach-
weis auch fr die Erdbebenzone 3 mit den Untergrund-
verhltnissen C-S zu fhren. Hier wird der Nachweis
von der Wand 16 eine Auslastung von 38 % erfllt und
auch alle brigen Wnde erfllen in den drei Stockwer-
ken den rechnerischen Nachweis.
Die Anwendung des dreidimensionalen Rechenmodells
ermçglicht den Nachweis von beliebigen Mauerwerks-
gebuden und kann in vielen Fllen die Nachweissitua-
tion durch die rumliche Tragwirkung verbessern. Aller-
dings kann es durchaus auch zu negativen Effekten kom- Bild 15. Bestimmung des „Performance Point“
154 C Bemessung

basierte Bemessungskonzept auf Grundlage der Kapa- teraktiv mithilfe des speziell fr diese Zwecke
zittsspektrum-Methode wurde in der Software MINEA entwickelten Softwaretools DB-Tool.
[30] umgesetzt. Fr eine detaillierte Beschreibung des Nach Auswertung der Last-Verformungskurven werden
Verfahrens wird hier auf weitergehende Literatur ver- die Daten in einer angeschlossenen Datenbank struktu-
wiesen [6–8, 23, 31, 32]. riert abgespeichert, auf die whrend der Berechnung in
Abhngigkeit von der Materialkombination, der Wand-
geometrie und dem Vertikallastniveau der Einzelwand
6.2 Ermittlung der Last-Verformungskurven
zugegriffen wird. Da die Datenbank immer nur ein Ras-
der Einzelwnde
ter von Last-Verformungskurven enthlt, werden die
Die fr die Methode erforderlichen Last-Verformungs- Lcken in der Datenbank durch geeignete Interpolati-
kurven der Einzelwnde sowie deren Dmpfungsver- onsalgorithmen geschlossen.
lufe kçnnen entweder aus experimentellen Daten
oder mit analytischen Anstzen bestimmt werden. 6.2.2 Approximationsansatz
Auch eine Kombination von experimentellen Daten
In Anlehnung an DIN EN 1996 (EC 6) [17], DIN EN
und analytischen Anstzen ist mçglich.
1998 (EC 8) [18] und die Richtlinien FEMA 306–308
[2–4] sowie FEMA 356 [5] wurde ein Ansatz gemß
6.2.1 Auswertung zyklischer
Bild 17 entwickelt, um Steifigkeit, maximale Traglast
Last-Verformungskurven aus Versuchen
und Endverformung von Mauerwerkswnden mit belie-
Aus den experimentellen Daten werden die resultieren- bigen Stein-Mçrtel-Kombinationen und Randbedingun-
den Last-Verformungskurven als Mittelwert der Einhl- gen zu beschreiben [10].
lenden im positiven und negativen Ast der Hysterese- Die Verifizierung und Kalibrierung dieses Ansatzes er-
kurven sowie die resultierenden Dmpfungsverlufe be- folgte mit den im europischen Forschungsprojekt
stimmt (Bild 16). Die Auswertung erfolgt grafisch in- ESECMaSE [20] ermittelten Last-Verformungskurven

Bild 16. Bestimmung der Last-Verformungskurven und Dmpfungsverlufe


I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 155

difikationen der Anstze noch weiter minimiert wer-


den. Die Modifikationen der Anstze waren
notwendig, da die bisherigen normativen Anstze auf
lteren Versuchen mit heute nicht mehr blichen
Stein-Mçrtel-Kombinationen basieren. In Tabelle 8
sind die hergeleiteten Berechnungsformeln fr die ma-
ximale horizontale Traglast und die maximale Verfor-
mungsfhigkeit fr die drei Tragfhigkeitsbedingun-
gen zusammengestellt. Im Vergleich zu anderen deut-
lich komplexeren Anstzen zur Bestimmung der
Schubtragfhigkeit liegen die Vorteile dieses Ansatzes
Bild 17. Bilineare Approximation der Versuchskurven darin, dass nur wenige Eingangsparameter bençtigt
werden und die Berechnungsformeln durch den Ver-
zicht auf empirische Anpassungsfaktoren einfach me-
von insgesamt fnf verschiedenen Stein-Mçrtel-Kom- chanisch interpretierbar sind.
binationen. Durch Kalibrierung und berprfung des Im Folgenden werden die experimentell ermittelten
ermittelten Ansatzes an insgesamt etwa 60 geeigneten Schubtragfhigkeiten den rechnerischen Ergebnissen
Schubwandversuchen, kann die Approximation bei Un- der bilinearen Approximation nach Tabelle 8 gegen-
terstellung der Vergleichbarkeit der Versuchsrandbe- bergestellt. Bild 18 zeigt die Gegenberstellung fr
dingungen mit den realen Randbedingungen im Bau- die Bruchbedingung „Schubversagen infolge Reibungs-
werk zur Berechnung beliebiger Gebude aus unbe- versagen“ und „Schubversagen infolge Steinzugver-
wehrtem Mauerwerk herangezogen werden. sagen“ und Bild 19 fr die Bruchbedingung „Biegung
Bei der Ermittlung der maximal aufnehmbaren Hori- und Lngskraft“. Die Diagramme sagen aus, dass der
zontalkraft der Einzelwnde wird das Minimum aus rechnerische Ansatz im Rahmen der Streuungen der
den folgenden drei Tragfhigkeitsbedingungen be- Versuchsergebnisse eine gute Abschtzung der Ver-
stimmt: suchswerte fr die fnf ausgewerteten Stein-Mçrtel-
– Biegung und Lngskraft (BL), Kombinationen liefert.
– Schubversagen infolge Reibungsversagen (SS), Zur Definition der maximalen Verformungsfhigkeit
– Schubversagen infolge Steinzugversagen (SZ). zyklisch beanspruchter Schubwnde wurden die End-
Diese Differenzierung, die sich analog in DIN EN verformungen der Schubwandversuche mit den Endver-
1996 (EC 6) und DIN EN 1998 (EC 8) findet, hat formungen aus den bereits angesprochenen Normen und
sich im Rahmen der Vergleiche mit anderen Anstzen Richtlinien getrennt nach den Tragfhigkeitsbedingun-
aus internationalen Normen und Richtlinien sowie den gen gegenbergestellt. Dabei wurde eine relativ gute
ausgewerteten Versuchen als am besten geeignet er- bereinstimmung mit den in DIN EN 1998 (EC 8)
wiesen [22]. Durch umfangreiche Vergleiche der rech- angegebenen Endverformungen festgestellt [22], der
nerisch ermittelten Tragfhigkeiten mit den Versuchs- die Endverformungen fr die Tragfhigkeitsbedingung
werten konnten die Abweichungen durch gezielte Mo- „Biegung und Lngskraft“ auf 0,008 · Hw±/L · a und

Tabelle 8. Bilineare Approximation von Last-Verformungskurven

Tragfhigkeitsbedingung Horizontale Traglast Endverformung [mm]

 q0  H2W
L2  q0 0,006  a
Biegung und Lngskraft (BL) 1  1,15  t L
pv  a  2  HW fk
mit: Hw in [m]

Schubversagen infolge ð0,5  fvk0  t þ 0,4  q0 Þ  L ð1,0  fvk0  t þ 0,4  q0 Þ  L


0,004  HW ; s0  0,15  fk
Reibungsversagen (SS) unvermçrtelte Stoßfugen vermçrtelte Stoßfugen
0,003  HW ; s0 > 0,15  fk
Schubversagen infolge 0,045  fk  L  t 0,065  fk  L  t
mit: Hw in [m]
Steinzugversagen (SZ) unvermçrtelte Stoßfugen vermçrtelte Stoßfugen

mit
L Wandlnge a Parameter fr den Einspanngrad (0,5 fr volle Einspannung am Wandkopf;
Hw Wandhçhe 1,0 fr freie Verdrehung am Wandkopf)
t Wanddicke pv Parameter: 1,3 fr a = 0,5; 1,0 fr a = 1,0
q0 Linienauflast fk Mauerwerksdruckfestigkeit
s0 Mittlere Normalspannung fvk0 Haftscherfestigkeit
156 C Bemessung

Bild 18. Schubversagen infolge Reibungsversagen / Schub- Bild 19. Biegung und Lngskraft: Verhltnis Rechnerische
versagen infolge Steinzugversagen: Verhltnis Rechnerische Schubtragfhigkeit / Experimentell ermittelte Schubtragfhigkeit
Schubtragfhigkeit / Experimentell ermittelte Schubtragfhigkeit

fr die Schubtragfhigkeitsbedingung auf 0,004 · Hw be- halb wurde auf Grundlage einer statistischen Auswer-
grenzt. tung die Verformungsfhigkeit gegenber der DIN EN
Bild 20 zeigt den Vergleich aller Schubwandversuche 1998 (EC 8) auf 0,006 · Hw±/L · a reduziert. Die daraus
mit dominierendem „Schubversagen infolge Reibungs- resultierende Kurve zeigt eine sehr gute bereinstim-
versagen“ oder „Schubversagen infolge Steinzugver- mung mit den Versuchsergebnissen.
sagen“ mit dem Grenzwert der Endverformung nach
DIN EN 1998 (EC 8). Trotz der Streuungen in den Ver-
6.3 Grundlagen und Annahmen des Verfahrens
suchswerten ergibt sich eine gute bereinstimmung
zwischen den Versuchen und dem rechnerischen Grenz- Die Berechnung der Kapazittskurve eines Gebudes
wert nach DIN EN 1998 (EC 8). Unsicherheiten in der erfolgt aus den Kapazittskurven der Einzelwnde. Un-
Abschtzung der Verformungsfhigkeit bei Wnden ter der Annahme, dass Regelmßigkeit im Aufriss,
mit einer hohen Ausnutzung der Druckfestigkeit wer- durchgehende Schubwnde ber alle Geschosse und
den bei den Tragfhigkeitsbedingungen SS und SZ schubstarre Deckenscheiben in allen Stockwerken vor-
durch eine Begrenzung der Verformungsfhigkeit bei liegen, wird von einem Versagen im Erdgeschoss aus-
einer mittleren Normalspannung in der Wand von gegangen. In diesem Fall entspricht die Kapazittskurve
s0 ‡ 0,15 · fk auf 0,003 · HW bercksichtigt. des Bauwerks weitestgehend derjenigen des Erd-
Die Endverformungen aller betrachteten Wnde, bei geschosses und kann bezogen auf die Kopfpunktver-
denen die Tragfhigkeitsbedingung „Biegung und schiebung des Erdgeschosses ermittelt werden.
Lngskraft“ maßgebend wird, sind in Bild 21 dem Ver- Fr symmetrische Grundrisse mit symmetrischer Mas-
lauf der rechnerischen Endverformung nach DIN EN severteilung kann die Kapazittskurve durch einfache
1998 (EC 8) gegenbergestellt. Es zeigt sich, dass der Superposition der Einzelwand-Kapazittskurven ermit-
quadratische Kurvenverlauf in Abhngigkeit der Wand- telt werden. Im Fall unregelmßiger Grundrisse oder
lnge qualitativ dem tatschlichen Verformungsverhal- unsymmetrischer Massenverteilungen ist die Kapazi-
ten der Versuchswnde entspricht. Die in DIN EN 1998 ttskurve des Erdgeschosses mit einem doppelt-iterati-
(EC 8) festgelegten Endverformungen werden aber ven Berechnungsalgorithmus zu ermitteln, da sich zu-
durch die Versuche in vielen Fllen nicht erreicht. Des- stzlich Rotationen und Translationen senkrecht zur Be-

Bild 20. Schubversagen infolge Reibungsversagen / Schub- Bild 21. Biegung und Lngskraft: Endverformungen
versagen infolge Steinzugversagen: Endverformungen
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 157

Bild 22. Software fr den verformungsbasierten Nachweis von Mauerwerksbauten [30]

lastungsrichtung einstellen. Generell wird die resultie- rative verformungsbasierte Berechnung auf Grundlage
rende Last-Verformungskurve immer unter Bercksich- von in einer Datenbank hinterlegten experimentellen
tigung der Lastumlagerungen mit dem sukzessiven Stei- Last-Verformungskurven oder normativ festgelegten
figkeitsabfall der Schubwnde ermittelt [28, 32]. bilinearen Idealisierungen automatisch durch. Durch
Da die Analyse und die Transformation an einem Schub- die Automatisierung kann das Verfahren als Entwurfs-
balkenmodell erfolgen, werden Rckstellkrfte durch werkzeug verwendet werden, was bei einer hndischen
die Deckenplatten aufgebaut, die einen rechnerischen Anwendung aufgrund des Aufwands nicht mçglich ist.
Nachweis der Deckenplattenbewehrung ber den Schub- Weitere Programme, die einen verformungsbasierten
wnden erforderlich machen. Fr bliche Wohngebude Nachweis ermçglichen, sind ANDILWall [1], TREMU-
mit wenigen Geschossen ist es in der Regel ausreichend RI [24] und SAM II [26], die alle in Italien entwickelt
die Zusatzbewehrung in der Deckenplatte durch kons- wurden.
truktive Zulagen abzudecken (s. Abschn. 6.6.2).
6.5 Normative Grundlagen
6.4 Umsetzung und Anwendung fr die Baupraxis
Verformungsbasierte Nachweisverfahren gehçren in
Fr die Anwendung des beschriebenen Nachweiskon- den USA und auch im europischen Ausland zu den
zepts in der Baupraxis wurde mit finanzieller Unterstt- anerkannten Nachweisverfahren und sind dort in einer
zung der DGfM das verformungsbasierte Bemessungs- Vielzahl von einschlgigen Normen fest verankert. In
konzept fr Mauerwerksbauten auf Grundlage der Ka- Deutschland erfolgt der Nachweis der Erdbebensicher-
pazittsspektrum-Methode am Lehrstuhl fr Baustatik heit seit 2005 nach der DIN 4149, die durch die
und Baudynamik der RWTH Aachen entwickelt und DIN EN 1998 (EC 8) im Jahr 2010 abgelçst wird, in
programmtechnisch umgesetzt. Der Baupraxis steht der nichtlineare Nachweisverfahren generell zugelas-
dieses neue Nachweiskonzept heute als spezielles sen sind.
Nachweismodul im Rahmen der Software MINEA Im Rahmen der Einfhrung der DIN EN 1998 (EC 8) ist
[30] mit einer benutzerfreundlichen Eingabe zur Ver- zudem geplant, im nationalen Anwendungsdokument
fgung (Bild 22). Das Nachweismodul ergnzt bereits die maximalen Endverformungen von horizontal bean-
vorhandene Module, mit denen die Aussteifung gegen- spruchten Wandscheiben in Abhngigkeit der wesentli-
ber Wind- und Erdbebenbeanspruchung auch fr un- chen Versagensformen als Grundlage fr nichtlineare
regelmßige Tragwerke konventionell kraftbasiert Berechnungen mit entsprechenden Lastumlagerungen
nachgewiesen werden kann. Die Software fhrt die ite- festzulegen. In der aktuellen Fassung des nationalen
158 C Bemessung

Anwendungsdokumentes sind die Endverformungswer- Den Grundriss des Hauses zeigt Bild 23. Die Innenwn-
te entsprechend der in Tabelle 8 angegebenen Werte de und die Wohnungstrennwand sind mit einer Hçhe
verankert. Die maximalen Horizontallasten kçnnen ent- von 2,70 m mit schuboptimierten Hochlochziegeln
weder direkt in Anlehnung an das in DIN EN 1998 HLz-12 Z.-17.1-993 (t = 175 mm) und die Außenwnde
(EC 8) enthaltene Konzept oder alternativ nach DIN mit Wrmedmmziegeln Z.-17.1-889 (t = 300 mm)
EN 1996 (EC 6) mit dem zugehçrigen nationalen An- ausgefhrt. Der Nachweis erfolgt fr die Belastung
wendungsdokument erfolgen. nach DIN 4149 entsprechend Erdbebenzone 3 und Un-
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine tergrundkombination C-R. Der Erdbebennachweis des
Anwendung verformungsbasierter Nachweise in Gebudes kann weder mit den konstruktiven Regeln
Deutschland durch die Einfhrung der DIN EN 1998 noch mit dem kraftbasierten vereinfachten Antwort-
(EC 8) auch normativ mçglich wird. Methoden, Verfah- spektrenverfahren erfolgreich gefhrt werden. Bei An-
ren und Anstze, die bereits heute im Einzelfall erfolg- wendung dieser Verfahren mssten die Treppenhaus-
reich angewendet werden, sind dort fest verankert und wnde in Stahlbeton ausgefhrt werden.
stehen den Tragwerksplanern als Berechnungsoption
zuknftig zur Verfgung.
6.6.1 Nachweis auf Grundlage experimenteller
Last-Verformungskurven
6.6 Anwendung auf eine zweigeschossiges
Grundlage der Berechnungen sind zyklische Last-Ver-
Doppelhaushlfte
formungskurven von schuboptimierten Hochlochzie-
Anhand einer konkreten Anwendung auf eine typische geln HLz-12 Z.-17.1-993 und Wrmedmmziegeln
Doppelhaushlfte in Ziegelbauweise wurde das Verfah- Z.-17.1-889, die an der Universitt Kassel durch Schub-
ren im Rahmen einer Zustimmung im Einzelfall mit wandversuche bestimmt wurden [21]. Auf Grundlage
Prfung durch die Landesstelle fr Bautechnik in T- der im Grundriss des Hauses vorliegenden Wandgeo-
bingen bereits erfolgreich in der Baupraxis eingesetzt metrien und der vorab ermittelten vertikalen Beanspru-
[21, 33]. Im Rahmen des Zustimmungsverfahrens er- chungen aus Eigengewicht und Verkehr wurde fr beide
folgte der verformungsbasierte Nachweis vollstndig Ziegel ein Versuchsraster festgelegt und abgeprft.
auf Grundlage experimentell ermittelter Last-Verfor- Ausgehend von diesem Raster kçnnen mittels eines In-
mungskurven fr die Einzelwnde. Im Folgenden wird terpolationsschemas alle Last-Verformungskurven der
zum direkten Vergleich der Nachweis auch mit den Mauerwerksscheiben im Gebude bestimmt werden.
rechnerisch ermittelten Last-Verformungskurven der Das festgelegte Versuchsraster und die Datenpunkte
bilinearen Nherung gefhrt. der Gebudewnde sind in den Bildern 24 und 25 fr

Bild 23. Doppelhaushlfte: Grundriss und maßgebende Nachweisrichtung


I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 159

Bild 24. Innenwnde HLz-12; Raster der Versuchs- und Bild 25. Wrmedmmziegel (WD): Raster der Versuchs-
Gebudekurven und Gebudekurven

Ermittlung der Last-Verformungskurven entwickelt.


Dieser Ansatz wurde auf das Reihenhaus mit den in Ta-
belle 9 angegebenen Festigkeitswerten angewendet.
Der Nachweis der Doppelhaushlfte kann auch unter
Ansatz der rechnerisch ermittelten Last-Verformungs-
kurven erbracht werden (Bild 27). Es ist zudem deutlich
erkennbar, dass die Kapazitt des Tragwerks sowohl im
Bereich der Verformungsfhigkeit als auch im Bereich
der Tragfhigkeit im Vergleich zum Ergebnis mit den
experimentellen Kurven in Bild 26 einen konservativen
Ansatz darstellt.
Generell ist bei dem Nachweis der Tragfhigkeit mit
Bild 26. Nachweisergebnis auf Grundlage experimenteller dem vorgestellten verformungsbasierten Ansatz zu be-
Wandkurven achten, dass der Ansatz eines Einspanngrades bei Auf-
stellung der Last-Verformungskurven zu zustzlichen
Deckenbeanspruchungen fhrt. Diese Zusatzbeanspru-
die beiden Stein-Mçrtel-Kombinationen dargestellt. chungen, die insbesondere in ffnungs- und Eckberei-
Eine detaillierte Beschreibung der Ergebnisse der chen der Decke entstehen, sind durch Bewehrungszula-
zyklischen Schubwandversuche und des verwendeten
Interpolationsalgorithmus finden sich in den Unterlagen
zur Zustimmung [21]. Der hysteretische Dmpfungs-
Tabelle 9. Festigkeitswerte der Mauerwerkswnde
anteil der Einzelwnde wurde auf der sicheren Seite
liegend auf 5 % begrenzt. Material fk [N/mm±] fvk0 [N/mm±] E [N/mm±]
Der Nachweis erfolgte fr die vom Rechenalgorithmus
unter Bercksichtigung aller normativ anzusetzenden Wrmedmmziegel 2,80 0,22 3000
Exzentrizitten automatisch ermittelten maßgebenden HLz-12 6,90 0,22 7600
Nachweisrichtung, die in Bild 23 angegeben ist. Das
Ergebnis des Nachweises in der maßgebenden Richtung
ist im Spektralbeschleunigungs-Spektralverschiebungs-
diagramm in Bild 26 dargestellt. Das Kapazittsspek-
trum schneidet das Bemessungsspektrum im aufsteigen-
den Bereich der Kapazittskurve, sodass der Erdbeben-
nachweis auch in der schwchsten Richtung des Gebu-
des erbracht ist.

6.6.2 Nachweis auf Grundlage approximierter


Last-Verformungskurven
Die Anwendung des Nachweisverfahrens in der Baupra-
xis setzt voraus, dass die Last-Verformungskurven der
Einzelwnde ohne aufwendige Schubwandversuche be-
stimmbar sind. Hierfr wurde der in Abschnitt 6.2.2 be- Bild 27. Nachweisergebnis auf Grundlage rechnerisch
schriebene Approximationsansatz fr die rechnerische ermittelter Last-Verformungskurven
160 C Bemessung

gen abzudecken. In diesem konkreten Fall konnte nach- henhaushlften aus Kalksandstein- und Ziegelmauer-
gewiesen werden, dass eine konstruktive Zulage von werk durchgefhrt. Die Ergebnisse dieser Versuche die-
2 ˘ 12 ber den Schubwnden oben und unten in der nen als Grundlage einer berarbeitung der Berech-
Deckenplatte ausreichend ist [21]. nungsmodelle zur Ermittlung der Tragfhigkeit von
schubbeanspruchten Mauerwerkswnden, aber auch zu
einer grundlegenden Neuausrichtung der Nachweis-
7 Aktuelle Ergebnisse aus Forschung methoden unter horizontalen Beanspruchungen.
und Wissenschaft
7.1 Großversuch in Ispra
In dem EU-Forschungsprojekt ESECMaSE [20] wur-
den umfangreiche Untersuchungen zum Verhalten von Die pseudo-dynamischen Großversuche in Ispra wur-
Mauerwerk unter horizontaler Belastung durchgefhrt. den an zwei Reihenhaushlften aus Kalksandstein-
Unter anderem wurden im Rahmen dieses Projektes und Ziegelmauerwerk durchgefhrt. Der Grund- und
auch pseudo-dynamische Großversuche an zwei Rei- Aufriss (Bild 28) entspricht typischen Reihenmittelhu-

a)

b)

Bild 28. Grund- und Aufriss der Reihenhaushlften [9]


I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 161

a)

b)

Bild 29. Last-Verformungskurven der Reihenhaushlften

sern, die im Versuch aufgrund der Symmetrie in Belas- aus der Belastung mit den schrittweise erhçhten maxi-
tungsrichtung auf die Hlfte reduziert wurden. malen Bodenbeschleunigungen resultieren [20]. Fr bei-
Die Wnde der Reihenhaushlfte in Kalksandsteinmau- de Reihenhaustypen zeigt sich, dass sich die Maximal-
erwerk wurden aus Kalksandsteinen (175 mm) unter last im positiven und negativen Verformungsbereich
Verwendung von Dnnbettmçrtel hergestellt. Bei der deutlich unterscheidet, was durch die unterschiedlichen
Reihenhaushlfte aus Ziegelmauerwerk kamen drei un- Lastumlagerungseffekte im Tragwerk zu erklren ist.
terschiedliche Steine in Kombination mit Dnnbettmçr- Die Maximallast liegt bei beiden Varianten, konservativ
tel zum Einsatz: die Außenwnde (W2, W3) wurden aus ausgewertet, bei etwa 130 kN fr eine Reihenhaushlfte,
Plan-Leichthochlochziegel Z-17.1-490 (t = 365 mm), also bei 260 kN fr das Reihenhaus gesamt. Weiterhin ist
die Giebelwnde (W1, W4) aus optimierten Plan-Hoch- zu erkennen, dass die hçheren Lastniveaus im stark
lochziegeln Z-17.1-993 (t = 175 mm) und die Innen- nicht-linearen Bereich liegen und die Reihenhuser ab
wnde aus Verfllziegeln Z-17.1-537 (t = 175 mm) her- einer Einhngebeschleunigung von 1,0 m/s2 mit großen
gestellt. Fr weitergehende Informationen zu den in Verformungen bei etwa gleichbleibenden Maximallas-
Ispra durchgefhrten Großversuchen wird auf die For- ten auf die seismische Belastung reagieren.
schungsberichte von ESECMaSE [20] verwiesen. bertragen auf die Nachweissituation in Deutschland,
Die Reihenhaushlften wurden in Querrichtung mit syn- mit Werten fr die Einhngebeschleunigung von ag £
thetischen Erdbebenverlufen beaufschlagt, die kom- 0,8 m/s±, bedeutet dies, dass die experimentell unter-
patibel zum elastischen Antwortspektrum vom Typ I, suchten Reihenhuser noch deutliche Reserven gezeigt
Bodentyp B nach DIN EN 1998 (EC 8) generiert wur- haben. Gleichzeitig wird deutlich, dass diese Reserven
den. Hierbei wurde der Referenz-Spitzenwert der Bo- im Wesentlichen auf die Verformungsfhigkeit zurck-
denbeschleunigung agR als Einhngewert des Spektrums zufhren sind, die nur bei einer Anwendung verfor-
schrittweise erhçht. Bild 29 zeigt die Last-Verformungs- mungsbasierter Nachweisverfahren rechnerisch berck-
kurven des Erdgeschosses fr die Reihenhaushlften, die sichtigt werden kçnnen.
162 C Bemessung

7.1.1 Nachrechnung mit linearen kraftbasierten auf Grundlage verschiedener Berechnungsmodelle er-
Methoden mittelt, zum einen mit der DIN 1053-100 [14] und zum
anderen mit dem „ESECMaSE“ Berechnungsansatz, der
Im Folgenden werden die Tragfhigkeiten der DIN
Grundlage der E DIN 1053-13 ist.
1053-100 [14] und der E DIN 1053-13 [19] mit den Ver-
Der Vergleich zeigt, dass mit dem blicherweise ange-
suchsergebnissen der getesteten Reihenhuser vergli-
wendeten Kragarmmodell (Modell A) sowohl nach DIN
chen. Bei der Ermittlung des maximal aufnehmbaren
1053-100 als auch nach E DIN 1053-13 rechnerische
Fundamentschubs der Reihenhuser wird angenommen,
Tragfhigkeiten erreicht werden, die einen Nachweis
dass sich die Gesamterdbebenkraft massen- und hçhen-
im Wesentlichen in Erdbebenzone 1 ermçglichen. Mit
proportional ber die Gebudehçhe verteilt. Die Berech-
zunehmendem Einspanngrad der Decke wchst die
nung erfolgt unter Vernachlssigung von Sicherheitsbei-
rechnerische Tragfhigkeit an. Besonders deutlich
werten auf der Einwirkungs- und auf der Widerstandseite,
wird dieser Einfluss bei dem neuen Bemessungsansatz
um einen direkten Vergleich mit den Versuchsergebnis-
fr die E DIN 1053-13. Bei Ansatz einer teilweisen
sen durchfhren zu kçnnen. Es ist demnach zu beachten,
Einspannung der Decke (Modell B) sind bereits deutli-
dass sich bei der tatschlichen Bemessung unter Berck-
che Zuwchse der rechnerisch ermittelten Tragfhigkeit
sichtigung von Sicherheitsbeiwerten sowie Fraktilwerten
abzulesen. Bei Annahme einer vollen Einspannung
der Festigkeitseigenschaften geringere rechnerische
durch die Deckenplatte (Modell C) werden rechnerische
Tragfhigkeiten ergeben wrden [9]. Die lineare Schnitt-
Werte ermittelt, die einen Nachweis in allen deutschen
grçßenermittlung erfolgte mit den in Bild 30 dargestell-
Erdbebengebieten ermçglichen und die experimentell
ten Systemen, die sich hinsichtlich der Verteilung der
ermittelten Vergleichswerte gut wiedergeben.
Biegemomente wie folgt unterscheiden:
Modell A: Biegeweiche Decken (Kragarmsystem). 7.1.2 Nachrechnung mit verformungsbasierten
Modell B: Teilweise Einspannung der Wnde in die Verfahren
Decken, die zu einer Zentrierung
Grundlage der verformungsbasierten Untersuchung des
der Auflast unterhalb der jeweiligen
Reihenhauses aus Ziegelmauerwerk bilden die im Rah-
Geschossdecke fhrt.
men des Projektes ESECMaSE [20] durchgefhrten zy-
Modell C: „Unendlich steife“ Decken (Volleinspan-
klischen Schubwandversuche. Diese Versuche wurden
nung der Wnde in die Decken).
hinsichtlich ihres Last-Verformungsverhaltens und ih-
Bild 30 zeigt die rechnerisch ermittelten Tragfhigkeiten rer Dmpfungseigenschaften ausgewertet. Die Schub-
des Modellreihenhauses aus Ziegelmauerwerk im Ver- wandversuche wurden gezielt fr die Wandlngen und
gleich zu den aufnehmbaren Fundamentschben der Auflastniveaus des Reihenhauses aus Ziegelmauerwerk
DIN 4149 in den verschiedenen Erdbebenzonen und Un- durchgefhrt. Die Last-Verformungskurven der durch-
tergrundkombinationen. Die Tragfhigkeiten wurden gefhrten Schubwandversuche sind exemplarisch fr

Bild 30. Rechnerische Tragfhigkeiten und Fundamentschbe nach DIN 4149 [29]
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 163

Bild 31. Zyklische Last-Verformungskurven


der Wnde W2/W3 aus PHlz-10-0,8 [20]

Bild 32. Zyklische Last-Verformungskurven


der Wand W5 aus PFz-10-0,8 [20]

die Wnde aus Hochlochziegeln (PHlz-10-0,8 ) mit ei- zittskurve mit dem maßgebenden elastischen Antwort-
ner Wandlnge von 1,0 m und einer Auflast von 55 kN spektrum fr die Erdbebenzone 3, Untergrundkombina-
und fr die Wnde aus Planfllziegeln (PFz-10-0,8) mit tion C-R gefhrt. Die Ergebnisse der berlagerung sind
einer Wandlnge von 1,5 m und einer Auflast von in Bild 33 dargestellt. Der „Performance Point“ kann
90 kN in den Bildern 31 und 32 dargestellt. durch die Ausnutzung der Verformungsfhigkeiten im
Aus den Einzelwandkurven kann das Kapazittsspek- nichtlinearen Bereich der Kapazittskurven gefunden
trum des Erdgeschosses als charakteristische Wider- werden. Die Kurven zeigen auch, dass noch weitere
standskurve des Reihenhauses berechnet werden Verformungsreserven vorhanden sind, obwohl die Un-
(Bild 33). Es ist zu erkennen, dass nach Erreichen der tersuchung mit der in Deutschland maximalen Bean-
maximalen Verformbarkeit, also dem Versagen der kur- spruchung aus Erdbeben durchgefhrt wurde.
zen Wnde W2 und W3 (Bild 28 a), ein Abfall der Trag- Um zu klren, wie groß die zustzlichen rechnerischen
fhigkeit zu verzeichnen ist. Die danach noch vorhan- Reserven mit der nichtlinearen verformungsbasierten
dene Resttragfhigkeit des Systems ist auf das sehr gro- Berechnung sind, wird eine weitergehende Betrachtung
ße Verformungsvermçgen der Treppenhauswnde W5 fr das Reihenhaus aus Ziegelmauerwerk mit hçheren
aus Planfllziegeln zurckzufhren. Der Standsicher- Beanspruchungen entsprechend dem elastischen Ant-
heitsnachweis wird durch die berlagerung der Kapa- wortspektrum vom Typ 1, Baugrund B nach DIN EN
164 C Bemessung

Schubtragfhigkeit zu bercksichtigen. Die Vergleichs-


rechnung mit dem verformungsbasierten Verfahren auf
Grundlage experimenteller Daten auf Schubwandebene
zeigt fr das Reihenhaus, dass sich wesentlich hçhere
Erdbebenlasten nachweisen lassen, die aber immer
noch deutlich unter den experimentell ermittelten auf-
nehmbaren Beanspruchungen liegen.

8 Variantenuntersuchung und
Schlussfolgerung
Bild 33. Verformungsbasierter Nachweis nach DIN 4149: Fr eine Verallgemeinerung der Aussagen ber die ein-
EZ 3, UK C-R zelnen Rechenverfahren unter Bercksichtigung der
neuen Anstze zur Schubbemessung im Vergleich zu
nichtlinearen verformungsbasierten Nachweisergebnis-
sen wurde eine durch die Deutsche Gesellschaft fr
Mauerwerksbau (DGfM) gefçrderte umfangreiche Va-
riantenuntersuchung an insgesamt 252 Varianten mit 12
typischen Grundrissen, vier verschiedenen Mauer-
werksmaterialen, unterschiedlichen Gebudehçhen
und variierenden Erdbebenbeanspruchungen durch-
gefhrt [11]. Bild 35 gibt einen Gesamtberblick ber
die durchgefhrten Untersuchungen.
Mit den Varianten wurden der Nachweis mit konstruk-
tiven Regeln nach DIN 4149, der klassische Nachweis
nach DIN 1053-100 [14], der verformungsbasierte
Bild 34. Verformungsbasierter Nachweis nach DIN EN 1998, Nachweis (CSM) und der Nachweis mit der knftigen
Spektrum Typ 1, Baugrund B Mauerwerksnorm E DIN 1053-13 unter Bercksichti-
gung einer unterschiedlich starken Interaktion der De-
1998 (EC 8) durchgefhrt. Hierbei wird das Spektrum ckenplatte mit den Schubwnden (Model A–C aus
Abschn. 7.1.1) durchgefhrt. Als seismische Belastung
so skaliert, dass gerade noch ein Schnittpunkt zwischen
wurden die Erdbebenzonen 1–3 mit den Untergrund-
den Kurven vor dem ersten Wandversagen ermittelt
kombinationen C-S, C-R und A-R betrachtet.
werden kann. Das Ergebnis in Bild 34 zeigt, dass ein
Zustzlich wurde noch die Umverteilung der Horizon-
Schnittpunkt bis zu einer Einhngebeschleunigung von
tallasten durch den sukzessiven Ausfall einzelner
0,15 g ermittelt werden kann. Dieser Wert liegt um
Schubwnde durch die Einfhrung eines sogenannten
25 % unter den im Versuch ermittelten Maximal-
berfestigkeitsfaktors (OSR) in die Untersuchung ein-
beschleunigungen und deutlich oberhalb der maximalen
bezogen. Die berfestigkeit ermittelt sich dabei aus
Beanspruchung aus Erdbeben in Deutschland. Dies
dem Quotienten der Schubtragfhigkeit bei Versagen
zeigt, dass fr die untersuchte Gebudekonfiguration
des Gesamtsystems und dem Versagen des ersten Bau-
das verformungsbasierte Verfahren ein auf der sicheren
teils und reprsentiert die Lastumverteilungsmçglich-
Seite liegendes Ergebnis liefert.
keiten des jeweiligen Tragsystems. Der verformungs-
basierte Nachweis wurde mit dem in Abschnitt 6 be-
7.1.3 Zusammenfassung der Untersuchungen
schriebenen Verfahren unter Ansatz der rechnerisch er-
Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, exemplarisch fr mittelten Last-Verformungskurven (s. Abschn. 6.2.2)
das untersuchte Reihenhaus, dass eine Berechnung auf durchgefhrt. Insgesamt wurden im Rahmen der Varia-
der Grundlage eines linearen Kragarmmodells in Kom- ntenuntersuchung 2016 Nachweise durchgefhrt, deren
bination mit dem in den aktuellen Mauerwerksnormen Ergebnisse der erfolgreich erbrachten Nachweise in
verankerten Schubmodell die real vorhandenen Trag- Tabelle 10 in [ %] zusammengefasst sind.
fhigkeiten von Mauerwerksbauten nicht abbilden Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Kernaus-
kann. Auch mit dem neuen Modell zur Berechnung sagen ableiten:
der Schubtragfhigkeit, das Grundlage der E DIN • Eine erfolgreiche Nachweisfhrung mit dem verein-
1053-13 sein wird, lassen sich bei Anwendung des fachten Nachweis nach DIN 4149 ist ber alle Erd-
Kragarmmodells zunchst nur geringe Tragfhigkeits- bebenzonen gesehen nur fr ~ 20 % aller Varianten
steigerungen erreichen. Der neue Ansatz sieht aller- mçglich.
dings vor, die im Gebude vorhandene Interaktion der • Mit dem rechnerischen Nachweis nach DIN
Deckenplatte mit den aussteifenden Schubwnden, den 1053-100 auf Grundlage des Kragarmmodells lassen
Einspanngrad und die damit verbundene Steigerung der sich sogar nur ~15 % aller Varianten nachweisen.
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 165

Bild 35. Gesamtberblick ber die durchgefhrten Variantenuntersuchungen [11]

Tabelle 10. Erbrachte Nachweise in [ %], getrennt nach Erdbebenzonen und Nachweisverfahren

Erdbebenzone

3 2 1

DIN 4149 Vereinfachter Nachweis nach DIN 4149, Tabelle 15 3,6 % 22,6 % 32,1 %

DIN 1053-100 Rechnerischer Nachweis nach DIN 1053-100 auf Grundlage eines 3,6 % 13,1 % 28,6 %
Modell A Kragarmmodells

DIN 1053-100 Rechnerischer Nachweis nach DIN 1053-100 auf Grundlage eines 15,5 % 28,6 % 50,0 %
Modell A Kragarmmodells mit Bercksichtigung des berfestigkeitsfaktors
OSR

CSM Rechnerischer Nachweis nach dem verformungsbasierten Verfahren 69,0 % 95,2 % 100,0 %

E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 auf Grundlage 11,9 % 27,4 % 61,9 %
Modell A eines Kragarmmodells

E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit Lastzentrierung 34,5 % 53,6 % 86,9 %
Modell B am Wandkopf

E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit voller Einspannung 41,7 % 59,5 % 88,1 %
Modell C am Wandkopf

E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit Lastzentrierung 51,2 % 72,6 % 95,2 %
Modell B am Wandkopf und Bercksichtigung des berfestigkeitsfaktors
OSR
166 C Bemessung

• Mit der E DIN 1053-13 auf Grundlage des Kragarm- Entwurf verzichtet werden kçnnen, der hufig nicht im
modells (Modell A) lassen sich 33,7 % aller Varia- Einklang mit den architektonischen Ansprchen und
nten nachweisen. Dies entspricht in etwa den ~31 %, der geplanten Gebudenutzung steht. Zur Vermeidung
die sich mit der DIN 1053-100 unter Hinzuziehung von nicht erdbebengerechten Mauerwerksbauten wre
eines OSR-Faktors erreichen lassen. es daher wnschenswert, dass durch eine engere Zu-
• Wird die E DIN 1053-13 mit einer Lastzentrierung sammenarbeit von Architekten und Ingenieuren in der
am Wandkopf angewendet (Modell B), so kçnnen Planungsphase grobe Fehler vermieden werden.
bereits ~58 % aller Varianten nachgewiesen werden.
Hierbei konnten in den Zonen 1 und 2 sogar 70 %
aller Varianten nachgewiesen werden.
• Unter der Annahme einer vollstndigen Einspannung 10 Literatur
am Wandkopf (Modell C) und Anwendung der E DIN [1] ANDILWal: Programm fr den verformungsbasierten
1053-13 kçnnen 65 % aller Nachweise gefhrt wer- Nachweis von Mauerwerksbauten (auf Italienisch).
den. Wird zustzlich noch ein OSR-Faktor angesetzt, http://www.crsoft.it/andilwall/.
kann die Prozentzahl auf 73 % gesteigert werden.
[2] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
• Mit der Kapazittsspektrum-Methode lassen sich
306, FEMA 306: Evaluation of earthquake damaged concrete
insgesamt ~88 % aller Varianten erfolgreich nach- and masonry wall buildings – Basic Procedures Manual. Fe-
weisen, wobei in Erdbebenzone 3 nur 69 % nach- deral Emergency Management Agency, Washington, D. C.,
gewiesen werden kçnnen. USA, 1998.
Als Fazit der Variantenuntersuchungen ergibt sich, dass [3] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
das jetzige lineare Nachweiskonzept mit dem Berech- 307, FEMA 307: Evaluation of earthquake damaged concrete
nungsmodell Kragarm weit auf der sicheren Seite liegt. and masonry wall buildings – Technical Resources. Federal
Eine Bemessung fr Mauerwerksbauten mit blichen Emergency Management Agency, Washington, D. C., USA,
Grundrissen ab Erdbebenzone 2 ist im Regelfall nicht 1998.
mçglich. Dies steht im Widerspruch zu den Ergebnissen
[4] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
des verformungsbasierten nichtlinearen Nachweises, mit
308, FEMA 308: Repair of earthquake damaged concrete
dem deutlich mehr Grundrissvarianten nachgewiesen and masonry wall buildings. Federal Emergency Manage-
werden kçnnen. Und dies, obwohl bei den Nachrechnun- ment Agency, Washington, D. C., USA, 1998.
gen der in Ispra in Großversuchen getesteten Reihenhu-
sern gezeigt wurde, dass der verformungsbasierte Ansatz [5] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
Ergebnisse auf der sicheren Seite liefert. 356, FEMA 356: Prestandard and Commentary for the seis-
Eine deutliche Verbesserung der Nachweissituation mic rehabilitation of buildings. Federal Emergency Manage-
kann erzielt werden, wenn eine Kopfeinspannung der ment Agency, Washington, D. C., USA, 2000.
Wnde im Nachweis angesetzt wird. Die Grçße dieser [6] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
Einspannung ist im Kontext der Einfhrung der E DIN 440, FEMA 440: Improvement of nonlinear static seismic
1053-13 festzulegen. Alternativ wre auch die Einfh- analysis procedures. Federal Emergency Management Agen-
rung eines OSR-Faktors denkbar, der nach den Ergeb- cy, Washington, D. C., USA, 2005.
nissen der Variantenuntersuchung ebenfalls eine Verbes- [7] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
serung der Nachweissituation bringen kçnnte. Hinsicht- P695, ATC-63: Project Report – 90 % Draft, Quantification
lich des OSR-Faktors ist allerdings zu bedenken, dass of Building Seismic Performance. Federal Emergency Ma-
dieser stark streut und eine allgemeine Definition auf nagement Agency, Washington, D. C., USA, April 2008.
einer soliden mechanischen Grundlage schwierig ist.
[8] Butenweg, C., Gellert, C.: Displacement based design of
masonry structures under earthquake loading. 14th Interna-
tional Brick and Block Masonry Conference, Sydney,
9 Ausblick Australia, 2008.
[9] Butenweg, C., Gellert, C., Kranzler, T.: Pseudo-dyna-
Der Beitrag hat deutlich gemacht, dass mit den aktuell
mische Versuche an Reihenmittelhusern – Vergleich mit
zur Verfgung stehenden Berechnungs- und Bemes- aktuellen Berechnungsanstzen. Mauerwerk, Heft 6/08. Ver-
sungskonzepten ein Nachweis von Mauerwerksbauten lag Ernst & Sohn, Berlin, 2008.
auch in deutschen Erdbebengebieten schwierig ist.
Neue Anstze in der Schubbemessung, neue Erkennt- [10] Butenweg, C., Gellert, C.: Mauerwerkswnde unter zy-
nisse hinsichtlich des Lastabtrags und der Modellbil- klischer Schubbeanspruchung, Mauerwerk 06/07. Verlag
dung und der standardmßige Einsatz nichtlinearer sta- Ernst & Sohn, Berlin 2007.
tischer Verfahren werden mit Einfhrung der europi- [11] Butenweg, C., Gellert, C., Norda, H., Reindl, L.: Vari-
schen Normenkonzepte diese Situation jedoch zeitnah antenberechnung mit der Kapazittsspektrum-Methode und
verbessern und die traditionellen Gebudegrundrisse dem kraftbasierten Ansatz nach DIN 4149 auf Grundlage der
wieder nachweisbar machen. Trotz der Verbesserungen experimentellen Daten aus ESESCMaSE. Bericht im Auftrag
wird nicht auf einen grundstzlich erdbebengerechten der Deutschen Gesellschaft fr Mauerwerksbau e. V., 2009.
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 167

[12] Butenweg, C., Gellert, C., Reindl, L.: Capacity design [24] Lagomarsino, S., Penna, A., Galasco, A.: TREMURI
of masonry buildings under cyclic loading. Proceeding of Program: Seismic Analysis Program for 3D Masonry Buil-
Seismic Risk 2008: Earthquake in North-West Europe, Lie- dings, University of Genoa, 2006.
ge, Belgium, 2008.
[25] Lçring, S.: Zum Tragverhalten von Mauerwerksbauten
[13] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung unter Erdbebeneinwirkung. Dissertation, Schriftenreihe
und Ausfhrung. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Tragkonstruktionen der Universitt Dortmund, Lehrstuhl
Beuth Verlag, 1996. fr Tragkonstruktionen, Heft 1, 2005.
[14] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100 Berech-
nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher- [26] Magenes, G., Remino, M., Manzini, M. et al.: SAM II,
heitskonzepts. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Software for the Simplified Seismic Analysis of Masonry
Verlag, 2007. Buildings. University of Pavia and EUCENTRE, 2006.

[15] DIN 1055-100:2001-03: Grundlagen der Tragwerkspla- [27] Meskouris, K., Butenweg, C., Gellert, C.: Kalksand-
nung; Teil 100: Sicherheitskonzept und Bemessungsregeln. stein – Erdbebensicheres Bauen. Verlag Bau+Technik, Ds-
Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Verlag, 2001. seldorf, 2008.
[16] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbeben- [28] Meskouris, K., Hinzen, K.-G., Butenweg, C., Mistler,
gebieten. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Ver- M.: Bauwerke und Erdbeben, 2. erweiterte und aktualisierte
lag, 2005. Auflage mit Anwendungen nach DIN 4149:2005. Vieweg,
[17] DIN EN 1996:2006: Eurocode 6, Bemessung und Kons- 2007.
truktion von Mauerwerksbauten, Teil 1–3. Deutsches Institut
fr Normung (DIN). Beuth Verlag, 2006. [29] Meyer, U., Caballero Gonzlez, A.: EU-Forschungspro-
jekt ESECMaSE – eine zusammenfassende Bewertung aus
[18] DIN EN 1998:2006: Eurocode 8, Auslegung von Bau- der Sicht der deutschen Mauerwerksindustrie – Stand Herbst
werken gegen Erdbeben, Teil 1–6. Deutsches Institut fr 2008. Mauerwerk, Heft 6/08. Verlag Ernst & Sohn, 2008.
Normung (DIN). Beuth Verlag, 2006.
[30] MINEA, Bemessungsprogramm fr Mauerwerksbau-
[19] E DIN 1053: Mauerwerk; Teil 11–13, Gelbdruck. Deut-
ten. SDA-engineering GmbH, Kohlscheid. http://www.mi-
sches Institut fr Normung (DIN), Normenausschuss Bauwe-
nea-design.de, Stand 2009.
sen (NABau), 2009.
[20] ESECMaSE, Enhanced Safety and Efficient Constructi- [31] Mistler M.: Verformungsbasiertes seismisches Bemes-
on of Masonry Structures in Europe. http://www.esecma- sungskonzept fr Mauerwerksbauten. Dissertation, RWTH
se.org, Stand 2009. Aachen, 2006.
[21] Gellert, C., Butenweg, C.: Berechnungen zur Zustim- [32] Mistler, M., Butenweg, C., Fehling, E., Strz, J.: Ver-
mung im Einzelfall. Im Auftrag der ARGE Mauerziegel, formungsbasierte seismische Bemessung von Mauerwerks-
RWTH Aachen, 2008. bauten auf Grundlage zyklischer Schubwandversuche. Bau-
[22] Gellert, C., Butenweg, C.: Nichtlinearer Nachweis von ingenieur, 2007.
Mauerwerksbauten. SIA D 0231 „Erdbeben und Mauer-
[33] Zustimmungsbescheid im Einzelfall zum nicht-
werk“, D-A-CH Tagung, Zrich, 2009.
linearen Erdbebennachweis zur Sicherheit gegen Einsturz
[23] Gellert, C., Butenweg, C., Norda, H.: Nonlinear beha- (Grenzzustand der Tragfhigkeit) in der Erdbeben-
viour of masonry under cyclic loading. Proceedings of 7th bemessungssituation gemß DIN 4149. Regierungsprsidi-
European Conference on Structural Dynamics, University of um Tbingen, Landesstelle fr Bautechnik, Aktenzeichen
Southampton, UK, 2008. 27-18/2613.4-13-08.4, 2009.
C Bemessung 169

II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich


Anton Pech, Wien

1 Normendokumente 2 NORMen EN 1996-1-1 und


Die Umsetzung des Eurocode 6 in sterreich wurde mit B 1996-1-1
dem Erscheinen der letzten nationalen Normendoku- Die nationalen Festlegungen zur EN 1996-1-1 betreffen
mente am 01. 03. 2009 vollzogen. Nachdem die bishe- hauptschlich die Berechnung der charakteristischen
rige nationale Norm, die NORM B 3350:2006, bereits Wandfestigkeiten, die Teilsicherheitsbeiwerte fr das
grçßtenteils an die EN 1996-3 angepasst war, stellt der Material, die Mindestwanddicke und die Anfangsscher-
Umstieg auf den Eurocode 6 fr den Anwender keine festigkeiten. Hinsichtlich letzterer wurden die Empfeh-
gravierende Neuerung mehr dar. Als nationale Fest- lungen aus dem Forschungsprojekt ESECMaSE (En-
legungen gelten in sterreich: hanced Safety and Efficient Construction of Masonry
NORM B 1996-1-1: Structures in Europe) ber eine lineare Interpolation
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten; zwischen den Werten von 1,0 – 2,0 – 10,0 N/mm± be-
Teil 1-1: Allgemeine Regeln fr bewehrtes und unbe- reits in den nationalen Anhang bernommen. Alle an-
wehrtes Mauerwerk – Nationale Festlegungen zur deren national festlegbaren Parameter entsprechen den
NORM EN 1996-1-1. Wien 01. 03. 2009. Empfehlungen der EN 1996-1-1.

NORM B 1996-1-2: 2.4.3 (1) Die maßgebenden Teilsicherheitsbeiwerte fr


Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten; das Material gM sind im Grenzzustand der Tragfhigkeit
Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung und in außergewçhnlichen Bemessungssituationen an-
fr den Brandfall – Nationale Festlegungen zur zuwenden. Wenn das Tragwerk unter außergewçhnli-
NORM EN 1996-1-2. Wien 01. 07. 2006. chen Einwirkungen untersucht wird, ist die Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens der außergewçhnlichen
NORM B 1996-2: Einwirkung zu bercksichtigen. Als Ausfhrungskate-
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten; gorie wird in Abstimmung mit NORM EN
Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausfh- 1996-1-1:2006, Anhang A, Klasse 3 festgelegt, womit
rung von Mauerwerk – Nationale Festlegungen zur die Teilsicherheitsbeiwerte gemß Tabelle 1 anzuwen-
NORM EN 1996-2. Wien 01. 11. 2006. den sind.
NORM B 1996-3: 2.4.4 (1) Sofern vereinfachte Regeln in den entspre-
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten; chenden Abstzen, die den Grenzzustand der Ge-
Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden fr unbe- brauchstauglichkeit betreffen, angegeben werden,
wehrte Mauerwerksbauten – Nationale Festlegungen sind keine weitergehenden Untersuchungen von Ein-
und Ergnzungen zur NORM EN 1996-3. Wien wirkungskombinationen gefordert. Sofern ein Teil-
01. 03. 2009. sicherheitsbeiwert fr das Material im Grenzzustand
Um dem Normennutzer die Anwendung zu erleichtern, der Gebrauchstauglichkeit bençtigt wird, ist dies
wurde fr das „vereinfachte Verfahren“ der EN 1996-3 gM = 1,00.
ergnzend zu den nationalen Festlegungen und Ergn- 3.2.2 (1) Mçrtel sollen entweder nach ihrer Druckfes-
zungen eine ON-Regel ONR 21996 herausgegeben, die tigkeit – bezeichnet mit dem Buchstaben M, gefolgt von
neben der, in der bisherigen Anwendung gewohnten der Druckfestigkeit in N/mm±, z. B. M5 – oder beim
Gliederung der NORM B 3350 auch alle Verweise Einsatz von Rezeptmçrteln nach ihrem Mischungsver-
auf die EN 1996 beinhaltet und somit auch als alleiniges hltnis, z. B. Zement : Kalk : Sand = 1 : 1 : 5 in Volu-
Dokument anwendbar ist. menanteilen, klassifiziert werden. National werden
ONR 21996: 2009: keine gleichwertigen Mischungsverhltnisse der Be-
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – standteile angeben, die entsprechende M-Werte ge-
Vereinfachte Berechnungsmethoden fr unbewehrte whrleisten.
Mauerwerksbauten nach NORM EN 1996-3 und 3.6.1.2 (1) Die Ermittlung der Druckfestigkeit von
NORM B 1996-3. Wien 15. 06. 2009. Mauerwerk erfolgt nach Vorgehensweise (i). Werden
keine projektspezifischen Prfungen durchgefhrt, er-

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
170 C Bemessung

Tabelle 1. Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material Der Beiwert K und die Exponenten a und b sind gemß
Tabelle 2 anzusetzen. Fr nachfolgend nicht angefhrte
Material gM
Materialkombinationen sind die empfohlenen Werte
Mauerwerk aus: der NORM EN 1996-1-1:2006, Abschnitt 3.6.1.2 (2)
Steinen der Kategorie I und Mçrtel nach 2,00 und (3) nach Vorgehensweise (ii) anzuwenden.
Eignungsprfung a) Fr Steine und Ziegel, die mit Leichtmçrtel vermauert
Steinen der Kategorie I und Rezeptmçrtel b) 2,20 werden, darf keine grçßere Steindruckfestigkeit als
Steinen der Kategorie II a) b) c) 2,50 15 N/mm2 in Rechnung gestellt werden.
Bei Mauerwerk mit Normalmçrtel und Mçrtelfugen pa-
Verankerung von Bewehrungsstahl 2,20 rallel zur Wandebene (Verbandsmauerwerk) muss fk
Bewehrungsstahl und Spannstahl 1,15 um 20 % vermindert werden.
Ergnzungsbauteile d) e) 2,20 Bei Mçrtel darf fr fm kein grçßerer Wert als 20 N/mm2
Mauerwerksstrze nach NORM EN 845-2 mit 2,20 bzw. 2 fb in Rechnung gestellt werden. Der kleinere
tragender bermauerung f) Wert ist maßgebend.
a) Anforderungen an Mçrtel nach Eignungsprfung sind in den 3.6.2 (3) Als Maximalwert fr fvk gilt 0,065 fb, wenn
NORMEN EN 998-2 und EN 1996-2 angegeben. alle Fugen die Anforderungen nach 8.1.5 erfllen und
b) Anforderungen an Rezeptmçrtel sind in den NORMEN EN 998-2
als vollstndig vermçrtelt angesehen werden kçnnen.
und EN 1996-2 angegeben.
c) Sofern der Variationskoeffizient der Steine nach Kategorie II nicht 3.6.2 (4) Als Maximalwert fr fvk gilt 0,045 fb, wenn
grçßer als 25 % ist. die Stoßfugen unvermçrtelt sind.
d) Abdichtungen gegen Feuchtigkeit sind ebenfalls mit gM abge-
deckt. 3.6.2 (6) Die Werte der Haftscherfestigkeit fvk0 sind,
e) Deklarierte Werte sind Mittelwerte. unter der Voraussetzung, dass der verwendete Normal-
f) Strze ohne tragende bermauerung sind nach den ent-
sprechenden Konstruktionsnormen zu bemessen.
mçrtel nach NORM EN 1996-2 keine Zusatzmittel
oder Zusatzstoffe beinhaltet, der Tabelle 3 zu entneh-
men.
folgt die rechnerische Ermittlung in Abhngigkeit von 3.6.3 (3) Fr die charakteristischen Biegefestigkeiten
der Mauersteingruppe und dem Mçrtel nach der For- fxk1 und fxk2 von Mauerwerk werden die empfohlenen
mel (1). Werte der EN 1996-1-1 bernommen.
fk ¼ K  fba  fmb (1) 3.7.2 (2) Liegen keine nach EN 1052-1 ermittelten
Versuchsergebnisse vor, darf fr die Verformungs-
Es bedeuten: und Schnittkraftermittlung der Kurzzeitelastizitts-
fk charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit modul E des Mauerwerks mit KE · fk angenommen wer-
K Beiwert laut Tabelle 2 den. Fr KE wird ein Wert von 1000 festgelegt.
fb normierte Druckfestigkeit eines Mauersteins
fm Druckfestigkeit des Mauermçrtels 3.7.4 (2) Die Endkriechzahl F¥, der Endwert fr lang-
a und b Exponenten laut Tabelle 2 zeitiges Quellen oder Schwinden bzw. der Wrmeaus-

Tabelle 2. Beiwerte K und Exponenten a, b zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Mauerwerk

Mauersteinart Normalmçrtel Dnnbettmçrtel a) Leichtmçrtel mit einer Rohdichte


Dicke 1 mm bis 3 mm 600 bis 800 kg/m3 ber 800 bis 1500 kg/m3
K a b K a b K a b K a b
Ziegel Gruppe 1 0,60 0,65 0,25 0,90 0,70 0,00 0,35 0,65 0,25 0,50 0,65 0,25
Gruppe 2 0,55 0,65 0,25 0,70 0,70 0,00 0,30 0,65 0,25 0,40 0,65 0,25
Gruppe 3 0,50 0,65 0,25 0,50 0,70 0,00 0,25 0,65 0,25 0,30 0,65 0,25
Beton Gruppe 1 0,60 0,65 0,25 0,75 0,85 0,00 0,50 0,65 0,25 0,55 0,65 0,25
Gruppe 2 0,55 0,65 0,25 0,70 0,85 0,00 0,45 0,65 0,25 0,50 0,65 0,25
Gruppe 3 0,50 0,65 0,25 0,60 0,85 0,00 b) 0,65 0,25 b) 0,65 0,25
Porenbeton Gruppe 1 0,60 0,65 0,25 0,75 0,85 0,00 0,50 0,65 0,25 0,55 0,65 0,25

a) Mçrteldruckfestigkeit fm ‡ 10 N/mm2.
b) Es liegen keine gesicherten Prfungsdaten vor, die Druckfestigkeit von Mauerwerk muss mittels Prfungen ermittelt werden.
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 171

Tabelle 3. Werte fr die Anfangsscherfestigkeit (Haftscherfestigkeit) fvk0 von Mauerwerk

Mauersteinart Normalmçrtel mit einer Dnnbettmçrtel (Lagerfugen- Leichtmçrtel


Festigkeitsklasse a) dicke 0,5 mm bis 3 mm)
Ziegel ‡ M10 0,30 0,30 0,15
M2 0,20
M1 0,10
Kalksandstein ‡ M10 0,20 0,40
M2 0,15
M1 0,10
Beton ‡ M10 0,20 0,30
M2 0,15
M1 0,10
Porenbeton M2 bis M10 0,15
maßgerechter Naturstein M1 bis M2 0,10

a) Zwischenwerte fr Mçrtelfestigkeiten von M1 bis M10 sind linear zu interpolieren.


Fr Mçrtelfestigkeiten unter M1 ist der Ansatz einer Anfangsscherfestigkeit nicht zulssig.

dehnungskoeffizient at, sollte durch Auswertung von net. Die Anzahl sollte nicht weniger als ntmin = 2 je m±
Versuchsergebnissen ermittelt werden. Wertebereiche betragen. Der grçßere der beiden Werte ist maßgebend.
fr die Verformungseigenschaften von Mauerwerk
8.5.2.3 (2) Die Maueranker, die die beiden Schalen ei-
sind in der EN 1996-1-1 angegeben und kçnnen fr
ner zweischaligen Wand ohne Luftschicht miteinander
die Berechnungen in der jeweiligen Bandbreite gewhlt
verbinden, sind nach 6.3.3 (2) zu berechnen und sollten
werden.
eine hinreichende Querschnittsflche mit nicht weniger
4.3.3 (3) Die Art des Bewehrungsstahls und der Min- als j = 2 Anker je m± Wandflche aufweisen und gleich-
destschutz des Bewehrungsstahls sollten unter Berck- mßig verteilt sein.
sichtigung der Expositionsklasse fr den entsprechen- 8.6.2 (1) Die Abminderung fr Druck-, Schub- und
den Einsatzort gemß der Tabelle der EN 1996-1-1 aus- Biegetragfhigkeit infolge vertikaler Schlitze und Aus-
gewhlt werden. sparungen darf vernachlssigt werden, wenn diese
4.3.3 (4) Beim Einsatz von ungeschtztem Baustahl Schlitze und Aussparungen nicht tiefer als tch,v sind.
sollte die Betondeckung cnom den Schutz der Beweh- Dabei sollte als Schlitz- und Aussparungstiefe die Tiefe
rung sicherstellen. Die anzuwendenden Werte von einschließlich der Lçcher gelten, die bei der Herstellung
cnom sind in der Tabelle der EN 1996-1-1 zu finden. der Schlitze und Aussparungen erreicht wird. Werden
die Grenzwerte berschritten, sollte die Tragfhigkeit
5.5.1.3 (3) Bei einer zweischaligen Wand mit Luft- auf Druck, Schub und Biegung mit dem infolge der
schicht, deren Schalen mit Mauerankern nach 6.5 ver- Schlitze und Aussparungen reduzierten Mauerwerks-
bunden sind, sollte die effektive Wanddicke tef nach querschnitt rechnerisch berprft werden. Fr die Wer-
Gleichung (5.11) berechnet werden. Fr den Wert ktef te von tch,v gelten die Empfehlungen der EN 1996-1-1.
der Gleichung gilt ktef = E1/E2 jedoch nicht grçßer als 2.
8.6.3 (1) Jeder horizontale und schrge Schlitz sollte in
6.1.2.2 (2) Fr Wnde mit Schlankheiten von lc = 15 einem Bereich kleiner als ein Achtel der lichten Ge-
oder geringer darf die Ausmitte infolge Kriechens, ek, schosshçhe ober- oder unterhalb der Decke angeordnet
gleich null gesetzt werden. werden. Die gesamte Schlitztiefe sollte kleiner als tch,h
sein, vorausgesetzt, die Exzentrizitt in diesem Bereich
8.1.2 (2) Die Mindestwanddicke tmin einer tragenden
ist kleiner als t/3. Dabei gilt als Schlitztiefe die Tiefe
Wand betrgt 17 cm und die einer aussteifenden Wand
einschließlich der Lochung, die bei der Herstellung der
mit geringem Anteil an Deckenlasten betrgt 12 cm.
Schlitze erreicht wird. Werden die Grenzwerte ber-
8.5.2.2 (2) Die Anzahl der Maueranker zur Verbindung schritten, sollte die Tragfhigkeit auf Druck, Schub und
der beiden Schalen einer zweischaligen Wand mit Luft- Biegung, unter Bercksichtigung des reduzierten Quer-
schicht oder einer Vorsatzschale mit dem Hintermauer- schnittes, rechnerisch berprft werden. Fr die Werte
werk sollte mindestens so groß sein wie nach 6.5 berech- von tch,h gelten die Empfehlungen der EN 1996-1-1.
172 C Bemessung

3 NORMen EN 1996-1-2 und B werden. Die derzeit laufenden Untersuchungen sollten


1996-1-2 bis 2010 abgeschlossen sein, sodass dann auch mit na-
tionalen Festlegungen zu rechnen ist.
Fr die Anwendung der EN 1996-1-2 erfolgten nur ge-
ringfgige nationale Festlegungen und keine nationalen Anhang C Das in Anhang C enthaltene vereinfachte
Ergnzungen. Bei Betrachtung der nachfolgenden Aus- Rechenverfahren wird ohne Ergnzungen bernommen
fhrungen wird ersichtlich, dass auch die Empfehlun- und bleibt informativ.
gen der EN 1996-1-2 weitestgehend bernommen wur-
den. Die Anhnge A, C, D und E bleiben informativ.
2.2 (2) Die Emissivitt der Mauerwerks-Oberflche fr 4 NORMen EN 1996-2 und B 1996-2
den normalen Bemessungszustand betrgt em = 0,90 bis In sterreich wurden hinsichtlich der Anwendung der
0,95. Fr den Brandfall werden keine Werte angegeben. EN 1996-2 smtliche empfohlenen Werte bzw. Verfah-
2.3 (2) Die Bemessungswerte fr thermische Eigen- ren bernommen und keine nationalen Regelungen fest-
schaften, Xd,fi, werden, wenn eine Erhçhung der Eigen- gelegt. Somit gilt unter:
schaft positiv fr die Sicherheit ist ber den Teilsicher- 2.3.1 (1) Es werden keine nationalen Regelungen fest-
heitsbeiwerts gM,fi abgemindert und wenn eine Erhç- gelegt.
hung der Eigenschaft negativ fr die Sicherheit ist
ber den Teilsicherheitsbeiwerts gM,fi erhçht. Der Wert 2.3.3.2 (2) Der horizontale Abstand zwischen den
des Teilsicherheitsbeiwerts gM,fi fr thermische und me- senkrechten Dehnungsfugen in nicht tragenden Außen-
chanische Eigenschaften ist mit 1,0 festgelegt. wnden sollte nicht grçßer als lm gemß nachfolgender
Auflistung sein. Bei Wnden mit Lagerfugenbeweh-
3.1.2 (3) Der Abminderungsbeiwert hfi fr die Last- rung nach EN 845-3 darf ein grçßerer maximaler hori-
kombination nach EN 1990, 6.10 sollte zu zontaler Abstand zwischen den senkrechten Dehnungs-
Gk þ yfi Qk,1 fugen gewhlt werden. Hinweise dazu kçnnen von den
hfi ¼ (2) Herstellern der Lagerfugenbewehrung erhalten werden.
g G Gk þ g Q,1 Qk,1
Ziegelmauerwerk 12 m
angenommen werden.
Kalksandsteinmauerwerk 8m
3.3.3.1 (1) Die Angaben aus NORM EN 1996-1-2: Mauerwerk aus Beton (mit Zuschlgen)
2006, Anhang D werden fr die temperaturabhngige und Betonwerksteinen 6m
Dehnung eT bernommen. Wenn Prfergebnisse fr ei- Porenbetonmauerwerk 6m
nen bestimmten Baustoff vorliegen, drfen diese heran- Natursteinmauerwerk 12 m
gezogen werden.
3.4 (3) Die Abweichungen des ausgefhrten Mauer-
3.3.3.2 (1) Die Angaben aus NORM EN 1996-1-2: werks von den Planungsvorgaben sollten die in den
2006, Anhang D werden fr die spezifische Wrmeka- Planungsunterlagen angegebenen Werte fr die zulssi-
pazitt c bernommen. Wenn Prfergebnisse fr einen gen Abweichungen nicht berschreiten. Falls in den
bestimmten Baustoff vorliegen, drfen diese heran- Planungsunterlagen kein Wert angegeben ist, sollten
gezogen werden. die entsprechenden zulssigen Abweichungen die Wer-
te in Tabelle 3.1 nicht berschreiten.
3.3.3.3 Die Angaben aus NORM EN 1996-1-2:2006,
Anhang D werden fr die Wrmeleitfhigkeit la ber- 3.5.3.1 (1) Wenn die Fugen nachtrglich ausgefugt
nommen. Wenn Prfergebnisse fr einen bestimmten werden sollen, sind die nicht ausgehrteten Mçrtelfugen
Baustoff vorliegen, drfen diese herangezogen werden. sauber auszukratzen, und zwar bis zu einer Tiefe von
mindestens dp= 15 mm fr Wnde mit einer Dicke von
4.5 (3) Die Tabellenwerte fr tragendes Mauerwerk
100 mm, jedoch nicht mehr als 15 % der Wanddicke,
gelten fr eine charakteristische Vertikallast von
gemessen von der fertigen Fugenoberflche. Lose an-
(a NRk)/gGlo wobei die Werte fr a, den Verhltniswert
haftende Partikel sollten ausgebrstet werden.
von vorhandener Last zum Bemessungswiderstand der
Wand, 1,0 oder 0,6 betragen und NRk dem Produkt aus
jfkt entspricht (siehe EN 1996-1-1). Der globale Teil-
sicherheitsbeiwert gGlo ist mit 3,0 anzusetzen. 5 NORMen EN 1996-3 und B 1996-3
Anhang B Nachdem derzeit noch keine ausreichende Nachdem die EN 1996-3 in weiten Teilen der bisheri-
Prferfahrung mit nationalen Baustoffen vorliegt, darf gen nationalen Mauerwerksnorm entspricht waren nur
bis auf Weiteres auf die tabellierten Werte gemß geringe Anpassungen erforderlich. Zum Kapitel „Ge-
NORM EN 1996-1-2:2006, Tabelle N. B.1.1 bis Ta- samtaussteifung des Gebudes“ wurden nationale Fest-
belle N. B.5.2 verwiesen werden. Bei Vorliegen derarti- legungen erarbeitet, die sich weitestgehend an den
ger Prferfahrung mit entsprechender statistischer Ab- konstruktiven Nachweis von Mauerwerk nach dem Eu-
sicherung werden in einer Neuauflage der NORM rocode 8 orientieren und deren Werte fr Boden-
B 1996 1-2 entsprechende nationale Tabellen erstellt beschleunigungen im Grenzbereich zur „sehr geringen
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 173

Seismizitt“ errechnet wurden, also einer Beben- Der Abstand zwischen diesen Wnden ist grçßer als
beanspruchung fr die der EC 8 nicht mehr anzuwenden 75 % der Bauwerksabmessung in der dazu orthogonalen
ist. Ergnzend erfolgten noch nationale Ergnzungen Richtung.
von Bestimmungen im Mauerwerksbau die nicht im Es mssen zumindest 35 % der gesamten vertikalen
EC 6 geregelt sind, jedoch in sterreich seit Jahren Lasten in jeder der ausgezeichneten Richtungen von
einzuhalten sind. Schubwnden abgetragen werden. Die Schubwnde in
einer Richtung mssen mit Schubwnden in der dazu
2.3 (2) Die maßgebenden Teilsicherheitsbeiwerte fr
orthogonalen Richtung in einem maximalen Abstand
das Material gM sind im Grenzzustand der Tragfhigkeit
von 7 m verbunden werden.
fr gewçhnliche Bemessungssituationen anzuwenden.
Zwischen zwei aufeinander folgenden Vollgeschossen
Als Ausfhrungskategorie wird in Abstimmung mit
drfen die Unterschiede der Massen sowie der Summen
NORM EN 1996-1-1:2006, Anhang A, Klasse 3 fest-
der horizontalen Schubwand-Querschnittsflchen 20 %
gelegt. Die Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material
nicht berschreiten.
sind der Tabelle zu entnehmen.
Das Grundrissverhltnis zwischen krzerer und lnge-
rer Bauwerksseite darf 1:4 nicht berschreiten; die Bau-
werkshçhe darf nicht mehr als das 1,3-Fache der krze-
Tabelle 4. Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material –
ren Bauwerksseite betragen.
NORM B 1996-3
Fr unbewehrte Mauerwerkswnde ist ein Mindest-
Material gM Schubwandquerschnitt pro orthogonaler Richtung ge-
mß Tabelle 5 als Prozentangabe pA,min der gesamten
Mauerwerk aus: Gebudegrundrissflche je Geschoss einzuhalten.
Steinen der Kategorie I und Mçrtel nach 2,00 Der Mittelwert der Lngen der pro ausgezeichneter
Eignungsprfung Richtung in Rechnung gestellter Schubwnde muss
Steinen der Kategorie I und Rezeptmçrtel 2,20 nachfolgende Bedingungen erfllen; Zwischenwerte
Steinen der Kategorie II 2,50 drfen linear interpoliert werden:
Fllbeton bei Mantelbetonbauweise 1,88 a) bei einer Abtragung der Vertikallasten von 35 %
mindestens 100 % der lichten Geschosshçhe,
b) bei einer Abtragung der Vertikallasten von 65 %
mindestens 50 % der lichten Geschosshçhe.
4.1 (1) Die Gesamtstabilitt des Gebudes, zu dem die Alle Decken mssen eine ausreichende Scheibenwir-
Wand gehçrt, muss nachgewiesen werden. kung in ihrer Ebene aufweisen (schubsteife Decke).
Zur Sicherung der Gesamtstabilitt von Bauwerken sind
4.2.1.1 (1) Fr die Anwendung der vereinfachten Me-
aussteifende Wnde vorzusehen, fr die der Nachweis
thode mssen die folgenden Bedingungen eingehalten
dann als erbracht gilt, wenn – bei einem durch Fugen
sein:
begrenzten Deckenabschnitt – nachfolgende Bedingun-
– die Gebudehçhe ber der Gelndeoberflche darf
gen erfllt sind:
hm = 20 m nicht berschreiten;
Ein Bauwerk gilt ohne besonderen Nachweis dann als
– bei Gebuden mit geneigten Dchern ist die Gebu-
ausreichend durch Schubwnde ausgesteift, wenn diese
dehçhe als mittlere Hçhe ha nach Bild 4.1 zu bestim-
im Grundriss in zwei orthogonalen Richtungen ange-
men.
ordnet sind.
Mindestens zwei jeweils parallele Wnde sind in zwei 4.2.2.3 (1) tef = (t1 + t2)1/3 fr eine zweischalige Wand
orthogonalen Richtungen angeordnet, wobei die Lnge mit Wandankern mit nicht weniger als ntmin = 2, der
jeder Wand grçßer als 30 % der Bauwerkslnge in Rich- Mindestanzahl von Wandankern je m±, wobei t1 und t2
tung der betrachteten Wand zu sein hat. die tatschlichen Dicken der Wandschalen und der

Tabelle 5. Mindestschub-Wandquerschnitte pro orthogonaler Richtung pA,min

Anzahl der fb ‡ 15 N/mm2 fb ‡ 10 N/mm2 fb ‡ 5 N/mm2 fb ‡ 5 N/mm2


Geschosse fm ‡ 10 N/mm2 fm ‡ 5 N/mm2 fm ‡ 5 N/mm2 fm ‡ 2,5 N/mm2
1 2,0 % 2,0 % 2,0 % 2,0 %
2 2,0 % 2,0 % 3,0 % 3,0 %
3 2,0 % 3,0 % 4,0 % 5,0 %
4 3,0 % 4,0 % 6,0 % nicht zulssig
5 3,0 % 4,0 % nicht zulssig nicht zulssig
6 4,0 % 5,0 % nicht zulssig nicht zulssig
174 C Bemessung

Elastizittsmodul der unbelasteten Wand ‡ 90 % des D1 (1) Die charakteristische Druckfestigkeit von Mau-
Elastizittsmoduls der belasteten Wand sind. erwerk darf als die mit einer vereinfachten Methode
bestimmte charakteristische Druckfestigkeit fk,s ange-
4.4.2 (1) Fr die Bemessungsgrenzwerte der Schubfes-
nommen werden. Die Ermittlung der Mauerwerks-
tigkeiten gelten die Festlegungen zur EN 1996-1-1 zu
Druckfestigkeit erfolgt in Abhngigkeit von der Mauer-
Punkt 3.6.2.
steingruppe und dem Mçrtel nach den Festlegungen zur
EN 1996-1-1 (Pkt. 3.6.1.2 (1)). Als ausgewertete Tabel-
len werden angegeben:

Tabelle 6. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Ziegel Gruppe 1


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel
600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,2 1,3 1,3 1,3 1,5 0,7 0,8 1,0 1,1 1,1
4 1,9 2,2 2,5 2,5 2,4 1,1 1,3 1,5 1,8 2,1
6 2,4 2,9 3,4 3,6 3,2 1,4 1,7 2,0 2,4 2,8
8 2,9 3,5 4,1 4,6 3,9 1,7 2,0 2,4 2,9 3,4
10 3,4 4,0 4,8 5,7 4,5 2,0 2,3 2,8 3,3 4,0
12 3,8 4,5 5,4 6,4 5,1 2,2 2,6 3,2 3,8 4,5
16 4,6 5,4 6,5 7,7 6,3 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2
20 5,3 6,3 7,5 8,9 7,3 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2
25 6,1 7,3 8,6 10,3 8,6 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2
30 6,9 8,2 9,7 11,6 9,7 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2
50 9,6 11,4 13,6 16,1 13,9 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2
75 12,5 14,8 17,7 21,0 18,5 2,6 3,0 3,7 4,3 5,2

Tabelle 7. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Ziegel Gruppe 2


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel
600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,1 1,2 1,2 1,2 1,1 0,6 0,7 0,8 0,9 0,9
4 1,7 2,0 2,3 2,3 1,8 0,9 1,1 1,2 1,5 1,7
6 2,2 2,6 3,1 3,3 2,5 1,2 1,4 1,6 1,9 2,3
8 2,7 3,2 3,8 4,3 3,0 1,5 1,7 1,9 2,3 2,7
10 3,1 3,7 4,4 5,2 3,5 1,7 2,0 2,2 2,7 3,2
12 3,5 4,1 4,9 5,8 4,0 1,9 2,3 2,5 3,0 3,6
16 4,2 5,0 5,9 7,1 4,9 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
20 4,8 5,8 6,9 8,2 5,7 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
25 5,6 6,7 7,9 9,4 6,7 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
30 6,3 7,5 8,9 10,6 7,6 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
50 8,8 10,5 12,4 14,8 10,8 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
75 11,4 13,6 16,2 19,2 14,4 2,2 2,6 2,9 3,5 4,1
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 175

Tabelle 8. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Ziegel Gruppe 3


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel
600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,0 1,1 1,1 1,1 0,8 0,5 0,6 0,6 0,7 0,7
4 1,5 1,8 2,1 2,1 1,3 0,8 0,9 0,9 1,1 1,2
6 2,0 2,4 2,8 3,0 1,8 1,0 1,2 1,2 1,4 1,7
8 2,4 2,9 3,4 3,9 2,1 1,2 1,4 1,5 1,7 2,1
10 2,8 3,3 4,0 4,7 2,5 1,4 1,7 1,7 2,0 2,4
12 3,2 3,8 4,5 5,3 2,8 1,6 1,9 1,9 2,3 2,7
16 3,8 4,5 5,4 6,4 3,5 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1
20 4,4 5,2 6,2 7,4 4,1 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1
25 5,1 6,1 7,2 8,6 4,8 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1
30 5,7 6,8 8,1 9,6 5,4 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1
50 8,0 9,5 11,3 13,4 7,7 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1
75 10,4 12,4 14,7 17,5 10,3 1,8 2,2 2,2 2,6 3,1

Tabelle 9. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Betonstein und Porenbetonstein Gruppe 1


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel
600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,2 1,3 1,3 1,3 1,4 1,0 1,2 1,1 1,2 1,2
4 1,9 2,2 2,5 2,5 2,4 1,5 1,8 1,7 2,0 2,3
6 2,4 2,9 3,4 3,6 3,4 2,0 2,4 2,2 2,6 3,1
8 2,9 3,5 4,1 4,6 4,4 2,4 2,9 2,7 3,2 3,8
10 3,4 4,0 4,8 5,7 5,3 2,8 3,3 3,1 3,7 4,4
12 3,8 4,5 5,4 6,4 6,2 3,2 3,8 3,5 4,1 4,9
16 4,6 5,4 6,5 7,7 7,9 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7
20 5,3 6,3 7,5 8,9 9,5 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7
25 6,1 7,3 8,6 10,3 11,6 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7
30 6,9 8,2 9,7 11,6 13,5 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7
50 9,6 11,4 13,6 16,1 20,9 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7
75 12,5 14,8 17,7 21,0 29,4 3,7 4,3 4,0 4,8 5,7

Tabelle 10. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Betonstein Gruppe 2


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel 600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,1 1,2 1,2 1,2 1,3 0,9 1,0 1,0 1,1 1,1
4 1,7 2,0 2,3 2,3 2,3 1,4 1,7 1,5 1,8 2,1
6 2,2 2,6 3,1 3,3 3,2 1,8 2,2 2,0 2,4 2,8
8 2,7 3,3 3,8 4,3 4,1 2,2 2,6 2,4 2,9 3,4
10 3,1 3,7 4,4 5,2 5,0 2,5 3,0 2,8 3,3 4,0
12 3,5 4,1 4,9 5,8 5,8 2,8 3,4 3,2 3,8 4,5
16 4,2 5,0 5,9 7,1 7,4 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
20 4,8 5,8 6,9 8,2 8,9 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
25 5,6 6,7 7,9 9,4 10,8 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
30 6,3 7,5 8,9 10,6 12,6 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
50 8,8 10,5 12,4 14,8 19,5 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
75 11,4 13,6 16,2 19,2 27,5 3,3 3,9 3,7 4,3 5,2
176 C Bemessung

Tabelle 11. Mauerwerks-Druckfestigkeit – Betonstein Gruppe 3


fb Normalmçrtel Dnnbett- Leichtmçrtel mit einer Rohdichte
N/mm2 mçrtel
600 kg/m3 bis 800 kg/m3 800 kg/m3 bis 1500 kg/m3
M2,5 M5 M10 M20 M2,5 M5 M2,5 M5 M10
2 1,0 1,1 1,1 1,1 1,1 Die Werte sind aus den Prfungen zu ermitteln.
4 1,5 1,8 2,1 2,1 1,9
6 2,0 2,4 2,8 3,0 2,8
8 2,4 2,9 3,4 3,9 3,5
10 2,8 3,3 4,0 4,7 4,2
12 3,2 3,8 4,5 5,3 5,0
16 3,8 4,5 5,4 6,4 6,3
20 4,4 5,2 6,2 7,4 7,3
25 5,1 6,1 7,2 8,6 9,3
30 5,7 6,8 8,1 9,6 10,8
50 8,0 9,5 11,3 13,4 16,7
75 10,4 12,4 14,7 17,5 23,5

D2 (1) Die charakteristischen Biegefestigkeiten von B.2 Bauwerke


Mauerwerk drfen als die mit einer vereinfachten Me-
Nachfolgende Einschrnkungen gegenber den Gebu-
thode bestimmten charakteristischen Biegefestigkeiten
deklassen sind Voraussetzung fr die Anwendbarkeit
fxk,1,s und fxk,2,s angenommen werden. Es gelten die Fest-
der konstruktiven Grundregeln:
legungen zur EN 1996-1-1 zu Punkt 3.6.3 (3).
• Hochbauten mit maximal zwei Geschossen ber dem
D3 (1) Die charakteristische Haftscherfestigkeit von verglichenen Gelndeniveau (Geschosse sind Erd-
Mauerwerk darf als die mit einer vereinfachten Metho- geschoss, Obergeschoss bzw. ausgebautes Dach-
de bestimmte charakteristische Haftscherfestigkeit fvko,s geschoss);
angenommen werden. Es gelten die Festlegungen zur • lichte Deckensttzweiten auf den Rohbau bezogen
EN 1996-1-1 zu Punkt 3.6.2 (6). hçchstens 6,0 m;
Ergnzend zu den nationalen Festlegungen enthlt die • Nutzlasten der Geschossdecken hçchstens 3,0 kN/m±;
NORM B 1996-3 noch nationale Ergnzungen in den • lichte Raumhçhen auf den Rohbau bezogen hçchs-
Anhngen B bis F die auf national tradierte Bauweisen tens 3,0 m;
wie die Mantelbeton-Bauweise, konstruktive Regeln • maximaler Abstand aussteifender Querwnde 8,0 m.
sowie Bestandsbauwerke eingehen und alle normativ
sind.
B.3 Anforderungen
Anhang B: Nachweis durch Einhaltung konstruktions-
• alle verwendeten Mauersteine mssen eine Stein-
bedingter Grundregeln.
druckfestigkeit fb ‡ 2,5 N/mm± aufweisen;
Anhang C: Wnde in Mantelbeton-Bauweise.
• Fllbeton bei Mantelbeton-Bauweise muss die Min-
Anhang D: Nachweise von Bestandsobjekten und
destfestigkeit C 16/20 aufweisen;
Bestandsbauteilen aus Mauerwerk.
• es gelten die Mindestanforderungen an Bauteile aus
Anhang E: Auf Strze entfallende Lastanteile.
Mauerwerk gemß NORM B 1996-1-1:2009,
Anhang F: Anschluss von Wnden an Decken und
Abschnitt 4.4 und an Bauteile aus Mantelbeton ge-
Dchern.
mß C.2;
• es gelten die konstruktionsbedingten Vorgaben fr
5.1 Anhang B: Nachweis durch Einhaltung Mauerwerk gemß NORM EN 1996-1-1:2006,
konstruktionsbedingter Grundregeln Abschnitte 8.1, 8.5 und 8.6 und fr Mantelbeton
gemß C.3;
B.1 Nachweisfhrung
• Mindest-Querschnittsflche von gemauerten Pfeilern
Durch Einhaltung konstruktiver Grundregeln gilt fr von 0,08 m±;
einfache Bauwerke der Gebudeklasse GK1 bzw. • Mindest-Kernbetonlnge bei der Mantelbeton-Bau-
GK2 gemß NORM B 3806 und der Schadensfolge- weise 40 cm;
klasse CC1 bzw. CC2 gemß NORM EN 1990 unter • maximale lichte ffnungslnge bzw. Summe der ff-
Bercksichtigung der Einschrnkungen nach B.3 ohne nungen in tragenden Wnden 4,0 m pro Raumseite;
rechnerische Nachweise die vertikale Standsicherheit • fr gemauerte Kellerwnde gelten die Vorgaben ge-
als nachgewiesen. mß NORM EN 1996-3:2006, Abschnitt 4.5, wo-
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 177

bei der rechnerische Nachweis entfallen darf, wenn darf die Dicke des Betonkernes tc unabhngig von
die Wanddicke t ‡ 30 cm und die Anschtthçhe he einer eingeschobenen Zusatzdmmung 12 cm betra-
nicht grçßer als 2,0 m sind. gen, sofern der Kernbeton an mindestens drei Seiten
mit Mantelsteinmaterial in Verbund steht. Unter den
obigen Voraussetzungen darf fr Wnde aus Mantel-
5.2 Anhang C: Wnde in Mantelbeton-Bauweise beton mit der Dicke tc des Kernbetons 12 cm £ tc £
C.1 Materialien 15 cm bei der Ermittlung der wirksamen Wanddicke
fr tef der Wert von 15 cm eingesetzt werden.
Wnde aus Mantelbeton sind mehrschichtige Wnde, 3. Bei Kernbetonsulen mit kreisfçrmigem Querschnitt
bestehend aus muss der Mindestdurchmesser 14 cm betragen. Eine
• einer als Schalung, Putztrger bzw. Wrmedmmung vergleichbare Schlankheit gemß Punkt 2 ist sicher-
dienenden Ummantelung aus Platten oder Steinen; zustellen.
• einem statisch wirksamen Wandkern aus im Regel- 4. Geschosshohe Mantelelemente mssen folgende Vo-
fall unbewehrtem Normal- oder Leichtbeton. raussetzung erfllen: Wenn die Kernflche in Wand-
lngsrichtung durch Stege unterbrochen wird, ms-
C.1.1 Ummantelung sen je Hçhenmeter Verbindungen aus Beton mit ei-
Die Ummantelung besteht aus: nem Mindestquerschnitt in cm± von 20 cm · tc (cm)
• Mantelsteinen gemß NORM EN 15498; vorhanden sein.
• Dmmplatten gemß NORM EN 13168 und
NORM B 6000 oder NORM B 6022; C.2.2 Aussteifende Wnde
• mehrschichtigen Platten mit Beschichtungen gemß
Fr Wnde aus Mantelbeton darf die Kerndicke dann
NORM EN 13168 und NORM B 6000 oder
auf 9 cm reduziert werden, wenn die Schalkçrper aus
NORM B 6022;
mineralisch gebundener Holzwolle, mineralisch gebun-
• großvolumigen, geschosshohen Mantelelementen
denen Holzspnen, Holzbeton, Beton oder Ziegeln be-
gefertigt aus Steinen gemß NORM EN 15498;
stehen.
• Hochlochziegeln gemß NORM EN 771-1 und
NORM B 3200 mit Lçchern, die zur Verfllung
mit Kernbeton bestimmt sind; C.2.3 Sttzen
• Schalungssteinen gemß NORM EN 15435. Die charakteristische Druckfestigkeit von Sttzen mit
einer Kernbetonlnge Lc < 50 cm ist gemß Formel
C.1.2 Fllbeton (C.1) abzumindern.
Der fr den Wandkern verwendete Beton muss entwe- 0,7 + 0,6 · Lc (C.1)
der die Bestimmungen der NORM B 4710-1 oder – als
gefgedichter Leichtbeton – die Bestimmungen der Netto-Kernbetonlnge in m
NORM B 4710-2 erfllen. Im Regelfall ist eine ge- Sttzen mit einer Lngsausdehnung < 25 cm sind als
whlte Betonfestigkeitsklasse innerhalb eines Geschos- tragende Teile unzulssig. Bei der Mantelbauweise ist
ses beizubehalten, sofern nicht auf Grund statischer Er- unter Lngsausdehnung die Lnge des ungeschwchten
fordernisse einzelne Bauteile (z. B. Pfeiler) mit Beton statisch wirksamen Betonkerns zu verstehen.
einer hçheren Festigkeitsklasse auszufhren sind.
C.3 Konstruktionsbedingte Vorgaben
C.2 Anforderungen an Bauteile
C.3.1 Roste
C.2.1 Tragende Wnde
Alle tragenden und aussteifenden Wnde sind derart zu
1. Die Mindestdicke fr tragende Wnde ist fr Kern- verschließen, dass die aus Lastverteilungen oder Ver-
beton bei Mantelbauweise = 15 cm. formungsunterschieden entstehenden horizontalen Zug-
2. Bei Wnden aus Mantelbeton darf die Dicke des krfte in Hçhe der Decken aufgenommen werden kçn-
Betonkerns tc dann von 15 cm auf 12 cm reduziert nen. Bei Wnden aus Mantelbeton hat sich der Rost
werden, wenn die Schalkçrper oder Dmmplatten immer auf die volle Dicke des Kerns zu erstrecken.
aus mineralisch gebundener Holzwolle, mineralisch
gebundenen Holzspnen oder Holzbeton oder Beton
C.3.2 Deckenauflager Hohldielen
oder Ziegel bestehen und der Mantel jeweils eine
Mindestdicke von 2 cm aufweist. Bei mehrschichti- 1. Wird bei Hohldielen oder Hohlbalken eine in den
gen Dmmplatten muss die dem Kernbeton zuge- Rost einbindende Bewehrung ausgefhrt, so darf
wandte Schicht aus mineralisch gebundener Holz- eine gemeinsame Tragwirkung von Decke und Rost
wolle oder mineralisch gebundenen Holzspnen be- angenommen werden. Es gelten dabei folgende si-
stehen und jede Platte selbst eine Mindestdicke von cherzustellende Auflagertiefen ts auf dem Kernbeton:
5 cm aufweisen. Bei Mantelsteinen gemß EN 15498 Wandbeton mit einer
und bei Schalungssteinen gemß NORM EN 15435 Festigkeitsklasse ‡ C12/15 ts ‡ 6 cm
178 C Bemessung

Die Verminderung des tragenden Querschnittes darf,


bezogen auf 1 m Wandlnge, 3 % nicht berschreiten.
• Vertikal verlaufende, geschalte Aussparungen sind
bis zu einer Resttiefe von 8 cm und bis zu einer
Breite von 25 cm zulssig.
• Waagerechte und geneigte Schlitze sollten vermie-
den werden. Ohne Nachweis darf der statisch wirk-
same Querschnitt der Wand pro Meter Lnge um
nicht mehr als 3 % verringert werden.

C.4 Errechnung der Wandfestigkeit der Wnde


Es bedeuten: aus Mantelbeton
tc Kernbetondicke
t Wanddicke Bei Wnden aus Mantelbeton gilt fr den Betonkern,
dies entspricht der Netto-Querschnittflche des Fll-
Bild 1. Rostausbildungen bei Außenwnden aus Mantelbeton betons ohne Steganteile, als charakteristische Druckfes-
tigkeit (fk) der Rechenwert der Betonfestigkeit, der der
charakteristischen Dauerstandsfestigkeit im Bauwerk
2. Bei beidseitiger Auflagerung von Hohldielen und (fck) entspricht:
Hohlbalken auf Innenwnden muss noch so viel
Platz vorhanden sein, dass ein einwandfreies Beto- fk = fck (C.2)
nieren des Rostes bzw. eine wirkungsvolle Beweh- Es bedeuten:
rungsfhrung sichergestellt ist. fk charakteristische Mauerwerks-Druckfestigkeit
fck charakteristische Druckfestigkeit des Fllbetons
C.3.3 Durchbrche, Aussparungen und Schlitze gemß NORM EN 1996-1-1
in tragenden Wnden
C.3.3.1 Durchbrche C.5 Nachweise
Ohne rechnerischen Nachweis sind Durchbrche bis zu C.5.1 Vertikaler Bemessungswiderstand
625 cm± und einem Seitenverhltnis ‡ 1 : 1,5 zulssig,
Die Nachweisverfahren der Mantelbauweise fr den
sofern sie den tragenden Querschnitt eines Wandteiles
vertikalen Bemessungswiderstand gelten analog den
nicht um mehr als 15 % schwchen.
Bestimmungen zu unbewehrtem Mauerwerk, wobei
fr die effektive Wanddicke (tef) die Kernbetondicke
C.3.3.2 Aussparungen und Schlitze im Kern von anzusetzen ist.
Wnden aus Mantelbeton
tef = tc (C.3)
Ohne rechnerischen Nachweis gelten fr Aussparun-
gen und Schlitze in Wnden aus Mantelbeton (bezogen
auf den tragenden Querschnitt) nachfolgende Bestim-
C.5.2 Horizontaler Bemessungswiderstand
mungen:
• Vertikal verlaufende, nachtrglich hergestellte Fr Wnde aus Mantelbeton gelten die Bestimmungen
Schlitze drfen bei Mantelbetonwnden hçchstens der NORM EN 1992 (alle Teile) fr unbewehrten
tc/10 bzw. bei Betonwnden hçchstens t/10 tief sein. Beton.

Es bedeuten:
ts Auflagertiefe auf dem Kernbeton
tr Breite des Deckenrostes
tc Kernbetondicke

Bild 2. Rostausbildungen bei Außenwnden aus Mantelbeton


II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 179

C.6 Ausfhrung 7. Die Konsistenz des Kernbetons ist so zu whlen, dass


die Mantelsteine oder Mantelbauplatten bei ent-
1. Jeweils die erste Schar der Mantelsteine oder Platten
sprechender Verdichtung des Kernbetons vollflchig
ist auf der Geschossgleiche genau in Flucht und all-
haften.
seits nach Waage, erforderlichenfalls mit ausglei-
8. Fr die Mindestkonsistenz des Kernbetons gilt: F 52,
chendem Zementmçrtel, anzulegen; die weiteren
bei Verwendung eines Innenrttlers: F 45.
Scharen sind trocken zu versetzen.
9. Arbeitsfugen bei Betonwnden und Mantelbeton-
2. Mantelsteine sind ohne Mçrtel aneinandergepresst
wnden sind innerhalb der Geschosshçhen mçglichst
(„knirsch“) so zu versetzen, dass der Betonkern eng
zu vermeiden; wo dies nicht mçglich ist, sind sie
stehende, lotrechte, ber die gesamte Geschosshçhe
ausnahmsweise durch im Querschnitt versetzte
durchgehende Pfeiler bildet, die in jeder Schar durch
Steckeisen aus Betonstahl zu sichern: Der Abstand
Betonriegel von mindestens 5 tc (cm±) miteinander
der Steckeisen voneinander darf nicht grçßer als
verbunden sind.
50 cm sein, der Gesamtquerschnitt muss mindestens
3. Hierbei sind die Mantelsteine unter Bercksichti-
1/2000 der Querschnittsflche des anzuschließenden
gung allflliger Fensterpfeiler derart „voll auf
Betonkernes betragen, jedoch sind je Meter Wand-
Fug“ bereinander anzuordnen, dass die gesamte
lnge mindestens zwei Betonsthle BST 550 Ø =
Querschnittsflche des geschosshoch durchgehen-
8 mm (oder gleichwertig) anzuordnen. Die Steckei-
den Betonkernes auch im Bereich der Fensterpfeiler
sen mssen jeweils mindestens 20 cm in die ange-
ber die Wandhçhe zwischen Deckenoberkante und
schlossenen Betonkerne reichen.
Rostunterkante erhalten bleibt. Abweichungen vom
Verband sind nur bei schmalen Pfeilern (Pfeiler-
breite = Lnge des Mantelsteines) zulssig, bei de- 5.3 Anhang D: Nachweise von Bestandsobjekten
nen die Mantelsteine allseits bndig bereinander und Bestandsbauteilen aus Mauerwerk
versetzt werden.
D.1 Bestandsobjekte und Bestandsbauteile
4. Mantelbetonplatten sind unter Verwendung geeig-
neter Sttz- und Verbindungspfeiler aneinander ge- Bei Bestandsobjekten und Bestandsbauteilen handelt es
presst („knirsch“), an den Sichtflchen „voll auf sich um Objekte oder Bauteile aus Mauerwerk, die zu
Fug“ und bndig so zu versetzen, dass sie eine unbe- einem Zeitpunkt vor dem Erscheinen der vorliegenden
wegliche, verlorene Schalung fr den einzubringen- NORM errichtet wurden und daher nicht in allen
den Kernbeton bilden und die Herstellung einer Bereichen die vorgeschriebenen Qualittskriterien auf-
flucht- und lotrechten Wand in der planmßigen Di- weisen.
cke sichern.
5. Bei der Einbringung des Betons ist darauf zu achten, D.2 Materialprfung
dass er sich nicht entmischt.
Die Prfung der Druckfestigkeit von Bestandsmauer-
6. Im Hinblick auf den Verbund zwischen Kernbeton
werk hat unter Bercksichtigung der objektspezifischen
und Ummantelung sind feinteilarme Zuschlagstoffe
Gegebenheiten und der statischen Anforderungen zu
mit Korngrçßen bis 4 mm als ungeeignet aus-
erfolgen, wobei als Mindestanforderung einer ausrei-
zuschließen. Das Grçßtkorn ist auf die Dicke des
chenden Befundung eines Bestandsobjektes zur Erfl-
Kernbetons abzustimmen.
lung des Kenntnisstandes 3 (KL3) gemß NORM

Bild 3. Sieblinie der Zuschlagstoffe fr Kernbeton


180 C Bemessung

EN 1998-3:2005 gilt. Zur Erfllung des Kenntnisstan- • Fr die Mittelwertbildung an einer Prfstelle sind
des 2 (KL2) gemß NORM EN 1998-3:2005 sind abweichend von den Bestimmungen der NORM
mindestens 50 % der Befundung durchzufhren. EN 772-1 mindestens 5 Einzelwerte heranzuziehen.
Kriterien zur Festlegung der Anzahl der Prfserien zur • Bei Anwendung eines Rckprallverfahrens zur Be-
Erfllung des Kenntnisstandes 3 (KL3): stimmung der Steindruckfestigkeit sind je Probe-
• je Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien eine stelle mindestens 10 Einzelprfungen auszuwerten.
Prfserie, • Fr die Festlegung der Mauersteinkategorie sind alle
• pro angefangene 1000 m± Bruttogeschossflche und Einzelwerte der Prfserien innerhalb einer Mauer-
Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien eine werksart mit gleichartigen Materialien heranzu-
Prfserie, ziehen.
• mindestens zwei Prfserien pro Bestandsobjekt.
Fr die Prfung eines Teilbereiches mit gleichartigen
D.2.3 Mçrtelprfung
Materialien innerhalb eines Objektes ist mindestens
eine Prfserie auszufhren. Als Prfserie fr die Mauer- Fr die Prfung des Fugenmçrtels sind geeignete Prf-
werksprfung gelten verfahren einzusetzen, die eine gesicherte Umrechnung
• mindestens drei Einzelprfkçrper gemß D.2.1, der geprften Festigkeiten auf die Mçrteldruckfestig-
• mindestens drei Prfstellen einer Komponentenfes- keit, geprft nach NORM EN 998-2, besitzen.
tigkeitsbestimmung durch Entnahme von Material- • Bei Mçrtel mit Druckfestigkeiten £ 3,0 N/mm± ist
proben und Druckfestigkeitsprfung gemß D.2.2 zur Prfung der Mçrteldruckfestigkeit bevorzugt
und D.2.3, das Stempeldruckverfahren anzuwenden. Fr die
• mindestens sechs Prfstellen einer Komponentenfes- Auswertung einer Probestelle sind mindestens 10
tigkeitsbestimmung mittels Rckprall- und Eindring- Einzelprfwerte heranzuziehen.
messungen zur Druckfestigkeitsbestimmung gemß • Bei Anwendung eines Eindring- oder Rckprallver-
D.2.2 und D.2.3. fahrens zur Bestimmung der Mçrteldruckfestigkeit
sind je Probestelle mindestens 10 Einzelversuche
D.2.1 Mauerwerksprfung auszuwerten.
Bei der Entnahme von Mauerwerks-Prfkçrpern ist be-
sonders auf statische Gegebenheiten des Objektes zu D.2.4 Dokumentation
achten. Bei der Prfkçrperentnahme aus tragenden
Ein Prfgutachten oder Prfbericht einer Mauerwerk-
Wnden sind die Bestimmungen gemß NORM EN
sprfung hat mindestens zu enthalten:
1996-1-1:2006, Abschnitt 8.6 zu beachten und im Re-
• Objekt,
gelfall ein statischer Nachweis fr den geschwchten
• Prfdatum,
Wandbereich vorzulegen. Die Prfung von Bruchstein-
• Plan mit Lage der Prfstellen,
Mauerwerk darf analog zum Verbandsmauerwerk erfol-
• Prfmethode und Umrechnung auf normgemße
gen.
Festigkeiten,
Kleinere Prfkçrperabmessungen als die in NORM
• charakteristische Wandfestigkeit fk je Prfstelle,
EN 1052-1 enthaltenen sind bei Bestandsmauerwerk
Prfserie und Mauerwerksart mit gleichartigen
fr die Ermittlung von fk nur zulssig, wenn gesicherte
Materialien.
Umrechnungsfaktoren zwischen diesen Prfkçrper-
Zustzlich sind bei Prfung der Komponentenfestig-
abmessungen und den Mindestabmessungen gemß
keiten noch folgende Angaben anzufhren:
NORM EN 1052-1 vorliegen sowie mindestens vier
• Von der Prfkçrperform unabhngige Steindruckfes-
Lagerfugen im Prfkçrper vorhanden sind.
tigkeit fb je Prfstelle, Prfserie und Mauerwerksart
Prfkçrper mit weniger als vier Lagerfugen drfen nur
mit gleichartigen Materialien,
fr Kontrollprfungen von mit organischen Harzen ver-
• Mçrteldruckfestigkeit fm je Prfstelle, Prfserie und
festigtem Bestandsmauerwerk eingesetzt werden.
Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien,
Die Entnahme und der Transport des Prfkçrpers haben
• Angabe der Kategorie der Mauersteine gemß
unter grçßtmçglicher Schonung der Mauerwerksstruk-
NORM EN 771-1.
tur zu erfolgen.
Die charakteristische Wandfestigkeit fk einer Prfserie
ist der Mittelwert der Prfergebnisse dieser Serie divi- D.3 Nachweise
diert durch 1,2. Ist der kleinste Einzelwert kleiner als
Die Bemessung von Bestandsmauerwerk ist entweder
der so ermittelte Wert fr fk, so ist fk dem kleinsten
durch visuellen Befund und Annahme von auf der
Einzelwert gleichzusetzen.
sicheren Seite liegenden Materialparametern oder ge-
sicherten Prfergebnissen gemß D.2 durchzufhren.
D.2.2 Mauersteinprfung
Entsprechend der im Prfgutachten oder Prfbericht
Die Mauersteinprfung ist gemß NORM EN 772-1 enthaltenen Mçrteldruckfestigkeit und Mauersteinart
oder als zerstçrungsfreie Prfung mit dem Rckprall- darf die charakteristische Anfangsscherfestigkeit der
hammer (Rckprallverfahren) durchzufhren. NORM B 1996-1-1:2009, Tabelle 3 entnommen
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 181

werden. Ist keine Mçrteldruckfestigkeit geprft, ist zur


Berechnung der charakteristischen Scherfestigkeit
fvk,0 = 0,0 N/mm± zu setzen.

5.4 Anhang E: Auf Strze entfallende Lastanteile


Falls die Ausbildung eines Gewçlbes durch ffnungen
im Nahbereich des Lastdreieckes nicht gestçrt wird, dr-
fen folgende vereinfachte Modelle fr Lastabtragung an-
genommen werden. Der Nachweis der Weiterleitung der
Auflagerkrfte NEd.c erfolgt gemß NORM EN
1996-3:2006, Abschnitt 4.3 ber Teilflchenpressungen.
Anmerkung: Fr die Dimensionierung der berlagen
Es bedeuten: kçnnen systembedingt bermauerungen (zur Schaffung
l Lnge des Sturzes einer Gewçlbewirkung) erforderlich werden.
lo lichte Weite Bei vollstndig vorgefertigten und vorgefertigten, bau-
le Sttzweite seits zu ergnzenden Strzen sind die vom Hersteller
b Auflagerlnge angegebenen Werte der Tragfhigkeit einzuhalten. Bei
der Auflagerlnge des Sturzes ist Folgendes zu beachten:
Bild 4. Belastung durch Wand und Decke • Die vom Hersteller angegebene Mindestauflager-
lnge ist einzuhalten.
• Der Nachweis der Weiterleitung der Auflagerkrfte
NEd,c erfolgt gemß NORM EN 1996-3:2006, Ab-
schnitt 4.3 ber Teilflchenpressungen.
• Die Auflagerlnge des Sturzes muss jedoch mindes-
tens 10 cm betragen.

5.5 Anhang F: Anschluss von Wnden an Decken


und Dchern
F.1 Allgemeines
Bei Nachweisfhrung nach der NORM EN 1996-3 und
Einhaltung nachfolgender konstruktiver Mindestanfor-
derungen kann die nach NORM EN 1996-1-1:2006,
Abschnitt 8.5.1.1 erforderliche Berechnung der Mindest-
auflagertiefe von Decken auf Wnden entfallen.

Bild 5. Zustzlicher Lastanteil durch Einwirkung F.2 Roste


einer Einzellast außerhalb des Lastdreiecks Alle tragenden und aussteifenden Wnde sind derart zu
verschließen, dass die aus Lastverteilungen oder Verfor-
mungsunterschieden entstehenden horizontalen Zugkrf-
te in Hçhe der Decken aufgenommen werden kçnnen.

F.2.1 Roste bei Außenwnden


Bei gemauerten Wnden hat die Mindestbreite tr des
Rostes 15 cm zu betragen. Verbleiben zwischen Rost-
und Mauerwerks-Außenkante mehr als 12 cm als freier
berstand, so sind tragende Roststeine in Abhngigkeit
der Steindruckfestigkeit mit einer Mindestbreite tbr vor-
zusehen. Diese Roststeine mssen annhernd gleiche
Festigkeit wie das umgebende Mauerwerk besitzen.
Es gelten dabei folgende sicherzustellende Roststein-
breiten tbr auf der tragenden Wand:
Mauerwerk mit einer Steindruckfestigkeit:
fb ‡ 25 N/mm± tbr ‡ 6,5 cm
Bild 6. Zustzlicher Lastanteil durch Einwirkung 15 N/mm± £ fb < 25 N/mm± tbr ‡ 8,0 cm
einer Einzellast innerhalb des Lastdreiecks fb < 15 N/mm± tbr ‡ 10,0 cm
182 C Bemessung

Es bedeuten:
tr Breite des Deckenrostes
tbr Breite des Roststeines
t Wanddicke

Bild 7. Rostausbildungen bei Außenwnden aus Mauerwerk

F.2.2 Roste bei tragenden und aussteifenden außer Zugkrften auch Biegemomente infolge recht-
Innenwnden winkelig zur Wand wirkender Krfte aufnehmen
kann.
Bei tragenden Innenwnden und aussteifenden Innen-
wnden, gleich welcher Ausfhrung, ist der Rost auf die
volle Dicke der tragenden Wandteile auszubilden. F.3 Deckenauflager
Die Ausbildung der Deckenauflager hat wie folgt zu
F.2.3 Ausbildung der Roste
erfolgen:
Die Ausbildung der Roste ist wie folgt durchzufhren: 1. Wird bei Hohldielen oder Hohlbalken eine in den
1. Fr Roste ist mindestens Beton der Festigkeitsklasse Rost einbindende Bewehrung ausgefhrt, so darf
C 16/20 mit einer Lngsbewehrung aus BSt 550 mit eine gemeinsame Tragwirkung von Decke und Rost
einem Gesamtquerschnitt von mindestens 2 cm± angenommen werden. Es gelten dabei folgende si-
(bzw. gleichwertig) zu whlen. Bei Rosten von Hohl- cherzustellende Auflagertiefen ts auf der tragenden
dielen wird darber hinaus Beton mit einer Konsis- Wand:
tenz von F 45 oder weicher gefordert. Mauerwerk mit einer Steindruckfestigkeit:
2. In den Rost einbindende Decken sind nach den ein- fb ‡ 25 N/mm± ts ‡ 6,0 cm
schlgigen NORMEN bzw. Zulassungen mittels 15 N/mm± £ fb < 25 N/mm± ts ‡ 8,0 cm
Bewehrung zu verankern. fb < 15 N/mm± ts ‡ 10,0 cm
3. Bei Hohldielen ist eine Fugenbewehrung aus BSt 2. Bei beidseitiger Auflagerung von Hohldielen und
550 mit einem Querschnitt von mindestens 0,7 cm± Hohlbalken auf Innenwnden muss noch so viel
pro Meter Auflagerlnge (bzw. gleichwertig) im Platz vorhanden sein, dass ein einwandfreies Beto-
Rost zu verankern, wobei die volle Verankerungs- nieren des Rostes bzw. eine wirkungsvolle Beweh-
lnge einzuhalten und erforderlichenfalls die Rostbe- rungsfhrung sichergestellt ist.
wehrung zu umschließen ist. 3. Bei ber 60 cm breiten Hohldielen ist, wenn keine
4. Bei Holzdecken ist der Rost in Form eines Ringbal- anderen Maßnahmen zur Sicherstellung einer gleich-
kens unterhalb des Deckenauflagers auszubilden, der mßigen Auflagerung und einer gesicherten Ablei-

Es bedeuten:
ts Auflagertiefe
tbr Breite des Roststeines
t Wanddicke

Bild 8. Deckenauflager von Hohldielen auf gemauerten Wnden


II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 183

tung von Wandlasten aus den ber der betrachteten 8.2 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
Decke liegenden Geschossen getroffen werden, die 8.3 Nachweis durch Einhaltung konstruktionsbeding-
Verlegung in einem weichen Mçrtelbett vorzuneh- ter Grundregeln bei Gebuden mit hçchstens zwei
men. Geschossen
4. Hohldielen bzw. Hohlbalken, die die Bestimmungen 8.4 Vereinfachter Nachweis bei Gebuden mit hçchs-
von 1) nicht erfllen, und nicht ergnzte Fertigteile, tens drei Geschossen
schlaff bewehrt oder vorgespannt, die nicht kraft- 8.5 Nachweis der Grenzzustnde
schlssig mit dem Rost verbunden sind, drfen auf 8.6 Vereinfachte Berechnungsmethode fr Wnde
Hohlblocksteinen mit weniger als 5 Hohlkammerrei- unter Einzellasten
hen (gezhlt normal zur Wand) nur auf Ringbalken 8.7 Vereinfachte Berechnungsmethode fr Keller-
verlegt werden. wnde, die durch horizontalen Erddruck bean-
sprucht werden
8.8 Vereinfachte Berechnungsmethode fr begrenzt
horizontal, aber nicht vertikal beanspruchte Wnde
6 ON-Regel ONR 21996
8.9 Vereinfachte Berechnungsmethode fr gleich-
Um dem Normenanwender die Arbeit zu erleichtern, mßig horizontal, aber nicht vertikal beanspruchte
hat sich der Fachnormenausschuss entschlossen, ein ge- Wnde
samtheitliches Normendokument auf Basis der EN Anhang A Vereinfachte Methode zur Bestimmung der
1996-3 inklusive aller nationaler Festlegungen und Er- charakteristischen Festigkeit von Mauer-
gnzungen sowie einiger Erluterungen und Einfgun- werk
gen aus anderen europischen Normen herauszugeben. Anhang B Nachweise von Bestandsobjekten und
Die Gliederung der vorliegenden ONR 21996 richtet Bestandsbauteilen aus Mauerwerk
sich dabei weitestgehend nach der bisherigen nationalen
NORM B 3350, beinhaltet aber alle Bestimmungen
der EN 1996-3. Nachfolgend wird nur die Inhaltsglie-
7 Literatur
derung der ONR 21996 wiedergegeben, da die meisten
Inhalte in den vorherigen Punkten bereits beschrieben [1] NORM B 3350:2006-01: Tragende und aussteifende
wurden. Wnde – Bemessung und Konstruktion (zurckgezogen).
1 Anwendungsbereich [2] NORM B 1996-1-1: Bemessung und Konstruktion von
2 Normative Verweisungen Mauerwerksbauten; Teil 1-1: Allgemeine Regeln fr bewehr-
3 Begriffe tes und unbewehrtes Mauerwerk – Nationale Festlegungen
4 Verwendete Bezeichnungen zur NORM EN 1996-1-1. Wien, 01. 03. 2009.
5 Materialien und Bauteile
[3] NORM B 1996-1-2: Bemessung und Konstruktion von
5.1 Allgemeines
Mauerwerksbauten; Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Trag-
5.2 Mauersteine werksbemessung fr den Brandfall – Nationale Festlegungen
5.3 Mçrtel zur NORM EN 1996-1-2. Wien, 01. 07. 2006.
5.4 Mantelbeton
6 Konstruktionsbedingte Vorgaben [4] NORM B 1996-2: Bemessung und Konstruktion von
6.1 Ausbildung von Mauerwerk Mauerwerksbauten; Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe
6.2 Ausbildung von Wnden in Mantelbetonbauweise und Ausfhrung von Mauerwerk – Nationale Festlegungen
6.3 Anschluss von Wnden an Decken und Dchern zur NORM EN 1996-2. Wien, 01. 11. 2006.
6.4 Aussparungen und Schlitze in tragenden Wnden [5] NORM B 1996-3: Bemessung und Konstruktion von
6.5 Auf Strze entfallende Lastanteile Mauerwerksbauten; Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmetho-
6.6 Zweischalige Wnde den fr unbewehrte Mauerwerksbauten – Nationale Fest-
6.7 Gesamtstabilitt eines Gebudes legungen und Ergnzungen zur NORM EN 1996-3. Wien,
7 Berechnungsgrundlagen der Bemessung 01. 03. 2009.
7.1 Allgemeines [6] ONR 21996: Bemessung und Konstruktion von Mauer-
7.2 Grundlegende Grçßen werksbauten – Vereinfachte Berechnungsmethoden fr unbe-
7.3 Nachweis mit der Teilsicherheitsmethode wehrte Mauerwerksbauten nach NORM EN 1996-3 und
7.4 Charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk NORM B 1996-3. sterreichisches Normungsinstitut,
7.5 Charakteristische Haftscherfestigkeit von Mauer- Wien, 15. 06. 2009.
werk [7] Fehling E.; Strz, J.; Pech, A.; Zach, F.: ESECMaSE –
7.6 Charakteristische Biegefestigkeit von Mauerwerk Enhanced Safety and Efficient Construction of Masonry
7.7 Elastizittsmodul, Schubmodul von Mauerwerk Structures in Europe. Deliverable D9.3+D9.4: Proposals for
7.8 Fllbeton design procedures for masonry in Eurocode 8 + Proposals for
8 Nachweise simplified methods for masonry structures in Eurocode 8,
8.1 Grenzzustand der Tragfhigkeit 2008.
C Bemessung 185

III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm


Simon Wijte und Rob van der Pluijm, Niederlande 1)

1 Einfhrung gm der Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstands-


seite fr das Material; er ist mit 1,8 anzusetzen
Seit 1972 gibt es in Holland eine Norm fr die Bemessung
von Mauerwerkbauten. Die letzte Version dieser Norm Fr Mauerwerk, das in einem Tragwerk fr ein Gebu-
vor der Zurckziehung im Zusammenhang mit der Ein- de einer niedrigeren Schadensfolgeklasse eingesetzt
fhrung des EC 6 [1] ist die NEN 6790 „Technische Re- wird, erlaubt die TGB Mauerwerk eine Reduzierung
geln fr Hochbauten – TGB 1990 – Mauerwerkbauten“ des Teilsicherheitsbeiwertes fr das Material auf 1,4.
und wurde im Jahre 2005 nochmals aktualisiert (s. [2]). Dies wird erreicht durch Multiplikation der Quer-
Sie wird hier kurz mit TGB Mauerwerk bezeichnet. schnittstragfhigkeit mit gm und kommt einer Reduzie-
Mit dem Beitrag werden eine Einfhrung in die Norm rung des Teilsicherheitsbeiwertes fr das Material
gegeben und die wesentlichen Grundzge dazu erlutert. gleich (Division durch gm).
Die berarbeitung im Jahre 2005 hatte das Ziel, nach Genauso wie in EC 6 [1] sind die reprsentativen Werte
Zurckziehung der nationalen Stein- und Mçrtelnormen der Baustoffeigenschaften aus Versuchen zu bestim-
die europischen Produktnormen einzuarbeiten und den men. In den meisten Fllen entsprechen die reprsenta-
Bezug dazu herzustellen. Gleichzeitig wurden einige tiven Werte den charakteristischen Werten, jedoch ist
Elemente aus dem Eurocode 6 bernommen. der Begriff „reprsentative Werte“ etwas umfassender
Die Norm behandelt unbewehrtes Mauerwerk unter vor- und deshalb in der TGB Mauerwerk verwendet worden
wiegend statischen Einwirkungen. In der Norm ist Mau- (vgl. hierzu [3] – Hinweis des bersetzers). Sofern kei-
erwerk definiert als Baustoff, der aus Steinen, Blçcken ne Versuchsergebnisse vorliegen, kçnnen die Eigen-
oder Elementen hergestellt wird, die in den Fugen mit schaftswerte ber Formeln aus der Mçrtelfestigkeit
Mçrtel verbunden sind. Dieser kann sowohl Normalmçr- und der Steinfestigkeit bestimmt werden.
tel als auch Dnnbettmçrtel sein. Die Bezeichnungen Die Druckfestigkeit von Mauerwerk ist aus der Druck-
Stein, Block und Element beziehen sich auf die jeweils festigkeit der Mauersteine und des Mçrtels nach folgen-
unterschiedlichen Abmessungen der Mauersteine. der Gleichung zu bestimmen:
Die Norm umfasst die Nachweise fr den Grenzzustand 0
frep ¼ K fb0a fm0b (2)
der Tragfhigkeit. Es kann davon ausgegangen werden,
dass die Anforderungen des Grenzzustandes der Ge- Dabei sind
brauchstauglichkeit erfllt sind, wenn der Grenzzustand 0
frep der reprsentative Wert der Druckfestigkeit
der Tragfhigkeit nachgewiesen ist. [N/mm±]
Grundlage fr die Beschreibung der Baustoffe bilden die fb0 die Druckfestigkeit der Mauersteine, be-
europischen Produkt- sowie Prfnormen. Einige Passa- stimmt nach Abschn. 3 bis 10 von EN 772-1
gen, die Bestandteil der nationalen Produktnormen wa- und mit Tabelle 2 normiert [N/mm±]
ren, sind in die TGB Mauerwerk bernommen worden. fm0 der Mittelwert der Druckfestigkeit des Mçr-
tels, bestimmt nach Abschn. 3 bis 10 von
EN 1015-11 [N/mm±]
K, a, b Konstanten nach Tabelle 1
2 Baustoffeigenschaften
Tabelle 2 unterscheidet sich von der Tabelle A.1 nach
Die Bemessungswerte der Baustoffeigenschaften kçn-
EN 772-1. Die Formfaktoren grçßer als 1 wurden alle
nen aus den reprsentativen Werten bestimmt werden:
im Vergleich zu EN 772-1 reduziert. Deshalb erhlt
frep man fr Mauersteine mit einer Breite oder Hçhe grçßer
fd ¼ (1) als 100 mm eine normierte Druckfestigkeit, die kleiner
gm
ist als die nach EN 772-1.
Dabei sind Der beiden Grnde dafr sind:
fd der Bemessungswert der Baustoffeigenschaft – Annherung an die Werte fr die Mauerwerkdruck-
frep der reprsentative Wert der Baustoffeigenschaft festigkeit nach der vorhergehenden Version der TGB
Mauerwerk und
– Erreichung einer besseren bereinstimmung mit den
1) Aus dem Englischen von Wolfram Jger bersetzt. aus der Literatur bekannten Ergebnissen z. B. fr die

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
186 C Bemessung

Tabelle 1. Konstanten zur Bestimmung der Mauerwerkdruckfestigkeit

Mauerwerksart Hohlrume Normalmçrtel Dnnbettmçrtel


gesamt
K a b Fugendicke K a b
Ziegel £ 25 % 0,6 0,65 0,25 1) 0,8 0,75 0,1
£ 55 % 0,5 0,65 0,25 2) 0,7 0,7 0
Kalksandstein £ 25 % 0,6 0,65 0,25 2) 0,8 0,85 0
£ 55 % 0,5 0,65 0,25 2) 0,65 0,85 0
Leichtbeton £ 25 % 0,6 0,65 0,25 2) 0,8 0,85 0
£ 60 % 0,5 0,65 0,25 2) 0,65 0,85 0
Porenbeton £ 25 % 0,6 0,65 0,25 2) 0,8 0,85 0

1) Lagerfugendicke ‡ 0,5 mm und £ 5 mm.


2) Lagerfugendicke ‡ 0,5 mm und £ 3 mm.

Tabelle 2. Formfaktoren zur berfhrung der Versuchsergebnisse in eine normierte Steindruckfestigkeit

Hçhe (mm) Kleinste Breite (mm)


50 100 150 200 ‡ 250
40 0,8 0,70 – – –
50 0,85 0,75 0,7 – –
65 0,95 0,85 0,75 0,70 0,65
100 1,05 1,0 0,90 0,80 0,75
150 1,10 1,08 1,05 1,0 0,95
200 1,15 1,12 1,10 1,07 1,05
‡ 250 1,20 1,175 1,15 1,125 1,10

Die Formfaktoren sind fr Ziegel, Kalksandstein und Leichtbeton validiert. Fr Porenbeton ist ein Formfaktor von 1 anzusetzen.
Ein weiterer Korrekturfaktor bezieht sich auf die Konditionierung der Mauersteine und ist:
– nach 7.3.2 of 7.3.4 von EN 772-1: 1,0
– nach 7.3.3 von EN 772-1: 0,8
– nach 7.3.5 von EN 772-1: 1,2

Umrechnung der Werte fr einen Betonwrfel mit Dabei sind


Kantenlngen von 150 mm auf Prismen von 100 mm fm; ^; rep der reprsentative Wert der Biegezugfestig-
· 100 mm · 400 mm, fr die der Wert von 1,2 als keit in der Richtung senkrecht zur Lagerfuge
allgemein akzeptiert angesehen werden kann. Dieser und
Wert wurde als Obergrenze angenommen. fc; rep der reprsentative Wert der Haftzugfestigkeit.
Die Biegefestigkeit mit einer Bruchebene parallel zu
Die Biegezugfestigkeit bei einer Bruchebene senkrecht
den Lagerfugen (in der hollndischen Norm als Rich-
zu den Lagerfugen (in der hollndischen Norm bezeich-
tung senkrecht zur Lagerfuge bezeichnet in ber-
net als Festigkeit in Richtung parallel zu den Lagerfu-
einstimmung mit der Spannungsrichtung) fm; ^;rep kann
gen fm; ||; rep kann aus den Werten fm; ^;rep und der Biege-
direkt aus Versuchen mit Wandprfkçrpern nach
zugfestigkeit der Mauersteine ffl; b;rep ermittelt werden.
EN 1052-2 oder mit Prismen ber den „bond wrench
Zur Bestimmung von ffl; b;rep ist ein Prfverfahren in der
test“ nach EN 1052-5 bestimmt werden.
TGB Mauerwerk angegeben. Abhngig von der ber-
Sofern keine Versuche vorliegen, darf alternativ dazu
bindung und der Verbundfestigkeit, wird entweder die
die Biegezugfestigkeit aus der charakteristischen Haft-
Verbundfestigkeit in der Fuge im Bereich der berbin-
zugfestigkeit bestimmt werden:
dung oder die Steinfestigkeit fr die Festigkeit des Mau-
fm; ^; rep = 1,5 fc;rep (3) erwerks maßgebend.
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 187

Die Festigkeit von Wandankern wird auf der Basis von


EN 845-1 ber die deklarierten Werte der Zugfestigkeit
und der Druckfestigkeit beschrieben. Fr die Zugfestig-
keit der Wandanker gilt:
Fsp;u;rep
Fsp;u;d ¼ (4)
gm
Dabei sind
Fsp;u;d der Bemessungswert der Zugfestigkeit eines
Wandankers
Fsp;u;rep der deklarierte Wert der Zugfestigkeit eines
Wandankers
gm Teilsicherheitsbeiwert fr Material auf der
Widerstandsseite = 1,8
Fr die Druckfestigkeit der Wandanker gilt:
Bild 1. Spannungs-Dehnungs-Beziehung fr Mauerwerk F0sp;u;rep
F0sp;u;d ¼ (5)
gm
Die Anfangsscherfestigkeit in Richtung parallel zur La- Dabei ist
gerfuge fv; rep kann gleich zu fm; ^;rep angenommen wer- F0sp;u;d der Bemessungswert der Druckfestigkeit
den. Die TGB Mauerwerk gibt auch eine Schubfestig- eines Wandankers
keit in Richtung senkrecht zu den Lagerfugen an. Diese F0sp;u;rep der deklarierte Wert der Druckfestigkeit eines
Schubfestigkeit basiert auf der Spaltzugfestigkeit der Wandankers
Mauersteine. Die TGB Mauerwerk gibt fr die Bestim- gm Teilsicherheitsbeiwert fr Material auf der
mung dieser Festigkeit ein Prfverfahren an. Widerstandsseite = 1,5
0
Der Elastizittsmodul ist zu 900 frep definiert. Dieser
Wert kann verwendet werden, um die Schnittkrfte Zustzlich dazu gibt die TGB Mauerwerk ein Modell
nach der linearen Elastizittstheorie zu bestimmen. an, das genutzt werden kann, um die Druckfestigkeit
Fr nichtlineare Berechnungen und zur Bestimmung eines Wandankers zu ermitteln (s. Bild 2).
der Querschnittstragfhigkeit ist in der TGB Mauer- Mithilfe dieses Models lsst sich die folgende Glei-
werk eine Beziehung zwischen den Spannungen und chung ableiten:
den Dehnungen angegeben. Diese Beziehung ist biline-  
1 ns e 1
ar und in Bild 1 gezeigt. Fsp;k;d ¼ þ fyd (6)
As ns  1 Ws
Im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit sind zwei Anfor-
derungen in der TGB Mauerwerk aufgefhrt. Zuerst Dabei sind
wird eine Forderung bezglich des Materials fr die Fsp;k;d der Bemessungswert der Druckfestigkeit nach
Wandanker gestellt, das ausreichend dauerhaft whrend dem angegeben Modell
der gesamten Nutzungszeit, fr die das Bauwerk ge- As die Flche des Ankerquerschnittes
plant ist, sein muss. Im Allgemeinen ist Edelstahl e eine Exzentrizitt, angenommen zu 2 mm
AISI 316 (A4) ein Material, das als solches angesehen Ws das elastische Widerstandsmoment des
werden kann. Eine Zinkschicht, gleich welcher Dicke, Ankerquerschnittes
gewhrleistet in der Regel nicht diese Anforderung. Fsp;E
Eine weitere Forderung im Hinblick auf die Dauerhaf- ns ¼
Fsp;k;d
tigkeit bezieht sich auf die Verbundfestigkeit des Mau-
erwerks. Fr Mauerwerk, das mit Normalmçrtel her- Fsp;E die Eulerknicklast des geraden Ankers mit
gestellt wird und das Durchfeuchtungen und Frost aus- einer Knicklnge von lk
gesetzt ist, wird eine Haftzugfestigkeit von 0,2 N/mm± lk die Knicklnge des Ankers, gleich der Breite
gefordert bzw. eine Biegezugfestigkeit oder Anfangs- des Zwischenraums zwischen den beiden
scherfestigkeit von 0,3 N/mm±. Mauerschalen

Bild 2. Modell zur Bestimmung der Druckfestigkeit eines Wandankers


188 C Bemessung

Bild 3. Eine neutrale Wand ist eine Aussteifungswand ohne Effekte nach Theorie II. Ordnung (h Wanddicke)

3 Schnittkraftermittlung Die TGB Mauerwerk gestattet die Anwendung ver-


schiedener Theorien, um die Schnittkrfte zu ermitteln:
Bei der Schnittkraftermittlung von Mauerwerkbauten
– die lineare Elastizittstheorie,
werden drei Arten von Wnden unterschieden:
– die nichtlineare Elastizittstheorie (NLE),
– nicht ausgesteifte Wnde und Aussteifungswnde;
– die quasi-lineare Elastizittstheorie (QLE).
– ausgesteifte Wnde, die zu den Effekten nach Theo-
Die nichtlineare Elastizittstheorie kann bei Vorhan-
rie II. Ordnung beitragen (passive Wnde);
densein von physikalischen und geometrischen Nicht-
– ausgesteifte Wnde, die nicht zu den Effekten nach
linearitten angewendet werden. Mit der quasi-linearen
Theorie II. Ordnung beitragen (neutrale Wnde).
Elastizittstheorie wird auf der Grundlage der Span-
Die Idee der neutralen Wnde ist, dass die Verschiebun-
nungs-Dehnungs-Beziehung nach Bild 1 ein Wert fr
gen eines Tragwerks in horizontaler Richtung oft sehr
die Bauteilsteifigkeit bestimmt. Mit dieser Steifigkeit
klein sind, sodass eine Wand mit einer bestimmten Di-
kann der Effekt nach Theorie II. Ordnung infolge geo-
cke, die im Gesamtsystem als ausgesteift gilt, ihre ei-
metrisch nichtlinearen Verhaltens theoretisch ermittelt
gene Stabilitt gewhrleisten kann. Zur berprfung,
werden. Der Weg, wie die Bauteilsteifigkeit (EI)d zu
ob es sich um eine neutrale Wand handelt, sind die
bestimmen ist, ist in Bild 4 gezeigt.
Verschiebungen des Tragwerks infolge Windlasten im
Die Antwort der tragenden Wand kann unter Verwen-
Hinblick auf die Einhaltung des Grenzwertes ohne zu
dung der nichtlinearen oder der quasi-linearen Elastizi-
bercksichtigenden Beitrag zur Theorie II. Ordnung zu
ttstheorie bestimmt werden. Die lineare Elastizitts-
berprfen.
theorie kann in diesem Falle nur verwendet werden,
Eine detailliertere Darstellung zu neutralen Wnden ist
wenn die Effekte nach Theorie II. Ordnung danach
in [4] zu finden.
mit der ec-Methode bestimmt werden.
Die ec-Methode ist ein Verfahren, das in den Niederlan-
den seit Beginn der 1960er-Jahre angewendet wird. Es
wird verwendet, um die Effekte aus Theorie II. Ordnung
im Beton- und im Mauerwerksbau zu bercksichtigen.
Die Formeln sind fr Stahlbetontragwerke und Mauer-
werkbauten identisch, weshalb der bemessende Inge-
nieur damit auch vertraut ist. Im Anhang B von
EN 1996-1-1 (Eurocode 6 [1]) ist die ec-Methode zur
Bestimmung der Effekte nach Theorie II. Ordnung in
einem Aussteifungskern angegeben.
Die Grundlage fr dieses Verfahren bildet die folgende
Gleichung:

et = x (eo + ec) ‡ eo (7)

Dabei sind
et die Gesamtexzentrizitt einschließlich Effekte
nach Theorie II. Ordnung
eo Exzentrizitt nach Theorie I. Ordnung die sich bei
Bild 4. Bauteilsteifigkeit, wie sie bei der quasi-linearen Anwendung der linearen Elastizittstheorie ergibt;
Elastizittstheorie verwendet wird = Md/N¢d
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 189

ec eine zustzliche Exzentrizitt


x ein Vergrçßerungsfaktor
Die Werte fr ec und x kçnnen aus Formeln, die fr
unterschiedliche Situationen angegeben sind, ermittelt
werden.
Fr eine ausgesteifte Wand sind die nachfolgenden
Gleichungen angegeben:
 
e1
x ¼ 0,5 1 þ  0,75 (8)
eo
 2
lc
ec ¼ 3 ð1,5 h þ eo Þ (9)
100 h
Dabei sind
eo der grçßte Wert der Exzentrizitt
e1 die Exzentrizitt in der Mitte der Wand, wenn eo an
den Wandenden auftritt, oder der grçßte Wert der
Exzentrizitt an den Enden der Wand, wenn eo
nicht an den Wandenden auftritt (s. Bild 5).
lc die Knicklnge der Wand Bild 5. Exzentrizitten eo und e1 in einer unverschieblichen,
h die Dicke der Wand tragenden Wand.
Fr die Aussteifungskerne sind die Formeln fr x und ec
in Tabelle 3 angegeben.

Tabelle 3. Biegemomentenkoeffizienten fr senkrecht zur Wandebene belastete Wnde (an drei bzw. vier Seiten frei drehbar gelagert)

Prinzipskizze x ec

C Der kleinste Wert von:


x¼  
C  N0vd L   L 2 N0vd
ec ¼ 12 1,5 h þ eo ð4 y  3Þ
100 h N0d
und
  
e1 L 2 N0vd
ec ¼ 12 h y 1,5 þ 0,5
eo 100 h N0d

 2
C   L N0vd
x¼ ec ¼ 3 h þ eo ð4 y  2Þ
C  0,5 N0vd L 100 h N0d

Dabei sind:
C die rotationssteifigkeit der Einspannung (i. Allg. des Fundamentes)
L die Lnge des Kerns ber der Einspannung
N0vd der Bemessungswert der vertikalen Gesamtlast, die durch den Kern ausgesteift wird
N0d der Bemessungswert der vertikalen Last im Kern unmittelbar ber der Einspannung
h Querschnittshçhe des Aussteifungskerns
y ein Formfaktor, der fr rechteckige Querschnitt gleich 1 ist
190 C Bemessung

Die Anteile aus Theorie II. Ordnung kçnnen vernach- 4 Grenzzustand der Tragfhigkeit
lssigt werden, wenn sie nicht grçßer als 10 % der Ein-
Generell wird der Grenzzustand der Tragfhigkeit an
wirkungen nach Theorie I. Ordnung sind. Fr Ausstei-
den maßgebenden Querschnitten nachgewiesen.
fungskerne ist das der Fall, wenn folgende Gleichung
Die kombinierte Wirkung von Druck und Biegung kann
eingehalten ist:
sffiffiffiffiffiffiffiffi auf verschiedene Art nachgewiesen werden:
EI 1. Bestimmung der Tragfhigkeit des Querschnittes un-
lc  (10)
N0vd ter Vernachlssigung der Biegezugfestigkeit des
Mauerwerks. Dieses Vorgehen ist stets erlaubt.
Dabei ist
2. Bestimmung der Tragfhigkeit des Querschnittes un-
lc die Knicklnge der Wand
ter Ausnutzung der Biegezugfestigkeit des Mauer-
EI die Steifigkeit eines Aussteifungskerns in gerisse-
werks. Dieses Vorgehen ist nur fr nichttragende
nem Zustand
Wnde und ausgesteifte Wnde erlaubt.
N0vd der Bemessungswert der vertikalen Last, die aus-
Bei Anwendung des Nachweises ohne Ansatz der Bie-
gesteift werden soll.
gezugfestigkeit des Mauerwerks kann der Zusammen-
Hinter der Gleichung steht folgender Zusammenhang: hang zwischen Gesamtexzentrizitt et einschließlich
Die Auswirkung der Theorie II. Ordnung auf die Exzen- von Effekten nach Theorie II. Ordnung und N¢u;d Ta-
trizitt ergibt sich aus belle 4 entnommen werden.
1
eo ,
n1
Tabelle 4. Zusammenhang zwischen der Gesamtexzentrizitt
wobei n das Verhltnis der Eulerlast zu dem Bemes-
und der zentrischen Traglast
sungswert der Vertikalkraft ist, die auszusteifen ist.
Wenn n grçßer als 9 ist, ist der Anteil der Theorie II. Ord- et N0u;d
nung kleiner als 10 % des Effekts nach Theorie I. Ord- h b h f0d
nung sodass
0,00 1,00
Neuler p2 EI
0 ¼ 2 0  10 (11) 0,05 0,86
Nvd lc Nvd
Wenn man p± gerundet zu 10 ansetzt, erhlt man die 0,10 0,74
Knicklnge. 0,15 0,63
Bei der Schnittkraftermittlung sind die nachfolgend auf-
gefhrten, zustzlichen Anforderungen zu bercksich- 0,20 0,54
tigen: 0,25 0,45
• Mindestexzentrizitten
– unverschiebliche, tragende Wnde sind ebenfalls 0,30 0,36
mit einer Mindestexzentrizitt von 10 mm oder 0,35 0,27
L/300, der grçßere Wert ist maßgebend, die kon-
stant ber die Lnge der Wand bei Annahme einer 0,40 0,18
Knicklnge gleich der Wandlnge anzusetzen ist. 0,45 0,09
– Aussteifungskerne sind mit einer Mindestexzen-
trizitt nach Theorie I. Ordnung von 10 mm oder 0,50 0,00
L/300 zu berechnen. Der grçßere Wert ist dabei
maßgebend.
• Wenn die lineare Elastizittstheorie fr die Schnitt-
kraftermittlung angewendet wird, ist eine Schiefstel- In Bild 6 sind beide beschriebenen Methoden miteinan-
lung von l/300 anzusetzen. der verglichen, und zwar fr den Fall, dass die Biegezug-
Die einzelnen Bauteile von Aussteifungskernen und festigkeit gleich 10 % der Druckfestigkeit ausmacht. In
Schubwnden sind auf ihre Stabilitt hin zu berprfen, den Niederlanden ist generell die Biegezugfestigkeit mit
insbesondere auf Knicken aus ihrer Ebene heraus. Dazu einer Bruchflche parallel zu den Lagerfugen kleiner als
ist der Teil der Wand senkrecht zur Wandflche ent- die 10 % der Druckfestigkeit. Man kann erkennen, dass
sprechend zu bercksichtigen. Dieser Teil der Wand lediglich im Falle geringer Druckkrfte grçßere Momen-
ist dann als unverschieblich mit einer Mindestexzentri- te mit der Methode nach 2 (s. oben) mçglich sind.
zitt von 10 mm bzw. L/300 und einer Knicklnge In der TGB Mauerwerk ist eine vereinfachte Methode
gleich der Wandhçhe anzusetzen. Wenn der Teil der angegeben worden, mit der unverschiebliche Wnde
Wand an einer vertikalen Kante gesttzt ist, ist eine unter Ansatz einer linear ber die Wandhçhe vernder-
Reduzierung der Knicklnge mçglich. lichen Exzentrizitt (nach Theorie I. Ordnung) nach-
gewiesen werden kçnnen. Aus dieser Exzentrizitt
I. Ordnung und der Schlankheit der Wand kann die Trag-
fhigkeit nach folgender Formel bestimmt werden:
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 191

Bild 6. Vergleich der beiden Methoden Kombination von zentrischer Druckkraft und Biegung

N0u;d ¼ a b h fd0 (12)


Dabei sind
N0u;d die Traglast bei zentrischer Beanspruchung
a eine Variable, die den Zusammenhang zwischen
Schlankheit und Exzentrizitt herstellt (die
Werte sind in Bild 8 angegeben)
b ist die Wandbreite (Lnge)
h die Querschnittshçhe der Wand
fd0 der Bemessungswert der Druckfestigkeit
e0, e1 die Exzentrizitten nach Theorie I. Ordnung
l die Schlankheit der Wand
Die Ergebnisse basieren auf Berechnungen nach der
materiell und geometrisch nichtlinearen finiten Diffe-
renzenmethode. Die zugrunde gelegte Theorie ist in [5]
angegeben. Die verschiedenen Variablen sind in Bild 7
dargestellt.
Die Norm enthlt dann insgesamt sechs Diagramme –
jede fr eine andere Schlankheit – aus denen ein maxi-
maler Wert fr a fr gegebene Werte von e1 und e0
ermittelt werden kann. Bild 9 zeigt Beispiele fr solche
Diagramme mit der Schlankheit l = 15 und 20.
In der linken oberen Ecke von sind die Linien fr a Ge-
raden. In diesem Falle spielt die Schlankheit keine Rolle
und Anteile nach Theorie II. Ordnung sind vernachls- Bild 7. Exzentrizitten und Schlankheit
sigbar. Bei unterschiedlichen Schlankheiten sind die
geraden Linien an der gleichen Stelle, jedoch sind sie
fr eine kleine Schlankheit lnger als fr eine große.
192 C Bemessung

Bild 8. Werte fr a fr Exzentrizitten e0 und e1 sowie eine Schlankheit von 5

Bild 9. Werte fr a fr Exzentrizitten e0 und e1 sowie eine Schlankheit von 15 (oben) und 20 (unten)
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 193

Bild 10. Variable zur Bestimmung der Schubtragfhigkeit

Die Lage der Geraden, bei denen die Effekte nach Hçhe der Wand ist die Verschiebung, unter der die
Theorie II. Ordnung keine Rolle spielen, stimmen mit Wand nicht umkippen darf (s. Bild 11).
den Werten nach Tabelle 4 berein. Die Exzentrizitt e1 folgt aus dem Angriffspunkt der
Der Abschnitt zur Teilflchenbelastung ist identisch mit Last am Wandkopf. Die Exzentrizitt e0 am Fuß der
dem im Eurocode 6 [1]. Die Tragfhigkeit unter Einzel- Wand kann aus der Grafik gem. Bild 9 ermittelt werden.
lasten kann wie folgt ermittelt werden: Am Fuß der Wand lsst sich das Momentengleichge-
wicht wie folgt ermitteln.
Fu;d ¼ cbr Abr fd0 (13)
Md ¼ 0 ¼ N0d ðe0  e1  d u Þ þ Gd ðe0  d u =2Þ (15)
Dabei sind
Fu;d die Tragfhigkeit des Mauerwerks unter einer Daraus ergibt sich die zulssige Verschiebung fr eine
Einzellast neutrale Wand zu
cbr ein Erhçhungsfaktor der zwischen 1,0 und 1,5 e0 ðN0d þ Gd Þ  e1 N0d
variiert du ¼ (16)
Gd
Abr die Flche, ber die die Einzellast abgetragen wird N0d þ
fd0 der Bemessungswert der Druckfestigkeit von 2
Mauerwerk
Die Tragfhigkeit bei Schubbeanspruchung wird als
Tragkraft und nicht als Festigkeit angegeben. Die Ge-
samttragfhigkeit ergibt sich aus
FRv;ud ¼ Fv;ud þ 0,4 N0vx;d (14)
Dabei sind
Fv;ud ¼ fv;d bv x (Anteil aus der Haftscherfestigkeit)
bv die minimale Breite des Wandquerschnittes
x die berdrckte Lnge des Wandquerschnittes in
der maßgebenden Lastkombination (s. Bild 10)
N0vx;d die Normalkraft, die im berdrckten Teil der
Wandflche bvx wirkt
Wie bereits dargestellt, kann angenommen werden, dass
eine unverschiebliche Wand im Aussteifungssystem des
Gebudes keinen Beitrag zu den Anteilen nach Theorie
II. Ordnung leistet. Diese Art von Wnden wird als
neutrale Wnde bezeichnet. Um zu berprfen, ob diese
Annahme richtig ist, ist die Verschiebung des Tragwer-
kes zu ermitteln und mit der zulssigen zu vergleichen.
Die Verformung ist mithilfe der Bemessungswerte der
Lasten unter Anwendung einer nichtlinearen Theorie
oder der quasi-linearen Theorie zu ermitteln. Die zuls-
sige horizontale Verschiebung du ber die gesamte Bild 11. Lasten, Exzentrizitten und zulssige Verschiebung du
194 C Bemessung

5 Zusammenfassung 6 Literatur
Im Allgemeinen sind in den Niederlanden Ausstei- [1] EN 1996-1-1, Eurocode 6: Design of masonry structures;
fungskerne und Schubwnde sehr schlank. Deshalb Part1-1: General rules for reinforced and unreinforced ma-
sind bei der Bemessung Effekte nach Theorie II. Ord- sonry structures, CEN 2007.
nung zu beachten. Der Eurocode gibt prinzipielle Re- [2] NEN 6790: Technische Regeln fr Hochbauten – TGB
geln an, wann Anteile nach Theorie II. Ordnung zu 1990 – Mauerwerkbauten. 2005 (in Originalsprache).
bercksichtigen sind, jedoch sind die detaillierten Re-
[3] Grnberg, J.: Grundlagen der Tragwerksplanung – Si-
geln nach der hollndischen Tradition aus der TGB
cherheitskonzepte und Bemessungsregeln fr den konstruk-
Mauerwerk, wie das zu erfolgen hat, nicht enthalten.
tiven Ingenieurbau. Erluterungen zu DIN 1055-2004. Beuth:
Deshalb sind die Anwendungsregeln zur Ermittlung
Berlin 2004.
der Anteile aus Theorie II. Ordnung als nicht im Kon-
flikt mit dem Eurocode stehende Regelungen in den [4] Claessens, A. M. H. M.A., Wijte, S. N. M.: Stability of
Niederlanden erforderlich. Sie werden zuknftig in a row of residential houses with small piers, Proceedings
Form einer neuen Hollndischen Norm, die auf den 13th IB±MaC Amsterdam, july 2004, pp. 509–517.
Prinzipien und den Materialeigenschaften des Euroco- [5] Groot, A. K. de, van Riel, A. C.: De stabiliteit van ko-
des 6 aufbaut, neben dem Eurocode anwendbar sein. lommen en wanden van ongewapend beton. Heron, Jaargang
15 No. 3/4, 1967, pp. 65–112.
C Bemessung 195

IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm


Yasser Korany, Edmonton, Alberta, Canada

1 Kurzfassung den bergang von der Bemessungsmethodik vom


Spannungsnachweis im Gebrauchszustand auf die Me-
Die kanadische Norm CSA S304.1-04 enthlt Fest- thode der Grenzzustnde mit Kraftnachweisen und
legungen zur ingenieurmßigen Bemessung von un- Teilsicherheitsfaktoren ein. Dies war die generelle n-
bewehrten, bewehrten, vorgespannten und vorgefertig- derung gegenber der Vorgngerausgabe CSA
ten Mauerwerkskonstruktionen und fr Mauerwerks- S304-M84. Der Spannungsnachweis im Gebrauchs-
bauteile wie Balken, Wnde, Pfeiler und Pilaster in zustand war als alternative Nachweismethode in der
bereinstimmung mit der kanadischen Bauordnung. CSA S304.1-94 zugelassen, ist jedoch inzwischen zu-
Die nationalen Bauvorschriften fordern die Anwen- rckgezogen worden und nicht mehr Bestandteil der
dung der Methode der Grenzzustnde fr alle Arten aktuellen Norm.
von Mauerwerkkonstruktionen. Eine empirische Be-
messungsmethode ist fr unbewehrtes Mauerwerk zu-
gelassen. In dem vorliegenden Beitrag wird ein ber-
blick ber die Kanadische Bemessungsnorm im Hin- 3 Grundlagen der Bemessung
blick auf die Bemessung von unbewehrtem Mauer- Die Methode der Grenzzustnde ist gegenwrtig fr
werk gegeben. Mauerwerk und alle anderen Bauarten die generelle
Der Beitrag wurde vom Autor in englischer Sprache Bemessungsmethode in Kanada. Der Grundgedanke
eingereicht und vom Herausgeber ins Deutsche ber- dieser Methode ist es, sicherzustellen, dass verschiede-
fhrt. ne definierte Grenzzustnde whrend der Lebensdauer
eines Bauwerkes nicht berschritten werden. Sie bein-
halten einerseits die Gewhrleistung der Stabilitt und
Tragfhigkeit unter einer bestimmten, erhçhten Last
2 Einfhrung und andererseits der Gebrauchstauglichkeit unter Nut-
Die generelle Bauordnung in Kanada, auf die sich die zungsbedingungen.
Landes- und Stadtbauordnungen beziehen, ist der Na- CSA S304.1-04 definiert die Grenzzustnde als: „solche
tional Building Code von Kanada aus dem Jahre 2005 Bedingungen eines Tragwerks, bei denen dieses auf-
(NBC). Die kanadische Bauordnung wird untersetzt hçrt, die Funktion, fr welche es geplant worden ist,
bzw. nimmt Bezug auf Normen, die von der kana- zu erfllen“. Die Zustnde, die die Sicherheit betreffen,
dischen Normenorganisation (Canadian Standards As- werden „Grenzzustnde der Tragfhigkeit (GZT)“ ge-
sociation, kurz CSA) erarbeitet werden. Mauerwerks- nannt und beinhalten die berschreitung der Tragfhig-
baustoffe und Mauerwerkskonstruktionen sind durch keit, des Kippens, Gleitens und des Bruchs, whrend
eine Reihe solcher Normen geregelt. Die maßgebende solche, die die vorgesehene Nutzung und Belegung
Norm fr die Bemessung von Mauerwerkskonstruktio- des Gebudes beeintrchtigen, „Grenzzustnde der Ge-
nen ist die CSA S304.-04 „Bemessung von Mauer- brauchstauglichkeit (GZG)“ genannt werden und
werkskonstruktionen“ [1], die im Jahre 2004 erschienen Durchbiegungen, Schwingungen, dauerhafte Verfor-
ist. Auf diese wird hier in dem Beitrag mit ihrer Kurz- mungen und lokale Schdigungen wie z. B. Rissbildun-
bezeichnung CSA S304.1-04 Bezug genommen. gen, beinhalten. Die Grenzzustnde, die das Versagen
CSA S304.1-04 ersetzt die 1994er-Ausgabe mit dem unter wiederholter Belastung betreffen, werden als
Titel „Mauerwerksbemessung von Hochbauten (Me- Grenzzustand der Ermdung bezeichnet.
thode der Grenzzustnde)“. Beide Normen basieren
auf dem semiprobabilistischen Sicherheitskonzept.
Vorgngerversionen der CSA S304.1-04 sind 1977 4 Tragfhigkeit unter zentrischer
(englisches Maßsystem) und 1978 (metrisches Maß-
Druckbeanspruchung
system) herausgegeben worden. Ihnen folgte 1984
die CSA S304-M84 „Mauerwerksbemessung fr Die kanadische Norm lsst eine Ausnutzung von 80 %
Hochbauten“. Alle drei genannten Versionen basieren des maximalen Tragwiderstandes von unbewehrtem
auf Spannungsnachweisen im Gebrauchszustand. Die Mauerwerk unter Vertikallasten zu. Die zentrische
Erarbeitung der CSA S304.1-94 im Jahre 1994 leitete Tragfhigkeit Pr max darf nicht grçßer sein als

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
196 C Bemessung
 
Pr max ¼ 0,8 jm ð0,85 fm0 Þ Ae (1) werksdruckfestigkeit fm0 , multipliziert mit jm , nicht
berschreitet. CSA S304.1-04 gibt einen allgemeinen
mit Abminderungsfaktor auf der Widerstandsseite von jm
jm Abminderungsfaktor auf der Widerstandsseite fr = 0,6 (gm = 1/0,6 = 1,67) fr Mauerwerk unter Druck,
Mauerwerk Zug, Schub sowie Einzellasten an.
fm0 charakteristische Festigkeit von Mauerwerk
Pf Mf
Die wirksame Querschnittsflche Ae ist die mit Mçrtel ftension ¼ þ  jm f t (2)
Ae S
bedeckte Flche und die Flche der Hohlrume, die mit
Mçrtel gefllt sind. Die kanadische Norm fordert, dass in Pf Mf
der wirksamen Querschnittsflche „ausgerumte Fugen, fcompression ¼   jm fm0 (3)
Ae S
Hohlrume sowie Schlitze und Aussparungen zu berck-
sichtigen sind. Eine Reduzierung der Querschnittsflche Unter Bercksichtigung der Tatsache, dass zentrische
wird dann nicht gefordert, wenn der Hohlraumanteil Lasten niemals tatschlich zentrisch eingetragen werden,
25 % der Flche des Hochlochsteins nicht berschreitet noch dass eine Wand jemals perfekt lotrecht errichtet
und (b) bei konkaver Aufbringung des Mçrtels die Eben- wird, fordert Punkt 7.7.3 der CSA S304.1-04, dass die
heitsabweichung 3 mm nicht bersteigt.“ Exzentrizitt des Lasteintrags an beiden Enden der
Wand (Kopf und Fuß) einer zentrischen Last niemals
kleiner sein darf als 10 % der Wanddicke. Wenn die
infolge ußerer Lasten senkrecht zur Wandebene einge-
leiteten Biegemomente oder Vertikallasten mit plan-
5 Tragfhigkeit unter Druck- und mßigen Exzentrizitten grçßer sind als die 10 % Min-
Biegebeanspruchung destexzentrizitt, braucht das Moment aus der ungewoll-
Die Entscheidung, ob ein Querschnitt im GZT reißt oder ten Exzentrizitt nicht bercksichtigt zu werden.
ungerissen bleibt, obliegt bis zu einem bestimmten Maß Die kanadische Norm erlaubt eine plastische Traglast-
dem bemessenden Ingenieur. CSA S304.1-04 fordert, analyse, wenn der gesamte Wandquerschnitt berdrckt
dass unbewehrte Mauerwerkswnde unter kombinierter ist oder wenn der bemessende Ingenieur gerissene Quer-
Beanspruchung infolge Biegung und Normalkraft so zu schnitte zulsst. In diesem Falle ist die (aufnehmbare)
bemessen sind, dass sie ungerissen bleiben, wenn die Druckkraft im Mauerwerk unter der Annahme eines
Exzentrizitt aus Biegung um die Haupt- oder Neben- rechteckigen Spannungsblocks zu berechnen, der durch
achse ein Drittel der Querschnittsabmessung rechtwink- eine angenommene gleichmßige Spannung von
lig zur Achse, um die die Biegemomente berechnet wor- 0,85 jm c fm0 , ber eine Druckzone verteilt, die durch
den sind, berschreitet. Dies ist nur durch Neubemes- den oberen Querschnittsrand und eine gerade Linie pa-
sung des Querschnitts oder Bewehrung zu erreichen. rallel zur Nulllinie in einem Abstand a ¼ b1 c von der
Obwohl die kanadische Norm den rechteckigen Span- Faser mit der maximalen Druckstauchung gebildet wird:
nungsblock fr ungerissene und teilweise gerissene Cm ¼ 0,85 jm c fm0 a b (4)
Querschnitte zulsst, wird auf dessen Anwendung in
der Regel verzichtet und vereinfachend linear elastisch Dabei sind
ohne Ausschluss von Zugspannungen gerechnet. c Faktor zur Bercksichtigung der Richtung der
Mithilfe der linearen Elastizittstheorie ist dann sicher- Druckspannung zur Richtung, in der fm0 bestimmt
zustellen, dass die maximalen Zugspannungen die Zug- worden ist
festigkeit des Mauerwerks ft , dividiert durch die Mate- b wirksame Breite der gedrckten Mauerwerkswand
rialsicherheit jm , nicht berschreiten und dass die ma- b1 Verhltnis der Breite des Spannungsblocks zur Lage
ximale Druckspannung die charakteristische Mauer- der Nulllinie

Bild 1. Spannungsblock an einem bewehrten Mauerwerksbalken


IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 197

c Abstand von der am meisten gedrckten Quer- lasten ist, einschließlich der Effekte nach Theorie
schnittsfaser zur Nulllinie II. Ordnung.
CSA S304.1-04 gibt den folgenden Steifigkeitskoeffi-
Der Spannungsblock wird hauptschlich im bewehrten
zienten zur Berechnung der Querverformung d f an zu
Mauerwerk angewendet (s. Bild 1)
Infolge der Exzentrizitten der vertikalen Lasten an den E I ¼ je ðE IÞeff =ð1 þ 0,5 bd Þ (6)
Wandenden und der Auswirkung von horizontalen Las-
ten senkrecht zur Wandebene wird ein „primres Mo- Dabei sind
ment“ Mp definiert, das Biegung senkrecht zur Wand- je Abminderungsfaktor fr die Bauteilsteifigkeit
ebene hervorruft. Die Vertikallast ruft durch die Aus- je ¼ 0,65 fr unbewehrtes Mauerwerk
biegung der Stabachse infolge des primren Moments bd Verhltnis des Moments aus den mit Teil-
ein zustzliches, „sekundre Biegemoment“ hervor sicherheitsbeiwerten multiplizierten stndigen
(Gleichgewicht am verformten System). Nach CSA Lasten zu dem aus dem Gesamtmoment,
S304.1-04 ist die einwirkende, vertikale Bemessungs- ermittelt fr die maßgebende Lastkombination
last mit dem Gesamtmoment (primres + sekundres) ðE IÞeff Nennsteifigkeit der Wand,
infolge vertikaler Bemessungslasten zu kombinieren. ðE IÞeff ¼ 0,4 Em Io , sofern keine genauere
Berechnung durchgefhrt wird
Em Elastizittsmodul
  von Mauerwerk
6 Schlankheitseffekt Em ¼ 850 fm0
Io Trgheitsmoment des wirksamen Querschnitts
Die kanadische Norm verweist auf zwei Methoden der um die Hauptachsen.
Bercksichtigung von Effekten nach Theorie II. Ord-
nung: die Last-Verschiebungs-Methode (Pd) und die
Momenten-Vergrçßerungs-Methode. Die Grçße des 6.2 Momenten-Vergrçßerungs-Verfahren
Moments aus Theorie II. Ordnung infolge von Vertikal- Die kanadische Mauerwerksnorm bietet als alternative
lasten aus der Verschiebung infolge von Biegemomen- Methode zur Bercksichtigung der Schlankheitseffekte
ten, oder der Pd-Effekt, wird beeinflusst durch die noch das Momenten-Vergrçßerungs-Verfahren an. Bei
Schlankheit der Wand, kh/t. Abschnitt 7.7.5 von CSA diesem Vorgehen wird der Bemessungswert des Ge-
S304.1-04 gibt folgende Schlankheitsgrenzen an: samtmoments MfTOT durch Vergrçßerung des primren
fr kh=t < ð10  3,5 e1 =e2 Þ Moments unter Verwendung des Faktors
fi kann der Schlankheitseinfluss vernachlssigt werden, Cm =ð1  Pf =Pcr Þ bestimmt.
fr kh=t > 30 Mfp Cm
fi nicht zulssig (erneute Bemessung erforderlich) MfTOT ¼  MfP (7)
ð1  Pf =Pcr Þ
fr 30 > kh=t > ð10  3,5 e1 =e2 Þ
fi ist der Einfluss der Theorie II. Ordnung zu berck- Dabei sind
sichtigen. Pcr Die kritische Euler-Knicklast unter zentrischem
Druck h i
Dabei sind e1 und e2 die kleinere und die grçßere
Pcr ¼ p2 je ðE IÞeff = ð1 þ 0,5 bd Þ ðk hÞ2
Exzentrizitt an den jeweiligen Wandenden. Die
Knicklnge kh der Wand ist generell nach den Cm Faktor zum Bezug des tatschlichen Momenten-
Regeln der Statik und Festigkeitslehre zu ermitteln. verlaufs auf einen quivalenten, gleichfçrmigen
CSA S304.1-04 lsst Abminderungsfaktoren k bis 0,8 Momentenverlauf gemß Abschnitt 7.7.6.5 von
zu. Fr Wnde, die quer zur Wandebene nicht gehalten CSA S304.1-04.
sind, wie Kragarme, gilt der Wert k = 2. Kragarmfçr- Cm ¼ 0,6 þ 0,4 M1 =M2  0,4
mige Wnde mssen biegesteif gegenber Verdrehun-
M1 ist das kleinere Bemessungsmoment am
gen am unteren Wandende gelagert sein.
Wandende in dem Lastfall, der fr M2 maß-
gebend ist.
6.1 Last-Verschiebungs-Verfahren M1 ist bei einfacher Krmmung positiv und bei
doppelter Krmmung negativ anzusetzen.
Bei dieser Vorgehensweise ergibt sich das Gesamt-
M2 ist das grçßere fakturierte Wandendmoment
moment MfTOT , das auf die Wand wirkt, aus der Summe
und ist immer positiv anzusetzen.
des sekundren ðPf d f Þ Momentes aus elastischer Ver-
formung und des primren Moments ðMfP Þ aus exzen- Folgende Forderungen sind in CSA S304.1-04 fr die
trischem Lasteintrag zu Berechnung von Cm angegeben: „(a) wenn beide End-
exzentrizitten kleiner als 0,1 t sind, ist das Verhltnis
MfTOT ¼ MfP þ Pf d f (5)
M1/M2 wie folgt zu bestimmen, entweder (i) ber die
wobei MfP der Bemessungswert des Primrmoments am Bestimmung der Wandendmomente oder (ii) wenn die
Querschnitt infolge der fakturierten Endmomente und Berechnung ergibt, dass praktisch kein Moment an bei-
der Querlasten und d f die Querverschiebung am kriti- den Enden des Druckstabs vorhanden sind, kann M1/M2
schen Schnitt unter den fakturierten Quer- und Vertikal- gleich 1,0 gesetzt werden. (b) Wenn horizontale Lasten
198 C Bemessung

zwischen den beiden Wandenden angreifen und sie


mehr als 50 % des Bemessungsmoments am maßgeben-
den Querschnitt ausmachen, kann das Verhltnis M1/M2
ebenfalls gleich 1,0 gesetzt werden.“

7 Wnde unter zweiachsiger Biegung


Bei entsprechenden Randbedingungen kann unbewehr-
tes Mauerwerk horizontal zur Wandflche wirkende
Lasten ber vertikale und horizontale Biegung abtra-
gen. Die analytischen Methoden zur Bestimmung der
Tragfhigkeit von unbewehrtem Mauerwerk reichen Bild 2. Unbewehrte Mauerwerkswand unter Platten-
von der Annahme elastischen Materialverhaltens und beanspruchung aus gleichmßigem Winddruck [3]
Anwendung der Plattentheorie bis hin zum Extrem der
Anwendung der Fließlinientheorie, wie sie im Stahlbe-
tonbau angewendet wird. Sie geht von plastischen Ver-
Mfpa ¼ bf wf L2 (8)
formungen und der Mçglichkeit von Momentenumlage-
2
rungen aus. Andere analytische Methoden beruhen auf Mfn ¼ mm bf wf L (9)
dem Ansatz der Bruchlinien und sind hnlich der Fließ-
Dabei sind L und h die Wandlnge bzw. -hçhe und mm
linienmethode mit der Ausnahme, dass die Rissbildung
ist das Verhltnis der Zugfestigkeit des Mauerwerks
fortschreitend ist und somit die Momententragfhigkeit
senkrecht zur Lagerfuge ftn zu derjenigen ftp parallel
des Erstrisses (gewçhnlich in halber Wandhçhe) lange
dazu. Der Wert wird i. Allg. als Orthotropiekoeffizient
vor dem Erreichen der Tragfhigkeit der Wand verloren
bezeichnet.
geht und er deshalb nicht mit bercksichtigt wird.
CSA S304.1-04 hat ein Bemessungsverfahren bernom- mm ¼ jm ftn =jm ftp (10)
men, das auf der beschriebenen Bruchlinientheorie unter
CSA S304.1-04 erlaubt eine Erhçhung der Zugfestig-
Bercksichtigung der Erstrissbildung beruht. Die Biege-
keit senkrecht zur Lagerfuge ftn , sofern eine geringe
momente senkrecht und parallel zu den Lagerfugen, d. h.
Druckkraft vorhanden ist. Um eine berschtzung der
in vertikaler und horizontaler Richtung, wurden aus der
Tragfhigkeit zu vermeiden, ist die Druckkraft Pf zur
Bruchlinienanalyse von Wandplatten, die an allen vier
Berechnung von mm zu begrenzen auf das Eigengewicht
Seiten sowie an drei Seiten gelagert sind, bestimmt. Un-
plus einer Last, die sich durch Multiplikation der wirk-
ter Verwendung des Orthotropiekoeffizienten lassen sich
samen Querschnittsflche mit einer Druckspannung von
daraus Koeffizienten ermitteln, mit denen sich die Bie-
0,15 N/mm± ergibt. Wenn die Druckkraft bercksichtigt
gemomente in beiden Richtungen durch Multiplikation
wird, geht der Ausdruck fr mm ber in:
mit der gleichfçrmigen Belastung und der Lnge zum
Quadrat fr die Nachweisfhrung bestimmen lassen. mm ¼ ðjm ftn þ Pf =Ae Þ=jm ftp (11)
Sie sind in der kanadischen Norm angegeben. Abschnitt
Pf  Eigengewicht þ 0,15 Ae
7.12 von CSA S304.1-04 schreibt vor, dass dieses Ver-
fahren nur fr frei drehbar gelagerte, rechteckige Platten Der Parameter bf in Gln. (8) und (9) ist der Momenten-
aus Vollsteinen (ohne ffnungen), mit gleichmßig ver- koeffizient, der von dem Seitenverhltnis der Wand h/L
teilten horizontalen Lasten angewendet werden darf. und dem Orthotropiekoeffizienten mm abhngt. Die
Wenn die Wand ffnungen mit unregelmßiger Form Werte fr bf kçnnen Tabelle 6 der CSA S304.1-04 fr
hat oder durch ungleichfçrmige Lasten beansprucht verschiedene Kombinationen von h/L und mm entnom-
wird, darf diese Methode nicht angewendet werden. men werden. Es ist zu erwhnen, dass die bf -Werte sehr
Weiterhin ist diese Bemessungsmethode nur innerhalb klein erscheinen, weil sie durch den Nenner des Aus-
bestimmter geometrischer Grenzen, die in Abhngig- drucks fr das maximale Biegemoment fr einen
keit von der Wanddicke in CSA S304.1-04 angegeben gleichfçrmig belasteten, frei drehbar gelagerten Balken
werden, anwendbar: geteilt sind. Sofern das Seitenverhltnis außerhalb der
– sowohl Wandlnge als auch Wanddicke sind < 50 t, angegebenen Grenzen von Tabelle 6 nach CSA
– die Wandflche ist S304.1-04 liegt, ist die Wand als einachsig gespannte
£ 1350 t± fr Wandplatten, die an drei Seiten gelagert Platte zu berechnen, d. h. vertikal, wenn h/L < 0,3, oder
sind und horizontal, wenn h/L > 3,0 ist.
£ 2025 t± fr Wandplatten, die an allen vier Seiten Das Tragmoment parallel zu den Lagerfugen (horizon-
gelagert sind. tal) und senkrecht dazu (vertikal) ist nach den Gln. (12)
Fr eine frei drehbar gelagerte Wandplatte, dargestellt und (13) zu berechnen.
in (Bild 2) ergibt sich das Bemessungsmoment pro m
Mrpa ¼ jm ftp Sp  Mfpa (12)
Hçhe Mfpa und das Bemessungsmoment pro m Lnge
Mfn unter einer Gleichlast wf zu Mrn ¼ ðjm ftn þ Pf =Ae Þ Sn  Mfn (13)
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 199

Tabelle 1. Biegemomentenkoeffizienten fr senkrecht zur Wandebene belastete Wnde


(an drei bzw. vier Seiten frei drehbar gelagert)
200 C Bemessung

8 Zweischalige Wnde mit Verbund Q statisches Moment des anzuschließenden Quer-


schnittsteils bezogen auf den Schwerpunkt des
In Kanada werden zweischalige Wnde mit Verbund
verschmierten Querschnitts
zwischen beiden Schalen so ausgefhrt, dass die ußere
I Trgheitsmoment des verschmierten Quer-
Schale typischerweise aus Ziegeln hergestellt wird und
schnitts
die sthetische Erscheinung sowie den Wetterschutz
b Breite des anzuschließenden Querschnittsteils
garantiert und die Ausfhrung der inneren Schale aus
Betonblçcken erfolgt (s. Bild 3). Die Vertikallasten Wenn der Bemessungswert der einwirkenden Schub-
werden gewçhnlich auf die Innenschale abgesetzt, je- kraft den Bemessungswert des Schubwiderstandes
doch wird angenommen, dass beide Schalen zusam- berschreitet, mssen Stahlanker vorgesehen und fr
menwirken und am Lastabtrag beteiligt sind. den gesamten Bemessungswert der einwirkenden
Um zu gewhrleisten, dass beide Schalen tatschlich Schubkraft nachgewiesen werden. Die Bemessung
zusammenwirken, ist es unbedingt notwendig, dass und die Abstnde der Stahlanker sind in CSA A370-04
die Schubbertragung in der Schalenfuge erfolgt. Das „Mauerverbinder“ [2] geregelt.
wurde in lterem Mauerwerk durch Binder erreicht. In
modernem Mauerwerk werden dafr Stahlanker ver-
wendet.
Die Biegebeanspruchung von zweischaligen Wnden 9 Erdbebenbemessung und
mit Verbund macht eine Berechnung der einzelnen Schubtragfhigkeit
Schalen unter Bercksichtigung der unterschiedlichen
Die Bemessung von Mauerwerk unter Erdbebeneinwir-
Materialeigenschaften der jeweiligen Stein-Mçrtel-
kung ist mit entsprechenden Bestimmungen in der Ka-
Kombination erforderlich. Zur Durchfhrung der Be-
nadischen Bauordnung von 2005 (NBCC [4]) vor-
rechnung kann die Dicke der Ziegelschale in eine qui-
geschrieben. Dafr wird ein Erdbebengefhrdungsindex
valente Wanddicke aus Betonsteinmauerwerk umge-
IE Fa Sa ð0,2Þ verwendet, mit dessen Hilfe die erforder-
wandelt werden. Die Bestimmung des verschmierten
lichen Maßnahmen auszuwhlen sind, wie z. B. wann
Elastizittsmoduls fr beide Schalen erfolgt ber die
und wie Mauerwerk zu bewehren ist. Der Erdbebenge-
beiden E-Moduli der Einzelschalen, die sich aus der
fhrdungsindex bercksichtigt die Bedeutungskategorie
Druckfestigkeit der unterschiedlichen Stein-Mçrtel-
des Bauwerks, die Baugrundbedingungen und die Str-
Kombinationen ergeben. Auf diese Weise lassen sich
ke des Bemessungsbebens. Mit Ausnahme von Ver-
der Schwerpunkt des Querschnitts der verschmierten
blendschalen fordert CSA S304.1-04, dass Mauer-
Wand, die Querschnittswerte und die Exzentrizitt der
werkswnde zu bewehren sind, wenn der Erdbebenge-
Normalkraft ermitteln.
fhrdungsindex grçßer als 0,75 ist, unabhngig von der
Die Schubtragfhigkeit zwischen der Schalenfuge und
Masse und der freien Hçhe des Gebudes.
dem benachbarten Mauerwerk ist in Abschnitt 7.7.2.2
Entsprechend der in der Bauordnung von 2005 (NBCC
von CSA S304.1-04 angegeben zu:
[4]) angegebenen Klassifizierung werden fnf Arten
jm vbond I b von Schubwnden unterschieden, denen jeweils ein
Vr ¼ (14)
Q Duktilittsfaktor Rd und ein berlastfaktor Ro (engl.
over-strength factor) wie folgt zugeordnet sind:
Dabei sind
1. Unbewehrtes Mauerwerk ½Rd Ro ¼ ð1Þ ð1Þ ¼ 1;
vbond 0,1 N/mm± fr Schalenfugen, die mit Mauer-
2. Bewehrtes Mauerwerk konventioneller Konstruktion
mçrtel gefllt sind, und 0,2 N/mm± fr mit
½Rd Ro ¼ ð1,5Þ ð1,5Þ ¼ 2,25, wenn dieses ange-
pumpfhigem Mçrtel verfllte Fugen
wendet wird, weil der Erdbebengefhrdungsindex das
erfordert oder um die Erdbebenkraft zu reduzieren;
3. Bewehrte Wnde mit begrenzter Duktilitt
½Rd Ro ¼ ð1,5Þ ð1,5Þ ¼ 2,25, wenn die oberen
Grenzen fr bewehrtes Mauerwerk konventioneller
Konstruktion berschritten werden;
4. Moderat duktile, bewehrte Wnde
½Rd Ro ¼ ð2Þ ð1,5Þ ¼ 3, wenn die oberen Grenzen
fr bewehrtes Mauerwerk begrenzter Duktilitt
berschritten werden und
5. Moderat duktile gedrungene Wnde
½Rd Ro ¼ ð2Þ ð1,5Þ ¼ 3, die ein Verhltnis von
Hçhe zu Lnge von weniger als eins haben.
Die Kanadische Bauordnung stellt hohe Anforderungen
an die verschiedenen Arten von Aussteifungswnden
aus Mauerwerk, die vom Erdbebengefhrdungsindex
Bild 3. Zweischaliges Mauerwerk mit Verbund ber die abhngen. Unbewehrte Schubwnde aus Mauerwerk
Schalenfuge (engl. collar joint) sind bis 30 m bei einem Erdbebengefhrdungsindex
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 201

a) Biegedruckversagen b) Schrgzugversagen c) Reibungsversagen

Bild 4. Versagensarten von Mauerwerk bei Querkraftbeanspruchung nach [3]

von weniger als 0,2 bzw. bis 15 m zwischen 0,2 und Der Bemessungswert der Schubtragfhigkeit von unbe-
0,35. In Erdbebengebieten mit einem Index grçßer als wehrten Mauerwerkwnden ist fr Schrgzugversagen
0,35 sind unbewehrte Schubwnde nicht zugelassen. in Abschnitt 7.10.1 von CSA S304.1-04 zu
Die Kanadische Bauordnung von 2005 verbietet den
Vr ¼ jm ðvm bw dv þ 0,25 Pd Þ g g (16)
gemeinsamen Einsatz von bewehrtem und unbewehr-
tem Mauerwerk in Schubwnden zur Sicherstellung angegeben. Dabei sind
der Gebudeaussteifung. bw wirksame Wanddicke, ohne Bercksichtigung von
In Kanada geht man von den drei wesentlichen, in Bild Gurten zusammengesetzter Querschnitte
4 dargestellten Versagensarten bei Querkraftbeanspru- Pd 0,9 mal dem Eigengewicht plus Normalkrften, die
chung in Wandebene aus. Die Versagensart b) ent- sich aus anschließenden Bauteilen ergeben
spricht dem bei uns bekannten Steinzugversagen. Fr g g Faktor zur Bercksichtigung des Verfllungs-
die jeweiligen Versagensarten sind in CSA S304.1-04 grades von vertikalen Hohlrumen
Formeln zur Berechnung der Traglast angegeben. = 1,0 fr vollstndig vergossenes oder Voll-
mauerwerk bzw. anderenfalls
= Ae =Ag  0,5 (mit Ae als wirksamer Quer-
9.1 Schrgzugversagen schnittsflche und Ag als Bruttoquerschnittsflche)
Die Schubfestigkeit von Mauerwerk gemß CSA Der zweite Ausdruck in Gl. (16) (0,25 Pd ) steht fr die
S304.1-04 ist fr das Schrgzugversagen nach Gl. (15) Erhçhung der Schubtragfhigkeit durch eine normal zur
zu berechnen. Die Gleichung stellt eine Beziehung zwi- Querkraft wirkende Druckkraft. Es darf allerdings kon-
schen Schubfestigkeit und Druckfestigkeit her. Die ka- servativ nur 1/4 der Normalkraft aus Eigengewicht be-
nadische Norm bercksichtigt, dass die Schubtragfhig- rcksichtigt werden.
keit von Mauerwerk von der Schubschlankheit CSA S304.1-04 legt eine Obergrenze fr die Schubtrag-
Mf =Vf dv abhngt, die das Verhltnis von Biegemo- fhigkeit fest:
ment in Wandrichtung zu Querkraft mal Dicke der pffiffiffiffiffi
Wand darstellt. Große Biegemomente vergrçßern die Vr max ¼ 0,4 jm fm0 bw dv g g ½2  ðhw =lw Þ (17)
Zugspannungen und fhren zum Aufreißen des Quer- 0,5  ðhw =lw Þ  1,0
schnitts, was die Schubtragfhigkeit reduziert.
  Die Grenze hw =lw < 1,0 definiert Schubwnde mit ei-
Mf pffiffiffiffiffi nem geringen Seitenverhltnis, wie sie gedrungene
vm ¼ 0,16 2  fm0 (15)
V f dv Wnde darstellen. Fr derartige Wnde ist eine grçßere
Mf Schubtragfhigkeit ansetzbar, vorausgesetzt, dass die
mit 1,0   0,25 Schubkraft auf die gesamte Wandlnge so verteilt ist,
Vf dv
dass lokales Versagen ausgeschlossen werden kann.
Dabei sind Dieser Art von Schubwnden sind weitere Abschnitte
Mf Bemessungsmoment am betrachteten Wandschnitt in CSA S304.1-04 gewidmet.
Vf Bemessungswert der Querkraft im selben Wand-
schnitt wie Mf und
9.2 Schubwnde mit zusammengesetztem
dv Wirksame Querschnittslnge der Schubwand
Querschnitt
= der Wandlnge lw , wenn ein Aufreißen des
Querschnittes nicht erlaubt ist und Schubwnde mit zusammengesetztem Querschnitt lie-
‡ 0,8 lw , wenn ein Aufreißen des Querschnittes gen vor, wenn eine Aussteifungsscheibe aus Mauer-
erlaubt ist. werk eine Querwand schneidet und mit ihr schubfest
202 C Bemessung

m Reibungskoeffizient
= 1,0 zwischen Mauerwerk und Mauerwerk oder
zwischen Mauerwerk und rauem Beton
= 0,7 zwischen Mauerwerk und glattem Beton oder
blankem Stahl
P1 Druckkraft senkrecht zur Reibungsflche = Pd

Infolge der Biegebeanspruchung senkrecht zur Wand-


ebene aus exzentrisch angreifenden Lasten kçnnen Ris-
se in der unbewehrten Mauerwerkwand auftreten. Des-
Bild 5. Zusammengesetzter Schubwandquerschnitt halb darf nur der ungerissene Anteil der Wandflche
mit Steg und Gurtungen [3] Auc bei der Bestimmung der Schubtragfhigkeit im ers-
ten Glied von Gl. (18) angesetzt werden.
Bei Schubbeanspruchung entlang der Lagerfuge zwi-
schen der Aufstandsflche und der ersten gemauerten
verbunden ist. Der Tragwiderstand der in Wandebene
Schicht ist die Schubtragfhigkeit nach folgender Glei-
durch eine Querkraft beanspruchten Schubwand wird
chung zu bestimmen:
durch die parallel zur Kraftrichtung liegende Wand,
den Steg, bestimmt. Obwohl die Gurte keinen nen- V r ¼ jm m C (19)
nenswerten Beitrag zur Schubtragfhigkeit leisten, er-
hçhen sie die Biegetragfhigkeit in der Ebene der Dabei ist C die Druckkraft senkrecht zur Reibungs-
Schubwand erheblich und reduzieren die durch die ebene, die sich normalerweise aus Pd plus dem Bemes-
Biegung hervorgerufenen Druckspannungen an den sungswert der Tragkraft vertikal angeordneter Dbel
Wandenden. Die mitwirkende Breite der Gurte bei zu- ergibt, sofern solche vorhanden sind.
sammengesetzten Querschnitten ist fr bewehrtes
Mauerwerk in Abschnitt 7.6.1. von CSA S304.1-04
gegeben und fr bewehrtes Mauerwerk in Abschnitt
10.6.2. 10 Tragfhigkeit von Ausfachungs-
Die kanadische Norm begrenzt die mitwirkende Breite wnden bei Scheibenschub
(x1 bzw. x2 , s. Bild 5) eines Gurts zu beiden Seiten des
Steges fr eine Schubwand mit der Hçhe hw auf den Sofern sich zwischen Ausfachung und umgebendem
kleinsten Wert aus: Skelett keine offenen Fugen befinden, kann selbst
– der tatschlichen Gurtbreite (b), bei geringer horizontaler Beanspruchung von einem
– dem halben Abstand zum nchsten Steg, vollen Kontakt an der bergangsstelle von Mauerwerk
– 6 mal der tatschlichen Gurtdicke (6 t1 fr x1 bzw. zur umgebenden Konstruktion ausgegangen werden.
6 t2 fr x2 ) und Bei grçßeren Lasten verformt sich der umgebende
– hw =12 fr x1 (beidseitige Gurte) oder hw =16 fr x2 Rahmen unter Biegebeanspruchung und die Aus-
(einseitiger Gurt). fachung unter Schubbeanspruchung. Das fhrt an den
Eine weitere Bedingung fr die Bercksichtigung der unter Zugbeanspruchung stehenden Ecken zu einem
Mitwirkung der Gurte ist die berprfung der Schub- Ablçsen des Rahmens von der Wand. Die Querkraft
tragfhigkeit der vertikalen Schubfuge zwischen dem wird nun ber die Kontaktflchen in den Ecken der
Steg und dem Flansch nach Gl. (14). sich einstellenden Druckdiagonalen in die Wand ein-
geleitet (Bild 6).
Bei Anwendung des rechteckigen Spannungsblocks er-
9.3 Reibungsversagen gibt sich die Druckkraft F in der Strebe aus der Multi-
Zustzlich zu den bisher angegebenen Bedingungen plikation der Mauerwerksdruckfestigkeit 0,85 jm c fm0
mssen Schubwnde auch ber eine ausreichende in Richtung er Diagonalen mal der wirksamen Quer-
Schubtragfhigkeit gegenber Reibungsversagen ent- schnittsflche der Druckdiagonalen gemß Gl. (20).
lang einer durchgehenden, horizontalen Flche ver- Die mitwirkende Breite der Druckdiagonalen ergibt
fgen. Fr eine Schubbeanspruchung in der Lagerfuge sich als kleinster Wert aus der halben Breite, die nach
zwischen den Steinen einer Mauerwerkschicht gibt Gl. (22) ermittelt wird bzw. ein Viertel der Lnge, die
CSA S304.1-04 die nachfolgende Gleichung die Trag- sich aus der tatschlichen Lnge minus der halben
fhigkeit bei Scheibenschub an zu: Breite ergibt.
pffiffiffiffiffi
Vr ¼ 0,16 jm fm0 Auc þ jm m P1 (18) F ¼ 0,85 jm c fm0 Ae mit (20)
Dabei ist Ae ¼ we te und (21)
Auc ungerissener Bereich der wirksamen Quer-
schnittsflche, die eine Haftscherfestigkeit auf- qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
weist w¼ a2h þ a2L (22)
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 203

Bild 6. Druckdiagonale in einer Ausfachungswand,


die auf Schub beansprucht wird

Dabei sind 11 Naturwerksteine und knstliche


ah vertikale Kontaktlnge zwischen dem Rahmen und Steine
der Druckdiagonalen der Ausfachung
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Vormauerschalen aus Mauerwerk, hergestellt aus
p 4 4 E f I c hw Werksteinen oder knstlichen Steinen, sind in Kanada
ah ¼
2 Em te sin 2q weit verbreitet, unter anderem sind sie in einigen der
hçchsten kanadischen Gebude zu finden. Werksteine,
aL horizontale Kontaktlnge zwischen dem Rahmen ebenfalls bekannt als Quader oder gesgte Steine, wer-
und der Druckdiagonalen der Ausfachung den aus Naturstein hergestellt. Knstliche Steine um-
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fassen Mauerwerkprodukte, die aus Beton, Ton oder
4 4 Ef Ib lw
aL ¼ p Kalksandstein hergestellt werden und sich als Mauer-
Em te sin 2q steine klassifizieren lassen. Die kanadische Norm kennt
q ¼ tan1 ðhw =lw Þ zwei Arten von Vormauerschalen: in Mçrtel verlegte
Ef Elastizittsmodul des Rahmenmaterials Vormauerschalen und individuell abgefangene Vor-
we wirksame Breite der Druckdiagonalen mauerschalen. Fr vermçrtelte Vormauerschalen for-
te wirksame Dicke der Ausfachungswand dert die CSA S304.1-04 eine minimale Dicke von
w Breite der Druckdiagonalen 75 mm (90 mm mit zurckspringenden Fugen) und ei-
Ic Trgheitsmoment der Rahmensttze ner Haftbiegefestigkeit von mindestens 0,2 N/mm±. Die
Ib Trgheitsmoment des Rahmenriegels minimale Dicke fr individuell abgefangene Vormau-
erschalen betrgt 28 mm. Die kanadische Vorschrift er-
Ausfachungswnde aus Mauerwerk versagen durch laubt fr die Bemessung von Vormauerschalen aus
– Gleiten in der Lagerfuge, was in der Regel in der Werksteinen oder knstlichen Steinen die Anwendung
Nhe der Wandmitte auftritt, von Spannungsnachweisen auf Gebrauchslastniveau.
– diagonales Zugversagen oder
– Druckversagen der Druckstrebe.
Die Tragfhigkeit einer Ausfachungswand auf Schub
ergibt sich als kleinster Wert aus den drei genannten 12 Empirische Bemessung von
Versagensformen. unbewehrtem Mauerwerk
CSA S304.1-04 bietet eine empirische Bemessungs-
methode fr unbewehrtes Mauerwerk an. Sie basiert
auf einer vereinfachten Schnittkraftermittlung. Sie be-
204 C Bemessung

findet sich im Anhang F zur Norm, weil dieser im Ge- 15 Bezeichnungen


gensatz zur Norm auf Spannungsnachweisen auf Ge-
15.1 Formelzeichen
brauchslastniveau beruht und Bruttoquerschnittsflchen
zugrunde legt statt der im Hauptteil der Norm verwen- a Hçhe (Lnge) des quivalenten Spannungs-
deten Nettoquerschnittsflchen. Dabei wird mit zuls- blocks
sigen Spannungen gearbeitet. Ae wirksame Querschnittsflche (netto)
Die vereinfachte, empirische Bemessung von Mauer- Ag Bruttoquerschnittsflche des Mauerwerks
werksbauten ist nicht erlaubt fr: Auc Flche des ungerissenen Mauerwerksquer-
1. tragende Erdgeschosswnde, die hçher als 11 m sind; schnitts
2. nichttragende Außenwnde, die hçher als 20 m b effektive Breite der rechteckigen Abschnitte
ber OK Gelnde sind oder in Bereichen, wo der oder Gurtbreite fr T- und I-Querschnitte
50-Jahreswert fr Winddruck 0,55 kN/m± ber- bw Wanddicke einer Schubwand
schreitet; c Abstand der am meisten beanspruchten Quer-
3. Schubwnde in Gebuden, die hçher als 11 m schnittsfaser von der Nulllinie
ber OK Gelnde sind oder in Bereichen, wo der C Druckkraft im Mauerwerk senkrecht zur
50-Jahreswert fr Winddruck 0,55 kN/m± ber- Reibungsebene bei Scheibenschub
schreitet; Cm Druckkraft im Mauerwerk; oder Faktor zum
4. Grundmauern, die durch Querkrfte beansprucht Bezug des tatschlichen Momentenverlaufs auf
werden; einen quivalenten, gleichfçrmigen Momen-
5. Bauwerke in Regionen mit moderater oder hoher tenverlauf
Seismizitt mit einem Erdbebenrisikofaktor von dv wirksame Querschnittslnge der Schubwand
‡ 0,35. e1 kleinere rechnerische Exzentrizitt am Kopf
bzw. Fuß der Wand
e2 grçßere rechnerische Exzentrizitt am Kopf
13 Zusammenfassung bzw. Fuß der Wand
Fr die Bemessung von Ingenieurmauerwerk ist in Ka- Ef Elastizittsmodul des Rahmenmaterials bei
nada die im Hauptteil der CSA S304.1-04 enthaltene Ausfachungswnden
Bemessung nach der Methode der Grenzzustnde vor- Em Elastizittsmodul des Mauerwerks
geschrieben. Lediglich fr Vormauerschalen aus Werk- fm Druckspannungen im Mauerwerk unter einer
stein oder knstlichen Steinen ist die Bemessung auf bestimmten Last
Spannungsebene und Gebrauchslastniveau zugelassen. fm0 charakteristische Mauerwerkdruckfestigkeit
Fr die Bemessung von einfachen Mauerwerksbauten ft Biegezugfestigkeit von Mauerwerk
bietet die CSA S304.1-04 bei Einhaltung bestimmter ftn Biegezugfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen
Grenzen eine vereinfachte, empirische Bemessung auf ftp Biegezugfestigkeit parallel zu den Lagerfugen
Spannungsebene und Gebrauchslastniveau an. Fa Beschleunigungsbasierter Faktor fr Erd-
Der Beitrag hat die meisten, jedoch nicht alle Festlegun- bebenlasten in Abhngigkeit von der Lage
gen zur ingenieurmßigen Bemessung von unbewehrtem h lichte Hçhe einer Mauerwerkswand
Mauerwerk vorgestellt. Interessierte Leser kçnnen in den hw Gesamthçhe der Wand
angegebenen Quellen weitere Informationen und Aus- I Trgheitsmoment eines Querschnittes bezogen
fhrungen dazu finden. Der Leser sei aber auch darauf auf die Hauptachsen
hingewiesen, dass die kanadische Norm weitere Fest- Ib Trgheitsmoment Rahmenriegels bei Aus-
legungen zur ingenieurmßigen Bemessung von be- fachungswnden in Skelettbauten
wehrtem, vorgespanntem und vorgefertigtem Mauer- Ic Trgheitsmoment Rahmensttze bei Aus-
werk enthlt. Die diese Art von Mauerwerk betreffenden fachungswnden in Skelettbauten
Passagen wurden hier nicht vorgestellt bzw. diskutiert. IE Bedeutungsfaktor fr Erdbebenlasten
Io Trgheitsmoment des wirksamen Querschnittes
bezogen auf seine Hauptachsen
k Abminderungsfaktor fr die Knicklnge bei
14 Literatur Druckgliedern
[1] S304.1-04: Design of Masonry Structures. Canadian lw Gesamtlnge der Wand
Standards Association, Mississauga, Ontario, Canada, 2004. L freie Wandlnge
[2] 2004A370-04: Connectors for Masonry. Canadian Stan- Mf Bemessungsmoment eines Querschnittes
dards Association, Mississauga, Ontario, Canada, 2004. Mfn Bemessungsmoment bei Biegung in vertikaler
Richtung
[3] Hatzinikolas, M.; Korany, Y.: Masonry Design – for en- Mfp primres Bemessungsmoment infolge von
gineers and architects. Canadian Masonry Publications, Ed- Wandendmomenten und horizontalen Lasten
monton, Alberta, Canada, 2005. senkrecht zur Wandebene
[4] National Building Code of Canada. National Research
Council of Canada, Ottawa, Ontario, Canada, 2005.
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 205

Mfpa Bemessungsmoment bei Biegung in horizon- we wirksame Breite der Druckstrebe in Aus-
taler Richtung fachungswnden unter Scheibenschub
MfTOT Bemessungswert des Gesamtmoments, ein- wf Bemessungswert des gleichverteilten Drucks
schließlich dem sekundren Moment (Anteile auf eine Wand
aus Theorie II. Ordnung) ah vertikale Kontaktlnge zwischen dem Rahmen
Mrn Tragmoment unter Biegung in vertikaler und der diagonalen Druckstrebe in Aus-
Richtung fachungswnden unter Scheibenschub
Mrpa Tragmoment unter Biegung in horizontaler aL horizontale Kontaktlnge zwischen dem
Richtung Rahmen und der diagonalen Druckstrebe in
P1 Druckkraft senkrecht zur Gleitfuge bei un- Ausfachungswnden unter Scheibenschub
bewehrtem Mauerwerk (Reibungsversagen) bd Verhltnis des Bemessungsmomentes aus
Pcr kritische Euler-Knicklast unter zentrischem Eigenlast zu dem gesamten Bemessungs-
Druck moment
Pd zentrische Vertikallast fr einen Querschnitt bf Biegemomentenkoeffizient fr Wnde unter
unter Druck Plattenbeanspruchung nach Tabelle 6 von CSA
Pf Bemessungswert der zentrischen Vertikallast S304.1-04 [1]
Pr max mMaximale zentrische Drucktragfhigkeit gg Faktor zur Bercksichtigung der teilweisen
einer Wand Verfllung von Hohlwnden
Q statisches Moment des abgeschnittenen Quer- df horizontale Durchbiegung einer Wand aus den
schnittsteiles in Bezug auf die Hauptachsen des Bemessungswerten der horizontalen Belastung
Gesamtquerschnittes senkrecht zur Wand und den Bemessungswer-
Rd duktilittsbasierter Abminderungsfaktor fr ten der Vertikallasten ermittelt
Krafteinwirkungen bei Erdbeben q Winkel der diagonalen Druckstrebe, gemessen
Ro berlastfaktor fr Krafteinwirkungen bei von der Horizontalen in Ausfachungswnden
Erdbeben unter Scheibenschub
Sn Widerstandsmoment bei Biegung in vertikaler m Reibungsbeiwert
Richtung mm Orthotropiekoeffizient (Zugfestigkeit senkrecht
Sp Widerstandsmoment bei Biegung in horizon- zur Lagerfuge zu jener parallel zur Lagerfuge)
taler Richtung je Abminderungsfaktor auf der Widerstandseite
Sa ð0,2Þ 5 % gedmpfte Spektralbeschleunigung der fr die Bauteilsteifigkeit fr Mauerwerk
Systemantwort fr einen Zeitraum von 0,2 s (je = 0,65 fr unbewehrtes Mauerwerk) 1)
t Dicke der Mauerwerkwand jm Abminderungsfaktor auf der Widerstandseite,
te wirksame Dicke einer Mauerwerkwand fr Mauerwerk = 0,6 2)
vbond Verbundspannung zwischen dem Mçrtel in der c Faktor zur Bercksichtigung der Druck-
Schalenfuge und dem umgebenden Mauerwerk spannungsrichtung relativ zur der, fr die die
vm Schubfestigkeit des Mauerwerks Mauerwerksfestigkeit fm0 ermittelt worden ist
Vf Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
bei Schubbeanspruchung
Vr Bemessungswert des Tragwiderstandes bei
Schubbeanspruchung
15.2 Abkrzungen
Vrmax maximale Schubtragfhigkeit der Mauerwerk-
wand CSA Canadian Standards Association –
w Breite der Druckstrebe in Ausfachungswnden Kanadische Normungsvereinigung
unter Scheibenschub NBCC National Building Code of Canada –
Kanadische Bauordnung

1) Es wird nicht mit Teilsicherheitsbeiwerten auf der Wider-


standsseite gearbeitet, sondern mit Abminderungsfak-
toren.
2) s. Fußnote 1); gm= 1/jm
C Bemessung 207

V Bemessung von Mauerwerk –


Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden

1 Einleitung lungsbedingt ganzzahlige Nummern zugeordnet. Die


Normenreihe DIN 1053 „Mauerwerk“ umfasst zuknf-
Mit Einfhrung der DIN 1053-100 [2] erfolgte die Um-
tig die folgenden Teile
stellung der Bemessung von Mauerwerksbauten auf das
Teilsicherheitskonzept. Durch die darauf folgende Teil 3: Bewehrtes Mauerwerk
grundlegende berarbeitung der deutschen Mauer- Teil 4: Fertigbauteile
werksnorm sollte ein fundierter, europisch orientierter Teil 11: Vereinfachtes Nachweisverfahren fr
Standpunkt zum EC 6 [3] bezogen werden, um sich die- unbewehrtes Mauerwerk
sem hierbei auch formal anzunhern. Mit der Umstel- Teil 12: Konstruktion und Ausfhrung von
lung auf das semiprobabilistische Sicherheitskonzept unbewehrtem Mauerwerk
ist man nun in der Lage, das vielschichtige Zusammen- Teil 13: Genaueres Nachweisverfahren fr unbewehr-
spiel zwischen den Einwirkungen und den Widerstnden tes Mauerwerk
besser einzuschtzen, indem die stochastischen Charak- Teil 14: Bemessung und Ausfhrung von Mauerwerk
tere der Einwirkungen und Materialeigenschaften ge- aus Natursteinen
trennt erfasst werden. Mit der Differenzierung zwischen Mit der berarbeitung der Normenreihe DIN 1053 er-
gnstiger und ungnstiger Auswirkung werden zu hohe gaben sich einige nderungen bei den Bemessungs-
Sicherheitsabstnde aber auch Sicherheitsdefizite bei der algorithmen und den Einzelnachweisen. In einigen Fl-
Anwendung globaler Sicherheiten vermeidbar. len haben sich die Einzelnachweise dabei vereinfacht.
Die Grundlagen des Sicherheitskonzeptes sind bauart- Im Grenzzustand der Tragfhigkeit entfllt infolge der
unabhngig in DIN 1055-100 [6] geregelt, wodurch die Umstellung auf die Kraftebene sowohl fr den Nach-
Kompatibilitt der Bemessung im Mauerwerksbau mit weis zentrischer und exzentrischer Querschnitts-
den anderen Bauarten hergestellt ist. Des Weiteren sind beanspruchung als auch fr den Nachweis der Knick-
die Nachweise von der Spannungsebene in die Kraft- sicherheit die relativ aufwendige Spannungsermittlung
ebene berfhrt worden. Der wesentliche Vorteil hier- unter Bercksichtigung versagender Zugzonen. Grund-
bei liegt in der Chance Tragreserven zu nutzen, die sich lage hierfr ist die Einfhrung eines Spannungsblocks.
aus dem nichtlinearen Material- und Systemverhalten Dieser stellt zwar eine starke Idealisierung der tatsch-
ergeben. lich nichtlinearen Druckspannungsverteilung dar, gibt
Die generelle berarbeitung der deutschen Mauerwerks- das Tragverhalten jedoch gut wieder. Allerdings bleibt
norm erlaubte es zudem, sich des unbefriedigenden Zu- anzumerken, dass sich infolge der Notwendigkeit der
standes der getrennten Behandlung der Bemessung in Untersuchung einer grçßeren Anzahl von Lastfallkom-
DIN 1053-100 [2, 7] und der Ausfhrung und Konstruk- binationen (vor allem unter Windbeanspruchung) die
tion in DIN 1053-1:1996-11 [1] anzunehmen und diesen Ermittlung der Bemessungsschnittgrçßen als recht auf-
zu beseitigen. Die frhere Norm DIN 1053-1:1996-11 wendig erweist. Zur Aufwandsreduzierung gestatten die
wurde daher vom Normenausschuss Bauwesen, Fach- DIN 1053 Teil 11 [5] und 13 [4] eine vereinfachte Re-
bereich 06 „Mauerwerksbau“, Arbeitsausschuss gelung zur Bestimmung der Bemessungslasten bei b-
06.30.00 „Rezept- und Ingenieurmauerwerk“ auf Grund- lichen Hochbauten, die zu einer erheblichen Reduzie-
lage des EC 6 [3] berarbeitet und neu strukturiert. Als rung der mçglichen Lastfallkombinationen fhrt.
wesentliche nderungen gegenber der ursprnglichen Der vorliegende Beitrag soll anhand ausgewhlter Bei-
Ausgabe 11/1996 seien die Umstellung auf das Teilsi- spiele die Bemessungsalgorithmen nach DIN 1053-11
cherheitskonzept, der Bezug auf charakteristische Werte [5] und DIN 1053-13 [4] demonstrieren. Dazu werden
und Festigkeiten, die Integration von neuen sachlichen aus einem viergeschossigen Funktionsgebude folgen-
Erkenntnissen und redaktionellen nderungen sowie de maßgebenden Wnde herangezogen
eine inhaltliche Neugliederung genannt. – Außenwand im Dachgeschoss,
Das vereinfachte Nachweisverfahren, das genauere – Außenwand im Regelgeschoss,
Nachweisverfahren, die Konstruktion und Ausfhrung – Außenwand im Kellergeschoss,
sowie das Natursteinmauerwerk werden in gesonderten – Innenwand im Regelgeschoss,
Teilen geregelt. Den Normenentwrfen werden rege- – Aussteifungswand im Erdgeschoss.

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
208 C Bemessung

2 Ablauf der Bemessung/ z. B. mit der vereinfachten Deformationsmethode oder


Nachweisfhrung mithilfe von EDV-Programmen berechnet werden.
Bei der elastischen Berechnung der Biegemomente mit-
Grundlage jeder Tragwerksberechnung ist es, die Bean- hilfe der Knotendrehwinkel gehen die Anschlusssteifig-
spruchung des Tragwerks und seiner Teile zu ermitteln keiten der Wnde und Decken mit den Werten der un-
und einen Vergleich mit den aufnehmbaren Beanspru- gerissenen Querschnitte ein. Da insbesondere die wirk-
chungen durchzufhren. Mithilfe einer statischen Be- lichen Biegesteifigkeiten wegen des Aufreißens der
rechnung werden dabei die Beanspruchungen im Mau- Querschnitte nicht bekannt sind, tuschen Ergebnisse
erwerk mit geeigneten Rechenmodellen ermittelt. Die einer Rahmenberechnung im Mauerwerksbau oft eine
Beanspruchungen resultieren aus verschiedenen Be- grçßere Genauigkeit vor als tatschlich vorhanden ist.
messungssituationen, wovon die maßgebende im Ver- Es ist daher fr baupraktische Flle genau genug, eine
gleich zur aufnehmbaren Beanspruchung den grçßten weniger aufwendige Berechnung am Teilsystem einer
Ausnutzungsgrad verursacht. Da die maßgebende Be- herausgeschnitten gedachten Mauerwerkswand durch-
messungssituation (Lastkombination) an der zu unter- zufhren. In den nachfolgenden Beispielen sind die je-
suchenden Nachweisstelle bei den vielen in der Praxis weils zugrunde gelegten Teilsysteme angegeben.
vorkommenden Mauerwerkskonstruktionen nicht of-
fensichtlich ist, muss diese auf Grundlage DIN
1055-100 [6] herausgefiltert werden.
2.1 Bemessungssituationen
Um die große Anzahl von Kombinationsmçglichkeiten
in fr die Praxis anwendbarem Rahmen zu halten, sind Mit der Vereinfachung nach DIN 1053-13 [4], wonach
beim genaueren Verfahren nach DIN 1053-13 [4] ntz- gleiche Einwirkungen nur gleichzeitig wirkend ange-
liche Vereinfachungen festgelegt worden. Die Bean- nommen werden und die Lastfaktoren je Einwirkung
spruchungen im Mauerwerk resultieren vornehmlich gleich sind, reduzieren sich die Mçglichkeiten von Be-
aus den Auflagerschnittgrçßen der angeschlossenen messungssituationen wesentlich, weil die gemischten
Decken, wobei im Wesentlichen stndige und ver- Glieder der Kombinatorik entfallen. Mit diesen Fest-
nderliche Lasten wirken. Bei einer tragenden Wand legungen, dass beispielsweise die Lastfaktoren fr Ei-
sind der Einfluss der Auflagerdrehwinkel der Decken genlasten gg = 1,35 bzw. 1,0 und fr die Nutzlasten gq =
(Wand-Decken-Knoten) und die Gefahr des Knickens 1,5 bzw. 0,0 sind, ergeben sich fr die Ermittlung der
zu bercksichtigen. Die zugehçrigen Nachweisstellen Knotenmomente (Knotendrehwinkel) vier Kombinatio-
sind der Wandkopf und Wandfuß sowie die Wand- nen (Bilder 1 und 2) der Bemessungslasten fr Wand-
mitte. Fr eine Aussteifungswand wird im Regelfall kopf und -fuß sowie Wandmitte.
der Nachweis am Wandfuß oder in Wandmitte maß- Kommen weiterhin Einwirkungen aus horizontalen
gebend. Lasten (z. B. Wind) hinzu, gehen diese nicht in die
Die Ermittlung der Schnittgrçßen ist eine statische Auf- Kombinatorik ein. Es gengt, die daraus resultierenden
gabe und unabhngig von Mauerwerksnormen. Fr die Momente entsprechend ungnstig zu superponieren.
Berechnung der auftretenden Biegemomente (Knoten- Es wird deutlich, dass beispielsweise die Bemessungs-
momente) msste beispielsweise bei mehrgeschossigen situation mit Lastkombination LK1 fr den Knicknach-
Gebuden ein statisches System zugrunde gelegt wer- weis in Wandmitte, die LK3 fr den Nachweis am
den, welches alle in dem Gebudequerschnitt vorkom- Wand-Decken-Knoten und die LK4 wegen der minima-
menden Decken und Wnde durch ein Rahmensystem len Normalkraft bei Zusatzmomenten aus horizontalen
erfasst. Das vielfach statisch unbestimmte System kann Lasten maßgebend werden kann.

Bild 1. Bemessungssituationen bei Innenwnden


V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 209

Bild 2. Bemessungssituationen bei Außenwnden

Tabelle 1. Ablaufschema zum Nachweis des Wand-Decken-Knotens und der Knicksicherheit nach DIN 1053-13 [4]
DIN 1053-13
Wand 1… n
Geometrie Wanddicke (t), Wandbreite (b)
Wandhçhe (lichte Geschosshçhe) (hs)
Knicklnge (hk = b · hs)
ä Lastkombination 1… 4

Schnitt 1, 2
Schnittkrfte Nd, Md (Bemessungswerte)
Abminderung der Md, red = Md · f
Schnitt m (Wandmitte)
Momente f = 2/3
Schnittkrfte Nd, Md
Lastausmitte eL = Md / Nd
Schnitt m:
Ungewollte Ausmitte ea = 0 Nd,m = – (|Nd,1|+ (|Nd,2| – |Nd,1|) / 2)
Ausmitte aus eH = Md Wind bzw. Erddruck / Nd Md,m = Md,1 – (Md,1 – Md,2)/ 2
Horizontallast Schlankheit l = hk / t £ 27
Ausmitte e = eL + eH ‡ 0,05 · t Lastausmitte eL = Md,m / Nd,m
j = 1 – (2 · e / t) Ungewollte Ausmitte ea = hef / 450
Beanspruchbarkeit: Ausmitte aus eH = Md Wind bzw. Erddruck / Nd,m
NRd = j · A · fd Horizontallast
A=t·b
Ausmitte em0 = eL + ea
fd = h · fk / gM
Kriterium: wenn l > 10 dann zustzlich
h = 0,85 (Langzeiteinwirkung)
Kriechausmitte pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
gM …Sicherheitsbeiwert Material
emk = 0,002 · j1 · hk · em0 =t
(z. B. 1,5)
fk…charakteristische Mauerwerks- Gesamtausmitte em = em0 + eH + emk ‡ 0,05 · t
druckfestigkeit Abminderung der aufnehmbaren
Kriterium fr große wenn e > 0,45 · t, dann Normalkraft wegen der Lastausmitte:
Ausmitten: NRd = fd · tc · b j = 1 – (2 · em / t)
tc (Lnge des Spannungsblocks) Beanspruchbarkeit:
Md, 1,2 = NRd · eL (fr Knicknachweis) NRd = j m · b · t · fd
Ausnutzungsgrad a = NRd / NRd [ %] jm = 1,14 · j – 0,024 · l £ j
Ausnutzungsgrad a = Nd / NRd [ %]
210 C Bemessung

2.2 Nachweisfhrung 3 Berechnungsbeispiele


In Tabelle 1 ist das Ablaufschema zum Nachweis am 3.1 Allgemeines
Wandkopf und Wandfuß (Wand-Decken-Knoten) so-
Die Verweise auf die DIN 1053 werden im nachstehen-
wie zum Nachweis der Knicksicherheit in Wandmitte
den Beispiel mit folgender Notation vorgenommen:
nach DIN 1053-13 [4] dargestellt. Fr jede Bemes-
sungssituation wird das Ablaufschema durchlaufen. [Teil der Norm / Kapitel (Absatz)] z. B.:
Die Bemessungsmomente drfen auf 2/3 reduziert wer- [11/6.2 (4)]: DIN 1053-11 [5], Kap. 6.2, Abs. (4)
den, wenn diese am elastischen System ermittelt wur- [13/9.5 (2)]: DIN 1053-13 [4], Kap. 9.5, Abs. (2)
den und somit Risse in den Konstruktionselementen
unbercksichtigt blieben, da in Wirklichkeit das rech-
3.2 Geometrie und Material
nerisch angenommene Rahmentragwerk nicht so steif
ist und die Einspannmomente am Wand-Decken-Kno- Den Beispielen sind die in den Bildern dargestellten
ten in der Realitt geringer ausfallen. Die berechnete Grundrisse gemß den Bildern 3 und 4 zugrunde gelegt.
Lastausmitte soll fr die Bemessung ‡ 5 % der Wand- Das Hauptgebude besteht aus einem abgewinkelten
dicke betragen. Ist die rechnerische Lastausmitte viergeschossigen Baukçrper mit Flachdach, welches
> 45 % der Wanddicke, darf die Beanspruchung ber der Hanglage wegen zum Teil unterkellert ist. Die
einen Spannungsblock am Mauerwerksrand bertragen Stahlbetondecken sind 18 cm dick und die Wanddicken
werden. Diese Regel trifft hufig bei geringer Auflast betragen 17,5 und 24 cm.
z. B. im Dachgeschoss zu. In diesem Fall ist mçglichen
Als Baustoffe sind vorgesehen:
Rissen konstruktiv zu begegnen. Beim Knicknachweis
Decken: Beton C20/25, Baustahl BSt 500 S/M
in Wandmitte sind die ungewollte Ausmitte ea = hef/450
Wnde: Mauerwerk
und ab einer Schlankheit von l > 10 die Kriechausmitte
zu bercksichtigen.

Bild 3. Lage der betrachteten Innen- und Außenwand im Grundriss


V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 211

Bild 4. Lage der betrachteten Schubwand im Grundriss

3.3 Belastung 3.4 Pos. AW1 Außenwand im Dachgeschoss


Fr die stndigen und vernderlichen Lasten gelten fol- 3.4.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
gende Annahmen: Vereinfachtes Verfahren
3.4.1.1 Geometrie und Belastung
3.3.1 Vertikale Lasten
Wandgeometrie
Decken Eigenlasten: gk = 6,0 kN/m±
Wandlnge: l = 4,36 m
Decken Nutzlasten: qk = 2,0 kN/m±
Wanddicke: t = 24 cm
Wnde: gk = 16 kN/m
lichte Hçhe: hs = 2,635 m
Deckenauflagertiefe: a = 24 cm (vollaufliegende Decke)
3.3.2 Horizontale Lasten
Maßgebende Deckenspannweite: l = 4,45 m
aus Wind
Windzone 2, Bçengeschwindigkeitsdruck Bemessungsschnittgrçßen
q = 0,80 kN/m± NEd = 28,28 kN/m
Druck: Bereich D, cpe = + 0,8 Bemessungsnormalkraft am Wandfuß
Sog/Außenwand: Bereich A, cpe = –1,2 Beim vereinfachten Verfahren werden ausschließlich
Sog/Querwand/Scheibenschub: Bereich E, cpe = –0,5 vertikale Lasten bercksichtigt. Die maximale Normal-
kraft tritt am Wandfuß auf.
aus Erddruck
Wichte des Bodenmaterials: ge = 18 kN/m berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
Erddruckbeiwert: kagh = Ki = 0,333 Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
Abschnitt 1.2 und Tabelle 1 sind eingehalten.
212 C Bemessung

aus Knickgefahr
 2  
hk 2,37 2
j2 ¼ 0,85  0,0011 ¼ 0,85  0,0011 ¼ 0,74
t 0,24

Beanspruchbarkeit

F1 ¼ 0,33
F ¼ min
F2 ¼ 0,74
NRd ¼ j  t  fd ¼ 0,33  0,24 m  3,4 N=mm2
¼ 271,73 kN=m

Nachweis
NEd ¼ 28,28 kN=m < 271 kN=m ¼ NRd

3.4.2 Bemessung nach DIN 1053-13:


Genaueres Verfahren
Bild 5. Schnitt (Geometrie) fr Pos. AW1 3.4.2.1 Geometrie und Belastung
(s. Abschn. 3.4.1.1)
3.4.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
Bemessungsschnittgrçßen inkl. Wind gemß
Kalksandsteinmauerwerk Lastfalldefinitionen
Vollsteine
MK,Ed = –4,40 kNm/m Bemessungsmoment
Steinfestigkeitsklasse 12
am Wandkopf
KS-12-2,0
NK,Ed = 14,59 kN/m Bemessungsnormalkraft
NM Mçrtelgruppe MG IIa
am Wandkopf
MM,Ed = –1,08 kNm/m Bemessungsmoment
Charakteristische Druckfestigkeit [11/7.3(1)]
in Wandmitte
fk ¼ 6 N=mm2

Teilsicherheitsbeiwert Material [11/6.3.2]


k0 ¼ 1,0
g M ¼ 1,5  k0 ¼ 1,5

Bemessungswert der Druckfestigkeit [11/6.3.1]


fk 6
fd ¼ h  ¼ 0,85  ¼ 3,4 N=mm2
gM 1,5

3.4.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit


Knicklnge [11/9.5.2]
zweiseitig gehaltene Wand mit 175 mm < t < 250 mm
und a = t (vollaufliegende Decke)
b ¼ 0,9
Knicklnge fr flchig aufgelagerte Decke
hk ¼ b  hs ¼ 0,9  2,63 m ¼ 2,37 m

Abminderungsfaktoren [11/10.1.2]
aus Lastexzentrizitt aus einer Decke aus dem obersten
Geschoss
Bild 6. Statisches System fr Pos. AW1 zur Bestimmung der
j1 ¼ 0,33 [11/10.1.2.2 (2)] Knotenmomente M1 (oben), M2 (unten)
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 213

NM,Ed = 21,43 kN/m Bemessungsnormalkraft MK,mod,Ed þ MF,mod,Ed


MM,mod,Ed ¼
in Wandmitte 2
MF,Ed = 3,90 kNm/m Bemessungsmoment
am Wandfuß ð1,72 kNm=mÞ þ 3,28 kNm=m
¼
NF,Ed = 28,28 kN/m Bemessungsnormalkraft 2
am Wandfuß
¼ 0,78 kNm=m
MWD,Ed = 0,48 kNm/m Bemessungsmoment in
Wandmitte aus Winddruck Da das Moment positiv ist wird in der Superposition der
MWS,Ed = –0,71 kNm/m Bemessungsmoment in Winddruck maßgebend.
Wandmitte aus Windsog
Bemessungsmoment in Wandmitte
3.4.2.2 Ausmitten und modifizierte Knotenmomente MM,W,Ed ¼ MM,mod,Ed þ MWD,Ed
Ausmitte am Wandkopf ¼ 0,78 kNm=m þ 0,48 kNm=m
MK,Ed 4,40 kNm=m
eK ¼ ¼ ¼ 30,16 cm ¼ 1,26 kNm=m
NK,Ed 14,59 kN=m
Die Ausmitte am Wandkopf liegt außerhalb des Wand- 3.4.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in Wandmitte
querschnitts. Daher wird die Rcksetzregel nach DIN
1053-13, Kap. 9.5 (2) angewendet. Knicklnge [13/9.8]
t
Mindestbreite des Spannungsblocks eK,mod ¼ 11,79 cm  9 cm ¼ daher ist:
3
NK,Ed 14,59 kN=m b ¼ 1,0 [13/9.8 Tabelle 12]
tc ¼ ¼ ¼ 4,29 mm
fd 3,4 N=mm2
Knicklnge fr flchig aufgelagerte Decke
Modifizierte Ausmitte
hk ¼ b  hs ¼ 1,0  2,63 m ¼ 2,63 m
t  tc 24 cm  0,429 cm
eK,mod ¼ ¼ ¼ 11,79 cm
2 2 Gesamtausmitte
Moment infolge Last
Modifiziertes Moment am Wandkopf
MM,W,Ed 1,26 kNm=m
MK,mod,Ed ¼ NK,Ed  eK,mod ¼ 14,59 kN=m  11,79 cm eM ¼ ¼ ¼ 5,87 cm
NM,Ed 21,43 kN=m
¼ 1,72 kNm=m
Moment infolge Imperfektion
Ausmitte am Wandfuß hk 2,63 m
ea ¼ ¼ ¼ 0,59 cm
450 450
MF,Ed 3,90 kNm=m
eF ¼ ¼ ¼ 13,79 cm
NF,Ed 28,28 kN=m Ausmitte infolge Kriechen muss bercksichtigt werden
[13/10.2.3 (1)], da
Die Ausmitte am Wandfuß liegt ebenfalls außerhalb des
Wandquerschnitts. Daher wird die Rcksetzregel ange- hk 2,63 m
l¼ ¼ ¼ 10,98 > 10
wendet. t 24 cm rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
e M þ e a hk
Mindestbreite des Spannungsblocks emk ¼ 0,002  j1  hk 
t t
NF,Ed 28,28 kN=m rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
tc ¼ ¼ ¼ 8,32 mm 5,87 cm þ 0,59 cm
fd 3,4 N=mm2 ¼ 0,002  1,5  2,63 
24 cm
Modifizierte Ausmitte ¼ 0,41 cm
t  tc 24 cm  0,832 cm
eF,mod ¼ ¼ ¼ 11,58 cm Gesamtausmitte
2 2
em ¼ eM þ ea þ emk ¼ 5,87 cm þ 0,59 cm þ 0,41 cm
Modifiziertes Moment am Wandkopf
¼ 6,87 cm
MF,mod,Ed ¼ NF,Ed  eF,mod ¼ 28,28 kN=m  11,58 cm
Abminderungsfaktor
¼ 3,28 kNm=m  em  hk em
Fm ¼ 1,14  1  2   0,024  12
Modifiziertes Moment in Wandmitte t t t
Infolge der modifizierten Kopf- und Fußmomente be-  
6,87 cm 2,62 m
trgt das Moment in Wandmitte Fm ¼ 1,14  1  2   0,024 
24 cm 24 cm
214 C Bemessung

6,87 cm
¼ 0,224  1  2  ¼ 0,43
24 cm

Beanspruchbarkeit [13/10.2.3 (1)]


NRd ¼ Fm  t  fd ¼ 0,224  0,24 m  3,4 N=mm2
¼ 182,89 kN=m

Nachweis
NEd ¼ 21,43 kN=m < 182,89 kN=m ¼ NRd

3.4.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandkopf


[13/10.2.2 (2)]
2  eK 2  11,79 cm
FK ¼ 1  ¼1 ¼ 0,02
t 24 cm

Beanspruchbarkeit [13/10.2.2 (1)]


NRd ¼ FK  t  fd ¼ 0,02  0,24 m  3,4 N=mm2
Bild 7. Schnitt (Geometrie) fr Pos. AW2
¼ 14,59 kN=m

Nachweis
Maßgebende Deckenspannweite
NEd ¼ 14,59 kN=m  14,59 kN=m ¼ NRd l = 4,45 m

3.4.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandfuß Bemessungsschnittgrçßen


[13/10.2.2 (2)] NEd = 122,62 kN/m
Bemessungsnormalkraft am Wandfuß
2  eF 2  11,58 cm Beim vereinfachten Verfahren werden ausschließlich
FF ¼ 1  ¼1 ¼ 0,03
t 24 cm vertikale Lasten bercksichtigt. Die maximale Normal-
kraft tritt am Wandfuß auf.
Beanspruchbarkeit [13/10.2.2 (1)]
NRd ¼ FF  t  fd ¼ 0,03  0,24 m  3,4 N=mm2 berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
¼ 28,28 kN=m Abschnitt 1.2 und Tabelle 1 sind eingehalten.

Nachweis 3.5.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk


NEd ¼ 28,28 kN=m  28,28 kN=m ¼ NRd Art des Mauerwerks:
Kalksandsteinmauerwerk
Die Nachweise am Wandkopf und am Wandfuß fhren
Vollsteine
zu einem Ausnutzungsgrad von 100 %, da die mittels
Steinfestigkeitsklasse 12
der Rcksetzregel modifizierten Ausmitten mit der
KS-12-2,0
Mindestbreite des Spannungsblockes berechnet wur-
NM Mçrtelgruppe MG IIa
den.
Charakteristische Druckfestigkeit [11/7.3(1)]
3.5 Pos. AW2 Außenwand im Erdgeschoss
fk ¼ 6 N=mm2
3.5.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
Vereinfachtes Verfahren Teilsicherheitsbeiwert Material [11/6.3.2]
3.5.1.1 Geometrie und Belastung k0 ¼ 1,0
Wandgeometrie g M ¼ 1,5  k0 ¼ 1,5
Wandlnge: l = 4,36 m
Wanddicke: t = 24 cm Bemessungswert der Druckfestigkeit [11/6.3.1]
lichte Hçhe: hs = 2,635 m fk 6
Deckenauflagertiefe: a = 24 cm (vollaufliegende Decke) fd ¼ h  ¼ 0,85  ¼ 3,4 N=mm2
gM 1,5
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 215

3.5.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit


Knicklnge [11/9.5.2]
zweiseitig gehaltene Wand mit 175 mm < t < 250 mm
und a = t (vollaufliegende Decke)
b ¼ 0,9
Knicklnge fr flchig aufgelagerte Decke
hk ¼ b  hs ¼ 0,9  2,635 m ¼ 2,37 m

Abminderungsfaktoren [11/10.1.2]
aus Lastexzentrizitt
l a 4,45 m
j1 ¼ 1,6  < 0,9 ¼ 1,6  ¼ 0,86 < 0,9
6 t 6m Bild 8. Statisches System fr Pos. AW2 zur Bestimmung der
Knotenmomente M1, M2
aus Knickgefahr
 2  
hk 2,37 2
j2 ¼ 0,85  0,0011 ¼ 0,85  0,0011 ¼ 0,74
t 0,24
Ausmitte am Wandfuß
Beanspruchbarkeit Die Ausmitte am Wandfuß liegt ebenfalls innerhalb des
 Wandquerschnitts.
F1 ¼ 0,86
F ¼ min
F2 ¼ 0,74 Ausmitte in Wandmitte
NRd ¼ j  t  fd ¼ 0,74  0,24 m  3,4 N=mm2 MM,W,Ed 1,44 kNm=m
eM ¼ ¼ ¼ 1,24 cm
¼ 605,96 kN=m NM,Ed 115,77 kN=m

Nachweis 3.5.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in Wandmitte


NEd ¼ 122,62 kN=m < 605,96 kN=m ¼ NRd Knicklnge [13/9.8]
Die Lastausmitte eK am Wandkopf ist kleiner als t/6 und
3.5.2 Bemessung nach DIN 1053-13: a = t, daher darf nach DIN 1053-13/9.8, Tabelle 12
Genaueres Verfahren b ¼ 0,75 angesetzt werden.
3.5.2.1 Geometrie und Belastung hk ¼ b  hs ¼ 0,75  2,635 m ¼ 1,98 m
(s. Abschn. 3.5.1.1 und 3.5.1.2) Gesamtausmitte
Moment infolge Imperfektion
Bemessungsschnittgrçßen inkl. Wind gemß
hk 1,98 m
Lastfalldefinitionen ea ¼ ¼ ¼ 0,44 cm
MK,Ed = –3,66 kNm/m Bemessungsmoment 450 450
am Wandkopf Ausmitte infolge Kriechen muss bercksichtigt nicht
NK,Ed = 108,93 kN/m Bemessungsnormalkraft werden [13/10.2.3], da
am Wandkopf
hk 1,98 m
MM,Ed = 1,44 kNm/m Bemessungsmoment l¼ ¼ ¼ 8,23 < 10
in Wandmitte t 24 cm
NM,Ed = 115,77 kN/m Bemessungsnormalkraft emk ¼ 0,00 cm
in Wandmitte
MF,Ed = 2,45 kNm/m Bemessungsmoment Gesamtausmitte
am Wandfuß em ¼ eM þ ea þ emk ¼ 1,24 cm þ 0,44 cm þ 0,00 cm
NF,Ed = 122,62 kN/m Bemessungsnormalkraft
am Wandfuß ¼ 1,68 cm

3.5.2.2 Ausmitten und modifizierte Knotenmomente Abminderungsfaktor


 em  hk em
Ausmitte am Wandkopf Fm ¼ 1,14  1  2   0,024   1  2 
t t t
MK,Ed 3,66 kNm=m  
eK ¼ ¼ ¼ 3,36 cm 1,68 cm 1,98 m
NK,Ed 108,93 kN=m Fm ¼ 1,14  1  2   0,024 
24 cm 24 cm
Die Ausmitte am Wandkopf liegt innerhalb des Wand- 1,68 cm
querschnitts. ¼ 0,782  1  2  ¼ 0,86
24 cm
216 C Bemessung

Beanspruchbarkeit [13/10.2.2(1)] Nachweis


2
NRd ¼ Fm  t  fd ¼ 0,782  0,24 m  3,4 N=mm NEd ¼ 122,62 kN=m  680,13 kN=m ¼ NRd
¼ 638,51 kN=m

Nachweis 3.6 Pos. AW3 Außenwand im Kellergeschoss

NEd ¼ 115,77 kN=m < 638,51 kN=m ¼ NRd 3.6.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
Vereinfachtes Verfahren

3.5.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandkopf 3.6.1.1 Geometrie und Belastung


[13/10.2.2(2)] Wanddicke: t = 36,5 cm
2  eK 2  3,36 cm lichte Hçhe: hs = 2,635 m
FK ¼ 1  ¼1 ¼ 0,72 Abstand der aussteifenden Querwnde: b = 4,45 m
t 24 cm

Beanspruchbarkeit Bemessungsschnittgrçßen
2
n1,d,inf = 96,26 kN/m unterer Bemessungswert in
NRd ¼ FK  t  fd ¼ 0,72  0,24 m  3,4 N=mm halber Anschtthçhe (LFK4)
¼ 587,52 kN=m n1,d,sup = 150,78kN/m oberer Bemessungswert in
halber Anschtthçhe (LFK1)
Nachweis
berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
NEd ¼ 108,93 kN=m  587,52 kN=m ¼ NRd Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
Abschnitt 10.5 sind nicht eingehalten, hs > 2,6 m. Der
3.5.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandfuß vereinfachte Nachweis wird trotz der minimalen ber-
[13/10.2.2(2)] schreitung gefhrt.
2  eF 2  2,00 cm
FF ¼ 1  ¼1 ¼ 0,83 3.6.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
t 24 cm
Art des Mauerwerks:
Beanspruchbarkeit Kalksandsteinmauerwerk
Vollsteine
NRd ¼ FF  t  fd ¼ 0,83  0,24 m  3,4 N=mm2
Steinfestigkeitsklasse 12
¼ 680,13 kN=m NM Mçrtelgruppe MG IIa

Bild 9. Schnitt (Geometrie) fr Pos. AW3


V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 217

Charakteristische Druckfestigkeit Erddruck


Erddruckbeiwert: Ki = 0,333
fk = 6 N/mm±
Erddruckkraft:
Anfangsscherfestigkeit: fvk0 = 0,144 N/mm±
1
Ea,h,d ¼ g G  Ki  h2e  g e þ g Q  Ki  he  qk
Teilsicherheitsbeiwert Material 2
1
k0 = 1,0 Ea,h,d ¼ 1,35  0,333  ð2,625 mÞ2 18 kN=m
2
g M ¼ 1,5  k0 ¼ 1,5 þ1,5  0,333  2,625 m  5 kN=m

Bemessungswert der Druckfestigkeit [11/6.3.1] ¼ 34,44 kN=m

fk 6
fd ¼ h  ¼ 0,85  ¼ 3,4 N=mm2 3.6.2.2 Nachweis fr den unteren Bemessungswert
gM 1,5
der Normalkraft
Erddruck Beanspruchbarkeit [13/10.5.2]
Wichte der Aufschttung: ge = 18,0 kN/m
Hçhe der Aufschttung: he = 2,625 m Ki  g e  hs  h2e
n1, lim ,d ¼
Auflast: qk = 5,0 kN/m± 7,8  t
0,333  18 kN=m  2,635 m  ð2,625 mÞ2
3.6.1.3 Nachweis fr den unteren Bemessungswert ¼
7,8  0,365 m
der Normalkraft
¼ 38,23 kN=m
Beanspruchbarkeit [11/10.5]
g e  hs  h2e 18 kN=m  2,635 m  ð2,625 mÞ2 Bercksichtigung aussteifender Querwnde
n1, lim ,d ¼ ¼
20  t 20  0,365 m Die aussteifenden Querwnde befinden sich innerhalb
¼ 44,77 kN=m der Grenzen von: hs < b < 2 · hs [13/10.5.2(4)].
b
n01, lim ,d ¼ n1, lim ,d  0,5 
Bercksichtigung aussteifender Querwnde hs
Die aussteifenden Querwnde befinden sich innerhalb 4,45 m
der Grenzen von: hs < b < 2 · hs. [11/10.5 (2)] ¼ 38,23 kN=m  0,5  ¼ 32,40 kN=m
2,635 m
b
n01, lim ,d ¼ n1, lim ,d  0,5  Nachweis
hs
4,45 m n1, inf ,d ¼ 96,26 kN=m > 32,20 kN=m ¼ n01, lim ,d
¼ 44,77 kN=m  0,5  ¼ 37,80 kN=m
2,635 m
3.6.2.3 Nachweis fr den oberen Bemessungswert
Nachweis
der Normalkraft
n1, inf ,d ¼ 96,26 kN=m > 37,80 kN=m ¼ n01, lim ,d
Beanspruchbarkeit [13/10.5.2(2)]
n1,Rd ¼ 0,33  fd  t ¼ 0,33  3,4 N=mm2  36,5 cm
3.6.1.4 Nachweis fr den oberen Bemessungswert
der Normalkraft ¼ 409,53 kN=m
Beanspruchbarkeit
Nachweis
n1,Rd ¼ 0,33  fd  t ¼ 0,33  3,4 N=mm2  36,5 cm
n1, sup ,d ¼ 150,78 kN=m < 409,53 kN=m ¼ nRd
¼ 409,53 kN=m

Nachweis 3.6.2.4 Nachweis fr Plattenschub [13/10.5.2(3)]

n1, sup ,d ¼ 150,78 kN=m < 409,53 kN=m ¼ nRd Parameter


berdrckte Dicke: tc = 0,1 · t = 3,65 cm kleinste zu-
lssige Dicke (sichere Seite, Annahme)
3.6.2 Bemessung nach DIN 1053-13: Reibungsbeiwert:  = 0,6
Genaueres Verfahren
Beanspruchbarkeit [13/10.4.3]
3.6.2.1 Geometrie und Belastung
1 1
(s. Abschn. 3.6.1.1 und 3.6.1.2) VRd ¼  ðVRk,2 þ m  n1,d, inf Þ  m  n1,d, inf
g M  1,2 gM
218 C Bemessung

Der Einfachheit halber wird nur der 2. Term berechnet. berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
1 1
VRd ¼ m  n1,d, inf ¼  0,6  96,26 kN=m Abschnitt 1.2 und Tabelle 1 sind eingehalten.
gM 1,5
¼ 38,50 kN=m 3.7.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
Art des Mauerwerks:
Nachweis Kalksandsteinmauerwerk
Eahd ¼ 34,44kN=m < 38,50kN=m ¼ VRd Vollsteine
Steinfestigkeitsklasse 12
KS-12-2,0
NM Mçrtelgruppe MG IIa
3.7 Pos. IW1 Innenwand im Erdgeschoss
3.7.1 Bemessung nach DIN 1053-11: Charakteristische Druckfestigkeit [11/7.3(1)]
Vereinfachtes Verfahren
fk = 6 N/mm±
3.7.1.1 Geometrie und Belastung
Teilsicherheitsbeiwert Material [11/6.3.2]
Wandgeometrie
Wandlnge: l = 4,36 m k0 = 1,0
Wanddicke: t = 17,5 cm g M ¼ 1,5  k0 ¼ 1,5
lichte Hçhe: hs = 2,635 m
Deckenauflagertiefe: a = 17,5 cm (vollaufliegende Bemessungswert der Druckfestigkeit [11/6.3.1]
Decke)
fk 6
fd ¼ h  ¼ 0,85  ¼ 3,4 N=mm2
Maßgebende Deckenspannweite gM 1,5
l = 4,45 m
3.7.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit
Bemessungsschnittgrçßen Knicklnge [11/9.5.2]
NEd = 237,17 kN/m Bemessungsnormalkraft zweiseitig gehaltene Wand
am Wandfuß
b = 0,75
Beim vereinfachten Verfahren werden ausschließlich
vertikale Lasten bercksichtigt. Die maximale Normal- Knicklnge fr flchig aufgelagerte Decke
kraft tritt am Wandfuß auf. hk ¼ b  hs ¼ 1,98 m

Bild 10. Schnitt (Geometrie) fr Pos. IW1


V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 219

Abminderungsfaktoren [11/10.1.2] NF,Ed = 237,17 kN/m Bemessungsnormalkraft


aus Lastexzentrizitt am Wandfuß
l a 4,45 m
j1 ¼ 1,6  < 0,9 ¼ 1,6  ¼ 0,86 < 0,9 3.7.2.2 Ausmitten und modifizierte Knotenmomente
6 t 6m
nach [13/9.5 (2)]
aus Knickgefahr
 2   Ausmitte am Wandkopf
hk 1,98 2  
j2 ¼ 0,85  0,0011 ¼ 0,85  0,0011 MK,Ed 0,61 kNm=m
t 0,175 eK ¼ ¼ ¼ 0,27 cm
N K,Ed 227,19 kN=m 
¼ 0,71
Die Ausmitte am Wandkopf liegt innerhalb des Wand-
Beanspruchbarkeit querschnitts.

F1 ¼ 0,86 Ausmitte am Wandfuß
F ¼ min
F2 ¼ 0,71  
MF,Ed  0,61 kNm=m 
eF ¼ ¼ ¼ 0,26 cm
NRd ¼ j  t  fd ¼ 0,71  0,175 m  3,4 N=mm2 N F,Ed 237,17 kN=m
Die Ausmitte am Wandfuß liegt ebenfalls innerhalb des
¼ 422,18 kN=m
Wandquerschnitts.
Nachweis 3.7.2.3 Nachweis der Tragfhigkeit in Wandmitte
NEd ¼ 234,84 kN=m < 422,18 kN=m ¼ NRd Knicklnge
Die Lastausmitte eK am Wandkopf ist kleiner als t/6
3.7.2 Bemessung nach DIN 1053-13: und a = t, daher darf nach DIN 1053-13, Tabelle 12
Genaueres Verfahren b ¼ 0,75 angesetzt werden.

3.7.2.1 Geometrie und Belastung hk ¼ b  hs ¼ 0,75  2,635 m ¼ 1,98 m

(s. Abschn. 3.7.1.1 und 3.7.1.2)


Gesamtausmitte
Bemessungsschnittgrçßen inkl. Wind gemß Moment infolge Last
Lastfalldefinitionen MM,Ed 0 kNm=m
MK,Ed = –0,61 kNm/m Bemessungsmoment eM ¼ ¼ ¼ 0 cm
NM,Ed 232,18 kN=m
am Wandkopf
NK,Ed = 227,19 kN/m Bemessungsnormalkraft Ausmitte infolge Imperfektion
am Wandkopf hk 1,98 m
MM,Ed = 0 kNm/m Bemessungsmoment ea ¼ ¼ ¼ 0,44 cm
450 450
in Wandmitte
NM,Ed = 232,18 kN/m Bemessungsnormalkraft Ausmitte infolge Kriechen muss bercksichtigt werden
in Wandmitte [13/10.2.3(1)], da
MF,Ed = 0,61 kNm/m Bemessungsmoment hk 2,63 m
am Wandfuß l¼ ¼ ¼ 11,29 > 10
t 17,5 cm

Bild 11. Statisches System fr Pos. IW1 zur Bestimmung der Knotenmomente M1, M2
220 C Bemessung
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
e M þ e a hk Beanspruchbarkeit [13/10.2.2(1)]
emk ¼ 0,002  j1  hk 
t t NRd ¼ FK  t  fd ¼ 0,90  0,175 m  3,4 N=mm2
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0 cm þ 0,44 cm ¼ 535,50 kN=m
¼ 0,002  1,5  1,98  ¼ 0,09 cm
17,5 cm
Gesamtausmitte Nachweis
em ¼ eM þ ea þ emk > 0,05  t NEd ¼ 237,17 kN=m  535,50 kN=m ¼ NRd
¼ 0 cm þ 0,44 cm þ 0,09 cm
!
¼ 0,53 cm > 0,88 cm ¼ 0,05  0,175 3.8 Pos. WS1 Aussteifungswand im Erdgeschoss
3.8.1 Bemessung nach DIN 1053-13:
Abminderungsfaktor Genaueres Verfahren
 em  hk em
Fm ¼ 1,14  1  2   0,024   1  2  Der Nachweis erfolgt fr Schubbeanspruchung infolge
t t t
  von Wind. Nachgewiesen wird die in Bild 12 bezeich-
0,88 cm 1,98 m nete Querwand. Es wird angenommen, dass sich die
Fm ¼ 1,14  1  2   0,024 
17,5 cm 17,5 cm benachbarten krzeren Querwnde nicht an der Quer-
aussteifung beteiligen, da diese im Kellergeschoss ber
0,88 cm
¼ 0,755  1  2  ¼ 0,90 Sttzen abgefangen werden. Zur Ermittlung der maß-
17,5 cm gebenden Querkraft wird das Querwandsystem zu ei-
nem 3-Feldtrger mit gleichen Sttzweiten von 8,20 m
Beanspruchbarkeit [13/10.2.3(1)] idealisiert. Die Windangriffshçhe betrgt 12,8 m, der
NRd ¼ Fm  t  fd ¼ 0,755  0,175 m  3,4 N=mm2 Windsog und -druck wird mit 1,04 kN/m± angesetzt.

¼ 449,21 kN=m
3.8.1.1 Geometrie
Nachweis Wandlnge: lw = 7,23 m
Wanddicke: t = 17,5 cm
NEd ¼ 232,18 kN=m < 449,21 kN=m ¼ NRd lichte Hçhe: hs = 2,635 m
Geschosshçhe: hG = 2,815 m
3.7.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandkopf Deckenauflagertiefe: a = 17,5 cm (vollaufliegende
[13/10.2.2(2)] Decke)

Die Lastausmitte ist kleiner als 0,05 · t, demnach wird 3.8.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
dieser Wert maßgebend
Kalksandsteinmauerwerk,
eK ¼ 0,27 cm < 0,88 cm ¼ 0,05  17,5 cm Vollsteine
– Hçhe des Steins: hst = 238 mm
2  eK 2  0,88 cm
FK ¼ 1  ¼1 ¼ 0,90 – Lnge des Steins: lst = 248 mm
t 17,5 cm Steinfestigkeitsklasse 12
KS-12-2,0
Beanspruchbarkeit [13/10.2.2(1)] NM Mçrtelgruppe MG IIa
NRd ¼ FK  t  fd ¼ 0,90  0,175 m  3,4 N=mm2
Charakteristische Druckfestigkeit [13/7.2(1)]
¼ 535,50 kN=m
fk = 6 N/mm±
Nachweis
Teilsicherheitsbeiwert Material [13/7.2(3)]
NEd ¼ 227,19 kN=m  535,50 kN=m ¼ NRd
k0 = 1,0

3.7.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandfuß g M ¼ 1,5  k0 ¼ 1,5


[13/10.2.2(2)]
Die Lastausmitte ist kleiner als 0,05 · t, demnach wird Bemessungswert der Druckfestigkeit
dieser Wert maßgebend fk 6
fd ¼ h  ¼ 0,85  ¼ 3,4 N=mm2
eK ¼ 0,26 cm < 0,88 cm ¼ 0,05  17,5 cm gM 1,5

2  eK 2  0,88 cm Anfangsscherfestigkeit:
FK ¼ 1  ¼1 ¼ 0,90 fvk0 = 0,14 N/mm± [13/7.3.3 Tab. 9]
t 17,5 cm
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 221

Anfangsausmitte e0
Ausmitte infolge Last: el = 0,40 m (aus Deckenplatten-
berechnung mittels FEM)
VEd  hG þ NEd, inf  el
e0 ¼
NEd, inf

180,11 kN  2,815 m þ 857,34 kN  0,4 m


¼
857,34 kN
¼ 0,99 m

3.8.1.4 Nachweis der Querkrafttragfhigkeit


Fugenversagen durch Klaffen [13/10.4.2 a)]
Auf den Nachweis kann verzichtet werden, da lst/hst > 1
ist.
 
1 lst lst
VRk,K ¼ K1   þ  NEd, inf
2 hst hs
 
1 24,8 cm 24,8 cm
¼ 1,3   þ  857,34 kN
2 23,8 cm 263,5 cm
¼ 633,13 kN

Fugenversagen durch Reibungsversagen


[13/10.4.2 b)]
Der Nachweis ist am Wandfuß zu fhren.
1  
VRk,d ¼  fvk1  l0w,lin  t1 þ m  n1,d, inf
c  ð1 þ mÞ
 m  NEd, inf
Der Einfachheit halber wird nur der 2. Term berechnet.
VRk,R ¼ m  NEd, inf ¼ 0,6  857,34 kN ¼ 514,40 kN

Steinzugversagen [13/10.4.2 c)]


Der Nachweis kann bei einer Schubschlankheit
lv = hs / lw > 1,5 entfallen.
2,635 m
lv ¼ ¼ 0,36 < 1,5
7,23 m
Bild 12. Schnitt (Geometrie) fr Pos. WS1
Rechnerische Steinzugfestigkeit:
di = 0,033
fbt,cal =fbz = di · fk = 0,033 · 6 N/mm± = 0,2 N/mm±
3.8.1.3 Bemessungsschnittgrçßen Korrekturfaktor
NEd,inf = 857,34 kN/m minimale Normalkraft F* = 1,2 + 0,85 · fbt,cal = 1,2 + 0,85 · 0,2 N/mm± = 1,37
am Wandkopf
NEd,sup = 1417,95 kN/m maximale Normalkraft Schubspannungsverteilungsfaktor
am Wandkopf
c = 1,0 fr lv < 1
Schubkraft infolge von Wind Beanspruchbarkeit
Die Windlast ber die gesamte Gebudehçhe wirkt auf Der Nachweis ist in Wandmitte zu fhren.
die Schubwnde in der Ebene E0.
1 1
VEd ¼ 1,1  l  we  hges  g Q VRk,S ¼  fbt,cal  2
c F
¼ 1,1  8,2 m  1,04 kN=m  12,8 m  1,35 "sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
  ffi#
F2 NEd, inf
¼ 180,11kN 1þ  1þ  1  t  lw
4 t  lw  fbt,cal
222 C Bemessung

1 1 3.8.1.5 Nachweis der Randdehnung [13/11]


VRk,S ¼  0,2N=mm2 
1 1,372 Bei Windscheiben mit e > lw/6 ist zustzlich nachzuwei-
"sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
  ffi#
1,372 857,34 kN sen, dass die rechnerische Randdehnung aus der Schei-
1þ  1þ 1 benbeanspruchung auf der Seite der Klaffung einen
4 0,175 m  7,23 m  0,2N=mm2 Wert von eR = 10–4 nicht berschreitet.
 0,175 m  7,23 m e = e0 = 0,99 m < 1,21 m = 7,23 m / 6

VRk,S ¼ 273 kN Der Nachweis ist nicht erforderlich [13/11(2)].

Steindruckversagen [13/10.4.2 d)]


Der Nachweis darf bei einem berbindemaß von /hst 4 Zusammenfassung
‡ 0,4 entfallen. In diesem Beispiel wird das berbinde- Der vorliegende Beitrag demonstriert anhand aus-
maß  mit 0,2 · hst angenommen. gewhlter Beispiele exemplarisch die Anwendung der
Parameter Bemessungsalgorithmen nach E DIN 1053-11 und nach
E DIN 1053-13. Die durchgerechneten Beispiele sollen
 = 0,2 · hst = 0,2 · 23,8 cm = 4,76 cm den Tragwerksplaner bei der Einarbeitung in die Teile
2,635 m 11 und 13 der neuen Normenreihe DIN 1053 unterstt-
lv ¼ ¼ 0,36 < 1,5 zen. Auf eine Darlegung der Ermittlung der Schnittgrç-
7,23 m
ßen wurde bewusst verzichtet, da diese statische Auf-
Schubspannungsverteilungsfaktor gabe nicht in den Bemessungsnormen geregelt ist. Es
wird deutlich, dass sich in einigen Fllen die Einzel-
c = 1,0 fr lv < 1 nachweise durch die Umstellung auf die Kraftebene
vereinfacht haben.
berdrckte Lnge der Wandscheibe
  
e0 VEd
l0w,Sb ¼ 1  2  þ  lv  lw
lw NEd, sup 5 Literatur
  
0,99 m 180,11 kN [1] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung
¼ 1 2  þ  0,36  7,23 m und Ausfhrung. NABau im DIN, Berlin, 1996.
7,23 m 1417,95 kN
[2] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100: Berech-
l0w,Sb ¼ 4,58 m nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
heitskonzepts. NABau im DIN, Berlin, 2007.
Beanspruchbarkeit
€u   [3] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung und
VRk,D ¼  fk  t  l0w,Sb  NEd, sup Konstruktion von Mauerwerksbauten; Teil 1-1: Allgemeine
c  hst Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk; Deut-
4,76 cm sche Fassung EN 1996-1-1:2005. NABau im DIN, Berlin,
¼  2006.
1  23,8 cm

[4] E DIN 1053-13:2009-03: Mauerwerk; Teil 13: Genaue-
6 N=mm2  0,175 m  4,58 m  1417,95 kN res Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk. NABau
im DIN, Berlin, Mrz 2009.
VRk,D ¼ 677,75kN
[5] E DIN 1053-11:2009-03: Mauerwerk; Teil 11: Verein-
fachtes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
Bemessungswert der Querkrafttragfhigkeit NABau im DIN, Berlin, Mrz 2009.
[13/10.4.2]
0 0 [6] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen auf Tragwerke;
VRk,K 633,13 kN Teil 100: Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheits-
1 B VRk,R 1 B 514,40 kN
VRd ¼ B
 min@ ¼ B
 min@ konzept und Bemessungsregeln Mauerwerk; Rezeptmauer-
gM VRk,S 1,5 273,80 kN werk; Berechnung und Ausfhrung. NABau im DIN, Berlin,
VRk,D 677,75 kN 2001.
¼ 182,53 kN [7] Entwurf DIN 1053-100/A1:2007-02: Mauerwerk; Teil
100: Berechnung auf der Grundlage des semiprobabilisti-
Nachweis schen Sicherheitskonzepts; nderung A1. NABau im DIN,
Berlin, 2007.
VEd ¼ 180,11 kN  182,53 kN ¼ VRd
[8] Jger, W.; Pflcke, T.; Schçps. P.: Kommentierte Tech-
nische Regeln fr den Mauerwerksbau; Teil 1: DIN
1053-100: Mauerwerk – Berechnung auf der Grundlage des
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 223

semiprobalistischen Sicherheitskonzepts – Kommentare und [9] Jger, W.; Pflcke, T.: Einfluss der Schlankheit auf die
Erluterungen. In: Mauerwerk-Kalender 31 (2006), Druckfestigkeit von Mauerwerksprfkçrpern nach EC 6. TU
S. 363–444, Hrsg. H.-J. Irmschler, W. Jger und P. Schubert. Dresden, Fakultt Architektur, Lehrstuhl Tragwerksplanung.
Ernst & Sohn, Berlin, 2006. Forschungsbericht im Auftrag des DIBt. Fraunhofer IRB-
Verlag, Stuttgart, 2006 (Best.-Nr. T 3106).
C Bemessung 225

VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung


und Normungslage in Europa
Suikai Lu, Wien

1 Einleitung 1.1 berlegungen und Diskussionen zur


Mauerwerksbemessung
Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde das Thema der
Mauerwerksmechanik und Mauerwerksstatik in Euro- Die heute in Europa bzw. in den CEN-Mitgliedstaaten
pischen Normen eher zaghaft behandelt. Da die Mau- geltende Norm fr die Mauerwerksbemessung ist der
erwerkskonstruktion die lteste und am weitesten ver- Eurocode 6, EN 1996-1-1. Die Schubbemessungsglei-
breitete Bauart in Europa darstellt, ist es umso verwun- chungen entsprechen einem Mohr-Coloumb’schen Rei-
derlicher, dass dieses Gebiet im Vergleich zu Stahlbe- bungsmodell und basieren auf dem Modell von Mann/
ton- und Stahlbauten erst relativ spt Einzug in die Mller. Da dieses Modell allgemein einfach zu hand-
Bemessungsnormen gefunden hat. haben ist und den Mechanismus des Gleitens der Lager-
Von der Widerstandsseite gab es einige Parallelent- fuge hinreichend genau beschreibt [6], mçchte der
wicklungen, wobei das Schubtragmodell nach Mann/ Autor an dieser Stelle nicht die allgemeine Gltigkeit
Mller [1] und das Schubtrag- Fließflchenmodell von des Modells diskutieren, jedoch auf die Eingangs-
Ganz [2] hervorzuheben sind. Beide Modelle beschrei- parameter eingehen. Beispielsweise wird nach EN
ben ein Gleiten in der Lagerfuge mit einem Mohr-Co- 1996-1-1 fr Nut- und Feder-Stoßfugenverbindungen
loumb’schen Reibungsmodell und einem Tension Cut- eine 50%-Abminderung der Anfangsschubfestigkeit
Off sowie eingebauter Kohsion. Das Modell nach bzw. Kohsion (Gl. 2) gefordert, die bei voll verfugten
Ganz findet sich in modifizierter Form in der schweizer Stoßfugen nicht notwendig ist (Gl. 1).
SIA 266 [3] wieder, wobei das Modell nach Mann/Ml- fvk ¼ fvk0 þ 0,4 sd  0,065 fb (1)
ler erst in die deutsche DIN 1053 [4] und in weiterer
Folge in die europische Mauerwerksnorm EN fvk ¼ 0,5 fvk0 þ 0,4 sd  0,045 fb (2)
1996-1-1 [5] bernommen wurde. Dies konnte in keinem einzigen der gefhrten Versuche
In letzter Zeit gab es in der Fachwelt einige Diskussio- nachgewiesen und verifiziert werden, da auch aus wei-
nen ber die Anwendbarkeit des im Eurocode 6 abge- terfhrenden berlegungen des Mann/Mller-Schub-
bildeten Modells, wobei sich die Werte in zahlreichen tragmodells diese Forderung keinen Sinn ergibt. Mann/
experimentellen Versuchen als hinreichend genau he- Mller gehen davon aus, dass Stoßfugen ohnehin keine
rausgestellt haben (Tomazevic et al. [6]). Eine genaue Schubspannungen weiterleiten bzw. bertragen kçnnen,
Diskussion der Schubtragmodelle fr Mauerwerk wr- sondern diese ber die Lagerfugen erfolgen. Zudem
de den Rahmen dieses Berichts sprengen. wurde auch der gemessene Winkel tan a von 0,6 auf
Von der Einwirkungsseite ist das Thema des Erdbeben- 0,4 reduziert, um auch diesem Effekt Rechnung zu tra-
ingenieurwesens bzw. des Lastfalls Erdbeben erst in gen. Somit ist die Forderung der 50%igen Abminderung
den 1970er-Jahren und spter in den 1990er-Jahren in von fvk0 weder analytisch wissenschaftlich belegt noch
Europa ernsthaft vom Bauingenieurwesen normativ in Versuchen nachzuweisen.
aufgegriffen worden. Vor dieser Zeit wurde ein gewis- Es wurde auch nachgewiesen, dass der Grenzwert von
ser Prozentsatz der vertikalen Nutzlasten plus Eigenge- 0,045 fb bzw. 0,065 fb zu konservativ sei und Werte auf
wicht horizontal auf das Gebude angesetzt und so ein etwa 0,100 fb anhebbar wren, ohne dabei die Sicher-
relativ simpler Nachweis gefhrt, wobei keinerlei dyna- heit zu vernachlssigen.
mische Eigenschaften des Bauwerks bercksichtigt Der Schubnachweis ist auf die berdrckte Wandflche
wurden. zu fhren, wobei die EN 1996-1-1 keine Zugkrfte im
Dieser Bericht gibt einen berblick von der Vergangen- unbewehrten Mauerwerk zulsst, wodurch mit der
heit bis heute und einen Ausblick in die knftige Nor- „klaffenden“ Fuge, wie man sie aus der Bodenmechanik
mungsgeneration, basierend auf aktuellen Diskussionen kennt, zu rechnen ist.
der nationalen und internationalen Normungsgremien Jedoch ist diese Forderung der EN 1996-1-1 nicht kon-
sowie des Forschungsstandpunkts. sistent, da man fr den Biegezugnachweis bei Mauer-
werkswnden aus der Ebene heraus (fx1 und fx2 ) be-
stimmte tabellierte Festigkeitswerte ansetzen darf.
Diese Vorgehensweise ist dahingehend verwirrend, als

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
226 C Bemessung

dass bei genauerer Betrachtung eine Zugfestigkeit der „0“-Setzen des Belastungsterms der Gleichung) folgt
Wnde fr Belastungen orthogonal zur Wandflche zu- [8].
lssig, aber parallel zur Wandflche verboten ist. Lu [7]
m  €x þ c  x_ þ k  x ¼ 0 (3)
hat bspw. ein Materialmodell entwickelt, welches Zug-
festigkeiten im Mauerwerk bercksichtigt. Natrlich ist mit
das in [7] angegebene Modell, welches eine Erweite- m die zu bercksichtigende mitschwingende Mas-
rung des Modells nach Ganz darstellt, zu aufwendig, um se (nach EN 1998-1 [9] die stndigen Lasten und
in Normen Einzug zu finden, jedoch gibt diese Arbeit anteilsmßigen Nutzlasten)
einen Denkanstoß und die Richtung fr die analytischen c die Dmpfung
und mechanischen Mçglichkeiten der Integration von k die Systemsteifigkeit
Zugfestigkeiten in das Bemessungsmodell. Hier sollte _ €x der Verschiebungsterm (und seine zeitlichen
x, x,
in Zukunft eine einheitliche Lçsung gefunden werden, Ableitungen)
da mit einer Zulassung von einer geringen und auch
vorhandenen Zugfestigkeit wie bspw. fx1 und fx2 auch Eine Eigenfrequenz beschreibt eine Materialeigen-
in der Scheibenebene kritische Nachweise deutlich ein- schaft, die jeder Kçrper und somit auch jedes Gebude
facher zu fhren sind. besitzt. Man kann sich dies an einer schwingenden Gi-
tarrensaite vorstellen, wobei der hçrbare Ton der Saite
genau die 1. Eigenfrequenz und die Schwingform die
1.2 Grundbegriffe der klassischen Baudynamik Eigenform darstellt und somit den 1. Mode dieser Saite
beschreibt. Aufgrund der obigen Bewegungsgleichung
1.2.1 Eigenfrequenzen und Eigenformen in konventioneller Form erkennt man, dass diese inde-
Wie bereits in der Einleitung erwhnt, gilt der Nachweis finite Lçsung und somit eine unendliche Anzahl von
des Lastfalls der Erdbebenbeanspruchungen noch im- Eigenfrequenzen sowie Eigenformen besitzt. Anders
mer als einer, der bei vielen praktischen Ingenieuren ist dies bei einer diskretisierten Form dieser Gleichung,
fr Verwirrung sorgt. In der nicht allzu weit entfernten bei der die Lçsungsanzahl, die Anzahl der davor defi-
Vergangenheit wurde ein simpler horizontaler Last- nierten Freiheitsgrade ist.
angriffsnachweis, resultierend aus einem bestimmten Wrde man in weiterer Folge ein Gebude als Mehr-
Prozentsatz der vertikalen Lasten, hnlich dem Verfah- massenschwinger diskretisieren (Bild 1), kann man
ren fr die Berechnung von Windlasten angewendet. Gl. (3) auch in Matrixschreibweise formulieren (Gl. 4).
Doch mit zunehmender Kenntnis ber die Dynamik Die Lçsung der Differenzialgleichung bildet ein Eigen-
wertproblem und ist in der dynamischen Matrix D ~
und insbesondere der angewandten Baudynamik haben
sich die Nachweisverfahren verfeinert und somit aber (Gl. 5) zu finden. Die Eigenwerte dieser Matrix stellen
auch zunehmend verkompliziert. die inverse Quadratwurzel der Eigenkreisfrequenzen
Grundprinzip ist das Verstndnis der dynamischen dar und die Eigenvektoren die normierten Koordinaten
Eigenschaften eines Bauwerks. Unter diesen versteht der Eigenformen.
man die Eigenfrequenzen und Eigenformen, welche € ~ *_
*
~ X *
~ X
M þCXþK (4)
aus der Differenzialgleichung der klassischen Bewe-
gungsgleichung bei freier Schwingung (Gl. 3) (das D ~ 1  M
~ ¼K ~ (5)

Bild 1. Diskretisiertes Modell eines dreistçckigen Gebudes


VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 227

Tabelle 1. Verformungswerte eines Mauerwerkgebudes [10]

Ebene wPVK D2OG wPVK D2OG wPVK D2OG wPVK D1OG wPVK D1OG wPVK D1OG wPVK DEG wPVK DEG wPVK DEG
MAnteil QAnteil Total MAnteil QAnteil Total MAnteil QAnteil Total
m m m m m m m m m
D.EG h=3,38m 1,00E-10 2,45E-10 3,45E-10 6,30E-11 2,45E-10 3,08E-10 2,58E-11 2,45E-10 2,71E-10
D.1OG h=6,63m 3,37E-10 4,81E-10 8,19E-10 1,94E-10 4,81E-10 6,76E-10 6,30E-11 2,45E-10 3,08E-10
D.2OG h=9,88 m 6,43E-10 7,17E-10 1,36E-09 3,37E-10 4,81E-10 8,19E-10 1,00E-10 2,45E-10 3,45E-10

Die Steifigkeitsmatrix lsst sich beispielsweise aus der Aufgrund von zahlreichen Messstationen, die ein global
Inversen der Flexibilittsmatrix ableiten. Die Verformung weltumspannendes Netz bilden, werden Bodenbewe-
kann man anhand der virtuellen Krfte (Gl. 6) ermitteln. gungen aufgezeichnet. Die aufgezeichneten Kom-
Z  Z  ponenten sind: Beschleunigung [m/s±], Geschwindig-
MM QQ
w¼ dx þ dx (6) keit [m/s] und Verschiebung [m]. Die Aufzeichnungen
EI GA erfolgen auf sog. Zeitschrieben (Bild 2), die den Zeit-
Bei einem Mustergebude bestehend aus Mauerwerk ist verlauf eines Bebens darstellen. Diese Zeitschriebe
die Verformung anhand eines vereinfachten Modells sind frei zugnglich in der „Strong Motion Database“
des Kragarms gerechnet worden (Tabelle 1) [10]. abrufbar.
Hier ist zu beachten, dass der Schubterm der maßgeben- Zur Ermittlung des Antwortspektrums wird beispiels-
de Anteil ist. Es ist zudem wichtig, dass bei der Analyse weise der Beschleunigungszeitschrieb herangezogen
der Schubanteil nicht außer Acht gelassen werden darf und als Einwirkung auf verschiedene Einmassen-
und insofern die Krfte nicht nur nach der Biegesteifig- schwinger mit vordefinierten Eigenschaften (Dmpfung
keit, sondern auch in Kombination mit der Schubsteifig- und Eigenfrequenz) aufgebracht. Die transiente Ant-
keit aufgeteilt werden mssen. Der Effekt beruht auf der wort der einzelnen Einmassenschwinger wird in einem
Tatsache eines „kurzen“ Stabes, da Mauerwerksgebu- Antwortzeitschrieb festgehalten. Daraus whlt man die
de von den Grundrissabmessungen im Vergleich zur jeweilige maximale Antwort aus und trgt diese in ei-
Hçhe des Gebudes diese Relationen meist aufweisen. nem Diagramm – dem Antwortspektrum – auf, welches
in der Ordinate die Antwort in der jeweiligen Einheit
(Beschleunigung, Geschwindigkeit oder Weg) und in
1.2.2 Das Antwortspektrum
der Abszisse die Eigenfrequenzen oder den Kehrwert
In den heutigen internationalen Normen fr Erdbeben- daraus – die Eigenschwingperioden – enthlt. Nimmt
ingenieurwesen bildet das Antwortspektrum die Grund- man beispielsweise die Maximalantwort eines Einmas-
lage fr den krftebasierenden Nachweis. In weiterer senschwingers mit der Eigenfrequenz von 1 Hz, erhlt
Folge wird das Grundprinzip kurz erlutert. man so einen Punkt im Antwortspektrum mit der X-Ko-

Bild 2. Aufzeichnung eines Erdbebens [8]


228 C Bemessung

Bild 3. Ermittlung eines Antwortspektrums [8]

ordinate 1 Hz und mit der Y-Koordinate die dazuge- ber maßgeblich in Europa vorkommende Erdbeben
hçrige Maximalantwort. Fhrt man diesen Vorgang vorgenommen wird (Bild 4).
mit vielen Einmassenschwingern unterschiedlicher Ei- Der Vorteil eines Antwortspektrums besteht darin, dass
genfrequenzen durch, kann man die Punkte verdichten nun jedes Gebude damit vereinfacht analysiert werden
und schlussendlich mit einem Graphen verbinden. Das kann. Man muss lediglich die Eigenfrequenzen eines zu
daraus resultierende Ergebnis stellt das Antwortspek- untersuchenden Gebudes ermitteln und kann durch das
trum dar. Es ist somit auch bereits ersichtlich, dass bei in den Normenwerken gegebene Antwortspektrum die
der Verwendung des Antwortspektrumverfahrens die Antwort des Gebudes auf dieses Norm-Erdbeben er-
Phasen- (Richtung des Ausschlags) sowie Zeitinforma- mitteln.
tion verloren gehen (Bild 3). Das Bemessungsspektrum fr eine lineare Berechnung
Dieses Antwortspektrum wird auch in den Normen an- wird in der EN 1998-1, Abschnitt 3.2.2.5 [9] folgender-
gewendet, wobei hier nicht nur das Ergebnis aus einem weise beschrieben (Gln. 7–10).
einzelnen Beben herangezogen, sondern eine Glttung   
2 T 2,5 2
0  T  TB : Sd ðTÞ ¼ ag  S  þ  (7)
3 TB q 3

2,5
TB  T  TC : Sd ðTÞ ¼ ag  S  (8)
q
8  9
< 2,5 TC =
¼ ag  S  
TC  T  TD : Sd ðTÞ q T (9)
: ;
 b  ag
8  9
< 2,5 TC  TD =
¼ ag  S  
TD  T : Sd ðTÞ q T2 (10)
: ;
 b  ag
Die Parameter TB ,TC, TD und der Baugrundfaktor S sind
von der Grndung sowie vom Typ des Spektrums ab-
hngig. EN 1998-1 unterscheidet zwischen Typ I und
Typ II Antwortspektren. Jeder CEN-Mitgliedstaat kann
in seinem nationalen Anhang frei whlen, welcher Typ
Bild 4. Antwortspektrum nach EN 1998-1 mit verschiedenen in dem jeweiligen Staat gltig ist. Der Unterschied zwi-
Baugrundklassen (A–E) [9] schen den beiden Typen besteht darin, dass Typ I fr
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 229

Lagen formuliert wurde, die weiter von tektonischen Gebude in die Kategorie der „einfachen Mauerwerks-
Stçrzonen und Grben entfernt sind „far fault“ und bauten“ fllt, ist der Erdbebennachweis erfllt.
Typ II sog. „near fault“ Beben besser beschreiben. Er- Diese Methode stellt eine Revolution in der Einfachheit
whnenswert ist, dass zentraleuropische Staaten wie dar, welche auf sehr konservativen Annahmen beruht.
sterreich und die Slowakei in deren nationalen Anhn- Die vorgegebenen Schubwandtabellen (Tabelle 2) sind
gen des Eurocode 8 Typ I gewhlt haben, wohingegen anhand von zahlreichen Parameterstudien an verschie-
die westeuropischen Staaten wie bspw. Belgien, Frank- denen Grundrissen erstellt worden.
reich und Portugal Typ II whlten. Der Unterschied Diese Methode vereint das moderne Erdbebeninge-
macht sich in den erhçhten Baugrundfaktoren S sowie nieurwesen im Sinne des Sicherheits- und Zuverlssig-
dem verschobenen Plateaubereich (Bereich zwischen TB keitsniveaus und die einfache sowie praktikable An-
und TC ) im Sinne der Perioden in Typ II bemerkbar. wendung fr den praktischen Ingenieur.
Der Trend geht eindeutig in diese Richtung, um die
Effektivitt zu erhçhen. Da beispielsweise bei einem
kleinen Einfamilienhaus eine genaue Analyse der „Erd-
2 Erdbebennachweisverfahren fr bebentauglichkeit“ mit analytisch rechnerischen Me-
Mauerwerk nach den aktuellen thoden weder technisch notwendig noch wirtschaftlich
sinnvoll ist, bietet so eine Tabelle die ideale Mçglich-
europischen Normungswerken keit, mit relativ einfachen Mitteln einen Nachweis mit
2.1 Geometrische Methoden modernem Sicherheitsniveau zu bewerkstelligen.
2.1.1 Nachweis fr „einfache Mauerwerksbauten“
2.2 Kraftbasierte lineare Methoden
Die einfachsten heute blichen Verfahren sind soge-
nannte geometrische Methoden bzw. auch Methoden, Bei den kraftbasierten Methoden wird im Prinzip eine
bei denen man keine kraftbasierte oder verformungs- Ersatzkraft ermittelt, die auf das Gebudemodell wirkt.
basierte Bemessung vornehmen muss. Unter „einfachen Dabei wird die Erdbebenkraft als horizontale Last auf
Mauerwerksbauten“ in EN 1998-1 versteht man die Ein- das Modell aufgebracht und die Nachweise werden sta-
haltung von konstruktiven Regeln wie beispielsweise die tisch gefhrt.
maximalen Schubwandabstnde, Regularitt im Grund- Wrde man die Schnittkrfte eines Mauerwerksgebu-
und Aufriss, etc. Kernpunkt dieser Methode stellt die des mit schubsteifen Decken und entsprechenden
Schubwandtabelle dar. Hier wird in Abhngigkeit von Wand-Decken-Knoten anhand eines Kragarms ermit-
der Seismizitt und der gewnschten zu projektierenden teln [11], wre dies eine starke berschtzung der vor-
Stockwerksanzahl die notwendige Schubwandflche in handenen Krfte, da tatschlich das Gebude einem
Proportion zur Grundflche angegeben, die der Planer Rahmen entspricht und somit die Biegemomente im
neben den vorher erwhnten Zusatzbedingungen einhal- Fußpunkt keinesfalls die Grçßenordnung eines Krag-
ten muss. Wenn diese Bedingungen erfllt sind und das arms erreichen (Bilder 5 und 6).

Tabelle 2. Schubwandtabelle nach EN 1998-1 [9]

Beschleunigung am Gebudestandort ag · S £ 0,07 · k · g £ 0,10 · k · g £ 0,15 · k · g £ 0,20 · k · g


Bauwerkstyp Anzahl der Mindestsumme der Querschnittsflchen von horizontalen Schubwnden
Geschosse (n) 1) in jeder Richtung als Prozentsatz der gesamten Geschossflche (pA,min)
Unbewehrtes Mauerwerk 1 2,0 % 2,0 % 3,5 % n/a
2 2,0 % 2,5 % 5,0 % n/a
3 3,0 % 5,0 % n/a n/a
4 5,0 % n/a n/a n/a
Eingefasstes Mauerwerk 2 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 %
3 2,0 % 3,0 % 4,0 % n/a
4 4,0 % 5,0 % n/a n/a
5 6,0 % n/a n/a n/a
Bewehrtes Mauerwerk 2 2,0 % 2,0 % 2,0 % 3,5 %
3 2,0 % 2,0 % 3,0 % 5,0 %
4 3,0 % 4,0 % 5,0 % n/a
5 4,0 % 5,0 % n/a n/a

n/a bedeutet „nicht anwendbar“


1) Ausgebaute Dachgeschosse ber Vollgeschossen sind in der Anzahl der Geschosse nicht bercksichtigt.
230 C Bemessung

Bild 5. Modellbildung mit einem Rahmenmodell

Bild 6. Schnittgrçßenermittlung bei einem Rahmenmodell [11]

2.2.1 Vereinfachtes Antwortspektrumverfahren dissipationsvermçgens vom Mauerwerk direkt im Spek-


tralwert Sd ðT1 Þdurch einen Verhaltensfaktor q, welcher
Das vereinfachte Antwortspektrumverfahren, oder auch
den Spektralwert und in weiterer Folge die anzusetzen-
„quasi-statisches“ Verfahren genannt, beinhaltet ledig-
de Erdbebenkraft linear herabsetzt, bercksichtigt. Der
lich den ersten Mode. Es werden die mitschwingenden
Verhaltensfaktor q ist im Falle von Mauerwerk in der
Massen zur Gnze nur in der ersten Eigenform berck-
EN 19981-1 ein national whlbarer Parameter. Die Ge-
sichtigt und daraus eine horizontale Ersatzkraft aus dem
samtkraft wird auf die Ebenen der Geschossdecken im
Antwortspektrum ermittelt. Diese Methode ist relativ
Verhltnis der Verschiebungen si ,sj der Massen mi ,mj
berschaubar und gerade noch ohne aufwendige Com-
in der Grundeigenform aufgeteilt (Gl. 13).
putersoftware anwendbar. Hierbei ermittelt man mit der
im Eurocode 8 angegebenen Abschtzungsformel si  mi
Fi ¼ Fb (13)
(Abschn. 4.3.3.2.2 (3)) (Gl. 11) die erste Eigenfrequenz Ssj  mj
T1 ¼ Ct  H3=4 (11) Vereinfacht kann man auch – bei mit der Hçhe zi ,zj des
Gebudes zunehmender Horizontalverschiebung der
um einen Spektralwert zu bestimmen. Hierbei stellt H
Grundeigenform – die Kraft direkt dreieckfçrmig auf-
die frei schwingende Gebudehçhe und Ct einen Faktor
teilen (Gl. 14).
nach EN 1998-1 dar. Der Spektralwert Sd ðT1 Þwird in
weiterer Folge mit der mitschwingenden Masse m und zi  mi
Fi ¼ Fb (14)
einem Abminderungsfaktor l nach EN 1998-1, Abschn. Szj  mj
4.3.3.2.2 (4) zur horizontalen Gesamterdbebenkraft Fb
Mit dem Kenntnisstand der Schnittkrfte kann die Be-
(Base Shear) multipliziert (Gl. 12).
messung bzw. der Nachweis anhand von Schubnach-
Fb ¼ Sd ðT1 Þm  l (12) weisen an den einzelnen Mauerwerksschubwnden ge-
fhrt werden.
Da es sich hierbei um eine lineare Methode handelt,
werden die Nichtlinearitten aufgrund des Energie-
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 231

2.2.2 Multimodales Antwortspektrumverfahren Auch beim multimodalen Antwortspektrumverfahren


handelt es sich um eine lineare kraftbasierte Methode,
Beim multimodalen Antwortspektrumverfahren wird
wobei die Nichtlinearitten wiederum durch den Ver-
nicht nur die erste Eigenform, sondern werden auch hç-
haltensfaktor q abgedeckt werden.
here Eigenformen betrachtet (Bild 7). Zu jeder Eigen-
frequenz wird die dazugehçrige Eigenform, modale
Masse und anschließend der Spektralwert ermittelt. Die-
2.3 Verformungsbasierte nichtlineare Methoden
se Terme werden anteilsmßig entweder mit dem SRSS
(square root of the sum of squares) oder CQC (complete Bei nichtlinearen Verfahren wird, wie der Name schon
quadratic combination) bei sehr eng beieinander liegen- sagt, die Nichtlinearitt des Materials bercksichtigt.
den Eigenfrequenzen berlagert. Da hier mit Quadratter- Gerade hier sind in letzter Zeit die statisch-verfor-
men gearbeitet wird, geht das Vorzeichen und somit die mungsbasierten Pushover-Verfahren in Europa und in-
Phasenrichtung verloren. ternational auf dem Vormarsch. Die Grundidee basiert
Nun stellt sich die Frage fr den praktischen Bauinge- auf dem Gedanken, dass ein Bauwerk im Erdbebenfall
nieur, wie viele Moden fr die Berechnung und den keine Krfte erfhrt, sondern Verschiebungen. Um die-
Nachweis von Mauerwerkshochbauten verwendet wer- se in eine fr den Bauingenieur bliche „Sprache“ zu
den sollen. Dabei muss man erwhnen, dass zu jeder bersetzen, wurden in der Vergangenheit die bereits
Form eine dazugehçrige modale Masse ermittelt wird, angefhrten kraftbasierten Methoden entwickelt.
wobei der Eurocode 8 vorschreibt, dass bei einer Ant- Bei der Methode der Pushover-Berechnung basiert der
wortspektrumberechnung so viele Moden bercksichtigt Nachweis gnzlich auf Verschiebungen. Hier wird das
werden mssen, bis die Summe der modalen Massen- Gebude mit einer horizontalen Kraft belastet, die so-
anteile ‡ 90 % der mitschwingenden Masse entspricht. weit monoton gesteigert wird, bis plastische Fließgelen-
Ein Großteil der Mauerwerksgebude besteht aus 2 bis ke oder im Mauerwerksbau Risse entstehen und eine
5 Geschossen und ist konstruktionsbedingt relativ steif. nichtlineare Kraftumlagerung gewhrleistet wird. Da-
Aus zahlreichen Studien (analytisch sowie experimen- nach wird das Gebude weiter bis zur Grenze der Ver-
tell) (Lu et al. [13–15]) ist bekannt, dass die erste Eigen- schiebungsfhigkeit belastet, wobei whrenddessen
frequenz bei konventionellen Grundrissen und im Auf- smtliche Nichtlinearitten bercksichtigt werden. Bei
riss regelmßigen Mauerwerksgebuden zwischen 4 der stetigen Kraftsteigerung wird ein sog. Kontroll-
und 7 Hz liegt. Zudem ist bekannt, dass bei so steifen punkt, meistens am Niveau der obersten Decke bzw.
und relativ niedrigen Gebuden bereits die erste Eigen- bei einer leichten Dachkonstruktion im Hçhenbereich
form etwa 90 % der modalen Masse in Anspruch nimmt der obersten massiven Decke, fokussiert und die Ver-
und somit die Analyse von hçheren Formen hinfllig schiebungen dieses Punktes in einem Kraft-Verfor-
wird und darum dem Ingenieur erspart bleiben kann. mungs-Diagramm aufgezeichnet. Nach EN 1998-1 soll-
Anders ist es natrlich bei Hochhusern, die durchaus te mindestens eine bilinearisierte Kapazittskurve ver-
eine Grundfrequenz von etwa £ 1 Hz aufweisen kçn- wendet werden. Als monoton steigende Kraft mssen
nen. Hier sind die hçheren Formen jedenfalls relevant. nach EN 1998-1 mindestens zwei verschiedene Arten

Bild 7. Multimodales Antwortspektrum [12]


232 C Bemessung

angesetzt werden. Es wird sowohl eine gleichfçrmig Weiter muss man das Mauerwerksgebude (Mehr-
verteilte Belastung sowie eine „modal“ verteilte Belas- massenschwinger (F, m, T, d) in einen quivalenten
tung, die im Massenmittelpunkt mit inkludierter Exzen- Einmassenschwinger (F , m , T , d ) transformieren
trizitten angreifen, bercksichtigt. Im klassischen und die Kapazittskurve (Kraft-Verschiebungs-Dia-
Mauerwerksbau reicht fr die modale Verteilung meist gramm) im gleichen Plot darstellen. Hierbei wird die
eine dreieckfçrmig verteilte Last aus. Kapazittskurve, die in Kraft – Verschiebung angege-
ben wird, durch folgende Beziehung (Gl. 16)
2.3.1 „Pushover“-Methode nach Eurocode 8, F
Anhang B Sae ¼ (16)
m
Bei der „klassischen“ Pushover-Methode, die auch im
in ein Kraft-Beschleunigungs-Format transformiert, um
Anhang B der EN 1998-1 beschrieben wird, handelt es
diese auf gleiche Einheiten zu bringen.
sich um eine Entwicklung, die aus der N2-Methode von
Bei einer Grundeigenperiode des quivalenten Einmas-
Fajfar [16, 17] abgeleitet wurde. Die Beziehung zwi-
senschwingers von T > TC gilt das Prinzip der glei-
schen der Gesamterdbebenkraft und der Kontrollver-
chen Verschiebungsantworten (Bild 9). Man verlngert
schiebung („Kapazittskurve“) sollte fr Werte der Kon-
hier den elastischen Teil (virtuell) der bilinearisierten
trollverschiebung zwischen 0 und 150 % der Zielver-
Kapazittskurve des quivalenten Einmassenschwin-
schiebung liegen. Nachdem die zumindest bilinearisierte
gers, bis diese das Spektrum in der Spektralbeschleuni-
Kapazittskurve (Pushover-Kurve) aus den beiden zuvor
gung-Spektralverschiebung-Darstellung schneidet, und
beschriebenen horizontalen Belastungsanstzen (gleich-
fhrt diese dann wieder zurck auf den Fließbereich der
mßig- und eigenformverlaufend) ermittelt wurde, muss
Kapazittskurve, womit man dadurch das notwendige
fr die Analyse im ersten Schritt das in der Norm an-
Verschiebungsvermçgen des quivalenten Einmassen-
gegebene Antwortspektrum in Spektralbeschleuni-
schwingers (Bild 10) erhlt.
gung(Sae )-Perioden(T)-Einheit bzw. Spektralverschie-
Der Verhaltensbeiwert lsst sich hier mit (Gl. 17) be-
bung(Sde )-Perioden(T)-Einheit in eine Triax-Darstel-
stimmen,
lung [8] (Bild 8) umgewandelt werden (Gl. 15), wobei
die neuen Achsen dann in Spektralbeschleunigung (Sae ) dt
q ¼ m; m ¼ (17)
– Spektralverschiebung (Sde ) angegeben sind. Hier sind dy
die Perioden (T) in Radiallinien abzulesen.
Fr solche Gebude gilt Gl. (18)
T2
Sde ¼ 2 Sae (15) dt ¼ det (18)
4p

Bild 8. Antwortspektrum in Triax-Darstellung [8]


VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 233

Bild 9. Prinzip der gleichen Verschiebungsantworten Bild 10. Klassisches Pushover-Verfahren im Bereich T > TC [9]

Bild 11. Prinzip der Flchengleichen Energieantworten Bild 12. Klassisches Pushover-Verfahren im Bereich T < TC [9]

Im Falle von Gebuden mit Grundperioden T < TC erforderliche Verschiebung. Nachdem man die Zielver-
gilt das Prinzip der flchengleichen Energie (Bilder schiebung dt  des quivalenten Einmassenschwingers
11 und 12). ermittelt hat, muss man diese noch in die Zielverschie-
Der Verhaltensbeiwert lsst sich hier mit (Gl. 19) be- bung des Gebudemodells (Mehrmassenschwinger) dt
stimmen, zurck transformieren.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Nach Umtransformation der bençtigten Verschiebung
q¼ 2m1 (19) des quivalenten Einmassenschwingers auf das Mauer-
F werkstragwerksmodell des Mehrmassenschwingers er-
Fr Gebude mit  SeðT Þ gilt Gl. (20) hlt man das notwendige erforderliche Verschiebungs-
m
dt ¼ det (20) vermçgen des Bauwerks am Kontrollpunkt (bspw.

Dachebene).
F Der Nachweis gilt dann als erfllt, wenn die notwendige
Fr Gebude mit < SeðT Þ gilt Gl. (21)
m erforderliche Zielverschiebung durch das Bauwerk ge-
  whrleistet ist. Hierbei gibt die EN 1998-3 [18] Werte
d Tc
dt ¼ et 1 þ ðqu  1Þ   det (21) fr maximal vorhandene und erreichbare Verschiebun-
qu T
gen fr Mauerwerk an, welche im Falle eines Biege-
Die Zielverschiebung ist die nach dem elastischen Ant- versagens bei 0,8 % Drift (gegenseitige Stockwerksver-
wortspektrum bestimmte Verschiebung eines quiva- schiebung) und im Falle eines Schubversagens bei
lenten Einmassenschwingers und somit die notwendige 0,4 % Drift liegen.
234 C Bemessung

2.3.2 „Pushover“-Methode nach der kosen Dmpfung angegeben ist, wre somit die effek-
Kapazittsspektrummethode tive Dmpfung beff (Gl. 22)
Die Kapazittsspektrummethode ist eine Methode, die beff ¼ bhysteret þ 0,05 (22)
Freeman [19] entwickelt hat und anfangs ebenfalls von
Die hysterische Dmpfung, bhysteret kann anhand zweier
einer Pushover-Analyse ausgeht, um die Kapazitts-
Methoden ermitteln werden:
kurve bzw. die bilinearisierte Kapazittskurve eines
– wenn zyklische Schubversuche vorhanden sind, kann
Mauerwerksgebudes zu erhalten. Diese Methode ist
man die eingeschlossene Flche in der Hysterese-
beispielsweise in den US-amerikanischen Normen
schleife direkt ermitteln,
SEAOC Vision 2000 [20] und ATC 40 [21] verankert.
– ansonsten ermittelt man bhysteret (Gl. 23) analytisch
Auch hier muss man das Antwortspektrum in die Form
mittels
eines Diagramms mit Spektralbeschleunigung und 1 ED
Spektralverschiebung mit den Perioden in Radiallinien bhysteret ¼ k (23)
umtransformieren. Zudem ist analog zur vorhergehen- 4p ES0
den Methode die Kapazittskurve eines Bauwerks in die wobei k einen Abminderungsfaktor darstellt, um die
eines quivalenten Einmassenschwingers umzuwandeln Einschnrung der Hysterese zu bercksichtigen (ange-
und in das Format Beschleunigung – Weg zu transfor- geben in ATC 40 [21]) (Bild 13).
mieren. Im nchsten Schritt reduziert man das elastische Ant-
Die Dmpfung eines Gebudes, das bis in den inelasti- wortspektrum um die hysteretische Dmpfung und er-
schen Bereich belastet wird, wird bei dieser Methode hlt somit das „reduzierte Antwortspektrum“.
als eine Kombination zwischen der hysteretischen und Nun muss man den elastischen Bereich der Kapazitts-
der viskosen Dmpfung angesehen. Da das Normant- kurve eines quivalenten Einmassenschwingers virtuell
wortspektrum (auch in der EN 1998-1) in einer 5%-vis- verlngern, bis diese das elastische Antwortspektrum

Bild 13. Ermittlung der hysteretischen Dmpfungsenergie [21]


VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 235

Bild 14. Pushover-Kapazittsspektrumverfahren [21]

schneidet. Danach fhrt man den Punkt zurck und er- Chopra und Goel [23] zeigten bei Nachrechnungen,
hlt einen Schnittpunkt auf der Kapazittskurve mit den dass die Resultate nach der Kapazittsspektrummetho-
Koordinaten Sdpi und Sapi . Liegt der Schnittpunkt de unkorrekt sind, da diese Methode auf simplen Hy-
der Kapazittskurve und dem reduziertem Antwort- pothesen aufbaut.
spektrum Sdp in einem Bereich von € 5 % vom Schnitt- Aufgrund der vorangehenden Kritik enthlt die US-
punkt, also 0,95 Sdpi  Sdp  1,05 Sdpi , so ist der sog. Norm SEAOC Vision 2000 nun die Anmerkung: „Die
„Performance Point“ gefunden und der Nachweis kann theoretischen Grundlagen dieser Methode sind anfecht-
als erbracht angesehen werden, da die vorhandene Ka- bar“. Dies zeigt auf, dass diese Methode grundstzlich
pazitt (Verformungsvermçgen) des Bauwerks im Ver- ihre Daseinsberechtigung besitzt, jedoch intensive wei-
gleich zur erforderlichen Kapazitt aufgrund des Be- terfhrende Forschungsttigkeiten und Modifikationen
messungsbebens ausreicht. Liegt dieser Punkt nicht in- notwendig sind. Eventuell ist dies mit ein Grund, wa-
nerhalb der Grenzen von € 5 %, muss weiter iteriert rum die Kapazittsspektrummethode nicht in den Euro-
werden (Bild 14). Als nchsten Ausgangspunkt kann code 8 aufgenommen wurde.
man den Schnittpunkt zwischen dem reduziertem Ant-
wortspektrum und der Kapazittskurve whlen.
3 Vergleich der Berechnungsmethoden
2.3.2.1 berlegungen zur Kapazittsspektrum-
Anhand von zahlreichen Beispielen [24] sind die ein-
methode
zelnen Methoden untereinander verglichen worden, wo-
Kritik zu der Kapazittsspektrummethode bte u. a. bei eindeutig festgestellt wurde, dass der Rechenauf-
Krawinkler [22] aus, der im Wesentlichen zwei Punkte wand nicht proportional zur Effektivitt im Sinne von
bei dieser Methode infrage stellt: der Ausnutzbarkeit von Tragreserven bei unbewehrtem
• Es gibt keinen physikalischen Beweis, der die Exis- Mauerwerk steht (Bild 15). Anzumerken ist, dass der
tenz von einer stabilen Beziehung zwischen der Vergleich an Mauerwerkskonstruktionen aus Hoch-
hysteretischen Energiedissipation der maximalen loch-Blockziegeln gefhrt wurde. Hierbei liegt die ma-
Auslenkung und quivalenten viskosen Dmpfung, ximal zu erwartenden Geschossanzahl in den berwie-
insbesondere fr hochgradig inelastische Systeme, genden Fllen bei 5 Stockwerken.
belegt. Der Nachweis mit den Schubwandtabellen gilt zwar als
• Die assoziierte Eigenperiode des Schnittpunkts zwi- bequemer und rascher Nachweis, jedoch werden hier
schen der Kapazittskurve und dem stark gedmpf- die Tragreserven kaum bercksichtigt. Das vereinfachte
ten Spektrum kann wenig mit der dynamischen Ant- Antwortspektrumverfahren, auch quasistatisches Ver-
wort des inelastischen Systems zu tun haben. fahren genannt, steigert die Effektivitt berproportio-
236 C Bemessung

Bild 15. Vergleich der Methoden im Hinblick auf Rechenaufwand und Effektivitt

nal zum Aufwand, wohingegen durch das Anwenden suchen nachweisen bzw. experimentell bestimmen [25].
des multimodalen Antwortspektrumverfahrens ein Es sind gerade in jngster Vergangenheit zahlreiche,
umso hçherer Aufwand betrieben werden muss, wobei teils mit staatlichen, teils mit privaten Mitteln gefçrder-
die Ausnutzung kaum gesteigert wird. Der Grund liegt te Versuche an verschiedenen Instituten sowie Univer-
darin, dass bei Mauerwerksgebuden bis zu 5 Geschos- sittslabors in ganz Europa durchgefhrt worden (Bil-
sen der erste Mode und somit die erste Eigenform maß- der 16 bis 18).
gebend ist, da hier beinahe 90 % der modalen Masse
abgedeckt werden.
Eine weitere maßgebende Steigerung der Effektivitt
lsst sich durch die nichtlineare Pushover-Berechnung
erzielen. Diese ist jedoch ohne Hilfsmittel wie moder-
ner Computersoftware kaum zu bewerkstelligen.
Der Vollstndigkeit halber sei noch die nichtlineare
Zeitverlaufsanalyse erwhnt, die keinerlei praktische
Relevanz besitzt, sondern fr Forschungszwecke einge-
setzt wird.

4 Ausblick auf die Forschung und


bereits implementierte Ergebnisse
in europische Normen
4.1 Verhaltensfaktor q
Bild 16. Zyklische Schubversuche, Laboreinrichtung 1
Das Thema bzw. die Notwendigkeit von Verhaltensfak-
toren fr die praktische und ingenieurmßige Berech-
nung und den Nachweis von Bauwerken ist bereits er-
lutert worden. Die praktische Relevanz liegt insbeson-
dere darin, dass eine lineare Berechnung durchgefhrt
werden kann und mit diesem Faktor smtliche Nicht-
linearitten bercksichtigt werden. Der Eurocode 8, Ka-
pitel 9, berlsst die Wahl der q-Faktoren den einzelnen
CEN-Mitgliedstaaten, wobei hier im Falle von unbe-
wehrtem Mauerwerk ein Bereich fr q = 1,5 bis q = 2,5
angegeben ist. Aufgrund von fehlenden bzw. nicht aus-
reichenden Forschungsaktivitten wurde in der Vergan-
genheit konservativerweise in vielen Lndern die untere
Grenze gewhlt. Da jedoch in den letzten 5 Jahren auf
diesem Gebiet die experimentelle Forschung und auch
die Anzahl der geprften Wnde rasant vorangeschrit-
ten sind, wre hier selbstverstndlich ein Nachholbedarf
in den Normen erforderlich. Prinzipiell kann man den
Verhaltensbeiwert aufgrund von zyklischen Schubver- Bild 17. Zyklische Schubversuche, Laboreinrichtung 2
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 237

Bild 18. Zyklische Schubversuche,


Laboreinrichtung 3

Diese Anzahl an Versuchen stellt die grçßte Datenbank Besondere Sorgfalt wurde auf die exakte Einhaltung
weltweit mit zyklischen Schubversuchen an gebrannten sowie Definition der Randbedingungen gelegt, damit
Tonziegeln dar, wobei viele Versuche bis dato niemals die Replizierbarkeit des Versuchs gegeben ist. Hierbei
verçffentlicht wurden. Dieser Abschnitt gibt Aufschls- wurde unabhngig vom prfenden Institut entweder die
se ber die wichtigsten Erkenntnisse und stellt eine Zu- Randbedingung: voll eingespannt oben und unten (fixed
sammenfassung dieser dar. ended) oder oben frei auskragend (cantilever) gewhlt.
Zudem wird eine Interpretation der Ergebnisse gefolgt
von einer analytischen Abhandlung zur Beurteilung der 4.1.1 Analyse und Beurteilung der experimentellen
Duktilitt sowie der daraus abzuleitenden Verhaltens- Ergebnisse
faktoren fr verschiedene Typen von Mauerwerk vor-
genommen, die als Grundlage fr zuknftige Normen Im ersten Schritt ist eine Einhllende der Hysteresen
dienen soll, um eine lineare, realistische sowie wirt- sowohl an der positiven als auch an der negativen Seite
schaftliche Bemessung ohne Vernachlssigung des Si- erstellt worden. Zudem ist die einhllende Kurve bili-
cherheitsaspekts durchfhren zu kçnnen. nearisiert worden, wobei das Kriterium der gleichen
Es wurden jeweils Wnde in verschiedenen Abmessun- Flchen (Energie) [8] oberhalb und unterhalb der bili-
gen hergestellt und auf deren zyklische Schubtragfhig- nearisierten Kurve gewhlt wurde.
keit geprft. Hierbei wird eine stndige konstante Auf- Um eine konservative Beurteilung durchfhren zu kçn-
last mittels vertikaler Pressen simuliert, um die Realitt nen, wird die idealisierte maximal mitbercksichtigte
von darberliegenden Lasten resultierend aus Ge- ultimative Verformung du errechnet. Dies ist jene Ver-
schossdecken, Nutzlasten sowie Wnden darzustellen. formung, bei der ein Abfall von 20 % (0,80 Hmax ) der
Der Zeitverlauf der horizontalen Belastungen wurde so maximal horizontalen Schubkraft erreicht wird (Toma-
gewhlt, dass jeder Auslenkungszyklus je dreimal in zevic [26]), siehe (Bild 19).
positiver sowie negativer Richtung gefahren wurde, be- Hcr
vor zum nchsthçheren Niveau bergegangen wird. Ke ¼ (24)
dcr

Bild 19. Bilinearisierung der Einhllenden


der Hysterese
238 C Bemessung

Die Anfangssteifigkeit Ke wird mit der Beziehung vom Tabelle 3. Analyse des zyklischen Schubversuchs einer Wand
Risszustand (Hcr Rissschubkraft und dazugehçrige Ver- aus Wienerberger Porotherm 30 Hochlochblçcken
formung dcr ) nach Gl. (24) ermittelt.
Positiv Negativ
Weiter wurde von Tomazevic und Tomazevic et al.
[26–28] beobachtet, dass folgende Beziehung fr Mau- Hmax [kN] 244,6 229,00
erwerk gilt (Gl. 25):
dmax [ %] 1,50 1,50
Hu
¼ 0,9 ) Hu ¼ 0,9  Hmax (25) dHmax [ %] 0,42 0,41
Hmax
Hcr [kN] 151,0 127,00
Die Verschiebeduktilitt mu und die idealisierte elasti-
sche Verformung de kann anschließend mit Gl. (26) dcr [ %] 0,03 0,04
bzw. (27) Hu [kN] 220,14 206,10
du du (bei 0,8 Hmax) [ %] 1,26 1,50
mu ¼ (26)
de
Ke [kN/mm] 290,38 186,08

Hu de [ %] 0,04 0,06
de ¼ (27)
Ke mu [–] 29,02 23,70
errechnet werden. mu Mittelwert [–] 26,36

4.1.1.1 Beispiel
Im Weiteren wird ein Beispiel einer Wand, die in der
4.1.2 Ermittlung des Verhaltensbeiwerts q
Laboreinrichtung 1 getestet wurde, dargestellt. Hierbei
handelte es sich um eine Wand aus Hochlochblockzie- Fr die Berechnung des Verhaltensbeiwertes werden
geln der Fa. Wienerberger, Typ Porotherm 30 mit den zwei Grenzflle in Betracht gezogen (Bild 21). Im Falle
Abmessungen l · h = 2,50 m · 1,75 m, die mit Isomçr- von VAR 1 (plastische und elastische Verformungen im
tel gefertigt wurde (Auswertung in Tabelle 3). Die Hys- Erdgeschoss und weiterfhrende elastische Verformun-
terese ist in (Bild 20) dargestellt. gen in den Obergeschossen) kann die Duktilitt nach

Bild 20. Hysterese eines zyklischen Schubversuchs einer Wand aus Wienerberger Porotherm 30 Hochlochblçcken
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 239

Tabelle 4. Ausgewertete Verhaltensfaktoren (q-Faktoren) an-


hand von >100 Wandprfungen fr Ziegelmauerwerk

Stoßfugen bzw. Anmerkungen qVAR 1 qVAR 2 qMittelwert


Planziegel + Nut und Feder 2,16 3,17 2,66
Mçrteltasche 3,41 5,51 4,46
Nut und Feder 3,00 4,74 3,87
Voll verfllt 3,06 4,86 3,96
Knirsch (nicht verfllt) 3,03 4,79 3,91
Mçrteltasche + Lagerfugen- 3,92 6,46 5,19
bewehrung
Eingefasstes MWK 3,53 5,72 4,62

Bild 21. Darstellung der betrachteten Randbedingungs- Eingefasstes MWK + Lagerfugen- 3,53 5,73 4,63
betrachtungen fr die Evaluierung der q-Faktoren bewehrung
Wienerberger DRYFIX (PU-Mçrtel) 2,45 3,72 3,08
SBZ (betonverfllte Hohlziegel) 2,06 2,99 2,53

Paulay [29] und Lçring [30] (Gl. 28) folgendermaßen In Tabelle 4 werden die Verhaltensfaktoren fr ber 100
berechnet werden: zyklische Schubwandversuche prsentiert, die in ganz
Europa durchgefhrt wurden.
du mErdgeschoss  1
mGeb€aude ¼ ¼ þ1 (28)
de kn
4.1.3 berfestigkeitswerte
worin n die Anzahl der Geschosse darstellt und k = 1 fr Der Begriff „berfestigkeit“ wird in der EN 1998-1,
n £ 2; k = 2 fr n > 2 einzusetzen ist. Kapitel 4.3.3.4.2.1, als au =a1 bezeichnet, wobei a1
Im Falle von VAR 2 (plastische und elastische Verfor- den Multiplikator der horizontalen Erdbebenbemes-
mungen im Erdgeschoss und eine konstante Starrkçr- sungseinwirkung beim erstmaligen Erreichen der Fes-
perverschiebung der oberen Geschosse) kann die Duk- tigkeit irgendwo im Tragwerk und au (Bild 22) den
tilitt folgendermaßen berechnet werden (Gl. 29) Multiplikator der horizontalen Erdbebenbemessungs-
mGeb€aude ¼ mErdgeschoss (29) einwirkung bei der Entstehung von plastischen Gelen-
ken an gengend vielen Querschnitten darstellen, um
Der Verhaltensfaktor wird danach mit dem bereits an- ein globales Tragwerksversagen herbeizufhren, wobei
gefhrten Ansatz nach Bild 11 (flchengleiche Energie) alle anderen Bemessungseinwirkungen konstant gehal-
ermittelt (Gl. 30) ten werden. Der Multiplikator au kann mithilfe einer
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi nichtlinearen statischen (Pushover-)Berechnung be-
qGeb€aude ¼ 2mGeb€aude  1 (30) stimmt werden. Aus zahlreichen Studien wurde ermit-

Bild 22. Erklrung vom berfestigkeitsfaktor


240 C Bemessung

telt, dass ein Minimalwert fr au =a1 von 1,40 in Mauer- Tabelle 5. Empfohlene Tabelle fr Verhaltensfaktoren
werksgebuden besteht (Magenes [31]). fr EN 1998-1
Weitere Materialberfestigkeiten werden hier mit OSR
Bauwerkstyp q
bezeichnet. Diese resultieren aus den Fraktilwerten der
charakteristischen Festigkeiten (5 %) wobei man kon- Unbewehrtes Mauerwerk nach EN 1996 1,5
servativerweise mindestens den Faktor fr OSR auf
1,10 setzen kann. Hierbei sind keine Sicherheitswerte Unbewehrtes Mauerwerk nach EN 1998-1 2,5
bercksichtigt, welche noch zustzlich nach Norman- Eingefasstes Mauerwerk 3,0
forderung hinzukommen. Fr eine Pushover-Berech-
nung sollte man jedenfalls Mittelwerte, besser noch Bewehrtes Mauerwerk 3,0
95%-Fraktilwerte bei den Festigkeiten ansetzen. Leider
gibt der Eurocode 6 keine Umrechnungsformel an, wie
beispielsweise die italienische Ordinanza 3274 [32], die
Aufwand fr den Ingenieur und anderseits mit erhçhten
den Faktor von 1/0,7 fr die Berechnung von charakte-
Kosten fr Baumaßnahmen fr den Bauherrn verbun-
ristischen Festigkeitswerten auf Mittelfestigkeitswerten
den. Es ist berlegenswert, welcher Vorteil erzielt wird,
angibt.
wenn aufwendigere konstruktive Regeln der EN 1998-1
Verwendet man konservativerweise den Faktor 1,1 fr
befolgt werden, falls damit keine „Belohnung“ gegeben
OSR und dann den Faktor 1,40 fr au =a1 , ergibt dies
ist. Eine logische Konsequenz daraus wre, dass in der
einen Faktor von 1,54, welcher mit den in Tabelle 4
Praxis niemand diese konstruktiven Regeln anwendet,
angefhrten q-Werten noch zu multiplizieren ist. Der
wobei moderne berlegungen fr ein erdbebensicheres
Verhaltensfaktor q ist per Definition ein Wert, der
Mauerwerksgebude somit nie in die Realitt umgesetzt
sich aus den berfestigkeiten und Materialduktilitten
wrden.
ergibt, welche die nichtlinearen Tragwerkseigenschaf-
ten global beschreiben.
4.1.4.1 Europische Normung in Bezug auf
q-Faktoren fr Mauerwerk
4.1.4 Zusammenfassung und Empfehlungen
Aufgrund der zuvor beschriebenen Versuche und Nach-
der q-Werte
weise fr den Verhaltensfaktor konnte in Europa in
Aus den zahlreichen Studien und Versuchen an unter- einzelnen CEN-Mitgliedstaaten bereits eine Anhebung
schiedlichsten Hochlochziegeln sowie Mçrtelkombina- dieser q-Werte erreicht werden. Bemerkenswert ist,
tionen konnte der Verhaltensbeiwert eindeutig be- dass sich Experten von hocherdbebengefhrdeten Staa-
stimmt werden. Hierbei wurden auch unterschiedlichste ten entschlossen haben, in ihren nationalen Anhngen
Randbedingungen in unterschiedlichen Laboren/Labor- des Eurocode 8 die hçheren Werte zu bernehmen, wel-
konfigurationen getestet, um den Faktor der Unsicher- ches die Wichtigkeit sowie die Akzeptanz der erwhn-
heit eines Labors auszuschließen. Es muss ernsthaft in ten Studien unterstreicht. Insbesondere ist zu erwhnen,
den empfohlenen Werten fr q des Eurocode 8 (EN dass Slowenien, Italien, Kroatien und Rumnien, die in
1998-1:2005) [9] fr Mauerwerk eine Anhebung ber- Europa als Starkerdbebenregionen gelten, diese hçhe-
legt werden, da diese um einen Faktor >>2 zu konser- ren Werte bernehmen werden. Dies zeigt auch, dass
vativ sind und daher deutlich von den Versuchsergeb- der Sicherheitsaspekt damit keinesfalls vernachlssigt
nissen abweichen. Dies ist weder technisch noch wirt- wird, sondern die hçheren Werte der Realitt nher
schaftlich vertretbar, da vergangene Versuche eindeutig kommen. Zudem ist auch zu erwhnen, dass in Lndern
hçhere q-Werte belegen (Da Porto et. al. [33] und Lu mit geringer bis mittlerer Seismizitt, wie bspw. Slowa-
[25]). Hinzu kommt natrlich die obligatorische Sicher- kei, Frankreich und Belgien sich ebenfalls fr hçhere
heit, die in den Normen vorgeschrieben wird. Tabelle 5 q-Werte fr Mauerwerk in deren Normung entschieden
gibt empfohlene Werte fr den Verhaltensbeiwert fr haben. Es konnte gezeigt werden, dass q-Faktoren von
Ziegelmauerwerk an, die in die EN-1998-1 aufgenom- 1,5 fr unbewehrtes Mauerwerk mit Einhaltung der zu-
men werden sollten. Vergleiche mit den Werten der stzlichen konstruktiven Regeln nach EN 1998-1 weder
Tabelle 4, die noch mit den berfestigkeiten von min- der Realitt entsprechen noch bei einem Anheben des
destens 1,54 zu multiplizieren sind, zeigen, dass in der Wertes das geforderte Sicherheitsniveau verletzt oder
empfohlenen Tabelle 5 nach wie vor hohe und ausrei- unterschritten wird. Es bleibt zu hoffen, dass dies mçg-
chende Sicherheitsreserven vorhanden sind. lichst rasch in ganz Europa durchgesetzt wird, da an-
Einen weiteren Aspekt, der fr die Anhebung von sonsten das Bauen mit Mauerwerk im Sinne von Mate-
q-Werten fr Mauerwerk spricht, gibt die EN 1998-1 rialverbrauch erheblich berteuert, somit unwirtschaft-
selbst an. Es wird bei einer Nichteinhaltung der kons- lich geschieht und schlussendlich zur Folge haben
truktiven Regeln fr Mauerwerk nach EN 1998-1 dem- kçnnte, dass der praktische Ingenieur sowie auch Bau-
nach ein Mauerwerksgebude, das nur nach der EN herr knftig alternative Materialien whlt.
1996-1-1 berechnet wurde, ein Verhaltensfaktor fr un-
bewehrtes Mauerwerk von 1,5 angegeben. Die zustz-
lichen Konstruktionsregeln sind einerseits mit erhçhtem
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 241

4.2 Maximal zulssige Driftwerte Praxis bis dato oft noch unbekannten oder kaum be-
herrschten (Pushover-)Berechnungen durchfhrt.
Es wurde bereits dargestellt, dass die EN 1998-3 [18]
Eine Norm sollte auch ein Hilfsmittel fr den Praktiker
Werte fr die maximal erreichbare Verschiebung bzw.
darstellen und Methoden klar und verstndlich, evtl. in
das Stockwerksdriften von 0,4 % bei Schub- und 0,8 %
vereinfachter Form die Nachweisverfahren nherbrin-
bei Biegeversagen angibt. Wie in Bild 20 abgebildet,
gen. Ein Ansatz, der knftig in den europischen Nor-
sind jedoch auch Werte von 1,5 % oder mehr erreichbar.
men gewhlt werden sollte, wre die bis dato angege-
In letzter Zeit sind Diskussionen im Gange, diese zu-
benen Schubwandtabellen der EN 1998-1 neu zu ermit-
lssigen Driftwerte sogar unter den Werten der EN
teln, indem auch vorhandene Tragreserven mitberck-
1998-3 anzusetzen. Anzumerken ist auch, dass es sich
sichtigt werden, um das Anwendbarkeitsspektrum
hierbei um keinen national whlbaren Parameter han-
dieser bequemen Vorgehensweise auszuweiten. Diesen
delt und diese Werte streng genommen von CEN-Mit-
Schritt wrden alle praktizierenden Ingenieure europa-
gliedstaaten nicht adaptierbar und frei whlbar sind.
weit begrßen, da der Erdbebennachweis von Mauer-
Tatschlich sind auch begrenzte Versuche vorhanden,
werksbauten damit wieder auf einen vertretbaren Auf-
die unter bestimmten Konfigurationen und Stein-Mçr-
wand zurckgefhrt werden kçnnte, ohne den wichtigen
tel-Kombinationen sowie spezielle Stoßfugenausbil-
Aspekt der geforderten Sicherheit zu verletzen oder gar
dungen, die in der EN 1998-3 angegebenen Driftwerte
zu vernachlssigen. Zu erwhnen sei, dass die beschrie-
etwas unterschreiten. Der Autor appelliert jedoch an
bene Ausweitung der Anwendung der Schubwandtabel-
dieser Stelle an die Normungsverantwortlichen, gene-
len unter Bercksichtigung von Tragreserven bereits in
relle Entscheidungen in dieser Hinsicht nochmals zu
den nationalen Anhngen der EN 1998-1 in Belgien,
berdenken bzw. einen anderen Lçsungsansatz zu wh-
Slowenien und Kroatien durchgefhrt wurde.
len. Ein alternativer Ansatz wre die Aufstellung von
Bedingungen, d. h. dass bei der Verwendung von spe-
ziellen Konstruktionen geringere Driftwerte anzusetzen
sind. Eine Kategorisierung in beispielsweise verwende- 5 Literatur
te Stoßfugen sowie Mçrtelart und die dazugehçrigen
Driftwerte erscheint in knftigen Normen sinnvoll. Es [1] Mann, W.; Mller, H.: Schubtragfhigkeit von Mauer-
ist jedenfalls davon abzuraten, einen einzigen, sehr kon- werk. In: Mauerwerk Kalender (1978), S 35–65. Ernst &
Sohn, Berlin, 1978.
servativen Driftwert fr alle Mauerwerksarten festzule-
gen. Nimmt man beispielsweise einen getesteten Wie- [2] Ganz, H. R.: Mauerwerksscheiben unter Normalkraft
nerberger Porotherm 30 Hochlochziegelblock und wr- und Schub. Institut fr Baustatik und Konstruktion, ETH
de man die Driftwerte beispielsweise auf 0,3 % norma- Zrich, Bericht Nr. 148. Birkhuser Verlag, 1985.
tiv abgrenzen, erkennt man, dass hier eine unnçtige
[3] SIA 266:2007: Mauerwerk, 2003.
500%-Sicherheit eingebaut ist, die weder technisch
sinnvoll noch wirtschaftlich tragbar ist. [4] DIN 1053-100:2007: Mauerwerk; Teil 100: Berechnung
auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon-
zepts, 2007.
4.3 Schubwandtabellen [5] EN 1996-1-1:2005: Eurocode 6: Bemessung und Kons-
Es wurden in den vorigen Abschnitten die verschiede- truktion von Mauerwerksbauten; Teil 1-1: Allgemeine Re-
nen Methoden fr den Nachweis des Erdbebenlastfalls geln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk, 2005.
fr Mauerwerksgebude dargestellt, wobei zu erkennen [6] Tomazevic, M.; Gams, M.; Lu, S.: Modelling of Shear
war, dass die Schubwandtabellen jedenfalls den ein- Failure mechanism of masonry walls. Proceedings 11th Ca-
fachsten und schnellsten Nachweis fr den praktischen nadian Masonry Symposium, Toronto, Ontario, May 31 –
Ingenieur darstellt. Der Nachteil dieser Methode liegt in June 3, 2009.
der Effektivitt, da man doch sehr beschrnkt in der
[7] Lu, S.; Heuer, R.: Seismic assessment of lifeline masonry
Einsetzbarkeit ist aufgrund der im Vorfeld dieser Ta-
structures using an advanced material model. Journ. Struct.
bellen sehr konservativen Annahmen. Es ist natrlich Control and Health Monitoring, 14 (2), p. 321–332, 2006.
sinnvoll und notwendig, diese Methode auf einem kon-
servativen Niveau zu halten und bei Bedarf eines der [8] Chopra, A. K.: Dynamic of structures Theory and Appli-
aufwendigeren Verfahren zu whlen, um Fehler bei der cations to Earthquake Engineering. Prentice Hall, 2001.
Modellbildung, Lastannahmen etc. abzudmpfen, je- [9] EN 1998-1:2005: Eurocode 8: Auslegung von Bauwer-
doch darf auch der Aspekt der praktischen Anwen- ken gegen Erdbeben; Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwir-
dungsmçglichkeit nicht außer Acht gelassen werden. kungen und Regeln fr Hochbauten, 2005.
Wo ein praktischer Ingenieur mit den Schubwandtabel-
len sehr leicht den berblick behlt, wird es hingegen [10] Flesch, R.; Benko, V.; Krachsberger, H.; Lu, S., Selten-
nahezu unmçglich, eine nichtlineare Berechnung ohne hammer, A.: ON-V 98-3, Erdbebenlasten Eurocode 8, Praxis-
beispiel Hochbau aus Mauerwerk, Band 3, 2008.
moderne und oft nicht vorhandene technische Hilfsmit-
teln durchzufhren. Es gilt also leider das Motto, dass [11] Soric, Z.: Zidane Konstrukcije. University Zagreb,
man „bestraft“ wird, wenn man keine genauen, in der 2004.
242 C Bemessung

[12] N B 4015:2005: Belastungsannahmen im Bauwesen [23] Chopra, A.; Goel: Capacity-Demand-Diagram methods
–Außergewçhnliche Einwirkungen –Erdbebeneinwirkungen, for estimating seismic deformation of inelastic structures:
Grundlagen und Berechnungsverfahren, 2005. SDF systems. Pacific Earthquake Research Center, 1999.
[13] Lu, S.; Ralbovsky, M.; Kçllner, W.; Flesch, R.; Graf, [24] Zach, R.: Vergleich von Mauerwerksbauten-Berech-
H.: Seismic Evaluation of Several Hospitals in Seismic Zones nungsprogrammen unter seismischen Einwirkungen. Di-
3 and 4 in Austria. Proceedings 13 WCEE, World Conference plomarbeit, FH Joanneum, 2008.
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[14] Lu, S.; Ralbovsky, M.; Kçllner, W.; Deix, S.; Flesch, [25] Lu, S.; Kasa, M.: Seismic test program of special de-
R.: Assessment of lifeline Structures in the case of hospitals signed clay blocks due to earthquake resistance by Wiener-
in Seismic Zones 3 and 4 in Austria. Proceedings Third Eu- berger consisting real scale shaking table-, cyclic shear-, dia-
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ly, 2004, Vienna University of Technology, Vienna, Austria, WCEE, World Conference on Earthquake Engineering, Bei-
2004. jing, PR China, 2008.
[15] Lu, S.; Heuer, R.; Ralbovsky, M.; Flesch, R.: Material [26] Tomazevic, M.: Earthquake-Resistant design of mason-
Model for URM with a Application on the Seismic Assess- ry buildings. Imperial College Press, 1999.
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[28] Tomazevic, M.; Klemenc. I.: The behaviour of horizon-
[17] Fajfar, P.: Capacity Spectrum Method based on Inelas- tally reinforced masonry walls subjected to cyclic lateral in-
tic Demand Spectra. Journ. Earthq. Eng. and Struct. Dyna- plane load reversals. Proceedings 8th European Conference
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[18] EN 1998-3:2005: Eurocode 8: Auslegung von Bauwer- [29] Paulay, T.; Priestly M. J. N.: Seismic design of reinfor-
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logy. Proceedings 10th Eur. Conf. Earthquake Engng., Vol. load reduction factors for clay masonry walls. Journ. Earthq.
2, Vienna, 1994. Balkema, Rotterdam, pp. 821–830, 1994. Eng. and Struct. Dynamics, 38, p. 1155–1174, 2009.
D Bauphysik J Brandschutz

I Schallschutz im Mauerwerksbau 245


Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig

II Die Energieeinsparverordnung 2009 293


Michael Gierga, Bonn

III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4


sowie DIN 4102-22 313
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig

IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau –


Anforderungen und Nachweise 327
Franz-Josef Frey, Wiesbaden
D Bauphysik · Brandschutz 245

I Schallschutz im Mauerwerksbau
Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig

1 Grundbegriffe im Schallschutz da viele technische Schallquellen hier starke Pegel-


anteile enthalten, wie z. B. elektronische Hausmusik,
1.1 Schall, Luftschall, Kçrperschall, Trittschall Straßen- und Flugverkehr, haustechnische Anlagen
Schwingungen, die gehçrt werden kçnnen, werden als und Industriegerusche, und andererseits systematische
Schall bezeichnet. Von Kçrperschall wird gesprochen, Schalldmmschwchen vieler Bauteile gerade in die-
wenn feste Kçrper schwingen, z. B. eine Maschine, oder sem Frequenzbereich liegen. Aus physikalischen Grn-
der Schall in festen Kçrpern weitergeleitet wird, z. B. in den sind allerdings mit sinkender Frequenz zunehmen-
den Wnden eines Gebudes. Von Luftschall ist die de Messstreuungen unvermeidlich.
Rede, wenn sich der Schall als Welle in der Luft aus-
breitet. Neben der Hçrwahrnehmung kann Schall auch
1.3 Schallpegel
unmittelbar als Vibration versprt werden, z. B. beim
Anfassen einer schwingenden Gitarrensaite. Eine spe- Schallschwingungen in Luft ußern sich als kleine Luft-
zielle Art des Kçrperschalls ist der Trittschall, der durch druckschwankungen, deren Grçße (Amplitude) unseren
ein genormtes Hammerwerk auf Decken angeregt wird Lautstrkeeindruck verursacht. Unser Gehçr bewertet
und Aufschluss ber das Verhalten der Decke beim dabei logarithmisch. Das heißt, das Verhltnis der Am-
Begehen durch Personen geben soll. plituden und nicht deren Differenz bestimmen unseren
Eindruck vom Lautstrkezuwachs eines Geruschs. Fol-
gerichtig wird als empfindungsgemße Grçße fr die
1.2 Frequenz, Spektrum „Strke“ des Schalls der Schalldruckpegel verwendet:
Jedes Schallereignis setzt sich aus einem oder vielen
L ¼ 20  lgðp=p0 Þ [dB]
reinen Tçnen zusammen. Als wesentliche Merkmale
solcher Tçne unterscheiden wir die Tonhçhe und die Dabei ist p die Amplitude des Schalldrucks und p0 der
Lautstrke. Die Tonhçhe entspricht der mit dem Ton international festgelegte Bezugswert 2 · 10–5 Pa. Die
verbundenen Anzahl von Schwingungen pro Sekunde, Einheit dB heißt Dezibel (= 1/10 Bel, nach Alexander
angegeben in der Einheit Hertz (Hz) bzw. Kilohertz Bell, dem Erbauer des ersten brauchbaren Telefons).
(kHz) nach dem Physiker Heinrich Hertz. Die aller- Als Hçrereignis wahrnehmbar sind Pegel zwischen
meisten Hçrereignisse bestehen aus unendlich vielen der Hçrschwelle (0 dB) und der Schmerzgrenze
Tçnen und werden dann als „Gerusch“ bezeichnet, (130 dB). Gleichgroße Pegeldifferenzen werden unge-
z. B. Verkehrsgerusche oder die Gerusche von Bohr- fhr als gleichstark empfunden. 10 dB Pegelzunahme
maschinen. Um das Klangbild einer Geruschquelle zu entsprechen annhernd einer Verdoppelung der emp-
charakterisieren, wird ihr Spektrum angegeben. Das ist fundenen Lautstrke, 3 dB gelten im Schallimmissions-
die Angabe, wie stark die einzelnen Tonhçhen in dem schutz als wesentliche nderung. Pegelunterschiede
Gerusch vertreten sind. Dies kann als Diagramm dar- von weniger als 1 dB sind kaum wahrnehmbar. Die
gestellt werden, bei dem die entsprechenden Pegel hier angegebene Werte kçnnen individuell aber stark
(s. u.) ber der Frequenzachse dargestellt sind. Um diese schwanken.
sehr informationshaltige Darstellung zu vereinfachen, Der Nachteil der Pegeldarstellung liegt darin, dass phy-
wird hufig der gesamte Tonhçhenbereich in Terz- sikalisch einfache Gesetze wie z. B. die Addition der
oder Oktavbnder zerlegt und stellvertretend deren Ge- Schallleistungen zweier Quellen eine etwas komplizier-
samt- oder Mittelwerte angegeben – die sog. Terz- oder tere Form annehmen. Hier kann man sich folgende
Oktavpegel. Werte merken: Erzeugen zwei Schallquellen an einem
Der hçrbare Frequenzbereich umfasst ca 20 Hz bis Ort jeweils fr sich allein den Schalldruckpegel L, be-
20 kHz. In der Bauakustik werden normalerweise die trgt der Gesamtpegel L + 3 dB (nicht etwa das Doppel-
Frequenzen 100 Hz bis 5000 Hz bercksichtigt. Hçhere te!). Zehn solcher Quellen addieren sich zu L +10 dB,
Frequenzen spielen praktisch keine Rolle, weil sie in hundert zu L + 20 dB. Wird umgekehrt von zwei gleich-
natrlichen Geruschen nur schwach vertreten sind starken Quellen eine beseitigt, wird es nur um 3 dB
und die Schalldmmung bei hohen Frequenzen meis- leiser. Dieser Fall liegt hufiger vor, wenn zwischen
tens ohnehin hçher als erforderlich ist. Zunehmend wer- zwei benachbarten Rumen die Schallbertragung zur
den allerdings Frequenzen bis 50 Hz hinab betrachtet, Hlfte durch die Trennwand und zur Hlfte ber die

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
246 D Bauphysik · Brandschutz

flankierenden Bauteile erfolgt. Eine noch so große Ver- der Gehçrcharakteristik bei Pegeln um 60 dB entspricht.
besserung der Trennwand allein oder der flankierenden Tabelle 1 [1] enthlt einige Beispiele fr solche
Bauteile kçnnte jeweils nur maximal 3 dB geringere A-Schallpegel. Andersartige Bercksichtigungen der
Pegel aus dem Nachbarraum bewirken. Liegen zwei Gehçrempfindlichkeit werden bei der Bewertung der
Pegel um mehr als 10 dB auseinander, zhlt praktisch Schalldmmung angewendet (s. u.).
nur noch der lautere von beiden. Rechnerisch fhrte das
Verschwinden der leiseren Quelle zu einer Pegelsen-
1.5 Kenngrçßen fr den Luftschallschutz
kung von weniger als 0,5 dB.
Neben dem Schalldruckpegel gibt es auch noch den 1.5.1 Schalldmmung von Bauteilen
Schallleistungspegel. Whrend der Schalldruckpegel
Das Schalldmm-Maß R eines Bauteils beschreibt des-
aussagt, wie laut es an der Stelle ist, wo er gemessen
sen Fhigkeit, auftreffende Schallwellen zurckzuhal-
wird, besagt der Schallleistungspegel, welche Schall-
ten. Es ist definiert als
leistung eine Quelle abzugeben vermag. Wie laut es
tatschlich wird, hngt unter anderem davon ab, wieviel R ¼ 10  lgðP1 =P2 Þ [dB]
dieser Leistung in einem Raum absorbiert wird und ob
wobei als P1 die auf das Bauteil auftreffende und als P2
es abschirmende Maßnahmen gibt.
die durchgelassene Schallleistung einzusetzen sind. In
der Praxis wird die Schalldmmung eines Bauteils bei
1.4 Die A-Bewertung Einbau zwischen zwei Rumen gemessen (siehe Bild 1)
und bestimmt aus der Beziehung
Das menschliche Gehçr ist fr sehr hohe und sehr tiefe
Tçne zum Teil wesentlich unempfindlicher als fr Tçne R ¼ L1  L2 þ 10  lgðS=AÞ [dB]
mittlerer Frequenz um 1000 Hz. Dem wird dadurch
L1 ist der Schalldruckpegel im Senderaum, wo mittels
Rechnung getragen, dass man bei der Bildung von Ge-
Lautsprecher Schall angeregt wird. L2 ist der Schall-
samtpegeln von Geruschen die vom berall gleich
druckpegel im Empfangsraum. Durch Bercksichtigung
empfindlichen Messgert erfassten Pegel entsprechend
der Flche S des geprften Bauteils und der quivalen-
dem Empfindlichkeitsverlauf des Ohres zunchst ab-
ten Schallabsorptionsflche A des Empfangsraumes
mindert, bevor man sie zu einem Gesamtpegel zusam-
werden die Einflsse der speziellen Prfanordnung he-
menfasst. Die Empfindlichkeitsunterschiede sind aller-
rauskorrigiert. Da es um die Kennzeichnung des Bau-
dings selbst stark vom Geruschpegel abhngig. Am
teils geht, darf im Labor außer dem Schalldurchgang
gebruchlichsten ist die sogenannte A-Bewertung, die
durch das Prfobjekt keinerlei Schallausbreitung ber
andere flankierende Bauteile oder Nebenwege erfolgen.
R wird daher auch „Schalldmmung ohne Flankenber-
Tabelle 1. Beispiele fr die A-Schallpegel verschiedener tragung“ genannt. Die Labormessung erfolgt nach DIN
Geruschquellen EN ISO 140-3 [2]. Inzwischen wurden bei einem inter-
nationalen Ringversuch an einem Mauerwerk erhebli-
Art des Schalles A-bewerteter che Einflsse der Labors auf die Schalldmmung mas-
Schalldruckpegel LA siver Bauteile festgestellt, die daher rhren, dass die
in dB (A) etwa umgebenden Laborwnde unterschiedlich viel Schall-
Hçrschwelle berdurchschnittlich gut 0 energie aus dem geprften Mauerwerk abfhren kçn-
hçrender Personen nen, wodurch sich dessen Schalldmmung scheinbar
um einige dB erhçht [3]. Um diesen Laboreinfluss ab-
Selten unterschrittener Schalldruckpegel 20 zuschtzen, kann bei der Schalldmmungsmessung
in ruhigen Rumen auch der Gesamtverlustfaktor der Prfobjekte im Ein-
Ticken eines Weckers in 0,5 m Entfernung 30 bauzustand (ber die Kçrperschallnachhallzeit) be-
stimmt werden.
Haushaltkhlschrank in Kchen 40
Halblaute Unterhaltung in 2 m Abstand 50 1.5.2 Schalldmmung zwischen Rumen

Unterhaltungssprache in 2 m Entfernung 60 Auch zwischen zwei Rumen in einem Gebude kann


ein Schalldmm-Maß gemessen werden [4] entspre-
Schreibmaschine in 1 m Entfernung 70 chend der Formel
Innengerusche in Pkw 80 R0 ¼ L1  L2,ges þ 10  lgðS=AÞ [dB]
Innengerusche in U-Bahnen 90 Gewçhnlich gelangt der Schall hierbei nicht nur durch
das gemeinsame Trennbauteil, sondern auch auf wei-
Webereien 100
teren Wegen zum Nachbarn (siehe Bild 2): nmlich ent-
Presslufthammer in 3 m Abstand 110 lang der flankierenden Bauteile, z. B. durchlaufende
Wnde, und ber Nebenwege, wie z. B. Lftungskanle
Dsenflugzeug in 100 m Entfernung 120
oder Flure. Jeder dieser bertragungswege hat sein
I Schallschutz im Mauerwerksbau 247

Bild 1. Laboranordnung zur Messung des Schalldmm-Maßes Bild 2. Schallausbreitung zwischen Rumen

eigenes Schalldmm-Maß. Im Empfangsraum addieren Bauteils zu jeweils einem einzigen Zahlenwert zusam-
sich die bertragenen Schallleistungen zum Gesamt- mengefasst, dem bewerteten Schalldmm-Maß Rw nach
pegel L2,ges. Dadurch wird das scheinbare Schalldmm- DIN EN ISO 717 [6]. Wie in Bild 3 dargestellt, wird
Maß R0 zwischen den Rumen kleiner als alle an der hierbei eine genormte Bezugskurve ber die gemessene
bertragung beteiligten Einzelschalldmm-Maße. R0 Schalldmmkurve gelegt und so lange zu hçheren
wird „Schalldmm-Maß mit Flankenbertragung“ oder Schalldmmwerten hin verschoben, bis die Messkurve
auch „Bauschalldmm-Maß“ genannt. Es ist unbedingt die Bezugskurve im Mittel um gerade 2 dB unterschrei-
zu beachten, dass R0 nicht das Trennbauteil kennzeich- tet. Das bewertete Schalldmm-Maß ist dann als der
net, sondern die Gesamtheit der bertragungswege. Ein Schalldmmwert der verschobenen Bezugskurve bei
zu niedriges Schalldmm-Maß R0 besagt nicht auto- 500 Hz abzulesen. Dieses Verfahren bercksichtigt
matisch, dass die Schalldmmung R des Trennbauteils die frequenzabhngige Gehçrempfindlichkeit ebenso
unzureichend ist. Leider regt die zentrale Anforderungs- wie die Tatsache, dass eine schlechte Schalldmmung
norm DIN 4109 [5] 1) zu solchen Verwechslungen an, bei einigen Frequenzen hinsichtlich der Stçrwirkung
indem sie R0 flschlicherweise als Schalldmmung des nicht durch eine bergroße Schalldmmung in anderen
trennenden Bauteils bezeichnet. Das Schalldmm-Maß Frequenzbereichen weggemittelt werden kann.
des Trennbauteils allein kann am Bau nur bestimmt wer-
den, indem alle anderen bertragungswege beispiels-
weise durch Vorsatzschalen unterdrckt werden.
In der Vergangenheit wurde die Schalldmmung von
Bauteilen in Deutschland in sogenannten „Prfstnden
mit (genormter) bauhnlicher Flankenbertragung“ ge-
messen und unglcklicherweise auch noch mit R0 be-
zeichnet. Dahinter stand die Idee, die am Bau zu erwar-
tende Flankenbertragung bereits in den Prfstandswert
des Bauteils mithineinzumessen, sodass dieser dann di-
rekt fr die Situation am Bau mit den dort bestehenden
Flankenbertragungen gltig wre. Wegen zu vieler un-
terschiedlicher Bauweisen konnte sich diese Standardi-
sierung in der internationalen Normung nicht durchset-
zen, sodass seit einigen Jahren auch in Deutschland nur
noch flankenbertragungsfreie Labormessungen durch-
gefhrt werden.

1.5.3 Das bewertete Schalldmm-Maß


Um den Vergleich von Trennbauteilen untereinander
oder mit Anforderungswerten zu erleichtern, wird das
als Terzspektrum vorliegende Schalldmm-Maß jedes

1) Zurzeit ist eine Neufassung der Norm in Bearbeitung.


Hierdurch wird sich auch die Formulierung der Anforde- Bild 3. Verfahren zur Bestimmung des bewerteten Schall-
rungen ndern. Das Datum der Einfhrung der Neufassung dmm-Maßes Rw aus dem gemessenen Frequenzgang des
ist zurzeit noch nicht absehbar. Schalldmm-Maßes R
248 D Bauphysik · Brandschutz

1.5.4 Spektrumanpassungswerte
Alternativ zum bewerteten Schalldmm-Maß kann als
Einzahlangabe der Schalldmmung auch die Differenz
der A-Schallpegel vor und hinter dem Bauteil verwen-
det werden. Um Verwechslungen mit Rw zu vermeiden,
hat man sich allerdings entschlossen, statt eines A-be-
werteten Schalldmm-Maßes sogenannte Spektrum-
anpassungskoeffizienten C einzufhren, die zu Rw hin-
zugezhlt die vom Bauteil bewirkte A-Schallpegeldif-
ferenz ergeben. Die A-Schallpegeldifferenz hngt vom
Frequenzspektrum der Schallquelle ab. Es wurden da-
her in [6] Spektrumanpassungswerte fr „Wohngeru-
sche“ (C) und Verkehrsgerusche (Ctr) genormt.

1.6 Kenngrçßen fr den Trittschallschutz


1.6.1 Norm-Trittschallpegel
Der Norm-Trittschallpegel soll das Verhalten von be-
gehbaren Konstruktionen wie Decken oder Treppen bei
direkter Kçrperschallanregung beschreiben, z. B. beim
Begehen, Sthlercken oder Herunterfallen von Gegen-
stnden. Bei der Messung nach [7, 8] wird das unter-
suchte Bauteil durch ein Normhammerwerk angeregt.
Dabei fallen 500 g schwere Hmmer aus 4 cm Hçhe auf Bild 4. Verfahren zur Bestimmung des bewerteten Norm-
das Bauteil. Diese Anregung kann auf leichten oder Trittschallpegels Ln,w aus dem gemessenen Frequenzgang des
weichen Oberflchen zu Ergebnissen fhren, die denen Norm-Trittschallpegels Ln
beim echten Begehen entgegengesetzt sind. Im Labor
wird grundstzlich ohne Flankenbertragung gemessen
und ausgewertet nach der Formel schwimmender Estrich), den Trittschallpegel einer De-
cke zu senken. Das Trittschall-Verbesserungsmaß wird
Ln ¼ L þ 10  lg ðA=A0 Þ [dB]
im Labor nach [9] auf einer Betondecke bestimmt, in-
Dabei ist L der gemessene (Terz-) Pegel im betroffenen dem die Differenz der Norm-Trittschallpegel ohne und
Raum. Mit A/A0 wird das Ergebnis von der tatschlich mit Deckenauflage terzweise gemessen und anschlie-
vorhandenen Schallabsorptionsflche A auf A0 = 10 m2 ßend das Bewertungsverfahren nach [10] durchgefhrt
umgerechnet. Am Bau wird einschließlich Flanken- wird. Der Norm-Trittschallpegel einer beliebigen Mas-
bertragung gemessen und das Ergebnis mit L0n be- siv-Decke mit Deckenauflage kann durch „Addition“
zeichnet. Wird am Bau ein zu hoher L0n-Wert fest- von Rohdecke und Deckenauflage aus
gestellt, muss dies nicht an einer mangelhaften Ausfh-
rung des begehbaren Bauteils liegen, es kçnnen auch Ln,w ¼ Ln,eq,0,w  DLw [dB]
die zustzlichen bertragungswege Ursache sein. berechnet werden. Dabei bedeuten Ln,eq,0,w der quiva-
lente bewertete Norm-Trittschallpegel der Rohdecke
1.6.2 Bewerter Norm-Trittschallpegel (s. u.) und DLw das Trittschallverbesserungsmaß der De-
Um den Norm-Trittschallpegel eines Bauteils – der als ckenauflage. Zweierlei ist zu beachten, dass nmlich
Terzspektrum angegeben wird – zu einem einzigen DLw auf leichten Decken wie beispielsweise Holzbal-
Zahlenwert zusammenzufassen, wird ein Bewertungs- kendecken wesentlich geringer ausfallen kann als auf
verfahren wie beim Schalldmm-Maß durchgefhrt: der Labordecke aus Beton. Ein genormtes Messverfah-
Gegenber der gemessenen Ln-Kurve wird eine ge- ren fr leichte Decken ist erst krzlich fertig gestellt
normte Bezugskurve so lange zu niedrigeren Pegeln worden [64]. Außerdem fllt die Gesamt-Verbesserung
hin verschoben, bis die berschreitung durch die kombinierter Deckenauflagen – z. B. Teppich auf
Messkurve im Mittel 2 dB betrgt. Dann wird der schwimmendem Estrich – wesentlich geringer aus als
Wert der Bezugskurve bei 500 Hz als bewerteter die Summe ihrer Verbesserungsmaße.
Norm-Trittschallpegel Ln,w des Bauteils angegeben
(siehe Bild 4). 1.6.4 quivalenter bewerteter
Norm-Trittschallpegel
1.6.3 Trittschall-Verbesserungsmaß
Der quivalente bewertete Norm-Trittschallpegel ist der
Das Trittschall-Verbesserungsmaß DLw kennzeichnet maßgebliche Norm-Trittschallpegel-Wert einer Decke,
die Fhigkeit einer Deckenauflage (z. B. Teppich, wenn sie als Rohdecke eingesetzt werden soll, deren
I Schallschutz im Mauerwerksbau 249

Verbesserung durch einen zustzlichen Fußboden beab- 2 Anforderungen und Regelwerke


sichtigt ist. Vom „normalen“ Norm-Trittschallpegel un-
2.1 Derzeitige Regelwerke und deren
terscheidet sich dieser Wert nur dadurch, dass eine nach
Anwendungsbereich
[10] ermittelte Korrektur dafr angebracht worden ist,
wie gut oder schlecht die Rohdecke durch eine genorm- Anforderungen an den baulichen Schallschutz sind in
te Bezugsdeckenauflage verbesserbar ist. Die Verwen- der DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau) [5] festgelegt.
dung des quivalenten bewerteten Norm-Trittschall- Durch die baurechtliche Einfhrung der DIN 4109 sind
pegels setzt – wie beim Trittschallverbesserungsmaß die dort enthaltenen Schallschutzanforderungen çffent-
auch – stillschweigend schwere, massive Rohdecken lichrechtlich geschuldete Eigenschaften. Sie gelten fr
voraus. den
– Schutz von Aufenthaltsrumen gegen Schallbertra-
1.6.5 Spektrum-Anpassungswerte gung aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich
(Luftschall- und Trittschalldmmung),
Das Norm-Hammerwerk als Trittschallquelle unter-
– Schutz gegen Gerusche aus haustechnischen Anla-
scheidet sich im Klang deutlich von natrlichen Geh-
gen und Betrieben,
geruschen. Um den bewerteten Norm-Trittschallpegel
– Schutz gegen Außenlrm.
Ln,w bei Hammerwerksanregung in einen gehgerusch-
Ausdrcklich geht es bei den Anforderungen innerhalb
richtigen, A-Schallpegel-hnlichen Einzahlwert zu
eines Hauses nur um den Schutz gegen Schallbertra-
bersetzen, kann der Spektrum-Anpassungswert CI als
gung aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich.
ein zu Ln,w hinzuzuaddierender Korrekturwert angege-
Der eigene Wohn- oder Arbeitsbereich ist nicht Gegen-
ben werden. CI berechnet nach [10] sich zu
stand baurechtlicher Anforderungen. Die genannten
CI ¼ Ln,sum  15 dB  Ln,w [dB] Anforderungswerte sind als Mindestanforderungen zu
verstehen, die nicht unterschritten werden drfen.
Ln,sum ist der Gesamtpegel des Hammerwerks-
Neben der DIN 4109 sind fr die Bemessung des bau-
Geruschs in den Terzbndern von 100 bis 2500 Hz.
lichen Schallschutzes zurzeit folgende Regelwerke ver-
CI ist so festgelegt, dass sein Wert fr massive Decken
fgbar:
mit wirkungsvollen Deckenauflagen etwa 0 dB betrgt.
– Beiblatt 2 zu DIN 4109 [11],
Fr Holzbalkendecken mit berwiegend tieffrequenten
– VDI-Richtlinie 4100 [12].
Spitzen nimmt es positive Werte an. Fr Betondecken
Beiblatt 2 zu DIN 4109 enthlt ber den Geltungs-
ohne oder mit kaum wirksamen Deckenauflagen liegt es
bereich der DIN 4109 hinausgehend Vorschlge fr ei-
im Bereich von –15 dB bis 0 dB. Der zu erwartende
nen erhçhten Schallschutz und Empfehlungen fr den
absolute Gehgeruschpegel kann aus Ln,w + CI aller-
Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich.
dings nicht ersehen werden. Auch fr das Trittschall-
Angesichts des rein zivilrechtlichen Charakters der in
Verbesserungsmaß ist in [10] ein Spektrum-Anpas-
Beiblatt 2 vorgeschlagenen Werte heißt es dort: „Ein
sungswert CI,D vorgeschlagen. Wohl wegen der kompli-
erhçhter Schallschutz einzelner oder aller Bauteile
zierten Handhabung hat sich dieser Wert in der Praxis
nach diesen Vorschlgen muss ausdrcklich zwischen
bisher nicht durchgesetzt.
dem Bauherrn und dem Entwurfsverfasser vereinbart
werden . . .“. Eine gleichlautende Formulierung findet
1.7 Rechenwerte nach DIN 4109 sich auch fr den eigenen Wohn- und Arbeitsbereich.
Diese Formulierung kann rechtlich allerdings nicht so
Nach den Vorschriften der DIN 4109 sind fr den Nach-
interpretiert werden, dass ein erhçhter Schallschutz nur
weis ausreichenden Schallschutzes im Hochbau die so-
dann geschuldet wird, wenn darber ausdrckliche Ver-
genannten „Rechenwerte“ der Schalldmm-Maße bzw.
einbarungen bestehen. Beispielsweise ist davon aus-
Norm-Trittschallpegel zu verwenden. Die Rechenwerte
zugehen, dass fr Komfortwohnungen ein erhçhter
erhlt man durch Anbringen von sogenannten Vorhal-
Schallschutz erfllt sein muss.
temaßen (Sicherheitsabschlgen) an den Einzahlwerten
Ziel der VDI 4100 ist die schalltechnische Klassifizie-
in Hçhe von 2 dB (bei Tren ausnahmsweise 5 dB) in
rung von Wohnungen. Sie ist im Rahmen zivilrecht-
der jeweils ungnstigen Richtung, also z. B.
licher Vereinbarungen anwendbar. Unterschieden wer-
Rw,R ¼ Rw,P  2 [dB] den drei Schallschutzstufen (SSt I, SSt II und SSt III).
SSt I stimmt mit den Mindestanforderungen der
Der Index R bedeutet „Rechenwert“, der Index P „Prf-
DIN 4109 berein. Die SSt II nennt Werte, „bei deren
standswert“. Da sie manchmal fehlen oder auch nicht so
Einhaltung die Bewohner … im allgemeinen Ruhe fin-
genau hingeschaut wird, werden sie in der Praxis hufig
den …“. Fr die SSt III heißt es: „Bei Einhaltung der
verwechselt – manchmal nicht unwillkommen.
Kennwerte der SSt III kçnnen die Bewohner ein hohes
Maß an Ruhe finden.“ Die Schallschutzstufen der
VDI 4100 schließen auch den eigenen Wohn- und Ar-
beitsbereich ein.
Der Normentwurf zu DIN 4109-10 [13] aus dem Jahr
2000 wurde vom zustndigen Normenausschuss wieder
250 D Bauphysik · Brandschutz

zurckgezogen. Beabsichtigt war, die divergierenden eigenen Wohn- und Arbeitsbereich. Privatrechtlich
Vorschlge fr den erhçhten Schallschutz nach Bei- wird hingegen die Ordnungsgemßheit der Leistung ge-
blatt 2 und VDI 4100 zu vereinheitlichen. Vorgesehen schuldet, wobei auf die anerkannten Regeln der Technik
war des Weiteren, dass Beiblatt 2 und VDI 4100 dann und die vertraglich zugesicherten Eigenschaften abge-
zurckgezogen werden sollen. Die aktuelle Situation im hoben wird. Dies fhrt in der Rechtssprechung immer
zustndigen Normungsgremium hat allerdings ergeben, wieder zu Festlegungen abweichend zu den Anforde-
dass ein gemeinsames Dokument nicht konsensfhig rungen der DIN 4109. Um strittigen Auslegungen vor-
war. Aus diesem Grund hat der zustndige Ausschuss zubeugen, empfehlen sich fr den erhçhten Schall-
auch entschieden, dass der Entwurf zu DIN 4109-10 schutz stets eindeutige vertragliche Regelungen mit
nicht verabschiedet wird und die berarbeitete Version zahlenmßigen Festlegungen.
der DIN 4109 zuknftig keine Aussagen mehr zum er- Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf das
hçhten Schallschutz treffen wird. Memorandum DEGA BR 0101 [66], das zur DIN 4109
Neu hinzugekommen ist die DEGA-Empfehlung 103 und den allgemein anerkannten Regeln der Technik Stel-
[65], die im Wesentlichen folgende Zielsetzungen ver- lung bezieht.
folgt:
– Schaffung eines mehrstufigen Systems zur differen-
zierten Planung und Kennzeichnung des baulichen 2.2 Zahlenmßige Festlegungen
Schallschutzes zwischen Raumsituationen, unabhn-
2.2.1 Luft- und Trittschallschutz
gig von der Art des Gebudes.
– Entwicklung eines Punktesystems auf dieser Basis Die zahlenmßigen Festlegungen der DIN 4109 [5] rich-
zur einfachen Kennzeichnung des Schallschutzes ten sich nach dem Nutzungszweck (Geschosshuser,
von ganzen Wohneinheiten oder Gebuden. Einfamilien-Doppelhuser und Einfamilien-Reihenhu-
Die Frage, welche Anforderungen geschuldet werden, ser, Beherbergungssttten, Krankenanstalten und Sana-
kann in den jeweiligen Rechtsbereichen im Einzelfall torien, Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten).
zu unterschiedlichen Aussagen fhren. Aus baurecht- Tabelle 2 enthlt die wichtigsten Anforderungen fr
licher Sicht ist die Situation eindeutig: geschuldet wer- den Luft- und Trittschallschutz. Zustzlich werden in
den die (Mindest)-Anforderungen der DIN 4109. Also: dieser Tabelle die Empfehlungen des Beiblatts 2 zu
kein erhçhter Schallschutz und kein Schallschutz im DIN 4109 [11] fr den erhçhten Schallschutz genannt.

Tabelle 2. Anforderungen und Empfehlungen fr den Luft- und Trittschallschutz von Bauteilen nach DIN 4109
und Beiblatt 2 zu DIN 4109

Zeile Bauteile Anforderungen Empfehlungen Beachte


Fußnoten
erf. R0w erf. L0nw R0w L0nw
Nr.
dB dB dB dB

1. Geschosshuser mit Wohnungen und Arbeitsrumen


1 Decken Decken unter allgemein nutzbaren Dachrumen, z. B. Trocken- 53 £ 53 ‡ 55 £ 46 1)
bçden, Abstellrumen und ihren Zugngen
2 Wohnungstrenndecken (auch -treppen) und Decken zwischen 54 £ 53 ‡ 55 £ 46 2), 5)
fremden Arbeitsrumen bzw. vergleichbaren Nutzungseinheiten
3 Decken ber Kellern, Hausfluren, Treppenrumen unter 52 £ 53 ‡ 55 £ 46 3), 5)
Aufenthaltsrumen
4 Decken ber Durchfahrten, Einfahrten von Sammelgaragen und 55 £ 53 – £ 46
hnliches unter Aufenthaltsrumen
5 Decken unter/ber Spiel- oder hnlichen Gemeinschaftsrumen 55 £ 46 – £ 46
6 Decken Decken unter Terassen und Loggien ber Aufenthaltsrumen £ 53 – £ 46 3)

7 Decken unter Laubengngen £ 53 – £ 46


8 Decken und Treppen innerhalb von Wohnungen, die sich ber £ 53 – £ 46 1), 3), 5)
zwei Geschosse erstrecken
9 Decken unter Bad und WC ohne/mit Bodenentwsserung 54 £ 53 ‡ 55 £ 46
10 Decken unter Hausfluren £ 53 – £ 46 3), 5)
I Schallschutz im Mauerwerksbau 251

Tabelle 2. (Fortsetzung)
Zeile Bauteile Anforderungen Empfehlungen Beachte
Fußnoten
erf. R0w erf. L0nw R0w L0nw
Nr.
dB dB dB dB
11 Treppen Treppenlufe und -podeste £ 58 £ 46 4)

12 Wnde Wohnungstrennwnde und Wnde zwischen fremden Arbeits- 53 ‡ 55 –


rumen
13 Treppenraumwnde und Wnde neben Hausfluren 52 ‡ 55 – 7)

14 Wnde Wnde neben Durchfahrten, Einfahrten von Sammelgaragen u. . 55


15 Wnde von Spiel- oder hnlichen Gemeinschaftsrumen 55
16 Tren Tren, die von Hausfluren oder Treppenrumen in Flure und 27 – ‡ 37 – 8)
Dielen von Wohnungen und Wohnhusern oder von Arbeits-
rumen fhren
17 Tren, die von Hausfluren oder Treppenrumen unmittelbar in 37 – – –
Aufenthaltsrume – außer Flure und Dielen – von Wohnungen
fhren

2. Einfamilien-Doppelhuser und Einfamilien-Reihenhuser


18 Decken Decken £ 48 – £ 38 3)

19 Treppenlufe und -podeste und Decken, unter Fluren £ 53 £ 46 6)

20 Wnde Haustrennwnde 57 ‡ 67

3. Beherbergungssttten
21 Decken Decken 54 £ 53 55 £ 46
22 Decken unter/ber Schwimmbdern, Spiel- oder hnlichen 55 £ 46 – –
Gemeinschaftsrumen zum Schutz gegenber Schlafrumen
23 Treppenlufe und -podeste £ 58 – £ 46 4)

24 Decken unter Fluren £ 53 – £ 46 3)

25 Decken Decken unter Bad und WC ohne/mit Bodenentwsserung 54 £ 53 ‡ 55 £ 46 3)

26 Wnde zwischen 47 – ‡ 52 –
– bernachtungsrumen
– Fluren und bernachtungsrumen
27 Tren Tren zwischen Fluren und bernachtungsrumen 32 – ‡ 37 – 8)

4. Krankenanstalten, Sanatorien
28 Decken Decken 54 £ 53 ‡ 55 £ 46
29 Decken unter/ber Schwimmbdern, Spiel- oder hnlichen 55 £ 46 – –
Gemeinschaftsrumen
30 Treppenlufe und -podeste £ 58 – £ 46 4)

31 Decken unter Fluren £ 53 – £ 46 3)

32 Decken unter Bad und WC ohne/mit Bodenentwsserung 54 £ 53 ‡ 55 £ 46


33 Wnde Wnde zwischen 47 – ‡ 52 –
– Krankenrumen,
– Fluren und Krankenrumen,
– Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern,
– Flure und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
– Krankenrumen und Arbeits- und Pflegerumen
252 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 2. (Fortsetzung)

Zeile Bauteile Anforderungen Empfehlungen Beachte


Fußnoten
erf. R0w erf. L0nw R0w L0nw
Nr.
dB dB dB dB
34 Wnde Wnde zwischen 42 –
– Operations- bzw. Behandlungsrumen
– Fluren und Operations- bzw. Behandlungsrumen
35 Wnde zwischen 37
– Rume der Intensivpflege
– Fluren und Rumen der Intensivpflege
36 Tren Tren zwischen 37 8)
– Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
– Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
37 Tren zwischen 32 ‡ 37 –
– Fluren und Krankenrumen
– Operations- bzw. Behandlungsrumen
– Fluren und Operations- bzw. Behandlungsrumen

5. Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten


38 Decken Decken zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 55 £ 53 keine
Empfehlungen 3)
39 Decken unter Fluren – £ 53
fr erhçhten
40 Decken zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 55 £ 46 Schallschutz
und „besonders lauten“ Rumen (z. B. Sporthallen, Musikrumen,
Werkrumen)
41 Wnde Wnde zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 47 –
42 Wnde zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 47 –
und Fluren
43 Wnde zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 52 –
und Treppenrumen
44 Wnde zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 55 –
und „besonders lauten“ Rumen (z. B. Sporthallen, Musikhallen,
Werkrumen)
45 Tren Tren zwischen Unterrichtsrumen oder hnlichen Rumen 32 – 8)
und Fluren

1) Bei Gebuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen betragen die Anforderungen erf. R0v = 52 dB und erf. TSM = 0 dB.
2) Bei Gebuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen betrgt die Anforderung erf. R0w = 52 dB.
3) Die Anforderung an die Trittschalldmmung gilt nur fr die Trittschallbertragung in fremde Aufenthaltsrume, ganz gleich, ob sie in
waagerechter, schrger oder senkrechter (nach oben) Richtung erfolgt.
4) Keine Anforderung an Treppenlufe in Gebuden mit Aufzug.
5) Weichfedernde Bodenbelge drfen dem Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden; in Gebuden mit
nicht mehr als 2 Wohnungen drfen weichfedernde Bodenbelge, z. B. nach Beiblatt 1 zu DIN 4109, 1989, Tabelle 18, bercksichtigt werden.
6) Bei einschaligen Haustrennwnden gilt: Wegen der mçglichen Austauschbarkeit von weichfedernden Bodenbelgen nach Beiblatt 1 zu
DIN 4109, 1989, Tabelle 18, die sowohl dem Verschleiß als auch besonderen Wnschen der Bewohner unterliegen, drfen diese bei dem
Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden.
7) Fr Wnde mit Tren gilt die Anforderung erf. R0w (Wand) = erf. Rw (Tr) + 15 dB. Darin bedeutet erf. Rw (Tr) die erforderliche Schall-
dmmung der Tr nach Zeile 16 oder Zeile 17. Wandbreiten ‡ 30 cm bleiben dabei unbercksichtigt.
8) Bei Tren gilt Rw , anstelle von R0w .
I Schallschutz im Mauerwerksbau 253

Tabelle 3. Werte der DIN 4109 und der VDI 4100 fr den Luft- Tabelle 4. Werte der DIN 4109 und der VDI 4100 fr den Luft-
und Trittschallschutz in Mehrfamilienhusern (Auszug) und Trittschallschutz in Doppel- und Reihenhusern (Auszug)

Luftschall zwischen Trittschall Luftschall zwischen Trittschall zwischen


Aufenthaltsrumen zwischen Aufent- Aufenthaltsrumen Aufenthaltsrumen
von Wohnungen und haltsrumen von von Doppel- und von Doppel- und
fremden Rumen Wohnungen und Reihenhusern und Reihenhusern und
erf. R0w [dB] fremden Rumen fremden Rumen fremden Rumen
erf. L0n,w [dB] erf. R0w [dB] erf. L0n,w [dB]
horizontal vertikal
DIN 4109 53 54 53 DIN 4109 57 48
VDI 4100, SSt I VDI 4100, SSt I
DIN 4109/Beiblatt 2 55 55 46 DIN 4109/Beiblatt 2 67 38
VDI 4100, SSt II 56 57 46 VDI 4100, SSt II 63 41
VDI 4100, SSt III 59 60 39 VDI 4100, SSt III 68 34

Wesentlich fr die Handhabung und Umsetzung der An- Tabelle 5. Werte der DIN 4109 und der VDI-Richtlinie 4100 fr
forderungswerte ist Abschnitt 3.1 der DIN 4109: Gerusche aus haustechnischen Anlagen und Betrieben (Auszug)
„Die fr die Schalldmmung der trennenden Bauteile
Wasserinstallationen Lin [dB(A)]
angegebenen Werte gelten nicht fr diese Bauteile al-
und sonstige haustechnische Anlagen
lein, sondern fr die resultierende Dmmung unter Be-
LAFmax [dB(A)]
rcksichtigung der an der Schallbertragung beteiligten
Bauteile und Nebenwege im eingebauten Zustand; dies Mehrfamilien- Doppel- und
ist bei der Planung zu bercksichtigen.“ huser Reihenhuser
Wie dies im Rahmen der DIN 4109 zu geschehen hat,
wird in Abschnitt 3.2.3 erlutert. DIN 4109 30 30
Empfehlungen fr den erhçhten Luft- und Trittschall- VDI 4100, SSt I
schallschutz sind auszugsweise in den Tabellen 3 und 4 VDI 4100, SSt II 30 25
wiedergegeben. Whrend Beiblatt 2 zu DIN 4109 fr
den erhçhten Luftschallschutz bei Mehrfamilienhuser VDI 4100, SSt III 25 20
lediglich 1 bzw. 2 dB hçhere Werte gegenber den
Mindestanforderungen vorsieht, wird bei VDI 4100
[12] und Entwurf zu DIN 4109-10 [13] bercksichtigt,
dass sich einzelne Qualittsstufen um mindestens 3 dB Der Beurteilungspegel Lr von Geruschen aus baulich
voneinander unterscheiden sollten. Wenn ein erhçhter verbundenen Gewerbebetrieben darf nach DIN 4109 in
Schallschutz vereinbart wird, ist zu beachten, dass die schutzbedrftigen Rumen tags 35 dB(A) und nachts
Bedeutung der flankierenden bertragung zunimmt 25 dB(A) nicht berschreiten.
und sorgfltig mitgeplant werden muss. Dies gilt ins-
besondere bei der SSt III, die ohne Hinzuziehung eines 2.2.3 Schutz gegen Außenlrm: Außenwnde
bauakustischen Sachverstndigen nicht realisiert wer-
Zum Schutz gegen Außenlrm enthlt die DIN 4109 [5]
den sollte.
Anforderungen, die in Tabelle 6 wiedergegeben sind.
Ausgehend vom „maßgeblichen Außenlrmpegel“ wird
2.2.2 Gerusche aus haustechnischen Anlagen
in Abhngigkeit von der Nutzungsart des schutzbedrf-
und Betrieben
tigen Raumes das resultierende Schalldmm-Maß R0w,res
Die fr Wasserinstallationen und sonstige haustech- der Außenbauteile bestimmt. Die Anforderung richtet
nische Anlagen geltenden Werte sind in Tabelle 5 auf- sich dabei an die dem Lrm ausgesetzten Außenflchen
gefhrt. Die genannten Mindestanforderungen der (Fassaden, Dcher, Decken), die sich in der Regel aus
DIN 4109 fr Wasserinstallationen bercksichtigen be- Bestandteilen unterschiedlicher Schalldmmung zu-
reits die genderten Werte nach [14], die gegenber der sammensetzen (z. B. Wand mit Fenstern). Nach dem
DIN 4109 (1989) [5] nach langer Diskussion von 35 auf in Abschnitt 3.1.5 beschriebenen Verfahren wird aus
30 dB(A) abgesenkt wurden. Es ist dabei zu beachten, den Schalldmm-Maßen der einzelnen Bestandteile
dass zur Erfllung des zulssigen Installationspegels LIn die resultierende Schalldmmung ermittelt. Maßgebend
bestimmte werkvertragliche Voraussetzungen gegeben fr die erreichbare Schalldmmung ist immer das
sein mssen (Nheres in Fußnote b in [14]). schalltechnisch schwchste Bauteil.
254 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 6. Anforderungen an das resultierende Schalldmm-Maß R0w von Außenbauteilen nach DIN 4109, Ausgabe November 1989

„Maßgeblicher“ Raumarten
Außenlrmpegel
Bettenrume in Kranken- Aufenthaltsrume in Wohnungen, Brorume 1) und hnliches
anstalten und Sanatorien bernachtungsrume in Beherbergungssttten,
Unterrichtsrume und hnliches
Anforderungen an das resultierende Schalldmm-Maß des Gesamtaußenbauteils
R0w, res dB
bis 55 35 30 –
56 bis 60 35 30 30
61 bis 65 40 35 30
66 bis 70 45 40 35
71 bis 75 50 45 40
76 bis 80 2) 50 45
> 80 2) 2) 50

1) An Außenbauteile von Rumen die aufgrund der darin ausgebten Ttigkeiten nur einen untergeordneten Beitrag zum Innenraumpegel
leisten, werden keine Anforderungen gestellt.
2) Die Anforderungen sind hier aufgrund der çrtlichen Gegebenheiten festzulegen.

Der „maßgebliche Außenlrmpegel“ bercksichtigt die mit blicher Brottigkeit und erf. R0w = 45 dB (norma-
Lrmeinwirkung unterschiedlicher Schallquellen (Stra- ler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 52 dB (erhçhter Schall-
ßen-, Schienen-, Luft-, Wasserverkehr, Industrie/Ge- schutz) fr Wnde von Rumen fr konzentrierte geis-
werbe). Die Lrmbelastungen werden in der Regel tige Ttigkeit oder zur Behandlung vertraulicher Ange-
berechnet. Speziell fr den Straßenverkehr bietet die legenheiten.
DIN 4109 dafr ein vereinfachtes Verfahren an. Mit Kennwerte fr den Schallschutz zwischen einzelnen
Hinblick auf die schalltechnische Auslegung von Au- Rumen innerhalb des eigenen Wohnbereichs enthlt
ßenwnden sind in Abschnitt 4.5.3 Hinweise zur Be- auch VDI 4100 [12]. Fr den Luftschallschutz zwischen
rcksichtigung von Wrmedmm-Verbundsystemen Aufenthaltsrumen wird dort fr SSt II und SSt III in
und in den Abschnitten 4.10 und 5 Hinweise zur Direkt- horizontaler Richtung R0w > 48 dB (Wnde ohne Tren)
dmmung und Lndsdmmung von Außenwnden ge- und in vertikaler Richtung R0w > 55 dB genannt.
geben. Grundstzlich sollte der Schallschutz im eigenen
Wohn- oder Arbeitsbereich mit zahlenmßigen Fest-
2.2.4 Empfehlungen fr den eigenen Wohn- oder legungen vereinbart werden. Die getroffenen Vorgaben
Arbeitsbereich: Innenwnde mssen bei der Planung bercksichtigt werden. Proble-
matisch ist eine „offene“ Grundrissgestaltung, z. B. of-
Da sich die Anforderungen der DIN 4109 [5] nur an die
fene Kche zum Wohnzimmer oder nicht geschlossenes
Schallbertragung zwischen fremden Aufenthaltsru-
Treppenhaus. In diesen Fllen kann ein vernnftiger
men richten, fllt der Schallschutz zwischen Rumen
Schallschutz im eigenen Wohnbereich nicht realisiert
im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich nicht in den
werden.
Zustndigkeitsbereich der baurechtlich geschuldeten
Anforderungen. Fr Wohngebude sowie fr Bro-
und Verwaltungsgebude nennt Beiblatt 2 zu 2.3 Besondere Regelungen
DIN 4109 [11] Empfehlungen fr normalen und erhçh-
2.3.1 Anforderungen nach dem Fluglrm-Gesetz
ten Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeits-
bereich. Fr Innenwnde von Wohngebuden zwischen Besondere Regelungen fr den Luftschallschutz der
„lauten“ und „leisen“ Rumen unterschiedlicher Nut- Außenbauteile gelten in der Umgebung von Flughfen.
zung (z. B. zwischen Wohn- und Kinderzimmern) wer- Das „Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm“ [15] und die
den fr die Luftschalldmmung erf. R0w = 40 dB (nor- zugehçrige Schallschutzverordnung nennen Anforde-
maler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 47 dB (erhçhter rungen, die beim Neubau innerhalb der festgelegten
Schallschutz) vorgeschlagen. Fr Bro- und Verwal- Fluglrmschutzzonen I und II eingehalten werden ms-
tungsgebude lauten die Empfehlungen: erf. R0w = sen. Die inzwischen schon recht alten Regelungen sind
37 dB (normaler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 42 dB mittlerweile berarbeitet worden und liegen in einer
(erhçhter Schallschutz) fr Wnde zwischen Rumen neuen Fassung vor [67].
I Schallschutz im Mauerwerksbau 255

2.3.2 Anforderungen nach der TA-Lrm 2.4 Europische Regelwerke des baulichen
Schallschutzes
Immissionsrichtwerte fr Einwirkungsorte außerhalb
von Gebuden werden in der Technischen Anleitung 2.4.1 Auswirkungen der europischen Normung
zum Schutz gegen Lrm (TA-Lrm [16]) festgelegt.
Die europische Harmonisierung der Normen greift in
Sie gelten fr genehmigungsbedrftige oder nicht ge-
die derzeitige deutsche Normungspraxis im baulichen
nehmigungsbedrftige Anlagen, die den Anforderungen
Schallschutz ein. Zwar sind die Anforderungswerte da-
des zweiten Teils des Bundes-Immissionsschutzgeset-
von ausdrcklich nicht betroffen, doch berhren ins-
zes unterliegen, nicht aber fr die im Anwendungs-
besondere harmonisierte Prfverfahren und Berech-
bereich der TA-Lrm genannten Ausnahmen wie z. B.
nungsmethoden Konzept und Inhalt der DIN 4109 [5]
Sportanlagen, Schießpltze, Baustellen. Mit Erscheinen
und deren Beiblatt 1 [20] derart gravierend, dass der
der TA-Lrm in der Fassung von 1998 wurde die in der
NABau-Ausschuss zu DIN 4109 eine komplette ber-
Vergangenheit fr Gewerbelrm ebenfalls herangezo-
arbeitung der DIN 4109 und ihres Beiblattes 1 in die
gene VDI-Richtlinie 2058 Blatt 1 [17] zurckgezogen.
Wege geleitet hat.
Maßgebend ist der sog. Beurteilungspegel Lr , der sich
aus dem Mittelungspegel des zu beurteilenden Geru-
2.4.2 nderungen bei Prf- und
sches und gegebenenfalls aus Zuschlgen fr Ton- und
Beurteilungsverfahren
Informationshaltigkeit, fr Impulshaltigkeit und fr
Tageszeiten mit erhçhter Empfindlichkeit zusammen- Die einschneidendste Vernderung ergibt sich fr den
setzt. Die Immissionsrichtwerte fr den Beurteilungs- Mauerwerksbau durch die Abschaffung der nur in
pegel fr Immissionsorte außerhalb von Gebuden sind Deutschland gebruchlichen „Prfstnde mit bauhn-
in Tabelle 7 wiedergegeben. licher Flankenbertragung“. Kennzeichnende Grçße
Die zur Beurteilung heranzuziehenden Gerusche bein- fr die Schalldmmung massiver Bauteile ist damit
halten alle von einer Anlage ausgehenden Gerusch- nicht mehr wie bisher das bewertete Schalldmm-Maß
anteile. Insofern ist auch der von der Gebudehlle R0w (mit bauhnlicher Flankenbertragung), sondern
selbst abgestrahlte Schall zu erfassen. Maßgebend dafr das in einem nebenwegfreien Prfstand ermittelte be-
ist die Schalldmmung der Außenbauteile des Gebu- wertete Schalldmm-Maß Rw. In diesem neuen Konzept
des. Die Berechnung erfolgt zurzeit noch nach der VDI- sind die bisherigen R0w-Werte nicht mehr anwendbar.
Richtlinie 2571 [18]. Sie soll durch die europische Da die flankierende bertragung nun nicht mehr unter
Norm DIN EN 12354-4 [19] abgelçst werden. den Bedingungen des alten Prfstandes in das Prf-
ergebnis mit hineingemessen wird, kann sie ausschließ-
lich nur noch durch Berechnung ermittelt werden. Kon-
sequent wird damit zwischen den reinen Bauteileigen-
Tabelle 7. Immissionsrichtwerte nach TA-Lrm
schaften (beschrieben durch Rw) und dem Schallschutz
fr Immissionsorte außerhalb von Gebuden
im Gebude (beschreibbar durch die in Abschnitt 2.4.5
Beurteilungspegel Beurteilungspegel genannten Grçßen, darunter auch das Bau-Schalldmm-
tags nachts Maß R0w) eindeutig getrennt. Damit sind fr den Mas-
sivbau nicht nur die auf R0w-Werten basierenden Aus-
Industriegebiete 70 dB(A) 70 dB(A) fhrungsbeispiele des Beiblattes 1 zu DIN 4109 [20]
Gewerbegebiete 65 dB(A) 50 dB(A) hinfllig, sondern auch das Nachweisverfahren der
DIN 4109 [5] kann nicht mehr angewendet werden.
Kerngebiete, 60 dB(A) 45 dB(A) Mittlerweile sind die bislang in DIN 52210 („Bauakus-
Dorfgebiete und tische Prfungen, Luft- und Trittschalldmmung“) ge-
Mischgebiete regelten Mess- und Beurteilungsverfahren durch die
allgemeine Wohn- 55 dB(A) 40 dB(A) entsprechenden europischen Normen ersetzt worden.
gebiete und Klein- Die fr den Mauerwerksbau wesentlichen Prfverfah-
siedlungsgebiete ren finden sich nun in [2, 4, 7–9, 21, 29, 39]. Die fr die
Luft- und Trittschalldmmung heranzuziehenden Beur-
reine Wohngebiete 50 dB(A) 35 dB(A) teilungsverfahren zur Gewinnung von Einzahlwerten
Kurgebiete, fr 45 dB(A) 35 dB(A) wurden durch [6] und [10] ersetzt.
Krankenhuser und
Pflegeanstalten 2.4.3 nderungen bei Berechnungsverfahren
Im Rahmen der europischen Harmonisierung sollen
Einzelne kurzzeitige Geruschspitzen drfen die Immissionsricht-
werte am Tage um nicht mehr als 30 dB(A) und in der Nacht um nicht nicht nur die Produkteigenschaften einheitlich gekenn-
mehr als 20 dB(A) berschreiten. zeichnet werden, sondern auch die Berechnungsverfah-
ren sollen gemeinsamen Grundstzen folgen. Fr die
Prognose des Schallschutzes in Gebuden sind deshalb
im Rahmen der Normenserie DIN EN 12354 folgende
Berechnungsverfahren vorgesehen:
256 D Bauphysik · Brandschutz

Teil 1: Luftschalldmmung zwischen Rumen [22]


Teil 2: Trittschalldmmung zwischen Rumen [23]
Teil 3: Luftschalldmmung gegen Außenlrm [24]
Teil 4: Schallbertragung nach außen [19]
Teil 5: Schallpegel von haustechnischen Anlagen und
Installationen in Rumen [25]
Teil 6: Nachhallzeiten in Rumen [26]
Fr die Planungspraxis des Mauerwerksbaus sind die
Teile 1 und 2 von besonderer Bedeutung.

2.4.4 Neuer Planungsansatz durch die europische


Normung
Die Rechenverfahren folgen im Wesentlichen den phy-
sikalisch nachvollziehbaren Gegebenheiten. Berck-
sichtigt werden alle bertragungswege, deren einzelne
Beitrge zur gesamten Schallbertragung aufsummiert
werden. Besondere Beachtung wird der flankierenden
bertragung beigemessen. Den physikalischen Gege-
benheiten folgend werden nicht nur die Eigenschaften
des einzelnen Bauteils sondern auch die akustischen
Eigenschaften von Bauteilverbindungen (Stoßstellen)
einbezogen. Auf dem Hintergrund der DIN 4109 [5]
ist das fr den deutschen Anwender eine neue Vor-
gehensweise. Gezielt wird nun die flankierende ber-
tragung in die Berechnung aufgenommen, sodass die Bild 5. Flankierende Schallbertragung nach
Eigenschaften der Flankenwege fr die Berechnung be- DIN EN 12354-1 am Beispiel eines T-Stoßes (Weg Ff)
kannt sein mssen. Wie dies in der Berechnung umzu-
setzen ist, wird in Abschnitt 3.2.2 erlutert. Bild 5 zeigt
dazu, wie im Rahmen des Berechnungsmodells die flan- Whrend bei der bisherigen Vorgehensweise nach
kierende bertragung durch das Schalldmm-Maß des DIN 4109 fr den Schallschutznachweis im Massivbau
flankierenden Bauteils und das sog. Stoßstellendmm- außer dem Schalldmm-Maß des flankierenden Bauteils
Maß kij beschrieben werden kann. lediglich die mittlere flchenbezogene Masse der flan-
Die Rechenverfahren verwenden als Eingangsdaten die- kierenden Bauteile bercksichtigt werden musste (Ab-
jenigen Kenngrçßen, die auch in den Bauteilprfungen schnitt 3.2.3), sind bei der Betrachtungsweise des euro-
nach harmonisierten Prfverfahren ermittelt werden. In pischen Rechenmodells alle bertragungswege separat
sogenannten „Detaillierten Modellen“ wird die Rech- zu beschreiben. Fr eine Standardsituation (ein trennen-
nung frequenzabhngig durchgefhrt. Bençtigt werden des Bauteil, vier flankierende Bauteile) sind dies ins-
deshalb auch frequenzabhngige Eingangsdaten. Zustz- gesamt 13 bertragungswege: einmal die direkte ber-
lich zu diesen frequenzabhngigen Berechnungen gibt es trag ber das trennende Bauteil und zustzlich zwçlf
alternativ sogenannte „Vereinfachte Modelle“, in denen flankierende bertragungswege. Die resultierende
die Berechnung auf Einzahlangaben basiert. Bei der Um- Schalldmmung zwischen zwei Rumen ergibt sich
setzung auf deutscher Ebene hat man sich dafr entschie- dann durch die Summation der von den einzelnen Wegen
den, den Schallschutznachweis der zuknftigen bertragenen Schallanteile. Der dazugehçrige Berech-
DIN 4109 mit den Vereinfachten Verfahren durchzufh- nungsvorgang wird in Abschnitt 3.2.2 erlutert. Nahelie-
ren. Bauteilsammlungen, die wie in Beiblatt 1 zu genderweise wird man diesen Berechnungsgang mit ge-
DIN 4109 [20] eine umfangreiche Zusammenstellung eigneten Berechnungsprogrammen durchfhren, von de-
von Ausfhrungsbeispielen beinhalten, sind in diesen nen bereits vor Einfhrung der neuen DIN 4109 kom-
Rechenverfahren nicht vorgesehen. Jedoch enthalten so- merzielle Versionen auf dem Markt verfgbar sind.
genannte „informative Anhnge“ eine Anzahl von Bei- Mit den neuen europischen Verfahren fr die Prognose
spielen, die aber nicht den Anspruch auf reprsentative des Schallschutzes werden zur Zeit in umfangreichen
Darstellung erheben wollen und kçnnen. Ein „Europi- Untersuchungen Erfahrungen gesammelt und die Vo-
scher Bauteilkatalog“ ist somit nicht verfgbar. Fr die raussetzungen fr die Umsetzung im Rahmen einer neu-
Anwendung der europischen Rechenverfahren im Rah- en DIN 4109 geschaffen. Insbesondere fr den Mauer-
men einer neuen DIN 4109 besteht jedoch Einigkeit da- werksbau konnten die fr die Berechnung erforderli-
rber, dass auch zuknftig ein Bauteilkatalog zur Durch- chen Schalldmm- und Stoßstellendmm-Maße abge-
fhrung des Schallschutznachweises verfgbar sein sichert und die Anwendung des Berechnungsmodells
muss. An der Erstellung eines solchen Bauteilkatalogs fr den Luftschallschutz verifiziert werden [27, 28].
wird gearbeitet. Auch das fr die Ermittlung des Stoßstellendmm-Ma-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 257

ßes anzuwendende Prfverfahren [29] konnte fr die Zu unterscheiden sind außerdem biegeweiche und bie-
Bedingungen des Mauerwerksbaus berprft und er- gesteife Schalen. Davon hngt es ab, wie sich Schall-
probt werden [30]. brcken, Randbefestigungen und Versteifungen auswir-
ken und ob es im interessierenden Frequenzbereich wei-
2.4.5 Kennzeichnende Grçßen fr den tere Schalldmmeinbrche gibt. Gipskarton-Stnder-
Luftschallschutz wnde sind typischerweise biegeweich, Massivwnde
dagegen berwiegend biegesteif.
Whrend nach der derzeitigen DIN 4109 [5] der Schall- Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass Schall-
schutz zwischen zwei Rumen durch das bewertete bertragung auch durch Lçcher und Schlitze oder durch
Bau-Schalldmm-Maß R0w beschrieben werden muss, porçses Wandmaterial selbst erfolgen kann. Dies betrifft
gestatten die europischen Vorgaben [6] dafr außer- z. B. Wand- und Deckenanschlsse und Fugen oder po-
dem auch die bewertete Norm-Schallpegeldifferenz rçse Steine bei Sichtmauerwerk. Die Wirkungen selbst
Dn,w oder die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz kleiner Undichtigkeiten sind in der Regel verheerend.
DnT,w, die aus den wie folgt zu ermittelnden Werten Dn
bzw. DnT bestimmt werden:
3.1.2 Schalldmmung einschaliger Bauteile
Dn ¼ L1  L2 þ 10 lg ðA=A0 Þ 3.1.2.1 Massengesetz und Koinzidenz
(A0 Bezugs-Absorptionsflche 10 m2)
Nachfolgend wird der Einfachheit halber von Wnden
DnT ¼ L1  L2 þ 10 lg ðT=T0 Þ gesprochen. Die Ausfhrungen gelten sinngemß fr
(T0 Bezugs-Nachhallzeit 0,5 s) alle einschaligen Bauteile, d. h. auch fr Decken.
Zustzlich kçnnen die in Abschnitt 1.5.5 genannten Die Schalldmmung dichter Wnde wird im Wesentli-
Spektrumanpassungswerte mit herangezogen werden. chen durch ihre flchenbezogene Masse und die Lage
Die damit gegebenen Optionen erlauben eine bessere ihrer Koinzidenzgrenzfrequenz bestimmt. Unter „Koin-
Kennzeichnung und Beschreibung des tatschlichen zidenz“ wird der Effekt verstanden, dass es oberhalb
Schallschutzes im Gebude. Im zustndigen Normen- einer bestimmten Frequenz – der Koinzidenz-Grenzfre-
ausschuss NABau-DIN 4109 wurde deshalb beschlos- quenz – zu den Biegewellen auf einer Platte Luftschall-
sen, dass die Anforderungswerte in der zuknftigen, wellen passender Wellenlnge gibt, sodass sie Schall
berarbeiteten Version der DIN 4109 auf nachhallzeit- abstrahlen kann, und darunter nicht, sodass dort verhlt-
bezogene Grçßen abgestellt werden. Das heißt fr den nismßig wenig Schall abgestrahlt wird. Betrachtet man
Luftschallschutz Dn,T,w statt R0w, fr den Trittschall- den Verlauf des Schalldmm-Maßes ber der Frequenz,
schutz L0n,T,w statt L0n,w und auch fr die Installations- sind drei Bereiche zu unterscheiden (siehe Bild 6):
gerusche und haustechnischen Anlagen werden nach-
hallbezogene Grçßen eingefhrt. Bereich A – unterhalb der (Koinzidenz-)
Grenzfrequenz fg
Hier hngt die Schalldmmung im Wesentlichen nur
von der flchenbezogenen Masse der Wand ab und be-
3 Die physikalischen Grundlagen
rechnet sich nach Heckl [31] zu
des Schallschutzes
R  20  lg ðf  m00 Þ  45 [dB]
3.1 Luftschallschutz
Dabei bedeuten f die Frequenz in Hz und m00 die fl-
3.1.1 bersicht
chenbezogene Masse der Wand in kg/m2. Es ist zu be-
Hinsichtlich der Schalldmmung wird in den nachfol- achten, dass fr eine wesentliche Schalldmm-Verbes-
genden Abschnitten zwischen einschaligen und zwei-
bzw. mehrschaligen Konstruktionen unterschieden. Ein-
schalige Bauteile kçnnen aus mehreren Lagen bestehen,
wie z. B. verputzte Massivwnde. Wichtig ist, dass die
Lagen fest und vollflchig miteinander verbunden sind.
Als mehrschalig werden solche verstanden, deren Scha-
len durch eine so weiche Schicht miteinander verbunden
sind, dass sich eine Resonanz der Schalen mit der da-
zwischenliegenden Federschicht innerhalb oder unter-
halb des interessierenden Frequenzbereichs einstellt.
Beispiele sind Gipskarton-Stnderwnde, Wnde mit
Vorsatzschalen, zweischalige Haustrennwnde mit
durchgehender Trennfuge, Wrmedmm-Verbundsys-
teme oder Trockenputz. Lochsteine verhalten sich bis
zu einigen hundert Hertz „einschalig“, im Bereich ihrer Bild 6. Schalldmm-Maß einer Wand in Abhngigkeit vom
Dickenresonanzen eher wie mehrschalige Systeme. Produkt Frequenz-Wanddicke (nach [43])
258 D Bauphysik · Brandschutz

serung von 3 dB eine Massenerhçhung von ber 40 % Tabelle 8. Bewertetes Schalldmm-Maß R0w,R 1) 2)
erforderlich ist. 1 cm mehr Putz wrde sich praktisch von einschaligen, biegesteifen Wnden und Decken
nicht bemerkbar machen. (Rechenwerte) nach [20]

Bereich B – in der Nhe der Grenzfrequenz fg Zeile Flchenbezogene Bewertetes


Masse m0 Schalldmm-Maß R0w,R
Hier tritt eine resonanzartige Verschlechterung der kg/m2 dB
Schalldmmung auf. Die Lage der Grenzfrequenz be-
rechnet sich zu 1 85 3) 34
rffiffiffi
6,4  107 r 6,4  104 2 90 3) 35
fg    [Hz] 3 95 3) 36
d E cL  d
4 105 3) 37
Dabei ist fr d die Wanddicke in m einzusetzen, fr r
die Dichte des Wandmaterials in kg/m3, fr E das Elas- 5 115 3) 38
tizittsmodul in Pa und fr cL die Ausbreitungs- 6 125 3) 39
geschwindigkeit von Longitudinalwellen im Wandma- 7 135 40
terial (z. B. aus Tabellen in [32, 33, 43]) in m/s. Der 8 150 41
Schalldmm-Einbruch ist umso tiefer, je geringer die
9 160 42
Materialdmpfung der Wand ist und je mehr Luftschall-
Wellenlngen bei der Grenzfrequenz auf die Wand pas- 10 175 43
sen. Liegt die Grenzfrequenz sehr tief, z. B. bei dicken 11 190 44
Wnden, verringert sich der Einbruch zu einem ebenen 12 210 45
Plateau. Es ist zu beachten, dass ersatzweise an kleinen 13 230 46
Wandausschnitten durchgefhrte Schalldmm-Messun-
14 250 47
gen deutlich verringerte Koinzidenzeinbrche aufwei-
sen kçnnen. Es empfiehlt sich, die Grenzfrequenz we- 15 270 48
gen des damit verbundenen Schalldmm-Einbruchs aus 16 295 49
dem bauakustisch wichtigsten Frequenzbereich – von 17 320 50
rund 200 bis 1600 Hz – herauszuhalten. Bei Massivbau- 18 350 51
teilen besteht nur die Mçglichkeit fg < 200 Hz. Sie
19 380 52
werden dann als „ausreichend biegesteif“ bezeichnet.
Solche Wnde mssen eine vom Material abhngige 20 410 53
Mindestdicke aufweisen. Diese betrgt beispielsweise 21 450 54
bei Schwerbeton und Vollziegel ca. 10 cm, bei Leicht- 22 490 55
beton eher 25 cm. „Ausreichend biegeweiche“ Schalen 23 530 56
sind hingegen solche mit fg > 1600 Hz. Sie drfen
24 580 57
je nach Material eine Maximaldicke nicht berschrei-
ten. Beispiele sind Glasscheiben (d < 6 mm) und Gips- 25 4) 630 58
kartonplatten (d < 20 mm). 26 4) 680 59
27 4) 740 60
28 5) 810 61
29 4) 880 62
30 4) 960 63
31 4) 1040 64

1) Gltig fr flankierende Bauteile mit einer mittleren flchen-


bezogenen Masse m0L,Mittel von etwa 300 kg/m2. Weitere Bedin-
gungen fr die Gltigkeit der Tabelle 1 siehe Abschnitt 3.1.
2) Messergebnisse haben gezeigt, dass bei verputzten Wnden aus
dampfgehrteten Gasbeton und Leichtbeton mit Blhtonzuschlag
mit Steinrohdichte £ 0,8 kg/dm3 bei einer flchenbezogenen
Masse bis 250 kg/m2 das bewertete Schalldmm-Maß R0w,R um
2 dB hçher angesetzt werden kann. Das gilt auch fr zwei-
schaliges Mauerwerk, sofern die flchenbezogene Masse der
Einzelschale m0 £ 250 kg/m2 betrgt.
3) Sofern Wnde aus Gips-Wandbauplatten nach DIN 4103 Teil 2
ausgefhrt und am Rand ringsum mit 2 mm bis 4 mm dicken
Streifen aus Bitumenfilz eingebaut werden, darf das bewertete
Schalldmm-Maß R0w,R um 2 dB hçher angesetzt werden.
Bild 7. Idealisierter Frequenzverlauf des Schalldmm-Maßes 4) Diese Werte gelten nur fr die Ermittlung des Schalldmm-Maßes
homogener Einfachwnde [43] zweischaliger Wnde aus biegesteifen Schalen.
I Schallschutz im Mauerwerksbau 259

Bereich C – oberhalb der Grenzfrequenz fg


Hier errechnet sich das Schalldmm-Maß nach [31–33]
zu
qffiffiffiffiffiffiffiffiffi
R  20  lg ðfm00 Þ þ 10  lg f =fg þ 10  lg h  40 [dB]

In diesem Bereich steigt die Schalldmmung nicht nur


mit der flchenbezogenen Masse der Wand, sondern
auch mit ihrem Verlustfaktor h. Bei schweren Massiv-
wnden besteht dieser aus dem Verlustfaktor des Wand-
materials und den Verlusten ber die angrenzenden,
flankierenden Bauteile. Diese kçnnen ohne Weiteres
einen Beitrag von 3 dB zum Schalldmm-Maß leisten.
Hinweise zur Berechnung der Verlustfaktoranteile fin-
den sich im Abschnitt 3.1.2.4 und in [22].
Bild 7 zeigt die idealisierten Frequenzverlufe des
Schalldmm-Maßes homogener Einfachwnde in Ab-
hngigkeit von ihrer flchenbezogenen Masse. Tabel-
le 8, aus dem Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20], gibt die
Rechenwerte des bewerteten Schalldmm-Maßes ho-
mogener Einfachwnde wieder, wie sie fr den Schall-
schutznachweis zu verwenden sind (siehe Abschnitt
4.1.1). Man beachte, dass diese Werte den Einfluss bau-
hnlicher Flankenbertragung und als Rechenwerte ei-
nen Abschlag von 2 dB enthalten.
Die in diesem Abschnitt gemachten Angaben setzen
schalldichte Wnde voraus (z. B. keine unverputzten
haufwerksporigen Wnde) sowie die Abwesenheit von
Hohlrumen in den Wnden, die zu Resonanzen und
damit einer Verringerung der Schalldmmung fhren
kçnnen. Diese Sonderflle werden weiter unten behan-
delt.
Bild 8. Einfluss der Abdichtung einer unverputzten Wand
3.1.2.2 Offenporige Wnde auf deren Schalldmmung
Offenporige Wnde, z. B. aus unverputztem Bimsbeton,
bertragen Schall durch die Luftkanle im Material. Die
Schalldmmung wird dann durch den Strçmungswider-
stand der Wand bestimmt und ist oft wesentlich kleiner
als aufgrund der flchenbezogenen Masse der Wand zu
erwarten wre. Zur Verbesserung gengt eine einseitige
Abdichtung der Wand durch Verputzen oder sogar nur
Verschlmmen. Praktische Beispiele zeigen die Bilder
8 und 9 [34]. Es ist allerdings zu beachten, dass offen-
porige Wnde andererseits geeignet sind, im „Sende-
raum“ (in dem sich die Schallquelle befindet) durch
großflchige, gleichmßige Schallabsorption fr ein an-
genehmes akustisches „Raumklima“ mit niedrigen
Schallpegeln zu sorgen.

3.1.2.3 Unerwnschte Schwingungsformen


Bei vollen, massiven Steinen treten in den Wnden nur
Biegewellen auf, deren Verhalten in Abschnitt 3.1.2.1
beschrieben ist. Mit der Entwicklung von Bauteilen mit
hçherer Wrmedmmung wurden jedoch die Steine po-
rosiert bzw. durchlçchert und die Wnde immer dicker.
Dadurch rckten andere Wellentypen ins Bild, die zwar
immer vorhanden sind, bislang aber bei uninteressant Bild 9. Einfluss der Abdichtung einer unverputzten Bimsbeton-
hohen Frequenzen. Hierzu gehçren Dickenschwingun- Wand auf deren Schalldmmung [34]
260 D Bauphysik · Brandschutz

gen der Wnde (siehe Bild 10). Die unterste Frequenz f, seiner Rohdichte und je dicker das Mauerwerk ist. Die-
bei der sie auftreten kçnnen, ist proportional zu se Wellenart tritt wohlgemerkt auch bei homogenen,
sffiffiffi
1 E lochlosen Mauerwerken auf (Beispiel siehe Bild 11).
f Lochsteine weisen zustzlich je nach Lochbild vielfl-
d r tige Eigenschwingungsformen auf, die sich als Schall-
d. h. die Dickenschwingungen geraten von hohen Fre- dmmeinbrche oberhalb ca 800 Hz bemerkbar ma-
quenzen her kommend umso strker in den wichtigen chen. Dabei handelt es sich nicht nur um die sogenann-
Frequenzbereich, je weicher der Stein im Verhltnis zu ten „Dickenschwingungen“, sondern auch um andere

Bild 10. Biegeschwingungen und Dickenschwingungen Bild 11. Dickenschwingung eines dicken, homogenen
bei plattenfçrmigen Bauteilen Mauerwerks

Bild 12. Transferimpedanzmessung an Einzelsteinen


zur Ermittlung der Eigenschwingung
I Schallschutz im Mauerwerksbau 261

Schwingungsformen, die im selben Frequenzbereich mit den insitu- bzw. Labor-Kçrperschallnachhallzeiten


auftauchen und als zahlreiche Einbrche der Transfer- Ts,situ und Ts,labor. In der Praxis kçnnen die Randverlust-
impedanz (Verhltnis von bertragener Kçrperschall- effekte auch unbeabsichtigt Bedeutung erlangen, wenn
schnelle zu anregender Kraft) der Steine in Erscheinung nmlich infolge von Trocknungsprozessen Wnde an
treten (siehe Bild 12). Whrend die Schalldmmung ihren Rndern abreißen mit der Folge einer Abnahme
homogener Wnde auch im Bereich von Dickenschwin- der Dmpfung und damit der Schalldmmung dieser
gungen „verhltnismßig einfach“ berechnet werden Wand.
kann [35], ist das Lochsteinverhalten nach wie vor Ge-
genstand von Forschungsvorhaben [36]. Einzelheiten 3.1.3 Schalldmmung zweischaliger Bauteile
hierzu sind im Abschnitt 4.9 zu finden.
3.1.3.1 Wirkungsprinzip
3.1.2.4 Randverluste Unter zweischaligen Bauteilen sind Bauteile aus zwei
biegesteifen oder zwei biegeweichen Schalen oder einer
Die Schalldmmung von Wnden kann durch die Ein-
biegesteifen Schale mit einer biegeweichen Vorsatz-
bausituation dadurch beeinflusst werden, dass die
schale zu verstehen. Beispiele hierfr sind Gipskarton-
Wand einen Teil der auftreffenden Schallenergie an
Stnderwnde, doppelschalige, massive Haustrennwn-
die benachbarten, flankierenden Bauteile abgeben
de, massive Außenwnde mit Wrmedmm-Verbund-
kann. Diese Schallenergie steht dann auf der gegen-
systemen, Decken mit schwimmendem Estrich oder
berliegenden Seite der Wand nicht mehr zur Abstrah-
auch Holzbalkendecken mit unterseitiger Verkleidung.
lung zur Verfgung, sodass die Schalldmmung der
Die nachfolgenden Ausfhrungen beschrnken sich auf
Wand – entsprechend dem Verhltnis von auftreffen-
Wnde, gelten sinngemß aber fr alle zweischaligen
der zu abgestrahlter Schallleistung – erhçht wird.
Bauteile.
Whrend dieser Energieaustausch bei leichten Stnder-
Im akustischen Sinne zweischalige Bauteile bestehen
wnden in Massivbauumgebung eher vernachlssigbar
aus zwei getrennt aufgebauten Schalen mit entweder
ist, kann er zwischen massiven Bauteilen zu einer Ver-
Luft oder einem Dmmstoff dazwischen und konstruk-
nderung der Schalldmmung um mehrere dB fhren
tiven Verbindungen am Rand oder in der Wandflche.
[37, 38]. Insbesondere weisen Wnde, die durch Fugen
Dementsprechend gibt es die in Bild 13 [40] dargestell-
vom brigen Gebude abgetrennt sind, eine geringere
ten bertragungswege durch das Bauteil. Je nach Anteil
Schalldmmung auf. Dies ist insofern bemerkenswert,
der Wege an der Schallbertragung kann sich die Wand
als Prfstnde fr die Messung der Schalldmmung
ganz unterschiedlich verhalten. Der Zweck solcher
von Wnden nach DIN EN ISO 140-1 [39] sowohl
Konstruktionen besteht darin, durch die Entkopplung
die volle Anbindung als auch die vçllige Loslçsung
der beiden Schalen ohne zustzliches Gewicht einen
der zu prfenden Wnde erlauben und damit zu unter-
Schalldmm-Gewinn zu erhalten. Prinzipiell gehen die
schiedlichen Ergebnissen fhren. Eine Umrechnung
Schalldmmungen der beiden beteiligten Schalen in die
der Schalldmmung einer Wand von einer Bausituati-
Gesamtschalldmmung der Doppelwand ein. Damit fin-
on in die andere kann teilweise ber die dadurch her-
den sich auch ihre schalltechnisch bedeutsamen Eigen-
vorgerufene nderung des Verlustfaktors erfolgen.
schaften wie flchenbezogene Masse und Koinzidenz-
Hiermit wre es fr die meisten Massivwnde mçg-
lich, unterschiedliche Labormesswerte zum Zwecke
gegenseitiger Vergleichbarkeit auf eine Standardein-
bausituation umzurechnen. Dabei ist zu bercksichti-
gen, dass die Gesamtdmpfung einer Wand aus ihrer
Materialdmpfung und den Energieverlusten ber ihre
Rnder besteht. Sofern diese Anteile nicht getrennt
werden kçnnen – in der Regel leider der Fall – werden
Wnde unterschiedlicher Materialdmpfung durch die
Umrechnung auf eine gemeinsame Bezugsdmpfung
unerwnschterweise zwangsnivelliert. Die Messnorm
zur Bestimmung der Schalldmmung in Prfstnden
[2] schlgt die ergnzende Messung der Kçrperschall-
nachhallzeit der Prfobjekte vor, woraus der Gesamt-
Verlustfaktor berechnet werden kann. Die europische
Norm zur Prognose des Schallschutzes in Gebuden
[22], die bereits als deutsche Norm im Weißdruck er-
schienen ist und in die berarbeitung der DIN 4109
eingehen wird, sieht eine entsprechende Umrechnung
von der Labor- in die Einbau-Situation am Bau („in
situ“) vor in der Form
Rsitu ¼ Rlabor  10  lg ðTs,situ =Ts,labor Þ [dB] Bild 13. Schall-bertragungswege bei Doppelwnden [40]
262 D Bauphysik · Brandschutz

einbruch irgendwo wieder. Da die beiden Schalen je-


doch immer irgendwie miteinander gekoppelt sind, und
sei es nur ber die eingeschlossene Luft im Zwischen-
raum, darf die Schalldmmung der zweischaligen Wand
nicht einfach aus der Summe der Schalldmm-Maße der
Einzelschalen berechnet werden! Stattdessen ergibt sich
der in Bild 14 dargestellte Frequenzverlauf des Schall-
dmm-Maßes. Bei tiefen Frequenzen verhlt sich die
Doppelwand wie eine gleichschwere Einfachwand.
Dann bricht die Schalldmmung auf Werte ein, die un-
ter denen einer gleichschweren Einfachwand liegen.
Ursache hierfr ist die Resonanz der Doppelwand, die
sich hier wie zwei Massen mit einer Feder dazwischen
verhlt. Der Einbruch kann 10 dB und mehr betragen.
Erst bei Frequenzen oberhalb der Resonanzfrequenz
kçnnen die beiden Schalen als voneinander entkoppelt
angesehen werden. Hier steigt die Schalldmmung ge-
genber einer Einfachschale im Idealfall um
DR ¼ 40  lg ðf =fr Þ [dB]
an, wobei fr f die Frequenz und fr fr die Resonanz-
frequenz in Hz einzusetzen sind. Tatschlich bleibt die
Verbesserung aus zwei Grnden unter dem Idealwert:
Einmal, weil die konstruktiven Verbindungen zwischen
den Schalen fr eine zustzliche bertragung sorgen
und zweitens, weil sich im Hohlraum stehende Luft-
schallwellen ausbilden. Dies geschieht bei Frequenzen Bild 15. Bewertetes Schalldmm-Maß Rw und Spektrum-
oberhalb etwa anpassungswerte C, Ctr einer Wand mit und ohne Vorsatzschale

fl ¼ 17000=dW [Hz]
ter 100 Hz verschoben werden, wo sie rein formal das
dW ist hierbei der Schalenabstand in cm.
bewertete Schalldmm-Maß nicht mehr negativ beein-
Doppelwnde kçnnen erhebliche Vorteile hinsichtlich flussen kçnnen. Bild 15 zeigt dies am Beispiel einer
Gewichtseinsparung und Schalldmmung bieten, die Massivwand mit und ohne Vorsatzschale. Gegenber
aber durch Nachteile im Bereich tiefer Frequenzen er- Verkehrslrm wird die einfache Wand eindeutig als
kauft werden mssen. Dies ist sorgfltig abzuwgen. die leisere eingestuft, obwohl ihr bewertetes Schall-
Die Probleme verschwinden nicht dadurch, dass sie un- dmm-Maß 8 dB unter dem der verkleideten Wand
liegt. Bei Bercksichtigung der Spektrumanpassungs-
werte ergibt sich ein realistischeres Bild: (Rw + Ctr)
betrgt 49 dB fr die unverkleidete und 44 dB fr die
verkleidete Wand.

3.1.3.2 Dickenresonanz
Die Resonanz einer Doppelwand – wegen der Form der
Schwingungen auch „Dickenresonanz“ genannt – ist fr
das tieffrequente bertragungsverhalten entscheidend.
Ihre Lage wird durch die Masse der beteiligten Schalen
und die Steife der dazwischenliegenden weichen
Schicht bestimmt:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m001 þ m002 0 m001 þ m002 1
fr ¼ 160 00 00  s ¼ 500  [Hz]
m1  m2 m001  m002 dW
Dabei bedeuten m00 die flchenbezogenen Massen der
Schalen in kg/m2, s0 die dynamische Steifigkeit in
MN/m3 der dazwischenliegenden Dmmschicht, wenn
eine solche die Schalen vollflchig als Feder verbindet,
Bild 14. Vergleich der Frequenzverlufe des Schalldmm-Maßes und dw den Schalenabstand in cm bei „Luftfederung“.
zweischaliger und gleichschwerer einschaliger Wnde Luftfederung liegt vor, wenn der Wandzwischenraum
I Schallschutz im Mauerwerksbau 263

entweder leer ist oder eine hochporçse Dmmschicht ren biegesteifen Doppelwnden sollten die flankieren-
enthlt, die nicht beide Schalen gleichzeitig berhrt. den Bauteile eine Trennfuge zwischen den Schalen
Eine weichere Feder als Luft ist im Wandzwischenraum aufweisen. Alternativ kann eine der Schalen ringsum
praktisch nicht realisierbar. Die leichtere der Schalen durch eine elastisch ausgebildete Fuge vom Baukçrper
bestimmt die Resonanzfrequenz, das heißt, eine Erhç- getrennt werden. Hierzu ist diese Schale auf eine hin-
hung der Masse des schwereren Bauteils ist meistens reichend belastbare Federschicht oder auf Metall-
unwirksam. Da Schalenmasse und Schalenabstand ge- dmmbgel zu stellen. Da diese Maßnahme gleichzei-
meinsam die Lage der Resonanzfrequenz bestimmen, tig die Flankenbertragung erhçht, sind Doppelwnde
werden tiefe Frequenzen nur erreicht, wenn beide Grç- aus biegesteifen Schalen ohne Trennfuge in den Flan-
ßen ausreichend dimensioniert werden. Als ungewollte kenbauteilen aus schalltechnischer Sicht nicht beson-
Vorsatzschalen mit ungnstig hoher Resonanzfrequenz ders effektiv.
wirken auch auf Massivwnden angebrachte Plattenver- Fr unvermeidbare Schallbrcken gilt: Wenige Schall-
kleidungen, wenn zwischen Wand und Platte dnne brcken sind besser als viele, d. h. Stnderabstnde und
Luftzwischenrume verbleiben. Durch solche „Vorsatz- Schraubabstnde mçglichst weit! Kleinflchige Schall-
schalen“ kann die Wand erheblich verschlechtert wer- brcken sind besser als große, punktfçrmige besser als
den. linienfçrmige. Biegeweiche Schalen sind gegen Schall-
brcken unempfindlicher als biegesteife.
3.1.3.3 Schallbrcken, Randeinspannung
3.1.3.4 Mehr als zwei Schalen
Alle steifen Verbindungen zwischen den Schalen ver-
Aus Grnden des Wrme- oder Brandschutzes, gele-
ringern die erreichbare Schalldmmung. Die gnstigs-
gentlich auch mit schalltechnischen Absichten, werden
ten Werte werden erreicht, wenn die Schalen frei ste-
Wnde mit mehr als zwei Schalen erstellt. Bei gegebe-
hen und in ihrer Flche keine Verbindung untereinan-
ner Gesamtdicke bilden solche Wnde mehrere dnne
der haben. Ebenso sind die Schallbertragungsmçg-
Doppelwandsysteme mit ungnstiger Lage der Reso-
lichkeiten an den Rndern gering zu halten. Handelt
nanzfrequenzen, sodass aus akustischen Grnden nicht
es sich um leichte, biegeweiche Schalen, sollten flan-
zu solchen Lçsungen zu raten ist. Besonders ungnstig
kierende Wnde ausreichend schwer oder im Bereich
sind Massivwnde, die beidseitig mit identischen Vor-
des Luftzwischenraums unterbrochen sein. Bei schwe-
satzschalen bekleidet sind. Hier fhrt der auf beiden
Seiten identische Resonanzeinbruch zu verheerenden
Schalldmm-Einbußen (siehe Bild 16).

3.1.4 bertragung durch Lçcher, Schlitze und


porçse Stoffe
Durch Lçcher, Schlitze oder porçse Wandflchen kann
die Schalldmmung wesentlich herabgesetzt werden.
Beispiele sind Bauteile mit durchgehenden Poren und
Rissen (Sichtmauerwerke), Anschlussstellen von De-
cken und Wnden, Anschlsse von Fassaden an Innen-
wnde, Rohrdurchfhrungen, Kabelkanle oder Funk-
tionsfugen bei Fenstern und Tren, auch Schlssel-
lçcher. Wegen der dort auftretenden Schalldruckerhç-
hungen sind Schlitze und Lçcher in den Raumecken
ungnstiger als in den mittleren Wandbereichen. Die
Schalldmmung von Schlitzen und Lçchern hngt we-
sentlich vom Verhltnis der geometrischen Abmessun-
gen zur Schallwellenlnge ab und kann sogar negative
Werte annehmen. Die Auswirkungen von Lçchern und
Schlitzen werden deutlich, wenn man die resultierende
Schalldmmung einer Wand mit beispielsweise R =
50 dB bei Hinzufgen einer ffnung mit R = 0 dB fr
verschiedene Flchenanteile der ffnung abschtzt: Bei
1 % Flchenanteil wrde sich das Schalldmm-Maß auf
20 dB verringern, bei 0,1 % auf 30 dB, bei 0,01 % (ent-
spricht einem 10 cm2 Schlitz in einer 10 m2-Wand) auf
Bild 16. Geringe Schalldmmung einer Wand mit beidseitig 40 dB. Abhilfe kann nachtrglich durch Abdichtung
hnlicher, schalltechnisch ungnstiger (zu harter) Verkleidung. geschaffen werden, wobei luftdicht schließende, elasti-
(R0q am Bau von außen unter dem Schalleinfallswinkel q ge- sche oder plastische Materialien zu verwenden sind,
messen) keine offenporigen Schume. Trocknungsrisse an den
264 D Bauphysik · Brandschutz

Verbindungsstellen verschiedener Bauteile sollten ver- 3.2 Flankenbertragung


mieden werden. Porçse Wandflchen bençtigen zur
3.2.1 Grundbegriffe
vollen Ausnutzung ihrer Schalldmmung eine vçllig
luftdichte Schicht. Dies kann durch (mindestens) ein- Wenn Schall in Gebuden von einem Raum in einen
seitiges Verputzen geschehen. Die offen bleibende anderen bertragen wird (siehe Bild 17), geschieht
Wandseite sollte dabei dem Raum zugewandt sein, in dies nicht nur als Luftschall durch das gemeinsame
dem eine Bedmpfung erwnscht ist, z. B. zur Senkung Trennbauteil, sondern auch
des Schallpegels oder zu Schaffung einer besseren – als Luftschall ber weitere schallbertragende Ele-
Sprachverstndlichkeit in diesem Raum. Wegen der mente im Trennbauteil (Undichtigkeiten, Schlitze,
großen Flche der Raumbegrenzungen kann selbst bei eingebaute Elemente wie z. B. Lfter),
mittleren Schallabsorptionsgraden der Wnde ins- – als Luftschall ber Nebenwege (Flure, Kanle,
gesamt eine erhebliche Wirkung erzielt werden. durchlaufende abgehngte Unterdecken) und
– als Kçrperschall ber die flankierenden Bauteile.
3.1.5 Schalldmm-Maß zusammengesetzter Unter Flankenbertragung oder auch Schall-Lngslei-
Bauteile tung wird die letztgenannte bertragungsart verstan-
den. An jeder Kante eines Trennbauteils gibt es dabei
Das Schalldmm-Maß eines aus mehreren Teilflchen
drei unterschiedliche Flankenwege:
mit unterschiedlicher Schalldmmung zusammenge-
– vom Flankenbauteil im Senderaum in das flankie-
setzten Bauteils wird berechnet, indem die auf die Ge-
rende Bauteil im Empfangsraum (der sogenannte
samtflche auftreffende Schallenergie durch den Mittel-
Weg Ff),
wert der durchgelassenen Schallenergie geteilt wird.
– vom Flankenbauteil im Senderaum in das Trennbau-
Wegen der logarithmischen Darstellung nimmt dies
teil (Weg Fd) und
die Form an:
! – vom Trennbauteil in das flankierende Bauteil im
1 X n
Rw, i =10 Empfangsraum (Weg Df).
Rw,res ¼ 10  lg  Si  10 [dB]
Sges i ¼ 1 Fr die Kurzbezeichnungen der Wege – meist als Indi-
ces fr die entsprechenden Schalldmmanteile benutzt
P
n
– gilt: f = flankierendes Bauteil, d = direkt bertragen-
Es ist Sges ¼ Si die Flche des gesamten Bauteils,
i¼1 des Bauteil (= Trennbauteil), Großbuchstabe fr Sende-
Si die i-te Teilflche mit dem bewerteten Schalldmm- raum, Kleinbuchstabe fr Empfangsraum (kleiner Pe-
Maß Ri. gel).
Hierzu ein Beispiel: eine Wand, 15 m2 Wandflche, Insgesamt gibt es bei einer Trennwand also zwçlf „pri-
Rw,Wand = 50 dB, und 2 m2 Tr, Rw,Tr = 27 dB. Die mre“ Flankenwege und die direkte bertragung durch
Gesamtflche betrgt 17 m2. Das resultierende Schall- die Wand. Insbesondere im Massivbau kann keiner die-
dmm-Maß der Wand mit Tr ergibt sich zu Rw,res = ser Wege von vornherein vernachlssigt werden. Hufig
36 dB. Wre die Wand stattdessen unendlich schall- wird ber die Flankenwege zusammen etwa so viel
dmmend, ergben sich unverndert 36 dB. Htte die Schall bertragen wie ber das trennende Bauteil selbst.
Wand 50 dB und die Tr wre 5 dB besser (Rw,Tr = Neben den primren Flankenwegen gibt es noch solche
32 dB), ergbe sich auch resultierend 5 dB mehr, nm- ber mehr als eine Stoßstelle hinweg, die wegen ihrer
lich Rw,res = 41 dB. Offenbar bringt die weitere Ver- großen Anzahl trotz der geringen Einzelbeitrge ins-
besserung der Wand nichts, whrend die Verbesserung gesamt bedeutsam sein kçnnen!
der Tr voll als Verbesserung in das resultierende
Schalldmm-Maß der Flche eingeht. Daraus ist zu
folgern: Eine schalltechnische Verbesserung einer
zusammengesetzten Flche muss bei der schwchsten
Teilflche ansetzen, alles andere ist vergeblicher Auf-
wand. Welches die schwchste Teilflche ist, stellt
man fest, indem man fr alle Teilflchen
Ri þ 10  lgðSges =Si Þ bildet und vergleicht. Im vorlie-
genden Fall wren das 50,5 dB fr die Wand und
36,3 dB fr die 27-dB-Tr. Die Tr ist damit das
schwchste Glied. Sie kçnnte zunchst um 50,5–36,3
» 14 dB verbessert werden, bevor Verbesserungen an
der Wand wirkungsvoller werden. Der kleinste der
Vergleichswerte gibt außerdem die unter diesen Um-
stnden fr die Gesamtflche maximal erreichbare
Schalldmmung an, hier also 36,3 dB.

Bild 17. Schallbertragung zwischen Rumen in Gebuden


I Schallschutz im Mauerwerksbau 265

3.2.2 Behandlung nach dem neuen RDd,w ist hierbei das bewertete Schalldmm-Maß des
europischen Rechenverfahren Trennbauteils einschließlich der Wirkung etwaiger
Vorsatzschalen im Sende- oder Empfangsraum.
Im neuen europischen Rechenverfahren [22] werden
Mit dem neuen europischen Verfahren fr die Prog-
alle primren Flankenwege einzeln betrachtet und
nose des Schallschutzes werden zurzeit in umfang-
durch entsprechende Schalldmm-Maße charakterisiert.
reichen Untersuchungen Erfahrungen gesammelt. Eine
Fr die Flankenbertragung vom Bauteil i zum Bauteil j
Internet-Version zum „Herumspielen“ hat die Physi-
lautet das dazugehçrige Schalldmm-Maß Rij,w im sog.
kalisch-Technische Bundesanstalt unter www.ptb.de/
vereinfachten Modell beispielsweise
en12354 zur Verfgung gestellt. An den noch offenen
Rij,w ¼ ðRi,w þ Rj,w Þ=2 þ DRij,w Fragen, wie z. B. der Definition eines bewerteten Stoß-
stellendmm-Maßes Kij und einem entsprechenden La-
þ Kij þ 10  lg ðSs =l0 lf Þ [dB]
bor-Messverfahren oder den Einzahlwerten fr die
Es bedeuten: Luftschallminderung von Vorsatzschalen, wurde im
Ri,w, Rj,w die Schalldmm-Maße der Bauteile i und j, im Rahmen umfangreicher Untersuchungen und Nor-
direkten Schalldurchgang gemessen (wie bei mungsvorhaben gearbeitet [29, 41]. Die informativen
der normalen Labormessung blich) Anhnge zu [22] enthalten Hinweise, wie zwischenzeit-
DRij,w das gesamte bewertete Luftschalldmm-Ver- lich verfahren werden kann. Fr das Luftschallverbes-
besserungsmaß durch Vorsatzschalen auf den serungsmaß von Vorsatzschalen wird vorgeschlagen,
Bauteilen i oder j die Verbesserung der Wand im direkten Schalldurch-
Kij der Einzahlwert des Stoßstellendmm-Maßes gang auch als Nherung fr die Lngsdmmung anzu-
fr den Schallbergang vom Bauteil i zum setzen:
Bauteil j
Ss die Flche des trennenden („separating“) DRij,w  DRDd,w
Bauteils (Nebenbei: Das Deutsche Institut fr Bautechnik in
lf die gemeinsame Kopplungslnge der Verbin- Berlin (DIBT) geht brigens fr die Zulassung von Vor-
dungsstelle zwischen dem trennenden Bauteil satzschalen grundstzlich von Trgerwnden mit 300 
und den flankierenden Bauteilen 50 kg/m2 flchenbezogener Masse aus mit der Empfeh-
l0 die Bezugs-Kopplungslnge, l0 = 1 m lung zustzlicher Messungen auf 200 kg/m2 schweren
Die Formel besagt, dass sich die Schalldmmung ber Wnden.) Die eigentlich erforderliche In-situ-Korrektur
den Weg ij zusammensetzt aus dem Mittelwert der der im Labor gemessenen Schalldmm-Maße kann in
Schalldmm-Maße der beiden „schallfhrenden“ Bau- erster Nherung vernachlssigt werden, d. h.
teile, erhçht um die Verbesserung etwa vorhandener Rsitu  Rlabor
Vorsatzschalen und die Dmmung der Stoßstelle selbst,
die durch die Energieverzweigung auf mehrere Bautei- Das europische Verfahren ist vom physikalischen Hin-
le, die Reflexion durch unterschiedliche Bauteil-Dicken tergrund her besonders auf massive Bauweisen zuge-
und -Beschaffenheiten und die besondere Ausgestal- schnitten. Fr die praktische Anwendung auf den
tung der Stoßstelle z. B. durch elastische Fugen ver- Leicht- und Skelettbau bedarf es noch einiger klrender
ursacht wird. Der letzte Term in der obigen Formel Handhabungsregeln.
bereinigt lediglich die Tatsache, dass die vorangegan-
genen Ausdrcke auf unterschiedliche Flchen bezogen 3.2.3 Behandlung in der geltenden DIN 4109
sind. Der Ansatz bercksichtigt konsequent, dass die
Im bisherigen deutschen Schallschutz-Nachweisverfah-
Schallausbreitung entlang der beteiligten Bauteile und
ren nach DIN 4109 [20, 42] gibt es zwei Arten der
die Vorgnge an den Verbindungsstellen vçllig ver-
Bercksichtigung von Schallbertragung ber flankie-
schiedene Dinge sind. Ein ungnstiges Lngsleitungs-
rende Bauteile, die Spezialflle des europischen Ver-
verhalten eines Bauteils kann beispielsweise durch eine
fahrens darstellen:
geeignete Stoßstellenausbildung mit Fuge ausgeglichen
(1) bei Gebuden in Massivbauart werden Standard-
werden. Andererseits kann das Abreißen der Trenn-
bedingungen vorausgesetzt:
wand von den Lngswnden die Schalllngsleitung
– biegesteife flankierende Bauteile,
auf dem Weg Ff durch Verringerung der Stoßstellen-
– ber die flankierenden Bauteile gemittelte flchen-
dmmung betrchtlich erhçhen.
bezogene Masse » 300 kg/m2,
Die resultierende Schalldmmung zwischen zwei Ru-
– biegesteife Anbindung der flankierenden Bauteile
men ergibt sich dann durch die Summe der auf den
ans Trennbauteil,
einzelnen Wegen bertragenen Schallleistungen, was
– von einem Raum zum anderen durchlaufende
in Schalldmm-Maßen ausgedrckt die Form an-
flankierende Wnde,
nimmt:
  – schalltechnisch ungnstig gelochte Steine
X ausgenommen.
Rw0 ¼ 10  lg 10RDd, w =10 þ 10Rij,w =10 [dB]
Sind diese Bedingungen eingehalten, kçnnen die im
i,j
Bauteilkatalog im Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] fr
266 D Bauphysik · Brandschutz

ausgewhlte Trennbauteile angegebenen oder in ent- Tabelle 9. Bewertetes Schall-Lngsdmm-Maß RL,w,R


sprechenden Labors gemessenen bewerteten „Schall- massiver flankierender Bauteile von Wnden (Rechenwerte)
dmm-Maße mit bauhnlicher Flankenbertragung“ nach [20]
R0w,R unmittelbar als Schalldmm-Maße zwischen
Zeile Flchenbezogene RL,w,R [dB]
den Rumen angesehen werden, die bereits den Flan-
Masse m0 [kg/m2]
keneinfluss vollstndig bercksichtigen. Eine geson- Decken Lngswnde
derte Betrachtung der Lngsbertragung und der Stoß-
stellenausbildung entfllt hier aufgrund der voraus- 1 100 41 43
gesetzten Einheitlichkeit. Abweichende Situationen 2 200 51 53
hinsichtlich der flchenbezogenen Massen der flankie-
renden Bauteile sowie etwaiger Vorsatzschalen vor 3 300 56 58
dem Trennbauteil und den Flankenbauteilen mssen 4 350 58 60
– fr biegeweiche und biegesteife Bauteile unter-
schiedlich – ber Korrekturtabellen angepasst werden. 5 400 60 62
Das Verfahren ist auf resultierende Schalldmm-Maße
unter 60 dB begrenzt.
(2) Bei Gebuden in Skelett- und Holzbauart werden die
Flankenwege in verkrzter Weise ermittelt und ihre das Trennbauteil (Rw,R) und die Flankenbauteile
Beitrge dann wie im Euro-Verfahren energetisch ad- (RL,w,R,i) gleich zu verteilen und festzulegen, dass
diert. Die Verkrzung besteht darin, dass je Flanke bzw.
Rw,R ‡ erf. R0w + 5 dB und
an jeder der vier Kanten des Trennbauteils nur ein ber-
RL,w,R,i ‡ erf. R0w + 5 dB
tragungsweg der Art Ff angesetzt wird. Fr das i-te
Flankenbauteil heißt der Kennwert „bewertetes Bau- Dieses Vorgehen empfiehlt sich dann, wenn die betei-
Schall-Lngsdmm-Maß des i-ten flankierenden Bau- ligten Bauteile die gleichverteilten Anforderungen mit
teils“ R0L,w,R,i, und die resultierende Schalldmmung annhernd gleichem finanziellen und konstruktiven
zwischen zwei Rumen ergibt sich zu Aufwand erreichen kçnnen.
 X n 
0
0
Rw,R ¼ 10  lg 10Rw,R =10 þ 10RL,w,R, i =10 [dB] 3.3 Trittschallschutz
i¼1
Unter dem Begriff „Trittschall“ werden wohnbliche
n ist die Anzahl der Flanken, normalerweise 4. R0w,R ist Kçrperschallanregungen begehbarer Bauteile – Decken
das bewertete Schalldmm-Maß des trennenden Bau- und Treppen – zusammengefasst. Fr die Wahrneh-
teils ohne Lngsleitung ber flankierende Bauteile. Im mung von Trittschall gelten nach [40] die in Tabelle 10
DIN 4109-Verfahren ist grundstzlich mit den um das angegebenen Werte. Die Trittschalldmmung massiver
Vorhaltemaß abgeminderten „Rechenwerten“ (Index R) Rohdecken – hierzu zhlen auch schwere Hohlkçrper-
zu arbeiten. Das Euro-Verfahren schreibt dies nicht vor. decken – kann entsprechenden Tabellen im Beiblatt 1
Gemß dem Anwendungsbereich Holz- und Skelettbau zu DIN 4109 [20] entnommen oder berechnet werden
gelten folgende Voraussetzungen: nach
– keine biegesteife Anbindung zwischen trennendem
Ln,w,eq,R ¼ 164  35  lg ðm00=m000 Þ [dB]
und flankierenden Bauteilen,
00
– die Schalllngsdmm-Maße der flankierenden Bau- Dabei bedeuten m die Masse der Rohdecke pro Fl-
teile werden durch die Art des Trennbauteils nicht cheneinheit in kg/m2 und m000 der Bezugswert 1 kg/m2.
wesentlich beeinflusst, Eine Verdoppelung der Masse oder der Deckendicke
– die flankierenden Bauteile sind zu beiden Seiten des
Trennbauteils konstruktiv gleich ausgefhrt.
Tabelle 9 [20] enthlt bewertete Schall-Lngsdmm-
Maße, die sich unter diesen Bedingungen bei massiven Tabelle 10. Wahrnehmung von „Trittschall“ auf Decken
flankierenden Bauteilen in Abhngigkeit von ihrer fl- mit unterschiedlichen bewerteten Norm-Trittschallpegel
chenbezogenen Masse ergeben. Fr eine normgemße (nach Fasold [40])
Umrechnung von Schalldmm-Maßen R0w aus Prfstn- Bewerteter Norm- Gehen Mçbelrcken
den mit bauhnlicher Flankenbertragung in Schall- Trittschallpegel Lnw
dmmwerte Rw ohne Flankenbertragung wird auf das in dB
entsprechende Beiblatt 3 zu DIN 4109 verwiesen [44].
Kombinationen von Massivbauteilen untereinander 75 gut hçrbar gut hçrbar
werden durch das DIN 4109-Verfahren fr Holz- und
65 hçrbar gut hçrbar
Skelettbauweise nicht abgedeckt.
Fr eine vereinfachte, pauschale Dimensionierung des 55 schwach hçrbar hçrbar
Schallschutzes zwischen Rumen wird in [20] vor-
45 unhçrbar schwach hçrbar
geschlagen, die Last der Anforderungen (erf. R0w) auf
I Schallschutz im Mauerwerksbau 267

bewirkt eine Verringerung des quivalenten bewerteten


Norm-Trittschallpegels um rund 10 dB. Rohdecken bie-
ten i. Allg. keinen ausreichenden Trittschallschutz. Zur
Verbesserung werden daher zustzliche Deckenauf-
lagen herangezogen. Weichfedernde Deckenauflagen
wie Teppiche sind durchaus zur Verbesserung geeignet,
drfen aber nach DIN 4109 in Geschosshusern mit
Wohnungen und Arbeitsrumen beim Nachweis ausrei-
chenden Schallschutzes nicht angerechnet werden, weil
sie austauschbar bzw. entfernbar sind. Ausnahmen sind
lediglich in Gebuden mit nicht mehr als zwei Wohnun-
gen (Einliegerwohnung) zugelassen. Als verbessernde
Fußbodenkonstruktion werden daher hufig schwim-
mende Estriche verwendet. Hierbei wird eine Guss- Bild 18. Trittschallausbreitung in Gebuden
asphalt- oder Zement-Estrichplatte auf eine weichfe-
dernde Dmmschicht gebettet. Ein solcher schwimmen-
der Estrich besitzt eine Resonanzfrequenz, deren Lage
gegeben ist durch die Masse pro Flcheneinheit der Decke mit schwimmendem Estrich
Estrichplatte, m00 in kg/m2, und die flchenbezogene ohne Schallbrcke Ln,w = 52 dB
dynamische Steifigkeit der Dmmschicht, s0 in MN/m3, 1 Schallbrcke Ln,w = 63 dB
gemß 10 Schallbrcken Ln,w = 70 dB
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Decke ohne Estrich Ln,w = 80 dB
fr ¼ 160  s0 =m00 [Hz]
Trittschallverbesserungsmaße bis 10 dB gelten als un-
Unterhalb der Resonanzfrequenz ist keine Trittschall- erheblich, bis ca 25 dB als mßig bis mittel, von 25 dB
minderung zu erwarten, bei der Resonanz eine Ver- bis 35 dB als sehr gut. Solche sehr guten Werte kçnnen
schlechterung je nach Dmpfung von Dmmschicht beispielsweise von dicken, schweren Teppichen oder
und Estrichmaterial, darber jedoch eine Verbesserung, schwimmenden Estrichen auf Mineralfaser- oder gen-
die mit der Frequenz f ansteigt entsprechend: gend weichen Hartschaumplatten erreicht werden.
Mehrere trittschalldmmende Maßnahmen bereinan-
DL ¼ 40  lg ðf =fr Þ [dB]
der drfen in ihrer verbessernden Wirkung jedoch kei-
Der steile Anstieg lsst jedoch nach ca. zwei Oktaven nesfalls addiert werden. So erhçht sich das Verbes-
wegen anderer Einflsse merklich nach. Die flchenbe- serungsmaß eines schwimmenden Estrichs durch zu-
zogene dynamische Steifigkeit der Dmmschicht sollte stzliche Auflage eines Teppichs mit einem Verbes-
weniger als 50 MN/m3 betragen, damit eine merkliche serungsmaß von 20 dB nicht um diese 20 dB sondern
Verbesserung hervorgerufen wird. Wegen ihrer zu ho- nur um etwa 2 bis 4 dB!
hen Steifigkeit sind Korkplatten, Holzwolle-Leichtbau- Eine andere Mçglichkeit der Trittschallminderung be-
platten oder Polystyrol-Hartschaumplatten fr Wr- steht darin, die schallabstrahlende Flche – z. B. die
medmmzwecke i. Allg. nicht als Trittschalldmmplat- Unterseite der angeregten Decke – mit einer Vorsatz-
ten geeignet. Die trittschallmindernde Wirkung schale zu verkleiden. Da jedoch nicht nur Luftschall,
schwimmender Estriche hngt ganz entscheidend davon sondern auch Trittschall ber flankierende Bauteile
ab, dass sie keinerlei Schallbrcken aufweisen. Schall- bertragen werden kann, ist die Wirksamkeit je nach
brcken sind starre Verbindungsstellen zwischen der Flankenschall-Anteil begrenzt.
federnd gelagerten Estrichplatte und der Rohdecke Trittschall macht sich in einem Gebude nicht nur un-
oder den seitlich angrenzenden Wnden. Schallbrcken mittelbar unterhalb der angeregten Decke bemerkbar,
entstehen, wenn das noch flssige Estrichmaterial in sondern auch in horizontaler, diagonaler oder vertikal
Ritzen in der Dmmstofflage oder an den Estrich-Rn- aufsteigender Richtung (siehe Bild 18 nach [33]). In
dern luft, wenn in der Dmmschicht verlegte Rohre diesem Fall berechnet sich der bewertete Norm-Tritt-
oder Leitungen eine steife Verbindung zwischen Estrich schallpegel L0n,w,R zu
und Rohdecke verursachen oder wenn Rohre, die den
L0n,w,R ¼ Ln,w,eq,R  DLw,R  KT [dB]
Estrich durchdringen, mit diesem starr verbunden sind
anstatt sie durch eine elastische Ummantelung schall- wobei Ln,w,eq,R der quivalente bewertete Norm-Tritt-
technisch zu trennen. schallpegel der Massivdecke, DLw,R das Trittschallver-
Ebenso kçnnen steife Bodenbelge (Fliesen) und Fuß- besserungsmaß des schwimmenden Estrichs und KT
leisten an den Estrichrndern fr unzulssige Verbin- einen Korrekturwert bedeuten, der die Ausbreitungsver-
dungen an den Seitenwnden sorgen. Ein Beispiel aus hltnisse zwischen der Anregestelle und dem schutz-
[43] mag die schdliche Wirkung von Schallbrcken bedrftigen Raum bercksichtigt. Tabelle 11 [20] gibt
belegen: einige Korrekturwerte an.
268 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 11. Korrekturwert KT zur Ermittlung des bewerteten Norm-Trittschallpegels L0n,w,R fr verschiedene rumliche Zuordnungen
von Anregeraum („lauter Raum“, LR) zum Empfangsraum („schutzbedrftiger Raum“, SR) nach [20]

Zeile Lage der schutzbedrftigen Rume (SR) KT [dB]


1 unmittelbar unter dem „besonders lauten“ Raum (LR) 0

2 neben oder schrg unter dem „besonders lauten“ Raum (LR) +5

3 wie Zeile 2, jedoch ein Raum dazwischenliegend + 10

4 ber dem „besonders lauten“ Raum (LR) + 10


(Gebude mit tragenden Wnden)

5 ber dem „besonders lauten“ Raum (LR) + 20


(Skelettbau)

6 ber dem „besonders lauten“ Kellerraum (LR) 1)

7 neben oder schrg unter dem „besonders lauten“ Raum (LR), + 15


jedoch durch Haustrennfuge (d ‡ 50 mm) getrennt

1) Angabe eines KT -Wertes nicht mçglich, es gilt L0n,w,R = DLw,R – 15 dB (TSMR = VMR + 15 dB). DLw,R (VMR) ist das Trittschallverbesserungsmaß
des im Kellerraum verwendeten Fußbodens.

4 Schallschutz von Wnden in der Praxis chenwerte R0w,R einen Abschlag von 2 dB („Vorhalte-
maß“) enthalten. Die genannten Werte gelten fr flan-
4.1 Einschalige Trennwnde kierende Wnde mit einer mittleren flchenbezogenen
Masse von etwa 300 kg/m2. Wie im Rahmen des nach
4.1.1 Mauerwerkswnde im Rahmen der DIN 4109
DIN 4109 durchzufhrenden Schallschutzweises bei
Fr einschalige, biegesteife Wnde kann – mit Ausnah- anderen flankierenden Bedingungen vorzugehen ist,
me bestimmter gelochter Mauersteine (siehe Abschnitt wird in Abschnitt 3.2.3 beschrieben. Basierend auf
4.9) – fr die praktische Anwendung das bewertete Messergebnissen kçnnen die Werte der Tabelle 12 fr
Schalldmm-Maß aus der flchenbezogenen Masse m00 verputze Wnde aus Porenbeton und Leichtbeton mit
ermittelt werden. Der Zusammenhang zwischen fl- Blhtonzuschlag mit Steinrohdichten < 0,8 kg/dm3
chenbezogener Masse und dem Schalldmm-Maß und flchenbezogenen Massen bis 250 kg/m2 um 2 dB
kann in Form von Diagrammen („Massekurve“) oder hçher angesetzt werden. Fr Wnde aus Gips-Wand-
Tabellen („Massetabelle“) dargestellt werden. Die der- bauplatten drfen die R0w,R-Werte dieser Tabelle eben-
zeitige DIN 4109 [5] greift dazu noch auf die in Prf- falls um 2 dB hçher angesetzt werden, wenn sie am
stnden mit „bauhnlicher Flankenbertragung“ ermit- Rand ringsum mit ausreichend weichen Dmmstreifen
telten Schalldmm-Maße R0w zurck. Tabelle 12 zeigt eingebaut werden. Vorausgesetzt wird bei den Werten
die nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] fr den Schall- dieser Tabelle ein geschlossenes Gefge und ein fugen-
schutznachweis heranzuziehenden Werte, die als Re- dichter Aufbau der Wnde. Auf das nachteilige Verhal-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 269

ten offenporiger, unverputzter Wnde wurde bereits in Tabelle 12. Rechenwerte des bewerteten Schalldmm-
Abschnitt 3.1.2.2 hingewiesen. Die in den Bildern 6 und Maßes R0w,R einschaliger, biegesteifer Wnde und Decken nach
7 dargestellten Beispiele zeigen, dass die Schalldm- Beiblatt 1 (Tabelle 1) zu DIN 4109
mung durch eine ausreichende einseitige Abdichtung
flchenbezogene Masse m0 bewertetes Schalldmm-Maß R0w,R
der Wand verbessert werden kann.
[kg/m2] [dB]
Abweichungen von der nach der flchenbezogenen
Masse zu erwartenden Schalldmmung ergeben sich 85 34
bei bestimmten gelochten Steinen, bei denen es durch
die von der Lochstruktur verursachten Resonanzen zu 90 35
Einbrchen der Schalldmmung im bauakustischen 95 36
Frequenzbereich kommt. Fr solche Steine kann die
Schalldmmung nicht ber die flchenbezogene Masse 105 37
ermittelt werden. Ausfhrlich wird auf dieses Verhalten 115 38
in Abschnitt 4.9 eingegangen. Darber hinaus wird zur
Anwendbarkeit der in Tabelle 12 aufgefhrten Werte 125 39
im Beiblatt 1 zu DIN 4109 darauf hingewiesen, dass 135 40
diese nicht gelten, „wenn einschalige flankierende Au-
ßenwnde in Steinen mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 150 41
und in schallschutztechnischer Hinsicht ungnstiger 160 42
Lochung verwendet werden.“ Dahinter steckt die Er-
kenntnis, dass bei solchen Steinen auch eine Vermin- 175 43
derung der Schall-Lngsdmmung auftritt und damit 190 44
die fr die flankierende bertragung zugrunde gelegten
Bedingungen nicht mehr erfllt sind. 210 45
Der Einfluss von Putzschichten wird im Rahmen der
230 46
Tabelle 12 lediglich als Zuschlag zur flchenbezogenen
Masse der unverputzten Wand bercksichtigt. Das ist 250 47
auch berechtigt, da sich bei ausreichend schweren ein-
270 48
schaligen Mauerwerkswnden (m00 > ca. 120 kg/m2) der
Putz nicht signifikant auf das Schwingungsverhalten 295 49
der Wand auswirkt. Andere Verhltnisse gelten hin-
320 50
gegen bei bestimmten Lochsteinen, bei denen durch
Putzschichten das Schwingungsverhalten der Stein-Au- 350 51
ßenschalen wesentlich verndert werden kann (siehe
hierzu Abschnitt 4.9.2.2). 380 52
Auch die Art der Vermauerung hat bei den Werten der 410 53
Tabelle 12 nur insofern Einfluss auf die Direktdm-
mung, als sie sich in der Ermittlung der flchenbezoge- 450 54
nen Masse des Mauerwerks niederschlgt, je nachdem 490 55
ob Normal- oder Leichtmçrtel verwendet wird. Andere
Verhltnisse gelten jedoch auch hier bei Lochsteinen, 530 56
worauf in Abschnitt 4.9.2.2 eingegangen wird. Zu be- 580 57
achten ist jedoch, dass die Art der Vermauerung, ins-
besondere die Vermçrtelung der Stoßfugen, bei der 630 58
flankierenden bertragung ber Mauerwerkswnde 680 59
auch bei ungelochten Steinen eine Rolle spielt [20,
45] (siehe hierzu Abschnitt 5.1). Nach den vorliegenden 740 60
Erkenntnissen muss mit Ausnahme von Lochsteinen 810 61
das Steinformat nicht weiter bercksichtigt werden.
880 62
4.1.2 Mauerwerkswnde im Rahmen der 960 63
europischen Berechnungsverfahren
1040 64
Da die europischen Mess- und Berechnungsverfahren
zur Kennzeichnung der Schalldmmung von Bauteilen
ausschließlich auf nebenwegsfreie Werte R bzw. Rw
zurckgreifen, sind die R0w-Werte der Tabelle 12 zu-
knftig nicht mehr verwendbar. Im Rahmen von
Forschungsvorhaben wurden die Grundlagen fr die
270 D Bauphysik · Brandschutz

Behandlung von Mauerwerk innerhalb einer berarbei-


teten DIN 4109 geschaffen [27]. Fr einigermaßen ho-
mogenes Mauerwerk wird auch knftig die flchenbe-
zogene Masse als Leitgrçße zur Bestimmung des be-
werteten Schalldmm-Maßes herangezogen. Steinfor-
mate, Putzschichten und die Art der Vermauerung
haben bei homogenem Mauerwerk dagegen keine sig-
nifikanten Einflsse erkennen lassen, sodass fr die
praktische Anwendung mit hinreichender Genauigkeit
auch weiterhin die Direktdmmung aus der flchenbe-
zogenen Masse bestimmt werden kann. Es wird jedoch
keine einheitliche „Massekurve“ bzw. „Massetabelle“
wie in Tabelle 12 mehr geben. Vielmehr wird zwischen Bild 19. Resonanzfhiges Schwingungssystem bei Schalungs-
verschiedenen Mauerwerksmaterialien (z. B. Kalksand- steinen mit schalltechnisch weicher Schale
stein, Porenbeton, Leichtbeton) zu unterscheiden sein,
da sich aus den Untersuchungen [27] unterschiedliche
Abhngigkeiten von der flchenbezogenen Masse erge- steifen Materialien der Schalung liegen die Dmmungs-
ben haben. Eine eigenstndige Behandlung ist fr Loch- einbrche der Resonanzfrequenz mitten im bauakus-
steine vorgesehen, da dort die flchenbezogene Masse tischen Frequenzbereich. Besonders ausgeprgt tritt
nicht mehr als die einzige maßgebliche Grçße betrach- dieser Effekt bei Schalungssteinen aus Hartschaum in
tet werden darf. Die vorgesehene Vorgehensweise wird Erscheinung. Ergnzend ist anzumerken, dass sich sol-
in [68] beschrieben. che Dmmungseinbrche nicht nur bei der Direktdm-
mung sondern – vor allem bei Außenwnden – auch bei
der flankierenden Dmmung bemerkbar machen.
4.2 Einschalige Wnde mit Schalungssteinen
Schalungssteine mit Betonfllung kommen in unter-
4.3 Trockenputze auf einschaligem Mauerwerk
schiedlicher Ausfhrung zum Einsatz. Gebruchlich
sind Schalungssteine aus Leichtbeton, gebundenen Als Trockenputz wird eine Verkleidung von Mauer-
Holzfasern, Hartschaum oder Ziegel („Verfllziegel“). werkswnden mit Gipskartonplatten verstanden, die
Grundstzlich wird fr den Schallschutznachweis der mit Ansetzbinder unmittelbar auf der Rohwand ange-
DIN 4109 [5] die Direktdmmung bei diesen Wnden bracht werden. Den ausfhrungstechnischen Vorteilen
nicht ber die flchenbezogene Masse gemß Tabel- stehen schalltechnische Nachteile gegenber, die zu er-
le 12 ermittelt sondern hat ber Einzelzulassungen be- heblichen Verschlechterungen der Schalldmmung
stimmt zu werden. In bestimmten Fllen kann es bei zwischen Rumen fhren kçnnen und deshalb im Ein-
solchen Steinen gegenber den aus der flchenbezoge- zelfall zu bercksichtigen sind. Da bei Trockenputz das
nen Masse zu erwartenden Schalldmm-Maßen zu einer Mauerwerk nicht die ansonsten bliche Putzschicht mit
deutlichen Verminderung der Schalldmmung kom- abdichtender Funktion erhlt (siehe Abschnitt 3.1.2.2),
men. Im ersten Fall handelt es sich um Ausfhrungs- kçnnen nicht ausreichend dichte Fugen zwischen den
fehler bei der Erstellung der Wand. Entweder werden Steinen zu verstrkter Schallbertragung fhren. Ein
die Schalungssteine nicht mit der notwendigen Sorgfalt weiterer schalltechnischer Effekt des Trockenputzes
mit Beton verfllt, so dass die erforderliche flchenbe- liegt darin, dass die Gipskartonplatten mit dem dahin-
zogene Masse nicht zustande kommt oder es wird mit terliegenden Luftpolster wie bei Vorsatzschalen (siehe
zu trockenem Fllbeton gearbeitet, der sich nicht voll- Abschnitt 4.5.1) ein schwingungsfhiges System bil-
stndig mit der Schalung verbindet. Dann kommt die den, welches bei der Resonanzfrequenz eine verminder-
rechnerisch vorhandene flchenbezogene Masse auf- te Schalldmmung besitzt. Im vorliegenden Fall liegt
grund der teilweisen Entkoppelung akustisch nicht die Resonanzfrequenz durch die schalltechnisch un-
voll zur Geltung. In solchen Situationen konnte eine gnstige Dimensionierung der Vorsatzkonstruktion im
Verminderung der Schalldmmung um bis zu 6 dB fest- bauakustischen Frequenzbereich. Gegenber einer nass
gestellt werden. verputzten Wand treten Verschlechterungen zwischen 3
Im zweiten Fall sorgen unabhngig von der Ausfh- bis 6 dB, in Einzelfllen sogar mehr als 10 dB auf. Zu
rungsqualitt Resonanzeffekte fr eine Verminderung beachten ist, dass sich die Verschlechterungen nicht nur
der Schalldmmung, wenn fr die Schalung des Steines bei der Direktdmmung, sondern auch bei der Lngs-
nachgiebige Materialien verwendet werden. Akustisch dmmung bemerkbar machen. Die genannten Ver-
bilden die Putzschichten und die Verfllung als Massen schlechterungen kçnnen vermieden werden, wenn min-
und die elastische Schalung als Feder nach Bild 19 ein destens auf einer Seite die Gipskartonplatten auf Mine-
resonanzfhiges Schwingungssystem, das sich grund- ralfaserplatten (z. B. Mineralfaser-Verbundplatten) an-
stzlich so verhlt wie die in Abschnitt 3.1.3.2 beschrie- gebracht werden.
benen mehrschaligen Elemente. Durch die vergleichs-
weise kleinen Massen der Putzschichten und die relativ
I Schallschutz im Mauerwerksbau 271

4.4 Einflsse von Fugen, Schlitzen 4.4.2 Schlitze und Steckdosen in


und Zhlerksten Mauerwerkswnden
Das nach Tabelle 12 aus der flchenbezogenen Masse zu Schlitze und Einbauten wie z. B. Steckdosen verringern
erwartende Schalldmm-Maß einer Mauerwerkswand die Wandstrke und damit die flchenbezogene Masse
kann nur dann erreicht werden, wenn nicht Fugen, Schlit- der Wand im Bereich der Einbauflche, sodass die dort
ze, Undichtigkeiten oder Wandeinbauten die Schalldm- verbleibende Wand eine verringerte Schalldmmung
mung verringern. Da derartige Einflsse in der Baupraxis aufweist. Formal kann eine solche Wand mit Einbauten
jedoch nicht auszuschließen sind, stellt sich die Frage, wie ein zusammengesetztes Bauteil mit Teilflchen un-
mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist. terschiedlicher Schalldmmung betrachtet werden, fr
das die resultierende Schalldmmung nach der in Ab-
schnitt 3.1.5 angegebenen Methode berechnet werden
4.4.1 Fugen in Mauerwerkswnden kann. Es zeigt sich, dass selbst mehrere Steckdosen
Bereits in Abschnitt 3.1.2.2 wurde gezeigt, dass offen- aufgrund ihrer kleinen Teilflche und der ausreichend
porige Wnde in unverputztem Zustand eine deutliche hohen Restdmmung der im Dosenbereich verbleiben-
Verminderung der Schalldmmung aufweisen. Als pro- den Wand bei Wohnungstrennwnden (m00 > 410 kg/m2,
bates Mittel zur Abhilfe erwies sich die akustische Ab- R0w,R = 53 dB) die resultierende Schalldmmung nicht
dichtung, z. B. durch eine Putzschicht. hnliche Ver- verringern. Es sollte aber vermieden werden, die Steck-
hltnisse gelten auch bei Mauerwerkswnden mit offe- dosen auf beiden Wandseiten an derselben Stelle anzu-
nen Fugen. bringen.
Immer wieder wird vermutet, dass die Schalldmmung Falls Wnde fr die Unterputzverlegung von Rohrlei-
bei offenen Fugen auch deshalb leidet, weil die flchen- tungen geschlitzt werden, sind die einschlgigen Regeln
bezogene Masse der Wand reduziert wird. Falls offene der Mauerwerksnormen zu bercksichtigen. Dem
Fugen im Mauerwerk vorhanden sind, verringert sich Schlitzen von Wnden sind damit deutlich engere Gren-
die flchenbezogene Masse proportional zum Anteil der zen gesetzt, als es in der Praxis immer wieder zu beob-
Fugenflche an der Gesamtflche. Selbst wenn offene achten ist. Aus akustischer Sicht gelten die zuvor schon
Fugenflchen im ungnstigsten Fall einen Flchenanteil erluterten Bedingungen bei zusammengesetzten Bau-
von 1 % haben sollten, fllt die Verminderung der fl- teilen. Im Unterschied zu Steckdosen oder anderen klei-
chenbezogenen Masse schalltechnisch nicht ins Ge- nen Einbauten ist hier aber die Teilflche mit verringer-
wicht, sodass dadurch keine Minderung der Schalldm- ter Schalldmmung grçßer und die verbleibende Wand-
mung zu bercksichtigen ist. Kritisch ist bei offenen strke kleiner, sodass die resultierende Schalldmmung
Fugen vielmehr der direkte Schalldurchgang, der die verringert wird. Wird z. B. in einer 9 m2 großen Wand
Schalldmmung erheblich mindern kann. Offene Fugen (d = 240 mm, m00 > 410 kg/m2, R0w,R = 53 dB) ein Schlitz
sind deshalb auf jeden Fall zu vermeiden, so wie dies in von 100 mm Breite und 100 mm Tiefe ber die gesamte
Beiblatt 1 zu DIN 4109 [30] zur Erreichung der in Ta- Hçhe der Wand angebracht, so liegt die Restschalldm-
belle 12 angegebenen Schalldmm-Maße gefordert ist. mung der hinter dem Schlitz verbleibenden Wand bei
Die Wand muss im schalltechnischen Sinne abgedichtet etwa 47 dB und die resultierende Schalldmmung sinkt
werden. Zu beachten ist auch die Vorgabe der Mauer- um 0,5 dB ab. Wrde der Schlitz – entgegen den ein-
werksnorm DIN 1053-1 (November 1996), die in Ziffer schlgigen Regeln – dagegen mit 150 mm Tiefe und
9.2.2 vorschreibt, dass bei nicht knirsch verlegten Stei- 150 mm Breite ausgefhrt, so wrde die resultierende
nen mit Fugendicken > 5 mm die Fugen an der Außen- Schalldmmung der Wand um ca. 2 dB vermindert wer-
seite beim Mauern mit Mçrtel verschlossen werden den. Rechnerisch wre damit die Einhaltung der Schall-
mssen. schutzanforderungen an eine Wohnungstrennwand (erf.
Untersuchungen belegen, dass fr eine ausreichende R0w ‡ 53 dB) nicht mehr gegeben. In Beiblatt 2 zu
schalltechnische Abdichtung von Wnden mit unver- DIN 4109 [11] wird in diesem Zusammenhang darauf
mçrtelten Stoßfugen bereits dnne Putze auf beiden Sei- verwiesen, dass bei der Verlegung von Abwasserleitun-
ten ausreichend sind. In [45] wird anhand von Labor- gen in Wandschlitzen die flchenbezogene Masse der
untersuchungen fr eine KS-Wand (17,5 cm KS-Voll- Restwand zum schutzbedrftigen Raum hin mindestens
steine, 12 DF, unvermçrtelte Stoßfugen mit Nut-Feder- 220 kg/m2 betragen sollte. Bei einer Wohnungstrenn-
System) gezeigt, dass mit beidseitigem Spachtelputz (ca. wand von 240 mm Dicke (Stein-Rohdichte 1,8) entspr-
3 mm dick) die schalltechnische Dichtigkeit hergestellt che dies einer Restwanddicke von ca. 130 mm bzw.
werden kann. Bei dickeren Putzschichten steigt die einer Schlitztiefe von ca. 110 mm.
Schalldmmung dann nur noch entsprechend dem Mas- Bei der Unterputzverlegung von Rohrleitungen besteht
sezuwachs an, ohne dass die Dichtigkeit weiter erhçht das schalltechnische Hauptproblem letztlich aber weni-
wrde. Die ausreichende Abdichtung mit dnnen Putzen ger in der Minderung der Schalldmmung als in der
setzt voraus, dass die Wand im Stoßfugenbereich sorg- verstrkten bertragung von Leitungsgeruschen.
fltig und ohne unnçtige Fugen aufgemauert wurde. Im Ohne vollstndige und sorgfltig ausgefhrte Kçrper-
Zweifelsfall sollte zumindest einseitig auf dickere Putz- schallisolierung in Form von geeigneten Rohrummante-
schichten (ca. 10 mm) zurckgegriffen werden. lungen kann nmlich nicht garantiert werden, dass die
272 D Bauphysik · Brandschutz

Bild 20. Verlegung eines Abwasserrohres im Wandschlitz Bild 21. Verlegung eines Abwasserrohres im Wandschlitz
ohne Kçrperschallisolierung [46] mit Kçrperschallisolierung [46]

von den Rohrleitungen ausgebten Schwingungen nicht besserung der Schalldmmung kann durch die bislang
ber Kçrperschallbrcken auf die Wand bertragen noch nicht bercksichtigte Tr des Elektroverteilers er-
werden. Eine verstrkte bertragung der Installations- wartet werden. Doch ist, je nach ihrer schalltechnischen
gerusche und in der Regel eine berschreitung der fr Ausfhrung, nicht sichergestellt, dass eine ausreichende
Wasserinstallationen zulssigen Schallpegel im schutz- Schalldmmung erreicht wird. In Wohnungstrennwn-
bedrftigen Raum hinter der Wand sind die Folge. den sollte deshalb von derartigen großflchigen Ni-
Bild 20 zeigt ein Gussrohr ohne kçrperschallisolierende schen abgesehen werden.
Ummantelung mit Kçrperschallbrcken zwischen der
Abdeckung des Schlitzes und dem Rohr [46]. Bei einer
blichen Abwassermenge von 2 l/s wird hinter der In- 4.5 Verkleidungen an Massivwnden
stallationswand (m00 = 220 kg/m2) ein Installations- 4.5.1 Das physikalische Verhalten
Schallpegel von etwa 35 db(A) gemessen. Im Falle
von Bild 21 sinkt der Installations-Schallpegel durch Vorsatzschalen bilden zusammen mit dem tragenden
die Ausschaltung der Kçrperschallbrcken auf etwa Bauteil (im Weiteren stellvertretend fr Decken und
21 dB(A) [46]. Wenn eine kçrperschallbrckenfreie Wnde nur als „tragende Wnde“ bezeichnet) ein zwei-
Unterputzmontage der Rohrleitungen nicht absolut si- schaliges System, wie in Abschnitt 3.1.3 beschrieben.
chergestellt werden kann, sollten Installationsleitungen Vorsatzschale und Wand besitzen eine Resonanzfre-
wegen der Gefahr unkontrollierbarer Kçrperschallbr- quenz fr , oberhalb derer eine schalltechnische Verbes-
cken vor der Wand (Vorwand-Installation) angebracht serung DR durch die Vorsatzschale erreicht wird. N-
werden, um die Einhaltung der Anforderungen nicht zu herungsweise gilt:
8
gefhrden. < 0 dB f < fr
DR ¼ 0 bis  10 dB f ¼ fr
:
4.4.3 Zhlerksten in Mauerwerkswnden 40  lg ðf =fr Þ dB f > fr
Fr Zhlerksten in Wnden gelten die bereits dis- Wenn die Wand mindestens 5-mal schwerer als die
kutierten Verhltnisse zusammengesetzter Bauteile un- Vorsatzschale ist, ergibt sich die Resonanzfrequenz n-
terschiedlicher Schalldmmung aufgrund der ver- herungsweise allein aus der flchenbezogenen Masse
gleichsweise großen Einbauflche in besonderem Ma- m00 der Vorsatzschale zu
ße. Im folgenden Beispiel betrgt die Gesamtflche ei- pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fr ¼ 160  s0 =m00 ¼ 500  1=ðm00 dW Þ [Hz]
ner Wohnungstrennwand (Mauerwerk, d = 240 mm,
verputzt, R0w,R = 53 dB) 7,5 m2. Die Nische des Elek- s0 ist die flchenbezogene dynamische Steifigkeit der
troverteilers hat eine Flche von 1 m2 und eine Einbau- Dmmschicht, dW der Abstand in cm der Vorsatzschale
tiefe von 120 mm. Die Schalldmmung der Restwand von der Trgerwand, je nachdem, ob die Vorsatzschale
betrgt damit ca. 45 dB und die resultierende Schall- gegenber der tragenden Wand durch die Dmmschicht
dmmung der gesamten Wand sinkt auf ca. 50 dB. Die oder ein Luftpolster abgefedert wird. Untersuchungen
Anforderungen an eine Wohnungstrennwand (erf. R0w ‡ [47] haben entgegen der bisher verbreiteten Meinung
53 dB) sind damit nicht eingehalten. Eine gewisse Ver- gezeigt, dass die Verbesserung der Schalldmmung
I Schallschutz im Mauerwerksbau 273

durch die Vorsatzschale selbst bei schweren Trger- 4.5.2 Praktische Ausfhrungen
wnden nicht von dieser unabhngig ist. Die erwartete
Die Vorsatzschalen sind an den Trgerwnden mit mçg-
Verbesserung DR vermindert sich unterhalb der Koin-
lichst wenigen starren Verbindungen anzubringen. Dies
zidenzfrequenz der tragenden Wand um einige – Grç-
erfolgt idealerweise, indem die Vorsatzschale freiste-
ßenordnung 5 – dB. Dies bedeutet, dass bei Trgerwn-
hend auf eigenen Stndern vor der Trgerwand auf-
den mit hochliegender Koinzidenzfrequenz mit einer
gebaut wird. Es kçnnen Holz- oder Stahlblechstnder
verringerten Verbesserung durch Vorsatzschalen ge-
(C-Profile) verwendet werden. Der Hohlraum zwischen
genber einer Massivwand mit niedriger Koinzidenz-
Massivwand und Vorsatzschale soll mindestens 50 mm,
frequenz zu rechnen ist.
besser 80 mm tief sein und grçßtenteils mit Faserdmm-
Zur Einzahlwert-Kennzeichnung analog zum Tritt-
stoff mit einem lngenbezogenen Strçmungswiderstand
schall-Verbesserungsmaß DLw wird in der Praxis hufig
von mindestens 5 kNs/m4 versehen sein, ohne jedoch
einfach die Differenz der bewerteten Schalldmm-
dadurch eine flchenhafte, steife Verbindung zwischen
Maße der Massivwand mit und ohne Vorsatzschale als
Vorsatzschale und Massivwand zu verursachen. Die
Luftschallverbesserungsmaß genommen:
Vorsatzschalen kçnnen auch direkt auf gengend weiche
DRw,direkt ¼ Rw,mit  Rw,ohne Vorsatzschale Faserdmmplatten aufgeklebt und diese wiederum
punktfçrmig oder streifenfçrmig an die Massivwand an-
Die Schalldmmung einer Wand mit Vorsatzschale gesetzt werden. „Gengend weich“ bedeutet hier eine
wre dann flchenbezogene dynamische Steifigkeit der Dmmplat-
Rw,mit ¼ Rw,ohne Vorsatzschale þ DRw,direkt te s0 £ 5 MN/m3 bei einer Dicke von mindestens 40 mm.
Als Vorsatzschale sind 12,5 bis 15 mm starke Gipskar-
Hierin kçnnen je nach Frequenzverlauf der Schall- tonplatten oder 10 bis 16 mm starke Spanplatten zu ver-
dmmung der Wand und der Verbesserung durch die wenden. Sind dickere Vorsatzschalen erforderlich, sol-
Vorsatzschale erhebliche Fehler liegen. Die inzwischen len sie aus mehreren dnnen Platten zusammengesetzt
erschienene DIN EN ISO 140-16 [41] beinhaltet ein werden, um Schalldmm-Verluste durch eine ungnstige
verfeinertes Verfahren: man addiert die frequenzabhn- Lage der Koinzidenzfrequenz zu vermeiden. Die Stn-
gige Luftschallminderung DR der Vorsatzschale zum derabstnde sollen mindestens 500 mm betragen, da die
frequenzabhngigen Schalldmm-Maß Rohne der im Vorsatzschalen sonst in zu kleine Plattenfelder unterteilt
speziellen Fall interessierenden Wand frequenzweise, werden, deren Resonanzfrequenzen die Schalldmmung
Rmit ¼ Rohne þ DR merklich verringern. Werden alle genannten Punkte be-
achtet, kann nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] bei Ab-
und bildet erst danach das bewertete Schalldmm-Maß wesenheit von sonstiger Flankenbertragung mit einer
Rw, mit der verbesserten Wand. pauschalen Verbesserung des bewerteten Schalldmm-
Ist eine Massivwand beidseitig mir Vorsatzschalen ver- Maßes Rw einer Massivwand um mindestens 15 dB ge-
kleidet, werden deren Verbesserungsmaße nicht ad- rechnet werden. In der Realitt treten allerdings flankie-
diert, sondern zum Verbesserungsmaß der „besseren“ rende Schallbertragungen um die zu verbessernde
Vorsatzschale nur das halbe Verbesserungsmaß der Wand herum umso strker in den Vordergrund, je
„schlechteren“ Schale hinzugezhlt [22]: hçher die Schalldmmung dieser Wand ist. Wird eine
300 kg/m2 schwere Trennwand mit einer fehlerfreien
DRw, ges = DRw, grçßer von beiden + DRw, kleiner von beiden /2 [dB] Vorsatzschale verkleidet, kann sich daher die Verbes-
Bei beidseitig schalltechnisch ungnstiger Verkleidung serung der Schalldmmung zwischen den angrenzenden
einer Wand kann allerdings auch eine Verschlechterung Rumen auf 3 bis 4 dB reduzieren.
der Schalldmmung auftreten (vgl. Bild 16)! Muss eine Vorsatzschale an der Massivwand befestigt
Es wird weiterhin angenommen, dass die Verbesserun- werden, gelten folgende Grundstze:
gen der Schalldmmung einer Trennwand DRw und ei- – mçglichst weiche, elastische Befestigungen
ner flankierenden Wand i durch dieselbe Vorsatzschale (federnde Befestigungselemente, Federschienen),
gleichgroß sind: – mçglichst wenige Befestigungsstellen,
– punktfçrmige statt linienfçrmige Befestigungen
DRi,w ¼ DRw (z. B. durch gekreuzt angeordnete Befestigungs-
Befinden sich Vorsatzschalen auf einer flankierenden latten, die nur an den Kreuzungspunkten verbunden
Wand sowohl im Sende- als auch im Empfangsraum, sind).
wird wiederum zum Verbesserungsmaß der besseren Zu steif oder zu leicht ausgefhrte Vorsatzschalen kçn-
Vorsatzschale nur die Hlfte des Verbesserungsmaßes nen wegen der zu hohen Lage ihrer Resonanzfrequenz
der schlechteren Wand addiert, um die resultierende die Schalldmmung bzw. Schalllngsdmmung der tra-
Verbesserung beider Schalen zu erhalten: genden Wand auch erheblich verschlechtern. Besonders
DRij,w ¼ DRi,w þ DRj,w =2 [dB] krass fllt die Verschlechterung aus, wenn solche Vor-
satzschalen spiegelbildlich in zwei benachbarten Ru-
Hierbei ist angenommen, dass die Vorsatzschale vor der men angeordnet sind, z. B. auf beiden Seiten der Trenn-
Wand i die bessere von beiden ist. wand oder als innere (wrmedmmende) Verkleidung
274 D Bauphysik · Brandschutz

Bild 22. Verschlechterung der Schalldmmung einer Wand durch zu harte Vorsatzschalen [48].
Kurve a: ohne Dmmplatten, R0w = 53 dB; Kurve b: mit Dmmplatten, R0w = 42 dB

auf einer gemeinsamen Außenwand. Der Verlust an wand verklebt (ca 50 % Klebflchenanteil), Dbel nur
Schalldmmung kann im Bereich der Resonanz 20 dB bei schlecht haftendem Untergrund angewandt. Als
und mehr betragen, beim bewerteten Schalldmm-Maß Dmmschicht werden z. B. elastifizierte Polystyrol-
10 dB. Ein Beispiel aus [48] ist in Bild 22 dargestellt. Hartschaumplatten (EPS-E) oder Mineralfaserplatten
Es ist dringend zu beachten, dass die Verbesserung der eingesetzt.
Schalldmmung durch Vorsatzschalen bei leichten, bie-
geweichen Trgerwnden nicht in dem Maße eintritt
wie bei massiven Trgerwnden. Die Effekte sind leider
nicht auf einfache Weise beschreibbar. Es ist zu raten,
sich vor der Anwendung solcher Kombinationen durch
eine Schalldmmungsmessung ein Bild von den Aus-
wirkungen zu verschaffen.

4.5.3 Wrmedmm-Verbundsysteme
4.5.3.1 Aufbau und Einflussgrçßen
Wrmedmm-Verbundsysteme (WDVS) werden in der
Regel auf massive Außenwnde außen angebracht, um
deren Wrmedmmung zu erhçhen. Der Aufbau ist in
Bild 23 dargestellt. Da bei Wnden mit Wnden mit
WDVS hufig das Mauerwerk die statischen Aufgaben
Bild 23. Aufbau von Wrmedmm-Verbundsystemen
und das WDVS den Wrmeschutz bernimmt, sind hier
(Dbel nur im Bedarfsfall)
eher schwerere Mauerwerke anzutreffen. Nach den Zu-
lassungsrichtlinien des Deutschen Instituts fr Bautech-
nik in Berlin werden daher WDVS zunchst grundstz-
lich auf Mauerwerken aus ungelochten Steinen mit ei-
ner flchenbezogenen Masse von ca 300 kg/m2 geprft,
wobei die Ergebnisse auch auf andere Trgerwnde mit
bis zu  50 kg/m2 abweichenden flchenbezogenen
Massen direkt bertragen werden drfen. Trgerwnde
mit schalltechnisch ungnstiger Lochung mssen we-
gen ihrer Besonderheit allerdings extra untersucht wer- Bild 24. Schwingungsmodell fr Trgerwand mit Wrmedmm-
den. WDVS werden berwiegend direkt mit der Trger- Verbundsystem
I Schallschutz im Mauerwerksbau 275

Eine Massivwand mit einem Wrmedmm-Verbund-


system stellt eine Doppelwand mit einer Resonanzfre-
quenz dar (siehe Bild 24). Unterhalb der Resonanzfre-
quenz verhalten sich Wand und WDVS wie eine ein-
zige, einschalige Wand. Die Schalldmmung entspricht
hier im Wesentlichen der der tragenden Massivwand.
Bei der Resonanz gibt es eine Verringerung der Schall-
dmmung der tragenden Wand, Grçßenordnung 10 dB.
Oberhalb der Resonanz wirkt das WDVS als verbes-
sernde Vorsatzschale.
Die Lage der Resonanzfrequenz wird durch die flchen-
bezogene dynamische Steifigkeit der Dmmschicht und
die flchenbezogene Masse des Außenputzes bestimmt:
je steifer die Dmmschicht und je leichter der Putz,
umso hçher die Resonanzfrequenz. Ein und dasselbe
Material vorausgesetzt, ist eine Dmmschicht umso
weicher, je dicker sie ist. Aus dem Diagramm in Bild 25
kann die Resonanzfrequenz f0 des WDVS abgelesen
werden. Dbel verringern die mçgliche Schalldm-
mung der Wand mit WDVS, da sie Schallbrcken dar-
stellen.

4.5.3.2 Schalltechnische Bewertung


Eine genormte, einheitliche Kennzeichnung der Schall- Bild 25. Resonanzfrequenz eines Wrmedmm-Verbund-
dmm-Verbesserung durch WDVS erfolgt nach [41]. systems in Abhngigkeit von der flchenbezogenen Masse m00
Wnde mit WDVS dienen in schalltechnischer Hinsicht des Außenputzes und der flchenbezogenen dynamischen
hauptschlich dem Schutz gegenber Verkehrslrm. Es Steifigkeit der Dmmschicht
kommen folgende Kennzeichnungen in Betracht [41,
49, 50]:
a) Vernderung des bewerteten Schalldmm-Maßes der
Trgerwand durch das WDVS:
DRw,direkt ¼ Rw,mit WDVS  Rw,ohne WDVS
b) A-Schallpegelnderung durch das WDVS bei Ver-
kehrsgeruschen:
DðRw þ Ctr Þdirekt ¼
ðRw þ Ctr Þmit WDVS  ðRw þ Ctr Þohne WDVS
c) Am besten: DRw oder DðRw þ CÞ bzw. DðRw þ Ctr Þ
nach [41].
Hierbei ist Ctr der Spektrumanpassungswert fr Ver-
kehrsgerusche nach DIN EN ISO 717-1 [6]. Fr den
Schallschutznachweis nach DIN 4109 werden die Spek-
trumanpassungswerte nicht bercksichtigt. Soll die sub-
jektiv empfundene Wirkung gegenber Verkehrslrm Bild 26. Verbesserung einer Massivwand durch Wrme-
dargestellt werden, ist die Verwendung von Ctr zutref- dmm-Verbundsysteme in Abhngigkeit von der errechneten
fender. Resonanzfrequenz des Systems (mittlere Werte aus einer
Messreihe)
4.5.3.3 Schalltechnische Bemessung von WDVS
Fr ein geplantes WDVS kann die Resonanzfrequenz dmmung einer Massivwand mit WDVS ergibt sich
aus Bild 25 abgelesen werden. Bild 26 zeigt die mittlere aus der Schalldmmung der Trgerwand und der Ver-
Verbesserung des Schalldmm-Maßes einer Trger- nderung durch das WDVS folgendermaßen:
wand von 350 kg/m2 durch ein WDVS in Abhngigkeit
Rw,RðresultierendÞ ¼ Rw,RðTrägerwand alleinÞ þ DRw,RðWDVSÞþK
von der Resonanzfrequenz. Die Kurven basieren auf
Messungen an zahlreichen Systemen mit EPS- K stellt eine Korrektur zur Bercksichtigung der Befes-
E-Dmmschichten [49, 50]. Die resultierende Schall- tigungsart des Dmmstoffes an der Massivwand dar:
276 D Bauphysik · Brandschutz

0 dB bei Befestigung durch Klebung geht hervor, dass mehr als bei der gleichschweren ein-

2 dB bei Befestigung durch Dübel schaligen Wohnungstrennwand nicht erwartet werden
darf. Teilweise wurden sogar geringere Schalldmm-
Die Standardabweichung ausgefhrter Systeme betrgt
Maße als bei der gleichschweren einschaligen Wand
etwa 2 dB. Es ist zu bercksichtigen, dass Außenwnde
gemessen. Grundstzlich bleibt es bei der bekannten
mit WDVS i. Allg. so hohe Schalldmm-Maße errei-
Vorgabe, dass im Massivbau ein hoher Schallschutz
chen, dass die Schalldmmung praktisch durch die vor-
nur bei konsequenter Unterdrckung der flankierenden
handenen Fenster begrenzt wird. Wenn die Stoßstellen-
bertragung erreicht werden kann. Dafr sind fr hohe
dmmung der Außenwand im Trennwandbereich hoch
Schalldmmungen, wie sie bei guten zweischaligen
ist (das wre z. B. bei einer Reihenhaustrennwand mit
Konstruktionen erwartet werden, funktionierende
Trennfuge der Fall), sollte das WDVS im Stoßstellen-
Trennfugen unerlsslich. Die gemauerte zweischalige
bereich getrennt werden, um eine schdliche berbr-
Wohnungstrennwand kann mit durchlaufenden Bautei-
ckung der Stoßstelle zu vermeiden.
len deshalb nicht als zufriedenstellende Maßnahme be-
trachtet werden.
4.6 Zweischalige massive Wnde mit
durchlaufenden Decken und Wnden
4.7 Zweischalige gemauerte Haustrennwnde
Von zweischaligen Wnden wird erwartet, dass sie ge-
genber der gleichschweren einschaligen Wand eine 4.7.1 Anwendungsbereich
deutliche Verbesserung der Schalldmmung erbringen
Zweischalige gemauerte Wnde werden im Wesentli-
(siehe Abschnitt 3.1.3). Zur Erhçhung des Schallschut-
chen als Haustrennwnde bei Doppel- oder Reihenhu-
zes zwischen schutzbedrftigen Rumen oder zur siche-
sern verwendet. Sie kommen aber auch bei der Abtren-
ren Einhaltung der Anforderungen wird deshalb gele-
nung besonders lrmintensiver Bereiche (z. B. doppelter
gentlich versucht, auch Wohnungstrennwnde zwei-
Aufzugsschacht neben Wohn- oder Schlafrumen) und
schalig mit Mauerwerkswnden auszufhren. Die Er-
gelegentlich bei Treppenhauswnden zum Einsatz. An-
fahrungen mit solchen Lçsungen sind aber in der
fngliche Schwierigkeiten beim Schallschutz mit zwei-
Regel nicht sonderlich ermutigend. Unbestritten ist,
schaligen Haustrennwnden resultierten vor allem in
dass die gleichschwere zweischalige Wand bei richtiger
der ungeeigneten Ausfhrung der Trennfuge: Schalen-
Dimensionierung der Schalen und des Hohlraumes eine
abstand lediglich 15 bis 20 mm und zu harte Dmm-
starke Erhçhung der Direktdmmung bewirkt. Die Vor-
platten in der Trennfuge, z. B. bituminierte Holzweich-
gaben fr zweischalige Haustrennwnde (siehe Ab-
faserplatten. Nachdem die wesentlichen Ausfhrungs-
schnitt 4.7.3) kçnnen sinngemß angewendet werden.
details in Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] vorgegeben wur-
Vergessen wird aber bei der vorliegenden Lçsung, dass
den, sind die grundstzlichen Probleme fr die
die flankierenden Bauteile (Decken, Bçden, Wnde)
praktische Anwendung geklrt. Wenn es dennoch im-
durchlaufen und damit starke Kçrperschallbrcken dar-
mer wieder zu Schadensfllen kommt, dann sind meis-
stellen, die bei der „echten“ Doppelwand ausdrcklich
tens Ausfhrungsfehler in Form von Schallbrcken
vermieden werden (siehe Bild 27). Die flankierende
zwischen den einzelnen Schalen dafr verantwortlich.
bertragung der durchlaufenden Bauteile begrenzt des-
Die Gestaltung der Trennfuge ist nach wie vor als
halb die erreichbare Wirkung. Aus Untersuchungen
Hauptproblem erkennbar.
Die fr Reihen- und Doppelhuser geltenden (Mindest)-
Anforderungen an den Luftschallschutz (erf. R0w ‡
57 dB) sind zwar prinzipiell auch mit einschaligem
Mauerwerk (m00 ‡ 580 kg/m2) erreichbar, doch muss
mit Problemen beim Trittschall gerechnet werden, ins-
besondere bei leichten, an der Trennwand befestigten
Treppen. Der erhçhte Schallschutz nach Beiblatt 2 zu
DIN 4109 [11] (erf. R0w ‡ 67 dB) kann hingegen nur mit
zweischaligen Haustrennwnden erreicht werden. Hier
sind sie unverzichtbar. Mngelfreie Ausfhrung voraus-
gesetzt ist der erhçhte Schallschutz mit zweischaligem
Mauerwerk gut realisierbar.
Nach heutiger Auffassung wird bei Reihen- und Dop-
pelhusern der nach den Mindestanforderungen aus-
gelegte Schallschutz von den Bewohnern weitgehend
als unzureichend empfunden, sodass die zweischalige
Haustrennwand bei Reihen- und Doppelhusern als
Standardkonstruktion bezeichnet werden kann. Sie gilt
Bild 27. bertragungswege bei zweischaligen Trennwnden fr diesen Anwendungsbereich heutzutage als aner-
mit durchlaufenden Bauteilen kannte Regel der Technik.
I Schallschutz im Mauerwerksbau 277

4.7.2 Konstruktive Auslegung gefhrt werden. Man vermeidet damit das Zusammen-
fallen von Wandresonanzen oder der Koinzidenzgrenz-
Aus den in Abschnitt 3.1.3.1 dargestellten Grundlagen
frequenzen (siehe Abschnitt 3.1.2.1)
ist auch fr zweischalige Haustrennwnde ableitbar,
dass die Resonanzfrequenz der zweischaligen Anord-
4.7.3 Behandlung in der DIN 4109
nung mçglichst tief liegen sollte, damit ein mçglichst
großer Teil des bauakustischen Frequenzbereiches von Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] enthlt detaillierte Vor-
der Verbesserung der zweischaligen Konstruktion ge- gaben fr die Ausfhrung massiver zweischaliger Haus-
genber einer gleichschweren einschaligen Wand pro- trennwnde, mit denen eine fehlerfreie Ausfhrung und
fitiert (siehe Bild 14 in Abschnitt 3.1.3.1). Wie der dort die Einhaltung der Anforderungen gewhrleistet wer-
dargestellte Zusammenhang erkennen lsst, scheint dies den soll. Im Einzelnen wird Folgendes vorausgesetzt:
gleichermaßen durch Vergrçßerung der flchenbezoge- • Die flchenbezogene Masse der Einzelschale mit ei-
nen Massen der Wandschalen oder durch Vergrçßerung nem etwaigen Putz muss mindestens 150 kg/m2 be-
des Schalenabstandes mçglich zu sein. Anstatt aber (bei tragen.
vorgegebener Gesamtdicke der Wand) die Schalen zu • Die Trennfuge muss mindestens 30 mm dick sein.
Lasten des Schalenabstandes dicker (und damit schwe- • Falls die Trennfuge dicker als 50 mm ausgefhrt
rer) zu machen, empfiehlt sich ein grçßerer Schalen- wird, darf die flchenbezogene Masse der Einzel-
abstand mit leichteren Schalen. Der grçßere Schalen- schale bis auf 100 kg/m2 abgesenkt werden.
abstand sichert insbesondere die kçrperschallbrcken- • Der Fugenhohlraum ist mit dicht gestoßenen und
freie Ausbildung des Hohlraumes. Vorteilhaft sind Ab- vollflchig verlegten mineralischen Faserdmmplat-
stnde von mindestens 40 mm. ten nach DIN 18165 Teil 2, Typ T (Trittschalldmm-
Die Lage der Resonanzfrequenz liefert noch keine Aus- platten) auszufllen.
sage ber das erreichbare Schalldmm-Maß. Dies kann • Bei einer flchenbezogenen Masse der Einzelschale
mit einer von Gçsele [51] abgeleiteten Formel in Ab- von mindestens 200 kg/m2 und einer Trennfugendi-
hngigkeit von der flchenbezogenen Mass der gesam- cke von mindestens 30 mm darf auf das Einlegen von
ten Wand sowie der Fugenbreite abgeschtzt werden: Dmmschichten verzichtet werden. Der Fugenhohl-
m00 dL raum ist dann mit Lehren herzustellen, die nachtrg-
Rw0 ¼ 50 lg þ 20 lg þ 56 [dB] lich entfernt werden mssen.
m000 d0 Das bewertete Schalldmm-Maß R0w,R einer massiven
Darin bedeuten: zweischaligen Haustrennwand kann nach Beiblatt 1 zu
m00 flchenbezogene Masse der Gesamtwand [kg/m2] DIN 4109 dadurch bestimmt werden, dass zuerst nach
m000 Bezugswert 300 kg/m2 Tabelle 12 das Schalldmm-Maß der gleichschweren
dL Schalenabstand [mm] einschaligen Wand (Summe beider Schalen und Be-
d0 Bezugswert 10 mm rcksichtigung von Putzschichten) ermittelt wird und
zu diesem Wert 12 dB aufgeschlagen werden. So
Bei dieser Formel ist zu bercksichtigen, dass die da-
kann nach dieser Verfahrensweise z. B. fr eine zwei-
nach berechneten Schalldmm-Maße die im Idealfall
schalige Mauerwerkswand (Einzelschale 175 mm dick,
mçglichen Werte wiedergeben, wenn Schallbrcken
Steinrohdichte 2,0 kg/dm3, Normalmçrtel, beidseitig
zwischen den Schalen vçllig vernachlssigt werden.
Putz, m00 beider Schalen gemeinsam 686 kg/m2) ein
Fr die praktische Dimensionierung sollte sie deshalb
R0w,R = (59 + 12) dB = 71 dB ermittelt werden. Der
nicht herangezogen werden. Variiert man bei dieser
erhçhte Schallschutz nach Tabelle 4 wird damit erfllt.
Formel die Fugenbreite bei gleichbleibender Wandroh-
Die nach der in Beiblatt 1 zu DIN 4109 vorgesehenen
dichte, so erkennt man, dass der Einfluss des zunehmen-
Methode ermittelten Schalldmm-Maße setzen eine
den Schalenabstandes den Einfluss der abnehmenden
sorgfltige Ausbildung der Trennfuge voraus. Ist dies
Wandmasse bis zu einer bestimmten Fugenbreite ber-
der Fall, werden in der Praxis allerdings oft deutlich
wiegt. Es empfiehlt sich also, bei gleicher Gesamtdicke
hçhere Werte erreicht, da den rechnerisch ermittelten
der zweischaligen Konstruktion die Fuge breiter und die
Werten ein starker Sicherheitsspielraum eingerumt
Wandschalen dnner zu machen. Bereits ab Mitte der
wurde.
1980ger-Jahre wurde deshalb in verschiedenen Ver-
Whrend nach DIN 4109 die Behandlung der zweischa-
çffentlichungen [52–54] vorgeschlagen, fr die Dicke
ligen Haustrennwand auf einfache Art und Weise gere-
der Einzelschalen an die Grenzen der DIN 1053 zu
gelt wurde, ist dafr in den europischen Berechnungs-
gehen und zweischalige Haustrennwnde aus 115 mm
verfahren des baulichen Schallschutzes [22] noch kein
starkem Mauerwerk mit einer 70 mm dicken Fuge aus-
Verfahren verfgbar. In aktuellen Untersuchungen wird
zufhren. Vorteil ist bei gleichzeitigem Wohnraumge-
an einem geeigneten Ansatz gearbeitet.
winn die Minderung der Schallbrckengefahr im Fu-
genhohlraum.
4.7.4 Fehlervermeidung
Obwohl in der Baupraxis kaum angewendet, kann es
schalltechnisch von Vorteil sein, wenn beide Schalen In der Baupraxis mindern Kçrperschallbrcken die ma-
nicht gleichartig sondern bezglich der Schalendicken ximal erreichbare Schalldmmung der zweischaligen
oder der flchenbezogenen Massen unterschiedlich aus- Haustrennwand, sodass oftmals nicht mehr als bei einer
278 D Bauphysik · Brandschutz

gleichschweren einschaligen Wand, im schlimmsten


Fall sogar nicht mehr als bei einer Wandschale alleine
erreicht wird. Generell geht es dabei um die schalltech-
nische Funktionsfhigkeit der Trennfuge, die keinerlei
Kçrperschallbrcken erlaubt. Die Trennfuge muss von
Oberkante Fundament bis zum Dach durchgehend
durchgefhrt werden. Auf eine ggf. notwendige Tren-
nung im Fundamentbereich wird in Abschnitt 4.7.5 ein-
gegangen. Gestaltungshinweise fr den Dachbereich
finden sich z. B. in [52]. Auch beim nachtrglichen
Dachgeschossausbau sind diese Vorgaben zu berck-
sichtigen. Durchgehende Decken und Bçden verbieten
sich von selbst (siehe hierzu Abschnitt 4.6). So wre fr
eine zweischalige Wand bei einer flchenbezogenen
Masse von 200 kg/m2 pro Wandschale nach Beiblatt 1
zu DIN 4109 R0w,R = (53 + 12) dB = 65 dB zu erwarten
gewesen. Gemessen wurden wegen der durchlaufenden
Decken aber nur 57 dB. Rohrleitungen drfen ebenfalls
nicht durchgefhrt werden. Zu vermeiden ist aber auch
eine berbrckung der Trennfuge durch Putzschichten
auf den Außenwnden. Wrmedmmverbundsysteme
sollten ebenfalls im Bereich der Trennfuge unterbro-
chen werden. Geeignete Fugenabdichtungen an der Ge-
budeaussenseite sind vorzusehen. Dmmplatten im Bild 28. Gemeinsames Fundament bei einer zweischaligen
Fugenhohlraum vermeiden bei vollflchiger Verlegung Haustrennwand
Kçrperschallbrcken durch Mçrtelreste, Bauschutt und
dergleichen. Sie drfen allerdings nicht zu steif sein. In
Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] werden deshalb Mineral- ke Kçrperschallbrcke in Form des gemeinsamen Fun-
faser-Trittschalldmmplatten nach DIN 18165 Teil 2 daments voll zum Tragen kommt. Dies gilt in gleicher
(Anwendungstyp T) vorgeschrieben. Frher hufig ver- Weise auch fr solche Doppel- und Reihenhuser, bei
wendete bituminierte Weichfaserdmmplatten sind zu denen aus Kostengrnden auf die Unterkellerung ver-
steif. Grçßere Fugendicken als die in Beiblatt 1 zu zichtet wurde. Eine Abschtzung der hier vorliegenden
DIN 4109 mindestens vorgeschriebenen 30 mm sind Kçrperschallbertragung zeigt, dass diese nun gegen-
nicht nur vom schalltechnischen Verhalten her, sondern ber der Direktbertragung dominiert. Die Werte aus
auch zur Vermeidung von Kçrperschallbrcken vorteil- Beiblatt 1 zu DIN 4109 kçnnen damit nicht mehr er-
haft. Selbst bei grçßeren Fugen sollte deshalb nicht auf reicht werden. Da die eintretende Minderung der
das Einlegen von Mineralfaserdmmplatten verzichtet Schalldmmung von der konkreten Gestaltung des Fun-
werden, obwohl dies nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 in damentbereichs abhngt, kçnnen allgemeingltige Aus-
bestimmten Fllen (siehe Abschnitt 4.7.3) zulssig ist. sagen zur erreichbaren Schalldmmung bislang noch
nicht gettigt werden. Erfahrungsgemß muss jedoch
mit einer Minderung von mindestens 5 dB gerechnet
4.7.5 Fundamentausbildung
werden. Der Mindestschallschutz nach DIN 4109
Bei den nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] berechneten (erf. R0w ‡ 57 dB) kann dann mit einer ausreichend di-
Schalldmm-Maßen einer zweischaligen Haustrenn- mensionierten zweischaligen Wand noch erreicht wer-
wand wird davon ausgegangen, dass die Trennfuge un- den, der erhçhte Schallschutz (erf. R0w ‡ 67 dB) ist da-
terhalb der schutzbedrftigen Rume im Erdgeschoss gegen nicht mehr zu realisieren. Sollte dieser zugesagt
noch bis zum gemeinsamen Fundament im Keller- sein, muss nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse
geschoss durchgefhrt wird. Bild 28 zeigt, dass fr auch die Trennung im Fundamentbereich vollzogen
den ber die Wandschalen und das Fundament gehen- werden. Sollten es die aktuellen Verhltnisse erlauben,
den bertragungsweg fr die Rume im Erdgeschoss kann durch geeignete Grundrissanordnung auch dafr
zustzlich zur Stoßstellendmmung am Fundament gesorgt werden, dass schutzbedrftige Rume nicht un-
noch zweimal die Stoßstellendmmung zwischen mittelbar an die Haustrennwand angrenzen.
Wandschale und Boden zu bercksichtigen ist. Die
Flankenschalldmmung dieses bertragungsweges
4.8 Installationswnde
wird dadurch gegenber dem direkten bertragungs-
weg unmittelbar ber den Hohlraum so hoch, dass sie Anforderungen an Wnde mit Wasserinstallationen
in der Gesamtbilanz nicht bercksichtigt werden muss. sind in der DIN 4109 [5] nicht direkt formuliert. Viel-
Fr die im Kellergeschoss liegenden Rume dagegen mehr drfen in schutzbedrftigen Rumen die Geru-
entfallen diese zustzlichen Stoßstellen, sodass die star- sche der Wasserinstallation einen hçchstzulssigen In-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 279

stallationspegel LIn von 30 dB(A) nicht berschreiten ponenten von der Wand kçrperschallentkoppelt werden
(siehe Abschnitt 2.2.2). Die Einhaltung dieser Anforde- und die Wand mit einer mçglichst hohen flchenbezo-
rung hngt von der vorhandenen Gesamtsituation ab. genen Masse der Anregung einen großen Widerstand
Hierzu gehçren: entgegensetzt. Eine wirkungsvolle Kçrperschallent-
– die schalltechnischen Eigenschaften der verwen- kopplung kann am ehesten bei der Vorwandinstallation
deten Installationen, erreicht werden. Die Einmauerung der Installations-
– die Montagebedingungen der Installationen komponenten ist dabei wegen unkontrollierter Kçrper-
(Ankoppelung an den Baukçrper), schallbrcken aus schalltechnischer Sicht abzulehnen.
– die schalltechnischen Eigenschaften der Installa- Schalltechnisch sinnvoll dagegen ist die in Trockenbau-
tionswnde, weise ausgefhrte Vorwandinstallation. Zur Kçrper-
– die Kçrperschallbertragung ber flankierende schallentkopplung der Installationskomponenten selbst
Bauteile, stehen mit elastischen Rohrschellen und kçrperschall-
– die Grundrisssituation. isolierenden Rohrummantelungen, mit sog. Schall-
Die Installationswand kann deshalb hinsichtlich der An- schutzsets fr Bade- und Duschwannen sowie Wasch-
forderungen nicht isoliert betrachtet werden. Aus tischen und mit kompletten Sanitrbausteinen inzwi-
schalltechnischer Sicht geht es bei der Installations- schen zahlreiche geeignete Produkte zur Verfgung.
wand darum, dass sie von den Komponenten der Was- Sie sollten insbesondere dann zum Einsatz kommen,
serinstallation (Armaturen, Rohrleitungen der Trink- wenn erhçhte Anforderungen an den Schallschutz ge-
wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Sanitr- stellt werden.
objekten wie Dusch- oder Badewannen, Waschtische, Eine mçglichst geringe Anregung der Installationswand
Splksten etc.) mçglichst wenig nur angeregt wird und kann auch dadurch erzielt werden, dass die Wand mit
dass mçglichst wenig Schallenergie von der Installati- einer mçglichst hohen flchenbezogenen Masse der An-
onswand auf benachbarte Bauteile weitergeleitet wird. regung einen großen Widerstand entgegensetzt. Die
Die erste Vorgabe betrifft im wesentlichen die Schall- DIN 4109 fordert in diesem Zusammenhang, dass ein-
bertragung in direkt hinter der Installationswand lie- schalige Wnde, an oder in denen Armaturen oder Was-
gende Rume. Diese sind nach Bild 29 in der Regel serinstallationen befestigt werden, eine flchenbezoge-
allerdings Rume des eigenen Wohnbereichs, sodass ne Masse von mindestens 220 kg/m2 haben mssen. Fr
dafr die Anforderungen der DIN 4109 nicht gelten. Wnde, die eine geringere flchenbezogene Masse ha-
Der diagonal unter der Installationswand liegende ben, muss durch eine Eignungsprfung nachgewiesen
Raum ist dann der schalltechnisch nchste schutz- werden, dass sie sich hinsichtlich der bertragung von
bedrftige Raum im fremden Wohnbereich. Fr solche Installationsgeruschen nicht ungnstiger verhalten.
Rume ist die zweite Vorgabe entscheidend, da sie nicht Die in diesem Fall geforderte Eignungsprfung wird,
vom direkt abgestrahlten Schall der Installationswand, von wenigen Ausnahmen abgesehen, jedoch so gut
sondern nur ber flankierende Bauteile erreicht werden wie nie erbracht. Die in DIN 4109 genannte Vorgehens-
kçnnen. Installationsgerusche in fremden schutz- weise fr diese Eignungsprfung ist allerdinges fr die
bedrftigen Rumen sind deshalb in erster Linie ein praktische Anwendung nur eingeschrnkt tauglich, da
Kçrperschallproblem. Erfahrungsgemß kann unter lediglich die von Armaturen verursachten Gerusche
Massivbaubedingungen davon ausgegangen werden, bercksichtigt werden, die heutzutage bei fachgerechter
dass die Installationsgerusche im diagonal unter der Installation die geringsten Stçrungen im Installations-
Installationswand liegenden Raum etwa 5 dB(A) leiser bereich verursachen. Musterinstallationen, die fr kom-
als im direkt dahinter liegenden Raum sind. plette Sanitrinstallationen in Kombination mit einer
Eine mçglichst geringe Anregung der Installationswand bestimmten Installationswand im Installationsprfstand
kann dadurch erzielt werden, dass die Installationskom- geprft werden [55], erlauben dagegen detaillierte Aus-
sagen zum schalltechnischen Verhalten der Gesamt-
installation sowie Aussagen zur Einhaltung der Anfor-
derungen. Derartige Untersuchungen belegen, dass
Mauerwerkswnde in Verbindung mit schalltechnisch
gnstigen Installationen auch mit weniger als 220 kg/m2
in der Lage sein kçnnen, die Anforderungen der DIN
4109 einzuhalten. Dies sollte allerdings stets durch aus-
sagekrftige Prfungen nachgewiesen werden.
Fr die bertragung des von Sanitrinstallationen ver-
ursachten Kçrperschalls in den diagonal nach unten ge-
legenen Raum spielt im Gegensatz zur Direktbertra-
gung in den hinter der Installationswand liegenden
Raum die flchenbezogene Masse der Installations-
wand eine zweitrangige Rolle. Es kann nmlich anhand
Bild 29. bertragung von Installationsgeruschen der in [22] und [23] verfgbaren Berechnungsmethoden
in benachbarte Rume gezeigt werden, dass sich bei Verringerung der flchen-
280 D Bauphysik · Brandschutz

bezogenen Masse die Kçrperschallbertragung zum Tabelle 13. Einflsse auf die Schalldmmung von Lochstein-
Boden aufgrund der anwachsenden Stoßstellendm- wnden; DRmax gibt an, bis zu welcher Hçhe das bewertete
mung zwischen Installationswand und Boden verringert Schalldmm-Maß Rw des Mauerwerks durch den jeweiligen
und damit der strkeren Anregbarkeit der Wand ent- Einfluss verndert werden kann
gegen wirkt. Die in DIN 4109 geforderte flchenbezo-
Einflussgrçße DRmax in dB
gene Masse von mindestens 220 kg/m2 ist fr diese
Grundrisssituation deshalb nicht begrndbar. Es zeigt Lochbild 10 bis 15 dB
sich vielmehr, dass fr die Unterdrckung der von der
Installationswand ausgehenden Kçrperschallbertra- Mçrtelart ca. 5 dB
gung eine mçglichst hohe Stoßstellendmmung gefor- Breite der Lagerfugen ca. 5 dB
dert werden sollte. Im heutigen Baugeschehen wird dies
bereits von Gipskartonstnderwnden realisiert, die Putzstrke 5 bis 10 dB
deshalb als Installationswnde ausgesprochen gute Ei- Steinformat ca. 5 dB
genschaften aufweisen. Fr Installationswnde aus
Mauerwerk kçnnte eine entsprechende Entkopplung
durch rundumlaufende Dmmstreifen realisiert werden.
Darber hinausgehende Untersuchungen zur Erhçhung technischer Hinsicht ungnstiger Lochung verwendet
der Stoßstellendmmung gemauerter Installationswn- werden.“ Dahinter steckt Folgendes: Jedes plattenfçr-
de sind derzeit im Gange. mige Bauteil fhrt bei Luftschall-Anregung zunchst
Biegewellen aus und strahlt diese auch ab. Die meisten
Berechnungsformeln fr die Schalldmmung von Bau-
4.9 Lochsteine teilen beruhen auf der Annahme, dass ausschließlich
Biegewellen vorliegen. Mit hçher werdender Frequenz
4.9.1 Das physikalische Verhalten
treten jedoch viele weitere Schwingungs- oder Wellen-
Lochsteine wurden entwickelt, um Mauerwerken eine typen auf: Unter anderem Dickenschwingungen der
besonders hohe Wrmedmmung zu verleihen. Mauer- Wand, aber auch Resonanzschwingungen der einzelnen
werke aus Lochsteinen weisen jedoch gegenber Steine (siehe Bild 31). Solche Wellentypen treten im
gleichschweren ungelochten Mauerwerken hufiger Prinzip bei gelochten und ungelochten Mauerwerken
eine geringere Schalldmmung (siehe Bild 30 und auf, bei Letzteren jedoch in der Regel bei uninteressant
[36, 56, 57]) bzw. Schalllngsdmmung auf. Der Man- hohen Frequenzen. Eine Abschtzung, von welchen
gel kann 15 dB und mehr betragen. Im Beiblatt 1 zu Frequenzen f ab nach oben zustzliche Schwingungs-
DIN 4109 – der Anleitung fr den offiziellen Schall- formen zu erwarten sind, liefert die Beziehung
sffiffiffi
schutznachweis – heißt es hierzu: „Die Werte der Ta- 1 E
belle 13 (Schalldmm-Maß in Abhngigkeit von der f¼
flchenbezogenen Masse. Anm. d. Verf.) gelten nicht, 2d r
wenn einschalige flankierende Außenwnde in Steinen d ist die Wanddicke, E der Elastizittsmodul des Wand-
mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 und in schallschutz- materials, r dessen Dichte. Bei Lochsteinen sind E und
r entsprechende Mittelwerte ber das gesamte Mauer-
werksvolumen. Es ist zu beachten, dass fr das schall-
dmmschdliche Einsetzen zustzlicher Wellentypen
das Verhltnis Steife zu Dichte und nicht die Steifigkeit
allein maßgeblich ist. Lochbilder, bei denen die Steifig-
keit des Steins strker abnimmt als die Dichte, sind
besonders ungnstig. Fr jedes Mauerwerk gibt es
eine Mindestdicke, oberhalb der schalldmmmindernde
Wellentypen auftreten. Diese Wellentypen beeinflussen

Bild 30. Bewertetes Schalldmm-Maß von Wnden aus Hohl- Bild 31. Beispiel fr Einzelsteinschwingungen (die kleinen
ziegeln in Abhngigkeit von der flchenbezogenen Masse [57] Steinflchen entsprechen den Wandoberflchen)
I Schallschutz im Mauerwerksbau 281

alle schalltechnischen Kenngrçßen negativ: die Schall- strukturierte Steine mit wenigen, großen Lçchern und
dmmung R, die Schalllngsdmmung Rij und das Stoß- breiten Stegen sind tendenziell schalltechnisch gns-
stellen-Dmm-Maß kij. tiger als filigrane Lochbilder.
Keineswegs sind die schwereren Steine (Rohdichteklas-
4.9.2 Die wichtigsten Einflsse auf die se > 0,8) immer problemlos. So finden sich Beispiele
Schalldmmung mit Steinrohdichten zwischen 1,0 und 1,6 kg/dm3, de-
Die erreichbare Schalldmmung von Lochstein-Mau-
erwerken wird von den Steinen selbst und von der Art
der Vermauerung gleichermaßen bestimmt. Mngel des
Steins kçnnen zumindest teilweise durch Vermçrtelung
und Putz ausgeglichen werden. Bei der Lngsdmmung
besteht zudem die Mçglichkeit, Verbesserungen ber
die Art der Anschlsse von Lngs- und Querwnden
bzw. Wand und Decke zu erreichen.

4.9.2.1 Steineigenschaften
Eine Steineigenschaft von wesentlichem Einfluss auf
die Schalldmmung ist das Lochbild. Eine Maßzahl
fr die Lochung von Steinen ist der Anteil der Lçcher
an der horizontalen Querschnittsflche eines Steins.
Tendenziell wchst mit zunehmendem Lochflchen-
anteil die Gefahr eines Verlustes an Schalldmmung
(siehe Bild 32). Allerdings muss die Verschlechterung
nicht zwangslufig eintreten. Ebenso wurden mehrere
dB Verlust auch schon bei Steinen mit einen Lochfl-
chenanteil deutlich unter 10 % beobachtet.
Eine andere, wesentliche Einflussgrçße ist die Form
und Anordnung der Lçcher. Gemeinhin gelten Steine
Bild 33. Beispiel fr den Einfluss der Stegform auf die Schall-
mit geradewegs von der Vorder- zur Rckseite durch-
dmmung:
laufenden Stegen als schalltechnisch gnstiger im Ver-
(1) durchgehende Stege, m00 = 290 kg/m2, Rw = 52 dB
gleich zu versetzten Stegen, weil die Steife des Steins
(2) versetzte Stege, m00 = 302 kg/m2, Rw = 43 dB
im Verhltnis zur mittleren Dichte nicht bermßig ver-
(3) idealisierter Frequenzverlauf fr m00 = 300 kg/m2
ringert wird (siehe Bild 33). Allerdings gibt es nicht
wenige Ausnahmen von dieser Regel (siehe Bild 34).
So wurden bei Mauerwerken mit durchgehenden Stegen
4 bis 11 dB zu niedrige Schalldmm-Maße beobachtet,
whrend umgekehrt Steine mit versetzten Stegen in ei-
nigen Fllen nahezu die gleiche Schalldmmung er-
reichten wie gleichschwere homogene Wnde. Grob

Bild 32. Differenz zwischen dem gemessenen und dem nach Bild 34. Einfluss der Stegform auf die Schalldmmung:
Beiblatt 1 zu DIN 4109 berechneten bewerteten Schalldmm- bewertete Schalldmm-Maße von Lochsteinmauerwerken mit
Maß in Abhngigkeit vom Lochflchenanteil fr 27 verschie- unterschiedlicher Stegausbildung in Abhngigkeit von der
dene Lochsteinwnde (zwischen 200 und 500 kg/m2 flchen- flchenbezogenen Masse
bezogener Masse)
282 D Bauphysik · Brandschutz

nen 4 bis 8 dB im bewerteten Schalldmm-Maß und 3


bis 10 dB im bewerteten Schall-Lngsdmm-Maß feh-
len. Die Probleme betreffen verschiedene Steinmateria-
lien gleichermaßen.
Zwischen der Schall-Lngsdmmung und der Schall-
dmmung im direkten Wanddurchgang besteht kein
einheitlicher Zusammenhang. Von geringer Lngs-
dmmung kçnnen scheinbar gute Steine mit durch-
gehenden Stegen und tadelloser Durchgangsdmmung
ebenso betroffen sein wie Steine mit versetzter Lochung
und schwacher Durchgangsdmmung. Es wurden bis
10 dB zu niedrige Schall-Lngsdmm-Maße fest-
gestellt.
Die Beurteilung der zu erwartenden Schalldmm-Ei-
genschaften einer Wand anhand eines einzelnen Stein-
exemplars ist aus folgenden Grnden schwierig und
fragwrdig: Zumindest bei einigen Steinsorten streuen
die Material- und Struktureigenschaften von Stein zu
Stein zu weit. Außerdem beeinflussen die Lager- und
Einbettungsbedingungen des Steins bei der Messung
das Schwingungsverhalten so stark, dass die so entdeck-
ten „Dickenschwingungen des Steins“ alles andere als
dessen Verhalten im Mauerwerk wiedergeben. Hier bie-
Bild 35. Beispiel fr den Einfluss der Steinlnge auf die Schall- tet sich an, die elastodynamischen Steineigenschaften
dmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und versetz- gleich unter idealisierten Verhltnissen zu bestimmen
ten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59] und den Rest zu berechnen, wobei dann auch weitere
(1) Steinformat (L · B · H in mm): 247 · 300 · 238, Rw = 47 dB Mauerwerkseigenschaften bercksichtigt werden kçn-
(2) Steinformat (L · B · H in mm): 372 · 300 · 238, Rw = 42 dB nen [58].
Das Format der Steine wirkt sich ebenfalls auf die
Schalldmmung des Mauerwerks aus, da die ußeren
Abmessungen der Steine ihre Steifigkeit beeinflussen.
Hierbei dominiert die Steinlnge. Krzere Steine sind
offenbar gnstiger (siehe Bild 35 und [59]). Die Stein-
breite verndert die Schalldmmung hingegen wenig,
wenn die flchenbezogenen Masse des Mauerwerks
konstant gehalten wird (siehe Bild 36).

4.9.2.2 Vermauerungseigenschaften
Aus schalltechnischer Sicht ist die Verwendung harten
Mçrtels vorzuziehen. Untersuchungen von Lang [60]
und am Fraunhofer-Institut fr Bauphysik ergaben
eine Verbesserung der Durchgangsdmmung um bis
zu 4 dB bei Einsatz von Kalkzementmçrtel anstelle
von Leichtmauermçrtel LM 21 (siehe Bild 37). Eben-
falls gnstig verhlt sich eine dicke Lagerfugen-Ver-
mçrtelung im Vergleich zu Dnnbett-Vermçrtelung
(siehe Bild 38) [59]. In beiden Fllen kann die Verstei-
fung des Mauerwerks als Ursache angesehen werden.
Fr die Schall-Lngsdmmung sind unvermçrtelte
Stoßfugen gnstig. Hier wurde eine Verbesserung bis
4 dB festgestellt, die hauptschlich auf die Zunahme der
Ausbreitungsdmpfung entlang der Wand zurck-
gefhrt wird.
Bild 36. Beispiel fr den Einfluss der Steinbreite auf die Eine Vergrçßerung der Putzstrke bewirkt eine Erhç-
Schalldmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und hung der Schalldmmung, siehe Bild 39. Die Schall-
versetzten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59] dmmung wchst strker, als es aufgrund der Massen-
(1) Steinformat (L · B · H in mm): 248 · 300 · 249, Rw = 41 dB erhçhung durch den Putz zu erwarten wre. Die Ver-
(2) Steinformat (L · B · H in mm): 248 · 365 · 249, Rw = 40 dB besserung erfolgt hauptschlich im Bereich der Dicken-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 283

resonanz. Die Steigerung der Putzdicke von 12 + 12 mm


auf 12 + 30 mm bringt im vorliegenden Beispiel ein um
7 dB erhçhtes bewertetes Schalldmm-Maß.

4.9.3 Zusammenfassung
Die Schalldmmung und die Schalllngsdmmung von
Lochstein-Mauerwerken werden keineswegs nur durch
die Steine an sich oder sogar allein durch das Lochbild
bestimmt. Vielmehr liegt ein komplexes Zusammenspiel
verschiedener Steineigenschaften und Wandeigenschaf-
ten vor, wie Stein-Material, -Abmessungen, -Lochanteil
und -Geometrie, sowie Putz und Vermçrtelung. Bei der
Lngsdmmung kme noch die Ausbildung der Verbin-
dung von Lngs- und Querwand hinzu. Mit einem dicken
Putz und einer steifen Vermçrtelung kçnnen „schwache“
Lochbilder zumindest teilweise geheilt werden. Die
„Lochsteinprobleme“ sind weder auf leichte Steine
noch auf bestimmte Materialien beschrnkt. Zwischen
Bild 37. Beispiel fr den Einfluss der Mçrtelart auf die Schall- der Lngs- und der Durchgangsdmmung von Loch-
dmmung [59] stein-Mauerwerken besteht kein einheitlicher Zusam-
(1) Leichtmauermçrtel LM 21 nach DIN 1053 Teil 1, Rw = 48 dB menhang. Tabelle 13 fasst die Strke des Einflusses ver-
(2) Leichtmauermçrtel LM 36 nach DIN 1053 Teil 1, Rw = 50 dB schiedener Einflussgrçßen zusammen.
(3) Kalkzementmçrtel, Rw = 52 dB Wegen der Verflechtung von Stein- und Mauerwerks-
eigenschaften sind Untersuchungen an einzelnen Stei-
nen nur beschrnkt aussagekrftig. Nach neueren Mes-
sungen an Bimsbetonmauerwerken finden sich die ent-

Bild 38. Beispiel fr den Einfluss der Lagerfugen auf die Bild 39. Beispiel fr den Einfluss der Putzstrke auf die Schall-
Schalldmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und dmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und versetz-
versetzten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59] ten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59]
(1) normale Fugenbreite (Leichtmauermçrtel LM 36, Steinformat (1) unverputzt, Rw= 35 dB
L · B · H = 247 mm · 300 mm · 238 mm), Rw = 47 dB (2) Putzstrke beidseitig je 12 mm, Rw = 40 dB
(2) Fugenbreite ca. 1 mm (Dnnbettmçrtel, Plansteine im Format (3) Putzstrke 12 mm innen und 30 mm außen, Rw = 47 dB
L · B · H = 248 mm · 300 mm · 248 mm), Rw = 41 dB
284 D Bauphysik · Brandschutz

scheidenden Schwingungsarten bei einem gemauerten Die direkte Schalldmmung kommt beim Schutz gegen
Verband aus wenigen Steinen im Vergleich zu einer Außenlrm zum Tragen. Hierbei sind die durch die
ganzen Wand jedenfalls besser wieder als beim Einzel- DIN 4109 [5] gestellten Anforderungen an die Luft-
stein. schalldmmung von Außenbauteilen zu bercksichti-
gen (siehe Abschnitt 2.2.3). Die Anforderungen (Tabel-
4.9.4 Ein anderer Ansatz le 6) gelten nicht fr die Wand allein, sondern fr das
gesamte Außenbauteil, das sich aus mehreren Teilfl-
Am Fraunhofer-Institut fr Bauphysik wurde im Rah-
chen (Wand, Fenster, Tren etc.) zusammensetzen
men eines Forschungsprojektes fr das Deutsche Insti-
kann. Maßgebend ist deshalb das sog. resultierende
tut fr Bautechnik in Berlin ein Ansatz untersucht, die
Schalldmm-Maß R0w,res, das sich nach Abschnitt 3.1.5
Durchgangsdmmung von Lochstein-Mauerwerken mit
aus den Schalldmm-Maßen der einzelnen Bauteile und
einer einfachen Formel additiv aus Stein- und Wand-
deren Teilflchen ergibt. Beim Nachweis des erforder-
eigenschaften zu berechnen, wobei die einzusetzenden
lichen Schallschutzes gengt es also nicht, nur die
Grçßen so gewhlt sind, dass sie mit einfachsten Mit-
Schalldmmung der Außenwand festzulegen. Vielmehr
teln (Lineal, Waage und scharfes Hinsehen) bestimmt
sind es in der Regel Einbauten wie Fenster, Tren und
werden kçnnen [63]. Die Berechnung geht folgender-
Rollladenksten, die mit ihrer geringeren Schalldm-
maßen:
mung die resultierende Schalldmmung bestimmen
Rw ¼ Rw,u  DRw,L und zu einer Verminderung DRw der Schalldmmung
der Wand fhren:
mit
Rw,u bewertetes Schalldmm-Maß einer gleich 0 0
Rw;res ¼ Rw;Wand  DRw
schweren Wand ohne Lochung nach speziellen
Massekurven So fhrt z. B. ein relativ gutes Fenster mit Rw,R = 35 dB
DRw,L Korrekturwert fr das Lochstein-Mauerwerk und einem Fensterflchenanteil von 30 % bei einer ein-
schaligen Außenwand mit R0w,R = 50 dB rechnerisch
Die Korrektur DRw,L enthlt Stein- und Mauerwerks- bereits zu einer Verminderung um DRw = 10,5 dB,
eigenschaften und bercksichtigt, dass die Ausfhrung sodass R0w,res auf 39,5 dB sinkt. Die geringere Schall-
des Mauerwerks Schwchen der Lochsteine vermindern dmmung solcher Bauteile muss im Bedarfsfall durch
kann. Es gilt: eine entsprechend hçhere Schalldmmung der Wand
DRw,L ¼ KStein =KWand þ 0,2 dB  0 ausgeglichen werden, damit insgesamt das geforderte
resultierende Schalldmm-Maß der Außenbauteile er-
mit KStein ¼ KE þ KS þ KA , wobei reicht wird. Dieses liegt je nach Lrmpegelbereich (Ta-
KE Korrektur fr die Anzahl von Lochebenen belle 6) zwischen etwa 30 bis 50 dB.
KS Korrektur fr die Steife des Steins Beim Schallschutz innerhalb des Gebudes muss beach-
KA Korrektur fr die Steinbreite tet werden, dass auch die Außenwnde in ihrer Funktion
bedeuten. als flankierende Bauteile bei der schalltechnischen Pla-
Fr die Wandkorrektur gilt: nung zu bercksichtigen sind. Dies gilt sowohl in der
horizontalen Richtung zwischen nebeneinanderliegen-
KWand ¼ 1 þ 0; 24 ML þ 0; 18 MS , den als auch in vertikaler Richtung zwischen bereinan-
mit derliegenden Wohnungen. Auf weitere Einzelheiten

1 f ür Lagerfugen mit Normalmörtel wird in Abschnitt 5 eingegangen.
ML ¼
 0 f ür Lagerfugen mit Dünnbettmörtel
1 wenn Stoßfugen vermörtelt 4.10.2 Belange des Schall- und Wrmeschutzes
MS ¼
0 wenn Stoßfugen knirsch gestoßen
Zur Erfllung der wrmetechnischen Anforderungen
Bisherige Auswertungen ergaben eine quadratisch ge-
werden bei Außenwnden aus Mauerwerk unterschied-
mittelte Abweichung zwischen berechneten und gemes-
liche konstruktive Maßnahmen, zum Teil auch in Kom-
senen bewerteten Schalldmm-Maßen von ca. 2,5 dB,
bination, eingesetzt:
mit Abweichungen in Einzelfllen bis zu 6 dB. Da die
– Verringerung der Rohdichte der Steine,
Anwendbarkeit des Verfahrens bei neuen Lochbildern
– Verwendung stark gelochter Steine,
jedesmal neu abgesichert werden muss, hat es bisher
– Vergrçßerung der Steindicke,
keine praktische Bedeutung erlangt.
– mehrschichtige Aufbauten (Wrmedmmverbund-
systeme, innenseitige Dmmschichten).
4.10 Außenwnde Die aus wrmetechnischen Grnden getroffenen Maß-
nahmen haben auch Auswirkungen auf den Schall-
4.10.1 Anforderungen
schutz, wobei sich wrme- und schalltechnische Belan-
In schalltechnischer Hinsicht interessieren bei Außen- ge oftmals kontrr verhalten. Wrmetechnische Verbes-
wnden zwei Eigenschaften: serungen fhren dann zu schalltechnischen Verschlech-
– die direkte Schalldmmung, terungen. Ursache solcher Verschlechterungen sind
– die Schalllngsdmmung. neben der Verringerung der flchenbezogenen Masse
I Schallschutz im Mauerwerksbau 285

akustische Resonanzen der Wand- oder Steinstruktur, Bei der dritten Ausfhrungsart (Verblendmauerwerk
die bei den oben genannten wrmetechnischen Maßnah- mit Kerndmmung) wird der Hohlraum vollstndig
men verstrkt in Erscheinung treten und die Schalldm- mit einem Hartschaumstoff ausgefllt. Zwar handelt
mung beeinflussen. Auf unerwnschte Schwingungs- es sich auch hier um ein zweischaliges System, doch
formen (Dickenschwingungen) wird in Abschnitt muss damit gerechnet werden, dass aufgrund der steifen
3.1.2.3 eingegangen. Diese kçnnen auch bei homoge- Koppelung der Schalen keine wesentlichen Verbes-
nen, ungelochten Steinen auftreten. Abschnitt 4.9 be- serungen erreicht werden und ungnstigstenfalls auch
handelt die Besonderheiten gelochter Steine und in Ab- Verschlechterungen des bewerteten Schalldmm-Ma-
schnitt 4.5 werden die akustischen Eigenschaften mehr- ßes gegenber der gleichschweren einschaligen Kons-
schichtiger Wandaufbauten erlutert. Der potenzielle truktion mçglich sind.
Zielkonflikt zwischen schall- und wrmetechnischen
Anforderungen bei der Außenwand sollte dem Planer
4.10.5 Außenwnde mit Wrmedmm-
bewusst sein, damit Planungsfehler vermieden werden.
verbundsystem
4.10.3 Einschalige Außenwnde aus Mauerwerk Außenwnde mit WDVS stellen ebenfalls zweischalige,
resonanzbehaftete Konstruktionen dar, deren grundstz-
Auch fr einschalige Außenwnde kann die Durch-
liches Verhalten in Abschnitt 4.5.3 behandelt wird. Zur
gangsdmmung nach Tabelle 12 ber die flchenbezo-
Erhçhung des bewerteten Schalldmm-Maßes wird eine
gene Masse ermittelt werden, sofern es sich um unge-
mçglichst tiefe Resonanzfrequenz angestrebt. Resonan-
lochte Steine oder um Mauerwerk aus Lochsteinen mit
zen bei mittleren Frequenzen dagegen vermindern das
schalltechnisch unkritischen Eigenschaften handelt.
bewertete Schalldmm-Maß der Konstruktion. Fr die
Gegebenenfalls ist nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20]
konstruktiv zu bemessenden Einflussgrçßen (dyna-
noch ein Zuschlag von 2 dB auf die damit ermittelten
mische Steifigkeit der Dmmschicht und flchenbezoge-
Werte zu geben. Dies gilt fr verputzte Wnde aus Po-
ne Masse der Putzschicht) heißt das: dickere und damit
renbeton und Leichtbeton mit Blhtonzuschlag mit
schwerere Putzschichten wirken sich gnstig auf das be-
Steinrohdichten < 0,8 kg/dm3 und flchenbezogenen
wertete Schalldmm-Maß aus. Die Steifigkeit des
Massen bis 250 kg/m2. In allen anderen Fllen drfen
Dmmmaterials sollte mçglichst gering sein.
die Werte der Tabelle 12 nicht herangezogen werden.
Lange Zeit galten WDVS aufgrund steifer Wr-
Weitere Hinweise fr gelochte Steine finden sich in
medmmschichten (Hartschume) und der damit ver-
Abschnitt 4.9
bundenen Verschlechterung des bewerteten Schall-
dmm-Maßes als schalltechnisch kritisch. Verschlech-
4.10.4 Zweischalige Außenwnde aus Mauerwerk
terungen bis zu 8 dB waren im Vergleich zur unver-
Als zweischalige Außenwandkonstruktionen sind im kleideten Massivwand mçglich. Bereits seit lngerer
Mauerwerksbau folgende Ausfhrungen blich: Zeit sind Dmmschichten mit deutlich geringerer Stei-
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht, figkeit verfgbar (Mineralfaserplatten, elastifizierte
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht Hartschume), die eine tiefere Resonanzfrequenz be-
und Wrmedmmung, wirken. Damit sind dann auch Verbesserungen des be-
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Kern- werteten Schalldmm-Maßes mçglich, die je nach
dmmung. Dmmmaterial und Putzschicht 8 dB und mehr betragen
Bei den ersten beiden Ausfhrungen soll die Luft- kçnnen (siehe hierzu Bild 26).
schicht nach DIN 1053 Teil 1 mindestens 40 mm be- Fr die praktische Anwendung stellt sich die Situation
tragen. Derartige Konstruktionen stellen wie zweischa- jedoch etwas komplizierter dar. Ob das gewhlte
lige Haustrennwnde ebenfalls ein zweischaliges Sys- WDVS nicht nur das bewertete Schalldmm-Maß, son-
tem dar, das oberhalb seiner Resonanzfrequenz zu einer dern tatschlich auch den Schallschutz gegen Außen-
deutlichen Verbesserung der Schalldmmung fhrt. lrm verbessern kann, hngt auch von der konkreten
Diese kann wegen der verwendeten Drahtanker, die Lrmsituation ab. Innerstdtischer Verkehrslrm z. B.
als zustzliche Kçrperschallbrcken fungieren, aller- hat seine dominierenden Geruschanteile eher bei tiefen
dings nicht voll zur Geltung kommen. Trotzdem ver- Frequenzen. Eine tiefliegende Resonanzfrequenz – die
halten sich solche Wnde gnstiger als die gleichschwe- ansonsten gewnscht wird – kann dann zur Erhçhung
re einschalige Wand. In Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] des ber die gedmmte Außenwand bertragenen
wird dies dadurch bercksichtigt, dass auf das Schall- Schalls fhren. Die Geruschsituation wird entgegen
dmm-Maß der gleichschweren einschaligen Wand den Erwartungen schlechter. Hier kann ein hinsichtlich
5 dB zugeschlagen werden drfen (bei der zweischali- des bewerteten Schalldmm-Maßes eigentlich als un-
gen Haustrennwand betrug der Zuschlag 12 dB). Wenn gnstiger bewertetes WDVS mit hrteren Dmmschich-
die flchenbezogene Masse der auf die Innenschale der ten im Endergebnis zu einem gnstigeren Gesamtresul-
Außenwand anschließenden Trennwnde grçßer als tat fhren. Umgekehrt sind die Verhltnisse jedoch,
50 % der flchenbezogenen Masse der inneren Schale wenn der auf die Außenwand auftreffende Lrm durch
der Außenwand betrgt, kann das Schalldmm-Maß so- mittlere und hçhere Frequenzen geprgt wird (z. B.
gar um 8 dB erhçht werden. Schienenverkehrslrm). Hier sind dann tatschlich die
286 D Bauphysik · Brandschutz

WDVS mit weichen Dmmschichten auch im Endresul- Schallschutzes unbedingt zu bercksichtigen. Dies gilt
tat gnstiger. Wie in Abschnitt 4.5.3.2 gezeigt wird, sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung.
kçnnen zur Beurteilung des erzielbaren Schallschutzes Falsche Planung oder Ausfhrung kann zu einem Unter-
die Spektrum-Anpassungswerte angewendet werden. schreiten des geschuldeten Schallschutzes fhren. Der
Unabhngig davon, ob nun eine Beurteilung des jewei- in Abschnitt 3.2.2 beschriebene und in Bild 5 dargestell-
ligen WDVS ber das bewertete Schalldmm-Maß mit te Ansatz des europischen Berechnungsmodells [22]
oder ohne Spektrum-Anpassungswerte erfolgt, darf zur Behandlung der flankierenden bertragung macht
nicht vergessen werden, dass es sich auch bei der Au- die bençtigten Zusammenhnge, die auch fr Planung
ßenwand mit WDVS in den allermeisten Fllen um ein und Ausfhrung gelten, transparent: zu bercksichtigen
zusammengesetztes Bauteil handelt, bei welchem die sind die Eigenschaften der Wnde selbst (Ri,w und Rj,w),
Fenster mit ihrer in der Regel deutlich geringeren eventuell angebrachte Wandverkleidungen (DRij,w) und
Schalldmmung das resultierende Schalldmm-Maß das Stoßstellendmm-Maß kij. Der Ansatz macht deut-
bestimmen. Dies soll durch das folgende Beispiel ver- lich, dass die Flankenbertragung ber Wnde nicht
deutlicht werden: Eine einschalige Außenwand weise alleine nur von den Wandeigenschaften abhngt. Ins-
ohne Fenster und WDVS ein R0w = 50 dB auf. Fenster besondere wird mit diesem Ansatz herausgestellt, dass
mit einem Rw = 35 dB und einem Fensterflchenanteil das Geschehen an der Stoßstelle einer eigenstndigen
von 30 % vermindern die resultierende Schalldmmung Betrachtung bedarf.
R0w,res rechnerisch auf 39,5 dB. Wird nun die Wand mit
einem WDVS versehen, durch welches ihr Schall-
5.1 Einfluss der Wnde
dmm-Maß auf R0w = 54 dB erhçht wird, so ndert
sich R0w,res gegenber dem Ausgangszustand nur gering- Der Ansatz aus [22] besagt, dass die Direktdmmung
fgig auf 40 dB. Wird stattdessen ein WDVS verwen- des flankierenden Bauteils unmittelbar in die Flanken-
det, durch welches sich das Schalldmm-Maß der Wand dmmung eingeht. Dieser Zusammenhang gilt auch fr
auf 46 dB vermindert, so verringert sich R0w,res lediglich homogenes Mauerwerk, sodass eine Erhçhung der
auf 39 dB. nderungen der Schalldmmung der Außen- flchenbezogenen Masse nicht nur der Direktdm-
wand durch ein aufgebrachtes WDVS wirken sich dem- mung, sondern auch der Flankendmmung zugute
nach im resultierenden Schalldmm-Maß kaum aus. kommt. Am wirksamsten kann im konventionellen
Massivbau die Flankenbertragung durch ausreichend
4.10.6 Außenwnde mit innenseitiger Verkleidung schwere Bauteile kontrolliert werden. Leichte massive
Wnde, wie sie als Innenwnde mit flchenbezogenen
Werden aus Wrmeschutzgrnden innenseitige Ver- Massen bis zu etwa 70 kg/m2 hinab und als monolithi-
kleidungen auf der Außenwand angebracht, muss mit sche Außenwnde bis zu etwa 140 kg/m2 hinab vor-
zum Teil erheblichen Verschlechterungen der Schall- kommen, schließen einen erhçhten Schallschutz nahe-
dmmung gerechnet werden. Dies liegt daran, dass in zu aus und gefhrden ohne geeignete Vorkehrungen
vielen Fllen mit schalltechnisch viel zu steifen Dmm- (z. B. besonders schwere Decken, elastische Lagerung
schichten aus Hartschaum oder anderen Materialien ge- der Innenwnde) sogar den Mindestschallschutz der
arbeitet wird, die zu einer ungnstigen Abstimmung des DIN 4109.
resonanzfhigen zweischaligen Systems fhren. Dieser Mit gewissen Einschrnkungen gilt der Zusammenhang
Effekt tritt auch bei Mehrschichtleichtbauplatten mit zwischen direkter und flankierender bertragung auch
Hartschaumkern oder Gipskarton-Hartschaum-Ver- fr Mauerwerk aus gelochten Steinen, jedoch sind Ein-
bundplatten auf. Es muss darauf hingewiesen werde, zelflle bekannt, die einen einheitlichen Zusammen-
dass sich die mçglichen Verschlechterungen besonders hang nicht erkennen lassen. Untersuchungen im Labor
nachteilig auch bei der flankierenden bertragung ber und in ausgefhrten Gebuden [59, 61] belegen aber,
die Außenwand bemerkbar machen. Nur in Verbindung dass dann, wenn durch ungnstiges Steinverhalten (sie-
mit ausreichend weichen Dmmschichten (beispiels- he Abschnitt 4.9.2) die Direktdmmung vermindert
weise Mineralfaserdmmplatten) kann die Verschlech- wird, in der Regel auch mit einer Verminderung der
terung vermieden werden. Bei gnstiger Auslegung der Lngsdmmung gerechnet werden muss. Gelochte Stei-
Verkleidung (siehe hierzu Abschnitt 4.5.2) sind sogar ne sind hinsichtlich der flankierenden bertragung des-
Verbesserungen erzielbar. halb einer sorgfltigen Beurteilung zu unterziehen, da
ansonsten mit erheblichen Verminderungen gegenber
der aus der flchenbezogenen Masse zu erwartenden
5 Flankierende bertragung Lngsdmmung und in der Folge mit Planungsfehlern
zu rechnen ist. In diesem Zusammenhang ist auf Bei-
von Wnden
blatt 1 zu DIN 4109 [20] hinzuweisen. Dort wird mit
An die flankierende Schallbertragung wird in den Re- Hinblick auf die „Massetabelle“ (Tabelle 12) ausdrck-
gelwerken keine unmittelbare zahlenmßige Anforde- lich darauf hingewiesen, dass die aus der flchenbezo-
rung gestellt. Da sie jedoch die resultierende Schall- genen Masse abgeleiteten Direktschalldmm-Maße
bertragung zwischen zwei Rumen maßgeblich beein- nicht im Schallschutznachweis der DIN 4109 verwen-
flussen kann, ist sie bei der Planung des geforderten det werden drfen, wenn als flankierende Außenwnde
I Schallschutz im Mauerwerksbau 287

Mauerwerk „in Steinen mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 Bauphysik zufolge ist dieser Zusammenhang aber nicht
und in schallschutztechnischer Hinsicht ungnstiger grundstzlich gegeben. Weiterfhrende Untersuchun-
Lochung“ verwendet werden. Abschnitt 4.9.2 przisiert gen sind deshalb vorgesehen. Unabhngig von dieser
allerdings, dass es bei schalltechnisch ungnstigem partikulren Fragestellung gilt aber, dass auch hinsicht-
Verhalten nicht alleine nur um ein schalltechnisch un- lich der Flankenbertragung die an anderen Stellen ge-
gnstiges Lochbild, sondern um das Zusammenspiel gebenen Hinweise (siehe Abschnitte 4.5.2 und 4.10.6)
verschiedener Eigenschaften von Stein und Mauerwerk ihre Gltigkeit haben. Insbesondere geht es auch hier
geht. um die Vermeidung von zu steifen Dmmschichten. Die
Als Besonderheit zeigt sich bei Mauerwerkswnden, Resonanzfrequenzen liegen typischerweise im Bereich
dass auch die Art der Vermçrtelung bei der Lngsdm- von einigen hundert Hz. Besonders stçrend machen sich
mung eine Rolle spielt. So ergaben Laboruntersuchun- diese steifen Dmmschichten bemerkbar, wenn sie auf
gen an einer KS-Außenwand [45] vor allem im mitt- der flankierenden Wand beiderseits der Trennwand an-
leren und hçheren Frequenzbereich ein bis zu 8 dB hç- gebracht werden. Dann tritt die Verschlechterung so-
heres Schalllngsdmm-Maß fr unvermçrtelte Stoß- wohl bei der Anregung der flankierenden Wand als
fugen gegenber vermçrtelten Stoßfugen. Im auch bei der von ihr verursachten Abstrahlung im Nach-
Einzahlwert konnte die Lngsdmmung um bis zu barraum auf. Der zwischen benachbarten Rumen vor-
3 dB verbessert werden. Whrend die Frage der Stoß- handene Schallschutz kann dadurch um mehrere dB ge-
fugenvermçrtelung bei der Direktdmmung des Mauer- mindert werden.
werks keine erkennbare Rolle spielt, ist die unvermçr- Der Ansatz des europischen Berechnungsmodells
telte Stoßfuge fr die Lngsdmmung offensichtlich macht bei der Behandlung von Vorsatzkonstruktionen
von Vorteil. Eine Verminderung der in Lngsrichtung noch auf einen weiteren Sachverhalt aufmerksam. Fr
stattfindenen Schallausbreitung konnte auch fr andere die flankierende bertragung zwischen Rumen wer-
Mauerwerkswnde mit unvermçrtelten Stoßfugen be- den nmlich nur solche Vorsatzkonstruktionen berck-
sttigt werden [30]. sichtigt, die sich im jeweiligen Schallbertragungsweg
befinden. Innenliegende Verkleidungen an Außenwn-
den sind deshalb auf der Sende- und Empfangsseite zu
5.2 Einfluss von Wandverkleidungen
bercksichtigen, da sie unmittelbar mit der Anregung
Der im europischen Berechnungsverfahren fr die und Abstrahlung der Wand zu tun haben (siehe Bild 40).
flankierende bertragung herangezogene Zusammen- Bei außenliegenden Verkleidungen von Außenmauer-
hang zeigt, dass Wandverkleidungen zwangslufig werk hingegen findet nach Bild 41 die maßgebliche
auch einen Einfluss auf die Flankenbertragung haben. Schallbertragung nur ber die schwere innenseitige
Je nach dem ob das Luftschall-Verbesserungsmaß Wandschale statt. Die Vorsatzkonstruktion muss des-
DRij,w positive oder negative Werte annimmt, wirkt halb bei der Berechnung der flankierenden bertragung
sich die Verkleidung verbessernd oder verschlechternd nicht bercksichtigt werden. Im Gegensatz zu innenlie-
auf die Flankendmmung aus. Ausschlaggebendes Kri- genden Dmmschichten hat deshalb das außenliegende
terium fr die schalltechnisch richtige Dimensionierung WDVS keine schdlichen Auswirkungen auf die
ist eine ausreichend tief abgestimmte Resonanzfre- Schalllngsleitung. Aus Untersuchungen [49] und [50]
quenz der Vorsatzkonstruktion. Weitergehende Hinwei- geht hervor, dass im Bereich der Resonanzfrequenz der
se finden sich in Abschnitt 4.5. Dort wird auch auf die Wandverkleidung sogar eine gewisse Verbesserung der
Handhabung von Vorsatzkonstruktionen im europi- Flankendmmung mçglich ist. Die Eigenschaften der
schen Berechnungsmodell eingegangen. Dabei wird an- Massivwand kçnnen beim WDVS fr die Schalllngs-
genommen, dass eine Vorsatzkonstruktion bei der Di- dmmung voll ausgeschçpft werden. Vorteilhaft sind
rekt- und bei der Flankendmmung mit demselben Luft- dabei grundstzlich Außenwnde mit mçglichst hoher
schall-Verbesserungsmaß angesetzt werden kann. flchenbezogener Masse, die fr die Schalllngsdm-
Neueren Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts fr mung unmittelbar genutzt werden kann. Die konstruk-

Bild 40. Flankierende bertragung bei einer massiven Außen- Bild 41. Flankierende bertragung bei einer massiven Außen-
wand mit innenliegender Verkleidung wand mit außenliegender Verkleidung
288 D Bauphysik · Brandschutz

tive Trennung von Wrmeschutz (durch das WDVS) Bauteile. Fr die beiden wichtigsten Stoßstellentypen
und Schallschutz (durch die schwere Massivwand) er- – den Kreuzstoß und den T-Stoß – sind in den Bildern
weist sich schalltechnisch als gnstig. 42 und 43 die entsprechenden Verhltnisse dargestellt.
Eine hohe Stoßstellendmmung wird fr den (durchlau-
fenden) Flankenweg Ff erreicht, wenn das trennende
5.3 Einfluss der Stoßstelle Bauteil gegenber dem flankierenden Bauteil eine mçg-
lichst große flchenbezogene Masse besitzt. Gegenber
5.3.1 Das Stoßstellendmm-Maß
dem Kreuzstoß weist der T-Stoß bei gleichen flchen-
Als neue Grçße wurde mit den europischen Berech- bezogenen Massen der Bauteile eine um etwa 3 dB ge-
nungsverfahren zum baulichen Schallschutz [22] das ringere Stoßstellendmmung auf. In der praktischen
Stoßstellendmm-Maß kij eingefhrt, welches die von Anwendung bedeutet dies, dass die flankierende ber-
der Stoßstelle verursachte Pegelminderung bei der flan- tragung ber die Außenwand sowohl in horizontaler wie
kierenden bertragung beschreibt. Die Stoßstelle muss auch in vertikaler Richtung strker zum Tragen kommt
nach diesen Verfahren also explizit betrachtet werden als bei gleichschweren Innenbauteilen und bei der
und wird Gegenstand der schalltechnischen Planung. schalltechnischen Planung besonderer Aufmerksamkeit
Das im jeweiligen bertragungsweg zu bercksichti- bedarf.
gende kij hngt von der Stoßstellengeometrie, der Art
der aufeinander stoßenden Bauteile und der Art des
5.3.2 Wohnungstrennwnde mit Stumpfstoß
bertragungsweges ab. Hinweise zur Behandlung von
Stoßstellen einschaliger massiver Bauteile liefert An- Voraussetzung bei den nach den Bildern 42 und 43
hang E aus [22]. Obwohl die in der Praxis vorgefunde- ermittelten Stoßstellendmm-Maßen sind kraftschlssi-
nen Stoßstellendmm-Maße einer relativ großen Streu- ge Verbindungen zwischen den Bauteilen. Beim ver-
ung unterliegen [27, 62], stellen die dort enthaltenen zahnten Stoß ist diese Voraussetzung erfllt. Beim
Angaben nach derzeitigem Kenntnisstand fr die Be- Stumpfstoß mit vermçrtelter Anschlussfuge, der im
rechnung eine ausreichende Beschreibung der im Mas- Mauerwerksbau zur weitverbreiteten Verbindung ge-
sivbau vorgefundenen Verhltnisse dar [27, 28]. Ein- worden ist, gilt diese Voraussetzung nicht mehr grund-
zige konstruktive Grçße bei der Bestimmung des Stoß- stzlich. Untersuchungen [45] zeigen, dass der Stumpf-
stellendmm-Maßes ist dabei das Verhltnis der fl- stoß zur selben Stoßstellendmmung wie der verzahnte
chenbezogenen Massen der beteiligten einschaligen Stoß fhrt, solange ein fester Kontakt zwischen den
Wnden sichergestellt ist. Reißt dagegen die Woh-
nungstrennwand von der flankierenden Außenwand
ab, tritt eine deutliche Verminderung der Flankendm-
mung auf dem Weg Ff auf, da nun die Außenwand nicht

Bild 42. Stoßstellendmm-Maß kij fr einen starren Kreuz-Stoß Bild 43. Stoßstellendmm-Maß kij fr einen starren T-Stoß nach
nach DIN EN 12354-1, Anhang E DIN EN 12354-1, Anhang E
I Schallschutz im Mauerwerksbau 289

mehr ausreichend von der Trennwand festgehalten wer- des Steines. Eine deutliche Verminderung der Stoßstel-
den kann. Die Planungsvoraussetzungen fr den Schall- lendmmung ist die Folge. Auch hier ist Abhilfe durch
schutz zwischen den benachbarten Wohnungen sind da- eine durchstoßende Wohnungstrennwand oder durch
mit nicht mehr erfllt. Die Ausfhrung des Stumpfsto- eine Trennfuge in der Außenwand mçglich. Die bau-
ßes mit Wandankern schafft hier keine Abhilfe, da be- praktischen Randbedingungen sind allerdings zu ge-
reits Haarrisse den Stumpfstoß akustisch als abgerissen whrleisten.
erscheinen lassen. Die akustische Funktionsfhigkeit
des Stumpfstoßes ist somit nicht grundstzlich und dau-
erhaft garantiert. Als schalltechnisch sichere Alternati- 5.4 Hinweise fr die Planung
ve zum Stumpfstoß wird fr den Mauerwerksbau der- Beliebig hohe Schalldmm-Maße sind im Massivbau
zeit die vollstndige Unterbrechung der Außenwand nicht zu erreichen, da die Schalllngsleitung die er-
durch die Wohnungstrennwand erwogen. Ein Abreißen reichbaren Werte begrenzt. Je hçher die Anforderungen
der Wnde voneinander wrde in diesem Fall sogar zu sind, desto strker muss die flankierende bertragung
einer Erhçhung der Lngsdmmung fhren. kontrolliert und beherrscht werden. Im konventionellen
Massivbau ist mit einschaligen massiven Bauteilen die
5.3.3 Leichte, massive Innenwnde Luftschalldmmung zwischen Wohnungen auf etwa 57
Aus zahlreichen Baumessungen ist bekannt geworden, bis 58 dB begrenzt. Noch hçherer Schallschutz muss
dass auch leichte massive Innenwnde zu einer erhçh- mit Hilfe besonderer Maßnahmen (doppelschalige Bau-
ten Flankenbertragung und damit zur Unterschreitung teile, Trennfugen, elastische Entkoppelung von Bautei-
der Anforderungen der DIN 4109 [5] fhren kçnnen. len) konstruktiv umgesetzt werden und ist ohne Fach-
Dies gilt insbesondere in vertikaler Richtung. Aufgrund planer in der Regel nicht zu bewltigen. Es wird gera-
der geringen flchenbezogenen Masse bis zu etwa ten, Anforderungen, die ber die Schallschutzstufe 2
70 kg/m2 hinunter weisen solche Innenwnde eine ge- hinausgehen, nur dann vertraglich zu vereinbaren,
ringe Direktdmmung auf. Die große Masse der Trenn- wenn im Planungsstadium die sichere konstruktive Um-
decke fhrt gegenber der leichten Innenwand dagegen setzung aufgezeigt werden kann.
zu einer hohen Stoßstellendmmung. Dennoch ist die
insgesamt sich einstellende Flankendmmung geringer
als fr schwere flankierende Bauteile, da die geringere 6 Literatur
Direktschalldmmung bei der Ermittlung des Flanken-
schalldmm-Maßes nicht durch die hçhere Stoßstellen- [1] Heckl, M., Mller, H. A.: Taschenbuch der Technischen
dmmung ausgeglichen wird. Dieser Nachteil leichter, Akustik. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York,
massiver Innenwnde kann vermieden werden, wenn 1975.
sie durch umlaufende weichfedernde Dmmstreifen [2] DIN EN ISO 140-3:2005-3, Akustik – Messung der
von den angrenzenden Bauteilen entkoppelt werden. Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 3:
Alternativ wren die Innenwnde ausreichend schwer Messung der Luftschalldmmung von Bauteilen in Prfstn-
auszulegen oder in Leichtbauweise auszufhren. Fr den. Beuth Verlag, Berlin.
Stnderwnde mit biegeweicher Beplankung kann auf-
grund der hohen Stoßstellendmmung die Flankenber- [3] Schmitz, A., Meier, A., Raabe, G.: Interlaboratory Test
tragung auf benachbarte massive Bauteile vernachls- of Sound Insulation Measurements on Heavy Walls: Part I –
Preliminary Test and Part II – Results of Main Test. Journal
sigt werden.
of Building Acoustics, Vol. 6 (2), 1999, pp. 159–169 and
171–186.
5.3.4 Stoßstellen mit Lochsteinwnden
[4] DIN EN ISO 140-4:1998, Akustik, Messung der Schall-
Als weitere Besonderheit sind die Stoßstellen bei ge-
dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 4: Messung
lochten Steinen zu betrachten. In zahlreichen Fllen der Luftschalldmmung zwischen Rumen in Gebuden.
konnte fr flankierende Außenwnde aus stark geloch- Beuth Verlag, Berlin.
ten Steinen eine verringerte Stoßstellendmmung fr
den Weg Ff festgestellt werden, wenn die Verbindung [5] DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau – Anforderun-
zur Wohnungstrennwand als Stumpfstoß ausgefhrt gen und Nachweise. Beuth Verlag, Berlin.
wurde [30]. Diese tritt dann auf, wenn die Wand nicht [6] DIN EN ISO 717-1:2006, Akustik – Bewertung der
mehr als Ganzes schwingt, sondern die einzelnen Steine Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 1:
Resonanzschwingungen („Dickenschwingungen“) auf- Luftschalldmmung. Beuth Verlag, Berlin.
weisen. In diesem Fall schwingen Vorder- und Rck-
seite des Steines unabhngig voneinander. Ein Festhal- [7] DIN EN ISO 140-6:1998, Akustik – Messung der Schall-
ten des gelochten Steines durch die Trennwand auf der dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 6: Messung
der Trittschalldmmung von Decken in Prfstnden. Beuth
Vorderseite verhindert dann nicht mehr die ausgeprg-
Verlag, Berlin.
ten Schwingungen auf der Rckseite. Die gelochten
Außenwandsteine gewhrleisten keinen akustisch fes- [8] DIN EN ISO 140-7:1998, Akustik – Messung der Schall-
ten Verbund mehr zwischen Innen- und Außenschale dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 7: Messung
290 D Bauphysik · Brandschutz

der Trittschalldmmung von Decken in Gebuden. Beuth [25] DIN EN 12354-5:2009, Bauakustik – Berechnung der
Verlag, Berlin. akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
eigenschaften; Teil 5: Installationsgerusche.
[9] DIN EN ISO 140-8:1998, Akustik – Messung der Schall-
dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 8: Messung [26] DIN EN 12354-6:2004, Bauakustik – Berechnung der
der Trittschallminderung durch eine Deckenauflage auf einer akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
massiven Bezugsdecke in Prfstnden. Beuth Verlag, Berlin. eigenschaften; Teil 6: Schallabsorption in Rumen.
[10] DIN EN ISO 717-2:2006, Akustik – Bewertung der [27] Sph, M., Blessing, S., Fischer, H-M.: Verifizierung des
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 2: Rechenverfahrens fr die Luftschalldmmung nach EN
Trittschalldmmung. Beuth Verlag, Berlin. 12354-1 fr den Massivbau; Teil 1: Einfluss von Eingangs-
grçßen; Fortschritte der Akustik, DAGA 2001, Hamburg.
[11] Beiblatt 2 zu DIN 4109:1989, Hinweise fr Planung
und Ausfhrung; Vorschlge fr einen erhçhten Schall- [28] Blessing, S., Sph, M., Fischer, H-M., Schneider, M.:
schutz; Empfehlungen fr den Schallschutz im eigenen Verifizierung des Rechenverfahrens fr die Luftschalldm-
Wohn- und Arbeitsbereich. mung nach EN 12354-1 fr den Massivbau; Teil 2: Erreich-
bare Genauigkeit; Fortschritte der Akustik, DAGA 2001,
[12] VDI-Richtlinie 4100:2007, Schallschutz von Wohnun-
Hamburg.
gen; Kriterien fr Planung und Beurteilung.
[29] DIN EN ISO 10848:2006, Akustik – Messung der Flan-
[13] DIN 4109-10: Entwurf Juni 2000, Schallschutz im
kenbertragung von Luftschall und Trittschall zwischen be-
Hochbau; Teil 10: Vorschlge fr einen erhçhten Schall-
nachbarten Rumen in Prfstnden; Teil 1: Rahmendoku-
schutz von Wohnungen (zurckgezogen).
ment; Teil 2: Anwendung auf leichte Bauteile, wenn die
[14] DIN 4109/A1: Januar 2001, Schallschutz im Hochbau, Verbindung geringen Einfluss hat; Teil 3: ... wenn die Ver-
Anforderungen und Nachweise, nderung A1. bindung wesentlichen Einfluss hat.
[15] „Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm“ vom 30. 03. 1971 [30] Schneider, M., Fischer, H-M.: Messung und Anwen-
und zugehçrige „Verordnung ber bauliche Schallschutz- dung des Stoßstellendmm-Maßes kij fr Mauerwerkswnde
anforderungen nach dem Gesetz zum Schallschutz gegen im Massivbau, Bericht Nr. 1353-01 der Fachhochschule fr
Fluglrm“. Technik, Stuttgart.
[16] Sechste allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bun- [31] Heckl, M.: Die Schalldmmung von homogenen Ein-
des-Immissionsschutzgesetz; Technische Anleitung zum fachwnden endlicher Grçße. Acustica 10 (1960), S. 98–108.
Schutz gegen Lrm – TA-Lrm, August 1998.
[32] Cremer, L., Heckl, M.: Kçrperschall. Springer-Verlag,
[17] VDI-Richtlinie 2058 Blatt 1, Beurteilung von Arbeits- Berlin, Heidelberg, New York, 1967 (2. neu bearb. Auflage
lrm in der Nachbarschaft. 1996).
[18] VDI-Richtlinie 2571, Schallabstrahlung von Industrie- [33] Fasold, W., Veres, E.: Schallschutz und Raumakustik in
bauten, August 1976. der Praxis: Planungsbeispiele und konstruktive Lçsungen.
Verlag fr das Bauwesen, 1998, Berlin.
[19] DIN EN 12354-4:2001, Bauakustik – Berechnung der
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- [34] Scholl, W., Benavent-Gil, M.: Bimsbeton-Mauerwerk –
eigenschaften; Teil 4: Schallbertragung von Rumen ins schalltechnische Abdichtung. IBP-Mitteilung 233 (1993).
Freie.
[35] Maysenhçlder, W.: LAYERS – ein Werkzeug zur Un-
[20] Beiblatt 1 zu DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau tersuchung der Schalldmmung von Platten aus homogenen,
– Ausfhrungsbeispiele und Rechenverfahren. anisotropen Schichten. IBP-Mitteilung 26 (1999), Nr. 347.
[21] DIN EN ISO 140-5:1998, Akustik – Messung der [36] Scholl, W., Weber, L.: Einfluss der Lochung auf die
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 5: Schalldmmung und Schall-Lngsdmmung von Mauerstei-
Messung der Luftschalldmmung von Fassadenelementen nen – Ergebnisse einer Literaturauswertung. Bauphysik 20
und Fassaden in Gebuden. (1998), Heft 2, S. 49–55.
[22] DIN EN 12354-1:2000, Bauakustik – Berechnung der [37] Scholl, W., Nicolai, M.: Berechnung des bewerteten
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- Schalldmm-Maßes ohne Flankenbertragung aus Messwer-
eigenschaften; Teil 1: Luftschalldmmung zwischen Ru- ten im Prfstand mit bauhnlicher Flankenbertragung bei
men. Massivwnden. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr Bauphy-
sik B-BA 3/1996, Stuttgart 1996.
[23] DIN EN 12354-2:2000, Bauakustik – Berechnung der
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- [38] Schmitz, A., Meier, A., Raabe, G.: Interlaboratory Test
eigenschaften; Teil 2: Trittschalldmmung zwischen Ru- of Sound Insulation Measurements on Heavy Walls: Part I –
men. Preliminary Test and Part II – Results of Main Test. Journal
of Building Acoustics, Vol. 6 (2), 1999, pp. 159–169 and
[24] DIN EN 12354-3:2000, Bauakustik – Berechnung der 171–186.
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
eigenschaften; Teil 3: Luftschalldmmung gegen Außen- [39] DIN EN ISO 140-1:2005, Akustik – Messung der
lrm. Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen, Teil 1: An-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 291

forderungen an Prfstnde mit unterdrckter Flankenbertra- [55] Fischer, H. M., Sohn, M.: Musterinstallationen im In-
gung. Beuth Verlag, Berlin. stallationsprfstand – praxisgerechte Analyse des Gerusch-
verhaltens, IBP-Mitteilung 214, 18 (1991).
[40] Fasold, W., Sonntag, E., Winkler, W.: Bauphysika-
lische Entwurfslehre – Bau- und Raumakustik. Verlag fr [56] Lang, J.: Messung der Schalllngsleitung im Prfstand.
Bauwesen, Berlin, 1987. Technologisches Gewerbemuseum Wien, Bericht Nr.
[41] DIN EN ISO 140-16:2006-11, Akustik – Messung der 7220/WS (1990).
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 16:
[57] Weber, L., Scholl, W.: Literaturstudie ber den Einfluss
Messung der Verbesserung der Schalldmmung durch akus-
der Lochung auf die Schalldmmung und Schall-Lngsdm-
tische Vorsatzschalen im Prfstand.
mung von Mauersteinen. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr
[42] DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau – Anforde- Bauphysik, B-BA 6/1996 (1996).
rungen und Nachweise. Beuth Verlag, Berlin.
[58] Maysenhçlder, W.: Kann die Schalldmmung einer ge-
[43] Heckl, M., Mller, H. A.: Taschenbuch der Technischen mauerten Wand aus dem Schwingungsverhalten eines einzel-
Akustik, 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, nen Steins berechnet werden? Bauphysik 15 (1993), Heft 2,
New York, 1994. S. 50–57.
[44] Beiblatt 3 zu DIN 4109:1996, Berechnung von R0w,R fr
[59] Schneider, M., Lutz, P.: Konstruktive Maßnahmen zur
den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten des
Verringerung der Schalllngsleitung bei leichten wrmedm-
im Labor ermittelten Schalldmm-Maßes Rw. Beuth Verlag,
menden Außenwnden. Verçffentlichung der Fachhochschu-
Berlin.
le fr Technik Stuttgart, Band 16 (1992), S. 78–103.
[45] Veres, E.: Einfluss der Vermauerungsart und der Kno-
tenpunktausbildung auf die Lngs-Schalldmmung von [60] Lang, J.: Die neue NORM B 8115, Teil 4 – Maßnah-
Kalksandsteinwnden, Bericht des Fraunhofer-Instituts fr men zur Erfllung der schalltechnischen Anforderungen.
Bauphysik, BS 181/88. Neues vom Bau 37 (1991), Heft 1/2, S. 3–8 und Heft 3/4,
S. 1–9.
[46] Fischer, H. M.: Installationsgerusche im Spannungs-
feld zwischen Anforderungen und Machbarem, Bauphysik [61] Schneider, M.: Einfluss von Resonanzerscheinungen
15 (1993), Heft 3. bei Außenwnden aus porosierten Hochlochziegeln auf die
Schall-Lngsleitung, Diplomarbeit im Studiengang Bauphy-
[47] Scholl, W., Maysenhçlder, W.: Impact Sound Insulati- sik der Fachhochschule Stuttgart, 1991.
on of Timber Floors: Interaction between Source, Floor Co-
verings and Load Bearing Floor. Journal of Building Acous- [62] Sph, M., Fischer, H-M.: Bestimmung des Stoßstellen-
tics, Vol. 6, Number 1 (1999), pp. 43–61. dmm-Maßes kij in Gebuden aus Massivbauweise als Ein-
[48] Gçsele, K., Schle, W., Knzel, H.: Schall, Wrme, gangsgrçße fr EN 12 354, Fortschritte der Akustik, DAGA
Feuchte – Grundlagen, neue Erkenntnisse und Ausfhrungs- 2000, Oldenburg.
hinweise fr den Hochbau, 10. Auflage. Bauverlag, Wiesba- [63] Weber, L.: Kriterien fr die schalltechnisch gnstige
den 1997. Ausfhrung von Wnden aus gelochten Mauersteinen.
[49] Scholl, W.: Schalldmmung mit Wrmedmmver- 2. Projektabschnitt. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr Bau-
bundsystemen; Teil 1: Systeme mit elastifizierten Polystyrol- physik, B-BA 3/2003.
Dmmplatten. Bauphysik 21 (1999), Heft 1, S. 20–28.
[64] DIN EN ISO 140-11:2005, Akustik – Messung der
[50] Scholl, W.: Schallschutz mit Wrmedmm-Verbund- Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 11:
systemen aus elastifiziertem Polystyrol. Bericht des Fraun- Messung der Trittschallminderung durch Deckenauflagen
hofer-Instituts fr Bauphysik B-BA 2/1998, Stuttgart 1998. auf leichten Bezugsdecken in Prfstnden.
[51] Gçsele, K.: Zur Berechnung der Luftschalldmmung [65] DEGA-Empfehlung 103: Mrz 2009, Schallschutz im
von doppelschaligen Bauteilen (ohne Verbindung der Scha- Wohnungsbau – Schallschutzausweis; Deutsche Gesellschaft
len), Acustica 1980, Heft 45. fr Akustik e. V.
[52] Ruhe, C., Neumann, R.: Schallschutz im Wohnungsbau
[66] Memorandum DEGA BR 0101:2005, Die DIN 4109
– Haustrennwnde, Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft
und die allgemein anerkannten Regeln der Technik in der
fr zeitgemßes Bauen e. V., 1998.
Bauakustik; Deutsche Gesellschaft fr Akustik e. V.
[53] Gçsele, K.: Verbesserung der Schalldmmung von
Haustrennwnden, Fortschritte der Akustik, DAGA 1985, [67] Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm in der Fassung der
S. 16–20. Bekanntmachung vom 31. Oktober 2007 (BGBl. I S. 2550).

[54] Gçsele, K. et al. : Verbesserung des Schallschutzes von [68] Gierga, M.: Schallschutz mit Ziegeln, neue Bemes-
Haustrennwnden bei gleichzeitiger Kostensenkung, FBW- sungsanstze zur Bercksichtigung flankierender bertra-
Bltter 3/85. gung; Mauerwerk 10 (2006), Heft 4, S. 163–167.
D Bauphysik · Brandschutz 293

II Die Energieeinsparverordnung 2009


Michael Gierga, Bonn

1 Einleitung 2 Gesetzliche Regelungen zum


Im Rahmen der Meseberger Klimabeschlsse im Au- Klimaschutz
gust 2007 wurde die Reduzierung der CO2-Emissionen 2.1 Zielsetzung der Bundesregierung
im Gebudebereich in zwei Schritten von je 30 % ange-
Angesichts der weltweit steigenden Energienachfrage
kndigt. So sah die Agenda eine fr das Jahr 2009 an-
und der großen Herausforderungen des Klimawandels
stehende Verschrfung fr Neubauten und fr den Ge-
hat das Bundeskabinett ein ambitioniertes Energie- und
budebestand sowie eine neuerliche Verschrfung fr
Klimaprogramm beschlossen. Wegweisend fr die
das Jahr 2012 vor. Allein der Wohnungsneubau mit
Energiepolitik ist das Zieldreieck aus Versorgungs-
derzeit unter 200.000 Wohneinheiten jhrlich sowie
sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltvertrglich-
der leicht florierende Nichtwohngebudesektor kann
keit. Ein entscheidender Schlssel ist dabei die Steige-
die ambitionierten Ziele der Regierung zur maßgeb-
rung der Energieeffizienz. Dem Gebudebereich
lichen Energieeinsparung bei beheizten Gebuden nicht
kommt bei der Verbesserung der Energieeffizienz eine
erfllen lassen.
erhebliche Bedeutung zu. Gebude haben mit mehr als
Die energetische Ertchtigung des Wohngebude-
40 % einen erheblichen Anteil am gesamten Energie-
bestands wird von der Bundesregierung strker als bis-
verbrauch Deutschlands. Ziel ist es daher, bei der Neu-
her eingefordert und mit bislang nicht bekannten Buß-
errichtung von Gebuden diese mit einem mçglichst
geldtatbestnden im Falle der Nichterfllung sanktio-
geringen Energiebedarf zu erstellen und im Gebude-
niert. Ebenso soll der Vollzug der Verordnung durch
bestand die vorhandenen Mçglichkeiten zur Energie-
die wachsamen Augen des Schornsteinfegers eine str-
einsparung zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen
kere Umsetzung erfahren als bisher. Parallel zur Novel-
zu mobilisieren.
lierung der EnEV [1] ist bereits Anfang 2009 ein wei-
Mit ihren energie- und klimapolitischen Maßnahmen
teres wichtiges Gesetz, das Erneuerbare-Energien-Wr-
knpft die Bundesregierung auch an das umfangreiche
megesetz (EEWrmeG) [2] in Kraft getreten, das im
Konzept der Europischen Kommission fr mehr Kli-
Neubau den verpflichtenden Einsatz regenerativer
maschutz und speziell an den Aktionsplan fr Energie-
Energietrger verlangt. Da dieses Gesetz hinsichtlich
effizienz (2007 bis 2012) an. In diesem Aktionsplan hat
der technischen Belange mit dem EnEV-Verfahren kor-
sich die Europische Union die Zielvorgabe gesetzt, den
respondiert, ist eine gegenseitige Abstimmung dieser
Energiebedarf so zu steuern und zu verringern sowie
zwei Regelungen unabdingbar, wenngleich bislang
Energieverbrauch und -versorgung gezielt so zu beein-
nicht befriedigend erfolgt. Die Nachweisverfahren der
flussen, dass bis zum Jahr 2020 insgesamt 20 % des
Verordnung sollen mçglichst fr alle Gebudetypen
jhrlichen Energieverbrauchs eingespart werden kçn-
und -nutzungen vereinheitlicht werden. Dies fhrt zu
nen. Dieses Ziel entspricht Energieeinsparungen von
einer Anpassung der Rechenprozedur, die mit der
rund 1,5 % jhrlich bis zum Jahr 2020. Auch die EU-
nchsten EnEV-Novelle 2012 abgeschlossen sein soll.
Kommission ist der Ansicht, dass eine der grçßten Ein-
Der Mauerwerksbau dominiert die Gebudestruktur im
sparmçglichkeiten im Gebudesektor zu erreichen ist.
Wohngebudesektor und daher betreffen die Verschr-
fungen des zulssigen Primrenergiebedarfs und des
baulichen Wrmeschutzes diesen Wirtschaftszweig be- 2.2 Die Energieeinsparverordnung 2009
sonders. Die Auswirkungen auf die Vielfalt der Außen-
Die novellierte EnEV als umsetzende Verordnung ba-
wandkonstruktionen kçnnen fr drei Konstruktions-
siert auf den Rahmenbedingungen zur Wirtschaftlich-
arten unterschiedlich bewertet werden:
keit energiesparender Maßnahmen im Energieeinspa-
– monolithisches Außenmauerwerk,
rungsgesetz (EnEG) [3]. Sie gehçrt damit zum Recht
– einschaliges, zusatzgedmmtes Mauerwerk,
der Wirtschaft, vor allem der Bau- und Wohnungswirt-
– zweischaliges, zusatzgedmmtes Verblendmauer-
schaft. Die Gesetzgebungskompetenz des Bundes be-
werk.
ruht auf Artikel 74 Abs. 1 Nr. 11 GG. Zur Wahrung
der Rechts- und Wirtschaftseinheit ist im gesamtstaat-
lichen Interesse eine bundesrechtliche Regelung im Sin-
ne des Artikels 72 Abs. 2 GG erforderlich. Insbesondere

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
294 D Bauphysik · Brandschutz

die vorgesehenen Verschrfungen der materiell-recht- Jahr 2012 ein weiterer Novellierungsschritt vorbereitet
lichen Anforderungen in der Energieeinsparverordnung werden, der eine neuerliche Verschrfung der energeti-
haben unmittelbaren Einfluss auf die Herstellung der schen Anforderungen bis zur gleichen Grçßenordnung
zur Errichtung, nderung und Nutzung von Gebuden erreichen kann, allerdings in Abhngigkeit von den
bençtigten Bauprodukte. wirtschaftlichen und sonstigen technischen Rahmenbe-
Nach den Beschlssen der Bundesregierung zum Ener- dingungen.
gie- und Klimaprogramm in der Energieeinsparverord- Die Bundesregierung hat ausschließlich eine nde-
nung soll niemand aufgrund der verschrften Anforde- rungsverordnung im Bundesgesetzblatt verçffentlicht,
rungen wirtschaftlich berfordert werden. Nicht zumut- die nur die nderungen gegenber der Verordnung
bare finanzielle Hrten fr die betroffenen Hauseigen- vom 24. Juli 2007 beinhaltet [1]. Ein vollstndiger
tmer sollen ausdrcklich Bercksichtigung finden. Verordnungstext ist lediglich als sog. Lesefassung
Praktische Bedeutung gewinnt der Grundsatz der wirt- der dena (Deutsche Energie Agentur) verçffentlicht,
schaftlichen Zumutbarkeit bei Anforderungen im Ge- umfasst inklusive aller Anlagen 76 Seiten und ist im
budebestand, insbesondere in Fllen der Kumulation Internet vielfach verfgbar. Das Inhaltsverzeichnis
verschiedener Pflichten, z. B. zur Nachrstung von Ge- dieser Lesefassung ist zur Orientierung in Tabelle 1
buden und Anlagen sowie zur Außerbetriebnahme wiedergegeben.
elektrischer Speicherheizsysteme.
Der Verordnungsgeber ist bei der Festlegung von An-
2.3 Das Erneuerbare-Energien-Wrmegesetz
forderungen in der Verordnung, soweit es sich um zu
2009
errichtende Gebude handelt, an die gesetzlichen Auf-
lagen des § 5 Abs. 1 des Energieeinsparungsgesetzes Die Bundesregierung hat flankierend zur Novellierung
(EnEG) gebunden. Danach mssen sich die zustzli- der EnEV ein bereits im Januar 2009 in Kraft getretenes
chen, durch die energiesparenden Maßnahmen beding- Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer Energien im Wr-
ten Aufwendungen generell durch die eintretenden Ein- mebereich (EEWrmeG) [2] erlassen. Dieses Gesetz
sparungen innerhalb der blichen Nutzungsdauer des steht im engen Zusammenhang mit der EnEV und
Gebudes und seiner Teile erwirtschaften lassen. Wer- muss daher an dieser Stelle ebenso angesprochen wer-
den Anforderungen im Zusammenhang mit der freiwil- den.
ligen nderung bestehender Gebude gestellt, ist die Die Eigentmer neu errichteter Gebude mssen zu-
noch zu erwartende Nutzungsdauer des Gebudes zu knftig Erneuerbare Energien nutzen. Das gilt unabhn-
bercksichtigen. gig davon, ob es sich um ein Wohngebude oder ein
Soweit unmittelbar in der Verordnung energiesparende Nichtwohngebude handelt. Auch vermietete Immobi-
Investitionen in den Gebudebestand in Gestalt von sog. lien unterliegen der Pflicht. Eigentmer alter Gebude
Nachrstpflichten und Pflichten zur Außerbetriebnah- kçnnen ein Fçrderprogramm der Bundesregierung in
me von Anlagen angeordnet werden, setzt dies voraus, Anspruch nehmen, wenn sie freiwillig erneuerbare
dass die einzelne Pflicht generell zu einer wesentlichen Energien nutzen. Ein Gebude ist ein neues Gebude
Verminderung der Energieverluste beitrgt und die im Sinne des EEWrmeG, wenn es nach dem 1. 1. 2009
Aufwendungen durch die eintretenden Einsparungen fertig gestellt wird.
innerhalb angemessener Fristen erwirtschaftet werden Es existieren unterschiedliche Mçglichkeiten, den For-
kçnnen (§ 4 Abs. 3 Satz 2 EnEG [3]). derungen des EEWrmeG zu gengen. Die Strahlungs-
Die Bundesregierung hat zu den geplanten materiellen energie der Sonne kann durch solarthermische Anlagen
Verschrfungen, Nachrst- und Außerbetriebnahme- genutzt werden (EEWrmeG § 5, Absatz 1). Um die
verpflichtungen gutachterliche Einschtzungen zu den Nutzungspflicht des Wrmegesetzes zu erfllen, ms-
daraus resultierenden Mehrkosten, den Energieeinspar- sen Gebude den Wrmeenergiebedarf in diesem Fall
potenzialen und den Amortisationszeiten eingeholt. Die zu mindestens 15 Prozent aus Solarenergie decken. Der
Gutachten sollen belegen, dass die Anforderungen die- Nachweis fr Wohngebude ist gefhrt, wenn die Kol-
ser nderungsverordnung den gesetzlichen Vorgaben lektorflche bei Wohngebuden mit hçchstens zwei
an die wirtschaftliche Vertretbarkeit gengen. Bei der Wohnungen 0,04 m± Flche pro m± beheizter Nutzfl-
Festlegung des erhçhten Anforderungsniveaus muss auf che (berechnet nach EnEV) bei grçßeren Wohngebu-
bauwirtschaftliche und bautechnische Gesichtspunkte den 0,03 m± Flche pro m± beheizter Nutzflche auf-
sowie auf die Zumutbarkeit und Vermittelbarkeit ge- weist. Zu beachten ist, dass die Pflicht nur dann erfllt
genber den Betroffenen Rcksicht genommen werden. wird, wenn der Kollektor mit dem europischen Prf-
Außerdem gilt es, die absehbaren Baukostensteigerun- zeichen „Solar Keymark“ zertifiziert ist (eine Ausnah-
gen durch maßvolle Verschrfungen in Grenzen zu hal- me gilt hier nur fr Luftkollektoren).
ten. In diesem Zusammenhang ist das derzeitige Ange- Grundstzlich kann auch flssige, gasfçrmige und jede
bot an Bauprodukten und Bauweisen zu bercksichti- Form von fester Biomasse zur Pflichterfllung genutzt
gen. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung werden (EEWrmeG § 5, Abstze 2 und 3). Es muss
entschieden, die Verschrfung des Anforderungs- sich dabei allerdings um Biomasse im Sinne der Bio-
niveaus in zwei Schritten zu vollziehen. Neben der masseverordnung handeln. So drfen die „klassischen“
nun geltenden nderungsverordnung 2009 soll im Brennstoffe Holzpellets, Holzhackschnitzel und Scheit-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 295

Tabelle 1. Inhaltsbersicht der Lesefassung der EnEV 2009 (Quelle dena)

Abschnitt 1 Abschnitt 6
Allgemeine Vorschriften Gemeinsame Vorschriften, Ordnungswidrigkeiten
§ 1 Anwendungsbereich § 22 Gemischt genutzte Gebude
§ 2 Begriffsbestimmungen § 23 Regeln der Technik
§ 24 Ausnahmen
Abschnitt 2 § 25 Befreiungen
Zu errichtende Gebude § 26 Verantwortliche
§ 3 Anforderungen an Wohngebude § 26 a Private Nachweise
§ 4 Anforderungen an Nichtwohngebude § 26 b Aufgaben des Bezirksschornsteinfegermeisters
§ 5 Anrechnung von Strom aus erneuerbaren Energien § 27 Ordnungswidrigkeiten
§ 6 Dichtheit, Mindestluftwechsel
§ 7 Mindestwrmeschutz, Wrmebrcken Abschnitt 7
§ 8 Anforderungen an kleine Gebude und Gebude Schlussvorschriften
aus Raumzellen § 28 Allgemeine bergangsvorschriften
§ 29 bergangsvorschriften fr Energieausweise und Aussteller
Abschnitt 3 § 30 aufgehoben
Bestehende Gebude und Anlagen § 31 Inkrafttreten, Außerkrafttreten
§ 9 nderung, Erweiterung und Ausbau von Gebuden
§ 10 Nachrstung bei Anlagen und Gebuden Anlagen
§ 10 a Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen Anlage 1 Anforderungen an Wohngebude
§ 11 Aufrechterhaltung der energetischen Qualitt Anlage 2 Anforderungen an Nichtwohngebude
§ 12 Energetische Inspektion von Klimaanlagen Anlage 3 Anforderungen bei nderung von Außenbauteilen
und bei Errichtung kleiner Gebude; Rand-
Abschnitt 4 bedingungen und Maßgaben fr die Bewertung
Anlagen der Heizungs-, Khl- und Raumlufttechnik sowie bestehender Wohngebude
der Warmwasserversorgung Anlage 4 Anforderungen an die Inbetriebnahme von Heiz-
§ 13 Inbetriebnahme von Heizkesseln und sonstigen Wrme- kesseln und sonstigen Wrmeerzeugersystemen
erzeugersystemen Anlage 4 a Anforderungen an die Inbetriebnahme von Heiz-
§ 14 Verteilungseinrichtungen und Warmwasseranlagen kesseln und sonstigen Wrmeerzeugersystemen
§ 15 Klimaanlagen und sonstige Anlagen der Raumlufttechnik Anlage 5 Anforderungen an die Wrmedmmung von Rohr-
leitungen und Armaturen
Abschnitt 5 Anlage 6 Muster Energieausweis Wohngebude
Energieausweise und Empfehlungen fr die Verbesserung Anlage 7 Muster Energieausweis Nichtwohngebude
der Energieeffizienz Anlage 8 Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage
§ 16 Ausstellung und Verwendung von Energieausweisen des Energiebedarfs
§ 17 Grundstze des Energieausweises Anlage 9 Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage
§ 18 Ausstellung auf der Grundlage des Energiebedarfs des Energieverbrauchs
§ 19 Ausstellung auf der Grundlage des Energieverbrauchs Anlage 10 Muster Modernisierungsempfehlungen
§ 20 Empfehlungen fr die Verbesserung der Energieeffizienz Anlage 11 Anforderungen an die Inhalte der Fortbildung
§ 21 Ausstellungsberechtigung fr bestehende Gebude

holz genutzt werden. Wer feste Biomasse nutzt, muss Neben Solarenergie und Biomasse kann auch Umwelt-
seinen Wrmebedarf (Warmwasser, Raumwrme und wrme genutzt werden (EEWrmeG § 5, Absatz 4).
Khlung) zu mindestens 50 % daraus decken. Das Ge- Dies ist Wrme, die Luft oder Wasser entnommen wird.
setz stellt zustzlich zu diesem Mindestanteil gewisse In Abgrenzung zur Abwrme muss es sich um natrli-
çkologische und technische Anforderungen, die den che Wrmequellen handeln. Geothermie, also Wrme,
umweltvertrglichen Einsatz der Technologien gewhr- die aus dem Erdinnern kommt wird je nach Tiefe der
leisten sollen. So muss ein Ofen, in dem feste Biomasse Erdbohrung unterschieden zwischen tiefer Geothermie
verbrannt wird, dem Stand der BImSchV entsprechen und erdoberflchennaher Geothermie. Whrend die tie-
und einen Kesselwirkungsgrad von mindestens 86 % fer gelegenen Erdschichten Wrme mit hohen Tem-
erreichen. Damit kçnnen auch Einzelraumfeuerungs- peraturen bergen, muss die erdoberflchennahe Erdwr-
sttten hinsichtlich der Nutzungspflicht grundstzlich me mithilfe einer Wrmepumpe auf das gewnschte
angerechnet werden, wenn sie die zuvor genannten Temperaturniveau angehoben werden. Wer Erdwrme
technischen Bedingungen erfllen. Die Zulssigkeit oder Umweltwrme nutzt, muss seinen Wrmebedarf
der Anrechnung von Einzelfeuersttten obliegt aller- zu mindestens 50 % daraus decken. Das Gesetz stellt
dings den Bundeslndern. auch hier çkologische und technische Anforderungen,
296 D Bauphysik · Brandschutz

z. B. bestimmte Jahresarbeitszahlen beim Einsatz von 3 Einzuhaltende Anforderungen


Wrmepumpen, damit der umweltvertrgliche Einsatz
3.1 Anforderungen an zu errichtende
der Technologien gewhrleistet ist. Die Mindest-Jahres-
Wohngebude
arbeitszahl als das Verhltnis von eingesetzter Energie
(Gas oder Strom) und gewonnener Energie (Wrme) Die Hauptanforderung an Wohngebude sowie gemß
wird fr unterschiedliche Wrmepumpentypen gefor- Definition auch an Wohn-, Alten- und Pflegeheime so-
dert. Um diese nachvollziehen zu kçnnen, muss die wie hnliche Einrichtungen (EnEV § 2, Satz 1) richtet
Wrmepumpe grundstzlich ber einen Wrmemen- sich wie mit der EnEV 2002 eingefhrt an den einzuhal-
gen- und Stromzhler verfgen. tenden Primrenergiebedarf der Wrmebereitstellung
Bezieht ein Gebudeeigentmer Wrme, die durch ei- fr Warmwasser, Heizung und auch der Khlung. Ge-
nen Mllverbrennungsprozess (EEWrmeG § 7) ge- genber den bisher gltigen Anforderungen der EnEV
wonnen wird, muss sichergestellt sein, dass mindestens 2007 findet sich eine Verschrfung zwischen etwa 27
zu 50 % biologisch abbaubare Anteile am Mll ver- und bis ber 40 % bezogen auf den Primrenergiebedarf
brannt werden. Auch kann eine hocheffiziente KWK- (EnEV § 3, Absatz 1). Diese breite Spanne kommt da-
Anlage pflichterfllend genutzt werden. Bei Nutzung durch zustande, dass einerseits das Prozedere der An-
von Wrme aus einem Nah- oder Fernwrmenetz (EE- forderungsformulierung gewechselt wird. Gebude mit
WrmeG § 7 Nr. 3) ist die Zusammensetzung dieser elektrischer (dezentraler) Trinkwassererwrmung wer-
Wrme entscheidend. Hiernach gilt der Anschluss an den eine im Referenzgebudeverfahren pauschal ange-
ein Nah- und Fernwrmenetz dann als pflichterfllende setzte solare Brauchwassererwrmung nicht aufweisen
Ersatzmaßnahme im Sinne des EEWrmeG, wenn zu und kçnnen daher zustzlich mit einem Malus von
einem wesentlichen Anteil erneuerbare Energien (bio- 10,9 kWh/(m± · a) belegt werden (EnEV Anlage 1, Ab-
logisch abbaubare Anteile am Mll), zu mehr als 50 % satz 1.1). Dieser Malus greift nur dann nicht, wenn fr
Abwrme oder hocheffiziente KWK genutzt werden. den aus dem EEWrmeG [2] geforderten Einsatz erneu-
Nicht immer ist der Einsatz erneuerbarer Energien sinn- erbarer Energien eine Ersatzmaßnahme gemß EEWr-
voll und so kçnnen anstelle erneuerbarer Energien Er- meG, Anlage VI, also ein verminderter Primrenergie-
satzmaßnahmen (EEWrmeG § 7) ergriffen werden, die bedarf nachgewiesen wird.
hnlich klimaschonend sind. Dazu zhlt die Nutzung Der auf die Gebudenutzflche bezogene zulssige Pri-
von Abwrme. Dies ist Wrme, die bereits unter Einsatz mrenergiebedarf ist zuknftig nicht mehr abhngig vom
von Energie gewonnen wurde (z. B. Lftungswrme- Hllflchen-Volumen-Verhltnis eines Gebudes, son-
rckgewinnung). Die „Wiederverwertung“ von Abwr- dern allein von dem Energiebedarf des mit normierten
me ist dann anrechenbar, wenn mindestens 50 % des Randbedingungen berechneten Referenzgebudes
Wrmebedarfs aus Abwrme gewonnen werden. Die (EnEV Anlage 1, Tabelle 1). Eine bersicht der vom
Nutzung von Wrme aus Kraft-Wrme-Kopplungsanla- Verordnungsgeber festgelegten Randbedingungen zeigt
gen (KWK) nutzt Ressourcen zur Stromerzeugung und Tabelle 2. Damit wird ein Verfahren gewhlt, das exakt
gleichzeitigen Wrmegewinnung. Hier ist ein Mindest- dem des Nichtwohngebudesektors entspricht und wel-
anteil von 50 % vorgesehen. ches fr derartige Gebudenutzungen schon mit der
Die Verbesserung der Wrmedmmung des Gebudes EnEV 2007 eingefhrt wurde. Der Vorteil der Vor-
um mehr als 15 % gegenber den Anforderungen der gehensweise besteht darin, dass der nicht existente
EnEV bei gleichzeitiger Unterschreitung des zulssigen Zusammenhang zwischen dem Kompaktheitsgrad
Primrenergiebedarfs gilt ebenso als Ersatzmaßnahme (A/V-Verhltnis) des Gebudes zu den Anlagenverlus-
wie der Anschluss an ein Netz der Nah- oder Fernwr- ten, den Lftungswrmeverlusten und auch den internen
meversorgung, sofern das Netz zu einem wesentlichen und solaren Eintrgen ber die Fassaden den zulssigen
Teil mit erneuerbaren Energien bzw. zu mehr als 50 % Primrenergiebedarf nicht mehr unberechtigt dominiert.
auf Basis von Kraft-Wrme-Kopplung oder Abwrme Selbstverstndlich gehen auch Nachteile einher: Die bis-
betrieben wird. lang genannten Abhngigkeiten aus Fensterflchenantei-
Entscheidend bei allen Varianten der mçglichen Maß- len der Fassaden sowie der Einfluss des architekto-
nahmen ist deren Kombinationsmçglichkeit. So muss nischen Entwurfs (A/V-Verhltnis) fließen zuknftig
der reduzierte Deckungsanteil einer einzelnen Tech- nicht mehr vordergrndig in die Anforderungen ein.
nologie durch die Restdeckung einer oder mehrerer Der einzuhaltende Wrmeschutz der Gebudehlle de-
weiterer Technologien ergnzt werden. finiert ber den mittleren U-Wert aller Bauteile und als
Die EnEV bercksichtigt die Anforderungen des EE- auf die wrmebertragende Umfassungsflche bezoge-
WrmeG insofern, als sie beim Referenzwohngebude ner Transmissionswrmeverluste H0T bezeichnet, wird
schon eine solare Warmwasserbereitung annimmt und losgelçst vom fr diesen Fall als Fhrungsgrçße geeig-
im Energieausweis die Dokumentation der Nutzung er- neten A/V-Verhltnis eines Gebudes und zuknftig
neuerbarer Energien regelt. mit fixen Werten fr unterschiedliche Wohngebude-
typen (EnEV Anlage 1, Tabelle 2) festgelegt. Tabelle 3
beinhaltet diese Anforderungen an den Neubau gemß
EnEV § 3 sowie an Gebudeerweiterungen mit mehr als
50 m± Nutzflche gemß EnEV § 9. Vergleicht man
II Die Energieeinsparverordnung 2009 297

Tabelle 2. Referenzausfhrung eines Wohngebudes zur Ermittlung des zulssigen Primrenergiebedarfs gemß [1]

Komponente Eigenschaft Referenzausfhrung


Außenwand U-Wert 0,28 W / (m± · K)
Bauteil an Erdreich/unbeheizten Bereich U-Wert 0,35 W / (m± · K)
Dach, oberste Geschossdecke U-Wert 0,2 W / (m± · K)
Fenster, Fenstertren Uw-Wert 1,3 W / (m± · K)
g^-Wert 0,6
Dachflchenfenster Uw-Wert 1,4 W / (m± · K)
g^-Wert 0,6
Lichtkuppeln Uw-Wert 2,7 W / (m± · K)
g^-Wert 0,64
Außentren U-Wert 1,8 W / (m± · K)
Wrmebrckenzuschlag D UWB 0,05 W / (m± · K)
Luftdichtheit der Gebudehlle mit Dichtheitsprfung
Bemessungswert n50 £ 1,5 h–1
Sonnenschutz keine Sonnenschutzvorrichtung
Heizungsanlage Wrmeerzeugung durch Brennwertkessel (verbessert),
Innenaufstellung in Gebuden £ 2 WE, sonst außerhalb der thermischen Hlle,
Systemtemperatur 55/45 C, zentrales Verteilsystem innerhalb der thermischen Hlle,
hydraulischer Abgleich, geregelte Pumpe,
statische Heizflchen an Außenwand, Thermostatventile mit Proportionalbereich 1 K
Trinkwassererwrmung zentral ber Heizanlage,
Solaranlage mit Flachkollektoren, indirekt beheizter Speicher,
Verteilung innerhalb der thermischen Hlle, innenliegende Strnge, mit Zirkulation,
Pumpe bedarfsausgelegt;
Rohrleitungen wrmegedmmt gemß EnEV, Anlage 5
alternativ: elektrische TW-Erwrmung wohnungszentral ohne Speicherung = Durchlauf-
erhitzer
Khlung keine Khlung
Lftung zentrale Abluftanlage, bedarfsgefhrt mit geregeltem DC-Ventilator

Tabelle 3. Hçchstwerte des auf die wrmetauschende Hllflche bezogenen Transmissionswrmeverlustes H0T fr fnf verschiedene
Gebudesituationen gemß [1]

Gebude Gebude Doppelhaushlfte/ Reihenmittelhaus/ Erweiterung gemß


freistehend freistehend Reihenendhaus Baulcke § 9 Abs. 5
AN £ 350 m± AN > 350 m± angebaut

0,4 W / (m± · K) 0,5 W / (m± · K) 0,45 W / (m± · K) 0,65 W / (m± · K) 0,65 W / (m± · K)
298 D Bauphysik · Brandschutz

diese Zahlenwerte mit den bisherigen Anforderungen, gebudes zum Maßstab des zulssigen Primrenergie-
ergeben sich aus Musterberechnungen [4] Verschrfun- bedarfs (EnEV Anlage 2). Zustzlich werden vor allem
gen zwischen 10 und 25 %, wobei nicht auszuschließen die anlagentechnischen Ausstattungsmerkmale in Ab-
ist, dass bei sehr großen Fensterflchenanteilen auch hngigkeit der Gebudenutzungen festgelegt. Die Refe-
deutlich hçhere Verschrfungen eintreten kçnnen. renzausfhrungen der Gebudehlle normal beheizter
Weiterhin ist zu bemerken, dass gegenber der Verord- Nichtwohngebude sowie der Heiztechnik entsprechen
nung von 2007 nunmehr kein Aufschlag auf den zuls- den Anforderungen an Wohngebude (s. Tabelle 2). An
sigen Primrenergiebedarf gekhlter Wohngebude zu- niedrig beheizten Gebuden oder Gebudezonen drfen
lssig ist. Dies bedeutet somit eine zustzliche Ver- die Bauteile etwa 25 % hçhere U-Werte aufweisen. Da
schrfung bei derartigen Gebudeentwrfen und zwingt die Nichtwohngebude in der Regel aus mehreren Nut-
den Planer verstrkt zur Optimierung des sommerlichen zungszonen bestehen und diese mit u. U. sehr unter-
Wrmeschutzes. schiedlicher technischer Gebudeausrstung versehen
Wie bereits in [4] gezeigt, lassen sich die Anforderungen sind, ist die Liste der Referenzsysteme sehr lang und
mit den verschiedensten Kombinationen aus baulichem an dieser Stelle nicht wiedergegeben. Der Verordnungs-
Wrmeschutz und vor allem mit primrenergetisch op- geber hat fr einfache Nichtwohngebude in EnEV An-
timaler Anlagentechnik ohne Probleme einhalten, sodass lage 2 Absatz 3 ein Vereinfachtes Berechnungsverfah-
eine allgemeingltige Planungsempfehlung zur Zieler- ren fr Nichtwohngebude formuliert, mithilfe dessen
reichung nicht formuliert werden kann. Dies bedeutet folgende Gebudetypen als sog. Ein-Zonen-Modelle
vor allem hinsichtlich der Umstellung auf das Referenz- bewertet werden drfen:
gebude-Verfahren, dass grundstzlich jedes Objekt mit – Brogebude, ggf. mit Verkaufseinrichtung, Gewer-
seinen individuellen Eigenschaften ber ein computer- bebetrieb oder Gaststtte,
gefhrtes Nachweisprogramm bewertet werden muss. – Gebude des Groß- und Einzelhandels mit hçchstens
Dazu sieht der Verordnungsgeber vor, dass mit Blick 1000 m± Nettogrundflche, wenn neben der Haupt-
in die Zukunft als Regelverfahren die umfangreiche Bi- nutzung nur Bro-, Lager-, Sanitr- oder Verkehrs-
lanzierungsnorm DIN V 18599 [7] (EnEV Anlage 1 Ab- flchen vorhanden sind,
satz 2.1.1) oder alternativ noch das Monatsbilanz-Ver- – Gewerbebetriebe mit hçchstens 1000 m± Netto-
fahren der DIN V 4108-6 [5] in Verbindung mit DIN V grundflche, wenn neben der Hauptnutzung nur
4701-10 [6] verwendet werden kann (EnEV Anlage 1 Bro-, Lager-, Sanitr- oder Verkehrsflchen vor-
Absatz 2.1.2). Sowohl das geplante Objekt als auch das handen sind,
Referenzgebude mssen immer mit demselben Verfah- – Schulen, Turnhallen, Kindergrten und -tagessttten
ren bewertet werden (EnEV § 3 Absatz 3), da es bei und hnliche Einrichtungen,
einem Verfahrenswechsel durchaus zu unterschiedlichen – Beherbergungssttten ohne Schwimmhalle, Sauna
Ergebnissen kommen kann. oder Wellnessbereich,
So werden beispielsweise die Randbedingungen der – Bibliotheken.
bisherigen Nachweisprozedur der DIN V 4701-10 fr Die Anwendung unterliegt der Einschrnkung, dass die
einen energetischen Standard festgelegt, der eine kon- Summe der Nettogrundflchen aus der Hauptnutzung
stante Heizperiodenlnge von 185 Tagen zur Grundlage und den Verkehrsflchen des Gebudes mehr als zwei
hat. Dieser Zeitraum kann insbesondere bei Gebuden Drittel der gesamten Nettogrundflche des Gebudes
mit sehr kleinem Heizenergiebedarf deutlich zu hoch betrgt sowie die Beheizung und die Warmwasserberei-
sein und daher zur Fehlbeurteilung der Anlagenverluste tung fr alle Rume auf dieselbe Art erfolgt und das
bei hoch wrmegedmmten Gebuden mit deutlich kr- Gebude nicht gekhlt wird. Weiterhin drfen hçchs-
zerer Heizperiodenlnge fhren. Die Anwendung der tens 10 % der Nettogrundflche des Gebudes durch
DIN V 18599 weist diese Einschrnkung nicht auf, da Glhlampen, Halogenlampen oder durch die Beleuch-
monatsweise Gebude und Anlagentechnik bilanziert tungsart „indirekt“ nach DIN V 18599-4 beleuchtet
werden. Diese komplexe Methodik bleibt bisher aber werden und außerhalb der Hauptnutzung keine raum-
nur wenigen Fachingenieuren vorbehalten, da der Um- lufttechnischen Anlagen mit hoher Leistungsaufnahme
fang des Verfahrens Architekten und Bauingenieure eingesetzt werden (EnEV Anlage 2, Absatz 3.1.3). Das
verschreckt. Es muss davon ausgegangen werden, dass vereinfachte Verfahren kann auch angewendet werden,
sptestens 2012 mit der nchsten Verordnungsnovelle wenn nur ein Serverraum vorhanden ist, gekhlt wird
der Systemwechsel der Nachweisverfahren vollzogen und die Nennleistung des Gertes fr den Kltebedarf
werden muss, da die Normungsarbeiten an DIN V 12 kW nicht bersteigt oder in einem Brogebude eine
4108-6 und DIN V 4701-10 eingestellt sind. Verkaufseinrichtung, ein Gewerbebetrieb oder eine
Gaststtte gekhlt wird und die Nettogrundflche der
gekhlten Rume jeweils 450 m± nicht bersteigt.
3.2 Anforderungen an zu errichtende
Die Begrenzung des baulichen Wrmeschutzes erfolgt
Nichtwohngebude
zuknftig nicht mehr mittels des spezifischen, auf die
hnlich wie im Sektor der Wohngebude sind die An- wrmebertragende Umfassungsflche bezogenen spe-
forderungen an Nichtwohngebude verschrft worden. zifischen Transmissionswrmetransferkoeffizienten
Auch dort werden die Komponenten eines Referenz- H0T. Dies hngt sicherlich mit der schwer zu kommuni-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 299

Tabelle 4. Maximum der flchengemittelten Wrmedurchgangskoeffizienten U der Bauteile der Gebudehlle von Nichtwohn-
gebuden

Komponente Eigenschaft Hçchstwerte der Wrmedurchgangskoeffizienten,


bezogen auf den Mittelwert der jeweiligen Bauteile
Solltemperaturen Solltemperaturen
im Heizfall ‡ 19 C im Heizfall 12–19 C
Opake Außenbauteile U-Wert 0,35 W / (m± · K) 0,5 W / (m± · K)
Transparente Außenbauteile Uw-Wert 1,90 W / (m± · K) 2,80 W / (m± K)
Vorhangfassade U-Wert 1,90 W / (m± · K) 3,00 W / (m± · K)
Glasdcher, Lichtbnder, Lichtkuppeln U-Wert 3,10 W / (m± · K)

zierenden Begrifflichkeit zusammen. Die Maximalwer- Wie zuknftig weitergehende Effizienzsteigerungen


te der gemittelten Wrmedurchgangskoeffizienten ein- realisiert werden sollen, bleibt abzuwarten. Im brigen
zelner Bauteilgruppen drfen zuknftig nicht mehr gilt auch fr Nichtwohngebude die Nutzungspflicht
berschritten werden (EnEV Anlage 2, Absatz 1.3). regenerativer Energietrger aus dem EEWrmeG. Ist
Die Zusammenstellung dieser U-Werte enthlt Tabel- dies z. B. in einem Brogebude oder Geschftshaus
le 4. Der Wrmeschutz der Gebudehlle ist abhngig ohne nennenswerten Warmwasserbedarf mittels Solar-
von der Heizsoll-Temperatur der Nutzungseinheiten anlage nicht sinnvoll, mssen Ersatzmaßnahmen getrof-
und soll eine wirtschaftliche Ausfhrung wrmedmm- fen werden, die zu einer weiteren Verschrfung des
technischer Maßnahmen durch Kompensationen er- baulichen Wrmeschutzes fhren oder aber anlagen-
mçglichen. technische Ersatzmaßnahmen in der Wrmeerzeugung
Vergleichende Untersuchungen zur Verschrfung des erforderlich machen.
zulssigen Primrenergiebedarfs und zum baulichen
Wrmeschutz im Nichtwohngebudebereich sind fr
3.3 Sommerlicher Wrmeschutz
16 ausgewhlte Gebudesituationen im Auftrag des Mi-
nisteriums fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Im vorlufigen Referentenentwurf der Verordnung war
(BMVBS) durchgefhrt worden [8]. Die dort fest- eine Verschrfung des sommerlichen Wrmeschutzes
gestellte auf den Primrenergiebedarf bezogene Ver- ber eine 30 % Reduzierung der zulssigen Sonnenein-
schrfung betrgt im Mittel 26 % mit einer Spanne zwi- tragskennwerte angedacht. Aufgrund mangelhafter
schen 17 und 38 % und ist damit vergleichbar der Si- berprfung der Auswirkungen einer solchen Ver-
tuation bei den Wohngebuden. Im Bereich der Tech- schrfung durch die Autoren, musste diese in der
nischen Gebudeausrstung fllt allerdings auf, dass die Grundsache positive Maßnahme wieder zurckgenom-
bestmçgliche Technik vor allem im energieintensiven men werden. Fest steht, dass vor allem in Nichtwohn-
Raumluft- und Kltebereich bereits zur Referenz zhlt gebuden die berhitzungsgefahr ein ernst zu nehmen-
und weitergehende Effizienzsteigerungen kaum erwar- des Problem darstellt [9] und den Primrenergiebedarf
ten lsst. fr Khlung in die Hçhe treibt oder eine ordnungsgem-
So weist ein beispielhaftes Brogebude mit einer ße Nutzung der Gebude an Sonnentagen erschwert.
Ganzglasfassade aufgrund der eingesetzten Khltech- Die Anforderungen der EnEV 2009 basieren auf der
nik trotz berdurchschnittlicher Wrmerckgewinnung Voraussetzung, dass bei gekhlten Gebudezonen der
in der Raumlufttechnik einen nutzflchenbezogenen anrechenbare Anteil des Jahresprimrenergiebedarfs
Primrenergiebedarf von knapp 160 kWh/(m± · a) auf, 50 % des Wertes der Referenzkhltechnik dieser Nut-
whrend dasselbe Brogebude mit einer Lochfassade zung ausmachen darf. Dadurch werden passive oder
und einem immer noch hohen Fensterflchenanteil von bauliche Maßnahmen zur Vermeidung von sommerli-
50 % ohne die dann verzichtbare Khlung unter chen berhitzungen deutlich gefordert.
140 kWh/(m± · a) Primrenergie bençtigt. Beide Gebu- Die im Gutachten [8] aufgezeigten Brogebude mit
devarianten sind hinsichtlich der EnEV-Anforderungen großen Transparenzanteilen der Fassaden zwischen 86
mit eigenen Referenzausfhrungen gleichwertig aus- und 100 % weisen im brigen die geringsten Einspar-
fhrbar. Damit drfen bei Nichtwohngebuden ein potenziale an Primrenergie auf. Hier akzeptiert der
Khlkltebedarf auf die Referenzanforderungen auf- Verordnungsgeber die Glasarchitektur und billigt zu-
geschlagen werden, whrend dies im Wohnungsbau dem unterdurchschnittliche Energieeinsparmaßnahmen
nicht zulssig ist. Die hçchsten zulssigen Primrener- gekhlter Gebude. Es bleibt abzuwarten, wie die
giebedarfswerte aller untersuchten Gebude sind bei nchste Novelle der Verordnung dieses heikle Thema
Hotels mit knapp 350 kWh/(m± · a) zu verzeichnen. lçsen will.
300 D Bauphysik · Brandschutz

Der sommerliche Wrmeschutz ist somit wie bisher Tabelle 5. Klassen der Fugendurchlssigkeit von außen
gemß DIN 4108-2 [10] oder alternativ mittels Simula- liegenden Fenstern, Fenstertren und Dachflchenfenstern
tionsrechnungen fr einzelne Rume, Raumgruppen
Anzahl der Vollgeschosse Klasse der Fugendurchlssigkeit
oder Nutzungszonen nachzuweisen und bleibt damit
des Gebudes nach DIN EN 12207-1:2000-06
ohne nderung gegenber den Anforderungen der
EnEV 2007. bis zu 2 2
mehr als 2 3
3.4 Gebude im Bestand
Unverndert von der Systematik der bisherigen EnEV
2007 werden die Regelungen fr Bestandsgebude for- zu obligatorisch. Der Anforderungswert n50 £ 3,0 h–1
muliert (EnEV § 9). Auch hier ist eine deutliche Ver- gilt weiterhin fr Gebude(teile) ohne raumlufttech-
schrfung der U-Werte einzelner Bauteile im Falle der nische Anlagen = Fensterlftung. Die Anforderungen
energetischen Ertchtigung zu verzeichnen. Außen- an die Dichtigkeit von Fugen an Fenstern, Fenstertren
wnde sind im Falle der Sanierung z. B. mit einer und Dachflchenfenster gelten unverndert gemß Ta-
etwa 14 cm dicken Wrmedmmung zu versehen. belle 5.
Dies fhrt zu einem Anforderungswert UAW von 0,24
W/(m± · K) der damit strenger als der Referenzwert im
3.6 Bercksichtigung von Wrmebrcken
Neubaubereich ist. Dies gilt im brigen auch fr die
Wrmedmmung erdreichberhrter Bauteile mit einem Ein hoher Wrmeschutz der Gebudehlle wirkt sich
U-Wert von 0,3 W/(m± · K) – eine Maßnahme, die auf- gravierend auf die Wrmebrckenthematik (EnEV
grund des geringen Temperaturunterschieds zwischen § 7) der Bauteilanschlsse aus. Die bisher flankierend
Innenraum und Umgebung eine fragwrdige Festlegung zur Norm im Beiblatt 2 zu DIN 4108 beschriebenen und
bedeutet. Zahlreiche Ausnahmeregelungen erlauben al- von der EnEV fr pauschale Nachweise erlaubten Wr-
lerdings, das ausschließlich unter technischen Gesichts- mebrckendetails sind vor allem bei Einsatz von Fens-
punkten Machbare umzusetzen. Hierzu ist der Ausdruck tern mit Dreifachverglasungen, Dachdmmungen
der „hçchstmçglichen Dmmschichtdicke“ in der Ver- > 20 cm und mehrlagigen Fußbodendmmungen nicht
ordnung zu finden. Diese, die konstruktiver Grenzen ohne Weiteres anwendbar. Darber hinaus fhren die
einer Ausfhrung bestimmende Schichtdicke ist bei An- pauschal nach Norm angenommenen Wrmebrcken-
nahme einer Wrmeleitfhigkeit von 0,04 W/(m · K) verluste zu einer deutlich nachteiligen rechnerischen
ausreichend, die Verordnung zu erfllen. Mit dieser Bewertung der schon heute in der Praxis ausgefhrten
ffnungsklausel soll erreicht werden, dass mçglichst hochwertigen Anschlussdetails.
keine Dmmmaßnahme unterlassen wird, obwohl der Die Berechnung der Wrmbrckenverluste individueller
vom Verordnungsgeber geforderte U-Wert nicht einge- Anschlussdetails gemß der unterschiedlichen Wr-
halten werden kann. Weitere Ausnahmeregelungen be- mebrckenkataloge der Mauerwerksindustrien kçnnen
treffen die nachtrgliche Innendmmung von Außen- die Anforderungen an die flchigen Bauteile Außenwn-
wnden sowie die Wrmedmmung von Wnden aus de erheblich entlasten oder aber zustzliche Energieein-
Sichtfachwerk. sparpotenziale im Nachweisverfahren mobilisieren. Die-
Ein Ausweg aus der Einhaltung stringenter Bauteilan- se Entlastungen erfordern einen planerischer Mehrauf-
forderungen bietet weiterhin die Bilanzierung des ge- wand bei den Architekten und fhren u. U. zum Risiko
samten Gebudes und die Mçglichkeit, den fr Neubau- der nachprfbaren Umsetzung in der Baupraxis. Die An-
ten geltenden Referenzwert mit dem 1,4-fachen Zahlen- wendung individueller Wrmebrckenzuschlge macht
wert einzuhalten. Dabei bezieht sich diese Klausel so- Sinn, wenn die Zahl der Anschlussvarianten gering ist,
wohl auf den Primrenergiebedarf als auch auf den d. h. simple Gebudeentwrfe vorliegen. Eine zahlen-
zulssigen Transmissionswrmeverlust. mßige Abschtzung fr alle Mauerwerksarten und Ge-
budeentwrfe als Durchschnittswert anzugeben ist
schwierig. Es kann allerdings davon ausgegangen wer-
3.5 Luftdichtheit der Gebudehlle
den, dass der im Referenzgebude zugrunde gelegte auf
Wie schon in den Verordnungen seit 2002 formuliert, die Gebudehllflche bezogene Pauschalwert DUWb
ist die Gebudehlle luftdicht auszufhren (EnEV § 6). von 0,05 W/(m± · K) beim detaillierten Nachweis um
Die Verordnung legt im sog. Referenzwohngebude mindestens 50 %, bei optimierten Details sogar auf null
eine Abluftanlage zugrunde, die nur dann energetisch reduziert werden kann.
bilanziert werden darf, wenn zuvor die Luftdichtheit
der Gebudehlle mittels Blower-Door-Verfahren mit
3.7 Anforderungen an die Anlagentechnik
einem n50-Luftwechsel £ 1,5 h–1 nachgewiesen wurde.
Diese Zielwerte lassen sich in massiven Mauerwerks- Heizkessel (EnEV § 13), die mit flssigen oder gasfçr-
bauten bei Vorhandensein mindestens einer Nassputz- migen Brennstoffen beschickt werden und deren Nenn-
schicht auf dem Mauerwerk problemlos unterschreiten. leistung mindestens 4 kW und hçchstens 400 kW be-
So wird die Luftdichtheitsprfung in Neubauten nahe- trgt, drfen zum Zwecke der Inbetriebnahme in Ge-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 301

buden nur eingebaut oder aufgestellt werden, wenn sie Kçnnen derlei Anlagen die Feuchte der Raumluft un-
ber eine CE-Kennzeichnung und damit ber Mindest- mittelbar verndern, sind diese mit selbstttig wirken-
Wirkungsgrade verfgen. Das Produkt aus der Erzeu- den Regelungseinrichtungen auszustatten, mit denen
geraufwandszahl eg und dem Primrenergiefaktor fp getrennte Sollwerte fr die Be- und die Entfeuchtung
darf dabei nicht grçßer als 1,30 sein. Darber hinaus eingestellt werden kçnnen und als Fhrungsgrçße min-
gelten weitere Anforderungen an andere als hier ge- destens die direkt gemessene Zu- oder Abluftfeuchte
nannte Wrmeerzeuger. dient.
Zentralheizungen (EnEV § 14) mssen beim Einbau in Lftungsanlagen mssen mit Einrichtungen zur selbst-
Gebude mit zentralen selbstttig wirkenden Einrich- ttigen Regelung der Volumenstrçme in Abhngigkeit
tungen zur Verringerung und Abschaltung der Wr- von den thermischen und stofflichen Lasten oder zur
mezufuhr sowie zur Ein- und Ausschaltung elektrischer Einstellung der Volumenstrçme in Abhngigkeit von
Antriebe in Abhngigkeit von der Außentemperatur der Zeit ausgestattet werden, wenn der Zuluftvolumen-
oder einer anderen geeigneten Fhrungsgrçße und der strom dieser Anlagen je Quadratmeter versorgter Netto-
Zeit ausgestattet werden. Heizungstechnische Anlagen grundflche, bei Wohngebuden je Quadratmeter ver-
mit Wasser als Wrmetrger mssen mit selbstttig wir- sorgter Gebudenutzflche 9 m3/h berschreitet.
kenden Einrichtungen zur raumweisen Regelung der Betreiber von Klimaanlagen (Neuanlagen) mit einer
Raumtemperatur ausgerstet werden. Zirkulationspum- Nennleistung fr den Kltebedarf von mehr als 12 kW
pen mssen beim Einbau in Warmwasseranlagen mit haben wiederkehrend mindestens alle zehn Jahre die
selbstttig wirkenden Einrichtungen zur Ein- und Aus- Anlagen einer Inspektion zu unterziehen. Diese ist
schaltung versehen sein. durch im Sinne der EnEV berechtigte Personen durch-
Beim Einbau von Klimaanlagen (EnEV § 15) mit einer fhren zu lassen.
Nennleistung fr den Kltebedarf von mehr als 12 kW Die Anforderungen an die Wrmedmmung von Rohr-
und raumlufttechnischen Anlagen, die fr einen Volu- leitungen (EnEV Anlage 5 Tabelle 1) von Wrmever-
menstrom der Zuluft von wenigstens 4000 m3/h aus- teilungs- und Warmwasserleitungen wie auch der Ar-
gelegt sind, in Gebude sowie bei der Erneuerung von maturen sind zuknftig ebenso an Leitungen der Klte-
Zentralgerten oder Luftkanalsystemen solcher Anla- verteilung und des Kaltwassers gestellt. Tabelle 6 ent-
gen mssen diese so ausgefhrt werden, dass die auf hlt die entsprechenden Dmmstoffdicken bezogen auf
das Fçrdervolumen bezogene elektrische Leistung der eine Wrmeleitfhigkeit der Dmmstoffe von 0,035
Einzelventilatoren oder der gewichtete Mittelwert der W/(m · K). Werden Materialien mit abweichender Wr-
auf das jeweilige Fçrdervolumen bezogenen elektri- meleitfhigkeit eingesetzt, sind die Mindestdicken ent-
schen Leistungen aller Zu- und Abluftventilatoren be- sprechend umzurechnen. Ebenso drfen andere als
stimmte Grenzwerte nicht berschreitet. Der Grenzwert Rohrdmmstoffe hinsichtlich ihrer Wrmedmmwir-
kann um Zuschlge fr Gas- und HEPA-Filter sowie kung angerechnet werden, z. B. die Wrmedmmung
Wrmerckfhrungsbauteile erweitert werden. von Leitungswnden.

Tabelle 6. Wrmedmmung von Wrmeverteilungs- und Warmwasserleitungen, Klteverteilungs- und Kaltwasserleitungen


sowie Armaturen

Art der Leitungen/Armaturen Mindestdicke der Dmmschicht, bezogen auf eine


Wrmeleitfhigkeit von 0,035 W / (m · K)
Innendurchmesser bis 22 mm 20 mm
Innendurchmesser ber 22 mm bis 35 mm 30 mm
Innendurchmesser ber 35 mm bis 100 mm gleich Innendurchmesser
Innendurchmesser ber 100 mm 100 mm
Leitungen und Armaturen in Wand- und Deckendurchbrchen, im Kreuzungs- 1/2 der Anforderungen
bereich von Leitungen, an Leitungsverbindungsstellen, bei zentralen Leitungs-
netzverteilern
Leitungen von Zentralheizungen, die nach dem 31. Januar 2002 in Bauteilen 1/2 der Anforderungen
zwischen beheizten Rumen verschiedener Nutzer verlegt werden
Leitungen im Fußbodenaufbau 6 mm
Klteverteilungs- und Kaltwasserleitungen sowie Armaturen von Raumluft- 6 mm
technik- und Klimakltesystemen
302 D Bauphysik · Brandschutz

3.8 Bewertung der Festlegungen fr konstruktionen verbessert die Wirtschaftlichkeit der
Wohngebude Mauerwerksaufbauten erheblich, ohne das Ziel der Ef-
fizienzsteigerung zu gefhrden.
Nach Vorlage des Referentenentwurfs der Verordnung
sind die Auswirkungen verschiedener bautechnischer Die weiteren Auswertungen der Energiebilanzen zei-
und anlagentechnischer Maßnahmen am Beispiel von gen, dass der bauliche Wrmeschutz der Gebudehlle
6 verschiedenen Wohngebudetypen aus Mauerwerk gegenber den nach der EnEV 2007 zulssigen Maxi-
vom Autor untersucht worden (Tabelle 7). Die Objekte malwerten H0T um 13 bis 40 % verschrft worden ist.
reprsentieren typische Gebudeentwrfe, die architek- Eine besonders pikante Situation tritt bei Haus 5 (Ta-
tonisch nicht unter dem Gesichtspunkt der Energieeffi- belle 7) auf. Dieser im Grundriss U-fçrmig angelegte
zienz optimiert wurden und daher als grundstzlich und gleichwohl recht kompakte Gebudekomplex
schwierig hinsichtlich der Erreichbarkeit des Verord- weist einen Fensterflchenanteil der Fassaden von
nungsziels angesehen werden kçnnen. Mithilfe der Be- 41 % auf. Werden die Fenster mit der im Referenz-
rechnungsergebnisse soll das neue Anforderungsniveau gebude vorgesehenen Qualitt Uw = 1,3 W/(m± · K)
hinsichtlich der 30%igen Reduktion der Primrenergie- ausgefhrt, bersteigt der mittlere U-Wert der Gebu-
bedarfswerte und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der dehlle den zulssigen Wert des auf die wrmetau-
zustzlichen Maßnahmen berprft werden. schende Hllflche bezogenen Transmissionswr-
Es stellte sich sehr schnell heraus, dass eine 30%- meverlustes H0T von 0,5 W/(m± · K) um gut 5 %. Dies
Unterschreitung des Primrenergiebedarfs mit U-Wer- bedeutet, dass die Aussage „ein Gebude, welches mit
ten der Außenbauteile erreicht werden konnte, die im den Referenzausfhrungen errichtet sei, entspreche im-
Bereich der Außenwand an Außenluft bei mer den Anforderungen der EnEV“ nicht stimmt. Als
0,28 W/(m± · K) und bei den erdreichberhrten Wn- Konsequenz lsst sich festhalten, dass die in der fr-
den und Bodenplatten mit 0,35 W/(m± · K) um etwa heren Verordnung getroffene Beschneidung der Fens-
17 % hçher liegt, als im Referentenentwurf der Bun- terflchenanteile nicht nur aus Grnden des sommerli-
desregierung vorgesehen. Diese Entlastung der Bau- chen Wrmeschutzes sinnvoll war, sondern auch zur

Tabelle 7. berprfung der Anforderungen an 6 unterschiedlichen Wohngebuden

Haus 1 2 3 4 5 6

A/V [m–1] 1,03 0,75 0,68 0,68 0,49 0,31


Aw/(Aw + AAW) 0,20 0,23 0,22 0,25 0,42 0,31
[–]
AN [m±] 170,4 177,1 169,0 414,2 3.301,6 990,5
H0T,zul2007 0,446 0,497 0,521 0,521 0,607 0,779
[W/(m± · K)]
H0T,vorh2009 0,342 0,373 0,363 0,418 0,528 1) 0,466
[W/(m± · K)]
H0T,vorh2009 / 0,77 0,75 0,70 0,80 0,87 0,60
H0T,zul2007 [–]
Q00p zul2007 138,15 117,73 111,70 107,06 88,51 76,88
[kWh/(m± · a)]
Q00p zul2009 96,06 80,99 73,84 76,98 64,76 51,04
[kWh/(m± · a)]
Q00p zul2009 / 0,70 0,69 0,66 0,72 0,73 0,66
Q00p zul2007 [–]

1) Der Wert bersteigt den gemß EnEV Anlage 1, Tabelle 2 zulssigen Grenzwert.
II Die Energieeinsparverordnung 2009 303

Begrenzung der Transmissionswrmeverluste einen


großen Beitrag leistet.
Im Nachgang zur endgltigen Festlegung der Anforde-
rungswerte sind die von der Bundesregierung beauftrag-
ten flankierenden Gutachten verçffentlicht worden [8,
11, 12]. Hier sind sowohl die Vorschlge zur Festlegung
des Anforderungsniveaus als auch die zwingend vor-
zulegenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angestellt
worden. Schon das Inkrafttreten des Erneuerbare-Ener-
gien-Wrmegesetzes (EEWrmeG) zum 1. 1. 2009 hat
eine Komponente der CO2-Minderung im Gebude-
bereich, nmlich den Einsatz regenerativer Energietr-
ger vorweggenommen, ohne die Wirtschaftlichkeit der-
artiger Maßnahmen darzustellen. Die EnEV hat die Vor-
gabe des EEWrmeG aufgegriffen und die solarther-
mische Trinkwassererwrmung im Referenzgebude
vorausgesetzt. Somit ist eine Bewertung der Wirtschaft-
lichkeit mit den aus der EnEV resultierenden Maßnah-
men nicht ohne Weiteres mçglich. Zudem sind smtli-
che in den Gutachten aufgefhrten Wirtschaftlichkeits-
betrachtungen immer vor dem Hintergrund zu sehen,
dass der Erlçs aus zustzlichen energiesparenden Maß-
nahmen zurckfließt, nicht aber die Investition in glei- Bild 1. Nutzflchenbezogene Mehrkosten aus Maßnahmen zur
chem Maße dadurch refinanziert werden kann. Dies gilt Erfllung der Anforderungen der EnEV 2009 (nach [15])
insbesondere fr Maßnahmen im Gebudebestand, kann
allerdings bedingt auch auf den Wohnungsneubau ber-
tragen werden [14]. Dieses Dilemma findet sich im klas- besser ab als die Investition in energieeffiziente anla-
sischen Mietwohnungsbau, in dem der Investor nicht gentechnische Maßnahmen. Ein weiterer Aspekt ver-
gleichermaßen Nutznießer energiesparender Maßnah- hindert eine klare Orientierung: Die Anforderungsgrçße
men ist, da er die Mehraufwendungen nur bedingt auf des Primrenergiebedarfs macht lediglich indirekte
den Mietzins umlegen kann. Aussagen zum bençtigten Endenergiebedarf und damit
So bleibt an dieser Stelle nur festzuhalten, dass die In- zu den vom Nutzer zu tragenden Brennstoff- oder
vestitionskosten inklusive Mehrwertsteuer aus den Maß- Stromkosten. So kann ein primrenergetisch optimier-
nahmen der EnEV 2009 zwischen mindestens 10 und bis tes Gebude deutlich mehr Endenergie erforderlich ma-
zu 100 S/m± Nutzflche betragen kçnnen und gleichzei- chen, als ein aus EnEV-Sicht weniger energieeffizientes
tig einer erheblichen Schwankung unterliegen. Der Mit- Gebude (s. auch Abschn. 4.4).
telwert liegt bei etwa 45 S/m± Nutzflche unabhngig
vom Gebudetyp. Dies wird auch durch externe Gutach-
ten [15] besttigt (Bild 1), die insbesondere ein aus-
gewogenes Verhltnis zwischen baulichen und anlagen- 4 Konsequenzen fr die technische
technischen Maßnahmen bercksichtigt haben. Umsetzung
Tendenziell steigen die Investitionen im Ein- und Zwei-
4.1 Grundstzliche berlegungen
familienhausbereich etwas strker als im Geschosswoh-
nungsbau [11]. Dies ergibt sich aus dem grçßeren Anteil Die der EnEV zugrunde liegenden Annahmen zum bau-
der wrmetauschenden Hllflche am Gebudevolumen lichen Wrmeschutz und auch zur Anlagentechnik wer-
und den hçheren spezifischen Kosten z. B. fr eine ther- den in der Regel nicht unter dem Aspekt der brigen
mische Solaranlage oder eine Abluftanlage. Die Kosten- mitgeltenden Normen und Anforderungen bewertet.
optimierung energiesparender Maßnahmen muss daher Weiterhin werden die vçllig unterschiedlichen kons-
fr jedes Objekt im Einzelnen durchgefhrt werden, all- truktiven Belange im Ein- und Zweifamilienhausbau
gemein verbindliche Aussagen lassen sich nicht treffen. und im mehrgeschossigen Wohnungsbau zu wenig ge-
Die Mehrkosten fr ein Einfamilienhaus mit 150 m± wrdigt. Dies betrifft vor allem Randbedingungen aus
Nutzflche belaufen sich demnach im Mittel auf 6750 S, dem baulichen Schallschutz, aus dem Brandschutz und
fr eine Wohnung mit 80 m± Nutzflche auf 3600 S. nicht zuletzt aus dem Bereich der Mauerwerkstatik. Die
Die Verfahren der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung in- nun festgesetzten Referenzwerte sowie vor allem die
nerhalb der zitierten Gutachten sind uneinheitlich und Fortschreibung der EnEV mssen diesen Rahmenbedin-
auch die daraus abgeleiteten Aussagen. Es lsst sich gungen viel strker als bisher Rechnung tragen, um das
lediglich ein Trend erkennen: Die Wirtschaftlichkeit Bauen mit Mauerwerk nicht ins Abseits zu drngen. In
dmmtechnischer baulicher Maßnahmen schneidet auf- den folgenden Abschnitten werden an entsprechender
grund der hçheren technischen Lebensdauer weitaus Stelle einige Anmerkungen zu diesem Aspekt erfolgen.
304 D Bauphysik · Brandschutz

4.2 Auswirkungen auf die


Außenwandkonstruktionen
Monolithische Mauerwerkaufbauten stellen immer noch
das Gros aller erstellten Neubauaußenwnde. Werden
schlanke und gleichzeitig schwerere Wnde mit erhçh-
ten Anforderungen an den Schallschutz im Geschoss-
wohnungsbau gewnscht, werden mit WDVS gedmmte
Konstruktionen eingesetzt. In den nçrdlichen Breiten
Deutschlands ist das zweischalige Verblendmauerwerk
mit den unterschiedlichsten Hintermauerungen gefragt.
Neben der wrmetechnischen Leistungsfhigkeit von
monolithischen Außenwnden sind immer auch die Fra-
gen der Standsicherheit und des Schallschutzes zu kl-
ren, bevor eine Festlegung der Konstruktion erfolgen
kann. Hochwrmedmmendes Außenmauerwerk er- Bild 2. Anteilige prozentuale Transmissionswrmeverluste eines
reicht im Jahr 2009 einen Bemessungswert der Wr- Einfamilienwohnhauses mit einem Wrmeschutz gemß Tabelle 2
meleitfhigkeit von bis zu 0,07 W/(m · K). Diese Pro-
dukte stellen den technologischen Spitzenwert hinsicht-
lich der Wrmeleitfhigkeit dar. Sie sind allerdings bis- der Bauteilanschlsse wesentlich den Wrmeschutz
lang nicht flchendeckend verfgbar und z. T. nur fr der Gebudehlle (Bild 2). Die Außenwand verursacht
große Wanddicken lieferbar. Fr den Einsatz im Ge- z. B. bei einem Einfamilienhaus etwa 22 %, die Fenster
schosswohnungsbau sind sie auch aus Grnden der be- etwa ein Drittel der Transmissionswrmeverluste. Die
grenzten Tragfhigkeit nur bedingt geeignet. So muss Wrmebrckenverluste bewegen sich bei etwa 11 %.
immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die Die Verordnung geht beim Referenzgebude davon
Wrmeleitfhigkeit nicht isoliert dargestellt wird, aus, dass bei nach Beiblatt 2 zu DIN 4108 geplanten
ohne die brigen Eigenschaften zum Einsatzzweck der- und ausgefhrten Details ein pauschaler Zuschlag von
artiger Mauerwerksprodukte zu beachten. maximal 0,05 W/(m± · K) bezogen auf die wrmetau-
Die Palette der wrmedmmenden Mauerwerksteine er- schende Hllflche anzusetzen ist. Vor allem bei mono-
reicht in Schritten von 0,01 W/(m · K) einen Hçchst- lithischen Mauerwerksbauten lassen sich diese Effekte
wert von 0,16 W/(m · K). Die sich in Abhngigkeit um deutlich ber 50 % reduzieren [4]. Die entsprechen-
der Wanddicken ergebenden Wrmedurchgangskoeffi- den Mauerwerksbranchen werden daher auf dieses Mit-
zienten monolithischer, beidseitig verputzter Außen- tel der Effizienzsteigerung weiterhin setzen und praxis-
wnde erreichen dann die in Tabelle 8 aufgefhrten gerechte, wrmebrckenarme Anschlussdetails weiter-
U-Werte zwischen 0,14 und 0,5 W/(m± · K). entwickeln und empfehlen.
Die Qualitt der Wrmedmmung in der Flche be- Die zusatzgedmmte Außenwand wird berwiegend
stimmt gemeinsam mit den Wrmebrckeneffekten durch ein Wrmedmm-Verbundsystem (WDVS) reali-

Tabelle 8. Wrmedurchgangskoeffizienten U monolithischer, beidseitig verputzter Mauerwerkswnde


Wrmeleitfhigkeit des Wanddicke ohne Putzschichten [m]
Mauerwerks [W / (m · K)]
0,24 0,30 0,365 0,425 0,49
0,16 – 0,46 0,39 0,34 0,30
0,15 – 0,44 0,37 0,32 0,28
0,14 0,50 0,41 0,35 0,30 0,26
0,13 0,47 0,39 0,32 0,28 0,25
0,12 0,44 0,36 0,30 0,26 0,23
0,11 0,41 0,33 0,28 0,24 0,21
0,10 0,37 0,30 0,25 0,22 0,19
0,09 0,34 0,28 0,23 0,20 0,17
0,08 0,30 0,25 0,21 0,18 0,16
0,07 0,27 0,22 0,18 0,16 0,14
II Die Energieeinsparverordnung 2009 305

siert. bliche Dmmstoffdicken liegen zwischen 12 nehmen. Diese Randbedingungen gelten zuknftig auch
und 14 cm und gengen den Anforderungen der EnEV. fr zweischaliges, kerngedmmtes Mauerwerk und be-
Werden in Mehrfamilienhusern mit zustzlichen grenzen durch diese bauordnungsrechtlich wichtige
brandschutztechnischen Anforderungen EPS-Systeme Randbedingung die zuknftigen Dmmschichtdicken
oder aber Polyurethan oder Phenolharz-Hartschume und unter Kostenaspekten sicher auch die Materialaus-
eingesetzt, mssen ab 10 cm Dicke zustzliche Maß- wahl.
nahmen zur Verhinderung eines Brandberschlags an Sollen im Geschosswohnungsbau Alternativen reali-
Fenstern und anderen Fassadençffnungen vorgesehen siert werden, bietet sich an, wrmedmmende Hinter-
werden. Dazu sind nicht brennbare Mineralwolledmm- mauerungen zu whlen, um z. B. mit 10 cm dicken
streifen um die Fensterstrze anzuordnen oder aber um- WDVS oder Kerndmmungen die erforderlichen Wr-
laufende Brandschutzriegel in Hçhe der Geschoss- medurchgangskoeffizienten zu erreichen. Tabelle 9
deckenauflager. Nhere Einzelheiten sind [16] zu ent- zeigt beispielhafte Wandaufbauten mit 12 und 14 cm

Tabelle 9. U-Werte zusatzgedmmter Außenwnde mit 12 oder 14 cm Wrmedmmung und unterschiedlichen Kombinationen
von Dmmstoff- und Mauerwerks-Wrmeleitfhigkeit
Wrmeleitfhigkeit Dicke der Dicke der Hintermauerung
der Hintermauerung Wrmedmmung 15,0 cm 24,0 cm
[W / (m · K)] in cm
Wrmeleitfhigkeit des Dmmstoffs [W / (m · K)]
0,04 0,035 0,032 0,04 0,035 0,032
0,96 12 0,30 0,26 0,24 0,29 0,26 0,24
14 0,26 0,23 0,21 0,25 0,22 0,21
0,58 12 0,29 0,26 0,24 0,28 0,25 0,23
14 0,25 0,22 0,21 0,24 0,22 0,20
0,5 12 0,29 0,25 0,24 0,27 0,24 0,23
14 0,25 0,22 0,21 0,24 0,21 0,20
0,45 12 0,28 0,25 0,23 0,27 0,24 0,22
14 0,25 0,22 0,20 0,24 0,21 0,20
0,42 12 0,28 0,25 0,23 0,27 0,24 0,22
14 0,25 0,22 0,20 0,23 0,21 0,19
0,39 12 0,28 0,25 0,23 0,26 0,24 0,22
14 0,24 0,22 0,20 0,23 0,21 0,19
0,27 12 0,27 0,24 0,22 0,24 0,22 0,21
14 0,24 0,21 0,19 0,22 0,20 0,18
0,24 12 0,26 0,24 0,22 0,24 0,22 0,20
14 0,23 0,21 0,19 0,21 0,19 0,18
0,21 12 0,26 0,23 0,21 0,23 0,21 0,20
14 0,23 0,20 0,19 0,21 0,19 0,17
0,18 12 0,25 0,22 0,21 0,22 0,20 0,19
14 0,22 0,20 0,18 0,20 0,18 0,17
0,16 12 0,24 0,22 0,20 0,21 0,20 0,18
14 0,22 0,19 0,18 0,19 0,18 0,16
0,14 12 0,23 0,21 0,20 0,20 0,19 0,18
14 0,21 0,19 0,18 0,18 0,17 0,16
0,11 12 0,22 0,20 0,19 0,19 0,17 0,16
14 0,20 0,18 0,17 0,17 0,16 0,15
306 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 10. Zuschlge zum UAW-Wert einer zweischaligen Außenwand in Abhngigkeit der Ausfhrung, der Anzahl der Anker und der
Ankerdurchmesser gemß DIN 1053-1

Bedingung Anzahl der Anker Ankerdurchmesser Querschnittsflche Af Zuschlag DUf DUf zu bercksichtigen
pro m± D [mm] eines Ankers [m±] [W / (m± · K)] bei UAW kleiner als
Mindestanzahl 5 3 0,000007 0,004 0,13
Wandhçhe > 12 m 5 4 0,000013 0,006 0,20
oder Schalenabstand
70–120 mm
Schalenabstand 7 4 0,000013 0,009 0,30
120–150 mm
5 5 0,000020 0,010 0,33
wie vor jedoch inkl. 8 3 0,000007 0,006 0,20
3 Zulagen im Rand-
8 4 0,000013 0,010 0,33
bereich
10 4 0,000013 0,013 0,43
8 5 0,000020 0,016 0,53

dicken Dmmstoffen unterschiedlicher Wrmeleit- DUf = 6 m–1 · lf · nf · Af


fhigkeiten und die daraus resultierenden U-Werte.
mit
Die U-Werte bewegen sich zwischen 0,3 und
lf = 17 W/(m · K)
0,15 W/(m± · K). Die Kennwerte kçnnen fr Wnde
nf Anzahl der Anker pro m±
mit WDVS und fr zweischalige Mauerwerkswnde
D Durchmesser eines Drahtankers in m
gleichermaßen angewandt werden. Werden leichte,
Af = 3,1416 · D± / 4
wrmedmmende Hintermauerungen gewhlt, muss al-
Querschnittsflche eines Drahtankers in m±
lerdings beachtet werden, dass neben dem Wr-
meschutz auch andere Anforderungen wie z. B. der Gemß DIN 1053-1 ergeben sich die in Tabelle 10 auf-
Schallschutz eingehalten werden kçnnen. gefhrten Zuschlge DUf.
Das zweischalige Verblendmauerwerk wird vorzugs- Ein ber 15 cm hinausgehender Schalenabstand kann
weise mit Kerndmmung ausgefhrt. Nach DIN 1053 mit bauaufsichtlich zugelassenen Verankerungen er-
darf der Schalenabstand ohne jeden weiteren Nachweis reicht werden, sodass bei dieser Maßnahme hçhere
maximal 15 cm betragen, sodass sich 14 cm Dmmstoff Dmmstoffdicken eingesetzt werden kçnnen. Der An-
unter Bercksichtigung eines Fingerspalts zum Setzen wendungsbereich solcher Produkte als Draht-, Gelenk-
der Vormauerschale einsetzen lassen. Die zur Kern- oder Hohlschaftanker ist den allgemein bauaufsicht-
dmmung verwendeten Wrmedmmstoffe des Anwen- lichen Zulassungen zu entnehmen. Hier kommt u. U.
dungstyps WZ erreichen mittlerweile Wrmeleitfhig- erschwerend in Betracht, dass bei grçßeren Mauer-
keiten unterhalb 0,03 W/(m · K), kçnnen aber aus den werksçffnungen aufwendige Konsolkonstruktionen er-
zuvor genannten brandschutztechnischen Rahmenbe- forderlich werden, die zu nicht unerheblichen Wr-
dingungen nicht immer eingesetzt werden. mebrckenzuschlgen fhren kçnnen und gemß Bei-
Zusatzgedmmte sowie einschalige Mauerwerkswnde blatt 2 zu DIN 4108 Bercksichtigung finden mssen.
erreichen somit vergleichbare U-Werte. Allerdings wird Aus den zuvor erfolgten Betrachtungen ergeben sich
bei der wrmetechnischen Bemessung oftmals verges- zur Erfllung der EnEV-Anforderungen die in der fol-
sen, dass der zustzliche, ber die Verankerung der genden Tabelle 11 dargestellten beispielhaften Außen-
Vormauerschale abfließende Wrmebrckeneffekt ab wandkonstruktionen aus Mauerwerk.
einer Grçße von 3 % des U-Wertes der Wandflche zu Neben den Vernderungen in der flchigen Konstruktion
bercksichtigen ist [17]. der Außenwnde werden zuknftig die Ausfhrungen
Die Anzahl der blicherweise eingesetzten Edelstahl- der Bauteilanschlsse gegenber bisherigen Lçsungen
Drahtanker zur Verbindung der Vormauerschale mit verndert werden. Dies gilt insbesondere fr die Mauer-
dem Hintermauerwerk betrgt gemß DIN 1053 je werksanschlsse zu den Fenstern. Da der Wrmebr-
nach Anwendungsfall zwischen 5 und 10 Drahtanker ckenthematik, wie in Abschnitt 3.5 bereits angespro-
je m± Wandflche. Die Wrmeleitfhigkeit der Draht- chen, eine immer grçßere Bedeutung zukommt, mssen
anker betrgt 17 W/(m · K), die Durchmesser liegen die aus den zuknftigen Dmmstoffdicken und anderen
zwischen 3 und 5 mm. Die zustzlichen Wrmeverluste Rahmenbedingungen, wie z. B. dem Brandschutz, resul-
aus den Ankern fhren zu einem Zuschlag DUf, der sich tierenden Einflsse aufgezeigt werden. Die Fensterkons-
gemß DIN EN ISO 6946 wie folgt berechnet: truktionen der Zukunft werden mit Rahmendicken von
II Die Energieeinsparverordnung 2009 307

Tabelle 11. Beispielhafte Mauerwerksaufbauten unterschiedlicher Außenwandkonstruktionen zur Erfllung der Anforderungen
der EnEV 2009

Mauerwerksausfhrung Beispielhafte Konstruktion gemß EnEV 2009


Außenwand einschalig, beidseitig verputzt
Ein- und Zweifamilienhuser:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton mit Leichtzuschlgen
Dicke: 30,0 bis 42,5 cm
lMauerwerk : 0,09 – 0,14 W(m · K)
UAw : 0,20 – 0,35 W/(m± · K)
Geschosswohnungsbau:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton mit Leichtzuschlgen
Dicke: 30,0 bis 36,5 cm
lMauerwerk : 0,09 – 0,14 W(m · K)
UAw : 0,23 – 0,35 W/(m± · K)

Außenwand einschalig mit Wrmedmmung (WDVS, Vorhangfassade)


Ein- und Zweifamilienhuser:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton mit/ohne Leichtzuschlge
Dicke: 15,0 bis 24,0 cm
lMauerwerk : 0,14 – 0,7 W(m · K)
Wrmedmmung:
Dicke: 12,0 bis 20,0 cm
lDmmung : 0,032 – 0,04 W(m · K)
UAw : < 0,20 – 0,30 W/(m± · K)
Geschosswohnungsbau:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton ohne Leichtzuschlge
Dicke: 15,0 bis 24,0 cm
lMauerwerk : 0,45 – 1,1 W(m · K)
Wrmedmmung:
Dicke: 12,0 bis 14,0 cm
lDmmung : 0,032 – 0,04 W(m · K)
UAw : 0,20 – 0,30 W/(m± · K)
Zweischalige Außenwand mit Kerndmmung und Verblender
Ein- und Zweifamilienhuser:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton mit/ohne Leichtzuschlge
Dicke: 15,0 bis 24,0 cm
lMauerwerk : 0,14 – 0,7 W(m · K)
Wrmedmmung:
Dicke: 12,0 bis 14,0 cm
lDmmung : 0,032 – 0,04 W(m · K)
UAw : < 0,20 – 0,30 W/(m± · K)
Anmerkung: Grçßere Dmmstoffdicken und geringere Wrmeleitfhigkeiten
des Dmmstoffes sind mçglich.
Geschosswohnungsbau:
Hochlochziegel, Porenbeton, Leichtbeton ohne Leichtzuschlge
Dicke: 15,0 bis 24,0 cm
lMauerwerk : 0,45 – 1,1 W(m · K)
Wrmedmmung:
Dicke: 12,0 bis 14,0 cm
lDmmung : 0,032 – 0,04 W(m · K)
UAw : 0,20 – 0,30 W/(m± · K)
308 D Bauphysik · Brandschutz

mehr als 80 mm ausgestattet sein. Die Lage der Mittel- lichen Optimierungsanstzen fhren. Die Lastabtragung
isotherme sollte, um mçglichst geringe zustzliche Wr- schwerer Fenstertren mit z. B. Dreifachverglasungen
meverluste zu verursachen, in der Wandebene des hal- werden zu weiteren Wrmebrckenwirkungen aufgrund
ben Wrmedurchlasswiderstands der Außenwand lie- der statisch erforderlichen Konsol- oder Ankerkonstruk-
gen. Bei monolithischen Außenwnden ist dies vçllig tionen fhren.
unproblematisch und fhrt zu einer mittigen Einbauposi-
tion eines Fensters. Bei zusatzgedmmten Wnden mit
4.3 Auswirkungen auf die Technische
WDVS oder als zweischaliges Mauerwerk ausgefhrt,
Gebudeausrstung
ergeben sich mitunter besonders schwierige Anschluss-
bedingungen. Bild 3 zeigt beispielhaft die konstruktive Die Beheizung und damit auch die Trinkwassererwr-
Ausbildung einer Fensterlaibung in der optimalen ther- mung im Wohngebudeneubau wird sicherlich auch in
mischen Einbausituation einer Außenwand mit Zusatz- naher Zukunft berwiegend durch Erdgas erfolgen. Die
dmmung. Dabei fllt auf, dass schon bei heute blichen Qualitt der Wrmeerzeugung ist mit der Brennwert-
Dmmstoffdicken das Fenster in der Dmmebene liegt. technik auf einem Spitzenniveau angelangt, das tech-
Zuknftig werden insbesondere bei großen und schwe- nologisch kaum zu verbessern ist. Die durch das
ren Fenstersystemen erhebliche Aufwendungen erfor- EEWrmeG obligatorisch gewordene Verwendung er-
derlich, die Befestigung ausreichend und dauerhaft zu neuerbarer Energietrger bevorzugt derzeit die solar-
gewhrleisten. Brandschutztechnische Belange und thermische Trinkwassererwrmung. Sollte der De-
auch die mçgliche Forderung zur Einhaltung des Schall- ckungsanteil der regenerativen Energien aus dem
schutzes gegen Außenlrm kçnnen hier zu widersprch- EEWrmeG deutlich ber 15 % gesteigert werden, zeigt

Bild 3. Wrmebrcke einer Fensterlaibung einer zusatzgedmmten Außenwand mit Konstruktionsdetail und Isothermenverlauf
II Die Energieeinsparverordnung 2009 309

Bild 4. Wrmebilanzanteile eines erdgasbeheizten Gebudes Bild 5. Wrmebilanzanteile eines erdgasbeheizten Gebudes
mit Fensterlftung, unterteilt nach Energieverlusten (Output) und mit mechanischer Wohnungslftung mit Wrmerckgewinnung,
Energieeintrgen (Input) unterteilt nach Energieverlusten (Output) und Energieeintrgen
(Input)

mit geringer werdendem Heizenergiebedarf eine zu- damit etwa eine Einsparung von 25 % gegenber einer
stzliche solare Heizungsuntersttzung kaum Wirkung. ber Fenster gelfteten Wohnnutzung (Bild 5). Zu be-
Dies resultiert aus dem zu Zeiten des Heizenergiebe- achten ist allerdings, dass der Strombedarf fr die Ven-
darfs geringen solaren Einstrahlraten. Am Beispiel ei- tilatoren sowohl primrenergetisch als auch unter çko-
nes fenstergelfteten Einfamilienhauses mit Referenz- nomischen Aspekten zu bercksichtigt ist.
standard gemß Tabelle 2 lsst sich das mçgliche Ein- Im Sektor der Nichtwohngebude wird neben der Be-
sparpotenzial anhand der Gebudewrmebilanz (Bild 4) heizung vor allem die Raumlufttechnik sowie falls vor-
ablesen. Der Solarertrag zur Trinkwassererwrmung handen die Klimatisierung und die elektrische Beleuch-
von 12,8 kWh/(m± · a) fhrt zu einem Energiebedarf tung zu verbessern sein. Inwieweit diese Anstrengungen
des Kessels von gut 57 kWh/(m± · a) zur Raumheizung wirksam greifen, ist offen, da viele Maßnahmen in ge-
und zur Restdeckung des Warmwasserbedarfs. genseitiger Wechselwirkung stehen und vor allem stark
Primrenergetisch sinnvoll erscheinen zudem Wr- nutzungsabhngig sind. Weiterhin stehen im Bereich
mepumpenanlagen, die auch unter den Aspekten des Beleuchtung und Klimatisierung hufig Komfortanfor-
EEWrmeG den Anforderungen gengen sollten. Ob derungen im Vordergrund, die einer rigiden Einspar-
dies der Fall ist, wird die Marktentwicklung zeigen, da strategie entgegenstehen.
eine Vielzahl von Wrmepumpenlçsungen die in sie ge-
setzten Hoffnungen bislang noch nicht erfllen [18].
4.4 Aufklrungspflicht gegenber dem Nutzer
Die mit der EnEV 2009 getroffene Annahme einer im
Referenzgebude angesetzten mechanischen Lftung Die Information eines Bauherren im Vorfeld einer In-
kann zuknftig erweitert zu einer mechanischen Woh- vestitionsentscheidung muss viel strker als bisher
nungslftungsanlage mit Zu- und Abluft sowie einem durch die maßgeblichen Branchen des Wohnungsbaus
Wrmebertrager zustzliche Einsparpotenziale er- erfolgen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund
schließen. Dies, obwohl das EEWrmeG diese Rck- der vielfltigen technischen Anforderungen an die Ge-
gewinnungstechniken lediglich als Ersatzmaßnahme bude und gleichzeitig auch an die Finanzierbarkeit von
anerkennt, da hier bereits erzeugte Wrme zwar besser zustzlichen Maßnahmen und den daraus resultierenden
verwertet, aber nicht regenerativ erzeugt wird. Die Betriebskosten. So werden z. B. durch die Bundesregie-
Wohnungslftung mit Wrmerckgewinnung reduziert rung Finanzmittel ber die KfW-Bank zur Unterstt-
den Wrmebedarf um 17,2 kWh/(m± · a) und erschließt zung des energiesparenden Wohnungsbaus bereit-
310 D Bauphysik · Brandschutz

Bild 6. Wrmebilanz eines beispielhaften


erdgasbeheizten KfW-60-Energiesparhauses mit
Solaranlage zur Brauchwassererwrmung

Bild 7. Wrmebilanz eines beispielhaften mit


Pellets beheizten KfW-40-Energiesparhauses
ohne Solaranlage

gestellt. Die bisherigen Fçrderbedingungen richten sich bei guter bereinstimmung zwischen Berechnung und
analog der Anforderungen der EnEV an einen zu unter- tatschlichem Energieverbrauch am Gas- bzw. Strom-
schreitenden Primrenergiebedarf von Gebuden. Hier zhler des Gebudes gemessen werden und sind dem-
sei beispielhaft das KfW-40- und KfW-60-Energiespar- nach betriebskostenrelevant.
haus genannt, dass hinsichtlich der primrenergetischen Wird ein unter energetischen Gesichtspunkten weitaus
Anforderung weiterhin als fçrderwrdig hinsichtlich leistungsfhigeres KfW-40-Gebude errichtet, kann die
seines energetischen Niveaus gelten soll. Neben der beispielhafte Energiebilanz gemß Bild 7 gelten. Dort
Problematik der Fçrdermittelnutzung im vermieteten ist eine Pelletheizung zugrunde gelegt, die aufgrund der
Wohnungsbau – hier muss nmlich der Investor die primrenergetischen Vorteile die Brauchwassererwr-
Vorteile der Zinsersparnis direkt an den Mieter weiter- mung vollstndig bernimmt. Der Wrmeschutz der
geben und kann somit gar keine Mehrinvestitionen kos- Gebudehlle ist entsprechend verbessert und fhrt zu
tendeckend ttigen – kçnnen erhebliche Nachteile fr etwa 20 % geringeren Verlusten als beim ansonsten
die Nutzer hinsichtlich der Betriebskosten entstehen. exakt gleich ausgefhrten KfW-60-Energiesparhaus.
Wird z. B. ein sog. KfW-60-Energiesparhaus mit einer Wenn der Gebudenutzer ebenfalls am Ende der Heiz-
Erdgasheizung und einer Solaranlage zur Brauchwas- periode den prognostizierten Heizenergiebedarf fest-
sererwrmung erstellt, ergibt sich ein Endenergiebedarf stellt, mssen 77 kWh/(m± · a) Endenergie in Form
an Erdgas fr Raumheizung und Warmwasserbereitung von Pellets und etwa 4,4 kWh/(m± · a) Hilfsstrom, be-
von etwa 47,7 kWh/(m± · a) (Bild 6). Der Strombedarf zogen auf die Nutzflche des Gebudes, bilanziert wer-
fr Hilfsenergien wie Zirkulationspumpe, Regelung etc. den. Der Endenergiebedarf des Gebudes ist damit auf
liegt in einer Grçßenordnung von 2,7 kWh/(m± · a) (in der Wrmeseite 60 % hçher als beim nach der EnEV
der Grafik nicht enthalten). Diese Endenergien kçnnen deutlich schlechter eingestuften Vergleichsgebude.
II Die Energieeinsparverordnung 2009 311

Die Grnde fr diesen Mehrbedarf liegen im Wesentli- 2012 dann zu energetischen Altbauten. Dieser Irrsinn
chen in dem gegenber der im Vergleichsfall ange- hilft im brigen nicht, die großen Potenziale zur Effi-
nommenen Erdgas-Brennwertheizung deutlich schlech- zienzsteigerung im Gebudebestand zu aktivieren.
teren Wirkungsgrad der Pelletheizung. Die Energie- Zwar bleibt auch im Neubausektor die Mçglichkeit
bilanz weist hier Anlagenverluste von 29,9 gegenber ber z. B. dreifach-verglaste Fenster geringe weitere
5,2 kWh/(m± · a) aus und der Aufwand fr die fehlende Einspareffekte zu erzielen oder aber Dmmpakete bis
Solaranlage ist ebenfalls noch zu bercksichtigen. zu 30 cm Dicke auszufhren. Die dadurch erreichbare
Diese Zusammenhnge werden zwischenzeitlich auch Energieeinsparung ist allerdings auch unter ansteigen-
am Markt diskutiert und fhren in Verbindung mit der den Energiekosten kaum darstellbar, da der Wohnungs-
EnEV-Anforderungsgrçße des Primrenergiebedarfs bau ohnehin unter vielfltigen Investitionshemmnissen
nicht berall zur Zufriedenheit der Investoren. So mssen zu leiden hat.
sich alle baubeteiligten Fachleute zuknftig wesentlich Eine rasante Effizienzsteigerung der TGA ist ebenfalls
intensiver als bisher mit den finanziellen Folgen der mçg- kaum zu erwarten, da schon heute sehr hochwertige
lichen Energieeinsparmçglichkeiten auseinandersetzen. Komponenten den Stand der Technik ausmachen. Ein
verstrkter Einsatz regenerativer Energietrger im Be-
reich der Wrmeerzeugung ist auf feste, biogene Brenn-
stoffe beschrnkt, da Biogas oder flssige Biokraftstof-
5 Fazit fe zur Verbrennung in stationren Heizerzeugern zu
5.1 Konsequenzen fr die Mauerwerksindustrie edel sind. Das Forcieren z. B. der Kraft-Wrme-Kopp-
lung erfordert ein erhebliches Investitionspotenzial, fr
Die Mauerwerksanbieter kçnnen mit ihren Produkten das mçgliche Investoren bislang nicht in Sicht sind. Die
die Anforderungen an die Außenwnde mit einer gro- Lftungswrmerckgewinnung ist vor dem Hinter-
ßen Palette mçglicher Konstruktionen sowohl im Woh- grund der hohen Investitionen, der Betriebskosten und
nungs- als auch im Nichtwohnungssektor einhalten. Die der primrenergetischen Betrachtung nur ein nachran-
hochwrmedmmenden monolithischen Außenwnde giger Lçsungsansatz.
werden weiter eine wesentliche Rolle im Wohnungsbau Es fhrt daher kein Weg daran vorbei, das CO2-Min-
spielen. Moderat wrmedmmende Hintermauerungen derungspotenzial des Gebudebestands zu aktivieren.
ermçglichen bei zusatzgedmmten Mauerwerk die Er- Dies kann nur gelingen, wenn Bestandsgebude kon-
richtung kostengnstiger Wandaufbauten mit geringen sequent durch Neubauten ersetzt werden. Das dies mçg-
zustzlichen Dmmstrken, die aufgrund weiterer bau- lich ist, werden in Krze die betroffenen Interessen-
licher Anforderungen zumindest im Geschosswoh- gruppen aufzeigen.
nungsbau an die Grenze eines praktikablen Wr-
meschutzes stoßen. Im Bereich hoher statischer Anfor-
derungen kçnnen schwere Hintermauerungen mit hohen
Festigkeiten den Stahlbetonkonstruktionen entgegen- 6 Literatur
gesetzt werden. Zweischalige Außenwnde kçnnen [1] Bundesregierung: Verordnung zur nderung der Ener-
mit effizienten Wrmedmmungen eine qualitativ gieeinsparverordnung (EnEV). Bundesgesetzblatt Teil I,
hochwertige, bestndige Ausfhrung gewhrleisten. Nr. 23, 30. April 2009, Bonn.
Flankierend hierzu werden verbesserte Wrmebrcken-
lçsungen zur Aktivierung des weiteren Potenzials der [2] Bundesregierung: Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer
Energien im Wrmebereich (Erneuerbare-Energien-Wr-
Effizienzsteigerung entwickelt werden. Wie bereits in
megesetz – EEWrmeG). Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 36,
der Vergangenheit werden Planer und Nachweisfhren-
18. August 2008, Bonn.
de mit Informationen und Software durch die Mauer-
werksbranchen untersttzt. [3] Bundesregierung: Drittes Gesetz zur nderung des Ener-
Da die von der Bundesregierung initiierte Nachhaltig- gieeinsparungsgesetzes (EnEG). Bundesgesetzblatt Teil I,
keitsdebatte im Gebudebereich zu Bewertungspro- Nr. 17, 1. April 2009, Bonn.
zeduren fhrt, bei denen der Primrenergiebedarf der [4] Schoch, T.: Auswirkungen der Energieeinsparverord-
Gebude eine wichtige Fhrungsgrçße ausmacht, sind nung (EnEV) 2009 auf den Mauerwerksbau. Mauerwerk 12
Massivgebude mit robuster und dauerhaft angelegter (2008), Heft 3, S. 107–119.
Wrmedmmung der Gebudehlle als besonders nach-
[5] DIN V 4108-6:2003-06: Wrmeschutz und Energie-Ein-
haltig einzustufen. Auch in diesem Bereich hat die Zie-
sparung in Gebuden; Teil 6: Berechnung des Jahresheizwr-
gelindustrie belastbare Eingangsdaten als Basis fr eine
me- und Jahresheizenergiebedarfs. NABau im DIN, Berlin
kobilanzierung zusammengetragen.
2003.
[6] DIN V 4701-10:2003-08: Energetische Bewertung heiz-
5.2 Ausblick auf die EnEV 2012 und raumlufttechnischer Anlagen; Teil 10: Heizung, Trink-
Die bereits im Jahr 2007 von der Bundesregierung an- wassererwrmung, Lftung. NABau im DIN, Berlin 2003.
gekndigte weitere Verschrfung der Verordnung um [7] DIN V 18599:2007-02: Energetische Bewertung von Ge-
nochmals 30 % macht Gebude der Baujahre 2009 bis buden – Berechnung des Nutz-, End- und Primrenergiebe-
312 D Bauphysik · Brandschutz

darfs fr Heizung, Khlung, Lftung, Trinkwarmwasser und [13] Bundesregierung: Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer
Beleuchtung, Teile 1 bis 10. NABau im DIN, Berlin 2007. Energien im Wrmebereich (Erneuerbare-Energien-Wrme-
gesetz – EEWrmeG). Bundesgesetzblatt 2008, Teil I,
[8] Maas, A.; Schiller, H.; Erhorn, H.: Beurteilung energeti-
Nr. 36, 18. August 2008.
scher Anforderungen an Nichtwohngebude in Zusammen-
hang mit der Fortschreibung der EnEV. Forschungsbericht [14] Eichener, V.: Wissenschaftliche Stellungnahme zu den
10. 08. 17.7-07.19 im Auftrag des Bundesamtes fr Bauwesen Aussagen ber die Wirtschaftlichkeit energetischer Sanie-
und Raumordnung, Bonn 2009. rungsinvestitionen im Wohnungsbestand zum Forschungs-
[9] Eicke-Hennig, W.: Glasfassaden – Problemlçser oder bericht [11]. Studie im Auftrag der DGfM, Berlin, 2009.
Energieverschwender? Hessische Energiespar-Aktion, Vor-
tragsunterlage Wienerberger Mauerwerkstage 2007. [15] Seim, W.: Fallstudie zur Auswirkung zuknftiger Stu-
fen der Energieeinsparverordnung (EnEV) fr Neubauvor-
[10] DIN 4108-2:2003-07: Wrmeschutz und Energie-Ein- haben im Wohnungsbau – Vergleichende Bewertung von
sparung in Gebuden; Teil 2: Mindestanforderungen an den Herstellungskosten. Studie im Auftrag der DGfM, Berlin,
Wrmeschutz. NABau im DIN, Berlin 2003. 2008.
[11] Kah, O. et al.: Bewertung energetischer Anforderungen
im Lichte steigender Energiepreise fr die EnEV und die [16] Wrmedmm-Verbundsysteme zum Thema Brand-
KfW-Fçrderung. Passivhaus Institut, Forschungsbericht schutz. Technische Systeminfo 6, Hrsg.: Fachverband Wr-
10. 08. 17.7-06.13 im Auftrag des Bundesamtes fr Bauwesen medmm-Verbundsysteme e. V., Baden-Baden.
und Raumordnung, Bonn 2009.
[17] DIN EN ISO 6946:2008-04: Bauteile – Wrmedurch-
[12] Maas, A.; Oschatz, B.; Erhorn, H.: Entwicklung eines lasswiderstand und Wrmedurchgangskoeffizient – Berech-
Normteils zur DIN V 18599 fr Wohngebude und Beurtei- nungsverfahren. NABau im DIN, Berlin 2008.
lung energetischer Anforderungen an Wohngebude im Zu-
sammenhang mit der Fortschreibung der EnEV. Forschungs- [18] Bund fr Umwelt und Naturschutz Deutschland. Die
bericht 10. 08. 17.7-07.22 im Auftrag des Bundesamtes fr elektrische Wrmepumpe: Eine verkappte Kohleheizung. Ar-
Bauwesen und Raumordnung, Bonn 2009. beitskreis Energie im BUND, April 2008, Berlin.
D Bauphysik · Brandschutz 313

III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4


sowie DIN 4102-22
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig

gefasst, um wieder ein fr die Praxis gut anwendbares


1 Einleitung
Handbuch zu erhalten.
Mauerwerk ist ein seit Jahrhunderten akzeptiertes und Es wurde lange diskutiert, ob eine berarbeitung beider
favorisiertes Bauprodukt, um Brandschutz im Gebude Teile erfolgen soll oder ob die Teile nur zurckgezogen
sicherzustellen. Aufgrund diverser nationaler und euro- werden und somit auf DIN 4102-4 mit DIN 4102-22 ver-
pischer Anforderungen wurde Mauerwerk stetig wei- zichtet wird. Da DIN 4102-4 nicht nur tragende Bauteile
terentwickelt. Zum einen hinsichtlich Kostenersparnis enthlt, sondern auch sehr viele Angaben zu Ausbau-
in der Ausfhrung – großformatige Steine bzw. Ele- konstruktionen, wurde von der Industrie und der ausfh-
mente sowie Dnnbettmçrtel – und zum anderen hin- renden Bauindustrie angegeben, dass DIN 4102-4 unver-
sichtlich hçherer zulssiger Lasten auf der Grundlage zichtbar ist. Außerdem sei DIN 4102-4 insbesondere im
weiterentwickelter ingenieurmßiger Bemessungsver- osteuropischen und arabischen Ausland ein Export-
fahren sowie Anpassung an die hçheren Forderungen schlager.
der Wrmeschutzverordnung. Die Gelbdrucke zu DIN 4102-4/A2 und DIN 4102-22/
In [1] wurde ausfhrlich ber die Entwicklung von A1 sollten bereits im April 2009 vorliegen. Da es erheb-
DIN 4102 seit Anfang des letzten Jahrhunderts berich- liche Probleme mit dem Abgleich bzw. der berpr-
tet. Aufgabe dieses Beitrags ist es, ausfhrlich ber fung der vor 1994 zugrunde gelegten Normen mit den
den derzeitigen Stand von DIN 4102-4 in Verbindung heute gltigen Normen gab, haben sich die Gelbdrucke
mit DIN 4102-22 zu berichten. Durch die Mçglichkei- verzçgert. Sie sollen nunmehr voraussichtlich Ende
ten, parallel sowohl deutsche Normen als auch harmo- 2009 erscheinen.
nisierte europische Normen anzuwenden, sind in der DIN 4102-4:1994 regelt bisher nur Mauerwerk, bemes-
Praxis erhebliche Verunsicherungen und auch falsche sen nach DIN 1053-1:1996, und zwar nach dem verein-
Anwendungen entstanden. DIN 4102-4 ist zurzeit noch fachten Bemessungsverfahren. Dies wurde durch die Da-
auf dem Stand von vor 1994, weil seit der letzten tierung der Normen in der A1-Fassung klargestellt.
Ausgabe 1994 zunchst keine berarbeitung ge- DIN 4102-22:2004 erlutert lediglich, dass es fr Mauer-
wnscht wurde. Einerseits weil keiner wusste, ob viel- werk in Verbindung mit Brandschutz noch kein Nach-
leicht doch ein europisches Mandat erteilt wird und weisverfahren auf der Grundlage eines semiprobabilisti-
andererseits, ob man diese Norm berhaupt noch schen Bemessungsverfahrens gibt. Damit sind alle neue-
braucht, wenn europische Normen vorliegen. 2004 ren Nachweisverfahren, geregelt in DIN 1053-100:2007
wurde eine A1-Fassung herausgegeben, in der einige sowie DIN 1053-11 bis -13:2009 ber DIN 4102 nicht
Neuerungen z. B. im Mauerwerksbereich aufgenom- abgedeckt. Zur berbrckung wurden Anwendungs-
men wurden und in der alle verwendeten Normen da- regeln erarbeitet, die in der Bauregelliste verçffentlicht
tiert wurden. Hiermit wurde klargestellt, welche Bau- wurden. Nicht nur die Bemessungsnormen, sondern auch
stoff- und Bemessungsnormen fr die Einstufung in die Baustoffnormen wurden mittlerweile seit 1994 mehr-
Baustoffklassen sowie in Feuerwiderwiderstandsklas- fach aktualisiert.
sen zugrunde gelegt wurden. nderungen in den Bau-
stoff- und Bemessungsnormen kçnnen Einfluss auf das
Brandverhalten haben. Dies kann so weit gehen, dass
die Baustoffklasse oder Feuerwiderstandsklasse ver-
2 Stand der Brandschutzentwicklung
loren geht. Mitte 2007 wurde im Normenausschuss Die Grundlagen der brandschutztechnischen Bemes-
beschlossen, DIN 4102-4 grundlegend zu berarbeiten, sung hinsichtlich der Temperaturverlufe bei Brnden
dem heutigen Stand anzupassen und DIN 4102-22 da- sowie die Grundlagen zu den festgelegten Temperatur-
rauf entsprechend abzustimmen sowie abschließend verlufen in Brandprfungen werden ausfhrlich in [15]
diese beiden Normenteile zu vereinen. Das heißt, beschrieben. Im Folgenden werden lediglich die durch
dass DIN 4102-4 zunchst eine A2-Fassung erhlt die europische Normung entstandenen Unterschiede
und DIN 4102-22 eine A1-Fassung, in denen die n- zusammengefasst. Hierzu wird erlutert, welche Aus-
derungen dargestellt werden. Abschließend werden wirkungen diese Unterschiede auf das Brandverhalten
alle Fassungen redaktionell zu einem Teil zusammen- von Mauerwerk haben.

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
314 D Bauphysik · Brandschutz

2.1 Prf-/Klassifizierungsnormen normen enthalten nur einen direkten Anwendungs-


bereich, der die Anwendung der Prfergebnisse in einen
Zum Nachweis des Brandverhaltens von Bauteilen sind
engen Rahmen presst. Das heißt, dass die Praxis damit
zunchst Brandprfungen an den zu klassifizierenden
nicht bauen kann.
Bauteilen erforderlich. Aufgrund des Prfergebnisses
Grundlage der Brandprfungen sind die im Bild 1 dar-
erfolgt dann die Eingruppierung des Bauteils in eine
gestellten Temperatureinwirkungen. Die Einheitstem-
Feuerwiderstandsklasse. Hierauf aufbauend werden
peraturzeitkurve (ETK) nach DIN 4102-2 entspricht
heute jeweils nach den nationalen Regeln Verwendbar-
der ISO-Kurve nach DIN EN 1363-1. Diese Kurve ist
keitsnachweise erstellt.
maßgebend fr die Brandprfung blicher Bauteile.
Gemß der Bauregelliste drfen nationale und europi-
Fr nichttragende Außenwnde wird in Deutschland
sche Klassifizierungsnachweise zum Nachweis der bau-
die Außenbrandkurve nach DIN 4102-3 verwendet.
aufsichtlichen Anforderungen – feuerhemmend, hoch-
Diese Brandkurve mit dem dazugehçrenden Prfverfah-
feuerhemmend, feuerbestndig, Brandwand an Bauteile
ren wurde in Europa eingebracht. Modifiziert entstand
sowie brennbar und nichtbrennbar an Baustoffe – paral-
daraus die europische Prfnorm DIN EN 1364-4. Die
lel verwendet werden. Die Klassifizierungsnachweise
brigen im Bild 1 dargestellten Brandkurven werden
sind jedoch nicht gleich. Es drfen jedoch nationale
nur in Sonderfllen eingesetzt, die fr Mauerwerk nicht
und europische Normen nicht gemischt werden.
relevant sind.
Es folgt eine Zusammenfassung zum Stand der Ent-
Das Prfverfahren fr Brandwnde war ebenfalls ein
wicklung im Brandschutz unter dem Fokus Mauerwerk.
rein deutsches Verfahren, das in Europa eingebracht
wurde. Hierzu sind die Prfbedingungen hinsichtlich
2.1.1 Nationale Prf-/Klassifizierungsnormen – der Stoßbeanspruchung in DIN EN 1363-2 geregelt.
DIN 4102 Mittlerweile in Verbindung auch mit dem Eurocode
National, damit in Deutschland, darf nach wie vor nach DIN EN 1996-1-2, s. Abschnitt 4.3, sind Brandwnde
DIN 4102-2 – Bauteile – und DIN 4102-3 – nichttra- in mehreren Lndern Europas als Anforderung einge-
gende Außenwnde und Brandwnde – geprft wer- fhrt.
den. DIN 4102-2 regelt die Grundlagen von Bauteilpr- Die Unterschiede hinsichtlich der Prfverfahren sind
fungen sowie die Prfdetails fr tragende und nichttra- aus deutscher Sicht gering. Es wird im oberen Wand-
gende Wnde, damit fr Mauerwerk. Außerdem regelt drittel ein berdruck von 20 Pa anstelle von 10 Pa auf-
DIN 4102-2 in Tabelle 2 die Einstufung in Feuerwider- gebaut. Dies entspricht ber die Wandhçhe der tatsch-
standsklasse F 30 bis F 180. Bauteile, die nach lichen Physik im Brandfall. Zur Messung der Brand-
DIN 4102-3 geprft werden, werden je nach Wandart raumtemperatur werden jetzt Plate-Thermoelemente
als nichttragende Außenwand in W 30 bis W 90 oder als gefordert. Diese Plate-Thermoelemente sind insbeson-
Brandwand eingestuft. dere im Anfangsbereich der Brandprfung relativ trge
Der Stand von DIN 4102-2 ist die Ausgabe 1977. Neue- Elemente. Die fr Mauerwerksprfungen bisher ver-
re Erkenntnisse oder auch beschlossene nderungen im wendeten Mantelthermoelemente entsprechen im Ver-
Prfaufbau wurden aufgrund der europischen Nor- halten im Wesentlichen diesen Plate-Thermoelementen.
mung nicht mehr in DIN 4102-2 aktualisiert. Die Be- Die Temperaturmessstellen auf der Außenseite der
schlsse zur nderung von Prfdetails sowie Grundst- Prfkçrper (Feuer abgekehrte Seite) werden nicht
ze zur Auswertung und Extrapolation von Prfergeb- mehr unmittelbar auf Fugen oder Schraubenkçpfe auf-
nissen wurden und werden in der ABM 1) gefasst. In geklebt, sondern mindestens 15 mm daneben. Fr Mau-
der ABM sind die deutschen Prfanstalten mit Vertre- erwerk haben diese nderungen keinen signifikanten
tern der Bauaufsicht organisiert. Die Abstimmung ist Einfluss auf das Prfergebnis, weil der hçhere ber-
wichtig, damit in den verschiedenen Prfanstalten ver- druck sich nur in unvermçrtelten Fugen im oberen
gleichbare Prfergebnisse erzielt werden. Wandbereich bemerkbar machen kann und hier aber
Baustoffe kçnnen nach DIN 4102-1 geprft und in Bau- nicht mehr unmittelbar gemessen wird.
stoffklasse A 1, A 2, B 1, B 2, B 3 klassifiziert werden. Derzeit werden fr die einzelnen Bauteilarten Extra-
polationsregeln auf der Grundlage von Prfergebnissen
erarbeitet. In den Prfnormen sind nur direkte begrenzte
2.1.2 Europische Prf-/Klassifizierungsnormen
Anwendungsbereiche geregelt. Prfdetails, die nicht
Die europische Harmonisierung der Prfnormen be- ausreichend oder eindeutig in den Normen beschrieben
gann Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts. sind, werden von den europischen Prfanstalten in
1993 sollten die deutschen Prfnormen durch europi- EGOLF 2) diskutiert und abgestimmt. Die Extrapolati-
sche Normen ersetzt werden. 1999 erschienen die ersten onsregeln sind entscheidend fr die Anwendung in der
verabschiedeten Prfnormen (s. Tabelle 1). Diese Prf- Praxis, weil sich die Prfergebnisse auf Bauteilaus-

1) ABM = Arbeitsgemeinschaft der Brandschutzlaboratorien 2) EGOLF = European Group of Organisation for Fire
Deutscher Materialprfanstalten Testing, Inspection and Certification
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 315

Bild 1. Temperatureinwirkungen zum Nachweis des Brandverhaltens von Bauteilen

schnitte beziehen, die in der Praxis nicht die maßgeb- Sicherheitsniveaus immer weniger zugrunde gelegt
lichen Anwendungsflle abdecken. Die Extrapolations- wird. Damit wird das Sicherheitsniveau reduziert. Ob
regeln werden im Wesentlichen durch Vertreter der In- dies allen am Bau Beteiligten bewusst ist, ist infrage zu
dustrie erarbeitet, weil sich die Prfanstalten aus Kos- stellen.
tengrnden sowie die Bauaufsicht aus Kapazittsgrn- Fr Mauerwerk wurden die Extrapolationsregeln fertig-
den aus der Normungsttigkeit weit zurck gezogen gestellt. Fr nichttragende Wnde wurde DIN EN
haben. Auch das DIN ist aus Kostengrnden nur noch 15254-2 verabschiedet und fr tragende Wnde das Pa-
selten vertreten. Das heißt, dass Extrapolationsregeln pier DIN EN 15xxx-x erarbeitet, das zurzeit in der Um-
erarbeitet werden, die im Wesentlichen die Wnsche frage ist. Die in Tabelle 1 grau markierten Prf-/Klas-
der Industrie bercksichtigen und der tatschlich erfor- sifizierungsnormen sowie EXAP-Normen sind fr
derliche Brandschutz unter Einbeziehung des deutschen Mauerwerk heranzuziehen.

Tabelle 1. berblick ber europische Prfnormen fr Bauteile – Mauerwerk (Stand Oktober 2009)
Inhalt Prf-/Klassifizierungsnorm Feuerwiderstandsprfungen bzw. Entsprechende EXAP-Normen hinsichtlich
Klassifizierung von Bauprodukten und deutsche Norm Mauerwerk
Bauarten
Grundnorm DIN EN 1363-1:1999-10 Allgemeine Anforderungen DIN 4102-2
DIN EN 1363-2:1999-10 Alternative und ergnzende DIN 4102-2 +
Verfahren DIN 4102-3
DIN V ENV 1363-3:1999-09 Nachweis der Ofenleistung
Klassifizierun- DIN EN 13501-1:2007-05 Klassifizierung Brandverhalten (Bau- DIN 4102-1
gen DIN EN 13501-1/A1:2007-11 stoffe)
DIN EN 13501-2:2008-01 Klassifizierung Feuerwiderstand DIN 4102-2
(Bauteile)
DIN EN 13501-3:2006-03 Leitungen + Brandschutzklappen DIN 4102-5
DIN EN 13501-3/A1:2007-12
DIN EN 13501-4:2007-04 Anlagen zur Rauchfreihaltung Keine
DIN EN 13501-4/A1:2007-11
DIN EN 13501-5:2006-03 Bedachungen DIN 4102-7
DIN EN 13501-5/A1:2007-11
316 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 1. berblick ber europische Prfnormen fr Bauteile – Mauerwerk (Stand Oktober 2009) (Fortsetzung)
Inhalt Prf-/Klassifizierungsnorm Feuerwiderstandsprfungen bzw. Entsprechende EXAP-Normen hinsichtlich
Klassifizierung von Bauprodukten und deutsche Norm Mauerwerk
Bauarten
Nichttragende DIN EN 1364-1:1999-10 Wnde inklusive Verglasungen DIN 4102-2 DIN EN 15254-1
Bauteile DIN EN 15254-2:2009-10
DIN EN 15254-4:2008-06
DIN EN 15254-5:2007-12 (E)
DIN EN 15254-7:2009-06 (E)
DIN EN 1364-2:1999-10 Unterdecken
DIN EN 1364-3:2007-03 Vorhangfassaden – Gesamtausfhrung keine
DIN EN 1364-4:2007-06 Vorhangfassaden – Teilausfhrung DIN 4102-3 EN 15254-6
Tragende DIN EN 1365-1:1999-10 Wnde DIN 4102-2 EN 15080-12
Bauteile
DIN EN 1365-2:2000-02 Decken und Dcher
DIN EN 1365-3:2000-02 Balken DIN EN 15080-8:2004-12 (E)
DIN EN 1365-4:1999-10 Sttzen DIN EN 15080-13:209-06 (E)
DIN EN 1365-5:2005-02 Balkone und Laubengnge
DIN EN 1365-6 :2005-02 Treppen
Dcher DIN V ENV 1187:2006-10 Dcher von außen DIN 4102-7
DIN 4102-23
Installationen DIN EN 1366-1:2008-09 Leitungen DIN 4102-11
DIN EN 1366-2:1999-10 Lftungsleitungen DIN 4102-6 DIN EN 15080-10:2007-07 (E)
DIN EN 15080-11:2008-04 (E)
DIN EN 1366-3:2006-10 Abschottungen DIN 4102-9 DIN EN 15882-3:2009-07
DIN EN 1366-4:2006-08 Abdichtungssysteme fr Fugen DIN 4102-2 DIN EN 15080-15:2008-01 (E)
DIN EN 1366-4/A1: 2008-08
DIN EN 1366-5: 2007-11 Installationskanle DIN 4102-11
DIN EN 1366-6: 2005-02 Doppel- und Hohlraumbçden DIN 4102-2 +
Prfgrundstze
DIN EN 1366-7: 2004-05 Feuerschutzabschlsse bahn- DIN 4102-5
gebundener Fçrderanlagen
DIN EN 1366-8: 2004-10 Entrauchungsleitungen keine
DIN EN 1366-9: 2008-08 Entrauchungsleitungen/Einzelabschnitt keine
DIN EN 1366-10:2004-12 Entrauchungsklappen keine
DIN EN 1366-11 1) (ca. 2004) Funktionserhalt von Kabelanlagen DIN 4102-12
Bekleidungen DIN EN 13381-1:2008-12 Horiz. Bekleidung/Unterdecken DIN 4102-2
DIN EN 13381-2:2008-10 (E) Vertikale Bekleidungen DIN 4102-2
DIN EN 13381-3:2008-10 (E) Beton DIN 4102-2
DIN EN 13381-4:2009-11 Stahl, passive Maßnahmen DIN 4102-2
DIN EN 13381-5:2008-10 (E) Verbund DIN 4102-2
DIN EN 13381-6:2008-10 (E) Stahlverbund Hohlsttzen DIN 4102-2
DIN EN 13381-7:2008-10 (E) Holzbauteile DIN 4102-2
DIN EN 13381-8:2008-08 Stahl, reaktive Maßnahmen DIN 4102-2
Tren DIN EN 1634-1:2009-01 Feuerschutzabschlsse DIN 4102-5
DIN EN 1634-2:2009-05 Baubeschlge fr Feuerschutz- keine
abschlsse
DIN EN 1634-3:2005-01 Rauchschutzabschlsse DIN 18095
DIN EN 1634-3:2009-09 (B)
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 317

Tabelle 2. Europische Klassifizierungen von Bauteilen

Kurzzeichen – Bedeutung Beurteilungskriterium


R Rsistance Tragfhigkeit eines tragenden Bauteils
E tanchit Raumabschluss tragender oder nichttragender Bauteile
I Isolation Wrmedmmung – Temperaturkriterium unter Brandeinwirkung
W Radiation Begrenzung des Strahlungsdurchtritt – z. B. G-Verglasung
M Mechanical impact Mechanische Einwirkung auf Wnde – Stoßbeanspruchung (Brandwnde,
Komplextrennwnde)
S Smoke Begrenzung der Rauchdurchlssigkeit – Dichtheit bzw. Leckrate von
Rauchschutztren
C Closing Selbstschließende Eigenschaft (ggf. mit Anzahl der Lastspiele einschl.
Dauerfunktion)
P, PH Aufrechterhaltung der Energieversorgung und / oder Signalbermittlung mit
unterschiedlichen Brandbeanspruchungen
l1, l2 Unterschiedliche Wrmedmmkriterien bei Tren, Toren, etc.
… 200, 300 … C Angabe der Temperaturbeanspruchung
ifio in – out Richtung der klassifizierten Feuerwiderstandsfhigkeit bei vertikalen Bauteilen
i‹o
i«o
afib above – below Richtung der klassifizierten Feuerwiderstandsfhigkeit bei horizontalen
a‹b Bauteilen
a«b
ve, ho vertical – horizontal fr vertikalen / horizontalen Einbau klassifiziert

Die Klassifizierung von Bauteilen in Europa unterschei- schen Bauteilklassen zusammengefasst. Einige Klassen
det sich wesentlich vom deutschen Klassifizierungsver- sind speziellen Bauteilen zugeordnet.
fahren. Die Funktionen tragend oder nichttragend sowie Es drfen derzeit gemß Bauregelliste sowohl die na-
raumabschließend oder nichtraumabschließend oder die tionale Klassifizierung als auch die europische Klassi-
Einhaltung des Temperaturkriteriums werden national fizierung parallel in Deutschland angewendet werden.
lediglich durch die Bezeichnung des Bauteils unter- Es ist daher bei der Anwendung von Bauteilen mit eu-
schieden, z. B. tragende Wand oder Trennwand, tragend ropischer Klassifizierung wichtig, genau zu prfen, ob
oder nichttragend, etc. Zustzlich werden national bau- alle Kriterien, die gemß den bauaufsichtlichen Anfor-
aufsichtlich Baustoffanforderungen an Bauteile gestellt. derungen gestellt werden im Verwendbarkeitsnachweis
So ist dann feuerbestndig z. B. F 90-AB. enthalten sind. In der Baupraxis ergeben sich zuneh-
Im europischen Klassifizierungsverfahren wird jede mend Probleme, dass der falsche Baustoff oder das fal-
Funktion durch einen eigenen Buchstaben verdeutlicht sche Bauteil ausgefhrt werden, weil die Bauleiter das
und es werden in der Bauteilklassifizierung keine An- neue Klassifizierungssystem nicht mehr verstehen.
forderungen an die Baustoffe der Bauteile gestellt. Die Prfberichte sind in diesem Verfahren nicht ausrei-
Klassifizierungen der Bauteile erfolgen auf der Grund- chend. Es muss immer der nationale Verwendbarkeits-
lage von DIN EN 13501-2 und die Einstufung der Bau- nachweis zugrunde gelegt werden.
stoffe in Baustoffklassen nach DIN EN 13501-1. Im In Tabelle 3 werden die europischen Bauteilklassifi-
europischen Verfahren spricht man neutral von Bau- zierungen am Beispiel fr Mauerwerkswnde den bau-
produkten. Zum besseren Verstndnis werden in diesem aufsichtlichen Anforderungen gegenbergestellt. Bau-
Beitrag aber weiterhin die Begriffe Bauteil und Bau- stoffklassifizierungen sind nicht enthalten. Diese sind
stoff verwendet. In Tabelle 2 sind zunchst die europi- zustzlich zu beachten.
318 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 3. Bauaufsichtliche Anforderungen und Bauteilklassifizierungen von Wnden nach DIN 4102-2 bzw. -3 sowie DIN EN 13501-2

Bauaufsichtliche Anforderung Bauteilklasse nach Euroklasse (Bauteil) nach DIN EN 13501-2


DIN 4102-2 bzw. -3
tragende / nichttragende tragende Wnde nichttragende nichttragende Wnde mit
nichttragende Außenwand Innenwand Außenwand Stoßbeanspru-
Wnde chung
mit / ohne ohne mit Tragend / tragend /
Raum- Raum- Raum- nichttragend nichttragend
abschluss abschluss abschluss
feuerhemmend F 30-B W 30 R 30 REI 30 EI 30 E 30 (i fio)
Eef 30 (i‹ o)
feuerhemmend und aus nicht- F 30-A R 30 REI 30 EI 30 REI-M 30 2)
brennbaren Baustoffen EI-M 30 2)
hochfeuerhemmend 1) F 60-„BA“ 1) E 60 (i fio)
Eexf 60 (i‹ o)
hochfeuerhemmend und im F 60-AB W 60 R 60 REI 60 EI 60
wesentlichen aus nichtbrenn-
baren Baustoffen
hochfeuerhemmend und aus F 60-A R 60 REI 60 EI 60 REI-M 60 2)
nichtbrennbaren Baustoffen EI-M 60 2)
feuerbestndig F 90-AB W 90 R 90 REI 90 EI 90 E 90 (i fio)
Eexf 90 (i‹ o)
feuerbestndig und aus nicht- F 90-A R 90 REI 90 EI 90
brennbaren Baustoffen
120 min Feuerwiderstands- F 120-A – R 120 REI 120 – – REI-M 120 2)
fhigkeit (hochfeuerbestndig) EI-M 120 2)
Brandwand Brandwand – – – – REI-M 90
EI-M 90

1) gemß MBO 2002 neu: tragende und aussteifende Bauteile aus brennbaren Baustoffen, die allseitig eine brandschutztechnisch wirksame
Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen – K260 Bekleidung nach DIN EN 13501-2 – und eine nichtbrennbare Dmmung haben
2) nach Industriebaurichtlinie

2.2 DIN 4102-4 und DIN 4102-22 (nach 1994) dringend ergnzt werden mussten. Leider
sind in der A1-Fassung nur die nderungen und Ergn-
DIN 4102-4 ist ein Katalog genormter und klassifizier- zungen enthalten, sodass derzeit die parallele Hand-
ter Baustoffe und Bauteile zur direkten Anwendung. Er habung beider Normen sehr mhsam ist. In der A1-Fas-
ist auf dem Stand von vor 1994, weil aufgrund der sung wurden außerdem erstmals die Bezugsnormen da-
europischen Harmonisierung bisher auf eine ber- tiert, weil durch die europische Normung gravierende
arbeitung verzichtet wurde. Es gibt bis heute keinen nderungen der Bauprodukt-Normen mçglich sind, so-
europischen Auftrag ein entsprechendes Papier zu er- dass die Werte in DIN 4102-4 nicht mehr richtig sein
arbeiten. DIN 4102-4 soll mçglichst lange fr Deutsch- kçnnen. Damit besteht derzeit das formale Problem,
land erhalten blieben, weil es das Handbuch fr die dass die Werte aus DIN 4102-4 nur noch dann verwen-
Praxis ist. Außerdem ist dieser Normteil wie bereits det werden drfen, wenn die datierte Bauproduktnorm
erwhnt ein Exportschlager. Jede Mauerwerkskonstruk- noch gltig ist. In der Praxis wird hierber i. d. R. hin-
tion, die im Teil 4 enthalten ist, ist damit ohne weiteren weggesehen.
Nachweis brandschutztechnisch nachgewiesen. DIN 4102-22 ist auf der Bemessungsbasis von Teilsi-
Es ist ausreichend, in der gemß LBO geforderten cherheitsbeiwerten eine Anwendungsnorm zu
bereinstimmungserklrung die entsprechende Zeile DIN 4102-4. Da im Jahr 2004 die DIN 1053-100 noch
der Tabelle sowie den dazugehçrenden Abschnitt von nicht verabschiedet war, wurde fr Mauerwerk in
DIN 4102-4 anzugeben. Weitere Verwendbarkeitsnach- DIN 4102-22 lediglich festgestellt, dass bei einer Be-
weise sind dann nicht erforderlich (s. auch Abschn. 3.3). messung mit Teilsicherheitsbeiwerten DIN 4102-4
In der nderungsfassung DIN 4102-4/A1:2004-11 nicht anwendbar ist.
wurden bei den Mauerwerkstabellen einige Ergnzun- Weitere Angaben, insbesondere zum derzeitigen Stand,
gen aufgenommen, die aufgrund neuerer Prfungen sind Abschnitt 4 zu entnehmen.
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 319

3 Bauaufsichtliche Anforderungen – Gutachten anerkannter Stellen oder Personen bei un-


wesentlichen Abweichungen vom abP oder abZ,
3.1 Musterbauordnung
– Zustimmung im Einzelfall (ZiE), erteilt durch die
Die Musterbauordnung 2002 (MBO) ist hinsichtlich des jeweils oberste Bauaufsicht
Brandschutzes in vielen Bundeslndern umgesetzt, je- oder
doch noch nicht in allen. Die Neuerungen der MBO sind – in DIN 4102-4 zitierter Literatur.
ausfhrlich in [15] beschrieben. Der wesentliche Schritt Es muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass es
ist, dass die Brandschutzanforderungen auf die alten ausreichend ist, nur einen der oben aufgefhrten Nach-
bauaufsichtlichen Begriffe zurck gefhrt wurden. Es weise vorzulegen. Es ist einfach falsch, wenn mehrere
wurde darauf verzichtet, die Abkrzungen gemß dieser Nachweise parallel gefordert werden. Zu jeder
DIN 4102-2 einheitlich einzufhren. Damit wurde die ausgefhrten Brandschutzmaßnahme bzw. Bauart muss
Tr geçffnet, europische Klassen zu ermçglichen. Es gemß Bauregelliste eine bereinstimmungserklrung
gibt bisher keine verbindliche Festlegung, ab wann nur fr die Dokumentation abgegeben werden. In der ber-
noch das europische Klassifizierungssystem zu ver- einstimmungserklrung wird jeweils der zugrunde ge-
wenden ist. Lediglich wurde ber die Bauregelliste fest- legte Verwendbarkeitsnachweis genannt, der auf der
gelegt, dass beide Klassifizierungssysteme nebeneinan- Baustelle vor Ausfhrungsbeginn vorliegen muss.
der verwendet werden drfen, um die bauaufsichtlichen DIN 4102-4 wird nicht ausdrcklich in den Landesbau-
Anforderungen zu erfllen (s. auch Tabelle 3). Dies hat ordnungen unter dem Abschnitt Verwendbarkeitsnach-
auch Auswirkungen auf die berarbeitung von weis erwhnt. Als eingefhrte Norm ergibt sich jedoch
DIN 4102-4. Es gibt den ausdrcklichen Hinweis, die Verwendbarkeit. Das Besondere ist, dass am Ende der
dass die Klassifizierungen nicht gleich sind. Mittler- Norm ein Literaturverzeichnis eingefgt wurde, in dem
weile werden in der Praxis die technisch eindeutigen Quellen genannt werden, die ebenfalls als Verwendbar-
Kurzbezeichnungen der DIN 4102-2 und die europi- keitsnachweis gelten. Hiermit wollte man sicherstellen,
schen Bezeichnungen nach der Klassifizierungsnorm dass einerseits Erluterungen und damit Auslegungen zur
DIN EN 13501-2 munter gemischt, je nachdem, wel- DIN 4102-4 ermçglicht werden und andererseits vor ei-
chen Vorteil sich die Industrie davon verspricht. Die ner berarbeitung zustzliche neue Ergebnisse prsen-
Bauleiter und sonstige am Bau Beteiligte haben keinen tiert werden kçnnen. Fr Mauerwerk ist die offizielle
berblick mehr, was tatschlich erforderlich ist. Dies Literaturstelle der Mauerwerk-Kalender mit dem Ab-
wird sich sicherlich auch noch ca. 10 Jahre so fortset- schnitt Brandschutz unter Federfhrung der Verantwort-
zen, weil gemß Bauregelliste beide Klassifizierungen lichen fr den Abschnitt Mauerwerk in DIN 4102-4. Dies
eingesetzt werden drfen. ist seit 1990 die Verfasserin dieses Beitrags.

3.2 Baugenehmigungsverfahren 3.4 Baupraxis


Die jeweilige Brandschutzforderung fr ein Bauteil er- In der ausfhrenden Baupraxis sind die Regeln zu den
gibt sich aus den bauaufsichtlichen Anforderungen so- Verwendbarkeitsnachweisen mit den nebeneinander be-
wie den technischen Baubestimmungen der jeweiligen stehenden nationalen und europischen Klassifizierun-
Lnder. Der Brandschutz ist sowohl im vereinfachten gen noch nicht angekommen. Es berrascht nicht mehr,
Genehmigungsverfahren als auch im blichen Geneh- wie mangelhaft die Umsetzung in der Praxis ist. Wenn
migungsverfahren nachzuweisen. berhaupt Dokumente vorgelegt werden, sind es ber-
Brandschutznachweise werden erstellt, wenn keine Ab- wiegend nur Deckbltter oder Prfberichte anstelle von
weichungen oder Befreiungen von bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweisen. Zunehmend werden euro-
Vorschriften erforderlich sind. Sie sind hufig tabellen- pische Prfberichte in verschiedenen Sprachen vor-
artig aufgestellt. Dies trifft im Wesentlichen auf den gelegt, die vor Ort nicht mehr verstanden werden und
Wohnungsbau zu. die lediglich belegen, dass das Bauprodukt geprft wur-
Brandschutzkonzepte werden fr Gebude erarbeitet, de. Der Prfbericht sagt aber nichts ber die nationale
bei denen Abweichungen oder Befreiungen von den Verwendbarkeit aus.
bauaufsichtlichen Vorschriften erforderlich sind. Dies Es besteht daher dringender Handlungsbedarf, die Ver-
gilt insbesondere auch fr Sonderbauten. fahren fr die Baupraxis wieder verstndlich und ber-
sichtlich zu regeln. Darin ist auch fr Deutschland der
Wunsch nach einer berarbeitung von DIN 4102-4 be-
3.3 Verwendbarkeitsnachweise
grndet. Hier hat man dann in einem Handbuch viele
Der Nachweis der Brandschutzanforderungen aus den der erforderlichen Brandschutznachweise.
Bauordnungen erfolgt durch Verwendbarkeitsnachwei-
se. Formal sind gemß den Landesbauordnungen dies
3.5 Verantwortlichkeit
entweder
– DIN 4102-4, Die Verantwortlichkeit fr den Brandschutz fr die am
– allgemeine bauaufsichtliche Prfzeugnisse (abP), Bau Beteiligten ist klar und eindeutig in den Bauord-
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ), nungen geregelt. Bei der Planung, Errichtung, nde-
320 D Bauphysik · Brandschutz

rung, Nutzungsnderung, Instandhaltung und Beseiti- DIN 4102-22 ist die Anwendungsnorm zu DIN 4102-4,
gung von Anlagen sind der Bauherr und im Rahmen wenn das semiprobabilistische Bemessungskonzept
ihres Wirkungskreises die anderen am Bau Beteiligten verwendet werden soll. DIN 4102-22 wurde 2004 he-
dafr verantwortlich, dass die çffentlich-rechtlichen rausgegeben, weil einige Baustoffarten bereits Bemes-
Vorschriften eingehalten werden. Dies gilt auch fr sungsnormen nach dem neuen Bemessungskonzept mit
den Brandschutz. Hat der Entwurfsverfasser auf einzel- Teilsicherheitsfaktoren herausgebracht hatten. Diese
nen Fachgebieten nicht die erforderliche Sachkunde neuen Bemessungskonzepte beruhen auf den Entwick-
und Erfahrung, so sind geeignete Fachplaner heran- lungen in der europischen Harmonisierung. Fr Mau-
zuziehen. Diese sind fr die von ihnen gefertigten Un- erwerk gab es 2004 noch keine brandschutztechnischen
terlagen, die sie zu unterzeichnen haben, verantwort- Regeln, weil DIN 1053-100 noch nicht verabschiedet
lich. war. Die Anwendungsnorm DIN 4102-22 definiert ein-
Es ist fr Architekten und Bauherren selbstverstndlich, deutig, wann welche Norm nach welchem Bemessungs-
dass Statiker oder Fachplaner fr die Haustechnik he- konzept verwendbar ist. Außerdem wird klargestellt,
rangezogen werden. Fr den Brandschutz gibt es mitt- dass ein Mischen der Bemessungskonzepte und damit
lerweile auch kompetente Fachplaner und es werden fr der Nachweise nicht zulssig ist, s. folgenden Auszug:
Sonderbauten zunehmend Brandschutz-Fachplaner be-
auftragt. Dies ist fr ein wirtschaftliches und fachge- Einleitung
rechtes Bauen erforderlich, weil Brandschutz so um-
fangreich und komplex geworden ist, dass nur Spezia- Zweck dieser Anwendungsnorm ist es, die Anwendbarkeit
listen die erforderlichen Planungen leisten und in der von DIN 4102-4:1994-03 einschließlich DIN 4102-4/A1:
Ausfhrung umsetzen kçnnen. Nicht jeder sogenannte 2004-11 auch nach der berarbeitung der nationalen Bemes-
sungsnormen (wie DIN 1045-1 DIN 1052) auf der Basis von
Brandschutzsachverstndige ist auch ausreichend fach- Teilsicherheitsbeiwerten (semi-probabilistischer Ansatz) si-
kompetent. Die ausreichenden grundlegenden Kennt- cherzustellen.
nisse hat man erst nach mindestens 5 Jahren Ttigkeit Der Anwender wird zuknftig, zumindest whrend der
in diesem Bereich. bergangsphase der neuen nationalen Bemessungsnormen,
drei mçgliche Routen der Bemessung begehen kçnnen:
a) Bemessung bei Umgebungstemperatur („Kalt-
bemessung“) mit Spannungsnachweis wie bisher (Ver-
4 Brandschutz mit Mauerwerk nach gleich mit zulssiger Spannung bzw. nach dem Trag-
DIN 4102-4 und DIN 4102-22 lastverfahren) und Benutzung von DIN 4102-4:1994-03
einschließlich DIN 4102-4/A1:2004-11 fr eine Bemes-
4.1 Grundlagen sung im Brandfall („Heißbemessung“);
b) Bemessung bei Umgebungstemperatur mit berarbeiteter
DIN 4102-4:1994 ist auf dem Erkenntnisstand von etwa nationaler Bemessungsnorm auf der Basis von Teilsi-
1992. Es wurden smtliche bis dahin durchgefhrten cherheitsbeiwerten und einer Bemessung fr den Brand-
Brandprfungen an Mauerwerk nach DIN 4102-2 sowie fall mit DIN 4102-4:1994-03 einschließlich im Regelfall
DIN 4102-3 bei der Erarbeitung der Tabellen berck- DIN 4102-4/A1:2004-11 zusammen mit dieser Norm;
sichtigt. Fehlende Bereiche wurden speziell zustzlich c) Bemessung nach den europischen Bemessungsnormen
geprft, um Interpolationen zu ermçglichen. Hierbei (Eurocode) sowohl bei Umgebungstemperatur als auch
fr den Brandfall.
wurden die lieferbaren Steine zugrunde gelegt. Grund-
DIN 4102-4/A1:2004-11, Anhang A, enthlt weitere Erlu-
lage fr die Bemessung war DIN 1053-1, Ausgabe terungen zur Anwendbarkeit von DIN 4102-4:1994-03.
1990. Es wurde lediglich das vereinfachte Bemessungs-
verfahren bercksichtigt, weil die Industrie damals 1 Anwendungsbereich
noch keinen Bedarf fr das genaue Rechenverfahren
sah. Mauerwerk war traditionell verwurzelt. Diese Norm gilt zusammen mit DIN 4102-4:1994-03 ein-
schließlich DIN 4102-4/A1:2004-11 zum brandschutztech-
In der A1-Fassung 2004 wurden die Baustoffnormen
nischen Nachweis nach einer Bemessung bei Umgebungs-
fr Mauerwerk zu DIN 4102-4 dem damaligen Stand temperatur nach den nationalen Produktbemessungsnormen
angepasst. Zustzlich wurden einige Prfergebnisse, auf der Basis von Teilsicherheitsbeiwerten. Als Anwen-
die seit 1994 bis 2004 nachgewiesen wurden, ergnzt. dungsnorm enthlt sie zustzlich. Festlegungen und Anpas-
Als Bemessungsnorm wurde DIN 1053-1, Ausgabe sungen zu DIN 4102-4:1994-03 einschließlich DIN
1996, festgeschrieben. Bis zur A1-Fassung war nor- 4102-4/A1:2004-11.
mungstechnisch die Regel, dass Normenverweise nicht Bei einer Bemessung bei Umgebungstemperatur nach den
datiert wurden, weil man davon ausging, dass national europischen Bemessungsnormen (Eurocode) gilt diese
brandschutztechnisch keine wesentlichen nderungen Norm nicht.
ANMERKUNG Der brandschutztechnische Nachweis eben-
bei der Fortschreibung von Normen erfolgen wrde.
falls nach Eurocode bildet in diesem Fall eine konsistente
Aufgrund der europischen Normung, insbesondere Gesamtbemessung.
auch bei den Bauprodukten, hier Mauersteinen, ergaben Diese Norm gilt nicht bei einer Bemessung bei Umgebungs-
sich nderungen durch die Bercksichtigung aller eu- temperatur auf der Basis der Produktbemessungsnormen
ropischen Herstellervarianten. Mauersteine waren nach zulssigen Spannungen bzw. nach dem Traglastverfah-
schon immer national sowie regional beeinflusst. ren.
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 321

2 Normative Verweisungen weis einer horizontalen Stoßbeanspruchung im Sinne von


DIN 4102-3 nicht erforderlich.
Die folgenden zitierten Dokumente sind fr die Anwendung
dieses Dokuments erforderlich. Bei datierten Verweisungen Außerdem ist abgeleitet aus dem Eurocode eine verein-
gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten fachte Kombinationsregel fr den Brandschutz enthal-
Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genom- ten.
menen Dokuments (einschließlich aller nderungen).
DIN 1053-1:1996-11, Mauerwerk – Teil 1: Berechnung und 4.2 Vereinfachte Kombinationsregeln
Ausfhrung.
Vereinfacht drfen die Einwirkungen im Brandfall aus dem
DIN 1055-100:2001-03, Einwirkungen auf Tragwerke –
Bemessungswert der Einwirkungen bei Normaltemperatur
Teil 100: Grundlagen der Tragwerksplanung – Sicherheits-
ermittelt werden, sofern in den nachfolgenden Abschnitten
konzept und Bemessungsregeln.
keine anderen Regelungen getroffen werden:
Das heißt, es muss entweder eine Bemessung nach dem EdA = 0,7  Ed
nationalen Bemessungsverfahren, also nach DIN 1053 Dabei ist
erfolgen und dann darf auch DIN 4102-4 oder bei Ed Bemessungswert der Einwirkungen fr stndige und
Zugrundelegung des Teilsicherheitsverfahrens auch vorbergehende Bemessungssituationen fr den Nach-
DIN 4102-22 angewendet werden. Bei Benutzung der weis des Grenzzustandes der Tragfhigkeit nach
DIN 1055-100
europischen Bemessungsverfahren, also die Eurocodes
fr Mauerwerk DIN EN 1996, muss auch der Brand- Damit wird vom bisherigen Standard im Brandschutz
schutznachweis gemß den Eurocodes fr Mauerwerk abgewichen. Nach DIN 4102-4 wurde grundstzlich,
DIN EN 1996-1-2 erfolgen. die maximal zulssige Last bei tragenden Bauteilen
Fr den Mauerwerksbau konnte damals nur Folgendes nachgewiesen, d. h. der „worst case“. Durch die Erleich-
geschrieben werden: terungen der o. a. Kombinationsregel hinsichtlich der
Einwirkungen ergeben sich Reserven, die brandschutz-
7 Mauerwerksbau technisch genutzt werden kçnnen. Es werden entspre-
Bei einer Bemessung nach einem semi-probabilistischen chend der Realitt nur noch die Einwirkungen kom-
Sicherheitskonzept, das augenblicklich fr die Bemessung biniert, die im Brandfall gleichzeitig maximal auftreten
im Kaltzustand in Vorbereitung ist, sind die Aussagen nach kçnnen. Es ist einfach unwahrscheinlich, dass im
DIN 4102-4:1994-03, Abschnitt 4, nicht anwendbar, s. a. Brandfall gleichzeitig Schnee, maximale Windlast und
Anhang B, Erluterungen zum Mauerwerksbau.
maximale Verkehrslast auftreten. Aus diesen Sicher-
Die Angaben in DIN 4102-4:1994-03, Abschnitt 4, sind nur
gltig bei einer Bemessung nach DIN 1053-1:1996-11.
heitsbetrachtungen hat sich der Ansatz der Reduzierung
der Einwirkungen fr den Brandfall ergeben. Das heißt
Anhang B aber auch, dass das Sicherheitsniveau insgesamt natio-
(informativ) nal brandschutztechnisch reduziert wurde, wenn es
Erluterungen zum Mauerwerksbau auch nur entsprechend der Realitt an die europische
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses verfgte der Mau- Normung angepasst wurde. Dies ist politisch gewollt
erwerksbau noch nicht ber eine beschlossene Bemessungs- und daher bauaufsichtlich akzeptiert.
regel nach Teilsicherheitsbeiwerten. DIN 1053-100 „Mauer- Diese Entscheidungen werden bei der A1-Fassung zu
werk – Teil 100: Berechnung auf der Grundlage des semi- DIN 4102-22 genutzt (s. Abschn. 4.4).
probabilistischen Sicherheitskonzepts“ lag zwar als Entwurf
vor, wurde aber noch nicht abschließend zur endgltigen
Verçffentlichung verabschiedet. Es ist daher vorgesehen, 4.2 Entwicklung der nationalen
die brandschutztechnischen Bemessungsregeln bei kalter Bemessungsregeln – DIN 1053
Bemessung nach DIN 1053-100 im Zuge einer Anpassung
dieser Norm einzubringen. Die aktuellen Bemessungsnormen fr Mauerwerk, die
In dieser Anpassung werden dann ebenfalls Angaben zu in der Brandschutznormung zu bercksichtigen sind,
rechnerischen Nachweisverfahren im Rahmen von Inge- kçnnen wie folgt zusammengefasst werden.
nieurmethoden erfolgen. Bis dahin wird auf den nationalen
Anhang zum Eurocode 6-1-2 „Eurocode 6 – Bemessung und
4.2.1 Baustoffnormen
Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-2: Allgemeine
Regeln – Tragwerksbemessung fr den Brandfall“ verwie- Seit April 2006 werden die Steine von Mauerwerks-
sen, der noch im Jahr 2004 erarbeitet werden soll. wnden in der europischen Baustoffnorm DIN EN
771 in Verbindung mit Anwendungsnormen und Rest-
Wichtig ist zu wissen, dass in DIN 4102-22 in einer
normen geregelt. Der Bezug auf diese Normen ist in
Anmerkung ausdrcklich niedergeschrieben wurde,
DIN 4102-4:1994 nicht enthalten. Formal fehlt daher
dass die Stoßbeanspruchung fr Brandwnde nicht sta-
der Brandschutznachweis. Solange die Steine jedoch
tisch nachgewiesen werden muss.
den bisherigen in DIN 4102-4 genannten Steinnormen
ANMERKUNG entsprechen, bestehen brandschutztechnisch keine Be-
Fr Brandwnde ist im Grenzzustand der Tragfhigkeit un- denken, die Tabellen in DIN 4102-4 fr Mauerwerk mit
ter Normaltemperaturbedingungen ein rechnerischer Nach- Steinen nach DIN EN 771 unter Beachtung der jewei-
322 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 4. Baustoffnormen fr Mauersteine (Stand Oktober 2009)

Mauerstein Norm Bezeichnung


Kalksandsteine DIN V 106:2005 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften
DIN V 106:2005 nur Plansteine, Planelemente, Bauplatten
Mauersteine aus Beton mit DIN V 18151-100:2005 Hohlblçcke aus Leichtbeton – Hohlblçcke mit besonderen
dichtem und porigem Gefge Eigenschaften
DIN 18148:2000 Hohlwandplatten aus Leichtbeton
DIN V 18152-100:2005 Vollsteine und Vollblçcke aus Leichtbeton – Vollsteine und
Vollblçcke mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18153-100:2005 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – Mauersteine mit
besonderen Eigenschaften
DIN 18162:2000 Wandbauplatten aus Leichtbeton – unbewehrt
Porenbeton DIN V 4165-100:2005 Porenbetonsteine – Plansteine und Planelemente mit
besonderen Eigenschaften
DIN 4166:1997 Porenbetonbauplatten und Porenbeton-Planbauplatten
Mauerziegel DIN V 105-100:2005 Mauerziegel mit besonderen Eigenschaften
DIN 105-5:1984 Leichtlanglochziegel und Leichtlangloch-Ziegelplatten
DIN V 105-100:2005 Keramikklinker
DIN 105-6:2002 Planziegel

ligen Randbedingung zu verwenden. Dies war der Stand DIN 1053-100 kann die Einstufung des Mauerwerks in
von 2007. Da es mittlerweile berarbeitete nationale Feuerwiderstandsklassen und Brandwnde nach DIN
Baustoffnormen in Verbindung mit den europischen 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. DIN
Baustoffnormen gibt, wird DIN 4102-4 (neu) an diese 4102-4/A2:2008-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungsfaktor
a2 wie folgt bestimmt wird und a2 £ 1,0 ist:
neue Normengeneration angepasst (s. Tabelle 4).
Fr diese Normen sind in Zusammenarbeit mit der hk
fr 10  < 25:
Industrie die Tabellen 38 bis 41 und 45 in DIN 4102-4 d
(neu) angepasst. Fr Steine nach alten Baustoffnormen 15 NEk
a2 ¼ 3,14 (Gl. 7.1)
gelten die alten Tabellen in DIN 4102-4:1994 weiter- hk fk  efi 
25  bd 12
hin. d k0 d
Fr Steine nach DIN EN 771 sind die Tabellen im Euro- hk
fr < 10:
code 1996-1-2 zu verwenden. d
NEk
a2 ¼ 3,14 (Gl. 7.2)
4.2.2 Bemessungsnormen fk  efi 
bd 12
k0 d
National gilt derzeit weiterhin DIN 1053-1:1996. Damit
ist DIN 4102-4:1994 durch die A1-Fassung verwend- mit NEk ¼ NGk þ NQk (Gl. 7.3)
bar. Darin ist
Parallel dazu ist DIN 1053-100:2007 eingefhrt. a2 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuerwider-
DIN 1053-100 ermçglicht eine Bemessung nach Teil- standsklasse von tragenden Wnden aus Mauerwerk
sicherheitsfaktoren. Wie oben erwhnt enthlt hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-100
DIN 4102-22:2004 keine Angaben zum Nachweis des d die Wanddicke
Brandschutzes bei Verwendung dieser Norm. Daher b die Wandbreite
wurde mit Einfhrung dieser Norm in der M-Liste der NEk der charakteristische Wert der einwirkenden Normal-
Techn. Baubestimmungen zu DIN 4102-22, Abschnitt 7, kraft nach GI. (7.3)
folgendes ergnzt: NGk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge
stndiger Einwirkungen
NQk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge ver-
Zu Abschnitt 7: nderlicher Einwirkungen
Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem fk die charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
semiprobabilistischen Sicherheitskonzept entsprechend nach DIN 1053-100
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 323

k0 ein Faktor zur Bercksichtigung unterschiedlicher des Textes vorbereitet. Nachdem nunmehr die Last-
Teilsicherheitswerte gM bei Wnden und „kurzen Wn- annahmen fr den Ausnutzungsfaktor Eingangswerte
den“ nach DIN 1053-100 aus dem NAD des EC 6-1-1 (kalte Bemessung) im We-
efi planmßige Ausmitte von NEk in halber Geschosshçhe sentlichen vereinbart sind, werden zurzeit die Tabellen-
unter Bercksichtigung des Kriecheinflusses nach werte auf dieser Grundlage erarbeitet.
Gleichung (7.3) von DIN 1053-100, sofern diese im
Brandfall ungnstig wirkt
Fr Werte a2 > 1,0 ist eine Einstufung tragender Wnde in 4.4 DIN 4102-4 (neu)
eine Feuerwiderstandsklasse mit den Tabellen nach
DIN 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. 4.4.1 DIN 4102-4 Fassung A2 2009
DIN 4102-4/A2:2008-xx nicht mçglich.
Zur DIN 4102-4 wird wie bereits erwhnt eine Fassung
Fußnote 4 in DIN 4102-4, Tabellen 39 bis 41 wird wie folgt
ergnzt: A2 erarbeitet, in der alle derzeit bekannten nderungen
Bei 9,4 N/mm2 < a2 · fk £ 14,0 N/mm2 gelten die Werte nur der Baustoffnormen sowie Bauteilnormen und Bemes-
fr Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen. sungsnormen bercksichtigt werden. Diese nderungen
beruhen im Wesentlichen auf der europischen Nor-
Damit wurde eine Umrechnungsregel zur Verfgung mungsarbeit, in der die Bauproduktnormen erarbeitet
gestellt, die bei einer Bemessung nach DIN 1053-100 werden. Diese Bauproduktnormen werden wiederum
die Werte auf das vereinfachte Bemessungsverfahren in nationales Recht berfhrt. Diese nationalen Normen
nach DIN 1053-1:1996 zurck fhrt und damit den sind dann die Grundlage fr DIN 4102-4/A2. Als Be-
Brandschutznachweis nach DIN 4102-4:1994 auf der messungsgrundlage gilt ebenfalls weiterhin das natio-
Grundlage des Ausnutzungsfaktor a2 bei tragenden nale Bemessungsverfahren nach dem globalen Sicher-
Wnden ermçglicht. Das genaue Bemessungsverfahren heitskonzept. Wo es dieses nicht mehr gibt, ist
ist damit zurzeit nach wie vor nicht abgedeckt. Die DIN 4102-22 anzuwenden.
Industrie sah damals auch keine Notwendigkeit dafr. Die Arbeiten fr die einzelnen Massivbauarten und fr
Mittlerweile gibt es die Entwrfe zu DIN 1053-11, -12, den Ausbau sind abgeschlossen. Derzeit luft der Nach-
-13, jeweils Ausgabe 2009. Dafr laufen jetzt die An- weis fr die Bauaufsicht, welche Normen sich wie auf-
passungsarbeiten, um auch hierfr den Brandschutz- grund der europischen Harmonisierung gegenber
nachweis zu ermçglichen dem bisher bekannten nationalen Standard verndert
haben. Dazu mssen ca. 300 Normen verglichen wer-
den. Das heißt: Es werden die vor 1994 geltenden Nor-
4.3 Europische Bemessungsregeln –
men mit den heute gltigen Normen abgeglichen und es
DIN EN 1996
wird insbesondere der Einfluss auf den Sicherheitsstan-
Die europische Bemessungsregel DIN EN 1996-1-1 dard sowie auf das Brandverhalten der Baustoffe und
liegt als Vornorm (Fassung 1995) mit einem NAD (Na- Bauteile beurteilt. Diese Arbeit wird von der Obfrau
tionales Anwendungsdokument) vor, das diese Norm und dem stellvertretenden Obmann durchgefhrt. Hier-
auf DIN 1053, Ausgabe 1996, zurckfhrt. Mittlerweile mit muss der Bauaufsicht nachgewiesen werden, dass
gibt es die berarbeitete Fassung zu DIN EN 1996-1-1 die durchgefhrten Klassifizierungen fr Baustoffe und
(Fassung 2005). Hierzu wird derzeit das NAD erarbei- Bauteile weiterhin gltig sind. Die Arbeiten haben sich
tet. Wann die Einfhrung und Umsetzung in Deutsch- ber ein Jahr verzçgert, weil das DIN sich nicht in der
land fr den Mauerwerksbereich erfolgt, ist noch nicht Lage sah, zeitnah einen Zugriff auf die betreffenden
endgltig festgelegt. Es gibt unterschiedliche Stand- Normen zu ermçglichen. Außerdem ist das DIN nicht
punkte. Die Industrie mçchte zunchst die nationalen in der Lage eine vollstndige Liste zur Verfgung zu
Bemessungsregeln verabschieden und dann erst ihre stellen, in der alle Normen aufgefhrt sind, die die bis-
vorhandenen Kapazitten fr die europische Bemes- herigen Normen in DIN 4102-4 ersetzen. Die Industrien
sungsnorm einsetzen. Der politische und damit bauauf- mussten zustzlich jeweils ihren Bereich prfen und die
sichtliche Wille ist ein anderer. Hier sollen smtliche Liste ergnzen.
Eurocodes in einem Paket verçffentlicht und umgesetzt Es ist nunmehr geplant, Ende November 2009 die letzte
werden. Redaktionssitzung durchzufhren und dann hoffentlich
Der Eurocode 6-1-2 liegt als Vornorm DIN ENV den Entwurf (Gelbdruck) der A2-Fassung noch im Jahr
1996-1-2 (Fassung 1995) mit einem NAD vor. Obwohl 2009 zu drucken.
er fr den Mauerwerksbereich noch unbefriedigend und Die Einstufung der Baustoffe erfolgt nunmehr mit den
deshalb nicht anwendbar ist, wurde er zusammen mit bauaufsichtlichen Begriffen – nichtbrennbar, schwe-
den brigen Eurocodes bauaufsichtlich eingefhrt. 2005 rentflammbar, normalentflammbar, leichtentflammbar.
wurde die berarbeitete Fassung des EC 6-1-2 europ- Die Verknpfung der Bauteile mit der Baustoffanforde-
isch verabschiedet, die aber keine wesentlichen Verbes- rung erfolgt jedoch weiterhin mit nichtbrennbar = Bau-
serungen enthlt, weil fr Mauerwerk noch keine all- stoffklasse A und brennbar – Baustoffklasse B. Alle
gemeingltigen Rechenverfahren, sondern nur erste weiteren Forderungen hinsichtlich der zu verwenden-
Anstze entwickelt wurden. Zur Fassung 2005 wurde den Baustoffklasse sind den jeweiligen Landesbauord-
jetzt das nationale Anwendungsdokument hinsichtlich nungen zu entnehmen.
324 D Bauphysik · Brandschutz

Fr den Mauerwerksbereich ist Folgendes zusammen- 4.4.2 DIN 4102-22 Fassung A1 2009
zufassen: Alle in DIN 4102-4 verwendeten Mauersteine
Die Fassung A1 enthlt alle wesentlichen nderungen,
sind damit nichtbrennbar.
die sich aufgrund der neuen nationalen Normen hin-
Die zugrunde gelegten Baustoffnormen sind Tabelle 4
sichtlich des semiprobabilistischen Sicherheitskonzep-
zu entnehmen. Alle Tabellen 38 bis 41 sowie 45 sind
tes ergeben, jeweils zurckgefhrt auf die derzeit glti-
unter diesen Nummern erhalten. Sie wurden an die Bau-
gen nationalen Normen.
stoffnormen angepasst und es wurden alle aktuellen
Fr Mauerwerk wurde die Lcke geschlossen, da bisher
Prfergebnisse mit aufgenommen. Als Bemessungs-
kein Brandschutznachweis in Verbindung mit dem se-
grundlage gilt weiterhin DIN 1053-1:1996-11, verein-
miprobabilistischen Bemessungskonzept vorlag. Der
fachtes Rechenverfahren. Dazu wurde Folgendes ge-
Abschnitt 7 enthlt nunmehr alle erforderlichen Anga-
schrieben:
ben. In Abschnitt 7.1 sind das diejenigen zu Feuer-
Der Ausnutzungsfaktor a2 ist beim vereinfachten Berech- widerstandsklassen von Wnden aus Mauerwerk und
nungsverfahren das Verhltnis der vorhandenen Beanspru- Wandbauplatten einschließlich Pfeiler und Sttzen, in
chung zu der zulssigen Beanspruchung nach Abschnitt 7.2 jene zu Brandwnden.
DIN 1053-1:1996-11 (vorh s/zul s). In Abschnitt 7.1.1 ist der Anwendungsbereich beschrie-
ben, d. h., es wurden alle derzeit gltigen Normen (da-
Bei einer Bemessung nach dem genauen Rechenverfah- tiert) zusammengefasst. In Abschnitt 7.1.2 ist der Aus-
ren von DIN 1053-1:1996-11 wurde eine Umrech- nutzungsfaktor a100 eingefhrt und beschrieben. Durch
nungsformel aufgenommen. Es wurde folgendes ge- den Index 100 soll die Verbindung zur DIN1053-100
schrieben, das noch hinsichtlich der Daten angepasst klar hergestellt sein und es sollen Verwechslungen ver-
wird: mieden werden.
Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem genauen
Verfahren von DIN 1053-1 kann die Einstufung des Mauer- 7.1.2 Ausnutzungsfaktor a100
werks in Feuerwiderstandsklassen und Brandwnden nach Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem
DIN 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. semiprobabilistischen Sicherheitskonzept entsprechend
DIN 4102-4/A2:2009-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungs- DIN 1053-100 kann die Einstufung des Mauerwerks in
faktor a2 wie folgt bestimmt wird und a2  1,0 ist: Feuerwiderstandsklassen und Brandwnde nach DIN
hk 1,33  g  vorh s 15 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2904-11 bzw. DIN
fr 10  < 25: a2 ¼  4102-4/A2:2009-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungsfaktor
d bR hk
25  a100 wie folgt bestimmt wird und a100  1,0 ist
d
hk 1,33  g  vorh s hk
fr < 10 : a2 ¼ fr 10  < 25:
d bR d
15 NEk
a100 ¼ 3,14 (Gl. 7.1)
Bei exzentrischer Beanspruchung darf anstelle von bR der hk fk  efi 
Wert 1,33 bR gesetzt werden, sofern die g-fache mittlere 25  bd 12
d k0 d
Spannung den Wert bR nicht berschreitet. hk
Darin ist fr < 10:
a2 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuer- d
NEk
widerstandsklasse von tragenden Wnden aus a100 ¼ 3,14 (Gl. 7.2)
Mauerwerk fk  efi 
bd 12
hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-1 k0 d
d die Wanddicke mit NEk ¼ NGk þ NQk (Gl. 7.3)
b die Wandbreite
vorh s vorhandene Normalspannung unter Gebrauchslasten Darin ist
unter Annahme einer linearen Spannungsverteilung a100 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuerwider-
und eines Ebenbleibens der Querschnitte standsklasse von tragenden Wnden aus Mauerwerk
bR Rechenwert der Mauerwerksdruckfestigkeit hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-100
d die Wanddicke
Fr die Ermittlung der Druckspannungen s gilt b die Wandbreite
DIN 1053-1:1996-11. Bei Bemessung nach NEk der charakteristische Wert der einwirkenden Normal-
DIN 1053-100:2007-09 siehe DIN 4102-22. kraft nach Gl. (7.3)
NGk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge
Die Tabellen sind in der A2-Fassung vollstndig auf- stndiger Einwirkungen
gefhrt, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen. Nur NQk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge ver-
die Hinweise „Zeile x wird ersetzt oder gendert wie nderlicher Einwirkurgen
folgt“, htten nur Verwechslungen oder falsches Ver- fk die charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
stndnis zur Folge. Die vollstndigen Tabellen sind nach DIN 1053-100
DIN 4102-4/A2:2009-xx zu entnehmen. Sie htten den k0 ein Faktor zur Bercksichtigung unterschiedlicher
Umfang dieses Beitrags gesprengt. Teilsicherheitswerte gM bei Wnden und „kurzen Wn-
den“ nach DIN 1053-100
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 325

efi planmßige Ausmitte von NEk in halber Geschosshçhe 4.5 Ausfhrungsdetails


unter Bercksichtigung des Kriecheinflusses nach
Gleichung (7.3) von DIN 1053-100, sofern diese im Die Ausfhrungsdetails, die in DIN 4102-4 enthalten
Brandfall ungnstig wirkt sind, wurden in der A2-Fassung mit einigen aktuellen
Praxis-Details ergnzt. Außerdem wurden einige De-
Fr Werte a100 > 1,0 ist eine Einstufung tragender Wnde in
tails deutlicher beschrieben, die in der Praxis immer
eine Feuerwiderstandsklasse mit den Tabellen nach DIN
4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. DIN wieder zu Rckfragen fhrten, z. B die Stahlwinkel an
4102-4/A2:2009-xx nicht mçglich. der Kopfhalterung von nichttragenden oder dreiseitig
Fußnote 4 in DIN 4102-4, Tabellen 39 bis 41 wird wie folgt gehaltenen Wnden.
ergnzt: Die Ausfhrungsdetails wurden im Mauerwerk-Kalen-
Bei 9,4 N/mm2 < a100  fk £ 14,0 N/min2 gelten die Werte nur der bereits ausfhrlich beschrieben. Die DIN-Zeichnun-
fr Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen. gen der zustzlichen Details liegen noch nicht vor. Da-
Bei Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren in DIN her werden sie an dieser Stelle nicht verçffentlicht.
1053-100 mit vollstndig aufliegender Decke darf efi = 0 Aus der EnEV – Wrmeschutz – ergeben sich fr Au-
gesetzt werden.
ßenwnde bei 2-schaligem Mauerwerk oder Mauerwerk
Außerdem wurden alle Tabellen dem neuen Wert mit Wrmedmmverbundsystem zustzliche Anforde-
a100 angepasst. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass rungen im Brandschutz. Gemß § 28 MBO muss die
0,7 a100 dem alten Ausnutzungsfaktor a2 entspricht, Brandausbreitung ber die und innerhalb der Außen-
weil das vereinfachte Rechenverfahren gegenber wand ausreichend lange verzçgert werden.
DIN 1053-100 geringere Lasten zulsst. Es gibt ganz Hierzu erarbeitet derzeit eine Ad-hoc-Gruppe des DIBt
aktuell erste Prfergebnisse [8] mit den hohen Einwir- mit der Obfrau von DIN 4102-4 die wesentlichen Re-
kungen nach DIN 1053, die zurzeit ausgewertet werden. geln, die noch bis Ende 2009 in DIN 4102-4/A2 ein-
Damit besteht dann auch fr Mauerwerk die Mçglich- fließen sollen. Die bauaufsichtliche Anforderung gab es
keit, den Brandschutz fr Mauerwerk, bemessen nach schon immer. Bisher waren die Dmmschichten gering-
dem semiprobabilistischen Bemessungskonzept, nach- und im 2-schaligen Mauerwerk nichtbrennbar, daher
zuweisen. Der Verwendbarkeitsnachweis ist dann wurde der Nachweis dieser Anforderung vernachls-
DIN 4102-22/A1. sigt. Mittlerweile sind brennbare Dmmdicken bis zu
DIN 1053-11, DIN 1053-12 und DIN 1053-13 sind bis- 20 cm mit und ohne Luftschicht in der Diskussion. Auf-
her nicht bercksichtigt. Hier muss dann ggf. eine Er- grund von Brandschden im Bereich von Doppelglas-
gnzung erfolgen. fassaden bestehen teilweise erhebliche Bedenken bei
Gemß MBO und den neuen LBO ist es jetzt mçglich, der Bauaufsicht und Feuerwehr. Obwohl die Glasfassa-
rechnerische Ingenieurmethoden im Brandschutz ein- den nichtbrennbar sind, erfolgt aufgrund des Kaminef-
zusetzen. Die Lastannahmen im Brandfall (Katastro- fekts eine Brandweiterleitung ber mehrere Geschosse.
phenlastfall) sind in DIN 4102-22 geregelt. Fr Mauer- Es wird auf alle Flle eine Verfahrensweise zu 2-scha-
werk steht aber bisher noch kein eingefhrtes Rechen- ligem Mauerwerk in DIN 4102-4/A2 geben und wenn
verfahren zur Verfgung, um wie bei anderen Bau- nur auf eine Richtlinie des DIBt verwiesen wird. Der-
weisen Ingenieurmethoden zur Brandschutzbemessung zeit bestehen noch große Meinungsunterschiede zwi-
anzuwenden. Lediglich einige Experten kçnnen in Teil- schen der Ad-hoc-Gruppe des DIBt als Vertreter der
bereichen Ingenieurmethoden fr Mauerwerk einset- Bauaufsichten und den Industrievertretern. Das Ziel
zen. ist aber, die Grundregeln noch in DIN 4102-4 aufzuneh-
men. Mauerwerk mit Wrmedmmverbundsystem wird
4.4.3 DIN 4102-4 (neu) 2010 ber die Zulassungen des Wrmedmmverbundsystems
geregelt, z. B. Brandriegel und Brandsperren bei brenn-
Die Einspruchssitzung zum Gelbdruck soll nach 3 Mo- baren Dmmungen mit einer Dmmdicke > 10 cm.
naten im Rahmen eines verkrzten Verfahrens laufen.
Danach soll DIN 4102-4 neu entstehen. Das heißt, dass
im Rahmen einer redaktionellen Arbeit smtliche Fas-
sungen von DIN 4102-4 mit den A1- und A2-Fassungen 5 Ausblick
sowie DIN 4102-22 mit der A1-Fassung zu einer les-
baren DIN 4102-4 neu zusammengefasst werden. Da- DIN 4102-4 ist nach wie vor der Verwendbarkeitsnach-
mit wird fr die Praxis wieder ein Handbuch – weis fr die Baupraxis. Europisch ist fr die nchsten
DIN 4102-4 – entstehen. Damit liegen dann viele bau- 10 Jahre kein entsprechendes Papier in Sicht, weil noch
praktisch notwendige Bauarten als Verwendbarkeits- kein Auftrag erteilt wurde und weil auch noch keine
nachweis vor. Interessengruppe hierfr besteht.
Es wird davon ausgegangen, dass dieses Handbuch Die Vorgehensweise, alles neu zu prfen, wenn auch
dann noch mindestens 10 Jahre im Gebrauch bleibt. nur einmal in Europa, und darauf aufbauend nationale
Verwendbarkeitsnachweise zu erstellen, fhrt zu einem
Papierberg, der bisher auf der Baustelle nicht verstan-
den und daher auch nicht umgesetzt wird. Dies fhrt im
Brandschutz zunehmend zu falschen Ausfhrungen.
326 D Bauphysik · Brandschutz

Ohne eine objektbegleitende Brandschutzfachplanung [10] DIN 1053-12:2009-03(E): Mauerwerk – Konstruktion


und berwachung ist keine fachgerechte Umsetzung und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk.
der Brandschutzanforderungen gemß Bauordnung ge-
[11] DIN 1053-13:2009-03(E): Mauerwerk – Genaueres
geben.
Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
DIN 4102-4 (neu) stellt zumindest sicher, dass die Stan-
dardkonstruktionen wieder in der Baupraxis ankommen [12] DIN EN 15254-2:2009-10: Erweiterter Anwendungs-
und auch fachgerecht umgesetzt werden. Dies gilt so- bereich der Ergebnisse aus Feuerwiderstandsprfungen –
wohl fr den Massivbau als auch fr den Ausbau. Nichttragende Wnde – Teil 2: Mauersteine und Gipswand-
Außerdem werden damit der europisch anerkannte bauplatten.
gute nationale Brandschutzstandard sowohl in Europa
[13] DIN EN 15080-12:2009 Entwurf: Erweiterter Anwen-
und dem Osten sowie arabischen Lndern weiter ver-
dungsbereich der Ergebnisse aus Feuerwiderstandsprfungen
breitet. Die Industrie hat damit ein anerkanntes Papier
– Tragende Wnde – Teil 12: Mauersteine (zz. in der Um-
mit aktuellen Werten zur weiteren Verbreitung ihrer frage)
Konstruktionen.
[14] Hahn, Chr.: Stand des Brandschutzes im Mauerwerks-
bau – DIN 4102-4/A1 sowie DIN 4102-22, Mauerwerk-Ka-
lender 2008.
6 Literatur
[1] DIN 4102-4:1994-03: Brandverhalten von Baustoffen [15] Hahn, Chr.: Brandschutz. Kalksandstein, Planung,
und Bauteilen – Zusammenstellung und Anwendung klassi- Konstruktion, Ausfhrung. Kalksandstein Information
fizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile. GmbH + Co KG, Hannover, zz. in berarbeitung 2010.

[2] DIN 4102-4/A1: 2004-11: Brandverhalten von Baustof- [16] Bauregelliste A, Bauregelliste B und Liste C. Ausgabe
fen und Bauteilen – Zusammenstellung und Anwendung 2009/1; Mitteilungen des Deutschen Instituts fr Bautechnik,
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile, nde- Sonderheft Nr. 31. Ernst & Sohn, Berlin 2009.
rung 1.
[17] Hahn, Chr.: Brandschutz mit Mauerwerk auf der Basis
[3] DIN 4102-22: 2004-11: Brandverhalten von Baustoffen von DIN 4102-4 in Verbindung mit DIN 4102-22 – Bisherige
und Bauteilen – Anwendungsnorm. Entwicklung, Stand und Ausblick, Zeitschrift Mauerwerk
2/2009, Ernst & Sohn.
[4] DIN 4102-4/A2: 2009(E): Brandverhalten von Baustof-
fen und Bauteilen – Zusammenstellung und Anwendung [18] Hahn, Chr., Nause, P.: Gibt es durch die harmonisierte
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile, nde- europische Prfnormen Auswirkungen auf das Brandverhal-
rung 2. ten von Mauerwerk, Zeitschrift Mauerwerk 2/2009, Ernst &
[5] DIN 4102-22/A1: 2009(E): Brandverhalten von Baustof- Sohn.
fen und Bauteilen – Anwendungsnorm, nderung 1.
[19] Hirsch, R., Hahn, Chr. Jger, W.: Nachweis der Feuer-
[6] DIN 1053-1:1990-02: Mauerwerk – Rezeptmauerwerk: widerstandsklassen von Mauerwerk – Aktuelle Aussagen im
Berechnung und Ausfhrung. Rahmen der berarbeitung von DIN 4102-4:1994-03 und
DIN 4102-4/A1:2004-11 sowie DIN 4102-22:2004-11, Zeit-
[7] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk – Berechnung und
schrift Mauerwerk 4/2009, Ernst & Sohn.
Ausfhrung.
[8] DIN 1053-100: 2007-09: Mauerwerk – Berechnung auf [20] Hahn, Chr.: Brandschutz mit Mauerwerk, DGfM –
der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon- Merkblatt 2009.
zepts.
[21] Bruhn, P., Hahn, Chr., Schlundt, A.: Schlanke Kalk-
[9] DIN 1053-11:2009-03(E): Mauerwerk – Vereinfachtes sandstein-Wnde und Brandschutz, Deutsches Ingenieurblatt
Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk. Ende 2009.
D Bauphysik · Brandschutz 327

IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau –


Anforderungen und Nachweise 1)
Franz-Josef Frey, Wiesbaden

1 Einfhrung
Industrie- und Gewerbebauten werden in der Regel ent-
sprechend der Muster-Bauordnung (MBO) [1] bzw. den
darauf aufbauenden Landesbauordnungen (LBO) als
Sonderbauten eingestuft. Sie stellen hufig Unikate
dar, die sich von den Regelbauten der MBO (Wohn-
gebude, Brogebude, etc.) unterscheiden.
Industrie- und Gewerbebauten sind im Wesentlichen
von ihrer unterschiedlichen Funktionalitt und Nutzung
her geprgt. Dabei werden Industriebauten in der Regel
dem produzierenden und Gewerbebauten dem verarbei-
tenden Gewerbe zugeordnet. Hinsichtlich des Brand-
schutzes bedrfen beide Bereiche einer besonderen Be-
trachtung. Wegen dieser Gleichbehandlung aus brand- Bild 1. Gebude der Automobilindustrie (Foto: BMW)
schutztechnischer Sicht werden nachfolgend nur die In-
dustriebauten namentlich aufgefhrt.
Das Spektrum der Industriebauten reicht von den bei-
den Extremen Automobilindustrie einerseits zur Che-
mischen Industrie andererseits. Die Automobilindustrie
arbeitet in meist eingeschossigen, großen Brandbe-
kmpfungsabschnitten bis ber 120.000 m± Grçße und
geringen Brandlasten (Bild 1). Die Bauten der Che-
mischen Industrie zeichnen sich meist durch eine kleine
bis mittelgroße Grundflche, Gebude mit mehreren
Ebenen, hufig oberhalb der Hochhausgrenze, und
hohe Brandlasten aus (Bild 2).
Da fr diese Industriebauten die in der MBO enthalte-
nen Regelungen zum Brandschutz nicht zutreffen, sind
entsprechende Brandschutzkonzepte zu erstellen, mit
denen die erforderlichen Ausnahmen vom allgemeinen
Baurecht begrndet werden. Die Erstellung der indivi- Bild 2. Gebude der Chemischen Industrie
duellen Brandschutzkonzepte setzt besondere Kenntnis- (Foto: Infraserv Hçchst)
se und Befhigungen bei den Aufstellern voraus, die auf
Erfahrungen und einer gebten Praxis basieren. Ziel
dieser Abhandlung ist es, die mit der Konzepterstellung aus dem Jahr 2000. Zum Teil wurde auf Regelungen aus
verbundenen Belange zusammenfassend darzustellen. dem derzeitigen Stand der Richtlinienberarbeitung Be-
Umfassende Informationen dazu finden sich in der zug genommen.
Muster-Richtlinie ber den baulichen Brandschutz im
Industriebau (MIndBauRL) [2]. Gltig ist die Fassung
2 Baurechtliche Anforderungen
2.1 Allgemeines
Grundlage fr die Behandlung des Brandschutzes in
1) Zum gleichen Thema hat der Autor in der Broschre
„Kalksandstein – Industrie- und Gewerbebau“ (Hrsg.: Industriebauten ist die Kenntnis der baurechtlichen An-
Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover; forderungen, insbesondere die der MBO bzw. der da-
Stand Mrz 2009) einen Abschnitt verfasst. rauf basierenden LBO. Fr die in der MBO in erster

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
328 D Bauphysik · Brandschutz

Linie behandelten Regelbauten ist durch die Vorgaben Die an Sonderbauten zu stellenden besonderen Anfor-
unmittelbar geregelt, welche Maßnahmen zu treffen derungen sind in der MBO im § 51 Sonderbauten all-
sind, um den erforderlichen Brandschutz zu gewhrleis- gemein beschrieben:
ten. Diese Angaben liegen fr Industriebauten als Ge- „An Sonderbauten kçnnen im Einzelfall zur Verwirk-
bude „besonderer Art und Nutzung“ nicht unmittelbar lichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Abs. 1
vor. Es sind nur allgemeine Hinweise gegeben, die besondere Anforderungen gestellt werden. Erleichte-
durch besondere Brandschutznachweise im Rahmen rungen kçnnen gestattet werden, soweit es der Einhal-
von Brandschutzkonzepten zu konkretisieren sind. tung von Vorschriften wegen der besonderen Art oder
Nachfolgend werden die allgemeinen Anforderungen Nutzung baulicher Anlagen und Rume oder wegen be-
und die Ableitungen fr Sonderbauten erlutert. sonderer Anforderungen nicht bedarf.“
Zum Nachweis der bei Industriebauten hufig erforder-
lichen Erleichterungen gegenber den allgemeinen An-
2.2 Anforderungen gemß MBO
forderungen an Regelbauten nach der MBO wird in der
Das vordringliche Ziel der MBO, die mit der Errichtung Regel auf die jeweils lnderspezifische Industriebau-
und dem Betrieb von Gebuden und Anlagen verbun- richtlinie zurckgegriffen. Diese bauaufsichtlich einge-
dene Sicherheit und Ordnung zu gewhrleisten, ist mit fhrten Richtlinien basieren auf der Muster-Industrie-
dem § 3 (1) Allgemeine Anforderungen nher definiert: baurichtlinie der Bauministerkonferenz. Neben der
„Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ndern MIndBauRL sind darber hinaus fr Industriebauten
und instand zu halten, dass die çffentliche Sicherheit in gegebenen Anwendungsfllen spezielle Richtlinien,
und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und z. B. fr elektrotechnische Anlagen und Laborbereiche,
die natrlichen Lebensgrundlagen, nicht gefhrdet wer- zu beachten.
den.“ Falls ein Industriegebude die speziellen Kriterien fr
Diese allgemeinen Anforderungen sind durch die An- Sonderbauten nach MBO § 2 (4) nicht erfllt, jedoch
forderungen an die Bauausfhrung in der MBO konkre- die fr Sonderbauten nach § 51 mçglichen und zu be-
tisiert: grndenden Erleichterungen im Einzelfall erforderlich
§ 12 Standsicherheit sind, kçnnen die Voraussetzungen dafr mit Bezug auf
§ 13 Schutz gegen schdliche Einflsse die MBO § 67 Abweichungen nachgewiesen und be-
§ 14 Brandschutz grndet werden. Gemß MBO § 3 Abs. 3 Satz 3 kann
§ 15 Wrme-, Schall-, Erschtterungsschutz von den Technischen Baubestimmungen abgewichen
§ 16 Verkehrssicherheit werden, wenn mit einer anderen Lçsung in gleichem
Fr den Bereich Brandschutz gilt das Schutzziel: Maße die allgemeinen Anforderungen des Absatzes 1
„Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu erfllt werden.
ndern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Mit der im Bild 3 dargestellten bersicht ist der Zu-
Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch sammenhang der fr Industriebauten maßgebenden
(Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei einem Richtlinien und Normen nher erlutert.
Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie
wirksame Lçscharbeiten mçglich sind.“
Bei der Umsetzung der allgemeinen Anforderungen an
Gebude als Teil der baulichen Anlagen wird zwischen 3 Brandschutzkonzepte
Regelbauten (u. a. Wohngebude und Brogebude) 3.1 Allgemeines
und Sonderbauten (u. a. Hochhuser, Verkaufssttten,
Versammlungssttten und Industriebauten) unterschie- Wegen der fehlenden Grundlagen in der MBO fr den
den. Gegenstand der MBO ist im Wesentlichen die Be- brandschutztechnischen Nachweis von Industriebauten
handlung von Gebuden als Regelbauten, definiert in als Sonderbauten ist gemß der MIndBauRL der Nach-
der MBO nach § 2 (2). weis in Form eines Brandschutzkonzepts zu erbringen.
Die sich von den Regelbauten im Hinblick auf ihre In diesem Konzept sind neben den Nachweisgrundlagen
„besondere Art und Nutzung“ unterscheidenden Son- insbesondere die zu treffenden konkreten Maßnahmen
derbauten sind nach der MBO im § 2 (4) nher und zum Brandschutz, einschließlich der Ergebnisse von
auch abschließend definiert. Die fr Industriebauten rechnerischen Nachweisen, darzulegen. Nhere Anga-
als Sonderbauten im Wesentlichen maßgebenden Sach- ben zur Erstellung von Brandschutzkonzepten sind in
verhalte sind: [3] dargelegt.
– bauliche Anlagen mit einer Hçhe von mehr als 30 m,
– Gebude mit mehr als 1600 m± Grundflche des Ge-
3.2 Nachweisgrundlagen
schosses mit der grçßten Ausdehnung.
– Regallager mit einer Oberkante Lagergut von mehr Eine wesentliche Aufgabe im Rahmen eines Brand-
als 7,50 m, schutzkonzepts ist es, gleich zu Beginn die zu berck-
– bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang sichtigenden wesentlichen Schutzobjekte zu definieren
oder Lagerung von Stoffen mit Explosions- oder er- und als Schutzziele vorzugeben. In Abhngigkeit von
hçhter Brandgefahr verbunden ist. den Schutzzielen sowie von Gefahren und Risiken bei
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 329

Bild 3. bersicht ber die brandschutzrelevanten Richtlinien und Normen bei Industriebauten

der Produktion und/oder Lagerung in Industriebauten des Versicherungsschutzes: Dabei geht es um den vor-
mssen die Anforderungen an die baulichen und anla- beugenden Schutz der wirtschaftlichen bzw. finanziel-
gentechnischen Komponenten definiert und entspre- len Interessen sowie um das Minimierungsgebot von
chend ausgebildet werden. Brand- und Brandfolgeschden.
Bei Beachtung der bei Industriebauten vorhandenen un- Mittels Gefahrenanalyse erfolgt eine Feststellung und
terschiedlichen Rahmenbedingungen ergeben sich ver- Beschreibung des in einem Industriebetrieb vorhande-
schiedene, in differenzierter Weise und Intensitt zu nen Gefahrenpotenzials. Hierbei werden im Wesentli-
schtzende Objekte. Dabei wird folgenden Schutzzielen chen die vorhandenen Stoffe, die Lagerungsart der Stof-
besondere Bedeutung beigemessen: fe, die Prozesse sowie die vorhandenen technischen
– Personenschutz, Schutzvorkehrungen analysiert. Das Ergebnis der Ge-
– Umweltschutz, fahrenanalyse bestimmt Art und Umfang der erforder-
– Sachschutz. lichen Brandschutzmaßnahmen.
Je nach Schutzbedarf im konkreten Fall ist nur ein Auf Grundlage der Gefahrenanalyse erfolgt eine Ein-
Schutzobjekt als Schwerpunkt zu beachten – oder es schtzung der durch Explosionen, Brnde, Havarien,
sind gleich mehrere Schutzbereiche zu bercksichtigen. Leckagen etc. infolge nicht bestimmungsgemßen Be-
Nach MBO § 3 (1) kommt dem Personenschutz eine triebs entstehenden Risiken und Schden. Dabei werden
besondere Bedeutung zu, aber auch der Umweltschutz die Auftretenswahrscheinlichkeiten und das mçgliche
ist in besonderer Weise angesprochen. Der Sachschutz Schadensausmaß behandelt, fr die schadensminimie-
ist mit zwei Komponenten ein wesentlicher Bestandteil rende Maßnahmen zu treffen sind.
330 D Bauphysik · Brandschutz

3.3 Maßnahmen zum Brandschutz den werden hufig anlagentechnische Elemente zur
Kompensation von fehlenden baulichen Elementen ver-
Die im Rahmen eines Brandschutzkonzepts zu berck-
wendet. Der organisatorische Brandschutz schließlich
sichtigenden Maßnahmen und Komponenten lassen
rundet mit seinen Komponenten die erforderlichen
sich zunchst in zwei Bereiche gliedern: vorbeugender
Maßnahmen zur Gestaltung eines effizienten, vorbeu-
Brandschutz und abwehrender Brandschutz (Bild 4).
genden Brandschutzes ab.
Unter vorbeugendem Brandschutz versteht man dabei
Unter abwehrendem Brandschutz werden dagegen alle
alle Maßnahmen, die zur Verhinderung einer Brandent-
Maßnahmen zur Bekmpfung von Gefahren fr Leben,
stehung und Brandausbreitung sowie zur Sicherung der
Gesundheit und Sachwerten verstanden, die bei einem
Rettungswege erforderlich sind. Der vorbeugende
Brand entstehen. Sie werden bei einem Brand als Maß-
Brandschutz schafft die Voraussetzungen fr einen wir-
nahmen der Brandbekmpfung angewendet.
kungsvollen abwehrenden Brandschutz, z. B. durch eine
wirksame Entrauchung. Alle Maßnahmen des vorbeu-
genden Brandschutzes kçnnen auch unter dem Begriff
der Brandverhtung zusammengefasst werden. Sie wer- 4 Nachweise auf der Grundlage der
den entsprechend ihrer Wirkungsweise unterteilt: Muster-Industriebaurichtlinie
– baulicher Brandschutz,
4.1 Allgemeines
– anlagentechnischer Brandschutz,
– organisatorischer Brandschutz. Die MIndBauRL bzw. die darauf basierenden lnder-
Mit dem baulichen Brandschutz werden im Wesentli- spezifischen Industriebaurichtlinien bilden die Nach-
chen konstruktive und baustoffliche Anforderungen be- weisgrundlage zur Erlangung von Erleichterungen ge-
handelt, wie sie bereits in der MBO angesprochen sind. genber den Regelungen der Bauordnung fr die als
Die wichtigsten Regelungen fr Industriegebude sind Sonderbauten eingestuften Industriegebude.
in der MIndBauRL, Abschnitt 5, Allgemeine Anforde- Aktuell gilt die MIndBauRL, Fassung Mrz 2000, die
rungen, aufgefhrt. Sie werden auszugsweise nachfol- sich derzeit in der berarbeitung befindet. Wesentlicher
gend erlutert. Grund fr die beabsichtigte Neufassung ist zwischen-
Im Rahmen des anlagentechnischen Brandschutzes zeitlich festgestellter Przisierungsbedarf sowie die An-
werden mechanisch bzw. elektrotechnisch geprgte passung an die inzwischen erschienenen Normenfas-
Komponenten behandelt, die den baulichen Brand- sungen bzw. Vorschriften. Dieser berarbeitungsent-
schutz in der Regel ergnzen. Bei vorhandenen Gebu- wurf wird nachfolgend auszugsweise bercksichtigt.

Bild 4. bersicht zu den einzelnen Komponenten des Brandschutzes


IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 331

4.1.1 Ziele 4.1.3 Begriffe


Ziel der MIndBauRL ist es, die Mindestanforderungen Die wesentlichen in der MIndBauRL verwendeten Be-
an den Brandschutz von Industriebauten zu regeln, ins- griffe sind im Abschnitt 3 der Richtlinie definiert. Hier
besondere an werden zwei davon hervorgehoben, da sie fr die Dif-
– die Feuerwiderstandsfhigkeit der Bauteile und die ferenzierung von Stockwerksbauten bedeutsam sind:
Brennbarkeit der Baustoffe, Ein Geschoss umfasst alle auf gleicher Hçhe liegenden
– die Grçße der Brandabschnitte bzw. Brandbekmp- Rume eines Industriebaus innerhalb eines Brand-
fungsabschnitte, abschnitts sowie in der Hçhe versetzte Raumteile. Ge-
– die Anordnung und Lage der Rettungswege. schossdecken sind fr die erforderliche Feuerwider-
Industriebauten, die den Anforderungen der MInd- standsdauer raumabschließend und standsicher zu be-
BauRL entsprechen, erfllen die Schutzziele des § 14 messen.
MBO. Insbesondere ist damit das Schutzziel des Per- Ebenen sind Rume unterschiedlicher Hçhenlagen in-
sonenschutzes durch die unterstellte Selbstrettung auf- nerhalb eines Brandbekmpfungsabschnitts. Decken
grund der Rettungsweggestaltung erreicht. Infolge der von Ebenen sind fr die erforderliche Feuerwider-
im Brandfall umgehend erfolgten Selbstrettung werden standsdauer standsicher zu bemessen. Sie drfen freie
auch keine Anforderungen an die Entrauchung in der ffnungen oder nicht klassifizierte Abschlsse bzw.
Selbstrettungsphase gestellt. Abschottungen haben.
Ob in der Hçhe versetzte Raumteile (z. B. Galerien) in-
4.1.2 Anwendungsbereich nerhalb eines Geschosses oder einer Ebene eine eigen-
stndige Ebene bilden, hngt von der Grçße dieses Raum-
Die Muster-Industriebaurichtlinie gilt fr Industriebau-
teils ab: Ist die Flche eines Raumteils grçßer als 50 % der
ten. Dies sind definitionsgemß Gebude oder Gebu-
Grundflche, liegt eine eigenstndige Ebene vor.
deteile im Bereich der Industrie und des Gewerbes, die
der Produktion (Herstellung, Behandlung, Verwertung,
4.1.4 Nachweise
Verteilung) oder Lagerung von Produkten oder Gtern
dienen. Hierzu zhlen auch untergeordnete, zugehçrige Die wesentlichen Nachweise nach der MIndBauRL zur
betriebsnotwendige Rume, z. B. Meisterbros, Sozial- Erreichung der vorgenannten Ziele behandeln die Ein-
rume, Laborrume, Prfstandsbereiche und Entwick- haltung von allgemeinen Anforderungen, von Anforde-
lungsflchen. Sie gilt auch fr Industriebauten, die nach rungen an Baustoffe und Bauteile sowie an die Grçße
§ 2 Abs. 4 Nr. 1 MBO Hochhuser sind, wenn sich in der Brandabschnitte (BA) bzw. Brandbekmpfungs-
Geschossen oder Ebenen oberhalb von 22 m keine dau- abschnitte (BBA). Dabei betreffen die in Abschnitt 5
erhaften Arbeitspltze befinden. Fr diese ist die Mus- der MIndBauRL definierten allgemeinen Anforderun-
ter-Hochhausrichtlinie nicht anzuwenden. gen die funktionale Ausbildung von Gebuden sowie
Die Muster-Industriebaurichtlinie gilt nicht fr die konstruktive Ausbildung der Bauteile, analog der
• Industriebauten wie berdachte Freianlagen oder MBO, jedoch angewendet auf den Industriebau. Zur
Freilger, die berwiegend offen sind oder aufgrund nachweislichen Erfllung der Anforderungen an Bau-
ihres Verhaltens im Brandfall diesen gleichgestellt stoffe, Bauteile sowie Grçße der Brandabschnitte bzw.
werden kçnnen. Brandbekmpfungsabschnitte dienen die in Abschnitt 4
• Regallager mit brennbarem Lagergut und mit Hçhen der MIndBauRL definierten Verfahren.
von mehr als 9 m (Oberkante Lagergut).
• Industriebauten, die lediglich der Aufstellung tech- 4.1.5 Allgemeine Anforderungen
nischer Anlagen dienen und von Personen nur vor-
Die allgemeinen Anforderungen nach Abschnitt 5 der
bergehend zu Wartungs- und Kontrollzwecken be-
MIndBauRL sind in erster Linie planerischer Art und
gangen werden: Einhausungen, z. B. aus Grnden
mssen in Konstruktionen umgesetzt werden. Sie tragen
des Witterungs- und Immissionsschutzes. Diese An-
der Erfahrung in Brandschutzbelangen Rechnung, dass
lagen sind aus dem Anwendungsbereich ausgenom-
zunchst einmal ein Gebude brandschutztechnisch gut
men, weil fr sie aufgrund eines geringeren Gefah-
konzipiert und konstruiert sein muss, damit die dann
renrisikos im Einzelfall weitergehende Erleichterun-
noch erforderlichen rechnerischen Nachweise erbracht
gen gestattet werden kçnnen. Wren sie im Anwen-
werden kçnnen. Die wesentlichen allgemeinen Anfor-
dungsbereich der Muster-Industriebaurichtlinie
derungen werden nachfolgend, gegliedert in die Berei-
geblieben, htten ihre allgemeinen Anforderungen
che Gebudeumfeld, Gebudekonzept sowie Gebude-
beachtet werden mssen.
und Bauteile, nher beschrieben.
Weitergehende Anforderungen an Industriebauten, die
sich aus Regelwerken hinsichtlich des Umgangs oder
des Lagerns bestimmter Stoffe ergeben, insbesondere 4.2 Gebudeumfeld
der Betriebssicherheits- und Gefahrstoffverordnung,
4.2.1 Lage und Zugnglichkeit des Gebudes
der Lçschwasser-Rckhalte-Richtlinie (LçRRL) und
der Muster-Kunststofflager-Richtlinie (MKRL), blei- Nach Abschnitt 5.2.2 der MIndBauRL mssen freiste-
ben unberhrt. hende sowie aneinander gebaute Industriebauten mit
332 D Bauphysik · Brandschutz

einer Grundflche von insgesamt mehr als 5000 m± eine mit Fenstern ein Mindestabstand einzuhalten. Die in
fr Feuerwehrfahrzeuge befahrbare Umfahrt haben und Bild 5 dargestellten Werte wurden durch Brandauswer-
darber hinaus ausreichende Aufstell- und Bewegungs- tungen im Bereich der Chemischen Industrie ermittelt.
flchen aufweisen. Als Empfehlung gilt ein Mindestabstand von 20 m. An-
Bei Gebuden im Bereich der Chemischen Industrie ist dernfalls ist bei Unterschreitung des Abstandes einseitig
aufgrund der Mehrgeschossigkeit die Grundflche ver- auf Fenster zu verzichten.
gleichsweise klein, so dass mehrere Gebude eine ge-
meinsame Umfahrt besitzen kçnnen. Im Bereich der 4.2.3 Lçschwasserbedarf, Ringleitungen,
Automobilindustrie dagegen sind mit Grundflchen Hydranten
von z. B. mehr als 60.000 m± die vorgenannten Kriterien
nicht realisierbar. Daher sind als Kompensation fr die- Der Lçschwasserbedarf fr Industriebauten schwankt
se Abweichung die nach Abschnitt 7.5.2 der MInd- von Fall zu Fall und ist von der Grçße der BA/BBA
BauRL definierten Randbedingungen einzuhalten, die und den sich darauf befindenden Brandlasten abhngig.
jedoch zunchst nur fr die Betrachtung der Brandbe- Nach Abschnitt 5.1 der MIndBauRL ist daher der
kmpfungsabschnitte gedacht sind. Lçschwasserbedarf in Abstimmung mit der fr den
Entsprechend Abschnitt 5.2.1 der MIndBauRL muss Brandschutz zustndigen Dienststelle festzulegen. Die
zudem jeder Brandabschnitt/Brandbekmpfungs- erforderliche Lçschwassermenge kann dabei auf der
abschnitt (BA/BBA) mit mindestens einer Seite an der Grundlage des DVGW-Arbeitsblattes W 405 – Bereit-
Außenwand liegen und von dort aus fr die Feuerwehr stellung von Lçschwasser durch çffentliche Trinkwas-
zugnglich sein. Ausgenommen von diesen Anforde- serversorgung – ermittelt werden. Nach der MInd-
rungen sind BA/BBA, sofern sie mit einer selbstttigen BauRL ist in Abhngigkeit von der Grçße der BA-/
Feuerlçschanlage ausgestattet sind. Diese drfen im In- BBA-Flche von folgendem Lçschwasserbedarf aus-
neren eines Gebudes ohne Kontakt zur Außenwand zugehen:
liegen. Das gilt auch fr Rume innerhalb von BA/
Flche £ 2.500 m±  erf V ‡ 96 m/h
BBA.
Flche ‡ 4.000 m±  erf V ‡ 192 m/h
4.2.2 Gebudeabstand Dabei ist der Lçschwasserbedarf ber einen Zeitraum
Insbesondere im Bereich der Chemischen Industrie von zwei Stunden zu gewhrleisten. Bei Industriebau-
werden zur optimierten Ausnutzung der Infrastruktur ten mit selbstttiger Feuerlçschanlage gelten reduzierte
die Gebude innerhalb von Blockfeldern konzentriert Werte.
angeordnet. In diesen Fllen ist zur Vermeidung strah- In Abhngigkeit von der jeweiligen Infrastruktur erfolgt
lungsbedingter Brandbertragung bei Gebudefassaden in Werken bzw. Industrieparks die Lçschwasserversor-
gung ber das Trinkwassernetz und/oder ber ein eigens
dafr ausgelegtes Lçschwassernetz mit z. B. aufbereite-
tem Flusswasser. Das Lçschwassernetz besteht dabei
aus Ringleitungen, die die Gebude umgeben, und ent-
sprechenden Hydranten. Die Anordnung der Hydranten
und deren Schutzbereiche werden in der Regel in Ab-
stimmung mit der zustndigen Brandschutzdienststelle
vorgenommen.

4.2.4 Lçschwasserrckhaltung und -entsorgung


In der Regel erfolgt fr Industriebauten innerhalb eines
Werksgelndes bzw. Industrieparks die Lçschwasser-
rckhaltung und -entsorgung anhand eines behçrdlich
genehmigten Gesamtkonzepts. Entsprechend den Vor-
gaben ist von einer lokalen oder zentralen Lçschwasser-
rckhaltung auszugehen. Insbesondere bei lokaler
Lçschwasserrckhaltung in Anlagen im oder nahe
dem Gebude ist anhand der Richtlinie zur Bemessung
von Lçschwasser-Rckhalteanlagen beim Lagern was-
sergefhrdender Stoffe (LçRRL) [4] das erforderliche
Rckhaltevolumen zu ermitteln.
Fr die Entsorgung des Lçschwassers gelten die im
Rahmen des Gesamtkonzepts festgelegten Maßnahmen.
Diese reichen in Abhngigkeit von der Stoffbeaufschla-
Bild 5. Wrmestrahlung im Brandfall (T = 1300 C) als Funktion gung des Lçschwassers von der Einleitung in den Vor-
des Gebudeabstandes fluter bis zur Verbrennung.
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 333

4.3 Gebudekonzept
4.3.1 Trennung unterschiedlicher Bereiche
Bei der Trennung von Bereichen ist zu unterscheiden,
ob diese aufgrund von unterschiedlichen Nutzungen –
wie z. B. Produktion und Lagerung – oder Nutzern, z. B.
zwei oder mehrere Firmen in einem Gebude, erfolgt.
Obgleich die Bereiche von Industriegebuden mit un-
terschiedlichen Nutzungen und Risiken grundstzlich
durch Wnde voneinander getrennt werden sollten, ist
dies hufig prozessbedingt nicht mçglich. Dieser Sach-
verhalt ist im Rahmen des Brandschutzkonzepts beson-
ders zu bercksichtigen. Bereiche mit unterschiedlichen
Nutzern sind gemß Baurecht in unterschiedliche Nut-
zungseinheiten zu unterteilen und baulich voneinander
zu trennen. Doch auch hier ist aus produktionstech-
nischen Grnden, z. B. bei verschiedenen Firmen in ei-
ner Automobil-Montagehalle, hufig eine bauliche
Trennung nicht mçglich. Daher ist dem Schutzziel der Bild 6. Zweischalige Wandausfhrung – standsicher im
MBO durch andere, kompensierende Maßnahmen zu Brandfall [6]
entsprechen.

4.3.2 Stabilisierung der Gebude Nach Abschnitt 5.4 der MIndBauRL sind daher Ge-
schosse von Brandabschnitten, die ganz oder teilweise
In Abhngigkeit von Art und Nutzung der Gebude
unter der Gelndeoberflche liegen und bei denen nicht
erfolgt die Gebudestabilisierung durch Kerne, Wand-
zumindest eine Seite auf voller Lnge von außen fr die
und Deckenscheiben, horizontale bzw. vertikale Ver-
Feuerwehr zugnglich ist, durch raumabschließende
bnde oder Rahmenkonstruktionen. Mçgliche Gebu-
feuerbestndige Wnde auszubilden. Fr das erste Un-
deerweiterungen und Nachrstmçglichkeiten fr die
tergeschoss gelten Abschnitte von maximal 1000 m±,
Anlage sind bei der Festlegung des Aussteifungssys-
fr alle tiefer gelegenen Untergeschosse 500 m±.
tems zwingend zu bercksichtigen.
Die Flchenbeschrnkungen gelten in gleicher Grçße
Bei der konstruktiven Ausbildung der Bauteile sind die
fr die Flchen von Brandbekmpfungsabschnitten.
im Brandfall mçglichen grçßeren Ausdehnungen zu be-
Fr den Fall der Anordnung einer selbstttigen Feu-
rcksichtigen. Dabei sind insbesondere mçgliche
erlçschanlage oder der Nutzung der Flchen ausschließ-
Zwangbeanspruchungen und Auflagerverschiebungen
lich zum Betrieb von Wasserklr- oder Wasseraufberei-
in ihren Auswirkungen zu verfolgen.
tungsanlagen drfen die vorgenannten Flchenwerte
Im Falle einer Fugenausbildung mit zweischaliger BA-
auf das Dreieinhalbfache erhçht werden.
bzw. BBA-Wand mssen beide Schalen voneinander
unabhngig und auch im Brandfall standsicher sein.
Dabei ist der Abstand so zu whlen, dass im Brandfall 4.3.4 Brandabschnitte und
keine Zerstçrung zu befrchten ist (Bild 6). Werden Brandbekmpfungsabschnitte
gegenberliegende Außenwnde wie zweischalige
Im Hinblick auf die Anwendung der MIndBauRL ist
Brandwnde (BW) ausgebildet und in einem grçßeren
eine Differenzierung bei der Raumbercksichtigung in
Abstand voneinander angeordnet, so lsst sich ein Sys-
Geschossen bzw. Ebenen erforderlich. Somit kann, je
temversagen beider Außenwnde infolge Brandeinwir-
nach Ausbildung, ein Gebude n-geschossig, n-ebenig
kung vermeiden.
oder gemischt geschossig bzw. ebenig sein (Bild 7).
Dies hat entsprechende Auswirkungen auf die Anzahl
4.3.3 Geschosse unter der Gelndeoberflche
der Brandbekmpfungsabschnitte in einem Gebude.
Geschosse unterhalb der Gelndeoberflche (Keller- Sobald Deckençffnungen grçßer als 50 % der Grund-
geschosse) stellen im Hinblick auf die Brandbekmp- flche sind, z. B. bei umlaufenden Galerien, liegen kei-
fung besondere Probleme dar, da die Zugnglichkeit in ne eigenstndigen Ebenen vor. berschreiten die Fl-
der Regel eingeschrnkt ist. Wegen der hufig nur chenbereiche in der jeweiligen Ebene oder im Geschoss
geringen Raumhçhen existiert nur kurze Zeit eine 50 % der Grundflche, so ist diese Flche als weitere
raucharme Schicht. Zudem werden Kellerrume hufig Ebene zu bercksichtigen. Whrend bei Geschossen die
in ungeeigneter Weise zur Lagerung von Stoffen mit Deckenausbildung eindeutig geregelt ist, bedarf es bei
ungeschtzten Brandlasten verwendet. Daher sollten Ebenen einer nheren Definition. Danach werden ent-
Lagerstoffe mçglichst nicht in Kellergeschossen oder sprechend DIN 18230-1 [5] Abdeckungen von ffnun-
nur geschtzt in dafr ausgebildeten Rumen gelagert gen, Gitterroste sowie Blechabdeckungen wie Trnen-
werden. oder Riffelblech, die hinsichtlich ihrer Tragfhigkeit
334 D Bauphysik · Brandschutz

innerhalb dessen Grundflche. Die BA-Flche ist be-


grenzt. Ihre zulssige Grçße ist nach der MIndBauRL
bei Anwendung des Verfahrens nach Abschnitt 6, Ta-
belle 1, in Abhngigkeit von der Anzahl der Geschosse
des Gebudes, der Feuerwiderstandsdauer der tragen-
den und aussteifenden Bauteile sowie der definierten
Sicherheitskategorie festgelegt.
Bei der Bercksichtigung von Brandbekmpfungs-
abschnitten wird davon ausgegangen, dass diese die
Brandabschnitte in „Unterabschnitte“ gliedern. Dem-
nach ist ein Brandbekmpfungsabschnitt ein gegenber
anderen Gebudebereichen brandschutztechnisch abge-
trennter, ein- oder mehrebeniger Gebudebereich mit
spezifischen Anforderungen an Wnde und Decken,
die ihn begrenzen. Im Gegensatz zum Brandabschnitt
kçnnen BBA-Wnde versetzt angeordnet sein und wer-
den durch verbindende BBA-Decken zu einem Begren-
zungssystem ergnzt (Bild 8). Dementsprechend kçn-
nen die ebenenweise betrachteten BBA-Flchen eines
Brandbekmpfungsabschnitts unterschiedliche Grçßen
aufweisen. Die zulssige Grçße der BBA-Flchen rich-
tet sich nach Abschnitt 7.5 der MIndBauRL.

4.3.5 Ausbildung von Rauchabschnitten


Bei Industriegebuden wird die Personenrettung in der
Phase des Entstehungsbrandes durch Selbstrettung vo-
rausgesetzt. Grundlage dazu ist die Ausbildung der
Brandbekmpfungsabschnitte und Anordnung der Ret-
Bild 7. Gebude mit drei Brandbekmpfungsabschnitten (BBA) tungswege. Daher dient die Rauchableitung in einem
Brandbekmpfungsabschnitt im Wesentlichen der Si-
cherung der Brandbekmpfung durch die Feuerwehr.
nicht fr die erforderliche Feuerwiderstanddauer be- Entsprechend dem berarbeitungsentwurf der MInd-
messen sind, nicht bei der Flchenermittlung der BBA- BauRL werden folgende Rauchabschnittsgrçßen unter-
Flche angerechnet. Vor diesem Hintergrund ist die schieden und nher definiert:
Bercksichtigung der Brandabschnitte bzw. Brandbe- • Rume kleiner als 200 m± bedrfen keiner Rauch-
kmpfungsabschnitte wie folgt geregelt: abzugsanlagen.
Ein Brandabschnitt ist der Bereich eines Gebudes zwi- • Im Bereich von 200 bis 1600 m± mssen die Rume
schen seinen Außenwnden und/oder den Wnden, die Wand- und/oder Deckençffnungen haben, die eine
als Brandwnde (BW) oder Komplexwnde (KTW) Rauchableitung ins Freie ermçglichen. Falls keine
ber alle Geschosse ausgebildet sind. Dementsprechend selbstttigen Feuerlçschanlagen vorhanden sind,
ist die BA-Flche die Nettoflche des Brandabschnitts sollten die Rume ffnungsflchen haben, die min-
destens 2 % der Grundflche des Raums betragen.
• Rume, die einzeln eine Flche von mehr als
1600 m± bis zu 5000 m± aufweisen, mssen Rauch-
abzugsanlagen haben. Die erforderliche Grçße der
ffnungen ist im Abschnitt 5.6 der berarbeiteten
MIndBauRL dargestellt.
• Fr Rume > 5000 m± gelten die vorgenannten Re-
gelungen ebenso, wenn diese durch Rauchschrzen
in hçchstens 5000 m± große Rauchabschnitte unter-
teilt sind. Grçßere Rauchabschnitte kçnnen bei Vor-
liegen der Voraussetzungen durch Anwendung von
Verfahren des Brandschutzingenieurwesens nach-
gewiesen werden.
Bei Produktions- und Lagerrumen, die mit automati-
scher Brandmeldeanlage und Werkfeuerwehr oder
Bild 8. Dreiebeniges Gebude mit zwei Brandbekmpfungs- selbstttigen Feuerlçschanlagen geschtzt sind, gen-
abschnitten (BBA) gen natrliche Rauchabzugsanlagen mit mindestens
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 335

Bild 9. ffnungsvarianten zur horizontalen Rauchableitung

0,5 % aerodynamisch wirksamer Rauchabzugsflche, wege vorhanden sein. Dies mssen nicht unbedingt
bezogen auf die Flche des Raums. Ausgnge sein. Einer dieser Rettungswege darf ber
Da fr die Normalgeschosse in einem mehrgeschossi- Außentreppen oder Treppenrume, ber Rettungsbalko-
gen Industriebau in der Regel keine vertikale Rauch- ne, ber Terrassen und/oder ber begehbare Dcher auf
ableitung mçglich ist – ausgenommen maschinelle das Grundstck fhren, wenn er im Brandfall durch
Rauchableitung entsprechend DIN 18232-5 – erfolgt Feuer und Rauch nicht gefhrdet werden kann.
diese im Bereich der Außenwnde als horizontale Von jeder Stelle eines Produktions- oder Lagerraums
Rauchableitung ber entsprechende vertikale ffnun- soll mindestens ein Hauptgang mit mindestens 2 m
gen – in der Regel Fenster. Nach der Arbeitssttten- Breite nach hçchstens 15 m Lauflnge erreichbar sein.
richtlinie mssen sich diese als Sichtverbindungen Diese sollen dabei geradlinig auf kurzem Wege zu Aus-
nach außen im unteren Wandbereich befinden. Dies gngen ins Freie, zu notwendigen Treppenrumen, zu
steht der erforderlichen Anordnung von ffnungen anderen Brandabschnitten und Brandbekmpfungs-
zur Rauchableitung im oberen Wandbereich entgegen. abschnitten (BA/BBA) fhren. Diese anderen BA/BBA
Deshalb kommen bei Industriegebuden mit großen Ge- mssen Ausgnge unmittelbar ins Freie oder zu not-
schosshçhen in der Regel die im Bild 9 dargestellten wendigen Treppenrumen mit einem sicheren Ausgang
ffnungsvarianten alternativ zur Anwendung. Dabei ins Freie haben.
kann bei der Bandfassade anstelle des oberen Fenster- Die maximal zulssigen Rettungswege sind abhngig
bandes z. B. auch eine stndig offene oder çffenbare vom Vorhandensein einer Alarmierungseinrichtung
Lamellenkonstruktion zur Anwendung kommen. (Tabelle 1).

4.3.6 Lnge und Ausbildung von Rettungswegen


Zu den Rettungswegen in Industriebauten gehçren nach Tabelle 1. Maximal zulssige Rettungsweglngen in Brand-
Abschnitt 5.5 der MIndBauRL insbesondere die Haupt- abschnitten (BA) bzw. Brandbekmpfungsabschnitten (BBA)
gnge in den Produktions- und Lagerrumen, die Aus- Alarmierungs- Mittlere lichte Maximal zulssige
gnge aus diesen Rumen, die notwendigen Flure und einrichtung fr die Raumhçhe [m] Rettungsweglnge
Treppen und die Ausgnge ins Freie. Dabei muss jeder Nutzer [m]
Raum von mehr als 200 m± mindestens zwei Ausgnge
haben. nicht vorhanden 5 35
Bei mehrgeschossigen oder mehrebenigen Industrie- 10 50
bauten mit einer Grundflche von mehr als 1600 m±
vorhanden 5 50
mssen pro Geschoss bzw. Ebene mindestens zwei
10 70
mçglichst entgegengesetzt liegende bauliche Rettungs-
336 D Bauphysik · Brandschutz

Bei Raumhçhen zwischen 5 und 10 m darf interpoliert Außenwand vorstehendes Teil der Brandwand oder
werden. Das Auslçsen der Alarmierungseinrichtung BBA-Wand einschließlich der Bekleidung aus nicht-
muss alternativ erfolgen durch brennbaren Stoffen eine Brandbertragung auf andere
– eine automatische Brandmeldeanlage oder mittels BA oder BBA zu behindern (Bild 12).
Handauslçsung von der Feuermeldestelle, Alternativ kann z. B. ein Außenwandabschnitt aus
– mindestens einer Handauslçsung bei einer selbsttti- nichtbrennbaren Baustoffen einschließlich seiner Be-
gen Feuerlçschanlage. kleidung mit einer Breite von mindestens 1 m zur ber-
Die vorgenannten Entfernungen werden in der Luftlinie brckung der Stirnseiten von BW bzw. BBA-Wand aus-
gemessen, jedoch nicht durch Bauteile hindurch. Die gebildet werden. Bei einer brennbaren Außenwand-
tatschliche Lauflnge darf nicht mehr als das 1,5-Fa- bekleidung ist die berbrckung der Stirnseite auf einer
che der Entfernung betragen. Lnge von jeweils 1 m anzuordnen (Bild 13).
Sind Gebude oder Gebudeteile in einem Winkel von
£ 120  zueinander angeordnet, so besteht eine erhçhte
4.4 Gebudeteile und Bauteile Gefahr der Brandausbreitung bereck. Der Gefahr kann
durch eine in den Bildern 14 und 15 dargestellte An-
4.4.1 Brandwnde und Brandbekmpfungs-
ordnung der BW- bzw. BBA-Wand begegnet werden.
abschnittswnde
Anstelle einer inneren Brandwand kçnnen zwei sich
Die Ausbildung von Brandwnden und Wnden zur gegenberstehende Wnde in F-90-A-Bauweise ver-
Trennung von Brandbekmpfungsabschnitten (BBA- wendet werden (s. Bild 6). Die diese Wnde unterstt-
Wnden) erfolgt entsprechend Abschnitt 5.8 der MInd- zenden oder aussteifenden Bauteile sind in derselben
BauRL. Die dort genannten Elemente werden im VdS- Feuerwiderstandklasse auszufhren wie die tragenden
Merkblatt „Brand- und Komplextrennwnde“ [6] sehr Bauteile des zugeordneten BBA.
anschaulich nher erlutert. Dessen Beispiele werden Bauteile mit brennbaren Stoffen drfen in BW bzw.
auszugsweise zur Illustration herangezogen. BBA-Wnde nur so weit eingreifen, dass der verblei-
Brandwnde und BBA-Wnde sind mindestens 50 cm bende Wandquerschnitt die erforderliche Feuerwider-
ber Dach zu fhren. In Bild 10 sind gemß MBO je- standsklasse aufweist.
doch nur 30 cm dargestellt. Dies gilt insbesondere bei ffnungen in Brandwnden oder BBA-Wnden sind zu-
Dchern, die aus nichtfeuerbestndigen oder brenn- lssig, wenn sie dicht- und selbstschließende Abschlsse
baren Baustoffen ausgefhrt sind. Brennbare Teile dr- in der Feuerwiderstandsfhigkeit der Wnde, hçchstens
fen nicht ber diese berdachfhrungen hinweg gefhrt jedoch solche wie fr feuerbestndige Wnde, haben. Sie
werden. Die in Bild 11 dargestellte Wandausfhrung mssen nach DIN 4102 klassifiziert sein. Sind Abschls-
bei feuerbestndigem Dach wurde nicht in der MInd- se aus betrieblichen Grnden offen zu halten, mssen sie
BauRL vermerkt, ist jedoch als solche nicht aus- mit Feststellanlagen versehen sein, die bei Raucheinwir-
geschlossen. kung selbstttig schließen. Lichtdurchlssige Teilfl-
Weitere Darstellungen von Brandwnden im Dach- chen als Brandschutzverglasungen mssen mindestens
bereich sind in [7] aufgefhrt. Im Bereich der Außen- die gleiche Feuerwiderstandklasse wie die angrenzenden
wnde ist z. B. durch ein mindestens 50 cm vor der Wnde aufweisen (Bilder 16 und 17).

Bild 10. Brandwandausfhrung zwischen Gebuden Bild 11. Brandwandausfhrung bei feuerbestndigem Dach [6]
gleicher Hçhe [6]
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 337

Bild 12. Brandwandausfhrung ber die Außenwandebene Bild 13. Brandwandausfhrung im Anschluss an feuer-
hinaus [6] bestndige Außenwandebene [6]

Bild 14. Brandausbreitung bereck: Winkelbeeinflussung Bild 15. Brandausbreitung bereck: Winkelbeeinflussung
mit abgerckter Wand [6] mit Wandabschnitt F 90-A [6]

Bild 16. Feuerbestndig geschtzte ffnungen Bild 17. Lichtdurchlssige Teilflchen als Brandschutz-
nach DIN 4102 [6] verglasungen [6]
338 D Bauphysik · Brandschutz

4.4.3 Feuerberschlagsweg
Zur Behinderung einer vertikalen Brandbertragung
zwischen bereinander angeordneten BA bzw. BBA
sind geeignete Vorkehrungen zu treffen, wie z. B.
– mindestens 1,5 m weit auskragende ausreichend
feuerwiderstandfhige Bauteile,
– ausreichend feuerwiderstandfhige Bauteile mit einer
Hçhe von mindestens 1,5 m zwischen den ffnungen.
Bei Vorliegen hçherer Sicherheitskategorien kann die
Hçhe auf 1 m reduziert werden.
Die Bauteile sind ausreichend feuerwiderstandsfhig,
wenn sie entweder aus nichtbrennbaren Baustoffen be-
stehen und der Feuerwiderstandsfhigkeit der angren-
zenden Decke entsprechen oder wenn sie – bei brenn-
baren Stoffen – mit einer brandschutztechnisch wirk-
samen Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen ver-
sehen sind.

4.4.4 Bedachungen
Zur Behinderung der Brandausbreitung bei großflchi-
gen Dchern mssen Industriebauten mit einer Dach-
flche von mehr als 2500 m± im Bereich der Bedachung
(Dachkante, Wrmedmmung, Dampfsperre, Trger
der Dachhaut u. .) von BA bzw. BBA z. B. wie folgt
alternativ ausgebildet sein:
– Aufbau entsprechend DIN 18234-1 einschließlich
Bild 18. Beispiele fr Wand- und Deckenanschlsse an Brand- Beiblatt 1,
wnde nach DIN 4102-4 [7] – tragende Dachschale aus mineralischen Baustoffen,
– andere Bedachungen aus nichtbrennbaren Bau-
stoffen.
Statisch erforderliche Anschlsse zur Aufnahme von Die vorstehenden Anforderungen gelten nicht fr erd-
Stoßbeanspruchungen nach DIN 4102-3 sind so aus- geschossige Lagerflchen mit einer Flche bis zu
zubilden, dass die erforderliche Standsicherheit und 3000 m±, wenn im Lager ausschließlich nichtbrennbare
der Funktionserhalt der Brandwnde gewhrleistet wer- Stoffe oder Waren unverpackt gelagert sind. Dies gilt
den. Beispiele zu Anschlssen sind mit Bild 18 und in auch, wenn Verpackung und Lager- bzw. Transport-
[7] exemplarisch dargestellt. hilfsmittel nicht zur Brandausbreitung beitragen.
Im Bereich von Dachdurchdringungen ist durch kons-
truktive Maßnahmen, z. B. entsprechend DIN 18234-4,
4.4.2 Nichttragende Außenwnde und
eine Brandweiterleitung zu behindern.
Außenwandbekleidungen
Zur Verminderung des Risikos der Brandausbreitung
4.5 Technische Anlagen
bei großflchigen Außenwnden mssen bei Industrie-
bauten mit einer Grundflche von mehr als 2000 m± die 4.5.1 Rauch- und Wrmeabzugsanlagen
nichttragenden Außenwnde und Außenwandbeklei-
Neben der DIN EN 12102-2 enthalten insbesondere die
dungen einschließlich der Dmmstoffe und Unterkons-
Teile 2, 4 und 7 der DIN 18232 die fr die Rauch- und
truktionen aus folgenden Baustoffen bestehen:
Wrmefreihaltung von Brandabschnitten bzw. Brandbe-
– bei erdgeschossigen Bauten ohne selbstttige Feu-
kmpfungsabschnitten erforderlichen Angaben zur Aus-
erlçschanlagen und bei mehrgeschossigen sowie
legung der RWA-Anlagen. Wegen der Vielfalt der zu
mehrebenigen Bauten mit selbstttigen Feuerlçsch-
beachtenden Aspekte wird auf diese Normen verwiesen.
anlagen aus mindestens schwerentflammbaren Bau-
stoffen der Baustoffklasse B 1,
4.5.2 Brandmeldeanlagen
– bei mehrgeschossigen und mehrebenigen Bauten
ohne selbstttige Feuerlçschanlagen aus nichtbrenn- Automatische Brandmeldeanlagen drfen nur berck-
baren Baustoffen, Baustoffklasse A. sichtigt werden, wenn sie flchendeckend angeordnet
Diese Anforderungen gelten nicht fr Außenwand- sind und mit technischen Maßnahmen zur Vermeidung
bekleidungen aus z. B. polymeren Werkstoffen, die von Falschalarm ausgefhrt und betrieben werden.
planmßig als Wrmeabzugsflchen nach DIN 18230-1 Brandmeldungen sind unmittelbar zur zustndigen Feu-
[5] eingesetzt werden. eralarmierungsstelle zu bertragen. Brandmeldeanlagen
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 339

kçnnen auch ohne besondere Maßnahmen zur Vermei-


Mssen Wnde die Feuerwiderstandsklasse (F 30/
dung von Falschalarmen ausgefhrt werden, wenn die
F 60/F 90) erfllen und zustzlich mechanischer
Anlage unmittelbar auf die Leitstelle der zustndigen
Belastung (M) standhalten, so werden diese Anfor-
Werkfeuerwehr aufgeschaltet ist. Unter gegebenen Vo-
derungen mit KS-Brandwnden (REI-M 90) nach
raussetzungen kann eine Sprinkleranlage eine Brand-
DIN 4102-4 oder abZ sicher erfllt.
meldeanlage ersetzen. Dabei muss jedoch die Weiter-
leitung der Brandmeldung an eine stndig besetzte Stel-
le sichergestellt sein.
Ist in Brandabschnitten oder Brandbekmpfungsab- 4.6.2 Rechenverfahren nach Abschnitt 7
schnitten eine sofortige Brandentdeckung und Weiter-
Im Abschnitt 7 der MIndBauRL ist die Anwendung des
meldung sichergestellt, so kann dies hinsichtlich der
Rechenverfahrens nach DIN 18230-1 geregelt. Danach
Branderkennung und -meldung einer automatischen
wird auf der Grundlage der ermittelten Brandlasten
Brandmeldeanlage gleichgesetzt werden.
durch das Rechenverfahren aus dem globalen Nachweis
oder aus dem Teilabschnittsnachweis
4.5.3 Feuerlçschanlagen – die quivalente Branddauer t zur Bestimmung der
Selbstttige Feuerlçschanlagen drfen allgemein nur zulssigen Flche und
verwendet werden, wenn sie fr das vorhandene Brand- – die rechnerisch erforderliche Feuerwiderstanddauer
gut geeignet und mit ber den Rumen flchendeckend erf tF zur Bestimmung der Anforderungen an die
verteilten Dsen o. . ausgestattet sind. Sofern sie als Bauteile nach den Feuerwiderstandsklassen fr einen
Einrichtungsschutzanlagen oder zur Beherrschung von Brandbekmpfungsabschnitt bzw. Teilabschnitt er-
erhçhten Brandlasten auf Teilflchen verwendet wer- mittelt.
den, ist auch eine nur lokale Anordnung statthaft. Halb- Whrend die Ermittlung der quivalenten Branddauer
stationre Lçschanlagen drfen nur in Verbindung mit bzw. erforderlichen Feuerwiderstandsdauer auf der
einer Werkfeuerwehr genutzt werden, wenn sie unter Grundlage der DIN 18230-1 erfolgt, wird die zulssige
Beachtung der allgemeinen Regeln der Technik aus- Flchengrçße von Brandbekmpfungsabschnitten un-
gelegt sind. Sie sind von der zustndigen Brandschutz- mittelbar nach Abschnitt 7.5 der MIndBauRL ermittelt.
behçrde zu begutachten und von einem Sachverstndi- Bewertete Eingangsparameter dazu sind die quivalente
gen zu prfen. Halbstationre Lçschanlagen drfen fer- Branddauer, die brandschutztechnische Infrastruktur,
ner nur in Verbindung mit einer automatischen Brand- die Hçhe des Brandbekmpfungsabschnitts ber der
erkennung und -meldung sowie Weiterleitung an eine fr die Feuerwehr anfahrbaren Ebene, die Anzahl der
stndig besetzte Stelle angewendet werden. Ebenen des Brandbekmpfungsabschnitts sowie die Art
der Ausfhrungen der ffnungen in den Decken. Ins-
besondere zur Bercksichtigung der brandschutztech-
4.6 Anforderungen an Baustoffe und Bauteile nischen Wirksamkeit von Emporen, Galerien etc. wer-
nach MIndBauRL den Angaben zur Ermittlung der Anzahl der Ebenen
gemacht. Anforderungen an die Bauteile sowie Kons-
Neben den allgemeinen Anforderungen zur konstrukti- truktionsangaben ergnzen die Angaben zur Ermittlung
ven Gestaltung von Industrieanlagen sind nach MInd- der Rechenwerte.
BauRL weitere Anforderungen an die Baustoffe und Die Anwendung des Rechenverfahrens DIN 18230-1 ist
Bauteile sowie an die Grçße der Brandabschnitte bzw. vergleichsweise einfach, setzt jedoch „Ingenieurver-
Brandbekmpfungsabschnitte gestellt. Zum Nachweis stand“ voraus. Es ist auf eine erforderliche Feuerwider-
der Entsprechung dieser Anforderungen stehen drei standdauer von weniger als 90 Minuten beschrnkt. Die
Nachweisverfahren zur Verfgung, die nachfolgend n- erforderlichen Feuerwiderstandsdauern von Bauteilen
her erlutert werden. sind in Tabelle 2 dargestellt.

4.6.1 Tabellenverfahren nach Abschnitt 6 4.6.3 Rechenverfahren nach Abschnitt 8


Das sog. Tabellenverfahren nach Abschnitt 6 der MInd- Das nach Abschnitt 8 der MIndBauRL geregelte Re-
BauRL dient der Ermittlung der zulssigen Grçße der chenverfahren ist derzeit noch nicht normiert. Daher
Brandabschnittsflchen von Geschossbauten im Be- werden im Anhang 1 die Voraussetzungen fr die Nach-
reich des Industriebaus. Eingangswerte sind dabei die weise mit Methoden des Brandschutzingenieurwesens
in Sicherheitskategorien erfasste brandschutztechnische nher definiert, die bei der Anwendung der Rechenver-
Infrastruktur wie automatische Brandmeldeanlagen, fahren zu beachten sind. Die Berechnungsmethoden
Werkfeuerwehr und selbstttige Feuerlçschanlagen. sind relativ komplex, sodass deren Anwendung nur
Auch die geplante Feuerwiderstandsdauer der tragen- durch entsprechende Sachverstndige erfolgen kann.
den und aussteifenden Bauteile sowie die Anzahl der
oberirdischen Geschosse des Gebudes gehçren dazu.
Das Verfahren setzt definierte Geschosse in allen Hç-
henlagen des Gebudes voraus.
Tabelle 2. Erforderliche Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen
340

1 2 3 4
rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsfhigkeit von Feuerwiderstandsfhigkeit von Bauteilen in Feuerwiderstandsfhigkeit von
Feuerwiderstandsdauer erf tF 1. Wnden und Decken, die Brandbekmpfungsabschnitte der Brandsicherheitsklasse SKb3, die nicht in 1. Bauteilen
nach DIN 18230-1 [min] trennen oder tragenden und aussteifenden Bauteilen, die Zeile 1, Spalte 2, Nr. 1, einzuordnen sind 2. Abschlssen von ffnungen in Bauteilen mit
Brandbekmpfungsabschnitte berbrcken Feuerwiderstandsfhigkeit
2. Abschlssen von ffnungen in Bauteilen nach Nr. 1 3. Lftungsleitungen, Installationsschchten
3. Lftungsleitungen, Installationsschchten und -kanlen oder und -kanlen oder Vorkehrungen gegen
Vorkehrungen gegen Brandbertragung bei Leitungen, Lf- Brandbertragung bei Leitungen, Lftungs-
tungsleitungen, Installationsschchten und -kanlen ohne leitungen, Installationsschchten und -kan-
D Bauphysik · Brandschutz

Feuerwiderstandsfhigkeit, die Brandbekmpfungs- len ohne Feuerwiderstandsfhigkeit, die


abschnitte berbrcken Bauteile mit Feuerwiderstandsfhigkeit
berbrcken in der Brandsicherheitsklasse
SKb2 und SKb1
£ 15 zu 1. feuerhemmend und aus nichtbrennbaren Baustoffen 1) keine Anforderungen keine Anforderungen
zu 2. feuerhemmend, dicht- und selbstschließend
zu 3. feuerhemmend
> 15 bis £ 30 zu 1. feuerhemmend und aus nichtbrennbaren Baustoffen 1) feuerhemmend mit tragenden und aussteifen- zu 1. feuerhemmend
zu 2. feuerhemmend, dicht- und selbstschließend den Teilen aus nichtbrennbaren Baustoffen zu 2. feuerhemmend, dicht- und selbst-
zu 3. feuerhemmend und bei raumabschließenden Bauteilen zu- schließend
stzlich eine in Bauteilebene durchgehende zu 3. feuerhemmend
Schicht aus nichtbrennbaren Baustoffen 2) 3)
> 30 bis £ 60 zu 1. hochfeuerhemmend und aus nichtbrennbaren hochfeuerhemmend 2) 3) zu 1. hochfeuerhemmend und aus brennbaren
Baustoffen 1) Baustoffen
zu 2. hochfeuerhemmend, dicht- und selbstschließend zu 2. hochfeuerhemmend, dicht- und selbst-
zu 3. hochfeuerhemmend schließend
zu 3. hochfeuerhemmend
> 60 4) zu 1. feuerbestndig und aus nichtbrennbaren Baustoffen 1) feuerbestndig 3) zu 1. feuerbestndig und aus brennbaren
zu 2. feuerbestndig, dicht- und selbstschließend Baustoffen
zu 3. feuerbestndig zu 2. feuerbestndig, dicht- und selbst-
schließend
zu 3. feuerbestndig

1) Die Wnde mssen raumabschließend sein. Deren Feuerwiderstandsfhigkeit muss auch unter zustzlicher mechanischer Beanspruchung gewhrleistet sein.
2) Fr Bauteile in Industriebauten bis zu zwei Ebenen feuerhemmend bzw. hochfeuerhemmend und aus brennbaren Baustoffen.
3) Mit einer brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen.
4) Die Werte der Spalten 2 bis 4 gelten auch fr eine rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer erf tf von mehr als 90 Minuten, die sich insbesondere aus einem
Teilflchennachweis ergeben kçnnen.
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 341

5 Feuerwiderstnde und Ausbildung ab von der Gruppenbezeichnung nach MBO. Aus die-
der Bauteile sem Grund wurde eine bersetzung der vorgenannten
Begrifflichkeiten in der Bauregelliste A dargestellt, die
Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise zum vor- hier mit Tabelle 3 verdeutlicht wird.
handenen Feuerwiderstand kçnnen erbracht werden
durch:
– genormte Bauarten nach der DIN 4102, 5.2 Vorhandene Feuerwiderstnde
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ), Grundlage fr die nachzuweisenden Feuerwiderstnde
– allgemeines bauaufsichtliches Prfergebnis einer ist im Allgemeinen die DIN 4102 mit ihren 17 Teilen.
dafr anerkannten Prfstelle (abP), Sie ist im Wesentlichen eine Prfnorm, nach deren Re-
– Zustimmung im Einzelfall (ZiE) durch die gelungen die vorhandenen Feuerwiderstnde der Bau-
zustndige oberste Bauaufsichtsbehçrde. teile ermittelt werden kçnnen. Ausgenommen von die-
ser grundstzlichen Charakterisierung ist Teil 4 der DIN
4102. Darin erfolgt eine Zusammenstellung und An-
5.1 Benennungen der Feuerwiderstandsfhigkeit
wendung klassifizierter Baustoffe, Anforderungen,
Nach der MBO § 26 Abs. 2 und der Bauregelliste A, Bauteile und Sonderbauteile.
Teil 1, Anlage 0.1.1 [8], werden Bauteile nach den An- Eingeflossen in die DIN 4102-4 sind auch alle im Laufe
forderungen an ihre Feuerwiderstandsfhigkeit unter- der Zeit nachgewiesenen Ausfhrungsarten von Kalk-
schieden in sandstein-Konstruktionen (Tabellen 4 und 5). Diese
1. feuerhemmend, Ausfhrungsarten sind durch die dafr maßgebenden
2. hochfeuerhemmend, Baustoff- und Bemessungsnormen nachgewiesen und
3. feuerbestndig. bilden mit den dabei gesammelten Erkenntnissen eine
Die Feuerwiderstandfhigkeit bezieht sich bei tragen- Grundlage fr die abgeleiteten allgemeinen bauauf-
den und aussteifenden Bauteilen auf deren Standsicher- sichtlichen Zulassungen fr KS-Wnde [7].
heit im Brandfall, bei raumabschließenden Bauteilen
auf deren Widerstand gegen die Brandausbreitung. Hin-
5.3 Ausbildung der Bauteile
tergrund fr diese Art der Bezeichnung der Feuerwider-
standsfhigkeit sind die europischen Harmonisie- Wie bereits im Abschnitt 4.1.5 ausgefhrt, bildet eine
rungsbestrebungen fr die Begrifflichkeiten. Ferner gut durchdachte konstruktive Ausbildung und entspre-
sind nach der MBO § 26, Abs. 2, die Bauteile im Hin- chende qualifizierte Ausfhrung der Gebude und Bau-
blick auf ihr Brandverhalten in vier Gruppen voneinan- teile die Grundvoraussetzung fr einen wirksamen
der zu unterscheiden. konstruktiven Brandschutz. Neben der nach wie vor
Anders als nach MBO wird die Feuerwiderstandsfhig- auch im Brandfall funktionierenden Tragfhigkeit der
keit der Bauteile gemß der DIN 4102-2 durch Feuer- dafr vorgesehenen Konstruktion sind die im Brandfall
widerstandsklassen ausgedrckt (z. B. F 30, F 60, F 90), auftretenden großen Verformungen in besonderer Wei-
die nicht direkt mit den Angaben der MBO korrespon- se zu beachten. Potenzielle Zwangkrfte sind durch
dieren [9]. Auch die Bezeichnungen nach der DIN Verformungsmçglichkeiten zu verhindern. Entstehende
4102-1 zur Beschreibung des Brandverhaltens, aus- Zwangkrfte durch behinderte Verformungen mssen
gedrckt durch Baustoffklassen (z. B. A, B, AB), weicht bei der Bemessung der Bauteile bercksichtigt werden.

Tabelle 3. Feuerwiderstandsfhigkeit entsprechend der Bauregelliste A, Teil 1, Anlage 0.1.1, Tabelle 1

Bauaufsichtliche Anforderungen Klassen nach DIN 4102-2 Kurzzeichen nach


DIN 4102-2
feuerhemmend Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-B
feuerhemmend und aus nicht- Feuerwiderstandsklasse F 30 und aus nichtbrennbaren Baustoffen F 30-A
brennbaren Baustoffen
hochfeuerhemmend Feuerwiderstandsklasse F 60 und in den wesentlichen Teilen aus F 60-AB
nichtbrennbaren Baustoffen
Feuerwiderstandsklasse F 60 und aus nichtbrennbaren Baustoffen F 60-A
feuerbestndig Feuerwiderstandsklasse F 90 und in den wesentlichen Teilen aus F 90-AB
nichtbrennbaren Baustoffen
feuerstndig und aus nichtbrenn- Feuerwiderstandsklasse F 90 aus nichtbrennbaren Baustoffen F 90-A
baren Baustoffen
342 D Bauphysik · Brandschutz

Tabelle 4. Brandschutz mit KS-Wandkonstruktionen 1)


Wandart Stein, Mçrtel Mindestdicke d [mm] bei Feuerwiderstandsklasse
F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A
nichttragend, DIN V 106, NM 70 115 115 115 175
raumabschließend – Wnde (50) (70) (100) (115) (150)
DIN V 106, DM 70 115
(70) (100)
DIN V 106, DM, 100
RDK ‡ 1,8 (70)
tragend, DIN V 106, NM / DM
raumabschließend – Wnde Ausnutzungsfaktor 115 115 115 115 175
a2 = 0,2 (115) (115) (115) (115) (150)
Ausnutzungsfaktor 150 200
a2 = 0,6 (115) (150)
Ausnutzungsfaktor 200 240
a2 = 1,0 2) (150) (175)
tragend, DIN V 106, NM / DM
nichtraumabschließend – Ausnutzungsfaktor 115 115 115 150 175
Wnde a2 = 0,2 (115) (115) (115) (115) (150)
Wandlnge
Ausnutzungsfaktor 140/115 3) 150 200
l ‡ 1,0 m
a2 = 0,6 (115) (115) (150)
Ausnutzungsfaktor 200 240
a2 = 1,0 2) (175) (200)

Die ( )-Werte gelten fr Wnde mit beidseitigem bzw. allseitigem 1) Nach DIN 4102-4, DIN 4102-4/A1, abZ und gutachterlichen
Putz nach DIN 18550-2, MG PIV oder DIN 18550-4, Leichtmçrtel. Stellungnahmen.
Der Putz kann ein- oder mehrseitig durch eine Verblendung ersetzt 2) Bei 3,0 < vorh. s £ 4,5 N/mm± gelten die Werte nur fr
werden. KS-Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen.
3) 115 mm mit Dnnbettmçrtel.

Tabelle 5. Brandschutz mit KS-Brandwnden und KS-Komplextrennwnden


Wandart Steinart, RDK Mçrtel Brandwnde/Komplextrennwnde
d [mm] Mindestdicke [mm]
einschalig zweischalig
Brandwand 1) DIN V 106 3), RDK ‡ 0,9 MG II 300 2 · 200
MG IIa (300) (2 · 175)
DIN V 106 3), RDK ‡ 1,4 MG III 240 2 · 175
MG IIIa
DM
DIN V 106 3), RDK ‡ 1,8 DM 175 2 · 150
KS XL nach abZ, RDK ‡ 1,8 DM 175 4) 2 · 150 4)
214 2 · 175
KS XL nach abZ, RDK ‡ 2,0 DM 175 4) 2 · 150
200
Komplextrennwand 2) DIN V 106 MG II 365 2 · 240
MG IIa
MG III
MG IIIa
KS-Mauertafeln nach Z-17.1-338 MG III 240 –
DIN V 106, SFK 12, RDK 1,8 DM 240 –

Die ( )-Werte gelten fr Wnde mit beidseitigem bzw. allseitigem 1) Nach DIN 4102-4, abZ und gutachterlichen Stellungnahmen.
Putz nach DIN 18550-2, MG PIV oder DIN18550-4, Leichtmçrtel. 2) Nach VdS 2234 und gutachterlichen Stellungnahmen.
Der Putz kann ein- oder mehrseitig durch eine Verblendung ersetzt 3) Bemessung nach DIN 1053-1, Exzentrizitt e £ d/3.
werden. 4) Mit konstruktiver oberer Halterung.
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 343

Fr die konstruktive Ausbildung von KS-Bauteilen im [5] DIN 18230-1:1998-05: Baulicher Brandschutz im Indus-
Hinblick auf ihre Feuerwiderstandsfhigkeit im Brand- triebau, Teil 1: Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstands-
fall liegen vertiefte Praxiskenntnisse und langjhrige dauer; erweiterter Entwurf: 2008:06. NABau im DIN, Berlin
Erfahrungen vor [7]. 2008.
[6] Brandwnde und Komplextrennwnde. Merkblatt fr die
Anordnung und Ausfhrung. VdS 2234 Schadenverhtung-
6 Literatur Verlag, Kçln 2008.
[7] Hahn, C.: Brandschutz. In: Fachbuch Planung, Konstruk-
[1] Musterbauordnung (MBO). Beuth Verlag, Berlin 2002.
tion, Ausfhrung. Herausgeber: Bundesverband Kalksand-
[2] Muster-Richtlinie ber den baulichen Brandschutz im steinindustrie eV. Verlag Bau+Technik, Dsseldorf 2009.
Industriebau (Muster-Industriebaurichtlinie – MIndBauRL).
[8] Bauregelliste A, Deutsches Institut fr Bautechnik e. V.,
Beuth Verlag, Berlin 2000; erweiterter Entwurf: 01.08.
DIBt Mitteilungen, Sonderheft 36, Berlin 2008.
[3] Brandschutzkonzepte fr Industriebauten. Herausgeber:
[9] DIN 4102-2:1977-09: Brandverhalten von Baustoffen
Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI). Callwey Verlag,
und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Pr-
Mnchen 2008.
fungen. NABau im DIN, Berlin 1977.
[4] Richtlinie zur Bemessung von Lçschwasser-Rckhalte-
anlagen beim Lagern wassergefhrdender Stoffe (LçRRL).
Beuth Verlag, Berlin 1993.
E Normen J Zulassungen J Regelwerk

I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau


(Deutsche und Europische Normen) 347
Immo Feine und Joachim Kopacek, Berlin

II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen


Zulassungen fr den Mauerwerksbau 365
Roland Hirsch, Berlin

III Grundstze der Normung 397


Detlef Desler, Berlin

IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 401


Hans-Jçrg Irmschler, Berlin
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 347

I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau


(Deutsche und Europische Normen)
Immo Feine und Joachim Kopacek, Berlin

Vorbemerkung
Der Beitrag enthlt eine Zusammenfassung der derzeit Die Zusammenfassung der geltenden Vornormen und
geltenden Deutschen Vornormen und Normen sowie Normen erfolgt in tabellarischer Form nach folgender
der in das deutsche Normenwerk bernommenen Euro- Unterteilung:
pischen Normen fr den Mauerwerksbau und fr die
1 Bemessung und Ausfhrung
Gebiete, die fr den Mauerwerksbau von Bedeutung
2 Mauersteine, Mauermçrtel und Putzmçrtel
sind. Da der Begriff der „geltenden Norm“ in der Praxis
3 Mçrtelbestandteile
oft nicht einheitlich gebraucht wird, unterscheidet die-
4 Weitere Baustoffe
ser Beitrag zwischen der Gltigkeit aus Sicht des Deut-
5 Prfnormen
schen Instituts fr Normung (DIN) und der des Deut-
5.1 Prfnormen fr Mauerwerk
schen Instituts fr Bautechnik (DIBt). Diese Unter-
5.2 Prfnormen fr Mauersteine
scheidung basiert auf Grundlage des Gltigkeitsdatums
5.3 Prfnormen fr Mçrtel
(z. B. Erscheinungsdatums der Norm) und der bauauf-
5.4 Prfnormen fr Ergnzungsbauteile
sichtlichen Einfhrung eines bestimmten Dokuments.
fr Mauerwerk
Die in diesem Beitrag enthaltenen Tabellen weisen da-
5.5 Prfnormen fr Wrmeschutz
her zu einem Normungsgebiet das sowohl vom DIN
6 Bauphysik
zuletzt verçffentlichte Dokument als auch das derzeit
7 Bauwerksabdichtungen
bauaufsichtlich eingefhrte Dokument aus.
8 Weitere Normen, die fr den Mauerwerksbau
Alle nachstehend aufgefhrten Vornormen 1) und
von Bedeutung sind.
Normen sind beim Beuth Verlag GmbH, Burggrafen-
straße 6, 10772 Berlin, erhltlich.
Hinweise darauf, welche Dokumente in dieser oder ei-
ner vorangegangenen Ausgabe des Mauerwerk-Kalen-
ders abgedruckt sind, werden auf Seite XXVI gegeben.
In den Tabellen 1 bis 4 sowie 6 bis 8 ist in der Spalte
„Anmerkungen“ angegeben, welche Dokumente ber
die Bauregelliste (BRL) bzw. die Muster-Liste der
Technischen Baubestimmungen (MLTB) bauaufsicht-
lich eingefhrt sind.

1) Vornormen werden seit April 2009 vom DIN unter der


Bezeichnung DIN SPEC verçffentlicht! Das bedeutet,
dass der Vornormenbestand im Zuge der laufenden ber-
arbeitungen in DIN SPEC berfhrt werden wird. Zum
Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrages liegen fr den
Mauerwerksbau noch keine DIN SPEC vor.

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
348 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 1. Bemessung und Ausfhrung

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 1045-2 2008-08 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton –
Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und
Konformitt – Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1
DIN 1045-100 2005-02 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – MLTB
Teil 100: Ziegeldecken
DIN 1053-1 1996-11 1) Mauerwerk – Teil 1: Berechnung und Ausfhrung MLTB
DIN 1053-2 1996-11 Mauerwerk – Teil 2: Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von
Eignungsprfungen
DIN 1053-3 1990-02 Mauerwerk; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausfhrung MLTB und
BRL A Teil 1
DIN 1053-4 2004-02 2) Mauerwerk – Teil 4: Fertigbauteile MLTB und
BRL A Teil 1
DIN 1053-100 2007-09 1) Mauerwerk – Teil 100: Berechnung auf der Grundlage des semi- MLTB
probabilistischen Sicherheitskonzepts
DIN 1054 2005-01 3) Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau MLTB
DIN 1055-1 2002-06 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1: Wichten und Flchenlasten MLTB
von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-2 1976-02 4) Lastannahmen fr Bauten; Bodenkenngrçßen, Wichte, MLTB
Reibungswinkel, Kohsion, Wandreibungswinkel
DIN 1055-3 2006-03 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 3: Eigen- und Nutzlasten MLTB
fr Hochbauten
DIN 1055-4 2005-03 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 4: Windlasten MLTB
DIN 1055-4 2006-03 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 4: Windlasten; MLTB
Berichtigung 1 Berichtigungen zu DIN 1055-4:2005-03
DIN 1055-5 2005-07 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 5: Schnee- und Eislasten MLTB
DIN 1055-9 2003-08 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 9: Außergewçhnliche MLTB
Einwirkungen
DIN 1055-100 2001-03 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 100: Grundlagen der Tragwerks- MLTB
planung, Sicherheitskonzept und Bemessungsregeln
DIN 4149 2005-04 Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung MLTB
und Ausfhrung blicher Hochbauten
DIN 4242 1979-01 Glasbaustein-Wnde; Ausfhrung und Bemessung
DIN V 18550 2005-04 Putz- und Putzsysteme – Ausfhrung
DIN V 20000-401 2005-06 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – MLTB
Teil 401: Regeln fr die Verwendung von Mauerziegeln
nach DIN EN 771-1:2005-05
DIN V 20000-402 2005-06 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – MLTB
Teil 402: Regeln fr die Verwendung von Kalksandsteinen
nach DIN EN 771-2:2005-05
DIN V 20000-403 2005-06 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – MLTB
Teil 403: Regeln fr die Verwendung von Mauersteinen aus Beton
nach DIN EN 771-3:2005-05
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 349

Tabelle 1. Bemessung und Ausfhrung (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN V 20000-404 2006-01 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – MLTB
Teil 404: Regeln fr die Verwendung von Porenbetonsteinen nach
DIN EN 771-4:2005-05
DIN V 20000-412 2004-03 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – MLTB
Teil 412: Regeln fr die Verwendung von Mauermçrtel nach
DIN EN 998-2:2003-09
DIN EN 1996-1-1 2006-01 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – 5)
Teil 1-1: Allgemeine Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes
Mauerwerk
DIN EN 1996-1-2 2006-10 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – 5)
Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung fr den Brandfall
DIN EN 1996-2 2006-03 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – 5)
Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausfhrung von
Mauerwerk
DIN EN 1996-3 2006-04 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – 5)
Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden fr unbewehrtes
Mauerwerk
DIN EN 1998-1 2006-04 Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben – 5)
Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln fr
Hochbauten

1) Norm-Entwrfe (E DIN 1053-11, -12, -13 und -14) fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2009-03 verçffentlicht.
2) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2008-10 verçffentlicht.
3) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2009-02 verçffentlicht.
4) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2007-01 verçffentlicht.
5) Norm noch nicht anwendbar, da der nationale Anhang mit den national festzulegenden Parametern noch nicht vorliegt.
Der nationale Anhang ist in Vorbereitung.
350 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 2. Mauersteine, Mauermçrtel und Putzmçrtel

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN V 105-100 2005-10 Mauerziegel – Teil 100: Mauerziegel mit besonderen Eigenschaften MLTB
DIN 105-5 1984-05 Mauerziegel; Leichtlanglochziegel und Leichtlangloch- BRL A Teil 1
Ziegelplatten
DIN V 105-6 2002-06 Mauerziegel – Teil 6: Planziegel
DIN V 106 2005-10 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften MLTB
DIN 398 1976-06 Httensteine; Vollsteine, Lochsteine, Hohlblocksteine BRL A Teil 1
DIN V 4165-100 2005-10 Porenbetonsteine – Teil 100: Plansteine und Planelemente MLTB
mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18151-100 2005-10 Hohlblçcke aus Leichtbeton – Teil 100: Hohlblçcke mit besonderen MLTB
Eigenschaften
DIN V 18152-100 2005-10 Vollsteine und Vollblçcke aus Leichtbeton – MLTB
Teil 100: Vollsteine und Vollblçcke mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18153-100 2005-10 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – MLTB
Teil 100: Mauersteine mit besonderen Eigenschaften
DIN 18558 1985-01 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausfhrung
DIN V 18580 2007-03 Mauermçrtel mit besonderen Eigenschaften BRL A Teil 1
DIN EN 771-1 2005-05 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 1: Mauerziegel BRL B Teil 1
DIN EN 771-2 2005-05 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 2: Kalksandsteine BRL B Teil 1
DIN EN 771-3 2005-05 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 3: Mauersteine aus BRL B Teil 1
Beton (mit dichten und porigen Zuschlgen)
DIN EN 771-4 2005-05 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 4: Porenbetonsteine BRL B Teil 1
DIN EN 771-5 2005-05 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 5: Betonwerksteine BRL B Teil 1
DIN EN 771-6 2005-12 Festlegungen fr Mauersteine – Teil 6: Natursteine BRL B Teil 1
DIN EN 998-1 2003-09 Festlegungen fr Mçrtel im Mauerwerksbau – BRL B Teil 1)
Teil 1: Putzmçrtel
DIN EN 998-1 2006-05 Berichtigungen zu DIN EN 998-1:2003-09
Berichtigung 1
DIN EN 998-2 2003-09 Festlegungen fr Mçrtel im Mauerwerksbau – BRL B Teil 1
Teil 2: Mauermçrtel
DIN EN 13279-1 2008-11 Gipsbinder und Gips-Trockenmçrtel –
Teil 1: Begriffe und Anforderungen

1) Gilt nur fr Wrmedmmputzmçrtel.


I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 351

Tabelle 3. Mçrtelbestandteile

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 1164-10 2004-08 Zement mit besonderen Eigenschaften – BRL A Teil 1
Teil 10: Zusammensetzung, Anforderungen und bereinstimmungs-
nachweis von Normalzement mit besonderen Eigenschaften
DIN 1164-11 2003-11 Zement mit besonderen Eigenschaften – BRL A Teil 1
Teil 11: Zusammensetzung, Anforderungen und bereinstimmungs-
nachweis von Zement mit verkrztem Erstarren
DIN 1164-12 2005-06 Zement mit besonderen Eigenschaften –
Teil 12: Zusammensetzung, Anforderungen und bereinstimmungs-
nachweis von Zement mit einem erhçhten Anteil von organischen
Bestandteilen
DIN 4301 2009-06 Eisenhttenschlacke und Metallhttenschlacke im Bauwesen
DIN 51043 1979-08 Trass; Anforderungen, Prfung BRL A Teil 1
DIN V 18998 2002-11 Beurteilung des Korrosionsverhaltens von Zusatzmitteln nach BRL A Teil 1
Normenreihe DIN EN 934
DIN V 18998/A1 2003-05 Beurteilung des Korrosionsverhaltens von Zusatzmitteln nach Normen BRL A Teil 1
der Reihe DIN EN 934; nderung A1
DIN EN 197-1 2004-08 Zement – Teil 1: Zusammensetzung, Anforderungen und Konfor- BRL B Teil 1
mittskriterien von Normalzement
DIN EN 197-1 2004-11 Berichtigungen zu DIN EN 197-1:2004-08
Berichtigung 1
DIN EN 197-4 2004-08 Zement – Teil 4: Zusammensetzung, Anforderungen und Konfor- BRL B Teil 1
mittskriterien von Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
DIN EN 197-4/A1 2006-09 Zement – Teil 4: Zusammensetzung, Anforderungen und Konfor-
mittskriterien von Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
DIN EN 413-1 2004-05 Putz- und Mauerbinder – Teil 1: Zusammensetzung, Anforderungen BRL B Teil 1
und Konformittskriterien
DIN EN 450-1 2008-05 Flugasche fr Beton – Teil 1: Definition, Anforderungen und Konfor-
mittskriterien
DIN EN 459-1 2002-02 1) Baukalk – Teil 1: Definitionen, Anforderungen und Konformitts- BRL B Teil 1
kriterien
DIN EN 934-2 2002-02 2) Zusatzmittel fr Beton, Mçrtel und Einpressmçrtel – BRL B Teil 1
Teil 2: Betonzusatzmittel – Definitionen und Anforderungen, Konfor-
mitt, Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 934-2/A1 2005-06 Zusatzmittel fr Beton, Mçrtel und Einpressmçrtel – BRL B Teil 1
Teil 2: Betonzusatzmittel – Definitionen, Anforderungen, Konformitt,
Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 934-2/A2 2006-03 Zusatzmittel fr Beton, Mçrtel und Einpressmçrtel – BRL B Teil 1
Teil 2: Betonzusatzmittel – Definitionen, Anforderungen, Konformitt,
Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 934-3 2004-03 3) Zusatzmittel fr Beton, Mçrtel und Einpressmçrtel –
Teil 3: Zusatzmittel fr Mauermçrtel – Definitionen, Anforderungen,
Konformitt, Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 934-3 2006-01 Berichtigungen zu DIN EN 934-3:2004-03
Berichtigung 1
352 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 3. Mçrtelbestandteile (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN EN 12620 2008-07 Gesteinskçrnungen fr Beton
DIN EN 12620 2003-04 Gesteinskçrnungen fr Beton BRL B Teil 1
DIN EN 12620 2004-12 Berichtigungen zu DIN EN 12620:2003-04
Berichtigung 1
DIN EN 13055-1 2002-08 Leichtzuschlge – Teil 1: Leichte Gesteinskçrnungen fr BRL B Teil 1
Beton und Mçrtel
DIN EN 13055-1 2004-12 Berichtigungen zu DIN EN 13055-1:2002-08 BRL B Teil 1
Berichtigung 1
DIN EN 13139 2002-08 Gesteinskçrnungen fr Mçrtel BRL B Teil 1
DIN EN 13139 2004-12 Berichtigung zu DIN EN 13139:2002-08
Berichtigung 1

1) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2008-08 verçffentlicht.


2) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2008-11 verçffentlicht.
3) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2009-02 verçffentlicht.
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 353

Tabelle 4. Weitere Baustoffe

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 278 1978-09 Tonhohlplatten (Hourdis) und Hohlziegel, statisch beansprucht BRL A Teil 1
DIN 4159 1999-10 Ziegel fr Decken und Wandtafeln, statisch mitwirkend BRL A Teil 1
DIN 4159 2000-06 Berichtigungen zu DIN 4159:1999-10 BRL A Teil 1
Berichtigung 1
DIN 4160 2000-04 Ziegel fr Decken, statisch nicht mitwirkend BRL A Teil 1
DIN 4166 1997-10 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton- Planbauplatten BRL A Teil 1
DIN 18148 2000-10 Hohlwandplatten aus Leichtbeton BRL A Teil 1
DIN 18159-1 1991-12 Schaumkunststoffe als Ortschume im Bauwesen; Polyurethan- MLTB
Ortschaum fr die Wrme- und Kltedmmung; Anwendung,
Eigenschaften, Ausfhrung, Prfung
DIN 18159-2 1978-06 Schaumkunststoffe als Ortschume im Bauwesen; Harnstoff- MLTB
Formaldehydharz-Ortschaum fr die Wrmedmmung; Anwendung,
Eigenschaften, Ausfhrung, Prfung
DIN 18162 2000-10 Wandbauplatten aus Leichtbeton, unbewehrt BRL A Teil 1
DIN 18180 2007-01 Gipsplatten – Arten und Anforderungen MLTB
DIN 18180 1989-09 Gipskartonplatten – Arten, Anforderungen, Prfung BRL A Teil 1
DIN 18184 2008-10 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-
Hartschaum als Dmmstoff
DIN 18184 1991-06 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan- BRL A Teil 1
Hartschaum als Dmmstoff
DIN EN 520 2005-03 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prfverfahren BRL B Teil 1
DIN EN 845-1 2008-06 Festlegungen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk –
Teil 1: Anker, Zugbnder, Auflager und Konsolen
DIN EN 845-1 2003-08 Festlegungen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – BRL B Teil 1
Teil 1: Anker, Zugbnder, Auflager und Konsolen
DIN EN 845-2 2003-08 Festlegungen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – BRL B Teil 1
Teil 2: Strze
DIN EN 845-3 2008-06 Festlegungen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk –
Teil 3: Lagerfugenbewehrung aus Stahl
DIN EN 845-3 2003-08 Festlegungen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – BRL B Teil 1
Teil 3: Lagerfugenbewehrung aus Stahl
DIN EN 1051-1 2003-04 Glas im Bauwesen – Glassteine und Betonglser –
Teil 1: Begriffe und Beschreibungen
DIN EN 13162 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13162 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13163 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Polystyrol (EPS) – Spezifikation
DIN EN 13163 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude - Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Polystyrol (EPS) – Spezifikation
354 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 4. Weitere Baustoffe (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN EN 13163 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Polystyrol (EPS) – Spezifikation
DIN EN 13164 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
DIN EN 13164 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
DIN EN 13164/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
DIN EN 13164 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
DIN EN 13165 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) – Spezifikation
DIN EN 13165 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) – Spezifikation
DIN EN 13165 2005-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) – Spezifikation
DIN EN 13166 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Phenolharzschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13166 2006-6 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Phenolharzschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13166/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Phenolharzschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13166 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Phenolharzschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13167 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13167 2006–06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13167/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13167 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13168 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13168 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13168/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13168 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13169 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Blhperlit (EPB) – Spezifikation
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 355

Tabelle 4. Weitere Baustoffe (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN EN 13169 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Blhperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13169/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Blhperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13169 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Blhperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13170 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13170 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13170 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13171 2009-02 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte
aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13171 2006-06 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
Berichtigung 1 aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13171/A1 2004-08 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13171 2001-10 Wrmedmmstoffe fr Gebude – Werkmßig hergestellte Produkte BRL B Teil 1
aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
356 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 5.1. Prfnormen fr Mauerwerk

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN 18554-1 1985-12 Prfung von Mauerwerk; Ermittlung der Druckfestigkeit und des Elastizittsmoduls
DIN EN 1052-1 1998-12 Prfverfahren fr Mauerwerk – Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit
DIN EN 1052-2 1999-10 Prfverfahren fr Mauerwerk – Teil 2: Bestimmung der Biegezugfestigkeit
DIN EN 1052-3 2007-06 Prfverfahren fr Mauerwerk – Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit
(Haftscherfestigkeit)
DIN EN 1052-4 2000-09 Prfverfahren fr Mauerwerk – Teil 4: Bestimmung der Scherfestigkeit bei einer
Feuchtesperrschicht
DIN EN 1052-5 2005-06 Prfverfahren fr Mauerwerk – Teil 5: Bestimmung der Biegehaftzugfestigkeit

Tabelle 5.2. Prfnormen fr Mauersteine

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN 52252-1 1986-12 Prfung der Frostwiderstandsfhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Allseitige
Befrostung von Einzelziegeln
DIN 52252-2 1986-12 Prfung der Frostwiderstandsfhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Befrostung
von Ziegeln in Prfblçcken
DIN V 52252-3 2005-02 Prfung der Frostwiderstandsfhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Einseitige
Befrostung von Prfwnden
DIN EN 772-1 2000-09 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit
DIN EN 772-2 2005-05 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 2: Bestimmung des prozentualen Lochanteils in
Mauersteinen aus Beton (mittels Papiereindruck)
DIN EN 772-3 1998-10 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 3: Bestimmung des Nettovolumens und
des prozentualen Lochanteils von Mauerziegeln mittels hydrostatischer Wgung
(Unterwasserwgung)
DIN EN 772-4 1998-10 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 4: Bestimmung der Dichte und der Rohdichte sowie
der Gesamtporositt und der offenen Porositt von Mauersteinen aus Naturstein
DIN EN 772-5 2002-03 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 5: Bestimmung des Gehalts an aktiven lçslichen
Salzen von Mauerziegeln
DIN EN 772-6 2002-02 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 6: Bestimmung der Biegezugfestigkeit von
Mauersteinen aus Beton
DIN EN 772-7 1998-10 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 7: Bestimmung der Wasseraufnahme von
Mauerziegeln fr Feuchteisolierschichten durch Lagerung in siedendem Wasser
DIN EN 772-9 2005-05 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 9: Bestimmung des Loch- und Nettovolumens von
Mauerziegeln und Kalksandsteinen mittels Sandfllung
DIN EN 772-10 1999-04 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 10: Bestimmung des Feuchtegehaltes von
Kalksandsteinen und Mauersteinen aus Porenbeton
DIN EN 772-11 2004-06 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 11: Bestimmung der kapillaren Wasseraufnahme
von Mauersteinen aus Beton, Porenbetonsteinen, Betonwerksteinen und Natursteinen
sowie der anfnglichen Wasseraufnahme von Mauerziegeln
DIN EN 772-13 2000-09 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 13: Bestimmung der Netto- und
Brutto-Trockenrohdichte von Mauersteinen (außer Natursteinen)
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 357

Tabelle 5.2. Prfnormen fr Mauersteine (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN EN 772-14 2002-02 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 14: Bestimmung der feuchtebedingten Form-
nderung von Mauersteinen aus Beton und Betonwerksteinen
DIN EN 772-15 2000-09 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 15: Bestimmung der Wasserdampfdurchlssigkeit
von Porenbetonsteinen
DIN EN 772-16 2005-05 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 16: Bestimmung der Maße
DIN EN 772-18 2000-09 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 18: Bestimmung des Frostwiderstandes von
Kalksandsteinen
DIN EN 772-19 2000-09 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 19: Bestimmung der Feuchtedehnung von horizontal
gelochten großen Mauerziegeln
DIN EN 772-20 2005-05 Prfverfahren fr Mauersteine – Teil 20: Bestimmung der Ebenheit von Mauersteinen

Tabelle 5.3. Prfnormen fr Mçrtel

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN 18555-3 1982-09 Prfung von Mçrteln mit mineralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der
Biegezugfestigkeit, Druckfestigkeit und Rohdichte
DIN 18555-4 1986-03 Prfung von Mçrteln mit mineralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der
Lngs- und Querdehnung sowie von Verformungskenngrçßen von Mauermçrteln im
statischen Druckversuch
DIN 18555-6 1987-11 Prfung von Mçrteln mit mineralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der
Haftzugfestigkeit
DIN 18555-7 1987-11 Prfung von Mçrteln mit mineralischen Bindemitteln; Frischmçrtel; Bestimmung des
Wasserrckhaltevermçgens nach der Filterplattenmethode
DIN 18555-9 1999-09 Prfung von Mçrteln mit mineralischen Bindemitteln – Teil 9: Festmçrtel; Bestimmung
der Fugendruckfestigkeit
DIN 18556 1985-01 Prfung von Beschichtungsstoffen fr Kunstharzputze und von Kunstharzputzen
DIN EN 1015-1 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 1: Bestimmung der Korngrçßenverteilung
(durch Siebanalyse)
DIN EN 1015-2 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 2: Probenahme von Mçrteln und
Herstellung von Prfmçrteln
DIN EN 1015-3 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 3: Bestimmung der Konsistenz von
Frischmçrtel (mit Ausbreittisch)
DIN EN 1015-4 1998-12 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 4: Bestimmung der Konsistenz von
Frischmçrtel (mit Eindringgert)
DIN EN 1015-6 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 6: Bestimmung der Rohdichte von
Frischmçrtel
DIN EN 1015-7 1998-12 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 7: Bestimmung des Luftgehaltes von
Frischmçrtel
DIN EN 1015-9 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 9: Bestimmung der Verarbeitbarkeitszeit
und der Korrigierbarkeitszeit von Frischmçrtel
DIN EN 1015-10 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 10: Bestimmung der Trockenrohdichte von
Festmçrtel
358 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 5.3. Prfnormen fr Mçrtel (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN EN 1015-11 2007-05 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 11: Bestimmung der Biegezug- und
Druckfestigkeit von Festmçrtel
DIN EN 1015-12 2000-06 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 12: Bestimmung der Haftfestigkeit von
erhrteten Putzmçrteln
DIN EN 1015-17 2005-01 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 17: Bestimmung des Gehaltes an
wasserlçslichem Chlorid von Frischmçrteln
DIN EN 1015-18 2003-03 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 18: Bestimmung der kapillaren
Wasseraufnahme von erhrtetem Putzmçrtel (Festmçrtel)
DIN EN 1015-19 2005-01 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 19: Bestimmung der Wasserdampf-
durchlssigkeit von Festmçrteln aus Putzmçrteln
DIN EN 1015-21 2003-03 Prfverfahren fr Mçrtel fr Mauerwerk – Teil 21: Bestimmung der Vertrglichkeit
von Einlagenputzmçrteln mit Untergrnden

Tabelle 5.4. Prfnormen fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN EN 846-2 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 2: Bestimmung der
Verbundfestigkeit vorgefertigter Lagerfugenbewehrung
DIN EN 846-3 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 3: Bestimmung der
Schubtragfhigkeit von Schweißstellen in vorgefertigter Lagerfugenbewehrung
DIN EN 846-4 2005-01 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 4: Bestimmung der Festigkeit
und der Last-Verformungseigenschaften von Bndern
DIN EN 846-5 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 5: Bestimmung der Zug- und
Drucktragfhigkeit sowie der Steifigkeit von Mauerankern (Steinpaar-Prfung)
DIN EN 846-6 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 6: Bestimmung der Zug- und
Drucktragfhigkeit sowie der Steifigkeit von Mauerankern (Einseitige Prfung)
DIN EN 846-7 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 7: Bestimmung der
Schubtragfhigkeit und der Steifigkeit von Mauerverbindern (Steinpaar-Prfung
in Mçrtelfugen)
DIN EN 846-8 2006-10 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 8: Bestimmung der
Tragfhigkeit und der Last-Verformungseigenschaften von Balkenauflagern
DIN EN 846-9 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 9: Bestimmung der
Biege- und Schubwiderstandsfhigkeit von Strzen
DIN EN 846-10 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 10: Bestimmung der
Tragfhigkeit und der Last-Verformungseigenschaften von Konsolen
DIN EN 846-11 2000-08 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 11: Bestimmung der Maße
und der berhçhung von Strzen
DIN EN 846-13 2001-12 Prfverfahren fr Ergnzungsbauteile fr Mauerwerk – Teil 13: Bestimmung der
Schlagfestigkeit, des Abriebwiderstands und des Korrosionswiderstands von organischen
Beschichtungen
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 359

Tabelle 5.5. Prfverfahren fr Wrmeschutz

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel


DIN 52612-2 1984-06 Wrmeschutztechnische Prfungen; Bestimmung der Wrmeleitfhigkeit mit dem
Plattengert; Weiterbehandlung der Messwerte fr die Anwendung im Bauwesen
DIN 52162-3 1979-09 Wrmeschutztechnische Prfungen; Bestimmung der Wrmeleitfhigkeit mit dem
Plattengert; Wrmedurchlasswiderstand geschichteter Materialien fr die Anwendung
im Bauwesen
DIN EN 1934 1998-04 Wrmetechnisches Verhalten von Gebuden – Messung des Wrmedurchlasswider-
standes; Heizkastenverfahren mit dem Wrmestrommesser – Mauerwerk
DIN EN 12664 2001-05 Wrmetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten – Bestimmung des
Wrmedurchlasswiderstandes nach dem Verfahren mit dem Plattengert und dem
Wrmestrommessplatten-Gert – Trockene und feuchte Produkte mit mittlerem und
niedrigem Wrmedurchlasswiderstand
DIN EN 12667 2001-05 Wrmetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten – Bestimmung des
Wrmedurchlasswiderstandes nach dem Verfahren mit dem Plattengert und dem
Wrmestrommessplatten-Gert – Produkte mit hohem und mittlerem
Wrmedurchlasswiderstand
DIN EN 12939 2001-02 Wrmetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten – Bestimmung des
Wrmedurchlasswiderstandes nach dem Verfahren mit dem Plattengert und dem
Wrmestrommessplatten-Gert – Dicke Produkte mit hohem und mittlerem
Wrmedurchlasswiderstand
DIN EN ISO 8990 1996-09 Wrmeschutz – Bestimmung der Wrmedurchgangseigenschaften im stationren
Zustand – Verfahren mit dem kalibrierten und dem geregelten Heizkasten
DIN EN ISO 12570 2000-04 Wrme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten –
Bestimmung des Feuchtegehaltes durch Trocknen bei erhçhter Temperatur
DIN EN ISO 12571 2000-04 Wrme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten –
Bestimmung der hygroskopischen Sorptionseigenschaften
DIN EN ISO 15148 2003-03 Wrme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten –
Bestimmung des Wasseraufnahmekoeffizienten bei teilweisem Eintauchen
360 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 6. Bauphysik

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 4102-1 1998-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen –
Teil 1: Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-1 1998-08 Berichtigungen zu DIN 4102-1:1998-05
Berichtigung 1
DIN 4102-2 1977-09 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile; Begriffe,
Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-3 1977-09 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandwnde
und nichttragende Außenwnde; Begriffe, Anforderungen und
Prfungen
DIN 4102-4 1994-03 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Zusammenstellung MLTB
und Anwendung klassifizierter Baustoffe und Bauteile
DIN 4102-4/A1 2004-11 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – MLTB
Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile; nderung A1
DIN 4102-5 1977-09 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Feuerschutz-
abschlsse, Abschlsse in Fahrschachtwnden und gegen feuer-
widerstandsfhige Verglasungen; Begriffe, Anforderungen
und Prfungen
DIN 4102-6 1977-09 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Lftungsleitungen;
Begriffe, Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-7 1998-07 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen –
Teil 7: Bedachungen: Begriffe; Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-8 2003-10 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen –
Teil 8: Kleinprfstand
DIN 4102-9 1990-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Kabelabschottungen;
Begriffe, Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-11 1985-12 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Rohrummantelungen,
Rohrabschottungen, Installationsschchte und -kanle sowie
Abschlsse ihrer Revisionsçffnungen; Begriffe, Anforderungen und
Prfungen
DIN 4102-12 1998-11 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen –
Teil 12: Funktionserhalt von elektrischen Kabelanlagen –
Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-13 1990-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandschutz-
verglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prfungen
DIN 4102-14 1990-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bodenbelge und
Bodenbeschichtungen; Bestimmung der Flammenausbreitung bei
Beanspruchung mit einem Wrmestrahler
DIN 4102-15 1990-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandschacht
DIN 4102-16 1998-05 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen –
Teil 16: Brandschacht – Durchfhrung von Brandschachtprfungen
DIN 4102-17 1990-12 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Schmelzpunkt von
Mineralfaser-Dmmstoffen; Begriffe, Anforderungen, Prfung
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 361

Tabelle 6. Bauphysik (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 4102-18 1991-03 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Feuerschutz-
abschlsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“
(Dauerfunktionsprfung)
DIN 4102-22 2004-11 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – MLTB
Teil 22: Anwendungsnorm zu DIN 4102-4 auf der Bemessungsbasis
von Teilsicherheitsbeiwerten
DIN 4108-1 1981-08 Wrmeschutz im Hochbau; Grçßen und Einheiten
DIN 4108 Beiblatt 1 1982-04 Wrmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Beiblatt 2 2006-03 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden – Wrmebrcken
– Planungs- und Ausfhrungsbeispiele
DIN 4108-2 2003-07 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden – MLTB
Teil 2: Mindestanforderungen an den Wrmeschutz
DIN 4108-3 2001-07 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden – MLTB
Teil 3: Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise
fr Planung und Ausfhrung
DIN V 4108-4 2007-06 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden – MLTB
Teil 4: Wrme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 2003-06 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden –
Teil 6: Berechnung des Jahresheizwrme- und des Jahres-
heizenergiebedarfs
DIN 4108-7 2001-08 Wrmeschutz – Teil 7: Luftdichtheit von Gebuden – Anforderungen,
Planungs- und Ausfhrungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 2008-06 Wrmeschutz und Energie-Einsparung in Gebuden – MLTB
Teil 10: Anwendungsbezogene Anforderungen an Wrmedmmstoffe
– Werkmßig hergestellte Wrmedmmstoffe
DIN 4109 1989-11 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise MLTB
DIN 4109/A1 2001-01 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise; nderung 1 MLTB
DIN 4109 Beiblatt 1 1989-11 Schallschutz im Hochbau; Ausfhrungsbeispiele und Rechenverfahren MLTB
DIN 4109 Beiblatt 1/A1 2003-09 Schallschutz im Hochbau; Ausfhrungsbeispiele und
Rechenverfahren; nderung 1
DIN 4109 Beiblatt 2 1989-11 Schallschutz im Hochbau; Hinweise fr Planung und Ausfhrung;
Vorschlge fr einen erhçhten Schallschutz; Empfehlungen fr den
Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 1992-08 Berichtigungen zu DIN 4109:1989-11, DIN 4109 Bbl. 1:1989-11 und
Berichtigung 1 DIN 4109 Bbl. 2:1989-11
DIN 4109 Beiblatt 3 1996-06 Schallschutz im Hochbau – Berechnung von R’w, R fr den Nachweis
der Eignung nach DIN 4109 aus Werten des im Labor ermittelten
Schalldmm-Maßes Rw
DIN 4109-11 2003-09 Schallschutz im Hochbau – Teil 11: Nachweis des Schallschutzes;
Gte- und Eignungsprfung
DIN 18005-1 2002-07 Schallschutz im Stdtebau – Teil 1: Grundlagen und Hinweise
fr die Planung
362 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Tabelle 6. Bauphysik (Fortsetzung)

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 18005-1 Beiblatt 1 1987-05 Schallschutz im Stdtebau; Berechnungsverfahren; Schalltechnische
Orientierungswerte fr die stdtebauliche Planung
DIN 18005-2 1991-09 Schallschutz im Stdtebau; Lrmkarten; Kartenmßige Darstellung
von Schallimmissionen
DIN EN 1745 2002-08 Mauerwerk und Mauerwerksprodukte – Verfahren zur Ermittlung
von Wrmeschutzrechenwerten
DIN EN 13501-1 2007-05 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brand-
verhalten – Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen
aus den Prfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten
DIN EN ISO 6946 2008-04 Bauteile – Wrmedurchlasswiderstand und Wrmedurchgangs-
koeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 10211 2008-04 Wrmebrcken im Hochbau – Berechnung der Wrmestrçme und
Oberflchentemperaturen – Detaillierte Berechnungen (ISO
10211:2007)

Tabelle 7. Bauwerksabdichtungen

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 18195-1 2000-08 Bauwerksabdichtungen –Teil 1: Grundstze, Definitionen, Zuordnung
der Abdichtungsarten
DIN 18195-1 Beiblatt 1 2006-01 Bauwerksabdichtungen – Beispiele fr die Anordnung der Abdichtung
bei Abdichtungen
DIN 18195-2 2009-04 Bauwerksabdichtungen – Teil 2: Stoffe
DIN 18195-2 2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 2: Stoffe BRL A Teil 1
DIN 18195-3 2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 3: Anforderungen an den Untergrund
und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18195-4 2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte
(Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an
Bodenplatten und Wnden – Bemessung und Ausfhrung
DIN 18195-5 2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 5: Abdichtungen gegen nichtdrcken-
des Wasser auf Deckenflchen und in Nassrumen – Bemessung und
Ausfhrung
DIN 18195-6 2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 6: Abdichtungen gegen von außen
drckendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser – Bemessung und
Ausfhrung
DIN 18195-7 1989-06 1) Bauwerksabdichtungen; Abdichtungen gegen von innen drckendes
Wasser; Bemessung und Ausfhrung
DIN 18195-8 2004-03 Bauwerksabdichtungen – Teil 8: Abdichtungen ber Bewegungsfugen BRL A Teil 2
DIN 18195-9 2004-03 Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durchdringungen, bergnge,
An- und Abschlsse
DIN 18195-10 2004-03 Bauwerksabdichtungen – Teil 10: Schutzschichten und
Schutzmaßnahmen

1) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Erscheinungsdatum 2008-06 verçffentlicht.


I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) 363

Tabelle 8. Weitere Normen, die fr den Mauerwerksbau von Bedeutung sind

Norm-Nummer Ausgabedatum Titel Anmerkungen


DIN 4103-1 1984-07 Nichttragende innere Trennwnde; Anforderungen, Nachweise BRL A Teil 2
DIN 4103-2 1985-12 Nichttragende innere Trennwnde; Trennwnde aus Gips-Wand-
bauplatten
DIN 4103-4 1988-11 Nichttragende innere Trennwnde; Unter-
konstruktionen in Holzbauart
DIN 4420-1 2004-03 Arbeits- und Schutzgerste – Teil 1: Schutzgerste – MLTB
Leistungsanforderungen, Entwurf, Konstruktion und Bemessung
DIN 4420-2 1990-12 Arbeits- und Schutzgerste; Leitergerst; Sicherheitstechnische
Anforderungen
DIN 4420-3 2006-01 Arbeits- und Schutzgerste – Teil 3: Ausgewhlte Gerstbauarten und
ihre Regelausfhrungen
DIN 18200 2000-05 bereinstimmungsnachweis fr Bauprodukte – Werkseigene
Produktionskontrolle, Fremdberwachung und Zertifizierung von
Produkten
DIN 18515-1 1998-08 Außenwandbekleidungen – Teil 1: Angemçrtelte Fliesen und Platten –
Grundstze fr Planung und Ausfhrung
DIN 18515-2 1993-04 Außenwandbekleidungen; Anmauerung auf Aufstandsflchen;
Grundstze fr Planung und Ausfhrung
DIN 18516-1 1999-12 Außenwandbekleidungen, hinterlftet – MLTB
Teil 1: Anforderungen, Prfgrundstze BRL A Teil 2
DIN 18516-3 1999-12 Außenwandbekleidungen, hinterlftet – MLTB
Teil 3: Naturwerkstein – Anforderungen, Bemessung BRL A Teil 1
DIN 18516-4 1990-02 Außenwandbekleidungen, hinterlftet; Einscheiben-Sicherheitsglas; MLTB
Anforderungen, Bemessungen, Prfung
DIN 18516-5 1999-12 Außenwandbekleidungen, hinterlftet – MLTB
Teil 5: Betonwerkstein – Anforderungen, Bemessung BRL A Teil 1
DIN EN 12810-1 2004-03 Fassadengerste aus vorgefertigten Bauteilen –
Teil 1: Produktfestlegungen
DIN EN 12810-2 2004-03 Fassadengerste aus vorgefertigten Bauteilen –
Teil 2: Besondere Bemessungsverfahren und Nachweise
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 365

II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen


fr den Mauerwerksbau
Roland Hirsch, Berlin 1)

Vorbemerkungen – Zulassungsnummer,
– Antragsteller,
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen, so auch die – Zulassungsgegenstand,
im Bereich des Mauerwerkbaus, werden mit Gltigkeit – Geltungsdauer,
fr alle Lnder der Bundesrepublik Deutschland durch – Bescheidumfang,
das Deutsche Institut fr Bautechnik (DIBt), Berlin er- – Beschreibung des Zulassungsgegenstandes,
teilt. Sie stellen eine Beurteilung der Verwendbarkeit – Anwendungsbereich,
des Zulassungsgegenstandes im Hinblick auf die bau- – Bestimmungen fr das Bauprodukt (Eigenschaften,
aufsichtlichen Anforderungen dar, wenn dieser noch Herstellung, Verpackung, Kennzeichnung, berein-
nicht die CE-Kennzeichnung nach der Bauprodukten- stimmungsnachweis) und
richtline hat und auch nicht durch deutsche Normen – Bestimmungen fr Entwurf und Bemessung, fr die
oder Vorschriften geregelt ist. Ausfhrung und fr Nutzung, Unterhalt und Wartung.
Ausgangspunkt fr das Verwaltungsverfahren ist der In der Regel werden allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
Antrag beim DIBt. Dieses schaltet ggf. den fr Mauer- sungen fr eine Frist von fnf Jahren erteilt. Auf Antrag
werksprodukte zustndigen Sachverstndigenausschuss kçnnen sie ergnzt, gendert und/oder verlngert wer-
„Wandbauelemente“ des DIBt ein und legt – falls er- den. Bei Bedarf kçnnen die Zulassungen kostenpflich-
forderlich – ein Prfprogramm sowie erforderliche tig beim DIBt bestellt werden (www.dibt.de). Eine Re-
Nachweise fest. Das Ende des Prozesses bildet die Er- cherche im Zulassungsverzeichnis ist kostenlos. Mit
teilung des Zulassungsbescheides. In diesem sind fol- Stand vom 01. 11. 2009 waren beim DIBt 324 gltige
gende Angaben enthalten: Zulassungen im Bereich des Mauerwerkbaus registriert.

1 Mauerwerk mit Normal- oder Leichtmçrtel


1.1 Mauersteine blichen Formates
1.1.1 Mauerziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Deutsche POROTON GmbH Z-17.1-383 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Csariusstraße 83 a Poroton-T-Hochlochziegel fr Mauerwerk
53639 Kçnigswinter mit Stoßfugenverzahnung
2 Dipl.-Ing. Andreas Kormann Z-17.1-992 29. 09. 2008 28. 09. 2013
Hans-Heiling-Straße 8 Mauerwerk aus Hochlochziegeln mit Stoßfugen- : 01. 04. 2009
86165 Augsburg verzahnung (bezeichnet als WDVS-Plus-Ziegel)

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer

1) Der Beitrag wurde fr den Abdruck im Mauerwerk-Kalen-


der 2010 vom Herausgeber auf der Grundlage des Beitra-
ges aus dem Mauerwerk-Kalender 2009 aktualisiert.

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
366 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

1.1.1 Mauerziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

3 Klimaton ZIEGEL Z-17.1-328 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Interessengemeinschaft e. V. klimaton ST-Ziegel fr Mauerwerk ohne
Ziegeleistraße 10 Stoßfugenvermçrtelung
95145 Oberkotzau
4 Z-17.1-740 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel klimaton ST 14
5 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-909 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mrkerstraße 44 ThermoBlock-T16 Hochlochziegel
63755 Alzenau
6 Z-17.1-910 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ThermoBlock-T14 und ThermoBlock-T16
Hochlochziegel
7 Rçben Klinkerwerke Z-17.1-903 13. 03. 2006 12. 03. 2011
GmbH & Co. KG Poroton-Hochlochziegel mit elliptischer Lochung
Klein Schweinebrck 168 fr Mauerwerk mit Stoßfugenverzahnung
26340 Zetel
8 Z-17.1-904 28. 03. 2006 27. 03. 2011
Poroton-T-Hochlochziegel fr Mauerwerk mit
Stoßfugenverzahnung
9 Schlagmann-Baustoffwerke Z-17.1-489 01. 08. 2005 30. 07. 2010
GmbH & Co. KG Poroton-Hochlochziegel : 23. 11. 2006
Ziegeleistraße 1
10 84367 Zeilarn Z-17.1-871 19. 04. 2005 18. 04. 2010
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Hochlochziegel Poroton-T14
Oldenburger Allee 26
11 Z-17.1-882 31. 03. 2006 30. 03. 2011
30659 Hannover
Wienerberger Poroton Hochlochziegel
Block-T12 „Mz 29“
12 THERMOPOR Z-17.1-346 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH THERMOPOR-Warmmauerziegel „R“
Olgastraße 94 mit Rhombuslochung und kleinen Mçrteltaschen
89073 Ulm
13 Z-17.1-349 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR-Ziegel „T N+F“ fr Mauerwerk
ohne Stoßfugenvermçrtelung
14 Z-17.1-420 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR-Ziegel „R N+F“ mit Rhombuslochung
fr Mauerwerk ohne Stoßfugenvermçrtelung
15 Z-17.1-580 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR-Ziegel mit Rhombuslochung
fr Mauerwerk ohne Stoßfugenvermçrtelung
(bezeichnet als „THERMOPOR T 014“)
16 Z-17.1-697 25. 07. 2005 24. 07. 2010
THERMOPOR ISO-Blockziegel
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-B“)
17 Z-17.1-700 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR Gitterziegel
(bezeichnet als „THERMOPOR Gz“)
fr Mauerwerk ohne Stoßfugenvermçrtelung

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 367

1.1.1 Mauerziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

18 THERMOPOR Z-17.1-808 31. 03. 2006 30. 03. 2011


ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH THERMOPOR ISO-Blockziegel
Olgastraße 94 (bezeichnet als „THERMOPOR ISO-B Plus“)
89073 Ulm
19 Z-17.1-864 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR ISO-Blockziegel /E: 21. 02. 2008
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-B Plus
Objektziegel“)
20 Z-17.1-919 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR SL Blockziegel /E: 22. 05. 2007
(bezeichnet als „THERMOPOR SL Block“)
21 Z-17.1-971 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR SL Plus Blockziegel
(bezeichnet als „THERMOPOR SL Plus Block“)
22 Z-17.1-995 22. 10. 2008 21. 10. 2013
THERMOPOR Dmmziegel Dz (Block)
23 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-347 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 UNIPOR-Z-Hochlochziegel
81241 Mnchen
24 Z-17.1-720 31. 03. 2006 30. 03. 2011
UNIPOR-GZ-Hochlochziegel
25 Z-17.1-767 31. 03. 2006 30. 03. 2011
UNIPOR-Novapor-Ziegel
26 Z-17.1-818 31. 03. 2006 30. 03. 2011
unipor-WE-Ziegel
27 Z-17.1-886 22. 12. 2005 21. 12. 2010
UNIPOR-ZD-Hochlochziegel
28 Z-17.1-922 31. 03. 2006 30. 03. 2011
UNIPOR-WS14-Blockziegel
29 Z-17.1-968 31. 03. 2006 30. 03. 2011
UNIPOR-WH-Ziegel
30 Z-17.1-986 31. 03. 2006 30. 03. 2011
UNIPOR Novapor II-Ziegel
31 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Z-17.1-673 27. 07. 2005 26. 07. 2010
Oldenburger Allee 26 Poroton-Blockziegel-T14 und
30659 Hannover Poroton-Blockziegel-T16
Schlagmann-Baustoffwerke
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 1
84367 Zeilarn
32 Ziegelei Merkl OHG Z-17.1-777 17. 02. 2006 16. 02. 2011
Amberger Straße 6 ISOMEGA-Leichthochlochziegel
92249 Vilseck
33 Z-17.1-991 19. 09. 2008 18. 09. 2013
Mauerwerk aus ISOMEGA-Plus Leichthochlochziegeln

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
368 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

1.1.1 Mauerziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

34 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-952 16. 07. 2007 19. 07. 2012
GmbH & Co. KG ZMK Blockziegel WZ 11 und WZ 12
Ziegeleistraße 13
35 82281 Oberweikertshofen Z-17.1-953 19. 07. 2007 18. 07. 2012
ZMK Blockziegel WZ 14 und WZ 16
36 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-627 23. 03. 2006 22. 03. 2011
GmbH & Co. KG Leichthochlochziegel SX
Tiefenbacher Straße 1
37 89287 Bellenberg Z-17.1-737 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel SX Plus
38 Z-17.1-925 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel SX Pro
39 Ziegelwerk Friedland GmbH Z-17.1-636 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Heimkehrerstraße 12 UNIPOR-NE-Hochlochziegel /E: 19. 02. 2009
37133 Friedland
40 Ziegelwerk Ott Deisendorf GmbH Z-17.1-568 27. 01. 2006 26. 01. 2011
Ziegeleistraße 20 klimaton SL-Leichthochlochziegel mit besonderer
88662 berlingen-Deisendorf Lochung und kleinen Mçrteltaschen
41 Z-17.1-577 27. 01. 2006 26. 01. 2011
Klimaton ST 14 Ziegel fr Mauerwerk
ohne Stoßfugenvermçrtelung
42 Z-17.1-620 27. 01. 2006 26. 01. 2011
OTT Gitterziegel
43 Z-17.1-763 05. 12. 2005 04. 12. 2010
Leichthochlochziegel OTT klimaton ST 12 und ST 13
44 Z-17.1-741 11. 08. 2004 10. 10. 2010
Leichthochlochziegel OTT klimatherm ST 09, V: 11. 10. 2005
ST 10 und ST 11
45 Z-17.1-742 11. 10. 2005 10. 10. 2010
klimatherm-Ziegel mit HV-Lochung
46 Z-17.1-865 10. 03. 2006 09. 03. 2011
Leichthochlochziegel OTT klimatherm ST plus
47 Z-17.1-866 09. 12. 2004 09. 03. 2011
klimatherm plus-Ziegel mit HV-Lochung V: 10. 03. 2006

48 Z-17.1-937 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Leichthochlochziegel klimatherm HV Ultra Plus
49 Z-17.1-944 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel OTT klimatherm ST Ultra

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 369

1.1.2 Ziegel mit integrierter Wrmedmmung


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Nikol Schaller Ziegelwerk Z-17.1-771 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Leichthochlochziegeln mit integrierter
Ziegeleistraße 12 Wrmedmmung (bezeichnet als Schallotherm) und
95145 Oberkotzau Leichtmçrtel LM21

1.1.3 Verfllziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-462 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Verfllziegeln
81241 Mnchen
Klimaton ZIEGEL
Interessengemeinschaft e. V.
Ziegeleistraße 10
95145 Oberkotzau
2 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-520 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Blockziegeln
81241 Mnchen UNIPOR SZ 4109
3 THERMOPOR Z-17.1-454 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus Schallschutz-Fllziegeln
Olgastraße 94 (bezeichnet als „THERMOPOR SFz“)
89073 Ulm
4 Z-17.1-558 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR
Schallschutz-Fllziegeln SFz G

1.1.4 Kalksandsteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bundesverband Z-17.1-878 30. 03. 2006 29. 03. 2011


Kalksandsteinindustrie e. V. Kalksandsteine mit besonderer Lochung fr Mauerwerk /E: 16. 05. 2006
Entenfangweg 15 im Dickbettverfahren
30419 Hannover
2 Kalksandstein-Werk Z-17.1-772 25. 02. 2009 24. 02. 2014
Wemding GmbH Kalksandsteine in den Rohdichteklassen 2,4 bis 3,6
Harburger Straße 100 (bezeichnet als KS-Protect)
86650 Wemding

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
370 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

1.1.5 Betonsteine
1.1.5.1 Vollsteine und Vollblçcke
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 BBU Rheinische Z-17.1-569 30. 03. 2006 29. 03. 2011


Bimsbaustoff-Union GmbH isolith-Blçcke der Rohdichteklassen 1,4; 1,6; 1,8 und 2,0
Sandkaulerweg 1 aus Leichtbeton
56564 Neuwied
2 Bisotherm GmbH Z-17.1-1002 11. 08. 2009 10. 08. 2014
Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus Leichtbeton-Vollblçcken (bezeichnet als
56218 Mlheim-Krlich Bisoclassic Super) mit Leichtmauermçrtel LM 21
3 Dennert Poraver GmbH Z-17.1-798 18. 09. 2008 17. 09. 2013
Mozartweg 1 Mauerwerk aus Calimax-Mauersteinen und
96132 Schlsselfeld Leichtmçrtel
4 Kaspar Rçckelein KG Z-17.1-432 11. 10. 2005 27. 03. 2011
Baustoffwerke RWATON-Klimablçcke aus Leichtbeton /E/V:
Bahnhofstraße 6 28. 03. 2006
96193 Wachenroth
5 KLB Klimaleichtblock GmbH Z-17.1-426 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Lohmannstraße 31 KLB-Vollblçcke SW1 aus Leichtbeton
56626 Andernach (KLB-Superwrmedmmblçcke)
6 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-168 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Liapor-Vollwrme-Blçcken
91352 Hallerndorf-Pautzfeld aus Leichtbeton
7 Z-17.1-451 10. 02. 2006 04. 03. 2011
Liapor-Super-K-Wrmedmmsteine aus Leichtbeton
8 Z-17.1-501 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Liapor-Super-K-Wrmedmmsteinen
aus Leichtbeton mit Stoßfugenverzahnung
9 Z-17.1-755 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Liapor-Vollwrmeblçcken (verzahnt)
aus Leichtbeton
10 Z-17.1-815 23. 04. 2009 22. 04. 2014
Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen (bezeichnet als
Liapor-Super-K-Plus Wrmedmmsteine) und Normal-
und Leichtmauermçrtel
11 Z-17.1-839 23. 04. 2009 22. 04. 2014
Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen (bezeichnet als
Liapor Compact Vollblçcke) und Leichtmauermçrtel
12 MEIER Betonwerke und Z-17.1-964 04.04. 2008 03. 04. 2013
Baustoffhandel GmbH Vollblçcke und Hohlblçcke aus Beton
Zur Schanze 2
92283 Lauterhofen (bezeichnet als „Meier ko-Kalkstein Mauersteine“)

13 Trasswerke Meurin Z-17.1-186 06. 12. 2004 24. 11. 2010


Betriebsgesellschaft mbH Pumix-Leichtbausteine aus Leichtbeton /E/V:
Kçlner Straße 17 25. 11. 2005
56626 Andernach
14 Z-17.1-654 01. 08. 2005 30. 07. 2010
Pumix HW-Leichtbausteine Typ A und Typ B

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 371

1.1.5.1 Vollsteine und Vollblçcke (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

15 Veit Dennert KG Z-17.1-406 27. 11. 2008 26. 11. 2013


Baustoffbetriebe Mauerwerk aus Calimax-Wrmedmmsteinen und
Veit-Dennert-Straße 7 Leichtmauer- oder Normalmauermçrtel
96132 Schlsselfeld
16 Z-17.1-458 28. 11. 2008 27. 11. 2013
Mauerwerk aus Calimax-K-Wrmedmmsteinen und
Leichtmauermçrtel oder Normalmauermçrtel

1.1.5.2 Hohlblocksteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 BBU Rheinische Z-17.1-262 27. 10. 2005 22. 11. 2010


Bimsbaustoffunion GmbH Isobims-Hohlblçcke aus Leichtbeton
Sandkaulerweg 1
56564 Neuwied
2 Jakob Stockschlder Z-17.1-941 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Hohlblçcke aus Leichtbeton
Koblenzer Straße 58 (bezeichnet als Jasto-Hbl)
56299 Ochtendung

1.1.5.3 Hohlblocksteine mit integrierter Wrmedmmung


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-816 21. 04. 2009 20. 04. 2014
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Hohlblçcken aus Leichtbeton
91352 Hallerndorf-Pautzfeld mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als
Liapor SL Wrmedmmsteine) und Leichtmçrtel
2 Trasswerke Meurin Z-17.1-833 25. 11. 2004 24. 11. 2010
Betriebsgesellschaft mbH Hohlblçcke aus Leichtbeton mit integrierter Wrme- V: 25. 11. 2005
Kçlner Straße 17 dmmung (bezeichnet als PUMIX-thermolith-MD) : 17. 05. 2006
56626 Andernach /E: 09. 03. 2007
und
Aktiengesellschaft fr Steinindustrie
Sohler Weg 34
56564 Neuwied
3 Veit Dennert KG Z-17.1-938 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Veit-Dennert-Straße 7 Hohlblçcke aus Leichtbeton mit integrierter Wrme-
96132 Schlsselfeld dmmung (bezeichnet als „Eliton-Wrmedmmsteine“)

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
372 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

1.1.6 Sonstige Mauersteine


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 ILA Bauen & Wohnen Z-17.1-885 27. 04. 2007 26. 04. 2012
kologische Produkte und ILA-Holz-Zementsteine fr Ausfachungsmauerwerk in
Bausysteme Vertriebsges. mbH Gebuden mit rahmenartigem Stahlbetontragwerk
Fuldaweg 21+23
74172 Neckarsulm-Amorbach

1.2 Mauersteine grçßeren Formates


1.2.1 Mauerziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1.2.2 Betonsteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Aktiengesellschaft fr Steinindustrie Z-17.1-187 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Sohler Weg 34 Großformatige thermolith-Vollblocksteine
56564 Neuwied aus Leichtbeton
2 Z-17.1-421 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Großformatige phonolith-Vollblocksteine
aus Leichtbeton
3 W. Klumpe GmbH Z-17.1-757 29. 10. 2007 28. 10. 2012
Schlosserstraße 21 Schwergewichtsmauerwerk aus Betonelementen
49757 Werlte (bezeichnet als Big-Stone-Systeme) fr Schttgutlager

1.3 Mauermçrtel
1.3.1 Leichtmçrtel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1.3.2 Sonstige Mçrtel


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 373

2 Mauerwerk mit Dnnbettmçrtel


2.1 Plansteine blichen Formates und dafr zugelassene Dnnbettmçrtel
2.1.1 Planziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Deutsche POROTON GmbH Z-17.1-683 21. 07. 2005 20. 07. 2010
Csariusstraße 83 a Mauerwerk aus Poroton-T-Planhochlochziegeln
53639 Kçnigswinter mit Stoßfugenverzahnung
2 Hçrl & Hartmann Z-17.1-861 05. 10. 2004 04. 10. 2009
Ziegeltechnik GmbH Mauerwerk aus unipor-WS plus-Planziegeln im /E: 28. 10. 2004
Pellheimer Straße 17 Dnnbettverfahren
85221 Dachau
3 Z-17.1-867 12. 11. 2004 11. 11. 2009
Mauerwerk aus unipor-WS plus-Planziegeln im
Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
4 Hning Elementbau Z-17.1-685 30. 08. 2005 29. 08. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Vario-SG-Ziegeln und Vario-Mçrtel
Hauptstraße 1
59399 Olfen-Vinnum
5 JUW POROTON-Werke Z-17.1-769 09. 09. 2004 08. 09. 2009
Ernst Jungk & Sohn GmbH Planhochlochziegel fr Mauerwerk im Dnnbett- /E: 22. 11. 2005
Ziegelhttenstraße 42 verfahren (bezeichnet als „Thermo Planziegel“)
55597 Wçllstein
6 Z-17.1-859 09. 09. 2004 08. 09. 2009
Planhochlochziegel fr Mauerwerk im Dnnbett- /E: 22. 11. 2005
verfahren (bezeichnet als Thermo-Plan-plus)
7 Klimaton-Ziegel Z-17.1-715 19. 07. 2005 31. 07. 2010
Interessengemeinschaft e. V. Mauerwerk aus klimaton-Planhochlochziegeln
Ziegeleistraße 10 mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
95145 Oberkotzau
8 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-907 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet als /E: 22. 11. 2007
63755 Alzenau ThermoPlan T16) im Dnnbettverfahren
9 Z-17.1-908 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus ThermoPlan T14, ThermoPlan T16 /E: 02. 05. 2008
und ThermoPlan T18 Planhochlochziegeln im
Dnnbettverfahren
10 Z-17.1-913 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit Stoßfugen- /E: 02. 05. 2008
verzahnung (bezeichnet als ThermoPlan HLZ)
im Dnnbettverfahren
11 Z-17.1-914 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet /E: 22. 02. 2007
als ThermoPlan TS Planhochlochziegel) und Dnnbett- 02. 05. 2008
mçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
12 Z-17.1-1013 26. 08. 2009 25. 08. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln „ThermoPlan S9“
und „ThermoPlan S10“ im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
374 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.1 Planziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

13 Rçben Klinkerwerke Z-17.1-497 23. 03. 2006 19. 04. 2010


GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Poroton-T-Planhochlochziegeln
Klein Schweinebrck 168 mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
26340 Zetel
14 Z-17.1-553 21. 04. 2005 20. 04. 2010
Mauerwerk aus Poroton-Planhochlochziegeln T16
und T18 ohne Stoßfugenvermçrtelung
15 Z-17.1-712 20. 04. 2005 19. 04. 2010
Mauerwerk aus Poroton-Planhochlochziegeln T14
ohne Stoßfugenvermçrtelung
16 Z-17.1-895 24. 03. 2006 23. 03. 2011
Mauerwerk aus Poroton-T16 und Poroton-T18
Planhochlochziegeln mit Stoßfugenverzahnung
im Dnnbettverfahren
17 Z-17.1-896 29. 03. 2006 28. 03. 2011
Mauerwerk aus Poroton-Planhochlochziegeln (BW) /E: 07. 06. 2006
im Dnnbettverfahren
18 Z-17.1-905 29. 03. 2006 28. 03. 2011
Mauerwerk aus Poroton-Planhochlochziegeln
im Dnnbettverfahren
19 Schlagmann-Baustoffwerke Z-17.1-625 07. 11. 2005 06. 11. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Poroton Planziegeln T14 im Dnnbett-
Ziegeleistraße 1 verfahren
84367 Zeilarn
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH
Oldenburger Allee 26
30659 Hannover
20 THERMOPOR Z-17.1-471 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus THERMOPOR-Planhochlochziegeln
Olgastraße 94 mit Rhombuslochung ohne Stoßfugenvermçrtelung
89073 Ulm (bezeichnet als „THERMOPOR P“)
21 Z-17.1-522 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR-Planziegeln
ohne Stoßfugenvermçrtelung
(bezeichnet als „THERMOPOR PHLz“)
22 Z-17.1-601 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR-Planhochlochziegeln
mit Rhombuslochung ohne Stoßfugenvermçrtelung
(bezeichnet als „THERMOPOR P 016“)
23 Z-17.1-698 19. 07. 2005 18. 07. 2010
THERMOPOR ISO-Planziegel
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-P“)
fr Mauerwerk im Dnnbettverfahren
24 Z-17.1-701 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR Plan-Gitterziegel fr Mauerwerk
ohne Stoßfugenvermçrtelung im Dnnbettverfahren
(bezeichnet als „THERMOPOR PGz“)

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 375

2.1.1 Planziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

25 THERMOPOR Z-17.1-752 31. 03. 2006 30. 03. 2011


ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH THERMOPOR ISO-Plan-Deckel-Ziegel (bezeichnet als
Olgastraße 94 „THERMOPOR ISO-PD“) fr Mauerwerk im Dnnbett-
89073 Ulm verfahren
26 Z-17.1-840 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR ISO-Plan-Deckel-Ziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-PD Plus“)
im Dnnbettverfahren
27 Z-17.1-843 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR-Planhochlochziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR PHLz BW“)
28 Z-17.1-920 31. 03. 2006 30. 03. 2011
THERMOPOR SL Planziegel (bezeichnet als /E: 22. 05. 2007
„THERMOPOR SL Plan“) fr Mauerwerk
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
29 Z-17.1-972 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR SL Plus Planziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR SL Plus Plan“)
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
30 Z-17.1-977 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR ISO-Planziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-PD Plus Objektziegel“)
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
31 Z-17.1-979 23. 05. 2008 22. 05. 2013
THERMOPOR Dmmziegel Dz (Plan)
fr Mauerwerk im Dnnbettverfahren
32 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-635 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus UNIPOR-Planziegeln mit Stoßfugen- /E: 08. 01. 2009
81241 Mnchen verzahnung im Dnnbettverfahren
33 Z-17.1-652 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-ZP-Planziegeln im Dnnbett-
verfahren
34 Z-17.1-679 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-NE-D-Planziegeln und /E: 13. 09. 2007
UNIPOR-NE-D CORISO Planziegeln im Dnnbett- /E: 13. 08. 2009
verfahren mit gedeckelter Lagerfuge
35 Z-17.1-721 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet als
UNIPOR-GPZ-Hochlochplanziegel) im Dnnbettverfahren
36 Z-17.1-756 31. 08. 2005 30. 08. 2010
Mauerwerk aus UNIPOR-Delta-D-Planziegeln
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
37 Z-17.1-760 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-NE-Hochlochplanziegeln
im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
376 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.1 Planziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

38 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-790 28. 10. 2004 27. 10. 2009
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus unipor-WX-Planziegeln im Dnnbett-
81241 Mnchen verfahren
40 Z-17.1-791 28. 10. 2004 27. 10. 2009
Mauerwerk aus unipor-WX-Planziegeln im Dnnbett-
verfahren mit gedeckelter Lagerfuge
41 Z-17.1-819 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR Novapor-Planziegeln
im Dnnbettverfahren
42 Z-17.1-883 18. 07. 2005 17. 07. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln WS 14, WS 15, /E: 19. 07. 2007
WS 12 CORISO und WS 13 CORISO 25. 07. 2008
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
43 Z-17.1-887 22. 12. 2005 21. 12. 2010
Mauerwerk aus UNIPOR-ZD-Hochlochplanziegeln
im Dnnbettverfahren
44 Z-17.1-935 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-WH 09 Planziegeln, UNIPOR- /E: 13. 09. 2007
WH 10 Planziegeln, UNIPOR-WH 08 CORISO Planziegeln /E: 06. 11. 2008
und UNIPOR-WH 07 CORISO Planziegeln im Dnnbett-
verfahren mit gedeckelter Lagerfuge
45 Z-17.1-1011 20. 04. 2009 19. 04. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln UNIPOR WS 11
CORISO im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
46 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Z-17.1-490 23. 12. 2005 22. 10. 2010
Oldenburger Allee 26 Mauerwerk aus POROTON-T16 Planhochlochziegeln
30659 Hannover mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
Schlagmann-Baustoffwerke
47 Z-17.1-678 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 1 Mauerwerk aus POROTON-Planhochlochziegeln-T
84367 Zeilarn im Dnnbettverfahren
48 Z-17.1-728 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON- und HLz Planhochloch-
ziegeln-T in den Rohdichteklassen 0,8 bis 2,0
im Dnnbettverfahren
49 Z-17.1-868 29. 07. 2005 28. 07. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet
als Planhochlochziegel-T) im Dnnbettverfahren
50 Z-17.1-877 15. 07. 2005 14. 07. 2010
Mauerwerk aus Wienerberger Planhochlochziegeln
T11/T12 im Dnnbettverfahren
51 Z-17.1-889 14. 03. 2006 13. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln-
T10/-T11 „Mz 33“ im Dnnbettverfahren
52 Z-17.1-890 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln- /E: 14. 04. 2008
T9/-T10/-T11 „DR 34“ im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 377

2.1.1 Planziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

53 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-951 15. 07. 2007 14. 07. 2012
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln mit Stoßfugen-
Ziegeleistraße 13 verzahnung im Dnnbettverfahren
82281 Oberweikertshofen
54 Z-17.1-954 15. 07. 2007 14. 07. 2012
Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln WZ 11 und WZ 12
mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
55 Z-17.1-955 16. 07. 2007 15. 07. 2012
Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln WZ 14 und WZ 16
mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
56 Z-17.1-1012 28. 05. 2009 27. 05. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet als
ZMK-P 7,5 und ZMK-P 8) im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
57 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-628 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planhochlochziegeln SX im Dnnbett-
Tiefenbacher Straße 1 verfahren
89287 Bellenberg
58 Z-17.1-738 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Plan-Leichthochlochziegeln „SX Plus“
mit gedeckelter Lagerfuge (VD System)
59 Z-17.1-926 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln SX Pro
im Dnnbettverfahren
60 Ziegelwerk Freital Eder GmbH Wils- Z-17.1-813 17. 03. 2006 16. 03. 2011
druffer Straße 25 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln
01705 Freital (bezeichnet als „EDERPLAN XP 11“)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
61 Z-17.1-892 07. 12. 2005 06. 12. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln /E: 21. 12. 2007
(bezeichnet als „EDERPLAN XP 09“ und
„EDERPLAN XP 10“) und Dnnbettmçrtel mit
gedeckelter Lagerfuge
62 Z-17.1-970 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln Typ EDER XP 8
(bezeichnet als „EDERPLAN XP 8“)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
63 Ziegelwerk Ott Z-17.1-821 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Deisendorf GmbH & Co. Besitz KG Mauerwerk aus OTT-Planhochlochziegeln
Ziegeleistraße 20
64 88662 berlingen-Deisendorf Z-17.1-853 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm plus –
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
65 Z-17.1-856 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm ST09 – ST10 – ST11 –
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
378 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.1 Planziegel (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

66 Ziegelwerk Ott Z-17.1-857 10. 03. 2006 09. 03. 2011


Deisendorf GmbH & Co. Besitz KG Mauerwerk aus OTT Klimatherm ST plus /E: 01. 06. 2006
Ziegeleistraße 20 Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
88662 berlingen-Deisendorf
67 Z-17.1-860 10. 03. 2006 09. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm ST plus /E: 01. 06. 2006
Planhochlochziegeln und Dnnbettmçrtel
mit gedeckelter Lagerfuge
68 Z-17.1-869 18. 03. 2005 17. 03. 2010
Mauerwerk aus OTT Klimatherm plus – /E: 13. 07. 2005
Planhochlochziegeln und Dnnbettmçrtel 13. 06. 2006
mit gedeckelter Lagerfuge
69 Z-17.1-879 06. 07. 2005 05. 07. 2010
Mauerwerk aus klimatherm-Planhochlochziegeln /E: 14. 06. 2006
mit HV-Lochung im Dnnbettverfahren
70 Z-17.1-880 13. 07. 2005 12. 07. 2010
Mauerwerk aus OTT Klimatherm ST09 – ST10 – /E: 14. 06. 2006
ST11 – Planhochlochziegeln und Dnnbettmçrtel
mit gedeckelter Lagerfuge
71 Z-17.1-881 13. 07. 2005 12. 07. 2010
Mauerwerk aus klimatherm-Planhochlochziegeln /E: 14. 06. 2006
mit HV-Lochung und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter
Lagerfuge
72 Z-17.1-928 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln
Klimatherm HV Ultra Plus im Dnnbettverfahren
73 Z-17.1-929 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln
Klimatherm HV Ultra Plus im Dnnbettverfahren
mit gedeckelter Lagerfuge
74 Z-17.1-945 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm PL Ultra
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
75 Z-17.1-946 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm PL Ultra
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
mit gedeckelter Lagerfuge
76 Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG Z-17.1-663 14. 04. 2005 13. 04. 2010
Nçrdlinger Straße 24 klimaton ST-Planhochlochziegel fr Mauerwerk
86609 Donauwçrth-Berg im Dnnbettverfahren ohne Stoßfugenvermçrtelung

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 379

2.1.2 Planziegel mit integrierter Wrmedmmung


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-906 08. 12. 2007 07. 12. 2012
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit /E: 06. 12. 2008
63755 Alzenau integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als ThermoPlan MZ 8 Planhochlochziegel)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
2 Schlagmann-Baustoffwerke Z-17.1-674 20. 09. 2005 19. 09. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit : 24. 04. 2006
Ziegeleistraße 1 integrierter Wrmedmmung
84367 Zeilarn (bezeichnet als POROTON-T9-Planziegel)
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH im Dnnbettverfahren
Oldenburger Allee 26
3 Z-17.1-812 31. 03. 2006 05. 03. 2011
30659 Hannover
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON S11-0,8 bzw.
POROTON S11-0,9) im Dnnbettverfahren
4 Z-17.1-872 20. 09. 2005 19. 09. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit
integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T8-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
5 Z-17.1-966 15. 10. 2007 14. 10. 2012
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-S12)
im Dnnbettverfahren
6 Z-17.1-982 22. 05. 2008 19. 05. 2013
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T8-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
7 Z-17.1-983 23. 05. 2008 22. 05. 2013
Mauerwerk aus POROTON-Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T7-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
8 THERMOPOR Z-17.1-1005 02. 04. 2009 01. 04. 2014
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit integrierter
Olgastraße 94 Wrmedmmung (bezeichnet als THERMOPOR TV 7 –
89073 Ulm Plan) im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
9 Z-17.1-1006 14. 05. 2009 13. 05. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit integrierter
Wrmedmmung (bezeichnet als THERMOPOR TV 9 –
Plan) im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
10 Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG Z-17.1-962 12. 11. 2007 11. 11. 2012
Nçrdlinger Straße 24 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit
86609 Donauwçrth-Berg integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als Klimaton-SZ 9 Planziegel)
im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
380 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.3 Planverfllziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-911 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planfllziegeln (bezeichnet als /E: 21. 04. 2008
63755 Alzenau Planfllziegel PFZ) im Dnnbettverfahren
2 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-604 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Planziegeln SZ 4109
81241 Mnchen
3 Z-17.1-688 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-Planfllziegeln
4 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Z-17.1-537 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Oldenburger Allee 26 Mauerwerk aus Plan-Verfllziegeln mit Stoßfugen-
30659 Hannover verzahnung im Dnnbettverfahren
Schlagmann Baustoffwerke
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 1
84367 Zeilarn
5 Schlagmann Z-17.1-999 07. 01. 2009 06. 01. 2014
Baustoffwerke GmbH & Co. KG Wrmedmmende Vorsatzschale aus Ziegeln mit
Ziegeleistraße 1 Dmmstofffllung (bezeichnet als POROTON WDF) fr
84367 Zeilarn Außenwnde von Bestandsgebuden
6 THERMOPOR Z-17.1-559 01. 08. 2005 31. 07. 2010
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus THERMOPOR Plan-Fllziegeln PFz
Olgastraße 94
7 89073 Ulm Z-17.1-676 01. 08. 2005 31. 07. 2010
Wandbauart aus THERMOPOR Plan-Schalungsziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR PSz“)
8 Z-17.1-779 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR Plan-Fllziegeln N+F
(bezeichnet als „THERMOPOR PFz N+F“)
9 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-956 26. 07. 2007 25. 07. 2012
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus ZMK-Planfllziegeln
Ziegeleistraße 13
82281 Oberweikertshofen
10 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-560 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Plan-Fllziegeln „VERATON“
Tiefenbacher Straße 1 mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
89287 Bellenberg
ZU Bayerische Ziegelunion
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 27–29
86551 Aichach
11 Ziegelwerk Ott Z-17.1-884 21. 07. 2005 20. 07. 2010
Deisendorf GmbH & Co. Besitz KG Mauerwerk aus OTT Plan-Fllziegeln /E: 17. 03. 2008
Ziegeleistraße 20
88662 berlingen-Deisendorf

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 381

2.1.4 Kalksand-Plansteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bundesverband Z-17.1-893 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Kalksandsteinindustrie e. V. Kalksand-Plansteine mit besonderer Lochung /E: 16. 05. 2006
Entenfangweg 15 fr Mauerwerk im Dnnbettverfahren
30419 Hannover
2 Z-17.1-921 30. 03. 2006 30. 03. 2011
Kalksand-Plansteine mit besonderer Lochung
3 Emslnder Baustoffwerke Z-17.1-874 18. 11. 2005 17. 11. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Kalksand-Fasensteinen (Blocksteine, /E: 31. 03. 2006
Rakener Straße 18 Hohlblocksteine und Verblender)
49733 Haren/Ems
4 Greisel Vertrieb GmbH Z-17.1-987 12. 08. 2008 11. 08. 2013
Deichmannstraße 2 Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen mit mineralischer
91555 Feuchtwangen Wrmedmmplatte (bezeichnet als Twinstone strong)
im Dnnbettverfahren
5 Kalksandsteinwerk Z-17.1-820 25. 02. 2009 24. 02. 2014
Bienwald Schencking Mauerwerk aus Kalksand-Fasensteinen mit Lochung
GmbH & Co. KG im Dnnbettverfahren
An der L 540
6 76767 Hagenbach Z-17.1-858 28. 09. 2005 27. 09. 2010
Mauerwerk aus Kalksand-Fasensteinen (Blocksteine, /E: 14. 05. 2007
Vormauersteine, Verblender) im Dnnbettverfahren
7 Xella Deutschland GmbH Z-17.1-996 18. 11. 2008 17. 11. 2013
Dr.-Hammacher-Straße 49 Mauerwerk aus Kalksand-Fasensteinen (Hohlblock-
47119 Duisburg steine, Vormauersteine und Verblender) (bezeichnet als
„Silka Fasensteine“) im Dnnbettverfahren

2.1.5 Porenbeton-Plansteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bundesverband Z-17.1-543 03. 02. 2006 02. 02. 2011


Porenbetonindustrie e. V. Porenbeton-Plansteine W der Rohdichteklasse 0,50
Entenfangweg 15 in der Festigkeitsklasse 4
30419 Hannover
2 Greisel Vertrieb GmbH Z-17.1-984 22. 07. 2008 21. 07. 2013
Deichmannstraße 2 Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen mit
91555 Feuchtwangen mineralischer Wrmedmmplatte (bezeichnet als
Twinstone light) im Dnnbettverfahren
3 Wseke Baustoffwerke GmbH Z-17.1-894 18. 01. 2006 17. 01. 2011
Sennelagerstraße 99 Porenbeton-Plansteine W der Rohdichteklasse 0,50
33106 Paderborn in der Festigkeitsklasse 4
4 Xella Porenbeton GmbH Z-17.1-540 09. 11. 2004 08. 11. 2009
Hornstraße 3 Porenbeton-Plansteine W der Rohdichteklassen 0,50
80797 Mnchen und 0,55 in der Festigkeitsklasse 4 und der Roh-
dichteklassen 0,60 und 0,65 in der Festigkeitsklasse 6

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
382 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.6 Beton-Plansteine
2.1.6.1 Planvollsteine und Planvollblçcke
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bettendorf Lava-Steinwerk GmbH Z-17.1-876 13. 06. 2005 12. 06. 2010
Gterstraße 49–51 Mauerwerk aus Plansteinen aus Beton
54295 Trier (bezeichnet als BELA-Plan) im Dnnbettverfahren
2 Birkenmeier KG GmbH & Co. Z-17.1-481 25. 10. 2004 24. 10. 2009
Industriestraße 1 Mauerwerk aus Liaplan-Steinen im Dnnbettverfahren /E: 19. 06. 2006
79206 Breisach
3 Bisotherm GmbH Z-17.1-415 16. 02. 2006 15. 02. 2011
Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus Bisotherm-Plansteinen
56218 Mlheim-Krlich im Dnnbettverfahren (bezeichnet als BISOPLAN)
4 Z-17.1-722 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Leichtbeton oder /E: 18. 05. 2009
Beton (bezeichnet als „NORMAPLAN“) im Dnnbett-
verfahren
5 Z-17.1-794 16. 02. 2006 15. 02. 2011
Mauerwerk aus Bisotherm-Plansteinen der Druck-
festigkeitsklasse 1,6 im Dnnbettverfahren
6 Z-17.1-917 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus BISO-VarioPlan-Steinen aus Leichtbeton
im Dnnbettverfahren
7 Z-17.1-1003 11. 08. 2009 10. 08. 2014
Mauerwerk aus Plan-Vollblçcken aus Leichtbeton
(bezeichnet als Bisoplan Tec Super) im Dnnbett-
verfahren
8 Dennert Poraver GmbH Z-17.1-827 18. 09. 2008 17. 09. 2013
Veit-Dennert-Straße 7 Mauerwerk aus Calimax-P-Plansteinen und Quick-Mix
96132 Schlsselfeld Dnnbettmçrtel DBM-L
9 Fachvereinigung Leichtbeton e. V. Z-17.1-778 08. 05. 2009 07. 05. 2014
Sandkauler Weg 1 Mauerwerk aus Plan-Vollsteinen und Plan-Vollblçcken
56564 Neuwied aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
10 Hornick GmbH Z-17.1-862 29. 11. 2004 28. 11. 2009
Mainzer Straße 23 Mauerwerk aus Plansteinen aus Beton : 17. 02. 2005
4579 Gernsheim (bezeichnet als „IBS plan“) im Dnnbettverfahren
11 KLB Klimaleichtblock GmbH Z-17.1-459 17. 03. 2005 31. 01. 2011
Lohmannstraße 31 Mauerwerk aus KLB-Planvollblçcken im Dnnbett- V: 01. 02. 2006
56626 Andernach verfahren /E: 11. 09. 2007

12 Z-17.1-730 17. 03. 2005 16. 03. 2010


Mauerwerk aus KLB-P-Superdmmblçcken SW1
aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
13 Z-17.1-766 04. 04. 2005 03. 04. 2010
Mauerwerk aus KLB-P-Wrmedmmblçcken W3
aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 383

2.1.6.1 Planvollsteine und Planvollblçcke (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

14 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-707 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Liapor-Super-K-Plan-Wrmedmmstei-
91352 Hallerndorf-Pautzfeld nen aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
15 Z-17.1-817 21. 04. 2009 20. 04. 2014
Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton
mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als
Liapor-SL-P Wrmedmmsteine) und SAKRET-Liapor-
Plansteinkleber im Dnnbettverfahren
16 Z-17.1-870 06. 01. 2009 05. 01. 2014
Mauerwerk aus Liapor Super-K Plus Plansteinen und
SAKRET-Liapor-Plansteinkleber im Dnnbettverfahren
17 MEIER Betonwerke und Z-17.1-963 20. 03. 2008 19. 03. 2013
Baustoffhandel GmbH Mauerwerk aus Plan-Vollblçcken und Plan-Hohlblçcken
Zur Schanze 2 aus Beton (bezeichnet als „Meier ko-Kalkstein
92283 Lauterhofen Plansteine“) im Dnnbettverfahren
18 Jakob Stockschlder Z-17.1-659 19. 12. 2005 18. 01. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Beton /E: 04. 09. 2006
Koblenzer Straße 34 im Dnnbettverfahren (bezeichnet als Jastoplan) 17. 10. 2008
56299 Ochtendung
19 Z-17.1-912 21. 03. 2006 20. 03. 2011
Mauerwerk aus Plan-Voll- und Plan-Hohlblçcken /E: 08. 03. 2007
aus Leichtbeton (bezeichnet als Jasto Therm bzw. /E: 17. 10. 2008
Jasto Super-Therm) im Dnnbettverfahren
20 Trasswerke Meurin Z-17.1-846 08. 03. 2004 24. 11. 2010
Betriebsgesellschaft mbH Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Leichtbeton /E: 06. 12. 2004
Kçlner Straße 17 (bezeichnet als Pumix-P-HW) im Dnnbettverfahren /V: 25. 11. 2005
56626 Andernach /E: 26. 01. 2009

2.1.6.2 Planhohlblocksteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bisotherm GmbH Z-17.1-753 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus Planblçcken aus Leichtbeton mit
56218 Mlheim-Krlich horizontaler Lochung (bezeichnet als NORMAPLAN)
im Dnnbettverfahren
2 Fachvereinigung Leichtbeton e. V. Z-17.1-844 10. 01. 2005 09. 01. 2010
Sandkauler Weg 1 Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton
56564 Neuwied im Dnnbettverfahren
3 Z-17.1-845 10. 01. 2005 09. 01. 2010
Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken, Plan-Vollblçcken
und Plan-Vollsteinen aus Beton im Dnnbettverfahren
4 Jakob Stockschlder Z-17.1-734 21. 12. 2005 18. 01. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton /E: 07. 03. 2007
Koblenzer Straße 34 im Dnnbettverfahren (bezeichnet als Jastoplan)
56299 Ochtendung

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
384 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.1.6.3 Plansteine aus Leichtbeton mit integrierter Wrmedmmung


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Birkenmeier KG GmbH & Co. Z-17.1-902 29. 03. 2006 28. 03. 2011
Baustoffwerke Mauerwerk aus Planhohlblçcken aus Leichtbeton /E: 04. 09. 2006
Industriestraße 1 mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als 27. 04. 2007
79206 Breisach-Niederrimsingen Liaplan Ultra) im Dnnbettverfahren /E: 10. 09. 2008

2 Bisotherm GmbH Z-17.1-994 19. 05. 2009 18. 05. 2011


Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken mit integrierter
56218 Mlheim-Krlich Wrmedmmung (bezeichnet als BisomarkTec) im
Dnnbettverfahren
3 GISOTON-Baustoffwerke Z-17.1-672 30. 11. 2006 11. 08. 2009
Gebhart & Sçhne GmbH & Co. KG GISOPLAN-Therm Wandsystem /E: 29. 09. 2008
Hochstraße 2
4 88317 Aichstetten Z-17.1-873 24. 08. 2009 08. 11. 2010
Mauerwerk aus Plansteinen aus Leichtbeton
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als Gisoton Wrmedmmblçcke WDB 25/9,
WDB 30/9 und WDB 37,5/18)
5 Jakob Stockschlder GmbH & Co. KG Z-17.1-974 10. 10. 2008 09. 10. 2013
Koblenzer Straße 58 Mauerwerk aus Planhohlblçcken mit integrierter
56299 Ochtendung Wrmedmmung (bezeichnet als „JASTO Ultra Therm“)
im Dnnbettverfahren
6 KLB Klimaleichtblock GmbH Z-17.1-959 08. 12. 2007 10. 12. 2009
Lohmannstraße 31 Mauerwerk aus Planhohlblçcken aus Leichtbeton
56626 Andernach mit integrierter Dmmung aus Steinwollestecklingen
(bezeichnet als KLB-Kalopor Plus-Planblçcke)
7 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-998 26. 05. 2009 25. 05. 2014
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton mit
91352 Hallerndorf-Pautzfeld integrierter Wrmedmmung aus PUR-Hartschaum
(bezeichnet als Liapor SL Plus) im Dnnbettverfahren
8 MEIER Betonwerke GmbH Z-17.1-1001 17. 03. 2009 16. 03. 2011
Zur Schanze 2 Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken mit integrierter
92283 Lauterhofen Wrmedmmung (bezeichnet als MEIER Wrmedmm-
steine) im Dnnbettverfahren
9 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-993 22. 10. 2008 21. 10. 2013
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit quadratischer
63755 Alzenau Lochung (bezeichnet als „ThermoPlan EB“) im Dnn-
bettverfahren
10 Trasswerke Meurin Z-17.1-834 20. 01. 2009 24. 11. 2010
Betriebsgesellschaft mbH Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton
Kçlner Straße 17 mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als
56626 Andernach PUMIX(P)-thermolith-MD) im Dnnbettverfahren
und
Aktiengesellschaft fr Steinindustrie
Sohler Weg 34
56564 Neuwied

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 385

2.2 Planelemente und dafr zugelassene Dnnbettmçrtel


2.2.1 Planziegel-Elemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 WIENERBERGER Z-17.1-706 16. 08. 2004 15. 08. 2009


Ziegelindustrie GmbH Mauerwerk aus WIENERBERGER-Planelementen T 500
Oldenburger Allee 26
30659 Hannover
2 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-600 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus UNIPOR Planelementen (bezeichnet als
81241 Mnchen „UNIPOR-PE“) im Dnnbettverfahren

2.2.2 Kalksand-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Baustoffwerke Z-17.1-552 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Westfalen-Lippe GmbH Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
Stadtheider Straße 16 „KS-Quadrat“
33609 Bielefeld
2 Bundesverband Z-17.1-332 08. 05. 2009 30. 03. 2011
Kalksandsteinindustrie e. V. Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
Entenfangweg 15
3 30419 Hannover Z-17.1-575 08. 05. 2009 11. 11. 2012
Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
mit Zentrierhilfe
4 Z-17.1-650 08. 05. 2009 07. 05. 2014
Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
(bezeichnet als KS XL-Rasterelemente)
5 Z-17.1-989 08. 05. 2009 07. 05. 2014
Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen /E: 17. 08. 2009
6 Calduran Kalkzandsteen B. V. Z-17.1-409 20. 10. 2008 19. 10. 2013
Einsteinstraat 5 Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
3846 BH Harderwijk
Niederlande
7 Kalksandsteinwerk Z-17.1-640 18. 07. 2008 17. 07. 2013
Krefeld-Rheinhafen GmbH & Co. KG „KS – 4 x 4/4 x 5, white star/ KS-PlanQuader“
Bataverstraße 35 Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen im Dnnbett-
47809 Krefeld verfahren
8 KIMM Kalksandsteinwerk KG Z-17.1-805 12. 11. 2007 14. 11. 2012
Riedfeld 6 Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen mit
99189 Elxleben Zentrierhilfe
9 Z-17.1-918 29. 03. 2006 28. 03. 2011
Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen /E: 28. 07. 2006
(bezeichnet als KS-Rasterelemente) im Dnnbett-
verfahren
10 KS Plus Wandsystem GmbH Z-17.1-1008 08. 05. 2009 07. 05. 2014
Averdiekstraße 9 Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen (bezeichnet
49078 Osnabrck als KS-Plus-Planelemente)

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
386 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

2.2.2 Kalksand-Planelemente (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

11 KS-Quadro Z-17.1-508 23. 02. 2004 /V: 17. 10. 2010


Verwaltungsgesellschaft mbH Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen 19. 09. 2005
Malscher Straße 17 „KS-Quadro“ und „KS-Quadro E“
76448 Durmersheim
12 Z-17.1-551 01. 04. 2009 17. 10. 2010
Mauerwerk aus „KS-Quadro E“ Planelementen
im Dnnbettverfahren
13 Z-17.1-584 23. 02. 2004 /V: 17. 10. 2010
„KS-Quadro“ Planelemente fr Mauerwerk 19. 09. 2005
im Dnnbettverfahren
14 Rodgauer Baustoffwerke Z-17.1-643 10. 10. 2005 09. 10. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen (bezeichnet
Am Opel-Prffeld 3 als „UNIKA PlanQuader“) im Dnnbettverfahren
63110 Rodgau-Dudenhofen
15 Xella Deutschland GmbH Z-17.1-975 17. 03. 2008 16. 03. 2013
Dr.-Hammacher-Straße 49 Mauerwerk aus Kalksand-Fasen-Planelementen
47119 Duisburg
16 Z-17.1-997 06. 01. 2009 05. 01. 2014
Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen (bezeichnet
als „Silka XL“) im Dnnbettverfahren
17 Xella Nederland B. V. Z-17.1-841 27. 05. 2009 26. 05. 2014
Mildijk 141 Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen
4214 DR Vuren
Niederlande

2.2.3 Porenbeton-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Wseke Baustoffwerke GmbH Z-17.1-931 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Sennelagerstraße 99 Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen
33106 Paderborn
2 Xella Porenbeton Z-17.1-692 17. 12. 2004 16. 12. 2009
Aktiengesellschaft Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen
Hornstraße 3 (bezeichnet als Porenbeton-Planelemente W und
80797 Mnchen Porenbeton-Planelemente W, lang)

2.2.4 Beton-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Bisotherm GmbH Z-17.1-699 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus BISOTHERM-Planelementen
56218 Mlheim-Krlich im Dnnbettverfahren
2 Z-17.1-702 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus BISOPHON-Planelementen
im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 387

2.2.4 Beton-Planelemente (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

3 Hornick GmbH Z-17.1-863 31. 03. 2006 30. 03. 2011


Mainzer Straße 23 Mauerwerk aus Planelementen aus Beton
64579 Gernsheim (bezeichnet als „IBS Big-plan“) und aus Leichtbeton
(bezeichnet als „Liapor Big-plan“) im Dnnbett-
verfahren
4 KLB Beteiligungs GmbH Z-17.1-770 18. 04. 2005 18. 08. 2009
Lohmannstraße 31 Mauerwerk aus KLB-Großblock-Elementen
56626 Andernach aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
(bezeichnet als „KLB-Magnorith Vbl-PE“)
5 Z-17.1-852 17. 08. 2009 16. 08. 2014
Mauerwerk aus KLB-QUADRO-Planelementen
aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
(bezeichnet als „KLB-Quadro Vbl-PE“)
6 MEIER Betonwerke und Z-17.1-947 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Baustoffhandel GmbH Mauerwerk aus MEIER-Plangroßblçcken /E: 19. 12. 2007
Zur Schanze 2 im Dnnbettverfahren
92283 Lauterhofen

2.3 Wandbauart aus Planelementen in drittel- oder halbgeschosshoher Ausfhrung


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 BUNDESVERBAND Z-17.1-547 31. 03. 2006 30. 03. 2011


PORENBETONINDUSTRIE E. V. Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen
Entenfangweg 15 (bezeichnet als HK-Elemente)
30419 Hannover

2.4 Weitere Dnnbettmçrtel


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 FELS-Werke GmbH Z-17.1-786 03. 07. 2007 30. 06. 2012


Geheimrat-Ebert-Straße 12 Dnnbettmçrtel „DB KS-XXL“ fr Kalksandstein-
38640 Goslar mauerwerk im Dnnbettverfahren
2 maxit Deutschland GmbH Z-17.1-759 25. 05. 2007 24. 05. 2012
Kupfertorstraße 35 Dnnbettmçrtel maxit mur 900 SK fr Kalksandstein-
79206 Breisach mauerwerk im Dnnbettverfahren
3 quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG Z-17.1-671 16. 12. 2004 15. 12. 2009
Mhleneschweg 6 Dnnbettmçrtel „Vario“ fr Mauerwerk im
49090 Osnabrck Dnnbettverfahren
4 Sto Aktiengesellschaft Z-17.1-980 28. 04. 2008 27. 04. 2013
Ehrenbachstraße 1 Sto KS Dnnbettmçrtel fr Kalksandsteinmauerwerk
79780 Sthlingen im Dnnbettverfahren

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
388 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

3 Mauerwerk mit Mittelbettmçrtel


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Michael Kellerer Z-17.1-739 15. 02. 2005 14. 02. 2010


Ortsstraße 18 Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus Leichthochloch- /E: 05. 01. 2006
82282 Oberweikertshofen ziegeln ZMK 9 und ZMK 12 und Mittelbettmçrtel maxit 19. 12. 2007
therm 828 oder Leicht-Mittelbettmçrtel 828 16. 02. 2009

2 Z-17.1-1007 17. 02. 2009 16. 02. 2014


Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus Leichthochloch-
ziegeln ZMK 8 und Mittelbettmçrtel maxit therm 828
oder Leicht-Mittelbettmçrtel 828
3 THERMOPOR Z-17.1-646 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus THERMOPOR-
Olgastraße 94 ISO-Blockziegeln und Mittelbettmçrtel maxit therm 828
89073 Ulm (bezeichnet als „THERMOPOR ISO-MB“)
4 Z-17.1-773 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus THERMOPOR-
Ziegeln und Mittelbettmçrtel maxit therm 828
(bezeichnet als „THERMOPOR HLz-MB“)
5 Z-17.1-780 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus
THERMOPOR-Ziegeln 014 mit Rhombuslochung
und Mittelbettmçrtel maxit therm 828
(bezeichnet als „THERMOPOR MT 014“)
6 Z-17.1-809 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk im Mittelbettverfahren aus THERMOPOR-
ISO-Blockziegeln und Mittelbettmçrtel maxit therm 828
(bezeichnet als „THERMOPOR ISO-MB Plus“)

4 Vorgefertigte Wandtafeln
4.1 Geschosshohe Mauertafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 August Lcking GmbH & Co. KG Z-17.1-899 10. 02. 2006 09. 02. 2011
Ziegelwerk und Betonwerke Mauerwerk aus Mauertafeln mit Lcking-MT-Ziegeln /E: 04. 09. 2009
Elsener Straße 20
33102 Paderborn
2 Gteschutz Ziegelmontagebau e. V. Z-17.1-761 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Surmannskamp 7 a Mauerwerk aus Mauertafeln mit ZMB-Mauertafelziegeln
45661 Recklinghausen
3 Z-17.1-949 25. 02. 2008 24. 02. 2013
Mauerwerk aus Mauertafeln, hergestellt unter
Verwendung allgemein bauaufsichtlich zugelassener
Wrmedmmziegel (Block- und Planziegel)
4 WIENERBERGER Z-17.1-705 30. 03. 2006 29. 03. 2011
Ziegelindustrie GmbH Mauerwerk aus Mauertafeln mit Poroton-T14-,
Oldenburger Allee 26 Poroton-T16-, Poroton-T18- oder Wienerberger-
30659 Hannover Innenwand-Planhochlochziegeln

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 389

4.2 Vergusstafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

4.3 Verbundtafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Gerhard Helm und Ulrich Helm Z-17.1-343 22. 04. 2008 21. 04. 2013
Neuer Weg 1 Geschosshohe tragende Helm-Wandtafeln
35586 Wetzlar aus Hohlblçcken und Vollblçcken aus Leichtbeton
und Normalbeton

5 Geschosshohe Wandtafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 H + H Deutschland GmbH Z-17.1-948 04. 10. 2007 03. 10. 2012


Industriestraße 3 Wandbauart aus geschosshohen tragenden Wand-
23829 Wittenborn elementen aus unbewehrtem H + H Porenbeton
(bezeichnet als „H + H CelWand Speedy“)
2 Xella Porenbeton GmbH Z-17.1-28 14. 02. 2005 13. 02. 2010
Hornstraße 3 Geschosshohe tragende Porenbeton-Wandelemente W
80797 Mnchen (System-Wandelemente) und Porenbeton-Wand-
tafeln W aus unbewehrtem dampfgehrtetem Poren-
beton der Festigkeitsklassen 2, 4 und 6

6 Schalungsstein-Bauarten
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Adolf Blatt GmbH & Co. KG Z-17.1-11 03. 02. 2009 02. 02. 2014
Am Neckar 1 Schalungssteine „Btow“ aus Beton
74366 Kirchheim
2 Betonwerk Lieme GmbH & Co. KG Z-17.1-1973 25. 06. 2007 24. 06. 2012
Trifte 96 Schalungssteine „Lieme“ aus Beton
32657 Lemgo
3 Betonwerk Otto Pallmann u. Sohn Z-17.1-751 09. 03. 2006 14. 05. 2011
Veerenkamp 27 „Pallmann Schalungssteine“ aus Beton und Leichtbeton
21739 Dollern
4 Birkenmeier Stein + Design Z-17.1-965 17. 09. 2007 16. 09. 2012
GmbH & Co. KG Schalungssteine „Liaplan“ aus Beton
Industriestraße 1
79206 Breisach

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
390 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

6 Schalungsstein-Bauarten (Fortsetzung)
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

5 Carsten Borg Betonvarefabrik A/S Z-17.1-215 18. 07. 2005 17. 07. 2010
Nørrefoldvej 12, Møgeltønder Schalungssteine „C. Borg“ aus Beton
6270 Tønder
Dnemark

6 EBN-Betonwerk Neumnster GmbH Z-17.1-404 05. 06. 2008 21. 06. 2013
Httenkamp 3–13 Schalungssteine „EBN“ aus Beton
24536 Neumnster

7 GISOTON-Baustoffwerke Z-17.1-448 01. 11. 2005 31. 10. 2010


Gebhart & Sçhne GmbH & Co. Wandbauart „Gisoton“ mit 125 mm und 150 mm
Hochstraße 2 breiten Schalungssteinen aus Leichtbeton
88317 Aichstetten

8 Happy Kies Sand Recycling Z-17.1-449 06. 04. 2009 05. 04. 2014
GmbH & Co. KG Schalungssteine aus Beton
Betonwerk Neustadt-Glewe
Brauereistraße 26
19306 Neustadt-Glewe

9 E. Knobel GmbH & Co. KG Z-17.1-830 28. 01. 2008 27. 01. 2013
Schotter- und Betonwerk Schalungssteine „Knobel“ aus Beton und Leichtbeton
Konrad-Adenauer-Straße 45
72461 Albstadt-Tailfingen

10 Mall GmbH Z-17.1-1921 18. 10. 2004 17. 10. 2009


Hfinger Straße 39–45 MALL-Schalungssteine aus Beton
78166 Donaueschingen-Pfohren

11 Neißekies Baustoffwerke GmbH Z-17.1-665 13. 08. 2004 12. 08. 2009
Betonwerk Hirschfelde „Hirschfelder“ Schalungssteine aus Beton
Straße zum Kraftwerk 1
02788 Hirschfelde

12 REWA-Beton AG Z-17.1-967 12. 10. 2007 11. 10. 2012


Rodt 6 Wandbauart mit REWA RONDO Schalungssteinen : 28. 04. 2008
4784 St. Vith
Belgien

13 STARK Betonwerk GmbH & Co. KG Z-17.1-713 06. 07. 2005 02. 08. 2010
brigshuser Straße 13 Wandbauart mit 175 mm breiten Schalungssteinen aus
74547 Untermnkheim-Kupfer Beton (bezeichnet als Hohenloher Schalungssteine)

14 Sebastian Wochner GmbH & Co. Z-17.1-638 25. 05. 2005 24. 05. 2010
Kommanditgesellschaft Schalungssteine „Wochner“ aus Beton
Birkenstraße 22
72358 Dormettingen

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 391

7 Trockenmauerwerk
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 daas ClickBrick bv Z-17.1-933 02. 04. 2007 01. 04. 1012


Terborgsweg 12 Zweischalige Außenwnde mit Verblendschalen
7038 EX Zeddam aus trocken gestapelten Ziegeln mit besonderem
Niederlande Befestigungssystem (bezeichnet als ClickBrick-System)
(s. a. Abschn. 9.2)
2 Kalksandstein- & Baustoffwerk Z-17.1-916 28. 03. 2006 27. 03. 2011
Breitengßbach GmbH & Co. KG Trockenmauerwerk aus Rastermauerblçcken
Gewerbepark 11 aus Kalksandstein
96149 Breitengßbach
3 Rskamp GmbH & Co. Z-17.1-639 24. 09. 2004 23. 09. 2009
Kommanditgesellschaft Trockenmauerwerk aus Kalksandsteinen
Stevede 48
48653 Coesfeld

8 Bewehrtes Mauerwerk
8.1 Bewehrung fr bewehrtes Mauerwerk
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 N. V. Bekaert S. A. Z-17.1-541 05. 12. 2006 30. 09. 2010


L. Bekaertstraat 2 MURFOR-Bewehrungselemente aus nichtrostendem
8550 Zwevegem Stahl fr bewehrtes Mauerwerk
Belgien

8.2 Hochlochziegel fr bewehrtes Mauerwerk


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

8.3 Strze
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel Z-17.1-973 17. 03. 2008 16. 03. 2013


im Bundesverband der Flachstrze mit bewehrten Zuggurten
Deutschen Ziegelindustrie e. V. in Ziegel-Formsteinen
Schaumburg-Lippe-Straße 4
2 53113 Bonn Z-17.1-981 06. 12. 2008 05. 12. 2013
Nichttragende Flachstrze aus Zuggurten in Ziegel-
Formsteinen mit oder ohne Wrmedmmung und
Ziegelmauerwerk mit unvermçrtelten Stoßfugen
3 Betonwerk Keienburg GmbH Z-17.1-957 04. 09. 2009 27. 11. 2012
Am Großmarkt 30 Vogespannte Flachstrze „BKH“
44653 Herne

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
392 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

8.3 Strze (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

4 Bundesverband Leichtbeton e. V. Z-17.1-9763 26. 02. 2008 25. 02. 2013


Sandkauler Weg 1 Flachstrze mit Zuggurten aus bewehrtem Beton
56564 Neuwied oder Leichtbeton

5 BUNDESVERBAND PORENBETON Z-17.1-634 30. 06. 2008 29. 06. 2013


Entenfangweg 15 Porenbeton-Flachstrze W
30419 Hannover
6 Z-17.1-716 10. 10. 2008 09. 10. 2013
Kombistrze W aus dampfgehrtetem Porenbeton

7 CHRISTOPH & Co. GmbH Z-17.1-950 07. 12. 2007 06. 12. 2012
Heisberger Straße 211 Flachstrze „CBF“ mit schlaffbewehrten Zuggurten
57258 Freudenberg aus Beton oder Leichtbeton

8 DOMAPOR Z-17.1-1009 11. 03. 2009 10. 03. 2014


Baustoffwerke GmbH & Co. KG DOMAPOR-Flachstrze mit bewehrten Zuggurten
Liepener Straße 1 in Kalksand-Formsteinen (bezeichnet als DOMAPOR
17194 Hohen Wangelin KS-Flachstrze)

9 Elmenhorst Bauspezialartikel Z-17.1-602 05. 10. 2007 07. 10. 2012


GmbH & Co. KG ELMCO-Ripp-Bewehrungssystem fr Strze
Osterbrooksweg 85 aus bewehrtem Mauerwerk
22869 Schenefeld

10 HANSA nord Baustoff Z-17.1-990 18. 03. 2009 10. 09. 2013
Vertriebs- GmbH & Co. KG HD-Flachstrze mit bewehrten Zuggurten in Kalksand-
Sternberger Chaussee 1 Formsteinen
19370 Parchim

11 Kalksandsteinwerk Bienwald Z-17.1-932 05. 09. 2007 04. 09. 2012


Schencking GmbH & Co. KG Kalksandstein-Fertigteilstrze
An der L 540
76767 Hagenbach

12 Kalksandsteinwerk Wendeburg Z-17.1-774 27. 11. 2008 26. 11. 2013


Radmacher GmbH & Co. KG Kalksandstein-Planelement-Fertigstrze
Im Steinklint (bezeichnet als KS-PE-Fertigstrze)
38176 Wendeburg
13 Z-17.1-855 23. 12. 2004 22. 12. 2009
Kalksand-Fertigteilstrze /E: 05. 04. 2005
(bezeichnet als KS-Fertigteilstrze)

14 Ostfriesisches Baustoffwerk Z-17.1-621 22. 04. 2005 03. 05. 2010


GmbH & Co. KG Fertigteilstrze aus Kalksandelementen
Dornumer Straße 92–94
26607 Aurich

15 Trasswerke Meurin Z-17.1-898 18. 04. 2008 17. 04. 2013


Betriebsgesellschaft mbH Leichtbeton-Flachstrze Meurin
Kçlner Straße 17
56626 Andernach

16 Werbegemeinschaft KS-Sturz Z-17.1-978 17. 03. 2008 16. 03. 2013


Bahnhofstraße 21 Flachstrze mit bewehrten Zuggurten /E: 26. 06. 2008
34593 Knllwald in Kalksand-Formsteinen

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 393

8.3 Strze (Fortsetzung)


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

17 WIENERBERGER Z-17.1-900 18. 02. 2008 17. 02. 2013


Ziegelindustrie GmbH Wienerberger Flachstrze
Oldenburger Allee 26
30659 Hannover
18 Wilhelm Modersohn Z-17.1-603 10. 08. 2007 21. 08. 2012
GmbH & Co. KG MOSO-Lochband als Bewehrung fr Strze
Eggeweg 2 a aus Mauerwerk
32139 Spenge

9 Ergnzungsbauteile
9.1 Mauerfuß-Dmmelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 Baustoffwerke Horsten Z-17.1-875 06. 07. 2005 05. 07. 2010


GmbH & Co. KG Kalksand-Wrmedmm-Ausgleichselemente /E: 04. 11. 2005
Hohemoor 59 „KIMMEX-12“ und „KIMMEX-20“ fr Kalksandstein- : 07. 02. 2007
26446 Friedeburg-Horsten Mauerwerk
2 BMO KS-Vertrieb Z-17.1-961 24. 10. 2007 23. 10. 2012
BIELEFELD-MNSTER-OSNABRCK Kalksand-Wrmedmmsteine /E: 20. 03. 2008
GmbH & Co. KG (bezeichnet als „KS-ISO-Kimmsteine“)
Averdiekstraße 9 fr Kalksandstein-Mauerwerk
49078 Osnabrck
3 Kalksandstein-Werk Z-17.1-960 11. 09. 2007 10. 09. 2012
Wemding GmbH Kalksand-Wrmedmmsteine
Harburger Straße 100 (bezeichnet als „KS-ISO-Kimmsteine“)
86650 Wemding fr Kalksandstein-Mauerwerk
4 Schçck Bauteile GmbH Z-17.1-709 13. 03. 2007 26. 03. 2012
Vimbucher Straße 2 Wrmedmmelement „Schçck Novomur“ fr
76534 Baden-Baden (Steinbach) Mauerwerk aus Kalksandsteinen und Vollziegeln
sowie Vormauer- und Verblendschalen
5 Z-17.1-749 24. 07. 2006 23. 07. 2011
Wrmedmmelement (bezeichnet als Schçck Novomur
light) fr Mauerwerk aus Kalksandsteinen und Vollzie-
geln sowie Vormauer- und Verblendschalen
6 Stahlton Bauteile AG Z-17.1-811 20. 03. 2007 06. 05. 2013
Riesbachstraße 57 Wrmedmmelemente (bezeichnet als Isomur plus- /E/V:
8008 Zrich Elemente 20-11.5; 20-15; 20-17.5, 20-20 bzw. 20-24) 07. 05. 2008
Schweiz fr Mauerwerk aus Kalksandvollsteinen und Vollziegeln
sowie fr Vormauer- und Verblendschalen
7 Xella Deutschland GmbH Z-17.1-927 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Dr.-Hammacher-Straße 49 Wrmedmmsteine der Festigkeitsklasse 20 (bezeichnet
47119 Duisburg als Silka Therm) fr Kalksandstein-Mauerwerk

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
394 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

9.2 Anker zur Verbindung der Mauerwerksschalen von zweischaligen Außenwnden


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 BEVER Z-17.1-633 06. 01. 2009 31. 12. 2010


Gesellschaft fr Befestigungsteile „Multi-Luftschichtanker“ fr zweischaliges Mauerwerk
Verbindungselemente mbH
2 Auf dem niedern Bruch 12 Z-17.1-825 31. 08. 2005 01. 07. 2013
57399 Kirchhundem- Drahtanker mit Durchmesser 4 mm fr zweischaliges /E: 09. 08. 2007
Wrdinghausen Mauerwerk mit Schalenabstnden grçßer 150 mm /E/V:
bis 200 mm 02. 07. 2008

3 Z-17.1-888 14. 11. 2005 13. 11. 2010


Multi-Luftschichtanker Plus fr zweischaliges /E: 09. 08. 2007
Mauerwerk mit Schalenabstnden von 120 mm bis
ca. 200 mm und Vormauer- bzw. Verblendschalen
auch im Dnnbettverfahren

4 Z-17.1-924 06. 09. 2006 05. 09. 2011


Drahtanker 4 mm (Dbelanker Welle, Dbelanker /E: 08. 08. 2007
gerade Ausfhrung und Universal Einschraubanker)
zur Verbindung von Vormauer- bzw. Verblendschalen
nach DIN 1053-1 mit Wnden von Holzhusern
in Holzrahmenbauweise

5 daas ClickBrick bv Z-17.1-933 02. 04. 2007 01. 04. 2012


Terborgseweg 12 Zweischalige Außenwnde
7038 EX Zeddam mit Verblendschalen aus trocken gestapelten Ziegeln
Niederlande mit besonderem Befestigungssystem (bezeichnet als
„ClickBrick-System“) (s. a. Abschn. 7)

6 Gebr. Bodegraven bv Z-17.1-463 28. 05. 2009 13. 04. 2010


Metallwarenfabrik Flachstahlanker zur Verbindung der Mauerwerksschalen
Atoomweg 2 von zweischaligen Außenwnden
2421 LZ Nieuwkoop (bezeichnet als PRIK-Luftschichtanker)
Niederlande

7 H & R GmbH Z-17.1-710 04. 08. 2006 23. 08. 2011


Corunnastraße 38 EURO-Flachstahlanker fr zweischaliges Mauerwerk /E: 09. 03. 2007
58636 Iserlohn
8 Z-17.1-822 29. 08. 2005 01. 07. 2013
Drahtanker mit Durchmesser 4 mm fr zweischaliges /E: 09. 03. 2007
Mauerwerk mit Schalenabstnden grçßer 150 mm /E/V:
bis 200 mm 02. 07. 2008

9 Z-17.1-923 07. 09. 2006 06. 09. 2011


Drahtanker 3 mm und 4 mm (bezeichnet als H+R Uni- /E: 09. 03. 2007
versal Holzschraubanker) zur Verbindung von Vormau- 04. 06. 2008
er- bzw. Verblendschalen nach DIN 1053-1 mit Wnden
von Holzhusern in Holzrahmenbauweise

10 MURINOX AG Z-17.1-466 22. 12. 2006 21. 12. 2011


Bahnhofplatz 6 KE-Gelenkanker zur Verbindung von zweischaligem
3775 Lenk Mauerwerk
Schweiz

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 395

9.3 Sonstige Ergnzungselemente


Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:

1 BEVER Gesellschaft fr Z-17.1-748 03. 02. 2006 20. 03. 2011
Befestigungsteile Mauerverbinder fr die Verbindung von /E: 09. 08. 2007
Verbindungselemente mbH Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
Auf dem niedern Bruch 12
57399 Kirchhundem-
Wrdinghausen
2 Gebr. Bodegraven bv Z-17.1-750 07. 03. 2006 03. 06. 2011
Atoomweg 2 Mauerverbinder fr die Verbindung von /E: 26. 05. 2009
2421 LZ Nieuw Koop Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
Niederlande
3 H & R GmbH Z-17.1-711 03. 03. 2006 01. 03. 2010
Corunnastraße 38 H & R-Mauerverbinder fr die Verbindung /E: 09. 03. 2007
58636 Iserlohn von Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
4 Syncotec GmbH Z-17.1-762 09. 10. 2006 11. 10. 2011
Wuppertaler Straße 77 Mauerverbinder fr die Verbindung von
45549 Sprockhçvel Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik

: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 397

III Grundstze der Normung


Detlef Desler, Berlin

1 DIN – Deutsches Institut 2.1 Erfolg durch Normung


fr Normung e. V. Normen erbringen einen hohen betriebs- und volkswirt-
Das DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. erarbeitet schaftlichen Nutzen, der fr Deutschland auf rund
Normen und Spezifikationen als Dienstleistung fr 16 Milliarden Euro pro Jahr beziffert wurde.
Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Das DIN ist privat- Normen fçrdern den weltweiten Handel und dienen der
wirtschaftlich organisiert mit dem rechtlichen Status Rationalisierung, der Qualittssicherung, dem Schutz
eines gemeinntzigen Vereins. der Gesellschaft sowie der Sicherheit und Verstndi-
Die Mitglieder des DIN sind Unternehmen, Verbnde, gung. Das Wirtschaftswachstum wird durch Normen
Behçrden und andere Institutionen aus Industrie, Han- strker beeinflusst als durch Patente oder Lizenzen.
del, Handwerk und Wissenschaft. Normung ist ein strategisches Instrument im Wettbewerb.
Der Geschftssitz ist seit 1917 in Berlin. Die Hauptauf- Unternehmen, die sich an der Normungsarbeit beteiligen,
gabe des DIN besteht darin, gemeinsam mit den Ver- erzielen Vorteile durch ihren Wissens- und Zeitvor-
tretern der interessierten Kreise konsensbasierte Nor- sprung. Sie kçnnen dadurch Forschungsrisiken und Ent-
men markt- und zeitgerecht zu erarbeiten. Hierfr brin- wicklungskosten senken. Durch die Anwendung von Nor-
gen rund 28.000 Expertinnen und Experten ihr Fachwis- men kçnnen Transaktionskosten, z. B. im Einkauf und bei
sen in die Normungsarbeit ein. Ausschreibungen, deutlich reduziert werden.
Das DIN ist laut eines Vertrages mit der Bundesrepu- Normen leisten einen bedeutenden Beitrag zur Deregu-
blik Deutschland die zustndige deutsche Normungs- lierung, indem sie den Staat von technischen Detail-
organisation fr die europischen und internationalen regelungen entlasten. Durch die Verweisung auf Nor-
Normungsaktivitten. Die Mitarbeiter des DIN organi- men kann der Gesetzgeber zudem wesentlich flexibler
sieren den gesamten Prozess der Normung auf nationa- auf nderungen im Stand der Technik reagieren.
ler Ebene und die deutsche Beteiligung auf europi-
scher und internationaler Ebene.
2.2 Marktzugang
Normen und Standards erleichtern den Export.
2 Ziele und Aufgaben des DIN Die Anwendung von internationalen Normen und die
Das Unternehmensziel des DIN ist es, Normen zum aktive Teilnahme am Normungsprozess erleichtern
Nutzen der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft den Marktzugang von Produkten und Dienstleistungen.
zu entwickeln. Hierbei sind u. a. die folgenden Punkte Normen sind damit Basis fr den Erfolg von Unterneh-
von entscheidendem Einfluss: men am Weltmarkt.
• Beteiligung aller interessierten Kreise, unabhngig Die Ergebnisse einer Studie zum Nutzen der Normung
von ihrer wirtschaftlichen Leistungsfhigkeit und belegen: 84 % der produzierenden Unternehmen der deut-
Sprachkenntnissen, schen Wirtschaft erhalten globalen Marktzugang, indem
• Untersttzung des freien Warenverkehrs durch sie europische und internationale Normen anwenden.
aktive Mitwirkung an der internationalen und Den grçßten Exporterfolg erzielen Unternehmen, die
europischen Normung, nicht nur Normen anwenden, sondern sich am Nor-
• Sekretariatsfhrung in europischen und inter- mungs- und Standardisierungsprozess aktiv beteiligen.
nationalen Arbeitsgremien, Hier gilt, „wer die Norm setzt, macht den Markt“. Nor-
• Nationale bernahme europischer und inter- mungsaktive Unternehmen erhçhen ihre Chancen, eige-
nationaler Normen, ne Firmentechnologie am Markt durchzusetzen. Sie er-
• Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit des halten im Normungsprozess einen Informationsvor-
Normenwerks, sprung sowie Einblicke in Entwicklungstrends.
• Vermeidung von Doppelarbeit,
• Aktiver Beitrag zur Konsensbildung,
2.3 Sicherheit und Nachhaltigkeit
• Beachtung von Rechtsvorschriften,
• Bereitstellung der elektronischen Infrastruktur fr Normen geben den Menschen Sicherheit in allen Berei-
die Normenentwicklung. chen des tglichen Lebens, ob im Kinderzimmer, im

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
398 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Straßenverkehr oder beim Sport. Normen schtzen Ar- Annahmestufe: Europisch und International:
beitgeber in der Industrie, in Bros, in Laboren und am Abstimmung ber Schlussentwurf
Bau. Durch Normen kçnnen sich neue Technologien („Formal Vote“).
schneller am Markt durchsetzen, weil durch die Nor- Verçffentlichung: Fertige Norm.
mung wesentliche Fragen der Sicherheit, der Vertrg-
lichkeit mit Gesundheit und Umwelt sowie der Ge- 3.1.2 Normungsantrag
brauchstauglichkeit und Zuverlssigkeit geklrt sind.
Das Bearbeiten einer bestimmten Normungsaufgabe
Das schafft Vertrauen. Die Aufgabe von Normen ist
muss beantragt werden.
es somit, den Nutzen technischer Entwicklung zu ma-
Normungsantrge kçnnen von jedermann beim DIN
ximieren und von ihnen ausgehende Gefhrdungen zu
eingereicht werden.
minimieren.
Normungsprojekte werden auch aufgrund von Man-
daten der Europischen Kommission (EU-Mandate)
zur Konkretisierung von Richtlinienanforderungen
3 Normenausschuss Bauwesen (NABau) oder aufgrund nationaler und internationaler Initiativen
im DIN sowie nationaler Regelsetzung initiiert.
Der Normenausschuss Bauwesen (NABau) ist im DIN 3.1.3 Rechtsverbindlichkeit von Normen
Deutsches Institut fr Normung e. V. fr die nationale,
europische und weltweite Normungsarbeit zustndig Aus rechtlicher Sicht ist die Anwendung von Normen
und vertritt fr die entsprechende supranationale Nor- auf technische Sachverhalte nicht verbindlich. Normen
mungsarbeit den nationalen Standpunkt fr Grund- und sind nur in den Fllen und dadurch rechtsverbindlich,
Planungsnormen im Bauwesen. wenn auf sie in Rechtsvorschriften verwiesen wird oder
Dabei werden Vornormen und/oder Normen fr Bau- wenn sie privatrechtlich vereinbart werden.
stoffe und Bauteile mit den zugehçrigen Normen fr die Die oberste Bauaufsichtsbehçrde kann Regeln der
Prfverfahren sowie Planungs- und Bemessungsnormen Technik, die der Erfllung der Anforderungen des § 3
(z. B. Eurocodes, Brandschutz und Nachhaltigkeit) auf- Abs. 1 der Musterbauordnung dienen, als Technische
gestellt. Baubestimmungen bekannt machen; diese sind dann
Außerdem wirkt der NABau fr das DIN in Gremien zu beachten, erhalten durch die Bekanntmachung je-
des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschusses fr doch nicht den Charakter von Rechtsnormen.
Bauleistungen (DVA) an der Aufstellung der Vergabe-
und Vertragsordnung fr Bauleistungen (VOB) und im 3.1.4 Nationale Normung im Bereich NABau
Hauptausschuss Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Die Facharbeit wird in den NABau-Arbeitsausschssen
Bauwesen (HA GAEB des DVA) an der Aufstellung von Experten aus Kreisen der am Bau Beteiligten, z. B.
des Standardleistungsbuches fr das Bauwesen (STLB- der Hersteller von Bauprodukten, der Planer, der Aus-
Bau und STLB-BauZ) mit. fhrenden und der Bauaufsicht sowie von Vertretern der
Forschungs- und/oder Wissenschaftseinrichtungen ge-
3.1 Normungsarbeit im Bereich NABau ttigt.
In den NABau-Arbeitsausschssen wird nach der Richt-
3.1.1 Idealtypische Ablufe von linie fr Normenausschsse im DIN und den Verfah-
Normungsauftrgen rensregeln der DIN 820 gearbeitet. Jedermann kann
Der idealtypische Ablauf eines Normungsauftrags glie- zum Inhalt eines Norm-Entwurfs Stellungnahmen (Zu-
dert sich unabhngig vom spteren Gltigkeitsbereich stimmungen, Einsprche, nderungs- und Ergnzungs-
der Norm (CEN, ISO, DIN) in die folgenden Haupt- vorschlge) mit Begrndung bei dem zustndigen Nor-
bearbeitungsstufen: menausschuss einreichen.
Vorschlagstufe: Einreichung, Prfung und Annah- 3.1.5 Europische/internationale Normung im
me eines Normungsantrags. Bereich NABau
Bearbeitungsstufe: Erstellung einer Norm-Vorlage.
Komiteestufe: Beratung und Verabschiedung Die europische/internationale Normungsarbeit wird in
des Manuskriptes fr den Norm- den Technischen Komitees von CEN bzw. ISO durch-
Entwurf (bei ISO: Abstimmung gefhrt. Die nationale Vorbereitung sowie Kommentie-
ber „Committee Draft“). rung der europischen/internationalen Normungsergeb-
Umfragestufe: Norm-Entwurf zur çffentlichen nisse sowie die Erarbeitung von Normungsvorschlgen
Kommentierung. erfolgt in den NABau-Arbeitsausschssen, auch ge-
Europisch: CEN/CENELEC- nannt „Spiegelgremien“. Diese Ausschsse delegieren
Umfrage. Ausschussmitglieder als Experten in Technische Komi-
International: Internationaler tees (TC) sowie Unterkomitees (SC) und Arbeitsgrup-
Norm-Entwurf. pen (WG), um dort die abgestimmte deutsche Meinung
einzubringen.
III Grundstze der Normung 399

3.1.6 bernahme von Europischen/ die Normung im Bereich Bauwesen auf nationaler, euro-
Internationalen Normen pischer und internationaler Ebene durch eine verlss-
liche finanzielle Fçrderung.
Eine Europische Norm (EN) muss in allen Mitglieds-
lndern vom CEN auf nationaler Ebene angekndigt
und als identische nationale Norm verçffentlicht oder 3.3 Motivation zur Beteiligung an der
anerkannt werden. Entsprechende nationale Normen Normungsarbeit
mssen zurckgezogen werden. Eine internationale
Die Baunormung ist eine wesentliche Grundlage fr
Norm (ISO), die nicht als EN-ISO-Norm vom CEN
qualittsgerechtes, wirtschaftliches
bernommen wurde, kann als DIN-ISO-Norm auf na-
Bauen.
tionaler Ebene bernommen werden.
Die im Folgenden benannten Motivationen fr eine Be-
Harmonisierte Europische Normen (hEN) entstehen
teiligung an der Normungsarbeit kçnnen gleichermaßen
aufgrund von Normungsmandaten der Europischen
fr alle interessierten Kreise gelten:
Kommission. Sie dienen der Angleichung der Rechts-
und Verwaltungsvorschriften der EU im Rahmen des
Motivation beteiligter Unternehmen
neuen Ansatzes. Vom Konzept her drfen die Mitglied-
staaten der EU keine zustzlichen Anforderungen an • Mçglichkeit zur Gestaltung der Normungsinhalte.
z. B. Bauprodukte stellen, es sei denn, entsprechende • Zeit- und Wissensvorteile durch Teilnahme an der
Eigenschaften von Bauprodukten, die fr bestimmte Normung.
Verwendungsbereiche nach nationalen Verwendungs- • Reduktion des Haftungsrisikos.
regeln erforderlich sind, sind noch nicht hinreichend • Erleichterung von Kooperationen und Verbesserung
harmonisiert. der Zusammenarbeit.
• Ausbau der Wettbewerbsposition, auch im interna-
tionalen Markt.
3.2 Herausforderung an die Baunormung • Reduktion von Produktions- und Handelskosten.
Die Baunormung stellt ein wichtiges Instrument dar, um
Motivation beteiligter Planer und Investoren
Handels- und Anwendungsbarrieren fr die Bauwirt-
schaft abzubauen bzw. zu vermeiden. Darber hinaus • Reduktion der Norminhalte auf wesentliche
werden Normen in baurechtlichen Vorschriften in Bezug Planungsanforderungen.
genommen, wodurch letztere von technischen Einzelhei- • Zeit- und Wissensvorteile durch Teilnahme an der
ten entlastet werden. Damit ist die Beteiligung aller in- Normung.
teressierten Kreise an der Festlegung von technischen • Reduktion des Haftungsrisikos.
Anforderungen und Konkretisierungen gesichert. • Normung dem Planungsprozess angepasst, in der
Im Bauwesen werden Anforderungen an bauliche An- Praxis anwendbar und in der Zusammenarbeit mit
lagen ganzheitlich gestellt. Dadurch ergibt sich neben genehmigenden Stellen und Baubeteiligten eindeutig
der Produktnormung, die auf europischer und interna- und klar.
tionaler Ebene erfolgt, ein nationaler Regelungsbedarf • Vereinfachung der Planung und Ausfhrung bei
fr die Anwendung der Produkte. Diesem Regelungs- gleich bleibender Qualitt von Baugestalt und Nut-
bedarf wird durch Normen fr die Planung, Bemessung zung der Bauwerke.
und Ausfhrung von Bauwerken entsprochen. • Reduktion von Baukosten.
Zustzlich haben Themen aus anderen Bereichen wie
z. B. Umwelt, Nachhaltigkeit, Dienstleistungen oder so- Motivation der çffentlichen Hand
ziale Sicherung, die sich in der globalen Diskussion zur
• Schaffung allgemein anerkannter Grundlagen fr
weiteren gesellschaftlichen Entwicklung befinden, Ein-
Vorschriften zu Entwurf, Bemessung und Ausfh-
fluss auf die gebaute Umwelt und damit auf Normung
rung von Bauwerken.
im Bauwesen. Ein politischer und gesellschaftlicher
• Schaffung technischer Regeln zur Konkretisierung
Konsens ist dort Voraussetzung fr eine effektive Nor-
von Anforderungen und Maßnahmen zum Schutz der
mungsarbeit.
çffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Baunormung ist eine wesentliche Grundlage fr quali-
• Entlastung des Zulassungsbereichs durch Heraus-
ttsgerechtes und wirtschaftliches Bauen. Die Qualitt
nahme von Produktbereichen, fr die ausreichende
von Normung hat wesentlichen Einfluss auf Investitio-
Erfahrungen vorliegen und die allgemein nor-
nen im Baubereich.
mungsfhig sind.
Die Finanzierung der Normungsarbeit erfolgt durch
• Schaffung von Vertragsgrundlagen im çffentlichen
Mitgliedsbeitrge, Verlagserlçse und eigene wirtschaft-
Auftragswesen.
liche Ttigkeiten des DIN, finanzielle Beitrge der çf-
• Kostenoptimierung.
fentlichen Hand und projektbezogene Kosten- und Fçr-
derbeitrge.
Weiterhin untersttzt der 1992 gegrndete Verein zur Fçr-
derung der Normung im Bereich Bauwesen (VFBau) e. V.
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 401

IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung – allgemeines bauaufsichtliches
Prfzeugnis – Zustimmung im Einzelfall
Hans-Jçrg Irmschler, Berlin

1 Vorbemerkung Verwendbarkeitsnachweis sehen die Landesbauordnun-


gen drei Nachweisarten vor
Diesen Beitrag schreibt ein Autor, der nach ausgiebiger – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ),
baupraktischer Ttigkeit als Bauingenieur erst in der – allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis (abP),
zweiten Hlfte seines Berufslebens bei einer Behçrde – Zustimmung im Einzelfall (ZiE).
mit bauaufsichtlichen Aufgaben ttig wurde. Er kann Dieser Nachweis mit seinen drei Nachweisarten ist al-
sich noch recht gut an seine eher rudimentren Kennt- lein ein Nachweis des Bauaufsichtsrechts. Seine Ertei-
nisse des Bauaufsichtsrechts und speziell des hier zu lung ist nur ausgerichtet auf die Abwehr von Gefahren
behandelnden Themas whrend seiner Bauttigkeit er- fr die çffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesonde-
innern. Zum schnelleren Verstndnis und zur leichteren re von Leben, Gesundheit und natrlichen Lebens-
bersicht hlt er es deshalb fr den zumindest weit grundlagen, wie sie bei der Anordnung, Errichtung, n-
berwiegend bautechnisch interessierten Leserkreis derung und Instandhaltung (eingeschrnkt auf das Bau-
fr sinnvoll, hier nicht jede rechtliche oder verwal- grundstck auch der Beseitigung) baulicher Anlagen
tungstechnische „Nische“ auszuleuchten, sondern zu entstehen kçnnen.
versuchen, das Prinzipielle darzustellen, den Regelfall. Auch wenn bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachwei-
Der Verfasser kommt allerdings auch hierfr nicht da- se zivilrechtlich beachtlich sein kçnnen und im „Neben-
ran vorbei, zuvor einige bauaufsichtliche Grundbegriffe effekt“ oft mehr bieten als den „bauaufsichtlichen
zu erlutern. Schutz“ (z. B. auch einen gewissen Verbraucherschutz),
Der Beitrag beruht auf dem Regelungsstand Mai 2009 sind sie doch allein çffentlich-rechtlich veranlasst und
(Redaktionsschluss fr diesen Beitrag). Soweit nachste- sachlich eingeschrnkt auf ihre bauaufsichtliche Auf-
hend aus der Bauordnung zitiert wird, geschieht das gabenstellung.
nicht aus einer der 16 Landesbauordnungen, sondern
ersatzweise aus der Musterbauordnung in ihrer derzeit
letzten Fassung November 2002, zuletzt gendert im 2.2 Bauaufsichtliche Aufgabenstellung
Oktober 2008.
2.2.1 Bauordnung – Bauaufsicht
Ein Bauwerk muss zunchst den privaten Ansprchen
2 Bauaufsichtliche des Bauherrn gengen. Da die Erstellung eines Bau-
Verwendbarkeitsnachweise werks aber auch Auswirkungen vielfltiger Art auf die
Allgemeinheit hat bzw. haben kann, muss es auch çf-
2.1 Allgemeines fentlichen Ansprchen gengen. Die Summe der çffent-
Ein „bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis“ ist lichen Vorschriften zu einer entsprechenden Ordnung
der in den Landesbauordnungen vorgeschriebene Nach- des Bauens ist in Deutschland das çffentliche Baurecht,
weis fr die Verwendung nicht geregelter Bauprodukte unterscheidbar in (çffentliches) Bauplanungsrecht und
und die Anwendung nicht geregelter Bauarten 1). Fr (çffentliches) Bauordnungsrecht.
einen solchen bauaufsichtlichen Das Bauplanungsrecht umfasst die çffentlichen Anfor-
derungen an Art und Umfang der Nutzung von Flchen,
insbesondere die stdtebauliche Planung, den Bodenver-
kehr, die Baulandumlegung, das Zusammenlegen von
Grundstcken, die Enteignung, die Erschließung und
die Bodenverwertung auf vorstehenden Gebieten. Das
1) Als Nachweis fr die Anwendung nicht geregelter Bau- Bauordnungsrecht regelt die Anforderungen an das ein-
arten wre der Nachweis zutreffender als „bauaufsicht- zelne Grundstck und an die einzelne bauliche Anlage
licher Anwendbarkeitsnachweis“ zu bezeichnen. In die-
sem Beitrag wird aber vereinfachend sowohl fr die Bau- unter Einbeziehung der engeren Nachbarschaft. Die Zu-
produkte als auch fr die Bauarten einheitlich der Begriff stndigkeit fr das Bauplanungsrecht liegt beim Bund,
„bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis“ gewhlt. die fr das Bauordnungsrecht bei den Bundeslndern.

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
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ISBN: 978-3-433-02940-4
402 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Der Bund hat das Bauplanungsrecht im Baugesetzbuch – Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassungen
zusammengefasst. Das Bauordnungsrecht ist von den (s. Abschn. 4.2),
Bundeslndern in Landesgesetzen geregelt, den Lan- – Erteilung Europischer Technischer Zulassungen
desbauordnungen. Um mçglichst bundeseinheitliche (s. Abschn. 3.1.3),
Vorschriften und ebenso ein entsprechend lnderber- – Vorbereitung der Bekanntmachungen zur Einfh-
greifend einheitliches Handeln der 16 Bundeslnder zu rung Technischer Baubestimmungen (s. Abschn.
erreichen, wurden von den Lndern zwei Institutionen 3.2.2),
eingerichtet: – Aufstellung und Bekanntmachung der Bauregellisten
– die Bauministerkonferenz (ARGEBAU) und A und B sowie der Liste C (s. Abschn. 3.1.2).
– das Deutsche Institut fr Bautechnik (DIBt).
Die Landesbauordnungen folgen seit 1960 im Wesent- 2.2.2 Anwendungsbereich der
lichen einem in der Bauministerkonferenz gemeinsam Landesbauordnungen
erarbeitetem Muster, der Musterbauordnung [1], die seit
ihrer Erstausgabe 1959 in der Bauministerkonferenz Zitat § 1 Abs. 1 MBO:
fortgeschrieben wird. Die Bauministerkonferenz mit ih- Dieses Gesetz gilt fr bauliche Anlagen und Baupro-
ren Ausschssen, Fachkommissionen und Arbeitskrei- dukte. Es gilt auch fr Grundstcke sowie fr andere
sen als Arbeitsgemeinschaft der fr Stdtebau, Bau- und Anlagen und Einrichtungen, an die in diesem Gesetz
Wohnungswesen (einschließlich der Bauaufsicht) zu- oder in Vorschriften aufgrund dieses Gesetzes Anforde-
stndigen Minister und Senatoren der Bundeslnder rungen gestellt werden.
ist nur ein Beratungsgremium, da die „Schlusszustn- In einem weiteren Absatz dieses Paragraphen wird zur
digkeit“ fr die Bauaufsicht eben beim einzelnen Bun- Abgrenzung bauaufsichtlicher Vorschriften und Zu-
desland liegt. Deshalb kçnnen die einzelnen Bundes- stndigkeiten nach anderen Gesetzen aufgelistet, fr
lnder durchaus von den in der ARGEBAU getroffenen welche dieser Anlagen die Bauordnung nicht gilt. Bei-
Vereinbarungen abweichen. Die von den Landespar- spielhaft hierfr seien daraus die „Anlagen des çffent-
lamenten verabschiedeten Landesbauordnungen weisen lichen Verkehrs einschließlich Zubehçr, Nebenanlagen
denn auch Abweichungen von der Musterbauordnung und Nebenbetrieben, ausgenommen Gebude“ genannt.
auf, nicht jedoch in den hier zu behandelnden grund-
stzlichen Aussagen. 2.2.3 Anlagen – bauliche Anlagen
Das Bauordnungsrecht ist in Deutschland Handlungs-
grundlage fr Behçrden, die in dieser Funktion als Bau- Zitat § 2 Abs. 1 Satz 1 MBO:
aufsichtsbehçrden bezeichnet werden (in Baden-Wrt- Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene,
temberg als Baurechtsbehçrden), hierarchisch geglie- aus Bauprodukten hergestellte Anlagen; eine Verbin-
dert in dung mit dem Boden besteht auch dann, wenn die An-
– oberste Bauaufsichtsbehçrde eines Bundeslandes lage durch eigene Schwere auf dem Boden ruht oder auf
(das mit dieser Aufgabe betraute Landesministerium ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die
bzw. in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Ham- Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt
burg die damit betraute Senatsverwaltung), ist, berwiegend ortsfest benutzt zu werden.
– hçhere Bauaufsichtsbehçrde (eine Zwischenebene in Im folgenden Satz 2 dieses Absatzes werden dann noch
manchen großen Flchenstaaten, angesiedelt bei den spezielle Anlagen als bauliche Anlagen deklariert, die
Regierungsprsidenten), nach der Definition in Satz 1 zumindest strittig sein
– untere Bauaufsichtsbehçrden (angesiedelt bei den kçnnten, z. B. Aufschttungen und Abgrabungen, Ge-
Verwaltungsbehçrden der Landkreise und der kreis- rste, Hilfseinrichtungen zur statischen Sicherung von
freien Stdte, in den Stadtstaaten bei den Bezirksver- Bauzustnden.
waltungen; zustndig fr den Vollzug der Bauord- Außer an bauliche Anlagen werden in den Landesbau-
nung konkret vor Ort). ordnungen auch Anforderungen an bestimmte sonstige
Die von diesen Behçrden ausgebte Funktion wird als Anlagen und Einrichtungen gestellt (z. B. an Anlagen
Bauaufsicht bezeichnet, der Rechtsbereich als Bauord- der technischen Gebudeausrstung). Deshalb wird in
nungs- oder Bauaufsichtsrecht. den Landesbauordnungen auch der Begriff „Anlagen“
Von den bauaufsichtlichen Aufgaben sind zur lnder- verwendet – Zitat § 2 Abs. 1 Satz 3 MBO:
bergreifend bautechnisch einheitlichen Regelung be- Anlagen sind bauliche Anlagen und sonstige Anlagen
stimmte Aufgaben von den Bundeslndern dem zuvor und Einrichtungen im Sinne des § 1 Abs. 1 Satz 2.
genannten Deutschen Institut fr Bautechnik (DIBt) in
Berlin bertragen worden. Das DIBt wurde 1968 von
2.2.4 Bauprodukt – Bauart
Bund und Bundeslndern errichtet und „dient der ein-
heitlichen Erfllung bautechnischer Aufgaben auf dem Zitat § 2 Abs. 9 MBO:
Gebiete des çffentlichen Rechts“ (Art. 1, Abs. 2 DIBt- Bauprodukte sind
Abkommen), also nicht nur des Bauaufsichtsrechts. 1. Baustoffe, Bauteile und Anlagen, die hergestellt wer-
Im Zusammenhang mit diesem Beitrag sind von den den, um dauerhaft in bauliche Anlagen eingebaut zu
Aufgaben des DIBt insbesondere zu nennen: werden,
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 403

2. aus Baustoffen und Bauteilen vorgefertigte Anlagen, – die zu beachtenden Verwaltungsverfahren (Geneh-
die hergestellt werden, um mit dem Erdboden ver- migungspflicht, Genehmigungsfreiheit, Genehmi-
bunden zu werden wie Fertighuser, Fertiggaragen gungsverfahren),
und Silos. – Bauberwachung, Baulasten, Ordnungswidrigkeiten
u. a.
Bauprodukte sind alle Gegenstnde, die hergestellt wer-
Diese sachlichen (materiellen) und formalen Vorschrif-
den, um entsprechend dem Zweck der baulichen Anlage
ten lassen sich zu drei bauaufsichtlichen Aufgabenblç-
dauerhaft eingebaut zu werden. Das kçnnen sowohl
cken zusammenfassen:
Baustoffe (im Mauerwerksbau z. B. Bindemittel und
– die Abwehr von Gefahren fr die çffentliche Sicher-
Zuschlge fr den Mauermçrtel), Produkte aus Bau-
heit und Ordnung,
stoffen (im Mauerwerksbau z. B. Fertigmçrtel, Mauer-
– die Baugestaltung und
steine) als auch aus Stoffen und Produkten vorgefertig-
– bestimmte Sozial- und Wohlfahrtsaufgaben.
ter Bauteile (im Mauerwerksbau z. B. Mauertafeln) bis
ber die Aufgaben, die sich aus der Bauordnung erge-
hin zu vorgefertigten Anlagen sein.
ben, hinaus hat die Bauaufsicht aber auch die stdtebau-
Die Anforderungen an die Bauprodukte werden ins-
liche Planung und baurechtliche Vorschriften in ande-
besondere – wenn auch nicht nur – von den Anforde-
ren Gesetzen zu vollziehen, wenn hierfr nicht andere
rungen an die bauliche Anlage bestimmt. Die fr die
Behçrden bestimmt sind.
Erfllung insbesondere dieser und ggf. auch weiterer
Der bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweis ist ein
Anforderungen erforderlichen Produkteigenschaften
Instrument im Rahmen der Abwehr von Gefahren fr
werden in technischen Regeln formuliert, nationalen
die çffentliche Sicherheit und Ordnung. Deshalb wird
oder europischen (s. Abschn. 3.1.2 und 3.1.3).
im Folgenden nur diesem Aspekt und dem auch nur
Zitat § 2 Abs. 10 MBO: insoweit nachgegangen, wie es fr die Beschreibung
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu der Zielstellung bei der Erteilung bauaufsichtlicher
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen. Verwendbarkeitsnachweise sinnvoll erscheint.
Die Art des „Zusammenfgens“ von Bauprodukten zu
einem Bauteil (im Mauerwerksbau z. B. von Mauerstei- 2.2.5.2 Allgemeine bauaufsichtliche Anforderungen
nen und Mauermçrtel zu einer Wand) und der Bauteile
Die zentrale bauaufsichtliche Sicherheitsanforderung
zu einer baulichen Anlage (z. B. von gemauerten Wn-
ist in § 3 MBO, der sog. materiellrechtlichen General-
den, Fundamenten und Decken zu einem Gebude) sind
klausel, formuliert.
mitbestimmend fr die zur Erfllung der Anforderun-
Zitat § 3 Abs. 1 bis 4 MBO:
gen an die bauliche Anlage erforderlichen Eigenschaf-
(1) Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ndern
ten der Bauprodukte (und auch umgekehrt). Aber auch
und instand zu halten, dass die çffentliche Sicherheit
die Bauart selbst muss solche Eigenschaften aufweisen,
und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und
wie sie zur Erfllung der bauaufsichtlichen Anforderun-
die natrlichen Lebensgrundlagen, nicht gefhrdet wer-
gen erforderlich sind. Somit bedrfen auch die Bauarten
den.
(im Mauerwerksbau z. B. die Verbands- und Verbin-
(2) Bauprodukte und Bauarten drfen nur verwendet
dungsregeln) der Formulierung in technischen Regeln
werden, wenn bei ihrer Verwendung die baulichen An-
(s. Abschn. 3.2.2).
lagen bei ordnungsgemßer Instandhaltung whrend
einer dem Zweck entsprechenden angenommenen Zeit-
2.2.5 Abwehr von Gefahren fr die çffentliche
dauer die Anforderungen dieses Gesetzes oder aufgrund
Sicherheit und Ordnung
dieses Gesetzes erfllen und gebrauchstauglich sind.
2.2.5.1 Allgemeines (3) Die von der obersten Bauaufsichtsbehçrde durch
çffentliche Bekanntmachung als Technische Baubestim-
Die Landesbauordnungen enthalten zur Regelung der
mungen eingefhrten technischen Regeln sind zu beach-
çffentlichen Anforderungen an das einzelne Grundstck
ten. Bei der Bekanntmachung kann hinsichtlich ihres
und an die einzelne bauliche Anlage (unter Einbezie-
Inhalts auf die Fundstelle verwiesen werden. Von den
hung der engeren Nachbarschaft) Vorschriften, ins-
Technischen Baubestimmungen kann abgewichen wer-
besondere ber
den, wenn mit einer anderen Lçsung in gleichem Maße
– das Grundstck und seine Bebauung (Bebauung der
die allgemeinen Anforderungen des Absatzes 1 erfllt
Grundstcke mit Gebuden, Zugnge, Zufahrten,
werden; § 17 Abs. 3 und § 21 bleiben unberhrt.
Abstandsflchen, Fluchtlinien u. a.),
(4) Fr die Beseitigung von Anlagen und fr die nde-
– die bauliche Anlage (Gestaltung, Bauausfhrung,
rung ihrer Nutzung gelten die Abstze 1 und 3 entspre-
Bauprodukte und Bauarten, Bauteile, technische
chend.
Gebudeausrstung, nutzungsspezifische Anforde-
rungen u. a.), Die in § 3 Abs. 3 genannten § 17 Abs. 3 und § 21 be-
– die am Bau Beteiligten (Bauherr, Entwurfsverfasser, treffen das Erfordernis bauaufsichtlicher Verwendbar-
Unternehmer, Bauleiter), keitsnachweise (s. Abschn. 3.1.1 bzw. 3.2.1). Der hier
– die Bauaufsichtsbehçrden (Aufbau, Zustndigkeit, nicht wiedergegebene § 3 Abs. 5 behandelt Bauproduk-
Aufgaben und Befugnisse) te und Bauarten nach Vorschriften anderer Vertrags-
404 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

staaten des „europischen Wirtschaftsraums“ und for- betreffen und dafr nicht ausdrcklich andere Behçrden
dert fr ihre Verwendung in Deutschland die Erfllung bestimmt sind.
des gleichen (deutschen) Schutzniveaus.
Der Begriff „Sicherheit“ umfasst den Schutz der indi- 2.2.5.3 Konkretisierung der Allgemeinen
viduellen Rechtsgter wie Leben, Gesundheit, Besitz, Anforderungen
Vermçgen und den der kollektiven wie Luft, Wasser Der bauaufsichtliche Sicherheitsauftrag des § 3 MBO
und Boden. Der Zusatz „çffentliche“ Sicherheit be- wird in den Landesbauordnungen sachlich (materiell)
schrnkt den Umfang dieser Rechtsgter aber so, dass weiter konkretisiert, insbesondere
damit ausschließlich private Belange des Einzelnen – in den Allgemeinen Anforderungen an die Bauaus-
ausgeschlossen werden. fhrung in den Paragraphen: Baustelle; Standsicher-
Der Begriff „çffentliche Ordnung“ beschreibt die Ge- heit; Schutz gegen schdliche Einflsse; Brand-
samtheit ungeschriebener Regeln fr das Verhalten des schutz; Wrme-, Schall- und Erschtterungsschutz;
Einzelnen in der ffentlichkeit im Hinblick auf ein ge- Verkehrssicherheit,
ordnetes Gemeinschaftsleben. – in technischen Einzelvorschriften fr bestimmte
ffentlicher Sicherheit und Ordnung soll gem. § 3 Bauteile (z. B. tragende Wnde, Sttzen, Decken,
Abs. 1 MBO durch die Anlagen „nicht gefhrdet“ wer- Dcher, Treppen) und bestimmte Anlagen (z. B. Auf-
den, d. h., einer solchen Gefahr soll bauaufsichtlich zge, Lftungsanlagen Feuerungsanlagen) und
nach verstndigem Ermessen vorgebeugt werden. – in gesonderten Vorschriften zur Bauordnung.
Einer „Gefahr“ – also der Mçglichkeit eines Schadens – Eine noch weiter gehende Konkretisierung erfolgt dann
kann auf der Grundlage der Bauordnung (bauaufsicht- in speziellen technischen Regeln wie bestimmten Nor-
lich) also nur dann vorgebeugt werden, wenn es sich um men, Richtlinien und sonstigen Regelungen, fr die nicht
ein Schutzgut der çffentlichen Sicherheit und Ordnung geregelten Bauprodukte und Bauarten in den bauauf-
handelt und nicht um andere Schutzgter. Bauaufsicht- sichtlichen Verwendbarkeitsnachweisen (s. Abschn. 3).
lich kann auch nur hinreichend wahrscheinlichen Scha-
densmçglichkeiten vorgebeugt werden und nicht ent-
fernteren Mçglichkeiten oder gar nur allgemeinen Scha-
densvermutungen. Dafr mitentscheidend ist die Art 3 Erfordernis bauaufsichtlicher
des Schutzgutes und der mçgliche Schadensumfang. Verwendbarkeitsnachweise
Bauaufsichtlich nicht gefordert werden kann die Mini-
3.1 Bauprodukte
mierung denkbarer Schadensursachen unterhalb der Ge-
fahrenschwelle. 3.1.1 Nicht geregelte Bauprodukte (s. Bild 1)
Fr die Annahme einer Gefahr gengt fr die bauauf-
Zitat § 17 Abs. 3 MBO:
sichtlichen Anforderungen das Wissen, dass nach der
Bauprodukte, fr die technische Regeln in der Bau-
Lebenserfahrung bei bestimmten Zustnden oder Ver-
regelliste A nach Absatz 2 bekannt gemacht worden
haltensweisen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
sind und die von diesen wesentlich abweichen oder
ein Schaden einzutreten pflegt (Annahme einer abstrak-
fr die es Technische Baubestimmungen oder allgemein
ten Gefahr). Hçher liegt die Entscheidungsschwelle da-
anerkannte Regeln der Technik nicht gibt (nicht gere-
hingegen bei unverndert bestehenden Anlagen; hier
gelte Bauprodukte), mssen
bedarf es zur Anordnung bauaufsichtlicher Maßnahmen
1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18),
einer konkreten Gefahr, d. h. dass ein Schaden bei un-
2. ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis (§ 19)
gehindertem Ablauf des objektiv zu erwartenden Ge-
oder
schehens im zu beurteilendem konkreten Fall in ber-
3. eine Zustimmung im Einzelfall (§ 20)
schaubarer Zukunft mit hinreichender Wahrscheinlich-
haben. Ausgenommen sind Bauprodukte, die fr die Er-
keit eintritt.
fllung der Anforderungen dieses Gesetzes oder auf-
Die bauaufsichtliche Zustndigkeit erstreckt sich nach
grund dieses Gesetzes nur eine untergeordnete Bedeu-
§ 3 MBO nur auf die Anordnung, Errichtung, nde-
tung haben und die das Deutsche Institut fr Bautechnik
rung, Instandhaltung, Nutzungsnderung und die Besei-
im Einvernehmen mit der obersten Bauaufsichtsbehçr-
tigung von Anlagen. Somit erstreckt sich die bauauf-
de in einer Liste C çffentlich bekannt gemacht hat.
sichtliche Regelungszustndigkeit auch nur auf Gefah-
rentatbestnde daraus und z. B. nicht aus Gefahren bei Entscheidend fr das Erfordernis eines bauaufsicht-
Herstellungsvorgngen außerhalb der Baustelle, beim lichen Verwendbarkeitsnachweises fr Bauprodukte
Transport oder aus der Entsorgung der Baustoffe und ist also das Fehlen oder das wesentliche Abweichen
Bauteile. Solche Gefahren sind in Deutschland anderen von bestimmten technischen Regeln, die das Baupro-
Schutzbereichen gesetzlich zugeordnet; die Bauaufsicht dukt fr seinen Verwendungszweck in der baulichen
darf in diesen fremden Bereichen deshalb auch nicht Anlage hinreichend und vollstndig beschreiben (Pro-
vermeintliche Regelungslcken selbstttig schließen. duktregeln). Zu den Anforderungen an solche Produkt-
Umgekehrt sind bauaufsichtlich aber die in anderen regeln siehe Abschnitt 3.1.2.
Rechtsbereichen geltenden Bestimmungen zu beachten Ausgenommen vom Erfordernis eines bauaufsicht-
und auch durchzusetzen, wenn sie die o. g. Bauvorgnge lichen Verwendbarkeitsnachweises fr nicht geregelte
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 405

Bild 1. Bauaufsichtliche Nachweise fr europisch nicht harmonisierte Bauprodukte

Bauprodukte sind aber Bauprodukte, die von bauauf- schrnkung auf die Nichtverwendung fr Bauteile, an
sichtlich untergeordneter Bedeutung sind. Diese nicht die hçhere Brandschutzanforderungen als normalent-
geregelten Bauprodukte sind in einer Liste C verçffent- flammbar oder Anforderungen an den Schall- oder
licht. Die Liste C ist eine „lebende“ Liste, die vom Wrmeschutz gestellt werden (andernfalls auch hier
Deutschen Institut fr Bautechnik (DIBt) im Einverneh- keine Freistellung vom Erfordernis eines bauaufsicht-
men mit den obersten Bauaufsichtsbehçrden der Bun- lichen Verwendbarkeitsnachweises).
deslnder erstellt und einmal jhrlich (erste Jahreshlf- Zum Erfordernis eines bauaufsichtlichen Verwendbar-
te) zusammen mit den Bauregellisten als Komplettaus- keitsnachweises
gabe verçffentlicht wird [2]. Zustzlich werden vom – fr Bauprodukte bezglich ihres Einbaus in die bau-
DIBt dazu einmal jhrlich (zweite Jahreshlfte) Ergn- lichen Anlage siehe Abschnitt 3.2.2 und
zungen und nderungen bekannt gemacht (siehe – fr europisch harmonisierte Bauprodukte – also sol-
www.dibt.de). Wird in der Liste C zu einem Produkt che mit CE-Kennzeichnung – siehe Abschnitt 3.1.3.
ein bestimmter Verwendungsbereich angegeben, so be-
deutet das, dass das nicht geregelte Produkt nur inner-
3.1.2 Geregelte und sonstige Bauprodukte –
halb dieses Verwendungsbereiches als von bauaufsicht-
technische Produktregeln (s. Bild 1)
lich untergeordneter Bedeutung anzusehen ist und somit
nur fr diesen Bereich keines bauaufsichtlichen Ver- Nach § 17 Abs. 1 (s. Zitat in Abschn. 3.1.3) und Abs. 3
wendbarkeitsnachweises bedarf. Fr alle in der Liste C MBO ist ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnach-
aufgefhrten Produkte gilt außerdem die generelle Ein- weis nicht erforderlich fr
406 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

– geregelte Bauprodukte, d. h. Bauprodukte, die mit 3.1.3 Bauprodukte mit CE-Kennzeichnung –


den technischen Regeln (Produktregeln) nach Bau- Anwendungsregelungen (s. Bild 2)
regelliste A bereinstimmen,
– sonstige Bauprodukte, d. h. Bauprodukte, fr die es Zitat § 17 Abs. 1 MBO:
in der Bauregelliste A nicht aufgefhrte allgemein Bauprodukte drfen fr die Errichtung, nderung und
anerkannte Regeln der Technik (Produktregeln) gibt, Instandhaltung baulicher Anlagen nur verwendet wer-
und den, wenn sie fr den Verwendungszweck
– nicht geregelte Bauprodukte gem. Liste C. 1. von den nach Abs. 2 bekannt gemachten technischen
Fr die europisch harmonisierten Bauprodukte werden Regeln nicht oder nicht wesentlich abweichen (gere-
die technischen Regeln (Produktregeln – technische gelte Bauprodukte) oder nach Abs. 3 zulssig sind
Spezifikationen) in der Bauregelliste B aufgelistet und wenn sie aufgrund des bereinstimmungsnach-
(s. Abschn. 3.1.3). weises nach § 22 das bereinstimmungszeichen
Die technischen Regeln ber Bauprodukte (Produkt- (-Zeichen) tragen oder
regeln) mssen die Bauprodukte vollstndig beschrei- 2. nach den Vorschriften
ben, d. h. mit allen fr ihre Verwendung in der bauli- a) des Bauproduktengesetzes (BauPG),
chen Anlage bauaufsichtlich relevanten Eigenschaften. b) zur Umsetzung der Richtlinie 89/106 EWG des
Fr die Hauptprodukte des Mauerwerksbaus sind das in Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwal-
der Regel Maße und Form (falls erforderlich), die Fes- tungsvorschriften der Mitgliedsstaaten ber Bau-
tigkeiten, das Brandverhalten, bestimmte Eigenschaften produkte (Bauproduktenrichtlinie) vom 21. De-
des Wrme- und Schallschutzes, Eigenschaften der zember 1988 … durch andere Mitgliedsstaaten
Dauerhaftigkeit (falls erforderlich) und zumeist indirekt der Europischen Gemeinschaften und andere
ber die Zusammensetzung auch Aussagen im Hinblick Vertragsstaaten des Abkommens ber den Euro-
auf den Gesundheitsschutz und den Schutz der natrli- pischen Wirtschaftsraum oder
chen Lebensgrundlagen. c) zur Umsetzung sonstiger Richtlinien der Europi-
Die Bauregelliste A [2] wird vom DIBt im Einverneh- schen Gemeinschaften, soweit diese die wesentli-
men mit den obersten Bauaufsichtsbehçrden der Bun- chen Anforderungen nach § 5 Abs. 1 BauPG be-
deslnder bekannt gemacht (s. Abschn. 3.1.1) und be- rcksichtigen,
steht aus drei Teilen mit unterschiedlicher Zweck- in den Verkehr gebracht und gehandelt werden dr-
bestimmung. Die technischen Regeln fr die geregelten fen, insbesondere das Zeichen der Europischen Ge-
Bauprodukte sind in der Bauregelliste A Teil 1 auf- meinschaften (CE-Kennzeichnung) tragen und dieses
gefhrt. Auch die Bauregelliste A Teil 1 ist wie alle Zeichen die nach Abs. 7 Nr. 1 festgelegten Klassen
Bauregellisten und Liste C eine „lebende“ Liste. Auf- und Leistungsstufen ausweist oder die Leistung des
gefhrt sind darin Bauprodukts angibt.
– die Bauprodukte mit den fr sie geltenden tech- Sonstige Bauprodukte, die von allgemein anerkannten
nischen Regeln, erforderlichenfalls mit ergnzenden Regeln der Technik nicht abweichen, drfen auch ver-
bauaufsichtlichen Bestimmungen in der Anlage, wendet werden, wenn diese Regeln nicht in der Bau-
– die Art des dafr bauaufsichtlich bestimmten ber- regelliste A bekannt gemacht sind. Sonstige Bauproduk-
einstimmungsnachweises, te, die von allgemein anerkannten Regeln der Technik
– die Art des bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnach- abweichen, bedrfen keines Nachweises ihrer Verwend-
weises im Falle der wesentlichen Abweichung von barkeit nach Abs. 3.
den technischen Regelungen.
Die in der Bauregelliste A Teil 1 genannten technischen § 17 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 MBO nennt die Voraussetzun-
Regeln gelten als Technische Baubestimmungen. gen fr die Verwendung europisch nicht harmonisier-
In der Bauregelliste A Teil 1 werden aber nicht alle ter Bauprodukte fr die Errichtung, nderung und In-
Bauprodukte, fr die es technische Regeln gibt, auf- standhaltung baulicher Anlagen (geregelte Bauprodukte
gefhrt. Bauprodukte, deren Verwendung fr die Erfl- s. Abschn. 3.1.2, sonstige Bauprodukte nach § 17
lung bauaufsichtlicher Anforderungen an bauliche An- Abs. 1 Satz 2 s. Abschn. 3.1.2 und nicht geregelte Bau-
lagen von nachgeordneter oder gar untergeordneter Be- produkte s. Abschn. 3.1.1). Fr die europisch harmo-
deutung sind, bleiben in der Bauregelliste A Teil 1 un- nisierten Bauprodukte hingegen gilt § 17 Abs. 1, Satz 1,
bercksichtigt (sonstige Bauprodukte). Diese Nr. 2 MBO in Verbindung mit § 17 Abs. 7 (in dem die
„sonstigen Bauprodukte“ bedrfen auch im Abwei- Bauregelliste B begrndet ist). Danach sind fr die Er-
chensfalle von ihrer technischen Regel keines bauauf- richtung, nderung und Instandhaltung baulicher Anla-
sichtlichen Verwendbarkeitsnachweises. gen Bauprodukte unter folgenden Voraussetzungen ver-
Zur Regelung der Verwendung der Bauprodukte in der wendbar:
baulichen Anlage – dem Einbau auf Dauer – siehe Ab- – Bauprodukte gem. europischer Bauproduktenricht-
schnitt 3.2.2. linie (BauPR) [3] oder Bauprodukte gem. sonstiger
europischer Richtlinien (in der Regel Spezialricht-
linien), soweit diese die wesentlichen Anforderungen
entsprechend der BauPR (bezglich In-Verkehr-
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 407

Bild 2. Bauaufsichtliche Nachweise fr europisch gem. Bauproduktenrichtlinie harmonisierte Bauprodukte

Bringen und den freien Warenverkehr in deutsches Einbau, Zusammenfgen, Anbringen oder Installieren
Recht umgesetzt durch das BauPG 2) des Bundes [4]) verwendet werden soll, bei ordnungsgemßer Planung
bercksichtigen. und Bauausfhrung die „wesentlichen Anforderungen“
– CE-Kennzeichnung unter Angabe von Leistungs- gem. BauPR erfllen kann (mechanische Festigkeit und
klassen, Leistungsstufen oder Leistungen des Bau- Standsicherheit – Brandschutz – Hygiene, Gesundheit
produktes unter Beachtung der zugehçrigen Fest- und Umweltschutz – Nutzungssicherheit – Schallschutz
legungen in der Bauregelliste B [2]. – Energieeinsparung und Wrmeschutz). Der Nachweis
Nach der BauPR muss ein Bauprodukt „solche Merk- dafr gilt als erbracht, wenn das Bauprodukt berein-
male aufweisen“, dass das Bauwerk, fr das es durch stimmt mit
– einer harmonisierten europischen Norm (erstellt
von CEN/ CENELEC im Auftrag der Europischen
2) Gesetz ber das In-Verkehr-Bringen von und den freien Kommission – hEN),
Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der – einer Europischen Technischen Zulassung
Richtlinie …(Bauproduktengesetz – BauPG). (ETA),
408 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

– einer (europisch) anerkannten (nationalen) Norm, Spezifikationen europisch noch nicht harmonisiert
– einem (europischen) Prfzeugnis. worden sind, obwohl sie wesentliche Anforderungen
Auf diese Nachweisformen wird in diesem Beitrag gem. BauPR betreffen (z. B. Hygiene, Gesundheit und
nicht nher eingegangen, zurzeit sind davon auch nur Umweltschutz); eine solche bauaufsichtliche Regelung
die harmonisierte Norm und die Europische Tech- kann durch eine deutsche technische Regel erfolgen
nische Zulassung als sog. „technische Spezifikationen“ (unmittelbar in der Liste oder durch Verweis auf eine
relevant. Die bereinstimmung (Konformitt) eines technische Regel in der Bauregelliste A Teil 1) oder
Bauproduktes mit einer dieser technischen Spezifika- durch Forderung eines bauaufsichtlichen Verwendbar-
tionen ist nach dem in der Spezifikation vorgegebenen keitsnachweises dafr.
Kontrollverfahren nachzuweisen und mit der CE- In der Bauregelliste B Teil 2 werden die Bauprodukte
Kennzeichnung auszuweisen. Ein mit der CE-Kenn- nach anderen europischen Richtlinien aufgefhrt, die
zeichnung versehenes Bauprodukt hat die (widerleg- die CE-Kennzeichnung tragen drfen. Da diese Baupro-
bare) Vermutung der Brauchbarkeit gem. BauPR fr dukte in der Regel aber nicht allen wesentlichen Anfor-
sich. derungen der BauPR gerecht werden, wird fr diese
Ein Bauprodukt mit CE-Kennzeichnung ist somit pro- Bauprodukte in der Liste dann bestimmt, welche bau-
duktseitig so geregelt, dass es auf dem europischen aufsichtlichen Nachweise fr die Bauprodukte bei Ver-
Binnenmarkt in Verkehr gebracht und frei gehandelt wendung in Deutschland zu fhren sind. Bauprodukte
werden kann. National (in Deutschland also insbeson- fr den Mauerwerksbau sind von der Bauregelliste B
dere bauaufsichtlich) zu prfen bleibt aber fr jede tech- Teil 2 bisher nicht berhrt.
nische Spezifikation Whrend die deutschen technischen Produktregeln in
– ob fr Deutschland wegen etwaiger anderer Bedin- der Regel auf die deutschen technischen Verwendungs-
gungen geografischer, klimatischer oder lebens- regeln, d. h. die deutschen technischen Regeln fr die
gewohnheitlicher Art oder eines anderen Schutz- Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Anla-
niveaus bestimmte Klassen, Leistungsstufen oder gen und ihrer Teile abgestimmt sind und umgekehrt, ist
Leistungen festgelegt werden mssen (s. Bauregel- das bezglich der europischen technischen Spezifika-
liste B); tionen nicht – zumindest nicht im gleichen Maße – der
– ob das Produkt in der technischen Spezifikation be- Fall. Das bedeutet, dass hierfr eine Anpassung der
zglich der bauaufsichtlichen Anforderungen an die Verwendungsregeln erfolgen muss durch
bauliche Anlage vollstndig geregelt ist, andernfalls – berarbeitung der deutschen technischen Verwen-
ergnzende deutsche technische Produktregelungen dungsregeln durch Bercksichtigung der harmoni-
oder bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise sierten europischen Produktnormen oder
bestimmt werden mssen (s. Bauregelliste B); – Ergnzung der deutschen technischen Verwendungs-
– ob es fr die Verwendung des Bauproduktes bei der regeln um Verwendungsregelungen fr die europ-
Errichtung, nderung und Instandhaltung baulicher isch harmonisierten Bauprodukte,
Anlagen hinsichtlich der bauaufsichtlichen Anforde- andernfalls ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeits-
rungen technische Verwendungsregeln gibt (andern- nachweis dafr erforderlich wird, wenn es sich um bau-
falls solche bauaufsichtlich zu bestimmen sind oder aufsichtlich in diesem Sinne relevante Bauprodukte
ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis er- handelt (s. Liste der Technischen Baubestimmungen
forderlich sein kann – s. Liste der Technischen Bau- und Abschn. 3.2.2).
bestimmungen und Abschn. 3.2.2). Diese Anpassungen werden, sofern die betreffende deut-
Die Bauregelliste B [2] ist eine „lebende“ Liste, die sche technische Verwendungsregel nicht im o. g. Sinne
zusammen mit der Bauregelliste A und der Liste C unmittelbar berarbeitet worden ist, in der Liste der
vom DIBt im Einvernehmen mit den obersten Bauauf- Technischen Baubestimmungen als Anwendungs-
sichtsbehçrden der Bundeslnder bekannt gemacht wird regelungen bezeichnet und entweder ber Anlagen im
(zur Verçffentlichung s. Abschn. 3.1.1). In der Bau- Teil I dieser Liste bauaufsichtlich bestimmt (die entspre-
regelliste B werden die Bauprodukte aufgefhrt, die chenden Anlagen werden dort mit dem Zusatz E gekenn-
den o. g. europischen Richtlinien entsprechen, die CE- zeichnet) oder produktbezogen in Teil II (s. Abschn.
Kennzeichnung tragen und damit auf dem europischen 3.2.2). In diesem Teil II werden aufgelistet
Binnenmarkt in Verkehr gebracht und frei gehandelt – das europisch harmonisierte Bauprodukt (bzw. Bau-
werden drfen. Die Bauregelliste B besteht aus zwei satz 3)),
Teilen.
In der Bauregelliste B Teil 1 werden die Bauprodukte
mit ihrer zugehçrigen technischen Spezifikation (har-
monisierte europischer Norm, Europische Tech-
nische Zulassung) aufgelistet und die Klassen, Leis-
tungsstufen oder Leistungen festgelegt, die sie fr die 3) Ein Bausatz ist eine aus mindestens zwei Produkten be-
stehende Einheit, die kuflich als solche zum bauseitig
Verwendung in Deutschland haben mssen. Gegebe- dauerhaften Einbau in ein Bauwerk erworben werden
nenfalls werden dabei auch die Eigenschaften bauauf- kann (z. B. der Bausatz eines Wrmedmm-Verbundsys-
sichtlich geregelt, die in der jeweiligen technischen tem).
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 409

Bild 3. Bauaufsichtliche Nachweise fr Bauarten

– die zugehçrige Bezugsregel (harmonisierte europi- standhaltung baulicher Anlagen nur angewendet wer-
sche Norm, europische Zulassungsleitlinie 4), Euro- den, wenn fr sie
pische Technische Zulassung), 1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18)
– Anwendungsregelung durch Hinweis auf entspre- oder
chende Anlagen, in denen auch ein bauaufsichtlicher 2. eine Zustimmung im Einzelfall (§ 20)
Verwendbarkeitsnachweis gefordert sein bzw. sich erteilt worden ist. Anstelle einer allgemeinen bauauf-
aus dem Nichtvorliegen einer technischen Verwen- sichtlichen Zulassung gengt ein allgemeines bauauf-
dungsregel ergeben kann. sichtliches Prfzeugnis, wenn die Bauart nicht der Er-
fllung erheblicher Anforderungen an die Sicherheit
baulicher Anlagen dient oder nach allgemein anerkann-
3.2 Bauarten
ten Prfverfahren beurteilt wird.
3.2.1 Nicht geregelte Bauarten (s. Bild 3)
Sinngemß den Bauprodukten ist das Erfordernis eines
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises auch fr
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen die Anwendung der Bauarten geknpft an ein wesentli-
(s. Abschn. 2.2.4). ches Abweichen oder an ein Nichtvorliegen technischer
Zitat § 21 Abs. 1, Stze 1 und 2 MBO: Regeln zur Erfllung der bauaufsichtlichen Anforde-
Bauarten, die von Technischen Baubestimmungen we- rungen an eine bauliche Anlage (hier von technischen
sentlich abweichen oder fr die es allgemein anerkann- Verwendungsregeln (Anwendungsregeln), also Regeln
te Regeln der Technik nicht gibt (nicht geregelte Bau- fr die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher
arten), drfen bei der Errichtung, nderung und In- Anlagen und ihrer Teile; s. Abschn. 3.2.2). Auch fr die
nicht geregelten Bauarten ist der bauaufsichtliche Ver-
wendbarkeitsnachweis grundstzlich als allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung, allgemeines bauaufsicht-
liches Prfzeugnis oder Zustimmung im Einzelfall
4) Eine europische Zulassungsleitlinie ist eine innerhalb der mçglich (s. Abschn. 4).
Europischen Organisation fr Technische Zulassungen Auch fr die Bauarten ist die bereinstimmung des Aus-
(EOTA) im Auftrag der Europischen Kommission ab-
gestimmte und verçffentlichte Leitlinie zur Erteilung Eu- gefhrten mit dem jeweiligen technischen Bezugsdoku-
ropischer Technischer Zulassungen fr eine Produktfami- ment nachzuweisen, nur entfllt hier eine entsprechende
lie. Kennzeichnung (-Zeichen) – siehe § 22 Abs. 3 MBO.
410 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Im Unterschied zu den Bauprodukten sind europisch Die technischen Regeln fr die Planung, Bemessung und
harmonisierte Bauarten nach europischen Harmonisie- Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile werden
rungsrichtlinien bisher nicht vorgesehen. in Teil I (ggf. ergnzt durch zustzliche bauaufsichtliche
Bestimmungen) aufgelistet. Dabei muss es sich nicht nur
um nationale deutsche Normen und Richtlinien handeln.
3.2.2 „Geregelte“ Bauarten – technische
Auch entsprechende Vorschriften anderer Staaten, aber
Verwendungsregeln (s. Bild 3)
vor allem europische Normen fr Entwurf, Berech-
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu nung, Bemessung und Ausfhrung von Bauwerken (Eu-
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen rocodes) kçnnen in die Liste aufgenommen werden,
(s. Abschn. 2.2). wenn mit ihnen das gleiche (deutsche) bauaufsichtliche
Der in der berschrift gewhlte Begriff „geregelte“ Schutzziel erreicht wird; eine solche Anpassung erfolgt
Bauarten ist kein bauaufsichtlicher Begriff (im Gegen- bei den Eurocodes durch sog. nationale Anhnge in die-
satz zum entsprechenden Begriff bei den Bauproduk- sen Normen (s. auch Abschn. 3.1.3).
ten); er soll an dieser Stelle nur zusammenfassend be- Der Teil II der Liste betrifft nur die Verwendung euro-
sagen, dass es zu den so bezeichneten Bauarten tech- pisch harmonisierter Bauprodukte (und Baustze).
nische Regeln gibt, nmlich Der Teil III der Liste beinhaltet keine fr den Mauer-
– Technische Baubestimmungen, d. h. technische Re- werksbau relevanten Aussagen (Regelungsinhalt sind
geln gem. Liste der Technischen Baubestimmungen, solche Bauprodukte und Bauarten, fr die gem. anderen
oder Rechtsvorschriften – als den Landesbauordnungen –
– sonstige allgemein anerkannte Regeln der Technik. bestimmte Verwendbarkeits- und bereinstimmungs-
Keines bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises nachweise verlangt oder zugelassen werden; fr Bau-
bedrfen nach § 21 Abs. 1 MBO (s. Abschn. 3.2.1) im produkte gem. § 17 Abs. 4 MBO, fr Bauarten gem.
Umkehrschluss § 21 Abs. 2 MBO).
– Bauarten, fr die es Technische Baubestimmungen Zum bereinstimmungsnachweis siehe Abschnitt 3.2.1.
gibt und die von diesen nicht wesentlich abweichen,
und
– Bauarten, fr die es zwar keine Technischen Bau-
bestimmungen, aber sonstige allgemein anerkannte
4 Allgemeine bauaufsichtliche
Regeln der Technik gibt. Zulassung, allgemeines
Technische Baubestimmungen sind technischen Regeln bauaufsichtliches Prfzeugnis,
fr die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Zustimmung im Einzelfall
Anlagen und ihrer Teile, die von der obersten Bauauf-
4.1 Anwendungsbereiche der Nachweisarten
sichtsbehçrde eines Bundeslandes durch çffentliche Be-
kanntmachung als Technische Baubestimmung einge- Fr den bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis
fhrt worden sind (s. Abschn. 2.2.5.2, Zitat § 3, Ab- sehen die Landesbauordnungen folgende Nachweis-
satz 3 MBO) [5]. Die Bekanntmachung erfolgt in der arten vor:
Liste der Technischen Baubestimmungen, die jedes • als allgemeine Nachweise:
Bundesland als Landesliste verçffentlicht. Diese Lan- die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) und
deslisten folgen einer Muster-Liste, die in der Bau- das allgemeine bauaufsichtliche Prfzeugnis (abP),
ministerkonferenz (ARGEBAU – s. Abschn. 2.2.1) er- • als nicht allgemeinen Nachweis:
arbeitet wird [6]; dies schließt allerdings punktuelle die Zustimmung im Einzelfall (ZiE).
Abweichungen der Landeslisten nicht aus, insbesondere Der Begriff „allgemein“ besagt, dass diese Nachweis-
hinsichtlich des Zeitpunktes der Bekanntmachung ein- arten fr alle Bauvorhaben gelten, bei denen das jewei-
zelner Technischer Baubestimmungen (Aktualisierun- lige Bauprodukt bzw. die jeweilige Bauart nach den
gen der Muster-Liste jeweils im Frhjahr und Herbst technischen Regelungen des zugehçrigen Nachweises
eines jeden Jahres). (abZ bzw. abP) verwendet bzw. angewendet werden soll.
Die nicht allgemeine Nachweisart (ZiE) gilt dahingegen
Die Liste besteht aus drei Teilen: nur fr das konkrete Bauvorhaben, fr das die Zustim-
Teil I Technische Regeln fr die Planung, Bemessung mung erteilt wurde; die Zustimmung im Einzelfall gilt
und Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile. also nicht auch fr andere Bauvorhaben, selbst wenn sich
Teil II Anwendungsregelungen fr Bauprodukte und dort die gleichen Tatbestnde zu wiederholen scheinen.
Baustze nach Europischen Technischen Zulassungen Fr den allgemeinen bauaufsichtlichen Verwendbar-
und harmonisierten Normen nach der Bauprodukten- keitsnachweis stehen zwar grundstzlich zwei Nach-
richtlinie. weisarten zur Verfgung, die abZ und das abP, nur
Teil III Anwendungsregelungen fr Bauprodukte und drfen sie nicht wahlweise angewendet werden. Ist
Baustze nach Europischen Technischen Zulassungen nmlich fr ein Bauprodukt oder fr eine Bauart ein
und harmonisierten Normen nach der Bauprodukten- bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis erforder-
richtlinie im Geltungsbereich der Verordnungen nach lich und soll dieser Nachweis im vorgenannten Sinne
§ 17 Abs. 4 und § 21 Abs. 2. allgemein gefhrt werden, so ist dieser Nachweis immer
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 411

dann mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas- – anerkanntes Prfverfahren (nur in Abschn. 2),
sung zu fhren, wenn dafr bauaufsichtlich kein all- – Art des bereinstimmungsnachweises.
gemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als gengend Zur Bekanntmachung der Bauregelliste A Teil 3 siehe
bestimmt ist. Fr welche Bauprodukte und Bauarten Abschnitt 3.1.1 [2].
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als Ver-
Liegt fr ein Bauprodukt oder eine Bauart, deren Ver-
wendbarkeitsnachweis gengt, ist bauaufsichtlich in
wendung bzw. dessen Anwendung eines bauaufsicht-
folgende Listen festgelegt:
lichen Verwendbarkeitsnachweises (Anwendbarkeits-
a) fr die Bauprodukte
nachweises) bedarf, keine allgemeine bauaufsichtliche
– in Bauregelliste A Teil 1 (fr einzelne dort auf-
Zulassung bzw. in bestimmten Fllen (s. vorstehend ge-
gefhrte Bauprodukte bei wesentlicher Abwei-
nannte Bauregellisten) kein allgemeines Prfzeugnis
chung von ihrer technischen Regel) und
vor, so bedarf die Verwendung dieser Bauprodukte
– in Bauregelliste A Teil 2 (fr alle dort aufgefhr-
bzw. die Anwendung dieser Bauarten fr das betroffene
ten Bauprodukte);
konkrete Bauvorhaben der Zustimmung im Einzelfall
b) fr die Bauarten
(ZiE). Da die Zustimmung im Einzelfall nur fr das
– in Bauregelliste A Teil 3 (fr alle dort aufgefhr-
eine Bauvorhaben gilt, ist diese Nachweisart fr zur
ten Bauarten).
hufigen Verwendung bzw. Anwendung vorgesehene
Whrend die Bauregelliste A allgemein und deren Teil 1
Bauprodukte bzw. Bauarten nicht sinnvoll. Die Zustim-
bereits erlutert wurde (s. Abschn. 3.1.2), werden die
mung im Einzelfall bietet sich insbesondere an:
Teile 2 und 3 der Bauregelliste A im Folgenden vor-
– fr spezielle auf ein bestimmtes Bauvorhaben
gestellt.
abgestellte nicht geregelte bautechnische Sonder-
In der Bauregelliste A Teil 2 wird bestimmt, fr welche lçsungen und
nicht geregelten oder bezglich der bauaufsichtlichen – fr Pilotprojekte von Weiter- und Neuentwick-
Anforderungen nicht vollstndig geregelten Baupro- lungen.
dukte ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis
gengt. Diese Liste hat zwei Abschnitte, die sich in
4.2 Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
ihrer Begrndung und hinsichtlich der erforderlichen
(abZ)
Prfungen des Bauproduktes unterscheiden:
• Abschnitt 1: nicht geregelte Bauprodukte, deren Ver- 4.2.1 Allgemeines
wendung nicht der Erfllung erheblicher Anforde-
Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) ist in
rungen an die Sicherheit baulicher Anlagen dient.
§ 18 MBO nher bestimmt. Zum Anwendungsbereich
• Abschnitt 2: nicht geregelte oder nicht vollstndig
dieser Nachweisart siehe Abschnitt 4.1.
geregelte Bauprodukte, die hinsichtlich der bauauf-
Die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassun-
sichtlichen Anforderungen durch allgemein aner-
gen erfolgt allein durch das Deutsche Institut fr Bau-
kannte Prfverfahren beurteilt werden kçnnen.
technik (DIBt). Die vom DIBt erteilten abZ gelten in
In der Liste werden aufgefhrt:
allen Bundeslndern.
– Bauprodukt,
Die Erteilung einer abZ setzt voraus:
– erforderlicher Verwendbarkeitsnachweis abP,
– Erfordernis einer abZ,
– anerkanntes Prfverfahren (nur in Abschn. 2),
– Antragstellung (formlos) mit technisch detaillierter
– Art des bereinstimmungsnachweises.
Beschreibung des Antragsgegenstandes (Bauprodukt
Zur Bekanntmachung der Bauregelliste A Teil 2 siehe
und/oder Bauart mit Verwendungs- bzw. Anwen-
Abschnitt 3.1.1 [2].
dungszweck und bereits vorliegenden weiteren tech-
In der Bauregelliste A Teil 3 wird festgelegt, fr welche nischen Informationen),
nicht geregelten oder bezglich der bauaufsichtlichen – Durchfhrung bestimmter, vom DIBt vorgegebener
Anforderungen nicht vollstndig geregelten Bauarten Untersuchungen durch vom DIBt als fr die Unter-
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis gengt. suchungen sachkundig beurteilte Personen bzw.
Entsprechend der Bauregelliste A Teil 2 hat auch diese Prfstellen,
Liste zwei Abschnitte: – erfolgreiche Untersuchungsergebnisse,
• Abschnitt 1: nicht geregelte Bauarten, deren Anwen- – Kosten und Gebhren (vom Antragsteller zu tragen).
dung nicht der Erfllung erheblicher Anforderungen Das DIBt lsst sich bei der Erarbeitung der abZ bei
an die Sicherheit baulicher Anlagen dient. Bedarf durch von ihm bestimmte Sachverstndige, zu-
• Abschnitt 2: nicht geregelte oder nicht vollstndig meist Sachverstndigenausschsse, beraten. Zum Ver-
geregelte Bauarten, die hinsichtlich der bauaufsicht- fahrensablauf siehe Bild 4.
lichen Anforderungen durch allgemein anerkannte Die Geltungsdauer der abZ betrgt in der Regel 5 Jahre.
Prfverfahren beurteilt werden kçnnen. nderungen und Ergnzungen der abZ whrend der
In der Liste werden aufgefhrt: Geltungsdauer sind auf Antrag hin mçglich; fr ihre
– Bauart, Erteilung gilt das Vorstehende sinngemß. Die Gel-
– Verwendbarkeitsnachweis (Anwendbarkeitsnach- tungsdauer einer abZ kann auf Antrag verlngert wer-
weis) abP, den. Eine solche Verlngerung setzt voraus, dass ihr
412 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

In den Allgemeinen Bestimmungen werden Aussagen


zur baurechtlichen Bedeutung der abZ, zu den aus einer
abZ sich ergebenden Pflichten der Hersteller und Ver-
treiber, zur Vorlagepflicht und zur Vervielfltigung ge-
troffen.
Die Besonderen Bestimmungen sind die technischen
Regelungen fr den Zulassungsgegenstand, das Bau-
produkt und/oder die Bauart, insbesondere in den Be-
reichen:
– Beschreibung des Zulassungsgegenstandes und sei-
nes Verwendungs- bzw. Anwendungsbereichs (die-
ser Abschnitt wird vom DIBt verçffentlicht, s. u.),
– Festlegung der Anforderungen an den Zulassungs-
gegenstand (bei Bauprodukten insbesondere Form,
stoffliche Zusammensetzung, chemische und physi-
kalische Eigenschaften mit Prfverfahren),
– Art, Umfang und Hufigkeit der Produktionskontrol-
len (Nachweisverfahren fr die bereinstimmung
und Kennzeichnung),
– Verwendungs- bzw. Anwendungsregeln fr die Pla-
nung, Bemessung und Konstruktion baulicher Anla-
gen und ihrer Teile, besondere Hinweise fr die Ver-
wender bzw. Anwender.
In den Besonderen Bestimmungen wird weitgehend auf
allgemein anerkannte Regeln der Technik bezogen, so-
dass der Teil der Eigenregelungen in einer abZ auf das
unbedingt Notwendige beschrnkt bleibt. Der Umfang
der zulassungseigenen gegenstandsspezifischen tech-
nischen Regelungen ergibt sich aus Grad und Umfang
der Abweichungen von den einschlgigen technischen
Regeln bzw. vom Umfang des in technischen Regeln
nicht erfassten (s. Abschn. 3 und 3.2). Die vorgenannten
Bereiche der Besonderen Bestimmungen kçnnen des-
halb je nach Zulassungsgegenstand einen sehr unter-
schiedlichen Textumfang haben. Im Falle europisch
vollstndig harmonisierter Bauprodukte mit ausreichen-
der Ausweisung von Klassen, Leistungsstufen und Leis-
tungen in der CE-Kennzeichnung (s. Abschn. 3.1.3)
kçnnten sich die besonderen Bestimmungen z. B. allein
auf Regelungen fr die Planung, Bemessung und Kons-
truktion beziehen und das auch nur, soweit es dafr
keine Technischen Baubestimmungen gibt (s. Abschn.
3.1.3 und 3.2.2).
Die abZ sind vom DIBt nach Gegenstand und wesent-
Bild 4. Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung; Verfahrens- lichem Inhalt zu verçffentlichen [7]. Im vollstndigen
ablauf Wortlaut kçnnen sie insbesondere vom Antragsteller
oder ber www.dibt.de unter Zulassungen/Bestellser-
vice bezogen werden.
keine formalen (z. B. Wegfall des Erfordernisses einer
abZ) oder sachlichen Grnde (z. B. neue Erkenntnisse)
4.2.2 Beispiele aus dem Mauerwerksbau
entgegenstehen. Die abZ wird widerruflich erteilt, d. h.,
dass das DIBt die abZ whrend der Geltungsdauer zu- Einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung bedr-
rckziehen bzw. sicherheitsbegrndete Ergnzungen fen im Mauerwerksbau
und nderungen vornehmen kann, wenn dies aus Grn- 1. nicht geregelte Mauerwerksprodukte (s. Bauregellis-
den der çffentlichen Sicherheit und Ordnung z. B. auf- te A Teil 1 und Bild 1), sofern es sich nicht um
grund neuer Erkenntnisse geboten ist. Produkte von untergeordneter Bedeutung handelt
Der Zulassungsbescheid umfasst zwei Teile: (s. Liste C) und
Teil I: Allgemeine Bestimmungen, 2. nicht geregelte Mauerwerksbauarten (s. Liste der
Teil II: Besondere Bestimmungen. Technischen Baubestimmungen und Bild 3),
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 413

sofern kein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis der Hçhe ber OKG, sodass – wie bei den Drahtankern
als Verwendbarkeitsnachweis gengt (s. Abschn. 4.3). nach Norm – keine statische Bemessung der Anker im
Einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung kçnnen Einzelfall erfolgen muss.
bedrfen
3. nicht vollstndig europisch harmonisierte Mauer- Beispiel zu Punkt 1 und 2
werksprodukte (s. Bauregelliste B Teil 1 und Bild 2)
Das folgende Beispiel ist eines fr das Fehlen von tech-
und
nischen Regeln sowohl fr das Produkt (fr diesen Ver-
4. die Verwendung europisch harmonisierter Mauer-
wendungszweck) als auch fr dessen Verwendung im
werksprodukte (s. Liste der Technischen Baubestim-
Mauerwerk.
mungen und Bild 2).
Anhand von Beispielen soll dies nachstehend etwas er- Gegenstand und technische Regelungen
lutert werden. Zur Vermeidung von Wrmebrcken in gemauerten
Wnden liegt es nahe, besondere Dmmelemente fr
die Fußpunkte auch von tragendem Mauerwerk zu ent-
Beispiel zu Punkt 1
wickeln. Solche Ergnzungselemente sind im Mauer-
Als nicht geregelt werden Bauprodukte bezeichnet, die werk-Kalender 2009 im Beitrag Mauerwerk mit all-
entweder von ihren technischen Regeln in Bauregelliste gemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, dort ab S. 181
A Teil 1 wesentlich abweichen oder fr die es solche ausfhrlich dargestellt. Eine Variante dieser Dmmele-
technischen Regeln oder sonstigen allgemein anerkann- mente sind solche aus Schaumglas spezieller Zusam-
ten Regeln der Technik nicht gibt (s. Abschn. 3.1.1). mensetzung und besonderer Oberflchenbehandlung.
Zunchst ein Beispiel fr einen „Abweichensfall“: Fr dieses Bauprodukt gibt es keine technischen Regeln
in der Bauregelliste A Teil 1 und ebenso keine sonstigen
Gegenstand und Regelabweichung
allgemein anerkannten Regeln der Technik. Ebenso gibt
Ausgelçst von der Einfhrung des Dnnbettmauer-
es keine technischen Regeln fr die Verwendung dieser
werks wurden in Deutschland von den fr die Flchen-
Produkte als Teil des Mauerwerks, weder in der Liste
verankerung von zweischaligen Außenwnden in DIN
der Technischen Baubestimmungen noch sonstige all-
1053-1 geregelten Drahtankern wesentlich abweichen-
gemein anerkannte Regeln der Technik. Diese Schaum-
de Ankerformen entwickelt, die Flachstahlanker (dar-
glaselemente und das mit ihnen in der untersten Lage
gestellt im Mauerwerk-Kalender 2009, Beitrag Mauer-
(im Fußpunkt der Wnde) errichtete Mauerwerk sind
werk mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, dort
somit nicht geregelt (s. insbesondere DIN 1053-1) und
S. 194 ff). Whrend fr wesentliche Abweichungen nur
bedrfen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
von der Verankerungsart (im Mçrtelbett der Außen-
sung.
und/oder Innenschale) ein allgemeines bauaufsicht-
liches Prfzeugnis als bauaufsichtlicher Verwendbar- Untersuchungen im Zulassungsverfahren
keitsnachweis gengt (s. Abschn. 4.3.2), bedrfen Ab- Das Trag- und Verformungsverhalten sowie die Trag-
weichungen von der Ankerform – also Abweichungen fhigkeit von Mauerwerk nach DIN 1053-1, dass am
von DIN 1053-1:1996-11, Abschn. 8.4.3.1, Aufzhlung Fußpunkt statt einer Lage Steine eine Lage Schaum-
e, Abs. 1 und Bild 9) im Drahtdurchmesser, in Quer- glaselemente aufweist, ist unbekannt. Daraus ergibt
schnittsform und/oder Werkstoff – einer allgemeinen sich nicht nur das Erfordernis von Druck-, Schub- und
bauaufsichtlichen Zulassung. Verformungsprfungen der Schaumglasblçcke, sondern
auch Druckversuche (mit Verformungsmessungen) an
Untersuchungen im Zulassungsverfahren
solchen Wnden, kurzzeitig und langzeitig. Entspre-
Wie der Drahtanker sind auch diese Varianten Teil des
chend wurden auch Brandversuche durchgefhrt.
in DIN 1053-1 geregelten, fr Deutschland traditionel-
Im Zulassungsbescheid werden dann insbesondere die
len Flchenverankerungssystems zweischaliger Außen-
Schaumglaselemente geregelt und Ausfhrung, Berech-
wnde, fr die in der Norm auch vorgegeben ist, dass sie
nung und Bemessung des unter deren Verwendung als
eine Zug- und Druckkraft von mindestens 1 kN bei
erste Lage (Fußpunkte) errichteten Mauerwerks (Stand-
1,0 mm Schlupf aufnehmen mssen, andernfalls die
sicherheit, Brand-, Wrme- und Schallschutz).
Anzahl der Drahtanker nach Norm zu erhçhen ist. Be-
achtlich sind bei diesen Prfungen auch die Art des zu
Beispiel zu Punkt 4
verbindenden Mauerwerks (Steine, Mçrtel und Fugen-
ausbildung), die vom jeweiligen Ankertyp/Ankerlnge Die europischen technischen Produktspezifikationen,
zu berbrckende maximalen Schalenabstnde und die insbesondere die harmonisierten europischen Produkt-
Einbindetiefen in die Schalen, ggf. auch die Verform- normen bedrfen der Anpassung an die deutschen tech-
barkeit im Hinblick auf die zu erwartenden Formnde- nischen Regeln fr die Planung, Bemessung und Kons-
rungsunterschiede zwischen Außen- und Innenschale. truktion baulicher Anlagen und ihrer Teile (s. Abschn.
In den Zulassungsbescheiden werden fr jede Anker- 3.1.3, letzter Absatz). Das ist im Mauerwerksbau fr die
lnge die zulssigen Schalenabstnde und erforderli- Steinnormen DIN EN 771-1 bis -4 (Ziegel, Kalksand-
chen Einbindetiefen angegeben sowie die Mindest- steine, Beton- und Leichtbetonsteine sowie Porenbeton-
anzahl der Anker/m± Wandflche in Abhngigkeit von steine) mit den Anwendungsnormen DIN V 20000-401
414 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

bis -404 geschehen und ebenso fr die Mauermçrtel Die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prfzeug-
nach EN 998-2 mit der Anwendungsnorm DIN V nisse darf nur durch dafr und fr das jeweilige Prf-
20000-412. Zur leichteren Handhabbarkeit fr die am gebiet bauaufsichtlich anerkannte Prfstellen erfolgen;
Bau Beteiligten sind fr diese Mauerwerksprodukte die Erteilung von abP erfolgt nicht durch das DIBt.
auch sog. Restnormen erarbeitet worden, bei deren zu- Die bauaufsichtliche Anerkennung einer Prfstelle er-
stzlicher Bercksichtigung zu den vorgenannten euro- folgt durch das DIBt, sofern diese Aufgabe von dem fr
pischen Stein- und Mçrtelnormen die vorgenannten deren Sitz zustndigen Bundesland auf das DIBt ber-
Anwendungsnormen nicht beachtlich sind (s. Liste der tragen worden ist (andernfalls erfolgt die Anerkennung
Technischen Baubestimmungen Teil I, Anlage 2.2/ 5 nach deren Vorbereitung durch das DIBt durch die zu-
E). Dabei konnten aber weder das gesamte Spektrum stndige oberste Bauaufsichtsbehçrde). Die anerkann-
der Stein- und Mçrtelarten in den vorgenannten euro- ten Prfstellen werden vom DIBt mit Angabe von Bau-
pischen Produktnormen, noch die Normen DIN EN produkt bzw. Bauart, fr die die Anerkennung erfolgt
771-5 (Betonwerksteine) und DIN 845-1 bis -3 (Ergn- ist, im Verzeichnis der Prf-, berwachungs- und Zer-
zungsbauteile) durch Anwendungsnormen angepasst tifizierungsstellen nach Landesbauordnungen bekannt
werden, sodass diese europisch harmonisierten Mauer- gemacht [8], dort in folgenden Teilen:
werksprodukte hinsichtlich ihrer Verwendung in
Teil III a:
Deutschland nicht geregelt sind und deshalb einer all-
Prfstellen nach Bauregelliste (BRL) A Teil 1,
gemeinen bauaufsichtlichen Zulassung bedrfen. Hier-
fr das folgende Beispiel. Teil III b Abschnitt 1:
Prfstellen nach BRL A Teil 2 Abschnitt 1,
Gegenstand und technische Regelungen
Fr Dnnbettmauerwerk aus Planziegeln und Dnnbett- Teil III b Abschnitt 2:
mçrtel gibt es in DIN 1053-1 keine Rechenwerte fr die Prfstellen nach BRL A Teil 2 Abschnitt 2,
Tragfhigkeit. Auch wenn die Planziegel (in DIN EN
Teil III c Abschnitt 1:
771-1) und die Dnnbettmçrtel (in DIN EN 998-2) eu-
Prfstellen nach BRL A Teil 3 Abschnitt 1,
ropisch harmonisiert sind, bleibt das damit errichtete
Dnnbettmauerwerk deshalb ungeregelt und bedarf so- Teil III c Abschnitt 2:
mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung. Prfstellen nach BRL A Teil 3 Abschnitt 2.
Eine technische Darstellung des Dnnbettmauerwerks
Die von den Prfstellen erteilten abP gelten in allen
aus Planziegeln wird im Mauerwerk-Kalender 2009,
Bundeslndern.
Beitrag Mauerwerksbau mit allgemeiner bauaufsicht-
Die Erteilung eines abP setzt voraus:
licher Zulassung, dort S. 57 ff gegeben.
– Erfordernis und Zulssigkeit eines abP
Untersuchungen im Zulassungsverfahren (Abschnitt 4.1),
Zur Ermittlung der Tragfhigkeit werden Druckver- – Antragstellung sinngemß abZ,
suche mit der Planziegel-Mçrtel-Kombination durch- – bei Bauprodukten nach BRL A Teil 1 und Teil 2
gefhrt, die zur Zulassung beantragt ist. Abschnitt 1 sowie bei Bauarten nach BRL A Teil 3
Im Zulassungsbescheid wird der Planziegel nach DIN Abschnitt 1 die Durchfhrung bestimmter Prfungen
EN 771-1 und der Dnnbettmçrtel nach DIN EN 998-2 (die Prfungen sind von den dafr anerkannten
in seinen Eigenschaftsanforderungen nher bestimmt Prfstellen miteinander abgestimmt) oder bei Bau-
und die entsprechenden Angaben fr die CE-Kenn- produkten nach BRL A Teil 2 Abschnitt 2 und
zeichnungen festgelegt. Fr den Planziegel wie fr Bauarten nach BRL A Teil 3 Abschnitt 2 die
den Dnnbettmçrtel kçnnen ggf. zustzliche Anforde- Durchfhrung der in der BRL bestimmten Prfungen,
rungen erforderlich sein, die dann mit einem zustzli- – erfolgreiche Prfergebnisse,
chen -Zeichen zu besttigen sind. – Kosten und Gebhren (vom Antragsteller zu tragen).
Im Zulassungsbescheid werden dann unter Bezug auf Die Erteilung von abP erfordert wegen der gegenber
DIN 1053-1 die notwendigen Angaben zur Berechnung den abZ wesentlich engeren Aufgabenstellung sowohl
der Tragfhigkeit und erforderlichenfalls auch zur Aus- hinsichtlich der Gegenstnde als auch der durchzufh-
fhrung gemacht, weitere Bestimmungen machen Aus- renden Untersuchungen keine beratenden Sachverstn-
sagen zum Brand-, Wrme- und Schallschutz. digenausschsse bei den Prfstellen (wie beim DIBt fr
die abZ). Geltungsdauer und Regelungsinhalt der abP
entsprechen im Grundsatz denen der abZ, ebenso der
4.3 Allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis Ablauf des Verfahrens (s. Bild 4 sinngemß, aber ohne
(abP) evtl. Sachverstndigenberatung und ohne Beauftragung
an zu bestimmende Untersuchungsstellen, da die Pr-
4.3.1 Allgemeines
fungen durch die Prfstellen selbst erfolgen).
Das allgemeine bauaufsichtliche Prfzeugnis (abP) ist Die abP werden von den Prfstellen verçffentlicht, zu-
in § 19 MBO nher bestimmt. mindest nach Gegenstand und wesentlichem Inhalt. Die
Zum Anwendungsbereich dieser Nachweisart siehe Ab- vollstndigen abP kçnnen beim Antragsteller bezogen
schnitt 4.1. werden.
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 415

4.3.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau stellen nach den Landesbauordnungen“, Teil III a, Pro-
duktgruppe „Drahtanker fr zweischaliges Mauerwerk“
Ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als bau-
verçffentlicht.
aufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis gengt in den
Der Bescheid enthlt im technisch Wesentlichen die
folgenden Fllen:
vollstndige Beschreibung des Drahtankers, die Stein-
1. fr wesentlich von den technischen Regeln der Bau-
Mçrtel-Kombinationen fr die die Prfergebnisse gel-
regelliste A Teil 1 abweichende Bauprodukte, sofern
ten und die Angabe der Erfllung der Anforderungen
in der Bauregelliste A Teil 1 dafr als Verwendbar-
nach DIN 1053-1.
keitsnachweis ein allgemeines bauaufsichtliches
Prfzeugnis bestimmt ist,
2. fr nicht geregelte Bauprodukte gem. Bauregelliste
4.4 Zustimmung im Einzelfall (ZiE)
A Teil 2,
3. fr nicht geregelte Bauarten gem. Bauregelliste A 4.4.1 Allgemeines
Teil 3.
Die Zustimmung im Einzelfall (ZiE) ist in § 20 MBO
Fr den Mauerwerksbau gilt dies zurzeit fr folgende nher bestimmt. Zum Anwendungsbereich dieser Nach-
Gegenstnde: weisart siehe Abschnitt 4.1.
– fr hinsichtlich der Verankerungsart wesentlich von Die Zustimmung im Einzelfall erfolgt durch die oberste
DIN 1053-1 abweichende Drahtanker (siehe o. g. Bauaufsichtsbehçrde oder die von ihr dafr bestimmte
Punkt 1), Behçrde des Bundeslandes, in dessen Zustndigkeit das
– fr vorgefertigte, nicht tragende, innere Trennwnde, Bauvorhaben fllt, fr das die Zustimmung erfolgen soll.
deren Absturzsicherung experimentell nachgewiesen Ist fr ein Bauprodukt oder fr eine Bauart, das bzw. die
werden soll (siehe o. g. Punkt 2), fr ein konkretes Bauvorhaben verwendet bzw. ange-
– fr nicht vorgefertigte (also vor Ort zu errichtende), wendet werden soll, ein bauaufsichtlicher Verwendbar-
nicht tragende, innere Trennwnde als Absturzsiche- keitsnachweis erforderlich (s. Abschn. 3) und liegt ein
rung (siehe o. g. Punkt 3). solcher Nachweis fr das Bauprodukt bzw. die Bauart
Als Beispiel wird der Abweichensfall Drahtanker ge- in Form einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
whlt. oder eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prfzeugnis-
ses (falls ein abP dafr gengt, s. Abschn. 4.1) aber
Gegenstand und Regelabweichung
nicht vor, bedarf diese konkrete Verwendung bzw. An-
DIN 1053-1:1996-11 regelt fr zweischalige Außen-
wendung der Zustimmung durch die oberste Bauauf-
wnde in Abschn. 8.4.3 auch eine bestimmte Art der
sichtsbehçrde, in deren regionalen Zustndigkeits-
Verbindung der Mauerwerksschalen miteinander, nm-
bereich das Bauvorhaben fllt. Vom Erfordernis einer
lich eine nach Maß und Zahl festgelegte Flchenver-
solchen Zustimmung kann die oberste Bauaufsichts-
ankerung durch nach Werkstoff, Durchmesser und
behçrde nur absehen, wenn von dieser Verwendung
Form in Abschnitt 8.4.3.1, Aufzhlung e, Abs. 1 und
bzw. Anwendung im konkreten Fall keine Gefahr im
Bild 9 genormte Drahtanker. Die Verankerung in den
Sinne von § 3 Abs. 1 MBO ausgehen kann (s. Abschn.
Lagerfugen von Außen- und Innenschale muss nach
2.2.5.2). Die oberste Bauaufsichtsbehçrde kann fr ge-
Bild 9 durch Winkelhaken bestimmter Mindesthaken-
nau begrenzte Flle ein solches Nichterfordernis auch
lnge und -einbindetiefe erfolgen. Wird eine andere
allgemein festlegen.
Verankerungsart des Drahtankers gewhlt als der Win-
Eine ZiE setzt ebenso wie eine abZ bzw. ein abP einen
kelhaken (z. B. gewellte Drahtenden), so ist dies eine
Antrag und die Kosten- und Gebhrenbernahme durch
wesentliche Abweichung von dieser technischen Regel
den Antragsteller voraus. Der Antrag wird in der Regel
und bedarf deshalb eines bauaufsichtlichen Verwend-
durch oder ber den Bauherrn gestellt.
barkeitsnachweises. Fr diesen Nachweis gengt nach
Art und Umfang der erforderlichen technischen Unter-
Bauregelliste A Teil 1, Spalte 5 fr dieses Bauprodukt
suchungen fr eine ZiE sind im Vergleich zur abZ bzw.
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis.
zum abP grundstzlich nicht geringer. Erleichterungen
Fr andere Abweichungen als der Verankerungsart ge-
kçnnen sich nur daraus ergeben, dass die ZiE eine Ein-
ngt ein abP nicht mehr, sondern es ist eine allgemeine
zelfallbehandlung insofern erlaubt,
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich (z. B. fr Dbel-
– dass spezielle Sonderbedingungen des konkreten
verankerungen, andere Werkstoffe, andere Ankerformen,
Bauvorhabens bercksichtigt werden kçnnen (also
s. vorstehenden Abschn. 4.2.2, Beispiel zu Punkt 1).
eine „maßgeschneiderte“ Lçsung gefunden werden
Untersuchungen im Prfverfahren kann) und
Die Art der fr das abP durchzufhrenden Untersuchun- – dass besondere objektbezogene Auflagen im Zustim-
gen ist in DIN 1053-1:1996-11, Abschnitt 8.4.3.1, Auf- mungsbescheid getroffen und realisiert werden kçn-
zhlung e, Abs. 4 vorgegeben, ebenso die Anforderun- nen (z. B. spezielle regelmßige und gezielte Kon-
gen an die Prfergebnisse. trollen).
Die fr die Erteilung der abP fr dieses Bauprodukt ber die Einschaltung von Sachverstndigen, Unter-
bauaufsichtlich anerkannten Prfstellen sind im „Ver- suchungs- und Prfstellen entscheidet die Zustim-
zeichnis der Prf-, berwachungs- und Zertifizierungs- mungsbehçrde.
416 E Normen · Zulassungen · Regelwerk

Die ZiE gilt nur fr das jeweilige Bauvorhaben, Fragen Neben der Entnahme von Materialproben erfolgte die
nach Geltungsdauer, nderungs- und Ergnzungs- Untersuchung durch Georadar und Endoskopie. Nach
bescheiden sowie Verçffentlichung wie bei den abZ Auswertung dieser Untersuchungsergebnisse erfolgte
und den abP stellen sich somit nicht. dann unter der Annahme der jeweils ungnstigst denk-
baren Gegebenheiten (grçßtdenkbarer Lasteinzugs-
bereich fr einen Binder, Haftverbund nur ber die La-
4.4.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau
gerflchenvermçrtelung ohne Annahme einer Auflast)
Der Zustimmung im Einzelfall bedarf die Verwendung ein rechnerischer Nachweis der ausreichenden Verbin-
eines Bauproduktes und/oder die Anwendung einer dung von Verblend- und Hintermauerbereich.
Bauart fr ein konkretes Bauvorhaben dann, wenn trotz
des Erfordernisses eines bauaufsichtlichen Verwend-
barkeitsnachweises
1. ein entsprechender allgemeiner Nachweis (abZ bzw. 5 Schlussbemerkung
abP) nicht vorliegt, Obwohl das Prinzip des bauaufsichtlichen Verwendbar-
2. von einem vorliegenden allgemeinen Nachweis (abZ keitsnachweises – die Ergnzung der technischen Re-
bzw. abP) abgewichen werden soll oder geln um das von und in ihnen nicht Erfasste – einfach
3. ein allgemeiner Verwendbarkeitsnachweis (abZ ist, ist es seine Realisierung zumindest aus Sicht der
bzw. abP) fr das nicht geregelte Bauprodukt bzw. „Praxis“ wohl weniger.
die nicht geregelte Bauart „nicht sinnvoll“ ist. Grund dafr sind auf der einen Seite die fr die Spie-
Der folgende Fall ist ein Beispiel fr eine solche Zu- gelung der Bedrfnisse der am Bau Beteiligten notwen-
stimmung im Einzelfall entsprechend vorstehendem digen Differenzierungen der Nachweisarten bis hin zum
Punkt 3. „Nichtnachweis“, auf der anderen Seite die gegebene
Gegenstand und Regelabweichung Vielfalt der Bauprodukte und Bauarten, die Bandbreite
Die gemauerte Außenhlle eines in den 60er-Jahren er- ihrer Eigenschaftsvarianten und der nicht abgeschlosse-
richteten Gebudes soll in ein neu zu errichtendes Gebu- ne europische Harmonisierungsprozess bei den Anfor-
de integriert werden. Die Bestandsuntersuchungen dieses derungen.
Mauerwerks zeigen ein einschaliges Verblendmauer- Die Anwendung des Prinzips des bauaufsichtlichen
werk, das ber die Wanddicke jedoch nicht in einem Verwendbarkeitsnachweises setzt nicht nur die ohne-
regelmßigen Verband gem. DIN 1053-1:1996-11, Ab- dies notwendige detaillierte Kenntnis der technischen
schnitt 9.3 ausgefhrt ist, sondern in einer Art „wilden Produkt- und Verwendungsregeln voraus, sondern da-
Verband“ mit der Folge deutlich weniger und unregel- rber hinaus die Kenntnis insbesondere der in diesem
mßig angeordneter, den Verblendbereich und den Hin- Beitrag vorgestellten vernderlichen bauaufsichtlichen
termauerbereich verbindender Steine (Binder). Auch Listen und Verzeichnissen mit den darin enthaltenen
wenn man das Mauerwerk als zweischaliges Mauerwerk weiteren Bestimmungen.
betrachtet, bestehend aus einer Verblendschale und einer Der Autor hofft, mit diesem Beitrag etwas zum besseren
Hintermauerschale (Verblendbereich und Hintermauer- Verstndnis des bauaufsichtlichen Instrumentes des
bereich sind mit Ziegeln unterschiedlicher Steinfestigkeit Verwendbarkeitsnachweises beigetragen zu haben.
ausgefhrt, die Decken liegen nur im Hintermauerbereich
auf), weicht die Bauart wesentlich von DIN 1053-1 ab,
indem statt der Drahtanker gem. Abschnitt 8.4.3 der
Norm hier Bindersteine verwendet worden sind.
6 Literatur – Fundstellen
[1] Musterbauordnung fr die Lnder der Bundesrepublik
Untersuchungen im Zustimmungsverfahren
Deutschland. www.bauministerkonferenz.de unter Muster-
Fr eine Zustimmung zur Weiterverwendung des Mau-
vorschriften/Mustererlasse.
erwerks fr den zu erstellenden Neubau ist nachzuwei-
sen, dass die „Verblendschale“ (11,5 cm) mit der „Hin- [2] Deutsches Institut fr Bautechnik: Bauregelliste A, Bau-
termauerschale“ (24 cm) fr den Verwendungszweck in regelliste B und Liste C, Sonderhefte DIBt Mitteilungen.
dem neu zu errichtenden Gebude durch die vorhande- Ernst & Sohn, Berlin, auch www.dibt.ernst-und-sohn.de (n-
nen Binder (ca. 11,5 cm in die Hintermauerschale ein- derungen und Ergnzungen dazu in den regelmßigen Heften
bindend) ausreichend sicher verankert ist. Dazu war der DIBt Mitteilungen, Ernst & Sohn, Berlin, sowie
durch entsprechende Untersuchungen festzustellen: www.dibt.de).
– Anzahl und Verteilung der Binder, [3] Bauproduktenrichtlinie, Amtsblatt der Europischen Ge-
– Art und Festigkeit der Binder, meinschaften Abl. EG Nr. L 40 und L 220. Bundesanzeiger
– Grad der Unversehrtheit der Binder (z. B. Rissigkeit) Verlagsgesellschaft mbH, Bonn/ Kçln.
– Art und Festigkeit des in den Binderbereichen ver-
wendeten Mçrtels, [4] Bauproduktengesetz, Bundesgesetzblatt. Bundesanzei-
ger Verlagsgesellschaft, Bonn/ Kçln.
– Umfang und Grad der Unversehrtheit der Vermçrte-
lung der Fugen an den Stirn-, Seiten- und Lagerfl- [5] Deutsches Institut fr Bautechnik: Sammlung bauauf-
chen der Binder. sichtlich eingefhrter Technischer Baubestimmungen –
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 417

STB, Loseblattwerk. Beuth Verlag, Berlin und www.stb-bau- [8] Deutsches Institut fr Bautechnik: Verzeichnis der Prf-,
normen.de. berwachungs- und Zertifizierungsstellen nach den Landes-
bauordnungen, Sonderhefte DIBt Mitteilungen. Ernst &
[6] Deutsches Institut fr Bautechnik: Muster-Liste der
Sohn, Berlin, und www.dibt.ernst-und-sohn.de.
Technischen Baubestimmungen, www.dibt.de (Listen der
Technischen Baubestimmungen der einzelnen Bundeslnder [9] Koch, Molodovsky, Famers: Bayerische Bauordnung,
siehe www.is-argebau.de). Kommentar mit einer Sammlung baurechtlicher Vorschrif-
ten, Loseblattwerk auch in elektronischer Version. Verlags-
[7] Deutsches Institut fr Bautechnik: Bauaufsichtliche Zu-
gruppe Hthig, Jehle, Rehm, Mnchen.
lassungen – BAZ. www.esv.info unter BAZdigital.de, Erich
Schmidt Verlag, Berlin.
F Forschung 421

I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben


im Mauerwerksbau
Anke Eis und Todor Vassilev, Dresden

Vorbemerkung F 1.2
Lehrstuhl fr Baustatik und Baudynamik
Seit dem Mauerwerk-Kalender 2000 wird an dieser Stel- Prof. Dr.-Ing. Konstantin Meskouris
le eine bersicht ber abgeschlossene und laufende For-
schungsprojekte im Bereich Mauerwerksbau gegeben F2
mit dem Ziel, das aktuelle Forschungsgeschehen bekannt Technische Universitt Braunschweig
zu machen und dadurch den zuknftigen Forschungs- Fakultt Architektur, Bauingenieurwesen und Umwelt-
bedarf effizient bestimmen und die Mittel und Mçglich- wissenschaften
keiten rationell und zielorientiert einsetzen zu kçnnen. Institut fr Baustoffe, Massivbau und Brandschutz
Fr den vorliegenden Kalender wurden dazu im Frh- (IBMB)
jahr 2009 Universitten und Fachhochschulen der Bun- Prof. Dr.-Ing. Harald Budelmann
desrepublik Deutschland angeschrieben, die Lehrsthle sowie
fr Architektur und/oder Bauingenieurwesen haben, so- Hochschule Ostwestfalen-Lippe
wie weitere uns bekannte Forschungseinrichtungen Fachgebiet Baustofftechnologie und Massivbau
(hauptschlich in der Industrie). Diese Umfrage wird Prof. Dr.-Ing. Erhard Gunkler
jhrlich wiederholt. Hinweise auf andere, bisher nicht
bercksichtigte Einrichtungen, die sich aktuell mit For- F3
schungsvorhaben im Mauerwerkbau beschftigen, Technische Universitt Darmstadt
nimmt die Schriftleitung des Mauerwerk-Kalenders FB 13 – Bauingenieurwesen und Geodsie
gern entgegen (ji@jaeger-ingenieure.de) – herzlichen Institut fr Massivbau
Dank dafr bereits an dieser Stelle.
Nach Angabe der Forschungsstellen (F) folgen die Ab- F 3.1
schnitte 1 „Abgeschlossene Forschungsvorhaben“ und Professur fr Massivbau
2 „Laufende Forschungsvorhaben“. Darin werden in je Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner
einer bersichtsliste die Titel der Forschungsprojekte
und die zugehçrige Forschungsstelle benannt – mit An- F 3.2
gabe entweder der Abschnittsnummer des Kurzberich- Professur fr Werkstoffe im Bauwesen
tes in diesem Beitrag oder der letzten Verçffentlichung Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht
im Mauerwerk-Kalender, daran schließen sich die ver-
fgbaren Kurzberichte an. F4
Mit dem Kapitel „Forschung“ soll ein mçglichst voll- Technische Universitt Dortmund
stndiger berblick ber den aktuellen Forschungs-
stand im Bereich Mauerwerksbau gegeben werden. F 4.1
Die Leser kçnnen sich ber interessierende Themen Fakultt Architektur und Bauingenieurwesen
informieren und finden Ansprechpartner und Quellen Lehrstuhl Tragkonstruktionen
fr weitergehende Informationen. Prof. Dr.-Ing. Atilla tes

F 4.2
Lehrstuhl Werkstoffe des Bauwesens
Forschungsstellen (F) Prof. Dr. rer. nat. Bernhard Middendorf
F1
Rheinisch Westflische Technische Hochschule F5
Aachen Technische Universitt Dresden
Fakultt Bauingenieurwesen
F 5.1
F 1.1 Fakultt Architektur
Institut fr Bauforschung (ibac) Lehrstuhl fr Tragwerksplanung
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jger

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
422 F Forschung

F 5.2 F 10.1
Fakultt Bauingenieurwesen Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Institut fr Baukonstruktionen und Holzbau Lehrstuhl fr Massivbau
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. e. h. (em.) Konrad Zilch
F 5.3 F 10.2
Fakultt Bauingenieurwesen Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Institut fr Statik und Dynamik der Tragwerke Lehrstuhl fr Baustoffkunde und Werkstoffprfung
Lehrstuhl fr Statik Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. e. h. (em.) Peter Schießl
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kaliske
F 10.3
F 5.4 Fakultt fr Architektur
Fakultt Bauingenieurwesen Institut fr Entwerfen und Bautechnik
Institut fr Baubetriebswesen Lehrstuhl fr Baurealisierung und Bauinformatik
Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach Prof. Dr.-Ing. Univ. Tokio Thomas Bock
F 5.5
F 10.4
Fakultt Architektur
Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Lehrstuhl fr Hochbaukonstruktion und Gebude-
Lehrstuhl fr Statik
erhaltung
Prof. Dr.-Ing. Kai-Uwe Bletzinger
Prof. Dipl.-Ing. Arch. Chr. Schulten
F6 F 11
Technische Universitt Hamburg-Harburg Universitt Stuttgart
Institut fr Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie F 11.1
Prof. Dr.-Ing. (em.) Lutz Franke Fakultt Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
F7 Institut fr Werkstoffe im Bauwesen
Gottfried Wilhelm Leibniz Universitt Hannover Prof. (i. R.) Dr.-Ing. Rolf Eligehausen

F 7.1 F 11.2
Fakultt fr Bauingenieurwesen und Geodsie Materialprfungsanstalt Universitt Stuttgart
Institut fr Baustoffe (MPA Stuttgart, Otto-Graf-Institut – FMPA)
Prof. Dr.-Ing. Ludger Lohaus Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Große
F 7.2 F 11.3
Naturwissenschaftliche Fakultt Fakultt Architektur und Stadtplanung
Institut fr Mineralogie Institut fr Architekturgeschichte
Prof. Dr. rer. nat. Josef-Christian Buhl Prof. Dr. phil. Klaus Jan Philipp
F8 F 12
Universitt Karlsruhe (TH) Fraunhofer Institut fr Bauphysik, Stuttgart
F 8.1 Prof. Dr. Gerd Hauser
Fakultt fr Bauingenieur-, Geo- und Umwelt- Prof. Dr. Klaus Sedlbauer
wissenschaften
F 13
Institut fr Massivbau und Baustofftechnologie
Bauhaus-Universitt Weimar
Abt. Baustofftechnologie
Fakultt Bauingenieurwesen
Prof. Dr.-Ing. Harald S. Mller
Abt. Massivbau F 13.1
Prof. Dr.-Ing. Lothar Stempniewski F. A. Finger-Institut fr Baustoffkunde (FIB)
F 8.2 Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Stark
Fakultt fr Architektur F 13.2
Institut fr Tragkonstruktionen Institut fr Konstruktiven Ingenieurbau (IKI)
Prof. Dipl.-Ing. Matthias Pfeifer Holz- und Mauerwerksbau
F9 Prof. Dr.-Ing. habil. Frank Werner
Universitt Leipzig Prof. Dr.-Ing. Karl Rautenstrauch
Institut fr Massivbau und Baustofftechnologie
Prof. Dr.-Ing. Nguyen Viet Tue F 13.3
Professur Aufbereitung von Baustoffen und Wiederver-
F 10 wertung
Technische Universitt Mnchen Prof. Dr.-Ing. habil. Anette Mller
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 423

F 14 Institut fr Stochastik


Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft Prof. (i. R.) Dr. rer. nat. habil. Dietrich Stoyan
Fakultt Architektur und Bauwesen Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Nther
F 15 F 24
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelms- Hochschule Neubrandenburg
haven Fachbereich Landschaftsarchitektur, Geoinformatik,
Fachbereich Bauwesen und Geoinformation Geodsie und Bauingenieurwesen
Fachgebiete Baustofftechnologie und Bauwerks- Prof. Dr.-Ing. Winfried Malorny
erhaltung
Prof. Dr.-Ing. Heinrich Wigger FZ 1
Planungs- und Ingenieurbro fr Bauwesen
F 16 Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jger
Fachhochschule Erfurt Wichernstraße 12, 01445 Radebeul
Fachbereich Bauingenieurwesen
Fachgebiete Baustoffkunde, Bauchemie FZ 2
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring Grontmij BGS Ingenieurgesellschaft mbH
Dr.-Ing. Helmut Reeh (i. R.)
F 17 Karl-Wiechert-Allee 1B, 30625 Hannover
Ruhr-Universitt Bochum
Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften FZ 3
Lehrstuhl fr Verkehrswegebau Ingenieurbro Prof. Dr.-Ing. Eberhard Berndt
Prof. Dr.-Ing. (em.) Klaus Krass Scariastraße 17, 01277 Dresden
Prof. Dr.-Ing. Martin Radenberg (seit 2005) FZ 4
F 18 Jger & Bothe Ingenieure GmbH
Universitt Kassel Ingenieursoziett fr Brckenbau und Hochbau
Fachbereich Bauingenieurwesen – FB 14 Ahornstraße 50, 09112 Chemnitz
Institut fr Konstruktiven Ingenieurbau FZ 5
F 18.1 Kallies Feinchemie AG
Professur fr Bauwerkserhaltung und Holzbau Hçhenweg 9, 01855 Sebnitz
Prof. Dr.-Ing. Werner Seim FZ 6
F 18.2 Jger Ingenieure GmbH
Professur fr Massivbau Ingenieurbro fr Tragwerksplanung
Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Fehling Wichernstraße 12, 01445 Radebeul
F 18.3 FZ 7
Prfstelle FB 14 – Amtliche Materialprfanstalt fr das Dynardo GmbH Weimar
Bauwesen Dr.-Ing. Roger Schlegel
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schmidt Luthergasse 1 d, 99423 Weimar
F 19 FZ 8
entfllt (ehemals Fachhochschule Hannover) Bundesverband Kalksandsteinindustrie/
European Calcium Silicate Producers Association/
F 20 Forschungsvereinigung Kalk-Sand e. V.
TU Kaiserslautern Antonio Caballero Gonzlez
Fachbereich Architektur/Raum- und Umweltplanung/ Wolfgang Eden
Bauingenieurwesen Entenfangweg 15, 30419 Hannover
Fachgebiet Massivbau und Baukonstruktion
Prof. Dr.-Ing. Jrgen Schnell FZ 9
Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.,
F 21
Bonn/
Leuphana Universitt Lneburg
Forschungsgemeinschaft Ziegelindustrie e. V., Berlin
Fakultt III – Umwelt und Technik
Dr.-Ing. Thomas Kranzler
Prof. Dr.-Ing. Horst-Dietrich Quitmann
Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn
F 22 Kochstraße 6–7, 10969 Berlin
Georg-August-Universitt Gçttingen
FZ 10
PD Dr. Jrgen Niemeyer
ARGE Mauerziegel im Bundesverband der Dt. Ziegel-
F 23 industrie e. V.
TU Bergakademie Freiberg Dr.-Ing. Udo Meyer
Fakultt fr Mathematik und Informatik Schaumburg-Lippe-Straße 4, 53113 Bonn
424 F Forschung

FZ 11 • Einfluss einer Ettringit- und Thaumasitbildung auf


Institut fr Ziegelforschung Essen e. V. das Tragverhalten von Mauerwerk aus Porenbeton-
Dr.-Ing. K. Junge plansteinen (Kurzbericht Abschn. 1.2.6) – F11.2
Dr.-Ing. Michael Roßbach • Experimentelle Untersuchungen zur Druckfestigkeit
Am Zehnthof 197–203, 45307 Essen von Tuffsteinmauerwerk (Kurzbericht Abschn.
1.2.7) – F18.1
FZ 12 • Experimentelle und theoretische Untersuchungen
Ingenieur- und Gutachterbro Glitza zur nachtrglichen çrtlichen Verstrkung gemauerter
Dipl.-Ing. Horst Glitza Tragwerke mit aufgeklebten Faserverbundwerkstof-
Am Rçmerberg 11, 56291 Kisselbach fen (ausfhrlicher Bericht: Kapitel F II in diesem
FZ 13 Mauerwerk-Kalender) – F18.1
HAHN Consult (HC) • Experimentelle Untersuchungen zur Ermittlung der
Ingenieurgesellschaft fr Tragwerksplanung und Bauli- Oberflchenzugfestigkeit sprçder Materialien am
chen Brandschutz mbH Beispiel von Beton und Mauersteinen (Kurzbericht
Dipl.-Ing. Christiane Hahn Abschn. 1.2.8) – F18.1
Gertigstraße 28, 22303 Hamburg • Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit eines
vertikalen Trennwand-Außenwandanschlusses ohne
FZ 14 Mauerwerksverbund zur Reduzierung der Schall-
Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH Lngsleitung bei Verwendung wrmedmmender
Abteilung Bautechnik Hochlochziegel-Außenwnde (Kurzbericht Abschn.
Dr.-Ing. Peter Langer 1.2.9) – FZ9, FZ11
Emstal, Hohes Steinfeld 1, 14797 Kloster Lehnin • Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk (For-
schungsvorhaben KU 0425001KAT2): Entwicklung
FZ 15 eines realittsnahen Berechnungsmodells fr den sta-
TragWerk Ingenieure tischen Nachweis von Bogenbrcken aus Naturstein-
Dr.-Ing. Frank Purtak mauerwerk (Kurzbericht Abschn. 1. 2. 10) – FZ15
Prellerstraße 9, 01309 Dresden
FX 1 1.2 Kurzberichte
Indian Institute of Technology
1.2.1 Verklebung von Plansteinen mittels
Madras, Indien
1-K PU-Kleber
Department of Civil Engineering
Prof. Dr.-Ing. Mookencheril Simon Mathews Brameshuber, W.; Graubohm, M. – F1.1
FX 2 Die durchgefhrten Untersuchungen sollten erste Er-
Vereniging Nederlands Kalkzandsteenplatform (VNK) kenntnisse fr Mauerwerksysteme mit PU-Schaum hin-
Huizen, Niederlande sichtlich der grundlegenden Eigenschaften des Klebers
Tyn Coppens und des Verbundes zwischen Mauerstein und Kleber
unter verschiedenen praxisnahen Randbedingungen so-
wie der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des
Mauerwerks unter Druckbeanspruchung im Vergleich
1 Abgeschlossene Forschungsvorhaben zu Mauermçrtel liefern.
Zur Festlegung der Anwendungsrandbedingungen fr
1.1 bersicht Forschungsprojekte und
die Praxis und die weiteren Untersuchungen wurden
Forschungsstellen
in Voruntersuchungen zuerst am Kalksand-Referenz-
• Verklebung von Plansteinen mittels 1-K PU-Kleber stein verschiedene mçgliche Einflsse – dies betrifft
(Kurzbericht Abschn. 1.2.1) – F1.1 zunchst den Verarbeitungszeitpunkt und die aufzutra-
• Eingefasstes Mauerwerk als Mçglichkeit zur Erhç- gende Menge des PU Klebers – auf die Verarbeitbarkeit
hung der Tragfhigkeit von Aussteifungsscheiben und Formbestndigkeit des PU-Klebers geprft. Es
(Kurzbericht Abschn. 1.2.2) – F5.1 wurde getestet, innerhalb welcher Zeitspanne die Mau-
• Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus Porenbeton- ersteine auf dem aufgebrachten Kleber verlegbar sind
Plansteinen und -Planelementen (Kurzbericht und welchen Einfluss die Auftragsmenge sowie die
Abschn. 1.2.3) – F5.1, F7.1 Auftragsart sowohl auf die Formbestndigkeit des Kle-
• Konstruktive Maßnahmen zur Gewhrleistung der bers als auch auf die Verbundeigenschaften zwischen
Erdbebensicherheit im Mauerwerksbau – Erweite- Mauerstein und Kleber haben.
rung fr die Erdbebenzonen 2 und 3 (Kurzbericht Anschließend wurde der Einfluss der Umgebungstem-
Abschn. 1.2.4) – F5.1 peratur bei der Verarbeitung und whrend der Erhr-
• Befestigungen in Mauerwerk: Tragverhalten von In- tung sowie des Feuchtegehalts der Mauersteine auf
jektionsdbeln in Mauerwerk unter Querlasten die Verbundeigenschaften berprft. Hierzu wurden
(Kurzbericht Abschn. 1.2.5) – F11.1 Haftscherversuche nach DIN 18555-5 [1] durchgefhrt.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 425

Bild 1.2.1-1. Haftscherversuche nach DIN EN 1052-3 [2] mit dem Kalksand-Referenzstein (links) und dem Plan-Hochlochziegel
(rechts); Versuchsaufbau und Messstellenanordnung

Die Prfkçrper wurden bei drei verschiedenen Tem- arten in Kombination mit zwei verschiedenen Dnn-
peraturstufen (5 C, 20 C, 35 C) hergestellt. Es kamen bettmçrteln durchgefhrt. Es konnte gezeigt werden,
trockene und wassergesttigte Steine zum Einsatz. Da- dass die Scherverformungen in der PU-Fuge grundstz-
bei konnte ein deutlicher Einfluss der Steinfeuchte auf lich sehr viel hçher sind als in der Dnnbettmçrtelfuge.
die Haftscherfestigkeit festgestellt werden. Der Einfluss Ferner hat sich in den Versuchen mit Planhochlochzie-
der Umgebungstemperatur bei der Verarbeitung hat geln gezeigt, dass die mit PU-Schaum verklebten Ver-
sich dagegen als vergleichsweise gering herausgestellt. bundkçrper deutlich niedrigere Lasten aufnehmen
In einer weiteren Bearbeitungsstufe wurde die Verform- konnten als die mit Dnnbettmçrtel hergestellten
barkeit in der Klebefuge untersucht. Hierzu dienten 3-Stein-Kçrper.
Haftscherversuche ohne Auflast senkrecht zur Lagerfu- Zur Beurteilung der Temperaturbestndigkeit der Kle-
ge nach DIN EN 1052-3 [2] mit Verformungsmessun- beverbindung dienten in der dritten Bearbeitungsstufe
gen im Fugenbereich. Verwendet wurden hierfr neben Haftzugversuche an Kleinprfkçrpern. Dabei wurde die
Kalksand-Referenzsteinen (Bild 1.2.1-1 links) auch Haftzugfestigkeit des Klebers unter Laborbedingungen
Planhochlochziegel (Bild 1.2.1-1 rechts). und anschließend in einer Klimakammer bei hçherer
Um die Ergebnisse besser beurteilen zu kçnnen, wurden Temperaturbeanspruchung (50 C, 80 C) bestimmt
vergleichsweise Haftscherversuche mit beiden Stein- (Bild 1.2.1-2).

Bild 1.2.1-2. Haftzugversuche an Zylindern; Versuchsaufbau


426 F Forschung

Der Einfluss der Temperatur bei der Prfung sowie des mit trockenen Zylindern hergestellten Prfkçrper. Bei
Feuchtegehalts der Zylinder bei der Herstellung auf die einer Prftemperatur von 50 C ergeben sich Festig-
Haftzugfestigkeit zeigt Bild 1.2.1-3. Dargestellt sind die keitswerte bei den nassen Zylindern, die etwa ein Drittel
Mittelwerte der Haftzugfestigkeit der mit trockenen und der von den trockenen Zylindern erzielten Werte ent-
nassen Steinen bei unterschiedlichen Temperaturen ge- sprechen. Bei der hçchsten Prftemperatur betrgt der
prften Versuchsserien und die Streubreite der einzel- Verhltniswert der Haftzugfestigkeitswerte trocken zu
nen Versuche. nass rd. 0,45.
Die Ergebnisse der Haftzuguntersuchungen zeigen eine Hinsichtlich der Temperaturbestndigkeit konnte beob-
starke Abhngigkeit von den beiden variierten Parame- achtet werden, dass die Mittelwerte der Haftzugfestig-
tern. Die Haftzugfestigkeitswerte der mit nassen Zylin- keit mit steigender Prftemperatur abnehmen.
dern hergestellten Kleinprfkçrper sind ausnahmslos Ergnzend zu den Kleinkçrperversuchen wurden wei-
deutlich niedriger als die mit trockenen Zylindern ver- tere Untersuchungen zu den Festigkeits- und Verfor-
klebten Prfkçrper. Dies entspricht auch der Tendenz, mungseigenschaften von druckbeanspruchtem Mauer-
die sich bei den Haftscherversuchen an 2-Stein-Kçrpern werk aus Mauerziegeln, Kalksandsteinen, Porenbeton-
ergeben hat. Bei einer Prftemperatur von 20 C betra- steinen und Leichtbetonsteinen sowohl mit PU-Schaum
gen die Haftzugfestigkeitswerte der mit nassen Zylin- als auch vergleichsweise mit Dnnbettmçrtel an kleinen
dern hergestellten Prfkçrper weniger als die Hlfte der Mauerwerkprfkçrpern nach DIN EN 1052-1 [3] durch-

Bild 1.2.1-3. Haftzugversuche an Zylindern, KS/PU-Kleber; Mittelwerte und Streubereich

Bild 1.2.1-4. Wanddruckversuche nach DIN EN 1052-1 [3], bersicht Mauerwerkdruckfestigkeit; Mittelwerte und Streubereich
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 427

Bild 1.2.1-5. Wanddruckversuche nach DIN EN 1052-1 [3], Porenbetonmauerwerk mit Dnnbettmçrtel und mit PU-Kleber;
Spannungs-Dehnungs-Linien

gefhrt. An den Wnden wurden die Druckfestigkeit 1.2.2 Eingefasstes Mauerwerk als Mçglichkeit
und die Spannungs-Dehnungs-Linie bestimmt. zur Erhçhung der Tragfhigkeit von
Die Untersuchungen haben ergeben, dass die mit PU- Aussteifungsscheiben
Schaum verklebten Wandprfkçrper ausnahmslos nied-
Jger, W.; Schçps, P. – F5.1
rigere Lasten aufnehmen konnten als die mit Dnnbett-
mçrtel hergestellten Wnde. Der Verhltniswert der
Einleitung
Druckfestigkeit bD,mw,PU/bD,mw,DM betrgt zwischen
0,71 (Planhochlochziegel) und 0,84 (Porenbeton-Plan- Mit dem durchgngigen bergang auf das semiprobabi-
steine), siehe Bild 1.2.1-4. listische Sicherheitskonzept ist durch die wahrschein-
Ferner hat sich in den Versuchen gezeigt, dass die mit lichkeitstheoretische Betrachtung der Einwirkungen
PU-Schaum verklebten Mauerwerkprfkçrper deutlich eine Erhçhung der horizontalen Beanspruchung von
niedrigere E-Moduln aufwiesen als die Wandprfkçrper Gebuden verbunden. Diese fhrt insbesondere bei
mit Dnnbettmçrtel. Bei Berechnung des Sekanten- Erdbebeneinwirkungen und in Bereichen erhçhter
E-Moduls analog DIN EN 1052-1 betrgt der E-Modul Windeinwirkungen zu Nachweisproblemen bei der
der PU-Wnde nur zwischen 11 % (Leichtbeton-Plan- Aussteifung von Mauerwerksbauten. Die damit not-
steine) und 38 % (Porenbeton-Plansteine) des E-Moduls wendige Verstrkung fhrt zu einer Verteuerung einer-
der mit Dnnbettmçrtel hergestellten Wnde. seits und andererseits zu einem Marktverlust fr eine
Bild 1.2.1-5 zeigt beispielhaft den Vergleich der Span- bisher wirtschaftliche Bauweise, dem Mauerwerksbau.
nungs-Dehnungs-Linien fr Porenbetonmauerwerk mit Eine adquate Alternative zur Verbesserung der hori-
Dnnbettmçrtel und PU-Kleber. Die Kurvenverlufe zontalen Tragfhigkeit von Mauerwerksbauten stellt
sind qualitativ bei den anderen Steinarten hnlich. das eingefasste Mauerwerk dar. Durch die rahmenartige
Umschließung der gemauerten Wnde wird ein verbes-
Literatur sertes Verhalten bei horizontaler Beanspruchung er-
[1] DIN 18555-5:1986-03: Prfung von Mçrteln mit mine- reicht.
ralischen Bindemitteln, Festmçrtel, Bestimmung der Haft- Bisher sind in Deutschland nur wenige experimentelle
scherfestigkeit von Mauermçrteln. NA Bau im DIN, Berlin und theoretische Untersuchungen zum seismischen
1986. Verhalten dieser Konstruktionen durchgefhrt worden.
Als Konsequenz daraus wird die signifikante horizon-
[2] DIN EN 1052-3:2007-06: Prfverfahren fr Mauerwerk, tale sowie vertikale Tragfhigkeitsverbesserung durch
Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit (Haftscher- Einfassungen bei der Bemessung nach DIN 4149 nur
festigkeit); Deutsche Fassung EN 1052-3:2002+A1:2007.
mit einem empirischen Verhaltensfaktor q = 2,0 be-
NA Bau im DIN, Berlin 2007.
rcksichtigt.
[3] DIN EN 1052-1:1998-12: Prfverfahren fr Mauerwerk, Ziel des Forschungsvorhabens war es, zum einen die
Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit; Deutsche Fassung konstruktionsbedingten Vorteile zu erfassen und zum
EN 1052-1:1998. NA Bau im DIN, Berlin 1998. anderen die aus dem Herstellungsprozess entstehenden
Besonderheiten zu untersuchen. Um eine breitere An-
wendung von eingefasstem Mauerwerk fr wesentliche
428 F Forschung

aussteifende Bauteile in Deutschland zu erreichen, er- zu blichen Aussteifungswnden untersucht werden.


folgte die Erarbeitung eines Bemessungsalgorithmus, Ziel war es, neben dem Schubtragverhalten einer mit-
mit dessen Hilfe der anwendende Ingenieur die Vorteile tels Stahlbeton eingefassten Mauerwerkswand auch die
bei statischen und dynamischen Belastungen nutzen durch unterschiedliche Schwindprozesse hervorgerufe-
kann. nen Vorspannungen zu erfassen. Bei der Versuchs-
anordnung wurden zwei Varianten untersucht. Bei der
Allgemeines zur Durchfhrung der ersten Variante wird lediglich eine konstante Auflast
Forschungsaufgabe auf die Versuchswand aufgebracht. Somit liegt der u-
ßere Momentennullpunkt am Wandkopf. Fr den letz-
Das eingefasste Mauerwerk unterscheidet sich sowohl
ten Versuch wurden die beiden vertikalen Zylinder so
vom bewehrten Mauerwerk als auch von Ausfachungs-
gesteuert, dass bei gleichbleibender Gesamtlast die
wnden. Der wesentliche Unterschied gegenber Kons-
Lage des Momentennullpunkts in halber Wandhçhe
truktionen mit Ausfachungswnden besteht darin, dass
liegt.
das ausfachende Mauerwerk einen Teil der vertikalen
Begleitend zum Aufbau der Versuchswnde wurden
Lasten mittrgt. Daher ist ein wichtiger Aspekt bei ein-
zustzliche Probekçrper der verwendeten Materialien
gefasstem Mauerwerk die Reihenfolge bei der Herstel-
angefertigt und die notwendigen Eingangsparameter
lung der Bauteile. Wird bei der Skelettbauweise zuerst
fr die numerischen Modelle bestimmt.
der Stahlbetonrahmen hergestellt und anschließend die
Es wurden die Verformungen der Versuchswnde so-
Ausfachung, ist dies beim eingefassten Mauerwerk um-
wohl nach der Herstellung und vor der eigentlichen
gekehrt.
Versuchsdurchfhrung als auch whrend der Versuchs-
Bei bewehrtem Mauerwerk mit vertikaler Bewehrung
durchfhrung gemessen. In dem Zeitraum nach der Her-
befindet sich die Bewehrung in Steinen mit dafr vor-
stellung sind die Schwindverformungen ber Setzdehn-
gesehenen Lçchern oder ffnungen, die nach dem Er-
messer auf den Versuchswnden und ber in Hllrohren
richten der Wand mit Beton verfllt werden. Das Mauer-
in den Stahlbetonrahmen einbetonierte Stahlstbe ge-
werk wird so nach dessen Errichtung ebenfalls durch
messen worden. Hierbei zeigte sich das zu erwartenden
Stahlbeton eingefasst. Allerdings ist diese Einfassung
Schwindverhalten, welches zu einer Vorspannung des
nicht mit einer Schubbewehrung versehen und ergibt
Mauerwerks fhrt.
keinen selbststndigen Rahmen. Die dennoch verbesser-
Bei den Schubversuchen wurde zuerst die Auflast auf-
te Biegetragfhigkeit in Scheibenrichtung trifft aber in
gebracht und anschließend eine zyklische horizontale
gleichem Maße auf das eingefasste Mauerwerk zu.
Verformung aufgezwungen. Diese wurde nach jedem
In den deutschen und europischen Normen wird einge-
dritten Zyklus gesteigert. Bild 1.2.2-1 zeigt die typi-
fasstes Mauerwerk nur wenig behandelt. In der Regel
schen Erstrisse. In Bild 1.2.2-2 sind die erzielten Trag-
bleibt es dem bemessenden Ingenieur berlassen, wie
lasten aktuellen Porenbetonversuchen ohne Einfassung
er die jeweiligen Konstruktionen bercksichtigt. Wh-
gegenbergestellt.
rend in Europa fr seismisch stark aktive Regionen auf
Konstruktionen aus Stahlbeton ausgewichen wird, ist
außerhalb Europas Mauerwerk auch in solchen Gebieten
verbreitet. So unterscheidet beispielsweise die perua-
nische Mauerwerksnorm SENCICO 2006 fr die Gebu-
deaussteifung zwischen eingefasstem Mauerwerk und
Ausfachungswnden. Fr das eingefasste Mauerwerk
wird dort ein Verhaltensfaktor von 3 angesetzt. Die Be-
messungsgleichungen sind empirisch aus einer Vielzahl
von zyklischen und Rtteltischversuchen entstanden.
In den letzten Jahren ist bei den Forschungen zur
Schubtragfhigkeit von Mauerwerk, insbesondere unter
Erdbebeneinwirkung, in Deutschland immer mehr zu
Versuchsanordnungen mit Bezug zu Schubwnden im
Gebude bergegangen worden. Hierbei wird am
Wandkopf ber zwei vertikale Pressen zum einen die
Auflast aufgebracht und zum anderen ein Moment in
die Wand eingetragen. Dieses Verfahren liegt auch den
in diesem Projekt durchgefhrten Versuchen zugrunde.

Experimentelle Untersuchungen
Zur Beurteilung des Schubtragverhaltens von eingefass-
tem Mauerwerk wurden vier Versuche an Mauerwerk
aus Porenbetonsteinen durchgefhrt. Hierbei sollte das
spezielle Verhalten dieser Konstruktion im Verhltnis Bild 1.2.2-1. Rissbild Wand 2 (Auflast 132 kN)
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 429

Bild 1.2.2-2. Vergleich mit aktuellen Porenbetonversuchen aus der Literatur

Bild 1.2.2-3. Hysterese und Hllkurve fr Wand 2 (Auflast 132 kN)

Die sich aus der Hysterese des Last-Verschiebungs- grçßere plastische Verformung und damit eine geringe-
Diagramms ergebende Hllkurve wird zur Beurteilung re formelle Anfangssteifigkeit und Duktilitt. Die er-
der Duktilitt bilinear vereinfacht. Die nach der gngi- rechneten Werte zwischen 4,3 mm und 13,1 mm fr
gen Vorgehensweise bestimmten Werte sind in Tabelle dcr stellen fr normale Mauerwerksscheiben bereits
1.2.2-1 als Variante 1 (V1) angegeben. die maximale Verformung dar. Bei der Variante V2
Durch den ausgeprgten nichtlinearen Verlauf der Last- sind fr Hcr daher nicht 70 % der maximalen Schublast,
Verformungs-Kurven im ansteigenden Bereich ergibt sondern die beobachtete Erstrisslast fr die Berechnung
sich bei 70 % der maximalen Schublast bereits eine der Duktilitt verwendet worden. Fr die dritte Variante
430 F Forschung

Tabelle 1.2.2-1. bersicht ber die Wandeigenschaften die Abbildung des Verbundverhaltens bei der Behand-
lung des Schubtragverhaltens von entscheidender Be-
Wand 1 2 3 4
deutung. Daher wurden im Rahmen dieses Projekts in
Auflast kN 330 132 – 330 das Programmsystem ANSYS verschiedene Interface-

Elemente implementiert. Fr Porenbeton ist zustzlich
V1 Hmax kN 250 217 198 242 das Druck-Zug-Versagen innerhalb der Steine von Be-
Hmax +
kN 236 193 198 225 deutung. Hierfr wurde zustzlich eine Materialroutine

fr die vorhandenen zweidimensionalen Elemente ent-
m 3,58 2,51 1,64 5,68 wickelt. Mit dieser ist es nun mçglich, den Versagens-
m+ 6,18 3,32 4,30 8,55 verlauf in der Versuchswand numerisch nachzustellen
und eine Parameterstudie durchzufhren. Bild 1.2.2-4

V2 Hcr kN 100 107 86 125 zeigt ein typisches numerisches Rissbild und den Kraft-
Hcr +
kN 97 116 87 124 verlauf innerhalb der Wand nach den ersten Rissen.
Die durch die Risse entstehenden beiden Hlften tragen

m 9,95 4,43 6,56 7,59 als Teilscheiben die Schublast auch weiterhin ab. Am
m+
11,42 5,18 14,18 11,28 Ende des Risses wird der Rahmen auf Abscheren be-
lastet.
V3 du– mm 94,3 87,2 104,3 75,7 Da der verwendete Stahlbetonrahmen nicht einzeln ge-
du+ mm 97,6 97,7 112,1 66,6
prft wurde, ist dessen Schubtragfhigkeit numerisch
und analytisch abgeschtzt worden. Ohne Auflast liegt

m 21,13 17,72 26,13 12,08 die Schubtraglast zwischen 59 und 65 kN, mit Auflast
+ etwas hçher und wird erst bei einer Verformung von ca.
m 24,87 16,55 32,57 16,69
50 mm erreicht. Der direkte Anteil des Rahmens an der
Schubtragfhigkeit ist daher gering.
Eine genauere Erfassung des Zusammenspiels zwischen
V3 wurde zustzlich die maximale im Versuch erreichte Rahmen und Mauerwerk beim Schwinden ist nur durch
Verformung fr die Bestimmung der Duktilitt heran- ein FE-Modell mçglich. Da bereits das frhe Schwin-
gezogen. den des Betons durch das Mauerwerk verhindert wird,
kommt es im Beton bereits zu ersten plastischen Deh-
nungen, die das Endschwindmaß verringern. Ein zwei-
Numerische und analytische Betrachtungen
ter Einflussfaktor ist die relativ kurze Zeit zwischen Her-
Das fr die numerischen Untersuchungen in diesem stellung und Versuch von ca. 2 Monaten. Daher wurden
Forschungsvorhaben verwendete Programmsystem lediglich 20–25 % des Endschwindmaßes in der erfass-
ANSYS ermçglicht ber eine scriptgesteuerte Eingabe ten Zeitspanne erreicht. Die daraus resultierenden Span-
auf einfache Weise Parameter in numerischen Modellen nungen blieben im Mauerwerk deutlich unter den Festig-
zu verndern. Außerdem kçnnen ber eine Program- keiten, erreichten aber im Beton fast die Zugfestigkeit.
mierschnittstelle weitere vom Anwender entwickelte Eine lokale Entspannung etwa durch Rissbildung in den
Elemente oder Materialroutinen eingebunden werden. Rahmenecken fhrt aber nicht zum vollstndigen Ver-
Wie bereits bei den Untersuchungen im Rahmen ande- lust der Vorspannung, wie in einer weiteren numerischen
rer Forschungsprojekte festgestellt werden konnte, ist Betrachtung festgestellt werden konnte.

Bild 1.2.2-4. Typisches numerisches Rissbild und Kraftfluss einer Versuchswand


I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 431

Bild 1.2.2-5. Vertikale Verformungen und Normalspannungen in den Fugen ohne Auflast

Wie zu erwarten, beeinflusst die Strke des Schwindens Bild 1.2.2-5 dargestellte Klaffen muss beim eingefass-
die Vorspannung des Mauerwerks und damit dessen ten Mauerwerk nicht zum Versagen fhren.
Schubtragfhigkeit. Durch das horizontale Schwinden Durch die vertikale Verformungszunahme wird ber
des oberen Balkens kommt es aber bereits zu einer den Rahmen eine zustzlich Auflast aktiviert, die eine
Schubbeanspruchung des Mauerwerks was wiederum erhçhte Schubtragfhigkeit ermçglicht.
zu einer Verringerung der Tragfhigkeit fhrt. Eine
weitere Steigerung des Schwindmaßes bringt daher
Zusammenfassung der Ergebnisse
nur noch geringe Traglasterhçhungen bzw. keinen Zu-
wachs mehr. Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Eingefasstes
Das numerische Modell weist eine hçhere Anfangsstei- Mauerwerk als Mçglichkeit zur Erhçhung der Trag-
figkeit auf und der Lastabfall bei Rissbildung ist grçßer. fhigkeit von Aussteifungswnden“ wurden mit freund-
Ursache fr das abweichende Verhalten sind die Inho- licher Untersttzung des Bundesverbandes Porenbeton
mogenitten des Mauerwerks. In der Simulation wurde bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft
von einem homogenen Material ausgegangen, bei dem mbH vier zyklische Schubversuche an eingefassten Po-
die Festigkeit und die Steifigkeit in jedem Element renbetonwnden durchgefhrt. Parallel erfolgte die Be-
identisch sind. Ebenso sind alle Stoßfugen ohne Versatz stimmung aller relevanten Materialeigenschaften der
abgebildet. Bei einer Vergleichsrechnung ohne Kontakt verwendeten Baustoffe. Des Weiteren sind fr die nu-
in den Stoßfugen ergab sich zwar die gleiche Risslast, merische Simulation Interface-Elemente und eine Ma-
aber die Steifigkeit war geringer. Bei einer streuenden terialroutine in das Programmsystem ANSYS imple-
Zugfestigkeit der Steine ist eine weniger sprçde Riss- mentiert worden. Hiermit konnte eine numerische Pa-
bildung und ggf. ein frherer Rissbeginn zu erwarten. rameterstudie zur Untersuchung weiterer Einflussfak-
Mit den genannten Einschrnkungen konnte eine gute toren durchgefhrt werden.
bereinstimmung zwischen Versuch und numerischem Ziel des Projekts war es, fr Mauerwerk eine hçhere
Ergebnis erzielt werden. Schubtragfhigkeit und eine bessere Duktilitt nach-
Bei der Parameterstudie wurde neben der Wandlnge zuweisen.
auch das Steinformat verndert. Die halbierte Steinln- Bei der Versuchsdurchfhrung wurde als wesentlichster
ge fhrte im Vergleich mit den in den Versuchen ver- ußerer Einflussfaktor die Auflast variiert. Als unterste
wendeten Steinen zu einer geringeren Anfangssteifig- Grenze konnte beim eingefassten Mauerwerk ein Ver-
keit und bei den kleineren Auflaststufen auch zu einer such ohne Auflast gefahren werden. Als statisches Sys-
geringeren Tragfhigkeit. Durch die Verlngerung der tem wurde fr die ersten drei Versuche ein Kragarm
Wand vergrçßerte sich in gleichem Maße die Schub- angenommen. Die hierbei erreichte Schubtraglast
tragfhigkeit. ohne Auflast berstieg bereits deutlich die von konven-
In weiteren Varianten wurde die Dicke des einfassen- tionellem Mauerwerk mit Auflast und Kopfeinspan-
den Stahlbetonrahmens und der Bewehrungsgrad ge- nung. Eine Steigerung der Auflast fhrte zu einer wei-
ndert. Das Fugenversagen konnte nur numerisch un- teren Zunahme der Traglast.
tersucht werden, da die Verbundfestigkeiten bei den Mit der vierten Versuchswand wurde eine Kopfeinspan-
verwendeten Porenbetonsteinen grçßer als die Stein- nung durch das Gebude simuliert. Im Gegensatz zum
zugfestigkeit sind. In Abhngigkeit von der Steingeo- konventionellen Mauerwerk konnte die Schubtrag-
metrie, der Auflast und dem Verhltnis von Haftzug- fhigkeit hierdurch nicht gesteigert werden. Allerdings
zur Haftscherfestigkeit variiert das Versagen. Das in ergab sich eine grçßere Anfangssteifigkeit.
432 F Forschung

Ein weiterer wichtiger Vorteil von eingefasstem Mauer- Fr die Biegebemessung der Wandscheibe kann in ers-
werk ist dessen hohe Duktilitt, die sich in erster Linie ter Nherung von bewehrtem Mauerwerk mit vertikaler
in der maximalen Verformung zeigt. In den Versuchen Bewehrung ausgegangen werden. Bei einer genaueren
wurde teilweise die Kapazittsgrenze (Weg) der Pr- Berechnung kçnnen das Schwinden und zustzlich fr
feinrichtung erreicht. Die nach der blichen Vorgehens- den Druckbereich die hçher Druckfestigkeit und der
weise berechnete Duktilitt m spiegelt diese Eigenschaft E-Modul des Betons bercksichtigen werden.
jedoch nicht adquat wider. Hier liefern ggf. die Fl- Nach der Rissbildung in der Ausfachung, die in der
chen unter der Hllkurve eine bessere Vergleichbarkeit. Regel diagonal verluft, wird der Rahmen an den Riss-
Durch das große Verformungsvermçgen des Stahlbe- enden zustzlich auf Schub beansprucht, da ber die
tonrahmens ist auch eine hohe Resttragfhigkeit gege- Dbelwirkung die beiden entstehenden Wandhlften
ben, die ein vollstndiges Einstrzen des Gebudes ver- zusammengehalten werden. Bei der ungnstigsten An-
hindern kann. nahme, dass beide Wandhlften den gleichen Anteil der
Die vergleichenden numerischen Untersuchungen ha- Schubkraft aufnehmen, ergibt sich fr den Rahmen eine
ben den Einfluss des Herstellungsprozesses verdeut- Querkraft in Hçhe der halben Schubkraft. Hierfr ist ein
licht. Durch das Betonieren nach dem Errichten des Querkraftnachweis fr den Rahmen zu fhren.
Mauerwerks kommt es einerseits zum besseren Ver- Da das ußere statische System keinen entscheidenden
bund zwischen Rahmen und Ausfachung und anderer- Einfluss auf die Schubtragfhigkeit hat, vereinfacht sich
seits erfolgt eine Vorspannung des Mauerwerks. Hier- die Bemessung gegenber reinen Mauerwerksgebu-
durch kann besonders bei geringen Auflasten eine Trag- den. Es ist keine genaue Schnittkraftermittlung bezg-
laststeigerung erreicht werden. lich der Momentenverteilung in den Aussteifungswn-
Des Weiteren wurden numerisch weitere Einflussfak- den notwendig. Eine aufwendige Gebudemodellierung
toren variiert. So ist eine gewisse Abhngigkeit der Trag- kann entfallen.
last vom Steinformat ersichtlich. Die Untersuchung des Die im Rahmen dieses Projekts durchgefhrten Ver-
Versagens im Bereich der Fugen war nur numerisch suche an Schubwnden sind auf Porenbetonmauerwerk
mçglich. Bei Verwendung von Steinen mit einem hohen begrenzt. Fr eine allgemeinere Aussage sind weitere
h/l-Verhltnis kçnnen sich aufgrund des Klaffens und Versuche mit Kalksandsteinen und Ziegelmauerwerk
der daraus resultierenden Rotation einzelner Steinstre- notwendig und von besonderem Interesse. Hier sind
ben zustzliche Belastungen fr den Rahmen ergeben. zum einen ein anderes Verbundverhalten zu erwarten
Fr die Bemessung wird ein erster Vorschlag unterbrei- und zum anderen ein divergentes Verhalten beim Stein-
tet, der auf den Bemessungsgleichungen fr unbewehr- zugversagen.
tes Mauerwerk aufbaut und so die bertragung der Er-
kenntnisse auf das eingefasste Mauerwerk ermçglicht. Literatur
Die Versuche und auch die numerischen Untersuchun- [1] Jger, W.; Schçps, P.: Eingefasstes Mauerwerk als Mçg-
gen haben gezeigt, dass sich durch den Schwindvorgang lichkeit zur Erhçhung der Tragfhigkeit von Aussteifungs-
und den guten Verbund zwischen Mauerwerk und Rah- wnden. Forschungsbericht. Technische Universitt Dresden,
men ein Spannungszustand hnlich dem des vereinheit- Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung. Erar-
lichten Schubprfverfahrens einstellt. Fr die Bemes- beitet i. A. des Bundesamtes fr Bauwesen und Raumord-
sung wird daher vorgeschlagen vereinfachend von ei- nung, Dresden Dezember 2008.
nem gleichmßig auf Schub belasteten Mauerwerksaus- [2] Fehling, E.; Strz, J.: Experimentelle Untersuchungen
schnitt auszugehen. Zustzlich sind noch weitere zum Schubtragverhalten von Porenbetonwandscheiben. Kas-
Nachweise fr den Rahmen zu fhren. sel November 2006.
Zur Bestimmung der Auflastverteilung zwischen Mau-
erwerk und Stahlbetonrahmen kann eine einfache Simu- [3] Jger, W.; Lohaus, L.; Hçveling, H.; Steinborn, T.;
lation mithilfe der FEM und linear-elastischem Materi- Schçps, P.: Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus Porenbe-
ton-Plansteinen und Porenbeton-Planelementen. Forschungs-
alverhalten durchgefhrt werden. Die weitere Bemes-
bericht. AIF-Nr. 14642BG. Hannover u. Dresden 2009.
sung erfolgt analog DIN 1053 fr einfache Wandschei-
ben aus unbewehrtem Mauerwerk. Allerdings kann der
Faktor fr die Schubspannungsverteilung fr das Stein- 1.2.3 Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus
zugversagen zu 1,0 gesetzt bzw. die Tragfhigkeit einer Porenbeton-Plansteinen und -Planelementen
unbewehrten Wand um 1,5 erhçht werden. Beim Ver-
sagensfall Reibung ergibt sich eine deutliche Traglast- Jger, W.; Schçps, P. – F5.1
steigerung durch die Nutzung der Gesamtlnge der Lohaus, L.; Anstçtz, W. – F7.1
Mauerwerksausfachung im Gegensatz zur berdrckten
Einleitung
Lnge bei normalen Mauerwerksscheiben. Um dennoch
den Einfluss einer ungleichmßigen Spannungsvertei- Mauerwerk muss neben Vertikallasten als platten- und
lung, die sich beim Reibungsversagen durch den groß- scheibenfçrmiges Bauteil auch horizontale Lasten auf-
flchigen Verlust des Haftverbundes besonders aus- nehmen und weiterleiten kçnnen. Als maßgebender Wi-
wirkt, in der Wand zu bercksichtigen, ist ein Abmin- derstandsfaktor ist hierfr die Schubtragfhigkeit der
derungsfaktor einzufhren. Wandscheiben zu beurteilen.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 433

Eine Erhçhung der anzusetzenden Horizontallasten aus


Erdbeben und Wind mit der Neufassung der DIN 4149
bzw. der DIN 1055 fhrt dazu, dass die aussteifenden
Bauteile hçhere Horizontallasten aufnehmen und wei-
terleiten kçnnen mssen. Zuknftig wird demnach die
Schubtragfhigkeit von Mauerwerk eine noch grçßere
Bedeutung erlangen.
Im Forschungsvorhaben sollten vorhandene Reserven
der Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus Porenbeton-
Plansteinen und -Planelementen nachgewiesen werden.
Hierzu wurden Schubversuche an geschosshohen Mau-
erwerkswnden einschließlich begleitender Material-
versuche durchgefhrt und ausgewertet.

Stand der Forschung: Einfhrung


Bild 1.2.3-1. Bereiche der Schubtragfhigkeit bei Scheiben-
Auf Grundlage des Eurocode 8 „Auslegung von Bau- schub nach [4]
werken gegen Erdbeben“ [1] wurde die deutsche Erd-
bebennorm DIN 4149 „Bauten in deutschen Erdbeben-
gebieten“ [2] berarbeitet. Durch eine Neuordnung der fr Vollsteine ohne Griffçffnungen oder lediglich mit
Erdbebenzonen vergrçßert sich die erdbebenrelevante Grifflçchern bRZ = 0,04 bNst.
Flche in Deutschland um ca. 60 bis 70 %. In der neuen Mit den nach DIN 1053 zulssigen Schubspannungen
Erdbebenzone 1 erhçhen sich z. B. die statischen Ersatz- lassen sich Aussteifungswnde selbst fr gering belas-
lasten in Abhngigkeit von der Baugrundbeschaffenheit tete Bauwerke (Einfamilienhuser, Industriebauten) fr
um den Faktor 5,5. die Abtragung von Windlasten nur schwer nachweisen.
In DIN 1055-4 „Einwirkungen auf Bauwerke, Teil 4: Untersuchungen an Mauersteinen und unbewehrten
Windlasten“ [3] wurde fr Deutschland erstmalig eine Elementen aus Porenbeton haben gezeigt, dass bei die-
Windlastenkarte mit fnf Windlastzonen erstellt. Durch sem Baustoff die Steinzugfestigkeit deutlich hçher ist,
die Erweiterung der statistischen Aussagen auf einen als durch den Verhltniswert festgelegt. Besonders auf-
lngeren Zeitraum kommt es zu einer wesentlichen Er- fllig ist dies bei Porenbetonsteinen der Druckfestig-
hçhung der auf Gebude wirkenden Windlasten. Dies keitsklassen 2 und 4. Hier werden Steinzugfestigkeiten
fhrt dazu, dass in den Windlastzonen I bis III nun von bis zu 17 % der Steindruckfestigkeit erreicht. Es
Windlasten bis zum 1,3-Fachen und in den Windlastzo- besteht die Vermutung, dass die hçheren Steinzugfes-
nen IV und V Windlasten bis zum 3,5-Fachen der alten tigkeiten von Porenbetonsteinen auch zu hçheren auf-
Windlasten anzusetzen sind. nehmbaren Schublasten fhren, als dies nach dem Re-
Mauerwerksbauten werden in der Regel durch gemau- chenverfahren von DIN 1053-1 [4] zu erwarten wre. In
erte Wandscheiben ausgesteift. Eine Erhçhung der an- Gutachten von Kirtschig [8, 9] wurden demgemß nach
zusetzenden Horizontallasten aus Erdbeben und Wind Auswertung von Schubversuchen an geschosshohen
fhrt dazu, dass die aussteifenden Bauteile zuknftig Wnden fr die berbindemaße 0,2 h und 0,4 h auch
hçhere Horizontallasten aufnehmen und weiterleiten hçhere Schubfestigkeiten fr Porenbetonmauerwerk
kçnnen mssen. Zuknftig wird also die Schubtrag- nachgewiesen.
fhigkeit von Mauerwerk eine noch grçßere Bedeutung Die Schubbruchtheorie von Mann und Mller [10] geht
erlangen. u. a. davon aus, dass in den Stoßfugen des Mauerwerks
keine Krfte bertragen werden. Diese Annahme wird
wie folgt begrndet:
Stand der Forschung: Schubbeanspruchungen von
– Durch nicht vollfugige Vermçrtelung der Stoßfugen
Mauerwerk (Scheibenschub)
und durch Schwinden kommt es zu Randablçsungen
Die deutschen Normen DIN 1053-1 bzw. DIN 1053-100 des Mçrtels vom Mauerstein.
[4] geben ein Nachweisverfahren fr schubbeanspruch- – Der Mauermçrtel in den Stoßfugen ist kaum verdich-
tes Mauerwerk an, das auf der Schubbruchtheorie von tet, sodass er eine nur geringe Druckfestigkeit und
Mann und Mller [10] basiert. In Bild 1.2.3-1 sind die kaum Flankenhaftung an den Mauersteinen aufweist.
drei wesentlichen Bereiche fr das Schubtragverhalten Dadurch kçnnen nur geringe Scherkrfte bertragen
von Mauerwerk bei unter Scheibenschub dargestellt. werden.
Fr Porenbetonmauerwerk ist in der Regel der Bereich – Senkrecht zur Stoßfuge treten in der Regel keine
II maßgebend. In diesem Bereich ist die Steinzugfestig- planmßigen Druckspannungen auf, sodass keine
keit ausschlaggebend fr den Tragwiderstand. Beim Reibungskrfte wirksam werden.
Schubnachweis nach DIN 1053-1 bzw. DIN 1053-100 – Vielfach wird auf eine Vermçrtelung der Stoßfuge
[4] ist der Rechenwert der Steinzugfestigkeit ber das ganz verzichtet und eine Stoßfugenverzahnung aus-
Verhltnis zur Steindruckfestigkeit definiert. Er betrgt gefhrt.
434 F Forschung

Die Schubbruchtheorie von Mann und Mller [10] legt schen Modells zu ermçglichen. Daher wurde versucht,
weiterhin ein konstantes berbindemaß von einer halben den theoretisch angenommenen homogenen Span-
Steinlnge zugrunde. Vergleichsversuche zur Unter- nungszustand versuchstechnisch nachzubilden. Eine
mauerung der theoretischen Annahmen wurden an Prf- Prinzipskizze des Versuchsaufbaus ist in Bild 1.2.3-2
kçrpern aus kleinformatigen Mauersteinen durchgefhrt. dargestellt.
Die Entwicklung der Mauersteine hat sich in den ver- In den letzten Jahren wurde bei den Forschungen zur
gangenen Jahren von kleinen Formaten zu immer grçße- Schubtragfhigkeit von Mauerwerk, insbesondere unter
ren Maßen der Mauersteine bis hin zu Elementen ent- Erdbebeneinwirkung, immer mehr zu Versuchsanord-
wickelt, bei denen ein berbindemaß von einer halben nungen mit Bezug zu Schubwnden im Gebude ber-
Steinlnge oder das in DIN 1053-1 [4] vorgeschriebene gegangen. So wurden z. B. die Schubversuche des eu-
Mindestberbindemaß  ‡ 0,4 h aufgrund der Steinfor- ropischen Forschungsvorhabens ESECMaSE so gefah-
mate nicht eingehalten werden kann oder aus Grnden ren, dass am Wandkopf ber einen Hydraulikzylinder
der Verarbeitung nicht eingehalten werden soll. Eine und einen Betonbalken die Schubkrfte in die Wand
berarbeitung der Schubbruchtheorie von Mann/Mller eingetragen werden (alternatives Schubprfverfahren).
durch Graubner/Simon [9] und Jger/Schçps [7] berck- Die Auflast wird ber mindestens zwei vertikale Hy-
sichtigt u. a. unterschiedliche berbindemaße. draulikzylinder so aufgebracht, dass das ber die Hori-
zontalkraft in die Wand eingetragenen Moment aus-
geglichen werden kann. In Bild 1.2.3-3 ist das Prinzip
Stand der Forschung: Prfverfahren zur
eines solchen Versuchsaufbaues dargestellt.
Schubtragfhigkeit
Bislang wurden in Deutschland Schubprfungen nach
Forschungsbedarf
dem vom Sachverstndigenausschuss „Wandbauele-
mente“ des Deutschen Instituts fr Bautechnik fest- Der Forschungsbedarf ergab sich einerseits aus der
gelegten Verfahren (vereinheitlichtes Schubprfverfah- Frage, ob infolge hçherer Zugfestigkeiten von Poren-
ren) durchgefhrt. In der Regel erfolgten die Prfungen beton sich auch die Schubtragfhigkeit von Mauer-
an Prfkçrpern mit den Abmessungen l/b/h = werksscheiben aus Porenbeton erhçht und andererseits
2,50 m / 0,24 m / 2,50 m. aus der Notwendigkeit kleinerer berbindemaße
Ziel des vereinheitlichten Schubprfverfahrens war und ( £ 0,4 h). Hierbei war zu prfen, inwieweit das Be-
ist es, Rckschlsse auf die Richtigkeit des theoreti- messungskonzept der DIN 1053-100 fr Mauerwerk

Bild 1.2.3-2. Versuchsanordnung fr das vereinheitlichte


Schubprfverfahren (ibac [5], MPA Hannover)
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 435

Plansteine PP 2 und PP 4 sowie Porenbeton-Planele-


mente PPE 4 zum Einsatz.
Neben den „Großversuchen“ dienten Materialversuche
der Ermittlung weiterer grundlegender Baustoffparame-
ter, wie Druckfestigkeit, Haftscherfestigkeit, Zugfestig-
keit, Biegezugfestigkeit mit Nachrissverhalten etc. Die
Versuche wurden an lufttrockenen Proben und an Pro-
ben mit Herstellfeuchte durchgefhrt.
Parallel zu der Versuchsdurchfhrung erfolgten erste
numerische Simulationen der Versuche mithilfe der
FEM. Hierdurch war es zum einen mçglich, die wh-
rend des Versuchs ablaufenden Versagensprozesse ge-
nauer zu betrachten und zum anderen, eine Voraussage
der zu erwartenden Traglast und der Versagensart zu
ermçglichen. Nach dem Abschluss der Versuche und
hier besonders der Materialversuche wurde die experi-
mentelle Parameterstudie durch eine numerische Para-
meterstudie erweitert.
Bild 1.2.3-3. Statisches System des Traglastverfahrens Abschließend ist durch eine Zusammenstellung und
Auswertung aller zur Verfgung stehenden Versuchs-
ergebnisse (inkl. Literatur) ein Vorschlag fr die Nor-
aus Porenbeton-Plansteinen bzw. -Planelementen grç- mung erarbeitet worden.
ßerer Formate gltig ist.
Die Auswertung der Versuchsergebnisse sollte zu ver-
Zusammenfassung der Forschungsergebnisse
besserten Bemessungskennwerten fhren, die die fr
Porenbeton typischen hçheren relativen Zugfestigkeiten Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden Wand-
und von der Norm abweichende berbindemaße be- versuche nach beiden zuvor vorgestellten Schubprf-
rcksichtigen. verfahren durchgefhrt. Neben einigen Variationen
des Materials, der Steingeometrie und der Auflast ist
somit auch ein direkter Vergleich zwischen den beiden
Vorgehensweise
Prfverfahren mçglich.
Das Arbeitsprogramm umfasste mehrere Reihen von Gemß der theoretischen Annahme unterscheiden sich
Schubversuchen an geschosshohen Wandprfkçrpern die beiden Schubprfverfahren im Wesentlichen durch
bei unterschiedlichen Auflastniveaus. Die Versuche die Spannungsverteilung im Versuchskçrper. Whrend
wurden sowohl nach dem vereinheitlichten Schubprf- beim vereinheitlichten Schubprfverfahren sowohl die
verfahren als auch nach dem alternativen Traglastver- Normalspannungen als auch die die Schubspannungen
fahren durchgefhrt. Zustzlich wurde die Steinfestig- gleichmßig verteilt sind, ergeben sich beim Traglast-
keit und das Steinformat variiert. Es kamen Porenbeton- verfahren gemß der Balkentheorie fr den grçßten Teil

Bild 1.2.3-4. Vergleich der Rissbilder nach dem vereinheitlichten und dem alternativen Schubprfverfahren
436 F Forschung

Bild 1.2.3-5. Vergleich der Schubspannungsverteilung in den Versuchskçrpern der beiden Prfverfahren
(PP2 mit vermçrtelten Stoßfugen)

der Wand unterschiedliche Normalspannungen und Dies zeigt sich auch in der Schubspannungsverteilung.
meist parabelfçrmig verteilte Schubspannungen. Diese Fr bestimmte Geometrie- und Auflastkombinationen
theoretischen Vereinfachungen treffen jedoch nicht ist dennoch eine Rckrechnung der vorhandenen
vollstndig zu. In Bild 1.2.3-5 sind die beiden vor- Schubfestigkeit unter Bercksichtigung der Schubspan-
genannten Prfverfahren bei gleicher mittlerer Schub- nungsverteilung mçglich. So kann davon ausgegangen
spannung von ca. 0,4 N/mm± einander gegenberge- werden, dass bei einem reinen Steinzugversagen infolge
stellt. Schubbeanspruchung das maßgebende Versagen in
Bei beiden Versuchsanordnungen sind die Einflsse der Wandmitte stattfindet. Liegt auch der Momentennull-
Randbalken deutlich zu erkennen. Diese verndern un- punkt in Wandmitte, z. B. weil eine vollstndige Kopf-
ter anderem durch die Steifigkeitsunterschiede zwi- und Fußeinspannung vorliegt, sind die Normalspannun-
schen Mauerwerk und Stahlbeton die Spannungsvertei- gen auch, wie beim vereinheitlichten Schubprfverfah-
lung in der zu untersuchenden Wand. ren, gleichmßig verteilt. Der Unterschied zwischen
Whrend mit dem vereinheitlichten Prfverfahren im den beiden Verfahren besteht somit nur noch in der
Wesentlichen die Eigenschaften des Mauerwerks ge- Verteilung der Schubspannungen im betrachteten Quer-
prft werden, haben bei dem Traglastverfahren auch schnitt.
die Wandgeometrie und das statische System (Kragarm In Tabelle 1.2.3-1 sind die Schubfestigkeiten, die sich
oder Kopfeinspannung) einen erheblichen Einfluss. nach den beiden Verfahren ergeben, einander gegen-
bergestellt. Die Werte fr das Traglastverfahren wur-
den ohne und mit einem Schubspannungsverteilungs-
Tabelle 1.2.3-1. Vergleich der experimentell ermittelte Schub- faktor von 1,5 angegeben.
festigkeit (0,75 s0) nach dem vereinheitlichen Verfahren (vV) und Die Schubfestigkeiten der beiden Verfahren unterschei-
dem Traglastverfahren den sich mindestens um den Faktor 1,5. Fr das Mauer-
werk mit vermçrtelten Stoßfugenvermçrtelung kann der
Probekçrper Schubfestigkeit Wert auch deutlich grçßer ausfallen.
Ein weiterer Aspekt war der Einfluss der Stoßfugen-
[N/mm±] vermçrtelung. Wie bereits aus Tabelle 1.2.3-1 ersicht-
vV Traglast- Traglast- Verhltnis lich ist, ergeben sich je nach Prfverfahren unter-
verfahren verfahren schiedliche Ergebnisse. Whrend bei dem Traglastver-
mit c = 1,5 fahren durchweg ein grçßerer Widerstand bei Mauer-
werk mit Stoßfugenvermçrtelung zu verzeichnen war,
PP4 uvm 0,219 0,300 0,450 2,06 ist dies beim vereinheitlichten Prfverfahren umge-
kehrt. Erst durch den Einsatz eines hçherfesten Eck-
PP4 vm 0,084 0,367 0,550 6,55
steins konnte mit Stoßfugenvermçrtelung eine Steige-
PP2 uvm 0,177 0,171 0,256 1,45 rung erzielt werden.
In den beiden Darstellungen in Bild 1.2.3-6 ist die
PP2 vm 0,155 0,219 0,328 2,11 Schubspannungsverteilung mit und ohne Stoßfugenver-
mçrtelung bei Annahme eines homogenen Materials
PP2 vm E 0,211 1,55
dargestellt.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 437

Bild 1.2.3-6. Vergleich der Schubspannungsverteilung ohne und mit Stoßfugenvermçrtelung (PP2, 0,75s0)

Es ist zu erkennen, dass sich bei Mauerwerk mit Stoß- Feuchtegehalts. Hierbei besttigten sich die geringeren
fugenvermçrtelung eine ber die Wand homogenere Festigkeiten des Porenbetons im feuchten Zustand. Al-
Spannungsverteilung einstellt. Numerisch wurden Ver- lerdings ist der Unterschied meist gering.
grçßerungsfaktoren auflastabhngig bis weit ber 2 er- Basierend auf der Annahme der bertragbarkeit der
reicht. Dies entspricht dem aus den analytischen Be- geringeren Festigkeit im feuchten Zustand auf die
trachtungen zu erwartenden Zusammenhngen. Aller- Schubtragfhigkeit wurden auch die Wandversuche
dings konnte dies durch die Versuche in der Grçßen- mit herstellfeuchten Steinen durchgefhrt. Vergleicht
ordnung nicht besttigt werden. man die so ermittelten Traglasten mit Ergebnissen aus
Ein wesentliches Ziel war es, den Zusammenhang zwi- der Literatur, konnten trotz Prfung der Schubwnde im
schen Zugfestigkeit und Schubtragfhigkeit fr Mauer- feuchten Zustand hçhere Tragfhigkeiten ermittelt wer-
werk aus Porenbeton zu klren. Die bereits seit langem den. Neben einer allgemeinen Erweiterung der Daten-
bekannte hohe Zugfestigkeit des Porenbetons im Ver- basis wurden vor allem fr Steine kleiner Festigkeit
hltnis zu seiner Druckfestigkeit konnte so auch in die- (PP2) Lcken gefllt. Dadurch ist nun eine vollstndige
sem Forschungsvorhaben fr verschiedenen Steinfes- statistische Anpassung der Bemessungsgleichung mçg-
tigkeiten und Steinformate nachgewiesen werden. Ein lich. Im Diagramm in Bild 1.2.3-7 sind alle Versuchs-
Vergleich der Eigenschaften erfolgte bei den durch- ergebnisse nach dem Traglastverfahren in Abhngigkeit
gefhrten Materialversuchen auch hinsichtlich des von der Auflast dargestellt.

Bild 1.2.3-7. Schubfestigkeit in


Abhngigkeit von der Auflast
438 F Forschung

Bild 1.2.3-8. Schubfestigkeit in


Abhngigkeit von der Steinzug-
festigkeit

Neben der eindeutigen Abhngigkeit von der Auflast ist tere Erhçhung des normativen Verhltnisses mçglich.
auch zu erkennen, dass die Versuche mit Stoßfugenver- Im Rahmen diese Vorhabens widersprechen zwar die an
mçrtelung eine hçhere Tragfhigkeit liefern. Des Wei- knochenfçrmigen Zugproben der PP2-Steine ermittel-
teren ist die Schubtragfhigkeit von der Steinzugfestig- ten Zugfestigkeiten einer weiteren Erhçhung, allerdings
keit abhngig, wie aus dem Diagramm in Bild 1.2.3-8 zeigten die Biegezug- und Spaltzugversuche, dass auch
ersichtlich ist. hier eine entsprechend hçher Zugfestigkeit vorhanden
Neben dem Vorschlag des aktuellen Normenentwurfs war.
der E DIN 1053-13 wurde ein auf der Bemessungsglei-
chung der DIN 1053-1 bzw. -100 aufbauender einfache- Vorschlag fr die Normung: Bemessungsgleichung
rer Ansatz verfolgt. Dieser vereinfacht den Nachweise
etwas, liefert aber bei hçheren Auflasten etwas gerin- Die basierend auf der Bemessungsgleichung fr das
gere Tragfhigkeiten. Ein wesentlicher Vorteil beider Steinzugversagen der DIN 1053-100 alternativ vor-
kalibrierter Gleichungen besteht im Wegfall des Faktors geschlagene Gleichung ermçglicht die Reduzierung
fr die Schubspannungsverteilung. Dieser ist nun im- der Komplexitt gegenber dem aktuellen Normenvor-
plizit in den angepassten Parametern enthalten. Zusam- schlag bei einer allerdings etwas schlechteren Anpas-
men mit der vereinfachten Gleichung ist so eine Ann- sung an die Versuchsergebnisse (Bestimmtheitsmaß).
herung an die europische Norm EN 1996-1-1 mçglich. Fr die Bemessungsgleichung wird in Kombination mit
Die numerische Parameterstudie hatte im Rahmen die- der neu festgelegten normativen Steinzugfestigkeit die
ses Projekts einen relativ kleinen Umfang. Dennoch folgende Gleichung vorgeschlagen.
konnten zustzlich zu den experimentellen Ergebnissen rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 NEd
weitere Einflsse untersucht werden. VRd ¼ lw  t  K2  0,21  fbt 1 þ
Mit den selbst implementierten Material- und Elemen- gM 0,32  t  lw  fbt
troutinen wurden neben den Großversuchen auch einige Der bisher separat aufgefhrte Schubspannungsvertei-
der Kleinversuche nachgebildet und so Materialwerte, lungsfaktor c ist hier bereits im Faktor 0,21 mit 1/1,5
wie beispielsweise die Bruchenergie, invers bestimmt. enthalten.
Resultierend konnten aus diesem Forschungsvorhaben Fr Porenbetonmauerwerk mit Stoßfugenvermçrtelung
die folgenden Vorschlge fr die weitere Normung er- kann die Schubtragfhigkeit um den Faktor K2 = 1,3
arbeitet werden. erhçht werden.

Vorschlag fr die Normung: Steinzugfestigkeit Literatur


Bei den Untersuchungen wurden Steinzugfestigkeiten [1] DIN EN 1998-1:2006-04: Eurocode 8: Auslegung von
deutlich ber dem in DIN 1053-1 und Teil 100 fest- Bauwerken gegen Erdbeben, Teil 1: Grundlagen, Erdbeben-
gelegtem Verhltnis von 0,04 fbk ermittelt. Der im ak- einwirkungen und Regeln fr Hochbauten, Deutsche Fassung
tuellen Normenentwurf E DIN 1053-13 enthalten Ver- EN 1998-1:2004. NABau im DIN, Berlin 2006.
hltniswert von 0,082 fbk kann auf der sicheren Seite [2] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbebengebie-
liegend besttigt werden. Bei einer zuknftigen statisti- ten – Lastannahmen, Berechnung und Ausfhrung blicher
schen Absicherung durch weitere Versuche ist eine wei- Hochbauten. NABau im DIN, Berlin 2005.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 439

[3] DIN 1055: Einwirkungen auf Tragwerke, Teile 1 bis 10. genauere Nachweisfhrung fr die Einwirkung Erdbe-
NABau im DIN, Berlin. ben ist sehr aufwendig. Fr die Praxis ist daher die
[4] DIN 1053: Mauerwerk; bisher bewhrte, vereinfachte Vorgehensweise ber
Teil 1: 1996-11: Berechnung und Ausfhrung konstruktive Regeln auch zuknftig anzubieten. Die
Teil 2: 1996-11: Mauerwerksfestigkeitsklassen bisherigen Grenzwerte fr Mindestaussteifungsflchen
Teil 3: 1990-02: Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und waren in der Vergangenheit empirisch festgelegt wor-
Ausfhrung den und standen unter den erhçhten Einwirkungen in-
Teil 4: 2004-02: Fertigbauteile frage. Es ist bisher lediglich gelungen, sie fr Erdbe-
Teil 100: 2007-09: Berechnung auf der Grundlage des semi- benzone 1 nachzuweisen [7].
probabilistischen Sicherheitskonzepts Das Verhalten von Mauerwerk unter Erdbebeneinwir-
NABau im DIN, Berlin. kung war in den zurckliegenden Jahrzehnten nicht aus-
[5] Brameshuber, W.; Schmidt, U.; Kang, B.; Hannawald, J.: reichend erforscht worden. Der Verhaltensbeiwert, mit
Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur Schub- dem die Verringerung der Einwirkung aufgrund nicht-
festigkeit von Mauerwerk. Mauerwerk 9 (2005) 4, linearer Materialeigenschaften erfasst wird, war deshalb
S. 132–142. sehr konservativ festgelegt worden. Er entspricht nicht
dem wirklichen Verhalten und fhrt zur Benachtei-
[6] Graubner, C.-A.; Simon, E.: Zur Schubtragfhigkeit von
ligung dieser Bauweise.
Mauerwerk aus großformatigen Steinen. In: Mauerwerk-Ka-
Es lag daher nahe, mit den derzeitigen Mitteln der Me-
lender 26 (2001), S. 737–770. Hrsg. H.-J. Irmschler, P. Schu-
bert u. W. Jger. Ernst & Sohn, Berlin 2001. chanik und Rechentechnik eine Bestimmung der not-
wendigen Schubwandquerschnitte fr Mauerwerksbau-
[7] Jger, W.; Schçps, P.: Kosteneinsparung durch Ansatz ten durchzufhren, die Ergebnisse mit den bisherigen
realittsnaher Bemessungskonzepte fr die Schubbeanspru- Werten zu vergleichen und ggf. Korrekturen vorzuneh-
chung von Mauerwerksbauten. Forschungsbericht: TU Dres- men bzw. die Nachweisfhrung in Form einer Typen-
den, Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung. statik fr bestimmte Hausgeometrien und Materialkom-
Dresden November 2004. binationen anzubieten.
[8] Kirtschig, K.: Gutachten zur Schubtragfhigkeit von Po-
renbetonmauerwerk nach bauaufsichtlichen Zulassungen. Ziel des Forschungsvorhabens
Hannover, 31. 10. 1998.
Aufbauend auf den in [7] gesammelten Erfahrungen
[9] Kirtschig, K.: Ergnzungsgutachten zum Gutachten zur sollte mit einem geeigneten Verfahren der Nachweis
Schubtragfhigkeit von Porenbetonmauerwerk nach bauauf- der Mindestquerschnittsflchen fr Schubwnde von
sichtlichen Zulassungen. Hannover, 18. 10. 1999. Mauerwerksbauten in Erdbebenzone 2 und 3 gefhrt
[10] Mann, W.; Mller, H.: Schubtragfhigkeit von Mauer- werden. Die dort definierten und verwendeten Refe-
werk. In: Mauerwerk-Kalender 3 (1978), S. 35 ff. Hrsg. P. renzhuser sollten hier wiederum zum Einsatz kommen.
Funk. Ernst & Sohn, Berlin 1978. Das bei den Untersuchungen zu Erdbebenzone 1 bereits
[11] Schubert, P.; Caballero-Gonzlez, A.: Zugfestigkeit verwendete Materialgesetz war nochmals auf seine
von Porenbeton und Haftscherfestigkeit von Dnnbettmçrtel Tauglichkeit und Robustheit hin zu prfen und ggf.
auf Porenbeton. In: Mauerwerk-Kalender 22 (1997), erforderliche Verbesserungen vorzunehmen. Die Mate-
S. 629–643. Hrsg. P. Funk. Ernst & Sohn, Berlin 1997. rialkennwerte sollten DIN 1053-100:2007-09 fr die
heute am weitesten verbreiteten Materialkombinationen
(Innenwnde/Außenwnde) entnommen werden, um
1.2.4 Konstruktive Maßnahmen zur Gewhr- Konformitt mit der Norm gewhrleisten zu kçnnen.
leistung der Erdbebensicherheit im Weitere, nicht in der Norm enthaltene Kennwerte waren
Mauerwerksbau – Erweiterung fr die auf der Grundlage allgemein anerkannter Erfahrungen
Erdbebenzonen 2 und 3 festzulegen.
Die Ergebnisse sollten fr die jeweiligen Referenz-
Jger, W.; Stransky, W.; Nguyen, S. H.; Schçps, P. – haustypen und in Form der Tabelle 15 von DIN 4149:
F5.1 2005-04 dargestellt werden, sodass eine allgemeine
Verwendbarkeit gegeben ist.
Problemstellung und Motivation Aus der Durchfhrung des Vorhabens waren wesentli-
che Erkenntnisse zusammenzufassen und Hinweise fr
Mit der Umstellung der Normen auf das Teilsicherheits-
weitere, ggf. notwendige Forschungsvorhaben oder Ar-
konzept [1–4] standen wesentlich erhçhte Einwirkun-
beitsrichtungen zu geben.
gen aus Erdbeben und Wind der sehr konservativen
Ermittlung der Tragfhigkeit von Mauerwerksbauteilen
Lçsungsweg
gegenber. Dieser „rechnerische Verlust“ an Tragfhig-
keit verminderte die Wirtschaftlichkeit dieser bewhr- Das Forschungsvorhaben baut auf dem Vorgngerpro-
ten Bauweise. Starke Wettbewerbsnachteile fr Mauer- jekt fr die Erdbebenzone 1 [7] auf. Mit diesem konnte
werksbauwerke, die bisher den auftretenden Einwirkun- die bisher bliche Vorgehensweise des Erdbebennach-
gen ohne Schden widerstanden, waren die Folge. Die weises fr Mauerwerksbauten ber konstruktive Regeln
440 F Forschung

besttigt und Aussteifungsquerschnitte in der Erdbeben- Analyse bisher verfgbarer und neuerer
zone 1 in praxistauglicher Grçße bestimmt werden. Sie Berechnungsverfahren
decken sich in etwa mit denen nach DIN 4149:2005-04
Fr den Erdbebennachweis von Gebuden stehen das
[6] bzw. liegen darunter, was eine wirtschaftlichere
statische Ersatzkraftverfahren, das Antwortspektrenver-
Auslegung ermçglicht. Es lag daher nahe, die gleiche
fahren und das Zeitverlaufsverfahren mit numerischer
Vorgehensweise auf die Erdbebenzonen 2 und 3 anzu-
Integration der nichtlinearen Differenzialgleichung zur
wenden. Neue Erkenntnisse sollten mit einfließen, Wei-
Verfgung. Die Verfahren waren im Vorfeld des Vor-
terentwicklungen waren wegen der Aufwandsbegren-
habens gegeneinander abgewogen worden. Meskouris,
zung nicht mçglich.
Butenweg und Mistler [10] haben in den letzten Jahren
Fr typische in [7] bereits ausgewhlte und getestete
die Kapazittsspektrummethode so weiter entwickelt,
Referenzgebude aus Mauerwerk wird mithilfe reali-
dass sie nunmehr auf den Mauerwerksbau anwendbar
ttsnaher FE-Modelle der Nachweis der ausreichenden
ist. Es stand im Rahmen dieses Vorhabens die Frage,
Erdbebensicherheit gefhrt. Das Mauerwerk wird auf
inwieweit sie effizienter und zutreffender ist. Die Me-
Makroebene, d. h. also verschmiert, beschrieben, um
thode ist sicher fr eine breitere Anwendung geeignet,
den numerischen Aufwand in Anbetracht der Variation
bedarf aber der Hysteresekurven der maßgebenden
der Geometrie der Aussteifungswnde und der Suche
Wnde im Gebude, die experimentell vorhanden sein
des minimalen Querschnitte zu begrenzen.
oder numerisch ermittelt werden mssen.
Die Schubtheorie nach Mann/Mller hatte sich in [7] als
Das bereits in [7] verwendete Materialgesetz wurde
Basis fr die Materialbeschreibung als praktikabel he-
nochmals auf seine Eignung bei hçheren Einwirkungen
rausgestellt und sollte daher auch hier wieder angewen-
und seine Stabilitt hin berprft.
det werden. Reines Druck- und reines Zugversagen wa-
ren dabei mit eingeschlossen worden. Das Materialver-
Auswahl des Zeitverlaufsverfahren
halten ist in Form eines elasto-plastischen Materialge-
setzes mit Begrenzung der plastischen Dehnungen Die vergleichenden Betrachtungen der derzeit zur Ver-
formuliert worden. Entfestigungseffekte waren dabei fgung stehenden Methoden – einschließlich dem neu
zu bercksichtigen, um den fortschreitenden Schdi- im Mauerwerksbau aufkommenden Kapazittsspek-
gungsprozess zu erfassen. Risse werden dabei ver- trumverfahren – haben besttigt, dass das Zeitverlaufs-
schmiert abgebildet. Bei Lastumkehr kçnnen sich die verfahren die einzige Mçglichkeit ist, das nichtlineare
Risse wieder schließen und senkrecht zur Rissrichtung Materialverhalten von Mauerwerk realittsnah zu be-
wieder Druckspannungen bertragen werden. rcksichtigen. Nachteil des Zeitverlaufsverfahrens ist
Die Untersuchung der konstruktiven Maßnahmen kon- der um eine Grçßenordnung hçhere Rechenaufwand,
zentrierte sich i. W. auf die Grçße der aussteifenden der aber aufgrund der Entwicklung der Rechentechnik
Wnde. Hinsichtlich konstruktiver Maßnahmen muss- in akzeptabler Zeit zu Ergebnissen fhrt, wenn ein ef-
ten die Untersuchungen begrenzt werden. Die in [7] fektiv anwendbares Materialgesetz zur Verfgung steht.
festgestellte Tendenz der Wirkung zustzlicher Ringan- Dennoch ist der damit verbundene Aufwand der Praxis
ker war nochmals zu prfen. Weitere konstruktive Maß- nicht zumutbar. Fr eine wissenschaftliche Nachweis-
nahmen konnten nicht betrachtet werden. Fr den Bau- fhrung ist das Verfahren jedoch hervorragend geeig-
grund wurden die ungnstigsten Annahmen getroffen. net.
Die Kalibrierung der FE-Modelle und der Vorgehens- Ausgangspunkt des Zeitverlaufsverfahrens ist die nicht-
weise erfolgte anhand der Ergebnisse weiterer Erdbe- lineare Differenzialgleichung fr das Gesamtsystem,
benforschungen, wie z. B. Versuche an Einzelscheiben das sich aus den einzelnen Finiten Elementen, die bei
von tes und Lçring [8], bzw. mit den Ergebnissen des der Diskretisierung des Systems gewhlt wurden, zu-
europischen Forschungsprojekts ESECMaSE [9]. sammensetzt. Sie enthlt die Steifigkeit des Systems,
Die Erdbebenbelastung wird mit knstlich generierten Dmpfungsanteile, die Masseverteilung und schließlich
Erdbebenverlufen simuliert und als Fundament- die Trgheitskrfte. Zeitabhngige ußere Krfte wir-
beschleunigung bei der Berechnung des Bauwerks- ken nicht. Die Erregung des Systems erfolgt ber die
modells bercksichtigt. Mit dem Zeitverlaufsverfahren Lagevernderung des Tragwerkes relativ zu seinem Be-
werden unter Beachtung des nichtlinearen Materialver- zugssystem entsprechend der jeweiligen Erdbebenein-
haltens die Reaktionen des Bauwerks bestimmt und der wirkung. Dazu wird das System mit einem knstlich
Nachweis der Standsicherheit ber die gesamte Beben- generierten Erdbeben belastet, das aus den in der
dauer damit gefhrt. Norm (z. B. DIN 4149:2005-04) angegebenen Daten
Die Parametervariation erfolgt mithilfe einer Routine, entwickelt werden kann. Die Bodenerregung wird mit
die die vernderlichen Geometrieparameter (Lnge und Beschleunigungs-Zeit-Funktionen modelliert. Das Bau-
Dicke der Aussteifungswnde) von einem Startwert aus werk wird dann lediglich durch die aus der Baugrund-
solange steigert, bis der Nachweis gelingt, d. h. die Lç- bewegung resultierenden Trgheitskrfte belastet, die
sung konvergiert. Die Ergebnisse werden anschließend anliegenden Lasten gehen als Massen mit ein.
ausgewertet und in Tabellenform gebracht. Da eine geschlossene Lçsung des Problems nicht mçg-
lich ist, muss ber den Zeitverlauf eine numerische In-
tegration durchgefhrt werden. Die numerische Integra-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 441

tion der nichtlinearen Bewegungsdifferenzialgleichun- Bauteilabmessungen sind, kçnnen die Geometrie der
gen fhrt zur Lçsung fr das gesamte Tragwerk im Zeit- Steine und Fugen vernachlssigt und die Diskontinuit-
bereich. Dazu wird der Zeitverlauf der Erdbebeneinwir- ten verschmiert werden.
kung in diskrete Zeitschritte unterteilt. Mit den Belas- Das hier zum Einsatz kommende Materialmodell auf
tungen im Zeitschritt und den zu Beginn des Zeitschritts Makro-Ebene muss die Spannungs-Dehnungs-Bezie-
vorliegenden dynamischen Grçßen (Verschiebungen, hungen im monotonen Belastungspfad, im zyklischen
Geschwindigkeiten, Beschleunigungen) werden die dy- Be- und Entlastungspfad und die unterschiedlichen Ver-
namischen Grçßen am Ende des Zeitschritts berechnet. sagenskriterien beschreiben. Mit einem verschmierten
Sie sind dann wiederum die Eingangsgrçßen fr den Rissbildungsmodell (smeared crack approach), wird die
nchsten Zeitschritt. Das hier angewendete Verfahren Rissbildung des Mauerwerks bei berschreitung der
geht auf Newmark zurck. Im Ergebnis werden die Sys- Zugfestigkeit erfasst. Bei Lastumkehr bildet das Modell
temantworten fr alle Zeitschritte erhalten. die Rissschließungsvorgnge ab, sodass senkrecht zur
Eine Entkopplung des Systems mit Lçsung der Rissrichtung wieder Druckspannungen bertragen wer-
SDOF 1)-Systeme (indirekte Methode) ist nicht mçg- den kçnnen.
lich, da das Superpositionsprinzip aufgrund inelasti- Durch die Horizontalbeschleunigungen aus der Boden-
schen Materialverhaltens nicht anwendbar ist. Die Lç- bewegung im Lastfall Erdbeben werden zustzliche ho-
sung muss mit der direkten Methode fr das MDOF 2)- rizontale Massentrgheitskrfte in die Mauerwerks-
System berechnet werden. scheiben eingeleitet. In Abhngigkeit der geometri-
Hier wird mit dem Zeitverlaufsverfahren auf wissen- schen Verhltnisse, der Materialeigenschaften und des
schaftlicher Grundlage die Erdbebensicherheit der aus- Verhltnisses Horizontalkraft/Vertikalkraft sind unter-
gewhlten Referenzgebude nachgewiesen. schiedliche Versagensarten mçglich.
Als Materialgesetz kommt die Schubbruchtheorie von
Mann/Mller zur Anwendung. Aus den Belastungen der
Auswahl und Anwendung eines effizienten
Wandscheibe werden mittels FEM die Spannungen am
Materialmodells: Materialgesetz
Stein (und in der Fuge) ermittelt und mit der Grenz-
Fr den Verbundbaustoff Mauerwerk, bestehend aus spannungskurve nach dieser Theorie verglichen. Dabei
Steinen und Mçrtel, mit einem anisotropen und stark wird der Stoßfugenanteil an der Kraftbertragung ver-
nichtlinearen Verhalten kçnnen komplexe oder verein- nachlssigt, weil nicht gewhrleistet werden kann, dass
fachte Mikro-Modelle sowie Makro-Modelle eingesetzt sie vollstndig gefllt sind. Das verbleibende Torsions-
werden. Nur mit Makro-Modellen kann im vorliegen- moment aus den gegenlufigen Schubspannungen an
den Falle der numerische Aufwand so reduziert werden, der Steinober- und Steinunterseite muss durch eine Ver-
dass der Erdbebennachweis mit der Zeitschrittintegrati- tikalspannungsdifferenz kompensiert werden.
on fr ein Gebude in annehmbarer Zeit gefhrt werden Aus dem Spannungsbild am Einzelstein lassen sich vier
kann. Dabei wird das Baustoffverhalten wie fr ein ho- Versagensarten ableiten: Haftzugversagen, Reibungs-
mogenes Bauteil approximiert. Wenn die Abmessungen versagen, Steinzugversagen und Druckversagen (Bild
der einzelnen Steine und Fugen klein gegenber den 1.2.4-1).

Bild 1.2.4-1. Versagensarten von


Mauerwerk nach Mann/Mller

1) Single Degree of Freedom


2) Multi Degree of Freedom
442 F Forschung

Mit diesem Stoffgesetz wird das zyklische „elastoplas- gen sowie Dehnungen in den Integrationspunkten in
tische Verhalten“ wirklichkeitsnah simuliert. An jedem jedem bestimmten Zeitschritt bzw. Zeitpunkt werden
Querschnittspunkt kann somit das Materialverhalten im aus dem Differenzialgleichungssystem fr das dyna-
inelastischen Bereich sowie die fortschreitende Materi- mische Kontengleichgewicht mithilfe des Newmark-
alschdigung (Entfestigungseffekte) erfasst werden. Operators und des modifizierten Newton-Raphson-
lS Verfahrens berechnet.
F1 ¼ t  ðfHaftzug  sx Þ Klaffen, Zug (1) Zusammen mit den Spannungen und Dehnungen des
2  hS vorhergehenden Zeitschrittes erfolgt fr jeden Integra-
fvk0  m  sx tionspunkt die bergabe der Zustandsgrçßen an die Be-
F2 ¼ t  Reibung (2) nutzerroutine. Das Hauptprogramm erhlt die resultie-
hS
1þ2m renden Spannungen sowie die Tangentensteifigkeit KT
lS
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi zurck. Auf Systemebene werden am Ende des Iterati-
sx onsschritts die Residualkrfte ermittelt und fr den Fall,
F3 ¼ t  0,45fbz 1  Steinzug (3) dass diese die festgelegten Toleranzkriterien nicht er-
fbz
fllen, ein neuer Iterationsschritt mit aktualisierten Zu-
lS standsgrçßen aus der Benutzerroutine durchgefhrt.
F4 ¼ t  ðfd þ sx Þ  Schubdruck, Druck (4)
2hS Zur Verifizierung dienten unterschiedliche Erdbeben-
versuche, die zur Verfgung standen. So konnten bei-
Die Eingangsparameter sind, bis auf die Haftzugfestig-
spielsweise die Hysteresekurven der Versuche von tes
keit, den Angaben zur Schubbemessung nach
ausreichend genau nachgestellt werden (s. [7], S. 69).
DIN 1053-1 bzw. DIN 1053-100 entnommen worden.
Die im Rahmen dieses Vorhabens durchgefhrten Un-
Reines Zugversagen und reines Druckversagen sind in
tersuchungen haben die Anwendbarkeit des Vorgehens
Gl. (1) und Gl. (4) implizit abgebildet.
fr die Erdbebenzonen 2 und 3 besttigt. Weitere Unter-
Das Rissverhalten wird ber die Begrenzung der plas-
suchungen konnten dazu nicht durchgefhrt werden.
tischen Dehnungen simuliert. Ist die Schubspannung
kleiner als der zugehçrige F-Wert nach Gln. (1) bis (4),
so tritt kein Riss auf und die Dehnungen folgen dem Numerische Untersuchungen
Hooke’schen Gesetz. Ist er gleich, tritt ein Riss auf
Untersucht wurden als Referenzgebude ein Mehrfami-
(und das „Fließen“ beginnt). Ist er grçßer, wird er durch
lienhaus, zwei Einfamilienhuser und ein Reihenmittel-
das Return-Mapping-Verfahren zurckgeholt auf die
haus. Bild 1.2.4-2 zeigt die FE-Modelle fr das Mehr-
Fließflche. Solange die plastischen Dehnungen unter-
familienhaus und das Reihenmittelhaus.
halb der vorgegebenen Grenze liegen, ist ein Riss vor-
Die numerischen Untersuchungen in dieser Arbeit wur-
handen, der sich wieder schließen kann. Werden die
den wie in [7] auf die in Deutschland blichen Stein-
Grenzwerte der plastischen Dehnungen berschritten,
Mçrtel-Kombinationen konzentriert: hochfeste Kalk-
tritt der Bruch ein. Bis dahin „fließt“ der Werkstoff.
sandsteine mit Dnnbettmçrtel (KS20/DM), mittelfeste
Die plastischen Dehnungen im Fall des Reibungsver-
Ziegel und Leichtbetonsteine mit Normal- und Leicht-
sagens in der Lagerfuge werden nicht beschrnkt, da
mçrtel (Hlz6/LM21, Hlz12/IIa, V2/LM21, V6/LM21
sich in Versuchen bei diesem Kriterium ein nahezu ideal-
und V12/IIa) und hochwrmedmmende Porenbeton-
plastisches Verhalten ohne erkennbaren Tragfhigkeits-
steine mit Dnnbettmçrtel (PP2/DM, PP4/DM). Die Ma-
verlust zeigte. Fr die Kriterien „Druckversagen“,
terialdaten wurden entsprechend DIN 1053-100:2009-07
„Schub-Druckversagen“, „Steinzugversagen“ und „Zug-
[1] gewhlt. Bei Porenbeton wurden zustzlich Unter-
versagen“ wird eine aus einaxialen Versuchen hergeleite-
suchungen mit zutreffenderen Steinzugfestigkeiten [12]
te Arbeitsverfestigungsbeziehung angesetzt. Das Bruch-
durchgefhrt.
verhalten lsst sich dabei durch die Entfestigung nach dem
Die Belastung wird mit drei unabhngigen Boden-
Erreichen der Maximalbeanspruchung sowie durch die
beschleunigungs-Zeit-Funktionen fr die zwei horizon-
Beschrnkung der maximalen Dehnung erfassen.
talen Komponenten x und y und fr die vertikale Kom-
Fr die Beanspruchungsrichtung parallel zu den Lager-
ponente z vorgegeben. Aufgrund des zuflligen Charak-
fugen wird linear-elastisches Verhalten angenommen.
ters der Einwirkung muss die Standsicherheit nach DIN
Da die Spannungen und Dehnungen in dieser Richtung
EN 1998-1:2004 [4] fr drei unterschiedliche Erdbeben
bei den hier betrachteten Beanspruchungssituationen
nachgewiesen werden. Der Nachweis wird fr die un-
gering sind und deutlich unter experimentell ermittelten
gnstigsten Untergrundverhltnisse C-R und C-T ge-
Festigkeitswerten liegen, werden dahingehend keine
fhrt. Die Kombination mit stndigen und vernderli-
Versagenskriterien oder Fließregeln angesetzt.
chen Einwirkungen erfolgt nach DIN 1055-100:2001-03
[2] und DIN 4149:2005-04 [6].
Implementierung des Materialmodells in ANSYS und
Stndige Einwirkungen auf die Decke sind die Eigen-
weitere Verifizierung
last und der Fußbodenaufbau. Die Verkehrslast von
Das oben dargestellte Stoffgesetz (Gln. 1 bis 4) wird in 1,5 kN/m± wird als Masse bercksichtigt. Die Dach-
das FE-Programmsystem ANSYS mithilfe einer Be- geschossdecke wird anstelle der Verkehrslast durch
nutzerroutine implementiert. Die Knotenverschiebun- die Schneelast belastet. Die Bercksichtigung der
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 443

Tabelle 1.2.4-1. Mindestwerte der horizontalen Schubwand-


querschnittsflche in Prozent der Grundrissflche, Mehr-
familienhaus, lichte Geschosshçhe hS = 2,50 m (H = 2,68 m)

Material- Geschossanzahl
kombination
1 2 3
Zone 2 Zone 3 Zone 2 Zone 3 Zone 2
1 KS20/DM 2,0 2,0 2,4 2,4 3,6
KS20/DM (2,0) (2,0) (3,0) (4,0) (5,0)
2 HLz6/LM21 2,4 2,6 3,0 4,00 6,1
HLz12/IIa (2,3) (2,5) (3,8) (4,3) (5,8)
3 V6/LM21 2,0 2,0 2,5 3,0 5,5
V12/IIa (2,3) (2,5) (3,8) (4,3) (5,8)
4 V2/LM21 2,2 2,2 4,2 5,0 x
V12/IIa (x) (x) (x) (x) (x)
5 1) PP2/DM 2,4 2,9 3,2 4,3 4,6
PP4/DM (x) (x) (x) (x) (x)

1) nachgewiesen mit Steinzugfestigkeiten gem. Schubert [12],


Mauerwerk-Kalender 2005

Tabelle 1.2.4-2. Mindestwerte der horizontalen Schubwand-


querschnittsflche in Prozent der Grundrissflche, Reihenmittel-
haus, lichte Geschosshçhe hS = 2,50 m (H = 2,68 m)

Material- Schubwandquerschnittsflche [ %]
kombination
Zone 2 Zone 3
Bild 1.2.4-2. Geometrie der FE-Modelle
Mehrfamilienhaus und Reihenmittelhaus 1 KS20/DM 1,8 2,4
KS20/DM (3,0) (4,0)
2 HLz6/LM21 3,0 3,7
vernderlichen Lasten erfolgte mit ihren Kombinati- HLz12/IIa (4,0) (4,3)
onsbeiwerten fr den Erdbebennachweis nach DIN
1055-100:2001-03. 3 V6/LM21 2,8 3,2
Die Ergebnisse wurden in Tabellenform zusammenge- V12/IIa (4,0) (4,4)
fasst. Die Tabellen enthalten die auf die Geschossgrund- 4 V2/LM21 3,4 3,6
rissflche bezogenen erforderlichen Schubwandflchen V12/IIa (x) (x)
in Prozent in Abhngigkeit von der Erdbebenzone, der
Geschossanzahl, der Geschosshçhe und der verwendeten
Materialkombination. In Klammern sind die nach DIN
4149:2005-04 erforderlichen Werte angegeben. x bedeu- alle Stein-Mçrtel-Kombinationen erbracht werden.
tet: nicht zulssig (bzw. der Nachweis konnte nicht ge- Dass in diesen Fllen kein vereinfachter Nachweis zu-
fhrt werden). (x) heißt, dass nach DIN 4149:2005-04 lssig ist, bedeutet aber nicht, dass in konkreten Fllen
kein vereinfachter Nachweis ber konstruktive Regeln ein genauerer Nachweis nicht doch gefhrt und Mauer-
zugelassen wird (s. Tabellen 1.2.4-1 und -2). werk eingesetzt werden kçnnte.
Die erforderlichen Schubwandquerschnittsflchen nach Tabelle 1.2.4-2 zeigt die Ergebnisse fr das Einfamili-
DIN 4149:2005-04 konnten damit nachgewiesen werden; enreihenhaus. Fr die Materialkombination 5 „Porenbe-
teilweise sind auch noch grçßere Reserven vorhanden. ton“ wird hierbei ein analoges Ergebnis, wie bei Tabelle
Schon mit ca. 70 % der nach DIN 4149 erforderlichen 1.2.4-1 unter Beachtung der Fußnote erhalten.
Schubwandquerschnittsflche kann fr bestimmte Para-
meterkombinationen der Nachweis eingehalten werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse und
Gemß der Festlegung nach DIN 4149-1:2005 und DIN
Schlussfolgerungen
EN 1998-1:2004 ist bei viergeschossigen Gebuden in
Zone 2 und 3 ein vereinfachter Nachweis nicht zulssig. Das Ziel des Forschungsvorhabens wurde erreicht: Es
Bei den hier durchgefhrten Untersuchungen konnte ein konnte ein Algorithmus aufgestellt und angewendet wer-
Nachweis der Erdbebensicherheit ebenfalls nicht fr den, mit dem sich die empirischen Werte fr die Min-
444 F Forschung

destschubwandquerschnitte nach DIN 4149:2005-04 Rahmen dieses Vorhabens nicht weiter nachgegangen
nachweisen lassen. werden. Weitergehende Untersuchungen sind hier emp-
Mit dem Forschungsvorhaben wurden die Angaben der fehlenswert und erscheinen auch wegen der bevorste-
Tabelle 15 der DIN 4149:2005-04 fr verschiedene Mo- henden Umstellung des Schubnachweises sinnvoll (s.
dellgebude und unterschiedliche Materialkombinatio- [11]). Dabei sollten auch die hier angesetzten, konser-
nen nachgerechnet. Trotz der wesentlich erhçhten Erd- vativen Grenzen bei der Definition des Versagens noch
bebeneinwirkung konnte fr bliche Mauerwerksbau- einmal genauer beleuchtet werden. Zur weiteren Kali-
ten unter Anwendung eines nichtlinearen Material- brierung der Versagensbeschreibung (Dehnungs- bzw.
gesetzes mithilfe des Zeitverlaufsverfahrens der Verformungsbegrenzung der Schubwnde) bietet sich
Erdbebennachweis gefhrt werden. Damit kann zuknf- der Vergleich mit den Erdbebenversuchen des ESECMa-
tig in der Praxis auch weiterhin auf genauere Nachweise SE-Projekts in Athen und Ispra an. Das sollte vor allem
in den angegebenen Grenzen verzichten werden. zur Untersttzung der Einfhrung der Erkenntnisse aus
Es ergaben sich Abweichungen von – 10 %. Die Tabel- dem Forschungsvorhaben ESECMaSE in die Praxis und
lenwerte sind berwiegend zutreffend. Sichtbar ge- in die europische und deutsche Normung getan werden.
machte Reserven resultieren aus der Vorgabe der Werte Die Erkenntnisse dieser Arbeit sind fr die Praxis nutz-
fr die maximal mçgliche Geschosshçhe von 3,50 m bar. Mit den Untersuchungen ist es gelungen, Potenzia-
und der Bercksichtigung von maximal SFK 12. Fr le fr Reserven zu erschließen, die vor allem in der
bliche lichte Geschosshçhen von ca. 2,75 m ist bei Geschosshçhe, in verschiedenen Materialkombinatio-
bestimmten Materialkombinationen eine Reduzierung nen und dem Ansatz wirklichkeitsnherer Kennwerte
der erforderlichen Schubwandflchen mçglich. Neben liegen. Konkrete Reserven bestehen in dem Ansatz b-
der Geschosshçhe und der Schubwandquerschnittsfl- licher Geschosshçhen, bei Anwendung hochfester
che hat die Ausbildung von Ringankern einen Einfluss, Kalksandsteine und bei Einfhrung zutreffenderer
der wegen der ohnehin schon vorhandenen Wirkung der Steinzugfestigkeiten, wie z. B. bei Porenbeton.
Stahlbetondecke jedoch nur bei bis zu 10 % liegt. Ein- Die Methodik, ber das Zeitschrittverfahren mit Ansatz
fassungen von Schubwnden wurden nicht untersucht. wirklichkeitsnaher Materialmodelle das Trag- und Ver-
Mit den Ergebnissen des Forschungsvorhabens gelingt formungsverhalten zutreffend zu beschreiben und ent-
es, die in der Praxis blichen Materialkombinationen sprechende Parameterstudien damit durchzufhren, hat
zutreffender als nach DIN 4149:2005-04 zu bercksich- sich als effizient und richtig erwiesen. Die durchgefhr-
tigen, ohne einen genaueren Nachweis zu fhren. ten numerischen Untersuchungen an Gesamtmodellen
Die Berechnungen wurden fr die ungnstigen Unter- haben gezeigt, dass in der Modellbildung Reserven lie-
grnde C-R und C-T durchgefhrt. Eine Simulation fr gen und damit Chancen bestehen, auch auf diesem
die Untergrnde A-R, B-R, B-T, C-S erfolgte nicht. Die Wege noch Verbesserungen zu erreichen. Das Vor-
erforderlichen Schubwandquerschnittsflchen fr diese gehen kann auch eingesetzt werden, um Ergebnisse
Untergrnde kçnnen kleiner als die im Bericht angege- nach der Kapazittsspektrummethode zu berprfen.
benen Werte sein. Der Sachverhalt regelt sich ber die Der Forschungsbericht wurde mit Mitteln des Bundes-
Ermittlung der Vorwerte fr das Antwortspektrum im amtes fr Bauwesen und Raumordnung gefçrdert.
Tabellenkopf der Anforderungswerte nach Tabelle 15 Aktenzeichen: Z6-10.07.03-06.12 / II2 – 80 01 06 – 12
der DIN 4149:2005-04.
Der Vergleich der numerischen Simulationen mit den
Versuchsergebnissen zeigt, dass das hier verwendete Literatur
Modell fr die Beschreibung des Bauwerksverhaltens [1] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk, Teil 100: Berech-
unter Erdbebeneinwirkung gut geeignet ist. nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
Fr einige Stein-Mçrtel-Kombinationen im Grenz- heitskonzepts. NABau im DIN, Berlin 2007.
bereich konnte mit dem hier verwendeten Modell und [2] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen auf Tragwerke,
den angesetzten Materialdaten nach DIN Teil 100: Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheitskon-
1053-1:1996-11 bzw. DIN 1053-100:2007-09 der Nach- zept und Bemessungsregeln. NABau im DIN, Berlin 2001.
weis der Erdbebensicherheit nicht erbracht werden. Ein
Grund fr liegt u. a. in dem gewhlten Algorithmus zur [3] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung und
Variation der Geometrie, bei dem keine zustzlichen Konstruktion von Mauerwerksbauten, Teil 1-1: Allgemeine
Regeln – Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk;
Wnde eingefhrt werden kçnnen, die die erforderlichen
Deutsche Fassung EN 1996-1-1:2005. NABau im DIN, Ber-
grçßeren Flchenanteile realisieren wrden. Hinzu
lin 2006.
kommt, dass die Steinzugfestigkeiten nach DIN
1053-100 z. T. nicht mit den seit Jahren existierenden [4] DIN EN 1998-1:2006-04: Eurocode 8: Auslegung von
Werten aus Versuchen bereinstimmen und auch der Bauwerken gegen Erdbeben, Teil 1: Grundlagen, Erdbebe-
Ansatz des Mittelwerts zutreffender erscheint. Dazu neinwirkungen und Regeln fr Hochbauten, Deutsche Fas-
lag aber zum Abschluss des Vorhabens noch kein zitier- sung EN 1998-1:2004. NABau im DIN, Berlin 2006.
fhiger Konsens zwischen Bauaufsicht und Unteraus- [5] DIN 4149-1:1981: Bauten in deutschen Erdbebengebie-
schuss „Baustoffe“ des Normenausschusses zu DIN ten, Teil 1: Lastannahmen, Bemessung und Ausfhrung b-
1053-1 (bzw. -100) vor. Dem Sachverhalt konnte im licher Hochbauten. NABau im DIN, Berlin 1981.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 445

[6] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbebengebie- messungsanstze kçnnen nicht direkt bertragen wer-
ten. Lastannahmen, Bemessung und Ausfhrung blicher den. Die Ursachen dafr liegen zum einen an den ge-
Hochbauten. NABau im DIN, Berlin 2005. ringeren Werten der Materialeigenschaften Festigkeit,
[7] Jger, W.; Nguyen, S. H.; Schçps, P.: Konstruktive Maß- Elastizittsmodul und Dichte und zum anderen an der
nahmen zur Gewhrleistung der Erdbebensicherheit im Mau- Geometrie der Steine und dem Aufbau des Mauerwerks.
erwerksbau. Abschlussbericht, TU Dresden, Fakultt Archi- Lochungen im Stein und Stçße im Mauerwerk aufgrund
tektur, Lehrstuhl Tragwerksplanung. Gefçrdert durch das der Steinformate bilden Fehlstellen fr das Verankern
Bundesamt fr Bauwesen und Raumordnung BBR, 2005. eines Dbels.
Das Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauerwerk
[8] tes, A.; Lçring, S.: Tastversuche zur Identifizierung des
Verhaltensfaktors von Mauerwerksbauten fr den Erdbeben- nach DIN unter zentrischer Zuglast wurde u. a. in [2–4]
nachweis. Abschlussbericht des Lehrstuhls fr Tragkonstruk- untersucht. Dazu wurde von Meyer in [4] aufgrund
tionen, Universitt Dortmund 2003. theoretischer und experimenteller Untersuchungen ein
Bemessungsmodell fr zentrischen Zug vorgestellt, das
[9] Caballero-Gonzlez, A.; Fehling, E.; Kieker, J.: die maßgebenden Parameter bercksichtigt. Nur wenige
ESECMaSE – Enhanced Safety and Efficient Construction Untersuchungen zum Tragverhalten gibt es bei Belas-
of Masonry Structures in Europe: Europisches Gemein- tung quer zur Dbelachse, die zudem meist in Einzel-
schaftsforschungsvorhaben zum Schubtragverhalten von
steinen durchgefhrt wurden. Es wurde allgemein an-
Mauerwerksbauteilen. Mauerwerk 9 (2005) 5, S. 238–243.
genommen, dass die Tragfhigkeit bei Querbelastung
[10] Butenweg, C.; Gellert, C., Meskouris, K.: Ein neuer grçßer ist als bei zentrischer Zugbelastung.
Ansatz zum Nachweis von Mauerwerksbauten. In: Tagungs- Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde die
band: Baustatik-Baupraxis 10, Hrsg. W. Wagner, Universitt Tragfhigkeit von Injektionsdbeln unter Querlasten
Karlsruhe, Institut fr Baustatik: Karlsruhe 2008, S. 103–116. untersucht und den Vorgaben der ETAG gegenberge-
[11] Graubner, C.-A.; Brehm, E.; Jger, W.; Reichel, S.: stellt. Dabei wurden die Einflsse der Geometrie und
Bemessung von Mauerwerk nach DIN 1053-11 und DIN der Materialeigenschaften des Injektionsdbels und des
1053-13. Mauerwerk 12 (2008) 6, S. 295–308. Ankergrundes, der Abmessungen des Anbauteiles und
der Lastrichtung bei Lochsteinen variiert. Weitere Hin-
[12] Schubert, P.: Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mau-
ersteine, Mauermçrtel und Putzen. Mauerwerk-Kalender 30
tergrnde werden in [5] erlutert. Es wurden verschie-
(2005). Hrsg. H.-J. Irmschler, W. Jger und Schubert, P. dene Versagensarten bei Querbelastung ermittelt und
Verlag Ernst & Sohn: Berlin 2005, S. 127–148. die maßgebenden Parameter bestimmt. Weiterhin wur-
den Einflsse der Rand- und Achsabstnde untersucht
und die Interaktionsgleichung fr Lastangriff unter be-
1.2.5 Befestigungen in Mauerwerk: liebigem Angriffswinkel berprft. Die Arbeiten sind in
Tragverhalten von Injektionsdbeln [6–9] zusammengefasst. Aus den Ergebnissen der ex-
in Mauerwerk unter Querlasten perimentellen und numerischen Untersuchungen wur-
den Gleichungen zur Bestimmung der Hçchstlast unter
Welz, G. – F11.1
Querlastbeanspruchung in Abhngigkeit der maßgeben-
Im Bereich des Mauerwerksbaus werden Injektions- den Parameter entwickelt.
dbelsysteme seit ber dreißig Jahren eingesetzt. Die
Produkte wurden dabei stndig verbessert und die Ein-
Durchgefhrte Untersuchungen
satzbereiche erweitert. Fr sicherheitsrelevante Befesti-
gungen in Mauerwerk werden Injektionsdbel mit Ge- Es wurden Versuche unter Quer-, zentrischer Zug- und
windestangendurchmessern von 6 bis 16 mm als Einzel- Schrgzuglast in großformatigen Steinelementen und
befestigung in der Leitlinie ETAG 29 „Metal Injection gemauerten Wnden aus Voll- und Lochsteinen durch-
Anchors for Use in Masonry“ [1] geregelt. Sie wurde gefhrt. Verschiedene Dbeltypen wurden als Einzel-
2007 von der EOTA-Arbeitsgruppe verabschiedet. Bei und Zweifachbefestigungen mit und ohne Einfluss von
der Bemessung nach dem Bemessungsverfahren A wer- Rndern und Fugen untersucht. Bild 1.2.5-1 gibt einen
den Lastrichtung und Versagensmechanismus berck- berblick ber die untersuchten Setzpositionen, Befes-
sichtigt. Im vereinfachten Verfahren B wird in der Zu- tigungsarten und Richtungen der Belastung in Mauer-
lassung ein charakteristischer Widerstand fr die un- werk.
gnstigste Lastrichtung und Versagensart angegeben. Die verwendeten Injektionsdbel bestehen aus dem In-
Whrend Injektionssysteme bisher in den nationalen, jektionsmçrtel, einer Ankerstange mit Unterlegscheibe
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen nur fr und Mutter und einer Siebhlse bzw. Zentriertlle (Bild
Mauerwerk aus DIN-Steinen zugelassen waren und 1.2.5-2).
die Sollverankerungstiefe mindestens 75 mm betrug, Siebhlsen werden bei Lochsteinmauerwerk verwendet,
wird der Anwendungsbereich im europischen Rahmen um die Setztiefe zu definieren, ein Weglaufen des Mçr-
auf alle Steine nach EN 771 ab 100 mm Wandstrke tels in die Kammern des Steins zu verhindern und einen
und Verankerungstiefen ab 50 mm erweitert. ausreichenden Hinterschnitt zu erzeugen. Der Injekti-
Mauerwerk stellt einen sehr komplexen Baustoff fr onsmçrtel besteht aus den Komponenten Harz und Hr-
Befestigungen dar und die in Beton angewendeten Be- ter bzw. Zement und Wasser, die sich jeweils in ge-
446 F Forschung

a) Ansicht b) Schnitt

Bild 1.2.5-1. Setzpositionen und Dbelanordnung

Bild 1.2.5-2. Bestandteile von Injektionssystemen

Bild 1.2.5-3. Mauerwerk in Tragrahmen auf Spannboden fr Querlastversuche


I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 447

trennten Kammern befinden, und kann silicatische Fll- chender Verankerungstiefe und allenfalls geringem
stoffe enthalten. Er wird ungemischt als Foliengebinde Lochanteil erreicht wird. Pryoutversagen oder Heraus-
oder Mçrtelkartuschensystem geliefert (Bild 1.2.5-2). ziehen in Kombination mit Steinausbruch treten bei
Bei der Montage werden die Komponenten des Mçrtels Verhltnissen von Verankerungstiefe zu Ankerstangen-
mittels einer Auspresspistole mit Statikmischeraufsatz durchmesser kleiner ca. 4 mm auf, wenn zudem eine
vermengt und in das Bohrloch injiziert. Verdrehung des Anbauteils entweder durch ein kurzes
Die Querlastversuche wurden liegend an großformati- oder sehr dnnes Anbauteil mçglich ist. Diese Ver-
gen Planelementen oder im Mauerwerksverband sagensarten ergeben die geringste Tragfhigkeit.
durchgefhrt. Hierzu wurden aus den Mauersteinen Der vorherrschende Versagensmechanismus bei den
Wandscheiben in einem Tragrahmen erstellt, der es blichen Verankerungstiefen in Lochstein und in nie-
ermçglichte, das Mauerwerk vorzuspannen und flach der- bis mittelfesten Vollsteinen ist das lokale Materi-
abzulegen. Bild 1.2.5-3 zeigt schematisch den Ver- alversagen des Ankergrundes. Das auf Druck bean-
suchsaufbau fr einen Wandrahmen auf dem im Labor spruchte Steinmaterial vor dem Dbel versagt mit zu-
des Instituts vorhandenen Spannboden und die daran nehmender Verschiebung, whrend sich im Dbel bis
angeschlossene Querzuganlage zur Krafteinleitung und zu zwei plastische Gelenke ausbilden. Die Hçchstlas-
Absttzung. Die angreifende Last wird zunchst in die ten werden blicherweise auf einem Lastplateau er-
Ankerstange eingeleitet und dann weiter in das Mauer- reicht. Damit ist das Tragverhalten eher duktil im Ver-
werk bertragen. gleich zu einer zentrischen Zugbelastung, bei der sich
die Hçchstlast bereits bei kleiner Verschiebung ein-
stellt und dann signifikant abfllt. Somit ist die Steifig-
Versuchsergebnisse unter Querkraftbelastung
keit bei Querlast deutlich geringer und die Verschie-
Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse aus bung bei Hçchstlast deutlich hçher (Bild 1.2.5-4). Die
den Versuchen unter Querlast vorgestellt. Die Lastber- Ergebnisse zeigen weiterhin, dass die Tragfhigkeit
tragung in den Untergrund ist stark von der Ausbildung bei lokalem Materialversagen von der Geometrie und
der Lçcher in Lochsteinen, aber auch von der Festigkeit den Eigenschaften des Dbelsystems und des Mauer-
des Mauerwerks abhngig. Allgemein kçnnen bei Quer- werks einschließlich der Lochkonfiguration bei Loch-
belastung ohne Hebelarm vier Versagensarten unter- steinen abhngig ist.
schieden werden:
– Stahlversagen der Ankerstange auf Abscheren,
Bemessungsansatz fr lokales Materialversagen
– Lokales Materialversagen (Druckversagen des Stei-
nes auf der lastzugewandten Seite), Fr das bei der Mehrheit der Versuche beobachtete Ver-
– Pryout (grundbruchartiger Steinausbruch auf der halten des lokalen Materialversagens des Untergrundes
lastabgewandten Seite) und vor dem Dbel wird im Folgenden ein Bemessungs-
– Herausziehen in Kombination mit Steinausbruch modell fr Lochsteine vorgestellt. Darin werden die
(Versagen aufgrund zentrischer Zuglast). maßgebenden Einflussgrçßen erfasst. Es ist ein modifi-
Das Stahlversagen stellt eine obere Grenze der Trag- zierter Ansatz, wie er im Bereich des Holzbaus in Eu-
fhigkeit dar, die bei hohen Steinfestigkeiten, ausrei- rocode 5 und in DIN 1052 fr stabfçrmige Verbin-

Bild 1.2.5-4. Typische Last-Verschiebungskurven bei Zug- und Querbelastung


448 F Forschung

Fall C1 Fall D1

Fall C2 Fall D2

Fall C3 (nur fr h1  h2 ) Fall D3 (nur fr h1  h2 )

Bild 1.2.5-5. Bemessungsflle fr dicke Anbauteile (tfix ‡ ds) in Lochstein

dungsmittel angewandt wird. Beim Anbauteil wird der B und D bildet sich ein plastisches Gelenk des Dbels
Einspanngrad ber die Klemmstrke und das Lochspiel innerhalb des Bohrlochs aus. Der Dbelquerschnitt be-
erfasst, wobei Letzteres als vernachlssigbar angesehen steht dort aus dem System Ankerstange, Mçrtel und
wird, wenn die Vorgaben nach [1], Anhang A, einge- Siebhlse und wirkt wie ein Verbundtrger, sodass
halten werden. sich das plastische Widerstandsmoment gegenber der
In den Bemessungsfllen werden als Parameter fr das reinen Ankerstange erhçht [7]. Abhngig vom Bohrloch
Befestigungssystem die Durchmesser von Ankerstange ergeben sich fr jeden Fall drei mçgliche Verteilungen
und Siebhlse, die Verankerungstiefe, die Druckfestig- der Reaktionskrfte. Fr eine gegebene Anbauteildicke
keit des Mçrtels und die Festigkeiten des Ankerstahls werden alle Flle berechnet und der niedrigste Wert
und der Siebhlse bercksichtigt, sofern Letztere aus ergibt den maßgebenden Tragwiderstand. Zwischen-
Metall besteht. Der Ankergrund wird ber die lokale werte werden linear interpoliert. Um die Darstellung
Steindruckfestigkeit und die Geometrie des ußeren zu vereinfachen, werden im Folgenden nur die Flle C
Steinloches erfasst. Bei blichen Steinarten und Dbel- und D fr ein dickes Anbauteil vorgestellt und beispiel-
systemen sind damit die maßgebenden Flle erfasst. haft die Herleitung fr den Fall D1 gezeigt (Bild
Bei der Lastverteilung im Grenzzustand der Tragfhig- 1.2.5-5). Aus der Herleitung der Flle C3 und D3 ergibt
keit wird angenommen, dass der Ankergrund komplett sich, dass diese nur fr h1 ‡ h2 mçglich sind.
durchplastiziert und sich eine rechteckfçrmige Druck- Fr den Bemessungsfall D1 werden nachstehende An-
verteilung entlang der Dbellngsachse ausgebildet hat. nahmen getroffen:
Diese Nherung vereinfacht den Ansatz, beeinflusst das – Volle Einspannung im Anbauteil (tfix ‡ ds),
Ergebnis aber kaum. Da die Festigkeit des Injektions- – Bildung von plastischen Gelenken am bergang An-
mçrtels in der Regel ber der lokalen Steinfestigkeit bauteil-Stein und im Bohrloch und
liegt, wird hier die druckbeanspruchte Flche im Stein – Plastizierung des Steins.
mit dem Bohrlochdurchmesser angenommen. Fr die Damit gelten folgende Zusammenhnge:
 2  
Berechnung werden vier mçgliche Bemessungsflle A h x
bis D unterschieden, bei denen sich abhngig vom Grad MPl,S þ MPl,H ¼ dnom  f1  1 þ h1 þ hL þ  x (1)
der Einspannung im Anbauteil und von der Veranke- 2 2
rungstiefe bis zu zwei plastische Gelenke im Dbel
VD1 ¼ D1 þ D2 ¼ dnom  f1  ðh1 þ xÞ (2)
ausbilden. In einem dnnen Anbauteil (tfix £ 0,5 ds; Fl-
le A und B) wird ein frei drehbares Gelenk und in einem mit
dicken Anbauteil (tfix ‡ ds; Flle C und D) eine volle dnom Bohrlochdurchmesser
Einspannung fr den Dbel angenommen. In den Fllen h1 Außenstegdicke
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 449

hL Lochdurchmesser Die Bemessung fr ein dnnes Anbauteil ergibt sich,


f1 lokale Steindruckfestigkeit indem man die plastische Tragfhigkeit des Dbels im
MPl,S = ds · fy,k / 6 plastisches Widerstandsmoment der Anbauteil MPl,S zu null setzt. Die Tragfhigkeit in
Ankerstange Vollstein lsst sich aus den Anstzen ableiten, indem
ds Spannungsdurchmesser der Ankerstange der Lochdurchmesser hL eliminiert wird und die addier-
MPl,H = aH · MPl,S plastisches Widerstandsmoment des ten Einbindetiefen h1 und h2 durch hef ersetzt werden.
Systems Fr Verankerungen in mehreren Innenstegen sind um-
aH Erhçhungsfaktor nach [7] fangreichere Anstze erforderlich, die sehr stark von der
Lochkonfiguration abhngen. Fr die vorherrschenden
Nach Umformung und Einsetzen folgt fr den Bemes-
Geometrien von Steinen und Abmessungen von Injek-
sungsfall D1:
tionsdbeln sind die Dicke des Außensteges und die
VD1 ¼ dnom  f1  Lnge der nachfolgenden ersten Kammer ausschlag-
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  gebend fr das Tragverhalten. Daher kann die Bemes-
MPl,S þ MPl,H sung bei Verankerungen in mehreren Innenstegen in der
2h1  hL þ h2L þ 2  hL (3)
dnom  f1 Regel auf die beschriebenen Flle zurckgefhrt wer-
den. Bei kleinteiligeren Netzgeometrien, wie sie vor
Mit entsprechenden Anstzen lsst sich die Tragfhig- allem bei neueren Leichthochlochziegeln zu finden
keit fr die Flle D2 und D3 nach folgender Formel sind, kann die Berechnung ggf. wie fr einen Vollstein
berechnen, die dem Ansatz in Vollstein entspricht:
erfolgen und das Verhalten ber eine niedrigere, ver-
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi schmierte, lokal ertragbare Druckspannung f1 erfasst
VD2 ¼ VD3 ¼ 2ðMPl,S þ MPl,H Þ  dnom  f1 (4)
werden.
Fr die Flle C1, C2 und fr Fall C3 ergibt sich:
Vergleich des Bemessungsmodells mit
VC1 ¼ VC2 ¼ dnom  f1 
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Versuchsergebnissen in Kalksandlochsteinen und
  Leichtbetonplanelementen
MPl,S
2ðh1 þ h2 Þ2 þ 4 ð2h1 þ h2 þ hL Þ  hL þ
dnom  f1 In Bild 1.2.5-6 werden die Hçchstlasten aus 13 Serien
! mit Querlastversuchen in Planelementen aus niederfes-
ðhef þ hL Þ (5) tem haufwerksporigem Leichtbeton (Vbl 2-0,5-998 ·
240 · 623) und in Mauerwerk aus Kalksandlochstein
(KSL-R-12-1,2-16 DF) den nach dem Bemessungs-
VC3 ¼ dnom  f1  (6) modell berechneten Lastfllen gegenbergestellt.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
  !
MPl,S Die berechneten Werte zeigen fr beide Steinarten eine
2ðh1 þ h2 Þ2 þ 4 h2  hL þ  ðh1 þ h2 Þ gute bereinstimmung mit den Mittelwerten der Ver-
dnom  f1
suchsergebnisse. Die grçßere Abweichung beim Dbel
mit der Grçße M8 mit 105 mm Lnge in den Vbl-Steinen
h2 Innenstegdicke kommt von einer Lastumlagerung bei grçßerer Ver-

Bild 1.2.5-6. Vergleich zwischen Bemessung und Versuchen


450 F Forschung

schiebung infolge Seilwirkung und erhçhter Reibung, [5] Welz, G.: Befestigungen in Mauerwerk: Tragverhalten
die sich vor allem bei grçßeren relativen Verankerungs- von Injektionsdbeln in Mauerwerk unter Querlasten. Kurz-
tiefen zeigt. Diese Effekte werden vom Modell nicht bericht zu laufenden Forschungsvorhaben. In: Eis, A.; Vas-
erfasst. Die plastischen Deformationen der Dbel in silev, T.: bersicht ber abgeschlossene und laufende For-
den Versuchen entsprechen den im Bemessungsmodell schungsvorhaben im Mauerwerksbau. In: Mauerwerk-Kalen-
gemachten Annahmen. Damit sind die Anstze fr die der 33 (2008), S. 721–723. Hrsg. W. Jger. Ernst & Sohn,
Anwendung auf Mauerwerk gut geeignet. Berlin 2008.
[6] Welz, G.: Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauer-
Zusammenfassung und Ausblick werk – Querlasten. Bericht Nr. WM 04/04 – 08/17. Institut
fr Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2008 (un-
In diesem Beitrag wurden Versuche mit Injektions- verçffentlicht).
dbeln in Mauerwerk aus Voll- und Lochsteinen unter
Querbelastung behandelt und die verschiedenen auftre- [7] Welz, G.: Ermittlung der Stahlzugfestigkeit und des Bie-
gebruchmomentes von Injektionsdbeln. Bericht Nr.
tenden Versagensmechanismen vorgestellt. Bei bli-
WM04/05 – 08/18. Institut fr Werkstoffe im Bauwesen,
cher Dbelgeometrie ist der maßgebende Mechanismus
Universitt Stuttgart, 2008 (unverçffentlicht).
das lokale Materialversagen. Die Tragfhigkeit einer
Befestigung ist dabei von geometrischen Kennwerten [8] Welz, G.: Ermittlung der lokalen Druckfestigkeit von
und den Materialeigenschaften des Dbelsystems und Mauersteinen. Bericht Nr. WM04/08 – 09/08. Institut fr
des Steins abhngig. Sie erhçht sich mit steigenden Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2009 (unver-
Werten fr die Durchmesser von Ankerstange und Sieb- çffentlicht).
hlse, Festigkeiten des Stahls und des Steins und mit [9] Welz, G.: Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauer-
zunehmender Verankerungstiefe bzw. Dicke der durch- werk – Querlasten II. Bericht Nr. WM04/09 – 09/08. Institut
drungenen Stege bei Lochsteinen. fr Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2009 (un-
Fr die Versagensart lokales Materialversagen wurde verçffentlicht).
ein neuartiger Bemessungsansatz entwickelt. Darin
wird zwischen dem Grad der Einspannung im Anbauteil
unterschieden und verschiedene Lastflle fr Voll- und
Lochstein angegeben. Weiterhin werden die Abmessun- 1.2.6 Einfluss einer Ettringit- und
gen des Anbauteils, der Ankerstangen- und Bohrloch- Thaumasitbildung auf das Tragverhalten von
durchmesser, die Festigkeiten der Materialien, die Ein- Mauerwerk aus Porenbetonplansteinen
bindetiefe, die Lochung der Steine und die Verwendung Stegmaier, M. – F11.2
einer (metallenen) Siebhlse bercksichtigt. Der Last-
fall, der die geringste Tragfhigkeit ergibt, wird maß- Anlass und Zielsetzung
gebend. Die Ergebnisse des Bemessungsmodells stim-
men gut mit den experimentellen Messwerten berein. In den letzten Jahren sind Risse in Wnden aus Poren-
Da im Bereich des Holzbaus bereits die zugrundelie- betonplansteinen und Dnnbettmçrteln entstanden, die
genden Anstze verwendet werden, wrde eine Auswei- durch eine Volumenvergrçßerung des Fugenmçrtels bei
tung des Anwendungsgebiets auf Mauerwerk-Holzver- Verwendung von ungeeigneten Stein-Mçrtel-Kombina-
bindungen eine interessante Fortfhrung der bestehen- tionen hervorgerufen wurden. Diese Volumenvergrçße-
den Arbeit darstellen. Weitere Bearbeitungsfelder stel- rung kann zu Zugspannungen in Innen- und Außen-
len Abstandsmontagen und die Bercksichtigung wandputzen fhren, die bei Erreichen der Zugfestigkeit
nichttragender Schichten dar, z. B. zur berbrckung der Putze Putzrisse im Stoß- und Lagerfugenbereich
von Wrmedmmschichten. verursachen. Bei der Bearbeitung von Schadensfllen
zeigte sich, dass diese Risse auch das Mauerwerk
Literatur durchtrennten. Im Rahmen eines durch das Deutsche
Institut fr Bautechnik (DIBt) gefçrderten Forschungs-
[1] ETAG 029: Metal Injection Anchors for Use in Masonry; vorhabens sollte geklrt werden, ob durch eine ungeeig-
B – 1040 Brussels: European Organisation for Technical nete Stein-Mçrtel-Kombination ein negativer Einfluss
Approvals, Draft Edition 07/07. auf das Tragverhalten des Porenbetonplansteinmauer-
[2] Eligehausen, R.; Mall e, R.: Befestigungstechnik im Be- werks hervorgerufen werden kann.
ton und Mauerwerkbau. Ernst & Sohn, Berlin 2000.
[3] Meyer, A.: Befestigungen in Mauerwerk: Tragverhalten Untersuchungsprogramm
von Injektionsdbeln in Mauerwerk. Kurzbericht zu laufen- Fr die Versuche wurden zwei Steinsorten von je drei
den Forschungsvorhaben. In: Schubert, P.: bersicht ber Porenbetonplansteinherstellern verwendet. Aus diesen
abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mau- Steinen wurden mit je zwei Dnnbettmçrteln zweier
erwerksbau. In: Mauerwerk-Kalender 30 (2005), S. 688–689. unterschiedlicher Hersteller Prfkçrper hergestellt. Bei
Ernst & Sohn, Berlin 2005. diesen Dnnbettmçrteln handelte es sich jeweils um
[4] Meyer, A.: Zum Tragverhalten von Injektionsdbeln in einen speziellen Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplan-
Mauerwerk. Dissertation, Universitt Stuttgart 2006. steinmauerwerk und einen Dnnbettmçrtel, der fr
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 451

Kalksandstein-, Betonstein-, oder Ziegelmauerwerk erwerk Stein-Mçrtel-Kombinationen, die nach 140 Ta-
verwendet werden kann. gen khler Lagerung eine bis zu 49 % geringere Haft-
In einem ersten Schritt wurde das Dehnungsverhalten scherfestigkeit im Vergleich zur normalen Lagerung
mit dem in [1] beschriebenen Verfahren sowie die Haft- ber denselben Zeitraum zeigten. Der Unterschied
zug- und Haftscherfestigkeit der verschiedenen Stein- konnte auf die Lagerungsbedingungen zurckgefhrt
Mçrtel-Kombination bei Lagerung fr 140 Tage bzw. werden. Im Gegensatz zu den beiden Dnnbettmçrteln
180 Tage im Klima bei 20 C und 65 % rel. Feuchte im fr Porenbetonplansteinmauerwerk konnte bei einem
Vergleich zur Lagerung bei 5 C und hoher Luftfeuchte Dnnbettmçrtel, der fr Kalksandstein-, Betonstein-,
(80–90 % rel. Feuchte) untersucht. Mithilfe der Versuche oder Ziegelmauerwerk verwendet werden kann, auch
zum Dehnungsverhalten an den prismatischen Kleinpro- nach 140 Tagen Lagerung bei 5 C und hoher Luft-
bekçrpern sollte eine besonders ungnstige Stein-Mçr- feuchtigkeit keine negative Vernderung der Haftscher-
tel-Kombination identifiziert werden, aus der dann klei- festigkeit festgestellt werden.
ne Prfwnde fr eine vergleichende Untersuchung der Anhand der Ergebnisse der Dehnungsmessungen an den
zentrischen Mauerwerksdruckfestigkeit nach Lagerung Prismen wurde eine besonders ungnstige Stein-Mçr-
fr 140 Tage bei 20 C und 65 % rel. Feuchte und bei tel-Kombination fr die vergleichende Untersuchung
5 C und hoher Luftfeuchte hergestellt wurden. der zentrischen Druckfestigkeit an kleinen Prfwnden
ausgewhlt. Es wurden insgesamt 6 Pfeiler aus dieser
Stein-Mçrtel-Kombination hergestellt und jeweils 3
Zusammenfassung
Stck bei 20 C und 65 % rel. Feuchte bzw. bei 5 C
Grundstzlich kann anhand der durchgefhrten Deh- und hoher Luftfeuchte fr 140 Tage gelagert.
nungsmessungen festgestellt werden, dass bei Verwen- Trotz der hohen Dehnungen, die bei den Prismen an
dung der geprften Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplan- dieser Stein-Mçrtel-Kombination bei khler Lagerung
steinmauerwerk in Verbindung mit den untersuchten ermittelt wurden sowie der Verschlechterung der Haft-
Porenbetonplansteinen unabhngig von der Lagerungs- zug- bzw. der Haftscherfestigkeit im Vergleich zur Nor-
art und den Steinherstellern keine schdlichen Dehnun- mallagerung, konnte kein negativer Einfluss auf die
gen an den Prismen auftraten. Dies gilt bei Lagerung im zentrische Druckfestigkeit der Pfeiler festgestellt wer-
Klima 20 C und 65 % rel. Feuchte auch bei Verwen- den.
dung der Dnnbettmçrtel, die nicht speziell fr Poren- Trotz der Tatsache, dass bei den hier durchgefhrten
betonplansteinmauerwerk konzipiert wurden. Untersuchungen zur zentrischen Druckfestigkeit des
Bei den untersuchten Dnnbettmçrteln, die nicht speziell Mauerwerks aus Porenbetonplansteinen und blichem
fr Porenbetonplansteinmauerwerk konzipiert wurden, Dnnbettmçrtel nach DIN EN 998-2 [2] und DIN V
zeigte sich ein großer Unterschied im Dehnungsverhal- 20000-412 [3] sowie ungnstiger Lagerung keine Ver-
ten, der auf den unterschiedlichen C3A-Gehalt der bei- schlechterung der zentrischen Mauerwerksdruckfestig-
den Mçrtel zurckgefhrt werden konnte. keit festgestellt wurde, sollte zustzlich eine verbindli-
Mithilfe der Rçntgenbeugungsanalyse konnte bei den che Vertrglichkeitsprfung des Dnnbettmçrtels mit
Proben, die eine starke Dehnung nach 140 Tagen auf- dem Porenbetonplanstein, z. B. wie in [1] beschrieben,
wiesen, ein hoher Gehalt an Ettringit und Thaumasit eingefhrt werden. Zur Vermeidung von potenziellen
nachgewiesen werden. Der Ettringit war jedoch auch Schden sollten stets nur in dieser Form vorab geprfte
in den nicht expansiven Proben vorhanden, die bei und somit aufeinander abgestimmte Stein-Mçrtel-Kom-
20 C und 65 % rel. Feuchte gelagert wurden. Anhand binationen verwendet werden.
der unterschiedlichen Peakhçhe war jedoch qualitativ in
den als treibend eingestuften Stein-Mçrtel-Kombinatio- Danksagung
nen ein hçherer Gehalt an Ettringit vorhanden.
Bei den Haftzugfestigkeitsuntersuchungen konnte ein Die Autoren danken dem Deutschen Institut fr Bau-
Einfluss der Lagerung bei den Dnnbettmçrteln, die technik (DIBt) fr die finanzielle Untersttzung des
nicht explizit fr Porenbetonplansteinmauerwerk kon- Forschungsvorhabens.
zipiert wurden, festgestellt werden. Auffllig waren bei
diesen Untersuchungen die Ergebnisse mit einem Literatur
Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplansteinmauerwerk.
[1] DINplus Zertifizierungsprogramm Porenbetonprodukte
Hier waren nach 140 Tagen Lagerung bei niedrigen
nach DIN 4165 und DIN 4166, Stand Mrz 2001. DIN
Temperaturen und hoher rel. Luftfeuchte im Vergleich
CERTCO, Berlin.
zur normalen Lagerung ber denselben Zeitraum eben-
falls geringere Haftzugfestigkeiten festgestellt worden. [2] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Fr diesen speziellen Fall konnte infolge des begrenzten Mauerwerksbau, Teil 2: Mauermçrtel; Deutsche Fassung
Umfangs der Untersuchungen nicht abschließend ge- EN 998-2:2003. NABau im DIN, Berlin 2003.
klrt werden, was die Ursache fr diesen Festigkeits- [3] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro-
unterschied war. dukten in Bauwerken, Teil 412: Regeln fr die Verwendung
Bei den Haftscherfestigkeitsuntersuchungen gab es bei von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09. Vornorm.
beiden Dnnbettmçrteln fr Porenbetonplansteinmau- NABau im DIN, Berlin 2004.
452 F Forschung

1.2.7 Experimentelle Untersuchungen zur wird die Bruchflche durch eine Druckplatte mit einer
Druckfestigkeit von Tuffsteinmauerwerk kreisrunden Aussparung begrenzt. Der Vorteil besteht
im Verzicht auf die Ringnut bei gleichzeitiger Abgren-
Seim, W.; Huster, U.; Rçmer, W. – F18.1
zung der Bruchflche. Somit kann der Versuchsablauf
Zur Absicherung und als Grundlage statisch-konstruk- deutlich beschleunigt und es kçnnen zugleich schdi-
tiver Nachweise, die im Zusammenhang mit der Sanie- gende Einflsse infolge des Bohrens vermieden werden.
rung des Herkulesbauwerks in Kassel erforderlich sind, Eine umfassende Beschreibung der Versuchseinrich-
wurden an der Universitt Kassel insgesamt 18 Ver- tung und des Versuchsablaufs wird in [1] gegeben.
suche an Prfkçrpern aus Tuffsteinmauerwerk durch-
gefhrt. Mit jeweils drei Steinreihen lehnen sich die Literatur
Prfkçrper hinsichtlich ihrer Geometrie an die Rilem-
[1] Seim, W.; Pfeiffer, U.: A new way to investigate the
Vorgaben an. Fr die Prfkçrper wurde eine Grçße von surface tensile strength of concrete and masonry structures.
0,6 m · 0,2 m · 0,75 m gewhlt. Variiert wurden Mçr- 14th Brick and Block Masonry Conference, Sydney 2008.
telqualitt, der Feuchtegehalt der Steine sowie die Her-
kunft der Steine. Es standen Steine aus drei Steinbr-
chen fr die Versuche zur Verfgung. 1.2.9 Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit
Begleitende Untersuchungen befassen sich mit der Be- eines vertikalen Trennwand-Außenwand-
stimmung des Wasseraufnahmekoeffizienten und mit anschlusses ohne Mauerwerksverbund zur
der Kalibrierung einer Mikrowellensonde zur Feuchte- Reduzierung der Schall-Lngsleitung bei
bestimmung. Druckfestigkeit, zentrische Zugfestigkeit, Verwendung wrmedmmender Hochloch-
statischer und dynamischer Elastizittsmodul der Steine ziegel-Außenwnde
wurden an Bohrkernen bestimmt. Fr die speziell ent-
FZ9; Roßbach, M. – FZ11
wickelten Mçrtel wurden Biegezug- und Druckfestigkeit
an Prismen sowie die Fugendruckfestigkeit ermittelt. Ziel dieses Vorhabens war es, die Stoßstellendmmung
Die Untersuchungen wurden vom Hessischen Bauma- im Knotenpunkt Außenwand/Wohnungstrennwand im
nagement finanziert. Vergleich zur bisher blichen Stumpfstoßtechnik zu er-
Die Versuchsplanung wurde gemeinsam mit dem Trag- hçhen. Zu diesem Zweck wurden grundstzlich zwei
werksplaner (HAZ Ingenieure, Kassel) ausgearbeitet Detaillçsungen (Variante 1 und Variante 2, vgl. Bild
und frhzeitig mit dem Prfingenieur (Prof. Jger, Dres- 1.2.9-1) erarbeitet, die durch eine akustische Entkopp-
den) abgestimmt. lung der Außenwand von der Wohnungstrennwand eine
Erhçhung des Stoßstellendmm-Maßes Kij versprachen.
Variante 2 wurde im Detail nochmals optimiert, sodass
1.2.8 Experimentelle Untersuchungen zur sich insgesamt drei Detaillçsungen ergaben.
Ermittlung der Oberflchenzugfestigkeit Bei der ersten Detaillçsung (Durchbindung der Innen-
sprçder Materialien am Beispiel von Beton wand) lagen die gemessenen Stoßstellendmm-Maße
und Mauersteinen auf dem Weg Fd (Außenwand/Trennwand) deutlich
ber dem fr massive Bauteile zu erwartenden Rechen-
Pfeiffer, U.; Seim, W. – F18.1
wert (Messwert: Kij = 11,1 dB, Rechenwert: Kij =
Die Oberflchenzugfestigkeit wird im Allgemeinen 6,2 dB). Fr den Weg Ff ergab sich in etwa der rech-
durch das Abreißen eines auf die Bauteiloberflche auf- nerisch ermittelte Wert. Untersuchungen zur Biegetrag-
geklebten Prfstempels ermittelt. Hierbei kann der fhigkeit der Außenschale unter horizontaler Belastung
Prfstempel entweder (1) direkt oder (2) nach dem Boh- zeigten, dass die gemessenen Werte mit einer Sicherheit
ren einer Ringnut aufgeklebt werden. Anschließend > 10 deutlich ber den zu erwartenden maximalen
wird dieser, mit einem Prfgert, senkrecht zur Bautei- Windlasten liegen, wie sie die DIN EN 1055-4 angibt.
loberflche abgerissen. Die Oberflchenzugfestigkeit Die dabei zu beobachtenden Verformungen lagen im
ergibt sich im Anschluss aus der erreichten Zugkraft gebrauchsblichen Bereich.
und der Prfflche. Eine weitere Erhçhung der Stoßstellendmmung konnte
Beide Verfahren (1), (2) haben Vor- und Nachteile. durch die zweite Detaillçsung (Trennung der Außen-
Beim direkten Aufkleben der Prfstempel ist eine nach- wand im Knotenbereich, Entkopplung der Trennwand)
trgliche Flchenbestimmung des Bruchkegels schwie- erreicht werden. Bei einem Stoßstellendmm-Maß von
rig, da die Bruchkanten ausbrechen. Beim Einbringen Kij = 17,1 dB auf dem Weg Fd ergab sich der fast 3-fa-
einer Ringnut kann es wiederum zu einer Gefgesch- che Rechenwert; auf dem Weg Ff wurde der Rechen-
digung im untersuchten Material kommen. Die Ober- wert ebenfalls berschritten. Untersuchungen zur Bie-
flchenzugfestigkeitswerte fallen somit geringer aus. getragfhigkeit fhrten zu hnlichen Ergebnissen wie
Zudem fhrt das Anbohren der Bauteile zu einem er- bei der ersten Detaillçsung.
hçhten Arbeitsaufwand und somit zu Mehrkosten. Eine weitere Optimierung des zweiten Versuchsaufbaus
Aus diesen Grnden wurde am Institut fr konstrukti- (Einbau einer Gummischrotmatte, vernderter Ziegel-
ven Ingenieurbau ein neues Prfverfahren zur Bestim- querschnitt) fhrten bei der dritten Detaillçsung zu ei-
mung der Oberflchenzugfestigkeit entwickelt. Hierbei ner Erhçhung des Stoßstellendmm-Maßes (Wege Fd
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 453

Bild 1.2.9-1. Prinzipskizzen der


Variante 1 Variante 2 untersuchten Detaillçsungen

und Ff) auf 17,9 dB sowie Erhçhung der Biegetrag- wird nach [1] auf ca. 70.000 geschtzt. Zur Anzahl
fhigkeit. der europischen Straßenbrcken gibt es auch fr grç-
Die Stoßstellendmmung am Knotenpunkt Außen- ßere Spannweiten kaum Angaben, da die Straßenbau-
wand/Trennwand konnte demnach durch die akustische verwaltungen dezentral organisiert sind.
Entkopplung bzw. die elastische Trennung der ver- Bei der Nachrechnung dieser Bauwerke werden Bewer-
schiedenen Bauteile deutlich verbessert werden. Eine tungen hinsichtlich Tragfhigkeit und Gebrauchstaug-
baubliche Auflast hat keinen Einfluss auf die Stoßstel- lichkeit auf der Basis heute gltiger Lastanstze und
lendmmung. Berechnungsvorschriften gefordert. Die aktuellen Hilfs-
Alle untersuchten Anschlussvarianten zeigen gegen- mittel der Tragwerksbemessung sind inzwischen recht
ber dem Rechenwert fr massive Bauteile eine hçhere vielfltig und erlauben dem Ingenieur, sowohl geo-
Stoßstellendmmung sowie ausreichende Biegetrag- metrisch als auch physikalisch nichtlineare Bauwerks-
fhigkeiten der Außenschale. eigenschaften zu bercksichtigen. Die verfgbaren Nor-
Das Ziel des Forschungsvorhabens wurde erreicht. Das men zum Nachweis ausreichender Tragfhigkeit gestat-
Vorhaben wurde unter der Nummer AiF 14548 N vom ten leider nur eine pauschale Bewertung der Wider-
BMWi ber die Arbeitsgemeinschaft industrieller For- standsgrçßen. Insofern besteht ein merkliches Defizit
schungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. (AiF) zwischen den Mçglichkeiten der mechanischen Model-
gefçrdert. lierung und den verfgbaren Sicherheitsnachweisen.
Der Schlussbericht ist 67 Seiten lang und kann gegen Das nachfolgend dargestellte, zuverlssigkeitstheo-
eine Bearbeitungsgebhr bei der Geschftsstelle Berlin retisch untersetzte Traglastverfahren soll auf Grundlage
der Forschungsgemeinschaft der Ziegelindustrie e. V. verfgbarer Traglastkurvenscharen eine realittsnahe
angefordert werden. und bersichtliche Berechnung mithilfe des „Entkop-
pelten Diskontinuumsmodells“ ermçglichen. Es setzt
eine mçglichst genaue Kenntnis der wesentlichen Bau-
1.2.10 Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk werksparameter (Geometrie, Festigkeitskennwerte) und
(Forschungsvorhaben KU 0425001KAT2): eine Analyse des Tragwerkszustandes voraus. Ein
Entwicklung eines realittsnahen Schwerpunkt bildet die Berechnung der Mauerwerk-
Berechnungsmodells fr den statischen stragfhigkeit fr real vorkommende Geometrie- und
Nachweis von Bogenbrcken aus Festigkeitskennwerte, welche in Form von Traglastkur-
Natursteinmauerwerk ven allgemeingltig aufbereitet sind.
Purtak, F. – FZ15; Geißler, K.
Ermittlung der Beanspruchungen fr die
Einleitung Tragkonstruktion: Einwirkungen
Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk zhlen zu den Die charakteristischen Werte des Normlastbildes nach
ltesten noch in voller Funktion befindlichen Tragwer- Eurocode 1 [2] bzw. entsprechend DIN-Fachbericht
ken innerhalb von Straßen- und Schienenwegen. Der 101 [3] werden als 98%-Fraktile interpretiert. Beispiels-
Bestand an gemauerten Eisenbahnbrcken in Europa weise entspricht fr Straßenbrcken die Radlast von
454 F Forschung

120 kN dem theoretischen mittleren 50-Jahreswert. Dies bei Annahme von plastischen Eigenschaften fr den
entspricht zwar nicht exakt der Herleitung der Verkehrs- Mçrtel das Fließmodell nach Drucker-Prager angewen-
lastbilder des Eurocode 1-3 fr den Brckenbau, ist aber det. Die Versagenslast des Bogens wird am Gesamtsys-
konsistent mit den blichen Regelungen zur Definition tem fr die Hypothesen Steinversagen oder Gelenkket-
von Verkehrslasten als 50-Jahreswerte. Die Schwingbei- tenbildung berechnet. Der Vergleich mit der Normlast
werte sind fr Straßenbrcken in den Lastanstzen fr zeigt die entsprechende Tragsicherheit. Fr jede Laststel-
die Vertikallasten bereits enthalten, fr Eisenbahnbr- lung der Verkehrslast und Lastkombination ist eine eige-
cken hingegen zustzlich zu bercksichtigen. ne Berechnung notwendig, da das Superpositionsgesetz
Die statistischen Kennwerte fr die Verkehrslasten aus aufgrund der Nichtlinearitten nicht anwendbar ist.
Straßen- und Eisenbahnverkehr lassen sich durch Ex- Beim nachfolgend dargestellten „Entkoppelten Diskon-
tremwertverteilungen gut ausdrcken. Die Kennwerte tinuumsmodell“ werden Beanspruchung und Bean-
fließen zusammen mit dem Ziel-Sicherheitsindex nach spruchbarkeit von Bogenbrcken in zwei getrennten
DIN 1055-100 [4] in die probabilistischen Berechnun- FE-Modellen untersucht (Bild 1.2.10-1):
gen zur Ermittlung der Teilsicherheitsbeiwerte [5] ein. – Das FE-Modell der Brcke beinhaltet die Mauerwerks-
steine und die Mçglichkeit des Klaffens der Fugen.
– Die Beanspruchbarkeit des Mauerwerkquerschnitts
Ermittlung der Beanspruchungen fr die
wird am separaten Mikromodell mit Steinen und
Tragkonstruktion: Berechnung der
Mçrtel unter Bercksichtigung der physikalisch
Bogenkonstruktion als Diskontinuum
nichtlinearen Eigenschaften ermittelt [6]. Fr hufig
Die Berechnung der Tragfhigkeit des Natursteinmau- verwendetes Natursteinmauerwerk wurden mit dem
erwerks mithilfe des „Entkoppelten Diskontinuums- FE-Programm ANSYS [7] umfangreiche Traglast-
modells“ basiert auf der realen Bercksichtigung von kurvenscharen im Ergebnis des Forschungsvor-
Steinen und Fugen. Die Modellierung der Konstruktion habens [5] bereitgestellt. Unter Bercksichtigung
geschieht mit Scheibenelementen im ebenen Verzer- der Sicherheitsbeiwerte folgen daraus die Bemes-
rungszustand und die Simulation der Fugenbereiche sungstraglastkurven fr den statischen Nachweis.
mit Kontaktelementen, die nur Druckkrfte und Cou- Mit dem FE-Modell der Brcke lassen sich die Sttz-
lomb’sche Reibungskrfte jedoch keine Zugspannun- linien aus den verschiedenen Laststellungen der Wan-
gen zulassen. derlasten ermitteln und mit den bereitgestellten Bemes-
Die im Berechnungsmodell vorgenommene Verein- sungstraglastkurven vergleichen.
fachung sieht eine Reduzierung des Gewçlbetragwerks Zur Erfassung und grafischen Darstellung der Sttzlinie
auf einen ebenen 1 m breiten Bogenquerschnitt vor. We- ist es notwendig, in allen Mauerwerksfugen Integratio-
sentlich bei der Berechnung am maßgebenden Meter- nen ber die Druckspannungsverteilung in Bogendi-
streifen ist die realittsnahe Erfassung der Lastvertei- ckenrichtung durchzufhren und den jeweiligen Schwer-
lung, insbesondere von Einzellasten, in Querrichtung punkt der Verteilung zu bestimmen (Bild 1.2.10-2). Eine
des Bogens. Unter Belastung stellt sich die „Sttzlinie“ berprfung der Sttzlinie ist mithilfe eines linear-elas-
mit den „klaffenden Fugen“ automatisch ein. Fr die tischen Stabwerkbogens mçglich, solange keine klaffen-
Steine wird das Bruchmodell nach Mohr-Coulomb und den Fugen auftreten (Kriterium m = 6 · e/d £ 1,0).

Bild 1.2.10-1. Prinzip des „Entkoppelten Diskontinuumsmodells“


I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 455

Bild 1.2.10-2. Prinzip der Ermittlung der


Sttzlinie

Beanspruchbarkeit des Mauerwerks mittels idealplastische Fließmodell nach Drucker-Prager und


Traglastkurven fr den Naturstein das Bruchmodell nach Mohr-Cou-
lomb verwendet.
Fr eine FE-Berechnung auf Basis des „Entkoppelten Das Finite-Elemente-Modell beinhaltet Steine und
Diskontinuumsmodells“ ist es erforderlich, die Mauer- Mçrtelfugen, die mit vierknotigen Scheibenelementen
werkstragfhigkeit unter Bercksichtigung der Last- fr den ebenen Verzerrungszustand vernetzt werden.
exentrizitt zu kennen. Dies kann fr bestimmte Stein- Damit sind die Verformungen senkrecht zur Scheiben-
geometrien und Fugendicken sowie Stein- und Mçrtel- ebene behindert, aber der dreiaxiale Spannungszustand
festigkeiten ber systematisch ermittelte und bereit- in Stein und Mçrtel bercksichtigt. Gegenber dem
gestellte Traglastkurven erfolgen. Ein wesentlicher Stein mit seinem linear-elastischen Materialverhalten
Vorteil der Verwendung von Traglastkurven besteht muss die Lagerfuge aufgrund des nichtlinearen Materi-
darin, dass nicht nur die Druckfestigkeit unter zentri- alverhaltens des Mçrtels feiner vernetzt werden, da
scher Lasteinleitung die Berechnungsbasis bildet, son- plastisch verformbare Bereiche eine ausreichende Dich-
dern fr jede Lastausmitte die Tragfhigkeit des realen te an Integrationspunkten bençtigen.
Mauerwerks zur Verfgung steht. Die Traglast wird maßgeblich beeinflusst von den Ma-
Derartige Traglastkurven beschreiben die Traglast fr terialkennwerten Steindruck- und Steinzugfestigkeit so-
bezogene Lastausmitten m = 6 · e/d von m = 0 (zentri- wie den Geometrieparametern Steinhçhe und Steindi-
sche Last) bis m = 3 (Randlast). Fr die Beschreibung cke. Es ist daher naheliegend, eine dreidimensionale
des Materialverhaltens von Mçrtel wird das elastisch- Kurvenschar nach Bild 1.2.10-3 aufzustellen, welche

Bild 1.2.10-3. Traglastkurvenschar in Abhngigkeit von Material- und Geometrieparametern


456 F Forschung

Tabelle 1. 2. 10-1. Anzusetzende Teilsicherheitsfaktoren fr den Nachweis ber Traglastkurven [5]

Einwirkungsgrçße gf Kommentar
Straßenverkehr 1,30 Nachrechnungsklassen gemß DIN 1072;
(charakt. Wert) 1,20 Sonderfahrzeuge nach spezieller Vorgabe
Eisenbahnverkehr 1,30 UIC 71 (gemß Ril 805);
(charakt. Wert) 1,20 Sonderfahrzeuge, Streckenklasse nach spezieller Vorgabe;
1,10 fr alle Zusatzlasten (gemß Ril 805)
Eigenlasten 1,10 bei ungnstiger Wirkung fr die Tragsicherheit
(Mittelwert) 0,90 bei gnstiger Wirkung fr die Tragsicherheit
Temperatur (Mittelwert) 1,00
Widerlagersetzungen 1,00 gemß Baugrundgutachten;
(Mittelwert) bei schadensfreien Bçgen mit langer Standzeit ohne Erhçhung
setzungsrelevanter Lasten nicht notwendig
Bauwerkskenngrçßen 1) gm Kommentar
Bauwerksgeometrie 1,00 aus Bestandsplnen oder Aufmaß Vor-Ort
(Mittelwert)
E-Modul der Baustoffe 0,90 … 1,10 Berechnung eventuell fr oberen und unteren Grenzwert;
(Mittelwert) im Mittel 1,0 ansetzen
Geometrie von Stein, Fuge 1,00 Kontrolle immer notwendig;
(Mittelwerte) Fugendicke konservativ einschtzen
Steindruckfestigkeit 2) 1,30 bezogen auf das 5%-Fraktil (charakt. Wert);
Gltigkeitsgrenze fr Variationskoeffizient: v = s / m < 30 %
Steinzugfestigkeit 2) 1,80 bezogen auf das 5%-Fraktil (charakt. Wert);
Gltigkeitsgrenze fr Variationskoeffizient: v = s / m < 30 %
Mçrteldruckfestigkeit 1,00 einaxiale Druckfestigkeit
(Mittelwert)

1) Die Bezeichnung „Bauwerkskenngrçßen“ ist bewusst gewhlt, da einige Parameter gemß probabilistischer Definition sowohl dem
„Widerstand“ als auch der „Einwirkung“ zugeordnet werden kçnnen.
2) Bei Sandstein wird empfohlen, mit dem Materialgutachten nachzuweisen, dass die Steinzugfestigkeit im Mittel bei mindestens
5 % der Druckfestigkeit liegt.

die Traglasten in Abhngigkeit von Steindruck- und telten Teilsicherheitsfaktoren basieren auf dem schnitt-
-zugfestigkeit sowie der Lastausmitte fr eine bestimm- grçßenorientierten Nachweisverfahren:
te Steindicke enthlt. Zwischenwerte lassen sich durch 1. Berechnung der Beanspruchungen am Meterstreifen
Interpolation gewinnen. (Bemessungsschnittgrçßen);
Zur berprfung der Ergebnisqualitt der FE-Berech- 2. Ermittlung einer maßgebenden Traglastkurve mit
nungen wurden Versuche [8] an Drei-Stein-Kçrpern Teilsicherheitsfaktoren (Bemessungstraglastkurve);
(Kalksandstein: B/L/H = 62,3/34/30 cm; Fugendicke 3. Vergleich Beanspruchung £ Beanspruchbarkeit.
t = 1,5 cm) durchgefhrt. Die FE-Ergebnisse liegen
stets auf sicherer Seite. Nachweisfhrung am Beispiel mit „Entkoppeltem
Diskontinuumsmodell“
Sicherheitsfaktoren
An einem Beispielbauwerk kommt das beschriebene
Zum Nachweis der Tragsicherheit wurden mit dem „Entkoppelte Diskontinuumsmodell“ zum statischen
„Entkoppelten Diskontinuumsmodell“ zahlreiche pro- Nachweis zur Anwendung. Die untersuchten Lastkom-
babilistische Berechnungen mit streuenden Einwirkun- binationen bestehen aus den Eigenlasten und dem Last-
gen und streuenden Materialparametern durchgefhrt modell 1, das als Wanderlast ber die Brcke gefhrt
[5]. In Tabelle 1. 2. 10-1 sind die einzelnen Teilsicher- wird.
heitsfaktoren angefhrt, mit denen die charakteristi- Unter Anwendung des Teilsicherheitskonzepts wird die
schen Werte der Einwirkungen bzw. Materialparameter ermittelte Beanspruchung [N, e] im maßgebenden
multipliziert bzw. dividiert werden mssen. Die ermit- Schnitt des Bogens (Bild 1.2.10-4) mit der Bemessungs-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 457

Bild 1.2.10-4. Berechnung mit „Entkoppeltem Diskontinuumsmodell“ fr g-fache Lasten

Bild 1.2.10-5. Bemessungstraglastkurve und Beanspruchungspfad des maßgebenden Schnittes

traglastkurve (Bild 5) verglichen. Diese ergibt sich un- Die berechneten ausmittigen Normalkrfte werden mit
ter Anwendung der durch die Teilsicherheitsbeiwerte der Bemessungstraglastkurve verglichen (Bild 1.2.10-5).
dividierten 5%-Fraktilwerte der Steinzug- und Stein- Der Schnittpunkt zwischen Beanspruchungspfad des
druckfestigkeit. Die aufnehmbare Last des Bogens meist beanspruchten Querschnittes im Bogen und der
muss mindestens den gf -fachen Wert der charakteristi- Bemessungstraglastkurve kennzeichnet die Bemes-
schen Last des Lastmodells 1 erreichen. sungstraglast der Brcke als den 1,49-fachen charakte-
Fr die in Bild 1.2.10-4 dargestellte Laststellung wird ristischen Wert fr die Einzel- und Flchenlast.
die Belastung schrittweise gesteigert und die zugehçri- Die charakteristische Last des Lastmodells 1 kann bis
ge Sttzlinie (gekennzeichnet durch die Normalkraft N zur Bemessungstraglast noch um 49 % gesteigert wer-
und bezogene Ausmitte m) ermittelt. den. Die Tragsicherheit betrgt mit dem erforderlichen
Teilsicherheitsbeiwert gf = 1,3:
458 F Forschung

a) b) c)

Bild 1.2.10-6. Riss im Stein in Fuge 8; a) Bereich des Risses, b) Riss im Stein und klaffende Fuge, c) Rissdetail

Qmax/ QLM1 = 1,49/ 1,3 = 1,15 > 1 und bei Annahme von plastischen Eigenschaften fr
den Mçrtel das Fließmodell nach Drucker-Prager an-
Die Tragreserve betrgt 15 %. Die maximal zulssige gewendet.
Ausmitte von m = 6 · e/d = 2,5 nach UIC-Kodex 778-3, Die Beanspruchung der Bogenkonstruktion wird ber
deren Anwendung hier empfohlen wird, ist mit m die Berechnung der Sttzlinie als Beanspruchungspfad
= 2,49 gerade noch eingehalten. des maßgebenden Querschnitts dargestellt. Der Schnitt-
Nach DIN 1053-100 [4] lsst sich fr das gezeigte Bei- punkt von Beanspruchungspfad und Bemessungstra-
spiel der statische Nachweis nicht erbringen, wohin- glastkurve ergibt im Vergleich zum Sicherheitsindex
gegen der Nachweis nach UIC-Kodex [9] sehr weit den Ausnutzungsgrad der Konstruktion. Die rechneri-
auf der sicheren Seite liegt. Diese beiden hufig ange- schen Bruchlasten nach dem „Entkoppelten Diskon-
wendeten Nachweismethoden zeigen extreme Unter- tinuumsmodell“ und experimentelle Versuche an Bo-
schiede im Ergebnis. gentragwerken im Maßstab 1:1 zeigen eine gute ber-
einstimmung.
Großversuche am Bogentragwerk Gedankt sei der Arbeitsgemeinschaft industrieller For-
Im Rahmen des Forschungsvorhabens [5] wurden er- schungsvereinigungen (AiF) „Otto von Guericke“ e. V.
gnzende Traglastversuche [10] an zwei Natursteinbç- fr die Fçrderung der durchgefhrten theoretischen so-
gen mit 5 m lichter Weite durchgefhrt. wie experimentellen Forschung zur Erarbeitung eines
Die Lage der berechneten Sttzlinie bei Erreichen der praktikablen und wirtschaftlichen Bemessungsverfah-
Bruchlast sowie die Position des Bruchknotens nach rens zur Ermittlung der Tragfhigkeit bestehender Bo-
FE-Berechnung stimmen mit dem Versuch nach Bild genbrcken.
1.2.10-6 gut berein.
Literatur
Zusammenfassung
[1] International Union of Railways (UIC): Improving As-
Das Hauptanliegen von Untersuchungen zur Tragfhig- sessment, Optimization of Maintenance and Development of
keit von Bogenbrcken besteht darin, die meist his- Database for Masonry Arch Bridges, 2005.
torisch wertvolle und auch robuste Bausubstanz hinsicht- [2] DIN EN 1991-2:2004-05: Eurocode 1: Einwirkungen auf
lich ihrer Belastbarkeit mçglichst realittsnah ein- Tragwerke, Teil 2: Verkehrslasten auf Brcken, Deutsche
zuschtzen, um deren Erhalt durch kostengnstige Sa- Fassung EN 1991-02:2003.
nierung zu untersttzen. Dazu wird am Beispiel einer
[3] DIN-Fachbericht 101: Einwirkungen auf Brcken. Beuth
Natursteinbogenbrcke aus Quadermauerwerk eine
Verlag, Berlin 2003 (inzwischen neu erschienen: Mrz
neue Methode auf Basis von Traglastkurven mit dem
2009).
sogenannten „Entkoppelten Diskontinuumsmodell“ her-
geleitet. [4] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen auf Tragwerke,
Mit den zugrunde liegenden Traglastkurvenscharen Teil 100, Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheits-
lassen sich fr hufig vorkommendes Natursteinmau- konzept und Bemessungsregeln. NABau im DIN, 2001.
erwerk unter Bercksichtigung der realen Geometrie- [5] Purtak, F; Geißler, K.: Bogenbrcken aus Naturstein-
und Materialparameter die Querschnittstragfhigkeiten mauerwerk. Entwicklung eines realittsnahen Berechnungs-
ablesen. Die Traglasten sind am Mikromodell mit den modells fr den statischen Nachweis von Bogenbrcken. For-
nichtlinearen Materialeigenschaften ermittelbar. Fr schungsvorhaben Nr. KU 0425001KAT2, Schlussbericht.
die Steine wird das Bruchmodell nach Mohr-Coulomb Dresden 2006.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 459

[6] Purtak, F.: Tragfhigkeit von schlankem Quadermauer- (Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.4) –
werk aus Naturstein. Dissertation, TU Dresden, 2001. F3.1, FZ13
[7] ANSYS User
s Manual, Swanson Analysis System, • Entwicklung eines exakten Tests fr Huminstoffe in
Houston 1992. Sanden (AiF) (Mauerwerk-Kalender 2009, F I,
Abschn. 2.2.5) – F4.2, F22, FZ8
[8] Purtak, F.; Hirsch, U.; Grçschke, T.; Popp, T.: Versuche • Verdichtung von Kalksand-Rohmassen – Teil 2 „Pa-
an großformatigem Quadermauerwerk unter ausmittiger Be- ckungsdichterechner“ (AiF) (Kurzbericht Abschn.
lastung. Unverçffentlichter Versuchsbericht, Dresden 2005.
2.2.5) – F4.2, F18.3, FZ8
[9] Internationaler Eisenbahnverband: UIC-Kodex 778-3, • Zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren zur Ermittlung
Empfehlungen fr die Bewertung des Tragvermçgens beste- der Steindruckfestigkeit (AiF) (Kurzbericht Abschn.
hender Gewçlbebrcken aus Mauerwerk und Beton, 1995. 2.2.6) – F4.2, FZ8
[10] Purtak, F.; Hirsch, U.; Grçschke, T.; Popp, T.: Versuche • Differenzial-Thermoanalyse (AiF) (Kurzbericht
an gemauerten Brckenbçgen mit dem Lastmodell 1 nach Abschn. 2.2.7) – F4.2, FZ8
DIN-Fachbericht 101. Unverçffentlichter Versuchsbericht, • Tragverhalten historischer Bauwerke unter Erdbe-
Dresden 2007. benbelastung – Analyse – Ertchtigung – Sanierung
– Wiederaufbau (Mauerwerk-Kalender 2002, G I,
Abschn. 2. 2. 10) – F5.1, FZ1, F5.3, FX1
• Kritische Bewertung des semiprobabilistischen Be-
2 Laufende Forschungsvorhaben messungs- und Sicherheitskonzeptes im Mauer-
werksbau (Mauerwerk-Kalender 2002, G I, Abschn.
2.1 bersicht Forschungsprojekte und
2. 2. 12) – F5.1 u. F5.3
Forschungsstellen
• Materialmodelle auf Grundlage der Schdigungs-
• Verbundtragverhalten von unbewehrten und bewehr- mechanik zur numerischen Simulation von Mauer-
ten Wandbauteilen aus mit Normalbeton verfllten werk (Mauerwerk-Kalender 2006, F I, Abschn.
Mauerziegeln (Mauerwerk-Kalender 2007, F I, 2. 2. 14) – F5.1
Abschn. 2.2.5) – F1.1, FZ11 • Kollapsanalyse bei historischen Gebuden aus Mau-
• Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur erwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I, Abschn.
Schubtragfhigkeit von Ziegelmauerwerk (Mauer- 2. 2. 11) – F5.1
werk-Kalender 2008, F I, Abschn. 2.2.4) – F1.1, FZ11 • Beurteilung der Tragfhigkeit von geschosshohen
• Optimierung der Festigkeitseigenschaften von Mau- Wnden aus Kalksandstein-Planelementen mit
erziegeln (Mauerwerk-Kalender 2008, F I, Abschn. Kimmstein-Schichten (Mauerwerk-Kalender 2008,
2.2.5) – F1.1, FZ11 F I, Abschn. 2. 2. 12) – F5.1
• Risssicherheit von Außenputzen (Kurzbericht • Maßnahmen zur Erdbebenertchtigung von histori-
Abschn. 2.2.1) – F1.1 schem Mauerwerk (Kurzbericht Abschn. 2.2.8) –
• Dauerhaftigkeitsuntersuchungen an Mauermçrteln F5.1
(Mauerwerk-Kalender 2007, F I, Abschn. 2.2.7) – • Sanierung von erdbebengeschdigtem historischen
F1.1 Lehmmauerwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I,
• berprfung der ansetzbaren Verbundspannungen Abschn. 2. 2. 14) – F5.1
fr die Verankerung der Bewehrungsstbe in Mauer- • Verbesserung des Erdbebensicherheit von Lehm-
werk nach DIN 1053-3 und DIN EN 1996-1-1 (Kurz- mauerwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I,
bericht Abschn. 2.2.2) – F1.1 Abschn. 2. 2. 15) – F5.1
• Biegezugfestigkeit von tragendem Ziegelmauerwerk • Untersuchungen zur Reduzierung der Tragfhigkeit
(Kurzbericht Abschn. 2.2.3) – F1.1, FZ11 von Mauerwerk bei Schwchung des Querschnittes
• Anwendung der Kapazittsspektrum-Methode zum infolge von Aussparungen und Schlitzen (DIBt)
Nachweis von Mauerwerksbauten unter Erdbebenbe- ((Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.6) –
lastung (Kurzbericht Abschn. 2.2.4) – F1.2, FZ11 F5.1
• Entwicklung eines rechnerischen Nachweisverfah- • Bemessung von Kellermauerwerk nach dem semi-
rens zur wirtschaftlichen Bemessung von nichttra- probabilistischen Sicherheitskonzept unter Ansatz
genden und ausfachenden Wnden aus Mauerwerk des tatschlichen Verhaltens von Mauerwerk und
(Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.2) – Verfllung (Mauerwerk-Kalender 2007, F I, Abschn.
F3.1 2. 2. 26) – F5.1 u. FZ6
• Analyse der maßgebenden Einwirkungskombinatio- • Computergesttzte Destruktion komplexer Tragwer-
nen zur rationellen Bemessung von unbewehrten ke durch Sprengung; Teilprojekt 4: Numerische Si-
Bauteilen im blichen Hochbau (Mauerwerk-Kalen- mulation von Sprengvorgngen unter Bercksichti-
der 2009, F I, Abschn. 2.2.3) – F3.1 gung von Daten- und Modellunschrfe (Mauerwerk-
• Bemessungskonzept fr Mauerwerk unter Brandein- Kalender 2007, F I, Abschn. 2. 2. 16) – F5.3
wirkung – Anpassung der Ausnutzungsfaktoren a2 • Unscharfe Prozess-Simulationsmodelle fr numeri-
bei Bemessung von Mauerwerk nach DIN 1053-100 sches Tragwerksmonitoring (Mauerwerk-Kalender
in Verbindung mit DIN 4102-4 bzw. DIN 4102-22 2007, F I, Abschn. 2. 2. 18) – F5.3
460 F Forschung

• Entwicklung eines Vorhersagekriteriums fr die • Historische Sicherungstechniken fr Mauerwerk –


Frostbestndigkeit von Ziegelmaterialien (Mauer- Entwicklung der Verfahren im 19. und 20. Jahrhun-
werk-Kalender 2006, F I, Abschn. 2. 2. 15) – F6 dert (Mauerwerk-Kalender 2005, G I, Abschn.
• Simulation der Frostbeanspruchung von Ziegelmate- 2. 2. 22) – F8.2
rialien (Mauerwerk-Kalender 2006, F I, Abschn. • Erdbebentragverhalten zusammengesetzter Schub-
2. 2. 16) – F6 wandquerschnitte aus unbewehrtem Mauerwerk
• Kinetik der Phasenumwandlung von Salzen und re- (Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.7) –
sultierende Schdigung kapillarporçser Steinmate- F10.1
rialien (Mauerwerk-Kalender 2006, F I, Abschn. • Numerische Modellierung von Mauerwerk mit dis-
2. 2. 17) – F6 kreten Elementen auf Basis experimenteller Metho-
• Modellierung, Software-Implementierung und ex- den (Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.8)
perimentelle Verifikation des Feuchte- und Salz- – F10.1
transportes, der Salzkristallisation und -schdigung • berprfung der Festlegungen der DIN 1053 zur
in kapillar-porçsen Mauerwerksbaustoffen (Dr.-Ing. Verankerung von zweischaligem Mauerwerk unter
Gernod Deckelmann, Dr.-Ing. Rosa Maria Espino- Bercksichtigung der in DIN 1055, Ausgabe 2002,
sa) – F6 neu geregelten Lastannahmen (Kurzbericht Abschn.
• Numerische und experimentelle Validierung der Mo- 2. 2. 12) – F11.2
dellierung von gekoppelten Wrme-, Feuchte- und • Untersuchungen zur Tragfhigkeit von Drahtankern
Stofftransportproblemen (Prof. Dr.-Ing. Lutz Franke, nach DIN 1053-1 fr die Verankerung von zweischa-
Dipl.-Ing. Daniela Bandow) – F6 ligem Mauerwerk unter Bercksichtigung der Wind-
• Auswirkungen der Carbonatisierung auf die Druckfes- lasten nach DIN 1055-4, Ausgabe 2005-03, und Ver-
tigkeit und die Verformungen von Porenbeton (Mauer- wendung von heute blichen Mauerstein-Mauermçr-
werk-Kalender 2005, G I, Abschn. 2. 2. 19) – F7.1 tel-Kombinationen fr das Hintermauerwerk (Kurz-
• Ergnzungsuntersuchungen zu den Auswirkungen bericht Abschn. 2. 2. 13) – F11.2
der Carbonatisierung auf die Druckfestigkeit und • Recycling von Mauerwerk (AiF) (Kurzbericht
die Verformungen von Porenbeton (Mauerwerk-Ka- Abschn. 2. 2. 14) – F13.3, FZ8 et al.
lender 2006, F I, Abschn. 2. 2. 18) – F7.1 • Untersuchung und Reduzierung der Treibmineral-
• Dauerhaftigkeit von Porenbeton-Plansteinen unter schden an gipshaltigen Baudenkmalen (Mauerwerk-
realittsnahen Bedingungen (Mauerwerk-Kalender Kalender 2008, F I, Abschn. 2. 2. 18) – F14, F15, F16
2007, F I, Abschn. 2. 2. 19) – F7.1 • Nachtrgliche Hohlraumdmmung des Außenmau-
• Prfverfahren fr Mauerwerk – Bestimmung der erwerks – Anwendung und Dauerhaftigkeit (Kurz-
Haftscherfestigkeit (Mauerwerk-Kalender 2006, F I, bericht Abschn. 2. 2. 15) – F15
Abschn. 2. 2. 20) – F7.1 • Recycling von Kalksandsteinmaterial fr Trag-
• Prognosemodell fr die Verwitterung von Sandstein schichten ohne Bindemittel im Straßenbau (AiF)
bei kombinierter thermisch-hygrischer Beanspru- (Kurzbericht Abschn. 2. 2. 16) – F17, FZ8 et al.
chung (Mauerwerk-Kalender 2007, F I, Abschn. • Anwendung von Teilsicherheitsbeiwerten auf Be-
2. 2. 21) – F8.1 standsbauten im Hochbau (Mauerwerk-Kalender
• Polytect – Polyfunctional Technical Textiles against 2008, F I, Abschn. 2. 2. 22) – F20
Natural Hazards (Kurzbericht Abschn. 2.2.9) – F8.1 • Sensitivittsanalyse, Parameter- und Systemidentifi-
• Verbesserung der Erdbebensicherheit von Mauer- kation an historischen Mauerwerkstrukturen mithilfe
werk durch textile Hybrid-Bewehrungen mit inte- moderner Optimierungsverfahren (Mauerwerk-Ka-
grierten hochdehnbaren Verstrkungen (Kurzbericht lender 2007, F I, Abschn. 2. 2. 24) – FZ7
Abschn. 2. 2. 10) – F8.1
• Entwicklung theoretischer Modelle zur Berechnung
2.2 Kurzberichte
und Auslegung von Mantelbetonbauten in Erdbeben-
gebieten (Kurzbericht Abschn. 2. 2. 11) – F8.1 2.2.1 Risssicherheit von Außenputzen
• Wnde aus unbewehrtem Mauerwerk unter gleich-
Brameshuber, W.; Saenger, D.; Koster, M. – F1.1
zeitig wirkender Scheiben- und Plattenbeanspru-
chung (Mauerwerk-Kalender 2002, G I, Abschn.
Allgemeines
2. 2. 15) – F8.2
• Anwendung von dreidimensionalen Formfindungs- Risse in Außenputzen entstehen durch Eigen- und
algorithmen fr rein druckbeanspruchbare rumliche Zwangspannungen aus unterschiedlichen Formnde-
Strukturen zur Beurteilung historischer Mauerwerk- rungen von Putz und Putzgrund, bedingt durch Tem-
skonstruktionen (Mauerwerk-Kalender 2005, G I, peratur und Schwinden. Schdliche Risse lassen sich
Abschn. 2. 2. 20) – F8.2 durch eine gezielte Einstellung der mechanischen und
• Ingenieurwissenschaftliche Untersuchungen an der physikalischen Eigenschaften von Putz und Putzgrund
Hauptkuppel und den Hauptpfeilern der Hagia So- weitgehend vermeiden.
phia in Istanbul (Mauerwerk-Kalender 2005, G I, Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Rissbildung von
Abschn. 2. 2. 21) – F8.2 Außenputzen auf Putzgrnden mit unterschiedlichsten
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 461

Eigenschaften mithilfe eines zu erarbeitenden Finite- Die Eigenschaften der Putze mssen realittsnah, d. h.
Elemente-Modells zu modellieren und damit Kriterien unter Bercksichtigung der zeitabhngigen Vernde-
fr die Herstellung von Putzen zu erarbeiten. rung der Putzeigenschaften in Kontakt mit den unter-
schiedlichen Putzgrnden und deren Feuchtezustnden,
Vorgehensweise und ausgewhlte Materialien ermittelt werden. Zur Herstellung der Putzprfkçrper
wird ein am ibac (Institut fr Bauforschung an der
Zur Simulation des Austrocknens und Erhrtens der
RWTH Aachen) entwickeltes Verfahren verwendet.
Putzschicht werden mithilfe eines 3-dimensionalen Fi-
Dabei werden die Hochlochziegel zunchst mit einer
nite-Elemente-Modells zunchst Feuchtefeldberech-
Suspension aus Kaolin eingesprht und anschließend
nungen durchgefhrt. Auf Basis der bestimmten Feuch-
der Putz mit einer Putzmaschine in eine Aufsatzscha-
teverteilungen wird anschließend mithilfe von gemes-
lung aus Stahl gefllt und abgezogen. Die Trennschicht
senen Feuchtedehnungskoeffizienten des Putzes ein
aus Kaolin ermçglicht die ungestçrte Entnahme der
Dehnungsfeld bestimmt, aus dem in einer mecha-
Putzprismen vom Putzgrund, ohne die Saugeigenschaf-
nischen Analyse die resultierenden Spannungen in der
ten des Putzgrundes zu beeinflussen.
applizierten Putzschicht bzw. im Verbundbereich zwi-
schen Putzschicht und Putzgrund berechnet werden.
Der Feuchtetransport des Putzes soll analog dem Wr- Bestimmung der physikalischen Materialparameter
metransport auf Grundlage folgender Differenzialglei-
Zur Berechnung der Feuchtebilanz des Putzes sind die
chung beschrieben werden.
  folgenden Materialparameter von Putz und Mauerstein
du @j d @ugeb experimentell zu ermitteln:
 ¼ r  Dj rj þ rðpsat jÞ þ
dj @j m RD T @t – die Feuchtespeicherfunktion u
– der Flssigleitkoeffizient Dj
u Wassergehalt
– die Diffusionswiderstandszahl m
ugeb gebundenes Wasser
– das gebundene Wasser ugeb
j relative Luftfeuchte
Zur Ermittlung der Feuchtespeicherfunktion der Putze
Dj Flssigleitkoeffizient
werden die Sorptionsisothermen der Putze nach DIN
T Temperatur
EN ISO 12572 bestimmt. Die Proben werden nach
d Wasserdampfdiffusionskoeffizient von Luft
vier verschiedenen Entnahmezeitpunkten (etwa 3, 7,
m Diffusionswiderstandszahl
28 und 90 Tage) vom Putzgrund entnommen und in
psat Sttigungsdampfdruck
vier verschiedenen Klimaten (20/32, 20/66, 20/80 und
RD spez. Gaskonstante Wasserdampf
20/95) gelagert. Bild 2.2.1-1 zeigt die Sorptionsisother-
Fr die Untersuchungen werden drei verschiedene Au- me der Putzprismen, die nach 3 Tagen vom Putzgrund
ßenputze ausgewhlt, um einen mçglichst großen Be- entnommen wurden.
reich an Putzeigenschaften abzudecken. Als Putzgrund Im Rahmen der eindimensionalen Austrocknungsver-
werden ein Hochlochziegel und ein Porenbeton verwen- suche werden prismatische Prfkçrper mit einer Dicke
det, wobei drei verschiedene Feuchtezustnde des Putz- von 20 mm untersucht. Die Prfkçrper werden nach
grundes untersucht werden: von lufttrocken bis nass. Entnahme vom Putzgrund (zwei unterschiedliche Ent-

Bild 2.2.1-1. Sorptionsisothermen bei CO2-freier Lagerung, Entnahmezeitpunkt der Putzprismen vom Putzgrund: 3 Tage,
Feuchtezustand des Putzgrundes: lufttrocken (l), feucht (f) und wassergesttigt (w)
462 F Forschung

Bild 2.2.1-2. Einsetzen des Kunststoff-Adapters nach dem Aufbringen des Putzes (links) und tiefenabhngige Messung
der Feuchte mittels Feuchtesensoren (rechts)

nahmezeitpunkte) bis zur vollstndigen Wasserstti- berechnet werden. Das Schwinden wird mithilfe von
gung unter Wasser gelagert und mit Ausnahme der Schwindversuchen an vom Putzgrund entnommenen,
Putzoberflche rundum dampfdicht versiegelt, sodass prismatischen Prfkçrpern mit einer Dicke von 10 und
die Prfkçrper lediglich ber die Putzoberflche aus- 20 mm bestimmt. Die Entnahme der Prismen erfolgt zu
trocknen. Anschließend wird der Masseverlust im La- den gleichen Zeitpunkten wie bei der Ermittlung der
borklima bei 20 C und 65 % rel. Feuchte bestimmt. Sorptionsisotherme. Analog dazu werden die Prismen
Das Austrocknungsverhalten des Putzes wird anschlie- in vier verschiedenen Klimaten gelagert. Die zur Mes-
ßend im Rahmen einer nichtlinearen Feuchteberech- sung der Schwindverformungen erforderlichen Mess-
nung mittels Finite-Elemente-Methoden simuliert. Der marken werden auf die Stirnflchen der Prismen appli-
Feuchtebergangskoeffizient zwischen Putz und Au- ziert. Da das Karbonatisieren des Putzes einen deutli-
ßenluft sowie der Flssigleitkoeffizient des Putzes wer- chen Einfluss auf die Schwinddehnungen hat, soll pa-
den so gewhlt, dass der zeitliche Verlauf des Massen- rallel zu den Proben, die bei natrlichem CO2-Gehalt
verlustes in Rechnung und Experiment bereinstim- der Luft gelagert werden, auch das Schwinden von Pro-
men, d. h. es erfolgt eine inverse Analyse zur Bestim- ben bei CO2-freier Lagerung untersucht werden. In Bild
mung der Parameter. Die Bestimmung des 2.2.1-3 sind die Schwindverlufe der Putzprismen bei
Feuchtebergangskoeffizienten zwischen Putzgrund CO2-freier Lagerung, die nach 3 Tagen vom Putzgrund
und Außenluft sowie des Flssigleitkoeffizienten des (drei verschiedene Feuchtezustnde: lufttrocken, feucht
Putzgrundes erfolgt analog zum Putz, ebenfalls anhand und wassergesttigt) entnommen und in den vier ver-
eindimensionaler Austrocknungsversuche. schiedenen Klimaten gelagert wurden, dargestellt.
Nachdem die hygrischen Materialeigenschaften von Parallel zum Schwindverlauf wird auch die zeitliche
Putz und Putzgrund sowie die Feuchtebergangskoeffi- Entwicklung des Wassergehalts der Proben untersucht,
zienten zwischen Putz sowie Putzgrund und der Außen- da damit der Feuchtedehnkoeffizient, der das hygrische
luft bekannt sind, erfolgt die Simulation des Austrock- und mechanische Modell koppelt, bestimmt werden
nungsverhaltens des Putzes. Das durch die Hydratation kann.
gebundene Wasser wird dabei mittels Thermogravime- Analog zu den Schwindverlufen und Sorptionsisother-
trie bestimmt und als negativer Quellterm (Senke) in men der Putzproben werden auch Untersuchungen an
der FE-Berechnung angesetzt. Probekçrpern aus dem Putzgrund durchgefhrt. Diese
Das Modell wird anhand eindimensionaler Austrock- werden vor dem Einlagern in die vier verschiedenen
nungsversuche an Prfkçrpern bestehend aus Putz und Klimate zunchst bis zur vollstndigen Sttigung unter
Putzgrund, bei denen die lateralen Flchen versiegelt Wasser gelagert.
werden, validiert. Das simulierte Feuchtefeld im Putz
wird dabei mit dem gemessenen Feuchtefeld vergli-
Bestimmung mechanischer/bruchmechanischer
chen. Dazu wird der zeitliche Verlauf des Feuchtefeldes
Materialparametern
in der Putzschicht mithilfe von Feuchtesensoren ermit-
telt. Nach dem Aufbringen des Putzes werden Kunst- Als Eingangsparameter fr die mechanischen Eigen-
stoff-Adapter mit verschiedenen Tiefen in den Putz ein- schaften der Außenputze in den Finite-Elemente-Simu-
gesetzt (Bild 2.2.1-2 links) und anschließend die Sen- lationen werden die folgenden Materialparameter zu
soren eingefgt. In Bild 2.2.1-2 rechts ist eine schema- verschiedenen Prfaltern bestimmt:
tische Darstellung der tiefenabhngigen Messung der – Zugfestigkeit und E-Modul unter Zugbeanspruchung
Feuchte zu sehen. mithilfe von Zugversuchen an Flachprismen,
Bei Kenntnis des feuchteabhngigen Schwindkoeffi- – Spannungs-Rissçffnungs-Beziehung fr Zug-
zienten kann aus dem Feuchtefeld ein Dehnungsfeld beanspruchung,
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 463

20 C / 32 % relativer Feuchte

20 C / 66 % relativer Feuchte

20 C / 80 % relativer Feuchte

20 C / 95 % relativer Feuchte

Bild 2.2.1-3. Schwinden bei CO2-freier


Lagerung, Entnahmezeitpunkt der Putz-
prismen vom Putzgrund: 3 Tage, Feuchte-
zustand des Putzgrundes: lufttrocken (l),
feucht (f) und wassergesttigt (w), Putz-
dicke: 20 mm
464 F Forschung

– Kriechen unter Zugbeanspruchung, Die Verbundfestigkeiten des Mçrtels sind unter Beach-
– Spannungs-Rissçffnungs-Beziehung fr Haftzug- tung der entsprechenden Anwendungsnormen fr Mau-
beanspruchung und ermçrtel (Zuordnung der Mçrtelgruppen) deutlich hç-
– Spannungs-Verformungs-Beziehung fr Scher- her als nach DIN 1053-3.
beanspruchung. Es besteht dringlicher Bedarf, diese Unsicherheiten zu
Die Untersuchungen werden fr alle Putze in Kombina- beheben und die entsprechenden Erkenntnislcken zu
tion mit den zwei Putzgrnden und den verschiedenen schließen. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Ver-
Feuchtezustnden durchgefhrt. Fr die Hochlochzie- bundfestigkeiten nach DIN 1053-3 und nach EC 6 im
gel werden zustzlich das Lochbild und die Lochgeo- Vergleich zu den Werten nach DIN 1045-1 unter Be-
metrie sowie der Elastizittsmodul des Außenscherbens rcksichtigung der wesentlichen Randbedingungen zu
(Zugversuche an Flachprismen) bestimmt. berprfen.
Mit Kleinversuchen wird die Dehnfhigkeit der auf un- Das Forschungsprojekt wird in 5 Bearbeitungsteilen
terschiedlichen Putzgrnden applizierten Putze gemß durchgefhrt. Zunchst wird der bisherige Erkenntnis-
ibac-Verfahren auch bei extrem langsamen Belastungs- stand zur Verankerung der Bewehrung in Mauerwerk,
(Rissçffnungs-)geschwindigkeiten unter Bercksichti- insbesondere im Hinblick auf das Zustandekommen der
gung verschiedener Ausgangsfeuchten ermittelt. Diese Bemessungswerte der Verbundspannungen in DIN
Versuchsergebnisse sind sehr wesentlich fr eine ganz- 1053-3 und EC 6, zusammengefasst. Die bisherigen
heitliche Modellierung des Verhaltens von Putzen. Untersuchungsergebnisse werden zusammengestellt
Mithilfe des Lochbildes und der mechanischen Eigen- und ausgewertet. Es werden Verbunduntersuchungen
schaften des Außenscherbens werden Ersatzkontinua an Bewehrung in Mauermçrtel und Beton unter Varia-
mit effektiven Materialparametern ermittelt, mit denen tion maßgebender Parameter (Festigkeit, mit/ohne Kon-
die Hochlochziegel im Finite-Elemente-Modell abge- takt zu unterschiedlichen Steinsorten, Verdichtung,
bildet werden. Querschnittsgeometrie, Konsistenz, Wassergehalt, …)
Aus dem vorher berechneten Dehnungsfeld ergibt sich durchgefhrt und nach den Gesetzen des verschiebli-
zusammen mit den Materialgesetzen von Putz und Putz- chen Verbundes ausgewertet. Auf Grundlage der Unter-
grund ein Spannungsfeld. Bei Kenntnis der Putzfestig- suchungsergebnisse wird ein Vorschlag fr die charak-
keit kann damit abgeschtzt werden, ob eine Schdi- teristische Verbundfestigkeit erarbeitet.
gung infolge Schwindens auftritt.

2.2.3 Biegezugfestigkeit von tragendem


2.2.2 berprfung der ansetzbaren Ziegelmauerwerk
Verbundspannungen fr die Verankerung
Brameshuber, W.; Schmidt, U. – F1.1
der Bewehrungsstbe in Mauerwerk nach
Junge, K.; Roßbach, M. – FZ11
DIN 1053-3 und DIN EN 1996-1-1
Mauerwerkbauteile werden in Abhngigkeit von ihrer
Brameshuber, W.; Schmidt, U.; Saenger, D. – F1.1
Funktion auf Druck, Schub und Biegung beansprucht.
Fr den Nachweis der Verankerung der Bewehrung Bei den biegebeanspruchten Bauteilen handelt es sich
werden in DIN 1053-3 Bemessungswerte der Verbund- i. W. um Ausfachungsmauerwerk, Kellerwnde und
spannungen angegeben. Fr eine vertikale Bewehrung Verblendschalen zweischaliger Außenwnde. Der Last-
in Formsteinen bzw. Aussparungen wurden diese Werte abtrag erfolgt je nach Lagerungsart und Wandgeometrie
in Anlehnung an DIN 1045-1 festgelegt. Grundlage senkrecht zu den Lagerfugen, parallel zu den Lagerfu-
hierfr waren Untersuchungen i. W. an Prfkçrpern gen oder in beiden Richtungen. Fr die Bemessung sol-
aus Mauerziegeln. Neuere Untersuchungen an Prfkçr- cher Bauteile ist auf der Widerstandsseite die Biegezug-
pern mit KS-Formsteinen liefern deutlich niedrigere festigkeit des Mauerwerks maßgebend. Die Biegezug-
Werte, teilweise sogar geringere Verbundfestigkeiten festigkeit senkrecht zu den Lagerfugen darf nach den
als in Lagerfugen eingebettete Bewehrung. derzeit in Deutschland gltigen Bemessungsregeln
Die geringeren Verbundfestigkeiten im Vergleich zum nicht in Rechnung gestellt werden. Die in DIN 1053-1
Beton sind i. W. auf den Einfluss des Wasserabsaugens, bzw. DIN 1053-100 verankerten Bemessungsgleichun-
hohe w/z-Werte fr die Verbesserung der Fließeigen- gen zur Bestimmung der Biegezugfestigkeit parallel zu
schaften sowie schlechtere Verdichtungsmçglichkeiten den Lagerfugen basieren auf theoretischen berlegun-
zurckzufhren. Die bertragung der Bemessungswer- gen, die an experimentellen Untersuchungen an klein-
te der Verbundspannungen aus DIN 1045-1 auf in formatigem Mauerwerk berprft wurden. Auswertun-
Formsteinen und Aussparungen angeordnete Beweh- gen am Institut fr Bauforschung, Aachen haben erge-
rung ohne Differenzierung nach Querschnittsgeo- ben, dass kein ausreichender Zusammenhang zwischen
metrien und Steinarten ist daher nicht abgesichert und den bisherigen Berechnungsanstzen und neuen experi-
stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. mentellen Untersuchungen vorliegen. Dies ist im We-
Auch im Eurocode 6 wird der Einfluss des Wasser- sentlichen darauf zurckzufhren, dass bestimmte Ei-
absaugens auf die Verbundfestigkeit von Beton, der genschaftskenngrçßen nicht zutreffend genug ermittelt
umschlossen von Mauersteinen ist, nicht bercksichtigt. und die Spannungsverteilungen im Mauerwerk unzurei-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 465

chend bzw. zu stark vereinfacht beschrieben wurden. fahren eine Berechnung der Biegezugfestigkeit des
Neue Erkenntnisse zum Biegetragverhalten von Mauer- Mauerwerks senkrecht und parallel zu den Lagerfugen
werk konnten in einem am Institut fr Bauforschung ermçglichen. Hierbei soll versucht werden einen Zu-
Aachen bearbeiteten Forschungsprojekt, das von der sammenhang zu den normativ geregelten Kenngrçßen
Deutschen Forschungsgemeinschaft gefçrdert wurde, (Haftscherfestigkeit, Mauersteinzugfestigkeit) zu erar-
gewonnen werden (s. Mauerwerk-Kalender 2009, F I, beiten bzw. diese unter Bercksichtigung der Unter-
Abschnitt 1.2.3). Die Untersuchungen, die eine wesent- schiede zwischen den Ziegel- und Mçrtelarten sinnvoll
liche Grundlage zur Herleitung von Berechnungsanst- anzupassen.
zen liefern, beschrnkten sich jedoch i. W. auf Mauer-
werk aus Kalksand-Vollsteinen bzw. auch Porenbeton-
Mauerwerk. 2.2.4 Anwendung der Kapazittsspektrum-
Ziel dieses Projekts ist es, die gewonnenen Erkennt- Methode zum Nachweis von Mauerwerks-
nisse auf Mauerwerk aus Hochlochziegeln zu bertra- bauten unter Erdbebenbelastung
gen und allgemeingltige Berechnungsanstze herzu-
Meskouris, K.; Butenweg, C. – F1.2
leiten sowie insbesondere auch die spezifischen Vor-
Junge, K; Rossbach, M. – FZ11
teile des Ziegelmauerwerks zu nutzen. Die Vorteile
des Ziegelmauerwerks bestehen u. a. in einer deutli- Mit der bevorstehenden Einfhrung der europischen
chen Tragfhigkeitssteigerung im Vergleich zu Mauer- Norm DIN EN 1998-1 [2], die die deutsche Erdbeben-
werk aus Kalksandsteinen und Porenbetonsteinen norm DIN 4149 [1] „Bauten in deutschen Erdbeben-
durch die Verdbelungswirkung des Mçrtels in den gebieten“ ersetzen wird, werden alternative moderne
Lçchern der Hochlochziegel. Durch eine zutreffende Bemessungskonzepte auf Grundlage verformungs-
Beschreibung des Biegetragverhaltens kçnnen wirt- basierter Methoden in die Baupraxis eingefhrt. Diese
schaftlichere und aus technischer Sicht erstrebenswerte sind in der Lage vorhandene nichtlineare Reserven von
Wandkonstruktionen insbesondere im Bereich des Mauerwerk besser als die kraftbasierten Nachweisver-
Hintermauerwerks (Kellerwnde, Ausfachungsmauer- fahren auszunutzen. Die Anwendung der verformungs-
werk) erreicht werden. basierten Nachweismethoden zur besseren Ausnutzung
Grundlage fr das Erreichen des Projektziels ist die der Tragfhigkeitsreserven ist zurzeit noch stark limi-
zutreffende Bestimmung der maßgebenden Stoffgeset- tiert, da im Gegensatz zu den Baustoffen Stahlbeton und
ze der Hochlochziegel und des Verbundes. Die ver- Stahl wichtige Eingangsparameter nur unzureichend
schiedenen Einflussgrçßen (Lochgeometrie, Steinbrei- bekannt sind und aufgrund der sehr aufwendigen Ver-
te, Saugverhalten, Mçrtelart, Feuchtegehalt …) auf das suchstechnik bisher nicht oder nur unzureichend be-
Materialverhalten der Mauersteine bzw. des Verbundes stimmt werden konnten.
sollen in Kleinprfkçrperversuchen ermittelt werden. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung einer
Anschließend werden mit reprsentativen Mauerstein- neuen Methodik zur systematischen Bestimmung von
Mauermçrtel-Kombinationen Wandversuche durch- zyklischen Schubwandkurven als Eingangswerte fr
gefhrt. Hierbei werden die wesentlichen Parameter die verformungsbasierte Bemessung. Konkret soll
(Mçrtelart, Lochgeometrie, berbindemaß, Mauer- durch die intelligente Kombination von experimentel-
werkbreite,…) systematisch variiert, um die einzelnen len Untersuchungen, rechnerischen Simulationen und
Einflussgrçßen auf die Mauerwerkbiegezugfestigkeit analytischen Lçsungsanstzen ein Raster fr die zykli-
zu quantifizieren. An den fr die Wandversuche aus- schen Last-Verformungs-Kurven entworfen und pro-
gewhlten Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen totypisch fr Mauerwerkswnde aus Hochlochziegeln
werden die vollstndigen Stoffgesetze der Einzelbau- umgesetzt werden. Hierbei sollen die Wandgeometrie,
stoffe bestimmt. Unter Ansatz dieser Stoffgesetze wer- das Auflastniveau und der Einspanngrad als wesentli-
den die Wandversuche numerisch simuliert und Para- che Einflussfaktoren auf die Kapazittskurven berck-
meterstudien durchgefhrt. sichtigt werden. Besonderes Augenmerk wird bei der
Da die Diskretisierung der Lochgeometrie der Mauer- Entwicklung der Methodik auf die bertragbarkeit auf
steine im Wandmodell aufgrund des Berechnungsauf- beliebige Stein-Mçrtel-Kombinationen und aus wirt-
wandes nicht vertretbar ist, werden die Mauersteine in schaftlichen Grnden auf eine Minimierung der Anzahl
der numerischen Simulation verschmiert abgebildet. von erforderlichen Schubwandversuchen gelegt.
Ein wesentliches Teilziel ist daher die Bestimmung Dafr werden zunchst Voruntersuchungen durch-
der Stoffgesetze der Einzelbaustoffe – im Einzelnen gefhrt, mit denen das erforderliche Raster der zykli-
der Mauersteine unter Zugbeanspruchung sowie des schen Last-Verformungs-Kurven entworfen wird. Die
Verbundes unter Zug- und Scherbeanspruchung – bei Entwicklung eines geeigneten Versuchs- und Simulati-
Betrachtung der Mauersteine als homogenes Ersatz- onsrasters erfolgt auf Grundlage einer systematischen
kontinuum. rechnerischen Untersuchung typischer Gebudegrund-
Die experimentellen und numerischen Untersuchungen risse fr Mauerwerksbauten mit bis zu maximal fnf
an den Mauerwerkwnden bilden die Grundlage fr die Vollgeschossen. Ziel der Untersuchung ist es, das Kur-
Herleitung von analytischen Berechnungsverfahren. venraster mit den Parametern h/l (Verhltnis der Wand-
Diese sollen unter Bezug auf einfache Ersatzprfver- hçhe zu Wandlnge) und q (Auflastniveau) einzugren-
466 F Forschung

zen und sinnvolle Grenzwerte fr die Parameter der Literatur


experimentellen Untersuchungen festzulegen. Aus- [1] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbebengebie-
gehend von diesem groben Versuchsraster von Last- ten. NABau im DIN, Berlin 2005.
Verformungs-Kurven werden die Randbedingungen
der zustzlich notwendigen rechnerischen Simulationen [2] DIN EN 1998-1:2006: Eurocode 8: Auslegung von Bau-
fr eine weitergehende Verfeinerung des Rasters fest- werken gegen Erdbeben, Teil 1 bis 6. Deutsche Fassung von
gelegt. Damit sind fr die Berechnung beliebiger EN 1998-1:2004. NABau im DIN, Berlin 2006.
Grundrisskonfigurationen ausreichende Eingangsdaten [3] ESECMaSE, Enhanced Safety and Efficient Constructi-
verfgbar. Die allgemein anwendbare Methodik wird on of Masonry Structures in Europe, http://www.esecma-
im Rahmen des Forschungsvorhabens prototypisch fr se.org, 2009.
zwei Stein-Mçrtel-Kombinationen durchgefhrt, ist
aber letztendlich auf beliebige Kombinationen ber-
tragbar. 2.2.5 Verdichtung von Kalksand-Rohmassen – Teil 2
Anhand von insgesamt 12 Schubwandversuchen wer- „Packungsdichterechner“ (AiF)
den zyklische Last-Verformungskurven als Grundlage Middendorf, B.; Glaubitt, A. – F4.2
aller weiteren Bearbeitungsschritte experimentell be- Schmidt, M.; Geisenhanslke, C. – F18.3
stimmt. Dies erfolgt auf dem im abgeschlossenen eu- Eden, W. – FZ8
ropischen Forschungsprojekt ESECMaSE entwickel-
ten standardisierten Prfverfahren. Mit den Ergebnis-
Grundlagen der Verdichtung / Optimierung von
sen wird zum einen ein grobes Kurvenraster aus Last-
Sandsieblinien
Verformungs-Kurven angelegt und zum anderen
dienen sie als Grundlage der berprfung und Kali- Kalksandsteine mit hohen Rohdichten fhren zu Mauer-
brierung des Materialmodells der weiteren numeri- werk-Konstruktionen mit besten Schallschutzwerten.
schen Untersuchungen. Fr die numerischen Berech- Mithilfe der neuen fr die Produktionspraxis ausgeleg-
nungen wird ein Berechnungsmodell entwickelt, mit ten Packungsdichtesoftware kann durch Rezepturopti-
dem zustzliche Last-Verformungs-Kurven durch mierungen die Packungsdichte von Mischungen erhçht
eine Variation der Geometrie- und der Auflastverhlt- werden. Das Ziel dieser Berechnungen besteht in den
nisse bestimmt werden. Fr die rechnerische Ermitt- berwiegenden Fllen darin, die Packungsdichte von
lung der Schubtragfhigkeit von Mauerwerkswnden Kalksandstein-Produkten zu steigern und auf diese
wird ein vorhandenes numerisches Modell auf der Me- Weise die Steinrohdichte zu erhçhen. Der Vorteil dieser
soebene weiterentwickelt. Das vorhandene Modell neuen Mçglichkeit ist, dass sehr aufwendige Versuchs-
wird um die Bercksichtigung der mauerwerksspezi- reihen zur Steigerung der Steinrohdichten erheblich ein-
fischen Bruchbedingungen bei Schubbeanspruchung gedmmt werden kçnnen und ein bestimmtes Produkti-
und die realistische Erfassung der Verbandsausbildung onsziel (z. B. Rohdichteklasse 2,2 und hçher) schneller
erweitert. Die fr die Beschreibung der Bruchbedin- und evtl. auch kostengnstiger erreicht werden kann.
gungen bençtigten Materialparameter werden einer- Das Forschungsprojekt wurde in enger Zusammenarbeit
seits durch experimentelle Untersuchungen der Mate- mit der Universitt Kassel und der TU Dortmund unter
rialeigenschaften von Stein und Mçrtel, aber auch Einbeziehung zahlreicher Original-Kalksandstein-Zu-
durch eine Modellkalibrierung anhand der experimen- schlge aus verschiedenen KS-Werken durchgefhrt.
tell bestimmten zyklischen Last-Verformungs-Kurven
gewonnen.
Mit dem entwickelten Rechenmodell werden weitere
zyklische Schubwandberechnungen durchgefhrt. Da-
durch kann eine Verfeinerung des Versuchsrasters
durch zustzliche Kombinationen von Auflastniveaus
und h/l-Verhltnissen erreicht werden. Die so ermittel-
ten zyklischen Last-Verformungs-Kurven werden hin-
sichtlich ihres Last-Verformungs-Verhaltens und ihrer
Dmpfungseigenschaften ausgewertet. Weiterhin kçn-
nen durch eine Bercksichtigung der Verteilungsfunk-
tionen der Materialparameter wichtige Informationen
ber die Streuungen der Berechnungsergebnisse ge-
wonnen. Auf diese Weise kçnnen aus den statistischen
Auswertungen die fr ein Bemessungsverfahren not-
wendigen Teilsicherheitsbeiwerte abgeleitet werden.
Zuletzt werden die Untersuchungsergebnisse ausgewer-
tet, beurteilt und fr die praktische Anwendung im Rah- Bild 2.2.5-1. Mathematische Grundlagen fr die Packungs-
men eines verformungsbasierten Nachweises in geeig- dichteberechnung: die ideale Maximalpackung – Apollonischer
neter Form aufbereitet. Kçrper (Quelle: Herrmann, Mahmoodi, Wackenhut)
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 467

Bild 2.2.5-2. Die Packungsdichten von


Kalk-Sand-Rohmischungen kçnnen nun direkt
berechnet werden. Hier: das theoretische
Packungsdichtemaximum fr die drei Gesteins-
kçrnungen liegt bei Q = 80,6 Vol.- %

Bild 2.2.5-3. Die Verdichtungswilligkeit von Kalk-


Sand-Rohmassen hngt von der Korngrçßenvertei-
lung ab. Die Bewegungsfreiheit des sog. „Schlpf-
korns“ ist hçher als die des sog. „Sperrkorns“
468 F Forschung

Die Anwendung ist einfach: die Eingangsdaten der Be-


rechnung sind die Korngrçßenverteilungen der Zuschl-
ge. Das Ergebnis ist die theoretische Optimalrezeptur.
Die Software arbeitet als Excel-Programm und luft auf
jedem handelsblichen Rechner. Das Programm ist aus-
schließlich fr Mitgliedsunternehmen erhltlich.

2.2.6 Zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren zur


Ermittlung der Steindruckfestigkeit (AiF)
Middendorf, B.; Glaubitt, A. – F4.2
Eden, W. – FZ8
Das Ziel dieses in Zusammenarbeit mit der Fachhoch-
schule Nienburg initiierten Forschungsvorhabens ist es,
zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren fr die Bestim- Bild 2.2.6-1. Ultraschallgert Prfkopfarray Typ: acsys M2502
mung der Druckfestigkeit von KS XL-Produkten zu (Nennfrequenz 55 kHz)
entwickeln. Die Produktionskosten kçnnen durch An-
wendung kostengnstiger Ersatzprfverfahren im Rah-
men der werkseigenen Produktionskontrolle reduziert 2.2.7 Differenzial-Thermoanalyse (AiF)
werden. Anstze zur Anwendung dieses Verfahrens in
Middendorf, B. – F4.2
die betriebliche Produktionspraxis Ergebnisse haben
Eden, W. – FZ8
gezeigt, dass sich die Ultraschall-Laufzeitmessung zur
schnellen bersichtsabschtzung der Steindruckfestig- Mit diesem Forschungsprojekt wird ein kostengnstiges
keit eignet. Mit dem Teil 2 dieses Projekts sollen die Schnellprfverfahren zur Bestimmung des Gehaltes an
bisher gewonnenen Erkenntnisse von großformatigen nicht umgesetztem Kalk und fr die Beurteilung der
Vollsteinen auf Lochsteine bertragen werden. Der Qualitt des CSH-Bindemittels im gehrteten Kalk-
Teil 2 wird in enger Zusammenarbeit mit der TU Dort- sandstein-Material erarbeitet. Offene Fragen haben
mund absolviert. Die Untersuchungen beginnen im sich insbesondere bei der Verwendung von sediment-
Sommer 2009. ren Zuschlgen ergeben. Die Thermoanalyse kann als

Bild 2.2.7-1. Thermogramm eines Kalksandstein-Prfkçrpers


I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 469

aussagekrftiges Instrument fr die Produktionskontrol- (Steinabmessung 20 cm · 20 · 40 cm) mit einem Mikro-
le eingesetzt werden. Die Untersuchungen werden 2009 modell modelliert (s. Bild 2.2.8-1). Die erste Wand wur-
abgeschlossen. de ohne Vernadelung generiert, die zweite hingegen mit
horizontaler Vernadelung (Bohrdurchmesser 58 mm und
Ankerstab ˘ 16 mm) im Niveau der Lagerfuge. Die bei-
2.2.8 Maßnahmen zur Erdbebenertchtigung
den Wnde wurden unter einem realen Beben mit Be-
von historischem Mauerwerk
schleunigungen in drei Richtungen erschttert und tran-
Jger, W.; Hamdan, A. – F5.1 sient mit dem FEM-Programm berechnet.
Die Beschleunigungs-Zeit-Diagramme in drei Richtun-
Einleitung gen, die im ANSYS-Programm zur transienten Berech-
nung eingegeben wurden, sind in Bild 2.2.8-2 dargestellt.
Im Allgemeinen besitzen historische Mauerwerke ge-
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Vernadelung
ringeren Tragwiderstand gegen Erdbebeneinwirkung.
einen wesentlich besseren Verbund zwischen den Stei-
Bei der Ausfhrung von Sanierungsmaßnahmen zur
nen bewirkt. Die verstrkte Wand kann ein um den
Steigerung der Tragfhigkeit von historischen Bauten
Faktor 1,25 gesteigertes Beben ertragen, ohne zu ver-
muss ihre Besonderheit in Betracht gezogen werden,
sagen. Im Vergleich dazu hlt das unverstrkte Mauer-
dass weder die alte historische Substanz des Gebudes
werk nur einem Beben stand, dessen Intensitt mit dem
verletzt werden darf, noch die eingesetzten Sanierungs-
Faktor 0,225 abgemindert wird. Die Verankerung ist in
elemente offen zutage treten drfen.
der Lage, die Tragfhigkeit der Wand bis auf das Vier-
Zur Verstrkung der historischen Mauerwerke aus Na-
fache gegenber der Wand ohne Anker zu steigern.
turstein gegen Erdbebeneinwirkung kommt die Anwen-
Außerdem erhçht die Verankerung die Duktilitt der
dung von Verpressankern in Betracht. Durch die Sanie-
Wand bzw. das Verformungsvermçgen, sodass diese
rung des historischen Mauerwerks mit Verpressankern
sich als kontinuierliches Tragelement unter dyna-
in horizontaler und/oder vertikaler Richtung lassen sich
mischer Belastung verhlt (s. Bild 2.2.8-3).
die Teile des Mauerwerks (Steine, Schalen) besser mit-
einander verbinden. Durch Injektion mit einem geeig-
neten Verpressgut werden die Hohlrume im Mauer- Experimentelle Untersuchung
werk ausgefllt. Der Verpressanker steigert die Steifig-
Zum Ziel der Sanierung und Instandsetzung der histo-
keit des Mauerwerks und damit seine Tragfhigkeit ins-
rischen Bauten aus Naturstein mit Verpressankern in
besondere gegen die horizontalen Krfte im Fall eines
Erdbebengebieten werden im Rahmen dieses For-
Erdbebens. In diesem Rahmen wird am Lehrstuhl fr
schungsvorhabens die statischen und dynamischen
Tragwerksplanung der TU Dresden der Einfluss der
Ausziehversuche entsprechend dem Erdbebeneffekt an
Verpressanker auf das Natursteinmauerwerk numerisch
den eingesetzten Verpressankern durchgefhrt. Die Ver-
und experimentell untersucht.
suchskçrper bestehen aus Natursandstein. Sie wurden
mit TKM-Mçrtel (Trass-Kalk-Mçrtel) gemauert und
Numerische Untersuchungen
mit einem Bohrdurchmesser von 5,8 cm gebohrt, dann
Zur Untersuchung des Ankereinflusses auf das Mauer- wurde ein Stahlstab (˘ 16 mm) mit einer Verbundlnge
werk wurden mithilfe des FEM-Programms ANSYS von 40 cm zentrisch eingesetzt und mit Trass-Verpress-
zwei Natursteinmauerwerke 40 cm · 40 cm · 200 cm mçrtel HSTV-P verpresst (s. Bild 2.2.8-4).

ohne Bohrung mit Bohrung

Bild 2.2.8-1. Modellierung der Mauerwerke mit ANSYS-Programm mit Vernetzung und Kontaktelementen. Elementtype Solid65 fr
die Steine und Injektionsgut, Solid45 fr Stabanker, Conta173 und Taege170 fr Kontaktelemente, Kontaktmodell Debonding
470 F Forschung

Bild 2.2.8-2. Die Erdbeben-


daten Beschleunigung – Zeit in
drei Richtungen
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 471

Verschiebung

Hauptspannung

Bild 2.2.8-3. Die Verschiebung und die Hauptspannung zu einem Zeitpunkt

Bild 2.2.8-4. Aufbau des Versuchskçrpers, Aufmauern, Bohren, Injizieren, Prfkçrper in der Prfmaschine
472 F Forschung

Bild 2.2.8-5. Spaltzugfestigkeit und Biegezugfestigkeit des TKM-Mçrtels nach Wassergehalt w

Der Mçrtel TKM und das Injektionsgut HSTV-P wur- sind Spaltzugfestigkeit und Biegezugfestigkeit des
den systematisch nach Wassergehalt untersucht und fr TKM-Mçrtels abgebildet.
den Aufbau des Versuchskçrpers optimiert. Die experi- Die Materialkennwerte der Natursteine wurden nach
mentellen Untersuchungen des normalen Mçrtels TKM deutscher Norm bestimmt. Sie sind in Tabelle 2.2.8-1
und des Injektionsmçrtels HSTV-P zeigen, dass fr die dargestellt.
mechanischen Eigenschaften der Mçrtel (Druckfestig- Zur Bestimmung der maximalen statischen Zugkraft,
keit, Spaltzugfestigkeit, Biegezugfestigkeit, Scherfes- die der Verpressanker aufnehmen kann, wurde der sta-
tigkeit und E-Modul) mit geringerem Wassergehalt hç- tische Ausziehversuch mit einem bestimmten Durch-
here Werte erzielt werden. Je nach Bearbeitungsver- messer des Bohrlochs DB = 58 mm und des Stahlankers
mçgen liegen die Wassergehaltswerte beim Mçrtel ˘ 16 mm durchgefhrt. Der Aufbau der Ausziehver-
TKM bei w = 0,2…0,4, unter der Voraussetzung von suche ist in Bild 2.2.8-4 dargestellt. Bild 2.2.8-6 zeigt
brauchbaren mechanischen Kennwerten im End- das Kraft-Verschiebungs-Diagramm beim statischen
zustand. Fr den Injektionsmçrtel HSTV-P spielt die Ausziehversuch. Die maximale Ausziehkraft wurde
Injektionsfhigkeit eine große Rolle bei der praktischen bei einem Schlupf von 2 mm erreicht.
Verwendung. Gute mechanische Eigenschaften und Die dynamischen Ausziehversuche werden whrend der
gnstiges Injektionsverhalten ergeben sich bei einem Laufzeit dieses Forschungsvorhabens fortgefhrt.
Wassergehalt von ca. w = 0,5…0,7. In Bild 2.2.8-5

Tabelle 2.2.8-1. Die mechanischen Eigenschaften der Natursandsteine

Eigenschaft Bestimmung nach Prfkçrper [mm] Wert


Trockenrohdichte [kg/m3] DIN EN 1936 50 · 50 · 50 2066,5
2
E- Modul [N/mm ] DIN EN 14580 50 · 50 · 150 4638,18
2
Biegezugfestigkeit [N/mm ] DIN EN 13161 50 · 50 · 300 5,83
2
Druckfestigkeit [N/mm ] DIN EN 1926 50 · 50 · 50 53
2
Spaltzugfestigkeit [N/mm ] DIN EN 12390-6 40 · 40 · 160 6,33
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 473

Bild 2.2.8-6. Kraft-Verschiebungs-Diagramm des statischen Ausziehversuchs

2.2.9 Polytect – Polyfunctional Technical Textiles der Projektdauer statt und vervollstndigen nach Fer-
against Natural Hazards tigstellung die Datenbasis, um ein umfassendes SHM
zu ermçglichen.
Stempniewski, L.; Mnich, J. C. – F8.1
Experimentelle Untersuchungen
Projekt
Die experimentellen Untersuchungen, die im Zuge des
Polytect ist ein Projekt mit internationalen Forschungs- Projekts durchgefhrt werden, zielen – dem Anspruch
und Industriepartnern im 6. Rahmenprogramm. Das des Projekts folgend – zum einen auf die Verbesserung
Forschungsziel ist die Entwicklung multifunktionaler der Effektivitt der Verstrkungsmaßnahem, zum an-
Textilien im Baubereich. Die Forschung innerhalb des deren auf die Verifizierung der Funktionalitt der zur
Projekts teilt sich im konstruktiven Bereich in die Ver- Verwendung gekommenen Sensoren. Die wissen-
strkung von Mauerwerk und in die Entwicklung von schaftliche Analyse beider Bereiche setzt eine Unter-
Sensoren. Die Forschungsttigkeiten im Bereich der suchung an unterschiedlich dimensionierten Versuchs-
Verstrkung konzentrieren sich auf die Untersuchung kçrpern voraus. Zur Ermittlung von Materialkenngrç-
der mechanischen Eigenschaften der Faserverbund- ßen des Mauerwerks werden Kleinversuche durch-
werkstoffe. Die Arbeit im Bereich der Sensoren setzt gefhrt, die insbesondere das mechanische Verhalten
sich vorwiegend aus der Entwicklung und Weiterent- der Fugen von bewehrtem und unbewehrtem Mauer-
wicklung faseroptischer Sensoren sowie der Imple- werk untersuchen. Anhand der Kleinversuche findet
mentierung dieser in dem Verbundwerkstoff zusam- eine Vorauswahl der Materialien statt, die im weiteren
men. Die berwachung der Struktur wird ermçglicht Verlauf des Forschungsprojekts anhand von Wandver-
und anhand der Messdaten eine Analyse der Schdi- suchen vertiefend analysiert werden. Ergnzt werden
gung erlauben (Structural Health Monitoring – SHM). die so gewonnen Versuchsdaten durch Kennwerte des
Basierend auf einer Literaturrecherche und Versuchen Verbundverhaltens (Haftscher- und Haftzugfestigkeit)
wurden von dem Konsortium um Polytect Fibre Bragg und des Laminats (Schubfestigkeit, Schubmodul und
grating (FBG – Projektpartner Safibra) und Polymere Zugfestigkeit), die in separaten experimentellen Unter-
Optische Fasern (POF – Projektpartner BAM) als ge- suchungen ermittelt werden. Die Gesamtheit der Ver-
eignet fr die Verformungsmessung identifiziert. Er- suchsdaten ermçglicht die realittsnahe Modellierung
gnzend finden Entwicklungen an weiteren Sensoren, der Experimente zur Durchfhrung numerischer Un-
die der Feuchtigkeitsmessung, dem Vorhandensein tersuchungen mittels der FE Methode unter Verwen-
schdlicher Substanzen oder der Temperatur im Laufe dung spezifischer Materialroutinen.
474 F Forschung

Bild 2.2.9-1. 2-Stein-Versuchskçrper zur Simulierung der Messung ber Rissçffnungen

Die prinzipielle Funktionalitt der Sensoren wird in Literatur


Laborversuchen durch die Partner berprft und bei [1] Wallner, C.: Erdbebengerechtes Verstrken von Mauer-
erfolgreicher Absolvierung auf Mauerwerksversuchs- werk durch Faserverbundwerkstoffe – experimentelle und
kçrper appliziert um realittsnahe Tests durchzufhren. numerische Untersuchungen. Dissertation, Universitt Karls-
In weiterfhrenden Versuchen werden die Messungen ruhe (TH), Karlsruhe 2008.
der Sensoren im Verbund mit dem Mauerwerk und der
Matrize mit herkçmmlichen Messmethoden verglichen. [2] Schwegler, G.: Verstrken von Mauerwerk mit Faserver-
In dieser ersten Phase an Mauerwerksversuchskçrpern bundwerkstoffen in seismisch gefhrdeten Zonen. Tech-
nischer Bericht. Eidgençssische Materialprfungs- und For-
werden die Sensoren mechanischen Belastungen aus-
schungsanstalt (EMPA), Dbendorf/Schweiz 1994.
gesetzt, die den bei Mauerwerk typischen Rissçffnun-
gen entsprechen. [3] El Gawady, M.: Seismic In-Plane behaviour of URM
Bild 2.2.9-1 zeigt die whrend des Versuchs entstehen- Walls upgraded with Composites. Dissertation, EFPL, Lau-
de Rissçffnung. Redundante induktive Wegaufnehmer sanne/Schweiz 2004.
ermçglichen einen direkten Vergleich der mit den Fa- [4] Liehr, S.; Lenke, P.; Krebber, K.; Seeger, M.; Thiele, E.;
seroptischen Sensoren gemessenen Daten. Weiterfh- Metschies, H.; Gebreselassie, B.; Mnich, J. C.; Stemp-
rende Versuche finden an geschosshohen Mauerwerks- niewski, L.: Distributed strain measurement with polymer
wnden statt [4]. Versuche an geschosshohen Mauer- optical fibres integrated into multifunctional geotextiles.
werkswnden sind insbesondere durch das Auftreten Vortrag: SPIE Photonics Europe from April 7th to 10th 2008,
der unkontrollierten Rissentwicklung und komplexer Strasbourg.
Rissbilder von Interesse, um die mechanischen Belas-
tungen der faseroptischen Sensoren quantifizieren und
2.2.10 Verbesserung der Erdbebensicherheit
den Einfluss auf die Messung feststellen zu kçnnen.
von Mauerwerk durch textile
Weitere Untersuchungen gelten der Identifizierung der
Hybrid-Bewehrungen mit integrierten
Aussagekraft der so gewonnenen Messwerte.
hochdehnbaren Verstrkungen
Modellbildung Stempniewski, L.; Mnich, J. C.; Metschies, H.; Helbig,
R. – F8.1
Die Modellbildung im Rahmen des Polytect-Projekts
beinhaltet sowohl die Mikromodellierung von Mauer-
Problemstellung
werk (verstrkt und unverstrkt) unter Verwendung ei-
ner am Institut fr Massivbau und Baustofftechnologie Zahlreiche Mauerwerksbauten stehen in seismisch ge-
entwickelten Fugenroutine [1] als auch die Analyse mit fhrdeten Gebieten. Die im Falle eines Erdbebens auf-
Makromodellen unter zyklischer Belastung. Aufgrund tretenden Horizontalkrfte werden meist ber ausstei-
der geringen Rechenzeit bei Verwendung einer Makro- fende Mauerwerkstragwnde in den Baugrund abgelei-
modellierung sind umfangreiche Parameterstudien tet. Unbewehrtes Mauerwerk wird i. d. R. fr vertikale
mçglich. Drucklasten bemessen. Da es jedoch geringe Zug- und
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 475

Schubfestigkeiten sowie in Abhngigkeit des Ver- verschiedenen zur Anwendung gekommenen Materia-
sagensmechanismus geringe energiedissipierende Duk- lien sind:
tilitten aufweist und sich sprçde verhlt, ist die Erdbe- – AR-Glas und Polypropylene (PP),
benwiderstandsfhigkeit von Mauerwerksbauten limi- – Kohlefaser und PP,
tiert. – Kohlefaser,
Da fr die in seismisch gefhrdeten Regionen stehenden – AR-Glas.
Mauerwerksbauten meist kein Erdbebennachweis ge- Die Verwendung hybrider Textilien erlaubt die Kom-
fhrt werden kann oder diese vor der Einfhrung aktu- bination von hochfesten mit hochdehnbaren Fasern.
eller Erdbebennormen errichtet wurden, mssen nach- Hochfeste Fasern sind fr die eigentliche Verstr-
trglich geeignete Maßnahmen zur Verbesserung des kungsmaßnahme – also die Verbesserung der Trag-
Verhaltens unter dynamischen, horizontalen Belastun- fhigkeit – von besonderer Bedeutung. Die Verbes-
gen getroffen werden. Damit kann eine grçßere Ener- serung der Tragfhigkeit ist an die Versagensmecha-
giedissipation erreicht werden und es besteht ein grçße- nismen des Mauerwerks gebunden und dadurch be-
res Potenzial, die Bewohner vor einem Totalkollaps des grenzt. Hochdehnbare Fasern ermçglichen darber
Gebudes zu bewahren, da die Eintretenswahrschein- hinaus eine wesentlich grçßere plastische Verformung
lichkeit des Versagens des vertikallastabtragenden Sys- vor Auftreten eines Faserbruchs. Der Verbund des
tems verringert werden kann. Mauerwerkskçrpers ist auch bei großen Verformungen
gewhrleistet. Durch die Erhaltung der lastabtragenden
Hybride textile Verbundwerkstoffe als laminare Funktionen kann ein wesentlicher Beitrag zur Min-
Oberflchenschicht derung des Risikos eines Strukturkollapses geleistet
werden.
Die eigenschaftsverbessernde Wirkung von GFK als
Verstrkungsmaßnahme fr Mauerwerk wurde in fr-
Versuchsergebnisse
heren Forschungsvorhaben und Verçffentlichungen
zahlreich belegt [1–4]. Die verstrkende Schicht setzt Die experimentellen Untersuchungen an Kleinver-
sich aus der Matrize und dem Textil zusammen. Wh- suchen zur Analyse des Verhaltens bei Rissçffnungen
rend die Matrize die Kraftbertragung von der Verstr- im Mauerwerk (Crack Mode I and Crack Mode II) stell-
kungsfaser zum Mauerwerk und den Schutz der Fasern ten die Grundlage zur Dimensionierung der Verstr-
vor mechanischem und chemischem Angriff ber- kungsmaßnahme sowie zur Durchfhrung der geschoss-
nimmt, steuert das Textil die Festigkeit bei. Im Zuge hohen Wandversuche an Wandausschnitten der Abmes-
des von der AiF gefçrderten Projekts wurden verschie- sung 2,50 m · 2,50 m. Die Belastung des Kopfbalkens
dene flchige Gelege in bi- und triaxialer Ausfhrung in horizontaler und vertikaler Richtung und das Kopf-
untersucht. Von besonderem Interesse waren dabei die moment wurden dabei so gesteuert, dass eine horizon-
Einflsse auf das Tragverhalten geschosshoher Mauer- tale Fixierung des Balkens unter Beibehaltung der ver-
werkswnde durch Verwendung hybrider Textilien. Die tikalen Auflast garantiert wurde.

Bild 2.2.10-1. Versuchsaufbau der geschosshohen Wnde


476 F Forschung

Bild 2.2.10-2. Vergleich der verstrkten Wand mit der unverstrkten Wand

Die Annahmen und Ergebnisse bezglich des Einflus- nischer Bericht. Eidgençssische Materialprfungs- und For-
ses der Verstrkungsmaßnahme auf den Mauerwerks- schungsanstalt (EMPA), Dbendorf/Schweiz 1994.
versuchskçrper, die whrend der im Vorfeld durch- [3] El Gawady, M.: Seismic In-Plane behaviour of URM
gefhrten Kleinversuche entstanden sind, wurden durch Walls upgraded with Composites. Dissertation, EFPL, Lau-
die Großversuche besttigt. Eine deutliche Steigerung sanne/Schweiz 2004.
der Duktilitt konnte durch Verwendung der hybriden
Textilien erreicht werden. Der Vergleich zwischen ver- [4] Seim, W.: Verstrkung von Mauerwerkskonstruktionen
mit Faserverbundwerkstoffen. Faserverbundwerkstoffe, Bau-
strkter und unverstrkter Mauerwerkswand zeigt deut-
werk-Verlag, Berlin 2005.
lich die Steigerung der Verformbarkeit im Nachbruch-
bereich. Eine Erhçhung der plastischen Verformbarkeit
unter Aufrechthaltung der aufnehmbaren Kraft konnte 2.2.11 Entwicklung theoretischer Modelle zur
von 14,89 mm auf 45,09 mm bei der verstrkten Wand Berechnung und Auslegung von
erreicht werden. Bedingt durch den Versuchsstand er- Mantelbetonbauten in Erdbebengebieten
folgte ein Versuchsabbruch bei dieser Verformung. Der
Stempniewski, L.; Bacht, T. – F8.1
Kraft-Auslenkungsgraph (Horizontalkraft ber Kopf-
verformung) zeigt aufgrund der Verwendung der hybri- Im Bereich des Mantelbetons und der Schalungsstein-
den Multiaxialgewirke einen beinahe idealplastischen systeme liegen keine Verfahren und Methoden zur wirt-
Verlauf im Nachbruchbereich auf. schaftlichen Erdbebenbemessung vor. Dadurch ergibt
Die bei den Versuchen zur Anwendung gekommene sich fr diese Bauart ein deutlicher Nachteil in Bezug
zementçse Matrix mit Epoxidharz-Beimischung vereint auf das erdbebensichere Bauen und damit ein Nachteil
die hohe Festigkeit von Harzen als Matrixmaterial, mit der deutschen Baustoffindustrie, die Produkte europa-
den gnstigen bauphysikalischen Eigenschaften von ze- weit zu vertreiben.
mentçsen Matrizen (Wasserdampfdurchlssigkeit, Das Bestreben der Fa. Baustoffwerke Gebhart & Sçhne
Temperaturbestndigkeit, neutrales Brandverhalten). und des Instituts fr Massivbau und Baustofftechnolo-
Das von der AiF unter der Vorhaben-Nr. 14682 BG/1 gie (Abteilung Massivbau) der Universitt Karlsruhe im
gefçrderte Forschungsprojekt zeigt das Potenzial der Rahmen dieses Entwicklungsvorhabens besteht deshalb
faserverstrkten Verbundwerkstoffe im Bereich des darin, diesen erheblichen Wettbewerbsnachteil der
Mauerwerksbaus auf. deutschen Baustoffindustrie im europischen Gewerbe-
und Wohnungsbau zu beseitigen. Dies soll durch zwei
Literatur wesentliche Entwicklungen erfolgen.
Zum einen sollen Schalungssteinsysteme entwickelt
[1] Wallner, C.: Erdbebengerechtes Verstrken von Mauer- werden, die die anspruchsvolleren Vorgaben des EC 8
werk durch Faserverbundwerkstoffe – experimentelle und erfllen kçnnen. Zum anderen sollen fr den Bereich
numerische Untersuchungen. Dissertation, Universitt Karls- des Mantelbetons und der Schalungssteinsysteme ver-
ruhe (TH), Karlsruhe 2008. einfachte Methoden fr die Berechnung und Auslegung
[2] Schwegler, G.: Verstrken von Mauerwerk mit Faserver- von Gebuden unter Beachtung des EC 8 entwickelt
bundwerkstoffen in seismisch gefhrdeten Zonen. Tech- werden, mit dessen Hilfe eine vereinfachte Verbreitung
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 477

von Mantelbetonbauten in europischen Erdbeben- Um ein wirtschaftliches Bemessungskonzept zu ent-


gebieten auf der Grundlage des EC 8 ermçglicht wird wickeln wird zum Abschluss des Projekts eine umfas-
und zwar sowohl in den seismisch schwach als auch in sende Parameterstudie durchgefhrt, in der:
den seismisch stark aktiven Lndern. h
– Wandgeometrie
Hierfr wurden an der Materialprfanstalt Karlsruhe l
zunchst zyklische quasi-statische Tastversuche an – Fllbetongte und
großformatigen Wnden (2,5 m · 2,5 m) durchgefhrt, – Auflast
um das prinzipielle Tragverhalten zu bestimmen. Au- variiert werden.
ßerdem wurden numerische Modelle entwickelt, um Mit der Durchfhrung der Parameterstudie wird das
beliebige Schalungsstein- und Wandgeometrien, unter- Forschungsprojekt voraussichtlich im Herbst 2009 er-
schiedliche Fllbetongten und Auflastniveaus unter- folgreich abgeschlossen werden.
suchen zu kçnnen. Die entwickelten Modelle wurden
anhand der Großversuche validiert und zeigten trotz
der hohen Komplexitt der Schalungssteine (Schalungs- 2.2.12 berprfung der Festlegungen der DIN 1053
steine aus Leichtbeton, Fllbeton aus Normalbeton, zur Verankerung von zweischaligem
Styroporformstcke zur Wrmedmmung, siehe Bild Mauerwerk unter Bercksichtigung der in
2.2.11-1) eine sehr gute bereinstimmung. DIN 1055, Ausgabe 2002, neu geregelten
Da sich die Schalungssteine durch Bildung eines dia- Lastannahmen
gonalen Trennrisses erwartungsgemß sprçde verhiel- Stegmaier, M. – F11.2
ten, wurden unterschiedliche Bewehrungsvarianten zur
Duktilittssteigerung untersucht. Zunchst wurden die In DIN 1053 Blatt 1 – Mauerwerk, Berechnung und Aus-
Wnde vertikal bewehrt, was Tragfhigkeit und Dukti- fhrung –, Ausgabe 1974, wurde der Anwendungsbereich
litt deutlich steigerte, jedoch konnte der diagonale von zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht hinsicht-
Trennriss nicht verhindert werden. Eine weitere Trag- lich der Gebudehçhe erweitert. Jedoch wurde festgelegt,
fhigkeitssteigerung konnte durch zustzliche Horizon- dass die Außenschale alle 12 m abzufangen ist, da nur
talbewehrung erreicht werden, neben einer signifikan- unzureichende Erfahrungswerte und Untersuchungs-
ten Erhçhung der Duktilitt. Durch diese Maßnahme ergebnisse ber das Verhalten von starren Drahtankern
konnte auch der Trennriss vermieden werden, wodurch im Mçrtelbett bzw. ber die von Ankern aufnehmbaren
die Integritt der Wand im Falle eines Erdbebens si- Krfte vorlagen. Nach dem Ergebnis einer am Otto-Graf-
chergestellt ist. Institut durchgefhrten Forschungsarbeit [1] und nach den
Die erreichte Tragfhigkeit und Duktilitt befinden sich Festlegungen der DIN 1055, Teil 4 – Lastannahmen fr
in Grçßenordnungen, die eine Verwendung dieser Scha- Bauten, Verkehrslasten, Windlasten nicht schwingungs-
lungssteinen in Erdbebengebieten mçglich machen anflliger Bauwerke –, Ausgabe Mai 1977, wurde die
wird. Verankerung von zweischaligem Mauerwerk berprft
und zum Teil neu geregelt. Diese Regelungen sind unver-
ndert in der im Augenblick geltenden Fassung der DIN
1053-1:1996-11 verankert.
Hinsichtlich der Belastungen von Bauteilen liegen seit
2002 einige berarbeitete Teile der DIN 1055 – Einwir-
kungen auf Tragwerke –, vor (Teil 4: Windlasten, Teil
7: Temperatureinwirkung und Teil 100: Grundlagen der
Tragwerksplanung, Sicherheitskonzept und Bemes-
sungsregeln) vor, deren Regelungen bei zweischaligem
Mauerwerk zu bercksichtigen sind.
Ziel der Forschungsarbeit soll sein, die neuen Normen
hinsichtlich der Vernderungen gegenber der Vorgn-
gerversion auszuwerten und auf dieser Grundlage die
geltenden Regelungen zur Ausfhrung und zur Veranke-
rung von zweischaligem Mauerwerk zu berprfen. Ge-
gebenenfalls sollen bei der zurzeit laufenden berarbei-
tung der DIN 1053:1996-11 nderungsvorschlge ein-
gebracht werden, um die Standsicherheit, die Ge-
brauchstauglichkeit und die Dauerstandsfestigkeit von
zweischaligem Mauerwerk weiterhin zu gewhrleisten.

Literatur
[1] Manns, W.; Schneider, H.; Zeus, K.: Verankerung der
Außenschalen bei zweischaligem Mauerwerk mit Luft-
Bild 2.2.11-1. Gisoton TS 30/11.5 schicht. Baugewerbe 1977 Hefte 15, 16, 17 und 19.
478 F Forschung

2.2.13 Untersuchungen zur Tragfhigkeit von Literatur


Drahtankern nach DIN 1053-1 fr die [1] Manns, W.; Schneider, H.; Zeus, K.: Verankerung der
Verankerung von zweischaligem Mauerwerk Außenschalen bei zweischaligem Mauerwerk mit Luft-
unter Bercksichtigung der Windlasten schicht. Baugewerbe 1977 Hefte 15, 16, 17 und 19.
nach DIN 1055-4, Ausgabe 2005-03, und
Verwendung von heute blichen
Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen 2.2.14 Recycling von Mauerwerk (AiF)
fr das Hintermauerwerk
Mller, A. – F13.3
Stegmaier, M. – F11.2 Kurkowski, H., Terratextura GmbH; Kohler, G.,
Consult-Kohler GmbH
Der Vergleich der Windlasten nach der DIN 1055-4,
Eden, W. – FZ8
Ausgabe 2002, mit den Windlasten nach DIN 1055-4,
Forschungskonsortium „Stoffkreislauf im Mauerwerks-
Ausgabe Mai 1977, im Rahmen eines Forschungsvor-
bau“
habens ergab zum Teil erheblich hçhere Windlasten
durch die neue Normengeneration. Die in DIN 1053-1 Dieses umfassende Projekt wurde durch die Recycling-
– Mauerwerk, Berechnung und Ausfhrung –, Ausgabe industrie initiiert und befindet sich in der Antragsphase.
1974, festgelegten Regelungen zur Verankerung von Die Kalksandsteinindustrie beteiligt sich an diesem Ge-
zweischaligen Mauerwerk basieren auf einer am Otto- meinschaftsforschungsvorhaben. Die Mauersteinindus-
Graf-Institut durchgefhrten Forschungsarbeit [1]. trie umfasst vier Wandbausteinarten fr den Gebude-
Eine ausfhrliche Literaturrecherche zur Verankerung und Ingenieurbau: es sind die Bereiche Kalksandstein,
von zweischaligem Mauerwerk zeigte, dass es außer der Ziegel, Porenbeton und Leichtbeton. Je nach Wandbau-
in [1] genannten Forschungsarbeit keine detaillierten steinprodukt und spterem Nutzungszweck kommen im
Untersuchungen zur Tragfhigkeit von Drahtankern erstellten Verbundbaustoff Mauerwerk hauptschlich
gibt. Außerdem zeigte sich, dass im Rahmen dieses als weitere Materialien Putz und Mçrtel sowie Gips-
Vorhabens [1] berwiegend nur Stein-Mçrtel-Kom- bauplatten und Dmmstoffe und auch verschiedene
binationen fr Vormauerschalen untersucht wurden. Bauchemikalien zum Einsatz.
Es ist also bisher keine ausreichende Datenbasis vor- Der hufig im Zusammenhang mit Mauerwerkbaustof-
handen, durch deren Auswertung eine Beurteilung der fen vorkommende Beton wird heute bereits in eigen-
Tragfhigkeit von Normankern mçglich wre. stndigem Subkreislauf – sowohl erneut im Beton als
Seit der Festlegung der derzeit gltigen Regelungen auch hochwertig im Straßenbau wiederverwendet. Nach
zur Verankerung von zweischaligem Mauerwerk in diesem Vorbild sollen smtliche Mauerwerksbaustoffe
der DIN 1053-1 sind die Entwicklungen der Lochbil- ebenfalls auf einem hohen Verwertungsniveau dem
der bei allen Arten von Mauersteinen weiter fort- Baustoffkreislauf, d. h. in sog. sortenspezifischen Sub-
geschritten. Fr diese Mauersteine mit z. T. sehr gro- kreislufen erhalten bleiben. Rckgebautes Mauerwerk,
ßen Lçchern gibt es bisher keine Untersuchungen zur welches aus dem selektiven Rckbau oder dem konven-
Tragfhigkeit von Mauerankern. Um auch fr diese tionellen Abriss stammt, weist heute in den meisten
mittlerweile hufig verwendeten Mauersteine eine zu- Fllen eine sehr heterogene stoffliche Zusammenset-
verlssige Aussage zum Sicherheitsniveau der Ver- zung auf, die nur untergeordneten Verwertungsmçg-
ankerung der Vorsatzschale treffen zu kçnnen, mssen lichkeiten oder Deponien zugefhrt werden kann. Da-
die Steine in die Untersuchungen mit einbezogen wer- mit steht der einst wertvolle Rohstoff als Baustoff nicht
den. Des Weiteren wurde bei den bisherigen Unter- mehr zur Verfgung.
suchungen der Einfluss der Verformungen infolge Vielfach liegt lediglich ein Gemisch aus den verschiede-
von Temperaturwechseln im Laufe der Nutzung des nen Wandbaustoffarten, Mçrtel und Putzen, etc. vor. Zu-
Bauwerks auf die Tragfhigkeit der Drahtanker nicht nehmend werden im Mauerwerksbau auch Verbundsys-
bercksichtigt, wie dies bei anderen tragenden Bautei- teme angewandt, die ein vollstndiges Recycling bislang
len bereits durchgefhrt wird. kaum mçglich machen. Da eine Trennung dieser mine-
Das Ziel der Forschungsarbeit ist, die Tragfhigkeit ralischen Gemische mit den heute zur Verfgung stehen-
der Maueranker gemß DIN 1053-1 bei heute blichen den Aufbereitungsmethoden nur ansatzweise gelingt, ist
und zulssigen Stein-Mçrtel-Kombinationen unter die generelle Verwertung von Mauerwerk-Abbruchma-
realittsnahen Bedingungen zu berprfen, um somit terial bisher lediglich nur auf niedrigstem Niveau oder
feststellen zu kçnnen, ob das bisherige Sicherheits- gar nicht mçglich. Hochwertige Verwendungsgebiete
niveau der DIN 1053-1 fr die Verankerung von zwei- erschließen sich nur fr sortenreine Recycling-Erzeug-
schaligem Mauerwerk unter Beibehaltung der bisheri- nisse. Innerhalb von eigenen Subkreislufen, wie z. B.
gen Ankerzahlen weiterhin dauerhaft sichergestellt dem Gipsbauplatten-Kreislauf, kann man nach dem heu-
werden kann oder ob bei der zurzeit laufenden ber- tigen Stand der Technik das rckgebaute Material gemß
arbeitung der DIN 1053 nderungen hinsichtlich der seiner Ursprungsverwendung z. B. als Gipsbauplatte
Verankerung von zweischaligem Mauerwerk notwen- wieder aufbereiten und einsetzen.
dig sind. Aufgrund der anfallenden geringen Mengen einzelner
Stoffstrçme und hoher Anforderungen an die Sorten-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 479

Bild 2.2.14-1. Geplante Recyclingpfade von Mauerwerk-Materialien (Quelle: TerraTextura GmbH)

reinheit lassen sich diese erstrangigen Verwendungs- Raum ist zweischaliges Außenmauerwerk mit zwischen
mçglichkeiten jedoch heute in der Praxis nicht wirt- liegender Luftschicht die fr Wohngebude (Ein- oder
schaftlich umsetzen. Die Lçsung des Qualitts- und Mehrfamilienhuser) bliche Bauweise. Eine schnelle
Mengenproblems ist der sog. Subkreislauf Mauerwerk. und kostengnstige Mçglichkeit bietet die nachtrgli-
Hier werden alle mengenmßig relevanten Mauer- che Hohlraumdmmung des zweischaligen Außenmau-
werksbaustoffe einer mçglichst hochwertigen Verwen- erwerks, indem die vorhandene Luftschicht vollstndig
dung zugefhrt. Die dazu notwendige Verfahrenstech- mit einem Dmmstoff durch ein Einblasverfahren ver-
nik muss in der Lage sein, durch eine Zerkleinerung den fllt wird.
Stoffverbund „Mauerwerk“ aufzuschließen, alle Wand- Kritiker dieses Verfahrens sehen hier ein großes Risiko-
bausteinarten stofflich zu separieren und die Begleit- potenzial, da die ursprngliche Funktion der Luft-
stoffen abzutrennen, um sie einer çkologischen und schicht, das Belften der Mauerwerkskonstruktion, auf-
çkonomischen Wiederverwendung in genau definierten gehoben wird. Bereits aufgetretene Schadensflle wei-
Qualitten zuzufhren. Der Subkreislauf Mauerwerk sen ein feuchtes Mauerwerk und eine durchfeuchtete
beinhaltet als Hauptbaustoffe die Wandbausteinarten Dmmschicht auf. Dieses fhrt nicht nur zum rapiden
Kalksandstein, Ziegel, Porenbeton und Leichtbeton. Abfall der Dmmwirkung, sondern kann auf Dauer zu
Weiterhin sollen Verbundstoffe wie Mçrtel/Putz, Gips- weiteren Bauschden fhren.
bauplatten und Dmmstoffe ebenfalls einer mçglichst Ein Forschungsvorhaben an der Fachhochschule Olden-
hochwertigen Verwendung zugefhrt werden. burg/Ostfriesland/Wilhelmshaven im Fachgebiet Bau-
stofftechnologie und Bauwerkserhaltung beschftigt
sich zurzeit mit diesem aktuellen Thema. Die genaue
2.2.15 Nachtrgliche Hohlraumdmmung des Festlegung bzw. die berprfung der Randbedingun-
Außenmauerwerks – Anwendung und gen, bei denen eine nachtrgliche Hohlraumdmmung
Dauerhaftigkeit mçglich ist, stellt den Inhalt dieses Vorhabens dar. In
diesem Zusammenhang werden Materialdaten der
Wigger, H.; Stçlken, K. – F15
Dmmstoffe und Baustoffe von Außenmauerwerk im
Wachsendes Umweltbewusstsein und steigende Ener- Labor ermittelt. Anhand dieser Parameter werden nu-
giepreise fhren zu verstrkten Energieeinsparungs- merische Untersuchungen durchgefhrt, um das Feuch-
maßnahmen der Eigenheimbesitzer. Im norddeutschen teverhalten der unterschiedlichen Außenwandkonstruk-
480 F Forschung

tionen zu simulieren. Weiterhin werden Berechnungen 2.2.16 Recycling von Kalksandsteinmaterial


von unterschiedlichen Wrmebrcken und deren Aus- fr Tragschichten ohne Bindemittel im
wirkungen durchgefhrt. Hier wird ein besonderes Au- Straßenbau (AiF)
genmerk auf die Bildung von Tauwasser und die da-
Radenberg, M.; Kollar, J. – F17
durch ggf. entstehenden Bauschden gelegt. Durch die-
Kurkowski, H., Terratextura
se Simulationsberechnungen sollen bzw. kçnnen bereits
Eden, W. – FZ8
vor einer Dmmmaßnahme Schden am Bauwerk ver-
hindert werden. Vor dem Hintergrund drohender Rcknahmeverpflich-
Weitere Untersuchungen werden an bereits gedmmten tungen fr Recycling-Materialien durch die Baustoff-
bzw. noch zu dmmenden Gebuden durchgefhrt. Die- industrie und von der EU-Kommission angekndigter
se beinhalten die Bestandsaufnahme der noch nicht ge- Deponieverbote mssen weitere Verwertungswege fr
dmmten Gebude, die Ausfhrung und die anschließen- den Stoffstrom Kalksandstein gefunden werden. Das
de Qualittskontrolle der durchgefhrten Dmmmaß- Ziel dieses Vorhabens ist eine erhebliche Steigerung
nahme. Zustzlich werden an ausgewhlten Gebuden der zulssigen Menge an rezykliertem KS-Mauerwerk
die Klimadaten vor und nach einer Dmmmaßnahme im Straßenbau bei der Herstellung von Tragschichten
aufgezeichnet, um die klimatischen Auswirkungen dar- ohne Bindemittel. Fr eine solche Verwendung mssen
stellen zu kçnnen. die rezyklierten Baustoffgemische dauerhaft ausrei-
Aus diesen Erfahrungen wird am Ende des Vorhabens chend tragfhig, wasserdurchlssig und frostsicher sein.
ein Leitfaden mit den relevanten Maßnahmen im Rah- Im gltigen Regelwerk des Verkehrswegebaus ist als
men einer nachtrglichen Dmmung der Hohlschicht Anforderung an die stoffliche Zusammensetzung eines
des Außenmauerwerks erstellt. Die Qualitt und Quan- RC-Baustoffs ein maximaler Anteil an Kalksandstein,
titt von Voruntersuchungen, vorbereitenden Maßnah- Putzen und hnlichen Stoffen von lediglich 5 M.- %
men sowie die Ausfhrung und Qualittskontrolle am zugelassen. Der zulssige Anteil soll deutlich erhçht
Gebude wird bei der Erstellung des Leitfadens berck- werden. Die Eignung von Kalksandstein-Recycling-
sichtigt. Material wird derzeit untersucht. Die Analyse der Aus-
gangsmaterialien ist abgeschlossen. Gegenwrtig erfol-
gen an der Ruhruniversitt Bochum die Eignungsver-
suche an den verschiedenen Kalksandstein-Recycling-
Kçrnungen.

Bild 2.2.16-1. Kalksandstein-Recycling-Material im Straßenbau


F Forschung 481

II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben


mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen
Uwe Pfeiffer, Baar und Werner Seim, Kassel

eingesetzt werden, wie sie z. B. bei nachtrglichen


1 Einleitung
Durchbrchen in Mauerwerkswnden (Bild 1) [9, 10]
Oberflchig aufgeklebte faserverstrkte Kunststoffe – oder bei der Sicherung geschdigter Bauteile erforder-
im Folgenden als FVW bezeichnet – werden in lich sein kçnnen. Das Tragverhalten einer nachtrgli-
Deutschland seit einigen Jahren zur Biege- und Schub- chen Verstrkung lsst sich mit den in Bild 1 b dar-
verstrkung von Betonbauteilen verwendet [1]. Die An- gestellten drei Modellierungsstufen erfassen: dem
wendung erfolgt fr Systemlçsungen im Rahmen bau- Tragverhalten der Struktur, der Einleitung und Umlen-
aufsichtlicher Zulassungen. Ein Anwendungsbeispiel kung von Krften in den Verankerungsbereichen sowie
aus dem Holzbau ist die Biegeverstrkung der Holzbal- dem Verbundverhalten zwischen FVW und dem Mau-
kendecke des „Blauen Saals“ im Schloss Mansfeld [2]. erwerk. Der Lastabtrag von Scheibentragwerken kann
Auch fr den Mauerwerksbau sind Anwendungsbei- anschaulich mit streben- und fcherfçrmigen Span-
spiele bekannt. Diese reichen von der nachtrglichen nungsfeldern erfasst werden [11]. Hierfr stehen
Verstrkung schubbeanspruchter Wnde [3] ber die Bruchbedingungen zur Verfgung, deren Grundform
Reparatur nach einem Erdbeben [4] bis zur Verstrkung von Ganz [12] eingefhrt wurde. Zur Modellierung
gemauerter Gewçlbe [5]. der Einleitung und Umlenkung von Krften in den
FVW lassen sich schnell und einfach auf das Mauer- Knotenbereichen gilt es, den Besonderheiten des Mau-
werk aufkleben. Aus diesem Grund wurden in den erwerks Rechnung zu tragen. Sich çffnende Fugen im
vergangenen Jahren bereits verschiedene experimen- Verankerungsbereich der FVW fhren zu einer gestaf-
telle Untersuchungen zu nachtrglich verstrkten felten Einleitung der Verbundkrfte in die Wand. Die
Wandscheiben durchgefhrt [6–8]. Die Untersuchun- rechnerische Beschreibung der Verbundcharakteristik
gen beschrnkten sich jedoch vorwiegend auf flchige von auf Mauerwerk aufgeklebten faserverstrkten
Verstrkungen schubbeanspruchter Wnde. FVW kçn- Kunststoffen kann mit dem Ansatz des „verschiebli-
nen jedoch auch effektiv fr çrtliche Verstrkungen chen Verbundes“ [18] erfolgen.

(a) (b)

Bild 1. (a) Versuchsaufbau von Seim et al. [9] an einer çrtlich mit FVW ber einer ffnung verstrkten Wandscheibe,
(b) „drei Stufen“ der Modellbildung

Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright  2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
482 F Forschung

Bezeichnungen zur Anwendung. Einzig Wallner [8] verwendete zur


Verklebung der Gelege einen kunststoffmodifizierten
Af Querschnittsflche des Faserverbund-
hochfesten Zementmçrtel. Allen experimentellen Un-
werkstoffs
tersuchungen an mit FVW verstrkten und schub-
bf Breite des Faserverbundwerkstoffs
beanspruchten Mauerwerksscheiben ist gemein, dass
bst Steinbreite
sich deutliche Steigerungen der Tragwiderstnde von
bv Verbundbreite
bis zum 2,5-fachen Wert gegenber den unverstrkten
bv,sup maximal mçgliche Verbundbreite am
Mauerwerkswnden ergaben. Das Versagen trat hierbei
Verbundelement
vorrangig durch ein Druckversagen des Mauerwerks
cv,DP, cv,DIN Kalibrierungsbeiwerte fr die Bruch-
oder Entkoppeln der FVW vom Mauerwerk ein, wobei
energie Gv
sich ein sprçdes Versagen in den oberflchennahen
Ef Elastizittsmodule des Faserverbund-
Steinbereichen zeigte. Vereinzelt kam es bei den expe-
werkstoffs
rimentellen Untersuchungen zum Zugversagen der
Ff Verbundkraft am FVW
FVW. Bei der berwiegenden Zahl der bisherigen Un-
Fu,exp experimentelle Verbundbruchkraft
tersuchungen wurde eine Verankerung der FVW an den
Fu,rech rechnerische Verbundbruchkraft
angrenzenden Decken- und Bodenplatten vorgesehen.
fst,tz,DP Oberflchenzugfestigkeit der Steine
Konsequenterweise wird bei den Berechnungsanstzen
senkrecht zur Klebflche (z-Richtung),
in diesem Zusammenhang ein „perfekter“ – nicht trenn-
ermittelt nach einem Prfverfahren von
barer – Verbund zwischen FVW und Mauerwerk vo-
Seim et al. [24]
rausgesetzt. Dieses Vorgehen ist in sich nachvollzieh-
fst,tz,DIN Oberflchenzugfestigkeit der Steine
bar, fhrt es doch zu einer bestmçglichen Ausnutzung
senkrecht zur Klebflche (z-Richtung),
der Verstrkungssysteme. Die mit diesen Untersuchun-
ermittelt nach DIN 1048-2 [25]
gen gewonnenen Ergebnisse kçnnen jedoch nur bedingt
fst,z Druckfestigkeit der Steine senkrecht zur
auf die çrtliche Verstrkung angewendet werden, da
Klebflche (z-Richtung), bezogen auf
hierfr eine Aussage ber die Verbundcharakteristik
einen Bohrkern der Schlankheit h/d = 1
erforderlich ist. Zwar finden sich erste Untersuchungen
Gv,DP, Gv,DIN Verbundbruchenergie in Abhngigkeit
zum Verbundverhalten auf knstlichen Steinen bei Vo-
des Beiwertes cv
gel [13] und Wallner [8] sowie zu natrlichen Steinen
kv Beiwert zur Bercksichtigung dreidimen-
bei Aiello/Sciolti [14]. Ein Verbundmodell fr auf Mau-
sionaler Spannungszustnde
erwerk aufgeklebte FVW fehlte jedoch bisher.
la aufgeklebte Lnge des FVW
lst Steinlnge
lv vorhandene Verbundlnge
lv,max erforderliche Verbundlnge zum Ver- 3 Werkstoffe
ankern der maximalen Verbundbruchkraft
Aufgrund des breiten potentiellen Anwendungsgebietes
ust Verschiebung am Stein
wurde bei den experimentellen Untersuchungen ein
sx Standardabweichung
großes Spektrum aus sechs fabrikneuen knstlichen
tf Dicke des Faserverbundwerkstoffs
Steinen, einer Ziegelart aus dem Bestand sowie ein
dv Relativverformung der Fgeteile Stein
Sandsteintyp verwendet (Tabelle 1).
und FVW
Untersuchungen von Ehsani et al. [3] und Vogel [13]
w Hilfsgrçße
haben gezeigt, dass die Wahl der Klebstoffe einen wich-
&v Beiwert zur Erfassung des Reibungsanteils
tigen Einfluss auf die Verbundtragfhigkeit der Kleb-
tv Verbundschubspannung
verbindung haben kann. Aus diesem Grund wurden
tv1 maximale Verbundschubspannung
zwei Epoxidharzklebstoffe unterschiedlicher Viskositt
und ein hochfester Zementmçrtel zur Verklebung der
Gelege verwendet (Tabelle 2). Die Rezeptur der Ze-
mentmçrtelmischung (RPC) wurde in Anlehnung an
2 Stand der Forschung
die Angaben von Zilch et al. [19] gewhlt. Abweichend
Mitte der 1990er-Jahre fhrte Schwegler [6] erste theo- hierzu wurde die dreifache Menge an Fließmittel zuge-
retische und experimentelle Untersuchungen zu mit Fa- geben.
serverbundwerkstoffen verstrkten und schub- Fr die Verbundversuche kamen vier unterschiedliche
beanspruchten Wnden durch. Untersuchungen von Fasermaterialien zum Einsatz (Tabelle 3). Der berwie-
Triantafillou [15], Tumialan et al. [16], Jai/Springer gende Teil der Untersuchungen wurde mit einem uni-
[17] und Wallner [8] folgten. Wurden zur Verstrkung direktionalen Glasfasergelege Sa397G durchgefhrt.
anfnglich neben Glas- und Kohlenstofffasern auch Po- Glasfasergelege haben sich zur nachtrglichen Verstr-
lyesterfasern verwendet, so beschrnkte man dies in den kung von Mauerwerksstrukturen bei einer Vielzahl von
Folgejahren im Wesentlichen auf Glas- und Kohlen- Untersuchungen [6, 8] als vorteilhaft erwiesen und sind
stofffaserwerkstoffe. Als Klebstoffe kamen nahezu aus- im Vergleich zu Kohlenstofffaserwerkstoffen kosten-
nahmslos Zwei-Komponenten-Epoxidharzklebstoffe gnstiger am Markt verfgbar.
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 483

Tabelle 1. Bezeichnungen und Herkunft der Tabelle 2. Angaben zu den Klebstoffen


verwendeten Steine
Typ Festigkeit Viskositt Dichte Farbe
Werkstoffe Bezeichnung Herkunft [N/mm±] [kg/l]
KS12 Kalksandstein KS12–1,8-NF fabrikneu A Epoxid- 30 hoch- 1,31 grau
harz (Zugfestigkeit) viskos
KS20 Kalksandstein KS20–1,8-NF fabrikneu
B Epoxid- 35 niedrig- 1,11 farblos
KS28 Kalksandstein KS28–2,0-NF fabrikneu
harz (Zugfestigkeit) viskos
Mz12 Ziegel Mz12–1,8-NF fabrikneu
C Zement- 74 1) Ausbreit- – grau
Mz20 Ziegel Mz20–2,0-NF fabrikneu mçrtel (Druckfestig- maß
keit) 22,5 cm 2)
Hlz Ziegel Hlz12 –0,9-NF fabrikneu
1) nach [20]
hiMz Ziegel Mz12-Reichsfor- aus Bestand
2) nach [21], weitere Herstellerangaben
mat
Sa Wesersandstein auf Normal- Steinbruch
format Oberkirchen
zugeschnitten (Niedersachsen)

Bei der Herstellung des Faserverbundwerkstoffs auf tronischen Schiebelehre und die Elastizittsmodule so-
den Stein- bzw. Mauerwerksoberflchen wurde folgen- wie Festigkeiten mit drei Versuchen nach DIN EN 2747
dermaßen vorgegangen: Die Reinigung der Oberfl- [26] bestimmt.
chen erfolgte durch Abbrsten und mit Druckluft. Auf Die Oberflchenzug- und Druckfestigkeiten der Steine
die Oberflche wurde mit einer Rolle eine Schicht wurden senkrecht zur Klebflche bestimmt. Die Druck-
Klebstoff aufgetragen. Das Gelege wurde aufgelegt festigkeit fst,z bezieht sich auf einen Bohrkern der
und mit einem eigens hierfr vorgesehenen Teflonroller Schlankheit h/d = 1. Der Index z bezeichnet hierbei
in den Klebstoff eingearbeitet, bis dieser durch das Ge- die Entnahmerichtung (Bild 2) des Bohrkerns am Stein.
lege hindurch drang. Abschließend wurde eine Kleb- Die Oberflchenzugfestigkeit wurde mit einer von Seim
stoffschicht als Deckschicht aufgetragen. Bei einer et al. [24] neu entwickelten Vorrichtung ermittelt. Die
mehrlagigen Verklebung wiederholten sich die Arbeits- Zugvorrichtung wird hier auf eine „Druckplatte“ mit
schritte entsprechend oft. Die Dicken der FVW wurden einer kreisrunden ffnung aufgestellt (Index DP). Die-
in guter Nherung an fnf Messpunkten mit einer elek- ses Verfahren fhrt, da auf das Einfrsen einer Ringnut

Tabelle 3. Experimentell ermittelte Eigenschaften der Faserverbundwerkstoffe

Gelege Typ Klebstoff- Gelege- Dicke des Faser- Elastizitts- Bruch- Zugfestig- Zugfestig-
Matrix lagen FVW anteil modul dehnung keit keit
[mm] [ %] [N/mm2] [ %] [N/mm2] [kN/m]
SW430G Sika Wrap E-Glas A 1 1,35 13 13060 1,46 191 258
430 G
B 1 1,13 15 12999 1,80 234 264
SP90/10G S&P G-Sheet E-Glas A 1 1,13 13 14014 1,42 199 225
AR 90/10 A
B 1 1,05 14 12077 2,00 241 253
Sa397G Saertex 397G E-Glas A 1 0,70 20 19345 1,81 350 245
B 1 0,57 24 20582 1,53 314 179
B 2 1,14 24 22548 1,90 428 488
B 3 1,55 27 24253 1,49 363 562
B 4 2,08 27 25616 1,36 349 726
SP240C S&P C-Sheet Kohlen- B 1 1,09 11 35398 1,37 486 530
240 stoff
484 F Forschung

A wurden die Verbundeigenschaften der Fgeteile –


Stein und FVW – fr acht Steinarten, drei Klebstoffe
und vier Gelegearten untersucht. Die Verbundlnge be-
trug einheitlich 240 mm. Mit der Serie B wurde der
Einfluss reduzierter Verbundlngen von 180 mm,
120 mm und 60 mm auf die Verbundbruchkrfte unter-
sucht. Die Verbundbreite betrug bei beiden Serien
70 mm. Aufgrund der schmaleren Seitenflchen musste
bei den historischen Ziegeln die Verbundbreite auf
65 mm reduziert werden. Die Gelege wurden einlagig
Bild 2. Koordinatenbezeichnung am Stein
auf den Steinen verklebt. Einen umfassenden berblick
ber die Materialkombinationen und die Ergebnisse der
Serien A und B gibt Tabelle 4.
in die Steinoberflchen verzichtet wird, im Allgemei- Das Verbundversagen kndigte sich ausgehend vom
nen zu geringeren Streuungen der Festigkeiten bei zugbeanspruchten Ende der FVW mit der Bildung ers-
gleichzeitig reduziertem Prfaufwand. Zum Vergleich ter sichtbarer Risse in den oberflchennahen Bereichen
wurde eine konventionelle Bestimmung der Oberfl- der Steine an. In der Folge wird dieser Zeitpunkt als
chenzugfestigkeit fst,tz,DIN nach DIN 1048-2 [25] durch- „Entkoppelungsbeginn“ bezeichnet. Anschließend er-
gefhrt. Die ermittelten Materialkennwerte sind in Ta- gaben sich geringfgige Steigerungen der Verbundkrf-
belle 4 angegeben. te. Dies ging einher mit einem kontinuierlich fortschrei-
tenden Risswachstum in den oberflchennahen Berei-
chen der Steine (Bild 3 b). Das Versagen kann hierbei in
4 Verbunduntersuchungen an drei Stadien unterteilt werden:
1. einen intakten Verbund zwischen FVW und Stein,
Kleinkçrpern
2. ein Zwischenstadium, bei dem es zur Ausbildung
Aufbauend auf den Erfahrungen von Vogel [13] wurde von „Risszhnen“ in den oberflchennahen Stein-
ein Versuchsaufbau (Bild 3) entwickelt, der eine zwn- bereichen (Bild 3 b) kommt und
gungsfreie Einleitung der Krfte in die Mauersteine si- 3. vollstndige Trennung zwischen Stein und FVW.
cherstellen konnte. Hierzu wurden die Gelege beidseitig Da die Risse den Verlauf der Hauptspannungen andeu-
auf den Steinlngsseiten verklebt und um eine Traverse ten, liegt der Schluss nahe, dass die Rissbildung auf ein
umgelenkt. Insgesamt fanden 91 Verbundversuche statt, Hauptzugversagen der oberflchennahen Steinbereiche
wobei sich diese in zwei Serien gliederten. Mit der Serie zurckzufhren ist.

(a) (b) (c)

Bild 3. (a) Versuchsaufbau fr die Verbundversuche mit Wegaufnehmern, (b) typisches Versagensbild mit der Ausbildung
von „Risszhnen“, (c) Detail der Versagenszone
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 485

Tabelle 4. Materialkombinationen und Ergebnisse der Verbundversuche

Versuche Steine Klebstoff Gelege fst,z fst,tz,DP fst,tz,DIN bv lv Fu,exp sx


[N/mm±] [N/mm±] [N/mm±] [mm] [mm] [kN] [kN]
A1-A4 KS20 A 26,16 2,62 2,32 70 240 10,79 0,40
SW430G
A5-A8 KS20 B 26,16 2,64 2,13 70 240 17,70 0,33
A9-A12 KS20 A 26,16 2,62 2,32 70 240 9,89 0,77
SP90/10G
A13-A16 KS20 B 26,16 2,64 2,13 70 240 16,18 0,29
A17-A19 KS12 25,98 2,35 1,78 70 240 9,58 0,38
A20-A22 KS20 26,16 2,62 2,32 70 240 9,96 0,55
A23-A25 KS28 34,27 2,70 1,81 70 240 14,10 0,04
A26-A28 Mz12 A 31,22 2,07 1,78 70 240 15,89 1,86
A29-A31 Mz20 40,43 2,35 2,30 70 240 15,30 0,78
A32-A34 Sa 86,47 3,21 2,28 70 240 17,67 0,69
A35-A37 hiMz 22,19 1,67 0,56 65 240 15,53 2,04
A38-A40 KS12 Sa397G 25,98 2,75 1,62 70 240 13,68 0,44
A41-A43 KS20 26,16 2,64 2,13 70 240 15,73 0,23
A44-A46 KS28 34,27 2,84 1,80 70 240 17,97 1,17
1)
A47-A49 Mz12 31,22 – 1,68 70 240 22,13 1,13
A50-A52 Mz20 40,43 2,30 2,03 70 240 17,68 0,64
A53-A55 Sa 86,47 3,69 2,49 70 240 23,77 1,98
A56-A58 hiMz 22,19 2,11 0,97 65 240 19,91 1,09
1) 1) 1)
A59-A61 Hlz – – – 70 240 11,44 1,18
B
A62-A64 KS20 29,11 2,96 2,82 70 240 25,24 1,34
SP240C
A65-A67 Mz20 40,43 2,30 2,03 70 240 27,81 1,08
B1-B3 KS20 26,16 2,64 2,13 70 180 15,05 0,60
B4-B6 KS20 26,16 2,64 2,13 70 120 15,28 0,65
B7-B9 KS20 26,16 2,64 2,13 70 60 13,96 0,34
Sa397G
B10-B12 Mz20 40,43 2,30 2,03 70 180 16,95 3,15
B13-B15 Mz20 40,43 2,30 2,03 70 120 15,27 1,73
B16-B18 Mz20 40,43 2,30 2,03 70 60 14,39 1,81

1) Der Kennwert ließ sich fr die Steinart nicht ermitteln.

Die bei den Versuchen qualitativ gewonnenen Beob- den. Niedermeier [23] beschreibt dieses Verhalten im
achtungen konnten mit den gemessenen Kraft-Verfor- Zusammenhang mit Verbundversuchen zwischen CFK-
mungs-Kurven (Bild 4) anschaulich untermauert wer- Lamellen und Beton. Aiello et al. [14] beobachteten bei
den. Die Kurven gliedern sich in einen nahezu linearen Verbundversuchen an Mauersteinen ein Ansteigen der
Anfangsbereich, einen bergangsbereich und einen Be- Verbundkrfte nach Entkoppelungsbeginn, wobei sie
reich mit flacherem Krftezuwachs oder sogar plateau- dieses Phnomen als „friction contribution“, also Rei-
fçrmigem Verlauf. Im bergangsbereich beginnt das bungsanteil bezeichnen. Fr die hier durchgefhrten
Entkoppeln des FVW vom Stein. Eine Verbundkraft- Verbunduntersuchungen an normalformatigen Steinen
steigerung kann in der Folge einzig durch einen Rei- lassen sich die Reibungsanteile auf Grundlage der
bungsanteil zwischen FVW und Steinen realisiert wer- Kraft-Verformungs-Kurven jeweils bezogen auf die ge-
486 F Forschung

Bild 4. Typische Verbundkraft-Relativverformungskurven fr Verbundversuche mit Kalksandsteinen (Versuch A41)


und Ziegeln (Versuch A52)

(a) (b)

Bild 5. Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit vom Produkt aus der Druck- und der Oberflchenzugfestigkeit der Steine senkrecht zur
Klebflche fr (a) Klebstoff A (Versuche A17–A37) und (b) Klebstoff B (Versuche A38–A58)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 487

Bild 6. Vergleich der Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit von den verwendeten Epoxidharzklebstoffen A (hochviskos)
und B (niedrigviskos)

samte Verbundbruchkraft Fu,exp in guter Nherung zu Klebstoffviskositt auf die Verbundbruchkrfte


5 % fr Kalksand- und Sandsteine und zu 20 % fr Zie- (Bild 6). Der niedrigviskose Klebstoff B fhrte, unab-
gel abschtzen. hngig vom verwendeten Mauerstein und Faserwerk-
In Abschnitt 6 wird fr die Berechnung der Verbund- stoff, zu im Mittel ca. 40 % hçheren Verbundbruchkrf-
bruchkrfte mit den Gln. (4) und (5) das Produkt aus ten. Mit niedrigviskosen Klebstoffen gelingt es offen-
Steindruck- und Oberflchenzugfestigkeit senkrecht zur sichtlich besser, die Steinoberflchen zu benetzen, was
Klebflche herangezogen. Aus diesem Grund wurden zu einer strkeren mechanischen Adhsion zwischen
die experimentellen Verbundbruchkrfte in Bild 5 mit Stein und FVW fhrt. In diesem Sinne fhrt die Anwen-
Bezug zu dieser Grçße aufgetragen (vgl. auch Tabelle dung eines niedrigviskosen Klebstoffs zu einer Ober-
4). Es ist ersichtlich, dass mit zunehmender Festigkeit flchenvergtung. Deshalb sollten niedrigviskose Kleb-
der Steine die Verbundbruchkrfte augenscheinlich li- stoffe zur Verklebung von Gelegen auf Mauerwerk,
near ansteigen. Diese Feststellung gilt jedoch nicht fr sofern sie sich baupraktisch sinnvoll anwenden lassen,
die Bestandsziegel (hiMz) und die Mauerziegel (Mz12), hçherviskosen Klebstoffen vorgezogen werden.
die im Verhltnis zu ihren Festigkeiten relativ hohe Anhand von drei Versuchen wurde beispielhaft das Ver-
Verbundbruchkrfte aufweisen. Dieses Verhalten ist bundverhalten fr auf Hochlochziegel verklebte Glas-
auf die verhltnismßig porçse Oberflchenstruktur fasergelege untersucht (Bild 7 a). Hier trat, im Gegen-
der Steine zurckzufhren, welche ein tieferes Eindrin- satz zum Kohsionsversagen der vorangegangenen Ver-
gen der Klebstoffe in die Steine ermçglicht. Die hieraus suche, ein Steinversagen ein. Dies zeigt, dass neben der
resultierende Oberflchenvergtung fhrt zu einem An- Verbundbemessung auch der Nachweis auf Steinver-
stieg der Verbundbruchkrfte. Als Fazit folgt hieraus, sagen maßgebend werden kann.
dass sich auf Mauerwerk mit porçsen Steinoberflchen Bei zwei Versuchsreihen wurden Glasfasergelege mit
vergleichsweise hohe Verbundtragfhigkeiten errei- hochfesten Zementmçrteln (Klebstoff C) auf Kalksand-
chen lassen. steinen und Mauerziegeln verklebt (Bild 7 b). Das Ver-
Ehsani [3] und Vogel [13] beobachteten ein Ansteigen sagen kndigte sich zunchst als Adhsionsbruch zwi-
der Verbundtragfhigkeiten mit der Verwendung nied- schen dem FVW und dem Mçrtelklebstoff, ausgehend
rigviskoser Epoxidharzklebstoffe. Auch bei den eige- vom zugbeanspruchten Ende der FVW an. Danach kam
nen Versuchen zeigte sich ein deutlicher Einfluss der es zu einem Lçsen der Mçrtelmatrix vom Gelege, in-
488 F Forschung

(a)

(b)

Bild 7. Typische Versagensbilder fr (a) Hochlochziegel (Versuch A59),


(b) auf Kalksandsteinen mit hochfesten Mçrteln (Klebstoff C) verklebte Gelege (Versuch A68)

folgedessen sich ein gestaffeltes Zugversagen der Fa- werden. Die Matrix stellt die Einleitung der Verbund-
sern bis hin zum Bruch des Geleges einstellte. Die er- krfte in die Fasern sicher. Gleichzeitig bernimmt sie
reichten Verbundbruchkrfte betrugen, im Vergleich zu die Umleitung von Krften bei lokalen berbeanspru-
den mit Epoxidharzklebstoffen verklebten Gelegen, ca. chungen der Fasern. Bei der Verklebung der Gelege auf
ein Drittel. Die vergleichsweise geringen Verbund- den Steinoberflchen ist davon auszugehen, dass die
bruchkrfte sowie die Versagensform kçnnen letztlich einzelnen Fasern nicht immer optimal parallel zueinan-
durch das Lçsen der Mçrtelmatrix vom Gelege erklrt der und zugleich in der Zugrichtung verlaufen. Somit

Bild 8. Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit zur Dehnsteifigkeit der Faserverbundwerkstoffe (FVW) sowie der verwendeten
Klebstoffe A (hochviskos) und B (niedrigviskos)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 489

kçnnen sich in den einzelnen Fasern geringe Beanspru- Fr die Untersuchungen wurden zwei Mauersteinarten,
chungsunterschiede ergeben. Diese ist die Matrix im- ein Gelegetyp sowie eine Klebstoffart (Tabelle 5) ver-
stande auszugleichen. Fehlt die Matrix, aufgrund einer wendet. Der Versuchsaufbau bestand aus einer Zugvor-
Trennung von Matrix und Gelege, kann ein gestaffeltes richtung zum Belasten der FVW und einer Vorrichtung
Zugversagen der einzelnen Fasern die Folge sein. Auch fr eine Querbelastung der Wandknoten (Bild 10).
wenn fr das gezeigte Beispiel verhltnismßig geringe Durch die an den Stirnseiten der Wnde angeordneten
Verbundbruchkrfte erreicht wurden, kçnnen hochfeste Auflager (AL1, AL2) ergab sich eine gezielte Umlen-
Mçrtel vor allem dort sinnvoll eingesetzt werden, wo kung (Spreizung) der Verankerungskrfte im Wandkno-
große Klebstoffverbruche entstehen und die zu erwar- ten. Da Mauerwerkswnde in aller Regel durch Ver-
tende Beanspruchung der FVW gering ist. Dies ist bei- tikallasten beansprucht werden, wurden die Wandkno-
spielhaft bei flchigen Verklebungen von Gelegen auf ten senkrecht zu ihrer Lagerfuge vorgespannt. Eine
Mauerwerkswnden der Fall. Kontrolle erfolgte mit den Kraftmessdosen A1 und
In Bild 8 ist augenscheinlich ein nahezu linearer Zu- A2. Zur Festlegung der Vorspannkrfte wurde eine
sammenhang zwischen den experimentell ermittelten berschlagsrechnung angestellt. Fr ein Einfamilien-
Verbundbruchkrften und den Dehnsteifigkeiten der haus ergeben sich Normalspannungen im Wandquer-
FVW erkennbar. Hçhere Dehnsteifigkeiten der FVW schnitt von ca. 0,50 bis 0,60 N/mm2. Somit wurden
fhren zu einer Steigerung der aktivierten Verbundln- die Wandknoten C1-C3, C7-C9, C13-C15 und C19-C24
ge in Richtung des unbeanspruchten Endes des Ver- mit 50 kN und C4-C6, C10-C12 und C16-C18 mit
bundelements. Folglich ergibt sich eine Steigerung der 12,5 kN vorgespannt. Die Versuche wurden weggesteu-
Verbundbruchkrfte. Somit kann allgemein festgehal- ert mit einer Geschwindigkeit von 2 mm/min. durch-
ten werden, dass hçhere Dehnsteifigkeiten der FVW gefhrt.
zu einer Steigerung der Verbundfestigkeiten fhren. Das Verbundversagen kndigte sich, ausgehend vom
Dies lsst sich sowohl durch eine Erhçhung der Elasti- Beginn der Krafteinleitung, durch ein fortschreitendes
zittsmoduln als auch der Querschnittsflchen der FVW Entkoppeln zwischen FVW und Mauerwerk in Rich-
erreichen. tung des unbelasteten Endes der FVW an (Bilder 11 a
und 12 a). Danach trat das Versagen schlagartig als
Zugversagen der oberflchennahen Steinbereiche ein.
Bei den Wandknoten mit senkrecht zu den Lagerfugen
5 Verankerungsuntersuchungen verklebten FVW zeigten sich keilfçrmige Ausbrche
der Steine bis in eine Tiefe von ca. 30 mm (Bild 12 b).
am Wandknoten
Bei zwei Versuchen (C1, C3) trat ohne Vorankndi-
Zur genaueren Untersuchung der Knotenbereiche wur- gung ein Gleitversagen der Lagerfugen und bei Versuch
de eine Versuchsanordnung entwickelt, die eine geziel- C5 ein Zugversagen der FVW ein. Die Verankerungs-
te Umlenkung der Verankerungskrfte zulsst. Die Ver- krfte ergaben sich in einem Bereich zwischen 52,2 kN
suchskçrper bestanden aus einem nahezu quadratischen fr Versuch C9 bis 157,9 kN fr Versuch C23. Die
Mauerwerkskçrper (Bild 9), auf den beidseitig jeweils Materialkombinationen, die Abmessungen der Wand-
ein Streifen FVW mit unterschiedlichen Abmessungen knoten und die mittleren Verbundbruchkrfte sind in
aufgeklebt wurde. Tabelle 5 angegeben.

(a) (b) (c)

Bild 9. Wandknoten mit der Anordnung der FVW (a) parallel zur Lagerfuge, (b) senkrecht zur Lagerfuge, (c) Seitenansicht
490 F Forschung

Bild 10. Versuchsaufbau fr die Verankerungsversuche am Wandknoten

Tabelle 5. Verankerungsversuche: Materialkombinationen, Abmessungen der Wandknoten und FVW sowie Versuchsergebnisse

Versuch Stein Klebstoff Gelege Lagen und bf la lw hw tw Fu,exp. sx


Orientierung [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [kN] [kN]
der FVW
C1-C3 KS20 B Sa397G 2 k 100 490 820 740 115 66,7 1) –
C4-C6 ? 750 74,5 2) 1,0
C7-C9 Mz20 k 820 56,3 3,9
C10-C12 ? 750 77,2 5,1
C13-C15 3 k 615 820 91,6 4,8
C16-C18 ? 570 750 110,4 9,0
C19-C21 4 k 150 740 820 129,1 19,4
C22-C24 3 k 200 910 147,1 9,8

1) Einzelwert, da bei zwei Versuchen ein Gleitversagen der Lagerfugen eintrat.


2) Mittelwert aus zwei Versuchen, da bei einem Versuch ein Zugversagen des FVW eintrat.
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 491

(a) (b)

Bild 11. Typische Versagensbilder fr parallel zu den Lagerfugen verklebte FVW;
(a) beginnendes Verbundversagen, (b) Verbundbruchflche (Versuch C8)

(a) (b)

Bild 12. Typische Versagensbilder fr senkrecht zu den Lagerfugen verklebte FVW;
(a) beginnendes Verbundversagen, (b) Verbundbruchflche (Versuch C6)
492 F Forschung

Bild 13. Typische Verbundkraft-Verformungskurven zwischen FVW und Wandknoten

Mit der Verklebung der FVW senkrecht zu den Lager- werden mit einem Verbundansatz (Bild 14 c) erfasst,
fugen stellten sich, im Vergleich zur parallelen Verkle- welcher einen Zusammenhang zwischen der Verbund-
bung, Steigerungen der Verbundbruchkrfte von bis zu schubspannung und der Relativverschiebung der Fge-
35 % ein. Dies ging einher mit einer Zunahme der Re- teile am differenziellen Element wiedergibt. Prinzipiell
lativverformungen zwischen FVW und Mauerwerk kçnnen unterschiedlichste Verbundanstze bercksich-
(Bild 13). Die Verbundsteifigkeiten waren jedoch ver- tigt werden, auch wenngleich sich nur fr wenige Ver-
gleichbar. Bei Casareto et al. [27] zeigte sich an Ver- bundanstze eine geschlossene analytische Lçsung an-
ankerungskçrpern aus Mauerwerk ein nahezu linearer geben lsst. Das Berechnungsverfahren ist somit all-
Zusammenhang zwischen den Verbundbreiten und den gemein auf eine Vielzahl von Verbundfragestellungen
Verbundbruchkrften. Dies konnte mit den durch- anwendbar.
gefhrten experimentellen Untersuchungen untermau- Die Verbundkraft Ff aus Bild 14 a ergibt sich nach
ert werden. Darber hinaus konnte an den Wandknoten Gl. (1) aus der Integration der Schubspannungen ber
beobachtet werden, dass sich mit zunehmenden Dicken die Verbundflche. Die Lçsung der Gleichung am dif-
der FVW weniger Risse mit kleineren Rissweiten und ferenziellen Element fr einen linear-verfestigenden
Risslngen einstellten. Eine umfassende Dokumentati- Verbundansatz (Bild 14 c) mit den Randbedingungen
on dieser experimentellen Untersuchungen findet sich fr das Endverankerungselement fhrt zu Gl. (2). Mit
bei Pfeiffer [28]. ihr lsst sich die Verbundbruchkraft in Abhngigkeit
zur Verbundlnge lv berechnen.
xZ¼ lv

6 Rechenmodell Ff ðlv Þ ¼ bv  tv ðxÞdx (1)


Fr die Berechnung der Verbundbruchkrfte wird der x¼0
Ansatz des „verschieblichen Verbundes“ verwendet. pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Ff ðlv Þ ¼ bv  2  Gv  Ef  tf  tanhðw  lv Þ (2)
Diese Theorie wurde von Volkersen [18] begrndet.
Die zugrunde liegende Idee basiert auf der berlegung, 1
den Trennbruch der Fgeteile nicht als direktes Mate- Gv ¼  d v1  tv1 (3)
rialversagen, sondern vielmehr als Versagen einer Zwi- 2
schenschicht (Bild 14) abzubilden. Die in der Zwi- 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
schenschicht bertragbaren Verbundschubspannungen tv1 ¼  fst  fst;t (4)
2
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 493

Bild 14. (a) Geometrie am Stein, (b) Detail eines differenziellen Verbundbereiches mit Krften und Spannungen,
(c) linear-verfestigender Verbundansatz

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi In Gl. (6) ergibt sich die Bruchenergie Gv mit den


t2v1 Druck- (fst) und Oberflchenzugfestigkeiten (fst,t) der
w¼ (5)
2  Gv  Ef  tf Steine senkrecht zur Klebflche. Der Beiwert cv kann
aus einer Regressionsrechnung auf Grundlage der ex-
Die Grçße w stellt eine Materialkonstante dar. Die ma- perimentellen Verbundbruchkrfte am Endveranke-
ximale Verbundschubspannung tv1 ergibt sich aus dem rungselement ermittelt werden. Hierbei muss jedoch
Mohr-Coulomb’schen-Bruchkriterium nach Gl. (4). bercksichtigt werden, dass der Ansatz nach Gl. (2)
Die Problematik bei der Herleitung der rechnerischen keine Reibungsanteile enthlt. Da bei allen Versuchen
Verbundbruchkrfte liegt in der Bestimmung der ein Ansteigen der gemessenen Verbundkrfte nach dem
Bruchenergie Gv. Die Bruchenergie ergibt sich als in- Entkoppelungsbeginn beobachtet wurde, welcher sich
tegraler Zusammenhang aus dem Verbundansatz (vgl. der Reibung zwischen den Fgeteilen (vgl. Bild 2) zu-
Bild 14 c) mit der Verbundschubspannung tv und der ordnen lsst, mssen die am Endverankerungskçrper
Relativverformung dv. Die Verbundschubspannung ist experimentell gemessenen Verbundbruchkrfte Fu,exp
aus dem Mohr-Coulomb’schen-Bruchkriterium be- um den Reibungsanteil abgemindert werden. Erst da-
kannt. Hingegen lsst sich die Relativverformung bei nach lassen sich die experimentellen mit den theoreti-
der das Entkoppeln der Fgeteile eintritt weder mecha- schen Werten nach Gl. (2) vergleichen. Fr die Berck-
nisch herleiten noch messtechnisch eindeutig erfassen. sichtigung des Reibungsanteils wurde im Rahmen der
Deshalb wird blicherweise ein dieser Grçße entspre- eigenen Untersuchungen der Beiwert &v eingefhrt. Die
chender Beiwert cv verwendet. Nach dem Einsetzen der um den Reibungsanteil abgeminderten Verbundbruch-
Gl. (4) in Gl. (3) ergibt sich Gv zu: krfte Fu¢,exp ergeben sich mit Gl. (7). Der Reibungs-
1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi anteil kann, bezogen auf die experimentelle Verbund-
Gv ¼  d v1  fst  fst,t ¼ ^ cv  fst  fst,t (6) bruchkraft Fu,exp, am normalformatigen Stein auf
4
494 F Forschung

Grundlage der Kraft-Verformungs-Kurven zu 5 % fr Bleiben die Verbundversuche an den Bestandsziegeln


die Kalksand- und Sandsteine sowie 20 % fr die Ziegel (A35-A37, A56-A58) vorlufig unbercksichtigt, so er-
abgeschtzt werden. Die Beiwerte &v gelten fr Ver- gibt sich die grçßte Abweichung zwischen den um den
bundlngen lv = 240 mm. Reibungsanteil abgeminderten experimentellen und den
rechnerischen Verbundbruchkrften zu 25 % (Bilder 15
F0u,exp: ¼ &v  Fu,exp (7)
und 16). Dies ist insofern zufriedenstellend, da die Ver-
mit bundkraftberechnung fr acht Steinsorten und zwei Kleb-
Fu,exp: experimentelle Verbundbruchkraft stoffe vorgenommen wurde. Dies bedeutet, dass nach
aus Tabelle 4 einer erfolgten Kalibrierung fr den Klebstoff und den
&v = 0,95 fr Kalksand- und Sandsteine FVW, das Verbundmodell fr die erfassten Steinsorten
&v = 0,80 fr Ziegel zuverlssig angewendet werden kann. Dies wird mit den
weiteren Berechnungen (Bild 17) besttigt. Fr die dem
Da fr die Verklebung der Gelege auf den Steinen zwei
Sa397G Glasfasergelege hnlichen Gelege SW430G und
unterschiedliche Epoxidharzklebstoffe verwendet wur-
SP90/10G zeigen sich gute bereinstimmungen zwi-
den, war eine getrennte Kalibrierung der Bruchenergie
schen den rechnerischen und den abgeminderten experi-
mit den Versuchen A17 bis A37 fr den Klebstoff A
mentellen Verbundbruchkrften. Mit der Anwendung des
und mit den Versuchen A38 bis A58 fr den Klebstoff
Kohlenstofffasergeleges SP240C ergibt sich eine deutli-
SP 55 erforderlich. Bei der Kalibrierung wurden auch
che rechnerische berschtzung der Verbundbruchkrf-
die Unterschiede bei der Bestimmung der Oberflchen-
te. Dies lsst letztlich den Schluss zu, dass die Kalibrie-
zugfestigkeit bercksichtigt DP (nach Seim et al. [24])
rung des Verbundmodells fr die jeweilige Materialkom-
und DIN (nach DIN 1048-2 [25]). Fr weitergehende
bination aus Klebstoff und Gelege zu erfolgen hat.
Informationen zur Regressionsrechnung, mit der die
Mit der Serie B galt es den Einfluss der Verbundlngen
folgenden Beiwerte ermittelt wurden, sei auf Pfeiffer
auf die Verbundbruchkrfte zu untersuchen. Hierfr
[28] verwiesen.
wurden diese zwischen 60 mm, 120 mm und 180 mm
Fr den hçherviskosen Klebstoff A ergaben sich die variiert. Die Verbundbruchkraft am Endverankerungs-
Beiwerte: element wird rechnerisch erreicht, wenn die Verbund-
cv = 0,030 fr fst,t,DP lnge lv der „maximalen Verbundlnge“ lv,max ent-
cv = 0,034 fr fst,t,DIN spricht. Diese kann fr das Endverankerungselement
mit Gl. (8) berechnet werden.
Fr den niedrigviskosen Klebstoff B ergaben sich die
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Beiwerte: 2  Gv  Ef  tf
cv = 0,058 fr fst,t,DP lv;max: ¼ 4  (8)
cv = 0,075 fr fst,t,DIN t2v1

Bild 15. Vergleich der Verbundbruchkrfte am Endverankerungselement fr den Klebstoff A


II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 495

Bild 16. Vergleich der Verbundbruchkrfte am Endverankerungselement fr den Klebstoff B

Bild 17. Vergleich der Verbundbruchkrfte am Endverankerungselement fr unterschiedliche Gelege

Ist die vorhandene Verbundlnge lv grçßer als die „ma- den. Hierbei ist zu bercksichtigen, dass dieser fr die
ximale Verankerungslnge“ lv,max, kann die Verbund- Serie A mit Verbundlngen von 240 mm hergeleitet
bruchkraft einzig durch einen Reibungsanteil erhçht wurde. Fr Verbundlngen ber lv,max wurde, wie in
werden. Mit der umgekehrten Situation ergibt sich Bild 18 dargestellt, eine Interpolation fr &v vorgenom-
eine rechnerische Reduzierung der Verbundbruchkrfte men. Vergleicht man die abgeminderten Verbundbruch-
(Bild 19). Der Reibungseinfluss kann mit dem in Gl. (7) krfte mit der rechnerischen Lçsung (Bild 19), so zeigt
eingefhrten Abminderungsbeiwert &v abgeschtzt wer- sich eine nherungsweise Linearitt der Bruchkrfte.
496 F Forschung

Bild 18. Ermittlung der Reibungsanteile am Endverankerungselement fr Verbundlngen zwischen 60 und 240 mm,
beispielhaft fr die Materialkombination Mz20-B-Sa397G (Versuche A50–A52, B10–B18)

Bild 19. Vergleich der experimentellen mit den rechnerischen Verbundbruchkrften am Endverankerungselement fr Verbundlngen
zwischen 60 und 240 mm, beispielhaft fr die Materialkombination Mz20-B-Sa397G (Versuche A50–A52, B10–B18)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 497

Dies lsst den Schluss zu, dass der gewhlte Ansatz den
Einfluss der Reibung zutreffend erfasst. Wenngleich
nur eine Verbundlnge (60 mm) unterhalb der maxima-
len Verbundlnge von 95 mm liegt, erscheinen die rech-
nerisch ermittelten Werte fr die Verbundbruchkrfte
aber auch fr die maximale Verbundlnge plausibel.
Die Verbundbruchkrfte lassen sich somit in Abhngig-
keit von der Verbundlnge mit dem hergeleiteten Ver-
bundmodell zutreffend berechnen.
Fr die Verbundkraftberechnung am Wandknoten ist
eine Erweiterung der Gl. (2) auf mehrere hintereinander
liegende Verankerungselemente – die sog. Zwischenris-
selemente – erforderlich. Diese Zwischenrisselemente
ergeben sich als ganze Steine zwischen den Mauer-
werksfugen (Bild 20). Die Differenzkraft DFf,i am Zwi-
schenrisselement kann in Abhngigkeit der Verbund- Bild 20. Verankerungssituation am Zwischenrisselement
lnge mit Gl. (9) berechnet werden.
DFf ;i ¼ Ff ;i þ Ff ;i  coshðw  lv Þ
 
2  w  Gv  Ef  tf  bv
þ  Ff ;i  sinhðw  lv Þ
tv1
 tanhðw  lv Þ (9)
Im Zuge der Modellbildung stellte sich die Frage, ob
das Verhltnis aus der Verbundbreite der FVW zur
Breite des Verankerungselements einen Einfluss auf Bild 21. Geometrie der FVW am Verankerungskçrper
die Verbundbruchkrfte hat. Fr die Herleitung des
Verbundansatzes wurde ein ebener Spannungszustand
am Verankerungselement unterstellt. Jedoch gibt ßeren Krften dargestellt. Zur Modellierung des inneren
Holzenkmpfer [22] – im Zusammenhang mit auf und ußeren Kraftabtrags gilt es zunchst die Verbund-
Beton aufgeklebten Lamellen – zu bedenken, dass krfte am jeweiligen Verankerungselement zu berech-
der Verbundkraftabtrag zu einem dreiaxialen Span- nen. Anschließend kann der innere Kraftabtrag im
nungszustand fhrt. Um diesem Verhalten Rechnung Wandknoten mit Spannungsfeldern erklrt und das u-
zu tragen, leitete er den Faktor „kb2“ her. Dieser wurde ßere Gleichgewicht gebildet werden.
fr die eigenen Untersuchungen bernommen und mit Die Ergebnisse der Verbundkraftberechnung sind in
„kv“ bezeichnet (vgl. Bild 21). Die Verankerungskraft Bild 23 dargestellt. Bei der Definition der aktivierten
ber n hintereinander angeordnete Verankerungsele- Verankerungselemente wurden die Spannungsfelder
mente ergibt sich als Summe der Verbundkrfte wie nach Bild 22 bercksichtigt. Ein Vergleich der rech-
folgt: nerischen und experimentellen Verbundbruchkrfte
zeigt bis auf zwei Versuchsanordnungen (C1-C3 und
X
n
C13-C15) eine sehr gute bereinstimmung der Ergeb-
Fu,rech: ¼ kv  DFf ;i (10)
nisse. Hierbei liegen die maximalen Abweichungen in
i¼1
einem Bereich von ca. 13 %. Dies ist insofern zu-
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi friedenstellend, da mit den Wandknoten sechs Ver-
2 bundflchengeometrien (490 bis 1480 cm2) in Kom-
kv ¼ (11)
1 þ ðbv =bv;sup: Þ bination mit unterschiedlichen Faserverbundwerkstoff-
dicken (2 bis 4 Gelegelagen) fr zwei Steinarten und
Die Berechnung der Verbundbruchkrfte nach Gl. (10) zwei unterschiedliche Winkel (0  und 90 ) zwischen
erfolgt iterativ. Ein fr die Handrechnung geeignetes den Fasern und der Lagerfuge untersucht wurden (vgl.
Nherungsverfahren wurde von Pfeiffer [28] ent- Tabelle 5).
wickelt. Fr die Verifizierung der Wandknotenversuche
(Serie C) reicht es nicht mehr aus, einzig ein Verbund-
modell anzuwenden. Vielmehr muss die Berechnung
7 Zusammenfassung
der Verbundbruchkrfte unter Zuhilfenahme eines
Strukturmodells erfolgen. Die Strukturmechanik kann Zur breiten Absicherung eines auf der Theorie des ver-
mit Spannungsfeldern [13] und die Bruchmechanik schieblichen Verbundes entwickelten Verbundmodells
der Klebverbindung mit der Theorie des verschiebli- wurden 91 Endverankerungsversuche (Serie A und B)
chen Verbundes (Gl. 9) erfasst werden. In Bild 22 ist durchgefhrt, wobei vier Gelegearten, drei Klebstoffe
beispielhaft ein Wandknoten mit den angreifenden u- und acht Steinsorten miteinander kombiniert wurden.
498 F Forschung

(a) (b)

Bild 22. Modellierung des Kraftabtrags am Wandknoten; (a) ußere Krfte, (b) Verlauf der Spannungsfasern im Bereich der Auflager

Bild 23. Vergleich der experimentellen und rechnerischen Verbundbruchkrfte der Wandknotenversuche
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 499

Das Verbundversagen trat, bis auf die mit hochfesten Die Fasermaterialien wurden freundlicherweise von
Zementmçrteln verklebten Gelege, als schlagartiges den Firmen SAERTEX Stade GmbH & Co. KG, Sika
Zugversagen der oberflchennahen Steinbereiche ein. Deutschland GmbH, und S&P Clever Reinforcement
Hçhere Festigkeiten der Steine und hçhere Dehnsteifig- GmbH zur Verfgung gestellt. Letztere Firmen stellten
keiten der FVW fhrten zu einer augenscheinlich linea- darber hinaus die Epoxidharzklebstoffe zur Ver-
ren Steigerung der Verbundbruchkrfte. Fr einen nied- fgung.
rigviskosen Epoxidharzklebstoff ergaben sich im Ver-
gleich zu einem hochviskosen Klebstoff durchschnitt-
lich ca. 40 % hçhere Verankerungskrfte. Somit zeigt
sich, dass die Viskositt des verwendeten Epoxidharz- 8 Literatur
klebstoffs einen entscheidenden Einfluss auf die Ver- [1] Seim, W.: Bewertung und Verstrkung von Stahlbeton-
bundfestigkeit hat. Hinsichtlich des Einflusses der Vis- tragwerken. Verlag Ernst & Sohn, Berlin,
kositt ist festzuhalten, dass sich diese Eigenschaft fr 2007.
Epoxidharzklebstoffe vom Hersteller der Komponenten
[2] Schober, K.-U.: Untersuchungen zum Tragverhalten hy-
fr unterschiedliche Anforderungen „einstellen“ lsst. brider Verbundkonstruktionen aus Polymerbeton, faserver-
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Produkte, strkten Kunststoffen und Holz. Dissertation, Bauhaus-Uni-
die derzeit fr tragende Klebverbindungen im Bauwe- versitt Weimar, 2008.
sen zugelassen sind, fr den Einsatz auf Mauerwerks-
oberflchen weiter optimiert werden kçnnen. Die Ver- [3] Ehsani, M. R.: Strengthening of earthquake-damaged
bundbruchkrfte setzten sich aus einem Verbundkraft- masonry structures with composite materials. Non-metallic
anteil und einem Reibungsanteil zwischen dem Stein (FRP) Reinforcementnt for Concrete Structures, S. 680–687,
und dem FVW zusammen. Der Reibungsanteil kann 1995.
mit dem eingefhrten Beiwert &v abgeschtzt werden. [4] Schwegler, G.: Verstrkung von Mauerwerksbauten mit
Zur Absicherung der kombinierten Anwendung des CFK-Lamellen. Schweizer Ingenieur- und Architektenblatt,
Struktur- und des Verbundmodells wurden 24 Veranke- Nr. 44, S. 14–16, 1996.
rungsversuche (Serie C) an Wandknoten durchgefhrt.
[5] Balsamo, A.; Battista, U.; Herzala, A.; Viskovic, A.: The
Hierbei ergaben sich Verbundbruchkrfte von bis zu use of aramidic fibres to improve the structural behaviour of
157,9 kN. Das Versagen zeigte sich als Steinversagen masonry structures under seismic actions. www.unesco.org/
der oberflchennahen Bereiche mit teils deutlichen archi2000/pdf/balsamo.pdf, 2001.
Ausbrchen der Steine von bis zu 30 mm. Mit senkrecht
zu den Lagerfugen verklebten FVW wurden um bis zu [6] Schwegler, G.: Verstrken von Mauerwerk mit Faserver-
35 % hçhere Verbundbruchkrfte als mit parallel zur bundwerkstoffen in seismisch gefhrdeten Zonen. Dissertati-
Lagerfuge verklebten erreicht. on, Bericht 229, Eidgençssische Materialprfungs- und For-
Fr die Endverankerungsuntersuchungen der Serien A schungsanstalt (EMPA), Dbendorf, 1994.
und B wurde auf der Grundlage der Theorie des ver- [7] ElGawady, M.: Seismic In-Plane behavior of URM
schieblichen Verbundes ein Verbundmodell hergeleitet, Walls Upgraded with Composites. Dissertation, EPFL Lau-
mit dem sich die grçßte Abweichung der Verbund- sanne, 2004.
bruchkrfte ohne Bercksichtigung der Bestandsziegel [8] Wallner, C.: Erdbebengerechtes Verstrken von Mauer-
mit einer Unterschtzung von ca. 25 % ergab. Aufgrund werk durch Faserverbundwerkstoffe – experimentelle und
der Reibung zwischen Stein und FVW ergab sich fr die numerische Untersuchungen. Dissertation, Universitt Karls-
Versuche der Serie B eine lineare Abhngigkeit zwi- ruhe, 2008.
schen der Verankerungskraft und der Verankerungsln-
ge, wenn die maximale Verankerungslnge lv,max ber- [9] Seim, W.; Humburg, E.; Strz, J.: Local post-strengthe-
schritten wird. Dieses Ergebnis besttigt den hergelei- ning of masonry walls by use of fiberreinforced polymers
teten Reibungsansatz. Fr die Verifizierung der Wand- (FRP). Composites in Construction, University of Calabria,
Rende 2003.
knotenversuche der Serie C wurde das Verbundmodell
auf die Anwendung von Zwischenrisselementen und [10] Seim, W.: Verstrkung von Mauerwerkskonstruktionen
um einen Beiwert kv, welcher eine dreidimensionale mit Faserverbundwerkstoffen. In: Faserverbundwerkstoffe,
Spannungsausbreitung am Verbundelement bercksich- S. 185–193, Bauwerk-Verlag, Berlin, 2005.
tigt, erweitert. Fr die Nachweisfhrung wurde das Ver- [11] Zimmerli, B.; Schwarz, J.; Schwegler, G.: Mauerwerk:
bundmodell mit einem Strukturmodell auf der Grund- Bemessung und Konstruktion. Birkhuser Verlag, Basel,
lage der Theorie der Spannungsfelder kombiniert. Mit 1999.
der Anwendung der Modelle ergaben sich bis auf zwei
Wandknotengeometrien Abweichungen zu den experi- [12] Ganz, H. R.: Mauerwerksscheiben unter Normalkraft
mentellen Ergebnissen von maximal ca. 13 %, wobei und Schub. Dissertation, Institut fr Baustatik und Konstruk-
die Verbundbruchkrfte im Allgemeinen rechnerisch tion ETH Zrich. Birkhuser Verlag, Basel, 1985.
unterschtzt wurden. [13] Vogel, M.: Applikation von faserverstrkten Kunststof-
Das Forschungsvorhaben wurde von der Deutschen fen auf Mauerwerkswnden. Diplomarbeit, Universitt Kas-
Forschungsgemeinschaft von 2005 bis 2008 gefçrdert. sel, (unverçffentlicht). 2000
500 F Forschung

[14] Aiello, M. A.; Scolti, M. S.: Bond analysis of masonry [21] DIN EN 1015-3:2007-05: Prfverfahren fr Mçrtel fr
structures strengthened with CFRP sheets. Construction and Mauerwerk; Teil 3: Bestimmung der Konsistenz von Frisch-
Building Materials, Vol. 20, S. 90–100, 2006. mçrtel. NABau im DIN, Berlin, 2007.

[15] Triantafillou, T. C.: Composites: A new possibility for [22] Holzenkmpfer, P.: Ingenieurmodell des Verbundes ge-
the shear Strengthening of Concrete, Masonry and Wood. klebter Bewehrung fr Betonbauteile. Dissertation, TU
Composites Science and Technology, Vol. 58, S. 1285–1295, Braunschweig, 1994.
January 1998.
[23] Niedermeier, R. P.: Zugkraftdeckung bei geklebten
[16] Tumialan, J. G.; Myers, J. J.; Nanni, A.: Field Evaluati- Bauteilen. Dissertation, TU Mnchen, 2000.
on of Masonry Walls Strengthened with FRP Composites at [24] Seim, W.; Pfeiffer, U.; Hempel M.; Orschulok, R.: A
the Malcolm Bliss Hospital. Technischer Bericht, Depart- new way to investigate the surface tensile strength of concre-
ment of Civil Engineering, University of Missouri-Rolla, te and masonry structures. 14th Brick and Block Masonry
1999. Conference, Sydney, 2008.
[17] Jai, J.; Springer, G. S.; Kollar, L. P.; Krawinkler, H.: [25] DIN 1048-2:1991-06: Prfverfahren fr Beton: Fest-
Reinforcing Masonry Walls with Composite Materials – Mo- beton in Bauwerken und Bauteilen. NABau im DIN, Berlin,
del. Journal of Composite Materials, Vol. 34, No.18, 1991.
S. 1548–1580, 2000.
[26] DIN EN 2747:1998-10: Glasfaserverstrkte Kunststof-
[18] Volkersen, O.: Die Schubkraftverteilung in Leim-, fe: Zugversuch. NABau im DIN, Berlin, 1998.
Niet- und Bolzenverbindungen. Energie und Technik, Heft
3, S. 68–71, 1953. [27] Casareto, M.; Oliverti, A.; Romelli A.; Lagomarsino S.:
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Concrete, April 24–26, 2008.
[28] Pfeiffer, U.: Experimentelle und theoretische Unter-
[20] DIN EN 1015-11:1999-10: Prfverfahren fr Mçrtel fr suchungen zum Klebeverbund zwischen Mauerwerk und Fa-
Mauerwerk; Teil 11: Bestimmung der Biegezug und Druck- serverbundwerkstoffen. Dissertation, Universitt Kassel,
festigkeit von Festmçrtel. NABau im DIN, Berlin, 1999. 2009.
501

Stichwortverzeichnis
A – Norm 353
Abdichtungen, Normen 362 Anlage, bauliche 402
Abluftanlage 300 Antwortspektrenverfahren 145, 152
abP siehe allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis – multimodales 149, 152, 231
abZ siehe allgemeine bauaufsichtliche Zulassung – vereinfachtes 230
allgemein anerkannte Regeln der Technik 410 Antwortspektrum 153, 227–229
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) – elastisches 163
365–395, 410–414 – Ermittlung 228
– Betonsteine 370–372 Anwendungsnorm 52–59, 61, 63
– bewehrtes Mauerwerk 391–393 – Mauermçrtel 46 f.
– Dnnbettmçrtel-Mauerwerk 373–387 – Mauersteine 46 f.
– Ergnzungsbauteile 393–395 Arbeitsgerst, Norm 363
– Hochlochziegel 391 ARGEBAU 402
– Hohlblocksteine 371 Armaturen, Schallschutz 279
– – (mit) integrierter Wrmedmmung 371 A-Schallpegel 246
– – Planhohlblocksteine 383 Ausfachungsflche 68
– Kalksandsteine 369 Ausfachungswand, Tragfhigkeit
– Leichtmçrtel 372 – kanadische Norm 202 f.
– Leichtmçrtel-Mauerwerk 365–372 Ausfhrungsnorm
– Mauerfuß-Dmmelemente 393 – Mauermçrtel 62
– Mauermçrtel 372 – Mauersteine 62
– Mauersteine grçßeren Formats 372 Außenbrandkurve 315
– Mauerverbinder fr Stumpfstoßtechnik 395 Außenlrmpegel, maßgeblicher 253 f.
– Mauerziegel 365–368, 372 Außenlrmschutz 253 f., 284
– Mittelbettmçrtel-Mauerwerk 388 Außenputz 21
– Normalmçrtel-Mauerwerk 365–372 – Eigenschaftszusammenhnge 23
– Planelemente 385–387 – Risssicherheit 460–464
– – Beton-Planelemente 386 f. Außenwand 207
– – drittel- oder halbgeschosshohe Ausfhrung 387 – Bekleidung 338
– – Kalksand-Planelemente 385 f. – – Norm 363
– – Planziegel-Elemente 385 – Bemessungssituation 209
– – Porenbeton-Planelemente 386 – einschalige 71
– Plansteine – Hochlochziegel-Außenwand, wrmedmmende
– – Beton-Plansteine 382–384 452 f.
– – Kalksand-Plansteine 381 – Hohlraumdmmung, nachtrgliche 479 f.
– – Leichtbeton-Plansteine mit integrierter Wrme- – Lrmschutz 253 f.
dmmung 384 – nichttragende 338
– – Porenbeton-Plansteine 381 – – Brandverhalten 314 f.
– Planverfllziegel 380 – Schalldmmung 284–286
– Planziegel 373–378 – zweischalige 71–75
– – (mit) integrierter Wrmedmmung 379 – – Außenschale 72 f.
– Schalungssteine 389 f. – – Dehnungsfugen 74 f.
– Strze 391–393 – – Luftschicht im Schalenzwischenraum 75
– Trockenmauerwerk 381 – – Verankerung 73 f.
– Verbindungsanker fr Mauerwerksschalen von – – Wrmedmmung 75
zweischaligen Wnden 394 Außenwand-Trennwand-Anschluss, vertikaler 452 f.
– Verfllziegel 369 Aussinterung 121
– Wandtafeln Aussparungen 71, 171, 178
– – geschosshohe 389 Aussteifungsscheiben, Tragfhigkeitserhçhung
– – vorgefertigte 388 f. 427–432
– Ziegel mit integrierter Wrmedmmung 369 Aussteifungswand 207
allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis (abP) 410,
414 f. B
Anfangsscherfestigkeit von Mauerwerk 171 Bauarten 409 f.
Anker – Brandverhaltensklassifizierung, Norm 362
– Drahtanker 85, 306 – Definition 403
– Maueranker 85 – geregelte 410
502 Stichwortverzeichnis

– nicht geregelte 409 f. – Auszugsversuch 124 f.


Bauaufsicht 401 f. – Gtebestimmung 123 f.
bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis 401–417 – Korrosion 122
Bauaufsichtsbehçrde 402 – Zugfestigkeit 124
Baudynamik, klassische 226–229 Biegefestigkeit von Mauerwerk 170, 176
Baugrund, Norm 348 Biegezugfestigkeit
Baukalk, Norm 351 – Dnnbettmçrtel-Mauerwerk 15
bauliche Anlage 402 – hollndische Norm 186
Bauministerkonferenz (ARGEBAU) 402 – Kalksandstein 4
Bauordnung 401 f. – Mauersteine 3 f.
Bauphysik, Prfnormen 306–362 – Mauerwerk 14–16, 464 f.
Bauprodukte – Naturstein/Natursteinmauerwerk 21
– bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis – Porenbetonsteine 4
404–410 – Prfnorm 356
– – CE-gekennzeichnete Bauprodukte 406–409 – tragendes Mauerwerk 464 f.
– – europisch harmonisierte Bauprodukte 406 f. Binderverband 115
– – europisch nicht harmonisierte Bauprodukte Biomasse 294 f.
405 Blattkapillare 92
– – geregelte Bauprodukte 405 f. Blockverband 83
– – nicht geregelte Bauprodukte 404 f. Bogenbrcke 103–139
– Brandverhaltensklassifizierung, Norm 362 – (aus) Natursteinmauerwerk 453–459
– Definition 402 f. Bogenpfeiler 114
– bereinstimmungsnachweis, Norm 363 BPR siehe Bauproduktenrichtlinie
Bauproduktenrichtlinie (BPR) 45, 50–53, 57, 59, 61 f. Brandabschnitt 333 f.
Bauregelliste A 406 Brandbekmpfungsabschnitt 333 f.
– Teil 1 406 Brandbekmpfungsabschnittswand 336
– Teil 2 411 Brandmeldeanlage 338 f.
– Teil 3 411 Brandschutz 313–326
Bauregelliste B 408 – abwehrender 330
– Teil 1 408 – Anforderungen
– Teil 2 408 – – bauaufsichtliche 319 f.
Bauschalldmm-Maß 247, 255 – – (nach) MBO 328
– bewertetes 257 – Ausfhrungsdetails 325
Baustoffe, Brandverhalten – Ausnutzungsfaktor 324 f.
– Normen 360 f. – Bemessung 321, 323
Bauteile, Brandverhalten – Gebudeabstand 332
– Normen 360 f. – (im) Gewerbebau 327–343
Bauteilkatalog 256 – (im) Industriebau 327–343
Beherbergungssttten, Schallschutz 251 – (mit) Kalksandsteinwnden 342
Beton – Kombinationsregel 321
– Chloridbelastung 130 – Konzepte 327–330
– Instandsetzungssystem 130 – – Nachweisgrundlagen 328
Betonbogen 116 f. – Lçschwasserbedarf 332
Betonbohrkernuntersuchung 118 – (mit) Mauerwerk 313–326
Beton-Planelemente, allgemeine bauaufsichtliche – – Anwendungsnorm siehe DIN 4102-22
Zulassung 386 f. – Umrechnungsregel 323
Beton-Plansteine, allgemeine bauaufsichtliche – vorbeugender 330
Zulassung 382–384 – Ziele 328 f.
Betonberdeckung 122 – – Personenschutz 329
Betonwerksteine, Norm 350 – – Sachschutz 329
Betonzusatzmittel, Norm 351 – – Umweltschutz 329
Beurteilungspegel von Geruschen 253, 255 Brandverhalten
Bewegungsgleichung, klassische 226 – Außenwand, nichttragende 314 f.
Bewehrung – (von) Bauprodukten und Bauarten
– Hybrid-Bewehrung 474–476 – – Klassifizierung, Norm 362
– Kragarm 122 f. – (von) Baustoffen und Bauteilen, Norm 360 f.
– Lagerfuge 353 – Brandwand 314 f.
Bewehrungsstab, Verankerung 464 – Nachweis 315
Bewehrungsstahl Brandwand 336 f.
Stichwortverzeichnis 503

– Brandverhalten 314 f. DIN EN 1998 – „Auslegung von Bauwerken gegen


Bruchenergie 493 Erdbeben (Eurocode 8)“ 143
Brcken, Bogenbrcke siehe dort DIN EN 12354-4 – „Bauakustik, Teil 4: Schallbertra-
Brckenturm 106 gung von Rumen ins Freie“ 255
Direktdmmung zum Schallschutz 286
Doppelwand, Resonanz 262
C
Drahtanker 85
CE-Kennzeichen 52–56, 59, 61–63
– (aus) Edelstahl 306
– Bauprodukte 406–409
Drift 233
– Kalksandstein 53, 55 f.
Driftwert, maximal zulssiger 241
– Mauerziegel 54–56
Druck-E-Modul
– Kalksandstein 6
D – Mauersteine 4
Dachstuhl-Wand-Anschluss 69 – Mauerwerk 16–18
Dmmungseinbruch 270 – Naturstein/Natursteinmauerwerk 21
Dmpfung 234 Druckfestigkeit
– hysteretische 234 – Dnnbettmçrtel 12
– viskose 234 – hollndische Norm 186
– – quivalente 235 – Lngsdruckfestigkeit siehe dort
Decken – Leichtmçrtel 12
– Auflager 76, 182 f. – Mauermçrtel 10
– – (in) Hohldielen 177 f. – Mauersteine 4 f.
– Auflagertiefe 69 – Mauerwerk siehe unter Mauerwerk
Decken-Wand-Anschluss 69 – Naturstein/Natursteinmauerwerk 21
Deckenziegel, Norm 353 – Normdruckfestigkeit 5
Dehnungsfuge 172 – Prfnorm 356
– zweischalige Außenwnde 74 f. – Putz 22
deutsche Normen siehe Normen, deutsche und DIN … – Tuffsteinmauerwerk 452
Deutscher Vergabe- und Vertragsausschuss fr Bau- – zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren 468
leistungen (DVA) 398 Dbel, Injektionsdbel 445–450
Deutsches Institut fr Bautechnik (DIBt) 402 Duktilitt
Deutsches Institut fr Normung e. V. (DIN) 397 f. – Berechnung 239
Dichtungsebene 81 – Beurteilung 237
Dickenresonanz 262 f. – Verschiebeduktilitt 238
Dickenschwingung 285 Dnnbettmçrtel
– Lochsteine 280, 282 – Druckfestigkeit 12
Differenzial-Thermoanalyse 468 f. – Haftscherfestigkeit 9
DIN 1053 – „Mauerwerk“ 321–323 – Querdehnungsmodul 8
DIN 1053-12 – „Mauerwerk, Teil 12: Konstruktion und Dnnbettmçrtel-Mauerwerk
Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk“ 67–78 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 373–387
DIN 4102-4 – „Brandverhalten von Baustoffen und – Biegezugfestigkeit 15
Bauteilen – Zusammenfassung und Anwendung Durchbruch 178
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbau- DVA 398
teile“ 313–326
– Gelbdruck 313 E
DIN 4102-22 – „Brandverhalten von Baustoffen und EC siehe Eurocode
Bauteilen – Anwendungsnorm“ 313–326 Edelstahl-Drahtanker 306
– Gelbdruck 313 EEWrmeG siehe Erneuerbare-Energien-Wrmegesetz
DIN 4109 – „Schallschutz im Hochbau – Anforderun- Eigenform 226 f.
gen und Nachweise“ 250 Eigenfrequenz 226 f.
– Bauteilkatalog 265 Eigenkreisfrequenz 226
DIN 4149 – „Bauten in deutschen Erdbebengebieten“ Einfamilien-Doppelhuser, Schallschutz 251
143 Einfamilien-Reihenhuser, Schallschutz 251
DIN EN 771 – „Festlegungen fr Mauersteine“ 45–48, Einheitstemperaturkurve (ETK) 315
51, 59 f. Einmassenschwinger 227, 232–234
DIN EN 998 – „Festlegungen fr Mçrtel im Mauer- Einspanngrad 144, 162
werksbau“ 45–48, 51, 57 Einspannung 166
DIN EN 1996 – „Bemessung und Konstruktion von Einspannwirkung 144
Mauerwerksbauten“ 323 Einzelfeuersttte 295
504 Stichwortverzeichnis

Eisbrecher (an Brcke) 108 – Ingenieurwesen 225


Eislast, Norm 348 – Rechenverfahren fr Mauerwerksbauten 145 f.
Elastizittsmodul – Sicherheit 439–445
– Druck-E-Modul siehe dort – – (durch) textile Hybrid-Bewehrung 474–476
– dynamischer von Putz 22 – – theoretische Modelle 476 f.
– Kurzzeitelastizittsmodul 170 – Verhalten von Mauerwerksbauten 143–145
– Leichtmçrtel 7 Ergnzungsbauteile
– Mauermçrtel 7 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 393–395
– Normalmçrtel 7 – Prfnormen 358
– Zug-E-Modul siehe dort Erneuerbare-Energien-Wrmegesetz (EEWrmeG)
Endkriechzahl 170 293–296
– Mauerwerk 19 – Ersatzmaßnahme 296
Endschwindwerte – Nutzungspflicht 294, 299
– Mauermçrtel 8 Ersatzkraftverfahren 145, 149
– Putzmçrtel 23 Erzeugeraufwandszahl 301
Endverformung 155 Estrich, schwimmender 267
EnEG 294 ETA 407
Energiedissipation 230 ETK 315
Energieeffizienz 293 Ettringitbildung 450 f.
Energieeinsparung, Normen 361 Eurocode 6 – „Bemessung und Konstruktion von
Energieeinsparungsgesetz (EnEG) 294 Mauerwerksbauten“
Energieeinsparverordnung (EnEV) 293–312 – Norm 349
– Anlagentechnik, Anforderungen 300 f. – (in) sterreich 169–183
– Aufklrungspflicht 309–311 Eurocode 8 – „Auslegung von Bauwerken gegen
– Außenwandkonstruktionen 304–308 Erdbeben“ siehe auch DIN EN 1998
– Bestandsgebude 300 – Norm 349
– Gebudehlle, Luftdichtheit 300 europische Normen siehe Normen, europische und
– Nachhaltigkeit 311 Eurocode
– Nichtwohngebude Europische Technische Zulassung (ETA) 407
– – Anforderungen 298 f. Exzentrizitt, hollndische Norm 191 f.
– – vereinfachtes Verfahren 298
– sommerlicher Wrmeschutz 299 f. F
– technische Gebudeausrstung 308 f. Fachwerkmodell 131
– technische Umsetzung 303–311 Faserverbundwerkstoffe siehe auch faserverstrkte
– Verordnungstext 294 Kunststoffe
– Wrmebrcken 300 – Eigenschaften 483
– Wohngebude – Epoxidharz 483
– – Anforderungen 296–298 – Herstellung 483
– – gekhltes 298 – (zur) Wandscheibenverstrkung 481–500
– – Investitionskosten 303 faserverstrkte Kunststoffe (FVW) siehe auch Faser-
– – Primrenergiebedarf 296 verbundwerkstoffe 481–500
– – Referenzgebude 296–298 Fassade
– – Transmissionswrmeverlust 297 – Ganzglasfassade 299
– – Wirtschaftlichkeit 302 f. – Lochfassade 299
Energiesparhaus Fassadengerst, Norm 363
– Betriebskosten 310 Fenster, Schallschutz 284, 286
– Wrmebilanz 310 Fernwrmenetz 296
EnEV siehe Energieeinsparverordnung Fertigbauteile, Norm 348
Epoxidharz 483 Feuchtedehnung
Erdbeben – Leichtmçrtel-Mauerwerk 19
– Belastung, Kapazittsspektrum-Methode 465 f. – Mauermçrtel 8
– Bemessung 143–167 – Mauersteine 7
– – kanadische Norm 200–202 – Mauerwerk 18 f.
– Einwirkungen, Norm 348 Feuchtegehalt, Bestimmung
– Ersatzkrfte – Norm 359
– – Ermittlung 150 Feuerlçschanlage 339
– – Verteilung 150 f. Feuerberschlagsweg 338
– Ertchtigung von historischem Mauerwerk Feuerwiderstand 341–343
469–473 – Bauteilausbildung 341
Stichwortverzeichnis 505

– europische Klassifizierung von Bauteilen 317 Gipsplatten, Norm 353


– Extrapolationsregeln 314 Gips-Trockenmçrtel, Norm 350
– Klassifizierungsnorm, nationale 314 Glasbaustein-Wand, Norm 348
– Prfnorm Glassteine, Norm 353
– – europische fr Bauteile 315 f. Grenzzustand der Tragfhigkeit, hollndische Norm
– – nationale 314 190–193
– vorhandener 341
– Wnde H
– – bauaufsichtliche Anforderungen 318 Haftscherfestigkeit
– – Bauteilklassifizierung 318 – Dnnbettmçrtel 9
Feuerwiderstandsfhigkeit, Benennungen 341 – Mauerwerk 170 f., 176
Feuerwiderstandsklassen 340 – Normalmçrtel 9
Flankendmmung zum Schallschutz 286 Haftzugfestigkeit von Mauermçrtel mit Mauersteinen
Flankenbertragung 247, 255 f., 264–266, 286–289 9 f.
Flankenwege 256 haustechnische Anlagen, Gerusche 253
Flexibilittsmatrix 227 Haustrennwand, zweischalige
Flugasche, Norm 351 – Schallschutz 276–278
Fluglrm-Gesetz 254 Heizenergiebedarf 309
Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 421–480 Hintermauerung 304
– abgeschlossene 424–459 Hochlochziegel, allgemeine bauaufsichtliche
– Forschungsstellen 421–424 Zulassung 391
– laufende 459–480 Hochlochziegel-Außenwand, wrmedmmende 452 f.
Frequenz 245 Hohlblocksteine
Frostschdigung 121 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 371
Fugen – Planhohlblocksteine 383
– Dehnungsfuge siehe dort Hohlraumdmmung von Außenmauerwerk 479 f.
– Lagerfuge 76 hollndische Norm
– Schallschutz 271 – Baustoffeigenschaften 185–188
– Stoßfuge 76 – Biegezugfestigkeit 186
– Wasseraufnahme 92 – Druckfestigkeit 186
Fugmçrtel 115 – Exzentrizitt 191 f.
Fllbeton 177 – Mauerwerksbemessung 185–194
Fundament, Schallschutz 278 – Schnittkraftermittlung 188–190
FVW siehe faserverstrkte Kunststoffe – Schubtragfhigkeit 193
– Teilflchenbelastung 193
G – Tragfhigkeitsgrenzzustand 190–193
GAEB 398 Holzwolle-Leichtbauplatten, Norm 353
Ganzglasfassade 299 Horchheimer Brcke 103–139
Gebudeabstand 332 – Aufbau 107–110
Gebudehlle, Luftdichtheit 300 – Baugeschichte 104–107
Gebudekonzept 333–336 – betontechnologische Untersuchungen 112
– Brandabschnitte 333 f. – Druckfestigkeitsprfung 134
– Brandbekmpfungsabschnitte 333 f. – Verkehrsbedeutung 107
– Gebudestabilisierung 333 – Vorflutbereiche 103
– Geschosse unter der Gelndeoberflche 333 – Zustandserfassung 112
– Rauchabschnitte 334 f. Httensteine, Norm 350
– Rettungswege 335 f. Hybrid-Bewehrung, textile zur Erdbebensicherheit
– Trennung unterschiedlicher Bereiche 333 474–476
Gebudeumfeld 331 f. Hydrokarbonkurve 315
Gebudewrmebilanz 309 Hysterese 237 f.
Gemeinsamer Ausschuss fr Elektronik im Bauwesen Hystereseschleife 234
(GAEB) 398
Geothermie 295 I
Gesamtaussteifung eines Gebudes 172 Immissionsrichtwerte 255
Gesamtstabilitt eines Gebudes 173 Impulshaltigkeit 255
Geschosshuser, Schallschutz 250 f. Industriebau
Gesteinskçrnungen, Norm 352 – Brandschutz 327–343
Gewerbebau, Brandschutz 327–343 – Muster-Industriebaurichtlinie (MIndBauLR)
Gipskartonplatten, Schallschutz 270 330–340
506 Stichwortverzeichnis

Informationshaltigkeit 255 Kopplungslnge 265


Injektionsdbel unter Querlast 445–450 Kçrperschall 245
Innenschale, tragende 80–82 Kçrperschallbrcke 272, 278, 285
Innenwand 207 Kçrperschallentkopplung 279 f.
– Bemessungssituation 208 Korrosionssprengdruck 121
– Lrmschutz 254 kraftbasierter Nachweis 162, 229 f.
Installationsgerusche 279 Kraft-Wrme-Kopplungsanlage (KWK) 296
Installationspegel 253, 279 Kragarm
Installationsprfstand 279 – Betongte 121
Installationswand, Schallschutz 278–280 – Bewehrung 122 f.
– Karbonatisierung 122
K – Rckverankerung 117
Kalk, Baukalk 351 Krankenanstalten, Schallschutz 251 f.
Kalksand-Planelemente, allgemeine bauaufsichtliche Kriechausmitte 210
Zulassung 385 f. Kriechen
Kalksand-Plansteine, allgemeine bauaufsichtliche – Mauermçrtel 8 f.
Zulassung 381 – Mauersteine 6
Kalksand-Rohmassen, Verdichtung 466–468 – Mauerwerk 18
Kalksandstein Kunstharzputz, Norm 350
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 369 Kunststoffe, faserverstrkte (FVW) siehe dort
– Biegezugfestigkeit 4 Kurzzeitelastizittsmodul 170
– CE-Kennzeichen 53, 55 f. KWK 296
– Druck-E-Modul 6
– Mauerziegel 54–56 L
– Norm 350 Lagerfuge 76
– Recycling 480 – Bewehrung, Norm 353
– Zug-E-Modul 6 Landesbauordnung 402 f.
– Zugfestigkeit 3 f. Lngsdmmung zum Schallschutz 286
kanadische Norm Lngsdehnungsmodul von Mauermçrtel 7
– Biegemomentkoeffizient 199 Lngsdruckfestigkeit
– Erdbebenbemessung 200–202 – Mauersteine 4–6
– Mauerwerksbemessung 195–205 – Mauerwerk 12 f.
– Plattenbeanspruchung 198 Lrmpegelbereich 284
– Schlankheitseffekt 197 f. Last-Verformungs-Kurve
– Schubtragfhigkeit 200–202 – bilineare Approximation 155
– Spannungsblock 196 – nichtlineare 153
– Tragfhigkeit Lastausmitte 210
– – (von) Ausfachungswnden 202 f. Leichtbeton-Hohlwandplatten, Norm 353
– – (unter) Druck- und Biegebeanspruchung 196 f. Leichtbeton-Plansteine mit integrierter Wrmedm-
– – (unter) zentrischer Druckbeanspruchung 195 f. mung, allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 384
– zweischalige Wnde 200 Leichtbetonsteine
Kapazittskurve 232 – Dehnung bei Hçchstspannung 6
– bilinearisierte 232 – Querdehnungsmodul 6
– (eines) Gebudes 156, 163 – Zug-E-Modul 6
Kapazittsspektrum 153, 163 – Zugfestigkeit 3
Kapazittsspektrumverfahren 234 f. Leichtmçrtel
Karbonatisierungstiefe 118 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 372
Kellerwand 77 – Druckfestigkeit 12
Kerndmmung 306 – E-Modul 7
Kesselwirkungsgrad 295 Leichtmçrtel-Mauerwerk
KfW-Bank 309 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 365–372
Klimaanlage 301 – Endkriechzahl 19
Klinker, Frostwiderstandsfhigkeit – Feuchtedehnung 19
– Prfnorm 356 Leichtzuschlge, Norm 352
Knicknachweis 210 Liste C 405
Koinzidenz 257–259 Liste der Technischen Baubestimmungen 408, 410
– Einbruch 262 Lochfassade 299
– Grenzfrequenz 257–259 Lochstein 269
Kopfverband 115 – Dickenschwingung 280, 282
Stichwortverzeichnis 507

– Schalldmm-Maß 282, 284 – Restnorm 59, 61


– Schalldmmung 280–284 – Schwinden 6
Lçschwasserbedarf 332 – Spaltzugfestigkeit 3 f.
Luftdichtheit einer Gebudehlle 300 – Verbundversuch 484–486
Luftschall 245 – Wrmedehnungskoeffizient 6
Luftschallschutz – Wasseraufnahme, kapillare 20
– Anforderungen 250–253 – Wasseraufnahmekoeffizient 21
– Empfehlungen 250–253 – Wasserdampfdurchlssigkeit 20
– Kenngrçßen 246–248 – Zug-E-Modul 6
Luftschallverbesserungsmaß 265, 287 – Zugfestigkeit 3 f.
Luftschicht in Schalenzwischenrumen 75 Mauertafeln, allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
388
M Mauerverbinder fr Stumpfstoßtechnik, allgemeine
Mantelbeton-Bauweise 177 bauaufsichtliche Zulassung 395
Materialmodell 226 Mauerwerk
Maueranker 85 – Anfangsscherfestigkeit 171
Mauerbinder, Norm 351 – Ausfhrung, Norm 348
Mauerfuß-Dmmelemente, allgemeine bauaufsicht- – Bemessung 107–223
liche Zulassung 393 – – hollndische Norm 185–194
Mauermçrtel – – kanadische Norm 195–205
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 372 – Berechnung, Norm 348
– Anwendungsnorm 46 f. – bewehrtes
– Ausfhrungsnorm 62 – – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 391–393
– Druckfestigkeit 10 – – Norm 348
– E-Modul 7 – Biegefestigkeit, charakteristische 170, 176
– Endschwindwerte 8 – Biegezugfestigkeit 14–16
– Feuchtedehnung 8 – Dehnung bei Hçchstspannung 17 f.
– Haftzugfestigkeit mit Mauersteinen 9 f. – Druck-E-Modul 16–18
– Inverkehrbringen 45 – Druckfestigkeit 10–12, 27–44
– Kriechen 8 f. – – 5 %-Quantil 35
– Lngsdehnungsmodul 7 – – charakteristischer Wert 31–39, 41–43, 170, 174
– Norm 47, 350 – – DIN 1053-1 28–31
– Querdehnungsmodul 7 f. – – DIN 1053-11 34–43
– Restnorm 57, 61 – – DIN 1053-13 34–43
– Scherfestigkeit 7 – – DIN 1053-100 31–33
– Wasseraufnahme, kapillare 20 – – Druckspannungen, zulssige 28
– Zugfestigkeit 7 – – Formfaktor 34
Mauersteine siehe auch Mauerziegel und Ziegel – – Grundwerte 28–30
– Anwendungsnorm 46 f. – – Korrekturfaktor 35
– Ausfhrungsnorm 62 – – Normalkraft-Bemessungswert 31, 35
– Baustoffnormen 322 – – Prfung 179 f.
– Biegezugfestigkeit 3 f. – – Rechenanstze 11
– Druck-E-Modul 4 – – Rechenwert 30
– Druckfestigkeit 4 f. – – rechnerischer Kennwert 34 f.
– Feuchtedehnung 7 – – Regression 35
– grçßeren Formats, allgemeine bauaufsichtliche – – Schlankheit 35
Zulassung 372 – Dnnbettmçrtel-Mauerwerk siehe dort
– Haftzugfestigkeit mit Mauermçrtel 9 f. – eingefasstes 427–432
– Inverkehrbringen 45 f. – Einwirkungen 208
– Kriechen 6 – Endkriechzahl 19
– Lngsdruckfestigkeit 4–6 – Festigkeitsklassen, Norm 348
– Norm 47, 322, 350 – Feuchtedehnung 18 f.
– Normdruckfestigkeit 5 – Haftscherfestigkeit 170 f.
– Produktnorm 45 f. – – charakteristische 176
– Prfnormen 356 f. – historisches, Erdbebenertchtigung 469–473
– Prfung 180 – homogenes 270
– Quellen 6 – Kriechen 18
– Querdehnungsmodul 6 – Lngsdruckfestigkeit 12 f.
– Querdehnungszahl 6 – Lastfaktoren 208
508 Stichwortverzeichnis

– Leichtmçrtel-Mauerwerk siehe dort Mçrtel


– Natursteinmauerwerk siehe dort – Gips-Trockenmçrtel 350
– Prfnormen 356 – Mauermçrtel siehe dort
– Prfung 180 – NORM 169
– Prfverfahren siehe dort – Prfnormen 357 f.
– Quellen 18 – Prfung 180
– Querdehnungszahl 17 – Putzmçrtel siehe dort
– Recycling 478 f. – Zementmçrtel 483
– Rissspannung 10 Mçrtelbestandteile, Norm 351 f.
– Schubtragfhigkeit 432–439 Mçrteltasche 76
– Schutz Musterbauordnung (MBO) 319, 402
– – (gegen) Frost-Tau-Wechsel 77 Muster-Industriebaurichtlinie (MIndBauRL) 330–340
– – (gegen) Regen 77 – Anforderungen 331, 339
– Schwinden 18 – Anwendungsbereich 331
– Schwindendzahl 19 – Nachweise 331
– tragendes, Biegezugfestigkeit 464 f. – Nachweisverfahren 339
– Tuffsteinmauerwerk siehe dort – Rechenverfahren 339
– unbewehrtes – Tabellenverfahren 339
– – Ausfhrung 67–78 – Ziele 331
– – Konstruktion 67–78
– – Tragreserve 235 N
– Verblendmauerwerk siehe dort NABau 398 f.
– Verbundversagen 484 Nahwrmenetz 296
– Versagensarten 441 Naturstein/Natursteinmauerwerk 21
– Vçlligkeitsgrad 17 f. – Biegezugfestigkeit 21
– Wrmedehnungskoeffizient 18 – Bogenbrcke 453–459
– Wasseraufnahme, kapillare 20 – Druck-E-Modul 21
– Wasserdampf-Diffusionswiderstand 20 – Druckfestigkeit 21
– Zug-E-Modul 18 – Norm 350
– Zugfestigkeit 14 f. – Quelldehnung 22
– zweischaliges, Verankerung 477 f. – Schleifverschleiß 21
Mauerwerksbau – Schwinddehnung 22
– Forschungsvorhaben siehe dort – Wrmedehnungskoeffizient 22
– Schallschutz 245–291 – Wasseraufnahme bei Atmosphrendruck 22
Mauerwerksbauten – Wasserdampf-Diffusionswiderstand 22
– konstruktive Regeln 147–149 Natursteinverblendung 135
– kraftbasierter Nachweis 162, 229 f. Nichtwohngebude siehe auch unter Energieeinspar-
– verformungsbasierter Nachweis 157, 162–164, verordnung 298 f.
229, 231–235 Normalmçrtel
Mauerwerksbogen 114–116 – E-Modul 7
Mauerwerksschalen 72 f. – Haftscherfestigkeit 9
– Verankerung 73 f. Normalmçrtel-Mauerwerk, allgemeine bauaufsicht-
Mauerwerkswnde, Schubversagen 143 liche Zulassung 365–372
Mauerziegel siehe auch Mauersteine und Ziegel Normalspannung 431
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 365–368, Normdruckfestigkeit von Mauersteinen 5
372 Normen siehe auch DIN und Eurocode
– CE-Kennzeichen 54–56 – Abdichtungen 362
– Norm 350 – Anker 353
– Querdehnungsmodul 6 – Anwendungsnorm siehe dort
– Zugfestigkeit 3 – Arbeitsgerst 363
MBO 319, 402 – Ausfhrung 348 f.
Mehrmassenschwinger 233 – Ausfhrungsnorm siehe dort
MIndBauRL siehe Muster-Industriebaurichtlinie – Außenwandbekleidung 363
Mindestschub-Wandquerschnitt 173 – Baugrund 348
MINEA-Programm 151, 153 f., 157 – Baukalk 351
Mineralfaser-Verbundplatten, Schallschutz 270 – Bemessung 348 f.
Mittelbettmçrtel-Mauerwerk, allgemeine bauaufsicht- – Betonwerksteine 350
liche Zulassung 388 – Betonzusatzmittel 351
Mittelisotherme 308 – Brandverhalten von Baustoffen 360 f.
Stichwortverzeichnis 509

– Brandverhaltensklassifizierung 362 – – Bestimmung 359 f.


– Deckenziegel 353 – Wrmeschutz im Hochbau 361
– deutsche siehe auch DIN… 347–363 – Wrmeschutzrechenwerte 362
– Eislast 348 – Wasseraufnahmekoeffizient, Bestimmung 359
– Energieeinsparung 361 – Windlast 348
– Erdbebeneinwirkungen 348 – Zement 351
– europische siehe auch Eurocode 347–363 – Ziegeldecken 348
– Fassadengerst 363 Normenausschuss Bauwesen (NABau) im DIN 398 f.
– Fertigbauteile 348 Norm-Schallpegeldifferenz, bewertete 257
– Feuchtegehaltbestimmung 359 Norm-Trittschallpegel 248
– Flugasche 351 – bewerteter 248, 268
– hollndische siehe dort – – quivalenter 248 f., 267
– Gesteinskçrnungen 352 Normungsgrundstze 397–399
– Gipsplatten 353
– Gips-Trockenmçrtel 350 O
– Glasbaustein-Wand 348 Oberflchenzugfestigkeit sprçder Materialien 452
– Glassteine 353 çffentliche Sicherheit 403 f.
– Holzwolle-Leichtbauplatten 353 – bauaufsichtliche Anforderungen 403 f.
– Httensteine 350 – bauaufsichtliche Zustndigkeit 404
– Kalksandsteine 350 OSR siehe berfestigkeitsfaktor
– kanadische siehe dort
– Kunstharzputz 350 P
– Lagerfugenbewehrung 353 Pelletheizung 310
– Leichtbeton-Hohlwandplatten 353 Performance Point 153
– Leichtzuschlge 352 Planelemente
– Mauerbinder 351 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 385–387
– Mauermçrtel 47, 350 – Beton-Planelemente 386 f.
– Mauersteine 47, 322, 350 – drittel- oder halbgeschosshohe Ausfhrung 387
– Mauerwerkausfhrung 348 – Kalksand-Planelemente 385 f.
– Mauerwerkberechnung 348 – Planziegel-Elemente 385
– Mauerwerkbewehrung 348 – Porenbeton-Planelemente 386
– Mauerwerkfestigkeitsklassen 348 Planhohlblocksteine, allgemeine bauaufsichtliche
– Mauerziegel 350 Zulassung 383
– Mçrtelbestandteile 351 f. Plansteine
– Naturstein/Natursteinmauerwerk 350 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 381–384
– Porenbeton-Bauplatten 353 – Beton-Plansteine 382–384
– Porenbetonsteine 350 – Kalksand-Plansteine 381
– Produktnorm siehe dort – Leichtbeton-Plansteine 384
– Prfnorm siehe dort – Planvollsteine 382
– Putz 348 – Verklebung mittels 1-K PU-Kleber 424–427
– Putzbinder 351 Planverfllziegel, allgemeine bauaufsichtliche
– Putzmçrtel 350 Zulassung 380
– Putzsysteme 348 Planziegel mit integrierter Wrmedmmung, allge-
– Restnorm siehe dort meine bauaufsichtliche Zulassung 379
– Schallschutz Planziegel-Elemente, allgemeine bauaufsichtliche
– – (im) Hochbau 361 Zulassung 385
– – (im) Stdtebau 361 f. Plattenbeanspruchung, kanadische Norm 198
– Schaumkunststoffe 353 Plattenschub 217 f.
– Schneelast 348 Polytect 473 f.
– Schutzgerst 363 Porenbeton-Bauplatten, Norm 353
– Strze 353 Porenbeton-Planelemente, allgemeine bauaufsichtliche
– Tonhohlplatten 353 Zulassung 386
– Tragwerkseinwirkungen 348 Porenbeton-Plansteine, allgemeine bauaufsichtliche
– Trasszement 351 Zulassung 381
– Trennwand, nichttragende innere 363 Porenbetonsteine
– bereinstimmungsnachweis fr Bauprodukte 363 – Biegezugfestigkeit 4
– Wrmedmmstoffe 353–355 – Dehnung bei Hçchstspannung 6
– Wrmedurchgangskoeffizient 362 – Norm 350
– Wrmedurchlasswiderstand 362 – Spaltzugfestigkeit 4
510 Stichwortverzeichnis

– Zugfestigkeit 3 f. – Mauerwerk 17
Primrenergiefaktor 301
Produktnorm 45–64 R
– harmonisierte 45 f., 51, 57, 61 Rauchabschnitt 334 f.
– Mauersteine 45 f. Rauchabzugsanlage 338
Prfnormen Resonanzeffekt 270
– Abdichtungen 362 Resonanzfrequenz 277
– Bauphysik 360–362 – (der) Vorsatzkonstruktion 287
– Biegezugfestigkeit 356 Restnorm
– Druckfestigkeit 356 – Mauermçrtel 57, 61
– Feuerwiderstand 314–316 – Mauersteine 59, 61
– Klinker 356 Rettungsweg 335 f.
– Mauersteine 356 f. Ringanker 70
– Mauerwerk 356 Ringbalken 70
– Mauerwerk-Ergnzungsbauteile 358 Rissbild 428, 430, 435
– Mçrtel 357 f. Rissspannung 10
– Vormauerziegel 356 Rohrleitungen
– Wrmeschutzprfverfahren 359 – Schallschutz 271 f., 278 f.
Prfverfahren fr Mauerwerk – Wrmedmmung 301
– Biegezugfestigkeit, Prfnorm 356 Rohrschelle, elastische 279
– Druckfestigkeit, Prfnorm 356 Rohrummantelung 279
pseudodynamischer Großversuch 160 Roste 181 f.
Pushover-Berechnung 145 f., 231–236
Putz S
– Außenputz siehe dort Salze, eluierbare 116–118, 122
– Druckfestigkeit 22 Sanatorium, Schallschutz 251 f.
– dynamischer E-Modul 22 Schalenzwischenraum 85 f., 97 f.
– Kunstharzputz 350 Schall 245
– Norm 348 – A-Bewertung 246
– Quellen 23 Schallbrcke 263, 267, 276
– Schwinden 23 Schalldmm-Maß 246, 257
– Trockenputz 270 – Bauschalldmm-Maß siehe dort
– Zugbruchdehnung 22 – bewertetes 247
– Zug-E-Modul 22 – – einschalige biegesteife Wnde 258
– Zugfestigkeit 22 – Bezugskurve 247
– Zugrelaxation 22 f. – (mit) Flankenbertragung 247
Putzbinder, Norm 351 – Lochsteine 282, 284
Putzmçrtel – Rechenwerte 249
– Endschwindwerte 23 – resultierendes 284
– Norm 350 – Wrmedmm-Verbundsysteme 274–276
– Quellwerte 24 – (von) zusammengesetzten Bauteilen 364
Putzsysteme, Norm 348 Schalldmmung
– Außenwnde 284–286
Q – (von) Bauteilen 246
Quelldehnung von Naturstein/Natursteinmauerwerk – Biegeschwingung 260
22 – Dickenschwingung 259 f.
Quellen – einschalige Bauteile 257–261
– Mauersteine 6 – Lçcher 263 f.
– Mauerwerk 18 – Lochsteine 280
– Putz 23 – Massengesetz 257–259
Quellwerte von Putzmçrtel 24 – porçse Stoffe 263 f.
Querdehnungsmodul – resultierende 256, 265 f.
– Dnnbettmçrtel 8 – Schlitze 263 f.
– Leichtbetonsteine 6 – Verlustfaktor 259, 261
– Mauermçrtel 7 f. – zweischalige Bauteile 261–263
– Mauersteine 6 – zwischen Rumen 246 f.
– Mauerziegel 6 Schallpegel 245 f.
Querdehnungszahl Schallpegeldifferenz 257
– Mauersteine 6 Schallschutz
Stichwortverzeichnis 511

– Armaturen 279 Schubtragmodell nach Mann/Mller 225


– Beherbergungssttten 251 Schubversagen von Mauerwerkswnden 143, 155
– (mit) Direktdmmung 286 Schubversuch, zyklischer 236 f.
– Einfamilien-Doppelhuser 251 Schubwand 157
– Einfamilien-Reihenhuser 251 Schubwandtabelle 229, 241
– Fenster 284, 286 Schubwandversuch 156
– Fugen 271 – zyklischer 159, 162 f.
– (mit) Flankendmmung 286 Schutzgerst, Norm 363
– Fundamente 278 Schwelbrandkurve 315
– Geschosshuser 250 f. Schwinddehnung von Naturstein/Natursteinmauer-
– Gipskartonplatten 270 werk 22
– (im) Hochbau, Normen 361 Schwinden
– Installationswand 278–280 – Mauersteine 6
– Krankenanstalten 251 f. – Mauerwerk 18
– (mit) Lngsdmmung 286 – Putz 23
– Luftschallschutz siehe dort Schwindendzahl von Mauerwerk 19
– (im) Mauerwerksbau 245–291 Sicherheit, Definition 404
– Mineralfaser-Verbundplatten 270 Sickerwasser, Ableitung 108
– physikalische Grundlagen 257–268 Solarertrag 309
– Rohrleitungen 271 f., 278 f. Solar Keymark 294
– Sanatorien 251 f. sommerlicher Wrmeschutz 299 f.
– Sanitrobjekte 279 Sonderbauten 327 f.
– Schalungssteinwnde 270 – Definition 327
– Schlitze 271 f. Sonneneintragskennwerte 299
– Schulen 252 Spaltzugfestigkeit
– (im) Stdtebau, Normen 361 f. – Mauersteine 3 f.
– Steckdosen 271 f. – Porenbetonsteine 4
– (mit) Stoßstellendmmung 278, 280, 289 Spannungsblock, kanadische Norm 196
– Trennwnde Spektralbeschleunigung 232
– – einschalige 268–270 Spektralverschiebung 232
– – Haustrennwand, zweischalige 276–278 Spektrum 245
– Treppen 276 Spektrumanpassungswerte 248 f., 257, 286
– Trittschallschutz siehe dort Stahlbetonrandbalken (an Brcke) 109
– Trockenputz 270 Standard-Schallpegeldifferenz, bewertete 257
– Unterrichtsbauten 252 Steckdosen, Schallschutz 271 f.
– Vorsatzschalen 272–274 Steifigkeitsmatrix 227
– Wasserinstallationen 272, 278 Stoßfuge 76
– Zhlerkasten 272 f. – Vermçrtelung 76, 436 f.
Schallschutznachweis 256, 286 Stoßstellen, akustische Eigenschaften 256
Schalungssteine, allgemeine bauaufsichtliche Zulas- Stoßstellendmm-Maß 256, 265, 288
sung 389 f. Stoßstellendmmung zum Schallschutz 278, 280, 289
Schalungssteinwand, Schallschutz 270 Strze 181
Schaumkunststoffe, Norm 353 – allgemeine bauaufsichtliche Zulassung 391–393
Scherfestigkeit – Norm 353
– Anfangsscherfestigkeit 171
– Haftscherfestigkeit siehe dort T
– Mauermçrtel 7 TA-Lrm 255
Schlankheitseffekt, kanadische Norm 197 f. technische Anlagen 338 f.
Schleifverschleiß von Naturstein/Natursteinmauer- Technische Anleitung zum Schutz gegen Lrm (TA-
werk 21 Lrm) 255
Schlitze 71, 171, 178 technische Baubestimmungen 410
– Schalldmmung 263 f. technische Regeln fr die Planung, Bemessung und
– Schallschutz 271 f. Konstruktion 410
Schneelast, Norm 348 technische Spezifikation 408
Schnittkraftermittlung, hollndische Norm 188–190 technische Verwendungsregeln 410
Schubtragfhigkeit Teilflchenbelastung, hollndische Norm 193
– hollndische Norm 193 Teilsicherheitsbeiwerte, NORM 169 f.
– kanadische Norm 200–202 Thaumasitbildung 450 f.
– Mauerwerk 432–439 Tonhaltigkeit 255
512 Stichwortverzeichnis

Tonhohlplatten, Norm 353 – wilder 83


Tragfhigkeit Verbindungsanker fr Mauerwerksschalen von
– (von) Ausfachungswnden, kanadische Norm zweischaligen Wnden, allgemeine bauaufsichtliche
202 f. Zulassung 394
– (unter) Druck- und Biegebeanspruchung, kanadische Verblendmauerwerk 79–101, 304, 306
Norm 196 f. – Abfangung 98
– Grenzzustand, hollndische Norm 190–193 – Ausfhrung 94–99
– (unter) zentrischer Druckbeanspruchung, kanadische – Beschichtung 97
Norm 195 f. – Dehnungsfugen 96 f.
Tragreserve von unbewehrtem Mauerwerk 235 – einschaliges 71
Tragschale 98 – Feuchtetransport 92
Tragwerke – Fugenglattstrich 96
– Einwirkungen, Norm 348 – Lftungsçffnungen 96 f.
– unregelmßige 152 f. – Mçrtel 95
Transmissionswrmeverlust 297 – Nachhaltigkeit 97
Trasszement, Norm 351 – Reinigung 97
Trennwand – Schlagregenbeanspruchung 88–94
– einschalige, Schallschutz 268–270 – Steine 94 f.
– nichttragende innere, Norm 363 – Tragschale 98
Trennwand-Außenwand-Anschluss, vertikaler 452 f. – Wrmeschutz 87 f.
Treppen, Schallschutz 276 – Wasseraufnahme der Fugen 92
Trittschall 245 – Wassertransport 93
– Wahrnehmung 266 – zweischaliges 80
Trittschallpegel, Norm-Trittschallpegel siehe dort Verblendschale siehe auch Außenschale 82–85
Trittschallschutz 266–268 – Dauerhaftigkeit 86 f.
– Anforderungen 250–253 – Fugenausbildung 84
– Empfehlungen 250–253 Verblendsturz 82
– Kenngrçßen 248 f. Verbund, verschieblicher 492
Trittschall-Verbesserungsmaß 248 Verbundbruchkraft 486–488, 492, 494–499
Trockenmauerwerk, allgemeine bauaufsichtliche Zu- Verbundlnge 494
lassung 381 Verbundschubspannung 492
Trockenputz, Schallschutz 270 Verbundtafeln, allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
Trogentwsserung, innenliegende 108 sung 389
Tuffsteinmauerwerk, Druckfestigkeit 452 Verbundversagen 484
Verformung, vertikale 431
U verformungsbasierter Nachweis 157, 162–164, 229,
berbindemaß 76 231–235
bereinstimmungsnachweis fr Bauprodukte, Norm Verformungsfhigkeit
363 – (eines) Bauwerks 153
berfestigkeit 239 f. – (von) Wnden 156
berfestigkeitsfaktor (OSR) 164 Verfllziegel, allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
Unterrichtsbauten, Schallschutz 252 369
Vergusstafeln, allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
V 389
Variantenuntersuchung 164 f. Verhaltensbeiwert 233
VDI-Richtlinie 2571 – „Schallabstrahlung von – Ermittlung 238 f.
Industriebauten“ 255 Verhaltensfaktor 230, 236–240
VDI-Richtlinie 4100 – „Schallschutz von Verkehrslrm 285
Wohnungen“ 253 Vermauerung mit Mçrteltasche 76
Verankerungskraft 489 Versagensarten von Mauerwerk 441
Verankerung Verschiebeduktilitt 238
– Bewehrungsstab 464 Vertragsordnung fr Bauleistungen (VOB) 398
– Mauerwerksschalen 73 f. Verwendbarkeitsnachweis, bauaufsichtlicher
– zweischaliger Außenwnde 73 f. 401–417
– zweischaliges Mauerwerk 477 f. – CE-gekennzeichnete Bauprodukte 406–409
Verband 76 – europisch harmonisierte Bauprodukte 406 f.
– Binderverband 115 – europisch nicht harmonisierte Bauprodukte 405
– Blockverband 83 – geregelte Bauprodukte 405 f.
– Kopfverband 115 – nicht geregelte Bauprodukte 404 f.
Stichwortverzeichnis 513

VOB 398 Wrmedmmung


Vollblçcke/-steine 370 f. – Rohrleitungen 301
Vçlligkeitsgrad 17 f. – zweischalige Außenwnde 75 f.
Vorlandbrcke Horchheim siehe Horchheimer Brcke Wrmedmm-Verbundsystem (WDVS) 304 f.
Vormauerziegel, Frostwiderstandsfhigkeit – Schalldmm-Maß 274
– Prfnorm 356 Wrmedehnungskoeffizient
Vorsatzschale – Mauersteine 6
– Luftschallminderung 273 – Mauerwerk 18
– Luftschallverbesserungsmaß 273 – Naturstein/Natursteinmauerwerk 22
– Resonanzfrequenz 272, 287 Wrmedurchgangskoeffizient, Norm 362
– Schallschutz 272–274 Wrmedurchlasswiderstand
– Bestimmung, Norm 359 f.
W – Norm 362
Wand-Dachstuhl-Anschluss 69 Wrmepumpe 296
Wand-Decken-Anschluss 69 Wrmeschutz
Wand-Decken-Knoten 208 – (im) Hochbau, Norm 361
Wnde – Prfverfahren, Norm 359
– Ausfachungswand siehe dort – Rechenwerte, Norm 362
– Außenwand siehe dort – sommerlicher 299 f.
– Aussteifungswand 207 Wrmebertrager 309
– Brandbekmpfungsabschnittswand 336 Wasseraufnahme
– Brandwand siehe dort – (bei) Atmosphrendruck, Naturstein/Naturstein-
– einschalige biegesteife, bewertetes Schalldmm- mauerwerk 22
Maß 258 – Fugen 92
– Feuerwiderstand – kapillare 20
– – bauaufsichtliche Anforderungen 318 Wasseraufnahmekoeffizient
– – Bauteilklassifizierung 318 – Bestimmung, Norm 359
– Glasbaustein-Wand 348 – Mauersteine 21
– Haustrennwand 276–278 Wasserdampf-Diffusionswiderstand
– Innenwand siehe dort – Mauerwerk 20
– Installationswand 278–280 – Naturstein/Natursteinmauerwerk 22
– Kellerwand 77 Wasserdampfdurchlssigkeit von Mauersteinen 20
– Lastabtrag 144 Wasserinstallationen
– Lasteinzugsflchen 151 – Gerusche 253
– Mindestdicke 171 – Schallschutz 272, 278
– nichttragende 68 f. WDVS siehe Wrmedmm-Verbundsystem
– Schallschutz siehe auch dort 268–286 Weichfaserdmmplatte 278
– Schalungssteinwand siehe dort wilder Verband 83
– Schubversagen 155 Windlast, Norm 348
– tragende 68 Wohngebude siehe auch unter Energieeinspar-
– – Aussparungen 71 verordnung 296–298
– – Schlitze 71 – gekhltes 298
– Trennwand siehe dort
– Verformungsfhigkeit 156 Z
– zweischalige Zhlerkasten, Schallschutz 272 f.
– – kanadische Norm 200 Zeitverlaufsberechnung 145
– – Schallschutz 276 Zement 351
Wandknoten, Verankerungsuntersuchung 489–492 Zementmçrtel 483
Wandkopfverschiebung 144 f. Zementstein, Abrasionswiderstand 135
Wandscheiben, Verstrkung Zentrierleiste 76
– flchige 481 zerstçrungsfreie Prfung der Steindruckfestigkeit 468
– nachtrgliche 481 ZiE siehe Zustimmung im Einzelfall
– çrtliche 481–500 Ziegel siehe auch Mauersteine und Mauerziegel
Wandtafeln, allgemeine bauaufsichtliche Zulassung – (fr) Decken siehe Deckenziegel
388 f. – (mit) integrierter Wrmedmmung, allgemeine
Wrmeabzugsanlage 338 bauaufsichtliche Zulassung 369
Wrmebilanz eines Energiesparhauses 310 – Vormauerziegel 356
Wrmebrcke 300 Ziegeldecken, Norm 348
Wrmedmmstoffe, Norm 353–355 Zugnglichkeit 331 f.
514 Stichwortverzeichnis

Zuganker 120 – Leichtbetonsteine 3


Zugbruchdehnung von Putz 22 – Mauermçrtel 7
Zug-E-Modul – Mauersteine 3 f.
– Kalksandstein 6 – Mauerwerk 14 f.
– Leichtbetonsteine 6 – Mauerziegel 3
– Mauersteine 6 – Oberflchenzugfestigkeit sprçder Materialien 452
– Mauerwerk 18 – Porenbetonsteine 3 f.
– Putz 22 – Putz 22
Zugfestigkeit – Spaltzugfestigkeit siehe dort
– Bewehrungsstahl 124 Zugrelaxation von Putz 22 f.
– Biegezugfestigkeit siehe dort Zustimmung im Einzelfall (ZiE) 158, 410, 415 f.
– Haftzugfestigkeit siehe dort Zweigelenkfachwerk 105
– Kalksandstein 3 f. Zwischenrisselement 497

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