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Herausgegeben von
Wolfram Jäger, Dresden
35. Jahrgang
Hinweis des Verlages
Die Recherche zum Mauerwerk-Kalender ab
Jahrgang 1976 steht im Internet zur Verfgung
unter www.ernst-und-sohn.de
Titelfoto: „Schnecke“, Architektur Erwin Heerich, 1993, Stiftung Insel Hombroich, Neuss-Holzheim
Fotograf: Tomas Riehle
Vorwort
Liebe Leser, von Beispielen die gngigen Berechnungs- und Bemes-
sungsverfahren erlutert. Wer sich nicht nur mit den
vor Ihnen liegt ein Mauerwerk-Kalender, in dessen Mit-
Norminhalten und der praktischen Anwendung beschf-
telpunkt die aktuelle Normung im Mauerwerksbau
tigt, sondern auch an der Weiterentwicklung insbeson-
steht. Kaum eine Vorschrift fr Bemessung und Aus-
dere der Bemessungsnormen interessiert ist, der wird
fhrung von Mauerwerk bleibt derzeit in Deutschland
aufmerksam die Umsetzung der Bemessungskonzepte
und Europa von einer grundlegenden berarbeitung
des EC 6 im europischen und auch das Vorgehen im
verschont. Der Mauerwerk-Kalender 2010 mçchte Ih-
weltweiten Ausland verfolgen: Drei Beitrge finden Sie
nen mit der gewohnten fachlichen Kompetenz die be-
hierzu im Bereich Bemessung dieses Kalenders – aus
treffenden Problemkreise transparent machen. Zahlrei-
Kanada, sterreich und den Niederlanden. Wie die Be-
che der insgesamt 35 Autoren der diesjhrigen Ausgabe
rechnung von Mauerwerk in Deutschland knftig prak-
sind als Obmann, -frau oder Mitarbeiter der jeweiligen
tisch aussehen soll, veranschaulichen in einem weiteren
Normenausschsse im DIN und/oder den europischen
Aufsatz ausgewhlte Beispiele nach dem Bemessungs-
Normungsgremien engagiert und berichten aus erster
algorithmus der Normenentwrfe E DIN 1053-11 (ver-
Hand ber den aktuellen Bearbeitungsstand und dar-
einfachtes Verfahren) und E DIN 1053-13 (genaueres
ber, was die Anwender der Normen in naher Zukunft
Verfahren).
erwartet.
• Im Bereich Baustoffe · Bauprodukte finden Sie den • In der Rubrik Bauphysik · Brandschutz finden Sie
bekannten aktualisierten Beitrag Eigenschaftswerte von Ausarbeitungen zu den aktuellen Schallschutz-, Wr-
Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen so- meschutz- und Brandschutzregelungen fr Mauerwerk.
wie eine Fortsetzung der langjhrigen Reihe Festig- Auf diesen Gebieten muss der planende Ingenieur sich
keitseigenschaften von Mauerwerk – diesmal geht es stndig weiterbilden, da die aktualisierten gesetzlichen
um die Druckfestigkeit. Eine weitere Abhandlung will Regelungen als Antwort auf die klimatischen Vernde-
versuchen, Europische Produktnormen im Mauer- rungen unserer Umwelt sowie die Umsetzung neuer
werksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Forschungsergebnisse in die berarbeiteten Normen
Bauordnungsrecht fr den Anwender verstndlicher zu dies erfordern.
machen.
• Im Bereich Normen · Zulassungen · Regelwerk stehen
• Die Abteilung Konstruktion · Bauausfhrung · Bau- das aktuelle Verzeichnis der allgemeinen bauaufsicht-
werkserhaltung nimmt in zwei Beitrgen das Thema lichen Zulassungen sowie die tabellarischen bersich-
Konstruktion und Ausfhrung von Mauerwerk auf – ten zu den geltenden technischen Regeln fr den Mau-
zuerst werden die geplanten Regelungen des Normen- erwerksbau zur Verfgung – Letztere diesmal ergnzt
entwurfes E DIN 1053-12 vorgestellt, anschließend durch einen kurzen separaten Beitrag mit einem Exkurs
widmet sich ein zweiter Aufsatz speziell dem Verblend- in die Grundstze der Normung, der die Arbeitsweise
mauerwerk, mit dem Schwerpunkt Vermeidung von des Deutschen Instituts fr Normung e. V. (DIN) und
Feuchteschden. Der Beitrag zur Instandsetzung einer des Normenausschusses Bauwesen (NABau) im DIN
Brcke stellt das Mauerwerk in den Kontext der Ge- darlegt. Der letzte Beitrag in dieser Rubrik schildert
samtkonstruktion, die außer den untersuchten Mauer- die Randbedingungen fr die verschiedenen bauauf-
werks-Brckenpfeilern auch Beton-, Stahlbeton- und sichtlichen Verwendbarkeitsnachweise – geschrieben
Stahlbaubestandteile enthlt und die Problemlçsungen von einem Ingenieur, der beide Seiten aus eigener Er-
somit nur fachbergreifend mçglich sind. In einer Zeit, fahrung kennt: die Behçrde, die ihre bauaufsichtlichen
in der die Ingenieurausbildung tendenziell weg geht von Aufgaben zu erfllen hat und den praktisch ttigen In-
der universellen Ausbildung und hin zur fachlichen genieur, dem die unterschiedlichen Erfordernisse fr
Spezialisierung, muss trotzdem ein Mindestmaß an die einzelnen Verwendbarkeitsnachweise oft nicht bis
Verstndnis fr die jeweils angrenzenden Fachgebiete ins Letzte klar sind. Der vorliegende Aufsatz erlutert
erhalten und auch in der Ausbildung gelehrt werden – die verschiedenen Nachweise und belegt diese mit Bei-
die hier ausfhrlich vorgestellte Brckenertchtigung spielen.
zeigt die Notwendigkeit dafr sehr anschaulich.
• Das Kapitel Forschung bringt nach dem jhrlichen
• Der Komplex Bemessung nimmt in zwei Artikeln das berblick ber die aktuelle Forschungssituation im
Thema Erdbebenbemessung von Mauerwerk auf. Es Mauerwerksbau einen Beitrag zur çrtlichen Verstr-
werden die aktuelle Normungs- und Forschungslage kung von Mauerwerk mithilfe aufgeklebter Faserver-
in Deutschland und Europa beleuchtet und anhand bundwerkstoffe. Nachdem diese Technik bereits seit
einigen Jahren fr die Biege- und Schubverstrkung von umfangreichen Kompendiums. Ich hoffe, Sie – unsere
Betonbauteilen und vereinzelt auch fr Holzbauteile geschtzten Leser – finden darin wieder viele interes-
zum Einsatz kommt, beschftigt sich der vorliegende sante Dinge, die fr Ihre tgliche Arbeit wertvolle An-
Beitrag hauptschlich mit Versuchen zu nachtrglichen regungen geben und freue mich darauf, von Ihnen kriti-
çrtlichen Verstrkungen bei Mauerwerksstrukturen. sche Hinweise auf knftig im Mauerwerk-Kalender zu
behandelnde Themenkomplexe zu erhalten.
Den hervorragenden Autoren danke ich fr die unermd-
liche Arbeit an den Beitrgen, dem Verlag Ernst & Sohn Ihr
fr die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingun-
Wolfram Jger
gen fr eine effektive Arbeit und dem gesamten Team
ji@jaeger-ingenieure.de
der Planung und Bearbeitung des Mauerwerk-Kalenders
fr die Geduld und Sorgfalt bei der Fertigstellung dieses Dresden, im November 2009
V
Inhaltsbersicht
A Baustoffe · Bauprodukte
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 3
Peter Schubert, Aachen
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit –
Regelungen nach DIN 1053 27
Wolfgang Brameshuber und Markus Graubohm, Aachen
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung
mit dem deutschen Bauordnungsrecht 45
Antonio Caballero Gonzlez, Hannover
C Bemessung
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 143
Christoph Butenweg und Christoph Gellert, Aachen; Udo Meyer, Bonn
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 169
Anton Pech, Wien
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 185
Simon Wijte und Rob van der Pluijm, Niederlande
IV Bemessung von Mauerwerk nach der Kanadischen Norm 195
Yasser Korany, Edmonton Alberta, Canada
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 207
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung
und Normungslage in Europa 225
Suikai Lu, Wien
D Bauphysik · Brandschutz
I Schallschutz im Mauerwerksbau 245
Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig
II Die Energieeinsparverordnung 2009 293
Michael Gierga, Bonn
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 313
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 327
Franz-Josef Frey, Wiesbaden
F Forschung
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben
im Mauerwerksbau 421
Anke Eis und Todor Vassilev, Dresden
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten
Faserverbundwerkstoffen 481
Uwe Pfeiffer, Baar und Werner Seim, Kassel
Stichwortverzeichnis 501
VII
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III
Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX
A Baustoffe · Bauprodukte
C Bemessung
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 . . . . . . . . . . . . . . . 207
Frank Purtak, Uwe Hirsch und Sebastian Ortlepp, Dresden
D Bauphysik · Brandschutz
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Christiane Hahn, Hamburg/Braunschweig
I Geltende Technische Regeln fr den Mauerwerksbau (Deutsche und Europische Normen) . . . . . . 347
Immo Feine und Joachim Kopacek, Berlin
F Forschung
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501
XIX
Autoren
Neben der Titulatur und der Anschrift sind nachstehend Professor an der Hochschule fr Technik Stuttgart mit
auch die Hauptttigkeit der Autoren und die fr ihren Lehre und Forschung in den Bereichen Bauakustik,
Beitrag in diesem Mauerwerk-Kalender besonders rele- Raumakustik, Schallimmissionsschutz; aktuelle For-
vanten speziellen Ttigkeiten angegeben. Außerdem schungsschwerpunkte: Schallschutz im Mauerwerks-
wird auf den jeweiligen Beitrag des Autors in diesem bau, Kçrperschall in Gebuden; Mitglied in zahlreichen
Mauerwerk-Kalender in Klammern verwiesen (Rubrik nationalen und internationalen Normungsgremien des
und Ordnungsnummer des Beitrages). baulichen Schallschutzes (DIN, CEN, ISO) (D I).
Gellert, Christoph, Dipl.-Ing., Rheinisch-Westflische
Brameshuber, Wolfgang, Prof. Dr.-Ing., Rheinisch-
Technische Hochschule Aachen, Lehrstuhl fr Bau-
Westflische Technische Hochschule Aachen, Institut
statik und Baudynamik, Mies-van-der-Rohe-Str. 1,
fr Bauforschung (ibac), Schinkelstr. 3, 52062 Aachen.
52074 Aachen.
Professor fr Baustoffkunde und Leiter des Instituts
Lehre: Lehrbeauftragter fr Statik der Flchentragwer-
fr Bauforschung; Lehre und Forschung: Konstrukti-
ke an der RWTH Aachen; Forschung: Wissenschaftli-
onswerkstoffe (Bindemittel, Beton, Verbundwerkstof-
cher Mitarbeiter mit Forschungsschwerpunkt „Erdbe-
fe, Mauerwerk); Mitglied einschlgiger DIN-Aus-
benbemessung von Mauerwerksbauten“ (C I).
schsse, u. a. der DIN-Arbeitsausschsse „Rezept-
und Ingenieurmauerwerk“, „Bewehrtes Mauerwerk“ Gigla, Birger, Prof. Dr.-Ing., Fachhochschule Lbeck,
und „Bauten aus Fertigteilen“ sowie Obmann des Fachbereich Bauwesen, Direktor des Instituts fr An-
UA „Baustoffe“; Mitglied des Lenkungsgremiums gewandte Bauforschung (IfAB), Mçnkhofer Weg 239,
„Mauerwerksbau“, Mitglied des DIN-Spiegelausschus- 23562 Lbeck.
ses „Bemessung und Konstruktion von Mauerwerks- Lehre: Bauwerkserhaltung und -instandsetzung, Mauer-
bauten“, Mitglied des DIBt-Sachverstndigenaus- werkbau und FEM, Statik; Forschung: Planen und Bau-
schusses „Wandbauelemente“; RILEM-Beauftragter en im Bestand, Bauwerkserhaltung, Verpressanker;
fr Deutschland (A II). Weitere Ttigkeiten: ffentlich bestellter und vereidig-
ter Sachverstndiger fr Schallschutz im Hochbau
Brhl, Markus, Dipl.-Ing. (FH), J. J. Brhl Stahlbau (B II).
GmbH & Co. KG, Emser Straße 337, 56076 Koblenz.
Geschftsfhrender Gesellschafter der J. J. Brhl Stahl- Graubohm, Markus, Dipl.-Ing., Rheinisch-West-
bau GmbH & Co. KG, Schweißfach½ingenieur, Landes- flische Technische Hochschule Aachen, Institut fr
fachgruppenleiter (Rheinland-Pfalz) Stahlbau/Schwei- Bauforschung (ibac), Schinkelstr. 3, 52062 Aachen.
ßen Bundesverband Metall, Stellvertr. Obermeister Me- Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter der Arbeits-
tallinnung, Koblenz (B III). gruppe Mauerwerk; Lehre: Grundlagen Mauerwerk,
Bewehrtes Mauerwerk, Schden an Mauerwerk, Mauer-
Butenweg, Christoph, Dr.-Ing., Rheinisch-West- werk nach DIN 1053-100; Forschung: Trag- und Ver-
flische Technische Hochschule Aachen, Lehrstuhl fr formungsverhalten von Mauerwerk unter Druck-
Baustatik und Baudynamik, Mies-van-der-Rohe-Str. 1, beanspruchung (A II).
52074 Aachen.
Lehre: Computer im Bauwesen, Finite-Elemente-Me- Hahn, Christiane, Dipl.-Ing., HAHN Consult Inge-
thode, Nichtlineare Verfahren, Bionik; Forschung: Bau- nieurgesellschaft fr Tragwerksplanung und baulichen
dynamik und Erdbebeningenieurwesen; Weitere Ttig- Brandschutz mbH, Baumschulenweg 2, 38104 Braun-
keiten: Geschftsfhrender Gesellschafter der SDA-en- schweig / Gertigstraße 28, 22303 Hamburg.
gineering GmbH (C I). Geschftsfhrende Gesellschafterin der Ingenieurge-
sellschaft HAHN Consult GmbH; Forschung: Mauer-
Caballero Gonzlez, Antonio, Dipl.-Ing., European werk unter Brandeinwirkung; Weitere Ttigkeiten: Be-
Calcium Silicate Producers Association (ECSPA), ratender Ingenieur VBI, ç.b.u.v. Sachverstndige fr
Square de Mees 38/40, B 1000 Brussels; Sekretariat: Brandschutz, staatl. anerkannte Sachverstndige fr
ECSPA, Entenfangweg 15, D-30419 Hannover. die Prfung des Brandschutzes, Mitarbeit in Normen-
Geschftsfhrer ECSPA. Mitglied in verschiedenen eu- ausschssen NABau sowie bei der Europischen
ropischen Normenausschssen (A III). Normung der Bemessung von Mauerwerk, u. a. Obfrau
Eis, Anke, Dipl.-Ing. (FH), Jger Ingenieure GmbH, „EN 1996-1-2“; Mitglied der DIBt-Sachverstndigen-
Wichernstr. 12, 01445 Radebeul. ausschsse „Wandbauelemente“, „Brandverhalten von
Mitarbeiterin der Jger Ingenieure GmbH (F I). Bauteilen“ (D III).
Figge, Dieter, Dr., Ziegel-Zentrum NordWest e. V., Hirsch, Roland, Dr.-Ing., Deutsches Institut fr Bau-
Eggestraße 3, 34414 Warburg (B I). technik (DIBt), Kolonnenstr. 30 L, 10829 Berlin.
Mitarbeiter des Fachgebietes „Mauerwerksbau“ im
Fischer, Heinz-Martin, Prof. Dr.-Ing., Hochschule fr DIBt; Mitglied der DIN-Arbeitsausschsse fr Mauer-
Technik Stuttgart, Schellingstr. 24, 70174 Stuttgart. steine und Mauermçrtel und der DIN-Arbeitsausschs-
XX Autoren
se „Mauerwerk“, Geschftsfhrer des DIBt-Sachver- and restoration of masonry buildings for environmental
stndigenausschusses „Wandbauelemente“ (E II). effects; evaluation, diagnosis and monitoring of mason-
ry building envelopes (C IV).
Hirsch, Uwe, M.Sc Dipl.-Ing. (FH), Trag Werk Inge-
nieure, Prellerstraße 9, 01309 Dresden (C V). Lietz, Stefan, Dipl.-Ing., Ingenieurbro Kocks Consult
GmbH, Stegemannstraße 32–38, 56068 Koblenz.
Irmschler, Hans-Jçrg, Prof. Dipl.-Ing., Ltd. Baudirektor Projektleiter im Ingenieurbro Kocks, Niederlassung
a. D., Burgemeisterstraße 57, 12103 Berlin. Koblenz, fr Brckenbauwerke, Tunnel, Sttzwnde
Ehem. Abteilungsleiter beim Deutschen Institut fr und Lrmschutzwnde, Mitglied im VSVI (B III).
Bautechnik DIBt und Honorarprofessor mit Lehrauftrag
Ingenieur-Mauerwerksbau an der Technischen Univer- Lu, Suikai, Dr., Wienerberger AG, Product Manage-
sitt Berlin (E IV). ment International – Walls, Wienerbergstrasse 11,
Wienerberg City, A-1100 Wien, sterreich.
Jger, Wolfram, Prof. Dr.-Ing., TU Dresden, Fakultt Hat die F & E fr Baudynamik und Statik von Mauer-
Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung, Zelle- werkswandkonstruktionen konzernweit inne; Mitarbei-
scher Weg 17, 01069 Dresden. ter in den Normungsgremien: A, CEN, D, CH, BE, SK,
Lehre: Tragwerksplanung, Analyse historischer Trag- HR, SL, RO, USA; Vortrge in Europa, Australien,
werke, Grundlagen Sanierung/Modernisierung; Enhan- Asien und Amerika; Verçffentlichungen auf dem Ge-
cement of Masonry Structures; Forschung: Mauer- biet Mauerwerksmechanik und Erdbebeningenieurwe-
werksbau und Sanierung historischer Bauwerke; Bera- sen. Studierte Bauingenieurwesen (TU Wien), Bau-
tender Ingenieur fr Bauwesen und Prfingenieur fr und Erdbebeningenieurwesen (Stanford University,
Baustatik; Gesellschafter der Jger Ingenieure GmbH USA) (C VI).
in Radebeul und der Jger u. Bothe Ingenieure in Chem-
nitz; Obmann des DIN-Spiegelausschusses „Mauer- Meyer, Udo, Dr.-Ing., Arbeitsgemeinschaft Mauerzie-
werksbau“, Obmann des DIN-Arbeitsausschusses „Re- gel im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie
zept- und Ingenieurmauerwerk“, Mitarbeit bei der Eu- e. V., Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn.
ropischen Normung der Bemessung von Mauerwerk Technische Geschftsfhrung / Anwendungstechnik
u. a. in den CEN-Projektgruppen „EN 1996-1-1“ und der Arge Mauerziegel. Weitere Ttigkeiten: u. a. Mit-
„EN 1996-1-3“; Mitglied des DIBt-Sachverstndigen- glied der DIN-Spiegelausschsse Einwirkungen auf
ausschusses „Wandbauelemente“, Chefredakteur der Bauten und Erdbeben; Sonderfragen, Obmann des DIN-
Zeitschrift „Mauerwerk“ (Herausgeber). Arbeitsausschusses Erdbebensicherheit von Mauerwerk
(C I).
Kopacek, Joachim, Dipl.-Ing., ehem. DIN Deutsches
Institut fr Normung, Normenausschuss Bauwesen, Ortlepp, Sebastian, Dr.-Ing., Jger Ingenieure GmbH,
Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin. Wichernstr. 12, 01445 Radebeul.
Ehem. Referent im Normenausschuss Bauwesen ins- Mitarbeiter der Jger Ingenieure GmbH. Lehre: Trag-
besondere fr den Fachbereich „Mauerwerksbau“; werkslehre, Grundlagen Sanierung und Modernisierung
Ehem. Geschftsfhrer aller DIN-Arbeitsausschsse historischer Bauwerke (C V).
fr den Mauerwerksbau und Ehem. Geschftsfhrer Pech, Anton, Dipl.-Ing. Dr. techn., Ziviltechnikerbro
der Internationalen Mauerwerksausschsse CEN/ Dr. Pech, Johann Strauß Gasse 32/11, A-1040 Wien/
TC 250/SC6, CEN/TC 125/WG 1 und ISO/TC 179 sterreich.
(E I). Ingenieurkonsulent fr Bauwesen; gerichtlich beeideter
und zertifizierter Sachverstndiger fr Bauschden,
Korany, Yasser, Ph. D. PEng., Endowed Research Chair
Mauerwerkskonstruktionen, Mauerwerkstrockenlegung
in Masonry Systems and an Associate Professor in the
und historische Konstruktionen; Univ.-Lektor und FH-
Department of Civil & Environmental Engineering at
Lektor fr Baukonstruktionen, Sanierungstechnik und
the University of Alberta in Canada, 3–133 Markin/
Garagenbauten; Mitarbeiter in zahlreichen nationalen
CNRL Natural Resources Engineering Facility, Ed-
und internationalen Normungsgremien (C II).
monton Alberta T6G 2W2, Canada.
Member of several technical committees on masonry Pluijm, Rob van der, Wienerberger AG, International
construction and rehabilitation such as The Canadian Product Management – Facing Bricks, c/o PO Box 144,
Standards Association Technical Committees, Masonry NL-5300 AC Zaltbommel, The Netherlands (C III).
Standards Joint Committee, The Masonry Society Exis-
Purtak, Frank, Dr.-Ing., Trag Werk Ingenieure, Prel-
ting Masonry Buildings Committee and the American
lerstraße 9, 01309 Dresden.
Concrete Institute (ACI) 440M Subcommittee on the
Mitarbeiter im DIN-Arbeitsausschuss Rezept- und In-
application of Fibre Reinforced Polymers (FRP) to ma-
genieurmauerwerk (C V).
sonry structures; coauthor of „Masonry Design for En-
gineers and Architects“, research and paper awards, Scholl, Werner, Prof. Dr.-Ing., Kleine Heide 65,
author and reviewer for several professional journals; 38159 Vechelde.
Research: Structural rehabilitation and strengthening of Leiter des Fachbereichs „Angewandte Akustik“ der
contemporary and historic masonry structures; design Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), Braun-
Autoren XXI
schweig; ehem. Leiter der Abteilung Bauakustik am Abschnittsmanager fr die rechte Rheinstrecke, Pro-
Fraunhofer Institut fr Bauphysik, Stuttgart; Mitglied jektleiter und Bauherrenvertreter fr Infrastrukturpro-
zahlreicher einschlgiger Gremien, darunter des DIBt- jekte im Bereich konstruktiver Ingenieurbau der DB
Sachverstndigenausschusses „Baustoffe und Bauarten Netz AG (B III).
fr Wrme- und Schallschutz“ sowie ISO TC43 SC2
Tebbe, Holger, Dipl.-Ing., Ingenieurbro H. Tebbe,
„Building Acoustics“ (Vorsitz) und ISO TC43 SC2
Fuhrweg 32, 56567 Neuwied.
WG18 „Measurement of Sound Insulation in Buildings
ç.b.u.v. Sachverstndiger fr Mauerwerksbau, Beton-
and of Building Elements“ (Vorsitz) (D I).
technologie und mineralische Baustoffe, Mitglied des
Schubert, Peter, Akademischer Direktor a. D., Dr.-Ing., Arbeitskreises Sachverstndigenwesen der Ingenieur-
Karl-Friedrich-Straße 3, 52072 Aachen. kammer Rheinland-Pfalz (B III).
Ehem. Mitglied der Institutsleitung (Betriebsleiter) und
Vassilev, Todor, Doz. Dr.-Ing., Technische Universitt
Leiter der Arbeitsgruppe „Mauerwerk“ des Instituts fr
Dresden, Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Trag-
Bauforschung – ibac – der RWTH Aachen; Ehem.
werksplanung, Zellescher Weg 17, 01069 Dresden.
Chefredakteur der Zeitschrift „Mauerwerk“, Mitheraus-
Lehre: Grundlagen der Statik und Festigkeitslehre,
geber „Mauerwerksbau-Praxis“ und Fachautor, Autor
Tragwerkslehre; Forschung: Computerorientierte Me-
Fachbuch „Mauerwerk-Risse und Ausfhrungsmngel
thoden in der Baustatik, Numerische Verfahren im
vermeiden und instand setzen“ (A I).
Mauerwerksbau, Materialmodelle, Biegebeanspruchtes
Schwarz, Peter, Dipl.-Ing., Stadtverwaltung Koblenz, Mauerwerk, Stabilittsverhalten (F I).
Tiefbauamt, Bahnhofstraße 47, 56068 Koblenz.
Wijte, Simon N. M., Ir., Adviesbureau ir. J. G. Hageman
Leiter Abteilung Straßen- und Brckenbau Stadtver-
B. V., Polakweg 14, NL 2288 GG Rijswijk ZH, The
waltung Koblenz-Tiefbauamt (B III).
Netherlands (C III).
Tataranni, Frank, Dipl.-Ing., DB Netz AG, Produk-
tionsplanung und Steuerung, Frankenstraße 1–3,
56068 Koblenz.
XXII Autoren
XXIII
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
4 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 1. Mauersteine; Spaltzugfestigkeit bSZ,l und Zugfestigkeit bZ,l in Richtung Steinlnge bezogen auf die Normdruckfestigkeit bD
(ohne Formfaktor)
n x Wertebereich n x Wertebereich
Der Verhltniswert bZ/bD – ermittelt jeweils an nen mit hohem Lochanteil kçnnen bD,l bzw. bD,b im Ex-
Zylindern – betrgt im Mittel 0,17, der 5%-Quan- tremfall maßgebend fr die Tragfhigkeit werden.
tilwert ist 0,12. Wie bei der Steinzugfestigkeit ist es auch hier sinnvoll,
bD,l und bD,b bezogen auf die nach Norm ermittelte
Folgende weitere Eigenschaftszusammenhnge wurden
Druckfestigkeit bD als Verhltniswerte bD,l/bD bzw.
ermittelt:
bD,b/bD anzugeben. Die Tabelle 2 enthlt im Wesentli-
(1) Kalksandsteine (Prismen) chen die in [2, 33, 37] erfassten und ausgewerteten Ver-
bBZ = 0,16 · bD (Best.: 79 %) hltniswerte. Sie sind in den Bildern 1 a bis 1 d dar-
bZ = 0,55 · bSZ (Best.: 90 %) gestellt. Bei der Normdruckfestigkeit wurde der Form-
bZ = 0,40 · bBZ (Best.: 91 %) faktor bercksichtigt.
Fr Porenbetonsteine ergab sich der Zusammenhang (s.
(2) Porenbetonsteine
auch Bild 1 c) bD,l/bD = 0,91 –0,04 · bD (Best.: 70 %),
bBZ = 0,18 · bD (Anhaltswert)
d. h. der Verhltniswert nimmt mit zunehmender Stein-
bSZ = 0,27 · bD0,50
druckfestigkeit ab. Er betrgt im Mittel 0,8; 0,7; 0,6 fr
bZ = 0,87 · bSZ (Best.: 89 %)
die Steinfestigkeitsklassen 2, 4, 6.
2.1.2 Druckfestigkeit in Richtung Steinlnge bD,l
bzw. Steinbreite bD,b
2.2 Verformungseigenschaften
Bei einigen Beanspruchungen von Mauerwerkbauteilen
2.2.1 Druck-E-Modul ED
bzw. Bauteilbereichen, wie Teilflchenbelastung senk-
recht zur Wandebene, Scheibenschub oder Biegung Der E-Modul ist als Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchst-
(Biegedruckzone), werden die Mauersteine in Richtung spannung (Druckspannung senkrecht zu den Lagerfu-
Steinbreite bzw. -lnge auf Druck beansprucht. Bei Stei- gen) und einmaliger Belastung definiert
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 5
Tabelle 2. Mauersteine; Druckfestigkeit in Richtung Steinlnge bD,l , Steinbreite bD,b bezogen auf die Normdruckfestigkeit (mit
Formfaktor) bD, Auswertung vorliegender deutscher Versuchsergebnisse [2, 33, 37]
a1 = bD,l / bD (oberer Tabellenteil), a2 = bD,b / bD (unterer Tabellenteil)
Mauerstein n bD a
Wertebereich N/mm2 x min x max x
–
Mz 2 21,9/22,7 0,67 0,64 0,70
HLz 1) 5 20…47 0,23 0,12 0,33
HLz 2) 37 7,4…26, 0,18 0,05 0,39
KS 8 24,1…36,8 0,59 0,32 0,75
KS L 7 8,9…26,9 0,40 0,32 0,56
V 5 4,1…23,1 0,75 0,61 0,83
Vbl 5 2,7… 3,6 0,90 0,36 1,13
Hbl 12 2,5… 7,9 0,61 0,35 0,81
Hbn 1 15,8 0,46 – –
PB, PP 15 2,3… 9,4 0,70 0,50 0,92
Bild 1. Mauersteine; Verhltniswert Lngsdruckfestigkeit/Normdruckfestigkeit bD,l,st / bD,st in Abhngigkeit von der Normdruckfestig-
keit. a) Leichthochlochziegel, b) Kalksandvollsteine, Kalksandlochsteine, c) Porenbeton-Blocksteine, Porenbeton-Plansteine,
d) Leichtbetonsteine, Betonsteine
6 A Baustoffe · Bauprodukte
n: Anzahl Versuchswerte
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 7
3.1.2 Scherfestigkeit bS
Die Scherfestigkeit von Mauermçrtel ist definiert als
maximale Spannung bei einschnittiger Scherbeanspru-
chung. Ein genormtes Prfverfahren existiert nicht.
blicherweise wird die Scherfestigkeit an nach
DIN 18555 bzw. DIN EN 1015 hergestellten Mçrtel-
prismen 160 mm 40 mm 40 mm geprft. Dabei
wird das Prisma senkrecht zur Prismenlngsachse auf
Scheren beansprucht.
Die Scherfestigkeit von Mauermçrtel ist z. B. von Inte-
resse bei der rechnerischen Bercksichtigung von mit
Mauermçrtel verfllten Mauersteinkanlen (Verfllzie-
gel-Mauerwerk) und beim rechnerischen Nachweis von
Verankerungen mit Haken, z. B. bei zweischaligem
Mauerwerk.
Mit den fr diese Auswertung vorliegenden 11 Ver-
suchswerten fr Werk-Trockenmçrtel, Werk-Frisch-
mçrtel und Rezeptmçrtel ergeben sich folgende Zusam-
menhnge zwischen Scherfestigkeit bS und der Norm-
druckfestigkeit bD (Bereich fr bD: 4 bis 18 N/mm2)
bS = 0,55 · bD0,68 (Best.: 89 %)
bS = 0,25 · bD (Best.: 76 %) Bild 2. Mauermçrtel; Lngsdehnungsmodul El in Abhngigkeit
von der Normdruckfestigkeit bD.
Die Auswertung einer Vielzahl von Festigkeitsprfun- a) Normalmçrtel, b) Leichtmçrtel; Zuschlag Naturbims l,
gen in [66] ergab Zuschlag Blhton g, Zuschlag Perlite h
bS = 0,71 · bD0,57
bS = 2 · bZ
3.2 Verformungseigenschaften
nung eq definiert. Er wird an Mçrtelprismen nach DIN
3.2.1 E-Modul (Lngsdehnungsmodul) El 18555-4 [6] ermittelt und kennzeichnet das Querverfor-
Der E-Modul El ist wie in Abschnitt 2.2.1 definiert. Er mungsverhalten des Mauermçrtels.
wird i. d. R. nach DIN 18555-4 [6] zusammen mit dem Ist der Querdehnungsmodul des Mçrtels deutlich klei-
Querdehnungsmodul ermittelt. ner als der des Steines, so entstehen durch die grçßere
Nach den vorliegenden Versuchsergebnissen lassen Querverformbarkeit des Lagerfugenmçrtels zustzliche
sich folgende Beziehungen zwischen El und der Norm- Querzugspannungen im Stein, wodurch die Mauer-
druckfestigkeit bD angeben [7] (s. auch Bild 2). werkdruckfestigkeit verringert werden kann. Dies ist
a) Normalmçrtel besonders bei leichten Leichtmçrteln mit sehr verform-
El = 2100 · bD0,7 bzw. El » 700 · bD baren Zuschlgen der Fall. Ein Zusammenhang zwi-
b) Leichtmçrtel mit Blhtonzuschlag schen Eq und der Normendruckfestigkeit bD kann je-
El = 1200 · bD0,6 weils nur fr Mçrtel mit gleicher Zuschlagart (gefge-
c) Leichtmçrtel mit Perlitezuschlag dichter Sand, Blhton, Naturbims, Perlite usw.) erwartet
El = 1200 · bD0,4 werden (Bild 3).
In der Tabelle 4 sind Eq-Werte angegeben.
Fr Leichtmçrtel wurde der Zusammenhang zwischen
3.2.2 Querdehnungsmodul Eq
Quer- und Lngsdehnungsmodul (bei allerdings großer
Der Querdehnungsmodul ist wie bei den Mauersteinen Streuung)
(s. Abschnitt 2.2.2) als Sekantenmodul aus 1/3 der ma- Eq = 4,92 · El (Best.: 67 %)
ximalen Druckspannung und der zugehçrigen Querdeh- ermittelt.
8 A Baustoffe · Bauprodukte
Mçrtelart n rd bD Eq
3 2
kg/dm N/mm 103 N/mm2
Leichtmçrtel LM 21
(Zuschlag, Polystyrol, Perlite, Naturbims) 23 0,6…0,8 8,4…11,6 6,7…15
Leichtmçrtel LM 36
(Zuschlag, Naturbims, Blhton, Blhschiefer) 36 0,8…1,2 4,0…21 16 … 48
n: Anzahl Versuchswerte
rd: Trockenrohdichte
bD: Normdruckfestigkeit
3.2.3 Feuchtedehnung (Schwinden es) Das Schwinden kann nach DIN 52450 [8] an gesondert
in Stahlschalung hergestellten Mçrtelprismen ermittelt
Das Schwinden des Mauermçrtels kann die Risssicher-
werden. Der Mçrtel im Mauerwerk schwindet i. d. R.
heit von Mauerwerk beeinflussen. Schnelles und großes
weniger, weil der Mauerstein dem Mçrtel einen Teil
Schwinden fhrt gelegentlich im oberflchennahen Be-
des Anmachwassers entzieht. Quantitative Aussagen
reich zum Ablçsen des Fugenmçrtels vom Mauerstein.
dazu liegen bislang nicht vor.
Schwindwerte es ¥ (rechnerische Endwerte) fr Normal-
mauermçrtel sind in der Tabelle 5 in Abhngigkeit von
Tabelle 5. Mauermçrtel; Endschwindwerte e s ¥, Normal- der relativen Luftfeuchte des Schwindklimas angege-
mçrtel [9] – Anhaltswerte ben.
Die es ¥-Werte von Leichtmçrteln kçnnen je nach ver-
Relative Rechenwerte Wertebereich wendetem Leichtzuschlag bis etwa doppelt so groß sein.
Luftfeuchte %
mm/m
3.2.4 Kriechen (Kriechzahl u)
30 1,2 0,7…2,0
Das Kriechen kann wie das Schwinden die Risssicher-
50 0,9 0,5…1,5 heit von Mauerwerk beeinflussen. Es wird in analoger
Weise wie bei Beton ermittelt. Fr im Alter von 7 d mit
65 0,8 0,5…1,5 einer Kriechspannung von etwa 1/3 der Prismendruck-
festigkeit belastete Mçrtelprfkçrper ergaben sich End-
80 0,5 0,2…1,0
kriechzahlen j¥ im Bereich von rd. 5 bis 15, im Mittel
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 9
von etwa 10 [10]. Auch hier gilt – wie beim Schwinden – Die Haftscherfestigkeit wird sehr stark von Mçrtelart,
dass sich das Kriechen des Mçrtels im Mauerwerk we- -zusammensetzung, Steinart und dem Feuchtezustand
sentlich von dem der Mçrtelprismen unterscheiden kann. der Steine beeinflusst. Anhaltswerte bHS fr Stein-Mçr-
tel-Kombinationen mit Normalmçrtel enthlt die Tabel-
le 6 a. Bei Verwendung von Dnnbettmçrtel ergeben
sich meist bHS-Werte im Bereich von 0,5 bis 1,5 N/mm2
4 Verbundeigenschaften Stein/Mçrtel; (s. auch Tabelle 6 b).
Haftscherfestigkeit bHS, Mit Leichtmçrtel werden berwiegend die bHS-Werte
von Normalmçrtel MG II und IIa in Tabelle 6 a erreicht.
Haftzugfestigkeit bHZ
Die Haftzugfestigkeit zwischen Mçrtel und Stein beein-
Die Haftscherfestigkeit zwischen Mçrtel und Stein be- flusst vor allem die Zug- und Biegezugfestigkeit von
einflusst vor allem die Zug-, Biegezug- und Schubtrag- Mauerwerk bei vorwiegender Zugbeanspruchung senk-
fhigkeit von Mauerwerk [12]. recht zu den Lagerfugen.
Als Mçrteleigenschaft wird sie nach DIN 18555-5 [11] Eine deutsche Prfnorm bzw. -richtlinie existiert derzeit
bestimmt. Fr die Ermittlung von bHS verschiedener nicht. Zwei hufig angewendete Prfverfahren – die
Stein-Mçrtel-Kombinationen empfiehlt sich die Pr- zentrische Beanspruchung und das so genannte Bond-
fung nach DIN EN 1052-3 [43]. wrench-Prfverfahren – sind in [41] (s. auch [44])
beschrieben. Zur Haftzugfestigkeit liegen nur wenige
Versuchswerte vor, sie sind in der Tabelle 6 c zusam-
mengestellt.
Tabelle 6 a. Stein/Mçrtel; Haftscherfestigkeit bHS in N/mm2,
Steine lufttrocken, Normalmçrtel – Anhaltswerte
Mauerstein Mçrtelgruppe
5 Eigenschaftswerte von Mauerwerk
II IIa III IIIa
5.1 Festigkeitseigenschaften
Mz 0,4 0,5 0,7 1,0 5.1.1 Druckbeanspruchung senkrecht zu den
HLz, LHLz 0,4 0,5 0,7 1,0 Lagerfugen
5.1.1.1 Druckfestigkeit bD
KS, KS L 0,15 0,20 0,30 0,40
Fr viele Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen lie-
Hbl, V, Vbl 0,4 0,6 0,7 0,9 gen heute zahlreiche Versuchsergebnisse ber die
PB 0,1 0,15 0,2 0,25
Mauerwerkdruckfestigkeit vor, die im Wesentlichen in
Forschungsarbeiten ermittelt wurden. Aus diesen Un-
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kalksandsteine
– Vollsteine 12, 20 15 (146) 3 bis 12 1,21 0,66 1,71 37 meist Fuge/Stein
– Planelemente
Leichtbetonsteine
– Vollsteine 2, 4 7 (63) < 25 1,70 0,68 2,57 51 meist Stein
– Vollblçcke
1 2 3 4 5 6 7 8
l NM IIa Z 16 0,48 4) 4)
HLz l LM 21 BW 2 0,07 4) 4)
f LM 21 BW 2 0,17 4) 4)
l NM IIa BW 2 0,14 4) 4)
f NM IIa BW 1 0,42 4) 4)
KS
l, f DM BW 20 0,61 0,43 4)
tersuchungsergebnissen kann die Mauerwerkdruckfes- Die derzeit verfgbaren bekannten Gleichungen fr ver-
tigkeit mit Hilfe der folgenden empirischen Beziehung schiedene Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen
berechnet werden. sind in der Tabelle 7 a zusammengestellt. Zur Charak-
terisierung der Aussagesicherheit der Gleichung bzw.
bD,mw = a · bbD;st · bcD;mö
der Streuung der Versuchswerte ist das Bestimmtheits-
mit maß mit angegeben. Auch die jeweils mitangefhrte
bD,mw Mauerwerkdruckfestigkeit Anzahl der Versuchswerte gibt einen Hinweis auf die
bD,st Steindruckfestigkeit, ermittelt nach der jeweili- Aussagesicherheit der Gleichungen.
gen Mauersteinnorm bzw. Zulassung In den Bildern 4 a bis d sind Zusammenhnge zwischen
bD,mç Mçrteldruckfestigkeit, ermittelt nach Mauerwerk- und Mauersteindruckfestigkeit unter Be-
DIN 18555-3 [13] bzw. zug auf die Gleichungen in Tabelle 7 a dargestellt.
DIN EN 1015-11 [55]
5.1.1.2 Rissspannung rR
Diese Gleichung wird seit vielen Jahren angewendet
und ist auch Grundgleichung in der europischen Mau- Nherungsweise kann die Rissspannung sR der Span-
erwerknorm DIN EN 1996-1-1 [14]. Der Zusammen- nung beim kleinsten Volumen des Prfkçrpers gleich-
hang zwischen Mauerwerk-, Mauerstein- und Mçrtel- gesetzt und als Verhltniswert kR = sR/bD,mw angegeben
druckfestigkeit wird mit dieser einfachen Beziehung werden. In [26] wurden fr Mauerwerk mit Normalmçr-
recht gut und zutreffend beschrieben. Fr eine Mçrtel- tel kR-Werte von rd. 0,3 bis 1,0 ermittelt. Die Mittel-
druckfestigkeit bD,mç = 0 gilt die Beziehung allerdings werte fr die verschiedenen Steinsorten liegen zwischen
nicht, denn fr diesen Fall ergibt sich tatschlich – im rd. 0,6 und 0,8.
Gegensatz zu bD,mw aus der Gleichung – noch eine ge- Fr Mauerwerk aus HLz und verschiedenen Leichtmçr-
wisse Mauerwerkdruckfestigkeit, wie aus entsprechen- teln ergaben sich kR-Werte von 0,7 bis 1,0 im Mittel von
den Untersuchungen bekannt. Dies ist jedoch fr die rd. 0,9. Fr Kalksandsteinmauerwerk mit Dnnbettmçr-
praktische Anwendung der Gleichung kaum von Be- tel wurden kR-Werte bei ersten sichtbaren Rissen von
deutung. im Mittel 0,8 (KS L) und 0,9 (KS) bestimmt.
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 11
Tabelle 7 a. Rechenanstze zur Bestimmung der mittleren Mauerwerkdruckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen,
bD;mw = a · bbD;st · bcD;mö (Schlankheit l = 10, Steindruckfestigkeit mit Formfaktor)
Mauersteine Mçrtel
Art Sorte
1 2 3 4 5 6 7 8 9
0,63 1,00 0 94
PP DM 162 [50]
0,83 0,86 0 96
Normalbeton-
steine Hbn NM 15 0,03 1,82 0,23 88
DM 9 0,75 0,72 0 78
LM 36 13 0,28 1,00 0 67
Tabelle 7 b. Mauerwerk; Druckfestigkeit parallel zu den Lagerfugen bD,p (Lngsdruckfestigkeit) in N/mm2 [51]
Da in vielen Fllen nur die Druckfestigkeit parallel zu und dem i. d. R. nicht kraftschlssigen Kontakt der
den Lagerfugen bestimmt wurde, der Verhltniswert Steinstoßflchen mssen die Druckspannungen des
Druckfestigkeit parallel und senkrecht zu den Lagerfu- Mauerwerks im Stoßfugenbereich ber die Lagerfugen
gen jedoch von großem Interesse ist, wurde in diesen bertragen werden. In den, allerdings wenigen, ver-
Fllen die Druckfestigkeit senkrecht zu den Lagerfugen gleichbaren Fllen, ist die Druckfestigkeit parallel zu
rechnerisch mit den Gleichungen aus Tabelle 7 a ermit- den Lagerfugen deshalb bei unvermçrtelten Stoßfugen
telt. Wie die so bestimmten Verhltniswerte in Spalte deutlich geringer als bei vermçrtelten Stoßfugen.
12 der Tabelle 7 b zeigen, beeinflusst die Ausfhrung
der Stoßfugen die Druckfestigkeit parallel zu den La-
gerfugen ganz erheblich. Bei unvermçrtelten Stoßfugen
14 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 8 a. Mauerwerk; Zugfestigkeit bZ,p in N/mm2 (Zugbeanspruchung parallel zu den Lagerfugen) [21, 22, 67]
Tabelle 8 b. Mauerwerk; Biegezugfestigkeit bBZ,p (parallel zu den Lagerfugen – p) und bBZ,s (senkrecht zu den Lagerfugen – s)
in N/mm2 – Dnnbettmauerwerk [40, 53]
1 2 3 4 5 6 7 8
LHlz 8,12 um p 2 0,21 0,20; 0,22 0,78
(rN £ 1,00) 8,12 um s 3 0,28 0,26…0,30 –
KS, KS-PE 12, 20 vm p 6 0,51 0,36…0,69 –
28 vm p 2 1,05 0,96; 1,14 –
8…28 um p 11 (0,71) (0,22); 0,38…0,97 –
um/vm s 8 0,56 0,35…0,73 –
KS L 12 vm p 4 0,48 0,45…0,51 1,41
um p 4 0,25 0,29…0,35 –
vm s 4 0,34 0,23…0,48 –
PP 2 vm p 3 0,23 0,22…0,23 –
4…8 vm p 7 0,45 0,28…0,64 –
2, 4 um p 6 0,20 0,16…0,24 –
2…8 vm, um s 23 0,40 0,25…0,81 –
Vbl, Hbl 2…6 vm s 5 0,33 0,22…0,44 –
Tabelle 9 a. Mauerwerk; Druck-E-Modul ED gerundet in 103 N/mm2 (Druckbeanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen)
[17, 24, 25, 42, 47, 49, 50]
Mauersteine Mauermçrtel
Steinsorte DIN V Festigkeits- Normalmçrtel, Gruppe Leicht- Dnnbett-
klasse mçrtel mçrtel
II IIa III IIIa
4 – – – – 2,5 4,0
6 – – – – 4,0 4,5
8 – – – – 5,0 5,5
HLz, Mz 12 3,5 5,0 6,0 8,0 6,5
(HD-Ziegel- 20 5,0 6,5 8,5 11,0
105-100
Rohdichteklasse 28 6,5 8,5 10,5 13,5
rN ‡ 1,2) 36 – – 12,5 16,0 – –
48 – – 15,0 19,0
60 – – 18,0 22,5
Tabelle 10. Mauerwerk; Querdehnungszahl mD, Dehnungswerte bei Hçchstspannung eu,D in mm/m und Vçlligkeitsgrad a0
(Druckbeanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen, Normalmçrtel) [25, 34, 35]
Mauersteine mD eu,D a0
Steinsorte DIN V Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich
HLz 105-100 0,1 0,05…0,23 1,8 1,0…2,6 0,55 0,51…0,65
KS, KS L 106 0,1 0,07…0,12 2,5 1,3…3,9 0,65 0,57…0,75
Hbl 18151-100 1,6 0,9…2,5
0,2 0,11…0,34 0,60 0,57…0,68
V, Vbl 18152-100 1,7 0,6…4,0
Hbn 18153-100 0,2 – 1,0 0,5…2,5 0,65 0,63…0,70
PB, PP 4165 0,25 0,17…0,32 2,0 1,4…3,7 0,55 0,53…0,60
PP 4165-100 – – 1,8 1,5…2,2 – –
18 A Baustoffe · Bauprodukte
5.2.1.3 Vçlligkeitsgrad a0 Er wird vor allem fr die Beurteilung der Risssicherheit
bençtigt. Nach Versuchsergebnissen, im Wesentlichen
Der geometrische Vçlligkeitsgrad a0 im Bereich der
aus [21, 22], kann EZ,p fr Mauerwerk aus Normalmçr-
Spannungs-Dehnungs-Linie bis zur Hçchstspannung
tel mit vermçrtelten Stoßfugen nherungsweise wie
(Druckfestigkeit bD,mw) bzw. zur Dehnung bei Hçchst-
folgt aus der Mauerwerkzugfestigkeit bZ,p bestimmt
spannung eu,D kann aus
e werden [67] (Best.: Bestimmtheitsmaß):
Zu;D • Mauerwerk aus Kalksandsteinen
a0 ¼ 1= eu;D bD;mw sðeÞde EZ,p = 24 500 · b (Best.: 77 %)
0 • Mauerwerk aus Mauerziegeln
errechnet werden. EZ,p = 15 300 · b (Best.: 99 %)
In Tabelle 10 sind a0-Werte angegeben. • Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen
EZ,p = 14 800 · bZ,p (Best.: 98 %)
5.2.2 Druckbeanspruchung parallel zu den • Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen PP2
Lagerfugen und Dnnbettmçrtel
EZ,p = 13 000 · bZ,p (sehr unsicher)
5.2.2.1 Druck-E-Modul ED,p
Der Sekantenmodul bei max. sZ ist bis auf sehr wenige
Der E-Modul ED,p wird wie in Abschnitt 5.2.1.1 be- Ausnahmen deutlich niedriger als EZ,p s. [67].
schrieben ermittelt.
Aus den wenigen vorliegenden auswertbaren Versuchs- 5.2.4 Feuchtedehnung ef, (Schwinden es,
ergebnissen lassen sich fr Mauerwerk mit vermçrtelten irreversibles Quellen ecq),
Stoßfugen folgende Zusammenhnge zwischen Druck- Kriechen (Kriechzahl u),
festigkeit parallel zu den Lagerfugen und dem E-Modul Wrmedehnungs- koeffizient aT
als Anhaltswerte herleiten:
Die Verformungskennwerte werden vorwiegend fr die
• Mauerwerk aus Kalksandsteinen
Beurteilung der Risssicherheit, z. T. aber auch fr Be-
ED,p = 300 · bD,p (Kalksandvollsteine)
messungsflle, bençtigt.
ED,p = 700 · bD,p (Kalksandlochsteine)
Zur Ermittlung der Kennwerte existiert derzeit keine
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 50 %)
Prfnorm bzw. Richtlinie. Einen Vorschlag fr ein
• Dnnbettmauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen
Schwindprfverfahren fr Mauersteine enthlt [46].
ED,p = 600 · bD,p
In der Tabelle 11 a sind Endwerte fr Feuchtedehnung
(Streubereich der Einzelwerte etwa € 30 %)
(ef ¥) und Kriechen (j¥) sowie aT-Werte als „Rechen-
Der Zusammenhang entspricht etwa dem bei Druck-
werte“ (in etwa hufigste Werte) und in der Regel zu-
beanspruchung senkrecht zu den Lagerfugen.
treffende Wertebereiche angegeben (s. auch DIN
Fr Mauerwerk mit unvermçrtelten Stoßfugen ergaben
1053-1 [38]). Die Wertebereiche kçnnen in Ausnahme-
sich – bei allerdings sehr wenigen Versuchswerten –
fllen grçßer sein. Die Werte gelten fr Mauerwerk mit
etwa halb so hohe E-Modul-Werte wie bei Mauerwerk
Normalmçrtel. Sie kçnnen nherungsweise auch fr
mit vermçrtelten Stoßfugen.
Mauerwerk mit Leicht- und Dnnbettmçrtel angenom-
men werden. Empfohlen wird, fr Leichtmauerwerk die
5.2.2.2 Dehnung bei Hçchstspannung eu,D,p
in Tabelle 11 d angegebenen Werte anzusetzen.
Anhaltswerte fr eu,D,p sind: Die Tabellen 11 b und 11 c enthalten Endschwindwerte
• Mauerwerk aus Hochlochziegeln: 2,3 mm/m mit statistischen Kennzahlen aus [36]. Die Zahlenwerte
• Mauerwerk aus Kalksandvollsteinen: 3,5 mm/m gelten fr Mauerwerk mit Normalmçrtel.
• Mauerwerk aus Kalksandlochsteinen: 2,2 mm/m Die ef ¥- und aT-Werte kçnnen sowohl in Richtung
• Dnnbettmauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen: senkrecht zu den Lagerfugen als auch in Richtung pa-
2,8 mm/m rallel zu den Lagerfugen angesetzt werden. Die
Die eu,D,p-Werte fr Mauerwerk mit unvermçrtelten j¥-Werte gelten fr Druckbeanspruchung senkrecht
Stoßfugen sind deutlich – rd. 30 bis 80 % – hçher als zu den Lagerfugen.
die von Mauerwerk mit vermçrtelten Stoßfugen. Fr Leichtmauerwerk mit Leicht- bzw. Dnnbettmçrtel
sind die Auswerteergebnisse neuester Versuche in der
5.2.3 Zug-E-Modul EZ (Zugbeanspruchung parallel Tabelle 11 d zusammengestellt.
zu den Lagerfugen) Der Kenntnisstand ber Feuchtedehnung, Kriechen und
Wrmedehnung ist zusammen mit neuesten Auswerte-
Der Zug-E-Modul wird analog zum Druck-E-Modul als
ergebnissen und Hinweisen fr Prfverfahren in [46]
Sekantenmodul bei 1/3 der Hçchstspannung und der bei
dargestellt.
dieser Spannung auftretenden Dehnung definiert.
max sZ
EZ;p ¼
3 el;Z
I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 19
Tabelle 11 a. Mauerwerk; Endwerte der Feuchtedehnung ef ¥, Endkriechzahl j ¥ und Wrmedehnungskoeffizient aT [9, 10, 36],
s. auch DIN 1053-1, 11.96
Mauersteine ef ¥ 1) j¥ aT
Steinart DIN V Rechenwert Wertebereich 2) Rechenwert Wertebereich Rechenwert Wertebereich
–6
mm/m 10 /K
Mauerziegel 105-100 0 +0,3…–0,2 3) 1,0 0,5…1,5 6 5… 7
Kalksandsteine 106 –0,2 –0,1…–0,3 1,5 1,0…2,0 8 7… 9
Leichtbetonsteine 18151-100 –0,4 –0,2…–0,5 2,0 1,5…2,5 10; 8 4) 8…12
18152-100
Betonsteine 18153-100 –0,2 –0,1…–0,3 1,0 – 10 8…12
Porenbetonsteine 4165-100 –0,2 +0,1…–0,3 1,5 1,0…2,5 8 7… 9
Tabelle 11 d. Leichtmauerwerk; Endwerte der Feuchtedehnung ef¥ in mm/m, Endkriechzahlen j¥, Lagerungsklima 20/65 (s. auch [46, 49])
Mauersteine Mauermçrtel Anzahl der ef¥ 1) j¥
Versuchs-
Steinart/-sorte DIN V Rechenwert Wertebereich 2) Rechenwert Wertebereich 2)
serien
mm/m
HLz 3) 105-100 Leichtmçrtel 4 +0,1 0 bis +0,3 2,0 1,1 bis 2,7
Dnnbettmçrtel 1 – 0 – 0,1
PP 4165-100 Dnnbettmçrtel 10 –0,1 –0,2 bis +0,1 0,5 0,2 bis 0,7
Vbl 18152-100 Leichtmçrtel 1 – bis –0,6 – 2,3
Dnnbettmçrtel 1 – bis –0,6 – 1,9
Tabelle 13. Natursteine; Druckfestigkeit bD, Biegezugfestigkeit bBZ, Druck-E-Modul ED, Schleifverschleiß – Anhaltswerte
Tabelle 14. Natursteine; Wasseraufnahme bei Atmosphren- Tabelle 15. Natursteine; Wrmedehnungskoeffizient aT,
druck Wa und Wasserdampf-Diffusionswiderstandzahlen 1) Schwind- und Quelldehnung es, eq – Anhaltswerte
Tabelle 16. Endschwindwerte und Quellwerte von Putzmçrteln [3] Kirtschig, K. und Metje, W.-R.: Leichtzuschlge fr
Mauermçrtel. Institut fr Baustoffkunde und Materialpr-
Putzart Endschwindwerte Quellwerte fung der Universitt Hannover (Hrsg.). Forschungsbericht,
(Normalklima (nach 2 d September 1979.
20/65) Wasserlagerung)
[4] Institut fr Ziegelforschung, Essen (Hrsg.): Verfor-
– mm/m mungsverhalten und Tragfhigkeit von Mauerwerk mit
Leichtmauermçrtel, Forschungsschlussbericht, September
1 2 3 1983.
Normalputz [5] Kirtschig, K., Metje, W.-R.: Auswertung von Versuchs-
– Kalk-Zement 0,56…1,20 0,12 … 0,41 ergebnissen zur berprfung der Vorstellungen ber den
– Zement 0,99 / 1,22 0,22 / 0,24 Bruchmechanismus von Mauerwerk und zur Festlegung
von zulssigen Spannungen bei Verwendung von Leichtmau-
Leichtputz 0,88 … 2,22 0,14 … 0,58
ermçrtel. Hannover: Institut fr Baustoffkunde und Material-
prfung (Eigenverlag). In: Mitteilungen aus dem Institut fr [21] Backes, H.-P.: Zum Verhalten von Mauerwerk bei Zug-
Baustoffkunde und Materialprfung der Universitt Hanno- beanspruchung in Richtung der Lagerfugen. Dissertation
ver (1984), Nr. 53. RWTH Aachen, 1985 sowie auch Institut fr Bauforschung,
Aachen (Hrsg.): Zugfestigkeit von Mauerwerk und Verfor-
[6] DIN 18555-4:1986-03. Prfung von Mçrteln mit mine-
mungsverhalten unter Zugbeanspruchung. Forschungsbericht
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel, Bestimmung der Lngs-
Nr. F 124, 1983.
und Querdehnung sowie von Verformungskenngrçßen von
Mauermçrteln im statischen Druckversuch. [22] Metzemacher, H.: Verformungsverhalten von Mauer-
[7] Schubert, P.: Einfluss von Leichtmçrtel auf Tragfhig- werk unter Zugbeanspruchung (Zugspannungsrelaxation).
keit und Verformungseigenschaften von Mauerwerk. In: Zie- Forschungsbericht des Instituts fr Bauforschung, Aachen,
gelindustrie International 38 (1985), Nr. 6, S. 327–335. Nr. F 225, 1988.
[8] DIN 52450:1985-08. Bestimmung des Schwindens und [23] DIN 18554-1:1985:12. Prfung von Mauerwerk; Er-
Quellens an kleinen Probekçrpern; Prfung anorganischer mittlung der Druckfestigkeit und des Elastizittsmoduls.
nichtmetallischer Baustoffe. [24] Schubert, P.: E-Moduln von Mauerwerk in Abhngig-
[9] Schubert, P.: Zur Feuchtedehnung von Mauerwerk. Dis- keit von der Druckfestigkeit des Mauerwerks, der Mauerstei-
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I Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauersteinen, Mauermçrtel und Putzen 25
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A Baustoffe · Bauprodukte 27
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
28 A Baustoffe · Bauprodukte
2 Regelungen bezglich der zitten, sodass die Wnde meistens nur auf zentrische
Mauerwerkdruckfestigkeit in Druckbeanspruchung nachgewiesen werden mssen.
DIN 1053-1 Die Standsicherheit darf nach dem vereinfachten Be-
rechnungsverfahren nachgewiesen werden, wenn die
2.1 Allgemeines folgenden und in Tabelle 1 enthaltenen Voraussetzun-
Die DIN 1053-1 ist die grundlegende Norm fr die gen erfllt sind:
Berechnung und die Ausfhrung von Rezeptmauerwerk • Die Gebudehçhe ber Gelnde betrgt nicht mehr
und Mauerwerk nach Eignungsprfung. Die aktuell gl- als 20 m, wobei bei geneigten Dchern das Mittel
tige und im Jahr 1996 bauaufsichtlich eingefhrte Fas- von First- und Traufhçhe als Gebudehçhe angesetzt
sung der DIN 1053-1 [1] basiert noch auf dem globalen werden darf.
Sicherheitskonzept. Anders als die Vorgngerfassung • Die Sttzweite der aufliegenden Decken ist auf 6,0 m
aus dem Jahre 1990 [6] ist sowohl das vereinfachte beschrnkt, sofern nicht die Biegemomente aus dem
als auch das genauere Berechnungsverfahren in DIN Deckendrehwinkel durch konstruktive Maßnahmen,
1053-1 [1] geregelt. DIN 1053-2 [7] enthlt nur noch z. B. Zentrierleisten, begrenzt werden. Bei zweiach-
die Verfahrensweise zur Einstufung von Mauerwerk in sig gespannten Decken ist die krzere der beiden
Festigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprfungen. Sttzweiten anzusetzen.
Die Bemessung des Mauerwerks unter Druckbeanspru- Sind die zuvor beschriebenen Voraussetzungen nicht
chung erfolgt beim vereinfachten Berechnungsverfah- erfllt, muss das Bauwerk oder das Bauteil nach dem
ren durch Vergleich von vorhandenen und zulssigen genaueren Berechnungsverfahren nachgewiesen wer-
Spannungen, beim genaueren Berechnungsverfahren den (s. Abschn. 2.3).
durch Gegenberstellung von Spannungen im Ge-
brauchszustand und Rechenfestigkeiten. Ein weiterer 2.2 Vereinfachtes Verfahren
Unterschied zwischen dem vereinfachten und dem ge-
naueren Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass Im vereinfachten Berechnungsverfahren nach [1] ist auf
die Rechenannahmen und Nachweise beim vereinfach- Grundlage einer linearen Spannungsverteilung unter
ten Verfahren deutlich einfacher als nach dem genaue- Ausschluss von Zugspannungen nachzuweisen, dass
ren Verfahren sind. Durch die Vereinfachungen entfal- die angegebenen zulssigen Druckspannungen im Ge-
len in der Regel planmßige und zustzliche Exzentri- brauchszustand nicht berschritten werden, siehe Gl. (1).
F
vorh s ¼ zul s (1)
A
Tabelle 1. Voraussetzungen fr die Anwendung Die zulssigen Druckspannungen zul sD in Gl. (1) er-
des vereinfachten Verfahrens [1] geben sich aus den Grundwerten s0 der zulssigen
Druckspannungen, die auf Grundlage von statistischen
Bauteil Voraussetzungen
Auswertungen tabelliert fr Mauerwerk mit Normal-,
Wanddicke d Lichte Wand- Verkehrslast p Dnnbett- und Leichtmçrtel in Abhngigkeit von Stein-
mm hçhe hs kN/m± festigkeitsklassen, Mçrtelarten und Mçrtelgruppen
bzw. fr Mauerwerk nach Eignungsprfung (EM) unter
Innenwnde ‡ 115 £ 2,75 m £5 Bezug auf die Nennfestigkeit bM des Mauerwerks nach
< 240 DIN 1053-2 [7] festgelegt worden sind, und dem Ab-
‡ 240 – minderungsfaktor k, siehe Gl. (2).
Einschalige ‡ 175 1) £ 2,75 m zulsD ¼ k s0 (2)
Außenwnde < 240
mit
‡ 240 £ 12 · d s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
den Tabellen 2 bis 4 fr Mauerwerk mit einer theo-
Tragschale ‡ 115 2) £ 2,75 m £ 3 3) retischen Schlankheit l = 10
zweischaliger < 175 2) k Abminderungsfaktor (k = k1 · k2 bzw. k = k1 · k3)
Außenwnde
‡ 175 £5 Der Abminderungsfaktor k in Gl. (2) bercksichtigt die
und zwei-
< 240 Wandart (k1), den Knickeinfluss (k2) und die Traglast-
schalige Haus-
trennwnde ‡ 240 £ 12 · d minderung durch den Deckendrehwinkel bei Endauf-
lagerung auf Innen- und Außenwnden (k3). Einflsse
1) Bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die aus Beanspruchungen sind bei der Spannungsermittlung
nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen vorgesehen sind, im vereinfachten Verfahren nicht zu bercksichtigen.
auch d ‡ 115 mm zulssig.
Die fr Mauerwerk mit Normalmçrtel geltenden Grund-
2) Geschossanzahl maximal zwei Vollgeschosse zuzglich aus-
gebautes Dachgeschoss; aussteifende Querwnde im Abstand werte s0 der zulssigen Druckspannungen aus
£ 4,50 m bzw. Randabstand von einer ffnung £ 2,0 m. DIN 1053-1 [1] sind in Tabelle 2 angegeben und zu-
3) Einschließlich Zuschlag fr nichttragende innere Trennwnde. stzlich in Bild 1 dargestellt.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 29
Tabelle 2. s0-Werte fr Mauerwerk mit Normalmçrtel [1] Tabelle 3. s0-Werte fr Mauerwerk mit Dnnbett- und
Leichtmçrtel [1]
Steinfestig- Grundwerte s0 fr Normalmçrtel Mçrtelgruppe
keitsklasse Steinfestig- Grundwerte s0 fr
I II IIa III IIIa
keitsklasse
Dnnbett- Leichtmçrtel
MN/m±
mçrtel 1)
LM 21 LM 36
2 0,3 0,5 0,5 1) – –
MN/m±
4 0,4 0,7 0,8 0,9 –
2 0,6 0,5 2) 0,5 2), 3)
6 0,5 0,9 1,0 1,2 –
4 1,1 0,7 4) 0,8 5)
8 0,6 1,0 1,2 1,4 –
6 1,5 0,7 0,9
12 0,8 1,2 1,6 1,8 1,9
8 2,0 0,8 1,0
20 1,0 1,6 1,9 2,4 3,0
12 2,2 0,9 1,1
28 – 1,8 2,3 3,0 3,5
20 3,2 0,9 1,1
36 – – – 3,5 4,0
28 3,7 0,9 1,1
48 – – – 4,0 4,5
60 – – – 4,5 5,0 1) Anwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN 4165 und
bei Kalksand-Plansteinen. Die Werte gelten fr Vollsteine.
1) s0 = 0,6 MN/m± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Fr Kalksand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager- DIN 106-1 gelten die entsprechenden Werte der Tabelle 2 bei
pressung. Mçrtelgruppe III bis Steinfestigkeitsklasse 20.
2) Fr Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN 105-1 bis DIN 105-4
gilt s0 = 0,4 MN/m±.
3) s0 = 0,6 MN/m± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm.
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager-
pressung.
Tabelle 3 enthlt die Werte aus DIN 1053-1 [1] fr 4) Fr Kalksandsteine nach DIN 106-1 der Rohdichteklasse ‡ 0,9
Mauerwerk mit Dnnbett- und Leichtmçrtel. Die sich und fr Mauerziegel nach DIN 105-1 bis DIN 105-4 gilt
aus den s0-Werten ergebenden Treppenkurven sind in s0 = 0,5 MN/m±.
den Bildern 1 bis 3 dargestellt. 5) Fr Mauerwerk mit den in Fußnote 4) genannten Mauersteinen
gilt s0 = 0,7 MN/m±.
Die s0-Werte aus DIN 1053-1 [1] fr Mauerwerk nach
Eignungsprfung sind in Abhngigkeit von der Nenn-
festigkeit bM des Mauerwerks nach DIN 1053-2 [7] in
Tabelle 4 aufgefhrt. Dabei gilt als Nennfestigkeit die
aus den Versuchsergebnissen ermittelte 5%-Fraktile der
Grundgesamtheit.
30 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 4. s0-Werte fr Mauerwerk nach Eignungsprfung [1] 2.3 Genaueres Verfahren
Nennfestigkeit bM 1) 1,0 bis 9,0 11,0 und 13,0 16,0 bis 25,0 Fr den Fall, dass die in Abschnitt 2.1 beschriebenen
in N/mm± Voraussetzungen fr die Anwendung des vereinfachten
Verfahrens nicht erfllt sind und der Nachweis nach
s0 2) 0,35 · bM 0,32 · bM 0,30 · bM dem genaueren Verfahren nach DIN 1053-1 [1] gefhrt
in MN/m± werden muss, sind die Rechenwerte bR der Druckfestig-
keit von Mauerwerk mit der theoretischen Schlankheit
1) bM nach DIN 1053-2
2) s0 ist auf 0,01 MN/m± abzurunden.
Null mithilfe der Gl. (3) aus den in Abschnitt 2.2 in den
Tabellen 2 bis 4 aufgefhrten Grundwerten s0 der zu-
lssigen Druckspannungen abzuleiten.
bR ¼ 2,67 s0 (3)
mit
s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
den Tabellen 2 bis 4
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 31
Der Faktor 2,67 in Gl. (3) setzt sich zusammen aus dem In Hochbauten mit Decken aus Stahlbeton, die mit cha-
globalen Sicherheitsbeiwert fr Wnde gW = 2,0 und ei- rakteristischen Nutzlasten von maximal 2,5 kN/m± be-
nem Faktor 1,334 zur Umrechnung von der Schlankheit l lastet sind, darf der Bemessungswert der einwirkenden
= h/d = 10 (s0) auf die theoretische Schlankheit l = 0 (bR). Normalkraft NEd vereinfachend nach Gl. (7) angesetzt
Unter Annahme einer linearen Spannungsverteilung werden.
und ebenbleibender Querschnitte ist der Nachweis zu
fhren, dass die g-fache Gebrauchslast ohne Mitwir- NEd ¼ 1,4 ðNGk þ NQk Þ (7)
kung des Mauerwerks auf Zug im Bruchzustand auf- Im Fall grçßerer Biegemomente M, z. B. bei Ausstei-
genommen werden kann, siehe Gl. (4). fungswnden und Windscheiben, gilt der Ansatz in
g sR bR (4) Gl. (8).
min NEd ¼ 1,0 NGk (8)
Auf Grundlage eines rechteckigen Spannungsblocks,
3 Regelungen bezglich der dessen Schwerpunkt mit dem Lastangriffspunkt der
Lastresultierenden bereinstimmt, ergibt sich der Be-
Mauerwerkdruckfestigkeit in
messungswert der aufnehmbaren Normalkraft NRd
DIN 1053-100 nach Gl. (9) fr bliche Rechteckquerschnitte zu
3.1 Allgemeines
NRd ¼ F A fd (9)
Mit DIN 1053-100 [2] wurde ein Bemessungsverfahren
fr Mauerwerk aus knstlichen und natrlichen Steinen mit
nach dem semiprobabilistischen Sicherheitskonzept be- F Abminderungsfaktor zur Bercksichtigung der
reitgestellt. Bei der Einfhrung des neuen Sicherheits- Schlankheit und von Lastexzentrizitten
konzeptes mit Teilsicherheitsbeiwerten im Teil 100 A Gesamtflche des Querschnitts (A ‡ 400 cm±)
sind die Nachweise angepasst und auf Krfte als nach- fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer-
zuweisende Grçße anstelle von Spannungen umgestellt werks mit fd = h · fk/gM
worden. Der Inhalt von [2] ergibt sich aus dem Inhalt h Abminderungsbeiwert zur Bercksichtigung von
der Fassung aus dem Jahre 2006 [8] und der nderung Langzeitwirkung und weitere Einflsse; h ist im
DIN 1053-100/A1 [9]. Inhaltlich ist DIN 1053-100 [2] Allgemeinen mit 0,85 anzunehmen
im Vergleich zu DIN 1053-1 [1] weitgehend unver- fk charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
ndert geblieben. Mauerwerk darf nach [2] – analog nach den Tabellen 5 und 6
zu DIN 1053-1 [1] – entweder nach dem vereinfachten gM Teilsicherheitsbeiwert fr Baustoffeigenschaften
oder dem genaueren Verfahren berechnet werden. Die Die charakteristischen Werte fk der Druckfestigkeit von
Anwendungsvoraussetzungen fr die Bemessung nach Mauerwerk mit Normalmçrtel aus DIN 1053-100 [2]
dem vereinfachten Verfahren sind gegenber [1] unver- sind in Tabelle 5 angegeben und zustzlich in Bild 4
ndert geblieben (s. Abschn. 2.1). dargestellt.
Tabelle 6 enthlt die Werte aus DIN 1053-100 [2] fr
Mauerwerk mit Dnnbett- und Leichtmçrtel. Die Bilder
3.2 Vereinfachtes Verfahren
4 bis 6 zeigen die zugehçrigen Treppenkurven.
Beim vereinfachten Berechnungsverfahren nach [2] ist Die charakteristischen Werte fk der Mauerwerkdruck-
im Grenzzustand der Tragfhigkeit nachzuweisen, dass festigkeit in den Tabellen 5 und 6 bzw. in den Bildern
der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft NEd 4 bis 6 lassen sich aus den in DIN 1053-1 [1] angege-
kleiner ist als der Bemessungswert der aufnehmbaren benen Grundwerten s0 der zulssigen Druckspannun-
Normalkraft NRd, siehe Gl. (5). gen ableiten. Der Wert fk entspricht dabei dem Re-
chenwert bR der Druckfestigkeit von Mauerwerk mit
NEd NRd (5) der theoretischen Schlankheit Null nach Gl. (3) ohne
Der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft Bercksichtigung der Langzeiteinwirkung. Der Zu-
NEd in Gl. (5) wird in Abhngigkeit der entsprechenden sammenhang zwischen dem charakteristischen Wert
Teilsicherheitsbeiwerte der mçglichen Einwirkungs- fk und dem Rechenwert bR wird durch Gl. (10) be-
kombination berechnet. Im Allgemeinen gilt fr NEd schrieben.
der Ansatz in Gl. (6). 1 1
fk ¼ b ¼ 2,67 s0 ¼ 3,14 s0 (10)
NEd ¼ 1,35 NGk þ 1,5 NQk (6) 0,85 R 0,85
mit mit
NGk charakteristischer Wert der einwirkenden Normal- bR Rechenwerte der Druckfestigkeit von Mauerwerk
kraft infolge Eigenlast mit der theoretischen Schlankheit Null
NQk charakteristischer Wert der einwirkenden Normal- s0 Grundwerte der zulssigen Druckspannungen nach
kraft infolge Nutzlast den Tabellen 2 bis 4
32 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 5. fk-Werte von Mauerwerk mit Normalmçrtel [2] Tabelle 6. fk-Werte von Mauerwerk mit Dnnbett- und
Leichtmçrtel [2]
Steinfestig- Druckfestigkeit fk der in N/mm± von Mauerwerk
keitsklasse mit Normalmçrtel der Mçrtelgruppe Steinfestig- Druckfestigkeit fk der in N/mm± von Mauerwerk mit
keitsklasse
I II IIa III IIIa Dnnbett- Leichtmçrtel
mçrtel 1)
2 0,9 1,5 1,5 1) – – LM 21 LM 36
4 1,2 2,2 2,5 2,8 – MN/m±
6 1,5 2,8 3,1 3,7 – 2 1,8 1,5 (1,2) 2) 1,5 (1,2) 2) (1,8) 3)
8 1,8 3,1 3,7 4,4 – 4 3,4 2,2 (1,5) 4) 2,5 (2,2) 5)
10 2,2 3,4 4,4 5,0 – 6 4,7 2,2 2,8
12 2,5 3,7 5,0 5,6 6,0 8 6,2 2,5 3,1
16 2,8 4,4 5,5 6,6 7,7 10 6,6 2,7 3,3
20 3,1 5,0 6,0 7,5 9,4 12 6,9 2,8 3,4
28 – 5,6 7,2 9,4 11,0 16 8,5 2,8 3,4
36 – – – 11,0 12,5 20 10,0 2,8 3,4
48 – – – 12,5 2) 14,0 2) 28 11,6 2,8 3,4
60 – – – 14,0 2) 15,5 2) 1) Anwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN V 4165-100
bzw. DIN EN 771-4 in Verbindung mit DIN V 20000-404 und bei
1) fk = 1,8 N/mm± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Kalksand-Plansteinen. Die Werte gelten fr Vollsteine. Fr Kalk-
Diese Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Nachweis der Auflager- sand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach DIN V 106
pressung. bzw. DIN EN 771-2 in Verbindung mit DIN V 20000-402 gelten die
2) Die Werte fk ‡ 11,0 N/mm± enthalten einen zustzlichen entsprechenden Werte der Tabelle 5 bei Mçrtelgruppe III bis
Sicherheitsbeiwert zwischen 1,0 und 1,17 wegen Gefahr von Steinfestigkeitsklasse 20.
Sprçdbruch. 2) Fr Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN V 105-100 . DIN EN
771-1 in Verbindung mit DIN V 20000-401 gilt fk = 1,2 N/mm±.
3) fk = 1,8 N/mm± bei Außenwnden mit Dicken ‡ 300 mm. Diese
Erhçhung gilt jedoch nicht fr den Fall der Fußnote b und nicht fr
den Nachweis der Auflagerpressung.
4) Fr Kalksandsteine nach DIN V 106 bzw. DIN EN 771-2 in Ver-
bindung mit DIN V 20000-402 der Rohdichteklasse ‡ 0,9 und fr
Mauerziegel nach DIN 105-1 bis DIN 105-4 gilt fk = 1,5 N/mm±.
5) Fr Mauerwerk mit den in Fußnote d) genannten Mauersteinen
gilt fk = 2,2 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 33
Die Herleitung des Umrechnungsfaktors 3,14 zwischen beanspruchung. Exzentrizitten aus Knotenmomenten
den s0-Werten aus DIN 1053-1 [1] und den charakte- oder Windeinwirkungen mssen im vereinfachten Ver-
ristischen Werten fk der Druckfestigkeit von Mauer- fahren nicht berechnet werden, da diese Einflsse be-
werk aus DIN 1053-100 [2] wurde in [10] umfassend reits durch die Abminderungsfaktoren bercksichtigt
beschrieben. werden.
von Porenbetonsteinen zustzlich zum Formfaktor an- Die Berechnung der charakteristischen Werte fk der
zusetzende Korrekturfaktor k3 wurde in den Regressi- Druckfestigkeit von Mauerwerk (5%-Fraktile) erfolgte
onsrechnungen fr die Beschreibung des Zusammen- nherungsweise durch Abminderung der Regressions-
hangs zwischen der Mauerwerkdruckfestigkeit und der gleichungen mit einem konstanten Faktor 0,80.
Steindruckfestigkeit nicht bercksichtigt, sondern in die
Treppenkurven fr DIN 1053-11 [5] eingerechnet.
4.3 DIN 1053-11 (Vereinfachtes
Die Schlankheit l der bei den Druckversuchen geprf-
Berechnungsverfahren)
ten Wnde wurde aus dem Quotienten von Wandhçhe
und -dicke berechnet, siehe Gl. (12). Das Nachweisformat beim vereinfachten Verfahren
h nach DIN 1053-11 [5] entspricht im Wesentlichen
l¼ (12) dem in DIN 1053-100 [2]. Es ist nachzuweisen, dass
d der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft
Zur besseren Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse NEd kleiner ist als der Bemessungswert der aufnehm-
wurde die Mauerwerkdruckfestigkeit bD,mw,0 durch baren Normalkraft NRd, siehe Gl. (5). Analog zu [2] sind
Umrechnen der in den Mauerwerkdruckversuchen mit unter bestimmten Bedingungen vereinfachte Lastkom-
verschiedenen Schlankheiten bestimmten Mauerwerk- binationen erlaubt, sodass im Allgemeinen der Ansatz
druckfestigkeit bD,mw auf eine theoretische Schlankheit aus Gl. (6) bei der Ermittlung des Bemessungswertes
l = 0 ermittelt, siehe Gln. (13) und (14). der einwirkenden Normalkraft NEd gewhlt werden
kann. Die Gln. (7) und (8) gelten ebenfalls unverndert.
bD,mw,0 ¼ kl bD,mw (13)
Der Bemessungswert der vom Mauerwerksquerschnitt
2 aufnehmbaren Normalkraft NRd wird nach Gl. (17) be-
kl ¼ ð0,966 þ 0,00136 l Þ 1,1 (14)
stimmt.
Der Umrechnungsfaktor kl wurde in Abhngigkeit von
NRd ¼ F Aeff fd (17)
den Schlankheiten l der Mauerwerk-Versuchskçrper
mit Gl. (14) berechnet, der in [17] hergeleitet wurde. mit
F Abminderungsfaktor zur Bercksichtigung der
4.2.3 Regressionen und 5%-Quantil Schlankheit und von Lastexzentrizitten
A wirksame Querschnittsflche
Unter Bezug auf ausgewhlte Versuchswerte wurden
fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer-
Regressionsrechnungen fr die Beschreibung des Zu-
werks mit fd = h · fk / gM
sammenhangs zwischen der der auf die theoretische
h Abminderungsbeiwert zur Bercksichtigung von
Schlankheit l = 0 umgerechneten Mauerwerkdruckfes-
Langzeitwirkung und anderen Einflssen. Der
tigkeit und der Mauerstein- und Mçrteldruckfestigkeit
Beiwert h ist fr Mauerwerk mit 0,85 anzunehmen
(Normalmçrtel) bzw. zwischen der Mauerwerkdruck-
fk charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
festigkeit und der Mauersteindruckfestigkeit (Dnnbett-
nach den Tabellen 9 bis 16
mçrtel) durchgefhrt.
gM Teilsicherheitsbeiwert fr die Bestimmung des
Der Zusammenhang wurde mithilfe der auf Brçcker
Tragwiderstandes im Grenzzustand der Trag-
[18] zurckgehenden Funktion
fhigkeit
bD,mw ¼ k baD,st bbD,mö (15)
Fr die Bemessung nach dem vereinfachten Verfahren
beschrieben, wobei die in die Gl. (15) einzusetzende sind in DIN 1053-11 [5] nach Mauersteinarten differen-
Konstante K sowie die Exponenten a und b Parameter zierte charakteristische Druckfestigkeitswerte fk in Ab-
sind, die in Abhngigkeit der jeweiligen Mauerstein- hngigkeit von der Mauerstein-Festigkeitsklasse ange-
Mauermçrtel-Kombination zu bestimmen waren. Bei geben (s. Tabellen 9 bis 16). Bei der Festlegung der
dem gewhlten Ansatz in Gl. (15) geht man von der charakteristischen Werte fr die aktuellen Entwurfsfas-
Vorstellung aus, dass das Verhltnis von Mauerwerk- sungen der DIN 1053 wurde sichergestellt, dass die
druckfestigkeit zu Mauersteinfestigkeit mit zunehmen- Tabellenwerte in DIN 1053-11 [5] in keinem Fall grç-
der Steinfestigkeit abnimmt. hnliches gilt fr die Ab- ßere charakteristische Druckfestigkeiten ergeben als die
hngigkeit der Wandfestigkeit von der Mçrtelfestigkeit. ber die Berechnungsgleichungen aus DIN 1053-13 [4]
Dieser Einfluss kann z. B. durch den Ansatz von Poten- ermittelten. Die „Eckpunkte“ der hierdurch beschriebe-
zen der Stein- und Mçrtelfestigkeit dargestellt werden. nen Treppenkurven entsprechen den mit den Rechen-
Bei dem in [17] beschriebenen und hier angewendeten anstzen des genaueren Verfahrens ermittelten Werten
Auswerteverfahren erfolgte die Auswertung der Daten- (s. Abschn. 4.4).
basis ber die logarithmierten Mittelwerte der Ver-
suchsserien. Hierfr wurde Gl. (15) analog zu [17] lo-
garithmiert, siehe Gl. (16), und die Koeffizienten der
verwendeten Nherungsfunktion k, a und b durch Mi-
nimierung der Fehlerquadratsumme bestimmt.
ln bD,mw ¼ ln k þ a ln bD,st þ b ln bD,mö (16)
36 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 9. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Tabelle 10. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen
Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel [5] und Kalksand-Blocksteinen mit Normalmçrtel [5]
Steinfestigkeits- fk Steinfestigkeits- fk
klasse N/mm± klasse N/mm±
NM II NM IIa NM III NM IIIa NM II NM IIa NM III NM IIIa
2 1,4 1,6 1,9 2,2 2 – – – –
4 2,1 2,4 2,9 3,3 4 2,8 3,2 3,5 4,0
6 2,7 3,1 3,7 4,2 6 3,6 4,0 4,5 5,0
8 3,1 3,9 4,4 4,9 8 4,2 4,7 5,3 5,9
10 3,5 4,5 5,0 5,6 10 4,8 5,4 6,0 6,8
12 3,9 5,0 5,6 6,3 12 5,4 6,0 6,7 7,5
16 4,6 5,9 6,6 7,4 16 6,4 7,1 8,0 8,9
20 5,3 6,7 1) 7,5 8,4 20 7,2 8,1 9,1 10,1
28 5,3 6,7 1) 9,2 10,3 28 8,8 9,9 11,0 12,4
36 5,3 6,7 1) 10,2 11,9 36 10,2 11,4 12,6 14,1
48 5,3 6,7 1) 12,2 14,1 48 10,2 11,4 14,4 16,2
60 5,3 6,7 1) 14,3 16,0 60 10,2 11,4 14,4 16,2
Tabelle 11. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen Tabelle 12. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln und
und Kalksand-Planelementen mit Dnnbettmçrtel [5] Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel [5]
Steinfestig- fk Steinfestigkeits- fk
keitsklasse N/mm± klasse N/mm±
KS-Planelemente KS-Vollsteine KS-Lochsteine LM 21 LM 36
KS-Blocksteine KS-Hohlblock-
XL XL-N, 2 1,2 1,3
steine
XL-E
4 1,6 2,2
2 – – – –
6 2,2 2,9
4 4,7 2,9 2,9 2,9
8 2,5 3,3
6 6,0 4,0 4,0 3,7
10 2,8 3,3
8 7,3 5,0 5,0 4,4
12 2,8 3,3
10 8,3 6,0 6,0 5,0
16 2,8 3,3
12 9,4 7,0 7,0 5,6
20 2,8 3,3
16 11,2 8,8 8,8 6,6
28 2,8 3,3
20 12,9 10,5 10,5 7,6
28 16,0 13,8 13,8 7,6
36 16,0 13,8 16,8 7,6
48 16,0 13,8 16,8 7,6
60 16,0 13,8 16,8 7,6
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 37
Tabelle 13. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbeton- und Tabelle 14. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbeton-
Betonsteinen [5] Vollblçcken Vbl-S, SW mit Normalmauermçrtel [5]
20 – – 9,8 Steinfestig- fk
keitsklasse N/mm±
Vn, Vbn 4 2,7 3,1 3,5
Voll- und Lochsteine mit Leichtmauermçrtel
6 3,5 4,0 4,4
2 1,4
8 – 4,8 5,2
4 2,3
10 – 5,4 6,0 6 3,0
12 – 6,1 6,7 8 3,6
16 – – 7,9
20 – – 9,1 Tabelle 16. fk-Werte von Mauerwerk aus Porenbetonsteinen [5]
28 – – 9,1 Steinfestig- fk
keitsklasse N/mm±
Vollsteine mit Dnnbettmçrtel
2 1,8
4 3,2
6 4,5
8 5,7
38 A Baustoffe · Bauprodukte
4.4 DIN 1053-13 (Genaueres Tabelle 17. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit
Berechnungsverfahren) von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- und
Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel [4]
Im genaueren Berechnungsverfahren nach DIN
1053-13 [4] ist die charakteristische Mauerwerkdruck- Mittlere Stein- Mçrtelart Parameter
festigkeit aus den Rechenanstzen fr Mauerwerk mit druckfestigkeit
k a b
Normalmçrtel in Gl. (18) bzw. fr Mauerwerk mit N/mm±
Leichtmçrtel oder Dnnbettmçrtel in Gl. (19) rech-
2,5 £ fst < 10,0 NM II 0,68 0,605 0,189
nerisch mit den in den Tabellen 17 bis 22 angegebenen
Gleichungsparametern und Exponenten zu ermitteln. NM IIa
fk ¼ k fba fmb (18) NM III 0,70
NM IIIa
fk ¼ k fba (19)
10,0 £ fst £ 75,0 NM II 1) 0,69 0,585 0,162
Dabei sind:
fk charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk NM IIa 2) 0,79
in N/mm± NM III
K Konstante
NM IIIa
a, b Exponenten
fst mittlere Mauersteindruckfestigkeit in Lastrichtung 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
in N/mm± (um den Faktor 1,25 erhçhter Nennwert men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 25 N/mm±.
der Festigkeitsklasse gemß Anwendungsnorm 2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf bei Mauerziegeln nicht
und/oder Restnorm) grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 20
N/mm± und bei Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen nicht grçßer
fm die der Mçrtelgruppe zugeordnete Festigkeits-
als fr fst = 25 N/mm±.
klasse des Mauermçrtels gemß DIN EN 998-2
[19] in Verbindung mit DIN V 18580 [20] in
N/mm± Tabelle 18. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen
Grundstzlich ist hierdurch eine von den Festigkeits-
mit Normalmçrtel [4]
klassen losgelçste Bestimmung der Mauerwerkdruck-
festigkeit unter Bezug auf deklarierte Werte mçglich. Steinart Mçrtelart Parameter
Ursprnglich sollten die Parameter K, a und b fr smt-
k a b
liche in der Praxis vorkommenden Mauerstein-Mauer-
mçrtel-Kombinationen auf Grundlage der Versuchsaus- KS-Vollsteine, NM II, IIa 1) 0,95 0,585 0,162
wertung in der Norm festgelegt werden. Fr bestimmte KS-Blocksteine
NM III, IIIa 2)
Kombinationen erfolgte jedoch – u. a. aufgrund zu ge-
ringer Anzahl von Versuchswerten – eine Ermittlung 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
der Parameter durch Anpassung der Potenzfunktion an men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 45 N/mm±.
die Eckpunkte der bisherigen Treppenkurve aus DIN 2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
1053-100 [2]. Die von den Mauerstein-Mauermçrtel- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 60 N/mm±.
Kombinationen abhngigen Gleichungsparameter sind
in Tabellenform in DIN 1053-13 [4] angegeben (s. Ta- Tabelle 19. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
bellen 17 bis 22). Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planele-
In den Bildern 7 bis 16 sind die mit den im genaueren menten mit Dnnbettmçrtel [4]
Verfahren nach DIN 1053-13 [4] anzusetzenden Para-
metern (s. Tabellen 17 bis 22) ermittelten Kurven fr Steinart Mçrtel- Parameter
den Zusammenhang zwischen Mauerwerkdruckfestig- art
k a b
keit und Steindruckfestigkeit zusammen mit den cha-
rakteristischen Werten der Mauerwerkdruckfestigkeit fk KS-Plan- XL DM 1) 1,70 0,630 –
in Abhngigkeit von der Steindruckfestigkeit nach DIN elemente
XL-N, XL-E 0,80 0,800 –
1053-11 [5] dargestellt.
KS-Vollsteine, KS-Blocksteine DM 2)
Die Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von
Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- KS-Lochsteine, KS-Hohlblock- DM 3) 1,15 0,585 –
und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel wurden unab- steine
hngig von den wissenschaftlichen Auswertungen in
[11] aus den charakteristischen Werten der Druckfestig- 1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 35 N/mm±.
keit in DIN 1053-100 [2] abgeleitet.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
Die Parameter in Tabelle 18 basieren auf der Auswer- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 45 N/mm±.
tung vorliegender Versuchsergebnisse des ibac in [11]. 3) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
Es erfolgte jedoch eine Abminderung der vorgeschla- men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 25 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 39
Bild 7. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçrtel nach [4, 5]
Bild 8. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen mit Normalmçrtel nach [4, 5]
Bild 9. fk-Werte von Mauerwerk aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planelementen mit Dnnbettmçrtel nach [4] und [5]
40 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 20. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Die sich aus den Parametern fr Kalksand-Planelemen-
Mauerwerk aus Mauerziegeln und Kalksandsteinen mit Leicht- te XL ergebende Kurve stellt eine Nherung an die
mçrtel [4] Werte in den bestehenden Zulassungen dar; die Aus-
wertung in [11] ergab geringfgig hçhere Werte. Die
Mittlere Stein- Mçrtelart Parameter
Gleichungsparameter fr Kalksand-Planelemente
druckfestigkeit
k a b XL-N, XL-E ist eine Nherung an die Treppenkurve
N/mm±
in der Zulassung Z-17.1-575. Die Kurve fr Kalksand-
2,5 £ fst < 5,0 LM 21 0,74 0,495 – Vollsteine beinhaltet eine 10%ige Abminderung wegen
des in [11] nicht bercksichtigten maximalen Loch-
LM 36 0,85 anteils und stellt den Kompromiss fr die Schlankheits-
5,0 £ fst < 7,5 LM 21 0,74 umrechnung dar. Die Parameter fr Lochsteine sind
eine Nherung an die bisher geltenden Werte fr Nor-
LM 36 1,00 malmauermçrtel der Mçrtelgruppe III.
7,5 £ fst £ 35,0 LM 21 1) 0,81 Die Parameter fr Mauerwerk aus Mauerziegeln und
Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel in Tabelle 20 wurden
LM 36 1) 1,05 unabhngig von [11] durch Anpassung der Potenzfunk-
tion an die Eckpunkte der bisherigen Treppenkurve aus
1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom-
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 15 N/mm±. DIN 1053-100 [2] ermittelt.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenom- Die Parameter fr Mauerwerk aus Leichtbeton- und
men werden als fr Steinfestigkeiten fst = 10 N/mm±. Betonsteinen in Tabelle 21 basieren auf einer separaten
von der Leichtbetonindustrie durchgefhrten Auswer-
tung. Dabei erfolgte einheitlich ein Bezug auf die
Schlankheit l = 5. Die Parameter fr Vbl-S, SW ent-
genen Faktoren, da keine Untersuchungen fr den ma- sprechen denen fr Mauerwerk aus Mauerziegeln sowie
ximalen Lochanteil bei der Auswertung bercksichtigt Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmçr-
werden konnten. Ferner wurde eine Abminderung der tel in Tabelle 17. Bei Vn, Vbn sowie Vm und Vmb
Faktoren fr den Bezug auf die Schlankheit l = 5 vor- wurden die Gleichungsparameter fr Mauerwerk aus
genommen, da neuere Forschungsergebnisse [21] ge- Kalksand-Vollsteinen und -Blocksteinen mit Normal-
zeigt haben, dass der bei der Auswertung der Kalksand- mçrtel Tabelle 18 bernommen.
stein- und der Leichtbetonversuche angesetzte Faktor Die nach DIN 1053-13 [4] fr Mauerwerk aus Betonstei-
1,1 zur Umrechnung von der Schlankheit l = 5 auf nen (Vn, Vbn, Vm, Vmb) mit Normalmçrtel anzusetzen-
die Schlankheit l = 0 zu hoch ist. Die Exponenten a den Parameter aus Tabelle 21 entsprechen denen fr Mau-
und b wurden geringfgig angepasst, sodass sie mit erwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Block-
denen aus Tabelle 17 bereinstimmen. steinen mit Normalmçrtel (s. Tabelle 18 und Bild 8).
Tabelle 21. Parameter zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen [4]
1) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 7,5 N/mm± bei MG II, fst = 15
N/mm± bei MG IIa, fst = 25 N/mm± bei MG III und IIIa. Außerdem darf die Steinfestigkeit darf nicht grçßer angenommen werden als die
dreifache Mçrtelfestigkeit fst £ 3 · fm.
2) Die Druckfestigkeit des Mauerwerks darf nicht grçßer angenommen werden als fr Steinfestigkeiten fst = 10 N/mm±.
II Festigkeitseigenschaften von Mauerwerk – Teil 5: Druckfestigkeit – Regelungen nach DIN 1053 41
Bild 10. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerziegeln und Kalksandsteinen mit Leichtmçrtel nach [4] und [5]
Bild 11. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen V, Vbl mit Normalmçrtel nach [4, 5]
Bild 12. fk-Werte von Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen Vbl-S, SW mit Normalmçrtel nach [4, 5]
42 A Baustoffe · Bauprodukte
Bild 13. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen (Hbl I, Hbn I) mit Normalmçrtel nach [4, 5]
Bild 14. fk-Werte von Mauerwerk aus Mauerwerk aus Leichtbeton- und Betonsteinen (Hbl II, Hbn II) mit Normalmçrtel nach [4, 5]
Die Parameter in Tabelle 22 basieren auf der Auswer- [4] Norm-Entwurf DIN 1053-13:2009-03 Mauerwerk; Teil
13: Genaueres Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauer-
tung vorliegender Versuchsergebnisse des ibac in [11].
werk.
In Abstimmung mit der Bauaufsicht erfolgte jedoch
durch die Porenbetonindustrie eine Abminderung des [5] Norm-Entwurf DIN 1053-11:2009-03: Mauerwerk; Teil
in [11] vorgeschlagenen k-Faktors von 0,864 auf 0,84. 11: Vereinfachtes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mau-
Das Zustandekommen des abgeminderten Faktors wur- erwerk.
de bislang nicht erlutert. [6] DIN 1053-1:1990-02: Mauerwerk; Rezeptmauerwerk;
Berechnung und Ausfhrung.
[7] DIN 1053-2:1996-11: Mauerwerk; Teil 2: Mauerwerks-
festigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprfungen.
5 Schlussbemerkung
[8] DIN 1053-100:2006-08: Mauerwerk; Teil 100: Berech-
Die hinsichtlich der noch nicht bauaufsichtlich einge- nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
fhrten Normenteile DIN 1053-11 bis DIN 1053-14 heitskonzepts.
dargestellten Faktoren und Zusammenhnge geben
[9] Entwurf DIN 1053-100/A1:2007-02: Mauerwerk; Teil
das Resultat einer Auswertung und Diskussion in den
100: Berechnung auf der Grundlage des semiprobabilisti-
Normenausschssen wieder. Hier werden im Rahmen schen Sicherheitskonzepts; nderung A1.
einer endgltigen Bearbeitung der Schlussfassung noch
nderungen an einzelnen Stellen auftreten. Solange [10] Jger, W.; Pflcke, T.; Schçps. P.: Kommentierte Tech-
DIN 1053-11 bis DIN 1053-14 nicht eingefhrt sind, nische Regeln fr den Mauerwerksbau. Teil 1: DIN
gelten die Festlegungen in DIN 1053-1 und 1053-100: Mauerwerk – Berechnung auf der Grundlage des
DIN 1053-100. An dem Grundprinzip der Vorgehens- semiprobalistischen Sicherheitskonzepts – Kommentare und
weise zur Ermittlung ndert dies jedoch nichts. nde- Erluterungen. In: Mauerwerk-Kalender 31 (2006),
S. 363–444. Ernst & Sohn, Berlin.
rungen gegenber dem hier beschriebenen Stand wer-
den sich aufgrund einzelner Versuchsreihen und daher [11] Brameshuber, W.; Graubohm, M.: Elektronische Auf-
notwendiger Korrekturen ergeben. bereitung von Versuchsdatenbanken zur Erarbeitung von
44 A Baustoffe · Bauprodukte
Grundlagen fr die charakteristische Mauerwerkdruckfestig- [17] Mann, W.: Druckfestigkeit von Mauerwerk. Eine Sta-
keit in DIN 1053-1. Institut fr Bauforschung, RWTH Aa- tistische Auswertung von Versuchsergebnissen in geschlos-
chen, 2007. Forschungsbericht Nr. F 7056. sener Darstellung mit Hilfe von Potenzfunktionen. In: Mau-
erwerk-Kalender 8 (1983), S. 687–699. Ernst & Sohn, Berlin.
[12] DIN V 106-1:2003-02: Vornorm Kalksandsteine;
Teil 1: Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock-, Plansteine, Planele- [18] Brçcker, O.: Steinfestigkeit und Wandfestigkeit. In:
mente, Fasensteine, Bauplatten, Formsteine. Ziegelindustrie 21 (1961), Nr. 2, S. 19–21.
[13] DIN V 18151-100 2005-10: Hohlblçcke aus Leicht- [19] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
beton; Teil 100: Hohlblçcke mit besonderen Eigenschaften. Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel.
[14] DIN V 18152-100 2005-10: Vollsteine und Vollblçcke [20] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen
aus Leichtbeton; Teil 100: Vollsteine und Vollbçcke mit be- Eigenschaften.
sonderen Eigenschaften.
[21] Jger, W.; Pflcke, T.: Einfluss der Schlankheit auf die
[15] DIN V 4165 2003-06: Porenbetonsteine: Plansteine und Druckfestigkeit von Mauerwerksprfkçrpern nach EC 6.
Planelemente. IRB-Verlag, Stuttgart, 2006. Best.-Nr. T 3106.
[16] Bauregelliste: Bauregelliste A, Bauregelliste B und Lis-
te C (Ausgabe 2006/1). In: DIBt-Mitteilungen 37 (2006),
Nr. 33, Sonderheft.
A Baustoffe · Bauprodukte 45
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
46 A Baustoffe · Bauprodukte
Bild 1. bergang von nationalen auf europische Normen am Beispiel der Mauerstein- und Mauermçrtelnormen
(Erluterung Anwendungsnorm, s. Abschn. 7.1)
dem „Date of Applicability“ (DOA) – dem Tag, an dem passungen von Prozessen im Herstellwerk angemessen
die betreffende europische Norm in Kraft tritt und da- sein kann, jedoch das Aufbrauchen der Lagerbestnde
mit erstmals angewendet werden kann – und endet mit deutlich lngere Rest- bzw. Nachlaufzeiten geltender
dem „Date of Withdrawal“ (DOW) – dem Tag, an dem Normen erfordert. Ob dies die Europische Kommis-
bisherige nationale Normen ihre çffentlichrechtliche sion nach den bisherigen Erfahrungen auch so sehen
Bedeutung verlieren und von den Mitgliedstaaten zu- wird, wird von den beteiligten Mauerwerkkreisen be-
rckzuziehen sind. Fr die erste Generation der Mauer- reits mit Spannung erwartet, da fr 2010 berarbeitete
stein- und Mauermçrtelnormen ist dieser Umstellungs- Fassungen der geltenden europischen Mauerstein- und
prozess bereits seit einigen Jahren abgeschlossen, wie in Mauermçrtelnormen erwartet werden.
Bild 1 verdeutlicht. Seit dem 1. April 2006 gelten somit
fr das Inverkehrbringen von Mauersteinen nur die har-
monisierten europischen Normen. Fr Mauermçrtel
nach DIN EN 998 war der Stichtag bereits der 1. Febru-
3 Das deutsche Normungskonzept
ar 2005. Tabelle 1 gibt einen berblick ber die Nor- Die europischen Produktnormen, die trotz langer Nor-
menteile der DIN EN 771 und DIN EN 998. mungsphase erst wenige Jahre in Gebrauch sind kçn-
Auch bei der Einfhrung knftiger Fassungen bereits nen, insbesondere in ihrer ersten Generation, nicht als
geltender harmonisierter Produktnormen sind ber- gewachsen betrachtet werden. Im Gegensatz dazu wa-
gangsregelungen dringend erforderlich, die sicherstel- ren die von den europischen Produktnormen abgelçs-
len, dass Produkte, die vor Inkrafttreten der neuen Nor- ten deutschen Produktnormen ein Ergebnis jahrzehnte-
menfassungen hergestellt wurden – ob bereits in Ver- langer Erfahrung und eines entsprechenden Entwick-
kehr gebracht oder noch auf dem Lagerplatz des Her- lungsprozesses.
stellers befindlich –, in Verkehr gebracht und gehandelt Traditionell verzichtet man in Normen darauf, Eigen-
werden kçnnen. Die Sicherstellung, dass die Lager- schaften oder Bereiche zu regeln, die bereits an anderer
bestnde weiter gehandelt und verwendet werden kçn- Stelle geregelt sind. Man verweist stattdessen auf den
nen, ist auch der Grund, weshalb die vor dem DOW entsprechenden Abschnitt der betreffenden Norm oder
gltigen deutschen Produktnormen nach wie vor in setzt gleich voraus, dass die vorliegende Norm nur im
der Bauregelliste A Teil 1 genannt sind, wenngleich Zusammenhang mit anderen, einzuhaltenden Normen
nach diesen lngst nicht mehr produziert werden darf. gilt. Dieser Regel folgend wurden in Deutschland bau-
Diese Entscheidung der Bauaufsicht zeigt, dass eine stoffbezogene Merkmale meist in Stoffnormen (Pro-
bergangsfrist von einem Jahr fr ggf. notwendige An- duktnormen) geregelt die von den Bemessungs- und
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 47
Anwendungsnormen in Bezug genommen wurden. auf der Basis von Prfzeugnissen abzuleiten, geben un-
Durch die Aufteilung der Inhalte und die abgestimmte sere Bemessungsnormen Bemessungswerte fr Teil-
Weiterentwicklung der Normen stellten die Produkt-, mengen von Produkten an. Dies setzt voraus, dass die
Bemessungs- und Ausfhrungsnormen in Deutschland Teilmenge der Produkte, fr die der jeweilige Bemes-
ein in sich schlssiges, miteinander verzahntes Gesamt- sungswert gilt, hinreichend beschrieben und abgegrenzt
normenpaket dar. ist. Die Beschreibung und Einteilung der Produkte in
Ordnungshalber ist anzumerken, dass historisch bedingt Teilmengen erfolgte in der Regel in den Produktnormen
zunchst die Baustellen- und spter dann auch die (Ausnahme z. B. Mauermçrtel, s. o.), damit die Herstel-
Werkmçrtel eine Ausnahme von der Regel, die Inhalte ler, an die sich in erster Linie die Produktnormen rich-
in der zuvor beschriebenen Art zu trennen darstellten. ten, entsprechend produzieren zu kçnnen. Die deut-
Baustellen- und Werkmçrtel waren nicht in einer eigen- schen Produktnormen fr Mauersteine legten beispiels-
stndigen Produktnorm, sondern im Anhang A der Be- weise fest, wie die Produkte in Voll- und Lochsteine
messungs- und Ausfhrungsnorm fr Mauerwerk DIN einzuteilen waren und welche Voraussetzungen (Loch-
1053-1:1996-11 [3] geregelt, in der diese Festlegungen anteile, Lochdurchmesser, etc.) hierfr galten. Durch
immer noch enthalten sind. Lediglich die Herstellung, Verweis auf die Produktnormen und ggf. Bezug auf
berwachung und Lieferung von Werkmçrteln war in die dort festgelegten und benannten Teilmengen war
DIN 18557:1997-11 [4] geregelt. eindeutig geregelt, fr welche Bauprodukte bzw. fr
Die deutschen Bemessungsnormen, wie etwa die welche Teilmengen daraus – eine normgerechte Ver-
DIN 1053-1:1996-11, beinhalten eine Vielzahl von Be- arbeitung vorausgesetzt – die in den Bemessungsnor-
messungswerten, die in verallgemeinerter Form an- men angegebenen Bemessungswerte galten.
wendbar sind. Das heißt, anders als in anderen Staaten, Die Bemessungswerte fr die Mauerwerksfestigkeiten
in denen es blich ist, individuelle Bemessungswerte in DIN 1053-1:1996-11 bzw. DIN 1053-100:2006-08
48 A Baustoffe · Bauprodukte
[5] gelten demnach nur in Verbindung mit genormten Beispiel der Mauersteine und der Mauerwerkdruckfes-
Mauersteinen und -mçrteln und nur dann, wenn u. a. die tigkeit verdeutlichen. In Bild 2 sind die Ergebnisse der
Fugendicken und die berbindemaße bei der Ausfh- Druckfestigkeit von Dnnbettmauerwerk aus Lochstei-
rung eingehalten werden. Gleiches oder hnliches gilt nen einer Mauersteinart in Abhngigkeit von der Mau-
fr die wrme- und feuchteschutztechnischen Bemes- ersteindruckfestigkeit dargestellt. Die Bandbreite der
sungswerte der DIN V 4108-4:2007-06 [6], den be- Ergebnisse zeigt, dass die Mauerwerkdruckfestigkeit
werteten Schalldmmmaßen nach DIN 4109 Bei- offensichtlich nicht allein von der Mauersteindruckfes-
blatt 1:1989-11 [7], den Feuerwiderstandsklassen der tigkeit abhngt. Da es sich im gezeigten Beispiel um
DIN 4102-4:1994-03 [8], etc. Auch diese Bemessungs- Ergebnisse von Dnnbettmauerwerk handelt, kann ein
werte setzen genormte und normgerecht verarbeitete Einfluss des Mçrtels vernachlssigt werden. Da auch
Bauprodukte voraus. Einflsse infolge unterschiedlicher Mauersteinarten
Die in den Bemessungsnormen angegebenen Rechen- ausgeschlossen sind, sind die Unterschiede offensicht-
werte stellen untere und/oder obere Grenzwerte dar, die lich auf die unterschiedlichen Lochbilder zurckzufh-
aufgrund zahlreicher Nachweise, Forschung und Erfah- ren. Trotz gleicher Mauersteindruckfestigkeiten haben
rung fr die in den Produktnormen definierte(n) Teil- demnach offenbar Lochanteil, Grçße und Anordnung
menge(n) von Produkten gesichert abgeleitet werden der Lçcher sowie anderer Lochbildmerkmale einen nen-
konnten. Die deutschen Produktnormen definierten die- nenswerten Einfluss auf die Mauerwerkdruckfestigkeit.
se Teilmenge(n) in Form von Einstufungen bzw. Klas- Der Einfluss dieser Lochbildmerkmale kann derzeit
sierungen von Produkteigenschaften sowie durch be- zwar weder im Einzelnen noch in der Summe quantifi-
schreibende Festlegungen. Die Aufnahme weiterer Pro- ziert werden, kann jedoch auch nicht ignoriert werden.
dukte in bestehende deutsche Produktnormen, d. h. die Die Festlegungen zu den Lochbildern in den ehemali-
Erweiterung der definierten Teilmenge(n), setzte durch gen deutschen Mauersteinnormen sind somit nichts an-
die bestehende Abhngigkeit zu den Bemessungsnor- deres als die geometrische Beschreibung derjenigen
men somit jedoch voraus, dass fr diese „neuen“ Pro- Teilmenge von Mauersteinen, fr welche die Rechen-
dukte die entsprechenden Nachweise und insbesondere werte der Bemessungsnormen, in diesem Fall der
ausreichende Erfahrungswerte vorlagen, sodass die gel- DIN 1053-1 bzw. -100, als gesichert gelten kçnnen.
tenden Rechenwerte auch auf die „neuen“ Produkte an- Da man bis heute nicht weiß, welche Lochbildmerkma-
wendbar waren oder neue gesicherte Rechenwerte ab- le welchen Einfluss nehmen, handelt es sich bei den
geleitet werden konnten. Bis dies gegeben war, wurde Festlegungen in den Produktnormen um den Versuch,
die Verwendung nicht genormter, innovativer Baupro- die Teilmenge der Lochbilder, fr die hinreichend Er-
dukte z. B. in allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun- kenntnisse und Erfahrungen vorliegen, bestmçglich de-
gen geregelt. skriptiv (beschreibend) zu erfassen. Mauerwerk aus
Die Notwendigkeit, die Teilmenge(n) der Produkte, fr Mauersteinen mit Lochbildern, die diesen Festlegungen
die bestimmte Bemessungswerte gelten, auch mithilfe nicht entsprechen, mag sich gleichwertig oder besser
beschreibender Elemente zu definieren, lsst sich am verhalten, jedoch ist dies ohne Nachweis zunchst nicht
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 49
bekannt und kann daher keinesfalls als gesichert ange- produkten die technischen Eigenschaften in Form von
nommen werden. Klassen und Stufen ausgedrckt werden.
Neben der deskriptiven Abgrenzung der Produkte, die Kurzum: Aufgrund der gngigen Praxis und der not-
von den Produktnormen erfasst und ggf. in Teilmengen wendigen Anbindung an Ausfhrungs- und Bemes-
unterteilt werden, ist die Einstufung und Klassierung sungsnormen fhrt in Deutschland derzeit kein Weg
von Baustoffeigenschaften ein wesentliches Merkmal an der Klassierung und Einstufung der technischen Ei-
der ehemaligen deutschen Produktnormen. Im All- genschaften genormter Massenprodukte vorbei. Fr
gemeinen versteht man unter Klassierung die Einteilung nicht genormte, allgemein bauaufsichtlich eingefhrte
der Baustoffeigenschaften in definierte Wertebereiche, Produkte trifft dies nicht zu. Diese sind entweder im
z. B. in Druckfestigkeits- oder Rohdichteklassen. Aber Zuge der Bemessung konkret festzulegen oder es ist
auch die Aufteilung der Produkte in Teilmengen selbst im Einzelfall zu prfen, ob das betreffende zugelassene
oder in Qualitten stellt eine Klassierung dar. Bereits Produkt in allen Belangen den technischen Vorausset-
vor nahezu 20 Jahren beschrieb Kirtschig [9] die Vor- zungen der Bemessung gengt.
teile, die eine Klassierung fr Planer, Baustoffhandel Neben der Definition von Klassen und Stufen haben die
und Hersteller in Mrkten mit entsprechend großem ehemaligen deutschen Produktnormen aber auch Quali-
Warenangebot, wie etwa in Deutschland, haben. Die tten festgelegt. Beispielsweise verbindet sich mit einem
Einteilung der Produkteigenschaften in Stufen und Vormauerstein, Verblender, Klinker, Vollstein oder ei-
Klassen, die so gewhlt sind, dass z. B. der Einfluss nem Planstein jeweils eine Reihe von Eigenschaften, die
der individuellen Werte innerhalb der Klassengrenzen von dem Mauerstein einzuhalten sind, damit dieser so
auf die Eigenschaften des Bauteils vernachlssigbar bezeichnet werden kann: KS-Verblender etwa mssen
sind, reduziert die Produktvielfalt durch Zusammenfas- mindestens der Festigkeitsklasse 16 entsprechen, min-
sung scheinbar unterschiedlicher Werte auf die vor- destens 50 Frost-Tau-Wechsel nach einem festgelegten
gegebenen Klassen- bzw. Stufenwerte. Diese Reduzie- Prfverfahren bestehen und es drfen nur besonders aus-
rung macht bei einem großen Warenangebot erst den gewhlte Rohstoffe fr deren Herstellung verwendet
Vergleich mçglich und erlaubt einen sinnvollen preis- werden. Gleiches gilt fr Mauermçrtel: Die Bezeichnung
lichen Wettbewerb. NM IIa oder LM 21 beispielsweise umfasst eine Reihe
Ein Szenario ohne Klassen und Stufen ist fr genormte von Eigenschaften (Druckfestigkeit, Dichte, Querverfor-
Massenprodukte, zu denen i. d. R. auch genormte Mau- mungsverhalten, Verbundeigenschaften, Fugenmçrtel-
erwerksprodukte zhlen, in Deutschland aufgrund der eigenschaften, etc.), die vom Mauermçrtel einzuhalten
Angebotsvielfalt undenkbar. Eine weitestgehend flexi- sind. Hintergrund der festgelegten Qualitten sind die
ble Vorbemessung wre ohne Klassen und Stufen Erfahrungswerte z. B. in Bezug auf das Zusammenspiel
kaum mçglich, da der Planer das zu verwendende Pro- mit anderen Bauprodukten, aber nicht zuletzt auch in
dukt gleich zu Anfang der Planung eindeutig festlegen Bezug auf die Dauerhaftigkeit.
msste. Folglich wre eine sptere Auswahl alternati- Die Dauerhaftigkeit von Baustoffen und Bauteilen ist
ver Produkte wesentlich erschwert oder gar unmçg- ein komplexes Thema, welches nicht immer durch Pr-
lich, da es reiner Zufall wre, wenn zwei Produkte fungen eindeutig beantwortet werden kann. Vielmehr
exakt gleiche Kombinationen von Produkteigenschaf- spielt hierbei die Erfahrung eine wesentliche, hufig
ten (z. B. Druckfestigkeit, Rohdichte, Wrmeleitfhig- sogar die wesentlichste Rolle. Auch ohne die ausschlag-
keit, etc.) aufweisen wrden. Gleichfalls wre hier- gebenden Mechanismen zu kennen oder diese explizit
durch der preisliche Wettbewerb erschwert oder unter- bewerten zu kçnnen, ist beispielsweise aus jahrzehnte-
bunden. Ebenso wre der Vertrieb von Bauprodukten langer Praxiserfahrung implizit bekannt, dass Mauer-
ber den Baustoffhandel aufgrund der erheblich grç- werk gemß den Ausfhrungsregeln der DIN 1053
ßeren Produktvariationen und der daraus resultieren- aus den ehemals in Deutschland genormten Mauerstei-
den aufwendigeren Lagerhaltung sowie der grçßeren nen und -mçrteln dauerhaft ist. Keiner kann derzeit bei-
Menge vorzuhaltender und zu bermittelnder, spezi- spielsweise mit Bestimmtheit sagen, ob ein Außenmau-
fischer Produktdaten erheblich erschwert. Die kurzfris- erwerk auch dann den in Deutschland blichen Witte-
tige Versorgung der Baustellen mit Massenprodukten rungsbedingungen dauerhaft stand hielte, wenn die
ber den Baustoffhandel wre nur bedingt mçglich, da Mauersteine weniger Frostzyklen als bislang gefordert
mangels Vergleichbarkeit nur das vom Planer fest- schadlos berstehen. Ebenso wenig kann derzeit gesagt
gelegte Bauprodukt infrage kme, dessen Verfgbar- werden, ob das jeweilige Frostprfverfahren die Sch-
keit nicht zwingend gewhrleistet wre. Eine Ausnah- digungsmechanismen einer natrlichen Bewitterung
me bilden genormte Massenprodukte nur dann, wenn ausreichend genau im Zeitrafferverfahren simuliert,
das betreffende Produkt eine einzigartige Eigenschaft wohl eher ist eine gegenteilige Aussage mçglich. Allein
aufweist (z. B. Farbe oder Erscheinungsbild) aufgrund die ber Jahrzehnte gewachsene Erfahrung aus man-
dessen andere Produkte von vornherein nicht infrage gelnden Schden lsst den Rckschluss zu, dass Außen-
kommen. Allerdings sehen die deutschen Bemessungs- mauerwerk aus gemß den ehemaligen deutschen Pro-
normen bei den technischen Eigenschaften derzeit kei- duktnormen festgelegten Mauersteinqualitten (ein-
ne individuelle Zuordnung von Bemessungswerten schließlich der festgelegten Prfungen) unter deutschen
vor, weshalb auch bei speziellen genormten Massen- Witterungseinflssen dauerhaft frostbestndig ist.
50 A Baustoffe · Bauprodukte
Die in den Produktnormen definierten Qualitten und Produkte“. „Nicht geregelte Bauprodukte“ sind u. a.
festgelegten Stufen und Klassen haben einen weiteren, Bauprodukte, die wesentlich von den in der Bauregel-
ganz wesentlichen Vorteil: erst durch diese ist es mçg- liste A Teil 1 bekannt gemachten Normen abweichen
lich, Produkteigenschaften mithilfe von Kurzkennzei- und in diesem Fall nur mit einer allgemeinen bauauf-
chen anzugeben. Beispielsweise war in Verbindung sichtlichen Zulassung verwendet werden drfen.
mit der DIN V 105-1 jedem am Baugeschehen Betei- Die Frage des Umgangs mit genormten oder von der
ligten klar, welche Produkteigenschaften sich hinter der Norm abweichenden Produkten und wie diese gekenn-
Bezeichnung „HLz B 12-1,0 2 DF“ verbergen, und zeichnet sind, ist in privat- bzw. vertragsrechtlicher
selbst die Mauersteinmaße waren bekannt. Kurzkenn- Hinsicht von zweitrangiger Bedeutung, da Bauproduk-
zeichen sind eine nicht zu unterschtzende Erleichte- te, die in der Bauregelliste A Teil 1 genannt sind, in
rung fr die Kommunikation zwischen Herstellern, Pla- beiden Fllen nur dann in Verkehr gebracht werden
nern, Handel und Verarbeitern. Sie erlauben die Aus- durften, wenn sie das bereinstimmungskennzeichen
schreibung bzw. Festlegung und Bestellung der zu ver- (-Zeichen) trugen. Voraussetzung fr das Anbringen
wendenden Produkte in knappster Form. Dem des -Zeichens war, dass das jeweilige Produkt mit der
Verarbeiter erlauben sie mit einem kurzen Blick fest- Norm oder der betreffenden allgemeinen bauaufsicht-
zustellen, ob die gelieferte Ware mit der festgelegten lichen Zulassung bereinstimmte. Dies schloss ein, dass
und bestellten Ware bereinstimmt. die festgelegten bereinstimmungsnachweise im Rah-
men der Eigen- und ggf. Fremdberwachung gefhrt
worden waren. Nach außen hin war das -Zeichen so-
mit das Erkennungszeichen dafr, dass das vorliegende
4 Die deutsche Kennzeichnung von Produkt norm- bzw. zulassungskonform und recht-
Bauprodukten und ihre Bedeutung mßig in Verkehr war.
In Deutschland werden Normen vom Deutschen Institut
fr Normung, welches ein gemeinntziger Verein ist,
unter Einbeziehung der beteiligten Kreise konsens- 5 Das europische Normungskonzept
basiert erarbeitet. DIN-Normen haben daher zunchst
Durch sog. Mandate erteilte die Europische Kommis-
nur eine privatrechtliche Bedeutung. Da fr die DIN-
sion CEN den Auftrag, Produktnormen zu erarbeiten,
Normen des Normungsausschusses Bau aber die Ver-
die der Bauproduktenrichtlinie als „Werkzeug“ zum
mutung gilt, dass sie den allgemein anerkannten Regeln
Angleichen nationaler Gesetze, Verordnungen und ins-
der Technik entsprechen, haben sie zudem eine beson-
besondere dem Abbau technisch begrndeter Handels-
dere Bedeutung im Vertragsrecht, z. B. in der VOB. Die
hemmnisse dienen sollten. Die Mandate geben dazu den
bereinstimmung mit der Produktnorm macht der Her-
von der Europischen Kommission zu diesen Zwecken
steller dadurch kenntlich, dass er sich auf diese bezieht,
bençtigten Mindestinhalt der Normen vor. Dazu zhlen
z. B. indem er die betreffende Norm als Teil der Pro-
die technischen Produkteigenschaften, die nach Ansicht
duktkennzeichnung benennt.
der Europischen Kommission in Abstimmung mit Mit-
Neben der privat- und vertragsrechtlichen Bedeutung
gliedstaaten notwendig sind, um den wesentlichen
kçnnen Produktnormen ber die Verçffentlichung in
Schutzzielen der Bauproduktenrichtlinie, den sog. we-
der Bauregelliste A, Teil 1 auch eine bauordnungsrecht-
sentlichen Anforderungen an Bauwerke, gengen zu
liche Bedeutung erlangen. Der Teil 1 der Bauregelliste A
kçnnen. Hierzu wurden in Abstimmung mit den Mit-
gibt die technischen Regeln (Normen) fr Bauprodukte
gliedstaaten aus den Bauerwerksanforderungen, die auf
an, „die zur Erfllung der Anforderungen der Landes-
Baustoffebene zunchst abstrakt sind, konkrete Bau-
bauordnungen von Bedeutung sind und die die betroffe-
stoffeigenschaften abgeleitet. Beispielsweise leitet
nen Produkte hinsichtlich der Erfllung der fr den Ver-
sich aus der wesentlichen Anforderung Nr. 1 „Mecha-
wendungszweck maßgebenden Anforderungen hinrei-
nische Festigkeit und Standsicherheit“ von Gebuden
chend bestimmen. Diese technischen Regeln bezeichnen
u. a. die Baustoffeigenschaft „Druckfestigkeit“ ab. Die
die geregelten Bauprodukte.“ Zu den technischen Re-
Liste der so abgeleiteten Eigenschaften findet sich im
geln, die in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt gemacht
Mandat der jeweiligen Produktgruppe wieder und die
sind, zhlen die ehemaligen deutschen Produktnormen 3)
Abschnitte, die den mandatierten Eigenschaften gewid-
fr Mauersteine und Mauermçrtel. Insofern handelte es
met sind, stellen den grçßten Teil der europischen Pro-
sich bei Mauersteinen und Mauermçrteln nach den ehe-
duktnormen dar.
maligen deutschen Produktnormen um sog. „geregelte
CEN ist jedoch eine privatrechtliche Organisation mit
einer eigenen Geschftsordnung, die ihren Mitgliedern
– wie etwa dem DIN – und auf diesem Wege den betei-
3) Die ehemaligen deutschen Produktnormen sind nach wie ligten Kreisen eine Mitsprache im Normungsprozess
vor in der Bauregelliste A Teil 1 gefhrt, u. a. um Baupro- ermçglicht. Folglich regeln viele Produktnormen auch
dukte, die bereits in Verkehr gebracht wurden, bevor die
europischen Produktnormen in Kraft traten, rechtmßig Bereiche oder Eigenschaften, die ber das Mandat der
verwenden zu kçnnen, bis die Lagerbestnde aufgebraucht Kommission hinaus gehen. Im Sinne der Bauprodukten-
sind. richtlinie bzw. der Europischen Kommission sind je-
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 51
doch nur die mandatierten und mit den Mitgliedstaaten chen und ein normkonformes Produkt herzustellen oder
abgestimmten (harmonisierten) Eigenschaften bzw. nicht. Im ersteren Fall war sein Produkt kompatibel zu
Abschnitte rechtlich relevant. Dies sind die Abschnitte den Bemessungs- und Ausfhrungsnormen und damit
einer Produktnorm, die im jeweiligen Anhang ZA in verwendbar. Im letzteren Fall wich sein Produkt von der
Bezug genommen werden. Das heißt nur die im Anhang Norm ab und durfte nur mit einer allgemeinen bauauf-
ZA genannten Abschnitte stellen in der Summe die sichtlichen Zulassung verwendet werden. Da die euro-
harmonisierte europische Produktnorm dar. Die bri- pischen Mauersteinnormen keine Anforderungen stel-
gen Abschnitte sind, selbst wenn sie sinnvoll oder von len oder, wo solche zu erkennen sind, Abweichungen
den beteiligten Kreisen gewnscht sind, in Bezug auf hiervon zulassen (z. B. in DIN EN 771-1 in Bezug auf
die Bauproduktenrichtlinie irrelevant. die Maßtoleranzen), ist es praktisch unmçglich, dass ein
Whrend die bisherigen deutschen Normen, wie zuvor Mauerstein nicht dem jeweiligen Teil der DIN EN 771
erwhnt beschreibende (deskriptive) und festlegende entspricht.
(prskriptive) Elemente beinhalteten, trifft dies in der Die deutschen Vertreter in den europischen Normen-
Regel auf europische Produktnormen nicht zu, auch gremien, nicht zuletzt Prof. Dr. Kirtschig [9], haben sich
wenn Ausnahmen diese Regel besttigen. Den europi- immer wieder dafr eingesetzt, in den europischen
schen Produktnormen liegt das sog. Performance Kon- Mauersteinnormen Klassen und Stufen etwa fr die
zept (Leistungskonzept) zugrunde, bei dem die Leis- Druckfestigkeit und Rohdichte zu definieren. Die Geg-
tung (der ermittelte Wert) der einzelnen Produkteigen- ner dieser Vorstçße haben ihre Ablehnung insbesondere
schaften im absoluten Vordergrund steht. Das heißt, die anfangs u. a. damit begrndet, dass normativ definierte
europischen Produktnormen nennen primr, durch Klassen und Stufen Handelshemmnisse darstellten und
welche Merkmale, d. h. Eigenschaften (Maße, Druck- damit der Bauproduktenrichtlinie widersprchen, die
festigkeit, Rohdichte, Wrmeleitfhigkeit, etc.), das be- aus diesem Grund nur performanceorientierte Produkt-
treffende Produkt blicherweise geprgt ist und wie normen zuließe. Untersttzung fanden sie in den Euro-
diese Eigenschaften gemß welcher Prfnorm zu be- pischen Kommissionsdiensten, die zu Anfang in Klas-
stimmen sind, um sie mit Werten zu belegen. Eine sen und Stufen ebenfalls Handelshemmnisse sahen.
Gruppierung der ermittelten Werte in Stufen, Klassen, Dass dies offensichtlich kein stichhaltiges Argument
Kategorien oder Gruppen durch Festlegungen in der ist, zeigen zahlreiche europische Bauproduktnormen,
Produktnorm ist nicht grundstzlich vorgesehen, son- nicht zuletzt die Norm fr Mauermçrtel DIN EN 998-2
dern nur dann, wenn man sich im betreffenden Normen- [18]. Fr Mauermçrtel gelang im zustndigen Normen-
ausschuss auf solche Gruppierung einigen kann. Folg- ausschuss die Verstndigung auf eine Festlegung (De-
lich ist die Definition von Qualitten, d. h. die Kom- finition) normativer Klassen fr die Mçrteldruckfestig-
bination verschiedener Eigenschaften mit vorgegeben keit, wobei es dem Hersteller berlassen bleibt, ob er
Wertebereichen, erst recht kein grundstzliches Merk- den fr sein Produkt individuell bestimmten Wert an-
mal europischer Produktnormen. Als Folge daraus las- gibt oder sich einer der definierten Klassen bedient. Im
sen die europischen Produktnormen in der Regel im CEN TC 125/WG 1, dem zustndigen Normenaus-
Vergleich zu den uns bekannten ehemaligen deutschen schuss fr Mauersteine, sind bis zuletzt entsprechende
Produktnormen einen viel grçßeren, nahezu unbegrenz- Vorschlge am nçtigen Konsens gescheitert. Lediglich
ten Produktumfang zu. die europische Mauersteinnorm fr Kalksandsteine
Ein Beispiel: Whrend die ehemaligen deutschen Mau- DIN EN 771-2 legt in einem informativen Anhang
ersteinnormen vorgaben, welchen Anforderungen die Druckfestigkeits- und Rohdichteklassen fest. Da jedoch
einzelnen Merkmale des Lochbilds eines Mauersteins informative Anhnge keinen bindenden Charakter ha-
gengen mussten, damit dieser z. B. als Lochstein ein- ben, kçnnten die in DIN EN 771-2 angegebenen Klas-
gestuft werden konnte, geben die europischen Mauer- sen von den nationalen Normungsinstituten anders de-
steinnormen lediglich vor, nach welchen Prfverfahren finiert werden, was bei einer anderen europischen
diese Merkmale zu bestimmen sind. Whrend der deut- Norm bereits der Fall war. Somit sind die informativ
sche Hersteller ehemals angab, dass es sich bei seinem angegeben Klassen nicht eindeutig und folglich fr die
Produkt um einen Lochstein gemß Produktnorm han- Praxis ungeeignet.
delte, darf er gemß europischer Produktnorm die Eine weitere Besonderheit europischer Normen ist,
Merkmale (z. B. Mindeststegdicke, Lochanteil, Grçßt- dass den vom Hersteller deklarierten Produkteigen-
lochdurchmesser, Stegdickensumme, etc.) aufzhlen schaften hufig eine statistische Sicherheit zugrunde
und mit Werten belegen oder darf – muss aber nicht – liegt. Fr Mauersteine der Kategorie I, der Kategorie,
Bezug auf eine der Mauersteingruppen im Eurocode 6 die fr die Verwendung von Mauersteinen nach
[19] nehmen. Letzteres macht jedoch nur dann Sinn, DIN 1053-1 in Deutschland vorgeschrieben ist, darf
wenn der Eurocode anwendbar ist, was, als die DIN die Wahrscheinlichkeit der Unterschreitung der dekla-
EN 771er Normen in Kraft traten, nicht der Fall war rierten Druckfestigkeit nicht ber 5 % liegen. Dies wird
und bis heute nicht ist. nochmals dahingehend eingeschrnkt, dass im Fall ei-
Da es in den ehemaligen deutschen Produktnormen ner Probenahme der ermittelte Mittelwert nicht den de-
konkrete Anforderungen u. a. an das Lochbild gab, hatte klarierten Wert unterschreiten darf und auch Einzelwer-
der Hersteller die Wahl, diesen Vorgaben zu entspre- te 80 % des deklarierten Werts nicht unterschreiten dr-
52 A Baustoffe · Bauprodukte
fen. Diese zustzliche Einschrnkung entspricht dem, interpretation, dass das CE-Kennzeichen bzw. das
was fr die Druckfestigkeitsklassen der ehemaligen CE-Symbol die bereinstimmung mit der Norm als
deutschen Produktnormen ebenfalls galt, allerdings Ganzes und nicht nur mit dem harmonisierten Teil
ohne statistische Ungewissheiten, sondern als bindende der Norm (s. Abschn. 5) darstelle.
Zusage des Herstellers. – Vielfach besteht der Glaube, das CE-Zeichen sei ein
Qualittszeichen. Dem hat die Europische Kommis-
sion immer wieder deutlich widersprochen.
6 Die europische Kennzeichnung von – Ein weiterer weitverbreiteter Irrglaube ist, dass CE-
gekennzeichnete Bauprodukte sicher seien. Im Sinne
Bauprodukten und deren Bedeutung
der Bauproduktenrichtlinie bezieht sich der Begriff
Ziel der Bauproduktenrichtlinie ist, den freien Waren- „Sicherheit“ aber auf die Bauwerke, die aus den Bau-
verkehr von Bauprodukten im europischen Binnen- produkten erstellt werden, und nicht auf die Baupro-
markt zu ermçglichen. Das CE-Kennzeichen hat hierbei dukte selbst.
– wie auch bei anderen Produkten die frei gehandelt Auf den Punkt gebracht ist das CE-Kennzeichen fr
werden drfen – eine wesentliche Bedeutung: Nur CE- Bauprodukte Ausdruck dafr, dass die Vorgaben der
gekennzeichnete Produkte drfen im Binnenmarkt frei Bauproduktenrichtlinie und etwaiger darber hinaus
gehandelt werden. geltender Richtlinien und Verordnungen eingehalten
Die CE-Kennzeichnung signalisiert, dass das Baupro- wurden, infolgedessen das Bauprodukt rechtmßig mit
dukt die Merkmale (Eigenschaften) aufweist, die von dem CE-Kennzeichen versehen wurde und deshalb frei
den Mitgliedstaaten als notwendig erachtet und man- im Binnenmarkt gehandelt werden darf.
datiert wurden (s. Abschn. 5), um die baulichen Anla- In Bild 3 sind zwei Beispiele von CE-Kennzeichen dar-
gen, fr die das Bauprodukt verwendet werden soll, so gestellt, eines fr einen Kalksandstein, das andere fr
zu planen, dass diese – bei bestimmungsgemßer Ver- einen Mauerziegel. Die Beispiele zeigen, mangels bin-
arbeitung, Verwendung, Instandhaltung etc. – brauch- dender Vorgaben fr das Erscheinungsbild, dass beide
bar sind und die sog. „wesentlichen Anforderungen“ der und auch andere Darstellungsformen zulssig sind. In
Bauproduktenrichtlinie erfllen. Dies ist jedoch als Tabelle 2 werden die Inhalte der beiden beispielhaften
prinzipielle, jedoch nicht zwingend ausreichende Vo- CE-Kennzeichen anhand der in Bild 3 verwendeten
raussetzung zu verstehen. Mit Bezug auf das national Buchstaben erlutert.
festgelegte Sicherheitsniveau kann der Mitgliedstaat
durchaus bestimmen, ob beispielsweise einzelne Merk-
male festgelegten Mindestwerten gengen mssen oder
nur eine bestimmte Menge an Produkten verwendet 7 Das deutsche Umsetzungskonzept
werden darf (vgl. Abschn. 7.1).
7.1 Anwendungsnormen
Da das CE-Kennzeichen mit der Bauproduktenrichtline
verknpft ist, signalisiert es weiterhin, dass das Baupro- Durch die Einfhrung der Bauproduktenrichtlinie wur-
dukt mit den betreffenden, im CE-Kennzeichen ange- den die Mitgliedstaaten zur nationalen Umsetzung der
gebenen, harmonisierten technischen Regeln (europi- europischen Produktnormen verpflichtet. Hintergrund
sche Normen oder Zulassungen) bereinstimmt. Das der Bauproduktenrichtlinie ist es, den Binnenmarkt fr
heißt, dass die deklarierten Eigenschaftswerte mit den Bauprodukte zu çffnen, um diese ber nationale Gren-
festgelegten europischen Prfverfahren bestimmt wur- zen hinweg handeln zu kçnnen. Die europisch harmo-
den und auf Grundlage des festgelegten Konformitts- nisierten Produktnormen stellen dabei die technische
bewertungsverfahrens zugesichert werden. Grundlage fr den freien Warenverkehr von Baupro-
Mit der CE-Kennzeichnung von Bauprodukten ver- dukten dar. Die Bauproduktenrichtlinie untersagt den
knpfen sich eine Reihe von Fehlinterpretationen und Mitgliedstaaten, den freien Warenverkehr von europ-
Irrglauben, die z. T. daher rhren, dass die Bauproduk- isch harmonisierten Bauprodukten zu behindern oder zu
tenrichtlinie die Bedeutung des CE-Kennzeichens fr unterbinden. Sie sind daher dazu verpflichtet, entgegen-
Bauprodukte unzureichend darstellt und von anderen stehende nationale Produktnormen zu einem festgeleg-
Produkten, die nach anderen Rechtsvorschriften in Ver- ten Stichtag (dem Date of Withdrawal, s. Abschn. 2)
kehr gebracht werden, abgrenzt. Einige der hufigsten zurckzuziehen. Da dem Subsidiarittsprinzip folgend,
Fehldeutungen werden nachfolgend klargestellt: die Verantwortung u. a. fr die Sicherheit der Bauwerke
– Das CE-Kennzeichen besteht im Wesentlichen aus unangetastet bei den Mitgliedstaaten selbst verbleibt, ist
dem Symbol „CE“. Dies trifft auf zahlreiche Produk- die aus der Bauproduktenrichtline resultierende Ver-
te nach anderen Rechtsvorschriften zu. Nach der pflichtung auf das Inverkehrbringen der Bauprodukte,
Bauproduktenrichtlinie besteht das CE-Kennzeichen nicht jedoch auf deren Verwendung, beschrnkt.
aus dem Symbol „CE“ und einer Liste weiterer In- Aus der Bauproduktenrichtlinie leitet sich nicht die
formationen, die je nach Produktgruppe mehr oder Verpflichtung zur Einfhrung europischer Ausfh-
weniger umfangreich ausfallen kann. rungs- und Bemessungsnormen ab, obwohl diesbezg-
– Die Zitierung der betreffenden europischen Norm lich eine freiwillige bereinkunft zwischen den Mit-
im CE-Kennzeichen fhrt immer wieder zu der Fehl- gliedstaaten besteht. Da jedoch zum Zeitpunkt der Ein-
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 53
fhrung der ersten europischen Produktnormen keine deutschen Ausfhrungs- und Bemessungsnormen an-
anwendungsreifen europischen Ausfhrungs- und Be- wendbar zu machen.
messungsnormen vorlagen, was auch auf den Eurocode Da die europischen Mauersteinnormen der DIN EN
6 im Zusammenhang mit der Einfhrung der europi- 771-Reihe, wie bereits erwhnt, eine nahezu unbe-
schen Mauersteinnormen zutraf, wird bis heute die Ver- schrnkte Vielfalt an Produkten zulassen, htte eine
wendung europischer Produkte national geregelt. Wie Anpassung der Bemessungs- und Ausfhrungsnormen
die Verwendung im Einzelnen geregelt wird, bleibt je- einen nicht zu beziffernden Aufwand bedeutet. Es ht-
dem Mitgliedstaat selbst berlassen. In Deutschland be- ten zunchst sehr umfangreiche Nachweise gefhrt wer-
diente man sich hierzu der bestehenden Bemessungs- den mssen, um u. a. gesicherte Rechenwerte ableiten
und Ausfhrungsnormen. Davon ausgehend, dass keine zu kçnnen. Von einem solchen Vorgehen wren aber
europische Produktnorm – zumindest keine europi- nur hçchst unwirtschaftliche Ergebnisse zu erwarten
sche Mauersteinnorm – exakt deckungsgleich mit der gewesen, da die abzuleitenden Rechenwerte auch die
jeweils zuvor geltenden, deutschen Produktnorm war, ungnstigsten Flle htten abdecken mssen. Vor allem
ergaben sich zwei Mçglichkeiten: entweder die beste- wre es aber ohne Einschrnkung der Produktvielfalt
henden deutschen Bemessungs- und Ausfhrungsnor- nicht mçglich gewesen, Rechenwerte abzuleiten, da
men an die europischen Produktnormen anzupassen die erforderlichen Nachweise nur fr real existierende
oder Erstere weitestgehend unverndert zu lassen und und nicht fr theoretisch mçgliche Produkte htten ge-
im Gegenzug die europischen Produktnormen mit den fhrt werden kçnnen. Da eine solche Einschrnkung
54 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 2. Erluterung der Inhalte eines CE-Kennzeichens fr Mauersteine am Beispiel eines Kalksandsteins sowie eines Mauerziegels
1) http://ec.europa.eu/enterprise/newapproach/nando/index.cfm
56 A Baustoffe · Bauprodukte
Tabelle 2. Erluterung der Inhalte eines CE-Kennzeichens fr Mauersteine am Beispiel eines Kalksandsteins sowie eines Mauerziegels
(Fortsetzung)
2) Engl. „no performance determined“ und daher auch abgekrzt als „NPD“ mçglich.
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 57
ohnehin unumgnglich gewesen wre und es zudem die herauszufiltern, welche Produkte in Deutschland ver-
wirtschaftlichste und schnellste Mçglichkeit war, ent- wendbar sind und welche nicht. Man entschied sich
schied man sich dafr, nur eine Teilmenge der europ- daher, die „Filterregeln“ in eigenstndigen Normen
isch genormten (mçglichen) Mauersteine mit den deut- festzuhalten, statt diese in Form von Anhngen den
schen Ausfhrungs- und Bemessungsnormen anwend- Bemessungs- und Ausfhrungsnormen oder – was oh-
bar zu machen. Es ist naheliegend, dass diese Teilmen- nehin nicht zulssig gewesen wre – den europischen
ge exakt derjenigen entspricht, die in den ehemaligen Produktnormen anzufgen.
deutschen Mauersteinnormen definiert war. Entspre- Die Normen, welche die Regeln zur Filterung der ver-
chend verfuhr man in Bezug auf die Verwendung von bzw. anwendbaren Produkte beinhalten, nennt man An-
Mauermçrtel nach DIN EN 998-2. wendungsnormen. Diese sind als Teile der Vornorm
Baurechtlich gesprochen bestand die Aufgabe darin, DIN V 20000 vom DIN verçffentlicht und in der Liste
aus der Vielfalt der mçglichen, theoretisch im Binnen- der Technischen Baubestimmung bekannt gemacht wor-
markt verkehrenden Bauprodukte diejenigen heraus- den. Die Anlage 2.2/5 E der Liste der Technischen Bau-
zufiltern, die im Sinne der Landesbauaufsichten als ge- bestimmungen verdeutlicht, was fr die Verwendung
regelt gelten und zusammen mit den bekanntgemachten von Bauprodukten nach europisch harmonisierten Nor-
Bemessungs- und Ausfhrungsnormen verwendbar men in Mauerwerk zu beachten ist. Es wird darauf hin-
sind. Hierbei galt es insofern umzudenken, als dass gewiesen, dass zu den Teilen 1 bis 4 der europischen
vor der ffnung des Binnenmarkts fr Bauprodukte in Mauersteinnormen der DIN EN 771-Reihe die zugehç-
Deutschland nur solche Bauprodukte in Verkehr ge- rigen Anwendungsnormen DIN V 20000-401 bis -404
bracht werden durften, die den in der Bauregelliste A gelten und fr Mauermçrtel nach DIN EN 998-2 die
Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder – DIN V 20000-412. Gleichzeitig wird darauf hingewie-
wenn sie davon abwichen – einer allgemeinen bauauf- sen, welche harmonisierten Mauerwerkprodukte nicht
sichtlichen Zulassung entsprachen. Das heißt, die Ver- geregelt sind, d. h. welche Mauerwerkprodukte zwar
pflichtung lag beim Hersteller, nur Produkte in Verkehr rechtmßig in Verkehr gebracht und gehandelt werden
zu bringen, die in Deutschland gemß Landesbauord- drfen, aber ohne allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
nung verwendbar waren. Diese Herstellerverpflichtung sung nicht verwendet werden drfen. Beispielsweise
war mit Einfhrung des Binnenmarktes und aufgrund sind Betonwerksteine nach DIN EN 771-5 sowie Natur-
der Bauproduktenrichtlinie, die den Mitgliedstaaten un- steine nach DIN EN 771-6 fr die Verwendung in Mau-
tersagt, den freien Verkehr (nicht die Verwendung!) erwerk zu tragenden Zwecken nicht geregelt. Tabelle 3
von Bauprodukten zu behindern oder zu unterbinden, gibt einen Auszug aus der Anlage 2.2/5 E der Liste der
nicht mehr aufrechtzuerhalten. Folglich musste man da- Technischen Baubestimmungen wieder.
von ausgehen, dass auch in Deutschland nicht verwend- Bild 4 veranschaulicht die Unterschiede, die zwischen
bare Produkte verkehrt werden und es daher – weil die der frheren Verfahrensweise, bei der nur geregelte
betreffenden Bauprodukte bereits im Markt sind – zur oder allgemein bauaufsichtlich zugelassene Produkte
Aufgabe des Planers bzw. Verarbeiters werden muss, in Verkehr gebracht werden durften, und der Verfah-
Tabelle 3. Inhaltlicher Auszug aus Anlage 2.2/5 E der Liste der Technischen Baubestimmungen
Die folgende gilt mit folgender Anwendungsnorm Mauersteine, die jedoch zustzlich die Anforderun-
europische Norm gen der folgenden Norm erfllen, drfen fr Mauer-
werk nach DIN 1053 verwendet werden
EN 771-1 [10] DIN V 20000-401 [20] DIN V 105-100 [25]
EN 771-2 [11] DIN V 20000-402 [21] DIN V 106 [26]
EN 771-3 [12] DIN V 20000-403 [22] DIN V 18151-100 [27]
DIN V 18152-100 [28]
DIN V 18153-100 [29]
EN 771-4 [13] DIN V 20000-404 [23] DIN V 4165-100 [30]
EN 771-5 [14] Die Verwendung der Betonwerksteine fr tragende –
Zwecke ist nicht geregelt.
EN 771-6 [15] Die Verwendung der Natursteine fr tragende –
Zwecke ist nicht geregelt und bedarf daher einer
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung.
EN 998-2 [18] DIN V 20000-412 [24] DIN V 18580 [31] 1)
1) Die Restnorm fr Mauermçrtel DIN V 18580 [31] ist in der Liste der Technischen Baubestimmungen, Stand 02.2009, noch nicht genannt
58 A Baustoffe · Bauprodukte
rensweise im Fall harmonisierter Bauprodukte und zu- Bauprodukte in Deutschland frei gehandelt werden kçn-
gehçriger Anwendungsnormen. Wie zuvor angedeutet nen, aber – wie bereits erlutert – nur diejenigen Pro-
und im Bild 4 gezeigt, richten sich die Anwendungs- dukte ohne zustzliche Festlegungen verwendet werden
normen nicht an den Hersteller, sondern an den Ver- kçnnen, die mit den frheren Festlegungen der Produkt-
wender (Planer und/oder Verarbeiter). In der Praxis normen bereinstimmen, die in die Anwendungsnor-
sieht das Konzept der Anwendungsnorm vor, dass der men bernommen wurden. Entgegen frherer Praxis
Verwender die vom Hersteller im CE-Kennzeichen de- drfen aber auch solche Produkte gehandelt werden,
klarierten Produkteigenschaften anhand der betreffen- die nicht verwendet werden drfen, weil nicht gewhr-
den Anwendungsnorm bewertet. Infolge dieser Bewer- leistet werden kann, dass die daraus erstellten Bauwerke
tung hat der Verwender eigenverantwortlich festzustel- die geforderten Sicherheitsniveaus erfllen.
len, welche Produkte verwendet werden drfen und Es ist zu betonen, dass die deutsche Mauerwerksindus-
welche zurckzuweisen sind. In Bild 5 sind die Haupt- trie unter dem von der Bauaufsicht gewhlten Weg der
bewertungsschritte am Beispiel von Kalksandsteinen Umsetzung der Bauproduktenrichtlinie die Notwendig-
nach DIN EN 771-2 und der Anwendungsnorm keit fr Anwendungsnormen zwar einsah und nach wie
DIN V 20000-402 in einem Flussdiagramm dargestellt. vor einsieht, sie sich diese jedoch nicht „gewnscht“
Hinter den Hauptbewertungen kçnnen sich – insbeson- hat. Aus Sicht der Industrie gengen die Anwendungs-
dere in Bezug auf die Bewertung des Lochbilds – eine normen lediglich den Belangen der Bauaufsicht, nicht
Mehrzahl weiterer Bewertungen verbergen. Zum Teil jedoch denen der Mauerwerkindustrie und ihrer Kun-
muss der Verwender gar zuerst – wie im Fall der dekla- den. Wie im vorangegangenen Abschnitt erlutert, wird
rierten Steindruckfestigkeit – die im CE-Kennzeichen mit den Anwendungsnormen die ehemalige Pflicht des
deklarierten Werte umrechnen, um sie mit den Anfor- Herstellers, nur verwendbare Produkte in Verkehr zu
derungen der Anwendungsnorm vergleichen zu kçnnen. bringen, in eine Pflicht des Verwenders gewandelt,
Aber auch ohne in die Details zu gehen veranschaulicht den Bauprodukten mit Zweifel zu begegnen und selbst
Bild 5 eindrucksvoll, dass das Konzept der Anwen- festzustellen, ob diese verwendbar sind. Die deutsche
dungsnormen unter den gegebenen Rand- und Rahmen- Mauerwerkindustrie wollte diese Pflicht jedoch nie ab-
bedingungen zweifellos gleichermaßen bauordnungs- geben, was ihr und anderen Industrien aber in der Folge
rechtlich unverzichtbar wie fr die Praxis in Deutsch- gelegentlich unterstellt wurde. Dass sie diese Pflicht nie
land ungeeignet ist. abgeben wollte, lsst sich einfach begrnden: Baustoff-
hersteller verdienen ihr Geld damit, Produkte zu ver-
kaufen und nicht damit, Nachfragen bez. deren Ver-
7.2 Normen fr Produkte mit besonderen
wendbarkeit oder gar Reklamationen nachzugehen.
Eigenschaften
Sie sind daher auf einen vertrauensvollen Umgang mit
Der offenkundigste Unterschied zwischen den europi- ihren Kunden angewiesen.
schen und ehemals deutschen Produktnormen ist das Dem Ansatz folgend, Neues anzunehmen ohne Bewhr-
Fehlen konkreter Anforderungen an die Produkte in tes ber Bord zu werfen, wurden Normen fr Baupro-
den europischen Normen. Es kann selbstverstndlich dukte mit besonderen Eigenschaften erarbeitet. Diese
nicht erwartet werden, dass die ehemals in den deut- sind in der Allgemeinheit auch als Restnormen bekannt
schen Produktnormen festgelegten Anforderungen glei- und werden im Folgenden auch so bezeichnet. Der
chermaßen auf alle Mitgliedstaaten zutreffen. Hierfr Name macht bereits deutlich, dass hierin die Inhalte
sind die Bautraditionen und Bauprodukte zu unter- geregelt sind, die nicht oder nur unzureichend in den
schiedlich. Anderseits geben die europischen Produkt- europischen Produktnormen behandelt werden. Zu
normen aber auch keine Orientierung welche Anforde- diesen Inhalten der Restnormen fr Mauersteine und
rung an Produkte in den jeweiligen Mitgliedstaaten be- Mauermçrtel zhlen die in Deutschland bewhrten
stehen bzw. welche Produktinformationen notwendig und der Bemessung von Bauwerken zugrunde liegen-
sind, damit die Produkte nicht nur gehandelt, sondern den Klassen und Stufen (Druckfestigkeit und Rohdich-
auch verwendet werden kçnnen. Letzteres wurde viel- te). Darber hinaus schrnken die Restnormen, ins-
fach abgelehnt, um die Produktnormen als Druckmittel besondere ber die Festlegung der Lochbilder, aber
zu nutzen, die Mitgliedstaaten dazu zu zwingen, ihre z. T. auch die Begrenzung der verwendbaren Ausgangs-
Bemessungskonzepte bzw. -normen an die neuen Pro- stoffe, die Vielfalt mçglicher Mauersteine auf diejenige
duktnormen anzupassen. Verkannt wurde dabei jedoch, Menge ein, fr die hinreichende Erfahrungen und gesi-
dass die Mitgliedstaaten lediglich verpflichtet sind, ihre cherte Erkenntnisse hinsichtlich ihres Verhaltens im
Rechtsvorschriften dahingehend anzupassen, dass die Bauteil und Bauwerk vorliegen. Des Weiteren definie-
Produkte gehandelt und – im Prinzip – verwendet wer- ren sie durch Gruppierung einzelner Eigenschaften und
den kçnnen. Wie sie dies sicherstellen und insbesondere Anforderungen Qualitten, die sich in der Praxis als
welche Sicherheitsniveaus sie dabei einhalten, ist den dauerhaft bewhrt haben und nicht durch die europi-
Mitgliedstaaten selbst berlassen. schen Produktnormen dargestellt werden kçnnen. Zu
In Deutschland wurden unter Einbehaltung bisheriger Letzteren gehçren Qualitten, die im Zusammenhang
Bemessungskonzepte und Sicherheitsniveaus die mit den Anforderungen an die Frostbestndigkeit z. T.
Rechtsvorschriften so angepasst, dass harmonisierte an Mauerziegeln, Kalksandsteinen oder Mauersteinen
60 A Baustoffe · Bauprodukte
Bild 5. Bewertungsabfolge (Auswahl) zur Beurteilung der Verwendbarkeit von Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2 fr Mauerwerk
nach DIN 1053-1 auf Grundlage der DIN V 20000-402
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 61
aus Beton gestellt werden. Zu guter Letzt legen die ihre Produkte in Deutschland in Verkehr bringen wol-
Restnormen die Definition der Kurzkennzeichen fest, len, gut beraten, den Verwendern die Pflicht zur ber-
die sich in Deutschland bewhrt und einen reibungs- prfung der Verwendbarkeit abzunehmen, indem sie
losen Handel von Mauersteinen und Mauermçrteln in zustzlich zu der betreffenden europischen Produkt-
weiten Teilen erst ermçglichen. norm auch – sofern vorhanden – die zugehçrige Rest-
In Summe ersetzen die Restnormen fr Mauersteine norm einhalten. Fr die in Deutschland blichen Mauer-
und Mauermçrtel gemeinsam mit den zugehçrigen eu- werksprodukte liegen zwischenzeitlich Restnormen vor
ropischen Produktennormen nahezu vollstndig die (s. Tabelle 3). Dass die bereinstimmung mit der Rest-
entsprechenden ehemaligen deutschen Normen. Eine norm den Verwender von einer Prfung anhand der
Ausnahme stellt das Konformittsbewertungsverfahren Anwendungsnorm enthebt, zeigt sich daran, dass fr
dar. Fr die Bewertung der Konformitt gilt das von der den Mauerwerksbau die Restnormen, zumindest die
Europischen Kommission festlegte und den europi- Restnormen fr in die Deutschland bekannten Mauer-
schen Produktnormen angesprochene Verfahren. Ein steinarten, in der Liste der Technischen Baubestimmun-
Verfahren, das die bereinstimmung mit den Restnor- gen genannt werden, und Mauersteine, die diesen ent-
men u. a. mithilfe einer verpflichtenden Fremdprfung sprechen, verwendbar sind.
der Produkte sicherstellt, htte vermutlich als Handels-
hemmnis ausgelegt werden kçnnen. Ein Teil der Rest-
7.3 Zulassungen
normen fr Mauersteine weist jedoch explizit darauf
hin, dass die bereinstimmung mit der Norm auch mit- Wichen in der Vergangenheit Bauprodukte wesentlich
hilfe von Fremdprfungen erfolgen darf (jedoch nicht von den ehemaligen, in der Bauregelliste A Teil 1
muss). bekannt gemachten Normen ab, galten sie als „nicht
Die gegenber den ehemaligen deutschen Produktnor- geregelt“ und bedurften einer allgemeinen bauaufsicht-
men fehlenden Inhalte in den entsprechenden europi- liche Zulassung, um in Verkehr gebracht und verwen-
schen Normen sind der Grund dafr, dass die europi- det werden zu drfen. Dieser Grundsatz hat sich durch
schen Normen die ehemaligen Normen nur teilweise die Bauproduktenrichtlinie und die Einfhrung der eu-
ersetzen, wie dies in Tabelle 1 angezeigt wird. ropisch harmonisierten Produktnormen insofern gen-
Die Restnormen ersetzen – wie zuvor erwhnt – keines- dert, als dass das Inverkehrbringen stets zulssig ist,
wegs die europischen Produktnormen, im Gegenteil wenn die Bauprodukte die Voraussetzungen zur CE-
setzen sie die Einhaltung dieser sowie die CE-Kenn- Kennzeichnung erfllen und mit dieser versehen sind.
zeichnung der Bauprodukte voraus. Sie sind weder Auch die Beurteilungsgrundlage zur Bestimmung
eine Voraussetzung, um Bauprodukte zu handeln – „nicht geregelter“ Bauprodukte ist nicht mehr die glei-
dies ist die CE-Kennzeichnung und die damit verbun- che. Anstelle der ehemaligen deutschen Produktnor-
dene Einhaltung harmonisierter technischer Regeln ein- men sind die Anwendungsnormen getreten, die Beur-
schließlich des festgelegten Konformittsbewertungs- teilungskriterien (Lochbild, etc.) sind jedoch die glei-
verfahrens – noch Voraussetzung, um Bauprodukte in chen geblieben. Damit ist gewhrleistet, dass smtli-
Deutschland zu verwenden. Letzteres lsst sich – wie che europisch harmonisierten Bauprodukte im Prinzip
bereits erlutert – auch durch die Anwendungsnormen anwendbar sind, weil sie die Kriterien der Anwen-
gewhrleisten. In der Tat weist der Vergleich der zuge- dungsnorm erfllen oder (z. B. im Fall der Mauerstei-
hçrigen Anwendungs- und Restnormen auf den ersten ne) der betreffenden Restnorm entsprechen oder durch
Blick ber weite Teile große hnlichkeiten auf. Der eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung anwend-
wesentliche Unterschied ist, dass die Anwendungsnor- bar gemacht werden kçnnen.
men als „Checkliste“ fr den Verwender formuliert sind Whrend der Anfangszeit, als die Umstellung auf die
(im Sinne von „der vorliegende Mauerstein/Mauermçr- europischen Produktnormen gerade erfolgt war, gal-
tel ist verwendbar, wenn…“), wohingegen die Restnor- ten bereits erteilte allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
men als Anforderungen an den Hersteller (im Sinne von sungen unverndert weiter. Diese beschrieben die Ab-
„der Mauerstein/Mauermçrtel hat Folgendes zu erfl- weichungen des Produkts zur ehemals geltenden deut-
len…“) formuliert sind. schen Norm sowie die fr das Produkt geltenden Ver-
Die Hersteller von Mauersteinen und Mauermçrteln wendungsregeln und schrieben eine -Kennzeichnung
sind daher nicht verpflichtet, den Festlegungen der vor. Nach und nach laufen diese „alten“ Zulassungen
Restnormen zu gengen, um ihre Produkte in Verkehr aus. Zulassungen neueren Datums – auch solche, die
zu bringen oder damit diese verwendet werden kçnnen. bereits bestanden, jedoch in jngerer Zeit verlngert
Damit erfllen die Restnormen nicht den Tatbestand oder ergnzt wurden – unterscheiden sich ußerlich
eines Handelshemmnisses oder zustzlicher bauord- nicht von den frheren, jedoch setzten sie nun die ent-
nungsrechtlicher Anforderungen an den Hersteller, wel- sprechende europisch harmonisierte Produktnorm und
ches sie – wie auch die Anwendungsnormen – aus Sicht das CE-Kennzeichen voraus. Wegen der nahezu unbe-
der Europischen Kommission unzulssig machen wr- grenzten Vielfalt an Mauersteinen, die nach den Teilen
den. Die Einhaltung der Restnormen ist freiwillig und der DIN EN 771-Normenreihe mçglich sind, ist eine
diese sind fr jeden, nicht nur fr deutsche Hersteller wesentliche Abweichung zu diesen Normen nahezu
ber das DIN erhltlich. Gleichwohl sind Hersteller, die unmçglich. Insofern stellen die Zulassungen neueren
62 A Baustoffe · Bauprodukte
Datums eine Erweiterung der betreffenden Anwen- Eigenschaften ihrer Produkte in verstndlicher, altbe-
dungsnorm dar und werden deshalb auch als „Anwen- whrter und somit praxisgerechter Weise zu kommuni-
dungszulassungen“ bezeichnet. In der Regel schreiben zieren.
die Anwendungszulassungen keine zustzliche Ein Verwender, der ein Kurzzeichen mit Bezug auf die
-Kennzeichnung der Produkte vor, da dies der Bau- betreffende Restnorm vorliegen hat, braucht die Infor-
produktenrichtlinie widersprechen wrde. Die Ausnah- mationen im CE-Kennzeichen nicht. Im Gegenteil, der
me bilden hier Produkte, die zwar der europischen Verarbeiter auf der Baustelle kann mit den Informatio-
Norm entsprechen, deren Verhalten im Bauwerk aber nen im CE-Kennzeichen oftmals nichts anfangen und
von speziellen Produkteigenschaften abhngt, welche hat auch nicht die Zeit, diese Anhand der Anwendungs-
nicht Bestandteil der CE-Kennzeichnung sind. Ein ty- normen zu bewerten.
pisches Beispiel sind Produkte, deren Verhalten von Aus diesem Grund stellen alle bekannten deutschen
einer bestimmten Rezeptur mçglicher Rohstoffe ab- Hersteller ihre CE-Kennzeichen auf Internetplattformen
hngt, die im Rahmen des Zulassungsantrags dem zur Verfgung. Viele, wenn nicht sogar die berwie-
Deutschen Institut fr Bautechnik offengelegt und gende Mehrheit, haben dieses Medium gar als einzigen
dort hinterlegt wird. Solche Produkte mssen zustz- Weg zur bermittlung der CE-Kennzeichen gewhlt
lich zum CE-Kennzeichen auf Basis einer berein- und gewhrleisten, dass diese Informationen dauerhaft
stimmungserklrung des Herstellers (bereinstim- und unverndert abrufbar sind. Eine ebenfalls unab-
mungsnachweis H) auch mit dem -Zeichen gekenn- dingbare Voraussetzung, die die Hersteller gewhrleis-
zeichnet werden. Hierdurch wird dem Verwender ver- ten, ist die eindeutige Zuordnung der CE-Kennzeichen
deutlicht, dass das Produkt diese speziellen – fr ihn zu gelieferten Produkten. Hierfr hat sich eine Reihe
aus dem CE-Kennzeichen nicht ersichtlichen – Eigen- von Systemen etabliert, die sich teilweise „sprechen-
schaften aufweist, die Voraussetzung fr die in der der“ Codes bedienen, aus denen die Produkteigenschaf-
Zulassung festgelegten Verwendungsregeln sind. ten bereits herausgelesen werden kçnnen (siehe z. B.
http://ziegel.de/ce/ – das im Bild 3b gezeigte Beispiel
ergibt sich aus dem Code
8 Praxisgerechte Umsetzung der „CE 06 1234 H 247 240 238 B 12 12 N 0 N N CE“)
oder auch „nicht-sprechenden“ Codes (siehe z. B.
Hersteller
www.kalksandstein.de/ce/ beispielweise mit dem
Die ehemaligen Produktnormen im Mauerwerkbau Code CE KSI 000 0721 433) . Allen Systemen ist ge-
nahmen nicht nur Bezug auf nationale Gepflogenhei- meinsam, dass sie sich bewhrt haben, bei den Verwen-
ten wie Formate und Vorzugsmaße, sondern harmo- dern auf breite Akzeptanz stoßen und die Hersteller
nierten uneingeschrnkt mit den nationalen Bemes- angeben, wo ihre betreffenden CE-Kennzeichen im In-
sungs- und Ausfhrungsnormen, die auch nach der ternet zur Verfgung stehen.
Umsetzung der europischer Mauerstein- und Mauer- Die Bereitstellung der CE-Kennzeichen auf elektro-
mçrtelnormen weiterhin in Deutschland gelten. Ein nischem Wege war schon deshalb notwendig, weil diese
wichtiges Merkmal nationaler Gepflogenheiten im Informationen lange vor der Lieferung der Produkte auf
Mauerwerkbau waren die in den Produktnormen defi- die Baustelle den interessierten Planern und Einkufern
nierten Kurzkennzeichen. Damit war es mçglich, dem bereitstehen mssen, sofern sich diese nicht oder nicht
Verwender in einer Zeile die fr ihn in Deutschland nur mit den Kurzkennzeichen begngen. Zudem hat die
notwendigen Informationen zu den Produkteigenschaf- Erfahrung, gerade whrend der Anfangszeit der Umstel-
ten zu bermitteln und – gemeinsam mit dem -Zei- lung auf die europischen Produktnormen, vielen Mau-
chen – auszudrcken, dass die Produkte rechtmßig ersteinherstellern besttigt, dass die CE-Kennzeichnung
gehandelt und verwendet werden konnten. All dies am Produkt an den Bedrfnissen der Kunden und nicht
ist mit dem CE-Kennzeichen trotz des grçßeren Um- zuletzt des Baustoffhandels vorbeigeht.
fangs nicht mçglich, da teilweise die deklarierten Wer-
te nicht ohne Umrechnung verwertbar sind und die
Aussage bez. der Verwendbarkeit des Produkts in
9 Ausblick
Deutschland gnzlich fehlt. Daher wird die CE-Kenn-
zeichnung der Bauprodukte oftmals sowohl von den Wie sich in Zukunft der Umgang mit europisch ge-
Herstellern als auch von den Verwendern als lstige normten Produkten im Kontext der deutschen Landes-
Pflicht angesehen, die nur dann nennenswerte, aber bauordnungen entwickeln wird, hngt entscheidend da-
auch unbestreitbare Vorteile erkennen lsst, wenn von ab, wann und in welcher Form der Eurocode 6 um-
Bauprodukte grenzberschreitend gehandelt werden. gesetzt wird und wie die derzeitigen Verhandlungen
Fr die Praxis in Deutschland setzten daher alle Her- ber eine knftige Bauproduktenverordnung, welche
steller von Mauerwerkprodukten auf die bewhrten In- die geltende Bauproduktenrichtlinie ersetzen soll, aus-
halte der ehemaligen deutschen Produktnormen, die gehen. Zu beiden Themen lsst sich jedoch nur speku-
nun in den Restnormen enthalten sind. Vor allem setzen lieren.
die Hersteller jedoch auf die in den Restnormen defi- Eine Umsetzung und vor allem bauaufsichtliche Ein-
nierten Kurzkennzeichen, die es ihnen erlauben, die fhrung des Eurocodes 6 innerhalb der eng begrenzten
III Europische Produktnormen im Mauerwerksbau und deren Umsetzung mit dem deutschen Bauordnungsrecht 63
[16] DIN EN 998-1:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im [23] DIN V 20 000-404:2006-01: Anwendung von Baupro-
Mauerwerksbau; Teil 1: Putzmçrtel; Deutsche Fassung EN dukten in Bauwerken; Teil 404: Regeln fr die Verwendung
998-1:2003. von Porenbetonsteinen nach DIN EN 771-4:2005-05.
[17] DIN EN 998-1 Berichtigung 1:2006-05: Festlegungen [24] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro-
fr Mçrtel im Mauerwerksbau; Teil 1: Putzmçrtel; Deutsche dukten in Bauwerken; Teil 412: Regeln fr die Verwendung
Fassung EN 998-1:2003, Berichtigungen zu DIN EN von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09.
998-1:2003-09; Deutsche Fassung EN 998-1:2003/AC:2005. [25] DIN V 105-100:2005-10: Mauerziegel; Teil 100: Mau-
erziegel mit besonderen Eigenschaften.
[18] DIN EN 998-2: 2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel; Deutsche Fassung [26] DIN V 106:2005-10: Kalksandsteine mit besonderen
EN 998-2:2003. Eigenschaften.
[27] DIN V 18151-100:2005-10: Hohlblçcke aus Leicht-
[19] EN 1996: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion
beton; Teil 100: Hohlblçcke mit besonderen Eigenschaften.
von Mauerwerksbauten.
[28] DIN V 18152-100:2005-10: Vollsteine und Vollblçcke
[20] DIN V 20 000-401:2005-06: Anwendung von Baupro- aus Leichtbeton; Teil 100: Vollsteine und Vollbçcke mit be-
dukten in Bauwerken; Teil 401: Regeln fr die Verwendung sonderen Eigenschaften.
von Mauerziegeln nach DIN EN 771-1:2005-05.
[29] DIN V 18153-100: 2005-10: Mauersteine aus Beton
[21] DIN V 20 000-402:2005-06: Anwendung von Baupro- (Normalbeton); Teil 100: Mauersteine mit besonderen Eigen-
dukten in Bauwerken; Teil 402: Regeln fr die Verwendung schaften.
von Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2:2005-05. [30] DIN V 4165-100:2005-10: Porenbetonsteine; Teil 100:
Plansteine und Planelemente mit besonderen Eigenschaften.
[22] DIN V 20 000-403:2005-06: Anwendung von Baupro-
dukten in Bauwerken; Teil 403: Regeln fr die Verwendung [31] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen
von Mauersteinen aus Beton nach DIN EN 771-3:2005-05. Eigenschaften.
B Konstruktion J Bauausfhrung J Bauwerkserhaltung
Die DIN 1053-12 [4] regelt die Konstruktion und die DIN 1053-1:1996 Abschn. 10 E DIN 1053-12:2009 Abschn. 7
Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk und ist so- Eignungsprfung Kontrolle und Prfungen
wohl in Verbindung mit DIN 1053-11 [3] als auch in DIN 1053-1:1996 Abschn. 11
Verbindung mit DIN 1053-13 [5] anzuwenden, sobald Kontrolle und Gteprfungen
diese als Weißdrucke erschienen sind.
DIN 1053-1:1996 Abschn. 12 E DIN 1053-14:2009: Bemessung
Inhaltlich orientiert sich die neue DIN 1053-12 in den
Natursteinmauerwerk und Ausfhrung von Mauerwerk
wesentlichen Punkten an den Abschnitten 8 und 9 von
aus Natursteinen
DIN 1053-1:1996 [1].
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
68 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Neuerungen betreffen vor allem die Konstruktion und Bei Ausfachungswnden von Fachwerk-, Skelett- und
die Ausfhrung von zweischaligem Mauerwerk, die Schottensystemen darf immer dann auf einen statischen
Auflagertiefe von Deckenauflagern, das berbindemaß Nachweis verzichtet werden, wenn die Wnde viersei-
und die Art der Verfllung bei der Ausfhrung von tig gehalten werden.
Kellermauerwerk. Weiterhin mssen die Bedingungen nach Tabelle 2 ein-
Innerhalb der neuen Normenreihe DIN 1053 [3–5] re- gehalten sein und mindestens Normalmauermçrtel der
gelt Teil 12 ausschließlich die Konstruktion und die Mçrtelgruppe IIa, Dnnbettmçrtel oder Leichtmauer-
Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk und nimmt mçrtel LM 36 verwendet werden.
hinsichtlich der erforderlichen bautechnischen Unterla- In Tabelle 2 ist e das Verhltnis der grçßeren zur klei-
gen sowie der Verwendung zulssiger Baustoffe Bezug neren Seite der Ausfachungsflche.
auf die Bemessungsteile 11 und 13.
P P
RA erforderlich bei a > 60 % von l RA erforderlich bei a > 40 % von l
bei einer Einzelçffnungsbreite > 2/3 h
Tabelle 3. Ohne Nachweis zulssige Schlitze und Aussparungen in tragenden Wnden (Maße in mm)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Wanddicke Horizontale und schrge Vertikale Schlitze und Vertikale Schlitze und Aussparungen,
Schlitze 1), nachtrglich Aussparungen, nachtrglich in gemauertem Verband
hergestellt hergestellt
Schlitzlnge Schlitz- Einzel- Abstand der Schlitz- Rest- Mindestabstand der Schlitze
tiefe 4) schlitz- Schlitze und breite 5) wand- und Aussparungen
breite 5) Aussparun- dicke
unbeschrnkt 1,25 m 2) von unter-
gen von
ffnungen einander
Schlitztiefe 3) Schlitztiefe ffnungen
1) Horizontale und schrge Schlitze sind nur zulssig in einem Bereich £ 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils an einer
Wandseite. Sie sind nicht zulssig bei Langlochziegeln.
2) Mindestabstand in Lngsrichtung von ffnungen ‡ 490 mm, vom nchsten Horizontalschlitz zweifache Schlitzlnge.
3) Die Tiefe darf um 10 mm erhçht werden, wenn Werkzeuge verwendet werden, mit denen die Tiefe genau eingehalten werden kann. Bei
Verwendung solcher Werkzeuge drfen auch in Wnden ‡ 240 mm gegenberliegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgefhrt werden.
4) Schlitze, die bis maximal 1 m ber den Fußboden reichen, drfen bei Wanddicken ‡ 240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgefhrt
werden.
5) Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 5 und Spalte 7 darf je 2 m Wandlnge die Maße in Spalte 7 nicht berschreiten. Bei geringeren
Wandlngen als 2 m sind die Werte in Spalte 7 proportional zur Wandlnge zu verringern.
5 Schlitze und Aussparungen Das sichtbar bleibende Mauerwerk wird in der Regel
im Fugenglattstrich ausgefhrt. Soweit kein Fugen-
Vertikale Schlitze und Aussparungen sind auch weiter-
glattstrich ausgefhrt wird, mssen die Fugen der
hin ohne Nachweis zulssig, wenn die Querschnitts-
Sichtflchen mindestens 15 mm tief flankensauber
schwchung, bezogen auf 1 m Wandlnge, nicht mehr
ausgekratzt und anschließend handwerksgerecht aus-
als 6 % betrgt und die Wand nicht drei- oder vierseitig
gefugt werden.
gehalten gerechnet ist.
Die Restwanddicke muss dabei nach Tabelle 3, Spalte 8,
und der Mindestabstand nach Spalte 9 eingehalten wer-
den. 7 Zweischalige Außenwnde
Ergnzend dazu ist geregelt, dass fr 150 mm und
Die bislang in 1053-1 [1] beschriebenen 4 Wandkons-
200 mm dicke Wnde die nchst niedrigen Wanddicken
truktionen:
im Oktametersystem gelten.
– Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht,
– Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und Wr-
medmmung,
6 Einschalige Außenwnde – Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndmmung,
– Zweischaliges Mauerwerk mit Putzschicht
(einschaliges Verblendmauerwerk)
werden in E DIN 1053-12 [4] nicht mehr im Einzelnen
Die Mindestwanddicke von einschaligem, einseitigem behandelt.
Verblend- oder Sichtmauerwerk muss mindestens So sind im Normentwurf im Wesentlichen die erforder-
310 mm betragen. Da die Sichtseite bei einschaligem lichen Abfangungen und die zulssigen Steinberstnde
Verblendmauerwerk einen Teil des tragenden Quer- in Abhngigkeit von der Gebudehçhe und der Scha-
schnitts darstellt, ist fr die zulssige Beanspruchung, lendicke aufgefhrt.
die im Querschnitt verwendete niedrigste Steinfestig- E DIN 1053-12 regelt zudem die Verankerung der Au-
keitsklasse maßgebend. ßenschale und beschreibt die Ausbildung des Schalen-
72 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
zwischenraumes als ohne, teilweise oder ganz mit Wr- drfen die Steine bis zu 38 mm ber ihr Auflager hi-
medmmschichten ausgefllte Konstruktionsbereiche. nausragen.
Die in den meisten Fllen nichttragende Außenschale Das sichtbar bleibende Mauerwerk soll in der Regel im
bleibt bei der Bemessung unbercksichtigt. Sie muss Fugenglattstrich ausgefhrt werden. Wird kein Fugen-
mindestens 90 mm dick und ber die ganze Lnge voll- glattstrich ausgefhrt, mssen die Fugen der Sichtfl-
flchig aufgelagert sein. chen mindestens 15 mm tief flankensauber ausgekratzt
Die nichttragende Außenschale muss bei unverputzter und anschließend handwerksgerecht ausgefugt werden.
Ausfhrung (z. B. Sichtmauerwerk) aus frostwider-
standsfhigen Mauersteinen bestehen. Bei verputzten
7.2 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 105 mm
nichttragenden Außenschalen sind auch nichtfrost-
und t < 115 mm
widerstandsfhige Mauersteine mit Außenputzen nach
DIN EN 998-1 [12] in Verbindung mit DIN V 18550 Außenschalen mit Dicken von t ‡ 105 mm und t <
[13] zulssig. 115 mm drfen nicht hçher als 20 m ber Gelnde ge-
fhrt werden und mssen ebenfalls in Hçhenabstnden
von etwa 12 m abgefangen werden (Bild 9).
7.1 Außenschalen von 115 mm Dicke
Außenschalen an Gebuden bis zu 2 Vollgeschossen
Außenschalen von 115 mm Dicke sollen in Hçhen- brauchen nicht abgefangen zu werden. Zudem darf ein
abstnden von etwa 12 m abgefangen werden, wobei Giebeldreieck bis 4 m Hçhe ohne zustzliche Abfan-
die Schalen dabei bis zu 25 mm ber ihr Auflager vor- gung ausgefhrt werden. Diese Außenschalen drfen
stehen drfen (Bild 8). dann maximal 15 mm ber ihr Auflager hinausragen.
Ist die 115 mm dicke Außenschale nicht hçher als zwei Die Fugen der Sichtflchen dieser Verblendschalen
Geschosse oder wird sie alle 2 Geschosse abgefangen, mssen in Fugenglattstrich ausgefhrt werden.
Bild 8. Außenschalen mit 115 mm Bild 9. Außenschalen mit Dicken von Bild 10. Außenschalen mit Dicken von
Dicke; 1 Abfangung der Verblend- t ‡ 105 mm und t < 115 mm; 1 Abfangung t ‡ 90 mm und t < 105 mm; 1 Abfangung
schale (berstand maximal 25 mm), der Verblendschale (berstand maximal 15 der Verblendschale (berstand maximal
2 Fußpunkt nach DIN 18195-4 mm), 2 Fußpunkt nach DIN 18195-4 15 mm), 2 Fußpunkt nach DIN 18195-4
I Konstruktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk nach E DIN 1053-12 73
Bei gekrmmten Mauerwerksschalen sind Art, Anord- Tabelle 5. Mindestanzahl und Durchmesser von Drahtankern
nung und Anzahl der Anker unter Bercksichtigung der je m2 Wandflche
Verformung festzulegen.
Zeile Anwendung Drahtanker
Fr Drahtanker, die in Form und Maßen Bild 12 ent-
sprechen, gilt ein maximal zulssiger vertikaler Ab- Mindest- Durchmesser
stand der Drahtanker von 650 mm [4] (550 mm [1]) anzahl mm
und ein maximaler horizontaler Abstand von 750 mm.
Die Mindestanzahl und der Durchmesser von Drahtan- 1 Mindestens, sofern nicht 5 3
kern je m2 Wandflche sind in Tabelle 5 geregelt, falls Zeilen 2 und 3 maßgebend
in den bauaufsichtlichen Zulassungen fr Drahtanker 2 Wandbereich hçher als 12 m 5 4
keine anderen Festlegungen getroffen sind. ber Gelnde oder Abstand
Der Schalenabstand ist weiterhin auf 150 mm begrenzt, der Mauerwerksschalen ber
sofern auch hier bauaufsichtliche Zulassungen keine 70 bis 120 mm
anderen Schalenabstnde regeln.
An allen freien Rndern (von ffnungen, an Gebudee- 3 Abstand der Mauerwerks- 7 oder 5 4 oder 5
cken, entlang von Dehnungsfugen und an den oberen schalen ber 120 bis 150 mm
Enden der Außenschalen) sind zustzlich zu Tabelle 5
drei Drahtanker je Meter Randlnge anzuordnen.
Werden die Drahtanker in Leichtmauermçrtel eingebet-
Die Dichtungsbahn selbst und die Lage der Dichtungs-
tet, so ist dafr LM 36 erforderlich.
bahn fr die untere Sperrschicht muss ebenfalls DIN
Drahtanker in Leichtmauermçrtel LM 21 bedrfen einer
18195-4 [6] entsprechen.
anderen Verankerungsart.
Abfangkonstruktionen, die nach dem Einbau nicht mehr
Die Innenschalen und die Geschossdecken sind an den
kontrollierbar sind, mssen dauerhaft gegen Korrosion
Fußpunkten der Zwischenrume der Wandschalen unter
geschtzt sein.
Beachtung von DIN 18195-4 gegen Feuchte zu scht-
zen. Dieses gilt auch bei Fenster- und Trstrzen sowie
im Bereich von Sohlbnken.
7.5 Dehnungsfugen
Die Mauerwerksschalen sind an ihren Berhrungspunk-
ten (z. B. Fenster- und Transchlgen) durch eine was- In der Außenschale mssen vertikale Dehnungsfugen
serundurchlssige Sperrschicht zu trennen. Die Auf- angeordnet werden. Ihre Abstnde richten sich nach
standsflche muss so beschaffen sein, dass ein Abrut- der klimatischen Beanspruchung (Temperatur, Feuchte
schen der Außenschale auf ihr nicht eintritt. usw.), der Art der Baustoffe und der Farbe der ußeren
Die erste Ankerlage ist so tief wie mçglich anzuordnen. Wandflche. Darber hinaus muss die freie Beweglich-
Zustzlich:
3 Drahtanker auf 100 cm Randlnge an:
1 = Gebudeecke
2 = ffnungen
3 = Dehnungsfugen
4 = Wandoberseite (Außenschale)
7.6.1 Luftschicht
g
Luftschichten im Schalenzwischenraum mssen min-
Nord
destens 60 mm betragen.
Wird der Mauermçrtel mindestens an einer Hohlraum-
1 = Fuge
seite abgestrichen, so kann die Luftschichtdicke bis auf
40 mm reduziert werden.
Besonders zu beachten ist, dass zuknftig „Lftungs-
und Entwsserungsçffnungen“ kein „Muss“ mehr sind,
sondern angeordnet werden „drfen“. Dies gilt auch fr
Sturz- und/oder Brstungsbereiche der Außenschale.
Gemß DIN 18195-4 [6] sind alle vom Boden berhrten
Außenflchen der Umfassungswnde gegen seitliche
Bild 14. Anordnung von Dehnungsfugen (Systemskizze)
Feuchtigkeit abzudichten.
Die Abdichtung muss nach DIN 18195-4 [6] planmßig
bis 300 mm ber Gelnde hochgefhrt werden, um aus-
keit der Außenschale auch in vertikaler Richtung si-
reichende Anpassungsmçglichkeiten der Gelndeober-
chergestellt sein.
flche sicherzustellen. Im Endzustand darf dieser Wert
Die unterschiedlichen Verformungen der Außen- und
das Maß von 150 mm nicht unterschreiten. Ist dies im
Innenschale sind, insbesondere bei Gebuden mit ber
Einzelfall nicht mçglich, sind nach DIN 18195-4 [6]
mehrere Geschosse durchgehender Außenschale, auch
besondere Maßnahmen erforderlich.
bei der Ausfhrung der Tren und Fenster zu beachten.
7.6.2 Wrmedmmung
7.6 Luftschicht und Wrmedmmung
Wenn im Schalenzwischenraum Wrmedmmstoffe
Die Abschnitte 8.4.3.2 bis 8.4.3.5 aus DIN 1053-1 [1] eingebaut werden sollen, so sind ausschließlich Dmm-
wurden stark gestrafft und die wesentlichen Punkte in stoffe des Typs WZ nach DIN 4108-10 [7] „Dmmung
den Abschnitten 5.4.3.2 und 5.4.3.3 von E DIN 1053-12 von zweischaligen Wnden, Kerndmmung“ zu ver-
[4] zusammengefasst. wenden.
a) b)
Bild 15. Fußpunktausbildung nach DIN 18195-4; a) mit Entwsserungsçffnungen, b) ohne Entwsserungsçffnungen
76 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
8.4 Deckenauflager
Bild 16. Ausfhrung von Stoßfugen bei Steinen
mit Mçrteltaschen Neu ist, dass „geeignete“ konstruktive Maßnahmen wie
z. B. Zentrierung, bei Dachdecken zur Vermeidung von
Rissbildung in Putz und Mauerwerk vorzusehen sind.
8.2.2 Vermauerung von Steinen ohne Dies war in DIN 1053-1 [1] und DIN 1053-100 [2] nur
Stoßfugenvermçrtelung dann erforderlich, wenn die rechnerische Exzentrizitt
konstruktiv auf t/3 begrenzt werden sollte bzw. musste.
Soll bei Verwendung von Normal-, Leicht- oder Dnn-
bettmçrtel auf die Vermçrtelung der Stoßfugen verzich-
tet werden, mssen hierzu die Steine hinsichtlich ihrer
Form und Maße geeignet sein.
Die Steine sind stumpf oder mit Verzahnung durch ein
Nut- und Federsystem ohne Stoßfugenvermçrtelung
knirsch zu verlegen bzw. ineinander verzahnt zu ver-
setzen (Bild 17).
Steine gelten dann als knirsch verlegt, wenn sie ohne
Mçrtel so dicht aneinander verlegt werden, wie dies
9 Kellerwnde
Erfolgt der Nachweis der Kellerwand nach DIN
1053-11 [3], ist sicherzustellen, dass bei der Verfllung
und Verdichtung des Arbeitsraums nur nichtbindiger
Boden nach DIN 1054 und nur Rttelplatten oder
Stampfer mit folgenden Eigenschaften zum Einsatz
kommen:
– Breite des Verdichtungsgertes bV £ 50 cm,
– Wirktiefe zt £ 35 cm,
– Gewicht bis etwa 100 kg bzw. Zentrifugalkrfte bis
max. 15 kN.
Die Abdichtung der Kellerwnde ist nach DIN 18195-4
auszufhren. Die waagerechte Abdichtung (Quer-
schnittsabdichtung) muss dabei aus besandeter Bitu-
mendachbahn (z. B. R 500 nach DIN 52128) oder Ma-
terial mit gleichwertigem Reibungsverhalten bestehen
(z. B. mineralische Dichtungsschlmme).
Mit Ausnahme der Aktualisierung von Verweisen auf [2] DIN 1053-100:2007: Mauerwerk, Teil 100: Berechnung
Mçrtelnormen und der Streichung der Regelungen fr auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon-
Mauerwerk nach Eignungsprfung keine nderungen zepts
gegenber DIN 1053-1 [1]. [3] E DIN 1053-11:2009: Mauerwerk, Teil 11: Vereinfach-
tes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
[4] E DIN 1053-12:2009: Mauerwerk, Teil 12: Konstruktion
12 Fazit und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk.
Die neue Normenreihe DIN 1053-11, -12 und -13 [5] E DIN 1053-13:2009: Mauerwerk, Teil 13: Genaueres
(Gelbdruck) beinhaltet zahlreiche und umfangreiche Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk.
nderungen und Neuerungen im Vergleich zu DIN [6] DIN 18195-4:2000: Bauwerksabdichtungen, Teil 4: Ab-
1053-1 [1] und DIN 1053-100 [2]. dichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwas-
Neben der nun endgltigen Umstellung auf das Teil- ser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und
sicherheitskonzept in E DIN 1053-11 [3] und -13 [5] Wnden, Bemessung und Ausfhrung.
78 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
[7] DIN 4108-10:2008: Wrmeschutz und Energie-Einspa- [11] DIN 4103-1:1984: Nichttragende innere Trennwnde,
rung in Gebuden. Anwendungsbezogene Anforderungen an Teil 1: Anforderungen, Nachweise.
Wrmedmmstoffe, Teil 10: Werkmßig hergestellte Wr-
[12] DIN EN 998-1:2003: Festlegungen fr Mçrtel im Mau-
medmmstoffe.
erwerksbau, Teil 1: Putzmçrtel.
[8] Reichert, H.: Konstruktiver Mauerwerksbau. Bildkom-
[13] DIN V 18550:2005: Putz und Putzsysteme.
mentar zur DIN 1053, Teil 1. 7. Auflage, R. Mller, 1994.
[14] DIN EN 845-1:2008: Festlegungen fr Ergnzungsbau-
[9] Jger, Pflcke, Waurig, Figge, Meyer: Bemessung von
teile fr Mauerwerk, Teil 1: Maueranker, Zugbnder, Auf-
Ziegelmauerwerk nach DIN 1053-1, AMz 2002.
lager und Konsolen.
[10] Brauer, Ehmke, Figge, Meyer: Bemessung von Ziegel-
mauerwerk nach DIN 1053-100, AMz 2006.
B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung 79
Mauerwerk-Kalender 2010
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80 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
konstruktiven Grundstze ist auch eine Holzstnderbau- 10,5 oder 11 cm Breite zum Einsatz, z. B. das Olden-
weise mçglich. Die Auswahl des Wandbaustoffs erfolgt burger Format mit ca. 220/105/52 mm (L/B/H). Die
in Abhngigkeit von den Entwurfszielen. Maßgebend Mindestdicke der Verblendschale betrgt 9 cm. Sollen
sind Baukosten, architektonische Aspekte, Nachhaltig- aus architektonischen Grnden sehr kleine Steinformate
keit sowie die Eigenschaften im Hinblick auf Tragfhig- verwendet werden, wie z. B. ca. 180/80/50 mm (L/B/H),
keit, Schallschutz, Brandschutz und energiesparenden ist die Standsicherheit der Verblendschale gesondert
Wrmeschutz. Zu beachten ist weiterhin die Veranke- nachzuweisen und sicherzustellen.
rung der Verblendschale. In der Baupraxis in Nord- Da keine echten Binder vorhanden sind, ist der Begriff
deutschland werden fr die Tragschale massive Baustof- „Verband“ eigentlich irrefhrend. Hufig wird eine un-
fe mit Innenputz deutlich bevorzugt. Im Hinblick auf die regelmßige und nicht im Detail geplante Struktur –
Wirtschaftlichkeit werden in vielen Fllen großformati- sog. „wilder Verband“ – ausgefhrt (Bild 7). Gestalte-
ge Steine mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung risch hçherwertig aber auch aufwendiger in Planung
verwendet. Entsprechend kommen zugelassene Mauer- und Ausfhrung sind regelmßige Strukturen, z. B. in
mçrtel zum Einsatz, z. B. geeignete Dnnbettmçrtel. Die Anlehnung an den Blockverband (Bild 8). Eine Ausfh-
Steine der Tragschale sind heute zumeist mit Nut- und rung gemß Bild 8 setzt eine steingerechte Werkpla-
Federsystem ausgestattet und werden „knirsch“, d. h. nung voraus.
ohne Vermçrtelung der Stoßfugen versetzt. Als Steine werden fr die Verblendschale HD-Ziegel
Im Mehrgeschosswohnungsbau und bei grçßeren Ein- (Klinker oder Vormauerziegel) gemß der Norm DIN
familienhusern wird die Tragschale in Norddeutsch- 771-1 [15] und der Vornorm DIN V 105-100 [13] oder
land hufig aus Kalksand-Planelementen [68] errichtet. Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften nach Vor-
Zulassungsgemß sind 15 cm starke Tragschalen aus norm DIN V 106 [14] verwendet. Fr HD-Ziegel gelten
Kalksand-Planelementen im Prinzip gleichgestellt mit definierte Anforderungen an die mechanischen Eigen-
Wnden von 17,5 cm Strke nach Norm DIN 1053-1, schaften sowie an den Frostwiderstand, Lichtbestndig-
wodurch etwas schlankere Außenwnde realisiert wer- keit und Gehalt an aktiven Salzen nach den Vornormen
den kçnnen. DIN V 105-100, DIN V 20000-401 [60] und DIN
V 52252-3 [63] sowie nach Norm DIN EN 771-1.
Das ußere Erscheinungsbild von Mauerziegeln hngt
2.3 Verblendschale
von den Ausgangsstoffen, der Formgebung und dem
Die Verblendschale ist grundstzlich nichttragend und Brennvorgang ab. Bei handwerklich geprgter Herstel-
trgt ausschließlich ihre Eigenlasten ab. Die DIN lung und traditioneller Brenntechnik – z. B. in einem
1053-1 bzw. DIN 1053-12 regeln die Hçhenabstnde, Ringofen – weisen Mauerziegel aus natrlichem Ton
in denen die Verblendschale zur Begrenzung ihrer eine individuelle Struktur auf. Nach sorgfltiger Sortie-
Schlankheit abzufangen ist. In Abhngigkeit von rung lassen sich mit solchen Mauerziegeln architekto-
Hçhe und Dicke sind gewisse Auflagerexzentrizitten nisch ansprechende Verblendschalen herstellen. Tradi-
zulssig. Zur Abfangung der Verblendschale werden tionell hergestellte Mauerziegel sind relativ teuer und
Auflagerkonsolen oder Verblendstrze (Bild 6) ver-
wendet. Beide Abfangungsarten werden an der Trag-
konstruktion verankert, im Regelfall an den Stahlbeton-
decken und -berzgen, sofern zulssig und statisch
mçglich auch an der Tragschale selbst.
Die erforderlichen tragwerksplanerischen Nachweise
beschrnken sich im Allgemeinen auf die Abfangungen
und auf die Auflagerpressungen bei Exzentrizitten, so-
wie ggf. auf Temperaturdehnungen. Die Befestigung
von statisch nicht nachzuweisenden Bauteilen, wie bei-
spielsweise Regenfallrohren oder Beleuchtungen, ist
blicherweise unkritisch. Bauteile, die ußere Einwir-
kungen wie Windlasten oder Verkehrslasten aufneh-
men, z. B. Verschattungseinrichtungen oder Gelnder
sind gesondert nachzuweisen oder an der Tragschale
zu verankern.
Bei Planung und Ausfhrung der Verblendschale sind
berwiegend architektonische Zielvorstellungen maß-
gebend. Im Vordergrund stehen Farbe und Struktur
der Ziegel und des Mçrtels sowie der gewhlte „Ver-
band“. Die Strke der Verblendschale entspricht im Re-
gelfall der Steinbreite von 11,5 cm des Normalformats
nach Vornorm DIN V 105-100, Tabelle 12. In manchen Bild 6. Verblendstrze, hier bereck gefhrt und
Fllen kommen auch abweichende Steinformate mit an einem Stahlbeton-berzug verankert
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 83
Bild 7. Verblendschale im sog. „wilden Verband“, nachverfugt. Bild 8. Verblendschale im „Blockverband“, Fugenglattstrich.
In der Steinreihe oberhalb des Sockels ist hier infolge zeitweiliger Oberhalb der Verblendschale im Sttzenbereich ist eine hori-
starker Durchfeuchtung eine schwarze Verfrbung durch Mikro- zontale Dehnungsfuge erforderlich. Die Ausfhrung von Rck-
organismen eingetreten sprngen – wie hier im Bereich des Eckpfeilers – setzt eine
sorgfltige Planung im Hinblick auf den energiesparenden
Wrmeschutz voraus
werden bevorzugt bei reprsentativen Immobilien ein- Schattenwurf und die visuelle Struktur der Fassadenfl-
gesetzt. Zunehmend wird auch im niedrigpreisigen che gewnscht. Eine zunehmende Fugentiefe vermin-
Marktsegment eine individuelle Struktur der Mauerzie- dert jedoch die Standsicherheit der Verblendfassade,
gel gewnscht. Preisgnstigere Verblendsteine kçnnen kann zu hçherem Feuchteeintrag in die Verblendschale
auch aus industriell gefertigten, gleichartigen Rohlin- fhren und die Besiedlung der Fugen mit Mikroorga-
gen marktgerecht gestaltet werden. Hierzu eingesetzt nismen begnstigen. Gemß der DIN 1053-1 und DIN
werden u. a. einfrbende Zustze in der Tonmasse (Pig- 1053-12 ist die Verblendschale daher vollflchig aus-
mente), zustzlich aufgebrachte Tonschlmmen (Engo- zufhren. Die Fugen mssen normgemß bndig mit
bieren), Matrizen bei der Formgebung, oder mecha- der Steinaußenkante abschließen. Baupraktisch ist ein
nischer Abrieb nach dem Brennen. Rcksprung der Fugen um bis zu ca. 5 % der Steinbreite
Bei der Herstellung der Verblendschale kommt ein im Vergleich zu einer bndigen Außenflche erfah-
Mauermçrtel fr die Verblendschale und die Tragschale rungsgemß unschdlich, sofern eine Mindestdicke
sowie in besonderen Fllen ein zustzlicher Mauermçr- des tragenden Mçrtels von 9 cm nicht unterschritten
tel fr das nachtrgliche Verfugen der Verblendschale wird (Bild 9).
zum Einsatz. Zum Vermauern der Lager- und Stoß- Verfugmçrtel sind Mauermçrtel, die zum nachtrgli-
fugen der Verblendschale drfen ausschließlich Nor- chen Verfugen bzw. zur Instandsetzung schadhafter Fu-
malmçrtel der Mçrtelgruppen II und IIa nach DIN genbereiche eingesetzt werden. Nachtrgliches Ver-
1053-1 verwendet werden (vgl. Tabelle 2). Hierbei han- fugen bezeichnet ein Auskratzen der Lager- und Stoß-
delt es sich um Kalkzementmçrtel. Reine Zementmçrtel fugen der Sichtflche der Verblendschale und ein an-
der Mçrtelgruppen III und IIIa fhren als Mauermçrtel schließendes Reinigen und Neuverfllen der Fugen mit
infolge ihres hçheren E-Moduls erfahrungsgemß hu- geeignetem Mçrtel in einem gesonderten Arbeitsschritt.
figer zu Rissen bei Temperaturdehnungen oder ußeren Die Auskratztiefe betrgt bei Verblendschalen mit nor-
Verformungen. Kalkmçrtel der Mçrtelgruppe I ermçg- malformatigen Steinen mindestens 15 mm und hçchs-
lichen keinen ausreichend zgigen Arbeitsfortschritt. ten 25 mm, gemessen von der Steinaußenkante. Gemß
Die Fugen der Sichtflchen werden beim Vermauern der Norm DIN 18330 (VOB Teil C) [53] sind Verblend-
durch das Verfahren des sogenannten Fugenglattstri- und Sichtmauerwerk im Fugenglattstrich auszufhren,
ches gestaltet. Hierunter ist das Glattstreichen des Mau- sodass ein nachtrgliches Verfugen bei Bauvertrgen
ermçrtels whrend des Aufmauerns zu verstehen, dass auf Grundlage dieser Norm nicht vorgesehen ist. Nach
blicherweise mit einem Fugholz erfolgt. In der Praxis DIN 1053-12 wird sichtbar bleibendes Mauerwerk in
werden abschnittsweise einige Lagen gemauert und die der Regel im Fugenglattstrich ausgefhrt. Beim Nach-
Fugen dann in einem Zwischenschritt – abhngig von verfugen mssen die Fugen der Sichtflchen nach der
der Verarbeitbarkeit des Mauermçrtels – geglttet. Norm ansonsten mindestens 15 mm tief flankensauber
Gelegentlich kommt es zu Diskussionen ber die mçg- ausgekratzt und anschließend handwerksgerecht aus-
liche Fugentiefe, d. h. das Maß zwischen Fugenaußen- gefugt werden. Auf die Rolle der Fugenausbildung im
kante und Steinaußenkante. Aus architektonischer Sicht Hinblick auf sptere Beeintrchtigungen des Verblend-
wird ein gewisser Rcksprung im Hinblick auf den mauerwerks wird in Abschnitt 6.1 eingegangen.
84 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Die bei der Herstellung von Verblendmauerwerk ver- die Verwendung von „Nassmçrtel“, der gebrauchsfertig
wendeten Mçrtel sind weiterhin nach Art bzw. Ort ihrer geliefert wird. Im Werk hergestellte Mçrtel sind in der
Herstellung zu unterscheiden. Nach den Regelungen Norm DIN EN 998-2 [18] in Verbindung mit den Vor-
der DIN 1053-1 war traditionell freigestellt, den Mçrtel normen DIN V 20000-412 [61] und DIN V 18580 [59]
auf der Baustelle nach Raumteilen anzumischen (sog. geregelt. Baustellenmauermçrtel wird durch die Vor-
Baustellenmauermçrtel) oder einen im Werk hergestell- norm DIN V 18580, Abschnitt 6 neu erfasst. Auf der
ten Mauermçrtel zu verwenden. Da es bei der Herstel- Baustelle ist hiernach ausschließlich die Herstellung
lung der Mçrtel auf der Baustelle leicht zu Ungenau- von Normalmçrtel zulssig. Das Abmessen der Binde-
igkeiten kommen kann und auch aus wirtschaftlichen mittel und der Gesteinskçrnung darf nach Raumteilen
Grnden werden in der Baupraxis bevorzugt im Werk oder nach Gewichtsteilen erfolgen, wobei die Rezeptu-
hergestellte Mauermçrtel verwendet. Diese sog. Werk- ren (Mischungsverhltnisse) fr die Mçrtelgruppen I bis
mauermçrtel werden im Mçrtelwerk als „Trockenmçr- III der bekannten Tabelle A.1 aus DIN 1053-1 entspre-
tel“ zusammengestellt und im Silo oder als Sackware chen und unverndert in Raumteilen angegeben sind.
geliefert. Auf der Baustelle ist nach Herstellerangabe Tabelle 2 gibt einen berblick ber Bezeichnungen und
Wasser zuzugeben und der Mçrtel anweisungsgemß einige mechanische Anforderungen. Fr Werkmçrtel
zu mischen und zu verbrauchen. Weniger blich ist sind neben den mechanischen Eigenschaften auch der
Tabelle 2. bersicht ber die Normalmçrtel. Anforderungen an einige mechanische Mçrteleigenschaften, Normen siehe Anhang
Baustellengefertigter Mçrtel oder Werkmauermçrtel nach DIN 1053-1 Werkmauermçrtel nach DIN 998-2 in Verbindung
mit DIN V 20000-412 und DIN V 18580
Mçrtel- Typ Gteprfung Eignungsprfung Mçrtel- Eignungsprfung
gruppe klasse
Druckfestigkeit Druckfestigkeit Verbundfestigkeit Druckfestigkeit Verbundfestigkeit
(DIN 18555-3) (DIN 18555-3) (DIN 18555-5) (DIN EN 1015-11) (DIN EN 1052-3)
[N/mm±] [N/mm±] [N/mm±] [N/mm±] [N/mm±]
I Kalkmçrtel – – – M 2,5 ‡ 2,5 –
II Kalk-Zement- ‡ 2,5 ‡ 3,5 ‡ 0,10 M5 ‡ 5,0 ‡ 0,04
mçrtel
IIa Kalk-Zement- ‡ 5,0 ‡ 7,0 ‡ 0,20 M 10 ‡ 10,0 ‡ 0,08
mçrtel
III Zementmçrtel ‡ 10,0 ‡ 14,0 ‡ 0,25 M 15 ‡ 15,0 ‡ 0,10
IIIa Zementmçrtel ‡ 20,0 ‡ 25,0 ‡ 0,30 M 30 ‡ 30,0 ‡ 0,12
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 85
Chloridgehalt, der Luftgehalt, die Wasseraufnahme, die noch gebruchlich. blicherweise werden Maueranker
Wasserdampfdurchlssigkeit, die Verbundfestigkeit, mit Eignung fr dnne Lagerfugen und allgemeiner
das Brandverhalten und die Dauerhaftigkeit (Frost- bauaufsichtlicher Zulassung mit Geometrie-Vorgaben
widerstand) nachzuweisen und anzugeben. verwendet. Die Maueranker mssen aus Werkstoffen
Die Mindesttrockenrohdichte betrgt sowohl fr Nor- gemß DIN EN 10088 [37] hergestellt werden.
malmçrtel nach DIN 1053-1 als auch fr Werkmçrtel Im Hinblick auf den energiesparenden Wrmeschutz [6]
gemß DIN 998-2 in Verbindung mit DIN V 20000-412 wird der Schalenzwischenraum heute mçglichst voll-
mindestens 1500 kg/m. stndig mit Wrmedmmung ausgefllt. Die frher teil-
weise gebruchliche Luftschicht zwischen Außenschale
und Wrmedmmung von mindestens 60 bzw. 40 mm
2.4 Schalenzwischenraum
Strke ist heute nicht mehr blich. Stand der Baupraxis
Innen- und Außenschale sind durch Draht- bzw. Mauer- ist das Ausfllen des Schalenzwischenraums mit einer
anker mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung mit- Wrmedmmschicht (sog. „zweischalige Wand mit
einander zu verbinden. Die Maueranker drfen den Wrmedmmung“). Hierbei verbleibt ein „Fingerspalt“
Feuchteschutz zwischen Verblendschale und Tragscha- von ca. 20 mm Dicke, um die Verblendsteine anforde-
le nicht berbrcken. Durchlaufende „Mçrtelbrcken“ rungsgerecht versetzen zu kçnnen. Die Wrmedm-
auf den Ankern sind daher unbedingt zu vermeiden. Sie mung gilt entsprechend als Kerndmmung und muss
treten aber bei heute blicher Kerndmmung in der dem Anwendungstyp „WZ“ nach DIN 4108-10 [35]
Praxis kaum auf. Anzahl und Abstnde der Maueranker entsprechen. Die nach DIN 1053-1 und DIN 1053-12
werden in den jeweiligen Zulassungen und in DIN vorgesehene Kunststoffscheibe („Tropfscheibe“) ist je-
1053-1 und DIN 1053-12 geregelt. In DIN 1053-1 doch weiterhin grundstzlich erforderlich und kann nur
wird der Begriff Drahtanker verwendet. Die Drahtanker bei entsprechender Eignung der Wrmedmmschicht
mssen aus den nichtrostenden Stahlsorten 1.4401 oder Zulassung der Maueranker entfallen, bzw. als Fi-
(X5CrNiMo 17-12-2) oder 1.4571 (X6CrNiMoTi xierung der Dmmschicht an der Tragschale verwendet
17-12-2) hergestellt sein. Ihre Form und die Veranke- werden. Ein gewisses Problem beim Ausfllen des
rungslngen sind in Bild 9 der DIN 1053-1 definiert Schalenzwischenraums mit Wrmedmmung ist die
(Bild 10). Darber hinaus drfen auch Drahtanker mit Ausfhrung der Innenseite der Verblendschale. Der
allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung verwendet Mauermçrtel lsst sich auf der Innenseite baupraktisch
werden. nicht glattstreichen, da er hierbei in den Zwischenraum
In den neuen Normentwurf DIN 1053-12 wurden die fallen und sich am Fußpunkt der Wand sammeln wrde.
bisherigen Regelungen weitgehend bernommen, wo- Durch Kerndmmung und Anker ist es auch kaum mçg-
bei zunehmend der Begriff Maueranker verwendet lich zur Untersttzung ein Schalbrett an der Innenseite
wird. Zustzlich gilt die DIN EN 845-1 [17]. Fr den der Verblendschale anzulegen. Das Hineinfallen von
Referenz-Ankertyp gemß DIN 1053-1, Bild 9 gilt ein Mçrtel in den Schalenzwischenraum ist trotzdem unbe-
etwas hçherer vertikaler Abstand von 650 mm gegen- dingt zu vermeiden, da es bei einer Anreicherung am
ber dem vorherigen Soll von 500 mm. Diese nderung Wandfuß zu einer andauernden lokalen Feuchteeinwir-
wird in der Baupraxis keine große Bedeutung erlangen. kung kommen kann. Mçrtelbrocken sind darber hinaus
Da in der Tragschale zumeist Bauprodukte wie groß- unerwnschte Fremdkçrper in der Wrmedmmschicht.
formatige Steine mit Dnnbettfugen verwendet zum Daher ist handwerklich darauf zu achten, Mçrtel mit
Einsatz kommen, ist der Referenz-Ankertyp kaum geeigneter Konsistenz zu verwenden und eine optimale
Bild 10. Draht- bzw. Maueranker nach DIN 1053-1 und E DIN 1053-12
86 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 12. Moosbildung auf dauerfeuchten Lagerfugen Bild 13. Riss am Wandkopf einer Verblendschale infolge
einer Verblendschale unplanmßiger Lasteinleitung aus dem Dachtragwerk
dung von Hohlrumen, Rissen und Verbundstçrungen In der europischen Norm EN 998-2 wird die Dauer-
zwischen Steinen und Mçrteln. Die Feuchteaufnahme haftigkeit des Mçrtels dem Frostwiderstand gleichge-
ber die Oberflche der Verblendschale infolge der po- setzt. Da die Norm bislang nicht auf ein geeignetes
rçsen Baustoffe ist im Prinzip eine gute Eigenschaft. Verfahren zur Prfung des Frostwiderstandes von Mçr-
Sofern kein andauernder Feuchtefilm infolge von Kon- teln verweist, werden informativ Hinweise als Grund-
densation an der Fassadenoberflche auftritt, wird die lage fr die Deklaration als Bauprodukt gegeben. Be-
Besiedlung durch Mikroorganismen weitestgehend ver- wertet wird die mçgliche Durchfeuchtung des Mçrtels
mieden. Wichtig ist jedoch, dass die Oberflchen in bis zur Wassersttigung bei gleichzeitigen hufigen
ausreichender Zeit wieder austrocknen kçnnen. Wenn Frost-Tau-Wechseln. Einige typische Mauerwerkkon-
Steine oder Mçrtel andauernd durchfeuchten, kçnnen struktionen – u. a. Außenmauerwerk nahe der Gelnde-
Folgeprobleme entstehen, wie Lçsung und Transport oberkante – werden hierbei drei Gefhrdungsklassen
von Schadstoffen (z. B. Salzen) aus den Baustoffen an zugeordnet (stark, mßig und nicht angreifend).
die Fassadenoberflche oder biologische Besiedlung. Maßgebend im Hinblick auf Salzkristallisationen (Aus-
Dauerfeuchte Fugen kçnnen z. B. von Moosen besiedelt blhungen) und biologischen Bewuchs (Algen, Schim-
werden (Bild 12). melpilze, Flechten und Moose) ist die Durchfeuchtung
Statische Probleme, wie Risse nach unplanmßiger Ein- des Mauerwerks. Stoffbewegungen im Mauerwerk sind
leitung von Dachlasten (Bild 13) oder durch Wrmedeh- ausschließlich mit Wasser als Transportmedium mçg-
nungen, werden im Allgemeinen nach relativ kurzer Zeit lich. Eindringendes Wasser lçst vorhandene Salze aus
eindeutig erkannt und sollen hier außer Acht gelassen den Mçrteln und Steinen und transportiert die Salze auf
werden. Frostprobleme an Mauerziegeln oder Mauer- die Sichtflche, wo sie abgeschieden werden und „aus-
mçrteln treten im Neubaubereich in Norddeutschland blhen“. Im Bereich von Gefgestçrungen, wie nicht
u. a. infolge weiterentwickelter europischer ber- vollflchig verfllten Fugen oder Verbundstçrungen
wachungs- und Zertifizierungssysteme nur selten auf, zwischen Mçrteln und Mauerziegeln, kann es zu einer
sofern alle Bauprodukte auf der Baustelle sachgerecht Aufkonzentration von Salzen oder Calciumhydroxid
verarbeitet werden. Vçllig auszuschließen sind Quali- kommen.
ttsprobleme bei Steinen und Mçrteln jedoch nicht. Sie
entstehen u. a. bei unbemerkter Verunreinigung der Aus-
gangsstoffe, bei Produktionsstçrungen (z. B. Verlauf
Brenntemperatur nicht wie vorgesehen, Mischanlage un-
4 Energiesparender Wrmeschutz
zureichend gereinigt) oder durch Unachtsamkeit in der Wie bereits in Abschnitt 2.3 beschrieben, ist die mçgli-
Logistik. Frostprobleme kçnnen auch entstehen, wenn che Strke der Wrmedmmschicht bei Verblendmauer-
hochwertige Mauerziegel aus einem alten Gebude neu werk begrenzt, da der lichte Abstand der Verblendschale
verwendet werden sollen. Hierbei ist eine berprfung und der Tragschale 150 mm nicht bersteigen darf. Heu-
der Frostwiderstandsfhigkeit nach DIN 52252-1 [62] te baupraktisch blich ist die zweischalige Wand mit
bzw. DIN CEN/TS 772-22 [16] zu empfehlen, da die Wrmedmmung, nach DIN 4108, Beiblatt 2 [33] all-
Frostexposition in einer neuen Verblendschale außerhalb gemein als Mauerwerk mit Kerndmmung bezeichnet.
der Wrmedmmung hçher ist als beispielsweise vorher Hierbei wird der Schalenzwischenraum mçglichst voll-
in einschaligem Sichtmauerwerk. Der Frostwiderstand stndig mit einer nach DIN 4108-10 [35] geeigneten
kann daher nicht durch die erkennbare Eignung in einem bzw. bauaufsichtlich zugelassenen Wrmedmmschicht
Vorgngerbau als nachgewiesen gelten. Frostprobleme ausgefllt. Heute blich sind zweilagige Wrmedmm-
an Steinen werden als Haarrisse oder Abblttern im Re- schichten von 12 bis 14 cm Strke aus Mineralwolle.
gelfall bereits nach einigen Frostperioden mit voran- Von Bauherren werden infolge erhçhter Anforderungen
gegangener Durchfeuchtung bemerkt. inzwischen Außenwand-Dmmstoffdicken bis 20 cm
88 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
verlangt. Wie in Abschnitt 2.3 bereits beschrieben, lsst Tabelle 3 wiedergegebenen Beanspruchungsklassen de-
sich der Abstand zwischen Tragschale und Verblend- finiert.
schale nicht ohne Weiteres steigern. Hierfr zugelassene Zustzlich steht eine bersichtskarte zur berschlgli-
Verankerungen und Abfangungen erhçhen die Baukos- chen Ermittlung der Beanspruchungsgruppen der
ten erheblich und werden aus Grnden der Wirtschaft- Schlagregenbeanspruchung zur Verfgung (Bild 14).
lichkeit bislang kaum eingesetzt. Alternativ kann der Zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht und
Wrmeschutz von Verblendmauerwerk durch hochwr- Wrmedmmung oder mit Kerndmmung (mit Innen-
medmmende Stoffe verbessert werden. putz) ist nach Tabelle 3 der Norm der Beanspruchungs-
Betrachtungen zur Ermittlung der rechnerischen Grç- klasse III zugeordnet und gengt damit den hçchsten
ßen zum Nachweis des energiesparenden Wrmeschut- Anforderungen. Der Schlagregenschutz ist zustzlich
zes finden sich bei Altaha im Mauerwerk-Kalender im Bereich der Fugen und Anschlsse sicherzustellen.
2009 [1]. Beim Wrmedurchgangskoeffizienten fr Zu den Mechanismen des Feuchtetransportes in porçsen
die Außenwand („U-Wert“) oder dem spezifischen Baustoffen, insbesondere im Sichtmauerwerk und hier
Transmissionswrmeverlust handelt es sich um rech- speziell im bergang vom Stein zur Fuge liegen zahl-
nerische Grçßen. Derzeit wird in der Fachçffentlichkeit reiche Verçffentlichungen vor. Beispielhaft seien hier
ber den Vergleich des tatschlichen Energiebedarfs die grundlegenden Arbeiten von Garrecht im Mauer-
von Wohnhusern mit Außenwnden aus Verblend- werk-Kalender 2009 [8] und die Ergebnisse von Bro-
mauerwerk mit dem rechnerisch vorhergesagten fl- cken [3] und Groot [9] genannt. Die Beschreibung der
chenbezogenen Jahres-Primrenergiebedarf [6] dis- zugrundeliegenden Transportmechanismen ist auch Ge-
kutiert. Trotz prziser Berechnung hngt der tatsch- genstand laufender Forschungsprojekte, derzeit u. a. im
liche Energiebedarf vom Nutzerverhalten ab, das nur Hinblick auf die numerische Simulation der Feuchte-
bedingt vorhersehbar ist. Vorliegende Erhebungen bertragung, die bereits in der DIN EN 15026 [43] er-
zum tatschlichen flchenbezogenen Energiebedarf zei- fasst ist.
gen teilweise sehr unterschiedliche Ergebnisse. Ent- Verblendmauerwerk kann auf unterschiedliche Weise
scheidend sind auch die Gesamtwirtschaftlichkeit und Feuchte aufnehmen, z. B. durch Dampfdiffusion, Kon-
die Funktionalitt der Außenwand ber das ganze Jahr, densation, Spritzwasser oder ablaufendes Wasser infol-
z. B. im Hinblick auf den sommerlichen Wrmeschutz. ge defekter Dachentwsserung. Schlagregeneinwirkung
Auf diese Aspekte soll hier nicht weiter eingegangen entsteht, wenn Regentropfen durch strçmende Luft aus
werden. Zum energiesparenden Wrmeschutz von Au- ihrer lotrechten Bahn abgelenkt werden und auf die
ßenwnden aus Verblendmauerwerk wird u. a. auf ak- Oberflche auftreffen. Die Einschtzung der durch
tuelle Ergebnisse der „Arbeitsgemeinschaft fr zeitge- Schlagregen auf eine Fassade einwirkenden Wasser-
mßes Bauen e. V.“, Kiel (www.arge-sh.de) verwiesen. menge ist schwierig, da Luftstrçmungen sehr lokal
und diskontinuierlich auftreten und stndliche Wind-
und Niederschlagsdaten nur im Bereich von Messstatio-
5 Eindringen von Feuchte durch nen zur Verfgung stehen. Zudem hngt die einwirken-
de Wassermenge zustzlich auch von der Fassaden-
Schlagregen gestaltung ab (Vorsprnge, Balkone, Dachberstnde
Außenwnde mssen so beschaffen sein, dass sie usw.). Da die Windgeschwindigkeit mit steigender
Schlagregenbeanspruchungen standhalten [29]. Der Hçhe ber Gelnde zunimmt, ist die lokale Schlag-
Schlagregenschutz von Wnden ist in der DIN 4108-3 regenbelastung grundstzlich eine Funktion der Bau-
[34] national geregelt. In Abhngigkeit von Jahresnie- teilhçhe. Der Norm-Entwurf DIN EN ISO 15927-3
derschlagsmenge und Windexposition werden die in [51] gibt Hinweise zur Ermittlung der wahrscheinlich
auf eine Wand auftreffende Wassermenge auf Grundlage tes stand zunchst nicht im Vordergrund. Allerdings
stndlicher Daten oder auf Grundlage durchschnittlicher orientiert sich die in den Versuchen aufgebrachte Was-
Winddaten und Wettercodes fr Regen in Abhngigkeit sermenge an Regenereignissen in Lbeck. In einem ers-
von Topografie und weiteren Eigenschaften der Wand. ten Schritt wurde Leitungswasser verwendet.
Die Verfahren zur Berechnung der Schlagregenmenge je Bild 15 zeigt den prinzipiellen Versuchsaufbau. Als
Quadratmeter Wandflche fhren jedoch nur zu groben Versuchskçrper wurden fnf realittsnahe Verblend-
Anhaltswerten und leiden darunter, dass fr ein beliebi- schalen der Abmessungen ca. 100/99/36,5 cm (H/B/T)
ges Gebude kurzfristig kaum reprsentative Wetter- hergestellt. Die Versuchskçrper waren im Grundriss
daten und -codes zur Verfgung stehen. U-fçrmig (vgl. Bild 16). Sie wurden aus drei Arten
Zur Untersuchung des Feuchtetransports in Verblend- von Mauerziegeln mit unterschiedlichen kapillaren
mauerwerk bei Schlagregeneinwirkung wurden eigene Saugeigenschaften hergestellt: einem wenig saugenden
Versuche durchgefhrt [2]. Hierbei ging es zunchst um Kanalklinker, einem mittelstark saugenden Mauerzie-
die Beobachtung der grundstzlichen Vorgnge und um gel und einem stark saugenden Mauerziegel. Die Eigen-
die Quantifizierung der vom Mauerwerk aufgenom- schaften der verwendeten Steine wurden im Labor un-
menen Wassermenge. Die Untersuchung des bei tersucht. Eine Auswahl der ermittelten Werte ist in der
Schlagregen tatschlich transportierten Feuchteangebo- nachfolgenden Tabelle 4 zusammengestellt.
90 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 15. Eigene Versuche zur Schlagregenbeanspruchung von Verblendschalen, Versuchsaufbau [2]
Untersuchung nach DIN EN 772 Wenig saugender Mittelstark saugender Stark saugender
Kanalklinker Mauerziegel Mauerziegel
Teil 1 konditionierte Druckfestigkeit [N/mm2] 76,34 66,10 19,17
Teil 2 Lochanteil [ %] 1,68 1,24 10,84
3
Teil 13 Netto-Trockenrohdichte [kg/m ] 2319 2021 1785
Brutto-Trockenrohdichte [kg/m3] 2280 1996 1591
Teil 7 Wasseraufnahme [ %] 4,5 10,7 15,5
2
Teil 11 anfngliche Wasseraufnahme [kg/(m · min] 0,2 1,3 3,3
Untersuchung nach DIN EN ISO 15148 ganzer Stein ganzer Stein ganzer Stein
2 0,5
Wasseraufnahmekoeffizient [kg/(m · h )] 0,22 6,14 14,94
Format ca. (L / B / H) [mm] 240 / 115 / 71 240 / 115 / 71 210 / 100 / 50
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 91
Tabelle 5. bersicht ber die Versuchsreihen zum Feuchtetransport im Verblendmauerwerk bei Schlagregeneinwirkung
Tabelle 5 gibt eine bersicht ber die durchgefhrten zurckgegriffen, da die Beregnungsbedingungen zu-
Versuchsreihen. Die Versuchskçrper Nr. 1 bis 3 wurden nchst mçglichst einfach und robust gehalten werden
im Fugenglattstrich jeweils aus den unterschiedlichen sollten. Daher wurde eine Luftstrçmung – z. B. durch
drei Steinarten hergestellt. Hierbei wurde ein handels- Ventilatoren – nicht simuliert. Auch in einer Prfkam-
blicher Normalmçrtel (Werktrockenmçrtel) der Mçr- mer erzeugter Luftdruck, entsprechend den Prfverfah-
telgruppe IIa verwendet, der sich nach Herstellerangabe ren zum Schlagregenwiderstand von Wandsystemen
auch fr stark saugende Steine eignet. Der Mçrtel wur- oder Einbauteilen, z. B. nach den Normen DIN EN
de in schwachplastischer Konsistenz verarbeitet. Ver- 1027 [21], DIN EN 12865 [38] bzw. dem Norm-Ent-
suchskçrper Nr. 4 wurde aus den mittelstark saugenden wurf DIN EN 13050 [39] wurde nicht herangezogen.
Mauerziegeln hergestellt, wobei 14 Tage nach der Her- Zur Beregnung wurde in gewisser Anlehnung an den
stellung mit einem Normalmçrtel der Mçrtelgruppe III Feldversuch gemß DIN EN 13051 [30] ein selbst ent-
nachverfugt wurde. Bei den zum Mauern und zum wickeltes Holzgestell mit zwei Wassersprhbalken ver-
Nachverfugen verwendeten Mçrteln wurden im Labor wendet. Das Sprhen erfolgte durch vier handelsbliche
Korngrçßenverteilung, Konsistenz, Rohdichte, Luft- Gartenbrausen mit jeweils 365 Sprhdsen. Der ge-
gehalt, Biegezug- und Druckfestigkeit sowie Gehalt whlte Versuchsaufbau hat sich im Laufe der Versuchs-
an wasserlçslichem Chlorid bestimmt. Die Herstellung reihen bewhrt.
des Versuchskçrpers Nr. 5 erfolgte im Fugenglattstrich Maßgebende Versuchsgrçße war die Gesamtmenge an
aus den mittelstark saugenden Mauerziegeln. Bei die- zugefhrtem Wasser, die bei konstanter Wassermenge
sem Versuchskçrper wurden Verbundstçrungen zwi- ber die Sprhzeit gesteuert wurde. Die Prfflchen
schen Lagerfugen und Steinen simuliert, indem jede wurden durch die vier Brausen mit einer kalibrierten
zweite Schicht nach dem Frherhrten des Mçrtels ab- Wassermenge von insgesamt 0,5 l/s direkt besprht.
gelçst und ohne Verbund neu aufgesetzt wurde. Ent- Der erforderliche Druck von etwa 6 bar wurde ber
sprechende Verbundstçrungen (sog. „Blattkapillare“) eine Tauchpumpe erzeugt. Die Trçpfchengrçße lag in
kçnnen in der Baupraxis bei nicht optimaler Verarbei- etwa bei 2 mm und entsprach damit einem intensiven
tung des Mçrtels entstehen, wenn z. B. bei sehr trocke- bis schweren Regen nach DIN IEC 60721-2-2 [65]. Die
ner Witterung mit Wind und Sonneneinstrahlung die Grçße der Prfflche betrug entsprechend den Prfkçr-
Steine nicht ausreichend vorgensst werden und die er- perabmessungen 1 m±, die Randflchen der Prfkçrper
forderliche Nachbehandlung (Abdecken, Feuchthalten waren sorgfltig mit Folie abgedichtet. Insgesamt wur-
des Mauerwerks) unterbleibt. de jeder Prfkçrper acht Versuchsreihen unterzogen. In
Normgerecht betrug die Strke der Lagerfugen ca. zwei unterschiedlichen Verfahren wurden Wassermen-
12 mm, die Strke der Stoßfugen ca. 10 mm bei den gen von 5, 10, 20 und 40 l/m± kontinuierlich und inter-
normalformatigen Steinen und ca. 12,5 mm bei dem vallartig aufgebracht. Bei dem kontinuierlichen Verfah-
stark saugenden Mauerziegel. Der Zuschnitt der Steine ren betrug die Beregnungsdauer entsprechend 10, 20, 40
erfolgte mit einer Kreissge. Die mittelstark und stark oder 80 s. In dem intervallartigen Verfahren wurde in
saugenden Mauerziegel wurden durch Tauchen in einer Intervallen von 5 Sekunden je Minute beregnet, bis die
Wanne vorgensst. Bei dem schwach saugenden Kanal- jeweilige Wassermenge erreicht wurde. Die gesamte
klinker wurde auf ein Vornssen verzichtet. Die Nach- Versuchsdauer bei dem intervallartigen Verfahren be-
behandlung der Prfkçrper erfolgte durch Feuchthalten trug zwischen 1 und 15 Minuten. Die aufgebrachten
und Abdecken mit einer Folie. Wassermengen entsprechen Regenintensitten zwi-
Zur Simulation von Schlagregen auf Fassaden aus Mau- schen ca. 14 und 30 mm/m±/h
erwerk sind dem Verfasser keine genormten Prfver- Nach den Beregnungsversuchen wurde zur Unter-
fahren und nur wenige Verçffentlichungen, z. B. [5] suchung der Wassereindringtiefe und der Wasserauf-
bekannt. Auf die in [5] beschriebenen Verfahren zur nahme jeweils ein Stein entnommen und im Labor un-
Erzeugung von knstlichen Schlagregen wurde nicht tersucht. Hierbei konnte der Verlauf der Saugtiefe ber
92 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
das Steinprofil exakt bestimmt werden. Die ausgebau- Die Versuche zeigen, dass Verbundstçrungen zwi-
ten Steine wurden mit einem gleichartigen Stein unter schen Lagerfugen und Steinen („Blattkapillare“) zu
Verwendung des zugrunde liegenden Mauermçrtels er- einer deutlich hçheren Wasseraufnahme gegenber
gnzt. dem ungestçrten Zustand mit gutem Verbund zwi-
Phnomenologisch stellt sich bei allen Versuchskçrpern schen Steinen und Mçrtel fhren. Eine Nachverfugung
bereits nach kurzer Beregnungszeit infolge der auftref- fhrt gegenber dem Verfahren des Fugenglattstriches
fenden Wassertropfen und des ablaufenden Wassers ein zu einer geringeren Wasseraufnahme. In Bild 18 ist die
relativ gleichmßiger Wasserfilm auf der Sichtflche mittlere Saugtiefe in den Lagerfugen als Funktion der
des Mauerwerks ein. Der Feuchtetransport in die Ver- aufgebrachten Wassermenge fr die Versuchskçrper
blendschale erfolgt unabhngig von der Mauerziegelart aus den mittelstark saugenden Verblendziegeln dar-
primr ber die Lager- und Stoßfugen. Ein Austreten gestellt.
des Wassers auf der Rckseite der Versuchskçrper wur- Weiterhin hngt die von der Verblendschale aufgenom-
de insbesondere im Bereich der Fugenkreuze beobach- mene Wassermenge nicht allein von der aufgebrachten
tet, die im Hinblick auf den Widerstand gegen Schlag- Wassermenge ab, sondern auch von der Beregnungs-
regen einen Schwachpunkt darstellen. Infolge der star- dauer, in der die Wassermenge aufgebracht wird. Diese
ken Wasseraufnahme durch die Fugen erfolgte der Beobachtung ist im Prinzip zu erwarten, denn wenn das
Wassertransport in die Steine vornehmlich ber die Fu- Wasserangebot grçßer ist als die kapillar aufnehmbare
genflanken und nicht ber die Steinsichtflchen. Bild 17 Wassermenge, luft das berschssige Wasser entlang
veranschaulicht diesen Zusammenhang. der Fassade ab. Die beiden folgenden Diagramme quan-
Bild 18. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, mittlere Saugtiefe in den Lagerfugen als Funktion der
aufgebrachten Wassermenge [2]. Bei gleichen Mauerziegeln und gleicher, intervallartiger Beregnung ist die Wassereindringtiefe bei der
nachverfugten Ausfhrung etwas geringer als bei der Ausfhrung im Fugenglattstrich. Beim Versuchskçrper mit gestçrtem Verbund
(„Blattkapillaren“) ist die Wassereindringtiefe deutlich erhçht
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 93
Bild 19. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, gewichtsbezogene Wasseraufnahme des Mauerziegels
als Funktion der aufgebrachten Wassermenge bei intervallartiger Beregnung [2]. Ausschlaggebend fr die Wasseraufnahme des
Mauerwerks sind die Saugeigenschaften der Steine. Stçrungen im Verbund („Blattkapillare“) machen sich weniger bemerkbar
Bild 20. Ergebnisse der eigenen Versuche zur Schlagregenbeanspruchung, gewichtsbezogene Wasseraufnahme des Mauerziegels
als Funktion der aufgebrachten Wassermenge bei konstanter Beregnung [2]. Die Wasseraufnahme ist bei gleicher aufgebrachter
Wassermenge geringer als bei der intervallartigen Beregnung (Bild 19)
Tabelle 6. Einteilung des Saugverhaltens von Mauerziegeln oder Schlagregen. Zur Vereinfachung sollte als Wasser-
fr Verblendmauerwerk in Abhngigkeit vom Wasseraufnahme- aufnahmekoeffizient fr Mauerziegel die flchenbezo-
koeffizienten bei Prfung in Anlehnung an DIN EN ISO 15148 gene Wasseraufnahme nach einstndiger Saugzeit an-
nach einstndiger Saugzeit gegeben werden. Auf Grundlage eigener Untersuchun-
gen wird dann die Einteilung von Mauerziegeln nach
Saugverhalten von Mauer- Wasseraufnahmekoeffizient A w,1 h
Tabelle 6 vorgeschlagen.
ziegeln fr Verblendschalen in Anlehnung an DIN EN ISO 15148
In einigen Fllen wurde beobachtet, dass strker sau-
nach einstndiger Saugzeit
gende Mauerziegel werksmßig hydrophobiert werden.
[kg / m2 / h0,5]
Hierbei ist zu beachten, dass die Lagerflchen und die
wenig saugend <2 Seitenflchen der Steine nicht hydrophobiert sein dr-
fen, da ansonsten der Verbund zwischen Mçrtel und
mittelstark saugend 2 bis 8 Stein beeintrchtigt werden kann. Das Vorhandensein
stark saugend >8 einer hydrophobierenden Beschichtung kann auf der
Baustelle durch probeweises Benetzen mit Wasser fest-
gestellt werden. Bilden sich Wasserperlen oder zieht
das Wasser nicht sofort ein, kann eine solche Beschich-
mekoeffizient blicherweise in kg/m±/h0,5 angegeben. tung vorliegen.
Nach den genannten Normen wird bei Mauer- und Na-
tursteinen auf ein Beschichten der Seitenflchen ver-
6.2 Mçrtel
zichtet. Die Eintauchtiefe betrgt 5 mm bzw. 3 mm
und ist whrend des Versuchs konstant zu halten. In Quelle fr Schadstoffe, die durch eindringende Feuchte
diesem Fall kann das aufgenommene Wasser ber die aus der Verblendschale gelçst werden und auf der Ober-
Seitenflchen der Prfkçrper verdunsten. Bei den Mçr- flche der Verblendschale auskristallisieren (Sulfate,
teln und gemß DIN EN ISO 15148 sind die Seiten- Carbonate, Calciumhydroxid usw.) kçnnen Steine,
flchen der Prfkçrper abzudichten. Das Dichtmittel Mçrtel, Reinigungsverfahren oder weitere ußere Ein-
darf nicht in den Porenraum der Prfkçrper eintreten flsse sein (Lagerung auf Baustelle, Transport usw.).
und mit dem Prfkçrper nicht chemisch reagieren. Bei Aus dem Ort der Ablagerung (z. B. Steinrand, Fuge
dem Verfahren nach DIN EN 15801 werden die Prf- usw.) kann im Allgemeinen nicht hinreichend auf die
kçrper unbeschichtet bis zu ihrer Oberflche mit Was- Quelle geschlossen werden. Da bei Steinen und Mçrteln
ser bedeckt, sodass ein kapillares Saugen auch ber die im Wesentlichen natrliche Ausgangsstoffe verwendet
Seitenflchen erfolgen kann. werden, sind Auskristallisationen nicht vollstndig aus-
Bei der Beurteilung von vorhandenem Mauerwerk ste- zuschließen. Geringfgige Ausblhungen werden oft-
hen hufig nur relativ kleine Probenmengen zur Ver- mals von Regenschauern gelçst und abgewaschen. Tre-
fgung. Daher wird empfohlen, die flchenbezogene ten Ausblhungen systematisch und dauerhaft
Wasseraufnahme von Bauprodukten vorhandener Ver- (Bild 24), oder an einzelnen Punkten konzentriert und
blendschalen in Anlehnung an DIN EN ISO 15148 zu ber einen lngeren Zeitraum auf (Bild 25), stellen sie
bestimmen. Diese Norm bezieht sich zudem auf die eine Beeintrchtigung dar. Fr die hinzugezogenen
Beurteilung der Intensitt der Wasseraufnahme auf- Sachverstndigen und Labore ist es dann aufwendig,
grund von Kapillarkrften bei anhaltender Beregnung die Quelle der auskristallisierten Schadstoffe nach-
Bild 24. Ausblhungen an den Steinflanken infolge Bild 25. Punktartige Ausblhung durch lokale Aufkonzentration
von mobilisierbarem Calciumhydroxid von Schadstoffen
96 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
(evtl. vorhandene Ringanker oder Stahlbetonscheiben) in vielen Fllen eine abschließende Reinigung des hier-
sorgfltig zu prfen. Die erforderlichen Dehnungsfugen zu grndlich vorzunssenden Verblendmauerwerks mit
sollten nach Mçglichkeit so angeordnet werden, dass verdnnter Salzsure. Hierdurch kçnnen Verfrbungen
eine Kontrolle und ggf. Instandsetzung mçglich ist. Au- der Fassadenoberflche und sptere Ausblhungen her-
ßerdem sollten die Dichtungsbnder nach Mçglichkeit vorgerufen werden (Bild 27). Auch aus Grnden der
zementbestndig sein. Diese Anforderung wird in der Umweltvertrglichkeit sollte von einer Reinigung mit
DIN 18542 nicht geregelt. Salzsure Abstand genommen werden. Sind abschlie-
Im vorliegenden Entwurf der DIN 1053-12 ist die Ver- ßende Reinigungsmaßnahmen erforderlich, sollten in
wendung von Lftungsçffnungen (offene Stoßfugen) in Abstimmung mit dem Auftraggeber und ggf. den Mçr-
der Verblendschale oberhalb der Abdichtungsebenen tel- und Steinherstellern geeignete Reiniger verwendet
freigestellt. Im Hinblick auf die Dichtheit der Verblend- werden, z. B. organische Suren.
schale gegen das Eindringen von Insekten ist der Weg-
fall der Entlftungsçffnungen wnschenswert. Der Wi-
6.5 Nachhaltigkeit
derstand der Verblendschale gegen natrliche Einflsse
aus Fauna und Flora [66], beispielsweise gegen das Aufgrund der hohen Funktionalitt, insbesondere in Re-
Eindringen von Termiten, ist in den entsprechenden gionen mit mßig-kalten und regenreichen Wintermo-
Regionen von großer Bedeutung fr die Dauerhaftigkeit naten und regelmßiger Schlagregenexposition und der
von Gebuden. Auch in Europa ist die Ansiedlung von im Regelfall geringen Instandsetzungsaufwendungen
Insekten im Schalenzwischenraum unerwnscht. Wer- bei sehr langer Lebensdauer ist Verblendmauerwerk
den Entlftungsçffnungen angeordnet, sollten sie durch im Prinzip eine nachhaltige Bauweise (vgl. Abschn. 1).
manipulationssichere Schutzgitter abgedeckt werden Die Diskussion ber die Nachhaltigkeit von Gebuden
(Bild 26). Nach Mçglichkeit sollten sie insbesondere und Bauprodukten ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
bei Verblendschalen mit wenig saugenden Mauerzie- Allgemeine Grundzge der Nachhaltigkeit werden be-
geln zuknftig weggelassen werden. reits seit lngerem im „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“
des Bundesamtes fr Bauwesen und Raumordnung [4]
beschrieben. Um im internationalen Wettbewerb nicht
6.4 Reinigung und Beschichtung
den Anschluss zu verlieren, wird seit Anfang 2009 das
Nach DIN 18330 (VOB Teil C) drfen dem Rei- Deutsche Gtesiegel Nachhaltiges Bauen vergeben
nigungswasser bei nachtrglicher Reinigung von Ver- (www.nachhaltigesbauen.de). Viele Verfahren zur kon-
blendmauerwerk keine Suren zugesetzt werden. Mçr- kreten Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Gebudes
telspritzer auf Mauerwerk lassen sich durch herkçmm- sind derzeit jedoch noch in Entwicklung. Zu den bislang
liche Reinigungsmittel (Tenside) jedoch kaum entfer- definierten Faktoren fr die Nachhaltigkeit, zhlen çko-
nen. Zur Vermeidung von Verunreinigungen der logische, çkonomische, soziale und kulturelle Faktoren.
Fassadenoberflche durch Mçrtel ist das frische Mauer- Zu den Rahmenbedingungen fr die Bewertung der um-
werk bei Arbeitsende oder bei Regen mit Folien abzu- weltbezogenen Qualitt von Gebuden liegen bereits die
decken. Bei plçtzlich eintretenden Regenschauern ist Norm-Entwrfe DIN EN 15643-2 [46] und DIN EN
das nicht immer mçglich. Mçrtelverunreinigungen soll- 15643-1 [45] vor. Die Umweltdeklaration von Baupro-
ten dann unverzglich entfernt werden. Frher erfolgte dukten „EPD“ (Environmental Product Declaration)
wird im Entwurf DIN EN 15804 [50] geregelt. Hier feh-
len allerdings bei Methoden, wie z. B. der Beschreibung
der Referenz-Nutzungsdauer von Bauprodukten, noch
systematische Eingangsdaten und Erfahrungen. Zu den
Rahmenbedingungen fr die Bewertung der sozialen und
der çkonomischen Qualitt von Gebuden sind Normen-
entwrfe derzeit noch in Vorbereitung [47, 48].
6.6 Schalenzwischenraum
Zur Vermeidung von Feuchte- und Kltebrcken sollte
die Wrmedmmung (Kerndmmung) bei Verwendung
von Mineralwolle in zwei Schichten bereinander ver-
setzt angeordnet werden. Dmmplatten sollten nach
Mçglichkeit entsprechend mit einem Nut- und Feder-
system ausgestattet sein.
Die Abdichtungsfolien am Fußpunkt der Wand bzw.
oberhalb von ffnungen („Z-Folie“) werden heute mit
einer Unterftterung durch keilfçrmige Wrmedm-
Bild 27. Flchige weißliche Verfrbungen nach ungeeigneter mung ausgefhrt. Die Ausbildung mit Untermçrtelung
Reinigung mit Suren gemß DIN 1053-1, Bild 10 ist nicht mehr blich. Zu-
98 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 29. Zu große Schlitztiefe (hier ca. 45 mm) fr die Elektro- Bild 30. Zu geringe Einbindetiefe eines abgehngten
installation in der Tragschale. Insbesondere horizontale Schlitze Verblendsturzes in die Verblendschale
sind in Abhngigkeit von der Wanddicke und den verwendeten
Werkzeugen gemß Norm DIN 1053-1 nur eingeschrnkt mçglich
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 99
[22] DIN EN 1052-1:1998-12: Prfverfahren fr Mauer- [40] DIN EN 13051:2001-11: Vorhangfassaden – Schlag-
werk; Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit. Deutsche regendichtheit – Feldversuch. Deutsche Fassung 13051:2001.
Fassung EN 1052-1:1998.
[41] DIN EN 13162:2009-02: Wrmedmmstoffe fr Ge-
[23] DIN EN 1052-2:1999-10: Prfverfahren fr Mauer- bude – Werkmßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle
werk; Teil 2: Bestimmung der Biegezugfestigkeit. Deutsche (MW) – Spezifikation. Deutsche Fassung EN 13162:2008.
Fassung EN 1052-2:1999.
[42] DIN EN 13165:2009-02: Wrmedmmstoffe fr Ge-
[24] DIN EN 1052-3:2007-06: Prfverfahren fr Mauer- bude – Werkmßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-
werk; Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit (Haft- Hartschaum (PUR) – Spezifikation. Deutsche Fassung EN
scherfestigkeit). Deutsche Fassung EN 1052-3:2002 + 13165:2008.
A1:2007.
[43] DIN EN 15026:2007-07: Wrme- und feuchtetech-
[25] DIN EN 1052-4: 2000-09: Prfverfahren fr Mauer- nisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen – Bewer-
werk; Teil 4: Bestimmung der Scherfestigkeit bei einer tung der Feuchtebertragung durch numerische Simulation.
Feuchtesperrschicht. Deutsche Fassung EN 1052-4:2000. Deutsche Fassung EN 15026:2007.
[26] DIN EN 1052-5:2005-06: Prfverfahren fr Mauer- [44] DIN EN ISO 15148:2003-03: Bestimmung des Wasser-
werk; Teil 5: Bestimmung der Biegehaftzugfestigkeit. Deut- aufnahmekoeffizienten bei teilweisem Eintauchen. Deutsche
sche Fassung EN 1052-5:2005. Fassung EN ISO 15148:2002.
[27] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung [45] E DIN EN 15643-1:2009-02: Nachhaltigkeit von Bau-
und Ausfhrung. werken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebuden; Teil
[28] E DIN 1053-11:2009-03: Mauerwerk; Teil 11: Verein- 1: Allgemeine Rahmenbedingungen; Deutsche Fassung
fachtes Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk. prEN 15643-1:2009.
[29] E DIN 1053-12:2009-03: Mauerwerk; Teil 12: Kons- [46] E DIN EN 15643-2:2009-02: Nachhaltigkeit von Bau-
truktion und Ausfhrung von unbewehrtem Mauerwerk. werken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebuden; Teil
2: Rahmenbedingungen fr die Bewertung der umweltbezo-
[30] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100: Berech- genen Qualitt. Deutsche Fassung prEN 15643-2:2009.
nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
heitskonzepts. [47] prEN 15643-3: Nachhaltigkeit von Bauwerken – Inte-
grierte Bewertung der Qualitt von Gebuden; Teil 3: Rah-
[31] DIN 1055-4:2005-03: Einwirkungen auf Tragwerke; menbedingungen fr die Bewertung der sozialen Qualitt.
Teil 4: Windlasten. Berichtigung 1: Mrz 2006. Normentwurf in Vorbereitung, bislang unverçffentlicht.
[32] DIN EN 1925:1999-05: Prfverfahren von Naturstein – [48] prEN 15643-4: Nachhaltigkeit von Bauwerken – Inte-
Bestimmung des Wasseraufnahmekoeffizienten infolge Ka- grierte Bewertung der Qualitt von Gebuden; Teil 4: Rah-
pillarwirkung. Deutsche Fassung EN 1925:1999. menbedingungen fr die Bewertung der çkonomischen Qua-
[33] DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03: Wrmeschutz und Ener- litt. Normentwurf in Vorbereitung, bislang unverçffentlicht.
gie-Einsparung in Gebuden – Wrmebrcken – Planungs- [49] E DIN EN 15801:2008-04: Erhaltung des kulturellen
und Ausfhrungsbeispiele. Erbes – Prfmethoden – Bestimmung der Wasserabsorption
[34] DIN 4108-3:2001-07: Wrmeschutz und Energie-Ein- durch Kapillaritt. Deutsche Fassung prEN 15801:2008.
sparung in Gebuden; Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz, [50] E DIN EN 15804:2008-04: Nachhaltigkeit von Bauwer-
Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise fr ken – Umweltdeklarationen fr Produkte – Regeln fr Pro-
Planung und Ausfhrung. duktkategorien. Deutsche Fassung prEN 15804:2008.
[35] DIN 4108-10:2008-06: Wrmeschutz und Energie-Ein- [51] E DIN EN ISO 15927-3:2006-09: Wrme- und feuchte-
sparung in Gebuden; Teil 10: Anwendungsbezogene Anfor- schutztechnisches Verhalten von Gebuden – Berechnung
derungen an Wrmedmmstoffe – Werkmßig hergestellte und Darstellung von Klimadaten; Teil 3: Berechnung des
Wrmedmmstoffe. Schlagregenindexes fr senkrechte Oberflchen aus stndli-
[36] DIN 4172:1955-07: Maßordnung im Hochbau. chen Wind- und Regendaten. Deutsche Fassung prEN ISO
15927:2006.
[37] DIN EN 10088-1:2005-09: Nichtrostende Sthle; Teil
1: Verzeichnis der nichtrostenden Sthle. Deutsche Fassung [52] DIN 18055:1981-10: Fenster; Fugendurchlssigkeit,
EN 10088-1:2005. Schlagregendichtheit und mechanische Beanspruchung; An-
forderungen und Prfung.
[38] DIN EN 12865:2001-07: Wrme- und feuchteschutz-
technisches Verhalten von Bauteilen – Bestimmung des Wi- [53] DIN 18330:2006-10: VOB Vergabe- und Vertragsord-
derstandes des Außenwandsystems gegen Schlagregen bei nung fr Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
pulsierendem Luftdruck. Deutsche Fassung EN 12865:2001. Vertragsbedingungen fr Bauleistungen (ATV) – Mauer-
arbeiten.
[39] E DIN EN 13050:2006-03: Vorhangfassaden – Schlag-
regendichtheit – Laborprfung mit wechselndem Luftdruck [54] DIN 18515-1:1998-08: Außenwandbekleidungen; Teil
und Besprhen mit Wasser. Deutsche Fassung prEN 1: Angemçrtelte Fliesen oder Platten; Grundstze fr Pla-
13050:2006. nung und Ausfhrung.
II Nachhaltige und schadensfreie Konstruktion von Verblendmauerwerk 101
[55] DIN 18515-2:1993-04: Außenwandbekleidungen; An- [62] DIN 52252-1:1986-s12: Prfung der Frostwiderstands-
mauerung auf Aufstandsflchen; Grundstze fr Planung und fhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Allseitige Be-
Ausfhrung. frostung von Einzelziegeln.
[56] DIN 18542:2009-07: Abdichten von Außenwandfugen [63] DIN V 52252-3:2005-02: Prfung der Frostwider-
mit imprgnierten Fugendichtungsbndern aus Schaum- standsfhigkeit von Vormauerziegeln und Klinkern; Teil 3:
kunststoff – Imprgnierte Fugendichtungsbnder – Anforde- Einseitige Befrostung von Prfwnden.
rungen und Prfung. [64] Norm DIN 55699:2005-02: Verarbeitung von Wr-
medmm-Verbundsystemen.
[57] DIN 18555-3:1982-09: Prfung von Mçrteln mit mine-
ralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der Biege- [65] DIN IEC 60721-2-2:1992-05: Elektrotechnik; Klassifi-
zugfestigkeit, Druckfestigkeit und Rohdichte. zierung von Umweltbedingungen; Teil 2: Natrliche Einfls-
se; Niederschlag und Wind.
[58] DIN 18555-5:1984-06: Prfung von Mçrteln und Mi-
[66] DIN IEC 60721-2-7:1990-06: Elektrotechnik; Klassifi-
neralischen Bindemitteln; Festmçrtel; Bestimmung der Haft-
zierung von Umweltbedingungen; Natrliche Einflsse, Fau-
scherfestigkeit von Mauermçrteln.
na und Flora.
[59] DIN V 18580:2007-03: Mauermçrtel mit besonderen [67] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung
Eigenschaften. und Konstruktion von Mauerwerkbauten; Teil 1-1: Allgemei-
ne Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk. Deut-
[60] DIN V 20000-401:2005-06: Anwendung von Baupro- sche Fassung EN 1996-1-1:2005.
dukten in Bauwerken; Teil 401: Regeln fr die Verwendung
von Mauerziegeln nach DIN EN 771-1:2005-05. Zulassungen
[61] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro- [68] Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-17.1-332,
dukten in Bauwerken; Teil 412: Regeln fr die Verwendung Mauerwerk aus Kalksand-Planelementen vom 9. 7. 2007.
von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09. Deutsches Institut fr Bautechnik, Berlin
B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung 103
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
104 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
2 Baugeschichte
2.1 Geschichtliche Rahmenbedingungen
Koblenz (lat. Confluentes) liegt am Zusammenfluss von
Rhein und Mosel. Es stellt daher von jeher einen wich-
tigen Verkehrsknotenpunkt dar, somit besteht hier eine
lange Tradition hinsichtlich des Großbrckenbaus
(Bild 3).
Im Gebiet des Neuwieder Beckens wurden gemß neue-
ren Forschungsergebnissen die berhmten Pionierbr-
cken ber den Rhein gebaut, deren Bau Caesar in sei-
nen Bchern ber den „Bellum Gallicum“ beschrieben
hat [1, 19].
In der Nhe von Koblenz, in Rheinbrohl, wurden inte-
ressanterweise die Basaltquader fr den wasser- und
wasserwechselberhrten Bereich der Brckenpfeiler
der Moselbrcke in Trier, der ltesten noch genutzten
Brckenpfeilerkonstruktion, gebrochen. Als Bauzeit-
punkt dieser heute noch fr eine Straßenbrcke genutz-
ten Pfeilerkonstruktion (Bild 4) ist die Mitte des 2. Jh.
n. Chr. anzunehmen [2]. Bild 3. Auswahl historischer Flussbrcken im Bereich
Bereits 49 n. Chr. erschloss in Koblenz eine auf Pfahlros- des Zusammenflusses von Rhein und Mosel
ten fundamentierte Rheinbrcke das rechtsrheinische
Grenzland [3]. Da keine Reparaturarbeiten an dieser
Brcke nachweisbar sind, geht man davon aus, dass die Aufgrund der Bedeutung der linksrheinischen Verkehrs-
Brcke nur eine krzere Zeitspanne bestand. Nach dieser straße ist eine lange Bestandsdauer anzunehmen, mehre-
Brcke wurde erst 1680 eine neue „fliegende Brcke“ re Instandsetzungsphasen sind archologisch nachgewie-
(einschwimmbare Flussbrcke auf Pontons) errichtet. sen. Ein weiteres Teilstck dieser rheinbegleitenden
Zu einer bisher nicht nher datierten Bauzeit wurde in der Trasse wurde bereits im Mauerwerk-Kalender 2009 im
Antike auch die Mosel mit einer Brcke berspannt [2]. Bereich der Severinsbrcke Kçln kurz beschrieben [4].
Bild 4. Trierer Moselbrcke, Brckenpfeiler ca. 150 n. Chr. errichtet, berbau neuzeitlich
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 105
Die vermutlich in der Zeit der Vçlkerwanderung zerstçrte nischen Flussarms wurde in Abstimmung mit den Auf-
Brcke wurde bereits im 14. Jahrhundert durch die nur sichtsbehçrden der Verkehrsgewsser der durch Aus-
50 m stromaufwrts gelegene Balduinbrcke in der Bau- baggern von Kies- und Geschiebemassen vergrçßert.
weise einer steinernen Bogenbrcke ersetzt. Die Brcke berspannt den Fluss mit zwei schmiedeei-
Ein fester Rheinbergang wurde erst 1819 mit einer sernen Zweigelenkfachwerken von jeweils rund 107 m
Schiffsbrcke geschaffen. 1864 wurde die erste Eisen- Sttzweite (Bild 5). In den Vorflutbereichen sind auf
bahnbrcke (Pfaffendorfer Brcke) errichtet [5]. Diese der Horchheimer Seite ein, auf der Oberwerther Seite
reichte fr den aufkommenden Verkehr jedoch nicht drei gemauerte Brckenbçgen mit je 25 m lichter Weite
aus. Da die Verbindung ber den Rhein auch mili- angeordnet. Einschließlich Vorbrcken betrgt die Ge-
trische Bedeutung besaß, wurde in der Folge als wei- samtlnge der Brcke damit knapp 320 m. An das Br-
tere Brcke die Horchheimer Brcke geplant und ge- ckenwerk schließen die Zufahrtsdmme an.
baut. Aufgrund der militrischen Bedeutung der Brcke wur-
Die Errichtung der Horchheimer Brcke erfolgte nach de auf der Oberwerther Seite ein reprsentativer Br-
dem deutsch-franzçsischen Krieg 1870/71. Sie wurde ckenturm mit Verteidigungscharakter vorgesehen
aus strategischen Gesichtspunkten zur Sicherung der (Bild 6). Aus Symmetriegrnden wurden dann aller-
Nachschubwege zu den annektierten Gebieten in El- dings auf beiden Landpfeilern Brckentrme errichtet,
sass-Lothringen errichtet. wobei der Horchheimer Brckenturm jedoch einfacher
gehalten war.
Die ußere Schale der Brcke besteht aus aufgemauer-
2.2 Ausfhrungskonzept zum
ten gelblichen Grauwackesteinen, die angabegemß aus
Errichtungszeitpunkt 1878
regionalen Steinbrchen des Lahn- und des Rheintales
Die Rheinbergangsstelle wurde knapp unterhalb der gewonnen wurden.
Lahnsteiner Rheinbiegung in Hçhe der Insel Ober- Die Seiteneinfassungen der Wasserwechselbereiche der
werth gewhlt. Die Rheinuferhçhen treten hier weit Pfeiler sind mit Basaltlava aus Niedermendiger Vor-
zurck, sodass die Zufahrtslinien unter Einhaltung kommen (Kreis Neuwied–Koblenz) verkleidet. Die
der hçchstzulssigen Steigung an die bestehenden Brckenbçgen sind durchgngig mit Vollziegeln auf-
rechts- und linksrheinischen Trassen angeschlossen gemauert, deren angegebener Bezugsort Worms immer-
werden konnten. hin rd. 100 km Luftlinie entfernt ist. Weiterhin wurde
Der linksrheinische Flussarm wurde mit einem Erd- fr Gesimse und Brckenvorkçpfe Roter Sandstein aus
damm vom Strom abgetrennt. Das Profil des rechtsrhei- der Pfalz verwendet.
Bild 5. Konstruktionsprinzip der Horchheimer Brcke einschließlich spterer Umbauten (nach [5])
106 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
ber die alte Behelfsbrcke gesperrt und eingleisig ber 3.2 Bedeutung fr Fahrrad- und
das zweite Brckengleis mittels teilverschobener Fußgngerverkehr
Brcke aufgenommen. Nach Abbruch der alten Be-
Neben der Funktion als Eisenbahnbrcke besitzt die
helfsbrcke wurde die Brcke Ende September in die
Horchheimer Brcke eine hohe Bedeutung fr den
endgltige Lage verschoben und der zweigleisige Be-
Fahrrad- und Fußgngerverkehr. Die fr diese Ver-
trieb aufgenommen.
kehrsarten angehngten Teilbrcken (vgl. Abschn. 2.5)
Im Zuge der Wiederherstellung wurde eine Verein-
besitzen eine hohe lokale, aber auch eine berregionale
barung zwischen der Stadt Koblenz und der Deutschen
Bedeutung. So ist der Fahrradweg Teil des berregio-
Bundesbahn abgeschlossen, die der Stadt Koblenz die
nalen Fernradwegenetzes, der die touristisch sehr
Errichtung von beidseitig angehngten Fuß- und Rad-
bedeutsamen Radwegenetze entlang der Lahn, des
wegkonstruktionen gestattet. Betreiber der Konstruktio-
Rheins und der Mosel miteinander verbindet (vgl.
nen ist die Stadt Koblenz. Der Stadt obliegen vertrags-
Bild 3). Lokal verbindet er die rechtsrheinischen Stadt-
gemß die Unterhaltung und die Erneuerung der Bau-
teile mit dem Stadtzentrum.
werksteile, sowie die wegepolizeilichen Pflichten, ins-
besondere die Verkehrssicherung.
4 Brckenaufbau
3 Verkehrsbedeutung
4.1 Beschreibung der einzelnen Brckenteile
3.1 Bedeutung fr den Schienenverkehr
Die gesamte Brcke besteht in Lngsrichtung aus meh-
Die Horchheimer Brcke befindet sich auf der zweiglei- reren separaten Brckenteilen. Von Koblenz-Oberwerth
sigen elektrifizierten Strecke von Wetzlar nach Koblenz Richtung Horchheim sind folgende Brckenabschnitte
(Strecke 3710) des Fern- und Ballungsnetzes der DB vorhanden (vgl. Bilder 1 und 2):
Netz AG. ber das Bauwerk wird im Regelbetrieb G- – Flutbrcke Oberwerth, bestehend aus 2 Bçgen
ter- und Nahverkehr geleitet. Die Strecke ist im betref- 30 m und 1 Bogen 34,25 m Sttzweite;
fenden Abschnitt Bestandteil des konventionellen trans- – Strombrcke, bestehend aus einem 2-feldrigen
europischen Netzes. Durchlauftrger aus Stahl mit einem Pfeilerabstand
Die Rheinbrcke verbindet die linksrheinische Rhein- von 2 · 117,56 m;
strecke von Kçln nach Bingen (Strecke 2630) mit der – Flutbrcke Horchheim, bestehend aus 1 Bogen mit
rechtsrheinischen von Mlheim nach Niederlahnstein 35 m Sttzweite;
(Strecke 2324). Sie hat aufgrund ihrer Verbindungs- – ehemaliger Straßenbahndurchlass, lichte Weite ca.
funktion fr den Eisenbahnbetrieb eine hohe verkehr- 3,30 m;
liche Bedeutung sowohl fr den Regelbetrieb als auch – Kreuzungsbauwerk ber die DB-Strecke Koblenz–
als Umleitermçglichkeit in einem Stçrungsfall. Ehrenbreitstein / Nieder-Lahnstein mit einer Sttz-
In Verbindung mit der 13,6 km weiter nçrdlich liegen- weite von ca. 10 m.
den Kronprinzenbrcke nahe Engers (vgl. Bild 3) er- Die einzelnen Abschnitte werden im Folgenden in Rei-
mçglicht sie eine Anbindung des Koblenzer Haupt- henfolge der Aufzhlung vorgestellt.
bahnhofs von der rechten Rheinstrecke sowohl aus sd-
licher als auch aus nçrdlicher Richtung.
108 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 10. Brckenquerschnitt im Altbestand mit beidseitig angehngtem Fuß- und Radwegebereich
1959 [6]) mit einem Mittelwert der Druckfestigkeit von 4.4 Anschluss Horchheim
22,5 MN/m2 (Zementgehalt 300 kg/m3) planmßig ein-
4.4.1 Bogenbrcke
gesetzt werden sollte (vgl. Abschn. 7.5.2 und 8.3.4).
Weiterhin wurde eine Bewehrung aus glattem Beton- Die Flutbrcke besteht aus einem Bogen, der 1946 in-
stahl St I (BSt 220) zugrunde gelegt (s. Abschn. 8. 3. 10). folge der Kriegsschden aus Stahlbeton neu hergestellt
wurde (s. Bild 2). hnlich wie der Mittelbogen auf der
Seite Oberwerth wurde ein ca. 1 m dicker Bogen mit
4.3 Strombrcke
einer Kerbe optisch von den berliegenden Flchen ge-
4.3.1 Hauptbrcke trennt. Die Bauart einschließlich der Fußgngerteilbr-
cken ist hnlich dem Mittelbogen auf der Seite Ober-
Die Strombrcke besteht aus einer 2-feldrigen Stahl-
werth.
konstruktion mit je 113,1 m Sttzweite, die auf den
3 Strompfeilern mit einem Achsabstand von 2 ·
117,56 m lagert (s. Bild 1). Der Stahlberbau ist als 4.4.2 Straßenbahnunterfhrung
vollwandiger Hohlkastenquerschnitt ausgebildet. Der In Richtung Horchheim ist neben der Flutbrcke ein
gegenseitige Abstand der senkrechten Stege betrgt weiterer Durchlass unter den Gleisen vorhanden (vgl.
5,5 m. An den Endlagern haben diese eine Hçhe von Bilder 2 und 5). Es handelt sich um einen ehemaligen
5,022 m, am Mittelpfeiler von 5,555 m. Die beiden u- Straßenbahndurchlass mit ca. 3,30 m lichter Breite und
ßeren Schienen liegen ber den Haupttrgerstegen. Die 4,20 m Hçhe. Nach den vorliegenden Plnen handelt es
beiden inneren Schienen werden von gesonderten sich um einen Rahmendurchlass mit ca. 9,50 m Lnge.
Lngstrgern getragen. Das Fahrbahnblech hat von
der Mitte nach außen hin ein Geflle von 1:40. Die 4.4.3 Kreuzungsbauwerk ber die DB-Strecke
Schienen werden unmittelbar auf dem Fahrbahnblech Ehrenbreitstein–Niederlahnstein
aufgelagert.
In Abstnden von 6,0 m, am Mittelpfeiler von 5,1 m, Es handelt sich hierbei um ein Einfeldbauwerk mit einer
liegen die Quertrger bzw. Gehwegkonsolen. ber den lichten Weite von ca. 8 m (vgl. Bilder 2 und 5). Der
Auflagern sind vollwandige Querscheiben angeordnet. Kreuzungswinkel mit der unterfhrten Strecke betrgt
Weiterhin befinden sich Querverbnde in Abstnden ca. 100 gon. Der berbau aus nebeneinander liegenden
von 6 bzw. 12 m. Der Kasten ist unterhalb der Konsolen ca. 35 cm hohen Stahlhohlksten nimmt den Oberbau
geteilt und wird hier durch Flachsthle, die zugleich als der Gleise auf. Seitlich am berbau sind Stahlkonsolen
Lngssteifen dienen, gestoßen. Die senkrechten Bau- im Abstand von ca. 2,15 m angebracht, die nach einer
stellenstçße wurden in 18 m, am Mittelpfeiler in 10,2 m Verstrkung und Verlngerung den Gehweg tragen. Der
Entfernung, vorgesehen. Außer der oben angefhrten Gehweg liegt auf den Stahlkonsolen auf und besteht aus
Lngssteife liegen außen sichtbare Steifen nur an den einer 10 cm dicken Stahlbetonplatte mit außenliegen-
Stçßen, alle brigen sind auf der Innenseite angeordnet. dem Gesimsbalken aus Stahlbeton. Das ußere Geln-
Die am Fahrbahnblech wie auch am Kastenboden be- der sitzt auf den Konsolen auf und ist mit vollflchigen
findlichen Steifen werden mit zum tragenden Quer- Stahlplatten bis OK Handlauf verkleidet, die vor die
schnitt gerechnet. Fllstbe gesetzt wurden. Entsprechend den gltigen
Die Brcke ist aus Stahl der Gte St 37 und St 52 her- Vorschriften der DB Netz AG ist als Berhrungsschutz
gestellt. Die Nieten weisen eine Gte von St 36 auf. der Oberleitung der unterfhrten Strecke ein auskragen-
Untergeordnet wurden auch Schrauben verschiedener des Welldrahtgitter ab OK Handlauf montiert.
Festigkeiten verwendet.
Außer den Baustellenstçßen ist das Bauwerk vollkom-
men geschweißt. Die Obergurt- und Stegblechstçße 5 Status der einzelnen Abschnitte der
sind genietet, die Untergurtstçße bis auf den Querstoß Fußgngerteilbrcken
am Pfeiler mit HV-Schrauben verbunden.
Auf dem Pfeiler der Oberwerther Seite (vgl. Bild 1) Zum besseren Verstndnis werden die Brcken-
befinden sich die festen Lager der Brcke. Alle brigen abschnitte, die in den nachfolgenden Abschnitten einge-
Lager sind Rollenlager. hender behandelt werden, hier kurz vorgestellt. Die
Da der Untergurt seitlich etwa 50 cm ber das Steg- beidseitig an die Hauptbrcke angehngten Gehwege
blech heraussteht, besteht die Mçglichkeit, ein fahr- werden im Folgenden in 6 Abschnitte gegliedert.
bares Gerst zu montieren. Folgender Status der einzelnen Brckenteile lsst sich
festlegen:
4.3.2 Angehngte Fuß- und Radwegebereiche
Oberstromig:
Die Tragkonstruktion der Teilbrcken fr den Fuß- und
Fahrradverkehr bilden Gehwegkonsolen als Verlnge- Oberwerth (O1)
rung der Quertrger. Der Belag wird durch Holzbohlen September 2004 gesperrt, 2006 bis 2007 abgebrochen
(U2) bzw. Stahlbleche als orthotrophe Platten (O2) ge- und durch Neubau ersetzt, im Mai 2007 wieder freige-
bildet. geben.
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 111
Bild 11. Unter- und oberstromige Teilabschnitte des beidseitig angehngten Fuß- und Radwegebereiches
(U1 bis U3 bzw. O1 bis O3)
eigentliche DB-Brcke war daher nicht im Prf- Man entschied sich, die standsicherheitsgefhrdeten
umfang enthalten. Teilbereiche der oberstromigen Teilbrcke durch drei
Die im Zuge dieser Untersuchung festgestellten außer- selbsttragende Einfeldtrger zu berbrcken, sodass der
gewçhnlichen Schden fhrten dazu, dass auch der oberstromige Geh- und Radweg im Juni 2009 wieder
oberstromige Fuß- und Radweg im Januar 2009 erneut erçffnet werden konnte.
gesperrt wurde. Eine berprfung des bisher nicht in-
standgesetzten Teilstckes auf der Horchheimer Seite 6.3.2 Untersuchungsumfang
(O3) zeigte dann, dass der Radweg aufgrund der erheb-
lichen Verkehrsgefhrdung bis auf Weiteres nicht wie- Unterstromig wurden die Hauptschden an den Fußgn-
der geçffnet werden konnte. ger- und Fahrradteilbrcken der Hauptbrcke und an
In der Folge waren gesonderte Maßnahmen notwendig, den Gewçlbevorlandbrcken erfasst und dokumentiert.
die ein mçglichst schnelles Wiederherstellen einer Fuß- Ergnzend zu den bisherigen Erkenntnissen wurden
und Radwegeverbindung ber die Horchheimer Brcke weiterhin Substanzuntersuchungen analog dem bereits
sicherstellen konnten. Unter anderem musste unter allen im Abschnitt 6.2.2 skizzierten Umfang (Erneuerung der
Umstnden gewhrleistet werden, dass zur Bundesgar- oberstromigen Teilbrcke Oberwerther Seite) vor-
tenschau 2011 eine Brckenquerung per Rad und zu genommen. Im Zuge dieser Untersuchung wurden die
Fuß mçglich ist. geschdigten, abgngigen und gelçsten Teile der Br-
ckensubstanz entfernt. Teile des Vorlandbereiches wur-
den gesperrt und das Fangnetz berprft.
Oberstromig mussten die Auflagerbereiche fr die als
Ersatz vorgesehenen Einfeldtrger untersucht werden.
Weiterhin mussten Tragfhigkeitsuntersuchungen des
Bodens im Bereich des Aufstellplatzes des bençtigten
Mobilkrans mit 400 t Tragkraft Bodenuntersuchungen
im geplanten Aufstellbereich durchgefhrt werden.
Die Brckenuntersuchungen erfolgten im Wesentlichen
von einem fr die Untersuchungszwecke aufgestellten
Arbeitsgerst (Horchheim unterstromig) und vom Hub-
steiger aus. Die Untersuchungen an den Pfeilern erfolg-
ten vom Seil aus (Bild 14).
7 Untersuchungsergebnisse
Vorlandbrcken (DB-Bauwerk)
7.1 Untersuchte Bauteile
Ab September 2004 wurden im Nachgang zur Sperrung
der oberstromigen Fuß- und Radwege (O1–O3) (vgl.
Bild 14. Sondierungsbohrung am Horchheimer Flusspfeiler Abschn. 6.1), der Konstruktionsaufbau der Vorland-
(vgl. Bild 2) brcken genauer in Augenschein genommen. Neben
114 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
der Untersuchung der Fuß- und Radwege wurden auch aus Natursteinbruchstcken mit Anteilen von Ziegel-
Teile der Hauptbrcke in den Vorlandbereichen unter- bruchstcken. Im Scheitelpunkt des Bogens schließt di-
sucht. rekt der durchlaufende Randbalken an, die Hçhe der
Stirnwnde luft hier also auf null aus (vgl. Bild 10).
7.2 Augenscheinliche Beurteilung der Der Gleiskçrper ist in einen aufgeschtteten Trog ge-
Bogenpfeiler fhrt (vgl. Bilder 8 bis 10). Nach den Unterlagen wurde
die Abdichtung letztmalig 1960/61, also vor rund
Die unter- und oberstromigen Bogenpfeiler besitzen 50 Jahren, erneuert. Die Gewçlbebrcke ist, wie all-
wie die Strompfeiler eine unter- und oberstromige ovale gemein bei derartigen Konstruktionen hufiger zu be-
Verbreiterung zur Verringerung des Strçmungsdruckes obachten ist, bauartbedingt von Durchfeuchtungen be-
und als Anprallschutz. Die Bereiche sind mit Basalt troffen. Insbesondere in den Kmpferbereichen der Bç-
verkleidet. Die Vorbauten enden etwa im Kmpfer- gen sind Durchfeuchtungen festzustellen.
bereich. Die entsprechenden Vorsprnge sind mit einer Die Entwsserung des trogfçrmigen Brckenquer-
berstehenden kegelfçrmigen Abdeckung versehen, die schnittes erfolgt ber in den Brckenpfeilern angeord-
ebenfalls mit Basalt bekleidet ist. Die Seitenflchen nete Innenentwsserungen (s. Bild 9). Diese sind gemß
besitzen eine Basalteinfassung, die Flche ist mit bos- den Sinterspuren auch (zumindest teilweise) noch in
siertem Grauwackemauerwerk verkleidet (Bild 15). Funktion, allerdings weisen die meisten Gewçlbe vor-
Die Pfeiler wurden, mit Ausnahmen der im Zuge der wiegend an den Gewçlbeanstzen auf der Unterseite
oberstromigen Horchheimer Brckenertchtigung erhebliche Aussinterungen auf. Offensichtlich ist die
durchgefhrten Maßnahmen (s. Abschn. 10) lediglich Leistungsfhigkeit der Entwsserung durch Ablagerun-
augenscheinlich begutachtet. gen oder sonstige Schden fr den anfallenden Sicker-
Da an den einseitig angebrachten Entwsserungsçff- wasseranfall eingeschrnkt, sodass sich Wasser in den
nungen der Bogenpfeiler keine Fall-Leitung mehr an- Zwickeln der Bogenanstze anstaut und die Konstruk-
geschlossen ist, ist diese Seite mehr durch Spritzwasser tion durchfeuchtet. Die außenliegenden Fall-Leitungen
und entsprechende Folgeschden belastet (vgl. Bild 15). der Entwsserung sind schadhaft oder abgngig, sodass
Die Pfeiler, deren Bçgen gesprengt wurden, weisen ten- die noch ablaufenden Sickerwsser auch die Außenfl-
denziell strkere Durchfeuchtungen auf. chen der Pfeiler belasten (s. Bild 15).
An einigen Stellen deuten sich bereits Folgeschden,
7.3 Augenscheinliche Beurteilung der wie Schalenabplatzungen im Ziegelmauerwerk, an.
Mauerwerksbçgen Die Korrosionsschden der Stahlbetonbewehrung in
den Betonbçgen (vgl. Abschn. 7.4) sind stellenweise
7.3.1 Aufbau des Bogens und der Stirnwand
berspachtelt. Zustzlich werden diese auch etwa von
Der eigentliche Bogen (Gurtung) ist senkrecht zur der wohl im Zuge der Verspachtelung aufgetragenen
Drucklinie durchgngig aufgemauert. Die Stirnwnde Farbfassung verdeckt.
mit einer Strke von ca. 50 cm (gemß Bohrkernsondie- Das Mauerwerk ist steinsichtig, allerdings wurde eine
rung) sind danach, getrennt durch eine Baufuge, auf den mineralische Schlmme aufgetragen. Auf der Bogen-
Bogen aufgesetzt (Bild 16). Zwischen den Stirnwnden unterseite ist diese Schlmme stellenweise aufgrund
befindet sich ein mçrtelgebundener Auffllungskçrper Hinterfeuchtung abgngig.
Bild 15. Oberwerther Vorlandbrcke, landseitiger Pfeiler des Bild 16. Oberwerther Vorlandbrcke, Pfeiler zwischen land-
mittleren Bogens, Feuchteschden im Ansatz des Betongewçl- seitigem und mittlerem Bogen, Mauerwerk im Kmpferbereich
bes, Entwsserungsçffnung mit eingewachsenem Strauch
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 115
Bild 17. Bruchstck aus der Sprengung des Horcheimer Bild 18. Bruchflche eines Ziegels aus der Stirnwand
Brckenbogens der Gewçlbe
Die Ansichtsflche des Mauerwerksverbandes zeigt ei- weisen optisch keine Unterschiede zwischen Außenhaut
nen mit um halber Kopfbreite versetzten Binder- oder und Kern auf, die Außenhaut zeigt keine Versinterungs-
Kopfverband. Ein Bruchstck eines Mauerwerksver- spuren. Es drfte sich daher um gleichmßigen Brand
bandes, das am Horchheimer Flussufer vorgefunden bei maximal mittleren Ofentemperaturen handeln. Die
wurde, stammt vermutlich aus einem im 2. Weltkrieg Gefahr der Schalenabplatzung ist bei derartig gebrann-
zerstçrten und nachtrglich in Beton wiederhergestell- ten Ziegeln geringer als bei dem zeitgençssischen Sicht-
ten Brckenbogen (Bild 17). Die vorgefundenen mauerwerk, das mit Ziegeln der Oberflche versintert
Bruchstcke sind ebenfalls im beschriebenen Kopfver- ist, deren Kern jedoch vergleichsweise weich ist.
band aufgemauert. Es ist daher davon auszugehen, Ausgeprgte Schrumpf- und Trocknungsrisse sind nicht
dass die statisch tragende Gewçlbeschale der Altbr- vorzufinden. Allerdings ist der Witterungsangriff auf
ckenteile aus entsprechend durchgemauerten Verbn- eine derartige Außenhaut auch deutlich strker. Ein ent-
den besteht. sprechendes Bestreben, diese Außenhaut zustzlich zu
Diese Vermutung wird auch durch die an der landseiti- schtzen, wird durch den Schlmmauftrag deutlich (vgl.
gen Horchheimer Vorlandbrcke vorgenommenen Bau- Abschn. 7.3.1).
werksçffnungen untersttzt, bei der der Mauerwerks- Die Matrix weist aufbereitungsbedingt Lunkerstellen
verband lediglich bis zu einer maximalen Tiefe von bis zu ca. 2 cm Kantenlnge auf, die relativ regelmßig
ca. 20 cm freigelegt wurde. Entsprechend der Ansichts- verteilt sind. Die Matrix ist mit dunkelroten und
flche, wurden dort, je Steinlage, mit der Kopfflche schwarzen Zuschlgen durchsetzt, die als gebrannter
vermauerte Halbsteine abwechselnd zu einem Binder- Ziegelsplitt und Schlacken anzusprechen sind. Die Kçr-
stein vorgefunden. Das Mauerwerk ist somit in der nung weist in der Regel eine Korngrçße bis zu 5 mm
Tiefe mit einer halben Steinlnge verzahnt aufgemauert auf, vereinzelt sind auch grçßere Einzelkçrner vorzufin-
worden. den, sowie Zuschlge anderer Herkunft, wie Kalk- oder
Der Mauerwerksverband besitzt auf der Außenseite ei- Kalksteineinschlsse.
nen Schlmmanstrich, der vermutlich als Witterungs- Die Steinrohdichte (lufttrocken) streut zwischen 1,53
schutz gedacht ist. und 2,17 kg/dm3, im Mittel wurde sie zu 1,66 kg/dm3
ermittelt. Die an wrfelfçrmigen Einzelproben ermittel-
ten Druckfestigkeiten liegen vergleichsweise eng ge-
7.3.2 Beschaffenheit des Mauerziegels
staffelt zwischen 17,8 und 23,6 N/mm2.
Die Einzelsteine weisen an der Kopfflche eine Hçhe
von ca. 6,5 und eine Breite von 12 cm auf. Es drfte
7.3.3 Beschaffenheit des Mçrtels
sich wahrscheinlich um Ziegel im sog. Reichsformat
(L/B/H 25/12/6,5) handeln. Steine aus Produktionen Die Fugen sind mit einem gesonderten, dunklen Fug-
vor dem 2. Weltkrieg entsprechen hinsichtlich Eben- mçrtel hoher Festigkeit ausgekleidet (vgl. Bild 19. Die
heit und Maßtoleranzen in der Regel nicht den Vor- Anbindung des Fugmçrtels an Stein und Mauermçrtel
gaben der heutigen Normung, sie weisen meist eine ist als gut zu bezeichnen. An den ffnungsstellen sind
hçhere Schwankungsbreite hinsichtlich Abmaßen und auf den Fugmçrtel und insbesondere im Anschluss-
Ebenheit auf. bereich Fugmçrtel/Mauermçrtel weißliche Ausblhspu-
Die Steine zeigen eine vergleichsweise einheitliche ren vorzufinden, die als Kalkausblhungen anzusehen
hellrote bis gelbliche Tonmatrix (Bild 18). Die Ziegel sind.
116 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 19. Lagerfuge eines Ziegels mit Resten des Fugmçrtels Bild 20. Bogen der Horchheimer Vorlandbrcke, Betonierfuge
(dunkel) und Mauermçrtels (hell) im unteren Bogendrittel (lineare Sinterfahnen) und im Scheitel-
bereich (Schwindgasse) gut sichtbar
Tabelle 1. Betonfestigkeiten des Randbalkens ber den Bçgen der Horchheimer Vorlandbrcke
Bohrkern Entnahme- Entnahmetiefe Karbonati- Rohdichte (lufttrocken) Druckfestigkeit 1)
stelle sierungstiefe Front Tiefe Front Tiefe
(Zhlung von (an Beton-
Landseite) oberflche)
lfd. Nr. cm mm kg/dm3 N/mm2
Randbalken ber Bçgen der Flutbrcke Oberwerth – unterstromig (U1)
I/II 1. Bogen 65 25 2,38 78,1
7 2,14 10,0
II/III 2. Bogen 50 55 2,24 18,0
1 2,41 80,7
3 2,34 59,0
4 2,39 87,8
II/V 3. Bogen keine Entnahme
5 2,40 24,1
Randbalken ber Bçgen der Flutbrcke Oberwerth – oberstromig (O1)
I/I 1. Bogen 38 98 2,00 10,8
14 2,35 52,1
II/IV 2. Bogen 36 15 2,29 55,8
9 2,34 10,0
10 2,26 12,1
11 3. Bogen 2,32 36,4
1) Rohergebnisse ohne Bercksichtigung von Formfaktoren.
Tabelle 3. Vergleich der Bauzustandsnoten in sterreich, Deutschland und der Schweiz (nach [11])
nigen Konsolenstmpfen teilweise schwere Korrosions- 8.3.9 Zustand der Bewehrung in der Gehwegplatte
schden zu verzeichnen (Bild 29).
In einigen stark durchfeuchteten Bereichen ist der Un-
Offensichtlich hat ber die Pfosteneinbindung des Ge-
terbeton der Gehwegplatte in einzelnen Bereichen kor-
lnders eindringendes Oberflchen- und Niederschlags-
rosionsbedingt flchig (Grçße von bis ca. 1 m2) abge-
wasser zu den beobachteten, lokal relativ begrenzbaren,
sprengt (vgl. Bilder 12 und 13). Die freiliegende Beweh-
Korrosionsschden gefhrt (Bild 30). Außerdem wur-
rung – soweit nicht durch Korrosion bereits vçllig abge-
den beim Stellen der Pfosten die Eisen çrtlich abge-
rostet – war hier teilweise nach unten durchgebogen. Der
bogen, sehr wahrscheinlich durch unzulssiges Erwr-
Restbetonquerschnitt wird zu ca. 3 cm abgeschtzt.
men des Stahls.
In nicht durchfeuchteten Bereichen wurden freigelegte
Gemß den in situ an den Betonstmpfen durchgefhrten
Rundsthle weitgehend ungeschdigt vorgefunden. Es
Messungen der Karbonatisierungstiefe (s. Abschn. 8.3.5)
lagen lediglich vereinzelt oberflchliche Korrosions-
lag die Bewehrung vollstndig im alkalischen Milieu des
spuren vor (Bild 31). Die an einigen Sthlen vorzufin-
Betons. Mit Ausnahme von z. B. chloridinduzierter Kor-
dende pockennarbige Oberflche deutet darauf hin, dass
rosion ist der Betonstahl in diesem Milieu passiviert, das
seinerzeit mçglicherweise wiederholt entrosteter Stab-
heißt eine Stahlkorrosion findet nicht statt. Da entspre-
stahl eingesetzt wurde.
chende Chloridanreicherungen in den Einbindungsstellen
des Gelnderpfostens nachgewiesen werden konnten, ist
8. 3. 10 Bestimmung der Stahlgte des
Korrosion, insbesondere der teilweise zu beobachtende
Bewehrungsstahls
Lochfraß (Bild 30) auf die festgestellte Chloridanreiche-
rung zurckzufhren. Die Bewehrungssthle sollten hinsichtlich ihrer mecha-
Außerhalb der Bereiche, in welche die den Gehweg zur nischen Eigenschaften und Anschlussmçglichkeiten
Bahn begrenzende Gelnderbefestigung im Kragarm (u. a. Schweißeignung) untersucht werden.
einbindet, wurden neben einzelnen lokalen Korrosions- In Abstimmung mit der MPA Darmstadt wurde dort
anstzen auf der laufenden Lnge lediglich an den End- folgendes Untersuchungsprogramm durchgefhrt:
haken strkere Korrosionsspuren vorgefunden. – Zugversuche an Betonstahlabschnitten nach
Die Sthle wiesen augenscheinlich eine gewisse Sprç- DIN 488 [15] bzw. DIN EN ISO 15630 [16],
digkeit und/oder gewisse Aufflligkeiten im Gef- – Faltversuche an Betonstahlabschnitten nach
geaufbau auf. So brachen in Einzelfllen die Stabsthle DIN 488 [15],
124 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 33. In-situ-Zugdehnungsversuche an ausgesuchten und vorbereiteten Bewehrungssthlen im Vergleich zur Laborprfung
tes Auflagerposter gedehnt. Die Verbindung zur Prf- der Horizontalkrfte im unteren Auflagerpunkt der
presse wurde kraftschlssig mit einer Muffenverbin- Neukonstruktion dienen.
dung hergestellt. Die Messung des Schlupf- bzw. Ver- In stichprobenweise durchgefhrten zentrischen Zug-
formungsweges erfolgte zwischen Pressenkopf und versuchen (Bild 35) sollte daher orientierend in situ
Auflagerpolster. berprft werden, ob die gemß Statik anzusetzenden
Alle geprften Stabsthle wurden mindestens bis zur Zugkrfte einschließlich der einschlgigen Sicherheits-
vom Statiker vorgegebenen Prfkraft von 28,5 kN ge- beiwerte (6,2 kN gemß Bro Kocks Consult) auf-
zogen. Die Gesamtverformung (einschließlich eines ge- genommen werden kçnnen.
wissen Schlupfes auch nach Aufbringung der Vorlast) An ausgewhlten Prfstellen wurden die Anker in ent-
wurde zu 2,5 bis 5,9 mm ermittelt. sprechend vorgebohrten Lçchern in die Stirnwand ein-
Der Kurvenverlauf der eingebauten geprften Stabsth- gebracht und mit Zementleim vermçrtelt. Es wurden
le stimmte mit dem Kurvenverlauf des geprften Stab- acht eingebaute Stabanker zur Prfung vorbereitet.
stahls grundstzlich gut berein (Bild 33). Der Untergrund bestand in zwei Fllen aus Beton, in
den brigen Fllen aus Mauerwerk.
Die freien entkoppelten Stabstahllngen liegen zwi-
8. 3. 12 Stabanker Mauerwerk
schen 14,5 und 20 cm. Als Verankerungslnge des
Es wurden Ausziehversuche an tastweise vorab einge- Stabankers wurde 1 m gewhlt.
setzten Stabankern mit verzinkten Gewindestangen Zur Verringerung des Anfangsschlupfes wurden lose
(Bild 34) durchgefhrt. Die in die Stirnwand des Ge- Teile sowie die teilweise vorhandene mineralische Be-
wçlbes eingebrachten Stabanker sollen zur Aufnahme schichtung an den drei Aufstandspunkten der Lastver-
Bild 34. Anker fr den unteren Auflagerpunkt Bild 35. Zugversuch an eingesetztem Ankerstab
126 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 36. In-situ-Zugdehnungsversuche an ausgesuchten und vorbereiteten Ankern (vgl. Bild 35)
teilungsflche entfernt. Die Versuche wurden mit einer – Hauptbrcke (Eigentmer Deutsche Bahn AG) nicht
Belastungsgeschwindigkeit von 100 N/s mindestens bis im Eigentum des Bauherrn (Stadt Koblenz),
zum Erreichen der anvisierten Hçchstlast von 6,2 kN – laufender Bahnbetrieb (Genehmigungs- und Ab-
durchgefhrt. Vor Beginn der Wegaufzeichnung wurde stimmungsverfahren mit der DB Netz AG, ggf. zu-
eine Vorlast von 250 N aufgebracht. stzliche Betriebserschwerniskosten am anliegenden
Die Ankopplung des Stabstahls erfolgte formschlssig Gleis),
ber eine Gewindekupplung. Trotz Aufbringens einer – zustzliche Versorgungsleitungen auf der Gehweg-
Vorlast stellte sich auf dem unebenen und nicht vor- platte (Wasserleitung DN 300 des çrtlichen Versor-
gefestigten Untergrund ein Anfangsschlupf ein, der in gungstrgers, Kabelkanal der DB), s. Bild 10,
Abhngigkeit des Einzelversuchs mit maximal etwa
0,2 mm abgeschtzt werden kann. Der Schlupfbereich
ist in den Last-Weg-Diagrammen entsprechend gekenn-
zeichnet.
Alle geprften Stabanker wurden weit ber die vor-
gegebene Prfkraft von 6,2 kN bis etwa 12 kN gezogen.
Die Gesamtverformung (einschließlich des Schlupfes
nach Aufbringung der Vorlast) wurde bei Maximallast
von 12 kN zu 0,2 bis 0,5 mm ermittelt (Bild 36).
Die Streuung der Kurvenverlufe der geprften Stab-
anker ist vergleichsweise gering. Ein Unterschied zwi-
schen den Prfstellen im Beton und im Mauerwerk wur-
de nicht ermittelt. Hierbei ist jedoch darauf hinzuwei-
sen, dass lediglich zwei im Beton verankerte Prfstellen
gemessen wurden.
9 Neubau Fußgngerteilbrcke
Oberwerth, oberstromig
9.1 Planungskonzept
Die Altkonstruktion wies einen derart schlechten Zu-
stand auf (vgl. Bild 26) dass eine Betoninstandsetzung
als zumindest vçllig unwirtschaftlich angesehen werden
musste. Bedingt durch den schlechten baulichen Zu-
stand und die statischen Schwierigkeiten beim Last-
abtrag ist ein Teilabbruch vorgesehen worden. Auf- Bild 37. Abgetrennte und beigearbeitete Gehwegplatte,
grund der besonderen Umstnde: freigelegte Kragarmbewehrung
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 127
wurde nach einer Lçsung gesucht, die es ermçglichte, Bauarbeiten installierten Arbeitsgerst erfolgen konn-
die gleisnahen Teile des Altbestandes weiter zu nutzen. ten (Bild 37).
Folgerichtig wurde eine Konstruktion geplant, die den Die Bewehrungsanschlsse der Konsolen in die Wnde
Abbruch der Stahlbetongehwegplatte, des wasserseiti- mussten bei dieser Planungsvariante weiter als tragen-
gen Randlngsbalkens und eines Teils der Konsole nur des Anschlussbauteil genutzt werden. Die Lasteinlei-
bis zum Rand der vorhandenen Wasserleitung vorsah. tung der Zugkrfte aus der Verbreiterung sollte gemß
Somit wurden Kosten fr den Umbau der Versorgungs- Planung ber eine Verlngerung der Konsollngs-
leitungen sowie deutliche Betriebserschwerniskosten bewehrung erfolgen. Zunchst war man aufgrund punk-
am anliegenden Gleis vermieden, da alle Arbeiten hin- tueller Kontrollen (Freistemmen an der Konsolenober-
ter einer gleisseitigen Absperrung auf einem fr die seite) davon ausgegangen, dass die Bewehrung noch
intakt sei. Auf der sicheren Seite liegend, sollten nur der starken Streuung der Materialeigenschaften, der
4 der 7 vorhandenen Lngseisen mit aufgedrehtem Ge- mangelnden Schweißeignung sowie der Tendenz zur
winde verlngert werden. Diese Lçsung htte den Vor- Versprçdung einiger untersuchter Proben wurde von
teil gehabt, dass die Bestandseisen nur auf geringer der ursprnglich vorgesehenen Befestigungskonstrukti-
Lnge htten freigelegt werden mssen. on abgesehen.
Der vorgefundene Stabstahl wich gemß den durch- Da gemß Untersuchungsbefund keine generelle
gefhrten Untersuchungen stark von einem heute han- Schweißeignung vorliegt und gleichzeitig Hinweise
delsblichen Baustahl ab (s. Abschn. 8. 3. 10). Aufgrund auf eine mangelnde Zhigkeit und alterungsbedingte
Zunahme der Sprçdbruchgefahr fr zumindest einige diesem fest verbunden. Die Stahltrger wurden im Be-
der Stabsthle bestehen, wurden die Plne, die Neu- reich der Kopfplatte zustzlich mit einzubetonierenden
konstruktion an den Altsthlen mittels Schweiß- oder Endschlaufen versehen, die die Altbewehrung bergrei-
Muffenverbindung anzuschließen, fallen gelassen. Da- fen (Bild 42).
raufhin wurde die Lasteinleitung aus der neuen Stahl- Die Lasten der Stahlkonstruktion werden ber die
konstruktion ber Schubnocken statisch nachgewiesen Schubnocken mit einer entsprechenden Lasteinleitungs-
und baulich umgesetzt. Durch die gewhlte Konstruk-
tion wurde die kritische Direktanbindung an den Stab-
stahl vermieden (Bild 38).
In den Bildern 39 und 40 sind die Alt- und die Neukons-
truktion zum besseren Verstndnis gegenbergestellt.
9.2 Lastabtragung
Die Schubnocken wurden auf beiden Seiten des Krag-
armstummels mittels Kernbohrung in den Randbalken
der Hauptbrcke eingelassen und vergossen (Bild 41).
Die Stahltrger der Neukonstruktion umgreifen den al-
ten Kragarmstummel. Eine Kopfplatte (Winkelprofil)
sttzt sich gegen die Stirnseite des neu aufbetonierten
Pfeilerstummels ab. Die Stahltrger wurden ber seit-
lich in die Kragarmstummel eingelassene, 10 cm lange,
gegeneinander verspannte, Vierkantprofilstcke mit Bild 41. Bohrung fr die Schubnocken
130 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 42. Einbindung der Kopfplatte der Neukonstruktion Bild 43. Fertig montiertes Traggerst der Neukonstruktion
lnge in den reprofilierten Kragarmstummel eingetra- tung im Anbindungsbereich deutlich gesenkt. ber die
gen. Die Lastabtragung erfolgt entsprechend dem Fach- Chloridbelastung des Trogs vom Gleisbett kçnnen kei-
werkmodell, der Stabstahl fungiert hierbei entsprechend ne gesicherten Aussagen getroffen werden. Sofern le-
als Zuggurt (vgl. Bild 40). diglich die Gehwege gestreut wurden, ist gegenber der
Die auftretenden Momente und somit die in den Krag- Belastung im Bereich der Gelndereinbindung eine
arm eingeleiteten Zugkrfte werden durch eine im vor- deutlich geringere Belastung anzunehmen. Sofern keine
deren Drittel des neuen Gehwegs angeordnete Druck- lokalen Anomalien vorliegen (ungnstige Rissschden,
strebe vermindert (Bild 43). Die Druckstrebe wurde Hohlrume, Kabelkanle, Fehlstellen o. .), ist daher
mittels Anker in der Stirnseite der Gewçlbegalerie ver- im Bereich der Stabstahlverankerung im Trog eher
ankert. Zur Aufnahme des Windsogs musste eine ver- von einer unkritischen Chloridbelastung auszugehen.
gleichsweise große Verankerungslnge gewhlt wer- Gesicherte Erkenntnisse fr diesen Bereich liegen aller-
den, da der Beton in diesem Bereich teilweise nur dings nicht vor. Aufgrund der bereits nachgewiesenen
sehr geringe Festigkeitswerte aufwies. Chloridbelastung sollte zuknftig jedoch mçglichst auf
einen Einsatz von Tausalzen verzichtet werden.
Als Betoninstandsetzungssystem wurde ein PCC-Sys-
9.3 Ausfhrungsdetails der Geh- und tem verwandt. Die Bewehrung musste daher im um-
Radwegebereiche mantelten Bereich zustzlich mit einem Korrosions-
schutz versehen werden. Der Stabstahl geht dann in
9.3.1 Altbestand/Kragarmstummel
den Altbeton ber, der nach den Bewehrungsplnen
Der Stabstahl der Altkonstruktion wurde bis hinter den mit dem Bahnkçrpertrog unter die Gleisoberflche he-
Einbindepunkt des Gelnders freigelegt, gesandstrahlt runtergefhrt ist.
und anschließend mit einem Betonpolster neu um- Absprachegemß wurde der arbeitstechnisch bedingte
schlossen. Spalt zwischen den reprofilierten Anbindungspunkten
Die festgestellte Karbonatisierungstiefe ist in den Krag- (Kragarmstummel) und der seitlich ehemals anbinden-
armanschlssen mit maximal 1,5 cm als eher unkritisch den Restgehwegplatte beibehalten (vgl. Bilder 39 und
anzusehen. Sofern Betongte und Betonberdeckung 40). Hierdurch werden die Verweilzeiten von ablaufen-
im Verankerungsbereich (Trog des Gleisbettes) mit dem Niederschlagswasser verkrzt. Auf eine zustzli-
dem Untersuchungsbereich bereinstimmen, kann fr che Beschichtung der kunststoffmodifizierten Beton-
den ungestçrten (unbeschdigten) Altbeton in diesen oberflche wurde aufgrund der großen oberen horizon-
Bereichen ein passivierendes alkalisches Milieu ange- talen Betondeckung von ber 5 cm verzichtet, da bei
nommen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Pas- dem verwendeten hochfesten PCC-Feinbeton (90-Tage-
sivierungsarten, alkalisches Milieu (Altbestand) bzw. Festigkeit von 63 N/mm2) bei ordnungsgemßer Ver-
Schutzanstrich (Neukonstruktion), ist es besonders arbeitung nur eine geringe Wasseraufnahme voraus-
wichtig, dass der Stabstahl im Altbeton hinreichend zusetzen ist. Bei Beschdigungen einer beschichteten
passiviert ist. Oberflche wre auch die Austrocknung im Beschdi-
Durch das weitgehende Entfernen des chloridbelasteten gungsbereich verzçgert, was eine ungewollte Feuchte-
Altbetons im Umgebungsbereich der Gelndereinbin- kumulation zur Folge haben kçnnte.
dung und das Reprofilieren mit einem entsprechenden Zur Verminderung des Wassereintrags in den Fugen-
Betoninstandsetzungssystem wurde die Chloridbelas- spalt zwischen Trog und angrenzendem Fundament
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 131
9.3.2 Tragkonstruktion
Die Lasteinleitung der Schubkrfte aus der Verbreite-
rung in den verbleibenden Beton am oberen Kopfpunkt
erfolgt ber eine kurze Schubnocke aus HEB 100, die
an einer Kopfplatte am Ende jedes U-Profils angeordnet
wird. Die Schubnocke wurde in eine Kernbohrung,
DU = 18 cm, die in der Schildwand herzustellen war,
gesetzt und verpresst. Die konservativ angegebenen zu-
lssigen Druckspannungen von 5 N/mm± fr den Beton
der Schildwand wurden dabei nicht berschritten. Bild 45. Beplankung der Neukonstruktion
132 B Konstruktion · Bauausfhrung · Bauwerkserhaltung
Bild 46. Isometrie der aufgelagerten 3 Teilbrcken, der beiden Zugangsrampen und einer zustzlich notwendigen Stahlsttzte
(vgl. Bild 2)
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 133
Tabelle 4. Rohdichte und Druckfestigkeit verschiedener Entnahmestellen der Sondierungsbohrungen (vgl. Bilder 47 und 48)
mit sehr hohem Wasserberschuss gefahren, die Abriss- Grauwacke ca. 10 cm. Es handelt sich hierbei offen-
festigeit war, wie sich bereits an der Mantelflche der sichtlich um Ausbesserungen der Kriegsschden. Im
Bohrkerne zeigte, dementsprechend gering. Die zusam- landseitigen Bogenwiderlager, bei der ursprnglich
menhngend gewonnenen Bohrkernabschnitte waren eine gleiche Konstruktionsweise anzusetzen ist, besteht
berwiegend als haufwerksporig anzusprechen. Dar- die Vorschale aus ganzen Natursteinquadern (s.
ber hinaus wurden ber grçßere Strecken lediglich Abschn. 10.4.4). In diesen instandgesetzten Bereichen
Schttungen mit geringem Bindemittelgehalt durch- besteht teilweise kein Verbund mehr zwischen Vor-
çrtert. schale und Kernbeton.
Die Druckfestigkeit prffhiger tieferliegender Bohr- Bei den Bohrungen im landseitigen Bogenwiderlager
kernabschnitte wurde zu rund 15 N/mm± bei einer Roh- wurde demgegenber eine Tiefe der Vorschale von
dichte (lufttrocken) von 2,17 kg/dm (BK 2, s. Bild 49), 20 cm (Grauwacke) bzw. 40 cm (Basalt) angetroffen.
bzw. 9,4 N/mm± bei einer Rohdichte (lufttrocken) von Da die Brckentrme auch nach den gegen Kriegsende
2,10 kg/dm (BK 4) ermittelt. erfolgten Sprengungen noch aufrecht standen, ist daher
Die Basaltbekleidungen sind teilweise nur als dnne zu vermuten, dass im unteren Pfeilerbereich, der nicht
Platten mit Strken von rund 5 cm ausgefhrt (Bild 50), von den nachkriegsbedingten Umbauten betroffen ist,
die Bereiche mit als Bossenmauerwerk ausgefhrter noch der ursprngliche Vorschalenaufbau vorhanden
ist. Dass mit Durchfeuchtungsproblemen zu rechnen
ist, zeigt sich durch die im unteren Bereich deutlich
sichtbaren Sinterspuren (s. Bild 2).
11 Untersuchung berfhrungsbauwerk
der DB Netz AG
Das berfhrungsbauwerk ber die rechte Rheinstrecke
Bild 51. Bohrkern BK 6 (senkrecht) aus landseitigem der DB Netz AG im Vorlandbereich (vgl. Bild 2) weist
Bogenwiderlager Horchheim das gleiche Schadensbild an der Gehwegplatte wie an
den entsprechenden Konstruktionen der Gewçlbebr-
cken auf. In diesem Bereich besteht eine grçßere Ver-
Ab einer Bohrtiefe von rund 1,80 m wurde gruliches kehrsgefhrdung durch mçglicherweise herabfallende
breiiges Material angeschnitten (Bild 52). Dieses Materi- Betonteile der Fuß- und Gehwegkonstruktion, die zu
al erhrtete nach Luftzutritt zu einem zusammenhngen- beachten ist. Die tragenden Stahlkonsolen, auf denen
den Gefge mit nennenswerter Festigkeit. Gemß dem die Gehwegplatten aufliegen, bestehen aus Plattenroste
durchgefhrten Salzsuretest ist das Material als Kalzi- auf großer Lnge.
umhydrat (Ca(OH)2) anzusprechen, welches sich unter
Luftzufuhr zu Kalciumkarbonat (CaCO3) umwandelte.
Gemß den Befunden hat das landseitige Gewçlbe- 12 Instandsetzung Fußgngerteilbrcke
widerlager eine einheitlichere Bausubstanz, die mçgli- Horchheim, oberstromig
cherweise noch weitgehend aus der Erstellungszeit her-
12.1 Planungskonzept
Nach Sperrung der Fußgngerteilbrcke (Bezeichnung
O3 gemß Bild 11) im Januar 2009 wurde schnellstens
nach einer Mçglichkeit gesucht, die Brcke wieder fr
den Fuß- und Randverkehr nutzbar zu machen. Es wur-
de beschlossen, die bestehenden Brckenpfeiler zu nut-
zen, indem zwischen ihnen eigenstndige selbsttragen-
de Teilbrcken als Einfeldbalken montiert werden.
Das schließlich zur Ausfhrung gelangte Konzept sah
drei Teilbrcken vor (vgl. Bild 46). Die Teilbrcke mit
der grçßten Spannweite (35 m bei 20 t Konstruktions-
gewicht) berbrckt den Bogen der Vorlandbrcke.
Aufgrund der großen Spannweite ist er als Parallelfach-
werk mit oben liegendem Druckgurt ausgefhrt. Die
beiden anderen Teilbrcken, die die ehemalige Straßen-
bahnunterfhrung und die linksrheinische rheinbeglei-
tende DB-Strecke berbrcken, sind als tragende Fahr-
bahnplatte ausgefhrt. Die Platte besteht aus umlaufen-
den Stahlprofilen mit fest verbundener Stahlplatte als
Bild 52. Aus Bohrung BK 6 (vgl. Bild 47) gewonnenes Fahrbahnflche. Die Spannweite betrgt jeweils ca.
breiiges Material, vermutlich Kalciumhydrat 10 m bei 3,5 t Konstruktionsgewicht. Das Zwischenauf-
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 137
lager dieser beiden Teilbrcken musste ebenfalls neu innerhalb einer Sperrpause montiert. Danach erfolgten
geschaffen werden. Da die Brcken auf Linienauflagern der Abbruch des Außengelnders im Bereich der Bogen-
in der Hçhe der ehemaligen Laufzone aufgelagert sind, brcke und die Montage der Linienauflager. Der Stell-
schließen sich rechts und links der Konstruktion zwei platz fr den Mobilkran wurde berprft und verfestigt.
Rampen zum Hçhenausgleich an. Die drei Brckenteile sollten dann in einer nchtlichen
Die Breite der Brcke wurde so gewhlt, dass im Bereich Sperrpause in ihre endgltige Lage eingehoben werden.
der Bahnunterfhrung das alte Außengelnder bestehen Allerdings war die Zugnglichkeit sehr beschrnkt. Der
bleiben konnte. So konnte eine separate Sicherung dieses Leinpfad ist fr einen Kran mit der notwendigen Hub-
Bereiches fr den Zeitraum der Vormontagen entfallen. hçhe (ca. 25 m) und Tragkraft (20 t) nicht zugnglich (s.
Bild 2). Der nchstmçgliche Standplatz lag landseitig
der DB-Gleise (rechter Rand in Bild 2). Dies bedingte
12.2 Montage
eine Kranreichweite von 60 m bei einer Hubhçhe von
Die vormontierte Zwischensttze direkt neben der Bahn- 25 m. In dieser Leistungsklasse war in Deutschland le-
strecke wurde in den vorbetonierten Einzelfundamenten diglich ein Mobilkran verfgbar (Bild 53).
13 Zusammenfassung
Die vorgestellte Brckenertchtigung zeigt deutlich,
wie sehr eine nicht ausreichende Wartung ein Bauwerk
schdigen kann. Die Mngel bzw. Schden in der Ab-
dichtung und Wasserabfhrung der Fuß- und Rad-
wegebereiche der Vorlandbrcken haben zu derartigen
Frost- und Korrosionsschden gefhrt, dass die Trag-
fhigkeit und Standsicherheit der Konstruktion in grç-
ßeren Teilbereichen nicht mehr gegeben ist. Der unter-
stromige Bereich wurde bereits Mitte der 1980er-Jahre Bild 54. Einheben des Parallelfachwerks
gesperrt. Bereits damals war der dringende Handlungs-
bedarf gegeben.
Dringende Instandsetzungsarbeiten werden hufig zu- zustand im çffentlichen Blickpunkt ist, wie die hier
rckgestellt. Instandsetzungsarbeiten bedrfen eines behandelten Brcken(untersichten) oder im noch grç-
aufwendigeren Planungsaufwandes, insbesondere eines ßeren Maße fr die Abwasserkanalisation.
sorgfltigen Vorerkundungskonzepts. Die Dringlichkeit
von Instandsetzungsarbeiten ist oft nur nach fachlicher
Erluterung ersichtlich, die prognostizierten Folgekos-
14 Ausblick auf weitere Baumaßnahmen
ten sind noch hypothetisch. Neubauten haben dem-
gegenber hufig ein deutlich geringeres Ausfhrungs- Die Instandsetzung der oberstromigen Horchheimer
risiko. Vorlandbrcke (Bezeichnung O2, s. Bild 2) musste
Je weniger ein Bauwerk im Blickfeld ist, desto stief- aus verschiedenen Grnden provisorisch bleiben. So
mtterlicher werden hufig Wartung und Instandset- wird von der DB Netz AG die Erneuerung der Brcken-
zung durchgefhrt. Eine normative oder gesetzliche rampe fr die Zukunft geplant, sodass ein endgltiger
Festlegung der Wartungsintervalle (wie z. B. bei den Neubau die Planungsfreiheit eingeschrnkt htte. Auch
turnusmßig durchzufhrenden Brckeninspektionen) die Genehmigungsverfahren und die Sicherstellung der
hilft den Verantwortlichen die notwendigen Maßnah- Finanzierungsmçglichkeiten htten bei einer vçlligen
men durchzusetzen. Neukonstruktion wesentlich lnger gedauert als das
Dass der Widerstand gegen derartige Maßnahmen, be- jetzt bençtigte Zeitfenster von 6 Monaten zwischen
dingt auch durch die schlechte Finanzlage insbesondere Sperrung und Wiedererçffnung.
vieler Gemeinden, groß ist, lsst sich an vielen Br- Wird der oberstromige Geh- und Radweg wegen der
ckenbauwerken ablesen. Erst grçßere Unglcksflle, Umbauten gesperrt, kçnnten die drei Teilbrcken ge-
wie z. B. der Dacheinsturz der Eisporthalle in Bad Rei- nutzt werden, um ohne großen Aufwand die unterstro-
chenhall, lsst diese Widerstnde deutlich erlahmen. mige Vorlandbrcke Horchheim in gleicher Weise zu
Dass frhzeitige Wartung und Instandsetzung auch die berbrcken. Zurzeit werden entsprechende Machbar-
Gesamtunterhaltungskosten z. T. erheblich senken, keitsstudien durchgefhrt, die die Mçglichkeit und Kos-
kann in diesem Zusammenhang nicht oft genug betont ten der Wiederherstellung der unterstromigen Geh- und
werden. Dies gilt umso mehr, je weniger der Bau- Radwege (U1 bis U3) weiter erkunden sollen.
III Untersuchungen an Mauerwerkspfeilern einer Bogenbrcke 139
Der Fuß- und Gehweg Oberwerth unterstromig (U1, [10] Bundesministerium fr Verkehr, Bau- und Wohnungs-
vgl. Bild 11), insbesondere der vorhandene Treppen- wesen der Bundesrepublik Deutschland: RI-EBW-PRF –
abgang, ist jedoch in einem baulich sehr schlechten Richtlinie zur einheitlichen Erfassung, Bewertung, Aufzeich-
Zustand. Es sind nahezu alle Treppenstufen ausgebro- nung und Auswertung von Ergebnissen der Bauwerksprfun-
chen, die Gelnderpfosten sind ohne kraftschlssige gen nach DIN 1076, Ausgabe 1999. Verkehrsblatt-Verlag.
Einbindung vorhanden oder der Pfostenfuß ist durch- [11] Fingerloos, F. (Hrsg.): Historische Regelwerke fr den
gerostet, sodass hier wiederum eine grçßere und kosten- Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbau – Bemessung und
intensivere Baumaßnahme anstehen wrde. Ausfhrung. Ernst & Sohn, Berlin, 2009.
[12] DIN EN 12390-7:2009-07: Prfung von Festbeton; Teil
7: Dichte von Festbeton. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
15 Literatur [13] DIN EN 14630:2007-01: Produkte und Systeme fr den
[1] Schfer, K.: Caesar am Mittelrhein. Andernacher Bei- Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken – Prf-
trge Nr. 12, Andernacher Stadtmuseum (Hrsg.), Selbstver- verfahren – Bestimmung der Karbonatisierungstiefe im Fest-
lag, 1996. beton mit der Phenolphthalein-Prfung. Beuth Verlag, Ber-
lin, Wien, Zrich.
[2] Cppers, H.: Die Trierer Rçmerbrcken. Verlag Philipp
von Zabern, Mainz, 1969. [14] DIN EN 206-1:2001-07: Beton; Teil 1: Festlegung, Ei-
genschaften, Herstellung und Konformitt. Beuth Verlag,
[3] Fehr, H.: Rçmische Rheinbrcke Koblenz; Archologie Berlin, Wien, Zrich
am Mittelrhein und Mosel, Bd. 2. Archologische Denkmal-
pflege, Amt Koblenz, Selbstverlag, 1980. [15] DIN EN 488:2009-08: Betonstahl; Teil 1: Stahlsorten,
Eigenschaften, Kennzeichnung. Beuth Verlag, Berlin, Wien,
[4] Tebbe, H., Dominik, A., Brauer, N., Jnecke, Th.: Un- Zrich.
terfahrung von Mauerwerk am Beispiel der Severinstorburg
Kçln – Sicherung eines der Symbole der Domstadt. Mauer- [16] DIN EN ISO 15630:2002-09: Sthle fr die Bewehrung
werk-Kalender 34 (2009), S. 209–242. Ernst & Sohn, Berlin, und das Vorspannen von Beton – Prfverfahren; Teil 1: Be-
2009. wehrungsstbe, -walzdraht und -draht. Beuth Verlag, Berlin,
Wien, Zrich.
[5] Scharf, H.-W.: Eisenbahnbrcken in Deutschland. Eisen-
bahn-Kurier Verlag, Freiburg im Breisgau, 2003. [17] DIN EN 10045-1:1991-04: Metallische Werkstoffe;
Kerbschlagbiegeversuch nach Charpy; Teil 1: Prfverfahren.
[6] DIN 1045:1959-11: Bauwerke aus Stahlbeton. Beuth Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
Verlag, Berlin und Kçln.
[18] DIN 12390-3:2001-02: Prfung von Festbeton; Teil 1:
[7] DIN 1076:1999-11: Ingenieurbauwerke im Zuge von Form, Maße und andere Anforderungen fr Probekçrper und
Straßen und Wegen – berwachung und Prfung. Beuth Ver- Formen. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
lag, Berlin, Wien, Zrich.
[19] Gaius Julius Csar: Der Gallische Krieg. Philipp Reclam
[8] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung Jun. (Hrsg.), Selbstverlag, Stuttgart 1951.
und Ausfhrung. Beuth Verlag, Berlin, Wien, Zrich.
[9] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Mauerwerksbau; Teil 2: Mauermçrtel. Beuth Verlag, Berlin,
Wien, Zrich.
C Bemessung
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
144 C Bemessung
(a) (b)
3 Rechenverfahren fr
b)
Mauerwerksbauten
Fr den rechnerischen Nachweis von Mauerwerksbau-
ten unter Erdbebenbelastung kçnnen folgende Rechen-
verfahren zum Einsatz kommen:
– Ersatzkraftverfahren,
– Antwortspektrenverfahren,
– Pushoverberechnung,
– Zeitverlaufsberechnung.
Bei Anwendung der Rechenverfahren ist zu beachten,
dass die DIN 4149 [16] nichtlineare statische Berech-
nungen und Zeitverlaufsberechnungen generell aus-
schließt, whrend die DIN EN 1998 (EC 8) [18] alle
Bild 6. a) Versagen der Schubwand in Querrichtung durch Verfahren zulsst. Mit Fertigstellung des Nationalen
Entlastung, b) ausreichender Widerstand der Schubwand in Anwendungsdokumentes und Einfhrung der DIN EN
Querrichtung ohne Entlastung 1998 werden aber ab 2010 auch in Deutschland alle
146 C Bemessung
Rechenverfahren einsetzbar sein. An dieser Stelle wird erwerksbauten stehen die zeitintensive nichtlineare Mo-
darauf verzichtet, die Theorie der einzelnen Rechenver- dellierung und die damit verbundenen großen Rechen-
fahren zu erlutern. Statt der theoretischen Beschrei- zeiten und dem großem Aufwand in der Auswertung
bung werden hier die Verfahren nach den fr die prak- und Interpretation der Ergebnisse in keinem Verhltnis
tische Anwendung wesentlichen Kriterien in Kurzform zum Nutzen. Insgesamt kann man resmieren, dass
bewertet (Tabelle 1). nichtlineare Zeitverlaufsberechnungen fr Mauer-
Als Standardrechenverfahren werden fr den Mauer- werksbauten in der Praxis zurzeit nicht anwendbar sind.
werksbau das Ersatzkraftverfahren oder das Antwort- Pushoverberechnungen hingegen sind im Bereich der
spektrenverfahren angewendet. Diese beiden Verfahren Tragwerksplanung fr Stahlbeton oder Stahl bereits lan-
bieten aufgrund ihrer einfachen Handhabung und der ge anerkannte und oft angewendete verformungsbasier-
vergleichsweise einfachen Modellbildung die Mçglich- te Nachweisverfahren. Die nichtlinearen statischen Ver-
keit fr die blicherweise kleinen bis mittelgroßen fahren ermçglichen eine gute Ausnutzung der Trag-
Tragwerke aus Mauerwerk den Nachweis effizient werksreserven und lassen sich auch fr Mauerwerks-
und damit kostengnstig zu fhren. Zudem sind die bauten so aufbereiten, dass eine Anwendung in der
Resultate aus den linearen Nachweisen einfach aus- Baupraxis mçglich ist. Insbesondere durch ein stetig
zuwerten und zu interpretieren. Nachteilig ist hingegen wachsendes Angebot an geeigneten Software Lçsungen
die schlechte Ausnutzung der Tragwerksreserven, die es [1, 24, 26, 30], die auf Mauerwerksbauten und ihre
bereits in Erdbebenzone 2 schwierig macht, realistische Anforderungen an Tragwerks- und Materialmodellie-
Grundrisse nachzuweisen. Die Anwendung der linearen rung speziell zugeschnitten sind, bieten sich diese Ver-
Verfahren wird in Abschnitt 5 erlutert. fahren dem Tragwerksplaner als echte Alternative zur
Der Schritt zu einer Nachweisfhrung mit nichtlinearen klassischen linearen Nachweisfhrung an. Mit ihnen
Nachweisverfahren wird trotz der sich daraus ergeben- kçnnen nichtlineare Tragwerksreserven ohne sprbare
den Chancen hinsichtlich der besseren Ausnutzung von Aufwandssteigerung nachgewiesen werden. Die Nach-
Tragwerksreserven blicherweise als zu aufwendig ein- weisfhrung mit nichtlinearen statischen Verfahren
geschtzt. Dies ist insbesondere fr die nichtlinearen wird in Abschnitt 6 vorgestellt.
Zeitverlaufsberechnungen zutreffend. Fr bliche Mau-
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 147
Tabelle 2. berprfung der Anforderungen an Mauerwerksbauten nach DIN 4149, Absatz 11.1 bis 11.3
Absatz Anforderung Erfllt
11.1 (1) Horizontallastabtrag ber Mauerwerksschubwnde ja
11.2 (1) Anforderungen an die Mauerwerksbaustoffe ja
(fr Kalksandsteine der Steindruckfestigkeitsklasse 12 nach DIN 1053-1 erfllt)
11.3 (1) Einhaltung der Konstruktionsmerkmale nach DIN 4149, Abschnitt 4.2 ja
11.3 (2) Geschossdecke als starre Scheibe ausgebildet ja
11.3 (3) Mindestanforderung an die Lnge aussteifender Wnde nach DIN 4149, Tabelle 14 ja
fr Erdbebenzone 1 : l = 0,74 m
Mindestanforderungen fr die Wandschlankheit (hk/t) nach DIN 1053-1 ja
Tabelle 3. Nachweis durch Einhaltung konstruktiver Regeln nach DIN 4149, Absatz 11.6
Absatz 11.6 Konstruktionsregel Erfllt
(1) Erfllung der allgemeinen Anforderungen der Abschnitte 11.1 bis 11.3 ja
(2) Kompakter, annhernd rechteckiger Grundriss ja
Lngenverhltnis von b/l = 5,97/11,49 = 0,52 ‡ 0,25 ja
(3) Anzahl der Vollgeschosse: 2 < 4 (DIN 4149, Tabelle 8 fr EZ 1, BK II) ja
Maximale Geschosshçhe: 2,84 m £ 3,50 m ja
(4) Steifigkeitsmittelpunkt und Massenschwerpunkt liegen nahe beieinander ja
Ausreichende Torsionssteifigkeit ja
(5) Aussteifende Wnde ber alle Geschosse durchgehend ja
(6) Aussteifende Wnde tragen den berwiegenden Teil der Vertikallasten ja
Vertikallasten verteilen sich auf die aussteifenden Wnde in beiden Gebuderichtungen ja
(7) Mindestschubwandflchen nach Tabelle 15 der Norm: ja
Eingangswerte
ag = 0,4 m/s± (DIN 4149, Tabelle 2, Erdbebenzone 1)
S = 1,25 (DIN 4149, Tabelle 4, Untergrundkombination B-R)
gI = 1,0 (DIN 4149, Tabelle 3, Wohngebude)
Ag = 68,6 m± (Geschossgrundrissflche)
lax = 1,240 m (mittlere Wandlnge in x-Richtung)
lay = 11,23 m (mittlere Wandlnge in y-Richtung)
Erforderliche Schubwandflchen
Querrichtung Lngsrichtung
Beiwert kx Beiwert ky
kx ¼ 1 ky ¼ 1 þ ðlay 2Þ=4 ¼ 3,31 2
(Anteil Schubwnde > 2 m: 29 % < 70 %) (Anteil Schubwnde > 2 m: 100 % > 70 %)
Linke Spalte in Tabelle 15 der Norm Linke Spalte in Tabelle 15 der Norm
ag S g I ¼ 0,5 0,06 9,81 kx ¼ 0,59 ag S g I ¼ 0; 5 0,06 9,81 ky ¼ 1,18
Erforderliche Schubwandflche Asx Erforderliche Schubwandflche Asy
erf. ASx = 2 % · 68,6 m2 = 1,37 m2 erf. ASy = 2 % · 68,6 m2 = 1,37 m2
Vorhandene Schubwandflchen
Querrichtung Lngsrichtung
AS1 = 0,175 · 0,74 = 0,13 m2 AS3 = 0,175 · 11,32 = 1,98 m2
AS2 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2 AS7 = 0,175 · 11,14 = 1,95 m2
AS4 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2
AS5 = 0,175 · 0,99 = 0,17 m2 vorh. Asy = 3,93 m2 > erf. Asy = 1,37 m2
AS6 = 0,175 · 0,97 = 0,17 m2
AS8 = 0,175 · 2,00 = 0,35 m2
AS9 = 0,175 · 2,00 = 0,35 m2
vorh. Asx = 1,51 m2 > erf. Asx = 1,37 m2
(8) Je Gebuderichtung mindestens zwei Wnde mit l ‡ 1,99 m ja
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 149
ausgebildet und die Masse der Dachkonstruktion be- und weniger auf den Bauteilnachweisen nach einschl-
trgt weniger als 50 % des darunter liegenden Geschos- gigen und hinreichend bekannten Mauerwerksnormen.
ses. Damit verfgt das Haus nach DIN 4149 ber zwei
anrechenbare Vollgeschosse.
5.1 Ersatzkraftverfahren
Voraussetzung fr die Anwendung der vereinfachten
konstruktiven Regeln ist nach Absatz 11.6 (1) der DIN Das Ersatzkraftverfahren wird fr ein Mehrfamilien-
4149 die Einhaltung der in den Abschnitten 11.1 bis haus mit dem in Bild 8 dargestellten Grundriss durch-
11.3 festgelegten allgemeinen Anforderungen fr Mau- gefhrt. Der Keller ist als steifer Kasten ausgebildet,
erwerksbauten. dem sich drei Vollgeschosse mit starren Geschoss-
Tabelle 2 zeigt, dass die Anforderungen der Abschnitte decken anschließen. Da die Masse der Dachkonstrukti-
11.1 bis 11.3 der DIN 4149 erfllt sind, sodass der ver- on weniger als 50 % des darunter liegenden Voll-
einfachte Nachweis nach Abschnitt 11.6 erfolgen darf. geschosses betrgt, wird die Masse des Dachgeschosses
Der Nachweis der Einhaltung der konstruktiven Regeln dem darunter liegenden Vollgeschoss aufgeschlagen.
ist in Tabelle 3 zusammengestellt. Es zeigt sich, dass Die Mauerwerksinnenwnde werden aus Kalksandstei-
die Konstruktionsregeln eingehalten werden und auf nen (240 mm, Steindruckfestigkeitsklasse 20) und die
einen rechnerischen Nachweis verzichtet werden kann. Außenwnde aus Hochlochziegeln (365 mm, Stein-
Der Nachweis gelingt jedoch nur in Erdbebenzone 1. druckfestigkeitsklasse 6) in Kombination mit Dnnbett-
Fr die Erdbebenzone 2 kann der vereinfachte Nach- mçrtel ausgefhrt. Der Standsicherheitsnachweis wird
weis in Querrichtung nicht mehr gefhrt werden, da in nach DIN 4149 fr die Erdbebenzone 2 mit der Unter-
diesem Fall die erforderliche Gesamtschubwandflche grundkombination C-S gefhrt.
nicht mehr ausreichend ist.
5.2 Ersatzsystem fr die Ermittlung der
Beanspruchungsgrçßen
5 Nachweis mit linearen Verfahren
Als Ersatzsystem fr das dreidimensionale Gebude
Anhand von zwei Beispielen werden im Folgenden das kann aufgrund der Gebuderegelmßigkeit ein einfacher
Ersatzkraftverfahren und das multimodale Antwortspek- Dreimassenschwinger gewhlt werden (Bild 9). Die in
trenverfahren erlutert. Das Augenmerk liegt dabei mehr Tabelle 4 zusammengestellten Einzelmassen des
auf der Methodik bis hin zur Schnittgrçßenermittlung Schwingers mi ergeben sich aus dem Eigengewicht und
sionswirkungen infolge der tatschlichen Exzentrizitt Tabelle 6. Anzusetzende Exzentrizitten nach DIN 4149
eo, der zustzlichen Exzentrizitt e2 und der zuflligen
Exzentrizitt e1 nach DIN 4149, Abschnitt 6.2.2.4.2 zu Tatschliche Zufllige Zustzliche emin emax
bercksichtigen. Aus diesen ergeben sich die anzuset- (e0) (e1) (e2)
zenden Exzentrizitten emin und emax, die getrennt fr [m] [m] [m] [m] [m]
beide Untersuchungsrichtungen zu bestimmen sind.
Fr den hier betrachteten Grundriss wurden die in Ta- x 0,011 0,712 0,060 – 0,706 0,783
belle 6 angegebenen Exzentrizitten berechnet und bei y 2,193 0,712 2,846 0,385 5,750
der Ermittlung der Verteilungszahlen angesetzt.
zusammengestellt. Hierbei wurde der Schubnachweis fahren mit einem dreidimensionalen Tragwerksmodell
mit dem genaueren Verfahren nach DIN 1053-100, Ab- durchzufhren. Mit diesem lassen sich Torsionseffekte
schnitt 9.9.5 gefhrt. und der Kraftfluss in komplexen Tragwerken genauer
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wnde 16 und 21 voll erfassen. Wenn das Antwortspektrenverfahren einge-
ausgenutzt sind und das Gebude weder bei ungnstige- setzt wird, kçnnen nur lineare Rechenmodelle verwen-
ren Bodenverhltnissen in Erdbebenzone 1 noch in Erd- det werden, was fr Mauerwerk eigentlich nicht zutref-
bebenzone 2 nachgewiesen werden kçnnte. Es wird fend ist. Da aber die DIN 4149 nur lineare Rechenver-
deutlich, dass ein rechnerischer Nachweis mit diesem fahren zulsst und auch in der DIN EN 1998 (EC 8) das
Verfahren schon bei offensichtlich gut ausgesteiften Antwortspektrenverfahren das Standardrechenverfah-
Gebuden in den Erdbebenzonen 1 und 2 Probleme ren ist, kann das Antwortspektrenverfahren auf unregel-
bereitet. Grund hierfr ist die vereinfachte Systemmo- mßige Mauerwerksbauten angewendet werden.
dellierung als Kragarm in Kombination mit dem linea- Als Berechnungsbeispiel wird das Mehrfamilienhaus aus
ren wandbezogenen Nachweiskonzept. Abschnitt 5.2 betrachtet, jedoch nun mit einem Staffel-
geschoss als dritte Stockwerksebene. Das Staffelgeschoss
weist mehr als 50 % der Masse des darunterliegenden
5.3 Unregelmßige Tragwerke
Geschosses auf und kann deshalb nicht dem darunterlie-
Wenn die Bedingungen fr regelmßige Tragwerke ver- genden Geschoss als Masse aufgeschlagen werden. Ent-
letzt sind, dann ist entsprechend den Normen eine Be- sprechend der normativen Anforderungen wird ein drei-
rechnung nach dem multimodalen Antwortspektrenver- dimensionales Rechenmodell fr den Erdbebennachweis
6 Nichtlineare statische
Nachweisverfahren
6.1 Kurzbeschreibung des Nachweiskonzepts
Im Rahmen des verformungsbasierten Konzepts erfolgt
die Nachweisfhrung nicht durch den Vergleich von
einwirkenden und aufnehmbaren Krften, sondern
durch den Vergleich der Verformungsfhigkeit des
Bauwerks und der erforderlichen Verformungsfhigkeit
infolge der seismischen Beanspruchung. Grundlage des
Bild 14. Schnittgrçßenverlufe der Wand 16 im EG fr
Nachweises ist die nichtlineare Lastverformungskurve
die Erdbebenkombination (EZ 2, UK C-S)
des Bauwerks, die mit einer statisch nichtlinearen
Berechnung durch sukzessive Steigerung einer Hori-
zontallastverteilung entsprechend der maßgebenden Ei-
verwendet. Die Erdbebeneinwirkungen in die horizonta-
genformen zu bestimmen ist. Die ermittelte Last-Ver-
len Richtungen werden als gleichzeitig wirkend angesetzt
formungskurve wird im Anschluss mittels eines quiva-
und entsprechend den Normen vereinfacht mit der
lenten Einmassenschwingers in das Spektralbeschleuni-
30%-Regel berlagert. Wiederum erfolgt der Nachweis
gungs-Spektralverschiebungsdiagramm (Sa-Sd-Dia-
fr Erdbebenzone 2 und die Untergrundkombination C-S.
gramm) transformiert und mit dem Antwortspektrum
Bild 12 zeigt in zwei Ansichten das dreidimensionale
aus der jeweiligen Erdbebennorm berlagert. Kann
Modell mit dem Staffelgeschoss. Der Grundriss des Staf-
ein Schnittpunkt („Performance Point“) der beiden Kur-
felgeschosses ist in Bild 13 dargestellt.
ven im stabilen Bereich der Kapazittskurve ermittelt
Die dreidimensionale Berechnung wird mit dem Pro-
werden, so ist die Standsicherheit gewhrleistet. Die
gramm MINEA [30] auf Grundlage der Finite-Elemen-
Bestimmung des Kurvenschnittpunktes erfolgt iterativ
te-Methode durchgefhrt. Die Spannungsnachweise
unter Bercksichtigung einer verformungsabhngigen
sind aufgrund der Unregelmßigkeit in jedem Stock-
effektiven Bauwerksdmpfung, die sich aus dem Anteil
werk am Wandkopf und am Wandfuß zu fhren, was
der viskosen Dmpfung und der quivalenten viskosen
zu einem großen Ausgabeumfang fhrt. Exemplarisch
Dmpfung infolge hysteretischen Verhaltens zusam-
wird hier der Nachweis fr die im zweidimensionalen
mensetzt (Bild 15). Das beschriebene verformungs-
Modell voll ausgenutzte Wandscheibe 16 am Wandfuß
im Erdgeschoss gefhrt. Fr diese Wandscheibe ergibt
sich der in Bild 14 dargestellte Momenten- und Quer-
kraftverlauf fr die Erdbebenkombination. Anders als
bei dem Kragarmmodell liefert das 3-D-Modell durch
die Rahmentragwirkung Einspannmomente auf Hçhe
der Geschossdecken.
Mit den Bemessungsschnittgrçßen wird der maßgeben-
de Schubnachweis fr die Wand 16 mit einer Auslas-
tung von 32 % erfllt. Auch alle brigen Wnde in den
drei Stockwerken erfllen die rechnerischen Nachwei-
se. Deshalb erfolgt zustzlich der Versuch, den Nach-
weis auch fr die Erdbebenzone 3 mit den Untergrund-
verhltnissen C-S zu fhren. Hier wird der Nachweis
von der Wand 16 eine Auslastung von 38 % erfllt und
auch alle brigen Wnde erfllen in den drei Stockwer-
ken den rechnerischen Nachweis.
Die Anwendung des dreidimensionalen Rechenmodells
ermçglicht den Nachweis von beliebigen Mauerwerks-
gebuden und kann in vielen Fllen die Nachweissitua-
tion durch die rumliche Tragwirkung verbessern. Aller-
dings kann es durchaus auch zu negativen Effekten kom- Bild 15. Bestimmung des „Performance Point“
154 C Bemessung
basierte Bemessungskonzept auf Grundlage der Kapa- teraktiv mithilfe des speziell fr diese Zwecke
zittsspektrum-Methode wurde in der Software MINEA entwickelten Softwaretools DB-Tool.
[30] umgesetzt. Fr eine detaillierte Beschreibung des Nach Auswertung der Last-Verformungskurven werden
Verfahrens wird hier auf weitergehende Literatur ver- die Daten in einer angeschlossenen Datenbank struktu-
wiesen [6–8, 23, 31, 32]. riert abgespeichert, auf die whrend der Berechnung in
Abhngigkeit von der Materialkombination, der Wand-
geometrie und dem Vertikallastniveau der Einzelwand
6.2 Ermittlung der Last-Verformungskurven
zugegriffen wird. Da die Datenbank immer nur ein Ras-
der Einzelwnde
ter von Last-Verformungskurven enthlt, werden die
Die fr die Methode erforderlichen Last-Verformungs- Lcken in der Datenbank durch geeignete Interpolati-
kurven der Einzelwnde sowie deren Dmpfungsver- onsalgorithmen geschlossen.
lufe kçnnen entweder aus experimentellen Daten
oder mit analytischen Anstzen bestimmt werden. 6.2.2 Approximationsansatz
Auch eine Kombination von experimentellen Daten
In Anlehnung an DIN EN 1996 (EC 6) [17], DIN EN
und analytischen Anstzen ist mçglich.
1998 (EC 8) [18] und die Richtlinien FEMA 306–308
[2–4] sowie FEMA 356 [5] wurde ein Ansatz gemß
6.2.1 Auswertung zyklischer
Bild 17 entwickelt, um Steifigkeit, maximale Traglast
Last-Verformungskurven aus Versuchen
und Endverformung von Mauerwerkswnden mit belie-
Aus den experimentellen Daten werden die resultieren- bigen Stein-Mçrtel-Kombinationen und Randbedingun-
den Last-Verformungskurven als Mittelwert der Einhl- gen zu beschreiben [10].
lenden im positiven und negativen Ast der Hysterese- Die Verifizierung und Kalibrierung dieses Ansatzes er-
kurven sowie die resultierenden Dmpfungsverlufe be- folgte mit den im europischen Forschungsprojekt
stimmt (Bild 16). Die Auswertung erfolgt grafisch in- ESECMaSE [20] ermittelten Last-Verformungskurven
q0 H2W
L2 q0 0,006 a
Biegung und Lngskraft (BL) 1 1,15 t L
pv a 2 HW fk
mit: Hw in [m]
mit
L Wandlnge a Parameter fr den Einspanngrad (0,5 fr volle Einspannung am Wandkopf;
Hw Wandhçhe 1,0 fr freie Verdrehung am Wandkopf)
t Wanddicke pv Parameter: 1,3 fr a = 0,5; 1,0 fr a = 1,0
q0 Linienauflast fk Mauerwerksdruckfestigkeit
s0 Mittlere Normalspannung fvk0 Haftscherfestigkeit
156 C Bemessung
Bild 18. Schubversagen infolge Reibungsversagen / Schub- Bild 19. Biegung und Lngskraft: Verhltnis Rechnerische
versagen infolge Steinzugversagen: Verhltnis Rechnerische Schubtragfhigkeit / Experimentell ermittelte Schubtragfhigkeit
Schubtragfhigkeit / Experimentell ermittelte Schubtragfhigkeit
fr die Schubtragfhigkeitsbedingung auf 0,004 · Hw be- halb wurde auf Grundlage einer statistischen Auswer-
grenzt. tung die Verformungsfhigkeit gegenber der DIN EN
Bild 20 zeigt den Vergleich aller Schubwandversuche 1998 (EC 8) auf 0,006 · Hw±/L · a reduziert. Die daraus
mit dominierendem „Schubversagen infolge Reibungs- resultierende Kurve zeigt eine sehr gute bereinstim-
versagen“ oder „Schubversagen infolge Steinzugver- mung mit den Versuchsergebnissen.
sagen“ mit dem Grenzwert der Endverformung nach
DIN EN 1998 (EC 8). Trotz der Streuungen in den Ver-
6.3 Grundlagen und Annahmen des Verfahrens
suchswerten ergibt sich eine gute bereinstimmung
zwischen den Versuchen und dem rechnerischen Grenz- Die Berechnung der Kapazittskurve eines Gebudes
wert nach DIN EN 1998 (EC 8). Unsicherheiten in der erfolgt aus den Kapazittskurven der Einzelwnde. Un-
Abschtzung der Verformungsfhigkeit bei Wnden ter der Annahme, dass Regelmßigkeit im Aufriss,
mit einer hohen Ausnutzung der Druckfestigkeit wer- durchgehende Schubwnde ber alle Geschosse und
den bei den Tragfhigkeitsbedingungen SS und SZ schubstarre Deckenscheiben in allen Stockwerken vor-
durch eine Begrenzung der Verformungsfhigkeit bei liegen, wird von einem Versagen im Erdgeschoss aus-
einer mittleren Normalspannung in der Wand von gegangen. In diesem Fall entspricht die Kapazittskurve
s0 ‡ 0,15 · fk auf 0,003 · HW bercksichtigt. des Bauwerks weitestgehend derjenigen des Erd-
Die Endverformungen aller betrachteten Wnde, bei geschosses und kann bezogen auf die Kopfpunktver-
denen die Tragfhigkeitsbedingung „Biegung und schiebung des Erdgeschosses ermittelt werden.
Lngskraft“ maßgebend wird, sind in Bild 21 dem Ver- Fr symmetrische Grundrisse mit symmetrischer Mas-
lauf der rechnerischen Endverformung nach DIN EN severteilung kann die Kapazittskurve durch einfache
1998 (EC 8) gegenbergestellt. Es zeigt sich, dass der Superposition der Einzelwand-Kapazittskurven ermit-
quadratische Kurvenverlauf in Abhngigkeit der Wand- telt werden. Im Fall unregelmßiger Grundrisse oder
lnge qualitativ dem tatschlichen Verformungsverhal- unsymmetrischer Massenverteilungen ist die Kapazi-
ten der Versuchswnde entspricht. Die in DIN EN 1998 ttskurve des Erdgeschosses mit einem doppelt-iterati-
(EC 8) festgelegten Endverformungen werden aber ven Berechnungsalgorithmus zu ermitteln, da sich zu-
durch die Versuche in vielen Fllen nicht erreicht. Des- stzlich Rotationen und Translationen senkrecht zur Be-
Bild 20. Schubversagen infolge Reibungsversagen / Schub- Bild 21. Biegung und Lngskraft: Endverformungen
versagen infolge Steinzugversagen: Endverformungen
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 157
Bild 22. Software fr den verformungsbasierten Nachweis von Mauerwerksbauten [30]
lastungsrichtung einstellen. Generell wird die resultie- rative verformungsbasierte Berechnung auf Grundlage
rende Last-Verformungskurve immer unter Bercksich- von in einer Datenbank hinterlegten experimentellen
tigung der Lastumlagerungen mit dem sukzessiven Stei- Last-Verformungskurven oder normativ festgelegten
figkeitsabfall der Schubwnde ermittelt [28, 32]. bilinearen Idealisierungen automatisch durch. Durch
Da die Analyse und die Transformation an einem Schub- die Automatisierung kann das Verfahren als Entwurfs-
balkenmodell erfolgen, werden Rckstellkrfte durch werkzeug verwendet werden, was bei einer hndischen
die Deckenplatten aufgebaut, die einen rechnerischen Anwendung aufgrund des Aufwands nicht mçglich ist.
Nachweis der Deckenplattenbewehrung ber den Schub- Weitere Programme, die einen verformungsbasierten
wnden erforderlich machen. Fr bliche Wohngebude Nachweis ermçglichen, sind ANDILWall [1], TREMU-
mit wenigen Geschossen ist es in der Regel ausreichend RI [24] und SAM II [26], die alle in Italien entwickelt
die Zusatzbewehrung in der Deckenplatte durch kons- wurden.
truktive Zulagen abzudecken (s. Abschn. 6.6.2).
6.5 Normative Grundlagen
6.4 Umsetzung und Anwendung fr die Baupraxis
Verformungsbasierte Nachweisverfahren gehçren in
Fr die Anwendung des beschriebenen Nachweiskon- den USA und auch im europischen Ausland zu den
zepts in der Baupraxis wurde mit finanzieller Unterstt- anerkannten Nachweisverfahren und sind dort in einer
zung der DGfM das verformungsbasierte Bemessungs- Vielzahl von einschlgigen Normen fest verankert. In
konzept fr Mauerwerksbauten auf Grundlage der Ka- Deutschland erfolgt der Nachweis der Erdbebensicher-
pazittsspektrum-Methode am Lehrstuhl fr Baustatik heit seit 2005 nach der DIN 4149, die durch die
und Baudynamik der RWTH Aachen entwickelt und DIN EN 1998 (EC 8) im Jahr 2010 abgelçst wird, in
programmtechnisch umgesetzt. Der Baupraxis steht der nichtlineare Nachweisverfahren generell zugelas-
dieses neue Nachweiskonzept heute als spezielles sen sind.
Nachweismodul im Rahmen der Software MINEA Im Rahmen der Einfhrung der DIN EN 1998 (EC 8) ist
[30] mit einer benutzerfreundlichen Eingabe zur Ver- zudem geplant, im nationalen Anwendungsdokument
fgung (Bild 22). Das Nachweismodul ergnzt bereits die maximalen Endverformungen von horizontal bean-
vorhandene Module, mit denen die Aussteifung gegen- spruchten Wandscheiben in Abhngigkeit der wesentli-
ber Wind- und Erdbebenbeanspruchung auch fr un- chen Versagensformen als Grundlage fr nichtlineare
regelmßige Tragwerke konventionell kraftbasiert Berechnungen mit entsprechenden Lastumlagerungen
nachgewiesen werden kann. Die Software fhrt die ite- festzulegen. In der aktuellen Fassung des nationalen
158 C Bemessung
Anwendungsdokumentes sind die Endverformungswer- Den Grundriss des Hauses zeigt Bild 23. Die Innenwn-
te entsprechend der in Tabelle 8 angegebenen Werte de und die Wohnungstrennwand sind mit einer Hçhe
verankert. Die maximalen Horizontallasten kçnnen ent- von 2,70 m mit schuboptimierten Hochlochziegeln
weder direkt in Anlehnung an das in DIN EN 1998 HLz-12 Z.-17.1-993 (t = 175 mm) und die Außenwnde
(EC 8) enthaltene Konzept oder alternativ nach DIN mit Wrmedmmziegeln Z.-17.1-889 (t = 300 mm)
EN 1996 (EC 6) mit dem zugehçrigen nationalen An- ausgefhrt. Der Nachweis erfolgt fr die Belastung
wendungsdokument erfolgen. nach DIN 4149 entsprechend Erdbebenzone 3 und Un-
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine tergrundkombination C-R. Der Erdbebennachweis des
Anwendung verformungsbasierter Nachweise in Gebudes kann weder mit den konstruktiven Regeln
Deutschland durch die Einfhrung der DIN EN 1998 noch mit dem kraftbasierten vereinfachten Antwort-
(EC 8) auch normativ mçglich wird. Methoden, Verfah- spektrenverfahren erfolgreich gefhrt werden. Bei An-
ren und Anstze, die bereits heute im Einzelfall erfolg- wendung dieser Verfahren mssten die Treppenhaus-
reich angewendet werden, sind dort fest verankert und wnde in Stahlbeton ausgefhrt werden.
stehen den Tragwerksplanern als Berechnungsoption
zuknftig zur Verfgung.
6.6.1 Nachweis auf Grundlage experimenteller
Last-Verformungskurven
6.6 Anwendung auf eine zweigeschossiges
Grundlage der Berechnungen sind zyklische Last-Ver-
Doppelhaushlfte
formungskurven von schuboptimierten Hochlochzie-
Anhand einer konkreten Anwendung auf eine typische geln HLz-12 Z.-17.1-993 und Wrmedmmziegeln
Doppelhaushlfte in Ziegelbauweise wurde das Verfah- Z.-17.1-889, die an der Universitt Kassel durch Schub-
ren im Rahmen einer Zustimmung im Einzelfall mit wandversuche bestimmt wurden [21]. Auf Grundlage
Prfung durch die Landesstelle fr Bautechnik in T- der im Grundriss des Hauses vorliegenden Wandgeo-
bingen bereits erfolgreich in der Baupraxis eingesetzt metrien und der vorab ermittelten vertikalen Beanspru-
[21, 33]. Im Rahmen des Zustimmungsverfahrens er- chungen aus Eigengewicht und Verkehr wurde fr beide
folgte der verformungsbasierte Nachweis vollstndig Ziegel ein Versuchsraster festgelegt und abgeprft.
auf Grundlage experimentell ermittelter Last-Verfor- Ausgehend von diesem Raster kçnnen mittels eines In-
mungskurven fr die Einzelwnde. Im Folgenden wird terpolationsschemas alle Last-Verformungskurven der
zum direkten Vergleich der Nachweis auch mit den Mauerwerksscheiben im Gebude bestimmt werden.
rechnerisch ermittelten Last-Verformungskurven der Das festgelegte Versuchsraster und die Datenpunkte
bilinearen Nherung gefhrt. der Gebudewnde sind in den Bildern 24 und 25 fr
Bild 24. Innenwnde HLz-12; Raster der Versuchs- und Bild 25. Wrmedmmziegel (WD): Raster der Versuchs-
Gebudekurven und Gebudekurven
gen abzudecken. In diesem konkreten Fall konnte nach- henhaushlften aus Kalksandstein- und Ziegelmauer-
gewiesen werden, dass eine konstruktive Zulage von werk durchgefhrt. Die Ergebnisse dieser Versuche die-
2 ˘ 12 ber den Schubwnden oben und unten in der nen als Grundlage einer berarbeitung der Berech-
Deckenplatte ausreichend ist [21]. nungsmodelle zur Ermittlung der Tragfhigkeit von
schubbeanspruchten Mauerwerkswnden, aber auch zu
einer grundlegenden Neuausrichtung der Nachweis-
7 Aktuelle Ergebnisse aus Forschung methoden unter horizontalen Beanspruchungen.
und Wissenschaft
7.1 Großversuch in Ispra
In dem EU-Forschungsprojekt ESECMaSE [20] wur-
den umfangreiche Untersuchungen zum Verhalten von Die pseudo-dynamischen Großversuche in Ispra wur-
Mauerwerk unter horizontaler Belastung durchgefhrt. den an zwei Reihenhaushlften aus Kalksandstein-
Unter anderem wurden im Rahmen dieses Projektes und Ziegelmauerwerk durchgefhrt. Der Grund- und
auch pseudo-dynamische Großversuche an zwei Rei- Aufriss (Bild 28) entspricht typischen Reihenmittelhu-
a)
b)
a)
b)
sern, die im Versuch aufgrund der Symmetrie in Belas- aus der Belastung mit den schrittweise erhçhten maxi-
tungsrichtung auf die Hlfte reduziert wurden. malen Bodenbeschleunigungen resultieren [20]. Fr bei-
Die Wnde der Reihenhaushlfte in Kalksandsteinmau- de Reihenhaustypen zeigt sich, dass sich die Maximal-
erwerk wurden aus Kalksandsteinen (175 mm) unter last im positiven und negativen Verformungsbereich
Verwendung von Dnnbettmçrtel hergestellt. Bei der deutlich unterscheidet, was durch die unterschiedlichen
Reihenhaushlfte aus Ziegelmauerwerk kamen drei un- Lastumlagerungseffekte im Tragwerk zu erklren ist.
terschiedliche Steine in Kombination mit Dnnbettmçr- Die Maximallast liegt bei beiden Varianten, konservativ
tel zum Einsatz: die Außenwnde (W2, W3) wurden aus ausgewertet, bei etwa 130 kN fr eine Reihenhaushlfte,
Plan-Leichthochlochziegel Z-17.1-490 (t = 365 mm), also bei 260 kN fr das Reihenhaus gesamt. Weiterhin ist
die Giebelwnde (W1, W4) aus optimierten Plan-Hoch- zu erkennen, dass die hçheren Lastniveaus im stark
lochziegeln Z-17.1-993 (t = 175 mm) und die Innen- nicht-linearen Bereich liegen und die Reihenhuser ab
wnde aus Verfllziegeln Z-17.1-537 (t = 175 mm) her- einer Einhngebeschleunigung von 1,0 m/s2 mit großen
gestellt. Fr weitergehende Informationen zu den in Verformungen bei etwa gleichbleibenden Maximallas-
Ispra durchgefhrten Großversuchen wird auf die For- ten auf die seismische Belastung reagieren.
schungsberichte von ESECMaSE [20] verwiesen. bertragen auf die Nachweissituation in Deutschland,
Die Reihenhaushlften wurden in Querrichtung mit syn- mit Werten fr die Einhngebeschleunigung von ag £
thetischen Erdbebenverlufen beaufschlagt, die kom- 0,8 m/s±, bedeutet dies, dass die experimentell unter-
patibel zum elastischen Antwortspektrum vom Typ I, suchten Reihenhuser noch deutliche Reserven gezeigt
Bodentyp B nach DIN EN 1998 (EC 8) generiert wur- haben. Gleichzeitig wird deutlich, dass diese Reserven
den. Hierbei wurde der Referenz-Spitzenwert der Bo- im Wesentlichen auf die Verformungsfhigkeit zurck-
denbeschleunigung agR als Einhngewert des Spektrums zufhren sind, die nur bei einer Anwendung verfor-
schrittweise erhçht. Bild 29 zeigt die Last-Verformungs- mungsbasierter Nachweisverfahren rechnerisch berck-
kurven des Erdgeschosses fr die Reihenhaushlften, die sichtigt werden kçnnen.
162 C Bemessung
7.1.1 Nachrechnung mit linearen kraftbasierten auf Grundlage verschiedener Berechnungsmodelle er-
Methoden mittelt, zum einen mit der DIN 1053-100 [14] und zum
anderen mit dem „ESECMaSE“ Berechnungsansatz, der
Im Folgenden werden die Tragfhigkeiten der DIN
Grundlage der E DIN 1053-13 ist.
1053-100 [14] und der E DIN 1053-13 [19] mit den Ver-
Der Vergleich zeigt, dass mit dem blicherweise ange-
suchsergebnissen der getesteten Reihenhuser vergli-
wendeten Kragarmmodell (Modell A) sowohl nach DIN
chen. Bei der Ermittlung des maximal aufnehmbaren
1053-100 als auch nach E DIN 1053-13 rechnerische
Fundamentschubs der Reihenhuser wird angenommen,
Tragfhigkeiten erreicht werden, die einen Nachweis
dass sich die Gesamterdbebenkraft massen- und hçhen-
im Wesentlichen in Erdbebenzone 1 ermçglichen. Mit
proportional ber die Gebudehçhe verteilt. Die Berech-
zunehmendem Einspanngrad der Decke wchst die
nung erfolgt unter Vernachlssigung von Sicherheitsbei-
rechnerische Tragfhigkeit an. Besonders deutlich
werten auf der Einwirkungs- und auf der Widerstandseite,
wird dieser Einfluss bei dem neuen Bemessungsansatz
um einen direkten Vergleich mit den Versuchsergebnis-
fr die E DIN 1053-13. Bei Ansatz einer teilweisen
sen durchfhren zu kçnnen. Es ist demnach zu beachten,
Einspannung der Decke (Modell B) sind bereits deutli-
dass sich bei der tatschlichen Bemessung unter Berck-
che Zuwchse der rechnerisch ermittelten Tragfhigkeit
sichtigung von Sicherheitsbeiwerten sowie Fraktilwerten
abzulesen. Bei Annahme einer vollen Einspannung
der Festigkeitseigenschaften geringere rechnerische
durch die Deckenplatte (Modell C) werden rechnerische
Tragfhigkeiten ergeben wrden [9]. Die lineare Schnitt-
Werte ermittelt, die einen Nachweis in allen deutschen
grçßenermittlung erfolgte mit den in Bild 30 dargestell-
Erdbebengebieten ermçglichen und die experimentell
ten Systemen, die sich hinsichtlich der Verteilung der
ermittelten Vergleichswerte gut wiedergeben.
Biegemomente wie folgt unterscheiden:
Modell A: Biegeweiche Decken (Kragarmsystem). 7.1.2 Nachrechnung mit verformungsbasierten
Modell B: Teilweise Einspannung der Wnde in die Verfahren
Decken, die zu einer Zentrierung
Grundlage der verformungsbasierten Untersuchung des
der Auflast unterhalb der jeweiligen
Reihenhauses aus Ziegelmauerwerk bilden die im Rah-
Geschossdecke fhrt.
men des Projektes ESECMaSE [20] durchgefhrten zy-
Modell C: „Unendlich steife“ Decken (Volleinspan-
klischen Schubwandversuche. Diese Versuche wurden
nung der Wnde in die Decken).
hinsichtlich ihres Last-Verformungsverhaltens und ih-
Bild 30 zeigt die rechnerisch ermittelten Tragfhigkeiten rer Dmpfungseigenschaften ausgewertet. Die Schub-
des Modellreihenhauses aus Ziegelmauerwerk im Ver- wandversuche wurden gezielt fr die Wandlngen und
gleich zu den aufnehmbaren Fundamentschben der Auflastniveaus des Reihenhauses aus Ziegelmauerwerk
DIN 4149 in den verschiedenen Erdbebenzonen und Un- durchgefhrt. Die Last-Verformungskurven der durch-
tergrundkombinationen. Die Tragfhigkeiten wurden gefhrten Schubwandversuche sind exemplarisch fr
Bild 30. Rechnerische Tragfhigkeiten und Fundamentschbe nach DIN 4149 [29]
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 163
die Wnde aus Hochlochziegeln (PHlz-10-0,8 ) mit ei- zittskurve mit dem maßgebenden elastischen Antwort-
ner Wandlnge von 1,0 m und einer Auflast von 55 kN spektrum fr die Erdbebenzone 3, Untergrundkombina-
und fr die Wnde aus Planfllziegeln (PFz-10-0,8) mit tion C-R gefhrt. Die Ergebnisse der berlagerung sind
einer Wandlnge von 1,5 m und einer Auflast von in Bild 33 dargestellt. Der „Performance Point“ kann
90 kN in den Bildern 31 und 32 dargestellt. durch die Ausnutzung der Verformungsfhigkeiten im
Aus den Einzelwandkurven kann das Kapazittsspek- nichtlinearen Bereich der Kapazittskurven gefunden
trum des Erdgeschosses als charakteristische Wider- werden. Die Kurven zeigen auch, dass noch weitere
standskurve des Reihenhauses berechnet werden Verformungsreserven vorhanden sind, obwohl die Un-
(Bild 33). Es ist zu erkennen, dass nach Erreichen der tersuchung mit der in Deutschland maximalen Bean-
maximalen Verformbarkeit, also dem Versagen der kur- spruchung aus Erdbeben durchgefhrt wurde.
zen Wnde W2 und W3 (Bild 28 a), ein Abfall der Trag- Um zu klren, wie groß die zustzlichen rechnerischen
fhigkeit zu verzeichnen ist. Die danach noch vorhan- Reserven mit der nichtlinearen verformungsbasierten
dene Resttragfhigkeit des Systems ist auf das sehr gro- Berechnung sind, wird eine weitergehende Betrachtung
ße Verformungsvermçgen der Treppenhauswnde W5 fr das Reihenhaus aus Ziegelmauerwerk mit hçheren
aus Planfllziegeln zurckzufhren. Der Standsicher- Beanspruchungen entsprechend dem elastischen Ant-
heitsnachweis wird durch die berlagerung der Kapa- wortspektrum vom Typ 1, Baugrund B nach DIN EN
164 C Bemessung
8 Variantenuntersuchung und
Schlussfolgerung
Bild 33. Verformungsbasierter Nachweis nach DIN 4149: Fr eine Verallgemeinerung der Aussagen ber die ein-
EZ 3, UK C-R zelnen Rechenverfahren unter Bercksichtigung der
neuen Anstze zur Schubbemessung im Vergleich zu
nichtlinearen verformungsbasierten Nachweisergebnis-
sen wurde eine durch die Deutsche Gesellschaft fr
Mauerwerksbau (DGfM) gefçrderte umfangreiche Va-
riantenuntersuchung an insgesamt 252 Varianten mit 12
typischen Grundrissen, vier verschiedenen Mauer-
werksmaterialen, unterschiedlichen Gebudehçhen
und variierenden Erdbebenbeanspruchungen durch-
gefhrt [11]. Bild 35 gibt einen Gesamtberblick ber
die durchgefhrten Untersuchungen.
Mit den Varianten wurden der Nachweis mit konstruk-
tiven Regeln nach DIN 4149, der klassische Nachweis
nach DIN 1053-100 [14], der verformungsbasierte
Bild 34. Verformungsbasierter Nachweis nach DIN EN 1998, Nachweis (CSM) und der Nachweis mit der knftigen
Spektrum Typ 1, Baugrund B Mauerwerksnorm E DIN 1053-13 unter Bercksichti-
gung einer unterschiedlich starken Interaktion der De-
1998 (EC 8) durchgefhrt. Hierbei wird das Spektrum ckenplatte mit den Schubwnden (Model A–C aus
Abschn. 7.1.1) durchgefhrt. Als seismische Belastung
so skaliert, dass gerade noch ein Schnittpunkt zwischen
wurden die Erdbebenzonen 1–3 mit den Untergrund-
den Kurven vor dem ersten Wandversagen ermittelt
kombinationen C-S, C-R und A-R betrachtet.
werden kann. Das Ergebnis in Bild 34 zeigt, dass ein
Zustzlich wurde noch die Umverteilung der Horizon-
Schnittpunkt bis zu einer Einhngebeschleunigung von
tallasten durch den sukzessiven Ausfall einzelner
0,15 g ermittelt werden kann. Dieser Wert liegt um
Schubwnde durch die Einfhrung eines sogenannten
25 % unter den im Versuch ermittelten Maximal-
berfestigkeitsfaktors (OSR) in die Untersuchung ein-
beschleunigungen und deutlich oberhalb der maximalen
bezogen. Die berfestigkeit ermittelt sich dabei aus
Beanspruchung aus Erdbeben in Deutschland. Dies
dem Quotienten der Schubtragfhigkeit bei Versagen
zeigt, dass fr die untersuchte Gebudekonfiguration
des Gesamtsystems und dem Versagen des ersten Bau-
das verformungsbasierte Verfahren ein auf der sicheren
teils und reprsentiert die Lastumverteilungsmçglich-
Seite liegendes Ergebnis liefert.
keiten des jeweiligen Tragsystems. Der verformungs-
basierte Nachweis wurde mit dem in Abschnitt 6 be-
7.1.3 Zusammenfassung der Untersuchungen
schriebenen Verfahren unter Ansatz der rechnerisch er-
Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, exemplarisch fr mittelten Last-Verformungskurven (s. Abschn. 6.2.2)
das untersuchte Reihenhaus, dass eine Berechnung auf durchgefhrt. Insgesamt wurden im Rahmen der Varia-
der Grundlage eines linearen Kragarmmodells in Kom- ntenuntersuchung 2016 Nachweise durchgefhrt, deren
bination mit dem in den aktuellen Mauerwerksnormen Ergebnisse der erfolgreich erbrachten Nachweise in
verankerten Schubmodell die real vorhandenen Trag- Tabelle 10 in [ %] zusammengefasst sind.
fhigkeiten von Mauerwerksbauten nicht abbilden Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Kernaus-
kann. Auch mit dem neuen Modell zur Berechnung sagen ableiten:
der Schubtragfhigkeit, das Grundlage der E DIN • Eine erfolgreiche Nachweisfhrung mit dem verein-
1053-13 sein wird, lassen sich bei Anwendung des fachten Nachweis nach DIN 4149 ist ber alle Erd-
Kragarmmodells zunchst nur geringe Tragfhigkeits- bebenzonen gesehen nur fr ~ 20 % aller Varianten
steigerungen erreichen. Der neue Ansatz sieht aller- mçglich.
dings vor, die im Gebude vorhandene Interaktion der • Mit dem rechnerischen Nachweis nach DIN
Deckenplatte mit den aussteifenden Schubwnden, den 1053-100 auf Grundlage des Kragarmmodells lassen
Einspanngrad und die damit verbundene Steigerung der sich sogar nur ~15 % aller Varianten nachweisen.
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 165
Tabelle 10. Erbrachte Nachweise in [ %], getrennt nach Erdbebenzonen und Nachweisverfahren
Erdbebenzone
3 2 1
DIN 4149 Vereinfachter Nachweis nach DIN 4149, Tabelle 15 3,6 % 22,6 % 32,1 %
DIN 1053-100 Rechnerischer Nachweis nach DIN 1053-100 auf Grundlage eines 3,6 % 13,1 % 28,6 %
Modell A Kragarmmodells
DIN 1053-100 Rechnerischer Nachweis nach DIN 1053-100 auf Grundlage eines 15,5 % 28,6 % 50,0 %
Modell A Kragarmmodells mit Bercksichtigung des berfestigkeitsfaktors
OSR
CSM Rechnerischer Nachweis nach dem verformungsbasierten Verfahren 69,0 % 95,2 % 100,0 %
E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 auf Grundlage 11,9 % 27,4 % 61,9 %
Modell A eines Kragarmmodells
E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit Lastzentrierung 34,5 % 53,6 % 86,9 %
Modell B am Wandkopf
E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit voller Einspannung 41,7 % 59,5 % 88,1 %
Modell C am Wandkopf
E DIN 1053-13 Rechnerischer Nachweis nach E DIN 1053-13 mit Lastzentrierung 51,2 % 72,6 % 95,2 %
Modell B am Wandkopf und Bercksichtigung des berfestigkeitsfaktors
OSR
166 C Bemessung
• Mit der E DIN 1053-13 auf Grundlage des Kragarm- Entwurf verzichtet werden kçnnen, der hufig nicht im
modells (Modell A) lassen sich 33,7 % aller Varia- Einklang mit den architektonischen Ansprchen und
nten nachweisen. Dies entspricht in etwa den ~31 %, der geplanten Gebudenutzung steht. Zur Vermeidung
die sich mit der DIN 1053-100 unter Hinzuziehung von nicht erdbebengerechten Mauerwerksbauten wre
eines OSR-Faktors erreichen lassen. es daher wnschenswert, dass durch eine engere Zu-
• Wird die E DIN 1053-13 mit einer Lastzentrierung sammenarbeit von Architekten und Ingenieuren in der
am Wandkopf angewendet (Modell B), so kçnnen Planungsphase grobe Fehler vermieden werden.
bereits ~58 % aller Varianten nachgewiesen werden.
Hierbei konnten in den Zonen 1 und 2 sogar 70 %
aller Varianten nachgewiesen werden.
• Unter der Annahme einer vollstndigen Einspannung 10 Literatur
am Wandkopf (Modell C) und Anwendung der E DIN [1] ANDILWal: Programm fr den verformungsbasierten
1053-13 kçnnen 65 % aller Nachweise gefhrt wer- Nachweis von Mauerwerksbauten (auf Italienisch).
den. Wird zustzlich noch ein OSR-Faktor angesetzt, http://www.crsoft.it/andilwall/.
kann die Prozentzahl auf 73 % gesteigert werden.
[2] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
• Mit der Kapazittsspektrum-Methode lassen sich
306, FEMA 306: Evaluation of earthquake damaged concrete
insgesamt ~88 % aller Varianten erfolgreich nach- and masonry wall buildings – Basic Procedures Manual. Fe-
weisen, wobei in Erdbebenzone 3 nur 69 % nach- deral Emergency Management Agency, Washington, D. C.,
gewiesen werden kçnnen. USA, 1998.
Als Fazit der Variantenuntersuchungen ergibt sich, dass [3] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
das jetzige lineare Nachweiskonzept mit dem Berech- 307, FEMA 307: Evaluation of earthquake damaged concrete
nungsmodell Kragarm weit auf der sicheren Seite liegt. and masonry wall buildings – Technical Resources. Federal
Eine Bemessung fr Mauerwerksbauten mit blichen Emergency Management Agency, Washington, D. C., USA,
Grundrissen ab Erdbebenzone 2 ist im Regelfall nicht 1998.
mçglich. Dies steht im Widerspruch zu den Ergebnissen
[4] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
des verformungsbasierten nichtlinearen Nachweises, mit
308, FEMA 308: Repair of earthquake damaged concrete
dem deutlich mehr Grundrissvarianten nachgewiesen and masonry wall buildings. Federal Emergency Manage-
werden kçnnen. Und dies, obwohl bei den Nachrechnun- ment Agency, Washington, D. C., USA, 1998.
gen der in Ispra in Großversuchen getesteten Reihenhu-
sern gezeigt wurde, dass der verformungsbasierte Ansatz [5] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
Ergebnisse auf der sicheren Seite liefert. 356, FEMA 356: Prestandard and Commentary for the seis-
Eine deutliche Verbesserung der Nachweissituation mic rehabilitation of buildings. Federal Emergency Manage-
kann erzielt werden, wenn eine Kopfeinspannung der ment Agency, Washington, D. C., USA, 2000.
Wnde im Nachweis angesetzt wird. Die Grçße dieser [6] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
Einspannung ist im Kontext der Einfhrung der E DIN 440, FEMA 440: Improvement of nonlinear static seismic
1053-13 festzulegen. Alternativ wre auch die Einfh- analysis procedures. Federal Emergency Management Agen-
rung eines OSR-Faktors denkbar, der nach den Ergeb- cy, Washington, D. C., USA, 2005.
nissen der Variantenuntersuchung ebenfalls eine Verbes- [7] Applied Technology Council (ATC), Publication No.
serung der Nachweissituation bringen kçnnte. Hinsicht- P695, ATC-63: Project Report – 90 % Draft, Quantification
lich des OSR-Faktors ist allerdings zu bedenken, dass of Building Seismic Performance. Federal Emergency Ma-
dieser stark streut und eine allgemeine Definition auf nagement Agency, Washington, D. C., USA, April 2008.
einer soliden mechanischen Grundlage schwierig ist.
[8] Butenweg, C., Gellert, C.: Displacement based design of
masonry structures under earthquake loading. 14th Interna-
tional Brick and Block Masonry Conference, Sydney,
9 Ausblick Australia, 2008.
[9] Butenweg, C., Gellert, C., Kranzler, T.: Pseudo-dyna-
Der Beitrag hat deutlich gemacht, dass mit den aktuell
mische Versuche an Reihenmittelhusern – Vergleich mit
zur Verfgung stehenden Berechnungs- und Bemes- aktuellen Berechnungsanstzen. Mauerwerk, Heft 6/08. Ver-
sungskonzepten ein Nachweis von Mauerwerksbauten lag Ernst & Sohn, Berlin, 2008.
auch in deutschen Erdbebengebieten schwierig ist.
Neue Anstze in der Schubbemessung, neue Erkennt- [10] Butenweg, C., Gellert, C.: Mauerwerkswnde unter zy-
nisse hinsichtlich des Lastabtrags und der Modellbil- klischer Schubbeanspruchung, Mauerwerk 06/07. Verlag
dung und der standardmßige Einsatz nichtlinearer sta- Ernst & Sohn, Berlin 2007.
tischer Verfahren werden mit Einfhrung der europi- [11] Butenweg, C., Gellert, C., Norda, H., Reindl, L.: Vari-
schen Normenkonzepte diese Situation jedoch zeitnah antenberechnung mit der Kapazittsspektrum-Methode und
verbessern und die traditionellen Gebudegrundrisse dem kraftbasierten Ansatz nach DIN 4149 auf Grundlage der
wieder nachweisbar machen. Trotz der Verbesserungen experimentellen Daten aus ESESCMaSE. Bericht im Auftrag
wird nicht auf einen grundstzlich erdbebengerechten der Deutschen Gesellschaft fr Mauerwerksbau e. V., 2009.
I Erdbebenbemessung bei Mauerwerksbauten 167
[12] Butenweg, C., Gellert, C., Reindl, L.: Capacity design [24] Lagomarsino, S., Penna, A., Galasco, A.: TREMURI
of masonry buildings under cyclic loading. Proceeding of Program: Seismic Analysis Program for 3D Masonry Buil-
Seismic Risk 2008: Earthquake in North-West Europe, Lie- dings, University of Genoa, 2006.
ge, Belgium, 2008.
[25] Lçring, S.: Zum Tragverhalten von Mauerwerksbauten
[13] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk; Teil 1: Berechnung unter Erdbebeneinwirkung. Dissertation, Schriftenreihe
und Ausfhrung. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Tragkonstruktionen der Universitt Dortmund, Lehrstuhl
Beuth Verlag, 1996. fr Tragkonstruktionen, Heft 1, 2005.
[14] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk; Teil 100 Berech-
nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher- [26] Magenes, G., Remino, M., Manzini, M. et al.: SAM II,
heitskonzepts. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Software for the Simplified Seismic Analysis of Masonry
Verlag, 2007. Buildings. University of Pavia and EUCENTRE, 2006.
[15] DIN 1055-100:2001-03: Grundlagen der Tragwerkspla- [27] Meskouris, K., Butenweg, C., Gellert, C.: Kalksand-
nung; Teil 100: Sicherheitskonzept und Bemessungsregeln. stein – Erdbebensicheres Bauen. Verlag Bau+Technik, Ds-
Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Verlag, 2001. seldorf, 2008.
[16] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbeben- [28] Meskouris, K., Hinzen, K.-G., Butenweg, C., Mistler,
gebieten. Deutsches Institut fr Normung (DIN). Beuth Ver- M.: Bauwerke und Erdbeben, 2. erweiterte und aktualisierte
lag, 2005. Auflage mit Anwendungen nach DIN 4149:2005. Vieweg,
[17] DIN EN 1996:2006: Eurocode 6, Bemessung und Kons- 2007.
truktion von Mauerwerksbauten, Teil 1–3. Deutsches Institut
fr Normung (DIN). Beuth Verlag, 2006. [29] Meyer, U., Caballero Gonzlez, A.: EU-Forschungspro-
jekt ESECMaSE – eine zusammenfassende Bewertung aus
[18] DIN EN 1998:2006: Eurocode 8, Auslegung von Bau- der Sicht der deutschen Mauerwerksindustrie – Stand Herbst
werken gegen Erdbeben, Teil 1–6. Deutsches Institut fr 2008. Mauerwerk, Heft 6/08. Verlag Ernst & Sohn, 2008.
Normung (DIN). Beuth Verlag, 2006.
[30] MINEA, Bemessungsprogramm fr Mauerwerksbau-
[19] E DIN 1053: Mauerwerk; Teil 11–13, Gelbdruck. Deut-
ten. SDA-engineering GmbH, Kohlscheid. http://www.mi-
sches Institut fr Normung (DIN), Normenausschuss Bauwe-
nea-design.de, Stand 2009.
sen (NABau), 2009.
[20] ESECMaSE, Enhanced Safety and Efficient Constructi- [31] Mistler M.: Verformungsbasiertes seismisches Bemes-
on of Masonry Structures in Europe. http://www.esecma- sungskonzept fr Mauerwerksbauten. Dissertation, RWTH
se.org, Stand 2009. Aachen, 2006.
[21] Gellert, C., Butenweg, C.: Berechnungen zur Zustim- [32] Mistler, M., Butenweg, C., Fehling, E., Strz, J.: Ver-
mung im Einzelfall. Im Auftrag der ARGE Mauerziegel, formungsbasierte seismische Bemessung von Mauerwerks-
RWTH Aachen, 2008. bauten auf Grundlage zyklischer Schubwandversuche. Bau-
[22] Gellert, C., Butenweg, C.: Nichtlinearer Nachweis von ingenieur, 2007.
Mauerwerksbauten. SIA D 0231 „Erdbeben und Mauer-
[33] Zustimmungsbescheid im Einzelfall zum nicht-
werk“, D-A-CH Tagung, Zrich, 2009.
linearen Erdbebennachweis zur Sicherheit gegen Einsturz
[23] Gellert, C., Butenweg, C., Norda, H.: Nonlinear beha- (Grenzzustand der Tragfhigkeit) in der Erdbeben-
viour of masonry under cyclic loading. Proceedings of 7th bemessungssituation gemß DIN 4149. Regierungsprsidi-
European Conference on Structural Dynamics, University of um Tbingen, Landesstelle fr Bautechnik, Aktenzeichen
Southampton, UK, 2008. 27-18/2613.4-13-08.4, 2009.
C Bemessung 169
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
170 C Bemessung
Tabelle 1. Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material Der Beiwert K und die Exponenten a und b sind gemß
Tabelle 2 anzusetzen. Fr nachfolgend nicht angefhrte
Material gM
Materialkombinationen sind die empfohlenen Werte
Mauerwerk aus: der NORM EN 1996-1-1:2006, Abschnitt 3.6.1.2 (2)
Steinen der Kategorie I und Mçrtel nach 2,00 und (3) nach Vorgehensweise (ii) anzuwenden.
Eignungsprfung a) Fr Steine und Ziegel, die mit Leichtmçrtel vermauert
Steinen der Kategorie I und Rezeptmçrtel b) 2,20 werden, darf keine grçßere Steindruckfestigkeit als
Steinen der Kategorie II a) b) c) 2,50 15 N/mm2 in Rechnung gestellt werden.
Bei Mauerwerk mit Normalmçrtel und Mçrtelfugen pa-
Verankerung von Bewehrungsstahl 2,20 rallel zur Wandebene (Verbandsmauerwerk) muss fk
Bewehrungsstahl und Spannstahl 1,15 um 20 % vermindert werden.
Ergnzungsbauteile d) e) 2,20 Bei Mçrtel darf fr fm kein grçßerer Wert als 20 N/mm2
Mauerwerksstrze nach NORM EN 845-2 mit 2,20 bzw. 2 fb in Rechnung gestellt werden. Der kleinere
tragender bermauerung f) Wert ist maßgebend.
a) Anforderungen an Mçrtel nach Eignungsprfung sind in den 3.6.2 (3) Als Maximalwert fr fvk gilt 0,065 fb, wenn
NORMEN EN 998-2 und EN 1996-2 angegeben. alle Fugen die Anforderungen nach 8.1.5 erfllen und
b) Anforderungen an Rezeptmçrtel sind in den NORMEN EN 998-2
als vollstndig vermçrtelt angesehen werden kçnnen.
und EN 1996-2 angegeben.
c) Sofern der Variationskoeffizient der Steine nach Kategorie II nicht 3.6.2 (4) Als Maximalwert fr fvk gilt 0,045 fb, wenn
grçßer als 25 % ist. die Stoßfugen unvermçrtelt sind.
d) Abdichtungen gegen Feuchtigkeit sind ebenfalls mit gM abge-
deckt. 3.6.2 (6) Die Werte der Haftscherfestigkeit fvk0 sind,
e) Deklarierte Werte sind Mittelwerte. unter der Voraussetzung, dass der verwendete Normal-
f) Strze ohne tragende bermauerung sind nach den ent-
sprechenden Konstruktionsnormen zu bemessen.
mçrtel nach NORM EN 1996-2 keine Zusatzmittel
oder Zusatzstoffe beinhaltet, der Tabelle 3 zu entneh-
men.
folgt die rechnerische Ermittlung in Abhngigkeit von 3.6.3 (3) Fr die charakteristischen Biegefestigkeiten
der Mauersteingruppe und dem Mçrtel nach der For- fxk1 und fxk2 von Mauerwerk werden die empfohlenen
mel (1). Werte der EN 1996-1-1 bernommen.
fk ¼ K fba fmb (1) 3.7.2 (2) Liegen keine nach EN 1052-1 ermittelten
Versuchsergebnisse vor, darf fr die Verformungs-
Es bedeuten: und Schnittkraftermittlung der Kurzzeitelastizitts-
fk charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit modul E des Mauerwerks mit KE · fk angenommen wer-
K Beiwert laut Tabelle 2 den. Fr KE wird ein Wert von 1000 festgelegt.
fb normierte Druckfestigkeit eines Mauersteins
fm Druckfestigkeit des Mauermçrtels 3.7.4 (2) Die Endkriechzahl F¥, der Endwert fr lang-
a und b Exponenten laut Tabelle 2 zeitiges Quellen oder Schwinden bzw. der Wrmeaus-
Tabelle 2. Beiwerte K und Exponenten a, b zur Ermittlung der Druckfestigkeit von Mauerwerk
a) Mçrteldruckfestigkeit fm ‡ 10 N/mm2.
b) Es liegen keine gesicherten Prfungsdaten vor, die Druckfestigkeit von Mauerwerk muss mittels Prfungen ermittelt werden.
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 171
dehnungskoeffizient at, sollte durch Auswertung von net. Die Anzahl sollte nicht weniger als ntmin = 2 je m±
Versuchsergebnissen ermittelt werden. Wertebereiche betragen. Der grçßere der beiden Werte ist maßgebend.
fr die Verformungseigenschaften von Mauerwerk
8.5.2.3 (2) Die Maueranker, die die beiden Schalen ei-
sind in der EN 1996-1-1 angegeben und kçnnen fr
ner zweischaligen Wand ohne Luftschicht miteinander
die Berechnungen in der jeweiligen Bandbreite gewhlt
verbinden, sind nach 6.3.3 (2) zu berechnen und sollten
werden.
eine hinreichende Querschnittsflche mit nicht weniger
4.3.3 (3) Die Art des Bewehrungsstahls und der Min- als j = 2 Anker je m± Wandflche aufweisen und gleich-
destschutz des Bewehrungsstahls sollten unter Berck- mßig verteilt sein.
sichtigung der Expositionsklasse fr den entsprechen- 8.6.2 (1) Die Abminderung fr Druck-, Schub- und
den Einsatzort gemß der Tabelle der EN 1996-1-1 aus- Biegetragfhigkeit infolge vertikaler Schlitze und Aus-
gewhlt werden. sparungen darf vernachlssigt werden, wenn diese
4.3.3 (4) Beim Einsatz von ungeschtztem Baustahl Schlitze und Aussparungen nicht tiefer als tch,v sind.
sollte die Betondeckung cnom den Schutz der Beweh- Dabei sollte als Schlitz- und Aussparungstiefe die Tiefe
rung sicherstellen. Die anzuwendenden Werte von einschließlich der Lçcher gelten, die bei der Herstellung
cnom sind in der Tabelle der EN 1996-1-1 zu finden. der Schlitze und Aussparungen erreicht wird. Werden
die Grenzwerte berschritten, sollte die Tragfhigkeit
5.5.1.3 (3) Bei einer zweischaligen Wand mit Luft- auf Druck, Schub und Biegung mit dem infolge der
schicht, deren Schalen mit Mauerankern nach 6.5 ver- Schlitze und Aussparungen reduzierten Mauerwerks-
bunden sind, sollte die effektive Wanddicke tef nach querschnitt rechnerisch berprft werden. Fr die Wer-
Gleichung (5.11) berechnet werden. Fr den Wert ktef te von tch,v gelten die Empfehlungen der EN 1996-1-1.
der Gleichung gilt ktef = E1/E2 jedoch nicht grçßer als 2.
8.6.3 (1) Jeder horizontale und schrge Schlitz sollte in
6.1.2.2 (2) Fr Wnde mit Schlankheiten von lc = 15 einem Bereich kleiner als ein Achtel der lichten Ge-
oder geringer darf die Ausmitte infolge Kriechens, ek, schosshçhe ober- oder unterhalb der Decke angeordnet
gleich null gesetzt werden. werden. Die gesamte Schlitztiefe sollte kleiner als tch,h
sein, vorausgesetzt, die Exzentrizitt in diesem Bereich
8.1.2 (2) Die Mindestwanddicke tmin einer tragenden
ist kleiner als t/3. Dabei gilt als Schlitztiefe die Tiefe
Wand betrgt 17 cm und die einer aussteifenden Wand
einschließlich der Lochung, die bei der Herstellung der
mit geringem Anteil an Deckenlasten betrgt 12 cm.
Schlitze erreicht wird. Werden die Grenzwerte ber-
8.5.2.2 (2) Die Anzahl der Maueranker zur Verbindung schritten, sollte die Tragfhigkeit auf Druck, Schub und
der beiden Schalen einer zweischaligen Wand mit Luft- Biegung, unter Bercksichtigung des reduzierten Quer-
schicht oder einer Vorsatzschale mit dem Hintermauer- schnittes, rechnerisch berprft werden. Fr die Werte
werk sollte mindestens so groß sein wie nach 6.5 berech- von tch,h gelten die Empfehlungen der EN 1996-1-1.
172 C Bemessung
Seismizitt“ errechnet wurden, also einer Beben- Der Abstand zwischen diesen Wnden ist grçßer als
beanspruchung fr die der EC 8 nicht mehr anzuwenden 75 % der Bauwerksabmessung in der dazu orthogonalen
ist. Ergnzend erfolgten noch nationale Ergnzungen Richtung.
von Bestimmungen im Mauerwerksbau die nicht im Es mssen zumindest 35 % der gesamten vertikalen
EC 6 geregelt sind, jedoch in sterreich seit Jahren Lasten in jeder der ausgezeichneten Richtungen von
einzuhalten sind. Schubwnden abgetragen werden. Die Schubwnde in
einer Richtung mssen mit Schubwnden in der dazu
2.3 (2) Die maßgebenden Teilsicherheitsbeiwerte fr
orthogonalen Richtung in einem maximalen Abstand
das Material gM sind im Grenzzustand der Tragfhigkeit
von 7 m verbunden werden.
fr gewçhnliche Bemessungssituationen anzuwenden.
Zwischen zwei aufeinander folgenden Vollgeschossen
Als Ausfhrungskategorie wird in Abstimmung mit
drfen die Unterschiede der Massen sowie der Summen
NORM EN 1996-1-1:2006, Anhang A, Klasse 3 fest-
der horizontalen Schubwand-Querschnittsflchen 20 %
gelegt. Die Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material
nicht berschreiten.
sind der Tabelle zu entnehmen.
Das Grundrissverhltnis zwischen krzerer und lnge-
rer Bauwerksseite darf 1:4 nicht berschreiten; die Bau-
werkshçhe darf nicht mehr als das 1,3-Fache der krze-
Tabelle 4. Teilsicherheitsbeiwerte fr das Material –
ren Bauwerksseite betragen.
NORM B 1996-3
Fr unbewehrte Mauerwerkswnde ist ein Mindest-
Material gM Schubwandquerschnitt pro orthogonaler Richtung ge-
mß Tabelle 5 als Prozentangabe pA,min der gesamten
Mauerwerk aus: Gebudegrundrissflche je Geschoss einzuhalten.
Steinen der Kategorie I und Mçrtel nach 2,00 Der Mittelwert der Lngen der pro ausgezeichneter
Eignungsprfung Richtung in Rechnung gestellter Schubwnde muss
Steinen der Kategorie I und Rezeptmçrtel 2,20 nachfolgende Bedingungen erfllen; Zwischenwerte
Steinen der Kategorie II 2,50 drfen linear interpoliert werden:
Fllbeton bei Mantelbetonbauweise 1,88 a) bei einer Abtragung der Vertikallasten von 35 %
mindestens 100 % der lichten Geschosshçhe,
b) bei einer Abtragung der Vertikallasten von 65 %
mindestens 50 % der lichten Geschosshçhe.
4.1 (1) Die Gesamtstabilitt des Gebudes, zu dem die Alle Decken mssen eine ausreichende Scheibenwir-
Wand gehçrt, muss nachgewiesen werden. kung in ihrer Ebene aufweisen (schubsteife Decke).
Zur Sicherung der Gesamtstabilitt von Bauwerken sind
4.2.1.1 (1) Fr die Anwendung der vereinfachten Me-
aussteifende Wnde vorzusehen, fr die der Nachweis
thode mssen die folgenden Bedingungen eingehalten
dann als erbracht gilt, wenn – bei einem durch Fugen
sein:
begrenzten Deckenabschnitt – nachfolgende Bedingun-
– die Gebudehçhe ber der Gelndeoberflche darf
gen erfllt sind:
hm = 20 m nicht berschreiten;
Ein Bauwerk gilt ohne besonderen Nachweis dann als
– bei Gebuden mit geneigten Dchern ist die Gebu-
ausreichend durch Schubwnde ausgesteift, wenn diese
dehçhe als mittlere Hçhe ha nach Bild 4.1 zu bestim-
im Grundriss in zwei orthogonalen Richtungen ange-
men.
ordnet sind.
Mindestens zwei jeweils parallele Wnde sind in zwei 4.2.2.3 (1) tef = (t1 + t2)1/3 fr eine zweischalige Wand
orthogonalen Richtungen angeordnet, wobei die Lnge mit Wandankern mit nicht weniger als ntmin = 2, der
jeder Wand grçßer als 30 % der Bauwerkslnge in Rich- Mindestanzahl von Wandankern je m±, wobei t1 und t2
tung der betrachteten Wand zu sein hat. die tatschlichen Dicken der Wandschalen und der
Elastizittsmodul der unbelasteten Wand ‡ 90 % des D1 (1) Die charakteristische Druckfestigkeit von Mau-
Elastizittsmoduls der belasteten Wand sind. erwerk darf als die mit einer vereinfachten Methode
bestimmte charakteristische Druckfestigkeit fk,s ange-
4.4.2 (1) Fr die Bemessungsgrenzwerte der Schubfes-
nommen werden. Die Ermittlung der Mauerwerks-
tigkeiten gelten die Festlegungen zur EN 1996-1-1 zu
Druckfestigkeit erfolgt in Abhngigkeit von der Mauer-
Punkt 3.6.2.
steingruppe und dem Mçrtel nach den Festlegungen zur
EN 1996-1-1 (Pkt. 3.6.1.2 (1)). Als ausgewertete Tabel-
len werden angegeben:
bei der rechnerische Nachweis entfallen darf, wenn darf die Dicke des Betonkernes tc unabhngig von
die Wanddicke t ‡ 30 cm und die Anschtthçhe he einer eingeschobenen Zusatzdmmung 12 cm betra-
nicht grçßer als 2,0 m sind. gen, sofern der Kernbeton an mindestens drei Seiten
mit Mantelsteinmaterial in Verbund steht. Unter den
obigen Voraussetzungen darf fr Wnde aus Mantel-
5.2 Anhang C: Wnde in Mantelbeton-Bauweise beton mit der Dicke tc des Kernbetons 12 cm £ tc £
C.1 Materialien 15 cm bei der Ermittlung der wirksamen Wanddicke
fr tef der Wert von 15 cm eingesetzt werden.
Wnde aus Mantelbeton sind mehrschichtige Wnde, 3. Bei Kernbetonsulen mit kreisfçrmigem Querschnitt
bestehend aus muss der Mindestdurchmesser 14 cm betragen. Eine
• einer als Schalung, Putztrger bzw. Wrmedmmung vergleichbare Schlankheit gemß Punkt 2 ist sicher-
dienenden Ummantelung aus Platten oder Steinen; zustellen.
• einem statisch wirksamen Wandkern aus im Regel- 4. Geschosshohe Mantelelemente mssen folgende Vo-
fall unbewehrtem Normal- oder Leichtbeton. raussetzung erfllen: Wenn die Kernflche in Wand-
lngsrichtung durch Stege unterbrochen wird, ms-
C.1.1 Ummantelung sen je Hçhenmeter Verbindungen aus Beton mit ei-
Die Ummantelung besteht aus: nem Mindestquerschnitt in cm± von 20 cm · tc (cm)
• Mantelsteinen gemß NORM EN 15498; vorhanden sein.
• Dmmplatten gemß NORM EN 13168 und
NORM B 6000 oder NORM B 6022; C.2.2 Aussteifende Wnde
• mehrschichtigen Platten mit Beschichtungen gemß
Fr Wnde aus Mantelbeton darf die Kerndicke dann
NORM EN 13168 und NORM B 6000 oder
auf 9 cm reduziert werden, wenn die Schalkçrper aus
NORM B 6022;
mineralisch gebundener Holzwolle, mineralisch gebun-
• großvolumigen, geschosshohen Mantelelementen
denen Holzspnen, Holzbeton, Beton oder Ziegeln be-
gefertigt aus Steinen gemß NORM EN 15498;
stehen.
• Hochlochziegeln gemß NORM EN 771-1 und
NORM B 3200 mit Lçchern, die zur Verfllung
mit Kernbeton bestimmt sind; C.2.3 Sttzen
• Schalungssteinen gemß NORM EN 15435. Die charakteristische Druckfestigkeit von Sttzen mit
einer Kernbetonlnge Lc < 50 cm ist gemß Formel
C.1.2 Fllbeton (C.1) abzumindern.
Der fr den Wandkern verwendete Beton muss entwe- 0,7 + 0,6 · Lc (C.1)
der die Bestimmungen der NORM B 4710-1 oder – als
gefgedichter Leichtbeton – die Bestimmungen der Netto-Kernbetonlnge in m
NORM B 4710-2 erfllen. Im Regelfall ist eine ge- Sttzen mit einer Lngsausdehnung < 25 cm sind als
whlte Betonfestigkeitsklasse innerhalb eines Geschos- tragende Teile unzulssig. Bei der Mantelbauweise ist
ses beizubehalten, sofern nicht auf Grund statischer Er- unter Lngsausdehnung die Lnge des ungeschwchten
fordernisse einzelne Bauteile (z. B. Pfeiler) mit Beton statisch wirksamen Betonkerns zu verstehen.
einer hçheren Festigkeitsklasse auszufhren sind.
C.3 Konstruktionsbedingte Vorgaben
C.2 Anforderungen an Bauteile
C.3.1 Roste
C.2.1 Tragende Wnde
Alle tragenden und aussteifenden Wnde sind derart zu
1. Die Mindestdicke fr tragende Wnde ist fr Kern- verschließen, dass die aus Lastverteilungen oder Ver-
beton bei Mantelbauweise = 15 cm. formungsunterschieden entstehenden horizontalen Zug-
2. Bei Wnden aus Mantelbeton darf die Dicke des krfte in Hçhe der Decken aufgenommen werden kçn-
Betonkerns tc dann von 15 cm auf 12 cm reduziert nen. Bei Wnden aus Mantelbeton hat sich der Rost
werden, wenn die Schalkçrper oder Dmmplatten immer auf die volle Dicke des Kerns zu erstrecken.
aus mineralisch gebundener Holzwolle, mineralisch
gebundenen Holzspnen oder Holzbeton oder Beton
C.3.2 Deckenauflager Hohldielen
oder Ziegel bestehen und der Mantel jeweils eine
Mindestdicke von 2 cm aufweist. Bei mehrschichti- 1. Wird bei Hohldielen oder Hohlbalken eine in den
gen Dmmplatten muss die dem Kernbeton zuge- Rost einbindende Bewehrung ausgefhrt, so darf
wandte Schicht aus mineralisch gebundener Holz- eine gemeinsame Tragwirkung von Decke und Rost
wolle oder mineralisch gebundenen Holzspnen be- angenommen werden. Es gelten dabei folgende si-
stehen und jede Platte selbst eine Mindestdicke von cherzustellende Auflagertiefen ts auf dem Kernbeton:
5 cm aufweisen. Bei Mantelsteinen gemß EN 15498 Wandbeton mit einer
und bei Schalungssteinen gemß NORM EN 15435 Festigkeitsklasse ‡ C12/15 ts ‡ 6 cm
178 C Bemessung
Es bedeuten:
ts Auflagertiefe auf dem Kernbeton
tr Breite des Deckenrostes
tc Kernbetondicke
EN 1998-3:2005 gilt. Zur Erfllung des Kenntnisstan- • Fr die Mittelwertbildung an einer Prfstelle sind
des 2 (KL2) gemß NORM EN 1998-3:2005 sind abweichend von den Bestimmungen der NORM
mindestens 50 % der Befundung durchzufhren. EN 772-1 mindestens 5 Einzelwerte heranzuziehen.
Kriterien zur Festlegung der Anzahl der Prfserien zur • Bei Anwendung eines Rckprallverfahrens zur Be-
Erfllung des Kenntnisstandes 3 (KL3): stimmung der Steindruckfestigkeit sind je Probe-
• je Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien eine stelle mindestens 10 Einzelprfungen auszuwerten.
Prfserie, • Fr die Festlegung der Mauersteinkategorie sind alle
• pro angefangene 1000 m± Bruttogeschossflche und Einzelwerte der Prfserien innerhalb einer Mauer-
Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien eine werksart mit gleichartigen Materialien heranzu-
Prfserie, ziehen.
• mindestens zwei Prfserien pro Bestandsobjekt.
Fr die Prfung eines Teilbereiches mit gleichartigen
D.2.3 Mçrtelprfung
Materialien innerhalb eines Objektes ist mindestens
eine Prfserie auszufhren. Als Prfserie fr die Mauer- Fr die Prfung des Fugenmçrtels sind geeignete Prf-
werksprfung gelten verfahren einzusetzen, die eine gesicherte Umrechnung
• mindestens drei Einzelprfkçrper gemß D.2.1, der geprften Festigkeiten auf die Mçrteldruckfestig-
• mindestens drei Prfstellen einer Komponentenfes- keit, geprft nach NORM EN 998-2, besitzen.
tigkeitsbestimmung durch Entnahme von Material- • Bei Mçrtel mit Druckfestigkeiten £ 3,0 N/mm± ist
proben und Druckfestigkeitsprfung gemß D.2.2 zur Prfung der Mçrteldruckfestigkeit bevorzugt
und D.2.3, das Stempeldruckverfahren anzuwenden. Fr die
• mindestens sechs Prfstellen einer Komponentenfes- Auswertung einer Probestelle sind mindestens 10
tigkeitsbestimmung mittels Rckprall- und Eindring- Einzelprfwerte heranzuziehen.
messungen zur Druckfestigkeitsbestimmung gemß • Bei Anwendung eines Eindring- oder Rckprallver-
D.2.2 und D.2.3. fahrens zur Bestimmung der Mçrteldruckfestigkeit
sind je Probestelle mindestens 10 Einzelversuche
D.2.1 Mauerwerksprfung auszuwerten.
Bei der Entnahme von Mauerwerks-Prfkçrpern ist be-
sonders auf statische Gegebenheiten des Objektes zu D.2.4 Dokumentation
achten. Bei der Prfkçrperentnahme aus tragenden
Ein Prfgutachten oder Prfbericht einer Mauerwerk-
Wnden sind die Bestimmungen gemß NORM EN
sprfung hat mindestens zu enthalten:
1996-1-1:2006, Abschnitt 8.6 zu beachten und im Re-
• Objekt,
gelfall ein statischer Nachweis fr den geschwchten
• Prfdatum,
Wandbereich vorzulegen. Die Prfung von Bruchstein-
• Plan mit Lage der Prfstellen,
Mauerwerk darf analog zum Verbandsmauerwerk erfol-
• Prfmethode und Umrechnung auf normgemße
gen.
Festigkeiten,
Kleinere Prfkçrperabmessungen als die in NORM
• charakteristische Wandfestigkeit fk je Prfstelle,
EN 1052-1 enthaltenen sind bei Bestandsmauerwerk
Prfserie und Mauerwerksart mit gleichartigen
fr die Ermittlung von fk nur zulssig, wenn gesicherte
Materialien.
Umrechnungsfaktoren zwischen diesen Prfkçrper-
Zustzlich sind bei Prfung der Komponentenfestig-
abmessungen und den Mindestabmessungen gemß
keiten noch folgende Angaben anzufhren:
NORM EN 1052-1 vorliegen sowie mindestens vier
• Von der Prfkçrperform unabhngige Steindruckfes-
Lagerfugen im Prfkçrper vorhanden sind.
tigkeit fb je Prfstelle, Prfserie und Mauerwerksart
Prfkçrper mit weniger als vier Lagerfugen drfen nur
mit gleichartigen Materialien,
fr Kontrollprfungen von mit organischen Harzen ver-
• Mçrteldruckfestigkeit fm je Prfstelle, Prfserie und
festigtem Bestandsmauerwerk eingesetzt werden.
Mauerwerksart mit gleichartigen Materialien,
Die Entnahme und der Transport des Prfkçrpers haben
• Angabe der Kategorie der Mauersteine gemß
unter grçßtmçglicher Schonung der Mauerwerksstruk-
NORM EN 771-1.
tur zu erfolgen.
Die charakteristische Wandfestigkeit fk einer Prfserie
ist der Mittelwert der Prfergebnisse dieser Serie divi- D.3 Nachweise
diert durch 1,2. Ist der kleinste Einzelwert kleiner als
Die Bemessung von Bestandsmauerwerk ist entweder
der so ermittelte Wert fr fk, so ist fk dem kleinsten
durch visuellen Befund und Annahme von auf der
Einzelwert gleichzusetzen.
sicheren Seite liegenden Materialparametern oder ge-
sicherten Prfergebnissen gemß D.2 durchzufhren.
D.2.2 Mauersteinprfung
Entsprechend der im Prfgutachten oder Prfbericht
Die Mauersteinprfung ist gemß NORM EN 772-1 enthaltenen Mçrteldruckfestigkeit und Mauersteinart
oder als zerstçrungsfreie Prfung mit dem Rckprall- darf die charakteristische Anfangsscherfestigkeit der
hammer (Rckprallverfahren) durchzufhren. NORM B 1996-1-1:2009, Tabelle 3 entnommen
II Die Anwendung des Eurocode 6 in sterreich 181
Es bedeuten:
tr Breite des Deckenrostes
tbr Breite des Roststeines
t Wanddicke
F.2.2 Roste bei tragenden und aussteifenden außer Zugkrften auch Biegemomente infolge recht-
Innenwnden winkelig zur Wand wirkender Krfte aufnehmen
kann.
Bei tragenden Innenwnden und aussteifenden Innen-
wnden, gleich welcher Ausfhrung, ist der Rost auf die
volle Dicke der tragenden Wandteile auszubilden. F.3 Deckenauflager
Die Ausbildung der Deckenauflager hat wie folgt zu
F.2.3 Ausbildung der Roste
erfolgen:
Die Ausbildung der Roste ist wie folgt durchzufhren: 1. Wird bei Hohldielen oder Hohlbalken eine in den
1. Fr Roste ist mindestens Beton der Festigkeitsklasse Rost einbindende Bewehrung ausgefhrt, so darf
C 16/20 mit einer Lngsbewehrung aus BSt 550 mit eine gemeinsame Tragwirkung von Decke und Rost
einem Gesamtquerschnitt von mindestens 2 cm± angenommen werden. Es gelten dabei folgende si-
(bzw. gleichwertig) zu whlen. Bei Rosten von Hohl- cherzustellende Auflagertiefen ts auf der tragenden
dielen wird darber hinaus Beton mit einer Konsis- Wand:
tenz von F 45 oder weicher gefordert. Mauerwerk mit einer Steindruckfestigkeit:
2. In den Rost einbindende Decken sind nach den ein- fb ‡ 25 N/mm± ts ‡ 6,0 cm
schlgigen NORMEN bzw. Zulassungen mittels 15 N/mm± £ fb < 25 N/mm± ts ‡ 8,0 cm
Bewehrung zu verankern. fb < 15 N/mm± ts ‡ 10,0 cm
3. Bei Hohldielen ist eine Fugenbewehrung aus BSt 2. Bei beidseitiger Auflagerung von Hohldielen und
550 mit einem Querschnitt von mindestens 0,7 cm± Hohlbalken auf Innenwnden muss noch so viel
pro Meter Auflagerlnge (bzw. gleichwertig) im Platz vorhanden sein, dass ein einwandfreies Beto-
Rost zu verankern, wobei die volle Verankerungs- nieren des Rostes bzw. eine wirkungsvolle Beweh-
lnge einzuhalten und erforderlichenfalls die Rostbe- rungsfhrung sichergestellt ist.
wehrung zu umschließen ist. 3. Bei ber 60 cm breiten Hohldielen ist, wenn keine
4. Bei Holzdecken ist der Rost in Form eines Ringbal- anderen Maßnahmen zur Sicherstellung einer gleich-
kens unterhalb des Deckenauflagers auszubilden, der mßigen Auflagerung und einer gesicherten Ablei-
Es bedeuten:
ts Auflagertiefe
tbr Breite des Roststeines
t Wanddicke
tung von Wandlasten aus den ber der betrachteten 8.2 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
Decke liegenden Geschossen getroffen werden, die 8.3 Nachweis durch Einhaltung konstruktionsbeding-
Verlegung in einem weichen Mçrtelbett vorzuneh- ter Grundregeln bei Gebuden mit hçchstens zwei
men. Geschossen
4. Hohldielen bzw. Hohlbalken, die die Bestimmungen 8.4 Vereinfachter Nachweis bei Gebuden mit hçchs-
von 1) nicht erfllen, und nicht ergnzte Fertigteile, tens drei Geschossen
schlaff bewehrt oder vorgespannt, die nicht kraft- 8.5 Nachweis der Grenzzustnde
schlssig mit dem Rost verbunden sind, drfen auf 8.6 Vereinfachte Berechnungsmethode fr Wnde
Hohlblocksteinen mit weniger als 5 Hohlkammerrei- unter Einzellasten
hen (gezhlt normal zur Wand) nur auf Ringbalken 8.7 Vereinfachte Berechnungsmethode fr Keller-
verlegt werden. wnde, die durch horizontalen Erddruck bean-
sprucht werden
8.8 Vereinfachte Berechnungsmethode fr begrenzt
horizontal, aber nicht vertikal beanspruchte Wnde
6 ON-Regel ONR 21996
8.9 Vereinfachte Berechnungsmethode fr gleich-
Um dem Normenanwender die Arbeit zu erleichtern, mßig horizontal, aber nicht vertikal beanspruchte
hat sich der Fachnormenausschuss entschlossen, ein ge- Wnde
samtheitliches Normendokument auf Basis der EN Anhang A Vereinfachte Methode zur Bestimmung der
1996-3 inklusive aller nationaler Festlegungen und Er- charakteristischen Festigkeit von Mauer-
gnzungen sowie einiger Erluterungen und Einfgun- werk
gen aus anderen europischen Normen herauszugeben. Anhang B Nachweise von Bestandsobjekten und
Die Gliederung der vorliegenden ONR 21996 richtet Bestandsbauteilen aus Mauerwerk
sich dabei weitestgehend nach der bisherigen nationalen
NORM B 3350, beinhaltet aber alle Bestimmungen
der EN 1996-3. Nachfolgend wird nur die Inhaltsglie-
7 Literatur
derung der ONR 21996 wiedergegeben, da die meisten
Inhalte in den vorherigen Punkten bereits beschrieben [1] NORM B 3350:2006-01: Tragende und aussteifende
wurden. Wnde – Bemessung und Konstruktion (zurckgezogen).
1 Anwendungsbereich [2] NORM B 1996-1-1: Bemessung und Konstruktion von
2 Normative Verweisungen Mauerwerksbauten; Teil 1-1: Allgemeine Regeln fr bewehr-
3 Begriffe tes und unbewehrtes Mauerwerk – Nationale Festlegungen
4 Verwendete Bezeichnungen zur NORM EN 1996-1-1. Wien, 01. 03. 2009.
5 Materialien und Bauteile
[3] NORM B 1996-1-2: Bemessung und Konstruktion von
5.1 Allgemeines
Mauerwerksbauten; Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Trag-
5.2 Mauersteine werksbemessung fr den Brandfall – Nationale Festlegungen
5.3 Mçrtel zur NORM EN 1996-1-2. Wien, 01. 07. 2006.
5.4 Mantelbeton
6 Konstruktionsbedingte Vorgaben [4] NORM B 1996-2: Bemessung und Konstruktion von
6.1 Ausbildung von Mauerwerk Mauerwerksbauten; Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe
6.2 Ausbildung von Wnden in Mantelbetonbauweise und Ausfhrung von Mauerwerk – Nationale Festlegungen
6.3 Anschluss von Wnden an Decken und Dchern zur NORM EN 1996-2. Wien, 01. 11. 2006.
6.4 Aussparungen und Schlitze in tragenden Wnden [5] NORM B 1996-3: Bemessung und Konstruktion von
6.5 Auf Strze entfallende Lastanteile Mauerwerksbauten; Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmetho-
6.6 Zweischalige Wnde den fr unbewehrte Mauerwerksbauten – Nationale Fest-
6.7 Gesamtstabilitt eines Gebudes legungen und Ergnzungen zur NORM EN 1996-3. Wien,
7 Berechnungsgrundlagen der Bemessung 01. 03. 2009.
7.1 Allgemeines [6] ONR 21996: Bemessung und Konstruktion von Mauer-
7.2 Grundlegende Grçßen werksbauten – Vereinfachte Berechnungsmethoden fr unbe-
7.3 Nachweis mit der Teilsicherheitsmethode wehrte Mauerwerksbauten nach NORM EN 1996-3 und
7.4 Charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk NORM B 1996-3. sterreichisches Normungsinstitut,
7.5 Charakteristische Haftscherfestigkeit von Mauer- Wien, 15. 06. 2009.
werk [7] Fehling E.; Strz, J.; Pech, A.; Zach, F.: ESECMaSE –
7.6 Charakteristische Biegefestigkeit von Mauerwerk Enhanced Safety and Efficient Construction of Masonry
7.7 Elastizittsmodul, Schubmodul von Mauerwerk Structures in Europe. Deliverable D9.3+D9.4: Proposals for
7.8 Fllbeton design procedures for masonry in Eurocode 8 + Proposals for
8 Nachweise simplified methods for masonry structures in Eurocode 8,
8.1 Grenzzustand der Tragfhigkeit 2008.
C Bemessung 185
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
186 C Bemessung
Die Formfaktoren sind fr Ziegel, Kalksandstein und Leichtbeton validiert. Fr Porenbeton ist ein Formfaktor von 1 anzusetzen.
Ein weiterer Korrekturfaktor bezieht sich auf die Konditionierung der Mauersteine und ist:
– nach 7.3.2 of 7.3.4 von EN 772-1: 1,0
– nach 7.3.3 von EN 772-1: 0,8
– nach 7.3.5 von EN 772-1: 1,2
Bild 3. Eine neutrale Wand ist eine Aussteifungswand ohne Effekte nach Theorie II. Ordnung (h Wanddicke)
Dabei sind
et die Gesamtexzentrizitt einschließlich Effekte
nach Theorie II. Ordnung
eo Exzentrizitt nach Theorie I. Ordnung die sich bei
Bild 4. Bauteilsteifigkeit, wie sie bei der quasi-linearen Anwendung der linearen Elastizittstheorie ergibt;
Elastizittstheorie verwendet wird = Md/N¢d
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 189
Tabelle 3. Biegemomentenkoeffizienten fr senkrecht zur Wandebene belastete Wnde (an drei bzw. vier Seiten frei drehbar gelagert)
Prinzipskizze x ec
2
C L N0vd
x¼ ec ¼ 3 h þ eo ð4 y 2Þ
C 0,5 N0vd L 100 h N0d
Dabei sind:
C die rotationssteifigkeit der Einspannung (i. Allg. des Fundamentes)
L die Lnge des Kerns ber der Einspannung
N0vd der Bemessungswert der vertikalen Gesamtlast, die durch den Kern ausgesteift wird
N0d der Bemessungswert der vertikalen Last im Kern unmittelbar ber der Einspannung
h Querschnittshçhe des Aussteifungskerns
y ein Formfaktor, der fr rechteckige Querschnitt gleich 1 ist
190 C Bemessung
Die Anteile aus Theorie II. Ordnung kçnnen vernach- 4 Grenzzustand der Tragfhigkeit
lssigt werden, wenn sie nicht grçßer als 10 % der Ein-
Generell wird der Grenzzustand der Tragfhigkeit an
wirkungen nach Theorie I. Ordnung sind. Fr Ausstei-
den maßgebenden Querschnitten nachgewiesen.
fungskerne ist das der Fall, wenn folgende Gleichung
Die kombinierte Wirkung von Druck und Biegung kann
eingehalten ist:
sffiffiffiffiffiffiffiffi auf verschiedene Art nachgewiesen werden:
EI 1. Bestimmung der Tragfhigkeit des Querschnittes un-
lc (10)
N0vd ter Vernachlssigung der Biegezugfestigkeit des
Mauerwerks. Dieses Vorgehen ist stets erlaubt.
Dabei ist
2. Bestimmung der Tragfhigkeit des Querschnittes un-
lc die Knicklnge der Wand
ter Ausnutzung der Biegezugfestigkeit des Mauer-
EI die Steifigkeit eines Aussteifungskerns in gerisse-
werks. Dieses Vorgehen ist nur fr nichttragende
nem Zustand
Wnde und ausgesteifte Wnde erlaubt.
N0vd der Bemessungswert der vertikalen Last, die aus-
Bei Anwendung des Nachweises ohne Ansatz der Bie-
gesteift werden soll.
gezugfestigkeit des Mauerwerks kann der Zusammen-
Hinter der Gleichung steht folgender Zusammenhang: hang zwischen Gesamtexzentrizitt et einschließlich
Die Auswirkung der Theorie II. Ordnung auf die Exzen- von Effekten nach Theorie II. Ordnung und N¢u;d Ta-
trizitt ergibt sich aus belle 4 entnommen werden.
1
eo ,
n1
Tabelle 4. Zusammenhang zwischen der Gesamtexzentrizitt
wobei n das Verhltnis der Eulerlast zu dem Bemes-
und der zentrischen Traglast
sungswert der Vertikalkraft ist, die auszusteifen ist.
Wenn n grçßer als 9 ist, ist der Anteil der Theorie II. Ord- et N0u;d
nung kleiner als 10 % des Effekts nach Theorie I. Ord- h b h f0d
nung sodass
0,00 1,00
Neuler p2 EI
0 ¼ 2 0 10 (11) 0,05 0,86
Nvd lc Nvd
Wenn man p± gerundet zu 10 ansetzt, erhlt man die 0,10 0,74
Knicklnge. 0,15 0,63
Bei der Schnittkraftermittlung sind die nachfolgend auf-
gefhrten, zustzlichen Anforderungen zu bercksich- 0,20 0,54
tigen: 0,25 0,45
• Mindestexzentrizitten
– unverschiebliche, tragende Wnde sind ebenfalls 0,30 0,36
mit einer Mindestexzentrizitt von 10 mm oder 0,35 0,27
L/300, der grçßere Wert ist maßgebend, die kon-
stant ber die Lnge der Wand bei Annahme einer 0,40 0,18
Knicklnge gleich der Wandlnge anzusetzen ist. 0,45 0,09
– Aussteifungskerne sind mit einer Mindestexzen-
trizitt nach Theorie I. Ordnung von 10 mm oder 0,50 0,00
L/300 zu berechnen. Der grçßere Wert ist dabei
maßgebend.
• Wenn die lineare Elastizittstheorie fr die Schnitt-
kraftermittlung angewendet wird, ist eine Schiefstel- In Bild 6 sind beide beschriebenen Methoden miteinan-
lung von l/300 anzusetzen. der verglichen, und zwar fr den Fall, dass die Biegezug-
Die einzelnen Bauteile von Aussteifungskernen und festigkeit gleich 10 % der Druckfestigkeit ausmacht. In
Schubwnden sind auf ihre Stabilitt hin zu berprfen, den Niederlanden ist generell die Biegezugfestigkeit mit
insbesondere auf Knicken aus ihrer Ebene heraus. Dazu einer Bruchflche parallel zu den Lagerfugen kleiner als
ist der Teil der Wand senkrecht zur Wandflche ent- die 10 % der Druckfestigkeit. Man kann erkennen, dass
sprechend zu bercksichtigen. Dieser Teil der Wand lediglich im Falle geringer Druckkrfte grçßere Momen-
ist dann als unverschieblich mit einer Mindestexzentri- te mit der Methode nach 2 (s. oben) mçglich sind.
zitt von 10 mm bzw. L/300 und einer Knicklnge In der TGB Mauerwerk ist eine vereinfachte Methode
gleich der Wandhçhe anzusetzen. Wenn der Teil der angegeben worden, mit der unverschiebliche Wnde
Wand an einer vertikalen Kante gesttzt ist, ist eine unter Ansatz einer linear ber die Wandhçhe vernder-
Reduzierung der Knicklnge mçglich. lichen Exzentrizitt (nach Theorie I. Ordnung) nach-
gewiesen werden kçnnen. Aus dieser Exzentrizitt
I. Ordnung und der Schlankheit der Wand kann die Trag-
fhigkeit nach folgender Formel bestimmt werden:
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 191
Bild 6. Vergleich der beiden Methoden Kombination von zentrischer Druckkraft und Biegung
Bild 8. Werte fr a fr Exzentrizitten e0 und e1 sowie eine Schlankheit von 5
Bild 9. Werte fr a fr Exzentrizitten e0 und e1 sowie eine Schlankheit von 15 (oben) und 20 (unten)
III Bemessung von Mauerwerk nach der hollndischen Norm 193
Die Lage der Geraden, bei denen die Effekte nach Hçhe der Wand ist die Verschiebung, unter der die
Theorie II. Ordnung keine Rolle spielen, stimmen mit Wand nicht umkippen darf (s. Bild 11).
den Werten nach Tabelle 4 berein. Die Exzentrizitt e1 folgt aus dem Angriffspunkt der
Der Abschnitt zur Teilflchenbelastung ist identisch mit Last am Wandkopf. Die Exzentrizitt e0 am Fuß der
dem im Eurocode 6 [1]. Die Tragfhigkeit unter Einzel- Wand kann aus der Grafik gem. Bild 9 ermittelt werden.
lasten kann wie folgt ermittelt werden: Am Fuß der Wand lsst sich das Momentengleichge-
wicht wie folgt ermitteln.
Fu;d ¼ cbr Abr fd0 (13)
Md ¼ 0 ¼ N0d ðe0 e1 d u Þ þ Gd ðe0 d u =2Þ (15)
Dabei sind
Fu;d die Tragfhigkeit des Mauerwerks unter einer Daraus ergibt sich die zulssige Verschiebung fr eine
Einzellast neutrale Wand zu
cbr ein Erhçhungsfaktor der zwischen 1,0 und 1,5 e0 ðN0d þ Gd Þ e1 N0d
variiert du ¼ (16)
Gd
Abr die Flche, ber die die Einzellast abgetragen wird N0d þ
fd0 der Bemessungswert der Druckfestigkeit von 2
Mauerwerk
Die Tragfhigkeit bei Schubbeanspruchung wird als
Tragkraft und nicht als Festigkeit angegeben. Die Ge-
samttragfhigkeit ergibt sich aus
FRv;ud ¼ Fv;ud þ 0,4 N0vx;d (14)
Dabei sind
Fv;ud ¼ fv;d bv x (Anteil aus der Haftscherfestigkeit)
bv die minimale Breite des Wandquerschnittes
x die berdrckte Lnge des Wandquerschnittes in
der maßgebenden Lastkombination (s. Bild 10)
N0vx;d die Normalkraft, die im berdrckten Teil der
Wandflche bvx wirkt
Wie bereits dargestellt, kann angenommen werden, dass
eine unverschiebliche Wand im Aussteifungssystem des
Gebudes keinen Beitrag zu den Anteilen nach Theorie
II. Ordnung leistet. Diese Art von Wnden wird als
neutrale Wnde bezeichnet. Um zu berprfen, ob diese
Annahme richtig ist, ist die Verschiebung des Tragwer-
kes zu ermitteln und mit der zulssigen zu vergleichen.
Die Verformung ist mithilfe der Bemessungswerte der
Lasten unter Anwendung einer nichtlinearen Theorie
oder der quasi-linearen Theorie zu ermitteln. Die zuls-
sige horizontale Verschiebung du ber die gesamte Bild 11. Lasten, Exzentrizitten und zulssige Verschiebung du
194 C Bemessung
5 Zusammenfassung 6 Literatur
Im Allgemeinen sind in den Niederlanden Ausstei- [1] EN 1996-1-1, Eurocode 6: Design of masonry structures;
fungskerne und Schubwnde sehr schlank. Deshalb Part1-1: General rules for reinforced and unreinforced ma-
sind bei der Bemessung Effekte nach Theorie II. Ord- sonry structures, CEN 2007.
nung zu beachten. Der Eurocode gibt prinzipielle Re- [2] NEN 6790: Technische Regeln fr Hochbauten – TGB
geln an, wann Anteile nach Theorie II. Ordnung zu 1990 – Mauerwerkbauten. 2005 (in Originalsprache).
bercksichtigen sind, jedoch sind die detaillierten Re-
[3] Grnberg, J.: Grundlagen der Tragwerksplanung – Si-
geln nach der hollndischen Tradition aus der TGB
cherheitskonzepte und Bemessungsregeln fr den konstruk-
Mauerwerk, wie das zu erfolgen hat, nicht enthalten.
tiven Ingenieurbau. Erluterungen zu DIN 1055-2004. Beuth:
Deshalb sind die Anwendungsregeln zur Ermittlung
Berlin 2004.
der Anteile aus Theorie II. Ordnung als nicht im Kon-
flikt mit dem Eurocode stehende Regelungen in den [4] Claessens, A. M. H. M.A., Wijte, S. N. M.: Stability of
Niederlanden erforderlich. Sie werden zuknftig in a row of residential houses with small piers, Proceedings
Form einer neuen Hollndischen Norm, die auf den 13th IB±MaC Amsterdam, july 2004, pp. 509–517.
Prinzipien und den Materialeigenschaften des Euroco- [5] Groot, A. K. de, van Riel, A. C.: De stabiliteit van ko-
des 6 aufbaut, neben dem Eurocode anwendbar sein. lommen en wanden van ongewapend beton. Heron, Jaargang
15 No. 3/4, 1967, pp. 65–112.
C Bemessung 195
Mauerwerk-Kalender 2010
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196 C Bemessung
Pr max ¼ 0,8 jm ð0,85 fm0 Þ Ae (1) werksdruckfestigkeit fm0 , multipliziert mit jm , nicht
berschreitet. CSA S304.1-04 gibt einen allgemeinen
mit Abminderungsfaktor auf der Widerstandsseite von jm
jm Abminderungsfaktor auf der Widerstandsseite fr = 0,6 (gm = 1/0,6 = 1,67) fr Mauerwerk unter Druck,
Mauerwerk Zug, Schub sowie Einzellasten an.
fm0 charakteristische Festigkeit von Mauerwerk
Pf Mf
Die wirksame Querschnittsflche Ae ist die mit Mçrtel ftension ¼ þ jm f t (2)
Ae S
bedeckte Flche und die Flche der Hohlrume, die mit
Mçrtel gefllt sind. Die kanadische Norm fordert, dass in Pf Mf
der wirksamen Querschnittsflche „ausgerumte Fugen, fcompression ¼ jm fm0 (3)
Ae S
Hohlrume sowie Schlitze und Aussparungen zu berck-
sichtigen sind. Eine Reduzierung der Querschnittsflche Unter Bercksichtigung der Tatsache, dass zentrische
wird dann nicht gefordert, wenn der Hohlraumanteil Lasten niemals tatschlich zentrisch eingetragen werden,
25 % der Flche des Hochlochsteins nicht berschreitet noch dass eine Wand jemals perfekt lotrecht errichtet
und (b) bei konkaver Aufbringung des Mçrtels die Eben- wird, fordert Punkt 7.7.3 der CSA S304.1-04, dass die
heitsabweichung 3 mm nicht bersteigt.“ Exzentrizitt des Lasteintrags an beiden Enden der
Wand (Kopf und Fuß) einer zentrischen Last niemals
kleiner sein darf als 10 % der Wanddicke. Wenn die
infolge ußerer Lasten senkrecht zur Wandebene einge-
leiteten Biegemomente oder Vertikallasten mit plan-
5 Tragfhigkeit unter Druck- und mßigen Exzentrizitten grçßer sind als die 10 % Min-
Biegebeanspruchung destexzentrizitt, braucht das Moment aus der ungewoll-
Die Entscheidung, ob ein Querschnitt im GZT reißt oder ten Exzentrizitt nicht bercksichtigt zu werden.
ungerissen bleibt, obliegt bis zu einem bestimmten Maß Die kanadische Norm erlaubt eine plastische Traglast-
dem bemessenden Ingenieur. CSA S304.1-04 fordert, analyse, wenn der gesamte Wandquerschnitt berdrckt
dass unbewehrte Mauerwerkswnde unter kombinierter ist oder wenn der bemessende Ingenieur gerissene Quer-
Beanspruchung infolge Biegung und Normalkraft so zu schnitte zulsst. In diesem Falle ist die (aufnehmbare)
bemessen sind, dass sie ungerissen bleiben, wenn die Druckkraft im Mauerwerk unter der Annahme eines
Exzentrizitt aus Biegung um die Haupt- oder Neben- rechteckigen Spannungsblocks zu berechnen, der durch
achse ein Drittel der Querschnittsabmessung rechtwink- eine angenommene gleichmßige Spannung von
lig zur Achse, um die die Biegemomente berechnet wor- 0,85 jm c fm0 , ber eine Druckzone verteilt, die durch
den sind, berschreitet. Dies ist nur durch Neubemes- den oberen Querschnittsrand und eine gerade Linie pa-
sung des Querschnitts oder Bewehrung zu erreichen. rallel zur Nulllinie in einem Abstand a ¼ b1 c von der
Obwohl die kanadische Norm den rechteckigen Span- Faser mit der maximalen Druckstauchung gebildet wird:
nungsblock fr ungerissene und teilweise gerissene Cm ¼ 0,85 jm c fm0 a b (4)
Querschnitte zulsst, wird auf dessen Anwendung in
der Regel verzichtet und vereinfachend linear elastisch Dabei sind
ohne Ausschluss von Zugspannungen gerechnet. c Faktor zur Bercksichtigung der Richtung der
Mithilfe der linearen Elastizittstheorie ist dann sicher- Druckspannung zur Richtung, in der fm0 bestimmt
zustellen, dass die maximalen Zugspannungen die Zug- worden ist
festigkeit des Mauerwerks ft , dividiert durch die Mate- b wirksame Breite der gedrckten Mauerwerkswand
rialsicherheit jm , nicht berschreiten und dass die ma- b1 Verhltnis der Breite des Spannungsblocks zur Lage
ximale Druckspannung die charakteristische Mauer- der Nulllinie
c Abstand von der am meisten gedrckten Quer- lasten ist, einschließlich der Effekte nach Theorie
schnittsfaser zur Nulllinie II. Ordnung.
CSA S304.1-04 gibt den folgenden Steifigkeitskoeffi-
Der Spannungsblock wird hauptschlich im bewehrten
zienten zur Berechnung der Querverformung d f an zu
Mauerwerk angewendet (s. Bild 1)
Infolge der Exzentrizitten der vertikalen Lasten an den E I ¼ je ðE IÞeff =ð1 þ 0,5 bd Þ (6)
Wandenden und der Auswirkung von horizontalen Las-
ten senkrecht zur Wandebene wird ein „primres Mo- Dabei sind
ment“ Mp definiert, das Biegung senkrecht zur Wand- je Abminderungsfaktor fr die Bauteilsteifigkeit
ebene hervorruft. Die Vertikallast ruft durch die Aus- je ¼ 0,65 fr unbewehrtes Mauerwerk
biegung der Stabachse infolge des primren Moments bd Verhltnis des Moments aus den mit Teil-
ein zustzliches, „sekundre Biegemoment“ hervor sicherheitsbeiwerten multiplizierten stndigen
(Gleichgewicht am verformten System). Nach CSA Lasten zu dem aus dem Gesamtmoment,
S304.1-04 ist die einwirkende, vertikale Bemessungs- ermittelt fr die maßgebende Lastkombination
last mit dem Gesamtmoment (primres + sekundres) ðE IÞeff Nennsteifigkeit der Wand,
infolge vertikaler Bemessungslasten zu kombinieren. ðE IÞeff ¼ 0,4 Em Io , sofern keine genauere
Berechnung durchgefhrt wird
Em Elastizittsmodul
von Mauerwerk
6 Schlankheitseffekt Em ¼ 850 fm0
Io Trgheitsmoment des wirksamen Querschnitts
Die kanadische Norm verweist auf zwei Methoden der um die Hauptachsen.
Bercksichtigung von Effekten nach Theorie II. Ord-
nung: die Last-Verschiebungs-Methode (Pd) und die
Momenten-Vergrçßerungs-Methode. Die Grçße des 6.2 Momenten-Vergrçßerungs-Verfahren
Moments aus Theorie II. Ordnung infolge von Vertikal- Die kanadische Mauerwerksnorm bietet als alternative
lasten aus der Verschiebung infolge von Biegemomen- Methode zur Bercksichtigung der Schlankheitseffekte
ten, oder der Pd-Effekt, wird beeinflusst durch die noch das Momenten-Vergrçßerungs-Verfahren an. Bei
Schlankheit der Wand, kh/t. Abschnitt 7.7.5 von CSA diesem Vorgehen wird der Bemessungswert des Ge-
S304.1-04 gibt folgende Schlankheitsgrenzen an: samtmoments MfTOT durch Vergrçßerung des primren
fr kh=t < ð10 3,5 e1 =e2 Þ Moments unter Verwendung des Faktors
fi kann der Schlankheitseinfluss vernachlssigt werden, Cm =ð1 Pf =Pcr Þ bestimmt.
fr kh=t > 30 Mfp Cm
fi nicht zulssig (erneute Bemessung erforderlich) MfTOT ¼ MfP (7)
ð1 Pf =Pcr Þ
fr 30 > kh=t > ð10 3,5 e1 =e2 Þ
fi ist der Einfluss der Theorie II. Ordnung zu berck- Dabei sind
sichtigen. Pcr Die kritische Euler-Knicklast unter zentrischem
Druck h i
Dabei sind e1 und e2 die kleinere und die grçßere
Pcr ¼ p2 je ðE IÞeff = ð1 þ 0,5 bd Þ ðk hÞ2
Exzentrizitt an den jeweiligen Wandenden. Die
Knicklnge kh der Wand ist generell nach den Cm Faktor zum Bezug des tatschlichen Momenten-
Regeln der Statik und Festigkeitslehre zu ermitteln. verlaufs auf einen quivalenten, gleichfçrmigen
CSA S304.1-04 lsst Abminderungsfaktoren k bis 0,8 Momentenverlauf gemß Abschnitt 7.7.6.5 von
zu. Fr Wnde, die quer zur Wandebene nicht gehalten CSA S304.1-04.
sind, wie Kragarme, gilt der Wert k = 2. Kragarmfçr- Cm ¼ 0,6 þ 0,4 M1 =M2 0,4
mige Wnde mssen biegesteif gegenber Verdrehun-
M1 ist das kleinere Bemessungsmoment am
gen am unteren Wandende gelagert sein.
Wandende in dem Lastfall, der fr M2 maß-
gebend ist.
6.1 Last-Verschiebungs-Verfahren M1 ist bei einfacher Krmmung positiv und bei
doppelter Krmmung negativ anzusetzen.
Bei dieser Vorgehensweise ergibt sich das Gesamt-
M2 ist das grçßere fakturierte Wandendmoment
moment MfTOT , das auf die Wand wirkt, aus der Summe
und ist immer positiv anzusetzen.
des sekundren ðPf d f Þ Momentes aus elastischer Ver-
formung und des primren Moments ðMfP Þ aus exzen- Folgende Forderungen sind in CSA S304.1-04 fr die
trischem Lasteintrag zu Berechnung von Cm angegeben: „(a) wenn beide End-
exzentrizitten kleiner als 0,1 t sind, ist das Verhltnis
MfTOT ¼ MfP þ Pf d f (5)
M1/M2 wie folgt zu bestimmen, entweder (i) ber die
wobei MfP der Bemessungswert des Primrmoments am Bestimmung der Wandendmomente oder (ii) wenn die
Querschnitt infolge der fakturierten Endmomente und Berechnung ergibt, dass praktisch kein Moment an bei-
der Querlasten und d f die Querverschiebung am kriti- den Enden des Druckstabs vorhanden sind, kann M1/M2
schen Schnitt unter den fakturierten Quer- und Vertikal- gleich 1,0 gesetzt werden. (b) Wenn horizontale Lasten
198 C Bemessung
von weniger als 0,2 bzw. bis 15 m zwischen 0,2 und Der Bemessungswert der Schubtragfhigkeit von unbe-
0,35. In Erdbebengebieten mit einem Index grçßer als wehrten Mauerwerkwnden ist fr Schrgzugversagen
0,35 sind unbewehrte Schubwnde nicht zugelassen. in Abschnitt 7.10.1 von CSA S304.1-04 zu
Die Kanadische Bauordnung von 2005 verbietet den
Vr ¼ jm ðvm bw dv þ 0,25 Pd Þ g g (16)
gemeinsamen Einsatz von bewehrtem und unbewehr-
tem Mauerwerk in Schubwnden zur Sicherstellung angegeben. Dabei sind
der Gebudeaussteifung. bw wirksame Wanddicke, ohne Bercksichtigung von
In Kanada geht man von den drei wesentlichen, in Bild Gurten zusammengesetzter Querschnitte
4 dargestellten Versagensarten bei Querkraftbeanspru- Pd 0,9 mal dem Eigengewicht plus Normalkrften, die
chung in Wandebene aus. Die Versagensart b) ent- sich aus anschließenden Bauteilen ergeben
spricht dem bei uns bekannten Steinzugversagen. Fr g g Faktor zur Bercksichtigung des Verfllungs-
die jeweiligen Versagensarten sind in CSA S304.1-04 grades von vertikalen Hohlrumen
Formeln zur Berechnung der Traglast angegeben. = 1,0 fr vollstndig vergossenes oder Voll-
mauerwerk bzw. anderenfalls
= Ae =Ag 0,5 (mit Ae als wirksamer Quer-
9.1 Schrgzugversagen schnittsflche und Ag als Bruttoquerschnittsflche)
Die Schubfestigkeit von Mauerwerk gemß CSA Der zweite Ausdruck in Gl. (16) (0,25 Pd ) steht fr die
S304.1-04 ist fr das Schrgzugversagen nach Gl. (15) Erhçhung der Schubtragfhigkeit durch eine normal zur
zu berechnen. Die Gleichung stellt eine Beziehung zwi- Querkraft wirkende Druckkraft. Es darf allerdings kon-
schen Schubfestigkeit und Druckfestigkeit her. Die ka- servativ nur 1/4 der Normalkraft aus Eigengewicht be-
nadische Norm bercksichtigt, dass die Schubtragfhig- rcksichtigt werden.
keit von Mauerwerk von der Schubschlankheit CSA S304.1-04 legt eine Obergrenze fr die Schubtrag-
Mf =Vf dv abhngt, die das Verhltnis von Biegemo- fhigkeit fest:
ment in Wandrichtung zu Querkraft mal Dicke der pffiffiffiffiffi
Wand darstellt. Große Biegemomente vergrçßern die Vr max ¼ 0,4 jm fm0 bw dv g g ½2 ðhw =lw Þ (17)
Zugspannungen und fhren zum Aufreißen des Quer- 0,5 ðhw =lw Þ 1,0
schnitts, was die Schubtragfhigkeit reduziert.
Die Grenze hw =lw < 1,0 definiert Schubwnde mit ei-
Mf pffiffiffiffiffi nem geringen Seitenverhltnis, wie sie gedrungene
vm ¼ 0,16 2 fm0 (15)
V f dv Wnde darstellen. Fr derartige Wnde ist eine grçßere
Mf Schubtragfhigkeit ansetzbar, vorausgesetzt, dass die
mit 1,0 0,25 Schubkraft auf die gesamte Wandlnge so verteilt ist,
Vf dv
dass lokales Versagen ausgeschlossen werden kann.
Dabei sind Dieser Art von Schubwnden sind weitere Abschnitte
Mf Bemessungsmoment am betrachteten Wandschnitt in CSA S304.1-04 gewidmet.
Vf Bemessungswert der Querkraft im selben Wand-
schnitt wie Mf und
9.2 Schubwnde mit zusammengesetztem
dv Wirksame Querschnittslnge der Schubwand
Querschnitt
= der Wandlnge lw , wenn ein Aufreißen des
Querschnittes nicht erlaubt ist und Schubwnde mit zusammengesetztem Querschnitt lie-
‡ 0,8 lw , wenn ein Aufreißen des Querschnittes gen vor, wenn eine Aussteifungsscheibe aus Mauer-
erlaubt ist. werk eine Querwand schneidet und mit ihr schubfest
202 C Bemessung
m Reibungskoeffizient
= 1,0 zwischen Mauerwerk und Mauerwerk oder
zwischen Mauerwerk und rauem Beton
= 0,7 zwischen Mauerwerk und glattem Beton oder
blankem Stahl
P1 Druckkraft senkrecht zur Reibungsflche = Pd
Mfpa Bemessungsmoment bei Biegung in horizon- we wirksame Breite der Druckstrebe in Aus-
taler Richtung fachungswnden unter Scheibenschub
MfTOT Bemessungswert des Gesamtmoments, ein- wf Bemessungswert des gleichverteilten Drucks
schließlich dem sekundren Moment (Anteile auf eine Wand
aus Theorie II. Ordnung) ah vertikale Kontaktlnge zwischen dem Rahmen
Mrn Tragmoment unter Biegung in vertikaler und der diagonalen Druckstrebe in Aus-
Richtung fachungswnden unter Scheibenschub
Mrpa Tragmoment unter Biegung in horizontaler aL horizontale Kontaktlnge zwischen dem
Richtung Rahmen und der diagonalen Druckstrebe in
P1 Druckkraft senkrecht zur Gleitfuge bei un- Ausfachungswnden unter Scheibenschub
bewehrtem Mauerwerk (Reibungsversagen) bd Verhltnis des Bemessungsmomentes aus
Pcr kritische Euler-Knicklast unter zentrischem Eigenlast zu dem gesamten Bemessungs-
Druck moment
Pd zentrische Vertikallast fr einen Querschnitt bf Biegemomentenkoeffizient fr Wnde unter
unter Druck Plattenbeanspruchung nach Tabelle 6 von CSA
Pf Bemessungswert der zentrischen Vertikallast S304.1-04 [1]
Pr max mMaximale zentrische Drucktragfhigkeit gg Faktor zur Bercksichtigung der teilweisen
einer Wand Verfllung von Hohlwnden
Q statisches Moment des abgeschnittenen Quer- df horizontale Durchbiegung einer Wand aus den
schnittsteiles in Bezug auf die Hauptachsen des Bemessungswerten der horizontalen Belastung
Gesamtquerschnittes senkrecht zur Wand und den Bemessungswer-
Rd duktilittsbasierter Abminderungsfaktor fr ten der Vertikallasten ermittelt
Krafteinwirkungen bei Erdbeben q Winkel der diagonalen Druckstrebe, gemessen
Ro berlastfaktor fr Krafteinwirkungen bei von der Horizontalen in Ausfachungswnden
Erdbeben unter Scheibenschub
Sn Widerstandsmoment bei Biegung in vertikaler m Reibungsbeiwert
Richtung mm Orthotropiekoeffizient (Zugfestigkeit senkrecht
Sp Widerstandsmoment bei Biegung in horizon- zur Lagerfuge zu jener parallel zur Lagerfuge)
taler Richtung je Abminderungsfaktor auf der Widerstandseite
Sa ð0,2Þ 5 % gedmpfte Spektralbeschleunigung der fr die Bauteilsteifigkeit fr Mauerwerk
Systemantwort fr einen Zeitraum von 0,2 s (je = 0,65 fr unbewehrtes Mauerwerk) 1)
t Dicke der Mauerwerkwand jm Abminderungsfaktor auf der Widerstandseite,
te wirksame Dicke einer Mauerwerkwand fr Mauerwerk = 0,6 2)
vbond Verbundspannung zwischen dem Mçrtel in der c Faktor zur Bercksichtigung der Druck-
Schalenfuge und dem umgebenden Mauerwerk spannungsrichtung relativ zur der, fr die die
vm Schubfestigkeit des Mauerwerks Mauerwerksfestigkeit fm0 ermittelt worden ist
Vf Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
bei Schubbeanspruchung
Vr Bemessungswert des Tragwiderstandes bei
Schubbeanspruchung
15.2 Abkrzungen
Vrmax maximale Schubtragfhigkeit der Mauerwerk-
wand CSA Canadian Standards Association –
w Breite der Druckstrebe in Ausfachungswnden Kanadische Normungsvereinigung
unter Scheibenschub NBCC National Building Code of Canada –
Kanadische Bauordnung
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
208 C Bemessung
Tabelle 1. Ablaufschema zum Nachweis des Wand-Decken-Knotens und der Knicksicherheit nach DIN 1053-13 [4]
DIN 1053-13
Wand 1… n
Geometrie Wanddicke (t), Wandbreite (b)
Wandhçhe (lichte Geschosshçhe) (hs)
Knicklnge (hk = b · hs)
ä Lastkombination 1… 4
Schnitt 1, 2
Schnittkrfte Nd, Md (Bemessungswerte)
Abminderung der Md, red = Md · f
Schnitt m (Wandmitte)
Momente f = 2/3
Schnittkrfte Nd, Md
Lastausmitte eL = Md / Nd
Schnitt m:
Ungewollte Ausmitte ea = 0 Nd,m = – (|Nd,1|+ (|Nd,2| – |Nd,1|) / 2)
Ausmitte aus eH = Md Wind bzw. Erddruck / Nd Md,m = Md,1 – (Md,1 – Md,2)/ 2
Horizontallast Schlankheit l = hk / t £ 27
Ausmitte e = eL + eH ‡ 0,05 · t Lastausmitte eL = Md,m / Nd,m
j = 1 – (2 · e / t) Ungewollte Ausmitte ea = hef / 450
Beanspruchbarkeit: Ausmitte aus eH = Md Wind bzw. Erddruck / Nd,m
NRd = j · A · fd Horizontallast
A=t·b
Ausmitte em0 = eL + ea
fd = h · fk / gM
Kriterium: wenn l > 10 dann zustzlich
h = 0,85 (Langzeiteinwirkung)
Kriechausmitte pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
gM …Sicherheitsbeiwert Material
emk = 0,002 · j1 · hk · em0 =t
(z. B. 1,5)
fk…charakteristische Mauerwerks- Gesamtausmitte em = em0 + eH + emk ‡ 0,05 · t
druckfestigkeit Abminderung der aufnehmbaren
Kriterium fr große wenn e > 0,45 · t, dann Normalkraft wegen der Lastausmitte:
Ausmitten: NRd = fd · tc · b j = 1 – (2 · em / t)
tc (Lnge des Spannungsblocks) Beanspruchbarkeit:
Md, 1,2 = NRd · eL (fr Knicknachweis) NRd = j m · b · t · fd
Ausnutzungsgrad a = NRd / NRd [ %] jm = 1,14 · j – 0,024 · l £ j
Ausnutzungsgrad a = Nd / NRd [ %]
210 C Bemessung
aus Knickgefahr
2
hk 2,37 2
j2 ¼ 0,85 0,0011 ¼ 0,85 0,0011 ¼ 0,74
t 0,24
Beanspruchbarkeit
F1 ¼ 0,33
F ¼ min
F2 ¼ 0,74
NRd ¼ j t fd ¼ 0,33 0,24 m 3,4 N=mm2
¼ 271,73 kN=m
Nachweis
NEd ¼ 28,28 kN=m < 271 kN=m ¼ NRd
Abminderungsfaktoren [11/10.1.2]
aus Lastexzentrizitt aus einer Decke aus dem obersten
Geschoss
Bild 6. Statisches System fr Pos. AW1 zur Bestimmung der
j1 ¼ 0,33 [11/10.1.2.2 (2)] Knotenmomente M1 (oben), M2 (unten)
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 213
6,87 cm
¼ 0,224 1 2 ¼ 0,43
24 cm
Nachweis
NEd ¼ 21,43 kN=m < 182,89 kN=m ¼ NRd
Nachweis
Maßgebende Deckenspannweite
NEd ¼ 14,59 kN=m 14,59 kN=m ¼ NRd l = 4,45 m
Abminderungsfaktoren [11/10.1.2]
aus Lastexzentrizitt
l a 4,45 m
j1 ¼ 1,6 < 0,9 ¼ 1,6 ¼ 0,86 < 0,9
6 t 6m Bild 8. Statisches System fr Pos. AW2 zur Bestimmung der
Knotenmomente M1, M2
aus Knickgefahr
2
hk 2,37 2
j2 ¼ 0,85 0,0011 ¼ 0,85 0,0011 ¼ 0,74
t 0,24
Ausmitte am Wandfuß
Beanspruchbarkeit Die Ausmitte am Wandfuß liegt ebenfalls innerhalb des
Wandquerschnitts.
F1 ¼ 0,86
F ¼ min
F2 ¼ 0,74 Ausmitte in Wandmitte
NRd ¼ j t fd ¼ 0,74 0,24 m 3,4 N=mm2 MM,W,Ed 1,44 kNm=m
eM ¼ ¼ ¼ 1,24 cm
¼ 605,96 kN=m NM,Ed 115,77 kN=m
NEd ¼ 115,77 kN=m < 638,51 kN=m ¼ NRd 3.6.1 Bemessung nach DIN 1053-11:
Vereinfachtes Verfahren
Beanspruchbarkeit Bemessungsschnittgrçßen
2
n1,d,inf = 96,26 kN/m unterer Bemessungswert in
NRd ¼ FK t fd ¼ 0,72 0,24 m 3,4 N=mm halber Anschtthçhe (LFK4)
¼ 587,52 kN=m n1,d,sup = 150,78kN/m oberer Bemessungswert in
halber Anschtthçhe (LFK1)
Nachweis
berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
NEd ¼ 108,93 kN=m 587,52 kN=m ¼ NRd Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
Abschnitt 10.5 sind nicht eingehalten, hs > 2,6 m. Der
3.5.2.5 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandfuß vereinfachte Nachweis wird trotz der minimalen ber-
[13/10.2.2(2)] schreitung gefhrt.
2 eF 2 2,00 cm
FF ¼ 1 ¼1 ¼ 0,83 3.6.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
t 24 cm
Art des Mauerwerks:
Beanspruchbarkeit Kalksandsteinmauerwerk
Vollsteine
NRd ¼ FF t fd ¼ 0,83 0,24 m 3,4 N=mm2
Steinfestigkeitsklasse 12
¼ 680,13 kN=m NM Mçrtelgruppe MG IIa
fk 6
fd ¼ h ¼ 0,85 ¼ 3,4 N=mm2 3.6.2.2 Nachweis fr den unteren Bemessungswert
gM 1,5
der Normalkraft
Erddruck Beanspruchbarkeit [13/10.5.2]
Wichte der Aufschttung: ge = 18,0 kN/m
Hçhe der Aufschttung: he = 2,625 m Ki g e hs h2e
n1, lim ,d ¼
Auflast: qk = 5,0 kN/m± 7,8 t
0,333 18 kN=m 2,635 m ð2,625 mÞ2
3.6.1.3 Nachweis fr den unteren Bemessungswert ¼
7,8 0,365 m
der Normalkraft
¼ 38,23 kN=m
Beanspruchbarkeit [11/10.5]
g e hs h2e 18 kN=m 2,635 m ð2,625 mÞ2 Bercksichtigung aussteifender Querwnde
n1, lim ,d ¼ ¼
20 t 20 0,365 m Die aussteifenden Querwnde befinden sich innerhalb
¼ 44,77 kN=m der Grenzen von: hs < b < 2 · hs [13/10.5.2(4)].
b
n01, lim ,d ¼ n1, lim ,d 0,5
Bercksichtigung aussteifender Querwnde hs
Die aussteifenden Querwnde befinden sich innerhalb 4,45 m
der Grenzen von: hs < b < 2 · hs. [11/10.5 (2)] ¼ 38,23 kN=m 0,5 ¼ 32,40 kN=m
2,635 m
b
n01, lim ,d ¼ n1, lim ,d 0,5 Nachweis
hs
4,45 m n1, inf ,d ¼ 96,26 kN=m > 32,20 kN=m ¼ n01, lim ,d
¼ 44,77 kN=m 0,5 ¼ 37,80 kN=m
2,635 m
3.6.2.3 Nachweis fr den oberen Bemessungswert
Nachweis
der Normalkraft
n1, inf ,d ¼ 96,26 kN=m > 37,80 kN=m ¼ n01, lim ,d
Beanspruchbarkeit [13/10.5.2(2)]
n1,Rd ¼ 0,33 fd t ¼ 0,33 3,4 N=mm2 36,5 cm
3.6.1.4 Nachweis fr den oberen Bemessungswert
der Normalkraft ¼ 409,53 kN=m
Beanspruchbarkeit
Nachweis
n1,Rd ¼ 0,33 fd t ¼ 0,33 3,4 N=mm2 36,5 cm
n1, sup ,d ¼ 150,78 kN=m < 409,53 kN=m ¼ nRd
¼ 409,53 kN=m
Der Einfachheit halber wird nur der 2. Term berechnet. berprfung der Anwendungsvoraussetzungen
Anwendungsvoraussetzungen gemß DIN 1053-11,
1 1
VRd ¼ m n1,d, inf ¼ 0,6 96,26 kN=m Abschnitt 1.2 und Tabelle 1 sind eingehalten.
gM 1,5
¼ 38,50 kN=m 3.7.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
Art des Mauerwerks:
Nachweis Kalksandsteinmauerwerk
Eahd ¼ 34,44kN=m < 38,50kN=m ¼ VRd Vollsteine
Steinfestigkeitsklasse 12
KS-12-2,0
NM Mçrtelgruppe MG IIa
3.7 Pos. IW1 Innenwand im Erdgeschoss
3.7.1 Bemessung nach DIN 1053-11: Charakteristische Druckfestigkeit [11/7.3(1)]
Vereinfachtes Verfahren
fk = 6 N/mm±
3.7.1.1 Geometrie und Belastung
Teilsicherheitsbeiwert Material [11/6.3.2]
Wandgeometrie
Wandlnge: l = 4,36 m k0 = 1,0
Wanddicke: t = 17,5 cm g M ¼ 1,5 k0 ¼ 1,5
lichte Hçhe: hs = 2,635 m
Deckenauflagertiefe: a = 17,5 cm (vollaufliegende Bemessungswert der Druckfestigkeit [11/6.3.1]
Decke)
fk 6
fd ¼ h ¼ 0,85 ¼ 3,4 N=mm2
Maßgebende Deckenspannweite gM 1,5
l = 4,45 m
3.7.1.3 Nachweis der Tragfhigkeit
Bemessungsschnittgrçßen Knicklnge [11/9.5.2]
NEd = 237,17 kN/m Bemessungsnormalkraft zweiseitig gehaltene Wand
am Wandfuß
b = 0,75
Beim vereinfachten Verfahren werden ausschließlich
vertikale Lasten bercksichtigt. Die maximale Normal- Knicklnge fr flchig aufgelagerte Decke
kraft tritt am Wandfuß auf. hk ¼ b hs ¼ 1,98 m
Bild 11. Statisches System fr Pos. IW1 zur Bestimmung der Knotenmomente M1, M2
220 C Bemessung
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
e M þ e a hk Beanspruchbarkeit [13/10.2.2(1)]
emk ¼ 0,002 j1 hk
t t NRd ¼ FK t fd ¼ 0,90 0,175 m 3,4 N=mm2
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0 cm þ 0,44 cm ¼ 535,50 kN=m
¼ 0,002 1,5 1,98 ¼ 0,09 cm
17,5 cm
Gesamtausmitte Nachweis
em ¼ eM þ ea þ emk > 0,05 t NEd ¼ 237,17 kN=m 535,50 kN=m ¼ NRd
¼ 0 cm þ 0,44 cm þ 0,09 cm
!
¼ 0,53 cm > 0,88 cm ¼ 0,05 0,175 3.8 Pos. WS1 Aussteifungswand im Erdgeschoss
3.8.1 Bemessung nach DIN 1053-13:
Abminderungsfaktor Genaueres Verfahren
em hk em
Fm ¼ 1,14 1 2 0,024 1 2 Der Nachweis erfolgt fr Schubbeanspruchung infolge
t t t
von Wind. Nachgewiesen wird die in Bild 12 bezeich-
0,88 cm 1,98 m nete Querwand. Es wird angenommen, dass sich die
Fm ¼ 1,14 1 2 0,024
17,5 cm 17,5 cm benachbarten krzeren Querwnde nicht an der Quer-
aussteifung beteiligen, da diese im Kellergeschoss ber
0,88 cm
¼ 0,755 1 2 ¼ 0,90 Sttzen abgefangen werden. Zur Ermittlung der maß-
17,5 cm gebenden Querkraft wird das Querwandsystem zu ei-
nem 3-Feldtrger mit gleichen Sttzweiten von 8,20 m
Beanspruchbarkeit [13/10.2.3(1)] idealisiert. Die Windangriffshçhe betrgt 12,8 m, der
NRd ¼ Fm t fd ¼ 0,755 0,175 m 3,4 N=mm2 Windsog und -druck wird mit 1,04 kN/m± angesetzt.
¼ 449,21 kN=m
3.8.1.1 Geometrie
Nachweis Wandlnge: lw = 7,23 m
Wanddicke: t = 17,5 cm
NEd ¼ 232,18 kN=m < 449,21 kN=m ¼ NRd lichte Hçhe: hs = 2,635 m
Geschosshçhe: hG = 2,815 m
3.7.2.4 Nachweis der Tragfhigkeit am Wandkopf Deckenauflagertiefe: a = 17,5 cm (vollaufliegende
[13/10.2.2(2)] Decke)
Die Lastausmitte ist kleiner als 0,05 · t, demnach wird 3.8.1.2 Materialeigenschaften Mauerwerk
dieser Wert maßgebend
Kalksandsteinmauerwerk,
eK ¼ 0,27 cm < 0,88 cm ¼ 0,05 17,5 cm Vollsteine
– Hçhe des Steins: hst = 238 mm
2 eK 2 0,88 cm
FK ¼ 1 ¼1 ¼ 0,90 – Lnge des Steins: lst = 248 mm
t 17,5 cm Steinfestigkeitsklasse 12
KS-12-2,0
Beanspruchbarkeit [13/10.2.2(1)] NM Mçrtelgruppe MG IIa
NRd ¼ FK t fd ¼ 0,90 0,175 m 3,4 N=mm2
Charakteristische Druckfestigkeit [13/7.2(1)]
¼ 535,50 kN=m
fk = 6 N/mm±
Nachweis
Teilsicherheitsbeiwert Material [13/7.2(3)]
NEd ¼ 227,19 kN=m 535,50 kN=m ¼ NRd
k0 = 1,0
2 eK 2 0,88 cm Anfangsscherfestigkeit:
FK ¼ 1 ¼1 ¼ 0,90 fvk0 = 0,14 N/mm± [13/7.3.3 Tab. 9]
t 17,5 cm
V Bemessung von Mauerwerk – Beispiele nach E DIN 1053-11 und E DIN 1053-13 221
Anfangsausmitte e0
Ausmitte infolge Last: el = 0,40 m (aus Deckenplatten-
berechnung mittels FEM)
VEd hG þ NEd, inf el
e0 ¼
NEd, inf
semiprobalistischen Sicherheitskonzepts – Kommentare und [9] Jger, W.; Pflcke, T.: Einfluss der Schlankheit auf die
Erluterungen. In: Mauerwerk-Kalender 31 (2006), Druckfestigkeit von Mauerwerksprfkçrpern nach EC 6. TU
S. 363–444, Hrsg. H.-J. Irmschler, W. Jger und P. Schubert. Dresden, Fakultt Architektur, Lehrstuhl Tragwerksplanung.
Ernst & Sohn, Berlin, 2006. Forschungsbericht im Auftrag des DIBt. Fraunhofer IRB-
Verlag, Stuttgart, 2006 (Best.-Nr. T 3106).
C Bemessung 225
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
226 C Bemessung
dass bei genauerer Betrachtung eine Zugfestigkeit der „0“-Setzen des Belastungsterms der Gleichung) folgt
Wnde fr Belastungen orthogonal zur Wandflche zu- [8].
lssig, aber parallel zur Wandflche verboten ist. Lu [7]
m €x þ c x_ þ k x ¼ 0 (3)
hat bspw. ein Materialmodell entwickelt, welches Zug-
festigkeiten im Mauerwerk bercksichtigt. Natrlich ist mit
das in [7] angegebene Modell, welches eine Erweite- m die zu bercksichtigende mitschwingende Mas-
rung des Modells nach Ganz darstellt, zu aufwendig, um se (nach EN 1998-1 [9] die stndigen Lasten und
in Normen Einzug zu finden, jedoch gibt diese Arbeit anteilsmßigen Nutzlasten)
einen Denkanstoß und die Richtung fr die analytischen c die Dmpfung
und mechanischen Mçglichkeiten der Integration von k die Systemsteifigkeit
Zugfestigkeiten in das Bemessungsmodell. Hier sollte _ €x der Verschiebungsterm (und seine zeitlichen
x, x,
in Zukunft eine einheitliche Lçsung gefunden werden, Ableitungen)
da mit einer Zulassung von einer geringen und auch
vorhandenen Zugfestigkeit wie bspw. fx1 und fx2 auch Eine Eigenfrequenz beschreibt eine Materialeigen-
in der Scheibenebene kritische Nachweise deutlich ein- schaft, die jeder Kçrper und somit auch jedes Gebude
facher zu fhren sind. besitzt. Man kann sich dies an einer schwingenden Gi-
tarrensaite vorstellen, wobei der hçrbare Ton der Saite
genau die 1. Eigenfrequenz und die Schwingform die
1.2 Grundbegriffe der klassischen Baudynamik Eigenform darstellt und somit den 1. Mode dieser Saite
beschreibt. Aufgrund der obigen Bewegungsgleichung
1.2.1 Eigenfrequenzen und Eigenformen in konventioneller Form erkennt man, dass diese inde-
Wie bereits in der Einleitung erwhnt, gilt der Nachweis finite Lçsung und somit eine unendliche Anzahl von
des Lastfalls der Erdbebenbeanspruchungen noch im- Eigenfrequenzen sowie Eigenformen besitzt. Anders
mer als einer, der bei vielen praktischen Ingenieuren ist dies bei einer diskretisierten Form dieser Gleichung,
fr Verwirrung sorgt. In der nicht allzu weit entfernten bei der die Lçsungsanzahl, die Anzahl der davor defi-
Vergangenheit wurde ein simpler horizontaler Last- nierten Freiheitsgrade ist.
angriffsnachweis, resultierend aus einem bestimmten Wrde man in weiterer Folge ein Gebude als Mehr-
Prozentsatz der vertikalen Lasten, hnlich dem Verfah- massenschwinger diskretisieren (Bild 1), kann man
ren fr die Berechnung von Windlasten angewendet. Gl. (3) auch in Matrixschreibweise formulieren (Gl. 4).
Doch mit zunehmender Kenntnis ber die Dynamik Die Lçsung der Differenzialgleichung bildet ein Eigen-
wertproblem und ist in der dynamischen Matrix D ~
und insbesondere der angewandten Baudynamik haben
sich die Nachweisverfahren verfeinert und somit aber (Gl. 5) zu finden. Die Eigenwerte dieser Matrix stellen
auch zunehmend verkompliziert. die inverse Quadratwurzel der Eigenkreisfrequenzen
Grundprinzip ist das Verstndnis der dynamischen dar und die Eigenvektoren die normierten Koordinaten
Eigenschaften eines Bauwerks. Unter diesen versteht der Eigenformen.
man die Eigenfrequenzen und Eigenformen, welche € ~ *_
*
~ X *
~ X
M þCXþK (4)
aus der Differenzialgleichung der klassischen Bewe-
gungsgleichung bei freier Schwingung (Gl. 3) (das D ~ 1 M
~ ¼K ~ (5)
Ebene wPVK D2OG wPVK D2OG wPVK D2OG wPVK D1OG wPVK D1OG wPVK D1OG wPVK DEG wPVK DEG wPVK DEG
MAnteil QAnteil Total MAnteil QAnteil Total MAnteil QAnteil Total
m m m m m m m m m
D.EG h=3,38m 1,00E-10 2,45E-10 3,45E-10 6,30E-11 2,45E-10 3,08E-10 2,58E-11 2,45E-10 2,71E-10
D.1OG h=6,63m 3,37E-10 4,81E-10 8,19E-10 1,94E-10 4,81E-10 6,76E-10 6,30E-11 2,45E-10 3,08E-10
D.2OG h=9,88 m 6,43E-10 7,17E-10 1,36E-09 3,37E-10 4,81E-10 8,19E-10 1,00E-10 2,45E-10 3,45E-10
Die Steifigkeitsmatrix lsst sich beispielsweise aus der Aufgrund von zahlreichen Messstationen, die ein global
Inversen der Flexibilittsmatrix ableiten. Die Verformung weltumspannendes Netz bilden, werden Bodenbewe-
kann man anhand der virtuellen Krfte (Gl. 6) ermitteln. gungen aufgezeichnet. Die aufgezeichneten Kom-
Z Z ponenten sind: Beschleunigung [m/s±], Geschwindig-
MM QQ
w¼ dx þ dx (6) keit [m/s] und Verschiebung [m]. Die Aufzeichnungen
EI GA erfolgen auf sog. Zeitschrieben (Bild 2), die den Zeit-
Bei einem Mustergebude bestehend aus Mauerwerk ist verlauf eines Bebens darstellen. Diese Zeitschriebe
die Verformung anhand eines vereinfachten Modells sind frei zugnglich in der „Strong Motion Database“
des Kragarms gerechnet worden (Tabelle 1) [10]. abrufbar.
Hier ist zu beachten, dass der Schubterm der maßgeben- Zur Ermittlung des Antwortspektrums wird beispiels-
de Anteil ist. Es ist zudem wichtig, dass bei der Analyse weise der Beschleunigungszeitschrieb herangezogen
der Schubanteil nicht außer Acht gelassen werden darf und als Einwirkung auf verschiedene Einmassen-
und insofern die Krfte nicht nur nach der Biegesteifig- schwinger mit vordefinierten Eigenschaften (Dmpfung
keit, sondern auch in Kombination mit der Schubsteifig- und Eigenfrequenz) aufgebracht. Die transiente Ant-
keit aufgeteilt werden mssen. Der Effekt beruht auf der wort der einzelnen Einmassenschwinger wird in einem
Tatsache eines „kurzen“ Stabes, da Mauerwerksgebu- Antwortzeitschrieb festgehalten. Daraus whlt man die
de von den Grundrissabmessungen im Vergleich zur jeweilige maximale Antwort aus und trgt diese in ei-
Hçhe des Gebudes diese Relationen meist aufweisen. nem Diagramm – dem Antwortspektrum – auf, welches
in der Ordinate die Antwort in der jeweiligen Einheit
(Beschleunigung, Geschwindigkeit oder Weg) und in
1.2.2 Das Antwortspektrum
der Abszisse die Eigenfrequenzen oder den Kehrwert
In den heutigen internationalen Normen fr Erdbeben- daraus – die Eigenschwingperioden – enthlt. Nimmt
ingenieurwesen bildet das Antwortspektrum die Grund- man beispielsweise die Maximalantwort eines Einmas-
lage fr den krftebasierenden Nachweis. In weiterer senschwingers mit der Eigenfrequenz von 1 Hz, erhlt
Folge wird das Grundprinzip kurz erlutert. man so einen Punkt im Antwortspektrum mit der X-Ko-
ordinate 1 Hz und mit der Y-Koordinate die dazuge- ber maßgeblich in Europa vorkommende Erdbeben
hçrige Maximalantwort. Fhrt man diesen Vorgang vorgenommen wird (Bild 4).
mit vielen Einmassenschwingern unterschiedlicher Ei- Der Vorteil eines Antwortspektrums besteht darin, dass
genfrequenzen durch, kann man die Punkte verdichten nun jedes Gebude damit vereinfacht analysiert werden
und schlussendlich mit einem Graphen verbinden. Das kann. Man muss lediglich die Eigenfrequenzen eines zu
daraus resultierende Ergebnis stellt das Antwortspek- untersuchenden Gebudes ermitteln und kann durch das
trum dar. Es ist somit auch bereits ersichtlich, dass bei in den Normenwerken gegebene Antwortspektrum die
der Verwendung des Antwortspektrumverfahrens die Antwort des Gebudes auf dieses Norm-Erdbeben er-
Phasen- (Richtung des Ausschlags) sowie Zeitinforma- mitteln.
tion verloren gehen (Bild 3). Das Bemessungsspektrum fr eine lineare Berechnung
Dieses Antwortspektrum wird auch in den Normen an- wird in der EN 1998-1, Abschnitt 3.2.2.5 [9] folgender-
gewendet, wobei hier nicht nur das Ergebnis aus einem weise beschrieben (Gln. 7–10).
einzelnen Beben herangezogen, sondern eine Glttung
2 T 2,5 2
0 T TB : Sd ðTÞ ¼ ag S þ (7)
3 TB q 3
2,5
TB T TC : Sd ðTÞ ¼ ag S (8)
q
8 9
< 2,5 TC =
¼ ag S
TC T TD : Sd ðTÞ q T (9)
: ;
b ag
8 9
< 2,5 TC TD =
¼ ag S
TD T : Sd ðTÞ q T2 (10)
: ;
b ag
Die Parameter TB ,TC, TD und der Baugrundfaktor S sind
von der Grndung sowie vom Typ des Spektrums ab-
hngig. EN 1998-1 unterscheidet zwischen Typ I und
Typ II Antwortspektren. Jeder CEN-Mitgliedstaat kann
in seinem nationalen Anhang frei whlen, welcher Typ
Bild 4. Antwortspektrum nach EN 1998-1 mit verschiedenen in dem jeweiligen Staat gltig ist. Der Unterschied zwi-
Baugrundklassen (A–E) [9] schen den beiden Typen besteht darin, dass Typ I fr
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 229
Lagen formuliert wurde, die weiter von tektonischen Gebude in die Kategorie der „einfachen Mauerwerks-
Stçrzonen und Grben entfernt sind „far fault“ und bauten“ fllt, ist der Erdbebennachweis erfllt.
Typ II sog. „near fault“ Beben besser beschreiben. Er- Diese Methode stellt eine Revolution in der Einfachheit
whnenswert ist, dass zentraleuropische Staaten wie dar, welche auf sehr konservativen Annahmen beruht.
sterreich und die Slowakei in deren nationalen Anhn- Die vorgegebenen Schubwandtabellen (Tabelle 2) sind
gen des Eurocode 8 Typ I gewhlt haben, wohingegen anhand von zahlreichen Parameterstudien an verschie-
die westeuropischen Staaten wie bspw. Belgien, Frank- denen Grundrissen erstellt worden.
reich und Portugal Typ II whlten. Der Unterschied Diese Methode vereint das moderne Erdbebeninge-
macht sich in den erhçhten Baugrundfaktoren S sowie nieurwesen im Sinne des Sicherheits- und Zuverlssig-
dem verschobenen Plateaubereich (Bereich zwischen TB keitsniveaus und die einfache sowie praktikable An-
und TC ) im Sinne der Perioden in Typ II bemerkbar. wendung fr den praktischen Ingenieur.
Der Trend geht eindeutig in diese Richtung, um die
Effektivitt zu erhçhen. Da beispielsweise bei einem
kleinen Einfamilienhaus eine genaue Analyse der „Erd-
2 Erdbebennachweisverfahren fr bebentauglichkeit“ mit analytisch rechnerischen Me-
Mauerwerk nach den aktuellen thoden weder technisch notwendig noch wirtschaftlich
sinnvoll ist, bietet so eine Tabelle die ideale Mçglich-
europischen Normungswerken keit, mit relativ einfachen Mitteln einen Nachweis mit
2.1 Geometrische Methoden modernem Sicherheitsniveau zu bewerkstelligen.
2.1.1 Nachweis fr „einfache Mauerwerksbauten“
2.2 Kraftbasierte lineare Methoden
Die einfachsten heute blichen Verfahren sind soge-
nannte geometrische Methoden bzw. auch Methoden, Bei den kraftbasierten Methoden wird im Prinzip eine
bei denen man keine kraftbasierte oder verformungs- Ersatzkraft ermittelt, die auf das Gebudemodell wirkt.
basierte Bemessung vornehmen muss. Unter „einfachen Dabei wird die Erdbebenkraft als horizontale Last auf
Mauerwerksbauten“ in EN 1998-1 versteht man die Ein- das Modell aufgebracht und die Nachweise werden sta-
haltung von konstruktiven Regeln wie beispielsweise die tisch gefhrt.
maximalen Schubwandabstnde, Regularitt im Grund- Wrde man die Schnittkrfte eines Mauerwerksgebu-
und Aufriss, etc. Kernpunkt dieser Methode stellt die des mit schubsteifen Decken und entsprechenden
Schubwandtabelle dar. Hier wird in Abhngigkeit von Wand-Decken-Knoten anhand eines Kragarms ermit-
der Seismizitt und der gewnschten zu projektierenden teln [11], wre dies eine starke berschtzung der vor-
Stockwerksanzahl die notwendige Schubwandflche in handenen Krfte, da tatschlich das Gebude einem
Proportion zur Grundflche angegeben, die der Planer Rahmen entspricht und somit die Biegemomente im
neben den vorher erwhnten Zusatzbedingungen einhal- Fußpunkt keinesfalls die Grçßenordnung eines Krag-
ten muss. Wenn diese Bedingungen erfllt sind und das arms erreichen (Bilder 5 und 6).
angesetzt werden. Es wird sowohl eine gleichfçrmig Weiter muss man das Mauerwerksgebude (Mehr-
verteilte Belastung sowie eine „modal“ verteilte Belas- massenschwinger (F, m, T, d) in einen quivalenten
tung, die im Massenmittelpunkt mit inkludierter Exzen- Einmassenschwinger (F , m , T , d ) transformieren
trizitten angreifen, bercksichtigt. Im klassischen und die Kapazittskurve (Kraft-Verschiebungs-Dia-
Mauerwerksbau reicht fr die modale Verteilung meist gramm) im gleichen Plot darstellen. Hierbei wird die
eine dreieckfçrmig verteilte Last aus. Kapazittskurve, die in Kraft – Verschiebung angege-
ben wird, durch folgende Beziehung (Gl. 16)
2.3.1 „Pushover“-Methode nach Eurocode 8, F
Anhang B Sae ¼ (16)
m
Bei der „klassischen“ Pushover-Methode, die auch im
in ein Kraft-Beschleunigungs-Format transformiert, um
Anhang B der EN 1998-1 beschrieben wird, handelt es
diese auf gleiche Einheiten zu bringen.
sich um eine Entwicklung, die aus der N2-Methode von
Bei einer Grundeigenperiode des quivalenten Einmas-
Fajfar [16, 17] abgeleitet wurde. Die Beziehung zwi-
senschwingers von T > TC gilt das Prinzip der glei-
schen der Gesamterdbebenkraft und der Kontrollver-
chen Verschiebungsantworten (Bild 9). Man verlngert
schiebung („Kapazittskurve“) sollte fr Werte der Kon-
hier den elastischen Teil (virtuell) der bilinearisierten
trollverschiebung zwischen 0 und 150 % der Zielver-
Kapazittskurve des quivalenten Einmassenschwin-
schiebung liegen. Nachdem die zumindest bilinearisierte
gers, bis diese das Spektrum in der Spektralbeschleuni-
Kapazittskurve (Pushover-Kurve) aus den beiden zuvor
gung-Spektralverschiebung-Darstellung schneidet, und
beschriebenen horizontalen Belastungsanstzen (gleich-
fhrt diese dann wieder zurck auf den Fließbereich der
mßig- und eigenformverlaufend) ermittelt wurde, muss
Kapazittskurve, womit man dadurch das notwendige
fr die Analyse im ersten Schritt das in der Norm an-
Verschiebungsvermçgen des quivalenten Einmassen-
gegebene Antwortspektrum in Spektralbeschleuni-
schwingers (Bild 10) erhlt.
gung(Sae )-Perioden(T)-Einheit bzw. Spektralverschie-
Der Verhaltensbeiwert lsst sich hier mit (Gl. 17) be-
bung(Sde )-Perioden(T)-Einheit in eine Triax-Darstel-
stimmen,
lung [8] (Bild 8) umgewandelt werden (Gl. 15), wobei
die neuen Achsen dann in Spektralbeschleunigung (Sae ) dt
q ¼ m; m ¼ (17)
– Spektralverschiebung (Sde ) angegeben sind. Hier sind dy
die Perioden (T) in Radiallinien abzulesen.
Fr solche Gebude gilt Gl. (18)
T2
Sde ¼ 2 Sae (15) dt ¼ det (18)
4p
Bild 9. Prinzip der gleichen Verschiebungsantworten Bild 10. Klassisches Pushover-Verfahren im Bereich T > TC [9]
Bild 11. Prinzip der Flchengleichen Energieantworten Bild 12. Klassisches Pushover-Verfahren im Bereich T < TC [9]
Im Falle von Gebuden mit Grundperioden T < TC erforderliche Verschiebung. Nachdem man die Zielver-
gilt das Prinzip der flchengleichen Energie (Bilder schiebung dt des quivalenten Einmassenschwingers
11 und 12). ermittelt hat, muss man diese noch in die Zielverschie-
Der Verhaltensbeiwert lsst sich hier mit (Gl. 19) be- bung des Gebudemodells (Mehrmassenschwinger) dt
stimmen, zurck transformieren.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Nach Umtransformation der bençtigten Verschiebung
q¼ 2m1 (19) des quivalenten Einmassenschwingers auf das Mauer-
F werkstragwerksmodell des Mehrmassenschwingers er-
Fr Gebude mit SeðT Þ gilt Gl. (20) hlt man das notwendige erforderliche Verschiebungs-
m
dt ¼ det (20) vermçgen des Bauwerks am Kontrollpunkt (bspw.
Dachebene).
F Der Nachweis gilt dann als erfllt, wenn die notwendige
Fr Gebude mit < SeðT Þ gilt Gl. (21)
m erforderliche Zielverschiebung durch das Bauwerk ge-
whrleistet ist. Hierbei gibt die EN 1998-3 [18] Werte
d Tc
dt ¼ et 1 þ ðqu 1Þ det (21) fr maximal vorhandene und erreichbare Verschiebun-
qu T
gen fr Mauerwerk an, welche im Falle eines Biege-
Die Zielverschiebung ist die nach dem elastischen Ant- versagens bei 0,8 % Drift (gegenseitige Stockwerksver-
wortspektrum bestimmte Verschiebung eines quiva- schiebung) und im Falle eines Schubversagens bei
lenten Einmassenschwingers und somit die notwendige 0,4 % Drift liegen.
234 C Bemessung
2.3.2 „Pushover“-Methode nach der kosen Dmpfung angegeben ist, wre somit die effek-
Kapazittsspektrummethode tive Dmpfung beff (Gl. 22)
Die Kapazittsspektrummethode ist eine Methode, die beff ¼ bhysteret þ 0,05 (22)
Freeman [19] entwickelt hat und anfangs ebenfalls von
Die hysterische Dmpfung, bhysteret kann anhand zweier
einer Pushover-Analyse ausgeht, um die Kapazitts-
Methoden ermitteln werden:
kurve bzw. die bilinearisierte Kapazittskurve eines
– wenn zyklische Schubversuche vorhanden sind, kann
Mauerwerksgebudes zu erhalten. Diese Methode ist
man die eingeschlossene Flche in der Hysterese-
beispielsweise in den US-amerikanischen Normen
schleife direkt ermitteln,
SEAOC Vision 2000 [20] und ATC 40 [21] verankert.
– ansonsten ermittelt man bhysteret (Gl. 23) analytisch
Auch hier muss man das Antwortspektrum in die Form
mittels
eines Diagramms mit Spektralbeschleunigung und 1 ED
Spektralverschiebung mit den Perioden in Radiallinien bhysteret ¼ k (23)
umtransformieren. Zudem ist analog zur vorhergehen- 4p ES0
den Methode die Kapazittskurve eines Bauwerks in die wobei k einen Abminderungsfaktor darstellt, um die
eines quivalenten Einmassenschwingers umzuwandeln Einschnrung der Hysterese zu bercksichtigen (ange-
und in das Format Beschleunigung – Weg zu transfor- geben in ATC 40 [21]) (Bild 13).
mieren. Im nchsten Schritt reduziert man das elastische Ant-
Die Dmpfung eines Gebudes, das bis in den inelasti- wortspektrum um die hysteretische Dmpfung und er-
schen Bereich belastet wird, wird bei dieser Methode hlt somit das „reduzierte Antwortspektrum“.
als eine Kombination zwischen der hysteretischen und Nun muss man den elastischen Bereich der Kapazitts-
der viskosen Dmpfung angesehen. Da das Normant- kurve eines quivalenten Einmassenschwingers virtuell
wortspektrum (auch in der EN 1998-1) in einer 5%-vis- verlngern, bis diese das elastische Antwortspektrum
schneidet. Danach fhrt man den Punkt zurck und er- Chopra und Goel [23] zeigten bei Nachrechnungen,
hlt einen Schnittpunkt auf der Kapazittskurve mit den dass die Resultate nach der Kapazittsspektrummetho-
Koordinaten Sdpi und Sapi . Liegt der Schnittpunkt de unkorrekt sind, da diese Methode auf simplen Hy-
der Kapazittskurve und dem reduziertem Antwort- pothesen aufbaut.
spektrum Sdp in einem Bereich von € 5 % vom Schnitt- Aufgrund der vorangehenden Kritik enthlt die US-
punkt, also 0,95 Sdpi Sdp 1,05 Sdpi , so ist der sog. Norm SEAOC Vision 2000 nun die Anmerkung: „Die
„Performance Point“ gefunden und der Nachweis kann theoretischen Grundlagen dieser Methode sind anfecht-
als erbracht angesehen werden, da die vorhandene Ka- bar“. Dies zeigt auf, dass diese Methode grundstzlich
pazitt (Verformungsvermçgen) des Bauwerks im Ver- ihre Daseinsberechtigung besitzt, jedoch intensive wei-
gleich zur erforderlichen Kapazitt aufgrund des Be- terfhrende Forschungsttigkeiten und Modifikationen
messungsbebens ausreicht. Liegt dieser Punkt nicht in- notwendig sind. Eventuell ist dies mit ein Grund, wa-
nerhalb der Grenzen von € 5 %, muss weiter iteriert rum die Kapazittsspektrummethode nicht in den Euro-
werden (Bild 14). Als nchsten Ausgangspunkt kann code 8 aufgenommen wurde.
man den Schnittpunkt zwischen dem reduziertem Ant-
wortspektrum und der Kapazittskurve whlen.
3 Vergleich der Berechnungsmethoden
2.3.2.1 berlegungen zur Kapazittsspektrum-
Anhand von zahlreichen Beispielen [24] sind die ein-
methode
zelnen Methoden untereinander verglichen worden, wo-
Kritik zu der Kapazittsspektrummethode bte u. a. bei eindeutig festgestellt wurde, dass der Rechenauf-
Krawinkler [22] aus, der im Wesentlichen zwei Punkte wand nicht proportional zur Effektivitt im Sinne von
bei dieser Methode infrage stellt: der Ausnutzbarkeit von Tragreserven bei unbewehrtem
• Es gibt keinen physikalischen Beweis, der die Exis- Mauerwerk steht (Bild 15). Anzumerken ist, dass der
tenz von einer stabilen Beziehung zwischen der Vergleich an Mauerwerkskonstruktionen aus Hoch-
hysteretischen Energiedissipation der maximalen loch-Blockziegeln gefhrt wurde. Hierbei liegt die ma-
Auslenkung und quivalenten viskosen Dmpfung, ximal zu erwartenden Geschossanzahl in den berwie-
insbesondere fr hochgradig inelastische Systeme, genden Fllen bei 5 Stockwerken.
belegt. Der Nachweis mit den Schubwandtabellen gilt zwar als
• Die assoziierte Eigenperiode des Schnittpunkts zwi- bequemer und rascher Nachweis, jedoch werden hier
schen der Kapazittskurve und dem stark gedmpf- die Tragreserven kaum bercksichtigt. Das vereinfachte
ten Spektrum kann wenig mit der dynamischen Ant- Antwortspektrumverfahren, auch quasistatisches Ver-
wort des inelastischen Systems zu tun haben. fahren genannt, steigert die Effektivitt berproportio-
236 C Bemessung
Bild 15. Vergleich der Methoden im Hinblick auf Rechenaufwand und Effektivitt
nal zum Aufwand, wohingegen durch das Anwenden suchen nachweisen bzw. experimentell bestimmen [25].
des multimodalen Antwortspektrumverfahrens ein Es sind gerade in jngster Vergangenheit zahlreiche,
umso hçherer Aufwand betrieben werden muss, wobei teils mit staatlichen, teils mit privaten Mitteln gefçrder-
die Ausnutzung kaum gesteigert wird. Der Grund liegt te Versuche an verschiedenen Instituten sowie Univer-
darin, dass bei Mauerwerksgebuden bis zu 5 Geschos- sittslabors in ganz Europa durchgefhrt worden (Bil-
sen der erste Mode und somit die erste Eigenform maß- der 16 bis 18).
gebend ist, da hier beinahe 90 % der modalen Masse
abgedeckt werden.
Eine weitere maßgebende Steigerung der Effektivitt
lsst sich durch die nichtlineare Pushover-Berechnung
erzielen. Diese ist jedoch ohne Hilfsmittel wie moder-
ner Computersoftware kaum zu bewerkstelligen.
Der Vollstndigkeit halber sei noch die nichtlineare
Zeitverlaufsanalyse erwhnt, die keinerlei praktische
Relevanz besitzt, sondern fr Forschungszwecke einge-
setzt wird.
Diese Anzahl an Versuchen stellt die grçßte Datenbank Besondere Sorgfalt wurde auf die exakte Einhaltung
weltweit mit zyklischen Schubversuchen an gebrannten sowie Definition der Randbedingungen gelegt, damit
Tonziegeln dar, wobei viele Versuche bis dato niemals die Replizierbarkeit des Versuchs gegeben ist. Hierbei
verçffentlicht wurden. Dieser Abschnitt gibt Aufschls- wurde unabhngig vom prfenden Institut entweder die
se ber die wichtigsten Erkenntnisse und stellt eine Zu- Randbedingung: voll eingespannt oben und unten (fixed
sammenfassung dieser dar. ended) oder oben frei auskragend (cantilever) gewhlt.
Zudem wird eine Interpretation der Ergebnisse gefolgt
von einer analytischen Abhandlung zur Beurteilung der 4.1.1 Analyse und Beurteilung der experimentellen
Duktilitt sowie der daraus abzuleitenden Verhaltens- Ergebnisse
faktoren fr verschiedene Typen von Mauerwerk vor-
genommen, die als Grundlage fr zuknftige Normen Im ersten Schritt ist eine Einhllende der Hysteresen
dienen soll, um eine lineare, realistische sowie wirt- sowohl an der positiven als auch an der negativen Seite
schaftliche Bemessung ohne Vernachlssigung des Si- erstellt worden. Zudem ist die einhllende Kurve bili-
cherheitsaspekts durchfhren zu kçnnen. nearisiert worden, wobei das Kriterium der gleichen
Es wurden jeweils Wnde in verschiedenen Abmessun- Flchen (Energie) [8] oberhalb und unterhalb der bili-
gen hergestellt und auf deren zyklische Schubtragfhig- nearisierten Kurve gewhlt wurde.
keit geprft. Hierbei wird eine stndige konstante Auf- Um eine konservative Beurteilung durchfhren zu kçn-
last mittels vertikaler Pressen simuliert, um die Realitt nen, wird die idealisierte maximal mitbercksichtigte
von darberliegenden Lasten resultierend aus Ge- ultimative Verformung du errechnet. Dies ist jene Ver-
schossdecken, Nutzlasten sowie Wnden darzustellen. formung, bei der ein Abfall von 20 % (0,80 Hmax ) der
Der Zeitverlauf der horizontalen Belastungen wurde so maximal horizontalen Schubkraft erreicht wird (Toma-
gewhlt, dass jeder Auslenkungszyklus je dreimal in zevic [26]), siehe (Bild 19).
positiver sowie negativer Richtung gefahren wurde, be- Hcr
vor zum nchsthçheren Niveau bergegangen wird. Ke ¼ (24)
dcr
Die Anfangssteifigkeit Ke wird mit der Beziehung vom Tabelle 3. Analyse des zyklischen Schubversuchs einer Wand
Risszustand (Hcr Rissschubkraft und dazugehçrige Ver- aus Wienerberger Porotherm 30 Hochlochblçcken
formung dcr ) nach Gl. (24) ermittelt.
Positiv Negativ
Weiter wurde von Tomazevic und Tomazevic et al.
[26–28] beobachtet, dass folgende Beziehung fr Mau- Hmax [kN] 244,6 229,00
erwerk gilt (Gl. 25):
dmax [ %] 1,50 1,50
Hu
¼ 0,9 ) Hu ¼ 0,9 Hmax (25) dHmax [ %] 0,42 0,41
Hmax
Hcr [kN] 151,0 127,00
Die Verschiebeduktilitt mu und die idealisierte elasti-
sche Verformung de kann anschließend mit Gl. (26) dcr [ %] 0,03 0,04
bzw. (27) Hu [kN] 220,14 206,10
du du (bei 0,8 Hmax) [ %] 1,26 1,50
mu ¼ (26)
de
Ke [kN/mm] 290,38 186,08
Hu de [ %] 0,04 0,06
de ¼ (27)
Ke mu [–] 29,02 23,70
errechnet werden. mu Mittelwert [–] 26,36
4.1.1.1 Beispiel
Im Weiteren wird ein Beispiel einer Wand, die in der
4.1.2 Ermittlung des Verhaltensbeiwerts q
Laboreinrichtung 1 getestet wurde, dargestellt. Hierbei
handelte es sich um eine Wand aus Hochlochblockzie- Fr die Berechnung des Verhaltensbeiwertes werden
geln der Fa. Wienerberger, Typ Porotherm 30 mit den zwei Grenzflle in Betracht gezogen (Bild 21). Im Falle
Abmessungen l · h = 2,50 m · 1,75 m, die mit Isomçr- von VAR 1 (plastische und elastische Verformungen im
tel gefertigt wurde (Auswertung in Tabelle 3). Die Hys- Erdgeschoss und weiterfhrende elastische Verformun-
terese ist in (Bild 20) dargestellt. gen in den Obergeschossen) kann die Duktilitt nach
Bild 20. Hysterese eines zyklischen Schubversuchs einer Wand aus Wienerberger Porotherm 30 Hochlochblçcken
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 239
Bild 21. Darstellung der betrachteten Randbedingungs- Eingefasstes MWK + Lagerfugen- 3,53 5,73 4,63
betrachtungen fr die Evaluierung der q-Faktoren bewehrung
Wienerberger DRYFIX (PU-Mçrtel) 2,45 3,72 3,08
SBZ (betonverfllte Hohlziegel) 2,06 2,99 2,53
Paulay [29] und Lçring [30] (Gl. 28) folgendermaßen In Tabelle 4 werden die Verhaltensfaktoren fr ber 100
berechnet werden: zyklische Schubwandversuche prsentiert, die in ganz
Europa durchgefhrt wurden.
du mErdgeschoss 1
mGeb€aude ¼ ¼ þ1 (28)
de kn
4.1.3 berfestigkeitswerte
worin n die Anzahl der Geschosse darstellt und k = 1 fr Der Begriff „berfestigkeit“ wird in der EN 1998-1,
n £ 2; k = 2 fr n > 2 einzusetzen ist. Kapitel 4.3.3.4.2.1, als au =a1 bezeichnet, wobei a1
Im Falle von VAR 2 (plastische und elastische Verfor- den Multiplikator der horizontalen Erdbebenbemes-
mungen im Erdgeschoss und eine konstante Starrkçr- sungseinwirkung beim erstmaligen Erreichen der Fes-
perverschiebung der oberen Geschosse) kann die Duk- tigkeit irgendwo im Tragwerk und au (Bild 22) den
tilitt folgendermaßen berechnet werden (Gl. 29) Multiplikator der horizontalen Erdbebenbemessungs-
mGeb€aude ¼ mErdgeschoss (29) einwirkung bei der Entstehung von plastischen Gelen-
ken an gengend vielen Querschnitten darstellen, um
Der Verhaltensfaktor wird danach mit dem bereits an- ein globales Tragwerksversagen herbeizufhren, wobei
gefhrten Ansatz nach Bild 11 (flchengleiche Energie) alle anderen Bemessungseinwirkungen konstant gehal-
ermittelt (Gl. 30) ten werden. Der Multiplikator au kann mithilfe einer
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi nichtlinearen statischen (Pushover-)Berechnung be-
qGeb€aude ¼ 2mGeb€aude 1 (30) stimmt werden. Aus zahlreichen Studien wurde ermit-
telt, dass ein Minimalwert fr au =a1 von 1,40 in Mauer- Tabelle 5. Empfohlene Tabelle fr Verhaltensfaktoren
werksgebuden besteht (Magenes [31]). fr EN 1998-1
Weitere Materialberfestigkeiten werden hier mit OSR
Bauwerkstyp q
bezeichnet. Diese resultieren aus den Fraktilwerten der
charakteristischen Festigkeiten (5 %) wobei man kon- Unbewehrtes Mauerwerk nach EN 1996 1,5
servativerweise mindestens den Faktor fr OSR auf
1,10 setzen kann. Hierbei sind keine Sicherheitswerte Unbewehrtes Mauerwerk nach EN 1998-1 2,5
bercksichtigt, welche noch zustzlich nach Norman- Eingefasstes Mauerwerk 3,0
forderung hinzukommen. Fr eine Pushover-Berech-
nung sollte man jedenfalls Mittelwerte, besser noch Bewehrtes Mauerwerk 3,0
95%-Fraktilwerte bei den Festigkeiten ansetzen. Leider
gibt der Eurocode 6 keine Umrechnungsformel an, wie
beispielsweise die italienische Ordinanza 3274 [32], die
Aufwand fr den Ingenieur und anderseits mit erhçhten
den Faktor von 1/0,7 fr die Berechnung von charakte-
Kosten fr Baumaßnahmen fr den Bauherrn verbun-
ristischen Festigkeitswerten auf Mittelfestigkeitswerten
den. Es ist berlegenswert, welcher Vorteil erzielt wird,
angibt.
wenn aufwendigere konstruktive Regeln der EN 1998-1
Verwendet man konservativerweise den Faktor 1,1 fr
befolgt werden, falls damit keine „Belohnung“ gegeben
OSR und dann den Faktor 1,40 fr au =a1 , ergibt dies
ist. Eine logische Konsequenz daraus wre, dass in der
einen Faktor von 1,54, welcher mit den in Tabelle 4
Praxis niemand diese konstruktiven Regeln anwendet,
angefhrten q-Werten noch zu multiplizieren ist. Der
wobei moderne berlegungen fr ein erdbebensicheres
Verhaltensfaktor q ist per Definition ein Wert, der
Mauerwerksgebude somit nie in die Realitt umgesetzt
sich aus den berfestigkeiten und Materialduktilitten
wrden.
ergibt, welche die nichtlinearen Tragwerkseigenschaf-
ten global beschreiben.
4.1.4.1 Europische Normung in Bezug auf
q-Faktoren fr Mauerwerk
4.1.4 Zusammenfassung und Empfehlungen
Aufgrund der zuvor beschriebenen Versuche und Nach-
der q-Werte
weise fr den Verhaltensfaktor konnte in Europa in
Aus den zahlreichen Studien und Versuchen an unter- einzelnen CEN-Mitgliedstaaten bereits eine Anhebung
schiedlichsten Hochlochziegeln sowie Mçrtelkombina- dieser q-Werte erreicht werden. Bemerkenswert ist,
tionen konnte der Verhaltensbeiwert eindeutig be- dass sich Experten von hocherdbebengefhrdeten Staa-
stimmt werden. Hierbei wurden auch unterschiedlichste ten entschlossen haben, in ihren nationalen Anhngen
Randbedingungen in unterschiedlichen Laboren/Labor- des Eurocode 8 die hçheren Werte zu bernehmen, wel-
konfigurationen getestet, um den Faktor der Unsicher- ches die Wichtigkeit sowie die Akzeptanz der erwhn-
heit eines Labors auszuschließen. Es muss ernsthaft in ten Studien unterstreicht. Insbesondere ist zu erwhnen,
den empfohlenen Werten fr q des Eurocode 8 (EN dass Slowenien, Italien, Kroatien und Rumnien, die in
1998-1:2005) [9] fr Mauerwerk eine Anhebung ber- Europa als Starkerdbebenregionen gelten, diese hçhe-
legt werden, da diese um einen Faktor >>2 zu konser- ren Werte bernehmen werden. Dies zeigt auch, dass
vativ sind und daher deutlich von den Versuchsergeb- der Sicherheitsaspekt damit keinesfalls vernachlssigt
nissen abweichen. Dies ist weder technisch noch wirt- wird, sondern die hçheren Werte der Realitt nher
schaftlich vertretbar, da vergangene Versuche eindeutig kommen. Zudem ist auch zu erwhnen, dass in Lndern
hçhere q-Werte belegen (Da Porto et. al. [33] und Lu mit geringer bis mittlerer Seismizitt, wie bspw. Slowa-
[25]). Hinzu kommt natrlich die obligatorische Sicher- kei, Frankreich und Belgien sich ebenfalls fr hçhere
heit, die in den Normen vorgeschrieben wird. Tabelle 5 q-Werte fr Mauerwerk in deren Normung entschieden
gibt empfohlene Werte fr den Verhaltensbeiwert fr haben. Es konnte gezeigt werden, dass q-Faktoren von
Ziegelmauerwerk an, die in die EN-1998-1 aufgenom- 1,5 fr unbewehrtes Mauerwerk mit Einhaltung der zu-
men werden sollten. Vergleiche mit den Werten der stzlichen konstruktiven Regeln nach EN 1998-1 weder
Tabelle 4, die noch mit den berfestigkeiten von min- der Realitt entsprechen noch bei einem Anheben des
destens 1,54 zu multiplizieren sind, zeigen, dass in der Wertes das geforderte Sicherheitsniveau verletzt oder
empfohlenen Tabelle 5 nach wie vor hohe und ausrei- unterschritten wird. Es bleibt zu hoffen, dass dies mçg-
chende Sicherheitsreserven vorhanden sind. lichst rasch in ganz Europa durchgesetzt wird, da an-
Einen weiteren Aspekt, der fr die Anhebung von sonsten das Bauen mit Mauerwerk im Sinne von Mate-
q-Werten fr Mauerwerk spricht, gibt die EN 1998-1 rialverbrauch erheblich berteuert, somit unwirtschaft-
selbst an. Es wird bei einer Nichteinhaltung der kons- lich geschieht und schlussendlich zur Folge haben
truktiven Regeln fr Mauerwerk nach EN 1998-1 dem- kçnnte, dass der praktische Ingenieur sowie auch Bau-
nach ein Mauerwerksgebude, das nur nach der EN herr knftig alternative Materialien whlt.
1996-1-1 berechnet wurde, ein Verhaltensfaktor fr un-
bewehrtes Mauerwerk von 1,5 angegeben. Die zustz-
lichen Konstruktionsregeln sind einerseits mit erhçhtem
VI Mauerwerk und Erdbeben – Bemessungsanstze, aktuelle Forschung und Normungslage in Europa 241
4.2 Maximal zulssige Driftwerte Praxis bis dato oft noch unbekannten oder kaum be-
herrschten (Pushover-)Berechnungen durchfhrt.
Es wurde bereits dargestellt, dass die EN 1998-3 [18]
Eine Norm sollte auch ein Hilfsmittel fr den Praktiker
Werte fr die maximal erreichbare Verschiebung bzw.
darstellen und Methoden klar und verstndlich, evtl. in
das Stockwerksdriften von 0,4 % bei Schub- und 0,8 %
vereinfachter Form die Nachweisverfahren nherbrin-
bei Biegeversagen angibt. Wie in Bild 20 abgebildet,
gen. Ein Ansatz, der knftig in den europischen Nor-
sind jedoch auch Werte von 1,5 % oder mehr erreichbar.
men gewhlt werden sollte, wre die bis dato angege-
In letzter Zeit sind Diskussionen im Gange, diese zu-
benen Schubwandtabellen der EN 1998-1 neu zu ermit-
lssigen Driftwerte sogar unter den Werten der EN
teln, indem auch vorhandene Tragreserven mitberck-
1998-3 anzusetzen. Anzumerken ist auch, dass es sich
sichtigt werden, um das Anwendbarkeitsspektrum
hierbei um keinen national whlbaren Parameter han-
dieser bequemen Vorgehensweise auszuweiten. Diesen
delt und diese Werte streng genommen von CEN-Mit-
Schritt wrden alle praktizierenden Ingenieure europa-
gliedstaaten nicht adaptierbar und frei whlbar sind.
weit begrßen, da der Erdbebennachweis von Mauer-
Tatschlich sind auch begrenzte Versuche vorhanden,
werksbauten damit wieder auf einen vertretbaren Auf-
die unter bestimmten Konfigurationen und Stein-Mçr-
wand zurckgefhrt werden kçnnte, ohne den wichtigen
tel-Kombinationen sowie spezielle Stoßfugenausbil-
Aspekt der geforderten Sicherheit zu verletzen oder gar
dungen, die in der EN 1998-3 angegebenen Driftwerte
zu vernachlssigen. Zu erwhnen sei, dass die beschrie-
etwas unterschreiten. Der Autor appelliert jedoch an
bene Ausweitung der Anwendung der Schubwandtabel-
dieser Stelle an die Normungsverantwortlichen, gene-
len unter Bercksichtigung von Tragreserven bereits in
relle Entscheidungen in dieser Hinsicht nochmals zu
den nationalen Anhngen der EN 1998-1 in Belgien,
berdenken bzw. einen anderen Lçsungsansatz zu wh-
Slowenien und Kroatien durchgefhrt wurde.
len. Ein alternativer Ansatz wre die Aufstellung von
Bedingungen, d. h. dass bei der Verwendung von spe-
ziellen Konstruktionen geringere Driftwerte anzusetzen
sind. Eine Kategorisierung in beispielsweise verwende- 5 Literatur
te Stoßfugen sowie Mçrtelart und die dazugehçrigen
Driftwerte erscheint in knftigen Normen sinnvoll. Es [1] Mann, W.; Mller, H.: Schubtragfhigkeit von Mauer-
ist jedenfalls davon abzuraten, einen einzigen, sehr kon- werk. In: Mauerwerk Kalender (1978), S 35–65. Ernst &
Sohn, Berlin, 1978.
servativen Driftwert fr alle Mauerwerksarten festzule-
gen. Nimmt man beispielsweise einen getesteten Wie- [2] Ganz, H. R.: Mauerwerksscheiben unter Normalkraft
nerberger Porotherm 30 Hochlochziegelblock und wr- und Schub. Institut fr Baustatik und Konstruktion, ETH
de man die Driftwerte beispielsweise auf 0,3 % norma- Zrich, Bericht Nr. 148. Birkhuser Verlag, 1985.
tiv abgrenzen, erkennt man, dass hier eine unnçtige
[3] SIA 266:2007: Mauerwerk, 2003.
500%-Sicherheit eingebaut ist, die weder technisch
sinnvoll noch wirtschaftlich tragbar ist. [4] DIN 1053-100:2007: Mauerwerk; Teil 100: Berechnung
auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon-
zepts, 2007.
4.3 Schubwandtabellen [5] EN 1996-1-1:2005: Eurocode 6: Bemessung und Kons-
Es wurden in den vorigen Abschnitten die verschiede- truktion von Mauerwerksbauten; Teil 1-1: Allgemeine Re-
nen Methoden fr den Nachweis des Erdbebenlastfalls geln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk, 2005.
fr Mauerwerksgebude dargestellt, wobei zu erkennen [6] Tomazevic, M.; Gams, M.; Lu, S.: Modelling of Shear
war, dass die Schubwandtabellen jedenfalls den ein- Failure mechanism of masonry walls. Proceedings 11th Ca-
fachsten und schnellsten Nachweis fr den praktischen nadian Masonry Symposium, Toronto, Ontario, May 31 –
Ingenieur darstellt. Der Nachteil dieser Methode liegt in June 3, 2009.
der Effektivitt, da man doch sehr beschrnkt in der
[7] Lu, S.; Heuer, R.: Seismic assessment of lifeline masonry
Einsetzbarkeit ist aufgrund der im Vorfeld dieser Ta-
structures using an advanced material model. Journ. Struct.
bellen sehr konservativen Annahmen. Es ist natrlich Control and Health Monitoring, 14 (2), p. 321–332, 2006.
sinnvoll und notwendig, diese Methode auf einem kon-
servativen Niveau zu halten und bei Bedarf eines der [8] Chopra, A. K.: Dynamic of structures Theory and Appli-
aufwendigeren Verfahren zu whlen, um Fehler bei der cations to Earthquake Engineering. Prentice Hall, 2001.
Modellbildung, Lastannahmen etc. abzudmpfen, je- [9] EN 1998-1:2005: Eurocode 8: Auslegung von Bauwer-
doch darf auch der Aspekt der praktischen Anwen- ken gegen Erdbeben; Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwir-
dungsmçglichkeit nicht außer Acht gelassen werden. kungen und Regeln fr Hochbauten, 2005.
Wo ein praktischer Ingenieur mit den Schubwandtabel-
len sehr leicht den berblick behlt, wird es hingegen [10] Flesch, R.; Benko, V.; Krachsberger, H.; Lu, S., Selten-
nahezu unmçglich, eine nichtlineare Berechnung ohne hammer, A.: ON-V 98-3, Erdbebenlasten Eurocode 8, Praxis-
beispiel Hochbau aus Mauerwerk, Band 3, 2008.
moderne und oft nicht vorhandene technische Hilfsmit-
teln durchzufhren. Es gilt also leider das Motto, dass [11] Soric, Z.: Zidane Konstrukcije. University Zagreb,
man „bestraft“ wird, wenn man keine genauen, in der 2004.
242 C Bemessung
[12] N B 4015:2005: Belastungsannahmen im Bauwesen [23] Chopra, A.; Goel: Capacity-Demand-Diagram methods
–Außergewçhnliche Einwirkungen –Erdbebeneinwirkungen, for estimating seismic deformation of inelastic structures:
Grundlagen und Berechnungsverfahren, 2005. SDF systems. Pacific Earthquake Research Center, 1999.
[13] Lu, S.; Ralbovsky, M.; Kçllner, W.; Flesch, R.; Graf, [24] Zach, R.: Vergleich von Mauerwerksbauten-Berech-
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[14] Lu, S.; Ralbovsky, M.; Kçllner, W.; Deix, S.; Flesch, [25] Lu, S.; Kasa, M.: Seismic test program of special de-
R.: Assessment of lifeline Structures in the case of hospitals signed clay blocks due to earthquake resistance by Wiener-
in Seismic Zones 3 and 4 in Austria. Proceedings Third Eu- berger consisting real scale shaking table-, cyclic shear-, dia-
ropean Conference on Structural Control, 3ECSC,12–15 Ju- gonal tension-, and compression tests. Proceedings 14
ly, 2004, Vienna University of Technology, Vienna, Austria, WCEE, World Conference on Earthquake Engineering, Bei-
2004. jing, PR China, 2008.
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Model for URM with a Application on the Seismic Assess- ry buildings. Imperial College Press, 1999.
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[18] EN 1998-3:2005: Eurocode 8: Auslegung von Bauwer- [29] Paulay, T.; Priestly M. J. N.: Seismic design of reinfor-
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D Bauphysik J Brandschutz
I Schallschutz im Mauerwerksbau
Heinz-Martin Fischer, Stuttgart und Werner Scholl, Braunschweig
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
246 D Bauphysik · Brandschutz
flankierenden Bauteile erfolgt. Eine noch so große Ver- der Gehçrcharakteristik bei Pegeln um 60 dB entspricht.
besserung der Trennwand allein oder der flankierenden Tabelle 1 [1] enthlt einige Beispiele fr solche
Bauteile kçnnte jeweils nur maximal 3 dB geringere A-Schallpegel. Andersartige Bercksichtigungen der
Pegel aus dem Nachbarraum bewirken. Liegen zwei Gehçrempfindlichkeit werden bei der Bewertung der
Pegel um mehr als 10 dB auseinander, zhlt praktisch Schalldmmung angewendet (s. u.).
nur noch der lautere von beiden. Rechnerisch fhrte das
Verschwinden der leiseren Quelle zu einer Pegelsen-
1.5 Kenngrçßen fr den Luftschallschutz
kung von weniger als 0,5 dB.
Neben dem Schalldruckpegel gibt es auch noch den 1.5.1 Schalldmmung von Bauteilen
Schallleistungspegel. Whrend der Schalldruckpegel
Das Schalldmm-Maß R eines Bauteils beschreibt des-
aussagt, wie laut es an der Stelle ist, wo er gemessen
sen Fhigkeit, auftreffende Schallwellen zurckzuhal-
wird, besagt der Schallleistungspegel, welche Schall-
ten. Es ist definiert als
leistung eine Quelle abzugeben vermag. Wie laut es
tatschlich wird, hngt unter anderem davon ab, wieviel R ¼ 10 lgðP1 =P2 Þ [dB]
dieser Leistung in einem Raum absorbiert wird und ob
wobei als P1 die auf das Bauteil auftreffende und als P2
es abschirmende Maßnahmen gibt.
die durchgelassene Schallleistung einzusetzen sind. In
der Praxis wird die Schalldmmung eines Bauteils bei
1.4 Die A-Bewertung Einbau zwischen zwei Rumen gemessen (siehe Bild 1)
und bestimmt aus der Beziehung
Das menschliche Gehçr ist fr sehr hohe und sehr tiefe
Tçne zum Teil wesentlich unempfindlicher als fr Tçne R ¼ L1 L2 þ 10 lgðS=AÞ [dB]
mittlerer Frequenz um 1000 Hz. Dem wird dadurch
L1 ist der Schalldruckpegel im Senderaum, wo mittels
Rechnung getragen, dass man bei der Bildung von Ge-
Lautsprecher Schall angeregt wird. L2 ist der Schall-
samtpegeln von Geruschen die vom berall gleich
druckpegel im Empfangsraum. Durch Bercksichtigung
empfindlichen Messgert erfassten Pegel entsprechend
der Flche S des geprften Bauteils und der quivalen-
dem Empfindlichkeitsverlauf des Ohres zunchst ab-
ten Schallabsorptionsflche A des Empfangsraumes
mindert, bevor man sie zu einem Gesamtpegel zusam-
werden die Einflsse der speziellen Prfanordnung he-
menfasst. Die Empfindlichkeitsunterschiede sind aller-
rauskorrigiert. Da es um die Kennzeichnung des Bau-
dings selbst stark vom Geruschpegel abhngig. Am
teils geht, darf im Labor außer dem Schalldurchgang
gebruchlichsten ist die sogenannte A-Bewertung, die
durch das Prfobjekt keinerlei Schallausbreitung ber
andere flankierende Bauteile oder Nebenwege erfolgen.
R wird daher auch „Schalldmmung ohne Flankenber-
Tabelle 1. Beispiele fr die A-Schallpegel verschiedener tragung“ genannt. Die Labormessung erfolgt nach DIN
Geruschquellen EN ISO 140-3 [2]. Inzwischen wurden bei einem inter-
nationalen Ringversuch an einem Mauerwerk erhebli-
Art des Schalles A-bewerteter che Einflsse der Labors auf die Schalldmmung mas-
Schalldruckpegel LA siver Bauteile festgestellt, die daher rhren, dass die
in dB (A) etwa umgebenden Laborwnde unterschiedlich viel Schall-
Hçrschwelle berdurchschnittlich gut 0 energie aus dem geprften Mauerwerk abfhren kçn-
hçrender Personen nen, wodurch sich dessen Schalldmmung scheinbar
um einige dB erhçht [3]. Um diesen Laboreinfluss ab-
Selten unterschrittener Schalldruckpegel 20 zuschtzen, kann bei der Schalldmmungsmessung
in ruhigen Rumen auch der Gesamtverlustfaktor der Prfobjekte im Ein-
Ticken eines Weckers in 0,5 m Entfernung 30 bauzustand (ber die Kçrperschallnachhallzeit) be-
stimmt werden.
Haushaltkhlschrank in Kchen 40
Halblaute Unterhaltung in 2 m Abstand 50 1.5.2 Schalldmmung zwischen Rumen
Bild 1. Laboranordnung zur Messung des Schalldmm-Maßes Bild 2. Schallausbreitung zwischen Rumen
eigenes Schalldmm-Maß. Im Empfangsraum addieren Bauteils zu jeweils einem einzigen Zahlenwert zusam-
sich die bertragenen Schallleistungen zum Gesamt- mengefasst, dem bewerteten Schalldmm-Maß Rw nach
pegel L2,ges. Dadurch wird das scheinbare Schalldmm- DIN EN ISO 717 [6]. Wie in Bild 3 dargestellt, wird
Maß R0 zwischen den Rumen kleiner als alle an der hierbei eine genormte Bezugskurve ber die gemessene
bertragung beteiligten Einzelschalldmm-Maße. R0 Schalldmmkurve gelegt und so lange zu hçheren
wird „Schalldmm-Maß mit Flankenbertragung“ oder Schalldmmwerten hin verschoben, bis die Messkurve
auch „Bauschalldmm-Maß“ genannt. Es ist unbedingt die Bezugskurve im Mittel um gerade 2 dB unterschrei-
zu beachten, dass R0 nicht das Trennbauteil kennzeich- tet. Das bewertete Schalldmm-Maß ist dann als der
net, sondern die Gesamtheit der bertragungswege. Ein Schalldmmwert der verschobenen Bezugskurve bei
zu niedriges Schalldmm-Maß R0 besagt nicht auto- 500 Hz abzulesen. Dieses Verfahren bercksichtigt
matisch, dass die Schalldmmung R des Trennbauteils die frequenzabhngige Gehçrempfindlichkeit ebenso
unzureichend ist. Leider regt die zentrale Anforderungs- wie die Tatsache, dass eine schlechte Schalldmmung
norm DIN 4109 [5] 1) zu solchen Verwechslungen an, bei einigen Frequenzen hinsichtlich der Stçrwirkung
indem sie R0 flschlicherweise als Schalldmmung des nicht durch eine bergroße Schalldmmung in anderen
trennenden Bauteils bezeichnet. Das Schalldmm-Maß Frequenzbereichen weggemittelt werden kann.
des Trennbauteils allein kann am Bau nur bestimmt wer-
den, indem alle anderen bertragungswege beispiels-
weise durch Vorsatzschalen unterdrckt werden.
In der Vergangenheit wurde die Schalldmmung von
Bauteilen in Deutschland in sogenannten „Prfstnden
mit (genormter) bauhnlicher Flankenbertragung“ ge-
messen und unglcklicherweise auch noch mit R0 be-
zeichnet. Dahinter stand die Idee, die am Bau zu erwar-
tende Flankenbertragung bereits in den Prfstandswert
des Bauteils mithineinzumessen, sodass dieser dann di-
rekt fr die Situation am Bau mit den dort bestehenden
Flankenbertragungen gltig wre. Wegen zu vieler un-
terschiedlicher Bauweisen konnte sich diese Standardi-
sierung in der internationalen Normung nicht durchset-
zen, sodass seit einigen Jahren auch in Deutschland nur
noch flankenbertragungsfreie Labormessungen durch-
gefhrt werden.
1.5.4 Spektrumanpassungswerte
Alternativ zum bewerteten Schalldmm-Maß kann als
Einzahlangabe der Schalldmmung auch die Differenz
der A-Schallpegel vor und hinter dem Bauteil verwen-
det werden. Um Verwechslungen mit Rw zu vermeiden,
hat man sich allerdings entschlossen, statt eines A-be-
werteten Schalldmm-Maßes sogenannte Spektrum-
anpassungskoeffizienten C einzufhren, die zu Rw hin-
zugezhlt die vom Bauteil bewirkte A-Schallpegeldif-
ferenz ergeben. Die A-Schallpegeldifferenz hngt vom
Frequenzspektrum der Schallquelle ab. Es wurden da-
her in [6] Spektrumanpassungswerte fr „Wohngeru-
sche“ (C) und Verkehrsgerusche (Ctr) genormt.
zurckgezogen. Beabsichtigt war, die divergierenden eigenen Wohn- und Arbeitsbereich. Privatrechtlich
Vorschlge fr den erhçhten Schallschutz nach Bei- wird hingegen die Ordnungsgemßheit der Leistung ge-
blatt 2 und VDI 4100 zu vereinheitlichen. Vorgesehen schuldet, wobei auf die anerkannten Regeln der Technik
war des Weiteren, dass Beiblatt 2 und VDI 4100 dann und die vertraglich zugesicherten Eigenschaften abge-
zurckgezogen werden sollen. Die aktuelle Situation im hoben wird. Dies fhrt in der Rechtssprechung immer
zustndigen Normungsgremium hat allerdings ergeben, wieder zu Festlegungen abweichend zu den Anforde-
dass ein gemeinsames Dokument nicht konsensfhig rungen der DIN 4109. Um strittigen Auslegungen vor-
war. Aus diesem Grund hat der zustndige Ausschuss zubeugen, empfehlen sich fr den erhçhten Schall-
auch entschieden, dass der Entwurf zu DIN 4109-10 schutz stets eindeutige vertragliche Regelungen mit
nicht verabschiedet wird und die berarbeitete Version zahlenmßigen Festlegungen.
der DIN 4109 zuknftig keine Aussagen mehr zum er- Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf das
hçhten Schallschutz treffen wird. Memorandum DEGA BR 0101 [66], das zur DIN 4109
Neu hinzugekommen ist die DEGA-Empfehlung 103 und den allgemein anerkannten Regeln der Technik Stel-
[65], die im Wesentlichen folgende Zielsetzungen ver- lung bezieht.
folgt:
– Schaffung eines mehrstufigen Systems zur differen-
zierten Planung und Kennzeichnung des baulichen 2.2 Zahlenmßige Festlegungen
Schallschutzes zwischen Raumsituationen, unabhn-
2.2.1 Luft- und Trittschallschutz
gig von der Art des Gebudes.
– Entwicklung eines Punktesystems auf dieser Basis Die zahlenmßigen Festlegungen der DIN 4109 [5] rich-
zur einfachen Kennzeichnung des Schallschutzes ten sich nach dem Nutzungszweck (Geschosshuser,
von ganzen Wohneinheiten oder Gebuden. Einfamilien-Doppelhuser und Einfamilien-Reihenhu-
Die Frage, welche Anforderungen geschuldet werden, ser, Beherbergungssttten, Krankenanstalten und Sana-
kann in den jeweiligen Rechtsbereichen im Einzelfall torien, Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten).
zu unterschiedlichen Aussagen fhren. Aus baurecht- Tabelle 2 enthlt die wichtigsten Anforderungen fr
licher Sicht ist die Situation eindeutig: geschuldet wer- den Luft- und Trittschallschutz. Zustzlich werden in
den die (Mindest)-Anforderungen der DIN 4109. Also: dieser Tabelle die Empfehlungen des Beiblatts 2 zu
kein erhçhter Schallschutz und kein Schallschutz im DIN 4109 [11] fr den erhçhten Schallschutz genannt.
Tabelle 2. Anforderungen und Empfehlungen fr den Luft- und Trittschallschutz von Bauteilen nach DIN 4109
und Beiblatt 2 zu DIN 4109
Tabelle 2. (Fortsetzung)
Zeile Bauteile Anforderungen Empfehlungen Beachte
Fußnoten
erf. R0w erf. L0nw R0w L0nw
Nr.
dB dB dB dB
11 Treppen Treppenlufe und -podeste £ 58 £ 46 4)
20 Wnde Haustrennwnde 57 ‡ 67
3. Beherbergungssttten
21 Decken Decken 54 £ 53 55 £ 46
22 Decken unter/ber Schwimmbdern, Spiel- oder hnlichen 55 £ 46 – –
Gemeinschaftsrumen zum Schutz gegenber Schlafrumen
23 Treppenlufe und -podeste £ 58 – £ 46 4)
26 Wnde zwischen 47 – ‡ 52 –
– bernachtungsrumen
– Fluren und bernachtungsrumen
27 Tren Tren zwischen Fluren und bernachtungsrumen 32 – ‡ 37 – 8)
4. Krankenanstalten, Sanatorien
28 Decken Decken 54 £ 53 ‡ 55 £ 46
29 Decken unter/ber Schwimmbdern, Spiel- oder hnlichen 55 £ 46 – –
Gemeinschaftsrumen
30 Treppenlufe und -podeste £ 58 – £ 46 4)
Tabelle 2. (Fortsetzung)
1) Bei Gebuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen betragen die Anforderungen erf. R0v = 52 dB und erf. TSM = 0 dB.
2) Bei Gebuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen betrgt die Anforderung erf. R0w = 52 dB.
3) Die Anforderung an die Trittschalldmmung gilt nur fr die Trittschallbertragung in fremde Aufenthaltsrume, ganz gleich, ob sie in
waagerechter, schrger oder senkrechter (nach oben) Richtung erfolgt.
4) Keine Anforderung an Treppenlufe in Gebuden mit Aufzug.
5) Weichfedernde Bodenbelge drfen dem Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden; in Gebuden mit
nicht mehr als 2 Wohnungen drfen weichfedernde Bodenbelge, z. B. nach Beiblatt 1 zu DIN 4109, 1989, Tabelle 18, bercksichtigt werden.
6) Bei einschaligen Haustrennwnden gilt: Wegen der mçglichen Austauschbarkeit von weichfedernden Bodenbelgen nach Beiblatt 1 zu
DIN 4109, 1989, Tabelle 18, die sowohl dem Verschleiß als auch besonderen Wnschen der Bewohner unterliegen, drfen diese bei dem
Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden.
7) Fr Wnde mit Tren gilt die Anforderung erf. R0w (Wand) = erf. Rw (Tr) + 15 dB. Darin bedeutet erf. Rw (Tr) die erforderliche Schall-
dmmung der Tr nach Zeile 16 oder Zeile 17. Wandbreiten ‡ 30 cm bleiben dabei unbercksichtigt.
8) Bei Tren gilt Rw , anstelle von R0w .
I Schallschutz im Mauerwerksbau 253
Tabelle 3. Werte der DIN 4109 und der VDI 4100 fr den Luft- Tabelle 4. Werte der DIN 4109 und der VDI 4100 fr den Luft-
und Trittschallschutz in Mehrfamilienhusern (Auszug) und Trittschallschutz in Doppel- und Reihenhusern (Auszug)
Wesentlich fr die Handhabung und Umsetzung der An- Tabelle 5. Werte der DIN 4109 und der VDI-Richtlinie 4100 fr
forderungswerte ist Abschnitt 3.1 der DIN 4109: Gerusche aus haustechnischen Anlagen und Betrieben (Auszug)
„Die fr die Schalldmmung der trennenden Bauteile
Wasserinstallationen Lin [dB(A)]
angegebenen Werte gelten nicht fr diese Bauteile al-
und sonstige haustechnische Anlagen
lein, sondern fr die resultierende Dmmung unter Be-
LAFmax [dB(A)]
rcksichtigung der an der Schallbertragung beteiligten
Bauteile und Nebenwege im eingebauten Zustand; dies Mehrfamilien- Doppel- und
ist bei der Planung zu bercksichtigen.“ huser Reihenhuser
Wie dies im Rahmen der DIN 4109 zu geschehen hat,
wird in Abschnitt 3.2.3 erlutert. DIN 4109 30 30
Empfehlungen fr den erhçhten Luft- und Trittschall- VDI 4100, SSt I
schallschutz sind auszugsweise in den Tabellen 3 und 4 VDI 4100, SSt II 30 25
wiedergegeben. Whrend Beiblatt 2 zu DIN 4109 fr
den erhçhten Luftschallschutz bei Mehrfamilienhuser VDI 4100, SSt III 25 20
lediglich 1 bzw. 2 dB hçhere Werte gegenber den
Mindestanforderungen vorsieht, wird bei VDI 4100
[12] und Entwurf zu DIN 4109-10 [13] bercksichtigt,
dass sich einzelne Qualittsstufen um mindestens 3 dB Der Beurteilungspegel Lr von Geruschen aus baulich
voneinander unterscheiden sollten. Wenn ein erhçhter verbundenen Gewerbebetrieben darf nach DIN 4109 in
Schallschutz vereinbart wird, ist zu beachten, dass die schutzbedrftigen Rumen tags 35 dB(A) und nachts
Bedeutung der flankierenden bertragung zunimmt 25 dB(A) nicht berschreiten.
und sorgfltig mitgeplant werden muss. Dies gilt ins-
besondere bei der SSt III, die ohne Hinzuziehung eines 2.2.3 Schutz gegen Außenlrm: Außenwnde
bauakustischen Sachverstndigen nicht realisiert wer-
Zum Schutz gegen Außenlrm enthlt die DIN 4109 [5]
den sollte.
Anforderungen, die in Tabelle 6 wiedergegeben sind.
Ausgehend vom „maßgeblichen Außenlrmpegel“ wird
2.2.2 Gerusche aus haustechnischen Anlagen
in Abhngigkeit von der Nutzungsart des schutzbedrf-
und Betrieben
tigen Raumes das resultierende Schalldmm-Maß R0w,res
Die fr Wasserinstallationen und sonstige haustech- der Außenbauteile bestimmt. Die Anforderung richtet
nische Anlagen geltenden Werte sind in Tabelle 5 auf- sich dabei an die dem Lrm ausgesetzten Außenflchen
gefhrt. Die genannten Mindestanforderungen der (Fassaden, Dcher, Decken), die sich in der Regel aus
DIN 4109 fr Wasserinstallationen bercksichtigen be- Bestandteilen unterschiedlicher Schalldmmung zu-
reits die genderten Werte nach [14], die gegenber der sammensetzen (z. B. Wand mit Fenstern). Nach dem
DIN 4109 (1989) [5] nach langer Diskussion von 35 auf in Abschnitt 3.1.5 beschriebenen Verfahren wird aus
30 dB(A) abgesenkt wurden. Es ist dabei zu beachten, den Schalldmm-Maßen der einzelnen Bestandteile
dass zur Erfllung des zulssigen Installationspegels LIn die resultierende Schalldmmung ermittelt. Maßgebend
bestimmte werkvertragliche Voraussetzungen gegeben fr die erreichbare Schalldmmung ist immer das
sein mssen (Nheres in Fußnote b in [14]). schalltechnisch schwchste Bauteil.
254 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 6. Anforderungen an das resultierende Schalldmm-Maß R0w von Außenbauteilen nach DIN 4109, Ausgabe November 1989
„Maßgeblicher“ Raumarten
Außenlrmpegel
Bettenrume in Kranken- Aufenthaltsrume in Wohnungen, Brorume 1) und hnliches
anstalten und Sanatorien bernachtungsrume in Beherbergungssttten,
Unterrichtsrume und hnliches
Anforderungen an das resultierende Schalldmm-Maß des Gesamtaußenbauteils
R0w, res dB
bis 55 35 30 –
56 bis 60 35 30 30
61 bis 65 40 35 30
66 bis 70 45 40 35
71 bis 75 50 45 40
76 bis 80 2) 50 45
> 80 2) 2) 50
1) An Außenbauteile von Rumen die aufgrund der darin ausgebten Ttigkeiten nur einen untergeordneten Beitrag zum Innenraumpegel
leisten, werden keine Anforderungen gestellt.
2) Die Anforderungen sind hier aufgrund der çrtlichen Gegebenheiten festzulegen.
Der „maßgebliche Außenlrmpegel“ bercksichtigt die mit blicher Brottigkeit und erf. R0w = 45 dB (norma-
Lrmeinwirkung unterschiedlicher Schallquellen (Stra- ler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 52 dB (erhçhter Schall-
ßen-, Schienen-, Luft-, Wasserverkehr, Industrie/Ge- schutz) fr Wnde von Rumen fr konzentrierte geis-
werbe). Die Lrmbelastungen werden in der Regel tige Ttigkeit oder zur Behandlung vertraulicher Ange-
berechnet. Speziell fr den Straßenverkehr bietet die legenheiten.
DIN 4109 dafr ein vereinfachtes Verfahren an. Mit Kennwerte fr den Schallschutz zwischen einzelnen
Hinblick auf die schalltechnische Auslegung von Au- Rumen innerhalb des eigenen Wohnbereichs enthlt
ßenwnden sind in Abschnitt 4.5.3 Hinweise zur Be- auch VDI 4100 [12]. Fr den Luftschallschutz zwischen
rcksichtigung von Wrmedmm-Verbundsystemen Aufenthaltsrumen wird dort fr SSt II und SSt III in
und in den Abschnitten 4.10 und 5 Hinweise zur Direkt- horizontaler Richtung R0w > 48 dB (Wnde ohne Tren)
dmmung und Lndsdmmung von Außenwnden ge- und in vertikaler Richtung R0w > 55 dB genannt.
geben. Grundstzlich sollte der Schallschutz im eigenen
Wohn- oder Arbeitsbereich mit zahlenmßigen Fest-
2.2.4 Empfehlungen fr den eigenen Wohn- oder legungen vereinbart werden. Die getroffenen Vorgaben
Arbeitsbereich: Innenwnde mssen bei der Planung bercksichtigt werden. Proble-
matisch ist eine „offene“ Grundrissgestaltung, z. B. of-
Da sich die Anforderungen der DIN 4109 [5] nur an die
fene Kche zum Wohnzimmer oder nicht geschlossenes
Schallbertragung zwischen fremden Aufenthaltsru-
Treppenhaus. In diesen Fllen kann ein vernnftiger
men richten, fllt der Schallschutz zwischen Rumen
Schallschutz im eigenen Wohnbereich nicht realisiert
im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich nicht in den
werden.
Zustndigkeitsbereich der baurechtlich geschuldeten
Anforderungen. Fr Wohngebude sowie fr Bro-
und Verwaltungsgebude nennt Beiblatt 2 zu 2.3 Besondere Regelungen
DIN 4109 [11] Empfehlungen fr normalen und erhçh-
2.3.1 Anforderungen nach dem Fluglrm-Gesetz
ten Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeits-
bereich. Fr Innenwnde von Wohngebuden zwischen Besondere Regelungen fr den Luftschallschutz der
„lauten“ und „leisen“ Rumen unterschiedlicher Nut- Außenbauteile gelten in der Umgebung von Flughfen.
zung (z. B. zwischen Wohn- und Kinderzimmern) wer- Das „Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm“ [15] und die
den fr die Luftschalldmmung erf. R0w = 40 dB (nor- zugehçrige Schallschutzverordnung nennen Anforde-
maler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 47 dB (erhçhter rungen, die beim Neubau innerhalb der festgelegten
Schallschutz) vorgeschlagen. Fr Bro- und Verwal- Fluglrmschutzzonen I und II eingehalten werden ms-
tungsgebude lauten die Empfehlungen: erf. R0w = sen. Die inzwischen schon recht alten Regelungen sind
37 dB (normaler Schallschutz) bzw. erf. R0w ‡ 42 dB mittlerweile berarbeitet worden und liegen in einer
(erhçhter Schallschutz) fr Wnde zwischen Rumen neuen Fassung vor [67].
I Schallschutz im Mauerwerksbau 255
2.3.2 Anforderungen nach der TA-Lrm 2.4 Europische Regelwerke des baulichen
Schallschutzes
Immissionsrichtwerte fr Einwirkungsorte außerhalb
von Gebuden werden in der Technischen Anleitung 2.4.1 Auswirkungen der europischen Normung
zum Schutz gegen Lrm (TA-Lrm [16]) festgelegt.
Die europische Harmonisierung der Normen greift in
Sie gelten fr genehmigungsbedrftige oder nicht ge-
die derzeitige deutsche Normungspraxis im baulichen
nehmigungsbedrftige Anlagen, die den Anforderungen
Schallschutz ein. Zwar sind die Anforderungswerte da-
des zweiten Teils des Bundes-Immissionsschutzgeset-
von ausdrcklich nicht betroffen, doch berhren ins-
zes unterliegen, nicht aber fr die im Anwendungs-
besondere harmonisierte Prfverfahren und Berech-
bereich der TA-Lrm genannten Ausnahmen wie z. B.
nungsmethoden Konzept und Inhalt der DIN 4109 [5]
Sportanlagen, Schießpltze, Baustellen. Mit Erscheinen
und deren Beiblatt 1 [20] derart gravierend, dass der
der TA-Lrm in der Fassung von 1998 wurde die in der
NABau-Ausschuss zu DIN 4109 eine komplette ber-
Vergangenheit fr Gewerbelrm ebenfalls herangezo-
arbeitung der DIN 4109 und ihres Beiblattes 1 in die
gene VDI-Richtlinie 2058 Blatt 1 [17] zurckgezogen.
Wege geleitet hat.
Maßgebend ist der sog. Beurteilungspegel Lr , der sich
aus dem Mittelungspegel des zu beurteilenden Geru-
2.4.2 nderungen bei Prf- und
sches und gegebenenfalls aus Zuschlgen fr Ton- und
Beurteilungsverfahren
Informationshaltigkeit, fr Impulshaltigkeit und fr
Tageszeiten mit erhçhter Empfindlichkeit zusammen- Die einschneidendste Vernderung ergibt sich fr den
setzt. Die Immissionsrichtwerte fr den Beurteilungs- Mauerwerksbau durch die Abschaffung der nur in
pegel fr Immissionsorte außerhalb von Gebuden sind Deutschland gebruchlichen „Prfstnde mit bauhn-
in Tabelle 7 wiedergegeben. licher Flankenbertragung“. Kennzeichnende Grçße
Die zur Beurteilung heranzuziehenden Gerusche bein- fr die Schalldmmung massiver Bauteile ist damit
halten alle von einer Anlage ausgehenden Gerusch- nicht mehr wie bisher das bewertete Schalldmm-Maß
anteile. Insofern ist auch der von der Gebudehlle R0w (mit bauhnlicher Flankenbertragung), sondern
selbst abgestrahlte Schall zu erfassen. Maßgebend dafr das in einem nebenwegfreien Prfstand ermittelte be-
ist die Schalldmmung der Außenbauteile des Gebu- wertete Schalldmm-Maß Rw. In diesem neuen Konzept
des. Die Berechnung erfolgt zurzeit noch nach der VDI- sind die bisherigen R0w-Werte nicht mehr anwendbar.
Richtlinie 2571 [18]. Sie soll durch die europische Da die flankierende bertragung nun nicht mehr unter
Norm DIN EN 12354-4 [19] abgelçst werden. den Bedingungen des alten Prfstandes in das Prf-
ergebnis mit hineingemessen wird, kann sie ausschließ-
lich nur noch durch Berechnung ermittelt werden. Kon-
sequent wird damit zwischen den reinen Bauteileigen-
Tabelle 7. Immissionsrichtwerte nach TA-Lrm
schaften (beschrieben durch Rw) und dem Schallschutz
fr Immissionsorte außerhalb von Gebuden
im Gebude (beschreibbar durch die in Abschnitt 2.4.5
Beurteilungspegel Beurteilungspegel genannten Grçßen, darunter auch das Bau-Schalldmm-
tags nachts Maß R0w) eindeutig getrennt. Damit sind fr den Mas-
sivbau nicht nur die auf R0w-Werten basierenden Aus-
Industriegebiete 70 dB(A) 70 dB(A) fhrungsbeispiele des Beiblattes 1 zu DIN 4109 [20]
Gewerbegebiete 65 dB(A) 50 dB(A) hinfllig, sondern auch das Nachweisverfahren der
DIN 4109 [5] kann nicht mehr angewendet werden.
Kerngebiete, 60 dB(A) 45 dB(A) Mittlerweile sind die bislang in DIN 52210 („Bauakus-
Dorfgebiete und tische Prfungen, Luft- und Trittschalldmmung“) ge-
Mischgebiete regelten Mess- und Beurteilungsverfahren durch die
allgemeine Wohn- 55 dB(A) 40 dB(A) entsprechenden europischen Normen ersetzt worden.
gebiete und Klein- Die fr den Mauerwerksbau wesentlichen Prfverfah-
siedlungsgebiete ren finden sich nun in [2, 4, 7–9, 21, 29, 39]. Die fr die
Luft- und Trittschalldmmung heranzuziehenden Beur-
reine Wohngebiete 50 dB(A) 35 dB(A) teilungsverfahren zur Gewinnung von Einzahlwerten
Kurgebiete, fr 45 dB(A) 35 dB(A) wurden durch [6] und [10] ersetzt.
Krankenhuser und
Pflegeanstalten 2.4.3 nderungen bei Berechnungsverfahren
Im Rahmen der europischen Harmonisierung sollen
Einzelne kurzzeitige Geruschspitzen drfen die Immissionsricht-
werte am Tage um nicht mehr als 30 dB(A) und in der Nacht um nicht nicht nur die Produkteigenschaften einheitlich gekenn-
mehr als 20 dB(A) berschreiten. zeichnet werden, sondern auch die Berechnungsverfah-
ren sollen gemeinsamen Grundstzen folgen. Fr die
Prognose des Schallschutzes in Gebuden sind deshalb
im Rahmen der Normenserie DIN EN 12354 folgende
Berechnungsverfahren vorgesehen:
256 D Bauphysik · Brandschutz
ßes anzuwendende Prfverfahren [29] konnte fr die Zu unterscheiden sind außerdem biegeweiche und bie-
Bedingungen des Mauerwerksbaus berprft und er- gesteife Schalen. Davon hngt es ab, wie sich Schall-
probt werden [30]. brcken, Randbefestigungen und Versteifungen auswir-
ken und ob es im interessierenden Frequenzbereich wei-
2.4.5 Kennzeichnende Grçßen fr den tere Schalldmmeinbrche gibt. Gipskarton-Stnder-
Luftschallschutz wnde sind typischerweise biegeweich, Massivwnde
dagegen berwiegend biegesteif.
Whrend nach der derzeitigen DIN 4109 [5] der Schall- Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass Schall-
schutz zwischen zwei Rumen durch das bewertete bertragung auch durch Lçcher und Schlitze oder durch
Bau-Schalldmm-Maß R0w beschrieben werden muss, porçses Wandmaterial selbst erfolgen kann. Dies betrifft
gestatten die europischen Vorgaben [6] dafr außer- z. B. Wand- und Deckenanschlsse und Fugen oder po-
dem auch die bewertete Norm-Schallpegeldifferenz rçse Steine bei Sichtmauerwerk. Die Wirkungen selbst
Dn,w oder die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz kleiner Undichtigkeiten sind in der Regel verheerend.
DnT,w, die aus den wie folgt zu ermittelnden Werten Dn
bzw. DnT bestimmt werden:
3.1.2 Schalldmmung einschaliger Bauteile
Dn ¼ L1 L2 þ 10 lg ðA=A0 Þ 3.1.2.1 Massengesetz und Koinzidenz
(A0 Bezugs-Absorptionsflche 10 m2)
Nachfolgend wird der Einfachheit halber von Wnden
DnT ¼ L1 L2 þ 10 lg ðT=T0 Þ gesprochen. Die Ausfhrungen gelten sinngemß fr
(T0 Bezugs-Nachhallzeit 0,5 s) alle einschaligen Bauteile, d. h. auch fr Decken.
Zustzlich kçnnen die in Abschnitt 1.5.5 genannten Die Schalldmmung dichter Wnde wird im Wesentli-
Spektrumanpassungswerte mit herangezogen werden. chen durch ihre flchenbezogene Masse und die Lage
Die damit gegebenen Optionen erlauben eine bessere ihrer Koinzidenzgrenzfrequenz bestimmt. Unter „Koin-
Kennzeichnung und Beschreibung des tatschlichen zidenz“ wird der Effekt verstanden, dass es oberhalb
Schallschutzes im Gebude. Im zustndigen Normen- einer bestimmten Frequenz – der Koinzidenz-Grenzfre-
ausschuss NABau-DIN 4109 wurde deshalb beschlos- quenz – zu den Biegewellen auf einer Platte Luftschall-
sen, dass die Anforderungswerte in der zuknftigen, wellen passender Wellenlnge gibt, sodass sie Schall
berarbeiteten Version der DIN 4109 auf nachhallzeit- abstrahlen kann, und darunter nicht, sodass dort verhlt-
bezogene Grçßen abgestellt werden. Das heißt fr den nismßig wenig Schall abgestrahlt wird. Betrachtet man
Luftschallschutz Dn,T,w statt R0w, fr den Trittschall- den Verlauf des Schalldmm-Maßes ber der Frequenz,
schutz L0n,T,w statt L0n,w und auch fr die Installations- sind drei Bereiche zu unterscheiden (siehe Bild 6):
gerusche und haustechnischen Anlagen werden nach-
hallbezogene Grçßen eingefhrt. Bereich A – unterhalb der (Koinzidenz-)
Grenzfrequenz fg
Hier hngt die Schalldmmung im Wesentlichen nur
von der flchenbezogenen Masse der Wand ab und be-
3 Die physikalischen Grundlagen
rechnet sich nach Heckl [31] zu
des Schallschutzes
R 20 lg ðf m00 Þ 45 [dB]
3.1 Luftschallschutz
Dabei bedeuten f die Frequenz in Hz und m00 die fl-
3.1.1 bersicht
chenbezogene Masse der Wand in kg/m2. Es ist zu be-
Hinsichtlich der Schalldmmung wird in den nachfol- achten, dass fr eine wesentliche Schalldmm-Verbes-
genden Abschnitten zwischen einschaligen und zwei-
bzw. mehrschaligen Konstruktionen unterschieden. Ein-
schalige Bauteile kçnnen aus mehreren Lagen bestehen,
wie z. B. verputzte Massivwnde. Wichtig ist, dass die
Lagen fest und vollflchig miteinander verbunden sind.
Als mehrschalig werden solche verstanden, deren Scha-
len durch eine so weiche Schicht miteinander verbunden
sind, dass sich eine Resonanz der Schalen mit der da-
zwischenliegenden Federschicht innerhalb oder unter-
halb des interessierenden Frequenzbereichs einstellt.
Beispiele sind Gipskarton-Stnderwnde, Wnde mit
Vorsatzschalen, zweischalige Haustrennwnde mit
durchgehender Trennfuge, Wrmedmm-Verbundsys-
teme oder Trockenputz. Lochsteine verhalten sich bis
zu einigen hundert Hertz „einschalig“, im Bereich ihrer Bild 6. Schalldmm-Maß einer Wand in Abhngigkeit vom
Dickenresonanzen eher wie mehrschalige Systeme. Produkt Frequenz-Wanddicke (nach [43])
258 D Bauphysik · Brandschutz
serung von 3 dB eine Massenerhçhung von ber 40 % Tabelle 8. Bewertetes Schalldmm-Maß R0w,R 1) 2)
erforderlich ist. 1 cm mehr Putz wrde sich praktisch von einschaligen, biegesteifen Wnden und Decken
nicht bemerkbar machen. (Rechenwerte) nach [20]
gen der Wnde (siehe Bild 10). Die unterste Frequenz f, seiner Rohdichte und je dicker das Mauerwerk ist. Die-
bei der sie auftreten kçnnen, ist proportional zu se Wellenart tritt wohlgemerkt auch bei homogenen,
sffiffiffi
1 E lochlosen Mauerwerken auf (Beispiel siehe Bild 11).
f Lochsteine weisen zustzlich je nach Lochbild vielfl-
d r tige Eigenschwingungsformen auf, die sich als Schall-
d. h. die Dickenschwingungen geraten von hohen Fre- dmmeinbrche oberhalb ca 800 Hz bemerkbar ma-
quenzen her kommend umso strker in den wichtigen chen. Dabei handelt es sich nicht nur um die sogenann-
Frequenzbereich, je weicher der Stein im Verhltnis zu ten „Dickenschwingungen“, sondern auch um andere
Bild 10. Biegeschwingungen und Dickenschwingungen Bild 11. Dickenschwingung eines dicken, homogenen
bei plattenfçrmigen Bauteilen Mauerwerks
fl ¼ 17000=dW [Hz]
ter 100 Hz verschoben werden, wo sie rein formal das
dW ist hierbei der Schalenabstand in cm.
bewertete Schalldmm-Maß nicht mehr negativ beein-
Doppelwnde kçnnen erhebliche Vorteile hinsichtlich flussen kçnnen. Bild 15 zeigt dies am Beispiel einer
Gewichtseinsparung und Schalldmmung bieten, die Massivwand mit und ohne Vorsatzschale. Gegenber
aber durch Nachteile im Bereich tiefer Frequenzen er- Verkehrslrm wird die einfache Wand eindeutig als
kauft werden mssen. Dies ist sorgfltig abzuwgen. die leisere eingestuft, obwohl ihr bewertetes Schall-
Die Probleme verschwinden nicht dadurch, dass sie un- dmm-Maß 8 dB unter dem der verkleideten Wand
liegt. Bei Bercksichtigung der Spektrumanpassungs-
werte ergibt sich ein realistischeres Bild: (Rw + Ctr)
betrgt 49 dB fr die unverkleidete und 44 dB fr die
verkleidete Wand.
3.1.3.2 Dickenresonanz
Die Resonanz einer Doppelwand – wegen der Form der
Schwingungen auch „Dickenresonanz“ genannt – ist fr
das tieffrequente bertragungsverhalten entscheidend.
Ihre Lage wird durch die Masse der beteiligten Schalen
und die Steife der dazwischenliegenden weichen
Schicht bestimmt:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m001 þ m002 0 m001 þ m002 1
fr ¼ 160 00 00 s ¼ 500 [Hz]
m1 m2 m001 m002 dW
Dabei bedeuten m00 die flchenbezogenen Massen der
Schalen in kg/m2, s0 die dynamische Steifigkeit in
MN/m3 der dazwischenliegenden Dmmschicht, wenn
eine solche die Schalen vollflchig als Feder verbindet,
Bild 14. Vergleich der Frequenzverlufe des Schalldmm-Maßes und dw den Schalenabstand in cm bei „Luftfederung“.
zweischaliger und gleichschwerer einschaliger Wnde Luftfederung liegt vor, wenn der Wandzwischenraum
I Schallschutz im Mauerwerksbau 263
entweder leer ist oder eine hochporçse Dmmschicht ren biegesteifen Doppelwnden sollten die flankieren-
enthlt, die nicht beide Schalen gleichzeitig berhrt. den Bauteile eine Trennfuge zwischen den Schalen
Eine weichere Feder als Luft ist im Wandzwischenraum aufweisen. Alternativ kann eine der Schalen ringsum
praktisch nicht realisierbar. Die leichtere der Schalen durch eine elastisch ausgebildete Fuge vom Baukçrper
bestimmt die Resonanzfrequenz, das heißt, eine Erhç- getrennt werden. Hierzu ist diese Schale auf eine hin-
hung der Masse des schwereren Bauteils ist meistens reichend belastbare Federschicht oder auf Metall-
unwirksam. Da Schalenmasse und Schalenabstand ge- dmmbgel zu stellen. Da diese Maßnahme gleichzei-
meinsam die Lage der Resonanzfrequenz bestimmen, tig die Flankenbertragung erhçht, sind Doppelwnde
werden tiefe Frequenzen nur erreicht, wenn beide Grç- aus biegesteifen Schalen ohne Trennfuge in den Flan-
ßen ausreichend dimensioniert werden. Als ungewollte kenbauteilen aus schalltechnischer Sicht nicht beson-
Vorsatzschalen mit ungnstig hoher Resonanzfrequenz ders effektiv.
wirken auch auf Massivwnden angebrachte Plattenver- Fr unvermeidbare Schallbrcken gilt: Wenige Schall-
kleidungen, wenn zwischen Wand und Platte dnne brcken sind besser als viele, d. h. Stnderabstnde und
Luftzwischenrume verbleiben. Durch solche „Vorsatz- Schraubabstnde mçglichst weit! Kleinflchige Schall-
schalen“ kann die Wand erheblich verschlechtert wer- brcken sind besser als große, punktfçrmige besser als
den. linienfçrmige. Biegeweiche Schalen sind gegen Schall-
brcken unempfindlicher als biegesteife.
3.1.3.3 Schallbrcken, Randeinspannung
3.1.3.4 Mehr als zwei Schalen
Alle steifen Verbindungen zwischen den Schalen ver-
Aus Grnden des Wrme- oder Brandschutzes, gele-
ringern die erreichbare Schalldmmung. Die gnstigs-
gentlich auch mit schalltechnischen Absichten, werden
ten Werte werden erreicht, wenn die Schalen frei ste-
Wnde mit mehr als zwei Schalen erstellt. Bei gegebe-
hen und in ihrer Flche keine Verbindung untereinan-
ner Gesamtdicke bilden solche Wnde mehrere dnne
der haben. Ebenso sind die Schallbertragungsmçg-
Doppelwandsysteme mit ungnstiger Lage der Reso-
lichkeiten an den Rndern gering zu halten. Handelt
nanzfrequenzen, sodass aus akustischen Grnden nicht
es sich um leichte, biegeweiche Schalen, sollten flan-
zu solchen Lçsungen zu raten ist. Besonders ungnstig
kierende Wnde ausreichend schwer oder im Bereich
sind Massivwnde, die beidseitig mit identischen Vor-
des Luftzwischenraums unterbrochen sein. Bei schwe-
satzschalen bekleidet sind. Hier fhrt der auf beiden
Seiten identische Resonanzeinbruch zu verheerenden
Schalldmm-Einbußen (siehe Bild 16).
3.2.2 Behandlung nach dem neuen RDd,w ist hierbei das bewertete Schalldmm-Maß des
europischen Rechenverfahren Trennbauteils einschließlich der Wirkung etwaiger
Vorsatzschalen im Sende- oder Empfangsraum.
Im neuen europischen Rechenverfahren [22] werden
Mit dem neuen europischen Verfahren fr die Prog-
alle primren Flankenwege einzeln betrachtet und
nose des Schallschutzes werden zurzeit in umfang-
durch entsprechende Schalldmm-Maße charakterisiert.
reichen Untersuchungen Erfahrungen gesammelt. Eine
Fr die Flankenbertragung vom Bauteil i zum Bauteil j
Internet-Version zum „Herumspielen“ hat die Physi-
lautet das dazugehçrige Schalldmm-Maß Rij,w im sog.
kalisch-Technische Bundesanstalt unter www.ptb.de/
vereinfachten Modell beispielsweise
en12354 zur Verfgung gestellt. An den noch offenen
Rij,w ¼ ðRi,w þ Rj,w Þ=2 þ DRij,w Fragen, wie z. B. der Definition eines bewerteten Stoß-
stellendmm-Maßes Kij und einem entsprechenden La-
þ Kij þ 10 lg ðSs =l0 lf Þ [dB]
bor-Messverfahren oder den Einzahlwerten fr die
Es bedeuten: Luftschallminderung von Vorsatzschalen, wurde im
Ri,w, Rj,w die Schalldmm-Maße der Bauteile i und j, im Rahmen umfangreicher Untersuchungen und Nor-
direkten Schalldurchgang gemessen (wie bei mungsvorhaben gearbeitet [29, 41]. Die informativen
der normalen Labormessung blich) Anhnge zu [22] enthalten Hinweise, wie zwischenzeit-
DRij,w das gesamte bewertete Luftschalldmm-Ver- lich verfahren werden kann. Fr das Luftschallverbes-
besserungsmaß durch Vorsatzschalen auf den serungsmaß von Vorsatzschalen wird vorgeschlagen,
Bauteilen i oder j die Verbesserung der Wand im direkten Schalldurch-
Kij der Einzahlwert des Stoßstellendmm-Maßes gang auch als Nherung fr die Lngsdmmung anzu-
fr den Schallbergang vom Bauteil i zum setzen:
Bauteil j
Ss die Flche des trennenden („separating“) DRij,w DRDd,w
Bauteils (Nebenbei: Das Deutsche Institut fr Bautechnik in
lf die gemeinsame Kopplungslnge der Verbin- Berlin (DIBT) geht brigens fr die Zulassung von Vor-
dungsstelle zwischen dem trennenden Bauteil satzschalen grundstzlich von Trgerwnden mit 300
und den flankierenden Bauteilen 50 kg/m2 flchenbezogener Masse aus mit der Empfeh-
l0 die Bezugs-Kopplungslnge, l0 = 1 m lung zustzlicher Messungen auf 200 kg/m2 schweren
Die Formel besagt, dass sich die Schalldmmung ber Wnden.) Die eigentlich erforderliche In-situ-Korrektur
den Weg ij zusammensetzt aus dem Mittelwert der der im Labor gemessenen Schalldmm-Maße kann in
Schalldmm-Maße der beiden „schallfhrenden“ Bau- erster Nherung vernachlssigt werden, d. h.
teile, erhçht um die Verbesserung etwa vorhandener Rsitu Rlabor
Vorsatzschalen und die Dmmung der Stoßstelle selbst,
die durch die Energieverzweigung auf mehrere Bautei- Das europische Verfahren ist vom physikalischen Hin-
le, die Reflexion durch unterschiedliche Bauteil-Dicken tergrund her besonders auf massive Bauweisen zuge-
und -Beschaffenheiten und die besondere Ausgestal- schnitten. Fr die praktische Anwendung auf den
tung der Stoßstelle z. B. durch elastische Fugen ver- Leicht- und Skelettbau bedarf es noch einiger klrender
ursacht wird. Der letzte Term in der obigen Formel Handhabungsregeln.
bereinigt lediglich die Tatsache, dass die vorangegan-
genen Ausdrcke auf unterschiedliche Flchen bezogen 3.2.3 Behandlung in der geltenden DIN 4109
sind. Der Ansatz bercksichtigt konsequent, dass die
Im bisherigen deutschen Schallschutz-Nachweisverfah-
Schallausbreitung entlang der beteiligten Bauteile und
ren nach DIN 4109 [20, 42] gibt es zwei Arten der
die Vorgnge an den Verbindungsstellen vçllig ver-
Bercksichtigung von Schallbertragung ber flankie-
schiedene Dinge sind. Ein ungnstiges Lngsleitungs-
rende Bauteile, die Spezialflle des europischen Ver-
verhalten eines Bauteils kann beispielsweise durch eine
fahrens darstellen:
geeignete Stoßstellenausbildung mit Fuge ausgeglichen
(1) bei Gebuden in Massivbauart werden Standard-
werden. Andererseits kann das Abreißen der Trenn-
bedingungen vorausgesetzt:
wand von den Lngswnden die Schalllngsleitung
– biegesteife flankierende Bauteile,
auf dem Weg Ff durch Verringerung der Stoßstellen-
– ber die flankierenden Bauteile gemittelte flchen-
dmmung betrchtlich erhçhen.
bezogene Masse » 300 kg/m2,
Die resultierende Schalldmmung zwischen zwei Ru-
– biegesteife Anbindung der flankierenden Bauteile
men ergibt sich dann durch die Summe der auf den
ans Trennbauteil,
einzelnen Wegen bertragenen Schallleistungen, was
– von einem Raum zum anderen durchlaufende
in Schalldmm-Maßen ausgedrckt die Form an-
flankierende Wnde,
nimmt:
– schalltechnisch ungnstig gelochte Steine
X ausgenommen.
Rw0 ¼ 10 lg 10RDd, w =10 þ 10Rij,w =10 [dB]
Sind diese Bedingungen eingehalten, kçnnen die im
i,j
Bauteilkatalog im Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] fr
266 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 11. Korrekturwert KT zur Ermittlung des bewerteten Norm-Trittschallpegels L0n,w,R fr verschiedene rumliche Zuordnungen
von Anregeraum („lauter Raum“, LR) zum Empfangsraum („schutzbedrftiger Raum“, SR) nach [20]
1) Angabe eines KT -Wertes nicht mçglich, es gilt L0n,w,R = DLw,R – 15 dB (TSMR = VMR + 15 dB). DLw,R (VMR) ist das Trittschallverbesserungsmaß
des im Kellerraum verwendeten Fußbodens.
4 Schallschutz von Wnden in der Praxis chenwerte R0w,R einen Abschlag von 2 dB („Vorhalte-
maß“) enthalten. Die genannten Werte gelten fr flan-
4.1 Einschalige Trennwnde kierende Wnde mit einer mittleren flchenbezogenen
Masse von etwa 300 kg/m2. Wie im Rahmen des nach
4.1.1 Mauerwerkswnde im Rahmen der DIN 4109
DIN 4109 durchzufhrenden Schallschutzweises bei
Fr einschalige, biegesteife Wnde kann – mit Ausnah- anderen flankierenden Bedingungen vorzugehen ist,
me bestimmter gelochter Mauersteine (siehe Abschnitt wird in Abschnitt 3.2.3 beschrieben. Basierend auf
4.9) – fr die praktische Anwendung das bewertete Messergebnissen kçnnen die Werte der Tabelle 12 fr
Schalldmm-Maß aus der flchenbezogenen Masse m00 verputze Wnde aus Porenbeton und Leichtbeton mit
ermittelt werden. Der Zusammenhang zwischen fl- Blhtonzuschlag mit Steinrohdichten < 0,8 kg/dm3
chenbezogener Masse und dem Schalldmm-Maß und flchenbezogenen Massen bis 250 kg/m2 um 2 dB
kann in Form von Diagrammen („Massekurve“) oder hçher angesetzt werden. Fr Wnde aus Gips-Wand-
Tabellen („Massetabelle“) dargestellt werden. Die der- bauplatten drfen die R0w,R-Werte dieser Tabelle eben-
zeitige DIN 4109 [5] greift dazu noch auf die in Prf- falls um 2 dB hçher angesetzt werden, wenn sie am
stnden mit „bauhnlicher Flankenbertragung“ ermit- Rand ringsum mit ausreichend weichen Dmmstreifen
telten Schalldmm-Maße R0w zurck. Tabelle 12 zeigt eingebaut werden. Vorausgesetzt wird bei den Werten
die nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] fr den Schall- dieser Tabelle ein geschlossenes Gefge und ein fugen-
schutznachweis heranzuziehenden Werte, die als Re- dichter Aufbau der Wnde. Auf das nachteilige Verhal-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 269
ten offenporiger, unverputzter Wnde wurde bereits in Tabelle 12. Rechenwerte des bewerteten Schalldmm-
Abschnitt 3.1.2.2 hingewiesen. Die in den Bildern 6 und Maßes R0w,R einschaliger, biegesteifer Wnde und Decken nach
7 dargestellten Beispiele zeigen, dass die Schalldm- Beiblatt 1 (Tabelle 1) zu DIN 4109
mung durch eine ausreichende einseitige Abdichtung
flchenbezogene Masse m0 bewertetes Schalldmm-Maß R0w,R
der Wand verbessert werden kann.
[kg/m2] [dB]
Abweichungen von der nach der flchenbezogenen
Masse zu erwartenden Schalldmmung ergeben sich 85 34
bei bestimmten gelochten Steinen, bei denen es durch
die von der Lochstruktur verursachten Resonanzen zu 90 35
Einbrchen der Schalldmmung im bauakustischen 95 36
Frequenzbereich kommt. Fr solche Steine kann die
Schalldmmung nicht ber die flchenbezogene Masse 105 37
ermittelt werden. Ausfhrlich wird auf dieses Verhalten 115 38
in Abschnitt 4.9 eingegangen. Darber hinaus wird zur
Anwendbarkeit der in Tabelle 12 aufgefhrten Werte 125 39
im Beiblatt 1 zu DIN 4109 darauf hingewiesen, dass 135 40
diese nicht gelten, „wenn einschalige flankierende Au-
ßenwnde in Steinen mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 150 41
und in schallschutztechnischer Hinsicht ungnstiger 160 42
Lochung verwendet werden.“ Dahinter steckt die Er-
kenntnis, dass bei solchen Steinen auch eine Vermin- 175 43
derung der Schall-Lngsdmmung auftritt und damit 190 44
die fr die flankierende bertragung zugrunde gelegten
Bedingungen nicht mehr erfllt sind. 210 45
Der Einfluss von Putzschichten wird im Rahmen der
230 46
Tabelle 12 lediglich als Zuschlag zur flchenbezogenen
Masse der unverputzten Wand bercksichtigt. Das ist 250 47
auch berechtigt, da sich bei ausreichend schweren ein-
270 48
schaligen Mauerwerkswnden (m00 > ca. 120 kg/m2) der
Putz nicht signifikant auf das Schwingungsverhalten 295 49
der Wand auswirkt. Andere Verhltnisse gelten hin-
320 50
gegen bei bestimmten Lochsteinen, bei denen durch
Putzschichten das Schwingungsverhalten der Stein-Au- 350 51
ßenschalen wesentlich verndert werden kann (siehe
hierzu Abschnitt 4.9.2.2). 380 52
Auch die Art der Vermauerung hat bei den Werten der 410 53
Tabelle 12 nur insofern Einfluss auf die Direktdm-
mung, als sie sich in der Ermittlung der flchenbezoge- 450 54
nen Masse des Mauerwerks niederschlgt, je nachdem 490 55
ob Normal- oder Leichtmçrtel verwendet wird. Andere
Verhltnisse gelten jedoch auch hier bei Lochsteinen, 530 56
worauf in Abschnitt 4.9.2.2 eingegangen wird. Zu be- 580 57
achten ist jedoch, dass die Art der Vermauerung, ins-
besondere die Vermçrtelung der Stoßfugen, bei der 630 58
flankierenden bertragung ber Mauerwerkswnde 680 59
auch bei ungelochten Steinen eine Rolle spielt [20,
45] (siehe hierzu Abschnitt 5.1). Nach den vorliegenden 740 60
Erkenntnissen muss mit Ausnahme von Lochsteinen 810 61
das Steinformat nicht weiter bercksichtigt werden.
880 62
4.1.2 Mauerwerkswnde im Rahmen der 960 63
europischen Berechnungsverfahren
1040 64
Da die europischen Mess- und Berechnungsverfahren
zur Kennzeichnung der Schalldmmung von Bauteilen
ausschließlich auf nebenwegsfreie Werte R bzw. Rw
zurckgreifen, sind die R0w-Werte der Tabelle 12 zu-
knftig nicht mehr verwendbar. Im Rahmen von
Forschungsvorhaben wurden die Grundlagen fr die
270 D Bauphysik · Brandschutz
Bild 20. Verlegung eines Abwasserrohres im Wandschlitz Bild 21. Verlegung eines Abwasserrohres im Wandschlitz
ohne Kçrperschallisolierung [46] mit Kçrperschallisolierung [46]
von den Rohrleitungen ausgebten Schwingungen nicht besserung der Schalldmmung kann durch die bislang
ber Kçrperschallbrcken auf die Wand bertragen noch nicht bercksichtigte Tr des Elektroverteilers er-
werden. Eine verstrkte bertragung der Installations- wartet werden. Doch ist, je nach ihrer schalltechnischen
gerusche und in der Regel eine berschreitung der fr Ausfhrung, nicht sichergestellt, dass eine ausreichende
Wasserinstallationen zulssigen Schallpegel im schutz- Schalldmmung erreicht wird. In Wohnungstrennwn-
bedrftigen Raum hinter der Wand sind die Folge. den sollte deshalb von derartigen großflchigen Ni-
Bild 20 zeigt ein Gussrohr ohne kçrperschallisolierende schen abgesehen werden.
Ummantelung mit Kçrperschallbrcken zwischen der
Abdeckung des Schlitzes und dem Rohr [46]. Bei einer
blichen Abwassermenge von 2 l/s wird hinter der In- 4.5 Verkleidungen an Massivwnden
stallationswand (m00 = 220 kg/m2) ein Installations- 4.5.1 Das physikalische Verhalten
Schallpegel von etwa 35 db(A) gemessen. Im Falle
von Bild 21 sinkt der Installations-Schallpegel durch Vorsatzschalen bilden zusammen mit dem tragenden
die Ausschaltung der Kçrperschallbrcken auf etwa Bauteil (im Weiteren stellvertretend fr Decken und
21 dB(A) [46]. Wenn eine kçrperschallbrckenfreie Wnde nur als „tragende Wnde“ bezeichnet) ein zwei-
Unterputzmontage der Rohrleitungen nicht absolut si- schaliges System, wie in Abschnitt 3.1.3 beschrieben.
chergestellt werden kann, sollten Installationsleitungen Vorsatzschale und Wand besitzen eine Resonanzfre-
wegen der Gefahr unkontrollierbarer Kçrperschallbr- quenz fr , oberhalb derer eine schalltechnische Verbes-
cken vor der Wand (Vorwand-Installation) angebracht serung DR durch die Vorsatzschale erreicht wird. N-
werden, um die Einhaltung der Anforderungen nicht zu herungsweise gilt:
8
gefhrden. < 0 dB f < fr
DR ¼ 0 bis 10 dB f ¼ fr
:
4.4.3 Zhlerksten in Mauerwerkswnden 40 lg ðf =fr Þ dB f > fr
Fr Zhlerksten in Wnden gelten die bereits dis- Wenn die Wand mindestens 5-mal schwerer als die
kutierten Verhltnisse zusammengesetzter Bauteile un- Vorsatzschale ist, ergibt sich die Resonanzfrequenz n-
terschiedlicher Schalldmmung aufgrund der ver- herungsweise allein aus der flchenbezogenen Masse
gleichsweise großen Einbauflche in besonderem Ma- m00 der Vorsatzschale zu
ße. Im folgenden Beispiel betrgt die Gesamtflche ei- pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fr ¼ 160 s0 =m00 ¼ 500 1=ðm00 dW Þ [Hz]
ner Wohnungstrennwand (Mauerwerk, d = 240 mm,
verputzt, R0w,R = 53 dB) 7,5 m2. Die Nische des Elek- s0 ist die flchenbezogene dynamische Steifigkeit der
troverteilers hat eine Flche von 1 m2 und eine Einbau- Dmmschicht, dW der Abstand in cm der Vorsatzschale
tiefe von 120 mm. Die Schalldmmung der Restwand von der Trgerwand, je nachdem, ob die Vorsatzschale
betrgt damit ca. 45 dB und die resultierende Schall- gegenber der tragenden Wand durch die Dmmschicht
dmmung der gesamten Wand sinkt auf ca. 50 dB. Die oder ein Luftpolster abgefedert wird. Untersuchungen
Anforderungen an eine Wohnungstrennwand (erf. R0w ‡ [47] haben entgegen der bisher verbreiteten Meinung
53 dB) sind damit nicht eingehalten. Eine gewisse Ver- gezeigt, dass die Verbesserung der Schalldmmung
I Schallschutz im Mauerwerksbau 273
durch die Vorsatzschale selbst bei schweren Trger- 4.5.2 Praktische Ausfhrungen
wnden nicht von dieser unabhngig ist. Die erwartete
Die Vorsatzschalen sind an den Trgerwnden mit mçg-
Verbesserung DR vermindert sich unterhalb der Koin-
lichst wenigen starren Verbindungen anzubringen. Dies
zidenzfrequenz der tragenden Wand um einige – Grç-
erfolgt idealerweise, indem die Vorsatzschale freiste-
ßenordnung 5 – dB. Dies bedeutet, dass bei Trgerwn-
hend auf eigenen Stndern vor der Trgerwand auf-
den mit hochliegender Koinzidenzfrequenz mit einer
gebaut wird. Es kçnnen Holz- oder Stahlblechstnder
verringerten Verbesserung durch Vorsatzschalen ge-
(C-Profile) verwendet werden. Der Hohlraum zwischen
genber einer Massivwand mit niedriger Koinzidenz-
Massivwand und Vorsatzschale soll mindestens 50 mm,
frequenz zu rechnen ist.
besser 80 mm tief sein und grçßtenteils mit Faserdmm-
Zur Einzahlwert-Kennzeichnung analog zum Tritt-
stoff mit einem lngenbezogenen Strçmungswiderstand
schall-Verbesserungsmaß DLw wird in der Praxis hufig
von mindestens 5 kNs/m4 versehen sein, ohne jedoch
einfach die Differenz der bewerteten Schalldmm-
dadurch eine flchenhafte, steife Verbindung zwischen
Maße der Massivwand mit und ohne Vorsatzschale als
Vorsatzschale und Massivwand zu verursachen. Die
Luftschallverbesserungsmaß genommen:
Vorsatzschalen kçnnen auch direkt auf gengend weiche
DRw,direkt ¼ Rw,mit Rw,ohne Vorsatzschale Faserdmmplatten aufgeklebt und diese wiederum
punktfçrmig oder streifenfçrmig an die Massivwand an-
Die Schalldmmung einer Wand mit Vorsatzschale gesetzt werden. „Gengend weich“ bedeutet hier eine
wre dann flchenbezogene dynamische Steifigkeit der Dmmplat-
Rw,mit ¼ Rw,ohne Vorsatzschale þ DRw,direkt te s0 £ 5 MN/m3 bei einer Dicke von mindestens 40 mm.
Als Vorsatzschale sind 12,5 bis 15 mm starke Gipskar-
Hierin kçnnen je nach Frequenzverlauf der Schall- tonplatten oder 10 bis 16 mm starke Spanplatten zu ver-
dmmung der Wand und der Verbesserung durch die wenden. Sind dickere Vorsatzschalen erforderlich, sol-
Vorsatzschale erhebliche Fehler liegen. Die inzwischen len sie aus mehreren dnnen Platten zusammengesetzt
erschienene DIN EN ISO 140-16 [41] beinhaltet ein werden, um Schalldmm-Verluste durch eine ungnstige
verfeinertes Verfahren: man addiert die frequenzabhn- Lage der Koinzidenzfrequenz zu vermeiden. Die Stn-
gige Luftschallminderung DR der Vorsatzschale zum derabstnde sollen mindestens 500 mm betragen, da die
frequenzabhngigen Schalldmm-Maß Rohne der im Vorsatzschalen sonst in zu kleine Plattenfelder unterteilt
speziellen Fall interessierenden Wand frequenzweise, werden, deren Resonanzfrequenzen die Schalldmmung
Rmit ¼ Rohne þ DR merklich verringern. Werden alle genannten Punkte be-
achtet, kann nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] bei Ab-
und bildet erst danach das bewertete Schalldmm-Maß wesenheit von sonstiger Flankenbertragung mit einer
Rw, mit der verbesserten Wand. pauschalen Verbesserung des bewerteten Schalldmm-
Ist eine Massivwand beidseitig mir Vorsatzschalen ver- Maßes Rw einer Massivwand um mindestens 15 dB ge-
kleidet, werden deren Verbesserungsmaße nicht ad- rechnet werden. In der Realitt treten allerdings flankie-
diert, sondern zum Verbesserungsmaß der „besseren“ rende Schallbertragungen um die zu verbessernde
Vorsatzschale nur das halbe Verbesserungsmaß der Wand herum umso strker in den Vordergrund, je
„schlechteren“ Schale hinzugezhlt [22]: hçher die Schalldmmung dieser Wand ist. Wird eine
300 kg/m2 schwere Trennwand mit einer fehlerfreien
DRw, ges = DRw, grçßer von beiden + DRw, kleiner von beiden /2 [dB] Vorsatzschale verkleidet, kann sich daher die Verbes-
Bei beidseitig schalltechnisch ungnstiger Verkleidung serung der Schalldmmung zwischen den angrenzenden
einer Wand kann allerdings auch eine Verschlechterung Rumen auf 3 bis 4 dB reduzieren.
der Schalldmmung auftreten (vgl. Bild 16)! Muss eine Vorsatzschale an der Massivwand befestigt
Es wird weiterhin angenommen, dass die Verbesserun- werden, gelten folgende Grundstze:
gen der Schalldmmung einer Trennwand DRw und ei- – mçglichst weiche, elastische Befestigungen
ner flankierenden Wand i durch dieselbe Vorsatzschale (federnde Befestigungselemente, Federschienen),
gleichgroß sind: – mçglichst wenige Befestigungsstellen,
– punktfçrmige statt linienfçrmige Befestigungen
DRi,w ¼ DRw (z. B. durch gekreuzt angeordnete Befestigungs-
Befinden sich Vorsatzschalen auf einer flankierenden latten, die nur an den Kreuzungspunkten verbunden
Wand sowohl im Sende- als auch im Empfangsraum, sind).
wird wiederum zum Verbesserungsmaß der besseren Zu steif oder zu leicht ausgefhrte Vorsatzschalen kçn-
Vorsatzschale nur die Hlfte des Verbesserungsmaßes nen wegen der zu hohen Lage ihrer Resonanzfrequenz
der schlechteren Wand addiert, um die resultierende die Schalldmmung bzw. Schalllngsdmmung der tra-
Verbesserung beider Schalen zu erhalten: genden Wand auch erheblich verschlechtern. Besonders
DRij,w ¼ DRi,w þ DRj,w =2 [dB] krass fllt die Verschlechterung aus, wenn solche Vor-
satzschalen spiegelbildlich in zwei benachbarten Ru-
Hierbei ist angenommen, dass die Vorsatzschale vor der men angeordnet sind, z. B. auf beiden Seiten der Trenn-
Wand i die bessere von beiden ist. wand oder als innere (wrmedmmende) Verkleidung
274 D Bauphysik · Brandschutz
Bild 22. Verschlechterung der Schalldmmung einer Wand durch zu harte Vorsatzschalen [48].
Kurve a: ohne Dmmplatten, R0w = 53 dB; Kurve b: mit Dmmplatten, R0w = 42 dB
auf einer gemeinsamen Außenwand. Der Verlust an wand verklebt (ca 50 % Klebflchenanteil), Dbel nur
Schalldmmung kann im Bereich der Resonanz 20 dB bei schlecht haftendem Untergrund angewandt. Als
und mehr betragen, beim bewerteten Schalldmm-Maß Dmmschicht werden z. B. elastifizierte Polystyrol-
10 dB. Ein Beispiel aus [48] ist in Bild 22 dargestellt. Hartschaumplatten (EPS-E) oder Mineralfaserplatten
Es ist dringend zu beachten, dass die Verbesserung der eingesetzt.
Schalldmmung durch Vorsatzschalen bei leichten, bie-
geweichen Trgerwnden nicht in dem Maße eintritt
wie bei massiven Trgerwnden. Die Effekte sind leider
nicht auf einfache Weise beschreibbar. Es ist zu raten,
sich vor der Anwendung solcher Kombinationen durch
eine Schalldmmungsmessung ein Bild von den Aus-
wirkungen zu verschaffen.
4.5.3 Wrmedmm-Verbundsysteme
4.5.3.1 Aufbau und Einflussgrçßen
Wrmedmm-Verbundsysteme (WDVS) werden in der
Regel auf massive Außenwnde außen angebracht, um
deren Wrmedmmung zu erhçhen. Der Aufbau ist in
Bild 23 dargestellt. Da bei Wnden mit Wnden mit
WDVS hufig das Mauerwerk die statischen Aufgaben
Bild 23. Aufbau von Wrmedmm-Verbundsystemen
und das WDVS den Wrmeschutz bernimmt, sind hier
(Dbel nur im Bedarfsfall)
eher schwerere Mauerwerke anzutreffen. Nach den Zu-
lassungsrichtlinien des Deutschen Instituts fr Bautech-
nik in Berlin werden daher WDVS zunchst grundstz-
lich auf Mauerwerken aus ungelochten Steinen mit ei-
ner flchenbezogenen Masse von ca 300 kg/m2 geprft,
wobei die Ergebnisse auch auf andere Trgerwnde mit
bis zu 50 kg/m2 abweichenden flchenbezogenen
Massen direkt bertragen werden drfen. Trgerwnde
mit schalltechnisch ungnstiger Lochung mssen we-
gen ihrer Besonderheit allerdings extra untersucht wer- Bild 24. Schwingungsmodell fr Trgerwand mit Wrmedmm-
den. WDVS werden berwiegend direkt mit der Trger- Verbundsystem
I Schallschutz im Mauerwerksbau 275
4.7.2 Konstruktive Auslegung gefhrt werden. Man vermeidet damit das Zusammen-
fallen von Wandresonanzen oder der Koinzidenzgrenz-
Aus den in Abschnitt 3.1.3.1 dargestellten Grundlagen
frequenzen (siehe Abschnitt 3.1.2.1)
ist auch fr zweischalige Haustrennwnde ableitbar,
dass die Resonanzfrequenz der zweischaligen Anord-
4.7.3 Behandlung in der DIN 4109
nung mçglichst tief liegen sollte, damit ein mçglichst
großer Teil des bauakustischen Frequenzbereiches von Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] enthlt detaillierte Vor-
der Verbesserung der zweischaligen Konstruktion ge- gaben fr die Ausfhrung massiver zweischaliger Haus-
genber einer gleichschweren einschaligen Wand pro- trennwnde, mit denen eine fehlerfreie Ausfhrung und
fitiert (siehe Bild 14 in Abschnitt 3.1.3.1). Wie der dort die Einhaltung der Anforderungen gewhrleistet wer-
dargestellte Zusammenhang erkennen lsst, scheint dies den soll. Im Einzelnen wird Folgendes vorausgesetzt:
gleichermaßen durch Vergrçßerung der flchenbezoge- • Die flchenbezogene Masse der Einzelschale mit ei-
nen Massen der Wandschalen oder durch Vergrçßerung nem etwaigen Putz muss mindestens 150 kg/m2 be-
des Schalenabstandes mçglich zu sein. Anstatt aber (bei tragen.
vorgegebener Gesamtdicke der Wand) die Schalen zu • Die Trennfuge muss mindestens 30 mm dick sein.
Lasten des Schalenabstandes dicker (und damit schwe- • Falls die Trennfuge dicker als 50 mm ausgefhrt
rer) zu machen, empfiehlt sich ein grçßerer Schalen- wird, darf die flchenbezogene Masse der Einzel-
abstand mit leichteren Schalen. Der grçßere Schalen- schale bis auf 100 kg/m2 abgesenkt werden.
abstand sichert insbesondere die kçrperschallbrcken- • Der Fugenhohlraum ist mit dicht gestoßenen und
freie Ausbildung des Hohlraumes. Vorteilhaft sind Ab- vollflchig verlegten mineralischen Faserdmmplat-
stnde von mindestens 40 mm. ten nach DIN 18165 Teil 2, Typ T (Trittschalldmm-
Die Lage der Resonanzfrequenz liefert noch keine Aus- platten) auszufllen.
sage ber das erreichbare Schalldmm-Maß. Dies kann • Bei einer flchenbezogenen Masse der Einzelschale
mit einer von Gçsele [51] abgeleiteten Formel in Ab- von mindestens 200 kg/m2 und einer Trennfugendi-
hngigkeit von der flchenbezogenen Mass der gesam- cke von mindestens 30 mm darf auf das Einlegen von
ten Wand sowie der Fugenbreite abgeschtzt werden: Dmmschichten verzichtet werden. Der Fugenhohl-
m00 dL raum ist dann mit Lehren herzustellen, die nachtrg-
Rw0 ¼ 50 lg þ 20 lg þ 56 [dB] lich entfernt werden mssen.
m000 d0 Das bewertete Schalldmm-Maß R0w,R einer massiven
Darin bedeuten: zweischaligen Haustrennwand kann nach Beiblatt 1 zu
m00 flchenbezogene Masse der Gesamtwand [kg/m2] DIN 4109 dadurch bestimmt werden, dass zuerst nach
m000 Bezugswert 300 kg/m2 Tabelle 12 das Schalldmm-Maß der gleichschweren
dL Schalenabstand [mm] einschaligen Wand (Summe beider Schalen und Be-
d0 Bezugswert 10 mm rcksichtigung von Putzschichten) ermittelt wird und
zu diesem Wert 12 dB aufgeschlagen werden. So
Bei dieser Formel ist zu bercksichtigen, dass die da-
kann nach dieser Verfahrensweise z. B. fr eine zwei-
nach berechneten Schalldmm-Maße die im Idealfall
schalige Mauerwerkswand (Einzelschale 175 mm dick,
mçglichen Werte wiedergeben, wenn Schallbrcken
Steinrohdichte 2,0 kg/dm3, Normalmçrtel, beidseitig
zwischen den Schalen vçllig vernachlssigt werden.
Putz, m00 beider Schalen gemeinsam 686 kg/m2) ein
Fr die praktische Dimensionierung sollte sie deshalb
R0w,R = (59 + 12) dB = 71 dB ermittelt werden. Der
nicht herangezogen werden. Variiert man bei dieser
erhçhte Schallschutz nach Tabelle 4 wird damit erfllt.
Formel die Fugenbreite bei gleichbleibender Wandroh-
Die nach der in Beiblatt 1 zu DIN 4109 vorgesehenen
dichte, so erkennt man, dass der Einfluss des zunehmen-
Methode ermittelten Schalldmm-Maße setzen eine
den Schalenabstandes den Einfluss der abnehmenden
sorgfltige Ausbildung der Trennfuge voraus. Ist dies
Wandmasse bis zu einer bestimmten Fugenbreite ber-
der Fall, werden in der Praxis allerdings oft deutlich
wiegt. Es empfiehlt sich also, bei gleicher Gesamtdicke
hçhere Werte erreicht, da den rechnerisch ermittelten
der zweischaligen Konstruktion die Fuge breiter und die
Werten ein starker Sicherheitsspielraum eingerumt
Wandschalen dnner zu machen. Bereits ab Mitte der
wurde.
1980ger-Jahre wurde deshalb in verschiedenen Ver-
Whrend nach DIN 4109 die Behandlung der zweischa-
çffentlichungen [52–54] vorgeschlagen, fr die Dicke
ligen Haustrennwand auf einfache Art und Weise gere-
der Einzelschalen an die Grenzen der DIN 1053 zu
gelt wurde, ist dafr in den europischen Berechnungs-
gehen und zweischalige Haustrennwnde aus 115 mm
verfahren des baulichen Schallschutzes [22] noch kein
starkem Mauerwerk mit einer 70 mm dicken Fuge aus-
Verfahren verfgbar. In aktuellen Untersuchungen wird
zufhren. Vorteil ist bei gleichzeitigem Wohnraumge-
an einem geeigneten Ansatz gearbeitet.
winn die Minderung der Schallbrckengefahr im Fu-
genhohlraum.
4.7.4 Fehlervermeidung
Obwohl in der Baupraxis kaum angewendet, kann es
schalltechnisch von Vorteil sein, wenn beide Schalen In der Baupraxis mindern Kçrperschallbrcken die ma-
nicht gleichartig sondern bezglich der Schalendicken ximal erreichbare Schalldmmung der zweischaligen
oder der flchenbezogenen Massen unterschiedlich aus- Haustrennwand, sodass oftmals nicht mehr als bei einer
278 D Bauphysik · Brandschutz
stallationspegel LIn von 30 dB(A) nicht berschreiten ponenten von der Wand kçrperschallentkoppelt werden
(siehe Abschnitt 2.2.2). Die Einhaltung dieser Anforde- und die Wand mit einer mçglichst hohen flchenbezo-
rung hngt von der vorhandenen Gesamtsituation ab. genen Masse der Anregung einen großen Widerstand
Hierzu gehçren: entgegensetzt. Eine wirkungsvolle Kçrperschallent-
– die schalltechnischen Eigenschaften der verwen- kopplung kann am ehesten bei der Vorwandinstallation
deten Installationen, erreicht werden. Die Einmauerung der Installations-
– die Montagebedingungen der Installationen komponenten ist dabei wegen unkontrollierter Kçrper-
(Ankoppelung an den Baukçrper), schallbrcken aus schalltechnischer Sicht abzulehnen.
– die schalltechnischen Eigenschaften der Installa- Schalltechnisch sinnvoll dagegen ist die in Trockenbau-
tionswnde, weise ausgefhrte Vorwandinstallation. Zur Kçrper-
– die Kçrperschallbertragung ber flankierende schallentkopplung der Installationskomponenten selbst
Bauteile, stehen mit elastischen Rohrschellen und kçrperschall-
– die Grundrisssituation. isolierenden Rohrummantelungen, mit sog. Schall-
Die Installationswand kann deshalb hinsichtlich der An- schutzsets fr Bade- und Duschwannen sowie Wasch-
forderungen nicht isoliert betrachtet werden. Aus tischen und mit kompletten Sanitrbausteinen inzwi-
schalltechnischer Sicht geht es bei der Installations- schen zahlreiche geeignete Produkte zur Verfgung.
wand darum, dass sie von den Komponenten der Was- Sie sollten insbesondere dann zum Einsatz kommen,
serinstallation (Armaturen, Rohrleitungen der Trink- wenn erhçhte Anforderungen an den Schallschutz ge-
wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Sanitr- stellt werden.
objekten wie Dusch- oder Badewannen, Waschtische, Eine mçglichst geringe Anregung der Installationswand
Splksten etc.) mçglichst wenig nur angeregt wird und kann auch dadurch erzielt werden, dass die Wand mit
dass mçglichst wenig Schallenergie von der Installati- einer mçglichst hohen flchenbezogenen Masse der An-
onswand auf benachbarte Bauteile weitergeleitet wird. regung einen großen Widerstand entgegensetzt. Die
Die erste Vorgabe betrifft im wesentlichen die Schall- DIN 4109 fordert in diesem Zusammenhang, dass ein-
bertragung in direkt hinter der Installationswand lie- schalige Wnde, an oder in denen Armaturen oder Was-
gende Rume. Diese sind nach Bild 29 in der Regel serinstallationen befestigt werden, eine flchenbezoge-
allerdings Rume des eigenen Wohnbereichs, sodass ne Masse von mindestens 220 kg/m2 haben mssen. Fr
dafr die Anforderungen der DIN 4109 nicht gelten. Wnde, die eine geringere flchenbezogene Masse ha-
Der diagonal unter der Installationswand liegende ben, muss durch eine Eignungsprfung nachgewiesen
Raum ist dann der schalltechnisch nchste schutz- werden, dass sie sich hinsichtlich der bertragung von
bedrftige Raum im fremden Wohnbereich. Fr solche Installationsgeruschen nicht ungnstiger verhalten.
Rume ist die zweite Vorgabe entscheidend, da sie nicht Die in diesem Fall geforderte Eignungsprfung wird,
vom direkt abgestrahlten Schall der Installationswand, von wenigen Ausnahmen abgesehen, jedoch so gut
sondern nur ber flankierende Bauteile erreicht werden wie nie erbracht. Die in DIN 4109 genannte Vorgehens-
kçnnen. Installationsgerusche in fremden schutz- weise fr diese Eignungsprfung ist allerdinges fr die
bedrftigen Rumen sind deshalb in erster Linie ein praktische Anwendung nur eingeschrnkt tauglich, da
Kçrperschallproblem. Erfahrungsgemß kann unter lediglich die von Armaturen verursachten Gerusche
Massivbaubedingungen davon ausgegangen werden, bercksichtigt werden, die heutzutage bei fachgerechter
dass die Installationsgerusche im diagonal unter der Installation die geringsten Stçrungen im Installations-
Installationswand liegenden Raum etwa 5 dB(A) leiser bereich verursachen. Musterinstallationen, die fr kom-
als im direkt dahinter liegenden Raum sind. plette Sanitrinstallationen in Kombination mit einer
Eine mçglichst geringe Anregung der Installationswand bestimmten Installationswand im Installationsprfstand
kann dadurch erzielt werden, dass die Installationskom- geprft werden [55], erlauben dagegen detaillierte Aus-
sagen zum schalltechnischen Verhalten der Gesamt-
installation sowie Aussagen zur Einhaltung der Anfor-
derungen. Derartige Untersuchungen belegen, dass
Mauerwerkswnde in Verbindung mit schalltechnisch
gnstigen Installationen auch mit weniger als 220 kg/m2
in der Lage sein kçnnen, die Anforderungen der DIN
4109 einzuhalten. Dies sollte allerdings stets durch aus-
sagekrftige Prfungen nachgewiesen werden.
Fr die bertragung des von Sanitrinstallationen ver-
ursachten Kçrperschalls in den diagonal nach unten ge-
legenen Raum spielt im Gegensatz zur Direktbertra-
gung in den hinter der Installationswand liegenden
Raum die flchenbezogene Masse der Installations-
wand eine zweitrangige Rolle. Es kann nmlich anhand
Bild 29. bertragung von Installationsgeruschen der in [22] und [23] verfgbaren Berechnungsmethoden
in benachbarte Rume gezeigt werden, dass sich bei Verringerung der flchen-
280 D Bauphysik · Brandschutz
bezogenen Masse die Kçrperschallbertragung zum Tabelle 13. Einflsse auf die Schalldmmung von Lochstein-
Boden aufgrund der anwachsenden Stoßstellendm- wnden; DRmax gibt an, bis zu welcher Hçhe das bewertete
mung zwischen Installationswand und Boden verringert Schalldmm-Maß Rw des Mauerwerks durch den jeweiligen
und damit der strkeren Anregbarkeit der Wand ent- Einfluss verndert werden kann
gegen wirkt. Die in DIN 4109 geforderte flchenbezo-
Einflussgrçße DRmax in dB
gene Masse von mindestens 220 kg/m2 ist fr diese
Grundrisssituation deshalb nicht begrndbar. Es zeigt Lochbild 10 bis 15 dB
sich vielmehr, dass fr die Unterdrckung der von der
Installationswand ausgehenden Kçrperschallbertra- Mçrtelart ca. 5 dB
gung eine mçglichst hohe Stoßstellendmmung gefor- Breite der Lagerfugen ca. 5 dB
dert werden sollte. Im heutigen Baugeschehen wird dies
bereits von Gipskartonstnderwnden realisiert, die Putzstrke 5 bis 10 dB
deshalb als Installationswnde ausgesprochen gute Ei- Steinformat ca. 5 dB
genschaften aufweisen. Fr Installationswnde aus
Mauerwerk kçnnte eine entsprechende Entkopplung
durch rundumlaufende Dmmstreifen realisiert werden.
Darber hinausgehende Untersuchungen zur Erhçhung technischer Hinsicht ungnstiger Lochung verwendet
der Stoßstellendmmung gemauerter Installationswn- werden.“ Dahinter steckt Folgendes: Jedes plattenfçr-
de sind derzeit im Gange. mige Bauteil fhrt bei Luftschall-Anregung zunchst
Biegewellen aus und strahlt diese auch ab. Die meisten
Berechnungsformeln fr die Schalldmmung von Bau-
4.9 Lochsteine teilen beruhen auf der Annahme, dass ausschließlich
Biegewellen vorliegen. Mit hçher werdender Frequenz
4.9.1 Das physikalische Verhalten
treten jedoch viele weitere Schwingungs- oder Wellen-
Lochsteine wurden entwickelt, um Mauerwerken eine typen auf: Unter anderem Dickenschwingungen der
besonders hohe Wrmedmmung zu verleihen. Mauer- Wand, aber auch Resonanzschwingungen der einzelnen
werke aus Lochsteinen weisen jedoch gegenber Steine (siehe Bild 31). Solche Wellentypen treten im
gleichschweren ungelochten Mauerwerken hufiger Prinzip bei gelochten und ungelochten Mauerwerken
eine geringere Schalldmmung (siehe Bild 30 und auf, bei Letzteren jedoch in der Regel bei uninteressant
[36, 56, 57]) bzw. Schalllngsdmmung auf. Der Man- hohen Frequenzen. Eine Abschtzung, von welchen
gel kann 15 dB und mehr betragen. Im Beiblatt 1 zu Frequenzen f ab nach oben zustzliche Schwingungs-
DIN 4109 – der Anleitung fr den offiziellen Schall- formen zu erwarten sind, liefert die Beziehung
sffiffiffi
schutznachweis – heißt es hierzu: „Die Werte der Ta- 1 E
belle 13 (Schalldmm-Maß in Abhngigkeit von der f¼
flchenbezogenen Masse. Anm. d. Verf.) gelten nicht, 2d r
wenn einschalige flankierende Außenwnde in Steinen d ist die Wanddicke, E der Elastizittsmodul des Wand-
mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 und in schallschutz- materials, r dessen Dichte. Bei Lochsteinen sind E und
r entsprechende Mittelwerte ber das gesamte Mauer-
werksvolumen. Es ist zu beachten, dass fr das schall-
dmmschdliche Einsetzen zustzlicher Wellentypen
das Verhltnis Steife zu Dichte und nicht die Steifigkeit
allein maßgeblich ist. Lochbilder, bei denen die Steifig-
keit des Steins strker abnimmt als die Dichte, sind
besonders ungnstig. Fr jedes Mauerwerk gibt es
eine Mindestdicke, oberhalb der schalldmmmindernde
Wellentypen auftreten. Diese Wellentypen beeinflussen
Bild 30. Bewertetes Schalldmm-Maß von Wnden aus Hohl- Bild 31. Beispiel fr Einzelsteinschwingungen (die kleinen
ziegeln in Abhngigkeit von der flchenbezogenen Masse [57] Steinflchen entsprechen den Wandoberflchen)
I Schallschutz im Mauerwerksbau 281
alle schalltechnischen Kenngrçßen negativ: die Schall- strukturierte Steine mit wenigen, großen Lçchern und
dmmung R, die Schalllngsdmmung Rij und das Stoß- breiten Stegen sind tendenziell schalltechnisch gns-
stellen-Dmm-Maß kij. tiger als filigrane Lochbilder.
Keineswegs sind die schwereren Steine (Rohdichteklas-
4.9.2 Die wichtigsten Einflsse auf die se > 0,8) immer problemlos. So finden sich Beispiele
Schalldmmung mit Steinrohdichten zwischen 1,0 und 1,6 kg/dm3, de-
Die erreichbare Schalldmmung von Lochstein-Mau-
erwerken wird von den Steinen selbst und von der Art
der Vermauerung gleichermaßen bestimmt. Mngel des
Steins kçnnen zumindest teilweise durch Vermçrtelung
und Putz ausgeglichen werden. Bei der Lngsdmmung
besteht zudem die Mçglichkeit, Verbesserungen ber
die Art der Anschlsse von Lngs- und Querwnden
bzw. Wand und Decke zu erreichen.
4.9.2.1 Steineigenschaften
Eine Steineigenschaft von wesentlichem Einfluss auf
die Schalldmmung ist das Lochbild. Eine Maßzahl
fr die Lochung von Steinen ist der Anteil der Lçcher
an der horizontalen Querschnittsflche eines Steins.
Tendenziell wchst mit zunehmendem Lochflchen-
anteil die Gefahr eines Verlustes an Schalldmmung
(siehe Bild 32). Allerdings muss die Verschlechterung
nicht zwangslufig eintreten. Ebenso wurden mehrere
dB Verlust auch schon bei Steinen mit einen Lochfl-
chenanteil deutlich unter 10 % beobachtet.
Eine andere, wesentliche Einflussgrçße ist die Form
und Anordnung der Lçcher. Gemeinhin gelten Steine
Bild 33. Beispiel fr den Einfluss der Stegform auf die Schall-
mit geradewegs von der Vorder- zur Rckseite durch-
dmmung:
laufenden Stegen als schalltechnisch gnstiger im Ver-
(1) durchgehende Stege, m00 = 290 kg/m2, Rw = 52 dB
gleich zu versetzten Stegen, weil die Steife des Steins
(2) versetzte Stege, m00 = 302 kg/m2, Rw = 43 dB
im Verhltnis zur mittleren Dichte nicht bermßig ver-
(3) idealisierter Frequenzverlauf fr m00 = 300 kg/m2
ringert wird (siehe Bild 33). Allerdings gibt es nicht
wenige Ausnahmen von dieser Regel (siehe Bild 34).
So wurden bei Mauerwerken mit durchgehenden Stegen
4 bis 11 dB zu niedrige Schalldmm-Maße beobachtet,
whrend umgekehrt Steine mit versetzten Stegen in ei-
nigen Fllen nahezu die gleiche Schalldmmung er-
reichten wie gleichschwere homogene Wnde. Grob
Bild 32. Differenz zwischen dem gemessenen und dem nach Bild 34. Einfluss der Stegform auf die Schalldmmung:
Beiblatt 1 zu DIN 4109 berechneten bewerteten Schalldmm- bewertete Schalldmm-Maße von Lochsteinmauerwerken mit
Maß in Abhngigkeit vom Lochflchenanteil fr 27 verschie- unterschiedlicher Stegausbildung in Abhngigkeit von der
dene Lochsteinwnde (zwischen 200 und 500 kg/m2 flchen- flchenbezogenen Masse
bezogener Masse)
282 D Bauphysik · Brandschutz
4.9.2.2 Vermauerungseigenschaften
Aus schalltechnischer Sicht ist die Verwendung harten
Mçrtels vorzuziehen. Untersuchungen von Lang [60]
und am Fraunhofer-Institut fr Bauphysik ergaben
eine Verbesserung der Durchgangsdmmung um bis
zu 4 dB bei Einsatz von Kalkzementmçrtel anstelle
von Leichtmauermçrtel LM 21 (siehe Bild 37). Eben-
falls gnstig verhlt sich eine dicke Lagerfugen-Ver-
mçrtelung im Vergleich zu Dnnbett-Vermçrtelung
(siehe Bild 38) [59]. In beiden Fllen kann die Verstei-
fung des Mauerwerks als Ursache angesehen werden.
Fr die Schall-Lngsdmmung sind unvermçrtelte
Stoßfugen gnstig. Hier wurde eine Verbesserung bis
4 dB festgestellt, die hauptschlich auf die Zunahme der
Ausbreitungsdmpfung entlang der Wand zurck-
gefhrt wird.
Bild 36. Beispiel fr den Einfluss der Steinbreite auf die Eine Vergrçßerung der Putzstrke bewirkt eine Erhç-
Schalldmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und hung der Schalldmmung, siehe Bild 39. Die Schall-
versetzten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59] dmmung wchst strker, als es aufgrund der Massen-
(1) Steinformat (L · B · H in mm): 248 · 300 · 249, Rw = 41 dB erhçhung durch den Putz zu erwarten wre. Die Ver-
(2) Steinformat (L · B · H in mm): 248 · 365 · 249, Rw = 40 dB besserung erfolgt hauptschlich im Bereich der Dicken-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 283
4.9.3 Zusammenfassung
Die Schalldmmung und die Schalllngsdmmung von
Lochstein-Mauerwerken werden keineswegs nur durch
die Steine an sich oder sogar allein durch das Lochbild
bestimmt. Vielmehr liegt ein komplexes Zusammenspiel
verschiedener Steineigenschaften und Wandeigenschaf-
ten vor, wie Stein-Material, -Abmessungen, -Lochanteil
und -Geometrie, sowie Putz und Vermçrtelung. Bei der
Lngsdmmung kme noch die Ausbildung der Verbin-
dung von Lngs- und Querwand hinzu. Mit einem dicken
Putz und einer steifen Vermçrtelung kçnnen „schwache“
Lochbilder zumindest teilweise geheilt werden. Die
„Lochsteinprobleme“ sind weder auf leichte Steine
noch auf bestimmte Materialien beschrnkt. Zwischen
Bild 37. Beispiel fr den Einfluss der Mçrtelart auf die Schall- der Lngs- und der Durchgangsdmmung von Loch-
dmmung [59] stein-Mauerwerken besteht kein einheitlicher Zusam-
(1) Leichtmauermçrtel LM 21 nach DIN 1053 Teil 1, Rw = 48 dB menhang. Tabelle 13 fasst die Strke des Einflusses ver-
(2) Leichtmauermçrtel LM 36 nach DIN 1053 Teil 1, Rw = 50 dB schiedener Einflussgrçßen zusammen.
(3) Kalkzementmçrtel, Rw = 52 dB Wegen der Verflechtung von Stein- und Mauerwerks-
eigenschaften sind Untersuchungen an einzelnen Stei-
nen nur beschrnkt aussagekrftig. Nach neueren Mes-
sungen an Bimsbetonmauerwerken finden sich die ent-
Bild 38. Beispiel fr den Einfluss der Lagerfugen auf die Bild 39. Beispiel fr den Einfluss der Putzstrke auf die Schall-
Schalldmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und dmmung (Hochlochziegel mit elliptischer Lochung und versetz-
versetzten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59] ten Stegen; Kçrperschallmessungen) [59]
(1) normale Fugenbreite (Leichtmauermçrtel LM 36, Steinformat (1) unverputzt, Rw= 35 dB
L · B · H = 247 mm · 300 mm · 238 mm), Rw = 47 dB (2) Putzstrke beidseitig je 12 mm, Rw = 40 dB
(2) Fugenbreite ca. 1 mm (Dnnbettmçrtel, Plansteine im Format (3) Putzstrke 12 mm innen und 30 mm außen, Rw = 47 dB
L · B · H = 248 mm · 300 mm · 248 mm), Rw = 41 dB
284 D Bauphysik · Brandschutz
scheidenden Schwingungsarten bei einem gemauerten Die direkte Schalldmmung kommt beim Schutz gegen
Verband aus wenigen Steinen im Vergleich zu einer Außenlrm zum Tragen. Hierbei sind die durch die
ganzen Wand jedenfalls besser wieder als beim Einzel- DIN 4109 [5] gestellten Anforderungen an die Luft-
stein. schalldmmung von Außenbauteilen zu bercksichti-
gen (siehe Abschnitt 2.2.3). Die Anforderungen (Tabel-
4.9.4 Ein anderer Ansatz le 6) gelten nicht fr die Wand allein, sondern fr das
gesamte Außenbauteil, das sich aus mehreren Teilfl-
Am Fraunhofer-Institut fr Bauphysik wurde im Rah-
chen (Wand, Fenster, Tren etc.) zusammensetzen
men eines Forschungsprojektes fr das Deutsche Insti-
kann. Maßgebend ist deshalb das sog. resultierende
tut fr Bautechnik in Berlin ein Ansatz untersucht, die
Schalldmm-Maß R0w,res, das sich nach Abschnitt 3.1.5
Durchgangsdmmung von Lochstein-Mauerwerken mit
aus den Schalldmm-Maßen der einzelnen Bauteile und
einer einfachen Formel additiv aus Stein- und Wand-
deren Teilflchen ergibt. Beim Nachweis des erforder-
eigenschaften zu berechnen, wobei die einzusetzenden
lichen Schallschutzes gengt es also nicht, nur die
Grçßen so gewhlt sind, dass sie mit einfachsten Mit-
Schalldmmung der Außenwand festzulegen. Vielmehr
teln (Lineal, Waage und scharfes Hinsehen) bestimmt
sind es in der Regel Einbauten wie Fenster, Tren und
werden kçnnen [63]. Die Berechnung geht folgender-
Rollladenksten, die mit ihrer geringeren Schalldm-
maßen:
mung die resultierende Schalldmmung bestimmen
Rw ¼ Rw,u DRw,L und zu einer Verminderung DRw der Schalldmmung
der Wand fhren:
mit
Rw,u bewertetes Schalldmm-Maß einer gleich 0 0
Rw;res ¼ Rw;Wand DRw
schweren Wand ohne Lochung nach speziellen
Massekurven So fhrt z. B. ein relativ gutes Fenster mit Rw,R = 35 dB
DRw,L Korrekturwert fr das Lochstein-Mauerwerk und einem Fensterflchenanteil von 30 % bei einer ein-
schaligen Außenwand mit R0w,R = 50 dB rechnerisch
Die Korrektur DRw,L enthlt Stein- und Mauerwerks- bereits zu einer Verminderung um DRw = 10,5 dB,
eigenschaften und bercksichtigt, dass die Ausfhrung sodass R0w,res auf 39,5 dB sinkt. Die geringere Schall-
des Mauerwerks Schwchen der Lochsteine vermindern dmmung solcher Bauteile muss im Bedarfsfall durch
kann. Es gilt: eine entsprechend hçhere Schalldmmung der Wand
DRw,L ¼ KStein =KWand þ 0,2 dB 0 ausgeglichen werden, damit insgesamt das geforderte
resultierende Schalldmm-Maß der Außenbauteile er-
mit KStein ¼ KE þ KS þ KA , wobei reicht wird. Dieses liegt je nach Lrmpegelbereich (Ta-
KE Korrektur fr die Anzahl von Lochebenen belle 6) zwischen etwa 30 bis 50 dB.
KS Korrektur fr die Steife des Steins Beim Schallschutz innerhalb des Gebudes muss beach-
KA Korrektur fr die Steinbreite tet werden, dass auch die Außenwnde in ihrer Funktion
bedeuten. als flankierende Bauteile bei der schalltechnischen Pla-
Fr die Wandkorrektur gilt: nung zu bercksichtigen sind. Dies gilt sowohl in der
horizontalen Richtung zwischen nebeneinanderliegen-
KWand ¼ 1 þ 0; 24 ML þ 0; 18 MS , den als auch in vertikaler Richtung zwischen bereinan-
mit derliegenden Wohnungen. Auf weitere Einzelheiten
1 f ür Lagerfugen mit Normalmörtel wird in Abschnitt 5 eingegangen.
ML ¼
0 f ür Lagerfugen mit Dünnbettmörtel
1 wenn Stoßfugen vermörtelt 4.10.2 Belange des Schall- und Wrmeschutzes
MS ¼
0 wenn Stoßfugen knirsch gestoßen
Zur Erfllung der wrmetechnischen Anforderungen
Bisherige Auswertungen ergaben eine quadratisch ge-
werden bei Außenwnden aus Mauerwerk unterschied-
mittelte Abweichung zwischen berechneten und gemes-
liche konstruktive Maßnahmen, zum Teil auch in Kom-
senen bewerteten Schalldmm-Maßen von ca. 2,5 dB,
bination, eingesetzt:
mit Abweichungen in Einzelfllen bis zu 6 dB. Da die
– Verringerung der Rohdichte der Steine,
Anwendbarkeit des Verfahrens bei neuen Lochbildern
– Verwendung stark gelochter Steine,
jedesmal neu abgesichert werden muss, hat es bisher
– Vergrçßerung der Steindicke,
keine praktische Bedeutung erlangt.
– mehrschichtige Aufbauten (Wrmedmmverbund-
systeme, innenseitige Dmmschichten).
4.10 Außenwnde Die aus wrmetechnischen Grnden getroffenen Maß-
nahmen haben auch Auswirkungen auf den Schall-
4.10.1 Anforderungen
schutz, wobei sich wrme- und schalltechnische Belan-
In schalltechnischer Hinsicht interessieren bei Außen- ge oftmals kontrr verhalten. Wrmetechnische Verbes-
wnden zwei Eigenschaften: serungen fhren dann zu schalltechnischen Verschlech-
– die direkte Schalldmmung, terungen. Ursache solcher Verschlechterungen sind
– die Schalllngsdmmung. neben der Verringerung der flchenbezogenen Masse
I Schallschutz im Mauerwerksbau 285
akustische Resonanzen der Wand- oder Steinstruktur, Bei der dritten Ausfhrungsart (Verblendmauerwerk
die bei den oben genannten wrmetechnischen Maßnah- mit Kerndmmung) wird der Hohlraum vollstndig
men verstrkt in Erscheinung treten und die Schalldm- mit einem Hartschaumstoff ausgefllt. Zwar handelt
mung beeinflussen. Auf unerwnschte Schwingungs- es sich auch hier um ein zweischaliges System, doch
formen (Dickenschwingungen) wird in Abschnitt muss damit gerechnet werden, dass aufgrund der steifen
3.1.2.3 eingegangen. Diese kçnnen auch bei homoge- Koppelung der Schalen keine wesentlichen Verbes-
nen, ungelochten Steinen auftreten. Abschnitt 4.9 be- serungen erreicht werden und ungnstigstenfalls auch
handelt die Besonderheiten gelochter Steine und in Ab- Verschlechterungen des bewerteten Schalldmm-Ma-
schnitt 4.5 werden die akustischen Eigenschaften mehr- ßes gegenber der gleichschweren einschaligen Kons-
schichtiger Wandaufbauten erlutert. Der potenzielle truktion mçglich sind.
Zielkonflikt zwischen schall- und wrmetechnischen
Anforderungen bei der Außenwand sollte dem Planer
4.10.5 Außenwnde mit Wrmedmm-
bewusst sein, damit Planungsfehler vermieden werden.
verbundsystem
4.10.3 Einschalige Außenwnde aus Mauerwerk Außenwnde mit WDVS stellen ebenfalls zweischalige,
resonanzbehaftete Konstruktionen dar, deren grundstz-
Auch fr einschalige Außenwnde kann die Durch-
liches Verhalten in Abschnitt 4.5.3 behandelt wird. Zur
gangsdmmung nach Tabelle 12 ber die flchenbezo-
Erhçhung des bewerteten Schalldmm-Maßes wird eine
gene Masse ermittelt werden, sofern es sich um unge-
mçglichst tiefe Resonanzfrequenz angestrebt. Resonan-
lochte Steine oder um Mauerwerk aus Lochsteinen mit
zen bei mittleren Frequenzen dagegen vermindern das
schalltechnisch unkritischen Eigenschaften handelt.
bewertete Schalldmm-Maß der Konstruktion. Fr die
Gegebenenfalls ist nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20]
konstruktiv zu bemessenden Einflussgrçßen (dyna-
noch ein Zuschlag von 2 dB auf die damit ermittelten
mische Steifigkeit der Dmmschicht und flchenbezoge-
Werte zu geben. Dies gilt fr verputzte Wnde aus Po-
ne Masse der Putzschicht) heißt das: dickere und damit
renbeton und Leichtbeton mit Blhtonzuschlag mit
schwerere Putzschichten wirken sich gnstig auf das be-
Steinrohdichten < 0,8 kg/dm3 und flchenbezogenen
wertete Schalldmm-Maß aus. Die Steifigkeit des
Massen bis 250 kg/m2. In allen anderen Fllen drfen
Dmmmaterials sollte mçglichst gering sein.
die Werte der Tabelle 12 nicht herangezogen werden.
Lange Zeit galten WDVS aufgrund steifer Wr-
Weitere Hinweise fr gelochte Steine finden sich in
medmmschichten (Hartschume) und der damit ver-
Abschnitt 4.9
bundenen Verschlechterung des bewerteten Schall-
dmm-Maßes als schalltechnisch kritisch. Verschlech-
4.10.4 Zweischalige Außenwnde aus Mauerwerk
terungen bis zu 8 dB waren im Vergleich zur unver-
Als zweischalige Außenwandkonstruktionen sind im kleideten Massivwand mçglich. Bereits seit lngerer
Mauerwerksbau folgende Ausfhrungen blich: Zeit sind Dmmschichten mit deutlich geringerer Stei-
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht, figkeit verfgbar (Mineralfaserplatten, elastifizierte
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Luftschicht Hartschume), die eine tiefere Resonanzfrequenz be-
und Wrmedmmung, wirken. Damit sind dann auch Verbesserungen des be-
– zweischaliges Verblendmauerwerk mit Kern- werteten Schalldmm-Maßes mçglich, die je nach
dmmung. Dmmmaterial und Putzschicht 8 dB und mehr betragen
Bei den ersten beiden Ausfhrungen soll die Luft- kçnnen (siehe hierzu Bild 26).
schicht nach DIN 1053 Teil 1 mindestens 40 mm be- Fr die praktische Anwendung stellt sich die Situation
tragen. Derartige Konstruktionen stellen wie zweischa- jedoch etwas komplizierter dar. Ob das gewhlte
lige Haustrennwnde ebenfalls ein zweischaliges Sys- WDVS nicht nur das bewertete Schalldmm-Maß, son-
tem dar, das oberhalb seiner Resonanzfrequenz zu einer dern tatschlich auch den Schallschutz gegen Außen-
deutlichen Verbesserung der Schalldmmung fhrt. lrm verbessern kann, hngt auch von der konkreten
Diese kann wegen der verwendeten Drahtanker, die Lrmsituation ab. Innerstdtischer Verkehrslrm z. B.
als zustzliche Kçrperschallbrcken fungieren, aller- hat seine dominierenden Geruschanteile eher bei tiefen
dings nicht voll zur Geltung kommen. Trotzdem ver- Frequenzen. Eine tiefliegende Resonanzfrequenz – die
halten sich solche Wnde gnstiger als die gleichschwe- ansonsten gewnscht wird – kann dann zur Erhçhung
re einschalige Wand. In Beiblatt 1 zu DIN 4109 [20] des ber die gedmmte Außenwand bertragenen
wird dies dadurch bercksichtigt, dass auf das Schall- Schalls fhren. Die Geruschsituation wird entgegen
dmm-Maß der gleichschweren einschaligen Wand den Erwartungen schlechter. Hier kann ein hinsichtlich
5 dB zugeschlagen werden drfen (bei der zweischali- des bewerteten Schalldmm-Maßes eigentlich als un-
gen Haustrennwand betrug der Zuschlag 12 dB). Wenn gnstiger bewertetes WDVS mit hrteren Dmmschich-
die flchenbezogene Masse der auf die Innenschale der ten im Endergebnis zu einem gnstigeren Gesamtresul-
Außenwand anschließenden Trennwnde grçßer als tat fhren. Umgekehrt sind die Verhltnisse jedoch,
50 % der flchenbezogenen Masse der inneren Schale wenn der auf die Außenwand auftreffende Lrm durch
der Außenwand betrgt, kann das Schalldmm-Maß so- mittlere und hçhere Frequenzen geprgt wird (z. B.
gar um 8 dB erhçht werden. Schienenverkehrslrm). Hier sind dann tatschlich die
286 D Bauphysik · Brandschutz
WDVS mit weichen Dmmschichten auch im Endresul- Schallschutzes unbedingt zu bercksichtigen. Dies gilt
tat gnstiger. Wie in Abschnitt 4.5.3.2 gezeigt wird, sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung.
kçnnen zur Beurteilung des erzielbaren Schallschutzes Falsche Planung oder Ausfhrung kann zu einem Unter-
die Spektrum-Anpassungswerte angewendet werden. schreiten des geschuldeten Schallschutzes fhren. Der
Unabhngig davon, ob nun eine Beurteilung des jewei- in Abschnitt 3.2.2 beschriebene und in Bild 5 dargestell-
ligen WDVS ber das bewertete Schalldmm-Maß mit te Ansatz des europischen Berechnungsmodells [22]
oder ohne Spektrum-Anpassungswerte erfolgt, darf zur Behandlung der flankierenden bertragung macht
nicht vergessen werden, dass es sich auch bei der Au- die bençtigten Zusammenhnge, die auch fr Planung
ßenwand mit WDVS in den allermeisten Fllen um ein und Ausfhrung gelten, transparent: zu bercksichtigen
zusammengesetztes Bauteil handelt, bei welchem die sind die Eigenschaften der Wnde selbst (Ri,w und Rj,w),
Fenster mit ihrer in der Regel deutlich geringeren eventuell angebrachte Wandverkleidungen (DRij,w) und
Schalldmmung das resultierende Schalldmm-Maß das Stoßstellendmm-Maß kij. Der Ansatz macht deut-
bestimmen. Dies soll durch das folgende Beispiel ver- lich, dass die Flankenbertragung ber Wnde nicht
deutlicht werden: Eine einschalige Außenwand weise alleine nur von den Wandeigenschaften abhngt. Ins-
ohne Fenster und WDVS ein R0w = 50 dB auf. Fenster besondere wird mit diesem Ansatz herausgestellt, dass
mit einem Rw = 35 dB und einem Fensterflchenanteil das Geschehen an der Stoßstelle einer eigenstndigen
von 30 % vermindern die resultierende Schalldmmung Betrachtung bedarf.
R0w,res rechnerisch auf 39,5 dB. Wird nun die Wand mit
einem WDVS versehen, durch welches ihr Schall-
5.1 Einfluss der Wnde
dmm-Maß auf R0w = 54 dB erhçht wird, so ndert
sich R0w,res gegenber dem Ausgangszustand nur gering- Der Ansatz aus [22] besagt, dass die Direktdmmung
fgig auf 40 dB. Wird stattdessen ein WDVS verwen- des flankierenden Bauteils unmittelbar in die Flanken-
det, durch welches sich das Schalldmm-Maß der Wand dmmung eingeht. Dieser Zusammenhang gilt auch fr
auf 46 dB vermindert, so verringert sich R0w,res lediglich homogenes Mauerwerk, sodass eine Erhçhung der
auf 39 dB. nderungen der Schalldmmung der Außen- flchenbezogenen Masse nicht nur der Direktdm-
wand durch ein aufgebrachtes WDVS wirken sich dem- mung, sondern auch der Flankendmmung zugute
nach im resultierenden Schalldmm-Maß kaum aus. kommt. Am wirksamsten kann im konventionellen
Massivbau die Flankenbertragung durch ausreichend
4.10.6 Außenwnde mit innenseitiger Verkleidung schwere Bauteile kontrolliert werden. Leichte massive
Wnde, wie sie als Innenwnde mit flchenbezogenen
Werden aus Wrmeschutzgrnden innenseitige Ver- Massen bis zu etwa 70 kg/m2 hinab und als monolithi-
kleidungen auf der Außenwand angebracht, muss mit sche Außenwnde bis zu etwa 140 kg/m2 hinab vor-
zum Teil erheblichen Verschlechterungen der Schall- kommen, schließen einen erhçhten Schallschutz nahe-
dmmung gerechnet werden. Dies liegt daran, dass in zu aus und gefhrden ohne geeignete Vorkehrungen
vielen Fllen mit schalltechnisch viel zu steifen Dmm- (z. B. besonders schwere Decken, elastische Lagerung
schichten aus Hartschaum oder anderen Materialien ge- der Innenwnde) sogar den Mindestschallschutz der
arbeitet wird, die zu einer ungnstigen Abstimmung des DIN 4109.
resonanzfhigen zweischaligen Systems fhren. Dieser Mit gewissen Einschrnkungen gilt der Zusammenhang
Effekt tritt auch bei Mehrschichtleichtbauplatten mit zwischen direkter und flankierender bertragung auch
Hartschaumkern oder Gipskarton-Hartschaum-Ver- fr Mauerwerk aus gelochten Steinen, jedoch sind Ein-
bundplatten auf. Es muss darauf hingewiesen werde, zelflle bekannt, die einen einheitlichen Zusammen-
dass sich die mçglichen Verschlechterungen besonders hang nicht erkennen lassen. Untersuchungen im Labor
nachteilig auch bei der flankierenden bertragung ber und in ausgefhrten Gebuden [59, 61] belegen aber,
die Außenwand bemerkbar machen. Nur in Verbindung dass dann, wenn durch ungnstiges Steinverhalten (sie-
mit ausreichend weichen Dmmschichten (beispiels- he Abschnitt 4.9.2) die Direktdmmung vermindert
weise Mineralfaserdmmplatten) kann die Verschlech- wird, in der Regel auch mit einer Verminderung der
terung vermieden werden. Bei gnstiger Auslegung der Lngsdmmung gerechnet werden muss. Gelochte Stei-
Verkleidung (siehe hierzu Abschnitt 4.5.2) sind sogar ne sind hinsichtlich der flankierenden bertragung des-
Verbesserungen erzielbar. halb einer sorgfltigen Beurteilung zu unterziehen, da
ansonsten mit erheblichen Verminderungen gegenber
der aus der flchenbezogenen Masse zu erwartenden
5 Flankierende bertragung Lngsdmmung und in der Folge mit Planungsfehlern
zu rechnen ist. In diesem Zusammenhang ist auf Bei-
von Wnden
blatt 1 zu DIN 4109 [20] hinzuweisen. Dort wird mit
An die flankierende Schallbertragung wird in den Re- Hinblick auf die „Massetabelle“ (Tabelle 12) ausdrck-
gelwerken keine unmittelbare zahlenmßige Anforde- lich darauf hingewiesen, dass die aus der flchenbezo-
rung gestellt. Da sie jedoch die resultierende Schall- genen Masse abgeleiteten Direktschalldmm-Maße
bertragung zwischen zwei Rumen maßgeblich beein- nicht im Schallschutznachweis der DIN 4109 verwen-
flussen kann, ist sie bei der Planung des geforderten det werden drfen, wenn als flankierende Außenwnde
I Schallschutz im Mauerwerksbau 287
Mauerwerk „in Steinen mit einer Rohdichteklasse £ 0,8 Bauphysik zufolge ist dieser Zusammenhang aber nicht
und in schallschutztechnischer Hinsicht ungnstiger grundstzlich gegeben. Weiterfhrende Untersuchun-
Lochung“ verwendet werden. Abschnitt 4.9.2 przisiert gen sind deshalb vorgesehen. Unabhngig von dieser
allerdings, dass es bei schalltechnisch ungnstigem partikulren Fragestellung gilt aber, dass auch hinsicht-
Verhalten nicht alleine nur um ein schalltechnisch un- lich der Flankenbertragung die an anderen Stellen ge-
gnstiges Lochbild, sondern um das Zusammenspiel gebenen Hinweise (siehe Abschnitte 4.5.2 und 4.10.6)
verschiedener Eigenschaften von Stein und Mauerwerk ihre Gltigkeit haben. Insbesondere geht es auch hier
geht. um die Vermeidung von zu steifen Dmmschichten. Die
Als Besonderheit zeigt sich bei Mauerwerkswnden, Resonanzfrequenzen liegen typischerweise im Bereich
dass auch die Art der Vermçrtelung bei der Lngsdm- von einigen hundert Hz. Besonders stçrend machen sich
mung eine Rolle spielt. So ergaben Laboruntersuchun- diese steifen Dmmschichten bemerkbar, wenn sie auf
gen an einer KS-Außenwand [45] vor allem im mitt- der flankierenden Wand beiderseits der Trennwand an-
leren und hçheren Frequenzbereich ein bis zu 8 dB hç- gebracht werden. Dann tritt die Verschlechterung so-
heres Schalllngsdmm-Maß fr unvermçrtelte Stoß- wohl bei der Anregung der flankierenden Wand als
fugen gegenber vermçrtelten Stoßfugen. Im auch bei der von ihr verursachten Abstrahlung im Nach-
Einzahlwert konnte die Lngsdmmung um bis zu barraum auf. Der zwischen benachbarten Rumen vor-
3 dB verbessert werden. Whrend die Frage der Stoß- handene Schallschutz kann dadurch um mehrere dB ge-
fugenvermçrtelung bei der Direktdmmung des Mauer- mindert werden.
werks keine erkennbare Rolle spielt, ist die unvermçr- Der Ansatz des europischen Berechnungsmodells
telte Stoßfuge fr die Lngsdmmung offensichtlich macht bei der Behandlung von Vorsatzkonstruktionen
von Vorteil. Eine Verminderung der in Lngsrichtung noch auf einen weiteren Sachverhalt aufmerksam. Fr
stattfindenen Schallausbreitung konnte auch fr andere die flankierende bertragung zwischen Rumen wer-
Mauerwerkswnde mit unvermçrtelten Stoßfugen be- den nmlich nur solche Vorsatzkonstruktionen berck-
sttigt werden [30]. sichtigt, die sich im jeweiligen Schallbertragungsweg
befinden. Innenliegende Verkleidungen an Außenwn-
den sind deshalb auf der Sende- und Empfangsseite zu
5.2 Einfluss von Wandverkleidungen
bercksichtigen, da sie unmittelbar mit der Anregung
Der im europischen Berechnungsverfahren fr die und Abstrahlung der Wand zu tun haben (siehe Bild 40).
flankierende bertragung herangezogene Zusammen- Bei außenliegenden Verkleidungen von Außenmauer-
hang zeigt, dass Wandverkleidungen zwangslufig werk hingegen findet nach Bild 41 die maßgebliche
auch einen Einfluss auf die Flankenbertragung haben. Schallbertragung nur ber die schwere innenseitige
Je nach dem ob das Luftschall-Verbesserungsmaß Wandschale statt. Die Vorsatzkonstruktion muss des-
DRij,w positive oder negative Werte annimmt, wirkt halb bei der Berechnung der flankierenden bertragung
sich die Verkleidung verbessernd oder verschlechternd nicht bercksichtigt werden. Im Gegensatz zu innenlie-
auf die Flankendmmung aus. Ausschlaggebendes Kri- genden Dmmschichten hat deshalb das außenliegende
terium fr die schalltechnisch richtige Dimensionierung WDVS keine schdlichen Auswirkungen auf die
ist eine ausreichend tief abgestimmte Resonanzfre- Schalllngsleitung. Aus Untersuchungen [49] und [50]
quenz der Vorsatzkonstruktion. Weitergehende Hinwei- geht hervor, dass im Bereich der Resonanzfrequenz der
se finden sich in Abschnitt 4.5. Dort wird auch auf die Wandverkleidung sogar eine gewisse Verbesserung der
Handhabung von Vorsatzkonstruktionen im europi- Flankendmmung mçglich ist. Die Eigenschaften der
schen Berechnungsmodell eingegangen. Dabei wird an- Massivwand kçnnen beim WDVS fr die Schalllngs-
genommen, dass eine Vorsatzkonstruktion bei der Di- dmmung voll ausgeschçpft werden. Vorteilhaft sind
rekt- und bei der Flankendmmung mit demselben Luft- dabei grundstzlich Außenwnde mit mçglichst hoher
schall-Verbesserungsmaß angesetzt werden kann. flchenbezogener Masse, die fr die Schalllngsdm-
Neueren Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts fr mung unmittelbar genutzt werden kann. Die konstruk-
Bild 40. Flankierende bertragung bei einer massiven Außen- Bild 41. Flankierende bertragung bei einer massiven Außen-
wand mit innenliegender Verkleidung wand mit außenliegender Verkleidung
288 D Bauphysik · Brandschutz
tive Trennung von Wrmeschutz (durch das WDVS) Bauteile. Fr die beiden wichtigsten Stoßstellentypen
und Schallschutz (durch die schwere Massivwand) er- – den Kreuzstoß und den T-Stoß – sind in den Bildern
weist sich schalltechnisch als gnstig. 42 und 43 die entsprechenden Verhltnisse dargestellt.
Eine hohe Stoßstellendmmung wird fr den (durchlau-
fenden) Flankenweg Ff erreicht, wenn das trennende
5.3 Einfluss der Stoßstelle Bauteil gegenber dem flankierenden Bauteil eine mçg-
lichst große flchenbezogene Masse besitzt. Gegenber
5.3.1 Das Stoßstellendmm-Maß
dem Kreuzstoß weist der T-Stoß bei gleichen flchen-
Als neue Grçße wurde mit den europischen Berech- bezogenen Massen der Bauteile eine um etwa 3 dB ge-
nungsverfahren zum baulichen Schallschutz [22] das ringere Stoßstellendmmung auf. In der praktischen
Stoßstellendmm-Maß kij eingefhrt, welches die von Anwendung bedeutet dies, dass die flankierende ber-
der Stoßstelle verursachte Pegelminderung bei der flan- tragung ber die Außenwand sowohl in horizontaler wie
kierenden bertragung beschreibt. Die Stoßstelle muss auch in vertikaler Richtung strker zum Tragen kommt
nach diesen Verfahren also explizit betrachtet werden als bei gleichschweren Innenbauteilen und bei der
und wird Gegenstand der schalltechnischen Planung. schalltechnischen Planung besonderer Aufmerksamkeit
Das im jeweiligen bertragungsweg zu bercksichti- bedarf.
gende kij hngt von der Stoßstellengeometrie, der Art
der aufeinander stoßenden Bauteile und der Art des
5.3.2 Wohnungstrennwnde mit Stumpfstoß
bertragungsweges ab. Hinweise zur Behandlung von
Stoßstellen einschaliger massiver Bauteile liefert An- Voraussetzung bei den nach den Bildern 42 und 43
hang E aus [22]. Obwohl die in der Praxis vorgefunde- ermittelten Stoßstellendmm-Maßen sind kraftschlssi-
nen Stoßstellendmm-Maße einer relativ großen Streu- ge Verbindungen zwischen den Bauteilen. Beim ver-
ung unterliegen [27, 62], stellen die dort enthaltenen zahnten Stoß ist diese Voraussetzung erfllt. Beim
Angaben nach derzeitigem Kenntnisstand fr die Be- Stumpfstoß mit vermçrtelter Anschlussfuge, der im
rechnung eine ausreichende Beschreibung der im Mas- Mauerwerksbau zur weitverbreiteten Verbindung ge-
sivbau vorgefundenen Verhltnisse dar [27, 28]. Ein- worden ist, gilt diese Voraussetzung nicht mehr grund-
zige konstruktive Grçße bei der Bestimmung des Stoß- stzlich. Untersuchungen [45] zeigen, dass der Stumpf-
stellendmm-Maßes ist dabei das Verhltnis der fl- stoß zur selben Stoßstellendmmung wie der verzahnte
chenbezogenen Massen der beteiligten einschaligen Stoß fhrt, solange ein fester Kontakt zwischen den
Wnden sichergestellt ist. Reißt dagegen die Woh-
nungstrennwand von der flankierenden Außenwand
ab, tritt eine deutliche Verminderung der Flankendm-
mung auf dem Weg Ff auf, da nun die Außenwand nicht
Bild 42. Stoßstellendmm-Maß kij fr einen starren Kreuz-Stoß Bild 43. Stoßstellendmm-Maß kij fr einen starren T-Stoß nach
nach DIN EN 12354-1, Anhang E DIN EN 12354-1, Anhang E
I Schallschutz im Mauerwerksbau 289
mehr ausreichend von der Trennwand festgehalten wer- des Steines. Eine deutliche Verminderung der Stoßstel-
den kann. Die Planungsvoraussetzungen fr den Schall- lendmmung ist die Folge. Auch hier ist Abhilfe durch
schutz zwischen den benachbarten Wohnungen sind da- eine durchstoßende Wohnungstrennwand oder durch
mit nicht mehr erfllt. Die Ausfhrung des Stumpfsto- eine Trennfuge in der Außenwand mçglich. Die bau-
ßes mit Wandankern schafft hier keine Abhilfe, da be- praktischen Randbedingungen sind allerdings zu ge-
reits Haarrisse den Stumpfstoß akustisch als abgerissen whrleisten.
erscheinen lassen. Die akustische Funktionsfhigkeit
des Stumpfstoßes ist somit nicht grundstzlich und dau-
erhaft garantiert. Als schalltechnisch sichere Alternati- 5.4 Hinweise fr die Planung
ve zum Stumpfstoß wird fr den Mauerwerksbau der- Beliebig hohe Schalldmm-Maße sind im Massivbau
zeit die vollstndige Unterbrechung der Außenwand nicht zu erreichen, da die Schalllngsleitung die er-
durch die Wohnungstrennwand erwogen. Ein Abreißen reichbaren Werte begrenzt. Je hçher die Anforderungen
der Wnde voneinander wrde in diesem Fall sogar zu sind, desto strker muss die flankierende bertragung
einer Erhçhung der Lngsdmmung fhren. kontrolliert und beherrscht werden. Im konventionellen
Massivbau ist mit einschaligen massiven Bauteilen die
5.3.3 Leichte, massive Innenwnde Luftschalldmmung zwischen Wohnungen auf etwa 57
Aus zahlreichen Baumessungen ist bekannt geworden, bis 58 dB begrenzt. Noch hçherer Schallschutz muss
dass auch leichte massive Innenwnde zu einer erhçh- mit Hilfe besonderer Maßnahmen (doppelschalige Bau-
ten Flankenbertragung und damit zur Unterschreitung teile, Trennfugen, elastische Entkoppelung von Bautei-
der Anforderungen der DIN 4109 [5] fhren kçnnen. len) konstruktiv umgesetzt werden und ist ohne Fach-
Dies gilt insbesondere in vertikaler Richtung. Aufgrund planer in der Regel nicht zu bewltigen. Es wird gera-
der geringen flchenbezogenen Masse bis zu etwa ten, Anforderungen, die ber die Schallschutzstufe 2
70 kg/m2 hinunter weisen solche Innenwnde eine ge- hinausgehen, nur dann vertraglich zu vereinbaren,
ringe Direktdmmung auf. Die große Masse der Trenn- wenn im Planungsstadium die sichere konstruktive Um-
decke fhrt gegenber der leichten Innenwand dagegen setzung aufgezeigt werden kann.
zu einer hohen Stoßstellendmmung. Dennoch ist die
insgesamt sich einstellende Flankendmmung geringer
als fr schwere flankierende Bauteile, da die geringere 6 Literatur
Direktschalldmmung bei der Ermittlung des Flanken-
schalldmm-Maßes nicht durch die hçhere Stoßstellen- [1] Heckl, M., Mller, H. A.: Taschenbuch der Technischen
dmmung ausgeglichen wird. Dieser Nachteil leichter, Akustik. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York,
massiver Innenwnde kann vermieden werden, wenn 1975.
sie durch umlaufende weichfedernde Dmmstreifen [2] DIN EN ISO 140-3:2005-3, Akustik – Messung der
von den angrenzenden Bauteilen entkoppelt werden. Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 3:
Alternativ wren die Innenwnde ausreichend schwer Messung der Luftschalldmmung von Bauteilen in Prfstn-
auszulegen oder in Leichtbauweise auszufhren. Fr den. Beuth Verlag, Berlin.
Stnderwnde mit biegeweicher Beplankung kann auf-
grund der hohen Stoßstellendmmung die Flankenber- [3] Schmitz, A., Meier, A., Raabe, G.: Interlaboratory Test
tragung auf benachbarte massive Bauteile vernachls- of Sound Insulation Measurements on Heavy Walls: Part I –
Preliminary Test and Part II – Results of Main Test. Journal
sigt werden.
of Building Acoustics, Vol. 6 (2), 1999, pp. 159–169 and
171–186.
5.3.4 Stoßstellen mit Lochsteinwnden
[4] DIN EN ISO 140-4:1998, Akustik, Messung der Schall-
Als weitere Besonderheit sind die Stoßstellen bei ge-
dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 4: Messung
lochten Steinen zu betrachten. In zahlreichen Fllen der Luftschalldmmung zwischen Rumen in Gebuden.
konnte fr flankierende Außenwnde aus stark geloch- Beuth Verlag, Berlin.
ten Steinen eine verringerte Stoßstellendmmung fr
den Weg Ff festgestellt werden, wenn die Verbindung [5] DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau – Anforderun-
zur Wohnungstrennwand als Stumpfstoß ausgefhrt gen und Nachweise. Beuth Verlag, Berlin.
wurde [30]. Diese tritt dann auf, wenn die Wand nicht [6] DIN EN ISO 717-1:2006, Akustik – Bewertung der
mehr als Ganzes schwingt, sondern die einzelnen Steine Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 1:
Resonanzschwingungen („Dickenschwingungen“) auf- Luftschalldmmung. Beuth Verlag, Berlin.
weisen. In diesem Fall schwingen Vorder- und Rck-
seite des Steines unabhngig voneinander. Ein Festhal- [7] DIN EN ISO 140-6:1998, Akustik – Messung der Schall-
ten des gelochten Steines durch die Trennwand auf der dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 6: Messung
der Trittschalldmmung von Decken in Prfstnden. Beuth
Vorderseite verhindert dann nicht mehr die ausgeprg-
Verlag, Berlin.
ten Schwingungen auf der Rckseite. Die gelochten
Außenwandsteine gewhrleisten keinen akustisch fes- [8] DIN EN ISO 140-7:1998, Akustik – Messung der Schall-
ten Verbund mehr zwischen Innen- und Außenschale dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 7: Messung
290 D Bauphysik · Brandschutz
der Trittschalldmmung von Decken in Gebuden. Beuth [25] DIN EN 12354-5:2009, Bauakustik – Berechnung der
Verlag, Berlin. akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
eigenschaften; Teil 5: Installationsgerusche.
[9] DIN EN ISO 140-8:1998, Akustik – Messung der Schall-
dmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 8: Messung [26] DIN EN 12354-6:2004, Bauakustik – Berechnung der
der Trittschallminderung durch eine Deckenauflage auf einer akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
massiven Bezugsdecke in Prfstnden. Beuth Verlag, Berlin. eigenschaften; Teil 6: Schallabsorption in Rumen.
[10] DIN EN ISO 717-2:2006, Akustik – Bewertung der [27] Sph, M., Blessing, S., Fischer, H-M.: Verifizierung des
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 2: Rechenverfahrens fr die Luftschalldmmung nach EN
Trittschalldmmung. Beuth Verlag, Berlin. 12354-1 fr den Massivbau; Teil 1: Einfluss von Eingangs-
grçßen; Fortschritte der Akustik, DAGA 2001, Hamburg.
[11] Beiblatt 2 zu DIN 4109:1989, Hinweise fr Planung
und Ausfhrung; Vorschlge fr einen erhçhten Schall- [28] Blessing, S., Sph, M., Fischer, H-M., Schneider, M.:
schutz; Empfehlungen fr den Schallschutz im eigenen Verifizierung des Rechenverfahrens fr die Luftschalldm-
Wohn- und Arbeitsbereich. mung nach EN 12354-1 fr den Massivbau; Teil 2: Erreich-
bare Genauigkeit; Fortschritte der Akustik, DAGA 2001,
[12] VDI-Richtlinie 4100:2007, Schallschutz von Wohnun-
Hamburg.
gen; Kriterien fr Planung und Beurteilung.
[29] DIN EN ISO 10848:2006, Akustik – Messung der Flan-
[13] DIN 4109-10: Entwurf Juni 2000, Schallschutz im
kenbertragung von Luftschall und Trittschall zwischen be-
Hochbau; Teil 10: Vorschlge fr einen erhçhten Schall-
nachbarten Rumen in Prfstnden; Teil 1: Rahmendoku-
schutz von Wohnungen (zurckgezogen).
ment; Teil 2: Anwendung auf leichte Bauteile, wenn die
[14] DIN 4109/A1: Januar 2001, Schallschutz im Hochbau, Verbindung geringen Einfluss hat; Teil 3: ... wenn die Ver-
Anforderungen und Nachweise, nderung A1. bindung wesentlichen Einfluss hat.
[15] „Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm“ vom 30. 03. 1971 [30] Schneider, M., Fischer, H-M.: Messung und Anwen-
und zugehçrige „Verordnung ber bauliche Schallschutz- dung des Stoßstellendmm-Maßes kij fr Mauerwerkswnde
anforderungen nach dem Gesetz zum Schallschutz gegen im Massivbau, Bericht Nr. 1353-01 der Fachhochschule fr
Fluglrm“. Technik, Stuttgart.
[16] Sechste allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bun- [31] Heckl, M.: Die Schalldmmung von homogenen Ein-
des-Immissionsschutzgesetz; Technische Anleitung zum fachwnden endlicher Grçße. Acustica 10 (1960), S. 98–108.
Schutz gegen Lrm – TA-Lrm, August 1998.
[32] Cremer, L., Heckl, M.: Kçrperschall. Springer-Verlag,
[17] VDI-Richtlinie 2058 Blatt 1, Beurteilung von Arbeits- Berlin, Heidelberg, New York, 1967 (2. neu bearb. Auflage
lrm in der Nachbarschaft. 1996).
[18] VDI-Richtlinie 2571, Schallabstrahlung von Industrie- [33] Fasold, W., Veres, E.: Schallschutz und Raumakustik in
bauten, August 1976. der Praxis: Planungsbeispiele und konstruktive Lçsungen.
Verlag fr das Bauwesen, 1998, Berlin.
[19] DIN EN 12354-4:2001, Bauakustik – Berechnung der
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- [34] Scholl, W., Benavent-Gil, M.: Bimsbeton-Mauerwerk –
eigenschaften; Teil 4: Schallbertragung von Rumen ins schalltechnische Abdichtung. IBP-Mitteilung 233 (1993).
Freie.
[35] Maysenhçlder, W.: LAYERS – ein Werkzeug zur Un-
[20] Beiblatt 1 zu DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau tersuchung der Schalldmmung von Platten aus homogenen,
– Ausfhrungsbeispiele und Rechenverfahren. anisotropen Schichten. IBP-Mitteilung 26 (1999), Nr. 347.
[21] DIN EN ISO 140-5:1998, Akustik – Messung der [36] Scholl, W., Weber, L.: Einfluss der Lochung auf die
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 5: Schalldmmung und Schall-Lngsdmmung von Mauerstei-
Messung der Luftschalldmmung von Fassadenelementen nen – Ergebnisse einer Literaturauswertung. Bauphysik 20
und Fassaden in Gebuden. (1998), Heft 2, S. 49–55.
[22] DIN EN 12354-1:2000, Bauakustik – Berechnung der [37] Scholl, W., Nicolai, M.: Berechnung des bewerteten
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- Schalldmm-Maßes ohne Flankenbertragung aus Messwer-
eigenschaften; Teil 1: Luftschalldmmung zwischen Ru- ten im Prfstand mit bauhnlicher Flankenbertragung bei
men. Massivwnden. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr Bauphy-
sik B-BA 3/1996, Stuttgart 1996.
[23] DIN EN 12354-2:2000, Bauakustik – Berechnung der
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil- [38] Schmitz, A., Meier, A., Raabe, G.: Interlaboratory Test
eigenschaften; Teil 2: Trittschalldmmung zwischen Ru- of Sound Insulation Measurements on Heavy Walls: Part I –
men. Preliminary Test and Part II – Results of Main Test. Journal
of Building Acoustics, Vol. 6 (2), 1999, pp. 159–169 and
[24] DIN EN 12354-3:2000, Bauakustik – Berechnung der 171–186.
akustischen Eigenschaften von Gebuden aus den Bauteil-
eigenschaften; Teil 3: Luftschalldmmung gegen Außen- [39] DIN EN ISO 140-1:2005, Akustik – Messung der
lrm. Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen, Teil 1: An-
I Schallschutz im Mauerwerksbau 291
forderungen an Prfstnde mit unterdrckter Flankenbertra- [55] Fischer, H. M., Sohn, M.: Musterinstallationen im In-
gung. Beuth Verlag, Berlin. stallationsprfstand – praxisgerechte Analyse des Gerusch-
verhaltens, IBP-Mitteilung 214, 18 (1991).
[40] Fasold, W., Sonntag, E., Winkler, W.: Bauphysika-
lische Entwurfslehre – Bau- und Raumakustik. Verlag fr [56] Lang, J.: Messung der Schalllngsleitung im Prfstand.
Bauwesen, Berlin, 1987. Technologisches Gewerbemuseum Wien, Bericht Nr.
[41] DIN EN ISO 140-16:2006-11, Akustik – Messung der 7220/WS (1990).
Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 16:
[57] Weber, L., Scholl, W.: Literaturstudie ber den Einfluss
Messung der Verbesserung der Schalldmmung durch akus-
der Lochung auf die Schalldmmung und Schall-Lngsdm-
tische Vorsatzschalen im Prfstand.
mung von Mauersteinen. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr
[42] DIN 4109:1989, Schallschutz im Hochbau – Anforde- Bauphysik, B-BA 6/1996 (1996).
rungen und Nachweise. Beuth Verlag, Berlin.
[58] Maysenhçlder, W.: Kann die Schalldmmung einer ge-
[43] Heckl, M., Mller, H. A.: Taschenbuch der Technischen mauerten Wand aus dem Schwingungsverhalten eines einzel-
Akustik, 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, nen Steins berechnet werden? Bauphysik 15 (1993), Heft 2,
New York, 1994. S. 50–57.
[44] Beiblatt 3 zu DIN 4109:1996, Berechnung von R0w,R fr
[59] Schneider, M., Lutz, P.: Konstruktive Maßnahmen zur
den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten des
Verringerung der Schalllngsleitung bei leichten wrmedm-
im Labor ermittelten Schalldmm-Maßes Rw. Beuth Verlag,
menden Außenwnden. Verçffentlichung der Fachhochschu-
Berlin.
le fr Technik Stuttgart, Band 16 (1992), S. 78–103.
[45] Veres, E.: Einfluss der Vermauerungsart und der Kno-
tenpunktausbildung auf die Lngs-Schalldmmung von [60] Lang, J.: Die neue NORM B 8115, Teil 4 – Maßnah-
Kalksandsteinwnden, Bericht des Fraunhofer-Instituts fr men zur Erfllung der schalltechnischen Anforderungen.
Bauphysik, BS 181/88. Neues vom Bau 37 (1991), Heft 1/2, S. 3–8 und Heft 3/4,
S. 1–9.
[46] Fischer, H. M.: Installationsgerusche im Spannungs-
feld zwischen Anforderungen und Machbarem, Bauphysik [61] Schneider, M.: Einfluss von Resonanzerscheinungen
15 (1993), Heft 3. bei Außenwnden aus porosierten Hochlochziegeln auf die
Schall-Lngsleitung, Diplomarbeit im Studiengang Bauphy-
[47] Scholl, W., Maysenhçlder, W.: Impact Sound Insulati- sik der Fachhochschule Stuttgart, 1991.
on of Timber Floors: Interaction between Source, Floor Co-
verings and Load Bearing Floor. Journal of Building Acous- [62] Sph, M., Fischer, H-M.: Bestimmung des Stoßstellen-
tics, Vol. 6, Number 1 (1999), pp. 43–61. dmm-Maßes kij in Gebuden aus Massivbauweise als Ein-
[48] Gçsele, K., Schle, W., Knzel, H.: Schall, Wrme, gangsgrçße fr EN 12 354, Fortschritte der Akustik, DAGA
Feuchte – Grundlagen, neue Erkenntnisse und Ausfhrungs- 2000, Oldenburg.
hinweise fr den Hochbau, 10. Auflage. Bauverlag, Wiesba- [63] Weber, L.: Kriterien fr die schalltechnisch gnstige
den 1997. Ausfhrung von Wnden aus gelochten Mauersteinen.
[49] Scholl, W.: Schalldmmung mit Wrmedmmver- 2. Projektabschnitt. Bericht des Fraunhofer-Instituts fr Bau-
bundsystemen; Teil 1: Systeme mit elastifizierten Polystyrol- physik, B-BA 3/2003.
Dmmplatten. Bauphysik 21 (1999), Heft 1, S. 20–28.
[64] DIN EN ISO 140-11:2005, Akustik – Messung der
[50] Scholl, W.: Schallschutz mit Wrmedmm-Verbund- Schalldmmung in Gebuden und von Bauteilen; Teil 11:
systemen aus elastifiziertem Polystyrol. Bericht des Fraun- Messung der Trittschallminderung durch Deckenauflagen
hofer-Instituts fr Bauphysik B-BA 2/1998, Stuttgart 1998. auf leichten Bezugsdecken in Prfstnden.
[51] Gçsele, K.: Zur Berechnung der Luftschalldmmung [65] DEGA-Empfehlung 103: Mrz 2009, Schallschutz im
von doppelschaligen Bauteilen (ohne Verbindung der Scha- Wohnungsbau – Schallschutzausweis; Deutsche Gesellschaft
len), Acustica 1980, Heft 45. fr Akustik e. V.
[52] Ruhe, C., Neumann, R.: Schallschutz im Wohnungsbau
[66] Memorandum DEGA BR 0101:2005, Die DIN 4109
– Haustrennwnde, Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft
und die allgemein anerkannten Regeln der Technik in der
fr zeitgemßes Bauen e. V., 1998.
Bauakustik; Deutsche Gesellschaft fr Akustik e. V.
[53] Gçsele, K.: Verbesserung der Schalldmmung von
Haustrennwnden, Fortschritte der Akustik, DAGA 1985, [67] Gesetz zum Schutz gegen Fluglrm in der Fassung der
S. 16–20. Bekanntmachung vom 31. Oktober 2007 (BGBl. I S. 2550).
[54] Gçsele, K. et al. : Verbesserung des Schallschutzes von [68] Gierga, M.: Schallschutz mit Ziegeln, neue Bemes-
Haustrennwnden bei gleichzeitiger Kostensenkung, FBW- sungsanstze zur Bercksichtigung flankierender bertra-
Bltter 3/85. gung; Mauerwerk 10 (2006), Heft 4, S. 163–167.
D Bauphysik · Brandschutz 293
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
294 D Bauphysik · Brandschutz
die vorgesehenen Verschrfungen der materiell-recht- Jahr 2012 ein weiterer Novellierungsschritt vorbereitet
lichen Anforderungen in der Energieeinsparverordnung werden, der eine neuerliche Verschrfung der energeti-
haben unmittelbaren Einfluss auf die Herstellung der schen Anforderungen bis zur gleichen Grçßenordnung
zur Errichtung, nderung und Nutzung von Gebuden erreichen kann, allerdings in Abhngigkeit von den
bençtigten Bauprodukte. wirtschaftlichen und sonstigen technischen Rahmenbe-
Nach den Beschlssen der Bundesregierung zum Ener- dingungen.
gie- und Klimaprogramm in der Energieeinsparverord- Die Bundesregierung hat ausschließlich eine nde-
nung soll niemand aufgrund der verschrften Anforde- rungsverordnung im Bundesgesetzblatt verçffentlicht,
rungen wirtschaftlich berfordert werden. Nicht zumut- die nur die nderungen gegenber der Verordnung
bare finanzielle Hrten fr die betroffenen Hauseigen- vom 24. Juli 2007 beinhaltet [1]. Ein vollstndiger
tmer sollen ausdrcklich Bercksichtigung finden. Verordnungstext ist lediglich als sog. Lesefassung
Praktische Bedeutung gewinnt der Grundsatz der wirt- der dena (Deutsche Energie Agentur) verçffentlicht,
schaftlichen Zumutbarkeit bei Anforderungen im Ge- umfasst inklusive aller Anlagen 76 Seiten und ist im
budebestand, insbesondere in Fllen der Kumulation Internet vielfach verfgbar. Das Inhaltsverzeichnis
verschiedener Pflichten, z. B. zur Nachrstung von Ge- dieser Lesefassung ist zur Orientierung in Tabelle 1
buden und Anlagen sowie zur Außerbetriebnahme wiedergegeben.
elektrischer Speicherheizsysteme.
Der Verordnungsgeber ist bei der Festlegung von An-
2.3 Das Erneuerbare-Energien-Wrmegesetz
forderungen in der Verordnung, soweit es sich um zu
2009
errichtende Gebude handelt, an die gesetzlichen Auf-
lagen des § 5 Abs. 1 des Energieeinsparungsgesetzes Die Bundesregierung hat flankierend zur Novellierung
(EnEG) gebunden. Danach mssen sich die zustzli- der EnEV ein bereits im Januar 2009 in Kraft getretenes
chen, durch die energiesparenden Maßnahmen beding- Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer Energien im Wr-
ten Aufwendungen generell durch die eintretenden Ein- mebereich (EEWrmeG) [2] erlassen. Dieses Gesetz
sparungen innerhalb der blichen Nutzungsdauer des steht im engen Zusammenhang mit der EnEV und
Gebudes und seiner Teile erwirtschaften lassen. Wer- muss daher an dieser Stelle ebenso angesprochen wer-
den Anforderungen im Zusammenhang mit der freiwil- den.
ligen nderung bestehender Gebude gestellt, ist die Die Eigentmer neu errichteter Gebude mssen zu-
noch zu erwartende Nutzungsdauer des Gebudes zu knftig Erneuerbare Energien nutzen. Das gilt unabhn-
bercksichtigen. gig davon, ob es sich um ein Wohngebude oder ein
Soweit unmittelbar in der Verordnung energiesparende Nichtwohngebude handelt. Auch vermietete Immobi-
Investitionen in den Gebudebestand in Gestalt von sog. lien unterliegen der Pflicht. Eigentmer alter Gebude
Nachrstpflichten und Pflichten zur Außerbetriebnah- kçnnen ein Fçrderprogramm der Bundesregierung in
me von Anlagen angeordnet werden, setzt dies voraus, Anspruch nehmen, wenn sie freiwillig erneuerbare
dass die einzelne Pflicht generell zu einer wesentlichen Energien nutzen. Ein Gebude ist ein neues Gebude
Verminderung der Energieverluste beitrgt und die im Sinne des EEWrmeG, wenn es nach dem 1. 1. 2009
Aufwendungen durch die eintretenden Einsparungen fertig gestellt wird.
innerhalb angemessener Fristen erwirtschaftet werden Es existieren unterschiedliche Mçglichkeiten, den For-
kçnnen (§ 4 Abs. 3 Satz 2 EnEG [3]). derungen des EEWrmeG zu gengen. Die Strahlungs-
Die Bundesregierung hat zu den geplanten materiellen energie der Sonne kann durch solarthermische Anlagen
Verschrfungen, Nachrst- und Außerbetriebnahme- genutzt werden (EEWrmeG § 5, Absatz 1). Um die
verpflichtungen gutachterliche Einschtzungen zu den Nutzungspflicht des Wrmegesetzes zu erfllen, ms-
daraus resultierenden Mehrkosten, den Energieeinspar- sen Gebude den Wrmeenergiebedarf in diesem Fall
potenzialen und den Amortisationszeiten eingeholt. Die zu mindestens 15 Prozent aus Solarenergie decken. Der
Gutachten sollen belegen, dass die Anforderungen die- Nachweis fr Wohngebude ist gefhrt, wenn die Kol-
ser nderungsverordnung den gesetzlichen Vorgaben lektorflche bei Wohngebuden mit hçchstens zwei
an die wirtschaftliche Vertretbarkeit gengen. Bei der Wohnungen 0,04 m± Flche pro m± beheizter Nutzfl-
Festlegung des erhçhten Anforderungsniveaus muss auf che (berechnet nach EnEV) bei grçßeren Wohngebu-
bauwirtschaftliche und bautechnische Gesichtspunkte den 0,03 m± Flche pro m± beheizter Nutzflche auf-
sowie auf die Zumutbarkeit und Vermittelbarkeit ge- weist. Zu beachten ist, dass die Pflicht nur dann erfllt
genber den Betroffenen Rcksicht genommen werden. wird, wenn der Kollektor mit dem europischen Prf-
Außerdem gilt es, die absehbaren Baukostensteigerun- zeichen „Solar Keymark“ zertifiziert ist (eine Ausnah-
gen durch maßvolle Verschrfungen in Grenzen zu hal- me gilt hier nur fr Luftkollektoren).
ten. In diesem Zusammenhang ist das derzeitige Ange- Grundstzlich kann auch flssige, gasfçrmige und jede
bot an Bauprodukten und Bauweisen zu bercksichti- Form von fester Biomasse zur Pflichterfllung genutzt
gen. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung werden (EEWrmeG § 5, Abstze 2 und 3). Es muss
entschieden, die Verschrfung des Anforderungs- sich dabei allerdings um Biomasse im Sinne der Bio-
niveaus in zwei Schritten zu vollziehen. Neben der masseverordnung handeln. So drfen die „klassischen“
nun geltenden nderungsverordnung 2009 soll im Brennstoffe Holzpellets, Holzhackschnitzel und Scheit-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 295
Abschnitt 1 Abschnitt 6
Allgemeine Vorschriften Gemeinsame Vorschriften, Ordnungswidrigkeiten
§ 1 Anwendungsbereich § 22 Gemischt genutzte Gebude
§ 2 Begriffsbestimmungen § 23 Regeln der Technik
§ 24 Ausnahmen
Abschnitt 2 § 25 Befreiungen
Zu errichtende Gebude § 26 Verantwortliche
§ 3 Anforderungen an Wohngebude § 26 a Private Nachweise
§ 4 Anforderungen an Nichtwohngebude § 26 b Aufgaben des Bezirksschornsteinfegermeisters
§ 5 Anrechnung von Strom aus erneuerbaren Energien § 27 Ordnungswidrigkeiten
§ 6 Dichtheit, Mindestluftwechsel
§ 7 Mindestwrmeschutz, Wrmebrcken Abschnitt 7
§ 8 Anforderungen an kleine Gebude und Gebude Schlussvorschriften
aus Raumzellen § 28 Allgemeine bergangsvorschriften
§ 29 bergangsvorschriften fr Energieausweise und Aussteller
Abschnitt 3 § 30 aufgehoben
Bestehende Gebude und Anlagen § 31 Inkrafttreten, Außerkrafttreten
§ 9 nderung, Erweiterung und Ausbau von Gebuden
§ 10 Nachrstung bei Anlagen und Gebuden Anlagen
§ 10 a Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen Anlage 1 Anforderungen an Wohngebude
§ 11 Aufrechterhaltung der energetischen Qualitt Anlage 2 Anforderungen an Nichtwohngebude
§ 12 Energetische Inspektion von Klimaanlagen Anlage 3 Anforderungen bei nderung von Außenbauteilen
und bei Errichtung kleiner Gebude; Rand-
Abschnitt 4 bedingungen und Maßgaben fr die Bewertung
Anlagen der Heizungs-, Khl- und Raumlufttechnik sowie bestehender Wohngebude
der Warmwasserversorgung Anlage 4 Anforderungen an die Inbetriebnahme von Heiz-
§ 13 Inbetriebnahme von Heizkesseln und sonstigen Wrme- kesseln und sonstigen Wrmeerzeugersystemen
erzeugersystemen Anlage 4 a Anforderungen an die Inbetriebnahme von Heiz-
§ 14 Verteilungseinrichtungen und Warmwasseranlagen kesseln und sonstigen Wrmeerzeugersystemen
§ 15 Klimaanlagen und sonstige Anlagen der Raumlufttechnik Anlage 5 Anforderungen an die Wrmedmmung von Rohr-
leitungen und Armaturen
Abschnitt 5 Anlage 6 Muster Energieausweis Wohngebude
Energieausweise und Empfehlungen fr die Verbesserung Anlage 7 Muster Energieausweis Nichtwohngebude
der Energieeffizienz Anlage 8 Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage
§ 16 Ausstellung und Verwendung von Energieausweisen des Energiebedarfs
§ 17 Grundstze des Energieausweises Anlage 9 Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage
§ 18 Ausstellung auf der Grundlage des Energiebedarfs des Energieverbrauchs
§ 19 Ausstellung auf der Grundlage des Energieverbrauchs Anlage 10 Muster Modernisierungsempfehlungen
§ 20 Empfehlungen fr die Verbesserung der Energieeffizienz Anlage 11 Anforderungen an die Inhalte der Fortbildung
§ 21 Ausstellungsberechtigung fr bestehende Gebude
holz genutzt werden. Wer feste Biomasse nutzt, muss Neben Solarenergie und Biomasse kann auch Umwelt-
seinen Wrmebedarf (Warmwasser, Raumwrme und wrme genutzt werden (EEWrmeG § 5, Absatz 4).
Khlung) zu mindestens 50 % daraus decken. Das Ge- Dies ist Wrme, die Luft oder Wasser entnommen wird.
setz stellt zustzlich zu diesem Mindestanteil gewisse In Abgrenzung zur Abwrme muss es sich um natrli-
çkologische und technische Anforderungen, die den che Wrmequellen handeln. Geothermie, also Wrme,
umweltvertrglichen Einsatz der Technologien gewhr- die aus dem Erdinnern kommt wird je nach Tiefe der
leisten sollen. So muss ein Ofen, in dem feste Biomasse Erdbohrung unterschieden zwischen tiefer Geothermie
verbrannt wird, dem Stand der BImSchV entsprechen und erdoberflchennaher Geothermie. Whrend die tie-
und einen Kesselwirkungsgrad von mindestens 86 % fer gelegenen Erdschichten Wrme mit hohen Tem-
erreichen. Damit kçnnen auch Einzelraumfeuerungs- peraturen bergen, muss die erdoberflchennahe Erdwr-
sttten hinsichtlich der Nutzungspflicht grundstzlich me mithilfe einer Wrmepumpe auf das gewnschte
angerechnet werden, wenn sie die zuvor genannten Temperaturniveau angehoben werden. Wer Erdwrme
technischen Bedingungen erfllen. Die Zulssigkeit oder Umweltwrme nutzt, muss seinen Wrmebedarf
der Anrechnung von Einzelfeuersttten obliegt aller- zu mindestens 50 % daraus decken. Das Gesetz stellt
dings den Bundeslndern. auch hier çkologische und technische Anforderungen,
296 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 2. Referenzausfhrung eines Wohngebudes zur Ermittlung des zulssigen Primrenergiebedarfs gemß [1]
Tabelle 3. Hçchstwerte des auf die wrmetauschende Hllflche bezogenen Transmissionswrmeverlustes H0T fr fnf verschiedene
Gebudesituationen gemß [1]
0,4 W / (m± · K) 0,5 W / (m± · K) 0,45 W / (m± · K) 0,65 W / (m± · K) 0,65 W / (m± · K)
298 D Bauphysik · Brandschutz
diese Zahlenwerte mit den bisherigen Anforderungen, gebudes zum Maßstab des zulssigen Primrenergie-
ergeben sich aus Musterberechnungen [4] Verschrfun- bedarfs (EnEV Anlage 2). Zustzlich werden vor allem
gen zwischen 10 und 25 %, wobei nicht auszuschließen die anlagentechnischen Ausstattungsmerkmale in Ab-
ist, dass bei sehr großen Fensterflchenanteilen auch hngigkeit der Gebudenutzungen festgelegt. Die Refe-
deutlich hçhere Verschrfungen eintreten kçnnen. renzausfhrungen der Gebudehlle normal beheizter
Weiterhin ist zu bemerken, dass gegenber der Verord- Nichtwohngebude sowie der Heiztechnik entsprechen
nung von 2007 nunmehr kein Aufschlag auf den zuls- den Anforderungen an Wohngebude (s. Tabelle 2). An
sigen Primrenergiebedarf gekhlter Wohngebude zu- niedrig beheizten Gebuden oder Gebudezonen drfen
lssig ist. Dies bedeutet somit eine zustzliche Ver- die Bauteile etwa 25 % hçhere U-Werte aufweisen. Da
schrfung bei derartigen Gebudeentwrfen und zwingt die Nichtwohngebude in der Regel aus mehreren Nut-
den Planer verstrkt zur Optimierung des sommerlichen zungszonen bestehen und diese mit u. U. sehr unter-
Wrmeschutzes. schiedlicher technischer Gebudeausrstung versehen
Wie bereits in [4] gezeigt, lassen sich die Anforderungen sind, ist die Liste der Referenzsysteme sehr lang und
mit den verschiedensten Kombinationen aus baulichem an dieser Stelle nicht wiedergegeben. Der Verordnungs-
Wrmeschutz und vor allem mit primrenergetisch op- geber hat fr einfache Nichtwohngebude in EnEV An-
timaler Anlagentechnik ohne Probleme einhalten, sodass lage 2 Absatz 3 ein Vereinfachtes Berechnungsverfah-
eine allgemeingltige Planungsempfehlung zur Zieler- ren fr Nichtwohngebude formuliert, mithilfe dessen
reichung nicht formuliert werden kann. Dies bedeutet folgende Gebudetypen als sog. Ein-Zonen-Modelle
vor allem hinsichtlich der Umstellung auf das Referenz- bewertet werden drfen:
gebude-Verfahren, dass grundstzlich jedes Objekt mit – Brogebude, ggf. mit Verkaufseinrichtung, Gewer-
seinen individuellen Eigenschaften ber ein computer- bebetrieb oder Gaststtte,
gefhrtes Nachweisprogramm bewertet werden muss. – Gebude des Groß- und Einzelhandels mit hçchstens
Dazu sieht der Verordnungsgeber vor, dass mit Blick 1000 m± Nettogrundflche, wenn neben der Haupt-
in die Zukunft als Regelverfahren die umfangreiche Bi- nutzung nur Bro-, Lager-, Sanitr- oder Verkehrs-
lanzierungsnorm DIN V 18599 [7] (EnEV Anlage 1 Ab- flchen vorhanden sind,
satz 2.1.1) oder alternativ noch das Monatsbilanz-Ver- – Gewerbebetriebe mit hçchstens 1000 m± Netto-
fahren der DIN V 4108-6 [5] in Verbindung mit DIN V grundflche, wenn neben der Hauptnutzung nur
4701-10 [6] verwendet werden kann (EnEV Anlage 1 Bro-, Lager-, Sanitr- oder Verkehrsflchen vor-
Absatz 2.1.2). Sowohl das geplante Objekt als auch das handen sind,
Referenzgebude mssen immer mit demselben Verfah- – Schulen, Turnhallen, Kindergrten und -tagessttten
ren bewertet werden (EnEV § 3 Absatz 3), da es bei und hnliche Einrichtungen,
einem Verfahrenswechsel durchaus zu unterschiedlichen – Beherbergungssttten ohne Schwimmhalle, Sauna
Ergebnissen kommen kann. oder Wellnessbereich,
So werden beispielsweise die Randbedingungen der – Bibliotheken.
bisherigen Nachweisprozedur der DIN V 4701-10 fr Die Anwendung unterliegt der Einschrnkung, dass die
einen energetischen Standard festgelegt, der eine kon- Summe der Nettogrundflchen aus der Hauptnutzung
stante Heizperiodenlnge von 185 Tagen zur Grundlage und den Verkehrsflchen des Gebudes mehr als zwei
hat. Dieser Zeitraum kann insbesondere bei Gebuden Drittel der gesamten Nettogrundflche des Gebudes
mit sehr kleinem Heizenergiebedarf deutlich zu hoch betrgt sowie die Beheizung und die Warmwasserberei-
sein und daher zur Fehlbeurteilung der Anlagenverluste tung fr alle Rume auf dieselbe Art erfolgt und das
bei hoch wrmegedmmten Gebuden mit deutlich kr- Gebude nicht gekhlt wird. Weiterhin drfen hçchs-
zerer Heizperiodenlnge fhren. Die Anwendung der tens 10 % der Nettogrundflche des Gebudes durch
DIN V 18599 weist diese Einschrnkung nicht auf, da Glhlampen, Halogenlampen oder durch die Beleuch-
monatsweise Gebude und Anlagentechnik bilanziert tungsart „indirekt“ nach DIN V 18599-4 beleuchtet
werden. Diese komplexe Methodik bleibt bisher aber werden und außerhalb der Hauptnutzung keine raum-
nur wenigen Fachingenieuren vorbehalten, da der Um- lufttechnischen Anlagen mit hoher Leistungsaufnahme
fang des Verfahrens Architekten und Bauingenieure eingesetzt werden (EnEV Anlage 2, Absatz 3.1.3). Das
verschreckt. Es muss davon ausgegangen werden, dass vereinfachte Verfahren kann auch angewendet werden,
sptestens 2012 mit der nchsten Verordnungsnovelle wenn nur ein Serverraum vorhanden ist, gekhlt wird
der Systemwechsel der Nachweisverfahren vollzogen und die Nennleistung des Gertes fr den Kltebedarf
werden muss, da die Normungsarbeiten an DIN V 12 kW nicht bersteigt oder in einem Brogebude eine
4108-6 und DIN V 4701-10 eingestellt sind. Verkaufseinrichtung, ein Gewerbebetrieb oder eine
Gaststtte gekhlt wird und die Nettogrundflche der
gekhlten Rume jeweils 450 m± nicht bersteigt.
3.2 Anforderungen an zu errichtende
Die Begrenzung des baulichen Wrmeschutzes erfolgt
Nichtwohngebude
zuknftig nicht mehr mittels des spezifischen, auf die
hnlich wie im Sektor der Wohngebude sind die An- wrmebertragende Umfassungsflche bezogenen spe-
forderungen an Nichtwohngebude verschrft worden. zifischen Transmissionswrmetransferkoeffizienten
Auch dort werden die Komponenten eines Referenz- H0T. Dies hngt sicherlich mit der schwer zu kommuni-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 299
Tabelle 4. Maximum der flchengemittelten Wrmedurchgangskoeffizienten U der Bauteile der Gebudehlle von Nichtwohn-
gebuden
Der sommerliche Wrmeschutz ist somit wie bisher Tabelle 5. Klassen der Fugendurchlssigkeit von außen
gemß DIN 4108-2 [10] oder alternativ mittels Simula- liegenden Fenstern, Fenstertren und Dachflchenfenstern
tionsrechnungen fr einzelne Rume, Raumgruppen
Anzahl der Vollgeschosse Klasse der Fugendurchlssigkeit
oder Nutzungszonen nachzuweisen und bleibt damit
des Gebudes nach DIN EN 12207-1:2000-06
ohne nderung gegenber den Anforderungen der
EnEV 2007. bis zu 2 2
mehr als 2 3
3.4 Gebude im Bestand
Unverndert von der Systematik der bisherigen EnEV
2007 werden die Regelungen fr Bestandsgebude for- zu obligatorisch. Der Anforderungswert n50 £ 3,0 h–1
muliert (EnEV § 9). Auch hier ist eine deutliche Ver- gilt weiterhin fr Gebude(teile) ohne raumlufttech-
schrfung der U-Werte einzelner Bauteile im Falle der nische Anlagen = Fensterlftung. Die Anforderungen
energetischen Ertchtigung zu verzeichnen. Außen- an die Dichtigkeit von Fugen an Fenstern, Fenstertren
wnde sind im Falle der Sanierung z. B. mit einer und Dachflchenfenster gelten unverndert gemß Ta-
etwa 14 cm dicken Wrmedmmung zu versehen. belle 5.
Dies fhrt zu einem Anforderungswert UAW von 0,24
W/(m± · K) der damit strenger als der Referenzwert im
3.6 Bercksichtigung von Wrmebrcken
Neubaubereich ist. Dies gilt im brigen auch fr die
Wrmedmmung erdreichberhrter Bauteile mit einem Ein hoher Wrmeschutz der Gebudehlle wirkt sich
U-Wert von 0,3 W/(m± · K) – eine Maßnahme, die auf- gravierend auf die Wrmebrckenthematik (EnEV
grund des geringen Temperaturunterschieds zwischen § 7) der Bauteilanschlsse aus. Die bisher flankierend
Innenraum und Umgebung eine fragwrdige Festlegung zur Norm im Beiblatt 2 zu DIN 4108 beschriebenen und
bedeutet. Zahlreiche Ausnahmeregelungen erlauben al- von der EnEV fr pauschale Nachweise erlaubten Wr-
lerdings, das ausschließlich unter technischen Gesichts- mebrckendetails sind vor allem bei Einsatz von Fens-
punkten Machbare umzusetzen. Hierzu ist der Ausdruck tern mit Dreifachverglasungen, Dachdmmungen
der „hçchstmçglichen Dmmschichtdicke“ in der Ver- > 20 cm und mehrlagigen Fußbodendmmungen nicht
ordnung zu finden. Diese, die konstruktiver Grenzen ohne Weiteres anwendbar. Darber hinaus fhren die
einer Ausfhrung bestimmende Schichtdicke ist bei An- pauschal nach Norm angenommenen Wrmebrcken-
nahme einer Wrmeleitfhigkeit von 0,04 W/(m · K) verluste zu einer deutlich nachteiligen rechnerischen
ausreichend, die Verordnung zu erfllen. Mit dieser Bewertung der schon heute in der Praxis ausgefhrten
ffnungsklausel soll erreicht werden, dass mçglichst hochwertigen Anschlussdetails.
keine Dmmmaßnahme unterlassen wird, obwohl der Die Berechnung der Wrmbrckenverluste individueller
vom Verordnungsgeber geforderte U-Wert nicht einge- Anschlussdetails gemß der unterschiedlichen Wr-
halten werden kann. Weitere Ausnahmeregelungen be- mebrckenkataloge der Mauerwerksindustrien kçnnen
treffen die nachtrgliche Innendmmung von Außen- die Anforderungen an die flchigen Bauteile Außenwn-
wnden sowie die Wrmedmmung von Wnden aus de erheblich entlasten oder aber zustzliche Energieein-
Sichtfachwerk. sparpotenziale im Nachweisverfahren mobilisieren. Die-
Ein Ausweg aus der Einhaltung stringenter Bauteilan- se Entlastungen erfordern einen planerischer Mehrauf-
forderungen bietet weiterhin die Bilanzierung des ge- wand bei den Architekten und fhren u. U. zum Risiko
samten Gebudes und die Mçglichkeit, den fr Neubau- der nachprfbaren Umsetzung in der Baupraxis. Die An-
ten geltenden Referenzwert mit dem 1,4-fachen Zahlen- wendung individueller Wrmebrckenzuschlge macht
wert einzuhalten. Dabei bezieht sich diese Klausel so- Sinn, wenn die Zahl der Anschlussvarianten gering ist,
wohl auf den Primrenergiebedarf als auch auf den d. h. simple Gebudeentwrfe vorliegen. Eine zahlen-
zulssigen Transmissionswrmeverlust. mßige Abschtzung fr alle Mauerwerksarten und Ge-
budeentwrfe als Durchschnittswert anzugeben ist
schwierig. Es kann allerdings davon ausgegangen wer-
3.5 Luftdichtheit der Gebudehlle
den, dass der im Referenzgebude zugrunde gelegte auf
Wie schon in den Verordnungen seit 2002 formuliert, die Gebudehllflche bezogene Pauschalwert DUWb
ist die Gebudehlle luftdicht auszufhren (EnEV § 6). von 0,05 W/(m± · K) beim detaillierten Nachweis um
Die Verordnung legt im sog. Referenzwohngebude mindestens 50 %, bei optimierten Details sogar auf null
eine Abluftanlage zugrunde, die nur dann energetisch reduziert werden kann.
bilanziert werden darf, wenn zuvor die Luftdichtheit
der Gebudehlle mittels Blower-Door-Verfahren mit
3.7 Anforderungen an die Anlagentechnik
einem n50-Luftwechsel £ 1,5 h–1 nachgewiesen wurde.
Diese Zielwerte lassen sich in massiven Mauerwerks- Heizkessel (EnEV § 13), die mit flssigen oder gasfçr-
bauten bei Vorhandensein mindestens einer Nassputz- migen Brennstoffen beschickt werden und deren Nenn-
schicht auf dem Mauerwerk problemlos unterschreiten. leistung mindestens 4 kW und hçchstens 400 kW be-
So wird die Luftdichtheitsprfung in Neubauten nahe- trgt, drfen zum Zwecke der Inbetriebnahme in Ge-
II Die Energieeinsparverordnung 2009 301
buden nur eingebaut oder aufgestellt werden, wenn sie Kçnnen derlei Anlagen die Feuchte der Raumluft un-
ber eine CE-Kennzeichnung und damit ber Mindest- mittelbar verndern, sind diese mit selbstttig wirken-
Wirkungsgrade verfgen. Das Produkt aus der Erzeu- den Regelungseinrichtungen auszustatten, mit denen
geraufwandszahl eg und dem Primrenergiefaktor fp getrennte Sollwerte fr die Be- und die Entfeuchtung
darf dabei nicht grçßer als 1,30 sein. Darber hinaus eingestellt werden kçnnen und als Fhrungsgrçße min-
gelten weitere Anforderungen an andere als hier ge- destens die direkt gemessene Zu- oder Abluftfeuchte
nannte Wrmeerzeuger. dient.
Zentralheizungen (EnEV § 14) mssen beim Einbau in Lftungsanlagen mssen mit Einrichtungen zur selbst-
Gebude mit zentralen selbstttig wirkenden Einrich- ttigen Regelung der Volumenstrçme in Abhngigkeit
tungen zur Verringerung und Abschaltung der Wr- von den thermischen und stofflichen Lasten oder zur
mezufuhr sowie zur Ein- und Ausschaltung elektrischer Einstellung der Volumenstrçme in Abhngigkeit von
Antriebe in Abhngigkeit von der Außentemperatur der Zeit ausgestattet werden, wenn der Zuluftvolumen-
oder einer anderen geeigneten Fhrungsgrçße und der strom dieser Anlagen je Quadratmeter versorgter Netto-
Zeit ausgestattet werden. Heizungstechnische Anlagen grundflche, bei Wohngebuden je Quadratmeter ver-
mit Wasser als Wrmetrger mssen mit selbstttig wir- sorgter Gebudenutzflche 9 m3/h berschreitet.
kenden Einrichtungen zur raumweisen Regelung der Betreiber von Klimaanlagen (Neuanlagen) mit einer
Raumtemperatur ausgerstet werden. Zirkulationspum- Nennleistung fr den Kltebedarf von mehr als 12 kW
pen mssen beim Einbau in Warmwasseranlagen mit haben wiederkehrend mindestens alle zehn Jahre die
selbstttig wirkenden Einrichtungen zur Ein- und Aus- Anlagen einer Inspektion zu unterziehen. Diese ist
schaltung versehen sein. durch im Sinne der EnEV berechtigte Personen durch-
Beim Einbau von Klimaanlagen (EnEV § 15) mit einer fhren zu lassen.
Nennleistung fr den Kltebedarf von mehr als 12 kW Die Anforderungen an die Wrmedmmung von Rohr-
und raumlufttechnischen Anlagen, die fr einen Volu- leitungen (EnEV Anlage 5 Tabelle 1) von Wrmever-
menstrom der Zuluft von wenigstens 4000 m3/h aus- teilungs- und Warmwasserleitungen wie auch der Ar-
gelegt sind, in Gebude sowie bei der Erneuerung von maturen sind zuknftig ebenso an Leitungen der Klte-
Zentralgerten oder Luftkanalsystemen solcher Anla- verteilung und des Kaltwassers gestellt. Tabelle 6 ent-
gen mssen diese so ausgefhrt werden, dass die auf hlt die entsprechenden Dmmstoffdicken bezogen auf
das Fçrdervolumen bezogene elektrische Leistung der eine Wrmeleitfhigkeit der Dmmstoffe von 0,035
Einzelventilatoren oder der gewichtete Mittelwert der W/(m · K). Werden Materialien mit abweichender Wr-
auf das jeweilige Fçrdervolumen bezogenen elektri- meleitfhigkeit eingesetzt, sind die Mindestdicken ent-
schen Leistungen aller Zu- und Abluftventilatoren be- sprechend umzurechnen. Ebenso drfen andere als
stimmte Grenzwerte nicht berschreitet. Der Grenzwert Rohrdmmstoffe hinsichtlich ihrer Wrmedmmwir-
kann um Zuschlge fr Gas- und HEPA-Filter sowie kung angerechnet werden, z. B. die Wrmedmmung
Wrmerckfhrungsbauteile erweitert werden. von Leitungswnden.
3.8 Bewertung der Festlegungen fr konstruktionen verbessert die Wirtschaftlichkeit der
Wohngebude Mauerwerksaufbauten erheblich, ohne das Ziel der Ef-
fizienzsteigerung zu gefhrden.
Nach Vorlage des Referentenentwurfs der Verordnung
sind die Auswirkungen verschiedener bautechnischer Die weiteren Auswertungen der Energiebilanzen zei-
und anlagentechnischer Maßnahmen am Beispiel von gen, dass der bauliche Wrmeschutz der Gebudehlle
6 verschiedenen Wohngebudetypen aus Mauerwerk gegenber den nach der EnEV 2007 zulssigen Maxi-
vom Autor untersucht worden (Tabelle 7). Die Objekte malwerten H0T um 13 bis 40 % verschrft worden ist.
reprsentieren typische Gebudeentwrfe, die architek- Eine besonders pikante Situation tritt bei Haus 5 (Ta-
tonisch nicht unter dem Gesichtspunkt der Energieeffi- belle 7) auf. Dieser im Grundriss U-fçrmig angelegte
zienz optimiert wurden und daher als grundstzlich und gleichwohl recht kompakte Gebudekomplex
schwierig hinsichtlich der Erreichbarkeit des Verord- weist einen Fensterflchenanteil der Fassaden von
nungsziels angesehen werden kçnnen. Mithilfe der Be- 41 % auf. Werden die Fenster mit der im Referenz-
rechnungsergebnisse soll das neue Anforderungsniveau gebude vorgesehenen Qualitt Uw = 1,3 W/(m± · K)
hinsichtlich der 30%igen Reduktion der Primrenergie- ausgefhrt, bersteigt der mittlere U-Wert der Gebu-
bedarfswerte und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der dehlle den zulssigen Wert des auf die wrmetau-
zustzlichen Maßnahmen berprft werden. schende Hllflche bezogenen Transmissionswr-
Es stellte sich sehr schnell heraus, dass eine 30%- meverlustes H0T von 0,5 W/(m± · K) um gut 5 %. Dies
Unterschreitung des Primrenergiebedarfs mit U-Wer- bedeutet, dass die Aussage „ein Gebude, welches mit
ten der Außenbauteile erreicht werden konnte, die im den Referenzausfhrungen errichtet sei, entspreche im-
Bereich der Außenwand an Außenluft bei mer den Anforderungen der EnEV“ nicht stimmt. Als
0,28 W/(m± · K) und bei den erdreichberhrten Wn- Konsequenz lsst sich festhalten, dass die in der fr-
den und Bodenplatten mit 0,35 W/(m± · K) um etwa heren Verordnung getroffene Beschneidung der Fens-
17 % hçher liegt, als im Referentenentwurf der Bun- terflchenanteile nicht nur aus Grnden des sommerli-
desregierung vorgesehen. Diese Entlastung der Bau- chen Wrmeschutzes sinnvoll war, sondern auch zur
Haus 1 2 3 4 5 6
1) Der Wert bersteigt den gemß EnEV Anlage 1, Tabelle 2 zulssigen Grenzwert.
II Die Energieeinsparverordnung 2009 303
siert. bliche Dmmstoffdicken liegen zwischen 12 nehmen. Diese Randbedingungen gelten zuknftig auch
und 14 cm und gengen den Anforderungen der EnEV. fr zweischaliges, kerngedmmtes Mauerwerk und be-
Werden in Mehrfamilienhusern mit zustzlichen grenzen durch diese bauordnungsrechtlich wichtige
brandschutztechnischen Anforderungen EPS-Systeme Randbedingung die zuknftigen Dmmschichtdicken
oder aber Polyurethan oder Phenolharz-Hartschume und unter Kostenaspekten sicher auch die Materialaus-
eingesetzt, mssen ab 10 cm Dicke zustzliche Maß- wahl.
nahmen zur Verhinderung eines Brandberschlags an Sollen im Geschosswohnungsbau Alternativen reali-
Fenstern und anderen Fassadençffnungen vorgesehen siert werden, bietet sich an, wrmedmmende Hinter-
werden. Dazu sind nicht brennbare Mineralwolledmm- mauerungen zu whlen, um z. B. mit 10 cm dicken
streifen um die Fensterstrze anzuordnen oder aber um- WDVS oder Kerndmmungen die erforderlichen Wr-
laufende Brandschutzriegel in Hçhe der Geschoss- medurchgangskoeffizienten zu erreichen. Tabelle 9
deckenauflager. Nhere Einzelheiten sind [16] zu ent- zeigt beispielhafte Wandaufbauten mit 12 und 14 cm
Tabelle 9. U-Werte zusatzgedmmter Außenwnde mit 12 oder 14 cm Wrmedmmung und unterschiedlichen Kombinationen
von Dmmstoff- und Mauerwerks-Wrmeleitfhigkeit
Wrmeleitfhigkeit Dicke der Dicke der Hintermauerung
der Hintermauerung Wrmedmmung 15,0 cm 24,0 cm
[W / (m · K)] in cm
Wrmeleitfhigkeit des Dmmstoffs [W / (m · K)]
0,04 0,035 0,032 0,04 0,035 0,032
0,96 12 0,30 0,26 0,24 0,29 0,26 0,24
14 0,26 0,23 0,21 0,25 0,22 0,21
0,58 12 0,29 0,26 0,24 0,28 0,25 0,23
14 0,25 0,22 0,21 0,24 0,22 0,20
0,5 12 0,29 0,25 0,24 0,27 0,24 0,23
14 0,25 0,22 0,21 0,24 0,21 0,20
0,45 12 0,28 0,25 0,23 0,27 0,24 0,22
14 0,25 0,22 0,20 0,24 0,21 0,20
0,42 12 0,28 0,25 0,23 0,27 0,24 0,22
14 0,25 0,22 0,20 0,23 0,21 0,19
0,39 12 0,28 0,25 0,23 0,26 0,24 0,22
14 0,24 0,22 0,20 0,23 0,21 0,19
0,27 12 0,27 0,24 0,22 0,24 0,22 0,21
14 0,24 0,21 0,19 0,22 0,20 0,18
0,24 12 0,26 0,24 0,22 0,24 0,22 0,20
14 0,23 0,21 0,19 0,21 0,19 0,18
0,21 12 0,26 0,23 0,21 0,23 0,21 0,20
14 0,23 0,20 0,19 0,21 0,19 0,17
0,18 12 0,25 0,22 0,21 0,22 0,20 0,19
14 0,22 0,20 0,18 0,20 0,18 0,17
0,16 12 0,24 0,22 0,20 0,21 0,20 0,18
14 0,22 0,19 0,18 0,19 0,18 0,16
0,14 12 0,23 0,21 0,20 0,20 0,19 0,18
14 0,21 0,19 0,18 0,18 0,17 0,16
0,11 12 0,22 0,20 0,19 0,19 0,17 0,16
14 0,20 0,18 0,17 0,17 0,16 0,15
306 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 10. Zuschlge zum UAW-Wert einer zweischaligen Außenwand in Abhngigkeit der Ausfhrung, der Anzahl der Anker und der
Ankerdurchmesser gemß DIN 1053-1
Bedingung Anzahl der Anker Ankerdurchmesser Querschnittsflche Af Zuschlag DUf DUf zu bercksichtigen
pro m± D [mm] eines Ankers [m±] [W / (m± · K)] bei UAW kleiner als
Mindestanzahl 5 3 0,000007 0,004 0,13
Wandhçhe > 12 m 5 4 0,000013 0,006 0,20
oder Schalenabstand
70–120 mm
Schalenabstand 7 4 0,000013 0,009 0,30
120–150 mm
5 5 0,000020 0,010 0,33
wie vor jedoch inkl. 8 3 0,000007 0,006 0,20
3 Zulagen im Rand-
8 4 0,000013 0,010 0,33
bereich
10 4 0,000013 0,013 0,43
8 5 0,000020 0,016 0,53
Tabelle 11. Beispielhafte Mauerwerksaufbauten unterschiedlicher Außenwandkonstruktionen zur Erfllung der Anforderungen
der EnEV 2009
mehr als 80 mm ausgestattet sein. Die Lage der Mittel- lichen Optimierungsanstzen fhren. Die Lastabtragung
isotherme sollte, um mçglichst geringe zustzliche Wr- schwerer Fenstertren mit z. B. Dreifachverglasungen
meverluste zu verursachen, in der Wandebene des hal- werden zu weiteren Wrmebrckenwirkungen aufgrund
ben Wrmedurchlasswiderstands der Außenwand lie- der statisch erforderlichen Konsol- oder Ankerkonstruk-
gen. Bei monolithischen Außenwnden ist dies vçllig tionen fhren.
unproblematisch und fhrt zu einer mittigen Einbauposi-
tion eines Fensters. Bei zusatzgedmmten Wnden mit
4.3 Auswirkungen auf die Technische
WDVS oder als zweischaliges Mauerwerk ausgefhrt,
Gebudeausrstung
ergeben sich mitunter besonders schwierige Anschluss-
bedingungen. Bild 3 zeigt beispielhaft die konstruktive Die Beheizung und damit auch die Trinkwassererwr-
Ausbildung einer Fensterlaibung in der optimalen ther- mung im Wohngebudeneubau wird sicherlich auch in
mischen Einbausituation einer Außenwand mit Zusatz- naher Zukunft berwiegend durch Erdgas erfolgen. Die
dmmung. Dabei fllt auf, dass schon bei heute blichen Qualitt der Wrmeerzeugung ist mit der Brennwert-
Dmmstoffdicken das Fenster in der Dmmebene liegt. technik auf einem Spitzenniveau angelangt, das tech-
Zuknftig werden insbesondere bei großen und schwe- nologisch kaum zu verbessern ist. Die durch das
ren Fenstersystemen erhebliche Aufwendungen erfor- EEWrmeG obligatorisch gewordene Verwendung er-
derlich, die Befestigung ausreichend und dauerhaft zu neuerbarer Energietrger bevorzugt derzeit die solar-
gewhrleisten. Brandschutztechnische Belange und thermische Trinkwassererwrmung. Sollte der De-
auch die mçgliche Forderung zur Einhaltung des Schall- ckungsanteil der regenerativen Energien aus dem
schutzes gegen Außenlrm kçnnen hier zu widersprch- EEWrmeG deutlich ber 15 % gesteigert werden, zeigt
Bild 3. Wrmebrcke einer Fensterlaibung einer zusatzgedmmten Außenwand mit Konstruktionsdetail und Isothermenverlauf
II Die Energieeinsparverordnung 2009 309
Bild 4. Wrmebilanzanteile eines erdgasbeheizten Gebudes Bild 5. Wrmebilanzanteile eines erdgasbeheizten Gebudes
mit Fensterlftung, unterteilt nach Energieverlusten (Output) und mit mechanischer Wohnungslftung mit Wrmerckgewinnung,
Energieeintrgen (Input) unterteilt nach Energieverlusten (Output) und Energieeintrgen
(Input)
mit geringer werdendem Heizenergiebedarf eine zu- damit etwa eine Einsparung von 25 % gegenber einer
stzliche solare Heizungsuntersttzung kaum Wirkung. ber Fenster gelfteten Wohnnutzung (Bild 5). Zu be-
Dies resultiert aus dem zu Zeiten des Heizenergiebe- achten ist allerdings, dass der Strombedarf fr die Ven-
darfs geringen solaren Einstrahlraten. Am Beispiel ei- tilatoren sowohl primrenergetisch als auch unter çko-
nes fenstergelfteten Einfamilienhauses mit Referenz- nomischen Aspekten zu bercksichtigt ist.
standard gemß Tabelle 2 lsst sich das mçgliche Ein- Im Sektor der Nichtwohngebude wird neben der Be-
sparpotenzial anhand der Gebudewrmebilanz (Bild 4) heizung vor allem die Raumlufttechnik sowie falls vor-
ablesen. Der Solarertrag zur Trinkwassererwrmung handen die Klimatisierung und die elektrische Beleuch-
von 12,8 kWh/(m± · a) fhrt zu einem Energiebedarf tung zu verbessern sein. Inwieweit diese Anstrengungen
des Kessels von gut 57 kWh/(m± · a) zur Raumheizung wirksam greifen, ist offen, da viele Maßnahmen in ge-
und zur Restdeckung des Warmwasserbedarfs. genseitiger Wechselwirkung stehen und vor allem stark
Primrenergetisch sinnvoll erscheinen zudem Wr- nutzungsabhngig sind. Weiterhin stehen im Bereich
mepumpenanlagen, die auch unter den Aspekten des Beleuchtung und Klimatisierung hufig Komfortanfor-
EEWrmeG den Anforderungen gengen sollten. Ob derungen im Vordergrund, die einer rigiden Einspar-
dies der Fall ist, wird die Marktentwicklung zeigen, da strategie entgegenstehen.
eine Vielzahl von Wrmepumpenlçsungen die in sie ge-
setzten Hoffnungen bislang noch nicht erfllen [18].
4.4 Aufklrungspflicht gegenber dem Nutzer
Die mit der EnEV 2009 getroffene Annahme einer im
Referenzgebude angesetzten mechanischen Lftung Die Information eines Bauherren im Vorfeld einer In-
kann zuknftig erweitert zu einer mechanischen Woh- vestitionsentscheidung muss viel strker als bisher
nungslftungsanlage mit Zu- und Abluft sowie einem durch die maßgeblichen Branchen des Wohnungsbaus
Wrmebertrager zustzliche Einsparpotenziale er- erfolgen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund
schließen. Dies, obwohl das EEWrmeG diese Rck- der vielfltigen technischen Anforderungen an die Ge-
gewinnungstechniken lediglich als Ersatzmaßnahme bude und gleichzeitig auch an die Finanzierbarkeit von
anerkennt, da hier bereits erzeugte Wrme zwar besser zustzlichen Maßnahmen und den daraus resultierenden
verwertet, aber nicht regenerativ erzeugt wird. Die Betriebskosten. So werden z. B. durch die Bundesregie-
Wohnungslftung mit Wrmerckgewinnung reduziert rung Finanzmittel ber die KfW-Bank zur Unterstt-
den Wrmebedarf um 17,2 kWh/(m± · a) und erschließt zung des energiesparenden Wohnungsbaus bereit-
310 D Bauphysik · Brandschutz
gestellt. Die bisherigen Fçrderbedingungen richten sich bei guter bereinstimmung zwischen Berechnung und
analog der Anforderungen der EnEV an einen zu unter- tatschlichem Energieverbrauch am Gas- bzw. Strom-
schreitenden Primrenergiebedarf von Gebuden. Hier zhler des Gebudes gemessen werden und sind dem-
sei beispielhaft das KfW-40- und KfW-60-Energiespar- nach betriebskostenrelevant.
haus genannt, dass hinsichtlich der primrenergetischen Wird ein unter energetischen Gesichtspunkten weitaus
Anforderung weiterhin als fçrderwrdig hinsichtlich leistungsfhigeres KfW-40-Gebude errichtet, kann die
seines energetischen Niveaus gelten soll. Neben der beispielhafte Energiebilanz gemß Bild 7 gelten. Dort
Problematik der Fçrdermittelnutzung im vermieteten ist eine Pelletheizung zugrunde gelegt, die aufgrund der
Wohnungsbau – hier muss nmlich der Investor die primrenergetischen Vorteile die Brauchwassererwr-
Vorteile der Zinsersparnis direkt an den Mieter weiter- mung vollstndig bernimmt. Der Wrmeschutz der
geben und kann somit gar keine Mehrinvestitionen kos- Gebudehlle ist entsprechend verbessert und fhrt zu
tendeckend ttigen – kçnnen erhebliche Nachteile fr etwa 20 % geringeren Verlusten als beim ansonsten
die Nutzer hinsichtlich der Betriebskosten entstehen. exakt gleich ausgefhrten KfW-60-Energiesparhaus.
Wird z. B. ein sog. KfW-60-Energiesparhaus mit einer Wenn der Gebudenutzer ebenfalls am Ende der Heiz-
Erdgasheizung und einer Solaranlage zur Brauchwas- periode den prognostizierten Heizenergiebedarf fest-
sererwrmung erstellt, ergibt sich ein Endenergiebedarf stellt, mssen 77 kWh/(m± · a) Endenergie in Form
an Erdgas fr Raumheizung und Warmwasserbereitung von Pellets und etwa 4,4 kWh/(m± · a) Hilfsstrom, be-
von etwa 47,7 kWh/(m± · a) (Bild 6). Der Strombedarf zogen auf die Nutzflche des Gebudes, bilanziert wer-
fr Hilfsenergien wie Zirkulationspumpe, Regelung etc. den. Der Endenergiebedarf des Gebudes ist damit auf
liegt in einer Grçßenordnung von 2,7 kWh/(m± · a) (in der Wrmeseite 60 % hçher als beim nach der EnEV
der Grafik nicht enthalten). Diese Endenergien kçnnen deutlich schlechter eingestuften Vergleichsgebude.
II Die Energieeinsparverordnung 2009 311
Die Grnde fr diesen Mehrbedarf liegen im Wesentli- 2012 dann zu energetischen Altbauten. Dieser Irrsinn
chen in dem gegenber der im Vergleichsfall ange- hilft im brigen nicht, die großen Potenziale zur Effi-
nommenen Erdgas-Brennwertheizung deutlich schlech- zienzsteigerung im Gebudebestand zu aktivieren.
teren Wirkungsgrad der Pelletheizung. Die Energie- Zwar bleibt auch im Neubausektor die Mçglichkeit
bilanz weist hier Anlagenverluste von 29,9 gegenber ber z. B. dreifach-verglaste Fenster geringe weitere
5,2 kWh/(m± · a) aus und der Aufwand fr die fehlende Einspareffekte zu erzielen oder aber Dmmpakete bis
Solaranlage ist ebenfalls noch zu bercksichtigen. zu 30 cm Dicke auszufhren. Die dadurch erreichbare
Diese Zusammenhnge werden zwischenzeitlich auch Energieeinsparung ist allerdings auch unter ansteigen-
am Markt diskutiert und fhren in Verbindung mit der den Energiekosten kaum darstellbar, da der Wohnungs-
EnEV-Anforderungsgrçße des Primrenergiebedarfs bau ohnehin unter vielfltigen Investitionshemmnissen
nicht berall zur Zufriedenheit der Investoren. So mssen zu leiden hat.
sich alle baubeteiligten Fachleute zuknftig wesentlich Eine rasante Effizienzsteigerung der TGA ist ebenfalls
intensiver als bisher mit den finanziellen Folgen der mçg- kaum zu erwarten, da schon heute sehr hochwertige
lichen Energieeinsparmçglichkeiten auseinandersetzen. Komponenten den Stand der Technik ausmachen. Ein
verstrkter Einsatz regenerativer Energietrger im Be-
reich der Wrmeerzeugung ist auf feste, biogene Brenn-
stoffe beschrnkt, da Biogas oder flssige Biokraftstof-
5 Fazit fe zur Verbrennung in stationren Heizerzeugern zu
5.1 Konsequenzen fr die Mauerwerksindustrie edel sind. Das Forcieren z. B. der Kraft-Wrme-Kopp-
lung erfordert ein erhebliches Investitionspotenzial, fr
Die Mauerwerksanbieter kçnnen mit ihren Produkten das mçgliche Investoren bislang nicht in Sicht sind. Die
die Anforderungen an die Außenwnde mit einer gro- Lftungswrmerckgewinnung ist vor dem Hinter-
ßen Palette mçglicher Konstruktionen sowohl im Woh- grund der hohen Investitionen, der Betriebskosten und
nungs- als auch im Nichtwohnungssektor einhalten. Die der primrenergetischen Betrachtung nur ein nachran-
hochwrmedmmenden monolithischen Außenwnde giger Lçsungsansatz.
werden weiter eine wesentliche Rolle im Wohnungsbau Es fhrt daher kein Weg daran vorbei, das CO2-Min-
spielen. Moderat wrmedmmende Hintermauerungen derungspotenzial des Gebudebestands zu aktivieren.
ermçglichen bei zusatzgedmmten Mauerwerk die Er- Dies kann nur gelingen, wenn Bestandsgebude kon-
richtung kostengnstiger Wandaufbauten mit geringen sequent durch Neubauten ersetzt werden. Das dies mçg-
zustzlichen Dmmstrken, die aufgrund weiterer bau- lich ist, werden in Krze die betroffenen Interessen-
licher Anforderungen zumindest im Geschosswoh- gruppen aufzeigen.
nungsbau an die Grenze eines praktikablen Wr-
meschutzes stoßen. Im Bereich hoher statischer Anfor-
derungen kçnnen schwere Hintermauerungen mit hohen
Festigkeiten den Stahlbetonkonstruktionen entgegen- 6 Literatur
gesetzt werden. Zweischalige Außenwnde kçnnen [1] Bundesregierung: Verordnung zur nderung der Ener-
mit effizienten Wrmedmmungen eine qualitativ gieeinsparverordnung (EnEV). Bundesgesetzblatt Teil I,
hochwertige, bestndige Ausfhrung gewhrleisten. Nr. 23, 30. April 2009, Bonn.
Flankierend hierzu werden verbesserte Wrmebrcken-
lçsungen zur Aktivierung des weiteren Potenzials der [2] Bundesregierung: Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer
Energien im Wrmebereich (Erneuerbare-Energien-Wr-
Effizienzsteigerung entwickelt werden. Wie bereits in
megesetz – EEWrmeG). Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 36,
der Vergangenheit werden Planer und Nachweisfhren-
18. August 2008, Bonn.
de mit Informationen und Software durch die Mauer-
werksbranchen untersttzt. [3] Bundesregierung: Drittes Gesetz zur nderung des Ener-
Da die von der Bundesregierung initiierte Nachhaltig- gieeinsparungsgesetzes (EnEG). Bundesgesetzblatt Teil I,
keitsdebatte im Gebudebereich zu Bewertungspro- Nr. 17, 1. April 2009, Bonn.
zeduren fhrt, bei denen der Primrenergiebedarf der [4] Schoch, T.: Auswirkungen der Energieeinsparverord-
Gebude eine wichtige Fhrungsgrçße ausmacht, sind nung (EnEV) 2009 auf den Mauerwerksbau. Mauerwerk 12
Massivgebude mit robuster und dauerhaft angelegter (2008), Heft 3, S. 107–119.
Wrmedmmung der Gebudehlle als besonders nach-
[5] DIN V 4108-6:2003-06: Wrmeschutz und Energie-Ein-
haltig einzustufen. Auch in diesem Bereich hat die Zie-
sparung in Gebuden; Teil 6: Berechnung des Jahresheizwr-
gelindustrie belastbare Eingangsdaten als Basis fr eine
me- und Jahresheizenergiebedarfs. NABau im DIN, Berlin
kobilanzierung zusammengetragen.
2003.
[6] DIN V 4701-10:2003-08: Energetische Bewertung heiz-
5.2 Ausblick auf die EnEV 2012 und raumlufttechnischer Anlagen; Teil 10: Heizung, Trink-
Die bereits im Jahr 2007 von der Bundesregierung an- wassererwrmung, Lftung. NABau im DIN, Berlin 2003.
gekndigte weitere Verschrfung der Verordnung um [7] DIN V 18599:2007-02: Energetische Bewertung von Ge-
nochmals 30 % macht Gebude der Baujahre 2009 bis buden – Berechnung des Nutz-, End- und Primrenergiebe-
312 D Bauphysik · Brandschutz
darfs fr Heizung, Khlung, Lftung, Trinkwarmwasser und [13] Bundesregierung: Gesetz zur Fçrderung Erneuerbarer
Beleuchtung, Teile 1 bis 10. NABau im DIN, Berlin 2007. Energien im Wrmebereich (Erneuerbare-Energien-Wrme-
gesetz – EEWrmeG). Bundesgesetzblatt 2008, Teil I,
[8] Maas, A.; Schiller, H.; Erhorn, H.: Beurteilung energeti-
Nr. 36, 18. August 2008.
scher Anforderungen an Nichtwohngebude in Zusammen-
hang mit der Fortschreibung der EnEV. Forschungsbericht [14] Eichener, V.: Wissenschaftliche Stellungnahme zu den
10. 08. 17.7-07.19 im Auftrag des Bundesamtes fr Bauwesen Aussagen ber die Wirtschaftlichkeit energetischer Sanie-
und Raumordnung, Bonn 2009. rungsinvestitionen im Wohnungsbestand zum Forschungs-
[9] Eicke-Hennig, W.: Glasfassaden – Problemlçser oder bericht [11]. Studie im Auftrag der DGfM, Berlin, 2009.
Energieverschwender? Hessische Energiespar-Aktion, Vor-
tragsunterlage Wienerberger Mauerwerkstage 2007. [15] Seim, W.: Fallstudie zur Auswirkung zuknftiger Stu-
fen der Energieeinsparverordnung (EnEV) fr Neubauvor-
[10] DIN 4108-2:2003-07: Wrmeschutz und Energie-Ein- haben im Wohnungsbau – Vergleichende Bewertung von
sparung in Gebuden; Teil 2: Mindestanforderungen an den Herstellungskosten. Studie im Auftrag der DGfM, Berlin,
Wrmeschutz. NABau im DIN, Berlin 2003. 2008.
[11] Kah, O. et al.: Bewertung energetischer Anforderungen
im Lichte steigender Energiepreise fr die EnEV und die [16] Wrmedmm-Verbundsysteme zum Thema Brand-
KfW-Fçrderung. Passivhaus Institut, Forschungsbericht schutz. Technische Systeminfo 6, Hrsg.: Fachverband Wr-
10. 08. 17.7-06.13 im Auftrag des Bundesamtes fr Bauwesen medmm-Verbundsysteme e. V., Baden-Baden.
und Raumordnung, Bonn 2009.
[17] DIN EN ISO 6946:2008-04: Bauteile – Wrmedurch-
[12] Maas, A.; Oschatz, B.; Erhorn, H.: Entwicklung eines lasswiderstand und Wrmedurchgangskoeffizient – Berech-
Normteils zur DIN V 18599 fr Wohngebude und Beurtei- nungsverfahren. NABau im DIN, Berlin 2008.
lung energetischer Anforderungen an Wohngebude im Zu-
sammenhang mit der Fortschreibung der EnEV. Forschungs- [18] Bund fr Umwelt und Naturschutz Deutschland. Die
bericht 10. 08. 17.7-07.22 im Auftrag des Bundesamtes fr elektrische Wrmepumpe: Eine verkappte Kohleheizung. Ar-
Bauwesen und Raumordnung, Bonn 2009. beitskreis Energie im BUND, April 2008, Berlin.
D Bauphysik · Brandschutz 313
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
314 D Bauphysik · Brandschutz
1) ABM = Arbeitsgemeinschaft der Brandschutzlaboratorien 2) EGOLF = European Group of Organisation for Fire
Deutscher Materialprfanstalten Testing, Inspection and Certification
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 315
schnitte beziehen, die in der Praxis nicht die maßgeb- Sicherheitsniveaus immer weniger zugrunde gelegt
lichen Anwendungsflle abdecken. Die Extrapolations- wird. Damit wird das Sicherheitsniveau reduziert. Ob
regeln werden im Wesentlichen durch Vertreter der In- dies allen am Bau Beteiligten bewusst ist, ist infrage zu
dustrie erarbeitet, weil sich die Prfanstalten aus Kos- stellen.
tengrnden sowie die Bauaufsicht aus Kapazittsgrn- Fr Mauerwerk wurden die Extrapolationsregeln fertig-
den aus der Normungsttigkeit weit zurck gezogen gestellt. Fr nichttragende Wnde wurde DIN EN
haben. Auch das DIN ist aus Kostengrnden nur noch 15254-2 verabschiedet und fr tragende Wnde das Pa-
selten vertreten. Das heißt, dass Extrapolationsregeln pier DIN EN 15xxx-x erarbeitet, das zurzeit in der Um-
erarbeitet werden, die im Wesentlichen die Wnsche frage ist. Die in Tabelle 1 grau markierten Prf-/Klas-
der Industrie bercksichtigen und der tatschlich erfor- sifizierungsnormen sowie EXAP-Normen sind fr
derliche Brandschutz unter Einbeziehung des deutschen Mauerwerk heranzuziehen.
Tabelle 1. berblick ber europische Prfnormen fr Bauteile – Mauerwerk (Stand Oktober 2009)
Inhalt Prf-/Klassifizierungsnorm Feuerwiderstandsprfungen bzw. Entsprechende EXAP-Normen hinsichtlich
Klassifizierung von Bauprodukten und deutsche Norm Mauerwerk
Bauarten
Grundnorm DIN EN 1363-1:1999-10 Allgemeine Anforderungen DIN 4102-2
DIN EN 1363-2:1999-10 Alternative und ergnzende DIN 4102-2 +
Verfahren DIN 4102-3
DIN V ENV 1363-3:1999-09 Nachweis der Ofenleistung
Klassifizierun- DIN EN 13501-1:2007-05 Klassifizierung Brandverhalten (Bau- DIN 4102-1
gen DIN EN 13501-1/A1:2007-11 stoffe)
DIN EN 13501-2:2008-01 Klassifizierung Feuerwiderstand DIN 4102-2
(Bauteile)
DIN EN 13501-3:2006-03 Leitungen + Brandschutzklappen DIN 4102-5
DIN EN 13501-3/A1:2007-12
DIN EN 13501-4:2007-04 Anlagen zur Rauchfreihaltung Keine
DIN EN 13501-4/A1:2007-11
DIN EN 13501-5:2006-03 Bedachungen DIN 4102-7
DIN EN 13501-5/A1:2007-11
316 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 1. berblick ber europische Prfnormen fr Bauteile – Mauerwerk (Stand Oktober 2009) (Fortsetzung)
Inhalt Prf-/Klassifizierungsnorm Feuerwiderstandsprfungen bzw. Entsprechende EXAP-Normen hinsichtlich
Klassifizierung von Bauprodukten und deutsche Norm Mauerwerk
Bauarten
Nichttragende DIN EN 1364-1:1999-10 Wnde inklusive Verglasungen DIN 4102-2 DIN EN 15254-1
Bauteile DIN EN 15254-2:2009-10
DIN EN 15254-4:2008-06
DIN EN 15254-5:2007-12 (E)
DIN EN 15254-7:2009-06 (E)
DIN EN 1364-2:1999-10 Unterdecken
DIN EN 1364-3:2007-03 Vorhangfassaden – Gesamtausfhrung keine
DIN EN 1364-4:2007-06 Vorhangfassaden – Teilausfhrung DIN 4102-3 EN 15254-6
Tragende DIN EN 1365-1:1999-10 Wnde DIN 4102-2 EN 15080-12
Bauteile
DIN EN 1365-2:2000-02 Decken und Dcher
DIN EN 1365-3:2000-02 Balken DIN EN 15080-8:2004-12 (E)
DIN EN 1365-4:1999-10 Sttzen DIN EN 15080-13:209-06 (E)
DIN EN 1365-5:2005-02 Balkone und Laubengnge
DIN EN 1365-6 :2005-02 Treppen
Dcher DIN V ENV 1187:2006-10 Dcher von außen DIN 4102-7
DIN 4102-23
Installationen DIN EN 1366-1:2008-09 Leitungen DIN 4102-11
DIN EN 1366-2:1999-10 Lftungsleitungen DIN 4102-6 DIN EN 15080-10:2007-07 (E)
DIN EN 15080-11:2008-04 (E)
DIN EN 1366-3:2006-10 Abschottungen DIN 4102-9 DIN EN 15882-3:2009-07
DIN EN 1366-4:2006-08 Abdichtungssysteme fr Fugen DIN 4102-2 DIN EN 15080-15:2008-01 (E)
DIN EN 1366-4/A1: 2008-08
DIN EN 1366-5: 2007-11 Installationskanle DIN 4102-11
DIN EN 1366-6: 2005-02 Doppel- und Hohlraumbçden DIN 4102-2 +
Prfgrundstze
DIN EN 1366-7: 2004-05 Feuerschutzabschlsse bahn- DIN 4102-5
gebundener Fçrderanlagen
DIN EN 1366-8: 2004-10 Entrauchungsleitungen keine
DIN EN 1366-9: 2008-08 Entrauchungsleitungen/Einzelabschnitt keine
DIN EN 1366-10:2004-12 Entrauchungsklappen keine
DIN EN 1366-11 1) (ca. 2004) Funktionserhalt von Kabelanlagen DIN 4102-12
Bekleidungen DIN EN 13381-1:2008-12 Horiz. Bekleidung/Unterdecken DIN 4102-2
DIN EN 13381-2:2008-10 (E) Vertikale Bekleidungen DIN 4102-2
DIN EN 13381-3:2008-10 (E) Beton DIN 4102-2
DIN EN 13381-4:2009-11 Stahl, passive Maßnahmen DIN 4102-2
DIN EN 13381-5:2008-10 (E) Verbund DIN 4102-2
DIN EN 13381-6:2008-10 (E) Stahlverbund Hohlsttzen DIN 4102-2
DIN EN 13381-7:2008-10 (E) Holzbauteile DIN 4102-2
DIN EN 13381-8:2008-08 Stahl, reaktive Maßnahmen DIN 4102-2
Tren DIN EN 1634-1:2009-01 Feuerschutzabschlsse DIN 4102-5
DIN EN 1634-2:2009-05 Baubeschlge fr Feuerschutz- keine
abschlsse
DIN EN 1634-3:2005-01 Rauchschutzabschlsse DIN 18095
DIN EN 1634-3:2009-09 (B)
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 317
Die Klassifizierung von Bauteilen in Europa unterschei- schen Bauteilklassen zusammengefasst. Einige Klassen
det sich wesentlich vom deutschen Klassifizierungsver- sind speziellen Bauteilen zugeordnet.
fahren. Die Funktionen tragend oder nichttragend sowie Es drfen derzeit gemß Bauregelliste sowohl die na-
raumabschließend oder nichtraumabschließend oder die tionale Klassifizierung als auch die europische Klassi-
Einhaltung des Temperaturkriteriums werden national fizierung parallel in Deutschland angewendet werden.
lediglich durch die Bezeichnung des Bauteils unter- Es ist daher bei der Anwendung von Bauteilen mit eu-
schieden, z. B. tragende Wand oder Trennwand, tragend ropischer Klassifizierung wichtig, genau zu prfen, ob
oder nichttragend, etc. Zustzlich werden national bau- alle Kriterien, die gemß den bauaufsichtlichen Anfor-
aufsichtlich Baustoffanforderungen an Bauteile gestellt. derungen gestellt werden im Verwendbarkeitsnachweis
So ist dann feuerbestndig z. B. F 90-AB. enthalten sind. In der Baupraxis ergeben sich zuneh-
Im europischen Klassifizierungsverfahren wird jede mend Probleme, dass der falsche Baustoff oder das fal-
Funktion durch einen eigenen Buchstaben verdeutlicht sche Bauteil ausgefhrt werden, weil die Bauleiter das
und es werden in der Bauteilklassifizierung keine An- neue Klassifizierungssystem nicht mehr verstehen.
forderungen an die Baustoffe der Bauteile gestellt. Die Prfberichte sind in diesem Verfahren nicht ausrei-
Klassifizierungen der Bauteile erfolgen auf der Grund- chend. Es muss immer der nationale Verwendbarkeits-
lage von DIN EN 13501-2 und die Einstufung der Bau- nachweis zugrunde gelegt werden.
stoffe in Baustoffklassen nach DIN EN 13501-1. Im In Tabelle 3 werden die europischen Bauteilklassifi-
europischen Verfahren spricht man neutral von Bau- zierungen am Beispiel fr Mauerwerkswnde den bau-
produkten. Zum besseren Verstndnis werden in diesem aufsichtlichen Anforderungen gegenbergestellt. Bau-
Beitrag aber weiterhin die Begriffe Bauteil und Bau- stoffklassifizierungen sind nicht enthalten. Diese sind
stoff verwendet. In Tabelle 2 sind zunchst die europi- zustzlich zu beachten.
318 D Bauphysik · Brandschutz
Tabelle 3. Bauaufsichtliche Anforderungen und Bauteilklassifizierungen von Wnden nach DIN 4102-2 bzw. -3 sowie DIN EN 13501-2
1) gemß MBO 2002 neu: tragende und aussteifende Bauteile aus brennbaren Baustoffen, die allseitig eine brandschutztechnisch wirksame
Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen – K260 Bekleidung nach DIN EN 13501-2 – und eine nichtbrennbare Dmmung haben
2) nach Industriebaurichtlinie
2.2 DIN 4102-4 und DIN 4102-22 (nach 1994) dringend ergnzt werden mussten. Leider
sind in der A1-Fassung nur die nderungen und Ergn-
DIN 4102-4 ist ein Katalog genormter und klassifizier- zungen enthalten, sodass derzeit die parallele Hand-
ter Baustoffe und Bauteile zur direkten Anwendung. Er habung beider Normen sehr mhsam ist. In der A1-Fas-
ist auf dem Stand von vor 1994, weil aufgrund der sung wurden außerdem erstmals die Bezugsnormen da-
europischen Harmonisierung bisher auf eine ber- tiert, weil durch die europische Normung gravierende
arbeitung verzichtet wurde. Es gibt bis heute keinen nderungen der Bauprodukt-Normen mçglich sind, so-
europischen Auftrag ein entsprechendes Papier zu er- dass die Werte in DIN 4102-4 nicht mehr richtig sein
arbeiten. DIN 4102-4 soll mçglichst lange fr Deutsch- kçnnen. Damit besteht derzeit das formale Problem,
land erhalten blieben, weil es das Handbuch fr die dass die Werte aus DIN 4102-4 nur noch dann verwen-
Praxis ist. Außerdem ist dieser Normteil wie bereits det werden drfen, wenn die datierte Bauproduktnorm
erwhnt ein Exportschlager. Jede Mauerwerkskonstruk- noch gltig ist. In der Praxis wird hierber i. d. R. hin-
tion, die im Teil 4 enthalten ist, ist damit ohne weiteren weggesehen.
Nachweis brandschutztechnisch nachgewiesen. DIN 4102-22 ist auf der Bemessungsbasis von Teilsi-
Es ist ausreichend, in der gemß LBO geforderten cherheitsbeiwerten eine Anwendungsnorm zu
bereinstimmungserklrung die entsprechende Zeile DIN 4102-4. Da im Jahr 2004 die DIN 1053-100 noch
der Tabelle sowie den dazugehçrenden Abschnitt von nicht verabschiedet war, wurde fr Mauerwerk in
DIN 4102-4 anzugeben. Weitere Verwendbarkeitsnach- DIN 4102-22 lediglich festgestellt, dass bei einer Be-
weise sind dann nicht erforderlich (s. auch Abschn. 3.3). messung mit Teilsicherheitsbeiwerten DIN 4102-4
In der nderungsfassung DIN 4102-4/A1:2004-11 nicht anwendbar ist.
wurden bei den Mauerwerkstabellen einige Ergnzun- Weitere Angaben, insbesondere zum derzeitigen Stand,
gen aufgenommen, die aufgrund neuerer Prfungen sind Abschnitt 4 zu entnehmen.
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 319
rung, Nutzungsnderung, Instandhaltung und Beseiti- DIN 4102-22 ist die Anwendungsnorm zu DIN 4102-4,
gung von Anlagen sind der Bauherr und im Rahmen wenn das semiprobabilistische Bemessungskonzept
ihres Wirkungskreises die anderen am Bau Beteiligten verwendet werden soll. DIN 4102-22 wurde 2004 he-
dafr verantwortlich, dass die çffentlich-rechtlichen rausgegeben, weil einige Baustoffarten bereits Bemes-
Vorschriften eingehalten werden. Dies gilt auch fr sungsnormen nach dem neuen Bemessungskonzept mit
den Brandschutz. Hat der Entwurfsverfasser auf einzel- Teilsicherheitsfaktoren herausgebracht hatten. Diese
nen Fachgebieten nicht die erforderliche Sachkunde neuen Bemessungskonzepte beruhen auf den Entwick-
und Erfahrung, so sind geeignete Fachplaner heran- lungen in der europischen Harmonisierung. Fr Mau-
zuziehen. Diese sind fr die von ihnen gefertigten Un- erwerk gab es 2004 noch keine brandschutztechnischen
terlagen, die sie zu unterzeichnen haben, verantwort- Regeln, weil DIN 1053-100 noch nicht verabschiedet
lich. war. Die Anwendungsnorm DIN 4102-22 definiert ein-
Es ist fr Architekten und Bauherren selbstverstndlich, deutig, wann welche Norm nach welchem Bemessungs-
dass Statiker oder Fachplaner fr die Haustechnik he- konzept verwendbar ist. Außerdem wird klargestellt,
rangezogen werden. Fr den Brandschutz gibt es mitt- dass ein Mischen der Bemessungskonzepte und damit
lerweile auch kompetente Fachplaner und es werden fr der Nachweise nicht zulssig ist, s. folgenden Auszug:
Sonderbauten zunehmend Brandschutz-Fachplaner be-
auftragt. Dies ist fr ein wirtschaftliches und fachge- Einleitung
rechtes Bauen erforderlich, weil Brandschutz so um-
fangreich und komplex geworden ist, dass nur Spezia- Zweck dieser Anwendungsnorm ist es, die Anwendbarkeit
listen die erforderlichen Planungen leisten und in der von DIN 4102-4:1994-03 einschließlich DIN 4102-4/A1:
Ausfhrung umsetzen kçnnen. Nicht jeder sogenannte 2004-11 auch nach der berarbeitung der nationalen Bemes-
sungsnormen (wie DIN 1045-1 DIN 1052) auf der Basis von
Brandschutzsachverstndige ist auch ausreichend fach- Teilsicherheitsbeiwerten (semi-probabilistischer Ansatz) si-
kompetent. Die ausreichenden grundlegenden Kennt- cherzustellen.
nisse hat man erst nach mindestens 5 Jahren Ttigkeit Der Anwender wird zuknftig, zumindest whrend der
in diesem Bereich. bergangsphase der neuen nationalen Bemessungsnormen,
drei mçgliche Routen der Bemessung begehen kçnnen:
a) Bemessung bei Umgebungstemperatur („Kalt-
bemessung“) mit Spannungsnachweis wie bisher (Ver-
4 Brandschutz mit Mauerwerk nach gleich mit zulssiger Spannung bzw. nach dem Trag-
DIN 4102-4 und DIN 4102-22 lastverfahren) und Benutzung von DIN 4102-4:1994-03
einschließlich DIN 4102-4/A1:2004-11 fr eine Bemes-
4.1 Grundlagen sung im Brandfall („Heißbemessung“);
b) Bemessung bei Umgebungstemperatur mit berarbeiteter
DIN 4102-4:1994 ist auf dem Erkenntnisstand von etwa nationaler Bemessungsnorm auf der Basis von Teilsi-
1992. Es wurden smtliche bis dahin durchgefhrten cherheitsbeiwerten und einer Bemessung fr den Brand-
Brandprfungen an Mauerwerk nach DIN 4102-2 sowie fall mit DIN 4102-4:1994-03 einschließlich im Regelfall
DIN 4102-3 bei der Erarbeitung der Tabellen berck- DIN 4102-4/A1:2004-11 zusammen mit dieser Norm;
sichtigt. Fehlende Bereiche wurden speziell zustzlich c) Bemessung nach den europischen Bemessungsnormen
geprft, um Interpolationen zu ermçglichen. Hierbei (Eurocode) sowohl bei Umgebungstemperatur als auch
fr den Brandfall.
wurden die lieferbaren Steine zugrunde gelegt. Grund-
DIN 4102-4/A1:2004-11, Anhang A, enthlt weitere Erlu-
lage fr die Bemessung war DIN 1053-1, Ausgabe terungen zur Anwendbarkeit von DIN 4102-4:1994-03.
1990. Es wurde lediglich das vereinfachte Bemessungs-
verfahren bercksichtigt, weil die Industrie damals 1 Anwendungsbereich
noch keinen Bedarf fr das genaue Rechenverfahren
sah. Mauerwerk war traditionell verwurzelt. Diese Norm gilt zusammen mit DIN 4102-4:1994-03 ein-
schließlich DIN 4102-4/A1:2004-11 zum brandschutztech-
In der A1-Fassung 2004 wurden die Baustoffnormen
nischen Nachweis nach einer Bemessung bei Umgebungs-
fr Mauerwerk zu DIN 4102-4 dem damaligen Stand temperatur nach den nationalen Produktbemessungsnormen
angepasst. Zustzlich wurden einige Prfergebnisse, auf der Basis von Teilsicherheitsbeiwerten. Als Anwen-
die seit 1994 bis 2004 nachgewiesen wurden, ergnzt. dungsnorm enthlt sie zustzlich. Festlegungen und Anpas-
Als Bemessungsnorm wurde DIN 1053-1, Ausgabe sungen zu DIN 4102-4:1994-03 einschließlich DIN
1996, festgeschrieben. Bis zur A1-Fassung war nor- 4102-4/A1:2004-11.
mungstechnisch die Regel, dass Normenverweise nicht Bei einer Bemessung bei Umgebungstemperatur nach den
datiert wurden, weil man davon ausging, dass national europischen Bemessungsnormen (Eurocode) gilt diese
brandschutztechnisch keine wesentlichen nderungen Norm nicht.
ANMERKUNG Der brandschutztechnische Nachweis eben-
bei der Fortschreibung von Normen erfolgen wrde.
falls nach Eurocode bildet in diesem Fall eine konsistente
Aufgrund der europischen Normung, insbesondere Gesamtbemessung.
auch bei den Bauprodukten, hier Mauersteinen, ergaben Diese Norm gilt nicht bei einer Bemessung bei Umgebungs-
sich nderungen durch die Bercksichtigung aller eu- temperatur auf der Basis der Produktbemessungsnormen
ropischen Herstellervarianten. Mauersteine waren nach zulssigen Spannungen bzw. nach dem Traglastverfah-
schon immer national sowie regional beeinflusst. ren.
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 321
ligen Randbedingung zu verwenden. Dies war der Stand DIN 1053-100 kann die Einstufung des Mauerwerks in
von 2007. Da es mittlerweile berarbeitete nationale Feuerwiderstandsklassen und Brandwnde nach DIN
Baustoffnormen in Verbindung mit den europischen 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. DIN
Baustoffnormen gibt, wird DIN 4102-4 (neu) an diese 4102-4/A2:2008-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungsfaktor
a2 wie folgt bestimmt wird und a2 £ 1,0 ist:
neue Normengeneration angepasst (s. Tabelle 4).
Fr diese Normen sind in Zusammenarbeit mit der hk
fr 10 < 25:
Industrie die Tabellen 38 bis 41 und 45 in DIN 4102-4 d
(neu) angepasst. Fr Steine nach alten Baustoffnormen 15 NEk
a2 ¼ 3,14 (Gl. 7.1)
gelten die alten Tabellen in DIN 4102-4:1994 weiter- hk fk efi
25 bd 12
hin. d k0 d
Fr Steine nach DIN EN 771 sind die Tabellen im Euro- hk
fr < 10:
code 1996-1-2 zu verwenden. d
NEk
a2 ¼ 3,14 (Gl. 7.2)
4.2.2 Bemessungsnormen fk efi
bd 12
k0 d
National gilt derzeit weiterhin DIN 1053-1:1996. Damit
ist DIN 4102-4:1994 durch die A1-Fassung verwend- mit NEk ¼ NGk þ NQk (Gl. 7.3)
bar. Darin ist
Parallel dazu ist DIN 1053-100:2007 eingefhrt. a2 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuerwider-
DIN 1053-100 ermçglicht eine Bemessung nach Teil- standsklasse von tragenden Wnden aus Mauerwerk
sicherheitsfaktoren. Wie oben erwhnt enthlt hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-100
DIN 4102-22:2004 keine Angaben zum Nachweis des d die Wanddicke
Brandschutzes bei Verwendung dieser Norm. Daher b die Wandbreite
wurde mit Einfhrung dieser Norm in der M-Liste der NEk der charakteristische Wert der einwirkenden Normal-
Techn. Baubestimmungen zu DIN 4102-22, Abschnitt 7, kraft nach GI. (7.3)
folgendes ergnzt: NGk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge
stndiger Einwirkungen
NQk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge ver-
Zu Abschnitt 7: nderlicher Einwirkungen
Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem fk die charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
semiprobabilistischen Sicherheitskonzept entsprechend nach DIN 1053-100
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 323
k0 ein Faktor zur Bercksichtigung unterschiedlicher des Textes vorbereitet. Nachdem nunmehr die Last-
Teilsicherheitswerte gM bei Wnden und „kurzen Wn- annahmen fr den Ausnutzungsfaktor Eingangswerte
den“ nach DIN 1053-100 aus dem NAD des EC 6-1-1 (kalte Bemessung) im We-
efi planmßige Ausmitte von NEk in halber Geschosshçhe sentlichen vereinbart sind, werden zurzeit die Tabellen-
unter Bercksichtigung des Kriecheinflusses nach werte auf dieser Grundlage erarbeitet.
Gleichung (7.3) von DIN 1053-100, sofern diese im
Brandfall ungnstig wirkt
Fr Werte a2 > 1,0 ist eine Einstufung tragender Wnde in 4.4 DIN 4102-4 (neu)
eine Feuerwiderstandsklasse mit den Tabellen nach
DIN 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. 4.4.1 DIN 4102-4 Fassung A2 2009
DIN 4102-4/A2:2008-xx nicht mçglich.
Zur DIN 4102-4 wird wie bereits erwhnt eine Fassung
Fußnote 4 in DIN 4102-4, Tabellen 39 bis 41 wird wie folgt
ergnzt: A2 erarbeitet, in der alle derzeit bekannten nderungen
Bei 9,4 N/mm2 < a2 · fk £ 14,0 N/mm2 gelten die Werte nur der Baustoffnormen sowie Bauteilnormen und Bemes-
fr Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen. sungsnormen bercksichtigt werden. Diese nderungen
beruhen im Wesentlichen auf der europischen Nor-
Damit wurde eine Umrechnungsregel zur Verfgung mungsarbeit, in der die Bauproduktnormen erarbeitet
gestellt, die bei einer Bemessung nach DIN 1053-100 werden. Diese Bauproduktnormen werden wiederum
die Werte auf das vereinfachte Bemessungsverfahren in nationales Recht berfhrt. Diese nationalen Normen
nach DIN 1053-1:1996 zurck fhrt und damit den sind dann die Grundlage fr DIN 4102-4/A2. Als Be-
Brandschutznachweis nach DIN 4102-4:1994 auf der messungsgrundlage gilt ebenfalls weiterhin das natio-
Grundlage des Ausnutzungsfaktor a2 bei tragenden nale Bemessungsverfahren nach dem globalen Sicher-
Wnden ermçglicht. Das genaue Bemessungsverfahren heitskonzept. Wo es dieses nicht mehr gibt, ist
ist damit zurzeit nach wie vor nicht abgedeckt. Die DIN 4102-22 anzuwenden.
Industrie sah damals auch keine Notwendigkeit dafr. Die Arbeiten fr die einzelnen Massivbauarten und fr
Mittlerweile gibt es die Entwrfe zu DIN 1053-11, -12, den Ausbau sind abgeschlossen. Derzeit luft der Nach-
-13, jeweils Ausgabe 2009. Dafr laufen jetzt die An- weis fr die Bauaufsicht, welche Normen sich wie auf-
passungsarbeiten, um auch hierfr den Brandschutz- grund der europischen Harmonisierung gegenber
nachweis zu ermçglichen dem bisher bekannten nationalen Standard verndert
haben. Dazu mssen ca. 300 Normen verglichen wer-
den. Das heißt: Es werden die vor 1994 geltenden Nor-
4.3 Europische Bemessungsregeln –
men mit den heute gltigen Normen abgeglichen und es
DIN EN 1996
wird insbesondere der Einfluss auf den Sicherheitsstan-
Die europische Bemessungsregel DIN EN 1996-1-1 dard sowie auf das Brandverhalten der Baustoffe und
liegt als Vornorm (Fassung 1995) mit einem NAD (Na- Bauteile beurteilt. Diese Arbeit wird von der Obfrau
tionales Anwendungsdokument) vor, das diese Norm und dem stellvertretenden Obmann durchgefhrt. Hier-
auf DIN 1053, Ausgabe 1996, zurckfhrt. Mittlerweile mit muss der Bauaufsicht nachgewiesen werden, dass
gibt es die berarbeitete Fassung zu DIN EN 1996-1-1 die durchgefhrten Klassifizierungen fr Baustoffe und
(Fassung 2005). Hierzu wird derzeit das NAD erarbei- Bauteile weiterhin gltig sind. Die Arbeiten haben sich
tet. Wann die Einfhrung und Umsetzung in Deutsch- ber ein Jahr verzçgert, weil das DIN sich nicht in der
land fr den Mauerwerksbereich erfolgt, ist noch nicht Lage sah, zeitnah einen Zugriff auf die betreffenden
endgltig festgelegt. Es gibt unterschiedliche Stand- Normen zu ermçglichen. Außerdem ist das DIN nicht
punkte. Die Industrie mçchte zunchst die nationalen in der Lage eine vollstndige Liste zur Verfgung zu
Bemessungsregeln verabschieden und dann erst ihre stellen, in der alle Normen aufgefhrt sind, die die bis-
vorhandenen Kapazitten fr die europische Bemes- herigen Normen in DIN 4102-4 ersetzen. Die Industrien
sungsnorm einsetzen. Der politische und damit bauauf- mussten zustzlich jeweils ihren Bereich prfen und die
sichtliche Wille ist ein anderer. Hier sollen smtliche Liste ergnzen.
Eurocodes in einem Paket verçffentlicht und umgesetzt Es ist nunmehr geplant, Ende November 2009 die letzte
werden. Redaktionssitzung durchzufhren und dann hoffentlich
Der Eurocode 6-1-2 liegt als Vornorm DIN ENV den Entwurf (Gelbdruck) der A2-Fassung noch im Jahr
1996-1-2 (Fassung 1995) mit einem NAD vor. Obwohl 2009 zu drucken.
er fr den Mauerwerksbereich noch unbefriedigend und Die Einstufung der Baustoffe erfolgt nunmehr mit den
deshalb nicht anwendbar ist, wurde er zusammen mit bauaufsichtlichen Begriffen – nichtbrennbar, schwe-
den brigen Eurocodes bauaufsichtlich eingefhrt. 2005 rentflammbar, normalentflammbar, leichtentflammbar.
wurde die berarbeitete Fassung des EC 6-1-2 europ- Die Verknpfung der Bauteile mit der Baustoffanforde-
isch verabschiedet, die aber keine wesentlichen Verbes- rung erfolgt jedoch weiterhin mit nichtbrennbar = Bau-
serungen enthlt, weil fr Mauerwerk noch keine all- stoffklasse A und brennbar – Baustoffklasse B. Alle
gemeingltigen Rechenverfahren, sondern nur erste weiteren Forderungen hinsichtlich der zu verwenden-
Anstze entwickelt wurden. Zur Fassung 2005 wurde den Baustoffklasse sind den jeweiligen Landesbauord-
jetzt das nationale Anwendungsdokument hinsichtlich nungen zu entnehmen.
324 D Bauphysik · Brandschutz
Fr den Mauerwerksbereich ist Folgendes zusammen- 4.4.2 DIN 4102-22 Fassung A1 2009
zufassen: Alle in DIN 4102-4 verwendeten Mauersteine
Die Fassung A1 enthlt alle wesentlichen nderungen,
sind damit nichtbrennbar.
die sich aufgrund der neuen nationalen Normen hin-
Die zugrunde gelegten Baustoffnormen sind Tabelle 4
sichtlich des semiprobabilistischen Sicherheitskonzep-
zu entnehmen. Alle Tabellen 38 bis 41 sowie 45 sind
tes ergeben, jeweils zurckgefhrt auf die derzeit glti-
unter diesen Nummern erhalten. Sie wurden an die Bau-
gen nationalen Normen.
stoffnormen angepasst und es wurden alle aktuellen
Fr Mauerwerk wurde die Lcke geschlossen, da bisher
Prfergebnisse mit aufgenommen. Als Bemessungs-
kein Brandschutznachweis in Verbindung mit dem se-
grundlage gilt weiterhin DIN 1053-1:1996-11, verein-
miprobabilistischen Bemessungskonzept vorlag. Der
fachtes Rechenverfahren. Dazu wurde Folgendes ge-
Abschnitt 7 enthlt nunmehr alle erforderlichen Anga-
schrieben:
ben. In Abschnitt 7.1 sind das diejenigen zu Feuer-
Der Ausnutzungsfaktor a2 ist beim vereinfachten Berech- widerstandsklassen von Wnden aus Mauerwerk und
nungsverfahren das Verhltnis der vorhandenen Beanspru- Wandbauplatten einschließlich Pfeiler und Sttzen, in
chung zu der zulssigen Beanspruchung nach Abschnitt 7.2 jene zu Brandwnden.
DIN 1053-1:1996-11 (vorh s/zul s). In Abschnitt 7.1.1 ist der Anwendungsbereich beschrie-
ben, d. h., es wurden alle derzeit gltigen Normen (da-
Bei einer Bemessung nach dem genauen Rechenverfah- tiert) zusammengefasst. In Abschnitt 7.1.2 ist der Aus-
ren von DIN 1053-1:1996-11 wurde eine Umrech- nutzungsfaktor a100 eingefhrt und beschrieben. Durch
nungsformel aufgenommen. Es wurde folgendes ge- den Index 100 soll die Verbindung zur DIN1053-100
schrieben, das noch hinsichtlich der Daten angepasst klar hergestellt sein und es sollen Verwechslungen ver-
wird: mieden werden.
Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem genauen
Verfahren von DIN 1053-1 kann die Einstufung des Mauer- 7.1.2 Ausnutzungsfaktor a100
werks in Feuerwiderstandsklassen und Brandwnden nach Bei einer Bemessung von Mauerwerk nach dem
DIN 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2004-11 bzw. semiprobabilistischen Sicherheitskonzept entsprechend
DIN 4102-4/A2:2009-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungs- DIN 1053-100 kann die Einstufung des Mauerwerks in
faktor a2 wie folgt bestimmt wird und a2 1,0 ist: Feuerwiderstandsklassen und Brandwnde nach DIN
hk 1,33 g vorh s 15 4102-4:1994-03 bzw. DIN 4102-4/A1:2904-11 bzw. DIN
fr 10 < 25: a2 ¼ 4102-4/A2:2009-xx erfolgen, wenn der Ausnutzungsfaktor
d bR hk
25 a100 wie folgt bestimmt wird und a100 1,0 ist
d
hk 1,33 g vorh s hk
fr < 10 : a2 ¼ fr 10 < 25:
d bR d
15 NEk
a100 ¼ 3,14 (Gl. 7.1)
Bei exzentrischer Beanspruchung darf anstelle von bR der hk fk efi
Wert 1,33 bR gesetzt werden, sofern die g-fache mittlere 25 bd 12
d k0 d
Spannung den Wert bR nicht berschreitet. hk
Darin ist fr < 10:
a2 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuer- d
NEk
widerstandsklasse von tragenden Wnden aus a100 ¼ 3,14 (Gl. 7.2)
Mauerwerk fk efi
bd 12
hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-1 k0 d
d die Wanddicke mit NEk ¼ NGk þ NQk (Gl. 7.3)
b die Wandbreite
vorh s vorhandene Normalspannung unter Gebrauchslasten Darin ist
unter Annahme einer linearen Spannungsverteilung a100 der Ausnutzungsfaktor zur Einstufung der Feuerwider-
und eines Ebenbleibens der Querschnitte standsklasse von tragenden Wnden aus Mauerwerk
bR Rechenwert der Mauerwerksdruckfestigkeit hk die Knicklnge der Wand nach DIN 1053-100
d die Wanddicke
Fr die Ermittlung der Druckspannungen s gilt b die Wandbreite
DIN 1053-1:1996-11. Bei Bemessung nach NEk der charakteristische Wert der einwirkenden Normal-
DIN 1053-100:2007-09 siehe DIN 4102-22. kraft nach Gl. (7.3)
NGk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge
Die Tabellen sind in der A2-Fassung vollstndig auf- stndiger Einwirkungen
gefhrt, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen. Nur NQk der charakteristische Wert der Normalkraft infolge ver-
die Hinweise „Zeile x wird ersetzt oder gendert wie nderlicher Einwirkurgen
folgt“, htten nur Verwechslungen oder falsches Ver- fk die charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks
stndnis zur Folge. Die vollstndigen Tabellen sind nach DIN 1053-100
DIN 4102-4/A2:2009-xx zu entnehmen. Sie htten den k0 ein Faktor zur Bercksichtigung unterschiedlicher
Umfang dieses Beitrags gesprengt. Teilsicherheitswerte gM bei Wnden und „kurzen Wn-
den“ nach DIN 1053-100
III Brandschutz mit Mauerwerk – Stand DIN 4102-4 sowie DIN 4102-22 325
[2] DIN 4102-4/A1: 2004-11: Brandverhalten von Baustof- [16] Bauregelliste A, Bauregelliste B und Liste C. Ausgabe
fen und Bauteilen – Zusammenstellung und Anwendung 2009/1; Mitteilungen des Deutschen Instituts fr Bautechnik,
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile, nde- Sonderheft Nr. 31. Ernst & Sohn, Berlin 2009.
rung 1.
[17] Hahn, Chr.: Brandschutz mit Mauerwerk auf der Basis
[3] DIN 4102-22: 2004-11: Brandverhalten von Baustoffen von DIN 4102-4 in Verbindung mit DIN 4102-22 – Bisherige
und Bauteilen – Anwendungsnorm. Entwicklung, Stand und Ausblick, Zeitschrift Mauerwerk
2/2009, Ernst & Sohn.
[4] DIN 4102-4/A2: 2009(E): Brandverhalten von Baustof-
fen und Bauteilen – Zusammenstellung und Anwendung [18] Hahn, Chr., Nause, P.: Gibt es durch die harmonisierte
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile, nde- europische Prfnormen Auswirkungen auf das Brandverhal-
rung 2. ten von Mauerwerk, Zeitschrift Mauerwerk 2/2009, Ernst &
[5] DIN 4102-22/A1: 2009(E): Brandverhalten von Baustof- Sohn.
fen und Bauteilen – Anwendungsnorm, nderung 1.
[19] Hirsch, R., Hahn, Chr. Jger, W.: Nachweis der Feuer-
[6] DIN 1053-1:1990-02: Mauerwerk – Rezeptmauerwerk: widerstandsklassen von Mauerwerk – Aktuelle Aussagen im
Berechnung und Ausfhrung. Rahmen der berarbeitung von DIN 4102-4:1994-03 und
DIN 4102-4/A1:2004-11 sowie DIN 4102-22:2004-11, Zeit-
[7] DIN 1053-1:1996-11: Mauerwerk – Berechnung und
schrift Mauerwerk 4/2009, Ernst & Sohn.
Ausfhrung.
[8] DIN 1053-100: 2007-09: Mauerwerk – Berechnung auf [20] Hahn, Chr.: Brandschutz mit Mauerwerk, DGfM –
der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskon- Merkblatt 2009.
zepts.
[21] Bruhn, P., Hahn, Chr., Schlundt, A.: Schlanke Kalk-
[9] DIN 1053-11:2009-03(E): Mauerwerk – Vereinfachtes sandstein-Wnde und Brandschutz, Deutsches Ingenieurblatt
Nachweisverfahren fr unbewehrtes Mauerwerk. Ende 2009.
D Bauphysik · Brandschutz 327
1 Einfhrung
Industrie- und Gewerbebauten werden in der Regel ent-
sprechend der Muster-Bauordnung (MBO) [1] bzw. den
darauf aufbauenden Landesbauordnungen (LBO) als
Sonderbauten eingestuft. Sie stellen hufig Unikate
dar, die sich von den Regelbauten der MBO (Wohn-
gebude, Brogebude, etc.) unterscheiden.
Industrie- und Gewerbebauten sind im Wesentlichen
von ihrer unterschiedlichen Funktionalitt und Nutzung
her geprgt. Dabei werden Industriebauten in der Regel
dem produzierenden und Gewerbebauten dem verarbei-
tenden Gewerbe zugeordnet. Hinsichtlich des Brand-
schutzes bedrfen beide Bereiche einer besonderen Be-
trachtung. Wegen dieser Gleichbehandlung aus brand- Bild 1. Gebude der Automobilindustrie (Foto: BMW)
schutztechnischer Sicht werden nachfolgend nur die In-
dustriebauten namentlich aufgefhrt.
Das Spektrum der Industriebauten reicht von den bei-
den Extremen Automobilindustrie einerseits zur Che-
mischen Industrie andererseits. Die Automobilindustrie
arbeitet in meist eingeschossigen, großen Brandbe-
kmpfungsabschnitten bis ber 120.000 m± Grçße und
geringen Brandlasten (Bild 1). Die Bauten der Che-
mischen Industrie zeichnen sich meist durch eine kleine
bis mittelgroße Grundflche, Gebude mit mehreren
Ebenen, hufig oberhalb der Hochhausgrenze, und
hohe Brandlasten aus (Bild 2).
Da fr diese Industriebauten die in der MBO enthalte-
nen Regelungen zum Brandschutz nicht zutreffen, sind
entsprechende Brandschutzkonzepte zu erstellen, mit
denen die erforderlichen Ausnahmen vom allgemeinen
Baurecht begrndet werden. Die Erstellung der indivi- Bild 2. Gebude der Chemischen Industrie
duellen Brandschutzkonzepte setzt besondere Kenntnis- (Foto: Infraserv Hçchst)
se und Befhigungen bei den Aufstellern voraus, die auf
Erfahrungen und einer gebten Praxis basieren. Ziel
dieser Abhandlung ist es, die mit der Konzepterstellung aus dem Jahr 2000. Zum Teil wurde auf Regelungen aus
verbundenen Belange zusammenfassend darzustellen. dem derzeitigen Stand der Richtlinienberarbeitung Be-
Umfassende Informationen dazu finden sich in der zug genommen.
Muster-Richtlinie ber den baulichen Brandschutz im
Industriebau (MIndBauRL) [2]. Gltig ist die Fassung
2 Baurechtliche Anforderungen
2.1 Allgemeines
Grundlage fr die Behandlung des Brandschutzes in
1) Zum gleichen Thema hat der Autor in der Broschre
„Kalksandstein – Industrie- und Gewerbebau“ (Hrsg.: Industriebauten ist die Kenntnis der baurechtlichen An-
Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover; forderungen, insbesondere die der MBO bzw. der da-
Stand Mrz 2009) einen Abschnitt verfasst. rauf basierenden LBO. Fr die in der MBO in erster
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
328 D Bauphysik · Brandschutz
Linie behandelten Regelbauten ist durch die Vorgaben Die an Sonderbauten zu stellenden besonderen Anfor-
unmittelbar geregelt, welche Maßnahmen zu treffen derungen sind in der MBO im § 51 Sonderbauten all-
sind, um den erforderlichen Brandschutz zu gewhrleis- gemein beschrieben:
ten. Diese Angaben liegen fr Industriebauten als Ge- „An Sonderbauten kçnnen im Einzelfall zur Verwirk-
bude „besonderer Art und Nutzung“ nicht unmittelbar lichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Abs. 1
vor. Es sind nur allgemeine Hinweise gegeben, die besondere Anforderungen gestellt werden. Erleichte-
durch besondere Brandschutznachweise im Rahmen rungen kçnnen gestattet werden, soweit es der Einhal-
von Brandschutzkonzepten zu konkretisieren sind. tung von Vorschriften wegen der besonderen Art oder
Nachfolgend werden die allgemeinen Anforderungen Nutzung baulicher Anlagen und Rume oder wegen be-
und die Ableitungen fr Sonderbauten erlutert. sonderer Anforderungen nicht bedarf.“
Zum Nachweis der bei Industriebauten hufig erforder-
lichen Erleichterungen gegenber den allgemeinen An-
2.2 Anforderungen gemß MBO
forderungen an Regelbauten nach der MBO wird in der
Das vordringliche Ziel der MBO, die mit der Errichtung Regel auf die jeweils lnderspezifische Industriebau-
und dem Betrieb von Gebuden und Anlagen verbun- richtlinie zurckgegriffen. Diese bauaufsichtlich einge-
dene Sicherheit und Ordnung zu gewhrleisten, ist mit fhrten Richtlinien basieren auf der Muster-Industrie-
dem § 3 (1) Allgemeine Anforderungen nher definiert: baurichtlinie der Bauministerkonferenz. Neben der
„Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ndern MIndBauRL sind darber hinaus fr Industriebauten
und instand zu halten, dass die çffentliche Sicherheit in gegebenen Anwendungsfllen spezielle Richtlinien,
und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und z. B. fr elektrotechnische Anlagen und Laborbereiche,
die natrlichen Lebensgrundlagen, nicht gefhrdet wer- zu beachten.
den.“ Falls ein Industriegebude die speziellen Kriterien fr
Diese allgemeinen Anforderungen sind durch die An- Sonderbauten nach MBO § 2 (4) nicht erfllt, jedoch
forderungen an die Bauausfhrung in der MBO konkre- die fr Sonderbauten nach § 51 mçglichen und zu be-
tisiert: grndenden Erleichterungen im Einzelfall erforderlich
§ 12 Standsicherheit sind, kçnnen die Voraussetzungen dafr mit Bezug auf
§ 13 Schutz gegen schdliche Einflsse die MBO § 67 Abweichungen nachgewiesen und be-
§ 14 Brandschutz grndet werden. Gemß MBO § 3 Abs. 3 Satz 3 kann
§ 15 Wrme-, Schall-, Erschtterungsschutz von den Technischen Baubestimmungen abgewichen
§ 16 Verkehrssicherheit werden, wenn mit einer anderen Lçsung in gleichem
Fr den Bereich Brandschutz gilt das Schutzziel: Maße die allgemeinen Anforderungen des Absatzes 1
„Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu erfllt werden.
ndern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Mit der im Bild 3 dargestellten bersicht ist der Zu-
Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch sammenhang der fr Industriebauten maßgebenden
(Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei einem Richtlinien und Normen nher erlutert.
Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie
wirksame Lçscharbeiten mçglich sind.“
Bei der Umsetzung der allgemeinen Anforderungen an
Gebude als Teil der baulichen Anlagen wird zwischen 3 Brandschutzkonzepte
Regelbauten (u. a. Wohngebude und Brogebude) 3.1 Allgemeines
und Sonderbauten (u. a. Hochhuser, Verkaufssttten,
Versammlungssttten und Industriebauten) unterschie- Wegen der fehlenden Grundlagen in der MBO fr den
den. Gegenstand der MBO ist im Wesentlichen die Be- brandschutztechnischen Nachweis von Industriebauten
handlung von Gebuden als Regelbauten, definiert in als Sonderbauten ist gemß der MIndBauRL der Nach-
der MBO nach § 2 (2). weis in Form eines Brandschutzkonzepts zu erbringen.
Die sich von den Regelbauten im Hinblick auf ihre In diesem Konzept sind neben den Nachweisgrundlagen
„besondere Art und Nutzung“ unterscheidenden Son- insbesondere die zu treffenden konkreten Maßnahmen
derbauten sind nach der MBO im § 2 (4) nher und zum Brandschutz, einschließlich der Ergebnisse von
auch abschließend definiert. Die fr Industriebauten rechnerischen Nachweisen, darzulegen. Nhere Anga-
als Sonderbauten im Wesentlichen maßgebenden Sach- ben zur Erstellung von Brandschutzkonzepten sind in
verhalte sind: [3] dargelegt.
– bauliche Anlagen mit einer Hçhe von mehr als 30 m,
– Gebude mit mehr als 1600 m± Grundflche des Ge-
3.2 Nachweisgrundlagen
schosses mit der grçßten Ausdehnung.
– Regallager mit einer Oberkante Lagergut von mehr Eine wesentliche Aufgabe im Rahmen eines Brand-
als 7,50 m, schutzkonzepts ist es, gleich zu Beginn die zu berck-
– bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang sichtigenden wesentlichen Schutzobjekte zu definieren
oder Lagerung von Stoffen mit Explosions- oder er- und als Schutzziele vorzugeben. In Abhngigkeit von
hçhter Brandgefahr verbunden ist. den Schutzzielen sowie von Gefahren und Risiken bei
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 329
Bild 3. bersicht ber die brandschutzrelevanten Richtlinien und Normen bei Industriebauten
der Produktion und/oder Lagerung in Industriebauten des Versicherungsschutzes: Dabei geht es um den vor-
mssen die Anforderungen an die baulichen und anla- beugenden Schutz der wirtschaftlichen bzw. finanziel-
gentechnischen Komponenten definiert und entspre- len Interessen sowie um das Minimierungsgebot von
chend ausgebildet werden. Brand- und Brandfolgeschden.
Bei Beachtung der bei Industriebauten vorhandenen un- Mittels Gefahrenanalyse erfolgt eine Feststellung und
terschiedlichen Rahmenbedingungen ergeben sich ver- Beschreibung des in einem Industriebetrieb vorhande-
schiedene, in differenzierter Weise und Intensitt zu nen Gefahrenpotenzials. Hierbei werden im Wesentli-
schtzende Objekte. Dabei wird folgenden Schutzzielen chen die vorhandenen Stoffe, die Lagerungsart der Stof-
besondere Bedeutung beigemessen: fe, die Prozesse sowie die vorhandenen technischen
– Personenschutz, Schutzvorkehrungen analysiert. Das Ergebnis der Ge-
– Umweltschutz, fahrenanalyse bestimmt Art und Umfang der erforder-
– Sachschutz. lichen Brandschutzmaßnahmen.
Je nach Schutzbedarf im konkreten Fall ist nur ein Auf Grundlage der Gefahrenanalyse erfolgt eine Ein-
Schutzobjekt als Schwerpunkt zu beachten – oder es schtzung der durch Explosionen, Brnde, Havarien,
sind gleich mehrere Schutzbereiche zu bercksichtigen. Leckagen etc. infolge nicht bestimmungsgemßen Be-
Nach MBO § 3 (1) kommt dem Personenschutz eine triebs entstehenden Risiken und Schden. Dabei werden
besondere Bedeutung zu, aber auch der Umweltschutz die Auftretenswahrscheinlichkeiten und das mçgliche
ist in besonderer Weise angesprochen. Der Sachschutz Schadensausmaß behandelt, fr die schadensminimie-
ist mit zwei Komponenten ein wesentlicher Bestandteil rende Maßnahmen zu treffen sind.
330 D Bauphysik · Brandschutz
3.3 Maßnahmen zum Brandschutz den werden hufig anlagentechnische Elemente zur
Kompensation von fehlenden baulichen Elementen ver-
Die im Rahmen eines Brandschutzkonzepts zu berck-
wendet. Der organisatorische Brandschutz schließlich
sichtigenden Maßnahmen und Komponenten lassen
rundet mit seinen Komponenten die erforderlichen
sich zunchst in zwei Bereiche gliedern: vorbeugender
Maßnahmen zur Gestaltung eines effizienten, vorbeu-
Brandschutz und abwehrender Brandschutz (Bild 4).
genden Brandschutzes ab.
Unter vorbeugendem Brandschutz versteht man dabei
Unter abwehrendem Brandschutz werden dagegen alle
alle Maßnahmen, die zur Verhinderung einer Brandent-
Maßnahmen zur Bekmpfung von Gefahren fr Leben,
stehung und Brandausbreitung sowie zur Sicherung der
Gesundheit und Sachwerten verstanden, die bei einem
Rettungswege erforderlich sind. Der vorbeugende
Brand entstehen. Sie werden bei einem Brand als Maß-
Brandschutz schafft die Voraussetzungen fr einen wir-
nahmen der Brandbekmpfung angewendet.
kungsvollen abwehrenden Brandschutz, z. B. durch eine
wirksame Entrauchung. Alle Maßnahmen des vorbeu-
genden Brandschutzes kçnnen auch unter dem Begriff
der Brandverhtung zusammengefasst werden. Sie wer- 4 Nachweise auf der Grundlage der
den entsprechend ihrer Wirkungsweise unterteilt: Muster-Industriebaurichtlinie
– baulicher Brandschutz,
4.1 Allgemeines
– anlagentechnischer Brandschutz,
– organisatorischer Brandschutz. Die MIndBauRL bzw. die darauf basierenden lnder-
Mit dem baulichen Brandschutz werden im Wesentli- spezifischen Industriebaurichtlinien bilden die Nach-
chen konstruktive und baustoffliche Anforderungen be- weisgrundlage zur Erlangung von Erleichterungen ge-
handelt, wie sie bereits in der MBO angesprochen sind. genber den Regelungen der Bauordnung fr die als
Die wichtigsten Regelungen fr Industriegebude sind Sonderbauten eingestuften Industriegebude.
in der MIndBauRL, Abschnitt 5, Allgemeine Anforde- Aktuell gilt die MIndBauRL, Fassung Mrz 2000, die
rungen, aufgefhrt. Sie werden auszugsweise nachfol- sich derzeit in der berarbeitung befindet. Wesentlicher
gend erlutert. Grund fr die beabsichtigte Neufassung ist zwischen-
Im Rahmen des anlagentechnischen Brandschutzes zeitlich festgestellter Przisierungsbedarf sowie die An-
werden mechanisch bzw. elektrotechnisch geprgte passung an die inzwischen erschienenen Normenfas-
Komponenten behandelt, die den baulichen Brand- sungen bzw. Vorschriften. Dieser berarbeitungsent-
schutz in der Regel ergnzen. Bei vorhandenen Gebu- wurf wird nachfolgend auszugsweise bercksichtigt.
einer Grundflche von insgesamt mehr als 5000 m± eine mit Fenstern ein Mindestabstand einzuhalten. Die in
fr Feuerwehrfahrzeuge befahrbare Umfahrt haben und Bild 5 dargestellten Werte wurden durch Brandauswer-
darber hinaus ausreichende Aufstell- und Bewegungs- tungen im Bereich der Chemischen Industrie ermittelt.
flchen aufweisen. Als Empfehlung gilt ein Mindestabstand von 20 m. An-
Bei Gebuden im Bereich der Chemischen Industrie ist dernfalls ist bei Unterschreitung des Abstandes einseitig
aufgrund der Mehrgeschossigkeit die Grundflche ver- auf Fenster zu verzichten.
gleichsweise klein, so dass mehrere Gebude eine ge-
meinsame Umfahrt besitzen kçnnen. Im Bereich der 4.2.3 Lçschwasserbedarf, Ringleitungen,
Automobilindustrie dagegen sind mit Grundflchen Hydranten
von z. B. mehr als 60.000 m± die vorgenannten Kriterien
nicht realisierbar. Daher sind als Kompensation fr die- Der Lçschwasserbedarf fr Industriebauten schwankt
se Abweichung die nach Abschnitt 7.5.2 der MInd- von Fall zu Fall und ist von der Grçße der BA/BBA
BauRL definierten Randbedingungen einzuhalten, die und den sich darauf befindenden Brandlasten abhngig.
jedoch zunchst nur fr die Betrachtung der Brandbe- Nach Abschnitt 5.1 der MIndBauRL ist daher der
kmpfungsabschnitte gedacht sind. Lçschwasserbedarf in Abstimmung mit der fr den
Entsprechend Abschnitt 5.2.1 der MIndBauRL muss Brandschutz zustndigen Dienststelle festzulegen. Die
zudem jeder Brandabschnitt/Brandbekmpfungs- erforderliche Lçschwassermenge kann dabei auf der
abschnitt (BA/BBA) mit mindestens einer Seite an der Grundlage des DVGW-Arbeitsblattes W 405 – Bereit-
Außenwand liegen und von dort aus fr die Feuerwehr stellung von Lçschwasser durch çffentliche Trinkwas-
zugnglich sein. Ausgenommen von diesen Anforde- serversorgung – ermittelt werden. Nach der MInd-
rungen sind BA/BBA, sofern sie mit einer selbstttigen BauRL ist in Abhngigkeit von der Grçße der BA-/
Feuerlçschanlage ausgestattet sind. Diese drfen im In- BBA-Flche von folgendem Lçschwasserbedarf aus-
neren eines Gebudes ohne Kontakt zur Außenwand zugehen:
liegen. Das gilt auch fr Rume innerhalb von BA/
Flche £ 2.500 m± erf V ‡ 96 m/h
BBA.
Flche ‡ 4.000 m± erf V ‡ 192 m/h
4.2.2 Gebudeabstand Dabei ist der Lçschwasserbedarf ber einen Zeitraum
Insbesondere im Bereich der Chemischen Industrie von zwei Stunden zu gewhrleisten. Bei Industriebau-
werden zur optimierten Ausnutzung der Infrastruktur ten mit selbstttiger Feuerlçschanlage gelten reduzierte
die Gebude innerhalb von Blockfeldern konzentriert Werte.
angeordnet. In diesen Fllen ist zur Vermeidung strah- In Abhngigkeit von der jeweiligen Infrastruktur erfolgt
lungsbedingter Brandbertragung bei Gebudefassaden in Werken bzw. Industrieparks die Lçschwasserversor-
gung ber das Trinkwassernetz und/oder ber ein eigens
dafr ausgelegtes Lçschwassernetz mit z. B. aufbereite-
tem Flusswasser. Das Lçschwassernetz besteht dabei
aus Ringleitungen, die die Gebude umgeben, und ent-
sprechenden Hydranten. Die Anordnung der Hydranten
und deren Schutzbereiche werden in der Regel in Ab-
stimmung mit der zustndigen Brandschutzdienststelle
vorgenommen.
4.3 Gebudekonzept
4.3.1 Trennung unterschiedlicher Bereiche
Bei der Trennung von Bereichen ist zu unterscheiden,
ob diese aufgrund von unterschiedlichen Nutzungen –
wie z. B. Produktion und Lagerung – oder Nutzern, z. B.
zwei oder mehrere Firmen in einem Gebude, erfolgt.
Obgleich die Bereiche von Industriegebuden mit un-
terschiedlichen Nutzungen und Risiken grundstzlich
durch Wnde voneinander getrennt werden sollten, ist
dies hufig prozessbedingt nicht mçglich. Dieser Sach-
verhalt ist im Rahmen des Brandschutzkonzepts beson-
ders zu bercksichtigen. Bereiche mit unterschiedlichen
Nutzern sind gemß Baurecht in unterschiedliche Nut-
zungseinheiten zu unterteilen und baulich voneinander
zu trennen. Doch auch hier ist aus produktionstech-
nischen Grnden, z. B. bei verschiedenen Firmen in ei-
ner Automobil-Montagehalle, hufig eine bauliche
Trennung nicht mçglich. Daher ist dem Schutzziel der Bild 6. Zweischalige Wandausfhrung – standsicher im
MBO durch andere, kompensierende Maßnahmen zu Brandfall [6]
entsprechen.
4.3.2 Stabilisierung der Gebude Nach Abschnitt 5.4 der MIndBauRL sind daher Ge-
schosse von Brandabschnitten, die ganz oder teilweise
In Abhngigkeit von Art und Nutzung der Gebude
unter der Gelndeoberflche liegen und bei denen nicht
erfolgt die Gebudestabilisierung durch Kerne, Wand-
zumindest eine Seite auf voller Lnge von außen fr die
und Deckenscheiben, horizontale bzw. vertikale Ver-
Feuerwehr zugnglich ist, durch raumabschließende
bnde oder Rahmenkonstruktionen. Mçgliche Gebu-
feuerbestndige Wnde auszubilden. Fr das erste Un-
deerweiterungen und Nachrstmçglichkeiten fr die
tergeschoss gelten Abschnitte von maximal 1000 m±,
Anlage sind bei der Festlegung des Aussteifungssys-
fr alle tiefer gelegenen Untergeschosse 500 m±.
tems zwingend zu bercksichtigen.
Die Flchenbeschrnkungen gelten in gleicher Grçße
Bei der konstruktiven Ausbildung der Bauteile sind die
fr die Flchen von Brandbekmpfungsabschnitten.
im Brandfall mçglichen grçßeren Ausdehnungen zu be-
Fr den Fall der Anordnung einer selbstttigen Feu-
rcksichtigen. Dabei sind insbesondere mçgliche
erlçschanlage oder der Nutzung der Flchen ausschließ-
Zwangbeanspruchungen und Auflagerverschiebungen
lich zum Betrieb von Wasserklr- oder Wasseraufberei-
in ihren Auswirkungen zu verfolgen.
tungsanlagen drfen die vorgenannten Flchenwerte
Im Falle einer Fugenausbildung mit zweischaliger BA-
auf das Dreieinhalbfache erhçht werden.
bzw. BBA-Wand mssen beide Schalen voneinander
unabhngig und auch im Brandfall standsicher sein.
Dabei ist der Abstand so zu whlen, dass im Brandfall 4.3.4 Brandabschnitte und
keine Zerstçrung zu befrchten ist (Bild 6). Werden Brandbekmpfungsabschnitte
gegenberliegende Außenwnde wie zweischalige
Im Hinblick auf die Anwendung der MIndBauRL ist
Brandwnde (BW) ausgebildet und in einem grçßeren
eine Differenzierung bei der Raumbercksichtigung in
Abstand voneinander angeordnet, so lsst sich ein Sys-
Geschossen bzw. Ebenen erforderlich. Somit kann, je
temversagen beider Außenwnde infolge Brandeinwir-
nach Ausbildung, ein Gebude n-geschossig, n-ebenig
kung vermeiden.
oder gemischt geschossig bzw. ebenig sein (Bild 7).
Dies hat entsprechende Auswirkungen auf die Anzahl
4.3.3 Geschosse unter der Gelndeoberflche
der Brandbekmpfungsabschnitte in einem Gebude.
Geschosse unterhalb der Gelndeoberflche (Keller- Sobald Deckençffnungen grçßer als 50 % der Grund-
geschosse) stellen im Hinblick auf die Brandbekmp- flche sind, z. B. bei umlaufenden Galerien, liegen kei-
fung besondere Probleme dar, da die Zugnglichkeit in ne eigenstndigen Ebenen vor. berschreiten die Fl-
der Regel eingeschrnkt ist. Wegen der hufig nur chenbereiche in der jeweiligen Ebene oder im Geschoss
geringen Raumhçhen existiert nur kurze Zeit eine 50 % der Grundflche, so ist diese Flche als weitere
raucharme Schicht. Zudem werden Kellerrume hufig Ebene zu bercksichtigen. Whrend bei Geschossen die
in ungeeigneter Weise zur Lagerung von Stoffen mit Deckenausbildung eindeutig geregelt ist, bedarf es bei
ungeschtzten Brandlasten verwendet. Daher sollten Ebenen einer nheren Definition. Danach werden ent-
Lagerstoffe mçglichst nicht in Kellergeschossen oder sprechend DIN 18230-1 [5] Abdeckungen von ffnun-
nur geschtzt in dafr ausgebildeten Rumen gelagert gen, Gitterroste sowie Blechabdeckungen wie Trnen-
werden. oder Riffelblech, die hinsichtlich ihrer Tragfhigkeit
334 D Bauphysik · Brandschutz
0,5 % aerodynamisch wirksamer Rauchabzugsflche, wege vorhanden sein. Dies mssen nicht unbedingt
bezogen auf die Flche des Raums. Ausgnge sein. Einer dieser Rettungswege darf ber
Da fr die Normalgeschosse in einem mehrgeschossi- Außentreppen oder Treppenrume, ber Rettungsbalko-
gen Industriebau in der Regel keine vertikale Rauch- ne, ber Terrassen und/oder ber begehbare Dcher auf
ableitung mçglich ist – ausgenommen maschinelle das Grundstck fhren, wenn er im Brandfall durch
Rauchableitung entsprechend DIN 18232-5 – erfolgt Feuer und Rauch nicht gefhrdet werden kann.
diese im Bereich der Außenwnde als horizontale Von jeder Stelle eines Produktions- oder Lagerraums
Rauchableitung ber entsprechende vertikale ffnun- soll mindestens ein Hauptgang mit mindestens 2 m
gen – in der Regel Fenster. Nach der Arbeitssttten- Breite nach hçchstens 15 m Lauflnge erreichbar sein.
richtlinie mssen sich diese als Sichtverbindungen Diese sollen dabei geradlinig auf kurzem Wege zu Aus-
nach außen im unteren Wandbereich befinden. Dies gngen ins Freie, zu notwendigen Treppenrumen, zu
steht der erforderlichen Anordnung von ffnungen anderen Brandabschnitten und Brandbekmpfungs-
zur Rauchableitung im oberen Wandbereich entgegen. abschnitten (BA/BBA) fhren. Diese anderen BA/BBA
Deshalb kommen bei Industriegebuden mit großen Ge- mssen Ausgnge unmittelbar ins Freie oder zu not-
schosshçhen in der Regel die im Bild 9 dargestellten wendigen Treppenrumen mit einem sicheren Ausgang
ffnungsvarianten alternativ zur Anwendung. Dabei ins Freie haben.
kann bei der Bandfassade anstelle des oberen Fenster- Die maximal zulssigen Rettungswege sind abhngig
bandes z. B. auch eine stndig offene oder çffenbare vom Vorhandensein einer Alarmierungseinrichtung
Lamellenkonstruktion zur Anwendung kommen. (Tabelle 1).
Bei Raumhçhen zwischen 5 und 10 m darf interpoliert Außenwand vorstehendes Teil der Brandwand oder
werden. Das Auslçsen der Alarmierungseinrichtung BBA-Wand einschließlich der Bekleidung aus nicht-
muss alternativ erfolgen durch brennbaren Stoffen eine Brandbertragung auf andere
– eine automatische Brandmeldeanlage oder mittels BA oder BBA zu behindern (Bild 12).
Handauslçsung von der Feuermeldestelle, Alternativ kann z. B. ein Außenwandabschnitt aus
– mindestens einer Handauslçsung bei einer selbsttti- nichtbrennbaren Baustoffen einschließlich seiner Be-
gen Feuerlçschanlage. kleidung mit einer Breite von mindestens 1 m zur ber-
Die vorgenannten Entfernungen werden in der Luftlinie brckung der Stirnseiten von BW bzw. BBA-Wand aus-
gemessen, jedoch nicht durch Bauteile hindurch. Die gebildet werden. Bei einer brennbaren Außenwand-
tatschliche Lauflnge darf nicht mehr als das 1,5-Fa- bekleidung ist die berbrckung der Stirnseite auf einer
che der Entfernung betragen. Lnge von jeweils 1 m anzuordnen (Bild 13).
Sind Gebude oder Gebudeteile in einem Winkel von
£ 120 zueinander angeordnet, so besteht eine erhçhte
4.4 Gebudeteile und Bauteile Gefahr der Brandausbreitung bereck. Der Gefahr kann
durch eine in den Bildern 14 und 15 dargestellte An-
4.4.1 Brandwnde und Brandbekmpfungs-
ordnung der BW- bzw. BBA-Wand begegnet werden.
abschnittswnde
Anstelle einer inneren Brandwand kçnnen zwei sich
Die Ausbildung von Brandwnden und Wnden zur gegenberstehende Wnde in F-90-A-Bauweise ver-
Trennung von Brandbekmpfungsabschnitten (BBA- wendet werden (s. Bild 6). Die diese Wnde unterstt-
Wnden) erfolgt entsprechend Abschnitt 5.8 der MInd- zenden oder aussteifenden Bauteile sind in derselben
BauRL. Die dort genannten Elemente werden im VdS- Feuerwiderstandklasse auszufhren wie die tragenden
Merkblatt „Brand- und Komplextrennwnde“ [6] sehr Bauteile des zugeordneten BBA.
anschaulich nher erlutert. Dessen Beispiele werden Bauteile mit brennbaren Stoffen drfen in BW bzw.
auszugsweise zur Illustration herangezogen. BBA-Wnde nur so weit eingreifen, dass der verblei-
Brandwnde und BBA-Wnde sind mindestens 50 cm bende Wandquerschnitt die erforderliche Feuerwider-
ber Dach zu fhren. In Bild 10 sind gemß MBO je- standsklasse aufweist.
doch nur 30 cm dargestellt. Dies gilt insbesondere bei ffnungen in Brandwnden oder BBA-Wnden sind zu-
Dchern, die aus nichtfeuerbestndigen oder brenn- lssig, wenn sie dicht- und selbstschließende Abschlsse
baren Baustoffen ausgefhrt sind. Brennbare Teile dr- in der Feuerwiderstandsfhigkeit der Wnde, hçchstens
fen nicht ber diese berdachfhrungen hinweg gefhrt jedoch solche wie fr feuerbestndige Wnde, haben. Sie
werden. Die in Bild 11 dargestellte Wandausfhrung mssen nach DIN 4102 klassifiziert sein. Sind Abschls-
bei feuerbestndigem Dach wurde nicht in der MInd- se aus betrieblichen Grnden offen zu halten, mssen sie
BauRL vermerkt, ist jedoch als solche nicht aus- mit Feststellanlagen versehen sein, die bei Raucheinwir-
geschlossen. kung selbstttig schließen. Lichtdurchlssige Teilfl-
Weitere Darstellungen von Brandwnden im Dach- chen als Brandschutzverglasungen mssen mindestens
bereich sind in [7] aufgefhrt. Im Bereich der Außen- die gleiche Feuerwiderstandklasse wie die angrenzenden
wnde ist z. B. durch ein mindestens 50 cm vor der Wnde aufweisen (Bilder 16 und 17).
Bild 10. Brandwandausfhrung zwischen Gebuden Bild 11. Brandwandausfhrung bei feuerbestndigem Dach [6]
gleicher Hçhe [6]
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 337
Bild 12. Brandwandausfhrung ber die Außenwandebene Bild 13. Brandwandausfhrung im Anschluss an feuer-
hinaus [6] bestndige Außenwandebene [6]
Bild 14. Brandausbreitung bereck: Winkelbeeinflussung Bild 15. Brandausbreitung bereck: Winkelbeeinflussung
mit abgerckter Wand [6] mit Wandabschnitt F 90-A [6]
Bild 16. Feuerbestndig geschtzte ffnungen Bild 17. Lichtdurchlssige Teilflchen als Brandschutz-
nach DIN 4102 [6] verglasungen [6]
338 D Bauphysik · Brandschutz
4.4.3 Feuerberschlagsweg
Zur Behinderung einer vertikalen Brandbertragung
zwischen bereinander angeordneten BA bzw. BBA
sind geeignete Vorkehrungen zu treffen, wie z. B.
– mindestens 1,5 m weit auskragende ausreichend
feuerwiderstandfhige Bauteile,
– ausreichend feuerwiderstandfhige Bauteile mit einer
Hçhe von mindestens 1,5 m zwischen den ffnungen.
Bei Vorliegen hçherer Sicherheitskategorien kann die
Hçhe auf 1 m reduziert werden.
Die Bauteile sind ausreichend feuerwiderstandsfhig,
wenn sie entweder aus nichtbrennbaren Baustoffen be-
stehen und der Feuerwiderstandsfhigkeit der angren-
zenden Decke entsprechen oder wenn sie – bei brenn-
baren Stoffen – mit einer brandschutztechnisch wirk-
samen Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen ver-
sehen sind.
4.4.4 Bedachungen
Zur Behinderung der Brandausbreitung bei großflchi-
gen Dchern mssen Industriebauten mit einer Dach-
flche von mehr als 2500 m± im Bereich der Bedachung
(Dachkante, Wrmedmmung, Dampfsperre, Trger
der Dachhaut u. .) von BA bzw. BBA z. B. wie folgt
alternativ ausgebildet sein:
– Aufbau entsprechend DIN 18234-1 einschließlich
Bild 18. Beispiele fr Wand- und Deckenanschlsse an Brand- Beiblatt 1,
wnde nach DIN 4102-4 [7] – tragende Dachschale aus mineralischen Baustoffen,
– andere Bedachungen aus nichtbrennbaren Bau-
stoffen.
Statisch erforderliche Anschlsse zur Aufnahme von Die vorstehenden Anforderungen gelten nicht fr erd-
Stoßbeanspruchungen nach DIN 4102-3 sind so aus- geschossige Lagerflchen mit einer Flche bis zu
zubilden, dass die erforderliche Standsicherheit und 3000 m±, wenn im Lager ausschließlich nichtbrennbare
der Funktionserhalt der Brandwnde gewhrleistet wer- Stoffe oder Waren unverpackt gelagert sind. Dies gilt
den. Beispiele zu Anschlssen sind mit Bild 18 und in auch, wenn Verpackung und Lager- bzw. Transport-
[7] exemplarisch dargestellt. hilfsmittel nicht zur Brandausbreitung beitragen.
Im Bereich von Dachdurchdringungen ist durch kons-
truktive Maßnahmen, z. B. entsprechend DIN 18234-4,
4.4.2 Nichttragende Außenwnde und
eine Brandweiterleitung zu behindern.
Außenwandbekleidungen
Zur Verminderung des Risikos der Brandausbreitung
4.5 Technische Anlagen
bei großflchigen Außenwnden mssen bei Industrie-
bauten mit einer Grundflche von mehr als 2000 m± die 4.5.1 Rauch- und Wrmeabzugsanlagen
nichttragenden Außenwnde und Außenwandbeklei-
Neben der DIN EN 12102-2 enthalten insbesondere die
dungen einschließlich der Dmmstoffe und Unterkons-
Teile 2, 4 und 7 der DIN 18232 die fr die Rauch- und
truktionen aus folgenden Baustoffen bestehen:
Wrmefreihaltung von Brandabschnitten bzw. Brandbe-
– bei erdgeschossigen Bauten ohne selbstttige Feu-
kmpfungsabschnitten erforderlichen Angaben zur Aus-
erlçschanlagen und bei mehrgeschossigen sowie
legung der RWA-Anlagen. Wegen der Vielfalt der zu
mehrebenigen Bauten mit selbstttigen Feuerlçsch-
beachtenden Aspekte wird auf diese Normen verwiesen.
anlagen aus mindestens schwerentflammbaren Bau-
stoffen der Baustoffklasse B 1,
4.5.2 Brandmeldeanlagen
– bei mehrgeschossigen und mehrebenigen Bauten
ohne selbstttige Feuerlçschanlagen aus nichtbrenn- Automatische Brandmeldeanlagen drfen nur berck-
baren Baustoffen, Baustoffklasse A. sichtigt werden, wenn sie flchendeckend angeordnet
Diese Anforderungen gelten nicht fr Außenwand- sind und mit technischen Maßnahmen zur Vermeidung
bekleidungen aus z. B. polymeren Werkstoffen, die von Falschalarm ausgefhrt und betrieben werden.
planmßig als Wrmeabzugsflchen nach DIN 18230-1 Brandmeldungen sind unmittelbar zur zustndigen Feu-
[5] eingesetzt werden. eralarmierungsstelle zu bertragen. Brandmeldeanlagen
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 339
1 2 3 4
rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsfhigkeit von Feuerwiderstandsfhigkeit von Bauteilen in Feuerwiderstandsfhigkeit von
Feuerwiderstandsdauer erf tF 1. Wnden und Decken, die Brandbekmpfungsabschnitte der Brandsicherheitsklasse SKb3, die nicht in 1. Bauteilen
nach DIN 18230-1 [min] trennen oder tragenden und aussteifenden Bauteilen, die Zeile 1, Spalte 2, Nr. 1, einzuordnen sind 2. Abschlssen von ffnungen in Bauteilen mit
Brandbekmpfungsabschnitte berbrcken Feuerwiderstandsfhigkeit
2. Abschlssen von ffnungen in Bauteilen nach Nr. 1 3. Lftungsleitungen, Installationsschchten
3. Lftungsleitungen, Installationsschchten und -kanlen oder und -kanlen oder Vorkehrungen gegen
Vorkehrungen gegen Brandbertragung bei Leitungen, Lf- Brandbertragung bei Leitungen, Lftungs-
tungsleitungen, Installationsschchten und -kanlen ohne leitungen, Installationsschchten und -kan-
D Bauphysik · Brandschutz
1) Die Wnde mssen raumabschließend sein. Deren Feuerwiderstandsfhigkeit muss auch unter zustzlicher mechanischer Beanspruchung gewhrleistet sein.
2) Fr Bauteile in Industriebauten bis zu zwei Ebenen feuerhemmend bzw. hochfeuerhemmend und aus brennbaren Baustoffen.
3) Mit einer brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen.
4) Die Werte der Spalten 2 bis 4 gelten auch fr eine rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer erf tf von mehr als 90 Minuten, die sich insbesondere aus einem
Teilflchennachweis ergeben kçnnen.
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 341
5 Feuerwiderstnde und Ausbildung ab von der Gruppenbezeichnung nach MBO. Aus die-
der Bauteile sem Grund wurde eine bersetzung der vorgenannten
Begrifflichkeiten in der Bauregelliste A dargestellt, die
Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise zum vor- hier mit Tabelle 3 verdeutlicht wird.
handenen Feuerwiderstand kçnnen erbracht werden
durch:
– genormte Bauarten nach der DIN 4102, 5.2 Vorhandene Feuerwiderstnde
– allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ), Grundlage fr die nachzuweisenden Feuerwiderstnde
– allgemeines bauaufsichtliches Prfergebnis einer ist im Allgemeinen die DIN 4102 mit ihren 17 Teilen.
dafr anerkannten Prfstelle (abP), Sie ist im Wesentlichen eine Prfnorm, nach deren Re-
– Zustimmung im Einzelfall (ZiE) durch die gelungen die vorhandenen Feuerwiderstnde der Bau-
zustndige oberste Bauaufsichtsbehçrde. teile ermittelt werden kçnnen. Ausgenommen von die-
ser grundstzlichen Charakterisierung ist Teil 4 der DIN
4102. Darin erfolgt eine Zusammenstellung und An-
5.1 Benennungen der Feuerwiderstandsfhigkeit
wendung klassifizierter Baustoffe, Anforderungen,
Nach der MBO § 26 Abs. 2 und der Bauregelliste A, Bauteile und Sonderbauteile.
Teil 1, Anlage 0.1.1 [8], werden Bauteile nach den An- Eingeflossen in die DIN 4102-4 sind auch alle im Laufe
forderungen an ihre Feuerwiderstandsfhigkeit unter- der Zeit nachgewiesenen Ausfhrungsarten von Kalk-
schieden in sandstein-Konstruktionen (Tabellen 4 und 5). Diese
1. feuerhemmend, Ausfhrungsarten sind durch die dafr maßgebenden
2. hochfeuerhemmend, Baustoff- und Bemessungsnormen nachgewiesen und
3. feuerbestndig. bilden mit den dabei gesammelten Erkenntnissen eine
Die Feuerwiderstandfhigkeit bezieht sich bei tragen- Grundlage fr die abgeleiteten allgemeinen bauauf-
den und aussteifenden Bauteilen auf deren Standsicher- sichtlichen Zulassungen fr KS-Wnde [7].
heit im Brandfall, bei raumabschließenden Bauteilen
auf deren Widerstand gegen die Brandausbreitung. Hin-
5.3 Ausbildung der Bauteile
tergrund fr diese Art der Bezeichnung der Feuerwider-
standsfhigkeit sind die europischen Harmonisie- Wie bereits im Abschnitt 4.1.5 ausgefhrt, bildet eine
rungsbestrebungen fr die Begrifflichkeiten. Ferner gut durchdachte konstruktive Ausbildung und entspre-
sind nach der MBO § 26, Abs. 2, die Bauteile im Hin- chende qualifizierte Ausfhrung der Gebude und Bau-
blick auf ihr Brandverhalten in vier Gruppen voneinan- teile die Grundvoraussetzung fr einen wirksamen
der zu unterscheiden. konstruktiven Brandschutz. Neben der nach wie vor
Anders als nach MBO wird die Feuerwiderstandsfhig- auch im Brandfall funktionierenden Tragfhigkeit der
keit der Bauteile gemß der DIN 4102-2 durch Feuer- dafr vorgesehenen Konstruktion sind die im Brandfall
widerstandsklassen ausgedrckt (z. B. F 30, F 60, F 90), auftretenden großen Verformungen in besonderer Wei-
die nicht direkt mit den Angaben der MBO korrespon- se zu beachten. Potenzielle Zwangkrfte sind durch
dieren [9]. Auch die Bezeichnungen nach der DIN Verformungsmçglichkeiten zu verhindern. Entstehende
4102-1 zur Beschreibung des Brandverhaltens, aus- Zwangkrfte durch behinderte Verformungen mssen
gedrckt durch Baustoffklassen (z. B. A, B, AB), weicht bei der Bemessung der Bauteile bercksichtigt werden.
Die ( )-Werte gelten fr Wnde mit beidseitigem bzw. allseitigem 1) Nach DIN 4102-4, DIN 4102-4/A1, abZ und gutachterlichen
Putz nach DIN 18550-2, MG PIV oder DIN 18550-4, Leichtmçrtel. Stellungnahmen.
Der Putz kann ein- oder mehrseitig durch eine Verblendung ersetzt 2) Bei 3,0 < vorh. s £ 4,5 N/mm± gelten die Werte nur fr
werden. KS-Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen.
3) 115 mm mit Dnnbettmçrtel.
Die ( )-Werte gelten fr Wnde mit beidseitigem bzw. allseitigem 1) Nach DIN 4102-4, abZ und gutachterlichen Stellungnahmen.
Putz nach DIN 18550-2, MG PIV oder DIN18550-4, Leichtmçrtel. 2) Nach VdS 2234 und gutachterlichen Stellungnahmen.
Der Putz kann ein- oder mehrseitig durch eine Verblendung ersetzt 3) Bemessung nach DIN 1053-1, Exzentrizitt e £ d/3.
werden. 4) Mit konstruktiver oberer Halterung.
IV Brandschutz im Industrie- und Gewerbebau – Anforderungen und Nachweise 343
Fr die konstruktive Ausbildung von KS-Bauteilen im [5] DIN 18230-1:1998-05: Baulicher Brandschutz im Indus-
Hinblick auf ihre Feuerwiderstandsfhigkeit im Brand- triebau, Teil 1: Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstands-
fall liegen vertiefte Praxiskenntnisse und langjhrige dauer; erweiterter Entwurf: 2008:06. NABau im DIN, Berlin
Erfahrungen vor [7]. 2008.
[6] Brandwnde und Komplextrennwnde. Merkblatt fr die
Anordnung und Ausfhrung. VdS 2234 Schadenverhtung-
6 Literatur Verlag, Kçln 2008.
[7] Hahn, C.: Brandschutz. In: Fachbuch Planung, Konstruk-
[1] Musterbauordnung (MBO). Beuth Verlag, Berlin 2002.
tion, Ausfhrung. Herausgeber: Bundesverband Kalksand-
[2] Muster-Richtlinie ber den baulichen Brandschutz im steinindustrie eV. Verlag Bau+Technik, Dsseldorf 2009.
Industriebau (Muster-Industriebaurichtlinie – MIndBauRL).
[8] Bauregelliste A, Deutsches Institut fr Bautechnik e. V.,
Beuth Verlag, Berlin 2000; erweiterter Entwurf: 01.08.
DIBt Mitteilungen, Sonderheft 36, Berlin 2008.
[3] Brandschutzkonzepte fr Industriebauten. Herausgeber:
[9] DIN 4102-2:1977-09: Brandverhalten von Baustoffen
Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI). Callwey Verlag,
und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Pr-
Mnchen 2008.
fungen. NABau im DIN, Berlin 1977.
[4] Richtlinie zur Bemessung von Lçschwasser-Rckhalte-
anlagen beim Lagern wassergefhrdender Stoffe (LçRRL).
Beuth Verlag, Berlin 1993.
E Normen J Zulassungen J Regelwerk
Vorbemerkung
Der Beitrag enthlt eine Zusammenfassung der derzeit Die Zusammenfassung der geltenden Vornormen und
geltenden Deutschen Vornormen und Normen sowie Normen erfolgt in tabellarischer Form nach folgender
der in das deutsche Normenwerk bernommenen Euro- Unterteilung:
pischen Normen fr den Mauerwerksbau und fr die
1 Bemessung und Ausfhrung
Gebiete, die fr den Mauerwerksbau von Bedeutung
2 Mauersteine, Mauermçrtel und Putzmçrtel
sind. Da der Begriff der „geltenden Norm“ in der Praxis
3 Mçrtelbestandteile
oft nicht einheitlich gebraucht wird, unterscheidet die-
4 Weitere Baustoffe
ser Beitrag zwischen der Gltigkeit aus Sicht des Deut-
5 Prfnormen
schen Instituts fr Normung (DIN) und der des Deut-
5.1 Prfnormen fr Mauerwerk
schen Instituts fr Bautechnik (DIBt). Diese Unter-
5.2 Prfnormen fr Mauersteine
scheidung basiert auf Grundlage des Gltigkeitsdatums
5.3 Prfnormen fr Mçrtel
(z. B. Erscheinungsdatums der Norm) und der bauauf-
5.4 Prfnormen fr Ergnzungsbauteile
sichtlichen Einfhrung eines bestimmten Dokuments.
fr Mauerwerk
Die in diesem Beitrag enthaltenen Tabellen weisen da-
5.5 Prfnormen fr Wrmeschutz
her zu einem Normungsgebiet das sowohl vom DIN
6 Bauphysik
zuletzt verçffentlichte Dokument als auch das derzeit
7 Bauwerksabdichtungen
bauaufsichtlich eingefhrte Dokument aus.
8 Weitere Normen, die fr den Mauerwerksbau
Alle nachstehend aufgefhrten Vornormen 1) und
von Bedeutung sind.
Normen sind beim Beuth Verlag GmbH, Burggrafen-
straße 6, 10772 Berlin, erhltlich.
Hinweise darauf, welche Dokumente in dieser oder ei-
ner vorangegangenen Ausgabe des Mauerwerk-Kalen-
ders abgedruckt sind, werden auf Seite XXVI gegeben.
In den Tabellen 1 bis 4 sowie 6 bis 8 ist in der Spalte
„Anmerkungen“ angegeben, welche Dokumente ber
die Bauregelliste (BRL) bzw. die Muster-Liste der
Technischen Baubestimmungen (MLTB) bauaufsicht-
lich eingefhrt sind.
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
348 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
1) Norm-Entwrfe (E DIN 1053-11, -12, -13 und -14) fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2009-03 verçffentlicht.
2) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2008-10 verçffentlicht.
3) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2009-02 verçffentlicht.
4) Norm-Entwurf fr Folgeausgabe mit Ausgabedatum 2007-01 verçffentlicht.
5) Norm noch nicht anwendbar, da der nationale Anhang mit den national festzulegenden Parametern noch nicht vorliegt.
Der nationale Anhang ist in Vorbereitung.
350 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Tabelle 3. Mçrtelbestandteile
Tabelle 6. Bauphysik
Tabelle 7. Bauwerksabdichtungen
Tabelle 8. Weitere Normen, die fr den Mauerwerksbau von Bedeutung sind
Vorbemerkungen – Zulassungsnummer,
– Antragsteller,
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen, so auch die – Zulassungsgegenstand,
im Bereich des Mauerwerkbaus, werden mit Gltigkeit – Geltungsdauer,
fr alle Lnder der Bundesrepublik Deutschland durch – Bescheidumfang,
das Deutsche Institut fr Bautechnik (DIBt), Berlin er- – Beschreibung des Zulassungsgegenstandes,
teilt. Sie stellen eine Beurteilung der Verwendbarkeit – Anwendungsbereich,
des Zulassungsgegenstandes im Hinblick auf die bau- – Bestimmungen fr das Bauprodukt (Eigenschaften,
aufsichtlichen Anforderungen dar, wenn dieser noch Herstellung, Verpackung, Kennzeichnung, berein-
nicht die CE-Kennzeichnung nach der Bauprodukten- stimmungsnachweis) und
richtline hat und auch nicht durch deutsche Normen – Bestimmungen fr Entwurf und Bemessung, fr die
oder Vorschriften geregelt ist. Ausfhrung und fr Nutzung, Unterhalt und Wartung.
Ausgangspunkt fr das Verwaltungsverfahren ist der In der Regel werden allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
Antrag beim DIBt. Dieses schaltet ggf. den fr Mauer- sungen fr eine Frist von fnf Jahren erteilt. Auf Antrag
werksprodukte zustndigen Sachverstndigenausschuss kçnnen sie ergnzt, gendert und/oder verlngert wer-
„Wandbauelemente“ des DIBt ein und legt – falls er- den. Bei Bedarf kçnnen die Zulassungen kostenpflich-
forderlich – ein Prfprogramm sowie erforderliche tig beim DIBt bestellt werden (www.dibt.de). Eine Re-
Nachweise fest. Das Ende des Prozesses bildet die Er- cherche im Zulassungsverzeichnis ist kostenlos. Mit
teilung des Zulassungsbescheides. In diesem sind fol- Stand vom 01. 11. 2009 waren beim DIBt 324 gltige
gende Angaben enthalten: Zulassungen im Bereich des Mauerwerkbaus registriert.
1 Deutsche POROTON GmbH Z-17.1-383 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Csariusstraße 83 a Poroton-T-Hochlochziegel fr Mauerwerk
53639 Kçnigswinter mit Stoßfugenverzahnung
2 Dipl.-Ing. Andreas Kormann Z-17.1-992 29. 09. 2008 28. 09. 2013
Hans-Heiling-Straße 8 Mauerwerk aus Hochlochziegeln mit Stoßfugen- : 01. 04. 2009
86165 Augsburg verzahnung (bezeichnet als WDVS-Plus-Ziegel)
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
366 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 367
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
368 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
34 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-952 16. 07. 2007 19. 07. 2012
GmbH & Co. KG ZMK Blockziegel WZ 11 und WZ 12
Ziegeleistraße 13
35 82281 Oberweikertshofen Z-17.1-953 19. 07. 2007 18. 07. 2012
ZMK Blockziegel WZ 14 und WZ 16
36 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-627 23. 03. 2006 22. 03. 2011
GmbH & Co. KG Leichthochlochziegel SX
Tiefenbacher Straße 1
37 89287 Bellenberg Z-17.1-737 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel SX Plus
38 Z-17.1-925 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Leichthochlochziegel SX Pro
39 Ziegelwerk Friedland GmbH Z-17.1-636 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Heimkehrerstraße 12 UNIPOR-NE-Hochlochziegel /E: 19. 02. 2009
37133 Friedland
40 Ziegelwerk Ott Deisendorf GmbH Z-17.1-568 27. 01. 2006 26. 01. 2011
Ziegeleistraße 20 klimaton SL-Leichthochlochziegel mit besonderer
88662 berlingen-Deisendorf Lochung und kleinen Mçrteltaschen
41 Z-17.1-577 27. 01. 2006 26. 01. 2011
Klimaton ST 14 Ziegel fr Mauerwerk
ohne Stoßfugenvermçrtelung
42 Z-17.1-620 27. 01. 2006 26. 01. 2011
OTT Gitterziegel
43 Z-17.1-763 05. 12. 2005 04. 12. 2010
Leichthochlochziegel OTT klimaton ST 12 und ST 13
44 Z-17.1-741 11. 08. 2004 10. 10. 2010
Leichthochlochziegel OTT klimatherm ST 09, V: 11. 10. 2005
ST 10 und ST 11
45 Z-17.1-742 11. 10. 2005 10. 10. 2010
klimatherm-Ziegel mit HV-Lochung
46 Z-17.1-865 10. 03. 2006 09. 03. 2011
Leichthochlochziegel OTT klimatherm ST plus
47 Z-17.1-866 09. 12. 2004 09. 03. 2011
klimatherm plus-Ziegel mit HV-Lochung V: 10. 03. 2006
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 369
1 Nikol Schaller Ziegelwerk Z-17.1-771 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Leichthochlochziegeln mit integrierter
Ziegeleistraße 12 Wrmedmmung (bezeichnet als Schallotherm) und
95145 Oberkotzau Leichtmçrtel LM21
1.1.3 Verfllziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-462 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Verfllziegeln
81241 Mnchen
Klimaton ZIEGEL
Interessengemeinschaft e. V.
Ziegeleistraße 10
95145 Oberkotzau
2 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-520 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Blockziegeln
81241 Mnchen UNIPOR SZ 4109
3 THERMOPOR Z-17.1-454 31. 03. 2006 30. 03. 2011
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus Schallschutz-Fllziegeln
Olgastraße 94 (bezeichnet als „THERMOPOR SFz“)
89073 Ulm
4 Z-17.1-558 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR
Schallschutz-Fllziegeln SFz G
1.1.4 Kalksandsteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
370 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
1.1.5 Betonsteine
1.1.5.1 Vollsteine und Vollblçcke
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 371
1.1.5.2 Hohlblocksteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-816 21. 04. 2009 20. 04. 2014
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Hohlblçcken aus Leichtbeton
91352 Hallerndorf-Pautzfeld mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als
Liapor SL Wrmedmmsteine) und Leichtmçrtel
2 Trasswerke Meurin Z-17.1-833 25. 11. 2004 24. 11. 2010
Betriebsgesellschaft mbH Hohlblçcke aus Leichtbeton mit integrierter Wrme- V: 25. 11. 2005
Kçlner Straße 17 dmmung (bezeichnet als PUMIX-thermolith-MD) : 17. 05. 2006
56626 Andernach /E: 09. 03. 2007
und
Aktiengesellschaft fr Steinindustrie
Sohler Weg 34
56564 Neuwied
3 Veit Dennert KG Z-17.1-938 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Veit-Dennert-Straße 7 Hohlblçcke aus Leichtbeton mit integrierter Wrme-
96132 Schlsselfeld dmmung (bezeichnet als „Eliton-Wrmedmmsteine“)
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
372 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
1 ILA Bauen & Wohnen Z-17.1-885 27. 04. 2007 26. 04. 2012
kologische Produkte und ILA-Holz-Zementsteine fr Ausfachungsmauerwerk in
Bausysteme Vertriebsges. mbH Gebuden mit rahmenartigem Stahlbetontragwerk
Fuldaweg 21+23
74172 Neckarsulm-Amorbach
1.2.2 Betonsteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Aktiengesellschaft fr Steinindustrie Z-17.1-187 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Sohler Weg 34 Großformatige thermolith-Vollblocksteine
56564 Neuwied aus Leichtbeton
2 Z-17.1-421 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Großformatige phonolith-Vollblocksteine
aus Leichtbeton
3 W. Klumpe GmbH Z-17.1-757 29. 10. 2007 28. 10. 2012
Schlosserstraße 21 Schwergewichtsmauerwerk aus Betonelementen
49757 Werlte (bezeichnet als Big-Stone-Systeme) fr Schttgutlager
1.3 Mauermçrtel
1.3.1 Leichtmçrtel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 373
1 Deutsche POROTON GmbH Z-17.1-683 21. 07. 2005 20. 07. 2010
Csariusstraße 83 a Mauerwerk aus Poroton-T-Planhochlochziegeln
53639 Kçnigswinter mit Stoßfugenverzahnung
2 Hçrl & Hartmann Z-17.1-861 05. 10. 2004 04. 10. 2009
Ziegeltechnik GmbH Mauerwerk aus unipor-WS plus-Planziegeln im /E: 28. 10. 2004
Pellheimer Straße 17 Dnnbettverfahren
85221 Dachau
3 Z-17.1-867 12. 11. 2004 11. 11. 2009
Mauerwerk aus unipor-WS plus-Planziegeln im
Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
4 Hning Elementbau Z-17.1-685 30. 08. 2005 29. 08. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Vario-SG-Ziegeln und Vario-Mçrtel
Hauptstraße 1
59399 Olfen-Vinnum
5 JUW POROTON-Werke Z-17.1-769 09. 09. 2004 08. 09. 2009
Ernst Jungk & Sohn GmbH Planhochlochziegel fr Mauerwerk im Dnnbett- /E: 22. 11. 2005
Ziegelhttenstraße 42 verfahren (bezeichnet als „Thermo Planziegel“)
55597 Wçllstein
6 Z-17.1-859 09. 09. 2004 08. 09. 2009
Planhochlochziegel fr Mauerwerk im Dnnbett- /E: 22. 11. 2005
verfahren (bezeichnet als Thermo-Plan-plus)
7 Klimaton-Ziegel Z-17.1-715 19. 07. 2005 31. 07. 2010
Interessengemeinschaft e. V. Mauerwerk aus klimaton-Planhochlochziegeln
Ziegeleistraße 10 mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
95145 Oberkotzau
8 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-907 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet als /E: 22. 11. 2007
63755 Alzenau ThermoPlan T16) im Dnnbettverfahren
9 Z-17.1-908 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus ThermoPlan T14, ThermoPlan T16 /E: 02. 05. 2008
und ThermoPlan T18 Planhochlochziegeln im
Dnnbettverfahren
10 Z-17.1-913 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit Stoßfugen- /E: 02. 05. 2008
verzahnung (bezeichnet als ThermoPlan HLZ)
im Dnnbettverfahren
11 Z-17.1-914 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet /E: 22. 02. 2007
als ThermoPlan TS Planhochlochziegel) und Dnnbett- 02. 05. 2008
mçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
12 Z-17.1-1013 26. 08. 2009 25. 08. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln „ThermoPlan S9“
und „ThermoPlan S10“ im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
374 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 375
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
376 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
38 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-790 28. 10. 2004 27. 10. 2009
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus unipor-WX-Planziegeln im Dnnbett-
81241 Mnchen verfahren
40 Z-17.1-791 28. 10. 2004 27. 10. 2009
Mauerwerk aus unipor-WX-Planziegeln im Dnnbett-
verfahren mit gedeckelter Lagerfuge
41 Z-17.1-819 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR Novapor-Planziegeln
im Dnnbettverfahren
42 Z-17.1-883 18. 07. 2005 17. 07. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln WS 14, WS 15, /E: 19. 07. 2007
WS 12 CORISO und WS 13 CORISO 25. 07. 2008
im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
43 Z-17.1-887 22. 12. 2005 21. 12. 2010
Mauerwerk aus UNIPOR-ZD-Hochlochplanziegeln
im Dnnbettverfahren
44 Z-17.1-935 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-WH 09 Planziegeln, UNIPOR- /E: 13. 09. 2007
WH 10 Planziegeln, UNIPOR-WH 08 CORISO Planziegeln /E: 06. 11. 2008
und UNIPOR-WH 07 CORISO Planziegeln im Dnnbett-
verfahren mit gedeckelter Lagerfuge
45 Z-17.1-1011 20. 04. 2009 19. 04. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln UNIPOR WS 11
CORISO im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
46 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Z-17.1-490 23. 12. 2005 22. 10. 2010
Oldenburger Allee 26 Mauerwerk aus POROTON-T16 Planhochlochziegeln
30659 Hannover mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
Schlagmann-Baustoffwerke
47 Z-17.1-678 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 1 Mauerwerk aus POROTON-Planhochlochziegeln-T
84367 Zeilarn im Dnnbettverfahren
48 Z-17.1-728 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON- und HLz Planhochloch-
ziegeln-T in den Rohdichteklassen 0,8 bis 2,0
im Dnnbettverfahren
49 Z-17.1-868 29. 07. 2005 28. 07. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet
als Planhochlochziegel-T) im Dnnbettverfahren
50 Z-17.1-877 15. 07. 2005 14. 07. 2010
Mauerwerk aus Wienerberger Planhochlochziegeln
T11/T12 im Dnnbettverfahren
51 Z-17.1-889 14. 03. 2006 13. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln-
T10/-T11 „Mz 33“ im Dnnbettverfahren
52 Z-17.1-890 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln- /E: 14. 04. 2008
T9/-T10/-T11 „DR 34“ im Dnnbettverfahren
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 377
53 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-951 15. 07. 2007 14. 07. 2012
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln mit Stoßfugen-
Ziegeleistraße 13 verzahnung im Dnnbettverfahren
82281 Oberweikertshofen
54 Z-17.1-954 15. 07. 2007 14. 07. 2012
Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln WZ 11 und WZ 12
mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
55 Z-17.1-955 16. 07. 2007 15. 07. 2012
Mauerwerk aus ZMK-Planziegeln WZ 14 und WZ 16
mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
56 Z-17.1-1012 28. 05. 2009 27. 05. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln (bezeichnet als
ZMK-P 7,5 und ZMK-P 8) im Dnnbettverfahren mit
gedeckelter Lagerfuge
57 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-628 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planhochlochziegeln SX im Dnnbett-
Tiefenbacher Straße 1 verfahren
89287 Bellenberg
58 Z-17.1-738 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Plan-Leichthochlochziegeln „SX Plus“
mit gedeckelter Lagerfuge (VD System)
59 Z-17.1-926 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln SX Pro
im Dnnbettverfahren
60 Ziegelwerk Freital Eder GmbH Wils- Z-17.1-813 17. 03. 2006 16. 03. 2011
druffer Straße 25 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln
01705 Freital (bezeichnet als „EDERPLAN XP 11“)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
61 Z-17.1-892 07. 12. 2005 06. 12. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln /E: 21. 12. 2007
(bezeichnet als „EDERPLAN XP 09“ und
„EDERPLAN XP 10“) und Dnnbettmçrtel mit
gedeckelter Lagerfuge
62 Z-17.1-970 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln Typ EDER XP 8
(bezeichnet als „EDERPLAN XP 8“)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
63 Ziegelwerk Ott Z-17.1-821 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Deisendorf GmbH & Co. Besitz KG Mauerwerk aus OTT-Planhochlochziegeln
Ziegeleistraße 20
64 88662 berlingen-Deisendorf Z-17.1-853 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm plus –
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
65 Z-17.1-856 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus OTT Klimatherm ST09 – ST10 – ST11 –
Planhochlochziegeln im Dnnbettverfahren
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
378 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 379
1 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-906 08. 12. 2007 07. 12. 2012
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit /E: 06. 12. 2008
63755 Alzenau integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als ThermoPlan MZ 8 Planhochlochziegel)
und Dnnbettmçrtel mit gedeckelter Lagerfuge
2 Schlagmann-Baustoffwerke Z-17.1-674 20. 09. 2005 19. 09. 2010
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit : 24. 04. 2006
Ziegeleistraße 1 integrierter Wrmedmmung
84367 Zeilarn (bezeichnet als POROTON-T9-Planziegel)
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH im Dnnbettverfahren
Oldenburger Allee 26
3 Z-17.1-812 31. 03. 2006 05. 03. 2011
30659 Hannover
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON S11-0,8 bzw.
POROTON S11-0,9) im Dnnbettverfahren
4 Z-17.1-872 20. 09. 2005 19. 09. 2010
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit
integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T8-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
5 Z-17.1-966 15. 10. 2007 14. 10. 2012
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-S12)
im Dnnbettverfahren
6 Z-17.1-982 22. 05. 2008 19. 05. 2013
Mauerwerk aus POROTON Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T8-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
7 Z-17.1-983 23. 05. 2008 22. 05. 2013
Mauerwerk aus POROTON-Planhochlochziegeln
mit integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als POROTON-T7-Planziegel)
im Dnnbettverfahren
8 THERMOPOR Z-17.1-1005 02. 04. 2009 01. 04. 2014
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit integrierter
Olgastraße 94 Wrmedmmung (bezeichnet als THERMOPOR TV 7 –
89073 Ulm Plan) im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
9 Z-17.1-1006 14. 05. 2009 13. 05. 2014
Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit integrierter
Wrmedmmung (bezeichnet als THERMOPOR TV 9 –
Plan) im Dnnbettverfahren mit gedeckelter Lagerfuge
10 Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG Z-17.1-962 12. 11. 2007 11. 11. 2012
Nçrdlinger Straße 24 Mauerwerk aus Planhochlochziegeln mit
86609 Donauwçrth-Berg integrierter Wrmedmmung
(bezeichnet als Klimaton-SZ 9 Planziegel)
im Dnnbettverfahren
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
380 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
2.1.3 Planverfllziegel
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG Z-17.1-911 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mrkerstraße 44 Mauerwerk aus Planfllziegeln (bezeichnet als /E: 21. 04. 2008
63755 Alzenau Planfllziegel PFZ) im Dnnbettverfahren
2 UNIPOR Ziegel Marketing GmbH Z-17.1-604 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Landsberger Straße 392 Mauerwerk aus Schallschutz-Planziegeln SZ 4109
81241 Mnchen
3 Z-17.1-688 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus UNIPOR-Planfllziegeln
4 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Z-17.1-537 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Oldenburger Allee 26 Mauerwerk aus Plan-Verfllziegeln mit Stoßfugen-
30659 Hannover verzahnung im Dnnbettverfahren
Schlagmann Baustoffwerke
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 1
84367 Zeilarn
5 Schlagmann Z-17.1-999 07. 01. 2009 06. 01. 2014
Baustoffwerke GmbH & Co. KG Wrmedmmende Vorsatzschale aus Ziegeln mit
Ziegeleistraße 1 Dmmstofffllung (bezeichnet als POROTON WDF) fr
84367 Zeilarn Außenwnde von Bestandsgebuden
6 THERMOPOR Z-17.1-559 01. 08. 2005 31. 07. 2010
ZIEGEL-KONTOR ULM GMBH Mauerwerk aus THERMOPOR Plan-Fllziegeln PFz
Olgastraße 94
7 89073 Ulm Z-17.1-676 01. 08. 2005 31. 07. 2010
Wandbauart aus THERMOPOR Plan-Schalungsziegeln
(bezeichnet als „THERMOPOR PSz“)
8 Z-17.1-779 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus THERMOPOR Plan-Fllziegeln N+F
(bezeichnet als „THERMOPOR PFz N+F“)
9 Ziegelsysteme Michael Kellerer Z-17.1-956 26. 07. 2007 25. 07. 2012
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus ZMK-Planfllziegeln
Ziegeleistraße 13
82281 Oberweikertshofen
10 Ziegelwerk Bellenberg Wiest Z-17.1-560 31. 03. 2006 30. 03. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Plan-Fllziegeln „VERATON“
Tiefenbacher Straße 1 mit Stoßfugenverzahnung im Dnnbettverfahren
89287 Bellenberg
ZU Bayerische Ziegelunion
GmbH & Co. KG
Ziegeleistraße 27–29
86551 Aichach
11 Ziegelwerk Ott Z-17.1-884 21. 07. 2005 20. 07. 2010
Deisendorf GmbH & Co. Besitz KG Mauerwerk aus OTT Plan-Fllziegeln /E: 17. 03. 2008
Ziegeleistraße 20
88662 berlingen-Deisendorf
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 381
2.1.4 Kalksand-Plansteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
2.1.5 Porenbeton-Plansteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
382 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
2.1.6 Beton-Plansteine
2.1.6.1 Planvollsteine und Planvollblçcke
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Bettendorf Lava-Steinwerk GmbH Z-17.1-876 13. 06. 2005 12. 06. 2010
Gterstraße 49–51 Mauerwerk aus Plansteinen aus Beton
54295 Trier (bezeichnet als BELA-Plan) im Dnnbettverfahren
2 Birkenmeier KG GmbH & Co. Z-17.1-481 25. 10. 2004 24. 10. 2009
Industriestraße 1 Mauerwerk aus Liaplan-Steinen im Dnnbettverfahren /E: 19. 06. 2006
79206 Breisach
3 Bisotherm GmbH Z-17.1-415 16. 02. 2006 15. 02. 2011
Eisenbahnstraße 12 Mauerwerk aus Bisotherm-Plansteinen
56218 Mlheim-Krlich im Dnnbettverfahren (bezeichnet als BISOPLAN)
4 Z-17.1-722 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Leichtbeton oder /E: 18. 05. 2009
Beton (bezeichnet als „NORMAPLAN“) im Dnnbett-
verfahren
5 Z-17.1-794 16. 02. 2006 15. 02. 2011
Mauerwerk aus Bisotherm-Plansteinen der Druck-
festigkeitsklasse 1,6 im Dnnbettverfahren
6 Z-17.1-917 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Mauerwerk aus BISO-VarioPlan-Steinen aus Leichtbeton
im Dnnbettverfahren
7 Z-17.1-1003 11. 08. 2009 10. 08. 2014
Mauerwerk aus Plan-Vollblçcken aus Leichtbeton
(bezeichnet als Bisoplan Tec Super) im Dnnbett-
verfahren
8 Dennert Poraver GmbH Z-17.1-827 18. 09. 2008 17. 09. 2013
Veit-Dennert-Straße 7 Mauerwerk aus Calimax-P-Plansteinen und Quick-Mix
96132 Schlsselfeld Dnnbettmçrtel DBM-L
9 Fachvereinigung Leichtbeton e. V. Z-17.1-778 08. 05. 2009 07. 05. 2014
Sandkauler Weg 1 Mauerwerk aus Plan-Vollsteinen und Plan-Vollblçcken
56564 Neuwied aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
10 Hornick GmbH Z-17.1-862 29. 11. 2004 28. 11. 2009
Mainzer Straße 23 Mauerwerk aus Plansteinen aus Beton : 17. 02. 2005
4579 Gernsheim (bezeichnet als „IBS plan“) im Dnnbettverfahren
11 KLB Klimaleichtblock GmbH Z-17.1-459 17. 03. 2005 31. 01. 2011
Lohmannstraße 31 Mauerwerk aus KLB-Planvollblçcken im Dnnbett- V: 01. 02. 2006
56626 Andernach verfahren /E: 11. 09. 2007
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 383
14 Liapor GmbH & Co. KG Z-17.1-707 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Industriestraße 2 Mauerwerk aus Liapor-Super-K-Plan-Wrmedmmstei-
91352 Hallerndorf-Pautzfeld nen aus Leichtbeton im Dnnbettverfahren
15 Z-17.1-817 21. 04. 2009 20. 04. 2014
Mauerwerk aus Plan-Hohlblçcken aus Leichtbeton
mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als
Liapor-SL-P Wrmedmmsteine) und SAKRET-Liapor-
Plansteinkleber im Dnnbettverfahren
16 Z-17.1-870 06. 01. 2009 05. 01. 2014
Mauerwerk aus Liapor Super-K Plus Plansteinen und
SAKRET-Liapor-Plansteinkleber im Dnnbettverfahren
17 MEIER Betonwerke und Z-17.1-963 20. 03. 2008 19. 03. 2013
Baustoffhandel GmbH Mauerwerk aus Plan-Vollblçcken und Plan-Hohlblçcken
Zur Schanze 2 aus Beton (bezeichnet als „Meier ko-Kalkstein
92283 Lauterhofen Plansteine“) im Dnnbettverfahren
18 Jakob Stockschlder Z-17.1-659 19. 12. 2005 18. 01. 2011
GmbH & Co. KG Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Beton /E: 04. 09. 2006
Koblenzer Straße 34 im Dnnbettverfahren (bezeichnet als Jastoplan) 17. 10. 2008
56299 Ochtendung
19 Z-17.1-912 21. 03. 2006 20. 03. 2011
Mauerwerk aus Plan-Voll- und Plan-Hohlblçcken /E: 08. 03. 2007
aus Leichtbeton (bezeichnet als Jasto Therm bzw. /E: 17. 10. 2008
Jasto Super-Therm) im Dnnbettverfahren
20 Trasswerke Meurin Z-17.1-846 08. 03. 2004 24. 11. 2010
Betriebsgesellschaft mbH Mauerwerk aus Planvollblçcken aus Leichtbeton /E: 06. 12. 2004
Kçlner Straße 17 (bezeichnet als Pumix-P-HW) im Dnnbettverfahren /V: 25. 11. 2005
56626 Andernach /E: 26. 01. 2009
2.1.6.2 Planhohlblocksteine
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
384 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
1 Birkenmeier KG GmbH & Co. Z-17.1-902 29. 03. 2006 28. 03. 2011
Baustoffwerke Mauerwerk aus Planhohlblçcken aus Leichtbeton /E: 04. 09. 2006
Industriestraße 1 mit integrierter Wrmedmmung (bezeichnet als 27. 04. 2007
79206 Breisach-Niederrimsingen Liaplan Ultra) im Dnnbettverfahren /E: 10. 09. 2008
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 385
2.2.2 Kalksand-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
386 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
2.2.3 Porenbeton-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Wseke Baustoffwerke GmbH Z-17.1-931 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Sennelagerstraße 99 Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen
33106 Paderborn
2 Xella Porenbeton Z-17.1-692 17. 12. 2004 16. 12. 2009
Aktiengesellschaft Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen
Hornstraße 3 (bezeichnet als Porenbeton-Planelemente W und
80797 Mnchen Porenbeton-Planelemente W, lang)
2.2.4 Beton-Planelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 387
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
388 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
4 Vorgefertigte Wandtafeln
4.1 Geschosshohe Mauertafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 August Lcking GmbH & Co. KG Z-17.1-899 10. 02. 2006 09. 02. 2011
Ziegelwerk und Betonwerke Mauerwerk aus Mauertafeln mit Lcking-MT-Ziegeln /E: 04. 09. 2009
Elsener Straße 20
33102 Paderborn
2 Gteschutz Ziegelmontagebau e. V. Z-17.1-761 31. 03. 2006 30. 03. 2011
Surmannskamp 7 a Mauerwerk aus Mauertafeln mit ZMB-Mauertafelziegeln
45661 Recklinghausen
3 Z-17.1-949 25. 02. 2008 24. 02. 2013
Mauerwerk aus Mauertafeln, hergestellt unter
Verwendung allgemein bauaufsichtlich zugelassener
Wrmedmmziegel (Block- und Planziegel)
4 WIENERBERGER Z-17.1-705 30. 03. 2006 29. 03. 2011
Ziegelindustrie GmbH Mauerwerk aus Mauertafeln mit Poroton-T14-,
Oldenburger Allee 26 Poroton-T16-, Poroton-T18- oder Wienerberger-
30659 Hannover Innenwand-Planhochlochziegeln
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 389
4.2 Vergusstafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
4.3 Verbundtafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Gerhard Helm und Ulrich Helm Z-17.1-343 22. 04. 2008 21. 04. 2013
Neuer Weg 1 Geschosshohe tragende Helm-Wandtafeln
35586 Wetzlar aus Hohlblçcken und Vollblçcken aus Leichtbeton
und Normalbeton
5 Geschosshohe Wandtafeln
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
6 Schalungsstein-Bauarten
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
1 Adolf Blatt GmbH & Co. KG Z-17.1-11 03. 02. 2009 02. 02. 2014
Am Neckar 1 Schalungssteine „Btow“ aus Beton
74366 Kirchheim
2 Betonwerk Lieme GmbH & Co. KG Z-17.1-1973 25. 06. 2007 24. 06. 2012
Trifte 96 Schalungssteine „Lieme“ aus Beton
32657 Lemgo
3 Betonwerk Otto Pallmann u. Sohn Z-17.1-751 09. 03. 2006 14. 05. 2011
Veerenkamp 27 „Pallmann Schalungssteine“ aus Beton und Leichtbeton
21739 Dollern
4 Birkenmeier Stein + Design Z-17.1-965 17. 09. 2007 16. 09. 2012
GmbH & Co. KG Schalungssteine „Liaplan“ aus Beton
Industriestraße 1
79206 Breisach
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
390 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
6 Schalungsstein-Bauarten (Fortsetzung)
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
5 Carsten Borg Betonvarefabrik A/S Z-17.1-215 18. 07. 2005 17. 07. 2010
Nørrefoldvej 12, Møgeltønder Schalungssteine „C. Borg“ aus Beton
6270 Tønder
Dnemark
6 EBN-Betonwerk Neumnster GmbH Z-17.1-404 05. 06. 2008 21. 06. 2013
Httenkamp 3–13 Schalungssteine „EBN“ aus Beton
24536 Neumnster
8 Happy Kies Sand Recycling Z-17.1-449 06. 04. 2009 05. 04. 2014
GmbH & Co. KG Schalungssteine aus Beton
Betonwerk Neustadt-Glewe
Brauereistraße 26
19306 Neustadt-Glewe
9 E. Knobel GmbH & Co. KG Z-17.1-830 28. 01. 2008 27. 01. 2013
Schotter- und Betonwerk Schalungssteine „Knobel“ aus Beton und Leichtbeton
Konrad-Adenauer-Straße 45
72461 Albstadt-Tailfingen
11 Neißekies Baustoffwerke GmbH Z-17.1-665 13. 08. 2004 12. 08. 2009
Betonwerk Hirschfelde „Hirschfelder“ Schalungssteine aus Beton
Straße zum Kraftwerk 1
02788 Hirschfelde
13 STARK Betonwerk GmbH & Co. KG Z-17.1-713 06. 07. 2005 02. 08. 2010
brigshuser Straße 13 Wandbauart mit 175 mm breiten Schalungssteinen aus
74547 Untermnkheim-Kupfer Beton (bezeichnet als Hohenloher Schalungssteine)
14 Sebastian Wochner GmbH & Co. Z-17.1-638 25. 05. 2005 24. 05. 2010
Kommanditgesellschaft Schalungssteine „Wochner“ aus Beton
Birkenstraße 22
72358 Dormettingen
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 391
7 Trockenmauerwerk
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
8 Bewehrtes Mauerwerk
8.1 Bewehrung fr bewehrtes Mauerwerk
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
8.3 Strze
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
392 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
7 CHRISTOPH & Co. GmbH Z-17.1-950 07. 12. 2007 06. 12. 2012
Heisberger Straße 211 Flachstrze „CBF“ mit schlaffbewehrten Zuggurten
57258 Freudenberg aus Beton oder Leichtbeton
10 HANSA nord Baustoff Z-17.1-990 18. 03. 2009 10. 09. 2013
Vertriebs- GmbH & Co. KG HD-Flachstrze mit bewehrten Zuggurten in Kalksand-
Sternberger Chaussee 1 Formsteinen
19370 Parchim
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 393
9 Ergnzungsbauteile
9.1 Mauerfuß-Dmmelemente
Antragsteller Zulassungsnummer Bescheid Geltungsdauer
Zulassungsgegenstand vom: bis:
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
394 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
II Verzeichnis der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen fr den Mauerwerksbau 395
1 BEVER Gesellschaft fr Z-17.1-748 03. 02. 2006 20. 03. 2011
Befestigungsteile Mauerverbinder fr die Verbindung von /E: 09. 08. 2007
Verbindungselemente mbH Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
Auf dem niedern Bruch 12
57399 Kirchhundem-
Wrdinghausen
2 Gebr. Bodegraven bv Z-17.1-750 07. 03. 2006 03. 06. 2011
Atoomweg 2 Mauerverbinder fr die Verbindung von /E: 26. 05. 2009
2421 LZ Nieuw Koop Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
Niederlande
3 H & R GmbH Z-17.1-711 03. 03. 2006 01. 03. 2010
Corunnastraße 38 H & R-Mauerverbinder fr die Verbindung /E: 09. 03. 2007
58636 Iserlohn von Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
4 Syncotec GmbH Z-17.1-762 09. 10. 2006 11. 10. 2011
Wuppertaler Straße 77 Mauerverbinder fr die Verbindung von
45549 Sprockhçvel Mauerwerkswnden in Stumpfstoßtechnik
: nderung
E: Ergnzung
V: Verlngerung der Geltungsdauer
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 397
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
398 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Straßenverkehr oder beim Sport. Normen schtzen Ar- Annahmestufe: Europisch und International:
beitgeber in der Industrie, in Bros, in Laboren und am Abstimmung ber Schlussentwurf
Bau. Durch Normen kçnnen sich neue Technologien („Formal Vote“).
schneller am Markt durchsetzen, weil durch die Nor- Verçffentlichung: Fertige Norm.
mung wesentliche Fragen der Sicherheit, der Vertrg-
lichkeit mit Gesundheit und Umwelt sowie der Ge- 3.1.2 Normungsantrag
brauchstauglichkeit und Zuverlssigkeit geklrt sind.
Das Bearbeiten einer bestimmten Normungsaufgabe
Das schafft Vertrauen. Die Aufgabe von Normen ist
muss beantragt werden.
es somit, den Nutzen technischer Entwicklung zu ma-
Normungsantrge kçnnen von jedermann beim DIN
ximieren und von ihnen ausgehende Gefhrdungen zu
eingereicht werden.
minimieren.
Normungsprojekte werden auch aufgrund von Man-
daten der Europischen Kommission (EU-Mandate)
zur Konkretisierung von Richtlinienanforderungen
3 Normenausschuss Bauwesen (NABau) oder aufgrund nationaler und internationaler Initiativen
im DIN sowie nationaler Regelsetzung initiiert.
Der Normenausschuss Bauwesen (NABau) ist im DIN 3.1.3 Rechtsverbindlichkeit von Normen
Deutsches Institut fr Normung e. V. fr die nationale,
europische und weltweite Normungsarbeit zustndig Aus rechtlicher Sicht ist die Anwendung von Normen
und vertritt fr die entsprechende supranationale Nor- auf technische Sachverhalte nicht verbindlich. Normen
mungsarbeit den nationalen Standpunkt fr Grund- und sind nur in den Fllen und dadurch rechtsverbindlich,
Planungsnormen im Bauwesen. wenn auf sie in Rechtsvorschriften verwiesen wird oder
Dabei werden Vornormen und/oder Normen fr Bau- wenn sie privatrechtlich vereinbart werden.
stoffe und Bauteile mit den zugehçrigen Normen fr die Die oberste Bauaufsichtsbehçrde kann Regeln der
Prfverfahren sowie Planungs- und Bemessungsnormen Technik, die der Erfllung der Anforderungen des § 3
(z. B. Eurocodes, Brandschutz und Nachhaltigkeit) auf- Abs. 1 der Musterbauordnung dienen, als Technische
gestellt. Baubestimmungen bekannt machen; diese sind dann
Außerdem wirkt der NABau fr das DIN in Gremien zu beachten, erhalten durch die Bekanntmachung je-
des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschusses fr doch nicht den Charakter von Rechtsnormen.
Bauleistungen (DVA) an der Aufstellung der Vergabe-
und Vertragsordnung fr Bauleistungen (VOB) und im 3.1.4 Nationale Normung im Bereich NABau
Hauptausschuss Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Die Facharbeit wird in den NABau-Arbeitsausschssen
Bauwesen (HA GAEB des DVA) an der Aufstellung von Experten aus Kreisen der am Bau Beteiligten, z. B.
des Standardleistungsbuches fr das Bauwesen (STLB- der Hersteller von Bauprodukten, der Planer, der Aus-
Bau und STLB-BauZ) mit. fhrenden und der Bauaufsicht sowie von Vertretern der
Forschungs- und/oder Wissenschaftseinrichtungen ge-
3.1 Normungsarbeit im Bereich NABau ttigt.
In den NABau-Arbeitsausschssen wird nach der Richt-
3.1.1 Idealtypische Ablufe von linie fr Normenausschsse im DIN und den Verfah-
Normungsauftrgen rensregeln der DIN 820 gearbeitet. Jedermann kann
Der idealtypische Ablauf eines Normungsauftrags glie- zum Inhalt eines Norm-Entwurfs Stellungnahmen (Zu-
dert sich unabhngig vom spteren Gltigkeitsbereich stimmungen, Einsprche, nderungs- und Ergnzungs-
der Norm (CEN, ISO, DIN) in die folgenden Haupt- vorschlge) mit Begrndung bei dem zustndigen Nor-
bearbeitungsstufen: menausschuss einreichen.
Vorschlagstufe: Einreichung, Prfung und Annah- 3.1.5 Europische/internationale Normung im
me eines Normungsantrags. Bereich NABau
Bearbeitungsstufe: Erstellung einer Norm-Vorlage.
Komiteestufe: Beratung und Verabschiedung Die europische/internationale Normungsarbeit wird in
des Manuskriptes fr den Norm- den Technischen Komitees von CEN bzw. ISO durch-
Entwurf (bei ISO: Abstimmung gefhrt. Die nationale Vorbereitung sowie Kommentie-
ber „Committee Draft“). rung der europischen/internationalen Normungsergeb-
Umfragestufe: Norm-Entwurf zur çffentlichen nisse sowie die Erarbeitung von Normungsvorschlgen
Kommentierung. erfolgt in den NABau-Arbeitsausschssen, auch ge-
Europisch: CEN/CENELEC- nannt „Spiegelgremien“. Diese Ausschsse delegieren
Umfrage. Ausschussmitglieder als Experten in Technische Komi-
International: Internationaler tees (TC) sowie Unterkomitees (SC) und Arbeitsgrup-
Norm-Entwurf. pen (WG), um dort die abgestimmte deutsche Meinung
einzubringen.
III Grundstze der Normung 399
3.1.6 bernahme von Europischen/ die Normung im Bereich Bauwesen auf nationaler, euro-
Internationalen Normen pischer und internationaler Ebene durch eine verlss-
liche finanzielle Fçrderung.
Eine Europische Norm (EN) muss in allen Mitglieds-
lndern vom CEN auf nationaler Ebene angekndigt
und als identische nationale Norm verçffentlicht oder 3.3 Motivation zur Beteiligung an der
anerkannt werden. Entsprechende nationale Normen Normungsarbeit
mssen zurckgezogen werden. Eine internationale
Die Baunormung ist eine wesentliche Grundlage fr
Norm (ISO), die nicht als EN-ISO-Norm vom CEN
qualittsgerechtes, wirtschaftliches
bernommen wurde, kann als DIN-ISO-Norm auf na-
Bauen.
tionaler Ebene bernommen werden.
Die im Folgenden benannten Motivationen fr eine Be-
Harmonisierte Europische Normen (hEN) entstehen
teiligung an der Normungsarbeit kçnnen gleichermaßen
aufgrund von Normungsmandaten der Europischen
fr alle interessierten Kreise gelten:
Kommission. Sie dienen der Angleichung der Rechts-
und Verwaltungsvorschriften der EU im Rahmen des
Motivation beteiligter Unternehmen
neuen Ansatzes. Vom Konzept her drfen die Mitglied-
staaten der EU keine zustzlichen Anforderungen an • Mçglichkeit zur Gestaltung der Normungsinhalte.
z. B. Bauprodukte stellen, es sei denn, entsprechende • Zeit- und Wissensvorteile durch Teilnahme an der
Eigenschaften von Bauprodukten, die fr bestimmte Normung.
Verwendungsbereiche nach nationalen Verwendungs- • Reduktion des Haftungsrisikos.
regeln erforderlich sind, sind noch nicht hinreichend • Erleichterung von Kooperationen und Verbesserung
harmonisiert. der Zusammenarbeit.
• Ausbau der Wettbewerbsposition, auch im interna-
tionalen Markt.
3.2 Herausforderung an die Baunormung • Reduktion von Produktions- und Handelskosten.
Die Baunormung stellt ein wichtiges Instrument dar, um
Motivation beteiligter Planer und Investoren
Handels- und Anwendungsbarrieren fr die Bauwirt-
schaft abzubauen bzw. zu vermeiden. Darber hinaus • Reduktion der Norminhalte auf wesentliche
werden Normen in baurechtlichen Vorschriften in Bezug Planungsanforderungen.
genommen, wodurch letztere von technischen Einzelhei- • Zeit- und Wissensvorteile durch Teilnahme an der
ten entlastet werden. Damit ist die Beteiligung aller in- Normung.
teressierten Kreise an der Festlegung von technischen • Reduktion des Haftungsrisikos.
Anforderungen und Konkretisierungen gesichert. • Normung dem Planungsprozess angepasst, in der
Im Bauwesen werden Anforderungen an bauliche An- Praxis anwendbar und in der Zusammenarbeit mit
lagen ganzheitlich gestellt. Dadurch ergibt sich neben genehmigenden Stellen und Baubeteiligten eindeutig
der Produktnormung, die auf europischer und interna- und klar.
tionaler Ebene erfolgt, ein nationaler Regelungsbedarf • Vereinfachung der Planung und Ausfhrung bei
fr die Anwendung der Produkte. Diesem Regelungs- gleich bleibender Qualitt von Baugestalt und Nut-
bedarf wird durch Normen fr die Planung, Bemessung zung der Bauwerke.
und Ausfhrung von Bauwerken entsprochen. • Reduktion von Baukosten.
Zustzlich haben Themen aus anderen Bereichen wie
z. B. Umwelt, Nachhaltigkeit, Dienstleistungen oder so- Motivation der çffentlichen Hand
ziale Sicherung, die sich in der globalen Diskussion zur
• Schaffung allgemein anerkannter Grundlagen fr
weiteren gesellschaftlichen Entwicklung befinden, Ein-
Vorschriften zu Entwurf, Bemessung und Ausfh-
fluss auf die gebaute Umwelt und damit auf Normung
rung von Bauwerken.
im Bauwesen. Ein politischer und gesellschaftlicher
• Schaffung technischer Regeln zur Konkretisierung
Konsens ist dort Voraussetzung fr eine effektive Nor-
von Anforderungen und Maßnahmen zum Schutz der
mungsarbeit.
çffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Baunormung ist eine wesentliche Grundlage fr quali-
• Entlastung des Zulassungsbereichs durch Heraus-
ttsgerechtes und wirtschaftliches Bauen. Die Qualitt
nahme von Produktbereichen, fr die ausreichende
von Normung hat wesentlichen Einfluss auf Investitio-
Erfahrungen vorliegen und die allgemein nor-
nen im Baubereich.
mungsfhig sind.
Die Finanzierung der Normungsarbeit erfolgt durch
• Schaffung von Vertragsgrundlagen im çffentlichen
Mitgliedsbeitrge, Verlagserlçse und eigene wirtschaft-
Auftragswesen.
liche Ttigkeiten des DIN, finanzielle Beitrge der çf-
• Kostenoptimierung.
fentlichen Hand und projektbezogene Kosten- und Fçr-
derbeitrge.
Weiterhin untersttzt der 1992 gegrndete Verein zur Fçr-
derung der Normung im Bereich Bauwesen (VFBau) e. V.
E Normen · Zulassungen · Regelwerk 401
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung – allgemeines bauaufsichtliches
Prfzeugnis – Zustimmung im Einzelfall
Hans-Jçrg Irmschler, Berlin
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ISBN: 978-3-433-02940-4
402 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Der Bund hat das Bauplanungsrecht im Baugesetzbuch – Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassungen
zusammengefasst. Das Bauordnungsrecht ist von den (s. Abschn. 4.2),
Bundeslndern in Landesgesetzen geregelt, den Lan- – Erteilung Europischer Technischer Zulassungen
desbauordnungen. Um mçglichst bundeseinheitliche (s. Abschn. 3.1.3),
Vorschriften und ebenso ein entsprechend lnderber- – Vorbereitung der Bekanntmachungen zur Einfh-
greifend einheitliches Handeln der 16 Bundeslnder zu rung Technischer Baubestimmungen (s. Abschn.
erreichen, wurden von den Lndern zwei Institutionen 3.2.2),
eingerichtet: – Aufstellung und Bekanntmachung der Bauregellisten
– die Bauministerkonferenz (ARGEBAU) und A und B sowie der Liste C (s. Abschn. 3.1.2).
– das Deutsche Institut fr Bautechnik (DIBt).
Die Landesbauordnungen folgen seit 1960 im Wesent- 2.2.2 Anwendungsbereich der
lichen einem in der Bauministerkonferenz gemeinsam Landesbauordnungen
erarbeitetem Muster, der Musterbauordnung [1], die seit
ihrer Erstausgabe 1959 in der Bauministerkonferenz Zitat § 1 Abs. 1 MBO:
fortgeschrieben wird. Die Bauministerkonferenz mit ih- Dieses Gesetz gilt fr bauliche Anlagen und Baupro-
ren Ausschssen, Fachkommissionen und Arbeitskrei- dukte. Es gilt auch fr Grundstcke sowie fr andere
sen als Arbeitsgemeinschaft der fr Stdtebau, Bau- und Anlagen und Einrichtungen, an die in diesem Gesetz
Wohnungswesen (einschließlich der Bauaufsicht) zu- oder in Vorschriften aufgrund dieses Gesetzes Anforde-
stndigen Minister und Senatoren der Bundeslnder rungen gestellt werden.
ist nur ein Beratungsgremium, da die „Schlusszustn- In einem weiteren Absatz dieses Paragraphen wird zur
digkeit“ fr die Bauaufsicht eben beim einzelnen Bun- Abgrenzung bauaufsichtlicher Vorschriften und Zu-
desland liegt. Deshalb kçnnen die einzelnen Bundes- stndigkeiten nach anderen Gesetzen aufgelistet, fr
lnder durchaus von den in der ARGEBAU getroffenen welche dieser Anlagen die Bauordnung nicht gilt. Bei-
Vereinbarungen abweichen. Die von den Landespar- spielhaft hierfr seien daraus die „Anlagen des çffent-
lamenten verabschiedeten Landesbauordnungen weisen lichen Verkehrs einschließlich Zubehçr, Nebenanlagen
denn auch Abweichungen von der Musterbauordnung und Nebenbetrieben, ausgenommen Gebude“ genannt.
auf, nicht jedoch in den hier zu behandelnden grund-
stzlichen Aussagen. 2.2.3 Anlagen – bauliche Anlagen
Das Bauordnungsrecht ist in Deutschland Handlungs-
grundlage fr Behçrden, die in dieser Funktion als Bau- Zitat § 2 Abs. 1 Satz 1 MBO:
aufsichtsbehçrden bezeichnet werden (in Baden-Wrt- Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene,
temberg als Baurechtsbehçrden), hierarchisch geglie- aus Bauprodukten hergestellte Anlagen; eine Verbin-
dert in dung mit dem Boden besteht auch dann, wenn die An-
– oberste Bauaufsichtsbehçrde eines Bundeslandes lage durch eigene Schwere auf dem Boden ruht oder auf
(das mit dieser Aufgabe betraute Landesministerium ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die
bzw. in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Ham- Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt
burg die damit betraute Senatsverwaltung), ist, berwiegend ortsfest benutzt zu werden.
– hçhere Bauaufsichtsbehçrde (eine Zwischenebene in Im folgenden Satz 2 dieses Absatzes werden dann noch
manchen großen Flchenstaaten, angesiedelt bei den spezielle Anlagen als bauliche Anlagen deklariert, die
Regierungsprsidenten), nach der Definition in Satz 1 zumindest strittig sein
– untere Bauaufsichtsbehçrden (angesiedelt bei den kçnnten, z. B. Aufschttungen und Abgrabungen, Ge-
Verwaltungsbehçrden der Landkreise und der kreis- rste, Hilfseinrichtungen zur statischen Sicherung von
freien Stdte, in den Stadtstaaten bei den Bezirksver- Bauzustnden.
waltungen; zustndig fr den Vollzug der Bauord- Außer an bauliche Anlagen werden in den Landesbau-
nung konkret vor Ort). ordnungen auch Anforderungen an bestimmte sonstige
Die von diesen Behçrden ausgebte Funktion wird als Anlagen und Einrichtungen gestellt (z. B. an Anlagen
Bauaufsicht bezeichnet, der Rechtsbereich als Bauord- der technischen Gebudeausrstung). Deshalb wird in
nungs- oder Bauaufsichtsrecht. den Landesbauordnungen auch der Begriff „Anlagen“
Von den bauaufsichtlichen Aufgaben sind zur lnder- verwendet – Zitat § 2 Abs. 1 Satz 3 MBO:
bergreifend bautechnisch einheitlichen Regelung be- Anlagen sind bauliche Anlagen und sonstige Anlagen
stimmte Aufgaben von den Bundeslndern dem zuvor und Einrichtungen im Sinne des § 1 Abs. 1 Satz 2.
genannten Deutschen Institut fr Bautechnik (DIBt) in
Berlin bertragen worden. Das DIBt wurde 1968 von
2.2.4 Bauprodukt – Bauart
Bund und Bundeslndern errichtet und „dient der ein-
heitlichen Erfllung bautechnischer Aufgaben auf dem Zitat § 2 Abs. 9 MBO:
Gebiete des çffentlichen Rechts“ (Art. 1, Abs. 2 DIBt- Bauprodukte sind
Abkommen), also nicht nur des Bauaufsichtsrechts. 1. Baustoffe, Bauteile und Anlagen, die hergestellt wer-
Im Zusammenhang mit diesem Beitrag sind von den den, um dauerhaft in bauliche Anlagen eingebaut zu
Aufgaben des DIBt insbesondere zu nennen: werden,
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 403
2. aus Baustoffen und Bauteilen vorgefertigte Anlagen, – die zu beachtenden Verwaltungsverfahren (Geneh-
die hergestellt werden, um mit dem Erdboden ver- migungspflicht, Genehmigungsfreiheit, Genehmi-
bunden zu werden wie Fertighuser, Fertiggaragen gungsverfahren),
und Silos. – Bauberwachung, Baulasten, Ordnungswidrigkeiten
u. a.
Bauprodukte sind alle Gegenstnde, die hergestellt wer-
Diese sachlichen (materiellen) und formalen Vorschrif-
den, um entsprechend dem Zweck der baulichen Anlage
ten lassen sich zu drei bauaufsichtlichen Aufgabenblç-
dauerhaft eingebaut zu werden. Das kçnnen sowohl
cken zusammenfassen:
Baustoffe (im Mauerwerksbau z. B. Bindemittel und
– die Abwehr von Gefahren fr die çffentliche Sicher-
Zuschlge fr den Mauermçrtel), Produkte aus Bau-
heit und Ordnung,
stoffen (im Mauerwerksbau z. B. Fertigmçrtel, Mauer-
– die Baugestaltung und
steine) als auch aus Stoffen und Produkten vorgefertig-
– bestimmte Sozial- und Wohlfahrtsaufgaben.
ter Bauteile (im Mauerwerksbau z. B. Mauertafeln) bis
ber die Aufgaben, die sich aus der Bauordnung erge-
hin zu vorgefertigten Anlagen sein.
ben, hinaus hat die Bauaufsicht aber auch die stdtebau-
Die Anforderungen an die Bauprodukte werden ins-
liche Planung und baurechtliche Vorschriften in ande-
besondere – wenn auch nicht nur – von den Anforde-
ren Gesetzen zu vollziehen, wenn hierfr nicht andere
rungen an die bauliche Anlage bestimmt. Die fr die
Behçrden bestimmt sind.
Erfllung insbesondere dieser und ggf. auch weiterer
Der bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweis ist ein
Anforderungen erforderlichen Produkteigenschaften
Instrument im Rahmen der Abwehr von Gefahren fr
werden in technischen Regeln formuliert, nationalen
die çffentliche Sicherheit und Ordnung. Deshalb wird
oder europischen (s. Abschn. 3.1.2 und 3.1.3).
im Folgenden nur diesem Aspekt und dem auch nur
Zitat § 2 Abs. 10 MBO: insoweit nachgegangen, wie es fr die Beschreibung
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu der Zielstellung bei der Erteilung bauaufsichtlicher
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen. Verwendbarkeitsnachweise sinnvoll erscheint.
Die Art des „Zusammenfgens“ von Bauprodukten zu
einem Bauteil (im Mauerwerksbau z. B. von Mauerstei- 2.2.5.2 Allgemeine bauaufsichtliche Anforderungen
nen und Mauermçrtel zu einer Wand) und der Bauteile
Die zentrale bauaufsichtliche Sicherheitsanforderung
zu einer baulichen Anlage (z. B. von gemauerten Wn-
ist in § 3 MBO, der sog. materiellrechtlichen General-
den, Fundamenten und Decken zu einem Gebude) sind
klausel, formuliert.
mitbestimmend fr die zur Erfllung der Anforderun-
Zitat § 3 Abs. 1 bis 4 MBO:
gen an die bauliche Anlage erforderlichen Eigenschaf-
(1) Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ndern
ten der Bauprodukte (und auch umgekehrt). Aber auch
und instand zu halten, dass die çffentliche Sicherheit
die Bauart selbst muss solche Eigenschaften aufweisen,
und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und
wie sie zur Erfllung der bauaufsichtlichen Anforderun-
die natrlichen Lebensgrundlagen, nicht gefhrdet wer-
gen erforderlich sind. Somit bedrfen auch die Bauarten
den.
(im Mauerwerksbau z. B. die Verbands- und Verbin-
(2) Bauprodukte und Bauarten drfen nur verwendet
dungsregeln) der Formulierung in technischen Regeln
werden, wenn bei ihrer Verwendung die baulichen An-
(s. Abschn. 3.2.2).
lagen bei ordnungsgemßer Instandhaltung whrend
einer dem Zweck entsprechenden angenommenen Zeit-
2.2.5 Abwehr von Gefahren fr die çffentliche
dauer die Anforderungen dieses Gesetzes oder aufgrund
Sicherheit und Ordnung
dieses Gesetzes erfllen und gebrauchstauglich sind.
2.2.5.1 Allgemeines (3) Die von der obersten Bauaufsichtsbehçrde durch
çffentliche Bekanntmachung als Technische Baubestim-
Die Landesbauordnungen enthalten zur Regelung der
mungen eingefhrten technischen Regeln sind zu beach-
çffentlichen Anforderungen an das einzelne Grundstck
ten. Bei der Bekanntmachung kann hinsichtlich ihres
und an die einzelne bauliche Anlage (unter Einbezie-
Inhalts auf die Fundstelle verwiesen werden. Von den
hung der engeren Nachbarschaft) Vorschriften, ins-
Technischen Baubestimmungen kann abgewichen wer-
besondere ber
den, wenn mit einer anderen Lçsung in gleichem Maße
– das Grundstck und seine Bebauung (Bebauung der
die allgemeinen Anforderungen des Absatzes 1 erfllt
Grundstcke mit Gebuden, Zugnge, Zufahrten,
werden; § 17 Abs. 3 und § 21 bleiben unberhrt.
Abstandsflchen, Fluchtlinien u. a.),
(4) Fr die Beseitigung von Anlagen und fr die nde-
– die bauliche Anlage (Gestaltung, Bauausfhrung,
rung ihrer Nutzung gelten die Abstze 1 und 3 entspre-
Bauprodukte und Bauarten, Bauteile, technische
chend.
Gebudeausrstung, nutzungsspezifische Anforde-
rungen u. a.), Die in § 3 Abs. 3 genannten § 17 Abs. 3 und § 21 be-
– die am Bau Beteiligten (Bauherr, Entwurfsverfasser, treffen das Erfordernis bauaufsichtlicher Verwendbar-
Unternehmer, Bauleiter), keitsnachweise (s. Abschn. 3.1.1 bzw. 3.2.1). Der hier
– die Bauaufsichtsbehçrden (Aufbau, Zustndigkeit, nicht wiedergegebene § 3 Abs. 5 behandelt Bauproduk-
Aufgaben und Befugnisse) te und Bauarten nach Vorschriften anderer Vertrags-
404 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
staaten des „europischen Wirtschaftsraums“ und for- betreffen und dafr nicht ausdrcklich andere Behçrden
dert fr ihre Verwendung in Deutschland die Erfllung bestimmt sind.
des gleichen (deutschen) Schutzniveaus.
Der Begriff „Sicherheit“ umfasst den Schutz der indi- 2.2.5.3 Konkretisierung der Allgemeinen
viduellen Rechtsgter wie Leben, Gesundheit, Besitz, Anforderungen
Vermçgen und den der kollektiven wie Luft, Wasser Der bauaufsichtliche Sicherheitsauftrag des § 3 MBO
und Boden. Der Zusatz „çffentliche“ Sicherheit be- wird in den Landesbauordnungen sachlich (materiell)
schrnkt den Umfang dieser Rechtsgter aber so, dass weiter konkretisiert, insbesondere
damit ausschließlich private Belange des Einzelnen – in den Allgemeinen Anforderungen an die Bauaus-
ausgeschlossen werden. fhrung in den Paragraphen: Baustelle; Standsicher-
Der Begriff „çffentliche Ordnung“ beschreibt die Ge- heit; Schutz gegen schdliche Einflsse; Brand-
samtheit ungeschriebener Regeln fr das Verhalten des schutz; Wrme-, Schall- und Erschtterungsschutz;
Einzelnen in der ffentlichkeit im Hinblick auf ein ge- Verkehrssicherheit,
ordnetes Gemeinschaftsleben. – in technischen Einzelvorschriften fr bestimmte
ffentlicher Sicherheit und Ordnung soll gem. § 3 Bauteile (z. B. tragende Wnde, Sttzen, Decken,
Abs. 1 MBO durch die Anlagen „nicht gefhrdet“ wer- Dcher, Treppen) und bestimmte Anlagen (z. B. Auf-
den, d. h., einer solchen Gefahr soll bauaufsichtlich zge, Lftungsanlagen Feuerungsanlagen) und
nach verstndigem Ermessen vorgebeugt werden. – in gesonderten Vorschriften zur Bauordnung.
Einer „Gefahr“ – also der Mçglichkeit eines Schadens – Eine noch weiter gehende Konkretisierung erfolgt dann
kann auf der Grundlage der Bauordnung (bauaufsicht- in speziellen technischen Regeln wie bestimmten Nor-
lich) also nur dann vorgebeugt werden, wenn es sich um men, Richtlinien und sonstigen Regelungen, fr die nicht
ein Schutzgut der çffentlichen Sicherheit und Ordnung geregelten Bauprodukte und Bauarten in den bauauf-
handelt und nicht um andere Schutzgter. Bauaufsicht- sichtlichen Verwendbarkeitsnachweisen (s. Abschn. 3).
lich kann auch nur hinreichend wahrscheinlichen Scha-
densmçglichkeiten vorgebeugt werden und nicht ent-
fernteren Mçglichkeiten oder gar nur allgemeinen Scha-
densvermutungen. Dafr mitentscheidend ist die Art 3 Erfordernis bauaufsichtlicher
des Schutzgutes und der mçgliche Schadensumfang. Verwendbarkeitsnachweise
Bauaufsichtlich nicht gefordert werden kann die Mini-
3.1 Bauprodukte
mierung denkbarer Schadensursachen unterhalb der Ge-
fahrenschwelle. 3.1.1 Nicht geregelte Bauprodukte (s. Bild 1)
Fr die Annahme einer Gefahr gengt fr die bauauf-
Zitat § 17 Abs. 3 MBO:
sichtlichen Anforderungen das Wissen, dass nach der
Bauprodukte, fr die technische Regeln in der Bau-
Lebenserfahrung bei bestimmten Zustnden oder Ver-
regelliste A nach Absatz 2 bekannt gemacht worden
haltensweisen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
sind und die von diesen wesentlich abweichen oder
ein Schaden einzutreten pflegt (Annahme einer abstrak-
fr die es Technische Baubestimmungen oder allgemein
ten Gefahr). Hçher liegt die Entscheidungsschwelle da-
anerkannte Regeln der Technik nicht gibt (nicht gere-
hingegen bei unverndert bestehenden Anlagen; hier
gelte Bauprodukte), mssen
bedarf es zur Anordnung bauaufsichtlicher Maßnahmen
1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18),
einer konkreten Gefahr, d. h. dass ein Schaden bei un-
2. ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis (§ 19)
gehindertem Ablauf des objektiv zu erwartenden Ge-
oder
schehens im zu beurteilendem konkreten Fall in ber-
3. eine Zustimmung im Einzelfall (§ 20)
schaubarer Zukunft mit hinreichender Wahrscheinlich-
haben. Ausgenommen sind Bauprodukte, die fr die Er-
keit eintritt.
fllung der Anforderungen dieses Gesetzes oder auf-
Die bauaufsichtliche Zustndigkeit erstreckt sich nach
grund dieses Gesetzes nur eine untergeordnete Bedeu-
§ 3 MBO nur auf die Anordnung, Errichtung, nde-
tung haben und die das Deutsche Institut fr Bautechnik
rung, Instandhaltung, Nutzungsnderung und die Besei-
im Einvernehmen mit der obersten Bauaufsichtsbehçr-
tigung von Anlagen. Somit erstreckt sich die bauauf-
de in einer Liste C çffentlich bekannt gemacht hat.
sichtliche Regelungszustndigkeit auch nur auf Gefah-
rentatbestnde daraus und z. B. nicht aus Gefahren bei Entscheidend fr das Erfordernis eines bauaufsicht-
Herstellungsvorgngen außerhalb der Baustelle, beim lichen Verwendbarkeitsnachweises fr Bauprodukte
Transport oder aus der Entsorgung der Baustoffe und ist also das Fehlen oder das wesentliche Abweichen
Bauteile. Solche Gefahren sind in Deutschland anderen von bestimmten technischen Regeln, die das Baupro-
Schutzbereichen gesetzlich zugeordnet; die Bauaufsicht dukt fr seinen Verwendungszweck in der baulichen
darf in diesen fremden Bereichen deshalb auch nicht Anlage hinreichend und vollstndig beschreiben (Pro-
vermeintliche Regelungslcken selbstttig schließen. duktregeln). Zu den Anforderungen an solche Produkt-
Umgekehrt sind bauaufsichtlich aber die in anderen regeln siehe Abschnitt 3.1.2.
Rechtsbereichen geltenden Bestimmungen zu beachten Ausgenommen vom Erfordernis eines bauaufsicht-
und auch durchzusetzen, wenn sie die o. g. Bauvorgnge lichen Verwendbarkeitsnachweises fr nicht geregelte
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 405
Bauprodukte sind aber Bauprodukte, die von bauauf- schrnkung auf die Nichtverwendung fr Bauteile, an
sichtlich untergeordneter Bedeutung sind. Diese nicht die hçhere Brandschutzanforderungen als normalent-
geregelten Bauprodukte sind in einer Liste C verçffent- flammbar oder Anforderungen an den Schall- oder
licht. Die Liste C ist eine „lebende“ Liste, die vom Wrmeschutz gestellt werden (andernfalls auch hier
Deutschen Institut fr Bautechnik (DIBt) im Einverneh- keine Freistellung vom Erfordernis eines bauaufsicht-
men mit den obersten Bauaufsichtsbehçrden der Bun- lichen Verwendbarkeitsnachweises).
deslnder erstellt und einmal jhrlich (erste Jahreshlf- Zum Erfordernis eines bauaufsichtlichen Verwendbar-
te) zusammen mit den Bauregellisten als Komplettaus- keitsnachweises
gabe verçffentlicht wird [2]. Zustzlich werden vom – fr Bauprodukte bezglich ihres Einbaus in die bau-
DIBt dazu einmal jhrlich (zweite Jahreshlfte) Ergn- lichen Anlage siehe Abschnitt 3.2.2 und
zungen und nderungen bekannt gemacht (siehe – fr europisch harmonisierte Bauprodukte – also sol-
www.dibt.de). Wird in der Liste C zu einem Produkt che mit CE-Kennzeichnung – siehe Abschnitt 3.1.3.
ein bestimmter Verwendungsbereich angegeben, so be-
deutet das, dass das nicht geregelte Produkt nur inner-
3.1.2 Geregelte und sonstige Bauprodukte –
halb dieses Verwendungsbereiches als von bauaufsicht-
technische Produktregeln (s. Bild 1)
lich untergeordneter Bedeutung anzusehen ist und somit
nur fr diesen Bereich keines bauaufsichtlichen Ver- Nach § 17 Abs. 1 (s. Zitat in Abschn. 3.1.3) und Abs. 3
wendbarkeitsnachweises bedarf. Fr alle in der Liste C MBO ist ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnach-
aufgefhrten Produkte gilt außerdem die generelle Ein- weis nicht erforderlich fr
406 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Bringen und den freien Warenverkehr in deutsches Einbau, Zusammenfgen, Anbringen oder Installieren
Recht umgesetzt durch das BauPG 2) des Bundes [4]) verwendet werden soll, bei ordnungsgemßer Planung
bercksichtigen. und Bauausfhrung die „wesentlichen Anforderungen“
– CE-Kennzeichnung unter Angabe von Leistungs- gem. BauPR erfllen kann (mechanische Festigkeit und
klassen, Leistungsstufen oder Leistungen des Bau- Standsicherheit – Brandschutz – Hygiene, Gesundheit
produktes unter Beachtung der zugehçrigen Fest- und Umweltschutz – Nutzungssicherheit – Schallschutz
legungen in der Bauregelliste B [2]. – Energieeinsparung und Wrmeschutz). Der Nachweis
Nach der BauPR muss ein Bauprodukt „solche Merk- dafr gilt als erbracht, wenn das Bauprodukt berein-
male aufweisen“, dass das Bauwerk, fr das es durch stimmt mit
– einer harmonisierten europischen Norm (erstellt
von CEN/ CENELEC im Auftrag der Europischen
2) Gesetz ber das In-Verkehr-Bringen von und den freien Kommission – hEN),
Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der – einer Europischen Technischen Zulassung
Richtlinie …(Bauproduktengesetz – BauPG). (ETA),
408 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
– einer (europisch) anerkannten (nationalen) Norm, Spezifikationen europisch noch nicht harmonisiert
– einem (europischen) Prfzeugnis. worden sind, obwohl sie wesentliche Anforderungen
Auf diese Nachweisformen wird in diesem Beitrag gem. BauPR betreffen (z. B. Hygiene, Gesundheit und
nicht nher eingegangen, zurzeit sind davon auch nur Umweltschutz); eine solche bauaufsichtliche Regelung
die harmonisierte Norm und die Europische Tech- kann durch eine deutsche technische Regel erfolgen
nische Zulassung als sog. „technische Spezifikationen“ (unmittelbar in der Liste oder durch Verweis auf eine
relevant. Die bereinstimmung (Konformitt) eines technische Regel in der Bauregelliste A Teil 1) oder
Bauproduktes mit einer dieser technischen Spezifika- durch Forderung eines bauaufsichtlichen Verwendbar-
tionen ist nach dem in der Spezifikation vorgegebenen keitsnachweises dafr.
Kontrollverfahren nachzuweisen und mit der CE- In der Bauregelliste B Teil 2 werden die Bauprodukte
Kennzeichnung auszuweisen. Ein mit der CE-Kenn- nach anderen europischen Richtlinien aufgefhrt, die
zeichnung versehenes Bauprodukt hat die (widerleg- die CE-Kennzeichnung tragen drfen. Da diese Baupro-
bare) Vermutung der Brauchbarkeit gem. BauPR fr dukte in der Regel aber nicht allen wesentlichen Anfor-
sich. derungen der BauPR gerecht werden, wird fr diese
Ein Bauprodukt mit CE-Kennzeichnung ist somit pro- Bauprodukte in der Liste dann bestimmt, welche bau-
duktseitig so geregelt, dass es auf dem europischen aufsichtlichen Nachweise fr die Bauprodukte bei Ver-
Binnenmarkt in Verkehr gebracht und frei gehandelt wendung in Deutschland zu fhren sind. Bauprodukte
werden kann. National (in Deutschland also insbeson- fr den Mauerwerksbau sind von der Bauregelliste B
dere bauaufsichtlich) zu prfen bleibt aber fr jede tech- Teil 2 bisher nicht berhrt.
nische Spezifikation Whrend die deutschen technischen Produktregeln in
– ob fr Deutschland wegen etwaiger anderer Bedin- der Regel auf die deutschen technischen Verwendungs-
gungen geografischer, klimatischer oder lebens- regeln, d. h. die deutschen technischen Regeln fr die
gewohnheitlicher Art oder eines anderen Schutz- Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Anla-
niveaus bestimmte Klassen, Leistungsstufen oder gen und ihrer Teile abgestimmt sind und umgekehrt, ist
Leistungen festgelegt werden mssen (s. Bauregel- das bezglich der europischen technischen Spezifika-
liste B); tionen nicht – zumindest nicht im gleichen Maße – der
– ob das Produkt in der technischen Spezifikation be- Fall. Das bedeutet, dass hierfr eine Anpassung der
zglich der bauaufsichtlichen Anforderungen an die Verwendungsregeln erfolgen muss durch
bauliche Anlage vollstndig geregelt ist, andernfalls – berarbeitung der deutschen technischen Verwen-
ergnzende deutsche technische Produktregelungen dungsregeln durch Bercksichtigung der harmoni-
oder bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise sierten europischen Produktnormen oder
bestimmt werden mssen (s. Bauregelliste B); – Ergnzung der deutschen technischen Verwendungs-
– ob es fr die Verwendung des Bauproduktes bei der regeln um Verwendungsregelungen fr die europ-
Errichtung, nderung und Instandhaltung baulicher isch harmonisierten Bauprodukte,
Anlagen hinsichtlich der bauaufsichtlichen Anforde- andernfalls ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeits-
rungen technische Verwendungsregeln gibt (andern- nachweis dafr erforderlich wird, wenn es sich um bau-
falls solche bauaufsichtlich zu bestimmen sind oder aufsichtlich in diesem Sinne relevante Bauprodukte
ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis er- handelt (s. Liste der Technischen Baubestimmungen
forderlich sein kann – s. Liste der Technischen Bau- und Abschn. 3.2.2).
bestimmungen und Abschn. 3.2.2). Diese Anpassungen werden, sofern die betreffende deut-
Die Bauregelliste B [2] ist eine „lebende“ Liste, die sche technische Verwendungsregel nicht im o. g. Sinne
zusammen mit der Bauregelliste A und der Liste C unmittelbar berarbeitet worden ist, in der Liste der
vom DIBt im Einvernehmen mit den obersten Bauauf- Technischen Baubestimmungen als Anwendungs-
sichtsbehçrden der Bundeslnder bekannt gemacht wird regelungen bezeichnet und entweder ber Anlagen im
(zur Verçffentlichung s. Abschn. 3.1.1). In der Bau- Teil I dieser Liste bauaufsichtlich bestimmt (die entspre-
regelliste B werden die Bauprodukte aufgefhrt, die chenden Anlagen werden dort mit dem Zusatz E gekenn-
den o. g. europischen Richtlinien entsprechen, die CE- zeichnet) oder produktbezogen in Teil II (s. Abschn.
Kennzeichnung tragen und damit auf dem europischen 3.2.2). In diesem Teil II werden aufgelistet
Binnenmarkt in Verkehr gebracht und frei gehandelt – das europisch harmonisierte Bauprodukt (bzw. Bau-
werden drfen. Die Bauregelliste B besteht aus zwei satz 3)),
Teilen.
In der Bauregelliste B Teil 1 werden die Bauprodukte
mit ihrer zugehçrigen technischen Spezifikation (har-
monisierte europischer Norm, Europische Tech-
nische Zulassung) aufgelistet und die Klassen, Leis-
tungsstufen oder Leistungen festgelegt, die sie fr die 3) Ein Bausatz ist eine aus mindestens zwei Produkten be-
stehende Einheit, die kuflich als solche zum bauseitig
Verwendung in Deutschland haben mssen. Gegebe- dauerhaften Einbau in ein Bauwerk erworben werden
nenfalls werden dabei auch die Eigenschaften bauauf- kann (z. B. der Bausatz eines Wrmedmm-Verbundsys-
sichtlich geregelt, die in der jeweiligen technischen tem).
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 409
– die zugehçrige Bezugsregel (harmonisierte europi- standhaltung baulicher Anlagen nur angewendet wer-
sche Norm, europische Zulassungsleitlinie 4), Euro- den, wenn fr sie
pische Technische Zulassung), 1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18)
– Anwendungsregelung durch Hinweis auf entspre- oder
chende Anlagen, in denen auch ein bauaufsichtlicher 2. eine Zustimmung im Einzelfall (§ 20)
Verwendbarkeitsnachweis gefordert sein bzw. sich erteilt worden ist. Anstelle einer allgemeinen bauauf-
aus dem Nichtvorliegen einer technischen Verwen- sichtlichen Zulassung gengt ein allgemeines bauauf-
dungsregel ergeben kann. sichtliches Prfzeugnis, wenn die Bauart nicht der Er-
fllung erheblicher Anforderungen an die Sicherheit
baulicher Anlagen dient oder nach allgemein anerkann-
3.2 Bauarten
ten Prfverfahren beurteilt wird.
3.2.1 Nicht geregelte Bauarten (s. Bild 3)
Sinngemß den Bauprodukten ist das Erfordernis eines
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises auch fr
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen die Anwendung der Bauarten geknpft an ein wesentli-
(s. Abschn. 2.2.4). ches Abweichen oder an ein Nichtvorliegen technischer
Zitat § 21 Abs. 1, Stze 1 und 2 MBO: Regeln zur Erfllung der bauaufsichtlichen Anforde-
Bauarten, die von Technischen Baubestimmungen we- rungen an eine bauliche Anlage (hier von technischen
sentlich abweichen oder fr die es allgemein anerkann- Verwendungsregeln (Anwendungsregeln), also Regeln
te Regeln der Technik nicht gibt (nicht geregelte Bau- fr die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher
arten), drfen bei der Errichtung, nderung und In- Anlagen und ihrer Teile; s. Abschn. 3.2.2). Auch fr die
nicht geregelten Bauarten ist der bauaufsichtliche Ver-
wendbarkeitsnachweis grundstzlich als allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung, allgemeines bauaufsicht-
liches Prfzeugnis oder Zustimmung im Einzelfall
4) Eine europische Zulassungsleitlinie ist eine innerhalb der mçglich (s. Abschn. 4).
Europischen Organisation fr Technische Zulassungen Auch fr die Bauarten ist die bereinstimmung des Aus-
(EOTA) im Auftrag der Europischen Kommission ab-
gestimmte und verçffentlichte Leitlinie zur Erteilung Eu- gefhrten mit dem jeweiligen technischen Bezugsdoku-
ropischer Technischer Zulassungen fr eine Produktfami- ment nachzuweisen, nur entfllt hier eine entsprechende
lie. Kennzeichnung (-Zeichen) – siehe § 22 Abs. 3 MBO.
410 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Im Unterschied zu den Bauprodukten sind europisch Die technischen Regeln fr die Planung, Bemessung und
harmonisierte Bauarten nach europischen Harmonisie- Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile werden
rungsrichtlinien bisher nicht vorgesehen. in Teil I (ggf. ergnzt durch zustzliche bauaufsichtliche
Bestimmungen) aufgelistet. Dabei muss es sich nicht nur
um nationale deutsche Normen und Richtlinien handeln.
3.2.2 „Geregelte“ Bauarten – technische
Auch entsprechende Vorschriften anderer Staaten, aber
Verwendungsregeln (s. Bild 3)
vor allem europische Normen fr Entwurf, Berech-
Bauart ist das Zusammenfgen von Bauprodukten zu nung, Bemessung und Ausfhrung von Bauwerken (Eu-
baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen rocodes) kçnnen in die Liste aufgenommen werden,
(s. Abschn. 2.2). wenn mit ihnen das gleiche (deutsche) bauaufsichtliche
Der in der berschrift gewhlte Begriff „geregelte“ Schutzziel erreicht wird; eine solche Anpassung erfolgt
Bauarten ist kein bauaufsichtlicher Begriff (im Gegen- bei den Eurocodes durch sog. nationale Anhnge in die-
satz zum entsprechenden Begriff bei den Bauproduk- sen Normen (s. auch Abschn. 3.1.3).
ten); er soll an dieser Stelle nur zusammenfassend be- Der Teil II der Liste betrifft nur die Verwendung euro-
sagen, dass es zu den so bezeichneten Bauarten tech- pisch harmonisierter Bauprodukte (und Baustze).
nische Regeln gibt, nmlich Der Teil III der Liste beinhaltet keine fr den Mauer-
– Technische Baubestimmungen, d. h. technische Re- werksbau relevanten Aussagen (Regelungsinhalt sind
geln gem. Liste der Technischen Baubestimmungen, solche Bauprodukte und Bauarten, fr die gem. anderen
oder Rechtsvorschriften – als den Landesbauordnungen –
– sonstige allgemein anerkannte Regeln der Technik. bestimmte Verwendbarkeits- und bereinstimmungs-
Keines bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises nachweise verlangt oder zugelassen werden; fr Bau-
bedrfen nach § 21 Abs. 1 MBO (s. Abschn. 3.2.1) im produkte gem. § 17 Abs. 4 MBO, fr Bauarten gem.
Umkehrschluss § 21 Abs. 2 MBO).
– Bauarten, fr die es Technische Baubestimmungen Zum bereinstimmungsnachweis siehe Abschnitt 3.2.1.
gibt und die von diesen nicht wesentlich abweichen,
und
– Bauarten, fr die es zwar keine Technischen Bau-
bestimmungen, aber sonstige allgemein anerkannte
4 Allgemeine bauaufsichtliche
Regeln der Technik gibt. Zulassung, allgemeines
Technische Baubestimmungen sind technischen Regeln bauaufsichtliches Prfzeugnis,
fr die Planung, Bemessung und Konstruktion baulicher Zustimmung im Einzelfall
Anlagen und ihrer Teile, die von der obersten Bauauf-
4.1 Anwendungsbereiche der Nachweisarten
sichtsbehçrde eines Bundeslandes durch çffentliche Be-
kanntmachung als Technische Baubestimmung einge- Fr den bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis
fhrt worden sind (s. Abschn. 2.2.5.2, Zitat § 3, Ab- sehen die Landesbauordnungen folgende Nachweis-
satz 3 MBO) [5]. Die Bekanntmachung erfolgt in der arten vor:
Liste der Technischen Baubestimmungen, die jedes • als allgemeine Nachweise:
Bundesland als Landesliste verçffentlicht. Diese Lan- die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) und
deslisten folgen einer Muster-Liste, die in der Bau- das allgemeine bauaufsichtliche Prfzeugnis (abP),
ministerkonferenz (ARGEBAU – s. Abschn. 2.2.1) er- • als nicht allgemeinen Nachweis:
arbeitet wird [6]; dies schließt allerdings punktuelle die Zustimmung im Einzelfall (ZiE).
Abweichungen der Landeslisten nicht aus, insbesondere Der Begriff „allgemein“ besagt, dass diese Nachweis-
hinsichtlich des Zeitpunktes der Bekanntmachung ein- arten fr alle Bauvorhaben gelten, bei denen das jewei-
zelner Technischer Baubestimmungen (Aktualisierun- lige Bauprodukt bzw. die jeweilige Bauart nach den
gen der Muster-Liste jeweils im Frhjahr und Herbst technischen Regelungen des zugehçrigen Nachweises
eines jeden Jahres). (abZ bzw. abP) verwendet bzw. angewendet werden soll.
Die nicht allgemeine Nachweisart (ZiE) gilt dahingegen
Die Liste besteht aus drei Teilen: nur fr das konkrete Bauvorhaben, fr das die Zustim-
Teil I Technische Regeln fr die Planung, Bemessung mung erteilt wurde; die Zustimmung im Einzelfall gilt
und Konstruktion baulicher Anlagen und ihrer Teile. also nicht auch fr andere Bauvorhaben, selbst wenn sich
Teil II Anwendungsregelungen fr Bauprodukte und dort die gleichen Tatbestnde zu wiederholen scheinen.
Baustze nach Europischen Technischen Zulassungen Fr den allgemeinen bauaufsichtlichen Verwendbar-
und harmonisierten Normen nach der Bauprodukten- keitsnachweis stehen zwar grundstzlich zwei Nach-
richtlinie. weisarten zur Verfgung, die abZ und das abP, nur
Teil III Anwendungsregelungen fr Bauprodukte und drfen sie nicht wahlweise angewendet werden. Ist
Baustze nach Europischen Technischen Zulassungen nmlich fr ein Bauprodukt oder fr eine Bauart ein
und harmonisierten Normen nach der Bauprodukten- bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis erforder-
richtlinie im Geltungsbereich der Verordnungen nach lich und soll dieser Nachweis im vorgenannten Sinne
§ 17 Abs. 4 und § 21 Abs. 2. allgemein gefhrt werden, so ist dieser Nachweis immer
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 411
dann mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas- – anerkanntes Prfverfahren (nur in Abschn. 2),
sung zu fhren, wenn dafr bauaufsichtlich kein all- – Art des bereinstimmungsnachweises.
gemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als gengend Zur Bekanntmachung der Bauregelliste A Teil 3 siehe
bestimmt ist. Fr welche Bauprodukte und Bauarten Abschnitt 3.1.1 [2].
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als Ver-
Liegt fr ein Bauprodukt oder eine Bauart, deren Ver-
wendbarkeitsnachweis gengt, ist bauaufsichtlich in
wendung bzw. dessen Anwendung eines bauaufsicht-
folgende Listen festgelegt:
lichen Verwendbarkeitsnachweises (Anwendbarkeits-
a) fr die Bauprodukte
nachweises) bedarf, keine allgemeine bauaufsichtliche
– in Bauregelliste A Teil 1 (fr einzelne dort auf-
Zulassung bzw. in bestimmten Fllen (s. vorstehend ge-
gefhrte Bauprodukte bei wesentlicher Abwei-
nannte Bauregellisten) kein allgemeines Prfzeugnis
chung von ihrer technischen Regel) und
vor, so bedarf die Verwendung dieser Bauprodukte
– in Bauregelliste A Teil 2 (fr alle dort aufgefhr-
bzw. die Anwendung dieser Bauarten fr das betroffene
ten Bauprodukte);
konkrete Bauvorhaben der Zustimmung im Einzelfall
b) fr die Bauarten
(ZiE). Da die Zustimmung im Einzelfall nur fr das
– in Bauregelliste A Teil 3 (fr alle dort aufgefhr-
eine Bauvorhaben gilt, ist diese Nachweisart fr zur
ten Bauarten).
hufigen Verwendung bzw. Anwendung vorgesehene
Whrend die Bauregelliste A allgemein und deren Teil 1
Bauprodukte bzw. Bauarten nicht sinnvoll. Die Zustim-
bereits erlutert wurde (s. Abschn. 3.1.2), werden die
mung im Einzelfall bietet sich insbesondere an:
Teile 2 und 3 der Bauregelliste A im Folgenden vor-
– fr spezielle auf ein bestimmtes Bauvorhaben
gestellt.
abgestellte nicht geregelte bautechnische Sonder-
In der Bauregelliste A Teil 2 wird bestimmt, fr welche lçsungen und
nicht geregelten oder bezglich der bauaufsichtlichen – fr Pilotprojekte von Weiter- und Neuentwick-
Anforderungen nicht vollstndig geregelten Baupro- lungen.
dukte ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis
gengt. Diese Liste hat zwei Abschnitte, die sich in
4.2 Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
ihrer Begrndung und hinsichtlich der erforderlichen
(abZ)
Prfungen des Bauproduktes unterscheiden:
• Abschnitt 1: nicht geregelte Bauprodukte, deren Ver- 4.2.1 Allgemeines
wendung nicht der Erfllung erheblicher Anforde-
Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) ist in
rungen an die Sicherheit baulicher Anlagen dient.
§ 18 MBO nher bestimmt. Zum Anwendungsbereich
• Abschnitt 2: nicht geregelte oder nicht vollstndig
dieser Nachweisart siehe Abschnitt 4.1.
geregelte Bauprodukte, die hinsichtlich der bauauf-
Die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassun-
sichtlichen Anforderungen durch allgemein aner-
gen erfolgt allein durch das Deutsche Institut fr Bau-
kannte Prfverfahren beurteilt werden kçnnen.
technik (DIBt). Die vom DIBt erteilten abZ gelten in
In der Liste werden aufgefhrt:
allen Bundeslndern.
– Bauprodukt,
Die Erteilung einer abZ setzt voraus:
– erforderlicher Verwendbarkeitsnachweis abP,
– Erfordernis einer abZ,
– anerkanntes Prfverfahren (nur in Abschn. 2),
– Antragstellung (formlos) mit technisch detaillierter
– Art des bereinstimmungsnachweises.
Beschreibung des Antragsgegenstandes (Bauprodukt
Zur Bekanntmachung der Bauregelliste A Teil 2 siehe
und/oder Bauart mit Verwendungs- bzw. Anwen-
Abschnitt 3.1.1 [2].
dungszweck und bereits vorliegenden weiteren tech-
In der Bauregelliste A Teil 3 wird festgelegt, fr welche nischen Informationen),
nicht geregelten oder bezglich der bauaufsichtlichen – Durchfhrung bestimmter, vom DIBt vorgegebener
Anforderungen nicht vollstndig geregelten Bauarten Untersuchungen durch vom DIBt als fr die Unter-
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis gengt. suchungen sachkundig beurteilte Personen bzw.
Entsprechend der Bauregelliste A Teil 2 hat auch diese Prfstellen,
Liste zwei Abschnitte: – erfolgreiche Untersuchungsergebnisse,
• Abschnitt 1: nicht geregelte Bauarten, deren Anwen- – Kosten und Gebhren (vom Antragsteller zu tragen).
dung nicht der Erfllung erheblicher Anforderungen Das DIBt lsst sich bei der Erarbeitung der abZ bei
an die Sicherheit baulicher Anlagen dient. Bedarf durch von ihm bestimmte Sachverstndige, zu-
• Abschnitt 2: nicht geregelte oder nicht vollstndig meist Sachverstndigenausschsse, beraten. Zum Ver-
geregelte Bauarten, die hinsichtlich der bauaufsicht- fahrensablauf siehe Bild 4.
lichen Anforderungen durch allgemein anerkannte Die Geltungsdauer der abZ betrgt in der Regel 5 Jahre.
Prfverfahren beurteilt werden kçnnen. nderungen und Ergnzungen der abZ whrend der
In der Liste werden aufgefhrt: Geltungsdauer sind auf Antrag hin mçglich; fr ihre
– Bauart, Erteilung gilt das Vorstehende sinngemß. Die Gel-
– Verwendbarkeitsnachweis (Anwendbarkeitsnach- tungsdauer einer abZ kann auf Antrag verlngert wer-
weis) abP, den. Eine solche Verlngerung setzt voraus, dass ihr
412 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
sofern kein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis der Hçhe ber OKG, sodass – wie bei den Drahtankern
als Verwendbarkeitsnachweis gengt (s. Abschn. 4.3). nach Norm – keine statische Bemessung der Anker im
Einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung kçnnen Einzelfall erfolgen muss.
bedrfen
3. nicht vollstndig europisch harmonisierte Mauer- Beispiel zu Punkt 1 und 2
werksprodukte (s. Bauregelliste B Teil 1 und Bild 2)
Das folgende Beispiel ist eines fr das Fehlen von tech-
und
nischen Regeln sowohl fr das Produkt (fr diesen Ver-
4. die Verwendung europisch harmonisierter Mauer-
wendungszweck) als auch fr dessen Verwendung im
werksprodukte (s. Liste der Technischen Baubestim-
Mauerwerk.
mungen und Bild 2).
Anhand von Beispielen soll dies nachstehend etwas er- Gegenstand und technische Regelungen
lutert werden. Zur Vermeidung von Wrmebrcken in gemauerten
Wnden liegt es nahe, besondere Dmmelemente fr
die Fußpunkte auch von tragendem Mauerwerk zu ent-
Beispiel zu Punkt 1
wickeln. Solche Ergnzungselemente sind im Mauer-
Als nicht geregelt werden Bauprodukte bezeichnet, die werk-Kalender 2009 im Beitrag Mauerwerk mit all-
entweder von ihren technischen Regeln in Bauregelliste gemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, dort ab S. 181
A Teil 1 wesentlich abweichen oder fr die es solche ausfhrlich dargestellt. Eine Variante dieser Dmmele-
technischen Regeln oder sonstigen allgemein anerkann- mente sind solche aus Schaumglas spezieller Zusam-
ten Regeln der Technik nicht gibt (s. Abschn. 3.1.1). mensetzung und besonderer Oberflchenbehandlung.
Zunchst ein Beispiel fr einen „Abweichensfall“: Fr dieses Bauprodukt gibt es keine technischen Regeln
in der Bauregelliste A Teil 1 und ebenso keine sonstigen
Gegenstand und Regelabweichung
allgemein anerkannten Regeln der Technik. Ebenso gibt
Ausgelçst von der Einfhrung des Dnnbettmauer-
es keine technischen Regeln fr die Verwendung dieser
werks wurden in Deutschland von den fr die Flchen-
Produkte als Teil des Mauerwerks, weder in der Liste
verankerung von zweischaligen Außenwnden in DIN
der Technischen Baubestimmungen noch sonstige all-
1053-1 geregelten Drahtankern wesentlich abweichen-
gemein anerkannte Regeln der Technik. Diese Schaum-
de Ankerformen entwickelt, die Flachstahlanker (dar-
glaselemente und das mit ihnen in der untersten Lage
gestellt im Mauerwerk-Kalender 2009, Beitrag Mauer-
(im Fußpunkt der Wnde) errichtete Mauerwerk sind
werk mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, dort
somit nicht geregelt (s. insbesondere DIN 1053-1) und
S. 194 ff). Whrend fr wesentliche Abweichungen nur
bedrfen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
von der Verankerungsart (im Mçrtelbett der Außen-
sung.
und/oder Innenschale) ein allgemeines bauaufsicht-
liches Prfzeugnis als bauaufsichtlicher Verwendbar- Untersuchungen im Zulassungsverfahren
keitsnachweis gengt (s. Abschn. 4.3.2), bedrfen Ab- Das Trag- und Verformungsverhalten sowie die Trag-
weichungen von der Ankerform – also Abweichungen fhigkeit von Mauerwerk nach DIN 1053-1, dass am
von DIN 1053-1:1996-11, Abschn. 8.4.3.1, Aufzhlung Fußpunkt statt einer Lage Steine eine Lage Schaum-
e, Abs. 1 und Bild 9) im Drahtdurchmesser, in Quer- glaselemente aufweist, ist unbekannt. Daraus ergibt
schnittsform und/oder Werkstoff – einer allgemeinen sich nicht nur das Erfordernis von Druck-, Schub- und
bauaufsichtlichen Zulassung. Verformungsprfungen der Schaumglasblçcke, sondern
auch Druckversuche (mit Verformungsmessungen) an
Untersuchungen im Zulassungsverfahren
solchen Wnden, kurzzeitig und langzeitig. Entspre-
Wie der Drahtanker sind auch diese Varianten Teil des
chend wurden auch Brandversuche durchgefhrt.
in DIN 1053-1 geregelten, fr Deutschland traditionel-
Im Zulassungsbescheid werden dann insbesondere die
len Flchenverankerungssystems zweischaliger Außen-
Schaumglaselemente geregelt und Ausfhrung, Berech-
wnde, fr die in der Norm auch vorgegeben ist, dass sie
nung und Bemessung des unter deren Verwendung als
eine Zug- und Druckkraft von mindestens 1 kN bei
erste Lage (Fußpunkte) errichteten Mauerwerks (Stand-
1,0 mm Schlupf aufnehmen mssen, andernfalls die
sicherheit, Brand-, Wrme- und Schallschutz).
Anzahl der Drahtanker nach Norm zu erhçhen ist. Be-
achtlich sind bei diesen Prfungen auch die Art des zu
Beispiel zu Punkt 4
verbindenden Mauerwerks (Steine, Mçrtel und Fugen-
ausbildung), die vom jeweiligen Ankertyp/Ankerlnge Die europischen technischen Produktspezifikationen,
zu berbrckende maximalen Schalenabstnde und die insbesondere die harmonisierten europischen Produkt-
Einbindetiefen in die Schalen, ggf. auch die Verform- normen bedrfen der Anpassung an die deutschen tech-
barkeit im Hinblick auf die zu erwartenden Formnde- nischen Regeln fr die Planung, Bemessung und Kons-
rungsunterschiede zwischen Außen- und Innenschale. truktion baulicher Anlagen und ihrer Teile (s. Abschn.
In den Zulassungsbescheiden werden fr jede Anker- 3.1.3, letzter Absatz). Das ist im Mauerwerksbau fr die
lnge die zulssigen Schalenabstnde und erforderli- Steinnormen DIN EN 771-1 bis -4 (Ziegel, Kalksand-
chen Einbindetiefen angegeben sowie die Mindest- steine, Beton- und Leichtbetonsteine sowie Porenbeton-
anzahl der Anker/m± Wandflche in Abhngigkeit von steine) mit den Anwendungsnormen DIN V 20000-401
414 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
bis -404 geschehen und ebenso fr die Mauermçrtel Die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prfzeug-
nach EN 998-2 mit der Anwendungsnorm DIN V nisse darf nur durch dafr und fr das jeweilige Prf-
20000-412. Zur leichteren Handhabbarkeit fr die am gebiet bauaufsichtlich anerkannte Prfstellen erfolgen;
Bau Beteiligten sind fr diese Mauerwerksprodukte die Erteilung von abP erfolgt nicht durch das DIBt.
auch sog. Restnormen erarbeitet worden, bei deren zu- Die bauaufsichtliche Anerkennung einer Prfstelle er-
stzlicher Bercksichtigung zu den vorgenannten euro- folgt durch das DIBt, sofern diese Aufgabe von dem fr
pischen Stein- und Mçrtelnormen die vorgenannten deren Sitz zustndigen Bundesland auf das DIBt ber-
Anwendungsnormen nicht beachtlich sind (s. Liste der tragen worden ist (andernfalls erfolgt die Anerkennung
Technischen Baubestimmungen Teil I, Anlage 2.2/ 5 nach deren Vorbereitung durch das DIBt durch die zu-
E). Dabei konnten aber weder das gesamte Spektrum stndige oberste Bauaufsichtsbehçrde). Die anerkann-
der Stein- und Mçrtelarten in den vorgenannten euro- ten Prfstellen werden vom DIBt mit Angabe von Bau-
pischen Produktnormen, noch die Normen DIN EN produkt bzw. Bauart, fr die die Anerkennung erfolgt
771-5 (Betonwerksteine) und DIN 845-1 bis -3 (Ergn- ist, im Verzeichnis der Prf-, berwachungs- und Zer-
zungsbauteile) durch Anwendungsnormen angepasst tifizierungsstellen nach Landesbauordnungen bekannt
werden, sodass diese europisch harmonisierten Mauer- gemacht [8], dort in folgenden Teilen:
werksprodukte hinsichtlich ihrer Verwendung in
Teil III a:
Deutschland nicht geregelt sind und deshalb einer all-
Prfstellen nach Bauregelliste (BRL) A Teil 1,
gemeinen bauaufsichtlichen Zulassung bedrfen. Hier-
fr das folgende Beispiel. Teil III b Abschnitt 1:
Prfstellen nach BRL A Teil 2 Abschnitt 1,
Gegenstand und technische Regelungen
Fr Dnnbettmauerwerk aus Planziegeln und Dnnbett- Teil III b Abschnitt 2:
mçrtel gibt es in DIN 1053-1 keine Rechenwerte fr die Prfstellen nach BRL A Teil 2 Abschnitt 2,
Tragfhigkeit. Auch wenn die Planziegel (in DIN EN
Teil III c Abschnitt 1:
771-1) und die Dnnbettmçrtel (in DIN EN 998-2) eu-
Prfstellen nach BRL A Teil 3 Abschnitt 1,
ropisch harmonisiert sind, bleibt das damit errichtete
Dnnbettmauerwerk deshalb ungeregelt und bedarf so- Teil III c Abschnitt 2:
mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung. Prfstellen nach BRL A Teil 3 Abschnitt 2.
Eine technische Darstellung des Dnnbettmauerwerks
Die von den Prfstellen erteilten abP gelten in allen
aus Planziegeln wird im Mauerwerk-Kalender 2009,
Bundeslndern.
Beitrag Mauerwerksbau mit allgemeiner bauaufsicht-
Die Erteilung eines abP setzt voraus:
licher Zulassung, dort S. 57 ff gegeben.
– Erfordernis und Zulssigkeit eines abP
Untersuchungen im Zulassungsverfahren (Abschnitt 4.1),
Zur Ermittlung der Tragfhigkeit werden Druckver- – Antragstellung sinngemß abZ,
suche mit der Planziegel-Mçrtel-Kombination durch- – bei Bauprodukten nach BRL A Teil 1 und Teil 2
gefhrt, die zur Zulassung beantragt ist. Abschnitt 1 sowie bei Bauarten nach BRL A Teil 3
Im Zulassungsbescheid wird der Planziegel nach DIN Abschnitt 1 die Durchfhrung bestimmter Prfungen
EN 771-1 und der Dnnbettmçrtel nach DIN EN 998-2 (die Prfungen sind von den dafr anerkannten
in seinen Eigenschaftsanforderungen nher bestimmt Prfstellen miteinander abgestimmt) oder bei Bau-
und die entsprechenden Angaben fr die CE-Kenn- produkten nach BRL A Teil 2 Abschnitt 2 und
zeichnungen festgelegt. Fr den Planziegel wie fr Bauarten nach BRL A Teil 3 Abschnitt 2 die
den Dnnbettmçrtel kçnnen ggf. zustzliche Anforde- Durchfhrung der in der BRL bestimmten Prfungen,
rungen erforderlich sein, die dann mit einem zustzli- – erfolgreiche Prfergebnisse,
chen -Zeichen zu besttigen sind. – Kosten und Gebhren (vom Antragsteller zu tragen).
Im Zulassungsbescheid werden dann unter Bezug auf Die Erteilung von abP erfordert wegen der gegenber
DIN 1053-1 die notwendigen Angaben zur Berechnung den abZ wesentlich engeren Aufgabenstellung sowohl
der Tragfhigkeit und erforderlichenfalls auch zur Aus- hinsichtlich der Gegenstnde als auch der durchzufh-
fhrung gemacht, weitere Bestimmungen machen Aus- renden Untersuchungen keine beratenden Sachverstn-
sagen zum Brand-, Wrme- und Schallschutz. digenausschsse bei den Prfstellen (wie beim DIBt fr
die abZ). Geltungsdauer und Regelungsinhalt der abP
entsprechen im Grundsatz denen der abZ, ebenso der
4.3 Allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis Ablauf des Verfahrens (s. Bild 4 sinngemß, aber ohne
(abP) evtl. Sachverstndigenberatung und ohne Beauftragung
an zu bestimmende Untersuchungsstellen, da die Pr-
4.3.1 Allgemeines
fungen durch die Prfstellen selbst erfolgen).
Das allgemeine bauaufsichtliche Prfzeugnis (abP) ist Die abP werden von den Prfstellen verçffentlicht, zu-
in § 19 MBO nher bestimmt. mindest nach Gegenstand und wesentlichem Inhalt. Die
Zum Anwendungsbereich dieser Nachweisart siehe Ab- vollstndigen abP kçnnen beim Antragsteller bezogen
schnitt 4.1. werden.
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 415
4.3.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau stellen nach den Landesbauordnungen“, Teil III a, Pro-
duktgruppe „Drahtanker fr zweischaliges Mauerwerk“
Ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis als bau-
verçffentlicht.
aufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis gengt in den
Der Bescheid enthlt im technisch Wesentlichen die
folgenden Fllen:
vollstndige Beschreibung des Drahtankers, die Stein-
1. fr wesentlich von den technischen Regeln der Bau-
Mçrtel-Kombinationen fr die die Prfergebnisse gel-
regelliste A Teil 1 abweichende Bauprodukte, sofern
ten und die Angabe der Erfllung der Anforderungen
in der Bauregelliste A Teil 1 dafr als Verwendbar-
nach DIN 1053-1.
keitsnachweis ein allgemeines bauaufsichtliches
Prfzeugnis bestimmt ist,
2. fr nicht geregelte Bauprodukte gem. Bauregelliste
4.4 Zustimmung im Einzelfall (ZiE)
A Teil 2,
3. fr nicht geregelte Bauarten gem. Bauregelliste A 4.4.1 Allgemeines
Teil 3.
Die Zustimmung im Einzelfall (ZiE) ist in § 20 MBO
Fr den Mauerwerksbau gilt dies zurzeit fr folgende nher bestimmt. Zum Anwendungsbereich dieser Nach-
Gegenstnde: weisart siehe Abschnitt 4.1.
– fr hinsichtlich der Verankerungsart wesentlich von Die Zustimmung im Einzelfall erfolgt durch die oberste
DIN 1053-1 abweichende Drahtanker (siehe o. g. Bauaufsichtsbehçrde oder die von ihr dafr bestimmte
Punkt 1), Behçrde des Bundeslandes, in dessen Zustndigkeit das
– fr vorgefertigte, nicht tragende, innere Trennwnde, Bauvorhaben fllt, fr das die Zustimmung erfolgen soll.
deren Absturzsicherung experimentell nachgewiesen Ist fr ein Bauprodukt oder fr eine Bauart, das bzw. die
werden soll (siehe o. g. Punkt 2), fr ein konkretes Bauvorhaben verwendet bzw. ange-
– fr nicht vorgefertigte (also vor Ort zu errichtende), wendet werden soll, ein bauaufsichtlicher Verwendbar-
nicht tragende, innere Trennwnde als Absturzsiche- keitsnachweis erforderlich (s. Abschn. 3) und liegt ein
rung (siehe o. g. Punkt 3). solcher Nachweis fr das Bauprodukt bzw. die Bauart
Als Beispiel wird der Abweichensfall Drahtanker ge- in Form einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
whlt. oder eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prfzeugnis-
ses (falls ein abP dafr gengt, s. Abschn. 4.1) aber
Gegenstand und Regelabweichung
nicht vor, bedarf diese konkrete Verwendung bzw. An-
DIN 1053-1:1996-11 regelt fr zweischalige Außen-
wendung der Zustimmung durch die oberste Bauauf-
wnde in Abschn. 8.4.3 auch eine bestimmte Art der
sichtsbehçrde, in deren regionalen Zustndigkeits-
Verbindung der Mauerwerksschalen miteinander, nm-
bereich das Bauvorhaben fllt. Vom Erfordernis einer
lich eine nach Maß und Zahl festgelegte Flchenver-
solchen Zustimmung kann die oberste Bauaufsichts-
ankerung durch nach Werkstoff, Durchmesser und
behçrde nur absehen, wenn von dieser Verwendung
Form in Abschnitt 8.4.3.1, Aufzhlung e, Abs. 1 und
bzw. Anwendung im konkreten Fall keine Gefahr im
Bild 9 genormte Drahtanker. Die Verankerung in den
Sinne von § 3 Abs. 1 MBO ausgehen kann (s. Abschn.
Lagerfugen von Außen- und Innenschale muss nach
2.2.5.2). Die oberste Bauaufsichtsbehçrde kann fr ge-
Bild 9 durch Winkelhaken bestimmter Mindesthaken-
nau begrenzte Flle ein solches Nichterfordernis auch
lnge und -einbindetiefe erfolgen. Wird eine andere
allgemein festlegen.
Verankerungsart des Drahtankers gewhlt als der Win-
Eine ZiE setzt ebenso wie eine abZ bzw. ein abP einen
kelhaken (z. B. gewellte Drahtenden), so ist dies eine
Antrag und die Kosten- und Gebhrenbernahme durch
wesentliche Abweichung von dieser technischen Regel
den Antragsteller voraus. Der Antrag wird in der Regel
und bedarf deshalb eines bauaufsichtlichen Verwend-
durch oder ber den Bauherrn gestellt.
barkeitsnachweises. Fr diesen Nachweis gengt nach
Art und Umfang der erforderlichen technischen Unter-
Bauregelliste A Teil 1, Spalte 5 fr dieses Bauprodukt
suchungen fr eine ZiE sind im Vergleich zur abZ bzw.
ein allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis.
zum abP grundstzlich nicht geringer. Erleichterungen
Fr andere Abweichungen als der Verankerungsart ge-
kçnnen sich nur daraus ergeben, dass die ZiE eine Ein-
ngt ein abP nicht mehr, sondern es ist eine allgemeine
zelfallbehandlung insofern erlaubt,
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich (z. B. fr Dbel-
– dass spezielle Sonderbedingungen des konkreten
verankerungen, andere Werkstoffe, andere Ankerformen,
Bauvorhabens bercksichtigt werden kçnnen (also
s. vorstehenden Abschn. 4.2.2, Beispiel zu Punkt 1).
eine „maßgeschneiderte“ Lçsung gefunden werden
Untersuchungen im Prfverfahren kann) und
Die Art der fr das abP durchzufhrenden Untersuchun- – dass besondere objektbezogene Auflagen im Zustim-
gen ist in DIN 1053-1:1996-11, Abschnitt 8.4.3.1, Auf- mungsbescheid getroffen und realisiert werden kçn-
zhlung e, Abs. 4 vorgegeben, ebenso die Anforderun- nen (z. B. spezielle regelmßige und gezielte Kon-
gen an die Prfergebnisse. trollen).
Die fr die Erteilung der abP fr dieses Bauprodukt ber die Einschaltung von Sachverstndigen, Unter-
bauaufsichtlich anerkannten Prfstellen sind im „Ver- suchungs- und Prfstellen entscheidet die Zustim-
zeichnis der Prf-, berwachungs- und Zertifizierungs- mungsbehçrde.
416 E Normen · Zulassungen · Regelwerk
Die ZiE gilt nur fr das jeweilige Bauvorhaben, Fragen Neben der Entnahme von Materialproben erfolgte die
nach Geltungsdauer, nderungs- und Ergnzungs- Untersuchung durch Georadar und Endoskopie. Nach
bescheiden sowie Verçffentlichung wie bei den abZ Auswertung dieser Untersuchungsergebnisse erfolgte
und den abP stellen sich somit nicht. dann unter der Annahme der jeweils ungnstigst denk-
baren Gegebenheiten (grçßtdenkbarer Lasteinzugs-
bereich fr einen Binder, Haftverbund nur ber die La-
4.4.2 Beispiel aus dem Mauerwerksbau
gerflchenvermçrtelung ohne Annahme einer Auflast)
Der Zustimmung im Einzelfall bedarf die Verwendung ein rechnerischer Nachweis der ausreichenden Verbin-
eines Bauproduktes und/oder die Anwendung einer dung von Verblend- und Hintermauerbereich.
Bauart fr ein konkretes Bauvorhaben dann, wenn trotz
des Erfordernisses eines bauaufsichtlichen Verwend-
barkeitsnachweises
1. ein entsprechender allgemeiner Nachweis (abZ bzw. 5 Schlussbemerkung
abP) nicht vorliegt, Obwohl das Prinzip des bauaufsichtlichen Verwendbar-
2. von einem vorliegenden allgemeinen Nachweis (abZ keitsnachweises – die Ergnzung der technischen Re-
bzw. abP) abgewichen werden soll oder geln um das von und in ihnen nicht Erfasste – einfach
3. ein allgemeiner Verwendbarkeitsnachweis (abZ ist, ist es seine Realisierung zumindest aus Sicht der
bzw. abP) fr das nicht geregelte Bauprodukt bzw. „Praxis“ wohl weniger.
die nicht geregelte Bauart „nicht sinnvoll“ ist. Grund dafr sind auf der einen Seite die fr die Spie-
Der folgende Fall ist ein Beispiel fr eine solche Zu- gelung der Bedrfnisse der am Bau Beteiligten notwen-
stimmung im Einzelfall entsprechend vorstehendem digen Differenzierungen der Nachweisarten bis hin zum
Punkt 3. „Nichtnachweis“, auf der anderen Seite die gegebene
Gegenstand und Regelabweichung Vielfalt der Bauprodukte und Bauarten, die Bandbreite
Die gemauerte Außenhlle eines in den 60er-Jahren er- ihrer Eigenschaftsvarianten und der nicht abgeschlosse-
richteten Gebudes soll in ein neu zu errichtendes Gebu- ne europische Harmonisierungsprozess bei den Anfor-
de integriert werden. Die Bestandsuntersuchungen dieses derungen.
Mauerwerks zeigen ein einschaliges Verblendmauer- Die Anwendung des Prinzips des bauaufsichtlichen
werk, das ber die Wanddicke jedoch nicht in einem Verwendbarkeitsnachweises setzt nicht nur die ohne-
regelmßigen Verband gem. DIN 1053-1:1996-11, Ab- dies notwendige detaillierte Kenntnis der technischen
schnitt 9.3 ausgefhrt ist, sondern in einer Art „wilden Produkt- und Verwendungsregeln voraus, sondern da-
Verband“ mit der Folge deutlich weniger und unregel- rber hinaus die Kenntnis insbesondere der in diesem
mßig angeordneter, den Verblendbereich und den Hin- Beitrag vorgestellten vernderlichen bauaufsichtlichen
termauerbereich verbindender Steine (Binder). Auch Listen und Verzeichnissen mit den darin enthaltenen
wenn man das Mauerwerk als zweischaliges Mauerwerk weiteren Bestimmungen.
betrachtet, bestehend aus einer Verblendschale und einer Der Autor hofft, mit diesem Beitrag etwas zum besseren
Hintermauerschale (Verblendbereich und Hintermauer- Verstndnis des bauaufsichtlichen Instrumentes des
bereich sind mit Ziegeln unterschiedlicher Steinfestigkeit Verwendbarkeitsnachweises beigetragen zu haben.
ausgefhrt, die Decken liegen nur im Hintermauerbereich
auf), weicht die Bauart wesentlich von DIN 1053-1 ab,
indem statt der Drahtanker gem. Abschnitt 8.4.3 der
Norm hier Bindersteine verwendet worden sind.
6 Literatur – Fundstellen
[1] Musterbauordnung fr die Lnder der Bundesrepublik
Untersuchungen im Zustimmungsverfahren
Deutschland. www.bauministerkonferenz.de unter Muster-
Fr eine Zustimmung zur Weiterverwendung des Mau-
vorschriften/Mustererlasse.
erwerks fr den zu erstellenden Neubau ist nachzuwei-
sen, dass die „Verblendschale“ (11,5 cm) mit der „Hin- [2] Deutsches Institut fr Bautechnik: Bauregelliste A, Bau-
termauerschale“ (24 cm) fr den Verwendungszweck in regelliste B und Liste C, Sonderhefte DIBt Mitteilungen.
dem neu zu errichtenden Gebude durch die vorhande- Ernst & Sohn, Berlin, auch www.dibt.ernst-und-sohn.de (n-
nen Binder (ca. 11,5 cm in die Hintermauerschale ein- derungen und Ergnzungen dazu in den regelmßigen Heften
bindend) ausreichend sicher verankert ist. Dazu war der DIBt Mitteilungen, Ernst & Sohn, Berlin, sowie
durch entsprechende Untersuchungen festzustellen: www.dibt.de).
– Anzahl und Verteilung der Binder, [3] Bauproduktenrichtlinie, Amtsblatt der Europischen Ge-
– Art und Festigkeit der Binder, meinschaften Abl. EG Nr. L 40 und L 220. Bundesanzeiger
– Grad der Unversehrtheit der Binder (z. B. Rissigkeit) Verlagsgesellschaft mbH, Bonn/ Kçln.
– Art und Festigkeit des in den Binderbereichen ver-
wendeten Mçrtels, [4] Bauproduktengesetz, Bundesgesetzblatt. Bundesanzei-
ger Verlagsgesellschaft, Bonn/ Kçln.
– Umfang und Grad der Unversehrtheit der Vermçrte-
lung der Fugen an den Stirn-, Seiten- und Lagerfl- [5] Deutsches Institut fr Bautechnik: Sammlung bauauf-
chen der Binder. sichtlich eingefhrter Technischer Baubestimmungen –
IV Bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise 417
STB, Loseblattwerk. Beuth Verlag, Berlin und www.stb-bau- [8] Deutsches Institut fr Bautechnik: Verzeichnis der Prf-,
normen.de. berwachungs- und Zertifizierungsstellen nach den Landes-
bauordnungen, Sonderhefte DIBt Mitteilungen. Ernst &
[6] Deutsches Institut fr Bautechnik: Muster-Liste der
Sohn, Berlin, und www.dibt.ernst-und-sohn.de.
Technischen Baubestimmungen, www.dibt.de (Listen der
Technischen Baubestimmungen der einzelnen Bundeslnder [9] Koch, Molodovsky, Famers: Bayerische Bauordnung,
siehe www.is-argebau.de). Kommentar mit einer Sammlung baurechtlicher Vorschrif-
ten, Loseblattwerk auch in elektronischer Version. Verlags-
[7] Deutsches Institut fr Bautechnik: Bauaufsichtliche Zu-
gruppe Hthig, Jehle, Rehm, Mnchen.
lassungen – BAZ. www.esv.info unter BAZdigital.de, Erich
Schmidt Verlag, Berlin.
F Forschung 421
Vorbemerkung F 1.2
Lehrstuhl fr Baustatik und Baudynamik
Seit dem Mauerwerk-Kalender 2000 wird an dieser Stel- Prof. Dr.-Ing. Konstantin Meskouris
le eine bersicht ber abgeschlossene und laufende For-
schungsprojekte im Bereich Mauerwerksbau gegeben F2
mit dem Ziel, das aktuelle Forschungsgeschehen bekannt Technische Universitt Braunschweig
zu machen und dadurch den zuknftigen Forschungs- Fakultt Architektur, Bauingenieurwesen und Umwelt-
bedarf effizient bestimmen und die Mittel und Mçglich- wissenschaften
keiten rationell und zielorientiert einsetzen zu kçnnen. Institut fr Baustoffe, Massivbau und Brandschutz
Fr den vorliegenden Kalender wurden dazu im Frh- (IBMB)
jahr 2009 Universitten und Fachhochschulen der Bun- Prof. Dr.-Ing. Harald Budelmann
desrepublik Deutschland angeschrieben, die Lehrsthle sowie
fr Architektur und/oder Bauingenieurwesen haben, so- Hochschule Ostwestfalen-Lippe
wie weitere uns bekannte Forschungseinrichtungen Fachgebiet Baustofftechnologie und Massivbau
(hauptschlich in der Industrie). Diese Umfrage wird Prof. Dr.-Ing. Erhard Gunkler
jhrlich wiederholt. Hinweise auf andere, bisher nicht
bercksichtigte Einrichtungen, die sich aktuell mit For- F3
schungsvorhaben im Mauerwerkbau beschftigen, Technische Universitt Darmstadt
nimmt die Schriftleitung des Mauerwerk-Kalenders FB 13 – Bauingenieurwesen und Geodsie
gern entgegen (ji@jaeger-ingenieure.de) – herzlichen Institut fr Massivbau
Dank dafr bereits an dieser Stelle.
Nach Angabe der Forschungsstellen (F) folgen die Ab- F 3.1
schnitte 1 „Abgeschlossene Forschungsvorhaben“ und Professur fr Massivbau
2 „Laufende Forschungsvorhaben“. Darin werden in je Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner
einer bersichtsliste die Titel der Forschungsprojekte
und die zugehçrige Forschungsstelle benannt – mit An- F 3.2
gabe entweder der Abschnittsnummer des Kurzberich- Professur fr Werkstoffe im Bauwesen
tes in diesem Beitrag oder der letzten Verçffentlichung Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht
im Mauerwerk-Kalender, daran schließen sich die ver-
fgbaren Kurzberichte an. F4
Mit dem Kapitel „Forschung“ soll ein mçglichst voll- Technische Universitt Dortmund
stndiger berblick ber den aktuellen Forschungs-
stand im Bereich Mauerwerksbau gegeben werden. F 4.1
Die Leser kçnnen sich ber interessierende Themen Fakultt Architektur und Bauingenieurwesen
informieren und finden Ansprechpartner und Quellen Lehrstuhl Tragkonstruktionen
fr weitergehende Informationen. Prof. Dr.-Ing. Atilla tes
F 4.2
Lehrstuhl Werkstoffe des Bauwesens
Forschungsstellen (F) Prof. Dr. rer. nat. Bernhard Middendorf
F1
Rheinisch Westflische Technische Hochschule F5
Aachen Technische Universitt Dresden
Fakultt Bauingenieurwesen
F 5.1
F 1.1 Fakultt Architektur
Institut fr Bauforschung (ibac) Lehrstuhl fr Tragwerksplanung
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jger
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
422 F Forschung
F 5.2 F 10.1
Fakultt Bauingenieurwesen Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Institut fr Baukonstruktionen und Holzbau Lehrstuhl fr Massivbau
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. e. h. (em.) Konrad Zilch
F 5.3 F 10.2
Fakultt Bauingenieurwesen Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Institut fr Statik und Dynamik der Tragwerke Lehrstuhl fr Baustoffkunde und Werkstoffprfung
Lehrstuhl fr Statik Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. e. h. (em.) Peter Schießl
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kaliske
F 10.3
F 5.4 Fakultt fr Architektur
Fakultt Bauingenieurwesen Institut fr Entwerfen und Bautechnik
Institut fr Baubetriebswesen Lehrstuhl fr Baurealisierung und Bauinformatik
Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach Prof. Dr.-Ing. Univ. Tokio Thomas Bock
F 5.5
F 10.4
Fakultt Architektur
Fakultt fr Bauingenieur- und Vermessungswesen
Lehrstuhl fr Hochbaukonstruktion und Gebude-
Lehrstuhl fr Statik
erhaltung
Prof. Dr.-Ing. Kai-Uwe Bletzinger
Prof. Dipl.-Ing. Arch. Chr. Schulten
F6 F 11
Technische Universitt Hamburg-Harburg Universitt Stuttgart
Institut fr Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie F 11.1
Prof. Dr.-Ing. (em.) Lutz Franke Fakultt Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
F7 Institut fr Werkstoffe im Bauwesen
Gottfried Wilhelm Leibniz Universitt Hannover Prof. (i. R.) Dr.-Ing. Rolf Eligehausen
F 7.1 F 11.2
Fakultt fr Bauingenieurwesen und Geodsie Materialprfungsanstalt Universitt Stuttgart
Institut fr Baustoffe (MPA Stuttgart, Otto-Graf-Institut – FMPA)
Prof. Dr.-Ing. Ludger Lohaus Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Große
F 7.2 F 11.3
Naturwissenschaftliche Fakultt Fakultt Architektur und Stadtplanung
Institut fr Mineralogie Institut fr Architekturgeschichte
Prof. Dr. rer. nat. Josef-Christian Buhl Prof. Dr. phil. Klaus Jan Philipp
F8 F 12
Universitt Karlsruhe (TH) Fraunhofer Institut fr Bauphysik, Stuttgart
F 8.1 Prof. Dr. Gerd Hauser
Fakultt fr Bauingenieur-, Geo- und Umwelt- Prof. Dr. Klaus Sedlbauer
wissenschaften
F 13
Institut fr Massivbau und Baustofftechnologie
Bauhaus-Universitt Weimar
Abt. Baustofftechnologie
Fakultt Bauingenieurwesen
Prof. Dr.-Ing. Harald S. Mller
Abt. Massivbau F 13.1
Prof. Dr.-Ing. Lothar Stempniewski F. A. Finger-Institut fr Baustoffkunde (FIB)
F 8.2 Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Stark
Fakultt fr Architektur F 13.2
Institut fr Tragkonstruktionen Institut fr Konstruktiven Ingenieurbau (IKI)
Prof. Dipl.-Ing. Matthias Pfeifer Holz- und Mauerwerksbau
F9 Prof. Dr.-Ing. habil. Frank Werner
Universitt Leipzig Prof. Dr.-Ing. Karl Rautenstrauch
Institut fr Massivbau und Baustofftechnologie
Prof. Dr.-Ing. Nguyen Viet Tue F 13.3
Professur Aufbereitung von Baustoffen und Wiederver-
F 10 wertung
Technische Universitt Mnchen Prof. Dr.-Ing. habil. Anette Mller
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 423
Bild 1.2.1-1. Haftscherversuche nach DIN EN 1052-3 [2] mit dem Kalksand-Referenzstein (links) und dem Plan-Hochlochziegel
(rechts); Versuchsaufbau und Messstellenanordnung
Die Prfkçrper wurden bei drei verschiedenen Tem- arten in Kombination mit zwei verschiedenen Dnn-
peraturstufen (5 C, 20 C, 35 C) hergestellt. Es kamen bettmçrteln durchgefhrt. Es konnte gezeigt werden,
trockene und wassergesttigte Steine zum Einsatz. Da- dass die Scherverformungen in der PU-Fuge grundstz-
bei konnte ein deutlicher Einfluss der Steinfeuchte auf lich sehr viel hçher sind als in der Dnnbettmçrtelfuge.
die Haftscherfestigkeit festgestellt werden. Der Einfluss Ferner hat sich in den Versuchen mit Planhochlochzie-
der Umgebungstemperatur bei der Verarbeitung hat geln gezeigt, dass die mit PU-Schaum verklebten Ver-
sich dagegen als vergleichsweise gering herausgestellt. bundkçrper deutlich niedrigere Lasten aufnehmen
In einer weiteren Bearbeitungsstufe wurde die Verform- konnten als die mit Dnnbettmçrtel hergestellten
barkeit in der Klebefuge untersucht. Hierzu dienten 3-Stein-Kçrper.
Haftscherversuche ohne Auflast senkrecht zur Lagerfu- Zur Beurteilung der Temperaturbestndigkeit der Kle-
ge nach DIN EN 1052-3 [2] mit Verformungsmessun- beverbindung dienten in der dritten Bearbeitungsstufe
gen im Fugenbereich. Verwendet wurden hierfr neben Haftzugversuche an Kleinprfkçrpern. Dabei wurde die
Kalksand-Referenzsteinen (Bild 1.2.1-1 links) auch Haftzugfestigkeit des Klebers unter Laborbedingungen
Planhochlochziegel (Bild 1.2.1-1 rechts). und anschließend in einer Klimakammer bei hçherer
Um die Ergebnisse besser beurteilen zu kçnnen, wurden Temperaturbeanspruchung (50 C, 80 C) bestimmt
vergleichsweise Haftscherversuche mit beiden Stein- (Bild 1.2.1-2).
Der Einfluss der Temperatur bei der Prfung sowie des mit trockenen Zylindern hergestellten Prfkçrper. Bei
Feuchtegehalts der Zylinder bei der Herstellung auf die einer Prftemperatur von 50 C ergeben sich Festig-
Haftzugfestigkeit zeigt Bild 1.2.1-3. Dargestellt sind die keitswerte bei den nassen Zylindern, die etwa ein Drittel
Mittelwerte der Haftzugfestigkeit der mit trockenen und der von den trockenen Zylindern erzielten Werte ent-
nassen Steinen bei unterschiedlichen Temperaturen ge- sprechen. Bei der hçchsten Prftemperatur betrgt der
prften Versuchsserien und die Streubreite der einzel- Verhltniswert der Haftzugfestigkeitswerte trocken zu
nen Versuche. nass rd. 0,45.
Die Ergebnisse der Haftzuguntersuchungen zeigen eine Hinsichtlich der Temperaturbestndigkeit konnte beob-
starke Abhngigkeit von den beiden variierten Parame- achtet werden, dass die Mittelwerte der Haftzugfestig-
tern. Die Haftzugfestigkeitswerte der mit nassen Zylin- keit mit steigender Prftemperatur abnehmen.
dern hergestellten Kleinprfkçrper sind ausnahmslos Ergnzend zu den Kleinkçrperversuchen wurden wei-
deutlich niedriger als die mit trockenen Zylindern ver- tere Untersuchungen zu den Festigkeits- und Verfor-
klebten Prfkçrper. Dies entspricht auch der Tendenz, mungseigenschaften von druckbeanspruchtem Mauer-
die sich bei den Haftscherversuchen an 2-Stein-Kçrpern werk aus Mauerziegeln, Kalksandsteinen, Porenbeton-
ergeben hat. Bei einer Prftemperatur von 20 C betra- steinen und Leichtbetonsteinen sowohl mit PU-Schaum
gen die Haftzugfestigkeitswerte der mit nassen Zylin- als auch vergleichsweise mit Dnnbettmçrtel an kleinen
dern hergestellten Prfkçrper weniger als die Hlfte der Mauerwerkprfkçrpern nach DIN EN 1052-1 [3] durch-
Bild 1.2.1-4. Wanddruckversuche nach DIN EN 1052-1 [3], bersicht Mauerwerkdruckfestigkeit; Mittelwerte und Streubereich
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 427
Bild 1.2.1-5. Wanddruckversuche nach DIN EN 1052-1 [3], Porenbetonmauerwerk mit Dnnbettmçrtel und mit PU-Kleber;
Spannungs-Dehnungs-Linien
gefhrt. An den Wnden wurden die Druckfestigkeit 1.2.2 Eingefasstes Mauerwerk als Mçglichkeit
und die Spannungs-Dehnungs-Linie bestimmt. zur Erhçhung der Tragfhigkeit von
Die Untersuchungen haben ergeben, dass die mit PU- Aussteifungsscheiben
Schaum verklebten Wandprfkçrper ausnahmslos nied-
Jger, W.; Schçps, P. – F5.1
rigere Lasten aufnehmen konnten als die mit Dnnbett-
mçrtel hergestellten Wnde. Der Verhltniswert der
Einleitung
Druckfestigkeit bD,mw,PU/bD,mw,DM betrgt zwischen
0,71 (Planhochlochziegel) und 0,84 (Porenbeton-Plan- Mit dem durchgngigen bergang auf das semiprobabi-
steine), siehe Bild 1.2.1-4. listische Sicherheitskonzept ist durch die wahrschein-
Ferner hat sich in den Versuchen gezeigt, dass die mit lichkeitstheoretische Betrachtung der Einwirkungen
PU-Schaum verklebten Mauerwerkprfkçrper deutlich eine Erhçhung der horizontalen Beanspruchung von
niedrigere E-Moduln aufwiesen als die Wandprfkçrper Gebuden verbunden. Diese fhrt insbesondere bei
mit Dnnbettmçrtel. Bei Berechnung des Sekanten- Erdbebeneinwirkungen und in Bereichen erhçhter
E-Moduls analog DIN EN 1052-1 betrgt der E-Modul Windeinwirkungen zu Nachweisproblemen bei der
der PU-Wnde nur zwischen 11 % (Leichtbeton-Plan- Aussteifung von Mauerwerksbauten. Die damit not-
steine) und 38 % (Porenbeton-Plansteine) des E-Moduls wendige Verstrkung fhrt zu einer Verteuerung einer-
der mit Dnnbettmçrtel hergestellten Wnde. seits und andererseits zu einem Marktverlust fr eine
Bild 1.2.1-5 zeigt beispielhaft den Vergleich der Span- bisher wirtschaftliche Bauweise, dem Mauerwerksbau.
nungs-Dehnungs-Linien fr Porenbetonmauerwerk mit Eine adquate Alternative zur Verbesserung der hori-
Dnnbettmçrtel und PU-Kleber. Die Kurvenverlufe zontalen Tragfhigkeit von Mauerwerksbauten stellt
sind qualitativ bei den anderen Steinarten hnlich. das eingefasste Mauerwerk dar. Durch die rahmenartige
Umschließung der gemauerten Wnde wird ein verbes-
Literatur sertes Verhalten bei horizontaler Beanspruchung er-
[1] DIN 18555-5:1986-03: Prfung von Mçrteln mit mine- reicht.
ralischen Bindemitteln, Festmçrtel, Bestimmung der Haft- Bisher sind in Deutschland nur wenige experimentelle
scherfestigkeit von Mauermçrteln. NA Bau im DIN, Berlin und theoretische Untersuchungen zum seismischen
1986. Verhalten dieser Konstruktionen durchgefhrt worden.
Als Konsequenz daraus wird die signifikante horizon-
[2] DIN EN 1052-3:2007-06: Prfverfahren fr Mauerwerk, tale sowie vertikale Tragfhigkeitsverbesserung durch
Teil 3: Bestimmung der Anfangsscherfestigkeit (Haftscher- Einfassungen bei der Bemessung nach DIN 4149 nur
festigkeit); Deutsche Fassung EN 1052-3:2002+A1:2007.
mit einem empirischen Verhaltensfaktor q = 2,0 be-
NA Bau im DIN, Berlin 2007.
rcksichtigt.
[3] DIN EN 1052-1:1998-12: Prfverfahren fr Mauerwerk, Ziel des Forschungsvorhabens war es, zum einen die
Teil 1: Bestimmung der Druckfestigkeit; Deutsche Fassung konstruktionsbedingten Vorteile zu erfassen und zum
EN 1052-1:1998. NA Bau im DIN, Berlin 1998. anderen die aus dem Herstellungsprozess entstehenden
Besonderheiten zu untersuchen. Um eine breitere An-
wendung von eingefasstem Mauerwerk fr wesentliche
428 F Forschung
Experimentelle Untersuchungen
Zur Beurteilung des Schubtragverhaltens von eingefass-
tem Mauerwerk wurden vier Versuche an Mauerwerk
aus Porenbetonsteinen durchgefhrt. Hierbei sollte das
spezielle Verhalten dieser Konstruktion im Verhltnis Bild 1.2.2-1. Rissbild Wand 2 (Auflast 132 kN)
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 429
Bild 1.2.2-3. Hysterese und Hllkurve fr Wand 2 (Auflast 132 kN)
Die sich aus der Hysterese des Last-Verschiebungs- grçßere plastische Verformung und damit eine geringe-
Diagramms ergebende Hllkurve wird zur Beurteilung re formelle Anfangssteifigkeit und Duktilitt. Die er-
der Duktilitt bilinear vereinfacht. Die nach der gngi- rechneten Werte zwischen 4,3 mm und 13,1 mm fr
gen Vorgehensweise bestimmten Werte sind in Tabelle dcr stellen fr normale Mauerwerksscheiben bereits
1.2.2-1 als Variante 1 (V1) angegeben. die maximale Verformung dar. Bei der Variante V2
Durch den ausgeprgten nichtlinearen Verlauf der Last- sind fr Hcr daher nicht 70 % der maximalen Schublast,
Verformungs-Kurven im ansteigenden Bereich ergibt sondern die beobachtete Erstrisslast fr die Berechnung
sich bei 70 % der maximalen Schublast bereits eine der Duktilitt verwendet worden. Fr die dritte Variante
430 F Forschung
Tabelle 1.2.2-1. bersicht ber die Wandeigenschaften die Abbildung des Verbundverhaltens bei der Behand-
lung des Schubtragverhaltens von entscheidender Be-
Wand 1 2 3 4
deutung. Daher wurden im Rahmen dieses Projekts in
Auflast kN 330 132 – 330 das Programmsystem ANSYS verschiedene Interface-
–
Elemente implementiert. Fr Porenbeton ist zustzlich
V1 Hmax kN 250 217 198 242 das Druck-Zug-Versagen innerhalb der Steine von Be-
Hmax +
kN 236 193 198 225 deutung. Hierfr wurde zustzlich eine Materialroutine
–
fr die vorhandenen zweidimensionalen Elemente ent-
m 3,58 2,51 1,64 5,68 wickelt. Mit dieser ist es nun mçglich, den Versagens-
m+ 6,18 3,32 4,30 8,55 verlauf in der Versuchswand numerisch nachzustellen
und eine Parameterstudie durchzufhren. Bild 1.2.2-4
–
V2 Hcr kN 100 107 86 125 zeigt ein typisches numerisches Rissbild und den Kraft-
Hcr +
kN 97 116 87 124 verlauf innerhalb der Wand nach den ersten Rissen.
Die durch die Risse entstehenden beiden Hlften tragen
–
m 9,95 4,43 6,56 7,59 als Teilscheiben die Schublast auch weiterhin ab. Am
m+
11,42 5,18 14,18 11,28 Ende des Risses wird der Rahmen auf Abscheren be-
lastet.
V3 du– mm 94,3 87,2 104,3 75,7 Da der verwendete Stahlbetonrahmen nicht einzeln ge-
du+ mm 97,6 97,7 112,1 66,6
prft wurde, ist dessen Schubtragfhigkeit numerisch
und analytisch abgeschtzt worden. Ohne Auflast liegt
–
m 21,13 17,72 26,13 12,08 die Schubtraglast zwischen 59 und 65 kN, mit Auflast
+ etwas hçher und wird erst bei einer Verformung von ca.
m 24,87 16,55 32,57 16,69
50 mm erreicht. Der direkte Anteil des Rahmens an der
Schubtragfhigkeit ist daher gering.
Eine genauere Erfassung des Zusammenspiels zwischen
V3 wurde zustzlich die maximale im Versuch erreichte Rahmen und Mauerwerk beim Schwinden ist nur durch
Verformung fr die Bestimmung der Duktilitt heran- ein FE-Modell mçglich. Da bereits das frhe Schwin-
gezogen. den des Betons durch das Mauerwerk verhindert wird,
kommt es im Beton bereits zu ersten plastischen Deh-
nungen, die das Endschwindmaß verringern. Ein zwei-
Numerische und analytische Betrachtungen
ter Einflussfaktor ist die relativ kurze Zeit zwischen Her-
Das fr die numerischen Untersuchungen in diesem stellung und Versuch von ca. 2 Monaten. Daher wurden
Forschungsvorhaben verwendete Programmsystem lediglich 20–25 % des Endschwindmaßes in der erfass-
ANSYS ermçglicht ber eine scriptgesteuerte Eingabe ten Zeitspanne erreicht. Die daraus resultierenden Span-
auf einfache Weise Parameter in numerischen Modellen nungen blieben im Mauerwerk deutlich unter den Festig-
zu verndern. Außerdem kçnnen ber eine Program- keiten, erreichten aber im Beton fast die Zugfestigkeit.
mierschnittstelle weitere vom Anwender entwickelte Eine lokale Entspannung etwa durch Rissbildung in den
Elemente oder Materialroutinen eingebunden werden. Rahmenecken fhrt aber nicht zum vollstndigen Ver-
Wie bereits bei den Untersuchungen im Rahmen ande- lust der Vorspannung, wie in einer weiteren numerischen
rer Forschungsprojekte festgestellt werden konnte, ist Betrachtung festgestellt werden konnte.
Bild 1.2.2-5. Vertikale Verformungen und Normalspannungen in den Fugen ohne Auflast
Wie zu erwarten, beeinflusst die Strke des Schwindens Bild 1.2.2-5 dargestellte Klaffen muss beim eingefass-
die Vorspannung des Mauerwerks und damit dessen ten Mauerwerk nicht zum Versagen fhren.
Schubtragfhigkeit. Durch das horizontale Schwinden Durch die vertikale Verformungszunahme wird ber
des oberen Balkens kommt es aber bereits zu einer den Rahmen eine zustzlich Auflast aktiviert, die eine
Schubbeanspruchung des Mauerwerks was wiederum erhçhte Schubtragfhigkeit ermçglicht.
zu einer Verringerung der Tragfhigkeit fhrt. Eine
weitere Steigerung des Schwindmaßes bringt daher
Zusammenfassung der Ergebnisse
nur noch geringe Traglasterhçhungen bzw. keinen Zu-
wachs mehr. Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Eingefasstes
Das numerische Modell weist eine hçhere Anfangsstei- Mauerwerk als Mçglichkeit zur Erhçhung der Trag-
figkeit auf und der Lastabfall bei Rissbildung ist grçßer. fhigkeit von Aussteifungswnden“ wurden mit freund-
Ursache fr das abweichende Verhalten sind die Inho- licher Untersttzung des Bundesverbandes Porenbeton
mogenitten des Mauerwerks. In der Simulation wurde bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft
von einem homogenen Material ausgegangen, bei dem mbH vier zyklische Schubversuche an eingefassten Po-
die Festigkeit und die Steifigkeit in jedem Element renbetonwnden durchgefhrt. Parallel erfolgte die Be-
identisch sind. Ebenso sind alle Stoßfugen ohne Versatz stimmung aller relevanten Materialeigenschaften der
abgebildet. Bei einer Vergleichsrechnung ohne Kontakt verwendeten Baustoffe. Des Weiteren sind fr die nu-
in den Stoßfugen ergab sich zwar die gleiche Risslast, merische Simulation Interface-Elemente und eine Ma-
aber die Steifigkeit war geringer. Bei einer streuenden terialroutine in das Programmsystem ANSYS imple-
Zugfestigkeit der Steine ist eine weniger sprçde Riss- mentiert worden. Hiermit konnte eine numerische Pa-
bildung und ggf. ein frherer Rissbeginn zu erwarten. rameterstudie zur Untersuchung weiterer Einflussfak-
Mit den genannten Einschrnkungen konnte eine gute toren durchgefhrt werden.
bereinstimmung zwischen Versuch und numerischem Ziel des Projekts war es, fr Mauerwerk eine hçhere
Ergebnis erzielt werden. Schubtragfhigkeit und eine bessere Duktilitt nach-
Bei der Parameterstudie wurde neben der Wandlnge zuweisen.
auch das Steinformat verndert. Die halbierte Steinln- Bei der Versuchsdurchfhrung wurde als wesentlichster
ge fhrte im Vergleich mit den in den Versuchen ver- ußerer Einflussfaktor die Auflast variiert. Als unterste
wendeten Steinen zu einer geringeren Anfangssteifig- Grenze konnte beim eingefassten Mauerwerk ein Ver-
keit und bei den kleineren Auflaststufen auch zu einer such ohne Auflast gefahren werden. Als statisches Sys-
geringeren Tragfhigkeit. Durch die Verlngerung der tem wurde fr die ersten drei Versuche ein Kragarm
Wand vergrçßerte sich in gleichem Maße die Schub- angenommen. Die hierbei erreichte Schubtraglast
tragfhigkeit. ohne Auflast berstieg bereits deutlich die von konven-
In weiteren Varianten wurde die Dicke des einfassen- tionellem Mauerwerk mit Auflast und Kopfeinspan-
den Stahlbetonrahmens und der Bewehrungsgrad ge- nung. Eine Steigerung der Auflast fhrte zu einer wei-
ndert. Das Fugenversagen konnte nur numerisch un- teren Zunahme der Traglast.
tersucht werden, da die Verbundfestigkeiten bei den Mit der vierten Versuchswand wurde eine Kopfeinspan-
verwendeten Porenbetonsteinen grçßer als die Stein- nung durch das Gebude simuliert. Im Gegensatz zum
zugfestigkeit sind. In Abhngigkeit von der Steingeo- konventionellen Mauerwerk konnte die Schubtrag-
metrie, der Auflast und dem Verhltnis von Haftzug- fhigkeit hierdurch nicht gesteigert werden. Allerdings
zur Haftscherfestigkeit variiert das Versagen. Das in ergab sich eine grçßere Anfangssteifigkeit.
432 F Forschung
Ein weiterer wichtiger Vorteil von eingefasstem Mauer- Fr die Biegebemessung der Wandscheibe kann in ers-
werk ist dessen hohe Duktilitt, die sich in erster Linie ter Nherung von bewehrtem Mauerwerk mit vertikaler
in der maximalen Verformung zeigt. In den Versuchen Bewehrung ausgegangen werden. Bei einer genaueren
wurde teilweise die Kapazittsgrenze (Weg) der Pr- Berechnung kçnnen das Schwinden und zustzlich fr
feinrichtung erreicht. Die nach der blichen Vorgehens- den Druckbereich die hçher Druckfestigkeit und der
weise berechnete Duktilitt m spiegelt diese Eigenschaft E-Modul des Betons bercksichtigen werden.
jedoch nicht adquat wider. Hier liefern ggf. die Fl- Nach der Rissbildung in der Ausfachung, die in der
chen unter der Hllkurve eine bessere Vergleichbarkeit. Regel diagonal verluft, wird der Rahmen an den Riss-
Durch das große Verformungsvermçgen des Stahlbe- enden zustzlich auf Schub beansprucht, da ber die
tonrahmens ist auch eine hohe Resttragfhigkeit gege- Dbelwirkung die beiden entstehenden Wandhlften
ben, die ein vollstndiges Einstrzen des Gebudes ver- zusammengehalten werden. Bei der ungnstigsten An-
hindern kann. nahme, dass beide Wandhlften den gleichen Anteil der
Die vergleichenden numerischen Untersuchungen ha- Schubkraft aufnehmen, ergibt sich fr den Rahmen eine
ben den Einfluss des Herstellungsprozesses verdeut- Querkraft in Hçhe der halben Schubkraft. Hierfr ist ein
licht. Durch das Betonieren nach dem Errichten des Querkraftnachweis fr den Rahmen zu fhren.
Mauerwerks kommt es einerseits zum besseren Ver- Da das ußere statische System keinen entscheidenden
bund zwischen Rahmen und Ausfachung und anderer- Einfluss auf die Schubtragfhigkeit hat, vereinfacht sich
seits erfolgt eine Vorspannung des Mauerwerks. Hier- die Bemessung gegenber reinen Mauerwerksgebu-
durch kann besonders bei geringen Auflasten eine Trag- den. Es ist keine genaue Schnittkraftermittlung bezg-
laststeigerung erreicht werden. lich der Momentenverteilung in den Aussteifungswn-
Des Weiteren wurden numerisch weitere Einflussfak- den notwendig. Eine aufwendige Gebudemodellierung
toren variiert. So ist eine gewisse Abhngigkeit der Trag- kann entfallen.
last vom Steinformat ersichtlich. Die Untersuchung des Die im Rahmen dieses Projekts durchgefhrten Ver-
Versagens im Bereich der Fugen war nur numerisch suche an Schubwnden sind auf Porenbetonmauerwerk
mçglich. Bei Verwendung von Steinen mit einem hohen begrenzt. Fr eine allgemeinere Aussage sind weitere
h/l-Verhltnis kçnnen sich aufgrund des Klaffens und Versuche mit Kalksandsteinen und Ziegelmauerwerk
der daraus resultierenden Rotation einzelner Steinstre- notwendig und von besonderem Interesse. Hier sind
ben zustzliche Belastungen fr den Rahmen ergeben. zum einen ein anderes Verbundverhalten zu erwarten
Fr die Bemessung wird ein erster Vorschlag unterbrei- und zum anderen ein divergentes Verhalten beim Stein-
tet, der auf den Bemessungsgleichungen fr unbewehr- zugversagen.
tes Mauerwerk aufbaut und so die bertragung der Er-
kenntnisse auf das eingefasste Mauerwerk ermçglicht. Literatur
Die Versuche und auch die numerischen Untersuchun- [1] Jger, W.; Schçps, P.: Eingefasstes Mauerwerk als Mçg-
gen haben gezeigt, dass sich durch den Schwindvorgang lichkeit zur Erhçhung der Tragfhigkeit von Aussteifungs-
und den guten Verbund zwischen Mauerwerk und Rah- wnden. Forschungsbericht. Technische Universitt Dresden,
men ein Spannungszustand hnlich dem des vereinheit- Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung. Erar-
lichten Schubprfverfahrens einstellt. Fr die Bemes- beitet i. A. des Bundesamtes fr Bauwesen und Raumord-
sung wird daher vorgeschlagen vereinfachend von ei- nung, Dresden Dezember 2008.
nem gleichmßig auf Schub belasteten Mauerwerksaus- [2] Fehling, E.; Strz, J.: Experimentelle Untersuchungen
schnitt auszugehen. Zustzlich sind noch weitere zum Schubtragverhalten von Porenbetonwandscheiben. Kas-
Nachweise fr den Rahmen zu fhren. sel November 2006.
Zur Bestimmung der Auflastverteilung zwischen Mau-
erwerk und Stahlbetonrahmen kann eine einfache Simu- [3] Jger, W.; Lohaus, L.; Hçveling, H.; Steinborn, T.;
lation mithilfe der FEM und linear-elastischem Materi- Schçps, P.: Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus Porenbe-
ton-Plansteinen und Porenbeton-Planelementen. Forschungs-
alverhalten durchgefhrt werden. Die weitere Bemes-
bericht. AIF-Nr. 14642BG. Hannover u. Dresden 2009.
sung erfolgt analog DIN 1053 fr einfache Wandschei-
ben aus unbewehrtem Mauerwerk. Allerdings kann der
Faktor fr die Schubspannungsverteilung fr das Stein- 1.2.3 Schubtragfhigkeit von Mauerwerk aus
zugversagen zu 1,0 gesetzt bzw. die Tragfhigkeit einer Porenbeton-Plansteinen und -Planelementen
unbewehrten Wand um 1,5 erhçht werden. Beim Ver-
sagensfall Reibung ergibt sich eine deutliche Traglast- Jger, W.; Schçps, P. – F5.1
steigerung durch die Nutzung der Gesamtlnge der Lohaus, L.; Anstçtz, W. – F7.1
Mauerwerksausfachung im Gegensatz zur berdrckten
Einleitung
Lnge bei normalen Mauerwerksscheiben. Um dennoch
den Einfluss einer ungleichmßigen Spannungsvertei- Mauerwerk muss neben Vertikallasten als platten- und
lung, die sich beim Reibungsversagen durch den groß- scheibenfçrmiges Bauteil auch horizontale Lasten auf-
flchigen Verlust des Haftverbundes besonders aus- nehmen und weiterleiten kçnnen. Als maßgebender Wi-
wirkt, in der Wand zu bercksichtigen, ist ein Abmin- derstandsfaktor ist hierfr die Schubtragfhigkeit der
derungsfaktor einzufhren. Wandscheiben zu beurteilen.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 433
Die Schubbruchtheorie von Mann und Mller [10] legt schen Modells zu ermçglichen. Daher wurde versucht,
weiterhin ein konstantes berbindemaß von einer halben den theoretisch angenommenen homogenen Span-
Steinlnge zugrunde. Vergleichsversuche zur Unter- nungszustand versuchstechnisch nachzubilden. Eine
mauerung der theoretischen Annahmen wurden an Prf- Prinzipskizze des Versuchsaufbaus ist in Bild 1.2.3-2
kçrpern aus kleinformatigen Mauersteinen durchgefhrt. dargestellt.
Die Entwicklung der Mauersteine hat sich in den ver- In den letzten Jahren wurde bei den Forschungen zur
gangenen Jahren von kleinen Formaten zu immer grçße- Schubtragfhigkeit von Mauerwerk, insbesondere unter
ren Maßen der Mauersteine bis hin zu Elementen ent- Erdbebeneinwirkung, immer mehr zu Versuchsanord-
wickelt, bei denen ein berbindemaß von einer halben nungen mit Bezug zu Schubwnden im Gebude ber-
Steinlnge oder das in DIN 1053-1 [4] vorgeschriebene gegangen. So wurden z. B. die Schubversuche des eu-
Mindestberbindemaß ‡ 0,4 h aufgrund der Steinfor- ropischen Forschungsvorhabens ESECMaSE so gefah-
mate nicht eingehalten werden kann oder aus Grnden ren, dass am Wandkopf ber einen Hydraulikzylinder
der Verarbeitung nicht eingehalten werden soll. Eine und einen Betonbalken die Schubkrfte in die Wand
berarbeitung der Schubbruchtheorie von Mann/Mller eingetragen werden (alternatives Schubprfverfahren).
durch Graubner/Simon [9] und Jger/Schçps [7] berck- Die Auflast wird ber mindestens zwei vertikale Hy-
sichtigt u. a. unterschiedliche berbindemaße. draulikzylinder so aufgebracht, dass das ber die Hori-
zontalkraft in die Wand eingetragenen Moment aus-
geglichen werden kann. In Bild 1.2.3-3 ist das Prinzip
Stand der Forschung: Prfverfahren zur
eines solchen Versuchsaufbaues dargestellt.
Schubtragfhigkeit
Bislang wurden in Deutschland Schubprfungen nach
Forschungsbedarf
dem vom Sachverstndigenausschuss „Wandbauele-
mente“ des Deutschen Instituts fr Bautechnik fest- Der Forschungsbedarf ergab sich einerseits aus der
gelegten Verfahren (vereinheitlichtes Schubprfverfah- Frage, ob infolge hçherer Zugfestigkeiten von Poren-
ren) durchgefhrt. In der Regel erfolgten die Prfungen beton sich auch die Schubtragfhigkeit von Mauer-
an Prfkçrpern mit den Abmessungen l/b/h = werksscheiben aus Porenbeton erhçht und andererseits
2,50 m / 0,24 m / 2,50 m. aus der Notwendigkeit kleinerer berbindemaße
Ziel des vereinheitlichten Schubprfverfahrens war und ( £ 0,4 h). Hierbei war zu prfen, inwieweit das Be-
ist es, Rckschlsse auf die Richtigkeit des theoreti- messungskonzept der DIN 1053-100 fr Mauerwerk
Bild 1.2.3-4. Vergleich der Rissbilder nach dem vereinheitlichten und dem alternativen Schubprfverfahren
436 F Forschung
Bild 1.2.3-5. Vergleich der Schubspannungsverteilung in den Versuchskçrpern der beiden Prfverfahren
(PP2 mit vermçrtelten Stoßfugen)
der Wand unterschiedliche Normalspannungen und Dies zeigt sich auch in der Schubspannungsverteilung.
meist parabelfçrmig verteilte Schubspannungen. Diese Fr bestimmte Geometrie- und Auflastkombinationen
theoretischen Vereinfachungen treffen jedoch nicht ist dennoch eine Rckrechnung der vorhandenen
vollstndig zu. In Bild 1.2.3-5 sind die beiden vor- Schubfestigkeit unter Bercksichtigung der Schubspan-
genannten Prfverfahren bei gleicher mittlerer Schub- nungsverteilung mçglich. So kann davon ausgegangen
spannung von ca. 0,4 N/mm± einander gegenberge- werden, dass bei einem reinen Steinzugversagen infolge
stellt. Schubbeanspruchung das maßgebende Versagen in
Bei beiden Versuchsanordnungen sind die Einflsse der Wandmitte stattfindet. Liegt auch der Momentennull-
Randbalken deutlich zu erkennen. Diese verndern un- punkt in Wandmitte, z. B. weil eine vollstndige Kopf-
ter anderem durch die Steifigkeitsunterschiede zwi- und Fußeinspannung vorliegt, sind die Normalspannun-
schen Mauerwerk und Stahlbeton die Spannungsvertei- gen auch, wie beim vereinheitlichten Schubprfverfah-
lung in der zu untersuchenden Wand. ren, gleichmßig verteilt. Der Unterschied zwischen
Whrend mit dem vereinheitlichten Prfverfahren im den beiden Verfahren besteht somit nur noch in der
Wesentlichen die Eigenschaften des Mauerwerks ge- Verteilung der Schubspannungen im betrachteten Quer-
prft werden, haben bei dem Traglastverfahren auch schnitt.
die Wandgeometrie und das statische System (Kragarm In Tabelle 1.2.3-1 sind die Schubfestigkeiten, die sich
oder Kopfeinspannung) einen erheblichen Einfluss. nach den beiden Verfahren ergeben, einander gegen-
bergestellt. Die Werte fr das Traglastverfahren wur-
den ohne und mit einem Schubspannungsverteilungs-
Tabelle 1.2.3-1. Vergleich der experimentell ermittelte Schub- faktor von 1,5 angegeben.
festigkeit (0,75 s0) nach dem vereinheitlichen Verfahren (vV) und Die Schubfestigkeiten der beiden Verfahren unterschei-
dem Traglastverfahren den sich mindestens um den Faktor 1,5. Fr das Mauer-
werk mit vermçrtelten Stoßfugenvermçrtelung kann der
Probekçrper Schubfestigkeit Wert auch deutlich grçßer ausfallen.
Ein weiterer Aspekt war der Einfluss der Stoßfugen-
[N/mm±] vermçrtelung. Wie bereits aus Tabelle 1.2.3-1 ersicht-
vV Traglast- Traglast- Verhltnis lich ist, ergeben sich je nach Prfverfahren unter-
verfahren verfahren schiedliche Ergebnisse. Whrend bei dem Traglastver-
mit c = 1,5 fahren durchweg ein grçßerer Widerstand bei Mauer-
werk mit Stoßfugenvermçrtelung zu verzeichnen war,
PP4 uvm 0,219 0,300 0,450 2,06 ist dies beim vereinheitlichten Prfverfahren umge-
kehrt. Erst durch den Einsatz eines hçherfesten Eck-
PP4 vm 0,084 0,367 0,550 6,55
steins konnte mit Stoßfugenvermçrtelung eine Steige-
PP2 uvm 0,177 0,171 0,256 1,45 rung erzielt werden.
In den beiden Darstellungen in Bild 1.2.3-6 ist die
PP2 vm 0,155 0,219 0,328 2,11 Schubspannungsverteilung mit und ohne Stoßfugenver-
mçrtelung bei Annahme eines homogenen Materials
PP2 vm E 0,211 1,55
dargestellt.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 437
Bild 1.2.3-6. Vergleich der Schubspannungsverteilung ohne und mit Stoßfugenvermçrtelung (PP2, 0,75s0)
Es ist zu erkennen, dass sich bei Mauerwerk mit Stoß- Feuchtegehalts. Hierbei besttigten sich die geringeren
fugenvermçrtelung eine ber die Wand homogenere Festigkeiten des Porenbetons im feuchten Zustand. Al-
Spannungsverteilung einstellt. Numerisch wurden Ver- lerdings ist der Unterschied meist gering.
grçßerungsfaktoren auflastabhngig bis weit ber 2 er- Basierend auf der Annahme der bertragbarkeit der
reicht. Dies entspricht dem aus den analytischen Be- geringeren Festigkeit im feuchten Zustand auf die
trachtungen zu erwartenden Zusammenhngen. Aller- Schubtragfhigkeit wurden auch die Wandversuche
dings konnte dies durch die Versuche in der Grçßen- mit herstellfeuchten Steinen durchgefhrt. Vergleicht
ordnung nicht besttigt werden. man die so ermittelten Traglasten mit Ergebnissen aus
Ein wesentliches Ziel war es, den Zusammenhang zwi- der Literatur, konnten trotz Prfung der Schubwnde im
schen Zugfestigkeit und Schubtragfhigkeit fr Mauer- feuchten Zustand hçhere Tragfhigkeiten ermittelt wer-
werk aus Porenbeton zu klren. Die bereits seit langem den. Neben einer allgemeinen Erweiterung der Daten-
bekannte hohe Zugfestigkeit des Porenbetons im Ver- basis wurden vor allem fr Steine kleiner Festigkeit
hltnis zu seiner Druckfestigkeit konnte so auch in die- (PP2) Lcken gefllt. Dadurch ist nun eine vollstndige
sem Forschungsvorhaben fr verschiedenen Steinfes- statistische Anpassung der Bemessungsgleichung mçg-
tigkeiten und Steinformate nachgewiesen werden. Ein lich. Im Diagramm in Bild 1.2.3-7 sind alle Versuchs-
Vergleich der Eigenschaften erfolgte bei den durch- ergebnisse nach dem Traglastverfahren in Abhngigkeit
gefhrten Materialversuchen auch hinsichtlich des von der Auflast dargestellt.
Neben der eindeutigen Abhngigkeit von der Auflast ist tere Erhçhung des normativen Verhltnisses mçglich.
auch zu erkennen, dass die Versuche mit Stoßfugenver- Im Rahmen diese Vorhabens widersprechen zwar die an
mçrtelung eine hçhere Tragfhigkeit liefern. Des Wei- knochenfçrmigen Zugproben der PP2-Steine ermittel-
teren ist die Schubtragfhigkeit von der Steinzugfestig- ten Zugfestigkeiten einer weiteren Erhçhung, allerdings
keit abhngig, wie aus dem Diagramm in Bild 1.2.3-8 zeigten die Biegezug- und Spaltzugversuche, dass auch
ersichtlich ist. hier eine entsprechend hçher Zugfestigkeit vorhanden
Neben dem Vorschlag des aktuellen Normenentwurfs war.
der E DIN 1053-13 wurde ein auf der Bemessungsglei-
chung der DIN 1053-1 bzw. -100 aufbauender einfache- Vorschlag fr die Normung: Bemessungsgleichung
rer Ansatz verfolgt. Dieser vereinfacht den Nachweise
etwas, liefert aber bei hçheren Auflasten etwas gerin- Die basierend auf der Bemessungsgleichung fr das
gere Tragfhigkeiten. Ein wesentlicher Vorteil beider Steinzugversagen der DIN 1053-100 alternativ vor-
kalibrierter Gleichungen besteht im Wegfall des Faktors geschlagene Gleichung ermçglicht die Reduzierung
fr die Schubspannungsverteilung. Dieser ist nun im- der Komplexitt gegenber dem aktuellen Normenvor-
plizit in den angepassten Parametern enthalten. Zusam- schlag bei einer allerdings etwas schlechteren Anpas-
men mit der vereinfachten Gleichung ist so eine Ann- sung an die Versuchsergebnisse (Bestimmtheitsmaß).
herung an die europische Norm EN 1996-1-1 mçglich. Fr die Bemessungsgleichung wird in Kombination mit
Die numerische Parameterstudie hatte im Rahmen die- der neu festgelegten normativen Steinzugfestigkeit die
ses Projekts einen relativ kleinen Umfang. Dennoch folgende Gleichung vorgeschlagen.
konnten zustzlich zu den experimentellen Ergebnissen rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 NEd
weitere Einflsse untersucht werden. VRd ¼ lw t K2 0,21 fbt 1 þ
Mit den selbst implementierten Material- und Elemen- gM 0,32 t lw fbt
troutinen wurden neben den Großversuchen auch einige Der bisher separat aufgefhrte Schubspannungsvertei-
der Kleinversuche nachgebildet und so Materialwerte, lungsfaktor c ist hier bereits im Faktor 0,21 mit 1/1,5
wie beispielsweise die Bruchenergie, invers bestimmt. enthalten.
Resultierend konnten aus diesem Forschungsvorhaben Fr Porenbetonmauerwerk mit Stoßfugenvermçrtelung
die folgenden Vorschlge fr die weitere Normung er- kann die Schubtragfhigkeit um den Faktor K2 = 1,3
arbeitet werden. erhçht werden.
[3] DIN 1055: Einwirkungen auf Tragwerke, Teile 1 bis 10. genauere Nachweisfhrung fr die Einwirkung Erdbe-
NABau im DIN, Berlin. ben ist sehr aufwendig. Fr die Praxis ist daher die
[4] DIN 1053: Mauerwerk; bisher bewhrte, vereinfachte Vorgehensweise ber
Teil 1: 1996-11: Berechnung und Ausfhrung konstruktive Regeln auch zuknftig anzubieten. Die
Teil 2: 1996-11: Mauerwerksfestigkeitsklassen bisherigen Grenzwerte fr Mindestaussteifungsflchen
Teil 3: 1990-02: Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und waren in der Vergangenheit empirisch festgelegt wor-
Ausfhrung den und standen unter den erhçhten Einwirkungen in-
Teil 4: 2004-02: Fertigbauteile frage. Es ist bisher lediglich gelungen, sie fr Erdbe-
Teil 100: 2007-09: Berechnung auf der Grundlage des semi- benzone 1 nachzuweisen [7].
probabilistischen Sicherheitskonzepts Das Verhalten von Mauerwerk unter Erdbebeneinwir-
NABau im DIN, Berlin. kung war in den zurckliegenden Jahrzehnten nicht aus-
[5] Brameshuber, W.; Schmidt, U.; Kang, B.; Hannawald, J.: reichend erforscht worden. Der Verhaltensbeiwert, mit
Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur Schub- dem die Verringerung der Einwirkung aufgrund nicht-
festigkeit von Mauerwerk. Mauerwerk 9 (2005) 4, linearer Materialeigenschaften erfasst wird, war deshalb
S. 132–142. sehr konservativ festgelegt worden. Er entspricht nicht
dem wirklichen Verhalten und fhrt zur Benachtei-
[6] Graubner, C.-A.; Simon, E.: Zur Schubtragfhigkeit von
ligung dieser Bauweise.
Mauerwerk aus großformatigen Steinen. In: Mauerwerk-Ka-
Es lag daher nahe, mit den derzeitigen Mitteln der Me-
lender 26 (2001), S. 737–770. Hrsg. H.-J. Irmschler, P. Schu-
bert u. W. Jger. Ernst & Sohn, Berlin 2001. chanik und Rechentechnik eine Bestimmung der not-
wendigen Schubwandquerschnitte fr Mauerwerksbau-
[7] Jger, W.; Schçps, P.: Kosteneinsparung durch Ansatz ten durchzufhren, die Ergebnisse mit den bisherigen
realittsnaher Bemessungskonzepte fr die Schubbeanspru- Werten zu vergleichen und ggf. Korrekturen vorzuneh-
chung von Mauerwerksbauten. Forschungsbericht: TU Dres- men bzw. die Nachweisfhrung in Form einer Typen-
den, Fakultt Architektur, Lehrstuhl fr Tragwerksplanung. statik fr bestimmte Hausgeometrien und Materialkom-
Dresden November 2004. binationen anzubieten.
[8] Kirtschig, K.: Gutachten zur Schubtragfhigkeit von Po-
renbetonmauerwerk nach bauaufsichtlichen Zulassungen. Ziel des Forschungsvorhabens
Hannover, 31. 10. 1998.
Aufbauend auf den in [7] gesammelten Erfahrungen
[9] Kirtschig, K.: Ergnzungsgutachten zum Gutachten zur sollte mit einem geeigneten Verfahren der Nachweis
Schubtragfhigkeit von Porenbetonmauerwerk nach bauauf- der Mindestquerschnittsflchen fr Schubwnde von
sichtlichen Zulassungen. Hannover, 18. 10. 1999. Mauerwerksbauten in Erdbebenzone 2 und 3 gefhrt
[10] Mann, W.; Mller, H.: Schubtragfhigkeit von Mauer- werden. Die dort definierten und verwendeten Refe-
werk. In: Mauerwerk-Kalender 3 (1978), S. 35 ff. Hrsg. P. renzhuser sollten hier wiederum zum Einsatz kommen.
Funk. Ernst & Sohn, Berlin 1978. Das bei den Untersuchungen zu Erdbebenzone 1 bereits
[11] Schubert, P.; Caballero-Gonzlez, A.: Zugfestigkeit verwendete Materialgesetz war nochmals auf seine
von Porenbeton und Haftscherfestigkeit von Dnnbettmçrtel Tauglichkeit und Robustheit hin zu prfen und ggf.
auf Porenbeton. In: Mauerwerk-Kalender 22 (1997), erforderliche Verbesserungen vorzunehmen. Die Mate-
S. 629–643. Hrsg. P. Funk. Ernst & Sohn, Berlin 1997. rialkennwerte sollten DIN 1053-100:2007-09 fr die
heute am weitesten verbreiteten Materialkombinationen
(Innenwnde/Außenwnde) entnommen werden, um
1.2.4 Konstruktive Maßnahmen zur Gewhr- Konformitt mit der Norm gewhrleisten zu kçnnen.
leistung der Erdbebensicherheit im Weitere, nicht in der Norm enthaltene Kennwerte waren
Mauerwerksbau – Erweiterung fr die auf der Grundlage allgemein anerkannter Erfahrungen
Erdbebenzonen 2 und 3 festzulegen.
Die Ergebnisse sollten fr die jeweiligen Referenz-
Jger, W.; Stransky, W.; Nguyen, S. H.; Schçps, P. – haustypen und in Form der Tabelle 15 von DIN 4149:
F5.1 2005-04 dargestellt werden, sodass eine allgemeine
Verwendbarkeit gegeben ist.
Problemstellung und Motivation Aus der Durchfhrung des Vorhabens waren wesentli-
che Erkenntnisse zusammenzufassen und Hinweise fr
Mit der Umstellung der Normen auf das Teilsicherheits-
weitere, ggf. notwendige Forschungsvorhaben oder Ar-
konzept [1–4] standen wesentlich erhçhte Einwirkun-
beitsrichtungen zu geben.
gen aus Erdbeben und Wind der sehr konservativen
Ermittlung der Tragfhigkeit von Mauerwerksbauteilen
Lçsungsweg
gegenber. Dieser „rechnerische Verlust“ an Tragfhig-
keit verminderte die Wirtschaftlichkeit dieser bewhr- Das Forschungsvorhaben baut auf dem Vorgngerpro-
ten Bauweise. Starke Wettbewerbsnachteile fr Mauer- jekt fr die Erdbebenzone 1 [7] auf. Mit diesem konnte
werksbauwerke, die bisher den auftretenden Einwirkun- die bisher bliche Vorgehensweise des Erdbebennach-
gen ohne Schden widerstanden, waren die Folge. Die weises fr Mauerwerksbauten ber konstruktive Regeln
440 F Forschung
besttigt und Aussteifungsquerschnitte in der Erdbeben- Analyse bisher verfgbarer und neuerer
zone 1 in praxistauglicher Grçße bestimmt werden. Sie Berechnungsverfahren
decken sich in etwa mit denen nach DIN 4149:2005-04
Fr den Erdbebennachweis von Gebuden stehen das
[6] bzw. liegen darunter, was eine wirtschaftlichere
statische Ersatzkraftverfahren, das Antwortspektrenver-
Auslegung ermçglicht. Es lag daher nahe, die gleiche
fahren und das Zeitverlaufsverfahren mit numerischer
Vorgehensweise auf die Erdbebenzonen 2 und 3 anzu-
Integration der nichtlinearen Differenzialgleichung zur
wenden. Neue Erkenntnisse sollten mit einfließen, Wei-
Verfgung. Die Verfahren waren im Vorfeld des Vor-
terentwicklungen waren wegen der Aufwandsbegren-
habens gegeneinander abgewogen worden. Meskouris,
zung nicht mçglich.
Butenweg und Mistler [10] haben in den letzten Jahren
Fr typische in [7] bereits ausgewhlte und getestete
die Kapazittsspektrummethode so weiter entwickelt,
Referenzgebude aus Mauerwerk wird mithilfe reali-
dass sie nunmehr auf den Mauerwerksbau anwendbar
ttsnaher FE-Modelle der Nachweis der ausreichenden
ist. Es stand im Rahmen dieses Vorhabens die Frage,
Erdbebensicherheit gefhrt. Das Mauerwerk wird auf
inwieweit sie effizienter und zutreffender ist. Die Me-
Makroebene, d. h. also verschmiert, beschrieben, um
thode ist sicher fr eine breitere Anwendung geeignet,
den numerischen Aufwand in Anbetracht der Variation
bedarf aber der Hysteresekurven der maßgebenden
der Geometrie der Aussteifungswnde und der Suche
Wnde im Gebude, die experimentell vorhanden sein
des minimalen Querschnitte zu begrenzen.
oder numerisch ermittelt werden mssen.
Die Schubtheorie nach Mann/Mller hatte sich in [7] als
Das bereits in [7] verwendete Materialgesetz wurde
Basis fr die Materialbeschreibung als praktikabel he-
nochmals auf seine Eignung bei hçheren Einwirkungen
rausgestellt und sollte daher auch hier wieder angewen-
und seine Stabilitt hin berprft.
det werden. Reines Druck- und reines Zugversagen wa-
ren dabei mit eingeschlossen worden. Das Materialver-
Auswahl des Zeitverlaufsverfahren
halten ist in Form eines elasto-plastischen Materialge-
setzes mit Begrenzung der plastischen Dehnungen Die vergleichenden Betrachtungen der derzeit zur Ver-
formuliert worden. Entfestigungseffekte waren dabei fgung stehenden Methoden – einschließlich dem neu
zu bercksichtigen, um den fortschreitenden Schdi- im Mauerwerksbau aufkommenden Kapazittsspek-
gungsprozess zu erfassen. Risse werden dabei ver- trumverfahren – haben besttigt, dass das Zeitverlaufs-
schmiert abgebildet. Bei Lastumkehr kçnnen sich die verfahren die einzige Mçglichkeit ist, das nichtlineare
Risse wieder schließen und senkrecht zur Rissrichtung Materialverhalten von Mauerwerk realittsnah zu be-
wieder Druckspannungen bertragen werden. rcksichtigen. Nachteil des Zeitverlaufsverfahrens ist
Die Untersuchung der konstruktiven Maßnahmen kon- der um eine Grçßenordnung hçhere Rechenaufwand,
zentrierte sich i. W. auf die Grçße der aussteifenden der aber aufgrund der Entwicklung der Rechentechnik
Wnde. Hinsichtlich konstruktiver Maßnahmen muss- in akzeptabler Zeit zu Ergebnissen fhrt, wenn ein ef-
ten die Untersuchungen begrenzt werden. Die in [7] fektiv anwendbares Materialgesetz zur Verfgung steht.
festgestellte Tendenz der Wirkung zustzlicher Ringan- Dennoch ist der damit verbundene Aufwand der Praxis
ker war nochmals zu prfen. Weitere konstruktive Maß- nicht zumutbar. Fr eine wissenschaftliche Nachweis-
nahmen konnten nicht betrachtet werden. Fr den Bau- fhrung ist das Verfahren jedoch hervorragend geeig-
grund wurden die ungnstigsten Annahmen getroffen. net.
Die Kalibrierung der FE-Modelle und der Vorgehens- Ausgangspunkt des Zeitverlaufsverfahrens ist die nicht-
weise erfolgte anhand der Ergebnisse weiterer Erdbe- lineare Differenzialgleichung fr das Gesamtsystem,
benforschungen, wie z. B. Versuche an Einzelscheiben das sich aus den einzelnen Finiten Elementen, die bei
von tes und Lçring [8], bzw. mit den Ergebnissen des der Diskretisierung des Systems gewhlt wurden, zu-
europischen Forschungsprojekts ESECMaSE [9]. sammensetzt. Sie enthlt die Steifigkeit des Systems,
Die Erdbebenbelastung wird mit knstlich generierten Dmpfungsanteile, die Masseverteilung und schließlich
Erdbebenverlufen simuliert und als Fundament- die Trgheitskrfte. Zeitabhngige ußere Krfte wir-
beschleunigung bei der Berechnung des Bauwerks- ken nicht. Die Erregung des Systems erfolgt ber die
modells bercksichtigt. Mit dem Zeitverlaufsverfahren Lagevernderung des Tragwerkes relativ zu seinem Be-
werden unter Beachtung des nichtlinearen Materialver- zugssystem entsprechend der jeweiligen Erdbebenein-
haltens die Reaktionen des Bauwerks bestimmt und der wirkung. Dazu wird das System mit einem knstlich
Nachweis der Standsicherheit ber die gesamte Beben- generierten Erdbeben belastet, das aus den in der
dauer damit gefhrt. Norm (z. B. DIN 4149:2005-04) angegebenen Daten
Die Parametervariation erfolgt mithilfe einer Routine, entwickelt werden kann. Die Bodenerregung wird mit
die die vernderlichen Geometrieparameter (Lnge und Beschleunigungs-Zeit-Funktionen modelliert. Das Bau-
Dicke der Aussteifungswnde) von einem Startwert aus werk wird dann lediglich durch die aus der Baugrund-
solange steigert, bis der Nachweis gelingt, d. h. die Lç- bewegung resultierenden Trgheitskrfte belastet, die
sung konvergiert. Die Ergebnisse werden anschließend anliegenden Lasten gehen als Massen mit ein.
ausgewertet und in Tabellenform gebracht. Da eine geschlossene Lçsung des Problems nicht mçg-
lich ist, muss ber den Zeitverlauf eine numerische In-
tegration durchgefhrt werden. Die numerische Integra-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 441
tion der nichtlinearen Bewegungsdifferenzialgleichun- Bauteilabmessungen sind, kçnnen die Geometrie der
gen fhrt zur Lçsung fr das gesamte Tragwerk im Zeit- Steine und Fugen vernachlssigt und die Diskontinuit-
bereich. Dazu wird der Zeitverlauf der Erdbebeneinwir- ten verschmiert werden.
kung in diskrete Zeitschritte unterteilt. Mit den Belas- Das hier zum Einsatz kommende Materialmodell auf
tungen im Zeitschritt und den zu Beginn des Zeitschritts Makro-Ebene muss die Spannungs-Dehnungs-Bezie-
vorliegenden dynamischen Grçßen (Verschiebungen, hungen im monotonen Belastungspfad, im zyklischen
Geschwindigkeiten, Beschleunigungen) werden die dy- Be- und Entlastungspfad und die unterschiedlichen Ver-
namischen Grçßen am Ende des Zeitschritts berechnet. sagenskriterien beschreiben. Mit einem verschmierten
Sie sind dann wiederum die Eingangsgrçßen fr den Rissbildungsmodell (smeared crack approach), wird die
nchsten Zeitschritt. Das hier angewendete Verfahren Rissbildung des Mauerwerks bei berschreitung der
geht auf Newmark zurck. Im Ergebnis werden die Sys- Zugfestigkeit erfasst. Bei Lastumkehr bildet das Modell
temantworten fr alle Zeitschritte erhalten. die Rissschließungsvorgnge ab, sodass senkrecht zur
Eine Entkopplung des Systems mit Lçsung der Rissrichtung wieder Druckspannungen bertragen wer-
SDOF 1)-Systeme (indirekte Methode) ist nicht mçg- den kçnnen.
lich, da das Superpositionsprinzip aufgrund inelasti- Durch die Horizontalbeschleunigungen aus der Boden-
schen Materialverhaltens nicht anwendbar ist. Die Lç- bewegung im Lastfall Erdbeben werden zustzliche ho-
sung muss mit der direkten Methode fr das MDOF 2)- rizontale Massentrgheitskrfte in die Mauerwerks-
System berechnet werden. scheiben eingeleitet. In Abhngigkeit der geometri-
Hier wird mit dem Zeitverlaufsverfahren auf wissen- schen Verhltnisse, der Materialeigenschaften und des
schaftlicher Grundlage die Erdbebensicherheit der aus- Verhltnisses Horizontalkraft/Vertikalkraft sind unter-
gewhlten Referenzgebude nachgewiesen. schiedliche Versagensarten mçglich.
Als Materialgesetz kommt die Schubbruchtheorie von
Mann/Mller zur Anwendung. Aus den Belastungen der
Auswahl und Anwendung eines effizienten
Wandscheibe werden mittels FEM die Spannungen am
Materialmodells: Materialgesetz
Stein (und in der Fuge) ermittelt und mit der Grenz-
Fr den Verbundbaustoff Mauerwerk, bestehend aus spannungskurve nach dieser Theorie verglichen. Dabei
Steinen und Mçrtel, mit einem anisotropen und stark wird der Stoßfugenanteil an der Kraftbertragung ver-
nichtlinearen Verhalten kçnnen komplexe oder verein- nachlssigt, weil nicht gewhrleistet werden kann, dass
fachte Mikro-Modelle sowie Makro-Modelle eingesetzt sie vollstndig gefllt sind. Das verbleibende Torsions-
werden. Nur mit Makro-Modellen kann im vorliegen- moment aus den gegenlufigen Schubspannungen an
den Falle der numerische Aufwand so reduziert werden, der Steinober- und Steinunterseite muss durch eine Ver-
dass der Erdbebennachweis mit der Zeitschrittintegrati- tikalspannungsdifferenz kompensiert werden.
on fr ein Gebude in annehmbarer Zeit gefhrt werden Aus dem Spannungsbild am Einzelstein lassen sich vier
kann. Dabei wird das Baustoffverhalten wie fr ein ho- Versagensarten ableiten: Haftzugversagen, Reibungs-
mogenes Bauteil approximiert. Wenn die Abmessungen versagen, Steinzugversagen und Druckversagen (Bild
der einzelnen Steine und Fugen klein gegenber den 1.2.4-1).
Mit diesem Stoffgesetz wird das zyklische „elastoplas- gen sowie Dehnungen in den Integrationspunkten in
tische Verhalten“ wirklichkeitsnah simuliert. An jedem jedem bestimmten Zeitschritt bzw. Zeitpunkt werden
Querschnittspunkt kann somit das Materialverhalten im aus dem Differenzialgleichungssystem fr das dyna-
inelastischen Bereich sowie die fortschreitende Materi- mische Kontengleichgewicht mithilfe des Newmark-
alschdigung (Entfestigungseffekte) erfasst werden. Operators und des modifizierten Newton-Raphson-
lS Verfahrens berechnet.
F1 ¼ t ðfHaftzug sx Þ Klaffen, Zug (1) Zusammen mit den Spannungen und Dehnungen des
2 hS vorhergehenden Zeitschrittes erfolgt fr jeden Integra-
fvk0 m sx tionspunkt die bergabe der Zustandsgrçßen an die Be-
F2 ¼ t Reibung (2) nutzerroutine. Das Hauptprogramm erhlt die resultie-
hS
1þ2m renden Spannungen sowie die Tangentensteifigkeit KT
lS
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi zurck. Auf Systemebene werden am Ende des Iterati-
sx onsschritts die Residualkrfte ermittelt und fr den Fall,
F3 ¼ t 0,45fbz 1 Steinzug (3) dass diese die festgelegten Toleranzkriterien nicht er-
fbz
fllen, ein neuer Iterationsschritt mit aktualisierten Zu-
lS standsgrçßen aus der Benutzerroutine durchgefhrt.
F4 ¼ t ðfd þ sx Þ Schubdruck, Druck (4)
2hS Zur Verifizierung dienten unterschiedliche Erdbeben-
versuche, die zur Verfgung standen. So konnten bei-
Die Eingangsparameter sind, bis auf die Haftzugfestig-
spielsweise die Hysteresekurven der Versuche von tes
keit, den Angaben zur Schubbemessung nach
ausreichend genau nachgestellt werden (s. [7], S. 69).
DIN 1053-1 bzw. DIN 1053-100 entnommen worden.
Die im Rahmen dieses Vorhabens durchgefhrten Un-
Reines Zugversagen und reines Druckversagen sind in
tersuchungen haben die Anwendbarkeit des Vorgehens
Gl. (1) und Gl. (4) implizit abgebildet.
fr die Erdbebenzonen 2 und 3 besttigt. Weitere Unter-
Das Rissverhalten wird ber die Begrenzung der plas-
suchungen konnten dazu nicht durchgefhrt werden.
tischen Dehnungen simuliert. Ist die Schubspannung
kleiner als der zugehçrige F-Wert nach Gln. (1) bis (4),
so tritt kein Riss auf und die Dehnungen folgen dem Numerische Untersuchungen
Hooke’schen Gesetz. Ist er gleich, tritt ein Riss auf
Untersucht wurden als Referenzgebude ein Mehrfami-
(und das „Fließen“ beginnt). Ist er grçßer, wird er durch
lienhaus, zwei Einfamilienhuser und ein Reihenmittel-
das Return-Mapping-Verfahren zurckgeholt auf die
haus. Bild 1.2.4-2 zeigt die FE-Modelle fr das Mehr-
Fließflche. Solange die plastischen Dehnungen unter-
familienhaus und das Reihenmittelhaus.
halb der vorgegebenen Grenze liegen, ist ein Riss vor-
Die numerischen Untersuchungen in dieser Arbeit wur-
handen, der sich wieder schließen kann. Werden die
den wie in [7] auf die in Deutschland blichen Stein-
Grenzwerte der plastischen Dehnungen berschritten,
Mçrtel-Kombinationen konzentriert: hochfeste Kalk-
tritt der Bruch ein. Bis dahin „fließt“ der Werkstoff.
sandsteine mit Dnnbettmçrtel (KS20/DM), mittelfeste
Die plastischen Dehnungen im Fall des Reibungsver-
Ziegel und Leichtbetonsteine mit Normal- und Leicht-
sagens in der Lagerfuge werden nicht beschrnkt, da
mçrtel (Hlz6/LM21, Hlz12/IIa, V2/LM21, V6/LM21
sich in Versuchen bei diesem Kriterium ein nahezu ideal-
und V12/IIa) und hochwrmedmmende Porenbeton-
plastisches Verhalten ohne erkennbaren Tragfhigkeits-
steine mit Dnnbettmçrtel (PP2/DM, PP4/DM). Die Ma-
verlust zeigte. Fr die Kriterien „Druckversagen“,
terialdaten wurden entsprechend DIN 1053-100:2009-07
„Schub-Druckversagen“, „Steinzugversagen“ und „Zug-
[1] gewhlt. Bei Porenbeton wurden zustzlich Unter-
versagen“ wird eine aus einaxialen Versuchen hergeleite-
suchungen mit zutreffenderen Steinzugfestigkeiten [12]
te Arbeitsverfestigungsbeziehung angesetzt. Das Bruch-
durchgefhrt.
verhalten lsst sich dabei durch die Entfestigung nach dem
Die Belastung wird mit drei unabhngigen Boden-
Erreichen der Maximalbeanspruchung sowie durch die
beschleunigungs-Zeit-Funktionen fr die zwei horizon-
Beschrnkung der maximalen Dehnung erfassen.
talen Komponenten x und y und fr die vertikale Kom-
Fr die Beanspruchungsrichtung parallel zu den Lager-
ponente z vorgegeben. Aufgrund des zuflligen Charak-
fugen wird linear-elastisches Verhalten angenommen.
ters der Einwirkung muss die Standsicherheit nach DIN
Da die Spannungen und Dehnungen in dieser Richtung
EN 1998-1:2004 [4] fr drei unterschiedliche Erdbeben
bei den hier betrachteten Beanspruchungssituationen
nachgewiesen werden. Der Nachweis wird fr die un-
gering sind und deutlich unter experimentell ermittelten
gnstigsten Untergrundverhltnisse C-R und C-T ge-
Festigkeitswerten liegen, werden dahingehend keine
fhrt. Die Kombination mit stndigen und vernderli-
Versagenskriterien oder Fließregeln angesetzt.
chen Einwirkungen erfolgt nach DIN 1055-100:2001-03
[2] und DIN 4149:2005-04 [6].
Implementierung des Materialmodells in ANSYS und
Stndige Einwirkungen auf die Decke sind die Eigen-
weitere Verifizierung
last und der Fußbodenaufbau. Die Verkehrslast von
Das oben dargestellte Stoffgesetz (Gln. 1 bis 4) wird in 1,5 kN/m± wird als Masse bercksichtigt. Die Dach-
das FE-Programmsystem ANSYS mithilfe einer Be- geschossdecke wird anstelle der Verkehrslast durch
nutzerroutine implementiert. Die Knotenverschiebun- die Schneelast belastet. Die Bercksichtigung der
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 443
Material- Geschossanzahl
kombination
1 2 3
Zone 2 Zone 3 Zone 2 Zone 3 Zone 2
1 KS20/DM 2,0 2,0 2,4 2,4 3,6
KS20/DM (2,0) (2,0) (3,0) (4,0) (5,0)
2 HLz6/LM21 2,4 2,6 3,0 4,00 6,1
HLz12/IIa (2,3) (2,5) (3,8) (4,3) (5,8)
3 V6/LM21 2,0 2,0 2,5 3,0 5,5
V12/IIa (2,3) (2,5) (3,8) (4,3) (5,8)
4 V2/LM21 2,2 2,2 4,2 5,0 x
V12/IIa (x) (x) (x) (x) (x)
5 1) PP2/DM 2,4 2,9 3,2 4,3 4,6
PP4/DM (x) (x) (x) (x) (x)
Material- Schubwandquerschnittsflche [ %]
kombination
Zone 2 Zone 3
Bild 1.2.4-2. Geometrie der FE-Modelle
Mehrfamilienhaus und Reihenmittelhaus 1 KS20/DM 1,8 2,4
KS20/DM (3,0) (4,0)
2 HLz6/LM21 3,0 3,7
vernderlichen Lasten erfolgte mit ihren Kombinati- HLz12/IIa (4,0) (4,3)
onsbeiwerten fr den Erdbebennachweis nach DIN
1055-100:2001-03. 3 V6/LM21 2,8 3,2
Die Ergebnisse wurden in Tabellenform zusammenge- V12/IIa (4,0) (4,4)
fasst. Die Tabellen enthalten die auf die Geschossgrund- 4 V2/LM21 3,4 3,6
rissflche bezogenen erforderlichen Schubwandflchen V12/IIa (x) (x)
in Prozent in Abhngigkeit von der Erdbebenzone, der
Geschossanzahl, der Geschosshçhe und der verwendeten
Materialkombination. In Klammern sind die nach DIN
4149:2005-04 erforderlichen Werte angegeben. x bedeu- alle Stein-Mçrtel-Kombinationen erbracht werden.
tet: nicht zulssig (bzw. der Nachweis konnte nicht ge- Dass in diesen Fllen kein vereinfachter Nachweis zu-
fhrt werden). (x) heißt, dass nach DIN 4149:2005-04 lssig ist, bedeutet aber nicht, dass in konkreten Fllen
kein vereinfachter Nachweis ber konstruktive Regeln ein genauerer Nachweis nicht doch gefhrt und Mauer-
zugelassen wird (s. Tabellen 1.2.4-1 und -2). werk eingesetzt werden kçnnte.
Die erforderlichen Schubwandquerschnittsflchen nach Tabelle 1.2.4-2 zeigt die Ergebnisse fr das Einfamili-
DIN 4149:2005-04 konnten damit nachgewiesen werden; enreihenhaus. Fr die Materialkombination 5 „Porenbe-
teilweise sind auch noch grçßere Reserven vorhanden. ton“ wird hierbei ein analoges Ergebnis, wie bei Tabelle
Schon mit ca. 70 % der nach DIN 4149 erforderlichen 1.2.4-1 unter Beachtung der Fußnote erhalten.
Schubwandquerschnittsflche kann fr bestimmte Para-
meterkombinationen der Nachweis eingehalten werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse und
Gemß der Festlegung nach DIN 4149-1:2005 und DIN
Schlussfolgerungen
EN 1998-1:2004 ist bei viergeschossigen Gebuden in
Zone 2 und 3 ein vereinfachter Nachweis nicht zulssig. Das Ziel des Forschungsvorhabens wurde erreicht: Es
Bei den hier durchgefhrten Untersuchungen konnte ein konnte ein Algorithmus aufgestellt und angewendet wer-
Nachweis der Erdbebensicherheit ebenfalls nicht fr den, mit dem sich die empirischen Werte fr die Min-
444 F Forschung
destschubwandquerschnitte nach DIN 4149:2005-04 Rahmen dieses Vorhabens nicht weiter nachgegangen
nachweisen lassen. werden. Weitergehende Untersuchungen sind hier emp-
Mit dem Forschungsvorhaben wurden die Angaben der fehlenswert und erscheinen auch wegen der bevorste-
Tabelle 15 der DIN 4149:2005-04 fr verschiedene Mo- henden Umstellung des Schubnachweises sinnvoll (s.
dellgebude und unterschiedliche Materialkombinatio- [11]). Dabei sollten auch die hier angesetzten, konser-
nen nachgerechnet. Trotz der wesentlich erhçhten Erd- vativen Grenzen bei der Definition des Versagens noch
bebeneinwirkung konnte fr bliche Mauerwerksbau- einmal genauer beleuchtet werden. Zur weiteren Kali-
ten unter Anwendung eines nichtlinearen Material- brierung der Versagensbeschreibung (Dehnungs- bzw.
gesetzes mithilfe des Zeitverlaufsverfahrens der Verformungsbegrenzung der Schubwnde) bietet sich
Erdbebennachweis gefhrt werden. Damit kann zuknf- der Vergleich mit den Erdbebenversuchen des ESECMa-
tig in der Praxis auch weiterhin auf genauere Nachweise SE-Projekts in Athen und Ispra an. Das sollte vor allem
in den angegebenen Grenzen verzichten werden. zur Untersttzung der Einfhrung der Erkenntnisse aus
Es ergaben sich Abweichungen von – 10 %. Die Tabel- dem Forschungsvorhaben ESECMaSE in die Praxis und
lenwerte sind berwiegend zutreffend. Sichtbar ge- in die europische und deutsche Normung getan werden.
machte Reserven resultieren aus der Vorgabe der Werte Die Erkenntnisse dieser Arbeit sind fr die Praxis nutz-
fr die maximal mçgliche Geschosshçhe von 3,50 m bar. Mit den Untersuchungen ist es gelungen, Potenzia-
und der Bercksichtigung von maximal SFK 12. Fr le fr Reserven zu erschließen, die vor allem in der
bliche lichte Geschosshçhen von ca. 2,75 m ist bei Geschosshçhe, in verschiedenen Materialkombinatio-
bestimmten Materialkombinationen eine Reduzierung nen und dem Ansatz wirklichkeitsnherer Kennwerte
der erforderlichen Schubwandflchen mçglich. Neben liegen. Konkrete Reserven bestehen in dem Ansatz b-
der Geschosshçhe und der Schubwandquerschnittsfl- licher Geschosshçhen, bei Anwendung hochfester
che hat die Ausbildung von Ringankern einen Einfluss, Kalksandsteine und bei Einfhrung zutreffenderer
der wegen der ohnehin schon vorhandenen Wirkung der Steinzugfestigkeiten, wie z. B. bei Porenbeton.
Stahlbetondecke jedoch nur bei bis zu 10 % liegt. Ein- Die Methodik, ber das Zeitschrittverfahren mit Ansatz
fassungen von Schubwnden wurden nicht untersucht. wirklichkeitsnaher Materialmodelle das Trag- und Ver-
Mit den Ergebnissen des Forschungsvorhabens gelingt formungsverhalten zutreffend zu beschreiben und ent-
es, die in der Praxis blichen Materialkombinationen sprechende Parameterstudien damit durchzufhren, hat
zutreffender als nach DIN 4149:2005-04 zu bercksich- sich als effizient und richtig erwiesen. Die durchgefhr-
tigen, ohne einen genaueren Nachweis zu fhren. ten numerischen Untersuchungen an Gesamtmodellen
Die Berechnungen wurden fr die ungnstigen Unter- haben gezeigt, dass in der Modellbildung Reserven lie-
grnde C-R und C-T durchgefhrt. Eine Simulation fr gen und damit Chancen bestehen, auch auf diesem
die Untergrnde A-R, B-R, B-T, C-S erfolgte nicht. Die Wege noch Verbesserungen zu erreichen. Das Vor-
erforderlichen Schubwandquerschnittsflchen fr diese gehen kann auch eingesetzt werden, um Ergebnisse
Untergrnde kçnnen kleiner als die im Bericht angege- nach der Kapazittsspektrummethode zu berprfen.
benen Werte sein. Der Sachverhalt regelt sich ber die Der Forschungsbericht wurde mit Mitteln des Bundes-
Ermittlung der Vorwerte fr das Antwortspektrum im amtes fr Bauwesen und Raumordnung gefçrdert.
Tabellenkopf der Anforderungswerte nach Tabelle 15 Aktenzeichen: Z6-10.07.03-06.12 / II2 – 80 01 06 – 12
der DIN 4149:2005-04.
Der Vergleich der numerischen Simulationen mit den
Versuchsergebnissen zeigt, dass das hier verwendete Literatur
Modell fr die Beschreibung des Bauwerksverhaltens [1] DIN 1053-100:2007-09: Mauerwerk, Teil 100: Berech-
unter Erdbebeneinwirkung gut geeignet ist. nung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicher-
Fr einige Stein-Mçrtel-Kombinationen im Grenz- heitskonzepts. NABau im DIN, Berlin 2007.
bereich konnte mit dem hier verwendeten Modell und [2] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen auf Tragwerke,
den angesetzten Materialdaten nach DIN Teil 100: Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheitskon-
1053-1:1996-11 bzw. DIN 1053-100:2007-09 der Nach- zept und Bemessungsregeln. NABau im DIN, Berlin 2001.
weis der Erdbebensicherheit nicht erbracht werden. Ein
Grund fr liegt u. a. in dem gewhlten Algorithmus zur [3] DIN EN 1996-1-1:2006-01: Eurocode 6: Bemessung und
Variation der Geometrie, bei dem keine zustzlichen Konstruktion von Mauerwerksbauten, Teil 1-1: Allgemeine
Regeln – Regeln fr bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk;
Wnde eingefhrt werden kçnnen, die die erforderlichen
Deutsche Fassung EN 1996-1-1:2005. NABau im DIN, Ber-
grçßeren Flchenanteile realisieren wrden. Hinzu
lin 2006.
kommt, dass die Steinzugfestigkeiten nach DIN
1053-100 z. T. nicht mit den seit Jahren existierenden [4] DIN EN 1998-1:2006-04: Eurocode 8: Auslegung von
Werten aus Versuchen bereinstimmen und auch der Bauwerken gegen Erdbeben, Teil 1: Grundlagen, Erdbebe-
Ansatz des Mittelwerts zutreffender erscheint. Dazu neinwirkungen und Regeln fr Hochbauten, Deutsche Fas-
lag aber zum Abschluss des Vorhabens noch kein zitier- sung EN 1998-1:2004. NABau im DIN, Berlin 2006.
fhiger Konsens zwischen Bauaufsicht und Unteraus- [5] DIN 4149-1:1981: Bauten in deutschen Erdbebengebie-
schuss „Baustoffe“ des Normenausschusses zu DIN ten, Teil 1: Lastannahmen, Bemessung und Ausfhrung b-
1053-1 (bzw. -100) vor. Dem Sachverhalt konnte im licher Hochbauten. NABau im DIN, Berlin 1981.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 445
[6] DIN 4149:2005-04: Bauten in deutschen Erdbebengebie- messungsanstze kçnnen nicht direkt bertragen wer-
ten. Lastannahmen, Bemessung und Ausfhrung blicher den. Die Ursachen dafr liegen zum einen an den ge-
Hochbauten. NABau im DIN, Berlin 2005. ringeren Werten der Materialeigenschaften Festigkeit,
[7] Jger, W.; Nguyen, S. H.; Schçps, P.: Konstruktive Maß- Elastizittsmodul und Dichte und zum anderen an der
nahmen zur Gewhrleistung der Erdbebensicherheit im Mau- Geometrie der Steine und dem Aufbau des Mauerwerks.
erwerksbau. Abschlussbericht, TU Dresden, Fakultt Archi- Lochungen im Stein und Stçße im Mauerwerk aufgrund
tektur, Lehrstuhl Tragwerksplanung. Gefçrdert durch das der Steinformate bilden Fehlstellen fr das Verankern
Bundesamt fr Bauwesen und Raumordnung BBR, 2005. eines Dbels.
Das Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauerwerk
[8] tes, A.; Lçring, S.: Tastversuche zur Identifizierung des
Verhaltensfaktors von Mauerwerksbauten fr den Erdbeben- nach DIN unter zentrischer Zuglast wurde u. a. in [2–4]
nachweis. Abschlussbericht des Lehrstuhls fr Tragkonstruk- untersucht. Dazu wurde von Meyer in [4] aufgrund
tionen, Universitt Dortmund 2003. theoretischer und experimenteller Untersuchungen ein
Bemessungsmodell fr zentrischen Zug vorgestellt, das
[9] Caballero-Gonzlez, A.; Fehling, E.; Kieker, J.: die maßgebenden Parameter bercksichtigt. Nur wenige
ESECMaSE – Enhanced Safety and Efficient Construction Untersuchungen zum Tragverhalten gibt es bei Belas-
of Masonry Structures in Europe: Europisches Gemein- tung quer zur Dbelachse, die zudem meist in Einzel-
schaftsforschungsvorhaben zum Schubtragverhalten von
steinen durchgefhrt wurden. Es wurde allgemein an-
Mauerwerksbauteilen. Mauerwerk 9 (2005) 5, S. 238–243.
genommen, dass die Tragfhigkeit bei Querbelastung
[10] Butenweg, C.; Gellert, C., Meskouris, K.: Ein neuer grçßer ist als bei zentrischer Zugbelastung.
Ansatz zum Nachweis von Mauerwerksbauten. In: Tagungs- Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde die
band: Baustatik-Baupraxis 10, Hrsg. W. Wagner, Universitt Tragfhigkeit von Injektionsdbeln unter Querlasten
Karlsruhe, Institut fr Baustatik: Karlsruhe 2008, S. 103–116. untersucht und den Vorgaben der ETAG gegenberge-
[11] Graubner, C.-A.; Brehm, E.; Jger, W.; Reichel, S.: stellt. Dabei wurden die Einflsse der Geometrie und
Bemessung von Mauerwerk nach DIN 1053-11 und DIN der Materialeigenschaften des Injektionsdbels und des
1053-13. Mauerwerk 12 (2008) 6, S. 295–308. Ankergrundes, der Abmessungen des Anbauteiles und
der Lastrichtung bei Lochsteinen variiert. Weitere Hin-
[12] Schubert, P.: Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mau-
ersteine, Mauermçrtel und Putzen. Mauerwerk-Kalender 30
tergrnde werden in [5] erlutert. Es wurden verschie-
(2005). Hrsg. H.-J. Irmschler, W. Jger und Schubert, P. dene Versagensarten bei Querbelastung ermittelt und
Verlag Ernst & Sohn: Berlin 2005, S. 127–148. die maßgebenden Parameter bestimmt. Weiterhin wur-
den Einflsse der Rand- und Achsabstnde untersucht
und die Interaktionsgleichung fr Lastangriff unter be-
1.2.5 Befestigungen in Mauerwerk: liebigem Angriffswinkel berprft. Die Arbeiten sind in
Tragverhalten von Injektionsdbeln [6–9] zusammengefasst. Aus den Ergebnissen der ex-
in Mauerwerk unter Querlasten perimentellen und numerischen Untersuchungen wur-
den Gleichungen zur Bestimmung der Hçchstlast unter
Welz, G. – F11.1
Querlastbeanspruchung in Abhngigkeit der maßgeben-
Im Bereich des Mauerwerksbaus werden Injektions- den Parameter entwickelt.
dbelsysteme seit ber dreißig Jahren eingesetzt. Die
Produkte wurden dabei stndig verbessert und die Ein-
Durchgefhrte Untersuchungen
satzbereiche erweitert. Fr sicherheitsrelevante Befesti-
gungen in Mauerwerk werden Injektionsdbel mit Ge- Es wurden Versuche unter Quer-, zentrischer Zug- und
windestangendurchmessern von 6 bis 16 mm als Einzel- Schrgzuglast in großformatigen Steinelementen und
befestigung in der Leitlinie ETAG 29 „Metal Injection gemauerten Wnden aus Voll- und Lochsteinen durch-
Anchors for Use in Masonry“ [1] geregelt. Sie wurde gefhrt. Verschiedene Dbeltypen wurden als Einzel-
2007 von der EOTA-Arbeitsgruppe verabschiedet. Bei und Zweifachbefestigungen mit und ohne Einfluss von
der Bemessung nach dem Bemessungsverfahren A wer- Rndern und Fugen untersucht. Bild 1.2.5-1 gibt einen
den Lastrichtung und Versagensmechanismus berck- berblick ber die untersuchten Setzpositionen, Befes-
sichtigt. Im vereinfachten Verfahren B wird in der Zu- tigungsarten und Richtungen der Belastung in Mauer-
lassung ein charakteristischer Widerstand fr die un- werk.
gnstigste Lastrichtung und Versagensart angegeben. Die verwendeten Injektionsdbel bestehen aus dem In-
Whrend Injektionssysteme bisher in den nationalen, jektionsmçrtel, einer Ankerstange mit Unterlegscheibe
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen nur fr und Mutter und einer Siebhlse bzw. Zentriertlle (Bild
Mauerwerk aus DIN-Steinen zugelassen waren und 1.2.5-2).
die Sollverankerungstiefe mindestens 75 mm betrug, Siebhlsen werden bei Lochsteinmauerwerk verwendet,
wird der Anwendungsbereich im europischen Rahmen um die Setztiefe zu definieren, ein Weglaufen des Mçr-
auf alle Steine nach EN 771 ab 100 mm Wandstrke tels in die Kammern des Steins zu verhindern und einen
und Verankerungstiefen ab 50 mm erweitert. ausreichenden Hinterschnitt zu erzeugen. Der Injekti-
Mauerwerk stellt einen sehr komplexen Baustoff fr onsmçrtel besteht aus den Komponenten Harz und Hr-
Befestigungen dar und die in Beton angewendeten Be- ter bzw. Zement und Wasser, die sich jeweils in ge-
446 F Forschung
a) Ansicht b) Schnitt
trennten Kammern befinden, und kann silicatische Fll- chender Verankerungstiefe und allenfalls geringem
stoffe enthalten. Er wird ungemischt als Foliengebinde Lochanteil erreicht wird. Pryoutversagen oder Heraus-
oder Mçrtelkartuschensystem geliefert (Bild 1.2.5-2). ziehen in Kombination mit Steinausbruch treten bei
Bei der Montage werden die Komponenten des Mçrtels Verhltnissen von Verankerungstiefe zu Ankerstangen-
mittels einer Auspresspistole mit Statikmischeraufsatz durchmesser kleiner ca. 4 mm auf, wenn zudem eine
vermengt und in das Bohrloch injiziert. Verdrehung des Anbauteils entweder durch ein kurzes
Die Querlastversuche wurden liegend an großformati- oder sehr dnnes Anbauteil mçglich ist. Diese Ver-
gen Planelementen oder im Mauerwerksverband sagensarten ergeben die geringste Tragfhigkeit.
durchgefhrt. Hierzu wurden aus den Mauersteinen Der vorherrschende Versagensmechanismus bei den
Wandscheiben in einem Tragrahmen erstellt, der es blichen Verankerungstiefen in Lochstein und in nie-
ermçglichte, das Mauerwerk vorzuspannen und flach der- bis mittelfesten Vollsteinen ist das lokale Materi-
abzulegen. Bild 1.2.5-3 zeigt schematisch den Ver- alversagen des Ankergrundes. Das auf Druck bean-
suchsaufbau fr einen Wandrahmen auf dem im Labor spruchte Steinmaterial vor dem Dbel versagt mit zu-
des Instituts vorhandenen Spannboden und die daran nehmender Verschiebung, whrend sich im Dbel bis
angeschlossene Querzuganlage zur Krafteinleitung und zu zwei plastische Gelenke ausbilden. Die Hçchstlas-
Absttzung. Die angreifende Last wird zunchst in die ten werden blicherweise auf einem Lastplateau er-
Ankerstange eingeleitet und dann weiter in das Mauer- reicht. Damit ist das Tragverhalten eher duktil im Ver-
werk bertragen. gleich zu einer zentrischen Zugbelastung, bei der sich
die Hçchstlast bereits bei kleiner Verschiebung ein-
stellt und dann signifikant abfllt. Somit ist die Steifig-
Versuchsergebnisse unter Querkraftbelastung
keit bei Querlast deutlich geringer und die Verschie-
Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse aus bung bei Hçchstlast deutlich hçher (Bild 1.2.5-4). Die
den Versuchen unter Querlast vorgestellt. Die Lastber- Ergebnisse zeigen weiterhin, dass die Tragfhigkeit
tragung in den Untergrund ist stark von der Ausbildung bei lokalem Materialversagen von der Geometrie und
der Lçcher in Lochsteinen, aber auch von der Festigkeit den Eigenschaften des Dbelsystems und des Mauer-
des Mauerwerks abhngig. Allgemein kçnnen bei Quer- werks einschließlich der Lochkonfiguration bei Loch-
belastung ohne Hebelarm vier Versagensarten unter- steinen abhngig ist.
schieden werden:
– Stahlversagen der Ankerstange auf Abscheren,
Bemessungsansatz fr lokales Materialversagen
– Lokales Materialversagen (Druckversagen des Stei-
nes auf der lastzugewandten Seite), Fr das bei der Mehrheit der Versuche beobachtete Ver-
– Pryout (grundbruchartiger Steinausbruch auf der halten des lokalen Materialversagens des Untergrundes
lastabgewandten Seite) und vor dem Dbel wird im Folgenden ein Bemessungs-
– Herausziehen in Kombination mit Steinausbruch modell fr Lochsteine vorgestellt. Darin werden die
(Versagen aufgrund zentrischer Zuglast). maßgebenden Einflussgrçßen erfasst. Es ist ein modifi-
Das Stahlversagen stellt eine obere Grenze der Trag- zierter Ansatz, wie er im Bereich des Holzbaus in Eu-
fhigkeit dar, die bei hohen Steinfestigkeiten, ausrei- rocode 5 und in DIN 1052 fr stabfçrmige Verbin-
Fall C1 Fall D1
Fall C2 Fall D2
dungsmittel angewandt wird. Beim Anbauteil wird der B und D bildet sich ein plastisches Gelenk des Dbels
Einspanngrad ber die Klemmstrke und das Lochspiel innerhalb des Bohrlochs aus. Der Dbelquerschnitt be-
erfasst, wobei Letzteres als vernachlssigbar angesehen steht dort aus dem System Ankerstange, Mçrtel und
wird, wenn die Vorgaben nach [1], Anhang A, einge- Siebhlse und wirkt wie ein Verbundtrger, sodass
halten werden. sich das plastische Widerstandsmoment gegenber der
In den Bemessungsfllen werden als Parameter fr das reinen Ankerstange erhçht [7]. Abhngig vom Bohrloch
Befestigungssystem die Durchmesser von Ankerstange ergeben sich fr jeden Fall drei mçgliche Verteilungen
und Siebhlse, die Verankerungstiefe, die Druckfestig- der Reaktionskrfte. Fr eine gegebene Anbauteildicke
keit des Mçrtels und die Festigkeiten des Ankerstahls werden alle Flle berechnet und der niedrigste Wert
und der Siebhlse bercksichtigt, sofern Letztere aus ergibt den maßgebenden Tragwiderstand. Zwischen-
Metall besteht. Der Ankergrund wird ber die lokale werte werden linear interpoliert. Um die Darstellung
Steindruckfestigkeit und die Geometrie des ußeren zu vereinfachen, werden im Folgenden nur die Flle C
Steinloches erfasst. Bei blichen Steinarten und Dbel- und D fr ein dickes Anbauteil vorgestellt und beispiel-
systemen sind damit die maßgebenden Flle erfasst. haft die Herleitung fr den Fall D1 gezeigt (Bild
Bei der Lastverteilung im Grenzzustand der Tragfhig- 1.2.5-5). Aus der Herleitung der Flle C3 und D3 ergibt
keit wird angenommen, dass der Ankergrund komplett sich, dass diese nur fr h1 ‡ h2 mçglich sind.
durchplastiziert und sich eine rechteckfçrmige Druck- Fr den Bemessungsfall D1 werden nachstehende An-
verteilung entlang der Dbellngsachse ausgebildet hat. nahmen getroffen:
Diese Nherung vereinfacht den Ansatz, beeinflusst das – Volle Einspannung im Anbauteil (tfix ‡ ds),
Ergebnis aber kaum. Da die Festigkeit des Injektions- – Bildung von plastischen Gelenken am bergang An-
mçrtels in der Regel ber der lokalen Steinfestigkeit bauteil-Stein und im Bohrloch und
liegt, wird hier die druckbeanspruchte Flche im Stein – Plastizierung des Steins.
mit dem Bohrlochdurchmesser angenommen. Fr die Damit gelten folgende Zusammenhnge:
2
Berechnung werden vier mçgliche Bemessungsflle A h x
bis D unterschieden, bei denen sich abhngig vom Grad MPl,S þ MPl,H ¼ dnom f1 1 þ h1 þ hL þ x (1)
der Einspannung im Anbauteil und von der Veranke- 2 2
rungstiefe bis zu zwei plastische Gelenke im Dbel
VD1 ¼ D1 þ D2 ¼ dnom f1 ðh1 þ xÞ (2)
ausbilden. In einem dnnen Anbauteil (tfix £ 0,5 ds; Fl-
le A und B) wird ein frei drehbares Gelenk und in einem mit
dicken Anbauteil (tfix ‡ ds; Flle C und D) eine volle dnom Bohrlochdurchmesser
Einspannung fr den Dbel angenommen. In den Fllen h1 Außenstegdicke
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 449
schiebung infolge Seilwirkung und erhçhter Reibung, [5] Welz, G.: Befestigungen in Mauerwerk: Tragverhalten
die sich vor allem bei grçßeren relativen Verankerungs- von Injektionsdbeln in Mauerwerk unter Querlasten. Kurz-
tiefen zeigt. Diese Effekte werden vom Modell nicht bericht zu laufenden Forschungsvorhaben. In: Eis, A.; Vas-
erfasst. Die plastischen Deformationen der Dbel in silev, T.: bersicht ber abgeschlossene und laufende For-
den Versuchen entsprechen den im Bemessungsmodell schungsvorhaben im Mauerwerksbau. In: Mauerwerk-Kalen-
gemachten Annahmen. Damit sind die Anstze fr die der 33 (2008), S. 721–723. Hrsg. W. Jger. Ernst & Sohn,
Anwendung auf Mauerwerk gut geeignet. Berlin 2008.
[6] Welz, G.: Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauer-
Zusammenfassung und Ausblick werk – Querlasten. Bericht Nr. WM 04/04 – 08/17. Institut
fr Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2008 (un-
In diesem Beitrag wurden Versuche mit Injektions- verçffentlicht).
dbeln in Mauerwerk aus Voll- und Lochsteinen unter
Querbelastung behandelt und die verschiedenen auftre- [7] Welz, G.: Ermittlung der Stahlzugfestigkeit und des Bie-
gebruchmomentes von Injektionsdbeln. Bericht Nr.
tenden Versagensmechanismen vorgestellt. Bei bli-
WM04/05 – 08/18. Institut fr Werkstoffe im Bauwesen,
cher Dbelgeometrie ist der maßgebende Mechanismus
Universitt Stuttgart, 2008 (unverçffentlicht).
das lokale Materialversagen. Die Tragfhigkeit einer
Befestigung ist dabei von geometrischen Kennwerten [8] Welz, G.: Ermittlung der lokalen Druckfestigkeit von
und den Materialeigenschaften des Dbelsystems und Mauersteinen. Bericht Nr. WM04/08 – 09/08. Institut fr
des Steins abhngig. Sie erhçht sich mit steigenden Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2009 (unver-
Werten fr die Durchmesser von Ankerstange und Sieb- çffentlicht).
hlse, Festigkeiten des Stahls und des Steins und mit [9] Welz, G.: Tragverhalten von Injektionsdbeln in Mauer-
zunehmender Verankerungstiefe bzw. Dicke der durch- werk – Querlasten II. Bericht Nr. WM04/09 – 09/08. Institut
drungenen Stege bei Lochsteinen. fr Werkstoffe im Bauwesen, Universitt Stuttgart, 2009 (un-
Fr die Versagensart lokales Materialversagen wurde verçffentlicht).
ein neuartiger Bemessungsansatz entwickelt. Darin
wird zwischen dem Grad der Einspannung im Anbauteil
unterschieden und verschiedene Lastflle fr Voll- und
Lochstein angegeben. Weiterhin werden die Abmessun- 1.2.6 Einfluss einer Ettringit- und
gen des Anbauteils, der Ankerstangen- und Bohrloch- Thaumasitbildung auf das Tragverhalten von
durchmesser, die Festigkeiten der Materialien, die Ein- Mauerwerk aus Porenbetonplansteinen
bindetiefe, die Lochung der Steine und die Verwendung Stegmaier, M. – F11.2
einer (metallenen) Siebhlse bercksichtigt. Der Last-
fall, der die geringste Tragfhigkeit ergibt, wird maß- Anlass und Zielsetzung
gebend. Die Ergebnisse des Bemessungsmodells stim-
men gut mit den experimentellen Messwerten berein. In den letzten Jahren sind Risse in Wnden aus Poren-
Da im Bereich des Holzbaus bereits die zugrundelie- betonplansteinen und Dnnbettmçrteln entstanden, die
genden Anstze verwendet werden, wrde eine Auswei- durch eine Volumenvergrçßerung des Fugenmçrtels bei
tung des Anwendungsgebiets auf Mauerwerk-Holzver- Verwendung von ungeeigneten Stein-Mçrtel-Kombina-
bindungen eine interessante Fortfhrung der bestehen- tionen hervorgerufen wurden. Diese Volumenvergrçße-
den Arbeit darstellen. Weitere Bearbeitungsfelder stel- rung kann zu Zugspannungen in Innen- und Außen-
len Abstandsmontagen und die Bercksichtigung wandputzen fhren, die bei Erreichen der Zugfestigkeit
nichttragender Schichten dar, z. B. zur berbrckung der Putze Putzrisse im Stoß- und Lagerfugenbereich
von Wrmedmmschichten. verursachen. Bei der Bearbeitung von Schadensfllen
zeigte sich, dass diese Risse auch das Mauerwerk
Literatur durchtrennten. Im Rahmen eines durch das Deutsche
Institut fr Bautechnik (DIBt) gefçrderten Forschungs-
[1] ETAG 029: Metal Injection Anchors for Use in Masonry; vorhabens sollte geklrt werden, ob durch eine ungeeig-
B – 1040 Brussels: European Organisation for Technical nete Stein-Mçrtel-Kombination ein negativer Einfluss
Approvals, Draft Edition 07/07. auf das Tragverhalten des Porenbetonplansteinmauer-
[2] Eligehausen, R.; Mall e, R.: Befestigungstechnik im Be- werks hervorgerufen werden kann.
ton und Mauerwerkbau. Ernst & Sohn, Berlin 2000.
[3] Meyer, A.: Befestigungen in Mauerwerk: Tragverhalten Untersuchungsprogramm
von Injektionsdbeln in Mauerwerk. Kurzbericht zu laufen- Fr die Versuche wurden zwei Steinsorten von je drei
den Forschungsvorhaben. In: Schubert, P.: bersicht ber Porenbetonplansteinherstellern verwendet. Aus diesen
abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mau- Steinen wurden mit je zwei Dnnbettmçrteln zweier
erwerksbau. In: Mauerwerk-Kalender 30 (2005), S. 688–689. unterschiedlicher Hersteller Prfkçrper hergestellt. Bei
Ernst & Sohn, Berlin 2005. diesen Dnnbettmçrteln handelte es sich jeweils um
[4] Meyer, A.: Zum Tragverhalten von Injektionsdbeln in einen speziellen Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplan-
Mauerwerk. Dissertation, Universitt Stuttgart 2006. steinmauerwerk und einen Dnnbettmçrtel, der fr
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 451
Kalksandstein-, Betonstein-, oder Ziegelmauerwerk erwerk Stein-Mçrtel-Kombinationen, die nach 140 Ta-
verwendet werden kann. gen khler Lagerung eine bis zu 49 % geringere Haft-
In einem ersten Schritt wurde das Dehnungsverhalten scherfestigkeit im Vergleich zur normalen Lagerung
mit dem in [1] beschriebenen Verfahren sowie die Haft- ber denselben Zeitraum zeigten. Der Unterschied
zug- und Haftscherfestigkeit der verschiedenen Stein- konnte auf die Lagerungsbedingungen zurckgefhrt
Mçrtel-Kombination bei Lagerung fr 140 Tage bzw. werden. Im Gegensatz zu den beiden Dnnbettmçrteln
180 Tage im Klima bei 20 C und 65 % rel. Feuchte im fr Porenbetonplansteinmauerwerk konnte bei einem
Vergleich zur Lagerung bei 5 C und hoher Luftfeuchte Dnnbettmçrtel, der fr Kalksandstein-, Betonstein-,
(80–90 % rel. Feuchte) untersucht. Mithilfe der Versuche oder Ziegelmauerwerk verwendet werden kann, auch
zum Dehnungsverhalten an den prismatischen Kleinpro- nach 140 Tagen Lagerung bei 5 C und hoher Luft-
bekçrpern sollte eine besonders ungnstige Stein-Mçr- feuchtigkeit keine negative Vernderung der Haftscher-
tel-Kombination identifiziert werden, aus der dann klei- festigkeit festgestellt werden.
ne Prfwnde fr eine vergleichende Untersuchung der Anhand der Ergebnisse der Dehnungsmessungen an den
zentrischen Mauerwerksdruckfestigkeit nach Lagerung Prismen wurde eine besonders ungnstige Stein-Mçr-
fr 140 Tage bei 20 C und 65 % rel. Feuchte und bei tel-Kombination fr die vergleichende Untersuchung
5 C und hoher Luftfeuchte hergestellt wurden. der zentrischen Druckfestigkeit an kleinen Prfwnden
ausgewhlt. Es wurden insgesamt 6 Pfeiler aus dieser
Stein-Mçrtel-Kombination hergestellt und jeweils 3
Zusammenfassung
Stck bei 20 C und 65 % rel. Feuchte bzw. bei 5 C
Grundstzlich kann anhand der durchgefhrten Deh- und hoher Luftfeuchte fr 140 Tage gelagert.
nungsmessungen festgestellt werden, dass bei Verwen- Trotz der hohen Dehnungen, die bei den Prismen an
dung der geprften Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplan- dieser Stein-Mçrtel-Kombination bei khler Lagerung
steinmauerwerk in Verbindung mit den untersuchten ermittelt wurden sowie der Verschlechterung der Haft-
Porenbetonplansteinen unabhngig von der Lagerungs- zug- bzw. der Haftscherfestigkeit im Vergleich zur Nor-
art und den Steinherstellern keine schdlichen Dehnun- mallagerung, konnte kein negativer Einfluss auf die
gen an den Prismen auftraten. Dies gilt bei Lagerung im zentrische Druckfestigkeit der Pfeiler festgestellt wer-
Klima 20 C und 65 % rel. Feuchte auch bei Verwen- den.
dung der Dnnbettmçrtel, die nicht speziell fr Poren- Trotz der Tatsache, dass bei den hier durchgefhrten
betonplansteinmauerwerk konzipiert wurden. Untersuchungen zur zentrischen Druckfestigkeit des
Bei den untersuchten Dnnbettmçrteln, die nicht speziell Mauerwerks aus Porenbetonplansteinen und blichem
fr Porenbetonplansteinmauerwerk konzipiert wurden, Dnnbettmçrtel nach DIN EN 998-2 [2] und DIN V
zeigte sich ein großer Unterschied im Dehnungsverhal- 20000-412 [3] sowie ungnstiger Lagerung keine Ver-
ten, der auf den unterschiedlichen C3A-Gehalt der bei- schlechterung der zentrischen Mauerwerksdruckfestig-
den Mçrtel zurckgefhrt werden konnte. keit festgestellt wurde, sollte zustzlich eine verbindli-
Mithilfe der Rçntgenbeugungsanalyse konnte bei den che Vertrglichkeitsprfung des Dnnbettmçrtels mit
Proben, die eine starke Dehnung nach 140 Tagen auf- dem Porenbetonplanstein, z. B. wie in [1] beschrieben,
wiesen, ein hoher Gehalt an Ettringit und Thaumasit eingefhrt werden. Zur Vermeidung von potenziellen
nachgewiesen werden. Der Ettringit war jedoch auch Schden sollten stets nur in dieser Form vorab geprfte
in den nicht expansiven Proben vorhanden, die bei und somit aufeinander abgestimmte Stein-Mçrtel-Kom-
20 C und 65 % rel. Feuchte gelagert wurden. Anhand binationen verwendet werden.
der unterschiedlichen Peakhçhe war jedoch qualitativ in
den als treibend eingestuften Stein-Mçrtel-Kombinatio- Danksagung
nen ein hçherer Gehalt an Ettringit vorhanden.
Bei den Haftzugfestigkeitsuntersuchungen konnte ein Die Autoren danken dem Deutschen Institut fr Bau-
Einfluss der Lagerung bei den Dnnbettmçrteln, die technik (DIBt) fr die finanzielle Untersttzung des
nicht explizit fr Porenbetonplansteinmauerwerk kon- Forschungsvorhabens.
zipiert wurden, festgestellt werden. Auffllig waren bei
diesen Untersuchungen die Ergebnisse mit einem Literatur
Dnnbettmçrtel fr Porenbetonplansteinmauerwerk.
[1] DINplus Zertifizierungsprogramm Porenbetonprodukte
Hier waren nach 140 Tagen Lagerung bei niedrigen
nach DIN 4165 und DIN 4166, Stand Mrz 2001. DIN
Temperaturen und hoher rel. Luftfeuchte im Vergleich
CERTCO, Berlin.
zur normalen Lagerung ber denselben Zeitraum eben-
falls geringere Haftzugfestigkeiten festgestellt worden. [2] DIN EN 998-2:2003-09: Festlegungen fr Mçrtel im
Fr diesen speziellen Fall konnte infolge des begrenzten Mauerwerksbau, Teil 2: Mauermçrtel; Deutsche Fassung
Umfangs der Untersuchungen nicht abschließend ge- EN 998-2:2003. NABau im DIN, Berlin 2003.
klrt werden, was die Ursache fr diesen Festigkeits- [3] DIN V 20000-412:2004-03: Anwendung von Baupro-
unterschied war. dukten in Bauwerken, Teil 412: Regeln fr die Verwendung
Bei den Haftscherfestigkeitsuntersuchungen gab es bei von Mauermçrtel nach DIN EN 998-2:2003-09. Vornorm.
beiden Dnnbettmçrteln fr Porenbetonplansteinmau- NABau im DIN, Berlin 2004.
452 F Forschung
1.2.7 Experimentelle Untersuchungen zur wird die Bruchflche durch eine Druckplatte mit einer
Druckfestigkeit von Tuffsteinmauerwerk kreisrunden Aussparung begrenzt. Der Vorteil besteht
im Verzicht auf die Ringnut bei gleichzeitiger Abgren-
Seim, W.; Huster, U.; Rçmer, W. – F18.1
zung der Bruchflche. Somit kann der Versuchsablauf
Zur Absicherung und als Grundlage statisch-konstruk- deutlich beschleunigt und es kçnnen zugleich schdi-
tiver Nachweise, die im Zusammenhang mit der Sanie- gende Einflsse infolge des Bohrens vermieden werden.
rung des Herkulesbauwerks in Kassel erforderlich sind, Eine umfassende Beschreibung der Versuchseinrich-
wurden an der Universitt Kassel insgesamt 18 Ver- tung und des Versuchsablaufs wird in [1] gegeben.
suche an Prfkçrpern aus Tuffsteinmauerwerk durch-
gefhrt. Mit jeweils drei Steinreihen lehnen sich die Literatur
Prfkçrper hinsichtlich ihrer Geometrie an die Rilem-
[1] Seim, W.; Pfeiffer, U.: A new way to investigate the
Vorgaben an. Fr die Prfkçrper wurde eine Grçße von surface tensile strength of concrete and masonry structures.
0,6 m · 0,2 m · 0,75 m gewhlt. Variiert wurden Mçr- 14th Brick and Block Masonry Conference, Sydney 2008.
telqualitt, der Feuchtegehalt der Steine sowie die Her-
kunft der Steine. Es standen Steine aus drei Steinbr-
chen fr die Versuche zur Verfgung. 1.2.9 Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit
Begleitende Untersuchungen befassen sich mit der Be- eines vertikalen Trennwand-Außenwand-
stimmung des Wasseraufnahmekoeffizienten und mit anschlusses ohne Mauerwerksverbund zur
der Kalibrierung einer Mikrowellensonde zur Feuchte- Reduzierung der Schall-Lngsleitung bei
bestimmung. Druckfestigkeit, zentrische Zugfestigkeit, Verwendung wrmedmmender Hochloch-
statischer und dynamischer Elastizittsmodul der Steine ziegel-Außenwnde
wurden an Bohrkernen bestimmt. Fr die speziell ent-
FZ9; Roßbach, M. – FZ11
wickelten Mçrtel wurden Biegezug- und Druckfestigkeit
an Prismen sowie die Fugendruckfestigkeit ermittelt. Ziel dieses Vorhabens war es, die Stoßstellendmmung
Die Untersuchungen wurden vom Hessischen Bauma- im Knotenpunkt Außenwand/Wohnungstrennwand im
nagement finanziert. Vergleich zur bisher blichen Stumpfstoßtechnik zu er-
Die Versuchsplanung wurde gemeinsam mit dem Trag- hçhen. Zu diesem Zweck wurden grundstzlich zwei
werksplaner (HAZ Ingenieure, Kassel) ausgearbeitet Detaillçsungen (Variante 1 und Variante 2, vgl. Bild
und frhzeitig mit dem Prfingenieur (Prof. Jger, Dres- 1.2.9-1) erarbeitet, die durch eine akustische Entkopp-
den) abgestimmt. lung der Außenwand von der Wohnungstrennwand eine
Erhçhung des Stoßstellendmm-Maßes Kij versprachen.
Variante 2 wurde im Detail nochmals optimiert, sodass
1.2.8 Experimentelle Untersuchungen zur sich insgesamt drei Detaillçsungen ergaben.
Ermittlung der Oberflchenzugfestigkeit Bei der ersten Detaillçsung (Durchbindung der Innen-
sprçder Materialien am Beispiel von Beton wand) lagen die gemessenen Stoßstellendmm-Maße
und Mauersteinen auf dem Weg Fd (Außenwand/Trennwand) deutlich
ber dem fr massive Bauteile zu erwartenden Rechen-
Pfeiffer, U.; Seim, W. – F18.1
wert (Messwert: Kij = 11,1 dB, Rechenwert: Kij =
Die Oberflchenzugfestigkeit wird im Allgemeinen 6,2 dB). Fr den Weg Ff ergab sich in etwa der rech-
durch das Abreißen eines auf die Bauteiloberflche auf- nerisch ermittelte Wert. Untersuchungen zur Biegetrag-
geklebten Prfstempels ermittelt. Hierbei kann der fhigkeit der Außenschale unter horizontaler Belastung
Prfstempel entweder (1) direkt oder (2) nach dem Boh- zeigten, dass die gemessenen Werte mit einer Sicherheit
ren einer Ringnut aufgeklebt werden. Anschließend > 10 deutlich ber den zu erwartenden maximalen
wird dieser, mit einem Prfgert, senkrecht zur Bautei- Windlasten liegen, wie sie die DIN EN 1055-4 angibt.
loberflche abgerissen. Die Oberflchenzugfestigkeit Die dabei zu beobachtenden Verformungen lagen im
ergibt sich im Anschluss aus der erreichten Zugkraft gebrauchsblichen Bereich.
und der Prfflche. Eine weitere Erhçhung der Stoßstellendmmung konnte
Beide Verfahren (1), (2) haben Vor- und Nachteile. durch die zweite Detaillçsung (Trennung der Außen-
Beim direkten Aufkleben der Prfstempel ist eine nach- wand im Knotenbereich, Entkopplung der Trennwand)
trgliche Flchenbestimmung des Bruchkegels schwie- erreicht werden. Bei einem Stoßstellendmm-Maß von
rig, da die Bruchkanten ausbrechen. Beim Einbringen Kij = 17,1 dB auf dem Weg Fd ergab sich der fast 3-fa-
einer Ringnut kann es wiederum zu einer Gefgesch- che Rechenwert; auf dem Weg Ff wurde der Rechen-
digung im untersuchten Material kommen. Die Ober- wert ebenfalls berschritten. Untersuchungen zur Bie-
flchenzugfestigkeitswerte fallen somit geringer aus. getragfhigkeit fhrten zu hnlichen Ergebnissen wie
Zudem fhrt das Anbohren der Bauteile zu einem er- bei der ersten Detaillçsung.
hçhten Arbeitsaufwand und somit zu Mehrkosten. Eine weitere Optimierung des zweiten Versuchsaufbaus
Aus diesen Grnden wurde am Institut fr konstrukti- (Einbau einer Gummischrotmatte, vernderter Ziegel-
ven Ingenieurbau ein neues Prfverfahren zur Bestim- querschnitt) fhrten bei der dritten Detaillçsung zu ei-
mung der Oberflchenzugfestigkeit entwickelt. Hierbei ner Erhçhung des Stoßstellendmm-Maßes (Wege Fd
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 453
und Ff) auf 17,9 dB sowie Erhçhung der Biegetrag- wird nach [1] auf ca. 70.000 geschtzt. Zur Anzahl
fhigkeit. der europischen Straßenbrcken gibt es auch fr grç-
Die Stoßstellendmmung am Knotenpunkt Außen- ßere Spannweiten kaum Angaben, da die Straßenbau-
wand/Trennwand konnte demnach durch die akustische verwaltungen dezentral organisiert sind.
Entkopplung bzw. die elastische Trennung der ver- Bei der Nachrechnung dieser Bauwerke werden Bewer-
schiedenen Bauteile deutlich verbessert werden. Eine tungen hinsichtlich Tragfhigkeit und Gebrauchstaug-
baubliche Auflast hat keinen Einfluss auf die Stoßstel- lichkeit auf der Basis heute gltiger Lastanstze und
lendmmung. Berechnungsvorschriften gefordert. Die aktuellen Hilfs-
Alle untersuchten Anschlussvarianten zeigen gegen- mittel der Tragwerksbemessung sind inzwischen recht
ber dem Rechenwert fr massive Bauteile eine hçhere vielfltig und erlauben dem Ingenieur, sowohl geo-
Stoßstellendmmung sowie ausreichende Biegetrag- metrisch als auch physikalisch nichtlineare Bauwerks-
fhigkeiten der Außenschale. eigenschaften zu bercksichtigen. Die verfgbaren Nor-
Das Ziel des Forschungsvorhabens wurde erreicht. Das men zum Nachweis ausreichender Tragfhigkeit gestat-
Vorhaben wurde unter der Nummer AiF 14548 N vom ten leider nur eine pauschale Bewertung der Wider-
BMWi ber die Arbeitsgemeinschaft industrieller For- standsgrçßen. Insofern besteht ein merkliches Defizit
schungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. (AiF) zwischen den Mçglichkeiten der mechanischen Model-
gefçrdert. lierung und den verfgbaren Sicherheitsnachweisen.
Der Schlussbericht ist 67 Seiten lang und kann gegen Das nachfolgend dargestellte, zuverlssigkeitstheo-
eine Bearbeitungsgebhr bei der Geschftsstelle Berlin retisch untersetzte Traglastverfahren soll auf Grundlage
der Forschungsgemeinschaft der Ziegelindustrie e. V. verfgbarer Traglastkurvenscharen eine realittsnahe
angefordert werden. und bersichtliche Berechnung mithilfe des „Entkop-
pelten Diskontinuumsmodells“ ermçglichen. Es setzt
eine mçglichst genaue Kenntnis der wesentlichen Bau-
1.2.10 Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk werksparameter (Geometrie, Festigkeitskennwerte) und
(Forschungsvorhaben KU 0425001KAT2): eine Analyse des Tragwerkszustandes voraus. Ein
Entwicklung eines realittsnahen Schwerpunkt bildet die Berechnung der Mauerwerk-
Berechnungsmodells fr den statischen stragfhigkeit fr real vorkommende Geometrie- und
Nachweis von Bogenbrcken aus Festigkeitskennwerte, welche in Form von Traglastkur-
Natursteinmauerwerk ven allgemeingltig aufbereitet sind.
Purtak, F. – FZ15; Geißler, K.
Ermittlung der Beanspruchungen fr die
Einleitung Tragkonstruktion: Einwirkungen
Bogenbrcken aus Natursteinmauerwerk zhlen zu den Die charakteristischen Werte des Normlastbildes nach
ltesten noch in voller Funktion befindlichen Tragwer- Eurocode 1 [2] bzw. entsprechend DIN-Fachbericht
ken innerhalb von Straßen- und Schienenwegen. Der 101 [3] werden als 98%-Fraktile interpretiert. Beispiels-
Bestand an gemauerten Eisenbahnbrcken in Europa weise entspricht fr Straßenbrcken die Radlast von
454 F Forschung
120 kN dem theoretischen mittleren 50-Jahreswert. Dies bei Annahme von plastischen Eigenschaften fr den
entspricht zwar nicht exakt der Herleitung der Verkehrs- Mçrtel das Fließmodell nach Drucker-Prager angewen-
lastbilder des Eurocode 1-3 fr den Brckenbau, ist aber det. Die Versagenslast des Bogens wird am Gesamtsys-
konsistent mit den blichen Regelungen zur Definition tem fr die Hypothesen Steinversagen oder Gelenkket-
von Verkehrslasten als 50-Jahreswerte. Die Schwingbei- tenbildung berechnet. Der Vergleich mit der Normlast
werte sind fr Straßenbrcken in den Lastanstzen fr zeigt die entsprechende Tragsicherheit. Fr jede Laststel-
die Vertikallasten bereits enthalten, fr Eisenbahnbr- lung der Verkehrslast und Lastkombination ist eine eige-
cken hingegen zustzlich zu bercksichtigen. ne Berechnung notwendig, da das Superpositionsgesetz
Die statistischen Kennwerte fr die Verkehrslasten aus aufgrund der Nichtlinearitten nicht anwendbar ist.
Straßen- und Eisenbahnverkehr lassen sich durch Ex- Beim nachfolgend dargestellten „Entkoppelten Diskon-
tremwertverteilungen gut ausdrcken. Die Kennwerte tinuumsmodell“ werden Beanspruchung und Bean-
fließen zusammen mit dem Ziel-Sicherheitsindex nach spruchbarkeit von Bogenbrcken in zwei getrennten
DIN 1055-100 [4] in die probabilistischen Berechnun- FE-Modellen untersucht (Bild 1.2.10-1):
gen zur Ermittlung der Teilsicherheitsbeiwerte [5] ein. – Das FE-Modell der Brcke beinhaltet die Mauerwerks-
steine und die Mçglichkeit des Klaffens der Fugen.
– Die Beanspruchbarkeit des Mauerwerkquerschnitts
Ermittlung der Beanspruchungen fr die
wird am separaten Mikromodell mit Steinen und
Tragkonstruktion: Berechnung der
Mçrtel unter Bercksichtigung der physikalisch
Bogenkonstruktion als Diskontinuum
nichtlinearen Eigenschaften ermittelt [6]. Fr hufig
Die Berechnung der Tragfhigkeit des Natursteinmau- verwendetes Natursteinmauerwerk wurden mit dem
erwerks mithilfe des „Entkoppelten Diskontinuums- FE-Programm ANSYS [7] umfangreiche Traglast-
modells“ basiert auf der realen Bercksichtigung von kurvenscharen im Ergebnis des Forschungsvor-
Steinen und Fugen. Die Modellierung der Konstruktion habens [5] bereitgestellt. Unter Bercksichtigung
geschieht mit Scheibenelementen im ebenen Verzer- der Sicherheitsbeiwerte folgen daraus die Bemes-
rungszustand und die Simulation der Fugenbereiche sungstraglastkurven fr den statischen Nachweis.
mit Kontaktelementen, die nur Druckkrfte und Cou- Mit dem FE-Modell der Brcke lassen sich die Sttz-
lomb’sche Reibungskrfte jedoch keine Zugspannun- linien aus den verschiedenen Laststellungen der Wan-
gen zulassen. derlasten ermitteln und mit den bereitgestellten Bemes-
Die im Berechnungsmodell vorgenommene Verein- sungstraglastkurven vergleichen.
fachung sieht eine Reduzierung des Gewçlbetragwerks Zur Erfassung und grafischen Darstellung der Sttzlinie
auf einen ebenen 1 m breiten Bogenquerschnitt vor. We- ist es notwendig, in allen Mauerwerksfugen Integratio-
sentlich bei der Berechnung am maßgebenden Meter- nen ber die Druckspannungsverteilung in Bogendi-
streifen ist die realittsnahe Erfassung der Lastvertei- ckenrichtung durchzufhren und den jeweiligen Schwer-
lung, insbesondere von Einzellasten, in Querrichtung punkt der Verteilung zu bestimmen (Bild 1.2.10-2). Eine
des Bogens. Unter Belastung stellt sich die „Sttzlinie“ berprfung der Sttzlinie ist mithilfe eines linear-elas-
mit den „klaffenden Fugen“ automatisch ein. Fr die tischen Stabwerkbogens mçglich, solange keine klaffen-
Steine wird das Bruchmodell nach Mohr-Coulomb und den Fugen auftreten (Kriterium m = 6 · e/d £ 1,0).
Tabelle 1. 2. 10-1. Anzusetzende Teilsicherheitsfaktoren fr den Nachweis ber Traglastkurven [5]
Einwirkungsgrçße gf Kommentar
Straßenverkehr 1,30 Nachrechnungsklassen gemß DIN 1072;
(charakt. Wert) 1,20 Sonderfahrzeuge nach spezieller Vorgabe
Eisenbahnverkehr 1,30 UIC 71 (gemß Ril 805);
(charakt. Wert) 1,20 Sonderfahrzeuge, Streckenklasse nach spezieller Vorgabe;
1,10 fr alle Zusatzlasten (gemß Ril 805)
Eigenlasten 1,10 bei ungnstiger Wirkung fr die Tragsicherheit
(Mittelwert) 0,90 bei gnstiger Wirkung fr die Tragsicherheit
Temperatur (Mittelwert) 1,00
Widerlagersetzungen 1,00 gemß Baugrundgutachten;
(Mittelwert) bei schadensfreien Bçgen mit langer Standzeit ohne Erhçhung
setzungsrelevanter Lasten nicht notwendig
Bauwerkskenngrçßen 1) gm Kommentar
Bauwerksgeometrie 1,00 aus Bestandsplnen oder Aufmaß Vor-Ort
(Mittelwert)
E-Modul der Baustoffe 0,90 … 1,10 Berechnung eventuell fr oberen und unteren Grenzwert;
(Mittelwert) im Mittel 1,0 ansetzen
Geometrie von Stein, Fuge 1,00 Kontrolle immer notwendig;
(Mittelwerte) Fugendicke konservativ einschtzen
Steindruckfestigkeit 2) 1,30 bezogen auf das 5%-Fraktil (charakt. Wert);
Gltigkeitsgrenze fr Variationskoeffizient: v = s / m < 30 %
Steinzugfestigkeit 2) 1,80 bezogen auf das 5%-Fraktil (charakt. Wert);
Gltigkeitsgrenze fr Variationskoeffizient: v = s / m < 30 %
Mçrteldruckfestigkeit 1,00 einaxiale Druckfestigkeit
(Mittelwert)
1) Die Bezeichnung „Bauwerkskenngrçßen“ ist bewusst gewhlt, da einige Parameter gemß probabilistischer Definition sowohl dem
„Widerstand“ als auch der „Einwirkung“ zugeordnet werden kçnnen.
2) Bei Sandstein wird empfohlen, mit dem Materialgutachten nachzuweisen, dass die Steinzugfestigkeit im Mittel bei mindestens
5 % der Druckfestigkeit liegt.
die Traglasten in Abhngigkeit von Steindruck- und telten Teilsicherheitsfaktoren basieren auf dem schnitt-
-zugfestigkeit sowie der Lastausmitte fr eine bestimm- grçßenorientierten Nachweisverfahren:
te Steindicke enthlt. Zwischenwerte lassen sich durch 1. Berechnung der Beanspruchungen am Meterstreifen
Interpolation gewinnen. (Bemessungsschnittgrçßen);
Zur berprfung der Ergebnisqualitt der FE-Berech- 2. Ermittlung einer maßgebenden Traglastkurve mit
nungen wurden Versuche [8] an Drei-Stein-Kçrpern Teilsicherheitsfaktoren (Bemessungstraglastkurve);
(Kalksandstein: B/L/H = 62,3/34/30 cm; Fugendicke 3. Vergleich Beanspruchung £ Beanspruchbarkeit.
t = 1,5 cm) durchgefhrt. Die FE-Ergebnisse liegen
stets auf sicherer Seite. Nachweisfhrung am Beispiel mit „Entkoppeltem
Diskontinuumsmodell“
Sicherheitsfaktoren
An einem Beispielbauwerk kommt das beschriebene
Zum Nachweis der Tragsicherheit wurden mit dem „Entkoppelte Diskontinuumsmodell“ zum statischen
„Entkoppelten Diskontinuumsmodell“ zahlreiche pro- Nachweis zur Anwendung. Die untersuchten Lastkom-
babilistische Berechnungen mit streuenden Einwirkun- binationen bestehen aus den Eigenlasten und dem Last-
gen und streuenden Materialparametern durchgefhrt modell 1, das als Wanderlast ber die Brcke gefhrt
[5]. In Tabelle 1. 2. 10-1 sind die einzelnen Teilsicher- wird.
heitsfaktoren angefhrt, mit denen die charakteristi- Unter Anwendung des Teilsicherheitskonzepts wird die
schen Werte der Einwirkungen bzw. Materialparameter ermittelte Beanspruchung [N, e] im maßgebenden
multipliziert bzw. dividiert werden mssen. Die ermit- Schnitt des Bogens (Bild 1.2.10-4) mit der Bemessungs-
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 457
traglastkurve (Bild 5) verglichen. Diese ergibt sich un- Die berechneten ausmittigen Normalkrfte werden mit
ter Anwendung der durch die Teilsicherheitsbeiwerte der Bemessungstraglastkurve verglichen (Bild 1.2.10-5).
dividierten 5%-Fraktilwerte der Steinzug- und Stein- Der Schnittpunkt zwischen Beanspruchungspfad des
druckfestigkeit. Die aufnehmbare Last des Bogens meist beanspruchten Querschnittes im Bogen und der
muss mindestens den gf -fachen Wert der charakteristi- Bemessungstraglastkurve kennzeichnet die Bemes-
schen Last des Lastmodells 1 erreichen. sungstraglast der Brcke als den 1,49-fachen charakte-
Fr die in Bild 1.2.10-4 dargestellte Laststellung wird ristischen Wert fr die Einzel- und Flchenlast.
die Belastung schrittweise gesteigert und die zugehçri- Die charakteristische Last des Lastmodells 1 kann bis
ge Sttzlinie (gekennzeichnet durch die Normalkraft N zur Bemessungstraglast noch um 49 % gesteigert wer-
und bezogene Ausmitte m) ermittelt. den. Die Tragsicherheit betrgt mit dem erforderlichen
Teilsicherheitsbeiwert gf = 1,3:
458 F Forschung
a) b) c)
Bild 1.2.10-6. Riss im Stein in Fuge 8; a) Bereich des Risses, b) Riss im Stein und klaffende Fuge, c) Rissdetail
Qmax/ QLM1 = 1,49/ 1,3 = 1,15 > 1 und bei Annahme von plastischen Eigenschaften fr
den Mçrtel das Fließmodell nach Drucker-Prager an-
Die Tragreserve betrgt 15 %. Die maximal zulssige gewendet.
Ausmitte von m = 6 · e/d = 2,5 nach UIC-Kodex 778-3, Die Beanspruchung der Bogenkonstruktion wird ber
deren Anwendung hier empfohlen wird, ist mit m die Berechnung der Sttzlinie als Beanspruchungspfad
= 2,49 gerade noch eingehalten. des maßgebenden Querschnitts dargestellt. Der Schnitt-
Nach DIN 1053-100 [4] lsst sich fr das gezeigte Bei- punkt von Beanspruchungspfad und Bemessungstra-
spiel der statische Nachweis nicht erbringen, wohin- glastkurve ergibt im Vergleich zum Sicherheitsindex
gegen der Nachweis nach UIC-Kodex [9] sehr weit den Ausnutzungsgrad der Konstruktion. Die rechneri-
auf der sicheren Seite liegt. Diese beiden hufig ange- schen Bruchlasten nach dem „Entkoppelten Diskon-
wendeten Nachweismethoden zeigen extreme Unter- tinuumsmodell“ und experimentelle Versuche an Bo-
schiede im Ergebnis. gentragwerken im Maßstab 1:1 zeigen eine gute ber-
einstimmung.
Großversuche am Bogentragwerk Gedankt sei der Arbeitsgemeinschaft industrieller For-
Im Rahmen des Forschungsvorhabens [5] wurden er- schungsvereinigungen (AiF) „Otto von Guericke“ e. V.
gnzende Traglastversuche [10] an zwei Natursteinbç- fr die Fçrderung der durchgefhrten theoretischen so-
gen mit 5 m lichter Weite durchgefhrt. wie experimentellen Forschung zur Erarbeitung eines
Die Lage der berechneten Sttzlinie bei Erreichen der praktikablen und wirtschaftlichen Bemessungsverfah-
Bruchlast sowie die Position des Bruchknotens nach rens zur Ermittlung der Tragfhigkeit bestehender Bo-
FE-Berechnung stimmen mit dem Versuch nach Bild genbrcken.
1.2.10-6 gut berein.
Literatur
Zusammenfassung
[1] International Union of Railways (UIC): Improving As-
Das Hauptanliegen von Untersuchungen zur Tragfhig- sessment, Optimization of Maintenance and Development of
keit von Bogenbrcken besteht darin, die meist his- Database for Masonry Arch Bridges, 2005.
torisch wertvolle und auch robuste Bausubstanz hinsicht- [2] DIN EN 1991-2:2004-05: Eurocode 1: Einwirkungen auf
lich ihrer Belastbarkeit mçglichst realittsnah ein- Tragwerke, Teil 2: Verkehrslasten auf Brcken, Deutsche
zuschtzen, um deren Erhalt durch kostengnstige Sa- Fassung EN 1991-02:2003.
nierung zu untersttzen. Dazu wird am Beispiel einer
[3] DIN-Fachbericht 101: Einwirkungen auf Brcken. Beuth
Natursteinbogenbrcke aus Quadermauerwerk eine
Verlag, Berlin 2003 (inzwischen neu erschienen: Mrz
neue Methode auf Basis von Traglastkurven mit dem
2009).
sogenannten „Entkoppelten Diskontinuumsmodell“ her-
geleitet. [4] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen auf Tragwerke,
Mit den zugrunde liegenden Traglastkurvenscharen Teil 100, Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheits-
lassen sich fr hufig vorkommendes Natursteinmau- konzept und Bemessungsregeln. NABau im DIN, 2001.
erwerk unter Bercksichtigung der realen Geometrie- [5] Purtak, F; Geißler, K.: Bogenbrcken aus Naturstein-
und Materialparameter die Querschnittstragfhigkeiten mauerwerk. Entwicklung eines realittsnahen Berechnungs-
ablesen. Die Traglasten sind am Mikromodell mit den modells fr den statischen Nachweis von Bogenbrcken. For-
nichtlinearen Materialeigenschaften ermittelbar. Fr schungsvorhaben Nr. KU 0425001KAT2, Schlussbericht.
die Steine wird das Bruchmodell nach Mohr-Coulomb Dresden 2006.
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 459
[6] Purtak, F.: Tragfhigkeit von schlankem Quadermauer- (Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.4) –
werk aus Naturstein. Dissertation, TU Dresden, 2001. F3.1, FZ13
[7] ANSYS User
s Manual, Swanson Analysis System, • Entwicklung eines exakten Tests fr Huminstoffe in
Houston 1992. Sanden (AiF) (Mauerwerk-Kalender 2009, F I,
Abschn. 2.2.5) – F4.2, F22, FZ8
[8] Purtak, F.; Hirsch, U.; Grçschke, T.; Popp, T.: Versuche • Verdichtung von Kalksand-Rohmassen – Teil 2 „Pa-
an großformatigem Quadermauerwerk unter ausmittiger Be- ckungsdichterechner“ (AiF) (Kurzbericht Abschn.
lastung. Unverçffentlichter Versuchsbericht, Dresden 2005.
2.2.5) – F4.2, F18.3, FZ8
[9] Internationaler Eisenbahnverband: UIC-Kodex 778-3, • Zerstçrungsfreie Ersatzprfverfahren zur Ermittlung
Empfehlungen fr die Bewertung des Tragvermçgens beste- der Steindruckfestigkeit (AiF) (Kurzbericht Abschn.
hender Gewçlbebrcken aus Mauerwerk und Beton, 1995. 2.2.6) – F4.2, FZ8
[10] Purtak, F.; Hirsch, U.; Grçschke, T.; Popp, T.: Versuche • Differenzial-Thermoanalyse (AiF) (Kurzbericht
an gemauerten Brckenbçgen mit dem Lastmodell 1 nach Abschn. 2.2.7) – F4.2, FZ8
DIN-Fachbericht 101. Unverçffentlichter Versuchsbericht, • Tragverhalten historischer Bauwerke unter Erdbe-
Dresden 2007. benbelastung – Analyse – Ertchtigung – Sanierung
– Wiederaufbau (Mauerwerk-Kalender 2002, G I,
Abschn. 2. 2. 10) – F5.1, FZ1, F5.3, FX1
• Kritische Bewertung des semiprobabilistischen Be-
2 Laufende Forschungsvorhaben messungs- und Sicherheitskonzeptes im Mauer-
werksbau (Mauerwerk-Kalender 2002, G I, Abschn.
2.1 bersicht Forschungsprojekte und
2. 2. 12) – F5.1 u. F5.3
Forschungsstellen
• Materialmodelle auf Grundlage der Schdigungs-
• Verbundtragverhalten von unbewehrten und bewehr- mechanik zur numerischen Simulation von Mauer-
ten Wandbauteilen aus mit Normalbeton verfllten werk (Mauerwerk-Kalender 2006, F I, Abschn.
Mauerziegeln (Mauerwerk-Kalender 2007, F I, 2. 2. 14) – F5.1
Abschn. 2.2.5) – F1.1, FZ11 • Kollapsanalyse bei historischen Gebuden aus Mau-
• Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur erwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I, Abschn.
Schubtragfhigkeit von Ziegelmauerwerk (Mauer- 2. 2. 11) – F5.1
werk-Kalender 2008, F I, Abschn. 2.2.4) – F1.1, FZ11 • Beurteilung der Tragfhigkeit von geschosshohen
• Optimierung der Festigkeitseigenschaften von Mau- Wnden aus Kalksandstein-Planelementen mit
erziegeln (Mauerwerk-Kalender 2008, F I, Abschn. Kimmstein-Schichten (Mauerwerk-Kalender 2008,
2.2.5) – F1.1, FZ11 F I, Abschn. 2. 2. 12) – F5.1
• Risssicherheit von Außenputzen (Kurzbericht • Maßnahmen zur Erdbebenertchtigung von histori-
Abschn. 2.2.1) – F1.1 schem Mauerwerk (Kurzbericht Abschn. 2.2.8) –
• Dauerhaftigkeitsuntersuchungen an Mauermçrteln F5.1
(Mauerwerk-Kalender 2007, F I, Abschn. 2.2.7) – • Sanierung von erdbebengeschdigtem historischen
F1.1 Lehmmauerwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I,
• berprfung der ansetzbaren Verbundspannungen Abschn. 2. 2. 14) – F5.1
fr die Verankerung der Bewehrungsstbe in Mauer- • Verbesserung des Erdbebensicherheit von Lehm-
werk nach DIN 1053-3 und DIN EN 1996-1-1 (Kurz- mauerwerk (Mauerwerk-Kalender 2008, F I,
bericht Abschn. 2.2.2) – F1.1 Abschn. 2. 2. 15) – F5.1
• Biegezugfestigkeit von tragendem Ziegelmauerwerk • Untersuchungen zur Reduzierung der Tragfhigkeit
(Kurzbericht Abschn. 2.2.3) – F1.1, FZ11 von Mauerwerk bei Schwchung des Querschnittes
• Anwendung der Kapazittsspektrum-Methode zum infolge von Aussparungen und Schlitzen (DIBt)
Nachweis von Mauerwerksbauten unter Erdbebenbe- ((Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.6) –
lastung (Kurzbericht Abschn. 2.2.4) – F1.2, FZ11 F5.1
• Entwicklung eines rechnerischen Nachweisverfah- • Bemessung von Kellermauerwerk nach dem semi-
rens zur wirtschaftlichen Bemessung von nichttra- probabilistischen Sicherheitskonzept unter Ansatz
genden und ausfachenden Wnden aus Mauerwerk des tatschlichen Verhaltens von Mauerwerk und
(Mauerwerk-Kalender 2009, F I, Abschn. 2.2.2) – Verfllung (Mauerwerk-Kalender 2007, F I, Abschn.
F3.1 2. 2. 26) – F5.1 u. FZ6
• Analyse der maßgebenden Einwirkungskombinatio- • Computergesttzte Destruktion komplexer Tragwer-
nen zur rationellen Bemessung von unbewehrten ke durch Sprengung; Teilprojekt 4: Numerische Si-
Bauteilen im blichen Hochbau (Mauerwerk-Kalen- mulation von Sprengvorgngen unter Bercksichti-
der 2009, F I, Abschn. 2.2.3) – F3.1 gung von Daten- und Modellunschrfe (Mauerwerk-
• Bemessungskonzept fr Mauerwerk unter Brandein- Kalender 2007, F I, Abschn. 2. 2. 16) – F5.3
wirkung – Anpassung der Ausnutzungsfaktoren a2 • Unscharfe Prozess-Simulationsmodelle fr numeri-
bei Bemessung von Mauerwerk nach DIN 1053-100 sches Tragwerksmonitoring (Mauerwerk-Kalender
in Verbindung mit DIN 4102-4 bzw. DIN 4102-22 2007, F I, Abschn. 2. 2. 18) – F5.3
460 F Forschung
Eigenschaften mithilfe eines zu erarbeitenden Finite- Die Eigenschaften der Putze mssen realittsnah, d. h.
Elemente-Modells zu modellieren und damit Kriterien unter Bercksichtigung der zeitabhngigen Vernde-
fr die Herstellung von Putzen zu erarbeiten. rung der Putzeigenschaften in Kontakt mit den unter-
schiedlichen Putzgrnden und deren Feuchtezustnden,
Vorgehensweise und ausgewhlte Materialien ermittelt werden. Zur Herstellung der Putzprfkçrper
wird ein am ibac (Institut fr Bauforschung an der
Zur Simulation des Austrocknens und Erhrtens der
RWTH Aachen) entwickeltes Verfahren verwendet.
Putzschicht werden mithilfe eines 3-dimensionalen Fi-
Dabei werden die Hochlochziegel zunchst mit einer
nite-Elemente-Modells zunchst Feuchtefeldberech-
Suspension aus Kaolin eingesprht und anschließend
nungen durchgefhrt. Auf Basis der bestimmten Feuch-
der Putz mit einer Putzmaschine in eine Aufsatzscha-
teverteilungen wird anschließend mithilfe von gemes-
lung aus Stahl gefllt und abgezogen. Die Trennschicht
senen Feuchtedehnungskoeffizienten des Putzes ein
aus Kaolin ermçglicht die ungestçrte Entnahme der
Dehnungsfeld bestimmt, aus dem in einer mecha-
Putzprismen vom Putzgrund, ohne die Saugeigenschaf-
nischen Analyse die resultierenden Spannungen in der
ten des Putzgrundes zu beeinflussen.
applizierten Putzschicht bzw. im Verbundbereich zwi-
schen Putzschicht und Putzgrund berechnet werden.
Der Feuchtetransport des Putzes soll analog dem Wr- Bestimmung der physikalischen Materialparameter
metransport auf Grundlage folgender Differenzialglei-
Zur Berechnung der Feuchtebilanz des Putzes sind die
chung beschrieben werden.
folgenden Materialparameter von Putz und Mauerstein
du @j d @ugeb experimentell zu ermitteln:
¼ r Dj rj þ rðpsat jÞ þ
dj @j m RD T @t – die Feuchtespeicherfunktion u
– der Flssigleitkoeffizient Dj
u Wassergehalt
– die Diffusionswiderstandszahl m
ugeb gebundenes Wasser
– das gebundene Wasser ugeb
j relative Luftfeuchte
Zur Ermittlung der Feuchtespeicherfunktion der Putze
Dj Flssigleitkoeffizient
werden die Sorptionsisothermen der Putze nach DIN
T Temperatur
EN ISO 12572 bestimmt. Die Proben werden nach
d Wasserdampfdiffusionskoeffizient von Luft
vier verschiedenen Entnahmezeitpunkten (etwa 3, 7,
m Diffusionswiderstandszahl
28 und 90 Tage) vom Putzgrund entnommen und in
psat Sttigungsdampfdruck
vier verschiedenen Klimaten (20/32, 20/66, 20/80 und
RD spez. Gaskonstante Wasserdampf
20/95) gelagert. Bild 2.2.1-1 zeigt die Sorptionsisother-
Fr die Untersuchungen werden drei verschiedene Au- me der Putzprismen, die nach 3 Tagen vom Putzgrund
ßenputze ausgewhlt, um einen mçglichst großen Be- entnommen wurden.
reich an Putzeigenschaften abzudecken. Als Putzgrund Im Rahmen der eindimensionalen Austrocknungsver-
werden ein Hochlochziegel und ein Porenbeton verwen- suche werden prismatische Prfkçrper mit einer Dicke
det, wobei drei verschiedene Feuchtezustnde des Putz- von 20 mm untersucht. Die Prfkçrper werden nach
grundes untersucht werden: von lufttrocken bis nass. Entnahme vom Putzgrund (zwei unterschiedliche Ent-
Bild 2.2.1-1. Sorptionsisothermen bei CO2-freier Lagerung, Entnahmezeitpunkt der Putzprismen vom Putzgrund: 3 Tage,
Feuchtezustand des Putzgrundes: lufttrocken (l), feucht (f) und wassergesttigt (w)
462 F Forschung
Bild 2.2.1-2. Einsetzen des Kunststoff-Adapters nach dem Aufbringen des Putzes (links) und tiefenabhngige Messung
der Feuchte mittels Feuchtesensoren (rechts)
nahmezeitpunkte) bis zur vollstndigen Wasserstti- berechnet werden. Das Schwinden wird mithilfe von
gung unter Wasser gelagert und mit Ausnahme der Schwindversuchen an vom Putzgrund entnommenen,
Putzoberflche rundum dampfdicht versiegelt, sodass prismatischen Prfkçrpern mit einer Dicke von 10 und
die Prfkçrper lediglich ber die Putzoberflche aus- 20 mm bestimmt. Die Entnahme der Prismen erfolgt zu
trocknen. Anschließend wird der Masseverlust im La- den gleichen Zeitpunkten wie bei der Ermittlung der
borklima bei 20 C und 65 % rel. Feuchte bestimmt. Sorptionsisotherme. Analog dazu werden die Prismen
Das Austrocknungsverhalten des Putzes wird anschlie- in vier verschiedenen Klimaten gelagert. Die zur Mes-
ßend im Rahmen einer nichtlinearen Feuchteberech- sung der Schwindverformungen erforderlichen Mess-
nung mittels Finite-Elemente-Methoden simuliert. Der marken werden auf die Stirnflchen der Prismen appli-
Feuchtebergangskoeffizient zwischen Putz und Au- ziert. Da das Karbonatisieren des Putzes einen deutli-
ßenluft sowie der Flssigleitkoeffizient des Putzes wer- chen Einfluss auf die Schwinddehnungen hat, soll pa-
den so gewhlt, dass der zeitliche Verlauf des Massen- rallel zu den Proben, die bei natrlichem CO2-Gehalt
verlustes in Rechnung und Experiment bereinstim- der Luft gelagert werden, auch das Schwinden von Pro-
men, d. h. es erfolgt eine inverse Analyse zur Bestim- ben bei CO2-freier Lagerung untersucht werden. In Bild
mung der Parameter. Die Bestimmung des 2.2.1-3 sind die Schwindverlufe der Putzprismen bei
Feuchtebergangskoeffizienten zwischen Putzgrund CO2-freier Lagerung, die nach 3 Tagen vom Putzgrund
und Außenluft sowie des Flssigleitkoeffizienten des (drei verschiedene Feuchtezustnde: lufttrocken, feucht
Putzgrundes erfolgt analog zum Putz, ebenfalls anhand und wassergesttigt) entnommen und in den vier ver-
eindimensionaler Austrocknungsversuche. schiedenen Klimaten gelagert wurden, dargestellt.
Nachdem die hygrischen Materialeigenschaften von Parallel zum Schwindverlauf wird auch die zeitliche
Putz und Putzgrund sowie die Feuchtebergangskoeffi- Entwicklung des Wassergehalts der Proben untersucht,
zienten zwischen Putz sowie Putzgrund und der Außen- da damit der Feuchtedehnkoeffizient, der das hygrische
luft bekannt sind, erfolgt die Simulation des Austrock- und mechanische Modell koppelt, bestimmt werden
nungsverhaltens des Putzes. Das durch die Hydratation kann.
gebundene Wasser wird dabei mittels Thermogravime- Analog zu den Schwindverlufen und Sorptionsisother-
trie bestimmt und als negativer Quellterm (Senke) in men der Putzproben werden auch Untersuchungen an
der FE-Berechnung angesetzt. Probekçrpern aus dem Putzgrund durchgefhrt. Diese
Das Modell wird anhand eindimensionaler Austrock- werden vor dem Einlagern in die vier verschiedenen
nungsversuche an Prfkçrpern bestehend aus Putz und Klimate zunchst bis zur vollstndigen Sttigung unter
Putzgrund, bei denen die lateralen Flchen versiegelt Wasser gelagert.
werden, validiert. Das simulierte Feuchtefeld im Putz
wird dabei mit dem gemessenen Feuchtefeld vergli-
Bestimmung mechanischer/bruchmechanischer
chen. Dazu wird der zeitliche Verlauf des Feuchtefeldes
Materialparametern
in der Putzschicht mithilfe von Feuchtesensoren ermit-
telt. Nach dem Aufbringen des Putzes werden Kunst- Als Eingangsparameter fr die mechanischen Eigen-
stoff-Adapter mit verschiedenen Tiefen in den Putz ein- schaften der Außenputze in den Finite-Elemente-Simu-
gesetzt (Bild 2.2.1-2 links) und anschließend die Sen- lationen werden die folgenden Materialparameter zu
soren eingefgt. In Bild 2.2.1-2 rechts ist eine schema- verschiedenen Prfaltern bestimmt:
tische Darstellung der tiefenabhngigen Messung der – Zugfestigkeit und E-Modul unter Zugbeanspruchung
Feuchte zu sehen. mithilfe von Zugversuchen an Flachprismen,
Bei Kenntnis des feuchteabhngigen Schwindkoeffi- – Spannungs-Rissçffnungs-Beziehung fr Zug-
zienten kann aus dem Feuchtefeld ein Dehnungsfeld beanspruchung,
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 463
20 C / 32 % relativer Feuchte
20 C / 66 % relativer Feuchte
20 C / 80 % relativer Feuchte
20 C / 95 % relativer Feuchte
– Kriechen unter Zugbeanspruchung, Die Verbundfestigkeiten des Mçrtels sind unter Beach-
– Spannungs-Rissçffnungs-Beziehung fr Haftzug- tung der entsprechenden Anwendungsnormen fr Mau-
beanspruchung und ermçrtel (Zuordnung der Mçrtelgruppen) deutlich hç-
– Spannungs-Verformungs-Beziehung fr Scher- her als nach DIN 1053-3.
beanspruchung. Es besteht dringlicher Bedarf, diese Unsicherheiten zu
Die Untersuchungen werden fr alle Putze in Kombina- beheben und die entsprechenden Erkenntnislcken zu
tion mit den zwei Putzgrnden und den verschiedenen schließen. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Ver-
Feuchtezustnden durchgefhrt. Fr die Hochlochzie- bundfestigkeiten nach DIN 1053-3 und nach EC 6 im
gel werden zustzlich das Lochbild und die Lochgeo- Vergleich zu den Werten nach DIN 1045-1 unter Be-
metrie sowie der Elastizittsmodul des Außenscherbens rcksichtigung der wesentlichen Randbedingungen zu
(Zugversuche an Flachprismen) bestimmt. berprfen.
Mit Kleinversuchen wird die Dehnfhigkeit der auf un- Das Forschungsprojekt wird in 5 Bearbeitungsteilen
terschiedlichen Putzgrnden applizierten Putze gemß durchgefhrt. Zunchst wird der bisherige Erkenntnis-
ibac-Verfahren auch bei extrem langsamen Belastungs- stand zur Verankerung der Bewehrung in Mauerwerk,
(Rissçffnungs-)geschwindigkeiten unter Bercksichti- insbesondere im Hinblick auf das Zustandekommen der
gung verschiedener Ausgangsfeuchten ermittelt. Diese Bemessungswerte der Verbundspannungen in DIN
Versuchsergebnisse sind sehr wesentlich fr eine ganz- 1053-3 und EC 6, zusammengefasst. Die bisherigen
heitliche Modellierung des Verhaltens von Putzen. Untersuchungsergebnisse werden zusammengestellt
Mithilfe des Lochbildes und der mechanischen Eigen- und ausgewertet. Es werden Verbunduntersuchungen
schaften des Außenscherbens werden Ersatzkontinua an Bewehrung in Mauermçrtel und Beton unter Varia-
mit effektiven Materialparametern ermittelt, mit denen tion maßgebender Parameter (Festigkeit, mit/ohne Kon-
die Hochlochziegel im Finite-Elemente-Modell abge- takt zu unterschiedlichen Steinsorten, Verdichtung,
bildet werden. Querschnittsgeometrie, Konsistenz, Wassergehalt, …)
Aus dem vorher berechneten Dehnungsfeld ergibt sich durchgefhrt und nach den Gesetzen des verschiebli-
zusammen mit den Materialgesetzen von Putz und Putz- chen Verbundes ausgewertet. Auf Grundlage der Unter-
grund ein Spannungsfeld. Bei Kenntnis der Putzfestig- suchungsergebnisse wird ein Vorschlag fr die charak-
keit kann damit abgeschtzt werden, ob eine Schdi- teristische Verbundfestigkeit erarbeitet.
gung infolge Schwindens auftritt.
chend bzw. zu stark vereinfacht beschrieben wurden. fahren eine Berechnung der Biegezugfestigkeit des
Neue Erkenntnisse zum Biegetragverhalten von Mauer- Mauerwerks senkrecht und parallel zu den Lagerfugen
werk konnten in einem am Institut fr Bauforschung ermçglichen. Hierbei soll versucht werden einen Zu-
Aachen bearbeiteten Forschungsprojekt, das von der sammenhang zu den normativ geregelten Kenngrçßen
Deutschen Forschungsgemeinschaft gefçrdert wurde, (Haftscherfestigkeit, Mauersteinzugfestigkeit) zu erar-
gewonnen werden (s. Mauerwerk-Kalender 2009, F I, beiten bzw. diese unter Bercksichtigung der Unter-
Abschnitt 1.2.3). Die Untersuchungen, die eine wesent- schiede zwischen den Ziegel- und Mçrtelarten sinnvoll
liche Grundlage zur Herleitung von Berechnungsanst- anzupassen.
zen liefern, beschrnkten sich jedoch i. W. auf Mauer-
werk aus Kalksand-Vollsteinen bzw. auch Porenbeton-
Mauerwerk. 2.2.4 Anwendung der Kapazittsspektrum-
Ziel dieses Projekts ist es, die gewonnenen Erkennt- Methode zum Nachweis von Mauerwerks-
nisse auf Mauerwerk aus Hochlochziegeln zu bertra- bauten unter Erdbebenbelastung
gen und allgemeingltige Berechnungsanstze herzu-
Meskouris, K.; Butenweg, C. – F1.2
leiten sowie insbesondere auch die spezifischen Vor-
Junge, K; Rossbach, M. – FZ11
teile des Ziegelmauerwerks zu nutzen. Die Vorteile
des Ziegelmauerwerks bestehen u. a. in einer deutli- Mit der bevorstehenden Einfhrung der europischen
chen Tragfhigkeitssteigerung im Vergleich zu Mauer- Norm DIN EN 1998-1 [2], die die deutsche Erdbeben-
werk aus Kalksandsteinen und Porenbetonsteinen norm DIN 4149 [1] „Bauten in deutschen Erdbeben-
durch die Verdbelungswirkung des Mçrtels in den gebieten“ ersetzen wird, werden alternative moderne
Lçchern der Hochlochziegel. Durch eine zutreffende Bemessungskonzepte auf Grundlage verformungs-
Beschreibung des Biegetragverhaltens kçnnen wirt- basierter Methoden in die Baupraxis eingefhrt. Diese
schaftlichere und aus technischer Sicht erstrebenswerte sind in der Lage vorhandene nichtlineare Reserven von
Wandkonstruktionen insbesondere im Bereich des Mauerwerk besser als die kraftbasierten Nachweisver-
Hintermauerwerks (Kellerwnde, Ausfachungsmauer- fahren auszunutzen. Die Anwendung der verformungs-
werk) erreicht werden. basierten Nachweismethoden zur besseren Ausnutzung
Grundlage fr das Erreichen des Projektziels ist die der Tragfhigkeitsreserven ist zurzeit noch stark limi-
zutreffende Bestimmung der maßgebenden Stoffgeset- tiert, da im Gegensatz zu den Baustoffen Stahlbeton und
ze der Hochlochziegel und des Verbundes. Die ver- Stahl wichtige Eingangsparameter nur unzureichend
schiedenen Einflussgrçßen (Lochgeometrie, Steinbrei- bekannt sind und aufgrund der sehr aufwendigen Ver-
te, Saugverhalten, Mçrtelart, Feuchtegehalt …) auf das suchstechnik bisher nicht oder nur unzureichend be-
Materialverhalten der Mauersteine bzw. des Verbundes stimmt werden konnten.
sollen in Kleinprfkçrperversuchen ermittelt werden. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung einer
Anschließend werden mit reprsentativen Mauerstein- neuen Methodik zur systematischen Bestimmung von
Mauermçrtel-Kombinationen Wandversuche durch- zyklischen Schubwandkurven als Eingangswerte fr
gefhrt. Hierbei werden die wesentlichen Parameter die verformungsbasierte Bemessung. Konkret soll
(Mçrtelart, Lochgeometrie, berbindemaß, Mauer- durch die intelligente Kombination von experimentel-
werkbreite,…) systematisch variiert, um die einzelnen len Untersuchungen, rechnerischen Simulationen und
Einflussgrçßen auf die Mauerwerkbiegezugfestigkeit analytischen Lçsungsanstzen ein Raster fr die zykli-
zu quantifizieren. An den fr die Wandversuche aus- schen Last-Verformungs-Kurven entworfen und pro-
gewhlten Mauerstein-Mauermçrtel-Kombinationen totypisch fr Mauerwerkswnde aus Hochlochziegeln
werden die vollstndigen Stoffgesetze der Einzelbau- umgesetzt werden. Hierbei sollen die Wandgeometrie,
stoffe bestimmt. Unter Ansatz dieser Stoffgesetze wer- das Auflastniveau und der Einspanngrad als wesentli-
den die Wandversuche numerisch simuliert und Para- che Einflussfaktoren auf die Kapazittskurven berck-
meterstudien durchgefhrt. sichtigt werden. Besonderes Augenmerk wird bei der
Da die Diskretisierung der Lochgeometrie der Mauer- Entwicklung der Methodik auf die bertragbarkeit auf
steine im Wandmodell aufgrund des Berechnungsauf- beliebige Stein-Mçrtel-Kombinationen und aus wirt-
wandes nicht vertretbar ist, werden die Mauersteine in schaftlichen Grnden auf eine Minimierung der Anzahl
der numerischen Simulation verschmiert abgebildet. von erforderlichen Schubwandversuchen gelegt.
Ein wesentliches Teilziel ist daher die Bestimmung Dafr werden zunchst Voruntersuchungen durch-
der Stoffgesetze der Einzelbaustoffe – im Einzelnen gefhrt, mit denen das erforderliche Raster der zykli-
der Mauersteine unter Zugbeanspruchung sowie des schen Last-Verformungs-Kurven entworfen wird. Die
Verbundes unter Zug- und Scherbeanspruchung – bei Entwicklung eines geeigneten Versuchs- und Simulati-
Betrachtung der Mauersteine als homogenes Ersatz- onsrasters erfolgt auf Grundlage einer systematischen
kontinuum. rechnerischen Untersuchung typischer Gebudegrund-
Die experimentellen und numerischen Untersuchungen risse fr Mauerwerksbauten mit bis zu maximal fnf
an den Mauerwerkwnden bilden die Grundlage fr die Vollgeschossen. Ziel der Untersuchung ist es, das Kur-
Herleitung von analytischen Berechnungsverfahren. venraster mit den Parametern h/l (Verhltnis der Wand-
Diese sollen unter Bezug auf einfache Ersatzprfver- hçhe zu Wandlnge) und q (Auflastniveau) einzugren-
466 F Forschung
aussagekrftiges Instrument fr die Produktionskontrol- (Steinabmessung 20 cm · 20 · 40 cm) mit einem Mikro-
le eingesetzt werden. Die Untersuchungen werden 2009 modell modelliert (s. Bild 2.2.8-1). Die erste Wand wur-
abgeschlossen. de ohne Vernadelung generiert, die zweite hingegen mit
horizontaler Vernadelung (Bohrdurchmesser 58 mm und
Ankerstab ˘ 16 mm) im Niveau der Lagerfuge. Die bei-
2.2.8 Maßnahmen zur Erdbebenertchtigung
den Wnde wurden unter einem realen Beben mit Be-
von historischem Mauerwerk
schleunigungen in drei Richtungen erschttert und tran-
Jger, W.; Hamdan, A. – F5.1 sient mit dem FEM-Programm berechnet.
Die Beschleunigungs-Zeit-Diagramme in drei Richtun-
Einleitung gen, die im ANSYS-Programm zur transienten Berech-
nung eingegeben wurden, sind in Bild 2.2.8-2 dargestellt.
Im Allgemeinen besitzen historische Mauerwerke ge-
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Vernadelung
ringeren Tragwiderstand gegen Erdbebeneinwirkung.
einen wesentlich besseren Verbund zwischen den Stei-
Bei der Ausfhrung von Sanierungsmaßnahmen zur
nen bewirkt. Die verstrkte Wand kann ein um den
Steigerung der Tragfhigkeit von historischen Bauten
Faktor 1,25 gesteigertes Beben ertragen, ohne zu ver-
muss ihre Besonderheit in Betracht gezogen werden,
sagen. Im Vergleich dazu hlt das unverstrkte Mauer-
dass weder die alte historische Substanz des Gebudes
werk nur einem Beben stand, dessen Intensitt mit dem
verletzt werden darf, noch die eingesetzten Sanierungs-
Faktor 0,225 abgemindert wird. Die Verankerung ist in
elemente offen zutage treten drfen.
der Lage, die Tragfhigkeit der Wand bis auf das Vier-
Zur Verstrkung der historischen Mauerwerke aus Na-
fache gegenber der Wand ohne Anker zu steigern.
turstein gegen Erdbebeneinwirkung kommt die Anwen-
Außerdem erhçht die Verankerung die Duktilitt der
dung von Verpressankern in Betracht. Durch die Sanie-
Wand bzw. das Verformungsvermçgen, sodass diese
rung des historischen Mauerwerks mit Verpressankern
sich als kontinuierliches Tragelement unter dyna-
in horizontaler und/oder vertikaler Richtung lassen sich
mischer Belastung verhlt (s. Bild 2.2.8-3).
die Teile des Mauerwerks (Steine, Schalen) besser mit-
einander verbinden. Durch Injektion mit einem geeig-
neten Verpressgut werden die Hohlrume im Mauer- Experimentelle Untersuchung
werk ausgefllt. Der Verpressanker steigert die Steifig-
Zum Ziel der Sanierung und Instandsetzung der histo-
keit des Mauerwerks und damit seine Tragfhigkeit ins-
rischen Bauten aus Naturstein mit Verpressankern in
besondere gegen die horizontalen Krfte im Fall eines
Erdbebengebieten werden im Rahmen dieses For-
Erdbebens. In diesem Rahmen wird am Lehrstuhl fr
schungsvorhabens die statischen und dynamischen
Tragwerksplanung der TU Dresden der Einfluss der
Ausziehversuche entsprechend dem Erdbebeneffekt an
Verpressanker auf das Natursteinmauerwerk numerisch
den eingesetzten Verpressankern durchgefhrt. Die Ver-
und experimentell untersucht.
suchskçrper bestehen aus Natursandstein. Sie wurden
mit TKM-Mçrtel (Trass-Kalk-Mçrtel) gemauert und
Numerische Untersuchungen
mit einem Bohrdurchmesser von 5,8 cm gebohrt, dann
Zur Untersuchung des Ankereinflusses auf das Mauer- wurde ein Stahlstab (˘ 16 mm) mit einer Verbundlnge
werk wurden mithilfe des FEM-Programms ANSYS von 40 cm zentrisch eingesetzt und mit Trass-Verpress-
zwei Natursteinmauerwerke 40 cm · 40 cm · 200 cm mçrtel HSTV-P verpresst (s. Bild 2.2.8-4).
Bild 2.2.8-1. Modellierung der Mauerwerke mit ANSYS-Programm mit Vernetzung und Kontaktelementen. Elementtype Solid65 fr
die Steine und Injektionsgut, Solid45 fr Stabanker, Conta173 und Taege170 fr Kontaktelemente, Kontaktmodell Debonding
470 F Forschung
Verschiebung
Hauptspannung
Bild 2.2.8-4. Aufbau des Versuchskçrpers, Aufmauern, Bohren, Injizieren, Prfkçrper in der Prfmaschine
472 F Forschung
Der Mçrtel TKM und das Injektionsgut HSTV-P wur- sind Spaltzugfestigkeit und Biegezugfestigkeit des
den systematisch nach Wassergehalt untersucht und fr TKM-Mçrtels abgebildet.
den Aufbau des Versuchskçrpers optimiert. Die experi- Die Materialkennwerte der Natursteine wurden nach
mentellen Untersuchungen des normalen Mçrtels TKM deutscher Norm bestimmt. Sie sind in Tabelle 2.2.8-1
und des Injektionsmçrtels HSTV-P zeigen, dass fr die dargestellt.
mechanischen Eigenschaften der Mçrtel (Druckfestig- Zur Bestimmung der maximalen statischen Zugkraft,
keit, Spaltzugfestigkeit, Biegezugfestigkeit, Scherfes- die der Verpressanker aufnehmen kann, wurde der sta-
tigkeit und E-Modul) mit geringerem Wassergehalt hç- tische Ausziehversuch mit einem bestimmten Durch-
here Werte erzielt werden. Je nach Bearbeitungsver- messer des Bohrlochs DB = 58 mm und des Stahlankers
mçgen liegen die Wassergehaltswerte beim Mçrtel ˘ 16 mm durchgefhrt. Der Aufbau der Ausziehver-
TKM bei w = 0,2…0,4, unter der Voraussetzung von suche ist in Bild 2.2.8-4 dargestellt. Bild 2.2.8-6 zeigt
brauchbaren mechanischen Kennwerten im End- das Kraft-Verschiebungs-Diagramm beim statischen
zustand. Fr den Injektionsmçrtel HSTV-P spielt die Ausziehversuch. Die maximale Ausziehkraft wurde
Injektionsfhigkeit eine große Rolle bei der praktischen bei einem Schlupf von 2 mm erreicht.
Verwendung. Gute mechanische Eigenschaften und Die dynamischen Ausziehversuche werden whrend der
gnstiges Injektionsverhalten ergeben sich bei einem Laufzeit dieses Forschungsvorhabens fortgefhrt.
Wassergehalt von ca. w = 0,5…0,7. In Bild 2.2.8-5
2.2.9 Polytect – Polyfunctional Technical Textiles der Projektdauer statt und vervollstndigen nach Fer-
against Natural Hazards tigstellung die Datenbasis, um ein umfassendes SHM
zu ermçglichen.
Stempniewski, L.; Mnich, J. C. – F8.1
Experimentelle Untersuchungen
Projekt
Die experimentellen Untersuchungen, die im Zuge des
Polytect ist ein Projekt mit internationalen Forschungs- Projekts durchgefhrt werden, zielen – dem Anspruch
und Industriepartnern im 6. Rahmenprogramm. Das des Projekts folgend – zum einen auf die Verbesserung
Forschungsziel ist die Entwicklung multifunktionaler der Effektivitt der Verstrkungsmaßnahem, zum an-
Textilien im Baubereich. Die Forschung innerhalb des deren auf die Verifizierung der Funktionalitt der zur
Projekts teilt sich im konstruktiven Bereich in die Ver- Verwendung gekommenen Sensoren. Die wissen-
strkung von Mauerwerk und in die Entwicklung von schaftliche Analyse beider Bereiche setzt eine Unter-
Sensoren. Die Forschungsttigkeiten im Bereich der suchung an unterschiedlich dimensionierten Versuchs-
Verstrkung konzentrieren sich auf die Untersuchung kçrpern voraus. Zur Ermittlung von Materialkenngrç-
der mechanischen Eigenschaften der Faserverbund- ßen des Mauerwerks werden Kleinversuche durch-
werkstoffe. Die Arbeit im Bereich der Sensoren setzt gefhrt, die insbesondere das mechanische Verhalten
sich vorwiegend aus der Entwicklung und Weiterent- der Fugen von bewehrtem und unbewehrtem Mauer-
wicklung faseroptischer Sensoren sowie der Imple- werk untersuchen. Anhand der Kleinversuche findet
mentierung dieser in dem Verbundwerkstoff zusam- eine Vorauswahl der Materialien statt, die im weiteren
men. Die berwachung der Struktur wird ermçglicht Verlauf des Forschungsprojekts anhand von Wandver-
und anhand der Messdaten eine Analyse der Schdi- suchen vertiefend analysiert werden. Ergnzt werden
gung erlauben (Structural Health Monitoring – SHM). die so gewonnen Versuchsdaten durch Kennwerte des
Basierend auf einer Literaturrecherche und Versuchen Verbundverhaltens (Haftscher- und Haftzugfestigkeit)
wurden von dem Konsortium um Polytect Fibre Bragg und des Laminats (Schubfestigkeit, Schubmodul und
grating (FBG – Projektpartner Safibra) und Polymere Zugfestigkeit), die in separaten experimentellen Unter-
Optische Fasern (POF – Projektpartner BAM) als ge- suchungen ermittelt werden. Die Gesamtheit der Ver-
eignet fr die Verformungsmessung identifiziert. Er- suchsdaten ermçglicht die realittsnahe Modellierung
gnzend finden Entwicklungen an weiteren Sensoren, der Experimente zur Durchfhrung numerischer Un-
die der Feuchtigkeitsmessung, dem Vorhandensein tersuchungen mittels der FE Methode unter Verwen-
schdlicher Substanzen oder der Temperatur im Laufe dung spezifischer Materialroutinen.
474 F Forschung
Schubfestigkeiten sowie in Abhngigkeit des Ver- verschiedenen zur Anwendung gekommenen Materia-
sagensmechanismus geringe energiedissipierende Duk- lien sind:
tilitten aufweist und sich sprçde verhlt, ist die Erdbe- – AR-Glas und Polypropylene (PP),
benwiderstandsfhigkeit von Mauerwerksbauten limi- – Kohlefaser und PP,
tiert. – Kohlefaser,
Da fr die in seismisch gefhrdeten Regionen stehenden – AR-Glas.
Mauerwerksbauten meist kein Erdbebennachweis ge- Die Verwendung hybrider Textilien erlaubt die Kom-
fhrt werden kann oder diese vor der Einfhrung aktu- bination von hochfesten mit hochdehnbaren Fasern.
eller Erdbebennormen errichtet wurden, mssen nach- Hochfeste Fasern sind fr die eigentliche Verstr-
trglich geeignete Maßnahmen zur Verbesserung des kungsmaßnahme – also die Verbesserung der Trag-
Verhaltens unter dynamischen, horizontalen Belastun- fhigkeit – von besonderer Bedeutung. Die Verbes-
gen getroffen werden. Damit kann eine grçßere Ener- serung der Tragfhigkeit ist an die Versagensmecha-
giedissipation erreicht werden und es besteht ein grçße- nismen des Mauerwerks gebunden und dadurch be-
res Potenzial, die Bewohner vor einem Totalkollaps des grenzt. Hochdehnbare Fasern ermçglichen darber
Gebudes zu bewahren, da die Eintretenswahrschein- hinaus eine wesentlich grçßere plastische Verformung
lichkeit des Versagens des vertikallastabtragenden Sys- vor Auftreten eines Faserbruchs. Der Verbund des
tems verringert werden kann. Mauerwerkskçrpers ist auch bei großen Verformungen
gewhrleistet. Durch die Erhaltung der lastabtragenden
Hybride textile Verbundwerkstoffe als laminare Funktionen kann ein wesentlicher Beitrag zur Min-
Oberflchenschicht derung des Risikos eines Strukturkollapses geleistet
werden.
Die eigenschaftsverbessernde Wirkung von GFK als
Verstrkungsmaßnahme fr Mauerwerk wurde in fr-
Versuchsergebnisse
heren Forschungsvorhaben und Verçffentlichungen
zahlreich belegt [1–4]. Die verstrkende Schicht setzt Die experimentellen Untersuchungen an Kleinver-
sich aus der Matrize und dem Textil zusammen. Wh- suchen zur Analyse des Verhaltens bei Rissçffnungen
rend die Matrize die Kraftbertragung von der Verstr- im Mauerwerk (Crack Mode I and Crack Mode II) stell-
kungsfaser zum Mauerwerk und den Schutz der Fasern ten die Grundlage zur Dimensionierung der Verstr-
vor mechanischem und chemischem Angriff ber- kungsmaßnahme sowie zur Durchfhrung der geschoss-
nimmt, steuert das Textil die Festigkeit bei. Im Zuge hohen Wandversuche an Wandausschnitten der Abmes-
des von der AiF gefçrderten Projekts wurden verschie- sung 2,50 m · 2,50 m. Die Belastung des Kopfbalkens
dene flchige Gelege in bi- und triaxialer Ausfhrung in horizontaler und vertikaler Richtung und das Kopf-
untersucht. Von besonderem Interesse waren dabei die moment wurden dabei so gesteuert, dass eine horizon-
Einflsse auf das Tragverhalten geschosshoher Mauer- tale Fixierung des Balkens unter Beibehaltung der ver-
werkswnde durch Verwendung hybrider Textilien. Die tikalen Auflast garantiert wurde.
Bild 2.2.10-2. Vergleich der verstrkten Wand mit der unverstrkten Wand
Die Annahmen und Ergebnisse bezglich des Einflus- nischer Bericht. Eidgençssische Materialprfungs- und For-
ses der Verstrkungsmaßnahme auf den Mauerwerks- schungsanstalt (EMPA), Dbendorf/Schweiz 1994.
versuchskçrper, die whrend der im Vorfeld durch- [3] El Gawady, M.: Seismic In-Plane behaviour of URM
gefhrten Kleinversuche entstanden sind, wurden durch Walls upgraded with Composites. Dissertation, EFPL, Lau-
die Großversuche besttigt. Eine deutliche Steigerung sanne/Schweiz 2004.
der Duktilitt konnte durch Verwendung der hybriden
Textilien erreicht werden. Der Vergleich zwischen ver- [4] Seim, W.: Verstrkung von Mauerwerkskonstruktionen
mit Faserverbundwerkstoffen. Faserverbundwerkstoffe, Bau-
strkter und unverstrkter Mauerwerkswand zeigt deut-
werk-Verlag, Berlin 2005.
lich die Steigerung der Verformbarkeit im Nachbruch-
bereich. Eine Erhçhung der plastischen Verformbarkeit
unter Aufrechthaltung der aufnehmbaren Kraft konnte 2.2.11 Entwicklung theoretischer Modelle zur
von 14,89 mm auf 45,09 mm bei der verstrkten Wand Berechnung und Auslegung von
erreicht werden. Bedingt durch den Versuchsstand er- Mantelbetonbauten in Erdbebengebieten
folgte ein Versuchsabbruch bei dieser Verformung. Der
Stempniewski, L.; Bacht, T. – F8.1
Kraft-Auslenkungsgraph (Horizontalkraft ber Kopf-
verformung) zeigt aufgrund der Verwendung der hybri- Im Bereich des Mantelbetons und der Schalungsstein-
den Multiaxialgewirke einen beinahe idealplastischen systeme liegen keine Verfahren und Methoden zur wirt-
Verlauf im Nachbruchbereich auf. schaftlichen Erdbebenbemessung vor. Dadurch ergibt
Die bei den Versuchen zur Anwendung gekommene sich fr diese Bauart ein deutlicher Nachteil in Bezug
zementçse Matrix mit Epoxidharz-Beimischung vereint auf das erdbebensichere Bauen und damit ein Nachteil
die hohe Festigkeit von Harzen als Matrixmaterial, mit der deutschen Baustoffindustrie, die Produkte europa-
den gnstigen bauphysikalischen Eigenschaften von ze- weit zu vertreiben.
mentçsen Matrizen (Wasserdampfdurchlssigkeit, Das Bestreben der Fa. Baustoffwerke Gebhart & Sçhne
Temperaturbestndigkeit, neutrales Brandverhalten). und des Instituts fr Massivbau und Baustofftechnolo-
Das von der AiF unter der Vorhaben-Nr. 14682 BG/1 gie (Abteilung Massivbau) der Universitt Karlsruhe im
gefçrderte Forschungsprojekt zeigt das Potenzial der Rahmen dieses Entwicklungsvorhabens besteht deshalb
faserverstrkten Verbundwerkstoffe im Bereich des darin, diesen erheblichen Wettbewerbsnachteil der
Mauerwerksbaus auf. deutschen Baustoffindustrie im europischen Gewerbe-
und Wohnungsbau zu beseitigen. Dies soll durch zwei
Literatur wesentliche Entwicklungen erfolgen.
Zum einen sollen Schalungssteinsysteme entwickelt
[1] Wallner, C.: Erdbebengerechtes Verstrken von Mauer- werden, die die anspruchsvolleren Vorgaben des EC 8
werk durch Faserverbundwerkstoffe – experimentelle und erfllen kçnnen. Zum anderen sollen fr den Bereich
numerische Untersuchungen. Dissertation, Universitt Karls- des Mantelbetons und der Schalungssteinsysteme ver-
ruhe (TH), Karlsruhe 2008. einfachte Methoden fr die Berechnung und Auslegung
[2] Schwegler, G.: Verstrken von Mauerwerk mit Faserver- von Gebuden unter Beachtung des EC 8 entwickelt
bundwerkstoffen in seismisch gefhrdeten Zonen. Tech- werden, mit dessen Hilfe eine vereinfachte Verbreitung
I bersicht ber abgeschlossene und laufende Forschungsvorhaben im Mauerwerksbau 477
Literatur
[1] Manns, W.; Schneider, H.; Zeus, K.: Verankerung der
Außenschalen bei zweischaligem Mauerwerk mit Luft-
Bild 2.2.11-1. Gisoton TS 30/11.5 schicht. Baugewerbe 1977 Hefte 15, 16, 17 und 19.
478 F Forschung
reinheit lassen sich diese erstrangigen Verwendungs- Raum ist zweischaliges Außenmauerwerk mit zwischen
mçglichkeiten jedoch heute in der Praxis nicht wirt- liegender Luftschicht die fr Wohngebude (Ein- oder
schaftlich umsetzen. Die Lçsung des Qualitts- und Mehrfamilienhuser) bliche Bauweise. Eine schnelle
Mengenproblems ist der sog. Subkreislauf Mauerwerk. und kostengnstige Mçglichkeit bietet die nachtrgli-
Hier werden alle mengenmßig relevanten Mauer- che Hohlraumdmmung des zweischaligen Außenmau-
werksbaustoffe einer mçglichst hochwertigen Verwen- erwerks, indem die vorhandene Luftschicht vollstndig
dung zugefhrt. Die dazu notwendige Verfahrenstech- mit einem Dmmstoff durch ein Einblasverfahren ver-
nik muss in der Lage sein, durch eine Zerkleinerung den fllt wird.
Stoffverbund „Mauerwerk“ aufzuschließen, alle Wand- Kritiker dieses Verfahrens sehen hier ein großes Risiko-
bausteinarten stofflich zu separieren und die Begleit- potenzial, da die ursprngliche Funktion der Luft-
stoffen abzutrennen, um sie einer çkologischen und schicht, das Belften der Mauerwerkskonstruktion, auf-
çkonomischen Wiederverwendung in genau definierten gehoben wird. Bereits aufgetretene Schadensflle wei-
Qualitten zuzufhren. Der Subkreislauf Mauerwerk sen ein feuchtes Mauerwerk und eine durchfeuchtete
beinhaltet als Hauptbaustoffe die Wandbausteinarten Dmmschicht auf. Dieses fhrt nicht nur zum rapiden
Kalksandstein, Ziegel, Porenbeton und Leichtbeton. Abfall der Dmmwirkung, sondern kann auf Dauer zu
Weiterhin sollen Verbundstoffe wie Mçrtel/Putz, Gips- weiteren Bauschden fhren.
bauplatten und Dmmstoffe ebenfalls einer mçglichst Ein Forschungsvorhaben an der Fachhochschule Olden-
hochwertigen Verwendung zugefhrt werden. burg/Ostfriesland/Wilhelmshaven im Fachgebiet Bau-
stofftechnologie und Bauwerkserhaltung beschftigt
sich zurzeit mit diesem aktuellen Thema. Die genaue
2.2.15 Nachtrgliche Hohlraumdmmung des Festlegung bzw. die berprfung der Randbedingun-
Außenmauerwerks – Anwendung und gen, bei denen eine nachtrgliche Hohlraumdmmung
Dauerhaftigkeit mçglich ist, stellt den Inhalt dieses Vorhabens dar. In
diesem Zusammenhang werden Materialdaten der
Wigger, H.; Stçlken, K. – F15
Dmmstoffe und Baustoffe von Außenmauerwerk im
Wachsendes Umweltbewusstsein und steigende Ener- Labor ermittelt. Anhand dieser Parameter werden nu-
giepreise fhren zu verstrkten Energieeinsparungs- merische Untersuchungen durchgefhrt, um das Feuch-
maßnahmen der Eigenheimbesitzer. Im norddeutschen teverhalten der unterschiedlichen Außenwandkonstruk-
480 F Forschung
(a) (b)
Bild 1. (a) Versuchsaufbau von Seim et al. [9] an einer çrtlich mit FVW ber einer ffnung verstrkten Wandscheibe,
(b) „drei Stufen“ der Modellbildung
Mauerwerk-Kalender 2010
Herausgegeben von Wolfram Jger
Copyright 2010 Ernst & Sohn, Berlin
ISBN: 978-3-433-02940-4
482 F Forschung
Bei der Herstellung des Faserverbundwerkstoffs auf tronischen Schiebelehre und die Elastizittsmodule so-
den Stein- bzw. Mauerwerksoberflchen wurde folgen- wie Festigkeiten mit drei Versuchen nach DIN EN 2747
dermaßen vorgegangen: Die Reinigung der Oberfl- [26] bestimmt.
chen erfolgte durch Abbrsten und mit Druckluft. Auf Die Oberflchenzug- und Druckfestigkeiten der Steine
die Oberflche wurde mit einer Rolle eine Schicht wurden senkrecht zur Klebflche bestimmt. Die Druck-
Klebstoff aufgetragen. Das Gelege wurde aufgelegt festigkeit fst,z bezieht sich auf einen Bohrkern der
und mit einem eigens hierfr vorgesehenen Teflonroller Schlankheit h/d = 1. Der Index z bezeichnet hierbei
in den Klebstoff eingearbeitet, bis dieser durch das Ge- die Entnahmerichtung (Bild 2) des Bohrkerns am Stein.
lege hindurch drang. Abschließend wurde eine Kleb- Die Oberflchenzugfestigkeit wurde mit einer von Seim
stoffschicht als Deckschicht aufgetragen. Bei einer et al. [24] neu entwickelten Vorrichtung ermittelt. Die
mehrlagigen Verklebung wiederholten sich die Arbeits- Zugvorrichtung wird hier auf eine „Druckplatte“ mit
schritte entsprechend oft. Die Dicken der FVW wurden einer kreisrunden ffnung aufgestellt (Index DP). Die-
in guter Nherung an fnf Messpunkten mit einer elek- ses Verfahren fhrt, da auf das Einfrsen einer Ringnut
Gelege Typ Klebstoff- Gelege- Dicke des Faser- Elastizitts- Bruch- Zugfestig- Zugfestig-
Matrix lagen FVW anteil modul dehnung keit keit
[mm] [ %] [N/mm2] [ %] [N/mm2] [kN/m]
SW430G Sika Wrap E-Glas A 1 1,35 13 13060 1,46 191 258
430 G
B 1 1,13 15 12999 1,80 234 264
SP90/10G S&P G-Sheet E-Glas A 1 1,13 13 14014 1,42 199 225
AR 90/10 A
B 1 1,05 14 12077 2,00 241 253
Sa397G Saertex 397G E-Glas A 1 0,70 20 19345 1,81 350 245
B 1 0,57 24 20582 1,53 314 179
B 2 1,14 24 22548 1,90 428 488
B 3 1,55 27 24253 1,49 363 562
B 4 2,08 27 25616 1,36 349 726
SP240C S&P C-Sheet Kohlen- B 1 1,09 11 35398 1,37 486 530
240 stoff
484 F Forschung
Bild 3. (a) Versuchsaufbau fr die Verbundversuche mit Wegaufnehmern, (b) typisches Versagensbild mit der Ausbildung
von „Risszhnen“, (c) Detail der Versagenszone
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 485
Die bei den Versuchen qualitativ gewonnenen Beob- den. Niedermeier [23] beschreibt dieses Verhalten im
achtungen konnten mit den gemessenen Kraft-Verfor- Zusammenhang mit Verbundversuchen zwischen CFK-
mungs-Kurven (Bild 4) anschaulich untermauert wer- Lamellen und Beton. Aiello et al. [14] beobachteten bei
den. Die Kurven gliedern sich in einen nahezu linearen Verbundversuchen an Mauersteinen ein Ansteigen der
Anfangsbereich, einen bergangsbereich und einen Be- Verbundkrfte nach Entkoppelungsbeginn, wobei sie
reich mit flacherem Krftezuwachs oder sogar plateau- dieses Phnomen als „friction contribution“, also Rei-
fçrmigem Verlauf. Im bergangsbereich beginnt das bungsanteil bezeichnen. Fr die hier durchgefhrten
Entkoppeln des FVW vom Stein. Eine Verbundkraft- Verbunduntersuchungen an normalformatigen Steinen
steigerung kann in der Folge einzig durch einen Rei- lassen sich die Reibungsanteile auf Grundlage der
bungsanteil zwischen FVW und Steinen realisiert wer- Kraft-Verformungs-Kurven jeweils bezogen auf die ge-
486 F Forschung
(a) (b)
Bild 5. Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit vom Produkt aus der Druck- und der Oberflchenzugfestigkeit der Steine senkrecht zur
Klebflche fr (a) Klebstoff A (Versuche A17–A37) und (b) Klebstoff B (Versuche A38–A58)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 487
Bild 6. Vergleich der Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit von den verwendeten Epoxidharzklebstoffen A (hochviskos)
und B (niedrigviskos)
(a)
(b)
folgedessen sich ein gestaffeltes Zugversagen der Fa- werden. Die Matrix stellt die Einleitung der Verbund-
sern bis hin zum Bruch des Geleges einstellte. Die er- krfte in die Fasern sicher. Gleichzeitig bernimmt sie
reichten Verbundbruchkrfte betrugen, im Vergleich zu die Umleitung von Krften bei lokalen berbeanspru-
den mit Epoxidharzklebstoffen verklebten Gelegen, ca. chungen der Fasern. Bei der Verklebung der Gelege auf
ein Drittel. Die vergleichsweise geringen Verbund- den Steinoberflchen ist davon auszugehen, dass die
bruchkrfte sowie die Versagensform kçnnen letztlich einzelnen Fasern nicht immer optimal parallel zueinan-
durch das Lçsen der Mçrtelmatrix vom Gelege erklrt der und zugleich in der Zugrichtung verlaufen. Somit
Bild 8. Verbundbruchkrfte in Abhngigkeit zur Dehnsteifigkeit der Faserverbundwerkstoffe (FVW) sowie der verwendeten
Klebstoffe A (hochviskos) und B (niedrigviskos)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 489
kçnnen sich in den einzelnen Fasern geringe Beanspru- Fr die Untersuchungen wurden zwei Mauersteinarten,
chungsunterschiede ergeben. Diese ist die Matrix im- ein Gelegetyp sowie eine Klebstoffart (Tabelle 5) ver-
stande auszugleichen. Fehlt die Matrix, aufgrund einer wendet. Der Versuchsaufbau bestand aus einer Zugvor-
Trennung von Matrix und Gelege, kann ein gestaffeltes richtung zum Belasten der FVW und einer Vorrichtung
Zugversagen der einzelnen Fasern die Folge sein. Auch fr eine Querbelastung der Wandknoten (Bild 10).
wenn fr das gezeigte Beispiel verhltnismßig geringe Durch die an den Stirnseiten der Wnde angeordneten
Verbundbruchkrfte erreicht wurden, kçnnen hochfeste Auflager (AL1, AL2) ergab sich eine gezielte Umlen-
Mçrtel vor allem dort sinnvoll eingesetzt werden, wo kung (Spreizung) der Verankerungskrfte im Wandkno-
große Klebstoffverbruche entstehen und die zu erwar- ten. Da Mauerwerkswnde in aller Regel durch Ver-
tende Beanspruchung der FVW gering ist. Dies ist bei- tikallasten beansprucht werden, wurden die Wandkno-
spielhaft bei flchigen Verklebungen von Gelegen auf ten senkrecht zu ihrer Lagerfuge vorgespannt. Eine
Mauerwerkswnden der Fall. Kontrolle erfolgte mit den Kraftmessdosen A1 und
In Bild 8 ist augenscheinlich ein nahezu linearer Zu- A2. Zur Festlegung der Vorspannkrfte wurde eine
sammenhang zwischen den experimentell ermittelten berschlagsrechnung angestellt. Fr ein Einfamilien-
Verbundbruchkrften und den Dehnsteifigkeiten der haus ergeben sich Normalspannungen im Wandquer-
FVW erkennbar. Hçhere Dehnsteifigkeiten der FVW schnitt von ca. 0,50 bis 0,60 N/mm2. Somit wurden
fhren zu einer Steigerung der aktivierten Verbundln- die Wandknoten C1-C3, C7-C9, C13-C15 und C19-C24
ge in Richtung des unbeanspruchten Endes des Ver- mit 50 kN und C4-C6, C10-C12 und C16-C18 mit
bundelements. Folglich ergibt sich eine Steigerung der 12,5 kN vorgespannt. Die Versuche wurden weggesteu-
Verbundbruchkrfte. Somit kann allgemein festgehal- ert mit einer Geschwindigkeit von 2 mm/min. durch-
ten werden, dass hçhere Dehnsteifigkeiten der FVW gefhrt.
zu einer Steigerung der Verbundfestigkeiten fhren. Das Verbundversagen kndigte sich, ausgehend vom
Dies lsst sich sowohl durch eine Erhçhung der Elasti- Beginn der Krafteinleitung, durch ein fortschreitendes
zittsmoduln als auch der Querschnittsflchen der FVW Entkoppeln zwischen FVW und Mauerwerk in Rich-
erreichen. tung des unbelasteten Endes der FVW an (Bilder 11 a
und 12 a). Danach trat das Versagen schlagartig als
Zugversagen der oberflchennahen Steinbereiche ein.
Bei den Wandknoten mit senkrecht zu den Lagerfugen
5 Verankerungsuntersuchungen verklebten FVW zeigten sich keilfçrmige Ausbrche
der Steine bis in eine Tiefe von ca. 30 mm (Bild 12 b).
am Wandknoten
Bei zwei Versuchen (C1, C3) trat ohne Vorankndi-
Zur genaueren Untersuchung der Knotenbereiche wur- gung ein Gleitversagen der Lagerfugen und bei Versuch
de eine Versuchsanordnung entwickelt, die eine geziel- C5 ein Zugversagen der FVW ein. Die Verankerungs-
te Umlenkung der Verankerungskrfte zulsst. Die Ver- krfte ergaben sich in einem Bereich zwischen 52,2 kN
suchskçrper bestanden aus einem nahezu quadratischen fr Versuch C9 bis 157,9 kN fr Versuch C23. Die
Mauerwerkskçrper (Bild 9), auf den beidseitig jeweils Materialkombinationen, die Abmessungen der Wand-
ein Streifen FVW mit unterschiedlichen Abmessungen knoten und die mittleren Verbundbruchkrfte sind in
aufgeklebt wurde. Tabelle 5 angegeben.
Bild 9. Wandknoten mit der Anordnung der FVW (a) parallel zur Lagerfuge, (b) senkrecht zur Lagerfuge, (c) Seitenansicht
490 F Forschung
Tabelle 5. Verankerungsversuche: Materialkombinationen, Abmessungen der Wandknoten und FVW sowie Versuchsergebnisse
(a) (b)
Bild 11. Typische Versagensbilder fr parallel zu den Lagerfugen verklebte FVW;
(a) beginnendes Verbundversagen, (b) Verbundbruchflche (Versuch C8)
(a) (b)
Bild 12. Typische Versagensbilder fr senkrecht zu den Lagerfugen verklebte FVW;
(a) beginnendes Verbundversagen, (b) Verbundbruchflche (Versuch C6)
492 F Forschung
Mit der Verklebung der FVW senkrecht zu den Lager- werden mit einem Verbundansatz (Bild 14 c) erfasst,
fugen stellten sich, im Vergleich zur parallelen Verkle- welcher einen Zusammenhang zwischen der Verbund-
bung, Steigerungen der Verbundbruchkrfte von bis zu schubspannung und der Relativverschiebung der Fge-
35 % ein. Dies ging einher mit einer Zunahme der Re- teile am differenziellen Element wiedergibt. Prinzipiell
lativverformungen zwischen FVW und Mauerwerk kçnnen unterschiedlichste Verbundanstze bercksich-
(Bild 13). Die Verbundsteifigkeiten waren jedoch ver- tigt werden, auch wenngleich sich nur fr wenige Ver-
gleichbar. Bei Casareto et al. [27] zeigte sich an Ver- bundanstze eine geschlossene analytische Lçsung an-
ankerungskçrpern aus Mauerwerk ein nahezu linearer geben lsst. Das Berechnungsverfahren ist somit all-
Zusammenhang zwischen den Verbundbreiten und den gemein auf eine Vielzahl von Verbundfragestellungen
Verbundbruchkrften. Dies konnte mit den durch- anwendbar.
gefhrten experimentellen Untersuchungen untermau- Die Verbundkraft Ff aus Bild 14 a ergibt sich nach
ert werden. Darber hinaus konnte an den Wandknoten Gl. (1) aus der Integration der Schubspannungen ber
beobachtet werden, dass sich mit zunehmenden Dicken die Verbundflche. Die Lçsung der Gleichung am dif-
der FVW weniger Risse mit kleineren Rissweiten und ferenziellen Element fr einen linear-verfestigenden
Risslngen einstellten. Eine umfassende Dokumentati- Verbundansatz (Bild 14 c) mit den Randbedingungen
on dieser experimentellen Untersuchungen findet sich fr das Endverankerungselement fhrt zu Gl. (2). Mit
bei Pfeiffer [28]. ihr lsst sich die Verbundbruchkraft in Abhngigkeit
zur Verbundlnge lv berechnen.
xZ¼ lv
Bild 14. (a) Geometrie am Stein, (b) Detail eines differenziellen Verbundbereiches mit Krften und Spannungen,
(c) linear-verfestigender Verbundansatz
Ist die vorhandene Verbundlnge lv grçßer als die „ma- den. Hierbei ist zu bercksichtigen, dass dieser fr die
ximale Verankerungslnge“ lv,max, kann die Verbund- Serie A mit Verbundlngen von 240 mm hergeleitet
bruchkraft einzig durch einen Reibungsanteil erhçht wurde. Fr Verbundlngen ber lv,max wurde, wie in
werden. Mit der umgekehrten Situation ergibt sich Bild 18 dargestellt, eine Interpolation fr &v vorgenom-
eine rechnerische Reduzierung der Verbundbruchkrfte men. Vergleicht man die abgeminderten Verbundbruch-
(Bild 19). Der Reibungseinfluss kann mit dem in Gl. (7) krfte mit der rechnerischen Lçsung (Bild 19), so zeigt
eingefhrten Abminderungsbeiwert &v abgeschtzt wer- sich eine nherungsweise Linearitt der Bruchkrfte.
496 F Forschung
Bild 18. Ermittlung der Reibungsanteile am Endverankerungselement fr Verbundlngen zwischen 60 und 240 mm,
beispielhaft fr die Materialkombination Mz20-B-Sa397G (Versuche A50–A52, B10–B18)
Bild 19. Vergleich der experimentellen mit den rechnerischen Verbundbruchkrften am Endverankerungselement fr Verbundlngen
zwischen 60 und 240 mm, beispielhaft fr die Materialkombination Mz20-B-Sa397G (Versuche A50–A52, B10–B18)
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 497
Dies lsst den Schluss zu, dass der gewhlte Ansatz den
Einfluss der Reibung zutreffend erfasst. Wenngleich
nur eine Verbundlnge (60 mm) unterhalb der maxima-
len Verbundlnge von 95 mm liegt, erscheinen die rech-
nerisch ermittelten Werte fr die Verbundbruchkrfte
aber auch fr die maximale Verbundlnge plausibel.
Die Verbundbruchkrfte lassen sich somit in Abhngig-
keit von der Verbundlnge mit dem hergeleiteten Ver-
bundmodell zutreffend berechnen.
Fr die Verbundkraftberechnung am Wandknoten ist
eine Erweiterung der Gl. (2) auf mehrere hintereinander
liegende Verankerungselemente – die sog. Zwischenris-
selemente – erforderlich. Diese Zwischenrisselemente
ergeben sich als ganze Steine zwischen den Mauer-
werksfugen (Bild 20). Die Differenzkraft DFf,i am Zwi-
schenrisselement kann in Abhngigkeit der Verbund- Bild 20. Verankerungssituation am Zwischenrisselement
lnge mit Gl. (9) berechnet werden.
DFf ;i ¼ Ff ;i þ Ff ;i coshðw lv Þ
2 w Gv Ef tf bv
þ Ff ;i sinhðw lv Þ
tv1
tanhðw lv Þ (9)
Im Zuge der Modellbildung stellte sich die Frage, ob
das Verhltnis aus der Verbundbreite der FVW zur
Breite des Verankerungselements einen Einfluss auf Bild 21. Geometrie der FVW am Verankerungskçrper
die Verbundbruchkrfte hat. Fr die Herleitung des
Verbundansatzes wurde ein ebener Spannungszustand
am Verankerungselement unterstellt. Jedoch gibt ßeren Krften dargestellt. Zur Modellierung des inneren
Holzenkmpfer [22] – im Zusammenhang mit auf und ußeren Kraftabtrags gilt es zunchst die Verbund-
Beton aufgeklebten Lamellen – zu bedenken, dass krfte am jeweiligen Verankerungselement zu berech-
der Verbundkraftabtrag zu einem dreiaxialen Span- nen. Anschließend kann der innere Kraftabtrag im
nungszustand fhrt. Um diesem Verhalten Rechnung Wandknoten mit Spannungsfeldern erklrt und das u-
zu tragen, leitete er den Faktor „kb2“ her. Dieser wurde ßere Gleichgewicht gebildet werden.
fr die eigenen Untersuchungen bernommen und mit Die Ergebnisse der Verbundkraftberechnung sind in
„kv“ bezeichnet (vgl. Bild 21). Die Verankerungskraft Bild 23 dargestellt. Bei der Definition der aktivierten
ber n hintereinander angeordnete Verankerungsele- Verankerungselemente wurden die Spannungsfelder
mente ergibt sich als Summe der Verbundkrfte wie nach Bild 22 bercksichtigt. Ein Vergleich der rech-
folgt: nerischen und experimentellen Verbundbruchkrfte
zeigt bis auf zwei Versuchsanordnungen (C1-C3 und
X
n
C13-C15) eine sehr gute bereinstimmung der Ergeb-
Fu,rech: ¼ kv DFf ;i (10)
nisse. Hierbei liegen die maximalen Abweichungen in
i¼1
einem Bereich von ca. 13 %. Dies ist insofern zu-
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi friedenstellend, da mit den Wandknoten sechs Ver-
2 bundflchengeometrien (490 bis 1480 cm2) in Kom-
kv ¼ (11)
1 þ ðbv =bv;sup: Þ bination mit unterschiedlichen Faserverbundwerkstoff-
dicken (2 bis 4 Gelegelagen) fr zwei Steinarten und
Die Berechnung der Verbundbruchkrfte nach Gl. (10) zwei unterschiedliche Winkel (0 und 90 ) zwischen
erfolgt iterativ. Ein fr die Handrechnung geeignetes den Fasern und der Lagerfuge untersucht wurden (vgl.
Nherungsverfahren wurde von Pfeiffer [28] ent- Tabelle 5).
wickelt. Fr die Verifizierung der Wandknotenversuche
(Serie C) reicht es nicht mehr aus, einzig ein Verbund-
modell anzuwenden. Vielmehr muss die Berechnung
7 Zusammenfassung
der Verbundbruchkrfte unter Zuhilfenahme eines
Strukturmodells erfolgen. Die Strukturmechanik kann Zur breiten Absicherung eines auf der Theorie des ver-
mit Spannungsfeldern [13] und die Bruchmechanik schieblichen Verbundes entwickelten Verbundmodells
der Klebverbindung mit der Theorie des verschiebli- wurden 91 Endverankerungsversuche (Serie A und B)
chen Verbundes (Gl. 9) erfasst werden. In Bild 22 ist durchgefhrt, wobei vier Gelegearten, drei Klebstoffe
beispielhaft ein Wandknoten mit den angreifenden u- und acht Steinsorten miteinander kombiniert wurden.
498 F Forschung
(a) (b)
Bild 22. Modellierung des Kraftabtrags am Wandknoten; (a) ußere Krfte, (b) Verlauf der Spannungsfasern im Bereich der Auflager
Bild 23. Vergleich der experimentellen und rechnerischen Verbundbruchkrfte der Wandknotenversuche
II rtliche Verstrkung gemauerter Wandscheiben mit aufgeklebten Faserverbundwerkstoffen 499
Das Verbundversagen trat, bis auf die mit hochfesten Die Fasermaterialien wurden freundlicherweise von
Zementmçrteln verklebten Gelege, als schlagartiges den Firmen SAERTEX Stade GmbH & Co. KG, Sika
Zugversagen der oberflchennahen Steinbereiche ein. Deutschland GmbH, und S&P Clever Reinforcement
Hçhere Festigkeiten der Steine und hçhere Dehnsteifig- GmbH zur Verfgung gestellt. Letztere Firmen stellten
keiten der FVW fhrten zu einer augenscheinlich linea- darber hinaus die Epoxidharzklebstoffe zur Ver-
ren Steigerung der Verbundbruchkrfte. Fr einen nied- fgung.
rigviskosen Epoxidharzklebstoff ergaben sich im Ver-
gleich zu einem hochviskosen Klebstoff durchschnitt-
lich ca. 40 % hçhere Verankerungskrfte. Somit zeigt
sich, dass die Viskositt des verwendeten Epoxidharz- 8 Literatur
klebstoffs einen entscheidenden Einfluss auf die Ver- [1] Seim, W.: Bewertung und Verstrkung von Stahlbeton-
bundfestigkeit hat. Hinsichtlich des Einflusses der Vis- tragwerken. Verlag Ernst & Sohn, Berlin,
kositt ist festzuhalten, dass sich diese Eigenschaft fr 2007.
Epoxidharzklebstoffe vom Hersteller der Komponenten
[2] Schober, K.-U.: Untersuchungen zum Tragverhalten hy-
fr unterschiedliche Anforderungen „einstellen“ lsst. brider Verbundkonstruktionen aus Polymerbeton, faserver-
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Produkte, strkten Kunststoffen und Holz. Dissertation, Bauhaus-Uni-
die derzeit fr tragende Klebverbindungen im Bauwe- versitt Weimar, 2008.
sen zugelassen sind, fr den Einsatz auf Mauerwerks-
oberflchen weiter optimiert werden kçnnen. Die Ver- [3] Ehsani, M. R.: Strengthening of earthquake-damaged
bundbruchkrfte setzten sich aus einem Verbundkraft- masonry structures with composite materials. Non-metallic
anteil und einem Reibungsanteil zwischen dem Stein (FRP) Reinforcementnt for Concrete Structures, S. 680–687,
und dem FVW zusammen. Der Reibungsanteil kann 1995.
mit dem eingefhrten Beiwert &v abgeschtzt werden. [4] Schwegler, G.: Verstrkung von Mauerwerksbauten mit
Zur Absicherung der kombinierten Anwendung des CFK-Lamellen. Schweizer Ingenieur- und Architektenblatt,
Struktur- und des Verbundmodells wurden 24 Veranke- Nr. 44, S. 14–16, 1996.
rungsversuche (Serie C) an Wandknoten durchgefhrt.
[5] Balsamo, A.; Battista, U.; Herzala, A.; Viskovic, A.: The
Hierbei ergaben sich Verbundbruchkrfte von bis zu use of aramidic fibres to improve the structural behaviour of
157,9 kN. Das Versagen zeigte sich als Steinversagen masonry structures under seismic actions. www.unesco.org/
der oberflchennahen Bereiche mit teils deutlichen archi2000/pdf/balsamo.pdf, 2001.
Ausbrchen der Steine von bis zu 30 mm. Mit senkrecht
zu den Lagerfugen verklebten FVW wurden um bis zu [6] Schwegler, G.: Verstrken von Mauerwerk mit Faserver-
35 % hçhere Verbundbruchkrfte als mit parallel zur bundwerkstoffen in seismisch gefhrdeten Zonen. Dissertati-
Lagerfuge verklebten erreicht. on, Bericht 229, Eidgençssische Materialprfungs- und For-
Fr die Endverankerungsuntersuchungen der Serien A schungsanstalt (EMPA), Dbendorf, 1994.
und B wurde auf der Grundlage der Theorie des ver- [7] ElGawady, M.: Seismic In-Plane behavior of URM
schieblichen Verbundes ein Verbundmodell hergeleitet, Walls Upgraded with Composites. Dissertation, EPFL Lau-
mit dem sich die grçßte Abweichung der Verbund- sanne, 2004.
bruchkrfte ohne Bercksichtigung der Bestandsziegel [8] Wallner, C.: Erdbebengerechtes Verstrken von Mauer-
mit einer Unterschtzung von ca. 25 % ergab. Aufgrund werk durch Faserverbundwerkstoffe – experimentelle und
der Reibung zwischen Stein und FVW ergab sich fr die numerische Untersuchungen. Dissertation, Universitt Karls-
Versuche der Serie B eine lineare Abhngigkeit zwi- ruhe, 2008.
schen der Verankerungskraft und der Verankerungsln-
ge, wenn die maximale Verankerungslnge lv,max ber- [9] Seim, W.; Humburg, E.; Strz, J.: Local post-strengthe-
schritten wird. Dieses Ergebnis besttigt den hergelei- ning of masonry walls by use of fiberreinforced polymers
teten Reibungsansatz. Fr die Verifizierung der Wand- (FRP). Composites in Construction, University of Calabria,
Rende 2003.
knotenversuche der Serie C wurde das Verbundmodell
auf die Anwendung von Zwischenrisselementen und [10] Seim, W.: Verstrkung von Mauerwerkskonstruktionen
um einen Beiwert kv, welcher eine dreidimensionale mit Faserverbundwerkstoffen. In: Faserverbundwerkstoffe,
Spannungsausbreitung am Verbundelement bercksich- S. 185–193, Bauwerk-Verlag, Berlin, 2005.
tigt, erweitert. Fr die Nachweisfhrung wurde das Ver- [11] Zimmerli, B.; Schwarz, J.; Schwegler, G.: Mauerwerk:
bundmodell mit einem Strukturmodell auf der Grund- Bemessung und Konstruktion. Birkhuser Verlag, Basel,
lage der Theorie der Spannungsfelder kombiniert. Mit 1999.
der Anwendung der Modelle ergaben sich bis auf zwei
Wandknotengeometrien Abweichungen zu den experi- [12] Ganz, H. R.: Mauerwerksscheiben unter Normalkraft
mentellen Ergebnissen von maximal ca. 13 %, wobei und Schub. Dissertation, Institut fr Baustatik und Konstruk-
die Verbundbruchkrfte im Allgemeinen rechnerisch tion ETH Zrich. Birkhuser Verlag, Basel, 1985.
unterschtzt wurden. [13] Vogel, M.: Applikation von faserverstrkten Kunststof-
Das Forschungsvorhaben wurde von der Deutschen fen auf Mauerwerkswnden. Diplomarbeit, Universitt Kas-
Forschungsgemeinschaft von 2005 bis 2008 gefçrdert. sel, (unverçffentlicht). 2000
500 F Forschung
[14] Aiello, M. A.; Scolti, M. S.: Bond analysis of masonry [21] DIN EN 1015-3:2007-05: Prfverfahren fr Mçrtel fr
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[15] Triantafillou, T. C.: Composites: A new possibility for [22] Holzenkmpfer, P.: Ingenieurmodell des Verbundes ge-
the shear Strengthening of Concrete, Masonry and Wood. klebter Bewehrung fr Betonbauteile. Dissertation, TU
Composites Science and Technology, Vol. 58, S. 1285–1295, Braunschweig, 1994.
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[23] Niedermeier, R. P.: Zugkraftdeckung bei geklebten
[16] Tumialan, J. G.; Myers, J. J.; Nanni, A.: Field Evaluati- Bauteilen. Dissertation, TU Mnchen, 2000.
on of Masonry Walls Strengthened with FRP Composites at [24] Seim, W.; Pfeiffer, U.; Hempel M.; Orschulok, R.: A
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Mauerwerk; Teil 11: Bestimmung der Biegezug und Druck- serverbundwerkstoffen. Dissertation, Universitt Kassel,
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501
Stichwortverzeichnis
A – Norm 353
Abdichtungen, Normen 362 Anlage, bauliche 402
Abluftanlage 300 Antwortspektrenverfahren 145, 152
abP siehe allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis – multimodales 149, 152, 231
abZ siehe allgemeine bauaufsichtliche Zulassung – vereinfachtes 230
allgemein anerkannte Regeln der Technik 410 Antwortspektrum 153, 227–229
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) – elastisches 163
365–395, 410–414 – Ermittlung 228
– Betonsteine 370–372 Anwendungsnorm 52–59, 61, 63
– bewehrtes Mauerwerk 391–393 – Mauermçrtel 46 f.
– Dnnbettmçrtel-Mauerwerk 373–387 – Mauersteine 46 f.
– Ergnzungsbauteile 393–395 Arbeitsgerst, Norm 363
– Hochlochziegel 391 ARGEBAU 402
– Hohlblocksteine 371 Armaturen, Schallschutz 279
– – (mit) integrierter Wrmedmmung 371 A-Schallpegel 246
– – Planhohlblocksteine 383 Ausfachungsflche 68
– Kalksandsteine 369 Ausfachungswand, Tragfhigkeit
– Leichtmçrtel 372 – kanadische Norm 202 f.
– Leichtmçrtel-Mauerwerk 365–372 Ausfhrungsnorm
– Mauerfuß-Dmmelemente 393 – Mauermçrtel 62
– Mauermçrtel 372 – Mauersteine 62
– Mauersteine grçßeren Formats 372 Außenbrandkurve 315
– Mauerverbinder fr Stumpfstoßtechnik 395 Außenlrmpegel, maßgeblicher 253 f.
– Mauerziegel 365–368, 372 Außenlrmschutz 253 f., 284
– Mittelbettmçrtel-Mauerwerk 388 Außenputz 21
– Normalmçrtel-Mauerwerk 365–372 – Eigenschaftszusammenhnge 23
– Planelemente 385–387 – Risssicherheit 460–464
– – Beton-Planelemente 386 f. Außenwand 207
– – drittel- oder halbgeschosshohe Ausfhrung 387 – Bekleidung 338
– – Kalksand-Planelemente 385 f. – – Norm 363
– – Planziegel-Elemente 385 – Bemessungssituation 209
– – Porenbeton-Planelemente 386 – einschalige 71
– Plansteine – Hochlochziegel-Außenwand, wrmedmmende
– – Beton-Plansteine 382–384 452 f.
– – Kalksand-Plansteine 381 – Hohlraumdmmung, nachtrgliche 479 f.
– – Leichtbeton-Plansteine mit integrierter Wrme- – Lrmschutz 253 f.
dmmung 384 – nichttragende 338
– – Porenbeton-Plansteine 381 – – Brandverhalten 314 f.
– Planverfllziegel 380 – Schalldmmung 284–286
– Planziegel 373–378 – zweischalige 71–75
– – (mit) integrierter Wrmedmmung 379 – – Außenschale 72 f.
– Schalungssteine 389 f. – – Dehnungsfugen 74 f.
– Strze 391–393 – – Luftschicht im Schalenzwischenraum 75
– Trockenmauerwerk 381 – – Verankerung 73 f.
– Verbindungsanker fr Mauerwerksschalen von – – Wrmedmmung 75
zweischaligen Wnden 394 Außenwand-Trennwand-Anschluss, vertikaler 452 f.
– Verfllziegel 369 Aussinterung 121
– Wandtafeln Aussparungen 71, 171, 178
– – geschosshohe 389 Aussteifungsscheiben, Tragfhigkeitserhçhung
– – vorgefertigte 388 f. 427–432
– Ziegel mit integrierter Wrmedmmung 369 Aussteifungswand 207
allgemeines bauaufsichtliches Prfzeugnis (abP) 410,
414 f. B
Anfangsscherfestigkeit von Mauerwerk 171 Bauarten 409 f.
Anker – Brandverhaltensklassifizierung, Norm 362
– Drahtanker 85, 306 – Definition 403
– Maueranker 85 – geregelte 410
502 Stichwortverzeichnis
– Zugfestigkeit 3 f. – Mauerwerk 17
Primrenergiefaktor 301
Produktnorm 45–64 R
– harmonisierte 45 f., 51, 57, 61 Rauchabschnitt 334 f.
– Mauersteine 45 f. Rauchabzugsanlage 338
Prfnormen Resonanzeffekt 270
– Abdichtungen 362 Resonanzfrequenz 277
– Bauphysik 360–362 – (der) Vorsatzkonstruktion 287
– Biegezugfestigkeit 356 Restnorm
– Druckfestigkeit 356 – Mauermçrtel 57, 61
– Feuerwiderstand 314–316 – Mauersteine 59, 61
– Klinker 356 Rettungsweg 335 f.
– Mauersteine 356 f. Ringanker 70
– Mauerwerk 356 Ringbalken 70
– Mauerwerk-Ergnzungsbauteile 358 Rissbild 428, 430, 435
– Mçrtel 357 f. Rissspannung 10
– Vormauerziegel 356 Rohrleitungen
– Wrmeschutzprfverfahren 359 – Schallschutz 271 f., 278 f.
Prfverfahren fr Mauerwerk – Wrmedmmung 301
– Biegezugfestigkeit, Prfnorm 356 Rohrschelle, elastische 279
– Druckfestigkeit, Prfnorm 356 Rohrummantelung 279
pseudodynamischer Großversuch 160 Roste 181 f.
Pushover-Berechnung 145 f., 231–236
Putz S
– Außenputz siehe dort Salze, eluierbare 116–118, 122
– Druckfestigkeit 22 Sanatorium, Schallschutz 251 f.
– dynamischer E-Modul 22 Schalenzwischenraum 85 f., 97 f.
– Kunstharzputz 350 Schall 245
– Norm 348 – A-Bewertung 246
– Quellen 23 Schallbrcke 263, 267, 276
– Schwinden 23 Schalldmm-Maß 246, 257
– Trockenputz 270 – Bauschalldmm-Maß siehe dort
– Zugbruchdehnung 22 – bewertetes 247
– Zug-E-Modul 22 – – einschalige biegesteife Wnde 258
– Zugfestigkeit 22 – Bezugskurve 247
– Zugrelaxation 22 f. – (mit) Flankenbertragung 247
Putzbinder, Norm 351 – Lochsteine 282, 284
Putzmçrtel – Rechenwerte 249
– Endschwindwerte 23 – resultierendes 284
– Norm 350 – Wrmedmm-Verbundsysteme 274–276
– Quellwerte 24 – (von) zusammengesetzten Bauteilen 364
Putzsysteme, Norm 348 Schalldmmung
– Außenwnde 284–286
Q – (von) Bauteilen 246
Quelldehnung von Naturstein/Natursteinmauerwerk – Biegeschwingung 260
22 – Dickenschwingung 259 f.
Quellen – einschalige Bauteile 257–261
– Mauersteine 6 – Lçcher 263 f.
– Mauerwerk 18 – Lochsteine 280
– Putz 23 – Massengesetz 257–259
Quellwerte von Putzmçrtel 24 – porçse Stoffe 263 f.
Querdehnungsmodul – resultierende 256, 265 f.
– Dnnbettmçrtel 8 – Schlitze 263 f.
– Leichtbetonsteine 6 – Verlustfaktor 259, 261
– Mauermçrtel 7 f. – zweischalige Bauteile 261–263
– Mauersteine 6 – zwischen Rumen 246 f.
– Mauerziegel 6 Schallpegel 245 f.
Querdehnungszahl Schallpegeldifferenz 257
– Mauersteine 6 Schallschutz
Stichwortverzeichnis 511