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Bauen mit Stahl im Bestand

Architektur und Nachhaltigkeit


Stefan Schäfer
Impressum Bildnachweise:

1 Jörg Lange, Darmstadt, 2–6 Lange + Ewald Inge-


Dokumentation 615 nieure, Rödermark, 7 Architekturbüro Reichel und
Bauen mit Stahl im Bestand Staudth, Braunschweig, 8 Anderhalten Architekten,
Architektur und Nachhaltigkeit Berlin, 9 MVRDV, Rotterdam + JJW, Kopenhagen,
10 Hans Jürgen Landes, Dortmund,
Herausgeber:
BAUEN MIT STAHL e. V. 1.1 Architekturbüro Gerhard Spangenberg, Berlin,
Sohnstraße 65 1.2–1.4 Michael Weihpratizky, Berlin, 1.5 Architektur-
40237 Düsseldorf büro Gerhard Spangenberg, Berlin, 1.6 u. 1.8 Lamott
Telefon 0211 6707-828 Architekten, Stuttgart, 1.7, 1.9–1.11 Werner Huthmacher,
Telefax 0211 6707-829 Berlin
zentrale@bauen-mit-stahl.de
www.bauen-mit-stahl.de 2.1 Fotograf unbekannt, 2.2, 2.3 u. 2.6 Silberpfeil Archi-
tekten, Wien, 2.4 Anna Blau + Art for Art, Theaterservice
Autoren: GmbH, Wien, 2.5 Ruth Ehrmann, Wien, 2.7 Waltraud
Prof. Jörg Lange Krase, Frankfurt, 2.8 Lange + Ewald Ingenieure, Röder-
Prof. Stefan Schäfer mark,
Titelbild:
Prof. Thomas Ummenhofer
Das Ständehaus in Düsseldorf
3.1 Uwe Dettmar, Frankfurt, 3.2 u. 3.3 Börsenverwaltung,
Kiessler und Partner Architekten, München
Mitarbeit und Layout: Frankfurt, 3.4 u. 3.5 Architekturbüro Wilfried Hilger,
Dipl.-Ing. Neda Pahlevan Sharif 3.6 u. 3.7 Sabine Vielmo, Hamburg, 3.8–3.10 Hans
Unten: Innenraum, rechts: Ansicht alt / neu
Jürgen Landes, Dortmund
Druckvorstufe:
Röling – Grafik + Design, Essen 4.1–4.4 Rainer Rehfeld, Köln, 4.5–4.7 Jean-Luc
Valentin, Frankfurt, 4.8–4.10 MVRDV, Rotterdam + JJW,
Kopenhagen, 4.11–4.12 Rob’t Hart, Rotterdam

5.1–5.4 Studio Schilling, Köln, 5.5–5.7 BRT, Hamburg,


5.8 Matthias Friedel, Hamburg
Diese Publikation und alle in ihr enthaltenen Beiträge und
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte 6.1–6.3 Prof. Stefan Schäfer, Stuttgart
bleiben vorbehalten.
7.1 Werner Huthmacher, Berlin, 7.2 u. 7.3 Anderhalten
Kein Teil dieser Publikation darf ohne schriftliche Geneh- Architekten, Berlin, 7.4 u. 7.5 Werner Huthmacher,
migung der Autoren und des Herausgebers in irgend- Berlin, 7.6–7.8 Architekturbüro Reichel und Staudth,
einer Form reproduziert und verwertet werden. Eine Ver- Braunschweig
wertung ist nur mit schriftlicher Einwilligung der Autoren
und des Herausgebers zulässig. 8.1 Goebel Photo Design, Wiesbaden, 8.2–8.6 u. 8.8
Gresser Architekten, Wiesbaden, 8.7 Stiftung Jagd-
1. Auflage, Mai 2008 schloss Platte e. V., Wiesbaden, 8.9–8.12 Ralph Richter,
Düsseldorf
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Stefan Schäfer

Bauen mit Stahl im Bestand


Architektur und Nachhaltigkeit
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Vorwort

Kaum ein Werkstoff hat die Menschheit so geprägt wie Stahl ist quasi unverzichtbar, wenn man subtile und Wir wurden geleitet von dem Wunsch, durch gegliederte
das Eisen und in seiner veredelten Form der Stahl. anspruchsvolle Bauaufgaben mit bestehender Bau- Informationen bereits jetzt hilfreiche Antworten zu liefern.
Diente er ursprünglich vorwiegend als Material für Waf- substanz zu lösen hat. Sie sollen die Suche nach möglichen Lösungen verein-
fen und Ackergeräte – sogar Geschichtsepochen werden fachen und architektonische Reize setzen, die die vor-
nach dem Eisen benannt –, so ist er heute aus unserer Das vorliegende Buch richtet sich an alle Bauschaffen- handene Bausubstanz weiterentwickelt – zum Wohle
technisch geprägten Umwelt nicht mehr wegzudenken. den und will über die vielseitigen Anwendungsmöglich- einer starken Baukultur und letztlich zum Wohle unserer
Kein anderer Werkstoff ist so vielfältig hinsichtlich seiner keiten informieren und ggf. vorhandene Zweifel besei- bebauten Umwelt – und damit zum Wohle aller!
Erzeugnisse (dünne Bleche – dicke Profile), Herstellungs- tigen. Aus zahlreichen existierenden hervorragenden
und Veredelungsverfahren und seiner Weiterverarbeitung. Baubeispielen haben wir daher einige wenige ausge- Allen projektbeteiligten Büros, die mit der Bereitstellung
Es ist eigentlich sehr erstaunlich, dass dieser Hoch- wählt, die den Einsatz des Werkstoffes nachvollziehbar von Informationsmaterial ihrer Projekte zum Gelingen
leistungswerkstoff etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erst und informativ dokumentieren sollen. Sie können längst dieser Veröffentlichung beigetragen haben, sei an dieser
so spät für eine breite Anwendung im Bauwesen ent- nicht alles aufzeigen, was möglich ist, und dienen daher Stelle herzlich gedankt!
deckt worden ist. auch als Anregung und als Ermunterung, selbst vor an-
spruchsvollen Anwendungen nicht zurückzuschrecken. Stefan Schäfer, Mai 2008
Nun ist es kein Geheimnis, dass der quantitative Umfang
von Neubauaufgaben im Vergleich zur baulichen Aus- Die gewählte Gliederung in die 8 Kapitel:
einandersetzung mit bestehender Bausubstanz in den
letzten Jahrzehnten deutlich gesunken ist. Der Umgang 1. Kapitel: Horizontale Erweiterungen
mit vorhandener Bausubstanz mit dem Zweck der Erhal- 2. Kapitel: Vertikale Erweiterungen
tung, der Ertüchtigung und/oder der Umnutzung ist eine 3. Kapitel: Innere Einbauten
unstrittige Aufgabe mit Zukunft – dies auch vor allem 4. Kapitel: Gebäudehüllen
unter dem Licht der Schonung von Energieressourcen. 5. Kapitel: Sanierung, Renovierung, Ertüchtigung
6. Kapitel: Baulücken
Der Werkstoff Stahl bietet auch bei solchen Bauaufgaben 7. Kapitel: Austausch von Tragwerken
die allerbesten Voraussetzungen für ein gelungenes 8. Kapitel: Überdachungen
architektonisches Ergebnis. Er ist hochfest, langlebig,
fast beliebig formbar und besitzt eine eigene ästhetische folgt dem Wunsch, eine klare Systematik zu finden, die
Ausprägung, die selbst die verschiedensten formalen das Bauen mit Stahl im Bestand sinnvoll strukturiert.
Vorstellungen der Beteiligten befriedigen kann. Vor allem Entsprechend dieser Zuordnung treten immer wieder
aber können die einzubauenden Querschnitte schlank ähnliche fachliche und technische Fragestellungen auf,
und damit gegenüber dem Bestand unauffällig bleiben. für die eine bauliche Lösung zu finden ist.
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Technische Grundlagen

Architektursprache und Didaktik herstellen und Bewahren des Bestandes), Renovieren Nachhaltigkeit
(erneuernde Instandsetzung), Rekonstruieren (Wieder-
Bauen ist ein dynamischer Prozess – es gibt praktisch errichtung verlorener baulicher Substanz), Konvertieren Der Begriff der Nachhaltigkeit lässt sich in drei ver-
niemals Stillstand. Kein Bauwerk unterliegt einer Ver- (Nutzungsumwandlung) und Ertüchtigen (strukturelle schiedene Themenkomplexe unterteilen: Ökologie,
harrung in einem festen Zustand. Materialien altern, Verbesserung des Bestandes) unterschieden werden. Ökonomie und Soziokulturelles. Diese treten mitein-
Bauteile verformen und deformieren sich – es entstehen Der Umfang eingreifender Baumaßnahmen hängt dabei ander in Interaktion und dürfen nicht unabhängig von-
Risse und weitere Alterserscheinungen. Parallel dazu vom Bauherrn, dem verfügbaren Kostenrahmen und einander betrachtet werden. Im Bauwesen kommt dem
verändern sich die technischen Anforderungen an Bau- den Genehmigungsinstanzen ab. Thema Nachhaltigkeit aufgrund der enormen erforder-
werke – festgeschrieben in den Regeln und Normen – lichen Stoffflüsse eine wesentliche Bedeutung zu.
permanent. Zum Beispiel: Umlaufendes Tribünendach Ein probates architektonisches Gestaltungsmittel beim Besonders bei Bestandbaumaßnahmen kann der Bau-
eines Fußballstadions, das in 4 Abschnitten in 4 Jahr- Bauen im Bestand ist der kontrastierende Einsatz archi- stoff Stahl flexible Strukturen schaffen, die die im Lebens-
zehnten errichtet wurde, weist mitunter 4 verschiedene tektonischer Archetypen wie leicht/schwer, opak/trans- zyklus eines Bauwerks erforderlichen Anpassungen an
Stützendurchmesser auf. Daher ist grundsätzlich an- parent, hell/dunkel, hoch und schlank/niedrig und breit die Nutzungsart ermöglichen und dadurch z. B. den
zumerken, dass ein Bauwerk mit allen seinen Teilen ein usw. Und gerade hier haben sich zahlreiche Konzepte frühzeitigen Rückbau von Gebäuden verhindern können.
gesellschaftliches und technisches Abbild seiner Ent- mit Stahllösungen hervorgetan, die durch konstruktiv Nachhaltiges Bauen zeichnet sich grundsätzlich dadurch
stehungszeit darstellt. Je nach Erhaltungsgrad und kul- konsequente Tragwerke die bewährten Optionen der aus, Ressourcen zu schonen und den Erhalt der mensch-
tureller Wichtigkeit – wie immer dieser Begriff auch zu Leichtigkeit, der Transparenz und der freien Material- lichen Umwelt zu gewährleisten.
werten ist – führt dieser Umstand zu einem Schutz- wahl im Bereich der Gebäudehüllen ermöglichen. Die
bedürfnis, das aus denkmalpflegerischer Sicht weitere neu hinzugefügten Bauteile bleiben identifizierbar, sie Diesen Zielen genügt Stahl in besonderer Weise. Eisen,
Regeln generiert. Der Denkmalschutz kann dabei ein werten die bestehenden auf und schaffen bei sorgfältiger der Hauptbestandteil von Stahl, ist eine natürliche Res-
ganzes Bauwerk oder auch nur Teile daraus (z. B. eine Planung ein neues Ganzes. Nicht selten hat dadurch source, die durch die Verhüttung von Erzen gewonnen
Stuckdecke oder eine Treppenanlage) beinhalten. Oft- ein ansonsten bescheidenes Objekt durch geschickte wird und ihre Stärke vor allem bei der 100%igen Recyc-
mals entstehen gewisse Hürden, wenn Bauteile im Ergänzungen zu neuem Glanz gefunden. Ein Bauwerk, lingfähigkeit unter Beibehaltung der positiven Werkstoff-
Original ergänzt werden sollen. Wenn z. B. eine Klinker- das in unterschiedlichen Epochen entstanden ist, darf eigenschaften ausspielt.
wand, die mit Klinkern aus einem ganz bestimmten daher ohne Weiteres lesbar und seine Teile identifizierbar
Brennofen aufgemauert wurde, ergänzt werden soll, bleiben. Einer mutigen zeitgemäßen Architektur sollte der Durch diese Kreislauffähigkeit findet eine Schonung der
der Brennofen aber nicht mehr existiert. Auch Stähle Vorzug gegenüber baulicher Anbiederung und Imitation Umwelt statt und es wird ein wichtiger Beitrag zum
unterliegen epochenweise unterschiedlichen Qualitäts- gegeben werden. Klimaschutz geleistet. Man kann bei Stahl daher von
merkmalen, die bei baulichen Ergänzungen zu berück- einem ressourceneffizienten Baustoff sprechen. Hinzu
sichtigen sind. Die verfügbaren Stahlqualitäten haben Die folgenden Kapitel weisen individuelle architektoni- kommt, dass durch die hohe Werkstofffestigkeit nur
sich in den letzten 100 Jahren deutlich verbessert. sche Besonderheiten aus, die ihren jeweiligen örtlichen eine geringe Masse, bezogen auf die Nutzfläche, er-
Voraussetzungen geschuldet und kapitelweise typisch forderlich ist. Die ökologischen Vorteile gegenüber an-
Technisch gesehen sollte bei Bestandseingriffen zwi- sind. Kurze Einführungstexte gehen individuell auf die deren Baustoffen zeigen sich hier deutlich.
schen den Maßnahmen Konservieren (materielle Siche- jeweiligen Besonderheiten ein, ohne ein architektoni-
rung des vorliegenden Bestandes), Restaurieren (Wieder- sches „Kochrezept“ geben zu wollen.
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Bei der ökonomischen Betrachtung ist es wichtig, nicht Bauphysik Verfügung gestelltes Prüfzeugnis oder allgemein durch
nur die Herstellungskosten zu berechnen, sondern auch einen rechnerischen Nachweis nach DIN 4108 geführt
die Folgekosten für den Betrieb und Abriss der Immobilie Durch die stete Weiterentwicklung von Stahlbauweisen werden. Hierzu ist es erforderlich, die verwendeten Bau-
zu berücksichtigen. Diese Bestimmung der gesamten besteht ein vielfältiges Angebot an Stahlbausystemen, stoffe der Tragkonstruktion, der Wärmedämmung und
Lebenszykluskosten zeigt, dass eine lange Lebensdauer die sowohl die gesetzlichen Anforderungen an Wärme- des Feuchtigkeitsschutzes aufeinander abzustimmen.
von Bauteilen, verbunden mit einem niedrigen Instand- und Feuchteschutz als auch den Schallschutz erfüllen.
haltungsaufwand sowie einem geringen Aufwand im Im Bereich des Stahlleichtbaus kann zudem auf Sand- Da Stahl eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt, ist bei
Zuge von Nutzungsänderungen, über den Lebenszyklus wich-Elemente oder Vakuumpaneele zurückgegriffen Außenbauteilen auf die Verhinderung von Wärme-
ökonomisch vorteilhaft sind. Besonders die mit intelli- werden. brücken unbedingt zu achten. Dies kann durch außen
gent gestalteten Stahlkonstruktionen erreichbare Flexi- liegende Dämmschichten sowie durch weitgehende
bilität bringt hier wesentliche Vorteile. Bei alten Gebäu- Wärmeschutz und klimabedingter Feuchtigkeitsschutz thermische Entkopplung erfolgen. In diesem Zusammen-
den muss zuerst die Sinnhaftigkeit einer Instandsetzung An Bauteile, die ein Gebäude nach außen abschließen, hang kann der Einsatz von nichtrostenden Stählen, die
geprüft werden. In vielen Fällen wird für eine Weiter- werden Anforderungen an den Wärmeschutz und den eine um etwa zwei Drittel geringere Wärmeleitfähigkeit
nutzung eine Modernisierung notwendig sein, die u. a. klimabedingten Feuchtigkeitsschutz gestellt. Der Wärme- besitzen, zu energetisch wesentlich günstigeren Detail-
Eingriffe in das bestehende Tragwerk erforderlich macht. schutz von Gebäuden erfüllt hierbei drei Aufgaben: lösungen führen.
Hier können insbesondere Stahlleichtbaukonstruktionen – behagliches Raumklima
eine sinnvolle und ökonomisch vorteilhafte Lösung bie- – Reduktion des Energieverbrauchs
ten. Hinzu kommen am Ende der Bauwerkslebensdauer – Erhalt der Bausubstanz Schallschutz
geringe Abrisskosten durch die einfache Demontierbar-
keit von Stahlkonstruktionen und der Wegfall der sonst Die Nachfrage nach einem hohen technischen Wärme- Durch Nutzungsänderung bzw. Verlust des Bestand-
üblichen Entsorgungskosten. schutz wird derzeit zusätzlich durch das wachsende schutzes ergeben sich beim Bauen im Bestand oftmals
ökologische Bewusstsein und die steigenden Energie- neue Anforderungen an den Schallschutz. Die einzu-
Soziokulturelle Aspekte können besonders durch die kosten gestärkt. Grundsätzlich werden hierdurch die haltenden Kriterien richten sich nach der Nutzungsart
sehr vielseitige Anwendbarkeit von Stahl berücksichtigt Anforderungen an die Wärmedämmung weiter erhöht. sowie dem Bauteil und werden durch die DIN 4109
werden. Die gute Formbarkeit sowie die hohe Anpas- Jedoch sind für das Bauen im Bestand Regelungen „Schallschutz im Hochbau“ vorgegeben. Hierbei sind
sungsfähigkeit an die spezifischen Bauteilanforderun- getroffen worden, die den Bestandsschutz wahren. nur wenige schalltechnische Probleme typisch für den
gen tragen zu einer maßgeschneiderten Gestaltung bei. Hierbei werden in Abhängigkeit von der Nutzung, der Stahlbau. Die Mehrzahl der schalltechnischen Probleme
Ästhetische Zielsetzungen können dabei sehr gut um- Gebäudegröße und der Erweiterungsgröße unterschied- tritt auch bei anderen Bauweisen auf. So ist die soge-
gesetzt werden, sowohl bei der Einbindung in beste- liche Anforderungen an den Wärmeschutz nach EnEV nannte Schall-Längsleitung entlang flankierender Bau-
hende Systeme als auch bei Neubauten. In Kombinati- 2007 gestellt. teile von Skelettbauten in Massiv-, Verbund- und Stahl-
on mit Glas- oder Membrankonstruktionen entstehen im bauweise gleichermaßen zu beachten. Beim Nachweis
Bestand auch bei historischen Konstruktionen neue Unter klimabedingtem Feuchtigkeitsschutz versteht des Schallschutzes zwischen den Nutzungseinheiten ist
Raumabschlüsse, die durch ihre Transparenz zu einem man die Vermeidung von schädlichem Tauwasserausfall eine ausreichende Luft- und Trittschalldämmung nach-
neuen Raumgefühl beitragen und neue Flächen erschlie- im Bauteil oder an dessen Innenoberfläche. Dies ver- zuweisen.
ßen. Insgesamt kann durch den Entwurf von abgestimm- hindert feuchtebedingte Schäden der Konstruktion und
ten Stahlbaulösungen ein Anheben der Nutzungs- den Verlust der Wärmedämmwirkung. Der Nachweis
qualität und damit auch Lebensqualität erfolgen. für Systembauteile kann durch ein vom Hersteller zur
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Brandschutz
1 Stahlstützen in unterschiedlichen Ausführungen
Stahl brennt nicht! Trotzdem muss bei der Veränderung In Abhängigkeit von den jeweiligen Schichtdicken kön-
von Bestandsbauten der Brandschutz besonders sorg- nen so auf Basis der Zulassung der verwendeten Stoffe
fältig betrachtet werden: zum einen, weil bei hohen alle Brandschutzanforderungen erfüllt werden.
Temperaturen (in einem Schadensfeuer kann es bis zu
1100 °C heiß werden) die Festigkeit des Stahls stark Die neue Generation von europaweit geltenden Normen
zurückgeht, zum anderen, weil bei Umbauten regelmäßig (Eurocodes, das sind EN 1991-1-2, EN 1993-1-2, EN
der gesetzliche Bestandsschutz verloren geht. Dies 1994-1-2) erlaubt nun auch die rechnerische Ermittlung
bedeutet, dass das Gebäude entsprechend der aktuellen des Feuerwiderstandes. Dies hilft z. B. bei der Ertüchti-
Bauordnung und gegebenenfalls den derzeitigen Son- gung von Stahlstützen durch Einbetonieren. Die so ent-
derbauvorschriften bewertet und geplant werden muss. stehenden Verbundstützen können entweder mit Hilfe
Daher können sich die Planer nicht darauf verlassen, von Tabellen in Feuerwiderstandsklassen eingeordnet
dass ihr Tragwerk brandschutztechnisch wie in der Ver- werden, oder es kann mittels vereinfachender Rechen-
gangenheit behandelt werden darf. Die neuen Gesetze, verfahren ihre Tragfähigkeit in Abhängigkeit von der ge-
Verordnungen, Richtlinien und Normen führen nicht forderten Feuerwiderstandsdauer nachgewiesen werden.
immer zu verschärften Anforderungen, sondern können
auch Erleichterungen zur Folge haben. Bei günstigen Randbedingungen, insbesondere in ein-
geschossigen Bauwerken, reicht unter Umständen die
Jeder Werkstoff verliert bei hohen Temperaturen seine Tragfähigkeit des frei sichtbaren Stahlbauteils aus. Auch
Festigkeit. Da Stahl aufgrund seiner hohen Festigkeit mit hierfür geben die Eurocodes Rechenverfahren, denn
dünnen Querschnitten eingesetzt wird und die Wärme selbst für völlig ungeschützte Stahlbauteile kann nach
sehr gut leitet, kann in Stahlbauteilen recht schnell eine diesen Normen die Tragfähigkeit im Brandfall nachge-
kritische Temperatur erreicht werden. Daher gilt seit lan- wiesen werden. Dabei steht meist eine Überbemessung
gem das traditionelle Einpacken der Bauteile in wärme- im Gebrauchszustand im Mittelpunkt. Bei relativ massi- a b c
dämmende Stoffe als sehr gute und wirtschaftliche Maß- gen Querschnitten (z. B. HEM-Profile) und hohen Werk-
nahme. Hierfür stehen drei Bauweisen bereit: stofffestigkeiten wird eine gute Tragfähigkeit auch nach a Stütze unbewehrt
– feste Tafeln, z. B. Kalzium-Silikat-Platten, mit guter 30 und manchmal sogar 60 Minuten Brandeinwirkung b Stütze bewehrt
Oberflächenqualität, erzielt. c Stütze betoniert
– Spritzputze, z. B. auf Mineralfaserbasis, mit unregel-
mäßiger, stark strukturierter Oberfläche,
– dämmschichtbildende Beschichtungen, die in vielen
Farben aufgebracht werden können.

2 Plattenbekleidung – glatte Oberfläche 3 Spritzputz – raue, unregelmäßige Oberfläche 4 Dämmschichtbildner – kann in jeder Farbe lackiert werden
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Korrosionsschutz

Stahl ist nicht durch Rost gefährdet, wenn die relative zu 16 m lang, 2 m breit und 3 m tief, sodass hierdurch Bauteile mit Brandschutz aus Spritzputz oder dämm-
Luftfeuchtigkeit unter 60 % liegt! Das ist bei den meisten die Bauteilabmessungen selten eingeschränkt sind. schichtbildender Beschichtung benötigen keine weite-
Wohn- und Bürogebäuden der Fall. ren Korrosionsschutzmaßnahmen.
Hinsichtlich der Oberflächengüte ist beim Verzinken zu
Sucht man geeignete Schutzmaßnahmen gegen Korro- beachten, dass unterschiedliche Stahlsorten zu unter- Bei einer Bekleidung mit Mineralfaser- oder Kalzium-
sion, so ist als erstes die Korrosionsbelastung zu klären. schiedlichen Oberflächen führen. Der höherfeste S355 Silikat-Platten wird in normal genutzten Büro- oder
Hierbei dient die DIN EN ISO 12944, Teil 2 mit ihrer zeigt eher eine matte Verzinkung, während sich auf dem Wohnhäusern ebenfalls keine weitere Beschichtung des
Unterscheidung in verschiedene Korrosivitätsklassen. S235 meist eine metallisch glänzende Zinkschicht bildet. Stahls notwendig.

Als Korrosionsschutzmaßnahmen stehen das Beschich- Auch bei organischen Beschichtungen sind Unterschiede Im Bereich von Verbindungen mit anderen metallischen
ten mit organischen Materialien und das Verzinken zur in der Oberflächenbeschaffenheit zu finden. Matte Werkstoffen ist die Kontaktkorrosion zu beachten. So
Verfügung. Die Beschichtung verzinkter Bauteile, aus Lackierungen werden häufig durch Zugabe von Eisen- korrodiert zum Beispiel Aluminium in Verbindung mit
optischen Gründen oder bei hoher Schutzdauer gewählt, glimmer, einem hervorragenden, im Bergbau gewonne- Stahl. Kontaktstellen der beiden Elemente sind mit Iso-
nennt man Duplex-Verfahren. nen mineralischen Korrosionsschutzpigment erzielt. lationsmaterialien zu trennen. Ist das edlere Metall nur in
Die winzigen Eisenglimmerplättchen richten sich beim kleinen Mengen vorhanden, gibt es keine Probleme. Da-
Bei gering belasteten Bauteilen werden meist organische Auftragen je nach gewähltem Verfahren aus. Pinseln oder her können Schrauben aus Edelstahl gut mit üblichen
Beschichtungen gewählt, die in ein bis zwei Schichten Rollen drückt sie flach, was zu einer glatten Oberfläche Baustählen verwendet werden. Auch Kontaktkorrosion
aufgebracht werden. Zwei dünne Schichten sind hierbei führt. Airless-Spritzen sorgt für ein schönes, gleichmäßig ist auf die Anwesenheit von Wasser angewiesen, so-
besser als eine dicke, da durch die zweite Schicht klei- mattes Bild, da sich die Eisenglimmerplättchen zufällig dass sie in trockenen Räumen keine Rolle spielt.
ne Poren, die beim Auftragen entstehen können, über- verteilt vertikal, flach und schräg anordnen. Ausbesse-
deckt werden. Filigrane Bauteile, wie z. B. kleine Fach- rungen von Beschädigungen mit Pinsel oder Rolle sind Alte Stahlbauten sind häufig mit Bleimennige oder Zink-
werkträger oder Elemente mit Streckmetall, werden dann jedoch leicht sichtbar. Für den Bauablauf ist daher chromat beschichtet. Beide Stoffe sind so giftig, dass
gerne verzinkt, da zum einen durch den Tauchvorgang zu empfehlen, eine Grundbeschichtung außerhalb der ihre Entfernung nur bei staubdichter Einhausung mög-
im über 400 °C heißen Zink alle Oberflächen benetzt Baustelle aufzubringen und nur die optisch wirksame lich ist. In solchen Fällen empfiehlt es sich zu klären, ob
werden, also die Gefahr der Fehlstellen sehr gering ist, Beschichtung auf der Baustelle zu applizieren. Hierbei der alte Anstrich mit geeigneten Beschichtungsstoffen
und zum anderen das mühsame, zeitintensive Auf- verlangt der Schutz bestehender Oberflächen mitunter überstrichen werden kann. Die Haftung des Altanstrichs
pinseln gespart wird. Verzinkungsbäder sind heute bis kostentreibende Maßnahmen wie das Abkleben oder und die chemische Verträglichkeit von alter und neuer
Einhausen mit Schutzfolie. Beschichtung sind hierbei sorgfältig zu untersuchen.

5 Junghof Frankfurt, Innenausbau und Brandschutz


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Montageabläufe

Beim Bau „auf der grünen Wiese“ verbindet das Mon- die präzise Arbeitsvorbereitung, der durch eine zügigere können. Ein horizontales Verfahren ist jedoch wesent-
tagepersonal entsprechend den Planungsvorgaben die und passgenaue Ausführung bei besserer Qualität auch lich schwieriger. Hier leisten mobile Transporthilfsmittel
gelieferten Stahlbauteile, um das Bauwerk herzustellen. wirtschaftlich wieder wettgemacht wird. und auch zur Not temporäre Rollrampen gute Dienste.
Es besteht eine chronologische Abhängigkeit – so wie
geliefert wird, muss montiert werden, wenn eine kost- Die Zugänglichkeit der Baustelle spielt eine weitere Als Verbindungstechnik wird auf der Baustelle das
spielige Zwischenlagerung der Einzelteile vermieden wichtige Rolle. Auch wenn ein Träger im Endzustand eine Schrauben bevorzugt, auch weil viele alte Stähle nicht
werden soll. große Spannweite überbrückt, sind mitunter aufwendige schweißbar sind. In besonderen Fällen können Schrau-
Montagestöße nötig, wenn die Endlage nur durch enge, ben mit rundem Kopf herangezogen werden, um eine
Beim Bauen im Bestand ist jedoch meistens eine enge verwinkelte Wege zu erreichen ist. Sind dann auch optische Angleichung an bestehende Nietkonstruktionen
Verbindung zwischen Planung und Montage mit mehre- noch Treppen, vielleicht sogar mit alten Holzstufen, zu zu ermöglichen. Aus technologischen oder optischen
ren Abstimmungsschritten notwendig. Dies beginnt begehen, müssen die Bauteile zum einen auf die Trag- Gründen lässt sich das Schweißen jedoch nicht immer
beim Aufmaß. Die Maße des Bestandes müssen exakt kapazitäten der Monteure und zum anderen auf die der vermeiden. Hier sind wegen der davon ausgehenden
bekannt sein, damit die millimetergenau gelieferten Treppen ausgelegt werden. Der den Börsensaal in Frank- Brandgefahr höchste Sicherheitsmaßnahmen nötig.
Stahlbauteile passen. Anpassarbeiten und Änderungen furt überspannende, fast 7 m hohe und 26 m lange Während im Neubau zum Zeitpunkt der Stahlbaumon-
auf der Baustelle sind zeit- und kostenintensiv und quali- Fachwerkträger musste in Einzelteilen durch eine tage meist noch gar keine brennbaren Stoffe auf dem
tativ minderwertiger. Trennschneiden ist darüber hinaus Dachöffnung von weniger als 2 x 2 m in das Bauwerk Baufeld lagern, findet man im Bestand häufig für heutige
wegen des Funkenflugs eine gefährliche Brandursache. manövriert werden! Verhältnisse völlig unübliche, leicht brennbare Dämm-
Lotabweichungen von Bestandswänden oder fehlende materialien.
Rechtwinkligkeit führen zu Stützenschiefstellungen oder In geschlossenen Räumen sind schwere Hebegeräte
konstruktiv relevanten Exzentrizitäten, die schon bei der meist nicht einsetzbar, ein tragfähiger Balken kann je-
statischen Berechnung berücksichtigt werden müssen. doch gut als Aufhängung für einen Greifzug dienen, mit
Daher lohnt sich in allen Fällen ein erhöhter Aufwand für dem auch schwere Bauteile vertikal gehoben werden

6 Junghof Frankfurt, großer Bogen


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Bemessung

Das Bauen im Bestand erfordert schon im Entwurfssta- kömmlichen Massivbaukonstruktionen. Stahl ermöglicht Sollen bestehende Konstruktionen aus Altstahl bzw.
dium einen sehr sensiblen Umgang mit der vorhandenen ästhetische und filigrane Konstruktionen mit großen Gusseisen weiterverwendet und deren Tragfähigkeit
Substanz. Dies bezieht sich nicht nur auf den architek- Spannweiten. Dies gilt auch bei Umbauten und Erweite- beurteilt werden, sind u. U. Proben zu entnehmen und
tonischen Entwurf, der eine Vielzahl von Aspekten – wie rungen, ohne dabei den Bestand unnötig in seiner Form die Werkstoffkennwerte versuchstechnisch zu ermitteln.
zum Beispiel Ästhetik und Anpassung an die ökonomi- und Wirkung zu beeinträchtigen. Ebenso werden durch Hierzu gehört neben der Bestimmung der mechanischen
schen und ökologischen Randbedingungen – erfüllen die nahezu stützenfreien Bauweisen die einschränken- Eigenschaften wie zum Beispiel Streckgrenze, Zugfestig-
muss, sondern auch auf den Entwurf und die Bemes- den Randbedingungen bei Nutzungsänderungen mini- keit und Bruchdehnung auch die Bestimmung der
sung des Tragwerks. Hierbei sind vielfältige Abhängig- miert. Die großen möglichen Spannweiten erlauben auch chemischen Zusammensetzung des Werkstoffs, um eine
keiten zu beachten, die in Interaktion mit dem gewähl- nicht ausreichend tragfähige Bereiche der Bausubstanz Aussage über die Schweißeignung zu machen. Typi-
ten Bauverfahren bzw. konstruktiven Konzept stehen. zu überbrücken. Die Lasten werden dann in den Bestand sche Vorgehensweisen bei der Beurteilung historischer
nur dort eingeleitet, wo auch eine genügende Trag- Eisen- und Stahlkonstruktionen sind in [2] aufgeführt.
Ein häufig auftretendes Problem beim Bauen im Bestand fähigkeit vorliegt.
stellen die erhöhten Beanspruchungen der vorhandenen
Substanz dar, die sich aus zusätzlichen Lasten infolge Die Ermittlung der anzusetzenden Lasten erfolgt nach
einer Erweiterung, Aufstockung oder Umnutzung erge- DIN 1055, die Bemessung der Stahlkonstruktion nach
ben und sich bis auf die vorhandene Gründung auswir- der DIN 18800 bzw. nach dem Eurocode 3, der diese ab [1] Bargmann, H.: Historische Bautabellen. Normen und Konstruktions-
ken können. Hier ist Stahl mit seiner hohen spezifischen 2010 verbindlich ersetzt. Bestehende Konstruktionen hinweise 1870 bis 1960. Eisen- und Stahlkonstruktionen. Werner Verlag,
Werkstofffestigkeit für die Ausbildung der Tragkonstruk- aus anderen Baustoffen sind, falls der Bestandsschutz 2001.
tion und Gebäudehülle hervorragend geeignet, da die in durch die Baumaßnahme erlischt, nach den jeweils [2] Käpplein, R., Wielgolsch-Frey, A.: Historische Eisen- und Stahl-
den Bestand einzutragenden Lasten minimiert werden gültigen Regelwerken nachzuweisen. Informationen zu konstruktionen. Untersuchen, Berechnen, Instandsetzen. Sonder-
können. Die Eigengewichte von Stahlleichtbaukon- alten Bemessungsregeln und Werkstoffkennwerten forschungsbereich 315: Erhalten historisch bedeutsamer Bauwerke,
struktionen betragen nur etwa ein Viertel der von her- finden sich in den „Historischen Bautabellen“ [1]. Empfehlungen für die Praxis, Universität Karlsruhe, 2001.

7 Montageablauf – Gebäude 4 Narva, Berlin 8 Montageablauf – Besucherinformationszentrum, Criewen 9 Montagesituation – Frøsilos, Kopenhagen
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Verwendung von Farben im Stahlbau

Durch das Wahrnehmen von Farbe können Objekte Bei zahlreichen Bauwerken aus verschiedenen Epochen Welche Farbe besitzt Stahl? Die Auseinandersetzung
erst identifiziert und unterschieden werden. Farbe ist gibt es interessante und mutige Farblösungen. Während mit einer natürlichen Farbgebung stählerner Bauten
ein individueller Informationsträger und wirkt sowohl die Severnbrücke bei Coalbrookdale noch einen ein- führt zu kontroversen Betrachtungen. Um es gleich
stimulierend als auch emotional auf den Betrachter. Ein heitlich schwarzen Deckanstrich erhielt, wurden die vorwegzunehmen: Es gibt kein Patentrezept für eine
normaler Mensch kann ungefähr 10 Millionen Farben Stahlstützen der Olympiabauten in München nach einem ideale Farbgebung, das hier dargestellt werden könnte.
sehen, die über geeignete sprach- und kulturunabhän- Konzept des Designers Ottl Aicher mit pastellfarbenen Auch auf die Wiedergabe der verschiedenen Farben-
gige Farbsysteme vermittelt werden müssen. Um eine Ringen versehen, die gleichzeitig einem Orientierungs- lehretheorien wollen wir bewusst verzichten, da außer-
Farbe zu kommunizieren, muss man beschreiben, was system folgten. Sämtliche Stahlteile der Hofüberdachung halb technischer Grundlagen die Farbwahl auch immer
man sieht. Zur Erzeugung von Farbe eignet sich ent- des Wiener Rathauses sind weiß und stehen in einem eine individuelle und subjektive Entscheidung verkör-
weder eine gezielte Mischung von Farbträgern, den wohltuenden Kontrast zur dunkelgrauen historischen pert. Ob allerdings das häufig von den Bauschaffenden
Pigmenten, oder eine Darstellung von Wellenlängen und Natursteinfassade. Die Stahlkonstruktion der Daimler- kritisierte, aber vielfach zu sehende Einheitsgrau das
deren physische Stimulation. Benz-Arena in Stuttgart ist ebenfalls weiß und ist beste Farbkonzept darstellt, bleibt diskussionswürdig.
bei bewölkter Wetterlage fast unscheinbar, während sie Grundsätzlich ist die von Architekten häufig angestrebte
Hieraus haben sich verschiedene sowohl neutrale Farb- bei Sonneneinstrahlung silbrig schimmert. Und wer Anwendung der „Eigenfarbe“ der eingesetzten Materia-
systeme (z. B. „NCS – Natural Color System®©“, ein kennt nicht das strahlende Orangerot der Golden Gate lien im Stahlbau nicht möglich – die silbrig glänzende
logisches Farbbezeichnungssystem, das darauf aufbaut, Bridge in San Fransisco, die mit einer exakten, konstan- Oberfläche oxidiert schnell, wird matt und später rostig
wie der Mensch Farbe sieht) als auch branchenabhängi- ten Farbrezeptur permanent angestrichen wird. Auch rot. Allein eine Klarlackschutzschicht kann diesen Pro-
ge Farbsysteme, die das in einem bestimmten Werk- das Forschungslabor Hysolar auf dem Campus der zess hemmen. Das heißt, dass wir stählerne Materialien
stoffbereich Machbare definieren, entwickelt. Universität Stuttgart zeigt seine Stahlrohre in knallig in fast allen Fällen über farbliche Schutzschichten wahr-
kräftigen, bunten Grundfarben in einem wohltuenden nehmen, die künstlich aus einer großen Farbenpalette
Kontrast zu seiner gestapelten Containerarchitektur.
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gewählt werden müssen. Nur die Verzinkung gibt einen In der Praxis sollte zwischen solchen Farben unter- Häufig gibt es bei den Farbenherstellern eine enge
metallischen Anblick. schieden werden, die aufgrund technischer Rand- Palette preiswerter Standardfarben (z. B. RAL-Farbtöne)
bedingungen im Stahlbau a priori eingesetzt werden und davon abweichende Sonderfarben gegen mitunter
Einige Überlegungen gilt es dabei zu beachten: können, und der Gesamtheit der darstellbaren Farben. beträchtliche Aufpreise. Einen Sonderfall stellt der
– Lineare Tragelemente haben einen geringeren optisch Für verschiedene Lackqualitäten und Herstellerfirmen wetterfeste Stahl (WT-Stahl) dar, der gänzlich ohne Farb-
wahrnehmbaren Flächenanteil im Sichtfeld und ver- gibt es mehr oder weniger stark eingegrenzte Farb- schutzsysteme auskommt und durch seine auffällige
tragen damit auch kräftigere Farben. paletten, die als „Farbenfamilie“ in Musterkarten abge- rostrote Farbe bekannt geworden ist. Bei Regen wird
– Flächige Elemente mit großen Oberflächen erfordern druckt sind (RAL-Farbtöne, DB Eisenglimmer, Caparol- regelmäßig eine minimale Rostschicht abgespült, die
eine behutsamere Farbwahl. Farbkarte etc.) und die Vorauswahl erleichtern. In den sich sofort nachbildet. Das Regenwasser hinterlässt
– Neben der reinen Farbwirkung sind die Oberflächen- meisten Fällen empfiehlt sich die Anbringung von Farb- Rostspuren und muss daher gezielt abgeleitet werden.
rauigkeit und der Glanzgrad weitere wichtige Para- mustern, um eine endgültige Auswahl unter Berücksich- Beim Bauen im Bestand werden der Farbwahl besonde-
meter, die das Erscheinungsbild prägen. Grundsätz- tigung aller örtlichen Verhältnisse wie Lichteinfall und re Hürden gestellt. Die bestehenden Bauteile weisen oft
lich harmonieren gröbere Profilgeometrien und raue Wirkung mit anderen Materialien berücksichtigen zu eine verbindliche Farbe auf (z. B. bei Ziegelmauerwerk),
Farboberflächen. können. Als Grundsatz gilt, dass alle technisch misch- die nicht verändert werden soll. Hier können die Stahl-
– Sind mit Farbbeschichtungen weitere Schutzfunk- baren Farben auch eingesetzt werden können. Gegebe- profile rahmend im Kontrast stehen (z. B. Stadt-
tionen zu übernehmen (z. B. Brandschutzanstrich), nenfalls ist zu beachten, dass dunklere Farben einen bibliothek in Landau) oder in einem ähnlichen Farbton
leidet in der Regel die Qualität der Oberfläche durch höheren Energieabsorptionsgrad haben und sich z. B. zurücktreten.
Unebenheiten. Grundsätzlich gilt: Mit steigender unter Sonnenbestrahlung leichter aufheizen als helle
Schutzfunktion sinkt die Oberflächenqualität. Farben.

10 Farbenwelt – Haus im Haus der Handelskammer, Hamburg


Kapitel 1 – Horizontale Erweiterungen

Einführung
1
Keine Umbaumaßnahme ist architektonisch reizvoller
als die horizontale Erweiterung bestehender Bauwerke.
Während man konstruktiv quasi frei von statischen
Zwängen ist und die Bauabläufe die möglicherweise
kontinuierlich weitergehende Nutzung des Bestandes
nur peripher tangieren, ragen gestalterische Frage-
stellungen zur kontrastierenden Gebäudearchitektur
heraus. Alt gegen Neu, Anbiederung, Suche nach einem
neuen Ganzen oder individuelle Architektursprachen –
jede von ihnen ihrer Zeit entsprungen – sind einige von
vielen verschiedenen Optionen in der Auseinanderset-
zung mit Baukörpern aus verschiedenen Epochen.

Stahl als Werkstoff ist in diesem Fall technisch gesehen


nicht automatisch zwingend erforderlich, zumal die neuen
Gebäudeteile in der Regel auf unberührtem Gelände
errichtet werden. Der Kräftefluss der neuen Radialsystem,
Bauteile ist Berlin
damit von Grund auf zwanglos kalkulierbar. Gewisse
Einschränkungen können in Kontaktbereichen alter und
neuer Gebäudeteile entstehen, wo sich Gründungslasten
ungünstig überschneiden. In der Praxis hat sich jedoch Radialsystem, Berlin
der Einsatz von Stahl sowohl als Tragwerk als auch im
Ausbau bewährt, da einerseits die Kraftübertragungs-
mechanismen (leicht lösbare Anschlussdetails, geringe
Querschnitte bei Durchdringungen, Ertüchtigungen
tragender Bauteile) besser bewältigt werden können
und andererseits ein wohltuender ästhetischer Kontrast
zwischen Alt und Neu wahrnehmbar wird.

In aller Regel funktionieren horizontale Erweiterungen


konstruktiv autark und bilden ein in sich abgeschlosse-
nes statisches Konzept. Baubeispiele wie z. B. die Jahr-
hunderthalle in Bochum, die durch die subtile Ergänzung
neuer Foyerzonen die komplette Gebäudelastabtragung
bestehender Träger in ein Gesamtkonzept integriert und
Stadtbibliothek, Landau
völlig neu definiert, sind eine gelungene Ausnahme.
Aufgrund zahlreicher interessanter Beispiele empfiehlt
es sich, diese Dialektik der inneren Bauwerkstektonik
sichtbar und spürbar zu machen. Häufig lassen sich mit Stadtbibliothek, Landau
dieser Geisteshaltung auch die funktionalen Zwänge und
Übergänge zwischen Alt und Neu bestens bewältigen.

Die gezeigten Projekte Radialsystem Berlin und Stadt-


bibliothek Landau schaffen je für sich eine Symbiose
zwischen den einzelnen Bauelementen, die individuell
ablesbar bleiben und dennoch funktionierende, räumlich
intensiv vernetzte Funktionsbereiche entwickeln können.
13

Radialsystem-V, Berlin
Raumgreifende Symbiose zwischen Alt und Neu

Bauherr: TELAMON OHG, Bochum Das Abwasserpumpwerk zwischen dem Spreelauf und Kesselhaus (400 m2, 7,50 m hoch) und einem Wohnhaus.
der Holzmarktstraße wurde 1880 als eines der ersten Nach dem Verkauf der Liegenschaft an die Telamon Ver-
Architekten: Gerhard Spangenberg, Berlin Pumpwerke Berlins errichtet. Es war Bestandteil eines mögensverwaltung wurde der Bestand denkmalgerecht
neuen, radial angelegten Abwassersystems (Radial- saniert und um ein fünfgeschossiges Funktionsgebäude
Tragwerk: Gregull + Spang system) zum Zweck einer technisch modernen Berliner ergänzt, das das Kesselhaus überspannt und die feh-
Ingenieurgesellschaft für Stadtentwässerung. Bereits 1904 wurde das Bauwerk, lenden Funktionsbereiche wie Foyer, Übungsstudios,
Stahlbau mbH, Berlin (Neubau) hervorgerufen durch das rasante Wachstum der Stadt Backstagebereich und Verwaltung beinhaltet. Der vor-
Rüdiger Jockwer + Partner und der damit einhergehenden Kapazitätserweiterung, handene, 40 m hohe Schornstein wurde als Gebäude-
Ingenieurbüro für Statik und an seiner Ostseite auf das Doppelte seiner Größe akzent auf der Ostseite erhalten. Die hinzugefügte
Baukonstruktion, Berlin (Altbau) erweitert. Nach einer fast vollständigen Zerstörung des Erweiterung dient auch zur Schaffung einer neuen
älteren Teils der Maschinenhalle im 2. Weltkrieg erfolgte Baukörperbalance, die durch die einzelnen voran-
Fertigstellung: August 2006 dessen Abriss. Die restlichen Teile wurden repariert und gegangenen Abrissmaßnahmen unausgeglichen war.
weiterhin genutzt.
Konstruktion
In etlichen weiteren Modernisierungsschritten wurde Trotz festgestellter Risse und Schiefstellungen der
mit der Zeit die Pumpentechnik von Dampf- über Gas- bestehenden Bausubstanz infolge des ungünstigen
und Diesel- auf Elektrotechnik umgestellt und bis zur Baugrundes wurden keine Baugrundverbesserungen
Errichtung eines neuen Abwasserpumpwerks in unmittel- durchgeführt. Durch die geringeren Nutzlasten und
barer Nachbarschaft im Jahr 2000 genutzt. Das histori- durch den Wegfall des dynamischen Pumpenbetriebs
sche Werk steht seit 1995 unter Denkmalschutz und reichten eine flache Plattengründung im Bereich der
blieb bis zur Umbaumaßnahme in die erste eigene Stätte Maschinenhalle sowie Kleinbohrpfähle für den Neubau
für experimentelle Künste, die in ihrem Fokus die Ver- aus. Dabei durchdringen Tragelemente des Neubaus die
mittlung von Tanz, Musik und Medien sieht, ungenutzt. alte Bausubstanz. Zur Horizontalaussteifung interagieren
Das historische zweischiffige Gebäude bestand aus dem neue und alte Bauteile kraftschlüssig miteinander. Das
Maschinenhaus (600 m2, 12 m hoch), dem angebauten bestehende Sichtmauerwerk wurde mit flachen Stahlver-

1.2 Blick von Südwesten

1.1 3D-Rendering des Projektes


1
Grundrisse,
Grundrisse, Ansicht und
und Schnitt
Schnitt M 1:500 spannungen, Edelstahlspiralankern und Stahlnadeln hin-
M 1:500
reichend verstärkt. Ein mit Biberschwanzplatten gedeck-
1 Foyer tes Dach aus Stahlbindern über der Maschinenhalle blieb
21 Foyer
Multifunktionale Halle erhalten. Aus statischen Gründen wurden die nicht
2 multifunktionale
(ehemaliges Halle
Maschinenhaus)
(ehemaliges Maschinenhaus) schweißbaren Stahlbinder mit aufgeschraubten Ver-
3 Multifunktionaler Saal
3 multifunktionaler
(ehemaliges Saal
Kesselhaus) stärkungen ertüchtigt. Zur Erzielung des erforderlichen
(ehemaliges Kesselhaus) Brandschutzes erhielten die Stähle und eine darunter
4 Parkplätze
4 Parkplätze
5 Schornstein befindliche hölzerne Unterdecke einen F30-Anstrich.
5 Schornstein
66 Wohnhaus 2 8
Wohnhaus
77 Spree
Spree
88 Decke
Decke(im
(im4.4.und
und5. OG Studios)
5.OG Studios)
Dem bestehenden Gebäudevolumen mit seinen Ober-
flächen aus Klinker und Putz sowie kleinteiligen Pilas-
tern und Zinnen ist ein entsprechend facettierter, glatter
Körper mit einer transluzenten, reflektierenden Fassade
gegenübergestellt. Das neu „überformte“ Volumen hält
eine wohltuende Distanz zum Bestand durch die ent-
stehenden Zwischenräume und deren Schattenbildung.
Auf der Südseite entsteht durch dieses Konzept das
Motiv einer Stadtloggia, die einen zum Wasser orientier-
ten, besonnten Außenraum bildet, der von den Bewoh-
nern für städtische Aktivitäten genutzt werden kann.

3. Obergeschoss
1.3 Blick von Südosten

6 a

4 2 3 7

Erdgeschoss
15

1 2 3 6

Ansicht von Westen a-a

1.4 Blick von Nordosten 1.5 Blick von Süden – Zustand vor dem Umbau
Stadtbibliothek, Landau
Ein neues Ganzes aus Alt und Neu

1
Nachdem der im Jahr 1895 errichtete, gründerzeitliche sche Regale“ und die sichtbaren, konstruktiven Elemente Bauherr: Karl und Edith Fix-Stiftung, Landau
Schlachthof von Landau 1992 für immer geschlossen sucht der Architekt gezielte Assoziationen zu den histo-
wurde, sollte einem Stadtratsbeschluss zufolge das rischen Kloster- und Universitätsbibliotheken vergan- Architekten: Lamott Architekten BDA, Stuttgart
Raumprogramm einer Stadtbibliothek mit insgesamt gener Zeiten. Die Möbel selbst sind aus statisch hoch-
75.000 Medieneinheiten einschließlich der dazugehörigen belastbarem Intrallam hergestellt. Tragwerk: Ingenieurbüro Ehmer, Herxheim
Verwaltungsräume darin untergebracht werden. Die
geforderten Flächen waren allein in der Altbausubstanz Auch die Grundrissgliederung strebt nach dem Prinzip Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
nicht zu realisieren, sodass eine Erweiterung nötig der fließenden Übergänge. Das Erdgeschoss gliedert
wurde. Das Schlachthaus selbst sollte als künftige Stadt- sich in eine zum Quartiersplatz niveaugleiche Eingangs- Fertigstellung: April 1998
bibliothek den räumlichen Mittelpunkt für einen belebten zone (sogenannter Marktbereich mit aktuellen Auslagen),
innerstädtischen Quartiersplatz in einem Mischgebiet die Erschließungselemente sowie den Empfang. Dahinter
mit Wohnen und Arbeiten bilden. Dafür mussten weniger finden sich der tiefer gelegte Bibliotheksbereich und ein
wichtige Teile des ehemaligen Kühlhauses weichen, um Bistro im Neubau sowie ein ruhig liegender Studier-
einen verkehrsberuhigten Platz als neue Mitte des inner- bereich mit Lesetischen. Die horizontale Schichtung der
städtischen Quartiers zu schaffen. Nutzflächen ist von laut nach leise geplant.

Das Entwurfskonzept sah sowohl außen als auch innen Die Außenmauern des fünfschiffigen ehemaligen
fließende Übergänge zwischen Alt und Neu vor, die im Schlachthauses sind aus farbig wechselnden Sand- und
Grundriss sehr gut zu erkennen sind. An den Über- Ziegelsteinen gemauert. Im Innern befinden sich profi-
gängen der Südfassade wird die neue Nutzebene durch lierte Gussstahlstützen und sichtbare Stahlträger.
eingehängte leichte Stahlstege als „Koppelelement“ Insgesamt blieben zwei Gebäudefassaden im Original
miteinander verbunden. Überhaupt werden sämtliche erhalten. Die Südfassade bildet nun mit großzügigen
neuen Stahlelemente bewusst sichtbar belassen, um Perforationen den Übergang zum Neubau. Die West-
die eingefügten Bauteile kenntlich zu machen. Durch fassade dagegen war nur in Teilen erhalten und wurde
die Materialwahl, die Möbelgestaltung als „architektoni- durch eine neue, davorstehende Glashaut ersetzt. Die

1.6 Zustand alter Schlachthof 1.8 Blick in den Innenraum – Zugangstreppe zum OG 1.10 Montagezustand der Mauerwerksfassade

1.7 Trennbleche schaffen resolute Zäsuren 1.9 Blick in den Innenraum


17

neue Hülle aus Glas und vorgehängten Holzlamellen Grundrisse und Schnitt M 1:500
umspielt ganz bewusst die Übergänge zwischen den 1 Eingangszone: Empfang / Verbuchung
Gebäudeteilen, sie rhythmisiert und strukturiert und 2 Bibliotheksbereich
schafft mit diesem „Kunstgriff“ nahezu fließende Über- 3 Verbindungssteg aus Stahl
4 Neuer Betontisch 4
gänge – für ein neues Ganzes aus Alt und Neu als
5 Verwaltung
Bestandteil des Quartiers.

Das konstruktive Gesamtkonzept musste das beste-


hende Tragwerk vor neuen Lasten verschonen, daher
wurden die neu eingebauten Teile leicht und statisch a-a
autark ausgebildet – was mit Stahl gut zu bewältigen
war. Alle Anschlüsse zwischen Neubau und Bestand
sind beweglich ausgeführt. Die neue Ebene im Altbau
steht als „Tisch“ – von den vorhandenen Konstruktionen
losgelöst und wird von einer neuen Tragkonstruktion
aus filigranen Stahlstützen getragen.

Der Neubau wird aus sichtbaren Stahl- und Stahlbeton-


teilen gebildet, das Dach wurde als vorgefertigte Holz-
konstruktion realisiert, die von einem auf Stahlstützen
ruhenden Stahlrahmen getragen wird. Die Abfangung 3
der offenen Gebäudefassade nach Westen besteht aus
5
Stahl I-Trägern. Die Fassade aus Glas und Aluminium 4
wird als Pfosten-Riegel-Vorhangfassade von davor- a a
stehenden „kalten“ Stahlstützen abgehängt.

3
1.11 Eingangseite – die Giebelseite des Altbaus wurde mit einer Stahl-/Glaskonstruktion ergänzt

Obergeschoss

Erdgeschoss
18

Kapitel 2 – Vertikale Erweiterungen

Einführung

Aus konstruktiver Sicht zählen gestapelte Erweiterungen Nutzer sind extremen Belastungen ausgesetzt (Baulärm, könnte durch die ständig fortgeschriebene Normung
zu den anspruchsvollsten Vorhaben. Zum einen erfor- Schmutz, Erschütterungen, Bewegungseinschränkun- im Bereich zulässiger Lastannahmen und Traglastkapa-
dern sie einen beträchtlichen Mehraufwand für die um- gen, Sicherheitsmaßnahmen etc.) und werden immer zitäten entstehen (siehe hierzu auch das Kapitel Bemes-
fängliche Betrachtung des Bestandes einschließlich des auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Die Erfahrung hat sung). Da ein vertikal erweitertes Bauwerk statisch
Baugrundes, der in diesem Fall ja erhebliche statische gezeigt, dass mit Konzepten aus Stahl die genannten gesehen komplett nach neuester Normung betrachtet
Mehrarbeit zu leisten hat, zum anderen sind die interak- Störungen zeitlich und örtlich stark minimiert werden werden muss, ist eine rechnerische Überlastung auch
tiven Schnittstellen zwischen Alt und Neu anfällig für können. Unter Umständen empfehlen sich Schutzmaß- bestehender Materialquerschnitte allein aus geänderten
2 Fehlplanungen. Eine gut funktionierende neue Gebäude- nahmen wie Schutzgerüste, Winterzelte, terminierte Ansatzwerten keine Seltenheit. In anderen Fällen sind
erschließung (durch den Bestand in den Neubau), die Taktarbeiten und Ähnliches, vor allem wenn an geöffne- bestimmte Materialien normativ gar nicht mehr existent –
Berührungspunkte zwischen den alten und neuen Bau- ten Wänden und Dächern gearbeitet werden muss. Auf in diesem Fall empfehlen sich Einzelprüfungen und
teilen, der vertikale Kraftfluss mit seiner Materialbean- jeden Fall müssen alle Maßnahmen sehr intensiv mit den Betrachtungen der anzusetzenden mechanischen Werte.
spruchung sowie die Nutzung des Bestandes während Nutzern abgestimmt werden.
der Umbauphase sind wesentliche Aspekte, die sorg- Der Materialtransport neuer Teile erfolgt durch oder
fältig geplant werden müssen. Neben den Fragen zur Technisch gesehen sollten vertikale Aufstockungen entlang vorhandener Gebäudeteile und ist durch den
Fortführung vorhandener Fassadenkonzepte, die das immer leichte Konstruktionen sein, um die Lastabtra- Einsatz von Stahlteilen hervorragend lösbar (Verwendung
Erscheinungsbild des Bestandes vollständig verändern gung überhaupt erst zu ermöglichen. Ideal sind in sich vorgefertigter Elemente, geringes Gewicht der leicht
können, sind auch gebäudetechnische und sicherheits- geschlossene, ausgesteifte Tragkonzepte, die in die transportierbaren, zerlegbaren Einzelteile).
technische Aspekte (z. B. Fluchtszenarien, Brandschutz) darunterliegenden Bauteile nur vertikale Lasten ableiten.
zu beachten. Das architektonische Gesamtergebnis Bei der ursprünglichen statischen Bemessung des Die beiden dokumentierten Projekte Dachaufstockung
bietet zahlreiche wichtige Ansatzpunkte im Span- Bestandes wurden in den wenigsten Fällen die zusätz- in der Goethegasse in Wien und Junghof in Frankfurt
nungsverhältnis zwischen Alt und Neu. lichen Bauwerkslasten, die durch die Erweiterung her- realisieren auf unterschiedliche Weise eine individuelle
vorgerufen werden, mit berücksichtigt. Das bedeutet, Dachlandschaft mit einzelnen, wiedererkennbaren Ele-
Meistens führen solche vertikalen Überschneidungen dass man vorhandene Traglastreserven aufspüren und menten des Bestandes unter Berücksichtigung der
auch zu weiteren Baumaßnahmen im bestehenden Bau- ausnutzen muss. Ein weiterer problematischer Aspekt besonderen Formbarkeit von Stahlbauteilen.
körper (Entkernung, Sanierung, Ertüchtigung), die eine
Fortführung der Nutzung des Bestandes für die Bau-
phase ausschließt oder zumindest sehr erschweren. Das
vertikale Bauen stellt ohnehin höchste Anforderungen
an die Ablaufplanung z. B. durch die Koordinierung lärm-
intensiver Arbeiten und die Einhaltung vorgegebener Dachausbau Goethegasse 1, Wien
Terminabläufe. Die im Gebäudebestand verbleibenden

Dachaufstockung Junghofstraße, Frankfurt


19

Dachausbau Goethegasse 1, Wien


Wohnen im Zentrum und Bauen im historischen Umfeld

Bauherr: Art for Art, Theaterservice GmbH, Wien Der Gebäudebestand Wiens weist zu ca. 60 % Bau- Teilnehmern die Einhaltung der historischen Silhouette
werke auf, die älter als 100 Jahre sind. Dachgeschoss- und ließ darüber hinaus einen individuellen Gestaltungs-
Architekten: Silberpfeil-Architekten, Wien zonen gelten bis dato noch als untergeordnete Nutz- spielraum zu. Dies war vor allem durch die fehlenden
Arch. DI Christian Kolbinger (Projektleiter) flächen. Erschwerende EU-Auflagen für den Baubestand Originalbauteile im Dachbereich und eine zurückliegen-
Arch. DI Peter Rogl wirken darüber hinaus bestandsbewahrend und lassen de, aus denkmalpflegerischer Sicht unsachgemäße
bauliche Weiterentwicklungen in der Stadt nur einge- Sanierung möglich geworden. Glücklicherweise waren
Tragwerk: Zivilingenieur für Bauwesen, Wien schränkt zu. die behördlichen Instanzen allesamt in der Wettbewerbs-
DI Helmuth Locher jury vertreten, sodass die Umsetzung des Siegerent-
Das Gebäude in der Goethegasse, 1862 errichtet und wurfs im folgenden Genehmigungsverfahren bereits
Fertigstellung: Mai 2004 im 2. Weltkrieg durch Bomben stark zerstört, befindet vorbereitet war. Das Projekt der Gruppe „Silberpfeil-
sich in einem wichtigen, zentralen Stadterweiterungs- Architekten“ aus Wien verzichtet auf jegliche historisie-
gebiet in unmittelbarer Nähe zur Wiener Staatsoper, rende Elemente und formt mit einer Abfolge unterschied-
der Hofburg und des Burggartens. Es wird durch vor- lich gekrümmter Parabelflächen eine neu interpretierte,
stehende Risalite geprägt, die sich ursprünglich durch zeitgemäße Dachlandschaft. Mit ihrem Konzept setzen
turmartige Aufbauten im Dach fortsetzten. Diese zentrale sie die hervorragende Aussichtslage über Wien gezielt
Lage ermöglichte die Konzeption und Vermarktung der bei der Anordnung der zwei- bis dreigeschossigen Mai-
Dachaufstockung mit einer grundsätzlicher modernen sonettewohnungen ein.
Interpretation der ursprünglichen turmbekrönten Dach-
landschaft mit 12 hochwertigen, anspruchsvollen Luxus- Konstruktion
wohnungen zwischen 45 und 480 m 2 Nutzfläche. Dank einer leichten Bauweise mit einer homogenen
Lastabtragung konnte auf aufwendige Fundamentver-
Der von der Art for Art, Theaterservice GmbH als Bau- stärkungen verzichtet werden. Eine Abfolge gekrümmter
herr eigens für dieses Bauvorhaben durchgeführte, Stahlrahmen aus geschweißten Profilen bildet die Dach-
EU-weite Architektenwettbewerb verlangte von den konstruktion, die die auftretenden Lasten auf die Außen-

Lageplan o. M. 2.1 Zustand vor 1945

H
a
n
u
s
c
h
g
a
s
s
e
e
s
s
a
g
e
h
t
e
o
G
20

Grundriss M 1:750
Schnitte M 1:250 1
1 Wohnungen
2 Eingangsbereich
3 Laubengang und Terrassenflächen
4 Panoramalift (direkter Zugang vom Hof)

2
a-a

a
4

3
2

1
1

a
1. Obergeschoss b-b

2.2 Montagezustand – primäre und sekundäre Konstruktion 2.3 Fertigung der gekrümmten Stahlbauteile
21

und die mittigen Innenwände ableiten. In jeder 5. Achse geformt. Die inneren Wohnetagen werden über leicht 2.4 Erschließung vom Innenhof durch Panoramalifte
erfolgt mit einem Abstand von 15 m die notwendige Aus- wirkende interne Treppen mit verglasten Geländern und
steifung durch Diagonalstäbe. Auch die darüberge- eingespannten Stufen erreicht.
spannte Gebäudehülle verändert sich je nach Situation.
Sie bietet straßenseitig gezielte Außenblicke durch die Klimatisierung
dicht liegende Sonnenschutzebene und löst sich zur Ein zentrales Thema war der sommerliche Überhitzungs-
Hofseite immer mehr auf, bis letztlich die gekrümmte schutz, der mit EDV-Simulationen optimiert wurde. Es
Skelettstruktur freiliegt. Die Turmaufbauten sind eine wurde ein mehrstufiges Kühl-/Klimasystem konzipiert,
strukturelle und architektonische Antwort auf den das mit einer Bauteilkühlung (Kühldecken), einer kon-
Bestand. Die Decken bestehen aus eingehängten Fertig- trollierten Lüftungsmöglichkeit ohne spürbare Luftge-
teilen und genügen den Anforderungen an einen hoch- schwindigkeiten, außen liegenden, beweglichen Sonnen-
wertigen Schallschutz. Sie bilden die speicheraktive schutzlamellen, speziellen Isolierglasfenstern und einer
Masse für das Deckenkühlsystem (sommerlicher Über- hochwertigen Gebäudedämmung umgesetzt wurde.
hitzungsschutz). Leichte, hochwärmegedämmte Holz- Jede Wohnung hat einen eigenen Haustechnikraum;
wolleleichtbauelemente bilden die Trennwände. alle Installationen erfolgten unterhalb eines neuen
Doppelbodens.
Erschließung
Die vorhandenen Fluchttreppen des Bestandes werden Die Entscheidung für eine Stahlkonstruktion erlaubte
gemeinsam genutzt, während der Regelzugang zu den eine höhere Flexibilität bei individuellen Kundenwün-
neuen Wohnungen über neue, frei stehende Panorama- schen während der gesamten Planungs- und Bauphase.
lifte mit einer Expresserschließung der hofseitig ange- Die dadurch möglichen kurzfristigen Umplanungsoptio-
ordneten Laubengänge und weitläufigen Terrassen- nen trugen entscheidend mit dazu bei, dass die 12
flächen erfolgt. Die inneren Erschließungszonen sind im hochwertigen Wohnungen sehr schnell verkauft werden
Kontrast zu dem orthogonalen Grundraster organisch konnten.

2.5 Innenraum 2.6 Turmaufbauten aus Stahl als geometrische Fortsetzung der bestehenden Risalite
22

Dachaufstockung Junghofstraße, Frankfurt


Individuelle Adressen mit eigenen Hausnummern

Lage und Städtebau vorhandene zweigeschossige Tiefgarage sowie eine Bauherr: BGT Grundstücksverwaltungs- und
Das Baugrundstück in Frankfurt am Main wird von Technikzentrale unter den gesamten Hof erweitert. Durch Beteiligungsgesellschaft mbH & Co KG
der Neuen Rothofstraße im Norden, der Junghofstraße den Bau eines zusätzlichen Verbindungsriegels zwischen für City Bauten
im Süden und der Neuen Mainzer Straße im Westen der Junghofstraße und der Neuen Rothofstraße entstan-
begrenzt. Es liegt sehr zentral in der Frankfurter Innen- den zwei neue Blockinnenhöfe mit unterschiedlicher Architekten: Schneider+Schumacher
stadt, unmittelbar im Herzen des Bankenviertels. Das Gestaltqualität. Einer der Höfe erhielt eine öffentliche, Architekturgesellschaft mbH, Frankfurt a. M.
Areal ist geprägt von Bauten aus den 50er- und 60er- vorwiegend bepflanzte Durchwegung, der zweite, qua- Kristin Dirschl (Planung)
2 Jahren des letzten Jahrhunderts. dratische Hof bleibt einer internen Nutzung vorbehalten. Ch. Flieger, R. Seeburger
(Ausführung + Umsetzung)
Nachdem die Hessische Landesbank als bisheriger Durch die Aufstockung aus Stahl und Glas im Bereich
Nutzer des Quartiers einen Neubau bezogen hatte, der obersten beiden Geschosse wird der Baukörper zu Tragwerk: Lange + Ewald Ingenieure, Rödermark (Stahl)
wurde die gesamte Liegenschaft saniert und teilweise einer Einheit zusammengefasst. Ein geringer Rück- Ing. Soz. DBT (Beton)
auch neu errichtet. Das gesamte Bauvorhaben umfasst sprung gegenüber den Blockrändern soll die ursprüng- Deutsch Buckert Thomas, Frankfurt a. M.
sieben Bauteile, deren Gliederung jedem Mieter eine liche Traufkante bewahren, um den städtischen Maßstab
individuelle Adresse mit eigener Hausnummer, separa- beizubehalten. Die konstruktive Form der Aufstockung Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
tem Eingangsbereich und großzügiger, kommunikations- wurde nach statischen Erfordernissen entwickelt und
freundlicher Ausdehnung bietet. Die neu eingefügten bildet eine fünfte Fassade für die umliegenden Hoch- Fertigstellung: Juni 2003
Bauten sollten als solche erkennbar bleiben und sich häuser des Bankenviertels.
zur Straße als moderne Bürobauten präsentieren.
Raumprogramm und Nutzung
Das Bauvorhaben wurde im Innenbereich komplett ent- Das Gebäude kann bauteilweise erschlossen und ent-
kernt, drei Bauteile wurden dabei vollständig durch sprechend genutzt werden. Vom Haupteingang in der
Neubauten ersetzt. Durch großzügige Rücksprünge in Junghofstraße aus gelangt man in das angelagerte Foyer
den Erdgeschosszonen werden die neu entstandenen mit der vertikalen Haupterschließung und verglasten
Wegebezüge geschickt geleitet. Weiterhin wurden die Aufzügen. Die insgesamt sieben Etagen hohen Bau-

2.7 Luftaufnahme 2.8 Montagezustand


23

körper enthalten im EG bis zum 5. OG Büroflächen, die


organisatorisch von den Kernbereichen mit den Treppen- 3
häusern unterteilt werden. Der Ausbau der Büroetagen
2
bietet mit einem Raster von 1,25 m die Möglichkeit der
Organisation als Zellen-, Kombi- oder Großraumbüros. 1
Die Flächen der Aufstockung enthalten im 6. OG Händ- 1
lerbereiche. Die Back-Offices sind auf einem Galeriege-
schoss im 7. OG geplant. 1

1
Konstruktion
1
Die Konstruktionen der vorhandenen Bauten wurden
vorwiegend in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet 5 1 6
und blieben so weit wie möglich erhalten. Die Neubau-
ten wurden in den unteren Geschossen als Stahlbeton-
skelett realisiert. a-a
4
Die zurückversetzte Aufstockung um den zentralen Hof Grundriss und
Grundriss undSchnitt
Schnitt M
M1:650
1:650
wurde als elegante, freitragende Stahlkonstruktion aus 1 Büro
Büro
bogenförmigen Trägern ausgeführt, die die anfallenden 2 Händlerbereich
Händlerbereich
Lasten aus den Kernbereichen in den Gebäudeecken 3 Back- Offices (Galeriegeschoss)
Back-Offices (Galleriegeschoss)
44 Technikzentrale
Technikzentrale
spielend in den Baugrund ableiten. Die anspruchsvolle 55 Innenhof mit
mit öffentlicher
öffentlicher Durchwegung
Innenhof Durchwegung
Dachform verleiht dem Gebäudekomplex seine neue, 66 Innenhof für
Innenhof für interne
interne Nutzung
Nutzung
moderne Identität. Zur Horizontalaussteifung des aufge-
stockten Bereichs dienen Wandscheiben, die auch als Junghofstr.
Auflager der Stahlkonstruktion wirken. Die Deckenkon-
struktion des 7. OG ist als Hängekonstruktion von den
Knotenpunkten der Stahlträger abgehängt. Eine mas-
sive Deckenplatte im Bereich der Galerie und der 2
Dachschale dient als Aussteifung und als bauphysika-
lisch wirksame Wärmespeichermasse. Die Aufstockung
wurde mit Ganzglasfassaden versehen und erhält als
Sonnenschutzmaßnahme drehbare Großlamellen. Durch
die großzügige Transparenz ist die Ästhetik der Stahl-
konstruktion überall spürbar. a a

Technikkonzept
Zwischen dem EG und dem 5. OG werden Luftkühlde- 5 6
cken eingesetzt. Über eine großflächige Luftzufuhr aus
der Systemdecke ist auch für die innen liegenden Kom-
bizonen eine ausreichende Be- und Entlüftung gewähr-
leistet. Alle Etagen erhielten Doppelböden, die im Be-
reich der stählernen Aufstockung zusätzlich als Kühl-
boden fungieren. Die Beheizung erfolgt größtenteils über
Unterflurkonvektoren.

Brandschutz
Die Gebäude wurden flächendeckend mit einer Sprink-
leranlage und einer Brandmeldeanlage ausgestattet.
Die Stahlkonstruktion der Aufstockung wird im sicht-
baren Bereich mit einem Thermolack F 90 geschützt.
Mit dieser Maßnahme bleiben die Profile erkennbar. Rothofstr.

6. Obergeschoss
24

Kapitel 3 – Innere Einbauten

Einführung

Mit nach innen gerichteten Umbauten werden normaler- Infolge der immensen internen Störungen ist eine Auf- bestehende Baubereiche hindurch, es empfiehlt sich
weise keine zusätzlichen Flächen generiert, im Idealfall rechterhaltung des Nutzungsbetriebes während der Bau- daher die sorgfältige und frühzeitige Lokalisierung der
können jedoch ungünstige Flächenproportionen durch phase so gut wie undenkbar, es sei denn der Umbau- Materialströme und hierzu kompatible Gebäudedurch-
eine Aufwertung von ungenutzten Erschließungsberei- bereich begrenzt sich grundrissintern auf relativ kleine, dringungen.
chen oder Innenhöfen deutlich verbessert werden. Auch lokale Baufelder und ermöglicht eine horizontale Ab-
architektonisch bleiben solche Eingriffe, deren konzep- trennung. Im Idealfall bietet sich dem Umbau ein groß- Besonders das Beispiel des Umbaus der Handelskam-
tionelles Merkmal als „Haus im Haus“ bezeichnet werden volumiges Baufeld, sodass sich auch eine räumlich mer Hamburg zeigt deutlich, dass der hinzugewonnene
kann, häufig äußerlich unbemerkt. Die Anforderungen wohltuende Distanz zwischen den neu eingebauten und Kontrast des neu eingebauten „Hauses im Haus“ mit
an die Konzeption und Planung sind aufgrund der dich- den vorhandenen Teilen ergeben kann. seinen stählernen, vielgliedrigen Tragelementen das
ten Vernetzung von Tragwerk, Innenraum und Funktion angenehm ablesbare Architekturprinzip umsetzt, ohne
denkbar hoch. Aus diesem Grund ist es auch schwie- Für innere Einbauten sind stählerne Konstruktionen dass das Gefühl von Enge oder Fülle entsteht. Der Um-
rig, die neu hinzugefügten Bauteile herauslesbar zu nahezu ideal, da sie aufgrund feingliedriger Elemente bau der Börse in Frankfurt belegt eindrucksvoll, wie
machen – nicht selten entstehen durch baurechtliche und schlanker Dimensionen einen gesunden Abstand durch die richtige statische Konzeption ein so intensiver
Anforderungen, allen voran den Brandschutz, kompli- zum Bestand auch optisch ermöglichen. Der Kräftefluss baulicher Eingriff bei laufendem Gebäudebetrieb über-
3 zierte Auflagen, die eine einwandfreie Identifikation neu der neuen Bauteile ist zumindest im Bereich der Grün- haupt erst möglich ist.
ergänzter Materialien durch aufzubringende Verkleidun- dungen im Detail zu betrachten – gegebenenfalls müs-
gen erschweren. Aber gerade aus denkmalpflegerischer sen bestehende Gründungen ertüchtigt werden. In sich
Sicht ist die tektonische Lesbarkeit der zeitlichen Bau- autarke, neue Bauteile können aber durchaus ein un-
abschnitte ein anerkanntes architektonisches Prinzip im abhängiges, in sich ausgesteiftes Tragwerk bilden. Der
Umgang mit dem Bestand. Transport der neuen Bauteile erfolgt regelmäßig durch

Aktiensaalüberbauung der Börse, Frankfurt

Haus im Haus der Handelskammer, Hamburg


25

Aktiensaalüberbauung der Börse, Frankfurt


Fliegender Einbau bei laufendem Börsenbetrieb

Bauherr: Industrie- und Handelskammer und Das Börsengebäude in Frankfurt am Main wurde in den gen und technisch zeitgemäße Ausstattungen während
Frankfurter Wertpapierbörse, Jahren 1874 bis 1879 nach Plänen der Architekten der letzten Jahre abgerundet.
Frankfurt a. M. Burtnitz und Sommer errichtet. Das Zentrum des Bau-
werks bildet der große Aktiensaal, in dem bis heute mehr Für den Verlauf der gesamten Baumaßnahme war eine
Architekten: Architekturbüro W. Hilger, Wiesbaden als 110 Jahre Wertpapierbörsengeschichte geschrieben Verlegung des Börsenbetriebs nicht möglich, sodass
Karl-Heinz Henn, Hans Joachim Freiberg wurde. sämtliche Eingriffe in das Tragwerk bei laufendem Be-
(Mitarbeiter) trieb im Gebäude – unmittelbar oberhalb des Börsen-
Das Gebäude, das der Industrie- und Handelskammer aufenthaltsbereiches – vorgenommen werden mussten!
Tragwerk: TP – Thürauf + Partner, Frankfurt a. M. gehört, wurde seit 1981 in mehreren Bauabschnitten Die enormen Abmessungen der einzusetzenden neuen
umgebaut und modernisiert und dabei auch den sich Tragwerkselemente innerhalb der verfügbaren Zeit waren
Fertigstellung: Frühjahr 1989 rasant verändernden Datenübertragungstechniken an- praktisch nur mit vorgefertigten Stahlfachwerkelementen
gepasst. Der zweite und deutlich tiefgreifendste Bauab- leistbar, die über die temporär geöffnete Dachfläche
schnitt Ende der 1980er-Jahre sah im Wesentlichen die eingebracht wurden.
Überbauung des großen Aktiensaals vor, um dadurch
Umbau Aktiensaal: Atelier Brückner GmbH, Stuttgart dringend benötigte Nutzflächen im Luftraum oberhalb Tragwerk
des Saales bis unterhalb der alten Stahlkuppel zu ge- Die endgültige Tragwerkskonzeption sah eine freie Über-
Fertigstellung: 2007 (letzte Umbauphase) winnen. Dieser ungenutzte gigantische Raum bot sich spannung des Aktiensaals mit einer ca. 7 m hohen, neu
idealerweise für die expandierenden Raumbedürfnisse eingebauten Stahlfachwerkkonstruktion in der Ebene
der IHK und der Börse an. Der ursprüngliche Saalgrund- des 6. OG vor. Die Gurte der insgesamt vier neuen
riss besaß eine Fläche von ca. 1.050 m2 und eine lichte Hauptträger wurden dabei in die Deckenebenen über
Höhe von ca. 34 m bis zu den Bogenträgern der alten dem 5. und 6. OG integriert. Vier Paare von Hauptstüt-
Stahlkuppel. An seinen Längswänden waren Marmor- zen, direkt neben den Marmorstützen angeordnet, über-
säulen mit über 16 m Höhe angeordnet. Letztlich wur- nehmen die vertikalen Trägerlasten und tragen sie auf
den die Baumaßnahmen durch neue Inneneinrichtun- separaten Pfahlgründungen ab.

3.1 Aktiensaal nach dem letzten Umbau – 2007 3.2 Ansicht des Börsengebäudes zu Beginn der Umbauarbeiten – 1985
26

Die Stahlstützen konnten aus geometrischen Gründen Brandschutz Deckenabsenkungen über mehrere Meter und verschie-
nicht gerade ausgeführt werden. Sie mussten zweimal Die Verbunddecken sind gemäß ihrer Zulassung ohne dene Montagezustände vorsahen. Der letzte Montage-
abgeknickt werden, woraus unvermeidbare Horizontal- weitere Maßnahmen feuerbeständig F90. Die stählernen schritt bestand aus der Demontage der Sicherheits-
lasten resultieren. Die Innenstützen wurden als stähler- Fachwerkbinder, Stahlträgerroste sowie die Stützen und ebenen – kurz darauf war der Endzustand für die neue
ne Kastenquerschnitte 600 x 400 mm mit Wandstärken Hänger wurden durch starre Umhüllungen feuerbeständig Decke und die Wände des Aktiensaals erreicht. Auch
von 40 und 50 mm ausgeführt. geschützt. wenn nach Einbau der Saaldecke die eigentliche Stahl-
konstruktion für die Nutzer nicht mehr erkennbar ist, so
Die zusätzlich eingebauten Deckenebenen, jeweils als Montage kann sie aufgrund der hervorragend bewältigten Spann-
Stahlträgerrost aus IPE 500 und HE-A 650 zusammen- Für die Montage der Gesamtkonstruktion wurden insge- weite und der extrem schwierigen Einbausituation als
gesetzt, wurden über Zugstangen nach oben an die samt ca. 600 t Stahl bewegt und oberhalb des Saales sehr gelungen bezeichnet werden.
Fachwerkbinder angehängt. Dabei wurden vier Decken- zusammengesetzt. Für die Dauer der Bauzeit durfte
ebenen als Verbunddecken (System Holorib) ausgebil- während der täglichen Börsenzeit zwischen 10:00 und
det. Zur besseren Aussteifung wurde der Boden des 4. 15:00 Uhr nicht gearbeitet werden. Die engen Bau- Montagestadium
und 5. OG als Stahlverbundkonstruktion ausgeführt. stellenverhältnisse im Frankfurter Stadtzentrum und die 1 Ausgangssituation (Aktiensaal mit Börsenbetrieb)
Die dadurch entstehenden Scheiben bilden ein räum- hochsensible Börsentechnik unmittelbar unterhalb des 2 Glasdecke durch Trapezblech ersetzt „Sicherungsebene 1“
3 3 Fachwerkbinder montiert
liches Gesamttragwerk, das seine horizontale Ausstei- Baugeschehens waren zusätzliche Erschwernisse. 4 Leichtfachwerk demontiert. „Sicherungsebene 1“ verstärkt und
fung durch Befestigungen an der steifen Mauerwerks- abgesenkt in Lage „Sicherungsebene 2“
konstruktion des Altbaus erhält. Der eigentliche Bauablauf erfolgte in Einzelschritten, 5 Hängestäbe und Stahlroste aller 5 Ebenen eingebaut,
Verbunddeckenscheibe über 6. OG betoniert
die neben dem Einbau zweier vollflächiger Sicherheits-
6 Alle Verbunddecken betoniert. Deckenscheiben mit
ebenen oberhalb des Saales den Einbau von Zugbän- „Aussteifungsanschluss“ am Gesamtbauwerk (H-Lager).
dern mit unterschiedlichen Vorspannungen, komplette Einbau der Lampenebene. Ausbau der „Sicherungsebene 2“

3.3 Das schwer beschädigte Börsengebäude – März 1944

1 2

3 4

5 6
27

Grundriss und Längsschnitt M 1:1000


1 Aktiensaal
2 Erste neue Büroebene
3 Zweite neue Ebene
4 Dritte neue Ebene

4
3
2

Erdgeschoss Längsschnitt

3.4 Montagearbeiten oberhalb der Sicherungsebene 3.5 Einbau der Fachwerkbinder im Bereich der bestehenden Kuppelkonstruktion
28

Handelskammer, Hamburg
Haus im Haus

Die Handelskammer Hamburg ist seit gut 340 Jahren älteste Wirtschaftsbibliothek der Welt und für einen Bauherr: Handelskammer Hamburg
sowohl Börsenplatz und Mittelpunkt des wirtschaftlichen Club mit anspruchsvoller gastronomischer Betreuung.
Lebens der Stadt als auch ein kritischer Partner der Architekten: Behnisch Architekten, Stuttgart
Politik, Dienstleister der Unternehmen und damit ein Die vertikale Gliederung der neu eingefügten Stahl-
unabhängiger Anwalt des Marktes. Um dieser Aufgabe struktur beinhaltet einen Info-Counter mit Beratungs- Tragwerk: Wetzel & v. Seht, Hamburg
auch in Zukunft gerecht werden zu können, sollte das bereichen (EG), Besprechungsräume (1. Ebene), eine
klassizistische Gebäude am Adolphsplatz in Hamburg Saalerweiterung und „Brücken“ zum Altbau (2. Ebene) Fertigstellung: März 2007
teilweise umgebaut werden. Auf den frei gewordenen sowie einen Raum für Ausstellungszwecke (3. Ebene).
Flächen der denkmalgeschützten Wertpapierbörse, die Darüber folgen Räume mit privateren Funktionen, die
aufgrund des Einsatzes moderner Kommunikations- mittels interner Treppen erschlossen werden und die
techniken nicht mehr beansprucht werden, sollte zusätz- Gastronomieräumlichkeiten mit weiteren Kabinetten und
licher Raum für neue Nutzungen entstehen. Vitrinenwände beinhalten (4. und 5. Ebene). Auf dem Dem Anschein nach gibt es außer dem Ort und dem
Dach des Gebäudes findet sich eine über einen Steg Raum bewusst keine Gemeinsamkeiten zwischen Altem
Das ursprüngliche Konzept war als ein dreistöckiger, erreichbare Terrasse mit einer herrlichen Aussicht über und Neuem. Das innere Gefüge des neuen „Hauses“
3 weit ausladender Einbau angedacht. Der prämierte Wett- die Hansestadt. erfüllt zwar im Wesentlichen funktionale Anforderungen,
bewerbsentwurf beinhaltete jedoch eine fünfgeschos- es schafft aber darüber hinaus für den Besucher span-
sige Konstruktion, die bei geringerer Grundfläche die Das neu eingefügte „Haus“ besteht strukturell aus nungsreiche, räumliche Situationen innerhalb der Struk-
Höhe des vorhandenen Raumes der historischen Halle Scheiben und Ebenen und kontrastiert in seiner Leichtig- tur und in seiner Beziehung zum Altbau. Es ermöglicht
besser nutzt. Der darin neu eingefügte Baukörper ist keit bewusst mit dem historischen Bestand: dort die die immer wieder neue Wahrnehmung der historischen
nach dem Prinzip „Haus im Haus“ konzipiert und erwei- weichen Formen der Rundbögen und die Schwere der Halle aus unterschiedlichen Positionen und in immer
tert die Nutzfläche um ca. 1.000 m2, über mehrere Etagen Steine, hier die klaren Linien der neuen Struktur mit ihren neuen Variationen.
verteilt, und dient als „Treffpunkt“ der Hamburger Wirt- beinahe schwebend wirkenden Ebenen, fast immateriell
schaft. Die neu hinzugewonnenen Flächen bieten Raum anmutend mit ihren transluzenten, transparenten und Ein neuartiges LED-Lichtsystem beleuchtet die gesamte
für ein Existenzgründerzentrum, Besprechungen, Präsen- reflektierenden Materialien – fast wie ein selbstleuch- Struktur und ist überhaupt die erste Raumstruktur welt-
tationen für die im Besitz der Handelskammer befindliche tendes Schmuckstück in seiner Fassung. weit, die komplett mit LED-Leuchten ausgestattet ist.

3.6 Montagezustand 3.7 Bauteiltransport ins Gebäudeinnere 3.8 Verbindungsbrücke aus Stahl zwischen Bestand und Neubau
29

a
5
5
4
3
2

1
a-a

b b
6

a
b-b 2. Obergeschoss

Grundriss
Grundriss MM1:1000
1:1000
Schnitt und Ansicht
Längs- M 1:750
Querschnitt M 1:1750
1 Infocounter / Beratungsbereich 4 Ausstellungsraum
2 Beratungs- und Besprechungsräume 5 Restaurant / Bar / Lounge / Vitrinenwände
3 Brücke zum Bestand / Saalerweiterung 6 Dachterrasse

3.9 Stahltreppe – Zugang Neubau 3.10 Neue Stahlkonstruktion innerhalb des Bestandes, komplett illuminiert mit einem neuartigen LED-Lichtsystem
30

Kapitel 4 – Gebäudehüllen

Einführung
Auferstehungskirche, Berlin
Nichts beeinflusst das architektonische Erscheinungs- Auferstehungskirche, Berlin
bild mehr als das „Kleid“ eines Gebäudes – seine Fas-
sade. Die Entwicklung in den letzten Jahren, vor allem
im Bereich neu entwickelter Glasmaterialien, minimierter
Befestigungen und intelligenter Tragkonzepte hat ent-
scheidend dazu beigetragen, dass sich moderne Bau-
werke aller Schwere, Dunkelheit und Starrheit zu ent-
ledigen wussten. Mittlerweile ist konstruktiv vieles mög-
lich – intelligente Belüftungskonzepte, adaptionsfähige
Oberflächen und individueller Bedienungskomfort tra-
gen ihrerseits dazu bei, dass fortschrittliche Fassaden-
konzepte zur „Visitenkarte“ neuer Gebäude werden.

Durch die Verwendung von Stahlteilen im sensiblen


Fassadenbereich lassen sich besonders schlanke Pro-
filquerschnitte realisieren, die mit kaum einem anderen
tragenden Werkstoff erzielbar sind. DurchHaus1-Lessingstraße,
das Wechsel- Leinefelde
spiel von Feingliedrigkeit, Rhythmus und tektonischer Haus1-Lessingstraße, Leinefelde
Ausprägung der verwendeten Einzelelemente lassen
sich die verschiedensten Erscheinungsbilder realisieren,
die die innere Nutzung des Bauwerks in adäquater Weise
widerspiegeln.
4
4 Künftig steht zu erwarten, dass energetische Fragen und
Aspekte des Klimaschutzes zusehends über Lösungs-
konzepte der Gebäudehülle zu beantworten sind. Bereits
heute zeichnen sich die innovativsten Gebäude auch
formal über neuartige Fassaden aus. Mit hoher Wahr-
scheinlichkeit werden auch solche Zukunftstechnolo-
gien, die die Gebäudehüllen tangieren, ohne den Werk-
stoff Stahl aufgrund seiner mechanischen und techni-
schen Kompatibilität undenkbar sein.

Bei der Konversion der Auferstehungskirche


Frøsilos,inKopenhagen
Berlin
in ein modernes Kongresszentrum wird dies durch die
würdevolle Interpretation einer „Sakralfassade“ ein- Frøsilos, Kopenhagen
drucksvoll umgesetzt – ohne die sichtbare Grenze zwi-
schen Alt und Neu zu negieren. Die Konversion zweier
Betonsilos beim Projekt Frøsilos in Kopenhagen und die
Wohnbauten Lessingstraße in Leinefelde lassen voll-
ständig neue Bauwerke entstehen, die von der Schwere
und architektonischen Monotonie des Ausgangsbau-
werks nichts mehr erahnen lassen.
31

Auferstehungskirche, Berlin-Friedrichshain
Transformation einer sakralen Nutzung

Bauherr: Kirchbauhof GmbH Geschichte


Die Auferstehungskirche in Berlin-Friedrichshain wurde Von 1943 bis 1945 wurde das Bauwerk stark zerstört
Architekten: Architekten Franz und Joachim Voigtländer, von August Menken in den Jahren 1892–1895 nach und ab 1947 wieder aufgebaut. Bei seiner Wiederein-
Wiesbaden den Grundrissplänen von Hermann Blankenstein als weihung 1961 war die Kirche in seiner nunmehr kleine-
spätromanische Backsteinkirche errichtet. Der Zeitge- ren Geometrie (die Länge des Kirchenschiffes wurde
Tragwerk: Dipl.-Ing. Peter Just, Berlin schmack der damaligen Baukunst entsprach auch im fast halbiert) stark verändert. Seit Ende der Siebziger-
Sakralbau einem Historismus durch das Zitieren längst jahre steht sie unter Denkmalschutz.
Bauleitung: Fa. Tri-Projekt, Berlin vergangener Baustile. Die äußeren Abmessungen der
Knut Trommer dreischiffigen, symmetrischen Hallenkirche betrugen Die zentrale Maßnahme des nun vorgenommenen Um-
56 m x 32 m bei einer Turmhöhe von 77 m. Auf ein Quer- baus war die Fortsetzung des bestehenden Gebäude-
Fertigstellung: November 2001 schiff wurde damals verzichtet, dafür besaß die Kirche rasters und die Ergänzung der Kirchenaußenwand um
insgesamt sechs unmittelbare Zugänge. das im Krieg verlorene vierte Joch. Die Kirche erhält
zudem ein neues Dachgeschoss und insgesamt ihre
Die gesamte Fassade war mit typischen Steinelementen ursprünglichen Abmessungen wieder. Das ehemalige
wie Gewänden, Blendarkaden, Friesen, Maßwerk und Giebeldach wird durch ein neues Flachdach ersetzt, das
kleinen Plastiken geschmückt und verlieh dem Bau- die Ansicht auf die rückwärtige Turmseite wieder frei-
werk seinen typischen Maßstab. Während der gesamte gibt. Die sakrale Nutzung wird durch ein zivil genutztes
Innenraum überwölbt war, muss als damalige Beson- ökologisches Zentrum („Umweltforum Auferstehungs-
derheit die Verwendung eines stählernen Dachtrag- kirche“) mit Raum für Tagungen und Kongresse ersetzt.
werks und gusseiserner Säulen hervorgehoben werden.

Lageplan o. M. 4.1 Neuer Baukörper des Umweltforums, Berlin

tr.
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32

Grundrisse und Ansicht M 1:400


1 Foyer
2 Versammlungssaal
3 Seminarräume (umwandelbar in Ausstellung-/Cateringraum)

1 2

Detail Lichtwand / Sprosse o. M.


a Lichtwand - Stahlelementebau mit Sicherheits-
Milchüberfangglas gestrahlt - indirekt beleuchtet
4 Erdgeschoss b Hallenseitige Reflexionsplatten, System "Picto"

3 3 3 3

3 3 3 3

4. Obergeschoss Ansicht Nord-Ost


33

Konstruktion Fassade
Denkmalgeschützte Gebäudeteile mit tragenden Funk- Die neue, mit vertikalen Bändern gegliederte, strenge Die gesamte Maßnahme erzeugt eine Bruttogeschoss-
tionen und größeren Beschädigungen wurden statisch Stahl-/Glasfassade bildet einen wohltuenden Kontrast fläche von ca. 2.200 m2 zur Realisierung der multifunk-
wieder gesichert und bauphysikalische Missstände zur detailreichen historischen Backsteinfassade und tionalen Nutzung. Sie bietet einen großen, 17 m hohen
beseitigt. Konsequenterweise wurde hierfür zwischen lässt ein neues Volumen entstehen, das dem Baukörper Saal, 12 Seminarräume und kann ca. 400 Personen
alten und neuen Wänden ein ausreichender Zwischen- Würde und Anmut verleiht. Sie besteht aus einer stäh- unterbringen.
raum belassen, der die nötige Luftzirkulation und den lernen Pfosten-/Riegelkonstruktion mit vorgestellten
Feuchteabtransport ermöglicht. Im UG wird dieser Zwi- Stahlblechzangen (2 x 200 x 15 mm), die ein vertikales Lichtdurchflutete Räume, hohe Decken und ein zeitloses,
schenraum als Wartungsgang genutzt. Neue, erdberüh- angenehmes Raster zeichnen. Auskragende Konsolen schlichtes Design zeichnen die Innengestaltung des
rende Bauteile wurden in WU-Beton auf einer flachen tragen Putzbalkone aus Stahlgitterrost mit Stahlseil- neu entstandenen Umweltforums aus. Lehmputzwände
Plattengründung ausgeführt. Verwitterungen von Bau- geländern. Die Wärmeschutzglasausfachung wurde im und eine Wand- und Fußbodenheizung bewirken ein
teilen, die statisch konstruktiv unbedenklich waren, Bereich undurchsichtiger Brüstungen und Attiken mit natürliches Raumklima mit einer angenehmen Aufent-
wurden zugelassen und bleiben sichtbar. Im Bereich einer Zwischenlage aus transparenter Wärmedämmung haltsqualität. Glaswände sorgen für Transparenz und
der Flachdecke über dem Kirchenraum wurden leichte ausgeführt. Die bestehende Ziegelfassade wurde ge- Flexibilität: Die Seminarbereiche lassen sich leicht in
Fertigteilplatten auf eine Trägerlage aus unterspannten reinigt, wo nötig rekonstruiert und an den Übergängen Ausstellungs- oder Cateringflächen umwandeln. Die
Stahlbindern aufgelegt, die den Innenraum wohltuend mit U- bzw. Z-förmigen Stahlanschlusswinkeln versehen. gelungene Transformation einer ehemals sakralen Nut-
proportionieren. Damit konnte auch der erforderliche Die Innenfassaden bestehen größtenteils aus Stahl-/ zung in ein Umweltforum bietet den geeigneten Rahmen
Leergerüstaufwand im Kirchenraum auf ein Minimum Glas-Elementen, teilweise in mattierter, nicht durchsich- für Kongresse oder Tagungen, Empfänge, Galadiners
reduziert werden. tiger und teilweise in klarer, durchsichtiger Ausführung. oder Messen.

4.2 Schnittstelle zwischen alter und neuer Fassade 4.3 Innenraum 4.4 Innenraum – Blick vom Altar
34

Haus 1 – Lessingstraße 10–32, Leinefelde


Die künstlerische Physiognomie einer Menschenballung

Die 15.000 Einwohner zählende Stadt Leinefelde, im Mit individuellen Gärten, Eingängen und der vertikalen Bauherr: LWG, Leinefelde
Nordwesten Thüringens am Südausläufer des Harz Gebäudegliederung erhielten die Gebäude einen neuen
gelegen, ist eine städtische Neugründung aus DDR- Maßstab. Ein klinkerverkleideter Gebäudesockel auf Architekten: Stefan Forster Architekten, Frankfurt a. M.
Zeiten, in der 90 Prozent der Einwohner in industriell Erdgeschossniveau reagiert durch Höhenversprünge Helmut Pfeiffer (Projektmitarbeiter)
gefertigten Großsiedlungen wohnten. Nach der Wende auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen
wurde auch Leinefeldes Industrie relativ bedeutungslos Gebäudeseiten und schafft dadurch eine neue Privat- Tragwerk: Bollinger+Grohmann, Frankfurt
mit den Folgen der Arbeitslosigkeit, der Abwanderung sphäre für die Erdgeschossbewohner.
von Einwohnern und eines dramatischen Wohnungsleer- Fertigstellung: Januar 1999
standes. Die Stadt Leinefelde verstand diese Schrump- Die äußere Ästhetik der Gebäude verliert mit tiefen, ver-
fung als Chance und beschloss, die strukturellen Miss- setzten Balkonen und neuen, verglasten Wintergärten
stände in den Wohnungen und deren Umfeld mit Hilfe ihre uniforme Schwere und setzt sich durch konstruktive
von kompetenten Planern zu beheben. Eingriffe wie verbreiterte Flure, größere Fenster und
individuelle Grundrisse im Inneren der Wohnungen fort.
Die insgesamt sieben Wohnungsumbauprojekte trans- Ursprünglich innen liegende Küchen und Bäder werden
formieren ehemals ortlose, sozialistisch einheitliche nun natürlich belichtet. Vor den Wintergärten verläuft
Großsiedlungen in ein identifizierbares, diversifiziertes ein neuer, durchlaufender und großzügiger Balkon.
Wohnungsangebot. Das Konzept zielt auf eine deutliche
Verbesserung der Wohnqualitäten durch Berücksich- Die Maßstäblichkeit der vorgestellten elementierten
tigung individueller Bedürfnisse und transformiert die Stahlkonstruktion prägt das ästhetische Konzept des
vorher nicht definierten Stadträume in eindeutige städ- Entwurfs nachhaltig. Die schlanken Tragprofile, die sich
tische Zonen. Durch das gestaltende Prinzip der Addi- aufgrund ihrer Abmessungen leicht transportieren und
tion und der Subtraktion wurden aus fünf- bis sechsge- montieren ließen, und die mit ihnen neu gestaltete
4 schossigen kaum vermietbaren Blöcken überschaubare Gebäudeansicht verleihen der Fassade eine ruhende
Baukörper mit definierten Räumen. und zeitlose Eleganz – frei von modischem Beiwerk.

4.5 Zustand der Plattenbauten vor dem Umbau Lageplan eines typischen Baublocks

0 10 m
35

Insgesamt wurden die Wohnungen freundlicher, heller Grundriss und Schnitt o. M.


und großzügiger. Die angebotene Wohnungspalette wird Grundriss
1 und Schnitt o. M.
Eingangsbereich
2 Eingangsbereich
Wohnungen
überdies mit Maisonette-, behindertengerechten und 1
3 Neue Balkone (Stahlkonstruktion)
2 Wohnungen
Penthouse-Wohnungen sowie mit Dachgärten berei- 4 Neue
3 Individuelle Gärten
Balkone (Stahlkonstruktion)
chert. Die umgebauten Plattenbaublöcke sind heute zu 4 Individuelle Gärten a a
100 Prozent vermietet.

1 2 3 4 2

4
0 5m
a-a 4. Obergeschoss

4.6 Vorstehende Balkone aus Stahl 4.7 Gesamtanlage nach dem Umbau
36

Frøsilos, Kopenhagen
Die Leere bewahren

Europas größte Städte am Wasser sind dabei zu ent- das Wasser schufen die Architekten einen um die Kerne Bauherr: Gemini Residence A/S, Kopenhagen (DK)
decken, welche Wohn- und Arbeitsqualitäten in ihren umlaufenden Gürtel aus Luxusapartments, der beide
Häfen mit ihren umgebauten Wohnanlagen und Spei- Silos zusammenbindet. Dieses nur mit Stahlleichtbau- Architekten: MVRDV, Rotterdam (NL)
chern stecken. Beeindruckende Ausblicke, Nähe zum weise machbare Konzept ermöglichte beides: den in Zusammenarbeit mit
Wasser, innerstädtische Zentrumslage sind einige voluminösen Innenraum der Silos zu bewahren und einen JJW, Kopenhagen (DK)
Argumente, die den Erfolg hochqualitativer Wohnlofts in beeindruckenden Ausblick für alle Wohnungen zu
umgebauten Zweckbauten auszeichnen. Daher beauf- schaffen. Tragwerk: ABT, Arnhem (NL)
tragte der Immobilienentwickler New Century Cities Ramboll, Virum (DK)
(NCC) das niederländische Architekturbüro MVRDV mit Alle acht Wohngeschosse erhielten eine zweite, raum-
dem Umbau zweier ausrangierter Getreidesilos zu Luxus- hohe, gläserne Haut und öffnen sich nach außen. Alle Fertigstellung: April 2005
wohnungen im Kopenhagener Hafen. Während alte Nasszellen sind auf der Innenseite, entlang der geschlos-
Speicher normalerweise bereits für Wohnzwecke kom- senen Betonaußenwand der Silos untergebracht,
patible Tragstrukturen beinhalten, bildete die Leere der während sich die Wohn-, Ess- und Schlafräume der
Silos eine architektonische Herausforderung. 84 Apartments ins Freie zum Hafen orientieren. Die
Zwischenwände wurden auf ein Minimum reduziert und
Die beiden runden, dicht an dicht stehenden enormen mit zahlreichen Schiebetüren die Idee des offenen Grund-
Betonhohlkörper hätten nach den Vorgaben des Auf- risses unterstützt. Die 90 bis 200 Quadratmeter großen
traggebers mit Wohnungen „gefüllt“ werden sollen. Die Wohnungen werden von einem umlaufenden Ring aus
Architekten verfolgten den umgekehrten Weg und häng- Balkonen erweitert, die den Wohnraum der üppigen
ten die neuen Apartments außen vor die bestehenden Apartments noch einmal um ca. ein Drittel vergrößern.
Betonzylinder. Aufgrund statischer Analysen der beiden Pro Geschoss sind die beiden ungewöhnlichen Apart-
Betonkörper wären große oder raumhohe Öffnungen im ments an der Schnittstelle der beiden Silos am größten
4 Betonring nur äußerst aufwendig und sehr begrenzt bemessen und haben einen besonderen Y-förmigen Zu-
realisierbar gewesen. Zur Maximierung der Aussicht auf schnitt.

4.8 Montage der neuen Stahlkonstruktion 4.9 Montagezustand – Erschließungszone 4.11 Erschließungsbereich – Innenraum der Silos

4.10 Montagezustand
37

Grundrisse und Ansicht M 1:400


Die Architekten verwandelten die beiden Silos in vertikal 1 Balkongürtel
belichtete Atrien, die allein der großzügigen Erschlie- 2 Wohnungen
3 bestehende Silos (Erschließungsatrien)
ßung dienen. Die weißen Galerien, die versetzt in den 4 Lobby
Luftraum kragenden Treppenläufe und die Aufzüge
verleihen diesem „Treppenhaus“ einen fast musealen
Auftakt zu den Apartments.

Beide Atrien werden von pneumatisch gestützten Folien-


dächern überspannt, die jeweils aus drei Lagen ETFE- 4 3
Folie bestehen und vollständig transparent sind. Mit
der Kombination der geschlossenen Betonzylinder und
dem angehängten leichten Stahlskelett haben die
Architekten des Frøsilos-Projekts auf kompromisslose
Weise den Charakter des Geschlossenen konserviert
und sowohl das extrem Introvertierte als auch das extrem
Extrovertierte in Einklang gebracht.
Erdgeschoss
Heute zeugen zwar nur noch die beiden herausragen-
den großen Füße aus Beton von der Existenz der Silos,
doch welche Speicherkapazitäten diese Hohlkörper in 2
2
sich hatten, ist nach wie vor erlebbar. Den Architekten
2
ist es mit ihrem Konzept gelungen, die herausragende
Eigenschaft der Leere im Innenvolumen der beiden 2 2
Speichertürme als Erschließungsraum zu bewahren. 1 3

4.12 Blick vom Wasser

2 2

2
2 2

3. Obergeschoss

Ansicht Uferseite
38

Kapitel 5 – Sanierung, Renovierung, Ertüchtigung

Einführung

In diesem Kapitel werden die komplexen bautechni- Die einzelnen Eingriffe können sehr unterschiedlich der Bausubstanz komplett verändern. Auf jeden Fall ist
schen Möglichkeiten von eher heterogen geprägten ausfallen und sind von der jeweiligen technischen eine Gesamtbetrachtung aller tragenden Bauteile, egal
Umbauten angesprochen. Die nachfolgenden Projekte Ausgangslage individuell geprägt. Je nach Aufgaben- ob alt oder neu, unerlässlich.
sind ein Zeugnis der umfangreichen architektonischen stellung sind besondere Lösungen des Montageab-
und technischen Maßnahmen, die eine Aufgabenstellung laufs, des Brandschutzes, des Denkmalschutzes, des Dem Umbau der alten Mälzerei in Hamburg in eine
mitunter beansprucht. Altes und Neues sind nur schwer statischen und des architektonischen Konzepts zu Reedereiverwaltung und der Dorma-Hauptverwaltung in
voneinander zu trennen. Wie die beiden folgenden Bei- erstellen. Falls denkmalpflegerische Aspekte relevant Ennepetal gehen individuelle historische Entwicklungen
spiele bildhaft belegen, kann am Ende des Umbaus ein sind, können Fragestellungen nach Art und Umfang voraus. Im Einklang mit der nun geforderten Nutzung
komplett anderes Bauwerk stehen, das den Bestand des Eingriffes in den Bestand und dessen Erhalt sehr entstehen veränderte Baukörper, die nach dem Umbau
gänzlich integriert. Subtile Gebäudeerhaltung und völlige wichtig werden. eine neue Architektursprache entwickeln.
Gebäudeweiterentwicklung bilden die beiden extremen
Entwurfsansätze dieser Aufgabenstellungen. In der Gerade Stahl als Werkstoff bietet die nötigen Konzepte,
Regel sind es die vorgegebenen Bauherrenwünsche, der um tragende Bauteile auf engstem Raum zu ertüchtigen,
Zustand der Bausubstanz und der rechtliche Rahmen beengte Transportwege einzuhalten, geschädigte Bau-
(einschließlich des Denkmalschutzes), die den Maß- teile zu reparieren oder die nötige Gewichtseinsparung
nahmenkatalog determinieren. Der erzielbare Erfolg liegt zu realisieren, dass die vorhandenen Gründungen trag-
in der richtigen Kombination der verfügbaren konstruk- fähig und damit weiterverwendbar bleiben. Mitunter
tiven Mittel, um letztlich eine optimale bauliche Lösung werden vollkommen andere statische Systeme erforder-
zu erzielen. lich, die den Kräftefluss im fertigen Zustand innerhalb

Aufstockung Hauptverwaltung DORMA, Ennepetal

Bürowelten am Elbschloßpark, Hamburg


39

Aufstockung der Hauptverwaltung DORMA, Ennepetal


Ein neues Zeichen ist entstanden

Bauherr: DORMA GmbH + Co. KG, Ennepetal Situation und Planungskonzept Der in seiner Gestalt gedrungene Baukörper wurde um
Das bestehende, sechsgeschossige Gebäude der zwei Vollgeschosse und einen Dachgarten aufgestockt,
Architekten: KSP Engel und Zimmermann Architekten, Dorma-Hauptverwaltung von 1968 in Ennepetal sollte intern umgebaut und definiert nunmehr durch die hin-
Köln nach den Vorgaben eines durchgeführten Wettbewerbs zugewonnene Höhe im Kleid seiner Glashülle eine neue
Barbara Pampe (Projektleitung) den heutigen Anforderungen eines modernen Bürohau- Identität des Ortes. Markantes gestalterisches Element
J. Forsbach, K. Nagel-Behrle, Th. Quinten ses entsprechen und neben den notwendigen techni- sind die diagonalen Stahlstützen, die die Lasten der zu-
(Bauleitung) schen Modernisierungen die Reorganisation der Büro- sätzlichen Geschosse und der neuen Vorhangfassade
flächen zur besseren Flächenausnutzung beinhalten. über Strukturen des Bestandsgebäudes abtragen. Von
Tragwerk: Prof. Dr.-Ing. Rainer Hempel & Partner, Es sollte darüber hinaus architektonisch die Firma Dorma jeglicher Schwere befreit scheint die stählerne Konstruk-
Bonn entsprechend der Bedeutung als Weltmarktführer in tion über der noch sichtbaren Kubatur der alten Haupt-
seiner Branche repräsentieren und – weithin sichtbar – verwaltung zu schweben und lässt aus dem Motiv der
Fertigstellung: Juli 2004 mit den angrenzenden Ausstellungs- und Tagungs- geneigten Pylone das Logo der Dorma-Krone erkennen.
bereichen das neue Zentrum auf dem Firmengelände Bei Nachtbeleuchtung ist die „Krone“ der neuen Haupt-
definieren. verwaltung als weithin sichtbares Identifikationsobjekt
zu erkennen.
Über eine zentrale Erschließungsachse wird das Büro-
gebäude an die Geländezufahrt im Osten angebunden. Die gegenwärtigen Veränderungen der Büroabläufe
Die entstehende Raum- und Themenfolge mündet leicht erforderten eine neue Gebäudestruktur, die eine große
ansteigend in den steinernen, repräsentativen Vorplatz Bandbreite von Raumformen zulässt und eine bedarfs-
des Verwaltungsgebäudes. Unter der Platzfläche verbirgt gerechte Mischung unterschiedlicher Bürosysteme von
sich eine eingeschossige, natürlich be- und entlüftete Einzelraum-, Kombi- und Gruppenraumbüros ermög-
Tiefgarage für Mitarbeiter und Besucher. Die Garage licht. Vertikale, geschossübergreifende Lufträume bieten
bietet eine direkte Wegeverbindung in das Dorma-Hoch- Anlagerungsflächen für die vertikale Erschließung,
haus sowie eine Anlieferung der Kantine. Empfangsbereiche und Gemeinschaftszonen. Die neu

Lageplan M 1:2000 5.1 Neue Gesamtansicht 5.2 Blick aus dem Dachgarten
40

entstandenen Lichthöfe und die damit gewonnenen Die neuen Deckenscheiben der Aufstockung werden an Das Raumprogramm des flexiblen Grundrisses ist rever-
Blickbeziehungen verbesserten die Raumqualität und einer über dem Dachgeschoss ausladenden stählernen sibel ausgelegt und lässt verschiedene Bürolandschaften
die Zusammengehörigkeit der Funktionsebenen deutlich. Trägerkonstruktion abgehängt. Die markanten schräg vom Einraum- bis zum Großraumbüro zu.
Neben einer hohen Flächenwirtschaftlichkeit fördert gestellten Streben leiten die zusätzlichen Lasten in die
das Gebäude so die Kommunikation zwischen den Mit- Innenstützen und die Tragstruktur des Bestandes ein, Glashülle
arbeitern im Unternehmen. die lediglich verstärkt wurde. Auf diese Weise scheinen Verbindendes Element von Alt und Neu ist die umlau-
die neuen Deckenscheiben frei über der vorhandenen fende Stahl-/Glashülle, die an der Dachtragkonstruk-
Die neue Gebäudestruktur und die eingesetzte techni- Fassadenstruktur zu schweben und ermöglichen nun- tion abgehängt ist. Sie fasst das Bestandsgebäude,
sche Ausstattung wenden für eine optimale Nutzung mehr lichtdurchflutete Büroflächen mit weiten Ausblicken die neuen Büroebenen und den Dachgarten formal zu
möglichst wenig Energie auf und orientieren sich an in die umliegende Landschaft. Die neue Tragstruktur einem Haus zusammen. Der neu entstandene Bau-
einer optimalen klimatischen Behaglichkeit für die Mit- setzt sich bewusst von der charakteristischen Raster- körper unterstreicht architektonisch die repräsentative
arbeiter. fassade der vorhandenen Gebäudestruktur ab. Bedeutung der Hauptverwaltung Dorma. Durch das
kompositorische Spiel der glatten Glasflächen sollen
Instandsetzung, Aufstockung, Tragstruktur Formal leitet sich aus dem Motiv der schräg gestellten die Schwere des Hochhauses und die Strenge der alten
Das bestehende sechsgeschossige Bürogebäude Stützen der „Dachkrone“ das Dorma-Logo ab, das Rasterfassade zugunsten eines spannungsvollen Dia-
wurde bis auf den Rohbau zurückgebaut. Im Keller- und nachts besonders stimmungsvoll leuchtet und in den logs mit der modernen Architekturästhetik aufgebrochen
im Erdgeschoss wurden die Funktionsbereitschaft der weiten umliegenden Landschaftsraum strahlt. werden. Neben zahlreichen technischen Belangen wie
technischen Einrichtungen und des Rechenzentrums Witterungs- und Schallschutz erfüllt die neue Hülle auch
nicht beeinträchtigt. Damit sich das Erdgeschoss zur Bürolandschaft die Funktion eines Demonstrationsobjekts für innovative
Talseite nach Norden öffnen konnte, wurden die Büro- Die monotone Struktur des Bestandes wird durch Fassadenkonstruktionen des Bauherren.
erweiterungen im EG bis auf die Oberkante des Keller- geschossübergreifende Atrium- und Lichthöfe wohltuend
geschosses entfernt. Die Umgestaltung dieses Berei- aufgebrochen und mit wechselnden Raumbezügen neu Brandschutz
ches bietet nun einen einladenden Haupteingang mit gestaltet. Die Lufträume gliedern die Etagen in offene Durch die Aufstockung unterlag das neue Gebäude
Empfang, Vertikalerschließung und einen Konferenz- Raumzonen und ermöglichen vertikale Verbindungen baurechtlich den Hochhausrichtlinien und musste ver-
bereich mit einer daran angeschlossenen Kantine. der einzelnen Geschosse. änderte baurechtliche Belange berücksichtigen.

5.3 Alte und neue Hülle

5
41

1
1
5 5 5 5 5
2
b b 3 2
3 1
4
6

7 5
6 6

5 5 5 5 5

Regelgeschoss
b-b
2
Detail A Stützenverstärkung o. M.

1 Betonstütze Bestand 65 / 65 5
4 2 Bekleidung F-90
3 12 x HEB 180 Grundrisse und Schnitt M 1:500 Detail B Ansicht/Aufsicht Dachtragwerk o. M.

1 Haupteingang und Empfang 1 Schwerachse


2 Büroetage (1. bis 6. OG) 2 Formstück unter Trägerrost verschweißt
a a 3 Geschäftsführungsetage 3 Führungsbolzen
7 4 Konferenz- und Ruhebereich 4 Formstück für Druckstab
5 Büro 5 Rippe aufgeschweißt
6 Besprechungsraum 6 Raumdiagonale (Druckstab)
7 zentraler Erschließungsbereich
4 5.4 Blick aus dem Dachgarten

Dachgeschoss

3 7

a-a
42

Bürowelten am Elbschlosspark (Neue Mälzerei), Hamburg


Ein Denkmal wandelt sein Gesicht

Das Grundstück auf dem Gelände der ehemaligen Elb- sich ein Kombigebäude, das eine vergleichsweise große Bauherr: Peter Döhle Schiffahrts-KG, Hamburg
schlossbrauerei im Hamburger Stadtteil Nienstedten natürliche Belichtungsfläche für einen darin befindlichen
liegt westlich des Ramée-Parks und blieb seit der Still- Büroteil und einen Sportclub ermöglicht und sich ideal Architekten: BRT Architekten
legung der alten Brauerei viele Jahre ungenutzt. Im Jahr zur Elbe orientiert. Bothe Richter Teherani, Hamburg
2002 wurde es von der Peter Döhle Schifffahrts-KG,
einer der größten europäischen Schifffahrtsgesell- Die Büroetagen innerhalb der Kubatur der umgebauten Tragwerk: Ingenieurbüro Dr. Binnewies
schaften, erworben. Das Unternehmen bereedert nach „Neuen Mälzerei“ wurden über einen kommunikativen Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg
Angaben des Handelsblatts rund 280 Schiffe, darunter vertikalen Luftraum vertikal miteinander verbunden und
rund 200 Containerfrachter. Zur Errichtung des neuen erhielten eine hausinterne Kantine. Das bestehende Fertigstellung: Oktober 2005
Firmensitzes wurde die vorhandene, denkmalgeschützte Satteldach wurde abgebrochen und durch eine schiffs-
Bausubstanz der Mälzerei aus dem Jahr 1893 saniert, rumpfartig anmutende, metallische Aufstockung, die
umgebaut und um einen seitlichen dreigeschossigen zwei neue Büroebenen beinhaltet, ersetzt. Die Ostfas-
Neubau ergänzt. sade wurde komplett saniert und im Originalzustand
beibehalten. Die Nord-, Süd- und Westfassaden wurden
Ein rechtskräftiger Bebauungsplan hatte wesentliche aufgrund des sehr schlechten Zustandes komplett geschoss und ist aus einem ca. 18 m weit spannenden
städtebauliche Elemente wie Baulinie und Erhalt der neu aufgebaut und die vorhandenen, historischen Stil- Stahlfachwerk im Verbund mit 20 cm dicken Stahl-
Bausubstanz festgelegt. Das ganze Gelände der ehe- elemente weitgehend übernommen. betondecken konzipiert. Die äußerst anspruchsvoll ge-
maligen Brauerei sollte in eine parkähnliche Landschaft formten Stahlfachwerke wurden aus ebenen, 100 mm
mit lockerer Einzelbebauung überführt werden. Daher Konstruktion dicken Grobblechen herausgeschnitten. Dieses Verfah-
entwickelt sich der dreigeschossige Neubau unter der im Die existierende Eisenkonstruktion (Gussstützen, ren ermöglicht vielfältige individuelle Trägerformen und
Bebauungsplan festgesetzten Geländeoberkante west- Deckenträger) und die Kappendecken im Bestand blie- ist in Stahlbauweise sehr gut anwendbar. Neue, hinter
lich des Altbaus und ist eigentlich ein „unterirdisches“ ben erhalten und dienen nun als Primärtragwerk für die die Außenwände gestellte Stahlbetonscheiben über-
Haus. Durch das Aufbrechen der geradlinig vorgesehe- neuen Geschossdecken aus Stahlbeton. Die neue zwei- nehmen die zusätzlich entstehenden Vertikallasten. Die
nen Baulinie mittels Vor- und Rücksprüngen entwickelt geschossige Aufstockung bildet das 4. und 5. Ober- Gebäudeaussteifung wird durch vier neue Gebäudekerne

5.5 Montagezustand der erhaltenen Ostfassade 5.6 Auflagersituation der Stahlkonstruktion des Daches

5
43

Grundriss und Schnitt M 1:500


und daran angehängte Deckenscheiben in Verbindung Grundriss und Schnitt M 1:500
1 Eingangsbereich/Foyer
mit vertikalen Wandscheiben erzielt. Das „Krähennest“ 1 Eingangsbereich/Foyer
2 Büro
im 6. Obergeschoss dient als Konferenzraum und liegt 2 Büro
3 Konferenzraum
3
4 Konferenzraum
Luftraum (Erschließung / Belüftung)
bereichsweise als zusätzlicher Baukörper auf der Primär- 4 Luftraum (Erschließung / Belüftung)
konstruktion des 4. und 5. Obergeschosses auf.
a a
Durch den Umbau und die damit einhergehenden zahl- 4
reichen Maßnahmen wird aus der Mälzerei ein zeit-
gemäßes Bürogebäude mit einem modernen Image, das 2
die bestehende Bausubstanz bedenkenlos integriert.
Das formalistisch anspruchsvolle Dach wächst aus
3
dem Inneren des historischen Ziegelbaus als selbstbe-
wusster, durchgestylter Aufbau, der mit seinen stähler- 2
nen „Spanten“ diesen Umbau konstruktiv dominiert.
Der vergleichsweise hohe Aufwand für den Anspruch, 2
Altes und Neues miteinander zu verbinden, hat sich ge-
lohnt. Der hohe innere Luftraum, der alte Elemente und
2
die darüber schwebende Konstruktion miteinander ver-
bindet, wird zum lichtdurchfluteten Kern des Gebäudes. 4 2
Die vorhandenen gusseisernen Stützen, die Kappen-
decken und die schweren Mauerwerksteile werden in 2
das Traggerüst des Gesamtbauwerks einbezogen. Alt
und Neu wirken in ihrer Ambivalenz letztlich vor allem
1
durch die architektonisch anspruchsvolle Gebäudefigur.

a-a
5. Obergeschoss

5.7 Rendering der Dachkonstruktion (Tragwerksabschnitt) 5.8 Elbschlosspark und neue Mälzerei
44

Kapitel 6 – Baulücken

Einführung

Das Schließen von Baulücken ist sowohl organisatorisch Zwischenraster als Maßausgleich in beliebig breiten
als auch architektonisch eine Herausforderung. Während Baulücken unausweichlich. Aus brandschutztechnischer
bei allen anderen Kapiteln und Beispielen der Bestand Sicht sind Gebäudetrennwände zwischen zwei Grund-
mehr oder weniger im eigenen Verantwortungsbereich stücksbereichen immer als Brandwände auszubilden
liegt, unterliegen die baulückenbegrenzenden Bauwerke und schließen auch durch diese Maßnahme bauliche
nicht der eigenen gestaltenden Hand. Der Dialog zwi- Interaktionen aus.
schen bestehender und neu hinzugefügter Architektur
ist schwieriger. Auch bautechnisch können konstruktive Für sich betrachtet sind Bauwerke in Baulücken Neu-
Probleme eine große Rolle spielen, wenn z. B. eine bauten und bedingen prinzipiell die gleichen Planungs-
Gefährdung benachbarter Bauteile im Gründungsbereich abläufe. Wenn Stahl zum Einsatz kommt, lassen sich
jenseits von Eigentumsgrenzen auftreten. Sehr kom- Sicherungsmaßnahmen in den Bauablauf sehr leicht
pliziert sind dabei Baumaßnahmen, die nicht im Einver- integrieren. Auch temporäre Abstrebungen sind leicht
nehmen mit den angrenzenden Eigentümern erfolgen wieder entfernbar und im Idealfall vor Ort wieder ver-
sollen. In solchen Fällen sind Sicherungsmaßnahmen wendbar. Von außen sichtbare Stahlkonstruktionen bilden
an fremdem Eigentum nur schwer durchführbar und meistens einen wohltuenden Kontrast zu bestehenden,
rechtlich äußerst delikat. Auch das Grundprinzip, dass unscheinbar gestalteten Nachbargebäuden.
der letzte Bauherr in einer Lücke alle Gebäudean-
schlüsse zwischen Alt und Neu zu verantworten (und Dem Lückenschluss beim Bau eines Wohnhauses in
auch technisch zu lösen) hat, erfordert meistens auf- Stuttgart-Vaihingen liegt ein besonders klares konstruk-
wendige und kostenintensive Lösungen entlang der tives Konzept zur Maximierung von Licht im Innenraum
Gebäudeanschlusslinien. und zur Minimierung des Energieverlustes zugrunde.

Aufgrund der sich überschneidenden Baugrundverdich-


tung erfordern angrenzende Gebäudegründungen immer
eine gesonderte Betrachtung und bedingen größte Sorg-
falt zur Vermeidung von Gebäudesetzungen und un-
günstigen Schallbrücken. Wenn Bauteile mit genormten
Abmessungen eingeplant sind (Gebäuderaster), ist ein

Wohnhaus mit Büro, Stuttgart

6
45

Wohnhaus mit Büro, Stuttgart


Wohnen wie im Urlaub

Bauherr: Dipl.-Ing. Christine Schäfer In einer langen Planungsphase waren neben der Woh- zügige Dachoberlichter und großflächige Glasfassaden
nung einer 5-köpfigen Familie ein Architekturbüro, eine schaffen helle, freundliche Innenräume mit viel Bezug
Architekten: ass - Architekten Prof. Stefan Schäfer, Einliegerwohnung, ein kleiner Fitnessbereich sowie zum parkähnlichen Außenraum. Da die Traufhöhe bau-
Stuttgart weitere Nebennutzungen unterzubringen. rechtlich festgelegt war, konnte dank der günstigen
stählernen Bauteilabmessungen auch in dem obersten
Tragwerk: Ingenieurbüro Bogenschütz, Stuttgart Die baurechtlichen Vorgaben des 4-geschossigen Geschoss eine bequeme Innenraumhöhe verbleiben.
Gebäudes waren sehr umfassend festgelegt und die Zur Ausführung kam letztlich eine sichtbar belassene
Fertigstellung: August 2000 äußeren Abmessungen quasi unveränderbar. Interessant Stahlblech/Stahlbeton-Verbunddecke (Typ Holorib®) in
und kostensparend war die vorgegebene geometrische den Normalgeschossen, das UG wurde als Stahlbeton-
Anordnung des Bauvolumens im Gelände, die einen sockel ausgeführt, das Dachgeschoss erhielt eine reine
Massenausgleich der bewegten Erdmassen vorsieht, Stahltrapezblechdecke. Zur Verbesserung der Luft-
ohne dass teure Abtransporte nötig wurden. Das halbe schalldämmung wurden die Tiefsicken mit unbewehr-
Versetzen der Geschosse über das Straßenniveau schuf tem Beton aufgefüllt, um die Dämpfungsmasse zu er-
einerseits eine gewisse Privatsphäre auch im Erdge- höhen. Das gute Wärmespeichervermögen der Decken
schoss und bot andererseits eine Belichtungsmöglich- in Verbindung mit der raschen Wärmeableitung der
keit des Untergeschosses, das damit zum Souterrain- Deckenuntersicht (kühle Metalloberfläche) steht in be-
geschoss mit Einliegerwohnung wurde. wusstem Einklang mit der „warmen“ Oberfläche des
ganzflächig großzügig verlegten Massivholzparketts
Das architektonische Ziel war die Schaffung von weitest- auf allen Ebenen. Das Prinzip „kühler Kopf und warme
gehend großzügigen, flexiblen, natürlich belichteten Füße“ hat sich mittlerweile sehr bewährt und als ein-
Flächen (Open Space). Begehbare Glasböden, groß- faches, aber wirkungsvolles Klimareglement erwiesen.

6.1 Blick von Osten 6.2 Innenraum – Wohnbereich


46

Konstruktion Während die mittlere Ebene mit vertikalen Stahlträgern


Sämtliche Stahlteile verbleiben sichtbar im Innenraum ausgeführt wurde, lagern die Decken entlang der seit-
und bilden mit transparenten Trennwandglasflächen – lichen Ebenen auf dem Brandwand-Mauerwerk auf.
z. T. mit beweglichen Hohlraumjalousien ausgestattet – Hierfür wurde ein geeignetes Detail entwickelt, das einen
und mit harmonisierenden, variablen Möbeln eine äußerst eleganten Übergang der beiden Materialien ermöglicht
angenehme Wohnatmosphäre. Der Vorteil der Verwen- und die nötige Gebäudeaussteifung geschickt integriert.
dung eines Stahltragwerks zeigt sich auch durch den Die Auflagerkante zeichnet sich entlang der Wandfläche
geringeren Flächenverbrauch der tragenden Elemente als „Metallfuge“ ab.
und der verbleibenden inneren Durchblicke. Ein Nachbar-
gebäude mit den exakt gleichen Außenabmessungen, je- Das Gebäude besticht durch seine einfache Struktur
doch ausgeführt in Massivbauweise, hat eine ca. 17,5 m2 und die klare Gliederung sowohl im Innenbereich als
geringere Nutzfläche! Der notwendige Brandschutz auch an den Außenfassaden. Besonders in der gesam-
der Stahlteile im EG und 1. OG erfolgte vollumfänglich ten Straßenzeile hebt sich das selbstbewusste Haus
durch einen aufgesprühten Schutzanstrich und ist im fer- wohltuend aus den konventionellen, verputzten Loch-
tigen Zustand nicht mehr erkennbar. Das DG benötigte fensterfassaden hervor und schafft einen individuellen
baurechtlich keinen konstruktiven Brandschutz. Das Akzent. Die inneren Ausblicke, besonders in den west-
b-b
begrünte Dach erhielt auch für spätere Nachrüstarbeiten lich direkt angrenzenden Grünraum, sind phantastisch –
vorbereitete Durchdringungen (z. B. für Kaminrohr). unerwünschte Einblicke werden aber durch ein System
zeit- und witterungsgesteuerter, außen liegender Alumi-
Die Lastabtragung des Tragwerks erfolgt in drei ver- niumlamellen geschickt verhindert. Variierende Licht-
tikalen Ebenen, die asymmetrisch angeordnet wurden verhältnisse tages- und jahreszeitlicher Abläufe lassen
und den inneren Grundriss gliedern (Treppenhaus, eine sich ständig verändernde Außenansicht mit vielen
Nasszellen, Eingangsbereich/restliche Hauptnutzfläche). Facetten entstehen.

Grundrisse, Schnitte und Ansichten M. 1:250 Detail Deckenauflager auf Mauerwerk M 1:20
1 Küche 6 Terasse / Balkon 1 Deckenkonstruktion
2 Wohnen 7 Garten 2 U-Profil raumseitig
3 Essen 8 Büro 3 Mauerwerk
4 Mehrzweckraum / HW 9 Schlafen
5 Treppe / Eingangseite
1

2
7
a

3
6 Ansicht Ost / offener Sonnenschutz

2
6

3 9 9

b b 2 1

4 1
7 6 8 8 5
a

1. Obergeschoss a-a Ansicht Ost / geschlossener Sonnenschutz


47
48

Kapitel 7 – Austausch von Tragwerken

Einführung

Bei einem Bauwerk das tragende Gerüst auszutau- Der Vorteil solcher Maßnahmen liegt in der größeren Das Besucherzentrum Criewen hat mit seinem Konzept
schen – und gleichzeitig die fortwährende Stabilität zu Flexibilität bei der Umplanung durch den Ersatz stören- aufgezeigt, dass der Einsatz eines stählernen Tragwerks
gewährleisten – ist technisch gesehen sehr anspruchs- der raumbegrenzender Bauteile und in der Freiheit selbst bei absolut stahlbauuntypischen Baukonstruk-
voll. Faktisch bedeutet ein solches Konzept das Zer- der neuen Gestaltung und Dimensionierung der aus- tionen (Schafstall) die eigene Identität des Bauwerks
legen des Tragwerks in definierbare Einzelkomponenten, getauschten Bauteile. Die neu eingebauten Werkstoffe erhalten kann. Das Projekt Narva in Berlin verwendet
die unter Beachtung gezielter Maßnahmen (wechselnde können dann eine höhere Tragfähigkeit besitzen. Zu Stahlverbundkonstruktionen zur großflächigen Last-
Aussteifungskonzepte während der Montage) individuell beachten ist weiterhin der Transport größenmäßig abtragung neuer Nutzungen unter Beibehalt der alten
ersetzt werden können. Diese Vorgehensweise erfordert begrenzter Bauteile durch den Bestand hindurch, der Bausubstanz.
genaueste Kenntnisse von der bestehenden Tragstruk- bei geringeren Elementabmessungen einfacher zu hand-
tur und ist per se anfällig für Verformungen. Damit kön- haben ist.
nen auch regelmäßig weitere Folgen (z. B. Rissbildung in
spröden Materialien) einhergehen. Aufgrund der vielen Durch die leichte Zerlegbarkeit und die verschiedensten
notwendigen Einzelschritte können sich viele verschie- Fügemethoden, die problemlos auch unter Baustellen-
dene Montagezustände ergeben, die allesamt statisch bedingungen angewendet werden können, eignen sich
betrachtet werden müssen, bis der endgültige Zustand Stahlteile besonders gut für den Tragwerkstausch. Oft
der Lastabtragung erreicht ist. Nicht selten ist der kon- geht damit auch ein verändertes architektonisches Er-
struktive Aufwand zur Stabilisierung eines Montagezu- scheinungsbild einher, was den Planern einen weiteren
standes beträchtlich, obwohl er nur temporär notwendig Gestaltungsspielraum verschafft.
ist.

Besucherinformationszentrum, Criewen

Oberbaum City NARVA - Gebäude 4, Berlin

7
49

Besucherinformationszentrum, Criewen
Aufwertung eines profanen Wirtschaftsgebäudes

Bauherr: Land Brandenburg, Inmitten eines von Peter Joseph Lenné gestalteten (Vitrinen und Tische) mit den restfeuchten Wandober-
Ministerium für Finanzen, Potsdam Landschaftsparks im Nationalpark Unteres Odertal liegt flächen. In Anlehnung an den Altbestand besteht die
das Schloss Criewen, ein barockes Gebäudeensemble, neue Konstruktion aus einer Reihe von Mittel- und Sei-
Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin bestehend aus Herren- und Verwalterhaus, einem Wirt- tenstützen. Die Lage der ehemaligen, nun nicht mehr
schaftshof sowie verschiedenen Stall- und Speicher- vorhandenen Decke wurde durch ein horizontales Stahl-
Tragwerk: AIP Ingenieurgesellschaft mbH gebäuden. Im Zuge des Umbaus zu einem deutsch- profil markiert. Damit entsteht ein „Stahlkreuz“ in jeder
Manfred Knospe, Schöneiche polnischen Begegnungszentrum sollte der alte Schaf- Tragachse, das die Dachlasten aufnimmt und den Zie-
stall zu einem Besucherinformationszentrum umge- gelbau sehr gut aussteift.
Fertigstellung: Juni 2000 nutzt werden. Der 1820 eingeschossige und später zur
Tabaktrocknung aufgestockte Ziegelbau wurde jahr- Als Eingang in das Informationszentrum dienen drei ein-
zehntelang vernachlässigt und befand sich in einem ver- geschobene neue Windfänge. Über dem ehemaligen
wahrlosten Zustand. Die gesamte innere Holzkonstrukti- Niveau des Stallbodens schwebt nun die neue hölzerne
on und das Dachtragwerk konnten für die neue Nut- Ausstellungsfläche. Die darunterliegende eingespannte
zung nicht mehr verwendet werden. Stahlkonstruktion überbrückt den bei Hochwasser
feuchten Untergrund, der nur mit Schotter belegt wurde.
Das bestehende Mauerwerk war aufgrund seines hohen Die schmalen Pfetten der Dachkonstruktion unterstrei-
Feuchtegehaltes und des starken Schädlingsbefalls nur chen lamellenartig die Längsrichtung des Baukörpers.
noch vermindert tragfähig. Daher wurde mit einer Distanz Das Halleninnere wird durch zwischen den Pfetten an-
von 80 Zentimetern eine neue, feuerverzinkte Stahl- geordnete Deckenstrahlplatten temperiert. Ein einziger
konstruktion in den Altbau hineingestellt. Die sichtbar frei im Raum platzierter Container nimmt die gesamte
belassenen, feuchten Wandoberflächen konnten somit Installation und die Nassräume auf. Eine zusätzliche
weiter kontrolliert austrocknen und die entstehende Deckenebene kann zu einem späteren Zeitpunkt nach-
Fuge verhinderte den Kontakt des Ausstellungsmobiliars gerüstet werden.

Lageplan o.M. 7.1 Innenraum – Stahlkonstruktion innerhalb des bestehenden Gebäudes


50

Grundrisse und Schnitte M ca. 1:500

b
Grundrisse und Schnitte M ca. 1:500
11 Ausstellungsfläche
Ausstellungsfläche
22 Nebennutzungen
Nebennutzungen
3
33 Äußerer Umgang
äußere Umgang

a a 1 2 1

b
c

Zwischengeschoss a-a b-b

2 1 3

Erdgeschoss Deckenuntersicht c-c

7.2 Zustand vor dem Umbau 7.3 Montageablauf

7
51

Flechtachse

Haupttrage-
Hinter den bestehenden Holzlamellen wurden von außen 1
unsichtbare, isolierverglaste Fenster angebracht. Die 2

achse
ehemaligen Stallfenster im unteren Geschoss behielten 3
Fassadendetail M 1:20 4
ihre Einfachverglasung und wirken nun bei sichtbarer 5
Tauwasserbildung als Indikator zur Regelung der Luft- 1 Holzschwelle 190/120 A 6

Ansicht A
feuchte. Über einen umlaufenden Wartungssteg aus 2 U-Stahl 120/60 7
3 Holzschrauben M12 8
feuerverzinkten Gitterrosten werden die verschiebbaren
4 Dichtungsbahn
Lüftungselemente in der Lamellenzone geregelt. 5 Schrauben 2 x M12
6 Schrauben 2 x M12/160
Ein weithin sichtbares Fassadenmerkmal des Stalls ist 7 Stahlwinkel 2 x 90/90
9
8 Flachstahl 2 x 50x10
ein 45 m langer Vorhang aus Weidengeflecht, der als

d-d
9 Schrauben 2 x M16
d d
Schlagregenschutz und Lichtfilter wirkt. Das Material mit Dübeln 10
entstammt dem Deichbau der Oderpolder und ist mittler- 10 Fußplatte 180/170/20
11 Distanzscheiben zur
weile zum „Markenzeichen“ des Zentrums geworden. B

Ansicht B
lotrechten Montage
Frische Weidenruten wurden hierfür vor Ort „endlos“ in 12 bestehende Wand 11
feuerverzinkte Flachstahlrahmen eingeflochten. 13 Schrauben M12/120 12
13

Endfeld Haupttragachse
mit Rückverankerung
an Stahlstütze

7.4 Zugangseite – Vorhang aus Weidengeflecht als Schlagregenschutz 7.5 Innenraum


52

OBERBAUM City NARVA – Gebäude 4, Berlin


Neuer Kern in historischer Hülle

Auf dem Berliner Grundstück der ehemaligen DDR- Schutz der zu erhaltenden Bausubstanz wurden daher Bauherr: SIRIUS Immobilien- und
Glühlampenfabrik NARVA, die von 1918 bis 1948 unter erschütterungsarme Verfahren durchgeführt. Projektentwicklungsgesellschaft mbH,
OSRAM firmierte, entstand bis 1998 das moderne München
Gewerbezentrum OBERBAUM City. Das Bauwerk mit Die neue Tragkonstruktion Roland Ernst Städtebau- und
den Außenabmessungen von ca. 88 m x 91 m umschließt Nach der Untersuchung zahlreicher Varianten wurde Projektentwicklungsgesellschaft mbH,
vier Innenhöfe und besitzt neben einem Untergeschoss die neu zu errichtende Innenkonstruktion abermals in Berlin (Projektentwicklung)
fünf Geschosse und ein Dachgeschoss. Insgesamt Stahlverbundbauweise konzipiert. Sie bietet gegenüber
wurde eine moderne Büro- und Gewerbenutzfläche von den anderen Bauweisen unter anderem den Vorteil Projektsteuerung: Obermeyer Planen + Beraten, Berlin
insgesamt 35.000 m2 errichtet. der flexibleren Verwendung. Dies ist auch unter dem
Aspekt immer kürzer werdender Bauzeiten bei gleich- Architekten: Reichel + Staudt, Braunschweig
Durch die jahrzehntelange Glühlampenproduktion war zeitig länger werdenden Überschneidungen zwischen
die Tragkonstruktion so stark kontaminiert, dass sie Planungs- und Ausführungsphasen zu sehen. Tragwerk: Leonhardt, Andrä und Partner, Berlin
mit Ausnahme der historischen, aus dem Anfang des Stahl + Verbundbau GmbH, für
20. Jahrhunderts stammenden, Fassade entfernt wer- Das Tragsystem bildet ein räumlich orthogonales Netz Sonderentwürfe
den musste. Bei Teilen des denkmalgeschützten Kom- aus linearen Verbundtragelementen. In den Achsen der
plexes wurde die Konstruktion zudem total entkernt, Flurwände stehen im Abstand von 7,20 m eingeschossi- Fertigstellung: Oktober 1999
bevor das neue Bauwerk errichtet wurde. ge Verbundstützen, dazwischen spannen Längsträger
mit einer Bauhöhe von 350 mm. Die Einfeld-Querträger
Bereits die ursprünglichen Decken des Bestandes wurden im Abstand von 3,60 m angeordnet und span-
waren als Verbundkonstruktionen ausgebildet. Die sog. nen zwischen den Hauptträgern und der Fassade. Die bunden. Es entstand somit die Symbiose aller Teile, bei
Koenen’sche Decken wurden durch im Abstand von Deckenplatte bildet eine 18 cm dicke „Holorib-Decke“. der sich der Stahlverbundbau u. a. durch sein geringeres
1,50 m bis 6,00 m angeordnete, ohne Verbindungsmittel Die sichtbaren Stahlträger und -stützen wurden mit Konstruktionseigengewicht, die „just in time“-Anliefe-
monolithisch in Beton gegossene, Stahlwalzprofile ge- Kammerbeton und Zulagebewehrung in F 90 ausgeführt. rungen aller im Werk vorgefertigten Teile und seine trag-
bildet. Die hohe Resttragfähigkeit der Verbundkon- Die vorhandene stählerne Tragkonstruktion wurde voll- fähige, schlanke Bauweise, die den Beibehalt der Ge-
struktion erschwerte die Abrissarbeiten erheblich. Zum ständig in die neue Stahlverbundkonstruktion einge- schosshöhen ermöglichte, auszeichnen konnte.

7.6 Innenhof 7.7 Montagephase der Stahlverbundträger 7.8 Montagephase – Gesamtanlage

7
53

Bauablauf
Der gesamte Bauablauf war durch die permanente
Koordination der drei Hauptarbeiten Abbruch, Sicherung
und Neuerrichtung geprägt. Daher wurden zuerst die
aussteifenden Kernbereiche errichtet. Die neuen Decken-
felder übernahmen die Weiterleitung der Horizontal-
lasten aus der erhaltenen, historischen Fassade und
wurden abschnittsweise hergestellt. Nach dem Kraft-
schluss zwischen der neuen Tragkonstruktion und der
historischen Fassade wurden die temporären Ausstei-
fungstürme wieder zurückgebaut.
Besondere Beachtung fand die Auflagerung der Quer-
träger auf die Fassadenpfeiler. Nach dem vorsichtigen
Stemmen der Auflagertaschen wurden die bei der
Demontage verbliebenen Restträger durch die neuen
Träger ersetzt. Dieses Detail wurde so entwickelt, dass
der ursprüngliche Kraftfluss für den Vertikallastabtrag
auch im Endzustand erhalten blieb. Dazu wurde ein spe-
zielles Detail zur gezielten Lasteinleitung auf die Fassa-
denpfeiler entwickelt. In hoch beanspruchten Bereichen
der Fassade wurden zusätzlich einige Stahlverbundstüt-
zen zur Verstärkung in das Mauerwerk eingesetzt. Ein
Baukastensystem mit Knaggen- und Knüppelanschlüs-
3
sen gewährte eine schnelle und damit effektive Montage
mit einfach gehaltenen Montagestößen.

Detail Trägerauflager im Bestandsmauerwerk o. M. 2 1


1 Stehblech 200x120x15
2 Blech 220x420x30
3 HEA 260
4 Weicheinlage
5 x25
Auflagerplatte 100x250x25
6 B 35 unbewehrt

3 2 b
b
1

4 Erdgeschoss
5

6 3

3
Grundriss und Schnitt o. M.
1 Innenhof 3
2 Durchgang
3 Büroräume (OG) b-b 2 1

M.

a-a 0 10 m
54

Kapitel 8 – Überdachungen

Einführung

Das Hinzufügen von Überdachungen über bis dato maßnahmen ergriffen werden. Aus diesem Grund eignen Energiespeicherpotenzial besitzt und in die gesamte
witterungsoffene Freiflächen – meistens als Innenhöfe sich Stahl-/Glas-Konstruktionen hervorragend als Gebäudeklimakonzeption integriert werden kann (Lüf-
genutzt – schafft ein riesiges Potenzial zusätzlicher Primärmaterial solcher Überdachungslösungen, wobei tungskonzept, Kühlkonzept).
Flächen. Während witterungsumspülte Dachkonstruktio- besonders gewichtsparende Konstruktionen sehr güns-
nen die darunterbefindlichen Flächen nur eingeschränkt tig einzustufen sind. Ideal sind Konstruktionen, die in die Technisch zu beachten ist die nur bedingte Zugänglich-
nutzbar machen, schafft die geschlossene Überdachung vorhandene Bausubstanz lediglich vertikale Kräfte ein- keit der geschlossenen Innenhöfe für die Bauausführung
von Innenhöfen ein temperierbares und damit ganz- leiten, da diese mit vergleichsweise geringem Aufwand und eine sorgfältige Planung der Bauunterhaltsmaßnah-
jährig nutzbares Innenraumvolumen. Außenraum wird abgetragen werden können. Filigrane netzartige und men – hier vor allem die beidseitige Reinigung großer
zu Innenraum – Außenfassaden werden nun zu Innen- schalenartige Konstruktionen haben sich dabei ästhe- Glasflächen. Auch das Eindeckungsprinzip will über-
fassaden. Für die angrenzenden bestehenden Raum- tisch und wirtschaftlich durchgesetzt. legt sein, da die konstruktiven Anforderungen mit zuneh-
nutzungen ergibt sich dadurch nun die Frage des Weg- mend kleiner werdenden Dachneigungswinkeln steigen.
falls der natürlichen Belüftung, wenn keine zusätzlichen Besondere Beachtung gilt den bauphysikalischen Belas- Abhängig vom Deckungstyp dürfen dabei gewisse
mechanischen Maßnahmen ergriffen werden sollen tungen, die bei hochgradig transparenten Außenhüllen Mindestdachneigungen nicht unterschritten werden.
(Umweltgedanke). durch die Sonneneinstrahlung hervorgerufen werden
und zusätzliche Sonnen- und Blendschutzmaßnahmen Die gezeigten Beispiele Überdachung der Ruine Jagd-
Nachträgliche Überdachungen werden idealerweise erforderlich machen. Hilfreich ist das in der Regel große schloss Platte bei Wiesbaden und das Ständehaus in
leicht und transparent ausgebildet, wodurch sich die umschlossene Luftvolumen, das ein beträchtliches Düsseldorf lösen auf individuelle Weise den Dialog zwi-
geringsten Konsequenzen für die bestehenden Außen- schen Alt und Neu und schaffen ein neues Raumgefüge
und Innentragwände im Rahmen des Lastabtrags und mit vollkommen neuen Nutzungsmöglichkeiten für den
der Belichtung der angrenzenden Raumbereiche er- Bauherren. Die jeweils eingesetzten Konstruktionen wer-
geben. Unter Umständen müssen weitere Ertüchtigungs- ten die vorhandene Substanz deutlich auf.

Jagdschloss, Platte

Ständehaus, Düsseldorf

8
55

Überdachung der Ruine Jagdschloss Platte, Wiesbaden


Das Alte, nicht mehr vorhandene, wird neu interpretiert

Bauherr: Stiftung Jagdschloss Platte, Wiesbaden „Ruinen sind selten geworden, nachdem eine Welle der wird. Der Schirm setzt sich aus vier Quadraten zusam-
Rekonstruktionen ausgebrochen ist. men – dem Grundkompositionselement des gesamten
Architekten: Gresser Architekten, Wiesbaden Da der historisch gemeinte Sinn und Zweck in die Baus – die als umgekehrte Pyramiden (alte Dachform)
Unmerklichkeit zurücktritt, gewinnt das Denkmal einen aufgefasst werden und weit über den Ruinenrand aus-
Tragwerk: Dipl.-Ing. E. Ahrens, Wiesbaden neuen Gegenwartswert. Die Ruine wird zum Denkmal. schweben. In den Stoßfugen der Pyramiden bilden sich,
(vormals: Ahrens+Gerlach GmbH) Sie begleitet die Menschen seit fast sechzig Jahren und durch die Geometrie erwirkt, virtuell die ehemaligen,
ist ihnen ans Herz gewachsen. Somit gilt es, die Ruine nicht mehr vorhandenen Dreiecksgiebel über den Mittel-
Fertigstellung: April 2007 als Denkmal zu erhalten und zu beschützen. risaliten ab. Der Baldachin oder Schirm schützt und bildet
Neu zu Neu und Alt zu Alt sinnfällig ab im Sinne einer
Eine Ruine kann aber kein Dach haben – ein Wider- lebendigen Geschichte mit einem Webmuster aus unserer
spruch in sich selbst. So müssen die faszinierende Zeit.
Ausstrahlung und die Stimmung, die sie vermittelt, er-
halten bleiben. Motive der Mythologie, des Glaubens und Somit ist der Ruinencharakter des Bestandes umso
der Geschichte sind mit Ruinen verbunden. Die Ruine deutlicher hervorgetreten. Eine Lösung – wie eine Jour-
als Kulturdenkmal muss mit ihrer neugierig machenden nalistin schrieb –, die weder dem Zeittrend braver Rekon-
Facettenvielfalt erkennbar bleiben. Aus diesem Grunde struktionen verfällt noch unbefangene Betrachter hilflos
erhält sie einen leichten Schirm aus Glas, der durch eine vor einem Rätsel modernistischer Architekteneskapaden
Glasfuge vom bestehenden Mauerkronenrand getrennt zurücklässt.“

Hans-Peter Gresser, 2006

8.1 Innenraum der Ruine 8.2 Neues Stahl-/Glasdach


56

Oberhalb von Wiesbaden liegt auf dem Taunuskamm baren Scheiben wurde auf der Grundlage individueller
ein kubisches Bauwerk, das 1823–1826 von Hofbau- Tragfähigkeitsversuche eine bauaufsichtliche Zustim-
meister Friedrich Ludwig Schrumpf im Auftrag von mung im Einzelfall erwirkt. Die Tragelemente der Glas-
Wilhelm Herzog zu Nassau als Jagdschloss errichtet eindeckung wurden als schlanke Flachstahlträger aus-
wurde. Am Ende des 2. Weltkrieges wurde das Schloss, gebildet und erhielten eine dem Beanspruchungsverlauf
inzwischen als Flugabwehrstelle genutzt, durch Bomben- angepasste Höhe mit einem vollwandigen, fischbauch-
angriffe schwer zerstört. In den 1980er-Jahren wurde es artigen Querschnitt. Die endgültigen Schirmstrukturen
aufgrund seiner reizvollen Lage einer öffentlichen Nut- bestehen jeweils aus einer Hauptstütze, diagonalen
zung zugänglich gemacht und bedurfte folglich gezielter Stahlsparren und einem quadratischen Kranz aus Rund-
Schutzmaßnahmen, um es vor weiterem Verfall zu be- rohren, in den die Pyramide aus Flachstahlrippen ein-
wahren. Zuerst wurden historische Bauteile wie Säulen gehängt wurde.
oder Reste der Sandsteintreppen – sofern möglich – an
ihren ursprünglichen Standorten wieder aufgebaut. Die Entwässerung des Daches erfolgt über die Tiefpunkte 8.3
Über mehr als 10 Jahre bot nun die Ruine den Schau- der umgekehrten Pyramiden innerhalb der vier zentralen
platz für private oder öffentliche Veranstaltungen, ihr Stahlstützen. Aus Sicherheitsgründen ist das Entwässe-
burgartiger Charakter sorgte dabei für ein außerge- rungssystem in Notfällen beheizbar. Speziell beschich-
wöhnliches Ambiente. tete Glasscheiben zur Reduktion der Sonneneinstrah-
lung und öffenbare Lamellenverglasungen zur Quer-
Alle Fassaden des Bauwerks sind durch klassische lüftung gewährleisten ein angenehmes Innenklima.
dreiachsige Mittelrisaliten gleich gegliedert, nur der Mit-
telrisalit der talseitigen Südfassade wird durch zusätz- Dachmontage
liche Akzente in Form ionischer Säulen betont. Auf dem Im Sommer 2003 wurde mit dem Bau des Daches be-
als Pyramidenstumpf ausgebildeten Dach befand sich gonnen. Alle Bauelemente wurden einzeln ebenerdig
eine Aussichtsplattform. Das Gebäudeinnere wurde ur- vormontiert und mit einem Mobilkran in ihre endgültige
sprünglich von einer vertikal durchgehenden Treppen- Position gehoben. Nach der Montage der Stahlkonstruk-
haus-Rotunde und einer darüberspannenden, kasset- tion wurde mit einem in der Glasebene eingespannten
tierten Kuppel mit einer verglasten Belichtungsöffnung Drahtnetz die Lage der Glashalter eingemessen und 8.4
geprägt. Davon ist nur die Treppenhausrotunde übrig kontrolliert. Mit partiellen Unterfütterungen wurde die
geblieben, die in das Innenraumkonzept integriert wurde. Ebenheit der Scheiben und der Gesamtfläche nivelliert.
Anschließend wurden die für jede Position individuell
Aufgrund der umfangreichen Nutzung wurde zum angefertigten Glasscheiben montiert und verfugt. Die
Schutz der Ruine eine Dachkonstruktion nötig, die eine Maßnahme war im Frühjahr 2004 fertiggestellt.
wetterunabhängige Nutzung zulässt. Durch den Einbau
von Fenstern und einer geeigneten Haustechnik wurde Weitere Maßnahmen
eine ganzjährige wirtschaftliche Nutzung möglich. Die nächsten geplanten Bauabschnitte sehen einen
weiteren Ausbau der Ruine vor. Nach Austrocknung der
Die Architektur des neuen leichten Daches aus Stahl jahrzehntelang bewitterten Sandsteinmauern werden
und Glas in Form von auskragenden, umgekehrten diese saniert und instand gesetzt. Durch den Einbau
Pyramiden strebt nach einer zeitgemäßen Eigenständig- von dichtenden Fenstern und Türen wird eine geschlos-
keit, die zwar die verbliebene historische Bausubstanz sene Gebäudehülle angestrebt. Heizung, Beleuchtung,
„beschirmt“, sich aber optisch auch klar davon abtrennt. sanitäre Anlagen etc. werden ebenfalls nachinstalliert. 8.5
Der Ruinencharakter sollte bewahrt werden. Die Ver- An der talseitigen Wand soll innenseitig eine öffentlich
schneidungen der Pyramidenkanten mit dem Lichtband zugängliche Aussichtsplattform errichtet werden, die
bilden die historischen Gesimse über den Mittelrisaliten einen weiten Blick über die Landschaft ermöglicht.
nach.

Konstruktion
Das Tragwerk sollte möglichst filigran und leicht wirken –
aber gleichzeitig erhebliche Lasten aus Schnee, Wind 8.3 Ruine vor dem Umbau
und Entwässerung infolge des „Wanneneffektes“ der 8.4 Montagedetail der Dachkonstruktion
umgekehrten Pyramidendachform abtragen können. 8.5 Montagedetail Dachfirst
Für die punktgelagerten, zu Reinigungszwecken betret- 8.6 Dachuntersicht
8 8.6
57

Grundriss,Schnitt
Grundriss, Schnittund
undAnsicht
AnsichtM M 1:400
1:400
11 Eingangsbereich
Eingangsbereich 44 Ruine
Ruine/ /Galerie
Galerie
22 Ausstellung
Ausstellung 55 Wartungssteg
Wartungsteg
33 Veranstaltungsfläche
Veranstaltungsfläche

8.7 Zustand vor der Zerstörung 1945


a

8.8 Neue Stahl-/Glasdachkonstruktion – Erinnerung an die ehemalige Dachform


2. Obergeschoss

4 3

1 2

a-a

Ansicht Nord
58

Ständehaus, Düsseldorf
Eine neue, alles überspannende Dachkrone

Geschichte Umbau Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen


Der Standort des Ständehauses liegt außerhalb der Die notwendigen, umfangreichen Umbauarbeiten von
historischen Stadtgrenzen Düsseldorfs, unmittelbar auf 1998 bis 2002 folgt einer Machbarkeitsstudie von 1995, Architekten: Kiessler + Partner, München
einer ehemaligen Bastion, die seit 1801 im Rahmen eines die im Wesentlichen den Rückbau des Plenarsaals, die
systematischen Befestigungsrückbaus entfernt wurde. Freilegung des Innenhofs und die großflächige Stahl- Tragwerk: Sailer, Stepan und Partner, München
Unmittelbar am Rande eines gefluteten Wallgrabens überdachung des Dachgeschosses vorsah, um das
liegend, wird das Umfeld von der gartenkünstlerisch um- komplexe Raumprogramm unterzubringen. Bauleitung: Höhler + Partner, Aachen
gestalteten ehemaligen Stadtbefestigung mit dichtem
altem Baumbestand nach dem Vorbild englischer Gärten Bauablauf Fertigstellung: April 2002
und darin frei stehenden Einzelgebäuden geprägt. In insgesamt zwei Bauabschnitten wurden der Bestand
gesichert, eine zusätzliche, wasserdichte Betonwanne
Nach der Gründung rheinischer Provinzialstände wurde zur Unterbringung weiterer Ausstellungsflächen errichtet,
der Sitz der parlamentarischen Selbstverwaltung von nahezu 90 % der Decken durch tragfähigere ersetzt,
1850 bis 1872 im Düsseldorfer Schloss untergebracht. Wände verstärkt, der neue, aufgeständerte Plenarsaal
Nach der Totalzerstörung durch einen Großbrand wurde im Innenhof errichtet sowie weitere Erschließungs-
die Errichtung eines funktionsgerechten Neubaus be- elemente eingefügt. Der Kern der Umbaumaßnahme
schlossen. Von 1877 bis 1879 entstand im Süden der war jedoch die Errichtung der freitragenden stählernen
Stadt ein kompaktes, Neorenaissance-Solitärgebäude Netzkuppel, die dank ihrer Glaseindeckung eine tages-
nach den Plänen Julius Carl Raschdorfs, dessen Entwurf lichtfreundliche und witterungsunabhängige Nutzung
in einem vorangegangenen Wettbewerb ausgewählt des Innenhofes und des Dachgeschosses ermöglicht.
wurde. Das einzigartige Merkmal des kompakten Bau- Die Gesamtkosten beliefen sich auf umgerechnet ca. 40
körpers war die äußerliche Vermengung mehrerer Stil- Mio. Euro bei einer Gesamtbauzeit von 39 Monaten.
merkmale aus Gotik, Renaissance und des französischen
Manierismus. Seiner Geometrie wegen wurde die
quadratische Vierflügelanlage häufig mit Villenbauten
Palladios im Veneto verglichen.
8.9 Ansicht von Osten 8.10 Innenraum
Bei einer Grundfläche von ca. 2.550 m2 messen die
reich geschmückten Gebäudefassaden ca. 55 m Kanten-
länge. Aufgrund der Ausrichtung zur Stadt ist die Nord-
fassade als Hauptschauseite aus verschiedenen Natur-
steinen gestaltet worden. Die ursprünglichen fünf Etagen
gliederten sich in zwei Hauptgeschosse zzgl. Sockel,
Mezzanin und ausgebautes Dachgeschoss. Die Sattel-
dächer waren mit glasierten Ziegeln und farbigem
Schiefer gedeckt.

Das ehemals üppige Raumprogramm enthielt bereits


einen Plenarsaal für 130 Mitglieder zzgl. Nebenräume,
einen Verwaltungstrakt, Dienstwohnungen und litt immer
unter einer chronischen Raumnot. Daher folgten zahl-
reiche Umbauten, die das Bauwerk permanent veränder-
ten (z. B. 1894–1895 Umbau des Plenarsaals).

Weitere Geschichte des Bauwerks


Nach einer Teilzerstörung im Bombenkrieg 1943 erfolg-
te ein rascher aber architektonisch glückloser Wieder-
aufbau von 1947 bis 1949 zur Unterbringung des Land-
tages von Nordrhein-Westfalen. Letztlich wurde das
Gebäude 1988 frei und bietet heute Platz für die Präsen-
tation der Landesgeschichte sowie Repräsentations-
flächen des Landes Nordrhein-Westfalen.
8
59

a
Grundrisse M 1:1000
Schnitt M 1:500

1 Überdachter Innenhof
2 Plenarsaal
3 Ausstellungsraum
4 Skulpturenebene
5 Technik
4 6 Foyer / Luftraum
7 Cafeteria / Luftraum

5
3

3 2-3 3
1

7 1 6

Erdgeschoss
a

a-a

5 5 5

3 2-3 3 8.11 Skulpturenebene unter dem neuen Stahldach

3 1

3 3 5 3 3

2. Obergeschoss

4. Obergeschoss
60

Tragwerk Stahlkuppel mungen gering gehalten werden. Während der Kuppel-


Die freitragende Stahlkuppel wurde als schalenartige montage wurden die offen gebliebenen Bereiche der
Konstruktion entwickelt und misst ca. 54 x 45 m bei obersten Decken mit einem temporären Gerüst vollstän-
einer Firsthöhe von ca. 11 m. Aufgrund ihrer Krümmung dig geschlossen. Das Stahldach wurde in möglichst
vermag sie die auftretenden Lasten über Normalkräfte großen, vorgefertigten Einzelteilen geliefert und auf dem
abzutragen. Die sich ergebende Tragstruktur hat die Gerüst verschweißt.
Form eines Walmdaches mit parabelförmig gekrümmten
Dachflächen und besteht aus rechteckförmigen Stahl- Das Eigengewicht der Kuppel beträgt etwa 450 t. Ins-
rohrprofilen für die diagonalen Bögen und Stahlvollpro- gesamt wurden ca. 2.700 m2 dreilagiges Wärmeschutz-
filen für die horizontalen Stäbe und die Gratprofile. Die glas mit 1.920 einzelnen Elementen, 1.000 Auflager-
Stäbe sind an allen Knotenpunkten der dreieckigen Fel- teller, 6.000 Schrauben, 56.000 Befestigungsschrauben
der biegesteif miteinander verschweißt. Die an den Auf- und 6,5 km Dichtungsband verarbeitet. Die Dachhaut
lagerpunkten naturgemäß auftretenden großen Horizon- ermöglicht konstante klimatische Bedingungen und
talkräfte werden über dem 3. OG in einer 25 cm dicken, besitzt über eine Blendschutzanlage aus Textilbahnen
kreuzweise vorgespannten Betondecke aufgenommen. eine innenseitige Verschattungsmöglichkeit. Die Wartung
Dank der Vorspannung konnten die erheblichen Verfor- erfolgt über je eine innere und eine äußere Befahranlage.
Isometrie Knotenauflager

8.12 Nachtaufnahme nach dem Umbau

Isometrie der Stabachsen

8
61

BAUEN MIT STAHL e. V.

BAUEN MIT STAHL ist ein auf das Bauwesen spezia- Zentrale Büro Berlin
lisiertes Forum für Beratung und Wissenstransfer. Hier SohnstraßeStandorte
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Eine Wanderausstellung zeigt die besten Projekte und
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Zur Schulung und Nachwuchsförderung werden in enger


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