Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Geotechnische Nachweise
und Bemessung nach EC 7
und DIN 1054
Grundlagen und Beispiele
Herausgeber
Conrad Boley
Neubiberg, Deutschland
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail-
lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer Vieweg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich
vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbeson-
dere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt
auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-
und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem
Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder
die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler
oder Äußerungen.
Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media
(www.springer.com)
V
Vorwort
Über Jahrzehnte war die DIN 1054, welche erstmals 1934 erschien, für Deutschland die allge-
mein anerkannte Regel der Technik für Nachweise und Bemessung in der Geotechnik. Mitt-
lerweile werden in Europa die nationalen Normen in vielen Bereichen, so auch in der Geotech-
nik, durch europäische Normen ersetzt. In der Geotechnik wurden mittlerweile die beiden Teile
des Eurocode 7 (EC 7) „Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik“ vorgelegt.
Teil 1 (DIN EN 1997-1:2009-09) enthält die allgemeinen Regeln, Teil 2 (DIN EN 1997-
2:2010-10) behandelt die Erkundung und Untersuchung des Baugrunds. Ergänzt wird der EC
7-1 durch den nationalen Anhang DIN EN 1997-1/NA: 2010-12 sowie ergänzende Regelungen
in der verbliebenen Version der DIN 1054, welche als DIN 1054:2010-12 (Baugrund –
Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1)
erschienen ist. Diese drei Regelwerke wurden im Jahre 2012 bauaufsichtlich eingeführt, auch
im Eisenbahnbereich erfolgte die bauaufsichtliche Einführung durch das Eisenbahnbundesamt
(EBA).
Zur besseren Handhabbarkeit sind der EC 7-1, der nationale Anhang sowie die ergänzenden
Regelungen der DIN 1054 im „Normen-Handbuch Eurocode 7, Geotechnische Bemessung,
Band 1: Allgemeine Regeln“, erschienen in der 1. Auflage 2011, zusammengefasst. Es ist für
die praktische Anwendung unerlässlich, wenngleich die Normen-Handbücher rein formal nicht
bauaufsichtlich eingeführt wurden, sondern nur die einzelnen Normen.
Zu beachten sind zusätzlich die, allerdings eher geringfügigen Änderungen, der DIN
1054:2010-12, welche als „DIN 1054/A1:2012-08 Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd-
und Grundbau – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1:2010; Änderung A1:2012“ er-
schienen sind.
Der DIN veröffentlichte im März 2014 eine neue Ausgabe des EC 7-1, die als einzige Neue-
rung einen überarbeiteten Abschnitt 8 („Anker“) enthält, der in Deutschland vom zuständigen
Normenausschuss nicht akzeptiert wird. Daher wird diese Neuauflage des EC 7-1 in Deutsch-
land bauaufsichtlich nicht eingeführt. Das vorliegende Buch orientiert sich daher ausschließlich
an der 1. Auflage 2011 des Normen-Handbuchs EC 7-1.
Der große Umfang der geltenden Regelungen, die das Normen-Handbuch enthält, wird noch
größer, wenn man an all die nationalen Normen wie die DIN 4017, die DIN 4084 oder auch die
Empfehlungen des Arbeitskreises Baugruben denkt, welche ebenso im Zuge der geotechni-
schen Nachweisführung zu beachten sind. Ich habe festgestellt, dass sowohl bei Studierenden
als auch bei in der Praxis stehenden Ingenieuren das Bedürfnis besteht, den Umgang mit dem
EC 7-1 strukturiert zu erlernen und hierbei auch die Unterschiede zur bisherigen Normung
kennen zu lernen.
Meine wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Bodenmechanik und Grundbau an der
Universität der Bundeswehr München haben gemeinsam mit mir zahlreiche Schulungen zur
Anwendung der Eurocodes in der Geotechnik durchgeführt. Hervorzuheben sind hierbei meh-
rere Veranstaltungen, welche von der Ingenieurakademie Bayern für die Bayerische Ingenieu-
rekammer-Bau veranstaltet wurden. Diese Veranstaltungen erfreuten sich großer Beliebtheit
und wurden in ähnlicher Form auch von der Bayerischen Obersten Baubehörde und dem Ei-
senbahnbundesamt als Bauaufsichtsbehörden veranstaltet.
Der große Erfolg dieser Schulungen und Weiterbildungen und viele Fragen unserer Studieren-
den waren Anlass für meine Mitarbeiter am Institut und mich, die Inhalte unserer Vorlesungen,
VI Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1.1 Einleitung
Nach einer Entwicklungsarbeit von über 30 Jahren an den Eurocodes konnten im Jahr 2011 die
Normen-Handbücher für die beiden Teile des Eurocodes 7 vorgelegt werden, in denen jeweils
der Eurocode-Text und die ergänzenden deutschen Regelungen der DIN 1054 bzw. der DIN
4020 für den Anwender zusammengefasst sind. Mit der bauaufsichtlichen Einführung des
Eurocode 7-1 und der ergänzenden deutschen Regelungen der DIN 1054 wird in der Geotech-
nik wie auch in den anderen Bereichen des Bauingenieurwesens das globale Sicherheitskon-
zept durch das Konzept der Grenzzustände und der Teilsicherheitsbeiwerte der Eurocodes
ersetzt. Im Folgenden wird dargestellt, wie die nationalen und europäischen Regelungen für die
geotechnische Bemessung zusammengeführt wurden und welche Neuerungen sich daraus für
die praktische Anwendung in der geotechnischen Bemessung ergeben.
Bild 1-1 Regelungsbereiche des Eurocodes EC 7-1 und der DIN 1054
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
2 1 Überblick, Sicherheitskonzept und Bemessungsgrundlagen nach EC 7-1
Daneben gibt es im EC 7-1 eine Reihe von Festlegungen, die nicht in der DIN 1054 enthalten
sind. Dazu gehören z. B. die Nachweisverfahren, die in Deutschland nicht angewendet werden
und die informativen Anhänge mit erdstatischen Berechnungsverfahren, für die es deutsche
Normen gibt. Als letzter, aber wichtigster ist der Bereich der DIN 1054 zu erwähnen, der nicht
im EC 7-1 enthalten ist. Dieser Bereich umfasst alle speziellen deutschen Erfahrungen, die
natürlich auch in Zukunft weiter genutzt werden sollen, wie z. B. die bisherigen Tabellen für
Sohldruckspannungen für Flächengründungen.
Bei der Zusammenführung von Eurocodes und nationalen Normen waren folgende Grundsätze
zu beachten:
− Die Eurocodes sind vollständig mit allen informativen Anhängen von allen Mitgliedsstaa-
ten zu veröffentlichen.
− Nationale Normen sind weiterhin zulässig, aber
− nationale Normen dürfen weder europäischen Normen widersprechen noch mit ihnen kon-
kurrieren.
− Nationale Normen, für die es europäische Normen gibt, sind nach einer Übergangsfrist
zurückzuziehen.
Um die Eurocodes anwendbar zu machen und sie mit den nationalen Normen zu verbinden,
waren in den europäischen Staaten so genannte Nationale Anhänge zu erstellen. Wegen ihrer
besonderen Bedeutung hat die Europäische Kommission in dem „Leitpapier L – Anwendung
der Eurocodes“ [1] Empfehlungen gegeben, was in den Nationalen Anhang aufzunehmen ist.
Dabei werden im Abschnitt 2.3.4 des Leitpapiers dem nationalen Entscheidungsspielraum enge
Grenzen gesetzt:
„Ein nationaler Anhang kann den Inhalt eines EN Eurocodes in keiner Weise ändern, außer
wo angegeben wird, dass eine nationale Wahl mittels national festzulegender Parameter
vorgenommen werden kann.“
Nach Abschnitt 2.3.3 des Leitpapiers L [1] darf ein Nationaler Anhang Folgendes enthalten:
− die Zahlenwerte für die national zu bestimmenden Parameter (z. B. die Teilsicherheitsbei-
werte),
− die Entscheidung über die anzuwendenden Nachweisverfahren, wenn mehrere zur Wahl
gestellt werden,
− die Entscheidung bezüglich der Anwendung informativer Anhänge und
− Verweise auf nicht widersprechende zusätzliche Angaben, die dem Anwender beim Um-
gang mit dem Eurocode helfen.
Der Nationale Anhang selbst sollte also keine zusätzlichen nationalen normativen Regelungen
enthalten. Sie sind in nationalen Normen niederzulegen, auf die im Nationalen Anhang verwie-
sen wird. In der Geotechnik wäre es am einfachsten gewesen, wenn man auf die DIN 1054
hätte verweisen können. Dies war allerdings nicht möglich, da die DIN 1054 und der EC 7-1
zum großen Teil inhaltlich gleich sind. Die DIN 1054 ist daher eine mit dem EC 7-1 konkurrie-
rende nationale Norm, die nach einer Übergangsfrist zurückzuziehen war.
Um die speziellen deutschen Erfahrungen der DIN 1054 zu erhalten, musste sie überarbeitet
werden, indem alle Regelungen gestrichen wurden, die schon im Eurocode 7 enthalten sind.
1.2 Zusammenführung von europäischen und nationalen Normen 3
Die so überarbeitete DIN 1054:2010-12 mit dem neuen Titel „Ergänzende Regelungen zu DIN
EN 1997-1“ stellt keine Konkurrenz mehr zum Eurocode dar. Sie ist eine nationale Ergänzung.
Nach dieser Überarbeitung gibt es seit Ende 2010 für die Bemessung in der Geotechnik 3
Normen:
− den EC 7-1 (DIN EN 1997-1),
− die DIN 1054:2010-12 „Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1“ und
− den Nationalen Anhang zu EC 7-1.
Diese drei Normen sind natürlich alles andere als anwenderfreundlich, denn der Nutzer muss
bei der Arbeit immer drei Dokumente im Auge haben. Deshalb hat sich der zuständige Aus-
schuss dazu entschlossen, alle drei Normen im „Handbuch Eurocode 7 - Geotechnische Be-
messung, Band 1: Allgemeine Regeln“ [2] zusammenzufassen. Solche Normen-Handbücher
gibt es auch für die Eurocodes der anderen Fachbereiche des Bauingenieurwesens.
Der Kern des Handbuchs Eurocode 7-1 [2] ist der EC 7-1, in den die ergänzenden deutschen
Regelungen der DIN 1054 und die Hinweise und Erläuterungen des Nationalen Anhangs hinter
den entsprechenden Textstellen des EC 7-1 eingefügt wurden. Dabei sind die ergänzenden
Regelungen der DIN 1054 einschließlich der Tabellen und Zeichnungen durch ein vorgesetztes
„A“ und die Hinweise und Erläuterungen des Nationalen Anhangs durch „NA zu …“ gekenn-
zeichnet.
Mit der bauaufsichtlichen Einführung der Eurocodes zum 01.07.2012 gibt es damit folgende
Normenhierarchie, hier dargestellt am Beispiel des Verkehrswasserbaus (Bild 1-2).
Grundlage der europäischen Baunormen sind DIN EN 1990: „Eurocode: Grundlagen der
Tragwerksplanung“ und DIN EN 1991: „Eurocode 1: Einwirkungen auf Bauwerke“ mit mehre-
ren Teilen und Anhängen. Sie sind Grundlage für die Bemessung im gesamten Bauwesen Eu-
ropas. Auf diese beiden Grundnormen beziehen sich alle anderen 8 Eurocodes mit insgesamt
58 Teilen.
Die nationalen Anhänge stellen die Verbindung zwischen den Eurocodes und den nationalen
Normen her, wie z. B. zu der neuen DIN 1054, der DIN 4084, der EAU oder der EAB. Es
versteht sich, dass auch alle anderen nationalen geotechnischen Normen dem EC 7-1 angepasst
werden müssen. In der Regel sind das keine technischen Änderungen, sondern in erster Linie
Anpassungen an die Nomenklatur und die Form der Standsicherheitsnachweise.
1.3 Neue Regelungen des Eurocode 7-1 und der DIN 1054
1.3.1 Bemessungssituationen
Zur bewährten Tradition in der geotechnischen Bemessung gehört die Verwendung von Last-
fällen. Das, was mit diesem Begriff in der Geotechnik gemeint ist, entspricht in der Terminolo-
gie der Eurocodes der Bemessungssituation.
Der Eurocode „Grundlagen der Tragwerksplanung“ unterscheidet folgende Bemessungssituati-
onen: ständige, vorübergehende, außergewöhnliche und bei Erdbeben. Die Bemessung hin-
sichtlich der Zuverlässigkeit, d.h. der erforderlichen rechnerischen Sicherheit des Bauwerks
wird von diesen Situationen abhängig gemacht. Die ständige Bemessungssituation kann von
einer vorübergehenden, besser überwachten Situation unterschieden werden. Nach einer außer-
gewöhnlichen Situation darf ein Bauwerk gegebenenfalls auch begrenzte Schäden aufweisen.
Innerhalb der Bemessungssituationen sind kritische Lastfälle festzulegen, z. B. Anordnungen
veränderlicher Einwirkungen und Berücksichtigung von Imperfektionen und Verformungen,
die gleichzeitig mit den ständigen und veränderlichen Einwirkungen anzusetzen sind.
Im EC 7-1 sind die ständigen und vorübergehenden Bemessungssituationen zusammengefasst,
wobei gemeinsame Teilsicherheitsbeiwerte für beide Bemessungssituationen empfohlen wer-
den. Allerdings wird den nationalen Normungsgremien freigestellt, geringere Werte bei Trag-
werken für vorübergehende Zwecke oder bei vorübergehenden Bemessungssituationen anzu-
setzen, „wenn die möglichen Folgen das rechtfertigen“ (EC 7-1, 2.4.7.1 (5)). Mit dieser Be-
gründung wurde in Deutschland die Unterscheidung zwischen ständigen und vorübergehenden
Bemessungssituationen in der Geotechnik beibehalten.
Der EC 7-1 beschränkt sich in seinen Regelungen auf ständige und vorübergehende Bemes-
sungssituationen. Für außergewöhnliche Situationen empfiehlt er, dass „alle Teilsicherheitsbe-
iwerte für Einwirkungen und Beanspruchungen … in der Regel gleich 1,0 gesetzt werden. Alle
Teilsicherheitsbeiwerte für die Widerstände sollten dann entsprechend den besonderen Um-
ständen der außergewöhnlichen Situation gewählt werden.“ (EC 7-1, 2.4.7.1 (3)).
Die DIN 1054 unterscheidet sich daher vom EC 7-1, als sie
− für die geotechnische Bemessung eine vorübergehende Bemessungssituation BS-T („T“
steht für englisch transient = vorübergehend) definiert und
− Teilsicherheitsbeiwerte für die drei Bemessungssituationen, die ständige, die vorüberge-
hende und die außergewöhnliche angibt, wobei die Bemessungssituationen BS-P („P“ steht
für englisch permanent = ständig), BS-T und BS-A weitgehend den bisherigen drei Lastfäl-
len entsprechen.
1.3 Neue Regelungen des Eurocode 7-1 und der DIN 1054 5
Die ständigen Situationen, die den üblichen Nutzungsbedingungen des Tragwerks entsprechen,
werden der Bemessungssituation BS-P zugeordnet. Hierbei werden ständige und während der
Funktionszeit des Bauwerks regelmäßig auftretende veränderliche Einwirkungen berücksich-
tigt.
Die Bemessungssituation BS-T ist den vorübergehenden Situationen zugeordnet, die sich auf
zeitlich begrenzte Zustände beziehen, z. B. auf Bauzustände bei der Herstellung eines Bau-
werks
Den Situationen, die sich auf außergewöhnliche Bedingungen des Tragwerks oder seiner Um-
gebung beziehen, z. B. auf Feuer, Explosion, Anprall, außergewöhnliches Hochwasser oder
Ankerausfall, wird die Bemessungssituation BS-A zugeordnet. Hierbei wird neben den ständi-
gen und regelmäßig auftretenden veränderlichen Einwirkungen der Bemessungssituationen BS-
P oder BS-T eine außergewöhnliche Einwirkung berücksichtigt.
Die Tabellen A 2.1 bis A 2.3 der DIN 1054:2010-12 enthalten die Teilsicherheitsbeiwerte für
die Nachweise der unterschiedlichen Grenzzustände der Tragfähigkeit in Abhängigkeit von den
Bemessungssituationen.
1.3.2.1 Einführung
Mit den Eurocodes ist in den deutschen Normen das Konzept der Grenzzustände und Teilsi-
cherheiten übernommen worden. Der Begriff des Grenzzustandes ist allgemein gefasst und
bezeichnet den Zustand eines Tragwerks, bei dessen Überschreitung die zugrunde gelegten
Anforderungen überschritten werden.
Für die geotechnische Bemessung wird im EC 7-1 der Nachweis für folgende zwei Grenzzu-
stände gefordert:
− Der Grenzzustand der Tragfähigkeit ist der Zustand des Tragwerks, dessen Überschreiten
zu einem rechnerischen Einsturz oder anderen Formen des Versagens führt.
− Der Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit ist der Zustand des Tragwerks, dessen Über-
schreiten die für die Nutzung festgelegten Bedingungen nicht mehr erfüllt.
geführt, wobei Ed der Bemessungswert einer Auswirkung von Einwirkungen (z. B. einer rech-
nerischen Fundamentbewegung) und Cd der Bemessungswert des maßgebenden Ge-
brauchstauglichkeitskriteriums (z. B. zulässige Fundamentbewegungen) ist. In der Regel wer-
den die Teilsicherheitsbeiwerte beim Nachweis der Gebrauchstauglichkeit gleich 1,0 gesetzt.
Die Gebrauchstauglichkeitskriterien sind für jedes Projekt besonders zu vereinbaren. Grenz-
werte für Bauwerksverformungen und Fundamentbewegungen enthält der Anhang H des EC 7-
1. Insbesondere bei setzungsempfindlichen Bauwerken sind die Gebrauchstauglichkeitskrite-
rien so realistisch wie möglich und in enger Abstimmung mit dem konstruktiven Ingenieur
festzulegen, der die Auswirkungen der Setzungen auf das Bauwerk beurteilen muss. Unnötig
konservative Werte führen zu unwirtschaftlichen Abmessungen. Andererseits muss gewährleis-
tet sein, dass die Sicherheit des Bauwerks nicht möglicherweise durch Verformungen des Bau-
grunds gefährdet wird, ohne dass im Baugrund selbst ein Grenzzustand der Tragfähigkeit er-
reicht ist.
Für die Ermittlung von Verformungen zur Überprüfung von Gebrauchstauglichkeitskriterien
eignen sich numerische Berechnungsmethoden (z. B. FEM) wesentlich besser als herkömmli-
che Verfahren. Voraussetzung ist natürlich ein geeignetes Stoffgesetz, das das Verhalten des
Bodens wirklichkeitsgetreu wiedergibt. Insbesondere bei nichtlinearem Bodenverhalten erge-
ben sich bessere Ergebnisse. Eine Kalibrierung der Modelle an Messergebnissen, z. B. aus
Teilbauzuständen, verbessert die Prognosen erheblich. Verschiedene jüngere Untersuchungen
betonen allerdings die Notwendigkeit der Berücksichtigung der erhöhten Steifigkeit bei kleinen
Dehnungen, um wirklichkeitsnahe Prognosen zu erhalten. Für die Ermittlung von Setzungen
als Gebrauchstauglichkeitskriterium gilt allerdings weiterhin die DIN V 4019-100 „Baugrund –
Setzungsberechnungen“.
Tabelle 1.1 Gegenüberstellung der Abkürzungen der Grenzzustände der Tragfähigkeit in der
DIN 1054:2005-6 und in der DIN 1054:2010-12
Den Eurocodes verdanken wir, dass im gesamten Bauwesen in ganz Europa die rechnerischen
Nachweise für Grenzzustände der Tragfähigkeit im gleichen Format durchgeführt werden. Bei
den rechnerischen Nachweisen ist – vereinfacht dargestellt – nachzuweisen, dass der Bemes-
sungswert der Beanspruchungen Ed nicht größer wird als der Bemessungswert des Widerstands
Rd eines Bauwerks oder Bauteils:
E d ≤ Rd (1.2)
Diese Nachweisform setzt voraus, dass man klar zwischen den Beanspruchungen und den
Widerständen unterscheiden kann. Im konstruktiven Ingenieurbau ist das auch eigentlich im-
mer möglich. Man ermittelt die Beanspruchungen in der statischen Berechnung, z. B. die
Schnittgrößen, und die Widerstände ergeben sich aus der Querschnittsgeometrie, z. B. eines
Balkens und der Festigkeit des Balkenmaterials. In der Geotechnik ist diese klare Trennung
von Beanspruchungen und Widerständen in vielen Fällen nicht möglich. Z. B. ist der aktive
Erddruck – eine Beanspruchung – abhängig von der Festigkeit des Bodens, also von seinem
Widerstand. Umgekehrt ist z. B. der Gleitwiderstand abhängig von der Größe der Beanspru-
chung durch die Normalkraft auf die Gleitfläche. Diese Wechselwirkung zwischen Beanspru-
chungen und Widerständen ist auf das Reibungsverhalten des Bodens zurückzuführen.
Es gibt daher zwei verschiedene Möglichkeiten, wie man die Bemessungswerte der Beanspru-
chungen und Widerstände im Boden beschreiben kann.
− Bei dem Verfahren der faktorisierten Beanspruchungen und Widerstände wird der Bemes-
sungswert Ed der Beanspruchungen ermittelt, indem der charakteristische Wert Ek der Be-
anspruchungen mit dem Teilsicherheitsbeiwert ȖE für die Beanspruchungen multipliziert
wird. Der Bemessungswert Rd des Widerstandes ergibt sich, indem der charakteristische
Wert Rk des Widerstands eines Bauwerks oder Bauteils durch den Teilsicherheitsbeiwert ȖR
für den Widerstand dividiert wird:
8 1 Überblick, Sicherheitskonzept und Bemessungsgrundlagen nach EC 7-1
E d ≤ Rd (1.2)
Rk
Ek ⋅γ E ≤ (1.3)
γR
Die Sicherheitsphilosophie des Konzepts der Grenzzustände und Teilsicherheitsbeiwerte ist
also ganz simpel: Die charakteristischen Widerstände des Bauwerks oder Bauteils werden
durch den Teilsicherheitsbeiwert γR für die Widerstände dividiert und dadurch vermindert
und die charakteristischen Beanspruchungen werden mit dem Teilsicherheitsbeiwert γE für
die Beanspruchungen (oder Einwirkungen) multipliziert und damit erhöht. Dann wird über-
prüft, ob der Bemessungswert der Beanspruchungen den Bemessungswert des Widerstands
nicht überschreitet.
− Bei dem Verfahren mit den faktorisierten Scherparametern werden die Teilsicherheitsbei-
werte auf die Scherparameter angewendet. Den Bemessungswert tan ijd des Reibungsbei-
werts erhält man, indem der charakteristische Reibungsbeiwert tan ijk durch den Teilsicher-
heitsbeiwert Ȗij für die Reibung geteilt wird und den Bemessungswert c´d für die Kohäsion
erhält man, indem der charakteristische Wert der Kohäsion c´k durch den Teilsicherheitsbe-
iwert Ȗc für die Kohäsion dividiert wird. Mit den Bemessungswerten der Scherparameter
werden dann die Bemessungswerte der Beanspruchungen und Widerstände des Baugrunds
bestimmt.
E d ≤ Rd (1.2)
E d (ϕ ' d , c' d ) ≤ Rd (ϕ ' d , c' d ) (1.4)
Wenn im Boden keine Festigkeit, d. h. kein Widerstand mobilisiert wird (wie bei den Grenzzu-
ständen EQU, UPL, HYD), kann der Grenzzustand nicht wie sonst mit Widerständen und Be-
anspruchungen beschrieben werden. In der Grenzzustandsbedingung werden daher stattdessen
die Bemessungswerte der ungünstigen, destabilisierenden Beanspruchungen Edst,d mit den
günstigen, stabilisierenden Beanspruchungen Estb,d verglichen. Die Grenzzustandsbedingung
fordert dann, dass die Bemessungswerte der ungünstigen, destabilisierenden Beanspruchungen
nicht größer werden als die Bemessungswerte der günstigen, stabilisierenden Einwirkungen:
E dst , d ≤ E stb ,d (1.5)
Die Bemessungswerte der Einwirkungen ergeben sich aus den charakteristischen Werten
EG,dst,k und EQ,dst,k der ständigen und veränderlichen destabilisierenden Beanspruchungen sowie
der ständigen stabilisierenden Beanspruchungen EG,stb,k, die mit den Teilsicherheitsbeiwerten
ȖG,dst und γQ,dst für die destabilisierenden ständigen und veränderlichen Beanspruchungen bzw.
mit γG,stb für die stabilisierenden ständigen Beanspruchungen multipliziert werden (siehe dazu
auch die Abschnitte 3.5 „Grenzzustand des Aufschwimmens“ und 3.6 „Hydraulischer Grund-
bruch, innere Erosion und Piping“).
Reibungswinkels von ij´= 30° auf ij´= 32,5° zu einem Anstieg der rechnerischen Tragfähigkeit
eines Fundaments von über 40 %.
Für den charakteristischen Wert fordert der EC 7-1 in 2.4.5.2:
„(2)P Der charakteristische Wert einer geotechnischen Kenngröße ist als eine vorsichtige
Schätzung desjenigen Wertes festzulegen, der im Grenzzustand wirkt.“
Diese Formulierung entspricht derjenigen des Anhangs C 2.1.2 von DIN 4020:2003-09:
„Die charakteristischen Werte sind so festzulegen, dass die Ergebnisse der damit durchge-
führten Berechnungen auf der sicheren Seite liegen.“
Wie vorsichtig die Schätzung sein muss, blieb vor dem Erscheinen des EC 7-1 allein der Erfah-
rung des Baugrundgutachters überlassen. Im EC 7-1 wurde zum ersten Mal der Versuch ge-
macht, zu quantifizieren, wie vorsichtig ein Gutachter bei der Festlegung von charakteristi-
schen Werten sein sollte (EC 7-1, 2.4.5.2):
„(11) Falls statistische Verfahren benutzt werden, sollte der charakteristische Wert so abge-
leitet werden, dass für den betrachteten Grenzzustand die rechnerische Wahrscheinlichkeit
für einen ungünstigeren Wert nicht größer als 5 % ist.
ANMERKUNG: In diesem Zusammenhang entspricht der vorsichtig gewählte Mittelwert
einem Mittelwert mit einem 95 %-igen Vertrauensbereich für einen begrenzten Satz von
Werten der geotechnischen Kenngröße. Ist dagegen örtliches Versagen angezeigt, ent-
spricht eine vorsichtige Wahl dem einer 5 %-Fraktile zuzuordnenden unteren Wert.“
Die Umsetzung dieser Regelungen wird z. B. in [5] und [6] an praktischen Beispielen gezeigt.
1.3.3.1 Einleitung
In dem zuständigen europäischen Ausschuss wurde lange darum gerungen, welche der Formu-
lierungen der Grenzzustandsgleichung – (1.4) oder (1.5) – für die verschiedenen geotechni-
schen Nachweise für den Grenzzustand des Versagens des Baugrunds (GEO) im EC 7-1 auf-
genommen werden soll. Das Ergebnis der langen und kontroversen Debatte war, dass eine
Einigung auf eine gemeinsame und einheitliche Formulierung nicht möglich war. Als Kom-
promiss einigte man sich darauf, dass im EC 7-1 drei verschiedene Möglichkeiten zur Wahl
gestellt werden, nach denen die Standsicherheitsnachweise und die Bemessung in der Geotech-
nik durchgeführt werden können. Die drei Nachweisverfahren des EC 7-1 unterscheiden sich
darin, wie und wann die Einwirkungen bzw. Beanspruchungen und Widerstände mit Teilsi-
cherheitsbeiwerten belegt werden. In Deutschland kommen nur die Verfahren 2 und 3 zur
Anwendung. Eine eingehende Beschreibung des Nachweisverfahrens 1 findet sich in [7].
Das Verfahren 2, das auch schon in der DIN 1054 von 2005 für die Bemessung von Gründun-
gen verwendet wurde, beruht auf dem Verfahren mit faktorisierten Einwirkungen und Wider-
ständen. Dabei werden die Einwirkungen oder die Beanspruchungen sowohl des Bauwerks als
auch des Bodens mit den gleichen Teilsicherheitsbeiwerten beaufschlagt, wie sie im gesamten
Bauingenieurwesen verwendet werden. Beim Verfahren 2 können die Teilsicherheitsbeiwerte
entweder gleich zu Beginn der statischen Berechnung auf die charakteristischen Werte der
Einwirkungen angesetzt werden oder erst am Ende der Berechnung auf die charakteristische
Werte der Beanspruchungen. Unterschiedliche Bemessungsergebnisse ergeben die beiden
Verfahren nur beim Grundbruchnachweis.
10 1 Überblick, Sicherheitskonzept und Bemessungsgrundlagen nach EC 7-1
Im Gegensatz zum Verfahren 2 werden beim Verfahren 3 die Bemessungswerte der Einwir-
kungen und der Widerstände des Baugrunds mit faktorisierten Scherparametern ermittelt. Bei
den Einwirkungen aus dem Bauwerk werden die gleichen Teilsicherheitsbeiwerte wie im ge-
samten Bauingenieurwesen verwendet.
erfüllt sein, wobei ȖR der Teilsicherheitsbeiwert für den Widerstand des Baugrunds, ȖG/Q ein
mittlerer Teilsicherheitsbeiwert für die Beanspruchungen aus ständigen und veränderlichen
Einwirkungen und Șglobal der bisherige globale Sicherheitsbeiwert ist.
Da man sich geeinigt hatte, für die ständigen und veränderlichen Einwirkungen (ȖG,Q) im ge-
samten konstruktiven Ingenieurbau – also auch in der Geotechnik – die gleichen Teilsicher-
heitsbeiwerte zu verwenden, kann man aus dieser Gleichung bei bekanntem globalen Sicher-
heitsbeiwert Șglobal den Teilsicherheitsbeiwert ȖR für den Widerstand des Baugrunds ermitteln:
η global
γR = (1.8)
γG / Q
Für den Grundbruchnachweis forderte die alte DIN 1054 von 1976 zum Beispiel für den Last-
fall 1 eine globale Sicherheit von Șglobal = 2,0. Mit einem Mittelwert von ȖG/Q = 1,40 für die
1.3 Neue Regelungen des Eurocode 7-1 und der DIN 1054 11
Teilsicherheitsbeiwerte von ȖG = 1,35 und ȖQ = 1,50 für die ständigen und veränderlichen Ein-
wirkungen ergibt sich dann ein Teilsicherheitsbeiwert für den Grundbruchwiderstand von
ȖR,v § 1,40. In entsprechender Weise sind die in DIN 1054 angegebenen Teilsicherheitsbeiwer-
te für die drei Bemessungssituationen festgelegt worden.
Bei GEO-2 werden die gleichen Teilsicherheitsbeiwerte verwendet, die auch im Anhang A des
EC 7-1 empfohlen werden. Allerdings muss – mit Ausnahme von Zugpfahlgruppen – nicht
zwischen günstig und ungünstig wirkenden ständigen Einwirkungen unterschieden werden,
weil sie als ungünstig wirkende Einwirkungen immer maßgebend sind (siehe [3]). Darüber
hinaus haben im Gegensatz zum Anhang A des EC 7-1 die Teilsicherheitsbeiwerte für die
wirksame Kohäsion c´ und die Kohäsion des undränierten Bodens cu den gleichen Wert wie
für den wirksamen Reibungswinkel ϕ´ und den Reibungswinkel ϕu des undränierten Bodens.
Mit dem Teilsicherheitskonzept ist zwar in den Eurocodes ein einheitliches Format für die
Nachweise zur Bemessung im konstruktiven Ingenieurbau für unterschiedliche Bauarten und
Baumaterialien eingeführt worden. Ein einheitliches Sicherheitsniveau im Sinne einer einheit-
lichen Versagenswahrscheinlichkeit wurde nicht erreicht, auch wenn weitgehend gleiche Teil-
sicherheitsbeiwerte bei den Einwirkungen in allen Fachbereichen des konstruktiven Bauingeni-
eurwesens eingeführt wurden [4]. Wie oben dargestellt, wurden diese Teilsicherheitsbeiwerte
auch in der Geotechnik übernommen und nicht versucht, für die geotechnischen Einwirkungen
eigene Teilsicherheitsbeiwerte zu entwickeln. Sie sind daher nicht – wie ursprünglich vorgese-
hen – ein Maß für die Zuverlässigkeit, mit der man die Größe der geotechnischen Einwirkun-
gen ermitteln kann. Gleiches gilt für die Teilsicherheitsbeiwerte für die Widerstände, denn sie
wurden aus der Bedingung abgeleitet, dass sich bei einer Bemessung nach dem Teilsicher-
heitskonzept etwa die gleichen Abmessungen von Gründungen ergeben sollten wie beim bishe-
rigen globalen Sicherheitskonzept. Bei Lichte betrachtet ist also das Teilsicherheitskonzept
weiterhin ein globales, deterministisches Sicherheitskonzept, dessen Sicherheitsniveau auf
Erfahrungen beruht.
Die Eurocodes berücksichtigen kein menschliches Versagen (human error), menschliches Ver-
sagen wird in den Definitionen der Teilsicherheitsbeiwerte nicht erwähnt. Stattdessen enthält
der einleitende allgemeine Abschnitt aller Eurocodes eine Liste von Voraussetzungen, die
definieren und sicherstellen sollen, dass das Bauwerk von fachkompetentem und erfahrenem
Personal planmäßig hergestellt und unterhalten wird. In den Normen des globalen Sicherheits-
konzepts wurde zwar auch nie explizit auf menschliches Versagen Bezug genommen, doch
wurde stillschweigend davon ausgegangen, dass es zumindest zum Teil durch die Sicherheits-
beiwerte abgedeckt wird. Ziel war immer eine robuste und dennoch wirtschaftliche Bemes-
sung, so dass das Bauwerk nicht schon bei kleinen Fehlern versagt. Durch die Übernahme des
Sicherheitsniveaus der alten Normen sind in den Teilsicherheitsbeiwerten damit auch „kleine-
re“ Fehler durch menschliches Versagen abgedeckt.
ausreichend ist. Für einfache geometrische Verhältnisse und homogenen Baugrund gibt es
Näherungslösungen zur Bestimmung des Grundwasserpotenzials, z. B. entlang einer unter-
strömten Baugrubenwand in der EAU [10]. Räumliche Wirkungen, z. B. bei der Zuströmung
zu einer Baugrubenecke, können durch Korrekturbeiwerte (z. B. Ziegler und Aulbach [8]) oder
durch dreidimensionale Strömungsberechnungen berücksichtigt werden.
Am zuverlässigsten kann die Strömungskraft bzw. die Auftriebskraft durch Messungen des
Porenwasserdrucks im Untergrund bestimmt werden, was allerdings in der Planungsphase
zumeist nicht möglich ist. In vielen Fällen empfiehlt es sich aber im Sinne der Beobachtungs-
methode beim Bau oder nach Fertigstellung des Bauwerks Messungen durchzuführen, um die
Berechnungsannahmen zu überprüfen und das Bauwerk zu überwachen.
Für die innere Erosion und für das Piping geben EC 7-1 und die DIN 1054:2010-12 keine
Grenzzustandsgleichungen und Teilsicherheitsbeiwerte an, mit denen man eine ausreichende
Sicherheit gegen den die Standsicherheit gefährdenden Materialtransport im Baugrund nach-
weisen kann. Bei der inneren Erosion wird die Einhaltung von Filterkriterien gefordert. Die in
Deutschland anzuwendenden Filterregeln sind z. B. im „Merkblatt Anwendung von Kornfiltern
(MAK)“ [10] der BAW zusammengestellt. Für das Piping empfiehlt der EC 7-1 einen indirek-
ten Nachweis, wie er im „Merkblatt Standsicherheit von Böschungen an Bundeswasserstraßen
(MSD)“ [11] der BAW im Einzelnen beschrieben wird.
1.3.7 Kombinationsregeln
Mit den Kombinationsregeln wird der sehr geringen Wahrscheinlichkeit Rechnung getragen,
dass die möglichen veränderlichen Einwirkungen, wie z. B. Verkehrslasten, Wind und Schnee
alle gleichzeitig in voller Größe wirken. Bei mehr als einer veränderlichen Einwirkung wird
daher nur eine Einwirkung als Leiteinwirkung Qk,1 voll berücksichtigt, während alle weiteren
Einwirkungen als Begleiteinwirkungen Qk,i mit einem Kombinationsbeiwert ψ0 kleiner als 1
multipliziert werden.
Bisher gab es in der Geotechnik keine Kombinationsregeln. Im Eurocode „Grundlagen der
Tragwerksplanung“ werden sie eingeführt. Im EC 7-1 ist ihre Anwendung zwar vorgesehen,
die Umsetzung wird jedoch den europäischen Mitgliedsstaaten überlassen.
Bei der Erarbeitung der DIN 1054:2010-12 war sich der zuständige Ausschuss einig, dass z. B.
der Nachweis der äußeren Abmessungen des Fundaments mit den gleichen Beanspruchungen
durchgeführt werden sollte wie die Stahlbetonbemessung des Fundaments. Daher wurden in
der Geotechnik die Kombinationsregeln des Eurocodes „Grundlagen der Tragwerksplanung“
übernommen.
In der deutschen Geotechnik wird so weit wie möglich das Konzept verfolgt, bei einer erdstati-
schen Berechnung zunächst alle Beanspruchungen als charakteristische Werte zu ermitteln.
Erst am Ende der Berechnungen werden Bemessungswerte ermittelt, indem die charakteristi-
schen Beanspruchungen mit Teilsicherheitsbeiwerten beaufschlagt werden: mit ȖG,j für die
ständigen Einwirkungen, ȖP für eine Vorspannkraft und ȖQ,i für die veränderlichen Einwirkun-
gen. Darauf muss auch die Anwendung der Kombinationsregeln mit Kombinationsbeiwerten
abgestimmt werden. Im Regelfall, bei vorausgesetzter Gültigkeit des Superpositionsprinzips,
können auf Grundlage der charakteristischen ständigen Einwirkungen Gk,j, der Vorspannkraft
Pk und der veränderlichen Einwirkungen Qk,i die entsprechenden Beanspruchungen E einzeln
errechnet und der Bemessungswert Ed der Gesamtbeanspruchung unter Anwendung der Kom-
binationsregeln weiterhin am Ende einer Berechnung ermittelt werden – beispielhaft für die
Bemessungssituationen BS-P und BS-T entsprechend der Gleichung:
1.4 Kritische Anmerkungen und Ausblick zum EC 7-1 15
In besonderen Fällen, bei denen das Superpositionsprinzip nicht gilt, müssen Bemessungswerte
der Beanspruchungen Ed aus den Bemessungswerten der Einwirkungen, die nach den Regeln
des Eurocodes „Grundlagen der Tragwerksplanung“ aus charakteristischen Einwirkungen
verknüpft mit Teilsicherheitsbeiwerten Ȗ und Kombinationsbeiwerten ψ entstehen, ermittelt
werden – z. B. wieder für die Bemessungssituationen BS-P und BS-T nach der formalen Glei-
chung:
§ ·
E d = E ¨ ¦ γ G , j ⋅ E (G k , j )"+" γ P ⋅ Pk "+" γ Q,1 ⋅ Qk ,1 "+" ¦ γ Q,i ⋅ψ 0,i ⋅ E (Qk ,i ) ¸ (1.12)
¨ ¸
© j ≥1 i ≥1 ¹
Hierin bedeutet "+": „in Verbindung mit“. Um den maßgebenden Wert der Bemessungsbean-
spruchung festzustellen, müssen bei mehreren unabhängigen veränderlichen charakteristischen
Einwirkungen Qk,i gegebenenfalls mehrere Kombinationen untersucht werden. Dabei ist fall-
weise jeweils eine der unabhängigen veränderlichen Einwirkungen als Leiteinwirkung Qk,1
anzusetzen und die anderen – dann als zugehörige Begleiteinwirkungen bezeichnet – können
gleichzeitig je mit einem Kombinationswert ψ0,i abgemindert werden, dessen Größe von der
Art der Einwirkung abhängt.
In den Bemessungssituationen BS-A und BS-E sind zum Teil keine Teilsicherheitsbeiwerte
vorgesehen und es werden statt des Kombinationsbeiwerts ψ0 für begleitende veränderliche
Einwirkungen die kleineren Zahlenwerte der Kombinationsbeiwerte zum Festlegen des häufi-
gen Werts der veränderlichen Leiteinwirkung ψ1 bzw. des quasi-ständigen Werts einer verän-
derlichen Einwirkung ψ2 verwendet, um die geringere Wahrscheinlichkeit der Gleichzeitigkeit
mehrerer veränderlicher Einwirkungen im Fall des außergewöhnlichen Ereignisses bzw. Erd-
bebens zu berücksichtigen.
Im Eurocode „Grundlagen der Tragwerksplanung“ und dem zugehörigen National Anhang sind
Kombinationsbeiwerte für den Hochbau festgelegt. Sie gelten auch für die Nachweise in der
Geotechnik. Für in den Tabellen für den Hochbau nicht erfasste sonstige veränderliche Einwir-
kungen sind die Kombinationsbeiwerte ψ0 = 0,8, ψ1 = 0,7 und ψ2 = 0,5 zu verwenden.
− weitere Vereinheitlichungen,
− mehr Vereinfachungen und
− geringerer Umfang angestrebt werden.
Der Initiative PraxisRegelnBau hat sich auch die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik ange-
schlossen. Eine Projektgruppe der Initiative ist mit der Überarbeitung des Eurocode 7 befasst.
Die Arbeitspakete dieser Projektgruppe sehen zum einen die Straffung der beiden Teile des EC
7 sowie damit zwangsläufig auch der DIN 1054 und DIN 4020 und zum anderen eine Harmo-
nisierung der 3 Nachweisverfahren des EC 7-1 vor. Diese Arbeiten werden eng mit den EGs
auf europäischer Ebene abgestimmt. Ein zeitlicher Meilenstein ist die nach den Regeln des
(CEN) 2014 stattfindende Umfrage bei den Mitgliedsländern über die Eurocodes mit einer
Abstimmung, ob die jeweiligen Eurocodes entfallen, unverändert beibehalten oder überarbeitet
werden sollen. Über erste Ergebnisse wird in [15] berichtet.
Es ist daher zu hoffen, dass die nächste Fassung der beiden Teile des EC 7 sowohl straffer als
auch thematisch weiter angelegt und damit nutzerfreundlicher sein werden.
1.5 Literatur
[1] Deutsches Institut für Bautechnik (2002): Leitpapier L - Anwendung der Eurocodes,
Schriften des Deutschen Instituts für Bautechnik, Reihe LP Heft L,[4] DIN 1054:2010,
Beuth Verlag, Berlin.
[2] Handbuch Eurocode 7 (2011) Geotechnische Bemessung, Band 1 Allgemeine Regeln,
Beuth Verlag, Berlin.
[3] Vogt, N., Schuppener, B. und Weißenbach, A. (2006). Nachweisverfahren des EC 7-1
für geotechnische Bemessungen in Deutschland, geotechnik 29 Nr. 3.
[4] Schuppener, B. und Heibaum, M. (2011): Reliability Theory and Safety in German
Geotechnical Design, Proceedings of 3rd International Symposium on Geotechnical
Safety and Risk, München.
[5] Bauduin, Ch. (2001): Ermittlung charakteristischer Werte, in Grundbau-Taschenbuch,
Teil 1: Geotechnische Grundlage, 6. Auflage, Herausgeber U. Smoltczyk, Ernst und
Sohn, Berlin
[6] Schuppener, B. (2012): Kommentar zu Abschnitt 2 „Grundlagen der geotechnischen
Bemessung“ in Schuppener, B. (Herausgeber) (2012): Kommentar zum Handbuch Eu-
rocode 7 - Geotechnische Bemessung, Band 1: Allgemeine Regeln, Verlag Ernst &
Sohn, Berlin
[7] Schuppener, B. (Herausgeber) (2012): Kommentar zum Handbuch Eurocode 7 - Geo-
technische Bemessung, Band 1: Allgemeine Regeln, Verlag Ernst & Sohn, Berlin
[8] Ziegler, M. und Aulbach, B. (2010): Zur Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch,
Baugrundtagung München.
[9] Empfehlungen des Arbeitskreises Pfähle (EA-Pfähle), 2.Auflage, Kapitel 2 Pfahlsyste-
me; Ernst & Sohn, Berlin, 2012
[10] EAU 2004 Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen, Häfen und Was-
serstraßen“ herausgegeben von der Hafenbautechnischen Gesellschaft e.V. (HTG) und
der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e. V. (DGGT), 10. Auflage, Verlag Ernst &
Sohn. Berlin, 2005.
1.5 Literatur 17
[11] Merkblatt Anwendung von Kornfiltern (MAK) (1989), Bundesanstalt für Wasserbau,
Karlsruhe
[12] Merkblatt Standsichersicherheit von Dämmen an Bundeswasserstraßen (MSD) (2011),
Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe
[13] Handbuch Eurocode 7 (2011) Geotechnische Bemessung, Band 2 Erkundung und Un-
tersuchung, Beuth Verlag, Berlin.
[14] Ruppert, F.-R.: Kommentar zum Abschnitt 3 „Geotechnische Unterlagen“. - in Schup-
pener, B. (Hrsg.): Kommentar zum Normen-Handbuch zu EC 7 - 1 und DIN 1054:2010.
Ernst & Sohn, 2012.
[15] Schuppener, B., Richter, T., Ruppert, F.-R., und Ziegler, M. (2014): Verbesserung der
Nutzerfreundlichkeit des Eurocodes 7, Geotechnische Bemessung - Stand der Bearbei-
tung durch die Initiative PraxisRegelnBau e.V. (PRB), geotechnik 37, Nr.4
19
2.1.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert?
In der DIN 1054:2005-01 [1] umfasste der Abschnitt 7 zu den Flach- und Flächengründungen
12 Seiten. Im Handbuch Eurocode 7 - Band 1 [2] (im Weiteren als Handbuch EC 7-1 bezeich-
net), in dem die DIN EN 1997-1:2009-09 [3], DIN EN 1997-1/NA:2010-12 [4] und die DIN
1054:2010-12 [5] zusammengefasst sind, beträgt der Umfang des Abschnitts 6 zu den Flächen-
gründungen insgesamt 22 Seiten. Quantitativ hat der Umfang der Regelungen also zugenom-
men. Auf die wichtigsten Neuerungen und Änderungen wird in den folgenden Abschnitten
eingegangen.
1
DIN EN 1997-1:2009-09, 6.1
2
DIN 1054:2010-12, A 6.1.2 A(3)
3
DIN 1054:2012-12, A 6.1.2 A(2)
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
20 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
Bild 2-1 Zuordnung von Flächengründungen zu den Geotechnischen Kategorien nach EC 7-1,
in Anlehnung an [6]
4
vgl. DIN EN 1997-1:2009-09, 6.2
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 21
Ausmittigkeit wird jetzt nicht mehr als Ersatz für den Kippnachweis geführt, wie es in der
DIN 1054:2005-01 der Fall war, sondern ist jetzt als Nachweis gegen Fundamentverdrehung
und Begrenzung der klaffenden Fuge im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit definiert.
Bei Gründungen im Grundwasser ist weiterhin der Nachweis gegen Aufschwimmen zu führen.
Die Nachweise gegen Materialversagen (innere Tragfähigkeit des Fundaments) sind nicht
Bestandteil des vorliegenden Abschnitts, da diese in den jeweiligen Bauartennormen geregelt
werden.
Die Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit dienen vor allen Dingen der Be-
grenzung der Verformungen. Außer dem Nachweis der Fundamentverdrehung und Begrenzung
einer klaffenden Fuge werden unter anderem Setzungen, Verdrehungen und Verschiebungen in
der Sohlfläche untersucht. Die zulässigen Werte sind dabei individuell, in Abhängigkeit vom
Bauwerk und dessen Nutzung, festzulegen. Im informativen Anhang H der DIN EN 1997-
2009-09 sind Anhaltswerte für unterschiedliche Verformungen gegeben.
In einfachen Fällen ist auch weiterhin eine Bemessung von Flachgründungen mit Tabellenwer-
ten für den Sohlwiderstand möglich. Es ist jetzt allerdings in der DIN 1054:2010-12 nicht mehr
der aufnehmbare Sohldruck σzul angegeben, sondern der Bemessungswert des Sohlwiderstands
σR,d.
2.1.4 Nachweisverfahren
Der EC 7-1 unterscheidet die drei verschiedene Nachweisverfahren GEO-1, GEO-2 und
GEO-3. Weiterhin wurden mit dem Eurocode auch in der Geotechnik die Kombinationsregeln
eingeführt. Diese sind entsprechend bei der Berechnung des Bemessungswerts der Beanspru-
chung zu berücksichtigen.
Die Nachweise der Grundbruch- und Gleitsicherheit sind in Deutschland mit den Nachweisver-
fahren GEO-2 zu führen. Daraus ergibt sich somit der folgende Ablauf. Zu Beginn werden die
charakteristischen Einwirkungen ermittelt. Aus diesen werden die Beanspruchungen in der
Fundamentsohle abgeleitet. Mithilfe der charakteristischen geotechnischen Kenngrößen und
der charakteristischen Beanspruchungen können dann der Grundbruch- und Gleitwiderstand
berechnet werden. Durch die Faktorisierung der charakteristischen Beanspruchungen und Wi-
derstände mit den Teilsicherheitsbeiwerten werden die jeweiligen Bemessungswerte gebildet,
wobei ggf. die Kombinationsregeln zu berücksichtigen sind. Anschließend erfolgt der Ver-
22 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
gleich des Bemessungswertes der Beanspruchung mit dem Bemessungswert des Widerstands,
wobei die bekannte Ungleichung
Ed ≤ Rd (2.1)
einzuhalten ist. Das Nachweiskonzept ist in Bild 2-2 dargestellt. Wie die Nachweise gegen
Kippen und im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit zu führen sind, wird in den Abschnit-
ten 2.1.10.4 bis 2.1.11.4 erläutert.
Bild 2-2 Nachweiskonzept für die Grundbruch- und Gleitsicherheit von Flach- und Flächen-
gründungen im Nachweisverfahren 2
5
DIN 1054:2010-12, A 2.4.2.3
6
DIN 1054:2010-12, A 2.4.2.1 A (8a)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 23
7
DIN 1054:2010-12, A 2.4.2.1 A (8b)
8
DIN EN 1997-2009-09, 6.5.2.1 (3)P
9
DIN EN 1997-2009-09, 6.5.3 (3)P
24 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
10
DIN 1054:2010-12, 6.5.2.2, A(10)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 25
Bild 2-5 Krafteck der Einwirkungen und Beanspruchungen sowie die Abminderung des Last-
neigungswinkels durch den Ansatz der Bodenreaktion Bk
Hierbei ist zu untersuchen, in welcher Kombination sich aus Beanspruchungen aus der Leit-
einwirkung E(Qk,1) und den Beanspruchungen aus den begleitenden veränderlichen Einwir-
kungen E(Qk,i) der größte Bemessungswert der Beanspruchungen ergibt. Zu beachten ist, dass
für unterschiedliche Nachweise verschiedene Kombinationen maßgebend werden können.
Bei einer orthogonalen zweiachsigen Belastung in x- und y-Richtung kann die sohlflächenpa-
rallele, resultierende Beanspruchung mit dem Ansatz aus DIN 1054:2005-09 berechnet werden.
Dieser Ansatz ist in der neuen Norm nicht mehr explizit angegeben:
11
DIN 1054:2010-12, 6.5.2.2 A (8)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 27
Wird der Sohlreibungswinkel δs,k nicht explizit ermittelt, dürfen in Abhängigkeit des
Herstellungsverfahrens und des charakteristischen Reibungswinkels folgende Werte an-
gesetzt werden:12
įs,k = ij’k įs,k 35 für Ortbetonfundamente
įs,k = 2/3 ij’k für Fertigteile (ohne Mörtelbett)
3. Gleitwiderstand im Endzustand, wenn die Bruchfläche durch den Boden verläuft (z. B.
bei Fundamenten mit Sporn oder abgeschrägter Sohlfläche):
Rk = Vk ⋅ tan ϕk' + A ⋅ ck' (2.9)
Der Gleitwiderstand ist in den Fällen 2 und 3 abhängig von den sohlflächennormalen charakte-
ristischen Einwirkungen. Greifen eine unter dem Winkel δ geneigte, veränderliche Einwirkun-
gen an, ist zu überprüfen, ob sich diese günstig oder ungünstig auf den Gleitwiderstand auswir-
ken. Günstig wirkende veränderliche Einwirkungen dürfen bei der Berechnung des Gleitwider-
stands nicht angesetzt werden. Entsprechend Bild 2-6 wirkt eine Einwirkung FQ,k günstig,
wenn gilt:
tan δS,k tan δ
Bild 2-6 Wirkrichtung von Beanspruchungen und Widerständen für die Berechnung des Gleit-
widerstands
12
DIN 1054:2010-12, A 6.5.3, A (10)
28 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
Neben dem Widerstand in der Sohlfuge darf beim Gleitnachweis der Erdwiderstand an der
Stirnseite des Fundaments angesetzt werden, sofern gewährleistet ist, dass der Erdwiderstand
dauerhaft vorhanden ist und die Verformungen ausreichend groß sind, um den Erdwiderstand
zu wecken. Der Erdwiderstand ist dabei auf der Basis von gekrümmten oder zusammengesetz-
ten ebenen Gleitflächen mit einem Erddruckneigungswinkel von δ = 0 zu berechnen.13
mit:
γ R,h - Teilsicherheitsbeiwert für den Gleitwiderstand
γ Ep - Teilsicherheitsbeiwert für den Erdwiderstand
13
DIN 1054:2010-12, 6.5.3, A (16)
14
DIN 1054:2010-12, 6.5.2.2 A (9)
15
DIN 1054:2010-12, 6.5.3 A (8)
16
DIN 1054:2010-12, 6.5.3 A (11)
17
DIN 1054:2010-12, 6.5.3 A (16)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 29
In Tabelle 2.2 und 2.3 sind die Teilsicherheitsbeiwerte der neuen und alten DIN 1054 gegen-
übergestellt. Wie zu sehen ist, hat sich das Sicherheitsniveau nicht verändert.
Tabelle 2.2 Teilsicherheitsbeiwerte für Widerstände gemäß DIN 1054:2010-12, Tabelle A 2.3
Formel- Bemessungssituation
Widerstand
zeichen BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Bodenwiderstände
Formel- Lastfall
Widerstand
zeichen LF 1 LF 2 LF 3
Wenn die Möglichkeit besteht, dass bei Fundamenten auf undrainierten Tonböden Wasser oder
Luft in die Sohlfuge eindringt, ist weiterhin der Bemessungswert des Gleitwiderstands auf
40 % des Bemessungswerts der sohlflächennormalen Beanspruchung zu begrenzen:18
Rd ≤ 0, 4 × Vd (2.15)
18
DIN EN 1997-1:2009-09, 6.5.3 (12)P
30 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
mit:
19
DIN EN 1997-1:2009-09, 6.5.1
20
DIN EN 1997-1:2009-09, 6.5.2.1 1(P)
21
DIN EN 1997-1:2009-09, 6.5.3 (2)P
22
DIN 1054:2010-10, 6.5.4 A (3)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 31
Bild 2-7 Beispiele für die Bildung des Momentengleichgewichts um eine fiktive Kippkante zum
Nachweis der Sicherheit gegen Kippen
Bei einer ausreichend tiefen Einbindung eines Fundaments darf zum Nachweis der Kippsicher-
heit ein Kräftepaar aus beidseitigen Bodenreaktionen als stabilisierende Einwirkungen ange-
setzt werden (vgl. Bild 2-8). Diese sind auf maximal 25 % des passiven Erddrucks zu begren-
zen:23
E p,mob ≤ 0, 25 ⋅ E p,k
23
DIN 1054:2010-12, 6.5.4 A (4)
32 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
Zusätzlich können ggf. die Exzentrizität der Sohlreaktionskraft und Wandreibungskräfte ange-
setzt werden.
Bild 2-8 Aufnahme einer stark exzentrischen Beanspruchung durch ein Kräftepaar aus mobili-
siertem Erdwiderstand, aus [5]
24
DIN 1054:2010-12, A 6.6.5 A (2)
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 33
halb der 2. Kernweite liegt.25 Für ein Rechteckfundament ist die 2. Kernweite durch eine Ellip-
se definiert:
2 2
§ xe · § ye · 1
¨ ¸ +¨ ¸ = (2.20)
b
© L¹ © B¹b 9
Weitere geometrische Angaben zu den Kernweiten können Bild 2-9 und 2-10 entnommen
werden.
Y
eL
bB
X
bB/6 bB/6
2. Kernweite
bL/6 bL/6
Y
bL
resultierende char.
Beanspruchung
2. Kernweite
0,59 r
0,25 r
1. Kernweite
25
DIN 1054:2010-12, A 6.6.5 A (3)
34 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
26
DIN 1054:2010-12, A 6.6.5 A (4)
27
DIN 1054:2010-12, A 6.10.1
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 35
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, darf die Gründung mit den Tabellenwerten aus den Tabellen
A 6.1 und A 6.2 der DIN 1054:2010-12 für nichtbindige Böden und mit den Werten der Tabel-
len A 6.5 bis A 6.8 für bindige Böden nachgewiesen werden. In Abhängigkeit der Belastung,
Geometrie und Bodeneigenschaften sind die Tabellenwerte im Einzelfall noch abzumindern
oder zu beaufschlagen (vgl. Bild 2-10 und 2-11).
σ E , d ≤ σ R, d (2.22)
Der Bemessungswert der Sohldruckbeanspruchung ߪாǡௗ ergibt sich, indem der Bemessungs-
wert der sohlflächennormalen Beanspruchung ܸௗ durch die um das Zweifache der Ausmitte e
reduzierte Fundamentfläche A‘ geteilt wird.
Vd
σ E ,d = (2.23)
A′
mit:
A′ = ( bL − 2 ⋅ eL ) ⋅ ( bB − 2 ⋅ eB ) (2.24)
Die in den Tabellen angegebenen Bemessungswerte der Sohlwiderstände wurden für die Be-
messungssituation BS-P abgeleitet. Auf der sicheren Seite liegend können diese auch für die
Bemessungssituation BS-T angewendet werden.
waagerechte Fundamentsohle
Ja
ausreichende Baugrundtrag-
Nein
fähigkeit
Ja
Ja
Ja
Nachweis Kipp-
sicherheit und Begrenzung der Nein
klaffenden Fuge erfüllt
Ja
Nein
Bild 2-11 Struktogramm zur vereinfachten Bemessung von Flachgründungen mit Tabellenwer-
ten nach DIN 1054:2010-12, Prüfung der Voraussetzungen, Fortsetzung siehe Bild 2-12
2.1 Grundlagen zur Bemessung von Flächengründungen 37
Bild 2-12 Struktogramm zur vereinfachten Bemessung von Flachgründungen mit Tabellenwer-
ten nach DIN 1054:2010-12, Ermittlung des Bemessungswerts des Sohlwiderstands in nicht-
bindigen und bindigen Boden
338 2 Berechnnung von Fläch
hengründungeen nach EC 7--1, Abschnitt 6
2
2.2 Nachw
weis eines
s Stützenffundamentts
2
2.2.1 Proje
ektvorstellu
ung, Boden
nkenngrößen und Grü
ündungslassten
IIm folgenden Abschnitt solll ein Einzelfuundament einees Hallenrahm
mens entsprechhend der Regee-
lungen des Haandbuchs EC 7-1 für die B Bemessungssituation BS-P nachgewiesenn werden. Als
BBaugrund stehht ein enggestufter, mittelddicht gelagertter Sand mit einem
e Reibunngswinkel von n
ϕk‘ = 35° an. Der Grundwasserspiegel ssteht 0,8 m un nter der Gelän
ndeoberkante auf Höhe deer
FFundamentsohhle an. Das Fundament
F sooll in Ortbeto
onbauweise hergestellt
h weerden. Weitere
AAngaben zur Geometrie un nd zu den B Bodenkennwerrten können dem d Bild 2-1 3 entnommen n
wwerden.
B
Bild 2-13 Bod
denkenngröße
en und Geome
etrie des Einze
elfundaments
Im Weiteren wird das Beispiel anhand der Kombination I veranschaulicht. Die Ergebnisse für
die beiden anderen Kombinationen werden nur zusammenfassend widergegeben.
Als weitere geotechnische Einwirkung ist der aktive Erddruck an der rechten Seite des Funda-
ments zu berücksichtigen (vgl. Bild 2-14). Mit dem Ansatz eines Erddruckneigungswinkels įa
= Ҁ ij‘ ergibt sich ein Erddruckbeiwert von Kagh = 0,22. Die resultierenden Einwirkungen in
horizontaler und vertikaler Richtung betragen:
40 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
2
γ · a · d 2 · K agh 19 kN m³·1, 0 m ·( 0,8 m ) · 0, 22
Eagh,k = =
2 2
Eagh,k =1,3 kN
Eagv,k = 0, 6 kN
An der Stirnseite soll die Bodenreaktion Bk als günstig wirkende Einwirkung bei der Berech-
nung der Lastneigung angesetzt werden. Die Bodenreaktion darf höchstens so groß angesetzt
werden wie die horizontalen Einwirkungen und ist auf 50 % des Erdwiderstands zu begrenzen:
{
Bk = min H k ; 0,5 · R p,k } (2.25)
H k = H G ,k + H Q,k = 1,3 kN + 20 kN
Für den Grundbruchnachweis sowie den Nachweis zur Begrenzung der klaffenden Fuge muss
weiterhin die Ausmittigkeit ermittelt werden. Dazu wird das Momentengleichgewicht um den
Mittelpunkt der Sohlfuge gebildet:
¦ M G ,k 0 kNm
eG = = = 0, 00 m
¦ VG ,k 120, 6 kN
Aus ständigen und veränderlichen Einwirkungen unter Berücksichtigung der Bodenreaktion Bk
sind die Kräfte und Hebelarme entsprechend Bild 2-15 anzusetzen. Die Ausmittigkeit beträgt:
2.2 Nachweis eines Stützenfundaments 41
¦ Mk
e= =
¦ Vk
1 1 1
⋅0,8 m ⋅1,3 kN − ⋅1, 0 m ⋅0, 6 kN + 10,5 kNm + 0,8 m ⋅20 kN − ⋅0,8 m ⋅11, 2 kN
= 3 2 3
120, 6 kN + 40 kN − 16,5 kN
e = 0,16 m
Die Lastneigung zur Berechnung des Grundbruchwiderstands wird ebenfalls unter Berücksich-
tigung der Bodenreaktion ermittelt und beträgt:
H k − Bk 21,3 kN − 11, 2 kN
tan δ = = = 0, 07
Vk 144,1kN
2
2.2.4 Chara
akteristische Widersttände
2
2.2.4.1 Bere
echnung des Grundbruch
hwiderstands
s
RRechnerische Breite
B
IIm Abschnitt 2.1.8.1 ist die Gleichung 2.6 für den charakteristisc
c chen Grundbruuchwiderstand d
ggegeben. Für das gegebenee Beispiel ist aufgrund derr ausmittigen Belastung diee rechnerische
BBreite b‘ zu berechnen. In n Längsrichtuung greifen keine
k zusätzlicchen Horizonntallasten odeer
MMomente an, sodass
s gilt a = a‘.
b‘ = b – 2 ⋅ eb (2.26
6)
b‘ =1, 000 m – 2 ⋅ 0,16 m = 0, 68 m
B
Bild 2-16 Gruundbruch unte
er ausmittig be
elasteten Fund
damenten bei einheitlicher Schichtung im
m
B
Bereich des Grundbruchkör
G pers, aus[7]
§ 3 ° · π ⋅ tan 355°
35
N d 0 = tan ² ¨ 45° + ⋅e = 33,3
© 2 ¸¹
Nd 0 − 1
Nc0 = (2.29
9)
tan ϕ '
33,3 −1
Nc0 = = 46,1
tan 35°
2.2 Nachweis eines Stützenfundaments 43
Formbeiwerte
Die Formbeiwerte für das rechteckige Fundament ergeben sich in Abhängigkeit der reduzierten
Fundamentbreiten und des Reibungswinkels nach DIN 4017 zu:
b′
vb = 1 − 0,3 = 1 − 0,3 ⋅0, 68 = 0, 796 (2.34)
a′
b′
vd = 1 + ⋅ sin ϕ = 1 + 0, 68 ⋅0,574 = 1,390 (2.35)
a′
v ⋅ N − 1 1,390 ⋅33,3 − 1
vc = d d 0 = = 1, 402 (2.36)
Nd 0 −1 33,3 − 1
Lastneigungsbeiwerte
Die Lastneigungsbeiwerte ergeben sich zu:
ib = (1 − tan δ )m +1 (2.37)
id = (1 − tan δ )m (2.38)
i ⋅ Nd 0 − 1
ic = d (2.39)
Nd 0 − 1
mit:
m = ma ⋅ cos ²ω + mb ⋅ sin ²ω (2.40)
a' b'
2+ 2+
ma = b ' mb = a'
a' b'
1+ 1+
b' a'
Der Winkel ߱ beschreibt die Neigung der sohlflächenparallelen Beanspruchung zur länge-
ren Fundamentseite. Da im vorliegenden Beispiel die Horizontalkräfte nur in eine Rich-
tung (in Richtung b) wirken, beträgt der Winkel ߱ = 90°. Die Zahlenwerte können nun
eingesetzt werden:
44 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
1, 00 0, 68
2+ 2+
0, 68 1, 00
ma = = 1, 404 mb = = 1, 595
1, 00 0, 68
1+ 1+
0, 68 1, 00
ib = (1 − 0, 07)1,595+1 = 0,828
id = (1 − 0, 07 )1,595 = 0,891
0,891⋅33,3 − 1
ic = = 0,888
33,3 − 1
charakteristischer Grundbruchwiderstand
Nachdem alle Beiwerte berechnet wurden, kann nun der charakteristische Grundbruchwider-
stand nach Gleichung 2.6 ermittelt werden:
Nb = 22, 6 ⋅0, 796 ⋅0,828 ⋅1⋅1 = 14,9
N d = 33,3⋅1,390 ⋅0,891⋅1⋅1 = 41, 2
Nc = 46,1⋅1, 402 ⋅0,888 ⋅1⋅1 = 53, 4
ܴǡ ൌ ͳǡͲͲ ή Ͳǡͺ݉ ή ሺͳͲǡͷ ଷ
ή Ͳǡͺ ή ͳͶǡͻͲ ͳͻǡͲͲ ଷ ή ͲǡͺͲ ή ͶͳǡʹͲ
Ͳ ή ͷǡͶͲሻ ൌ ͶͻͺǡͶ
ଶ
Tabelle 2.5 Vergleich der Bemessungswerte der Beanspruchungen und Widerstände für un-
terschiedliche Lastkombinationen
Rd [kN] Vd [kN] ȝ
Kombination I 356,0 222,8 0,63
In der Lastkombination II ergibt sich der geringste Grundbruchwiderstand. Durch die starke
Ausmittigkeit und Lastneigung werden die Tragfähigkeitsbeiwerte verringert. Die verringerte
Fundamentfläche, die sich ebenfalls aus der Ausmittigkeit ergibt, führt zu einer weiteren Ver-
ringerung des Grundbruchwiderstands. In der Lastkombination III wird der größte Widerstand
berechnet. Durch die sohlflächennormalen Beanspruchungen ergeben sich hohe Tragfähig-
keitsbeiwerte und es kann die volle Fundamentfläche zum Lastabtrag angesetzt werden. Im
vorliegenden Beispiel wird die Kombination II maßgebend.
währleistet ist. Der passive Erdwiderstand sollte, wie beim Ansatz der Bodenreaktion, ebenfalls
mit einem Erddruckneigungswinkel von įp = 0 berechnet werden:
22, 2 kN
H d = 31,8 kN ≤ 66,3 kN + = Rd + R p,d
1, 4
31,8 kN
μ= = 0,39
82, 2 kN
Tabelle 2.7 Bemessungswerte ıR,d des Sohlwiderstands für Streifenfundamente auf nichtbindi-
gem Boden auf der Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsicherheit, in Anlehnung an [5]
Tabelle 2.8 Bemessungswerte ıR,d des Sohlwiderstands für Streifenfundamente auf nichtbindi-
gem Boden auf der Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsicherheit und einer Begren-
zung der Setzungen, in Anlehnung an [5]
Durch Interpolation der Werte der Tabelle 2.8 ergeben sich für die unterschiedlichen Lastkom-
binationen die in der ersten Zeile in Tabelle 2.9 angegebenen Bemessungswerte des Sohlwider-
stands. Dieser gilt für den Fall, das der Abstand zwischen Grundwasserspiegel und Gründungs-
sohle mindestens so groß ist, wie die Fundamentbreite b bzw. b‘. Im vorliegenden Beispiel
steht das Grundwasser in Höhe der Fundamentsohle an. Deshalb ist eine Reduktion nach
DIN 1054:2010-12 Abschnitt A 6.10.2.3 erforderlich. Als neuer Bemessungswert ergibt sich
der Kleinstwert aus dem Bemessungswert auf Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsi-
cherheit und einer Begrenzung der Setzungen (Tabelle 2.8) und dem interpolierten, um 40 %
abgeminderten Werten auf Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsicherheit (Tabelle 2.7).
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2.8 zusammengefasst. Im vorliegenden Beispiel werden die
abgeminderten Werten auf Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsicherheit maßgebend.
Bei Fundamenten mit horizontaler Belastung sind nach DIN 1054:2010-12 Abschnitt
A 6.10.2.4 die ggf. erhöhten bzw. verminderten Bemessungswerteߪோǡௗ auf Grundlage einer
ausreichenden Grundbruchsicherheit mit folgenden Faktoren abzumindern:
§ Hk · a a'
¨1 − ¸ für Hk wirkt parallel zu a und ≥ 2 bzw. ≥2 (2.41)
© Vk ¹ b b'
2
§ Hk ·
¨1 − ¸ für alle anderen Fälle (hier maßgebend) (2.42)
© Vk ¹
Für setzungsempfindliche Bauwerke ist weiterhin der kleinste Wert der auf Grundlage einer
ausreichenden Grundbruchsicherheit und einer Begrenzung der Setzungen und die hier abge-
minderten Werte auf Grundlage einer ausreichenden Grundbruchsicherheit maßgebend.
28
vgl. DIN 4085:2011-05 Bild 5 b), [8]
2.4 Nachweis der Gründung einer Winkelstützwand 53
Die Beanspruchungen ergeben sich durch die Zerlegung der Einwirkungen in die
sohlflächennormalen Komponenten Vi,k und sohlflächenparallelen Komponenten Hi,k. Die
charakteristischen Einwirkungen und Beanspruchungen sind in Tabelle 2.12 zusammengefasst.
Weiterhin sind dort die jeweiligen Hebelabme zur Kippkante (Bild 2-18 Punkt A) und zur
Fundamentmitte zur Berechnung der Ausmittigkeit gegeben (Bild 2-18 Punkt S1).
H d = 1,35 ⋅ ( −5, 2 kN/m − 3,9 kN/m − 19, 2 kN/m + 63, 6 kN/m + 16,9 − 0, 7 kN/m ) +
+ 1,50 ⋅ ( 24, 2 kN/m + 3, 0 kN/m − 0,1kN/m ) = 110, 2 kN/m
Der Lastneigungswinkel zur Berechnung des Grundbruchwiderstands ergibt sich zu:
Hk 78, 7 kN/m
tan δ = = = 0, 22 → δ = 12, 4°
Vk 357,5 kN/m
Die Ausmittigkeit beträgt:
e=
¦ Mk =
62,5 ⋅1, 25 − 46,9 ⋅ 0,10 − 231, 0 ⋅ 0,54 + 63,5 ⋅ 2, 29 +
!
Vk 357,5
+17, 0 ⋅ 0, 24 − 7,9 ⋅1,50 + 24,3 ⋅ 2,50 + 3, 0 ⋅ 0, 25 − 1, 4 ⋅1,50
" = 0, 41m
54 2 Berechnung von Flächengründungen nach EC 7-1, Abschnitt 6
186,1kN/m
Rd = = 169, 2
1,1
• Gleiten entlang der Linie B – C (vgl. Bild 2-18). Die Normalkraft V’k ist dabei senkrecht
zu der Gleitfläche zu berechnen. Auch die Beanspruchung H‘k ist auf die, von der
Sohlflächenneigung abweichenden, Neigung der Gleitfläche umzurechen. Da die
Gleitfläche horizontal verläuft, können die horizontalen und verikalen Einwirkungen
entsprechend Bild 2-18 aus Tabelle 2.8 abgegriffen werden:
V 'k = 62,5 + 46,9 + 231, 0 + 7,9 + 1, 4 + 7,1 = 365,8 kN/m
H 'k = 63,8 + 17, 0 + 24,3 + 3, 0 = 108,1kN/m
H 'd = 1,35 ⋅ ( 63,8 + 17, 0 ) + 1,50 ⋅ ( 24,3 + 3, 0 ) = 150, 0 kN/m
Rk = V 'k ⋅ tan ϕ 'k + A ⋅ c 'k = 365,8 kN/m ⋅ tan 27,5° + 3, 0 m²/m ⋅10 kN/m² = 220, 4 kN/m
220, 4 kN/m
Rd = = 200, 4
1,1
Beispiel ist der Ausnutzungsgrad für die Gleitlinie B-C mit einem Ausnutzungsgrad von 75 %
der maßgebende Fall.
H d = 110, 2 kN/m ≤ 169, 2 kN/m = Rd Gleitlinie A-C
H 'd = 150, 0 kN/m ≤ 200, 4 kN/m = Rd Gleitlinie B-C
Für den Nachweis der Sicherheit gegen Kippen sind die stabilisierenden und destabilisierenden
Momente um die fiktive Kippkante (Punkt B in Bild 2-16) gegenüberzustellen. Die Einwirkun-
gen und deren Hebelarme bezüglich der Kippkante können der Tabelle 2.12 entnommen wer-
den. Stabilisierend wirken das Eigengewicht der Winkelstützwand sowie das Eigengewicht des
Bodens auf dem Stützwandfuß. Destabilisierend wirken sowohl die ständigen als auch verän-
derlichen Einwirkungen aus dem Erddruck.
M G , stb,d = 0,90 ⋅ ( 62,5 ⋅ 0, 75 + 46,9 ⋅1, 60 + 231, 0 ⋅ 2, 04 ) = 533,8 kNm/m
3.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert?
Im Vergleich zu den 15 Seiten des Kapitels 8 in DIN 1054:2005-01 [4] umfasst das Kapitel 7
der DIN EN 1997-1:2009-09 [2] nun 20 Seiten. Eine weitere Seite ist im zugehörigen nationa-
len Anwendungsdokument DIN EN 1997-1/NA:2010-12 [3] enthalten, zusätzliche 15 Seiten
sind in DIN 1054:2010-12 [5] und der ersten Änderung DIN 1054/A1:2012-08 [6] zu berück-
sichtigen. An vielen Stellen, wo eine Regelung aus DIN 1054:2005-01 [4] entfallen ist, enthält
die DIN 1054:2010-12 [5] nun nicht normative Verweise auf die 1. Auflage der EA-Pfähle aus
dem Jahr 2007 [10]. Diese entspricht hinsichtlich der Bezeichnungen, der Indizes sowie der
Verfahren und Beiwerte jedoch der alten DIN 1054:2005-01, so dass sich die Verwendung der
aktuellen 2. Auflage der EA-Pfähle von 2012 [11] empfiehlt. Im Folgenden werden die wich-
tigsten Änderungen und Gemeinsamkeiten der alten und neuen Normung kurz aufgelistet.
Die Einstufung in geotechnische Kategorien (GK) nach DIN 1054:2010-12, A 7.1.2 und DIN
1054:2005-01 ist nicht ganz vergleichbar. Sowohl Zugpfahlgruppen als auch Zugpfähle, die
auf der Grundlage von Erfahrungswerten nachgewiesen werden, sind nun in GK 3 einzuord-
nen. Folgende Anmerkungen wurden im Vergleich zu DIN 1054:2005-01 umformuliert:
− erhebliche zyklische, dynamische oder stoßartige Einwirkungen nach DIN 1054:2010-12,
A 2.4.2.1 A 8b) und A 2.4.2.1 A (8c)
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_3, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
58 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
1
Gemäß DIN 1054:2010-12, Tabelle A 7.2 können auch Erfahrungswerte, z. B. aus der EA-Pfähle
(2012) als Referenz herangezogen werden, da sie auf einer Vielzahl von statischen Pfahlprobebelas-
tungen beruhen.
3.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert? 59
Tabelle 3.2 Streuungsfaktoren ξi zur Ableitung charakteristischer Werte aus statischen Pfahl-
probebelastungen gemäß DIN 1054:2010-12, Tabelle A 7.1
n 1 2 3 4 5
° R 1m R1m,min °½
R1,k = MIN ® ; ¾ (3.3)
°̄ ξ ξ °¿
Tabelle 3.3 Streuungsfaktor ξ zur Berücksichtigung von Anzahl und Streuung der Ergebnisse
von Pfahlprobebelastungen nach DIN 1054:2005-01, Tabelle 4
Streuungsfaktor ξ
Zahl der Probe- Mittelwert Kleinstwert
belastungen N
R1m R1m,min
1 – – 1,15
2 1,05 1,10 1,05
>2 1,00 1,05 1,00
2
In die Ermittlung des Streuungsfaktors ξ nach alter DIN 1054:2005-01 ging noch die Standardabwei-
chung sN ein.
3
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.2.2, (9)
60 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Bemessungssituation
Widerstand Formelzeichen
BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Pfahlwiderstände aus statischen und dynamischen Pfahlprobebelastungen
Formel- Lastfall
Widerstand
zeichen LF 1 LF 2 LF 3
Die Streuungsfaktoren ξ1/2 und ξ nach neuem und altem Regelwerk sind nicht identisch. Aller-
dings weichen auch die Teilsicherheitsbeiwerte (vgl. Tabellen 3.4 und 3.5) voneinander ab. Um
die Bemessungswerte der Pfahlwiderstände gemäß den Gleichungen (3.4a) und (3.5a) zu ermit-
teln, müssen die Messwerte der Pfahlprobebelastungen mit den resultierenden Abminderungs-
faktoren gemäß den Gleichungen (3.4b/c) bzw. (3.5b) multipliziert werden. Ein Vergleich
dieser resultierenden Abminderungsfaktoren für druckbelastete Pfähle in der Bemessungssitua-
tion BS-P bzw. dem Lastfall LF1 (siehe Bild 3-1) zeigt, dass die neue DIN 1054:2010-12 für
n > 3 bzw. n > 2 Probepfähle höhere Ausnutzungen als das alte Regelwerk zulässt4. Das Glei-
che gilt prinzipiell für zugbelastete Pfähle.
Rc,k ( Rc,m ) mitt ( Rc,m ) min ½
Rc,d = = MIN ® ; ¾ (3.4a)
γ b/s/t ¯ ξ1 ⋅ γ b / s / t ξ 2 ⋅ γ b / s / t ¿
1
Res. Abminderungsfaktor für den Mittelwert der Messwerte (3.4b)
ξ1 ⋅ γ b / s / t
4
Für den Vergleich gemäß Bild 3-1 wurde im Falle der alten DIN 1054:2005-01 eine bezogene Stan-
dardabweichung von sN/R1m,mitt = 0,25 gemäß Spalte 3 in Tabelle 3.3 unterstellt.
3.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert? 61
1
Res. Abminderungsfaktor für den Kleinstwert der Messwerte (3.4c)
ξ2 ⋅ γ b / s / t
R1,k ° R 1m R1m,min ½°
R1,d = = MIN ® ; ¾ (3.5a)
γ Pc °̄ ξ ⋅ γ Pc ξ ⋅ γ Pc °¿
1
Resultierender Abminderungsfaktor für die Messwerte (3.5b)
ξ ⋅ γ Pc
Bild 3-1 Vergleich von DIN 1054:2010-12 und DIN 1054:2005-01 – Resultierende Abminde-
rungsfaktoren zur Berechnung der Bemessungswerte von Pfahldruckwiderständen aus Pfahl-
probebelastungen (BS-P vs. LF1)
Ingenieur nachzuweisen.5 Allerdings ist auch die Verwendung der Erfahrungswerte der EA-
Pfähle (2007) bzw. EA-Pfähle (2012) durch einen ebensolchen Fachmann zu begründen.6
Eine Abminderung der in DIN 1054:2010-12, Tabelle A2.3 angegebenen Teilsicherheitsbei-
werte mit einem Modellfaktor ηE ist nicht erforderlich, da ein Wert von ηE § 1,3 bereits in den
Teilsicherheitsbeiwerten γs bzw. γb der DIN 1054:2010-12 enthalten ist.
Bei Mikropfählen nach DIN EN 14199 sollen Erfahrungswert nur in begründeten Ausnahme-
fällen zum Einsatz kommen, da hier statische Pfahlprobebelastungen die Regel sind.7
5
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.3 A (1)
6
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.3 A (8a)
7
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.3 A (8c)
8
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.4 A (4)
9
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.4 A (8)
3.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert? 63
− Setzung je Schlag
− Hammerenergie
− Pfahleigenschaften (Masse und
einfache Rammformel
Steifigkeit)
− empirische Werte für (Boden,
Ramm- und Pfahlsystem, …)
− Analog „einfache Rammformel“
verbesserte Rammformel + maximale elastische Verformung
am Pfahlkopf
− Setzung je Schlag
− Daten des Rammgerätes einschl. Axialer
Stoßversuche
10
DIN 1054:2010-12, 7.6.3.2 A (3c)
64 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
ȘM wurde in der Änderung DIN 1054/A1:2012-08 aufgehoben. Es ist nun unabhängig von der
Neigung ȘM = 1,25 anzusetzen.
Rt ,k
Rt , d = (3.8)
γ s ,t ⋅ η M
11
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.4.2 (1)P
12
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.4.2 (3)
13
[12], Seite 166
14
Wenn die Verformungen des Tragwerks von Bedeutung sind, d.h. wenn der Grenzzustand der Ge-
brauchstauglichkeit mithilfe des Bettungsmodulverfahrens nachgewiesen werden soll, muss gemäß
DIN 1054:2010-12, 7.7.3, A (3) der Bettungsmodul aus horizontalen Pfahlprobebelastungen ermittelt
werden. In Abschnitt 7.7.1, Anmerkung zu A (3a) wird empfohlen, den Bettungsmodul bei horizonta-
len Pfahlprobebelastungen generell verschiebungsabhängig zu bestimmen.
15
DIN 1054:2010-12, 7.7.1 A (1)
3.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert? 65
− Vergleich des Bemessungswerts der horizontalen Bettungsreaktion Bh,d19 mit dem Design-
wert des räumlichen Erdwiderstands Erph,d:
Bh,d ≤ E rph,d (3.11)
[
Bh,d = D s ⋅ ³ σ h,d dz = D s ⋅ γ G ⋅ ³ σ Gh,k dz + γ Q ⋅ ³ σ Qh,k dz ] (3.12)
³ e ph,k dz
r
E rph,d =³ e rph,d dz = (3.13)
γ R ,e
In den Gleichungen (3.12) und (3.13) sind Bh,d und Erph,d durch Integration bis zum Drehpunkt
bzw. Verschiebungsnullpunkt zu ermitteln. Die Vorgabe in DIN 1054:2010-12 des Querkraft-
nullpunkts als untere Integrationsgrenze wurde in der Änderung DIN 1054/A1:2012-08 korri-
giert. Hinsichtlich der Berechnung des räumlichen Erdwiderstands erph,k bzw. Erph,k wird auf
Abschnitt 6.5.2 in DIN 4085:2011-05 [8] verwiesen.
16
DIN 1054:2010-12, 7.7.3 A (3)
17
DIN 1054:2010-12, 7.7.1 A (3a)
18
Für epgh,k bzw. den passiven Erdruckbeiwert Kpgh muss ein entsprechender Wert für den passiven
Erddruckneigungswinkel įp gewählt werden. Prinzipiell muss im Nachweis der Vertikalkomponente
des mobilisierten Erdwiderstands gezeigt werden, dass sich der gewählte passive Erddruckneigungs-
winkel auch einstellen kann. Allerdings wird dieser Nachweis nur bei Pfählen mit verhältnismäßig
kleiner Druckbeanspruchung relevant. Hinsichtlich der Nachweisführung wird auf Kapitel 5 „Berech-
nung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9“ in diesem Buch verwiesen.
19
Aufgrund der Einspannung ist Bh,d größer als der Bemessungswert der Horizontalbeanspruchung Hd.
66 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Weitere Ausführungen sind auch in den Abschnitten 5.8 (Pfahlwiderstände quer beanspruchter
Pfähle) sowie 6.3.2 (Nachweis der Tragfähigkeit quer beanspruchter Pfähle) der EA-Pfähle
(2012) zu finden.
Bei quer beanspruchten Pfahlgruppen ist die Gruppenwirkung wie gehabt zu berücksichtigen
und die Horizontalverteilung der Lasten auf die Pfähle kann analog zum Anhang E der alten
DIN 1054:2005-01 berechnet werden. Das zugehörige Verfahren ist nun jedoch nicht mehr
normativ geregelt, sondern nur noch im Kapitel 8 der EA-Pfähle zu finden.
Das Baufeld des Beispielprojektes liegt auf einer ehemaligen Kiesgrube. Diese wurde am Ende
des Kiesabbaus mit einem sogenannten Waschschlamm – einem weichen Ton – verfüllt. Ober-
halb der Tonschicht wurde bereits ein 3 m mächtiges, lastverteilendes Kiespolster aufgebracht
und verdichtet. Unterhalb der Tonschicht steht der gewachsene Baugrund aus weitgestuften
Sanden an. Der Schichtenverlauf mit Höhenkoten, die Bodenklassen nach DIN 18196, die
charakteristischen Bodenkennwerte sowie das Diagramm einer repräsentativen Drucksondie-
rung (CPT) sind in Bild 3-4 dargestellt.
Bild 3-4 Repräsentativer Schnitt durch den Baugrund mit Schichtenverlauf, charakteristischen
Bodenkennwerten und Drucksondierungsdiagramm
Bemessungssituation
Einwirkung bzw. Beanspruchung Formelzeichen
BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Bemessungssituation
Widerstand Formelzeichen
BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
20
DIN EN 1997-1/NA :2010-12, NDP Zu 2.4.8 (2)
3.3 Einzelpfahlbemessung für Druckbelastung mit Erfahrungswerten 69
3.3.1.1 Randbedingungen
Bild 3-5 zeigt einen Ausschnitt des Grundrisses von Bild 3-3 im relevanten Bereich sowie
einen Querschnitt. Geplant sind Großbohrpfähle mit Schaft- und Fußdurchmesser
Ds = Db = 150 cm, die in einem quadratischen Raster von 10 x 10 m² angeordnet sind. Die
Bodenplatte mit h = 60 cm spannt zwischen den Großbohrpfählen und ist im Bereich der
Pfahlköpfe durch Vouten verstärkt. Die Stützen des aufgehenden Tragwerks stehen zentrisch
über den Großbohrpfählen und sind gelenkig angeschlossen. Auf die Pfähle wirken die nach-
folgenden Beanspruchungen:
− Ständige vertikale Beanspruchung aus der Stütze: VG1,k = 350 kN
− Veränderliche vertikale Beanspruchung aus der Stütze: VQ1,k = 500 kN
− Eigengewicht der Bodenplatte (γB = 25 kN/m³): VG2,k = 1500 kN
− Veränderliche Stapellasten auf der Bodenplatte (qk = 25 kN/m²): VQ2,k = 2500 kN
Die zulässige Pfahlkopfsetzung wurde vom Tragwerksplaner zu 1,8 cm angegeben.
Pfähle werden als Einzelpfähle bemessen, wenn die beiden folgenden Punkte erfüllt sind. Die
Pfähle:
− müssen in einem hinreichend großen Abstand zueinander stehen, so dass praktisch keine
gegenseitige Beeinflussung auftritt.
− dürfen nicht über den Überbau mit anderen Pfählen in Interaktion treten.
Der Grenzabstand, ab dem eine gegenseitige Beeinflussung ausgeschlossen werden kann, ist
abhängig vom Pfahlachsabstand, der Pfahllänge innerhalb des tragfähigen Baugrunds, der
70 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Dehnsteifigkeit der Pfähle sowie dem Verhältnis von Pfahlmantel- und Pfahlfuß-widerstand.21
Häufig wird der Grenzabstand gleich dem 6- bis 8-fachen Pfahldurchmesser angenommen.22 In
[12], S. 229 werden für den Grenzachsabstand a folgende Werte angegeben:
− Spitzendruckpfahl (geringe Einbindung in die tragfähige Schicht): a 3 – 3,5·Db
− Mantelreibungspfahl: a 8·Ds
Im vorliegenden Beispiel gilt hinsichtlich des Pfahlachsabstands avorh = 10 m = 6,67·Ds, und es
wird unterstellt, dass eine gegenseitige Beeinflussung benachbarter Pfähle damit ausgeschlos-
sen werden kann. Bei dem vorliegenden System handelt es sich aufgrund der Kopplung der
Pfähle über die gemeinsame Bodenplatte um einen Pfahlrost mit lotrechten Pfählen. Die Be-
messung der 150er-Großbohrpfähle erfolgt als Einzelpfähle. Dies hat den Vorteil, dass gleich-
zeitig wirkende vertikale und horizontale Einwirkungen bei der Bemessung getrennt betrachtet
werden können.23
21
DIN 4014:1990-03, 7.3
22
EA-Pfähle (2012), 3.1.3 (3)
23
EA-Pfähle (2012), 3.1.1 (10)
24
EA-Pfähle (2012), 5.4.3 (10)
3.3 Einzelpfahlbemessung für Druckbelastung mit Erfahrungswerten 71
ୡǡ୫ ൌ ʹͲ (vgl. Bild 3-6)
୫మ
− Drucksondenspitzenwiderstands im maßgebenden Bereich als Eingangswert für die ansetz-
ெே
bare Mantelreibung: ݍ ൌ ݍǡ ൌ ʹͲ మ
Tabelle 3.9 Spannen der Erfahrungswerte für den charakteristischen Pfahlspitzendruck qb,k für
Bohrpfähle in nichtbindigen Böden; nach EA-Pfähle (2012), Tabelle 5.12
7,5 15 25
Tabelle 3.9 enthält die Erfahrungswerte für den Pfahlspitzendruck von Bohrpfählen. Die je-
weils kleineren Werte entsprechen den 10 %-Fraktilen. Statistisch gesehen kommt es in 10%
aller Fälle vor, dass die tatsächlich vorhandenen Werte des Spitzendrucks qb,vorh,k und der Man-
telreibung qs,vorh,k kleiner sind als die Erfahrungswerte, d. h. in 10 % aller Fälle liegen diese
Erfahrungswerte auf der unsicheren Seite. Die größeren Werte in Tabelle 3.9 entsprechen den
72 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
50 %-Fraktilen, die statistisch gesehen in 50 % aller Fälle auf der unsicheren Seite liegen. Die
50 %-Fraktile dürfen nur dann angesetzt werden, „wenn diese ausdrücklich durch einen Sach-
verständigen für Geotechnik bestätigt werden“.25 Im Folgenden werden somit die 10 %-
Fraktile verwendet. Durch Interpolation erhält man folgende Werte für den setzungsabhängi-
gen Pfahlspitzenwiderstand qs,k(s):26
ݏൌ ͲǡͲʹ ή ܦ௦ ൌ ͲǡͲʹ ή ͳͷͲ ൌ ͵ܿ݉
ͳͲͷͲ ͳͷͲ
ݍǡ ሺ ݏൌ ͵ܿ݉ሻ ൌ ൌ ͳͶͲͲ݇ܰ
ʹ
ݏൌ ͲǡͲ͵ ή ܦ௦ ൌ ͲǡͲ͵ ή ͳͷͲ ൌ Ͷǡͷܿ݉
ͳ͵ͷͲ ʹʹͷͲ
ݍǡ ሺ ݏൌ Ͷǡͷܿ݉ሻ ൌ ൌ ͳͺͲͲ݇ܰ
ʹ
ݏ ൌ Ͳǡͳ ή ܦ ൌ Ͳǡͳ ή ͳͷͲ ൌ ͳͷܿ݉
͵ͲͲͲ ͶͲͲͲ
ݍǡ ሺ ݏൌ ͳͷܿ݉ሻ ൌ ൌ ͵ͷͲͲ݇ܰ
ʹ
Der Bruchwert der Mantelreibung kann analog mit Tabelle 3.10 berechnet werden zu:
ͳͲͷ ͳ͵Ͳ ݇ܰ
ݍ௦ǡ ൌ ൌ ͳͳǡͷ
ʹ ݉;
Tabelle 3.10 Spannen der Erfahrungswerte für die charakteristische Pfahlmantelreibung qs,k für
Bohrpfähle in nichtbindigen Böden; nach EA-Pfähle (2012), Tabelle 5.13
Mittlerer Sondierspitzenwiderstand
Pfahlmantelreibung qs,k in [10kN/m²]
qc der Drucksonde in [10MN/m²]
7,5 55 – 80
15 105 – 140
25 130 – 170
25
EA-Pfähle (2012), 5.4.3 (8)
26
Es ist anzumerken, dass die für die Werte der bezogenen Pfahlkopfsetzung von 0,02 bzw. 0,03 mit
dem Pfahlschaftdurchmesser Ds gerechnet wird, wohingegen sich die bezogene Pfahlgrenzsetzung von
0,10 auf den Pfahlfußdurchmesser Db bezieht.
27
Die Definition der Grenzsetzung sg nach Gleichung (3.15) ist in DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.1.1 (3)
und EA-Pfähle (2012), 5.2.2 (3) zu finden.
3.3 Einzelpfahlbemessung für Druckbelastung mit Erfahrungswerten 73
Rc,k Rb , k R s ,k
Rc,d = = + (3.14c)
γt γb γs
s g = 0,10 ⋅ D b (3.15)
28
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.4.1 (1)P und DIN 1054:2010-12, 7.6.4.1 A (1)
74 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Im vorliegenden Beispiel wird die Einbindetiefe in die tragfähigen Sande zu d = 11,7 m ge-
wählt. Damit gilt:
ܣ௦ ൌ Ͷǡͳ ή ͳͳǡ ൌ ͷͷǡͳͳ;
݇ܰ
ܴ௦ǡ ൫௦ ൯ ൌ ͷͷǡͳͳ݉ଶ ή ͳͳǡͷ ൌ ͶͷǡͶ݇ܰ ൎ ǡͶͷܰܯ
݉ଶ
Ͳǡͷ ή ǡͶͷ Ͳǡͷ ൌ ͵ǡͶ
͵
՜ ௦ ൌ ͵
Die einzelnen Punkte der Widerstands-Setzungs-Linie nach Bild 3-8 sind in Tabelle 3.11 ange-
geben.
29
Gemäß EA-Pfähle (2012), 3.2 (7) sollte noch abgeglichen werden, ob die Baugrunduntersuchungen
ausreichend tief sind. Die Erkundungstiefe sollte mindestens bis za 4·Db unter den Pfahlfuß reichen.
76 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
3.3.2.1 Randbedingungen
Im Vergleich zu Variante 1 ist die Bodenplatte nun von den Pfählen entkoppelt (Bild 3-9). Dies
führt zu zusätzlichen Spannungen in der Kies- und der Tonschicht, die wiederum eine Kom-
pression dieser Schichten zur Folge haben. Im Folgenden wird deshalb negative Mantelreibung
IJn bei der Pfahlbemessung berücksichtigt. Wie in Abschnitt 3.3.1 gilt bezüglich der Lasten und
zulässigen Setzung:
− Ständige vertikale Beanspruchung aus der Stütze: VG1,k = 350 kN
− Veränderliche vertikale Beanspruchung aus der Stütze: VQ1,k = 500 kN
− Eigengewicht der Bodenplatte (γB = 25 kN/m³): gk = 15 kN/m²
− Veränderliche Stapellasten auf der Bodenplatte: qk = 25 kN/m²
− zulässige Pfahlkopfsetzung: szul = 1,8 cm
sprechend wandert der neutrale Punkt nach oben, und der Einflussbereich der negativen Man-
telreibung wird kleiner.
Setzungen von kompressiblen Schichten und der darüber liegenden Bodenschichten werden
durch eine Zunahme der effektiven Spannungen innerhalb der kompressiblen Schicht hervorge-
rufen. Dies kann z. B. durch zusätzliche Auflasten, durch eine Absenkung des Grundwasser-
spiegels oder auch durch das Rammen von Pfählen in der nahen Umgebung ausgelöst werden.
Lasten Fn aus negativer Mantelreibung IJn dürfen als ständige Einwirkungen angesehen wer-
den.30 Innerhalb der Schichten mit „wesentlicher“ negativer Mantelreibung sollte das Pfahlei-
gengewicht als zusätzliche Einwirkung angesetzt werden.31
30
EA-Pfähle (2012), 4.4.1 (1)
31
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.2.1 (2)
78 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
unten abgeschätzter Wert auf der sicheren Seite liegt, kann rechnerisch sehr wohl der Fall
qs,k < IJn,k auftreten.
Bestimmung des neutralen Punktes
Im neutralen Punkt entsprechen die Pfahlsetzungen gerade den Setzungen des umgebenden
Bodens, d. h. in diesem Punkt sind die Relativverschiebungen zwischen Boden und Pfahl gera-
de Null. Hinsichtlich der Nachweisführung müssen die folgenden zwei Fälle unterschieden
werden:
− Grenzzustand der Tragfähigkeit (ULS): Der Pfahl befindet sich im Bruchzustand, und es
wird die Pfahlgrenzsetzung sg = 0,10·Db nach Gleichung (3.15) unterstellt.
− Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (SLS): Die Setzungen des den Pfahl umgebenden
Bodens werden für den Endzustand, d. h. unter Berücksichtigung der Konsolidations- und
Kriechverformungen berechnet. Die Pfahlsetzungen werden aus der Widerstands-Setzungs-
Linie bestimmt.
In der Regel liegt der neutrale Punkt im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit tiefer als im
Grenzzustand der Tragfähigkeit. Entsprechend gilt für die Beanspruchung aus negativer Man-
telreibung Fn,k(SLS) > Fn,k(ULS).
Ansatz der Beanspruchung Fn,k
Je nach Grenzzustand wird der Einfluss der negativen Mantelreibung unterschiedlich berück-
sichtigt. Es gilt für den jeweiligen Bemessungswert der Pfahlbeanspruchung Fc,d:
− Nachweis der „äußeren“ Pfahltragfähigkeit & Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
(SLS): Fc , d ( SLS ) = Fc , k = FG , k + Fn , k ( SLS ) + FQ , rep , k (3.20)
Obwohl vom Bodengutachter angegeben, wurde negative Mantelreibung bei der Pfahlbemes-
sung vom Tragwerksplaner nicht berücksichtigt. Aufgrund der nachträglichen Dammschüttung
kam es zu einer Kompression der bindigen Weichschicht sowie zu Setzungen in dieser und den
darüber liegenden Schichten. Die Gründungspfähle des Widerlagers auf der Dammseite wur-
den zusätzlich durch negative Mantelreibung belastet und setzten sich stärker als die Pfähle auf
der Brückenseite. Die Folge war eine Verkippung des Widerlagers wie in Bild 3-11 angedeutet,
eine weit aufklaffenden Dehnfuge (Bild 3-12) sowie abgerissene Geländer (Bild 3-13).
Bild 3-12 Dehnfuge (links) und Gleitlager (rechts) nach erfolgter Dammschüttung
80 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Bild 3-14 Grenzzustand der Tragfähigkeit – Verlauf der Setzungen, Lage des neutralen Punkts
(links), Verlauf der aktivierten negativen Mantelreibung (rechts)
Durch Integration der negativen Mantelreibung über den Pfahlumfang innerhalb des Einfluss-
bereichs ergibt sich die zusätzliche Pfahllast (gerundet) zu:
ͳͳǡͻ ͵ͳǡ ݇ܰ
ܨǡ ൌ ߬ǡǡ ή ܣ௦ǡ ൌ ߨ ή ͳǡͷ݉ ή ൬ ή ͵ ʹͲ ή ͵ǡͶ൰ ൌ ʹͺǡ݇ܰ
ʹ ݉
Die maximal mögliche Last, die sich infolge der Auflasten (gk + qk) = 40 kN/m² an den Pfahl
mit Einflussbereich 10 x 10 m² hängen kann, beträgt Fn,k,max = 4000 kN und ist damit kleiner
als der oben berechnet Wert. Maßgebend ist der kleinere Wert Fn,k(ULS) = 628,6 kN.
Damit folgt analog zum Vorgehen in Abschnitt 3.3.1.2 unter Verwendung der Erfahrungswerte
für Spitzendruck qb,k und positive Mantelreibung qs,k:
݇ܰ
ܴǡ ͳͻͷ݇ܰ ͷͷ͵ǡͶ ݉ ή ݀ ݇ܰ
ܴǡௗ ൌ ൌ ൌ ͶͶʹͷ݇ܰ ͵ͻͷǡ͵ ή ݀
ߛ௧ ͳǡͶ ݉
ܨǡௗ ሺܷܵܮሻ ൌ ߛீ ή ൣܸீଵǡ ܸீଷǡ ܨǡ ሺܷܵܮሻ൧ ߛொ ή ܸொଵǡ
ܨǡௗ ሺܷܵܮሻ ൌ ͳǡ͵ͷ ή ሺ͵ͷͲ ͷ͵ͳ ʹͺǡሻ ͳǡͷ ή ͷͲͲ ൌ ʹͺͺǡͲ݇ܰ
݇ܰ
ܴǡௗ ܨǡௗ ՞ ͶͶʹͷ݇ܰ ͵ͻͷǡ͵ ή ݀ ʹͺͺǡͲ݇ܰ
݉
ʹͺͺǡͲ െ ͶͶʹͷ
݀ ൌ െͶǡͳͶ݉ ൏ Ͳ ՜ ݀ ൌ ݀ ൌ ʹǡͷͲ݉
͵ͻͷǡ͵
Die Stützenlasten sowie die Beanspruchung Fn aus negativer Mantelreibung können allein über
Spitzendruck abgetragen werden. Somit wird die Mindesteinbindetiefe für die Verwendung der
Erfahrungswerte maßgebend.
82 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Der Verlauf der Bodensetzungen ist der Gleiche wie beim Nachweis im Grenzzustand der
Tragfähigkeit. Dies führt zu einer Tiefenlage des neutralen Punkts bei zn = 11,74 m unter Ge-
ländeoberkante (Bild 3-16) sowie dem nachfolgenden Nachweis.
ͳͳǡͻ ͵ͳǡ ݇ܰ
ܨǡ ሺܵܵܮሻ ൌ ߨ ή ͳǡͷ݉ ή ൬ ή ͵ ʹͲ ή ͺǡͶ൰ ൌ ͳͳ͵ͳǡͻ݇ܰ
ʹ ݉
ܨǡௗ ሺܵܵܮሻ ൌ ߛீ ή ൣܸீଵǡ ܸீଷǡ ܨǡ ሺܵܵܮሻ൧ ߛொ ή ܸொଵǡ
ܨǡௗ ሺܵܵܮሻ ൌ ͵ͷͲ ͷ͵ͳ ͳͳ͵ͳǡͻ ͷͲͲ ൌ ʹͷͳʹǡͻ݇ܰ
ሺͳǡͺ െ ͳǡͳͻሻܿ݉
ܥௗ ൌ ܨǡ ሺݏ௭௨ ሻ ൌ ʹ͵Ͳ݇ܰ ή ሺ͵ͺͲ െ ʹ͵Ͳሻ݇ܰ ൌ ʹͺʹǡʹ݇ܰ
ሺ͵ െ ͳǡͳͻሻܿ݉
ܨǡௗ ሺܵܵܮሻ ʹͷͳʹǡͻ
ߤൌ ൌ ൌ Ͳǡͺ ൏ ͳǡͲͲ
ܥௗ ʹͺʹǡʹ
ʹͷͳʹǡͻ െ ʹ͵Ͳ
ݏ ሺܵܵܮሻ ൌ ͳǡͳͻ ή ሺ͵ െ ͳǡͳͻሻ ൎ ͳǡͶܿ݉ ൏ ݏ௭௨ ൌ ͳǡͺܿ݉
͵ͺͲ െ ʹ͵Ͳ
3.4 Einzelpfahlbemessung für horizontale Belastung 83
Bild 3-16 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit für eine gewählte Einbindetiefe in die trag-
fähigen Sande von d = 2,5 m – Verlauf der Setzungen, Lage des neutralen Punkts (links), Ver-
lauf der aktivierten negativen Mantelreibung (rechts)
Die gewählte Einbindetiefe von d = 2,5 m ist also auch für den Nachweis im Grenzzustand der
Gebrauchstauglichkeit ausreichend, und die Pfahllänge beträgt L = 14,5 m.
entsprechenden Programm für Grundbaustatik berechnet.32 Mittels Gleichung (3.23) und dem
Bettungsansatz nach Bild 3-17 (links) ergibt sich der in Bild 3-17 (rechts) gestrichelt darge-
stellte Verlauf der charakteristischen, horizontalen Bettungsspannungen ıh,k.
σ h ,k = w ⋅ k s ,k
(3.23)
Der ebene, charakteristische Erdwiderstand epgh,k ist im oberen Pfahlbereich kleiner als die
charakteristische, horizontale Bettungsspannung ıh,k (Bild 3-17, rechts), d. h. Gleichung (3.10)
wird verletzt. Der Bettungsmodul muss iterativ für den oberen Pfahlkopfbereich abgemindert
werden (im vorliegenden Beispiel programmintern), bis Gleichung (3.10) erfüllt ist. Die An-
passung wird je einmal für Volllast und für rein ständige Lasten durchgeführt, was auf die
entsprechenden Verläufe der Bettungsspannungen ıh,k und ıGh,k führt. Mittels Differenzbildung
gemäß Gleichung (3.24) erhält man den Verlauf der Bettungsspannungen infolge veränderli-
cher Lasten ıQh,k. In Bild 3-18 (links) sind der ursprüngliche sowie die angepassten Bettungs-
verläufe dargestellt. Damit keinerlei zusätzliche Vertikalspannungen in die Kiesschicht und die
darunter liegende Tonschicht eingeleitet werden, wurde in dem verwendeten Berechnungspro-
gramm ein passiver Erddruckneigungswinkel von įp = 0° eingegeben. Wie Bild 3-18 (rechts)
zeigt, wird programmintern ungeachtet dieser Vorgabe ein passiver Erddruckneigungswinkel
von įp = -2/3·ij’k für die Anpassung des Bettungsmoduls nach Gleichung (3.10) verwendet. Die
eingesetzten Berechnungstools sollten also stets kontrolliert werden.
σ Qh ,k = σ h , k − σ Gh , k
(3.24)
32
Prinzipiell kann ein Stabwerksprogramm, das gebettete Balkenelemente unterstützt, verwendet wer-
den. In diesem Fall muss die erforderliche Anpassung der Bettungssteifigkeit ks,k(z) für den Nachweis
nach Gleichung (3.10) von Hand durchgeführt werden.
3.4 Einzelpfahlbemessung für horizontale Belastung 85
Bild 3-18 Ursprünglicher und auf Volllast bzw. ständige Belastung angepasste Bettungsverläu-
fe (links); Verläufe des charakteristischen, horizontalen Erdwiderstands sowie der angepassten,
charakteristischen, horizontalen Bettungsspannung ıh,k und ıGh,k (rechts)
Der Bemessungswert der horizontalen Bettungsreaktion Bh,d nach Gleichung (3.12) ist noch
mit dem Bemessungswert der räumlichen Erdwiderstandskraft Erpgh,d33 zu vergleichen. Die
untere Integrationsgrenze entspricht der Tiefenlage des Drehpunkts, der im vorliegenden Bei-
spiel bei z = 11,6 m unter Geländeoberkante liegt. Der Nachweis ist erfüllt (vgl. Bild 3-19,
rechts) mit folgendem Ausnutzungsgrad:
ீை ீை
ܤǡௗ ൌ ܦ௦ ή ቈߛீ ή න ߪீǡ ݀ ݖ ߛொ ή න ߪொǡ ݀ݖ
௨௧ ௨௧
݇ܰ ݇ܰ
ܤǡௗ ൌ ͳǡͷ݉ ή ͳǡ͵ͷ ή ͳͷͳǡͶͺ ͳǡͷ ή ͳͻͷǡͲʹ ൨ ൌ ͶͷǡͷͶ݇ܰ ് ܪௗ
݉ ݉
ሺ݄݈ܿ݅݁݃ݎܸ݁݉ݑݖǣܪௗ ൌ ͳǡ͵ͷ ή ʹͲͲ݇ܰ ͳǡͷ ή ʹͷͲ݇ܰ ൌ Ͷͷ݇ܰሻ
33
Siehe Gleichung (3.13) und DIN 4085:2011-05, 6.5.2
86 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
ܧǡ ͳʹͻͲ݇ܰ
ܧǡௗ ൌ ൌ ൌ ͻͲͶǡ͵݇ܰ
ߛோǡ ͳǡͶ
ܤǡௗ ͶͷǡͷͶ
ߤൌ ൌ ൌ ͲǡͲͺ ൏ ͳǡͲͲ
ܧǡௗ ͻͲͶǡ͵
Die eigentlichen Messwerte sind in Tabelle 3.12 angegeben. Weder die Pfahlgrenzsetzung von
sg = 0,10·Db = 15 cm wurde erreicht, noch zeigen die tatsächlichen Messkurven in Bild 3-20
(links) bei der maximalen Prüflast von 12 MN ein ausgeprägtes Kriechverhalten mit annähernd
vertikaler Tangente. Somit wurde der Bruchzustand bzw. die Pfahlbruchlast bei keinem der
vier Versuche erreicht. Für die weiteren Betrachtungen wurden die Messkurven deshalb bis zur
Grenzsetzung sg extrapoliert34 (gestrichelte Linien in Bild 3-20, links).
Für die Auswertung der Pfahlprobebelastungen nach Gleichung (3.2) müssen die Messwerte
der Pfahlwiderstände Rc,m,i in Abhängigkeit der Setzung si vorliegen. Die realen (und extrapo-
lierten) Messkurven der lastgesteuerten Versuche zeigen jedoch die Pfahlkopfsetzungen sm,i in
Abhängigkeit der aufgebrachten Laststufe Pc,i. Somit müssen die gesuchten Messwerte der
Pfahlwiderstände Rc,m,i für ausgewählte Setzungen s aus den realen Messkurven interpoliert
werden (Bild 3-20, rechts). Die zugehörigen Zahlenwerte sind in Tabelle 3.13 angegeben.
34
Die Extrapolation kann z. B. mit dem Hyperbel-Verfahren nach ROLLBERG [14] erfolgen.
88 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
35
DIN 1054:2010-12, 7.6.2.2 A (10): „Sofern der Untergrund im Baufeld der geplanten Pfahlgründung
stärkere Veränderungen bezüglich Schichtenaufbau und Eigenschaften aufweist, dürfen jeweils nur
Bereiche mit einheitlichen Baugrundeigenschaften hinsichtlich der Anzahl der Probepfähle n separat
betrachtet werden.“
36
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.2.2 (9)
3.5 Auswertung von 4 statischen, axialen Pfahlprobebelastungen 89
ேǤଶିସ
൫ܴǡ ൯ ሺ ݏൌ Ͳǡͳ ή ܦ ሻ ൌ ݉݅݊ሼͳͷǡͶǢ ͳǡͳǢ ͳ͵ǡͶʹሽ ܰܯൌ ͳ͵ǡͶʹܰܯ
ேǤଶିସ
൫ܴǡ ൯ ͳ͵ǡͶʹ
ேǤଶିସ
ܴǡǡ ൌ ൌ ܰܯൌ ͳ͵ǡͶʹܰܯ
[ଶ ͳǡͲͲ
ேǤଶିସ ேǤଶିସ ேǤଶିସ
ܴǡ ൌ ݉݅݊൛ܴǡǡ௧௧ Ǣ ܴǡǡ ൟ ൌ ݉݅݊ሼͳ͵ǡͲǢ ͳ͵ǡͶʹሽ ൌ ͳ͵ǡͲܰܯ
Der Bereich, in dem der höhere Pfahlwiderstand des Testpfahls Nr. 1 angesetzt wird, muss
durch zusätzliche In-Situ-Versuche auf dem Baufeld (z. B. Drucksondierungen CPT) einge-
grenzt werden.
37
EA-Pfähle (2012), 5.2.3 (2)
38
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.4.2 (3)
39
Kapitel 5.9 in [12]
90 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Bild 3-21 Mittlere WSL bei voraussichtlich geringen Setzungsdifferenzen (links); Mittlere, obere
und untere WSL bei voraussichtlich erheblichen Setzungsdifferenzen (rechts)
In Bild 3-22 sind für den Testpfahl 1 sowie die Testpfähle 2 bis 4 jeweils die mittlere Wider-
stands-Setzungs-Linie sowie je eine künstliche obere (mit sk,min) und untere (mit sk,max) WSL
dargestellt (für ț = 0,15; Rechenwerte: vgl. Tabelle 3.14). Für die Testpfähle 2 bis 4 umfasst
der Streubereich weitgehend die tatsächlichen Messwerte.
Tabelle 3.14 Mittlere WSL sowie künstlich generiert obere und untere WSL für die Testpfähle 1
bis 4
Bild 3-22 Mittlere WSL sowie künstlich generierte obere und untere WSL im Gebrauchslastbe-
reich40 – Testpfahl 1 (links); Testpfähle 2 bis 4 (rechts)
3.6.1 Allgemeines
Die folgenden zwei Eigenschaften definieren eine Pfahlgruppe:41
a) Die Pfähle sind über eine gemeinsame Kopfplatte verbunden.
b) Die Pfahlachsabstände sind gering, so dass sich die Pfähle gegenseitig beeinflussen (Grup-
penwirkung bzw. Pfahl-Pfahl-Interaktion).
Bei Gruppenpfählen sind sowohl der jeweilige Anteil an der gesamten Gruppenbelastung als
auch der Pfahlwiderstand von mehreren Parametern wie z. B. Steifigkeit der Pfahlkopfplatte,
Länge und Steifigkeit der Pfähle, Pfahlabstände, Pfahlposition in der Gruppe, usw. abhängig.
In der Regel erfährt die Pfahlgruppe im Gebrauchszustand größere Setzungen als ein ver-
gleichbarer Einzelpfahl unter der mittleren Last. Bild 3-23 zeigt die generellen qualitativen
Zusammenhänge.
40
Der Gebrauchslastbereich reicht bis zu einer Setzung sSLS § 0,035·Db = 5,25 cm (DIN 1054:2010-12,
7.6.1.1 A (1)).
41
EA-Pfähle (2012), 3.1.3 (1)
92 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Bild 3-23 Qualitativer Verlauf der Widerstands-Setzungs-Linien von Einzelpfählen und Grup-
penpfählen; nach EA-Pfähle (2012)
42
Das Pfahleigengewicht oberhalb der tragfähigen Sande wird im vorliegenden Beispiel aus Gründen
der Einfachheit vernachlässigt.
3.6 Pfahlgruppenwirkung für Druckbelastung 93
Generell sind bei Pfahlgruppen stets sowohl die Einzelpfähle als auch die gesamte Pfahlgruppe
nachzuweisen. Im Folgenden werden lediglich die Gruppennachweise vorgestellt, da die
Nachweise für Einzelpfähle auf Druck bereits im Abschnitt 3.3 behandelt wurden. Für den
Grenzzustand der Tragfähigkeit werden dabei zwei Varianten vorgeführt (vgl. Abschnitte
3.6.2.1 und 3.6.2.2).
Als Eingangswerte für die weiteren Berechnungen wird die Widerstands-Setzungs-Linie für
einen Einzelpfahl mit den oben gewählten Pfahlabmessungen (Db = Ds = 120 cm; d = 8 m)
benötigt. Die in Bild 3-25 dargestellte WSL wurde auf der Grundlage von Erfahrungswerten
hergeleitet (vgl. Abschnitt 3.3.1.2). Es gilt:
− Widerstand des Einzelpfahls im Grenzzustand der Tragfähigkeit: Rc,k(sg) = 7499 kN
− Widerstand des Einzelpfahls im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit:
Rc,k(szul) = 3996 kN
94 3 Berechnung von Pfahlgründungen nach EC 7-1, Abschnitt 7
Bild 3-26 Nomogramme für nichtbindige Böden mit Es 25 MN/m² (aus EA-Pfähle (2012)) – Ȝ1
für s = sg (links); Ȝ2 (rechts)
Für die Ermittlung der Einflussfaktoren Ȝi existieren Nomogramme für bindige und nichtbindi-
ge Böden, wobei der Steifemodul Es der maßgebende Parameter ist. Im vorliegenden Beispiel
gilt für die tragfähige Sandschicht Es = 100 MN/m², d. h. es werden die Nomogramme für
nichtbindige Böden mit Es 25 MN/m² verwendet. Im Grenzzustand der Tragfähigkeit wird
die Grenzsetzung sg nach Gleichung (3.15) vorgegeben, d. h. auch hier muss das richtige No-
mogramm für s = 0,10·D gewählt werden. Mit dem Pfahlachsabstand-Einbindetiefe-Verhältnis
a/d = 3/8 = 0,375 als Eingangsparameter können die Einflussfaktoren Ȝi aus Bild 3-26 bestimmt
werden zu Ȝ1,Eck = 0,91 (Eckpfahl), Ȝ1,Rand = 0,86 (Randpfahl) sowie Ȝ1,Innen = 0,86 und
Ȝ2,Innen = 1,0 (Innenpfahl). Damit gilt für die Pfahlwiderstände unter Berücksichtigung der
Gruppenwirkung:
ܴாǡ ሺݏ ሻ ൌ Ͳǡͻͳ ή Ͷͻͻ ൌ ͺʹͶ݇ܰ
ܴோௗǡ ሺݏ ሻ ൌ Ͳǡͺ ή Ͷͻͻ ൌ ͶͶͻ݇ܰ
ܴூǡ ሺݏ ሻ ൌ Ͳǡͺ ή ͳǡͲ ή Ͷͻͻ ൌ ͶͶͻ݇ܰ
Der Widerstand der Pfahlgruppe wird wie folgt berechnet:
ீܨǡௗ ͷ͵ʹͷ
ߤௌ ൌ ൌ ൌ Ͳǡʹ
ܴீǡௗ ͶͶ
Bild 3-27 Pfahlfußflächen und Mantelfläche beim Verfahren des Ersatzeinzelpfahls, nach EA-
Pfähle (2012)
43
DIN EN 1997-1:2009-09, 7.6.2.1 (4)
3.6 Pfahlgruppenwirkung für Druckbelastung 97
Somit wird mit dem wesentlich einfacheren Verfahren des Ersatzeinzelpfahls nahezu der glei-
che Ausnutzungsgrad berechnet wie mit dem Nomogramm-Verfahren in Abschnitt 3.6.2.1.
Bild 3-28 Nomogramme für nichtbindige Böden mit Es 25 MN/m² (aus EA-Pfähle (2012)) – Ȝ1
für s = 0,02·D (links); Ȝ2 (rechts)
Damit und mit dem Widerstand des Einzelpfahls im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
von Rc,k(szul) = 3996 kN gilt für die Pfahlwiderstände unter Berücksichtigung der Gruppenwir-
kung sowie für den Widerstand der Pfahlgruppe bei einer bezogenen Setzung von s/D = 0,02:
ܴாǡ ሺݏ௭௨ ሻ ൌ Ͳǡͺ ή ͵ͻͻ ൌ ͵ͳͻǡͺ݇ܰ
ܴோௗǡ ሺݏ௭௨ ሻ ൌ Ͳǡ ή ͵ͻͻ ൌ ʹ͵ͻǡ݇ܰ
ܴூǡ ሺݏ௭௨ ሻ ൌ ͲǡͶ ή ͳǡͲ ή ͵ͻͻ ൌ ͳͷͻͺǡͶ݇ܰ
Mit dem Bemessungswert der Pfahlgruppenbelastung FG,d lautet der Nachweis im Grenzzu-
stand der Tragfähigkeit:
ீܨǡௗ ൌ ߛீ ή ܸீǡ ߛொ ή ܸொǡǡ ൌ ͳͷͲͲ ʹͲͲͲͲ ൌ ͵ͷͲͲ݇ܰ
ܥௗ ൌ ͵ͺ͵ͳǡ݇ܰ ீܨǡௗ ൌ ͵ͷͲͲ݇ܰ
ீܨǡௗ ͵ͷͲͲ
ߤௌ ൌ ൌ ൌ Ͳǡͻͺ
ܥௗ ͵ͺ͵ͳǡ
Somit ist der Nachweis im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit maßgebend, und die ge-
wählte Pfahleinbindetiefe d = 8 m für die betrachtete Pfahlgruppe wurde korrekt gewählt.
4.1 Einleitung
Im Folgenden werden die Nachweise nach EC 7-1 [1], Abschnitt 10 gegen hydraulisch verur-
sachtes Versagen in Form von Aufschwimmen und hydraulischem Grundbruch anhand von
Beispielen erläutert.
Zunächst werden die verschiedenen Versagensformen definiert und es wird beschrieben, wie
die maßgebenden hydraulischen Beanspruchungen für die einzelnen Nachweise zu ermitteln
sind sowie Maßnahmen genannt, mit welchen die hydraulische Beanspruch reduziert werden
kann. Zusätzlich werden die für die Nachweise relevanten Teilsicherheitsbeiwerte in Tabellen-
form angegeben und die Einstufung in geotechnische Kategorien erläutert.
Daraufhin wird auf den Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen eingegangen, wobei
das Nachweisverfahren anhand von zwei Beispielen erläutert wird. Im Beispiel 1 wird der
Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen für einen sich unterhalb des Grundwasserspie-
gels liegenden Tunnels mit seitlichem Sporn geführt. Im zweiten Beispiel wird die Sicherheit
gegen Aufschwimmen einer Baugrube mit Unterwasserbetonsohle nachgewiesen und die für
den Nachweis erforderlichen Zugpfähle dimensioniert.
Abschließend wird der Nachweis der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch anhand
zweier Beispiele erläutert. Dabei wird eine umströmte Baugrubenwand in unterschiedlichen
geologischen Verhältnissen betrachtet. Zuerst wird der Nachweis der Sicherheit gegen hydrau-
lischen Grundbruch an der umströmten Baugrubenwand im homogenen Boden betrachtet. An-
schließend wird der Nachweis für dieselbe Baugrubenwand im geschichteten Baugrund geführt.
Dadurch werden für die Erfüllung des Nachweises zusätzliche konstruktive Maßnahmen erfor-
derlich.
4.2 Allgemeines
Im Abschnitt 10 des EC 7-1 bzw. in der DIN 1054:2010-12 [2] sind die Nachweise für das
Versagen des Bodens durch hydraulische Beanspruchung geregelt. Die Regelungen betreffen
das Versagen durch:
Aufschwimmen
hydraulischen Grundbruch
innere Erosion und
Piping.
Das Versagen wird durch den Porenwasserdruck oder durch eine Sickerströmung im Unter-
grund verursacht. Die genannten Versagensformen sind im EC 7-1[1] wie folgt definiert:
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_4, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
100 4 Hydraulisch verursachtes Versagen nach EC 7-1, Abschnitt 10
B
Bild 4-1 Pote
entialliniennetz
z einer umströ
ömten Baugrub
benwand
4
4.2.2 Maßn
nahmen zu
ur Reduzierrung der hy
ydraulische
en Beansp
pruchung
N
Nach EC 7-11 müssen Maß ßnahmen zurr Reduzierung g des hydraulischen Gradieenten ergriffeen
w
werden, wennn die Standsiccherheit eines geotechnisch
hen Tragwerkss maßgebend durch eine deer
102 4 Hydraulisch verursachtes Versagen nach EC 7-1, Abschnitt 10
o.g. Versagensarten gefährdet ist. Maßnahmen zur Vermeidung eines hydraulisch bedingten
Versagens können u. a. sein:
Verlängerung des Sickerweges
kontrollierte Entwässerung
Auflastfilter
Entlastungsbrunnen zur Verringerung des hydraulischen Gradienten.
Weitere Informationen zur Planung und Durchführung von Maßnahmen zur Reduzierung der
hydraulischen Beanspruchung des Bodens sind u. a. in [3], [4] und [5] gegeben.
4.2.3 Teilsicherheitsbeiwerte
Der Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen ist im Grenzzustand UPL und der Nach-
weis der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch im Grenzzustand HYD zu führen. In den
folgenden Tabellen (4.1 und 4.2) sind die Zahlenwerte der Teilsicherheitsbeiwerte für die
Nachweise der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch und Aufschwimmen nach
DIN 1054:2010-12 [2] angegeben. Es haben sich gegenüber der DIN 1054:2005-01 [6] die
Bezeichnungen für die Grenzzustände und für die Bemessungssituationen bzw. Lastfälle sowie
teilweise die Teilsicherheitsbeiwerte selbst verändert.
Entsprechend dem Nachweisverfahren HYD und UPL werden die Teilsicherheitsbeiwerte auf
die destabilisierenden oder stabilisierenden Einwirkungen bzw. auf die Strömungskräfte ange-
wendet. Da die Teilsicherheitsbeiwerte für die geotechnischen Kenngrößen (Tabelle 4.2) alle
die Größe 1,00 besitzen, kann bei den Nachweisen gegen hydraulisches Versagen auf die Mul-
tiplikation der geotechnischen Kenngrößen mit einem Teilsicherheitsbeiwert verzichtet werden.
Beim Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen von verankerten Konstruktionen muss
zusätzlich der Nachweis des Herausziehwiderstandes der Zugpfähle im Grenzzustand GEO-2
geführt werden. Die relevanten Teilsicherheitsbeiwerte sind in den Tabellen 4.3 bis 4.5 angege-
ben.
Tabelle 4.1 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen und Beanspruchungen für HYD und UPL
Formel- Bemessungssituation
Einwirkung bzw. Beanspruchung
zeichen BS-P BS-T BS-A
Tabelle 4.2 Teilsicherheitsbeiwerte für geotechnische Kenngrößen für HYD und UPL
Formel- Bemessungssituation
Bodenkenngröße
zeichen BS-P BS-T BS-A
Formel- Bemessungssituation
Einwirkung bzw. Beanspruchung
zeichen BS-P BS-T BS-A
Formel- Bemessungssituation
Bodenkenngröße
zeichen BS-P BS-T BS-A
Formel- Bemessungssituation
Bodenkenngröße
zeichen BS-P BS-T BS-A
Der Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen eines Bauwerks oder einer weniger durch-
lässigen Bodenschicht ist zu führen, indem die ständigen stabilisierenden Einwirkungen Gstb;d
(+ Rd) den ständigen und veränderlichen destabilisierenden Einwirkungen Vdst;d gegenüberge-
stellt werden.
44.3 Versagenn durch Aufsch
hwimmen 10
05
4
4.3.1 Beisp
piel 1: Tunnel mit Spo
orn unter Auftrieb
A
DDer Nachweiss der Sicherheeit gegen Auffschwimmen solls zunächst anhand
a eines einfachen Beei-
sspiels gezeigtt werden. Für den im Bild 4-3 dargestellten Tunnelqu uerschnitt solll der Nachweis
dder Sicherheitt gegen Aufscchwimmen fürr die Bemessu ungssituation BS-P geführtt werden. Da es
e
ssich hierbei um
u ein langess Bauwerk haandelt, wird derd Nachweis an einem einn Meter breiteen
SStreifen gefühhrt. Der beweh
hrte Beton derr Konstruktion
n wird bei Nacchweis mit einner Wichte vo
on
γBeton = 24 kN
N/m³ berücksicchtigt.
B
Bild 4-3 Tunn
nel mit Sporn unterhalb dess Grundwasserspiegels (Maße in m)
DDer Grundwaasserspiegel (GGWSP) sowiee die Oberkan nnte des Tunnels befinden ssich 1 m unter-
hhalb der Geläändeoberkante (GOK). Die Unterkante der
d Bodenplattte des Tunnells liegt 6 m unn-
tterhalb der GOK. Die Gesamthöhe des Tunnels beträägt demnach 5 m. Der ansttehende Unter-
ggrund bestehtt aus sandigeem Kies, welccher nach Feertigstellung der
d Baugrube wiederverfülllt
wwurde. Die füür den Nachweeis relevanten Bodenparameeter sind dem Bild 4-3 zu enntnehmen.
D
Da es sich um
m eine nicht veerankerte Konnstruktion handelt, ist das Bauwerk in diee geotechnisch
he
K
Kategorie 2 (GK
( 2) einzuustufen. Wie bbereits oben beschrieben,
b werden beimm Nachweis deer
1106 4 Hydraullisch verursachtes Versagen
n nach EC 7-11, Abschnitt 10
0
B
Bild 4-4 Ermitttlung der wirk
kenden Auftrie
ebskraft (Maße
e in m)
B
Bild 4-5 Ermiittlung der wirk
kenden Gewicchtskraft (Maß
ße in m)
4
4.3.2 Beisp
piel 2: Baugrube mit UW-Betonsohle
NNach dem sehhr übersichtliichen Beispiell 1 soll nun der Nachweiss der Sicherheeit gegen Au uf-
sschwimmen fürfü eine Baugrrube mit Unteerwasser-Betonsohle (UW-B Betonsohle) ggeführt werden n.
WWie die Bereechnungen zeeigen werden,, reicht für den
d Nachweis der Sicherheeit gegen Au uf-
sschwimmen im m folgenden Beispiel
B nichtt mehr nur derr Ansatz der Gewichtskräft
G te als stabilisiee-
rrende Einwirkkungen aus, vielmehr
v sindd auch die wirrkenden Scheerkräfte entlanng der Baugru u-
bbenverbauungg anzusetzen sowie
s Zugpfäähle anzuordn nen und zu dim mensionieren.. Das Bauwerrk
iist daher in die
d Geotechnissche Kategoriie 3 (GK 3) einzustufen.
e Der
D Nachweiss der Sicherheeit
ggegen Aufschhwimmen erfolgt für die Bem messungssituaation BS-T (B
Bauzustand).
DDie Baugrubeenwände werd den aus 1 m ddicken, beweh hrten Schlitzw
wänden mit eiiner Länge vo on
117,5 m hergestellt. Die OK K der UW-Beetonsohle befiindet sich 16 m unterhalb der GOK. Daas
BBild 4-7 zeigtt den Schnitt durch die Bauugrube mit allen relevanten n Höhen. Dess Weiteren sinnd
ddie Abmessunngen der Baug grube im Grunndriss (Bild 4--6) dargestellt. Demnach haat die Baugrub
be
eeine Länge voon 35 m und eine Breite vonn 11 m.
DDer Baugrundd setzt sich im m Bereich derr Baugrube aus zwei Schicchten (Bild 4--7) zusammen n.
VVon der GOK K bis zu einerr Tiefe von -99,0 stehen saandige Kiese an.
a Der Grund ndwasserspiegel
lliegt einen Meeter unterhalb
b der GOK. Unnter der sandiigen Kiesschiccht stehen star
ark kiesige San
n-
dde an. Die fürr die folgendee Berechnung relevanten Bodenparameteer können dem m Bild 4-7 en
nt-
nnommen werdden.
1108 4 Hydraullisch verursachtes Versagen
n nach EC 7-11, Abschnitt 10
0
B
Bild 4-6 Baug
grube im Grun
ndriss (Maße in
n m)
FFür den Nachw weis der Sichherheit gegen AAufschwimm men müssen zuunächst wiederer die charaktee-
rristischen desttabilisierenden
n Einwirkunggen ermittelt werden.
w Im Vorliegenden
V Beispiel greifft
nnur die Auftriebskraft als sttändige destabbilisierende Einwirkung
E Gdst,k
d an. Verändderliche destaa-
bbilisierende Eiinwirkungen Qdst,rep sind keeine vorhanden.
B
Bild 4-7 Schn
nitt A-A durch die Baugrube (Maße in m)
B
Bild 4-8 Ermiittlung der wirk
kenden Auftrie
ebskraft (Maße in m)
Die Teilsicherheitsbeiwerte für die Bemessungssituation BS-P betragen γG,dst = 1,05 und
γG,stb= 0,95. Der Nachweis ist zunächst nach Gleichung 4.3 zu führen. Veränderliche destabili-
sierende Einwirkungen QG,dst sind dabei keine zu berücksichtigen.
Gdst ,k ⋅ γ G ,dst + Qdst ,rep ⋅ γ Q ,dst ≤ Gstb ,k ⋅ γ G ,stb
77440,0kN ⋅1,05 ≤ 49175,0kN ⋅ 0,95
81312,0kN ≤ 46716,3kN falsch
Wie das Einsetzen der Zahlenwerte in die Gleichung 4.3 zeigt, ist der Nachweis der Sicherheit
gegen Aufschwimmen unter alleiniger Berücksichtigung des Eigengewichts der Konstruktion
nicht erfüllt.
Nach EC 7-1 [1] und DIN 1054:2010-12 [2] dürfen zusätzlich auch Scherkräfte Tk als stabili-
sierende Einwirkung angesetzt werden. Die Scherkräfte wirken zwischen Boden und Bauwerk
(Fuge zwischen Bauwerk und Boden) oder nur im Boden (z. B. bei Bauwerk mit Sporn).
Die zusätzlich als charakteristische stabilisierende Einwirkung anzusetzende Scherkraft Tk
zwischen Bauwerk und Boden kann nach Gleichung 4.4 berechnet werden.
T k = η z ⋅ E ah , k ⋅ tan δ a (4.4)
In den Gleichungen 4.4 und 4.5 ist ηz ein Anpassungsfaktor, Eah,k der charakteristische horizon-
tale aktive Erddruck, δa der Wandreibungswinkel und ϕ‘ der effektive Reibungswinkel des
Bodens.
Der Anpassungsfaktor ist mit ηz = 0,8 in den Bemessungssituation BS-P und BS-T und mit
ηz = 0,9 in der Bemessungssituation BS-A anzusetzen.
Als aktiver horizontaler Erddruck darf nur der Minimalwert, also min Eah,k angesetzt werden.
Dieser entspricht nach DIN 1054:2010-12 [2] in nichtbindigen Böden der Hälfte des nach
DIN 4085 [7] ermittelten oberen charakteristischen Wertes des Erddrucks. Bei bindigen Böden
beträgt min Eah,k = 0. Sofern keine genaueren Untersuchungen angestellt werden, darf daher im
bindigen Böden beim Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen keine Scherkräfte ange-
setzt werden.
Der Wandreibungswinkel δa ist vom effektiven Reibungswinkel des Bodens und von der Ober-
flächenbeschaffenheit der Konstruktion abhängig.
Nach DIN 1054:2010-12 muss, damit die Standsicherheit nicht maßgeblich von den Scherkräf-
ten abhängig ist, der Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen auch ohne den Ansatz von
Scherkräften in der Bemessungssituation BS-A geführt werden.
Um für das vorliegende Beispiel die wirkenden Scherkräfte ermitteln zu können, müssen zuerst
die aktiven horizontalen Erddruckkräfte bestimmt werden. Für die Schlitzwand wird von einem
Wandreibungswinkel von δa = ½ ϕ‘ ausgegangen. Der aktive horizontale Erddruckbeiwert der
sandigen Kiesschicht beträgt Kagh,1 = 0,2100 und der der stark kiesigen Sandschicht
Kagh,2 = 0,2347.
Im Folgenden werden die Rechenschritte zur Ermittlung der horizontalen Erddruckkräfte im
Einzelnen dargestellt, jedoch nicht im Detail erläutert. Der Verlauf des horizontalen Erddrucks
ist im Bild 4-9 dargestellt.
44.3 Versagenn durch Aufsch
hwimmen 111
B
Bild 4-9 Auf die
d Schlitzwand wirkende Errddruckkräfte (Maße in m)
112 4 Hydraulisch verursachtes Versagen nach EC 7-1, Abschnitt 10
Für die Berechnung der Scherkraft Tk zwischen Boden und Schlitzwand sind weiterhin noch
der Wandreibungswinkel δa und der Anpassungsfaktor ηz zu bestimmen. Der Wandreibungs-
winkel ergibt sich mit δa = ½ ϕ‘ für die obere Schicht zu δa,1 = 18,75° und für die untere
Schicht zu δa,2 = 17,50°. Der Anpassungsfaktor für die Bemessungssituation BS-T ist mit 0,9
anzusetzen.
Die in den beiden Schichten pro Laufmeter zwischen Bauwerk und Boden wirkende charakte-
ristische Scherkraft Tk errechnet sich nach Gleichung 4.4 zu:
T k ,1 = η z ⋅ E ah , k ,1 ⋅ tan δ a ,1 = 0,8 ⋅ (1,16 + 62,16 ) ⋅ tan 18,75 = 17 ,19 kN / lfm
T k , 2 = η z ⋅ E ah , k , 2 ⋅ tan δ a , 2 = 0,8 ⋅172 ,30 ⋅ tan 17 ,50 = 43,46 kN / lfm
Die Scherkraft wirkt über den gesamten Umfang U der Baugrube. Die resultierende charakte-
ristische Scherkraft Tk ergibt sich damit zu:
Tk = (Tk ,1 + Tk , 2 ) ⋅ U = (17 ,19 + 43,46 ) ⋅ ( 2 ⋅ 37 ,0 + 2 ⋅ 13,0) = 6065 ,0 kN
Die wirkende Scherkraft kann nun als zusätzliche vertikale stabilisierende Einwirkung ange-
setzt werden. Der Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen lautet dann:
G dst , k ⋅ γ G , dst + Q dst , rep ⋅ γ Q , dst ≤ G stb , k ⋅ γ G , stb + Tk ⋅ γ G , stb (4.6)
F
Für das vorlieegende Beispiel wurde das iim Bild 4-11 dargestellte Pfahlraster mitt la = 2,5 m un
nd
lb = 1,5 m gewwählt. Daraus ergibt sich unnter Berücksicchtigung der Geometrie
G der
er Baugrube die
P
Pfahlanzahl zu
z nZ = 91. Die Pfahllängee wird mit l = 11,5 m und d der Pfahlduurchmesser mit
m
d = 0,15 m geewählt. Die an
nzusetzenden B Bodenparametter sind dem Bild
B 4-7 zu enntnehmen.
B
Bild 4-11 Pfah
hlraster der Au
uftriebspfähle (Maße in m)
1
GE ,k = nZ ⋅ [la ⋅ lb ⋅ ( L − ⋅ la2 + lb2 ⋅ cot(φ ))] ⋅ηZ ⋅ γ =
3
1
= 91 ⋅ [2,5 ⋅ 1,5 ⋅ (11,5 − ⋅ 2,52 + 1,52 ⋅ cot(35))] ⋅ 0,8 ⋅ 11 = 30366,6kN
3
Der Nachweis der Sicherheit gegen Aufschwimmen kann dann unter Berücksichtigung des
Gewichts des angehängten Bodenkörpers GE,k im Grenzzustand UPL nach Gleichung 4.8 ge-
führt werden. Das Bodengewicht wird dabei als zusätzliche stabilisierende Einwirkung berück-
sichtigt.
G dst , k ⋅ γ G , dst + Q dst , rep ⋅ γ Q , dst ≤ G stb , k ⋅ γ G , stb + (T k + G E , k ) ⋅ γ G , stb (4.8)
Der Bemessungswert der Zugbeanspruchung Ft;d errechnet sich aus den veränderlichen und
ständigen auf die Pfahlgruppe wirkenden Lasten (Auftriebskraft) multipliziert mit den Teilsi-
cherheitsbeiwerten im Grenzzustand GEO-2 (Gleichung 4.10).
Ft ; d = Ft ,G , k ⋅ γ G + Ft ,Q , rep ⋅ γ Q − ( Fc ,G , k + T k ) ⋅ γ G ,inf (4.10)
Zusätzlich zu den bereits erläuterten Begriffen ist Ft,G,k der charakteristische Wert der Zugbean-
spruchung, γG der Teilsicherheitsbeiwert für ständige Beanspruchungen (siehe Tabelle 4.3),
Ft,Q,rep der charakteristische bzw. repräsentative Wert der Zugbeanspruchung, γQ der Teilsicher-
heitsbeiwert für ungünstige veränderliche Beanspruchungen (siehe ebenfalls Tabelle 4.3), Fc,G,k
der charakteristische Wert einer gleichzeitig wirkenden Druckbeanspruchung und γG,inf der
Teilsicherheitsbeiwert für günstige ständige Druckbeanspruchungen.
Bei diesem Beispiel entspricht der charakteristische Wert der Zugbeanspruchung der bereits
zuvor ermittelten Auftriebskraft. Die gleichzeitig wirkende Druckbeanspruchung ergibt sich
aus dem ermittelten Eigengewicht der Konstruktion sowie der bereits ermittelten Scherkraft
entlang der Schlitzwände. Der Bemessungswert der Zugbeanspruchung ergibt sich dann nach
Gleichung 4.10 zu:
Ft ;d = Ft ,G ,k ⋅ γ G + Ft ,Q , rep ⋅ γ Q − ( Fc ,G ,k + Tk ) ⋅ γ G ,inf =
= 77440,0 ⋅ 1, 2 − (49175, 0 + 6065,8) ⋅ 1, 0 = 37687, 2kN
4.4 Versagen durch hydraulischen Grundbruch 115
B
Bild 4-12 Hydraulischer Gru
undbruch an e
einer Baugrube
enumschließu
ung
IIn der Gleichuung 4.12 ist Sdst;d der auf ddas maßgeben
nde Bodenprissma wirkendee Bemessungss-
wwert der Strömmungskraft unnd G‘stb;d der B
Bemessungswwert des Gewicchts unter Aufftrieb des Priss-
mmas. Ist der Beemessungsweert des Gewichhts unter Auftrrieb des Prismmas G‘stb;d größßer oder gleich
ddem Bemessunngswert der maßgebenden
m Strömungskraaft, ist der Nachweis der Siicherheit gegeen
hhydraulischen Grundbruch erfüllt.
e
DDer Nachweiss ist im Grenzzzustand HYD D zu führen. Die für die Ermittlung
E derr Bemessungss-
wwerte erforderrlichen Teilsiccherheitsbeiweerte sind daheer der Tabellee 4.1 zu entnehhmen. Es wirrd
ddabei in der DIN
D 1054:2010 0-12 [2] in unggünstigen undd günstigen Baaugrund unterrschieden.
D
Der ungünstigge und günstig
ge Baugrund isst wie folgt in
n der DIN 1054
4:2010-12 deffiniert:
„„Als günstigerr Baugrund sind Kies, Kies gerter Sand mit
essand und miindestens mittteldicht gelage
KKorngrößen über
ü 0,2 mm sowie
s mindesttens steifer toniger bindigeer Boden anzuusehen, als unn-
ggünstiger Bauggrund locker gelagerter
g Saand, Feinsand,, Schluff und weicher
w bindigger Boden.“
LLiegt ein unggünstiger Bau
ugrund vor, ddürfen die Teilsicherheitsbeeiwerte für ggünstigen Bau
u-
ggrundverwenddet werden, wenn
w eine minndestens 30 cm
m dicke filtergerechte Schuutzschicht auff-
ggebracht wird..
DDas für die Berechnung
B deer Strömungskkraft erforderlliche Strömun
ngs- und Poteentialliniennettz
kkann mit folgeenden Method
den ermittelt w
werden:
zeichneriscche Lösung deer Laplace‘schhen Differentiialgleichung
mittels derr Finite-Elemeente-Methode (z. B. Plaxis, FEFLOW, GGU)
44.4 Versagenn durch hydrau
ulischen Grund
ndbruch 117
B
Bild 4-13 Maßgebendes Bodenprisma
B nach Terzaghi beim Nach
hweis der Siccherheit gege
en
h
hydraulischen
n Grundbruch
D
Der Bemessuungswert der Strömungskra
S aft Sdst;d, welccher im maßg
gebenden Boddenprisma nacch
T
Terzaghi wirkkt, ist nach Gleeichung 4.13 zzu ermitteln.
1118 4 Hydraullisch verursachtes Versagen
n nach EC 7-11, Abschnitt 10
0
Δhr ,1 + Δhr ,2 t
Sdst ;d = γ W ⋅ ⋅ ⋅γ H (4.13)
2 2
IIn der Gleichuung ist γW diee Wichte des Wassers, t diie Einbindetieefe der Baugru
rubenumschliee-
ßßung, Δhr,1 unnd Δhr,2 die Restpotentialhö
R öhen an den unteren
u Ecken n des maßgebbenden Bodenn-
pprismas und γH der Teilsicherheitsbeiwertrt für die Ström
mungskräfte im
m Grenzzustan
and HYD.
DDie Gewichtskkraft ergibt sicch aus der Flääche des maßg
gebenden Bod
denprismas, m
multipliziert mit
d Bodens γ' nnach Gleichun
dder Wichte unnter Auftrieb des ng 4.14.
t
G 'stb; d = t ⋅ ⋅ γ '⋅γ Q , stb
s
(4.14
4)
2
IIn der Gleichuung 4.14 ist zusätzlich
z zu dden bereits errläuterten Zeichen γ‘ die W Wichte des Boo-
ddens unter Auuftrieb und γQ,sstb der Teilsichherheitsbeiweert für ständigee stabilisierennde Einwirkun
n-
ggen im Grenzzzustand HYD D. Der Nachweeis der Sicherrheit gegen hy ydraulischen G Grundbruch isst
ddann nach Gleeichung 4.12 zu führen. Im m Folgenden werden
w zwei Beispiele für den Nachweiis
dder Sicherheitt gegen hydraaulischen Grunndbruch in un nterschiedlich
hen Untergrunndverhältnissen
vvorgestellt. Diie Geometrie der
d Baugrubennumschließun ng ist in beiden
n Beispielen uunverändert.
4
4.4.1 Beisp
piel 1: Ums
strömte Ba ugrubenwa
and im hom
mogenen B
Boden
DDer Nachweiss der Sicherheeit gegen hydrraulischen Gru
undbruch soll für die im Biild 4-14 dargee-
sstellte Spundw
wand geführt werden. Die Spundwand hat h eine Läng ge von 8,0 m und eine Ein n-
B
Bild 4-14 Sysstemskizze des Spundwand dverbaus für den Nachweis der
S
Sicherheit geg
gen hydraulisc
chen Grundbru
uch
44.4 Versagenn durch hydrau
ulischen Grund
ndbruch 119
bbindetiefe vonn t = 1,5 m. Die Baugrubeensohle liegt 6,5 m und deer Bemessunggsgrundwasser-
mnach Δh = 55,0 m.
sspiegel 1,5 m unterhalb derr GOK. Die Pootentialdiffereenz beträgt dem
DDer Untergruund besteht imm Bereich derr gesamten Baaugrube bis -15,0 m aus saandigem, dich ht
ggelagerten Kiees mit einem Durchlässigke
D eitskoeffizientten von kf = 0,1
0 m/s. Darunnter stehen seh
hr
ggering durchlässige bis unddurchlässige T
Tone an, die als Grundwassserstauer fung
ngieren. Die füür
dden Nachweiss erforderlicheen Bodenkennnwerte können n dem Bild 4--14 entnommeen werden. Deer
NNachweis derr Sicherheit geegen hydrauli schen Grundb bruch ist für die
d Bemessunggssituation PS S-
T zu führen.
FFür den Nachhweis der Sich
herheit gegenn hydraulischeen Grundbruch h wurde das PPotentiallinien
n-
nnetz mittels der
d Finite-Elem
mente-Methodde numerisch bestimmt. Das Potentiallinniennetz sowie
ddas maßgebennde Bodenprissma nach Terzzaghi ist im Bild 4-15 dargeestellt.
B
Bild 4-15 Pottentialliniennetz und maßge
ebendes Bode
enprisma
t 1,5
G 'stb; d = t ⋅ ⋅ γ '⋅γ Q , stb
s = 1,5 ⋅ ⋅ 13 ⋅ 0,95 = 13
3,9kN / lfm
2 2
FFür den Nachhweis der Sich herheit gegen hydraulischeen Grundbruch h muss dann die Gleichun
ng
44.12 erfüllt seiin.
S dst ; d ≤ G ' stb ; d
N / lfm ≤ 13,9kN
11,2kN k / lfm richttig
D
Die Sicherheitt gegen hydrau
ulischen Grunndbruch konntte somit nachg
gewiesen werdden.
4
4.4.2 Beisp
piel 2: Ums
strömte Ba ugrubenwa
and mit ein
ner durchläässigeren
Schic
cht im oberren Bereich
h
DDie Beschreibbung der Geom metrie kann ddem Beispiel 1 im Abschnittt 4.3.1 entnom mmen werden n.
BBei diesem Beeispiel setzt sich der Baugrrund bis zu eiiner Tiefe von n -6,5 m aus ssandigem Kiees
zzusammen. Daarunter steht ein dicht gelaagerter schwach schluffigerr Sand mit einnem Durchläss-
ssigkeitskoeffizzienten von kf = 0,001 m/s an, welcher wiederum
w von einer undurchhlässigen Ton
n-
sschicht unterlaagert wird, weelche auch beei diesem Beisspiel als Grun
ndwasserstaueer fungiert. Diie
B
Bild 4-16 Sysstemskizze des Spundwand dverbaus für den Nachweis
der Sicherheit gegen hydrau
d dbruch
ulischen Grund
4.4 Versagen durch hydraulischen Grundbruch 121
Geometrie der Baugrube sowie der Baugrundaufbau können dem Bild 4-16 entnommen wer-
den. Der Nachweis der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch ist für die Bemessungssitu-
ation PS-T zu führen.
Wie dem Bild 4-17 entnommen werden kann, konzentriert sich der Potentialabbau im Bereich
der Baugrubenwand auf die weniger durchlässige, schwach schluffige Sandschicht. Im Kies
wird nahezu kein Potential abgebaut. Durch die Konzentration des Potentialabbaus im Bereich
des Fußes der Baugrubenwand sind die Restpotentialhöhen mit Δhr,1 = 2,06 und Δhr,2 = 0,75
deutlich höher als im Beispiel 1. Das maßgebende Bodenprisma ist ebenfalls im Bild 4-17
dargestellt.
Die Ermittlung der Bemessungswerte der Strömungskraft sowie der Gewichtskraft des maßge-
benden Bodenprismas erfolgt wie im Beispiel 1 nach Gleichung 4.13 und 4.14. Da es sich um
einen dicht gelagerten Sand handelt, können auch bei diesem Beispiel die Teilsicherheitsbei-
werte für günstige Baugrundverhältnisse für die Bestimmung der Bemessungswerte verwendet
werden.
Δhr ,1 + Δhr ,2 t 2, 06 + 0, 75 1,5
Sdst ;d = γ W ⋅ ⋅ ⋅ γ H = 10 ⋅ ⋅ ⋅ 1, 3 = 16, 6kN / lfm
2 2 2 2
t 1,5
G 'stb; d = t ⋅ ⋅ γ '⋅γ Q , stb = 1,5 ⋅ ⋅ 11 ⋅ 0,95 = 11,8kN / lfm
2 2
Setzt man diese Werte für den Nachweis der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch in die
Gleichung 4.12 ein, zeigt sich, dass der Nachweis für diesen Bodenaufbau nicht erfüllt ist.
S dst ; d ≤ G ' stb ; d
16,6kN / lfm ≤ 13,9kN / lfm falsch
Als konstruktive Lösung besteht die Möglichkeit, einen filterstabilen und hydraulisch neutralen
(Filterregel nach Terzaghi [9]) Auflastfilter auf die Baugrubensohle aufzubringen, welcher
keinen Einfluss auf die Grundwasserströmung und somit auf die Potentiallinienverteilung hat
(Vergleich Bild 4-17 und 4-19). Durch das Aufbringen des Filters werden die stabilisierenden
Gewichtskräfte G’stb;d vergrößert.
Der Auflastfilter hat rechnerisch nach DIN 1054:2010-12 [2] keinen Einfluss auf die Breite des
maßgebenden Bruchkörpers. Der Auflastfilter wird oberhalb des Bodenprismas als zusätzliche
Auflast GF angesetzt (Bild 4-17).
Die stabilisierende Gewichtskraft des maßgebenden Bodenprismas und des anzusetzenden
Gewichts des Auflastfilters kann nach folgender Gleichung (4.15) ermittelt werden.
t t
G ' stb; d = (t ⋅ ⋅ γ '+ ⋅ d F ⋅ γ F ) ⋅ γ Q , stb (4.15)
2 2
In der Gleichung 4.15 ist zusätzlich zu den bereits erläuterten Zeichen dF die Dicke des
Auflastfilters und γF die Wichte des Auflastfilters. Es ist jedoch zu beachten, dass je nach
Planung der Auflastfilter auch unter dem Wasserspiegel liegen kann. In diesem Fall ist die
Wichte unter Auftrieb des Auflastfilters γ'F für die Ermittlung der stabilisierenden
Gewichtskraft anzusetzen. Die relevanten Kennwerte des Auflastfilters können dem Bild 4-19
entnommen werden.
1122 4 Hydraullisch verursachtes Versagen
n nach EC 7-11, Abschnitt 10
0
B
Bild 4-17 Potentialliniennettz und maßge bendes Boden
nprisma
B
Bild 4-18 Potentialliniennettz und maßge bendes Boden
nprisma
44.4 Versagenn durch hydrau
ulischen Grund
ndbruch 12
23
B
Bild 4-19 Pottentialliniennetz und maßge
ebendes Bode
enprisma mit Auflastfilter
A
IIm vorliegenddem Beispiel soll die Dickke des Auflaastfilers ermitttelt werden, w welche für die
EErfüllung dess Nachweisers der Sicherhheit gegen hy ydraulischen Grundbruch eerfoderlich isst.
DDazu wird wird die Gleichu ung 4.15 nachh d F umgestellt und G’stb;d gleich
g dem Beemessungsweert
dder Strömunggskraft Sdst;d gesetzt, welchee, wie oben beschrieben,
b durch
d den Auuflastfilter nich
ht
bbeeinflusst wiird.
S dst ; d γ' 16,6 11
dF = 2 ⋅ −t⋅ =2⋅ − 1,5 ⋅ = 0,36m
γ F ⋅ t ⋅ γ Q ,stb
s γF 19 ⋅ 1,5 ⋅ 0,95
9 19
U
Um die Sichherheit gegen hydraulischeen Grundbrucch nachweisen n zu können,, ist daher eiin
A
Auflastfilter mit
m einer Diccke von minddestens dF = 0,36 m erfoderlich. Gew wählt wird einne
A
Auflastfilterdiicke von dF = 0,40 m, mit w
welcher nochm
mals die stabilsierende Gew
wichtskraft nacch
G
Gleichung 4.114 ermittelt wiird.
t t
G ' stb;d = (t ⋅ ⋅ γ '+ ⋅ d F ⋅ γ F ) ⋅ γ Q , stb =
2 2
1,5 1,5
= (1,5 ⋅ ⋅ 11 + ⋅ 0,40 ⋅ 19) ⋅ 0 ,95 = 17,2kN
N / lfm
2 2
MMit dem neu errechneten Bemessungsw
B wert der stabiliisierenden Ein
nwirkungen kaann die Sicher-
hheit gegen hyddraulischen Grundbruch
G naach Gleichung
g 4.12 nachgew wiesen werdenn.
124 4 Hydraulisch verursachtes Versagen nach EC 7-1, Abschnitt 10
4.5 Literatur
[1] DIN EN 1997-1:2009-09 Eurocode 7 – Entwurf, Berechnung und Bemessung in der
Geotechnik – Teil 1: Allgemeine Regeln; Deutsche Fassung EN 1997-1:2004 +
AC:2009 + A1:2013
[2] DIN 1054:2010-12 Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau – Ergän-
zende Regelungen zu DIN EN 1997-1
[3] Boley, C. (2012): Handbuch Geotechnik, Grundlagen – Anwendung – Praxiserfahrung,
Vieweg + Teubner Verlag, Wiesbaden
[4] Witt, K.-J. (2009): Grundbau-Taschenbuch, Teil 2: Geotechnische Verfahren, 7. Aufla-
ge, Ernst & Sohn Verlag, Berlin
[5] Kempfert, H.-G., Raithel, M. (2009): Bodenmechanik und Grundbau. Band 1: Boden-
mechanik. Bauwerk Verlag, Berlin
[6] DIN 1054:2005-01 Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau
[7] DIN 4085:2011-05 Baugrund – Berechnung des Erddrucks
[8] Aulbach, B.(2013) Hydraulischer Grundbruch - Zur erforderlichen Einbindetiefe bei
Baugruben in nichtbindigem Baugrund, Ziegler, Hrsg., Aachen: Fakultät Bauingenieur-
wesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Dissertation
[9] Terzaghi, K.., Peck, R. (1961): Die Bodenmechanik in der Baupraxis, Springer Verlag,
Berlin/Göttingen/Heidelberg
125
5.1 Allgemeines
Das Kapitel 9 der DIN EN 1997-1:2009-09 [6] unterscheidet die folgenden Hauptarten von
Stützwänden:1
− Gewichtsstützwände, wobei ein Lastabtrag vor allem über die Aufstandsfläche erfolgt
− Im Boden einbindende Wände mit einem Lastabtrag über die Biegesteifigkeit, den Erdwi-
derstand und die Stützungen
− Zusammengesetzte Stützkonstruktionen, d. h. Kombinationen aus den ersten beiden Haupt-
arten
Für erstere sind (neben den Nachweisen der Gesamtstandsicherheit, der inneren Standsicherheit
und etwaigen weiteren Nachweisen, z. B. hydraulischer Grundbruch) die äußeren Standsicher-
heitsnachweise für Flach- und Flächengründungen gemäß Kapitel 6 der DIN EN 1997-1 zu
führen. Diesbezüglich wird auf Kapitel 2 „Nachweis von Flächengründungen nach EC 7-1,
Abschnitt 6“ dieses Buches verwiesen. Das vorliegende Kapitel konzentriert sich deshalb auf
im Boden einbindende Wände.
5.2 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert?
Das Kapitel 9 der DIN EN 1997-1 in Kombination mit DIN 1054:2010-12 [4] ist sehr ausführ-
lich. Viele Regelungen der alten DIN 1054:2005-01 [3] wurden nun in DIN EN 1997-1 aufge-
nommen, sodass die aktuelle DIN 1054:2010 an den entsprechenden Stellen kürzer ausfällt. Für
die Berechnung von in den Boden einbindenden Wänden enthält DIN 1054:2010 an vielen
Stellen nicht normative Verweise auf die 4. Auflage der EAB von 2006 [9] sowie die
EAU 2004 [7]. Es empfiehlt sich jedoch die Verwendung der in 2012 erschienenen und an DIN
EN 1997-1 sowie DIN 1054:2012 angepassten Auflagen (5. Auflage der EAB [10] sowie 11.
Auflage der EAU [8]).
Wird für Standsicherheitsnachweise der Erdwiderstand benötigt, so empfiehlt DIN EN 1997-1,
bei der Aushubkote bzw. Geländeoberkante auf der Erdwiderstandsseite der Wand ein Tole-
ranzmaß ȴa von maximal 50 cm zu berücksichtigen.2 Dies ist jedoch keine bindende Vorgabe.
Eine deutliche Verschärfung des aktuellen Regelwerkes im Vergleich zu DIN 1054:2005 wurde
beim Einfluss des Grundwassers vorgenommen. Je nach Beanspruchung bzw. Widerstand wur-
de die Verbindlichkeit der Regelungen unterschiedlich formuliert:
Erddruck: Eine Umströmung des Stützbauwerks und die aus der Strömungskraft resultie-
rende Erhöhung der Wichte sind in der Regel zu berücksichtigen.3
1
DIN EN 1997-1:2009-09, 9.1.2
2
DIN EN 1997-1:2009-09, 9.3.2.2 (2)
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_5, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
126 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Erdwiderstand: „Bei einer Umströmung von wandartigen Stützbauwerken ist die Verminde-
rung der wirksamen Wichte des Bodens infolge der Strömungskraft bei der Ermittlung des
Erdwiderstands zu berücksichtigen. Die nach 9.6 A (8) zulässige Vereinfachung durch An-
satz des vollen hydrostatischen Wasserdrucks darf hier nicht angewendet werden.“4
Wasserdruck: „Bei einer Umströmung von wandartigen Stützbauwerken verringert sich der
Wasserdruck auf der Außenseite, auf der Innenseite nimmt er zu. In einfachen Fällen, z. B.
bei homogenem Boden unterhalb des Grundwasserspiegels, ist es zulässig, vereinfachend
auf beiden Seiten der Wand den hydrostatischen Wasserdruck anzusetzen und die beiden
Wirkungen gegeneinander aufzurechnen. Dies gilt nicht für den Nachweis der Sicherheit
gegen hydraulisch verursachtes Versagen nach Abschnitt 10.“5
Da der Strömungseinfluss bei der Berechnung des Erdwiderstands auf jeden Fall berücksichtigt
werden muss, empfiehlt sich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auch eine entsprechende Be-
rücksichtigung beim Erddruck und beim Wasserdruck. Zudem sollte für den Nachweis gegen
hydraulischen Grundbruch in aller Regel die Potentialverteilung (z. B. auf Grundlage eines
Potentialliniennetzes oder numerisch) ermittelt werden6, so dass diese Ergebnisse für die Be-
rechnung des Erdwiderstands sowie des Erddrucks und des resultierenden Wasserdrucks bereits
zur Verfügung stehen.
E ph ,k
E ph ,d = η ⋅ (5.3)
γ R ,e
Nachweis der Vertikalkomponente des mobilisierten Erdwiderstands8 (Nachweis des mobi-
lisierten, passiven Erddruckneigungswinkels įp bzw. įB,k): Der Nachweis ist keinem Grenz-
zustand zugeordnet und wird mit charakteristischen Einwirkungen geführt. In Gleichung
3
DIN 1054:2010-12, 9.5.1 A(9)
4
DIN 1054:2010-12, 9.5.6 A(4)
5
DIN 1054:2010-12, 9.6 A(8)
6
DIN 1054:2010-12, 10.3 A(1e)
7
DIN EN 1997-1:2009-09, 9.7.4
8
DIN EN 1997-1:2009-09, 9.4.1 (2)P und DIN 1054:2010-12, A 9.5.6 A (2)
5.3 In den Boden einbindende Wände 127
(5.4)9 werden lediglich alle abwärts gerichteten Einwirkungen mit den aufwärts gerichteten
Einwirkungen verglichen. Die Vertikalkomponente der Bettungsreaktion am Erdwiderlager
Bv,k darf nach Gleichung (5.5) ermittelt werden.
ΣVk ↓= Gk + Eav, k + Av, k + Cv, k ≥ Bv, k ↑ (5.4)
9
Die Formel (5.4) entspricht dem sogenannten „vereinfachten“ Nachweis gemäß EAB [10], EB 9, Ab-
satz 3. Auf den „genauen“ Nachweis wird in diesem Kapitel nicht eingegangen. Er kann jedoch dann
von Nutzen sein, wenn der vereinfachte Nachweis knapp überschritten ist.
10
DIN EN 1997-1:2009-09, 9.7.5
11
Ersatzweise darf im Fußauflagerbereich anstelle des Reibungswiderstands RB,k auch der Mantelwider-
stand Rs,k auf der Grundlage von Erfahrungswerten für die Mantelreibung qs,k angesetzt werden
(DIN 1054:2010-12, 9.7.5 A (8)).
128 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Bemessungssituation
Einwirkung bzw. Beanspruchung Formelzeichen
BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Tabelle 5.2 Teilsicherheitsbeiwerte γR für Widerstände gemäß DIN 1054:2010-12, Tabelle A 2.3
Bemessungssituation
Widerstand Formelzeichen
BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Bodenwiderstände
Werden die Berechnungen von Hand und/oder mit Hilfe eines Stabwerksprogramms durchge-
führt, so sind die folgenden Querschnittswerte erforderlich (Abmessungen und Winkel siehe
Bild 5-4):
Querschnitt einer „Zelle“:
Ɏ Ͷ ή ͷͺǡʹͳι ͳ
ୣ୪୪ୣ ൌ ή ͳଶ ή Ͷ ή ή ͲǡͶʹͷଶ ή ͵ͳǡͻι ൌ Ͳǡ͵;
Ͷ ͵Ͳι ʹ
Gesamter Wandquerschnitt (bewehrte und unbewehrte Pfähle):
ୣ୪୪ୣ Ͳǡ͵ ;
ୠ ൌ ൌ ൌ Ͳǡͺ
Ȁʹ Ͳǡͺͷ
Erdberührter Umfang (bewehrte und unbewehrte Pfähle, beidseitig):
Ͷ ή ͷͺǡʹͳι ͳ
ୱ ൌ Ɏ ή ͳ ή ൌ ʹǡ͵ͻ
͵Ͳι Ͳǡͺͷ
Wandquerschnitt der bewehrten Pfähle:
Ɏ ͳ ;
ൌ ή ͳଶ ή ൌ ͲǡͶ
Ͷ ͳǡ
Flächenträgheitsmoment der bewehrten Pfähle:
Ɏ ͳ
ସ
୷୷ ൌ ή ሺͷͲ
ሻସ ή ൌ ʹǤͺͺǤͶͻ͵ǡʹͷ
Ͷ ͳǡ
5.4.1 Aushubphase A
Die Aushubphase A ist der Voraushubzustand zum Setzen der Anker. Dabei wird bis 2,0 m
unter Gelände ausgehoben. Der Grundwasserstand innerhalb und außerhalb der Baugrube ist
gleich. Neben der großflächigen Auflast von pk = 10 kN/m², die zu den ständigen Einwirkungen
gezählt wird,12 ist direkt hinter der Bohrpfahlwand eine zusätzliche begrenzte Auflast
qk = 15 kN/m² über eine Breite von bq = 1,5 m zu berücksichtigen (siehe Bilder 5-3 und 5-10).
Der Voraushubzustand wird als frei auskragender Verbau mit Fußeinspannung gerechnet.
12
DIN 1054:2010-12, 9.5.1 A (9)
132 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Das Tragverhalten einer frei auskragenden Verbauwand mit Fußeinspannung ist in Bild 5-5
dargestellt. Die Wand dreht sich um den theoretischen Fußpunkt in Richtung der Baugrube. Die
Beanspruchung aus aktivem Erddruck Ea (Horizontalkraft und Moment) wird durch die Erdwi-
derstände Ep1 und Ep2 aufgenommen. Sowohl die Tiefenlage des Drehpunkts als auch der Ver-
lauf des aktivierten Erdwiderstands Ep1 sind unbekannt. Prinzipiell ist der Erdwiderstand von
der Größe und der Art der Wandbewegung (und damit von der Nachgiebigkeit der Verbauart
und der Stützungen) abhängig. Der in Realität annähernd parabelförmige Verlauf von Ep1 könn-
te prinzipiell als dreiecksförmige Erdwiderstandsverteilung idealisiert werden (Bild 5-6).
Bild 5-6 Größe und Verteilung des Erdwiderstands in Abhängigkeit der Wandbewegung; nach
DIN 4085:2011-05 [5], Tabelle B.3
Gemäß dem Lösungsansatz von BLUM (Bild 5-7) wird der baugrubenseitige Erdwiderstand Ep1
um das Maß ȴEp1 ergänzt, wobei die Summe Erh = Ep1 + ȴEp1 dem klassischen, dreiecksförmi-
gen Erddruckansatz entspricht. Aus Gleichgewichtsgründen muss auf der Erdseite ȴEp2 = ȴEp1
hinzuaddiert werden. Die Erdwiderstandsanteile auf der Erdseite werden zur sogenannten
BLUMschen Ersatzkraft C zusammengefasst und auf Höhe des idealisierten Drehpunkts ange-
setzt. Das idealisierte System stellt eine Einspannung mit senkrechter Tangente (w’F = 0) an die
Verbauwand im Drehpunkt dar [13].
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 133
Bohrpfahlwände, Spundwän-
verzahnt ŇįkŇ = ij‘k ŇįkŇ 2/3·ij‘k
de
Trägerbohlwand
rau 27,5° ŇįkŇ ij‘k – 2,5° ŇįkŇ 2/3·ij‘k
Stahl, Beton, Holz
Schlitzwand,
weniger rau 1) ŇįkŇ 1/2·ij‘k ŇįkŇ 1/2·ij‘k
Spundwand mit Spülhilfe
schmierige Bodeneigen-
glatt ŇįkŇ = 0 ŇįkŇ = 0
schaften
1)
EAU [8], E 203
Hinsichtlich der Erddruckneigungswinkel įa bzw. įp ist die EAB [10] präziser als die
DIN 1054:2010-12 oder die DIN 4085:2011-05. Demnach hängen įa bzw. įp vom charakteristi-
13
DIN 1054:2010-12, 9.5.1, Anmerkung zu A (2b)
134 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Tabelle 5.4 Erddruckbeiwerte für eine senkrechte Wand (Į = 0) und horizontales Gelände
(ȕ = 0)
Auffüllung Sand
(ij‘k = 30°) (ij‘k = 35°)
14
Je kleiner der Erddruckneigungswinkel įp ist, desto größer ist der zugehörige Erdwiderstandsbeiwert
Kpgh und desto geringer ist die rechnerisch erforderliche Einbindetiefe t. Allerdings muss der Nachweis
der Vertikalkomponente des mobilisierten Erdwiderstands nach Gleichung (5.4) erfüllt sein, damit sich
der angenommene Erddruckneigungswinkel auch tatsächlich einstellen kann.
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 135
ୟ୦ǡ୩ǡଵ ൌ ʹǡͻ ʹǡͷ ൌ ǡͻͺ
ʹǡͷ
ୟଵ ൌ ଵ െ Ͳǡͷ ൌ ଵ Ͳǡͷ
ʹ
ʹǡͷ
ୟ୦ǡ୩ǡଶ ൌ ሺͳǡͶͶ െ ʹǡͻሻ ൌ ͳͺǡ͵ͳ
ʹ
ʹǡͷ
ୟଶ ൌ ଵ െ Ͳǡͷ ൌ ଵ Ͳǡ͵͵
͵
ୟ୦ǡ୩ǡଷ ൌ ͳǡͶͶ ሺଵ െ Ͳǡͷሻ ൌ െͺǡʹ ͳǡͶͶ
; ଵ
ୟଷ ൌ Ͳǡͷ ή ଵ െ Ͳǡʹͷ
ଵ െ Ͳǡͷ
ୟ୦ǡ୩ǡସ ൌ ሺͳͷǡͻͲ ͵ǡͲ ଵ െ ͳǡͶͶሻ
ʹ
ଶ
ୟ୦ǡ୩ǡସ ൎ ͳǡͷͶ ଷ ݐଵ െ ͳǡͷͶ ଶ ଵ Ͳǡ͵ͻ
ଵ െ Ͳǡͷ
ୟସ ൌ
͵
Bild 5-8 Lastfiguren für den Erddruck aus lotrechten Nutzlasten bei nicht oder nachgiebig ge-
stützten Wänden; EAB [10], Bild EB 7-1
Eine Untersuchung auf Zwangsgleitflächen infolge der begrenzten Auflast qk kann erst bei
bekannter Einbindetiefe t erfolgen. Für den Voraushubzustand wird dies hier vernachlässigt,
und es wird auf Abschnitt 5.4.2.2 in diesem Kapitel verwiesen.
ͳǡ͵ͺ Ͳǡͷ
୮୦ǡ୩ǡଵ ൌ ൌ ͳͷǡ͵ͷ
ʹ
Ͳǡͷ
୮ଵ ൌ ଵ െ Ͳǡͷ ൌ ଵ െ Ͳǡ͵͵
͵
୮୦ǡ୩ǡଶ ൌ ͳǡ͵ͺ ሺଵ െ Ͳǡͷሻ ൌ െ͵Ͳǡͻ ͳǡ͵ͺ
; ଵ
୮ଶ ൌ Ͳǡͷ ή ଵ െ Ͳǡʹͷ
ଵ െ Ͳǡͷ
୮୦ǡ୩ǡଷ ൌ ሺʹͻǡʹ͵ Ͷǡ͵ͳ ଵ െ ͳǡ͵ͺሻ
ʹ
ଶ
୮୦ǡ୩ǡଷ ൎ ͵ʹǡͳͷ ଷ ଵ െ ͵ʹǡͳͷ ଶ ଵ ͺǡͲͶ
ଵ െ Ͳǡͷ
୮ଷ ൌ
͵
͵ ͳ ଵ ͳ
ୢ ൌ ͳǡʹ ή ǡͻͺ ή ൬ଵ ൰ ͳͺǡ͵ͳ ή ൬ଵ ൰ ሺͳǡͶͶ ή ଵ െ ͺǡʹሻ ή ൬ െ ൰
Ͷ ͵ ʹ Ͷ
ଶ
ଵ ͳ
ሺͳǡͷͶ ή ଵ െ ͳǡͷͶ ή ଵ Ͳǡ͵ͻሻ ή ൬ െ ൰൨ ͳǡ͵ ή ͻǡ͵Ͳ ή ሺଵ Ͳǡͺͻሻ
͵
ଷ ଶ
ୢ ൌ Ͳǡʹ ή ଵ ͻǡͷͶ ή ଵ ͵ʹǡͶͶ ή ଵ ʹǡͻͲ
Bei 100%-iger Fußeinspannung muss der Ausnutzungsgrad am Erdauflager gerade ȝ = 1,0 sein,
d. h. die für Gleichgewicht erforderliche Bettungsreaktion Bh,d entspricht dem Erdwiderstand
Epgh,d. Die gesuchte Tiefe des Drehpunktes t1 erhält man durch Gleichsetzen der Bemessungs-
momente aus Einwirkungen und Widerständen und Lösen der kubischen Gleichung:
ୖୢ െ ୢ ൌ ͷǡͻ ή ଵଷ െ Ͳǡͷͷ ή ଵଶ െ ͵ǡͻͶ ή ଵ െ ʹǡͳͷ ൌ Ͳ
ଵ ൌൎ ʹǡͺͷ
୮୦ǡ୩ ൌ ͳͷǡ͵ͷ െ ͵Ͳǡͻ ͳǡ͵ͺ ʹǡͺͷ ͵ʹǡͳͷ ʹǡͺͷଶ െ ͵ʹǡͳͷ ʹǡͺͷ ͺǡͲͶ ൌ ͵͵ǡͳͶ
ୟ୦ǡ୩ ൌ ǡͻͺ ͳͺǡ͵ͳ െ ͺǡʹ ͳǡͶͶ ʹǡͺͷ ͳǡͷͶ ʹǡͺͷ; െ ͳǡͷͶ ʹǡͺͷ Ͳǡ͵ͻ
ൌ Ͷǡͺ
15
EAB [10], EB 26, Absatz 7
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 139
ୋǡ୩ ൌ ͳ͵ǡͲʹ െ ͻǡ͵Ͳ ή ሺʹǡͺͷ Ͳǡͺͻሻ ൌ ͳ͵ͺǡʹͶ
ୋǡ୩ ͳ͵ͺǡʹͶ
ୋ୦ǡ୩ ൌ ୮୦ǡ୩ ή ൌ ͵͵ǡͳͶ ή ൌ ʹͻǡ͵
ǡ୩ ͳ͵ǡͲʹ
ୋ୦ǡ୩ ൌ ୋ୦ǡ୩ െ ୟ୦ǡ୩ǡ୧ ൌ ʹͻǡ͵ െ Ͷǡͺ ൌ ͳͻͶǡͷͻ
୧
୕୦ǡ୩ ൌ ୦ǡ୩ െ ୋ୦ǡ୩ ൌ ʹͷ͵ǡͲ െ ͳͻͶǡͷͻ ൌ ͷͺǡͶ
Für die Formel (5.8) nach LACKNER wird die erdseitige Erdwiderstandsordinate ephC,d auf
Höhe des Drehpunkts benötigt (siehe Bild 5-11).
Ch, d
Δt1 ≥ (5.8)
2 ⋅ e phC , d
Wird der Nachweis nach LACKNER geführt, sollte der berechnete Rammtiefenzuschlag noch
mit dem Mindestwert abgeglichen werden.16 Im vorliegenden Fall sind dies
ȴt1,min = 0,1·t1 § 0,30 m. Somit liegt die statisch wirksame Einbindetiefe bei
t = t1 + ȴt1 = 2,85+0,77 =3,62 m unter der Aushubsohle.
Eigengewicht der Bohrpfahlwand (mit einem unteren Wert der Betonwichte von ȖB = 24 kN/m³
bzw. Ȗ‘B = 14 kN/m³ im Grundwasser):
16
EAB [10], EB 26, Absatz 5
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 141
୴ǡ୩ ͳͻͶǡͷ
ߤൌ ൌ ൌ Ͳǡͺͺ ൏ ͳǡͲξ
୩ ʹʹͲǡ
17
EAB [10], EB 84, Absatz 3
142 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Bild 5-12 Nachweis gegen Versagen bodengestützter Wände durch Vertikalbewegung – An-
satz der verschiedenen Widerstände
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 143
5.4.2 Aushubphase B
In der Aushubphase B ist der Anker eingebaut und vorgespannt. Die Aushubsohle liegt 9 m
unter Gelände. Das Grundwasser innerhalb der Baugrube wird kontinuierlich mit fortschreiten-
dem Aushub bis auf 9,5 m unter Gelände abgesenkt. Neben der großflächigen Auflast von
pk = 10 kN/m² wirkt nun eine begrenzte Auflast von qk = 150 kN/m² über eine Breite von
bq = 3 m ab der Hinterkante der Bohrpfahlwand (siehe Bilder 5-3 und 5-14). Dies entspricht
nach EAB, EB 57 einem Bagger mit 70 t Gesamtgewicht, der direkt hinter der Verbauwand
steht.18 Die Bohrpfahlwand wird als 1-fach rückverankerter Verbau mit freier Fußauflagerung
gerechnet.
Während die 100%-ige Fußeinspannung die statisch maximal wirksame Einbindetiefe ergibt,
führt die freie Fußauflagerung auf die minimale Einbindetiefe, bei der ein Versagen des Erdwi-
derlagers durch Parallelverschiebung des Wandfußes nicht auftritt [13]. Das freie Fußauflager
entspricht einem einwertigen Lager. Die zu einer Parallelverschiebung kompatible Erdwider-
standsverteilung ist die klassische, dreiecksförmige Erddruckverteilung (siehe Bild 5-6, Mitte).
Für die weiteren Nachweise muss die Wandunterkante festgelegt werden.19 Falls die Nachweise
nicht erfüllt sind, muss die getroffene Wahl iterativ verbessert werden (siehe Ablaufschema in
Bild 5-1). Im Folgenden wird eine Einbindetiefe von t = 5,0 m gewählt.
Zusätzlich muss nun der Einfluss der Grundwasserströmung infolge des Potentialunterschieds
von ȴh = 9,5-2,5 = 7 m auf die Beanspruchungen und Widerstände berücksichtigt werden.
18
Für eine Ausführungsplanung ist es deutlich wirtschaftlicher, eine Kettenpressung auf Grundlage des
Datenblattes des tatsächlich eingesetzten Baggers zu berechnen. Unter gewissen Voraussetzungen (sie-
he EAB [10], EB 3) darf gegebenenfalls sogar noch eine Lastverteilung in Längsrichtung der Verbau-
wand angesetzt werden.
19
Als Startwert bietet sich hier jene Einbindetiefe an, die aus dem Nachweis gegen hydraulischen
Grundbruch erforderlich wird.
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 145
Δh
i= (5.14)
Δl
fs = i ⋅γ w (5.15)
Betrachtet man den vereinfachten Fall einer rein vertikalen Strömung, so gilt (siehe Bild 5-
16):
Bei abwärts gerichteter Strömung drückt die Strömungskraft fs auf das Korngerüst, d. h. die
effektiven Vertikalspannungen ı’z nehmen zu. Entsprechend nimmt der Porenwasserdruck
u ab.
γ * = γ '+ Δγ ' = γ '+ f s = γ '+ i ⋅ γ w (5.16a)
γ w* = γ w − Δγ w = γ w − f s = γ w ⋅ (1 − i ) (5.16b)
Bei aufwärts gerichteter Strömung entlastet die Strömungskraft fs das Korngerüst, d. h. die
effektiven Vertikalspannungen ı’z werden kleiner. Gleichzeitig nimmt der Porenwasser-
druck u um dasselbe Maß zu.
γ * = γ ' − Δ γ ' = γ ' − f s = γ '− i ⋅ γ w (5.17a)
γ w* = γ w + Δγ w = γ w + f s = γ w ⋅ (1 + i ) (5.17b)
Im Hinblick auf die Ansätze des Erd- und Wasserdrucks sowie des Erdwiderstands kann der
Strömungseinfluss auf mehrere Arten in den Berechnungen berücksichtigt werden. Im Folgen-
den werden drei mögliche Ansätze vorgestellt.
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 147
20
Die Gleichung (5.19) gilt für eine nach unten positiv orientierte z-Achse. Ist die z-Achse nach oben
positiv orientiert, so gilt u = (hi – z)·Ȗw, was natürlich auch in den Gleichungen 5.20 entsprechend an-
gepasst werden muss. Das Potential hi ist stets die Steighöhe über den Ursprung z = 0 (immer nach
oben positiv gezählt), unabhängig von der Orientierung der z-Achse.
148 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Bild 5-17 Auswirkungen der Wandumströmung auf den Wasserdruck (oben) und den Erddruck
sowie den Erdwiderstand (unten) [1]
Das Abgreifen der Potentiale in den Gleitflächen und nicht entlang der Verbauwand hat den
Vorteil, dass auch horizontale Strömungskomponenten erfasst werden. Allerdings müssen die
unter Berücksichtigung des Strömungseinflusses maßgebenden Gleitflächen verwendet werden
(Iteration!). Aufgrund des Aufwands scheiden auf der Erdwiderstandsseite gekrümmte Gleitflä-
chen aus. Für ebene, passive Gleitflächen ist zu beachten, dass rechnerisch maximal Reibungs-
winkel mit ij‘k 35° angesetzt werden dürfen. Da der Nachweis gegen hydraulischen Grund-
bruch nicht unter der Annahme eines linearen Potentialabbaus geführt werden darf,21 liegt ein
Strömungsnetz jedoch in den meisten Fällen bereits vor.
21
DIN 1054:2010-12, 10.3, A (1e)
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 149
22
DIN 4085:2011-05, 6.6.4
150 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Somit können die Potentiale und damit die Porenwasserdrücke und die effektiven Verti-
kalspannungen an den Schichtgrenzen bestimmt werden.23
l
k ges = (5.23)
l1 l 2 l
+ + ... + n
k1 k 2 kn
Δh Δh
v = k ges ⋅ i ges = k ges ⋅ = kn ⋅ n (5.24)
l ln
23
Alternativ kann aus Gleichung (5.24) der jeweilige hydraulische Gradient in = ȴhn/ln berechnet werden,
anhand dessen dann die Strömungskraft fs bzw. die Wichteänderungen nach Gleichung (5.15) bestimmt
werden kann.
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 151
24
EAB [10], EB 5, Absatz 4c
25
Gemäß EAB [10], EB 7, Absatz 1a) wird bei nicht gestützten und bei nachgiebig gestützten Wänden
der Erddruck infolge pk 10 kN/m² rechteckförmig über die gesamte Wandhöhe angesetzt und nicht in
die Umlagerung mit einbezogen.
26
EAB [10], EB 63, Absatz 3
152 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Bild 5-19 Umlagerungsfiguren für 1-fach gestützte Spund- und Ortbetonwände (EAB [10], Bild
EB 7-1)
27
DIN 4085:2011-05, 6.3.1.6
154 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Im Folgenden werden die einzelnen Berechnungsschritte, die für jeden untersuchten Gleitflä-
chenwinkel durchgeführt werden müssen, beispielhaft für hier maßgebenden Gleitflächenwin-
kel von ࢡZ,k = 67° vorgeführt. Die Vorgehensweise entspricht jener aus DIN 4085:2011-05,
6.3.1.8.
Für die Ermittlung der Gesamterddrucklast muss der mittlere Reibungswinkel ij’m innerhalb der
Gleitfläche bekannt sein. Dieser wird für die Neigung der Reibungsresultierenden Q innerhalb
der Gleitfläche und für die Neigung įm der Gesamterddrucklast benötigt (Bild 5-23, rechts). Als
spannungsabhängige Größe ist ij’m mittels der Gewichte oberhalb der Gleitflächenabschnitte in
den unterschiedlichen Bodenschichten zu berechnen (Gleichung 5.25). Dabei werden lediglich
das Bodeneigengewicht einschließlich der Strömungsanteile sowie die unbegrenzte Auflast
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 155
pk 10 kN/m² angesetzt. Die Auflast qk, welche die Zwangsgleitfläche auslöst, geht nicht in die
Mittelung des Reibungswinkels ein. Eine Mittelung des Reibungswinkels über die Teillängen
der Gleitfläche in den einzelnen Schichten ist nicht korrekt.
Bild 5-23 Maßgebende Zwangsgleitfläche mit ࢡZ,k = 67° – Mittlerer Reibungswinkel (links),
Gleitkeil und angreifende Kräfte (rechts)
156 5 Berechnung von Stützbauwerken nach EC 7-1, Abschnitt 9
Die unter įm bezüglich des Lotes auf die Verbauwand geneigte Gesamterddruckkraft Ea,k erhält
man durch Gleichgewichtsbildung am Gleitkeil unter Berücksichtigung aller angreifenden
Kräfte. Im vorliegenden Beispiel gilt mit Bild 5-23, rechts und den Formeln aus
DIN 4085:2011-05, 6.3.1.8:
൫
୩ ୮ǡ୩ ୕ǡ୩ ൯ ή ሺԂୟ െ ɔ୫ ሻ
ୟǡ୩ ൌ
ሺȽ Ɂ୫ ɔ୫ െ Ԃୟ ሻ
ሺʹǡ͵ͳ ͶͷͲሻ ή ሺ െ ͵͵ǡͻሻ
ୟǡ୩ ൌ ൌ ͷ͵ǡ͵͵
ሺͲ ʹʹǡ ͵͵ǡͻ െ ሻ
ୟ୦ǡ୩ ൌ ୟǡ୩ ή
ሺȽ Ɂ୫ ሻ ൌ ͷ͵ǡ͵͵ ή
ʹʹǡι ൌ Ͳ͵ǡͳ
ୟ୮୦ǡ୩ ൌ ୟ୦ǡ୩ െ ୟ୦ǡ୩ ൌ Ͳ͵ǡͳ െ ͶͲͶǡ͵͵ ൌ ͳͻͺǡͺ͵
28
EAB [10], EB 7, Absatz 4
29
EAB [10], EB 60, Absatz 4
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 157
d) Porenwasserdrücke
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen mittleren Wichteänderungen für die Erd- und die
Luftseite gilt:
Erdseite:
ୟǡ୩ ൌ ሺɀ୵ οɀ୵ୟ ሻ ή ο୵
za = 2,5 m: ua,k = 0
za = 9,5 m: ua,k = (10 – 2,6)·7 = 51,8 kN/m²
za = 14,0 m: ua,k = (10 – 2,6)·11,5 = 85,1 kN/m²
Luftseite:
୮ǡ୩ ൌ ሺɀ୵ οɀ୵୮ ሻ ή ο୵
zp = 0,5 m (za = 9,5 m): up,k = 0
zp = 5 m (za = 14 m): up,k = (10 + 4,2)·4,5 = 63,9 kN/m²
Resultierender Wasserdruck:
za = 2,5 m: uk = 0
za = 9,5 m: uk = 51,8 kN/m²
za = 14,0 m: uk = 85,1 – 63,9 = 21,2 kN/m²
Wk = 345,55 kN/m
୕୦ǡ୩ ൌ ୦ǡ୩ െ ୋ୦ǡ୩ ൌ ͷͲͲǡͷ െ ͶǡͶ ൌ ʹ͵ǡͻ͵
୦ǡୢ ൌ ɀୋ ή ୋ୦ǡ୩ ɀ୕ ή ୕୦ǡ୩ ൌ ͳǡʹ ή ͶǡͶ ͳǡ͵ ή ʹ͵ǡͻ͵ ൌ Ͳ͵ǡͲͺ
୮୦ǡ୩ ͺͷǡ͵͵
୮୦ǡୢ ൌ Ʉ ή ൌ ͳǡͲ ή ൌ ͷͻǡͶͺ
ɀୖǡୣ ͳǡ͵
୦ǡୢ Ͳ͵ǡͲͺ
Ɋൌ ൌ ൌ Ͳǡͻͳ ൏ ͳǡͲξ
୮୦ǡୢ ͷͻǡͶͺ
୩ ൌ ሺɀ ή െ തതതሻ
ݑ ή ୠ ൌ ሺʹͶ ή ͳͶ െ Ͷǡͷሻ ή Ͳǡͺ ൌ ʹʹͶǡͺͻ
Bei der Berechnung der Vertikalkomponenten des Erddrucks aus Bodeneigengewicht muss die
Bodenschichtung mit unterschiedlichen Reibungswinkeln und Erddruckneigungswinkeln be-
achtet werden. Der Erddruck Eap,k infolge der Auflast qk = 150 kN/m² wird mit dem mittleren
Erddruckneigungswinkel įm = 22,6° angesetzt.
ୟ୴ǡ୩ ൌ ୟ୦ǡ୩ǡ୳ ή Ɂǡ୳ ୟ୦ǡ୩ǡୗୟ୬ୢ ή Ɂǡୗୟ୬ୢ
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 161
ʹ ʹ
ୟ୴ǡ୩ ൌ ͳͲͻǡͷ ή ൬ ή ͵Ͳι൰ ʹͻͶǡ ή ൬ ή ͵ͷι൰ ൌ ͳǡͲ͵
͵ ͵
ୟ୮୴ǡ୩ ൌ ୟ୮୦ǡ୩ ή Ɂ ൌ ͳͻͺǡͺ͵ ή ʹʹǡι ൌ ͺʹǡ
ୟ୴ǡ୩ ൌ ୟ୴ǡ୩ ୟ୮୴ǡ୩ ൌ ͳǡͲ͵ ͺʹǡ ൌ ʹͶͻǡͻ
Mit der Vertikalkomponente der Bettungsreaktion bzw. des mobilisierten Erdwiderstands nach
Gleichung (5.5) folgt für den vereinfachten Nachweis gemäß Gleichung (5.4):
ୋ୴ǡ୩ ൌ ୋ୦ǡ୩ ή หɁ୮ ห ൌ ͶǡͶ ή ሺ͵ͷιሻ ൌ ͵͵͵ǡͷ
୴ǡ୩ ൌ ୦ǡ୩ ή หɁ୮ ห ൌ ͷͲͲǡͷ ή ሺ͵ͷιሻ ൌ ͵ͷͲǡͷͲ
Vereinfachter Nachweis mit ständigen Lasten:
ୋǡ୩ ൌ
୩ ୟ୴ǡ୩ ୋ୴ǡ୩ ൌ ʹʹͶǡͺͻ ͳǡͲ͵ ͳʹǡͶͳ ൌ ͷͳͻǡ͵͵
ୋ୴ǡ୩ ͵͵͵ǡͷ
ߤൌ ൌ ൌ ͲǡͶ ൏ ͳǡͲξ
ୋǡ୩ ͷͳͻǡ͵͵
Vereinfachter Nachweis unter Gesamtbelastung:
୩ ൌ
୩ ୟ୴ǡ୩ ୋ୴ǡ୩ ୕୴ǡ୩ ൌ ʹʹͶǡͺͻ ʹͶͻǡͻ ͳʹǡͶͳ ͺͳǡͷ ൌ ͺ͵ǡͷ
୴ǡ୩ ͵ͷͲǡͷ
ߤൌ ൌ ൌ Ͳǡͷͳ ൏ ͳǡͲξ
୩ ͺ͵ǡͷ
Die Beanspruchungen und Widerstände müssen unter Berücksichtigung der neuen Wichteände-
rung erneut berechnet werden. Das Vorgehen ist identisch mit jenem in Abschnitt 5.4.2.2.
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 163
Erddruckresultierende:
Eagh,k,Auf = 112,60 kN/m (Erddruckresultierende aus Bodeneigengewicht innerhalb der Auf-
füllung)
Eagh,k,Sand = 318,64 kN/m (Erddruckresultierende aus Bodeneigengewicht innerhalb der
Sandschicht)
Eagh,k,o = 206,24 kN/m (Erddruckresultierende aus Bodeneigengewicht von Geländeober-
kante bis zur Aushubsohle)
Eagh,k = 431,24 kN/m (Erddruckresultierende aus Bodeneigengewicht über die gesamte
Wandhöhe)
Erddruckumlagerung
ୟ୦ǡ୩ǡ୭ ʹͲǡʹͶ
୦୳ǡ୩ ൌ ൌ ൌ ͳͺǡ͵͵ ଶ
ͳǡʹͷ ή ͳǡʹͷ ή ͻ
୦୭ǡ୩ ൌ ͳǡͷ ή ͳͺǡ͵͵ ൌ ʹǡͷͲ ଶ
ୟ୮୦ǡ୩ ൌ ʹǡʹ͵ െ Ͷ͵ͳǡʹͶ ൌ ͳͻͷǡͻͻ
ୟ୮୦ ሺɔ୫ ǡ Ɂ୫ ሻ ൌ Ͳǡʹ͵ͷ
ୟ୮୦ǡ୩ ൌ ୟ୮୦ ሺɔ୫ ǡ Ɂ୫ ሻ ή ൌ Ͳǡʹ͵ͷ ή ͳͷͲ ൌ ͵ͷǡʹͷ
;
ൌ ୯ ή Ԃǡ୩ ൌ ͵ ή ι ൌ ǡͶ
ʹ ή ୟ୮୦ǡ୩ ʹ ή ͳͻͷǡͻͻ
୳ୟ୮୦ǡ୩ ൌ െ ୟ୮୦ǡ୩ ൌ െ ͵ͷǡʹͷ ൌ ʹʹǡͻͳ ଶ
ǡͶ
୳ୟ୮୦ǡ୩ Ͳ ՜ Ú୭ୟ୮୦ǡ୩ ൌ ୟ୮୦ǡ୩ ൌ ͵ͷǡʹͷ
;
d) Porenwasserdrücke
Erdseite:
ୟǡ୩ ൌ ሺɀ୵ οɀ୵ୟ ሻ ή ο୵
za = 2,5 m: ua,k = 0
za = 9,5 m: ua,k = (10 – 4,375)·7 = 39,375 § 39,4 kN/m²
za = 14,0 m: ua,k = (10 – 4,375)·11,5 = 64,6875 § 64,7 kN/m²
Luftseite:
୮ǡ୩ ൌ ሺɀ୵ οɀ୵୮ ሻ ή ο୵
zp = 0,5 m (za = 9,5 m): up,k = 0
zp = 5 m (za = 14 m): up,k = (10 + 4,375)·4,5 = 64,7 kN/m²
Resultierender Wasserdruck:
za = 2,5 m: uk = 0
za = 9,5 m: uk = 39,4 kN/m²
za = 14,0 m: uk = 0
Wk = 226,55 kN/m
5.4 Beispielprojekt – Überschnittene Bohrpfahlwand 165
Mit den Teilresultierenden der Beanspruchungen und Widerstände gemäß Tabelle 5.6 folgt der
Nachweis gegen Versagen bodengestützter Wände durch Drehung. Es gilt:
ୟ୦ǡ୩ǡ୧ ή ୧ ൌ ͳʹ͵ǡͷ ή Ͳǡʹͷ ͺʹǡͶͻ ή Ͷǡͷ ͳͺͳǡͻͷ ή ͻǡͷ Ͷ͵ǡͲͷ ή ͳͲǡ͵͵
୧
ൌ ʹͷͻǡͲͲ
୩ǡ୨ ή ୵୨ ൌ ͳ͵ǡͻ ή ͷǡͳ ͺͺǡͷ ή ͻ ൌ ͳͷͳͲǡͻ
୨
σ୧ ୟ୦ǡ୩ǡ୧ ή ୧ σ୨ ୩ǡ୨ ή ୵୨
ʹͷͻ ͳͷͳͲǡͻ
ୋ୦ǡ୩ ൌ ൌ ൌ ͶͲͲǡ
ͳͲǡʹͷ
ୟ୮୦ǡ୩ǡ୬ ή ୮୬ ൌ ͳͷͶǡͶͳ ή ͳǡ͵ Ͷͳǡͷͻ ή Ͳǡʹͷ ൌ ʹʹͳǡͻͶ
୬
ʹͷͻ ͳͷͳͲǡͻ ʹʹͳǡͻͶ
୦ǡ୩ ൌ ൌ Ͷʹʹǡ͵ʹ
ͳͲǡʹͷ
୕୦ǡ୩ ൌ ୦ǡ୩ െ ୋ୦ǡ୩ ൌ Ͷʹʹǡ͵ʹ െ ͶͲͲǡ ൌ ʹͳǡ
୦ǡୢ ൌ ɀୋ ή ୋ୦ǡ୩ ɀ୕ ή ୕୦ǡ୩ ൌ ͳǡʹ ή ͶͲͲǡ ͳǡ͵ ή ʹͳǡ ൌ ͷͲͺǡͻͷ
୮୦ǡ୩ ͺͶͳǡ͵
୮୦ǡୢ ൌ Ʉ ή ൌ ͳǡͲ ή ൌ Ͷǡʹ
ɀୖǡୣ ͳǡ͵
୦ǡୢ ͷͲͺǡͻͷ
Ɋൌ ൌ ൌ Ͳǡͻ ൏ ͳǡͲξ
୮୦ǡୢ Ͷǡʹ
Der Ausnutzungsgrad ist mit dem Ansatz eines schichtweise linearen Potentialabbaus deutlich
geringer als jener in Abschnitt 5.4.2.3. Prinzipiell könnte die Einbindetiefe somit kleiner ausge-
führt werden. Wird jedoch unterstellt, dass zur Berücksichtigung der Strömungseinflüsse der
Ansatz 2 mit unterschiedlichen mittleren hydraulischen Gradienten für die Erd- und die Luftsei-
te korrekt ist, so würde der Ausnutzungsgrad des Erdwiderlagers einer mit dem Ansatz eines
schichtweise linearen Potentialabbaus berechneten Wand ungefähr 0,91/0,79 = 115 % betragen.
Bei strömendem Wasser ist stets Vorsicht geboten! Die Durchlässigkeit der Böden kann stark
streuen, sowohl im Feld als auch zwischen Feld und Laborversuch. In vielen Fällen kann es
deshalb sinnvoll sein, die Durchlässigkeit gemäß Bodengutachten mit einem Faktor 5–10 zu
beaufschlagen bzw. abzumindern.
5.5 Literatur und Quellen 167
6.1.1 Neue und alte Normung – Was hat sich (nicht) geändert?
Der Abschnitt 9 der DIN 1054:2005-01 [1] zum Thema „Verankerungen mit Verpressankern“
umfasst 3 Seiten. Im Handbuch Eurocode 7 -Band 1 [2] ist der Umfang des Abschnitts 8 „Ver-
ankerungen“ auf 10 Seiten angestiegen. Der neue Inhalt wirkt umfangreicher, jedoch sind nur
wenige Neuerungen zu berücksichtigen. Die DIN EN 1997-1:2009-09 gilt für alle Ankertypen.
Daher wurde die Überschrift angepasst und der Inhalt überarbeitet, sodass auch Regelungen
zur Prüfung von Schraubankern und zur Bemessung von Ankerplatten und Ankerwänden, die
denen der EAU (2004) [13] entsprechen, mit enthalten sind. Durch die Ergänzungen der DIN
1054:2010-12 [5] ist weiterhin die Anwendung des Abschnitts auf Gebirgsanker im Bergbau
und bergmännischen Tunnelbau nach DIN 21521 [10] ausgeschlossen.
Überarbeitet wurde auch die Festlegung der Prüfkräfte für die Eignungs- und Abnahmeprüfun-
gen, deren Höhe jetzt auch von der Bemessungssituation bestimmt wird und für Dauer- und
Kurzzeitanker einheitlich zu Pp = γa · Pd festgelegt wurde (Pd ist der Bemessungswert der An-
kerbeanspruchung). Von der DIN 4125:1990 [12] „Verpressanker“, die nach der Einführung
der DIN EN 1537:2001-01 [9] „Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezial-
tiefbau) – Verpressanker“ mit Fachbericht bzw. DIN SPEC 18537:12-02 [10] zurückgezogen
wird, wurden die Regelungen für Ankerprüfungen übernommen. Dementsprechend verweist
die DIN 1054:2010-12 auf DIN EN 1537:2001-01 im Hinblick auf Einzelheiten der Durchfüh-
rung von Eignungs- und Abnahmeprüfungen.
Für den Einsatz von Verpressankern und Ankerkonstruktionen, deren Ausführung und Bemes-
sung nicht in bauaufsichtlich eingeführten technischen Baubestimmungen geregelt sind, oder
davon erheblich abweichen, ist in Deutschland weiterhin ein Nachweis der Verwendbarkeit in
Form einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) oder einer Zustimmung im Einzel-
fall (ZiE) erforderlich.
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_6, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
170 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
Den Bemessungswert der Ankerbeanspruchung erhält man durch Multiplikation der charakte-
ristischen Beanspruchungen mit den Teilsicherheitsbeiwerten ȖE entsprechend Tabelle A 2.1
der DIN 1054:2010-12:
Pd = PG ,k ⋅ γ G + PQ,k ⋅ γ Q (6.1)
Außer zum Nachweis der Gesamtstandsicherheit erfolgt die Nachweisführung von Veranke-
rungen in den Grenzzuständen STR und GEO-2, d. h. mit den charakteristischen Einwirkun-
gen, Scherparametern und Materialeigenschaften werden die charakteristischen Beanspruchun-
gen und Widerstände berechnet und anschließend zur Nachweisführung mit Teilsicherheiten
erhöht bzw. abgemindert. Die Bemessungswerte der Beanspruchungen von Verpressankern
(und Mikropfählen) zur Sicherung von Baugrubenwänden sind im Regelfall aus den charakte-
ristischen Beanspruchungen durch Multiplikation mit den Teilsicherheitsbeiwerten für die
Bemessungssituation BS-T zu ermitteln. Im Vollaushubzustand einer Baugrube sind die Bean-
spruchungen durch Multiplikation mit den Teilsicherheitsbeiwerten für die Bemessungssituati-
on BS-P zu ermitteln.1
1
DIN 1054:2010-12, Abschnitt A 9.7.1.3 A (5)
6.1 Grundlagen zur Bemessung von Verankerungen 171
Vorgespannte
Anker Nicht vorgespannte Anker
Anker
Klemm- oder
Rückhalte- Verpresskörper Verpresskörper Ankerplatte Schraub- Haftkörper im
konstruktion (Verpressanker) (Verpressanker) Ankerwand verankerung Fels
(Gebirgsanker)
Eignungs-
Ja Ja – Ja Ja
prüfungen
Abnahme- Im Einzelfall
Ja Ja – Ja
prüfungen festzulegen
Berechnung – – Ja – –
Der Bemessungswert des Herausziehwiderstands auf Grundlage von Prüfungen Ra,d berechnet
sich durch die Abminderung des charakteristischen Herausziehwiderstands mit dem Teilsi-
cherheitsbeiwert Ȗa zu:
Ra;k
Ra;d = (6.2)
γa
Der Bemessungswert des Herausziehwiderstands auf Grundlage von Berechnungen ergibt sich
aus dem charakteristischen Erdwiderstand Ep,k geteilt durch den Teilsicherheitsbeiwert für den
Erdwiderstand ȖR,e:
E p,k
Rd = E p ,d = (6.3)
γ R ,e
Der Bemessungswert des Widerstands des Stahlzuggliedes aus Spannstahl bzw. Betonstahl
(innere Tragfähigkeit) beträgt:
At ⋅ ft ,0.1, k
Rt ,d = - für Spannstahl (6.4)
γM
At ⋅ ft ,0.2,k
Rt ,d = - für Betonstahl (6.5)
γM
mit:
At Querschnittsfläche des Stahlzuggliedes
2
DIN 1054:2010-12,Tabelle A 8.1
172 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
ft ,0.1, k charakteristischer Wert der Spannung des Stahlzuggliedes bei 0,1 % bleiben-
der Dehnungen für Spannstahl
ft ,0.2, k
charakteristischer Wert der Spannung des Stahlzuggliedes bei 0,2 % bleiben-
der Dehnungen für Betonstahl
γM Teilsicherheitsbeiwert für den Materialwiderstand γ M = 1,15 3
Die Teilsicherheitsbeiwerte für die Widerstände nach neuer und alter Normung sind in den
Tabellen 6.3 und 6.4 gegenübergestellt. Wie zu sehen ist, hat sich das Sicherheitsniveau nicht
verändert.
Formel- Bemessungssituation
Widerstand
zeichen BS-P BS-T BS-A
STR und GEO-2: Grenzzustand des Versagens von Bauwerken, Bauteilen und Baugrund
Bodenwiderstände
Herausziehwiderstände
Formel- Lastfall
Widerstand
zeichen LF 1 LF 2 LF 3
Verpressankerwiderstände
6.1.5 Grenzzustände
Für Verankerungen sind im Regelfall entsprechend DIN EN 1997:2009-09 im Grenzzustand
der Tragfähigkeit die folgenden Grenzzustände bei der Bemessung durch Berechnungen bzw.
Prüfungen zu untersuchen:
3
DIN 1054:2010-12, Abschnitt A 2.4.7.6.3 ANMERKUNG 1
6.2 Verankerungen mit Verpressankern 173
6.2.1 Definitionen
Für die Prüfung und Ausführung von Verpressankern gilt in Deutschland bis auf Weiteres die
DIN EN 1537:2001-01 in Verbindung mit der DIN SPEC 18537:2012-02. Die verschiedenen
Definitionen, die für die Bemessung von Verankerungen mit Verpressankern von Bedeutung
sind, wurden aus der DIN EN 1537 in den EC 7-1 übernommen. Die wichtigsten in Bezug auf
Einsatzdauer und Geometrie (siehe auch Bild 6-1) werden im Folgenden wiedergegeben:
Daueranker sind Anker mit einer geplanten Lebensdauer von mehr als zwei Jahren.
Kurzzeitanker sind Anker mit einer geplanten Lebensdauer von bis zu zwei Jahren.
Die freie Stahllänge ݈௧ ist der Abstand zwischen dem Ankerkopf und dem Anfang der
Verankerungslänge des Stahlzuggliedes.
Die Verankerungslänge des Stahlzuggliedes ݈௧ ist die Länge, die direkt mit dem Ver-
presskörper verbunden ist und die aufgebrachte Zugkraft überträgt.
Die freie Ankerlänge ݈ ist der Abstand zwischen dem spannseitigen Ende der Kraftein-
leitungslänge und der Verankerung des Zuggliedes am Ankerkopf.
Die Krafteintragungslänge ݈௫ௗ ist der Ankerabschnitt, in dem die Kraft planmäßig über
einen Verpresskörper in den Boden eingeleitet wird.
174 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
6.2.2 Ankerprüfungen
4
DIN 1054:2010-12 Anmerkung zu 8.1.2.5
5
DIN 1054:2010-12 Abschnitt 8.7 A (1)
6.2 Verankerrungen mit Veerpressankern 17
75
Anker zur Übberprüfung deer Einhaltung der Entwurfskriterien. Mit der bestandeenen Abnahmee-
prüfung wird die Einhaltun
ng der Abnahmmekriterien naachgewiesen.
6.2.2.2 Prüfflasten
Die Prüflast PP für die Eig
gnungs- und A Abnahmeprüffung berechneet aus dem Beemessungsweert
der Ankerbeaanspruchung (vvgl. Abschnittt 6.1.3) zu:
PP = Pd ⋅ γ a (6.6
6)
Im Gegensatzz zur DIN 10554:2005-01 sinnd die Prüfkrääfte für Dauerr- und Kurzzeeitanker bei deen
Eignungs- unnd Abnahmeprüfungen gleiich groß. Bei der Ableitung von Heraussziehwiderstän n-
den aus den Ergebnissen
E von
v Eignungspprüfungen ist diesem Umstand entsprechhend Rechnun ng
zu tragen. Daas Stahlzuggliied muss so bbemessen sei, dass bei Untersuchungs-, Eignungs- un nd
Abnahmeprüffungen folgen nde Werte nichht überschritteen werden:
PP ≤ 0,80
0 ⋅ Pt ,k = 0, 80 ⋅ ft , k ⋅ At (6.7
7)
mit:
f t , k - charakteristissche Zugfestiggkeit des Stahlzuggliedes
und:
PP ≤ 00, 95 ⋅ Pt ,0.1,k = 0, 95 ⋅ ft ,0.1, k ⋅ At - für Spaannstahl (6.8
8)
PP ≤ 00, 95 ⋅ Pt ,0.2, k = 0, 95 ⋅ f t ,0.2, k ⋅ At - für Bettonstahl (6.9
9)
6.2.2.3 Prüffverfahren
B
Belastungszykklus und Mind desthaltedauerrn
In Deutschlannd ist für die Eignungs-
E undd Abnahmeprrüfungen das Prüfverfahren
P n 1 der DIN EN
N
1537:2001-011 mit den Erg gänzungen derr DIN SPEC 18537:2012-0 02 anzuwendeen. Beim Prüf-
verfahren 1 wird die Prüflast in mehreren Zyklen aufgebracht. In jedem Zyklus wird ausgehend
von der Vorlast Pa die Last stufenweise erhöht, bis die maximale Last des Prüfzyklus erreicht
ist. Diese wird dann über eine Zeitspanne konstant gehalten. Anschließend wird stufenweise
auf die Vorlast entlastet. In jedem Zyklus wird die maximale Last erhöht, sodass nach 5 Zyklen
die Prüflast PP erreicht wird. Während der Lastaufbringung und den Haltephasen wird die Ver-
schiebung s am Ankerkopf gemessen. Ein typischer Verlauf für die Auswertung der Verschie-
bung über die Ankerkraft ist in Bild 6-2 gegeben.
Die Dauer der Haltephasen richtet sich nach der Bodenart, der Laststufe und dem Ankertyp.
Für Eignungsprüfungen können die Mindesthaltedauern der Tabelle 6.5 und für
Abnahmeprüfungen der Tabelle 6.6 entnommen werden. Eine Verlängerung der Mindestbe-
obachtungszeit unter der Prüflast Pp wird erforderlich, wenn die Ankerkopfverschiebung zwi-
schen den Zeitpunkten ta und tb ein Maß von ο ݏൌ ݏ െ ݏ überschreitet oder die Neigung der
Zeit-Verschiebungs-Linie (vgl. Bild 6-3) in der halblogarithmischen Darstellung zunimmt. Die
Beobachtungszeit ist dann solange zu verlängern, bis das Kriechmaß ks eindeutig aus einem
linear verlaufenden Abschnitt am Ende der Zeit-Verschiebungs-Linie bestimmt werden kann
und bis eine neue, verlängerte Mindestbeobachtungszeit tb entsprechend der Tabellen 6.7 bzw.
6.8 erreicht ist.
Mindestbeobachtungszeiten [min]
Kurzzeitanker Daueranker
Laststufen
nichtbindiger nichtbindiger
bindiger Boden bindiger Boden
Boden und Fels Boden und Fels
Pa 1 1 1 1
0,40 PP 1 1 15 15
0,55 PP 1 1 15 15
0,70 PP 5 5 30 60
0,85 PP 5 5 30 60
1,00 PP 30 60 60 180
Mindestbeobachtungszeiten [min]
Laststufen Kurzzeitanker und Daueranker
nichtbindiger Boden und Fels bindiger Boden
Pa 1 1
0,40 PP 1 1
0,55 PP 1 1
0,70 PP 1 1
0,85 PP 1 1
1,00 PP 5 15
6.2 Verankerungen mit Verpressankern 177
Kurzzeitanker Daueranker
nichtbindi- nichtbindi-
bindiger bindiger
ger Boden ger Boden
Boden Boden
und Fels und Fels
Versuch mit Mindestbeobachtungszeit,
bei Erfüllung der Bedingung:
ta in min 10 20 20 60
tb in min 30 60 60 180
Verschiebung ǻs = sb – sa in mm 0,5 0,5 0,5 0,5
Versuch mit verlängerter Beobach-
tungszeit:
Beobachtungszeit tb in min 30 60 120 720
Kriechmaß ks in mm 2,0 2,0 2,0 2,0
178 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
Bild 6-3 typische Zeit-Verschiebungs-Linien einer Ankerprüfung zur Ermittlung der Kriechma-
ße, aus [9]
Wenn die Verformungskriterien am Ankerkopf erfüllt sind, sind im zweiten Schritt die Ent-
wurfskriterien bezüglich der freien Stahllänge zu prüfen. Es ist nachzuweisen, dass die aus den
Versuchsergebnissen berechnete freie Stahllänge nicht wesentlich von der planmäßigen freien
Stahllänge abweicht. Dazu müssen die gemessenen elastischen Verschiebungen ab der Laststu-
fe P = 0,7 • PP zwischen der oberen Grenze (a-Linie) und der unteren Grenze (b-Linie) liegen.
Die berechneten Grenzlinien können dazu grafisch den Messwerten, wie in Bild 6-4, gegen-
übergestellt werden:
P − Pa
obere Grenzlinie a für Verbundanker: sel ,a =
Et ⋅ At
(
⋅ ltf + le + 0,5 ⋅ ltb ) (6.11)
P − Pa
obere Grenzlinie a für Druckrohranker: sel , a =
Et ⋅ At
(
⋅ 1,1 ⋅ ltf + le ) (6.12)
P − Pa
untere Grenzlinie b: sel ,b =
Et ⋅ At
(
⋅ 0,8 ⋅ ltf + le ) (6.13)
P − Pa
theoretische Linie c: sel ,c =
Et ⋅ At
(
⋅ ltf + le ) (6.14)
6.2 Verankerungen mit Verpressankern 179
Bild 6-4 Ermittlung der elastischen und plastischen Verschiebungsanteile, aus [9]
wird. Die Spannung bei 0,1 % bleibenden Dehnungen ft,0.1,k, die z. B. zum Nachweis der inne-
ren Tragfähigkeit benötigt wird, weicht davon ab und ist der Zulassung zu entnehmen. Die
Geometrie wurde entsprechend Bild 6-1 berücksichtigt:
Gesamtlänge des Stahlzugglieds: l = 18,8 m
Verankerungslänge: ltb = 5,0 m
Überstand: le = 1,3 m
freie Stahllänge: ltf = 12,5 m
Querschnittsfläche der Litzen: At = 70 mm²
E-Modul: Et = 210000 N/mm²
Stahlgüte der Spannlitzen: St 1570 / 1770
char. Spannung bei 0,1% bl. Dehnung: ft,0.1,k = 1500 N/mm²
char. Zugfestigkeit des Zuggliedes: ft,k = 1770 N/mm²
Nachdem derr Anker bemeessen wurde uund eingebautt ist, kann diee Eignungsprüüfung durchgee-
führt werden.. Dabei sind die
d in Abschnnitt 6.2.2 erlääuterten Grund dsätze einzuha
halten. Bei dem
m
Bauwerk handelt es sich um m eine temporräre Baugrubeensicherung, d. d h. es komm men Kurzzeitann-
ker zum Einsatz. Der Baug grund ist ein w weitgestufter Mittelsand
M (vg
gl. Bild 6-8). D
Die Mindestbee-
obachtungszeeit unter der Prrüflast PP betrrägt somit nacch Tabelle 6.5 30 Minuten. DDie Ergebnissse
der Eignungspprüfung sind ini Tabelle 6.99 gegeben.
Als Erstes istt zu überprüfeen, ob eine V erlängerung der
d Mindestbeeobachtungszeeit nötig ist. Es
E
sind die Verfo
formungen sa undu sb bei derr Prüflast Pp = 1350 kN zu den Zeitpunkt
kten ta = 10 miin
und tb = 30 min
m (vgl. Tabellle 6.7) zu besstimmen:
sa = 102,36 mm
sb = 102,51mm
Δs = 1102,51mm -10
02,36 mm = 0,,15 mm ≤ 0,5m
mm
ĺ Veerlängerung deer Beobachtunngszeit nicht erforderlich
e
Das Kriechmmaß wird auf dem
d linearen Ast (siehe Biild 6-5) zwiscchen den Zeittpunkten ta = 5
min und tb = 30
3 min ermitteelt:
1102,51 mm − 102,18 mm
ks = = 00, 424 mm
§ 30
0·
lg ¨ ¸
© 5 ¹
A-Linie
945 kN − 50 kN
sel ,a,0.70 PP = ⋅ (12,5 m + 1,3 m + 0,5 ⋅ 5, 0 m ) ⋅ 1000 = 70,9 mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
1150 kN − 50 kN
sel ,a,0.85 PP = ⋅ (12,5 m + 1,3 m + 0,5 ⋅ 5, 0 m ) ⋅1000 = 87,1mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
1350 kN − 50 kN
sel ,a ,1.00 PP = ⋅ (12,5 m + 1,3 m + 0,5 ⋅ 5, 0 m ) ⋅1000 = 103, 0 mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
B-Linie
945 kN − 50 kN
sel ,b,0.70 PP = ⋅ ( 0,8 ⋅12,5 m + 1,3 m ) ⋅1000 = 49,1 mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
1150 kN − 50 kN
sel ,b,0.85 PP = ⋅ ( 0,8 ⋅12,5 m + 1,3 m ) ⋅1000 = 60, 4 mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
1350 kN − 50 kN
sel ,b,1.00 PP = ⋅ ( 0,8 ⋅12,5 m + 1,3 m ) ⋅1000 = 71, 4 mm
kN
210 ⋅ 980 mm²
mm²
Die Grenzwerte der A- und B-Linie sind nun mit den Messwerten der elastischen Verformung
zu vergleichen. Als Messwert der elastischen Verformung wird dabei die Differenz zwischen
der Verformung am Ende der Beobachtungszeit und der darauf folgenden Entlastung auf die
Vorlast Pa angenommen. Für die drei zu untersuchenden Lastzyklen können die Verformungen
der Tabelle 6.9 entnommen werden:
sel ,0.70 PP = 64, 20 mm − 11, 25 mm = 52,95 mm
Die Grenzlinien und die Messwerte sind zur besseren Anschaulichkeit nochmal in Bild 6-6
dargestellt. Ab einer Belastung von 945 kN liegen die gemessenen Verformungen zwischen
den Grenzlinien, sodass der Nachweis der freien Stahllänge erbracht ist.
6.4 Nachweis der tiefen Gleitfuge (Ermiittlung der An
nkerlänge) 18
85
6.4 Nachw
weis der tiefen
t Gleiitfuge (Erm
mittlung der Ankerläänge)
6.4.1 Allge
emeines zu
ur Nachweiisführung
Der Nachweis der tiefen Gleitfuge
G wird geführt, um das
d Umkippen n einer rückverrankerten Kon
n-
struktion, einnschließlich dees durch den Anker gehalttenen Bodenk körpers, zu veermeiden. Dazzu
wird das Abrrutschen auf einer
e tief liegeenden Gleitflääche untersuccht [13]. Obw
wohl ein Versaa-
gensmechanissmus, der dem Grenzzusttand der Gesaamtstandsicheerheit entspriccht, untersuch ht
wird, ist der Nachweis
N im Grenzzustand
G GEO-2 zu fü
ühren.
Der Nachweiis dient zur Festlegung
F derr erforderlichen Ankerläng ge. Die Schnitttführung beim m
Nachweis derr tiefen Gleitfu
fuge ist im Billd 6-7 dargestellt. Ausgehennd von der Geeländeoberkan n-
te wird hinterr der Verbauwwand bei Ortbbeton- und Bo ohrpfahlwändeen bzw. in deer Schwerachsse
bei Trägerbohhl- und Spund dwänden ein Schnitt bis zu um (statisch erforderlichen)
e n) Wandfuß gee-
führt. Dabei werden
w der ak
ktive Erddruckk Ea2,k, die Annkerkraft RA,ccal und soweit vorhanden deer
Wasserdruck auf die Verb bauwand freiggeschnitten. Anschließend
A wird die tiefefe Gleitfüge er-
satzweise mitt einer Gerad den vom Wanndfuß zur Mittte des Verpreesskörpers anngenommen. In I
dieser wirkt unter
u dem Reeibungswinkell ij’k die Resu ultierende Qk. Weiterhin daarf in bindigeen
Böden die Koohäsion Ck gleeitflächenparaallel berücksicchtigt werden. Ein evtl. vorh rhandener Was-
serdruck greift gleitflächennnormal an. D
Der letzte Sch hnitt wird vonn der Mitte dees Verpresskör-
pers senkrechht nach oben geführt. Hierr greifen der aktive
a uck auf die geedachte Anker-
Erddru
wand und gggf. der Wasserdruck an. Voom Schnitt eiingeschlossen n verbleibt deer abrutschend de
Bodenblock mit
m seinem Eigengewicht G k und ggf. ein ner Auflast FQi,k
Q . Mithilfe eeines Krafteck
ks
kann anschlieeßend die aufn nehmbare Anknkerkraft RA,cal bestimmt weerden. Es ist zzu zeigen, dasss
der Bemessunngswert der Ankerbeanspru
A uchung unterh halb des Bemmessungswerts aufnehmbareen
Ankerkraft blleibt:
186 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
R A,cal
Pd ≤ R A, d =
γ R ,e
Bild 6-7 Schnittführung beim Nachweis der tiefen Gleitfuge, aus [6]
Bild 6-8 Geometrie und Schnittführung beim Nachweis der tiefen Gleitfuge am Beispiel der
einfach-rückverankerten Bohrpfahlwand
6.4 Nachweis der tiefen Gleitfuge (Ermittlung der Ankerlänge) 187
mit:
pw, hydrostat - hydrostatischer Wasserdruck
ΔpStrömung - Strömungsdruck
Die Potentialhöhe h und die zugehörige z-Koordinate können aus dem Strömungsnetz im Bild
6-9 in den Schnittlinien abgegriffen werden. Die Werte und der sich daraus ergebene Poren-
wasserdruck sind in den Tabellen 61.10 bis 6.12 gegeben.
Die Verteilung der Porenwasserdrücke entlang der Schnittlinien ist in Bild 6-10 qualitativ
dargestellt. Zum Zeichen des Kraftecks müssen die Resultierenden in den Schnitten berechnet
werden. Der resultierende Wasserdruck U ergibt sich durch die Integration der jeweiligen Flä-
che.
௭ୀଵସǡ ே
ܷǡ ൌ ௭ୀଶǡହ ௪ ݀ ݖൌ ͷʹǡͶ
௫כୀଵଷǡଽ ே
ܷ ൌ ௫כୀǡ ௪ ݀ כ ݔൌ ͻͻͻǡʹ
௭ୀ଼ǡଵଵ ே
ܷଵǡ ൌ ௭ୀଶǡହ ௪ ݀ ݖൌ ͳͶǡͳ
Der Erddruck auf die gedachte Ankerwand ist nach EAB 2012 entsprechend EB 44 Abs. 8. mit
einem Erdruckneigungswinkel von ߜ ൌ ߚ = 0° zu berechnen. Für die 2 Bodenschichten kön-
nen die folgenden Erddruckbeiwerte ermittelt werden:
ĺ ܭǡଵ ൌ Ͳǡ͵͵͵
ĺ ܭǡଶ ൌ Ͳǡʹͳ
190 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
Bei der Berechnung der effektiven Vertikalspannungen ist die Strömungskraft zu wie folgt zu
berücksichtigen:
ߪ ᇱ ൌ ሺߛ ᇱ ݅ ή ߛ௪ ሻ ή οݖ
mit:
ο
݅ൌ
ο௦ೕ
οு ǡ
ο݄ ൌ ൌ ൌ Ͳǡͷ݉ - Differenz zwischen den Äquipotentiallinien
ଵସ
οݏ - Länge der Stromröhre zwischen den Äquipotentiallinien
j-1 und j, (grafisch ermittelt)
6
vgl. EAB 2012 EB 7
6.4 Nachweis der tiefen Gleitfuge (Ermittlung der Ankerlänge) 191
Tabelle 6.13 Ermittlung des Erddrucks Ea1,k im Schnitt in der fiktiven Ankerwand
Der Erddruck Ea2,k, der auf die Verbauwand wirkt, wurde bereits im Abschnitt 5.4.2.2 berech-
net und kann übernommen werden:
ே
ܧଶǡ ൌ ͷ͵ǡ͵͵ mit ߜ ൌ ʹʹǡι
Bild 6-12 Geometrie, Einwirkungen und Widerstände bei der Berechnung der Ankerwand
Ankerwand der volle Erdwiderstand mobilisiert werden kann, dürfen sich der aktive Gleitkeil
hinter der Verbauwand und der passive Gleitkeil der Ankerwand nicht überschneiden. Es wird
davon ausgegangen, dass die Ankerlänge ausreichend groß ist. Andernfalls entsteht der kombi-
nierte Bruchmechanismus der tiefen Gleitfuge, bevor der volle Erdwiderstand mobilisiert wird.
Für durchlaufende Ankerwände ist zur Ermittlung des Erdwiderstands ܧǡ der Erddrucknei-
gungswinkel mit ߜ ൌ Ͳ anzusetzen.
ĺ K pg = 3, 00
Fällt der Anker zur Ankerwand hin ab, ist die Neigung bzw. die daraus resultierende Vertikal-
komponente zu berücksichtigen. Es muss dann die Bedingung σ ܸ ൌ Ͳ eingehalten werden
(Nachweis der Vertikalkomponente des mobilisierten Erdwiderstands, siehe Abschnitt 5.4.2.4).
Ggf. ist der Erddruckneigungswinkel auf einen positiven Wert zu erhöhen.
194 6 Berechnung von Verankerungen nach EC 7-1, Abschnitt 8
¦ 54,9 407,3
Zum Nachweis der Ankerwand ist zu zeigen, dass die Bemessungswerte der Ankerbeanspru-
chung und des aktiven Erddrucks hinter der Wand geringer sind, als der Bemessungswert des
Erdwiderstands:
Ah,d + Eagh,d ≤ E ph,d
Für die Bemessung wird weiterhin die Bemessungssituation BS-T zugrunde gelegt:
1, 20 ⋅ 273, 2 kN/m + 1,30 ⋅174,9 kN/m + 1, 20 ⋅ 54,9 kN/m ≤ 407,3 kN/m / 1,30
621,1kN/m ≤ 313,3kN/m
Der Nachweis kann mit der gewählten Konstruktion nicht erfüllt werden. Es gibt zwei Mög-
lichkeiten die Konstruktion zu verändern:
a) Verlängerung der Ankerwand nach unten bei Beibehaltung der horizontalen Ankerlage.
Dabei wirkt die Ankerwand als eine Einspannung im Boden und wird analog dazu berech-
net (vgl. Abschnitt 5.4.1).
b) Verlängerung der Ankerwand nach unten und Anschluss des Ankers in der Wandmitte
unter entsprechender Neigung. Nachweis der Vertikalkomponente des mobilisierten Erd-
widerstands ist der Wandreibungswinkel ggf. zu erhöhen, was den passiven Erddruckbei-
wert deutlich abmindert.
Beide Änderungsvorschläge würden zu einer Verlängerung der Spundwand und zu höheren
Biegemomenten führen. Die Ansätze werden nicht weiter verfolgt.
6.6 Literatur und Quellen 195
7.1 Allgemeines
Der Nachweis der Gesamtstandsicherheit ist bei Böschungen, Hängen und Geländesprüngen zu
führen, um das Versagen durch einen Böschungs- oder Geländebruch auszuschließen. Der
Versagenszustand ist durch das Überschreiten des Scherwiderstands des Bodens und des Wi-
derstands eventuell vorhandener Bauteile gekennzeichnet. Der Nachweis der Gesamtstandsi-
cherheit ist auch bei durch Stützkonstruktionen gesicherten Geländesprüngen zu führen.
7.2 Normenüberblick
Vor Beginn einer Nachweisführung ist die Komplexität der baulichen Anlage und des Bau-
grunds zu beurteilen. Anhand DIN 10541 werden diese in Geotechnische Kategorien eingestuft,
welche die Mindestanforderungen der geotechnischen Berechnung vorgeben.
So dürfen einfache geböschte Baugruben und nicht verbaute Gräben bei Einhaltung der Krite-
rien nach DIN 41242 der Geotechnischen Kategorie GK 1 zugeordnet werden und der Nach-
weis der Standsicherheit darf entfallen. Es müssen dazu unter anderem definierte Böschungs-
winkel und Randabstände für Baugeräte eingehalten werden. Einschränkungen ergeben sich
z. B. sobald Zufluss von Schichtenwasser zu erwarten ist, Grundwasserabsenkung mit offener
Wasserhaltung vorgesehen ist oder Störungen des Bodengefüges auftreten.
Die Gesamtstandsicherheit nach EC 7-13 ist nachzuweisen, wenn die in DIN 4124 genannten
Bedingungen nicht eingehalten werden, die Böschung höher als 5 m ist oder die Standsicher-
heit von vorhandenen Gebäuden gefährdet werden kann. Werden Böschungen, Hänge oder
Geländesprünge in die Geotechnische Kategorie GK 2 oder GK 3 eingestuft, so ist die Gesamt-
standsicherheit nachzuweisen.
Für die Nachweisführung der Gesamtstandsicherheit werden mehrere Normen gleichzeitig
benötigt (siehe Bild 7-1). EC 7-1 legt in Abschnitt 11.5.1 die Grenzzustände der Tragfähigkeit
GEO und STR für die Berechnung der Standsicherheit von Böschungen inklusive vorhandener
Tragwerke fest. Es wird in einer Anmerkung darauf verwiesen, dass die Zahlenwerte der Teil-
sicherheitsbeiwerte im nationalen Anhang4 festgelegt werden dürfen.
Für die Grenzzustände GEO und STR werden in EC 7-1 drei Nachweisverfahren angegeben.
Der nationale Anhang legt fest, dass der Nachweis der Gesamtstandsicherheit mit dem Nach-
weisverfahren 3 (GEO-3) zu führen ist. Weiterhin wird für die Zahlenwerte der Teilsicher-
1
Ohne zusätzliche Angaben ist damit DIN 1054:2010-12 gemeint [4]
2
Die Angabe bezieht sich immer auf DIN 4124:2012-01 [8]
3
Die Angabe bezieht sich immer auf DIN EN 1997-1:2009-09 [9]
4
Die Angabe bezieht sich immer auf DIN EN 1997-1/NA:2010-12 [10]
C. Boley (Hrsg.), Geotechnische Nachweise und Bemessung nach EC 7 und DIN 1054,
DOI 10.1007/978-3-658-07842-3_7, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
198 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
heitsbeiwerte auf DIN 1054 verwiesen. Entsprechend dem nationalen Anhang ist schließlich
der Nachweis der Gesamtstandsicherheit nach DIN 40845 durchzuführen.
In DIN 1054 werden in einzelnen Tabellen die Zahlenwerte der Teilsicherheitsbeiwerte für die
Einwirkungen und Beanspruchungen, für die geotechnischen Kenngrößen und für die Wider-
stände angegeben. Ferner befinden sich in DIN 1054 Abschnitte mit ergänzenden Regelungen
zur Gesamtstandsicherheit, speziell zu den Themen Anwendungsbereich, Geotechnische Kate-
gorie und Grenzzustand der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit. Nachdem der EC 7-1
keine Angaben zu konstruktiven Böschungssicherungen macht, versucht die DIN 1054 mit
einem separaten Unterkapitel unter dem Abschnitt Zu „11 Gesamtstandsicherheit“ diese Rege-
lungslücke zu schließen.
Der eigentliche Ablauf des Nachweises der Gesamtstandsicherheit erfolgt dann nach
DIN 4084. Dort werden auch die Einwirkungen und Widerstände definiert, die Bruchmecha-
nismen aufgelistet und die einzelnen Berechnungsverfahren beschrieben. Die Ermittlung der
Bemessungswerte der Einwirkungen und Widerstände ist durch EC 7-1, nationalen Anhang
und DIN 1054 festgelegt. Die Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach DIN 4084 erfolgt
dann mit den ermittelten Bemessungswerten.
Die Führung des Nachweises der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1 mit nationalem Anhang,
DIN 1054:2010-12 und DIN 4084 hat sich im Vergleich zum Nachweis nach der Vorgänger-
norm DIN 1054:2005-01 [3] und DIN 4084 nicht geändert. Die Bemessungssituation GEO-3
entspricht dem ehemaligen Grenzzustand GZ 1C und es sind die zugeordneten Zahlenwerte der
Teilsicherheitsbeiwerte gleich geblieben. In Kapitel 7.5 werden einige zusätzliche Reglungen
des EC 7-1 aufgeführt.
5
Die Angabe bezieht sich immer auf DIN 4084:2009-01 [5]
7.2 Normenüberblick 199
7.2.1 Anwendungsbereich
Die Angaben des EC 7-1 gelten für die Gesamtstandsicherheit und Bewegungen im Untergrund
bei Fundamenten, Stützbauwerken, Hängen, Dämmen oder Baugruben. In DIN 1054 wird die
Aufzählung ergänzt und konkretisiert. Der Abschnitt 11 des EC 7-1 gilt somit für:
Hänge, Böschungen, Dämme
Nichtverankerte Stützbauwerke und nicht gestützte, eingespannte Wände
Verankerte Stützwände
Konstruktive Böschungssicherungen
Das im EC 7-1 beschriebene Nachweisverfahren der Berechnung der Gesamtstandsicherheit
wird einerseits für den Nachweis der Sicherheit gegen Böschungs- oder Geländebruch verwen-
det. Andererseits wird das Verfahren entsprechend DIN 1054 auch benutzt um bei konstrukti-
ven Böschungssicherungen die Beanspruchung der Sicherungselemente zu ermitteln.
7.2.2 Teilsicherheitsbeiwerte
In den folgenden Tabellen 7.1 bis 7.3 sind die Zahlenwerte der Teilsicherheitsbeiwerte für die
Gesamtstandsicherheit aus DIN 1054:2010-12 angegeben [4]. Sie entsprechen ferner denen, die
in DIN 1054:2005-01 definiert wurden. Es haben sich lediglich die Bezeichnungen für die
Grenzzustände und für die Bemessungssituationen bzw. Lastfälle verändert.
Entsprechend dem Nachweisverfahren GEO-3 werden die Teilsicherheitsbeiwerte auf die Ein-
wirkungen oder Beanspruchungen des Tragwerks und auf die Baugrund-Kenngrößen ange-
wendet. Der Widerstand des Bodens wird demnach mit den Bemessungswerten der Schwerfes-
tigkeit bestimmt.
Formel- Bemessungssituation
Einwirkung bzw. Beanspruchung
zeichen BS-P BS-T BS-A
Formel- Bemessungssituation
Bodenkenngröße
zeichen BS-P BS-T BS-A
Formel- Bemessungssituation
Bodenkenngröße
zeichen BS-P BS-T BS-A
Bild 7-2 Verschiedene Bruchmechanismen nach DIN 4084: a) gerade Gleitlinie, b) kreisförmige
Gleitlinie, c) beliebig einsinnig gekrümmte Gleitlinie, d) zusammengesetzte Bruchmechanismen
(nach [5])
Der Nachweis der Gesamtstandsicherheit erfolgt über den Vergleich der Bemessungswerte der
Einwirkungen mit den Bemessungswerten der Widerstände. Im Rahmen der einzelnen Berech-
nungsverfahren werden entweder die resultierenden Momente der Einwirkungen und Wider-
stände oder die resultierenden Kräfte miteinander verglichen.
E d ≤ R d oder E M ,d ≤ R M ,d bzw. (7.1)
E d = R d ⋅ μ oder E M , d = R M , d ⋅ μ (7.2)
7.3 Beispielaufgaben
Bevor die eigentliche Berechnung beginnen kann ist es erforderlich, die Bemessungswerte von
Einwirkung und Widerstand zu ermitteln. Bei diesem Beispiel sind nur das Eigengewicht und
die Scherfestigkeit des Bodens zu berücksichtigen.
Teilsicherheitsbeiwerte für BS-P in GEO-3:
Ständige Einwirkungen: ߛீ ൌ ͳǡͲ
Reibungsbeiwert: ߛఝᇲ ൌ ͳǡʹͷ
Der Bemessungswert des Reibungswinkels ermittelt sich mit der Gleichung A (2.2a) nach
DIN 1054:
tanϕ k′
tanϕ d′ = . (7.3)
γ ϕ′
Damit ergibt sich für den Bemessungswert des Reibungswinkels:
୲ୟ୬ ଷǡହι
߮ௗᇱ ൌ ՜ ߮ௗᇱ ൌ ͵ͳǡͷι.
ଵǡଶହ
Die betrachtete Böschung befindet sich in homogenem kohäsionslosem Boden ohne sonstige
Einwirkungen. Für diesen speziellen Fall fällt die ungünstigste Gleitfläche mit der Böschungs-
oberfläche zusammen. Es handelt sich somit um einen Bruchmechanismus mit gerader Gleitli-
nie. In DIN 4084 finden sich für diesen Fall im Abschnitt „Böschungsparallele gerade Gleitli-
nie“ die Formeln für die Beanspruchung und den Widerstand.
Für eine betrachtete Volumeneinheit ergibt sich als Beanspruchung aus dem Eigengewicht eine
hangabwärts gerichtete Kraft. Zusätzlich wirkt infolge des vertikalen Eigengewichts auch eine
Normalkomponente des Eigengewichts auf die Gleitlinie, durch welche infolge der Scherfes-
tigkeit des Bodens eine Reibungskraft mobilisiert werden kann. Diese Kraft wirkt einer mögli-
chen Bewegung entgegen und gehört zum Widerstand.
Beanspruchung: E d = γ G ⋅ γ ⋅ sin β (7.4)
Widerstand: Rd = γ G ⋅ γ ⋅ cos β ⋅ tan ϕ d′ (7.5)
Der Ausnutzungsgrad der Böschung berechnet sich aus dem Verhältnis von Beanspruchung
und Widerstand. Durch Vereinfachung der Gleichung zeigt sich, dass die Standsicherheit der
Böschung gegeben ist, wenn der Böschungswinkel ߚ kleiner als der Bemessungswert des Rei-
bungswinkels ist.
7.3 Beispielaufgaben 203
γ G ⋅ γ ⋅ sin β tan β
μ= = (7.6)
γ G ⋅ γ ⋅ cos β ⋅ tan ϕ d′ tan ϕ d′
୲ୟ୬ ଶǡι
ߤൌ ൌ Ͳǡͺʹ
୲ୟ୬ ଷଵǡହι
Mit einem Ausnutzungsgrad von 82 % kann die Gesamtstandsicherheit der Böschung nachge-
wiesen werden.
Nach DIN 4084 darf bei oberflächennahen Gleitlinien in nichtbindigem Boden der Bemes-
sungswert des Reibungswinkels erhöht werden. Einerseits ist das Schadenspotential bei ober-
flächennahen Gleitlinien geringer als bei tiefliegenden und andererseits können durch die Er-
höhung des Reibungswinkels eventuell tieferliegende Gleitlinien mit ähnlichem Ausnutzungs-
grad, aber höherem Schadenspotential aufgedeckt werden. Bis zu einer Tiefe von 1 m normal
zur Böschungsoberfläche darf die Erhöhung 15 % betragen. Ab einer Tiefe von 1 m bis 2,5 m
geht die Erhöhung linear von 15 % auf 0 % zurück (Bild 7-4).
Bild 7-4 Erhöhung des Bemessungswerts des Reibungswinkels nach DIN 4084 und veränderte
maßgebende Gleitlinie
Die beschriebene Erhöhung des Reibungswinkels führt bei diesem Beispiel zu der in Bild 7-4
unten dargestellten tieferen maßgebenden Gleitlinie, welche natürlich einen geringen Ausnut-
zungsgrad aufweist.
204 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Widerstände: RM = r ⋅ ¦
(Gi + Pvi − bi ⋅ ui ) ⋅ tan ϕ i + bi ⋅ ci (7.8)
i
cos ϑi + μ ⋅ tan ϕ i ⋅ sin ϑi
EM
Die Standsicherheit ist nachgewiesen, wenn beim Einsetzen von μ = 1 sich ≤ 1 ergibt.
RM
Der Ausnutzungsgrad ermittelt sich iterativ entsprechend der folgenden Gleichung:
7.3 Beispielaufgaben 205
In Tabelle 7-4 sind für die Bemessungssituation BS-P die Bemessungswerte der Scherparame-
ter der Schichten angegeben, die sich mittels Gleichung 7.3 bzw. 7.10 berechnen.
Tabelle 7.4 Bodenparameter für Beispiel 2 und 3
ߛ 22 kN/m³ 20 kN/m³
ߛ 21 kN/m³
߮Ԣ 37,5 ° 20 °
߮Ԣௗ 31,5 ° 16,2 °
ܿԢ 0 kN/m² 10 kN/m²
ܿԢௗ 0 kN/m² 8 kN/m²
206 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
c' k
Bemessungswert der Kohäsion nach DIN 1054 Formel A (2.2b): c' d = (7.10)
γ c'
Bevor die Momente der Einwirkungen und Widerstände der einzelnen Lamellen anhand einer
Tabelle berechnet werden, ist zu klären, inwiefern die auf die Lamellen wirkende Auflast anzu-
setzen ist. In DIN 4084 befindet sich dazu die in Bild 7-7 gezeigte Abbildung.
Der Ansatz der Auflast erfolgt erst ab einem Abstand von r ⋅ sin ϕ ' d vom Kreismittelpunkt.
Damit wird gewährleistet, dass der „treibende Beitrag“ der Auflast größer ist als der „haltende
Beitrag“. Wird dieser Abstand über geometrische Beziehungen umgesetzt auf die einzelnen
Lamellen, dann bedeutet das, dass der Neigungswinkel der Gleitlinie der Lamelle ϑ größer
sein muss als der Bemessungswert des Reibungswinkels in der Gleitebene. Andernfalls würde
die Auflast günstig wirken.
Zur besseren Übersichtlichkeit werden anhand von Tabelle 7.5 die Momente der Einwirkungen
(Spalte 11) und Widerstände (Spalte 12) von Lamelle 1 bis 15 berechnet.
Zu Beginn wird das Eigengewicht einer Lamelle ܩǡௗ (Spalte 4) bestimmt. Dazu werden die
Flächen benötigt, die die jeweilige Lamelle an Schicht 1 ܣǡଵ bzw. Schicht 2 ܣǡଶ hat. Mittels
der Wichten ߛଵ und ߛଶ der beiden Schichten kann das Eigengewicht berechnet werden:
Eigengewicht: Gi ,d = γ G ⋅ ( Ai ,1 ⋅ γ 1 + Ai , 2 ⋅ γ 2 ) . (7.11)
Der Bemessungswert der Auflast auf einer Lamelle ܲ௩ǡௗ bestimmt sich aus der Lamellenbreite
ܾ (Spalte 7), der Flächenlast q und dem Teilsicherheitsbeiwert:
Auflast: Pvi,d = γ Q ⋅ (bi ⋅ q) . (7.12)
Für jede Lamelle muss überprüft werden, ob der Neigungswinkel der Gleitlinie der Lamelle ߴ
(Spalte 8) größer ist als der Bemessungsreibungswinkel ߮Ԣǡௗ in der Gleitebene, nur dann darf
die Auflast in der Berechnung angesetzt werden.
In Spalte 6 würden bei Vorhandensein von Wasser die Porenwasserdrücke ݑǡௗ eingetragen
werden. In Spalte 9 ist die Kohäsion ܿԢǡௗ in der Gleitlinie der jeweiligen Lamelle eingetragen.
7.3 Beispielaufgaben 207
Anhand der zusammengetragenen Größen und dem Radius ݎൌ ͳͺǡͺ݉ des betrachteten
Gleitkreises kann über Gleichung 7.13 das Moment der Einwirkungen (Spalte 11) und mit
Gleichung 7.14 und einem Startwert von ߤ ൌ ͳ das Moment des Widerstands (Spalte 12) be-
rechnet werden.
Einwirkungen: E i , M ,d = r ⋅ (Gi ,d + Pvi,d ) ⋅ sin ϑi (7.13)
Widerstand: Ri, M ,d = r ⋅
(Gi,d + Pvi,d − bi ⋅ ui,d )⋅ tan ϕ 'i,d +bi ⋅ c'i,d (7.14)
cos ϑi + μ ⋅ tan ϕ 'i ,d ⋅ sin ϑi
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Lamelle Ai,1 Ai,2 Gi,d Pvi,d ui,d bi i c'i,d ij'i,d
Ei,M,d Ri,M,d
Nr. [m²] [m²] [kN/m] [kN/m] [kN/m²] [m] [°] [kN/m²] [°]
Der Ausnutzungsgrad der Böschung ermittelt sich über das Verhältnis der Summen von ein-
wirkenden und widerstehenden Momenten:
ாಾǡ ଵǤଵଷǡହ
1. Iteration mit ߤ ൌ ͳ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ ൌ Ͳǡͻͳ ,
ோಾǡ ଵଵǤଵଵ଼ǡ
ாಾǡ
2. Iteration mit ߤ ൌ Ͳǡͻͳ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ Ͳǡͺͻ .
ோಾǡ
Bei der 3. Iteration wird der Ausnutzungsgrad von ߤ ൌ Ͳǡͺͻ bestätigt. Die Gesamtstandsicher-
heit ist damit nachgewiesen.
Zum Vergleich wurde die Ausnutzung der Böschung mit dem Programm GGU-Stability Versi-
on 10 berechnet. Es muss dazu zu Beginn auch eine Vorauswahl der Bruchfigur und des Ver-
fahrens getroffen werden (hier „Bishop (Kreise / Lamellen)“). Anschließend müssen Kreismit-
208 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
telpunkte definiert werden, für welche die Ausnutzung berechnet wird, um unter den definier-
ten Gleitkreisen denjenigen mit dem Ausnutzungsmaximum auffinden zu können.
Bei einer Anzahl von 30 Lamellen ergaben sich der maßgebende Gleitkreis mit einem Radius
von ݎൌ ͳͺǡͺ݉ und der Ausnutzungsgrad zu ߤ ൌ ͲǡͻͲ (Bild 7-8). Die geringe Abweichung
zur Handrechnung resultiert aus der feineren Lamelleneinteilung im Programm und der höhe-
ren Genauigkeit der Berechnung.
Bevor das Gleichgewicht der wirkenden Kräfte betrachtet werden kann, ist es erforderlich die
Wirkungsrichtung der Widerstände (Ci,d, Qi,d und Cij,d, Qij,d) zu bestimmen. Bei diesem Beispiel
ist die Bewegungsrichtung der Gleitkörper entlang der äußeren Gleitlinie gut erkennbar. Jedoch
ist schon an den inneren Gleitlinien nicht mehr ganz deutlich, wie sich die Gleitkörper relativ
zueinander bewegen.
Eine praktische Hilfe ist dabei der Verschiebungsplan (oder auch Geschwindigkeitsplan ge-
nannt). Anhand dessen wird die Bewegung der Gleitkörper zueinander deutlich (Bild 7-10).
Zuerst werden dazu von einem Punkt aus die Neigungen der äußeren Gleitlinien (v1 bis v3)
strahlenartig angetragen. Um die Relativbewegung von Körper 2 und Körper 3 zu bestimmen
wird anschließend an einem belieben Punkt auf Strahl v3 die Neigung der inneren Gleitlinie
zwischen Körper 2 und 3 angetragen, so dass sie den Strahl v2 schneidet. Die Richtung des so
entstandenen Pfeils v23 verdeutlicht die Relativverschiebung von Körper 2 zu Körper 3, d.h.
dass sich Körper 2 in Bezug auf Körper 3 nach oben schiebt. Entsprechend der Bewegung
entgegengesetzt ist die auf Körper 2 wirkende Reaktionskraft Q23,d anzutragen. Analoges gilt
für die Bewegung von Körper 1 und 2. Bild 7-11 veranschaulicht die Bewegungen der Gleit-
körper.
Die einwirkenden und widerstehenden Kräfte können anhand der zugehörigen Flächen bzw.
Längen berechnet werden. Da die Kräfte in der Ebene berechnet werden beziehen sich alle auf
den laufenden Meter Böschung. Es sind für alle Kräfte die Bemessungswerte zu bestimmen.
Die Gewichtskräfte ermitteln sich aus den Flächenanteilen der Gleitkörper an den jeweiligen
Schichten Ai,1 und Ai,2 und den zugehörigen Wichten (Ȗ1 und Ȗ2) (Bild 7-12):
ܩǡௗ ൌ ߛீ ή ൫ܣǡଵ ή ߛଵ ܣǡଶ ή ߛଶ ൯ǡ (7.15)
ே ே
ܩଵǡௗ ൌ ͳǡͲ ή ቀǡͲͻ݉ଶ ή ʹͲ ቁ ൌ ͳͶͳǡͺ ǡ
య
ே ே ே
ܩଶǡௗ ൌ ͳǡͲ ή ቀͳǡ͵ͳ݉ଶ ή ʹͲ ͳͲǡʹ݉ଶ ή ʹʹ ቁ ൌ ͷͷʹǡͳ ǡ
య య
ே ே
ܩଷǡௗ ൌ ͳǡͲ ή ቀͷǡ͵͵݉ଶ ή ʹʹ ቁ ൌ ͳͳǡ͵ Ǥ
య
Die Verkehrslast berechnet sich aus dem auf Gleitkörper 3 wirkenden Anteil der Flächenlast.
Da auch hier der Neigungswinkel der äußeren Gleitlinie von Körper 3 größer ist als der Be-
messungswert des Reibungswinkels von Schicht 1 wirkt die Auflast ungünstig und ist anzuset-
zen.
ே ே
ܲଷǡௗ ൌ ߛொ ή ݍή ͳǡͳ݉ ൌ ͳǡ͵ ή ʹͲ
మ
ή ͳǡͳ݉ ൌ ʹͺǡ
Die Kohäsionskräfte Ci,d und Cij,d an den Gleitlinien in Schicht 2 werden aus dem Bemes-
sungswert der Kohäsion und der Länge der jeweiligen Gleitlinie ermittelt. Bei den inneren
Gleitlinien steht dabei der Index i für den Gleitkörper auf den die Kraft wirkt und j für den
Gleitkörper durch welchen die Kraft aufgebracht wird. Die Kohäsionskräfte C21,d und C12,d sind
betragsmäßig gleich, jedoch in entgegengesetzter Richtung wirkend. An der äußere Gleitlinie 3
und der inneren Gleitlinie 23 gibt es keine Kohäsionskräfte.
ᇱ ே ே
ܥଵǡௗ ൌ ͷǡͲ݉ ή ܿଶǡௗ ൌ ͷǡͲ݉ ή ͺ
మ
ൌ ͶͲ
ᇱ ே ே
ܥଶǡௗ ൌ ͳͲǡͶͻ݉ ή ܿଶǡௗ ൌ ͳͲǡͶͻ݉ ή ͺ
మ
ൌ ͺ͵ǡͻ
ᇱ ே ே
ܥଶଵǡௗ ൌ ܥଵଶǡௗ ൌ ʹǡͻʹ݉ ή ܿଶǡௗ ൌ ʹǡͻʹ݉ ή ͺ
మ
ൌ ʹ͵ǡͶ
ܥଷǡௗ ൌ ܥଶଷǡௗ ൌ ܥଷଶǡௗ ൌ Ͳ
7.3 Beispielaufgaben 211
Für die Überprüfung der Gesamtstandsicherheit der Böschung ist es ausreichend die Wirkungs-
linie der Reaktionskräfte Qi,d und Qij,d zu kennen, der Zahlenwert wird nicht direkt benötigt.
Die Reaktionskräfte können bei maximaler Mobilisierung des Reibungswinkels unter dem
Winkel ߮Ԣௗ zur Normalen auf der Gleitlinie angesetzt werden.
Mit den berechneten Kräften die von der Wirkungsrichtung und vom Betrag bekannt sind und
der Wirkungslinie der Reaktionskräfte lässt sich die für das Gleichgewicht erforderliche Zu-
satzkraft bestimmen. Diese kann analytisch über die Betrachtung des Gleichgewichts in hori-
zontaler und vertikaler Richtung oder grafisch durch das Zeichnen des Kraftecks gefunden
werden. Im Folgenden wird die anschaulichere grafische Variante vorgestellt (Bild 7-13).
Die Kräfte müssen sowohl für jeden einzelnen Gleitkörper als auch für den gesamten Bruch-
mechanismus im Gleichgewicht stehen. DIN 4084 empfiehlt dazu die erforderliche Zusatzkraft
am jeweils größten Gleitkörper anzubringen.
An Körper 3 wirken die Kräfte G3,d und P3,d, die von der Wirkungsrichtung und dem Betrag
bekannt sind. Weiterhin wirkt an der äußeren Gleitlinie die Reaktionskraft Q3,d und an der
inneren Gleitlinie Q32,d. Werden diese zwei Kräfte mit der Wirkungsrichtung im Krafteck ange-
setzt, so ergibt sich ein Schnittpunkt. Dadurch ist das Krafteck geschlossen und die Kräfte Q3,d
und Q32,d sind betragsmäßig definiert.
Das Krafteck für Körper 1 setzt sich aus den richtungs- und betragsmäßig bekannten Kräften
G1,d, C1,d und C12,d und den von der Richtung bekannten Kräften Q1,d und Q12,d zusammen,
welche zum Schnitt gebracht werden können.
Die Kraftecke für die Körper 1 und 3 sind geschlossen und es wurden somit die Größen für die
Kräfte Q32,d und Q12,d festgelegt, die mit dem gleichen Betrag nur in entgegengesetzter Rich-
tung auf den Körper 2 wirken. Wird das Krafteck für Körper 2 konstruiert, dann zeigt sich nach
Antragen der Wirkungslinie von Q2,d, dass das Krafteck auch bei beliebiger Verlängerung
dieser Kraft ohne zusätzliche Kraft nicht geschlossen werden kann. Die Wirkungsrichtung der
Zusatzkraft wird so gewählt, dass sie die Neigung der Gleitlinie 2 aufweist. Dadurch ist leicht
zu erkennen, ob sie antreibend oder haltend wirkt. Die erforderliche Zusatzkraft ist für dieses
Beispiel hangabwärtsgerichtet. Für den gewählten Bruchmechanismus ist die Böschung somit
standsicher, da erst mit dieser zusätzlichen abtreibenden Kraft die Einwirkungen und die Wi-
derstände im Gleichgewicht stehen.
212 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Bild 7-13 Krafteck für den Bruchmechanismus (links) und Kraftecke für die einzelnen Bruch-
körper (alles Bemessungswerte)
Bild 7-14 Ausgabe aus GGU-Stability: Verschiebungsplan, Kräfte an den Gleitlinien, Krafteck
Bild 7-15 Vereinfachter Porenwasserdruckansatz nach DIN 4084 Bild 1 bei überwiegend hori-
zontaler Strömung
Weicht die Strömung dagegen stark von der Horizontalen ab, ist für den Ansatz des Porenwas-
serdrucks das Strom- und Potentialliniennetz zu berücksichtigen. Es wird in DIN 4084 weiter-
hin angemerkt, dass die Berechnung auch mithilfe der Strömungskraft und der Wichte des
Bodens unter Auftrieb durchgeführt werden darf.
214 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Für die in Bild 7-16 dargestellte Böschung (Böschungsgeometrie und Bodenschichten wie
Beispiel 2) soll die Gesamtstandsicherheit in Bemessungssituation BS-P mit dem Lamellenver-
fahren bei kreisförmiger Gleitlinie nachgewiesen werden.
Die Gleichungen in DIN 4084 zur Bestimmung der einwirkenden und widerstehenden Momen-
te basieren auf totalen Spannungen (Gleichung 7.7 und 7.8). Das Eigengewicht einer Lamelle
ist dabei für den Bereich unterhalb des Wasserspiegels mit der Wichte des wassergesättigten
Bodens zu berechnen. Die durch den Auftrieb verringerte Vertikalkraft in der Gleitlinie wird
durch die in der Gleitlinie wirkende Porenwasserdruckkraft berücksichtigt, welche auf der
Seite des Widerstands vom Eigengewicht abgezogen wird.
Die Berechnung der Momente der Einwirkungen und Widerstände je Lamelle erfolgt anhand
Tabelle 7.6. Für die Berechnung des Eigengewichts werden hier 3 Spalten benötigt, da bei
Schicht 2 eine Unterteilung in Fläche oberhalb Ai,2 und Fläche unterhalb Ai,2,r des Wasserspie-
gels erforderlich ist. Das Eigegengewicht je Lamelle berechnet sich mit Gleichung 7.16.
Eigengewicht: Gi , d = γ G ⋅ ( Ai ,1 ⋅ γ 1 + Ai ,2 ⋅ γ 2 + Ai ,2, r ⋅ γ 2, r ) (7.16)
୩ ୩ ୩
mit ߛଵ ൌ ʹʹ ǡ ߛଶ ൌ ʹͲ ǡ ߛଶǡ ൌ ʹͳ
୫య ୫య ୫య
Aufgrund der annähernd horizontalen Strömung kann der Porenwasserdruck ui,d (Spalte 7)
mittels der Höhe des Wasserspiegels oberhalb der Gleitlinie (݄௦ ) berechnet werden:
Porenwasserdruck: u i , d = γ W ⋅ hs (7.17)
୩
mit der Wichte des Wassers ߛௐ ൌ ͳͲ .
୫య
Die Auflast kann bei allen drei Lamellen angesetzt werden, da der Reibungswinkels kleiner als
der Gleitflächenneigungswinkel ist. Anhand der Gleichungen 7-13 und 7-14 und dem Radius
7.3 Beispielaufgaben 215
des Gleitkreises von ݎൌ ͳͷǡ݉ können für jede Lamelle das Moment der Einwirkungen
(Spalte 12) und das Moment des Widerstands (Spalte 13) berechnet werden.
Tabelle 7.6 Berechnung der Momente der Einwirkungen und Widerstände, Gleitkreisradius
ݎൌ ͳͷǡ݉, Startwert ߤ ൌ ͳ
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Lamelle Ai,1 Ai,2,r Ai,2 Gi,d Pvi,d ui,d bi i c'i,d ij'i,d
Ei,M,d Ri,M,d
Nr. [m²] [m²] [m²] [kN/m] [kN/m] [kN/m²] [m] [°] [kN/m²] [°]
1 0,00 0,15 0,00 3,21 0 2,1 0,75 -28,9 8 16,2 -24,4 138,4
2 0,00 1,13 0,00 23,74 0 7,5 1,51 -24,1 8 16,2 -152,2 310,4
3 0,00 2,21 0,00 46,32 0 14,0 1,51 -18,3 8 16,2 -228,4 355,2
4 0,00 3,76 0,11 81,07 0 25,2 1,5 -12,5 8 16,2 -275,5 422,9
5 0,00 4,91 0,50 113,00 0 32,5 1,51 -6,9 8 16,2 -213,1 503,1
6 0,00 5,69 0,97 138,93 0 38,1 1,5 1,5 8 16,2 57,1 558,2
7 0,00 6,36 1,45 162,69 0 42,0 1,51 4,2 8 16,2 187,1 631,7
8 0,04 6,68 1,90 179,32 0 44,5 1,51 9,6 8 16,2 469,5 678,8
9 0,87 6,70 1,67 193,25 0 44,6 1,5 15,3 8 16,2 800,6 735,6
10 2,01 6,33 1,31 203,25 0 42,1 1,51 21,1 8 16,2 1.148,7 798,0
11 3,14 5,54 1,09 207,21 0 36,8 1,51 27,2 8 16,2 1.487,0 863,4
12 4,27 4,36 0,92 203,78 0 29,0 1,5 33,5 8 16,2 1.765,9 926,1
13 5,41 2,79 0,78 193,37 0 18,5 1,51 40,4 8 16,2 1.967,6 995,5
14 6,03 0,70 0,49 157,26 39,0 4,2 1,5 49,0 8 16,2 2.325,5 1.206,7
15 4,29 0,00 0,00 94,34 39,3 0 1,51 56,9 0 31,5 1.757,1 1.214,3
16 0,63 0,00 0,00 13,97 19,5 0 0,75 65,9 0 31,5 479,6 333,0
Summe
11.552,2 10.671,2
EM,d und RM,d
Der Ausnutzungsgrad der Böschung ermittelt sich wieder über das Verhältnis der Summen von
einwirkenden und widerstehenden Momenten:
ாಾǡ ଵଵǤହହଶǡଶ
1. Iteration mit ߤ ൌ ͳ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ ൌ ͳǡͲͺ ,
ோಾǡ ଵǤଵǡଶ
ாಾǡ
2. Iteration mit ߤ ൌ ͳǡͲͺ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ ͳǡͳͲ .
ோಾǡ
Bei einem dritten Iterationsschritt bleibt der Ausnutzungsgrad bei ߤ ൌ ͳǡͳͲ. Damit ist für die
Böschung mit dem gegebenen Grundwasserstand der Nachweis der Gesamtstandsicherheit
nicht erfüllt.
Für die vergleichende Berechnung der Gesamtstandsicherheit dieser Böschung mit GGU, ist es
erforderlich vorab die Wasserströmung durch GGU-SS-FLOW2D berechnen zu lassen (Bild
7-17). Die Ergebnisse werden dann in GGU-Stability eingelesen (Bild 7-18), damit das Pro-
gramm die Wasserstände für die Berechnung der Lamellen berücksichtigen kann.
216 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Bei der Berechnung mittels des Lamellenverfahrens und kreisförmiger Gleitlinie ergibt sich der
maßgebender Gleitkreis mit dem Radius ݎൌ ͳͷǡ݉ mit einer Ausnutzung von ߤ ൌ ͳǡͲͻ (Bild
7-19). Die Böschung ist daher nicht standsicher.
In Bild 7-20 ist der zu untersuchende Gleitkreis und dessen Lamelleneinteilung dargestellt. Es
ist zu erkennen, dass der Verpresskörper des vorgespannten Verpressankers den Gleitkreis bei
Lamelle 2 schneidet. Der Herausziehwiderstand des Verpresskörpers soll ܴǡௗ ͳͷͲ݇ܰȀ݉
betragen (bezogen auf den laufenden Meter Spundwand).
Nach DIN 4084 werden die Gleitlinie schneidende Zugglieder in Abhängigkeit der Lage und
der Vorspannung unterschiedlich berücksichtigt (Tabelle 7.7). Es ist zu Beginn zu unterschei-
den, ob es sich um selbstspannende oder nicht selbstspannende Zugglieder handelt. Ein selbst-
spannendes Zugglied, welches teilweise außerhalb des Bruchkörpers verankert ist, wird durch
das Abrutschen des Gleitkörpers gespannt. Ausschlaggebend für die Einteilung ist dabei der
Winkel ߰ zwischen der Gleitlinie und der Zuggliedachse im Schnittpunkt von Gleitlinie und
Zugglied. Ist der vorhandene Winkel ߰ kleiner als der nach DIN 4084 festgesetzte Maximal-
wert ߰ , dann wirkt das Zugglied selbstspannend, andernfalls nicht selbstspannend. Der Ma-
ximalwert ߰ ist in Abhängigkeit des Bodens definiert (Bild 7-21).
Tabelle 7.7 Ansatz der Zugkräfte von geschnittenen Zuggliedern nach DIN 4084
Boden ߰ǡ௫
BBei selbstspannnenden Zuggliedern darf ddie Zugkraft FA bei der Bereechnung der G Gesamtstandsii-
ccherheit auf der
d Seite des Widerstands angesetzt weerden (siehe gestrichelte U Umrandung in n
GGleichung 7-119). Es ist dab bei der kleineere Wert des Bemessungsw werts des Herrausziehwiderr-
sstands oder des Materialwiderstands zuu verwenden. Dabei ist uneerheblich, ob das Zugglied d
vvorgespannt isst oder nicht. Ist das Zuggllied als nicht selbstspannen
nd zu bewerteen, dann muss
uunterschieden werden, ob es e sich um einn vorgespanntees oder ein nicht vorgespannntes Zugglied d
hhandelt. Nichtt selbstspanneende, nicht vorrgespannte Zuugglieder haben keine Wirkkung und werr-
dden nicht berrücksichtigt. Bei
B nicht selbbstspannenden, vorgespann nten Zugglieddern wird die
FFestlegekraft bei
b der Berech hnung der Einnwirkungen un nd bei den Wiiderständen anngesetzt (siehe
ggraue Umranddung in den Glleichungen 7--18 und 7-19)..
ZZu den Gleichhungen 7-7 unnd 7-8 finden sich in DIN 4084
4 auch die um Zugkräftee aus Zuggliee-
ddern erweiterteen Gleichungeen:
E
Einwirkungenn:
EM = r ⋅ ¦ ((Gi + Pvi ) ⋅ sin ϑi − FA0i ⋅ coss(ϑi + α A0i )) + ¦ M s , (7.18)
i
W
Widerstände:
(Gi + Pvi − bi ⋅ ui + μ ⋅ FAi ⋅ sin α Ai + FA0i ⋅ sin α A0i ) ⋅ tan ϕ i + bi ⋅ ci
RM = r ⋅ ¦ (7.19
9)
i
cos ϑi + μ ⋅ sin ϑi ⋅ tan
t ϕi
Bei dem betrachteten Beispiel beträgt der Winkel zwischen Zugglied und Gleitlinie der Lamel-
le 2 ߰ ൌ ͺι. Da es sich um mitteldicht gelagerten Sand handelt, ist ߰ ൏ ߰ǡ௫ ൌ ͺͷι und
somit wirkt der Verpressanker selbstspannend. Die anteilig anzusetzende Zugkraft des Heraus-
ziehwiderstands wird über die Länge des im unbewegten Boden verbleibenden Verpresskör-
pers berechnet:
ೖಿ
ோೌǡ ଵହ ே
ܨ ൌ ή ͵ǡͺͳ݉ ൌ ή ͵ǡͺͳ݉ ൌ ͻͷǡ͵ .
Bevor die einzelnen Lamellen berechnet werden können, muss die Geometrie der Bruchfigur
genauer betrachtet werden. Nach DIN 4084 darf die kreisförmige Gleitlinie an der unteren
Austrittsstelle nicht steiler sein als die sich aus der Geländeneigung für ߜ ൌ Ͳ ergebende
Erdwiderstandsgleitfuge ߴ . Beim dem in diesem Beispiel gewählten Gleitkreis wäre die Gleit-
linie ab Lamelle 14 steiler als ߴ . In diesem Fall ist ab der Stelle bei der ߴ ߴ der Erdwider-
stand Ep,d anzusetzen (Bild 7-22). Der Momentenanteil von Ep,d wird auf der Seite der Wider-
standsmomente berücksichtigt. Alternativ könnte der Erdwiderstandskeil auch durch eine oder
mehrere Lamellen mit vom Gleitkreis abweichender Geometrie abgebildet werden [13].
Der Bemessungswert des Reibungswinkels des Bodens ergibt sich für GEO-3 mit dem Teilsi-
cherheitsbeiwert nach DIN 1054 bzw. nach Tabelle 7-2 wieder zu:
୲ୟ୬ ଷǡହι
߮ௗᇱ ൌ ՜ ߮ௗᇱ ൌ ͵ͳǡͷι.
ଵǡଶହ
Für den Ansatz der Auflast werden ߮Ԣௗ und ߴ verglichen. Ab Lamelle 6 ist der Neigungswin-
kel der Gleitlinie größer als der Reibungswinkel, so dass der haltend wirkende Anteil der Auf-
last größer als der treibende Anteil ist. Daher wird von Lamelle 6 bis 8 die Auflast nicht ange-
setzt.
In Tabelle 7.7 sind die für Gleichung 7-18 und 7-19 benötigten Faktoren zur Berechnung der
einwirkenden und widerstehenden Momente je Lamelle zusammengefasst. Die Ankerkraft FA
wird bei Lamelle 2 beim Widerstandsmoment berücksichtigt. Der Neigungswinkel des Ankers
ist ߙǡ ൌ ͳͷι. Für die Momente Ei,M,d und Ri,M,d für Lamelle 2 ergeben sich entsprechend der
Gleichungen 7-18 und 7-19 aus DIN 4084, unter Berücksichtigung der Zugkraft und durch die
fehlende Kohäsion und den fehlenden Wasserdruck, die folgenden Gleichungen:
Einwirkungen:
E 2, M ,d = r ⋅ (G 2,d + Pv 2,d ) ⋅ sin ϑ 2 (7.20)
220 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Widerstände:
(G 2,d + Pv 2,d + μ ⋅ F A2 ⋅ sin α A2 ) ⋅ tan ϕ ' 2,d
R 2, M , d = r ⋅ + r ⋅ F A2 ⋅ cos(ϑ 2 + α A2 ) . (7.21)
cos ϑ 2 + μ ⋅ tan ϕ ' 2,d ⋅ sin ϑ 2
Für alle anderen Lamellen gelten die Gleichungen 7-13 und 7-14, welche hier um die Kohäsion
und den Wasserdruck reduziert werden können zu:
( )
E i , M ,d = r ⋅ Gi ,d + Pvi ,d ⋅ sin ϑi , (7.22)
Ri ,M ,d = r ⋅
(Gi,d + Pvi,d )⋅ tan ϕ 'i,d . (7.23)
cos ϑi + μ ⋅ tan ϕ 'i ,d ⋅ sin ϑi
Zur Berechnung des Ausnutzungsgrads wird das Moment des Erdwiderstands benötigt. Mit
dem Erddruckbeiwert Kpgh kann die passive horizontale Erddruckkraft am unteren Ende der
Gleitfuge berechnet werden und mit dem Hebelarm zum Kreismittelpunkt das Moment der
Erddruckkraft. Der Erddruckbeiwert berechnet sich nach DIN 4085 [7] für eine horizontale
Geländeoberfläche und ߜ ൌ Ͳ entsprechend Gleichung 7-24.
K pgh = tan ²(45° + ϕ d′ / 2) (7.24)
ଷଵǡହι
ܭ ൌ ; ቀͶͷι ቁ ൌ ͵ǡͳͻ
ଶ
ǣ
ଵ ଵ ே
ܧǡௗ ൌ ߛீ ή ή ݄ଶ ή ߛ ή ܭ ൌ ͳǡͲ ή ή ͳǡͶଶ ή ʹʹ ή ͵ǡͳͻ ൌ ͳͲǡʹͶ Ǥ
ଶ ଶ
Der Hebelarm der Erddruckkraft zum Kreismittelpunkt beträgt 9,31 m, so dass sich ein zusätz-
lich zu berücksichtigendes Moment infolge der Erddruckkraft von 989,09 kNm/m ergibt.
ே ே
ܯோ ൌ ܧǡௗ ή ݉ݎ݈ܾܽ݁݁ܪൌ ͳͲǡʹͶ
ή ͻǡ͵ͳ݉ ൌ ͻͺͻǡͲͻ
Ǥ
Mit der Summe der einwirkenden und widerstehenden Momente und dem zusätzlichen Mo-
ment MR kann für den Startwert von ߤ ൌ ͳ der Ausnutzungsgrad des gewählten Gleitkreises
berechnet werden.
ாಾǡ ଵଵǤସǡଷ
1. Iteration mit ߤ ൌ ͳ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ ൌ Ͳǡͷ
ோಾǡ ାெೃ ଵଽǤଵଶǡଷାଽ଼ଽǡଽ
ாಾǡ
2. Iteration mit ߤ ൌ Ͳǡͷ: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ Ͳǡͷ͵
ோಾǡ ାெೃ
ாಾǡ
3. Iteration mit ߤ ൌ Ͳǡͷ͵: Ausnutzungsgrad ߤ ൌ ൌ Ͳǡͷʹ
ோಾǡ ାெೃ
Mit einem Ausnutzungsgrad von ߤ ൌ Ͳǡͷʹ ist für den gewählten Gleitkreis der Nachweis der
Gesamtstandsicherheit für die rückverankerte Spundwand erbracht.
7.3 Beispielaufgaben 221
Tabelle 7.7 Berechnung der Momente der Einwirkungen und Widerstände, Gleitkreisradius
ݎൌ ͳͳǡͻͳ݉, Startwert ߤ ൌ ͳ
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Lamelle Ai Gi,d Pvi,d FAi bi i c'i,d ij'i,d
Ei,M,d Ri,M,d
Nr. [m²] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [m] [°] [kN/m²] [°]
Zum Vergleich wird für den betrachteten Geländesprung mit GGU-Stability der Nachweis der
Gesamtstandsicherheit überprüft. Für die im Rahmen der Berechnung definierten Kreismittel-
punkte ergibt sich ein maßgebender Gleitkreis mit einem Radius von 11,6 m, welcher eine
Ausnutzung von ߤ ൌ Ͳǡͷͷ aufweist (Bild 23).
Anmerkend heißt es in DIN 4084, aber auch in DIN 1054, dass unter besonderen Gegebenhei-
ten (z. B. das Gelände hinter der Wand steigt an, das Gelände vor der Wand fällt ab, Rückseite
222 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
der Wand ist stark zum Erdreich geneigt,…) sich aus dem Nachweis der Gesamtstandsicherheit
größere Ankerlängen ergeben können, als aus dem Nachweis der tiefen Gleitfuge.
in sandigem Boden hergestellt werden soll, mit einem vertikalen Nagelabstand von 1 m und
einem horizontalen Nagelabstand von 1,5 m.
Die Bemessungsbeanspruchung der Nägel soll zuerst über das Kräftegleichgewicht am Gleit-
körper (GEO-3) bestimmt werden.
Für dieses Beispiel wird nach Gäßler aufgrund des kohäsionslosen Bodens, der senkrechten
Nagelwand und der gleichlangen Nägel ein Translationsmechanismus aus 2 Körpern betrachtet
(Bild 7-26). Dabei drückt der Körper 2 auf den Verbundkörper 1 und schiebt diesen nach au-
ßen. Die Nägel, die die Gleitfläche durchdringen, verankern den Verbundkörper im rückwärti-
gen Boden. Es lässt sich darüber eine Zugkraft in den Nägeln ermitteln, die erforderlich ist, um
das Gleichgewicht an den 2 Bruchkörpern herzustellen. Über die Variation des Neigungswin-
kels der Gleitfläche kann die maximale Schubbeanspruchung der Nägel bestimmt werden. Als
Startwert wird = ׇ35° empfohlen und die Variation sollte in Schritten von ǻ = ׇ5° erfolgen
bzw. sind die Gleitflächen durch die Nagelenden zu führen. Der Wandreibungswinkel an der
Rückseite des Verbundkörpers 1 ist mit ߜ ൌ ߮ௗᇱ anzusetzen.
Zu Beginn müssen die Bemessungswerte der Scherparameter mit Gleichung 7-3 und 7-10
ermittelt werden.
͵ǡͷι ᇱ
߮ௗᇱ ൌ ǡ ߮ௗ ൌ ͵ͳǡͷι
ͳǡʹͷ
ܿௗᇱ ൌ Ͳ
Es wird für die ausführliche Berechnung eine Geometrie entsprechend Bild 7-27 mit einem
Gleitflächenwinkel von ߴ ൌ Ͷǡͷι gewählt, so dass die Gleitlinie zum Ende des obersten Na-
gels geführt wird. Die auf den Körper 1 wirkenden Kräfte sind ebenfalls in Bild 7-27 darge-
stellt.
Die von Körper 2 auf Körper 1 wirkenden Kräfte können vereinfacht über den Bemessungs-
wert des Erddrucks Ea,d berücksichtigt werden, welcher auf der Rückseite von Verbundkörper 1
angesetzt wird.
7.4 Konstruktive Böschungssicherungen 225
Mit ߮ௗᇱ ൌ ͵ͳǡͷι und ןൌ ߚ ൌ Ͳ sowie ߜ ൌ ߮ௗᇱ ൌ ͵ͳǡͷι ergeben sich die Erddruckbeiwerte zu
ܭ ൌ ܭ ൌ Ͳǡʹͺ. Der Erddruck Ea,d auf den Verbundkörper 1 setzt sich aus dem Erddruck
infolge Eigengewicht Eag,d und dem Erddruck infolge Verkehrslast Eap,d zusammen. Es sind
dafür die Bemessungswerte der Erddrücke mit den jeweiligen Teilsicherheitsbeiwerten zu
berechnen.
ଵ
ܧǡௗ ൌ ܧǡௗ ܧǡௗ ൌ ߛீ ή ή ݄ଶ ή ߛ ή ܭ ߛொ ή ݍή ܭ ή ݄
ଶ
ଵ ே ே ே
ܧǡௗ ൌ ή ሺͳǡͷͶ݉ሻଶ ή ʹʹ ή Ͳǡʹͺ ͳǡ͵ ή ͷͲ ή Ͳǡʹͺ ή ͳǡͷͶ݉ ൌ ͵ͷǡ͵
ଶ య మ
Der Bemessungswert der Verkehrslast Vd auf Körper 1 berechnet sich über die Breite von Kör-
per 1.
݇ܰ ݇ܰ ݇ܰ
ܸௗ ൌ ߛொ ή ͷǡͻͳ݉ ή ͷͲ ଶ ൌ ͳǡ͵ ή ͷǡͻͳ݉ ή ͷͲ ଶ ൌ ͵ͺͶǡʹ
݉ ݉ ݉
Das Eigengewicht Gd des Verbundkörpers 1 berechnet sich aus der Fläche des Körpers und der
Wichte des Bodens:
ே ଼ǡାଵǡହସ ே
ܩௗ ൌ ߛீ ή ߛ ή ܣÚ ൌ ͳǡͲ ή ʹʹ
య
ή
ଶ
ή ͷǡͻͳ݉ ൌ ʹͲǡʹ
Ǥ
Weiterhin wirkt in der Gleitfuge die Reaktionskraft Qd, welche unter dem Winkel ߮ௗᇱ ൌ ͵ͳǡͷι
zur Normalen auf der Gleitfläche angesetzt wird. Damit ergibt sich ein Winkel zur horizontalen
Achse von 74 °. Mit den berechneten Kräften und der Wirkungslinie von Qd lässt sich nun die
Zugkraft Zd,erf bestimmen, die erforderlich ist, um die am Verbundkörper angreifenden Kräfte
ins Gleichgewicht zu bringen und damit den Verbundkörper vom Abrutschen auf der Gleitlinie
zurückzuhalten. Die erforderliche Zugkraft wird mit der Neigung der Bodennägel angesetzt.
Die Ermittlung der Zugkraft kann dabei analytisch über die Betrachtung des Kräftegleichge-
wichts in horizontaler und vertikaler Richtung erfolgen oder grafisch mittels des Kraftecks.
Bild 7-28 Grafische Ermittlung der erforder- Bild 7-29 Nagellängen hinter der Gleitlinie
lichen Zugkraft ܼௗǡ
226 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Aus der Berechnung ergibt sich eine erforderliche Zugkraft pro laufenden Meter Nagelwand
ே
von ܼௗǡ ൌ ͵Ͷͷǡͻ .
σ ܪൌ Ͳ՜ܧǡௗ ή
ߜ െ ܼௗǡ ή
ͳͲι ܳௗ ή
Ͷι ൌ Ͳ
σ ܸ ൌ Ͳ՜ܧǡௗ ή ߜ ܸௗ ܩௗ ܼௗǡ ή ͳͲι െ ܳௗ ή Ͷι ൌ Ͳ
െܸௗ െ ܩௗ െ ܧǡௗ ή ሺ ߜ
ߜ ή Ͷιሻ
ܼௗǡ ൌ
ͳͲι െ
ͳͲι ή Ͷι
ೖಿ ೖಿ ೖಿ
ିଷ଼ସǡଶ ିଶǡଶ ିଷହǡଷ ήሺୱ୧୬ ଷଵǡହιାୡ୭ୱଷଵǡହι ή୲ୟ୬ ସιሻ ே
ܼௗǡ ൌ ൌ ͵Ͷͷǡͻ
ୱ୧୬ ଵιିୡ୭ୱ ଵιή୲ୟ୬ ସι
Auch aus der grafischen Lösung in Bild 7-28 ergibt sich die zum Schließen des Kraftecks er-
ே
forderliche Zugkraft zu ca. ܼௗǡ ̱͵Ͷ . Die ermittelte Zugkraft muss über die Abschnitte
der Bodennägel in den Boden übertragen werden können, welche außerhalb des Verbundkör-
pers im unbewegten Boden verbleiben. In Bild 7-29 sind die anzurechnenden Längen der Bo-
dennägel vermaßt. Die Summe der im unbewegten Boden verbleibenden Nägellängen li be-
rechnet sich zu:
σ ݈ ൌ Ͳǡͺ݉ ͳǡ݉ ʹǡͶ݉ ͵ǡʹ݉ ͶǡͲ݉ Ͷǡͺ݉ ͷǡ݉ ൌ ʹʹǡͶ݉Ǥ
Nach Möller [15] kann jetzt aus der erforderlichen Zugkraft, der verbleibenden Nagellänge und
einem horizontalen Nagelabstand von ܾ ൌ ͳǡͷ݉ die erforderliche Bemessungsgrenzschub-
kraft ܶǡௗǡ pro laufenden Meter eines Nagels berechnet werden:
ೖಿ
ǡೝ ή ଷସହǡଽ ήଵǡହ ே
ܶǡௗǡ ൌ σ
ൌ
ൌ ʹ͵ǡͳ Ǥ
ଶଶǡସ
Aus der erforderlichen Bemessungsgrenzschubkraft kann dann die gesuchte maximale Bemes-
sungsbeanspruchung der Nägel ୫ǡୢ ermittelt werden. Dazu wird für den Bodennagel mit dem
längsten Abschnitt hinter der Gleitlinie berechnet, wie große die Zugkraft im Nagel ist, die sich
ergibt, wenn der Nagel über die hinter der Gleitlinie verbleibende Länge ݈ǡ௫ die Bemes-
sungsgrenzschubkraft überträgt [15]:
ே
ܧǡௗ ൌ ܶǡௗǡ ή ݈ǡ௫ ൌ ʹ͵ǡͳ ή ͷǡ݉ ൌ ͳʹͻǡ݇ܰǤ
Für den maßgebenden Bruchmechanismus ergibt sich über das Defizit im Kräftegleichgewicht
im Nagel eine Zugkraft von 129,7 kN.
Zusätzlich zur Ermittlung von Em,d soll nun die Beanspruchung der Bodennägel über die Be-
messungseinwirkung auf die Außenhaut En,d bestimmt werden. Dazu ist der Erddruck auf die
Außenhaut zu bestimmen und über die Einzugsfläche eines Nagels die dadurch im Nagel er-
zeugte Zugkraft zu berechnen.
Nach DIN 1054 darf bei vernagelten Stützkonstruktionen der Erddruck auf die Außenhaut
allgemein als rechteckförmig verteilt angesetzt werden. Die Neigung des Erddrucks ist dabei
parallel zur Neigung der Nägel anzusetzen.
Weiterhin darf entsprechend den Angaben im jeweiligen Zulassungsbescheid des DIBt (z. B.
[2]) der Erddruck auf 85 % reduziert werden, vorhandene Kohäsion ist dabei jedoch nicht an-
zusetzen. Der Erddruck aus örtlichen Auflasten darf nicht abgemindert werden. Im Unterschied
zu DIN 1054 ist der Neigungswinkel des Erddruck mit ߜ ൌ Ͳ anzusetzen [2].
Die Nagelzugkraft En,d wird folglich aus der Erddruckspannung auf die Außenhaut berechnet
mit:
ܧǡௗ ൌ Ͳǡͺͷ ή ݁ǡௗ ή οܣ dabei sind
݁ǡௗ Bemessungserddruckspannung aus GEO-2 oder GEO-3 [4]
οܣ Einzugsfläche eines Nagels von der Außenhaut
Der Erddruck wird für das betrachtete Beispiel mit dem Neigungswinkel ߜ ൌ െͳͲι parallel
zur Neigung der Nägel angesetzt, da dies ungünstigere Werte liefert. Die horizontalen
Erddruckbeiwerte berechnen sich mit ߙ ൌ ߚ ൌ Ͳ zu ܭ ൌ ܭ ൌ Ͳǡ͵ͷ. Damit kann die
horizontale Erddruckkraft auf die Außenhaut berechnet werden:
ͳ
ܧǡௗ ൌ ܧǡௗ ܧǡௗ ൌ ߛீ ή ή ݄ଶ ή ߛ ή ܭ ߛொ ή ݍή ܭ ή ݄
ʹ
ଵ ே
ܧǡௗ ൌ ͳǡͲ ή ή ͺଶ ή ʹʹ ή Ͳǡ͵ͷ ͳǡ͵ ή ͷͲ ή Ͳǡ͵ͷ ή ͺ ൌ ͶʹͺǡͶ .
ଶ
Über Winkelbeziehungen kann die resultierende geneigte Erddruckkraft ܧǡௗ ermittelt werden:
ாೌǡ ே
ܧǡௗ ൌ ൌ Ͷ͵ͷǡͲ .
ୡ୭ୱ ଵι
Wird diese Erddruckkraft rechteckförmig über die Höhe der Nagelwand verteilt, dann ergibt
sich die Erddruckspannung
ாೌǡ ே
݁ǡௗ ൌ ൌ ͷͶǡͶ .
଼ మ
Aus der auf 85 % abgeminderten Erddruckspannung und der Einzugsfläche eines Nagels be-
rechnet sich die Zugkraft des Nagels zu:
ே
ܧǡௗ ൌ Ͳǡͺͷ ή ͷͶǡͶ ή ͳ݉ ή ͳǡͷ݉ ൌ ͻǡ͵݇ܰ , damit ist ܧǡௗ ൏ ܧǡௗ .
మ
228 7 Berechnung der Gesamtstandsicherheit nach EC 7-1, Abschnitt 11
Es zeigt sich, dass die Zugkraft ܧǡௗ , welche über das Defizit des Kräftegleichgewichts ermit-
telt wurde, größer ist als die Zugkraft ܧǡௗ , die sich aus der Bemessungseinwirkung auf die
Außenhaut ergibt. Damit ist ܧǡௗ maßgebend und für die Nachweise auf Materialversagen und
Herausziehen der Bodennägel zu verwenden.
Es muss hier angemerkt werden, dass die dargestellte Untersuchung der Bruchkörper zur Er-
mittlung der Nagelbeanspruchung ܧǡௗ nicht den Nachweis der Gesamtstandsicherheit ersetzt!
Nach DIN 1054 sind für den Nachweis der Gesamtstandsicherheit Bruchfiguren zu untersu-
chen deren Gleitflächen sämtliche oder einen Teil der Nägel oder keine Nägel schneiden (Bild
7-30)!
dass Unsicherheiten beim Ansatz der Wichte des Bodens durch die Anwendung oberer und
unterer charakteristischer Werte berücksichtigt werden sollten.
In Kapitel 11.3 im EC 7-1 wird z. B. die Berücksichtigung von Wasser explizit thematisiert. Es
wird darauf hingewiesen, dass die ungünstigsten Wasserspiegelhöhen von Grundwasser oder
Gewässern zu erfassen sind und dass der Ausfall von Drainagen, Abdichtungen und Filtern zu
berücksichtigen ist.
Sachwortverzeichnis
A Belastung
Abnahmeprüfung .......................... 174, 179 – stark exzentrische ............................ 30
Ankerausfall ......................................... 173 Bemessungsgrenzschubkraft ................ 226
Ankerbeanspruchung ............................ 170 Bemessungsreibungswinkel ................. 206
Ankerkraft ............................................ 219 Bemessungssituation ................................ 4
Ankerlänge ........................................... 185 Bemessungswert
– freie................................................ 173 – der Beanspruchung ............................ 7
Ankerwand ........................................... 192 – des Widerstands................................. 7
– fiktive ............................................ 191 – Sohlwiderstand ................................ 48
Anpassungsfaktor ......................... 110, 137 Bettungsmodul ....................................... 83
Äquipotentiallinie ................................. 147 Bettungsmodulverfahren ........................ 64
Archimedes........................................... 104 Bettungsreaktion..................................... 65
Auflast Bettungsspannung ...................... 65, 84, 85
– begrenzte ............................... 131, 144 BLUM .......................................... 132, 133
– großflächige ........................... 131, 144 BLUMsche Dalbentheorie ...................... 64
Aufschwimmen ............................ 100, 104 BLUMsche Ersatzkraft ........ 132, 138, 139,
141
Auftrieb ................................................ 105
Bodenblock
Auftriebskraft
– Abheben des .................................. 112
– hydrostatische ................................ 104
Bodennagel ........................................... 223
Auftriebspfahl....................................... 113
– Herausziehen ................................. 223
Ausmitte ................................................. 24
Bodenprisma
Ausmittigkeit .................................... 40, 53
– maßgebendes ................................. 116
zulässige ............................................. 21
Bodenreaktion .................................. 23, 40
Außenhaut .................................... 223, 227
Böschung .............................................. 197
B Böschungssicherung
– konstruktive ........................... 198, 222
Baugrund
Böschungsstandsicherheit ...................... 11
– günstiger ........................................ 116
Böschungswinkel ......................... 197, 202
– ungünstiger .................................... 116
Bruchmechanismus ...... 198, 202, 204, 208
Baugrundversuch .................................... 61
Beanspruchung D
– hydraulische................................... 100
Daueranker ................................... 170, 173
Begleiteinwirkung .................................. 14
Drehpunkt ..................................... 132, 133
Begrenzung
Drehung ................................................ 137
– klaffende Fuge ................................. 46
232 Sachwortverzeichnis
Pfahlmantelreibung................................. 73 Sohlfläche
Pfahlprobebelastung ................... 58, 59, 62 – Verschiebung ................................... 34
– dynamische ...................................... 63 Sohlfuge
– statische, axiale ................................ 86 – Setzung ............................................ 47
Pfahlprobe-belastung .............................. 88 – Verschiebung ................................... 47
Pfahlraster ............................................. 113 Sohlwiderstand
Piping.............................................. 13, 100 – Bemessungswert .............................. 48
Porenwasserdruck ........................ 146, 150, Spannung
187, 206, 213, 214 – totale .............................................. 214
Potentialhöhe ........................................ 188 Spitzendruck ................................... 70, 143
Potentialliniennetz ........................ 116, 213 Spitzenwiderstand .......................... 70, 143
Potentialnetz ......................................... 147 Drucksonde......................................... 71
Potentialunterschied ..................... 144, 145 Sporn .................................................... 105
Probebelastung Stabwerksprogramm ............................. 131
– dynamische ...................................... 62 Stahllänge
Prüflast.................................................. 175 – freie................................ 173, 178, 183
Prüfverfahren ........................................ 175 Stahlzugglied ........................ 171, 173, 181
Starrkörperbruchmechanismus ............. 223
R
Stoßversuch ............................................ 63
Rammtiefenzuschlag .................... 138, 140
Streifenfundament .................................. 19
Randbedingung ..................................... 117
Streifenlast ............................................ 153
Reaktionskraft....................................... 208
Streuungsfaktor .......................... 59, 60, 62
Reibungswiderstand ............................. 141
Stromfaden ........................................... 149
Reibungswinkel .................................... 110
Stromliniennetz .................................... 213
– Mobilisierung ................................ 211
Strömung .............................................. 146
Relativverschiebung ............................... 76
Strömungseinfluss ................ 145, 149, 162
Rucksacklast ......................................... 151
Strömungskraft ..... 116, 125, 126, 146, 213
S – spezifische ..................................... 145
Strömungsliniennetz ............................. 116
Scherfestigkeit
Strömungsnetz ...................................... 147
– undrainierte ...................................... 70
Stützenfundament ................................... 38
Scherkraft ............................................. 110
Scherwiderstand ........................... 200, 208 T
Setzungsberechnung ............................... 34
Tabellenwert ........................................... 35
Setzungsdifferenz ............................. 64, 89
Teilsicherheitsbeiwert........... 102, 103, 172
Sicherheitskonzept .................................... 1
– Widerstand....................................... 29
Sohldruckresultierende ........................... 24
Sachwortverzeichnis 235