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2011

Weiland Christopher Bachelorarbeit

Wirkung von illegalen Drogen auf Körper, Geist und


Seele.
Soziale Folgen einzelner illegaler Drogen.

Medizinische Universität Graz

Betreuerin: Prof. Mag. Dr. Haring Sabine


Karl-Franzens-Universität Graz
Institut für Soziologie
Universitätstraße 15/G4
8010 Graz

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Sozialwissenschaftliche Grundlagen

Eingereicht am: 06.12.2011


Bakkalaureatsarbeit Christopher Weiland

Inhaltsverzeichnis
1: ZUSAMMENFASSUNG.....................................................................................................................4
2: DIE SUCHT – ALLGEMEIN ..............................................................................................................5

3: AUSWAHL DER SUCHTMITTEL (DROGEN) ...............................................................................7


3.1: EINTEILUNG DER SUCHTMITTEL .....................................................................................................8
3.1.1: EINTEILUNG NACH WIRKUNG ...............................................................................................8
3.1.2: EINTEILUNG NACH GEFÄHRLICHKEIT .................................................................................10
3.1.3: EINTEILUNG NACH STOFFKLASSE ......................................................................................10

4: GESCHICHTE ...................................................................................................................................10

4.1: HEROIN ..........................................................................................................................................10


4.1.1: PSYCHISCHE UND KÖRPERLICHE SYMPTOME ..........................................................................12

4.2: KOKAIN ..........................................................................................................................................12

4.2.1: PSYCHISCHE UND KÖRPERLICHE SYMPTOME ..........................................................................13


4.3: LSD..................................................................................................................................................14
4.3.1: PSYCHISCHE UND KÖRPERLICHE SYMPTOME ..........................................................................16
4.4: ECSTASY .......................................................................................................................................16
4.4.1: PSYCHISCHE UND KÖRPERLICHE SYMPTOME ..........................................................................18

5: MOTIVE UND DROGENSOZIALISATION ...................................................................................19

5.1: MOTIVE .........................................................................................................................................19


5.1.1: SCHUTZFAKTOREN .............................................................................................................21
5.1.2: RISIKOFAKTOREN ...............................................................................................................23
5.2: DROGENSOZIALISATION ...............................................................................................................25
6: SUCHTMITTEL UND GENDER .....................................................................................................26
6.1: ALLGEMEIN ...................................................................................................................................26
6.2: KONSUMUNTERSCHIEDE ..............................................................................................................27
7: SCHLUSSFOLGERUNG.................................................................................................................28
8: DISKUSSION UND AUSBLICK .....................................................................................................29

LITERATURVERZEICHNIS ..........................................................................................................................30

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1: Zusammenfassung
Neben den legalen Drogen wie Alkohol und Tabak spielen in unserer Gesellschaft
auch illegale Drogen eine Rolle. Schon seit längerem beschäftige ich mich mit dem
Thema Drogen (vor allem mit der Erforschung von Hanf/Cannabis als Medizin, Nah-
rung und/oder Baumaterial) und deshalb habe ich mir dieses Thema ausgesucht.

Je nach Art der Einnahme, Art der Droge, der Herstellung (Reinheit), Dauer und Häu-
figkeit der Einnahme und je nach Abhängigkeitspotential können (illegale) Drogen nicht
nur körperliche Probleme mit sich bringen. Sie können sich auf die eigene Psyche, das
Arbeitsumfeld, das soziale Umfeld, auf den Status und auf die Gesellschaft auswirken.

Diese Probleme (körperlich und/oder sozial) können sich je nach Droge unterscheiden.
So zeigen Studien aus den USA z.B., dass die, „die mit Cannabis experimentierten,
weniger soziale und psychische Probleme als Gleichaltrige aus der Vergleichsgruppe,
die damit niemals in Berührung gekommen waren“, hatten [Zimmer et. al. 2004, 154].

In meiner Arbeit möchte ich aufzeigen, wie meine Auswahl von Substanzen zu Drogen
wurden. Viele wissen nicht, dass die meisten „Designerdrogen“ als Medikamente ent-
wickelt wurden und erst später die „Szene“ eroberten. Dazu gibt es einen kleinen ge-
schichtlichen Verlauf. Ebenfalls beschäftigt sich meine Arbeit mit den psychischen und
physischen Problemen die verschiedene Drogen auslösen.

Meine Fragestellungen lauteten:

 Wie wurden die ausgewählten Substanzen zu Drogen?

 Welche körperlichen und psychischen Beschwerden sind zu erwarten?

 Wann beginnen Menschen mit der Einnahme von (illegalen) Drogen?

 Wie findet Drogensozialisation statt?

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„Von den Folgen der Sucht [sind] nicht nur die süchtigen Personen betroffen, sondern
zunächst auch die Familie, häufig durch Beschaffungskriminalität weitere Teile der Ge-
sellschaft, durch Rehabilitationsmaßnahmen das öffentliche Gesundheitswesen.“
[Kaufmann 2003, 9]

2: Die Sucht – Allgemein


Sucht entsteht nicht nur durch einen Drink, einen Zug aus der Haschischpfeife oder
ähnlich einfach. Sucht zeigt ein großes Kontinuum und ist von Individuum zu Individu-
um unterschiedlich. Wie könne es sonst sein, dass ein (relativ) suchterregender Stoff,
wie z.B. Alkohol, von einem Großteil nur bei Zeiten verwendet wird und andere diesem
Stoff beinahe sofort verfallen? Es kann also keine einfache Erklärung für Sucht als
Krankheit oder als Abweichung von der Norm gegeben werden. Gesundheit und
Krankheit soll oder muss als Über- oder Unteranpassung an Reize gesehen werden
und so auch das Phänomen Sucht [vgl. Kaufmann 2003].

Die Geschichte zeigt, dass das Thema Sucht bis ans Ende des 18. Jahrhunderts wenig
bzw. gar nicht behandelt wurde. Erst mit Beginn des Brownianismus 1 wurde die von
der Medizin dominierte Sicht der reinen „körperlichen Gesundheit“ erweitert durch die
Sicht in das Innere eines Menschen, der Zeichen von Gewöhnung und Abhängigkeit.
Der Körper könnte also täuschen und die Aufmerksamkeit richtet sich immer mehr auf
jene, die trotz Abhängigkeit gesund waren bzw. gesund wirkten [vgl. Kaufmann 2003].

Dies zeigt sich auch in der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese
hat den Begriff „Sucht“ durch den der „Abhängigkeit“ ersetzt und definiert diesen als
einen „seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist,
dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die ent-
sprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen“ [Lexikon Stangl „Sucht“,
Stand 08.11.2010, 19:00 Uhr].

1
Brownianismus bezieht sich auf den schottischen Arzt John Brown. Dieser beschrieb dieses Körper- und
Krankheitskonzept im Jahre 1780 [vgl. Kaufmann 2003].

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All diese Einflüsse zeigen sich in Abb. 1.

Abbildung 1: Drogenkonsum: Ursachen und Einflüsse. [Aus VBG “Drogen im Betrieb”, Stand 22.11.2011
14:40 Uhr]

In meiner Arbeit beziehe ich mich nur auf illegale Drogen wie Cannabis, Kokain, LSD,
usw. Jedoch sind, nur um es erwähnt zu haben, auch die „legalen“ Süchtigen in der
oben genannten Definition zu finden.

Hier geht man davon aus, dass in Deutschland etwa 4 Millionen Menschen „legale“
Süchtige sind. Hierzu zählen etwa Alkohol- und Tablettenabhängige, sowie Nikotin-
süchtige. Gegenüber diesem Bereich schätzt man die Zahl der „illegalen“ Drogenab-
hängigen „nur“ auf 120.000 [vgl. Kaufmann 2003].

Die Situation hierzu sieht in Österreich nicht anders aus. Laut den LKF Daten 2009 der
öffentlichen Krankenanstalten Oberösterreichs liegt die Suchtrate pro 100.000 Einwoh-
ner 2009 für

 Alkohol bei 1.016,3 für Männer, 353,9 für Frauen

 Nikotin bei 1.457,0 für Männer, 684,4 für Frauen

 Medikamente bei 69,4 für Männer, 113,3 für Frauen

[vgl. Seyer 2010]

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Schon die Aufzählung oben zeigt ein weiteres Merkmal, mit welchem wir hier zu tun
haben. Die Geschlechterverteilung (Gender) ist ein Teil, der in jede Studie einfließen
sollte bzw. müsste. Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur bei ihrem Kon-
sumverhalten, sondern auch bei ihrem Abhängigkeitspotential, der Reaktion auf Reize,
bei der Einnahme und Reaktion auf verschiedene Medikamente, usw.

Dieser Unterschied zeigt sich z.B. auch bei den suchtgiftbezogenen Todesfällen. Wäh-
rend das mittlere Todesalter bei Frauen mit Suchtanamnese bei 21,5 liegt (und 20 %
der Opfer unter 20 Jahren sind), liegt der Wert bei Männern mit Suchtanamnese bei
26,3 Jahren (wobei 11 % der Opfer unter 20 Jahren sind) [vgl. Bundesministerium für
Gesundheit 2009].

Gender Unterschiede sind nicht zu unterschätzen und ich werde versuchen, diese in
einigen Aspekten heraus zu arbeiten.

3: Auswahl der Suchtmittel (Drogen)


Bestimmte Substanzen werden gerne und im steigenden Maße benutzt und gelten
deshalb als suchterzeugend. Am stärksten ist der Bedarf dann, wenn der Stoff eine
Stütze im Leben darstellt. Wichtig ist es, hierbei nicht nur die körperliche, sondern auch
die psychische Abhängigkeit zu beachten [vgl. Nowak et. al. 1994].

Um die Gefährdung der Gesellschaft durch bestimmte Drogen aufzuzeigen reicht es


aber nicht aus, nur die Personen im Entzugsprogramm zu zählen, die von bestimmten
Substanzen abhängig sind und „Erfolg“ dem „Misserfolg“ oder Rückfall gegenüberzu-
stellen, da, wie bereits erläutert, die über das einzelne Individuum hinausgehenden
Gefahren mitberücksichtigt werden müssen.

Genau dies hat ein Studienteam rund um David Nutt (2007) versucht. Das Team geht
von drei Hauptfaktoren aus: Die physischen Probleme für das Individuum – Schädi-
gungen an Organen oder dem Körpersystem; Das Abhängigkeitspotential der Droge;
Und der Einfluss der Droge auf Familie, Freunde und Gesellschaft.

Diese drei Hauptfaktoren wurden in weitere Kategorien geteilt: Physische Probleme –


Akut, Chronisch, intravenöser Schaden; Abhängigkeitspotential – Intensität der Freude,
psychische Abhängigkeit, physische Abhängigkeit; Soziale Folgen – Rausch, andere
soziale Folgen, Gesundheitskosten

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Über einen Fragebogen vergaben 29 Spezialisten für Sucht jeweils null (kein Risiko)
bis drei (hohes Risiko) Punkte für jeweils 14 Substanzen in den oben beschriebenen 9
Unterkategorien.
Weiter wurde eine zweite Gruppe von Spezialisten gebeten, den Fragebogen auszufül-
len. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden direkt im Anschluss präsentiert und in
dieser Gruppe diskutiert. Nach der Diskussion hatte jeder die Möglichkeit, seine Punk-
tevergabe nochmals zu ändern, falls er/sie es wünschte. Es benötigte vier Diskussions-
runden um alle Substanzen zu besprechen. Um die Ergebnisse der zweiten Gruppe zu
validieren wurden diese Ergebnisse mit denen der ersten Gruppe verglichen. Die bei-
den Gruppen hatten in hohem Maße Übereinstimmungen bei der Punktevergabe.

Als Ergebnis fand das Team heraus, dass die Einschätzungen der Experten sich klar
vom Misuse of Drugs Act2 (England) unterschied. Alkohol, Ketamin, Tabak und ver-
wandte Stoffe werden gefährlicher eingestuft als z.B. LSD und Ecstasy.

Aufgrund dieser Ergebnisse (siehe Tabelle 1 auf der nächsten Seite) wählte ich die hier
bearbeiteten Substanzen. Heroin und Kokain sind auf dieser Skala ganz oben zu fin-
den – Verursachen also hohe Kosten für das Individuum und die Gesellschaft und ha-
ben ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Hinzu kommen LSD und Ecstasy, welche einen
eher „unteren“ Rang einnehmen, meiner Meinung nach in der Gesellschaft jedoch häu-
figer mit dem Begriffen „Sucht“ und „Drogen“ in Verbindung gebracht werden als Barbi-
turate oder Methadon.

3.1: Einteilung der Suchtmittel


Drogen können grundsätzlich auf drei Arten eingeteilt werden: entweder nach Wirkung,
Gefährlichkeit oder Stoffklasse.

3.1.1: Einteilung nach Wirkung


In der Wirkung kann man zwischen Sedativa, Hypnotika, Stimulantia und Halluzinoge-
ne unterscheiden.

2
Der Misuse of Drugs Act beinhaltet verschiedene Drogeneinstufungen und wird, nach einem Experten-
hearing, vom britischen Parlament ausgegeben. Die Einstufung der Stoffe in verschiedene Klassen wird
vor allem für das Bestrafungsausmaß verwendet [vgl. Nutt et. al. 2007].

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Tabelle 1: Mean independent group scores in each of the three categories of harm, for 20 substances,
ranked by their overall score, and mean scores for each of the three subscales. (aus David Nutt et. al.
(2007): Development of a rational scale to assess the harm of drugs of potential misuse. The Lancet.)

„Ein Sedativum oder Beruhigungsmittel ist ein Arzneimittel, das eine allgemein beruhi-
gende bzw. aktivitätsdämpfende Wirkung hat.“ [Thema Drogen „Allgemein“, Stand
08.11.2011, 19:00 Uhr]

Somit sind Sedativa z.B. als Schlafmittel oder als Stressreduzierer zu finden. Auch für
die Narkose werden Sedative verwendet. Bei höheren Dosen von Alkohol oder Canna-
bis kann ebenfalls diese sedierende Wirkung auftreten.

Hypnotika werden vor allem als Schlafmittel eingesetzt. Es sind also Stoffe, die den
Schlaf auslösen bzw. fördern (Durschlaf- oder Einschlafstörungen) können. Vertreter
dieser Klasse sind Barbiturate, Benzodiazepine und Chloralhydrat [vgl. DocCheck „Se-
dativum“, Stand 15.03.2011, 18:49 Uhr].

Halluzinogene sind, wie der Name schon sagt, Mittel, die Halluzinationen hervorrufen.
Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsveränderungen können Folgen der Einnahme
sein. Nicht umsonst bedeutet der Begriff halucinatio so viel wie gedankenlos Reden
[vgl. Vivid „Halluzinogene“, Stand 15.03.2011, 18:57 Uhr].

Für eine aufputschende und leistungssteigernde Wirkung sind vor allem Stimulanzien
verantwortlich [vgl. Vivid „Stimulanzien“, Stand 15.03.2011, 18:57 Uhr].

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3.1.2: Einteilung nach Gefährlichkeit


Hier kann man in harte bzw. weiche Drogen einteilen, eine Einteilung, die sich auf-
grund der Geschichte entwickelt hat. So zählt z.B. auch Alkohol zu den weichen Dro-
gen. Diese Einteilung ist jedoch unüblich geworden, da auch die sogenannten weichen
Drogen schwere Schäden am Menschen anrichten können [vgl. Thema Drogen „All-
gemein“, Stand 08.11.2011, 19:00 Uhr].

Zu den weichen Drogen zählen z.B. Alkohol oder Cannabis und zu den harten Drogen
z.B. Heroin und LSD.

3.1.3: Einteilung nach Stoffklasse


Die Einteilung nach Stoffklasse wird vor allem für die Medizin verwendet. Hier kann
man zwischen β-Phenylalkylamine, Tryptamine, Alkaloide und anderen Stoffklassen
unterscheiden.

Hier findet man z.B. den Wirkstoff MDMA, auch Ecstasy genannt, aber auch Amphe-
tamine und Methamphetamine. Die Stoffe haben meist eine stimulierende und halluzi-
nogene Komponente. Vor allem Alkaloide kann man noch immer in der freien Natur
auffinden [vgl. Lexikon Stangl „Sucht“, Stand 08.11.2010, 19:00 Uhr].

Im nächsten Kapitel werde ich mich mit den Geschichten der vier Stoffe beschäftigen
und deren Weg zur Droge beschreiben.

4: Geschichte
4.1: Heroin
Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde vor den möglichen Gefahren des Heroins
durch Von Harnack3 gewarnt. Er befürchtete, dass der starke Stoff, hergestellt durch
Acetylieren, zum Heroinismus führt und somit zur zweiten Gefahr neben dem Morphi-
nismus wird. Ungefähr im selben Zeitraum begann sich der Name „Heroin“ in der Dro-
genszene zu verbreiten. Ob es sich dabei immer um den Originalstoff oder um Nach-
ahmungen des Diacetylmorphin handelte, ist nicht bekannt [vgl. De Ridder 2000].

3
Von Harnack war Professor der Pharmakologie und physiologischen Chemie und leitete an
der Universität Halle 35 Jahre lang das Pharmakologische Institut [vgl. Zeno „Harnack“, Stand
06.11.2011, 19:00 Uhr].

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Viele Untersuchungen und Autoren versuchen zu beschreiben, wie es ist, von Heroin
abhängig zu werden bzw. zu sein. Eine Erkenntnis haben diese gemein: Und zwar,
dass sich im Stadium der Sucht der ganze Alltag, ja das ganze Leben um Heroin dreht.
Woher kommt das Geld, wo ist der nächste Pusher und wann kann ich die nächste
Dosis einnehmen.

Studien zeigen, dass es zwei „soziale“ Formen der Einnahme gibt: Die „sozial verträgli-
che Variante“ und die „abhängige Variante“. De Ridder versteht unter der sozial ver-
träglichen Variante die Art von Einnahme, die weder das Sozialleben noch die eigene
Psyche so beeinflusst, dass es zu einer Gefährdung oder Einschränkung kommen
wird. Im Gegensatz dazu zeigt sich die abhängige Variante dort, wo es zu Vernachläs-
sigungen im Sozialleben aufgrund der Drogeneinnahme kommt und der Konsum den
Tagesablauf kontrolliert [vgl. De Ridder 2000].

Man geht davon aus, dass der Großteil der Heroinnutzer zur sozial verträglichen Vari-
ante gehört. Nur ein Teil, laut De Ridder ca. 10 % der Konsumenten in den USA, „lei-
den“ an einer Heroinsucht.

Sicher ist, dass Heroin als Arzneimittel bei folgenden Symptomen/Indikationen einge-
setzt wurde:

 Atemwegserkrankungen wie Bronchitis

 Kardiale Erkrankungen mit Dyspnoe

 Dysphagie

 Analgesie

 Psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen

 usw.

[vgl. De Ridder 2000]

Durch die Anwendung von Heroin bei Patienten mit den oben genannten Symptomen
sahen einige Ärzte bereits die ersten Anzeichen von Sucht. Vor allem seine Euphorie
schaffende Wirkung, auch bei Sterbenden, wurde immer wieder gelobt [vgl. De Ridder
2000].

Da Heroin eine besondere Euphorie schafft, sind hier vor allem Menschen betroffen die
vor dem Leben flüchten möchten. Man ist zwar „stark drauf“, wie es in der Szene heißt,

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jedoch läuft im Leben vieles schief und nur die Wirkung von Heroin täuscht ein tolles
und einfaches Leben vor.

4.1.1: Psychische und körperliche Symptome


Körperliche Symptome, die vor allem bei Entzug auftraten, werden auch als „Cold Tur-
key“ bezeichnet. Die Hauptsymptome, die nach der Einnahme auftraten, wurden am
Ende des 18. Jahrhunderts als unkompliziert bezeichnet und betrafen etwa Benom-
menheit, Schwindel, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen [vgl. De Ridder 2000].

Sicher ist nun, nach zahlreichen Forschungen, dass sich bei Heroinkonsum das Gehirn
„verändert“. Heroin durchschreitet die Blut-Hirn Schranke sehr schnell (wenn intrave-
nös verabreicht) und greift in den Dopaminhaushalt und in das Belohnungssystem ein.
Der gesamte Körper stellt sich um und Entzugserscheinungen wie Schmerz und pani-
sche Angstzustände treten auf. Da sich der Konsum auch auf den Hormonhaushalt
auswirkt, treten auch hier Entzugserscheinungen auf [vgl. De Ridder 2000].

Alle Medikamente/Stoffe werden über die Leber und die Nieren ausgeschieden. Daher
ist vor allem bei diesen Organen (neben Gehirn und Herz) bei Langzeitkonsum mit
Schäden zu rechnen.

4.2: Kokain
Kokain, gewonnen aus der Nutzpflanze Coca, dem Cocastrauch, ist, in Pflanzenform,
schon seit über 5.000 Jahren bekannt. Die Inkas nutzen die Pflanze bei harter Arbeit,
der Jagd, gegen Kopfschmerzen, als Tee gegen Magenbeschwerden und als Auflage
bei Wunden [vgl. Freye 1997].

Die Coca-Pflanze war bzw. ist nicht nur für die Leistungssteigerung wichtig. Da in hö-
heren Regionen der Anden der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, aufgrund des
fehlenden Obstes, sehr hoch ist, werden hierfür die Blätter der Coca-Pflanze verwen-
det [vgl. Freye 1997].

Seit 2007 liegt die legale Anbaufläche bei ca. 12.000 ha [vgl. Geschwinde 2007].
Diese Fläche änderte sich im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder. Zuerst waren es
die Einwanderer, die den Anbau förderten und seitdem Coca vermehrt für den
Schwarzmarkt benötigt wird, sind es die Drogenbarone oder -kartelle die den Anbau
voran treiben. So wurde „1982 die Koka-Produktion auf 82.000 Tonnen geschätzt.
1990 […] 60.000 Hektar […] Im Jahr 2000 war die Fläche auf 14.500 Hektar zurückge-

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gangen, um dann bis 2007 wieder auf 28.500 Hektar an zu steigen.“ [Pampuch et. al.
2009, 159]

Wie kam das Kokain in den Schwarzmarkt? Coca fand man in Europa erst ab 1859, als
Albert Niemann4 das Hauptalkaloid isolierte, in verschiedenen Weinen und später, ab
ca. 1900, auch in verschiedenen Medikamenten und Getränken (als bekanntestes Bei-
spiel sei hier Coca-Cola erwähnt). 1886 wurde erstmals erwähnt, dass Coca suchter-
zeugende Wirkung haben könnte [vgl. Freye 1997].

Den Schwarzmarkt eroberte das Kokain um ca. 1985. Seitdem ist die als exklusiv gel-
tende Modedroge als „Crack“ erhältlich. Es wird vor allem geraucht (über sogenannte
„base pipes“) bzw. geschnupft (über die Nasenschleimhaut aufgenommen) [vgl. Freye
1997].

Im Gegensatz zu Heroin wirkt Kokain nicht nur bzw. nicht hauptsächlich euphorisie-
rend. Der Gebrauch wird in Verbindung gebracht mit Kreativität, Leistungssteigerung
ohne Hunger- oder Durstgefühl, Bewusstseinserweiterung und leichtere Atmung [vgl.
Freye 1997].

Durch diese „Symptome“ ist es kein Wunder, dass Kokain vor allem von Künstlern und
schwer arbeitenden Managern gebraucht wurde und wird. Der Einstieg in die Musik-
und Kunstszene könnte also der erster Schritt Richtung Kokain sein. Es scheint vor
allem ein beruflicher oder künstlerischer Druck, der ein Gefühl des nicht bewältigen
können hervor ruft, der Anreiz für den Erst- und Folgekonsum, bis hin zur Sucht, zu
sein.

4.2.1: Psychische und körperliche Symptome


Einige Symptome können bei dauerhafter Nutzung, andere erst bei Entzug auftreten.
Hierbei handelt es sich vor allem um paranoide Symptome, Halluzinationen, Rhinitis,
Schlaflosigkeit, Gliederschmerzen, Tremor, Depressionen, Lungenemphysem, Myo-
kardnekrosen und/oder Nasenseptum defekte [vgl. Freye 1997].

4
Albert Niemann studierte in Göttingen Chemie und erfand neben dem isolierten Kokain auch das Senf-
gas [vgl. Pharmazeutische Zeitung „Entdecker des Kokains“, Stand 06.11.2011, 19:10 Uhr].

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Im Gegensatz zu Heroin sind bei Kokainnutzern HIV-Infektionen eher gering. Dies liegt
daran, dass die Wirkung des Kokains auch bei Aufnahme über die Lunge binnen S e-
kunden eintritt. Auch hier gilt, wie bei beinahe allen Stoffen, die Befürchtung, dass vor
allem Leber und Niere, aber auch andere Organe, Schäden davon tragen.

Bei chronischem Kokainabusus zeigen sich Auswirkungen wie Depressionen, Schlaflo-


sigkeit, Irritabilität, Halluzinationen, taktile Sensationen (Kokainwanzen), Herzmuskel-
nekrosen und/oder Lungenemphysem [vgl. Freye 1997].

4.3: LSD
Die Party-Droge der „Hippie-Generation“, der 1960er Jahre, schlecht hin. Glaubt man
den Medienberichten aus dieser Zeit, müsste man davon ausgehen, dass beinahe je-
der und jede in diesen Jahren mit LSD Erfahrung gemacht hat. Vor allem Bewusst-
seinserweiterung und der Ausstieg aus streng autoritären Systemen „verführte“ zum
Konsum.

Fakt ist jedoch, dass LSD-25 bei Forschungen von Albert Hofmann 5 entdeckt wurde,
als dieser ein Mittel gegen Migräne suchte. Er kam unabsichtlich mit dem Stoff in Be-
rührung, und was folgte, war ein Rauschzustand, der die Sinne schärfte und neue Er-
fahrungen aus allem machte [vgl. Amendt 2008].

Die Herstellung von LSD-25 ist relativ einfach, solange man das Mutterkorn, ein Pilz
auf Roggen, Weizen, Gerste und Hafer, ankaufen kann. Nach einigen Versuchen mit
LSD-25 durch Hofmann und seine Kollegen versuchte man, den Stoff als neuestes und
bestes Psychopharmakon zu vermarkten. Es wurde propagiert, dass nun ein Stoff im
Handel ist, der das Seelenleben des Menschen nach außen kehrt [vgl. Amendt 2008].

Der bekannteste Verfechter der „LSD Bewegung“ war und ist wohl Timothy Leary. Lea-
ry war ein anerkannter Psychologe in den USA, der sich ganz der Aufklärung ver-
schrieben hatte. Sein Motto war „Just say know“. Er wollte allen die Möglichkeit geben,

5
Hofmann war ein Schweizer Chemiker und studierte und promovierte an der Universität Zürich [vgl.
Zeno „Hoffmann“, Stand 06.11.2011, 19:20 Uhr]

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mit Drogen Erfahrungen zu sammeln, jedoch nur, wenn man es selber wollte. Durch
sein Zutun entstanden die sogenannten „Sitzungen“. „Sitzungen“ sind Rituale, bei de-
nen sich eine bestimmte Anzahl von Personen in ein angenehmes Umfeld begeben,
um Drogen einzunehmen. Bei jeder Sitzung gibt es Personen, die sich mit der Materie
auskennen, die Drogen vorbereiten und nüchtern bleiben, um den anderen bei ihren
Trips zu helfen oder zu unterstützen [vgl. Amendt 2008].

Auch wenn Leary sich danach der Werbung für LSD-25 verschrieb und seine eigenen
„Regeln“ nicht mehr ernst nahm, war er doch der Prophet für viele in den USA und Eu-
ropa. Und dies trotz seines Ausschlusses aus dem Forschungskreis der Universitäten.

Durch die verschiedensten Erfahrungsberichte und vor allem durch Mundpropaganda


kam LSD-25 langsam, aber doch, in die Party-Szene. LSD wurde nicht nur mehr zur
Spiritualitätsfindung genutzt, sondern auch um Partys oder Happenings reicher an Er-
fahrungen zu machen. Doch damit stieg das Risiko für Horrortrips und Abhängigkeit.
So war schon früh bekannt, dass nicht nur die Dosis für die Länge eines Trips verant-
wortlich ist, sondern auch die Rahmenbedingungen [vgl. Amendt 2008].

Ausgangspunkt für LSD waren die USA. Die Gegenkultur der Sechziger versuchte sich
von der etablierten Ordnung zu entfernen und neue Welten, vor allem des Zusammen-
lebens, zu erschließen. Drogen halfen dabei, dass Bewusstsein zu erweitern und eine
Verhaltens- und Einstellungsänderung hervor zu bringen. Da für LSD eine Zukunft in
der Psychotherapie vorausgesagt wurde, war es anfangs sehr einfach an Proben zu
gelangen. Herstellerfirmen vergaben Proben an Ärzte, Universitäten und teils sogar an
Private. Die Einnahme wurde zum „studentischen Ritual“ und als einzigartig gefeiert.
Diese Gruppe war sozial unauffällig und psychisch gesund, somit auch weniger dem
Suchtrisiko ausgesetzt. So leicht war es also, Werbung für LSD-25 zu erhalten. Und
gleich „einfach“ war auch der Weg in die Szene, obwohl man zu diesem Zeitpunkt nicht
mehr sicher sein konnte, welche Dosis und ob man überhaupt LSD eingeworfen hat.
Ein weiterer Punkt ist, dass LSD von vielen Künstlern als Inspiration angesehen wurde.
Die Rolling Stones, die Beatles, The Doors, Jimi Hendrix, Jefferson Airplane, Pink
Floyd, usw. schrieben über LSD bzw. teilweise unter LSD Einfluss [vgl. Amendt 2008].

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LSD-25 wurde also, wie andere Stoffe auch, von einem hoch gepriesenen Medikament
zu einer Droge. Gepriesen für seine Erfahrungen und verteufelt aufgrund der Suchtge-
fahr und den anti-autoritären Zügen.

Nicht jeder musste auf einen „Trip“ gehen um seine Spiritualität zu erforschen. Es gab
jedoch genügend Rollenvorbilder (wie z.B. Die Rolling Stones) die den Konsum vorleb-
ten. So kam sicher der ein oder andere über den Druck, so zu sein wie sein Vorbild, mit
LSD in Berührung und in folgedessen möglicherweise zur Sucht.

4.3.1: Psychische und körperliche Symptome


Die ersten Symptome, die von LSD-25 festgehalten wurden, waren eine leichte Erhö-
hung des Blutdrucks, leicht erhöhter Puls, vermehrte Speichelbildung, vermehrtes
Schlucken, erweiterte Pupillen und Blähungen. Von einer Sucht- oder Vergiftungsge-
fahr ging man, wie bei vielen anderen Stoffen, vorerst nicht aus [vgl. Amendt 2008].

Nach zahlreichen Untersuchungen der Halluzinogene sind die oben genannten Symp-
tome noch immer enthalten. Weitere Symptome, die bei Konsum auftreten können,
sind Herzrasen, Blutdruckabfall, Schwächegefühl, Atemnot, Temperaturschwankun-
gen, Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und/oder Muskelspasmen.
Bei Überdosis können Halluzinogene durch Vergiftung zum Tod führen [vgl. SFA
2007].

Bei falschem Konsum bzw. Mischkonsum kann es zu Verwirrtheit, eingeschränkter


Merkfähigkeit, sprunghaftem Denken, Sprach- und Sehstörungen, Angst vor Verlust
der Selbst- und Realitätskontrolle, negative Gefühle, Horrortrips, Depressionen, Aus-
bruch von vorhandenen psychischen Störungen und/oder einem Flashback (Nach-
rausch) kommen. Durch diese Reaktionen kann es zu einer inneren Unruhe kommen
und somit weiter zur Sucht, zur psychischen Abhängigkeit [vgl. SFA 2007].

4.4: Ecstasy
Ecstasy kam über die Rave-Techno Partys nach Europa und verbreitete sich so auf der
ganzen Welt. Bei abgelegenen und geheimen Raves ist und war die Droge nicht nur
der letzte Kick, sondern Standard.

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Jugendliche, aber auch Erwachsene, reisten in den 1990er Jahren durch ganz England
um zu den Partys zu gelangen. Diese wurden aufgrund ihrer Ausgelassenheit, und
natürlich aufgrund des Drogenhandels, oft von der Polizei aufgelöst. Außerdem wollte
man von der kommerziellen Musik nichts wissen und eine eigene, unabhängige Szene
haben. Die ganze Kultur des Techno stand schon seit Beginn im Zeichen der Zusam-
mengehörigkeit. Es ist nicht nur die Musik, die alle zusammen führte, sondern die Nähe
und ein Gefühl von Gewaltfreiheit [vgl. Freye 1997].

Erst langsam ergab es sich, dass Techno auch in Diskotheken und kommerziell ge-
nutzt wurde. Eines der berühmtesten Beispiele ist wohl die deutsche Band Kraftwerk,
welche auch in Amerika und England große Erfolge in dieser Kultur erreichte. Durch
den großen kommunikativen Aufwand, den diese Partys mit sich trugen, und dem „ein-
facherem“ Zugang zur Musik über Internet und Diskotheken löste sich die Szene etwas
auf. Jedoch gibt es auch heute noch ein relativ großes und homogenes Netzwerk, wel-
ches sich nun über die ganze Welt spannt und auch internationale Partys immer wieder
Menschen verschiedenster Herkunft und aus verschiedenen Ländern zusammen führt.

„Erfunden“ wurde Ecstasy von der Firma Merck. Zuerst, ab ca. 1912, wurde die Droge
als Appetitzügler, danach als Therapiemittel für Psychosen verkauft. Die Therapeuten
schätzten die entspannende und angstlösende Wirkung des Stoffes ohne auf Abhän-
gigkeitspotenzial aufmerksam zu machen. Aufgrund der Kontaktfreudigkeit, welches zu
einem starken Gemeinschaftsgefühl wird, bekam die Pille einen großen „Kunden-
stamm“ in der Techno Szene [vgl. Freye 1997].

Das große Problem von Ecstasy liegt an der „Belanglosigkeit“ der Zeit zwischen den
Kicks, den Partys. Also meist die gesamte Arbeits- oder Schulwoche. Die Entleerung
des Botenstoffspeichers führt zu Depressionen und es zeigte sich jedoch, dass die
volle Wirkung von Ecstasy erst nach einer Abstinenz von 6 Wochen auftritt. Somit wur-
de vor allem bei diesem Stoff der Mischkonsum zu einem schwerwiegenden Faktor.
Das ständige Aufputschen führt zu geringem Schlaf, weiter zu verminderter Leistung
und schließlich zu weiteren Drogen wie Schlaftabletten oder Marihuana, um dies aus-
zugleichen [vgl. Freye 1997].

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Ecstasy ist ein weißer kristalliner Feststoff, der bitter schmeckt. Je nach Körpergewicht
und Geschlecht reagiert man verschieden darauf. Allgemein ist die Wirkung nach der
Einnahme als geistige Empathie beschreibbar. Personen empfinden sich selbst als
„klarer“ und entwickeln eine tiefere Liebe mit sich selbst und anderen [vgl. Iversen
2009].

Ecstasy kommt also in bestimmten Kreisen vor und ist dort Alltag. Somit ist hier der
Druck der Clique das ausschlaggebende Mittel für den Konsum. Will man von früh bis
spät mithalten und auch weiterhin von Partys erfahren, müsste Ecstasy die unvermeid-
liche Lösung sein.

4.4.1: Psychische und körperliche Symptome


Hohen Dosen von Ecstasy können zu Schlaflosigkeit, Depressionen, Übelkeit, Überhit-
zung, Blutdruckanstieg, Psychosen, Burn-out-Syndrom, Krämpfen und/oder zu Dehyd-
ration führen. Somit ist der Ecstasy „Genuss“ vor allem für Personen mit Kreislaufprob-
lemen (Bluthochdruck), Diabetes, Asthma, Leberfunktionsstörungen und/oder Schild-
drüsenüberfunktion besonders gefährlich. Bei „normaler“ bzw. geringer Dosierung wie
bei illegal verkauften Tabletten sind diese Symptome sehr unwahrscheinlich, bei stän-
digem Gebrauch jedoch zu erwarten [vgl. Freye 1997].

Durch die schnelle Toleranzentwicklung bei der Substanz wird bei Abhängigen der
vermehrte Gebrauch unumgänglich. Es gibt nur wenige Berichte die beweisen, dass
Ecstasy zu Abhängigkeit führt. Jedoch kann damit ein bestimmter Lebensstil, vor allem
in der Techno Szene, verbunden werden. Durch die Toleranzentwicklung entsteht
meist ein Mischkonsum und durch diese Abhängigkeit kann es zu tagelangen „Ausfäl-
len“ (Arbeit, Appetitverlust, Gewichtsverlust) kommen. Auch Depressionen, auch wenn
nur gering Nachgewiesen, können auftreten [vgl. Iversen 2009].

Wie in den Unterkapiteln für die einzelnen Stoffe bereits kurz erwähnt, gibt es ver-
schiedene Motive warum Menschen zu Drogen greifen. Einmal ist die Clique der aus-
schlaggebende Faktor, ein anderes Mal ist es der Druck der Arbeitswelt. Im Weiteren
werde ich mich näher mit diesen Faktoren beschäftigen. Auch die Drogensozialisation
hat einen starken Einfluss auf den Erstkonsum. Folglich werde ich mich auch mit der
Sozialisation beschäftigen. Weiß der Großteil der Gesellschaft das meiste über Drogen

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wirklich nur aus den Medien oder gibt es bereits Faktoren die diesen Bereich der S o-
zialisation früh beeinflussen können.

5: Motive und Drogensozialisation


Gesellschaftlich wird immer wieder der Konsum Jugendlicher in den Vordergrund ge-
rückt. Jedoch wird sich bei genauerer Betrachtung zeigen, dass auch in der Erwachse-
nenwelt der Konsum ausufernd und ausschweifend sein kann. Jedoch schwingt hier –
vor allem bei Alkohol und Zigaretten – der Erwachsenenstatus mit, der dies legitimiert.
Jugendliche hingegen stehen im „offenen“ Feld. Sie werden von Pädagogen, der Politik
und vielen anderen beobachtet („Kinder sind unsere Zukunft“). So fallen „Fehltritte“
leichter auf, werden verteufelt und an die Öffentlichkeit gebracht [vgl. Willrodt 2009].

5.1: Motive
Verschiedene Studien zeigen immer wieder verschiedene Motive, warum Menschen zu
Drogen greifen. Wilrodt Julia (2009) beschreibt in ihrem Buch die Motive für den Kon-
sum von Drogen z.B. mit

 Der demonstrativen Vorwegnahme des Erwachsenenverhaltens

 Der bewussten Verletzung von elterlichen Kontrollvorstellungen

 Als Instrument bei der Suche nach grenzüberschreitenden, bewusstseinserwei-


ternden Erfahrungen und Erlebnissen

 Der Eröffnung einer Zugangsmöglichkeit zu Gruppen

 Als Symbol für die Teilhabe an Subkulturen

 Als ein Mittel zur Lösung von Frustration

 Als Notfallreaktion auf heftige psychische und soziale Entwicklungsstörungen

Motive für den Konsum können also sehr unterschiedlich sein. Trotzdem fand man
bereits heraus, dass Frauen und Männer sich hier relativ weit unterscheiden. Nicht nur
was den Beginn der Einnahme betrifft, sondern auch der Substanz. So scheinen Mäd-
chen eher aus Druck heraus zu rauchen, – ausgeübt von Freundinnen, der Clique oder
aufgrund Unzufriedenheit mit dem Körperbild – wohingegen Burschen Rauchen und
Alkohol eher als Männlichkeitsbeweis sehen. Dieser Unterschied spiegelt sich auch

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später wieder. Hier liegt der Druck der Arbeitswelt weiterhin bei Männern und drängt
diese zum Konsum. Frauen berichten jedoch eher aufgrund von persönlichen Konflik-
ten in Beziehungen zu konsumieren. Die Gefahr Drogen zu konsumieren steigt immer
dann, wenn es zu größeren persönlichen Umbrüchen kommt. Bei Frauen sind dies
Menopause und Rollenumstellungen, bei Männern Pension oder Midlife-Crisis [vgl.
Willrodt 2009].

Wie oben bereits kurz erwähnt spielt das soziale Umfeld und die Kultur eine Rolle, wa-
rum Menschen zu Konsumenten werden. Es zeigt sich deutlich, dass Rauchen und
Alkohol in unserer Gesellschaft der erste Weg zum Erwachsensein ist. So will man sich
gegenüber seiner Bezugspersonen von der Kindheit abgrenzen und auf eine Ebene
gestellt werden. Ebenfalls gilt, dass Rauchen ein nonverbales Zugehörigkeitssymbol ist
und Alkohol mit Gesellschaft und Feiern in Verbindung gebracht wird. Diese positiven
Assoziationen führen auch dazu, dass Alkohol, obwohl von Forschern gefährlicher ein-
gestuft als etwa Marihuana, nicht mit den negativen Folgen anderer Drogen (zum Bei-
spiel Verelendung) in Verbindung gebracht wird [vgl. Willrodt 2009].

Der wichtigste Nenner für Gesundheit und Krankheit ist, laut Hurrelmann (2010), aller-
dings der sozioökonomische Status. Da dies der wichtigste sozial strukturierende Fak-
tor zu sein scheint, steht er auch in Verbindung mit Drogenkonsum und weiter mit sozi-
al verträglichem oder unverträglichem Konsum. Der sozioökonomische Status gliedert
sich in (finanzielle) Ressourcen, Bildungsgrad und gesellschaftliche Anerkennung. So-
mit kommt man auf eine gesellschaftliche Zuordnung jedes einzelnen Mitgliedes, meist
geteilt in Unter-, Mittel- und Oberschicht [vgl. Hurrelmann 2010].

Durch die Globalisierung werden für jede und jeden die Chancen für Erfolg und Anse-
hen größer, jedoch auch gefährlicher. Man sieht in jedem „entwickelten“ Land, egal wie
gut das Sozial- und Gesundheitssystem ausgebaut ist, dass ein niedriger sozioökono-
mischer Status mit Substanzeinnahme und Gesundheit/Krankheit korreliert. So zeigen
sich schon beim Rauchverhalten ein erhöhter Wert für Hauptschüler und ein relativ
niedriger Wert bei z.B. Gymnasiasten. Dies lässt sich im Weiteren auch auf andere
Substanzen umlegen. Desto niedriger der sozioökonomische Status ist, desto eher
praktizieren Erwachsene und Jugendliche ein schlechtes Gesundheitsverhalten – in
Bezug auf Ernährung, Bewegung und Vorsorgeuntersuchen, sowie Konsum.

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Benachteiligte Gruppen die diesem Verhalten „verfallen“ sind vor allem Familien mit
kleinen Kindern, Jugendliche mit schlechter schulischer und beruflicher Ausbildung,
Arbeitslose, Einkommensarme und Migranten. So können bereits die Eltern z.B. den
Umgang mit der eigenen Gesundheit, dem eigenem Selbstbild und mit Konsum nicht
vermitteln. Das gesundheitsrelevante Verhalten, welches sich vor allem im Jugendalter
ausbildet, kann nicht erlernt werden und wird bis zum Erwachsenenalter beibehalten
[vgl. Hurrelmann 2010].

Um Einfluss auf das Konsum- und Gesundheitsverhalten zu nehmen gibt es verschie-


denste Schutz- und Risikofaktoren. Dies sind Faktoren, die z.B. Bildung, aber auch das
Selbstbild mit einbeziehen. So kann es vorkommen, dass Jugendliche mit niedrigem
sozioökonomischen Status über ein so starkes Selbstbild verfügen, dass sie dem
Druck der Peergroup stand halten und z.B. nie zur Zigarette greifen oder es nur beim
Probieren belassen.

Im Weiteren werde ich näher auf Schutz- und Risikofaktoren eingehen.

5.1.1: Schutzfaktoren
Im Sinne des salutogenese Konzeptes 6 ist es wichtig, jene Schutzfaktoren heraus zu
finden, die einen abhalten zu Drogen zu greifen.

Allgemein kann festgehalten werden, dass folgende Faktoren ein Risikoverhalten m i-


nimieren:

 Bildungsniveau

 Selbstbewusstsein

 Partner oder Partnerin

 Freunde

 Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz

 Ausreichend Einkommen

6
Das Salutogenesemodell wurde von Antonovsky, ein Soziologe, beschrieben. Die zentrale Frage des
Modells ist es, warum Menschen trotz widriger Umstände gesund bleiben. Es geht also um die Gesund-
heitsdynamik und nicht, wie bei vielen anderen Modellen, um Krankheitsdynamik (diese Fragen nach
Faktoren die krank machen) [vgl. Hurrelmann 2010].

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 Die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen

 Die Nutzung des sozialen Netzes

[vgl. Willrodt 2009]

Jene Schutzfaktoren können, wie die Risikofaktoren, auf biologischer, psychologischer


und sozialer Ebene gefunden werden. Auch kann man hier Genderunterschied zwi-
schen Frauen und Männern ausmachen.

Als schützend auf biologischer Ebene gilt für Männer z.B. der Gesundheitszustand, für
Frauen hingegen ein geringes genetisches Risiko oder eine durchschnittliche Entwick-
lung.
Psychologisch haben z.B. ein positives Selbstbild, eine höhere Problemwahrneh-
mungsschelle oder eine positive Bewertung des Körpers für Männer einen Schutzfak-
tor. Wohingegen für Frauen z.B. die gesundheitliche Zielvorstellung, die Möglichkeiten
der Lebensplanung, Religiosität oder Vertrauensverhältnisse zur Mutter von schützen-
der Bedeutung ist. Die soziale Ebene umfasst bei Frauen z.B. eine vertrauensvolle
Freundin, die Elternbeziehung oder gute schulische Leistungen. Bei Männern findet
sich hier z.B. ein behüteter Familienstil, die Peer-Group oder Freizeit in Jugendklubs
[vgl. Willrodt 2009].

Bildungsniveau steht in starker Verbindung mit dem Selbstbewusstsein, der Zufrieden-


heit am Arbeitsplatz und dem Einkommen. Auch die Problemlösungskompetenz steigt
mit dem Bildungsniveau, sowie die Möglichkeit das soziale Netzwerk zu nutzen. Bil-
dung ist also ein zentraler Punkt der Schutzfaktoren. Denn Studien zeigen, dass ein
hoher Grad an Selbstbestimmtheit (am Arbeitsplatz, aber auch in der Freizeit) das sub-
jektive Stresserleben reduziert. Um am Arbeitsplatz selbstbestimmt Handeln zu kön-
nen, ist eine gute Ausbildung nötig. Weiter steigen mit dem Grad Ausbildung auch die
Chancen auf einen Berufs- und Gehaltsaufstieg, der wiederum mit der Selbstbe-
stimmtheit in der Freizeit und der Zufriedenheit am Arbeitsplatz zusammen hängt [vgl.
Hurrelmann 2010].

Wie können jedoch Kinder und Jugendliche mit schlechten Voraussetzungen (niedri-
gem sozioökonomischer Status) diese Schutzfaktoren trotzdem ausbilden? Hier kann
das Modell der „Resilienz“ zu tragen kommen. Unter „Resilienz“ wird die Möglichkeit

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verstanden, trotz niedrigem sozioökonomischem Status und schlechter Elternbindung


bestimmte Schutzfaktoren wie Selbstbewusstsein und Freunde durch eine externe Be-
zugsperson auszubauen. Durch diese Wirkung können Jugendliche eine deutlich stabi-
lere Psyche und ein deutlich stärkeres Selbstbewusstsein aufbauen als Jugendliche in
der gleichen Situation ohne Bezugsperson. Ist diese Bezugsperson also vorhanden,
kann hier Konsum- und Gesundheitsverhalten erlernt und somit die Schutzfaktoren
gestärkt werden [vgl. Kohnke 2009].

Eine weitere Stärkung des Konsum- und Gesundheitsverhaltens kann mit verschiede-
nen Strategien erreicht werden, welche in den Prozess der individuellen Bewältigung
von Entwicklungsaufgaben eingreifen. Eine Methode ist die Gesundheitskommunikati-
on. Hier steht der Austausch von Wissen, Erfahrung, Gedanken, Meinungen und Ge-
fühlen im Vordergrund. Die Kommunikation erfolgt direkt oder indirekt und beinhaltet
Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsbildung, Gesundheitserziehung, Gesund-
heitsberatung und Gesundheitsaufklärung [vgl. Hurrelmann 2010].

Ziel der Gesundheitserziehung ist die Strukturierung von Wissen, Einstellungen und
Hanldungsdispositionen, sowie der Aufbau gesundheitsförderlichen Verhaltens. Die
Gesundheitserziehung ist rechtlich verankert und wird vor allem in Institutionen wie
Schulen durchgeführt. Die Gesundheitsbildung soll Wissen und Kompetenzen ergän-
zen und wiederherstellen um so die Steuerung des Gesundheitsverhaltens zu verbes-
sern. Die Gesundheitsbildung ist freiwillig und sind z.B. Fortbildungen. Unter Gesund-
heitsberatung versteht man die Förderung von Handlungsfähigkeiten um gesundheitli-
che Probleme zu Bewältigen. Die Beratung ist ebenfalls freiwillig und findet vor allem
bei Ärzten statt. Die Gesundheitsaufklärung hat die Verbesserung der individuellen
Handlungsvoraussetzungen zum Ziel. So soll die Orientierung bei Gesundheitsfragen
und die Gesundheitskompetenz gestärkt werden. Die Aufklärung wird meist mit Kam-
pagnen und über Massenmedien betrieben [vgl. Hurrelmann 2010].

5.1.2: Risikofaktoren
Risikofaktoren sind bei Männern und Frauen immer auf der biologischen, psychologi-
schen und sozialen Ebene zu finden. Bei Männern zählen zu den biologischen Fakto-
ren z.B. ein alkoholabhängiger Vater, das Körperbild oder eine zu frühe Entwicklung.
Zu den psychologischen Faktoren zählen z.B. Aggressivität, Männlichkeitsvorstellun-
gen, schwaches und hohes Selbstvertrauen oder materielle Zielvorstellungen. Soziale
Faktoren können z.B. die mangelnde elterliche Kontrolle, fehlende Vertrauensfreund-

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schaften, Konkurrenzwahrnehmung oder eine konsumierende Clique sein. Bei Frauen


können z.B. eine frühe Entwicklung, die Menstruation oder körperliche Beschwerden
zu den biologischen Faktoren gezählt werden. Schönheitsideale, Abfall des Selbst-
wertgefühlt, Beziehungsabbrüche oder Leistungsangst zählen zu den psychologischen
Faktoren. Soziale Faktoren umfassen z.B. den konsumierenden Freundeskreis, frühe
sexuelle Beziehungen, konsumierende Mutter oder das mediale Image von Weiblich-
keit [vgl. Willrodt 2009].

Vor allem ein konsumierender Freundeskreis ist ein großer Risikofaktor. Hier werden
Handlungsempfehlungen weitergegeben und Einstellungen vermittelt. Ebenfalls erlernt
man die Anwendung und Dosierung, sowie die verschiedensten weiteren Möglichkeiten
für den Konsum. Hier stehen auch „Spezialisten“ zur Verfügung, die relevantes Wissen
weiter geben. Auch gibt es spezielle Rituale welche nur mit dem Freundeskreis ausge-
übt werden. So kann es also auch sein, dass bestimmte Rituale erst zu einer Aufnah-
me in eine Gruppe führen [vgl. Dollinger et. al. 2007].

Weiter ist Arbeitslosigkeit zu nennen. Es gibt Studien die zeigen, dass es besonders
gravierende Unterschiede beim Tabakkonsum zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen
gibt.
Verfällt man so auf eine Randposition in der Gesellschaft, fühlt man sich schnell aus-
geschlossen und Gefühle der Sinnlosigkeit entfalten sich. Diese negativen Gefühle
verstärken den Druck auf das Individuum und steigern so die Wahrscheinlichkeit, diese
mit Rauschmitteln zu betäuben [vgl. Dollinger et. al. 2007].

Auch die Lebensform kann zu einem Risiko werden. So sieht man, dass Verheiratete
oder in einer Gemeinschaft lebende eine höhere Lebenserwartung haben als Ledige
und das Ein-Eltern-Familien ebenfalls schlechter abschneiden. Und natürlich sind vor
allem sozial isolierte und einsame Menschen von Risiken betroffen. Kommt es zu der
einen oder anderen Situation können die Clique oder gar nur noch der Konsum selbst
einen am Leben halten. Die Droge kann der bestimmende Lebensfaktor werden [vgl.
Hurrelmann 2010].

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5.2: Drogensozialisation
„Was die Öffentlichkeit über Drogen weiß, weiß sie aus den Medien.“ [Amendt 2008,
177]

Ganz unrecht hat Amendt mit dieser Aussage nicht. Der Umgang und Zugang zu Dro-
gen (illegalen und legalen) in der Familie spiegelt sich bei den Kindern wieder. So kann
es z.B. dazu kommen, dass Jugendliche mit verschlossenen Eltern wirklich das meiste
über Drogen nur aus den Medien erfahren. Dagegen können Jugendliche, die einen
gemäßigten und kontrollierten Umgang mit legalen Drogen bei ihren Eltern beobachtet
haben, diesen leichter ebenfalls in dieser Art ausüben. Sprechen die Eltern auch noch
offen über illegale Drogen und ihre Vor- und Nachteile, so kann der Jugendliche sich
selbst eine Meinung bilden – nämlich ob er zum Konsumenten wird oder nicht. So kann
die Drogensozialisation der Eltern auch den Druck der Peergroup zurückzudrängen
und das Selbstbewusstsein der Jugendlichen stärken.

Die wichtigsten Vermittler in der Drogensozialisation sind Gleichaltrige. Wie weiter


oben bereits erwähnt, erfährt der Neuling hier Konsummuster, Konsumarten und Ein-
schränkungen [vgl. Dollinger et. al. 2007].

Jedoch liegt der Beginn der Sozialisation bereits im frühen Kindesalter. Das Kind lernt
von den Eltern und Bezugspersonen bestimmte Muster. Es sieht, wie getrunken und
geraucht wird. Das Kind beobachtet und auch das Fernsehen, Filme und Zeitschriften
tragen im immer höheren Maße zur Sozialisation bei. So erlernt jeder Mensch akzep-
table und unakzeptable Konsummuster, jedoch nur mit der Voraussetzung, dass auch
die Eltern diese erlernt haben und weiter geben. So bilden sich bereits Einstellungen
und Kenntnisse aus, die trotz dem ausloten von Grenzen (z.B. exzessives trinken) eine
normale Sozialisation zulassen [vgl. Dollinger et. al. 2007].

Teilweise bereits erwähnt, möchte ich mich im letzten Abschnitt mit dem Thema Gen-
der beschäftigen. Vor allem den Konsumunterschieden möchte ich meine Aufmerk-
samkeit widmen.

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6: Suchtmittel und Gender


6.1: Allgemein
Gender meint das soziale Geschlecht (Mann, Frau), im Gegensatz zum biologischen
Geschlecht (Vagina, Penis). Die Genderfroschung zeigt uns, dass es mehr gibt als nur
Mann und Frau. Mann und Frau erleben anders, lösen Probleme anders, reagieren auf
Stoffe (Medikamente) anders, usw. Schon die „einfachsten“ Medikamente, wie z.B.
Aspirin, wirken bei den Geschlechtern anders. Aus diesen und mehr Gründen ist es
wichtig, Gender zu beachten.

Es genügt dabei nicht nur, von Genderunterschieden zu sprechen bzw. zu wissen,


dass es sie gibt. Es muss in der Forschung aktiv daran gearbeitet werden, dass
„Gleichheit“ herrscht und die Ergebnisse sowohl auf Männer als auch auf Frauen um-
gelegt werden können.

Besonders von Bedeutung sind verschiedene Gender Bias Probleme, welche man
kennen sollte. Diese wären:

 Männer als die „Norm“ wahrnehmen

 Unterrepräsentation oder Ausschluss von Frauen in von Männern dominierten


Bereichen

 Unterrepräsentation oder Ausschluss von Männern in „typischen“ Frauenberei-


chen

 Akzeptieren der Männerdominanz

 Schuldzuweisung an die Opfer (Bsp.: Das Frauen an die falschen Orte/Plätze


gehen)

 Mangel an Gender-Sensibilität (Ignorieren des Geschlechtes)

(vgl. Eichler et. al. 2000)

Gender kann als eine weitere Hintergrundvariable bezeichnet werden (so wie etwa
Bildung und Alter). Die Beachtung der einzelnen Gender Bias Probleme kann dazu
führen, dass die Politik, aber auch das Gesundheitswesen und hier auch die Suchthilfe,

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Frauen und Männer, und somit die Gesellschaft, besser verstehen lernen. So könnten
Medikamentenprobleme schneller erkannt werden, aber auch Zugänge zu Süchtigen
besser konstruiert und abgestimmt werden (gemeint sind die Kontaktaufnahme, Thera-
pie und Nachsorge) [vgl. Eichler et. al. 2000].

6.2: Konsumunterschiede
Wie in vielen anderen Lebenslagen zeigt sich, dass auch die Konsumgewohnheiten
bestimmte Lernprozesse sind. So kann hier meist von unterschiedlichen Phasen ge-
sprochen werden, die vom Ausprobieren bis zur Abhängigkeit reichen. Erste Erfahrun-
gen können von Jungen schon deshalb leichter gemacht werden, da sie durch die Er-
ziehung eher nach außen orientierte sind. Sie halten sich oft im Freien auf und dies
auch später in Parks, Straßen, Lokalen, etc. Und gerade deshalb kann hier der Zugang
zu Drogen leichter geschehen. Mädchen dagegen werden durch ihr Elternhaus eher
nach innen gerichtet und kommen dadurch meistens erst später in die Phase des Aus-
probierens [vgl. Willrodt 2009].

Wann und wie es zur Phase des Ausprobierens kommt ist bei Mädchen und Burschen
unterschiedlich. Jedoch spielen bei beiden das soziale Umfeld, der vermittelte Umgang
mit Konsum, Verhaltensweisen, Normen und Werte eine wichtige Rolle. So kann zum
Beispiel schon der beste Freund/die beste Freundin eine negative Einstellung zum
Konsum haben und somit auch Freunde vom Konsum abhalten. Es scheint nämlich so,
dass Vertrauen zu bestimmten Personen, welche Drogen konsumieren oder nicht kon-
sumieren, ein entscheidender Faktor ist [vgl. Willrodt 2009].

Weiter ist im Konsumverhalten zu sehen, dass Frauen, da weich und fließend, eher
Probleme mit Medikamenten haben als mit Alkohol. Frauen wurden weit öfter Benzo-
diazepine als Schlafmittel verschrieben als Männer. Hinzu kommt noch, dass Frauen
öfter zum Arzt gehen als Männer. Männer gelten als hart und gepanzert und „überste-
hen“ Probleme einfach. Dafür scheinen Männer ihre Probleme eher mit Alkohol zu be-
kämpfen. Vor allem das Militär war (und ist teilweise noch) ein prägender Faktor. Opia-
te (Opium, Morphin und Heroin) hatten im Militär einen Stellenwert als Schmerzkiller.
Sie wurden und werden ohne auf die negativen Seiten zu achten verwendet. Durch
Opiate und Alkohol wurde der Schmerz unterdrückt um so den Buben zum stahlharten
Mann zu machen. Dieser Umgang mit Substanzen und der Männlichkeit ist nicht zu
unterschätzen und zeigt sich auch heute noch beim Konsum und Umgang mit z.B. Al-
kohol [vgl. Dollinger et. al. 2007].

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Auch im Bereich Sport zeigt sich ein Konsumunterschied. Frauen vermeiden Steroide,
da diese „Vermännlichen“ und vor allem den Muskelaufbau fördern. Männer hingegen
trimmen und schärfen ihren Körper. Manch einem geht dies zu langsam oder der Auf-
bau ist ihm zu wenig und er greift zu Steroide. Auch steigt bei Männern mit der Dauer
und Häufigkeit der besuche in Fitnessstudios die Wahrscheinlichkeit zu Dopingmitteln
zu greifen [vgl. Dollinger et. al. 2007].

7: Schlussfolgerung
Es hat sich gezeigt, dass einige Stoffe erfunden wurden, um neue Medikamente für die
Menschheit zu entwickeln. Wiederum andere wurden von verschiedenen Kulturen be-
reits über Jahrtausende angebaut und verwendet und fanden durch Erfahrungen der
Siedler und der ersten Reisenden den Weg zur „gefährlichen“ Droge.
Jede Entwicklung war unterschiedlich und so sind auch die Auswirkungen sehr diffe-
renziert.

Warum Menschen mit der Einnahme von Drogen beginnen und warum sie abhängig
werden hat, wie aufgezeigt wird, verschiedene Gründe. Begann man in der frühen Zeit
des LSD mit der Einnahme, um sein Bewusstsein zu erweitern, um eine religiöse Er-
fahrung zu machen, so wurde es später genommen, um den Partys mehr Kick zu ge-
ben, um sie intensiver erleben zu können.

Wiederum andere beginnen mit Drogen um die Realität zu verlassen und fallen so in
die Abhängigkeit, welcher nur sehr schwer zu entkommen ist.

Auch zeigt sich, dass besonders das soziale Umfeld einen Einfluss auf den Konsum
hat. Hier haben Schutz- und Risikofaktoren einen besonders starken Stellenwert.

Hat man einmal mit der Einnahme begonnen, gibt es verschiedene physische und psy-
chische Beschwerden, die sich, vor allem bei Langzeitkonsumenten, zeigen. Kreislauf-
probleme und der Drang nach einer weiteren Dosis, da sich der Körper sonst ver-
krampft, sind Hauptprobleme, die sich zeigen. Hinzu kommen noch verschiedene Gra-
de von Depressionen und Langeweile, welche einen großen Einfluss auf die Gesund-
heit haben und sogar bis zum Suizid führen können.

Neben den oben angeführten Nebenwirkungen und Problemen manifestiert sich meist
auch ein Problem mit dem sozialen Umfeld. Freunde, vielleicht sogar die Familie, wen-

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den sich ab und verstärkten den Druck. Personen die der Sucht verfallen sind stehen
meist am äußersten Rand der Gesellschaft.

So zeigt sich auch der Faktor Bildung als einer der wichtigsten im sozioökonomischen
Spektrum. Bildung verknüpft sich mit Arbeit, Freiheit und der Verwirklichung von Träu-
men. Es ist also kein Wunder, dass vor allem die untere Schicht den sozial unverträgli-
chen Konsum manifestiert. Auf der anderen Seite sieht man, dass ein höherer Grad an
Bildung, ein gesundes Sozialleben und ein Arbeitsplatz der Freude macht vom Konsum
abhält bzw. die sozial verträgliche Konsumvariante hier dominiert.

8: Diskussion und Ausblick


Das Thema (illegale) Drogen wird in der Öffentlichkeit noch immer in einer „Schublade“
gehalten. Die Thematik ist tabu und führt immer wieder zu heftigen Diskussionen. Je-
doch zeigt sich, dass immer mehr Menschen dem Thema offen gegenüber stehen. Vor
allem die Pro-Cannabis Bewegung in verschiedensten Ländern auf der Erde ist dafür
ein gutes Beispiel.

Es bedarf jedoch noch viel Aufklärungsarbeit, Forschung und Präventionsarbeit um die


Thematik noch näher an die Gesellschaft und Politik zu bringen.

Forschungen werden sich weiter damit befassen müssen, wie man mit dem Thema
Sucht in der Öffentlichkeit um gehen soll, wie mit Personen in diesem Bereich umge-
gangen wird und auch, ob eine liberalere Politik (wie in den Niederlanden und in
Tschechien) nicht das Ziel sein sollte. Eine Politik, die nicht jeden einzelnen Strafen
will/muss, sondern eine Politik, die das Thema Sucht als Ganzes bearbeitet ist gefragt.
Weitere wichtige Fragen werden sein, wie die Unterbringung der Personen gewährleis-
tet werden kann, wie die Finanzierung in diesem Bereich aussieht, wie man an Perso-
nen anknüpfen (Vertrauenskontakte knüpfen, Niederschwellige Programme) kann und
wie Behandlungen effektiver und abgestimmter angewendet werden können.

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Vivid „Stimulanzien“: http://www.vivid.at/_pdf/45c97cf2f0cf9.pdf Stand 15.03.2011,


18:57 Uhr

Zeno „Harnack“: http://www.zeno.org/Pagel-1901/A/Harnack,+Erich Stand 06.11.2011,


19:00 Uhr

Pharmazeutische Zeitung „Entdecker des Kokains“: http://www.pharmazeutische-


zeitung.de/index.php?id=36513 Stand 06.11.2011, 19:10 Uhr

Zeno „Hoffmann“:
http://www.zeno.org/Glossar/M/Das+Wikipedia+Lexikon/Hoffmann,+E.+T.+A.+-
+Hormonsystem?hl=albert+hofmann+lsd Stand 06.11.2011, 19:20 Uhr

Abbildungen:

Abb. 1
VBG “Drogen im Betrieb”: http://www.vbg.de/gms/p_gms/drogen_im_betrieb/titel.htm
Stand 22.11.2011 14:40 Uhr

Tabelle 1
Mean independent group scores in each of the three categories of harm, for 20 sub-
stances, ranked by their overall score, and mean scores for each of the three sub-
scales. (aus David Nutt et. al. (2007): Development of a rational scale to assess the
harm of drugs of potential misuse. The Lancet.)

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