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DAS DROGENBUCH

Einleitung

Auf dem Thal

Was sind Thalianer?

Thalianer sind die Bewohner des noch unentdeckten Planeten Thal. Sie unterscheiden sich weder in
ihrem Aussehen noch in ihrem Verhalten grundsätzlich von uns Menschen. Sie werden klein
geboren, wachsen etwas und sterben, nachdem sie ein wenig geschrumpft sind. Ähnlich wie wir
beginnen sie ihre „Lebenskarriere“ in der Schule, lernen im Anschluß einen Beruf, üben diesen aus
und lernen vielleicht später noch ein oder zwei weitere. Zwischenzeitlich pflanzen sie sich fort,
setzen sich dann irgendwann zur Ruhe und enden als kleiner Aschehaufen. Den einzigen
nennenswerten Unterschied zu uns findet man in der Ernährung. Die Thalianer verspeisen
ausschließlich Pflanzen. Diese so genannten Thalionen stillen neben dem Hunger auch den Durst
der Thalianer. Eine der etwa fünfzig Zentimeter hohen Pflanzen deckt ihren gesamten Tagesbedarf
und ist das einzig bekannte Nahrungs- und Genußmittel des Planeten.

Ein Tag auf dem Thal hat wie auf der Erde 24 Stunden und ein erwachsener Thalianer benötigt
maximal 4 Stunden Schlaf pro Nacht. Es bleibt dementsprechend mehr Zeit, für andere Aufgaben.
Der „sechzehn-Stunden-Arbeitstag“, hat aus den Bewohnern des Planeten eine technische
Übermacht werden lassen. Im Gegensatz zu uns wissen die Thalianer bereits seit langem, daß sie
nicht die einzige Lebensform im Universum sind. Sie haben die Menschheit bereits vor mehr als
zweihundert Jahren entdeckt. Dennoch möchten sie keinen Kontakt mit uns aufnehmen und
verhindern mittels komplizierten visuellen Täuschungsmechanismen, von uns entdeckt zu werden.

Vor einigen Jahren begann ein Team von Forschern damit, uns zu beobachten und unser Verhalten
zu studieren. Jedem Forscher wurden zwei zufällig ausgewählte Menschen (ein Männchen und ein
Weibchen) zugeteilt.

Das Experiment

Der Rollentausch

Bitte versetzen Sie sich einmal in die Lage eines der thalianischen Forscher:

Sie beginnen mit der Beobachtung Ihrer beiden „Sprößlinge“, an deren fünftem Geburtstag.
Während Ihres gesamten Arbeitstages sitzen Sie vor zwei Monitoren. Ihre Arbeit bereitet Ihnen
große Freude, da Sie sich in Ihren „Sprößlingen“ wiedererkennen und häufig Erinnerungen an Ihre
eigene Jugend wachgerufen werden. Es vergehen wunderbare Jahre. Ihnen ist, als hätten Sie zwei
eigene Kinder auf der Erde. Sie beobachten, wie beide größer werden und die Höhen und Tiefen des
Lebens durchmachen. „Gemeinsam“ stehen Sie die verschiedensten Probleme und Problemchen mit
ihnen durch und teilen jeden, auch noch so kleinen Erfolg Ihrer „Schützlinge“. Sie freuen sich
darüber, daß beide gern Sport treiben und fiebern mit, als sie sich langsam dem anderen Geschlecht
nähern. Letztendlich erstaunt sie immer wieder die verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Leben
auf der Erde und dem Leben auf dem Thal.

Eines Tages macht der von Ihnen beobachtete junge Mann eine ungewöhnliche Erfahrung. Er
bekommt von einem Artgenossen eine kleine dünne Stange geschenkt, steckt sie sich leicht zögernd
in den Mund, kramt ein Feuerholz aus seiner Tasche und zündelt an ihr herum. Einen Moment
später beginnt er kräftig zu Husten, stößt Rauch aus und fängt an zu lachen. Sein Gegenüber
amüsiert sich köstlich darüber und saugt dabei völlig unbekümmert an seiner eigenen Stange.
Dieses erstaunliche Erlebnis begleitet Sie noch für den Rest des Tages. Sie wundern sich über das
unerklärliche Verhalten der beiden Erdlinge. Es würde Ihnen niemals in den Sinn kommen, sich
etwas Brennendes in den Mund zu stecken. So sehr Sie sich auch anstrengen, es fällt Ihnen keine
plausible Erklärung ein.

In den folgenden Wochen beobachten Sie, wie Ihr „Schützling“ sich immer wieder dem
„Stangenritual“ hingibt. Mit der Zeit scheint er sich daran zu gewöhnen und stellt das Husten ein.
Ihre Verwunderung läßt nach. Sie akzeptieren das Verhalten als etwas typisch erdisches. Da Ihr
weiblicher „Schützling“ diesem Zeitvertreib nicht nachgeht, erklären Sie es kurzerhand für etwas
typisch Männliches. Sie ärgern sich sogar darüber, daß Sie wohl niemals in den Genuß kommen
werden, sich eine kleine, brennende „Stange der Menschen“ in den Mund zu stecken.

Etwa zwei Monate später fällt Ihnen auf, daß der junge Mann ständig ein Päckchen mit vielen
kleinen Stangen bei sich trägt und immer öfter eine davon in seinem Mund steckt. Selbst wenn er
allein ist, kann er nicht die Finger davon lassen. So langsam stellen sich bei Ihnen erste Zweifel an
der Theorie von dem netten „Ritual“ ein. Sie bemerken, daß es in dem Umfeld Ihres „Schützlings“
junge Männer gibt, die noch nie an diesem „Ritual“ teilgenommen haben. Sie verschärfen Ihre
Aufmerksamkeit und hoffen, eine baldige Erklärung für das Verhalten zu finden.

Vorerst werden Sie aber Zeuge eines weiteren, ungewöhnlichen Schauspiels:

Ihr „Schützling“ sowie andere junge Männer nehmen ein schäumendes Getränk zu sich und fangen
wenig später an, viel zu lachen, wild zu gestikulieren und fröhlich zu sein. Ihnen gefällt das und Sie
freuen sich mit ihnen. Sie wundern sich nur, als etwas später die Mimik und Gestik der Jungs etwas
unkontrolliert wird. Einige schwanken durch den Raum, anderen fällt es schwer, überhaupt noch
gerade zu stehen. Kurz darauf bricht eine Schlägerei aus. Sie fangen an, sich ernsthaft Sorgen zu
machen. Als sich dann noch einige übergeben müssen, möchten Sie am liebsten sofort Ihren
Monitor ausschalten. Sie wünschen sich, diesem Treiben ein Ende setzen zu können. Doch dann
denken Sie an vergiftete Getränke und bedauern die Jungs für deren schrecklichen Abend. Dieser
Gedanke verschwindet, als sich in den darauffolgenden Wochen vermehrt ähnliche Szenarien
abspielen. Alle scheinbar freiwillig.

Sie verstehen die Erdlinge nicht mehr, sind verwirrt und vor allem zweifeln Sie an Ihrem
„Schützling“. Warum macht er so etwas? Warum benutzt er andauernd seinen Rachen als Ofen?
Warum nimmt er freiwillig Brechmittel zu sich? Und warum gibt er fast sein gesamtes Taschengeld
für solche Dinge aus?
Immer wenn Ihnen diese Fragen durch den Kopf gehen, schauen Sie auf den anderen Monitor. Mit
Stolz betrachten Sie Ihren weiblichen „Schützling“. Ihr geht es prächtig, sie ist äußerst
unternehmungslustig, freut sich des Lebens und ist mittlerweile zu einer jungen Dame
herangewachsen. Kleine Stangen und vergiftete Getränke spielen in ihrem Leben keine Rolle.

Die Auswertung

Welches Ergebnis ist zu erwarten?

Nach fünfzehn langen Jahren kommt es zu einer Zwischenauswertung des Projektes. Ein Gremium
von sechzig Mitarbeitern, unter denen auch Sie sich befinden, trifft zusammen, um gemeinsam die
Beobachtung der Erdlinge auszuwerten. Alle sind sich darin einig, daß sich die Bewohner der Erde in
ihrem Verhalten nicht grundsätzlich von den Bewohnern des Thal unterscheiden. Einige Ihrer Kollegen
konnten sogar, neben den nicht übersehbaren Differenzen in der Eßkultur, keine weiteren
Unterschiede ausfindig machen. Viele berichten jedoch von „Ritualen“, die Ihnen sehr bekannt
vorkommen. Es fallen Wörter wie: merkwürdig, unerklärlich, absonderlich und selbstzerstörerisch. Sie
hören in den Berichten Ihrer Kollegen auch erstmals von jungen Männern und Frauen, die sich
undefinierbare Substanzen in die Nase zogen oder mit einem Gerät in die Haut stachen. Einige Ihrer
Kollegen hatten gravierende Veränderungen ihrer „Sprößlinge“ beobachtet. Bei einem Kollegen
verstarb das Weibchen sogar an einer selbst verabreichten Substanz. Sie und Ihr Team sind während
der nächsten Tage bemüht, eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Erdenbewohner zu
finden. Es werden hitzige Diskussionen geführt und viele Theorien hervorgebracht. Leider basieren
alle nur auf Vermutungen und können nicht bewiesen werden. Nach einer harten, fast schlaflosen
Woche gibt das gesamte Team entnervt auf. Zur endgültigen Lösung des Problems wird beschlossen,
daß Projekt um weitere fünfzehn Jahre zu verlängern.

Zurück auf der Erde

Mensch = Tahlianer ?

Wenn wir ehrlich sind, gibt es Tage an denen es uns nicht besser geht als einem Forscher vom Thal.
Wir „beobachten“ uns dabei, wie wir ein Drogenritual ausüben und stellen uns eine der berühmten
„W-Fragen“:– Wieso, weshalb, warum?

Wir basteln eine Antwort zusammen, indem wir uns ein paar gute Gründe zurechtlegen, die für
unseren Konsum sprechen. Gleichzeitig versuchen wir die Nachteile zu verdrängen. Ab und an
haben wir das Pech, daß die verdrängten Nachteile sich in unser Bewußtsein zurück mogeln. Wir
werden sie nicht mehr los und entscheiden uns für ein Leben in Abstinenz. Da wir bemerken, daß
auch die guten Gründe sich nicht so leicht abschütteln lassen dauert es in der Regel nicht lange, bis
wir entnervt aufgeben und fleißig weiter konsumieren. Irgendwann akzeptieren wir beide Seiten und
verdammen unseren Mangel an Willenskraft. Trotzdem hoffen wir weiterhin, eine befriedigende
Erklärung für unser Verhalten zu finden und schnappen in den Medien alle brauchbaren
Informationen auf. Doch statt einer Lösung finden wir lediglich noch mehr gute Gründe, nebst
Nachteilen. Wir senken unser Haupt und beschließen unser „Projekt“ zu verlängern.

Dann kaufen wir uns ein Buch und lesen folgendes:

Teil 1

Philosophische Sichtweisen

Der Stand der Dinge

Es sieht nicht gut aus!

Den Informationen des DHS ist folgendes zu entnehmen:

Vor allem der Gebrauch von Alkohol ist unter der erwachsenen Bevölkerung (Altersgruppe 18 bis
59) in Deutschland weit verbreitet. Nach einer Repräsentativbefragung gaben lediglich 9,6% der
Männer und 14,9% der Frauen an, in den letzten zwölf Monaten keinen Alkohol konsumiert zu
haben. In Ostdeutschland sind die Abstinenzraten sowohl bei Männern als auch bei Frauen noch
niedriger (Männer: 6,4%; Frauen: 7,6%).
Hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung weisen insgesamt 5,8 Millionen Menschen (3,8
Millionen Männer und 2 Millionen Frauen) einen starken Alkoholkonsum (Männer: mehr als 40g
Reinalkohol/Tag; Frauen: mehr als 20g Reinalkohol/Tag) auf. Nach den Kriterien des DSM-IV
konsumieren (in den Altersgruppen 18 bis 59) insgesamt 2,4 Millionen Menschen mißbräuchlich
Alkohol (=8,1% der Männer, 1,9% der Frauen). Weitere 1,5 Millionen Personen der erwachsenen
Bevölkerung (4,9% der Männer, 1,1% der Frauen) müssen nach DSM-IV als alkoholabhängig
bezeichnet werden.

Auch dem Rauchen widmet sich ein großer Teil der Menschen. Hochgerechnet auf die erwachsene
Bevölkerung (Altersgruppen 18 bis 59) ist in Deutschland von 17,8 Millionen Rauchern auszugehen
(rund 37% der Befragten).Von diesen Rauchern sind 6,7 Millionen als starke Raucher
(durchschnittlich 20 und mehr Zigaretten täglich) einzuschätzen.

Ein wenig „Hoffnung“ bieten die Konsumentenzahlen der illegalen Drogen. Im Zeitraum von zwölf
Monaten vor der Befragung konsumierten hochgerechnet etwa 2,2 Millionen Menschen (rund 5%)
der erwachsenen Bevölkerung (Altersgruppen 18 bis 59) illegale Drogen, davon in Westdeutschland
2 Millionen (6,4% der Männer und 3,3% der Frauen), in Ostdeutschland 220.000 (3,6% der Männer
und 1,7% der Frauen). Der Konsum illegaler Drogen ist altersspezifisch. In der Altersgruppe der 21-
bis 24jährigen werden am häufigsten illegale Drogen konsumiert. Bei der Mehrheit der
Konsumenten illegaler Drogen handelt es sich um Cannabis-Konsumenten. Im 1-Jahres-Zeitraum
vor der Befragung konsumierten rund 14,7% der 21-24jährigen in Westdeutschland sowie 5,4% der
gleichaltrigen Ostdeutschen Cannabis. Von einem Mißbrauch illegaler Drogen nach den Kriterien
des DSM-IV ist bei insgesamt 265.000 westdeutschen Personen 1% der befragten Männer und 0,4%
der befragten Frauen im Alter von 18 bis 59 Jahren zu sprechen. Hierbei jedoch vorwiegend in den
jüngeren Altersgruppen. Es handelt sich hauptsächlich um Konsumenten von Cannabis und Ecstasy.

Spätestens nach Verinnerlichung dieser Zahlen wissen wir, daß der Drogenkonsum keine
Randerscheinung ist. Es stellt sich die Frage, warum gerade das scheinbar intelligenteste Wesen
unseres Planeten so gern zu Drogen greift. Um eine Antwort darauf zu finden, klären wir in den
folgenden drei Kapiteln, warum es so schwer ist, dem „ersten Mal“ aus dem Weg zu gehen, warum es
in den meisten Fällen nicht bei diesem einen Mal bleibt und wer oder was letztendlich die
Verantwortung für den übermäßig hohen Drogenkonsum der Menschen trägt

Das Erste Mal


Warum gehen wir „klugen“ Menschen den Drogen nicht einfach aus dem Weg?

Warum hat der Junge aus unserem Gedankenspiel damit angefangen sich brennende Stangen in
den Mund zu stecken?

Wir haben, im Gegensatz zu den Thalianern, die Möglichkeit mehr über den Jungen zu erfahren.
Wir sehen ihn nicht nur auf stummen Bildern. Wir können ihm zuhören und nehmen den
gesellschaftlichen und kulturellen Einfluß auf ihn war. Nach einigen Recherchen kommen wir zu
dem Schluß, daß verschiedene Faktoren für sein „erstes Mal“ verantwortlich sind.

Im Laufe seines Lebens saugte er allerhand Informationen über das Rauchen in sich auf:
Da war im Alter von 10 Jahren der Videofilm in der Schule, in dem eine schwarze Raucherlunge
gezeigt und die zahlreichen Nachteile, die ein Raucherleben mit sich bringt, erklärt wurden. Er
schwor sich im Anschluß, niemals auch nur eine Zigarette in seinen Mund zu stecken. Kurz darauf
suggerierten ihm zahlreiche Plakatwände, daß die Freiheit nicht ohne Marlboro zu erreichen sei. Er
nahm die Botschaft unterbewußt und ohne dagegen zu rebellieren auf. Es verstrichen ein paar Jahre,
die ihn in der Sicherheit wogen, niemals mit dem Rauchen anzufangen; denn schließlich kannte er
die Gefahren.

Mittlerweile war er fast fünfzehn Jahre alt und mitten in der Pubertät. Die coolen Jungs aus seiner
Klasse hatten sich bereits mit den kleinen Glimmstengeln angefreundet. Sein Interesse wuchs.
Warum war es verboten, wenn es doch fast alle taten? Sollte er wirklich die im Videofilm
gesehenen Horrorszenarien durchmachen müssen? Warum hatte er auch alte Männer - scheinbar
zufrieden - rauchen gesehen? Was war also so schlimm daran? Wollte man ihm etwas vorenthalten?
Selbst Winnetou raucht schließlich - eine Pfeife.
Er spielte bereits ein wenig mit dem Gedanken es zumindest einmal zu probieren. Seine rauchenden
Freunde redeten weiter auf ihn ein. Er zögerte noch ein paar Tage. Dann war er so weit.

Der junge Mann hatte keine Chance. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Die Frage, nach
dem genauen Auslöser für seinen Griff zum Glimmstengel, soll an dieser Stelle noch unbeantwortet
bleiben. Unser Interesse wecken vorerst die anderen Drogen. Wie verhält es sich bei Alkohol,
Cannabis, Speed, Ecstasy, Kokain und Heroin? Ist es auch bei diesen Drogen so schwer, sich vor
ihrem Konsum zu schützen?

Bei Alkohol ist die Hemmschwelle der meisten Menschen bereits lange vor dem ersten Konsum
kaum vorhanden. Wir bekommen als Teenager ganz nebenbei mit, daß Alkohol eine Droge ist, die
schwere Erkrankungen nach sich zieht. Im Gegensatz zum Inhalieren von Qualm ist das Trinken
eines überall erhältlichen „Durstlöschers“ aber nichts Ungewöhnliches. Trinken, daß lernen wir von
klein auf, ist lebenswichtig. Rauchen, auch das lernen wir, ist schädlich. Zudem sehen wir kaum
einen Film im Fernsehen, in dem kein Alkohol getrunken wird. Und spätestens nach dem Besuch
unserer ersten Party wissen wir es. Alkohol gehört dazu. Er verbreitet eine prima Stimmung und das
anfängliche Erbrechen, sowie der Kater am nächsten Morgen, gelten vor allem unter jungen
Männern als eine Art Eintrittskarte ins Erwachsenenleben. Also: „ran an den ersten Schluck!“

Große Diskussionen um Legalität und Illegalität kreisen seit einigen Jahren um eine andere, Qualm
erzeugende Droge. Die Rede ist von Cannabis, THC, Gras oder wie auch immer das grüne Kraut in
Ihren Breitengraden genannt wird. Nichtkiffern wird die Entscheidung zum Konsum relativ leicht
gemacht. Der Handel mit der Droge ist zwar verboten aber wegen einem Zug am Joint wurde
bislang noch niemand eingebuchtet. Außerdem kommt man ohne große Mühe an zahlreiche
Publikationen heran, die von der Harmlosigkeit und der gesundheitsfördernden Kraft der grünen
Pflanze schwärmen. Diese - von anderen Hanffreunden in die Welt gesetzte - Beeinflussung macht
die Hemmschwelle bereits fast dem Erdboden gleich. Lassen sich zudem, im eigenen
Bekanntenkreis, noch ein paar kiffende Zeitgenossen finden, die von der beruhigenden Wirkung,
der Spiritualität und der Bewußtseinserweiterung schwärmen, sollte das erste Mal in greifbare Nähe
rücken. Ist dann auch noch jemand so nett, ein kleines Stückchen oder Büschchen zu besorgen,
dürfte es endgültig schwer fallen nein zu sagen.

Weiter geht es mit den „lustigen“ Pillen und den weißen Pulverlinien. Ein Garant für jede Party sind
die immer beliebter werdenden so genannten Designerdrogen. Fast jeder angehende Konsument
sollte mittlerweile darüber aufgeklärt sein, daß diese Drogen schon so manchen Discogänger dazu
gebracht haben, ein letztes Mal nach Luft zu schnappen. Aber Schwamm drüber und rein in die
Nase (oder den Mund). Die grinsenden Gesichter der anderen verraten einem ja doch die Wahrheit.
Willst du die Party deines Lebens? Dann greif zu!

Auch das in meiner Kindheit so verteufelte Kokain – ich stellte es immer auf eine Stufe mit Heroin -
gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Wie können sich die Friedmänner, Daums und Wecker dieser
Welt irren? Der hohe Preis läßt lediglich einen Vergleich mit Champagner aufkommen, als daß er
abschreckend wirkt. Also: Röhrchen in die Nase und hinter damit! Und mal ehrlich; fühlt man sich
danach nicht großartig?

Wir schließen unseren kleinen Exkurs mit „der Droge schlechthin“. Es ist die einzig wahre Droge.
Sie verkörpert das, was wir im allgemeinen unter Droge verstehen. Sie ist der Inbegriff für
zudröhnen und sofort ganz tief fallen. Wir sehen, wenn wir ihren Namen hören sofort halbtote
Junkiezombies vor uns. Wenn irgendein Stoff den Namen Droge verdient, dann ist es Heroin. Zu
ihm erhalten nur einige auserwählte Zugriff. – Denn wer findet schon so schnell jemanden in
seinem Bekanntenkreis, der Heroinsüchtig ist? Man muß wenigstens den Bahnhof sein Heim
nennen, um die richtigen Kontakte zu knüpfen. Oder ist auch das nur ein Klischee? Besteht nicht
auch für jeden anderen die „Chance“ einmal den Mut aufzubringen, um zu merken was für ein tolles
Gefühl der erste Schuß bringt?

Wir können unsere kleine Abhandlung über das „erste Mal“ an dieser Stelle beenden, obwohl uns
klar sein sollte, daß wir längst nicht alle erhältlichen Drogen aufgezählt haben. Aber dazu besteht
auch kein Anlaß, denn wichtig ist lediglich, die gewonnene Erkenntnis, daß unter bestimmten
Umständen, kein Mensch vor dem „ersten Mal“ gefeit ist.

Die nächste Frage lautet: Was passiert nach dem „ersten Mal“?

Einmal und immer wieder!


die Sucht nach dem ersten Mal

Beginnen wir erneut mit dem jungen Mann aus der Einleitung. Er inhalierte seine erste Zigarette
und nahm dabei lediglich den schrecklichen Geschmack war. Das winzige Angstgefühl vor der
möglichen Abhängigkeit, daß ihn vor dem Anzünden noch plagte, wich einer gewissen
Erleichterung. Er war sich von nun an sicher, wohl niemals süchtig nach diesem Zeug zu werden.
Nachdem er ein paar Tage später den Geschmack wieder vergessen hatte, probierte er die Nächste.
Dieses Mal ging es schon besser. Und nach einem weiteren Versuch hatte er es geschafft. Er mußte
nicht mehr husten. Jetzt konnte er, wann immer er wollte, sich eine geben lassen. Nach etwa
zwanzig geschlauchten Zigaretten überkam ihn ein Schuldgefühl, das ihn dazu veranlaßte, etwas
Geld in eine eigene Schachtel zu investieren. Er gab ein paar Zigaretten zurück und konnte sich,
wann immer er wollte, von seinen eigenen bedienen. Er steigerte seinen Konsum kontinuierlich
weiter, bis er ein paar Monate später einen täglichen Verbrauch von einer Schachtel aufweisen
konnte.

Ich hoffe Sie stimmen mir zu, wenn ich behaupte, daß er zu diesem Zeitpunkt bereits abhängig war.
Was meinen Sie, wann fand der Übergang von der Nichtsucht zur Sucht statt? Nach der dritten
Zigarette, bei der er nicht mehr husten mußte? Nach dem Kauf der ersten Schachtel? Nachdem er
seine fünfhundertste Zigarette ausgedrückt hatte? Oder vielleicht doch bereits nach der allerersten?
Wie Ihnen die Überschrift dieses Kapitels verrät, plädiere ich für den Beginn einer Sucht bereits
nach dem ersten Mal.

Aber hätte er nicht nach dem ersten Versuch sagen können „schmeckt mir nicht, nie wieder!“?

Gewiß! Hätte er sich in einer anderen Ausgangsposition befunden, hätte er das sagen können. In
seiner Lage war es jedoch nicht möglich. Er steckte sich die erste Zigarette an, weil er unbedingt
rauchen wollte. Lediglich die Angst, danach sofort süchtig zu sein, ließ ihn noch mit sich kämpfen.
Nach dem scheußlichen Geschmack der ersten Inhalation merkte er, daß es unmöglich ist davon
abhängig zu werden. Es konnte seiner Meinung nach auch eine zweite und eine dritte Zigarette
keine Abhängigkeit bewirken. In seinem Kopf war er aber bereits abhängig und den letzten Tritt in
die Sucht versetzte ihm die Wirkung des Nikotins.

Ich erwähnte gerade, sein Pech sei die falsche Ausgangsposition gewesen. Vielleicht kennen Sie
jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis, der Nichtraucher ist, aber schon einmal an einer Zigarette
gezogen hat. Er befand sich in der richtigen, aber sehr seltenen Ausgangslage. Er wollte nie rauchen
und holte sich lediglich das eine Mal die Bestätigung, daß Zigarettenqualm etwas wirklich
Unappetitliches ist (sog. Probierkonsum). Im Alter von neun Jahren bot mir meine zehn Jahre ältere
Schwester eine Zigarette an. Sie sagte, es sei eine Kaugummizigarette, die wunderbar schmeckt. Ich
hatte zunächst Angst davor, aber mein liebes Schwesterlein redete behutsam – im Beisein ihrer
Freunde – auf mich ein. Sie versprach mir, daß da wirklich nichts dabei sei und mir der Geschmack
mit Sicherheit gefallen würde. Kurze Zeit später war ich bereit. Ich zog daran und mußte kräftig
husten. Alle lachten. Ich war sauer. Doch war ich jetzt ein Raucher? Selbstverständlich nicht. Das
grausame Kratzen in meinem Hals verstärkte vorerst meinen Entschluß, niemals mit dem Rauchen
anzufangen.

In Experimenten mit Affen, wurde nachgewiesen, daß Affen, denen die Droge aufgezwungen wird,
abstinent bleiben. Ich möchte meiner Schwester keine böse Absicht unterstellen, aber ich zähle das
Vortäuschen falscher Tatsachen auch zum Zwang.

Es erscheint Ihnen vielleicht unwichtig, aber entscheidend für die „Raucherkarriere“ ist, daß jeder
aktuelle Dauerkonsument unbedingt rauchen wollte, bevor er seinen ersten Zug nahm. Es war
lediglich die Angst vor einer möglichen, sofort einsetzenden Sucht die ihn zögern ließ. Durch den
schlechten Geschmack der ersten Zigarette und dem danach ausbleibenden Gefühl, abhängig zu
sein, war es bereits zu spät. Der Konsum der nächsten Zigaretten war nur noch eine Frage der Zeit.
Und den letzten Schliff zur Sucht gab die Wirkung der Droge.
Dieselbe Prozedur vollzieht sich bei einem Raucher, der über einen gewissen Zeitraum aufhört und
dann doch wieder seinem Verlangen nach einer Zigarette erliegt. Er ist sich sicher, nur eine zu
rauchen und dann nicht wieder abhängig zu werden. Da ihm die erste Zigarette nach einer langen
Pause auch nicht wirklich sonderlich gut bekommt, bestätigt ihn das in seiner Annahme. Also wird
kurze Zeit später auch eine zweite Zigarette ihn nicht wieder zum regelmäßigen Rauchen verleiten
können. Wie so was endet wissen Sie wahrscheinlich.
Natürlich führen nicht alle freiwilligen „ersten Male“ zum Dauerkonsum. Einige Raucher
entschließen sich auch zum so genannten Gelegenheitskonsum. Doch auch für diese Gruppe gilt:
„einmal und immer wieder!“

Wie verhält es sich bei den anderen Drogen?

Um die Chronologie des ersten Kapitels beizubehalten, widmen wir uns als nächstes dem Alkohol.
Ist es tatsächlich möglich bereits nach dem ersten Schluck abhängig zu sein? Ähnlich wie beim
Rauchen nahm auch der aktuelle Alkoholkonsument seinen ersten Schluck freiwillig zu sich, denn
Probierkonsum und Zwang sind auch beim Alkohol keine Garanten für eine Abhängigkeit. Zwang
bedeutet dabei nicht in jedem Fall, daß das „Opfer“ an einen Stuhl gefesselt wird, ihm einer den
Kopf nach hinten drückt und ein anderer eine Flasche Hochprozentigen auf den Mund preßt. Zwang
liegt auch dann vor, wenn einmal im Jahr zum Geburtstag an einem Glas Wein genippt werden
muß, weil es unhöflich erscheinen würde, dies nicht zu tun (Gruppenzwang).
Da in unserer Gesellschaft die allgemeine Auffassung gilt, daß Alkohol erst über einen längeren
Zeitraum, in regelmäßigen Abständen getrunken, zur Abhängigkeit führt, besteht dahingehend für
den Konsumenten keinerlei Grund zur Beunruhigung. Er wird, auch wenn es ihm zunächst nicht
schmeckt, schon beim ersten Mal soviel trinken, daß sich eine Wirkung einstellt. Dadurch, daß
bereits wenige Mengen Alkohol dazu beitragen, die hemmenden Zentren des Zentralnervensystems
zu blockieren, wird die Wirkung des Alkohols als angenehm empfunden. Es kommt zur
Auflockerung, Fröhlichkeit, Redseligkeit und Selbstüberschätzung. Wird dann weiter getrunken,
setzen die anderen, bekannten Wirkungen des Alkohols ein. Auch diese werden von einigen
Konsumenten als etwas Schönes beschrieben. Egal wie der erste Abend mit Alkohol endet, dem
Konsumenten wird ein angenehmer Gefühlszustand in Verbindung mit Alkohol im Gedächtnis
bleiben. Was sollte also nach diesem Erlebnis noch dagegen sprechen, auch in Zukunft wenigstens
ab und an Alkohol zu konsumieren? Ich denke an dieser Stelle wird klar, daß von dem Moment des
ersten - freiwilligen - Konsums an, der Alkohol eine Rolle im Leben des Konsumenten spielen wird.
Es ist dabei nicht wichtig, ob daraus eine zentrale oder eine eher begleitende Rolle entsteht. Wichtig
ist lediglich, daß auch hier gilt: einmal und immer wieder.

Die Cannabis-einmal-und-immer-wieder-Prozedur funktioniert ähnlich. Interessant dabei ist, daß


man vor dem ersten Konsum natürlich keine Vorstellung davon haben kann, wie es sich anfühlt,
bekifft zu sein. Man erwartet nur, daß irgend etwas passiert. Nachdem man das erste Mal am Joint
gezogen hat, phantasiert man sich eine Wirkung zusammen, die es eigentlich gar nicht gibt. Bei
meinen ersten Versuchen, mich mit dieser Droge anzufreunden, stellte ich mir vor, ich müsse
irgendwelche Fantasiefiguren sehen und glaubte dies auch tatsächlich zu tun und dabei irgendwie zu
schweben und high zu sein. Als ich mich an das Kiffen gewöhnt hatte, war das Gefühl natürlich
ganz anders und im Nachhinein amüsiere ich mich manchmal über meine Naivität. Aber woher
sollte ich es auch besser wissen. Rauschzustände kann man nicht beschreiben, man „muß“ sie
erleben.
Das, durch die THC Wirkung einsetzende Gefühl der Entspannung und Loslösung von weltlichen
Problemen ist dann so schön, daß man es auf jeden Fall noch einmal erleben möchte. Und jeder, der
dieses nächste Mal erlebt hat, wird mir zustimmen, daß es mitnichten das letzte Mal war.
Abschließend sei zu bemerken, daß auch hier gilt, daß das zweite Mal nur auf ein wirklich gewolltes
erstes Mal folgt. Zwang und Selbstbestätigung sind auch beim Cannabiskonsum kein Grund zum
weitermachen.

Bei den beliebten Designerdrogen ist es noch leichter, nach dem ersten - gewollten - Versuch nicht
gleich das Handtuch zu werfen. Sorgen um eine mögliche Nichtwirkung braucht man sich jedenfalls
nicht zu machen, denn das erste Mal gilt im allgemeinen als sehr intensiv. Nach meinem ersten
Discoabstecher mit Pille im Bauch ärgerte ich mich lediglich, daß ich erst so spät – mit siebzehn –
auf den „Geschmack“ gekommen war. Jeder, der seine Erfahrungen mit Amphetaminen oder den
verschiedenen „Bunte-Pillen-Varianten“ gemacht hat, wird wissen was ich meine. Das Glück und
die Liebe, die dabei in einem emporsteigen sind schon fast ein wenig unheimlich. Doch Vorsicht!
Vor dem ersten „Genuß“ bloß nicht in eine Situation geraten, die wirklich bedrohlich oder
beängstigend ist, da es in solch einem Fall keine hundertprozentige Chance auf Gefallen gibt. Denn
Designerdrogen begünstigen lediglich die aktuelle Gefühlslage. Auf Pille gilt daher: lieber mit
Freunden in die Disco, als auf eine Beerdigung gehen. Und immer daran denken: sollte das erste
Mal doch nicht ganz so schön sein, kann man zumindest davon ausgehen, daß es nicht das letzte
Mal war…

Um mir unnötige Widerholungen zu ersparen, verzichte ich an dieser Stelle auf die
Konsumverlaufsbeschreibungen der noch nicht genannten Drogen. Für Kokain, Heroin, Crack,
LSD, Pilze, Koffein etc. gilt dasselbe Prinzip. Ist man vor dem Erstkonsum bereit, die Droge zu sich
zu nehmen, so folgt in jedem Fall auch ein zweites Mal, an das sich ein drittes mit einem vierten im
Gepäck anschließt. Ein Ende findet diese Reihe entweder in der strikten Abstinenz des
Konsumenten oder in dessen - natürlichem - Tod.

Möglicherweise sind Sie jetzt ein wenig verwirrt und fragen sich, wie ich sogar von Abhängigkeit
sprechen kann, wenn jemand die Droge immer wieder - aber maximal einmal in der Woche oder
einmal im Monat - zu sich nimmt.
Der Einwand ist mehr als berechtigt. Normalerweise wird erst dann von Abhängigkeit gesprochen,
wenn der Konsument die Kontrolle über sich, die Droge und sein Leben verliert.
Doch hat man die Kontrolle nicht bereits verloren, wenn man damit anfängt, freiwillig eine
Substanz zu sich zu nehmen, von der man weiß, daß sie giftig und schädlich ist? Oder gibt es im
Bezug auf Drogen überhaupt keine Kontrolle, die man verlieren könnte?

Ich möchte Sie bitten, im Laufe der nächsten Kapitel Ihre eigenen Antworten auf diese Fragen zu
finden.

Immer die anderen!


Wer ist schuld?

Im Folgenden betrachten wir die Umstände, die einen klugen Menschen dazu verleiten, Drogen zu
nehmen.

Wir wissen bis jetzt lediglich, daß es in unserer Welt - zumindest in unseren Breitengraden - nicht
mit Zauberei zugeht, wenn sich „normale“ Menschen scheinbar über Nacht in düstere
Drogenabhängige verwandeln. Doch wer ist dafür verantwortlich? Wer oder was treibt uns dazu,
uns mit künstlichen oder natürlichen Giften vollzupumpen? Oder sind wir sogar selber schuld?

Eine Selbstverschuldung, die mit einer natürlichen Veranlagung einhergehen würde, können wir
guten Gewissens von uns weisen. Denn gesetzt dieses Falles, würden alle Menschen Drogen
konsumieren und das bereits seit einhundert, fünfhundert oder fünftausend Jahren. Die Erde war
jedoch bislang zu jeder Zeit auch von Menschen bevölkert, die nachweislich „clean“ waren.
Weiterhin hätten die mit uns in enger Verwandtschaft stehenden Affen bei einer natürlichen
Veranlagung zum Drogenkonsum längst einen Weg gefunden, um sich kollektiv zu berauschen.

Ihr Einwand könnte lauten, daß Drogenkonsum eine Erbkrankheit ist, die nur einen Teil der
Bevölkerung betrifft. Schließlich gab es zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf der Erde neben nicht
konsumierenden auch konsumierende Menschen (bzw. Tiere Giorgio Samorini „Liebestolle Katzen
und berauschte Kühe“). Der Konsum von Drogen scheint demnach in einem unserer Gene
festgeschrieben zu sein. Gene unterscheiden sich bekanntlich von Mensch zu Mensch und so könnte
es möglich sein, daß bei einem Teil der Bevölkerung das „Drogen-Gen“ vorhanden oder „aktiviert“
ist und bei dem anderen Teil nicht.
Da ich fast neun Jahre meines Lebens aktiver Konsument der verschiedensten Drogen war, wäre es
in diesem Fall nicht von der Hand zu weisen, mich als Inhaber eines solchen Gens zu bezeichnen.
Aber wie kann es sein, daß nach diesen neun Jahren bei mir jegliche Art von Drogenverlangen
verschwunden ist? Stirbt so ein Gen nach neun Jahren ab, genau zu dem Zeitpunkt wenn man es
sich vornimmt? Wenn ja, was ist dann mit Onkel Fred, der seit vierzig Jahren raucht und trinkt? Ich
denke mit solch einer Theorie können und wollen wir uns nicht zufrieden geben.

Aber was ist es dann, was treibt uns dazu, uns freiwillig zu gefährden?

Aus dieser Frage ließe sich leicht auf einen, in uns schlummernden Selbstzerstörungstrieb schließen.
Aber mal ehrlich, glauben Sie daran? Wenn tatsächlich neunzig Prozent der Bevölkerung davon
betroffen wären, dürfte die Selbstmordrate um einiges höher liegen. Außerdem würde es dann
keinen Raucher geben, der Angst davor hätte, scheinbar verseuchte Nahrung zu sich zu nehmen.
Und zumindest mir sind einige Raucher bekannt, die zu den Blütezeiten der BSE-Manie auf
Rindfleisch verzichtet haben.

Nein, wir brauchen uns keine Vorwürfe mehr zu machen. Schuld an unserer Sucht sind eindeutig
die anderen.

Wenn Sie das Kapitel „das erste Mal“ aufmerksam gelesen haben, oder sich an Ihr eigenes erinnern,
dürfte Ihnen auffallen, daß das soziale Umfeld einen erheblichen Einfluß auf die eigene
Drogenkarriere hat. Es bietet sich demzufolge an, den oder die Übeltäter in unseren Mitmenschen
zu suchen.
„Das ist ja toll!“ werden Sie jetzt denken, „Da gaukeln die mir vor, gute Freunde zu sein und
reiten mich in eine Situation hinein, die mir das Leben erschwert oder gar zur Hölle macht. Denen
werd ich´s zeigen…“

Bevor Sie von der Selbstjustiz gebrauch machen, bitte ich Sie kurz inne zu halten und dann weiter
zu lesen. Untersuchen wir einmal näher, wie Ihr Freund (oder Kollege oder Bekannter oder
Verwandter oder, oder, oder) es geschafft hat, Ihnen so etwas anzutun? Hat er Sie gezwungen? Hat
er Sie erpreßt? Wie Sie bereits wissen, werden aus erpreßten und gezwungenen Erstkonsumenten
keine Abhängigen. Der Entschluß zu konsumieren lag bei Ihnen. Sie wollten es. Den Anstoß gab
aber Ihr Freund. Was hat er getan? Was hat er gesagt? Mit Sicherheit hat Ihnen Ihr Freund etwas
anderes erzählt, als mir meiner. Dennoch können wir davon ausgehen, daß es eine wichtige
Parallele gibt. Keiner unserer Freunde wird etwas Ähnliches behauptet haben wie: „Hey, probier
mal. Ich garantiere Dir auch, daß du in ein paar Jahren elendig daran verrecken wirst“. Nein, sie
haben uns nicht mit den schlimmen Spätfolgen gedroht. Vielmehr haben sie in den höchsten Tönen
von der Droge geschwärmt. Und das nicht, mit dem versteckten Motiv, uns etwas Böses anzutun.
Alles was sie uns über die Droge erzählt haben, meinten sie von Grund auf ehrlich.
Selbstverständlich reichte ein einziger, die Droge verherrlichender Satz nicht aus, uns
umzustimmen. Wir vertraten ja vorher die Meinung, niemals Drogen zu konsumieren. Vielmehr war
es ein Prozeß, der damit in Gang gesetzt wurde, dem wir uns unter den gegebenen Umständen nicht
widersetzen konnten. In der darauffolgenden Zeit begann unser Gehirn zu rotieren. Die alten
Informationen, die wir über die Droge abgespeichert hatten, wurden mit den neuen verglichen und
nach und nach durch Sie ersetzt. Hatten wir früher daran geglaubt, die Droge bringe uns nur Elend,
wurde uns jetzt suggeriert, daß es ein Riesenspaß sei, „drauf“ zu sein. Waren wir früher der
Meinung, die Droge ruiniere uns sowohl körperlich als auch seelisch, ersetzten wir diese Stück für
Stück mit dem Bild unseres fröhlichen Freundes. Glaubten wir früher noch an den raschen Tod,
wurde diese Ansicht durch die Präsentation eines recht alten – aber noch lebenden – Konsumenten
verdrängt. Nach und nach – und lange vor dem ersten Konsum – vollzog sich eine
Umprogrammierung in unserem Gehirn. Bis eines Tages die Aktualisierung unserer Programme
abgeschlossen war.
Wichtig bei dieser Erkenntnis ist nicht, ob es tatsächlich ein Freund, ein verehrter Filmstar oder ein
glücklicher Cowboy im Werbespot war, der den „Stein ins rollen“ brachte. Wichtig ist die
Erkenntnis, daß wir umprogrammiert wurden. Die Droge und ihre angeblich positiven Wirkungen
wurden uns so lange vor Augen gehalten, bis wir selbst daran glaubten.
Ich fasse zusammen: Nicht wir sind Schuld an unserem Konsum. Die Schuld trifft unser soziales
Umfeld, welches uns solange – ungewollt - mit Lügen bombardiert hat, bis wir nicht mehr anders
konnten, als es zu glauben und für richtig zu halten.

„Jetzt mach mal halblang“ höre ich Sie protestieren. „Wieso sollten die mich belügen? Was war
denn mit dem ersten Menschen, der diese Droge konsumiert hat? Wer sollte dem denn irgendwelche
Lügen erzählt haben?“

Da gebe ich Ihnen recht. Es scheint noch etwas anderes zu geben, was mit der Schuld an unserem
Dilemma leben muß. Alles was bleibt - wie sollte es anders sein - ist die Droge an sich. Unser
Umfeld kann uns dazu bringen, die erste Dosis zu nehmen, doch hätte man uns kalte Asche schön
geredet, wären unserem ersten Konsum wahrscheinlich noch maximal zwei drei weitere gefolgt, bis
wir mitbekommen hätten, was für ein Blödsinn wir da eigentlich treiben. Das hinterhältige an
Drogen ist, daß Sie tatsächlich eine angenehme Wirkung haben und dadurch den Eindruck
erwecken, eine wirkliche Bereicherung zu sein. Der erste Konsument einer Droge hatte vorerst nur
das schöne Gefühl, womit es ein Leichtes war, seine Artgenossen davon zu überzeugen, doch auch
mal zu probieren.

Wir können demzufolge davon ausgehen, daß die Drogenwirkung die Hauptverantwortung für den
derzeitigen Massenkonsum trägt. Doch ohne die kommunikativen Menschen, die sich gegenseitig
immer wieder von der schönen Wirkung der Droge berichtet haben – und immer noch fleißig
weiterberichten -, wäre es wohl nie zu einer so epidemischen Ausbreitung gekommen. Unsere
haarigen Verwandten haben daher lediglich „Pech“, das sie nicht über eine große Distanz mit anderen
Artgenossen kommunizieren können und noch keinen Zugang zum Internet haben. Entdeckt ein Affe
eine Droge, freut er sich und konsumiert sie. Vielleicht schafft er es sogar seinen Kollegen davon zu
überzeugen, auch mal zu probieren. Den verfeindeten Nachbaraffenstamm wird die Nachricht von der
leckeren Frucht aber nicht mehr erreichen
Gut vs. Schlecht
Können wir Drogen als eindeutig positiv oder negativ bezeichnen?

Wie bereits erwähnt, liegt der entscheidende Vorteil der Drogen gegenüber der kalten Asche in dem
Punkt, daß die Drogen einen Einfluß auf die Gefühlswelt haben, die Asche einen hingegen – wie
sich selber - „kalt“ läßt. Eine Droge wird daher im allgemeinen als psychoaktiv wirkende Substanz
bezeichnet. Eine psychoaktive Wirkung liegt wiederum vor, wenn die Einnahme der Substanz so
auf das Zentralnervensystem wirkt, daß sich Auswirkungen auf Stimmung, Wahrnehmung, das
Denken, die Gefühlswelt oder das Realitätserleben bemerkbar machen.

Das klingt ja erst einmal ganz sympathisch. Die Erfahrungen, die Sie als Thalianer - oder auch in
Ihrem eigenen Leben - gesammelt haben, dürften jedoch dagegen sprechen, Drogen als etwas
durchweg „Sympathisches“ oder Positives zu bezeichnen. Versuchen wir also im folgenden eine
Antwort auf die Frage zu finden, ob man Drogen pauschal als gut oder schlecht bezeichnen kann.

Kennen Sie den Unterschied zwischen: bei jedem Treffen mit bestimmten Freunden ein Kartenspiel
zu spielen und: bei jedem Treffen eine Flasche Whisky zu leeren?

Richtig! Der größte Unterschied liegt zweifelsfrei in den körperlichen und seelischen Folgen beider
„Aktivitäten“. Während einem im Anschluß an ein Kartenspiel maximal die Hände wehtun und mit
Spätfolgen relativ selten zu rechnen ist, dürfte das regelmäßige leeren einer Whiskyflasche nach
einigen Jahren dem örtlichen Medizinmann die Dollarzeichen in die Augen treiben. Das deutet auf
eine negative Wirkung der Drogen. Aber vielleicht übertreffen die positiven Seiten in der Tat die
negativen. Vielleicht sind Drogen wirklich eine Bereicherung. Vielleicht sollte man ein etwas
kürzeres, aber intensiveres Leben mit Drogen, einem längeren, aber langweiligen Leben ohne
Drogen vorziehen. Und vielleicht hilft uns ein einfaches Experiment diese Fragen zu beantworten.

Wir kaufen im Elektronikfachmarkt eine Miniüberwachungskamera. Dann brechen wir in die


Wohnung eines jungen Paares ein. Wir wissen von ihnen, daß sie häufig Besuch von einem anderen
Pärchen bekommen, um gemeinsam eine Flasche Whisky zu leeren und Spaß zu haben. Da wir
beide begnadete Elektriker sind, geht die Installation recht schnell. Wir verlassen unerkannt die
Wohnung und machen es uns im provisorisch hergerichteten Überwachungsraum gemütlich. Wir
sitzen gebannt vor unserem Monitor. Der Abend kann beginnen:
Das Gastpärchen ist bereist eingetroffen. Alle vier sitzen ganz brav am Tisch und unterhalten sich
ein wenig. Der Hausherr holt nach einer Weile eine braune Flasche aus dem Keller. Er präsentiert
sie voller Vorfreude den Gästen. Alle staunen kurz, sagen „ah“, „oh“ und „mmmh“ und lassen sich
dann bereitwillig die Gläser füllen. Die Stimmung schlägt nach einer Weile um. Es wird viel gelacht
und wild durcheinander geredet. Der Hausherr grapscht zwischendurch quietschvergnügt der
Freundin des Bekannten an die Brust. Und es fällt – ach wie lustig – ein Glas auf den Boden und
zerbricht. Etwas später streiten sich alle ganz heftig, vertragen sich dann aber wieder. Im Anschluß
bricht bei der Dame des Hauses ein Heulkrampf aus, weil sie an ihren toten Hamster erinnert wird.
Kurze Zeit später, die Flasche rollt bereits leer auf dem Boden herum, wird ein Taxi bestellt, und die
Gäste verlassen torkelnd die Wohnung. Alles in allem - aus dem Blickwinkel der Freunde - ein
gelungener Abend, der ihnen in jedem Fall mehr Spaß bereitet hat, als ein einfaches Kartenspiel.

Unser Zwischenergebnis lautet eins zu null für die Droge.

Wir machen einen Zeitsprung von zwanzig Jahren. Die Kamera blieb über den gesamten Zweitraum
unentdeckt. Wir treffen uns in einem neu hergerichteten Überwachungsraum wieder. Es freut uns,
daß beide Pärchen noch leben und sich anscheinend immer noch regelmäßig treffen. Das erste was
uns auffällt ist, daß alle älter geworden sind. Aber es hat sich noch mehr verändert: Die Flasche
Whisky muß nicht mehr extra aus dem Keller geholt werden, da sie bereits auf dem Tisch steht.
Bewundert wird sie dieses mal von keinem. Die Gläser werden schneller gefüllt. Die Stimmung
ändert sich auch bei diesem Mal nach kurzer Zeit. Aber es wird nicht mehr so herzhaft gelacht wie
damals. Der Streit setzt etwas früher ein, wird zwischenzeitlich beigelegt und dann fortgesetzt.
Irgendwann ist die Flasche leer. Zum „Nachtisch“ gibt es bei diesem Mal noch eine halbe Flasche.
Der Abend endet auch etwas früher als damals. Wir haben den Eindruck, als sei aus dem schönen
Zusammentreffen ein grausamer Pflichtabend geworden. Sofort geben wir dem Alkohol die Schuld
an allem. Unsere Vorahnung hat sich bestätigt. Alkohol – sprich Drogen – sind schlecht.
Sie haben mal wieder recht. So einfach geht das nicht. Das Experiment ist völlig nichtssagend ohne
eine Vergleichsgruppe. Ich wollte Sie auch nur ein wenig ärgern. Natürlich habe ich an eine
Vergleichsgruppe gedacht. Ich habe sie parallel zu unseren trinkenden Freunden gefilmt. Kommen
Sie mit, wir schauen uns die Videos an. Glücklicherweise sehen die Pärchen aus der
Vergleichsgruppe unserer Whiskygemeinde nicht nur täuschend ähnlich, sie sind auch noch zufällig
im gleichen Alter, üben die selben Berufe aus und haben den gleichen Lebensstil. Der einzige
Unterschied besteht darin, daß sie gerade mal wissen, wie eine Whiskyflasche aussieht und die
Gewohnheit haben, bei jedem Treffen Karten zu spielen.
Wir lassen die Videos des ersten Abends parallel zueinander ablaufen. Der direkte Vergleich liefert
uns die Erkenntnis, daß in beiden Gruppen viel gelacht wurde und alle ihr Vergnügen hatten. Der
Hausherr der Kartenspielergruppe hatte lediglich das Pech, nicht an die Brust der Partnerin seines
Freundes fassen zu können – er traute sich nicht so recht. Außerdem blieb der Spaß mit dem
zerbrochenen Glas aus. Der Vorteil dieser Gruppe liegt darin, daß man sich während des gesamten
Abends nicht ein einziges Mal stritt.

Unser korrigiertes Zwischenergebnis ist demzufolge ein Unentschieden zwischen Drogen und
„Nichtdrogen“.

Wir vergleichen den zweiten Abend: Die Kartenspieler sind auch älter geworden aber sehen alles in
allem entschieden frischer aus. Gestritten wurde bei ihnen auch an diesem Abend nicht und die
Freude an der Zusammenkunft ist ihnen erhalten geblieben.

Meiner Meinung nach verlassen die „Nichtdrogen“ als Gewinner den Platz. Obwohl es natürlich
immer noch eine Menge an unserem Experiment auszusetzen gibt. Wir haben lediglich zwei
verschiedene Abende mit einem Zeitunterschied von zwanzig Jahren bewertet. Wir haben nur die
Droge Alkohol in unserem Test zugelassen und können deshalb nicht per se auf alle anderen
Drogen schließen. Außerdem gibt es noch eine Reihe anderer Faktoren, die dafür verantwortlich
sein können, daß unsere Trinkerfreunde beim zweiten Mal so schlecht abgeschnitten haben. Unser
Verdacht hat sich erhärtet, aber für ein eindeutiges Ergebnis reicht das Experiment nicht aus.

Vielleicht bringt uns die folgende Tabelle ein Stück weiter.

Tabelle : allgemeine Drogenwirkungen (1)

Nikotin:
Wirkung:

Nikotin führt in kleinen Dosen zu einer Anregung der Hirntätigkeit und kann vorübergehend Müdigkeit, Unlust-
und Hungergefühle beseitigen. In monotonen Situationen verhindert das Rauchen einer oder einiger Zigaretten
ein Absinken der Leistung.

Nebenwirkung:

Physisch:

Es vermindert die allgemeine seelische und körperliche Leistungsfähigkeit und erhöht die
Streßanfälligkeit

Psychisch:

Nikotin fördert die Verengung und Verkalkung der Blutgefäße und führt so zu Durchblutungsstörungen
besonders der Herzkranzgefäße und der äußeren Gliedmaßen. Es lähmt den
Selbstreinigungsmechanismus der Luftwege mit der Folge chronischer Bronchitis und
Lungenemphysemen, es erhöht das Krebsrisiko. (Lungen-, Bronchial-, Kehlkopf- Mundhöhlenkrebs).

Cannabis:
Wirkung:

Die Wirkung variiert von Mensch zu Mensch, von Situation zu Situation und ist von der Grundstimmung des
Konsumenten abhängig. Neben großer Gelassenheit, kann die Stimmung auch in grundlose Heiterkeit
umschlagen. Es entsteht eine Neigung zur Innenschau, Sinneswahrnehmungen wie Farben und Töne können
intensiver sein.

Nebenwirkung:

Physisch:

Antriebsverlust ist ebenso möglich wie Ruhelosigkeit. Die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit kann
nachlassen und ist verbunden mit einer allgemeinen Antriebslosigkeit. Depressionen und
Verwirrungszustände sowie Sprach- und Verständigungsprobleme können ebenso wie Angstgefühle
auftreten

Psychisch:

Lungen- und Bronchialerkrankungen, Herz- und Kreislaufstörungen, Veränderungen am Immunsystem,


Leberschäden, EEG - Veränderungen [als Ausdruck von Hirnfunktionsstörungen], endokrine Störungen, …

Alkohol:
Wirkung:

Geringe Mengen von Alkohol erzeugen eine gehobene Stimmung, gesteigerte Kontaktfreudigkeit, Verlust von
Hemmungen und nachlassendes Reaktionsvermögen. Im Rausch entsteht eine läppisch-heitere oder gereizt-
aggressive Stimmung.

Nebenwirkung:

Physisch:

„Gefühlsduselei“. Beeinträchtigung der Gehirnfunktion und des Nervensystems, Persönlichkeitsveränderungen


sowie das Nachlassen der Konzentrations- und Gedächtnisleistung. Im fortgeschrittenen Stadium entstehen
Wahnvorstellungen (Eifersuchtswahn, Verfolgungswahn etc.) und Delirien.

Psychisch:

Alle Organsysteme können irreversibel geschädigt werden, da Alkohol den


Körperzellen Wasser entzieht. Das Nervensystem kann gestört werden. Der Tastsinn an den Händen
wird vermindert. Lähmungen in den Beinen und Gangunsicherheit (meist durch das Absterben von
Zellen des Kleinhirns) entstehen. Es kommt zur Ausbildung einer Fettleber mit anschließender nicht
rückbildbarer Zirrhose (die Leber wird hart und kann den Körper nicht mehr entgiften). Die dadurch
höhere Vergiftung im Körper läßt weitere Hirnzellen absterben und das Blut, das schwerer durch die
Leber kommt, wird umgeleitet (z.B. über die Speiseröhre). Diese Umleitungen sind empfindlich und
können platzen; der Tod kann durch plötzlich auftretende Blutungen in der Speiseröhre auftreten. Das
Krebsrisiko ist drastisch erhöht.

Ecstasy:
Wirkung:

Ecstasy wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem, die Körpertemperatur steigt an. Es erzeugt ein Gefühl
allgemeinen Wohlbefindens und der Ungehemmtheit, die Konsumenten fühlen sich ungewohnt wach, angeregt,
gelöst, gesprächig und den anderen nah.
Nebenwirkung:

Physisch:

Angstzustände, Nervosität bis hin zu Verwirrungszuständen. Auch psychotische und depressive


Reaktionen können auftreten. Lang anhaltende Schlafstörungen

Psychisch:

Beim Eintreten der Wirkung kommt es oft zu Übelkeit. Weitere Nebenwirkungen sind trockener Mund, Krämpfe
der Kiefermuskulatur, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen. Die Gefahr einer seelischen Abhängigkeit ist sehr
hoch. Ein besonders hohes Risiko birgt die ungewisse Zusammensetzung des Stoffes. Die Rauschdauer, die
Intensität des Rausches und die Nebenwirkungen sind nur schwer einzuschätzen. Kann durch Überhitzung zum
Tod führen.

Speed/Amphetamine:
Wirkung:

Wirken aufputschend, vermindern die Ermüdbarkeit, steigern vorübergehend die Leistungsfähigkeit. Sie werden
genommen, um euphorische Gefühle zu erzeugen und um gut zu funktionieren.

Nebenwirkung:

Physisch:

Führen zu Unrast und Schlaflosigkeit, die sich zu Psychosen mit Wahnvorstellungen steigern können. Der
Bezug zur Realität geht verloren. Wegen der inneren Unruhe werden oft zusätzlich Schlafmittel eingenommen.
Die Kritikfähigkeit wird vermindert, es treten paranoide Zustände auf. Depressionen sind keine Seltenheit.

Psychisch:

Schlaganfälle (durch die blutdrucksteigernde Wirkung) und Herzstillstand (bei Konsumenten mit
Herzproblemen) sind möglich. Unregelmäßigkeiten der Menstruation bis zum Aussetzen derer.
Magendurchbruch mit tödlichen Folgen. "Speedpickel" - Kristalle lagern sich unter der Haut ab. Bei
ungeborenen Kindern kann der Konsum der Mutter Mißbildungen des Ungeborenen (Lippenspalte,
Herz-, Wirbelsäulen-, Rückenmarkmißbildung) hervorrufen

Kokain:
Wirkung:

Kokain wirkt entängstigend und erhöht die Kontaktfähigkeit. Denkabläufe verlaufen schneller und eine Hebung
der Sexualität, des Selbstwertgefühls und der Stimmung ist zu beobachten. Akustische und optische (seltener)
Sinnestäuschungen treten auf. Das Hungergefühl ist gedämpft. Ein erhöhtes Kontakt- und Redebedürfnis wird
hervorgerufen.

Nebenwirkung:

Physisch:

Nach dem "Hoch" folgt ein "Tief"; man ist angespannt, müde und mißmutig. Es entstehen Angstzustände,
Psychosen, Verzweiflung, Depressionen, Verfolgungswahn und Halluzinationen.

Psychisch:
Herzrasen, Pupillenerweiterung, Blässe, Krampfanfälle, Koordinationsstörungen, Blutdruckerhöhung, Erhöhung
der Körpertemperatur, Störungen der Herzfunktion bis hin zu Herzversagen, Hirnödeme, Schlaganfälle mit
halbseitigen Lähmungen. Beim Sniefen können nach längerem Gebrauch Löcher in der Nasenschleimhaut
entstehen. Abmagerung, Appetitlosigkeit sind weitere Komplikationen. Die Leber wird erheblich geschädigt,
Herz- sowie Hirninfarkte und Krampfanfälle sind nicht selten. Auch beim sporadischen Gebrauch sind tödliche
Komplikationen nicht auszuschließen

Heroin:
Wirkung:

Opiate haben eine stark betäubende, beruhigende Wirkung. Sämtliche negativen Empfindungen, wie Schmerz,
Leeregefühle, Sorgen, Unwillen, Angst werden schon kurz nach der Einnahme zugedeckt, hinzu kommt ein
momentan spürbares Hochgefühl ("Flash"). Das Selbstbewußtsein ist gesteigert.

Nebenwirkung:

Physisch:

Abkehr von der realen Welt, Persönlichkeitsabbau, egozentriert, reizbar, aggressiv, Verlust jeglichen Interesses.

Psychisch:

Verminderung der Hirnleistungsfähigkeit und des Gedächtnisses, Zittern der Hände,


Koordinationsschwierigkeiten halbseitige Lähmungen, Anfälligkeit für Infektionen,
Muskelfaserauflösungen, Nierenverstopfungen, Entzündung des Herzinnenraumes. Akute Gefahren
sind Bewußtlosigkeit (Ersticken an Erbrochenem), Atemlähmung und/oder Herzschwäche mit
Todesfolge bei Überdosierung oder giftigen Beimengungen. Besondere Risiken sind Infektionen
(Geschwüre, Hepatitis, AIDS) durch nicht sterile Spritzen, Leberschäden, Magen- und Darmstörungen

Der Inhalt dieser Tabelle, macht deutlich, daß die negativen Wirkungen in ihrer schwere eindeutig
die positiven übertreffen. Ein Krebsgeschwür, organische Schäden oder schwere Depressionen
rechtfertigen objektiv gesehen keinen kurzfristigen, angenehmen Rauschzustand. An dieser Stelle
können wir endgültig einen Schlußstrich ziehen. Drogen sind in der Tat …

„Halt, halt, halt!“ Höre ich Sie da schon wieder rufen. „Das leuchtet mir ja alles ein, aber ich
kenne jemanden – oder: ich bin selbst einer – der nur ab und an Drogen nimmt und damit sehr gut
klar kommt. Außerdem gibt es genug alte Menschen, die bis zu ihrem (natürlichen) Tod ab und zu
Drogen nehmen. Mit dem Ergebnis, daß Drogen etwas eindeutig Schlechtes sind, will ich mich
nicht zufrieden geben.“

Einspruch stattgegeben. Es bleiben zwei ungeklärte Fragen:

1. Warum werden einige Menschen in den exzessiven Konsum getrieben, während andere Ihr
ganzes Leben lang einen zufriedenen Gelegenheitskonsumenten mimen und nichts von einer
negativen Seite wissen wollen?

2. Überwiegen die Vorteile beim Gelegenheitskonsum die entsprechenden Nachteile?

Ich muß gestehen, daß ich zur Gruppe der Zügellosen gehörte und die „Kontrolle“ schnell verloren
habe. Mit vierzehn verließ die erste Qualmwolke meinen Mund und etwa zur gleichen Zeit sah man
mich bereits des öfteren durch die Gegend torkeln. Ich war stolz darauf, bei den meisten Parties der
erste gewesen zu sein, der sich den Toiletteninhalt etwas genauer ansah. Zu Beginn meines
siebzehnten Lebensjahres wurde ich in die dunkle Welt der illegalen Drogen geführt. Ein Jahr später
sah meine Woche ungefähr so aus: täglich eine Schachtel Zigaretten, täglich ein bis zwei Gramm
Haschisch, zwei bis drei Mal pro Woche diverse Designerdrogen versetzt mit einer ordentlichen
Portion Alkohol. Dieser Lebensstil führte, nach einem anfänglichen Hoch schnell zu der Erkenntnis,
dem ein Ende setzen zu müssen. Schwere Depressionen und Antriebslosigkeit stellten die
gelegentlichen Stimmungshochs schnell in den Schatten. Dennoch sollte es einige Jahre dauern, bis
mir der Absprung gelang.

Das ist die eine Seite, aber es gibt ja noch die andere: Die der „glücklichen Konsumenten“. Jene
Zeitgenossen, die zwei bis drei Zigaretten am Tag rauchen, einmal in der Woche zwei Gläser
Rotwein trinken oder sich drei bis viermal im Jahr ein Näschen Kokain „gönnen“ und dabei den
Eindruck erwecken, sehr zufrieden damit zu sein.

Wo liegt der Unterschied zwischen dieser Art zu konsumieren und meiner?

In einem, vor zehn Jahren begonnenen Experiment an der Freien Universität Berlin sind Prof.
Jochen Wolffgramm und seine Kollegin Andrea Heyne der Sucht-Entwicklung auf der Spur ( 2). Als
Versuchsobjekte haben sie nicht etwa familien- und mittellose Menschen in Käfige gesperrt. Nein,
sie haben sich kurzerhand für Ratten entschieden. Das Experiment ist so aufgebaut, daß die Ratten
in ihren Käfigen die Wahl haben, ihren Durst mittels verschiedener Trinklösungen zu stillen. Neben
normalem Wasser, stehen zusätzlich Alkohol, Beruhigungs- oder Aufputschmittel zur Verfügung.
Und wer glaubt, die Ratten würden nur den Wassernapf nutzen, der irrt selbstverständlich.
Ausnahmslos alle Drogennäpfchen werden ausgiebig angetestet. Nach dieser so genannten
„Einstiegsphase“ folgt bei den Nagern die Phase des „kontrollierten Konsums“. Diese Phase dauert
bis zu einem dreiviertel Rattenleben. Sie endet bei einigen nie und schlägt bei anderen in plötzlichen
Extremkonsum um. Alles in allem wie beim Menschen. Lediglich die Schlußfolgerung, die Menge
des täglichen Konsums hänge von der Persönlichkeit der Ratten ab – dominante konsumieren
weniger als ausgegrenzte – läßt auf etwas typisch tierisches deuten (ähnliche Ergebnisse wurden
auch bei einem Experiment mit Makaken-Affen gemacht (3) ). Während meiner Drogenkarriere
kreuzten verschiedene Persönlichkeiten, mit einem jeweils hohen Drogenkonsum, meinen Weg.
Und auch ich zähle mich, trotz rasch einsetzendem „Kontrollverlust“, nicht zu den sozial
ausgegrenzten Menschen.
Es scheint, als könne dieses Experiment unsere Frage, wie der Unterschied zwischen
Konsumkontrolle und Kontrollverlust zu erklären ist, nicht beantworten. Wir wissen jetzt lediglich,
daß es doch Unterschiede zwischen Mensch und Tier gibt und wir demnach keine Tiere sind.

Aber was ist es dann? Was macht den Unterschied aus?

Die simple Antwort, daß die einen die „Kontrolle“ haben und die anderen nicht, klingt nicht so, als
könne sie unseren Wissensdurst wirklich befriedigen. Ich habe mich deshalb mit Stift und Papier
auf den Weg gemacht, um einige lebende Exemplare der jeweiligen Richtung zu interviewen. Ich
versprach mir davon, dem wahren Grund für ihr Verhalten auf die Spur zu kommen.
Nach Auswertung der erhaltenen Antworten viel mir auf, daß es eine wichtige Parallele zwischen
beiden Konsummustern gibt. Beide Gruppenmitglieder teilten mir mit, daß sie die Droge zu
bestimmten „Anlässen“ gern einnehmen. Wobei die einen deutlich mehr solcher „Anlässe“ hatten,
als die anderen. Wenn die einen beispielsweise ihren Rotwein gern zu Ereignissen wie Geburtstag,
Hochzeit oder bei einer Beerdigung trinken, finden sich bei den anderen neben diesen auch noch
weitere „Anlässe“, wie zum Beispiel: der Besuch von Freunden, das tägliche Abendbrot, immer
dann, wenn sie sich schlecht fühlen oder wenn sie Lust auf die Wirkung verspürten. Beide Seiten
erklärten mir aber auch, daß sie es durchaus schaffen würden, ein oder zwei „Anlässe“ auszulassen,
was jedoch den Gelegenheitskonsumenten nach eigener Aussage leichter fallen würde. Weiterhin
erfuhr ich, daß alle Dauerkonsumenten am Anfang ebenfalls nur ein paar wenige „Anlässe“ hatten,
die sie mit Drogen „verschönerten“. Irgendwann häuften sich dann die „Anlässe“, was scheinbar
durch das soziale Umfeld begünstigt wurde. Kokain wurde beispielsweise am Anfang nur zu
bestimmten Parties geschnupft, dann kam eines Tages jemand auf die Idee, es einfach mal so
während der Woche zu probieren usw. Ein Dauerkonsument berichtete von einer Lebenskrise, die
ihn vermehrt zur Droge greifen ließ. Die stimmungsaufhellende Wirkung der Droge half ihm - wie
er sagte - über den Schmerz hinweg zu kommen. Das diese Annahme ihn noch tiefer fallen ließ,
liegt auf der Hand. Es ist bekannt, daß Drogen bei Kummer helfen, aber mittlerweile wissen zum
Glück die meisten, daß das maximal für einen Abend gilt und die positive Wirkung danach ins
Gegenteil umschlägt. Wir haben erfahren, daß sozial ausgegrenzte Tiere eher zu Drogen greifen, als
dominante. Die Gefühlslage der ausgegrenzten Affen läßt sich mit der eines in einer Lebenskrise
steckenden Menschen vergleichen. Beide haben ohne Drogen so gut wie keine Glücksmomente in
ihrem Leben. Das beweist aber nicht, daß sozial ausgegrenzte Menschen zwingend unter
Depressionen leiden und deshalb zu Drogen greifen. Und garantiert nicht, daß sozial integrierte
Menschen auf Drogen verzichten oder sich mit wenigen Einheiten zufrieden geben.
Im Endeffekt läßt sich aus diesen Ergebnissen schließen, daß zu jeder Zeit, aus jedem
Gelegenheitskonsumenten „über Nacht“ auch ein Dauerkonsument werden kann.

Ein gelegentlich trinkender Rentner, dessen soziales Umfeld wohl bis zu seinem Tode gleich
bleiben wird und der bisherige Schicksalsschläge auch ohne sich zu betrinken weggesteckt hat ist
natürlich weniger gefährdet als ein jugendlicher Gelegenheitskonsument, der gerade mit den
Problemen des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Der Unterschied - um unsere Frage zu
beantworten – zwischen Gelegenheitskonsument und Dauerkonsument ist kleiner, als wir
anfänglich dachten. Die Feststellung, daß beide ihre jeweiligen „Anlässe“ zum Konsum haben,
bekräftigt die im Kapitel „einmal und immer wieder“ aufgestellte These, daß beide abhängig sind.
Der eine von mehr der andere von weniger „Anlässen“ aber beide von einer Droge.

Kommen wir jetzt zu der Frage, ob die positiven Seiten des Gelegenheitskonsums die negativen
übertreffen.

Wir wissen, daß auch Gelegenheitskonsum bedeutet, von einer Droge abhängig zu sein. Drogen
sind nachweislich Gifte. Pures Nikotin oder purer Alkohol sind bereits in geringen Mengen tödlich.
Und jeder einzelne Konsum kommt nicht ohne Nachwirkungen aus. Egal welche Droge
eingenommen wird, auf das Hoch folgt ein Tief. In der Regel bekommt der Gelegenheitskonsument
das Tief nicht zu spüren, da er die Droge am Abend zu sich nimmt und nach Abklingen der
Wirkung einschläft. Der Körper braucht dennoch für gewöhnlich länger als eine Nacht um sich vom
Gift zu befreien und den Normalzustand wieder herzustellen. Die psychischen Folgen des
Gelegenheitskonsums sind nicht zu unterschätzen. Ich finde es auf der einen Seite schade, daß ich
überhaupt in die Drogenfalle geriet, auf der anderen Seite freue ich mich, daß ich durch die heftigen
Nebenwirkungen schneller den Entschluß fassen konnte, auf Dauer Abstinent zu bleiben. Ich
möchte nicht mit einem selbsternannten, „glücklichen“ Gelegenheitskonsumenten tauschen, der
auch nach fünfzig Jahren noch nicht merkt, was für einen Unfug er eigentlich treibt. Das große
Problem eines Gelegenheitskonsumenten besteht darin, daß er sich an die langsam einsetzenden
Nebenwirkungen gewöhnt. Für ihn sind die psychischen Schäden, die er davon trägt etwas ganz
normales. Sie gehören seiner Meinung nach zum normalen Alterungsprozeß. Er hat ja keine
Vergleichsmöglichkeit. Könnte ein siebzigjähriger Gelegenheitskonsument für einen Tag mit einem
gleichaltrigen Abstinenzler tauschen, würde er es sich wohl stark überlegen, auch in Zukunft zu
behaupten; das bißchen Droge, daß er zu sich nimmt, tue ihm gut und schade ihm nicht.

Im Rahmen einer Studie an der University of Massachusetts Medical School fanden Joseph
DiFranza und seine Kollegen heraus, daß schon Jugendliche, die nur ein Mal im Monat rauchen,
Symptome der Nikotinabhängigkeit zeigen. Von den befragten Jugendlichen im Alter von 12 bis 13
Jahren beschrieben 75% Abhängigkeits-Syndrome, obwohl sie nicht täglich rauchten. Sie hatten ein
Verlangen nach Tabak und litten unter Entzugserscheinungen wie Konzentrationsschwäche und
Ruhelosigkeit.

Die unmittelbaren und langfristigen Folgen eines einmaligen Alkoholrausches sind hinlänglich
bekannt. Auch der immer verharmloste Gelegenheitskonsum von Cannabis ist nicht ganz ohne.
Neben gehobener Stimmung, Heiterkeit und Euphorie entstehen oft Passivität, Lethargie, Apathie,
bruchstückhaftes Denken, Verlust der Erlebniskontinuität, erhöhte Ablenkbarkeit, abnorme
Fokussierung der Wahrnehmung auf irrelevante Nebenreize, Gedächtnis- und Erinnerungsstörungen
und Kritikschwäche. Beim Konsum von Speed, Ecstasy, Kokain und Heroin sind die
Nebenwirkungen auch bei einmaliger Einnahme teilweise verheerend. Die Palette reicht von
Gereiztheit, über Depressionen bis hin zum Tod.

Spätestens jetzt sollte uns klar sein, daß Drogen, egal wie oft sie konsumiert werden, als
eindeutig negativ einzustufen sind.

1. drug-infopool.de

2. 12.08.98, Berliner Morgenpost 1998

3. Nature Neuroscience, jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.01.2002


Teil 2

Wissenschaftliche Erklärungen
Im Kopf
Von Schlüsseln und Schlössern

Unsere bisherigen Ergebnisse haben wir fast ausnahmslos aus eigenen Beobachtungen und
Schlußfolgerungen zusammengetragen. Wir leben jedoch im einundzwanzigsten Jahrhundert. Die
Zeit des bloßen Herumphilosophierens ohne wissenschaftliche Grundlage ist vorbei. Mit unseren
Erklärungen könnten wir vielleicht die Aufmerksamkeit eines unbedeutenden Denkers der
vorchristlichen Zeit erwecken. Aber bei einer wissenschaftlichen Untersuchung auf biochemischer
Grundlage hätten wir keine Chance.

Es reicht nicht, den Menschen einfach nur zu beobachten und nach seinen Empfindungen zu
fragen, wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.

Seit geraumer Zeit ist bekannt, woher unser Denken kommt. Obwohl wir den Sitz der „Seele“ gern
in unserem Herzen hätten, sieht die Realität mal wieder etwas komplizierter und unromantischer
aus. Denken und „Seele“, Freud und Leid entstehen – ganz profan - in unserem Kopf. Genauer
gesagt in unzähligen miteinander verknüpften Nervenbahnen.

Und die sind Bestandteil unserer zweiten Untersuchung. Wir tauchen ein in die Welt der
Neurotransmitter oder auch Gehirn-Botenstoffe.

Vereinfacht ausgedrückt sind Neurotransmitter Substanzen, die durch „Andockung“ an verschiede


Rezeptoren unterschiedliche Wirkungen (z.Bsp. emotionale) hervorrufen. Sie können auch als eine
Art Schlüssel für ein vorhandenes Schloß gesehen werden. Paßt ein solcher Schlüssel, öffnet sich
„das Tor“ und es kommt zu einer körperlichen oder emotionalen Reaktion.

Die folgende Tabelle faßt kurz zusammen, welche Neurotransmitter (Schlüssel) im Gehirn durch
die Einnahme der einzelnen Drogen freigesetzt, verstärkt bzw. nicht abgebaut werden.

Tabelle (Neurotransmitter)

Nikotin: Schüttet Neurotransmitter (Schlüssel): Serotonin, Dopamin, Noradrenalin,


Adrenalin und Endorphine aus. Erhöht Anzahl der Rezeptoren (Schlösser).
Reduziert das Enzym MAO-B, das für den Abbau von Dopamin und Serotonin
verantwortlich ist.
Alkohol: Hemmt Noradrenalin und verstärkt dadurch die Dopaminwirkung. Wirkt
betäubend auf verschiedene Rezeptoren. Verändert glutaminerges,
dopaminerges, serotoninerges und GABAerges (Gamma-Aminobuttersäure)
System sowie die Opiat Rezeptoren.
Cannabis: Hemmt Freisetzung von Glutamin, Wechselwirkung mit GABA, Glutamat, und
Dopamin. Verändert Serotoninkonzentration. Das enthaltene THC ist
Neurotransmitter für Cannabinoidrezeptoren
Kokain: Hemmt Wiederaufnahme von Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin, und Serotonin
Ecstasy: Schüttet Neurotransmitter: Serotonin (in großen Mengen), Dopamin,
Noradrenalin, Adrenalin aus und hemmt deren Wiederaufnahme
Heroin: Hemmt Noradrenalin und verstärkt dadurch die Dopaminwirkung. Wirkt auf
körpereigene Opiatrezeptoren, blockiert Endorphinproduktion und tritt an die
Stelle der körpereigenen Endorphine
Amphetamin: Schüttet Neurotransmitter: Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin aus und
hemmt deren Wiederaufnahme

Wir können dieser Tabelle die fünf wichtigsten Neurotransmitter entnehmen, die während der
Drogenwirkung für unsere Emotionen verantwortlich sind.
Es sind: Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Adrenalin und Endorphin.

Dopamin: (1)

Dopamin ist eine Vorstufe von Adrenalin und Noradrenalin. Körperlich ist es an der Regulierung
der Durchblutung der Bauchorgane, vor allem der Niere beteiligt. Einen wichtigeren Einfluß hat es
auf die Emotionen. Es wirkt vor allem im körpereigenen Belohnsystem. Es ist wichtig für: den
Antrieb, das Wohlbefinden, die Gelassenheit und die Lebensfreude, die kraftvolle, harmonische
Bewegung, die Feinmotorik (Fähigkeit zu uhrmacherartigen oder vergleichbaren Arbeiten), den
Mut, die Konzentration und die Reaktion, die Befreiung von diffuser Angst, die vegetative
Harmonie, die optimale Funktion von Herz und Kreislauf und die Aktivierung des Immunsystems.
Vereinfacht gesagt bedeutet das: Dopamin steigert die Wahrnehmungsfähigkeit und ist für das
Empfinden von Glück, Freude und Zuversicht verantwortlich. Bei wissenschaftlichen
Untersuchungen wurde nachgewiesen, daß Menschen, die an einer Psychose leiden, eine erhöhte
Dopaminkonzentration aufweisen und daher eine Art „Wahrnehmungsgenies“ sind. Ein Abfall der
Dopaminkonzentration geht dagegen einher mit Kraftlosigkeit, Desinteresse und Müdigkeit.
Achtung! Dopamin ist kein „Glücksstoff“ an sich. Er dient lediglich als Antriebsmotor und ist für
die sogenannte Vorfreude verantwortlich.

Serotonin:

Ein weiterer wichtiger Neurotransmitter ist das Serotonin. Es ist ein Botenstoff mit aktivierendem
Einfluß auf verschiedene Organsysteme. Es entsteht im Organismus aus Tryptophan, das in
pflanzlichen und tierischen Geweben vorkommt und mit der Nahrung aufgenommen wird.
Serotonin wird im Gehirn, in der Darmschleimhaut und in Blutplättchen gespeichert. Serotonin hat,
je nachdem auf welchen der insgesamt sieben Rezeptoren es trifft, verschiedene Wirkweisen. Bei
Blutstillung aus Blutplättchen freigesetztes Serotonin bewirkt lokal eine Gefäßverengung. In
Skelettmuskeln sitzende Serotonin-Rezeptoren vermitteln Arterienerweiterung. Serotonin hemmt
Magen- und Dickdarmbewegungen und fördert die Verdauungstätigkeit des Dünndarms. Am
Herzen steigert Serotonin Pumpleistung und Geschwindigkeit der Herzschläge.
Die größte Serotoninmenge ist im Gehirn, wo es Stimmung, Schmerzwahrnehmung,
Körpertemperatur, Nahrungsaufnahme und den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflußt. Serotonin stellt
Wohlbefinden her und unterdrückt Schmerzen. Es hat außerdem die Aufgabe, das Streßsystem des
Körpers zu reduzieren und notfalls abzuschalten. Der Mensch hat etwa 10 mg Serotonin im Körper
verteilt. Diese Menge braucht er, damit es ihm gut geht. Wenn der Serotoninspiegel sinkt, kippt die
Stimmungslage. Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Ängste oder Depressionen sind die Folge.
Auch auf den Appetit und das Schmerzempfinden hat Serotonin einen Einfluß.

Noradrenalin und Adrenalin: (2)

Die Adrenalin und Noradrenalin-Freisetzung versetzt den Mensch in Alarmbereitschaft und ist Teil
des sogenannten fight/flight/fright-Urinstinkts (angreifen/flüchten/fürchten): Alle Körperfunktionen
die zum Kämpfen oder Flüchten notwendig sind wie Atmung, Blutdruck und Puls werden aktiviert.
Durch die Noradrenalinfreisetzung im Gehirn kommt es zu einer gerichteten Aufmerksamkeit, und
einem gesteigerten Selbstbewußtsein (im Sinne von: "es ist okay und ich werde es schaffen!").
Schmerzempfindung, Hunger und Durstgefühle werden in kritischen Streß-Situationen gegen Null
reguliert. Noradrenalin ermöglicht zudem eine schnelle geistige Reaktionsfähigkeit, fördert die
Konzentration und wirkt sich ebenfalls mindernd auf das Streßempfinden aus. Sind diese beiden
Botenstoffe nicht in ausreichender Menge vorhanden, wird der Körper von Streßhormonen
regelrecht überflutet. Unwohlsein, Angst und Aufregung sind die Folge.

Endorphine:

Endorphine (abgeleitet von griechisch: endogenes – innen geboren und Morphine, also im
menschlichen Körper hergestellte Morphine) lassen einen in extremen Belastungssituationen
Schmerzen und Angst kaum spüren, während sie gleichzeitig die Wahrnehmung schärfen. Als
natürliches Antistreßmittel stärken Endorphine außerdem die Abwehrkräfte und sorgen in
Grenzsituationen für eine Gelassenheit, die sich zu rauschhafter Heiterkeit steigern kann.
(1) Lexikon der Neurowissenschaften
(2) Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
Wissenschaftliche Gewohnheitsfrage
Das Glück im Visier

Mit den Informationen über die Neurotransmitter haben wir jetzt die Möglichkeit, die in Teil eins
ermittelten Ergebnisse wissenschaftlich zu belegen.

Ist man bereit, eine Droge einzunehmen, so folgt nach dem ersten Konsum auch ein zweites, drittes
und viertes Mal. Die so genannte Konsumkette, wird erst durch eine strikte Abstinenz oder den Tod
des Konsumenten beendet. So lautete jedenfalls unser Ergebnis aus Kapitel sieben. Können die
Eigenschaften der Neurotransmitter dabei behilflich sein, das Ergebnis zu beweisen?
Anhand der Tabelle (Neurotransmitter) wird deutlich, daß das so genannte Dopamin bei allen
Drogen eine Rolle spielt. Über das Dopamin ist uns bekannt, daß es kein „Glücksstoff“ an sich ist,
sondern lediglich als Antriebsmotor zum Glück dient. Seine normale Funktion ist es, den Menschen
am Leben zu erhalten. Es regelt die Lust auf das Essen bzw. Trinken, es treibt dazu an, mit dem
Partner ins Bett zu steigen und ist „schuld“ an unserer – normalerweise vorhandenen – Lust auf
Sport. Neben den Grundlebenserhaltungsmaßnahmen sorgt es auch dafür, Situationen, die als schön
empfunden wurden zu wiederholen und negative Erlebnisse in Zukunft lieber zu meiden. Dopamin
ist ebenfalls wichtig, um langfristige Ziele zu verwirklichen. Wenn jemand beispielsweise daran
interessiert ist, Abteilungsleiter zu werden, stellt er sich vorab das Leben als Abteilungsleiter sehr
angenehm vor. Um diese angenehme Situation zu erreichen, wird er vom Dopamin angetrieben.
Wir sagen der Weg ist das Ziel und meinen damit, daß die Vorfreude auf ein Ereignis größer sein
kann, als das Ereignis selbst. Der Weg ist mit Dopamin gepflastert. Letztendlich wird auch unser
Drang neues zu lernen und zu entdecken, vom Dopamin beeinflußt.

Was bedeutet das konkret im Bezug auf Drogen?

Die angenehmen Gefühle bestehen natürlich nicht nur aus dem Vorfreudegefühl. Bei jeder Droge
wirken zusätzlich noch andere Neurotransmitter, die für die angenehme Stimmung verantwortlich
sind (mehr dazu später). Im Gehirn entstehen, sowohl bei jedem positiven als auch bei jedem
negativen Erlebnis, neue Nervenbahnverknüpfungen. In ihnen wird alles abgespeichert, was im
Zusammenhang mit dem Erlebnis steht. Nach einem romantischen Essen mit dem neuen,
heißgeliebten Partner, speichert das Gehirn neben der gesamten Szene auch Einzelheiten ab. Der
Duft des Partners und das Flackern der Kerzen werden dabei ebenso in einer „Datenbank“
hinterlegt, wie der Geschmack des Essens und der anschließende Sex. Das Erlebnis war so schön,
daß bei der nächsten, auch noch so kleinen Gelegenheit zur Wiederholung, sofort reichlich
Dopamin ausgeschüttet wird. Körper und Geist werden dadurch angetrieben, die bestmöglichen
Vorraussetzungen für ein weiteres „Dinner for two“, zu schaffen. An die Stelle des gelungenen
Abends kann in unserem Fall auch die wunderbare Erfahrung mit einer Droge treten. Die Droge -
nehmen wir einmal Kokain - wird das erste Mal an einem Abend eingenommen, der bislang auch
ohne Rausch als angenehm im Gehirn abgespeichert war. Das kann zum Beispiel der wöchentliche
Besuch in der Lieblingsdisco sein. Kommt zu dem angenehmen Discogefühl auch noch die überaus
positive Wirkung des Kokains hinzu, speichert das Gehirn in seiner „Hitliste“ für einen gelungenen
Discoabend das Kokain als wichtigste Komponente ab. Die als unangenehm empfundenen
Nachwirkungen spielen dabei erst einmal keine Rolle. Heißt es dann am darauffolgenden
Wochenende „it´s Discotime!“, sorgt das Dopamin zuerst dafür, daß der Konsument einen Weg
findet, um freien Zugang zur Droge zu haben ( 1). Ist die Vorrätigkeit der Droge gesichert, prasselt
ein warmer Dopaminregen auf den Konsumenten nieder. Das dadurch entstehende Glücksgefühl ist
noch ein wenig größer als an den bisherigen Wochenenden. Der Konsument freut sich so sehr auf
das baldige „Kokainerlebnis“, daß er sich vorab schon wie „auf Droge“ benimmt.

Bei Affen, die immerhin ein fünftel der menschlichen Dopaminzellen besitzen, kam man bei
verschiedenen Tests zu den gleichen Ergebnissen. Der bloße Hinweis auf eine Drogenzufuhr –
beispielsweise durch ein bestimmtes Geräusch – zeigt eine deutlich erhöhte Dopaminkonzentration
im Gehirn.

Später kombiniert das Gehirn, daß für eine angenehme Situation nicht zwingend der „Umweg“ über
die Disco genommen werden muß, sondern die simple Einnahme von Kokain ausreicht. Sobald in
Zukunft die Aussicht auf ein Näschen Kokain besteht, treibt das Dopamin dazu an, es auch zu
bekommen. Nach dem Abklingen der Kokainwirkung sinkt die Konzentration bis weit unter den
Normalbereich - d.h. der Körper produziert vorerst kein neues Dopamin mehr. Antriebslosigkeit
und Mißmut – um nur zwei zu nennen - sind die Folgen. Eines Tages „bemerkt“ das Gehirn, daß die
weitere Zufuhr von Kokain die Verstimmungen kurieren kann: Die Sucht nimmt ihren Lauf.

Glücklicherweise geraten nicht alle Konsumenten in eine Abhängigkeitsspirale, die daraus besteht,
so oft wie möglich die Nebenwirkungen mit einer erneuten Einnahme zu kurieren. Die Mehrzahl
„vergnügt“ sich nur zu ganz besonderen „Anlässen“ mit der Droge.
Gegen den täglichen Konsum entscheidet man sich jedoch nicht ganz freiwillig. Es ist schon ein
kleiner innerer „Kampf“ vonnöten, denn für das Gehirn ist es unlogisch, auf eine so wunderbare
Belohnung zu verzichten. Vor allem wenn die Möglichkeit zur Einnahme besteht. Genau dann,
wenn eine Party ins Haus steht und das Konto ein beruhigendes Plus aufweist, ist die Verlockung
groß, sich ein Näschen zu gönnen. Dennoch winken einige Konsumenten an dieser Stelle ab. Nach
meinem ersten Kokainerlebnis war ich einerseits überwältigt von dem tollen Gefühl, andererseits
auch ein wenig ängstlich. Ich hatte immer noch meine Vorbehalte gegen diese Droge und wollte um
nichts auf der Welt davon abhängig werden (mir wurde immer suggeriert, daß der Konsum von
Kokain hochgradig abhängig macht). Ich hatte regelrecht Angst vor einer Kokainabhängigkeit und
entschied mich dafür, die Droge höchstens einmal im viertel Jahr zu konsumieren. Ich setzte dem
Dopamin meine gesammelten Informationen über die Droge entgegen und bewirkte damit eine so
genannte Dopaminhemmung. Anders gesagt: Es ist schwer, wenn man gleichzeitig Lust auf und
Angst vor etwas hat, die Angst einfach zu ignorieren. Das Abwinken bei der Möglichkeit zum
Konsum gründet demnach auf der Angst vor den Folgen der Drogenwirkung.

Obwohl gerade ausschließlich die Rede von Kokain war, verhält es sich bei den anderen Drogen
ähnlich. Die Dopaminausschüttung vor und während des Inhalierens einer Zigarette ist zwar
geringer als beim Kokain, doch durch die ständige Vorrätigkeit und die zahllosen „Anlässe“ sind
viele Raucher gezwungen täglich dopaminhemmende Gedanken einzusetzen. Ohne diese
Möglichkeit wären viele von ihnen zum Ketterauchen verdammt.

Was passiert beim Zwang zum Drogenkonsum?

Eine Antwort liefert uns die soeben entdeckte Dopaminhemmung. Denn nach einer Zwangssituation
wird die treibende Wirkung des Dopamins bei der nächsten Gelegenheit zum Drogenkonsum
ebenfalls gehemmt. In diesem Fall automatisch und ohne Einsatz von Willenskraft. Beispielsweise
durch die Ängste vor der Droge selbst oder/und die Ängste, die aus der ersten Erfahrung mit der
Droge gespeichert wurden (z. Bsp. bei erpresserischem Zwang).

Die „einmal und immer wieder“ Theorie wäre damit bewiesen: Das Dopamin ist schuld.

(1) Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung


Wissenschaftliche Schuldfrage
Drogen vor Gericht

Wir haben herausgefunden, daß das soziale Umfeld einen entscheidenden Einfluß auf die spätere
Drogenkarriere hat. Um den Konsumenten in spe „weich“ zu kochen, werden ihm die
unglaublichsten Geschichten aufgetischt. Da heißt es, Cannabis erweitere den geistigen Horizont.
Alkohol vertreibt Kummer und Sorgen, Nikotin baut Streß ab, Kokain fördere die Kreativität,
Rotwein verlängert das Leben, ein gute Party geht nicht ohne Speed oder Ecstasy, Alkohol und
Zigaretten schmecken einfach gut und den wahren Kick holt man sich vom Heroin. Hört man diese
und ähnliche Geschichten oft genug, fängt man mit der Zeit an, sie zu glauben. Wird die Droge
dann konsumiert, scheinen sich die Versprechungen tatsächlich zu bewahrheiten.

In unserem philosophischen Teil sind wir der Sache mit den bösen Freunden bereits auf den Grund
gegangen. Wir haben herausgefunden, daß es die Droge war, die ihnen den Kopf „gewaschen“ hat.
Sie hat unsere Freunde zu einer potentiellen Gefahr für unser Leben gemacht. Wir haben dieses
Phänomen (eigentlich sind Freunde keine Gefahr für das eigene Leben) damit versucht zu erklären,
daß der erste Mensch, der eine Droge konsumiert hat, kein soziales Umfeld hatte, welches die
Droge bereits einnahm und schön reden konnte. Demzufolge müssen die heute erzählten
Geschichten eindeutig von den Drogen selbst stammen. Unsere anstehende Aufgabe ist es, die
aktuell kursierenden Geschichten eindeutig - auf wissenschaftlicher Grundlage - dem
Wirkmechanismus der jeweiligen Droge zuzuordnen.

Beginnen wir mit dem Nikotin und der wohl bekanntesten Aussage: „rauchen vermindert Streß und
wirkt beruhigend“. Wenn wir einen Blick auf die beteiligten Neurotransmitter bei dem
Nikotinkonsum werfen, fällt uns auf, daß beim Rauchen in der Tat alle Neurotransmitter beeinflußt
werden, die emotional von Bedeutung sind. Es wundert daher auch nicht weiter, daß uns bei jeder
Zigarette ein wahrer Gefühlscocktail übermannt. Nikotin, so Professor Lutz Schmidt aus Berlin,
stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem
Konzert auf viele Instrumente ein. Durch die Freisetzung des Dopamins, gleicht das Rauchen der
Ausführung existentiell bedeutender Handlungen. Nikotin löst ebenso eine wohlige Gefühlskaskade
im Belohnungszentrum des Gehirns aus und beglückt den Raucher ähnlich wie bei einem Kuß oder
beim Essen. „Na wenn das keinen Streß abbaut?“

„Alkohol vertreibt Kummer und Sorgen“. Genauso ist es! Alkohol hemmt den Abbau von Serotonin
und Dopamin. Für das Vertreiben von Kummer und Sorgen spielt vor allem das Serotonin eine
entscheidende Rolle. Seine antidepressive und stimmungsverbessernde Wirkung zeigt sich beim
Alkoholkonsum ganz deutlich. Das ist aber bekanntlich nicht alles, was uns der Alkohol zu bieten
hat. Er wirkt, wie das Nikotin auf fast alle Transmittersysteme. In größeren Mengen hat Alkohol
eine zunehmend betäubende Wirkung auf die Rezeptoren. Er „benebelt“ sozusagen die Sinne. Wenn
die Sinne betäubt und benebelt sind ist es nachvollziehbar schwerer, sich an seine Sorgen und Nöte
zu erinnern.

„Cannabis erweitert den Horizont“. Auch diese Aussage ist mehr als richtig. Es zeigte sich, daß die
Cannabinoide eine Zensurschwäche gegenüber Sinneseindrücken bewirken. Man konnte mit
komplizierten wahrnehmungspsychologischen Tests nachweisen, daß die Fähigkeit des visuellen
Systems, bestimmte unpassende räumliche Wahrnehmungen wegzuretuschieren, durch
Cannabinoide behindert wird. Über die Cannabinoidrezeptoren im Hippocampus wird das
Komparatorsystem inaktiviert. Die unter Cannabiseinfluß erlebten besonderen Sinneseindrücke sind
hyperreale, unretuschierte Bilder, die der „normale“ Mensch gar nicht wahrnehmen kann. Das
Wahrnehmen von Dingen, die dem „normalen“ Menschen verborgen bleiben, läßt damit den Schluß
zu, Cannabis erweitere den Horizont und das Bewußtsein.

„Kokain fördert die Kreativität“. Korrekt! Kokain hat die Eigenschaft, den Abbau von
Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Adrenalin zu verhindern. Die
dauerhaft hohe Konzentration von Noradrenalin und Adrenalin im Gehirn versetzt den
Konsumenten in eine Art Daueralarmbereitschaft. Wichtige Körperfunktionen des
fight/flight/fright-Urinstinkts sind aktiviert. Die Aufmerksamkeit und das Selbstbewußtsein sind
gesteigert. Die Konzentration ist erhöht, das Streßempfinden ist gemindert und das
Selbstbewußtsein ist gestärkt. Die zusätzlich erhöhte Konzentration von Serotonin bewirkt ein
wohlig, angenehmes Gefühl. Das beteiligte Dopamin macht wach. Da bei einer Einnahme von
Kokain im heimischen Atelier kein feindlicher Angriff zu erwarten ist, können die aktivierten
Körperfunktionen für kreative Zwecke genutzt werden.

„Rotwein verringert das Herzinfarktrisiko“. Man fand heraus, daß die im Rotwein enthaltenen
Phenole das Herzinfarktrisiko mindern. Das verminderte Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben,
wird zwar vom Konsumenten nicht als direkte Folge der Drogeneinnahme wahrgenommen, aber
wozu haben wir unsere Wissenschaftler? Fakt ist, die Aussage stimmt.

„Keine Party ohne Speed oder/und Ecstasy“. Auch dieses Argument ist gut nachvollziehbar. Speed
(Amphetamin) schüttet kräftig Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin aus. Was die Ausschüttung
von Noradrenalin und Adrenalin bewirkt, haben wir gerade am Beispiel von Kokain besprochen.
Der Körper ist topfit und durch die verminderte Gefahr, angegriffen zu werden, kann diese Energie
wunderbar ins Tanzbein umgeleitet werden. Die Einnahme von Ecstasy bewirkt zusätzlich die
Ausschüttung einer großen Ladung Serotonin. Ein unbeschreibliches Gefühl der Liebe zu allem und
jedem entsteht. Diese Wirkungen sind ein Garant für eine gelungene Party.

„Alkohol und Nikotin schmecken“. Im ersten Teil war die Rede vom Husten nach der ersten
Zigarette und dem Verziehen des Gesichtes nach dem ersten Schluck Alkohol. Das ist aber kein
Grund dafür, nicht später, wenn man sich daran gewöhnt hat, zu sagen: es schmeckt! Und genau da
liegt ein Grund für den guten Geschmack: man gewöhnt sich daran. Obwohl es niemandem zu raten
ist, puren Alkohol zu trinken – hat keinen Geschmack, brennt nur fürchterlich und ist zudem tödlich
– haben die Getränkehersteller in letzter Zeit viel Kreativität bewiesen. Erhältlich sind mittlerweile
Getränke, bei denen man nicht einmal mehr merkt, daß sie Alkohol enthalten. Eine ordentliche
Portion Zucker und ein wenig Geschmacksverstärker lassen diese Getränke wahrhaftig gut
schmecken. Da behaupte noch eine Frau auf der Welt, Alkohol ist zu bitter und schmeckt nicht.

„Heroin gibt den einzig wahren Kick im Leben“. Auch diese Aussage ist 100% richtig. Die im
Heroin enthaltenen Opiate haben eine ähnliche Struktur wie die körpereigenen Endorphine. Wie wir
bereits wissen, lassen Endorphine Schmerz und Angst kaum spüren und schärfen gleichzeitig die
Wahrnehmung. Als natürliches Antistreßmittel stärken Endorphine außerdem die Abwehrkräfte und
sorgen in Grenzsituationen für eine Gelassenheit, die sich zu rauschhafter Heiterkeit steigern kann.
Die im Heroin enthaltenen Opiate haben wiederum die Eigenschaft, vielfach stärker zu sein als die
Endorphine. Die zusätzliche Hemmung des Noradrenalinabbaus, mit der daraus resultierenden
hohen Dopaminkonzentration, gibt dem Heroinerlebnis noch den letzten Schliff. Der Konsument
erlebt einen unglaublichen Kick.

So, alle wichtigen Beweise sind erbracht. Die Einnahme der Drogen verleitet tatsächlich zu
den berühmt-berüchtigten Aussagen. Drogen sind verantwortlich für den ungewollten
Werteverfall unserer Freunde. Schuldig im Sinne der Anklage. Bitte abführen.

Einspruch euer Ehren! Sie können den Angeklagten nicht abführen. Seine Schuld an den Aussagen
der Freunde ist erwiesen. Das allein rechtfertigt aber keine Verurteilung. Nach der bisherigen
Beweislage sieht es eher so aus, als tue der Angeklagte der Menschheit einen Gefallen.

Einspruch stattgegeben. Die Verhandlung wird auf das nächste Kapitel vertagt.

Wissenschaftliche Ergründung des Schlechten


Eine Berg- und Talfahrt

Wir wissen spätestens seit dem Ende des ersten Teils, daß Drogen etwas eindeutig Schlechtes sind.
Doch wie immer liegt auch in diesem Fall die Beweislast auf unseren Schultern.

Im letzten Kapitel haben wir nachgewiesen, daß die geläufigsten Aussagen über Drogen eindeutig
der Wahrheit entsprechen. Leider hinterlassen Sprüche wie: „die oder die Droge ist unerläßlich bei
…“ oder: „die oder die Droge ist ausgesprochen gesund“ einen zweifelsfrei positiven Eindruck von
der entsprechenden Substanz. Dennoch soll unsere aktuelle Aufgabe darin bestehen, die
Schlechtheit von Drogen zu beweisen. Es ist daher unerläßlich, die bekannten Aussagen noch
einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Möglicherweise entdecken wir doch noch ein paar
negative Aspekte an ihnen. Beginnen wir wieder am Anfang.

„Rauchen vermindert Streß und wirkt beruhigend“. Wir haben herausgefunden, daß eine Zigarette
ähnliche Gefühle in uns weckt, wie ein Kuß. Doch, wirken Zigaretten in der Tat beruhigend? Nein!
Das genaue Gegenteil trifft zu. Rauchen streßt. Andy Parrott, Psychologe an der University of East
London sagt: „Wer raucht, um Streß abzubauen, fügt sich selbst nur weiteren Streß zu, denn der
scheinbar entspannende Effekt des Rauchens kommt nur dadurch zustande, daß durch den Griff zur
Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben
wird.“ Und weiter: "Die gewohnheitsmäßigen Raucher brauchen jedoch bald eine weitere Zigarette,
um die neuen Abstinenzsymptome, die sich wieder einstellen, zu bekämpfen. Das wiederholte
Empfinden negativer Stimmungen zwischen den Zigaretten bedeutet, daß Raucher dazu neigen, ein
leicht überdurchschnittliches tägliches Streß-Niveau zu erleben. Somit scheint Nikotin-
Abhängigkeit eine direkte Ursache von Streß zu sein."
Das stärkste Argument für diese These sind wohl die zahlreichen Forschungsergebnisse, die
belegen, daß das Abgewöhnen des Rauchens Streß reduziert.
Einen weiteren Beweis liefert ein Blick auf die beim Rauchen freigesetzten Neurotransmitter. Durch
den Konsum werden diese in erhöhter Konzentration ausgeschüttet. Bei Nachlassen der Wirkung
verringert sich die Konzentration wieder und sinkt auf ein niedrigeres Level. Die freigesetzten
Neurotransmitter bewirken zunächst ein Gefühl der Entspannung und bauen den Streß ab. Im
Anschluß lassen sie aber genau den entgegengesetzten Gefühlen freien Lauf. Es entsteht Streß und
Ver- bzw. Anspannung. Zur Beseitigung der entstandenen Negativgefühle ist eine erneute
Zigarette nötig. Das „Spiel“ nimmt seinen Lauf.

„Alkohol vertreibt Kummer und Sorgen“. Als Beweis für diese Aussage diente uns die betäubende
Wirkung des Alkohols auf zahlreiche Rezeptoren. Wie jeder weiß, der Alkohol schon einmal dazu
benutzt hat, seinen Kummer zu ertränken, ist selbiger am nächsten Morgen wieder da. Lediglich mit
dem Unterschied, noch etwas schlimmer geworden zu sein. Nun gut, daß muß nichts mit dem
Alkohol zu tun haben, vielleicht wäre der Kummer auch ohne Besäufnis am nächsten Tag größer
gewesen. Vielleicht aber auch nicht.
Auf Alkohol trifft ähnliches zu wie auf Nikotin. Er bringt genau die Mißstände hervor, die er zu
bekämpfen scheint. „Alkohol macht Kummer und Sorgen“. Wir wissen bereits, daß Alkohol eine
Veränderung verschiedenster Neurotransmittersysteme zur Folge hat. Vor allem das dopaminerge
und das serotoninerge System werden negativ beeinflußt. Die Auswirkungen einer zu geringen
Dopamin- und Serotoninkonzentration sind ebenfalls bekannt. Eine niedrige Dopaminkonzentration
zieht Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Desinteresse nach sich. Bei niedriger Serotoninkonzentration
kippt die Stimmungslage. Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Ängste oder Depressionen sind die
Folge. Obwohl die Transmittersysteme erst bei mehrmaligem Alkoholgenuß in Mitleidenschaft
gezogen werden, sinkt – vorübergehend - die Dopamin- und Serotoninkonzentration bei jedem
Nachlassen der Alkoholwirkung. Wir haben damit bewiesen, was man uns sowieso schon
immer erzählt hat: „Ertränke Deine Sorgen und Nöte nicht im Alkohol. Sie werden dadurch
nur noch schlimmer!“ und fügen hinzu: „…und entstehen letztendlich erst durchs Trinken“.

„Cannabis erweitert den Horizont“. Die Begründung dafür lag in dem Punkt, daß die Fähigkeit des
visuellen Systems, bestimmte unpassende räumliche Wahrnehmungen wegzuretuschieren, durch
Cannabinoide behindert wird. Es ist jetzt ein leichtes, darauf hinzuweisen, daß die Betonung in
diesem Satz auf „unpassende“ liegen muß. Wir wurden von der Natur (oder wem auch immer) nicht
als fast- oder halbfertig geschaffen. Alle Funktionen in unserem Körper sind perfekt aufeinander
abgestimmt. Alles hat seinen Sinn. Es hat demzufolge auch einen Sinn, wenn unser visuelles
System die Fähigkeit besitzt, räumliche Wahrnehmungen wegzuretuschieren – weil sie halt
unpassend sind. Aber das beweist noch lange nicht, daß Cannabis schlecht ist.
Cannabis war meine absolute Lieblingsdroge. Ich konsumierte es zeitweise noch häufiger als
Nikotin. Nach meinem ersten Bekifftsein dauerte es nicht lange, bis ich dieser „Beschäftigung“
jeden Tag nachging. Da das Geld damals nicht für meinen Bedarf – etwa 2 Gramm am Tag -
ausgereicht hat, nutzte ich meine kaufmännischen Fähigkeiten kurzum für einen (noch) nicht
anerkannten Nebenjob. Die „Arbeit“ bot mir, neben der kostenlosen Eigenversorgung, eine
lukrative Nebeneinnahme – und das steuerfrei! Bald gab es nur noch wenige Stunden im Monat, an
denen ich nicht bekifft herumhing. Von der Realität bekam ich zu dieser Zeit nicht sehr viel mit.
Später setzten die ersten Depressionen ein – zu einer Zeit in der ich bereits die anderen Drogen
hinter mir gelassen hatte. Ich wollte auch das Kiffen aufgeben, doch es stellte sich als schwerer
heraus als ich dachte. Ich brauchte insgesamt zwei Jahre. Ich nahm mir jeden Abend vor, am
nächsten Tag nicht zu kiffen - es funktionierte nicht ein einziges Mal. Meine psychische
Verfassung litt sehr darunter. Ich kapselte mich von jedem – bis auf meine kiffenden Freunde – ab,
bekam regelrecht Angst vor Menschen und wurde immer depressiver. Ich kann rückblickend nicht
gerade behaupten, daß das Kiffen meinen geistigen Horizont in irgendeiner Art und Weise verändert
oder gar verbessert hat. Es dauerte fast ein Jahr, bis mein Kurzzeitgedächtnis wieder einigermaßen
zu gebrauchen war. Von den unglaublich „revolutionären“ Gedanken, die ich damals hatte, ist
nichts geblieben. Ich freue mich lediglich darüber, daß - wenn ich an das Kiffen erinnert werde –
ich diesen unglaublichen Blödsinn nicht mehr machen muß. Zudem kenne ich persönlich nicht
wenige Menschen, die dank einer durch Cannabis ausgelösten Psychose in eine psychiatrische
Klinik eingeliefert werden mußten.
Ich möchte mich an dieser Stelle nicht als Moralapostel auftun. Es gibt mit Sicherheit genug
Konsumenten, die mit diesen oder ähnlichen Problemen nie zu tun haben werden. Doch auch ein
gelegentlicher Konsum von Cannabis hinterläßt seine Spuren. Cannabis schädigt die Bronchien und
hat gegenüber dem Nikotin ein fünffach höheres Krebsrisiko. Die bei einmaligem Konsum
auftretenden Nebenwirkungen habe ich im ersten Teil bereits erwähnt. Cannabis erhöht ebenfalls
(wie Nikotin und Alkohol) die Serotonin- und Dopaminkonzentration. Nach Abklang der Wirkung
sinkt der jeweilige Spiegel wieder. Die bekannten „Nebenwirkungen“ kommen zum Vorschein.
Die nachweislich auftretenden psychischen Nebenwirkungen bei häufigem Cannabiskonsum sind:
Kritikschwäche, Scheintiefsinn, Einstellungs- und Haltungsveränderungen, vermehrte
Selbstzuwendung, Selbstbeobachtung, Selbstbeschäftigung, Mangel an sozialem Interesse,
Abwendung von Leistungsverpflichtungen und Leistungsnachlaß. Daraus können wir schließen,
daß Cannabis nicht den Horizont erweitert, sondern eher verkleinert.

Übrigens: die Cannbinoide haben eigene Rezeptoren im Gehirn, an denen sie „andocken“ und
dadurch die bekannte Cannabiswirkung hervorrufen. Diese Rezeptoren sind selbstverständlich nicht
dazu da, weil sie darauf warten, daß man kifft. Wir besitzen einen körpereigenen Transmitter, der
dem Cannabinoid sehr ähnlich ist. Das Anandamid. Es ist normalerweise dafür verantwortlich, daß
wir Schmerzen und Kleinigkeiten vergessen sowie friedfertig und gesellig werden. Anandamide
sind für die so genannte rosarote Brille verantwortlich.

„Kokain fördert die Kreativität“. Durch den aktivierten fight/flight/fright-Urinstinkt und die
gleichzeitige Steigerung des Wohlbefindens, kann sich der Konsument mit allen Sinnen einer
bestimmten Tätigkeit widmen. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Kokain macht nicht kreativer.
Es macht aus einem Tischler keinen Maler. Der Künstler braucht ein gewisses Potential und muß
von hause aus kreativ sein. Lediglich die gesteigerte Aufmerksamkeit begünstigt das Umsetzen von
bereits vorhandenen Ideen.
Beim Kokain sind, bis auf das Endorphin, ähnliche Neurotransmitter wie beim Nikotin beteiligt. Die
Unterschiede bestehen lediglich darin, daß die Konzentration nicht erhöht, sondern der Abbau
gehemmt wird und daß die Konzentration während der Kokainwirkung erheblich höher ist als nach
einer Zigarette. Wie bei anderen Drogen endet auch die Wirkung von Kokain irgendwann. Die
Konzentrationen der Neurotransmitter fallen extrem ab. Die akuten Folgen sind Angstzustände,
leichte bis schwere Depressionen und in einigen Fällen Verfolgungswahn, der in aggressive
und selbstschädigende Handlungen münden kann.

„Rotwein verringert das Herzinfarktrisiko“. Das ist, wie bereits erwähnt, in verschiedenen Studien
nachgewiesen worden. Tatsächlich senken die Phenole das Herzinfarktrisiko. Phenole sind im Wein
enthalten, weil sie aus den Beeren herausgelöst werden. Dieses, zum Beispiel durch die Deutsche
Weinakademie verbreitete Argument, ist ehrlich gesagt ziemlich haarsträubend. Rotwein enthält,
neben den Phenolen weiterhin Alkohol! Trauben essen und rote Beerensaft trinken scheint daher
eindeutig empfehlenswerter.
Übrigens: Täglich ein wenig Heroin ist sehr zu empfehlen, da in neuesten Studien ein
Zusammenhang zwischen Heroinkonsum und vermindertem Risiko, an Nebenhodenkrebs zu
erkranken, nachgewiesen wurde. Verantwortlich dafür ist das im Heroin enthaltene …

„Keine Party ohne Speed oder/und Ecstasy“. Den Beweis für die Wahrheit dieser Aussage finden
Sie weiter oben. An der Wirkung beteiligt sind, ähnlich wie bei Kokain, die bekannten
Neurotransmitter mit Ausnahme der Endorphine. Die Leistungsbereitschaft wird enorm gesteigert
und es kann bis in die Morgenstunden getanzt werden. Der Nachteil liegt auch bei diesen Drogen im
Absinken der Neurotransmitterkonzentration mit den bekannten Folgen.
Doch es geht ja um die Party. Persönlich empfand ich es nach jedem Konsum dieser Drogen als sehr
negativ, noch Tage später die körperlichen Auswirkungen zu spüren. Stundenlanges tanzen ist für
jemanden, der außerhalb der Diskothek keinen Sport treibt nicht wirklich empfehlenswert. Der
menschliche Körper hat eine natürliche Schranke, die sich bei allzu großer sportlicher Anstrengung
schließt und signalisiert: STOP! Durch die Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin bleibt
diese Schranke den ganzen Abend über offen. Tagelange Gliederschmerzen sind die Folge. Die
Drogen beeinflussen jedoch nicht die freie Wahl. Man kann sich selbstverständlich für weniger
sportliche Betätigung entscheiden.
Wenn es also nicht um das lange tanzen geht, worum geht es dann? Vielleicht um den Spaß? Ich
kann mich noch an Partys erinnern, die vor meiner Drogenkarriere stattfanden. Irgendwie hatte ich
auch dort viel Spaß. Noch genauer kann ich mich an verschiedene Partys der neueren Zeit erinnern.
Irgendwie habe ich auch heute noch viel Spaß. Ich kann mich aber genausogut an Partys während
meiner Drogenkarriere erinnern. Ich sehe mich noch genau mit meinen Freunden deprimiert in der
Ecke sitzen, wenn die Drogen einmal später kamen. Es gab auch Abende, an denen die Lieferung
ganz und gar ausblieb. Das niederschmetternde Gefühl dabei ist mit Worten nicht zu beschreiben.
Die Party war in diesem Fall sofort beendet. Mich konnte dabei nicht einmal die Gewißheit
aufheitern, den nächsten Tag ohne Depressionen erleben zu können. Heute ist mir klar: „Gerne
Party! Aber ohne Speed oder/und Ecstasy“.

„Heroin gibt den einzig wahren Kick im Leben“. Den Beweis dafür haben wir erbracht. Daran gibt
es auch nichts zu zweifeln. Doch mal ehrlich, würden Sie als Nichtkonsument deshalb zu Heroin
greifen? Mit Sicherheit nicht. Sie kennen die verheerenden Folgen.
Und als Konsument? Können Sie sich im Spiegel in die Augen schauen und sagen: „ein Glück, daß
es Heroin gibt“? Mit Sicherheit nicht.
Ich denke, mehr gibt es zur Negativität dieser Droge nicht zu sagen.

Abschließend ergibt sich folgendes Muster der allgemeinen Wirkung von Drogen:

1. Drogen dienen dem Konsumenten zunächst als körperliche oder emotionale


Bereicherung (z.Bsp.: bauen Streß ab)
2. Sie kehren diese Bereicherung anschließend ins Gegenteil um und wirken sowohl
körperlich als auch emotional schädigend (z.Bsp.: rufen Streß hervor)
3. Die bei weiterem Konsum als Bereicherung empfundene Wirkung dient lediglich als
vorübergehende „Reparatur der entstandenen Schäden“ (z.Bsp.: hervorgerufener Streß
wird nur noch vorübergehend abgebaut)
4. Die Schäden werden mit der Zeit immer größer. (z.Bsp.: Streß wird größer)
5. Bei Dauerkonsum können die Schäden nicht mehr ausgeglichen werden, obwohl die
Wirkung nach wie vor als „Reparatur“ empfunden wird. (z.Bsp.: Streß bleibt trotz
Konsum)

Einem Kind wird immer gesagt: „geh nicht mit fremden Erwachsenen mit, da diese lediglich am
Anfang freundlich sind um Dir später etwas Schlimmes antun zu können.

In Bezug auf Drogen könnte man sagen: „bitte nimm keine Drogen ein, da diese lediglich am
Anfang eine positive Wirkung zeigen um Dir später etwas Schlimmes antun zu können!

Zusammenfassung
Wissen kompakt!

Gemeinsam haben wir, durch messerscharfe Beobachtung, logische Schlußfolgerung und


wissenschaftliche Beweisfindung, allerhand interessante Dinge über unsere „kleinen Helfer“
herausgefunden. Wir wissen jetzt, daß der Drogenkonsum von außen betrachtet eine unerklärliche
Sache ist, die beim Beobachter Gefühle wie Entsetzen, Mitgefühl, Mitleid, Fassungslosigkeit und
Unverständnis hervorrufen. Als Thalianer darauf zu schließen, Drogen seien eine Bereicherung für
die Menschheit, wäre undenkbar.
Weiterhin haben wir erfahren, daß der Drogenkonsum zu einer Art Volkssport geworden ist, der
sich nur Außenseiter nicht anschließen wollen. Von anderen Lebewesen wissen wir, daß sie - wenn
sie auf welche stoßen - ebenfalls die „Finger“ nicht mehr von den Drogen lassen können.
Wir haben uns deutlich vor Augen geführt, daß jeder Drogenkonsum mit dem „ersten Mal“ beginnt,
welches zugleich über Erfolg und Mißerfolg der Drogenkarriere entscheidet.
Wir haben gemeinsam einen Schuldigen (die Droge) gefunden und auch seine Helfer (soziales
Umfeld) dingfest gemacht.
Und zu guter letzt haben wir den eindeutigen Beweis erbracht, daß Drogen etwas Negatives sind.

Teil 3

Lösungen

Aufhören oder weitermachen?


Ich bin schizophren

Nach all den Informationen, die wir bislang über Drogen gesammelt haben, müssen wir uns
spätestens jetzt einer wichtigen Frage stellen.

„Aufhören oder weitermachen?“


Wenn wir versuchen, mit der logisch denkenden Gehirnhälfte diese Frage zu beantworten, sollte die
Antwort auf ein klares Aufhören hinauslaufen. Die Fakten sprechen eindeutig dafür. Die
hinterlistige Art der Drogen ist enttarnt. Es ist weder vernünftig noch bringt es irgendwelche
langfristigen Vorteile mit sich, weiterzumachen.
Von Kindern wird verlangt, daß sie die Intelligenz besitzen, fremde Erwachsene zu durchschauen
und hinter der vertrauenserweckenden Fassade den Teufel erkennen. Erwachsene oder angehende
Erwachsene sollten demzufolge die Intelligenz besitzen, Drogen zu durchschauen.
Aber Hand aufs Herz, ist das wirklich so einfach? Können wir uns in jeder Situation auf unsere
Logik verlassen? Oder handeln wir doch in einigen Momenten eher nach unseren Gefühlen?
Die meisten Drogenkonsumenten versuchen zumindest einmal in ihrer Karriere den Ausstieg. Fast
jeder von ihnen entscheidet sich dafür durch das Abwiegen von positiv und negativ. Die logische
Gehirnhälfte oder die Vernunft ist zu allem bereit. Die Kräfte werden gesammelt. Den brenzligen
Situationen wird aus dem Weg gegangen. Die Überzeugung es zu schaffen steigt. Nichts kann einen
mehr von der getroffenen Entscheidung abbringen. Doch dann … es trifft einen wie der Dolch ins
Herz. Die unvermeidliche Gelegenheit kommt und das Gefühl siegt über die Vernunft. Das „Spiel“
beginnt von vorn. Die meisten ergeben sich nach einigen solcher energieraubenden „Spielchen“
ihrem Schicksal.

Vielleicht ist es ja doch besser weiterzumachen. Vielleicht ist es vorherbestimmt. Vielleicht ist es
einfach unvermeidlich. Vielleicht braucht der Mensch wenigstens ein Laster. Vielleicht erscheint
das Leben ohne Krücke nur noch grau in grau. Also lieber ein paar Jahre früher sterben und dafür
das Leben auskosten.

Doch was ist mit denen, die sich entweder hinstellen und sagen: „Drogen? So was brauche ich nicht.
Mir geht es auch ohne sehr gut.“ oder „Drogen? Habe ich auch mal genommen. Aber jetzt weiß ich,
daß es ein Fehler war. Das Leben ist ohne viel schöner.“?
Sind das die großen Ausnahmen? Sind sie einfach nur stärker? Oder Lügen sie schlicht weg?
Wir sehen, es ist nicht leicht eine Antwort auf die Ausgangsfrage zu finden. Es scheint, als gebe es
gar keine eindeutige Antwort. Der Kopf sagt „aufhören!“ das Herz sagt „weitermachen!“.

Sind wir alle schizophren?

Ja!
Kein Ende in Sicht?
Vielleicht hinterm Horizont

Der Kampf ist zu Ende. And the winner is: Droge.

Wir haben getan was wir konnten. Wir haben alles versucht was in unserer Macht lag. Geben wir
uns geschlagen. Konsumieren wir weiter.

Den Beweis für unsere Resignation liefern zahlreiche Experimente mit Tieren. Unser bereits oben
erwähntes Forscherteam um Prof. Jochen Wolffgramm fand in einem sogenannten „Retest“
folgendes heraus: Wird einem bereits süchtigem Nager die Droge bis zu neun Monaten entzogen -
also ungefähr ein Drittel Rattenleben - bleiben sie zwangsweise "trocken". Bietet man ihnen nach
der langen Abstinenz wieder Drogen an, nehmen die Ratten diese sofort freiwillig und in extrem
hohen Dosen zu sich. Und zwar auch dann, wenn der angebotene "Cocktail" extrem unangenehm
schmeckt, weil ihm Bitterstoffe beigemischt sind. Ein derartiger "Kontrollverlust" ist ein
untrügliches Zeichen für die Diagnose "Sucht" - bei der Ratte ebenso wie beim Menschen. Ein
weiteres Kriterium aus der Humanmedizin ist der "Reversibilitätsverlust": Der Drang nach Drogen
bleibt auch nach mehrmonatiger Abstinenz erhalten. Es ist unumkehrbar. "Es muß sich also eine Art
„Suchtgedächtnis“ gebildet haben", folgert Wolffgramm. Doch bei der Suche nach den
Veränderungen im Rattenhirn stehen die Forscher vor einer Schwierigkeit: Sie müssen zwischen
Veränderungen, die Drogen als Substanz im Hirn anrichten, und solchen, die Zeichen einer Sucht
sind, unterscheiden. Den findigen Wissenschaftlern gelang es aber dennoch, das „Suchtgedächtnis“
im Hirn zu orten. Denn Ratten werden nur süchtig, wenn man ihnen die freie Wahl läßt. Tiere, die
zum Drogenkonsum gezwungen werden, dagegen nicht (siehe da!). Neurochemiker der
Arbeitsgruppe verglichen die Hirne der freiwillig süchtigen Ratten mit denen der zwangsweise
berauschten und wurden fündig: Sie stießen auf Veränderungen in der Signalverarbeitung in der
"nigrostriatalen Bahn". Dieser Hirnbericht ist auch beim "normalen“ Verhalten für relativ feste
Reiz-Reaktionsbeziehungen zuständig und grenzt an jenen Teil, der für das flexible Umgehen mit
der Umwelt verantwortlich ist.

Das heißt im Klartext: Sowohl Nager als auch Menschen haben Pech gehabt. Es entsteht ein
„Suchtgedächtnis“. Dem Konsumenten bleibt gar nichts anderes übrig, als zeit seines Lebens
weiterhin Drogen zu nehmen. Immerhin nimmt das eine gewaltige Last von den Schultern der
Konsumenten. Man kann ihnen jetzt nicht mehr vorwerfen, sie unternehmen nichts gegen ihre Sucht
und sind selber Schuld. Mit so einem „Suchtgedächtnis“ ist eben nicht zu spaßen. Ist es einmal da,
ist alles zu spät.

Das Suchtgedächtnis
Sind wir Tiere?

Ebenso viele Fragen, wie diese und ähnliche Experimente beantworten, fördern sie auch wieder ans
Tageslicht. Denn: Was ist denn jetzt mit mir? Ich war eindeutig süchtig, bin es jetzt aber ebenso
eindeutig nicht mehr und werde es auch eindeutig nie wieder sein. Habe ich demzufolge etwa kein
„Suchtgedächtnis“? Habe ich mein „Suchtgedächtnis“ durch den häufigen Drogenkonsum zerstört?
Oder bin ich etwa gar keine Ratte?

Ja, die Fakten sprechen dafür. Ich bin in der Tat keine Ratte. Ich bin größer, kann sprechen, trage
eine Brille, habe keinen Schwanz am Hintern und zu allem Überfuß kann ich auch noch logisch
denken und werde – im Gegensatz zu Ratten - als Vernunftwesen bezeichnet. Schade eigentlich.
Das beweist aber noch lange nicht, daß ich kein „Suchtgedächtnis“ habe. Doch wo finde ich es?
Und was hat es wirklich damit auf sich?

Wir haben das Dopamin als einen Antriebsmotor im Gehirn des Menschen entdeckt. Es sorgt dafür,
daß bei jeder, sich bietenden Gelegenheit, eine Droge zu konsumieren, die innere Stimme sagt:
„Mach schon! Nimm es!“. Als Gelegenheit haben wir eine Situation bezeichnet, die der ähnlich ist,
bei der bereits in der Vergangenheit erfolgreich zur Droge gegriffen wurde. Die Anzahl, der im
Gehirn gespeicherten Gelegenheiten, richtet sich folglich nach der Häufigkeit des Drogenkonsums.
Ein Kettenraucher hat mehr solcher Situationen, als ein Gelegenheitskokser. Im Zuge der erhöhten
Dopaminkonzentration entsteht beim Konsumenten automatisch ein Gefühl der „Lust auf Drogen“.
Es ist schwer für ihn, dieses Gefühl abzuschalten und er spürt die Machtlosigkeit gegenüber dem
„inneren Drang“ die Droge einnehmen zu müssen. Wir – bzw. die Forscher - bezeichnen diesen
Drang als „Suchtgedächtnis“.

Die Frage, die sich jetzt aufdrängt lautet: „Warum hat ein Teil der ehemaligen
Drogenkonsumenten scheinbar kein „Suchtgedächtnis“?“

Ich habe Ihnen weiter oben erzählt, daß ich im Bezug auf Kokain so genannte Dopaminhemmer
eingesetzt habe. Ich wollte nicht die Kontrolle verlieren. Ich schwor mir, Kokain nur sehr selten zu
konsumieren. Ich setzte bei jeder, sich bietenden Gelegenheit, dem aufkommenden Verlangen
meine Angst vor der Abhängigkeit entgegen. Die Dopaminkonzentration habe ich auf diesem Weg
verringert und mir die Lust auf die Droge genommen. Leider war der Einsatz meiner Willenskraft
nicht von langfristigem Erfolg gekrönt. Es ergaben sich immer häufiger sogenannte
Ausnahmesituationen. Mit einer entsprechenden inneren Rechtfertigung wie zum Beispiel: „einmal
mehr schadet bestimmt nicht“. Das Resultat einer solchen Ausnahme war ein neuer Eintrag in mein
„Suchtgedächtnis“.
Jeder willentlich herbeigeführte Einsatz von Dopaminhemmern kostet viel Kraft und Energie und
bewirkt leider keine Löschung des „Suchtgedächtnisses“.
Und dennoch: Wir sind weder Nager noch Affen. Im Gegensatz zu unseren tierischen Kollegen
haben wir die Möglichkeit, uns Strategien im Umgang mit unserem „Suchtgedächtnis“ einfallen zu
lassen. Wir sind nicht gezwungen, eine Verhaltensweise, die unser Überleben gefährdet
fortzuführen.

Ja, wir können aufhören! Ja, das Ende ist in Sicht!


Allgemeine Medizin
Wir therapieren euch alle!

Ein Affe hat das Pech, wohl Zeit seines Lebens nicht in den Genuß zu kommen, ein Professor, ein
Doktor oder ein Wissenschaftler zu sein. Weiterhin hat er nicht die Möglichkeit, sich intensiv mit
Drogen und deren Wirkungen auseinanderzusetzen.
Anders der Mensch. Professor, Doktor, Wissenschaftler und Drogenforscher wird er beinahe über
Nacht. Und so wundert es nicht, daß der Mensch im Laufe der Jahrhunderte einen Berg voll
Weisheiten für angehende Drogenpensionäre angehäuft hat.
Betrachten wir uns einmal die interessantesten, von Menschenhand geschaffenen Methoden zur
Suchtbekämpfung.

Medikamente:

Der Bekämpfung der Opiatsucht widmen die Wissenschaftler einen großen Teil ihres
Forschungstriebes. So werden zur Zeit verschiedene Mittel getestet, die das „Suchtgedächtnis“
auslöschen sollen. Weiterhin gibt es Tests, in denen man Heroinkonsumenten mehrmals täglich
Opiate im Wechsel mit Cortison verabreicht. Der Clou daran ist, daß die Opiate dann verabreicht
werden, wenn es der Konsument gar nicht möchte. Sein „Suchtgedächtnis“ soll somit umstrukturiert
werden. Des Weiteren drängen unzählige Medikamente auf den Markt, die die Aufgabe haben,
bestimmte Rezeptoren zu blockieren, die bei der Drogenwirkung beteiligt sind. Leider werden auch
diese von teilweise sehr heftigen Nebenwirkungen überschattet. Meiner Meinung nach ist es auch
nicht besonders vorteilhaft, natürliche Rezeptoren zu blockieren, da sie eine bestimmte natürliche
Aufgabe zu erfüllen haben. Aber ich bin kein Wissenschaftler und halte mich da lieber raus.
Medikamente gegen die bösen Entzugserscheinungen erobern ebenso den Markt. Einen hohen
Bekanntheitsgrad hat sich das Mittelchen Zyban erkämpft. Es hilft die unkontrollierbaren
Schmerzen beim Entzug von Zigaretten zu lindern. Die einzigen Nachteile dieser Wundermittel
bestehen in den noch nicht absehbaren Nebenwirkungen und im entstehen lassen von
Entzugserscheinungen!?

Auch die Anästhesisten verdienen ein zusätzliches Taschengeld mit den Drogenkonsumenten. Es
gibt einige Kliniken, die Drogenentzug unter Vollnarkose mit anschließender, etwa einjähriger,
Medikamentenbehandlung anbieten (1). Na, wenn das keine feine Sache ist?

Alles in allem, ganz tolle Möglichkeiten, die den Konsumenten „heilen“ aber gleichzeitig keine
wirklich, dauerhafte „Heilung“ garantieren.

Ersatzdrogen:

Ein weiterer interessanter Trick, von den unliebsamen Drogen wegzukommen, besteht darin, sich
einfach andere Drogen mit ähnlicher Wirkung zu verabreichen.

Klingt nicht nachvollziehbar? Ist es auch nicht!

Die Idee heißt Substitutionsbehandlung. Der Konsument klebt sich ein Pflaster mit Drogen auf die
Stirn oder nimmt ein paar Pillchen ein, die eine ähnliche Wirkung haben, wie die Droge, von der er
loskommen möchte. Der Clou liegt darin, daß der Konsument die Dosis langsam herunterschraubt,
bis er eines Tages bei null angelangt ist und als geheilt gilt.

Echt schöne Idee, wenn es darum geht, illegale Drogen als legal zu verkaufen. Dem Konsumenten
helfen tut so etwas aber wirklich nicht!

Vielleicht gelingt einigen der Sprung in die Abstinenz. Aber nicht wegen sondern trotz den
Ersatzdrogen.

Therapien:
Selbst wenn ich wollte, ich könnte an dieser Stelle nicht alle Therapien aufzählen, die angeboten
werden, da ich Jahre bräuchte, um mich über alle zu informieren. Das Spektrum reicht von Hypnose
und Akupunktur über Meditation und Glaube an Gott bis zu jahrelanger psychologischer Betreuung
oder der lebenslänglichen Mitgliedschaft in einer Gruppe von anonymen Leidensgenossen. Einige
von ihnen versprechen Erfolg, andere wiederum nicht. Einige sollen mit ein wenig innerem Kampf
tatsächlich ein Leben lang wirken. Andere halten nur für drei Monate. Fakt ist, daß fast alle den
Betroffenen unglaublich kämpfen lassen und ihm im Voraus suggerieren, das sein Kampf ein Leben
lang dauern wird und er sich doch bitteschön auch ebenso lange als an der Schwelle zur Krankheit
lebend fühlen soll.

Allen Carrs – Easyway:

Der eindeutig beste Ansatz, wenn es darum geht, dem Konsumenten „kurz und schmerzlos“ die
undurchsichtige Brille vom Kopf zu nehmen, ist die Easyway-Methode. Ihr Begründer Allen Carr
pocht jedoch leider in seinen Büchern darauf, daß Drogen keine Vorteile bieten. Er hat damit im
Endeffekt recht, aber wie wir wissen, bieten uns ausnahmslos alle Drogen eine ganze Reihe von
Vorteilen. Dennoch verbeuge ich mich persönlich vor diesem Menschen, der mit seiner
unkonventionellen Methode und seinem weltweiten Netz von Beratungsstellen dazu beigetragen
hat, vielen Menschen einen Weg, abseits der Drogen, zu zeigen.

Wir wollen im folgenden nicht dazu beitragen, die Anzahl der Methoden um eine weitere zu
erhöhen. Unser Ziel ist es lediglich, mit einigen Mythen im Bezug auf das Ende der Drogenkarriere
aufzuräumen.

(1) Dr. med. Georg Kostyrka Facharzt für Anästhesiologie

Kurz und schmerzlos


Oder lang und qualvoll?

Der Drang, eine Droge zu nehmen entspricht ungefähr dem Drang nach einer Mahlzeit. In beiden
Fällen fungiert das Dopamin als Antriebsmotor. Ähnlich wie nach dem Drogenkonsum steigt auch
nach dem Essen (siehe Tabelle Essen) der Dopamin- und Serotoninspiegel. Die Folge ist ein
gesteigertes Wohlbefinden. Der Antrieb und die anschließende Belohnung sind wichtige
Überlebensmechanismen. Ohne sie hätten wir höchst wahrscheinlich gar keine Freude am Essen
und würden verhungern. Das hinterhältige an Drogen ist, daß sie das Antriebs- und
Belohnungssystem durcheinander bringen. Sie ergaunern sich bei uns dadurch einen fast so hohen
Stellenwert wie die Nahrung. Obwohl wir wissen, daß uns Nahrung am Leben erhält und Drogen
uns eher am Überleben hindern, geraten unsere armen Transmittersysteme völlig durcheinander. Sie
vermitteln uns den Eindruck, Drogen seien ähnlich wichtig wie das „täglich Brot“. Der Gedanke an
eine Drogenabstinenz ist für unser Gehirn gleichbedeutend mit dem Gedanken an eine
Nahrungsabstinenz. Für Affen oder Ratten ist es an diesem Punkt bereits zu spät. Sie erhalten von
ihren Transmittern den „Befehl“, die Droge weiterhin zu konsumieren und können sich nicht
dagegen wehren.
Wir haben hingegen die Möglichkeit, jeden unserer Gedanken zu überprüfen und gegebenenfalls zu
revidieren. Bedingt durch unsere Transmitter schießen uns die grausigsten Dinge durch den Kopf,
wenn wir an eine Abstinenz denken. Sie drücken sich etwa wie folgt aus: „Die Zukunft ist grau
ohne Droge“, „ich werde bei dieser und jener Gelegenheit keine Freude mehr empfinden“, „ich
werde an unglaublichen Entzugserscheinungen leiden“, „ich kann mich in Zukunft ohne Droge
nicht mehr entspannen“, „meine Freunde werden mich nicht mehr sehen wollen“.

Wir können daraus drei Hauptgedanken formen:

1. ohne Drogen gibt es keine Belohnung mehr


2. der Entzug ist schrecklich
3. das soziale Umfeld verschwindet

Gelingt es uns, die drei Gedanken als unwahr zu deklarieren, rauben wir ihnen damit ihre Energie.
Der Drang nach der Droge schwächt ab und die Abstinenz wird „kurz uns schmerzlos“ erreicht.
1. Ohne Drogen gibt es keine Belohnung mehr

Wir wissen bereits, daß sich hinter dem als Belohnung empfundenen Gefühl ganz banal eine
erhöhte Konzentration von Neurotransmittern im Gehirn versteckt. Drogen sind in der Lage, dem
Menschen ohne großen Aufwand ein solches Gefühl zu bescheren. Doch haben die körpereigenen
Botenstoffe tatsächlich darauf gewartet, daß der Mensch die Drogen entdeckt?

Gefühle wie: Entspannung, Entzückung, Vorfreude, Fröhlichkeit oder vereinfacht gesagt das Glück,
entstehen mitnichten ausschließlich durch die Einnahme von Drogen. Der Mensch hat unzählige
Möglichkeiten, sich einen kostenlosen, ungefährlichen, nebenwirkungsfreien* und manchmal sogar
sehr gesunden Drogencocktail selbst zu verabreichen (1). Die gute Nachricht lautet: alles, wofür
man sonst mit viel Geld und Gesundheit bezahlt, ist bereits in der körpereigenen Apotheke
rezeptfrei erhältlich. Jeder hat körpereigenes Morphium, eigene kokain-ähnliche Stoffe, hirneigenes
LSD, eigenes Valium, eigene Antidepressiva, Phantastika oder Aphrodisiaka. Jeder Mensch verfügt
über eine Riesenauswahl an körpereigenen Drogen, und kann diese ohne fremde Hilfe gezielt
mobilisieren: zur Stimulierung, Ekstase, Kreativität und Beruhigung.

Ich weiß noch genau, wie ich mir als Jugendlicher beide Arme beim Basketball brach. Die
herausstehenden Knochen im Visier lief ich zu Fuß etwa zwei Kilometer bis zum Krankenhaus. Im
Nachhinein fragte ich mich des öfteren, wie es sein konnte, daß ein Bruch des Handgelenkes nicht
sonderlich weh tut. Man erklärte mir, daß ich einfach unter Schock stand. Heute weiß ich, daß mir
in dem Moment als meine Knochen auseinandersplitterten eine große imaginäre Heroinspritze
verabreicht wurde. Mein Körper produzierte in Sekundenschnelle eine ungeheure Menge
Endorphine und versetzte mich somit in einen schmerzfreien Opiatrausch.
Es ist aber keineswegs so, daß man jedesmal einen Unfall provozieren muß, um diesen Zustand zu
erleben. Es ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig aber als Fakir, ekstatischer Feuertänzer oder durch
fachmännisch angewandte Akupunktur kann man den gleichen Effekt erzielen. Die sanfteste Art,
um in den Genuß des individuell zubereiteten Morphiums zu kommen, findet man im
Massagesalon. Dort wird durch den beim Rückenkneten erzeugten Gegenschmerz ebenfalls
reichlich Endorphin produziert. Sollte einem auch das noch zu umständlich sein, reicht es Chili,
Tabasco, Chayennepfeffer, Paprika und Sambal Olek zu essen. Diese exotischen Gewürze enthalten
den Scharfmacher Capsaicin, der ein Brennen im Mund hervorruft. Dieses Brennen deutet das
Gehirn als Schmerz und schüttet ebenfalls Endorphine aus.

Hat man mal die Nase voll von Opiaten, kann man sich zum Beispiel problemlos ein
Amphetaminerlebnis gönnen. Mit ein bißchen Überlegung entdeckt man schnell einige
Möglichkeiten zur Steigerung des Adrenalinspiegels. Wie zum Beispiel Bergsteigen ohne Seil,
nackt durch den Schnee laufen, die Fernsehnachrichten anschauen oder mit der Geisterbahn fahren.

Auch ein Extasyerlebnis ist leicht ohne Droge zu simulieren. Das einzige, was man dafür tun muß,
ist eine Zeit lang nichts zu essen. Beim Fasten wird der Abbau von Serotonin im Gehirn gehemmt.
Ein freiwillig Hungernder erlebt fast pausenlos das unglaublich schöne Gefühl, daß Freunde der
Designerdroge so lieb haben.

Als besonders effektive Technik, zur gezielten Freisetzung von körpereigenen Drogen eignet sich
das aktive Imaginieren. Imaginieren bedeutet nichts anderes als eine bildhafte Vorstellung oder ein
inneres Bild zu entwickeln. Sie kennen das bestimmt: Sie denken an Ihren letzten Urlaub, an Ihren
besten Freund, oder an Ihr Elternhaus, und sofort taucht ein fotographieähnliches Bild oder eine
filmähnliche Bildsequenz in Ihnen auf. Wenn Sie an eine bestimmte Person denken, haben Sie
automatisch eine Art Gedanken-Foto vor Ihrem inneren Auge. Diese Fähigkeit zur bildhaften
Vorstellung läßt sich gezielt einsetzen.
Das jeweilige Bild, das man sich in seinem Inneren vorstellt, setzt – ähnlich wie Drogen - ein
spezifisches Muster an Botenstoffen frei: sonniger Strand und ruhiges Meer ist ein Bild, das
Entspannung bringt und so Botenstoffe wie Endovalium und Serotonin freisetzt. Versucht man sich
in seinem inneren Kino besonders emsige, hyperaktive Situationen vorzustellen, dann lassen sich
damit Noradrenalin, Dopamin, Adrenalin, die Schilddrüsenhormone, Acetylcholin, etc. freisetzen.
Allein durch die Betrachtung dieser inneren Bildsequenzen wird man deutlich munterer, aktiver und
kreativitätsfreudiger. Natürlich muß man sich an diese Technik erst gewöhnen. Wichtig ist deshalb,
daß viel geübt wird.

Doch nicht nur solche, etwas gewöhnungsbedürftigen Aktivitäten verhelfen einem zum gesunden
Drogenrausch. Vielmehr sind es die einfachen Dinge des Lebens, die den Weg in eine angenehme
Stimmung ebnen. Dinge wie: Essen, Gespräche mit Freunden, ein Kuß, ein Spaziergang, die
Verwirklichung von Ideen und Zielen, ein Kinobesuch usw. haben ebenfalls einen natürlichen,
nebenwirkungsfreien Einfluß auf die Transmittersysteme. Man kann an einem drogenfreien Abend
mit Freunden unendlich viel Spaß haben. Und wenn am nächsten Morgen der Wecker klingelt, muß
man sich nicht zehnmal die Lunge aus dem Leib husten, man braucht keine Aspirin und die gute
Laune vom Vorabend bleibt noch ein wenig erhalten, da man sich komischerweise auch mal an das
Geschehene erinnern kann.

„Und wo ist der Haken?“

Ich kann mich noch gut an meine „Drogenzeit“ erinnern. Die gerade aufgezählten Dinge bereiteten
mir vielleicht ein wenig Freude, aber ich empfand sie nicht als drogenähnlich. Die einzige
Entspannung, Lust oder Freude boten mir die Drogen. Und so hatte ich lediglich ein müdes Lächeln
für diejenigen übrig, die mir erzählen wollten, daß ein Kinobesuch, ein „langweiliger“
Kartenspielabend oder Sport, wunderbare Gefühle erwecken. Leider übersah ich dabei, daß mich
diese Menschen ebenso belächelten und mich manche sogar für mein Festhalten an der Droge
bemitleideten.
Wir wissen bereits von der allgemeinen Drogenwirkung. Sie läuft immer nach demselben Schema
ab: Zuerst Bereicherung mit anschließender Senkung des allgemeinen Wohlbefindens. Dann, bei
erneuter Einnahme, wieder Steigerung des Wohlbefindens inklusive drastischer Senkung usw. Die
Genialität der Droge liegt lediglich in dem Punkt, daß sie den Konsumenten bis hin zu dessen
Abstinenz oder Tod in dem Glauben läßt, eine tatsächliche Bereicherung für ihn zu sein. Er merkt
dabei nicht, daß die Bereicherung ausschließlich daraus besteht, das allgemein geschwächte
Wohlbefinden kurzfristig anzuheben. Dadurch, daß sich ein Drogenkonsument in einer allgemein
schlechteren Grundstimmung befindet – sprich: die Neurotransmitterkonzentration ist gesenkt –
stellen die „alltäglichen Dinge“ keine echte Bereicherung mehr für ihn dar. Sie dienen lediglich
dazu, seine Grundstimmung auf Normalniveau anzuheben.
Um Ereignisse wie: ein Kartenspielabend mit Freunden und ohne Drogen genießen zu können, ist
es lediglich notwendig keine Drogen mehr zu nehmen. Die allgemeine Grundstimmung
beziehungsweise die Konzentration der Botenstoffe steigt innerhalb kurzer Zeit nach dem letzten
Konsum wieder auf ein normales Level.
Und der ehemalige Konsument beginnt langsam aber sicher wieder aufzublühen. Der Alltag wir
bunter und erträglicher. Der Konsument erwacht aus dem Reich der Toten und bekommt erneut die
Möglichkeit, seinen eigenen Sinn des Lebens zu erforschen.

„Wie ist das denn wieder gemeint?“

Ganz einfach! Es ist leicht, sich einen kurzfristigen Kick zu verpassen. Ob mit oder ohne Drogen.
Doch sind nicht alle Menschen in irgendeiner Art und Weise auf der Suche nach dem
längerfristigen Glück? Dafür ist es wichtig, neue Dinge im Leben auszuprobieren, sich den
Herausforderungen zu stellen und Probleme zu lösen. Oder - neurobiologisch gesprochen –, die
komplizierten Verschaltungen der rund 100 Milliarden Nervenzellen im Gehirn zu nutzen und neue
Verschaltungsmuster zu verankern. Wenn zum Beispiel ein vierzigjähriger zum ersten Mal in
seinem Leben joggen geht, werden in seinem Gehirn neue neuronale Netze aktiviert ( 7).
Drogenkonsumenten haben das Pech, sich zum einen aktiv an der Reduzierung der Nervenzellen zu
beteiligen und sich zum anderen, durch einen häufigen Dopaminmangel (Trägheit) selbst an der
Lösung von Problemen zu hindern und nicht die „Kraft“ zu haben, sich neuen Herausforderungen
zu stellen. Ein langfristiges Glück ist somit für einen Drogenkonsumenten nur schwer erreichbar.

Zusammengefaßt können wir sagen: das Leben nach dem letzten Drogenkonsum ist nicht
grau sondern eindeutig bunt. Der Konsument verliert nichts. Er gewinnt etwas dazu. Die neue
Grundeinstellung sollte daher nicht mehr lauten: „Oh mein Gott, wie soll ich meine Zukunft
nur ohne Droge überstehen?“, sondern: „Ein Glück, daß ich keine Drogen mehr nehmen
muß!“

2. Der Entzug ist schrecklich


Viele angehende Abstinenzler berichten von Ängsten, Panik, undefinierbaren Schmerzen und
grauenhaften Depressionen. Es genügt ein Blick in eines der vielen Drogentherapiebegleitheftchen
und wir wissen: diese Menschen lügen nicht. Abstinenz ist gleichzusetzen mit unerträglichen
Schmerzen.
Mit Sicherheit kennen Sie den Spruch: „die Ausnahme bestätigt die Regel“. Doch ist es nicht
vielmehr so, daß in den meisten Fällen die Ausnahme auf eine eigene Regel hindeutet? Bei
Experimenten mit wirkstofffreien Pillen, bestätigen die Probanden, bei denen tatsächlich keine
Wirkung eintritt, die Regel, des Placeboeffekts. Doch stehen diese Ausnahmen nicht auch für eine
eigene, differenziertere Regel? Kann man daraus nicht schließen, daß es nur einen Placeboeffekt
gibt, wenn der Konsument auch felsenfest an eine Wirkung glaubt? Ähnlich verhält es sich mit den
Entzugsschmerzen.

Wie Sie bereits wissen, war ich in meiner Drogenkarriere nicht nur von einer Substanz abhängig.
Wie Sie weiterhin wissen, bin ich jetzt vollkommen clean. Es muß also zwischen Abhängigkeit und
Abstinenz auch bei mir ein heftiger Entzug gewütet haben. Hat er aber nicht. Ich habe mit den
Drogen aufgehört, als ich ihre Masche enttarnt hatte. Ich trauerte ihnen von Anfang an nicht eine
einzige Sekunde hinterher und bereute auch nie meine Entscheidung. Ich spürte lediglich eine
unendlich große Erleichterung. Mir war klar, daß es nach dem letzten Konsum ein Weilchen dauern
würde, bis ich wieder topfit bin. Meine kaputte Grundstimmung mußte sich schließlich erst einmal
normalisieren. Ich fühlte mich aber nicht schlecht. Es ging mir lediglich von Tag zu Tag immer
besser. Weiterhin stürzte ich mich sofort in die brenzligen Situationen, in denen es früher nicht ohne
ging.
Ich wollte in der Kneipe sitzen, und mich einfach nur unterhalten und freuen, ohne zu rauchen und
zu trinken. Es war nicht schwer. Ich beschäftigte mich mit meinem Orangensaft und bedauerte ein
wenig die anderen armen Kneipenbesucher und dachte mir leise: wenn die nur wüßten. Ich spürte
nicht eine Sekunde irgendeine Art von Schmerz oder Panik. Ich freute mich nur, daß es mir auch
ohne sehr gut ging.
Natürlich schossen – und schießen - mir ab und zu Gedanken über Drogen durch den Kopf. Aber
die sind nicht zu vergleichen mit einem „Suchtgedächtnis“ in der Form wie wir es beschrieben
haben. Es sind lediglich Erinnerungen, an eine Zeit, die zum einen vorbei, zum anderen aber auch
Teil meines Lebens ist. Meine Reaktion darauf war und ist aber nicht der Griff zur Droge sondern
lediglich eine gewisse Erleichterung, die Droge nicht mehr nehmen zu müssen.
Es ist in der Tat sehr hilfreich, sich in die Situationen zu begeben, die früher ein Verlangen nach der
Droge auslösten („Anlässe“). Durch die positive Einstellung „schön, daß ich die Droge nicht mehr
nehmen muß“, wird das „Suchtgedächtnis“ mit der Zeit umgeschrieben. Wenn eine Situation, in der
das Dopamin nach der Droge schreit auch ohne Konsum als sehr angenehm empfunden wird –
beispielsweise ein schöner Kneipenbesuch ohne Bier -, folgert das Gehirn daraus, daß es in Zukunft
nicht nötig ist, in der Kneipe ein Bier zu trinken. Das Verlangen nach Bier bleibt beim nächsten Mal
aus. Genau in diesem Punkt wird der Unterschied zu den Dopaminhemmern - wie wir sie in Teil
zwei beschrieben haben - deutlich. Wenn sich der ehemalige Konsument dazu zwingt, die Droge zu
einem bestimmten „Anlaß“ nicht zu nehmen, hat er das Gefühl, etwas zu verpassen. Zwingt sich ein
Biertrinker dazu in einer Kneipe kein Bier zu trinken, hat er den ganzen Abend das Gefühl, es fehle
etwas. Der Abend ohne, erscheint unangenehmer als mit Bier. Der Konsument schafft es damit, sich
gegen sein Verlangen zu stellen und auf das Bier zu verzichten, doch spätestens beim nächsten
Kneipenbesuch „rächt“ sich das Dopamin.

Die Möglichkeit, „positive Dopaminhemmer“ einzusetzen und damit das „Suchtgedächtnis“


mit kleinen Schritten zu löschen ist ein wichtiger Unterschied zwischen Mensch und Tier.

Menschen, die sich mit einer positiven Einstellung in die Abstinenz „stürzen“ sind demnach eine
Ausnahme von der weit verbreiteten Regel: „Der Entzug verursacht Schmerzen!“ und gleichzeitig
Beleg für die differenzierte Regel: „Der Entzug verursacht nur dann Schmerzen, wenn man an ihn
glaubt und mit Hilfe von Selbstgeißelung versucht aufzuhören.“

Es ist ganz wichtig, beim Aufhören - ohne Willenskraft - zu wissen, daß der Entzug in der Tat
nicht weh tut!
Entzugserscheinungen sind nichts weiter als die oben beschriebenen Nebenwirkungen, die
glücklicherweise von Tag zu Tag an Intensität verlieren.

„Oh je, oh je“ höre ich Sie schnaufen. „Ich bin Zigarettenraucher. Ein normaler Tag in meinem
Leben hat etwa zwanzig „Anlässe“, die mich zum Rauchen „zwingen“. Ich kann mich doch jetzt
nicht den ganzen Tag darüber freuen, nicht zu rauchen“

Warum eigentlich nicht? Probieren Sie es!

Je schneller Sie sich an alle „Anlässe“ mit Zuversicht und guter Laune wagen, desto schneller wird
Ihr Suchtgedächtnis gelöscht.

3. Das soziale Umfeld verschwindet

Um eins klarzustellen: Freunde, die einen nicht mehr angucken, wenn man nicht mehr mit ihnen
Drogen konsumiert, sind keine Freunde!

Mein damaliger Freundeskreis bestand ausschließlich aus Drogenkonsumenten. Meine


Entscheidung, keine Drogen mehr zu nehmen wurde zunächst belächelt. Auf verschiedenen Parties,
versuchten mich sogar einige meiner Freunde zum Konsum zu überreden. Natürlich tat ich es nicht,
aber ich sah es als eine gute Abhärtung und nahm es ihnen deshalb nicht übel. Man versuchte mir
immer wieder klar zu machen, daß ich ohne Droge keinen Spaß haben kann. Doch ich konnte das
Gegenteil beweisen.
Ich habe auch heute noch Kontakt zu meinen damaligen – und immer noch konsumierenden –
Freunden. Es sind aber auch neue - drogenfreie – Freunde hinzugekommen. Aus meinen
Erfahrungen und den Erfahrungen, die mir andere ehemalige Konsumenten berichtet haben, kann
ich ein beruhigendes Resultat ziehen. Wie im ganz normalen Leben, bleiben auch nach der
Drogenkarriere alte soziale Verbindungen erhalten, einige fallen weg und neue kommen hinzu.

Also, keine Sorge!

(1) Josef Zehentbauer, "Körpereigene Drogen", Artemis & Winkler Verlag, München 1992

Vom Dunkel ans Licht

Alles wird gut!

Der Konsument hat seine letzte Ration zu sich genommen. Er freut sich, aber so richtig kann er es
noch nicht glauben. War das wirklich alles? Irgendwie entsteht eine Leere. Ist das normal?

Nach dem letzten Konsum beginnt der Körper sofort mit der Regeneration und Selbstreinigung. Je
nach eingenommener Art der Droge und deren Konsumdauer, kann die Konzentration der
Botenstoffe zu diesem Zeitpunkt zum Teil sehr niedrig oder - wie zum Beispiel beim Rauchen -, die
Anzahl bestimmter Rezeptoren erhöht sein. Die Folge ist ein Gefühl der Unausgeglichenheit, daß
früher beim Dauerkonsumenten den Gedanken: „ich brauch jetzt meine Droge“ formte. Bei
Gelegenheitskonsumenten ist dieses Gefühl ebenfalls vorhanden. Der Unterschied zu einem
Dauerkonsumenten besteht lediglich darin, daß der Gelegenheitskonsument sich bereits an die
Unausgeglichenheit gewöhnt hat. Er steht diese Situation ja jeden Tag, jede Woche oder jeden
Monat durch. Er konsumiert, setzt sich dem Entzug aus, konsumiert wieder und setzt sich erneut
dem Entzug aus usw. Für den Dauerkonsumenten ist die Erfahrung neu, er weiß nicht mehr, wie es
sich anfühlt, einige Tage keine Droge zu sich zu nehmen. Das vorerst bleibende Gefühl der
Unausgeglichenheit verunsichert ihn. Hatte er doch bislang, um dem entgegenzuwirken stets zu
seiner Droge gegriffen. Er hat an diesem Punkt die Wahl. Entweder er verfällt in Panik oder er
akzeptiert die Unausgeglichenheit in dem Bewußtsein, daß sie von Stunde zu Stunde weniger wird
und bald ganz verschwunden ist.
Bereits von der ersten Sekunde der Abstinenz an, kann der Konsument mit seinen „positiven
Dopaminhemmern“ experimentieren. Die Unausgeglichenheit verschwindet – je nach Art und
Dauer der eingenommenen Droge - nach ein paar Tagen. Für einen angenehmen Umgang mit der
Unausgeglichenheit empfiehlt sich ein schöner Urlaub oder das Imaginieren oder der Sex mit dem
Partner oder nichts tun oder, oder, oder. Fakt ist, das die Neurotransmitterkonzentration oder die
Anzahl der Rezeptoren nach ein paar Tagen wieder ausgeglichen ist.

Eine Ausnahme!
The Return of „einmal und immer wieder“

Wunderbare Tage, Monate oder sogar Jahre sind seit dem letzten Konsum vergangen. Der
ehemalige Konsument erlebte sie wie eine Neugeburt. Die Freude darüber, den Wirkmechanismus
der Drogen endlich verstanden zu haben und der Drogenfalle entkommen zu sein, ist zeitweise
unerträglich schön. Das Familienleben hat einen höheren Stellenwert eingenommen, viel Geld
wurde gespart, Dinge, die vorher langweilig erschienen, werden jetzt mit Begeisterung erledigt, das
Selbstvertrauen ist gestiegen und nichts scheint einen mehr in die Abhängigkeit stürzen zu können.
Alles ist so, wie es vorhergesagt wurde.

Doch dann fängt urplötzlich und aus heiterem Himmel alles wieder von vorn an. Die
Ausgangssituation ist der des allerersten Konsums verblüffend ähnlich. Auf einer Geburtstagsfeier
wird der Entschluß gefällt, die Droge nur noch einmal zu nehmen. Es ist ein angenehmes Gefühl.
Wie damals, beim ersten Mal. Nach dem Konsum behält die Erleichterung die Oberhand. Das war
in jedem Fall nur eine Ausnahme. Abhängig? Nie wieder. Einige Tage vergehen, bis sich erneut die
Gelegenheit für eine Ausnahme bietet. Die Grundstimmung ist noch ungetrübt. Warum also nicht?
Und siehe da, auch dieses Mal verläuft problemlos. Es folgt die dritte, vierte und fünfte Ausnahme.
Nach ein paar Monaten, in denen die Drogenkarriere wieder von vorn gestartet ist, folgt plötzlich
ein böses Erwachen. Aus der Traum. Abstinenz? Nein, so was gibt es nicht und wird es nie geben.
Einmal süchtig immer süchtig.

Die kleine Geschichte steht für eine Regel, die von keiner Ausnahme bestätigt werden kann, da es
keine Ausnahme gibt. Für ehemalige Drogenkonsumenten, die darauf nicht vorbereitet sind, kommt
mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit eines Tages der Moment, in dem sie sich
großartig fühlen und felsenfest von der Unmöglichkeit eines Rückfalls in alte Zeiten überzeugt sind.
Sie wagen es, die Droge nur ein einziges Mal zu sich zu nehmen.
Leider gibt es für sie ab diesem Zeitpunkt kein zurück mehr. Der Standardwirkmechanismus der
Droge, wie wir ihn im Kapitel „einmal und immer wieder“ beschrieben haben setzt ein.

„Das ist doch aber kein Problem“ werden Sie jetzt vielleicht denken „der Konsument weiß ja
bereits, wie leicht es ist, wieder aufzuhören“.

Leider liegt genau da das Problem. Der Konsument verliert nach so einem „Ausrutscher“ einen
großen Teil seiner Zuversicht. Er bekommt Angst vor dem erneuten Versagen und entscheidet sich,
in den meisten Fällen dafür, es vorerst nicht noch einmal zu versuchen. Die Schuld dafür sucht und
findet er bei sich selbst. Er fühlt sich schwach und minderwertig.

Ein Abstinenzler ist kein trockener Drogenkonsument. Er befindet sich in der gleichen Situation wie
ein Mensch, der noch nie Drogen zu sich genommen hat. Der einzige Unterschied besteht darin, daß
er bereits aus praktischer Erfahrung weiß, wie Drogen wirken. Der erneute Test einer Droge wirkt
auf ihn wie auf jemanden, der noch nie Drogen genommen hat. Beide machen es immer wieder.

Es ist daher wichtig für uns zu wissen, daß es beim Drogenkonsum keine Ausnahmen gibt. Egal ob für
einen ehemaligen Konsumenten oder für einen „Neueinsteiger“. Denn es gilt immer die Regel ohne
Ausnahme: „einmal und immer wieder“.

Abstinenter Drogenkonsum?
Ich bin abstinent und nehme Drogen!

Der ehemalige Konsument ist glücklich. Er nimmt keine Drogen mehr und ihm ist bewußt, daß
bereits ein einziger Konsum sein „schönes neues Leben“ zerstören würde. Er hat das geschafft,
wovon andere nur träumen können. Er wird nach einer anfänglichen Phase des Belächelns von allen
bewundert. Sein Selbstvertrauen ist so stark wie nie zuvor.

Aber: „Hat er es tatsächlich geschafft? Ist er tatsächlich frei von Drogen?“

Wir haben in unseren bisherigen Untersuchungen die mächtigsten Gruppen von


Drogenkonsumenten außer acht gelassen.

Die Zuckerclique:

Wir wissen bereits, daß Zucker ebenso wie Nikotin, Alkohol, Kaffee, THC, Kokain oder Heroin zu
den Drogen gehört.

Wird Süßes gegessen, so steigt der Blutzuckerspiegel. Dies wiederum verursacht einen starken
Anstieg von Insulin im Blut. Insulin sorgt dafür, daß Tryptophan aus dem Blut ins Gehirn gelangen
kann. Tryptophan ist bekanntlich die Vorstufe von Serotonin. Wird Zucker eingenommen, steigt
demnach die Stimmung. Ohne Zucker ist unser Körper nicht in der Lage, Tryptophan und
letztendlich Serotonin zu produzieren. Die Folgen einer Zuckerabstinenz wären fatal (Antriebs- und
Schlaflosigkeit, Ängste sowie Depressionen) und würden letztendlich zum Tod führen. Der Mensch
ist somit von Geburt an zuckersüchtig. Es scheint sogar, als wäre er dazu verdammt, eine der
gefährlichsten Drogen zu sich zu nehmen, um zu überleben. Glücklicherweise ist es natürlich nicht
so. Der menschliche Körper ist perfekt, so wie er ist.

Jetzt wird es etwas kompliziert. Wir wissen, daß der Mensch abhängig von Zucker ist und ihn zum
überleben braucht. Wir wissen aber auch, daß Zucker eine gefährliche Droge ist, an deren Folgen
jährlich Millionen von Menschen sterben. Wie paßt das zusammen?

Die Lösung liegt darin, daß wir einen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Zucker machen
müssen.

Guter Zucker:

Die Natur, Gott, die Außerirdischen oder alle zusammen, haben dafür gesorgt, daß die Menschen
auf der Erde gut über die Runden kommen. Die Nahrungsaufnahme und die Fortpflanzung sind die
wohl wichtigsten Voraussetzungen zum Überleben. Da die Menschen am Anfang ihren Alltag lieber
damit verbrachten, träumend in der Ecke zu sitzen, als zu essen und auf Partnersuche zu gehen,
haben die ehrenwerten Schöpfer sich etwas einfallen lassen. In ihrem Psychologie Grundkurs
erfuhren sie, daß sich Menschen entweder mit Hilfe von Strafe oder mit Hilfe von Lob erziehen
lassen. Es war ein sonniger Nachmittag und die Schöpfer hatten gute Laune. Ihnen war gerade nicht
nach Strafe und so entschlossen sie sich, die faulen Menschen mittels Belobigung zum Futternapf
und ins Bett zu treiben. Leider fehlte ihnen die Zeit, jedem Menschen, nach erfolgreicher
Nahrungsaufnahme oder geglücktem Samentausch über den Kopf zu streicheln und zu sagen: „fein
gemacht!“. So schenkten sie den Menschen kurzerhand ein körpereigenes Belohnungssystem. Alle
Probleme waren mit einem Schlag gelöst. Die Menschen sprangen plötzlich wie verhext durch die
Gegend, suchten sich Partner, nahmen Nahrung zu sich und gingen ins Kino. Immer auf der Suche
nach der angenehmen Belohnung. Keiner wollte mehr faul in der Ecke liegen. Dieser Zustand hielt
jedoch nicht lange an. Immer mehr von ihnen hatten plötzlich keine Lust mehr auf Belohnung oder
waren einfach zu dick für irgendwelche Aktivitäten. Ratlosigkeit kam auf. Die Schöpfer trafen sich
zur Krisensitzung. Ihre einzig verbliebene Möglichkeit, dem Menschen zum Überleben zu
verhelfen, war die Einführung der Strafe. Jeden einzelnen zu schlagen und zu treten, war nicht
realisierbar. Die Entscheidung viel daher schnell auf ein körpereignes „Bestrafungssystem“. Und
siehe da: es funktionierte. War es für einen Menschen an der Zeit, etwas zu essen, bekam er einen
sanften Bauschmerz und wurde dadurch dazu gedrängt, sich auf Nahrungssuche zu begeben. War
die Arbeit getan und die Mahlzeit verspeist, verschwand der Schmerz und die Belohnung folgte.
Gab’s nichts zu essen, steigerten sich die Bauchschmerzen mit der Zeit.
Die Damen und Herren Schöpfer waren nicht nur Zauberer sondern auch großartige Biochemiker.
Zur Sicherung der Nahrungsaufnahme sorgten sie dafür, daß Zucker im menschlichen Körper die
Verantwortung für die Entstehung eines glücklich machenden Botenstoffes erhielt. Gleichzeitig
versetzten sie alle wichtigen Nahrungsmittel mit dem Zucker (z.Bsp: Obst, Gemüse,
Trockenfrüchte) oder mit Stärke (z.Bsp.: Brot, Kartoffeln, Getreide und Hülsenfrüchte) – einer
Vorstufe von Zucker. Der „gute Zucker“ war erfunden. Er steckte in den Lebensmitteln und sorgte
dafür, daß diese mit Hingabe verspeist wurden.
Das Bestrafungssystem regelten sie durch die Erfindung des Dopamins. Ein sinkender
Dopaminspiegel erzeugt „den kleinen Schmerz“ und wird bei Aktivitätserfüllung wieder
ausgeglichen beziehungsweise kurzzeitig zur Belohnung erhöht.

Schlechter Zucker:

Eines Tages bemerkte der Mensch, daß es gar nicht so schwierig ist, eigenhändig Zucker
herzustellen. Das war ein großer Moment in seinem Leben. Er stellte fest, daß dieser Zucker gar
nicht satt aber trotzdem glücklich macht. Und das schönste dabei: die Wirkung setzt unmittelbar
nach dem Verzehr ein. Die gesamte Menschheit erfreute sich an dem süßen Gold (Zucker war
tatsächlich einmal fast soviel Wert wie das Edelmetall). Niemand bemerkte, daß die guten alten
Schöpfer sich etwas dabei gedacht hatten, den Zucker in den natürlichen Nahrungsmitteln zu
verstecken. Die „Droge Zucker“ war erfunden.

Erfüllt die „Droge Zucker“ tatsächlich die Aufnahmekriterien in den Olymp der echten Drogen?
Leider ja!

Durch den Konsum von konzentriertem Zucker steigt der Blutzuckerspiegel und mit ihm die
Konzentration des Insulins in kurzer Zeit sehr stark an. Insulin reguliert den Blutzuckerspiegel. Eine
erhöhte Konzentration bewirkt jedoch ein starkes Absinken des Blutzuckerspiegels (unter den
Ausgangswert), mit dem Ergebnis einer niedrigen Dopaminkonzentration und dem daraus
resultierenden „kleinen Schmerz“ der Schöpfer. Kurz gesagt: konzentrierter Zucker macht hungrig
und erzeugt die so genannten Entzugserscheinungen. Ein wichtiges Drogenkriterium ist damit
erfüllt. Zucker kehrt seine positive Eigenschaft ins exakte Gegenteil um. Statt Hunger zu stillen
macht er Hunger. Auch das kurzzeitig starke „Glücksgefühl“ wird schnell durch ein „Tief“ ersetzt.
Beide Punkte haben zur Folge, daß der Konsument zu einer neuen Ration Zucker greift. Durch die
psychische Wirkung des Zuckers verbindet das Gehirn, wie auch bei anderen Drogen, schnell den
eingenommenen Stoff mit dem angenehmen Gefühl. Wie bei anderen Drogen reicht bereits der
Anblick des Stoffes um eine Ausschüttung von Dopamin zu erzeugen. Ähnlich wie der Anblick
eines Häufchens Kokain den Kokser fröhlich stimmt, erfreut den „Zuckerer“ bereits das Antlitz
eines leckeren Schokoriegels oder einer Dose Cola.

Fehlen lediglich noch die körperlichen Nebenwirkungen.

Psychisch: Physisch:

Depressionen, Antriebsschwäche Karies, Schädigung der Magenschleimhäute,


Senkung des Blut-PH-Wertes, Sodbrennen,
Magenreizung, Magengeschwüre,
ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten,
Hypoglykämie (Unterversorgung von Muskeln,
Organen und dem Gehirn durch niedrigen
Blutzuckerspiegel), Arteriosklerose,
Übergewicht, Herz- Kreislauferkrankungen und
Diabetes

Wir stellen fest, daß künstlich produzierter Zucker in der Tat als Droge eingestuft werden kann. Die
Nebenwirkungen sind letztendlich noch schwerwiegender als bei einigen illegalen Drogen.
Alle Drogen haben die Eigenschaft, dem Konsumenten jederzeit ein Gefühl der Bereicherung zu
geben, während sie sich daran machen, ihn physisch und psychisch nach unten zu ziehen. Dadurch
erreichen sie, daß der Konsument sie nach dem ersten Versuch weiterhin einnimmt. Zucker hat den
Vorteil, daß der Mensch von Natur aus darauf programmiert ist, ihn zu sich zu nehmen. Die
„Abhängigkeit“ erreicht somit beim Zucker eine bisher von Drogen unbekannte Intensität. Könnten
wir das Prädikat „Droge Plus“ vergeben, dürften wir keine Sekunde zögern, es dem Zucker zu
verleihen.

„Aber worin besteht denn jetzt der Unterschied zwischen natürlichem und konzentriertem Zucker?“

Es gibt keinen Unterschied. Die so genannten Monosaccharide (Einfachzucker) sind die


Grundbausteine aller Zuckerarten. Sie sind letztendlich sowohl in der Natur als auch in der
konzentrierten Form enthalten. Zu den Einfachzuckern gehören u.a. Glucose (Traubenzucker) und
Fructose (Fruchtzucker). Der bekannte weiße Haushaltszucker (Saccharose) ist ein Zweifachzucker,
bestehend aus einem Molekül Fructose und einem Molekül Glucose. Die Polysaccharide
(Vielfachzucker) sind, zu langen Ketten verknüpfte Zuckermoleküle. Ein Beispiel dafür ist die
pflanzliche Stärke. Polysaccharide schmecken gering süß und werden im Darm zu Einfachzucker
aufgespaltet. Alle Kohlenhydrate sind demzufolge in irgendeiner Form Zucker.

Die schädliche Wirkung entsteht beim Industriezucker wie folgt:

Industriezucker wird genau wie alle anderen Kohlenhydrate im Dünndarm umgewandelt. Damit der
Körper den Zucker verwerten kann, muß er ihn mit Hilfe von Enzymen, Vitaminen und
Mineralstoffen zersetzen. Natürliche Nahrungsmittel führen die zur Zersetzung nötigen Stoffe mit
sich, nicht selten sogar im Überfluß, um eventuelle Mängel auszugleichen. Der isolierte Zucker
hingegen steht allein da. Der Körper verwendet also Stoffe aus seinen Reserven, um die Saccharose
in Glukose umzuwandeln. Konzentrierter Zucker entzieht dem Körper grundsätzlich lebenswichtige
Vitalstoffe. Da purer Zucker keine lebensnotwendigen Substanzen mit sich führt, müssen andere
Nahrungsmittel zurückstecken. Sind diese ebenfalls arm an Vitalstoffen, hat der Körper das
Nachsehen. Das ist einer der Gründe für ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten. Neben dem
für den Körper sehr wichtigen Vitamin B1 entzieht der Zucker auch noch Mineralien wie Kalzium,
Phosphor, Magnesium und Chrom - ersatzlos.
Eine Abstinenz vom konzentrierten Zucker ist trotz des Wissens um die Negativität nahezu
unmöglich. Fast alle produzierten Lebensmittel enthalten heutzutage Zucker. Selbst solche, von
denen man es nicht erwartet, wie beispielsweise Ketchup, scharfe Kartoffelchips und Schinken.
Hinzu kommt, daß mit Zucker jährlich Milliardensummen umgesetzt werden. Wo soviel Geld im
Spiel ist, wird natürlich alles dafür getan, daß es bleibt wie es ist. Die Folge sind zahlreiche
Ammenmärchen über Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel. Na dann Guten Appetit! Und nicht
vergessen, den Kaffee zu süßen. (1)

Die Kaffeecrew:

Mit 160 Litern pro Person und Jahr ist Kaffee - früher ein teures Vergnügen - heute Alltagsgetränk
und flüssiges Genussmittel Nr. 1 in Deutschland, das den Bierkonsum längst überflügelt hat.

Das Kaffee zu den Drogen zählt, ist hinlänglich bekannt. Doch ähnlich wie der Zucker ist er so sehr
in die Gesellschaft integriert worden, daß harmlose Bedenkenträger zu freudlosen Miesmachern
erkoren werden. Im Vordergrund ist und bleibt der Genuß. Obwohl man bei einem pro Kopf
Verbrauch von einem halben Liter am Tag nicht mehr unbedingt von Genuß sprechen sollte. Aber
sei’s drum. In unserer grausamen Leistungsgesellschaft braucht man ständig etwas zum genießen.

Bevor wir den Kaffee in unsere Liste der Drogen aufnehmen, müssen wir sicher gehen, daß er
neben dem Standardkriterium der psychoaktiven Wirkung auch unsere Drogenkriterien erfüllt: Er
muß sich sowohl durch seine physischen als auch psychischen Nebenwirkungen auszeichnen. Und
er muß dafür sorge tragen, daß die Leiden, die er heilt mit der Zeit durch ihn hervorgerufen
werden.

Kaffee „heilt“ vor allem die Müdigkeit, die Konzentrationsleistung, die Stimmung und den Antrieb.
Koffein vereitelt die Arbeit des Neurotransmitters Adenosin*, fördert die Aufnahme von Serotonin
und erhöht – wie alle anderen Drogen - die Dopaminkonzentration.

*Adenosin dient dazu die Gehirnzellen vor Überarbeitung zu schützen und signalisiert ihnen bei
Bedarf eine Ruhepause einzulegen.
Und tatsächlich, werden auch beim „Kaffeegenuß“ die gelinderten Leiden mit der Zeit verstärkt.
Verbietet man einem Kaffeetrinker seine morgendliche Tasse, kann man „genüßlich“ dabei
zuschauen, was passiert. Es dürften in etwa folgende Symptome zu beobachten sein: Resignation,
Niedergeschlagenheit, Schwunglosigkeit, leichte Irritiertheit und Angst, Müdigkeit sowie
Arbeitsunlust. Als wissenschaftlich gesichert gilt die Erkenntnis, daß beim längerfristigen Konsum
– bereits geringer Mengen – typische Abhängigkeitserscheinungen auftreten. Die häufigsten
Symptome sind: Kopfschmerzen, Müdigkeit und eine verminderte Konzentration. Sie setzen in der
Regel 12–24 Stunden nach der letzten Koffein-Einnahme ein, erreichen ihren Höhepunkt nach 20–
40 Stunden und sind nach etwa einer Woche wieder abgeklungen. Vor allem der diffuse, frontal
betonte, nicht pulsierende Kopfschmerz ist typisch. Nach neuerlicher Koffeinaufnahme vergeht er
sofort wieder. Er kann mitunter sehr stark und unangenehm werden und ist ein entscheidender
Motor für die Daueraufnahme.

Es steht demnach fest: Kaffee ist eine Droge und jemand, der beispielsweise das Rauchen aufgibt
aber weiterhin Kaffee trinkt, kann nicht von sich behaupten, Abstinent zu leben.

Abschließend möchte ich noch kurz auf den so genannten „Koffeinismus“ eingehen. Die Experten
streiten noch, ob man bereits bei sechs oder erst bei zehn Tassen pro Tag als Koffeinist gilt. In
jedem Fall ist diese Spezies der Kaffeetrinker besonders gefährdet. Es drohen:
Verwirrtheitszustände mit Personenverkennung, Erstickungsangst, Lähmungen, epilepsieartige
Krämpfe, Bluthochdruck, Herzrasen bzw. -stolpern, Herz- und Kreislaufversagen sowie:
Aggressivität, Angstzustände und depressive Verstimmungen.

Bleibt auch beim Kaffeetrinken nur zu sagen: ohne lebt es sich besser!

Um mir diverse Drohbriefe von Mitgliedern der Kaffee- und Zuckerfreunde zu ersparen,
möchte ich an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, daß ich niemanden dazu überreden
möchte, seinen Konsum einzustellen bzw. zu verringern.

(1) Krankheiten durch Fabrikzucker; Verlag für Ernährung, Medizin und Umwelt Dr. med. M. 0. Bruker

Zusammenfassung
Noch mal Wissen kompakt!

Wir wissen jetzt, daß Abstinenz kein unerreichter Traum und auch kein angsterzeugender
Dauerzustand sein muß. Die Entschlüsselung der Wirkungsweise von Drogen ist der wichtigste
Schritt in ein neues Leben. Bereits an diesem Punkt erhält die Drogenkarriere einen entscheidenden
Dämpfer. Es bleiben lediglich die unrealistischen Ängste vor dem Aufhören. Um dem
entgegenzuwirken, ist es wichtig zu wissen, daß:

1. Jeder Mensch mehr als genug körpereigene Drogen besitzt, die erst nach dem letzten Konsum
richtig zur Entfaltung kommen können.
2. Große Freude das experimentieren mit körpereigenen Drogen bereitet
3. Das Leben als Abstinenzler schöner, gesünder und preiswerter ist
4. Es keinen Entzugsschmerz gibt!
5. Es immer irgendein soziales Umfeld geben wird!
6. Menschen im Gegensatz zu Tieren ihr „Suchtgedächtnis“ (oder ihren ewigen inneren Drang nach
der Droge) löschen können

Teil 4

Standpunkte

Legal illegal?
Wo wollen wir hin?
„Nein lieber Kollege, damit kann und will ich mich nicht zufrieden geben! Es ist uns nach beinahe
einem Jahrhundert der Prohibitionspolitik nicht gelungen ist, die Zahl der Drogentoten sowie die
damit zusammenhängende Kriminalität zu senken. Selbst immer wieder erhöhte Strafen und
strengere Kontrollen greifen nicht. Es ist an der Zeit, daß sture Festhalten an weithergeholte Ideale
zu beenden. Ich fordere hiermit eine sofortige Legalisierung insbesondere der weichen Drogen. Die
Abgabe kann über Jugendschutzgesetze, Steuern und Qualitätsrichtlinien kontrolliert werden. Eine
weitere Kriminalisierung harmloser Konsumenten kann ich nicht tolerieren!“

„Jetzt machen Sie aber mal halblang! Ich glaube Sie verdrehen hier ein wenig die Tatsachen. Sie
wissen genau, was passieren würde, wenn wir Drogen legalisieren. Immer mehr Menschen würden
sich berauschen, mehr Drogen bedeutet auch mehr Kranke und die Kosten für unser
Gesundheitssystem sind schon jetzt nicht mehr tragbar.“

„Dann werfen sie doch bitte einen Blick auf unseren niederländischen Nachbarstaat.“

„Was da funktioniert, muß noch lange nicht bei uns funktionieren. Des weiteren leben wir immer
noch in einer Demokratie und da hat die Mehrheit der Bevölkerung zu entscheiden und nicht ein
paar dahergelaufene Hippies, die sich berauschen wollen.“

„Schön vorsichtig Herr Kollege! Passen Sie auf, was Sie sagen. Sie möchten mich doch nicht etwa
als Hippie bezeichnen?“

„Ja, ja, Sie habe ich auch nicht gemeint. Aber Sie vertreten die Interessen dieser Menschen. Und die
sind nun mal in der Minderheit.“

„Das ist gut möglich. Doch wer gibt Ihnen das Recht, zu entscheiden, daß sich die Menschen
besaufen aber nicht bekiffen dürfen?“

„Na dann vergleichen Sie bitte die Anzahl der Konsumenten und stellen mir die Frage noch
einmal.“

„Es geht Ihnen also hauptsächlich um Wählerstimmen?“

„Sie haben es anscheinend immer noch nicht verstanden. Wir leben nicht in einer Diktatur. Sie
können auch nicht gegen ein anderes Land in den Krieg ziehen, nur weil fünf Prozent der
Bevölkerung das gutheißen würden.“

„Wie kommen Sie auf fünf Prozent? Gab es bereits eine Wahl?“

„Jetzt beginnen Sie langsam zu nerven! Ich berufe mich auf Umfrageergebnisse. Sie können nicht
wegen jedem Sch… die Menschen zur Urne treiben.“

„Ich merke schon, es macht keinen Sinn, weiter mit Ihnen darüber zu diskutieren. Sie sind
Vorsitzender der Regierungspartei und haben das Sagen. Ich hoffe nur, daß in der nächsten
Legislaturperiode ein Wechsel erfolgt. Wir brauchen endlich Politiker, die einen Ar… in der Hose
haben und Dinge durchsetzen, von denen sie wissen, daß sie richtig sind.“

„Gut, das Gespräch ist hiermit beendet. Vielleicht bekommen Sie demnächst einen neuen
Vorsitzenden. Vielleicht ist er auch ein Freund der Legalisierung. Und Vielleicht verabschiedet er
auch ein neues Gesetz. Aber mit Sicherheit wird er im Anschluß kein weiteres Mal gewählt und
dann ist er Geschichte, Ihr Politiker mit Ar… in der Hose! Auf wiedersehen“

Obwohl das Gespräch frei erfunden ist und in der Form niemals öffentlich geführt werden würde,
kann man daran gut erkennen, worum es im ewigen Kampf zwischen den Befürwortern und den
Gegnern der Legalisierung geht. Selbst wenn eine Regierungspartei eine Sympathie für die
Legalisierungsfreunde entwickeln würde, sie könnte es nicht öffentlich zugeben. Ihre Wähler
würden es ihr nie verzeihen. Der größte Teil der Bevölkerung – und damit auch der Wähler –
konsumiert die Drogen Nikotin, Alkohol, Koffein und Zucker und sieht in den illegalen Drogen eine
Gefahr. Natürlich sind legale Drogen nicht weniger gefährlich als illegale. Aber wir wissen auch,
daß es an der Hinterhältigkeit der Droge liegt, daß ihr Konsument die Gefahr nicht wahrnimmt. So
gibt es für jede Droge eine Lobby, deren Mitglieder Konsumenten der selbigen sind. Von nichts
weiter als ihrer eigenen Dopaminkonzentration angetrieben, sehen sie sich genötigt, die
Erhältlichkeit ihres Stoffes zu sichern. Je mehr Konsumenten eine Droge hat, desto
wahrscheinlicher ist ihre freie Verfügbarkeit. Je weniger Konsumenten eine Droge hat, desto
wahrscheinlicher ist es, daß die Anhänger für die freie Verfügbarkeit demonstrieren müssen. „that´s
democracy“

Hätte die Weltgeschichte einen anderen Verlauf genommen, könnten heutzutage genausogut
neunzig Prozent der Bevölkerung zu den Koksern gehören. Verschiedene Multikonzerne würden
dann den Kokainmarkt untereinander aufteilen. Die Städte wären übersäht mit Plakaten von
glücklichen Koksercowboys. Selbstverständlich wäre es erst ab 18 Jahren frei erhältlich, aber ein
guter Kokserpapi würde bereits zum sechzehnten Geburtstag seines Sohnes ein Bähnchen
spendieren und ihn damit zum Erwachsenen machen.
Auf der anderen Seite stünden die armen Alkoholfreunde, die seit zwanzig Jahren keine
Legalisierungsparty mehr versäumt haben. Sie fordern ihr „Recht auf Rausch“ und preisen Alkohol
als vielfältige Medizin an. Dennoch werden sie nicht erhört. Die fröhlichen Kokser, die
selbstverständlich auch massenhaft in der Regierung vertreten sind, verabscheuen (jedenfalls in der
Öffentlichkeit) Alkohol. So bleibt den armen Trinkern nichts weiter übrig, als ihren gepanschten
Fusel weiterhin beim Alkdealer zu besorgen und dabei eine hohe Gefängnisstrafe zu riskieren.

Es ist in der Tat eine wirre Situation, in der wir uns befinden. Bleibt alles wie es ist, geht der Streit
ewig weiter. Eine Legalisierung würde einen unglaublichen Aufschrei in den Medien und der
Bevölkerung provozieren. Die Regierungspartei wäre schnell am Ende. Ein Verbot aller Drogen
hätte noch katastrophalere Folgen, an deren Spitze ein blutiger Volksaufstand stehen würde.

Der einzige Weg in eine Legalisierung von Drogen ist es, viel Kraft in die Überzeugung von
Nichtkonsumenten zu stecken. Sollte es beispielsweise die Cannabislobby schaffen, dreißig bis
vierzig Prozent der Bevölkerung zum Kiffen zu überreden (oder zur Akzeptanz gegenüber der
Droge), stünde einer Legalisierung nichts mehr im Weg. Die Chancen stehen momentan ganz gut,
für das grüne Pflänzchen. Es ist ein interessanter – friedlicher - Kampf der Hanffreunde
ausgebrochen. Charakteristisch dafür ist der Dauerstreit mit der reziproken Droge Alkohol und
deren Anhänger. Da beide Drogen eine komplett gegensätzliche Wirkung haben, trifft man selten
auf Menschen, die von beiden Drogen begeistert sind. Die Alkoholkonsumenten läßt der Streit
relativ kalt. Sie erhalten ihre Droge wo und wann immer sie wollen. Die Kiffer haben es da schon
schwerer. Sie müssen ihrem „Hobby“ im Geheimen nachgehen und brechen ständig das Gesetz. So
wundert es nicht, daß Druck von der immer größer werdenden Cannabisgemeinde ausgeübt wird.
Wichtigstes Argument ist der gesundheitliche Vorteil gegenüber dem Alkohol. Es wird dabei immer
wieder auf vierzigtausend Alkoholtote pro Jahr verwiesen, denen keine einzige Hanfleiche
gegenübersteht. Wobei einzuwenden ist, daß viele der unzähligen, im Cannabisqualm enthaltenen
Inhaltsstoffe krebserregend sind und es schwer ist, bei einem krebskranken Zigarettenraucher, der
auch Kiffer ist, festzustellen was den Krebs und letztendlich den Tod des Konsumenten begünstigt
hat. Es ist zwar richtig, daß die meisten Cannabiskonsumenten nur gelegentlich kiffen und die
körperlichen Schäden sich aus diesem Grund in Grenzen halten. Aber auch die körperlichen
Nebenwirkungen eines Gelegenheitstrinkers sind nicht unbedingt gefährlich. Die körperlichen
Schäden hängen, wie bei allen Drogen von der Häufigkeit und der Intensität des Konsums ab. Das
Argument der medizinischen Vorteile des Cannabiswirkstoffes THC ist nicht ungewichtig. Doch es
verschlechtert nicht den Status von Alkohol, da auch dieser in einigen medizinischen Bereichen
seinen Einsatz findet.

Obwohl die endgültige Legalisierung von Cannabis noch ein wenig auf sich warten lassen wird,
sind die Konsumenten natürlich im Recht. Es läuft objektiv gesehen etwas falsch, wenn der Konsum
einer Droge gegen das Gesetz verstößt und der Konsum einer anderen – nicht unschädlicheren –
Droge beworben, begrüßt und eindrücklich erwünscht wird.

Wir können in jedem Fall gespannt darauf warten, was uns die Zukunft der
(Il)Legalisierungsdebatte noch alles bietet.

Aufklärung
Ob sich daran noch etwas ändert?

Es ist bereits seit Langem fester Bestandteil der Erziehungspolitik unseres Landes, daß Jugendliche
über die Gefahren und Nebenwirkungen von legalen sowie illegalen Drogen aufgeklärt werden.
Leider sprechen die Zahlen der Drogenkonsumenten dafür, an der Wirksamkeit der Aufklärung zu
zweifeln.

Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin kein Gegner der Aufklärung. Ich bin sogar
felsenfest davon überzeugt, daß ohne sie die Zahl der Konsumenten noch größer wäre. Fakt ist, daß
die Einnahme einer Droge keinen Hinweis auf die Gefahren gibt, denn die Wirkung suggeriert
ausschließlich positive Eigenschaften. Ohne Aufklärung wären wir somit nicht viel besser dran als
unsere tierischen Freunde. Wir würden instinktgesteuert Drogen konsumieren und uns wenig
Gedanken über das Aufhören oder Einschränken machen.

Dennoch gibt vor allem die hohe Zahl der jugendlichen Konsumenten Anlaß, über die Effektivität
des aktuellen Aufklärungsmodells nachzudenken.

Fast jeder kommt bereits während seiner Schullaufbahn mindestens einmal in den Genuß, mehr über
Drogen zu erfahren. In den Aufklärungsstunden werden die Wirkungen und Nebenwirkungen aller
bekannten Drogen ausführlich beschrieben. Häufig wird eine Raucherlunge, eine kaputte Leber und
das Bild eines toten Junkies präsentiert.
Meiner Meinung nach, ein guter Ansatz, der einige Nichtkonsumenten davor bewahrt, Drogen zu
nehmen. Die Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Aufklärung bereits rauchen, trinken, sniefen oder
spritzen, bleiben jedoch relativ unbeeindruckt. Ich gehörte auch zu dieser Gruppe. Ich wußte – wie
die meisten – bereits vorher von den Spätfolgen und kannte die kurzfristigen Nachwirkungen aus
eigener Erfahrung. Ans Aufhören dachte ich trotzdem nicht. Ich war so von der Wirkung der
Drogen beeindruckt, daß mich die Nachwirkungen kalt ließen. Ich nahm sogar einen frühzeitigen
Tod in Kauf, da ich ein Leben ohne Drogen mit einem vergeudeten Leben gleichsetzte. Und – der
Schizophrenie der Drogen sei Dank – war ich davon überzeugt - obwohl ich mir ein Leben ohne
Drogen nicht mehr vorstellen konnte – bei Bedarf jederzeit aufhören zu können.

Meiner Meinung nach ist es unumgänglich, das aktuelle Aufklärungsmodell zu erweitern. Den
(Nicht)Konsumenten hilft es wenig, wenn ihnen ständig die Gefahren der Drogen vor Augen
gehalten werden. Ein Verständnis für das, was sie machen, wird ihnen damit nicht vermittelt. Aus
mir unverständlichen Gründen wird beispielsweise das Muster der allgemeinen Drogenwirkung
bislang in keiner Aufklärung erwähnt. Man kann von keinem Konsumenten verlangen, er müsse
wissen worauf er sich einläßt, wenn ihm niemand die entsprechenden Informationen liefert.

Wie bei der Debatte um die (Il)Legalisierung heißt es auch im Bereich der Aufklärung: warten was
die Zukunft bringt…

„…am 01.01.14 ist es endlich soweit. Nach endlosen Debatten, zum Teil heftigen Protesten und
einigen erfolgreichen Pilotprojekten, tritt das wohl revolutionärste Gesetz der letzten einhundert
Jahre in Kraft. Egal, was das neue Drogengesetz für jeden einzelnen bedeutet, es wird die Zukunft
verändern.
Woran wir vor zehn Jahren nicht einmal im Traum zu denken wagten, ist dann Realität. Jedem
Bürger der Europäischen Union ist der Konsum aller Drogen gestattet. Der individuelle Rausch ist
an lediglich drei Bedingungen gebunden. Erstens die Volljährigkeit, zweitens die Teilnahme an
einem Seminar und drittens keine Drogen am Arbeitsplatz und am Steuer. Die seit bereits fünf
Monaten stattfindenden Seminare erfreuen sich schon jetzt größter Beliebtheit. Die an jeden
Absolventen kostenlos verteilten Chipkarten werden jedoch – wie erhofft – nur von wenigen
angenommen. Sollten Sie Interesse an einem freien Drogenrausch haben, bleiben Ihnen noch sieben
Monate, um sich an einem kostenlosen Seminar in Ihrer Nähe einzuschreiben. Sie erhalten dort in
fünf bis sechs Stunden das geballte Wissen über Drogen, können sich im Anschluß einem
Lernerfolgstest unterziehen und bekommen daraufhin die Chipkarte. Am Neujahrsmorgen haben
Sie die Möglichkeit, an einem der gepanzerten Drogenautomaten mit Hilfe der Chipkarte, Ihrem
Fingerabdruck und ein wenig Kleingeld, Ihre Lieblingsdroge zu kaufen. In den, mit
„DRUGSTORE“ gekennzeichneten Drogenhäusern, finden Sie für jede Droge jeweils einen
Automaten der SDW (staatliche Drogenwerke).
Einen am Markt orientierten Verkauf von Drogen wird es nicht mehr geben. Die Konzerne, die
bislang ihr Geld mit dem Verkauf von legalen Drogen verdienten, werden geschlossen. Die SDW
übernehmen einen Teil der Produktionsstätten und der Mitarbeiter. Es wird keine Werbung für
Drogen mehr geben. Um sicherzugehen, daß nur diejenigen, an Drogen gelangen, die im Besitz
einer Chipkarte sind, hat man sich neben dem Fingerabdruck noch zwei weitere Dinge einfallen
lassen:

1. Um der Bestechlichkeit eines Verkäufers vorzubeugen, erhält man die Drogen


ausnahmslos an den Automaten.
2. Wird jemand beim Konsumieren erwischt, ohne im Besitz einer Karte zu sein, drohen
ihm zwanzig Jahre Haft. – Da eine Kontrolle nur bei Verdacht erlaubt ist, wird eine Belohnung in
Höhe von einer Million Euro für denjenigen ausgesetzt, der der Polizei einen
„Schwarzkonsumenten“ meldet.

Auch unser Nachwuchs soll nicht von der neuen Aufklärungswelle verschont bleiben. Jeder Schüler
der zehnten Klasse hat die Pflicht, an einem Drogenseminar teilzunehmen. Selbstverständlich
werden in der Schule keine Chipkarten verteilt. Die Maßnahme dient lediglich dem Zweck, daß
jeder Bürger zumindest einmal in seinem Leben aufgeklärt wird. Die Kosten für die Seminare trägt
der Staat…“

Aus: Kleinquakener Abendblatt 01/06/2013

„…laut dem diesjährigen Drogenbericht, ist die Anzahl der Konsumenten erneut sehr niedrig.
Keine der erhältlichen Drogen wird von mehr als 3% der Bevölkerung konsumiert. Beliebteste
Droge ist - wie auch in den Jahren zuvor - Cannabis. Der Trend, immer weniger Drogen zu
konsumieren begann bereits vor fünfzig Jahren. Die Länder der Europäischen Union
verabschiedeten damals, nach erfolgreichem Verlauf eines Pilotprojektes, ein revolutionäres Gesetz.
Der Volkswirtschaftliche Schaden durch den Drogenkonsum, der im Jahre 2013 noch auf mehrere
Hundertmilliarden Euro geschätzt wurde, ist mittlerweile auf einige wenige Milliarden geschrumpft.
Die Zahl der Verkehrstoten…“

Aus: Kleinquakener Abendblatt 03/09/2064

Drogen als Medizin


Der gesunde Rausch

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie glücklich und erleichtert ich war, als ein Artikel über
die gesundheitsfördernde Kraft von Cannabis auf meinem Tisch landete. Mein Konsum erschien
mir nicht mehr sinnlos und schädlich. Nein, das Gegenteil war der Fall. Von dem Moment an war es
mir möglich, für meine Gesundheit kiffen. Selbst wenn mich zu diesem Zeitpunkt kein grüner Star
plagte oder eine Chemotherapie hinter mir lag, war ich davon überzeugt, mir etwas Gutes zu tun.

Motiviert durch diese Entdeckung, machte ich mich auf die Suche nach Informationen über den
medizinisch-therapeutischen Nutzen meiner anderen „kleinen Freunde“.

Schnell wurde ich fündig. Ich erfuhr, daß die tägliche Zufuhr einer geringen Menge Alkohol zur
Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt. Meine Mundwinkel zogen sich daraufhin
automatisch nach oben. Alkohol zur Vorbeugung von schweren Krankheiten? Das war mehr als ich
mir erhoffte. Sofort ging ich in einen Supermarkt, orderte ein Bier und prostete auf meine
Gesundheit. Nachdem sich meine Freude ein wenig gelegt hatte, forschte ich weiter. Sollten
vielleicht auch meine Zigaretten gut sein? Nein, das wäre … nein, das glaubte ich nicht. Und in der
Tat. Kein Ratgeber empfahl mir zu rauchen. Ich wollte gerade meine Suche abbrechen, da stieß ich
auf einen Artikel, der mir doch noch eine positive Wirkung bescheinigte. „Nikotin“, so heißt es da
„kann Tuberkulose-Erreger bekämpfen“. Verschiedene Tests ergaben, daß Nikotin nicht nur das
Wachstum des Mycobacterium tuberculosis hemmt, sondern es sogar vollkommen abtötet.
Wissenschaftler der University of Central Florida gaben trotzdem zu bedenken, daß lediglich das
Nikotin diese Eigenschaft besitzt und die anderen Inhaltsstoffe einer Zigarette weiterhin als äußerst
gesundheitsschädlich gelten. Ich freute mich dennoch und dachte mir, genüßlich an meiner Zigarette
saugend: „immer diese politisch korrekten Wissenschaftler“. Außerdem - und das weiß ja wohl
jeder – helfen Zigaretten das Körpergewicht zu halten. Grund dafür ist der durch das Rauchen
erhöhte Stoffwechsel. Ich hatte meinen ersten, zufrieden inhalierten Glimmstengel seit Jahren noch
nicht ganz ausgedrückt, da leuchtete mir bereits der nächste Artikel auf meinem Bildschirm
entgegen: Im Jahre 1859 berichtete der Mailänder Neurologe Paolo Montegazza erstmals von
zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten des Kokains. Zahnschmerzen, Verdauungsstörungen,
Neurasthenie, allgemeine Schwäche und andere, meist nervliche Leiden sollen demnach durch
Kokain gelindert werden. „Schön!“ dachte ich mir und war ein wenig traurig, als ich in mein
schmales Portemonnaie schaute.
Der Rest des Abends brachte mich noch an Heilversprechen für Amphetamin und Ecstasy.
Amphetamin verbessert beispielsweise den Tastsinn und gilt demnach als Segen für
Schlaganfallpatienten und Konzertpianisten (vielleicht auch für professionelle Kartenspieler?).
Ecstasy soll eine positive Wirkung in verschiedenen Psychotherapien ergeben haben.

Nach diesem „aufschlußreichen“ Tag ging es mir wirklich gut. Sah ich mich bis dato als
bemitleidenswerten Konsumenten zahlreicher Drogen, fühlte ich mich von dem Moment an wie ein
kleiner Gesundheitsapostel. Meinen durchschnittlichen Konsum erhöhte ich im Anschluß noch um
einige Einheiten.

Bevor auch Sie jetzt anfangen, euphorisch zu werden und in Ihr Drogenschränkchen greifen,
möchte ich Ihre Begeisterung etwas dämpfen.

Obwohl zahlreiche Publikationen über die medizinischen Vorteile bestimmter Drogen eindeutiger
Nonsens sind und lediglich den einzelnen Drogenlobbies einen Nutzen bringen, gibt es in der Tat
einige Drogen, die sich bei bestimmten Krankheiten als Vorteilhaft erweisen.

Welche Drogen können wirklich als Medizin angesehen werden?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es meiner Meinung nach wichtig, zunächst einige unwahre
Drogen-Medizin-Geschichtchen in die ewigen Jagdgründe zu verbannen.

Wir haben bereits in Kapitel 14 geklärt, daß der oft so himmelhochjauchzend präsentierte Wein
seinen gesundheitlichen Vorteil lediglich aus den enthaltenen Trauben zieht. Der Wein bleibt ein,
durch vergorene Früchte entstandener Alkohol. Die Natur (oder wer auch immer) hat uns mit
Sicherheit nicht so konstruiert, daß wir Früchte in die Ecke stellen, warten bis sie alt werden und
schlecht schmecken, um sie dann zu essen – bzw. zu trinken. Wer einer Herz-Kreislaufkrankheit
vorbeugen möchte, der sollte lieber ein paar Weintrauben essen, sich ab und an einen leckeren
Traubensaft gönnen (möglichst zuckerfrei) und auf seine Ernährung achten.

Die Weinthese

Die Weinthese ist relativ leicht zu widerlegen. Aber die Wissenschaft – ob im Auftrag der Industrie
oder im Auftrag der Selbstpräsentation – schläft nicht. So haben Wissenschaftler herausgefunden,
daß Menschen, die täglich in geringen Mengen Alkohol trinken, länger leben als Abstinenzler. Das
Argument zieht. Die Begründung leider nicht. Es ist schade, daß bei solchen „wissenschaftlichen“
Studien relativ unprofessionell gearbeitet wird. Zu behaupten, Alkohol trinken wirkt sich positiv auf
die Gesundheit aus, weil alkoholtrinkende Testpersonen durchschnittlich länger leben als
Nichttrinker, ist nicht wirklich intelligent. Bei solchen Studien lebt auch mal ein Abstinenzler
länger, als ein Trinker und mal werden auch zwei Teilnehmer Gleichalt. Der entscheidende Nachteil
dieser Studien liegt darin, daß nicht alle Einflüsse, die sich auf die Gesundheit eines Menschen
auswirken mit einbezogen werden können. Dem Ergebnis ist nicht zu entnehmen, ob zum Beispiel
ein Abstinenzler sich pausenlos von Pizza ernährt, Medikamentenabhängig ist, keine Freunde hat
und noch bis vor kurzem in einer Zeche tätig war, während der moderat trinkende „Kollege“ viel
Sport treibt und sich gesund ernährt.

Sollten Sie in Zukunft auf eine „trinkt-Alkohol-denn-er-verlängert-dein-Leben-Studie“ treffen, dann


versuchen Sie sich ins Gedächtnis zu rufen: Alkohol ist und bleibt ein Gift!

Ecstasythese

Als ich vor kurzem in einem Buch (1) von dem therapeutischen Nutzen von Ecstasy (MDMA)
erfuhr, mußte ich leicht schmunzeln. Nach einer Studie mit 140 Patienten, die unter MDMA-Einfluß
therapiert wurden, ließ man die Teilnehmer nachträglich einen Fragebogen ausfüllen, in dem
sowohl auf die soziale, private und berufliche Situation als auch auf das psychische Wohlbefinden
eingegangen wurde. 90% der Befragten berichteten von einer Verbesserung ihrer Befindlichkeit.
Die Therapeuten schlossen daraus, daß MDMA einen positiven Einfluß auf die Psyche hat. Eine
Vergleichsstudie ohne Droge konnten die Therapeuten leider nicht vorweisen. Es ist leicht
nachzuvollziehen, daß die Patienten nach dem Ecstasytrip einen positiven Gesamteindruck von der
Therapie mit nach Hause nahmen. Der Standardwirkmechanismus von MDMA (Ausschüttung von
großen Mengen Serotonin) läßt gar kein anderes Ergebnis zu. Eine längerfristige Heilung der
Psyche ist durch die Einnahme der Droge dennoch nicht möglich, denn die Serotoninkonzentration
bleibt noch Tage bis Wochen nach dem Abklingen der Wirkung unter Normalniveau – mit den
bekannten Auswirkungen auf die Psyche.

Nikotinthese

Mit Sicherheit kennen Sie den Raucherspruch: „Ich kann nicht aufhören, da ich dann an Gewicht
zulege“. Im Grunde genommen ist da nicht viel falsch dran. Die Erhöhung des Adrenalins beim
Rauchen kurbelt den Stoffwechsel an. Die Nahrung wird dadurch schneller verdaut und eine
Gewichtszunahme verhindert. Stellt man das Rauchen ein, steigt bei konstanter Nahrungsaufnahme
das Gewicht. Ich könnte mich jetzt wieder wichtig machen und sagen, daß ich nicht ein Gramm
zugenommen habe, nachdem ich das Rauchen eingestellt habe. Das möchte ich aber nicht. Oder hab
ich jetzt etwa? Ups, na ja egal. Fakt ist, daß der Mensch nicht zum Rauchen geboren wurde. Er ist
nicht so programmiert worden, daß er Nikotin zu sich nehmen muß, um eine Gewichtszunahme zu
verhindern. Das Körpergewicht steigt ausschließlich durch eine erhöhte Zufuhr an Nahrung und
durch die Abhängigkeit von Industriezucker (macht hungrig). Fakt ist auch, daß Raucher, die nach
der letzten Zigarette zunehmen, sich während ihrer aktiven Zeit bereits so ernährt haben, daß ihr
Gewicht normalerweise gestiegen wäre. Und Fakt ist letztendlich auch, daß durch eine gesunde
Ernährungsweise (siehe in eines der unzähligen Ernährungsratgeber) das Gewicht eines
Nichtrauchers konstant bleibt.

Neben der Alkohol-Lebensverlängerungs-, der Ecstasy-Kopfheilungs- und der Nikotin


Gewichthaltungstheorie kursieren in der Medienwelt noch weitere Hinweise über den angeblich
gesundheitlichen Nutzen einiger Drogen. Es soll nicht Teil dieses Kapitels sein, all diese Theorien
aufzuspüren und sie zu widerlegen. Ziel war es lediglich, Ihren inneren Kritiker gegenüber
ähnlichen Veröffentlichungen zu wecken.

„Doch was ist jetzt mit den Drogen, die unwiderlegbar einen medizinischen Nutzen haben?“

Ja, es gibt sie tatsächlich. Cannabis wirkt beispielsweise appetitanregend, was einen positiven
Effekt bei Chemotherapie- und Aidspatienten hat. Weiterhin senkt es den Augeninnendruck und gilt
dadurch als Alternativmedikament bei grünem Star. Die schmerzstillende Wirkung von Kokain gilt
ebenso, wie der Nutzen von Nikotin bei der Bekämpfung von Tuberkulosebakterien als
unumstritten. Und auch die Fähigkeit des Amphetamins, den Tastsinn zu verbessern läßt sich nicht
leugnen.

Wir können demnach davon ausgehen, daß bestimmte Drogen bei bestimmten Krankheiten
als Medikament eingesetzt werden können.

Was bleibt ist die „einmal und immer wieder“ Theorie.

Das Muster der allgemeinen Drogenwirkung ändert sich leider nicht unter dem Deckmantel der
Medizin. Auch wenn Kokain als schmerzstillendes Mittel verabreicht wird, hat es einen Einfluß auf
das Neurotransmittersystem mit den bekannten Wirkungen. Das Dopamin wird in der Folge bei
jedem Neueintreten des Schmerzes nach Kokain „schreien“ und da die Verfügbarkeit von Kokain
durch freundliche Straßenhändler gesichert ist, stehen die Chancen sehr gut, es auch einmal bei
Schmerzfreiheit zu probieren…
Nahezu alle Drogen gelten durch ihre Fähigkeit, die Konzentration verschiedener Botenstoffe zu
erhöhen, als Schmerzmittel. Eine Krankheit läßt sich mit fast jeder Droge leichter ertragen. Da
Drogen im allgemeinen nicht auf Rezept verschrieben werden, sondern „frei“ erhältlich sind, kann
der Konsument gar nicht anders, als sie irgendwann nicht nur während der Krankheit sondern auch
noch danach einzunehmen. Die Folge ist eine Ansammlung von „Anlässen“ im Gehirn.
Ich möchte damit nicht sagen, daß es bei bestimmten Krankheiten nicht sinnvoll wäre, eine Droge
zu konsumieren. Es sollten jedoch vorab die Nebenwirkungen mit der Wirkung verglichen und eine
Abhängigkeit in Kauf genommen werden. Meiner Meinung nach ist es beispielsweise sinnvoll,
einem Aidspatienten durch die Verabreichung von Cannabispräparaten Appetit auf Essen zu
machen und ihm somit ein längeres Leben zu ermöglichen. Die Gefahr einer Psychose ist in so
einem Fall nicht ungewichtig, rückt aber aufgrund des Nutzens in den Hintergrund. Auch bei
starken, chronischen Schmerzen ist eine Verabreichung von Drogen teilweise empfehlenswert. Eine
Erkältung oder Kopfschmerzen durch Drogenkonsum heilen zu wollen ist hingegen mehr als
unklug. Harmlose, immer mal widerkehrende Krankheiten, sind lediglich Hinweise des Körpers,
etwas am derzeitigen Lebensstil zu verändern. Die Einnahme von Medikamenten im allgemeinen
halte ich in solchen Fällen für unangebracht. Eine gesunde Ernährung, etwas Sport und keine
Drogen, sind die beste und günstigste Medizin – und das Nebenwirkungsfrei.

(1) Saunders N.:E for Ecstasy, Zürich 1994

Tierversuche
Zugedröhnte Versuchsratten

In unserer furchtbaren Ellbogengesellschaft, in der die zwischenmenschliche Kommunikation


zunehmend an Bedeutung verliert und sich jeder nur um sein eigenes Wohl kümmert, werden
immer mehr Tiere zum wichtigsten „Lebenspartner“ des Menschen. Eine knuddelige Hauskatze ist
im Gegensatz zu einem mürrischen Ehemann immer lieb, widerspricht nicht, schlägt nicht und
kuschelt gerne. Die Tierliebe macht sich vor allem in den steigenden Umsätzen der
Futtermittelhersteller und am steigenden Kontostand zahlreicher Tierschutzorganisationen
bemerkbar. Werden im Fernsehen oder in der Presse Bilder von gequälten Tieren veröffentlicht, ist
das Entsetzen des Zuschauers oftmals größer als beim Anblick eines erschossenen Menschen. Wie
es dazu kommen konnte, daß Lebewesen, die ursprünglich unserer Ernährung dienten, in der
heutigen Zeit von uns ernährt und beschützt werden, kann niemand so genau beantworten.
Vielleicht sind unsere unzivilisierten Freunde einfach schlauer als wir und verstehen es, uns
auszunutzen.

Ich hoffe, Sie sehen in diesen Zeilen keinen versteckten Aufruf zum Tiere hassen. Nein ich mag
Tiere auch ganz gerne und plädiere für einen würdevollen Umgang mit ihnen. Ein würdevoller
Umgang bedeutet für mich aber nicht, keine Tiere mehr zu verspeisen und die Forschung an ihnen
zu verbieten.

Jedes Wesen ist so programmiert, daß es sein Leben lang ausschließlich die Dinge tut, die für sein
Wohlbefinden und Überleben wichtig sind. Ihre Katze bleibt bei ihnen, weil sie weiß, daß sie von
Ihnen Freßchen bekommt und gestreichelt wird. Doch revanchiert sie sich irgendwann einmal bei
Ihnen dafür? „Gut“ werden Sie jetzt sagen „macht sie nicht, aber mein Hund ist immer für mich
da“. Das ist richtig, aber wäre er auch für Sie da, wenn Sie ihn nicht ernähren und streicheln
würden? Und warum streicheln Sie Ihren Hund? Weil Sie so tierlieb sind oder doch eher weil Sie
wissen, daß er sich mit seiner Anwesenheit und seinem weichen Streichelfell dafür „bedankt“?
Überprüfen Sie ruhig einmal Ihr tägliches Verhalten. Ich verspreche Ihnen, Sie werden nicht eine
völlig selbstlose Tat bei sich entdecken. Aber so ist es und so soll es auch sein. Ein sich
aufopfernder Mensch verspricht sich durch seine Taten lediglich eine Belohnung für sich selbst. Sei
es die Liebe des anderen oder die innere Ruhe oder Stolz oder Anerkennung oder, oder, oder. Auch
wenn ich mich für die Würde der Tiere einsetze, mache ich das, wenn ich ehrlich bin, weil ich mich
dabei besser fühle.

Aus diesem Grund ist es verständlich, daß Wissenschaftler für die Erforschung eines neuen
Medikamentes oder einer neuen Therapie – die das eigene Überleben und das Überleben der
Menschheit sichert – Versuche an Tieren durchführen. Selbstverständlich würde jeder
Wissenschaftler nur zu gern auf Tiere verzichten, wenn es eine Alternative gäbe. Er würde daraus
einen großen Nutzen für sich ziehen – z. Bsp.: die Dankbarkeit der Tierfreunde. Leider besteht die
einzige Alternative zu einem Tierversuch darin, einen Menschen ins Labor zu locken. Ich denke,
auch noch so große Tierfreunde sehen ein, daß vor dem Schutz anderer Rassen biologisch bedingt
der Schutz der eigenen steht. Ähnlich verhält es sich beim Verspeisen von Tieren. Die Forschung ist
noch nicht soweit, ausschließen zu können, daß Fleisch unwichtig für die Ernährung ist. Momentan
gilt als gesichert, daß wir ab und zu Fleisch verspeisen müssen. Sollten wir vielleicht
Menschenfleisch essen? Denkt ein Fleisch fressender Hund über Tierschutz nach? Können Sie
ausschließen, daß Ihr Hund oder Ihre Katze vor Ihrem eigenen Körperfleisch zurückschrecken
würden? Wäre – gesetzt alle Menschen wären Vegetarier – es nicht ein Verbrechen an der Umwelt
noch mehr pestizidverseuchte Ackerbauflächen zu schaffen? Und haben letztendlich Pflanzen nicht
auch Gefühle?

Ich denke nach der ehrlichen Beantwortung dieser Fragen stellen wir fest, daß wir, so gut wir
auch immer sein möchten, lediglich ein Teil der Nahrungskette sind, der wir uns nicht
entziehen können.

Doch trotz den Punkten, die zeigen, daß der Mord an einem Tier in einigen Fällen zur Zeit
unumgänglich ist, liegt es in unseren Händen, den Tieren ein würdevolles Leben zu ermöglichen
(natürlich in Erwartung der „Streicheleinheiten“ für unser Gewissen).

Denn: Wir brauchen keine Massentierhaltung, wo Schweine übereinanderliegen müssen, weil nicht
ausreichend Platz zur Verfügung stehet. Wir brauchen keine Experimente an Tieren, in denen es
darum geht, noch mehr Mittelchen gegen Kopfschmerzen oder andere „Kleinigkeiten“ zu
entwickeln. Wir brauchen keinen Zirkus, in den wir Tiere stecken, nur um uns über sie zu
amüsieren. Wir brauchen keinen Zoo, in den wir Tiere einsperren und sie somit ihrer natürlichen
Umgebung berauben. Wir brauchen keinen Kanarienvogel, den wir zur Belustigung in einen engen
Käfig zwängen. Wir brauchen keine Meerschweinchen, Kaninchen, Fische, Reptilien usw. und es
sollte sich auch jeder dreimal überlegen, ob er einer Katze und einem Hund den Freiraum lassen
kann den sie brauchen. Und letztendlich – und darauf wollte ich hinaus - :

Wir brauchen keine Tiere, um an Ihnen die Wirkung von Drogen zu testen!

Wir wissen, daß es einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt, der sich „positive
Dopaminhemmer“ nennt. Der Mensch hat die Möglichkeit, sich selbstständig von seiner Sucht zu
befreien. Ein Tier leider nicht. Es ist daher unverantwortlich, ein Tier mit Drogen vollzupumpen.
Um die Gehirnströme nach der Einnahme von Drogen zu messen, kann man sich – ausnahmsweise
– auch einen momentan abhängigen Menschen einladen. Da Tiere keine Möglichkeit haben, mit
Drogen umzugehen, ist es unverantwortlich, sie damit vollzupumpen und abhängig zu machen.

Schönen Gruß an die Wissenschaftler: „hört auf mit dem Scheiß!“

Politiker auf Drogen


Zugekokste Führer

Es macht Spaß, sich über die Führer eines Landes aufzuregen. Die Menschen gehen diesem Hobby
bereits seit Hunderten von Jahren nach. Kritik an den Entscheidungen der Machthaber ist wichtig
und gilt als Motor der Demokratie. Das Volk soll entscheiden. Und wenn es der Meinung ist, ein
Politiker oder seine Partei treffe die falschen Entscheidungen, so schwinden deren Chancen auf eine
erfolgreiche Widerwahl. Ein wichtiger Bestandteil dieses Systems ist zweifelsfrei die Manipulation
des Volkes durch die Medien. Die Macher hinter den Nachrichtenmagazinen und die Verfasser
politischer Artikel tragen zur Meinungsbildung der Menschen bei. Trotz immer größer werdender
Präsenz der Medien, ist das kein neues Phänomen. Es gab wohl keine Zeit in der Geschichte, in der
die Meinung des Volkes nicht in irgendeine Richtung gelenkt wurde. Da es in unserer Welt kein
Richtig und kein Falsch gibt, ist das auch völlig in Ordnung. Wir erleben die Bipolarität oder das
Yin & Yang in allen Bereichen des Lebens. So wird auch das politische Handeln niemals mit der
Meinung aller Menschen übereinstimmen.

Aber was geschieht, wenn die Politiker die Kontrolle über Ihr Handeln verlieren? Was ist, wenn sie
durch bestimmte Umstände in ihrer Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt werden? Und was ist,
wenn sie versprechen, sich für diese und jene Meinung einzusetzen und Wohlstand über ihr Land zu
bringen und dann plötzlich einen Kurs vertreten, der mehr als ungewöhnlich erscheint? Richtig! Sie
werden wahrscheinlich nicht wiedergewählt. Doch was ist, wenn ein Staatschef sein Land in einen
Krieg führt, weil er und seine Kollegen unter Verfolgungswahn leiden? So eine Entscheidung hat
schwerwiegende Folgen.
Ist es möglich, daß Risiko eines solchen Fehlverhaltens auszuschalten oder zu minimieren?

Eine Möglichkeit wäre es, die Politiker eines Landes regelmäßig von einem unabhängigen
Psychologen „durchchecken“ zu lassen. Das Problem liegt dabei aber wahrscheinlich in dem
Wörtchen „unabhängigen“. Sollte diese Möglichkeit ausfallen, ist es unerläßlich, daß ein Politiker
selbstständig auf seine psychische Verfassung achtet.
Stellen Sie sich vor, der Junkie den Sie immer am Bahnhof herumliegen sehen, würde die
wichtigsten Entscheidungen des Landes – und demzufolge über Ihr Leben - fällen.

„Das ist doch an den Haaren herbeigezogen!“ sagen Sie.

Ist es das wirklich? Worin liegt der Unterschied zu einem Politiker der regelmäßig Alkohol in sich
hineinschüttet und damit aktiv zur Entstehung seiner Psychosen beiträgt?

Es ist kein Ammenmärchen, das ein Teil der Politiker trinkt. Sie brauchen nur mal eine feierliche
Eröffnung mit politischer Beteiligung oder einen Staatsempfang zu besuchen. Da heißt es unter
Garantie mindestens einmal „hoch die Becher!“. Weiterhin gilt als erwiesen, daß einige Politiker
ihre Nase immer mal wieder in den „Koksnapf“ stecken. Aber auch Raucher, Kiffer und
Tablettensüchtige sind keine Seltenheit in den Führungsetagen unseres Landes.

Ich will damit nicht sagen, daß ich diesen Menschen verbieten möchte, Drogen zu nehmen. Die
Entscheidung muß jeder für sich fällen. Aber ich möchte mich als freier Bürger meines Landes in
der Gewißheit wägen, daß diejenigen, denen ich die Entscheidungen über mein Leben überlasse
auch in der Lage sind, diese zu fällen. Einem Drogenkonsumenten möchte ich diese Aufgabe nur
ungern überlassen.
Mir wird immer ganz heiß und der Schweiß rinnt mir über die Stirn, wenn ich daran denke, wie ein
paar zugekokste Politiker eines morgens über Krieg und Nichtkrieg mit einem anderen Land
entscheiden.

Und dann überlege ich, was wohl passiert wäre, wenn jemand es geschafft hätte, Hitler von
den Amphetaminen und dem Kokain abzuhalten….

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