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Jugendhilfe
Welcher Umgang hilft den Betroffenen?
Hausarbeit
im Seminar
„Einführung in wissenschaftliches Denken und Arbeiten“
Leitung: Dipl.-Soz.-Wiss. Karsten Steinmacher
Vorgelegt von
Tobias Gärtner
Matrikelnummer: 1308112
Rheydter Straße 82 – 41065 Mönchengladbach
E-Mail: tobias.gaertner@stud.hn.de
Tel. 0178/1695885
Wintersemester 2019/20
Abgabedatum: 04.12.2019
Einleitung
Diese Hausarbeit widmet sich, wie aus dem Titel zu entnehmend, dem Thema der
Suchtprävention für die psychoaktive Substanz „Cannabis“ in der Jugendhilfe. Dabei
behandele ich die Abhängigkeit von psychoaktive Substanzen zunächst ganz allgemein und
gehe in 1.2 explizit auf Cannabis als Einstiegsdroge ein. Seitdem Alkoholismus als
behandlungsbedürftige Krankheit im Jahre 1968 durch das Bundessozialgericht anerkannt
wurde steht das Arbeitsfeld der Suchhilfe und Suchtprävention im stetigen Wandel. (Laging,
2018: S.105) Als Beispiel nenne ich den Umgang mit dem Konsumverhalten der „Süchtigen.
So galt es früher als zwingend erforderlich jeglichen Konsum zu verbieten. Seit späten 1980er
Jahren gibt es jedoch auch sogenannte „akzeptierende Drogenarbeit“, welche den Konsum
akzeptiert und damit im Widerspruch zu älteren Paradigmen steht. Auf diesen Wandel und auf
andere Faktoren wie das Umfeld des Betroffenen oder die bedeutsame Vernetzung der
behandelnden Institutionen gehe ich ausführlich in dieser Hausarbeit ein um mich im Fazit
mit der Frage zu befassen, welcher Umgang mit den Betroffenen hilfreich ist. Persönlich
interessiert mich das Thema sehr, da die Suchtprävention essenzieller Bestandteil der
Jugendhilfe ist und sich durch alle Arbeitsfelder der sozialen Arbeit zieht. Aber auch im
Privatem begegnet man dem Thema „Sucht“ oft. Als Beispiel nehme ich das Rauchen von
Tabak-Zigaretten. Jeder kennt vermutlich zumindest einen Raucher aus seinem
Bekanntenkreis welcher sich den gesundheitlichen Folgen des Rauchens bewusst ist und das
Rauchen aufgeben wollte, jedoch aufgrund von sogenannten Entzugserscheinungen wieder
zur Zigarette griff. Dies verdeutlicht die Macht der Sucht bei etwa 12 Millionen Rauchern in
Deutschland laut dem Epidemiologischem Suchtsurvey 2018. Abschließend gehe ich nochmal
auf die Gliederung dieser Hausarbeit ein. So findet man am Anfang der zwei Kapitel jeweils
einen Einleitungstext gefolgt von den jeweiligen Unterthemen.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................................................................................... 2
1. Sucht – Eine Erkrankung wie jede andere auch? ................................................................ 4
1.1. Die entwicklungspsychologische Entstehungstheorie .................................................... 4
1.2. Die Einstiegsdroge „Cannabis“ ....................................................................................... 5
2. Suchtprävention in der Jugendhilfe .................................................................................... 6
2.1. Notwendigkeit vernetzen Handelns ................................................................................ 6
2.2. Akzeptierende Drogenarbeit kontra abstinenzorientierter Drogenarbeit ........................ 7
2.3. Präventive Maßnahmen in der Jugendhilfe ..................................................................... 8
1. Fazit..................................................................................................................................... 9
Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 10
Eidesstattliche Versicherung..................................................................................................... 11
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1. Sucht – Eine Erkrankung wie jede andere auch?
Zunächst gehe ich auf die Herkunft des Wortes „Sucht“ ein und stelle verschiedene Modelle der
Sucht vor. Etymologisch geht das Wort „Sucht“ auf „siechen“ zurück und bezeichnet das Leiden
an einer Krankheit. (vgl. Laging, 2018: S. 14) Neben der „Sucht“ existiert der Begriff der
„Abhängigkeit“. Die Weltgesundheitsorganisation führte diesen Begriff im Jahre 1963 in ihr
ICD-10 System ein und begründete dies damit, der Begriff „Sucht“ sei äußerst negativ besetzt
und verhindere daher einen unvoreingenommenen Umgang mit der Thematik. (ebenda) Jedoch
erfährt auch dieser Begriff Kritik. Er sei zu harmlos und verallgemeinere die Problematik. In
Deutschland sind beide Begriffe geläufig. So gibt es beispielsweise die „deutsche Hauptstelle
für Suchtfragen“ oder einen jährlich erscheinenden „Drogen und Suchtbericht“ der
Bundesregierung aber eben auch vereinzelte „Abhängigenhilfe“.
Die Frage, inwieweit „Sucht“ als eine Erkrankung im bio-medizinischen Sinn gesehen werden
kann, wird häufig von Fachkreisen und Betroffenen diskutiert. Dem steht ein Modell gegenüber,
welches Sucht als eine Art moralischem Fehlverhaltens sieht und voraussetzt, der Erkrankte sei
dazu in der Lage, im geringen Maße seinen Konsum selbst zu kontrollieren. Dieses Modell
bietet der Therapie die Möglichkeit, diese verbliebene Fähigkeit der Selbststeuerung positiv
hervorzuheben, um den Erkrankten zu ermutigen. Jedoch resultiert aus diesem Modell auch
eine starke Diskriminierung der Suchtkranken, da man Ihnen eine aus der Selbststeuerung
resultierende Schuld zuweisen kann. (vgl. Laging, 2018: S. 16ff)
Einen Perspektivwechsel leitete der Psychiater Engel im Jahr 1977 mit dem bio-psycho-
sozialem Krankheitsbild ein. Es beschreibt den Menschen als ein körperlich-seelisches Wesen
in seiner ökosozialen Lebenswelt. Hierbei spielen physische, psychische sowie soziale Faktoren
der Erkrankung gleichwertig eine Rolle und beeinflussen sich im Krankheitsverlauf
kontinuierlich gegenseitig. (Pauls, 2013: S. 98f, zit. n. Laging 2018: S.19f) Verglichen mit den
zuvor vorgestellten Modellen zur Sucht wird hierbei die soziale Komponente eingeführt und
ändert sowohl das Krankheitsbild als auch die darauf ausgelegten therapeutischen Maßnahmen
grundsätzlich. Auf Letzteren gehe ich in Kapitel 2 ausführlicher ein.
3. Fazit
Unter Einbeziehung der zuvor ausgearbeiteten Themen bearbeite ich nun die zentrale Frage
dieser Hausarbeit: „Welcher Umgang hilft den Betroffenen?“ im Kontext der Suchtprävention
für Cannabis in der Jugendhilfe.
Zunächst muss hierfür in den Einrichtungen der Jugendhilfe eine gemeinsame Haltung zum
Thema Substanzkonsum ausgehandelt werden. Es ist wichtig hierbei, dass sich alle Betreuer an
dieser Haltung orientieren und es keine Aussagen verschiedener Meinungen seitens der
Betreuer an die Jugendlichen gibt, da diese den Jugendlichen verwirren und ihm Stabilität im
Leben nehmen können. Abstinenz sollte ein Teilziel pädagogischen Handelns sein, da der
Konsum von Cannabis neben einem hohen Abhängigkeitspotenzial auch die Ausübung
täglicher Aufgaben wie dem Besuch der Schule oder dem Ausleben sozialer Beziehungen
gefährden kann. Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie hingegen zeigen, dass
vereinzelter Konsum von psychoaktiven Substanzen wie Cannabis in gewissermaßen zur
Jugend dazugehört und daher präventiv nicht zu verhindern ist. Daher ist es besser, sich offen
mit dem konsumierenden Jugendlichen auszutauschen und Gewissheit über das
Konsumverhalten zu bekommen als diesen mit seinem Konsum zu konfrontieren und als
Süchtigen zu stigmatisieren.
Damit ergibt sich eine Haltung, welche Abstinenz als Normalzustand betrachtet und mit
Cannabis experimentierenden Jugendlichen Stabilität bietet.
Liegt beim Jugendlichen bereits ein riskantes Konsumverhalten vor, so kann eine
Destabilisierung des sozialen Umfeldes nach dem bio-psycho-sozialen Bild eine Abhängigkeit
hervorrufen und bestärken. Daher ist es wichtig behutsam und offen mit dem Betroffenen
umzugehen. Hierbei muss auf die Beziehung zwischen Betreuer und Bewohner eingegangen
werden, da diese oftmals eine stärkere Wirkung auf den Bewohner hat als stigmatisierende
Drogenberatungsstellen.
Außerdem ist es wichtig das Konsumverhalten des Bewohners zu beobachten und zu
dokumentieren, da sich somit gewisse Konsummuster erkennen lassen und im Falle einer sich
abzeichnenden Abhängigkeit frühzeitig interveniert werden kann. Durch Vernetzung mit
anderen am Leben des Bewohners teilhabenden Institutionen wie der Schule, dem Sportverein
oder den Eltern kann ein erweitertes Bild vom Konsum erstellt werden.
Abschließend stelle ich dar, dass die Schaffung von Freizeitangeboten als Alternative zum
Substanzkonsum auch sehr wichtig ist. Diese können spielerisch das Selbstbewusstsein stärken
und dabei als Ablenkung vom Konsum und den damit einhergehenden Entzugserscheinungen
dienen. Hierbei sind die Kreativität und der Enthusiasmus der Betreuer gefragt.
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Literaturverzeichnis
Bathen, R. (Hrsg.);
Eckert, D. (1995): Jugendhilfe und akzeptierende Drogenarbeit, 1. Auflage,
Freiburg im Breisgau (Lambertus)
Pinquart, M.;
Silbereisen, R. K. (2002) Gesundheitsverhalten im Kindes- und Jugendalter.
Entwicklungspsychologische Erklärungsansätze,
Bundesgesundheitsblatt 45 (11), 873-878
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Eidesstattliche Versicherung
Ich versichere hiermit, dass ich die hier vorgelegte Hausarbeit selbständig und ohne
fremde Hilfe angefertigt und bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe.
Alle wörtlich oder sinngemäß aus anderen Quellen übernommenen Stellen habe ich
kenntlich gemacht. Andere als die angegebenen und kenntlich gemachten Quellen und
Hilfsmittel habe ich nicht genutzt.
Ich bin mir bewusst, dass ein Verstoß gegen diese Versicherung nicht nur
prüfungsrechtliche Folgen haben wird, sondern auch zu weitergehenden rechtlichen
Konsequenzen führen kann.
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Ort, Datum, Unterschrift
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