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Stephanie Mayer
Sturzprävention bei
älteren Menschen
Bakkalaureatsarbeit
Hatzendorf 153
8361 Hatzendorf
1
EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht
verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Weiter erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner
anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe.
Graz, am 15.Jänner.2009
Stephanie Mayer
2
Inhaltsverzeichnis
1.) Einleitung .....................................................................................................................4
2.) Methode.......................................................................................................................4
3.) Definition......................................................................................................................5
4.) Epidemiologie und Sturzfolgen ....................................................................................5
4.1.) Kosten ........................................................................................................................7
5.) Lokomotion und Gang..................................................................................................7
5.1.) Intraindividuelle Gangunterschiede ............................................................................7
5.2.) Interindividuelle Gangunterschiede .............................................................................8
5.3.) Der physiologische Gang ............................................................................................8
5.4.) Gehgeschwindigkeit ....................................................................................................9
6.) Sturzrisikofaktoren .......................................................................................................9
6.1.) Eingeschränkte Balancefähigkeit und lokomotorische Defizite ..................................10
6.2.) Extrinsische Sturzrisikofaktoren ................................................................................10
7.) Besondere Sturzfolgerisiken ......................................................................................12
7.1.) Pathologische Veränderungen der Knochenstruktur ................................................12
7.2.) Blutgerinnungsstörungen ..........................................................................................13
8.) Praxis der Sturzprävention .........................................................................................13
8.1.) Sturzrisiken erfassen ................................................................................................13
8.2.) Ressourcen analysieren ...........................................................................................14
8.3.) Sturzrisikofaktoren durch Einzelinterventionen modifizieren......................................15
8.4.) Ziele formulieren .......................................................................................................16
8.5.) Evaluieren.................................................................................................................17
9.) Sturzprävention in den Pflegealltag integrieren ..........................................................18
9.1.) Patientenbeteiligung .................................................................................................18
9.2.) Mitarbeiterbeteiligung................................................................................................19
9.3.) Miteinbeziehen anderer Gesundheitsdienstleister .....................................................19
10.) Pflegerische sturzpräventive Maßnahmen .................................................................20
10.1.) Lokomotorische Kompetenz trainieren ....................................................................20
10.2.) Extrinsische Risikofaktoren ausschalten .................................................................22
10.3.) Geeignete Hilfsmittel verwenden.............................................................................23
11.) Spezielle Sturzvarianten ............................................................................................26
11.1.) Sturz aus dem Bett .................................................................................................27
11.2.) Sturz auf der Treppe ...............................................................................................28
12.) Diskussion – Ausblick ................................................................................................29
13.) Literaturverzeichnis ....................................................................................................31
3
1.) Einleitung
Stürze gehören zum alltäglichen Dasein. Jeder Mensch in jedem Alter erlebt Stürze.
Jedoch stürzen ältere Menschen, Kleinkinder und Kinder häufiger als Menschen in
anderen Lebensphasen. Kleinkinder und Kinder stürzen deshalb häufiger, weil sie
ihre eigenen lokomotorischen Kompetenzen überschätzen, während Sie versuchen
älteren Kindern und Erwachsenen nachzueifern. Ältere Menschen stürzen aus
anderen Gründen häufiger. Ihre lokomotorischen Fähigkeiten verringern sich mit dem
Alter. Wenn ein Kleinkind oder Kind stürzt hat das allerdings ganz andere Folgen als
wenn ein älterer Mensch stürzt. Stürze von Kindern führen nur sehr selten zu
schweren Verletzungen. Die meisten Stürze bleiben überhaupt ganz ohne Folgen
und wenn sich ein Kind tatsächlich einmal verletzt, handelt es sich meist um
Hautabschürfungen oder kleine Hämatome. Kinder stürzen außerdem meist in die
Bewegungsrichtung, d.h. nach vorne. Bei älteren Menschen schaut das anders aus,
sie stürzen häufiger zur Seite oder nach hinten, was dann nicht selten zu einer
Schenkelhalsfraktur führt. Neben diesen körperlichen Folgen nach einem Sturz,
treten bei alten Menschen dann häufig auch psychische Folgen auf. Sie haben Angst
vor einem erneuten Sturz und schränken sich daher selbst ein. 1
2.) Methode
Um mir einen ersten Überblick über mein Thema zu verschaffen, habe ich zuerst im
Internet nach passender Literatur gesucht und die Bibliothekskataloge der
Medizinischen Universität durchsucht. Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen
hatte, habe ich meine Arbeit gegliedert und festgelegt, welche Punkte ich in meiner
Arbeit vertreten haben möchte. Schlussendlich habe ich für die Erstellung meiner
Arbeit Quellen aus dem Internet sowie Bücher verwendet.
1
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.5
4
3.) Definition
„Unbeabsichtigt auf dem Boden einer tiefer gelegenen Ebene zum Liegen oder
Sitzen kommen. Dabei werden auch Stürze mit Bewusstseinsverlust oder
fraglichen Bewusstseinsverlust berücksichtigt.“ 2
„Sturz: Ein unbeabsichtigtes Ereignis mit der Folge, dass eine Person auf dem
Boden oder einem anderen niedrigen Niveau zu liegen kommt “ 3
Am treffendsten fand ich allerdings folgende Definition, da sie meiner Meinung nach
alles Wichtige miteinschließt und keine Unklarheiten offen lässt.
„Ein Sturz ist ein plötzliches, nicht willentlich beeinflussbares Gelangen auf
den Boden oder eine andere, im Vergleich zur Ausgangslage deutlich tiefer
gelegene Ebene. Ausgeschlossen sind hierbei Stürze, die durch Kollision mit
Fahrzeugen entstehen; nicht ausgeschlossen sind Stürze infolge Herzinfarkt,
4
Schlaganfälle und jede Form plötzlichen Bewusstseinsverlust“
Wenn man sich die Zahlen ansieht, wie häufig Stürze im höheren Alter passieren,
begreift man die Bedeutung dieses Themas für die Pflege und andere Fachbereiche.
Bei etwa einem Drittel der über 65- jährigen, muss man mit mindestens einem Sturz
im Jahr rechnen. Bei den über 80- jährigen liegt die Sturzrate noch höher, hier muss
man bei über 50% der Menschen mit mindestens einem Sturz im Jahr rechnen. 5
Bei Bewohnern eines Alten- oder Pflegewohnheimes ereignen sich etwa 1400 Stürze
pro Jahr, pro tausend Bewohner. Das heißt, einzelne Bewohner stürzen öfter als
einmal. Bei Patienten die in einem Krankenhaus oder einer Rehabilitationsklinik
2
Vgl. Becker et al (2003), S.4
3
Vgl. Habermann/Wittmershaus (2005), S.303
4
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.6
5
Vgl. Runge/ Rehfeld (1995), S. 268 f.
5
untergebracht sind, ereignen sich Stürze noch häufiger. Hier liegt die Zahl bei 1600
Stürzen pro Jahr, pro tausend Bewohner.6
Zusammenfassend lässt sich zur Epidemiologie sagen, dass Stürze bei steigendem
Alter häufiger vorkommen, die Folgen für den Patienten schwerwiegender sind, dass
Frauen in etwa doppelt so häufig stürzen wie Männer und dass Menschen in
Institutionen häufiger stürzen als in den eignen vier Wänden.
Mit zunehmendem Alter nimmt nicht nur die Sturzhäufigkeit zu, sondern auch die
Sturzfolgen. Die Mehrzahl der Stürze bleibt auch bei älteren Personen ohne Folgen,
aber immerhin müssen nach einem Sturz etwa 10% bei den über 65- jährigen einen
Arzt konsultieren. Von diesen 10% müssen zirka 2,5% in ein Krankenhaus
eingewiesen werden. In Österreich stürzen mehr als 71 000 Senioren pro Jahr so
schwer, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Die häufigste
Folge eines schwerwiegenden Sturzes, ist eine Schenkelhalsfraktur. In Österreich
werden jährlich rund 15 000 Oberschenkelhalsbrüche diagnostiziert. Bei den über
70- jährigen ist die Inzidenzrate nicht mehr linear, sondern exponentiell. Es gab zwar
in den letzten Jahren große Fortschritte bei der operativen Frakturversorgung, aber
trotzdem sterben in Deutschland ca. 11% der Patienten vor, während oder kurz nach
der Operation. Etwa jeder vierte Patient der operiert wurde, stirbt dann innerhalb
eines Jahres. Neben diesen schweren körperlichen Folgen, gibt es auch sehr
dramatische psychosoziale Folgen, die nicht unbeachtet bleiben dürfen. Nach einem
Sturz entwickeln die meisten Betroffenen große Angst vor erneuten Stürzen. Wegen
dieser Angst, oder schon fast Phobie, schränken sich die Personen selbst sehr ein.
Aufgrund dieser Einschränkungen verringern sich die lokomotorischen Fähigkeiten
und die Gefahr erneut zu stürzen nimmt zu. Der Betroffene befindet sich in einem
Teufelskries, welcher schlimmstenfalls bis zur Immobilität und totaler Bettlägerigkeit
führen kann. Außerdem verliert der Patient seine Autonomie, vereinsamt sozial und
das kann wiederum zu Depressionen und dem erlöschen des Lebenswillens führen.
Als sollte man sich merken, dass jede nicht unbedingt erforderliche
Immobilisierungsmaßnahme unbedingt zu unterlassen ist, da sich das nicht als
Sturzprävention eignet.7
6
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.7
7
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.8
6
4.1.) Kosten
Durch einen Sturz werden sehr hohe Kosten verursacht. So kostet die Operation
einer Oberschenkelhalsfraktur etwa 5000 Euro. Aber mit der Operation allein ist es
nicht getan, es folgen noch Kosten für die Rehabilitation, welche bei nochmals etwa
5000 Euro liegen, teilweise aber sogar noch mehr. In Deutschland werden pro Jahr
etwa 500 Millionen Euro im Jahr dafür verwendet Stürze von Heimbewohnern zu
behandeln. Bei anderen Frakturen sind die Operationskosten niedriger, die
Rehabilitationskosten sind allerdings vergleichbar.8
Die im Alltag wichtigste Art der Fortbewegung ist das Gehen. Wir können zwar auch
laufen oder springen aber im Alltag benötigen wir diese Arten der Fortbewegung
nicht. Da die meisten Stürze im Gehen passieren, muss bei der Sturzprävention
hierauf ein besonderes Augenmerk gelegt werden.
Mit intraindividuellen Einflüssen auf unseren Gang ist sowohl die psychische als auch
die physische Verfassung der Person gemeint, wie zum Beispiel eine depressive
Stimmung oder Freude oder Entschlossenheit. All diese Stimmungen haben Einfluss
darauf, wie wir uns fortbewegen. Durch diese nonverbale Art und Weise wie wir
gehen, können andere Personen auf unsere Stimmung zurückschließen. Sogar
erotische Signale werden über unser Gangbild übermittelt, man siehe sich nur den
Hüftschwung von Elvis Presley an. Ein anderes Beispiel wäre auch die Tatsache,
dass viele Frauen Schuhe mit hohen Absätzen tragen, was sie sicher nicht wegen
der Bequemlichkeit dieser Schuhe tun.9
8
Vgl. Becker et al (2003), S.9
9
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.20
7
5.2.) Interindividuelle Gangunterschiede
Wenn wir gehen unterscheiden wir eine Standphase und eine Schwungphase. Die
Standphase beginnt sobald wir das schwingende Bein am Boden absetzen. Die
Schwungphase beginnt, sobald wir das andere Bein vom Boden abheben.
Ein kompletter Gangzyklus umfasst den Bewegungsablauf vom aufsetzen des eines
Fußes bis zum nochmaligen aufsetzen desselben Fußes. Während wir gehen
bewegen sich auch unsere Arme.
Während der Schwungphase des einen Beines, macht der Arm von der
gegenüberliegenden Seite eine Parallelbewegung. Das Ausmaß der Armbewegung
hängt davon ab, wie schnell wir gehen. Durch diese Punkte
ergeben sich ein paar Voraussetzungen die erfüllt sein müssen damit wir überhaupt
gehen können. So müssen beide Beine während der jeweiligen Standbeinphase das
Gesamtkörpergewicht tragen können und das Gleichgewicht muss aufrecht erhalten
werden können. Außerdem müssen die Muskelkraft und die Gelenkbeweglichkeit so
groß sein, dass die notwendigen Bewegungen ausgeführt werden können. Wenn
diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden können, ist ein eigenständiges Gehen
allenfalls mit geeigneten Gehhilfen möglich.11
10
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.21
11
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.22
8
5.4.) Gehgeschwindigkeit
Die Gehgeschwindigkeit kann sehr einfach gemessen werden, die Formel lautet
Schrittgeschwindigkeit = Schrittfrequenz × Schrittlänge.
6.) Sturzrisikofaktoren
Das Risiko zu stürzen, hängt in den seltensten Fällen von einem einzigen Faktor ab.
Im Normalfall passiert ein Sturz aufgrund mehrerer körperlicher Einzeldefizite
und/oder aufgrund lokomotorischer Defizite. Wenn solche Defizite nicht mehr
ausgeglichen werden können, kommt es zum Sturz.
12
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.23
13
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.25
9
6.1.) Eingeschränkte Balancefähigkeit und lokomotorische Defizite
Wenn ein Mensch stürzt, hat das letztendlich einen Grund: das Verlieren der
Balance. Wenn man geht, muss man den Schwerpunkt so verlagern, dass man die
Bewegung durchführen kann. Das ist allerdings nur dann möglich, wenn genügend
Muskelkraft vorhanden ist und die Gelenke frei beweglich sind. Wenn das nun aber
nicht störungsfrei möglich ist, besteht ein erhöhtes Sturzrisiko. Mehr als 80% der
Stürze sind auf den Verlust dieser lokomotorischen Fähigkeiten zurückzuführen.14
14
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.28
15
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.29
16
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.30
10
Schuhwerk: Oft werden zu Hause nur Schlappen getragen, die keinen optimalen
Halt bieten und auch oft nicht die richtige Schuhgröße haben. Auch zu stark
bremsende Sohlen, hohe Absätze oder Schuhe mit schlechtem Bodenkontakt
fördern das Risiko, einen Sturz zu erleiden. Risikomindernd wirken bequeme, feste
Schuhe mit Ledersohlen und ohne hohe Absätze.17
Bodenbelag: Ein rutschender Teppich oder Läufer, ein rutschiger Fußboden (häufig
in Badezimmern) oder wenn ein Fußbodenbelag in schlechtem Zustand ist, führt
ebenfalls häufig zu Stürzen. Wenn der Boden nass ist nach der Reinigung, sollte ein
Schild aufgestellt werden, damit keine Stürze passieren. Außerdem sollten keine
Kabel frei herumliegen (zum Beispiel ein Telefonkabel, dass quer über den
Fußboden liegt).18
Weitere Probleme die das Sehen und die Beleuchtung betreffen sind, dass die Brille
verschmutzt oder nicht richtig angepasst ist oder sie sich an einem ungünstigen
Aufbewahrungsort befindet. Zu kleine, ungünstig positionierte Lichtschalter mit
schwieriger Mechanik stellen häufig ein Problem dar, oder dass das Licht zu dunkel
oder zu blendend ist. Risikomindernd wirkt eine saubere, optimal angepasste Brille
und Lichtschalter groß genug und an strategisch günstigen zu Orten positionieren
wie zum Beispiel beim Bett, bei der Treppe, im Bad und in der Toilette.20
Stühle, Sitzgelegenheiten und Tische: Das Sturzrisiko erhöht sich, wenn die
Sitzhöhe des Stuhles zu niedrig oder nicht rutschfest ist, wenn keine Lehne
vorhanden ist, die Positionierung des Stuhles den Weg behindert oder nicht stabil
17
Vgl. Runge/ Rehfeld (1995), S.276 f.
18
Vgl. Habermann/ Wittmershaus (2005),S. 307
19
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.39
20
Vgl. Runge/ Rehfeld (1995), S. 276, f.
11
genug ist. Man kann diesen Risikofaktoren entgegenwirken, indem man Stühle mit
festen Armlehnen und einer günstigen Sitzhöhe zum Aufstehen besorgt.
Tische sollten standfest sein und genügend Stabilität besitzen um sich daran
festzuhalten.21
Toilette und Badezimmer: Häufig liegt hier am Fußboden eine rutschige Matte, die
räumlichen Verhältnisse sind zu eng und kleine Möbelstücke werden als
Haltemöglichkeit missbraucht und der Toilettensitz ist zu niedrig angebracht.
Außerdem ist es sehr gefährlich wenn der Duschwannenrand zu hoch ist, die
Duschwanne rutschig ist und ein Abstellmöglichkeit für die Seife fehlt. Es ist überaus
wichtig all diesen Gefahrenquellen entgegenzuwirken, mit Griffen an Dusche und
Toilette, Duschhocker, niedrige oder keine Duschwanne, Toilettensitzerhöhung,
usw.22
7.2.) Blutgerinnungsstörungen
24
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.42
25
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.43
13
Parameter ein auf die Person zugeschnittenes Sturzrisikoprofil erstellt. Oft werden
die einzelnen Parameter mit Punktwerten versehen und die Summe die am Schluss
herauskommt, stellt den Ausprägungsgrad des Sturzrisikos fest.
Alle gängigen Pflegekonzepte sehen vor, dass nicht nur eine Defizitanalyse
durchgeführt wird, sondern auch die Ressourcen betrachtet werden. Wenn man sich
die Praxis ansieht, stellt die Erstellung einer Defizitanalyse nur selten ein Problem für
die Pflegenden dar, da sie sich aufgrund ihrer Ausbildung mit der Erfassung von
Defiziten, Verlusten und Behinderungen auskennen. Anders sieht es mit der
Erfassung der Ressourcen aus. Im Alltag werden die Ressourcen nur unspezifisch
oder nur lückenhaft beschrieben. Das von Baltes und Baltes entwickelte SOK- Modell
(Selektion- Optimierung- Kompensation) beschreibt zielführende Strategien um
Ressourcen zu erfassen. Dem Modell liegt die Hypothese zugrunde, dass der
Mensch nach dem größtmöglichen Nutzen für sich selbst strebt und dabei möglichst
26
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.50
14
wenig Verluste oder Abstriche machen möchte. Wenn man nun älter wird, muss man
sich allerdings zunehmend mit den Verlusten auseinandersetzen und die Betroffenen
27
müssen sich anpassen und um Kompensation bemühen.
Laut diesem SOK- Modell sollten Pflegende bezüglich jedem festgestellten Defizit
untersuchen, ob eine Selektionsentscheidung, eine Optimierungsbestrebung und
eine Kompensationsmaßnahme möglich sind.
Interventionen sollen nicht erst dann erfolgen, wenn einige Merkmale darauf
hinweisen, dass ein erhöhtes Sturzrisiko besteht, sondern schon nach Feststellung
eines einzigen Merkmals. Pflegende sollen den lokomotorischen Status verbessern,
äußere Risikofaktoren beseitigen und Hilfsmittel einsetzen, die erforderlich sind und
27
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.51 f.
28
Vgl. www.uni-trier.de/fileadmin/fb1/prof/PSY/EHK/Brandtstaedter/Ent-B-Stichworte5.pdf
15
den Zustand verbessern können. Wenn man die Interventionen auswählt, merkt man
wie wichtig eine gute Vorarbeit bei der Ressourcenerfassung ist. Zum Beispiel
können bei lokomotorischen Defiziten, Optimierungsmaßnahmen (wie
Trainingsmaßnahmen) Selektionsentscheidungen (wie Spazierengehen nur bei
günstigen Wetterbedingungen) und kompensatorische Maßnahmen (wie Gehhilfe
verwenden) in Frage kommen.
Optimal wäre es, wenn man bei Personen die sturzgefährdet sind, das häusliche
Wohnumfeld modifizieren könnte. Leider scheitert es hier sehr oft an den finanziellen
Beschränkungen. Selbst wenn man sich die Modifikation oder zumindest einen
kleinen Teil leisten kann, wird häufig nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Wenn
zum Beispiel ein älterer Mensch schon seit Jahren in der Nacht im Badezimmer
einen kleinen, schlecht platzierten Lichtschalter bedient, wird die Person den
größeren, gut platzierten Schalter nicht gleich finden. Deshalb muss im häuslichen
Bereich immer genau analysiert werden, inwiefern eine Modifikation zum
gewünschten Ziel führt. Daher ist es in der Wohnung oder im Haus der
sturzgefährdeten Person eher sinnvoll, technische Hilfsmittel anzubringen, welche
zum Beispiel im Falle eines Sturzes einen Notruf auslösen. Solche technischen
Hilfsmittel sind vor allem für Personen interessant, die alleine wohnen. So ist eine
schnelle Hilfeleistung garantiert und Sekundärschädigungen wie Unterkühlung oder
Druckstellen werden vermieden. Auch die Verwendung von Hüftprotektoren wurde in
Studien nachgewiesen.29
Sachziele, oder auch Planungsziele, dienen als Sollvorgaben. Sie geben vor, welche
Maßnahmen einzuleiten sind und diese Ziele sollen später bei der Evaluation
bestätigt werden.
29
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.52 f.
16
Im Rahmen der in einer umfassenden Sturzprävention formulierten Ziele, sollten ein
paar Kriterien erfüllt werden: die Definition der Ziele soll individuell, eindeutig und
operational sein. Außerdem soll der Zeitrahmen, in welchem das Ziel erreicht
werden soll, genau festgehalten werden.30
8.5.) Evaluieren
Sturzprävention umfassend und jeden Tag in den Pflegealltag zu integrieren stellt für
die Mehrzahl der Pflegedienste eine absolute Neuerung dar. Aus diesem Grund kann
es zu Implementierungsproblemen kommen, welche häufig durch fehlende
Akzeptanz bei den Pflegenden hervorgerufen werden. Deshalb ist es wichtig,
umfassende Sturzprävention durch planmäßiges und strukturiertes Vorgehen in die
Pflege zu integrieren. Um das erforderliche Höchstmaß an Akzeptanz bei den
Pflegenden zu erzielen, ist es notwendig, dass der erforderliche Aufwand in einer
Relation zum erzielten Nutzen steht und die eingesetzten Instrumente praxisnah und
verständlich sind. Um Implementierungsprobleme zu vermeiden ist es weiter nötig,
32
Patienten, Mitarbeiter und Kooperationspartner weitgehend mit einzubeziehen.
9.1.) Patientenbeteiligung
31
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.54
32
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.57 f.
33
Vgl. Habermann/ Wittmershaus (2005), S. 311
18
Seite stehen und Maßnahmen vorschlagen, aber das Individuum entscheidet
schließlich selbst was das Beste ist. Die beratenden Experten sollten unbedingt
geduldig und verständlich die vorgeschlagenen Maßnahmen erklären und begründen
und sich durch gezielte Nachfrage vergewissern, dass der Patient auch alles
verstanden hat.34
9.2.) Mitarbeiterbeteiligung
Pflegende allein können nicht alles was Sturzprävention betrifft selbst modifizieren.
Deshalb ist es wichtig, auch andere Gesundheitsdienstleister mit einzubeziehen.
Mitarbeiter des ärztlichen-, physiotherapeutischen- und ergotherpeutischen Dienstes
sollten miteinbezogen werden, und auch das Know-how von Fachleuten aus dem
Sanitätsfachhandel sollte genutzt werden.36
34
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.59
35
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.60 f.
36
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.61 f.
19
10.) Pflegerische sturzpräventive Maßnahmen
Das Risiko einen Sturz zu erleiden, lässt sich durch gezielte Maßnahmen senken.
Außerdem kann durch gezielte Maßnahmen das Ausmaß der sturzbedingten
Verletzungen in eine positive Richtung beeinflusst werden.
Ausdauer: „Ausdauer ist die Fähigkeit, eine bestimmte Belastung über eine möglichst
lange Zeit aufrechterhalten zu können ohne vorzeitig körperlich bzw. geistig zu
ermüden und sich so schnell wie möglich wieder zu regenerieren.“38
Unabhängig davon, ob in der Gruppe oder allein trainiert wird und welches
Trainingsprogramm ausgewählt wird, sollten gewissen Punkte beachtet werden:
41
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.64 f.
21
10.2.) Extrinsische Risikofaktoren ausschalten
Statistiken belegen, dass die meisten Stürze innerhalb der eignen vier Wände
stattfinden. Daher ist es notwendig, die Wohnung den jeweiligen Bedürfnissen
anzupassen, die Gefahren zu erkennen und zu beseitigen.
In der Toilette und im Badezimmer ereignen sich besonders oft Stürze. Daher ist es
sinnvoll, hier eine Tür zu montieren die nach außen öffnet, damit Helfer ungehindert
in den Raum kommen. Der Toilettensitz soll eine bequeme Höhe haben und
Stützgriffe sollten an Toilette und in der Dusche angebracht werden.
Bei Treppen sollte ein besonderes Augenmerk auf die Beleuchtung und den
Bodenbelag gelegt werden. Ein Handläufer sollte in der richtigen Höhe und stabil
montiert sein, dass man sich gut daran festhalten kann, oft ist es hier sinnvoll, sogar
beidseits einen Handläufer zu montieren.
Schränke und Schubladen sollen bequem und gut erreichbar sein und die täglichen
Gebrauchsgegenstände sollen so angeordnet sein, dass sie ohne bücken, strecken
oder Zehenstand erreichbar sind, da es in solchen Situationen häufig zu einem Sturz
oder Schwindelanfall kommt.
Bei den Möbeln muss darauf geachtet werden, dass sie stabil sind. Das gilt sowohl
für Stühle und Tische, als auch für alle anderen Möbelstücke die dazu einladen, dass
man sich daran festhält.
Die Heizungen im Wohnbereich müssen leicht regulierbar sein und gut funktionieren,
da ältere Menschen aufgrund der schlechteren Wärmeregulation und der
verminderten körperlichen Aktivität eine höhere Raumtemperatur brauchen.
In der Küche sollten die Wärmequellen (Gasherd!) und alle elektrischen Geräte so
funktionieren, dass Vergesslichkeit nicht gleich zu einer Katastrophe führt. Brände
führen häufig zum Tod bei älteren Menschen.
22
Schlechte Lichtverhältnisse stellen ebenfalls eine Gefahrenquelle für ältere
Menschen dar. Man sollte sich vor Augen halten, dass ältere Menschen 2-3 mal
soviel Licht benötigen als jüngere Personen. Daher sollten schwache Lichtquellen
gegen stärkere ausgetauscht werden. Die Lichtquellen sollen nicht blenden, am
Hauseingang sollte ein Bewegungsmelder angebracht werden, mit einem
langanhaltenden Intervall. Es sollten zusätzliche Lichtquellen angebracht werden
(Nachttischlampe) und es ist sehr sinnvoll, die Lichtschalter mit einer beleuchteten
Schalterabdeckplatte zu versehen, da so auch in der Nacht der Schalter problemlos
gefunden werden kann.42
Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, welche älteren Menschen helfen sollen ihren
Alltag leichter und vor allem sicherer zu meistern. Hierbei muss beachtet werden,
dass das Hilfsmittel an den Patienten angepasst werden muss und nicht umgekehrt.
Wenn ältere Menschen unsicher beim Gehen sind und Sturzgefahr besteht, ist das
sinnvollste Hilfsmittel eine Gehhilfe. Es gibt verschiedene Arten von Gehhilfen, die je
nach den Bedürfnissen des Individuums eingesetzt werden können. Die Auswahl der
geeignetsten Gehilfe sollte unter Miteinbezug eines Ergo- oder Physiotherapeuten
erfolgen und die richtige Anwendung sollte regelmäßig von Pflegepersonen überprüft
werden.
Gute Gründe für die Benutzung einer Gehilfe: Der ältere Mensch erhält
Unterstützung um sicherer weitere Strecken gehen zu können, ein Ausgleich zu
Defiziten durch muskuläre Schwäche, verminderte Balance und Schmerzen wird
ermöglicht und das Selbstvertrauen wird gestärkt.43
Der Gehstock wird als Balancierhilfe und zum Abstützen genützt .Gehstöcke gibt es
mit den verschiedensten Griffausführungen und in den verschiedensten Designs. Es
sollte nur auf jeden Fall auf die richtige Griffhöhe geachtet werden. 44
42
Vgl. Runge/ Rehfeld (1995), S. 276 f.
43
Vgl. Becker et. al (2003), S. 31
44
Vgl. http://www.zuhausepflegen.at/166.htm
23
Bei einer ausgeprägten Gangunsicherheit sollte ein Gehbock angeschafft werden.
Im Fachhandel kann man sich beraten lassen und sich die verschiedenen Modelle
ansehen. Es gibt viele unterschiedliche Modelle, zum Teil kann man sie sogar
zusammenklappen. Die Vorteile des Gehbocks sind, dass man sich mit beiden
Händen abstützen kann und er sehr stabil ist. Ein Nachteil ist, dass kein flüssiges
gehen mit dem Gehbock möglich ist, da er während der Standphase umgesetzt
werden muss. 45
Ein Deltarad ist ebenfalls eine Gehhilfe für gangunsichere Personen. Das Deltarad
hat drei Räder, links und recht je eines, und eines an der vorderen Spitze. Über dem
rechten und dem linken Rad befinden sich je ein Griff zum Festhalten und die
Bremsen. Das Deltarad ist schmäler und wendiger als der Rollator und dadurch auch
46
gut geeignet um es in den eigenen vier Wänden einzusetzen.
Wenn ein älterer Mensch sich dazu entscheidet eine Gehhilfe zu verwenden, sollten
ein paar grundsätzliche Punkte bei der Auswahl beachtet werden:
45
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.70
46
Vgl. http://www.pflegewiki.de/wiki/Deltarad
47
Vgl. Habermann/ Wittmershaus (2005), S. 306
48
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.70
24
Weitere Hilfsmittel, welche sich vor allem bei Demenzkranken Patienten anbieten
sind elektronische Überwachungssysteme. Demenzkranke Patienten neigen dazu,
aus dem Haus weglaufen zu wollen. Wenn ein solcher „Ausbruchsversuch“
erfolgreich ist, kann das zu sehr gefährlichen Situationen führen, wie zum Beispiel
Gefährdung durch den Straßenverkehr, Sturzgefahr wegen Erschöpfung, aber auch
Unterkühlung oder Erfrierungen im Winter. Oft finden Demenzkranke aber auch in
ihren eigenen vier Wänden eine Bezugsperson nicht oder die Toilette ist
unauffindbar. Das führt dann zum Umherirren im Zimmer oder Haus, der Patient
bekommt Angst und ist vollkommen orientierungslos. Durch den Einsatz von
elektronischen Überwachungssystemen kann diesen Personen wieder ein Gefühl
von Sicherheit zurückgegeben werden. Es gibt verschiedene Arten von Sicherungs-
und Überwachungssystemen:
Tür mit generalisierter Alarmfunktion: Ein Alarm wird ausgelöst, sobald eine
Person durch die Tür geht.
Tür mit individueller Alarmfunktion: Ein Alarm wird ausgelöst, sobald eine mit
einem Chip ausgestattete Person durch die Tür geht. (z.B. in Form eines
Armbandes)
Bettsensoren: Ein Bettsensor ist ein Chip, der unter die Matratze des
Patienten platziert wird und bei Druckentlastung einen Alarm auslöst. Dieser
Sensor ist bei Patienten sinnvoll, die die Rufanlage nicht mehr bedienen
können.
Bewegungsmatten: So eine Matte wird meist vor dem Bett platziert und bei
betreten wird ein Alarm ausgelöst.
Bewegungsmelder und Lichtschranke: Ein solcher Melder wird durch eine
Bewegungsaktivität, wie das Verlassen des Zimmers oder das Verlassen des
Bettes ausgelöst. Es gibt auch hochwertige Systeme, welche dann
automatisch ein Licht aktivieren. Das wiederrum verringert das Sturzrisiko
beim nächtlichen Toilettengang.
Küchen- und Herdsicherungen: Im häuslichen Wohnumfeld kann es im
Einzelfall sinnvoll sein, eine Küchen- und Herdsicherung zu verwenden.
Patientennotrufsysteme: Für Patienten die noch in ihrem eigenen Haus oder
ihrer eigenen Wohnung wohnen, empfiehlt es sich, ein Patientennotrufsystem
25
zu tragen. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, das in Form einen
Armbandes oder Halsbandes am Körper getragen wird. Durch einen
Tastendruck wird ein Notruf ausgelöst. Es gibt auch Notrufsysteme die mit der
Telefonanlage gekoppelt sind, sodass Sender und Empfänger miteinander
kommunizieren können. Durch so ein Notrufsystem kann verhindert werden,
dass alte, alleinlebende Menschen Stunden, oder gar Tagelang hilflos in der
Wohnung liegen.
Ein weiteres geeignetes Hilfsmittel für sturzgefährdete Personen ist das Verwenden
von Protektoren. Durch Protektoren können zwar Stürze nicht vermieden werden,
aber nachweislich werden die Sturzfolgen gemindert und durch Hüftprotektoren wird
ein gewisser Schutz vor den sehr gefürchteten Schenkelhalsfrakturen geboten.
Der Protektor wirkt so, dass bei einem Sturz die auftretende Bewegungsenergie
absorbiert und so abgemildert wird. Die Bewegungsenergie wird umgelenkt und
möglichst großflächig auf das Gewebe verteilt.
Zwei Sturzvarianten treten in der Praxis besonders häufig auf. Das ist zum einen der
Sturz aus dem Bett, und zum anderen der Sturz auf der Treppe. Sowohl Stürze auf
der Treppe als auch aus dem Bett, führen zu besonders schwerwiegenden
Verletzungen und in der Praxis passiert es sehr häufig, dass hier mit
kontraproduktiven Präventionsansätzen gearbeitet wird.
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Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.71 ff.
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11.1.) Sturz aus dem Bett
Leider werden heutzutage noch immer sehr häufig, sowohl im Intra-, als auch im
Extramuralen Bereich, freiheitsbeschränkende Maßnahmen getroffen um Stürze zu
vorzubeugen. Hierzu zählen Maßnahmen wie die Anbringung eines Bettgitters und
sogar die Fixierung des Betroffenen mit einem Gurtsystem. Diese Maßnahmen sind
schon lange überholt und man weiß heute, dass diese freiheitsbeschränkenden
Methoden sogar einen gegenteiligen, negativen Effekt erzielen.
Diese Maßnahmen lösen bei Menschen die desorientiert und agitiert sind
einen Fluchtimpuls aus. Alle Kräfte werden aktiviert, um das Bettgitter zu
übersteigen oder die Gurte zu lösen.
Wenn es dem Patienten gelingt das Bettgitter zu übersteigen, kommt es durch
die viel größere Fallhöhe zu weitaus folgenreicheren Stürzen. Außerdem wird
das Bettgitter meistens zuerst mit dem Oberkörper überstiegen, was bei einem
Sturz zu schwersten Verletzungen im Bereich des Kopfes und der
Halswirbelsäule führen kann.
Beim Versuch sich aus der Fixierung des Gurtsystems zu befreien, kann es zu
ähnlichen typischen Verletzungen kommen, bis hin zu
Strangulationsverletzungen.
Wie bereits in einem früheren Kapitel genauer beschrieben, führen dauerhafte
Immobilisierungsmaßnahmen zu negativen Folgen für den Patienten und sind
daher unbedingt zu unterlassen!50
50
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.81 f.
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11.2.) Sturz auf der Treppe
Normalerweise kommt es bei einem Sturz zu einem einmaligen Aufprall des Körpers.
Wenn man auf einer Treppe stürzt, schlägt der Körper mehrmals auf der Treppe auf,
man „rollt“ unkontrolliert die Stiegen hinab. Daher führen Stürze über die Treppe sehr
oft zu schweren, bis hin zu tödlichen Verletzungen. Aus diesem Grund ist es äußerst
wichtig, bei der Analyse des Wohnumfeldes den Treppenbereich vorrangig zu
betrachten. Bei baulichen Veränderungen im Treppenbereich sollte die Kostenfrage
in den Hintergrund treten, da dieses extrem hohe Risikopotential unbedingt minimiert
werden soll. Es empfiehlt sich, eine geeignete Checkliste für Gefährdungen und
Maßnahmen an Treppen zu verwenden.
Gefährdungen Maßnahmen
51
Vgl. Pierobon/ Funk (2007), S.82 f.
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12.) Diskussion – Ausblick
Das Thema Sturzprävention ist ein sehr häufig diskutiertes Thema im Pflegebereich.
Leider wird diesem wichtigen Thema, sowohl in den eigenen vier Wänden, als auch
im öffentlichen Bereich, noch immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Daher bin
ich der Meinung, dass ein sehr wichtiger Schritt die Aufklärungsarbeit ist. Ältere
Menschen die noch in ihrem zu Hause wohnen, wollen sehr oft keine
Veränderungen. Dabei kann schon durch kleine Veränderungen viel zur eigenen
Sicherheit beigetragen werden. Aufklärungen darüber, wie wichtig diese präventiven
Maßnahmen sind, könnten sehr zur Akzeptanz beitragen. Es ist äußerst wichtig, dass
die betroffenen Menschen und die Angehörigen die Gefahrenquellen kennen und
darauf aufmerksam gemacht werden, da ja im eigenen Wohnbereich oft eine gewisse
„Betriebsblindheit“ herrscht, und die Gefahrenquelle vielleicht erst beim genaueren
hinsehen als solche identifiziert werden kann.
Nun habe ich überlegt, wie man solche Menschen am besten über Sturzprävention,
Gefahren und Maßnahmen informieren könnte. Eine sehr gute Möglichkeit wären
meiner Meinung nach Informationsbroschüren, die dann vielleicht vom
Hausarzt/Hausärztin, vom physio- oder ergotherapeutischen Dienst bei Konsultation
überreicht werden. Das Informationsmaterial müsste natürlich gut und leicht
verständlich sein und eventuell mit Bildern von den Gefahrenquellen versehen sein.
Dadurch kann zwar professionelle Hilfe nicht ersetzt werden, aber man hat einen
Denkanstoß und ändert vielleicht zumindest kleine Dinge wie zum Beispiel, dass man
sich passendes Schuhwerk zulegt, oder Leuchtstreifen an der ersten und der letzten
Treppenstufe anbringt.
Als ich mich jetzt mit diesem Thema befasst habe, musste ich auch unwillkürlich an
meine Großeltern denken und mir sind in Ihrem Haus sofort zahlreiche kleine Details
aufgefallen, die „versteckte Fallen“ sind, und kostengünstig und einfach zu beheben
wären. Auch wenn sie wie erwartet nur teilweise für meine Ratschläge empfänglich
waren, haben sie sich den einen oder anderen Tipp zu Herzen genommen und sich
vorgenommen etwas zu ändern. Meiner Meinung nach ist es genau das, was zählt.
Die Menschen auf dieses Problem aufmerksam zu machen und so zum Handeln zu
animieren.
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Wie bekannt ist, werden Stürze noch wahrscheinlicher, wenn ältere Patienten in ein
Heim oder ins Krankenhaus müssen. In diesem Umfeld geschehen vermehrt Stürze,
deshalb ist es sehr wichtig, die Pflegekräfte auf diese Problematik ganz gezielt
hinzuweisen und Schulungen und Fortbildungen anzubieten. Wie schon in meiner
Arbeit erwähnt, ist in zahlreichen Heimen und Krankenhäuser noch immer
Immobilisierung ein häufig genutztes Instrument zur Sturzprävention. Es muss hier
wirklich viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, um diese Praktiken zu ändern und
aufzuzeigen, dass das nicht die richtige Lösung ist. Denn auch wer zum „alten Eisen“
gehört, verdient es, eine möglichst hohe Lebensqualität zu haben.
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13.) Literaturverzeichnis
www.uni-trier.de/fileadmin/fb1/prof/PSY/EHK/Brandtstaedter/Ent-B-Stichworte5.pdf -
Stand: 17.12.2008
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