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KUNST AUF INSTAGRAM

Diese Instagramstorys, die gucken bei mir am Tag 20.000 Leute. Also schafft es mal, 20.000
Leute durch eine Galerie zu schleusen. Was ich oft geschrieben bekomme, gerade von jungen
Menschen auf Instagram, dass ich ein Vorbild für die bin.
Kunst auf Instagram. Ziemlich angesagt. Besonders auch bei jungen Leuten.
Aber wer erfolgreich sein will, muss auffallen. Selfies, pinke Haare, Alditüte.
Ich dränge sozusagen auch in die Öffentlichkeit. Das ist ein Vorteil, den ich habe. Also ich mein,
alles was ich mache und was ich auf Instagram poste, ist natürlich bedacht. Ich probiere mich halt
auch abzusondern von der Masse, ganz klar.
Wir treffen Künstler wie Lars Eidinger und Alexander Höller. Sie haben sich mit Social Media
groß gemacht – und verdienen jetzt teilweise ganz ordentlich. Sowas kostet jetzt auf dem Markt
ca. 23.000 Euro.
Aber funktioniert das wirklich – Kunst erfolgreich auf Insta? Oder ist es nur heiße Luft? Das
wollen meine Kollegin Anne und ich wissen. Anne steht in diesem Film hinter der Kamera. Hallo.
Da rein? Dann kommen wir mal rum. Auf Instagram gibt es viele Künstlerinnen und Künstler.
Er hier ist uns besonders aufgefallen: Alexander Höller. Volltätowiert, knallige Farben, kitschige
Texte. Find ich ein bisschen übertrieben, vor allem das Rumgepose. Aber scheint ja zu
funktionieren. Alexander hat es mittlerweile auf fast 40.000 Follower gebracht. Ne Menge für
einen Künstler. Wir wollen wissen, warum er so gut ankommt. Er hat uns in sein Atelier nach
München eingeladen.
Coronatest haben wir natürlich gemacht. Das ist schon bisschen, wie ich mir das vorstelle, so als
Künstler. Paar Bier, paar Prosecco. Rock’n’Roll. Alexander ist erst 24. Er sagt, mit 14 habe er
sich mit dem Geld vom Ferienjob ein Airbrushset gekauft und seitdem jede freie Minute in die
Kunst gesteckt. Heute steht Alexanders Atelier voll mit Leinwänden. Insgesamt etwa 100 Bilder.
Alle aus den letzten paar Jahren. Und der Teppich ist voller Farbe. Überziehschuhe, damit die
schönen Schuhe vom Johannes nicht dreckig werden. Alexander sagt, einige Käufer seien schon
im Sportwagen zum Atelier gekommen, mit beigen Lederschuhen rein, mit bunten wieder raus.
Aber bevor er zur Farbe greift, zeichnet er erstmal Skizzen. Die Challenge ist halt wirklich, dass
du diesen Strich, diese Dynamik, die du jetzt in kleinen Zeichnungen gut hinbekommst, dass du
die halt auch im Großen hinkriegst. Wie viel würde der Wert sein? Sowas kostet auf dem Markt,
wenn es in der Galerie verkauft wird, circa 23.000 Euro. Wie viel hättest du dafür vor 2 Jahren
bekommen? Vor zwei Jahren vielleicht 8, 10. 8.000, 10.000 (Euro) sowas. Und ganz am Anfang
vor 10 Jahren, als ich angefangen habe, habe ich meine ersten Bilder noch für 250 Euro verkauft.
Ziemlich schneller Aufstieg. Kurze Biografie: In der elften Klasse bricht Alexander die Schule
ab. Schafft es später ohne Abitur auf die Kunstakademie.
Schon während des Studiums postet er seine Werke auf Facebook und Instagram. Die kommen
gut an, die Preise steigen. Man bezahlt ja jetzt nicht den Ist-Zustand von dem Bild. Sondern man
bezahlt ja das komplette Know-How, was ich mir die letzten Jahre- oder was sich ein Künstler
generell angeeignet hat. Naja jetzt bin ich noch sehr jung. Ich werde jetzt 25, bin jetzt noch 24.
Aber ich glaub, dass ich einfach in meinen jungen Jahren schon mehr gearbeitet habe, als alle
anderen. Und deshalb jetzt auch da bin, wo ich bin. Klingt arrogant. Aber faul ist Alexander nicht.
Er malt so viel, dass sein Atelier inzwischen zu klein ist für die ganzen Bilder. Oha. Einiges lagert
deshalb im Gebäude nebenan. Ich arbeite halt dann wie ein Besessener.
Also ich mach jetzt nicht irgendwie, dass ich so von 9 to 5 irgendwie mache, sondern ich male
dann - ich schlaf dann auch nur 3, 4 Stunden. Ich hab z.B. früher auch so Phasen gehabt, da habe
ich komplett irgendwie zwei Tage die ganze Welt um mich außenrum vergessen. Da haben sich
Leute dann schon sorgen gemacht, wenn ich nicht geantwortet habe. Alexander erzählt, dass er
seit Beginn der Pandemie noch kreativer sei als sonst. Da vorne komm ich rum, oder? Das stößt
da nicht an, oder? ja, ja, ja. Hast noch zehn Zentimeter.
Sehr gut. Ja super, bist vorbei. Cool. Er arbeitet gerade an vielen Werken gleichzeitig. Das ist
eins davon. Manchmal stehen die Bilder monatelang rum, dann schleift er wieder alles ab und
übermalt das Ganze. Jetzt denke ich mir, du fährst hier mit deinem 20.000-Euro-Auto gegen Ecken
und Kanten. Das Ding ist, noch ist es alles einfach Material. Zusammengefügte Materie. Ich habe
ja jetzt quasi seit einem halben Jahr mit ner neuen Serie angefangen: Der stumme Schrei. Ich
glaube, dass gerade bei jungen Menschen, die neuen Bilder jetzt, die wir jetzt hier auch sehen, viel
Verständnis erwecken. Weil es ist ein Generationsschrei.
Ich glaube, dass uns zur Zeit allen so ein bisschen zum Schreien manchmal zu mute ist, auf Grund
der aktuellen Situation. Bei jungen Menschen kommt er gut an, weil er mit seiner Kunst dort ist,
wo junge Menschen sind: Auf Social Media. Was ich oft geschrieben bekomme ist, gerade von
jungen Menschen auf Instagram, dass ich ein Vorbild für die bin. Und ich war halt damals einer
der Ersten gewesen. Also ich habe ganz früh auf Facebook angefangen, eigentlich von Anfang an.
Ja, da einfach auch versucht irgendwie durch dieses Medium - wozu es, finde ich, auch da ist -
Leute zu erreichen, die jetzt vielleicht nicht tagtäglich mit der Kunst in Berührung kommen, weil
es eben vielleicht eine Barriere gibt, Angst gibt irgendwie in eine Galerie zu gehen. Und ich da
vielleicht - Also ich habe mir auch bisschen so als Aufgabe gemacht: Das Ganze so einfach
anfassbar zu machen.
Aber jetzt nicht in dem Sinne, so dass es irgendwie gefaket rüber kommt, sondern dass es echt ist.
Also wenn ich hier irgendwie nachts um 4 Uhr arbeite, dann poste ich eine Story und dann ist das
echt. Dann ist das nicht irgendwie gespielt oder so, sondern das bin ich. Wie es aussieht, wenn er
nachts arbeitet? So. *Alexander malt* Der kam ja jetzt vergleichsweise schüchtern rüber. Also
auf Instagram wirkt der so punkig und tätowiert und laut. Und ich glaube, das muss man schon
auch sein, um die Bilder zu verkaufen, um den Erfolg zu haben, den er hat. Weil, ich weiß nicht,
ob er mit dieser ruhigen Art, die er hier mit uns hatte, wirklich den gleichen Erfolg hätte. Wie viel
Show braucht es also, um mit Kunst erfolgreich zu sein? Eine Antwort suchen wir hier. Ein paar
Monate vorher in Köln. Ausstellungseröffnung mit Bildern von Lars Eidinger. Er ist Schauspieler
und DJ. Und macht jetzt auch Fotokunst.
Er steht gern im Rampenlicht, geht gern mal etwas zu weit. Viele meiner Freunde sind genervt
von ihm. Weil er wieder zeigt, wie toll sein Körper ohne Klamotten aussieht. Oder weil er mit
einer Alditüte vor dem Schlafplatz von Obdachlosen posiert. Gerade deshalb wollen wir ihn
treffen. Wenn jemand weiß, wie man auf sich aufmerksam macht und erfolgreich wird, dann er.
Ich habe immer so Angst, dass ich mich verschreibe. Heute sind einige Fans gekommen, um ein
handsigniertes Bild zu kaufen. Oder sich die Bravo unterschreiben zu lassen. Ach ich freue mich
wahnsinnig, vielen vielen Dank! Ja gerne, danke fürs Kommen! Danke, Danke, Danke - Danke!
Ja gerne. Unter den Besuchern sind auch eine Menge junger Leute. Fast alle wegen Social Media
hier. Ja also ich bin auf die Ausstellung aufmerksam geworden über die Insta-Stories von Lars
Eidinger. Wir sind große Lars Eidinger-Fans. Genau, ja! Warum? Ich würde sagen Instagram,
eigentlich. Er macht halt so wahnsinnig viel und das ist was, womit wir glaube ich selbst als
Kunststudierende viel anfangen können.
Sehr impulsiv, was er macht, ne. Also er ist so ungefähr der Einzige, dem ich richtig verfolge -
vor allem, was die Stories angeht und so. Sehr inspirierend! Die Fotos hat Lars mit dem Handy
gemacht und sie in einem Fotobuch veröffentlicht. Außerdem hat er sich von Künstler Erwin
Wurm in Gips gießen lassen. Aber würde es diese Ausstellung geben, wenn Lars Eidinger nicht
Lars Eidinger wäre? Ne provokante Frage an eine Person, die ganz gern provoziert. Das stimmt
übrigens nicht, ne. Dass du gern provozierst? Ja, überhaupt nicht. Ich möchte überhaupt nicht
provozieren. Ich habe noch nie irgendwas gemacht, um damit zu provozieren. Also finde ich auch
verheertes, verheerenden Ansatz. Wenn dann Provokation in einen positiv konnotierten Sinne,
also dass ich sage, ich möchte eine Reaktion provozieren. Provokation um der Provokation Willen
führt meiner Meinung nach immer zu Distanz und genau das will ich vermeiden. Meine
provokante Frage war: Ob die Bilder hier auch hängen würden, wäre Lars Eidinger nicht der aus
den Medien bekannte Lars Eidinger? Ja. Aber dann würde hier keiner kommen. Die Tatsache,
dass ich ein „prominenter Schauspieler“ bin, die hat mir, glaube ich, überhaupt erst die
Möglichkeit gegeben, meine Bilder zu zeigen, mein Fotobuch zu veröffentlichen - klar. Ist glaube
ich auch nochmal was anderes: Ist einfach der unbedingte Wille, sich zu zeigen und zu
präsentieren, und den haben manche Leute nicht. Sich zeigen, das geht halt besonders gut auf
Social Media.
Diese Instagram-Stories, die 24 Stunden im Netz sind, die gucken bei mir am Tag 20.000 Leute.
Also schaff das mal, 20.000 Leute durch eine Galerie zu schleusen. Und wenn man dann in
gewisser Weise einen Kunstanspruch verfolgt, dann ist das natürlich eine wahnsinnige Power, die
man da hat. Also da beneidet einen jede Galerie drum. Also das könnte man auf jeden Fall auch
sagen: Ohne Instagram würde ich hier auch nicht sein. Also ich habe über Instagram meinen
Galeristen kennengelernt, die Leute haben über Instagram meine Fotografien kenngelernt, auf
jeden Fall. Ich sage ihm, dass ich gerade durch Instagram manchmal das Gefühl habe, dass Kunst
nur noch wie ein Produkt wirkt. Ich glaube, dass der Kunstmarkt immer noch was sehr
Überschaubares, sehr Elitäres ist. Es gibt Maler, für die ich mich interessiere, von denen ich auch
schon Sachen gekauft habe, die in den letzten Jahren so extrem im Preis gestiegen sind, dass ich
sage: Ok aber, also um das Bild jetzt zu kaufen, müsste ich zwei Filme drehen, damit ich mit der
Netto-Summe, die ich dafür kriege, das Bild kaufen könnte. Und das steht für mich in keinem
Verhältnis, dafür, dass ich an einem Film zwei Monate drehe, ja. Es schließt plötzlich so und so
viele Leute aus, also keiner kann sich das leisten. Und dann habe ich auch teilweise an die Galerien
geschrieben: Für wen sind die Bilder eigentlich, also wer sind denn eure Käufer, wer sammelt die
denn? Und das sind dann halt irgendwelche Investoren oder Multimillionäre.
Die große Skulptur hinter ihm ist übrigens ein Gipsabdruck von seinem Arm. Preis: 90.000 Euro.
Möglich gemacht hat die Ausstellung der Galerist Nils Müller. Seine Galerie Ruttkowski;68
gehört zu den Adressen deutscher Popkultur. Nils kennt sich aus in der Kunstszene und ist auch
digital am Start. Auf Insta verkauft er sogar schon. Drucke zum Beispiel. Wir haben natürlich
gewisse Preisranges, die dann mal günstiger sind. Ich sag mal so ne Range von 500 Euro bis 2000.
Da passiert dann ganz viel Verkauf tatsächlich über die DMs - also Direct Messages. Und das ist
schon ganz interessant, wie produktiv dann auch Instagram sein kann. Ja. Also muss man
mitnehmen, finde ich. Ist es zugänglicher geworden dadurch? Ja, ich glaube das ganze Social-
Media-Ding ist halt Sodom und Gomorrha. Man kann sich da die Rosinen raus picken, man kann
sich aber auch viel zu viel darin aufhalten. Definitiv weitet das den Markt oder öffnet es, es macht
halt zugänglich, das ist auch wichtig, ne Nahbarkeit zu schaffen auch als Galerie und natürlich
haben auch die ganzen Künstler ihre eigene Plattform und können sich da ausdrücken. Am Abend
nimmt uns Nils noch mit in seine zweite Galerie in Köln. So, hier hat alles angefangen. Wie lange
ist das her? Genau 10 Jahre. Welcome. Wie alt warst du denn, als du angefangen hast? Mit der
Galerie? Ich muss rechnen: 10 Jahre zurück, 28. Ist jung, oder? Ja für so’n Durchschnitts- als
Galerist, ich glaub schon, ja tatsächlich. Ich bin so ins kalte Wasser gesprungen. Was hier hängt,
steht Morgen zum Verkauf. Dann startet eine Ausstellung zum zehnjährigen Jubiläum von
Ruttkowski;68. Nils sagt, wahrscheinlich sei am Ende des Tages schon alles weg. Die Preise?
5.000 bis 25.000 Euro. Auf dem Kunstmarkt geht es oft noch um ganz andere Summen.
Millionenbeträge. Wenn ich diese- ich sag mal, wenn ich jetzt ein Narr wäre, ja, und in einer
kurzen Zeit viel Geld verdienen möchte, dann kann ich auch Hochstapler sein und könnte flippen
ohne Ende, könnte sehr viel Geld verdienen, würde mir aber doch meine eigene Zukunft verbauen.
Flippen heißt im Prinzip spekulieren mit Kunst? Spekulieren genau. Das machen sehr viele und
da muss man eben auch seine Künstler vor schützen, tatsächlich. Weil eh, also wir haben jetzt
auch zwei, drei Künstler die schon so ins Visier kommen von eben auch dem sekundären Markt,
also vom Flippern.
Da muss man halt schauen, protecten und wenn man eben weiß: Ok, Sammler XY kennt man
nicht, der will ganz schnell ganz viele Arbeiten kaufen, da muss man wirklich aufpassen, ja.
Primär wird Kunst noch immer durch Galeristen wie Nils verkauft. Wird sie dann von
Auktionshäusern oder Kunsthändlern weiterverkauft, spricht man vom Sekundärmarkt. Dort
treiben sich auch die Flipper rum. Spekulanten, die mit Kunst das große Geld machen wollen.
Aber selbst in der Ruttkowski;68 ist Kunst wie diese nicht billig. Wer kauft denn das, wenn ich
jetzt mal fragen darf? Du? Würdest du es kaufen? Ich glaube, es gefällt mir nicht so richtig gut -
aber das ist ja auch Geschmacksache. Und ich denke ehrlich gesagt auch, dass ich es mir nicht
leisten kann, oder? Hmm ja, das ist halt - ja. Das ist- Kunst ist natürlich teuer.
Heißt in diesem Fall: 8.000 Euro. Das wird auch oft falsch verstanden. Kunst kann man ja auch
schon konsumieren, in dem man es sich einfach anschaut, ja. Also der Besitz von Etwas, das ist
natürlich der nächste Schritt. Nils sagt, kaufen würden Sammler:innen, aber auch erfolgreiche
Kreative, die sich ein Stück Subkultur besitzen wollen. Einige sind über Instagram auf seine
Galerie aufmerksam geworden. Was hälst du denn von Leuten, die über Instagram ihre Kunst
vermarkten, damit erfolgreich sind, an Galerien vorbei und die sich selber dann so hochhypen?
Da gibt es natürlich Spezialisten oder Menschen, die es wirklich schaffen, in diesem Frame perfekt
nach außen dar zu stehen und da gibt es natürlich auch viele Künstler. Und das ist doch auch ok.
Also Platz ist ja da auf dieser Welt. Ob ich das persönlich dann gut finde, ist eine andere Frage.
Das muss man individuell sehen, tatsächlich. Ist das eine politisch korrekte Antwort, ne. Fame,
der nur durch Social Media kommt, davon scheint Nils nicht viel zu halten. Zurück in München.
Hallo. Alexander Höller will uns sein neues Atelier zeigen. Noch ist alles im Aufbau. In ein paar
Tagen will Alexander hier mit seiner ganzen Kunst einziehen. Dreimal so groß wie sein altes
Atelier. Ja ist auf jeden Fall ne Menge Holz hier. Er braucht Platz, so steil geht’s bei ihm bergauf.
Alexander erzählt, seine ersten Bilder würden bald im Museum hängen – in Schweinfurt. Schon
abgefahren. Er ist erst seit einem Jahr fertig mit der Kunstakademie. Ich muss zugeben, ich hab
ihn unterschätzt. Er ist nicht nur jemand, der sich gut verkaufen kann.
Ja, ich bin am 08.08.96 geboren, und ich bin erst 24, aber dieses Vorurteil irgendwie, dass man
als junger Mensch auch nicht irgendwie einfach was gut kann, oder was besser kann, als vielleicht
ältere Menschen, das ist bisschen das, was ich auch brechen will. Wenn die anderen im Sommer
am See Party gemacht haben, war ich halt irgendwie im Atelier bei 30 Grad, bzw. damals noch in
der Garage gestanden, weißt du. Das sehen halt immer die Wenigsten, so, dass halt von Nichts
auch Nichts kommt. Trotzdem fragen wir uns, wie viel Alexanders Aussehen zu seinem Fame
beiträgt. Wie sehr er darauf achtet, sehen wir gleich beim Termin mit seinem Schneider. Aber
auch schon auf dem Weg dahin. Bist du jetzt quasi mit deinen Tattoos auch so eine Art lebendes
Kunstwerk? Schon bisschen, ja. Ich finde irgendwie, es ist spannend sich so immer weiter zu
transformieren. Sich selber auch so ein bisschen zum Kunstwerk zu machen. Ich habe mir zB.
letztes Jahr bei meiner Ausstellung in Köln auch am Abend der Vernissage tätowieren lassen. Hier
auf der Handkante „Sturm“. Das war der Titel der Ausstellung. Auf seine Stirn hat Alexander
sich “The Emotion Artist” tätowieren lassen – der gefühlvolle Künstler.
Den feiern die Promis: Ralf Möller, Dieter Bohlen, Arnold Schwarzenegger – sie alle haben Kunst
von Alexander gekauft. Du machst ja auch viel mit Stars, sage ich mal. Also du zeigst dich mit
denen und hast die auch auf deinem Insta-Profil verlinkt. Ist das so ein Übel, was man mit nimmt,
oder findest du das schon auch geil, dass die da am Start sind? Puh, kommt drauf an. Also.
Letztendlich bin ich ein Typ, der sich mit Menschen umgibt, die mir irgendwie was bringen, was
geben und denen ich auch was geben kann und die ich mag und die mich mögen. Und ob jetzt
ein Arnold Schwarzenegger auf einer Vernissage oder Kumpels, letztendlich geht es um die
Kunst. Aber ist dir bewusst, dass die deinen Wert steigern? Ich sag mal so, ich bin — unter uns
jetzt — ich bin stolz drauf, wenn zum Beispiel auch ein Oliver Kahn ein Bild von mir hat, weil
das war zB. ein Kindheitsidol von mir gewesen. Ich habe mir mit 8 Jahren damals das erste Trikot
gekauft, ich war halt auch Torwart gewesen.
Und ja, da bin ich dann natürlich auch stolz, wenn die dann auch was von mir haben, ein Teil von
mir haben. Der Alexander, den wir bisher erlebt haben, ist ziemlich anders, als der von Instagram.
Ist sein digitales Ich dann einfach nur Show? Beim Schneider kommen wir der Antwort ein Stück
näher. Wir sind in der Luxusstraße von München. Alexander sucht hier ein besonderes Hemd.
Alles gut bei dir? Ja, doch. Wie geht es dir? Auch okay, Dankeschön. Das Hemd, das er
eigentlich haben wollte: Zu teuer. 3.500 Euro. Das ist auch ihm zu viel. Aber sein Schneider hat
noch eine günstigere Alternative. Das ist nur ein Beispiel, natürlich. Der Stoff ist ja auch immer
super. Finde ich gut. Weißt du, den Unterscheid zwischen— Siehst du, das ist so ziemlich hart.
Das ist zu hart. Ich finde, das hat auch was von Serviette, irgendwie. Das ist schöner, das ist
weicher, das ist eleganter — ja. Genau. Gut. Schön. Nächster Schritt: Stoffauswahl. So dann
haben wir ein Klassik-Weiß. Das ist auch ein bisschen durchsichtig, das ist ganz schön auch für
deine Tattoos. Ich finde auch, oder? Was meinst du? Schon. Okay. Jetzt Alexander, nochmal
so — danke dir. Die günstigere Alternative kostet 700 Euro. Im Atelier hatte uns Alexander noch
gesagt, dass er meist irgendwelche Band-Shirts trage, nicht besonders auf seine Kleidung achte.
Wie passt das denn zusammen? Durch dein Insta habe ich das Gefühl, das ist alles schon
durchdesignt.
Du hast da deine Klamotten, die maßgeschneidert sind und auch eine bestimmte Ästhetik da drin.
-Total. Und das hilft alles, dem, wer du als Künstler bist und dann im Endeffekt auch deinem
Erfolg. Ich gebe dir da vollkommen Recht. Also ich mein, alles was ich mache und was ich auf
Instagram poste, ist natürlich bedacht. Aber, so bin ich halt. Also, es gibt diese zwei Personen:
Es gibt diese super extrovertierte Person, die kein Limit kennt. Und dann gibt es aber auch die
sehr nachdenkliche, ruhige, introvertierte Person. Aber ich finde halt schon irgendwie, je nach
dem, wie man halt auch wirken will, so muss man auch erscheinen. Also ich, keine Ahnung, ich
probiere mich halt auch abzusondern von der Masse, ganz klar. Dabei helfen eine auffällige Frisur,
Tattoos am ganzen Körper – und eben Designerklamotten. Aber Alexander kassiert nicht nur
Likes mitknalligen Fotos auf Insta, sondern arbeitet auch ganze Nächte allein im Atelier. Am Ende
des Tages sind wir noch auf ein Bier an der Isar. Hier sitzt Alexander häufiger und zeichnet. Ich
male jetzt den Bierteufel. So, braucht auch auf jeden Fall noch ein paar Augenringe. Alexander
sagt, dass die Künstlergeneration vor ihm bei so einen Film eher nicht mitgemacht hätte. Damals
hätten sich nur wenige Künstler so ins Rampenlicht gestellt. Auf deinem Instagram-Account bist
du zu sehen, deine Kunst auch, aber du ganz viel. Und es wirkt schon, als wenn du das auch
bewerben müsstest mit dir als Person, was du dort auf der Leinwand machst. Sagen wir so, ich
nutze mich selber aus. Es ist eine krasse Aussage, aber ich glaube, Künstler ist ein Auftrag,
irgendwie. Und deshalb ist auch nicht jeder irgendwie— also, weißt, was ich mein? Das ist
irgendwie so, nicht jeder kann das. Also du musst da auch irgendwie über deine Grenzen
rausschießen, teilweise. Und im Prinzip dich hinten an der Kunst stellen. Es hat so einen Unterton
von Pathos. Weißt du, was ich meine? Ich bin so ein Gesamtkunstwerk, ich bin.. Ich weiß nicht,
ich finde halt Kunst ist irgendwie, es kann nicht sein das Kunst nur darin besteht, um irgendwie
schöne Gegenstände herzustellen, die sich reiche Leute an die Wand hängen, so. Das ist, glaube
ich, nicht der Sinn von Kunst. Ich glaube, der große Sinn ist irgendwie, dass wirklich eine Message
vertreten wird. Und jetzt mit der neuen Serie merke ich, dass es bei mir einfach genau den Nerv
der Zeit trifft. Der Nerv der Zeit ist außerdem: Kunst nicht nur in Galerien, sondern auch auf
Social Media.
Für junge Künstlerinnen und Künstler führt daran kaum ein Weg vorbei. Wer sich selbst in Szene
setzt, ist dabei klar im Vorteil. Sieht manchmal nach viel heißer Luft aus, aber wir haben gelernt:
Ohne harte Arbeit kein Erfolg. Nur mit tollen Fotos auf Instagram wird niemand zum nächsten
Picasso. Auf Social Media gibt es natürlich noch viel viel mehr erfolgreiche Künstler:innen. Wem
folgt ihr denn so und wen feiert ihr? Schreibt es gerne in die Kommentare. Und wo wir schon
beim Thema Kunst sind: Darum geht’s auch beim Kanal Sounds Off - zum Beispiel in dem Video,
was wir euch verlinkt haben. Da zeigt eine Berliner Elektro Musikerin, dass sie auch ziemlich
genau weiß, wie man auf sich aufmerksam macht.

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