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Klassenarbeit Deutsch Klasse 7/4

Thema: „Inhaltsangabe zu einer Kalendergeschichte schreiben“ 17.01.2018

Name: ___________
Text

Johann Peter Hebel (1760-1826)


Der kluge Richter (1805)

Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht
war, aus Unvorsichtigkeit verloren. Er machte daher seinen Verlust bekannt, und
3 bot, wie man zu tun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Belohnung, und zwar von
hundert Talern an. Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann daher gegangen
"Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird's wohl sein! So nimm Dein Eigentum
6 zurück!" So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines
guten Gewissens, und das, war schön. Der andere machte auch ein fröhliches
Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld, wieder hatte. Denn wie es
9 um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und
dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine
versprochene Belohnung bringen könnte. "Guter Freund", sprach er hierauf, "es
12 waren eigentlich achthundert Taler in dem Tuch eingenäht. Ich finde aber nur noch
siebenhundert Taler. Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure hundert
Taler Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl daran getan. Ich
15 danke Euch." Das war nicht schön, aber wir sind noch nicht am Ende. Ehrlich währt
am längsten, und Undank schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es
weniger um die hundert Taler als um seine unbescholtene Rechtschaffenheit zu tun
18 war, versicherte, dass er das Päcklein so gefunden habe, wie er es bringe, und es
so bringe, wie er's gefunden habe.
Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihren
21 Behauptungen, der eine, dass achthundert Taler eingenäht gewesen seien, der
andere, dass er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht
versehrt habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit
24 des einen und die schlechte Gesinnung des anderen zum Voraus zu kennen schien,
griff die Sache so an: er ließ sich von beiden über das, was sie aus sagten, eine
feste und feierliche Versicherung geben und tat hierauf folgenden Ausspruch:
27 "Demnach, wenn, der eine von Euch achthundert Taler verloren, der andere aber
nur ein Päcklein mit siebenhundert Talern gefunden hat, so kann auch das Geld des
letzteren nicht das nämliche sein, auf welches der erstere ein Recht hat. "Du,
30 ehrlicher Freund" nimmst also das Geld, weiches Du gefunden hast, wieder zurück
und behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur siebenhundert
Taler verloren hat. Und Dir da weiß ich keinen Rat, als, Du geduldest Dich, bis
33 derjenige sich meldet, der Deine achthundert Taler findet." So sprach der Richter,
und dabei blieb es.

Aufgaben:

1. Welche Merkmale kennzeichnen eine Kalendergeschichte? Schreibe mindestens 4 wichtige Merkmale auf.
4 BE
2. Schreibe zur Kalendergeschichte „Der kluge Richter“ eine Inhaltsangabe. Beachte die Grundsätze zur
Inhaltsangabe.
15 BE

3. Charakterisiere die Figur des Richters. Folgende Aspekte deiner Betrachtungen solltest du dabei nicht außer
Acht lassen: Behandelt er beide „Klienten“ fair? Wie bewertest du seinen Richterspruch? Warum entscheidet
er den Streit auf diese Weise? Beachte, dass du deine Aussagen begründen musst. 6 BE
4. Was konnten die Leser zur Zeit Hebels aus dieser Kalendergeschichte für ihr Leben und ihre persönliche
Entwicklung lernen? 2 BE

5. Freies Schreiben
Der kluge Richter hat natürlich auch eine ebenso gescheite Frau. Sie interessiert sich sehr für die Arbeit ihres
Mannes und gibt ihm auch hier und da einen guten Rat für die Urteile, die ihr Ehemann dann im Gerichtssaal
fällen muss. Dies hilft dem Richter oft, sich eine klare Meinung zu bilden. Am Abend vor der
Urteilsverkündung zum Fall mit dem eingenähten Geld entspinnt sich wiederum ein Gespräch zwischen den
Eheleuten. Schreibe dieses Gespräch auf. Du kannst dabei die Dialogform wählen.
8 BE

6. Getrennt-und Zusammenschreibung

Unterstreiche die richtige Schreibweise in den Sätzen.

a) Bei uns wird Teamgeist (großgeschrieben/ groß geschrieben).


b) Man muss die Baustellen weitläufig (um fahren/ umfahren).
c) Beim Arzt sollte der Patient sich (frei machen/ freimachen).
d) Die Flecken sind (davon gekommen/ davongekommen), dass jemand Tinte verschüttet hat.
e) Wir wollen den Brief (zusammen schreiben/ zusammenschreiben).
f) Es bringt nichts, in der Straßenbahn (schwarz zu fahren/ schwarz zufahren). 6 BE

O/Gr.: 5 BE

Gesamt:

VIEL GLÜCK!

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