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Österreichisches Staatsarchiv

web.archive.org/web/20151208064014/http://www.oesta.gv.at/site/6772/default.aspx

"Nach Albanien mit ihnen!"


Mit dieser propagandistischen Verwünschungsformel beschrieb Karl Kraus Albanien als
Strafkolonie und sichere Todesstätte im Ersten Weltkrieg.

Im Jänner 1916 marschierten k.u.k. Truppen in Albanien ein und besetzten zwei Drittel
des albanischen Territoriums. In einem Manifest erklärten die Besatzer, nicht als Feinde,
sondern als Freunde zu kommen und Christen und Muslime in gleicher Weise zu
schützen.

Die k.u.k. Besatzung Albaniens dauerte bis 1918 und war neben machtstrategischem
Kalkül von den Bemühungen in infrastruktureller, gesundheits- und sozialpolitischer
Hinsicht geprägt. So verordnete die Militärverwaltung im Februar 1916 mit dem
„Landfrieden“, die Aufhebung der Blutrache (alb.: Besa). Weiters forcierte sie die
albanische Sprache und Orthographie. Diese Maßnahme diente jedoch auch der
Verminderung des italienischen Einflusses in Albanien. Aber nicht alle Handlungen
wurden von den Albanern begrüßt. Die Konfiszierung von albanischen Waffen schmälerte
ihre Hoffnungen auf baldige Selbstbestimmung.

Nach Kriegsende 1918 hatte die kleine Republik Österreich keinerlei Ambitionen mehr in
Albanien. Gleichzeitig wurden territoriale Forderungen der Nachbarländer Albaniens
wieder aktuell. Erst 1921 wurde Albanien wieder mit den Grenzen von 1913 als eigener
Staat anerkannt, stand jedoch unter italienischem Protektorat.

Begegnung mit Albanern, Durazzo

Begegnungen k.u.k. Truppen mit Albaner vor


Durazzo (Durres) vermutl. Jänner/Februar 1916
ÖStA, KA, BS 1. WK, Albanien 1, 115

italienischen
K.u.k. Truppen marschieren in das von
Truppen besetzte Durazzo. Nach harten Kämpfen wurde
die wichtige Hafenstadt von den Mittelmächten
eingenommen. Während der k.u.k. Besatzungszeit kämpften mehrere tausend Albaner in
Banden und in Freiwilligenformationen auf Seite der Donaumonarchie.

Albaner vor dem Festungskommando, Skutari

Festungskommando Skutari (Shkodra) mit den Flaggen der Albaner und der
Donaumonarchie, vermutl. Jänner 1916
ÖStA, KA, BS 1. WK, Albanien 2, 288

(Etappenverwaltung d. XIX. Korpskommandos),
Skutari war Sitz der Militärverwaltung
nahe der Grenze zu Montenegro. In selbstbewusster Pose erwartet die albanische

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Deputation, zumeist in traditioneller Tracht, das
„Höchste Kommando der k.u.k. Truppen“, FmLt. v.
Trollmann und Generalkonsul v. Kral.

Ausbildung der albanischen Gendarmerie, Elbasan

Gendarmariekommando Elbasan (Elbasani),


vermutl. Sommer 1916

ÖStA, KA, BS 1. WK, Albanien 4, 623


Im muslimisch dominierten Elbasan
(türkisch für
„starke Festung“) befand sich eine Ausbildungsstätte für
albanische Gendarmen. Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit
zur k.u.k. Besatzungsmacht wurden sie nach der
Ausbildung mit schwarz-roten Kokarden bzw. mit dem
typisch weißen Kesul (Fez) ausgestattet.

Literatur

Bucciol, Eugenio: Albania fronte dimenticato della


grande guerra. Portogruaro (Venezia) 2001

Etschmann, Wolfgang – Schmidl, Erwin: Albanien im Ersten Weltkrieg: Spielball von


Machtinteressen. In: Österreichische Militärische Zeitschrift XXXV. Jg., Heft 5
(September/Oktober 1997). Wien 1997, S. 545-554

Kerchnawe, Hugo: Die Militärverwaltung in den von den österreichisch-ungarischen


Truppen besetzten Gebieten. Wien 1928

Nicolo, Mariano San: Die Verwaltung Albaniens durch die k.u.k. österreichisch-
ungarischen Truppen in den ersten zwei Jahren der Besetzung des Landes an der Hand
der ergangenen Befehle. Zum Amtsgebrauch bearbeitete Sammlung der vom Höchsten
Kommando in Albanien erlassenen Verordnungen normativen Charakters. Wien 1918

Veith, Georg: Der Angriff auf Durazzo (Februar 1916). Provisorische Darstellung. In:
Zeitschrift Militärwissenschaftliche und Technische Mitteilungen, Jg. 1922, 1., 2. und
3./4. Heft. Wien 1922

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