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STUDIEN ZUR TEXT- UND

DISKURSFORSCHUNG
Herausgegeben von
Zofia Berdychowska / Zofia Bilut-Homplewicz

BAND 24
Joanna Szczęk / Łukasz Kumięga (Hrsg.)

Sprache und Gesellschaft


Theoretische und empirische Kontexte der Linguistik
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in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung


des Dekans der Philologischen Fakultät der Universität Wrocław
und des Rektors der Schlesischen Technischen Universität in Gliwice.

Gutachterinnen und Gutachter:


Prof. Dr. Waldemar Czachur, Dr. Oksana Havryliv,
Prof. Dr. Věra Janiková, Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger,
Dr. habil. Joanna Pędzisz, Prof. Dr. Lenka Vanková

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© Olaf Gloeckler, Atelier Platen, Friedberg

Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier.


Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

ISSN 2191-3714
ISBN 978-3-631-81414-7 (Print)
E-ISBN 978-3-631-82835-9 (E-PDF)
E-ISBN 978-3-631-82836-6 (EPUB)
E-ISBN 978-3-631-82837-3 (MOBI)
DOI 10.3726/b17223
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Berlin 2020
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Inhalt

Vorwort ....................................................................................................................    7

I. Linguistische Zugänge zum Diskursbegriff

Marcin Maciejewski
Laienlinguistische Sprachthematisierungen. Ein Plädoyer für eine
diskursanalytische Auffassung sprachkritischer Textsorten .............................   13

Anna Dargiewicz
Sprache als Spiegel der Gesellschaft. Reflexion über das Problem der
geschlechtergerechten Sprache .............................................................................   35

Marie Krappmann
Pejorisierung in der politischen Argumentation. Am Beispiel von
Lexemen aus dem Wortfeld ‚Familie‘ ..................................................................   55

II. Sprachbildung im Kontext der Migration

Łukasz Kumięga
Berufsbezogene Sprachbildung und Diskurs. Theoretische und
methodologische Verortungen .............................................................................   73

Christian Hild
Pluralisierung, Globalisierung und Migration als Chance für die
Sprachbildung im evangelischen Religionsunterricht .......................................   85

III. Aktuelle Studien zur Stereotypenforschung

Petr Pytlík
Ursprünge des völkischen Antisemitismus und seine weitere
Radikalisierung am Beispiel von Guido Lists Texten ........................................  101

Aleksandra Lidzba
Volksnamen und Pejoration – Analyse der Motivation und Semantik
(an deutschen und polnischen Beispielen) .........................................................  115
6 Inhalt

IV.  Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik

Silvia Bonacchi
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt .................................................  135

Krystian Suchorab
Migranten, Flüchtlinge, migranci, uchodźcy – pejorativ, neutral,
meliorativ? Ein Beitrag zur Diskussion an gewählten deutschen und
polnischen Beispielen ............................................................................................  153

V.  Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse

Marcelina Kałasznik
Nie wieder zu diesem „Arzt“! – Zum pejorativen Potenzial von
Arztbewertungen ....................................................................................................  173

Barbara Maj-Malinowska
Zum Gebrauch der Vulgarismen im universitären Umfeld in Polen ..............  189

Árpád Virágh
Die spezielle Asymmetrie in der juristischen Beratung zwischen den
Rechtsanwälten und ihren Klienten .....................................................................  203
Vorwort

Linguistik hat sich – trotz des oft aufgegriffenen Vorwurfs – der Berücksichti-
gung der sozialen Aspekte der sprachlichen Kommunikation geöffnet und hat in
diesem Kontext viele theoretische, methodologische sowie methodische Impulse
und Instrumente vorzuweisen. Die Qualität und vor allem die Quantität der
sozialen Probleme bzw. Herausforderungen, mit denen die modernen Gesell-
schaften konfrontiert werden, schöpfen auf jeden Fall eine linguistisch fundierte,
gesellschaftlich sensible und empirische Reflexion nicht aus. Vor diesem Hin-
tergrund wollten die Herausgeber des vorliegenden Bandes die komplexe Rela-
tion zwischen Sprache und Gesellschaft zur Debatte stellen, deren theoretische
Grundlagen eruieren und diese empirisch in bestimmten sozialen und institu-
tionellen Kontexten erproben. Diese Problematik wurde im Rahmen der folgen-
den fünf thematischen Bereiche erfasst:
– linguistische Zugänge zum Diskursbegriff,
– Sprachbildung im Kontext der Migration,
– aktuelle Studien zur Stereotypenforschung,
– Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik,
– Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse.
Somit reflektiert der Sammelband das Potenzial der gegenwärtigen linguisti-
schen Forschung für die Zwecke einer breit angelegten Reflexion über die sprach-
liche Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit, zeigt deren Richtungen
auf und lädt zur weiteren wissenschaftlichen Diskussion ein. Der Band richtet
sich somit an die Forscherinnen und Forscher, die an der Spezifik der sozialen
Kommunikation interessiert sind und diese vor allem aus einer linguistischen,
aber zugleich interdisziplinären Perspektive kennenlernen bzw. vertiefen möch-
ten. Die Stärke des Bandes macht auch die Vielfalt der impliziten und expliziten
intra- aber auch interlingualen Aspekte aus, die den polnischen, deutschen aber
auch polnisch-deutschen Kontext betreffen.
In den thematischen Sektionen des vorliegenden Bandes behandeln die Auto-
rinnen und Autoren Inhalte, die im Folgenden kurz dargestellt werden.
Den Band und die Sektion Linguistische Zugänge zum Diskursbegriff eröff-
net Marcin Maciejewski mit der Frage nach den laienlinguistischen Sprach-
thematisierungen und den damit verbundenen semantischen Kämpfen, indem
er für eine diskursanalytische Auffassung sprachkritischer Textsorten plädiert.
Zur Analyse werden dabei Texte der gesellschaftlichen Praxis (Artikel, Bücher),
8 Vorwort

audiovisuelle Elemente wie Musik und Filme oder gesellschaftliche Praxis selbst
(Demonstrationen) herangezogen. Anna Dargiewicz macht die geschlechterge-
rechte Sprache zum Gegenstand ihres Beitrags und liefert einen Überblick dar-
über, was bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt an Argumenten vorgebracht wurde.
Sie regt zu einer Entemotionalisierung der Debatte an. Marie Krappmann kon-
zentriert sich auf die Lexeme aus dem Wortfeld ‚Familie‘, die den Zeitungsbeiträ-
gen entnommen wurden und untersucht, welche Rolle die pejorativ gebrauchten
Lexeme aus dem Wortfeld ‚Familie‘ in den politischen Debatten spielen. Das
Ziel der Analyse ist, anhand eines bestimmten Typus der Pejorisierung zu erfor-
schen, welche Rolle diese Strategie in Argumentationsprozessen im Allgemeinen
spielen könnte.
Das Thema der Sektion Sprachbildung im Kontext der Migration adressie-
ren zwei Beiträge. Łukasz Kumięga beschäftigt sich mit der berufsbezogenen
Sprachbildung in Deutschland und zeigt anhand der Kritischen Diskursanalyse
und der postfoucaultschen Diskursforschung deren theoretische und methodo-
logische Verortungen auf. Christian Hild thematisiert das Verhältnis von Theo-
logie, Pluralisierung, Globalisierung und Migration sowie die Lernsituation im
evangelischen Religionsunterricht und stellt Möglichkeiten der Sprachbildung
auf einer intra- und einer interlingualen Ebene vor.
Die nächste Sektion des Bandes machen aktuelle Studien zur Stereotypen-
forschung aus. Petr Pytlík unternimmt den Versuch, am Beispiel des Juden-
bildes bei Guido List die Wurzeln, Stützpunkte, Inspirationen (und deren
konkrete Umsetzung) und Nachwirkung anhand einer diskursiven Textanalyse
zu erörtern. Bei einer anatomischen Analyse der Argumentationsverfahren und
der Ideenentwicklung von List werden unausweichlich mögliche Gemeinsam-
keiten mit heutigen xenophoben Diskursen identifiziert und die üblichen Argu-
mentationsstrategien der xenophob orientierten Texte anschaulich gemacht. Im
Fokus der Studie von Aleksandra Lidzba stehen Volksnamen und deren Poten-
zial im Bereich der Pejorisierung. Die Autorin konzentriert sich auf stereotype
Wahrnehmung der Völker und versucht, die Motivation solcher Bezeichnungen
zu ergründen.
Zwei Beiträge thematisieren Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragma-
linguistik. Silvia Bonacchi äußert sich in ihrem Beitrag zum ostentativen Sexis-
mus und zur mimetischen Gewalt. In diesem Kontext zeigt sie einen engen und
direkten Zusammenhang zwischen verbaler Gewalt gegen Frauen und Gruppen-
dynamiken auf. Krystian Suchorab geht auf eine heutzutage omnipräsente Pro-
blematik ein – Bezeichnungen für Flüchtlinge im Deutschen und im Polnischen.
Überdies diskutiert er auch die axiologischen Aspekte der gewählten Lexeme.
Vorwort 9

Der Band schließt mit Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Dis-
kurse. Marcelina Kałasznik untersucht Arztbewertungen, die dem deutschen
Arztbewertungsportal jameda.de entnommen sind. Dieses Portal gilt als deut-
scher Marktführer in diesem Bereich. Die aus dem Portal exzerpierten und nach
bestimmten Kriterien ausgewählten Arztbewertungen bilden das Korpus der
Untersuchung. Die Analyse verfolgt das Ziel, die Frage zu beantworten, inwie-
weit von Patienten abgegebene Bewertungen Ausdrücke enthalten, die als pejo-
rativ gelten können. Es wird auch der Frage nachgegangen, welche Aspekte der
Bewertung sie betreffen und auf welche Art und Weise sie die Gesamtaussage der
Bewertung prägen. Die Frage, ob die Studenten von heute Vulgarismen allge-
mein akzeptieren und diese vom akademischen Alltag nicht mehr wegzudenken
sind, steht im Fokus der Studie von Barbara Maj-Malinowska. Árpád Virágh
analysiert die spezielle Asymmetrie in der juristischen Beratung zwischen den
Rechtsanwälten und ihren Klienten anhand einer IR-Analyse (“initiative-res-
ponse analysis”).
Zur Entstehung des Bandes haben viele Personen beigetragen. Bedanken
möchten wir uns in erster Linie bei allen Autorinnen und Autoren, die unsere
Einladung zur Mitgestaltung der Reflexion über das Verhältnis zwischen Spra-
che und Gesellschaft angenommen haben. Für die wertvollen Anregungen
und angenehme Zusammenarbeit danken wir den Gutachterinnen und Gut-
achtern des Bandes:  Dr.  Oksana Havryliv, Prof. Dr.  Věra Janíková, Dr.  habil.
Joanna Pędzisz, Prof. Dr.  Lenka Vanková, Prof. Dr.  Waldemar Czachur und
Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger. Frau Prof. Dr. Zofia Bilut-Homplewicz und Frau
Prof. Dr. Zofia Berdychowska danken wir für die Aufnahme der Arbeit in die
Schriftenreihe, die das Thema des Bandes explizit adressiert. Für die finanzielle
Unterstützung des Bandes sind wir dem Dekan der Philologischen Fakultät der
Universität Wrocław, Prof. Dr. Marcin Cieński, und dem Rektor der Schlesischen
Technischen Universität in Gliwice, Prof. Dr.-Ing. Arkadiusz Mężyk, dankbar.
Wrocław und Gliwice, d. 27. April 2020
Joanna Szczęk, Łukasz Kumięga
Silvia Bonacchi1

Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt:


Ist Shitstorming gegen Frauen ein Opferritual?

Abstract: Frauen – oft erfolgreiche und mächtige Frauen, wie etwa prominente Politikerin-
nen – sind zunehmend das Ziel verbaler Gewalt und Beleidigungen, die durch die sozialen
Medien auf echoartige Weise verstärkt werden. Anhand von zwei Fallstudien über verbale
Gewalt gegen italienische Politikerinnen im Jahr 2014 (der erste Fall Grillo-Boldrini als
Sexualdelikt gegen eine attraktive Politikerin, der zweite Fall Calderoli-Kyenge mit einem
animalisierenden Vergehen gegen eine schwarze Politikerin) werde ich versuchen zu zei-
gen, dass es einen engen und direkten Zusammenhang zwischen verbaler Gewalt gegen
Frauen und Gruppendynamiken gibt. Der gemeinsame Angriffsmechanismus macht die
Zielperson zum Objekt einer „Inszenierung“, nach der mimetischen Theorie Girards zu
einem Sündenbock, durch den die Gemeinschaft mit fragiler Kohäsion wieder ein Gefühl
der Einheit findet.
Schlüsselwörter: Sexismus, verbale Aggression, mimetische Gewalt, Vulnerabilität, Männ-
lichkeit

Ostentative Sexism and Mimetic Violence: Is Shitstorming against Women a Victim


Ritual?
Abstract: Women − often successful and powerful women, such as prominent female
politicians − are increasingly the target of verbal violence and insults, which are ampli-
fied in an echoic way by social media. On the basis of two case studies of verbal violence
against Italian female politicians in 2014 (the first case Grillo-Boldrini being a sexual
offense against an attractive female politician, the second case Calderoli-Kyenge featuring
an animalising offence against a black female politician) I will try to show that there is
a close and direct relationship between verbal violence against women and group dyna-
mics. The shared mechanism of offense makes the woman a victim of a staged “sacrifice”
according to Girard’s mimetic theory, a scapegoat through whose sacrifice the community
finds a sense of unity. In the above-mentioned imagined collective rape and in the staged
rite of animalisation, the male community tries to enhance an otherwise weak feeling of
self-esteem and belonging.
Keywords: sexism, verbal aggression, mimetic violence, vulnerability, masculinity

1 ORCID: 0000-0003-3914-1233, Universität Warschau, Polen.


136 Silvia Bonacchi

1. Vorbemerkungen
In jüngster Zeit beobachten wir ein Wiederaufleben eines Phänomens, das in
den vorigen Jahrzehnten stigmatisiert bzw. zum Gegenstand einer scharfen Kri-
tik geworden war:  der verbale Sexismus gegenüber Frauen2. Vor allem erfolg-
reiche und mächtige Frauen sind zunehmend das Ziel verbaler Gewalt und
sexistischer Beleidigungen, die durch die sozialen Medien verstärkt werden
und sogar zu Shitstorms führen können. Als exemplarisch für diese Tendenzen
gelten die Angriffe 2013–2014 gegen zwei prominente italienische Politikerin-
nen: Laura Boldrini und Cécile Kyenge, die mitten im politischen Kampf Opfer
eines buchstäblichen Shitstormings mittels schwerer Beleidigungen sexuellen
und entmenschlichenden Charakters wurden. Die Adressatinnen wurden zu
Opfern verbaler Angriffe sexistischen Charakters, weil sie Frauen waren.
Zu beobachten war eine relativ neue Entwicklung im politischen Stil und im
politischen Kampf: Ab den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts bis zum ersten
Jahrzehnt des 21. Jh. wurde sexistisches Verhalten im Namen einer für das neo-
liberale Denken charakteristischen „politischen Korrektheit“ tendenziell aus der
politischen Szene und den Medien verbannt. Mit der politischen und institutio-
nellen „Krise der westlichen Demokratien“3, die vor etwa zehn Jahren begann,
sehen wir eine rasche Zunahme der verbalen Gewalt gegen Frauen, die als Kom-
ponente einer Haltung, entstanden aus einem schnell verdichtenden Gemisch
von Angst, Frust und Hass zu betrachten ist und die inzwischen eine politische
Dimension einnimmt.
Die Fragen, denen im Folgenden nachgegangen wird, sind: Was steckt eigent-
lich hinter dieser neosexistischen Welle der letzten 10 Jahre? Angenommen, dass
verbaler Sexismus eine Form verbaler Aggression ist, können wir den „sexisti-
schen Mechanismus“ (sexistic device, sexistic temperature4) durch die klassischen
Aggressionstheorien erklären? Oder liegen diesen Formen auch weitere Bedürf-
nisse  – etwa kollektive rituelle Bedürfnisse  – zugrunde? Welche Rolle spielen
die role models als zentrale Akteure bzw. voices (Blommaert 2005:  68  ff.) und
ideology brokers (Blommaert 1999a: 9) in der Konstituierung dieses sexistischen
Diskurses? Welche Rolle spielen die Medien in der zunehmenden Popularität

2 Hier möchte ich mich bei Thomas Fuchs, Ingo Warnke und Łukasz Kumięga für ihre
wertvollen Hinweise bedanken.
3 https://www.frankfurter-hefte.de/artikel/ueber-die-krise-der-westlichen-demokra-
tien-2340/ (letzte Einsicht am 26.3.2020).
4 https://www.theguardian.com/commentisfree/2019/nov/16/study-home-temperature-
women-men-sexist (letzte Einsicht am 27.3.2020).
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 137

dieser neosexistischen Haltung? Ist sie im Rahmen der allgemeinen Tendenz


doing aggressive (Marx 2017) nach dem Motto „immer lauter, immer skurriler,
immer aggressiver“, die die „invektive Kommunikation“ charakterisiert (Eller-
bock et al. 2016), zu subsumieren?
Eine genaue Betrachtung zeigt, dass das neosexistische Verhalten ein kom-
plexes Phänomen ist, das eine vielschichtige Genese hat. Es ist nicht nur der
Ausdruck eines Konzeptualisierungssystems, in dem Frauen als „schwächer“
bzw. „unterlegen“ wahrgenommen werden, was die Gestaltung von Machtstruk-
turen und Exklusionsmechanismen bestimmt – Frauen „eignen sich nicht“ für
bestimmte soziale Rollen –, sondern ihm liegen tiefe Bedürfnisse zugrunde. Im
Folgenden wird der Versuch unternommen, einige Elemente aus der Theorie der
mimetischen Gewalt und der Sündenbockthese René Girards für die Erklärung
dieses Phänomens herauszuarbeiten. Danach kann der ostentative Sexismus
gegen Frauen als ein Opferritual verstanden werden, das eine schwach empfun-
dene Gruppenidentität zementiert. Die Teilnahme an diesem Ritual – sei es eine
imaginierte Gruppengewalt oder eine Gruppenschändung gegen die mensch-
liche Dignität – erlöst die Gruppe, die auf das Opfer die eigene Schwäche pro-
jiziert. Hinter dem Phänomen des wachsenden Sexismus gegen Frauen stecken
also eine Krise der Männlichkeitskonstruktionen und eine Lücke im postpat-
riarchalischen Wertesystem, die bestimmte Gesellschaften – darunter die italie-
nische – charakterisiert.

2. Die politische Dimension des Sexismus – der Berlusconi-


Effekt und der Trump-Effekt
Sexistisches Verhalten wird in den letzten Jahren politisch belohnt. Einigen
Beobachtern zufolge handelt es sich dabei um den so genannten „Berlusco-
ni-Effekt“5, der selber seinen politischen und medialen Erfolg so erklärt:  „Ich
bin freundlich, ich habe Geld, ich weiß, wie man die Frauen behandelt“6. Diese
„Frauenkompetenz“ wurde mit überraschend guten Wahleffekten von weiteren
Politikern, darunter US-Präsident Trump aufgegriffen: Der „befreiende“ Effekt
vom legendären „grab them by the pussy“7 sei als Schlüssel seines Erfolgs zu

5 https://www.spiegel.de/politik/ausland/italien-politikerinnen-wehren-sich-gegen-se-
xismus-von-berlusconi-a-1082631.html (letzte Einsicht am 26.3.2020).
6 https://www.diepresse.com/632933/sexistische-berlusconi-sager-madchen-macht-
verge waltigung (letzte Einsicht am 26.3.2020).
7 Hier die Aussage von Donald Trump: “It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait.
And when you’re a star, they let you do it. You can do anything. Grab them by the pussy.
138 Silvia Bonacchi

betrachten (dazu vgl. Dietze 2020:  100). Diese Sex Positivity sei nichts Neues
in der amerikanischen Kultur:  Auch Serien-Ehebrecher wie John F.  Kennedy
und Bill Clinton („ein Blowjob ist kein Sex“) sind Protagonisten dieser Haltung
(ebenda). Es handelt sich um einen „strukturellen Sexismus“, der viele Formen
annimmt und mittlerweile nicht nur gegen Frauen, sondern auch gegen Homo-
sexuelle und Transsexuelle gerichtet ist: angefangen mit der Duldung von Grap-
scherei über sexistische Witze, freizügige Slogans, Schmähgedichte bis hin zu
körperlichen Übergriffen.8
Einige beredte Beispiele:  Wir erinnern uns an den sexistischen ‚Humor‘
Berlusconis und seine Angriffe auf Angela Merkel, die vom damaligen italie-
nischen Premierminister in einem Telefongespräch mit einer Journalistin 2011
als „culona inchiavabile“ bezeichnet wurde, was weithin als „unfickbarer Fett-
arsch“ übersetzt wurde9. Berlusconi war in mehrere Sexskandale verwickelt, für
die er sich nicht nur nicht entschuldigt hat, sondern sogar stolz seine protzige
Männlichkeit betont hat:  „Auf die Frage, ob sie mit mir Sex haben möchten,
antworteten 30 Prozent der Frauen: ‚Ja‘, während die anderen 70 Prozent antwor-
teten: ‚Was, schon wieder?‘ “10. Ein anderer Fall, worüber in der Presse berichtet
wurde, reicht in das Jahr 2009 zurück, als Berlusconi in einem Telefongespräch
mit dem Unternehmer Giampaolo Tarantini damit geprahlt haben soll, dass die
jungen Frauen Schlange stehen, um die Nacht mit ihm zu verbringen: „Es waren
elf, aber ich habe es nur mit acht von ihnen geschafft, dann konnte ich nicht
mehr“11. Die sexistischen Erklärungen de damaligen italienischen Premiermi-
nisters gingen mit seiner wachsenden Popularität einher, sodass er im Oktober
2011 den konservativen Abgeordneten seiner Partei „Forza Italia!“ vorschlug,
dass sich die Partei in „Forza gnocca!“ umbenennen sollte − „gnocca“ ist ein
Slangbegriff für weibliche Genitalien.12 So lanciert Berlusconi einen neuen

You can do anything.” (https://www.nytimes.com/2016/10/08/us/donald-trump-tape-


transcript.html, letzte Einsicht am 26.3.2020).
8 https://www.welt.de/politik/deutschland/article206310429/Satire-Partei-Grabscherei-
und-Sexismus-Vorwuerfe-gegen-Die-Partei.html (letzte Einsicht am 26.3.2020).
9 https://www.ilfattoquotidiano.it/2011/09/19/berlusconi-insulta-la-merkel-ecco-la-
telefonata-omissata/158478/, (letzte Einsicht am 27.3.2020), https://www.quotidiano.
net/esteri/2011/09/19/583865-spiegel_attacca_silvio_zotico_volgare.shtml (letzte Ein-
sicht am 27.3.2020).
10 https://www.bbc.com/news/world-europe-15642201 (letzte Einsicht am 27.3.2020).
11 https://www.focus.de/politik/ausland/silvio-berlusconi-es-waren-elf-frauen-ich-
schaffte-nur-acht_aid_666333.html (letzte Einsicht am 27.3.2020).
12 https://www.ilfattoquotidiano.it/2017/09/08/quando-berlusconi-disse-ad-angela-cu-
lona-in-chiavabile-lo-ha-detto-travaglio/3845585/ (letzte Einsicht am 27.3.2020).
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 139

kommunikativen Stil, der nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen brei-
ten Anklang fand. Nun stellt sich die Frage: Ist diese Spielart des Sexismus eine
harmlose italienische Spezialität? Ein italienisches Lokalkolorit?13

3. Verbaler Sexismus als Form verbaler Gewalt


Um diese Frage zu beantworten, sei zunächst der Versuch unternommen, zu
bestimmen, was eigentlich Sexismus ist, welche Merkmale der verbale Sexismus
hat und ob Sexismus eine Form verbaler Aggression bzw. verbaler Gewalt ist.
Unter Sexismus wird eine breite Palette von diskriminativen Praktiken14 sub-
sumiert, denen eine Konzeptualisierung bzw. Kategorisierung der Menschen auf
der Grundlage ihres Geschlechts zugrunde liegt. In diesem Sinne ist er dem Ras-
sismus ähnlich, der Menschen durch ihre Rassenzugehörigkeit konzeptualisiert.
Der Sexismus basiert auf geschlechtsbezogenen Stereotypen, die auf stark binär
ausgeprägte konzeptuelle Muster zurückführbar sind:

Frauen sind x vs. Frauen sind nicht x / Frauen können x vs. Frauen können nicht x
Männer sind x – Männer sind nicht x / Männer können x vs. Männer können nicht x

wie etwa: Frauen sind gute Mütter, Frauen sind nicht rational und können
keine Entscheidungen treffen, Männer sind stark, haben bessere Arbeitsleis-
tungen, etc. Sexismus ist also eine geschlechtsbezogene präjudizierende Hal-
tung, durch die Identitäten und Geschlechtsrollenmodelle bestimmt werden.
Der klassische Sexismus basiert auf der Annahme des geschlechtlichen Bina-
rismus (Mann vs. Frau), der auch durch binarische Exklusionsmechanismen
legitimiert wird:  „Ein Mann ist keine Frau“ bzw. „Eine Frau ist kein Mann“.
Obwohl Sexismus an sich geschlechtsneutral ist, sind meistens Frauen die
Opfer sexistischen Verhaltens, auch wenn der Sexismus gegen Männer und
transsexuelle, intersexuelle Personen sowie Transgender (also = Nicht-Männer)
zunimmt (vgl. Franzen/Sauer 2010: 66 ff.)15. Der Sexismus spiegelt androzen-
trische Machtverhältnisse wider, die einen Einfluss haben, wie Weiblichkeit,
Nicht-Männlichkeit und Männlichkeit konstruiert, manifestiert und legitimiert

13 https://www.arte.tv/de/videos/075802-000-A/dicktatorship-machos-made-in-italy/
(letzte Einsicht am 27.3.2020).
14 Das Wort Sexismus wurde 1965 von Pauline Leet auf der Grundlage von Rassismus
geprägt (Siegel 2015: 54–57, Shapiro 1985: 3–16, Bird 1968: 90).
15 https://www.wien.gv.at/menschen/queer/diskriminierung/sexismus.html (letzte Ein-
sicht am 18.4.2020).
140 Silvia Bonacchi

werden. Da Sexismus in engem Zusammenhang mit Machtausübung steht, was


durch den Ausschluss von Frauen von Machtpositionen zum Ausdruck kommt,
wird Sexismus oft zum Gegenstand einer Reappropriation (Bianchi 2014) sei-
tens der Frauen. Es geht also nicht nur um sogenannte Trophy-Frauen, die keine
Schwierigkeiten haben, sich als Luxusobjekte zu verstehen, weil sie unreflektiert
Weiblichkeitskonstruktionen übernehmen, die eigentlich männlich produzierte
Weiblichkeitsbilder sind,16 sondern manchmal geht es um eine bewusste Strate-
gie, die nicht nur durch Projektionsmechanismen, sondern auch durch Kalkül
motiviert ist17.
Sexismus kann viele Formen annehmen. Der verbale Sexismus charakterisiert
sich dadurch, dass Frauen durch Sprache ihrer vollen Menschenwürde beraubt
werden, z. B. sie werden sprachlich zu bloßen Sexualobjekten verdinglicht oder
subhumanisiert bzw. animalisiert. Der verbale Sexismus kommt durch verbale
Angriffe gegen die Adressaten (meistens die Frauen, zwar eine einzelne Frau,
eine Frauengruppe oder Frauen als Kategorie) zum Ausdruck, in denen die fol-
gende handlungsleitende Struktur18 zu erkennen ist (Bonacchi 2017: 16):
a. das Opfer wird abgewertet;
b. sein Handlungsspielraum wird eingeengt bzw. das Opfer wird von möglichen
Handlungsräumen ausgeschlossen;
c. der Aggressor behauptet sich bzw. inszeniert sich als Machtinhaber.19
Dieser letzte Aspekt ist grundlegend, um die Gruppen-Aggression durch osten-
tativen Sexismus und den damit verbundenen Sündenbock-Mechanismus zu
verstehen.

16 Vgl. Klein/Friedrich (2003: 206): „Weiblichkeit wird als Projektionsfläche für männ-


liche Phantasien begriffen“.
17 Trump-Frauen und Berlusconi-Frauen würden so zu einer „neoliberalen Renaissance
des Patriarchats“ (Seeßlen 2017: 41) beitragen.
18 In diesem Aufsatz wird nicht näher auf die perlokutionäre Ebene eingegangen, denn
Aggressionsakte werden hier in ihrer performativen/rituellen Dimension betrachtet,
nicht auf der Interaktionsebene. Für eine ausführliche Analyse der perlokutionären
Ebene sei auf Topczewska (2017) hingewiesen.
19 Als Konsequenzen des aggressiven Verhaltens geben Gendreau/Archer die „Wirkung
auf die Anderen“ und die „Wirkung auf das Selbst“ an. Die Wirkung auf das Selbst ist
eine unmittelbare soziale Belohnung, d. h. die Befreiung von einer Gefahr oder die
Neutralisierung einer Drohung; die langfristige soziale Belohnung besteht darin, dass
der Aggressor sich als Gewinner behauptet (Gendreau/Archer 2005: 30).
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 141

4. Der ostentative Sexismus


Mill (2008:  11–12) unterscheidet zwischen offenem (overt) und verstecktem
bzw. indirektem (covert) Sexismus bzw. die subtilen Formen des Sexismus, die
vor allem sanktionspräventiv motiviert sind (wie etwa „charmante Kompli-
mente“ oder andere Formen der Pseudogalanterie20). Bei den schon erwähnten
Politikern (Berlusconi und Trump) gewinnt der Sexismus eine politische Qua-
lität. Es ist ein Mittel – wenn nicht eine Strategie –, um Wähler (und manch-
mal auch Wählerinnen) zu gewinnen. Dieser Sexismus ist ostentativ21, weil er
eine Schaubühne und Zuschauer braucht. Durch sexistisches Verhalten insze-
niert der Sexist sich selber als Machtinhaber, als Gewinner, als role model. Der
Zusammenhang zwischen politischem Erfolg und „ostentativem“ Sexismus ist
Gegenstand jüngster Studien (vgl. exemplarisch Darweesh/Abdullah 2016 und
Dietze 2020). Zu den typischen Erscheinungen des ostentativen Sexismus gehört
die Evaluation vor der Gruppe von Frauen auf der Basis ihres Aussehens und
ihrer „Sextauglichkeit“ (Darweesh/Abdullah 2016: 91). Dieser ostentative Sexis-
mus ist nicht nur in der Politik, sondern auch im Alltag und am Arbeitsplatz
zu beobachten22. Die Reaktionen auf diesen ostentativen Sexismus sind gespal-
ten: Einerseits beobachten wir aktive Stellungnahmen im Rahmen von Antidis-
kriminierungskampagnen23, anderseits haben wir Versuche, dieses Verhalten zu
banalisieren und zu „normalisieren“, die von der derben Verharmlosung oder
der Missverständnis-Taktik („alles sei ein Missverständnis, Frauen hätten keinen
Humor oder kein Gefühl für Galanterie“24) über verschämtes Schweigen und
Hinnahme des Sexismus als Teil der normalen Geschlechterbeziehungen bis hin
zur begeisterten Annahme, dem anfeuernden Applaus führen.
Nun stellt sich die Frage, warum prominente Politiker sich dem Rassismus/
Sexismus-Vorwurf aussetzen. An dieser Stelle soll noch einmal darüber reflek-
tiert werden, warum gerade Frauen die Adressatinnen von verbaler Gewalt
sexistischen Charakters sind. Eine erste Antwort könnte sein, dass Frauen von

2 0 Vgl. Bonacchi (2014: 351 ff.).


21 Unter Ostension (aus dem Lateinischen ostentare) versteht man das Zeigen eines Heilig-
tums den Gläubigern im Ritus.
22 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sexismus-arbeitsplatz-1.4638317 (letzte Ein-
sicht am 24.3.2020).
23 Wie etwa die Initiative unter dem Hashtag #UnhateWomen (https://www.unhate-wo-
men.com/de/).
24 So die Vorstellung von Sexismus als bloßer Umgangsform an der Grenze zu „galantem
Verhalten“ (https://t3n.de/news/sexismus-arbeitsplatz-keine-1260955/ (letzte Einsicht
am 27.3.2020).
142 Silvia Bonacchi

Machtpositionen – etwa in der Politik – ausgeschlossen werden sollten. Sexis-


mus wäre also ein Mittel im politischen Konkurrenzkampf, weil Frauen eine
Bedrohung darstellen. Durch sexistisches Verhalten werden Frauen als Kon-
kurrentinnen „neutralisiert“, weil sie zu ihren eigentlichen Rollen (als sexuelle
Objekte oder in nicht öffentlichen Rollen) relegiert werden. Das beantwortet
aber die oben gestellte Frage nicht. Der Sexismus/Rassismus-Vorwurf wird dabei
möglicherweise billigend in Kauf genommen. Eine weitere Antwort könnte aber
sein, dass (erfolgreiche) Frauen sich besonders eignen, um eine Projektions-
fläche für Gefühle der Unsicherheit, der Frustration und des fehlenden Selbst-
wertes zu werden (vgl, Theweleit 2019: 64 ff.). Hier sei an die Provokation der
„Partei“ erinnert, die nach unterschiedlichen sexistischen Sprüchen ihrer Mit-
glieder einen Aufnahmestopp für Männer verhängt hat25. Heide Süß betont
anhand ihrer Studien über Sexismus in Rap-Songs, dass die Überbetonung von
Männlichkeit immer auf einen Bruch verweist26 (Süß 2018:  28). Frauenver-
achtende Song-Texte, die gehört, geliked und gefeiert werden, seien Ausdruck
einer gebrochenen Männlichkeit. „Herkömmliche“ Männlichkeitskonstruk-
tionen27, die der Ausdruck einer patriarchalischen Gesellschaft sind, die Män-
nern Werte wie Stärke, sexuelle Potenz, hohe Leistungsfähigkeit zuschreiben,
geraten heute in eine Krise. Dieser Wandel trifft vor allem sozial Schwächere
(Seeliger 2018: 24). Einerseits ist also eine Diversifizierung von Männlichkeits-
konstruktionen und eine Neuverhandlung von Männlichkeitsrollen zu beobach-
ten, andererseits haben wir eine „Re-Souveränisierung“ und Reaktualisierung
männlicher Hegemonie, die in einer hypermaskulinen Form Ausdruck findet,
die an den herkömmlichen Männlichkeitskonstruktionen festhält und sie sogar
verstärkt betont. Die Inszenierung einer „vitalistisch-aggressiven Maskulinität“
(Reckwitz 2010) in der Form von Härte und Gewaltbereitschaft geht mit der
Abgrenzung gegenüber allem Weichen, Verletzlichen einher, dass einige Männer
als eine bedrohende Komponente ihres Selbst empfinden.
Der Sexismus hört somit auf, eine bloße „Umgangsform“ mit andersgeschlecht-
lichen Partnern zu sein, und wird zu einer Form der sozialen Aggression, die
auf Selbstinszenierung basiert und bei den männlichen und weiblichen Wählern
projektive Mechanismen hervorruft, die dann das Gemeinschaftsgefühl stärken.

25 https://www.die-partei.de/2020/03/05/hopp-hopp-hopp-maennerstopp/ (letzte Ein-


sicht am 27.3.2020).
26 https://www.spiegel.de/kultur/sexismus-im-rap-die-ueberbetonung-von-
maennlichkeit-verweist-immer-auf-einen-bruch-a-1cb91683-317e-4c23-a577-
7d69d1802c15 (letzte Einsicht am 27.3.2020).
27 Für einen Überblick vgl. Connell (2015), Meuser (32010), Scholz (2012).
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 143

So wird „verbale Aggression“ durch Sexismus zur „verbalen Gewalt“28, die eine
Gruppen stiftende Funktion in bestimmten Gemeinschaften haben kann.

5. Girards Theorie der mimetischen Gewalt


Im Folgenden soll versucht werden, die gerade beschriebene Form des „ostenta-
tiven Sexismus“ im Rahmen der mimetischen Theorie René Girards zu deuten.
Die mimetische Theorie von René Girard, die Girard vor allem in La Violence et
le Sacré (1972, deutsche Ausgabe: Das Heilige und die Gewalt, 1987) und Le bouc
émissaire (1982, deutsche Ausgabe: Der Sündenbock, 1992) darstellte, begann mit
einer Reflexion über das Begehren und entwickelte sich zu einer umfassenden
Theorie der menschlichen Beziehungen, die aus drei miteinander verbundenen
Bewegungen besteht: das mimetische Begehren, der Mechanismus des Sünden-
bocks und die Offenbarung29.
Nach Girard ist das menschliche Begehren kein individueller Prozess, bei
dem sich eine Person autonom ein „von Natur aus“ begehrenswertes Objekt
wünscht. Wenn wir etwas begehren, sind wir auf „(Ver-)Mittler“ angewiesen, die
als „Vorbilder“ gelten („Der Nächste ist das Vorbild unserer Begehren“, Girard
2002: 24) und uns erlauben, unserem Begehren eine Form zu geben: „Ich will,
was du willst, weil du es willst“.30 Neben dem individuellen Begehren haben wir
demnach ein mimetisches Begehren (Girard 1972: 215), das heißt wir begehren,
was andere Menschen bzw. andere Mitglieder unserer Gruppe begehren. Diese
unbewusste Imitation des Begehrens der Anderen geht mit den Mechanismen
der Gruppenzugehörigkeit einher:  Die Schaffung von Wunschobjekten ist ein
entscheidender Prozess bei der Schaffung von Gemeinschaften.
Das Problem ist jedoch, dass mimetisches Begehren zu Konflikten führt, weil
ein Mittler schnell zu einem Rivalen werden kann, der mit uns um den gleichen
Wunschgegenstand konkurriert (Girard 1987: 274). Das gemeinsame Begehren,
d. h. die Tatsache, dass die Objekte des Begehrens von vielen Menschen begehrt
werden, führt zu Konflikten in der Gruppe. Girard nennt diesen Prozess „mime-
tische Rivalität“ (Girard 2002: 26), die zu Neid führt und für die Gruppe höchst
gefährlich sein kann. Eine Gemeinschaft kann den Mechanismus der mimeti-
schen Rivalität und des Neides durch ein Opferritual überwinden, bei denen

28 Für den Zusammenhang von Aggression und Gewalt und die Fachliteratur sei auf den
Überblick in Bonacchi (2017: 12) hingewiesen.
29 Für eine umfassende Analyse sei auf Palaver (2004) verwiesen.
30 https://www.nzz.ch/feuilleton/rene-girard-der-prophet-des-neids-erklaert-die-sozia-
le-dynamik-ld.1449200 (letzte Einsicht am 27.3.2020).
144 Silvia Bonacchi

die mikrodiffuse Gewalt auf einen Sündenbock gelenkt und fokussiert werden
kann. Die Gewalt konzentriert sich so auf ein einzelnes willkürliches Opfer, um
das sich die Gruppe versammelt, um das Opferritual (die Tötung oder die Ver-
bannung) durchzuführen. Von besonderem Interesse sind die Kriterien für die
Auswahl des Opfers, das oft der Träger eines Unterschieds ist, das „Andere“, das
keinen besonderen Grund hat, den „Blitz der Gewalttätigen“ anzuziehen, außer
dem, dass es verletzlich ist (Girard 1983: 146). Der Sündenbock ist ein willkür-
licher Anderer, der getötet, ausgeschlossen und für alle Konflikte verantwortlich
gemacht werden muss. Sein Hauptmerkmal ist seine Fragilität und seine Ver-
wundbarkeit. Er kann sich nicht wehren, er kann keine Vergeltung üben. Das
ermöglicht die „Täuschungsvorrichtung“:  Alle Mitglieder der Gruppe müssen
einstimmig glauben, dass der Sündenbock wirklich schuldig oder gefährlich ist
und überzeugt sein, dass er wirklich für die Konflikte in der Gemeinschaft ver-
antwortlich ist. Mit dem Opfertod oder der Verbannung des Sündenbocks endet
der Konflikt, und Frieden und soziale Ordnung kehren in die Gemeinschaft
zurück. Erst die „Offenbarung“ (Girard (1983:  140), Girard (2002:  184), die
eigentlich den Göttern zusteht, erlaubt uns, diese Täuschungsvorrichtung bzw.
„Spurenverwischung“ (Girard 1983: 66) zu erkennen, und einzusehen, dass der
so herbeigeführte Frieden eigentlich gewalttätig ist, auf Kosten eines Opfers geht
und auf Lügen über die Schuld des Opfers und die Unschuld der Gemeinschaft
aufbaut. Die gesamte menschliche Kultur sei nach Girard auf dem Gebäude des
Sündenbocks und der rituellen Wiederholung, somit auf „erlösender Gewalt“
aufgebaut. Die gemeinsamen Werte einer Gemeinschaft brauchen eine rituelle
Verwirklichung, die rituelle Ordnung versammelt die Gemeinschaft durch kör-
perliche Teilnahme.31
Girards Sündenbock-Theorie kann über wichtige psychologische Faktoren in
der Gruppendynamik Aufschluss geben (vgl. dazu ausführlich Douglas (1995),
Gemmill (1989). Das Sündenbock-Denken wirkt bei Individuen auf der Ebene
der individuellen und der Gruppen-Identität. Wir alle konstruieren Identitäten
gegen jemanden oder etwas Anderes: Der Andere, der ich nicht bin, ist grund-
legend für die Konstruktion meiner Identität: Ich bin eine Frau, also kein Mann;
ich bin ein Liberaler, also kein Konservativer; ich bin Atheist, also kein Gläubi-
ger, ich bin gut, weil ich nicht schlecht bin. Eine Identität braucht einen Anderen,
der unsere Schulden und Fehler aufnehmen kann und uns gleichsam von diesen
Schulden befreit. Unsere Schulden und Schwächen werden auf den Sündenbock
projiziert (Viertmann 2015:  57), der in einem Opferritual eliminiert werden

31 Opferrituale begründen die Ursprungsmythen (Girard 1983: 257).


Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 145

muss. Je mehr Schwäche in einer Gemeinschaft gespürt wird, desto wichtiger ist
die Konstruktion eines Sündenbocks.

6. Sexualisierung und Animalisierung


Mächtige Frauen sind prädestinierte Ziele für mimetische Gewalt, die in Form
von sexistischen Angriffen in der Anonymität der Medienkommunikation
stattfinden. Offensive Sprache, wenn sie in verkörperte projektive Muster und
Mechanismen übersetzt wird, führt zu Rückfällen aus sozialer und identitäts-
bezogener Hinsicht. Anhand von zwei Fällen verbaler Gewalt gegen italienische
Politikerinnen im Zeitraum 2013–201432 werde ich versuchen zu zeigen, dass es
einen engen und direkten Zusammenhang zwischen verbalem Sexismus gegen
Frauen und Gruppendynamiken gibt.

6.1 Der Grillo-Boldrini-Fall
Laura Boldrini, damals Präsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer,
beschloss im Januar 2014 die „Guillotine“ beim Dekret der Imu-Bankitalia
einzusetzen, indem sie trotz der noch laufenden Diskussion die Maßnahmen
zur Finanzierung der Banken zur Abstimmung stellte. So ermöglichte sie den
Banken, eine Zuweisung von 4 Milliarden Euro zu erhalten. Die Fünf-Sterne-
Bewegung und die rechtsextreme Partei Brüder Italiens, die sich damals in der
Opposition befanden, gingen auf die Barrikaden: Die Regierungsbänke wurden
besetzt, der Palast Montecitorio, Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer,
wurde zum Schauplatz von Beleidigungen und sogar körperlichen Attacken,
indem mit Gegenständen geworfen wurde. Kurz darauf schrieb Beppe Grillo,
Führer der Fünf-Sterne-Bewegung, einen Beitrag auf Italienisch auf Facebook:33
Was würde passieren, wenn du Boldrini im Auto hast?
Schaut euch das an: http://goo.pl/veFQKA
Super, es ist phantastisch!

Diese „augenzwinkernde“ Frage stellt sich heraus als eine maskierte Einladung
zur Aggression. Das Link führte zum „Blog di Beppe Grillo“ und zu einem
satirischen Video, in dem ein Aktivist vorgibt, das Auto zu fahren mit der Car-
toon-Silhouette von Laura Boldrini neben sich. Grillos Frage löste einen Sturm
obszöner Antworten in den sozialen Medien aus, die bald darauf gelöscht wur-
den. Einige Printshots sind dennoch erhalten, wie das Folgende:

3 2 Vgl. Bonacchi (2019).


33 Der Text ist eine deutsche Übersetzung des italienischen Zitats.
146 Silvia Bonacchi

A) Du bringst sie in ein Roma-Lager und lässt sie vom Dorfvorsteher ficken.
B) Und wenn sie es genießt??
C) Dann ficke ich sie auch.

Der Rückgriff auf Beleidigungen sexueller Art missachtet nicht nur Boldrinis
institutionelle Rolle als Präsidentin der Kammer, sondern konstruiert sie als
ein bloßes Objekt männlichen sexuellen Appetits, das eine „lüsterne Solidari-
tät“ weckt, in der eine wohl zerbrechliche Männlichkeit, wie die Reaktion auf
Facebook zeigt, einen (wohl prekären) Halt findet. Die imaginär vergewalti-
genden und anfeuernden anonymen Täter kreieren ein Opfer, das triumphal
unterworfen werden kann. Die Eroberung, Demütigung und Verletzung von
Frauen(körpern) findet statt und ist erst dann gültig, wenn die Erfahrung mit
anderen Männern geteilt wird. Der mediale Shitstorm34, der die Einladung Gril-
los auslöste, scheint in der imaginären kollektiven Vergewaltigung ein ansons-
ten schwaches Gefühl der Gemeinschaft, des Selbstwertes und der männlichen
Solidarität zu zementieren. In diesem Sinne ist nicht die Katharsis der Schlüssel-
mechanismus der sexistischen verbalen Gruppengewalt, sondern rituelle Pro-
jektion, Wiederholung und Vergegenwärtigung. Das männliche Gekicher wird
zur Chiffre eines äußerlich banal und trivial daher kommenden, im Kern aber
menschenverachtenden und bösen Geschehens.

34 Für eine breitere Darstellung vgl. D’Errico/Poggi/Corriero (2017).


Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 147

6.2 Der Calderoli-Kyenge-Fall
Im Juli 2013 verglich der Liga-Nord-Senator Roberto Calderoli während eines
Wahltreffens in Treviglio, einer kleinen Stadt in der Nähe von Mailand, Cécile
Kyenge, eine italienische Staatsbürgerin kongolesischer Herkunft, damals Minis-
terin für Chancengleichheit und die erste schwarzhäutige Ministerin in der
Geschichte der Italienischen Republik, mit einem Orang-Utan:
„Ab und zu, mit dem Internet herumfummelnd, öffne ich ‚italienische Regie-
rung‘, und was kommt mir da zum Teufel heraus? Die Kyenge. Ich bleibe trocken.
Ich bin auch ein Tierliebhaber, eh, um Himmels willen! Ich hatte Tiger, Bären, Affen
und alles andere. Wölfe hatte ich auch. Aber wenn ich ein − ich sage nicht, dass sie
das ist − ein Auftreten eines Orang-Utans sehe, bleibe ich immer starr.“35 Auch in
diesem Fall löst die Aussage einen Shitstorm in den sozialen Medien aus, in dem es
einerseits zu einer Verschärfung der Beleidigungen kommt („kongolesischer Affe“,
„stinkende Haushälterin“, „anti-italienischer Nigger“36), andererseits eine „meta-
pragmatische“ Debatte darüber stattfindet, ob der Vergleich der schwarzhäutigen
Ministerin mit einem Gorilla ein strafbares Vergehen ist oder nicht37.
An dieser Stelle soll es darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Zoonyme
anstößig sind:  Eine starke Person kann ein „Löwe“ sein oder wie ein „Tiger“
kämpfen, in intimen Beziehungen kann eine Person zu einem „Kätzchen“ werden.
Beleidigende Zoonyme sind solche, in denen der Mensch mit einem Tier vergli-
chen wird, das in der „großen Lebenskette“ einen niedrigen Platz hat (Wałas-
zewska 2017: 79): Wir werden schmutzig wie „Schweine“ und sind erbärmlich
wie „Würmer“. Besonders beleidigend ist im Italienischen − und in vielen ande-
ren Sprachen − der Vergleich mit Affen und Primaten, weil der Mensch so auf
eine niedrigere Evolutionsstufe zurückgezogen wird. Der Primat ist das Tier, das
dem Menschen am ähnlichsten ist, weshalb eine klare Unterscheidungslinie den
Menschen vom Affen abgrenzt, der trotz seiner anthropomorphen Merkmale

35 “Ogni tanto smanettando con Internet, apro “il governo italiano”, e cazzo cosa mi
viene fuori? La Kyenge. Io resto secco. Io sono anche un amante degli animali eh, per
l’amor del cielo. Ho avuto le tigri, gli orsi, le scimmie, e tutto il resto. I lupi anche c’ho
avuto. Però quando vedo uscire delle – non dico che è – delle sembianze di oranghi
io resto ancora” (http://www.repubblica.it/politica/2013/08/26/foto/kyenge_quattro_
mesi_di_insulti-65301278/1/), letzte Einsicht am 13.4.2018). Calderoli wurde 2019
wegen rassistisch motivierter Hassrede verurteilt.
36 http://www.repubblica.it/politica/2013/04/30/news/kyenge_zul_insulti_razzisti_sui_
siti_ della_galassia_nazi-57768619/ (letzte Einsicht am 14.2.2019).
37 https://www.repubblica.it/politica/2013/08/25/news/la_politica_razzista_all_attacco_
del_ ministro_kyenge-65259183/?refresh_ce (letzte Einsicht am 14.2.2019).
148 Silvia Bonacchi

kein Mensch ist. Im Falle eines schwarzhäutigen Menschen spielt der Vergleich
mit einem Affen auf einen Zustand der Hominidität und der Subhumanität an.
Die Degradierung des Menschen zum Tier ist typisch für rassistische Praktiken
wie etwa die nationalsozialistische Propaganda (Zimbardo 2007: 314).

7. Schlussfolgerungen
In den klassischen Ritualtheorien erlaubt der Sündenbockmechanismus einer
Gemeinschaft, ihren Ursprungsmythos zu finden, in dem sich die Mitglie-
der ihrer gemeinsamen Werte vergegenwärtigen. Nach Girard ist die Offen-
barung Gott bzw. den Göttern vorbehalten. In den modernen Opferpraktiken
verliert die Eliminierung des Opfers seine Heiligkeit und wird zu einem Ritus
der Degradierung in obszöner Banalität, zu einem kollektiven neurotischen
Moment, in dem die fantasierte Zerstörung des Anderen zur einzigen Möglich-
keit der Selbstbehauptung und der Behauptung des Zusammenhalts der Gruppe
wird. Auf das Opfer werden Frust, Angst und Unfähigkeit projiziert. Es ist ein
Ritual, das Ausdruck der sogenannten Beta-Männchen-Kultur (Dietze 2020: 110)
ist. Das Opferritual, das sich in der Regel auf das Posten obszöner Beleidigung
beschränkt, kreiert einen Zusammenhalt, der das Ergebnis einer allzu leich-
ten Komplizenschaft ist, die von der Anonymität der sozialen Medien gedeckt
wird. Es handelt sich also nicht nur um eine sexuelle Konterrevolution (Dietze
2020: 100), wodurch eine gewünschte Macht38 durch das sexistische Gehabe als
exklusiv männliches Privileg reinstalliert wird, sondern um kollektive Praktiken
der Wiederherstellung von patriarchal definierten Männlichkeitskonstruktio-
nen, die im Kern fragil und prekär sind und durch das Ritual kommuniziert
und legitimiert werden. Es sind also Brüche in Männlichkeitskonstruktionen,
die rituell verdrängt werden müssen, die zum ostentativen Sexismus führen
und dem politischen Erfolg des ostentativen Sexismus zugrunde liegen können.
Dabei wird leider der Übergang von der Fantasie zur Tat erleichtert.

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38 Vgl. Dietze (2020: 101): „Wenn Du ganz oben gekommen bist, kannst Du Dir alles
weibliche Fleisch aneignen, ohne irgendeine Sanktion fürchten zu müssen.“
Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt 149

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