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Inhaltsverzeichnis
Naturharz
Bildung und Gewinnung
Verarbeitung und Verwendung
Markt
Kunstharz
Eigenschaften und Verarbeitung
Geschichte
Chemische Unterteilungen
Verwendung
Quellen
Einzelnachweise
Weblinks
Naturharz
Aus einem Fichtenzapfen
Naturharze sind eine Mischung verschiedener chemischer
austretendes Harz
Substanzen. Die mengenmäßig vorherrschenden Verbindungen
sind Harzsäuren, die zu den Carbonsäuren zählen. Frische Harze
bestehen weiterhin zu einem nicht unwesentlichen Teil aus
flüchtigen und aromatischen Verbindungen. Verdunsten diese, wird
das verbleibende Material zäher und härter. Daneben führen
Polymerisations-, Vernetzungs- und Oxidationsreaktionen zum
Erstarren der Ausscheidung.
Pflanzliche Ausscheidungen ohne Harzfraktion setzen sich meist aus Polysacchariden zusammen und sind
wasserlöslich. Sie zählen nicht zu den Naturharzen. Mischformen aus wasserlöslichen und harzhaltigen
Komponenten stellen die Gummiharze dar.
Baumharze sind sekundäre Stoffwechselprodukte der Pflanzen, die über Harzkanäle an die
Pflanzenoberfläche geleitet werden (siehe auch Biosynthese von Terpenen). Im normalen Lebenszyklus
bilden harzerzeugende Bäume „physiologisches Harz“. Nach Verletzungen steigt die gebildete Menge, das
„pathologische Harz“ dient dem Wundverschluss.
Die systematische Gewinnung von Baumharz geschieht durch das
Harzen. Dabei werden künstliche Verletzungen durch Anritzen der
Rinde herbeigeführt und das austretende Harz in einem Behälter
gesammelt. Verwendete Bäume sind unter anderem Kiefer, Lärche
und der Sandarakbaum. Fossile Baumharze wie Bernstein werden
durch Absuchen vorkommenreicher Flächen (z. B. Strände), durch
Prospektion oder Bergbau gewonnen.
Markt
Der jährliche Bedarf der chemischen Industrie in Deutschland an Baumharz mit eingeschlossenem
Naturharzen wird auf 31.000 t geschätzt (einschließlich Insekt
Naturwachse). Jährlich importiert Deutschland 5.000 bis 16.000 t
dehydrierte Naturharze.[7] Die mengenmäßig vorherrschende
Verwendung von Naturharzen ist die Herstellung von Farben,
Lacken und Klebstoffen.
Kunstharz
Kunstharze (auch synthetische Harze genannt) sind nach ISO
4618:2014 Beschichtungsstoffe — Begriffe durch Polymerisations-,
Polyadditions- oder Polykondensationsreaktionen synthetisch
hergestellte Harze.[8] Nach den Konventionen der IUPAC sind sie
weiche Feststoffe oder hochviskose Substanzen, die üblicherweise
Prepolymere mit reaktiven funktionellen Gruppen enthalten.[9]
Synthetische Harze bestehen bei der Verarbeitung in der Regel aus
zwei Hauptkomponenten. Die Vermischung beider Teile (Harz und
Härter) ergibt eine reaktionsfähige Harzmasse. Bei der Härtung
steigt die Viskosität an und nach abgeschlossener Härtung erhält
man einen unschmelzbaren Kunststoff (Duroplast). Nach der
IUPAC sollen die duroplastischen Produkte (engl.: thermosets)[10] Gewinnung von Baumharz
nicht als Harze bezeichnet werden.
Synthetische Harze sind in der Regel flüssige oder feste amorphe Produkte ohne scharfen Siede- oder
Schmelzpunkt. Für die technische Anwendung sind die Harze oft in Form einer Emulsion oder Suspension
erhältlich bzw. werden in dieser Form hergestellt. Viele dieser Harze sind prinzipiell auch als echte
Lösungen einsetzbar, da es sich jedoch bei den dafür meist notwendigen Lösungsmitteln um flüchtige
organische Verbindungen handelt, wird dieser Anteil immer geringer. Bei klassischen Harzen, wie
Phenolharzen, erfolgt die Härtung über eine Polykondensation; sie werden daher Kondensationsharze
genannt und müssen unter hohen Drücken verarbeitet werden. Wichtig für Industrie sind Harze, die ohne
Abspaltung flüchtiger Komponenten zu Duroplasten aushärten. Diese Harze werden Reaktionsharze
genannt. Ein Beispiel hierfür sind photoinitiiert härtende Acrylate, wobei eine radikalische Polymerisation
durch UV- oder sichtbares Licht erfolgt. Epoxide härten hingegen über eine Polyaddition, ebenfalls ohne
Abspaltung.
Als härtbare Formmassen bezeichnet man meist rieselfähige Massen, die in einem Warmformungsvorgang
mit unmittelbar anschließender irreversibler Aushärtung bei erhöhter Temperatur zu Formteilen und
Halbzeugen verarbeitet werden. Hierbei sind häufig hohe Drücke zur kompletten Füllung der Form
notwendig. Die Verarbeitung von Kunstharz erfolgt häufig im Gussverfahren. Hierbei wird das Gießharz in
eine wiederverwendbare oder eine verlorene Form gegossen.
Geschichte
1902: Entwicklung des ersten technisch brauchbaren Kunstharzes (Carl Heinrich Meyer):
Phenol-Formaldehydharz (Laccaïn), Ersatz für Schellack
1907: „Hitze und Druckpatent“ von Leo Hendrik Baekeland → Aushärtung von
Phenolharzen: erste duroplastische Kunststoffe (Bakelit)
1910: Patent für Dr. Kurt Albert und Dr. Ludwig Berend für das erste öllösliche Lackkunstharz
aus Phenolen und Formaldehyd („Albertole“), vgl. auch Autolack
bis heute: Entstehung vieler Typen von Kunstharzen und Modifizierung der Eigenschaften
Chemische Unterteilungen
Phenolharze (Phenol-Formaldehyd-Harz, PF-Harz)
Herstellung: Polykondensation von Formaldehyd und Phenol
Verwendung: Gehäuse von elektrischen Geräten (zwischen den Weltkriegen); guter
Isolator für elektrischen Strom; heute immer noch vielseitige Verwendung
(Ionenaustauscher)
Aminoplaste: Harnstoff-Formaldehyd (UF-Harz), Melamin-Formaldehyd-Harz (MF-Harz)
Herstellung: Polykondensation von Formaldehyd mit Harnstoff (engl. urea) bzw. Melamin
Epoxidharze:
wichtigste Herstellung: Polyaddition und -kondensation von mehrwertigen Phenolen und
Epichlorhydrin (mit Alkalilauge)
Verwendung als Gießharz; Verbundwerkstoff; Klebstoff
Polyesterharz (UP-Harze)
Herstellung auf Basis von ungesättigten Polyestern (mit weiteren
Kunststoffkomponenten, wie Styrol)
Härtung: Über Peroxid-induzierte radikalische Polymerisation
Verwendung: Lacke, Gießharze; Verstärkung der Festigkeit durch Glasfaserzusätze,
Schlauchliningverfahren (Kanalsanierung)
Polyesterharze (gesättigte Polyester)
Herstellung aus v.A. gesättigten Bausteinen mit Hydroxy/Carboxy-Überschuss
Verwendung: Lacke, flüssig oder pulverförmig
Härtung: Vernetzung mit Melaminen, Isocyanaten oder Epoxiden
ABS-Harze
Mischung von Harz und Elastomer
Grundmonomere: Acrylnitril, 1,3-Butadien, Styrol
Wichtige Eigenschaften: Festigkeit, Schlagfestigkeit und Oberflächenhärte
Weitere Beispiele
Polyacrylate
Alkydharze
Polyurethanharze
Polyamidharz
Vinylesterharz
Furanharze
Verwendung
Entsprechend der Vielzahl unterschiedlicher Harztypen existiert ein breites Anwendungsspektrum. Typisch
sind Verwendungen für Leime, Klebstoffe, Lacke, aber auch zur Herstellung von Formteilen.
Quellen
Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. 2.,
aktualisierte Auflage, Kessel/Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4.
Egon von Vietinghoff: Handbuch zur Technik der Malerei. DuMont Verlag, Köln 1983,
(1991), (1994), ISBN 978-3-7701-1519-8.
Eintrag zu Harze. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
Hans Dominighaus: Kunststoffe. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1974, ISBN 978-3-473-
35405-4.
Jean H. Langenheim: Plant Resins – Chemistry, Evolution, Ecology, and Ethnobotany.
Timber Press, Portland (USA)/Cambridge (UK) 2003, ISBN 978-0-88192-574-6.
Ernst Schwenk: 80 Jahre Kunstharze – Fast vergessene Erfinder. Hoechst
Aktiengesellschaft, Frankfurt am Main 1982, OCLC 312302809 (https://worldcat.org/oclc/312
302809).
Klemens Fiebach: Resins, Natural. S. 1–2. In: Ullmann’s Encyclopedia of Industrial
Chemistry. Wiley-VCH, Weinheim 2005,
doi:10.1002/14356007.a23_073 (https://doi.org/10.1002/14356007.a23_073).
Einzelnachweise
1. Eberhard Tuescher, Matthias F. Melzig, Ulrike Lindequist: Biogene Arzneimittel. Ein
Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
2012, ISBN 978-3-8047-2495-2.
2. Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum
Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4.
3. Eintrag zu resin. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold
Book”. doi:10.1351/goldbook.RT07166 (https://doi.org/10.1351/goldbook.RT07166) –
Version: 2.3.3.
4. Gerd Collin, Rolf Mildenberg und Mechthild Zander: Resins, Synthetic. S. 1–2, In: Ullmann’s
Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH, Weinheim 2005,
doi:10.1002/14356007.a23_089 (https://doi.org/10.1002/14356007.a23_089).
5. Hubertus R. Drobner: SOUBIROUS, Bernadette. In: Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 839–
843.
6. handball-world: Kommentar: Warum Handballer Harz brauchen und lieben. (https://www.han
dball-world.news/o.red.r/news-1-1-1-84724.html) Abgerufen am 12. Mai 2022.
7. Statistisches Bundesamt, 2008: Daten zu Importen und Exporten von Rohstoffen und
ausgewählten Produkten. Datenstand Sept. 2008.
8. ISO 4618:2014(de), Beschichtungsstoffe — Begriffe. iso.org (https://www.iso.org/obp/ui/#iso:
std:iso:4618:ed-2:v1:de)
9. Eintrag zu resin. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold
Book”. doi:10.1351/goldbook.RT07166 (https://doi.org/10.1351/goldbook.RT07166) –
Version: 2.3.3.
10. Eintrag zu thermosetting polymer. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology.
The “Gold Book”.
doi:10.1351/goldbook.TT07168 (https://doi.org/10.1351/goldbook.TT07168) – Version: 2.3.3.
11. Der Brockhaus, Naturwissenschaft und Technik. 3. Bände, Spektrum Akademischer Verlag,
Mannheim/ Heidelberg 2003, ISBN 978-3-8274-1168-6.
12. iso.org: ISO 472:2013; Kunststoffe — Begriffe (https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:472:ed
-4:v1:de)
Weblinks
Commons: Harz (https://commons.wikimedia.org/wiki/Resin?uselang=de) – Album mit Bildern,
Videos und Audiodateien
Wiktionary: Harz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Thomas Seilnacht, Lexikon der Polymere und Kunststoffe (http://www.seilnacht.com/Lexiko
n/polymere.html).
Kern GmbH – Technische Kunststoffteile, Phenolharz (PF) (http://www.kern-gmbh.de/index_
glossar.html?http://www.kern-gmbh.de/kunststoff/service/glossar/phenolharz.htm)
(12.03.2006)
Didaktik der Chemie FU Berlin, Kunststoffe zum Kennenlernen: Epoxidharze (http://www.ch
emie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/epoxidharze.htm) (13.03.2006)
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