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Lesekarte

Maximilian Holetschek

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Der Destruktive Charakter / Erfahrung und Armut

Walter Benjamin befasst sich zunächst in seinem Text „Der Destruktive Charakter“ mit eben
jenem Schlag von Menschen. Der Destruktive Charakter wird beschrieben als Person, welche
Räume schafft durch Zerstörung und dadurch immer neue Wege öffnet. Der Destruktive
Charakter ist ein Revolutionär und Krisenopportunist. Der Charakter Typus ist besonders im
Historischen Kontext des ersten Weltkrieges relevante, da er nach diesem massiven
historischen einschnitt neue gesellschaftliche Lebensformen freilegen soll. Er lässt sich auch
in Benjamins Text „Erfahrung und Armut“ wiederfinden. Der Destruktive Charakter geht der
Erfahrungsarmut voran, denn vor dem Radikal neuen Konstruktion muss altes zersetzt
werden. Im ebengenannten zweiten Text beschreibt Benjamin, wieder an die unbeständige
und Krisengeprägte Zwischenkriegsjahre angelehnt eine gesellschaftliche Neuordnung,
welche sich eben nicht an Erfahrungen der vorhergehenden Generationen halten kann. Die
Armut ist hier viel weniger ein Zeichen vom Verlust einer Kultur als vielmehr die
Notwendigkeit der Neuordnung. Eben der Neubau auf denn Trümmern. Dies lässt sich nach
Benjamin beispielsweise deutlich an Architektonischen Erzeugnissen sehen. Die starke
Verwendung des Baumateriales Glass im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ist der Vorbote
eines Modernen Lebensraumes. Glass lässt keine geheimnisse zu, schreibt Benjamin. Vor
allem aber impliziert es für alle Besucher*innen und Bewohner*innen „hier hast du nichts zu
suchen“. Möglicherweise ist also die zerstörte und wieder aufgebaute Welt eine, in der „Natur
und Technik, Primitivität und Komfort […] vollkommen eins geworden und vor den Augen
der Leute, die an den endlosen Komplikationen des Alltags müde geworden sind und denen
der Zweck des Lebens nur als ferner Fluchtpunkt in einer unendlichen perspektive von
Mitteln auftaucht“, erlösend erscheint. Benjamin beschreibt diesen Prozess jedoch stark
negativ und seine Betrachtung wirkt deutlich pessimistisch. Er redet vom Verlust von Kultur
und von Menschlichkeit. Diese modernen Schwierigkeiten sind aber nicht nur
gesellschaftlicher Natur, sondern treffen auch die Individuen. So wie der Destruktive
Charakter „nicht lebt, weil das Leben lebenswert ist, sondern weil sich die Mühe des
Selbstmordes nicht lohnt“, so ist der moderne Mensch Planlos ohne den Rückhalt auch
vergangene Menschengemachte kulturelle Errungenschaften.

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