Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
/umweltbundesamt
/umweltbundesamt
Autoren:
von Martin Gsell und Günther Dehoust
Öko-Institut
Redaktion:
FG I 1.1. Jens Günther
Bildquellen:
DifU/Maic Verbücheln (Seiten 4, 6, 7, 10, 13, 15, 16, 21, 28, 35)
pixabay.com (Seiten 18, 29, 31)
Öko-Institut e.V. (Seite 33)
Stand:
April 2018
4
Stoffkreisläufe und Stoffströme auf der
regionalen und lokalen Ebene optimieren
Handlungsfelder, Fallbeispiele und Empfehlungen für
die lokale Wirtschaft und Zivilgesellschaft
Inhalt
Inhalt
Vorwort.................................................................................................................................5
3.2 N
achhaltige Gewerbestandorte: Strategie der Wirtschaftsförderung Duisburg...................................... 17
3.4 K
ommunale Ressourcenstrategie: das Bauwerk Stadt Zürich............................................................... 22
3.5 R
egionale Wertschöpfung durch Regiogeld: der Chiemgauer ............................................................... 24
7. Literaturverzeichnis........................................................................................................ 35
3
Vorwort
Vorwort
Seit mehr als zehn Jahren berechnet die Forschungsor- men und an Akteure der Zivilgesellschaft und soll eine
ganisation Global Footprint Network den ökologischen Hilfestellung bei der Optimierung von Stoffkreisläufen
Fußabdruck von über 150 Ländern – für Deutschland und Stoffströmen geben.
mit einem erschreckenden Ergebnis: Bereits am 24.
April 2017 waren rechnerisch die nachhaltig nutzbaren Im Rahmen von RegioRess wurden Vertreterinnen
erneuerbaren Ressourcen für das gesamte Jahr 2017 und Vertreter der Stadtverwaltung und des Umwelt-
verbraucht (German Overshoot Day). Dies zeigt sehr betriebs Bielefeld, der Stadtverwaltung Zürich, der
anschaulich, dass der Verbrauch natürlich verfügba- Stadtverwaltung und der Universität Stockholm, der
rer Ressourcen in Deutschland deutlich über unseren Stadtwerke Rosenheim, der Recyclingbörse Herford
Anteil an den global vorhandenen Ressourcenkapazi- (Arbeitskreis Recycling e.V.), der Wirtschaftsförderung
täten liegt und damit auf Kosten zukünftiger Generati- Duisburg, der Effizienz-Agentur NRW, der Sozialge-
onen geht. nossenschaft Regios eG, der Energie- und Ressour-
cen-Management GmbH, der Porta Möbel GmbH & Co.
Die Herausforderung, unsere natürlichen Ressourcen KG und der Deutschen Post DHL Duisburg befragt. Die
zu schützen, muss gesamtgesellschaftlich angegan- Mitwirkung dieser unterschiedlichen regionalen und
gen werden. Vor allem auf der regionalen und lokalen lokalen Akteure an der Untersuchung ermöglichte eine
Ebene kann der Ressourcenverbrauch durch die Opti- praxisnahe Untersuchung der im Projekt zu klärenden
mierung und Schließung von Stoffkreisläufen effektiv Fragestellungen, weshalb sich das UBA, das Difu und
reduziert werden. Akteure, die darauf Einfluss haben, das Öko-Institut an dieser Stelle ganz herzlich für die
sind in der lokalen Wirtschaft, Zivilgesellschaft, bereitgestellten Informationen sowie die Mitarbeit
Verwaltung sowie der Politik zu finden. Im Ressour- bedanken möchten.
ceneffizienzprogramm der Bundesregierung wurde
auf die besondere Rolle der Kommunen und lokalen
Akteure bei der Verbesserung der Ressourceneffizienz
verwiesen.
5
RegioRess | Einführung in das Projekt
Natürliche Ressourcen wie Rohstoffe, Boden, Wasser Große, bisher wenig beachtete Potenziale zur Erhö-
und Luft sind Grundlage unseres täglichen Lebens hung der Ressourceneffizienz werden auf regionaler
und Wirtschaftens. Um weniger natürliche Res- und lokaler Ebene gesehen. Den kommunalen Un-
sourcen zu verbrauchen und diese effizienter und ternehmen und der Zivilgesellschaft kommt bei der
nachhaltig zu nutzen, ist eine umfassende Kreislauf- Optimierung eine zentrale Rolle zu. Viele Stoffströme,
wirtschaft und auch Rohstoffwende anzustreben. Um wie zum Beispiel die Wasserver- und Abwasserent-
sorgung (z.B. Reststoffe, Klärschlämme) sowie viele
Abfallströme (z.B. Elektroaltgeräte) sind zumeist kom-
munal oder regional organisiert, Teil der regionalen
Wertschöpfung und können besser genutzt werden.
Dies wurde auch seitens des Bundes erkannt, weshalb
2016 die wichtige Rolle der Kommunen als Akteure der
Ressourceneffizienz im ProgRess II deutlich hervorge-
hoben wurde.
Der Forschungsansatz
6
RegioRess | Einführung in das Projekt
und lokalen Stoff-, Energie-, und Finanzströmen, die Das Projekt startete im Jahr 2014 und wurde in 2018
anschließend umfassend und vertiefend analysiert abgeschlossen. Der Abschlussbericht des Vorhabens
wurden . Ziel der Untersuchung war es, wesentliche wird auf der Webseite des Umweltbundesamts (www.
Erfolgsbedingungen und Hindernisse zu identifizie- umweltbundesamt.de) veröffentlicht.
ren, um Lösungen für die Gestaltung und Umsetzung
von Ressourceneffizienz im regionalen und kommu-
nalen Kontext zu erarbeiten.
7
Stoffströme und Ressourceneffizienz | Herausforderungen und Handlungsfelder
2. S
toffströme und Ressourceneffizienz –
Herausforderungen und Handlungsfelder
Vor welchen Herausforderungen stehen wir? Der Schutz der natürlichen Ressourcen betrifft die
Belange des Umweltschutzes, aber insbesondere auch
Unsere Gesellschaft steht seit Jahren vor verschiede- der Wirtschaft. Gerade Deutschland, mit einem hohen
nen umweltpolitischen Herausforderungen wie der Anteil an Industrie und produzierendem Gewerbe, ist
Klimawandel, die zunehmende Verschmutzung der von einer sicheren Versorgung mit Rohstoffen – vor
Meere, die Übernutzung von natürlichen Ressour- allem durch den Import – abhängig. Zudem sind Ma-
cen etc., die bisher nicht zufriedenstellend gelöst terialkosten ein zentraler Faktor für die Wettbewerbs-
sind. Unser Wirtschaftsmodell, das aufgrund seines fähigkeit. Sie stellen im verarbeitenden Gewerbe den
Wachstumspostulats mit einem hohen Ressourcenbe- größten Kostenblock dar, der deutlich über den der
darf und Abfallaufkommen verbunden ist, sowie das Energie- und Personalkosten liegt. Die Knappheit
auf immer neue Produkte in kürzeren Lebenszyklen von Rohstoffen kann deren Kosten weiter in die Höhe
ausgerichtete Konsumverhalten der Gesellschaft ver- treiben.
stärken die Problematik. Hinzu kommen Trends wie
die weltweiten Urbanisierungsprozesse, die unweiger-
lich zu einer Ressourcenübernutzung und -knappheit Neben dem Verbrauch von fossilen, wer-
führen. Problematisch ist, dass die gesamte Wert- den auch die regenerativen Ressourcen seit
schöpfungskette mit Umweltfolgen verbunden ist, Jahren weit über ihre Regenerationsfähigkeit
d.h. von der Gewinnung, Aufbereitung, Nutzung, dem hinaus genutzt – das gefährdet unsere na-
Recycling bis hin zur Entsorgung. Gerade die Nutzung türliche Lebensgrundlage und birgt für die
fossiler Rohstoffe hat negative Auswirkungen auf den Wirtschaft zunehmend ökonomische Risiken.
Naturhaushalt. Wie relevant diese Entwicklungen
sind, zeigt die Infobox 1.
Infobox 1
Zahlen zur Ressourcennutzung
• V erzwölffachung des weltweiten Verbrauchs • D em Global Footprint Networks zufolge lebt
fossiler Energieträger im 20. Jahrhundert. die gesamte Weltbevölkerung derzeit (Stand
• Anstieg des Abbaus von Bodenschätzen um Juli 2017) so, als hätten wir 1,7 Erden zur Ver-
den Faktor 34. fügung.
• 16 Mg Werkstoffe werden in der EU pro Jahr • In Deutschland wurden 403 Mio. Tonnen fos-
und Einwohner verbraucht – davon fallen 6 sile Energieträger, 602 Mio. Tonnen Minerali-
Megagramm als Abfall an. en und 25 Mio. Tonnen Metallerze sowie 272
• China hat in drei Jahren 6,6 Gigatonnen Mio. Tonnen Biomasse verbraucht.
Zement verbaut (2011–2013), die USA haben Quellen: KOM (2011) 571, Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa, Brüssel
2011; US Geological Survey und IEA New Policies Scenario, 2017; UBA: DieNutzung
im ganzen 20. Jahrhundert 4,5 Gigatonnen natürlicher Ressourcen – Bericht für Deutschland, Dessau-Roßlau 2016
eingesetzt (1901–2000).
• Die Internationale Energie Agentur geht –
trotz Verlangsamung – von einem Anstieg der
Energienachfrage um 30 Prozent von 2017 bis
2040 aus.
8
Stoffströme und Ressourceneffizienz | Herausforderungen und Handlungsfelder
Wie wichtig Ressourcenschutz ist, zeigt sich deutlich an Die Steigerung der Ressourceneffizienz in Unterneh-
den Zielen und der Programmatik der internationalen, men, insbesondere von KMUs, ist das zentrale Thema
europäischen und nationalen Politik. International beim „Netzwerk Ressourceneffizienz“ (NeRess), aber
wurde in 2015 die G7-Allianz für mehr Ressourceneffizi- auch auf Länderebene bestehen Unterstützungsan-
enz gegründet, um Ressourceneffizienz dort als Schwer- gebote für Unternehmen wie z.B. Effizienzagentur
punktthema zu etablieren. Die G20 hat bei ihrem Gipfel NRW. Auch viele zivilgesellschaftliche Ansätze tragen
in Hamburg im Juli 2017 beschlossen, einen kontinuier- das Thema Ressourcenschonung über verschiedene
lichen Dialogprozess zu Ressourceneffizienz zu grün- Aktivitäten auf die politische Agenda (z.B. Transition
den – Ziel ist es, natürliche Ressourcen nachhaltiger Town -, Degrowth-, Reparatur und DIY-Bewegun-
zu nutzen. In Berlin fand Ende 2017 bereits der erste gen). Die Beispiele der Berliner Volksentscheide zur
G20-Ressourceneffizienz-Dialog statt. Auch im Agen- Rekommunalisierung der Energieversorgung oder die
da-2030-Prozess für eine nachhaltige Entwicklung Radinitiative zeigen auch, wie über direktdemokra-
werden Ressourcen eine wesentliche Rolle einneh- tische Instrumente ressourceneffiziente und soziale
men, da zwölf der 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Anliegen integriert befördert werden konnten.
9
Stoffströme und Ressourceneffizienz | Herausforderungen und Handlungsfelder
10
Stoffströme und Ressourceneffizienz | Herausforderungen und Handlungsfelder
11
Stoffströme und Ressourceneffizienz | Herausforderungen und Handlungsfelder
Abbildung 1
• Prozessoptimierung (KMU)
• Akteurskooperationen
• Corporate Social
Responsibility
KMU
Wissenschaft
Kommunale
Unternehmen
Kommunalverwaltung
• nachhaltiger Konsum
- Wiederverwendung
- Sharing
• politische Einflussnahme Industrie
(Volksbegehren)
Zivilgesellschaft
Quelle: Difu
12
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
3. O
ptimierung von Stoffströmen –
fünf Beispiele für kommunales Engagement
Welchen Beitrag kann ein lokales und regionales Stadtteils sein sollte – d.h. eine Reduzierung um 50%
Stoffstrommanagement konkret zur Verbesserung der des Ressourcenbedarfs sollte angestrebt werden.
Ressourceneffizienz leisten? Die nachfolgend darge- Die Planung wie auch die Gebäude im Gebiet sollten
stellten fünf Fallbeispiele zeigen exemplarisch Poten- sich an dem Prinzip der natürlichen Kreisläufe aus-
ziale, aber auch Grenzen der Optimierung lokaler und richten.
regionaler Stoffströme. Sie adressieren verschiedene
Stoffströme (u.a. Energie, Wasser, Abfall, Finanzen, Des Weiteren wurde vorgegeben, dass Kreisläufe
Baustoffe, Konsumgüter) sowie unterschiedliche Ziel- auf lokaler Ebene geschlossen und die Energie aus
gruppen und zeigen modellhafte Ansätze mit hoher erneuerbaren Quellen aus dem Gebiet selbst genutzt
Übertragbarkeit auf andere Kommunen. Sie geben werden sollen.
einen Überblick über die zentralen Akteure, Instru-
mente sowie Prozesse. In Textboxen sind die wesentli-
chen Akteure, die identifizierten Erfolgsfaktoren und
Hemmnisse hervorgehoben.
• Bauentwicklungsgesellschaften
• Wissenschaft
Im Jahr 1996 wurde ein Umweltprogramm für die
Entwicklung des Stadtteils konzipiert. Im Rahmen
Hintergrund war eine politische Vorgabe aus dem des Umweltprogramms wurde das ecocycle-Modell
Jahr 1995, wonach der Stadtteil „twice as good“ als als Hammarby-Modell (siehe Abb. 2) entwickelt und
der Stand der Technik beim Bau eines vergleichbaren 1997 als Konzept für die Entwicklung vereinbart.
13
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Abbildung 2
Energy
Bi ofuel
Högdalen’s combined
heat and power plant Fer tiliser Hammarby heat plant
Distr
ict h
eat
ing
an coo l i ng
de strict
lec – Di
ing
Co
tri
cit h eat
ict
Pu r
mb y
str
ust Di
i f i ed
ibl Environmentally
ew
l
r
friendly electricity
B i of ue
t ewa te
was t
as
te
ewat e r
Puri f i ed was
B i ogas
Uppsala Vatten/SYVAB
ast e Bio
Fo o d w
ga
s
Biogasplant The sea
ing
Fe r t i l i s e r kag as
ac g
wp t al Bio
, ne me
ucts
e
prod s,
ast
s Wastewater
s, new gla
Sto
ewspaper
lw
N rd,
Street sto
rm
ter
boa
ica
card
ctr
ing wa
wa
Henriksdal’s
pers, er
Newspa
ele
rm
us
Drink
Wa
o
rd
wate
Recycling za
Ha
st
r (r
e
Equalizer
ain
at
w
er
)
Reprocessing/landfill Lake Hammarby Sjö
Dabei wurden die städtischen Ver- und Entsorger Von den Erfahrungen aus Hammarby sollen nach-
dazu aufgefordert, ihre Input-/Outputsysteme mittels folgende Stadtentwicklungsprojekte profitieren. So
eines integrierten Ansatzes stärker aufeinander abzu- wurde 2009 im Stadtrat entschieden, das Entwick-
stimmen. Das Modell wurde somit im Rahmen einer lungsgebiet Royal Seaport als nachhaltigen Stadtteil
Kooperation zwischen den kommunalen Betrieben der „Weltklasse“ zu entwickeln. Zur Erreichung
Stockholm Energi (heute Fortum), Stockholm Vatten dieser Vision soll – wie schon in Hammarby – ein
AB und den Stockholmer Abfallwirtschaftsbetrieben integrierter Ansatz umgesetzt werden, indem bereits
erarbeitet. Das Hammarby-Modell verfolgt einen inte- im Planungsprozess Stadtverwaltung, Stadtwerke,
grierten Planungsansatz und betrachtet Stoffströme Entwickler und Wirtschaft eng zusammenarbeiten.
sektorübergreifend, um Synergien zu generieren. Die Das übergeordnete Ziel ist es, in dem Stadtteil bis zum
Energie aus erneuerbaren Quellen soll aus dem Gebiet Jahr 2030 „klimaneutral“ zu sein, die Gesamtstadt
selbst genutzt werden. soll dies bis 2050 erreichen.
14
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Warum wurde Hammarby Sjöstad als Fallbeispiel Stadtentwicklungsplanung ein wichtiges Themen-
ausgesucht? feld für die Optimierung der Ressourcennutzung.
Das Projekt Hammarby Sjöstad fokussiert auf die
Hammarby Sjöstad ist international bekannt für die Stadt- und Quartiersentwicklung als Handlungsfeld
Anwendung des Industrial-Ecology-Gedankens in der Optimierung lokaler und regionaler Ressour-
der Stadtentwicklung (Urban Symbiosis). In Städten cenkreisläufe. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll die
gibt es einen hohen Ressourcenbedarf und in vielen Möglichkeiten und Herausforderungen integrierter
Städten ist weiterhin ein Wachstum der Wirtschaft Infrastrukturversorgung auf lokaler Ebene auf.
und Bevölkerung zu verzeichnen. Deshalb ist die
15
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
16
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
17
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Erfolgsfaktoren
18
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
3.3 W
iederverwendung in regionalen Netz-
Hemmnisse
werken: RECOM Ostwestfalen
• Vorurteil „Klimaschutz kostet“: Das Thema Kli-
Der Verein Arbeitskreis Recycling e.V. und die von
maschutz (Zero Emission) löst häufig Bedenken
ihm getragene „RecyclingBörse!“ engagieren sich seit
aus, dass damit zusätzliche Kosten verbunden
1986 für die Wiederverwendung von Konsumgütern
sein könnten.
im Kreis Herford. Das Projekt RECOM (RecoveryEco-
• Kosten-Nutzen-Gefälle: Zu hohe Amortisations- logical Management) wurde durch den Arbeitskreis
zeiten oder ein zu geringer Nutzen verhindern Recycling e.V. initiiert und als Modellprojekt in Rah-
Investitionen in Effizienzmaßnahmen. men des Förderprogramms „CSR – Gesellschaftliche
Verantwortung im Mittelstand“ durch das Bundesmi-
nisterium für Arbeit und Soziales und den Europäi-
Neben einer Stoffstromanalyse für das Gesamtgebiet schen Sozialfonds von 2012 bis 2014 gefördert. Nach
und der Ableitung von Handlungsfeldern wurden in der Konzeption in der Region Ostwestfalen-Lippe und
einem dialogischen Prozess mit den ansässigen Un- der darauffolgenden Umsetzung wurden deutsch-
ternehmen Ideen für gemeinsame Maßnahmen landweit in vier weiteren Regionen RECOM-Projekte
entwickelt. Als Ergebnis konnten Projekte wie ge- initiiert (Frankfurt a.M., München, Mönchenglad-
meinsamer Stromeinkauf, ein Firmenticket (mit dem bach, Mittweida). Mit dem konzeptionellen Ansatz
Ziel der Reduzierung des Individualverkehrs) sowie Corporate Social Responsibility (CSR) wurden das ge-
die Wärmenutzung einer lokalen Hackschnitzelver- sellschaftliche Engagement insbesondere privatwirt-
brennungsanlage anvisiert werden. Im Gewerbege- schaftlicher Unternehmen für das Thema Wiederver-
biet Mevissen wurde über das Sichtbarmachen von wendung aktiviert und Kooperationen und regionale
Synergien durch gemeinsame Ressourceneffizienz- Netzwerke etabliert.
maßnahmen die Gründung einer Interessenvertre-
tung der Unternehmen initiiert. Das erklärte Ziel der
Akteure des regionalen Netzwerkes
Wirtschaftsförderung Duisburg ist es, Unternehmen
an allen Gewerbestandorten bei der Verbesserung der
• Arbeitskreis Recycling e.V./RecyclingBörse!
Ressourceneffizienz zu unterstützen.
• Stadt Bielefeld
Warum wurde die Zukunftsstrategie der Wirtschafts-
• Umweltbetriebe Stadt Bielefeld
förderung Duisburg ausgewählt?
• Möbelhaus Porta
Der umfassende strategische Ansatz der Wirtschafts-
förderung Duisburg, die Energie- und Ressourcenef-
fizienz in allen Industrie- und Gewerbegebieten der Durch RECOM wurden in der Region dauerhafte
Stadt zu verbessern und die Standorte sukzessive Partnerschaften zwischen sozialwirtschaftlichen
nachhaltig zu entwickeln, ist im deutschlandweiten Betrieben, gewerblich-privatwirtschaftlichen KMU
Vergleich vorbildlich. Ausgehend von einzelbetrieb- und öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern (örE)
lichen Maßnahmen werden auch Gebietspotenziale sowie Ämtern, Kammern, Umweltverbänden sowie
erhoben und daraus unternehmensübergreifende Bürgerinnen und Bürgern geschlossen und damit
Kooperationsprojekte entwickelt, die die Verbräuche die Ressourcenschonung durch regionale Wiederver-
von Energie, Wasser, Abfall und weiteren Ressourcen wendung qualitativ und quantitativ verbessert. So
für den gesamten Standort reduzieren. Die Strategie wurden im Kreis Herford durch die „Recyclingbörse!“
der Wirtschaftsförderung wird dabei getragen von fünf Sammelbörsen unterhalten, Sammelaktionster-
einem breiten Netzwerkgedanken, der langfristige mine organisiert und damit die kreisweite Wieder-
Partnerschaften aufbaut und damit die Verstetigung verwendung gesichert. Das Möbelhaus Porta wurde
und Weiterentwicklung von Projekten verbessert. als Kooperationspartner gewonnen und liefert seither
Rücksendungen zur Wiederverwendung.
19
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Das Projekt RECOM erzielte neben seiner ökologischen ckelt. Entsprechend der europäischen Gesetzgebung
Wirkung (geringere Ressourceninanspruchnahme sollen Akkreditierungsrichtlinien für Initiativen festge-
in der Region) auch ökonomische (z.B. Ersparnis von legt und ein Zertifizierungsstandard entwickelt werden.
Entsorgungskosten für kooperierende Betriebe) und Darüber hinaus sollen Kooperation mit den Kommunen
soziale Effekte (Beschäftigung und Qualifikation von zur finanziellen Sicherung der Wiederverwendung
Langzeitarbeitslosen, Bereitstellung von preisgünstigen gestärkt werden.
Gebrauchtwaren).
• S eit 2012 gilt in Deutschland ein neues • Bewusstsein für Wiederverwendung: über CSR
Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das den sozialen, ökologischen und gesellschaftli-
die EU-Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie chen Nutzen kommunizieren
2008/98/EG, AbfRRL) in deutsches Recht
• Transfer: Austausch und Vernetzung mit anderen
umsetzt.
Initiativen
• Das Gesetz stärkt durch die Festlegung
von Recyclingquoten für Siedlungsabfälle
(mind. 65% bis 2020) die Abfallvermeidung
und Wiederverwendung.
• Gebraucht- und Reparaturshops sind meist Warum wurde das regionale Netzwerk RECOM
kleine Betriebe, oft auch Sozialunternehmen. ausgewählt?
• Darüber hinaus wurde erkannt, dass durch
Re-Use-Initiativen Arbeitsplätze geschaffen Unter einer systemischen Betrachtung gelang es dem
werden können. Modellprojekt RECOM auf mehrere Entwicklungen
• Regionen profitieren also in mehrfacher gleichzeitig zu reagieren und Synergieeffekte für alle
Hinsicht von Wiederverwendung: mehr Ar- beteiligten Partner sowie eine verbesserte Nutzung von
beit, mehr lokale Wertschöpfung, weniger Konsumgütern in der Region zu erzielen und damit
Abfälle, weniger Rohstoffverbrauch. einen Beitrag zur Optimierung regionaler Stoffkreisläu-
fe zu leisten. Durch den ganzheitlichen Ansatz wurden
Möglichkeiten zur Beschäftigung und Qualifizierung
20
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
21
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Mit der Ressourcenstrategie sollen Kapazitäten im Zur Unterstützung der Umsetzung der in der Ressour-
Baustoffrecycling aufgebaut werden, damit die durch censtrategie „Bauwerk Stadt Zürich“ aufgeführten Ziele
und Maßnahmen wurde das Programm der 7-Meilen-
schritte erarbeitet. Die 7-Meilenschritte sind ein politisch
legitimiertes Instrument, da die dort aufgeführten Vorga-
Infobox 8
Konzept 2.000-Watt- Hemmnisse der kommunalen
Gesellschaft Ressourcenstrategie in Zürich
22
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
• Ziele und Verbindlichkeiten: Aufnahme der • Planungsrecht: Die Nutzung des Labels kann
2.000-Watt-Gesellschaft in die Gemeindeverord- unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. bei
nung der Stadt Zürich hoher Bebauungsdichte) durch das Planungsamt
eingefordert werden.
• Maßnahmenplanung 7–Meilenschritte: Durch
Beschluss des Stadtrats sind die aufgeführten • Beteiligung der relevanten Akteure und Überzeu-
Anforderungen verbindlich umzusetzen. gungsarbeit: der Aufbau eines Netzwerks und
Einbindung von Forschung und Wissenschaft
• Integrierte kommunale Strategien und Ziele: Ein- (z.B. ETH Zürich)
bindung 7-Meilenschritte in Masterplan Energie
• Forschung und Entwicklung: Der Fachstelle
• „Klein anfangen und Vertrauen aufbauen“: Der nachhaltiges Bauen steht regelmäßig ein Budget
Einsatz von RC-Beton wurde sukzessive ausge- (Freigabe durch Gemeinderat) für wissenschaft-
hend von Trennwänden in Gebäuden auf alle liche Untersuchungen zur Weiterentwicklung
Bereiche im Hochbau ausgeweitet. von Strategien der lokalen Ressourcenpolitik zur
Verfügung.
• Vergabepolitik: Verpflichtung zum eco-Label und
somit zu Sekundärmaterialien (z.B. RC-Beton) in • Label und Normen: Verankerung der Wiederver-
kommunalen Ausschreibungen bzw. Vergabever- wendung in bestehenden Zertifikaten zur Nach-
fahren für eigene Liegenschaften haltigkeit von Bauten, z.B. Minergie-eco-Label
1Graue Energie umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Bau-
stelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung. Siehe Baunetzwissen: https://www.baunetzwissen.de/glossar/g/graue-energie-664290 (Abruf am 15.09.17).
2Die SIA 430 ist eine eingetragene Norm der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) und gibt Empfehlungen für die Entsorgung von Bauabfällen bei Neubau, Umbau- und Abbrucharbeiten.
Sie thematisiert u.a. Planung (inkl. Entsorgungskonzept), Berechnung, Material, Ausführung, Aufgaben der Fachleute sowie Leistungen und Ausmaß.
23
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
3.5 R
egionale Wertschöpfung durch gen und Güter lenkt. Der Chiemgauer wurde durch die
Regiogeld: der Chiemgauer Initiative von Privatpersonen aufgebaut und weiterent-
wickelt. Als Träger fungiert der Verein „Chiemgauer e.V.“.
Das Fallbeispiel „Chiemgauer“ beleuchtet den Beitrag ei- Am Netzwerk sind 469 Unternehmen aus mehr als 140
ner regionalen Komplementärwährung zur Optimierung verschiedenen Branchen der Region Chiemgau beteiligt.
lokaler und regionaler Stoffkreisläufe. Mit Komplemen- Darunter befinden sich neben klassischen Dienstleistern
tärwährungen wie dem Chiemgauer ist grundsätzlich (Friseure, Schneidereien, Maler, Kfz-Werkstätten) auch
das Ziel verbunden, die Nachfrage nach regionalen Gü- Reiseveranstalter, Apotheken, Filialen von Banken,
tern zu erhöhen und gleichzeitig den Abfluss finanzieller Ausrüster für Arbeitsschutz und Versicherungsmakler,
Mittel in andere Regionen zu reduzieren. Viele Instru- die ihre Produkte und Dienstleistungen auch in der
mente der klassischen Wirtschaftsförderung orientieren Währung Chiemgauer anbieten. Mit den erworbenen
sich an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Chiemgauern fragen die Unternehmen selbst Güter und
Unternehmen, während eine Regionalwährung ein Inst- Dienstleistungen von Zulieferern aus der Region nach
rument für die Steigerung der regionalen Wertschöpfung und bezahlen zum Teil Löhne und Gehälter.
ist und die Nachfrage stärker auf regionale Dienstleistun-
Abbildung 3
8.000.000
6.000.000
4.000.000
2.000.000
24
Optimierung von Stoffströmen – fünf Beispiele für kommunales Engagement
Akteure
Erfolgsfaktoren
• Marktforschung vor der Initiierung: Konsumver- • Einfache Handhabung und Transparenz: regel-
halten, zentrale Angebote sowie bereits vorhan- mäßiger und klar formulierter Informationsfluss,
dene Wertschöpfungskreisläufe identifizieren, transparente Zahlungsabläufe, demokratische
um Potenziale für regionale Kreislaufwirtschaft Mitwirkung aller Teilnehmenden und Klarheit in
zu ermitteln. Entscheidungsprozessen.
25
Wege zur Optimierung von Stoffströmen und Stoffkreisläufen in Kommunen
Warum wurde das Regiogeld Chiemgauer als Fallbei- Gesellschaft ist jedoch der Beitrag einer Komplementär-
spiel ausgewählt? währung breiter zu fassen. Die öffentliche Diskussion,
die auch durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit unter-
Eine Regionalwährung kann dabei helfen, die Wirt- stützt werden kann, führt jenseits der direkten Beiträge
schaftskreisläufe regionaler auszurichten. Durch Regi- durch die Ausrichtung auf Regionalität zu einem stär-
onalwährungen können Transportwege verkürzt und keren Bewusstsein für ökologische und soziale Folgen
qualitativ hochwertige Produkte besser platziert werden. der globalen Produktionsweise. In der Region Chiemgau
Mit einem auf die Region fokussierten Zahlungs- und entstand dazu ein kritischer Diskurs. Gleichzeitig bieten
Regionalgeldsystem können lokal vorhandene Ressour- Regionalwährungen durch transparentere Konsum-
cen, Stoffströme und Kompetenzen für die Nutzung in strukturen einen konkreten und gemeinschaftlichen
der Region aktiviert und optimiert zwerden. In Bezug Lösungsansatz für nachhaltigen Konsum.
auf den Beitrag für eine nachhaltige Transformation der
26
Wege zur Optimierung von Stoffströmen und Stoffkreisläufen in Kommunen
kostensenkend wirken und andererseits der erforderliche >> Ausrichtung der Arbeitsmarktförderung als
Mehraufwand gering bleibt bzw. dieser entsprechend Herausforderungen für zivilgesellschaftliche und
gefördert und unterstützt wird. Die Einbindung und unternehmerische Initiativen
Etablierung von lokalen Netzwerken (etwa für Gewerbe-
betreibende eines Gewerbegebiets) kann die Initiierung
und Beteiligung unterstützen. Über bestehende Struk- von Löhnen und Gehältern in der Region, Transport-
turen der lokalen Wirtschaftsförderung können kon- wege und z.T. schlechte Arbeitsbedingungen werden
krete (überbetriebliche) Problem- oder Fragestellungen reduziert und regional vorhandene Kompetenzen
angegangen werden, etwa indem sich lokale Netzwerke (z.B. traditionelle Berufe) verstärkt nachgefragt. Loka-
bilden und etablieren. le Tauschwährungen stellen dabei ein gutes Beispiel
dar, wie regionale Wertschöpfungsketten ausgebaut
Insbesondere ansässige Großunternehmen, die lokale und stabilisiert werden können. Die Etablierung und
Märkte bedienen, stellen mit ihrer großen und beständi- Stärkung lokaler Wertschöpfungskreisläufe, im Rah-
gen Nachfrage einen wichtigen Hebel für die Skalierung, men derer Waren und Dienstleistungen erstellt und
Übertragung und Vertiefung verschiedener Stoffstrom- Löhne und Gehälter im regionalen Kreislauf erwirt-
modelle dar. Besteht ein ausreichendes Angebot bzw. schaftet werden, setzt auch die Bereitschaft und Mög-
ausreichende Nachfrage, können Ansätze ökonomisch lichkeiten von Kommunen voraus, sich selbst an den
betrieben und entsprechende Skaleneffekte generiert lokal erstellten Leistungen und Waren als Anbieter
werden. Diese können dann auch kostensenkend wirken oder Nachfrager zu beteiligen. Der ökonomische, aber
und dazu führen, dass ökologisch sinnvolle Ansätze auch ideelle Impuls für die lokalen Kreislaufsysteme
vertieft und verbreitert werden, da sich die fixen Kosten kann durch beständige kommunale Nachfrage zu
durch überbetriebliche Stoffstrommanagementsysteme einer Skalierung der Angebote führen.
leichter amortisieren lassen.
Zivilgesellschaftliche Initiativen (z.B. im Reparatur-
Dazu ist eine starke Beteiligung der Zivilgesellschaft oder Wiederverwendungsbereich), deren Mitarbei-
auf der Nachfrageseite wichtig. Konsumentinnen und terinnen und Mitarbeiter über den zweiten Arbeits-
Konsumenten können insbesondere dann erfolgreich markt gefördert werden, sind oft mit einer unsteten
von lokalen Stoffstromangeboten angesprochen werden, kommunalen Arbeitsmarktförderung konfrontiert.
wenn diese einfach und intuitiv in gewohnheitsmäßiger Drohende Änderungen in den Förderzielen erschwe-
und alltagstauglicher Form umgesetzt werden können. ren den kontinuierlichen Betrieb und Ausbau, was
Die Nutzerfreundlichkeit alternativer Angebote sollte den verschiedenen bzw. nicht-kohärenten politischen
sich am Status quo konventioneller Angebote orientieren Ressortzielen geschuldet ist. Wünschenswert wäre
(z.B. elektronischer Zahlungsverkehr beim Chiemgauer). hier eine stärkere Verzahnung und integrierte Maß-
nahmenplanung für Nachhaltigkeitsziele, auch und
Für KMU und die lokale Zivilgesellschaft bringen die insbesondere über Ressortgrenzen hinaus, um z.B.
Intensivierung und Vertiefung regionaler Wirtschafts- Maßnahmen zur Ressourceneffizienz mit den Mitteln
kreisläufe durch lokale und regionale Stoffkreisläufe der Arbeitsmarktförderung besser zu verzahnen.
ökonomische, ökologische und soziale Vorteile mit
sich. Ein Teil der Wertschöpfung verbleibt in Form
27
Wege zur Optimierung von Stoffströmen und Stoffkreisläufen in Kommunen
28
Wege zur Optimierung von Stoffströmen und Stoffkreisläufen in Kommunen
kann dabei unterstützen, Informationen, Kompeten- grad von Projekten. In anonymeren urbanen Struk-
zen und Ressourcen zu bündeln und gemeinsame turen sind dabei auch der Einsatz von Marketing und
Strategien zu entwickeln. Die Bildung von regionalen sozialen Medien nötig, um Bekanntheitsgrad, Ver-
Kooperationsstrukturen (z.B. KMU, öffentlich-rechtli- trauen und Image zu steigern und neue Zielgruppen
che Entsorgungsunternehmen, Verwaltung, Vereine, zu erschließen. Unter Berücksichtigung der vorhan-
Bürgerinitiativen) kann für Stoffstromprojekte wichti- denen (knappen) Ressourcen sollte eine Abwägung
ge Katalysatoren sein. vorgenommen werden, was die konkreten Marketing-
ziele sind, insbesondere welche Zielgruppen erreicht
werden sollen.
29
Bausteine zur Umsetzung von Stoffstromprojekten für die lokale Wirtschaft und Zivilgesellschaft
https://www.wahlen-berlin.de/Abstimmungen/VE2013_NEnergie/AllgemInfo.
asp?sel1=6052&sel2=1000
30
Bausteine zur Umsetzung von Stoffstromprojekten für die lokale Wirtschaft und Zivilgesellschaft
31
Bausteine zur Umsetzung von Stoffstromprojekten für die lokale Wirtschaft und Zivilgesellschaft
• M
it www.ressource-deutschland.de be-
treibt das VDI ZRE ein Web-Portal, mit dem Wirtschaftlichkeit anstreben!
die Umsetzung von unternehmerischen
Ressourceneffizienz-Maßnahmen durch Maßnahmen und Projekte lassen sich deutlich einfa-
Beratung und Bündelung gefördert werden cher umsetzen, wenn ihre Wirtschaftlichkeit gegeben
soll. ist. Eine Möglichkeit, Systemkosten einzusparen, ist
dann gegeben, wenn durch die Skalierung der An-
• A
uf der Webseite http://ressourceneffizien- sätze die Stückkosten reduziert werden können. Hier
tekommune.de sind Informationen zur Res- bieten die kommunale Nachfrage der lokalen KMU,
sourceneffizienz in Kommunen zu finden. der lokal ansässigen Großunternehmen, aber auch
die Nachfrage aus der kommunalen Verwaltung und
Kommunalpolitik einen wichtigen Hebel, um Ansätze
skalieren zu können.
Kompetenzen ausprägen und vermitteln
Kleinere oder inhabergeführte Unternehmen tendie-
Bei unterschiedlichen kommunalen Akteuren liegen
ren auch aus regionaler Verbundenheit eher dazu,
profunde Wissensbestände und Kompetenzen vor:
sich an regionalen Stoffstromsystemen zu beteiligen.
Zu nennen sind hier Verwaltungsstrukturen (z.B.
Größere Unternehmen wiederum könnten über etwa-
Umwelt-, Planungs- und Tiefbauämter oder Beschaf-
ige vorhandene CSR-Strukturen in Projekte eingebun-
fungsstellen), aber auch kommunale Einrichtungen
den werden. Das Thema CSR kann als „Türöffner“
(z.B. Wirtschaftsförderung) und kommunale Unter-
bzw. Einstiegsargument wirken. Insbesondere für die
nehmen der Ver- und Entsorgung (z.B. im Bereich
Verbreiterung von Maßnahmen und Projekten kann
Abfall, Energie und Abwasser). Die Umsetzung von
die Teilnahme einzelner Großunternehmen durch die
Maßnahmen erfordert fachliche Kenntnisse und Kon-
große Nachfrage- bzw. Angebotsmacht zu Sogwirkun-
tinuitäten. In vielen Kommunen kam es in der Ver-
gen und Nachahmungseffekte in einer Region füh-
gangenheit im Rahmen von Sparmaßnahmen zu Kür-
ren. Im Projekt RECOM konnte über den CSR-Ansatz
zungen im Personalbestand. In vielen Fällen wurden
erfolgreich ein größerer regionaler Möbelhersteller
freie Stellen nicht neu besetzt, was zu einem Kompe-
für die Mitwirkung gewonnen werden. Um langfristig
tenzverlust in Politik und Verwaltungen geführt hat.
tragfähig zu sein, sollten Unternehmen eingebunden
Verschärft wird dies durch den eingetretenen demo-
werden, die auch außerhalb von Förderprogrammen
grafischen Wandel mit der Folge, dass bereits jetzt
das Konzept aktiv und kontinuierlich umsetzen
Stellen älterer und erfahrener Mitarbeiterinnen und
wollen.
Mitarbeiter nicht mehr besetzt werden können. Der
Umbruch bietet andrerseits auch Möglichkeiten neue
Damit die Nachfrage der kommunalen Verwaltung
und innovative Ideen und Umsetzungen des Verwal-
und Politik für lokale Ansätze zur Stoffstromopti-
tungshandelns anzugehen und auszuprobieren.
mierung wirksam werden kann, müssen geeignete
rechtliche Rahmenbedingungen gegeben sein. Diese
Hierzu können zivilgesellschaftliche Akteure und
sind für Unternehmen und die Zivilgesellschaft, aber
lokale Unternehmen gezielte Weiterbildungsmaßnah-
auch für die interessierten Akteure aus der kommu-
men, Veranstaltungen und Seminare entwickeln und
nalen Verwaltung und Politik nicht ohne Weiteres zu
32
Bausteine zur Umsetzung von Stoffstromprojekten für die lokale Wirtschaft und Zivilgesellschaft
Infobox 12
Wirtschaftlichkeit
und Finanzierung
• Wie die Projekte RECOM und Chiemgauer
zeigen, sind Finanzierungsmöglichkeiten
zwar gegeben, aber durch gesetzliche Vor-
gaben beschränkt.
Infobox 13
Förderprogramme wahrnehmen! Förderung zur Optimie-
Förderprogramme für die Zivilgesellschaft und Un-
rung von Stoffströmen
ternehmen, die sich direkt auf die Optimierung von im Rahmen der Nationa-
Stoffströmen beziehen, werden aktuell im Rahmen
der Nationalen Klimaschutzinitiative angeboten,
len Klimaschutzinitiative
etwa „Kurze Wege für den Klimaschutz“. Des Weite- (NKI) nutzen:
ren können Unternehmen und die Zivilgesellschaft
weitere Förderprogramme oder Wettbewerbe nutzen,
• Neben Kommunen sind auch Vereine oder
um das Thema voranzubringen (etwa Mittel zum
Genossenschaften förderfähig.
Stadtumbau oder im Bereich Klimaschutz).
33
Zusammenfassung und Ausblick
34
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland (2016): Deut-
sche Nachhaltigkeitsstrategie, Neuauflage 2016 (Nachhaltigkeits-
strategie für Deutschland), Berlin.
35
RESSOURCENEFFIZIENZ IN KOMMUNEN
www.facebook.com/umweltbundesamt.de
www.twitter.com/umweltbundesamt
Unsere Broschüren als Download www.youtube.com/user/umweltbundesamt
Für Mensch & Umwelt