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Landschaft zum

Leben

Stadtregionale Freiraumstrategien

Regionalparks und Grüne Ringe


in Deutschland
Inhalt

Inhalt 46 GrünGürtel Frankfurt – Eine Vision wird Wirklichkeit


50 Regionalpark RheinMain – Raum für Sinn und Sinne
4 Vorwort 54 Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz – Der Drei-Flüsse-Park
6 Landschaftsgestaltung am Stadtrand – von Fabian Dosch und Gisela Beckmann 58 Regionalpark RheinNeckar – Eine Allianz starker Partner
10 Stadt und Land auf Augenhöhe – von Sören Schöbel 62 Regionalpark QuellenReich – Der Reiz von Karst und Quellen
14 Landschaft sprechen lassen – von Kenneth Anders 66 Landschaftspark Region Stuttgart – Freiräume schützen und gestalten
18 Regionalparks und Grüne Ringe – Auf einen Blick 70 Region München – Auf dem Weg zum Regionalpark?
20 Regionalparks in Hamburg – Zukunftsmodell im Norden 74 Übersichtskarten
28 Grüner Ring Region Bremen – Vom Radweg zum Netzwerk 78 Danksagung
32 Regionalparks in Brandenburg und Berlin – Grünräume für die wachsende Stadt 80 Impressum
38 Emscher Landschaftspark – Das grüne Herz der Metropole Ruhr
42 Grüner Ring Leipzig – Frei, freiwillig, interkommunal

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Inhalt Vorwort

Vorwort
Vor dem Hintergrund einer global wie auch national Zugleich werden an diese Landschafts- und Freiräume infolge
Gemeinsame Ansätze des KORG-Netzwerks
. . Die Leistungen und Mehrwerte der stadtregionalen
fortschreitenden Urbanisierung gewinnen zukunftsfähige gesellschaftlicher Transformationsprozesse neue Anforderungen Mit zunehmender Dichte gewinnen die Qualität und Freiräume müssen offensiv und zielgruppenspezifisch
Freiraumstrategien zur Sicherung und Weiterentwicklung und diversifizierte Nutzerinteressen gestellt, die nicht an Attraktivität von Landschaft und Freiraum an kommuniziert werden, um die gesellschaftliche wie
von Freiraum und Landschaft immer mehr an Bedeutung. politischen Grenzen und Zuständigkeiten Halt machen. Bedeutung – als zentrale Voraussetzung für urbane politische Wertschätzung zu erhöhen.
Landschaft und Natur sind bedeutende Standortfaktoren.
Über Naherholung und Freiraumschutz hinaus sollen sie der
.
Wohn- und Lebensqualität.
. Verknüpfung von Planung und Finanzierung, das heißt
Die Konferenz der Regionalparks und Grünen Ringe (KORG) Anpassung an die Klimafolgen, der sozialen Integration sowie Freiraumentwicklung ist eine regionale beziehungsweise umsetzungsorientierte Planung!
ist ein seit 2012 bestehendes informelles Netzwerk von
(Stadt)Regionen auf Bundesebene. Die hier Beteiligten haben
der Gesundheit dienen, Angebote der Umweltbildung und
für eine veränderte Mobilität vorhalten aber auch regionale
interkommunale Aufgabe, für die es raumübergreifende
und integrierte Ansätze und Strategien braucht. . Für die erfolgreiche Qualifizierung und Umsetzung der
in den vergangenen Jahrzehnten strategische Freiraumstrategien
in Form von Regional- oder Landschaftsparks, Grünen Ringen
(landwirtschaftliche) Produktion ermöglichen. Kurzum:
Freiräume sollen zu multifunktionalen „Alleskönner-Flächen“ . Ein funktionierendes Ökosystem bildet eine wichtige
Freiraumkonzepte müssen die formalen Planungsinstrumente
entsprechend ausgerichtet und gestärkt sowie der
oder Grüngürteln aufgebaut und etabliert. werden! Grundlage der Freiräume, deswegen muss die Stärkung Steuerungsmix aus informellen und formalen
der Biodiversität und die ökologische Aufwertung immer Planungsinstrumenten besser verzahnt werden.
Diese stehen in der Regel komplementär zu den formalen
Planungsebenen und -instrumenten und unterstützen diese
Akteure auf allen Ebenen sind gefordert mitgedacht werden.
. Die administrativen wie politischen Voraussetzungen für die
proaktiv. Ziel ist die Stärkung der Freiraumbelange im Sinne Hierfür sind die administrativen und politischen Voraussetzungen Wertschätzung, Qualifizierung und erforderliche interkommunale Zusammenarbeit müssen
einer multifunktionalen Landschaftsentwicklung für Mensch, für ein abgestimmtes Handeln häufig unzureichend. Dabei ausgebaut werden.
Kommunikation
Natur und Klima als Landschaft zum Leben. sprechen sowohl die von Deutschland nicht ratifizierte
europäische Landschaftskonvention, als auch die 2013 weiter­ Um die Ziele zu erreichen, gelten folgende übergreifende . Zugänge zu Finanzierungsmitteln für eine integrierte
Je nach spezifischer Ausgangslage sind die im Netzwerk entwickelten Leitbilder und Handlungsansätze für die Grundsätze: stadtregionale Landschaftsentwicklung müssen verbessert
vereinten Städte und Regionen organisiert beziehungsweise
institutionalisiert und haben unterschiedliche inhaltliche
Raumentwicklung in Deutschland. Der Entwicklung von
großräumigen Freiraumverbünden und der Gestaltung von . Freiraum darf nicht nur als eine von Bebauung freigehaltene
.
und neu entwickelt werden.

Schwerpunkte. Kulturlandschaften kommt auf regionaler Ebene eine wichtige Fläche verstanden und gesichert werden, sondern muss aktiv Die stadtregionalen Freiraumansätze können aufgrund ihrer
Bedeutung zu. entwickelt und gestaltet werden. interkommunalen Struktur zur Vernetzung und Koordination
Neue Anforderungen für
stadtregionale Freiräume
Die vorliegende Broschüre eröffnet zum einen den Blick auf die . Die multifunktionale Bedeutung „grün-blauer
stadtregionaler Akteure und zur Akquisition von
Fördermitteln eingesetzt werden.
zahlreichen und vorbildlichen Aktivitäten der Partner, zum Infrastrukturen“ muss künftig auf allen Planungs- und
Während der Umgang mit Freiräumen in den Innenstädten anderen soll sie dazu beitragen, Politik, Verwaltung und zivil­ Entscheidungsebenen wesentlich stärker berücksichtigt Diese Ansätze tragen dazu bei, die in der Gesellschaft vorhandene
etabliert und kontinuierlich Gegenstand von Forschungsvorhaben gesellschaftliche Akteure zu informieren und zu ermuntern, sich werden. Wertschätzung für Natur und Landschaft auch auf die vermeint-
ist, fehlen für die Landschafts- und Freiräume am Stadtrand und
im regionalen Kontext oftmals Leitbilder und Motoren der
in der Freiraumpolitik weiter zu engagieren.
. Mit den Prinzipien Schutz durch (multifunktionale) Nutzung,
lichen „Rest-“ und „Zwischenlandschaften“ zu übertragen, indem
diese aufgewertet und aktiv gestaltet werden und ein neues
Entwicklung und Qualifizierung. Und dies, obwohl sich dort durch Wahrnehmung und Wertschätzung sowie durch Landschaftsbild für eine urbane Region verankern. Dadurch wird
zumeist die größten und wertvollsten Freiräume befinden und ästhetische Aufwertungen und Gestaltungen sollen den eine regionale Identität geschaffen, ohne die lokale Identität
diese in hohem Maße identitätsstiftend sind. Menschen vielfältige Angebote gemacht werden, die zu überlagern.
Landschaft vor der eigenen Haustür zu nutzen und zu
erleben.

Dr.-Ing. Christine Baumgärtner, Silvia Weidenbacher


und Dr. Claus Peinemann für das KORG-Netzwerk

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Landschaftsgestaltung

Landschaftsgestaltung Von Fabian Dosch und Gisela Beckmann

am Stadtrand Der Nutzungsdruck auf Freiräume in Stadtregionen steigt. Zum


einen wird weiter gebaut und nachverdichtet, zum anderen soll
nahm um 7,1 Prozent zu, die der Metropolen über 500.000
Einwohner sogar um 11,2 Prozent. Dabei lebte 2017 mit
der verbleibende Freiraum vielfältigere Leistungen für mehr 31,8 Prozent bereits ein knappes Drittel der Bevölkerung
Menschen erbringen. Das Bevölkerungswachstum von bundes- Deutschlands in Großstädten.1 Inzwischen sind in einigen
Zwischen grauer Infrastruktur und grünen Freiräumen: weit rund 1,3 Millionen Einwohnern zwischen 2005 und 2017 Ballungsräumen Sättigungstendenzen feststellbar; das Wachstum
fand insbesondere in den Großstädten statt. Deren Bevölkerung verlagert sich an den Stadtrand, nach Suburbia. Zwischen 2018
Neue Stadt-Stadtrand-Partnerschaften in Ballungsgebieten

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Landschaftsgestaltung Landschaftsgestaltung

und 2021 sollen 1,5 Millionen Wohnungen neu gebaut werden, Infrastruktur 6 das Pendant zur wachsenden grauen Infrastruktur, Flächenverbrauch sowie Photovoltaikfreiflächenanlagen. kohärenten Raumentwicklung aufzuwerten und in den
vor allem in den Ballungsräumen. Auch danach wird weiter liefern Serviceleistungen für städtische Ballungsräume etwa Ziel ist die akteursorientierte Entwicklung von Leit­vor­ jeweiligen, national unterschiedlichen Planungsinstrumenten
gebaut, da viele Genehmigungen noch nicht fertiggestellt sind. zur Erholung und für Frischluft, tragen zur Minderung von stellungen für eine dynamische Stadtrandlandschaft, die zu etablieren. Auf Basis der Analyse vergangener Prozesse,
Neu- und Umbau erfolgen unter immer stärkerer Auslastung der Klima­risiken durch Hitze und Starkregen bei. in formelle und informelle Planwerke münden, etwa durch vor allem Agglo Basel und IBA Basel wurde ein Leitfaden
Grundstücke mit entsprechender Versiegelung. Gleichwohl haben die Auseinandersetzungen um knappe Erhaltung, Aufwertung und Schaffung von verbindenden „Landschaft über Grenzen“ erarbeitet, in dem in zehn
Flächen in prosperierenden Regionen an Schärfe gewonnen. Strukturen. Großinfrastrukturen sind in die Erlebbarkeit Themenbereichen Empfehlungen an die Praxis aufgeführt
Landschaften unter Transformationsdruck Umso wichtiger sind neue planerische Konzepte für Schutz, der Landschaft einzubeziehen. Gleichzeitig sollen werden. Der Leitfaden soll die grenzüberschreitende
Vernetzung, Zugänglichkeit und Erleben von Freiräumen und charakteristische Landschaftselemente und -eigenheiten Landschaftsplanung vereinfachen und stärken.
Bundesweit ging zwischen 1990 und 2013 Dauergrünland in der Grünflächen. Es geht dabei um Leitvorstellungen für die urbane erhalten werden, der freie Blick, Kontraste, Erlebbarkeit
Größenordnung der Hälfte des Freistaates Sachsen verloren2, seit Peripherie, um die Umsetzung des Auftrages laut und Strukturierung der Landschaft gefördert werden. Neue Stadt-Stadtrand-Partnerschaften
dem Jahr 2000 wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche in einer
Größenordnung des circa Siebenfachen der Landesfläche Berlins.
Raumordnungsgesetz 7 zur Gestaltung von Landschaften.8
. In der Metropole Ruhr geht es um die Transformation einer Es zeigt sich, dass Regionen neben dem Schutz der stadtregio­
Das Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) Regionale postmontanen Landschaft in die postindustrielle nalen Freiräume jenseits tradierter Konzepte auch nach neuen
Besonders die Zersiedelung des Umlandes der Ballungsräume Landschaftsgestaltung 9 verfolgt das Ziel, die Landschafts­ Kulturlandschaft Emscher Landschaftspark, die Landschafts­ Wegen suchen, Landschaft schützens- und erlebenswert zu
hält an; ob durch Ausbau von Infrastrukturen und Freizeit­ gestaltung als Planungsaufgabe und Umsetzungsstrategie zu entwicklung unter dem Leitbild des Produktiven Parks machen.
einrichtungen, durch erneuerbare Energien oder Abbau von etablieren,10 neue Methoden und Konzepte zu erproben, konkret zu fördern. So wird die Co-Produktion von
Rohstoffen. Alle tragen zur Veränderung der Landschafts­bilder kulturlandschaftliche Leitvorstellungen zu erarbeiten, regionale Freiräumen in unterschiedlichen Formen mit wechselnden Für Landschaften am Stadtrand sind Leitbildkonzepte wichtig,
bei, technogen geprägte Landschaftstypen nehmen zu.3 Netzwerke zu knüpfen und tragfähige Handlungsansätze zu und neuen Akteurs-Konstellationen verhandelt. Durch das wie sie zum Beispiel mit dem Weißbuch Stadtgrün12 für Städte
verstetigen. Zusammenspiel informeller Akteure und formeller vorliegen. Denn Freiräume rund um die Agglomerationen stehen
Seit Mitte der 1990er Jahre haben mehr als zwei Drittel der Ein Teilaspekt sind suburbane Räume. Dabei ist die grüne Institutionen entsteht eine Netzwerk-Governance-Struktur. vor vielen Herausforderungen, für deren Lösung sie große
Landschaften Deutschlands eine Veränderung erfahren, und der
Transformationsdruck bleibt hoch.4 Ein Trendszenario des BBSR
Infrastruktur ein Impulsgeber für ein naturnahes Landschaftsnetz
sowie für die multifunktionale Ausgestaltung und Nutzung . In der sich dynamisch entwickelnden Metropolregion
Aufmerksamkeit und Wertschätzung bedürfen.

für die Siedlungsflächenentwicklung von 2015 bis 2045 lässt eine grüner Räume.11 Rhein-Neckar kommt der Raumordnung eine besondere Das MORO bestätigt damit den Ansatz des KORG-Netzwerks,13
weitere Aufsiedelung der suburbanen Räume der großen gestaltende Rolle bei der Landschaftsentwicklung zu. den Mehrwert stadtregionaler Freiraumstrategien zu nutzen,
Ballungsräume erwarten,5 darunter sind überwiegend auch die Landschaftsgestaltung in suburbanen Räumen Das Landschaftskonzept 2020+ wird als Plan und Prozess neue strategische Stadt-Stadtrand-Partnerschaften und
Gebiete der Konferenz der Regionalparks und Grünen Ringe (KORG).
. Der Berliner Südraum im Regionalpark Das Schöne Feld stellt
für die zukünftige Landschaftsgestaltung verstanden.
Basis ist der Dialog Landschaft, um zehn Landschaftsräume
Grundlagen zu erarbeiten, mit denen stadtregionale
Landschaften nachhaltig gesichert und gestaltet werden.
Grüne Infrastrukturen als Impulsgeber den Typ einer dynamischen Stadtrandlandschaft dar: Ein mit ihren unterschiedlichen Charakteristiken und
Raum geprägt durch intensiven Transformationsdruck, Kompetenzen zu identifizieren. Mittels sogenannter
Regionale Grünzüge sichern die Ausgewogenheit von Siedlungen Gewerbebau, Logistik und Einzelhandel im Umfeld eines Aufgabenlandschaften sollen Rollen und Funktionen für
und Freiraum, Naturnähe und Klimaschutz, Naherholung, Güterverkehrszentrums, Flughafenausbau nebst Verkehrs­ Landschaftsräume zugewiesen werden. Über die
Sport und Bewegung. Sie bilden mit einem Netz grüner anbindung, mit großen Gebäudekubaturen, hohem strategischen Themenfelder Aktivieren, Multicodieren und
Vernetzen soll eine Charta Zukunft Landschaft erarbeitet
werden.

1. Dosch, Fabian: Stadtgrün auf weniger Raum. Ziele, Indikatoren und Orientierungs­
werte für die Grüne Infrastruktur. Fachzeitschrift „Neue Landschaft“. Fachzeitschrift für
8. Schmidt, Catrin: Den Landschaftswandel gestalten … Nur wie? In: Wende, Wolfgang,
Wald, Ulrich (Hg.): Die Räumliche Wirkung der Landschaftsplanung. Springer Spektrum
. Die trinationale Agglomeration Basel ist in den letzten
Jahrzehnten stark gewachsen und bildet heute ein
Garten-, Landschafts-, Spiel- und Sportplatzbau, Heft 9.2019, Seite 41-45 2017, Seite 111-132
2. Empfehlung des Beirats für Raumentwicklung Räume entwickeln – Heimat gestalten! 9. BMI/BBSR (Auftraggeber): MORO Regionale Landschaftsgestaltung. durchgehendes, grenzüberschreitendes Siedlungsgebiet. Dr. rer. nat. Dipl. Geogr. Fabian Dosch, Jahrgang 1963, ist Referatsleiter
2019, Seite 8. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichun- Laufzeit 2016-2020 Ziel der grenzüberschreitenden Landschaftsentwicklung für Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung im Bundesinstitut für
gen/themen/heimat-integration/raumordnung/bfr-empfehlung-siedlungsentwicklung. 10. Hartz A.M. (2019) Landschaft als Belang der Regionalplanung. In: Kühne O., Weber ist es, die Grün- und Freiräume als zentrales Element einer Stadt-, Bau- und Raumforschung (BBSR). Seine aktuellen Projekte sind
pdf?__blob=publicationFile&v=1 F., Berr K., Jenal C. (eds) Handbuch Landschaft. RaumFragen: Stadt – Region – Land-
3. Hartz, Andrea 2019: Dynamische Stadtrandlandschaften. Beschleunigter Landschafts- schaft. Springer VS, Wiesbaden u. a. Monitoring des Stadtgrüns, der genutzte Raum – Landschaften im
wandel und neue Gestaltungsaufgaben. Planerin03_19, Seite 14-17 11. Hartz, Andrea; Brenner, János: Regionale Landschaftsgestaltung – ein Modellvor­ Umbruch, Klimaanpassung in Stadt und Region. 
4. BfN/BBSR (Hg.): Den Landschaftswandel gestalten! Bonn / Leipzig, 2014 haben des Bundes. In: Agrarsoziale Gesellschaft (Hg.): Ländlicher Raum. 01/2017. 68.Jg.
5. Siedlungsflächenprojektion 2045. Teilbericht der Klimawirkungs- und Vulnerabilitäts- Schwerpunkt Kulturlandschaften, Seite 32-35
analyse 2021. Climate Change 02/2019. Bearb.: Julian Behmer (BBSR), 2019. Veröffent­ 12. BMUB – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Dipl.-Ing. agr. Gisela Beckmann, Jahrgang 1959, ist Projektleiterin im
lichung in Vorbereitung (Hrsg.) 2017: Weißbuch Stadtgrün. Für eine lebenswerte Zukunft. Berlin Bundesinstitut für Stadt-, Bau- und Raumforschung (BBSR) in o.g.
6. Adam, Brigitte; Dosch, Fabian: Stadtgrün auf wenig Raum. Grün- und Freiraument- 13. Korg (Hg.): Mehrwerte stadtregionaler Freiraumstrategien. Arbeitspapier der „Koope- Referat, Bereich Flächenmonitoring. Ihre aktuellen Projekte sind u.a.
wicklung in wachsenden Städten. Fachmagazin Transforming Cities 1|2019, Seite 64-69 ration deutscher Regionalparke und Grüner Ringe“ (KORG). www.regionalparks-bran-
7. Vgl. Brenner, János 2019: Raumordnung neu denken. Herausforderungen aus der denburg-berlin.de/wp-content/uploads/2019/03/KORG-Arbeitspapier_Regionalparks_ MORO Regionale Landschaftsgestaltung,
heutigen Transformation von Stadtregionen. PlanerIn 03_19, Seite 12-13 Brandenburg_Berlin.pdf (17-09-2019) ExWoSt Klimaresilienter Stadtumbau. 

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Landschaftsverständnis

Stadt und Land Von Sören Schöbel

auf Augenhöhe Deutschland im 19. Jahrhundert. Kaum hatten sich Städte mit Deswegen wurden die Fortifikationen und Glacis gerade nicht
riesigen Befestigungsanlagen umgeben, war diese Verteidigung zur Bebauung freigegeben, sondern in Prachtstraßen (München,
der Stadt durch die entstandenen Großstaaten obsolet geworden. Wien) oder Parkkorridore (Würzburg, Frankfurt) umgewandelt.
Eine Bedrohung der Stadt als Einheit kam nun nicht mehr von Sie sollten, nach den Konzepten von Ludwig von Sckell 1 oder
Zwischen Prachtstraßen, Grüngürteln und Regionalparks: außen, sondern aus dem inneren Zwang nach Ausdehnung. Peter Joseph Lenné 2, die gefasste Form der Stadt erhalten, nicht
die Freiraumplanung im Wandel der Zeit

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Landschaftsverständnis Landschaftsverständnis

durch Abschottung, sondern durch Schaffung vermittelnder Da nur Wagners Richtwerte als operationalisierbar gelten,
Regionalparks als Gesellschaftsvertrag Die Landschaft sitzt mit am Verhandlungstisch
Übergangsräume zwischen den gewachsenen verwinkelten nicht aber seine stadtstrukturellen Aussagen, werden Flächen, Während in Berlin der teilungsbedingt erhaltene Stadt-Land- Diese Grundlagen können aus meiner Sicht durch drei
Kernstrukturen mit den vor den Toren orthogonal entstehenden die weniger als 0,5 Hektar groß sind und damit nicht mehr Gegensatz mittels Regionalparks so gut wie möglich bewahrt Neujustierungen von Planung wesentlich unterstützt werden.
Erweiterungen. wenigstens als wohnungsnahes Grün beansprucht werden werden sollte, hatte sich in anderen Großstadtregionen in Erstens sollten alle Abstraktionen, die eine Stadt und ihr Umland
können, sondern womöglich auch Verkehrsraum sind, nicht Deutschland dieses Figur-Grund-Verhältnis zu diesem Zeitpunkt als Figuren gegeneinanderstellen, vermieden werden. Es muss
Grünzüge als Elemente der Trennung mehr als grünplanerische Aufgabe aufgefasst. Das steigert sich bereits so zu suburbanen Zwischenstädten 9 gewandelt, dass nicht grün gegürtelt oder gestrahlt werden. Zweitens sollte die
soweit, dass schließlich nur noch naturnahe Grünflächen als Regionalparks dort darauf setzen, keine äußere Begrenzung, Trennung in Funktionsräume in der Regionalplanung aufgegeben
Durch die Industrialisierung beschleunigte sich das Wachstum erholungswirksam gelten, wie im ersten Landschaftsprogramm sondern innere Struktur zu bieten. In beiden Fällen aber ist ein und die abstrakten Kategorien Trenngrün, Grünzug und
so heftig, dass die Freiraumplanung der Strategie verfiel, die für Berlin.6 Regionalpark etwas völlig anderes als ein grüner Ring oder Keil. Vorranggebiet durch integrierte räumliche Leitbilder ersetzt
Figur des Ringes zwiebelschalenartig nach außen hin zu werden.
wiederholen. Der Forderung von Arminius 3 Städte mit einem Dass Jane Jacobs 7 schon Ende der 1960er Jahre nicht nur vor toten Nicht nur die Figürlichkeit, wie von Martin Wagner gefordert,
Grüngürtel zu umgeben, wird im Wettbewerb für Groß-Berlin Stadträumen, sondern auch gefährlichen Grünzügen gewarnt spielt nun kaum mehr eine Rolle (mit Ausnahme von Frankfurt, Das heißt, die Ziele der Raumordnung und Landesplanung
von Jansen unter anderem mit einem inneren Parkring und hatte, wenn die Ränder nicht durch belebte Offenheit verknüpft wo nach dem strukturalistischen Konzept der Stadtlandschaften mit der kommunalen Planungssouveränität nicht in einem
einem doppelten Wald- und Wiesengürtel gefolgt. 4 werden, wurde ignoriert. Ein geschützter Grünzug ist aber das von Peter Latz zwanzig Jahre später im 2010er Leitbild von Funktionszonenplan, sondern in regionalen Strukturkonzepten
Gegenteil eines Schmuck- und Grenzzuges, so wie eine Friedrich von Borries 11 der bildliche und sprachliche Abstraktions­ und Rahmenplänen zu verhandeln. Drittens sollten Grundlage
Da solche Ringe den Stadtplanern aber als Entwicklungshemmnis Stadtautobahn das Gegenteil eines Boulevards. grad wieder erheblich zugenommen haben). Regionalparks der Verhandlung – anstelle der Grünzüge – die gewachsenen
gelten, ersetzte man sie durch andere Großfiguren, Keile oder denken nicht mehr zentralistisch, das heißt mit der Vorstellung Landschaften von Stadt und Region sein, die spezifischen
Strahlen. Zwar weist schon Martin Wagner 5 darauf hin, dass die Im zweiten Berliner Landschaftsprogramm nach der deutschen von einer Stadt und ‚ihres‘ Umlands. Sie sind idealerweise Quartiers-und Dorfstrukturen, die naturräumlichen Morpho­
äußere Figur für die Nutzbarkeit und Erreichbarkeit zweitrangig Einheit tauchen wieder die großen Figuren auf.8  Jedoch wird klar, vielmehr ein Gesellschaftsvertrag einer Region über deren logien und die kulturlandschaftlichen Texturen. Damit dies
ist, doch finden wir in der Folge immer wieder große dass ein Wald- und Wiesengürtel in den betreffenden Gemeinden Landschaft als Ganzes, also über den Zusammenhang aller nicht zu einer Zunahme der Zersiedelung führt, ist allerdings
Systembilder für das Grün der Städte. Diese Verteidigungs­ im engeren Verflechtungsraum jenseits der administrativen Raumnutzungen und deren innerer Struktur. in der Summe ein radikales Moratorium des Flächenverbrauchs
haltung, das Prinzip der Trennung, ist in der Planung noch heute Grenzen der Großstadt, die sich von der Hauptstadt vor allem in Deutschland vorauszusetzen, das nur anhand von Bevölke­
verbreitet, obwohl eine räumliche Ordnung durchaus auch im ausgenutzt fühlen, eher als Morgenthauplan denn als Verheißung Dafür müssen sich die unterschiedlichen administrativen rungsverschiebungen differenziert werden darf.
Zusammenfügen entstehen kann. blühender Landschaften wirken würde. Strukturen und Kräfte der großen Städte und kleinen Gemeinden
so annähern, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Dies fällt in Der regionalen Freiraumplanung käme hier die Aufgabe zu,
Gegenüber den vermittelnden Konzepten von Sckell und Lenné Um der drohenden ‚Verfettung‘ des Stadt-Land-Übergangs Regionen, die ein gemeinsames Bewusstsein, Interessen­parität die natur- und kulturräumliche Grundlage der integrierten
wird von den modernen Grünplanern die industrialisierte Stadt dennoch etwas entgegenzusetzen, sollte nun eine Kette von und/oder politische Strukturen aufweisen, wie in Stuttgart und Rahmenpläne einzubringen, so dass nicht mehr zwischen
als Belastung für den Menschen und die Natur gesehen und Parks, die weder Gewerbepark noch Naturschutzgebiet sind, und dem Ruhrgebiet, leichter. zwei Parteien über den Verbrauch der Landschaft als Objekt
weniger als Lebens- und Kulturraum verstanden. Während als Naherholungsgebiete den Gemeinden auch ökonomische verhandelt wird, sondern die Landschaft als Subjekt ‚mit am
Wagner noch fordert, dass die großen Parks über Boulevards mit Vorteile bringen sollten, das klassische Bild des Wald- und Aber auch dort, wo mehr übereinander als miteinander geredet Verhandlungstisch sitzt‘.
den Stadtteilen verbunden sein müssten, gerät die Verknüpfung Wiesengürtels ersetzen. wurde, führen die gelebte Suburbanisierung, habitualisierte
in der Folgezeit immer mehr aus dem Blick. Urbanisierung und verklärte Ruralisierung der Lebensstile von Wenn in allen Verhandlungen über städtebauliche Entwick­
unten, aber auch partnerschaftliche Politik- und Verwaltungs­ lungen heute die gewachsenen Strukturen der Europäischen
selbst­verständnisse, zu neuen Vertragsgrundlagen zwischen Stadt Stadt eine wesentliche Grundlage spielen, sollte dies in der
und Land. Europäischen Kulturlandschaft auch möglich sein.

1. Friedrich Ludwig von Sckell: Generalplan für München. 1810 7. Jacobs, Jane: Tod und Leben großer amerikanischer Städte. Berlin Frankfurt Wien 1963
2. Peter Joseph Lenné: Projectirte Schmuck- und Grenzzüge von Berlin mit nächster 8. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (…) Berlin: Landschaftsprogramm uun Arten-
Umgegend. 1840 schutzprogramm 1994
3. Arminius (Gräfin Adelheid Dohna-Poninska): Die Großstädte in ihrer Wohnungsnot 9. Thomas Sieverts: Zwischenstadt. Braunschweig 1997 Prof. Dr. Sören Schöbel, Jahrgang 1967, ist Professor für Landschafts­
und die Grundlagen einer durchgreifenden Abhilfe, 1874 10. Grüngürtel Frankfurt, Projektbüro Latz, Liesel, Hegger: Strukturbildende Elemente architektur regionaler Freiräume an der TU München und forscht zu
4. s. Wagner, Martin: Das Sanitäre Grün der Städte. Ein Beitrag zur Freiflächentheorie. der Stadtlandschaft. Plan 4, 30.5.1990 Freiraumstrukturen, urbanen Landschaften und neuen Energieland-
Berlin 1915 11. Stadt Frankfurt: Bürgerdialog Speichen und Strahlen. Ein Plan zur Anbindung des
5. a.a.O. GrünGürtel an Stadt und Region. 2010 schaften. 1995 war er an der Projektentwicklung Teltow Park beteiligt,
6. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (…) Berlin: Landschaftsprogramm 1988 2003 folgte die Promotion zum Thema „Qualitative Freiraumplanung“,
2018 erschien sein Buch „Landschaftsvertrag“. 

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Landschaftskommunikation

Landschaft Von Kenneth Anders

sprechen lassen „Wir haben Wald, Gewässer, Wiesen, Felder und Ortschaften.
Dieses gesamte Ensemble macht für mich eine Kulturlandschaft aus.
Die Häuser, die Dörfer gehören mit dazu, weil die Menschen, die die
Das quillt aus dem Ortsbild heraus wie Gedärm – das ist hässlich.
Aber die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten.“ *

Landschaft geformt haben, hier leben. Gegen diesen klaren und einfachen Befund eines engagierten
Die Städte gehören dagegen für mich nicht dazu. Die sind der Krebs in Landschaftspflegers, Umweltbildners und Naturschützers bei
Suburbanisierung und Landschaftskommunikation: der Landschaft, sie wuchern unkontrolliert. Deshalb können Städte aus Leipzig lässt sich so manches ins Feld führen. Man kann den
Über die diskursive Rolle von Regionalparks und Grünen Ringen landschaftlicher Sicht nicht schön sein, Dörfer dagegen durchaus. Sehen konservativen Grundton bemängeln, der keinen Spielraum für
Sie, was passiert, wenn irgendwo neue Wohngebiete erschlossen werden: moderne freiraumplanerische Lösungen zu lassen scheint. Man
in den Ballungsräumen

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Landschaftskommunikation Landschaftskommunikation

kann darauf verweisen, dass auch die Dörfer in unseren die Kosten des menschlichen Lebens mit einem Zuckerguss aus formulieren, wenigstens zuzuhören, zu lesen, zu verstehen. Das Mitteilungen lassen sich – einfach gesagt – auf drei Ebenen
Landschaften immer mehr zu Wohngebieten werden, die ihre persönlicher Unschuld zu versehen. Ist gegen diese Ignoranz ein Engagement für Habitatschutz, für ökologische Funktionen in tätigen: Ereignismitteilungen enthalten Informationen darüber,
handwerklichen, gewerblichen und vor allem landwirtschaft­ Kraut gewachsen? der Landschaft, für die Persistenz und Lesbarkeit historischer was an welchem Ort und zu welcher Zeit stattfindet.
lichen Kräfte verlieren und in denen sich die Leute über den Spuren oder für etwas, das man für schön hält – all diese Dinge Urteilsmitteilungen enthalten Bewertungen und Positionen, die
Geruch von Mist und den Lärm des Treckers beschweren. Öffentliche Geltung und Akzeptanz lassen sich in Verknüpfung mit dem Wohl der Gesellschaft Menschen in Auseinandersetzungen ausbilden. Und deskriptive
diskutieren. Mitteilungen beschränken sich auf das Beschreiben dessen, was
Man kann auch die Metaphorik des Krebses kritisieren, da sich Entscheidend ist wohl zunächst die Frage, ob es gelingt, aus dem uns in der Welt gegenübertritt und was wir in ihr wahrnehmen.
landschaftliche Prozesse wohl nicht angemessen in den Erhaltungs- in den Gestaltungsmodus zu wechseln. Bewahren Gestaltungspotenzial von Freiräumen verstehen Sie bilden die Basis unseres gemeinsamen Weltverständnisses,
Alternativen von Gesundheit und Krankheit beschreiben lassen und Schützen – diese Denkfiguren bergen immer die Vorstellung, werden aber von den Medien in ihrer Struktur nur wenig
und schon gar nicht zwingend mit den ästhetischen Kategorien man könne die Dinge so lassen, wie sie sind. Aber dieser Verzicht Auf diese Weise kann auch in den großen und wachsenden gepflegt. Da Menschen den Raum jedoch selektiv nutzen und
von Schönheit und Hässlichkeit deckungsgleich sind. Und doch auf Aneignung ist dem modernen Leben fremd. Irgendeine Städten so etwas wie Landschaftskommunikation entstehen, also damit auch beschränkte Perspektiven auf den Raum haben, muss
hat der Autor letztlich eine zutreffende Beobachtung angestellt: Aneignung wird es immer geben, die Frage ist nur welche – ein Diskurs über den miteinander geteilten Raum und die vielen jemand daran arbeiten, den gemeinsamen Raum zu
Der Flächenhunger eines dynamischen Ballungsraumes und wie sie gesellschaftlich durchgesetzt und legitimiert wird. Belange, für die er geöffnet und gestaltet wird. Das Inventar der konfigurieren und bewusst zu machen. Diese Arbeit geht nicht
vernichtet gewachsene Landschaften, er vertilgt ihre historischen Und diese Frage ist eine der öffentlichen Geltung. Planung ist Kulturlandschaft – der Wald, die Gewässer, die Wiesen, Felder von den Medien aus. Sie brauchen ein Gegenüber, jemanden, der
Spuren, blockiert ihre ökologischen Prozesse und ignoriert ihre nichts ohne politische Legitimation und Politik ist nichts ohne und Ortschaften – ist Teil dieses Gestaltungszusammenhangs. Es kontinuierlich Kommunikationen über den Raum stiftet, einzelne
ästhetische Gestalt. Der Mechanismus ist immer derselbe: Mit öffentliche Anerkennung. Für diese öffentliche Akzeptanz gibt es wird aber im Kontext des Ballungsraums neu bewertet, geordnet, Aspekte zu Ereignissen formatiert und vor allem eines tut: den
der Verdichtung steigen die Bodenpreise, damit verlieren weniger drei Voraussetzungen: teilweise anders genutzt und umgedeutet. Aber die Stadt ist – Landschaftsraum in seiner Vielfalt und täglichen Aneignung
profitable Nutzungen ihre räumliche Basis. Das Äquivalent zur idealerweise – nicht mehr blind gegenüber der Landschaft und sie öffentlich beschreibt und versteht.
Fläche ist dann weder Schönheit, noch Geschichtlichkeit noch Zum einen ist dies die Aneignung selbst. Nur dort, wo Menschen verrechnet nicht mehr nur die Flächen in den benachbarten und
biologische Vielfalt. Es ist das Geld. einen praktischen Zugang zur Landschaft haben und für ihre nach und nach eingemeindeten Kommunen mit Geld. Der Es gibt verschiedene Organisationsformen, in denen eine
Nutzung, Gestaltung oder Entwicklung einstehen, kann dies Freiraum wird erst in einem solchen Verständnis zu mehr als solche Arbeit stattfinden kann. Regionalparks und Grüne Ringe
Dagegen lassen sich planerische Regeln in Anschlag bringen, gesellschaftliche Anerkennung hervorrufen. Die verbreitete einer unbebauten oder unversiegelten Fläche – er wird das haben den Vorteil, dass sie (inter-)kommunale Verantwortung,
Grenzen ziehen und zahlreiche Tabus errichten. Mit gewissem Haltung im Denkmal- und Naturschutz, Bewertungen und Gestaltungspotenzial der Stadtlandschaft. bürgerschaftliches Engagement und fachliche Kompetenz
Erfolg haben Ballungsräume auf diese Weise immer wieder Bedeutungen fachlich zu objektivieren, ist zwar verführerisch, zusammenführen können. Aus Sicht der Landschafts-
versucht, dem ganzen Raum Struktur zu geben, die weil sie einen selbst aus der anwaltlichen Rolle befreit, in die man Aber entspricht dieses Modell der Erfahrung? Und wie müsste kommunikation ist es wünschenswert, diese Form gezielt durch
verschiedenen Ansprüche zu ordnen, Freiflächen und öffentliches nun einmal gerät, wenn man sich für etwas einsetzt. Aber Landschaftskommunikation in einem Ballungsraum aufgebaut künstlerische und redaktionelle Arbeitsweisen zu ergänzen.
Grün zu sichern und zu schaffen. Keinesfalls sollen Bedeutung letztlich muss es Leute geben, die selbst in der Landschaft aktiv und organisiert werden, damit sie erfolgreich sein und die Regionalparks, die diesen Weg gegangen sind, haben sowohl in
und Wirksamkeit dieser Instrumente also infrage gestellt werden. sind, die sagen: Ich gehe hier spazieren, ich male hier Bilder, ich politischen Voraussetzungen für eine komplexe, reiche, die der eigenen Landschaft als auch überregional eine erhebliche
Aber dennoch bleibt von dem Befund des Leipziger bewirtschafte diesen Acker, ich erfreue mich an diesem oder Vielfalt des Raumes steigernde Planung schaffen kann? Aufmerksamkeit erreichen und Menschen für die Lust am
Naturschützers etwas haften, ein Makel des ballungsräumlichen jenem Brutvogelpaar. Ohne diese Beziehung ist es auf Dauer sehr Gestalten gewinnen können.
Wachstums: die Blindheit der Städte gegenüber dem, was sie schwer, eine Fläche vor neuen Aneignungen zu schützen. Die Arbeitsweise der Landschaftskommunikation
trotz aller Steuerung zerstören. Stadt und Landschaft – das ist eine immer spezifische und
Zweitens muss die vorhandene Aneignung auch öffentlich Städtische Diskurse sind nicht leicht zu beeinflussen. Man fast immer schwierige Beziehung, aber jedenfalls eine
Die Berliner Bürgerbewegungen der jüngeren Vergangenheit kommuniziert werden. Andere müssen sehen und verstehen, dass braucht das, was man früher eine Bürgerschaft genannt hat, eine Herausforderung. Wer sie bewältigen will, braucht
mögen ja stolz auf ihre Erfolge im Kampf um das Tempelhofer hier Menschen unterwegs sind, dass sie Ansprüche an den Raum raumbezogene Öffentlichkeit, die eine gemeinsame diskursive Landschaftskommunikation.
Feld sein – dass unterdessen die Suburbanisierung an den haben und diese Ansprüche auch verwirklichen. Die Menschen Rahmung akzeptiert, in der diese Themen überhaupt platziert
Rändern der Stadt frisst wie eine Schar von Raupen, kommt in müssen erkennen, dass ihre Raumansprüche mit den Ansprüchen werden können. Denn was außerhalb dieser Rahmung liegt, wird
ihrem Selbstbild jedoch nicht vor. Der Unwillen, eine anderer in Konflikt geraten und dass es also möglicherweise nicht zur Kenntnis genommen. Hierbei spielen natürlich Medien
Verlustbilanz des eigenen Tuns anzustellen, ist eine zutiefst verschiedener Aushandlungsprozesse bedarf, um einen eine Rolle, Lokalzeitungen und städtische Radio- und
menschliche Sache, das macht es aber im konkreten Fall nicht Kompromiss zu finden. Dass es etwas zu planen gibt; dafür muss Fernsehsender. Obwohl diese eigentlich ein ‚natürliches‘ Interesse
besser und gerade die Städte haben Mechanismen entwickelt, überhaupt und immer wieder eine Bereitschaft hergestellt daran haben müssten, die Landschaft des Ballungsraums zu
werden. Das ist nicht ohne Kommunikation möglich. betrachten, gelingt es nur selten, dieses Interesse systematisch
und dauerhaft auszurichten. Das hat wahrscheinlich damit zu
Und drittens müssen jene, die sich Landschaft heute in vielfältiger tun, dass Medien in der Regel an Ereignissen orientiert sind, Dr. Kenneth Anders, Jahrgang 1969, ist Kulturwissenschaftler und
* Bernd Hoffmann, Ich bin Teil dieser Landschaft. In: Anders, K., Fischer, L., Undisz, A.: Weise aneignen und sie gestalten, zeigen und argumentieren, landschaftliche Veränderungen aber prozesshaft sind und in einer entwickelte gemeinsam mit Lars Fischer die Programmatik der Land-
(2016) Stadt Land Flüsschen, 32 Berichte über Leben und Arbeit in der Parthenaue, dass sie nicht nur ein privates Vergnügen, sondern eine Berichterstattung nur schwer aufgehen. schaftskommunikation in diversen Forschungs- und Planungskontexten.
Aufland Verlag Croustillier, Seite 145
öffentliche und gemeinsame Sache damit im Sinn haben. Sie Er ist Programmleiter des Oderbruch Museums Altranft und Leiter
sollten das, was sie tun und sagen, als Einladung an die anderen der „Provinziale“, des Filmfests in Eberswalde.

16 17
Übersicht Auf einen Blick

Auf einen Blick


Die Deutschlandkarte zeigt die Regionalparks und Grünen Ringe,
die im KORG-Netzwerk organisiert sind. Die Seitenzahlen verweisen
auf die jeweiligen Beiträge in der Broschüre. Schleswig-
Holstein
Mecklenburg-
Vorpommern
Regionalparks in der Metropolregion Hamburg Seite 20
Hamburg
Grüner Ring Region Bremen Seite 28
Bremen
Berlin
Niedersachsen
Regionalparks in Brandenburg und Berlin Seite 32

Brandenburg
Sachsen-
Nordrhein- Anhalt
Emscher Landschaftspark Seite 38 Westfalen
Grüner Ring Leipzig Seite 42

Sachsen
Thüringen
Hessen

Regionalpark RheinMain Seite 50


GrünGürtel frankfurt Seite 46 Rheinland- Deutschland
Pfalz
Regionalpark Rhein-Neckar Seite 58
Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz Seite 54 Saar-
land
Regionalpark QuellenReich Seite 62

Bayern
Landschaftspark Region Stuttgart Seite 66
Baden-
Württemberg
Region München Seite 70

18 19
Regionalparks in der
Regionalparks in der Metropolregion Metropolregion Hamburg
Hamburg Regionalparks in der Metropolregion Hamburg

Kleinräumig strukturierte
Kulturlandschaften
Die Randbereiche Hamburgs und das
Umland sind durch unterschiedliche
Landschafträume geprägt. Anders als in
anderen Regionalpark-Regionen Deutsch-
lands handelt es sich um keine ausge-
räumten Industrie- und Agrarlandschaf- schaftsräume und Grünverbindungen im
ten, sondern um kleinräumig struktu- Verflechtungsraum zwischen Hamburg
rierte Kulturlandschaften mit hohen und dem Umland besonders wichtig.
Anteilen an Schutzgebieten. An Trockenstandorten vorkommend: Mit der Gründung zumindest zweier
die Zauneidechse weiterer Regionalparks im Kern der
Naturerlebnis Metropolregion könnte eine kritische
und Naherholung schaftsachsen auf. Ein lockerer Ring aus Masse erreicht werden, die das Instru-
Als gemeinsame Ziele verfolgen beide Regionalparks würde das Grüne Netz ment Regionalpark als Solches gegenüber
Regionalparks eine Qualifizierung der Hamburgs mit dem ersten und zweiten Politik und BürgerInnen stärken würde.
stadtnahen Landschaftsräume für Natur Grünen Ring über die Stadtgrenzen Hierbei kann das KORG-Netzwerk eine
und Erholung und damit eine Stärkung hinaus komplettieren und als zusätzliche wichtige Unterstützung bieten.
der regionalen Identität sowie die Verbes- informelle Planungsinstrumente fungie-
serung und Verstetigung der länderüber- ren können. Zehnjähriges Jubiläum
greifenden, interkommunalen Zusam- Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums
menarbeit. Stärkung der im Jahr 2019 machten die beiden Regio-
Grünverbindungen nalparks Wedeler Au und Rosengarten mit
Während der Regionalpark Rosengarten Gerade in Zeiten einer dynamischen verschiedenen Veranstaltungen auf ihre
dabei eher eine touristische Ausrichtung Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sind bisherige Arbeit aufmerksam und möch-
hat, liegen die Schwerpunkte beim Regio- länderübergreifende Konzepte zum ten Impulse für die Zukunft geben.
nalpark Wedeler Au in der Stärkung und Erhalt und zur Stärkung wichtiger Land-
Entwicklung des Biotopverbunds sowie
der Möglichkeit des wohnortnahen
Die Regionalparks in der Metropolregion Hamburg Rosengarten und Wedeler Au Naturerlebens.

feiern im Jahr 2019 ihr zehnjähriges Jubiläum und regen zur Nachahmung an. Verflechtungsraum
zwischen Stadt und Land

Zukunftsmodell im Norden In den jeweiligen Entstehungsphasen hat


die Metropolregion Hamburg die zu
entwickelnden Regionalparks gefördert.
Laut Empfehlung der damaligen Behörde
für Stadtentwicklung und Umwelt sowie
der Metropolregion Hamburg sollten die
Die Regionalparks in der Metropolregion Hamburg Kommunen in Niedersachsen und Schleswig-
beiden Regionalparks als Anregung und
Rosengarten und Wedeler Au liegen im­südwestlichen Holstein. Den Impuls zur Realisierung der Regional­ Vorbild für die Einrichtung weiterer
beziehungsweise westlichen Verflechtungsraum parks setzte das Landesplanungsamt der damaligen Regio­­nalparks im Verflechtungsraum der
des Hamburger Stadtrands mit dem Umland. Behörde Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg Kernstadt mit dem Umland dienen.

Sie entstanden vor circa zehn Jahren durch das im Jahr 2007 mit der Ausrichtung der Konferenz
Die beiden bestehenden Regionalparks
Engagement einzelner Hamburger Bezirke und Regionalparks in der Metropolregion Hamburg. Rosengarten und Wedeler Au greifen zwei
der bereits in den 1920er Jahren erstmalig
von Fritz Schumacher postulierten Land- Estewanderweg im Regionalpark Rosengarten
▲ Extensive Nutzung in der Wedeler Marsch

20 21
Regionalparks in Hamburg – Wedeler Au Regionalparks in der Metropolregion Hamburg – Wedeler Au

Ziele des Regionalparks: Auswahl durchgeführter


. Natur und Landschaft erhalten
und begleiteter Projekte:
.
. und entwickeln
Angebote für Naherholung,
Beschilderung von drei Regionalpark-
Rundrouten mit Wegweisern sowie
Umweltbildung und Natur Erleben Herausgabe einer Regionalpark-
Regionalpark
. verbessern
Zusammenarbeit zwischen den
.
Radroutenkarte, mittlerweile in
der 5. Auflage Wedeler Au
. Ländern und Kommunen stärken
Forum für den Dialog mit Bürgern
Herausgabe eines quartalsweise
erscheinenden Veranstaltungs­
Größe: 120 km²

.. .
und Vereinen bieten kalenders Mitglieder: 8 Städte und
Wohn- und Lebensqualität erhöhen Aufstellung von Regionalpark- Gemeinden in Schleswig-Holstein
Beiträge zur nachhaltigen, Übersichtstafeln mit einer Karte (Städte Pinneberg, Schenefeld
regionalwirtschaftlichen Entwicklung sowie allgemeinen Informationen und Wedel, die Gemeinden

. leisten
Regionale Identität stärken . sowie speziellen Tipps
Infotafeln für Naturschutz- und
Appen, Halstenbek, Heist,
Hetlingen und Holm) sowie

Bei den regelmäßig stattfindenden Mit- . FFH-Gebiete


Erarbeitung eines Wander- und
der Bezirk Hamburg-Altona.
Als übergeordnete Körper­
gliederversammlungen werden Projekte Laufwegekonzepts und Kilome­
diskutiert und abgestimmt. Es ist eine trierung einer länderübergreifenden schaften öffentlichen Rechts sind
einstimmige Beschlussfassung notwendig Laufroute in Kooperation mit dem die Freie und Hansestadt

Regionalpark Wedeler Au und jede Kommune hat dabei unabhän-


gig von ihrer Größe eine Stimme. In den . Lauftreff Wedel
Ausbau bzw. Reaktivierung von
Hamburg mit der Behörde für
Stadtentwicklung und Wohnen
ersten acht Jahren wurden zahlreiche Wanderwegen am Elbufer, Grün­ sowie der Kreis Pinneberg

Anfang der 2000er Jahre ging von der mit den VertreterInnen der beteiligten meinden wurde auch die interkommu-
große und kleine Projekte umgesetzt, für
die in der Regel Fördergelder und Spen- . anlagen und Schutzgebieten
Anlage und spätere Erweiterung der
beteiligt.

Stadt Wedel und dem Bezirk Altona die Kommunen. Mit der Gründung des nale Kooperation und Vernetzung inner- den eingeworben wurden. Antragssteller Grünanlage Elbpark Falkensteiner Gründung: 2009 mit 51 km²
Initiative aus, im Hamburger Westen die
länderübergreifende Zusammenarbeit
gemeinnützigen Trägervereins Regional-
park Wedeler Au e. V. im November 2009
halb der Metropolregion Hamburgs
weiter ausgebaut.
waren entweder der Verein oder eine der
Mitgliedskommunen. . Ufer sowie Erstellung von Infotafeln
Renaturierung eines Abschnitts der
Erweiterung: 2016 auf 120 km²

auf der informellen Ebene zu stärken und und der Einrichtung der Geschäftsstelle Wedeler Au mit Einrichtung einer
einen Regionalpark zu gründen. Fünf im Wedeler Rathaus inklusive einer Landschaftliche Vielfalt Die Fördermittel stammten unter ande- Wassererlebniszone mit Möglich­
­Städte und Gemeinden sowie der Kreis hauptamtlichen Geschäftsführerin im Der Regionalpark Wedeler Au umfasst mit rem aus den Förderfonds der Metropolre- keiten zum barrierefreien Leitprojekt Biotopverbund
Pinneberg und die Freie und Hansestadt
Hamburg mit der ehemaligen Behörde
März 2010 wurde die operative Arbeit
aufgenommen.
seinen 12.000 Hektar eine Landschafts­
achse, die sich im Westen Hamburgs von
gion Hamburg, aus dem Zukunftspro-
gramm Wirtschaft Schleswig-Holstein . Naturerleben
Renaturierung des Sülldorfer
Im Umland Hamburgs stehen die Frei-
räume unter besonders starkem Druck
für Umwelt und Energie konnten sich für der Elbe über die Marsch bis in die Geest (EFRE-Mittel), aus Sondermitteln des Schulteichs und Bau eines und die Flächenkonkurrenz ist hoch.

.
das Projekt begeistern. Ausweitung der Fläche erstreckt. Teile der Elbmarschen, Binnen- Hamburger Senats, vom Verein Naherho- Aussichtspodests mit Infotafel Die Schaffung beziehungsweise der
Es entwickelte sich der Wunsch, den dünen und Moore werden in sieben Na- lung im Hamburger Umland, der Stiftung Entwicklung von GPS-gesteuerten Erhalt des Biotopverbunds ist daher
Vom Modellprojekt zur ursprünglichen Planungsraum zu opti- tur­schutz- und FFH-Gebieten gesichert Lebensraum Elbe oder von Bingo! Die Routen für die App EntdeckerRouten in besonders wichtig. Im Rahmen des Leit-

.
Vereinsgründung mieren und damit die Fläche des Regio- und erhalten. Sie sind eingebettet in eine Umweltlotterie. der Metropol­region Hamburg projekts Biotopverbund in der Metropol-
Das Vorhaben zur Einrichtung des Regio- nalparks auszuweiten. Einige Kommunen kleinteilige Kulturlandschaft aus Wiesen Anlage des Baumparks Pinneberg mit region Hamburg übernahm der Regional-
nalparks Wedeler Au/Rissen-Sülldorfer wollten ihre Flächenanteile innerhalb des und Weiden, Forsten und Baumschulen. Die Umsetzung der Projekte erfolgte den Bäumen des Jahres sowie park Wedeler Au neben dem Projektma-
Feldmark wurde im Jahr 2003 von der
Metropolregion Hamburg als Modellpro-
Regionalparks vergrößern und drei
weitere Kommunen kamen neu hinzu.
Die Region ist durch ihre landschaftliche
Vielfalt und gute Anbindung an den
immer in enger Kooperation mit den
zuständigen Kommunen, die häufig auch .. Wildblumenwiesen
Organisation von Regionalparkfesten
nagement des Dachprojekts auch eines
der vier Teilprojekte.
jekt ausgezeichnet. Diese Fördermittel Somit vergrößerte sich die Fläche des öffentlichen Personennahverkehr seit die Bauleitung innehatten sowie Natur- Regionalpark-Infostände auf Festen,
ermöglichten die Erarbeitung eines
umfassenden Rahmenkonzepts, begleitet
Regionalparks im Jahr 2016 von 5.100 auf
12.000 Hektar. Mit der erweiterten
vielen Jahren ein beliebtes Naherholungs-
gebiet.
schutzverbänden, Bürgervereinen,
Schulen und anderen Institutionen. . Aktionstagen, Messen etc.
Führungen und Radtouren zu
Im Zuge des Dachprojekts wurde neben
der Entwicklung einer informellen
von regelmäßigen Regionalkonferenzen Gebietskulisse und neuen Mitgliedsge- Themen wie z. B. Natur, Biotopverbundkarte der Metropolregion
Kulturgeschichte, Achtsamkeit Hamburg und einer Broschüre der Aus­­
▲ Das Schnaakenmoor bildet den Rest einer Moor- und Heidelandschaft

22 23
Regionalparks in der Metropolregion Hamburg – Wedeler Au Regionalparks in Hamburg – Rosengarten

Au jede Mitgliedsgemeinde eine Aktion die Geschäftsstelle des Regionalparks


beisteuerte. Somit ist eine vielfältige Wedeler Au können Projekte beziehungs-
Veranstaltungsreihe entstanden. weise Finanzmittel generiert und gema-
nagt werden. Mit der Vielzahl von
Landschaftswandel gemeinsamen Projekten, durch Medien
gemeinsam lenken und durch immer wieder aktuelle und
Die wachsende Siedlungsentwicklung attraktive Veranstaltungen wächst das
sowie die daraus resultierenden Bewusstsein für die gemeinsame Region
Flächenkonkurrenzen erfordern im kontinuierlich.
engeren Verflechtungsraum zwischen
Hamburg und seinem Umland Die Vernetzung, der Schutz von vielfälti-
zunehmenden Abstimmungsbedarf. gen Lebensräumen und ein attraktives
Regionalpark-Radrouten Naherholungsangebot sind wichtige
Mit dem Regionalpark Wedeler Au gibt es Beiträge, um die Zukunft der Metropol-
tausch zwischen den Akteuren der einzel- eine Kooperationsform, der es auf frei- region Hamburg nachhaltig zu gestalten.
nen Teilprojekte gefördert. williger Basis gelingt, die sehr unter- Der Regionalpark Wedeler Au sieht sich als
Ziel des Teilprojekts Biotope verbinden schiedlichen Interessen kleinerer erfolgreiches Modell für die weitere
und erleben im Regionalpark Wedeler Au Gemeinden mit denen der Kernstadt Entwicklung von Regionalparks in der
war die Erarbeitung eines Biotopver- partnerschaftlich abzustimmen. Durch Metropolregion.
bundkonzepts für die Gebietskulisse des
Regionalparks. Hierfür wurden im
Rahmen einer Konzeptstudie Grüner
Masterplan sowie in Werkstattgesprächen Regionalpark Rosengarten
mit Teilnehmern aus Kommunen, Fach-
behörden und Vereinen geeignete
Maßnahmen zur Verbesserung des Die Initiative für die Gründung eines Der Notwendigkeit für eine Intensivie- lung das Planungsbüro Kontor21 und die
Biotopverbunds und des Naturerlebens länderübergreifenden Regionalparks ging rung der interkommunalen Zusammen- Niedersächsische Landgesellschaft mbH
herausgearbeitet und bewertet. In einem 2006 von den Gemeinden Neu Wulm- arbeit stimmten auch die Samtgemeinde (NLG) beauftragt wurden. Das Konzept
zweiten Schritt wurden konkrete Maß­­ storf und Rosengarten aus. Zwischen den Hollenstedt, die Stadt Buchholz i.d.N., sollte auch die Vorgaben erfüllen, die das
nah­men zum Biotopverbund umgesetzt. Kommunen des Hamburger Verflech- der Landkreis Harburg sowie die Freie Niedersächsische Landwirtschaftsministe-
tungsraumes bestehen seit jeher starke und Hansestadt Hamburg (Bezirk rium an Integrierte Ländliche Entwick-
Jubiläumsprogramm Verknüpfungen, die durch das absehbare HH-Harburg) zu. Alle sechs genannten lungskonzepte (ILEK) stellt. So konnte
Im Jahr 2019 feierte der Regionalpark Einwohner- und Siedlungswachstum im öffent­lichen Träger waren sich einig, dass das Konzept als Grundlage für die Bean-
Wedeler Au sein zehnjähriges Jubiläum. Hamburger Bezirk Harburg noch zuneh- ein Landes- und Gemeindegrenzen über- tragung von Fördermitteln in der Förder-
Um die erfolgreiche interkommunale men werden. greifender Regionalpark das geeignete periode 2007 bis 2013 dienen.
Zusammenarbeit zu zeigen, wurde Ins­trument sein wird, die Verbindung von  
gemeinsam mit dem Regionalpark Rosen- Dabei stellen wirtschaft­liche Verflechtun- Stadt und Umland zu stärken sowie eine Die waldreiche Hügellandschaft der
garten ein Festprogramm entwickelt, bei gen, steigende Mobilität, die demografi- abgestimmte regionale Entwicklung des Harburger Berge, die Heide- und Moor-
dem innerhalb des Regionalparks Wedeler Den Blick auf die Elbe vom Elbhöhenwanderweg aus genießen sche Entwicklung sowie ein wachsendes Naherholungsangebots zu gewährleisten. flächen sowie das Tal der Este bilden ein
Freizeit- und Naherholungsbedürfnis Die Akteure verständigten sich auf die Mosaik aus verschiedensten Landschafts-
Hamburg und die Gemeinden im Um­ Gründung eines Trägervereins. formen auf relativ engem Raum, das
land vor Herausforderungen, die jeder über ein hohes Erholungspotenzial
Regionalpark Wedeler Au e.V. Instrumentarium Regionalpark
zukünftig nicht mehr allein bewältigen verfügt. Das Entwicklungskonzept
Andrea Keller
können wird. Daher ist ein vernetztes Die Grundlage für die weitere Arbeit und Regio­nalpark Rosengarten setzt daher in
Rathausplatz 3-5 / 22880 Wedel interkommunales Handeln der Akteure Ausrichtung des Regionalparks Rosengarten seiner Aus­richtung den Schwerpunkt,
Telefon: 04103 70 73 91 / E-Mail: keller@regionalpark-wedeler-au.de Übersichtskarte: Seite 74 über Verwaltungsgrenzen hinweg bildet das Entwicklungskonzept Regio- den Regionalpark Rosengarten als Qualitäts-
www.regionalpark-wedeler-au.de erforderlich. nalpark Rosengarten, mit dessen Erstel- region für Naherholung im Großraum

Die Heidelandschaft am Brunsberg bei Buchholz i.d.N. zählt zu Europas größten Heideflächen ▲
24 25
Regionalparks in der Metropolregion Hamburg – Rosengarten Regionalparks in der Metropolregion Hamburg – Rosengarten

Hamburg zu etablieren. Die Leuchtturm- Zeitraum die Erstellung des Integrierten . Aufbau von und Teilnahme an
funktion wichtiger naherholungsrelevan- Ländlichen Entwicklungskonzeptes Regi- Netzwerken in und über den
ter Einrichtungen mit überregionaler onalpark Rosengarten 2014-2020 sowie Regionalpark hinaus z. B. LEADER
Bedeutung wie dem Wildpark Schwarze die Bewerbung um Fördermittel aus dem und ILE-Gruppen, Metropolregion
Berge und dem Freilichtmuseum am ILE-Förderprogramm für die Förder­ Hamburg, Lüneburger Heide GmbH,
Kiekeberg soll dabei gestärkt werden.
Zusätzlich werden Aktionsfelder defi-
periode 2014 bis 2020 begleiten.
Für die Erstellung des ILEK wurde .. touristische Leistungsträger
Ausbildung von Gästeführern
niert, mit deren Ausgestaltung der Regio- zunächst die Regionalparkarbeit in der
Regionalpark Analyse und Maßnahmen zur
nalpark Rosengarten zukünftig noch Förderperiode 2008-2013 evaluiert, die Verbesserung der Barrierefreiheit der
Rosengarten
besser für Naherholungssuchende aktiv
erlebbar wird.
aktuelle Ausgangslage aufgezeigt sowie
eine SWOT-Analyse durchgeführt. Größe: 302 km² . touristischen Infrastruktur
Beratung von Projektträgern und
Hierzu gehört der Ausbau von Regional- Darauf aufbauend wurden Leitbild, Leit- Mitglieder: Samtgemeinde Unterstützung bei der Förder­
park-Routen für Radfahrer, Wanderer, und Entwicklungsziele sowie strategische Hollenstedt, Gemeinde Neu mittelakquise sowie Antragstellung
Reiter und Inlineskater, die Stärkung des Leitlinien zur Erreichung der formulier- (ILE-Projekt sowie weitere Förder­
Wulmstorf, Gemeinde
Regionalpark-Erlebnisses durch Schaf- ten Ziele festgelegt. töpfe von Land, Bund und EU)
Rosengarten, Teile der Stadt
fung weiterer Angebote sowie die Durch- Als ein Ergebnis wurde die Zahl der  
führung von verschiedenen Regional- Handlungsfelder auf fünf reduziert: Buchholz i.d.N. sowie des zur Mit seinem im Laufe der Jahre weiter
park-Events mit unverwechselbarem Land(wirt)schaft, Demographie/Daseins- Freien und Hansestadt Hamburg entwickelten und präzisierten Leitbild
Charakter. vorsorge, (Umwelt-)Bildung und Klima- gehörenden Bezirks Harburg. gibt der Regionalpark Rosengarten die Rich- Der Wildpark Schwarze Berge ist 50 Hektar groß
schutz, Marketing und Kommunikation Hinzu kommen weitere tung seiner zukünftigen Entwicklung vor,
Fokussierung auf sowie Organisation und Kooperation. die führende Naherholungsregion im müssen, insbesondere auch dem Sied- tionen Hamburg Tourismus GmbH und
Mitglieder (Vereine, Unter­
Handlungsfelder Das größte Gewicht hat dabei das Hand- Großraum Hamburg zu werden. Inner- lungswachstum in seinem Umfeld. Dies Lüneburger Heide GmbH sowie der
nehmen, Stiftungen sowie
In 2013 wurde das Entwicklungskonzept lungsfeld Land(wirt)schaft, das mit halb der Region hat sich die interkommu- bietet die Chance, auf neue und stei- Metropolregion Hamburg.
natürliche Personen).
für zwei weitere Jahre fortgeschrieben. seinem integrativen Charakter alle fünf nale Zusammenarbeit verbessert und der gende Bedarfe einer zunehmenden Bevöl-
Dies diente unter anderem dazu, weiter- Handlungsfelder verknüpft. Insgesamt hat der Verein Austausch zwischen den beteiligten Part- kerung im Einzugsgebiet mit neuen Sinnvoll erscheint auch eine Änderung
hin eine Förderung des Regionalmanage- rund 70 Mitglieder. nern – insbesondere der Kommunen – Naherholungsangeboten zu reagieren. des Namens, um die Lage zwischen
ments aus ILE-Mitteln sicherzustellen. Wo stehen wir und was intensiviert. Dabei ist eine engere Zusammenarbeit Nordheide und Harburger Bergen deut­
brauchen wir? Gründung: 2008
Das Regionalmanagement sollte in dem Bei fast allen Projekten waren die betei- mit dem Bezirk Harburg der Freien und licher ins Bewusstsein zu rücken. In
Seit seiner Gründung 2008 wurden im ligten Regionalpark-Kommunen einge- Hansestadt Hamburg von Vorteil, damit diesem Zusammenhang kann ein Netz-
Regionalpark Rosengarten zahlreiche
Projekte unter Beteiligung des Vereins . Regionalpark-Schatzsuche –
bunden und konnten sich aktiv in die
Projektentwicklung und -umsetzung
seine BewohnerInnen in Zukunft noch
stärker von den Angeboten des Regional-
werk wie KORG als Konferenz der deut-
schen Regionalparks und Grünen Ringe
Regionalpark Rosengarten, der beteilig- Ausarbeitung von vier GPS-gestützten einbringen. Die entstandenen Netzwerke parks profitieren können. einen wichtigen Beitrag leisten und die
ten Kommunen, des begleitenden Regio- Themenrouten mit Bezug zu sind auch weiterhin aktiv. Arbeit aller Partner unterstützen.
nalmanagements entwickelt und von
Vereinen, Projektträgern und Akteuren . Geschichte, Natur und Kultur
Umfangreiche Marketingaktivitäten Stärkung der
regionalen Bekanntheit
Auch aus diesem Grunde müssen der
Bekanntheitsgrad und das lokale Naher-
Der gegenseitige Austausch über die
Arbeit der Regionalparks und Grünen
aus der Region umgesetzt, so unter wie u.a. Entwicklung einer Website holungsangebot des Regionalparks gestei- Ringe in Bezug auf Projekte, Fördermit-

.
anderem:
Konzeption und Realisierung von
mit regelmäßigen News­lettern,
thematisches und touris­tisches
In den nächsten Jahren wird sich der
Regionalpark Rosengarten veränderten
gert werden. Hierzu bedarf es einer noch
intensiveren Zusammenarbeit vorrangig
telakquise sowie Erfahrungen in allen
Bereichen kann jedem Mitglied wertvolle
Freizeit-Routen (rund 540 km Informationsmaterial zu unter­ Aufgaben und Herausforderungen stellen mit den touristischen Marketingorganisa- Informationen und Anregungen liefern.
Wander-, Radwander-, Mountain­ schiedlichen Angeboten, Freizeitkarte
bike-, Reit- und Nordic-Walking mit Tourenführer, Teilnahme an
Routen inkl. Beschilderung, Messen/Veranstaltungen/Festen im
Regionalpark Rosengarten
Möblierung sowie Kataster und Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit,
Sven Hedicke, Christine Seiler / Regionalmanagement
. jährlichem Qualitätsmanagement)
Einrichtung des Regionalpark-
.
Durchführung von Fotobewerben,
Schaffung eines RP Corporate Design Kirchenstraße 12 / 21244 Buchholz i.d.N.
Telefon: 04181 942 45 90 / E-Mail: s.hedicke@regionalpark-rosengarten.de Übersichtskarte: Seite 74
Shuttles, eines saisonalen und Konzipierung von drei thematischen
Auf Entdeckungstour durch die kostenfreien Freizeitbusses mit Regionalpark-Entdeckerrouten mit www.regionalpark-rosengarten.de
Fischbeker Heide Fahrradanhänger Integration in eine App

26 27
Grüner Ring
Grüner Ring Region Region Bremen
Bremen Grüner Ring Region Bremen

Radwegenetz als Vernetzung der Akteure


erster Meilenstein Mit dem Grünen Ring ist es seinerzeit
Die Projektidee des Grünen Rings hat die gelungen, eine gute Grundlage für eine
Stadt Bremen 1997 in den Kommunalver- Vernetzung der Naherholungsangebote
bund eingebracht. Sie wurde von den in der Region Bremen zu schaffen. Die
niedersächsischen Kommunen breit Zwischenbilanz macht aber auch deut-
unterstützt. Der Grüne Ring sollte lich, dass im Hinblick auf die Qualitätssi- Grüner Ring
damals die Landschaftsräume und die cherung Handlungsbedarf besteht. Region Bremen
Kommunen in und um Bremen grenz­
Länge: 800 km
überschreitend darstellen, um gemein- Die Zusammenarbeit der Kommunen ist
Beteiligte: Achim, Bassum, Berne,
sam Naherholung und Tourismus zu stär- durch unterschiedliche Projekte im Kom­
ken sowie in der Region Landschaft und munalverbund in den vergangenen Jahren Bremen, Delmenhorst,
Natur zu erhalten und zu gestalten. Es weiter verstetigt worden. Es gibt Aufga- Ganderkesee, Grasberg, Hagen,
gab ferner den Vorschlag, im Grünen ben und Projekte, die vorrangig Politik Hambergen, Harpstedt, Hude,
Ring Gebiete mit besonderer Bedeutung und Verwaltung als Zielgruppe adressie- Langwedel, Lemwerder,
für Landschaft und Natur herauszustellen ren. Der Grüne Ring richtet sich wie auch Lilienthal, Osterholz-Scharmbeck,
und zu entwickeln. das „GartenKultur-Musikfestival“ stärker Ottersberg, Oyten, Ritterhude,
an die allgemeine Öffentlichkeit, die
Schwanewede, Stuhr, Syke,
Zum damaligen Zeitpunkt – noch vor Bevölkerung und Gäste der Region. Vor
Thedinghausen, Weyhe,
INTRA (Interkommunales Raumstruk- diesem Hintergrund wird künftig die
turkonzept Region Bremen, 2005, dem Zusammenarbeit im Projekt Grüner Ring Worpswede (Städte und
ersten Leitbild) – wurden Rahmenpla- verbessert. Gemeinden)
nungen zur Landschaftsentwicklung von Eine Überarbeitung des Grünen Rings Cuxhaven, Diepholz, Oldenburg,
den beteiligten Kommunen als zu steht für die Zukunft an, um weitere inte- Osterholz, Verden, Wesermarsch
Das Erscheinungsbild um Bremen herum ist vielfältig und abwechslungsreich. konfliktreich für die regionale Zusam- ressierte Städte und Gemeinden im (Landkreise)
menarbeit bewertet. Die Kommunen Kommunalverbund zu beteiligen und die
Unterschiedlichste Strukturen prägen die norddeutsche Region, die zum Erholen vereinbarten daher, zunächst in einem Wege noch benutzerfreundlicher zu Gründung: 2003
einlädt. Über das Radwegenetz des Grünen Rings lassen sich diese Gebiete und ersten Schritt ein gemeinsames Radwege- gestalten. Im Laufe des Jahres 2018
netz Grüner Ring und Informationsmate- wurden Maßnahmen zur Qualitätssiche- Kommunal­verbund Niedersachsen/
touristischen Räume erschließen. rialien zu schaffen und den Projekt- rung des Projekts mit den Projektbeteilig- Bremen e.V. und die Senatorin für
schwerpunkt auf den Bereich Naherho- ten erarbeitet. Ferner wird die Zusam- Klimaschutz, Umwelt, Mobilität,

Vom Radweg zum Netzwerk lung und Tourismus zu legen. Der Grüne
Ring Region Bremen wurde 2003 eröffnet.
menarbeit intensiviert, um im Rahmen
einer Landschafts- und Naherholungsstra-
tegie künftige Schwerpunktthemen des
Stadtent­wicklung und Wohnungsbau

Das Radwegenetz des Grünen Rings in Grünen Rings zu bestimmen und ein
Form von drei Ringen mit Querverbin-
Der Grüne Ring Region Bremen ist bei der Gründung In der Mitte liegt die Freie Hansestadt Bremen. dungen steht auch symbolisch für die
stärkere Vernetzung in der Region
ein Gemeinschaftsprojekt des Kommunalverbunds Um Bremen reihen sich attraktive Landschaften Bremen. Die Wege wurden einheitlich
Niedersachsen/Bremen, der Freien Hansestadt wie Bremer Schweiz, Teufelsmoor, Wesertal, beschildert, Informationstafeln zur Land-
Bremen und 24 niedersächsischen Städten, Wildeshauser Geest und Wesermarsch. Lebendige schaft und zu Sehenswürdigkeiten in den
Gemeinden und Städten aufgestellt, eine
Gemeinden und Samtgemeinden sowie sechs Orte in über 20 niedersächsischen Städten und
Karte mit einem Begleitheft veröffent-
niedersächsischen Landkreisen. Mit dem Grünen Gemeinden und die abwechslungsreiche nord­ licht, ein Informationsblatt gestaltet und
Ring wurde die Region Bremen erstmals als ein deutsche Land­schaft machen die Region zu einem eine Internetseite realisiert.
Naherholungs- und Landschaftsraum dargestellt: beliebten Ziel für zahlreiche Unternehmungen.

Die Weser verläuft als blaues Band durch Stadt-, Kultur- und Naturlandschaften
▲ Ausblick vom Hohen Berg in Syke

28 29
Grüner Ring Region Bremen Grüner Ring Region Bremen

breiteres Akteursnetz aufzubauen. Dieser 3. Förderung der Naherholung 5. Stärkung des und Naherholungsstrategie für den
Entwicklungsschritt ist mit dem und Öffentlichkeitsarbeit ländlichen Raums Grünen Ring Region Bremen. Diese
Be­schluss der Landschafts- und Naherho- Die Naherholungsangebote in der Region Die regionalen Radrouten verbinden entstand in Zusammenarbeit mit den
lungsstrategie im Dezember 2017 auch sollen vernetzt werden. Der Grüne Ring städtische mit ländlichen Räumen. Der Mitgliedern des Kommunalverbunds und
formal eingeleitet worden. soll die Qualitäten, Angebote und Infor- Grüne Ring soll im ländlichen Raum soll der Weiterentwicklung des Grünen
Folgende Ziele und Erwartungen mationen in Bremen mit denen der Nach- einen Beitrag zur Entwicklung spezifi- Rings dienen.
wurden zu Projektbeginn formuliert:  barkommunen gesamtregional verknüp- scher Angebote für Touristen sowie der
fen und für Einwohner, Gäste und Touris- Vermarktung regionaler Produkte leisten. Dieses Vorhaben ist im Vorwort der
1. Regionale Zusammenarbeit ten darstellen. Der Grüne Ring soll zur Strategie zusammengefasst:
Gemeinsame Projekte im Kommunalver- Profilierung und Wahrnehmung der 6. Ausbau Infrastruktur „Mit dem vorliegenden Strategieentwurf
bund wie der Grüne Ring sollen das Region nach innen und außen beitragen. Die Infrastruktur des Grünen Rings soll für Landschaft und Naherholung legen
Miteinander und eine vertrauensvolle einen touristisch angemessenen Standard wir der Mitgliederversammlung einen
partnerschaftliche Zusammenarbeit auf 4. Fahrradtourismus aufweisen. Neben der Grundinfrastruktur Vorschlag für die Weiterentwicklung des
Augenhöhe in der Region fördern. weiter vorantreiben wie einem ausgeschilderten Wegenetz Grünen Rings Region Bremen vor.
Die Region Bremen bietet gute Voraus- zählen dazu Serviceangebote speziell für 2003 wurden die ersten Radrouten des
2. Stärkung von Bewusstsein setzungen für den Fahrradtourismus: den Radtourismus: zum Beispiel Gastro- Grünen Rings zur Verbindung von Stadt Naherholung am Wasser im Bremer Stadtteil Blockland
und Identität für die Region interessante Landschaften, die Weser, die nomie-/Beherbergungsangebote, Rast-, und Region ins Leben gerufen. Auf fast
Der Grüne Ring soll die Kommunen und historische Innenstadt Bremens, vielfäl- Grill- und Spielplätze, Schutzhütten 900 Kilometern Wegen können seitdem gern und mit anderen interessierten und zum Teil unklaren Zuständigkeiten
Teilräume gemeinsam darstellen, die tige kulturelle Angebote, Anbindungen sowie Abstellmöglichkeiten, Fahrradver- die vielfältigen Landschaftstypen auf dem engagierten Akteuren. Wir wollen unsere erfordern eine umfangreiche Koordina-
engen regionalen Verflechtungen aufzei- an überregionale Radfernwege. leih und Reparatur.* Rad erlebt werden: Marsch, Moor und grüne Region präsentieren und Andere tion. Umso wichtiger ist es, vorhandene
gen und das Raumbewusstsein für die Der Grüne Ring soll einen Beitrag zur Geest, Stadtrandweg und Weg am Wasser dafür begeistern. Und wir wollen die Strukturen und Netzwerke, wie auch
Region Bremen stärken. Durch Radrou- Schaffung einer zielgruppenspezifischen Landschafts- und präsentieren die Schönheiten der Region. Grüne Infrastruktur unserer Region das KORG-Netzwerk, zu nutzen und von
ten soll die Region räumlich erlebbar Öffentlichkeitsarbeit leisten. Naherholungsstrategie 2005 haben wir in freiwilliger Zusam- schützen, pflegen und weiterentwickeln den Erfahrungen in anderen Regionen
gemacht werden. Die Qualitäten der Im Dezember 2017 beschloss die Mitglie- menarbeit das erste Leitbild für die und als Kommunalverbund dazu einen zu lernen und relevante Kontakte zu
Region sollen herausgestellt und so die derversammlung des Kommunalver- Region erstellt und dabei erste Vorstel- Beitrag leisten.“ knüpfen.
regionale Identität gefördert werden. * Quelle: Zwischenbilanz Grüner Ring, bunds die Umsetzung der Landschafts- lungen für eine grenzüberschreitende
Hrsg. Kommunalverbund (2014) Freiraumentwicklung verabschiedet – die Dieser nächste Entwicklungsschritt, So blickt der Kommunalverbund einer
Grünzäsuren im interkommunalen nämlich die Umsetzung der Strategie, schrittweisen Umsetzung der Land-
Raumstrukturkonzept INTRA.“ befindet sich derzeit im Aufbau. Durch schafts- und Naherholungsstrategie posi-
die jahrelange Zusammenarbeit besteht tiv entgegen. Wenn es gelingt, die regio-
Netzwerke nutzen eine gute Basis, regionale Kooperation nale Kooperation für den Grünen Ring
„2017 wollen wir mit dem Beschluss über wird von vielen Akteuren aktiv betrieben (wieder) zu intensivieren und im Rahmen
die Landschafts- und Naherholungsstrate- und unterstützt. konkreter Projekte den Grünen Ring als
gie die Weichen für die nächste Entwick- Marke zu etablieren, kann dies einen
lungsphase des Grünen Rings Region Eine Herausforderung stellt der Umfang wichtigen Beitrag zur Steigerung der
Bremen stellen: in Richtung eines flächen- des Projekts in Kombination mit den Lebens- und Freizeitqualität in der
bezogenen Ansatzes für Landschaft, begrenzten personellen und finanziellen Region leisten. Auch der Wirtschafts-
Naherholung und Freiraum in Zusam- Ressourcen dar. Die Komplexität des standort Region Bremen kann im Wett-
menarbeit mit zuständigen Planungsträ- Projekts und die Vielzahl der Akteure mit bewerb davon profitieren.

Kommunalverbund Niedersachsen / Bremen e.V. 


Geschäftsstelle / Benjamin Möller
Delmegarten 9 / 27749 Delmenhorst
Telefon: 04221 981 24 21 / E-Mail: moeller@kommunalverbund.de Übersichtskarte: Seite 74
www.gruener-ring-region-bremen.de
Grüne Kulisse auf dem GartenKultur-Musikfestival im Künstlerdorf Worpswede

30 31
Regionalparks
Brandenburg und Berlin in Brandenburg und Berlin Regionalparks in Brandenburg und Berlin

Regionalparks Initiiert und begleitet durch die Gemein-


rund um Berlin same Landesplanungsabteilung
Neun Regionalparks liegen in der Region Berlin-Brandenburg erfolgte seit 1996 der
Brandenburg und Berlin – zu ihnen Aufbau der Regionalparks. Sie wurden
gehören: Barnimer Feldmark, Müggel-Spree, seitdem in den gemeinsamen Landesent-
Flutgrabenaue, Teltow-Park, Potsdamer wicklungsplänen der Länder Berlin und
Havelseen, Döberitzer Heide, Osthavel- Brandenburg festgelegt.
land-Spandau, Krämer Forst und der Natur-
park Barnim. Diese Grünräume bilden Impulse für die Region
vorwiegend die einzelnen Freiräume in Regionalparks sind kein administratives
den Achsenzwischenräumen des Berliner Planungsinstrument, sondern eröffnen
Siedlungssterns ab und orientieren sich die Möglichkeit, regionale Entwicklungs-
weniger an planerischen Verwaltungs- ziele durch Vernetzung der Akteure
grenzen als vielmehr an regionalen sowie durch interkommunale und länder-
Zusammenhängen. übergreifende gemeinsame Entwick- In und um Berlin
lungskonzepte und Projekte umzusetzen. Formal gibt es neun
Sie umfassen Teilräume, die landschaft- Wesentliche Handlungsfelder sind der
Regionalparks in der Region,
lich, historisch und von ihrer Entwick- Erhalt und die Entwicklung der Frei- und
nicht alle sind aktiv:
lungsstruktur her zusammengehören. Grünräume, die Erschließung für Naher-
Die Dynamik der Entwicklung in den holungssuchende, die Unterstützung . Barnimer Feldmark
stadtnahen Kulturlandschaften spiegelt einer regionalwirtschaftlichen Entwick- . Krämer Forst
sich auch in den Regionalparks wider. lung sowie ein Regionalmarketing.
. Osthavelland-Spandau
Es gibt Bestrebungen, im südlichen Raum
. Döberitzer Heide
zwei Regionalparks zu einem zu verei-
nen, neben langjährig tätigen Vereinen
Mit dem Bevölkerungswachstum in
Berlin und dem Berliner Umland und . Potsdamer Havelseen
gibt es jüngere Gründungen. Diese Varia- dem damit einhergehenden Entwick- . Teltow-Park
bilität ist auch eine Stärke der Regional- lungs- und Nutzungsdruck verstärkt sich . Flutgrabenaue
parks. auch die Gefährdung der Freiräume in . Müggel-Spree-Park
Die Metropolregion Berlin-Brandenburg wächst stetig. Dabei ist es wichtig,
Eine Blume für den Freiraum
den stadtnahen Kulturlandschaften.
Demgegenüber wird der Erhalt der Land-
. Naturpark Barnim
bestehende Grünräume als Naherholungsgebiete zu bewahren und zu entwickeln. Die Stadt Berlin ist seit Mitte des 19. Jahr- schaft aus naturschutz- und stadtklimati- Gründung des Dachverbandes
Neun Regionalparks setzen daher auf eine nachhaltige Entwicklung in der Region. hunderts in Form eines Siedlungssterns schen Aspekten, als wohnortnaher Frei- der Regionalparks in Brandenburg
entwickelt worden. So sind zwischen den raum zur Naherholung sowie für land-
und Berlin e.V.: 2003

Grünräume für die wachsende Stadt


Siedlungsachsen Freiräume entstanden, wirtschaftliche Nutzungen und Obstan-
die sich wie ein Kranz aus Blütenblättern bau umso wichtiger.
um die Großstadt reihen. Auch im aktu­ Hinzu kommen die wirtschaftlichen
ellen Landesentwicklungsplan Hauptstadt­ Chancen eines naturnahen, auf regiona-
region (LEP-HR) wird diese Form festge- len Besonderheiten und Produkten basie-
schrieben. renden Tourismus. Der Druck auf die
In den stadtnahen Kulturlandschaften der Metropole Nord-Süd-Richtung. Die Abgrenzung der einzelnen Typisch für diese Teilräume ist die Naherholungsgebiete im stadtnahen
Verbindung von Berliner Flächen mit den Raum steigert sich nicht nur durch die
Berlin engagieren sich die Regionalparks in Branden­ Regionalparks ist flexibel und wird durch die Flächen des Umlands in Brandenburg. Zunahme von Bewohnern, sondern auch
burg und Berlin. Der gesamte Aktionsbereich der Mit­wirkenden vor Ort und die gemeinsam gesetzten Dieser nicht nur interkommunale, aufgrund der Zerschneidung von Wege-
Regionalparks erstreckt sich über circa 60 Kilometer Ziele und Projekte bestimmt. sondern auch länderübergreifende Ansatz verbindungen durch den Ausbau von
ist einerseits bewusst und gewollt, ande- Verkehrsinfrastruktur und die Verkleine-
in Ost-West-Richtung und knapp 50 Kilometer in
rerseits oftmals eine Herausforderung für rung von Grünräumen durch die Auswei-
gemeinsame Projekte und Finanzierungs- sung von Siedlungsgebieten.
modelle.
Radwandern in der Barnimer Feldmark
▲ Stadt und Land begegnen sich vor den Toren Berlins

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Regionalparks in Brandenburg und Berlin Regionalparks in Brandenburg und Berlin

Landschaft im Regionalpark Krämer Forst Neben Neupflanzungen pflegen die Mitglieder auch die Kopfweiden bei Altlandsberg im Regionalpark Barnimer Feldmark

Wertschätzung der Interkommunale Vorhaben Diverse Organisation


Kulturlandschaften stärken Neben konzeptionellen Arbeiten und Die Regionalparks sind heute aufgrund
Die aktiven Regionalpark
Die Probleme des Wachstums werden Vernetzungsprojekten akquirieren Regio- ihrer Orientierung an den lokalen und Regionalparks werden Barnimer Feldmark
von den Kommunalverwaltungen nalparkvereine Fördermittel für inter- regionalen Gegebenheiten unterschied-
vorwiegend in verkehrlicher Hinsicht und kommunale investive Vorhaben und lich aktiv und verschieden organisiert. In
im Folgenden kurz Akteure: Regionalpark Barnimer Feldmark e. V. mit mehr als 70 Mitgliedern,
in der Entwicklung der Daseinsvorsorge setzen sich für Naturschutz und Land- einigen Regionalparks sind aktuell keine vorgestellt. Der Kommunen, Berliner Bezirke, Vereine, Organisationen,
gesehen. Landschaft ist in dieser Wahr- schaftspflege ein. Aktivitäten zu verzeichnen. In den akti- Unternehmen und Privatpersonen
nehmungsweise zweitrangig. Die Radroute Rund um Berlin mit einer ven Regionalparks erfolgt die Gestaltung
Naturpark Barnim im
Hier sollen Regionalparks durch die Stei- Länge von circa 300 Kilometern vor allem durch Vereine, in denen sich Norden betätigt sich Der Regionalpark Barnimer Feldmark Nach mehr als 20 Jahren kann der
gerung der Erlebbarkeit der Landschaft verknüpft alle Regionalparks und ist eine Akteure aus den Brandenburger Kommu- erstreckt sich im Nordosten Berlins Verein zahlreiche Konzepte und die
die regionale Identität, das Verantwor- nachgefragte Ergänzung zum bestehen- nen, Berliner Stadtbezirken, Amts- und
ebenfalls im Sinne eines zwischen den Siedlungsachsen Berlin- erfolgreiche Umsetzung von vielen
tungsgefühl und die Wertschätzung der den Radwegesystem aus Fernradwegen Kreisverwaltungen, von anderen Verei- Regionalparks, hat aber Bernau und Berlin-Strausberg etwa 25 Projekten vorweisen:
Bevölkerung für die Kulturlandschaften
stärken.
und regionalen Radwegen. nen, Verbänden und weiteren Institutio-
nen ehrenamtlich engagieren.
eine Sonderstellung Kilometer weit ins Land Brandenburg.
Der Verein wurde 1996 gegründet. Es . Gestaltung der Kulturlandschaft,
durch seine gesetzlich gibt eine Fachgruppe der Bürgermeister, z. B. Windschutzhecken,
die jährlich im Dezember tagt, darüber Landschaftsparks, Kleingewässer-
verankerte Form.
In den übrigen Teil­
hinaus soll die Fachgruppe Landschafts-
planung neu eingeführt werden. Die . sanierung
Konzeptionen zur interkommunalen

räumen agieren andere


Fachgruppe Tourismus versammelt eben-
falls kommunale Vertreter und bringt sie . Landschaftspflege
Verschönerung und Erhalt wertvoller
Organisationen, zum
Beispiel Tourismus­
mit den Leistungsträgern der Region
zusammen. Ein Regionalpark ist auch . Bausubstanz, z. B. Kirchhofmauern
Rad- und Wanderwegkonzepte,
nach 20 Jahren erklärungsbedürftig, eine Ausschilderung von Wegen,
verbände oder Land­ kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit Informationstafeln,

schaftspflegevereine.
gezielt in Richtung der Kommunen ist
unverzichtbar. . Knotenwegweisung
Öffentlichkeitsarbeit, Website,
Für den „Endverbraucher“ ist die Struk- mehrsprachige Faltblätter, Regional-
tur Regionalpark am besten über die posi- parklauf und Regionalparkfest sowie
tiven Effekte direkt in der Landschaft
wahrnehmbar. . Landschaftstag
Projektträger für interkommunale
Regionalpark Müggel-Spree – ein Paradies für Wasserwanderer Vorhaben

34 35
Regionalparks in Brandenburg und Berlin Regionalparks in Brandenburg und Berlin

Prinzip Eigenverantwortung Interessenvertreter der Regionalparks,


Seit 2003 bündelt ein Dachverband die als deren Sprachrohr und als inhaltlicher
Interessen aller Regionalparks. Anspruch Impulsgeber eine Schlüsselrolle in der
der Regionalparks ist bis heute ein Stabilisierung der Regionalparkstruk­
Bottom-up-Ansatz, bei dem die Regional- turen zu.
parkidee durch eine breite Beteiligung
der Mitglieder von unten wachsen soll. Die in Brandenburg und Berlin für
Eigenverantwortliche Entwicklung und Landesplanung und Regionalentwick­-
freiwilliges Engagement auf lokaler lung zuständigen Ressorts haben am
Ebene bilden dabei die Grundprinzipien. 17. August 2018 eine Regionalparkverein-
barung über die inhaltliche Neuausrich-
Verständnis stärken tung und die Finanzierung des Dachver- Rund 80 Wisente leben in der Döberitzer Heide
Für die ehrenamtliche Arbeit gestalten bands der Regionalparks in Brandenburg
sich die Bedingungen herausfordernder, und Berlin e. V. abgeschlossen und damit Aktivitäten zum Nachahmen anregen
sodass die Regionalparks in Brandenburg eine länderübergreifende Basis zur und als sogenannte Leuchtturmprojekte
Historische Postkutsche im Krämer Forst Radeln im Teltowpark Rapsfelder im Osthavelland-Spandau und Berlin aktuell hinter ihren Möglich- Anpassung der vorhandenen Regional- die Erhaltung und Entwicklung der
keiten zurückbleiben und es ihnen nicht parkstrukturen geschaffen. Im Rahmen Regio­nalparks unterstützen.
hinreichend gelingt, die gegebenen Chan- der Regional­parkverein­barung sollen
Regionalpark Regionalpark Regionalpark cen für den Schutz und die Entwicklung
Krämer Forst Teltowpark Osthavelland-Spandau der Grün- und Freiräume zu nutzen.

Akteure: Förderverein Regionalpark Akteure: Interessengemeinschaft Akteure: Verein mit ca. 30 Mitgliedern, Um eine gute Basis für die Arbeitsfähig-
Krämer Forst e. V. mit ca. 50 Mitgliedern, aus ca. 15 Privatpersonen und davon zwei Brandenburger Kommunen, keit der Regionalparks zu schaffen,
davon drei Brandenburger Kommunen, Unternehmen sowie Landschaftspflege- Berliner Stadtbezirk Spandau, Unterneh- müssen ihre Strukturen stabilisiert und
Vereine, Unternehmen, Privatpersonen verein Mittelbrandenburg e. V. men, Vereine, Privatpersonen verstetigt werden. Dazu bedarf es eines
umfassenden Neuansatzes hinsichtlich
Der Regionalpark Krämer Forst ist ein Der Regionalpark Teltowpark im Süden Der im Jahr 2014 gegründete des Verständnisses der Regionalparks
großes zusammenhängendes Waldgebiet Berlins ist nur in begrenztem Umfang Regionalpark Osthavelland-Spandau sowie der Stärkung der dezentralen
aus Kiefern und Laubmischwäldern auf aktiv. Über Jahre wurde vor allem durch umfasst das Gebiet zwischen Döberitzer Strukturen. Auf der Basis eines länder-
dem Plateau des Ländchens Glien nord- Ehrenamtliche die Etablierung des Regio- Heide, Nauen und Spandau. übergreifenden Konzepts, das noch zu
westlich von Berlin-Spandau. nalparks in Zusammenarbeit mit den Die Heinz Sielmann Stiftung ist erarbeiten ist, soll der Fokus der Regio-
Den Wald umgibt ein Dörferkranz aus Kommunen angeregt, jedoch mit gerin- Mitglied geworden und deckt den nalparktätigkeit vordringlich auf
14 mittelalterlichen Straßen- und ger Resonanz. Der Regionalpark wird Bereich der Döberitzer Heide mit Nutzungsmaßnahmen zum Schutz und
Angerdörfern am Rande des Hochpla­ derzeit überwiegend von einer Interes- eigenen Projekten ab. zur Qualifizierung der stadtnahen Kultur-
teaus. Der Regionalpark unterstützt sengemeinschaft von Ehrenamtlichen Verschiedene gesellschaftliche Akteure landschaften ausgerichtet werden, um
insbesondere die Entwicklung und getragen. Für die Bereiche Naturschutz aus allen Bereichen arbeiten in unter- somit die Inwertsetzung der Frei- und
Förderung regionaler Produkte und und Landschaftspflege sieht sich der schiedlichen thematischen Arbeitsgrup- Grünräume in diesem Raum zu gewähr-
Wirtschaftskreisläufe sowie die Stärkung Landschaftspflegeverband Mittelbranden- pen, wie Gastronomie und Landwirt- leisten.
der touristischen Entwicklung. burg verantwortlich, der sich um die schaft, Landschaftspflege und Natur- Dem Dachverband der Regionalparks Heuernte des Landschaftspflegevereins Mittelbrandenburg e.V. im Teltow-Park
Ausweitung der Tätigkeiten und Neuaus- schutz, Tourismus und Verkehr sowie in Brandenburg und Berlin kommt als
richtung des Regionalparks bemüht. Kunst und Kultur zusammen. Es werden
Die Bestrebungen zur Gründung eines Veranstaltungen, Arbeitspapiere, Fachge-
gemeinsamen Regionalparks im Bereich spräche und Veröffentlichungen
Dachverband der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e.V.
Teltow-Schönefeld bezieht diesen Teil- erarbeitet.
Torsten Jeran
raum und die benachbarte Flutgrabenaue  
Am Bahnhof 2 / 16356 Ahrensfelde OT Blumberg 
mit ein.
Telefon: 033394 53 60 / E-Mail: info@regionalpark.de Übersichtskarte: Seite 75
www.regionalparks-brandenburg-berlin.de

36 37
Emscher Landschaftspark
Emscher Landschaftspark Emscher Landschaftspark

Neue Stadtqualitäten Drei Dekaden


Seit 1901 sind Internationale Bauausstel- des Parkaufbaus
lungen (IBA) in Deutschland ein Instru- Die erste Parkdekade während der IBA
ment der Stadtplanung. Die von 1989 bis Emscher Park (1989-1999) war der
1999 als Zukunftsprogramm des Landes Entwicklung spektakulärer Einzelpro-
Nordrhein-Westfalen angelegte Internatio- jekte gewidmet. Es entstanden raumprä-
nale Bauausstellung Emscher Park war der gende Objekte (z. B. Landschaftspark Emscher
Impulsgeber für den heutigen ELP. Die Duisburg-Nord, Industriedenkmal Zeche Landschaftspark
ambitionierte Vision der IBA war, entlang Zollverein) und identitätsstiftende Land-
Größe: 457 km²
des Abwasserflusses Emscher und inmit- marken der Industriekultur (z. B. Halde
Mitglieder: 20 Kommunen
ten der stark besiedelten und belasteten Tetraeder in Bottrop). Während der
Industrieregion, Landschaft wiederaufzu- ersten Dekade wurden in 17 Gemeinden (Bergkamen, Bochum, Bönen,
bauen, neue Stadtqualitäten zu schaffen des Emscherraums 129 Projekte umge- Bottrop, Castrop-Rauxel,
und so eine neuzeitliche Wohn-, Kultur- setzt. Für die Realisierung dieser Projekte Dortmund, Duisburg, Essen,
und Freizeitlandschaft mit ökologischem standen rund 2,3 Milliarden Euro zur Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne,
Anspruch zu gestalten. Diese Zielsetzung Verfügung. Herten, Holzwickede, Kamen,
wurde durch den Begriff Park symboli- Lünen, Mülheim an der Ruhr,
siert.  Der Masterplan
Oberhausen, Recklinghausen,
Mit dem Niedergang der Montanindus­ Der Masterplan Emscher Landschafts-
Waltrop, Werne), sowie die Kreise
trie Ende des 20. Jahrhunderts wurden park 2010 legte in der zweiten Parkde-
weiterreichende ökologische, soziale und kade von 2000 bis 2010 das planerisch- Recklinghausen und Unna
wirtschaftliche Folgeschäden für die programmatische Fundament für den
Gründung: 1989 – 1999
Region erwartet. Die Hauptaufgabe der ELP. Die neue Definition der Parkfläche
IBA bestand darin, Impulse in den Berei- umfasste nun prägende Landmarken, das
chen Ökonomie, Kultur und Ökologie Konzept der regionalen Grünzüge und
anzustoßen, um den Umbau der Montan- Grünen Ringe sowie eine erweiterte und nutzbare urbane Kulturlandschaft,
Mit einer Fläche von rund 460 Quadratkilometern ist der Emscher Landschaftspark region zu gestalten und sichtbar zu Gesamtfläche von zuvor 320 auf 457 deren Grundsäulen die Industriekultur
machen. Quadratkilometern. und Industrienatur bilden. Die Industrie-
der größte Regionalpark Europas. Dabei handelt es sich nicht um einen Park im natur verkörpert einen neuen Typus von
klassischen Sinne, sondern um die Vernetzung von Grün- und Freiflächen in einer Leitprojekt der IBA Darüber hinaus wurden Leitlinien für Flora und Fauna auf industriellen
Als modellhafte Lösungen wurden dezen- die weitere Parkentwicklung definiert. Brachen. Die historischen Elemente der
der bevölkerungsreichsten Städteagglomerationen Deutschlands. trale Projekte umgesetzt, die die Region Der Masterplan wurde 2005 von der Industriekultur schaffen mit der Umge-
allmählich durchdringen sollten. Zu den Projekt Ruhr GmbH erarbeitet und staltung ehemaliger Produktionsstätten

Das grüne Herz der Metropole Ruhr Leitprojekten der IBA zählten unter ande-
rem der Aufbau des ELP, die ökologische
Verbesserung des Emscher-Systems, die
anschließend in den Gremien sämtlicher
Kommunen des ELP als informelles
Planungsinstrument und als gemein­
einen hohen Freizeitwert und sind
Tourismusmagneten.

Entwicklung des Rhein-Herne-Kanals als samer politischer Wille zur Entwicklung


Erlebnisraum und die Entwicklung von der Region ratifiziert. 2006 übernahm
Bestehend aus sieben regionalen Grünzügen Ausflugs- und Aufenthaltsorte für die Menschen Industriedenkmälern als Kulturträger der der Regionalverband Ruhr (RVR) die
wird der Park seit über 25 Jahren kontinuierlich der Region. Die bereits über 200 realisierten sowie Region. Das Leitprojekt Emscher Land- Trägerschaft und führte Parkaufbau und
schaftspark beruhte dabei auf der visionä- -pflege in Kooperation mit dem Land und
ausgebaut. Die Grünflächen, landwirtschaftlichen 200 geplanten Projekte des Emscher Landschaftsparks ren Idee, einen neuen Ost-West-Grünzug den 20 Kommunen des Parks fort.
Nutzflächen, Parks, Gärten und Haldenlandschaften (ELP) haben die Lebensqualität an der Emscher im Bereich der am stärksten industriali-
inmitten der polyzentralen Stadtlandschaft nachhaltig verbessert. Insgesamt ist eine multi­ sierten Emscher-Zone zu entwickeln. Aus In diesen ersten beiden Dekaden wurde
dem Leitprojekt der IBA ist nach drei ein Großteil des ELP erbaut und seine
sind Lebensraum von Tieren und Pflanzen, funktionale, regionale Erholungslandschaft mit
Dekaden des Parkaufbaus ein zentraler wesentliche Infrastruktur entwickelt.
Produktionsstätten sowie abwechslungsreiche Bauwerken großer Symbolkraft entstanden.  Park im Herzen der Metropole Ruhr Aus dem stark industriell überprägten
entstanden. Ballungsraum entstand eine erlebbare Rinderherde im Emscher Landschaftspark
▲ Schiffsparade auf dem Rhein-Herne-Kanal
38 39
Emscher Landschaftspark Emscher Landschaftspark

Erhalt, Nutzung Flächennutzungsdruck verdeutlicht den


und neue Perspektiven akuten Handlungsbedarf in der Frei-
Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 raumsicherung. 
markierte nach der IBA den nächsten
Meilenstein der Parkentwicklung und Neben der Reduzierung des Flächenver-
den Übergang in die dritte Dekade (2010 brauchs stellt der Umgang mit Kompen-
– 2020). Nach Jahrzehnten des Wieder- sationsmaßnahmen eine große Heraus-
aufbaus von Landschaft stehen nun deren forderung dar. Da die Landwirtschaft als
Erhalt, Nutzung und Vermittlung im größter Flächennutzer (40 Prozent) das
Fokus. Der Zukunftskongress Emscher Rückgrat des ELP darstellt, muss ihre
Landschaftspark 2010 stellte die bisheri- strategische Position in der Freiraumsi-
gen Leitlinien der Parkentwicklung auf Die Halde Haniel in Bottrop bietet ein Panorama der Industriekultur und Blick über das Ruhrgebiet cherung und -entwicklung gestärkt
den Prüfstand, definierte aktuelle Heraus- werden. Mehrere Forschungsvorhaben
forderungen und gab Anstöße zu neuen ten erarbeitet. Anhand thematischer, Pflichtaufgaben zur Fortführung und unter Beteiligung des RVR tragen dazu
Perspektiven.  räumlicher und organisatorischer Leitli- Weiterentwicklung des ELP festgeschrie- bei, die strukturellen Rahmenbedingun-
nien werden aktuelle Herausforderungen ben. Die Trägerschaft umfasst die Aufga- gen der städtisch geprägten, sogenannten In Duisburg-Nord sind Natur und Industriekultur vereint
Mit dem Auslaufen der Fördermaßnahme definiert und ein Handlungsrahmen benfelder der Konzeption, Moderation „urbanen“ Landwirtschaft in der Metro-
Ökologieprogramm Emscher-Lippe gesetzt, um diese anzugehen. und Koordination, den Aufbau eines pole Ruhr zu verstehen, Handlungsoptio- Jahre später findet das Präsentationsjahr Fortschreibung der
Raum (ÖPEL), die 2015 nach rund 20 regio­­­nalen Grünpflegemanagements, nen zu ermitteln und in Modellprojekten der KlimaExpo.NRW statt. Bis 2022 Regionalparkentwicklung
Jahren ohne entsprechendes Nachfolge- Trägerschaft durch die Öffentlichkeitsarbeit und Kommuni- umzusetzen. Dies beinhaltet vor allem werden in den Revierparks Maßnahmen Der ELP ist durch seine Entstehungsge-
programm eingestellt wurde, versiegte Kooperation kation der Standorte und Angebote des die Weiterentwicklung des ELP zu einem über das Förderprogramm Grüne Infra- schichte, seine Gründungsvision vom
die Hauptfinanzierungsquelle des ELP. Seit 2006 erhält der RVR zur Qualitätssi- ELP sowie die Realisierung weiterer produktiven Park, der neben der Primär- struktur NRW realisiert. In diesem Wiederaufbau von Landschaft, seine
Um den Strukturwandel der Region cherung der regional bedeutsamen Stand- Bauprojekte zum Ausbau des ELP. produktion auch die Teilhabe der Bürger- Rahmen werden die Parkanlagen der Organisation als Kooperationsmodell und
weiterzuführen und dem gesellschaftli- orte im ELP und der Ankerpunkte auf schaft stärker in den Fokus stellt. Revierparks, die in den 1970er Jahren als durch die Förderung der Pflege auf Basis
chen Wandel zu begegnen, war eine der Route der Industriekultur eine jährli- Diese Aufgaben werden mit einem Netz- Erholungs- und Freizeitorte gegründet des Trägerschaftsvertrags einzigartig in
Anpassung und Neuorientierung der che Ausgleichszahlung des Landes. In werk aus Beteiligten, die lokal und regio- Grüne Infrastruktur wurden, ökologisch aufgewertet.  Europa. Gleichzeitig steht die Weiterent-
Parkstrategie notwendig. Die aktuelle dem Gesetz über den RVR und in dem nal kooperieren, erfüllt. So geben Mit der Verleihung des Titels Grüne wicklung des ELP vor großen Herausfor-
Programmatik für die dritte Parkdekade mit dem Land NRW geschlossenen beispielsweise die Interkommunalen Hauptstadt Europas an die Stadt Essen im Den Abschluss der Grünen Dekade bildet derungen. Die strategische und räumli-
Position ELP 2020+ wurde im intensiven Trägerschaftsvertrag (aktuelle Laufzeit Arbeitsgemeinschaften (IKAG) der sieben Jahr 2017 wurde die Grüne Dekade in der die Internationale Gartenausstellung che Ausrichtung des Regionalparks muss
Austausch mit allen Kooperationsbeteilig- 2017 bis 2026) sind unter anderem die Grünzüge durch die Zusammenarbeit Region eingeleitet. Im Zeitraum von (IGA) Metropole Ruhr 2027. Die Garten- regelmäßig nachjustiert werden. Damit
aus kommunaler Fachplanung und RVR 2017 bis 2027 ist die Metropole Ruhr schau ist als regionales, dezentral ausge- eine integrierte Stadtentwicklung der
wichtige Impulse für die freiraumrelevan- Schauplatz einer Kette langfristig geplan- richtetes Strukturvorhaben auf drei Metropole Ruhr weiterhin vom Freiraum
ten Belange, die über Stadtgrenzen ter Großereignisse, die alle auf Themen Ebenen organisiert: Sie präsentiert ausgehend erfolgen kann, sind das
hinausreichen. der Grünen Infrastruktur einzahlen. sowohl eintrittspflichtige Leistungs- Engagement sowie die Zusammenarbeit
schauen der grünen Branche, bestehende vieler Personen und Organisationen
Produktiver Park und Nach dem Ende des Steinkohlebergbaus (Landschafts-)Parks und Gartenanlagen notwendig. Nur so können geschaffene
urbane Landwirtschaft 2018 feiert der RVR 2020 sein 100-jähriges der Region als auch lokale und bürger- Qualitäten erhalten bleiben und Potenzi-
Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten Bestehen, zeitgleich wird auch der schaftlich getragene Gärten. Die räumli- ale in Fläche und Nutzung umgesetzt
drei Jahrzehnten von einer durch die Emscherumbau abgeschlossen. Zwei che Kulisse wird hierbei der ELP bilden. werden.
Montanindustrie geprägten Region zu
einer landschaftlich grünen, sozial sowie
kulturell vielfältig aufgestellten und wirt-
Emscher Landschaftspark
schaftlich prosperierenden Metropolre-
Frank Bothmann
gion gewandelt. Die Kehrseite des anhal-
tenden Wirtschaftsaufschwungs ist der Referat Regionalpark/Emscher Landschaftspark/Freiraumsicherung
steigende Bedarf an Gewerbe-, Siedlungs- Kronprinzenstraße 6 / 45128 Essen
und Verkehrsflächen. Ein erhöhter Telefon: 0201 2069-680 / E-Mail: bothmann@rvr.ruhr Übersichtskarte: Seite 75
Drachenbrücke am Fuß der Halde Hoheward www.emscherlandschaftspark.de

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Grüner Ring Leipzig
Grüner Ring Leipzig Grüner Ring Leipzig

Heimat ist, wo wir bleiben! Abstimmungen auf Augenhöhe, Kom­


Die Region war geprägt von Gegensät- munikation über die kommunalen Gren-
zen: durch Bergbau zerstörte Landschaft zen hinweg, eingeführte Arbeitsgruppen
und trotz des Raubbaus erhaltene reiz- für bestimmte Themen regionaler
volle, einmalige Natur- und Kulturland- Entwicklung, konkrete Ansprechpartner
schaft. Wegen der Schäden durch Tage- und Veranstaltungsformate sind Struktu-
baue und Industrie war die Region ren, die die Vorbereitung und Umsetzung
vorwiegend negativ konnotiert. Leipzigs von Maßnahmen erleichtern. Unberührt
Einwohnerzahlen – die 2019 über die bleibt dabei die Planungshoheit der
600.000er Grenze gingen – sprachen Kommunen. 
damals Bände: 550.000 (1987), 511.000
(1990), 481.000 (1994), 437.000 (1998). Die Kontinuität zeigt sich auch darin, dass
Dass der Kontrast zwischen Zerstörtem Leipzigs Bürgermeister Heiko Rosenthal Grüner Ring
und Erhaltenem ein hohes Entwicklungs- als Sprecher des Grünen Ringes Leipzig Leipzig
potenzial bot, war vielen Menschen in bereits seit 2006 in Verantwortung ist.
Größe: 3.978 km²
der Region kein Antrieb. 
Parallel zur Dynamik, die in zahlreichen Einwohner: 1,05 Mio.
Dieses Potenzial genau zu definieren, Projekten steckt, ist auch die Mitglieder- Mitglieder: Belgershain, Böhlen,
Projekte zu entwickeln und umzusetzen, zahl – bei zwei überstandenen Kommu- Borsdorf, Brandis, Großpösna,
war und ist die Aufgabe des Grünen Rings nalreformen – stabil bis positiv dyna- Leipzig, Markkleeberg,
Leipzig: Heimat bewahren, Strukturwan- misch: 2015 kam die Stadt Pegau, 2018 Markranstädt, Pegau, Rackwitz,
del gemeinsam gestalten, Menschen die Stadt Rötha hinzu. Rötha, Schkeuditz, Taucha,
begeistern – durch die Schaffung einer
Zwenkau, Landkreis Leipzig,
lebenswerten Region. Bis 1998 entstand Motor der Regionalentwicklung
Landkreis Nordsachsen
das erste Regionale Handlungskonzept Charakteristisch für die Arbeit des GRL
RHK mit 25 Schlüsselprojekten: von A ist der hohe Umsetzungs- und Realisie- Gründung: 1996
wie agra-Park, mit unzähligen Brachen rungsgrad von Projekten. So wurde das
und zerschnitten durch eine Hochstraße, RHK1 bereits 2003 und 2014/15 fortge-
1994 waren die gesellschaftlichen, landschaftlichen und umweltpolitischen Folgen bis Z wie Zschampert, einem der vielen schrieben. Eine intensive Vernetzung mit
Fließgewässer, denen die umliegenden Landesministerien, Bewilligungsbehör-
des Kohleabbaus seit den 1920er Jahren und von 40 Jahren DDR unübersehbar. Tagebaue das Wasser abgegraben hatten. den, Regionalplanern und anderen Part-
Leipzigs erster Umweltbürgermeister Jörg Hannes war Realist und konstatierte: nern hat dazu geführt, dass der GRL über
Unselbstständig, aber frei! regionale Grenzen hinaus als Motor der
Diese Probleme kann eine Stadt wie Leipzig nicht allein lösen. Der GRL ist ein freier, freiwilliger und Regionalentwicklung anerkannt ist.
unselbstständiger Arbeitskreis. Kein

Frei, freiwillig, interkommunal


Zweckverband, kein e. V., keine GmbH – So ist der GRL auch als Projektträger in
sondern ein Zusammenschluss von länderübergreifender Zusammenarbeit
Kommunen und Landkreisen auf Augen- mit Sachsen-Anhalt und Thüringen tätig.
höhe, der sich seine Rahmenbedingungen Für eine Region mit etwa der zwei­
und Aufgaben selbst gesetzt hat. Jedes einhalbfachen Fläche des Saarlandes
Mitglied ist frei, Ende September eines ent­stand bis 2014 in einem breiten, Kreis-
Intensiv warb Bürgermeister-Nachfolger Holger Am 20. September 1996 gründete sich in Baalsdorf Jahres „Danke und adieu“ zu sagen und und Ländergrenzen überschreitenden,
den Grünen Ring Leipzig zu verlassen. Beteiligungs- und Abstimmungsprozess
Tschense in den Nachbarkommunen für die aus fünfundzwanzig Kommunen und einem Land­- ein Gesamtkonzept für die tourismus- Sportstrand am Schladitzer See, dem ehemaligen
Idee eines Grünen Rings im Umland, für eine ­­kreis der Grüne Ring Leipzig (GRL) mit einer Doch mit dem Grünen Ring Leipzig hat die wirtschaftliche Entwicklung der jungen Tagebau Breitenfeld
Kooperation, mit der man den Herausforderungen Umwelterklärung. Region einen wirklichen Standortvorteil mitteldeutschen Gewässerlandschaft bis
gegenüber anderen Regionen: Denn 2030.
in der Region gemeinsam begegnet.

▲ Cospudener See – der ehemalige Tagebau ist heute Leipzigs liebstes


▲ Erholungsrevier
42 43
Grüner Ring Leipzig Grüner Ring Leipzig

Radweg als Vehikel spielsweise könnte der GRL bekannter in tung für den GRL vor. „Leipzig wächst schon Best Practice. Inhaltlich findet eine
Als interkommunale Kooperation war der Bürgerschaft sein – daran wird dauer- nachhaltig“ ist das Leitmotiv dieser Konzentration auf Landschafts-, Wasser-
der Grüne Ring Leipzig anfangs relativ haft gearbeitet. Und beim Projekt Konzeption für die grün-blaue Entwick- und Umwelttechnologie-Themen (Grün/
wenigen Menschen bekannt, es sei denn, Wassertouristisches Nutzungskonzept lung der Stadt. Auf strategischer und Blau/Grau) statt; Wohnen oder Wirt-
sie waren in regionalen Verwaltungszu- wird sehr hart um einen sinnvollen gesamtstädtischer Ebene sind wichtige schaft stehen trotz mancher Anfragen
sammenhängen unterwegs. Fragte man Konsens mit den hiesigen Umweltver­ Ziele, die Stadtgrün und Gewässer betref- nicht im Fokus. Um Ausgleichsflächen
jedoch auf der Straße jemanden nach bänden gerungen. fen, im Integrierten Stadtentwicklungs- besser verwalten zu können und den
dem Grünen Ring Leipzig, so kam oft: konzept INSEK Leipzig 2030, Fachkon- Zugriff für die Kommunen des GRL zu
„Ach, das ist doch der Radweg. Bin ich Stadt, Landschaft und zept Freiraum und Umwelt, abgebildet. erleichtern, wurde ab 2006 ein netzwerk-
schon gefahren. Schön! Aber dort und Bedürfnisse im Wandel basierter Interkommunaler Flächenpool
dort fehlt ein Schild …“. 2016 mauserte Mit den wachsenden Zuzugszahlen und Die Entwicklung des öffentlichen Grüns IKOMAN aufgebaut, der gepflegt und
sich der Grüne-Ring-Leipzig-Radweg zur dem beschlossenen Ausstieg aus der und Blaus ist dabei eng an die Stadtent- ständig erweitert wird. Seit 2012 werden
Regionalen Hauptradroute II/67 im Braunkohle ist die Region nun mitten im wicklung gekoppelt und spielt sowohl in erste praktische Erfahrungen mit diesem
SachsenNetz Rad. zweiten Strukturwandel. Klimawandel, konzeptionellen Stadtteilplänen als auch Instrument gemacht. Der Ausgleich wird
Dürre und Hochwasser erzwingen neue in der Bauleitplanung eine wichtige Rolle. innerhalb des GRL-Gebiets gelenkt: So
Dranbleiben – lohnt sich Rahmenbedingungen. Somit wird diese Hier werden die Festsetzungen zu öffent- wird beispielsweise die Porsche-Erweite-
Der GRL hat grundsätzlich ein sehr posi- Form interkommunaler Arbeit nicht lichem Grün und zur Bebauungsdichte rung im Norden durch Entsiegelung im
tives Image - intern und extern. Oft wird obsolet, sondern Vorbild für neue, sich getroffen. Die Freiraumstrategie steht zu­- Osten in Brandis kompensiert. Paddler auf der Pleiße im südlichen Leipziger Auwald
er als Vorzeige-Aktionsraum genannt, gründende Aktionsräume. Unterschiedli- dem im Kontext zahlreicher vorliegender
evaluiert und zitiert. Das Rezept dahinter che Interessen und Bedürfnisse im Raum Planwerke und Konzeptionen der Stadt 2011 wurde parallel das IKOBRA – Inter- Nicht vergessen, schaft“ und einem „radikalen alles unter
ist ein guter Mix aus Kontinuität, Verläss- zu harmonisieren, ist eine riesige Heraus- Leipzig sowie des Grünen Rings Leipzig.  kommunales Brachflächenmanagement – woher wir kommen! Schutz stellen“. Hier ist viel kluge
lichkeit, Dienstleistung, Durchsetzungs- forderung. Wie entwickelt man also eine aufgebaut. „Der GRL hat die Zeichen der Die klar definierten Aufgaben drehen Kommunikation vonnöten, um sowohl
kraft und reichlich Projektideen, gepaart wachsende Stadtregion nachhaltig, Stark durch Konzentration Zeit früher erkannt als andere“, so 2015 sich vorwiegend um die abgestimmte NeubürgerInnen mitzunehmen als auch
mit einem Team, das sich auf sich verlas- ökologisch und sozial, dabei aber wirt- und Innovation Prof. Dr. Arno Bunzel, Stellvertretender Schaffung weicher Standortfaktoren, jene, die Jahrzehnte lang am Tagebau
sen kann und Spaß an der Arbeit hat. schaftlich und abgestimmt? Die Freiraum- Das gesamte Modell GRL ist nicht in Leiter des Deutschen Instituts für Urba- definiert als Projektbündel im Regionalen gewohnt haben.
Natürlich gibt es auch Baustellen: Bei­ strategie der Stadt Leipzig gibt die Rich- einem Satz zu erklären, aber an sich nistik.  Handlungskonzept. 
Doch es gibt immer auch ernste Heraus- Und mitten im zweiten Strukturwandel
Es gilt, Akteure zu begeistern und zu forderungen. Zuströmende NeubürgerIn- mit Fachkräftemangel steht uns ein
binden: mit einem kleinen eigenen nen beispielsweise finden hier eine sehr Wissenstransfer bevor: Die „erste-hart
Fördertopf, mit zentralen und verlässli- anziehende Stadt Leipzig mit lebenswer- arbeitende-Nachwenderiege-in-gelebter
chen Ansprechpersonen, mit Dienstleis- tem Umland, viel Grün und Wasser vor, regionaler-Verantwortung“ geht bis Ende
tungen, mit klarer Aufgabenteilung kennen aber oft nicht den Geschichts- der 2020er Jahre in den Ruhestand.
zwischen der Stadt Leipzig (Strategie, und Entwicklungskontext. So bewegt sich Ihr Wissen muss sie möglichst gepaart
Planung, Projekte und Finanzen) und der der Diskurs in einer Spanne zwischen mit ansteckender Begeisterung an die
Gemeinde Borsdorf   (PR, AGs, Netz- „einfach überall rumstiefeln“, „gesteuer- „gefühlte-Teilzeit-und-Work-Life-Balan-
werk, Radweg), sowie mit gut eingefahre- ter Nutzung von wieder instand gesetzter ce-Generation“ übergeben.
nen Kommunikationssträngen. Natur und vorhandener Kulturland- Auf geht’s!

Grüner Ring Leipzig


Angela Zábojník / Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer
Prager Straße 118-136 / 04317 Leipzig
Telefon: 0341 123 1611 / E-Mail: angela.zabojnik@leipzig.de
Heike König / Geschäftsstelle Grüner Ring Leipzig
Leipziger Straße 6 / 04451 Borsdorf
Telefon: 0342 91 204 12 / E-Mail: geschaeftsstelle@gruenerring-leipzig.de Übersichtskarte: Seite 75
Eine neue Landschaft entsteht – Bau des Harthkanals zwischen Zwenkauer und Cospudener See https://gruenerring-leipzig.de

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GrünGürtel
GrünGürtel Frankfurt Frankfurt GrünGürtel Frankfurt

Die Vorgeschichte: Was gehört zum GrünGürtel?


Bromme und Behrens Als 1989 in der Stadtregierung ein Wech-
Die Ursprünge dieser Jahrhundertent- sel zu einer von Volker Hauff (SPD)
scheidung, den GrünGürtel Frankfurt vor geführten rot-grünen Regierung statt-
Bebauung zu schützen, reichen weit fand, war die Bildung eines Grüngürtels
zurück. Von 1925 bis 1930 wirkte in fester Bestandteil des Koalitionsvertrags.
Frankfurt Baustadtrat Ernst May, unter- Der erste Schritt war ein Stadtverord­
stützt von Gartenamtsleiter Max netenbeschluss für seine Gründung.
Bromme und dessen Landschaftsplaner
Leberecht Migge. Darauf folgte ein Projektjahr, in dem aus
heutiger Sicht mit atemberaubender
In dieser Zeit gab es erste Ideen für einen Geschwindigkeit das von Peter Lieser,
schon damals so bezeichneten Grüngür- Peter Latz und Manfred Hegger geleitete
tel, der – allerdings nur im Niddatal und Projektbüro internationale Planer und GrünGürtel
nur als schmaler Streifen – Grünflächen Wissenschaftler mit Fachleuten aus der Frankfurt
vor Bebauung schützen sollte. Die damals Verwaltung zusammenbrachte, um die
Größe: 80 km²
gerade stattfindende Kanalisierung der Fläche zu formen und zu gestalten:
Nidda hatte Einfluss auf die Idee, denn Was soll zum Frankfurter GrünGürtel das entspricht etwa einem
Bromme beklagte den dadurch verur- gehören, und was nicht? Drittel der Stadtfläche
sachten Verlust an landschaftlicher Schön- Einwohner: 750 000
heit. Dies bedeutete auch: Welche Flächen Trägerschaft: Stadt Frankfurt
sind „weniger wertvoll“ und können am Main
Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte eines Tages bebaut werden? Das Projekt-
die Stadt diese Ansätze bis Anfang der jahr war der Stadt 2,6 Millionen Deutsche Gründung: 1991
Mit dem weiten Flusstal von Main und Nidda, dem Hügelland des Berger Rückens 1960er Jahre weiter, maßgeblich unter Mark wert. Rund 30 externe PlanerInnen
der Regie des Bürgermeisters Rudolf und eine große Zahl von städtischen
und dem Stadtforst schmiegen sich drei Landschaftsräume um den bebauten Kern Menzer (SPD). Ein zusammenhängendes MitarbeiterInnen aus allen relevanten
der größten Stadt Hessens. Diese sind als GrünGürtel Frankfurt per Stadtverordneten- Grünsystem für ganz Frankfurt wurde Ämtern nahmen teil.
vorgeschlagen, geschützt durch eine
beschluss vor Bebauung geschützt. Satzung ähnlich der Wallservitut, die Die GrünGürtel-Verfassung
den ersten Grünen Gürtel, den Anlagen- als starke Vision

Eine Vision wird Wirklichkeit


ring auf der ehemaligen Befestigungsan- Am Ende des sehr produktiven Projekt-
lage, seit rund 200 Jahren erfolgreich jahrs lagen eine Karte mit der Abgren-
schützt. Doch nichts davon konnte umge- zung (Flächenplan), eine Karte mit
setzt werden. Stattdessen bahnte die Entwicklungszielen (GrünGürtel-Plan),
autogerechte Stadt sich den Weg durch sowie ein Text mit den Grundsätzen
die Landschaft, begleitet von neuen Sied- (GrünGürtel-Charta), und eine Maßnah-
Frankfurt liegt nicht nur am Main, sondern auch Doch der Blick über Ackerland und Streuobstwiesen lungen. menliste zur öffentlich-rechtlichen Siche-
rung vor – zusammen als GrünGürtel-Ver- Auf 64 Kilometern führt der Radrundweg
an der Nidda, und diese bildet im Nordwesten ein reicht weit, auch auf den südlich des Mains Erst in den frühen 1970er Jahren entwi- fassung bezeichnet. durch den GrünGürtel
weites Tal mit Wiesen und Feldern, durch die der gelegenen Stadtforst, einen alten Wald aus Eichen, ckelte Till Behrens, unterstützt durch das Wie der damals verantwortliche Umwelt-
Regionalwind frische Luft in die Stadt wehen kann. Buchen und Kiefern, den Frankfurter Bürger bereits Frankfurter Forum für Stadtentwicklung dezernent Tom Koenigs (GRÜNE) zutref- und Urwald, Entdeckung und Geheimnis
e. V., eine konkrete Grüngürtel-Planung fend sagte, hat er „den GrünGürtel nicht zugleich; das ist die Vision von Stadtent-
Im Nordosten schließt sich der Berger Rücken an, im Mittelalter zusammen mit dem Stadtrecht auf
und machte sie öffentlich. erfunden, aber durchgesetzt“. Die Vision wicklung im Einklang mit der Natur“.
ein Hügelland mit Kuppen, die mit maximal verschlungenen Wegen vom damaligen König offener Grünräume dient als Leitmotiv: Offen sowohl was die Räume betrifft,
212 Metern deutlich niedriger als die Hochhäuser erworben haben. „GrünGürtel, das ist der Traum offener aber auch deren Nutzung. Das Soziale
der City sind. Räume, freier Natur in der Stadt, Land- wird mit dem Ökologischen verbunden.
schaft als Paradies und Wildnis, Garten
▲ Blick auf den Frankfurter Stadtwald und die Skyline der Main-Metropole
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GrünGürtel Frankfurt GrünGürtel Frankfurt

Aller Anfang ist schwer Das Bild im Kopf Absicherung als Investition in die Bildung
Die 1992 aus der Bundesgartenschau 1997 ersetzte der Magistrat die GmbH Landschaftsschutzgebiet Eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit
GmbH hervorgegangene GrünGürtel durch eine stadtinterne und bis heute Die Verfassung forderte, den GrünGürtel wird ergänzt durch Bildungsarbeit. Im
GmbH unter der Leitung von Peter tätige Projektgruppe GrünGürtel, in der auf allen rechtlich möglichen Ebenen Programm Entdecken, Forschen, Lernen im
Lieser unternahm erste Baumpflan­ MitarbeiterInnen aus Umweltamt, Grün­ abzusichern. Das ist geschehen: Das GrünGürtel werden jährlich rund 8.000
zungen. Ihr Schwerpunkt lag jedoch in flächenamt und inzwischen auch dem Regierungspräsidium Darmstadt legte Kindergartenkinder sowie SchülerInnen
der sozialen Arbeit mit Kindern, Künst- Stadtplanungsamt an der Weiterentwick- ihn 1994 als Landschaftsschutzgebiet auf mit hinaus in den GrünGürtel genom-
lern und der Bevölkerung in den Stadt­ lung und Pflege des GrünGürtels arbei- der Grundlage des Hessischen Natur- men und ihnen die Möglichkeit zu positi-
teilen. In dieser Zeit entstanden auch in ten. Treibende Kraft war von 1997 bis schutzgesetzes fest, der regionale ven und emotionalen Erlebnissen in der
Zusammenarbeit mit ADFC und 2013 Klaus Hoppe, der mit Kreativität Planungsverband pflegte ihn in seinen Natur gegeben. Apfelsaft keltern, Frösche
Umwelt­­amt ein Radrundweg und die und Beharrlichkeit viele Ideen voran- Landschaftsplan, den Flächennutzungs- beobachten und Flöße bauen stehen
erste Auflage der GrünGürtel-Freizeit- brachte, wie zum Beispiel die Umgestal- plan sowie den Regionalplan Südhessen unter anderem auf dem Lehrplan.
karte, ebenso die erste Version eines tung des Alten Flugplatzes in Kalbach ein. Ein Vorläufer des Landschaftsschutz-
GrünGürtel-Führers. und Bonames. gebiets wurde bereits 1949 ausgewiesen An Wochenenden können Eltern mit
und deckte damals schon weite Bereiche ihren Kindern Fledermäuse entdecken,
Für den GrünGürtel waren beim Die Projektgruppe machte sich an die dessen ab, was heute GrünGürtel ist. Es das GrünGürtel-Tier erforschen oder per
Beschluss noch 300 Millionen Deutsche Arbeit mit dem Vorhaben den GrünGür- ist sicher auch seiner Existenz zu verdan- Rad den GrünGürtel erkunden. Der hohe
Mark für die ersten 10 Jahre vorge­sehen – tel zu gestalten und als Ganzes erkennbar ken, dass diese Landschaften erhalten Wert der Bildungsarbeit ist schon daran
so viel wie ein Autobahnkreuz kostete. zu machen. Hierzu dienten ihr die so blieben. Die Landschaftsschutzverord- zu erkennen, dass die Stadt Frankfurt fast
Doch angesichts der eingetretenen Rezes- genannten GrünGürtel-Merkmale: nung gibt im Wesentlichen vor, das Land- die Hälfte des GrünGürtel-Budgets dafür Zu Ehren des Frankfurter Regionalgerichts: das Grüne-Soße-Denkmal im GrünGürtel
sion wurden nicht nur die städtischen Baumhaine, Baumgruppen, Stelen und schaftsbild zu erhalten und Lebensräume ausgibt.
Kassen knapp, sondern auch die des Bänke. Diese werden durch ein Netz von für Tiere und Pflanzen zu schützen, aber Blick in die Zukunft tin Dr. Manuela Rottmann den GrünGür-
GrünGürtels. Den Etat kürzte übrigens etwa 80 besonderen Orten ergänzt, die auch der Stadtbevölkerung einen Erho- „Manche Vorhaben brauchen Jahre von tel Frankfurt einer gründlichen Bestands-
Tom Koenigs selbst, der inzwischen als Akupunkturen die große Fläche punk- lungsraum zu bieten. der Idee bis zur Umsetzung, deshalb aufnahme. Daraus ergab sich unter ande-
zusätzlich Stadtkämmerer geworden war. tuell gestalten und aufwerten. haben wir einige große Aufgaben noch rem das Ziel, in den nächsten Jahren an
GrünGürtel und Landschaftsschutzgebiet vor uns“, sagt Dr. Thomas Hartmans- der Anbindung des GrünGürtels an die
sind nicht deckungsgleich, das Schutzge- henn, Leiter der Projektgruppe Grün- Innenstadt und in die Region zu arbeiten,
biet ist etwa 3.000 Hektar größer und Gürtel. Eine GrünGürtel-Stiftung ist geleitet von den Kriterien für Klima-
umfasst auch die radialen Grünzüge. erforderlich, um ihn langfristig zu sichern schutz, nachhaltige Mobilität und einem
und seine Qualität zu wahren. Schon Gewinn an grünen Freiräumen für die
Gemeinsam stärker mit dem 2003 entstand die Idee, analog der New Bevölkerung.
Regionalpark RheinMain Yorker High Line, auf einem ungenutz- Der so entstandene Speichen- und Strah-
Der GrünGürtel Frankfurt allein wäre zu ten Bahngleis mit Aussicht auf den Fluss lenplan wird schrittweise umgesetzt. Ein
klein für die Stadt. Er gibt ihr zwar Halt, Main, die Stadt und die Europäische weiterer Plan ist der Ausbau der Grün-
doch er wird in manchen Bereichen fast Zentralbank eine stark befahrene Straße Gürtel-Lernstation am Alten Flugplatz.
schon zu intensiv genutzt. Da ist es gut, ohne Barrieren überqueren zu können
von einem Regionalpark umgeben zu und so eine Lücke im GrünGürtel, die Die Vision des GrünGürtel Frankfurt ist
sein. Die Wege sind so angelegt, dass die „Komische Kunst“: Der Struwwelpeter Landschaftslücke, zu schließen. 2010 längst Wirklichkeit geworden und wird
Anbindungen gut funktionieren. Der unterzog die damalige Umweltdezernen- stetig weiterentwickelt.
Regionalpark RheinMain unterstützt
viele wichtige Projekte im GrünGürtel,
wie zum Beispiel die Komische Kunst, den
GrünGürtel Frankfurt am Main
Alten Flugplatz und das Grüne-Soße-Denk-
Dr. Thomas Hartmanshenn, Leiter der Projektgruppe GrünGürtel,
mal. Zwischen dem GrünGürtel und dem
Regionalpark besteht eine gute und enge Stadt Frankfurt am Main, Der Magistrat, Umweltamt, Abt. 79.2 – Umweltvorsorge
Zusammenarbeit – zum Vorteil für die Galvanistraße 28 / 60486 Frankfurt am Main
BürgerInnen. Telefon: 069 212 391 45 / E-Mail: thomas.hartmanshenn@stadt-frankfurt.de Übersichtskarte: Seite 76
Wandern zwischen Stadt und Land www.grüngürtel.de

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Regionalpark
Regionalpark RheinMain RheinMain Regionalpark RheinMain

Regionale Freiräume durch reizvolle Kulturlandschaft, sondern


sichern und entwickeln kreuzen auch Autobahnen, Schienen und
Begonnen hat die Geschichte des Regio- Flughafen. Hier zeigt sich der eigene
nalparks mit der Einführung der Regio- Charakter, den der Regionalpark
nalen Grünzüge im Jahr 1968. Mit ihnen beispielsweise gegenüber einem Natur-
sollen in der stetig wachsenden Rhein- park hat.
Main-Region die Zersiedelung kanalisiert Als Hauptroute des Parks verbindet die Regionalpark
und die Freiflächen zwischen den Sied- Regionalparkrundroute die kontrast­ RheinMain
lungen erhalten werden. Mit dem Regio- reiche Stadtlandschaft auf 190 Kilometer
Fläche: 5.500 km²
nalpark als informellem Planungsansatz im weiten Bogen rings um Frankfurt. Die
Einwohner: 3,7 Mio.
wird die urbane Landschaft im Verdich- Rundroute bildet eine gut erfassbare
tungsraum aktiv entwickelt. Ziel ist, sie Grundstruktur und zugleich den Verteiler Mitglieder: Hochtaunuskreis,
nicht nur planerisch zu schützen, sondern zu weiteren Regionalparkrouten. Diese Main-Taunus-Kreis, Kreis Groß-
gestalterisch aufzuwerten, ökologisch führen nach innen in Richtung des Grün- Gerau, Kreis Offenbach, Main-
weiterzuentwickeln und aktiv an die Gürtel Frankfurt und nach außen weit in Kinzig-Kreis, Wetteraukreis,
Bewohner der Region zu vermitteln. den ländlichen Raum. Die Rundroute Rheingau-Taunus-Kreis sowie
Diese positiv gestaltete Landschaft soll bietet sich aber auch als Experimentier- die kreisfreien Städte: Frankfurt
das Rückgrat der regionalen Grünzüge feld für neue Projekte an, die beispiel-
am Main, Wiesbaden, Offenbach
bilden und als interkommunal vernetzte hafte Lösungen für aktuelle Fragen der
am Main, Hanau, Bad Homburg
grüne Infrastruktur die Lebensqualität in Landschaftsentwicklung zeigen.
der Rhein-Main-Region erhalten. vor der Höhe und Rüsselsheim
Um ein spürbares gestalterisches Allein- am Main
Regionalparkrouten stellungsmerkmal mit einem hohen Zusätzliche Gesellschafter:
vernetzen die Landschaft Wiedererkennungswert zu schaffen, Regionalverband
Stadt und umgebende Landschaft, aber wurden beispielsweise an der Rundroute FrankfurtRheinMain
Die Region Frankfurt/Rhein-Main gehört als wirtschaftsstarke und dicht besiedelte auch urbaner und ländlicher Raum Sitzkiesel als innovative Rastmöglichkeit Land Hessen
werden über die besonders gestalteten aufgestellt. Wer sich über den Regional-
Region zu den drei größten Metropolregionen Deutschlands. Skyline und Flughafen, Regionalparkrouten miteinander park und seine vielen Angebote informie- Gründungsjahr: 1994
Börse und Europäische Zentralbank sind hierfür Zeichen. Der Ballungsraum besitzt vernetzt. Wo immer es möglich ist, ren will, kann dies an den beiden Regio-
unterscheiden sich die 550 Kilometer nalparkportalen am Wetterpark in Offen-
mit über 3,7 Millionen Einwohnern noch große regionale Grünzüge. Regionalparkrouten von üblichen Feld- bach und an den Weilbacher Kiesgruben
wegen. In regelmäßigen Abständen in Flörsheim tun.

Raum für Sinn und Sinne


locken architektonische oder künstleri-
sche Akzente, um näher hinzusehen.
Gestaltete Freiräume und mehr als 300
Erlebnispunkte an den Wegen laden zum
Verweilen ein oder vermitteln spannende
Geschichten über die Landschaft. Immer
wieder begleiten Wiesenstreifen und
Felder, Wiesen und Wälder reichen bis weit in unmittelbarer Nachbarschaft zu idyllischen Baumreihen die Routen, vernetzen
in die Kernregion um Frankfurt hinein. Das Naturräumen, landwirtschaftlichen Nutzflächen Biotope und wirken positiv auf das
Zusammenspiel von Grün- und Siedlungsflächen und Wäldern. Diese überraschend grüne Stadt­ Regio­­nalklima ein. Die Wege verbinden
Kulturlandschaft, Monumente der Indus­
prägt eine Stadtlandschaft mit eigenem Charakter. landschaft wird über den Regionalpark vernetzt
triekultur, historische Gärten sowie
Vielfältige und kontrastreiche Landschaften und ist als Erholungsangebot direkt vor der Haustür Zeugnisse verschiedener Epochen und
liegen zwischen den Städten. Hohe Mobilität erlebbar. ergänzen sie um zeitgenössische Land-
und wirtschaftliche Leistungsstärke finden sich schaftsarchitektur. Die einheitlich beschil-
derten Routen führen aber nicht nur
Sitzkiesel dienen als Rastplätze entlang der Regionalparkrouten
▲ Teil der Regionalparkroute: der Erlebnispunkt „Schiefer Wald“ bei Eschborn

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Regionalpark RheinMain Regionalpark RheinMain

Stadtlandschaft entwickeln Es werden neue fachübergreifende


In Metropolregionen wie dem Rhein- Formen der Zusammenarbeit und Opera-
Main-Gebiet greift es zu kurz, das Thema tionalisierung erprobt und mit formellen
Freiraumentwicklung auf kommunaler und informellen Planungsinstrumenten
Ebene zu diskutieren. Für die Lebensqua- vernetzt. Beispielsweise wurden am
lität in der Region und den Erhalt der Mainuferweg in Kooperation mit Wirt-
vielfältigen Funktionen von Grün ist es schaftsunternehmen Rad- und Fußgän-
notwendig, die Freiraumsicherung und gerbrücken realisiert.
-entwicklung regional zu organisieren.
Zukunft nachhaltig gestalten
Das informelle Instrument Regionalpark In den regionalen Grünzügen bleiben
bietet dafür viele Anknüpfungspunkte: Frischluftschneisen und Kaltluftentste-
Der Regionalpark beschäftigt sich mit hungsgebiete erhalten. Die BewohnerIn-
einer Landschaft, deren Qualität meist nen der Region müssen für ihre Freizeit-
nicht sofort erkennbar ist. Bauliche und gestaltung nicht stundenlang Auto
technische Infrastrukturen dehnen sich Hier geht´s lang: Beschilderung der Regionalparkrouten fahren, sondern können direkt aufs Rad
kontinuierlich in den Freiraum aus. Der steigen oder sich zu Fuß auf den Weg
Kontrast von Stadt und Natur erzeugt ein Kontraste inszenieren Identität erhalten machen. Alles Faktoren, die sich günstig
vielfältiges Landschaftsmosaik, auf das Die Zwischenstadt ist keine Idylle. Deshalb Die Landschaft verändert sich rasant. Es auf das Lokal- und Regionalklima auswir-
man aufbauen kann. setzt sich der Regionalpark mit der vorge- ist wichtig, Identitätspunkte zu erhalten ken. Die LandwirtInnen der Region sind
fundenen Realität auseinander und insze- oder Landmarken neu zu setzen: Als dabei wichtige Partner um das wechsel-
Beim Um- und Neubau von Verkehrsbau- niert die vorhandenen Kontraste. So ist letztes Relikt der industriellen Nutzung seitige Verständnis zwischen Freizeit- und Urbane Landwirtschaft im Ballungsraum des Rhein-Main-Gebiets
ten, Ver- und Entsorgungsstrukturen oder beispielsweise ein Aussichtspunkt an der im neuen Stadtteil am Offenbacher Hafen Landnutzern zu stärken.
der Entwicklung von Siedlungs- und Autobahn entstanden, der die Fahrbahn, ist der Blaue Kran als Aussichtsplattform onalpark Dachgesellschaft, organisiert. Landkreisen, dem Land Hessen, dem
Gewerbegebieten kann graue mit grüner die ICE-Trasse und den Flughafen in den erschlossen worden und gibt Orientie- Grün als Alleinstellungs- Das Gesamtkonzept des Regionalparks Regionalverband FrankfurtRheinMain,
Infrastruktur zusammen entwickelt Blick nimmt. Wenige Meter später ist der rung. Eine Vielzahl von Aussichtstürmen merkmal kommunizieren RheinMain wird zentral von hier aus der Fraport AG und vielen weiteren Part-
werden und der Regionalpark das neue Lärm vergessen und man steht in einem und -punkten ermöglicht ungewöhnliche Im weltweiten Vergleich der Metropol­ entwickelt, koordiniert und gefördert. nern. Für die Beteiligung am Regional-
Landschaftsbild für eine wachsende kleinen historischen Park. Diese beson- Blicke oder inszeniert die Frankfurter regionen ist die grüne Infrastruktur und Die Realisierung läuft jedoch dezentral park sind die Kommunen bereit, überge-
Region prägen. dere Qualität erzeugt Spannung. Skyline als Alpenpanorama für die damit der Erlebnis- und Erholungswert und ortsnah in Zusammenarbeit mit ordnete Gestaltungsvorgaben zu akzep-
Region. der Rhein-Main-Region einzigartig. Ein Kommunen beziehungsweise Zusam- tieren und ihre Planungen mit anderen
wichtiger weicher Standortfaktor, der das menschlüssen von Teilregionen. Hervor- Kommunen abzustimmen.
Aufenthaltsqualität Potenzial zum Alleinstellungsmerkmal gegangen ist der Regionalpark aus dem
und soziale Prozesse hat. Werden Wachstum und Freiraum­ heutigen Regionalverband Frankfurt Die Zusammenarbeit an diesem positiv
Mit dem steigenden Druck auf das inner- entwicklung stärker zusammen gedacht, RheinMain, der 1992 mit den Planungen besetzten Thema stärkt die interkommu-
örtliche Grün erhalten die Freiräume in kann diese Qualität erhalten bleiben und begonnen hat. nale Kooperation und erzeugt für die
der Stadtregion eine zentrale Bedeutung. eine nachhaltige Zukunfts­region entste- beteiligten Partner sicht- und nutzbaren
Ein überregionaler Spielplatz auf einer hen. Landschaft verbindet Mehrwert, der in die Region ausstrahlt
verfüllten Deponie ist Ziel für einen Seit 2005 wird der Regionalpark durch Der Regionalpark RheinMain ist ein und kommunale Grenzen überwindet.
Tagesausflug mit der ganzen Familie. eine eigenständige Gesellschaft, die Regi- Gemeinschaftsprojekt von Kommunen,
Aber auch der neu angelegte Mainstrand,
eine hochwertige Picknicktafel oder
Sonnenliegen am Wegesrand werden als
Regionalpark RheinMain
Treffpunkt genutzt.
Kjell Schmidt / Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH
Freiraumakteure vernetzen Frankfurter Straße 76 / 65439 Flörsheim am Main
Freiraum ist knapp. Eine gemeinsame E-Mail: kjell.schmidt@regionalpark-rheinmain.de Übersichtskarte: Seite 76
integrierte Planung der verschiedenen www.regionalpark-rheinmain.de
Geh- und Radwegbrücke über der Einfahrt des Ölhafens in Raunheim Akteure im Freiraum schafft Synergien.

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Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz
Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz

Angestoßen durch den Nürnberger Land- und Regnitz und ihren Seitentälern, den
schaftsarchitekten Prof. Gerd Aufmkolk großen Reichswäldern, den neuen Seen,
wurde im Jahr 2009 die Idee eines mittel- aber auch mit den durch Sonderkulturen
fränkischen Regionalparks im Umfeld der geprägten Kulturlandschaften wie bei­-
Städteachse Nürnberg/Fürth/Erlangen/ spiels­weise der Aischgründer Karpfen-
Schwabach geboren. Die ehrenamtlich landschaft besteht ein landschaftliches
getragene Initiative ist seit Oktober 2014 Grundgerüst, das bereits heute vielfältige
als gemeinnütziger Förderverein organi- Möglichkeiten der Naherholung eröffnet.
siert. Erster Vorsitzender des Förderver- Die Ausstattung dieser Räume mit er­-
eins ist Dr. Siegfried Balleis, der ehema- schließenden Fuß- und Radwegen ist im
lige Oberbürgermeister der Stadt Erlan- Wesentlichen gut, ebenso die Erreichbar-
gen. Finanzielle Mittel stehen dem keit durch den öffentlichen Nahverkehr.
Förderverein ausschließlich über die jähr- Regionalpark
lichen Mitgliedsbeiträge sowie über Spen- Im Gegensatz zu vielen anderen deut- Pegnitz-Rednitz-
den zur Verfügung. schen Ballungsräumen ist das Umland regnitz
der Städteachse Nürnberg/Fürth/Erlan-
Die Idee des mittelfränkischen Regional- gen/Schwabach nur wenig suburbani- Fläche: ca. 2.500 km²
parks ist in zahlreichen politischen siert. Zersiedelung und Fragmentierung Einwohnerzahl: ca.1,3 Mio.
Gremien und interessierten Kreisen von Landschaft, wie sie häufig Kennzei- Förderverein mit
kommuniziert. Der Förderverein sucht chen großer Verdichtungsräume sind, 14 Mitgliedern:
zum einen die Kooperation mit relevan- sind dem Kern der Metropolregion Die Kommunen Stein, Zirndorf,
ten Organisationen und Institutionen, bislang weitgehend erspart geblieben. Oberasbach und Baiersdorf
zum anderen wird den Kommunen in der Gute Voraussetzungen also, um attrak-
sowie zehn Einzelpersonen
Gebietskulisse des Regionalparks Rat und tive Räume für Naherholung und Frei-
Unterstützung bei der Entwicklung von zeitgestaltung entwickeln zu können und Gründungsjahr: 2014
Naherholungsprojekten angeboten. Ziel gleichzeitig Pluspunkte, um mit dem
Der Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz ist im Kern der Europäischen Metropolregion ist es, konkrete Projekte zu initiieren und Faktor Landschaftserlebnis im bundeswei-
hierfür finanzielle Mittel aus Förderpro- ten Städtetourismus konkurrieren zu
Nürnberg angesiedelt und stellt einen wichtigen Lückenschluss im Netz der hier grammen zu aktivieren. können.
bestehenden Naturparks dar. Im Umfeld der verdichteten Stadtregion soll die
Anknüpfungspunkte
Kulturlandschaft als attraktiver Naherholungsraum weiterentwickelt werden. Der Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz
betrachtet einen Gesamtraum, der neben

Der Drei-Flüsse-Park den vier Städten der Städteachse auch alle


Gebietskörperschaften einschließt, die
Mitglied in einem der drei in der Stadtre-
gion organisierten Naherholungsvereine
sind. Der Regionalpark will dazu beitra-
gen, die auf lokaler Ebene seit vielen
Die Kulisse des Regionalparks Pegnitz-Rednitz-Regnitz drei Flüsse Pegnitz, Rednitz und Regnitz. Pegnitz Jahrzehnten bewährten Aktivitäten der
umfasst die vier Nachbarstädte Nürnberg, Fürth, und Rednitz fließen in der Stadt Fürth zur Regnitz Naherholungsvereine in einen räumlich
und konzeptionell übergeordneten
Erlangen und Schwabach sowie Teilräume der zusammen. Die Flusstäler sind regionale Grünzüge,
Kontext zu stellen.
angrenzenden Landkreise Erlangen-Höchstadt, die die Städte als landschaftliche Qualitäten durch­
Fürth, Nürnberger Land, Roth und Forchheim. ziehen und mit den Landschaftsräumen der Region Beste Voraussetzungen
Namensgebend für den Regionalpark sind die verknüpfen. Die Landschaft im fränkischen Verdich-
tungsraum ist vielgestaltig und komplex.
Mit den Talräumen von Pegnitz, Rednitz Blick auf die Hopfenstadt Spalt und die mittelfränkische Kulturlandschaft
▲ Die Karpfenzucht im Aischgrund hat eine über tausendjährige Tradition.

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Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz

Herausforderungen abgestimmt werden. Die Konzeption des öffentlichen Nahverkehrs. Handlungsbe- Zirndorf, Oberasbach und Stein errichten
und Chancen Regionalparks kann hierbei eine gute darf bei der Wegeinfrastruktur besteht in ließ, wurde ein Blockadering geschaffen,
Der Regionalparkgedanke steht für einen Orientierungshilfe sein. einzelnen Lückenschlüssen, daneben den Gustav Adolf in der Schlacht an der
sorgsamen Umgang mit Natur und Land- wirbt der Regionalpark-Förderverein Alten Veste 1632 nicht entscheidend
schaft in einem Verdichtungsraum, der Im unbebauten Außenraum können Frei- dafür, ausgewählte Haltestellen des durchbrechen konnte.
an Bevölkerung und Siedlungsflächen räume mit konkurrierenden Anforderun- ÖPNV als Kultur-Haltestellen mit Infor-
wächst und weiter wachsen wird. gen von Naturschutz und Naherholung mationen zu den örtlichen Naherho- Mit dem Aussichtsturm der Alten Veste,
Ein attraktives landschaftliches Umfeld konfrontiert sein. Ein Regionalpark trägt lungsmöglichkeiten zu gestalten. einem Wallenstein-Wanderweg oder
ist für die Städte ein wichtiger weicher durch räumliche Schwerpunktsetzungen Schanzennachbauten lassen sich in der
Standortfaktor und wesentliche Voraus- dazu bei, solche Konflikte zu minimieren Reiches Angebot Landschaft einzelne Erinnerungen an das
setzung für die Entstehung von oder gar nicht erst entstehen zu lassen. an Möglichkeiten größte Feldlager der Weltgeschichte
regionaler Identität. Beauftragt von den drei Naherholungs- finden. Ein zwischen den Städten abge-
Die Idee des Regionalparks verbindet sich vereinen wurde für die Kulisse des Regio- stimmtes Konzept zur Entwicklung des
Qualifizierung von Landschaft und damit mit wesentlichen Zukunftsaufgaben. Ein nalparks eine umfassende Bestandsauf- historisch so bedeutsamen Ortes gibt es
einhergehend die Verbesserung von attraktives Angebot an Naherholungs- nahme von Einrichtungen und Möglich- bislang allerdings nicht.
Naherholungsmöglichkeiten sind eine möglichkeiten, das zu Fuß, mit dem Fahr- keiten der Naherholung vorgenommen.
Daueraufgabe. Gerade in einer wachsen- rad oder dem ÖPNV erreichbar ist, trägt Die damit vorliegende Stoffsammlung Angestoßen durch den Förderverein des
den Region müssen Prozesse der Sied- nicht nur zum Klimaschutz bei, es fördert dokumentiert in beeindruckender Weise Regionalparks wurde in Zusammenarbeit
lungsentwicklung und die Belange von auch die Umweltgerechtigkeit, da der den Reichtum an landschaftskulturellen mit den drei Städten daher nach einem
Natur und Landschaft eng miteinander Aufwand, landschaftsbezogene Formen Besonderheiten, auf den der Regional- Weg gesucht, wie die bestehenden Bemü-
der Naherholung wahrzunehmen, für park aufbauen kann. hungen um die Erlebbarmachung des Wasserstraßen und neue Seen, Quellen und Weiher ergänzen das Grundgerüst des Regionalparks
alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen bedeutenden kulturgeschichtlichen Ereig-
gering ist. Ausgehend von den Ergebnissen der nisses wirksam verstärkt werden können. Förderverein das Projekt weiterhin Die Markierung und Ausschilderung des
Bestandsaufnahme, die in themen­ Einvernehmliches Ziel ist eine behutsame begleiten kann. Getragen wird das Weges wird vom Fränkischen Albverein
Erste Überlegungen bezogenen Erlebniskarten aufbereitet Aufbereitung, die der Dramatik und Projekt der Erlebbarmachung von Wallen- geleistet.
Die fränkische Kulturlandschaft setzt sich sind, konnten Landschaftstypologien u­ nd Tragik der Ereignisse während des Drei- steins Lager von positiven Beschlüssen der
aus ganz unterschiedlichen Landschafts- Handlungsfelder identifiziert werden, die ßigjährigen Krieges Rechnung trägt. drei Stadtratsgremien und der Zusage Tragfähige Strukturen
räumen zusammen, die sich durch jeweils Impulsgeber für (inter-)kommunale einer LEADER-Förderung in Höhe von schaffen
ganz eigene Voraussetzungen und Naherholungsprojekte sein können. Ausgehend von einem ersten Grobkon- 200.000 Euro. Mit der Initiierung erster Umsetzungs­
Möglichkeiten für landschaftsbezogene zept des Fördervereins wurde dessen projekte hat der Förderverein ein
Naherholung auszeichnen. Qualifizierun- Wallensteins Lager Weiterentwicklung und Vertiefung an ein BETHANG-Wanderweg wichtiges Etappenziel erreicht.
gen können darin bestehen, dass Defizite, Mit den Städten Zirndorf, Oberasbach beauftragtes Büro übertragen. Wesentli- Die fiktive Stadt BETHANG ist ein Maßgeblich für die weitere Entwicklung
die vereinzelt auftreten, beseitigt werden, und Stein konnte der Regionalpark-För- che Bausteine der Erlebbarmachung Projekt des Nürnberger Künstlers wird sein, ob es gelingt, die bisherige
punktuell gezielte Ergänzungen in der derverein ein erstes konkretes Umset- sollen Themenwege, Erlebnisstationen Karsten Neumann. Der BETHANG- ehrenamtliche Tätigkeit um eine mit
Naherholungsinfrastruktur vorgenom- zungsprojekt anstoßen. Das Projekt und Aussichtstürme, aber auch App-ge- Wanderweg, der den Verlauf der Stadt- Personal- und Finanzmitteln dauerhaft
men werden oder aber landschaftlich umfasst einen Raum, der heute in weiten stützte Informationsangebote sein. grenzen von NürnBErg, FürTH und ausgestattete Organisationsstruktur zu
herausragende Punkte wirkungsvoll in Teilen bebaut ist, betrifft mit dem Areal Begleitet wird die Arbeit des Büros durch ErlANGen nachzeichnet, wurde vom ergänzen.
Szene gesetzt werden.  des Hainbergs aber auch einen beliebten einen Steuerungskreis, über den der Regionalpark-Förderverein unterstützt.
Naherholungsraum, der unmittelbar an
Als verbindendes Element bedarf es eines die Städte Nürnberg und Fürth angrenzt.
gut ausgebauten Netzes von Fuß- und Historischer Kontext ist die Konfronta-
Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz
Radwegen, das die Städte und Siedlungen tion zwischen dem Schwedenkönig
mit der Landschaft verbindet und die Gustav Adolf, der im Dreißigjährigen Prof. Gerd Aufmkolk
Sehenswürdigkeiten und Anziehungs- Krieg die Städte Fürth und Nürnberg Vordere Cramergasse 11 / 90478 Nürnberg
punkte der Kulturlandschaft erschließt. besetzt hielt, und Wallenstein als Führer Telefon: 0911 94 60 30 / E-Mail: aufmkolk@wgf-nuernberg.de Übersichtskarte: Seite 77
Von besonderer Bedeutung ist die der kaiserlichen Armee. https://wgf-nuernberg.de/portfolio/regionalpark-pegnitz-rednitz-regnitz
Naturschönheit Kirschblüte im Frankenland Verknüpfung des Wegenetzes mit den Mit einem riesigen Lager, das Wallenstein
Haltepunkten des schienengebundenen im Gebiet der heutigen drei Städte

56 57
Regionalpark
Regionalpark Rhein-Neckar Rhein-Neckar Regionalpark Rhein-Neckar

Die Region und noch besser erlebbar zu machen. Dabei


ihre Landschaften geht es vor allem um die sinnvolle
Westlich und östlich des Rheingrabens Vernetzung einzelner Teilräume, damit
schließen sich die weiteren dicht besiedel- sie voneinander profitieren und ein regio-
ten Randzonen des Verdichtungsraums naler Mehrwert entsteht.
an. Sie gehen über in die Mittelgebirgs-
landschaften des Pfälzerwalds und Oden- Projekte
walds. Zu den Großlandschaften zählen Der Regionalpark Rhein- Neckar verfolgt
die Oberrheinebene, der Pfälzerwald und
Odenwald mit Neckartal, die Hügelland- .
zwei Leitprojekte:
die Gestaltung von Flussland-
schaften des Kraichgaus und des
Baulands. . schaften (Blaue Landschaften)
die Vernetzung der 15 Stadt- und
Regionalpark
Landkreise durch sogenannte lange
Die Oberrheinebene ist als urbane bezie- Regionalparkrouten sowie die Rhein-Neckar
hungsweise suburbane Landschaft zu gegenseitige Einbeziehung in die
Größe: 5.637 km²
charakterisieren. Der Pfälzerwald stellt jeweilige Öffentlichkeitsarbeit
das größte zusammenhängende Waldge- (MRN-vernetzt). Einwohner: 2,38 Mio.
biet Deutschlands dar. Der Kraichgau ist Mitglieder: 15 Stadt- und
geprägt durch eine hügelige ackerbau­ Motivation und Unterstützung Landkreise mit insgesamt
dominierte Offenlandschaft, das Bauland lokaler Akteure 290 Kommunen
kennzeichnet eine sogenannte Mosaik- Die kommunalen Partner sollen moti- Träger:
landschaft aus einem Wechsel von land- viert werden, ihre Natur- und Kulturland- Verband Region Rhein-Neckar
wirtschaftlich genutzten Flächen und schaften zu sichern, aufzuwerten und zu
Wald. gestalten. Daher werden im Rahmen Gründung:
eines zweijährlich stattfindenden Wettbe- Masterplanbeschluss 2009,
Zukunftsfähige werbs Landschaft in Bewegung sogenannte Vorläuferaktivitäten seit 1995
Die Metropolregion Rhein-Neckar liegt am Schnittpunkt der Bundesländer Baden- Raumentwicklung Grünprojekte durch den Verband Region
Gemäß Staatsvertrag zur Ländergrenzen Rhein-Neckar (VRRN) prämiert und mit
Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Mit den drei Oberzentren Mannheim, übergreifenden Raumordnung in der einem Preisgeld ausgezeichnet.
Heidelberg und Ludwigshafen/Rhein und weiteren mittelgroßen Städten handelt es Metropolregion Rhein-Neckar (MRN)
sind es sowohl der Einheitliche Regional-
sich um eine polyzentrisch ausgerichtete Region. plan Rhein-Neckar als auch die umset-
zungsorientierten Regionalentwicklungs-

Eine Allianz starker Partner


aufgaben für den Regionalpark Rhein-
Neckar und für die regionalbedeutsamen
Naherholungseinrichtungen, die die
Voraussetzungen schaffen, dass Land-
schaft als Gestaltungsaufgabe und Struk-
turgeber für eine zukunftsfähige
Die Oberrheinebene ist Teil des europäischen Gewerbeanlagen nimmt gleichzeitig aber auch Raumentwicklung in der MRN wahrge-
nommen wird.
Entwicklungskorridors von Rotterdam bis Genua. die landwirtschaftliche und weinbauliche Flächen­
Der urbane Kernraum ist geprägt durch eine stark nutzung eine besondere Rolle ein. In der Region Die Handlungsfelder des Regionalparks
von Siedlungs- und Verkehrsflächen dominierte liegen 25 Prozent der gesamten Weinanbaufläche Rhein-Neckar sind im Rahmen eines poli-
Stadtlandschaft. Neben großen Industrie- und Deutschlands. tisch beschlossenen Masterplans wie folgt
umrissen: Die landschaftlichen Potenziale
der Region sollen gesichert und weiter-
entwickelt werden, um ihre Qualitäten Blick auf den Pfälzerwald
▲ Der dicht besiedelte Landschaftsraum um Mannheim/Ludwigshafen

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Regionalpark Rhein-Neckar Regionalpark Rhein-Neckar

Vernetzung und Vermarktung Vernetzungsgerüst als regionales Ange- in dem alle zwei Jahre seit 2010 ausgelob- Hinzu kommt die weitere Nachfrage
von Räumen bot sichtbar. Der Verband kooperiert mit ten Wettbewerb Landschaft in Bewegung. nach Siedlungsflächen sowie einem
Der Regionalpark Rhein-Neckar über- landesspezifischen Entwicklungsprojek- Die Grünprojekte sind Bausteine, um zu Wandel in den Produktionsweisen der
nimmt eine Plattformfunktion, um Stra- ten wie Unser Neckar in Baden-Württem- zeigen, mit welchem Engagement die Landwirtschaft, die mit 43 Prozent der
tegien und Gestaltungsansätze zur Land- berg zur Weiterentwicklung des Neckars PartnerInnen in der Region das Thema Regionsfläche einen hohen Flächenanteil
schaftsentwicklung sowie den Dialog und seiner Flusslandschaft. Landschaft voranbringen. Kommunale einnimmt. Dank der Feldberegnung
über Landschaft zur Sicherung der Grünprojekte sollen auf der regionalen schreitet die Intensivierung der landwirt-
Lebens- und Standortqualität voranzu- Unter dem Leitprojekt Blaue Landschaften Ebene präsentiert und vernetzt werden. schaftlichen Sonderkultur- und Weinbau-
bringen. In den Vernetzungsprojekten werden die Aktivitäten gebündelt, die Durch die Prämierung mit Preisgeldern nutzung weiter voran. Es kommt zu
über die Etablierung von langen Regio- die vielfältigen Potenziale vor allem der sollen diese nicht nur im kommunalen einem signifikanten Umbau der Kultur-
nalparkrouten (Kurpfalzachse, Rhein­ Flüsse Rhein und Neckar als Wohn-, Umfeld wirksam, sondern als herausra- landschaft als Folge des Strukturwandels
achse und Ringroute) geht es darum, die Arbeits- und Freizeitorte weiterent­ gende Bestandteile des Regionalparks in der Landwirtschaft.
räumliche Dimension der Metropolre- wickeln sollen. In zahlreichen Initiativen erlebbar werden. Vor allem auch die flächenintensiven
Großstrukturen von Logistikunterneh-
Mittlerweile wurden in fünf Wettbe- men sind die Folge der verkehrlichen
werbsdurchgängen 32 Grünprojekte Lagegunst im europäischen Schienen-
prämiert. Sie zeigen Beispiele innovativer und Autobahnnetz.
Landschaftsgestaltung, -kommunikation Die Rheinauen sind Bestandteil der Blauen Landschaften
und Landschaftsvernetzung. Die im Zuge Aufgrund der durch große Flussland-
des Wettbewerbs durchgeführten Regio- schaften an Rhein und Neckar geprägten nung Regionale Landschaftsgestaltung Im Dialog mit der Landschaft
nalparkforen unterstützen den Gedanken, Region sind weitere hochwasserschutzbe- (MORO Landschaft), das vom Bundesmi- Der Umgang mit Landschaft ist stets
Themen zur Landschaft sichtbar zu zogene Flächennutzungen notwendig. nisterium des Innern, für Bau und eine Querschnittsaufgabe, die mit den
machen und in einem regionalen Kontext Umso wichtiger wird es, die Landschafts- Heimat gefördert wird. Das Modellvorha- Flächenakteuren gemeinsam zu ent­­
zu kommunizieren. und Freiräume, an die wiederum infolge ben soll die sechs ausgewählten Regionen wickeln ist. Die Formulierung von
Der Regionalpark übernimmt neben der gesellschaftlicher Transformationspro- dabei unterstützen, den Kulturland- Leitbildern für zehn Landschaftsräume
Plattformfunktion auch eine Klammer, zesse neue Anforderungen gestellt schaftswandel so zu gestalten, dass die (Die Prächtigen 10) mit Impulsen für
um auch die Aktivitäten der drei großen werden, in Wert zu setzen. regionale Vielfalt und die damit verbun- die zukünftige Landschaftsentwicklung
Naturparks mit in einen überregionalen dene Identität trotz der sich wandelnden sowie eine geplante Charta für die Land-
Die Rheinachsenstele liefert interessante Routeninformationen und Ländergrenzen übergreifenden Regionale Vielfalt Flächenansprüche gewahrt werden kann. schaft sollen seitens der Raumordnung
Dialog zu stellen. Das UNESCO Biosphä- und Identität wahren Es geht darum, schützenswerte Land- einen wichtigen Beitrag zur aktiven Land-
gion stärker sichtbar und erlebbar zu engagieren sich zum Beispiel Kommu- renreservat Pfälzerwald – Nordvogesen, Mit der querschnittsbezogenen Ausrich- schaften zu erhalten und behutsam schaftsgestaltung liefern.
machen, aber auch die Partner besser mit nen, um Auenbereiche und naturferne der UNESCO Global Geo-Naturpark tung eines Landschaftskonzepts 2020+ soll weiterzuentwickeln, aber auch Konzepte
einander zu verbinden. Die Verknüpfung Gewässer zu sanieren sowie naturnahe Bergstraße-Odenwald und der Naturpark eine Grundlage geschaffen werden, aufzugreifen, um Räume mit starkem Insgesamt wird der Dialog zur Land-
der Routen mit dem öffentlichen Nahver- Gebiete entlang der Flüsse zu sichern. Neckartal-Odenwald werden somit Teil diesen Landschaftswandel so zu gestalten, Flächendruck durch Energiewende, wirt- schaft, der durch den Regionalpark Rhein-
kehr erleichtert das Ziel, auf den Fahr- Freizeit- und Naherholungsgebiete der landschaftsbezogenen Aktivitäten in dass die Leistungs- und Funktionsfähig- schaftliche Veränderungen in Land- und Neckar gestartet ist, weiter geschärft
radrouten das Ausmaß der Region zu werden aufgewertet und städtische der Metropolregion Rhein-Neckar. keit des Naturhaushalts einschließlich der Forstwirtschaft, Siedlungsentwicklung werden und Handlungsnotwendigkeiten
erfahren. Wasserlagen (re-)aktiviert. Die Rhein­ Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen oder Klimawandel dennoch qualitativ aufzeigen, wie Landschaft nachhaltig als
achse als Regionalparkroute trägt dazu Kulturlandschaft entwickeln Nutzungsfähigkeit der Naturgüter gesi- weiterzuentwickeln. Strategien wie Akti- Ressource der Regionalentwicklung
Der Verband initiiert gemeinsam mit bei, die Blauen Landschaften neu zu Die Metropolregion Rhein-Neckar ist chert werden kann. vieren/Experimentieren, Multicodieren genutzt werden kann.
Partnern an den Routen Möglichkeiten entdecken. durch eine starke Dynamik der wirt- Eingebunden ist das Landschaftskonzept und Vernetzen bekommen eine wichtige
der gemeinsamen Vermarktung. Hierzu schaftlichen Entwicklung geprägt. Als 2020+ in das Modellvorhaben der Raumord- Bedeutung.
zählen Kunstprojekte genauso wie Infor- Regionalpark als Teil des europäischen Rhein-Alpen-Korri-
mationsmöglichkeiten vor Ort. Projekte Akteursplattform dors mit einem noch weiter zunehmen-
wie eine regionsweite Etablierung von 19 Das Regionalparkprojekt dient als den Anteil im Personen- und Güterver-
Verband Region Rhein-Neckar
Bewegungs- und Begegnungsplätzen, Akteursplattform für den Dialog zur kehr ist es vor allem der Infrastrukturaus-
Dr. Claus Peinemann
gefördert durch die Dietmar-Hopp-Stif- Weiterentwicklung der Landschafts- bau der Verkehrswege und Energielei-
tung, sind mit dem Gesamtroutenkon- räume. Eine bedeutende Initiierung zur tungsnetze, der auch in Zukunft die Telefon: 0621 107 08 221 / E-Mail: claus.peinemann@vrrn.de Übersichtskarte: Seite 76
zept verbunden und werden über dieses Mitarbeit der kommunalen Akteure liegt Kulturlandschaft verändern wird. www.m-r-n.com/landschaft

60 61
Regionalpark
Regionalpark QuellenReich QuellenReich Regionalpark QuellenReich

Bayerischer Jura Fünf Themensäulen


Der Regionalpark erstreckt sich über die gestalten QuellenReich
Städte Neumarkt i.d.OPf. und Velburg, Der Regionalpark ist landschaftlich
die Gemeinde Pilsach und den Markt ge­­kennzeichnet durch den Gegensatz
Lauterhofen. Diese befinden sich im länd- von trockener Karstlandschaft und Quel-
lich geprägten Landkreis Neumarkt len. Auf Magerrasen-Wiesen weiden
i.d.OPf. in Bayern.  Schafe zwischen Wacholderhecken der
Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. ist der Kuppenalb. Die Kuppen sind ehemalige
südlichste Ausläufer der Europäischen Schwammriffe des Jurameers, die vor 150
Metropolregion Nürnberg sowie das Millionen Jahren entstanden sind. Die
nördliche Einzugsgebiet der UNES- Quellen bezeichnen im Namen die
CO-Welterbe-Stadt Regensburg. Der Wasserquellen der Region sowie im über- Regionalpark
Regionalpark ist mit dem Auto über die tragenen Sinne die Quellen der Kraft und
Autobahnen A3 und A6 oder über den Inspiration. Denn Spiritualität ist eines
QuellenReich
Regional- und S-Bahnhof Neumarkt zu der Schwerpunktthemen. Im Gebiet Größe: 385,32 km²
erreichen und liegt in der Tourismusdesti- befinden sich besonders viele Wallfahrts- Einwohner: 51.675
nation Bayerischer Jura. Umliegende kirchen. Mit einem sich gründenden Mitglieder: Markt Lauterhofen,
Tourismusdestinationen sind das Netzwerk zum Thema Spiritualität sollen
Stadt Neumarkt i.d.OPf.,
Altmühltal oder der Oberpfälzer Wald. Angebote zu Kontemplation, Genuss und
Gemeinde Pilsach, Stadt Velburg
Erlebnis geschaffen werden. 
Nachhaltiger Tourismus Gründung: 2016
Die Umsetzung der Maßnahmen des Ein weiterer Bestandteil im Regionalpark
Regionalparks wird federführend von der QuellenReich sind die vier Golfplätze. Im Die Initiierung und das Projekt­
Geschäftsstelle des Regionalparks über- Zuge der Entwicklung des Regionalparks management des Regionalparks
nommen. In Abstimmung mit der haben sich die Betreiber der Golfplätze QuellenReich werden gefördert durch
Lenkungsgruppe aus Vertretern der zum Golfdorado zusammengetan und
das Bayerische Staats­minis­terium
Mit dem Regionalpark QuellenReich in der Oberpfalz wollen die beteiligten Gemeinden Bereiche Kreisentwicklung, Landschafts- stellen nun Angebotspakete zur Verfü-
für Ernährung, Landwirt­schaft und
pflege, Gastronomie, Kultur, Tourismus gung. An den Wanderwegen sind viele
die Entwicklung ihrer Region vorantreiben und im Verbund stärken. Attraktive und Kommunalverwaltung wird das Naturerlebnisstationen und ein Land- Forsten und den Europäischen
Freizeitangebote sollen nicht nur Gäste zwischen Nürnberg und Regensburg anziehen, Projekt gesteuert. Unter dem Dach des schaftskino zu finden, die Wissenswertes Landwirtschafts­fonds für die
nachhaltigen Tourismus gibt es Projekte für Naturfreunde bieten. Entwicklung des ländlichen Raums.
sondern auch eine überregionale Bedeutung entfalten. zu folgenden Schwerpunkten: Wer an kulturellen oder kulinarischen

. Themen interessiert ist, kommt hier

Der Reiz von Karst und Quellen .


Naturerlebnis und Bildung für
nachhaltige Entwicklung
Wallfahrt, Entschleunigung
ebenfalls auf seine Kosten: Museen, Wall-
fahrtskirchen, Kleinkunstbühnen und
historische Orte laden auf den Wander-
Hausnamen in den Ortschaften genom-
men. Zur Rast geht es in eines der Wirts-
häuser im Regionalpark, denn Bier und

.. und Spiritualität
Fachtourismus Energiezukunft
routen zum Besuch ein. In den Fokus
werden darüber hinaus die historischen
Genusskultur ist ein weiteres Thema zur
regionalen, touristischen Entwicklung.

Im September 2016 wurde der Startschuss für das


Projekt Regionalpark QuellenReich gegeben. Das
zur nachhaltigen Stärkung der Region und eine
gesteigerte Wahrnehmung als Erholungs- und
. Kultureller Erlebnisraum
Golfdorado

Projekt ist ein Ergebnis zahlreicher Workshops Freizeitraum. Neben dem Ziel, ein touristisches Die fünf Schwerpunktthemen ergeben
sich aus der „Eigenart“ der Region. Vor
mit Akteuren der Region aus den Jahren zuvor. Image zu entwickeln, soll vor allem die Lebens­
dem Übergang des Projekts in die dreijäh-
Erklärtes Ziel ist die Entwicklung des Regionalparks qualität für die Menschen erhöht werden. rige LEADER-Förderung wurden mit
zahlreichen Multiplikatoren die Stärken
und Schwächen der Region analysiert.

Das Tal der Schwarzen Laber ist für SportlerInnen und Erholungssuchende anziehend
▲ Die Schwarze Laber schlängelt sich durch die Landschaft

62 63
Regionalpark QuellenReich Regionalpark QuellenReich

Eingangstore und Qualität des Regional- Gebiet überschaubar und unter ausge- Weiterentwicklung der Kulturlandschaft derungen, Hindernisse und Erfolgs­­­­­­fak­
parks sollen die Gäste begrüßt werden.   wählten Schwerpunktthemen koordinier- und stadtnahen Freiräume zu kommuni- toren ist dabei sehr fruchtbar.
bar ist. Eine Ausweitung auf weitere zieren und zu diskutieren. Im Gegensatz
Der Klimalehrpfad unter dem Motto Gemeinden ist nach dem Förderzeitraum zu anderen ist der Regionalpark Quellen- Erfolgsfaktoren erlebbar
Energiezukunft – Klimaroute im Regional- denkbar. Durch die Bewilligung einer Reich in einer dünn besiedelten, länd­ machen
park Quellenreich soll das Thema regenera- LEADER-Förderung war die finanzielle lichen Region (99 EW/km²) mit einer Mit dem Regionalpark QuellenReich
tive Energie für Kinder, Jugendliche und Grundlage für die ersten Schritte der Größe von vier Kommunen angesiedelt. wollen die beteiligten Gemeinden die
Erwachsene unmittelbar erlebbar Umsetzung geschaffen. Aufgrund von Entwicklung ihrer Region vorantreiben
machen. Das Projekt wird unter der Förderrichtlinien sind jedoch die Projekt­ Ländliche Räume sind in hohem Maße und im Verbund stärken. Die Beteiligung
Regie des Hauses am Habsberg, des ideen stetig zu überdenken oder an von Transformationsprozessen betroffen: der BürgerInnen, das Gewinnen von
Umweltbildungs- und Regionalentwick- Vorgaben anzupassen. Abwanderung der Jugend, demografi- Interessensvertretern und die Beachtung
lungszentrums des Landkreises scher Wandel, Abbau der Daseinsvor- der regionalen Eigenart sind dabei
Neumarkt i.d.OPf. in Kooperation mit Best Practices zeigt der Regionalpark in sorge. An dieser Stelle setzt die Regional- wichtige Erfolgsfaktoren, um die Quellen
Schulen im Landkreis konzipiert.  der Vernetzung der Akteure und Auswahl entwicklung mit dem Instrument Regio- dieser Region aufzudecken und erlebbar
der Multiplikatoren. Durch den Rückhalt nalpark als informelles Planungsinstrument zu machen.
Blick von der Lauteracher Höhe Aus kultureller Perspektive werden im und die Motivation der Initiatoren bei der an und versucht die Region zukunftsfähig
Regionalpark die bayerischen, histori- Projektumsetzung hat sich der Regional- zu entwickeln, sodass die Lebensqualität Mit der Einbindung in das bundesweite
Stärkung der Identität Gründung einer schen Hausnamen in den Ortschaften park ein gutes Ansehen erarbeitet, sodass gewahrt wird und Transformationspro- Netzwerk KORG ist ein Schritt dahin
Ziele sind die Steigerung der Lebensqua- Arbeitsgemeinschaft unter die Lupe genommen und auf Ideen durch den Einsatz von Förderun- zessen entgegengesteuert werden kann. getan, auf die Problematiken und erfolg-
lität und Festigung der regionalen Identi- Der Regionalpark QuellenReich wird in der Emaille-Schildern präsentiert. Als Ergeb- gen realisiert werden können. KORG kann dabei unterstützen, die vor­­ reichen Freiraumentwicklungsstrategien
tät. Die vielfältigen Angebote für Freizeit, Initiierungsphase (2016 – 2019) als Projekt nis einer eigens durchgeführten Studie handenen Regionalparks zu vernetzen von Regionalparks aufmerksam zu
Gastronomie, Naturkulisse und andere von der REGINA GmbH getragen. Mit GenussKultur des Instituts der Hoch- Eine besondere Rolle spielte dabei die und auf Bundesebene bekannt zu machen.
Themenbereiche sollen so hervorgeho- dem Projektmanagement waren BTE schule für angewandtes Management Projektmanagerin vor Ort, die aus der machen. Der Austausch über Herausfor-
ben und in Wert gesetzt werden, dass sie Tourismus- und Regionalberatung und Erding wurde bestätigt, dass die Region Region stammt und diese sehr gut kennt.
regelmäßig von der Bevölkerung und den WGF Landschaft beauftragt. als Zieldestination für Tagesausflügler Es hat sich gezeigt, dass es notwendig ist,
Gästen der Region genutzt werden Die beteiligten Gemeinden haben die eine hohe Bedeutung haben wird. Die die politischen Akteure als starke Partner
können. Damit stellt der Regionalpark Fortführung des Regionalparks beschlos- Projekte sollen mithilfe einer weiteren und Interessenvertreter zu gewinnen.
eine Bereicherung nicht nur für Tourist­ sen. Als Träger wurde eine Arbeitsge- LEADER-Förderung umgesetzt werden. Dieser Rückhalt war auch deshalb erfolg-
Innen, sondern auch für Einheimische meinschaft nach Art. 4 KommZG versprechend, da die BürgermeisterInnen
dar. Zur Stärkung der Region als Erho- gegründet. Das Projektmanagement Im Hinblick auf die auslaufende Förde- von Anfang an beteiligt waren und über
lungsraum insbesondere für die nahelie- übernimmt zukünftig der Landschafts- rung des Projektmanagements stellen die „ihr Projekt“ mitbestimmt haben. 
genden Städte Nürnberg und Regensburg pflegeverband Landkreis Neumarkt. Fortführung der Projekte und die Umset-
sowie die hiesige Bevölkerung werden Eine Lenkungsgruppe, besetzt aus Sozial- zungsbegleitung eine Herausforderung Freiraumstrategie
folgende Ziele verfolgt: partnern und den BürgermeisterInnen, dar. Rückhalt erfährt der Regionalpark kommunizieren

. Verbesserung der Attraktivität der


ist Beschlussgremium des Regionalparks
und steuert auch zukünftig das Vorgehen.
durch die BürgermeisterInnen der betei-
ligten Gemeinden sowie den Landkreis.
Der Regionalpark QuellenReich ist im Netz-
werk der Konferenz deutscher Regional-
Region für Tourismus und Die Verwaltung sowie andere Gremien parks und Grüner Ringe (KORG) aktiv.
Von Klima über Kulinarik
. Naherholung
Erhöhung der Bekanntheit und hin zu Oasen
und Akteure wurden durch Workshops
von Anfang an eingebunden. Regelmä-
Das Netzwerk ist eine Plattform, um
stadtregionale Freiraumstrategien zur Die Wallfahrtskirche auf dem 621 Meter hohen Habsberg im Landkreis Neumarkt

. Entwicklung des touristischen Images


Erhöhung und Sicherung der
Nach der Gründung des Regionalparks
QuellenReich und Initiierung der
ßige Presseartikel und Thementische
informieren die Bürger über den aktuel-
Regionalpark QuellenReich
Ankünfte, Übernachtungen und Geschäftsstelle wurden erste Projekte len Projektstand.
Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V.
Aufenthaltsdauer und realisiert. Die Regionalpark-Radroute
Best Practice
.. Auslastungskapazität wurde im Juni 2019 eröffnet. Sie führt in Landratsamt Neumarkt
Verbesserung der Lebensqualität idyllischer Landschaft einmal quer durch auf vielen Ebenen Nürnberger Straße 1 / 92318 Neumarkt i.d.OPf.
Stärkung der Region im Themenfeld den Regionalpark. Hierbei laden „Regio- Der Regionalpark mit seinen vier Telefon: 09181 47 03 11 / E-Mail: regionalpark-quellenreich@landkreis-neumarkt.de Übersichtskarte: Seite 77
Bildung und Fachkräftesicherung nalparkoasen“ zur Rast und Erholung Kommunen hat als Start für ein solches www.regionalpark-quellenreich.de
ein. Mit großen Qs als Symbole für die Vorhaben die ideale Größe, da sein

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Landschaftspark
Landschaftspark Region StuttgartRegion Stuttgart Landschaftspark Region Stuttgart

Potenzial der Landschaft Die Inhalte wurden gemeinsam mit den


weiterentwickeln beteiligten Städten und Gemeinden und
In einer in den Jahren 2013 und 2018 relevanten Akteuren sowie dem Verband
durchgeführten repräsentativen Bürger­ Region Stuttgart erarbeitet. Diese Koope-
umfrage zu regionalen Stärken und rationen geben dem Landschaftspark eine
Schwächen erhielt der Standortfaktor starke regionale und lokale Verankerung
Natur und Landschaft mit Abstand die und sind ein Grund für die hohe Akzep-
beste Bewertung. Die Region und die tanz.
Kommunen haben also den klaren
Auftrag, sich aktiv und über die reine Investitionen in die
Flächensicherung hinaus für die Weiter- Grüne Infrastruktur Landschaftspark
entwicklung dieses Potenzials einzuset- Wesentlicher Motor für die Umsetzung Region Stuttgart
zen. Das heißt, die grüne Infrastruktur ist die Kofinanzierung einzelner Projekte.
Größe: 3.654 km²
mit demselben Nachdruck auszubauen Dazu lobt der Verband Region Stuttgart
Einwohner: 2,75 Mio.
wie die graue Infrastruktur. jährlich 1,5 Millionen Euro im Rahmen
eines Wettbewerbs aus, an dem sich die Mitglieder: 178 Städte und
Mit dem Landschaftspark Region Stuttgart Städte und Gemeinden in der Region mit Gemeinden in den Landkreisen
verfügt der Verband Region Stuttgart als Projektideen beteiligen können. Bezu- Böblingen, Esslingen,
Träger der Regionalplanung seit 2005 schusst werden bis zu 50 Prozent der Ludwigsburg, Göppingen und
über ein gesetzlich verankertes, wirksa- förderfähigen Kosten, den Rest finanzie- Rems-Murr sowie die Stadt
mes Programm, um gemeinsam mit den ren die Städte und Gemeinden selbst. Stuttgart
Kommunen diese grüne Infrastruktur zu
planen und zu qualifizieren. Ziel ist es, Die kofinanzierten Maßnahmen spiegeln Gründung:
ein gemarkungsübergreifendes durchgän- ein breites Spektrum wider. Von der gesetzliche Pflichtaufgabe
giges Netz an Erholungsangeboten, aber Qualifizierung regionaler Rad- und seit 1998, freiwillige Trägerschaft
auch ökologisch wertvollen Naturräu- Wanderwege, über den Bau von
seit 2004
men zu schaffen. Dabei gilt es, die vielfäl- Aussichtspunkten und Aufenthaltsberei-
Natur und Landschaft sind in der dicht besiedelten und prosperierenden Region tigen, teils konkurrierenden Ansprüche chen am Wasser bis hin zu ökologischen
und Interessen an den verbliebenen Frei- Aufwertungen. Die Einwerbung weiterer
Stuttgart unverzichtbare Basis für Naherholung, Land- und Forstwirtschaft, raum miteinander zu verknüpfen und die Finanzhilfen wird vom Verband Pflege des fertiggestellten Projektes für
ökologische und klimatische Funktionen. Flächen multifunktional zu entwickeln.  ausdrücklich unterstützt. Die bewilligte mindestens zehn Jahre (andernfalls
Kofinanzierung verbessert dabei die können die ausgezahlten Mittel zurück-
Zwei-Säulen-Prinzip
Freiräume schützen und gestalten
Chancen: Rund ein Viertel der Projekte gefordert werden). Bis heute wurden
Die Umsetzung basiert auf zwei Säulen: erhält zusätzlich Drittmittel aus Förder- über 230 Projekte in die Kofinanzierung
die Erstellung von Masterplänen und die programmen der EU, des Bundes oder aufgenommen, die sich ausgewogen über
Vergabe von Projektzuschüssen im des Landes.  die gesamte Region verteilen.
Rahmen einer Kofinanzierung.
Für charakteristische Landschafts- und Fertiggestellte Projekte werden mit einer
Trotz bestehendem Nutzungsdruck auf die Frei­ mit Weinberghängen, Streuobstwiesen, Felder Erholungsräume wurden Masterpläne Stele aus Corten-Stahl gekennzeichnet,
flächen sind rund drei Viertel der Region Stuttgart und Wälder. Diese besonderen Freiraumqualitäten erstellt, die zukünftige Handlungsschwer- um den übergreifenden Zusammenhang
punkte und konkrete Projektideen für die sichtbar zu machen. Alternativ werden
nicht bebaut und – aufgrund der bewegten haben großen Anteil an der hohen Attraktivität der
Weiterentwicklung und Qualifizierung beispielsweise bei Wander- und Radwe-
Topografie – eng mit den Siedlungen verwoben. Region als Wohn- und Wirtschaftsstandort und sind der Freiräume definieren. Dabei variiert gen die Infotafeln an zentralen Einstiegs-
Erholungsmöglichkeiten im Freien sind daher ein gewichtiger Pluspunkt im globalen Wettbewerb die inhaltliche Ausrichtung von der stellen mit dem Logo des Verbands
überall schnell zu erreichen. Charakteristisch ist die um Fachkräfte und Unternehmen. Aufwertung und Rückgewinnung von markiert. Kleinere Maßnahmen wie
Grünflächen bis hin zur Erschließung Verweilorte erhalten eine Plakette.
bemerkenswerte landschaftliche Vielfalt: Flusstäler und touristischen Wertschöpfung der Mit der Kofinanzierung verpflichten sich
vorhandenen landschaftlichen Qualitäten.  die Kommunen zur Instandhaltung und
Sandstrand in Remseck am Neckar
▲ Charakteristisch für die Region Stuttgart sind die unterschiedlichen
▲ Landschaftsräume
66 67
Landschaftspark Region Stuttgart Landschaftspark Region Stuttgart

Garant für integrierte Bewusstsein


Standortentwicklung in die Breite tragen
Die Konzeption und Umsetzung eines Grundlegend für die erfolgreiche Umset-
Landschaftsparks sind als Pflichtaufgabe zung des Landschaftsparks ist, dass der
des Verbands Region Stuttgart gesetzlich regionale, kommunale, aber auch indivi-
festgeschrieben. Gemäß dem Regional- duelle Mehrwert und die bislang erzielten
plan 2009 zeigt der Landschaftspark Region Erfolge im Bewusstsein der Öffentlichkeit
Stuttgart auf, wie die Freiräume in der verankert sind und der regionalen Idee
Region für die Erholung der Bevölkerung die notwendige Präsenz eingeräumt
gestaltet und in ihrer natürlichen Eigen- Wanderweg entlang des Albtraufs wird. Mediales Sprachrohr des Verbands
art und Schönheit gesichert und weiter- ist das vierteljährliche Informationsmaga-
entwickelt werden können. Gemeinschaftlich finanziert zin Region Stuttgart aktuell, das unter
Die Mittel für die Kofinanzierung stam- anderem regelmäßig über Projekte und
Maßnahmen des Landschaftsparks tragen men aus dem umlagefinanzierten Entwicklungen im Landschaftspark infor-
wesentlich dazu bei, die Attraktivität der Verbandshaushalt, der von den 179 miert, ebenso wie die Website der
Region Stuttgart im nationalen und inter- Kommunen in der Region nach einem Region. Ergänzend werden Pressemittei-
nationalen Standortwettbewerb zu stär- festgelegten Schlüssel getragen wird. Die lungen herausgegeben beziehungsweise Licht- und Klanginstallationen inszenieren die Tropfkörperbehälter einer ehemaligen Kläranlage in Fellbach
ken, den Freizeitverkehr zu reduzieren Höhe des Budgets wird durch die Regio- berichten die lokalen Zeitungen über
und die mit dem Klimawandel verbunde- nalversammlung jährlich neu beschlossen neue Projekte.  Ansätze und Strategien braucht. In der räume an Bedeutung. Eine attraktive biete in kompakter, klimagerechter
nen Auswirkungen zu bewältigen. und im Haushalt eingestellt. Die seit 2005 Region Stuttgart stehen kaum mehr freie grüne Infrastruktur stärkt das Wohnen und energieeffizienter Bauweise zu
kontinuierliche Bereitstellung der Mittel Mit dem 2016 veröffentlichten Bildband Flächen zur Verfügung, die Baupreise und Arbeiten in verdichteten Gebieten ent­­wickeln, mögliche Synergien bei der
In Zukunft soll der Landschaftspark Region belegt die breite Zustimmung quer durch zum zehnjährigen Jubiläum liegt erstmals steigen und Grund und Boden werden und ist eine Voraussetzung für urbane Umsetzung der Eingriffsregelung auszu-
Stuttgart als informelles Instrument noch alle Fraktionen. Die projektbezogene eine beeindruckende Gesamtschau vor. immer wertvoller. Gleichzeitig wachsen Wohn- und Lebensqualität – und das über loten, neue Kooperationen zwischen
mehr zur aktiven Koordination der inte­ Förderquote liegt in der Regel zwischen Darüber hinaus wurden die Inhalte von die Bedarfe in allen Bereichen – Wohnen die quantitative Bereitstellung hinaus. unterschiedlichen Akteuren anzustoßen
grierten Regional- und Standortentwick- 25 und 50 Prozent der Investitionskosten. fünf Masterplänen zusammengefasst und und Gewerbe, Mobilität und Verkehr, und darüber Akzeptanz zu fördern.
lung eingesetzt werden. Bis heute wurden insgesamt über 19 jeweils in einer Fachbroschüre publiziert. Naturschutz und Kompensation, Land- Freiraum darf nicht nur als eine von
Millionen Euro Zuschüsse im Rahmen Eine Freizeitkarte porträtiert ausgewählte wirtschaft und Erholung. Die Zukunft Bebauung freigehaltene Fläche verstan- Die enge Verknüpfung von Planung und
der Kofinanzierung vergeben. kofinanzierte Projekte sowie regionale der Region Stuttgart ist eng daran den und gesichert werden, sondern muss Finanzierung ist einmalig in Baden-Würt-
Rad- und Wanderwege. Für das inter- geknüpft, wie diese verschiedenen, teils multifunk­tional, qualitativ hochwertig temberg und wesentlich für die hohe
kommunale Projekt Route der Industriekul- konkurrierenden Interessen und Bedürf- und vor dem Hintergrund des Klimawan- Wirksamkeit des Landschaftsparks Region
tur im Filstal wurde ein Reisehandbuch nisse an die Fläche berücksichtigt dels widerstandsfähiger gestaltet werden.  Stuttgart – sichtbar und erlebbar durch
aufgelegt. Informationen in kompakter werden. Gefragt sind mehr denn je integ- eine Vielzahl an realisierten Projekten
Form zum Landschaftspark Region Stutt- rierte Lösungen und gebiets- und sektor- Der Landschaftspark Region Stuttgart hat in und mit spürbarem Mehrwert für die in
gart bietet ein zweisprachiges Faltblatt. übergreifende Vorgehensweisen. den letzten Jahren erfolgreich dazu beige- der Region lebenden rund 2,7 Millionen
Sämtliche Publikationen sind über die tragen, die landschaftlichen Qualitäten zu Menschen, aber auch für Natur und
Geschäftsstelle des Verbands Region Urbane Wohn- und sichern und auszubauen. Nun gilt es, ihn Klima.
Stuttgart zu beziehen oder stehen auf der Lebensqualität steigern stärker dafür zu nutzen, innovative
Website als Download zur Verfügung. Mit zunehmender Siedlungsdichte Lösungen beispielsweise bei der Entwick-
gewinnt die Qualität öffentlicher Frei- lung neuer Wohnbau- und Gewerbege-
Herausforderungen
aktiv angehen
Landschaft an sich wie auch ökologische Verband Region Stuttgart
Zusammenhänge oder das Freizeitverhal- Kronenstraße 25 / 70174 Stuttgart
ten der Menschen machen nicht an Dr. Christine Baumgärtner
kommunalen Grenzen halt. Insofern ist Telefon: 0711 227 59 74 / E-Mail: baumgaertner@region-stuttgart.org
Freiraumentwicklung eine regionale Silvia Weidenbacher
beziehungsweise interkommunale Telefon: 0711 227 59 35 / E-Mail: weidenbacher@region-stuttgart.org Übersichtskarte: Seite 77
Umgestaltung eines ehemaligen Steinbruchs in Stuttgart in einen öffentlichen Park Aufgabe, für die es raumübergreifende www.region-stuttgart.org/landschaftspark

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Region München
Region München Region München

Landschaften mit hoher züge, enthalten. Daneben besteht der


Anziehungskraft Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum Regionale
Unterschiedlichste Institutionen und München als Zweckverband, der für 156 Landschafts-
Akteure kümmern sich seit Jahren erfolg- Kommunen planerische und beratende Entwicklung
reich um die Landschaften in der Region. Dienstleistungen übernimmt.
Einen institutionalisierten Regionalpark  
Raum München
oder ein regional koordiniertes Grünes Die Europäische Metropolregion Landschaftsplanung und Frei­
Netz gibt es bisher allerdings nicht. München erstreckt sich bis Augsburg, raumkonzepte verbinden sich
Ob die Region München bei der stadtre- Ingolstadt und Rosenheim. Auf 25.500 über verschiedene Ebenen und
gionalen Freiraumentwicklung weiterhin Quadratkilometern leben hier etwa sechs
Verantwortunsgbereiche hinweg:
einen individuellen Weg geht oder sich Millionen Menschen. Seit gut zehn Jahren . Landeshauptstadt München
noch in der Vorstufe eines größeren besteht der EMM e.V. als Plattform für
. und andere Kommunen
Zusammenschlusses befindet, muss öffentlich-private Kooperationen mit den
. Planungsverband München
diskutiert werden.
Im Folgenden werden einige relevante
Arbeitsgruppen Mobilität, Wirtschaft,
Umwelt und Wissen. Die Facharbeits- . und Landkreise
Institutionen, Planungen und Projekte gruppe Landschaft setzt sich für eine . Europäische Metropolregion
zur Landschaftsentwicklung in der landschaftsbezogene Regionalentwick- . München e.V.
Region München vorgestellt. Sie wirken lung ein, beispielsweise mit einer Land-
auf diversen Maßstabsebenen. schaftskonvention oder einem Forde- In der Region gibt es Zusammen­
rungspapier zum Flächensparen. schlüsse zu Landschaftsvereinen,
Planungsverbände insbesondere:
und Initiativen Interkommunale . Isartalverein
In der Landeshauptstadt München leben Landschaftsvereine . Erholungsflächenverein
rund 1,5 Millionen Menschen auf einer Zwischen München und den benachbar- . Verein Dachauer Moos
Fläche von 311 Quadratkilometern. Die ten Gebietskörperschaften bestehen viel-
. Heideflächenverein
Landschafts- und Freiräume in der Stadt und Region München unterliegen einem
Einwohnerdichte ist hoch, das Siedlungs- fältige Kooperationen und Zusammen-
. Münchener Norden
gebiet kompakt und nach außen klar
abgegrenzt. Die Landschaftsräume des
schlüsse zur Entwicklung von Land-
schafts- und Erholungsräumen. Sie . Regionalmanagement Südwest
enormen Druck durch neue Baugebiete und technische Infrastruktur. Die Sicherung Münchner Grüngürtels reichen weit in werden von engagierten Bürgermeister­
Bisher ist noch keine
und Qualifizierung regionaler Freiräume wird immer wichtiger. Daher gilt es zu die Region hinaus, an manchen Stellen Innen und LandrätInnen gemeinsam mit
treffen die Siedlungsflächen benachbarter ihren Verwaltungen getragen. Dachorganisation vorhanden.
diskutieren, ob die bestehenden Initiativen einen neuen Verbund benötigen. Kommunen auf die Stadtgrenze. Ein  
wichtiges Instrument zur Steuerung der Bereits 1902 wurde der Isartalverein ge­­

Auf dem Weg zum Regionalpark?


gemeindlichen Entwicklung ist der gründet zum Schutz und zur Pflege des (Erholungsflächenverein) zusammen.
Flächennutzungsplan mit integrierter Isartals mit seiner landschaftlichen Schön- Ge­mäß dem Slogan ,,Erholung für alle –
Landschaftsplanung. Zur Konkretisierung heit. Der Verein bemüht sich um Natur- zu jeder Jahreszeit und zum Nulltarif“
wurden teilräumliche und fachliche schutz und Erholungsvorsorge, indem er baute der Verein bis heute mehr als 30
Konzepte, beispielsweise Freiraum M 2030 naturnahe Flächen erwirbt und pflegt, Erholungsgebiete, vor allem Badeseen,
oder das Interkommunales Landschaftskon- Wanderwege unterhält, Planungen an der aus und beschilderte über 1.000 Kilome-
Die Region München präsentiert sich als wirt­ dem Alpenpanorama. Nicht zu vergessen die zept Münchner Norden, erarbeitet. Isar kritisch begleitet und Veröffentli- ter Wege.
  chungen zur Landschaftsgeschichte Im Jahr 1990 etablierte sich der Heide­
schaftskräftiger und innovationsstarker Standort in abwechslungsreiche, landwirtschaftlich geprägte Der Regionale Planungsverband München herausgibt. flächenverein Münchener Norden. Im Kern
schöner Landschaft und mit hoher Lebensqualität.  Kulturlandschaft. Stadt und Region üben hohe umfasst die Landeshauptstadt und die   stehen die für diesen Raum charakte­
Man denke an die bekannten Bilder von der Anziehungskraft aus und die Bevölkerung wächst umgebenden Landkreise mit einer Fläche Aufgrund des starken Wachstumsschubs ristischen Heidelandschaften wie die
von etwa 5.500 Quadratkilometern. Im Mitte der 1960er Jahre schlossen sich Garchinger oder Fröttmaninger Heide,
Eisbachwelle im Englischen Garten, der Isar mit weiter stark.
Regionalplan sind landschaftsplanerische mehrere Kommunen zum Verein zur die sukzessive erweitert wurden. Sechs
dem Auwaldgürtel, oder malerische Seeufer vor Darstellungen, vor allem landschaftliche Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete Kommunen und zwei Landkreise tragen
Vorbehaltsgebiete oder regionale Grün- in den Landkreisen um München die Geschäftsstelle, die sich um Land-
▲ Grüne Infrastruktur verbindet die Kommunen in der Region München

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Region München Region München

schaftspflege, Gebietsbetreuung und zu verankern. Dies reicht von der Konfe-


Um­­weltbildung kümmert, ein gemein­ renz Let‘s do Moor! im Dachauer Moos
sames Ökokonto verwaltet und die über eine Landschafts-Schatzkarte in
Umwelt­­station Heidehaus betreibt. München Südwest bis zur Visualisierung
landschaftlicher Qualitäten im Heidege-
Wenige Jahre später gründete eine biet. Auch das landschaftsbezogene
gemeinde- und landkreisübergreifende Wegekonzept für den Münchner Grün-
Initiative den Verein Dachauer Moos. Dieser gürtel bietet den benachbarten Kommu-
beschäftigt sich mit dem Schutz und der nen konkrete Möglichkeiten, die Wahr-
Entwicklung der Niedermoorlandschaft, nehmung und die Erschließung des
einschließlich des kulturhistorisch Grüngürtels gemeinsam zu stärken.
bedeutsamen barocken Kanalsystems. Über die Zusammenarbeit an Konzepten
Hier finanzieren neun Kommunen und und Umsetzungsmaßnahmen ergeben
zwei Landkreise eine kleine Geschäfts- sich Synergien. Das Verständnis für die Im Dachauer Moos gibt es viele seltene Tier- und Pflanzenarten
stelle. Hauptaktivitäten sind die Koordi- jeweiligen Positionen wächst.
nierung von Artenschutz- und Pflege- Informations- und Umweltbildungszentrum HeideHaus an der Fröttmaninger Heide der Umgebung von München sind viel­ regionalen Verantwortungsraum leisten
maßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Freiraum groß denken fältig. Es ist notwendig, dass diese für die kann. Gemeinsam können Planungen
Umweltbildung. mehrere Gemeinden und Münchner Im Landkreis Fürstenfeldbruck erarbeite- Angesichts der gesellschaftlichen Heraus- Zukunft dauerhaft finanziell abgesichert besser entwickelt und Finanzierungs-
Stadtbezirke aus dem Würmtal zusam- ten gleichzeitig 16 Gemeinden eine forderungen und des starken Wachstums bleiben. Dieses Landschaftsnetzwerk beziehungsweise Fördermittel eingewor-
Integrierte Raumentwicklung men, um ihre räumliche Entwicklung Räumliche Entwicklungsstrategie. Auch hier der Region kann die Sicherung von Frei- sollte unter Einbeziehung der vermeint- ben werden. Es gilt die vorhandenen
Neuere interkommunale Zusammen- stärker auf Grundlage gemeinsamer erfolgte eine konzeptionelle Koordinie- räumen und Landschaften nur als lich durchschnittlichen Kulturlandschafts- Initiativen in geeigneter Form miteinan-
schlüsse widmen sich verstärkt einer inte- Ziele, Szenarien und Maßnahmen zu rung von Siedlungsentwicklung, Land- Gemeinschaftsaufgabe gelingen. Für eine räume weiterentwickelt werden, insbe- der zu verbinden, übergreifende Leitbil-
grierten Raumentwicklung. Freiräume lenken. Der Freistaat unterstützte dieses schaftssicherung und Mobilitätsmanage- nachhaltige und qualitätsvolle Entwick- sondere im Westen und Osten von der zu vereinbaren und folglich ein
und Landschaft werden hier nicht begrif- Projekt in der Initialphase, insbesondere ment. Landschaftsräume sollen gesichert, lung braucht es übergreifende Strategien, München oder im Bereich der südlichen starkes Landschaftsnetzwerk zu schaffen.
fen als Flächenressource oder Planungs- bei der Erarbeitung eines raumordneri- gebietstypisch weiterentwickelt und um die entsprechenden Notwendigkeiten Wälder. Neue Impulse ergeben sich hierfür durch
hindernis für Siedlungsflächen und Infra- schen Entwicklungskonzepts. Unter dem Naherholungsbereiche aufgewertet und Potenziale frühzeitig und mit ange- die regionalen und globalen Veränder­
struktur, sondern als Wert und Potenzial. Motto „Gemeinsam die Zukunft unserer werden, beispielsweise durch einen regio- messener Gewichtung in die jeweiligen Institutionalisierung ungen und durch den Blick für vorhan-
Ähnliche Beispiele finden sich in den Region gestalten“ gingen daraus auch nalen Landschaftspark und neue Wege- Planungsverfahren und -instrumente zu in Gang setzen? dene Ressourcen.
Projekten der Integrierten Ländlichen freiraumbezogene Konzepte und Pro­ verbindungen. integrieren. Daneben müssen funktionale Seit einigen Jahren gibt es Anregungen,
Entwicklung. Im Regionalmanagement jekte hervor, wie beispielsweise grüne und gestalterische Verbesserungen in der den Grüngürtel um München zu Beste Voraussetzungen also, dass sich
München Südwest schlossen sich 2015 Radl-Routen. Erfahrungsaustausch Landschaft sichtbar und erfahrbar institutionalisieren oder einen Regional- die Initiativen in der Region München
und Netzwerkbildung werden, um den Wert und die Leistungen park in der Umgebung beziehungsweise bei einer Neuauflage dieser Publikation
Seitens der Landeshauptstadt München der stadtregionalen Freiräume weiter in in der Metropolregion aufzubauen. mit einem neuen gemeinsamen Leitbild
koordiniert das Referat für Stadtplanung das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die anregenden Beispiele in dieser Publi- für die regionale Landschafts- und Frei-
und Bauordnung die Bemühungen zur kation belegen, was eine steuernde Orga- raumentwicklung präsentieren, als eine
Qualifizierung der stadtnahen und regio- Die Leistungen der Vereine zur Sicherung nisation zur Abstimmung der Interessen gestaltungsfreudige Einheit in Vielfalt.
nalen Freiräume. Dazu wurden in den und Entwicklung von Landschaften in von Kommunen in einem gemeinsamen
letzten Jahren Infoveranstaltungen und
Workshops initiiert. Diese führte der
Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum Europäische Metropolregion München e.V.
München durch Nachabrschaftsdialoge Dr. Johannes Gnädinger / Träger Facharbeitsgruppe Landschaften
und Fachforen weiter. Das von der Euro- E-Mail: info@metropolregion-muenchen.eu 
päischen Union geförderte Interreg-Projekt www.metropolregion-muenchen.eu / www.naturregion.eu
LOS_DAMA! zur Landschaftsentwicklung Landeshauptstadt München
in alpinen Metropolregionen hat zum Philipp Königer / Teamleiter Landschaftsplanung, Referat für Stadtplanung
Ziel, die stadtregionalen Freiräume über und Bauordnung
Pilotprojekte mit den Landschaftsverei- E-Mail: plan.ha2-5@muenchen.de Übersichtskarte: Seite 77
Die Isar ist ein beliebtes Naherholungsgebiet der Stadt und Region München nen im lokalen öffentlichen Bewusstsein www.muenchen.de/freiraum2030

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Regionspläne Übersichtskarten

Übersichtskarten
Auf den folgenden Seiten finden sich die
Übersichtskarten der Regionalparks und
Grünen Ringe des KORG-Netzwerks.
Die Pläne ermöglichen eine geografische
Einordnung in die jeweilige Region.

Grüner Ring Region Bremen Emscher Landschaftspark


Porträt: Seite 28 Porträt: Seite 38

Regionalpark Rosengarten Regionalpark Wedeler Au Regionalparks in Berlin-Brandenburg Grüner Ring Leipzig


Porträt: Seite 25 Porträt: Seite 22 Porträt: Seite 32 Porträt: Seite 42

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Übersichtskarten Übersichtskarten

Regionalpark RheinMain
Porträt: Seite 50

Regionalpark
Pegnitz-Rednitz-Regnitz
Porträt: Seite 54
Regionalpark QuellenReich
Porträt: Seite 62
GrünGürtel Frankfurt
Porträt: Seite 46

Regionalpark Rhein-Neckar Landschaftspark Region Stuttgart Regionale Landschaftsentwicklung


Porträt: Seite 58 Porträt: Seite 66 Raum München
Porträt: Seite 70

76 77
Danke
Diese Publikation ist das Ergebnis unserer jahrelangen
erfolgreichen Zusammenarbeit im KORG-Netzwerk.
Wir treten damit das erste Mal gemeinsam in die Öffentlichkeit.
Dies geschieht ohne Fördermittel oder Sponsoren, sondern
selbstfinanziert. Das ist uns LANDSCHAFT wert!
Danken möchten wir besonders:
Prof. Dr. Fabian Dosch und Dipl.-Ing. Gisela Beckmann, Prof. Dr. Sören Schöbel
und Dr. Kenneth Anders für die fachliche Rahmung mit ihren wunderbaren Essays.
Dem Organisations- und Redaktionsteam aus Heike König, Frank Bothmann,
Dr. Christine Baumgärtner, Silvia Weidenbacher, Andrea Keller, Barbara Engelschall,
Dr. Claus Peinemann, Dr. Johannes Gnädinger und Angela Zábojník für das teilweise erhebliche
zeitliche Engagement und den fachlichen Input.
Claudia Bird, Michael Gottschalk, Sven Hedicke, Philipp Königer, Matthias Lampert, Sibylle Lösch,
Maria Rammelmeier, Kjell Schmidt, Katja Schumann, Lydia Specht, Ingrid Wentzell, Frank Weyherter,
Jutta Wippermann und Rainer Zimmermann für ihre redaktionelle Arbeit.
Der Gemeinde Borsdorf und dem Grünen Ring Leipzig für die Auftrags- und Vertragsabwicklung.
Dem Team von Gröschel Branding für die sehr angenehme Zusammenarbeit auf dem Weg zum Produkt.

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Bildnachweis
Seite 2: Stefan Cop, Seite 6: Heiko Bogun, Seite 10: Stefan Cop, Seite 14: shutterstock, Seite 20: Regionalpark Wedeler Au e.V.
Seite 21: Annegret Wiermann (Eidechse), inspektour GmbH (Estewanderweg), Seite 22/24: Regionalpark Wedeler Au e.V.
Seite 25/26/27: inspektour GmbH, Seite 28/29: Susanne Krebser, Seite 30: Uwe Reuter, Thor Vandersee
Seite 31: Susanne Krebser, Seite 32: Sibylle Lösch, Seite 33: Lutz Weigelt
Seite 34: Förderverein Regionalpark Krämer Forst e.V. (Landschaft), Sibylle Lösch (Paddlerin), Seite 35: Regionalpark Barnimer Feldmark e.V.
Seite 36: Regionalpark Krämer Forst e.V. (Postkutsche), Markus Mohn (Radweg), Regionalpark Osthavelland-Spandau e.V. (Rapsfeld)
Seite 37: Heinz Sielmann Stiftung (Wisente), Markus Mohn (Heuernte), Seite 38: Birgit Diermann, Seite 39: Bernd Butzke
Seite 40: Stefan Ziese (Halde Haniel), Joachim Schumacher (Drachenbrücke), Seite 41: Klaus-Peter Kappest
Seite 42: Armin Kühne, Seite 43: Stefan Flad, All on Sea GmbH, Seite 44: Peter Radke, LMBV, Seite 45: Heike König, GRL
Seite 46/47/48/49: Stefan Cop, S. 49: Künstler F. K.Waechter (Struwwelpeter), Künstlerin Olga Schulz (Grüne-Soße-Denkmal)
Seite 50/51/52/53: Stefan Cop, Seite 54/55: Hajo Dietz, Seite 56: Lenalensen, Seite 57: Hajo Dietz, Seite 58: Claus Peinemann
Seite 59: Matacz, Seite 60: Claus Peinemann, Seite 61: Patzelt, Seite 62/63/65: Reinhard Mederer
Seite 64: Maria Rammelmeier, Seite 66/67/68/69: Gottfried Stoppel, Seite 70: Airgonautics GbR 2017/LHM
Seite 72: Heideflächenverein Münchener Norden e.V. (Heidehaus), Michael Nagy (Isar), Seite 73: Stephan Gerstorfer, Seite 78: Stefan Cop

Impressum
Herausgeber
KORG Konferenz der Regionalparks und Grünen Ringe
www.korg-deutschland.de
www.regionalpark.eu

Gesamtkoordination und Redaktion


Heike König, Grüner Ring Leipzig
Frank Bothmann, Regionalverband Ruhr

KORG-Redaktionsgruppe
Dr. Christine Baumgärtner, Verband Region Stuttgart
Barbara Engelschall, Freie und Hansestadt Hamburg
Dr. Johannes Gnädinger, Prof. Schaller UmweltConsult GmbH
Andrea Keller, Regionalpark Wedeler Au e.V.
Dr. Claus Peinemann, Verband Region Rhein-Neckar
Silvia Weidenbacher, Verband Region Stuttgart
Angela Zábojník, Stadt Leipzig / Grüner Ring Leipzig

Konzeption, Gestaltung und Projektmanagement


Gröschel Branding GmbH, Berlin
www.groeschel-branding.de

Umweltfreundlich und klimaneutral gedruckt durch USE


Union sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH, Berlin
Anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderungen
u-s-e.org

Auflage 5.000 Stück

Januar 2020

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