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Soziale
Nachhaltigkeit im
Wohnhochhaus
Planungs- und Handlungsempfehlungen
FH Zentralschweiz
SoHo – Sozial nachhaltiges Wohnhochhaus
Partner*innen
allgemeine baugenossenschaft luzern abl
Asga Pensionskasse
Christoph Merian Stiftung
Fahrländer Partner Raumentwicklung
Stadtentwicklung Zürich
Losinger Marazzi AG
Gefördert durch
Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung
Hochschule Luzern – Interdisziplinäres Themencluster (ITC)
«Raum & Gesellschaft»
Projektteam
Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Alexa Bodammer, Meike Müller, Franziska Städler und
Prof. Alex Willener
Hochschule Luzern – Technik & Architektur
Frank Keikut und Selina Lutz
Hochschule Luzern – Wirtschaft
Prof. Dr. Christian Kraft, Larissa Nilles und Dr. Daniel Steffen
Zitiervorschlag
Bodammer, Alexa; Kraft, Christian; Lutz, Selina;
Müller, Meike; Städler, Franziska & Willener, Alex (2022):
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus.
Planungs- und Handlungsempfehlungen, Hochschule Luzern.
Kontakt
Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Institut für Soziokulturelle Entwicklung (ISE)
Werftestrasse 1, 6002 Luzern
Impressum
10.5281/zenodo.5643104
Erscheinungsdatum
September 2022
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 3
Inhalt
Inhalt
Einleitung 4
Themenfelder 5
Städtebauliches Umfeld
und Aussenraumqualitäten 11
Typologie, Morphologie
und Bautechnik 15
Nutzungs- und
Bewohnendenstruktur 18
Nachbarschaftliches
Zusammenleben 22
Betriebskonzept, Steuerung
und Organisation 35
Zusammenfassung 38
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 4
Einleitung
Einleitung
Im Projekt «SoHo – Sozial nachhaltiges Wohn- Betrieb und (private und gemeinnützige) Immo
hochhaus?» wurden Planungs- und Handlungs- bilienwirtschaft sowie aus dem Bereich der öffent-
empfehlungen zur sozialen Dimension der lichen Hand bei.
Nachhaltigkeit für Städte, Investor*innen sowie
Fachpersonen aus Planung und Immobilien Im Projekt sollten Erkenntnisse über sozialräum
wirtschaft erarbeitet, nach Themenfeldern grup- liche Zusammenhänge und Qualitäten sowie
piert und als tabellarische Übersicht zusam soziale Innovationen in Wohnhochhäusern gene-
mengestellt. riert werden. Es galt daher übergreifende Erkennt-
nisse zur folgenden Forschungsfrage zu gewinnen:
Die Planungs- und Handlungsempfehlungen sind «Wie konstituiert sich soziale Nachhaltigkeit
als Baukasten zu verstehen, aus dem sich je in einem Wohnhochhaus: Welche Kriterien
nach Projektstand (z. B. Neubau oder Sanierung sollten erfüllt sein und welchen Mehrwert muss
Altbau) und Ziel- und Schwerpunktsetzung ein Wohnhochhaus für Eigentümer*innen,
bedient werden kann. Sie fungieren als Nach- Bewohnende und für das städtische Umfeld
schlagewerk, in dem es teilweise zu ähnlich gela- erbringen, um sozial nachhaltig zu sein?»
gerten Empfehlungen kommen kann, da diese
je Themenfeld aus unterschiedlichen Blickwinkeln Eine detaillierte Darstellung der übergreifenden
beleuchtet werden. Erkenntnisse zu den Aspekten sozialer Nachhaltig-
keit im Wohnhochhaus sind dem Dokument
Es wurden verschiedene Aspekte sozialer Nach
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus –
haltigkeit im Wohnhochhaus zu Umfeld, Gebäude,
Schlussbericht zu entnehmen.
Zusammenleben, Organisation und Wirtschaft-
lichkeit untersucht. Der aktuelle Diskurs um
die Bedeutung und Aufgaben von Wohnhoch
häusern kann damit ergänzt und mögliche gesell-
schaftliche Mehrwerte der Wohnhochhäuser
identifiziert werden.
Themenfelder
Aus den im Projekt gewonnenen Erkenntnissen Lagequalitäten und
wurden Planungs- und Handlungsempfehlungen Erreichbarkeit
abgeleitet. Diese Empfehlungen werden durch
konkrete Handlungsoptionen und Beispiele illus
triert und acht Themenfeldern zugeordnet. Städtebauliches Umfeld
und Aussenraumqualitäten
Typologie, Morphologie
und Bautechnik
Nutzungs- und
Bewohnendenstruktur
Nachbarschaftliches
Zusammenleben
Betriebskonzept, Steuerung
und Organisation
Lagequalitäten und
Erreichbarkeit
Ziel: Die Lagequalität und die Erreichbarkeit
eines Wohnhochhaus-Standortes sind für unter-
schiedliche Lebenslagen passend gewählt
und ausgebaut.
Grundsätze
Erschliessung
Wohnhochhäuser (WHH) an Lagen vorsehen, die gut
erschlossen sind, oder dort, wo solche Lagen in naher
Zukunft verwirklicht werden. Die Erschliessung mit dem
öffentlichen Verkehr (ÖV) und für den motorisierten
Individualverkehr (MIV) ist gegeben und Nutzungskon-
flikte werden minimiert.
Erreichbarkeit
Die Wegeverbindungen und Strassenbezüge um das
Wohnhochhaus dienen in erster Linie dem Fussverkehr
und dem Aufenthalt. Die Erreichbarkeit der täglichen
Versorgung zu Fuss ist gegeben.
Einbettung
Wohnraumangebot und (soziale) Infrastrukturen sowie
Versorgungsangebote im Wohnhochhaus sind auf
das Quartiersangebot und den Quartiersbedarf abge-
stimmt, um einen Mehrwert für die Bewohnenden
und das Quartier zu schaffen.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 9
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Standort wählen
Planung Aus übergeordneter städtebauli- Städtebaulich sinnvolle Stand- – In einem Hochhauskonzept Erschliessung und Wegenetze auch für
cher Sicht ist es wichtig, dass orte können mittels eines Langsamverkehr dokumentieren.
WHH innerhalb einer Gemeinde/ grossräumigen Hochhauskon- – Lagekategorien und Erschliessungssituationen beachten.
Region gezielt platziert werden. zeptes definiert werden. – Bestandesstrukturen im Umfeld der WHH-Planung beachten.
– Standorte, die allein mit dem Auto gut erreichbar sind, meiden
und Bezüge zu bestehenden Quartieren beachten.
– Die Typologie WHH bewusst einsetzten, um einen Standort auf-
zuwerten.
Erschliessung sichern
Planung Standort unter Beachtung vor- Vielseitige, individuelle und – Nahverkehrsnetze und Haltestellen im Umfeld prüfen und
handener und möglicher Pend- multimodale Mobilität, unab- einplanen.
ler*innenbewegungen mit hängig vom MIV, ermöglichen. – Der ÖV ermöglicht den Anschluss an die nächsten Ortszentren
entsprechender Erschliessung und übergeordnete Fernverkehrsnetze der Bahn in weniger als
durch ÖV ausstatten. einer halben Stunde.
– Bestehende ÖV-Angebote berücksichtigen oder entsprechend
der neuen Bewohner*innenzahl in Anzahl und Takt ergänzen.
– Sharing- und neue Mobilitätsangebote schaffen, die einer Viel-
zahl unterschiedlicher Nutzer*innen zugutekommen.
– Erreichbarkeit von ÖV-Haltestellen im Umkreis von 150 m gewähr-
leisten.
Planung Standort unter Beachtung Sichere und kurze Fussweger- – Unmittelbare Wegeführung als «kurze Wege» zu Versorgungs-
vorhandener und zu erstellen- schliessung zu Versorgungs- und und Nutzungsangeboten direkt und barrierefrei ermöglichen.
der Versorgungs- und sozialer sozialer Infrastruktur herstellen.
Infrastruktur alltagsgerecht
erschliessen.
Einbettung fördern
Planung Durchmischung der Bevölke- Wohnungsangebot und -bedarf – Zielsetzungen für die Wohnraumentwicklung der Gemeinde
rung im Quartier und deren analysieren und Wohnraum entwickeln, in Erfahrung bringen und allenfalls aushandeln.
Veränderung aufgrund strategie für den Standort (Ge- – Wohnungsmix im Quartier entlang des ermittelten Bedarfs und
des WHH bewusst steuern. meinde und Quartier) erstellen. gewünschten Wandels beeinflussen und für das WHH festlegen.
Verdrängungs- und Segrega – Prozesse wie Gentrifizierung oder Segregation der Bevölkerung im
tionsprozesse im Quartier Quartier beobachten.
vorausschauend mit Begleit- – Bestandeswohnungen im Quartier, wenn, dann nur gezielt
massnahmen abfedern. aufwerten.
– Gewissen Mietschutz in Aufwertungsbereichen in Betracht ziehen.
Planung Versorgungs- und soziale In- Bedarfsanalyse für Nutzungen – Stand der Versorgung für den täglichen Bedarf, Gesundheit und
frastruktur im Quartier erheben und Versorgung im Quartier Soziokultur im Umkreis von 500 m zum Standort erheben.
und den zukünftigen Bedarf und für das WHH mit Bewoh- – Ist-Situation erheben und Bedarfssituationen klären. Nutzungs-
ermitteln. nenden und aus Perspektive der und Angebotskonzept für den Standort erarbeiten.
Zielgruppen WHH partizipativ – Sozialräumliche Veränderungen und Angebotslücken ermitteln, die
erstellen. durch den Bau eines WHH entstehen.
– Eine Versorgung mit den Gütern und Angeboten des täglichen
Bedarfs in einem fussläufig erreichbaren Umfeld von 500 m
ermöglichen.
Planung Soziale Infrastruktur für Begegnungsorte für alle im – Lebenslagen von Familien, Jugend, Senior*innen, Menschen mit
Menschen in verschiedenen Quartier fördern sowie spezi- Behinderung, Migrant*innen etc. im Quartier erfassen.
Lebenslagen aufbauen. fische Begegnungsorte/Ange- – Vereinswesen fördern.
bote/soziale Dienstleistungen – Kioske, Sitzplätze, Innenräume, Spielräume einplanen.
für bestimmte Zielgruppen – Zeitliche Dimensionen von Aktivitäten für soziale Infrastruktur
und verschiedene Bedürfnisse beachten.
anbieten.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 10
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Städtebauliches Umfeld
und Aussenraumqualitäten
Ziel: Die städtebaulichen Strukturen und die
Freiraumgestaltung ermöglichen eine verträgliche
und zugängliche Integration des Wohnhoch
hauses in seinem räumlichen Kontext.
Grundsätze
Städtebau
Die städtebaulichen Strukturen im Quartier werden durch
das Wohnhochhaus (WHH) aufgewertet. Die räumlichen
Abfolgen von Bauvolumen und Aussenraum, die im All-
tag durch die Quartierbewohner*innen erlebt werden, sind
angenehm proportioniert und bieten Orientierung.
Zugänglichkeit
Wohnhochhäuser sind durch ihre physische Gestalt,
ihre symbolische Wirkung und ihr Angebot auch für Quar-
tierbewohner*innen zugänglich gestaltet, sodass sie einer
Funktion als zentralem Ort im Quartier gerecht werden.
Besonders zu beachten sind dabei die Vorzüge eines Wohn-
hochhauses und deren Öffnung für Quartierbewohner*-
innen.
Attraktive Aussenräume
Aussenräume und Grünflächen im Umfeld eines Wohn-
hochhauses bieten attraktive Orte für Erholung, Sport und
Begegnung. Sie sind weder Restflächen noch Abstands-
grün. Unterschiedliche Atmosphären, Sicherheit und
Aufenthaltsmöglichkeiten sowie Durchwegung für alle
Nutzenden werden geschaffen.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 12
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Stadträume entwerfen
Planung Die Positionierung, Anordnung, Die Sichtbarkeit und die Domi- – Positionierung des WHH als Landmarke bewusst nutzen. Wichtige
die Proportionen und Fassaden- nanz des WHH bewusst für Orte, Kreuzungen und Plätze durch das WHH weit über das
gestaltung der Gebäudevolu- die Orientierung im Quartier unmittelbare Umfeld hinaus markieren.
men eines WHH ermöglichen nutzen. – Sichtbarkeit des WHH über bestehende Sichtachsen, Strassen
unter Berücksichtigung der verläufe, Freiräume bewusst einsetzen/einschränken oder
Frei- und Strassenräume im ermöglichen.
Umfeld sowie der Bebauungen – Sichtbezüge und Orientierungspunkte aus dem und ins Quartier
der Nachb arparzellen attrak- gestalterisch (z. B. mit Blicklenkung durch Objekte, Bäume, Wege)
tive/bedarfsorientierte definieren.
Aussenräume und erbringen
Neue Zwischenräume durch das – Öffnungen im Stadtraum (Plätze, offene Vorbereiche sowie
damit einen Mehr-
WHH/Ensemble generieren, Torsituationen) dienen der Lesbarkeit der (Zwischen-)Räume und
wert für das Umfeld.
die erkennbar vielseitig genutzt beeinflussen Nutzungen und Gebrauch.
werden können. – Versprünge in den Fassaden (Baulinien) und Vordächer fassen,
markieren und schützen nutzbare Aussenbereiche.
Die städtebauliche Einbettung – Abgrenzungen und städtebauliche Brüche auf EG/1. – 4. OG zur
beachtet die Nachbarparzellen Bebauung im Umfeld vermeiden.
und weist räumlich nach – Sockelgeschosse ermöglichen es, städtebauliche Anschlüsse an
vollziehbare, vermittelte Über- bestehende Gebäude zu vermitteln.
gänge zu diesen auf. – In Mass und Proportionen im Umfeld Bezüge finden, die es
ermöglichen, grössere Volumen mit diesen zu verknüpfen.
Freiräume gestalten
Planung/ Die Gestaltung der Aussenbe Öffentliche Räume sowie viel- – Offene Nutzungsangebote (Bänke, Brunnen, Liegewiesen, Spiel-
Betrieb reiche im Umfeld sowie der seitige Aufenthalts- und Nutz- und Bewegungselemente) für alle herstellen.
Übergänge zum WHH berück- ungsmöglichkeiten gestalten. – Spezifische Nutzungsangebote (Sportplätze, Spielplätze, Kinder-/
sichtigt das Spannungsfeld Jugendräume) dienen der Vielseitigkeit der Aussenräume und
zwischen öffentlich – gemein- helfen, Nutzungskonflikte zu vermeiden.
schaftlich – privat.
Geschützte Räume und Rück- – Windbrechende und Sonnenschutz-Elemente (spezielle Dächer
zugsorte für gemeinschaftliche oder Fassadenteile, Mauern, Pflanzen) in den Sockelbereichen für
und private Nutzung im Um- mehr Aufenthaltsqualität einsetzen.
feld schaffen. – WHH können Schatten für Nutzungen im Aussenraum spenden.
– Lärmschutz gewährleisten.
– Angenehmes Mikroklima durch Bodenbeschaffenheit, Bepflan-
zung, Wasser, Dächer sowie raumteilende Elemente schaffen.
– Nutzungskonflikte vermeiden und unterschiedliche Aktivitäten
moderieren. Dies kann gestalterisch-baulich (Sichtschutz, Nischen)
unterstützt oder soziokulturell begleitet werden.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 13
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Zugänglichkeit erleichtern
Planung Eine vielfältige soziale Infra- Öffentliche und publikums – Attraktive Vorräume oder Vorgärten.
struktur, Versorgungsangebote, orientierte Nutzungen sichtbar – Sitzbereiche an Schaufenstern oder Bänke an Hauswänden (unter
Spielräume und Naherholung und einladend im WHH plat- Vordächern) platzieren.
im Umfeld des WHH sind sicht- zieren. – EG-Lagen mit Schaufenstern oder grosszügige einsehbare
bar, barrierefrei, sicher, attraktiv Eingänge, die auf Nutzungen in den ersten OGs hinweisen, z. B.
und leicht erreichbar für alle über von aussen sichtbar gelegene Treppen- und Aufzugsbereiche.
vorhanden.
Klare Bezüge der Eingangs – Haupteingänge zur Strasse hin anordnen. Abgewandte, seitlich
bereiche zum Strassenraum/ liegende Eingänge als einzige Zugänge zum Gebäude vermeiden.
Aussenraum herstellen. – Abstandsgrün vermeiden, nutzbare Grünbereiche wie Vorgärten
gestalten.
– (Öffentliche) Veloabstellorte in und um das Gebäude vorsehen
und nicht in abgelegene Bereiche der Zwischenräume verlegen.
– Zusätzliche Eingänge gut einsehbar und erreichbar anordnen,
um strassenabgewandte Freiräume, Wege und Plätze zugänglich
zu gestalten.
Sichere Anbindungen im Nah- – Ebenerdige Zugänge ohne unnötige Rampenanlagen, die Umwege
raum (0–100 m) des WHH vorse- bedeuten, vorsehen.
hen. Diese Verbindungen dem – Rampen dort anlegen, wo sie praktisch für alle sind.
Gebrauch und Bedarf anpassen – Trottoirs rund um das WHH vorsehen.
und Barrieren überwindbar – Mauern oder Terrainversprünge gestalterisch nutzen, um Barrie-
gestalten. rewirkungen zu verringern.
– Zufahrten zu Tiefgaragen möglichst eingebettet in Gebäude
volumen und zurückhaltend umsetzen, um unsichere Kreuzungen
und Barrieren im Umfeld zu vermeiden.
– Beleuchtung und Sichtbarkeit der Fuss- und Velowege erstellen.
Planung Die zeitliche Dimension, insbe- Die Gestaltung und Nutzung – Im Fall von länger dauernden Brachen Zwischennutzungen
sondere die künftige Quartier- ergänzt Bestehendes qualitäts- ermöglichen.
entwicklung, wird mitgedacht. voll und/oder initiiert Neues – Nutzungen von Aussenräumen auf Veränderungen des künftigen
bewusst. Bedarfs ausrichten.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 14
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Typologie, Morphologie
und Bautechnik
Ziel: Das Wohnhochhaus wird unter Einbezug
der Betrachtung von Lebensdauer und Lebens-
zyklus hinsichtlich seiner Gebäudestruktur so
geplant, dass in der Erstnutzung sowie später in
möglichen Um-, Nach- oder Zwischennutzungen,
durch räumliche und technische Bedingungen
ein möglichst hohes Mass an Komfort und Atmo-
sphäre geschaffen wird.
Grundsätze
Bauweise in Bauteiltrennung
Eine Bauweise in Bauteiltrennung vereinfacht eine mö-
gliche Nachnutzung dadurch, dass die Bauteile problem-
los voneinander getrennt werden können und diejenigen
Bauteile der langlebigeren Struktur bestehen bleiben,
während diejenigen der kurzlebigeren Struktur ersetzt wer-
den können.
Planung/Bau/ Die unterschiedlichen Phasen Unterschiedliche Nutzungs – Konzept funktionaler Lebenszyklus vs. Nutzungsanforderungs
(Erst-)Bezug/ des Lebenszyklus (Um-, Nach- szenarien hinsichtlich möglicher änderungen erstellen.
Betrieb/ oder Zwischennutzung sowie Entwicklungen erstellen. – Innovative Grundrisskonzepte entwickeln.
Abbruch Abbruch/Rückbau) über die – Um-, Nach- oder Zwischennutzungskonzepte mitdenken.
gesamte Lebensdauer bereits in
Bedürfnisse Erstnutzende – Innenwände können einfach zu-/weggebaut werden.
der Konzeptphase beachten.
sowie späterer Um-, Nach- oder – Grosszügiges Raster und Stützenfreiheit entwickeln.
Zwischennutzende durch – Kompakte Erschliessung planen.
Flexibilität und Nutzungsoffen- – Zugang zu technischen Installationen/Haustechnik ermöglichen.
heit berücksichtigen.
Erhöhte Komplexität des Abbruchs/ – (Mehr-)Kosten einer flexiblen Struktur in Betriebskosten berück
Rückbaus in der ökonomischen sichtigen.
Betrachtung berücksichtigen. – Sanierung im Betrieb ermöglichen.
Planung/Bau Flexibilität und Anpassbarkeit Statisches System ermöglicht – Tragende Stützen, nichttragende Innenwände, Schottenbauweise
des statischen Systems und das Hinzufügen, Aktualisieren verwenden.
der technischen Erschliessung und Austauschen weiterer – Bauweise in Bauteiltrennung planen.
hinsichtlich einer späteren Elemente. – Geringer Anteil von Primärstruktur vorsehen.
Um-, Nach- oder Zwischennut- – Holzhybrid-Konstruktionen verwenden.
zung sowie Abbruch/Rückbau – Gliederung des Gebäudevolumens, Art des Erschliessungssystems,
bereits mitdenken. Anordnung/Trennung der Bauteile flexibilisieren.
Technische Erschliessung ermö- – Räume mit technischer Erschliessung (z. B. Nasszellen) übereinan-
glicht Reaktion auf sich än- der anordnen.
dernde Bedürfnisse und Anfor- – Reserven in der Dimensionierung der Steigschächte für Nach
derungen. rüstungen vorsehen.
– Technikgeschosse zwischen Wohn- und Gewerbenutzungen
zwischenschalten.
– Dimensionierung (Raumhöhen, technische Installationen usw.)
der Sockelgeschosse auf stadtöffentliche/öffentliche Nutzungen
auslegen.
Planung/ Räumliche und technische Einflussnahme und Regulierung – Vorhänge, Jalousien, Plissees, Storen.
Betrieb Voraussetzungen für visuellen, einzelner Raumelemente durch – Abtrennwände, Raumteiler, Paravents, Akustikelemente, Türen.
akustischen und thermischen die Nutzenden ermöglichen. – Öffenbare/Kippbare Fenster, Temperaturregler, Heizungsthermostat.
Komfort und Atmosphäre
Räume anbieten, die sicher, – Genügend Stauraum.
der Begegnungsräume im und
sauber und ordentlich gehalten – Nutzungs- und Reinigungsplan.
um das WHH schaffen.
werden können und diese
im angemessenen Rahmen
organisieren/betreiben.
Ansprechende Atmosphäre, – Natürliche Belichtung.
gutes thermisches (Raum-) – Belüftung/Beschattung.
Klima, angemessene, vielfältige – Ausreichend Stauraum und Aufbewahrungsmöglichkeiten für
und qualitativ hochwertige Mobiliar und Infrastruktur schaffen.
Ausbau- und Oberflächenmate- – Fixe Einrichtung (Adäquate Kochgelegenheit, Wasserstelle, für
rialien, Ausstattung, Infrastruk- Veranstaltungsräume z. B. Gastronomie-Infrastruktur) sind möglich.
tur, Möblierung, genügend – Veloabstellplätze
Stauraum und Begrünung sowie – Pflanzen
Naturbezug berücksichtigen – Bäume, Sträucher und Wiesenflächen.
und in kostentechnisch – Beschattete und besonnte Plätze.
angemessener Weise umsetzen. – Windgeschützte Stellen/Überdachte Bereiche.
– Schutz vor Lärm/Aussenflächen an lärmabgewandter Seite.
Barrierefreiheit, Nutzungsflexibi- – Orte für Begegnung.
lität, Zonierung, generationenge- – Orte für persönlichen Rückzug.
recht planen und bauen, einen – Unterschiedliche Nutzungen durch eigenständige Räume/
(längeren) Aufenthalt ermögli- voneinander abgetrennte Zonen.
chen, Abstand zum Umfeld (z. B. – Gemeinschaftliche (Dach-)Terrassen.
vielbefahrene Strasse, stark
frequentierte Räume) schaffen.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 17
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Nutzungs- und
Bewohnendenstruktur
Ziel: Das Wohnhochhaus wird hinsichtlich der
Nutzungsverteilung und des Wohnungsangebots
sowie der Art der Nutzungen so geplant, dass
vielseitige Möglichkeiten für Begegnung und
Interaktion entstehen. Eine Vielfalt im Wohnungs-
angebot und in der Nutzungsstruktur ermöglichen
eine angemessene soziale Durchmischung der
Bewohnenden.
Grundsätze
Bewohnendenstruktur
Beim Wohnungsangebot gilt es, eine Vielfalt unterschied-
licher Wohnungstypen und -grössen anzustreben sowie
neue Wohnformen und damit soziale Durchmischung zu
ermöglichen.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 19
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Planung/ In der Nutzungsverteilung Vielfalt von unterschiedlichen – Nutzungsangebot dem Wohnungsmix, dem Umfeld und der
(Erst-)Bezug/ einen guten Mix zwischen stadt- Nutzungen anbieten. Marktnachfrage/dem Quartierbedarf anpassen.
Betrieb öffentlichen, hausgemein- – Differenzierte Abstufung von stadtöffentlichen, hausgemein-
schaftlichen und privaten Räu- schaftlichen und privaten Nutzungen ermöglichen und kenntlich
men ermöglichen sowie deren machen.
Kombinierbarkeit im Tages – Prinzipien «Alles unter einem Dach» und «Stadt der kurzen Wege»
ablauf betrachten. beachten.
Anordnung der unterschiedli- – Öffentliche Nutzungen im Erd-/Sockelgeschoss anordnen.
chen Nutzungen beachten. – Erd-/Sockelgeschosse überhöht oder doppelgeschossig gestalten.
Hohe Anzahl an Stockwerken – Mehrere Wohneinheiten zu «Nachbarschaften» bündeln.
nutzen. – Hausgemeinschaftliche Nutzungen auf Stockwerke verteilen.
Übergang zwischen den unter- – Trennung von Nutzungen mit unterschiedlichem Privatheits-/
schiedlichen Nutzungen schaf- Öffentlichkeitsanspruch.
fen. – Gemeinsame sowie separate Eingänge/Erschliessungswege für
stadtöffentliche und hausgemeinschaftliche Nutzungen planen.
– Zwischenräume ohne Nutzungsmöglichkeiten (z. B. «Abstands-
grün») vermeiden.
– Eindeutige Nutzungszuweisungen sparsam und nur gezielt
einsetzen (z. B. Spielflächen für Kinder).
– Nutzungsoffene/-vielfältige Räume und Flächen fördern.
Planung/ Die Nutzungsstruktur im WHH Vielfältiges Angebot an öffen- – Ausbildungseinrichtungen
(Erst-)Bezug/ so planen, dass differenzierte tlichen Nutzungen anstreben. – Freizeit-, (Sozio-)Kultureinrichtungen.
Betrieb Öffentlichkeitsgrade (privat, – Gastronomie-, Gesundheits- oder Nahversorgungseinrichtungen
gemeinschaftlich, öffentlich) (Schule, Jugendtreff, KIGA/KITA, Fitness, Bistro/Café, Restaurant,
vorhanden und ein Angebot von Schwimmbad, Wellness usw.) unter Miteinbezug von Grün- und
Dienstleistungen sowie Strassenflächen.
wohnungserweiternden Nutzun-
Niederschwelliges Angebot – Familientreff, Quartierzimmer.
gen möglich sind.
gemeinschaftlicher Nutzungen – Co-Working, Werkstätten/Ateliers.
schaffen. – Gästezimmer, Pension.
– Weinkeller, Dachterrasse.
– Orte für Sport/Freizeit sowie Aufenthalt/Ruhe/Erholung usw.
Planung/ Die Erdgeschossnutzungen Erdgeschossnutzungen ermö- – Räumlichkeiten mit hausgemeinschaftlichen Nutzungen an
(Erst-)Bezug/ so planen, dass unterschiedliche glichen, die untereinander alltäglichen Wegen der Bewohnenden anordnen.
Betrieb Öffentlichkeitsgrade (privat, Synergien schaffen, die Durch- – Gezielt «halböffentliche»/siedlungsoffene Räume und Übergänge
gemeinschaftlich, öffentlich) mischung erweitern und die schaffen (z. B. Loggien/Laubengänge).
möglich sowie die Funktionali- verschiedenen öffentlichen und – Öffentliche von privater Erschliessung trennen.
tät der Zugänge und die An- privaten Zonen beleben.
bindung an den Aussenbereich
Den Schutz der Privatsphäre der – Wohnnutzungen erst ab dem 1./2. Obergeschoss anbieten.
gewährleistet sind.
Bewohnenden durch Zonierung – Hochparterre erstellen, falls Wohnnutzungen im Erdgeschoss.
und gezielte Anordnung – Sockelgeschosse mehrerer Gebäude verbinden.
der stadtöffentlichen gemein- – Lichte Höhe im Erdgeschoss erhöhen.
schaftlichen und privaten Nutz-
ungen gewährleisten.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 20
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Planung/ Beim Wohnungsangebot eine Lage/Erreichbarkeit der Woh- – Barrierefreier Zugang zu Wohnungen für ältere Menschen oder
(Erst-)Bezug/ Vielfalt unterschiedlicher nungen im Gebäude und deren Menschen mit Beeinträchtigung.
Betrieb Wohnungstypen und -grössen Bezug zur Erschliessung (Anzahl – Aufenthalt und Begegnung vor der Wohnungstüre durch attraktive
(Wohnungsmix) anstreben Wohnungen pro Erschliessung) Zonen ermöglichen, um Nachbarschaftskontakte auch kleinräumi-
sowie neue Wohnformen und aus Perspektive der Nutzenden ger zu strukturieren und ermöglichen.
damit soziale Durchmischung gestalten. – Sichere Zugänge durch Sichtbezüge, Licht und Überschaubarkeit
ermöglichen. planen.
Unterschiedliche Lebensstile – Familienwohnungen in den unteren Stockwerken ggf. in den oberen
und Lebensphasen der Bewoh- Stockwerken anordnen.
nenden in der Raumaufteilung – Mini-Appartements mit reduziertem Wohnraum realisieren
und Gestaltung berücksichti- – Grosswohnungen/-haushalte und/oder Clusterwohnungen
gen. realisieren.
Auf Lebensabschnittswechsel – Flexible Grundrisse mit offenen Flächen und mit kleineren,
der Bewohnenden reagieren, nutzungsneutralen Zimmern oder Schaltzimmern anbieten.
um angemessenen Flächenaus- – Angebote zu vereinfachtem Wohnungswechsel (z. B. Vorbezugs-
nutzung zu gewährleisten. recht bisheriger Mieter*innen bei frei werdenden Wohnungen im
Gebäude) ermöglichen.
– «Wohnungs-Tauschbörse» innerhalb des Hauses anbieten.
Unterschiedliche Wohnungs- – Atelierwohnungen (doppelgeschossig).
typen planen. – Verschiedene Grundrisstypen und Ausrichtungen.
– Unterschiedliche Ausbaustandards.
– Unterschiedliche Mietpreiskategorien.
– Freiheit in statischer Struktur.
– Ausweichzimmer und flexible Räume/ergänzende «Schaltzimmer»
– Durchgesteckte Wohnungen.
– Zusammenlegung von Wohneinheiten.
(Erst-)Bezug/ Grosse Anzahl an Wohneinhei- Soziodemografische Merkmale – Je nach Wohnungstypologie Kriterienraster für Wohnungsvergabe
Betrieb ten/Vielfalt der Bewohnenden der Bewohnenden/ Bewerben- erstellen (z. B. Mindestbelegung, Familien bevorzugt usw.).
als Chance der sozialen den bei Wohnungsvergabe
Durchmischung begreifen. berücksichtigen.
Nicht nur lebensstilähnliche/ – Unterschiedliche Wohnungstypen und -grössen (Wohnungsmix)
«homogene» Stockwerke schaf- über verschiedene Stockwerke anbieten.
fen, sondern auch innerhalb – Familienwohnungen so anordnen, dass Nutzungskonflikte (z. B.
einzelner Stockwerke soziale bzgl. Lärm) möglichst vermieden werden können.
Durchmischung anstreben.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 21
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Nachbarschaftliches
Zusammenleben
Ziel: Ein funktionierendes Mit- und Nebeneinan-
der innerhalb des Wohnhochhauses und Umfelds
wird aktiv initiiert und begleitet, um positive
(aber individuell gewählte) Bezüge der Bewoh-
nenden zum Gebäude und der Nachbarschaft zu
ermöglichen.
Grundsätze
Niederschwelligkeit
Formelle und informelle Beteiligungs- und Begegnungs-
möglichkeiten sollen räumlich, zeitlich, finanziell
und «symbolisch» erreichbar, das heisst, niederschwellig
gestaltet werden.
(Selbst-)Organisation
Nachbarschaftlicher Austausch und nachbarschaftliche
Aktivitäten sollen, sofern möglich, auf Eigeninitiative der
Bewohnenden beruhen. Insbesondere in der Anfangs-
phase und aufgrund der Dimension des Wohnhochhauses
braucht es zur Initiierung solcher Aktivitäten jedoch oft
Anschub durch professionelle Kräfte («Hauswart*in plus»,
Concierge, Siedlungscoach).
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 23
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Nutzungs- und
Wohnqualitäten
Ziel: Innenräume und Aussenflächen des
Wohnhochhauses werden so geplant, dass sie
über die Funktionalität hinaus eine erhöhte
Aufenthaltsqualität erfüllen.
Grundsätze
Atmosphäre
Eine ansprechende Atmosphäre kann das nachbarschaft
liche Zusammenleben im Wohnhochhaus positiv be-
einflussen. Von besonderer Bedeutung sind dabei Aspekte
wie Dimensionierung, Proportionen, Materialisierung,
thermisches Raumklima, Belichtung, Beleuchtung,
Beschattung, Ausstattung, Möblierung und Einbauten.
Affordanz/Aufforderungscharakter
Elemente mit hohem Aufforderungscharakter (Affordanz),
die in die Gestaltung von gemeinschaftlich genutzten
Innen- und Aussenräumen integriert werden, erhöhen die
Aufenthaltsqualität und damit den sozialen Austausch
im nachbarschaftlichen Zusammenleben.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 27
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Nutzungsflexibilität fördern
Planung Die (Multi-)Funktionalität der Unterschiedliche Nutzungskon- – Zwischenwände in Leichtbau zur einfachen Montage/Demontage
Innen- und Aussenflächen im zepte bereits in der Planung planen.
WHH ermöglicht Flexibilität in mitdenken. – Anschlüsse (z. B. Wandanschlüsse, Klapparmierungen) vorsehen/
der Nutzung, eine Nach- oder bereits einbauen.
Umnutzung sowie Raumzusam- – Türöffnungen provisorisch anlegen.
menlegungen.
Planung/ Effiziente Grösse, Proportion (Sonder-)Raumangebot mit der – Raumangebot hinsichtlich Anzahl der Nutzer*innen dimensionieren.
(Erst-)Bezug/ und Anordnung der Räume Anzahl der Nutzenden in ein
Betrieb ermöglicht die Ausstattung des gutes Verhältnis setzen.
WHH mit Sonderräumen und
Lage der (Sonder-)Räumlichkei- – Gute Begegnungsräume liegen am Weg der alltäglichen Nutzung
Stauräumen sowie Vorzonen,
ten an alltäglichen Wegen der der Bewohnenden.
deren Bezug zur Erschliessung
Bewohnenden vorsehen. – Einsehbarkeit von aussen.
gegeben ist.
Affordanz/Aufforderungscha- – Die Nutzung der Räume ablesbar gestalten und für alle bekannt
rakter durch räumliche Akzent- machen.
uierung, ansprechende Atmo- – Bei multifunktionalen Räumen die aktuelle Nutzung kenntlich
sphäre und Gestaltung her- machen.
stellen.
Personalisierung sowie Aneig- – Einzelne regulierende Raumelemente in den gemeinschaftlichen
nung der Räumlichkeiten durch Bereichen.
die Nutzenden ermöglichen. – Elemente zur Personalisierung in räumlicher Nähe der eigenen
Wohneinheit.
Stockwerksübergreifende Luft- – Doppelgeschossige Räume/Bereiche eignen sich besonders gut
räume schaffen. als Treffpunkte, da sie akzentuierend wirken, weil das Raumgefühl
entgegen der «normalhohen» Zonen verändert ist.
– Eingangshalle mit Luftraum über zwei Stockwerke.
– Treppenhaus zentral liegend, grosszügig dimensioniert, hochwertig
materialisiert, ausreichend belichtet (Tageslicht) und gut beleuch-
tet (Kunstlicht).
Planung/ Die Flächen für Hauseingang Begegnungsmöglichkeiten und – Wichtige Orte sind Bereiche vor dem Haus und an der Türe sowie
(Erst-)Bezug/ und Erschliessung bis hin zu den sozialen Austausch durch die Bereiche der Briefkästen-, Lift- und Wohnungsvorplätze.
Betrieb Wohnungseingängen bieten erhöhte Aufenthaltsqualität
Orientierung, Sicherheit, fördern.
Witterungsschutz, sind effizient
Lage der Räumlichkeiten an – Laubengänge/Loggien für erhöhten Nutzwert und Möglichkeit zur
und geräumig und ermöglichen
alltäglichen Wegen der Bewoh- sozialen Interaktion.
eine Adressbildung.
nenden planen.
Zugänge für unterschiedliche – Zwei Eingänge (1x strassen- und 1x rückseitig) für öffentliche/
Nutzungen/Bereiche trennen, private Nutzungen.
ggf. mehrere Eingänge schaf- – Zugänge Büro Concierge/Hausverwaltung/Paketdienst/Wohnungs-
fen. hüten usw.
Ansprechende Atmosphäre im – Sitzgelegenheiten vor dem Gebäudeeingang und in der Eingangs-
Eingangsbereich und Erschlie- halle, in der Nähe der Briefkästen.
ssung generieren. – Aufenthaltszeit und -qualität im Erdgeschoss erhöhen.
– Spontane Begegnung ermöglichen und Platz für Gespräche bieten.
Ausreichendes Sicherheitsemp- – Eingänge ins Gebäude zurückversetzen (Witterungsschutz) oder
finden fördern. Windfang mit ausreichend Beleuchtung in der Nacht.
Überschaubarkeit gewährleis- – Visueller und akustischer Zusammenhang zwischen den unter-
ten. schiedlichen Wohnungseingängen – weniger Anonymität.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 28
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Begegnungsorte schaffen
Planung/ Die einzelnen Wohneinheiten Ausreichende Platzverhältnisse – Nischen und Abstellflächen, Schränke unter feuerpolizeilichen
(Erst-)Bezug/ und Wohnungsvorplätze tragen auch für den persönlichen Auflagen.
Betrieb dazu bei, Interaktionen und Bedarf vor der Wohnung und – Licht, Materialisierung usw.
ein angenehmes Nachbar- mit ansprechender Atmo- – Gestaltungs- und Individualisierungsmöglichkeiten über die
schaftsleben zu ermöglichen. sphäre für Aneignung schaffen. Fussmatte hinaus.
– Definierte Zone vor der Wohnung für Aneignung und Individualisie-
rung.
Überschaubarkeit in den Vor- – «Weicher» Übergang von öffentlich/gemeinschaftlich zu privat.
bereichen zur Wohnung ermö- – Durch die Bewohnenden variierbare Blickmöglichkeit von der
glichen. Erschliessung in die Wohnung.
Die Wohneinheiten so gestal- – Gang/Vorräume in den Wohnungen ohne Durchsicht in die
ten, dass spontane Begegnung privaten Räume.
an der Wohnungstüre und auch – Separat-WC, das vom Flur aus (z. B. in Nähe des Eingangs)
Empfang von Gästen gefördert zugänglich ist.
wird. – Entrée mit einladendem Charakter und Sichtbezügen.
– Grosszügige Wohn-/Essbereiche oder Küchen.
Planung/ Die Innenräume als auch die Erhöhte Nutzungs- und Aufent- – Begegnungsorte hinsichtlich Anzahl der Nutzer*innen dimensionie-
(Erst-)Bezug/ gebäudebezogenen Aussenflä- haltsqualität im Innenbereich ren.
Betrieb chen fördern Aktivitäten der und auf Aussenflächen des – Räumliche Anbindung der Wohnungen an die Begegnungsräume.
Gemeinschaft und informelle Gebäudes schaffen. – Dimensionierung, räumliche Ausgestaltung, Ausstattung und
Begegnungen der Belichtung/Beleuchtung.
Bewohner*innen. – Gemeinschaftsräume im Innern: Nutzungsvielfallt, spezifisches
Programm und angemessene Nutzungsregulierung.
– Gebäudebezogene Aussenbereiche: angemessenes Mass an
Bepflanzung, Grünräume, Materialisierung, Einfriedung und
vorhandener Wegverbindungen.
Räumlichkeiten und Aussen – Bewohnende begegnen sich an Briefkästen im/am Lift und in
flächen an alltäglichen Wegen Waschküche/-salon.
der Bewohner*innen anordnen. – Begegnungsräume so gestalten, dass sie nicht «nur» als Durch-
gangsräume fungieren.
– Zusammenschluss von mehreren Etagen für gemeinschaftliche
Nutzung (Lufträume, gemeinsame Treppen, durchlaufende
Fassaden oder Aussenräume, Laubengänge usw.).
Innenräume und Aussenflächen – Gemeinschaftsraum mit Zugang zu gemeinschaftlichen Aussen
mit der Möglichkeit einer flächen.
gemeinschaftlichen Nutzung – Gemeinschaftliche (Dach-)Terrasse mit Schwimmbad/Sauna/
vorsehen. Aussenduschen/Café usw.
Innenräume und Aussenflächen – Freie Nutzung: Gemeinsame Essen, Flohmarkt, Yoga usw.
mit Möglichkeiten der freien, – Spezifische Nutzung (je nach Wünschen der Bewohnenden):
spezifischen oder expliziten Musikzimmer, Nähatelier, Gemeinschaftsküche usw.
Nutzung schaffen. – Explizite Nutzung im Innern: Waschküchen, Veloabstellplätze,
Kellerräume, Tiefgaragen.
– Freie Nutzung im Aussenbereich: Freiraum, Rasenflächen,
Parkanlagen, Treppen, Sitzgelegenheiten, Kunstinstallationen.
– Explizite Nutzung im Aussenbereich: Zonierung von grossen
Freiflächen in kleinere, nutzbare Bereiche (Spiel, Rückzug,
Entspannung usw.); Brunnen/Wasserspiel, Grillplatz, Garten zur
gemeinschaftlichen Bewirtschaftung.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 29
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Begegnungsorte schaffen
Rückzugsorte schaffen
Planung/ Direkt am WHH ein Angebot Geeignete Anzahl der Nutzen- – Rückzugsorte anbieten, die nur mit Bewohnenden der gleichen
(Erst-)Bezug/ von halbprivatem Aussenraum den pro Rückzugsort bestim- Wohneinheit geteilt werden.
Betrieb schaffen, das den Rückzug men.
ermöglicht, gut zugänglich ist,
Varianz und Vielfältigkeit – Balkon, Loggia, Dach-/Terrassen vorsehen, teilüberdacht,
eine hohe Nutzungs- und
schaffen. teilverglast, teilauskragend.
Aufenthaltsqualität sowie
– Pyramidenartige Stapelung von Geschossen > Aussenflächen,
Schutz vor Witterung und
sind teilweise überdacht (gebäudeseitig) und teilweise nach oben
Einsehbarkeit (Privatsphäre)
offen (gebäudeabgewandt).
bietet.
– Horizontale Verschiebung von Balkon- oder Loggia Flächen >
zweigeschossige Ausgestaltung von Aussenflächen mit teilweiser
Überdachung.
Verbindung zum Innenraum – Angliederung an Wohn- und Essräume.
schaffen. – Angliederung an Nasszellen (z. B. Aussen-Whirlpool/Aussen-
Badewanne).
– Innenraumerweiterung durch vollständige Öffnung der Abgren-
zung (z. B. Loggia-Türen).
Ausblick ermöglichen. – Wahrnehmung der Umwelt im Freien (nicht hinter Glas).
Grundsätze
Freiwilligkeit
Die unterschiedlichen Identifikationsebenen basieren
auf Freiwilligkeit und werden als Möglichkeiten und nicht
als verpflichtend wahrgenommen.
Gebäude
Die Architektur hat eine identitätsstiftende Wirkung,
sowohl für die Bewohnenden als auch für das Quartier.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 32
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Planung Ein (mögliches und angestreb- Chancen der Diversität (an – Gebäude/Siedlung wird als Chance des Lebens in «Stadt der kurzen
tes) Image des WHH schon Bewohnenden und Nutzungen) Wege» verstanden.
in der Planungsphase mitbe- aufzeigen.
rücksichtigen und dieses
Positive Assoziationen schaffen – Wohnhochhaus = Dorf in der Stadt/Stadt in der Stadt.
bei Neubezug des Gebäudes
und Vorzüge des «Lebens in der – Bewusste und sympathische, keine hochtrabende Namensgebung
bewusst aufgreifen.
Vertikalen» aufzeigen. für Gebäude/Siedlung wählen.
Planung Das WHH so planen, dass schon Bei der Gestaltung des Gebäu- – Vertikale Begrünung, Begrünung der Dachterrassen.
von der Architektur her eine des eine eigenständige, – Kunst am Bau, spezifisches Farbkonzept oder Fassadengestaltung.
Identitätsstiftende Wirkung unverwechselbare Aussen – Nachhaltige/innovative Materialität der Aussenhülle.
ausgeht. wirkung anstreben.
Planung Bei der Ausgestaltung der Versorgungsangebote räumlich – Sitzmöglichkeiten im Strassenraum oder Überdachungen sowie
Versorgungsangebote am/im so einbetten, dass sie als Treff- Grünflächen/Rabatten anbieten (mit angenehmer Aufenthaltsqua-
WHH Diversität und «Unver- punkt angenommen werden. lität und guter Erschliessung).
wechselbarkeit» anstreben. Versorgungsangebote schaffen, – Angebote installieren, die sich ganz klar auf Gebäude und/oder
die nicht (nur) austauschbar Bewohnende/Anwohnende beziehen (nur dort «funktionieren» und
sind. einzigartig sind).
– Mehrwerte für das Quartier schaffen.
Planung Schon in der Planungsphase Breit informieren, um mögliche – Informations- und Mitwirkungsveranstaltungen durchführen.
spätere Zielgruppen (poten- Bedenken abzufedern; Be-
zielle Bewohnende und Nutz- teiligungsmöglichkeiten auf
ende der Infrastrukturen) sowie Prozessebene anbieten.
Skeptiker*innen mitdenken und
Vorhandene Gegebenheiten – Beteiligungsmöglichkeiten den Gegebenheiten vor Ort/Quartier-
mitberücksichtigen.
(ggf. Bedenken, negative spezifika anpassen (z. B. Informationen in einfacher Sprache/
Assoziationen, …) des Quartiers mehrsprachig anbieten, Workshops mit Kindern, …).
aufgreifen.
Identifikationsebenen schaffen
(Erst-)Bezug Bei (Erst-)Bezug des WHH Baulich geprägte Identifikation: – Kennenlern-Veranstaltungen bei Einzug.
verschiedene Identifikations- Identifikation auf Ebene Quar- – Auf unterschiedlichen (Identifikations-)Ebenen finden regel
ebenen anbieten. tier, Siedlung, Haus, Stockwerk, mässige Veranstaltungen statt (z. B. Quartier-/Siedlungsfeste,
mit angrenzenden Wohnungen Hausversammlungen, Stockwerks-Treff).
(drüber/drunter, nebenan) usw. – Nachbarschafts-Tandem in unmittelbarer Nachbarbarschaft.
fördern.
(Erst-)Bezug Bei (Erst-)Bezug des WHH auf Aufzeigen: Vielfalt der Bewoh- – (Gemeinsame) Aktionen z. B. am «Tag der Nachbarschaft» (letzter
Vorteile von Vielfalt und nenden bedeutet auch: Einblick Freitag im Mai) zelebrieren.
Anonymität aufmerksam in andere Lebenswelten erhalten – Bewohnendenporträts (z. B. auf Website) darstellen.
machen. (als Möglichkeit, nicht als
Zwang).
Aufzeigen: Anonymität be- – Offene (keine zielgruppenspezifische) Treffs durchführen.
deutet auch: selbstgewählter – (Nutzungsoffene) Flächen und Räume, die zum Verweilen einladen
Rückzug sowie individuell (z. B. Cafeteria) einplanen.
wählbare Begegnungen und
(engere) Kontakte pflegen.
Einzigartigkeit hervorheben
Betrieb Im Betrieb ein «Gefühl der «Eigenmarke» kreieren, die an – Diversität an (Wohnungs-)Angeboten ermöglicht Leben in allen
Verbundenheit» der Bewohnen- der Realität vor Ort ansetzt und Lebenslagen.
den gezielt über ein Image Vorzüge der gewählten Wohn-
des Gebäudes stärken und die form aufzeigen.
Bewohnenden am Image
partizipieren lassen.
Betrieb Im Betrieb bei sich abzeichnen- «Gegenmarke» kreieren und – Ein negatives Image wird oftmals von aussen kreiert und propa-
dem negativen Image des Vorzüge des Gebäudes/der giert: Innensicht der Bewohnenden darstellen.
Gebäudes/der Siedlung inter- Siedlung aufzeigen. – Orte/Räume installieren, die der sozialen Kontrolle dienen können
venieren. (z. B. Buvetten, Kiosk).
– Bei Konflikten: Fachpersonen (z. B. Siedlungscoach,
Hausbetreuer*in , Mediator*in) einsetzen.
– Veranstaltungen und (Erdgeschoss-)Nutzungen anbieten, die
andere Nutzer*innengruppen ansprechen.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 34
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Betriebskonzept,
Steuerung und Organisation
Ziel: Die Organisationsstrukturen für den Betrieb
eines Wohnhochhauses bewusst so gestalten,
dass die sozialen und kulturellen Dimensionen des
Wohnens angemessen berücksichtigt werden.
Dabei stehen formelle wie informelle Regulierun-
gen, die Steuerung sowie der Umgang mit nach-
barschaftlichen Dynamiken seitens Betreibenden/
Verwaltung/Eigentümerschaft im Zentrum des
Interesses.
Grundsätze
Partizipation
Die Chancen von Partizipation sollen erkannt und gezielt
in allen Lebenszyklen des Wohnhochhauses (WHH)
genutzt werden.
Planung/Bau In der Planungs- und Realisie- Mittels Markt- und Quartierana- – Die Mieten dem Umfeld und Bedarf anpassen.
rungsphase des Bauvorhabens lyse den Wohnraumbedarf ab- – Wohnraumstrategie für Quartiere der jeweiligen Gemeinde/Stadt
die Bedürfnisse der zukünftigen klären und das Angebot darauf beachten.
Bewohnenden und der abstimmen. – Entsprechend der angestrebten Quartierentwicklung und des
Nachbarschaft einbeziehen. Bedarfes Wohnungssegmente in den WHH anbieten.
Partizipationsmöglichkeiten – Workshops, Zukunftswerkstatt, Befragungen (Online, App usw.).
in der Planungs- und Realisie-
rungsphase schaffen.
Betrieb In der Betriebsphase auf sich Partizipationsmöglichkeiten in – Mieter*innenversammlungen, Workshops, Befragungen (vor Ort,
verändernde Bedürfnisse Betriebs- und Sanierungsphase Online, App usw.).
reagieren. anbieten. – Einbezug einzelner/spezifischer Mieter*innengruppen (z. B. Kinder/
Jugendliche, Senior*innen).
Betrieb Organisation und Regulierun- Personal bezüglich sozialer – Weiterbildungen für Hauswart*innen anbieten, um diese bezüglich
gen in Hinblick auf das nachbar- Dimension auswählen oder ggf. der sozialen Dimension zu schulen.
schaftliche Zusammenleben schulen. – Stelle für Siedlungscoach oder ähnliche Funktion schaffen.
bewusst gestalten und gezielt – Vorhandene Personalressourcen für soziale Aufgaben einsetzen
einsetzen. und professionell begleiten.
Räume und Flächen für nach- – Angemessene Organisation/Reglementierung der Räume:
barschaftliche(n) Austausch, Öffentliche oder gemeinschaftliche Zugänglichkeit direkt von
Begegnungen und Aktivitäten aussen oder von innen über Hauseingang.
bespielen. – Durchdachte und mit den Bewohnenden abgestimmte Organisa-
tion/Reglementierung der Räume erarbeiten.
– Möglichkeiten der Selbstverwaltung anbieten.
Betrieb Nachbarschaftliche Aktivitäten Formelle Beteiligungsmöglich- – Mieter*innenvertretung in der Verwaltung oder in passendem
und Nachbarschaftshilfe keiten schaffen. Gefäss je nach Organisationsform der Eigentümerschaft ermögli-
institutionell begleiten und chen.
vereinfachen.
Informelle Beteiligungs- und – Selbstverwaltete Räume, Organisationseinheiten, Aufgabenberei-
Mitwirkungsbestrebungen che (gemeinsamer Garten, Gesellschaftsräume, Anlässe) unter den
unterstützen. Mieter*innen schaffen.
Nachbarschaftliche Dynamiken – Erreichbarkeit der Verwaltung/Hauswartung niederschwellig
erkennen und flexibel darauf gestalten.
reagieren. – Den Hausverantwortlichen Spielraum für das Aufnehmen von sich
verändernden Bedürfnissen der Bewohnerschaft einräumen.
– Kontakt zu Bewohnenden suchen und aufrechterhalten.
– Sprechstunden anbieten, vor Ort präsent sein.
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnhochhaus 37
Planungs- und Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung
Die flexible architektonische und bautechnische Ausgestaltung
Das Ziel der sozialen Nachhaltigkeit beim Wohnhochhaus der Wohnhochhäuser ermöglicht, auf aktuelle und künftige,
ist dann erfüllt, wenn das Gebäude über seine gesamte veränderte Anforderungen mit Um-, Nach- oder Zwischennut-
Lebensdauer für möglichst viele Menschen von Nutzen ist, zungen zu reagieren. Die Mietstrukturen und Angebote in
ihren sozialen Zusammenhalt fördert, einen gesellschaft- Bezug auf Mietkosten und Zielgruppen sind bewusst zu ent-
lichen und baukulturellen Mehrwert für das städtische Um- wickeln, sodass Segregation oder auch Verdrängung entgegen-
feld erbringt, wirtschaftlich tragbar ist und auch Lebens- gewirkt werden kann.
raum für künftige Generationen bietet.
Bei der Nutzungsverteilung wird auf einen guten Mix und eine
kenntliche Gestaltung von stadtöffentlichen, hausgemein-
schaftlichen und privaten Räumen und Flächen geachtet. Ein
Damit ein Wohnhochhaus sozial nachhaltig ist, ist dessen sozial nachhaltiges Zusammenleben im und um das Wohn-
Standort so zu wählen, dass dieses für Bewohnende in unter- hochhaus wird zudem aktiv gefördert und begleitet. Den
schiedlichen Lebenslagen gut erreichbar ist und eine angemes- Bewohnenden sollen niederschwellige und auf Freiwilligkeit
sene Lagequalität aufweist bzw. eine solche geschaffen wird. beruhende Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten
Das heisst, Wohnhochhäuser werden an Lagen vorgesehen, eingeräumt werden. Dabei spielen betriebliche und organisato-
die insbesondere mit dem öffentlichen Verkehr, aber auch für rische Strukturen für die Steuerung des nachbarschaftlichen
den motorisierten Individualverkehr gut erschlossen sind Zusammenlebens eine zentrale Rolle. Diese sollen Partizipation
bzw. im Zuge der Realisierung erschlossen werden. Die Wegver- ermöglichen und flexibel genutzt werden können, sodass
bindungen im näheren Umfeld sind auf den Langsamverkehr bestehende und entstehende nachbarschaftliche Dynamiken
ausgerichtet und barrierefrei gestaltet, die Einrichtungen für angemessen berücksichtigt werden. In diesem Sinne wird
die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sind zu Wohnen umfassend als menschliches Grundbedürfnis verstan-
Fuss erreichbar. Der vonseiten Wohnhochhaus bereitgestellte den und ganzheitlich in seiner sozialen und kulturellen Be-
Wohnraum sowie das Angebot an weiteren Dienstleistungen, deutung erfasst.
Versorgungseinrichtungen und sozialen Infrastrukturen
orientiert sich am Bedarf des Quartiers, damit ein Mehrwert
sowohl für die Bewohnenden als auch für das Quartier geschaf-
fen wird.