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FS23 Dominik Malinski

Mart. Nr.: 22-709-778

Reflexion zum Workshop: Raumanalysen Interdisziplinär: GIS als digitale Methode

Relevanz von GIS im Fachgebiet der Geographie

1.1 Die Relevanz Geographischer Informationssysteme in einer sich wandelnden Welt


In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Welt durch bedeutende Veränderungen, Prozesse und Fortschritte
weiterentwickelt. Insbesondere der technologische Fortschritt in den Bereichen Automatisierung, Rechenleis-
tung und Digitalisierung hat neue Anwendungen und Perspektiven in allen wissenschaftlichen Bereichen er-
möglicht. Diese Entwicklung hat auch das Fachgebiet der Geographie massgeblich beeinflusst und geprägt.
Die Digitalisierung hat zu signifikanten Fortschritten in der Fernerkundung, Kartografie und Geovisualisierung
geführt. Durch diese technischen Entwicklungen und der Menge an öffentlich zugänglichen Daten ergeben
sich neue Chancen, welche unter anderem mit Geographischen Informationssystemen (GIS) nutzbar gemacht
werden.

1.2 Geographische Informationssysteme (GIS) - Definition und Anwendung


Ein geographisches Informationssystem (GIS) ist ein System zur Aufnahme, Verwaltung, Analyse und Kartie-
rung verschiedener Arten von räumlichen Daten. Es verknüpft diese Daten mit Karten und integriert Standor-
tinformationen. In fachlicher Terminologie werden Standortdaten als georeferenzierte Daten bezeichnet, da sie
in Beziehung zu anderen beschreibenden Informationen gesetzt werden. Dies bildet die Grundlage für die
kartografische Darstellung und Analyse. GIS unterstützt Nutzer dabei, Muster, Beziehungen und geographi-
sche Zusammenhänge zu verstehen. [1] Die Vorteile von GIS liegen in der verbesserten Kommunikation, Effi-
zienz, Verwaltung und Entscheidungsfindung. [2] Zusammenfassend handelt es sich bei GIS um die Kombina-
tion verschiedener Datensätze unterschiedlicher Herkunft und Formate, die durch Georeferenzierung in Be-
ziehung zueinander gesetzt werden. GIS ermöglicht die Vereinfachung und übersichtlichere Datenanalyse an-
hand räumlicher Bezüge. Die Art der Datenvisualisierung und die Verknüpfung von Gegebenheiten stehen den
Nutzern eines GIS frei zur Wahl und Verfügung. Durch Software und Datenbanken hat der Nutzer die Mög-
lichkeit, die Darstellung der Daten selbst zu gestalten.

1.3 Allgemeine Gesamtreflexion zum Workshop


Die Anwendung von GIS ist ein wesentlicher Bestandteil des Geographiestudiums an der Universität Zürich.
Geographinnen und Geographen beschäftigen sich im Allgemeinen mit Datenerhebung, -analyse und -verwal-
tung. GIS fungiert als Schnittstelle zwischen diesen geographischen Disziplinen, da Raum und Lokalisierung
von Objekten und ihren Eigenschaften in fast allen geographischen Bereichen von großer Bedeutung sind.
Daher werden bereits in den ersten Studienjahren intensive Module zu GIS, Kartografie und Fernerkundung
angeboten. Die Module vermitteln dabei technisches Wissen und fordern Anwendung von GIS-Programmen
im Bezug zu Geomorphologischen oder Demographischen Phänomen. Der besuchte Blockkurs bietet eine
Einführung in die technische Anwendung von GIS und vertieft dann die Betrachtung von Wahrnehmungs- und
umweltpsychologischen sowie kulturellen Einflüssen bei der Datenerhebung. Der Kurs ermöglicht somit einen
Überblick über die Möglichkeiten jenseits der rein physikalischen Eigenschaften und verdeutlicht, wie Wahr-
nehmungen die Datenerhebung und -analyse beeinflussen können. Der Kurs regt zur (selbst-)kritischen Da-
tenanalysen, Datenquellen und Datennutzung an und zeigt, weshalb Reflektion, während dem Arbeitsprozess
im Umgang mit Daten wichtig ist. Denn die eigene Voreingenommenheit ("bias") kann beim Betrachten von
Daten zu verzerrten Wahrnehmungen und somit zu nicht vollständig aussagekräftiger Wiedergabe durch die
Kartierung der Daten führen.[3] Zudem liefert der Kurs bereichernde Perspektiven zur Entwicklung, Bearbei-
tung, Interpretation und Auswertung von raumbezogenen Fragestellungen.
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2. PROJEKT
2.1 Projektrelevanz und Thema
Um das gelernte Wissen konkret anzuwenden, möchte ich eine kleine Projektarbeit erarbeiten. Der Fokus liegt
darin, aus vorhandenen Daten Zusammenhänge zu erkennen und daraus eine Fragestellung abzuleiten. Die
Reflexion über das Projekt steht dabei im Vordergrund, nicht das Projekt an für sich.
Im Jahr 2015 veröffentlichten die Vereinten Nationen die Agenda für das Jahr 2030, welche nachhaltige Ent-
wicklung mit 17 Zielen beinhaltet. Das dritte Ziel bezieht sich auf die Sicherstellung eines gesunden Lebens
und das Wohlergehen aller Menschen in jedem Alter.[4] Um diese Ziele zu erreichen, ist es für Regierungen von
grösster Bedeutung, den aktuellen Stand der verschiedenen Entwicklungsbereichen zu kennen. Durch Ermitt-
lungen von Zusammenhängen zwischen Daten und der Kartierung georeferenzierter Informationen können
Regierungen den Zusammenhang zwischen verschiedenen Faktoren für nachhaltige Entwicklung verstehen
und gegebenenfalls gezielte Massnahmen ergreifen. Um solche Datenvergleiche durchzuführen, müssen ver-
schiedene Datensätze verglichen werden, um deren Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu prüfen.

2.2 Geodaten des Projektes


Recherchierte Daten; Quellen der Metadaten:
United Nations. (2021). Statistical Yearbook for Latin America and the Caribbean, (Dataset) 2020-2021 United Nations.

World Health Organization. (2023). Global Health Observatory: Current health expenditure (CHE) per capita in US$, (Dataset) World Health
Organization. https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/currenthealth-expenditure-(che)-per-capita-in-us$.

World Health Organization. (2023). Global Health Observatory: Out-of-pocket expenditure (OOP) per capita in US$,(Dataset) World Health
Organization. https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/out-ofpocket-expenditure-(oop)-per-capita-in-us.

2.3 Projekt
Die Relevanz der Datenauswertung und -recherche führt zu folgender Fragestellung: Besteht ein Zusammen-
hang zwischen der Lebenserwartung und den Ausgaben für medizinische Versorgung in Südamerika, sodass
höhere Ausgaben zu einer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung führen?
Die Kartierung dieser Datenanalyse zielt darauf ab, die Lebenserwartung und die Ausgaben für die Gesund-
heitsversorgung (Gesamtausgaben im Verhältnis zu privaten Ausgaben) in Südamerika zu visualisieren. Die
Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Variablen (Lebenserwartung, Gesamtausgaben und private
Ausgaben) zu vergleichen und gleichzeitig eine übersichtliche Darstellung zu gewährleisten. Eine geeignete
Methode für eine einfache Darstellung von Variablen ist die Verwendung einer Choroplethenkarte, da diese
die Unterschiede zwischen Gebieten durch relative Daten anschaulich darstellen kann. Um dies zu ermögli-
chen, müssen die geographischen Daten in Beziehung zueinander gesetzt werden können. Da die erhobenen
Daten innerhalb eines Landes homogen sind, bietet es sich an, die Länder als Polygone darzustellen und ihnen
die Lebenserwartung und Ausgaben als Attribute zuzuordnen. Dadurch können die Daten auf einer Karte mit-
hilfe von GIS-Software (z. B. ArcGIS, QGIS, oder andere) verglichen werden.
Für die Proportionalität der Punktsymbole müssen die Daten im Anschluss formatiert und vereinheitlicht wer-
den. Hierbei werden die relativen Daten in Kategorien unterteilt:
Proportionale Symbole: Aktuelle Gesundheitsausgaben (CHE) pro Kopf in USD werden für die Proportional-
symbole verwendet, da sie absolute Daten sind und sich für diese Darstellungsart eignen.
Anteil des proportionalen Symbols: Out-of-Pocket-Ausgaben (OOP) pro Kopf in USD werden genutzt, um
den Anteil am Proportionalsymbol darzustellen und die relativen Unterschiede zwischen den Ländern in Bezug
auf staatliche und privat finanzierte Gesundheitsversorgung zu vergleichen.
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2.4 Kartendesign
Im Kontext des Kartendesigns sind vielfältige Bedingungen und gestalterische Entscheidungen zu treffen, wo-
bei die Vereinfachung und der damit einhergehende Informationsverlust berücksichtigt werden müssen. Wenn
ein Phänomen auf einer Karte detailliert betrachtet werden soll, muss berücksichtigt werden, dass Vereinfa-
chungen oft mit einem Informationsverlust einhergehen. Da es sich bei der Karte aber um eine thematische
Karte handelt, ist ein gewisser Informationsverlust durch Abstraktion vereinbar. Die Karte soll ausschließlich
Südamerika als Kartenausschnitt darstellen, um das sichtbare Phänomen optimal zu präsentieren. Die relative
Einteilung der Variable "Lebenserwartung" könnte durch die Farbe Blau dargestellt werden, da Regionen mit
hoher bis sehr hoher Lebenserwartung als "Blue Zones" bezeichnet werden. Die Altersklassen sollten zwischen
77 und 82 Jahren eingeteilt werden (Siehe 4.).

3. Projektreflexion
3.1 Vorgehen im Projekt
Zu Beginn möchte ich mein Vorgehen für das kleine Projekt erklären. Im ersten Schritt habe ich Daten gesucht,
die in irgendeiner Art einen Zusammenhang miteinander haben könnten, um so eine wertvolle Datenanalyse
für das von mir gewählte Publikum (Siehe 2.1) und eine relevante Datenauswertung zu erreichen. Folglich
habe ich mir eine Fragestellung aufgeschrieben und im Anschluss das Projekt konzipiert. Wichtig zu erwähnen
ist, dass ich mit Absicht Kognitions-, Wahrnehmungs- und Umweltpsychologie vernachlässigt habe und das
Projekt daher ohne "groß nachzudenken" und in relativ kurzer Zeit skizziert habe.

3.2 Selbstreflexion
Die Fragestellung, ob höhere Ausgaben für Gesundheit mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen, ist
grundsätzlich spannend. Allerdings ist es naiv, diese Variablen isoliert zu untersuchen. Meine Datenanalyse
und Fragestellung sind insbesondere aufgrund mehrerer Faktoren nicht ausreichend aussagekräftig:
Ich bin davon ausgegangen, dass alle Länder in Südamerika über die gleichen Gesundheitssysteme, Infrastruk-
turen, Kulturen und Werte (Angesicht der Gesundheitsversorgung) verfügen. Unterschiede in der öffentlichen
Gesundheitsversorgung, Krankenversicherungen und Versicherungen können sich grundlegend auf die Ausga-
ben auswirken. Eine intensivere Recherche zu Gesundheitssystemen und Ausgaben wäre erforderlich. Ähnli-
che Rückkopplungen können durch die wirtschaftliche Stärke eines Landes entstehen, da es bei medizinischen
Produkten durch Steuern und mangelnde Verfügbarkeit zu Angebotsengpässen kommen kann. Ein weiteres
Problem meines Projekts besteht in den Unterschieden innerhalb eines Landes: Es ist schwer nachzuvollziehen,
wie die Umfragen für diese Daten durchgeführt wurden. Der Ort der Umfragen; In einer brasilianischen Groß-
stadt oder einem abgelegenen Dorf im Amazonas, spielt eine wichtige Rolle. Durch die Berechnung von
Durchschnittswerten kann eine hohe Varianz zwischen den tatsächlichen Werten berücksichtigt werden. Das
Modifiable Unit Problem (MAUP) ist ein solches Phänomen, dass die Unterschiede zwischen Stadt und Land
problematisiert.
Schließlich ist mir aufgefallen, dass ich die Gesundheit aus einer maskulinen, schweizerischen (eurozentri-
schen) Perspektive betrachtet habe. Kultur, Lebensstil und Unterschiede in verschiedenen gesellschaftlichen
Gruppen wurden nicht berücksichtigt und durch meine eigenen Prägungen verzerrt. Der Glaube an konventi-
onelle (westliche) Medizin, alternative oder natürliche Heilmittel hat einen großen Einfluss auf die Ausgaben
für Gesundheit. Der Begriff "konventionell" sollte genauer untersucht oder präzisiert werden, da er ebenfalls
eine eurozentrische Perspektive widerspiegelt und der Begriff "alternativ" abwertend oder nicht anerkennend
wirken kann. Dies ist eng mit dem Lebensstil der Menschen verbunden, der sowohl lebensverkürzende als
auch lebensverlängernde Auswirkungen haben kann. Diese Unterschiede können sogar innerhalb eines einzel-
nen Landes auftreten und insbesondere in großen Ländern zu differenzierten Auswirkungen führen. Zusam-
menfassend möchte ich sagen, dass mein Projekt zwar interessant hätte sein können, jedoch zu engstirnig for-
muliert wurde und viele entscheidende Faktoren nicht berücksichtigt wurden. Es hätten noch weitere Punkte
der Selbstkritik genannt werden können. Das Ziel dieses Projekts und der Reflexion war es jedoch, das
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Denkvermögen und die kritische Betrachtung der eigenen Perspektive zu fördern, um zukünftige Datenerhe-
bungen und Analysen aus diverseren Blickwinkeln zu betrachten.

4. Anhang

Abbildung 1: Entwurfsskizze zu der genannten Fragestellung. Zahlen und Daten sind nicht korrekt bezüglich
Datenset. Dies gilt legedlich zur Verdeutlichung des Beispiels eines Endproduktes. Auf Microsoft PowerPoint
entworfen. Grundkarte Kartenvorlage.

Bibliographie
[1]: (Haghwerdi-Poor, G., & Haghwerdi-Poor, G. (2010). Geographisches Informationssystem (GIS) als Informations-
medium. GIS-Konzept und Konturen eines IT-Master-Plans: Planungs-und Systementwicklung für die Informations-
technologie, 15-33.

[2]: (ESRI: o.D): ESRI Suisse. <https://www.esri.ch/de-ch/was-ist-gis/uebersicht>

[3]: GLASZE, G. (2009). Kritische Kartographie. Geographische Zeitschrift, 97(4), 181–191. <http://www.jstor.org/sta-
ble/23031916

[4]: SDG – United Nations: <https://sdgs.un.org/goals>


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