Sie sind auf Seite 1von 37

See discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.

net/publication/265392060

[The "Spanish flu" in the German Army 1918--the perspectives of physicians


and generals]

Article  in  Medizinhistorisches Journal · January 2013


Source: PubMed

CITATIONS READS

0 878

2 authors, including:

Jörg Vögele
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
63 PUBLICATIONS   134 CITATIONS   

SEE PROFILE

Some of the authors of this publication are also working on these related projects:

Urban Health View project

Epidemien und Wirtschaft – die historische Perspektive View project

All content following this page was uploaded by Jörg Vögele on 26 November 2014.

The user has requested enhancement of the downloaded file.


MEDIZIN
Medizinhistorisches Journal 48 (2013) 117-152
HISTORISCHES
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart JOURNAL

Frieder Bauer und Jörg Vögele

Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee


1918: Perspektive der Ärzte und Generäle

The „Spanish Flu“ in the German Army 1918 – the perspectives of physi-
cians and generals

Summary: Up to now, the impact of the 1918 influenza pandemic on the German Im-
perial Army has remained surprisingly understudied. This paper is concerned with the
two pandemic waves which afflicted the army during the last year of World War I and
the attempts of prevention and treatment done by military doctors. Furthermore, it will
be discussed how the disease was assessed by both military doctors and generals and to
what extent German troops were affected by the pandemic. Finally it will be discussed if
the pandemic changed the course of war.
Keywords: Influenza, pandemic, Spanish Flu, World War I, German Army, military me-
dicine.

Zusammenfassung: Die „Spanische Grippe“-Pandemie 1918 in der deutschen Armee des


letzten Kriegsjahres wurde bisher nur unzureichend untersucht. Der vorliegende Beitrag
behandelt den Verlauf der Grippewellen in der Armee und die Versuche der Präventi-
on und Therapie, die von den deutschen Militärärzten unternommen wurden. Weiterhin
wird die Einschätzung der Grippe durch Militärärzte und Generalität und deren Reaktion
auf den Ausbruch der Seuche dargestellt. Zudem wird gefragt, inwieweit die Einsatzfä-
higkeit der deutschen Truppen durch die Pandemie beeinträchtigt war, und ob dadurch
der Kriegsverlauf beeinflusst wurde.
Schlüsselwörter: Influenza, Pandemie, Spanische Grippe, Erster Weltkrieg, Deutsche Ar-
mee, Sanitätswesen.

Einleitung

Die Pandemie der so genannten Spanischen Grippe in den Jahren 1918/19 verlief
in drei Wellen, wobei vor allem die zweite Welle im Herbst 1918 je nach Schät-

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
118 Frieder Bauer und Jörg Vögele

zung weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Menschen das Leben kostete.1 Das
öffentliche Interesse an der Pandemie ist seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert
– nicht zuletzt aufgrund alarmierender medialer Meldungen über angeblich dro-
hende Grippepandemien – stark gestiegen. So wurden die Eigenschaften des so-
genannten Schweinegrippevirus H1N1 aufgrund der historischen Erfahrung von
1918/19 und archäologisch-molekularbiologischer Rekonstruktionen vermutet.2
Obwohl die Quellen zur Spanischen Grippe in Deutschland, wie auch in anderen
Ländern, eher spärlich sind, beschäftigt sich eine wachsende Anzahl von Arbeiten
mit der Grippe im Deutschen Reich. Diese thematisieren vor allem die öffentliche
Wahrnehmung der Pandemie, den daraus resultierenden epidemiologischen und
medizinischen Diskurs sowie das Verhalten der zuständigen Behörden.3
Eine zentrale Frage lautet, welche Auswirkungen die „Spanische Grippe“ auf
den Verlauf des Ersten Weltkriegs hatte.
Obwohl im Jahr 1918 rund acht Millionen Männer der deutschen Armee an-
gehörten, tangieren fast alle bisherigen Studien den Verlauf der Pandemie im
Heer lediglich und greifen kaum auf militärische Quellen zurück. Der Historiker
Eckard Michels veröffentlichte 2010 einen Artikel mit teilweise neuen Quel-
len zu dem Thema. Darin postuliert er, die „Spanische Grippe“ habe ebenso
wie das ungeschickte Reagieren der Führungsstäbe auf die Seuche indirekt die
Kriegsmüdigkeit und die Desintegration der Armee gefördert und den inneren
Auflösungsprozess der deutschen Streitkräfte beschleunigt.4 Der zur Seuchenge-
schichte wohl derzeit meistgelesene Autor Manfred Vasold bezeichnet in seinen
Arbeiten die Grippepandemie gar als den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen
brachte und in der strapazierten, demoralisierten deutschen Bevölkerung die Re-
volution auslöste, welche den Krieg schließlich beendete.5 Der Medizinhisto-
riker Wilfried Witte äußert sich nur knapp zur Grippe im Militär. Sein Fokus
liegt auf der geringen Beachtung, die der Grippe in der Armee im Vergleich zu
anderen Infektionskrankheiten entgegengebracht wurde.6

1 Jordan (1928) (zitiert nach Patterson/Pyle (1991), S. 19) gibt die Zahl der weltweiten Opfer
mit 20 Millionen an. Patterson/Pyle selbst schätzen in ihrem Artikel die Zahl auf 30 Millionen
(dto., S. 19). Johnson/Müller (2002), S. 115, errechnen gar 50–100 Millionen Opfer.
2 Taubenberger et al. (2007), Zimmer/Burke (2009). Zur medizinhistorischen Literaturlage
Philips (2004).
3 Siehe dazu für Bayern: Vasold (1995) und Vasold (2003). Für Köln: Hieronimus (2005).
Für Recklinghausen und Dortmund: Kordes (2006/2007). Für das Emsland: Simon (2006).
Für Kassel: Thimm (2000). Sachsen: Olm (2001). Baden: Witte (2006), Witte (2008).
Zeitgenössische Berichte eher statistischer Natur sind u.a. Peiper (1920) und im selben
Sammelband Koenig (1920) und Lemke (1920).
4 Michels (2010).
5 Vasold (2008), Vasold (2009).
6 Witte (2006), S. 64–85 und 113–120.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 119

Spärlich sind auch die verfügbaren Forschungsarbeiten über den Verlauf der
Grippe bei den britischen und französischen Truppen. Der britische Medizinhi-
storiker Mark Honigsbaum beschreibt zwar den Verlauf der Pandemie in Groß-
britannien – nach Informationen über die Pandemie beim Militär sucht man bei
ihm aber vergebens.7 Insgesamt ausführlicher, aber bezüglich des Militärs nur
wenig informativ, ist sein Kollege Niall Johnson, der in seiner historisch-geogra-
phischen Monographie der Grippe zwar einen großen Einfluß auf den Gesund-
heitszustand der britischen Armee zubilligt, eine Auswirkung der Pandemie auf
den Verlauf des Weltkrieges aber verneint, da sie alle Beteiligten gleichermaßen
betraf.8 Auch über die Grippe bei der französischen Armee existiert nur wenig
Sekundärliteratur – die Frage nach der Beeinflussung des Kriegsverlaufes bleibt
darin offen.9 Die vorhandenen Arbeiten über die U.S.-Army sind umfangreicher:
Die US-amerikanischen Autoren Carol Byerly und Alfred Crosby meinen, dass
die zweite Welle der Spanischen Grippe die US-amerikanischen Truppen wäh-
rend ihrer Meuse-Argonnen-Offensive im Oktober 1918 ernsthaft in Bedrängnis
brachte.10 Insgesamt messen sie der Pandemie einen größeren Einfluß auf den
Kriegsverlauf zu, als zumindest für die deutsche Seite nachvollzogen werden
kann.
Die vorliegende Arbeit möchte den Ablauf der Sommer- und Herbstepidemie
1918 in der deutschen Armee bis zum Waffenstillstand am 11. November anhand
militärhistorischer Quellen einer genauen Analyse unterziehen.11 Sie behandelt
den Verlauf der Grippewellen und die Versuche der Prävention und Therapie, die
von den deutschen Militärärzten unternommen wurden. Weiterhin wird die Ein-
schätzung der Grippe durch Militärärzte und Generalität und deren Reaktion auf
den Ausbruch der Seuche dargestellt. Die Perspektive der Mannschaften kann in
dieser Arbeit aufgrund des Umfanges der Thematik nur am Rande berücksichtigt
werden. Zudem wird untersucht, inwieweit die Einsatzfähigkeit der deutschen
Truppen durch die Pandemie beeinträchtigt war, und ob der Kriegsverlauf da-
durch beeinflusst wurde. Wegen der Auflösung der Armee nach dem Kriegsende
wird die dritte Grippewelle, die in Deutschland erst im Frühjahr 1920 auftrat,
hier nicht weiter thematisiert.

 7 Honigsbaum (2009).
 8 Johnson (2006), S. 186–192.
 9 Zylberman (2003). Darmon (2000).
10 Byerly (2005). Crosby (1989).
11 Den Gutachtern des Med.-hist. J. danken wir für umfangreiche Hinweise und Kommentare
auch zur Struktur des Beitrags, Informationen zu weiteren Teilbereichen werden der
medizinhistorischen Dissertation von Frieder Bauer entnommen werden können.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
120 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Quellenlage

Bei dem benutzten Archivmaterial handelt es sich größtenteils um Aufzeich-


nungen von Truppenärzten und Beamten aus den höheren Kommandoebenen der
Militärbürokratie in Form von gebundenen Akten und umfangreichen Loseblatt-
sammlungen. Leider wurde der größte Teil der militärischen Archivalien Preu-
ßens von 1914–1918 im Zweiten Weltkrieg vernichtet, weshalb fast ausschließ-
lich auf die Überlieferungen aus den Einzelstaaten Bayern, Württemberg und
Sachsen sowie dem badischen XIV. Armeekorps, die eine separate Dokumenta-
tion führten, zurückgegriffen werden muss. Obwohl das Material eingeschränkt
verfügbar ist, besitzt es aufgrund der hierarchischen Organisationsstruktur der
Armee eine hohe Aussagekraft.
Die in diesem Artikel herangezogenen gedruckten Primärquellen lassen sich
grob in drei Kategorien unterteilen: Die umfangreichste, aber am wenigsten
ergiebige besteht aus Erinnerungsliteratur und edierter Feldpost von Militärs
verschiedener Ränge und Funktionen.12 Dazu gehören auch die Memoiren des
Generals Ludendorff (1865–1937), die die Pandemie mehrfach erwähnen und
ihr auch zum Teil das Versagen seiner Truppen im Kampf gegen die Alliierten
anlasten.13 Die zweite Kategorie umfasst offizielle Reporte über den Krieg, in de-
nen die Grippe erwähnt wird, wo sie allerdings ebenfalls nur wenig Platz in der
Berichterstattung einnimmt.14 Lediglich in der dritten Quellenkategorie wird die
Pandemie explizit thematisiert. Da es sich dabei jedoch um rein wissenschaft-
liche Veröffentlichungen (in Form von Artikeln in medizinischen Zeitschriften
oder Büchern) handelt, ist die Perspektive der Autoren auf medizinische und
epidemiologische Aspekte beschränkt. Andere, insbesondere auch militärspezi-
fische Gesichtspunkte werden dort nicht berücksichtigt.15

Erste Grippewelle

Der Beginn der Pandemie

Sowohl der Ursprungsort des Virus der Spanischen Grippe als auch seine globale
Ausbreitung sind bis heute noch unklar. Der Ausgangspunkt der Pandemie wird

12 Siehe Fußnoten 119 und 120.


13 Ludendorff (1919).
14 Heeres-Sanitätsinspektion (1934). Bundesarchiv (1956).
15 Siehe u.a. Berliner Klinische Wochenschrift, Deutsche Medizinische Wochenschrift,
Münchener Medizinische Wochenschrift, Wiener Klinische Wochenschrift, Ausgaben ab Juli
1918, Fußnote 107.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 121

in den USA vermutet, wo sich im Frühjahr 1918 in den Trainingscamps der U.S.-
Army die Grippeinfektionen häuften. Von dort aus soll sich der Erreger durch die
US-amerikanischen Soldaten nach Europa und schließlich in der ganzen Welt
ausgebreitet haben.16 Im Juni und Juli 1918 brach die Spanische Grippe an vielen
verschiedenen Orten der Nordhalbkugel aus,17 während die Südhalbkugel noch
relativ verschont blieb.18 Im August gingen die Krankheitsfälle zurück, doch er-
folgte im Oktober und November in den meisten Gegenden der Erde der Aus-
bruch der zweiten Welle, die zahlreiche Todesopfer forderte. In den Jahren 1919
und 1920 schloss sich in vielen Ländern noch eine dritte Welle an.19
Sowohl die Armeen der Entente als auch die deutsche Armee waren seit
Anfang April 1918 von Grippefällen betroffen. Im Vergleich mit den Vorjah-
ren 1915–1917 zeigt sich laut den Statistiken und Berichten der deutschen Mi-
litärärzte ein für diese Jahreszeit ungewöhnlicher Anstieg von Grippefällen, der
als die Manifestation der ersten Welle der Spanischen Grippe zu sehen ist.20 So
traten zum Beispiel schon Anfang April die ersten Grippefälle bei der deutschen
Armee-Abteilung A an der Westfront auf.21 Manche Garnisonen des „Besat-
zungsheers“ – also der Einheiten innerhalb des Deutschen Reiches – in Bayern
und Württemberg dokumentierten im April und Mai erste isolierte Grippeaus-
brüche, die Zivilbevölkerung blieb den Berichten zufolge davon unberührt. In

16 Diese These vertreten vor allem die in Fußnote 10 genannten US-amerikanischen Autoren.
17 Der US-amerikanische Epidemiologe W. T. Vaughan versuchte 1921 nach der Pandemie eine
Nachzeichnung ihrer globalen Ausbreitung – allerdings scheint hier die Angabe über den
Zeitpunkt des ersten Ausbruchs in einem bestimmten Land eher von der Verfügbarkeit an
(schriftlicher) Information bestimmt als von den tatsächlichen Ereignissen, Vaughan (1921),
S. 66–69. Unter diesem Problem leiden auch alle nachfolgenden Arbeiten mit demselben
Ziel.
18 So schreibt Müller (1996), S. 328, die erste Welle in Mittel- und Südamerika sei „nicht so
virulent“ gewesen, und: „In Afrika wurden nicht alle Regionen von der ersten Krankheitswelle
erreicht. Es kam noch nicht zu einer pandemischen Ausbreitung, oder exakter gesagt, es
gibt keine deutliche Beschreibungen, die auf eine neue Infektionskrankheit verweisen.“
Nordafrika dagegen (Marokko, Ägypten) sei mehr betroffen gewesen als das subsaharische
Afrika. Philips (1990), S. 127, schreibt, dass die ersten Grippefälle in Südafrika erst im
September auftraten. Rice (2005), S. 54, schreibt über Neuseeland und Australien: „…
and though there is some evidence for influenza in New Zealand in July 1918, it was not
widespread until September, as in Australia.“
19 Die Verläufe der Pandemie in den verschiedenen Ländern der Erde waren durchaus
unterschiedlich. In Australien beispielsweise fanden nur zwei Wellen statt. Die oft
angegebene dritte Welle 1919 entstammt dem angelsächsichen Schrifttum – sie trifft aber auf
einige Länder gar nicht zu, u.a. auf Deutschland.
20 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 122.
21 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA F2/26: „Bericht über den Sanitätsdienst für die Zeit
vom 1.5. bis 31.7.18“.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
122 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Bayern waren Militärstützpunkte in Aschaffenburg, Würzburg, Lechfeld und


Kissingen betroffen, in Württemberg ein Pionier-Ersatzbatallion in Ulm.22
Zum Gipfel der ersten Welle kam es bei der französischen Armee und der
AEF (American Expeditionary Force) im Mai/Juni, bei der BEF (British Ex-
peditionary Force) und der deutschen Armee jedoch erst im Juni/Juli.23 Viele
Autoren nehmen daher die Ausbreitung der Grippe von Westen nach Osten als
wahrscheinlich an.24 Einige Autoren vermuten zudem, dass die Krankheit durch
Kriegsgefangene aus den alliierten Armeen übertragen wurde, die die Deutschen
während ihrer Frühjahrsoffensive in Gewahrsam genommen hatten.25 Allerdings
zeigen solche Versuche, eine Infektionskette bei Influenza zu rekonstruieren,
im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Masern, eher
fragwürdige Resultate.26 So gesehen ist es also keineswegs sicher, dass die „Spa-
nische Grippe“ Deutschland tatsächlich über die Westfront erreichte.

Verlauf der ersten Grippewelle

Der weitaus größte Teil der Erkrankungen verlief gutartig, denn die Fälle der
ersten Welle ähnelten meist einer herkömmlichen, saisonalen Grippe. Kom-
plizierte Verläufe (mit Zyanose u.a.), wie sie sich im Herbst häuften, traten zu
Beginn der Pandemie nur selten auf. Charakteristisch für eine Grippepandemie
war jedoch das plötzliche Auftreten von Massenerkrankungen zu einer für saiso-
nale Epidemien eigentlich untypischen Jahreszeit (dem Frühling und Sommer).
Die gesamte Grippemorbidität in der Armee zu schätzen, ist wegen des vielge-
staltigen Verlaufs der Erkrankung und der Nichtregistrierung insbesondere der
leichten Fälle nur annäherungsweise möglich. Die erst 1934 im „Kriegssanitäts-
bericht“ veröffentlichte statistische Auswertung der gesammelten Krankenrap-
porte des Sanitätsdienstes im Ersten Weltkrieg stellt wohl nur eine Mindestzahl
dar – tatsächlich dürfte die Grippeinzidenz noch wesentlich höher gewesen sein.
Trotzdem gibt dieser Kriegssanitätsbericht eine Vorstellung von der Dimensi-
on der Pandemie in der Armee. Danach erkrankten im Juni und Juli 1918 in der
gesamten deutschen Armee circa 700.000 (10,6 %) Soldaten an Grippe, davon an

22 Hauptstaatsarchiv Stuttgart: M 1/8, Bd. 156.


23 Für die AEF: Vaughan (1921), S. 88. Für die Französische Armee: Delater (1923), S. 411.
Für die BEF: Cummins (1919), S. 9–10. Für die deutsche Armee: Heeres-Sanitätsinspektion
(1934), S. 28*–29* und 98*–99*. Diese Fälle der ersten Welle unterschieden sich in ihrer
großen Mehrheit nicht von einer „gewöhnlichen Grippe“.
24 U.a. Byerly (2005), Crosby (1989), Müller (1996), Patterson/Pyle (1991).
25 Michels (2010), S. 6. Kordes (2006/2007), S. 131–132.
26 Vgl. Hope-Simpson (1992).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 123

der Westfront 510.000 (14 % der dortigen Truppen), im Besatzungsheer 163.000


(7,4 %) und an der Ostfront nur 25.000 (4,2 %).27 Offensichtlich trat die Seuche
also hauptsächlich an der Westfront auf – anteilsmäßig erkrankten nur halb so
viele Soldaten im Besatzungsheer und weniger als ein Drittel an der Ostfront.
Letzteres mag darin begründet liegen, dass an der Westfront wesentlich mehr
Soldaten auf geringerem Raum zusammenlebten als in Deutschland oder an der
dünn besetzten Ostfront. Dieser Zusammenhang wurde schon damals festge-
stellt: Die Anzahl der Grippeerkrankungen in einer Einheit hing direkt von der
Art der Unterbringung der Soldaten ab: Während die eng untergebrachten Mann-
schaften zu großen Prozentsätzen erkrankten, blieb die lockerer einquartierte Ba-
gage relativ verschont; am geringsten aber war der Anteil der in Einzelquartieren
liegenden Offiziere.28
Insgesamt soll die Letalität der ersten Welle mit nur 0,5 % der Erkrankten
gering geblieben sein.29 Den Lazarettrapporten zufolge starben von August 1917
bis einschließlich Juli 1918 im Feldheer nur 236 von 157.517 Grippekranken
(0,15 %) und im Besatzungsheer 557 von 67.141 (0,83 %).30

Präventive Maßnahmen

Bis ins 19. Jahrhundert hinein verursachten Infektionskrankheiten innerhalb der


Armee im Krieg mehr Todesfälle als die Waffeneinwirkung selbst. Dank ge-
zielter Maßnahmen der Hygiene und Prävention konnten im Ersten Weltkrieg
kriegstypische Infektionskrankheiten wie Fleckfieber, Typhus und Pocken wirk-
sam eingedämmt werden.31 An diesen bewährten Regeln der Seuchenprophylaxe
orientierten sich auch die Gegenmaßnahmen der deutschen Militärärzte, als die
erste Influenzaepidemie im Sommer 1918 bei den Truppen ausbrach: Die Maß-
nahmen bestanden aus Meldepflicht bei gehäuften Erkrankungen, der Isolierung
der Kranken, der Desinfektion der Krankenzimmer, der Wäsche und des Ge-
schirrs der Erkrankten, dem Aufstellen von Spucknäpfen und Handwaschbecken
mit Desinfektionslösungen, Schonung und Verhaltensmaßregeln für die Truppen

27 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 28*–29* und 98*–99*. Der Kriegssanitätsbericht


enthält die statistische Auswertung der Truppenkrankenrapporte für die Zeit bis Juli 1918,
für die darauf folgende Zeit leider nicht mehr.
28 Levinthal (1921), S. 94. Außerdem Hesse (1918), S. 814–815: „In besonders starkem
Grade werden Leute befallen, die durch Wohnungsverhältnisse oder Beruf in größeren
Massen miteinander in nähere Berührung kommen, wie Militär, Fabrikarbeiter, Personal der
Geschäftshäuser, Eisenbahn, etc…“
29 Münter (1921), S. 322.
30 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 126*–127*.
31 Kolmsee (1997), S. 204.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
124 Frieder Bauer und Jörg Vögele

(Spuckverbot, Mundpflege, keine gemeinsame Nutzung von Hand- und Taschen-


tüchern, gutes Lüften der Quartiere). Besonders gefährdete Truppenteile wie das
Sanitätspersonal wendeten prophylaktisches Gurgeln mit desinfizierenden Lö-
sungen an und nahmen Chinin ein, von dem man sich ebenfalls eine prophy-
laktische Wirkung versprach. Es gibt in den gesichteten Akten keine Hinweise
darauf, dass ein Tragen von Gesichtsmasken, wie sie in der US-amerikanischen
Armee Verwendung fanden, angeordnet wurde oder in nennenswertem Umfang
präventive Impfungen vorgenommen wurden.32
Im Gegensatz zu ihrer Anwendung bei anderen bekannten Infektionskrank-
heiten zeigten die ergriffenen Maßnahmen aber keinen signifikanten Erfolg und
waren angesichts des explosionsartigen Auftretens der Epidemie auch oft kaum
realisierbar.33 Anfangs wurden die Grippekranken in abgesonderten Räumen und
Lazarettabteilungen, später auch in speziellen Lazaretten untergebracht. Ange-
sichts der Massen von Erkrankten wurde dies aber immer schwerer durchführ-
bar: In den Berichten über die Epidemie34 finden sich oft Bemerkungen wie:
„[Die Isolierung der Kranken war] wegen plötzlichem gehäuften Auftretens auf
fast allen Säälen unmöglich“, oder: „bei der plötzlichen allgemeinen Verbreitung
[der Grippe] kommen eigentliche Absperrungsmaßnahmen nicht in Betracht“.35
Der nach dem Krieg verfasste Abschlussbericht des Reichswehrministeriums
über die Grippepandemie im Heer erwähnt ebenfalls, dass „eine Absonderung
der Kranken […] bei dem massenhaften Auftreten undurchführbar“ erschien.36

Behandlung und Therapieversuche

Die Behandlung der Massen an Erkrankten stellte vielerorts ein logistisches Pro-
blem dar. So wies der Armeearzt der Armeeabteilung B am 20.06.1918 darauf
hin, dass es nicht möglich sein werde, alle Kranken den Lazaretten zuzuführen.
Sie sollten deswegen bei der Truppe behandelt werden – in separaten Ortskran-
kenstuben und Unterständen, in die keine anderweitig Erkrankte gelegt werden
dürften. Nur ernstere Fälle gehörten ins Lazarett.37 Und laut einer Nachricht des

32 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
33 Ob durch die präventiven Maßnahmen ein paar Fälle mehr oder weniger verhindert wurden,
lässt sich nicht nachweisen. Aber die extrem hohe Inzidenz der Grippeerkankungen spricht
für sich. Als Еrfolg ließe sich nur eine effektive Eindämmung der Seuche bezeichnen – wie
im Falle anderer epidemischer Infektionskrankheiten in der Armee geschehen (s.o.).
34 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
35 Hauptstaatsarchiv Stuttgart: M 1/8 B 156, 157.
36 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin Dahlem: I. HA Rep. 76 VIII B 3834.
37 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA 456 F3/386.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 125

Generalintendanten des Feldheeres an die Armeeärzte vom 04.07.1918 halte es


der Feldsanitätschef für zweckmäßig, die leichteren Fälle von Grippeerkran-
kungen in Ortskrankenstuben zu behandeln, um eine Überlastung der Lazarette
zu vermeiden.38
Gemäß Kriegssanitätsbericht wurden während der ersten Grippewelle von
den Erkrankten des Feldheeres nur etwa 15 % in Lazaretten behandelt, den
großen Rest versorgten die Truppenärzte in den Truppenkrankenstuben, die er-
weitert und durch Grippekrankenstuben ergänzt wurden.39
Unter den massenhaft anströmenden Grippekranken litt zum Teil die Versor-
gung der Verwundeten und anderer Erkrankter. So beklagte sich der Korpsarzt
des XVIII. Armeekorps bei seinem Kollegen im II. bayerischen Armeekorps am
4. Juli 1918, dass „die Zahl der in den Lazaretten des XVIII. A.[rmee] K.[orps]
aufgenommenen Kranken der [dem II. b. A.K. unterstellten] 5. bayer.[ischen]
Inf.[anterie] Div.[ision] […] in letzter Zeit trotz meiner gegenteiligen schrift-
lichen und telephonischen Bitten wieder ganz erheblich zugenommen“ habe.40
Da hierunter die Versorgung der Angehörigen des XVIII. A.K. leide und die ei-
genen Verwundeten und Kranken teilweise nach „rückwärts“ abbefördert werden
mussten, habe er die Lazarette angewiesen, von jetzt an keine Angehörigen des
benachbarten bayerischen Korps mehr aufzunehmen. Der Arzt der betroffenen 5.
bayerischen Infanterie-Division rechtfertigte sich damit, dass „infolge der über-
aus hohen täglichen Zugänge an Grippe bei schon überetatsmäßiger Belegung
unserer zuständigen bayer.[ischen] Feldlazarette 21 und 25 eine vorübergehende
Umverteilung der zuströmenden Patienten […] auf nicht genutzte Lazarett-For-
mationen vorgenommen werden“ musste.41
Friedrich Zöllner, damals Oberstabsarzt, beschreibt die Tätigkeit einer
Kranken­transportabteilung an der Westfront: Die „furchtbare Wanderung [der
Grippe] durch Front und Etappe“ im Sommer 1918 vermehrte die Verluste und
drohte „alles lahmzulegen“. „Fabrikgebäude mußten über Nacht eingerichtet
und Pferdezelte aufgebaut werden, um die Hunderte und Aberhunderte aufzu-
nehmen, die von der Seuche erfaßt zurückströmten. Es war eine Zeit ernster
Sorgen.“42
Dementsprechend eingeschränkt war auch die Behandlung vieler grippekr-
anker Soldaten angesichts ernsthafterer Krankheiten oder Kriegsverletzungen.
Dominik Richert, ein deutscher Soldat aus dem Elsass, schreibt im Juli 1918:

38 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA 456 F7/344.


39 Heeres-Sanitätsinspektion (1934) S. 123.
40 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: II. b. A. K., Bd. 207.
41 Ebd.
42 Deutsche Medizinische Wochenschrift (1935), S. 164.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
126 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Immer mehr Soldaten erkrankten und schlurften wie halbtot herum. Obwohl sie sich krank
meldeten, kam kaum einer ins Lazarett, denn es hieß, es gebe keine Leichtkranken und Leicht-
verwundeten mehr, nur noch Schwerverwundete und Tote. Da die unterernährten, von den
Strapazen entkräfteten Körper der Krankheit keinen Widerstand entgegensetzen konnten, war
in wenigen Tagen die Hälfte der Mannschaft erkrankt. Von einer Pflege war keine Rede. Wir
mußten mit dem elenden Feldküchenfraß vorliebnehmen.43

Die Therapieversuche der deutschen Militärärzte während der ersten Grippe-


welle waren hauptsächlich symptomatisch orientiert. Dazu gehörten laut Ak-
tenüberlieferung allgemeine Maßnahmen wie Bettruhe, körperliche Schonung,
verschiedene Wickel, Umschläge, Inhalationen, Bäder, heiße und alkoholische
Getränke. Als Medikamente eingesetzt wurden Antipyretika und entzündungs-
hemmende Analgetika wie (Acetyl-)Salicylsäure, Antipyrin, Pyramidon, Phe-
nazetin zur Fiebersenkung und Schmerzstillung, Antitussiva (Codein, Morphi-
um) gegen den Hustenreiz, Expektorantien zum Abhusten zähen Schleims (u.a.
der heute nur noch als Brechmittel benutzte Ipecacuanha-Sirup). Das Dover-
sche Pulver, eine Mischung aus Opium, Ipecacuanha-Wurzel und Kaliumsulfat,
diente ebenfalls als Expektorans und Antitussivum. Laxanzien (Abführmittel)
wurden bei Magen-Darm-Beschwerden gegeben.44 Eine Sonderrolle nimmt das
Chinin ein, dem sowohl symptomatische und ursächlich therapeutische als auch
prophylaktische Eigenschaften zugesprochen wurden.45 Entwickelte sich eine
Pneumonie, wurde der Patient ins Lazarett eingewiesen. Die traditionelle Thera-
pie für Lungenentzündungen bestand aus verschiedenen Umschlägen, Waschun-
gen und Bädern.46 Eine innere Desinfektion – heute als antibiotische Wirkung
bezeichnet – wurde dem Chininderivat Optochin zugeschrieben, das 1917 wegen
gravierender Nebenwirkungen (Sehnervenschädigung) in der Armee allerdings
verboten worden war.47 Effektive Antibiotika, heute ein Grundstein bei der Be-
handlung von Pneumonien, sollten erst viel später Einzug in die Medizin halten.
Indikatoren für eine schlechte Prognose bei einer Lungenentzündung waren (und
sind) eine Zyanose infolge eines pulmonal bedingten Sauerstoffmangels oder
eines Kreislaufversagens bei septischem Verlauf. Gegen Herz-/Kreislaufschwä-

43 Richert (1989), S. 358.


44 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven. Zu
dem Doverschen Pulver siehe Waldenburg/Carl (1873), S. 540.
45 Hildreth (1991), S. 290, schreibt über das Chinin zu dieser Zeit (in Frankreich): „The
traditional anti-fever mainstay, quinine was still the favourite and most widely used remedy
and was also thought of as a effective preventive. It was said sometimes to disinfect, other
times to strengthen. One physician simply said it was used because it had always worked
against fevers.“
46 Müller (1909).
47 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 149–150.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 127

che gab man intravenös Koffein, Kampfer oder Digitalis.48 War die Ursache des
Sauerstoffmangels jedoch pulmonal bedingt (zum Beispiel durch ein Lungenö-
dem), fehlten jegliche effektive Gegenmittel: Damals existierte noch keinerlei
Form der Beatmungstherapie, die heute bei hypoxischen Zuständen der Standard
ist. Eine reine Sauerstoffgabe wurde zwar bereits versucht, habe laut Münter bei
Dyspnoe und Zyanose aber oft keinen Erfolg gezeigt.49

Auswirkungen der ersten Welle

Der massenhafte Anfall von grippekranken Soldaten, vor allem an der Westfront,
konzentrierte sich auf die Zeit von Mitte Juni bis Mitte Juli, fiel also in die letzte
Phase der deutschen Großoffensive im Frühjahr und Sommer 1918. Bei den Ar-
meen der Westfront reichte der Anteil der Erkrankten nach offizieller Statistik im
Juni von 1 bis 5 % und im Juli von 5 bis15 %.50 Aufgrund der äußeren Umstände
ist allerdings eine große Dunkelziffer bei den registrierten Fällen anzunehmen,
so dass die wirklichen Zahlen wahrscheinlich noch wesentlich höher lagen.51
Als anschauliches Beispiel hier die Berichte einiger Batallionsärzte eines Re-
giments der 26. Reservedivision von Anfang Juli, das laut Aussage seines Kom-
mandanten durch die Grippe „hart an die Grenze der Verwendungsfähigkeit“
gebracht wurde. Einer der Ärzte klagte darüber, dass bei einem Stellungswechsel
an die Front mit 50 % Ausfall in seinem Bataillon zu rechnen sei. Die Mann-
schaften müssten mit Lastwagen zur Stellung gefahren werden, da sie dem lan-
gen Anmarschweg mit schwerem Gepäck nicht gewachsen seien. Ein weiterer
Arzt meldete, dass eine beträchtliche Anzahl von Krankmeldungen zu erwarten
sei. Eine größere Anzahl von Leuten, die sich bisher nicht krank gemeldet hät-
ten, obwohl sie sich elend fühlten und weiter den Dienst verrichteten, würde den
Anmarsch in die Stellung ebenfalls nicht verkraften. Die Kampfkraft der Truppe
sei durch die Grippe beträchtlich herabgesetzt.52
Dem Kriegssanitätsbericht zufolge war der Einfluss der Grippe „auf die Kampf-
kraft“ der deutschen Armee „bedeutend“.53 Alle Vermutungen eines Vorteils bzw.
Nachteils durch die Grippeepidemie für eine der beiden militärischen Seiten wer-
den von den meisten Autoren jedoch verneint, da beide Seiten gleichermaßen be-

48 Romberg (1909), S. 53–54. Im selben Werk auch Müller (1909), S. 237–238.


49 Münter (1921), S. 333.
50 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 28*–29* und 6*–7*.
51 Münter (1921), S. 322, zufolge wurden 50 % der an Grippe Erkrankten in den
Truppenkrankenrapporten gar nicht erst erfasst.
52 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA 456, F7/344.
53 Heeres-Sanitätsinspektion (1934), S. 92.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
128 Frieder Bauer und Jörg Vögele

troffen gewesen seien. Allerdings gilt es festzuhalten, dass die alliierten Armeen,
wie erwähnt zum Teil schon früher von der ersten Grippewelle betroffen gewesen
waren, während die Grippeausbrüche bei den deutschen Truppen erst im Juli ihren
Höhepunkt erreichten. Zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit bei den Franzo-
sen und US-Amerikanern bereits im Abklingen: Michels gibt an, der Gipfel der
Erkrankungen bei den deutschen Truppen sei „etwa drei Wochen später als bei
den Entente-Truppen“ erreicht worden. Zylberman schreibt über die französische
Armee: „Influenza reached the front in April. After morbidity rates as high as 75 %
among troops in May-June (during the German offensive), a remission followed in
July and August.“54 Während ihrer Offensive profitierte also zunächst die deutsche
Seite bis etwa Mitte Juni von der Schwächung der Gegenseite durch die Grippe,
danach kehrte sich die Lage um.
Anhand einiger ausgewählter Quellen soll hier dieser Verlauf an der Westfront
kurz skizziert werden: In seinen Memoiren schreibt General Ludendorff über die
Zeit Ende April 1918, dass bei den deutschen Truppen die ersten Grippefälle
auftraten, die „militärärztlicherseits als leicht angesprochen“ wurden.55 Laut offi-
ziellen Quellen verstärkte sich der Ausfall an Truppen aber erst Anfang Juni.56 So
profitierten die Deutschen bei der Blücher-Offensive vom 27.05. bis 04.06. noch
von einer durch die Grippe verminderten Gefechtsstärke der 6. französischen
Armee, die sich durch die „außerordentlich breiten Divisionsabschnitte der
Ailette-Front besonders fühlbar machte.“57 Bei der Operation Gneisenau vom
09.06.– 11.06. hatten dann schon die „bisher nur beim Gegner aufgetretenen
Massenerkrankungen an Grippe auch auf die deutschen Truppen“ übergegriffen.
Die Vorbereitungen zum Angriff mussten bei „strengstem Haushalten mit den
eng begrenzten Mitteln“ durchgeführt werden.58
Mitte Juni drängte für die deutschen Generäle die Zeit. Die US-amerikanischen
Streitkräfte wurden personell immer stärker, während die eigenen Truppen in den
letzten beiden Schlachten (Blücher- und Gneisenauoffensive vom 27.05.–04.06.
bzw. 09.06.–11.06.)59 große Verluste hatten hinnehmen müssen. Dazu kam eine
steigende Zahl von Grippe-Erkrankungen an der gesamten Westfront.60

54 Michels (2010), S. 6–7. Zylberman (2003), S. 192.


55 Ludendorff (1919), S. 496.
56 Bundesarchiv (1956), S. 517. Das genannte Werk ist der 14. Band einer zwischen 1925 und den
letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs zunächst vom Reichsarchiv, dann von Dienststellen des
Reichskriegsministeriums verfassten Auswertung aller verfügbarer militärischer Archivalien
aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Herausgeber war schließlich das Bundesarchiv. Es ist
somit die detaillierteste verfügbare Darstellung der Ereignisse an der Westfront.
57 Ebd., S. 337.
58 Ebd., S. 382.
59 Die Nomenklatur der Offensiven wurde Stevenson (2006) entnommen. Siehe auch:
Hirschfeld et al. (2009).
60 Bundesarchiv (1956), S. 420.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 129

Während der Planung für die Reims/Marneschutz-Offensive befragte das


Kommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz am 30. Juni die drei Armeen,
die den Angriff durchführen sollten, ob auf Grund der Grippeepidemie eine Auf-
schiebung zu empfehlen sei. Bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz litten
zu dieser Zeit fast alle Divisionen mehr oder weniger an Grippe, „zahlreiche
Änderungen in ihrer Verwendung“ seien nötig gewesen, da ihre Kampfkraft we-
sentlich herabgesetzt war. Dennoch hielt nur die 7. Armee eine Verschiebung
eventuell für notwendig. Schließlich wurde der Angriffstermin auf den 15. Juli
verschoben. Als Grund hierfür werden allein logistische Probleme angeführt. Es
ist aber gut möglich, dass gerade diese logistischen Probleme grippebedingt wa-
ren.61 So schreibt General Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869–1955) am
11. Juli: in seinem Tagebuch
Bei der 6. Armee hat die Grippe wieder zugenommen. 15.000 Mann sind zur Zeit in ärztlicher
Behandlung […]. Auch bei den anderen Armeen ist die Zahl der Erkrankungen eine sehr hohe.
Sollte nicht bald eine Besserung eintreten, könnte dies einen Aufschub von „Hagen“ bedingen,
was in jeder Hinsicht sehr mißlich wäre, denn je rascher „Hagen“ auf „Reims“ und „Marne-
schutz“ folgen kann, desto größer sind die Aussichten auf Erfolg.62

Auch bei der Entente blieb diese Tatsache nicht unbemerkt. Als die Grippewelle
im deutschen Heer ihren Höhepunkt erreicht, notierte Harvey Cushing, ein US-
amerikanischer Offizier:
The expected third phase of the great German offensive gets put off from day to day. […]
When the offensive will come off no one knows. It probably won’t be long postponed. I gather
that the epidemic of grippe which hit us rather hard in Flanders also hit the Boche worse, and
this may have caused the delay.63

Ab 18. Juli erfolgte die alliierte Gegenoffensive, die sich, unterschiedlich erfolg-
reich, bis zum Ende des Krieges fortsetzte.
Zusammenfassend stellt sich die Auswirkung der Grippe auf die einzelnen
Offensiven der Deutschen folgendermaßen dar: Während der „Großen Schlacht
von Frankreich“ vom 21.03. bis 05.04. und der Operation „Georgette“ vom
09.04. bis 29.04. befand sich die erste Welle im Militär erst im Anfangsstadium,
stellte somit auf beiden Seiten der Front kein ernsthaftes Hindernis dar. Wäh-
rend der Blücher- (vom 27.05. bis 04.06.) und Gneisenauoffensive (vom 09.06.
bis 11.06.) war vor allem noch die französische Armee betroffen. Dagegen
traf die Grippe während der „Marneschutz/Reims“-Offensive bei Reims Mitte
Juli und bei dem kurz darauf folgendem Gegenangriff der Franzosen vermehrt
die deutschen Truppen. Die verminderten Truppenstärken und die körperliche

61 Ebd., S. 440–441.
62 Bayern (1929), S. 430.
63 Barry (2004), S. 171.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
130 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Schwächung der Soldaten durch die Grippe stellten einen ernsthaften Nachteil
gegenüber dem Gegner dar. Insbesondere, wenn man in Betracht zieht, dass die
Häufigkeit der Erkrankungen auf alliierter und auf deutscher Seite teils zeitlich
versetzt war, bestätigt sich die Vermutung einer Abschwächung vor allem der
letzten Phase der deutschen Offensive. Die Spanische Grippe war allerdings nur
ein nachgeordneter Faktor dafür, dass der Angriff im Westen letztlich scheiterte.
Viel bedeutsamer waren Fehler bei der Planung und Durchführung der Offensi-
ve. Ludendorffs kurzsichtige Strategie („Wir hauen ein Loch hinein – das Wei-
tere findet sich“) war offensichtlich gescheitert.64

Zweite Grippewelle

Pestverdacht

Sowohl deutsche als auch alliierte Truppen waren seit September wieder ver-
stärkt von der Grippe betroffen und verzeichneten den Gipfel der zweiten Welle
Mitte Oktober bis Anfang November.65
Während es in den Reihen der deutschen Truppen schon zu den ersten Ausbrü-
chen der virulenten Herbstwelle kam, drangen aus dem Westen und aus neutra­len
Ländern wie der Schweiz oder Spanien Gerüchte über eine tödliche Seuche, die
dort herrsche. Diese Gerüchte von der Lungenpest, dem Typhus, dem Fleckfieber
oder sogar der Cholera fielen in den kriegführenden Staaten, wo die Presse zen-
siert wurde, auf fruchtbaren Boden.66 Auch das Militär war gegen solche Schre-
ckensmeldungen nicht gefeit. Eine Mitteilung des Nachrichtenoffiziers der O.H.L.
[Oberste Heeresleitung] beim Oberkommando der 6. Armee vom 08.10.1918, die
an die leitenden Stellen und auch den Armeearzt ging, vermerkte:
N.O. [Nachrichtenoffizier] Deutscher Kronprinz drahtet: Französischer Beutebrief aus Golfe
Juan vom 18.9.18: „Ich bin sehr in Sorge, denn in Toulon herrscht zur Zeit eine schreckliche
Seuche. Man sagt, es sei die spanische Krankheit, aber es ist nicht mehr und nicht weniger als
die Cholera, die schon Opfer in großer Zahl gefordert hat und noch fordert. Toulon ist deshalb
für Soldaten gesperrt und die Kasernen des V. Depots sind nach Chibron, 40 km von Toulon
entfernt, verlegt worden. Die Spitäler sind überfüllt und den ganzen Tag über werden Tote be-
erdigt. Dadurch wird rasch Platz für andere geschaffen. Man will uns weismachen, es handelt
sich um die spanische Grippe, aber die, die an der Krankheit eingehen, werden sofort nach
ihrem Tode schwarz wie die Kohle.“67

64 Vgl. Stevenson (2006).


65 Deutsche Armee: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin Dahlem: I. HA
Rep. 76 VIII B 3834. Französische Armee: Delater (1923), S. 411. Amerikanische Armee:
Vaughan (1921), S. 88. Britische Armee: Cummins (1919), S. 9–10.
66 Hieronimus (2006). Witte (2006), S. 81–85.
67 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: A.O.K. 6, Bd. 250.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 131

Diese Gerüchte riefen auch in den Reihen der deutschen Militärärzte mehr Be-
unruhigung als Schadenfreude hervor – wusste man doch, dass niemand, weder
Feind noch Freund, von einer solchen Seuche verschont bleiben würde. Gleich-
zeitig wurde sorgfältig darauf geachtet, die eigenen Truppen nicht zu beunruhi-
gen, und jeglicher Informationsfluss bezüglich Seuchenerkrankungen wurde als
geheim oder vertraulich eingestuft. Ein solches geheimes Schreiben des Chefs
des Feldsanitätswesens, Otto von Schjerning (1853–1918), an „alle Herren Ar-
mee- und Etappenärzte des Westens“ vom 25.09.1918 lautet:
Nach hierher gelangten Mitteilungen soll in Spanien Lungenpest ausgebrochen sein, die von
französischen Häfen ausgegangen ist. Nach anderen Angaben ist es nicht ausgeschlossen, daß
es sich um Fleckfieber handelt. Genaueres ist nicht bekannt, jedoch ist nach Zeitungsberichten
infolge der Erkrankungen die französische Grenze gegen Spanien gesperrt. Falls Pest wirklich
auch in Frankreich besteht, liegt Gefahr vor durch Verbreitung der Ratten an der Front und
durch Gefangene und es besteht dann die Möglichkeit der Übertragung auf die deutschen und
verbündeten Truppen an der Westfront. Ein entsprechender Hinweis an die Ärzte und sorgfäl-
tige Beobachtung aller verdächtigen Krankheitsfälle und Vorsichtsmaßnahmen ist daher am
Platze […] Entsprechende Aufmerksamkeit ist auch etwaigen Fleckfiebererkrankungen und
Verdachtsfällen, namentlich auch bei neuen Gefangenen zuzuwenden. Die Entlausung der
Truppe ist, wo erforderlich, mit allem Nachdruck zu betreiben.68

Auch aus der Schweiz erreichten Berichte über Ausbrüche von schwerwiegend
verlaufenden Infektionserkrankungen (wie Pest, Fleckfieber oder Typhus) das
Militär. Als im Kanton Aargau eine solche Epidemie herrschte, referierte der
Armeearzt der Armeeabteilung B, die den südlichsten Abschnitt der Westfront
nahe der Schweizer Grenze hielt, am 28.09.1918 beim Armeeoberkommando
über die Notwendigkeit einer Sperrung der Grenze. Man kam überein, dass keine
Absperrung nötig sei, falls es sich nur um doe Grippe handeln sollte. Daraufhin
wurden Berichte vom deutschen Militärattaché in der Schweiz und von Profes-
sor Lewandowski in Basel angefordert. Felix Lewandowski (1879–1921), der
als landsturmpflichtiger deutscher Staatsbürger bei der Kriegslazarettabteilung
38 diente, aber gleichzeitig auch die Hautklinik am Bürgerspital in Basel leitete,
bestätigte zwei Tage später, dass es sich zweifellos um die Grippe handelte. Von
einer Sperrung der Grenze wurde daraufhin abgesehen.69
Insgesamt fällt auf, welcher Aufwand von den hochrangigen Militärs ange-
sichts ledigleich des Verdachts auf bekanntermaßen letale Infektionskrankheiten

68 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: A.O.K. 6, Bd. 250. Tatsächlich war


die Spanische Grenze zu Frankreich während der zweiten Grippewelle kurzfristig gesperrt:
„The Portuguese and French borders were closed on several occasions in a desperate attempt
to detain an enemy that was already inside the country.“ – Echeverri (2003), S. 180.
69 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA 456 F3/909. Schon im Juli, als in der Westschweiz
vor allem bei der Armee eine bösartige Grippeepidemie herrschte, hatte Lewandowski
dem Armeearzt B über diese Fälle Bericht erstattet und Gerüchte über eine angebliche
Lungenpestepidemie entkräftet (GLA F3/386).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
132 Frieder Bauer und Jörg Vögele

wie Typhus, Fleckfieber oder der Pest betrieben wurde. Im Gegensatz dazu ist es
bemerkenswert, wie schnell das Interesse bei den Verantwortlichen abflaute, als
klar wurde, dass es sich – trotz gleichbleibend hoher Letalität – bei der Seuche
„nur“ um die Grippe handelte: Die ziemlich große Zahl der Nachrichten im nur
kurzen Zeitraum zu Beginn der zweiten Welle nimmt in den darauffolgenden
Wochen schlagartig ab.70

Verlauf der zweiten Grippewelle

Die zweite Welle der Spanischen Grippe beim Heer fällt in die Zeit kurz vor der
Niederlage Deutschlands, wodurch eine rückblickende Analyse dieser Epidemie
erheblich erschwert wird. Die Auflösungserscheinungen in der Armee und die
nachfolgende Revolution wirkten sich auch auf die Dokumentation im Sanitäts-
dienst aus.71
In dem schon oben angeführten Bericht der Reichswehr über die Pandemie
wird angegeben, dass während der zweiten Grippewelle in der Armee wesentlich
weniger Soldaten erkrankten als während der ersten Welle, dafür im Einzelfall
aber mit umso ernsthafterem Verlauf.72 Die Beschreibungen der Kranken ähneln
sich in den Berichten aus allen Teilen der Welt, wobei man das Leiden der er-
krankten jungen Leute anhand der nüchternen medizinischen Schilderungen nur
erahnen kann: Fiebernde Kranke mit blutigem Lungensekret, die innerhalb kür-
zester Zeit zyanotisch wurden und unter Atemnot zugrunde gingen – die Pati-
enten erstickten.73
Auch in den verbliebenen Truppenkrankenrapporten finden sich ab September
Bemerkungen über wiederum zunehmende Grippefälle, diesmal oft durch gra-
vierende Komplikationen erschwert. Bezeichnungen wie „ernsthaft“, „schwer“

70 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
71 Im nach dem Krieg verfassten Bericht des Reichswehrministeriums über die Grippepandemie
im Heer ist für die Zeit der zweiten Welle festgehalten: „Die […] Zahlen dürfen nur als
Schätzwerte angesehen werden, weil die Berichte der Sanitätsdienststellen infolge des
Umsturzes und Zusammenbruchs 1918 nur teilweise eingingen und zum Teil sich nur
auf einen Bruchteil der Erkrankten […] erstreckten.“ Geheimes Staatsarchiv Preußischer
Kulturbesitz Berlin Dahlem: I. HA Rep. 76 VIII B 3834. Diese Vermutung bestätigte sich bei
den Recherchen von Frieder Bauer angesichts der stark zunehmenden Lückenhaftigkeit der
Militärakten in allen Archiven ab August 1918.
72 Ebd.
73 Hsieh et al. (2006), S. 3, schreiben: „In severe cases, shortness of breath accompanied by
mahogany spots around the mouth and violaceous heliotrope cyanosis developed. Within
24–48 hours, patients suffocated to death and had blood-stained fluid in the mouth. These
signs were compatible with acute pulmonary edema, proved at autopsy. “

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 133

oder „bösartig“ beschreiben in vielen Fällen die Krankheitsbilder.74 Beim XIII.


Armeekorps heißt es Ende September:
Der Gesundheitzustand der [dem XIII. A.K.] unterstellten 8. I.D. [8. Infantrie-Division] liess
zu wünschen übrig. Es häuften sich dort die Grippeerkrankungen derart, dass die Belegungs-
möglichkeiten der Feldlazarette, die zum Teil noch mit Verwundeten und Kranken von den
Grosskampffronten anderer Armeen belegt waren, sich erschöpften. Eine Reihe von Erkran-
kungen verlief überaus schwer und führte in wenigen Tagen durch Hinzutritt von – meist dop-
pelseitigen – Lungenentzündungen zum Tode.75

Nahezu zeitgleich mit den Truppen an der Front erkrankte das Besatzungsheer
in Deutschland. Am 25.09.1918 meldet der Reservelazarettdirektor des Stand-
ortes Freiburg an das zuständige Sanitätsamt des XIV. Korpsbezirk in Karlsruhe,
dass in Freiburg die „Spanische Grippe“ erneut in sehr bösartiger Form auftrete.
Schwere Pneumonien verkomplizierten die Krankheitsfälle und ließen sie meist
tödlich enden. Es sei vorgekommen, dass Betroffene nach der Krankmeldung
noch am selben Tag verstarben. Die Krankenhäuser und Lazarette seien gefüllt,
die Unterbringung der Kranken werde, wenn die Epidemie nicht bald nachlasse,
auf Schwierigkeiten stoßen.76 Ähnliche Meldungen kamen auch aus dem benach-
barten XIII. württembergischen sowie den drei bayerischen Korpsbezirken.77
Neben diesen drastischen Schilderungen gibt es auch viele Berichte, die die
Situation weniger dramatisch beschreiben oder die Grippe überhaupt nicht er-
wähnen. Dies spiegelt durchaus die typische Heterogenität von Grippeepidemien
wider, die mancherorts gravierender als an anderen Orten verlaufen. Die „Spa-
nische Grippe“ verlief in den meisten Fällen sogar während der zweiten Wel-
le komplikationslos: Wenn man wie Münter von einer Gesamtletalität von 3 %
ausgeht, heißt das immerhin, dass 97 % der Erkrankten überlebten.78 Ein höheres
Sterberisiko brachten vor allem Grippeinfektionen mit bösartigen Komplikati-
onen mit sich, die sich im Herbst allerdings in ungewöhnlicher Weise häuften,79
in den meisten Fällen bestanden diese in Pneumonien.80

74 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
75 Hauptstaatsarchiv Stuttgart: M33/2 901.
76 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA F113/97.
77 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
78 Münter (1921), S. 322.
79 Ebd.,, S. 325: „Die Mortalität der Komplikationen ist hoch, die Angaben schwanken zwischen
25 und 80 %.“
80 Hsieh et al. (2006), S. 3: „Pneumonia was the most common complication, regardless of
whether it was combined with secondary bacterial infection or not.“

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
134 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Die Gesamtopferzahl der Spanischen Grippe in der deutschen Armee für das
Jahr 1918 beträgt gemäß retrospektiver amtlicher Statistik etwa 24.000 Mann81
– aufgrund der äußeren Umstände dürfte die tatsächliche Zahl wiederum um
einiges höher gewesen sein. In der Größenordnung entspricht sie aber auch den
in anderen Armeen registrierten Fällen.
Dem Hannoveraner Oberstabsarzt a.D. Friedrich Münter zufolge waren im
Herbst 5,8 % der Soldaten gegenüber 16 % im Sommer betroffen – mit einer
Letalität von 3 % im Herbst und 0,5 % im Sommer.82 Leider bleibt dabei unklar,
woher seine Zahlen für die Herbstepidemie stammen, da die Truppenkranken-
und Lazarettrapporte für diese Zeit größtenteils fehlen. Für manche Truppenteile
des Feldheeres existieren allerdings auch für die Zeit nach Juli 1918 noch An-
gaben über die Anzahl der Grippekranken. Addiert man diese Zahlen (aus den
10-tägigen Truppenkrankenrapporten) und teilt sie durch die durchschnittliche
Ist-Stärke der Truppen für den Monat, kann man die Grippeprävalenz für diese
Zeit abschätzen (siehe Abb. 1).83

Abb. 1: Grippe im Feldheer Juni - November 1918 in Monatsdritteln

81 Die Berechnung der Exzessmortalität für Influenza und Pneumonie von 1918 gegenüber
1917 ergibt ein Plus von 24.123 Todesopfern im Militär – diese sind nach der üblichen
Berechnungsmethode der Influenzapandemie anzulasten. Statistisches Reichsamt (1923).
82 Münter (1921), S. 322.
83 Quellen für diese Grafik sind alle in den besuchten Archiven vorgefundenen 10-tägigen
Truppenkrankenrapporte: Hauptstaatsarchiv Stuttgart: M 1/8 89; Generallandesarchiv
Karlsruhe: GLA 456 F 2/24; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: H.Gr.
58; A.O.K. 6, Bd. 259; Gkdo. II. b. A.K., Bd. 206; Gkdo. XV. R.K., Bd. 758. Für Juni
und Juli wurden die monatlichen Gesamtzahlen aus dem Kriegssanitätsbericht Band 3 (S.
126*–127*) entsprechend der relativen 10-Tages-Verteilung der Zahlen der in den Archiven
vorgefundenen Truppenkrankenrapporte aufgeteilt.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 135

Stellt man diese Verteilung derjenigen der ersten Welle gegenüber, ergibt sich ein
Bild, das auch den Angaben aus anderen Quellen entspricht: Ein steiler, hoher
Gipfel im Sommer mit Senke im August gegenüber einem breiten, flacheren Hü-
gel im Herbst. Von Anfang September bis 10./11. November waren nach dieser
Berechnung 5,9 % der Truppen erkrankt, was mit Münters Angabe fast genau
übereinstimmt – wobei man hierbei aufgrund der langsamen Desintegration des
Heeres von einer noch größeren Dunkelziffer ausgehen muss als im Sommer.
Die Tendenz bleibt jedoch eindeutig.
Für das Besatzungsheer gibt der oben bereits erwähnte Bericht des Reichs-
wehrministeriums über die Pandemie eine Grippeprävalenz von 5,1 % von
September bis November an. Laut dieses Berichtes erkrankten 355.000 Mann
des gesamten deutschen Besatzungsheeres während des Jahres 1918 an Grip-
pe.84 Beim bayerischen Besatzungsheer erkrankten von den 266.000 Mann von
September bis November 12.738 (4,8 %), von denen 841 starben (Letalität 6,6
%).85 Im württembergischen XIII. Korpsbezirk sind die Aufzeichnungen noch
genauer: sie sind für Besatzungssoldaten, Lazarettinsassen und Kriegsgefangene
getrennt. Vom 03.10.–19.12. erkrankten dort insgesamt 15.695 Personen, von
denen 1.112 starben – es ergibt sich eine Gesamtletalität von 7,1 %. Interessanter
sind jedoch die getrennt beobachteten Werte: Bei den Truppen lag die Letalität
bei 4,75 %, in den Lazaretten bei 5,29 % und bei den Kriegsgefangenen sogar bei
14,95 %. Eine erhöhte Letalität wird auch für die Kriegsgefangenen in den ba-
yerischen Korpsbezirken berichtet. So beziffert eine interne Nachricht der Me-
dizinalabteilung des bayerischen Kriegsministeriums die Sterblichkeit bei den
Kriegsgefangenen des I. und II. bayerischen Korpsbezirkes bei über 10 %.86

Präventive Maßnahmen

Nachdem der Pestverdacht ausgeräumt worden war, grassierte die bösartige


Grippe längst in den Reihen der deutschen Armee. Am 13.10.1918 erging fol-
gende vertrauliche Nachricht des Feldsanitätschefs an alle ihm unterstellten Mi-
litärärzte:

84 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: I. HA Rep. 76 VIII B 3834.


85 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: M.Kr. 13790.
86 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: Mkr. 10058. Die hohe Sterblichkeit
der Kriegsgefangenen legt die Vermutung nahe, dass diese aufgrund der besonderen
Umstände der Gefangenschaft besonders leicht der Grippe zum Opfer fielen. Die zitierten
Zahlen sind allerdings nicht aussagekräftig, da es sich laut der Quelle nur um eine Auslese
schwer kranker Patienten handelt, die ins Lazarett gebracht wurden, während die leicht
Erkrankten von der Statistik gar nicht erfasst wurden.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
136 Frieder Bauer und Jörg Vögele

1) Die neuerdings wieder stärker aufgetretene Grippe verläuft diesmal im Gegensatz zu der
Epidemiewelle im Juni-August d. Js. im allgemeinen schwerer und ist besonders häufig bei
jüngeren, kräftigen Leuten mit verhältnismäßig schnell tödlich endenden Lungenentzün-
dungen kompliziert. Zur Bekämpfung der Krankheit wird nach den bisher vorliegenden
Erfahrungen folgendes empfohlen: Meldepflicht bei gehäuften Fällen.
2) Möglichste Absonderung der Kranken.
3) Urlaubssperre besonders befallener Truppenteile.
4) Desinfektion der Unterkünfte, soweit durchführbar, von Fall zu Fall im Benehmen mit den
zuständigen Hygienikern.
5) Desinfektion des Auswurfes, der Wäsche und Kleidungsstücke der Kranken und Krank-
heitsverdächtigen.
6) Vorbeugendes Gurgeln mit desinfizierenden Flüssigkeiten.
7) Von verschiedenen Seiten wird berichtet, dass vorbeugende Chiningaben, 2 mal täglich
0,3 g, den Ausbruch der Krankheit verhinderten. Diese Maßnahme käme insbesondere bei
besonders gefährdeten Truppenteilen und Sanitätspersonal in Frage.
8) Bei der Behandlung der Kranken wird namentlich Antipyrin und Chinin erfolgreich er-
wähnt. Neuerdings kommt noch die Anwendung von Neosalvarsan besonders bei Lun-
genentzündungen in Frage. Letztere Behandlungsart soll sich in der Schweiz gut bewährt
haben.
Zu Ziffer 7 und 8 ersuche ich gegebenenfalls um Nachprüfung, bei Ziffer 8 durch innere Fach-
ärzte, und Berichterstattung über den Erfolg. Gehäufte Grippeerkrankungen sind mir unter
Angabe der Häufigkeit der Lungenentzündungen zu melden, desgl. etwa durch Grippe verwen-
dungsunfähig gewordene Truppenteile, bei letzteren mit Angabe der Dauer der vermutlichen
Nichtverwendungsfähigkeit.87

Dies sollte bis zum Kriegsende die einzige ausführlichere Order des Generalarztes
v. Schjerning bezüglich der zweiten Grippewelle bleiben. Auch in den Akten der
untergeordneten Dienststellen wird der Grippe im Herbst nur verhältnismäßig
wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Häufigere Themen waren die Entlausung der
Truppen, die Demobilisierung, Quarantäne und die Vermeidung der Einschlep-
pung von Infektionskrankheiten ins Reichsgebiet. Aus den Archivalien läßt sich
erkennen, dass sich die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie
trotz des schwerwiegenderen Verlaufes kaum von denen der ersten Welle unter-
schieden.88 Der Armeearzt der 18. Armee wies am 16.10.1918 eindringlich darauf
hin, dass auch gegen die Grippe die im Falle sonstiger übertragbarer Krankheiten
bekannten hygienischen Maßnahmen zu treffen seien, die Kontaktübertragung
und Tröpfcheninfektion verhindern sollten. Auf fortlaufende Desinfektion im
Krankensaal sowie die tunlichste Auswahl immunen Krankenpflegepersonals zur
Pflege der Grippekranken sei zu achten.89 In den Aufzeichnungen der Militärärz-
te finden sich keinerlei Hinweise auf eine Anordnung von Gesichtsmasken oder

87 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: A.O.K. 6, Bd. 250.


88 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
89 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: Gkdo. I. b. A.K., Bd. 208.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 137

Impfungen zur Immunisierung der Truppen.90 Die Leichtkranken wurden wie


bei der ersten Welle bei der Truppe behandelt, die Fälle mit Komplikationen wie
Pneumonien, die sich im Herbst stark häuften, kamen ins Lazarett. So verwandel-
ten sich die Lazarette zu Orten des Sterbens, die mit schwer kranken Grippeop-
fern gleichsam überschwemmt wurden. Aus den wenigen Dokumenten zum The-
ma spricht die Ratlosigkeit der Militärärzte. Professor Fromme (1879–1972) aus
Düsseldorf, damals Korpshygieniker des VII. Reservekorps, kommentiert Ende
1918 in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, dass er und seine Kollegen
der Grippe „eigentlich machtlos gegenüberstanden“.91

Behandlung und Therapieversuche

Insbesondere während der zweiten Welle der Pandemie wurde bei der Zivil-
bevölkerung in Deutschland angesichts der schwer verlaufenden, therapiere-
sistenten Fälle ein polypragmatischer Therapieansatz verfolgt .92 Dies bedeutete
nichts anderes, als dass alle verfügbaren schulmedizinischen und auch alterna-
tivmedizinischen Mittel ausprobiert wurden: Starben die Kranken, so galt das
Medikament als wirkungslos, gesundeten sie jedoch, wurde ihm eine heilende
Wirkung zugeschrieben. So wurden während und nach der Pandemie eine Fülle
ärztlicher Beiträge zu angeblich nachweislich wirkungsvollen Medikamente in
den Fachzeitschriften veröffentlicht.93 Genau diesen Missstand des Ausprobie-
rens hatte Leichtenstern schon nach der Pandemie 1889/90 angekreidet.94
Auch beim Militär fand der polypragmatische Ansatz Verwendung, insbe-
sondere bei den in den Lazaretten behandelten, schwer kranken Pneumonikern,
deren Anteil jetzt viel höher lag als bei der ersten Welle. Zum Beispiel empfahl
Dr. A. Alexander, „beratender Innerer Mediziner einer Armeegruppe“ in einem
Artikel in der D.M.W. für alle Grippekranken das Antipyretikum Pyrazolon, Chi-
nin, Koffein und drei- bis viermal täglich 1 Gramm Calcium Chloratum (Chlor-
calcium). Bei Fieber und Bronchitis sollten die Erkrankten viermal täglich einen
Esslöffel einer Mixtur aus Liquor ammonii anisatus (Anisölhaltiger Salmiak-
geist), Calcium chloratum und Decoctum Senegae (Absud von Polygala senega,

90 Diese Aussage gilt für sämtliche gesichteten Akten aus allen unten angeführten Archiven.
Siehe auch Möllers (1922), S. 583–585.
91 Fromme (1918), S. 1416–1418.
92 Witte (2003), S. 56.
93 Siehe z. B. die Deutsche Medizinische Wochenschrift ab Nr. 45 (1918) und die Münchener
Medizinische Wochenschrift ab Nr. 46 (1918).
94 Leichtenstern hatte tatsächlich nach der Pandemie 1889/90 genau dasselbe Problem kritisiert,
das auch nun bestand: die Annahme der Wirksamkeit der ausprobierten Medikamente bei
tatsächlicher Spontanheilung. Leichtenstern (1896), S. 171–172.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
138 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Klapperschlangenwurzel) einnehmen, bei Anzeichen einer Lungenentzündung


Neosalvarsan intravenös erhalten und bei Atemnot und Zyanose einen Aderlass
bekommen.95 Diese Empfehlungen finden sich auch in einer Nachricht des Ar-
mee-Arztes der Armee-Abteilung A an seine Untergebenen vom 20.10.1918.96
In seinem Artikel gesteht Alexander selbst ein, dass er „einer Polypragmasie das
Wort rede“, aber wer einmal die Todesangst der Kranken gesehen habe, denen
die Schwere ihrer Krankheit durchaus bewusst sei, und „unsere bisherige Macht-
losigkeit diesen Zuständen gegenüber“ kenne, werde begreifen, dass man alles
versuchen müsse, um den Erkrankten zu helfen und vorbeugend einzugreifen.97
Unerwähnt bleibt der wissenschaftliche Ehrgeiz, der viele Militärärzte antrieb:
Jeder wollte als erster ein wirksames Gegenmittel gegen die tödlich verlaufenden
Grippepneumonien finden.
Nach Münter standen bei der symptomatischen Behandlung der Grippe Maß-
nahmen zur Bekämpfung des Fiebers, der Kopf- und Gliederschmerzen, zur
Anregung der Herztätigkeit und der Expektoration im Vordergrund. Im Einzel-
nen empfiehlt er Bettruhe sowie die Vermeidung von Transporten und anderen
Anstrengungen. Schweißtreibende Maßnahmen sollten Toxine ausschwemmen,
dazu dienten am besten trockene Schwitzpackungen unter Trinken von heißem,
süßem, dünnem Tee, feuchte Ganz- und Teilpackungen, Dampfkompressen und
heiße Bäder. Auch Jodeinpinselungen des Brustkorbes, Senfpackungen und laue
Abreibungen mit Spiritus seien lindernd. Expektorantien erleichterten das Abhu-
sten von zähem Schleim.
Antipyretika wie Antipyrin, Salizylate, Pyramidon und Chinin sollten das Fie-
ber dämpfen und diaphoretisch (schweißtreibend) wirken, zugleich schmerzlin-
dernd, sedativ, zum Teil auch „innerlich desinfizierend“. Eine innere Desinfek-
tion bei Influenza, die den „Pfeifferschen Bazillus“, den vermeintlichen Erreger
der Krankheit98, abtöten sollte, wurde auch einer ganzen Reihe anderer Mitteln
zugeschrieben, die sich früher schon bei anderen Infektionskrankheiten mehr
oder weniger bewährt hatten: dem arsenhaltigen (Neo-)Salvarsan, den Chinin-
Derivaten Eukupin und Optochin, Silberpräparaten (Kollargol, Elektrokollargol,
Dispargen, Fulmargin, Methylenblausilber), Malafebrin, Resorzin, Sublimat und
Urotropin. Kalkpräparate sollten die Kapillarpermeabilität senken und damit die

95 Alexander (1918), S. 1272. Anisölhaltiger Salmiakgeist: Expektorans bei Bronchialkatarrh;


Senega: Zusatz zu expektorierenden Substanzen. Zu den genannten Medikamenten siehe
Waldenburg/Carl (1873).
96 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv: Gkdo. XV. R.K. 759.
97 Alexander (1918), S. 1272.
98 Heute weiß man, dass der Pfeiffersche Bazillus, der jetzt den Namen „Haemophilus
influenzae“ trägt, ein möglicher Erreger von bakteriellen Sekundärinfektionen bei Grippe,
nicht aber deren Verursacher ist.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 139

Exsudation (Ödembildung) hemmen, Injektionen von Milch und Terpentin das


Immunsystem anregen.
Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Behandlung von Pneumonien war und
blieb nach Ansicht der damaligen Mediziner die „Belebung der Herzarbeit“ zur
Verhinderung des Kreislaufversagens bei den Schwerkranken. Dazu emp­fiehlt
Münter Herzglykoside (Digitalis, Strophantuspräparate), Kampher, Koffein,
Strychnin und Adrenalin. Allerdings gesteht er ein, dass diese „selbst bei früh-
zeitiger Anwendung“ den tödlichen Ausgang oft nicht abgewendet hätten.99 Aus
der Blutungsneigung der Influenzakranken und aus Sektionsergebnissen schloss
man, dass deren Lungen sich in einem Zustand „hyperämischer Stauung“ be-
finden müssten – Aderlässe sollten hier gewissermaßen das Übermaß an Blut
wegnehmen und Abhilfe schaffen.100 Die Sauerstoffgabe, die heute zu den Stan-
dardmaßnahmen bei hypoxischen Zuständen zählt, habe laut Münter erstaunli-
cherweise bei Dyspnoe und Zyanose oft keinen Erfolg gezeigt, „wohl wegen der
Verkleinerung der Atmungsfläche“ durch das Lungenödem.101
Auch die Serotherapie, also eine passive Immunisierung der Patienten durch
Injektion von antikörperhaltigem Blutserum, wurde in der Grippetherapie an-
gewandt: Zu den „spezifischen“ Sera gehörten dem Hygieniker Bernhard Josef
Möllers (1878–1945) zufolge menschliches Gripperekonvaleszentenserum und
artfremdes Serum von Pferden, die mit „Influenzabazillen“, Strepto- und Pneu-
mokokken geimpft worden waren. Die „unspezifischen“ Sera waren sowohl Se-
rum von Normalpersonen und Tieren als auch Diphterie- und Pestserum.102
Das effektivste damals zur Verfügung stehende Mittel gegen die Entwick-
lung von Pneumonien und anderen Komplikationen bei Grippefällen blieb aber
Bettruhe und gute Pflege: „Sämtliche Berichte stimmen darin überein“, heißt
es im Report des Reichsgesundheitsamtes zur Grippepandemie, „daß – selbst
bei anscheinend leichten Fällen – frühzeitige, längere und streng durchgeführte
Bettruhe von außerordentlichem Wert und geeignet wäre, Nachkrankheiten und
Rückfälle zu verhüten“.103

Auswirkungen der zweiten Welle

Laut der Darstellung des Bundesarchivs von 1956 zeichnet sich die Zeit von
Oktober und Anfang November 1918 aus durch das stetige Zurückweichen der

 99 Münter (1921), S. 332–333.


100 Raffelt (1919), S. 86–88.
101 Münter (1921), S. 333.
102 Möllers (1922), S. 583–585.
103 Bogusat (1923), S. 22.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
140 Frieder Bauer und Jörg Vögele

deutschen Truppen und eine immer stärkere Ausdünnung der Front aufgrund von
Mangel an Ersatztruppen. Dass auch die Grippewelle Ursache hierfür gewesen
sein könnte, wird jedoch nicht erwähnt.104 Es stellt sich die Frage, inwieweit
der Verlauf der Ereignisse dieser letzten Monate des Krieges durch die Grippe
beeinflusst wurde. Michels und Vasold messen der Pandemie in dieser Frage ei-
nen bedeutenden Einfluss bei, indem sie postulieren, dass durch diese der Auflö-
sungsprozess der deutschen Streitkräfte beschleunigt bzw. sogar die Revolution
in Deutschland ausgelöst worden wäre. Michels schreibt der Spanischen Grip-
pe einerseits eine bedeutende Schwächung und Demoralisierung der deutschen
Truppen zu – andererseits seien aber auch die Alliierten betroffen gewesen, so
dass die zweite Grippewelle soviel Druck von der deutschen Front hätte nehmen
können, dass sich der militärische Zusammenbruch Deutschlands womöglich
noch weiter hinausgezögert hätte, wenn nicht der Krieg am 11. November zu
Ende gegangen wäre.105 Vasold argumentiert hingegen, dass die Grippe im Herbst
so sehr zur Ermüdung von Armee und Zivilbevölkerung beigetragen habe, dass
diese aufgrund mangelnden Durchhaltewillens die Revolution begannen.106 Auf-
grund der dünnen Faktenbasis bleiben beide Schlussfolgerungen über den Effekt
der Spanischen Grippe im Herbst jedoch spekulativ. Auch die hier gesichteten
Quellen erlauben keine eindeutige Aussage. Es ist überhaupt zweifelhaft, ob eine
solche Einschätzung angesichts der Spärlichkeit der Überlieferungen für diesen
Zeitraum je möglich sein wird.
Jedoch sind folgende Gesichtspunkte zu bedenken: Mehrere der hier heran-
gezogenen Quellen deuten darauf hin, dass in der deutschen Armee im Herbst
nicht so viele Soldaten erkrankten wie im Sommer, wenn auch die Mortalität der
Betroffenen wesentlich höher lag. Wenn auch viele Betroffene länger krank blie-
ben oder gar nicht aus den Lazaretten wiederkamen, so waren es doch weniger
Männer als während der ersten Welle. Das hieße wiederum, dass im Herbst im
deutschen Militär effektiv weniger Soldaten aufgrund von Grippe ausfielen als
im Sommer. Weiterhin waren diesesmal die alliierten Armeen gleichzeitig mit
der deutschen Armee betroffen (und benachteiligt). Letztlich war die Gesamt-
situation der Mittelmächte nach vier Jahren Krieg und mit Eingreifen der US-
Amerikaner aber nicht so, dass eine Seuche, egal wie stark sie auch sein mochte,
noch irgend etwas am Ausgang des Krieges hätte ändern können. Die zweite
Grippewelle beeinträchtigte zwar das Militär, aber angesichts der katastrophalen
Lage, in der sich die Armee sowieso schon befand, war sie nicht mehr als ein
Störfaktor unter vielen und bei weitem nicht der Größte. Soweit man anhand der

104 Bundesarchiv (1956), S. 639–719.


105 Michels (2010), S. 17.
106 Vasold (2008). Vasold (2009).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 141

hier recherchierten Quellen nachvollziehen kann, scheint der Effekt der zweiten
Grippewelle im Herbst auf die Armee geringer gewesen zu sein, als man ange-
sichts anderer Schilderungen annehmen könnte. Auch die zweite Welle der Spa-
nischen Grippe wirkte sich mehr im Kleinen als im Großen auf den Krieg aus.
Den Ausgang des Krieges beeinflusste sie jedoch sicherlich nicht entscheidend.

Einschätzung und Bewertung der Pandemie

Bei der Durchsicht zeitgenössischer Quellen fällt auf, wie wenig Aufmerksam-
keit der Spanischen Grippe trotz ihres enormen Ausmaßes auf allen Ebenen der
Militärhierarchie entgegengebracht wurde. Am meisten Beachtung fand die Pan-
demie naturgemäß noch bei den Militärärzten und dem medizinischen Personal.
In deren persönlichen Memoiren finden sich zum Teil ausführlichere Berichte
über die Grippe als bei anderen Soldaten.107 Das wissenschaftliche Interesse der
Mediziner an der Pandemie war groß: In der Nachkriegszeit gab es eine Vielzahl
an Publikationen sowohl in medizinischen Zeitschriften als auch in Buchform.108
Zumindest die erste Welle wurde in den offiziellen Akten auch noch akribisch
dokumentiert.
Die eigentliche Aufgabe der Ärzte, nämlich der Kampf gegen die Grippe,
blieb aber in jeder Hinsicht fruchtlos: Eine Isolation der Erkrankten schien kei-
nen Effekt auf die Ausbreitung der Seuche zu haben, der vermutete Erreger
war oft nicht nachweisbar und es gab keine wirksame Therapie – die bei ande-
ren Infektionskrankheiten bewährten Konzepte versagten in allen Punkten. So
schwankten die Ärzte zwischen Aktionismus und Fatalismus: Den zahlreichen
Handlungs- und Behandlungsvorschlägen stand die Ratlosigkeit bei deren Ver-
sagen gegenüber. Angesichts dessen ist der im Vergleich zur Grippe erhebliche
Aufwand verständlich, der betrieben wurde, um die meldepflichtigen Infektions-
krankheiten wie Typhus, Ruhr und Fleckfieber einzudämmen: Hier wusste man,
woran man war, und es lagen erprobte Konzepte vor.109 Die Grippe konfrontierte
die Ärzte dagegen mit der Begrenztheit ihrer Möglichkeiten – nachdem kurz

107 Becker (1919). Deutsche Medizinische Wochenschrift (1935). Keßler (1927). Meyer (1929).
Senfleben et al. (1934). Wolfangel (2003).
108 Medizinische Artikel: Siehe u.a. Ausgaben der Berliner Klinischen Wochenschrift,
Deutschen Medizinischen Wochenschrift, Münchener Medizinischen Wochenschrift, Wiener
Klinischen Wochenschrift ab Juli 1918. Enzyklopädische Veröffentlichungen in Buchform:
Bumm (1928). Hoffmann (1920). Schjerning (1921–1922). Dissertationen: Lohse (1919),
Samuel (1918), Spindler (1918), Steinebach (1919).
109 Vgl. Witte (2006), S. 67–69 und 120.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
142 Frieder Bauer und Jörg Vögele

zuvor Bakteriologie und Hygiene einen Erfolg nach dem anderen gefeiert hat-
ten, traf sie gewissermaßen einen wunden Punkt. Das erklärt die relativ geringe
Beachtung, die der Grippepandemie trotz ihres gigantischen Ausmaßes von den
Militärärzten entgegengebracht wurde. Dieser Gegensatz offenbart sich auch,
wenn man die anfängliche Vielzahl an Meldungen zu Beginn der zweiten Welle,
als noch Gerüchte über Pest, Fleckfieber oder Typhus grassierten, mit der nach-
folgenden Wortkargheit vergleicht, als bekannt war, dass es sich bei der Seuche
„nur“ um die Grippe handelte.
Von der Generalität wurde die Sommerepidemie wohl als Problem erkannt:
Das massenhafte, gleichzeitige Auftreten der Erkrankungen belastete die Logi-
stik des Sanitätsdienstes ganz erheblich und reduzierte die Truppenstärken auf
signifikante Weise. Den Einträgen in den Kriegstagebüchern (der Armeeärzte
der 7. Armee und Armee-Abteilung B) zufolge mussten die Armeeärzte beim
Generalstab über das Ausmaß der Grippeepidemie bei den Truppen Bericht
erstatten.110 Zu Beginn der zweiten Welle wird durch den Pestverdacht das In-
teresse der Generäle noch einmal kurzfristig geweckt, flaut danach aber trotz
des ernsthaften Verlaufs vieler Fälle schnell wieder ab. Rupprecht von Bayern
bezeichnet die Grippe Ende Oktober als „höchst störend“111, was wohl die allge-
meine Einstellung der oberen Ränge gegenüber der neu auftretenden Epidemie
im Herbst widerspiegelt. In den Memoiren der Generäle wird die Grippe insge-
samt kaum erwähnt.112
Als Beispiel für die Sicht der Generäle sei hier Erich Ludendorff angeführt.
Den Ausbruch der Spanischen Grippe in seinen Armeen im Frühjahr und Som-
mer streift er in seinen Memoiren nur mit wenigen Worten.113 Allerdings lastete
er das Versagen der deutschen Truppen beim Durchbruch der Alliierten vom 18.
Juli und vom 8. August zum Teil auch der Grippe an: Neben den Überraschungs-
effekt des Angriffs am 18. Juli trat „die Schwächung der Divisionen infolge
Grippe und einförmiger Nahrung“.114 Über die Niederlage am 8. August, von
ihm als „schwarzer Tag des deutschen Heeres“ bezeichnet, sagte er später:
Die [41. Infanterie-]Division hatte Grippe gehabt, es fehlten ihr Kartoffeln. Die Stimmung,
die die Leute aus der Heimat mitbrachten, war auch nicht gut. Die Transporte kamen heraus in
einer Form, die der Zucht und Ordnung nicht mehr entsprach.115

110 Generallandesarchiv Karlsruhe: GLA 456 F1/717 und F3/909.


111 Bayern (1929), S. 486.
112 Bayern (1929). Brabant (1926). Eberhardt (1938). Gallwitz (1932). Hindenburg (1920).
Koenigswald (1933). Mackensen (1938). Preussen (1923).
113 Ludendorff (1919), S. 496 bzw. S. 514.
114 Ludendorff (1919), S. 540.
115 Ludendorff (1920), S. 561.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 143

Er gab der Grippe also einen kleineren Teil der Schuld an dem Versagen der
deutschen Truppen im Sommer. Über die zweite Welle im Herbst schreibt er in
seinen Memoiren dagegen kein Wort mehr.116 Als das Gerücht einer Pestepide-
mie in der französischen Armee die Runde macht, zitiert der Generalstabsoffi-
zier Hermann Mertz von Quirnheim (1866–1947) Ende September den General,
nachdem dieser erfahren hatte, dass es sich bei den genannten Epidemien nur um
die Grippe handelte, mit den Worten: „Ich habe mich an diese Nachricht geklam-
mert wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm.“117
Insgesamt stellt man aber auch bei Ludendorff fest, dass er der Grippepande-
mie keine große Bedeutung für das Geschick seiner Truppen zumaß. Viel proble-
matischer waren für ihn – neben feindlicher Propaganda und zu leichten Strafen
– das Wirken des Bolschewismus und der USPD, aber auch liberaler Politiker in
der „Heimat“, dadurch „moralisch verdorbene“ Ersatztruppen, „Drückeberger“
und Deserteure, letzten Endes also der Stoff der späteren Dolchstoßlegende.118
Die persönliche Perspektive der einfachen Soldaten kann hier nur am Ran-
de erwähnt werden. Sie spiegelt sich in zahlreichen nach dem Krieg verfassten
Memoiren wider. In den aus der Retrospektive geschriebenen Büchern nimmt
die Grippe aber nur wenig Platz ein: Sie wird meist nur in Nebensätzen, besten-
falls in kurzen Anekdoten, erwähnt und tendenziell bagatellisiert. Häufiger wird
die erste Grippewelle im Sommer thematisiert, da ihre Ausmaße dazu führten,
dass zahlreiche Männer kurzfristig nicht einsatzfähig waren. Sie wird aber meist
als eher unwesentlicher Störfaktor beschrieben. Der Leutnant Rüdiger Alberti
schreibt zum Beispiel über die erste Grippewelle, die sein Batallion im Sommer
1918 vor Verdun heimsuchte:
Das Batallion war sofort in Bereitschaftsstellung gekommen. Heiß brannte die Sommersonne
hernieder. Der Leutnant aber, der das Batallion führte, stand eines Morgens nicht auf, sondern
fieberte und fantasierte. Grippe! Auch Raschow legte sich am andern Tage an Grippe nieder.
Also führte ich das Batallion. Das ging auch. Einen Nachmittag hatte die Grippe auch mich
gepackt. Da lag ich fest, schwach, matt, heiß an Gliedern und Kopf. Aber dann raffte ich mich
auf. Ich schlug mir das lähmende Fieber aus den Gelenken und Gliedern, machte Kniebeuge
und schüttelte mich. Es wurde mit mir besser. Ich konnte die laufenden Arbeiten versehen.119

Über die gravierender verlaufende zweite Grippewelle verliert er dagegen kein


Wort. Die zweite Welle wird in diesen Berichten insgesamt wesentlich seltener
erwähnt – der Erkenntnisgewinn aus dieser Quellengattung bleibt daher ziemlich

116 Ludendorff (1919), ab S. 547.


117 Foerster (1952), S. 85–86.
118 Ludendorff (1919), S. 430–526.
119 Alberti (1930), S. 222–223.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
144 Frieder Bauer und Jörg Vögele

gering.120 Die Auswertung nicht edierter Feldpostbriefe könnte möglicherweise


zu mehr Informationen führen. Die Durchsicht einiger in Buchform herausgege-
bener Briefsammlungen ergab allerdings kein Erfolg versprechendes Ergebnis.121
Die geringe Beachtung der Grippepandemie durchzieht also alle Ebenen der
Militärhierarchie wie ein roter Faden: Dies wurde schon für den zivilen Bereich
beobachtet, gilt aber genauso für alle Gruppen innerhalb des Militärs einschließ-
lich der Mediziner.122 Besonders auffällig ist dieser Befund bei der zweiten
Grippewelle im Herbst, bei der man erwarten würde, dass diese aufgrund ihres
schwerwiegenderen Verlaufs doch viel eher hätte thematisiert werden müssen.
Dies mag in folgenden Faktoren begründet sein: Ein weniger wichtiger Punkt
ergibt sich aus dem Verlauf der Pandemie beim Militär selbst: Die zweite Welle
betraf signifikant weniger Soldaten als die erste Welle, wenn auch die Kompli-
kationsrate der Erkrankungen viel höher lag als im Sommer. Die Grippe bei der
Truppe war im Herbst auch nichts Neues mehr – seit dem explosionsartigen Auf-
treten im Juni und Juli hatte die Seuche dort kontinuierlich geherrscht, so dass
der Wiederanstieg der Fälle deswegen eventuell nicht mehr dieselbe Beachtung
fand wie zuvor.
Ein wichtiger Grund für diese Nichtbeachtung aber war sicherlich die Über-
schattung der Pandemie durch vermeintlich wichtigere militärische und poli-
tische Ereignisse, wie das Vorrücken der Alliierten an allen Fronten, die drohende
Niederlage und Revolution innerhalb Deutschlands. Dies gilt insbesondere für
die Retrospektive, aus der die meisten Berichte geschrieben wurden: Je später
sie erschienen, desto seltener wird die Grippe in ihnen erwähnt. Darüber hinaus
verherrlichen viele Memoiren das Geschehen, sind sie doch – oft von national
gesinnten (Ex-)Militärs geschrieben – zum Teil erst in der Zeit des NS-Regimes
veröffentlicht worden. Kränkelnde, von Grippe geplagte deutsche Soldaten ent-
sprachen nicht dem Zeitgeist und der Gesinnung vieler Autoren. Der (zweifellos
heroisierenden) Chronik der 1. Garde-Infanterie-Division vom 7.–14.7.1918 ent-
nehmen wir zum Beispiel:
Zwar wurden Meinungen laut, die an dem guten Ausgang des Unternehmens zweifelten, zwar
gab es Leute, die die Grippe als Anlaß nahmen, um nicht aus dem Lazarett wiederzukommen
– aber, „nehmt alles nur in allem“, der Hauptteil war gut. Ich erinnere mich vieler Kameraden,

120 Alberti (1930). Bauer (1921). Dahms (1927). Förster (1925). Fried (1920). Gerlach (1929).
Hahn (1920). Hester (1928). Kisch (1930). Koch (1934). Krane (1929). Raucheisen (1928).
Renn (1930). Rosenwinkel (1932). Rothberg (1930). Schauwecker (1928). Ziese (1930). Das
bekannteste Werk stammt von Ernst Jünger: Jünger (1986).
121 Engel (2008). Hank/Simon (2002). Kessler (1921). Maier (1966). Rohden (1935). Witkop
(1928).
122 Hypothesen dazu bei Witte (2006) und Berger (2009).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 145

die trotz heftiger Grippeanfälle (und der größte Teil der Division war mehr oder minder krank)
nicht von der Kompagnie weggingen, um nicht als Drückeberger gelten zu müssen.123

Insofern ist es nicht erstaunlich, dass gerade in den Memoiren des elsässischen
Soldaten Dominik Richert, der später zu den Franzosen desertiert, und wo auch
alle anderen Missstände in der deutschen Armee offen angesprochen werden, die
Grippe öfter erwähnt wird als in anderen Erinnerungen.124

Zusammenfassung

Die Pandemie der Spanischen Grippe begann vermutlich Anfang 1918 in den
USA, kam mit US-amerikanischen Soldaten nach Europa und erreichte Deutsch-
land schließlich über die Westfront. Der Weg, auf dem die Grippe die deutsche
Armee und das deutsche Reich erreichte, ist aber aufgrund der diffusen Vertei-
lung der mutmaßlichen ersten Ausbrüche schwer nachvollziehbar und keines-
wegs so klar, wie manche Autoren behaupten. Tatsache ist, dass es im Juni und
Juli 1918 bei den deutschen Truppen zu wahren Massenerkrankungen an Grippe
kam – der Höhepunkt der ersten Welle wurde Anfang Juli erreicht. Dabei war
wegen der dichten Ballung der Soldaten auf geringerem Raum vor allem die
Westfront betroffen. Der weitaus größte Teil der Grippefälle verlief gutartig,
die Letalität der Erkrankung war noch gering. Während der zweiten Welle von
September bis November erkrankten in der Armee wesentlich weniger Soldaten
als während der ersten Welle, dafür im Einzelfall aber mit umso ernsthafterem
Verlauf: Insbesondere die Entwicklung einer Pneumonie bedeutete oft den Tod.
Die prophylaktischen Maßnahmen der deutschen Militärärzte gegen die Aus-
breitung der Seuche orientierten sich an bei anderen Infektionskrankheiten im
Militär bisher bewährten Gegenmitteln: Meldepflicht bei Erkrankung, Isolation
der Erkrankten, Desinfektion der Umgebung und Ausscheidungen der Erkrank-
ten sowie bestimmte Verhaltensmaßregeln für die Truppen. Im Gegensatz zu den
anderen bekannten Infektionskrankheiten zeigten die ergriffenen Maßnahmen
aber keinen signifikanten Erfolg und waren angesichts des explosionsartigen
Auftretens der Pandemie auch oft kaum durchführbar – es waren schlichtweg
zu viele Soldaten betroffen. So kam es vielerorts zu einer Überlastung des Sani-

123 Chronik der 1. Garde-Infanterie-Division vom 7.–14.7.1918, einsehbar auf http://www.1914-


18.info/erster-weltkrieg.php?u=123&info=1.Garde-Division&start=210 – Zugriff am
20.05.2009.
124 Richert (1989).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
146 Frieder Bauer und Jörg Vögele

tätsdienstes, und eine gleichzeitige adäquate Versorgung von Grippekranken und


Verwundeten war oft nicht möglich.
Die Therapieversuche der deutschen Militärärzte während der ersten Grip-
pewelle im Sommer waren hauptsächlich symptomatisch orientiert. Angesichts
der schwer verlaufenden, therapieresistenten Fälle wurde im Herbst dagegen ein
polypragmatischer Therapieansatz angewandt.
Zur Frage nach der Auswirkung der Spanischen Grippe auf den Kriegsverlauf
lässt sich sagen, dass der Effekt der ersten Welle auf die militärischen Operati-
onen an der Westfront oft unterschätzt wurde: Tatsächlich stellte der massen-
hafte Ausfall von Soldaten in einem kurzen Zeitraum für alle Kriegsbeteiligten
ein ernsthaftes logistisches Problem dar. Da die Gipfel der Sommerepidemie in
deutscher und französischer Armee jedoch zeitlich versetzt waren, profitierte zu-
nächst die deutsche Armee bei ihren Offensiven gegen die Franzosen im Mai
und Juni, während sich im Juli die Lage umkehrte, als die letzte deutsche Offen-
sive bei Reims versandete und die Alliierten zum Gegenangriff übergingen. So
bestätigt sich die Vermutung, dass insbesondere die letzte Phase der deutschen
Offensive abgeschwächt wurde. Die Spanische Grippe war allerdings nur ein
weniger wichtiger Faktor unter vielen anderen, die letztendlich zum Scheitern
des Angriffs im Westen führten. Die Frage, ob die zweite Welle der Spanischen
Grippe den Kriegsverlauf beeinflusste, lässt sich anhand der verbliebenen Über-
lieferungen dagegen nicht vollständig beantworten. Höchst wahrscheinlich ist
aber, dass sie den Verlauf des Krieges eher im Kleinen als im Großen beein-
flusste und keinen wesentlichen Einfluss auf dessen Ausgang ausübte.
Wie auch andernorts für die Zivilbevölkerung festgestellt125, fand die Grippe-
pandemie auf allen Ebenen der Militärhierarchie nur eine relativ geringe Beach-
tung: Am meisten Aufmerksamkeit wurde ihr naturgemäß noch durch Militär-
ärzte und medizinisches Personal zuteil. Dennoch ist es bemerkenswert, was für
ein unterschiedlicher Aufwand angesichts des alleinigen Verdachts auf bekannte,
kontrollierbare Infektionskrankheiten wie Typhus, Fleckfieber oder der Pest im
Vergleich mit der ubiquitär auftretenden Grippe betrieben wurde, bei der das
Engagement der Ärzte in allen Aspekten fruchtlos schien. Die Grippe konfron-
tierte die Ärzte mit der Begrenztheit ihrer Möglichkeiten – in einer Zeit, in der
Bakteriologie und Hygiene einen Erfolg nach dem anderen feierten, passte sie in
kein bewährtes Behandlungsschema und ließ die Mediziner resigniert zurück.
Sowohl aus der Perspektive der Generäle als auch der Mannschaften nimmt
die Grippe nur einen marginalen Platz in der Rückschau auf die Ereignisse des
Jahres 1918 ein. Sie wird meist nur in Nebensätzen, bestenfalls in kurzen Anek-
doten erwähnt und es herrscht eine allgemeine Tendenz zur Bagatellisierung der

125 Vgl. Witte (2006).

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 147

Pandemie. Erstaunlicherweise wird vor allem die erste Grippewelle im Sommer


thematisiert, die in ihrem Ausmaß beim Militär zwar die zweite Welle übertraf,
aber wesentlich weniger Todesfälle hervorrief. Von der Generalität wird die
Sommerepidemie sehr wohl als Problem erkannt: Das massenhafte, gleichzei-
tige Auftreten der Erkrankungen stellte eine erhebliche logistische Belastung für
den Sanitätsdienst und eine ebenfalls erhebliche Reduzierung der Truppenstär-
ken dar. Ludendorff gibt ihr einen Teil der Schuld am Versagen der deutschen
Offensiven im Sommer. Die zweite Welle wird dagegen allerorts kaum erwähnt.
Grund dafür war einerseits sicherlich der Verlauf der Pandemie im Militär selbst:
Die zweite Welle betraf signifikant weniger Soldaten als die erste Welle, und die
Grippe bei der Truppe war im Herbst auch nichts Neues mehr – seit dem explo-
sionsartigen Auftreten im Juni und Juli hatte die Seuche dort kontinuierlich ge-
herrscht. Der wichtigste Grund für die Nichtbeachtung aber war die Überschat-
tung der Pandemie durch vermeintlich wichtigere militärische und politische
Ereignisse, wie das Vorrücken der Alliierten an allen Fronten, die drohende Nie-
derlage und Revolution innerhalb Deutschlands. Insbesondere in den Memoiren
der oft national gesinnten (Ex-)Militärs fand die Grippe keinen Platz, da sie nicht
der Einstellung der Autoren entsprach. Der Zeitgeist forderte seinen Tribut.

Literatur- und Quellenverzeichnis

Archivalien:

Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv (München):


Akten des Stabsarztes beim Kommando der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: H.Gr. 58.
Akten des Armeearztes und Sanitätsdienstes der 6. Armee: A.O.K. 6; Bd. 250, 259.
Akten des Armeearztes der 19. Armee: A.O.K. 19; Bd. 25.
Akten des Korpsarztes und Sanitätsdienstes des I. bayerischen Armeekorps: Gkdo. I. b. A.K.; Bd.
206, 207, 208.
Akten des Korpsarztes und Sanitätsdienstes des II. bayerischen Armeekorps: Gkdo. II. b. A.K.;
Bd. 206, 207, 210.
Akten des Sanitätsdienstes des I. bayerischen Reservekorps: Gkdo. I. b. R.K.; Bd 103.
Akten des Korpsarztes des XV. Reservekorps: Gkdo. XV. R.K.; Bd. 758, 759, 761.
Akten des Etappenarztes bei der Etappeninspektion 6: Et.Insp. 6; Bd. 140.
Akten des Sanitätsamtes des II. bayerischen Korpsbezirks: Stv. GenKdo II. A.K., San. Amt; Bd.
30/I, 30/II, 31, 39/II, 40/I.
Akten der Medizinalabteilung des bayerischen Kriegsministeriums: Mkr.; 10058, 10090, 13790.

Hauptstaatsarchiv Baden-Württemberg (Stuttgart):


Monatlicher Gesundheitsrapport württembergischer Truppen: M 1/8-86.
10-tägiger Gesundheitsrapport württembergischer Truppen für Juni bis August 1918: M 1/8-89.
Kriegssanitätsberichte der Lazarette und Genesungsheime: M 1/8- 91.
Seuchenprophylaxe Mai bis Oktober 1918: M 1/8-156.
Seuchenprophylaxe Oktober 1918 bis März 1919: M 1/8-157.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
148 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Gripperapporte württembergischer Lazarette: M 1/8-160.


Stellvertretende Intendantur XIII. Armeekorps: M 17/2.
Korps-Verordnungsblatt des XXI. Armee-Korps: M 30/1-340.
Korps-Verordnungsblatt des XV. Armee-Korps: M 30/1-341.
Besondere Anordnungen: M 33/2-446.
Kriegstagebuch des Feld-Korps-Arztes (XIII. Armeekorps): M 33/2-901.
Sanitätsformationen: M 299.
Sanitätskompanien: M 233.
Feldlazarette: M 234.

Generallandesarchiv Karlsruhe:
Ärztliche Behandlung von Landeseinwohnern und Militärpersonen: GLA 456-F1/118.
Kriegstagebuch des Armeearztes 7. Armee: GLA 456-F1/717.
Akten des Armeearztes der Armee-Abteilung A: GLA 456-F2/21, -F2/22, -F2/24, -F2/26, -F2/415,
-F2/449.
Akten des Armeearztes der Armee-Abteilung B: GLA 456-F3/363, -F3/373, -F3/375, -F3/379,
-F3/383, -F3/386, -F3/909.
Generalkommando XIV. Armeekorps: GLA 456-F6/267.
Akten des Korpsarztes des XIV. Reservekorps: GLA 456-F7/344, -F7/348, -F7/355.

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin Dahlem:


Bericht der Sanitätsabteilung des Reichswehrministeriums über die „Grippeepidemie 1918/1919“
vom 23. April 1920: I. HA Rep. 76 VIII B 3834

Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden:


Generalkommando des XII. Armeekorps, Korpsarzt: 11347-2262/-2264/-2286/-2313
Armeeoberkommando der 3. Armee, Beratender Hygieniker: 11355-669/-670/-671/-672
Generalkommando des XII. Reservekorps, Korpsarzt: 11356-434/-498
Sanitätskompanien 28, 30 und 562: 11300-6/-25/-147
Feldlazarette 113, 116, 119 und 153: 13424-20/-39/-48/-55

Bundesarchiv, Abteilung M – Militärarchiv (Freiburg i. Brsg.):


Erlass über „Entlausung des zurückkehrenden Heeres“: PH 2/194
Abschrift der „Leitsätze zur Seuchenbekämpfung in der 2. Armee“: PH 2/653
Tätigkeit als fachärztlicher Berater beim Stellvertr. VIII. Armee-Korps: PH 7/6
Besondere Anordnungen für den Sanitäts- und Veterinärdienst: PH 8 I/608
Sanitätsbericht „Das Heer“ im Ersten Weltkrieg: PHD 6/162
Sanitätsangelegenheiten: RM 52/106

Literatur:

Alberti, Rüdiger: Gott im Krieg. Erlebnisse an der Westfront. Berlin 1930.


Alexander, A.: Die Behandlung der Lungenkomplikationen der Grippe mit Calcium und Neosal-
varsan. Deutsche Medizinische Wochenschrift 46 (1918), 1272.
Barry, John M. : The great influenza. The epic story of the deadliest plague in history. New York
2004.
Bauer, Max: Der große Krieg in Feld und Heimat. Erinnerungen und Betrachtungen. Tübingen
1921.
Bayern, Rupprecht von: Mein Kriegstagebuch, Band 1–3. München 1929.
Becker, Daniel: Im Seuchenlazarett der 5. Armee. Kriegserinnerungen. Düsseldorf 1919.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 149

Berger, Silvia: Bakterien in Krieg und Frieden. Eine Geschichte der medizinischen Bakteriologie
in Deutschland, 1870–1933. Göttingen 2009.
Bogusat, H.: Die Influenza-Epidemie 1918–19 im Deutschen Reiche. In: Reichsgesundheitsamt
(Hrsg.): Arbeiten aus dem Reichsgesundheitsamte, Band 53. Berlin 1923, 443–466.
Brabant, Artur: Generaloberst Max Freiherr von Hausen. Ein deutscher Soldat. Nach seinen Tage-
büchern, Aufzeichnungen und Briefen. Dresden 1926.
Bumm, Franz; Abel, Rudolf: Deutschlands Gesundheitsverhältnisse unter dem Einfluß des Welt-
krieges. Stuttgart, Berlin 1928.
Bundesarchiv (Hrsg.): Der Weltkrieg 1914–1918. 14. Band: Die militärischen Operationen zu
Lande. Koblenz 1956.
Byerly, Carol R.: Fever of war. The influenza epidemic in the U.S. Army during World War I. New
York, London 2005.
Crosby, Alfred W.: America’s forgotten pandemic. The influenza of 1918. Cambridge 1989.
Cummins, S. L.: Introduction. In: Medical Research Committee (Hrsg.): Studies of influenza in
hospitals of the British Armies in France, 1918. London 1919 (Special report series 36), 5–11.
Dahms, Rudolf: Der große Krieg aus der Froschperspektive. Kriegserinnerungen eines Kompagnie­
führers der Infanterie. Berlin 1927.
Darmon, Pierre: Une tragédie dans la tragédie. La grippe espagnole en France (avril 1918 – avril
1919). Annales de démographie historique 2 (2000), 153–175.
Delater: La grippe dans la nation armée – de 1918 a 1921. Prémière Partie. Revue d’hygiène 5
(1923), 406–426.
Deutsche Medizinische Wochenschrift (Hrsg.): Vor 20 Jahren. Deutsches Arzttum im Weltkrieg.
Erlebnisse und Berichte. Leipzig 1935.
Eberhardt, Magnus von: Kriegs-Erinnerungen. Neudamm 1938.
Echeverri, Beatriz: Spanish influenza seen from Spain. In: Philipps, Howard; Killingray, David
(Hrsg.): The Spanish influenza pandemic 1918–19. New Perspectives. London, New York
2003, 173–190.
Engel, Gerhard: Rote in Feldgrau. Kriegs- und Feldpostbriefe junger linkssozialdemokratischer
Soldaten des Ersten Weltkriegs. Berlin 2008.
Förster, Hans Albert: Warum? Kriegserlebnisse eines Achtzehnjährigen. 2. Auflage, Leipzig 1925.
Foerster, Wolfgang: Der Feldherr Ludendorff im Unglück. Wiesbaden 1952.
Fried, Alfred Hermann: Mein Kriegs-Tagebuch. 4. Band: Das vierte Kriegsjahr. 1. August 1917 bis
30. Juni 1919. Zürich 1920.
Fromme, Walther: Zur Influenzaepidemie. Deutsche Medizinische Wochenschrift 51 (1918),
1416–1418.
Gallwitz, Max von: Erleben im Westen. Berlin 1932.
Gerlach, Kurt: Zwischen den Fronten, oder Der Krieg von unten. Hellerau 1929.
Hahn, Max Franz: Ein deutscher Offizier im Krieg. Tagebuch. Berlin 1920.
Hank, Sabine; Simon, Hermann: Feldpostbriefe jüdischer Soldaten. Briefe ehemaliger Zöglinge
an Sigmund Feist, Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses in Berlin, Band 1 und 2.
Berlin 2002.
Heeres-Sanitätsinspektion (Hrsg.): Kriegssanitätsbericht Band 3. Die Krankenbewegung bei dem
deutschen Feld- und Besatzungsheer im Weltkriege 1914/1918. Berlin 1934.
Hesse, Walter: Die sogenannte „spanische Krankheit“. Münchener Medizinische Wochenschrift
30 (1918), 814–815.
Hester, Gustav; Ringelnatz, Joachim: Als Mariner im Krieg. Berlin 1928.
Hieronimus, Marc: „…das Küssen möglichst vermeiden“. Die Spanische Grippe in Köln. In: De-
res, Thomas (Hrsg.): Krank, gesund. 2000 Jahre Krankheit und Gesundheit in Köln. Köln
2005, 203– 219.
Hieronimus, Marc: Krankheit und Tod 1918. Zum Umgang mit der Spanischen Grippe in Frank-
reich, England und dem Deutschen Reich. (Diss.) Köln 2006.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
150 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Hildreth, Martha L.: The influenza epidemic of 1918-1919 in France. Contemporary concepts of
aetiology, therapy and prevention. Social History of Medicine 4 (1991), 277–294.
Hindenburg, Paul von: Aus meinem Leben. Leipzig 1920.
Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Pader-
born 2009.
Hoffmann, Wilhelm; Jungmann, Paul: Die deutschen Ärzte im Weltkriege. Ihre Leistungen und
Erfahrungen. Berlin 1920.
Honigsbaum, Mark: Living with Enza. The forgotten story of Britain and the Great Flu Pandemic
of 1918. London 2009.
Hope-Simpson, R. Edgar: The transmission of epidemic influenza. New York 1992
Hsieh et al.: Influenza pandemics. Past, present and future. Journal of the Formosan Medical As-
sociation 105 (2006), 1–6.
Johnson, Niall P. A. S.: Britain and the 1918/19 influenza pandemic. A dark epilogue. London 2006.
Johnson, Niall P. A. S.; Müller, Jürgen: Updating the accounts. Global mortality of the 1918–1920
“Spanish” Influenza pandemic. Bulletin of the History of Medicine 76 (2002), 105–115.
Jünger, Ernst: In Stahlgewittern. 30. Auflage, Stuttgart 1986.
Keßler, D.: Eindrücke eines Batallionsarztes aus dem letzten Kriegsjahr im Westen. In: Musehold,
Paul: Streiflichter aus dem Wirken des Sanitätskorps im Weltkriege. Oldenburg 1927, 196–216.
Kessler, Harry: Krieg und Zusammenbruch aus Feldpostbriefen 1914–18. Weimar 1921.
Kisch, Egon Erwin: Schreib das auf, Kisch! Berlin 1930.
Koch, Rudolf: Die Kriegserlebnisse des Grenadiers Rudolf Koch. Leipzig 1934.
Koenig: Die Grippeepidemie im Regierungsbezirk Arnsberg (Herbst 1918). In: Peiper, Otto
(Hrsg.): Veröffentlichungen aus dem Gebiete der Medizinalverwaltung, X. Band, 6. Heft. Ber-
lin 1920, 29–46.
Koenigswald, Harald von: Stirb und werde. Aus Briefen und Kriegstagebuchblättern des Leutnants
Bernhard von der Marwitz. Breslau 1933.
Kolmsee, Peter: Unter dem Zeichen des Äskulap. Eine Einführung in die Geschichte des Militär-
sanitätswesens von den frühesten Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Bonn 1997.
Kordes, Matthias: Die sog. Spanische Grippe von 1918 und das Ende des Ersten Weltkrieges in
Recklinghausen. Vestische Zeitschrift 101 (2006/07), 119–146.
Krane, Anton: Meine Kriegserlebnisse beim Landwehr-Infanterie-Regiment 61: 1914–1918. Pa-
derborn 1929.
Leichtenstern, Otto: Influenza und Dengue. In: Nothnagel, Hermann (Hrsg.): Spezielle Pathologie
und Therapie. 4. Band, 4. Teil, 1. Hälfte. Wien und Leipzig 1896.
Lemke: Die Grippeepidemie des Jahres 1918 im Regierungsbezirk Oppeln. In: Peiper, Otto
(Hrsg.): Veröffentlichungen aus dem Gebiete der Medizinalverwaltung, X. Band, 6. Heft. Ber-
lin 1920, 47–63.
Levinthal, Walter: Epidemiologie und Bakteriologie der Influenzapandemie von 1918. In: Le-
vinthal, Walter; Kuczynski, Max H.; Wolff, Erich (Hrsg.): Die Grippepandemie von 1918.
Sonderabdruck aus: Lubarsch, Otto; Ostertag, Robert v. (Hrsg.): Ergebnisse der allgemeinen
Pathologie und pathologischen Anatomie des Menschen und der Tiere. XIX. Jahrgang, 2. Ab-
teilung. München und Wiesbaden 1921, 1–100.
Lohse, Hans: Klinische Erfahrungen über das Auftreten der Grippe des Jahres 1918 im Bereich
einer Armee des westlichen Kriegsschauplatzes. (diss. med.) Kiel 1919.
Ludendorff, Erich: Meine Kriegserinnerungen. Berlin 1919.
Ludendorff, Erich: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18. Berlin 1920.
Mackensen, August von; Foerster, Wolfgang: Briefe und Aufzeichnungen des Generalfeldmar-
schalls aus Krieg und Frieden. Leipzig 1938.
Maier, Reinhold: Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg 1914–1918. Stuttgart 1966.
Meyer, Erich: Der unbekannte Soldat. Erlebnis und Gedanken eines Truppenarztes an der West-
front. München 1929.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
Die „Spanische Grippe“ in der deutschen Armee 1918 151

Michels, Eckard: Die „Spanische Grippe“ 1918/19. Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutsch-
land im Kontext des Ersten Weltkriegs. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 1 (2010), 1–33.
Möllers, Bernhard: Grippe. In: Hoffmann, Wilhelm (Hrsg.): Hygiene. Leipzig 1922 (Handbuch der
ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/18, Bd. 7), 574–585.
Müller, Friedrich v.: Krankheiten der Atmungsorgane. In: Krehl, Ludolf von (Hrsg.): J. v. Merings
Lehrbuch der Inneren Medizin. Jena 1909, 230–242.
Müller, Jürgen: Die Spanische Influenza 1918/19. Einflüsse des Ersten Weltkrieges auf Ausbrei-
tung, Krankheitsverlauf und Perzeption einer Pandemie. In: Eckart, Wolfgang U. (Hrsg.): Die
Medizin und der Erste Weltkrieg. Pfaffenweiler 1996, S. 321–341.
Münter, Friedrich: Influenza. In: Krehl, Ludolf von (Hrsg.): Innere Medizin. Leipzig 1921 (Hand-
buch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/18, Bd. 3), 322–334.
Olm, Kristin: Die spanische Grippe in Sachsen in den Jahren 1918 und 1919. (diss med.) Leipzig
2001.
Patterson, K. David; Pyle, Gerald F.: The geography and mortality of the 1918 influenza pandemic.
Bulletin of the History of Medicine 65 (1991), 4–21.
Peiper, Otto: Bericht über die Grippe-Epidemie in Preussen im Jahre 1918/19. In: Peiper, Otto
(Hrsg.): Veröffentlichungen aus dem Gebiete der Medizinalverwaltung, X. Band, 6. Heft. Ber-
lin 1920, 1–27.
Philips, Howard: „Black October“. The impact of the Spanish influenza epidemic of 1918 on South
Africa. Pretoria 1990.
Philips, Howard: The re-appearing shadow of 1918. Trends in the historiography of the 1918-19
influenza pandemic. Canadian bulletin of medical history 21 (2004), 121–134.
Preussen, Wilhelm von: Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf – Kronprinz Wil-
helm. Berlin 1923.
Raffelt, Ferdinand: Über Aderlass bei Influenzapneumonie. Wiener Klinische Wochenschrift 4
(1919), 86–88.
Raucheisen, Franz Xaver: Westfront. Kriegserinnerungen eines Frontsoldaten. 2. Aufl. Kallmünz,
Laßleben 1928.
Renn, Ludwig: Erlebnisse eines Frontsoldaten im Kriege 1914/18. Frankfurt a. M. 1930.
Rice, Geoffrey: Black November. The 1918 influenza pandemic in New Zealand. Christchurch
2005.
Richert, Dominik: Beste Gelegenheit zum Sterben. Meine Erlebnisse im Kriege 1914–1918. Mün-
chen 1989.
Rohden, Friedrich von (Hrsg.): Feldpostbriefe deutscher Studenten. Tübingen 1935.
Romberg, Ernst: Die akuten Infektionskrankheiten. In: Krehl, Ludolf von (Hrsg.): J. v. Merings
Lehrbuch der Inneren Medizin. Jena 1909, 46–55.
Rosenwinkel, Fritz: Kriegserlebnisse eines einfachen Frontsoldaten: 1914–1918. Stolzenau (We-
ser), Glenewinkel 1932.
Rothberg, Karl: Ein Soldat denkt zurück. Erinnerungen aus Krieg u. Gefangenschaft. 3. Auflage,
Bayreuth 1930.
Samuel, Walter: Beobachtungen bei einer Grippeepidemie im Felde im Juni und Juli 1918. (diss.
med.) Berlin 1918.
Schauwecker, Franz: So war der Krieg. Berlin 1928.
Schjerning, Otto von (Hrsg.): Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/1918.
Leipzig 1921–1922.
Senfleben, Eduard; Foerster, Wolfgang; Liesner, Gerhard: Unter dem Roten Kreuz im Weltkriege.
Das Buch der freiwilligen Krankenpflege. Berlin 1934.
Simon, Dieter: Die „Spanische Grippe“-Pandemie von 1918/19 im nördlichen Emsland und ei-
nigen umliegenden Regionen. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte
(Hrsg.): Emsländische Geschichte (Bd. 13). Haselünne 2006, 106–145.
Spindler, Hans L.: Die „Spanische Grippe“ im Felde (Osten). (diss. med.) Greifswald 1918.

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014
152 Frieder Bauer und Jörg Vögele

Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das deutsche Reich 1923. Berlin 1923.
Steinebach, Edmund: Truppenärztliche Beobachtungen bei Influenza. (diss. med.) Marburg 1919.
Stevenson, David: 1914 –1918. Der Erste Weltkrieg. Düsseldorf 2006.
Taubenberger, J. K.; Hultin J. V.; Morens, D. M.: Discovery and characterization of the 1918 pan-
demic influenza virus in historical context. Antiviral Therapy 12 (2007), 581–591.
Thimm, Ulrich: Die „Spanische Grippe“ der Jahre 1918 bis 1920 im Regierungsbezirk Cassel.
Kassel 2000.
Vasold, Manfred: Die Grippepandemie in Nürnberg 1918. Eine Apokalypse. 1999 - Zeitschrift für
Sozialgeschichte des 20./21. Jahrhunderts 4 (1995), 12–37.
Vasold, Manfred: Die Grippepandemie von 1918/19 in der Stadt München. Oberbayerisches Ar-
chiv 127 (2003), 395–414.
Vasold, Manfred: Grippe, Pest und Cholera. Eine Geschichte der Seuchen in Europa. Stuttgart
2008.
Vasold, Manfred: Die Spanische Grippe. Die Seuche und der Erste Weltkrieg. Darmstadt 2009.
Vaughan, Warren Taylor: Influenza : An epidemiologic study. In: The American journal of hygiene
(Hrsg.): Monographic Series, Nr. 1. Baltimore 1921, 1–257.
Waldenburg, L.; Simon, Carl Eduard: Handbuch der allgemeinen und speciellen Arzneiverord-
nungs-Lehre. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Arzneimittel und Pharmacopoeen
auf Grundlage der Pharmacopoea Germanica. 8. Auflage, Berlin 1873.
Witkop, Philipp: Kriegsbriefe gefallener Studenten. München, Langen 1928.
Witte, Wilfried: The plague that was not allowed to happen. German medicine and the influenza
epidemic of 1918–19 in Baden. In: Philipps, Howard; Killingray, David (Hrsg.): The Spanish
influenza pandemic 1918–19. New perspectives. London, New York 2003, 49–57.
Witte, Wilfried: Erklärungsnotstand. Die Grippe-Epidemie 1918–1920 in Deutschland unter be-
sonderer Berücksichtigung Badens. Herbolzheim 2006.
Witte, Wilfried: Tollkirschen und Quarantäne. Die Geschichte der Spanischen Grippe. Berlin 2008.
Wolfangel, Ottmar: Kriegsjahre zählen doppelt. Feldpost aus meinen Jahren beim Roten Kreuz.
Aufzeichnungen aus den Jahren 1914–1918. Norderstedt 2003.
Ziese, Maxim; Ziese-Beringer, Hermann: Der Soldat von gegenüber. Berlin 1930.
Zimmer, S. M.; Burke, D. S.: Historical perspective. Emergence of influenza A (H1N1) viruses.
New England journal of medicine 361 (2009), 279–285.
Zylberman, Patrick: A holocaust in a holocaust. The Great War and the 1918 Spanish influenza
epidemic in France. In: Philipps, Howard; Killingray, David (Hrsg.): The Spanish influenza
pandemic 1918–19: New perspectives. London, New York 2003, 191–201.

Komplett gesichtete Zeitschriften:


Berliner Klinische Wochenschrift, Ausgaben Juli 1918 – Dezember 1920.
Deutsche Medizinische Wochenschrift, Ausgaben Juli 1918 – Dezember 1920.
Münchener Medizinische Wochenschrift, Ausgaben Juli 1918 – Dezember 1920.
Wiener Klinische Wochenschrift, Ausgaben Juli 1918 – Dezember 1920.

Anschrift der Verfasser: Frieder Bauer und Jörg Vögele


Medizinische Fakultät
Institut für Geschichte der Medizin
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1
D-40225 Düsseldorf
E-Mail: InstGeschMed@hhu.de

Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in
elektronischen Systemen.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014

View publication stats

Das könnte Ihnen auch gefallen