Sie sind auf Seite 1von 2

109

Passionslied
Sehr langsam und traurig Wq 202/C/13

60. Wie? Schön ster, den mein Her ze liebt, du

3 *

gehst nach Gol ga tha und

blu test, ach, und bist be trübt? Ver blu tet stehst du da?

*A 4: changed to
Gol ga

1. Wie? Schönster, den mein Herze liebt, 6. Und stürz ihn in den Pfuhl hinab,
du gehst nach Golgatha den mörderischen Freund.
und blutest, ach, und bist betrübt? Verflucht sei des Verräters Grab,
Verblutet stehst du da? verflucht, wer ihn beweint.
2. Ja, deine matte Seele klagt 7. Doch, hört! der Himmel ruft und spricht:
und fühlet ihre Not, Schwert, schlage meinen Sohn!
und zittert, bebt und ringt und zagt Ihr Tränen, deckt mein Angesicht!
betrübt bis in den Tod. Mein Herze blutet schon.
3. Der wilden Bosheit Raserei 8. Und Mörder—Anblick voller Schmerz!
reißt schon die Unschuld hin, und Mörder fesseln ihn.
und Judas, Judas eilt herbei, Die Jünger weichen.—Sprich mein Herz,
verrät und küsset ihn. willt du nicht auch entfliehn?
4. Ha! diese wilde Mörderbrut 9. Und Kaiphas, und er erscheint
frohlocket — fesselt sie, im geistlichen Gericht,
damit dem wahren Heldenmut ein Priester nicht,—ein Menschenfeind,
kein Ungeheuer entflieh! ein alter Bösewicht.
5. Und eine ewigschwarze Nacht 10. Und Kaiphas verdammet ihn.—
bedecke diesen Schwarm, O du Synedrium!—
und brech ihm, eh er Unglück macht, Die Unschuld zwar, sie geht dahin,—
den unglücksvollen Arm. und du—du bleibest stumm?

verses 11–19 on following page

© 2014 The Packard Humanities Institute


110

11. Des Pöbels Wunsch, Pilati Spruch 16. Im Tode groß, noch meine Lust
wird schon an ihm erfüllt, und mein Geliebter.—Doch,
der Schimpf und Rohr und Dornen trug in dieser weichen warmen Brust,
und ganz von Blute quillt. Geliebter, lebst du noch!
12. Man geht, man eilt in vollem Lauf 17. Dir will ich dieses Denkmal weihn,
mit ihm nach Golgatha du bleibst mein höchstes Gut.
und kreuzigt, quält und hängt ihn auf; Salbt ihn, den Held, mit Tränen ein; —
im Blute hängt er da. mit Tränen? — nein! mit Blut.
13. Und jenen Mördern beigesellt 18. Durch Blut hat er sich mir vermählt,
erblasst mein liebster Freund. im Blute ward er mein.
So stirbt mein Heil, so fällt der Held, Verfolgt und bis aufs Blut gequält,
um den mein Auge weint. will ich ihm folgsam sein.
14. Nehmt ihn herab. Lasst mich ihn sehn; — 19. Dir, den ich schmerzhaft sterben seh,
ihr Mörder! gebt ihn her! den ich im Blute sah;
O Schmerz! — Es ist um mich geschehn! — dir folg ich nach Gethsemane
Er stirbt; er ist nicht mehr. und denn nach Golgatha.
15. Wie blass ist doch sein Angesicht? Dietrich Peter Scriba
Die Nacht bedecket ihn.
Er sieht mich nicht, er hört mich nicht;
er stirbt; er ist dahin.

© 2014 The Packard Humanities Institute

Das könnte Ihnen auch gefallen