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Bedeutung:
Der Mensch ist nicht durch eine höhere Macht, durch eine bestimmte Laufbahn oder
Entwicklung bestimmt.
Der Meister hat ein gewisses, allgemeines Potential bzw. Fähigkeit, aber dieses muss durch
üben und lernen erst entwickelt werden (Beispiel: Lehrplan)
Damals im 18. Jahrhundert, in der schönen Literatur, kam eine solche Idee gerade auf:
Von einem frei denkenden, geistig mündigen Menschen, der bildbar war
Diese Vorstellung war v.a. für die Denker revolutionär.
Johann Gottfried Herder (1784): Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit
(zentrale Frage: wie unterscheidet sich der Mensch von den Tieren?)
Der Mensch ist lern- und denkfähig
Mensch kann gehen und sprechen, hat Hände
Der erste Freigelassene der Schöpfung
Auszug:
„Das Tier ist nur ein gebückter Sklave, wenngleich einige edlere derselben ihr Haupt emporheben oder wenigstens
mit vorgerecktem Halse sich nach Freiheit sehnen. […] Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung; er
stehet aufrecht. Die Waage des Guten und Bösen, des Falschen und Wahren hängt in ihm: er kann forschen, er
soll wählen. Wie die Natur ihm zwo freie Hände zu Werkzeugen gab und ein überblickendes Auge, seinen Gang zu
leiten, so hat er auch in sich die Macht, nicht nur die Gewichte zu stellen, sondern auch, wenn ich so sagen darf,
selbst Gewicht zu sein auf der Waage.“ (Herder, 1784/1989, S. 145-146)
Zusammenfassung Position 1 = Der Mensch ist in der Lage Dinge selbst zu lernen und
eigene Ideen zu haben
Position 2: Selbstlernen und -denken erfordern Mut und Mühe
(eigene Gedanken kommen nicht einfach so, der Mensch muss sich darum bemühen)
Immanuel Kant, Friedrich Schiller
Immanuel Kant (1784): Beitrag zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
Aufklärung ist, wenn Menschen jederzeit selbst denken (Beantwortung der Frage: Was
ist Aufklärung? = wenn Menschen jederzeit selbst denken und sprechen dürfen)
Man muss sich trauen, sich seine eigenen Gedanken zu machen
Dies ist nicht einfach, erfordert u.a. die Redefreiheit (einer Gesellschaft) ( hierfür ist
es aber wichtig, dass die Menschen einer Gesellschaft gehorsam sind)
Beispiel: Leistung eines Amtseides: nicht komplett frei, man ist pflichtgebunden (Ver-
gleich zu einer Gesellschaft)
Auszug:
1: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit. 2: Unmündigkeit ist das
Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. 3: Selbstverschuldet ist diese Un-
mündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des
Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. 4:Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Friedrich Schiller (1795): Über die ästhetische Erziehung des Menschen (in einer Reihe
von Briefen)
Diagnose des Problems ähnlich wie bei Kant (1784) (= Menschen sind fähig, selbst zu
denken aber oft zu faul)
Auszug:
„Erkühne dich, weise zu sein, Energie des Muts gehört dazu, die Hindernisse zu bekämpfen, welche sowohl
die Trägheit der Natur als die Feigheit des Herzens der Belehrung entgegensetzen […] Der zahlreiche Teil der
Menschen wird durch den Kampf mit der Not viel zu sehr ermüdet und abgespannt, als daß er sich zu einem
neuen und härtern Kampf mit dem Irrtum aufraffen sollte. Zufrieden, wenn er selbst der sauren Mühe des
Denkens entgeht, läßt er andre gern über seine Begriffe die Vormundschaft führen.“ (Schiller 1795/2004, S.
592)
Der Mensch hat das Zeug dazu, neue Gedanken vorzubringen und sich damit gegen
etablierte Sichtweisen auszusprechen
Problem: Dies ist aber ein immer neuer und anstrengender Kampf
Pessimistisches Fazit: Menschen tendieren dazu, etablierte Ideen anzunehmen = eine ge-
wisse Trägheit
Wichtig für alle Denker der Zeit: Wie erreicht man eine friedliche, humanere Gesellschaft
durch erzieherische Maßnahmen? Suche nach erzieherischen Lösungen
Position 3: Selbstdenken und -lernen bedürfen der Bildung als Erziehung dazu
Pos. 3 hält die Lösungsvorschläge als Problem in der 2. Position
= Man müsse sich trauen eigene Gedanken zu haben, könne dies aber nicht allein bewerk-
stelligen
Wilhelm Meister: Menschen haben allgemeine Fähigkeiten, müssen diese aber erst entwi-
ckelen Bildung erforderlich!
Jean-Jacques Rousseau (1762)
Erziehung und Bildung notwendig (der Mensch ist vollkommen auf die Erziehung durch
Umwelt angewiesen)
Korrupte Gesellschaft, keine geeignete erzieherische Richtschnur
Erforderlich: eine passende erzieherische Umwelt (wichtig: die richtige Umwelt + das
richtige Timing; das nennt er: negative Erziehung = Abschirmung der Kinder vor un-
günstigen oder schädlichen Einflüssen)
Auszug:
„Pflanzen werden durch Zucht geformt, Menschen durch Erziehung. Wenn der Mensch groß und stark geboren
würde, wären seine Größe und Kraft nutzlos für ihn, bis er lernte, sie zu gebrauchen; sie würden ihm schaden,
indem sie andere davon abhielten, daran zu denken, ihm beizustehen [...]; und wenn er sich selbst überlassen
bliebe, würde er vor Armut sterben, bevor er seine Bedürfnisse kennengelernt hätte.“
Vergleich der Menschen mit Kulturpflanzen
Kinder können sich nur entwickeln, wenn die Lehrer die passende Umwelt verkörpern;
große Herausforderung, denn Gesellschaft verkörpert nicht das, was man sich für die nächste
Generation wünscht.
Wichtig: Der Sollwert für das Schulsystem wurde hier im Zitat erkannt
Die beiden letzten Sätze sprechen Frage an, mit denen sich Forscher beschäftigen: Wie
wird ein Mensch durch die Umwelt und durch seine Anlage bestimmt? = Anlage-Umwelt-De-
batte
Erste Konsequenzen für die Theorie und Schule:
Wichtig: Man muss bei den Schulen anfangen!
Wichtig ist hier, dass alle Menschen den Zugang zu Bildung haben, nicht nur eine Kaste oder
Schicht!
Vorschlag Wilhelms von Humboldt für ein allg. Schul-und Bildungssystem (Humboldt 1809)
- Drei Stufen eines Schul- und Bildungsystems für die allg. Menschenbildung:
Stufe 1: Elementarunterricht (Kinder müssen erst lernen, wie sie der Lehrperson
folgen)
Stufe 2: Schulunterricht (SuS lernen die Sprache, die Stofffächer und das Lernen
selbst = lernen, wie sie lernen)
Stufe 3: Universitätsunterricht (Hervorbringung eigenständiger Ideen und die
Teilhabe als eigenständiger Mensch, mit einigen Freiheiten)
Vorstellung von Humboldt ist für das Studium heute noch relevant
Humboldt: Herkunft sollte nicht bestimmen, ob Menschen ihre Fähigkeiten entfalten dürfen