Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Bevölkerungspolitik in China
Die Volksrepublik China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde. Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts
hat sich die chinesische Bevölkerung mehr als verdoppelt. Lebten im Jahr 1950 noch rund 500 Millionen
Menschen in China, so sind es gegenwärtig über 1,40 Milliarden. Das sind etwa 18% der Weltbevölkerung,
die sich auf nur 7% der agrarisch nutzbaren Fläche drängt. Trotz einer radikalen Geburtenplanung wird die
Bevölkerung bis Mitte des 21. Jahrhunderts noch auf wahrscheinlich 1,5 Milliarden steigen, während sich die
nutzbare Bodenfläche nicht entsprechend vergrössern wird.
Bevölkerungspolitik
Um Probleme wie Überbevölkerung, Ernährungssicherung und Beschäftigung in den Griff zu bekommen, hat
China mit einer besonders drastischen Bevölkerungspolitik reagiert. In den 1950er Jahren waren Abtreibung
und Verhütungsmittel in China noch verboten. Erst Anfang der 1960er Jahre wurden Abtreibungen
liberalisiert und Verhütungsmittel kostenlos abgegeben. Ab 1971 wurden im Rahmen einer
Geburtenplanungskampagne eine Erhöhung des Heiratsalters und eine Zwei-Kind-Beschränkung schrittweise
durchgesetzt. Einzig nationale Minderheiten waren von diesen immer strikteren Bestimmungen
ausgenommen.
1
Mao Tse-tung: Chinesischer Parteivorsitzender (1893 - 1976).
Geographie Bevölkerungsgeographie
Zu den gewährten Privilegien zählten neben finanziellen Vorteilen (wie zum Beispiel Gehaltszulagen) unter
anderem kostenlose medizinische Betreuung, bessere Ausbildungsmöglichkeiten. 90 % der jungen Familien
wurden von der Ein-Kind-Politik getroffen.
Für die Ein-Kind-Politik existieren aber auch verschiedene Ausnahmeregelungen. So durften ab den 1990er
Jahren Bauernfamilien auf dem Land, welche männliche Nachkommen für die Bewirtschaftung des Bodens
brauchen, offiziell ein zweites Kind haben, wenn das erste ein Mädchen ist. In der Stadt ist ein zweites Kind
erlaubt, wenn das erste behindert zur Welt kommt. Die vielen Nationalen Minderheiten sind zwar ebenfalls
der Geburtenplanung unterworfen, doch für sie gelten weitaus lockere Bestimmungen in Sachen
Geburtenkontrolle und ihnen werden meistens höhere Kinderzahlen zugestanden, so dürfen sie beispielsweise
selbst in Städten zwei Kinder haben.
Anfangs mit aller Härte durchgesetzt, hat die ‚Ein-Kind-Politik’ grosse Widerstände ausgelöst und die
Regierung zu Kompromissen gezwungen. Bis ins Jahr 1980 durften Frauen auf dem Lande frühestens mit 23
Jahren und Männer mit 25 Jahren heiraten (entsprechende Zahlen für die Stadt: 25 bzw. 28). Doch in
Anbetracht der grossen Zahl illegaler Frühehen wurde das Ehegesetz 1980 liberalisiert. Es setzte das
Mindestheiratsalter um jeweils 3 Jahre herab. Mitte 2000 lockerte die chinesische Regierung die seit 1980
geltende Ein-Kind-Politik. Die chinesische Familienplanungskommission ordnete für über 600 Distrikte des
Landes an, keine Sanktionen gegen Familien mit mehr als einem Kind zu verhängen. Seit 2016 ist es
verheirateten Paaren in China erlaubt, ein zweites Kind zu bekommen. Mittlerweile ist die Ein-Kind-Familie
das gängige Lebensmodell.
Umsiedlungen
Neben Geburtenkontrolle stellen Migrationsprobleme das zweite wichtige Feld der chinesischen
Bevölkerungspolitik dar. Seit 1949 sind aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen immer wieder
(Zwangs-)Umsiedlungen in dünnbesiedelte Gebiete im Norden, Nordosten und Westen des Landes
durchgeführt worden. Dabei traf es vor allem städtische Gruppen, die auf dem Land angesiedelt wurden.
Durch die gezielten Umsiedlungsmaßnahmen sollte außerdem der Klassenunterschied zwischen der nicht-
agrarischen und agrarischen Bevölkerung aufgehoben werden. Dadurch blieb der Verstädterungsgrad in
China in den 1960er- und 1970er-Jahren gleich bzw. sank teilweise sogar.
Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der ‚Ein-Kind-Politik’ ist die steigende Zahl von verwöhnten
und egozentrischen Einzelkindern. Diese Tendenz läuft den gruppen- und gemeinschaftsbezogenen Werten
der chinesischen Kultur grundlegend zuwider.
Geographie Bevölkerungsgeographie
Aufgaben:
1. Welchen Erfolg hat die chinesische Bevölkerungspolitik?
2. Gliedere den aktuellen Altersaufbau der Bevölkerung in aktive Bevölkerung (15-65 Jahre) und zu
versorgende Bevölkerung (0-14 Jahre und älter als 65 Jahre).
3. Erläutere mögliche sozioökonomische Auswirkungen des Aufbaus der Bevölkerungspyramide Chinas. Lies
dazu auch die folgenden Zeitungsberichte.