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Justus-Liebig-Universität

Fachbereich 03 – Institut für Soziologie


Lehramt L2 – Haupt- und Realschule
Fachsemester: 4

Seminararbeit zum Thema


Evaluation in der Kommune Pohlheim –
Aktuelle Informationen im Bezug auf das Netzwerk, die Zielgruppen und die
Integration durch den Sport in Pohlheim

Vorgelegt von:
Jan Lindner - Matrikelnummer: 4004599
Angelina Bäcker – Matrikelnummer: 1065399
Jonas Kocatürk – Matrikelnummer: 3057399
Seminar: Integration und Sport (A)
Dozent: Behzad Borhani
Abgabedatum: 31.07.2022

1
Inhaltsverzeichnis
S.3 Einleitung

S.4 Allgemeiner Teil – Historie zum Landesprogramm Sport und Flüchtlinge

S.6 Allgemeiner Teil – Sport integriert Hessen

S.12 Allgemeiner Teil – Aktuelle Zahlen zur Asylgesellschaftsstatistik und


Regelleistungsbeziehern

S.18 Spezifischer Teil – Historie in Pohlheim

S.19 Spezifischer Teil – Aktueller Stand in der Kommune

S.21 Spezifischer Teil – Netzwerk und Organisation in der Kommune Pohlheim, sowie
Zielgruppenorientierung

S.25 Programm – Integration durch Sport

S.26 Fazit

S.29 Literaturverzeichnis

S.30 Eigenständigkeitserklärungen

2
Einleitung

Sport in Vereinen bietet schon seit sehr langer Zeit die Möglichkeit sich zu sozialisieren und
auf Basis eines gemeinsamen Interessenfeldes zu treffen. Es bietet außerdem die Möglichkeit
darüber hinaus Kontakte zu knüpfen und bietet sich somit Perfekt als Starpunkt für Integration
an. Auf Basis dieser Ansicht lassen sich Zahlreiche Projekte und Programme bilden, welche
eben über diesen Weg versuchen Menschen zu integrieren, welche aus verschiedenen
Gründen neu in eine Kommune gezogen sind. Einige Projekte mit diesem Ansatz sind
"Integration durch Sport", "Sport und Flüchtlinge" und "Sport integriert Hessen". In der
Folgenden Hausarbeit wird es zuerst um die Historie des Landesprogrammes "Sport und
Flüchtlinge" gehen. Daraufhin über den Aktuellen Stand des Projektes "Sport integriert
Hessen" und den aktuellen Informationen, welche für hessenweite und bundesweite Zahlen
für die Bereiche Sport, Migration und Regelleistungsbezieher/-innen vorliegen. Dies wir als
Allgemeiner Teil abgegrenzt. Dazu wird die Hausarbeit noch über einen spezifischen Teil
handeln, welcher diese Informationen auf die Kommune Pohlheim bezieht. Dabei wird zuerst
auf die Historie in der Kommune eingegangen. Des Weiteren wird der Aktuelle Stand der
Kommune zusammen mit dem Netzwerk und den Akteuren in der Kommune behandelt. Es
wird außerdem auf die Zielgruppe in der Kommune, die Ansprechpartner/innen und die
bestehende Erhebung/Evaluation eingegangen. Auch wenn der Hauptteil der Arbeit über
"Sport und Flüchtlinge" und "Sport integriert Hessen" handeln wird, werden auch noch
weitere Programme wie zum Beispiel "Integration durch Sport" behandelt. Zum Ende wird
ein Fazit gezogen in welchem darauf eingegangen wird, welche Chancen und Schwierigkeiten
das Programm zusammen mit der Kommune bietet. Außerdem wird der Stand der Zielgruppe
der Kommune, die Infrastruktur und das Angebot zusammengefasst. Es werden des Weiteren
Verbesserungsvorschläge gemacht und ein Beispielprojekt skizziert. Diese Hausarbeit, welche
im Rahmen des Seminares "Integration und Sport", geleitet von Behzad Borhani, von der
Justus-Liebig-Universität Gießen veranstaltet wird, soll für die verschiedenen Sportcoaches
der Kommunen als Feedback und Bestandsaufnahme fungieren und dadurch weiterführend
helfen die Projekte und Integration zu Unterstützen.

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Allgemeiner Teil

Historie zum Landesprogramm Sport und Flüchtlinge

Das Modellprojekt Sport und Flüchtlinge wurde im Jahr 2016 von der Sportjugend Hessen
gestartet und von dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im
Rahmen des Programmes "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" finanztechnisch gefördert.
Daraufhin ist es in den drei hessischen Kommunen Egelsbach, Maintal und Butzbach
gestartet. Es hat als Ziel, geflohenen Menschen anhand von Sport zu helfen, Kontakte zu
knüpfen und sich heimischer in ihrem neuen Wohnorten zu fühlen. Die geflüchteten werden
aber keinesfalls in pure Flüchtlingsvereine oder Ähnliches geleitet. Das Programm läuft in
enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Sportvereinen und Gemeinden, in welche die
Geflüchteten integriert werden sollen. Um dies zu erreichen werden sogenannte Sport-
Coaches ausgewählt, welche sich mit den verschiedenen Sportvereinen, kommunalen
Asylbetreuungen, dem Bürgermeister und natürlich den Flüchtlingen vernetzen und mit
diesen zusammen den Weg zur Integration erarbeiten. Als dies alles geregelt war gab es durch
eine Auftaktveranstaltung im Stadttheater Gießen, welche zusammen mit den Flüchtlingen
und ehrenamtlichen Betreuer/-innen organisiert wurde, den Startschuss. Daraufhin folgten
weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Besuch eines Spieles des Fußballvereins
Eintracht Frankfurt.1

Im Jahr 2022 kam es zu weiteren Neuerungen, bei welchen das Programm von "Sport und
Flüchtlinge" zu "Sport integriert Hessen" umbenannt wurde. Grund dafür ist eine Ausweitung
der Zielgruppe, welche sich Ursprünglich auf Geflüchtete Menschen fokussiert hat, nun aber
auch Menschen mit Migrationshintergrund sowie sozial benachteiligte Menschen versucht
durch gemeinsamen Sport zu Integrieren. Dadurch kam es auch dazu, dass der Empfang von
Regelleistungen (SGB II, Hartz IV) als eine neue Bemessungsgrundlage hinzugefügt wurde.
Im Rahmen der Erweiterung des Programmes wurde auch die Aufwandsentschädigung für
Sport-Coaches und Übungsleiter erhöht auf bis zu 3000 Euro, welche unter den Bereich des
Übungsleiterfreibetrages fallen. Durch diese größere finanzielle Möglichkeit war es auch
möglich sogenannte Sport-Coach-Tandems zu bilden, wodurch es möglich war mehrere
Sport-Coaches in jeder Gemeinde einzusetzen.

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4
Historie in Pohlheim
Die Historie der Kommune Pohlheim in dem Landesprogramm „Sport integriert Hessen“
bzw. „Sport und Flüchtlinge“ ist noch sehr jung, da der Beitritt zurück auf den ersten Antrag
für einen Sportcoach im Frühjahr 2020 ging. Dadurch hat die Kommune auch den Wandel
von „Sport und Flüchtlinge“ zu „Sport integriert Hessen“ miterlebt. Die Beginne des
Programmes in Pohlheim starteten mit integrativen Sportgruppen in den Bereichen Tanz,
Turnen und Ballsportarten, wobei enge Zusammenarbeit mit Vereinen, aber auch Schulen
gepflegt wurde. Dabei kam es unter anderem zu einem „offenen Fußballtreff“, allgemeine
Sport und Fitnessangebote, Ferienspiele und seit dem Russland-Ukraine Konflikt auch zu
Sportangeboten für ukrainische Flüchtlinge. Seit dem Start kommen viele Teilnehmer*innen
durch diese Angebote zu den Sportvereinen, was eine erfolgreiche Entwicklung verspricht.

Sport integriert Hessen

Das Landesprogramm „Sport integriert Hessen“ hieß zuvor „Sport und Flüchtlinge“ und
wurde 2022 umbenannt. Das Landesprogramm Sport und Flüchtlinge gab es seit 2016 und es
sollte geflüchteten Menschen bei der Ankunft und dem Einleben in Hessen helfen. Sport-
Coaches stellten auch im Vorgängermodell schon die Verbindung zwischen Flüchtlingen zu
Sportvereinen und Gemeinden her. Seit 2019 gibt es eine Förderung für Sport-Coaches mit
einer besonderen Zuwanderungsgeschichte. Seitdem gibt es die sogenannten Sport-Coach-
Tandems, dazu später mehr. Das Konzept von „Sport und Flüchtlinge“ gestaltet sich so, dass
Gemeinden auf Antrag eine pauschale Förderung erhalten, gemessen an der Anzahl der
untergebrachten Flüchtlinge. Die Verwendung dieser Fördergelder ist vorgegeben, es konnte
beispielsweise für Sachmittel für die Flüchtlinge eingesetzt werden, wie Kleidung oder
Transportkosten. Auch eine Aufwandsentschädigung für den Sport-Coach oder das Tandem
konnte davon bezahlt werden, genauso wie Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Es
gab noch weitere Möglichkeiten, doch jede Gemeinde hatte das Recht eigenständig über die
Verwendung und Verteilung der Fördergelder zu entscheiden, dabei können aber auch
einzelner Vereine Anträge auf Fördergelder der Gemeinden stellen. Wichtig ist und war der
Sport-Coach. Wenn eine Gemeinde einen Antrag auf Förderung stellt, muss sie auch
mindestens einen Sport-Coach stellen, der eine spezielle Schulung bei der Sportjugend
Hessen im Landessportbund Hessen e.V. durchlaufen hat und so als fachlicher Partner gilt.
5
Ein Teil hat sich zur Umbenennung des Programms verändert, aber einige Aspekte sind so
verblieben.

Das aktuelle Landesprogramm „Sport integriert Hessen“ funktioniert, wie im vorherigen


Abschnitt genannt, ähnlich. Städte und Gemeinden können beziehungsweise müssen das
Landesprogramm beantragen. Die Voraussetzungen, um das Programm mit Förderungen und
allgemeiner Unterstützung beantragen zu können sind Regelleistungsberechtigte (RLB) und
mindestens ein Sport-Coach als Ansprechperson der Stadt/ Gemeinde, den die Gemeinde auch
selbst stellen muss. Der Sport-Coach benötigt eine spezielle Ausbildung bei der Sportjugend
Hessen und muss dort regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Regelleistungsberechtige
sind Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Personen. Im
Vorgängermodell stellten auch schon die Sport-Coaches die Verbindung zwischen
Flüchtlingen und den Sportvereinen sowie Gemeinden her, dabei wurde es aber auf
Flüchtlinge begrenzt.

Um die Unterstützung zu bekommen, gibt es einen Basisantrag sowie einen Zusatzantrag.


Beim Basisantrag gilt, wenn in der Gemeinde weniger als 50 Menschen Regelleistungen
beziehen gibt es eine Einzelfallprüfung. Wenn mehr als 50 Menschen diese Leistungen
annehmen kann eine Summe zwischen 6.000 und 40.000€ erhalten werden. Außerdem gibt es
zusätzlich den Erweiterungsantrag. Bei HAEA gilt eine Summe zwischen 5.000 und 15.000€
und die Möglichkeit eines Erweiterungsantrages. Der Sport-Coach sowie der „Übungsleiter“
bekommt eine Aufwandsentschädigung von 3.000€ pro Jahr oder Personalkosten. Für
Sachmittel gilt, dass bewegliche Sachmittel bis 20% der Fördersumme und Transportkosten
beansprucht werden dürfen. Außerdem sind die Schulungskosten für den Sport-Coach mit
inbegriffen.

Der Zusatzantrag gilt für Sport-Coach-Tandem(s) in Höhe von 3.000€ pro Gemeinde.
Außerdem gehören dazu noch die Ausbildungs-/Qualifizierungsmaßnahmen/Schulungskosten
in Höhe von 2.400€.

Was ist neu

Im Jahr 2022 hat sich wie schon erwähnt, der Name des Landesprogramms in „Sport
integriert Hessen“ geändert. Zusätzlich wurde die Zielgruppe um Menschen mit
Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Menschen erweitert. Geflüchtete sind nach
wie vor Teil der Zielgruppe. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund gehören auch
Menschen, die in Deutschland geboren sind, aber mindestens einen zugewanderten Elternteil

6
haben. Die Bemessungslage des Programms basiert seit 2022 auf der Berechtigung für
Regelleistungen, also SGB II oder auch „Hartz IV“. Außerdem wurde die
Aufwandsentschädigung für den Sport-Coach auf 3.000€ pro Jahr erhöht. Es gibt seit 2022
auch mehr Sport-Coach-Tandems in den Gemeinden, dafür wurde der Förderbeitrag ebenfalls
auf 3.000€ pro Gemeinde erhöht. Für die Sachmittel gilt ebenfalls etwas Neues, so dürfen
maximal 20% der Fördergelder für bewegliche Sachmittel verwendet werden und
unbewegliche Sachmittel werden nur noch in begründeten Ausnahmefällen gefördert. Dazu ist
eine Zustimmung des HMdIS erforderlich.

Die verschiedenen Förderbereiche:

Regelförderung Gemeinde

Anzahl RLB Fördersumme


< 50 Interkommunaler Antrag;
Ausnahmefall: Einzelantrag mit Kostenplan
und Projektbeschreibung bis 5.000 Euro
50 – 400 6.000 Euro
401 – 1.000 8.000 Euro
1.001 – 1.500 10.000 Euro
1.501 – 2.000 12.000 Euro
2.001 – 3.000 16.000 Euro
3.001 – 4.000 20.000 Euro
4.001 – 10.000 25.000 Euro
10.001 – 25.000 30.000 Euro
25.001 – 50.000 35.000 Euro
> 50.000 40.000 Euro
Stand: 28.02.20222

Die Sonderregelungen 2022/23 sind, dass die Fördersumme um mehr als 20% verringert wird,
die Gemeinden können aber einen Antrag auf eine „Ausgleichsförderung“ stellen, um die
fehlenden Fördergelder zu kompensieren. Außerdem wird der Verwendungsnachweis für die
Fördermittel im Zeitraum 2019 – 2021 bei der Prüfung berücksichtigt.

Ein Zusatzantrag kann gestellt werden, wenn sich im Laufe des Jahres die Anzahl der
Regelleistungsberechtigten um mindestens 30% erhöht hat. Dieser Antrag kann bis zum

2
Hessisches Ministerium des Innern und für Sport
7
30.09. des Jahres eingereicht werden und die Gemeinden, welche betroffen sind, werden über
diese Möglichkeit informiert.

Regelförderung HEAE-Standorte:

Anzahl untergebrachter Geflüchteter zum Bewilligungsvolumen


Antragszeitpunkt
< 500 5.000 Euro
500 – 1.000 10.000 Euro
> 1.000 15.000 Euro

Für die HEAE-Standorte gibt es pro Jahr zusätzlich noch zwei Zusatzanträge, die gestellt
werden können, diese müssen allerdings vorher mit dem Dezernat 74 Regierungspräsidium
Gießen abgestimmt werden.

Sport-Coach-Tandem:

Für ein Sport-Coach-Tandem gilt, dass es ein oder seit 2022 auch mehrere Sport-Coaches mit
persönlicher Zuwanderungsgeschichte geben kann. Die Förderung für diese Sport-Coaches
beträgt 3.000 Euro pro Jahr pro Gemeinde und muss per Basisantrag oder nachträglich bis
30.06. des Jahres beantragt werden.

Ausbildungs-, Qualifizierungs- du Schulungsmaßnahmen:

Die Förderung für diese Maßnahmen beträgt 2.400€ pro Jahr, auch hier erfolgt die
Antragstellung mit Basisantrag oder nachträglich bis 30.09. des Jahres. Die Ausbildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen sind ausschließlich für Tandems, damit diese eine Tätigkeit im
Sportbereich aufnehmen können. Solche Tandems bestehen aus einer Person mit einer
persönlichen Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte und einer Person ohne diese. Die
Schulungsmaßnahmen finden im Bereich „Sport mit Flüchtlingen im Verein“ und seit 2022
auch im Bereich „Interkulturelle und soziale Kompetenz für Sportvereine“ statt. Außerdem
wird eine nachhaltige Anbindung an Sportvereine gegeben und für die Schulung des Sport-
Coaches treten keine Schulungskosten auf.

8
Verwendungszwecke:

Neuerungen 2022:

Ein neuer Verwendungszweck ist, dass der Sport-Coach sowie Übungsleiter eine neue
Aufwandsentschädigung von 3.000 Euro erhalten oder Personalkosten. Außerdem wird die
Förderung für Helferkosten bei integrativen Sportfesten genutzt. Für die Sachmittel gilt, dass
maximal 20% der Fördersumme für bewegliche Mittel verwendet werden darf. Unbewegliche
Sachmittel können in Ausnahmefällen und mit einer Zustimmung des HMdIS ebenfalls
gefördert werden. Außerdem sind die Transportkosten in der Summe inbegriffen.

Hinweise:

Für den Verwendungsnachweis der Fördergelder gibt es eine Abgabefrist. Diese ist immer am
31.03. des nächsten Jahres. Diesem Verwendungsnachweis muss ein Sachbericht beigefügt
werden, denn die Fördermittel sind an die vier Förderbereiche („RLB“, „HEAE“, „Sport-
Coach-Tandem“ und „Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen“) gebunden. Die
Schulungskosten für die Sportjugend können pro Gemeinde einmalig pro Jahr erhoben
werden und sind der Regelförderung der RLB zuzuordnen. Außerdem sind die Fördermittel
immer auf das Kalenderjahr bezogen und im Förderbereich RLB kann der Rest dieser
Fördermittel, wenn dieser nicht die 500 Euro übersteigt, übertragen werden, Wenn die
Restmittel einen Wert über 500 Euro haben, gibt es eine Rückforderung des gesamten
Betrags.

In dem Bericht müssen die Ausgaben detailliert und einzeln dargestellt werden, Summen
sollen nur für die Aufwandsentschädigungen pro Person/ Jahr genutzt werden. Die Ausgaben
müssen pro Bereich aufgelistet werden, so stehen unter Punkt 5.1 oder 5.2 die Ausgaben der
Regelförderung. Unter Punkt 5.3.1 wird die Aufwandsentschädigung des Sport-Coaches mit
persönlicher Zuwanderungsgeschichte festgehalten und Ausgaben für Ausbildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen sollen unter Punkt 5.3.2 dokumentiert werden.

Die Gemeinden haben die Aufgabe die Anträge für das Programm „Sport integriert Hessen“
zu stellen und die Mittel dann an die Sportvereine weiterzuleiten. Sie müssen außerdem
Protokoll führen, welche Mittel für was verwendet wurden. Die Gemeinden müssen sich der
kommunalen Integrations- und Sozialarbeit anschließen und deren Aufbau und Strukturen
folgen. Jede Gemeinde ist dazu verpflichtet einen Ansprechpartner für die Organisation sowie

9
den Inhalt des Programms zu stellen, damit jeder Kontakt aufnehmen kann und seine Fragen
und Anliegen preisgeben kann. Die Unterstützung der jeweiligen Sport-Coaches wird
ebenfalls gefordert und muss von den Gemeinden gewährleistet sein, genauso wie die
entsprechenden Rahmenbedingungen, dass die Sport-Coaches so gut wie möglich arbeiten
können. Eine weitere wichtige Aufgabe der Gemeinde ist es, dass der Ansprechpartner der
Gemeinde sowie der zuständige Sport-Coach der Kommune sehr vertraut miteinander
arbeiten und ein Team bilden.

Förderprogramm „Weiterführung der Vereinsarbeit“

Das Förderprogramm können nur Sportvereine als LSBH-Mitglied beantragen. Es kann dabei
unterstützen langlebige Sportgeräte zu beschaffen wie zum Beispiel sportartspezifische
Sportgeräte oder Pflegegeräte. Die Förderhöhe beträgt maximal 10.000 Euro. Dieses
Programm ist bei größeren Maßnahmen, wie beim Bau von Vereinsheimen oder ähnlichem
nicht die einzige Förderquelle. In solchen Fällen kann auch die Kommune antragsfähig sein
und so die Vereinsarbeit unterstützen.

Sportjugend Hessen:

Die Sportjugend Hessen ist Hessens größter Jugendverband und umfasst 830.000 junge
Menschen in 7.745 Vereinen. Die Sportjugend Hessen ist mit Ausbildungen sowie
Weiterbildungen im Jugendsport qualifiziert und ermöglicht auch ein FSJ durch den Sport.
Außerdem bietet dieser Verband Jugendreisen an, auch international, mit Partnern in ganz
Europa. Ein wichtiger Punkt der Sportjugend Hessen ist, dass sie die Kooperation zwischen
den Sportvereinen und den Kindergärten und Schulen fördert und unterstützt, um mehr
Kindern den Sport nahe zu bringen und den Vereinen ihre Mitglieder geben. Außerdem hat
die Sportjugend eine Funktion als Berater für Sportvereine, so hilft der Verband den Vereinen
bei Themen wie Kindeswohl, Integration, Inklusion, Prävention gegen Rechtsextremismus
und Rassismus und vielem mehr. Das hilft den Sportvereinen im Umgang mit den Mitgliedern
sowie beim Erschaffen eines friedlichen und gesunden Miteianders.

Die Sportjugend Hessen bietet verschiedene Angebote an, so gibt es beispielsweise 15


Schulungen für Sport-Coaches mit verschiedenen Themen, wie „Sport als Partner im
Sozialraum“ oder „Islam & Sport – was geht, was hindert?“ Bei interkulturellen Fragen bietet

10
die Sportjugend Beratungen für Städte und Gemeinden und bietet Fortbildungen zu
interkultureller Vielfalt im Sport an. Außerdem arbeitet der Verband auch vor Ort mit den
Menschen und unterstützt Vereine bei interkulturellen Sportveranstaltungen. Der Verband
stellt Integrationskoordinatoren in den Sportkreisen zur Verfügung, welche an den Standorten
als Ansprechpartner für die Kommunen und Sport-Coaches dienen und diese in ihrer Tätigkeit
unterstützen.

Zielgruppenansprache:

Bisher war die Zielgruppe auf geflüchtete Menschen begrenzt, doch seit 2022 wurde die
Zielgruppe erweitert um Menschen mit Migrationshintergrund und sozial schwache
Menschen. Das bedeutet, dass die Sport-Coaches nun ein größeres Feld an Menschen haben,
die zur Zielgruppe gehören und die mit einbezogen werden müssen. Durch die bekannten
Flüchtlingsunterkünfte konnte der Kontakt relativ einfach hergestellt werden. Durch die
Sportvereine, die oft die finanzielle Lage ihrer Mitglieder kennen, wollen die Sport-Coaches
auch zu diesen Menschen Kontakt aufnehmen. Auch Netzwerke wir „Caritas“ oder „AWO“
können dabei unterstützen. Bei der Zielgruppenansprache können aber auch Örtlichkeiten,
wie soziale Brennpunkte helfen. Dort leben meist entweder Menschen, die sozial schwach
sind und/ oder einen Migrationshintergrund haben. Über das Sozialamt kann dort der Kontakt
hergestellt werden und die Zielgruppe wird angesprochen durch Programme oder Aktionen.
Ziel des Programms ist es, Menschen zusammenzuführen und die Kommunikation dieser
Menschen durch Begegnungen zu fördern beziehungsweise, dass diese Menschen Kontakte zu
anderen Menschen herstellen können. In dieser Sache ist der Sport das zentrale Merkmal.
Durch das Sporttreiben finden die verschiedensten Menschen zusammen und bilden ein
Miteinander. Das Programm stellt dieses Miteinander durch verschiedene Sportfeste,
Familienangebote oder andere Sportgruppen zur Verfügung und versucht so, viele Menschen
der Zielgruppe anzusprechen und für den Sport und die Kommune zu begeistern und die
Menschen in ihrem Leben zu unterstützen.3

3
Land hat Zukunft - Hessische Offensive für die ländlichen Räume (land-hat-zukunft.de)
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Aktuelle Zahlen zur Asylgesellschaftsstatistik und Regellesitungsbeziehern
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – BAMF – bringt in geraumen Abständen die
Asylgesellschaftsstatistik für den jeweiligen Monat heraus. Diese Statistiken haben den
Zweck, einen adäquaten Überblick über die aktuelle Lage in Bezug auf die Handhabung der
einzelnen Bundesländer sowie der allgemeinen Flüchtlingspolitik, zu schaffen. Um eine
vernünftige Vorstellung von den aktuellen Zahlen zu bekommen, ist es wichtig zu wissen, um
welche Staatsangehörigkeiten es sich im Einzelnen handelt und wie sich diese Zahlen genau
ergeben. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge4 sind die 10 stärksten
Staatsangehörigkeiten nach Erstanträgen Syrien, Afghanistan, Irak, Türkei, Georgien,
Somalia, Eritrea, Iran und Nigeria5. Der Staat, welcher sich in der Liste zwischen Georgien
und Somalia befindet, ist ungeklärt. Bevor die konkreten Zahlen thematisiert werden, muss
zunächst zwischen Erstanträgen und Folgeanträgen differenziert werden. Laut BAMF
definiert sich ein Erstantrag darin, „dass sich Asylsuchende schriftlich oder mündlich äußern,
dass sie Schutz vor politischer Verfolgung suchen oder Schutz vor einer Rückführung in einen
Staat beantragen, in dem ihnen eine Verfolgung oder ein ernsthafter Schaden im Sinne des
Asylgesetztes droht“.6 Die zweite Möglichkeit wäre dementsprechend der Folgeantrag
welcher laut BAMF vorliegt, wenn „die betroffene Person nach Rücknahme oder
unanfechtbarer Ablehnung eines früheren Asylantrags erneut einen Asylantrag stellt.“7
Nachdem nun geklärt wurde, wie sich Erst- und Folgeantrag unterscheidet, können die
genauen Zahlen thematisiert werden. Laut der Statistik des BAMF gab es im Monat März im
Jahr 2022 insgesamt 51.589 Asylanträge. Diese Zahl setzt sich aus der Zahl der Erstanträge,
welche 44.908 beträgt und der Zahl der Folgeanträge, welche 6.681 beträgt, zusammen. Die
am stärksten vertretenen Staatsangehörigkeiten waren Syrien mit 13.081 Erstanträgen (dies
entspricht einen Zuwachs von 8,7% im Vergleich zum Vorjahr); Afghanistan mit 8.416
Erstanträgen und einem Zuwachs von 163% und schließlich Irak mit 4.432 Erstanträgen und
einem Zuwachs von 75,5%. Die genannten Zahlen sollen einen grundlegenden Überblick
davon schaffen, welche Mittel nötig sind, damit jeder beteiligten Person geholfen werden
kann. Im nächsten Schritt soll veranschaulicht werden, welche Sachentscheidungen zu treffen
und zu differenzieren sind. Dieser Schritt verleiht den genannten Zahlen eine Struktur und

4
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wird im Folgenden mit BAMF abgekürzt.
5
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.): Aktuelle Zahlen zur Asylstatistik. Ausgabe März 2022,
Tabellen Diagramme Erläuterungen. S. 3 von 17.
6
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Erst-, Folge,- und Zweitanträge (Stand:
29.06.2022)www.bamf.de.(14.11.2019)
7
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Erst-, Folge,- und Zweitanträge (Stand:
29.06.2022)www.bamf.de.(14.11.2019)
12
ordnet diese in ein Raster ein. Dabei werden lediglich die Gesamtzahlen betrachtet. Im
Berichtsjahr Januar bis März 2022 wurden 10.819 Personen dem Status „Rechtsstellung als
Flüchtlinge“ nach § 3 Abs. 1 AsylG, Art. 16a zugeordnet. Dabei wird nochmals untergliedert
in „Anerkennung als Asylberechtigte“ nach Art. 16a GG u. Fam.Asyl. Diesem Sachentscheid
wurden insgesamt 716 Personen zugeordnet. Der nächste Sachentscheid umfasst den sog.
subsidiären Schutz. Subsidiär schutzberechtigt sind Menschen, die „stichhaltige Gründe dafür
vorbringen, dass ihnen in ihrem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht und sie den
Schutz ihres Herkunftslandes nicht in Anspruch nehmen können oder wegen der Bedrohung
nicht in Anspruch nehmen wollen. Ein ernsthafter Schaden kann sowohl von staatlichen als
auch von nichtstaatlichen Akteuren ausgehen“. 8
Diesen Schutz haben gemäß § 4 Abs. 1
AsylG. 9.306 Personen erhalten. Des Weiteren wurde bei 3.553 Personen ein
Abschiebungsverbot gemäß § 60 Abs. 5 o. 7 AufentG festgestellt. Bei den restlichen Personen
handelt es sich entweder um formelle Entscheidungen (14.034 Personen) oder um eine
Ablehnung des Asylantrags (13.342 Personen). Insgesamt gab es demensprechend 51.054 Erst
– und Folgeanträge. Die drei am stärksten vertretenen Staatsangehörigkeiten waren Syrien mit
14.778 Anträgen und einer Gesamtschutzquote von 85,9%, Afghanistan mit 6.688 Anträgen
und einer Gesamtschutzquote von 68,4% und schließlich Irak mit 6.007 Anträgen und einer
Gesamtschutzquote von 19,6%. Die Zahl der Gesamtschutzquote für alle Herkunftsländer im
Zeitraum Januar bis März 2022 lag laut BAMF bei 46,4%. Schaut man sich nun die
Entwicklung der monatlichen Asylantragszahlen seit Januar 2021 an, wird deutlich, dass es
im Februar 2021 mit 7.577 die wenigsten Erstanträge gab und im Monat November 2021 die
meisten Erstanträge mit 16.520. Die wenigsten Folgeanträge gab es im Mai 2021 mit 950 und
die meisten Folgeanträge gab es ebenfalls im Februar 2021 mit 5.956. Die starke Entwicklung
der Asylantragszahlen wird deutlicher, wenn man den Zeitraum vergrößert. Laut den
Statistiken des BAMF gab es im Zeitraum 1953 bis 2022 insgesamt 6,2 Mio. Gesamtzugänge.
In den Jahren 1953 bis 1989 gab es einen Gesamtzugang von 900 Tsd. Personen. In diesen 36
Jahren kommt man auf einen Mittelwert von 25 Tsd. Personen pro Jahr. Werden die Jahre
1990 bis 2022 betrachtet, fällt ein signifikanter Unterschied auf. Die Zahl der Gesamtzugänge
beträgt 5,3 Mio. in diesem Zeitraum. Der Mittelwert liegt hierbei entsprechend innerhalb von
32 Jahren bei 165.625 Personen. Dieser Wert ist rund 7-mal höher als der Mittelwert, welcher
im Vorhinein betrachtet wurde. In den 69 Jahren der Aufzeichnung lag die Zahl mit den
wenigsten Anträgen bei 1.906. Dabei handelt es sich um das Jahr 1953. Im Vergleich lag das

8
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.) Ablauf des deutschen Asylverfahrens, Ein Überblick über die
einzelnen Verfahrensschritte und rechtlichen Grundlagen (2019). S. 24.
13
Jahr mit den meisten Anträgen bei 745.545. Also rund 391-mal so hoch. Dabei handelt es sich
um das Jahr 2016.

Die folgende Tabelle zeigt auf, wie sich die Antrags, -Entscheidungs – und Bestandsstatistik9
vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022 zusammensetzt. Dabei werden von jedem Kontinent
lediglich die am stärksten vertretenden Länder (über 1.000 Gesamtanträge) aufgeführt. Am
Ende zeigt sich zusätzlich die Gesamtzahl des jeweiligen Kontinents und die Gesamtzahl
weltweit. Die Gesamtzahl bezieht sich auch auf die Länder, die unter 1.000 Anträge hat.

Herkunftsland Asylanträge Davon Davon


Gesamt Erstanträge Folgeanträge
Türkei 25.054 23.938 1.116
Nordmazedonien 5.602 2.755 2.847
Moldau, 5.218 2.589 2.629
Republik
Russische 3.862 2.851 1.011
Föderation
Serbien 2.824 1.312 1.512
Albanien 2.522 1.744 788
Bosnien und 1.364 576 788
Herzegowina
Ukraine 1.147 705 442
Europa gesamt 48.896 37.219 11.677
Somalia 4.360 3.938 422
Eritrea 4.020 3.923 97
Nigeria 3.016 2.363 653
Algerien 1.748 1.446 302
Guinea 1.513 1.319 194
Tunesien 1.383 1.271 112
Marokko 1.183 1.001 182
Äthiopien 1.082 919 163
Afrika gesamt 26.190 23.294 2.896
Venezuela 1.841 1.822 19

9
Antrags-, Entscheidungs- und Bestandsstatistik Berichtszeitraum: 01.01.2022 - 31.12.2022 (HKL
Kontinent kumuliert) (bamf.de)
14
Kolumbien 1.393 1.379 14
Amerika gesamt 4.130 4.061 69
Syrien, Arabische 72.646 70.976 1.670
Rep.
Afghanistan 41.471 36.358 5.113
Irak 16.328 15.175 1.153
Georgien 8.865 7.963 902
Iran, Islamische 7.350 6.322 1.028
Rep.
Pakistan 2.054 1.594 460
Libanon 1.945 1.756 189
Aserbaidschan 1.398 1.128 270
Armenien 1.285 1.094 191
Jemen 1.055 1.043 12
Tadschikistan 1.026 950 76
Asien gesamt 159.579 148.212 11.367
Ungeklärt 4.973 4.672 301
Herkunftsländer 244.132 217.774 26.358
gesamt

Im Kalenderjahr 2022 gab es demnach 244.132 Aslyanträge, wovon 217.774 Erstanträge und
26.358 Folgeanträge waren.

Regelleistungsbezieher Pohlheim von August 2016 bis August 2020 im Vergleich

Regelleistungsbezieher
2000

1500

1000

500

0
AG 16 AG 17 AG 18 AG 19 AG 20

15
Die Zahl der Regelleistungsbezieher hat sich von August 2016 bis August 2020 um 266
Personen erhöht. Im Vergleich der fünf Jahre war die Zahl im Jahr 2020 mit 1.532 Personen
am höchsten. Den niedrigsten Wert hat das Jahr 2016 mit 1.266 Personen. In den Jahren 2017
(1.494 Personen), 2018 (1.507 Personen) und 2019 (1.507 Personen) sind die Zahlen
verhältnismäßig ähnlich geblieben.

Regelleistungsbezieher Pohlheim von September 2020 bis August 2021

Regelleistungsbezieher Sep. 2020 bis Aug. 2021


Aug 21
Jul 21
Jun 21
Mai 21
Apr 21
Mrz 21
Feb 21
Jan 21
Dez 20
Nov 20
Okt 20
Sep 20

1420 1440 1460 1480 1500 1520 1540 1560

Betrachtet man die Zahlen der Regelleistungsbezieher in einem Zeitraum von September 2020
bis August 2021 werden deutlichere Unterschiede deutlich. Der Monat, in dem die Zahl der
Regelleistungsbezieher am niedrigsten ist, ist der Januar 2021 (1.470 Personen). Der
zahlenmäßig stärkste Monat ist der August 2021 mit 1.532 Personen.

Die restlichen Zahlen der Monate lauten:

• September 2020: 1.509 Personen


• Oktober 2020: 1.504 Personen
• November 2020: 1.486 Personen
• Dezember 2020: 1.486 Personen
• Februar 2021: 1.483 Personen
• März 2021: 1.507 Personen
• April 2021: 1.501 Personen
16
• Mai 2021: 1.502 Personen
• Juni 2021: 1.484 Personen
• Juli 2021: 1.471 Personen

Spezifischer Teil

Historie in Pohlheim

Die Historie des Sport Coaches und der integrativen Arbeit in der Kommune Pohlheim muss
in einem Zuge mit der Coronapandemie genannt werden. Nach einem persönlichen Gespräch
mit Karina Scholl, welche den Posten des Sport Coaches seit Frühjahr 2020 übernommen hat,
ist klar geworden, wie essenziell diese Rolle in einer Gemeinde ist und was dieser Job alles
von einem abverlangt. Zu diesem Zeitpunkt war die Pandemie noch für alle und jeden etwas
neues und auch Karina Scholl betonte in unserem Gespräch, dass sich die Organisation von
Sportevents o.Ä. schwierig gestaltete und dass generell größere Projekte nicht geplant werden
konnten. Da sich die Corona-Richtlinien häufig wandelten, und es besonders in geschlossenen
Räumen (z.B. Sporthallen) strengere Richtlinien gab, wurden, wenn überhaupt, die Angebote
draußen umgesetzt (z.B. Fußballtreffen auf einem Sportplatz). Die Arbeit des Sport Coaches
begann in integrativen Sportgruppen. Die Sportarten reichten dabei von Tanzen und Turnen,
aber auch Ballsportarten waren vertreten. Diese integrativen Gruppen bestehen aus Kindern
mit unterschiedlicher Herkunft und Altersklasse. Des Weiteren teilte uns Karina Scholl mit,
dass das Förderprogramm „Sport und Flüchtlinge“ zum Programm „Sport integriert Hessen“
umgeändert wurde. Dieses Förderprogramm unterstützt hessische Gemeinden, welche die
Möglichkeit des Sports zur Integration und der sozialen Teilhabe nutzen wollen.10 Der Sport –
Coach (Karina Scholl in Pohlheim) hat also die grundlegende Aufgabe die Angebote für und
mit Geflüchteten, sowie sozial benachteiligten Menschen zu koordinieren. Betrachtet man die
Arbeit des Sport – Coaches in Pohlheim genauer, wird einem die Zusammenarbeit mit
Schulen und Vereinen deutlich. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Adolf-Reichwein-
Schule in Pohlheim, welche u.a. dem Sport-Coach die Turnhalle oder das Fußballfeld für
diverse Angebote zur Verfügung stellt. Das zur Verfügung gestellte Fußballfeld eignet sich
optimal für den von Karina Scholl und Jannick Wockelmann organisierten „offenen

10
Sport integriert Hessen | innen. hessen.de
17
Fußballtreff“, welcher für Kinder und Jugendliche aller Altersklassen offen ist und wo jeder
willkommen ist, der gerne Fußball spielt. Jannick Wockelmann ist einer von vielen Akteuren
im gesamten Netzwerk der Gemeinde, der sich dazu bereit erklärt hat, jungen Menschen den
Fußball näher zu bringen und als Trainer/Aufsicht bei Veranstaltungen wie z.B. dem offenen
Fußballtreff zu helfen. Neben dem offenen Fußballtreff gibt es noch weitere Sport – und
Fitnessangebote wie beispielsweise ein Fitnesskurs in der Turnhalle der Adolf – Reichwein –
Schule in Pohlheim, bei dem sich auch viele ukrainische Flüchtlinge beteiligt haben. Karina
Scholl betonte in unserem Gespräch außerdem, dass sich viele Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Sportangebote, welche von den Akteuren in der Kommune organisiert
wurden, bei Pohlheimer Sportvereinen angemeldet haben und in diesen jetzt regelmäßig Sport
treiben.

Aktueller Stand in der Kommune (Statistik, Zahlen und Fakten, insbesondere zur
Zielgruppe)

An den diversen Angeboten, welche zur Verfügung stehen, nehmen Kinder bereits seit dem
Kindergartenalter teil. An den Sportangebote der Ferienspiele in Pohlheim nehmen im
Durchschnitt 15 Kinder mit und ohne Migrationshintergrund teil. Diese Sportangebote stellen
ebenfalls einen wichtigen Aspekt in Bezug auf die Gemeinwesenarbeit in Pohlheim dar. An
den Ferienspielen dürfen alle Kinder im schulpflichtigen Alter, sowie Schülerinnen und
Schüler, die mal eine Pohlheimer Schule besucht haben, teilnehmen. Bei der Platzvergabe
sind alle Kinder gleichberechtigt.11 Bei Angeboten, die nachmittags stattfinden (damit sind
auch die Angebote in Schulen gemeint), liegt der Anteil an Kinder und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund bei 80 %. Dabei sind auch die geflüchteten Kinder und Jugendlichen
aus der Ukraine gemeint. Speziell diese Zielgruppe nimmt die Angebote der örtlichen Vereine
oder der örtlichen Sportstätten zum eigenständigen „Sport Machen“ war.

Allgemeine Informationen zu Pohlheim

Pohlheim ist ein südlicher Teil des Landkreises Gießen und grenzt im Osten an Lich. Im
Süden teilt sich Pohlheim eine Grenze mit Münzenberg und im Westen grenzt es an Langgöns
und Linden. Die Fläche von Pohlheim beträgt insgesamt 40 km².

11
Ferienprogramm Online (ferienprogramm-online.de)
18
Die Kommune besteht aus dem Zusammenschluss von sechs Gemeinden. Dazu gehören Dorf-
Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim sowie Watzenborn-Steinberg. Die
Einwohnerzahl ist seit 1970 gestiegen. Am 31.12.1970 gab es 12.500 Einwohner in Pohlheim.
Stand 2011 sind es 18.589 Einwohner.

Die Gemeinden in Pohlheim haben verschiedene Wirtschaftsstrukturen. So sind Dorf-Güll,


Holzheim und Grüningen immer noch sehr landwirtschaftlich. Dahingegen sind Hausen,
Garbenteich und Watzenborn-Steinberg dies heute nicht mehr so wie früher. In Pohlheim
generell gibt es trotzdem eine zunehmende gewerbliche und industrielle Entwicklung.

Einwohnerstruktur Pohlheim:

Stadtteil Hauptwohnsitz Nebenwohnsitz Haupt- und


Nebenwohnsitz
Watzenborn- 7.986 360 8.346
Steinberg
Garbenteich 3.141 115 3.256
Dorf-Güll 1.373 53 1.426
Holzheim 2.402 56 2.458
Grüningen 1.471 59 1.530
Hausen 2.071 124 2.195
Gesamt 18.444 767 19.211
Stand: 31.12.2020

In der Statistik sieht man, dass Watzenborn-Steinberg mit Abstand die meisten Einwohner in
der Kommune hat. Außerdem fällt noch auf, dass Hausen mehr Nebenwohnsitze hat als
Holzheim, obwohl Holzheim mehr Hauptwohnsitze aufweist. Dies könnte ein
Wochenendgebiet oder Ähnliches andeuten.

Statistik Ausländeranteil (Stand 31.12.2020)

Stadtteil Gesamt- Davon Ausländer In %


Einwohnerzahl
Watzenborn- 8.347 1.093 13,1
Steinberg
Garbenteich 3.256 465 14,3
Dorf-Güll 1.426 95 6,7

19
Holzheim 2.458 112 4,6
Grüningen 1.530 78 5,1
Hausen 2.195 319 14,5
Gesamt 19.212 2162 11,3

Von insgesamt 19.212 Einwohnern der Kommune sind 2162 Einwohner Ausländer, also 11,3
Prozent. Zu sehen ist, dass der Ausländeranteil in Hausen prozentual am höchsten ist mit 14,5
Prozent. Von der Anzahl an Ausländern an sich haben nur Garbenteich mit 465 und
Watzenborn-Steinberg mit 1.093 mehr. Die wenigsten Ausländer unter den Einwohnern weist
Holzheim mit 4,6 Prozent auf, obwohl die Gemeinde mit 2.458 Einwohnern an dritter Stelle
der Gesamteinwohnerzahl liegt. Unter dem Durchschnitt in Prozent liegen somit die
Gemeinden Dorf-Güll, Holzheim und Grüningen.12

Netzwerk und Organisation in der Kommune Pohlheim, sowie Zielgruppenorientierung

Wie bereits erwähnt wird der Posten des Sport-Coaches in Pohlheim von Karina Scholl
ausgeübt. Neben der Aktivität als Sport-Coach gilt sie als die Ansprechpartnerin für alle
Kinder und Jugendlichen in Pohlheim und als Leiterin für das Jugendzentrum. Außerdem
leitet sie eine Fußball und TanzAG an der Adolf-Reichwein-Schule in Pohlheim, in der sie
ebenfalls Verknüpfungen zu den Jugendlichen und Kindern herstellen kann und diese für die
offenen Angebote begeistern kann. Die Zusammenarbeit mit der Adolf-Reichwein-Schule
stellt in Pohlheim und im Bezug auf die Sportangebote einen wichtigen Aspekt dar. Die enge
Zusammenarbeit von Karina Scholl mit der Schulsozialarbeiterin der Adolf-Reichwein-
Schule Iljana Kraft-Medebach sorgt u.a. für die Ermöglichung von Veranstaltungen in der
Schule. Allerdings beteiligen sich auch Lehrkräfte oder Schülerinnen und Schüler der Adolf-
Reichwein-Schule an derartigen Programmen und Angeboten. Dass sich auch Jugendliche
selbst an den Veranstaltungen und Angeboten beteiligen, zeigt das Beispiel von der
Mitarbeiterin Michelle Kaszuba, welche ursprünglich aus Polen stammt und somit selbst
einen Migrationshintergrund aufweist. Sie hilft Karina Scholl u.a. bei der Koordination der
Tanzgruppe, sowie bei der Organisation von anderen sportlichen Veranstaltungen. Derartige
Veranstaltungen sind beispielsweise der offene Fußballtreff, welcher von Karina Scholl und

12
Zahlen und Daten (pohlheim.de)
20
Jannik Wockelmann organisiert ist. Jannik Wockelmann stellt sich als Trainer und
Aufsichtsperson bereit und bringt Kindern und Jugendlichen die Grundlagen des
Fußballspielens bei. Jannik ist selbst auch als Fußballer bei der FSG-Garbenteich/Hausen tätig
und bringt somit eine Voraussetzung dafür mit, den Kindern und Jugendlichen bei einer
sportlichen Veranstaltung wie dem offenem Fußballtreff etwas beizubringen und Spaß zu
haben. Als wichtige Netzwerkbeziehung gilt außerdem die Zusammenarbeit von Sport –
Coach und dem Kinder – und Jugendbüro in Pohlheim. Dieses besteht schon seit 30 Jahren
und ist für die offene Kinder und Jugendarbeit zuständig.13 Im Kinder- und Jugendbüro ist
jeder willkommen, der Fragen zu Angeboten der Kinder – und Jugendarbeit hat. Es hat
außerdem eine unterstützende und beratende Funktion. Das Team des Kinder – und
Jugendbüros rund um Elke Leyrer und Monika Wolter verfolgt das Ziel, vor allem die
praktische Arbeit mit Kinder, Jugendlichen, Eltern und anderen Erziehern zu fördern. Dabei
soll das theoretische bzw. bürokratische niemals im Vordergrund stehen, sondern immer die
reale Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen. Außerdem informiert das Kinder und
Jugendbüro über die im Rahmen der Ferien stattfindenden Sommerferienspiele, welche in den
sechs Wochen der Sommerferien vielseitige Beschäftigungsangebote anbieten, die von
Vereinen, Kirchen, einzelnen Gewerbetreibenden, Parteien, Privatpersonen und der Stadt
Pohlheim selbst organisiert werden. Es lässt sich demzufolge sagen, dass die
Gemeinwesenarbeit eine essenzielle Rolle im Rahmen der Zusammenarbeit von allen
beteiligten Akteuren in diesem Netzwerk einnimmt. Als konkrete Ansprechperson bei Fragen
zu bestimmten Themen in der Gemeinwesenarbeit bietet sich Isabel Stühn an. Die
Koordinierungsstelle der Gemeinwesenarbeit in Pohlheim arbeitet unter dem Motto
„Gemeinwesenarbeit im Landkreis Gießen - Gemeinsam gute Nachbarschaften in Pohlheim
gestalten.“ Die Koordinationsstelle der ZAUG GmbH (Das Zentrum Arbeit und Umwelt –
Gießener gemeinnützige Berufsbildungsgesellschaft) bietet Unterstützung, Vermittlung und
Beratung in wichtigen Themen wie beispielsweise Ehrenamt, sowie Jugendarbeit und
Migration. Das Team der ZAUG GmbH14 hat folgende Komponenten als Ziele der
Gemeinwesenarbeit definiert. Die Etablierung einer lokalen Anlaufstelle mit
bedarfsgerechtem Beratungs – und Unterstützungsangeboten, die vor allem Neu –
Zugewanderten die Organisation des Alltags erleichtern und Wege sowie Möglichkeiten in
Arbeit und Bildung ermöglichen sollen. Des Weiteren soll die ehrenamtliche Arbeit im Gebiet
rund um Gießen (demnach auch Pohlheim) gefördert, unterstützt und koordiniert werden.

13
KJB-Vorstellung (pohlheim.de)
14
Gemeinwesenarbeit (zaug.de)
21
Abgesehen davon sollen die aktiven Akteure in den Kommunen gefördert werden und es ist
essenziell, dass es eine adäquate Strategie in Bezug auf die Kommunikation zwischen den
Akteuren und der ZAUG GmbH gibt. Im besten Falle wird ein Koordinationsnetzwerk
etabliert, worin sich alle beteiligten austauschen können. Ein weiteres Ziel der
Gemeinwesenarbeit stellt die kontinuierliche Unterstützung der gesellschaftlichen Teilhabe
und der Selbstorganisation bestimmter Zielgruppen wie beispielsweise Kinder, Jugendliche,
Frauen oder Senioren dar. Eine Entwicklung von geeigneten Kommunikations – und
Beteiligungsformaten, insbesondere für Menschen mit Fluchterfahrung, stellt sich als eine
Voraussetzung und als ein weiteres Ziel für die Gemeinwesenarbeit dar. Dabei soll auch das
nachbarschaftliche Zusammenleben und die Schaffung von Akzeptanz in der ländlichen
Struktur gefördert werden. Als letztes wichtiges Ziel, welches sich das ZAUG – Team in
Bezug auf die Gemeinwesenarbeit gesetzt hat, ist die Unterstützung und Kooperation von
Migranten – Communities, welche als Teil der Aufnahmegesellschaft Brücken zu den neu
zugewanderten Menschen bauen und demzufolge essenzielle Akteure im Integrationsprozess
sind. Diese Ziele werden vom ZAUG – Team auf ihrer Homepage preisgegeben. Damit
definieren sie konkret, was sie unter Gemeinwesenarbeiten verstehen und woran zu arbeiten
ist, wenn man sich den Aspekten widmen möchte. Zusammenfassend lässt sich demnach
festhalten, dass Karina Scholl als eine der wichtigsten Ansprechpartner in der Kommune
Pohlheim gilt, da der Beruf des Sport – Coaches die meisten Bereiche abdeckt, die mit der
Arbeit mit Kinder und Jugendlichen zutun hat. Im Gespräch mit Karina Scholl wurde klar,
dass es noch eine weiter wichtige Ansprechpartnerin in der Kommune gibt, welche sich
allerdings eher bürokratischen Angelegenheiten widmet. Dabei handelt es sich um Andrea
Günsche, welche sich in der Kommune Pohlheim um die Verwaltung kümmert. Konkreter
formuliert übernimmt Andrea Günsche die Aufgaben der Haupt -und Personalamtsleiterin und
fungiert demnach, wie bereits erwähnt, als weitere wichtige Ansprechpartnerin in der
Kommune Pohlheim. Zur Frage der Zielgruppe antwortete Karina Scholl, dass alle Menschen,
die gerne Sport jeglicher Art treiben herzlich willkommen sind. Wenn diese Menschen in
einem Verein o.Ä. tätig sein möchten, ist das auch gerne gesehen. Dabei spielt die Herkunft,
die soziale Schicht oder die Altersklasse keinerlei Rolle.

22
Übersicht der Sportvereine in Pohlheim

Verein Sportart
AMSC Pohlheim e.V. Auto-Motorsport
Angelsportverein Pohlheim Angeln
e.V.
Dartverein Garbenteich e.V. Darts
DLRG Ortsgruppe Pohlheim Lebensrettung – Gesellschaft
e.V.
Drachenflieger Pohlheim Segelfliegen/Tandemfliegen
e.V.
ERC Pohlheim Eishockey
NSC Watzenborn-Steinberg Tischtennis
e.V.
SC Teutonia Watzenborn- Fußball
Steinberg e.V.
Schützenvereinigung SV Bogenschießen, Luftgewehr,
Steinbach Garbenteich e.V. etc..,
Segelfliegergruppe Segelfliegen
„Steinkopf“ e.V.
Sportverein 1928 Fußball
Garbenteich e.V.
Sportverein SV 1946 e.V. – Fußball
Dorf-Güll
Tennisclub Holzheime e.V. Tennis
Turnverein 07 Watzenborn- Turnen
Steinberg e.V.
TV 08 Grüningen Fitness, Turnen, Tischtennis,
Tennis, Handball
TV 08 Holzheime e.V. Handball, Zumba,
Beachhandball, Radfahren
TV 1864 Hausen Handball, Gymnastik, Step-
Aerobic
UW Rugbees Mittelhessen Rugbee

23
Pohlheim e.V.
Wurftauben Club Oberhessen Schießsportstätte
e.V.

In insgesamt 19 Sportvereinen werden 17 verschiedene Sportarten angeboten.

Weitere Programme

Integration durch Sport

Integration durch Sport ist ein Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB),
welches sich für die gesellschaftliche Integration in Deutschland einsetzt. Die Zielgruppen des
Programms sind dabei vor allem Menschen mit Migrationshintergrund. Die Förderung des
Programms wird vom Bundesministerium des Innern (BMI) und dem Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF) übernommen. Auf Bundesebene obliegt die
Programmkoordination dem DOSB. Auf Landesebene geschieht die Umsetzung durch die
Regional – und Landeskoordinatoren. Diesen unterliegt des Weiteren eine unterstützende
Funktion in Bezug auf Sportvereine, Netzwerke und freiwillig engagierte Personen. Die
zentralen Aufgaben der Bundeskoordination umfassen die Beratung und Begleitung der
Landeskoordination bei der Umsetzung der Programmkonzeption. Unter anderem zielt diese
Beratung auf eine kontinuierliche Evaluation der Programmarbeit auf politischer und
gesellschaftlicher Ebene ab. Nachdem geklärt ist, inwiefern sich das Programm „Integration
durch Sport“ zusammensetzt und von welchen Organen es unterstützt und geleitet wird, stellt
sich nun die Frage, welche Ziele das Programm konkret verfolgt. Grundlegend soll die
Gleichberechtigung von Menschen mit Migrationshintergrund gestärkt werden. Da beim
Sport jeglicher Art potenzielle Barrieren wie z.B. die Sprache keine große Rolle spielen,
bietet sich diese Plattform an, diesen Gleichberechtigungsprozess mit dem Sport zu
verknüpfen, um somit ein Programm zu schaffen, in dem sich Menschen frei entfalten können
und die Integration gestärkt wird. Die Zielgruppe soll über das System des organisierten
Sports informiert werden, sodass sich Menschen aus der Zielgruppe im besten Falle dafür
begeistern und selbst ein Teil davon werden wollen. Die aktive Teilnahme wird u.a. dadurch
gefördert, dass zielgruppenspezifische Angebote geschaffen und Zugangsbarrieren minimiert
werden. Abgesehen davon werden laut dem BMI15 Qualifizierungsmaßnahmen für
Ehrenamtliche und Funktionäre aus der Aufnahmegesellschaft angeboten. Dadurch soll der

15
Bundesministerium des Innern und für Heimat: Integration durch Sport. (Stand 27.07.22)www.bmi.bund.de
24
Umgang mit Interkulturalität im Sport gefördert werden. Das Gefühl in einem Team
gebraucht zu werden wirkt sich laut dem BMI positiv auf das gesellschaftliche Gesamtgefüge
aus. Im Vereinssport können alle Menschen das Gefühl bekommen, dass sie willkommen
sind. Im spielerischen und sportlichen Miteinander werden u.a. Fairness, Respekt, Toleranz
und Teamgeist geschult. Integration durch Sport ist ein Erfolgsprogramm. Laut dem BAMF16
wurden im Jahr 2021 etwa 860 Stützpunktvereine durch das Bundesprogramm „Integration
durch Sport“ gefördert. In besagten Stützpunktvereinen konnten 3.300 Sportgruppen und
mehr als 1.000 integrative Maßnahmen gefördert werden. Darüber hinaus konnten durch diese
Förderungen über 29.000 neue Mitglieder gewonnen werden. Essenzielle Arbeitsbereiche
werden von Personen ausgefüllt, welche sich freiwillig engagieren, um das Programm zu
unterstützen. 37% dieser freiwillig engagierten Personen haben selbst einen
Migrationshintergrund und können sich somit mit Neumitgliedern, die ebenfalls einen
Migrationshintergrund haben beispielsweise durch die Sprache besser in Verbindung setzten
und somit ggf. den Neuankömmlingen den Start in das Programm vereinfachen. Die
Voraussetzung für diesen Prozess liegt in einem kontrollierten Evaluationsprozess des
Programms. Laut dem BMI konnte die Verbesserung der Datenqualität seit 2019
kontinuierlich gewährleistet werden. Des Weiteren wurde eine Technologisierung im Bereich
der Bürokratie vorgenommen (z.B. Digitalisierung der Formulare), was zu verlässlicheren
Aussagen über die Reichweite und Wirkung des Programms führt. Alles in allem lässt sich
festhalten, dass der Sport ein enormes Integrationspotenzial aufweist und den
gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Betreibt man gemeinsam Sport wird die
Verständigung und die gegenseitige Toleranz gefördert, was u.a. dafür sorgt, dass Vorurteile
abgebaut werden.

Fazit

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der Kreis bzw. die Kommune Pohlheim eine
umfangreiche Auswahl an Vereinen und Sportarten anbietet. Für Menschen mit
Migrationshintergrund bietet dieses facettenreiche Angebot gute Möglichkeiten, sich in einem

16
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.) Wissenschaftliche Begleitung des Bundesprogramms
„Integration durch Sport“. Auswertung der Sachberichte Stützpunktvereine und freiwillig Engagierte (Mai
2022).
25
Verein anzumelden und somit den Prozess der Integration ggf. zu fördern. Auf Seiten der
Vereine müssten gewisse Schritte erfolgen, um Menschen mit Migrationshintergrund für die
jeweilige Sportart zu begeistern, damit sich diese in dem jeweiligen Verein einfinden und
wohlfühlen. Für diesen Prozess sind diverse Möglichkeiten gegeben. Sobald sich ein Verein
über die aktuelle Situation informiert hat (was den Anteil an Menschen mit
Migrationshintergrund in der Kommune angeht) und Interesse an einem Integrationsprozess
vorhanden ist, kann dieser Verein beispielsweise dafür sorgen, dass die genannte Zielgruppe
zu einer Informationsveranstaltung eingeladen wird, auf der man sich über den jeweiligen
Verein oder ggf. auch über andere Vereine informieren und anmelden kann. Durch derartige
Veranstaltungen wird den betroffenen Personen ein Willkommensgefühl gegeben und diese
fühlen sich in vielen Fällen gut aufgehoben. Solche Veranstaltungen sind beispielsweise der
von Karina Scholl und Jannick Wockelmann organisierte „offene Fußballtreff“, bei dem sich
Kinder und Jugendliche verschiedener Altersklassen treffen und zusammen Fußball spielen.
Karina Scholl betonte in unserem Gespräch, dass es bei einer derartigen Veranstaltung
wichtig ist, eine gewisse Altershomogenität in den jeweiligen Gruppen zu schaffen. Dies gilt
insbesondere bei Sportarten wie z.B. Fußball, wo die körperliche Entwicklung eine Rolle
spielt. Bei anderen Veranstaltungen ist es möglich, dass die Gruppe heterogener in Bezug auf
das Alter ist. Wie wichtig die Arbeit des Sport-Coaches ist, wurde in unserer Recherche
deutlich. Karina Scholl ist ein Beispiel dafür, wie ein Sport-Coach mit einem gut ausgebauten
und koordinierten Netzwerk in einer Kommune arbeiten kann. Pohlheim hat mit diesem
Koordinationsnetzwerk eine Grundlage dafür geschaffen, den Integrationsprozess für
zugewanderte Menschen zu erleichtern und diesen Menschen ein herzliches Willkommen zu
ermöglichen. Diese und auch andere Menschen haben außerdem die Chance, sich sportlich zu
betätigen, da das Angebot in Pohlheim durchaus diverse Bereiche anbietet und für jeden
etwas dabei ist. Essenziell für das gesamte Netzwerk sind alle beteiligten Akteure. Darunter
zählen alle, die in dieser Arbeit genannt wurden, aber auch alle anderen, welche in Pohlheim
in der Gemeinwesenarbeit tätig sind. Neben Veranstaltungen wie dem „offenen Fußballtreff“
muss auch die Arbeit des Kinder und Jugendbüros nochmal erwähnt werden, da dieser Job
sich den Herausforderungen stellt, welche mit dem Erwachsenwerden der Kinder und
Jugendlichen einhergeht. Das Team rund um Elke Leyrer und Monika Wolter verfolgt das
Ziel, kontinuierlich für die Anliegend der Kinder und Jugendlichen präsent zu sein und die
Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehern zu fördern. Des Weiteren stellt die
Koordinationsstelle für die Gemeinwesenarbeit eine wichtige Rolle in diesem Netzwerk dar.
Wie bereits erwähnt wurde, stellt das Team der ZAUG GmbH klar definierte Ziele bereit und

26
unterstützt die Kommunen in diversen gemeinnützigen Aspekten. Das ZAUG Team sorgt in
Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort und unter Berücksichtigung der vorhandenen
Strukturen für eine Verbesserung der Entwicklungsperspektiven insbesondere in den
Bereichen Integration und Bildung. Selbstverständlich muss dafür gesorgt werden, dass alle
Sprachbarrieren aufgehoben sind. Dabei ist es wichtig, dass Familien mit
Migrationshintergrund direkt informiert und eingeladen werden. Um den Integrationsprozess
dauerhaft und effektiv zu fördern, wäre ein Projekt denkbar, welches einen
Identifikationsprozess beinhaltet und dem sich viele Menschen mit Migrationshintergrund
anschließen würden. Und zwar sucht man sich innerhalb eines Vereins oder auch über
mehrere Vereine hinaus ein Team zusammen, welches Engagement und Begeisterung für den
Integrationsprozess aufweist. Die Idee ist es, einen Trainingstag für Menschen mit
Migrationshintergrund, welche von einem Sport (in unserem Fall Fußball) begeistert sind, zu
organisieren. Ziel dieser Veranstaltung ist es, ein Gemeinschaftsgefüge zu schaffen und dass
sich die Menschen mit dem Verein identifizieren können. Die jeweiligen Trainer haben dabei
alle Freiheiten, was die Art und Weise des Trainings betrifft. Von Vorteil wäre, dass man die
Personen nach dem Alter aufteilt. Eine mögliche Struktur wäre, dass 8 bis 11 – jährige, 12 bis
15 – jährige, und 15 bis 18 – jährige aufgegliedert werden. Ab 18 und älter bildet dann eine
eigene Gruppe, ebenso wie die ganz jungen Teilnehmer. Zu entscheiden wäre zusätzlich, ob
das Training geschlechtergetrennt stattfindet, da die Gefahr besteht, dass sich die Mädchen
und Frauen benachteiligt fühlen. Eine Möglichkeit wäre, dass die Mädchen und Frauen bei
Trainerinnen untergebracht werden und ggf. auch nach dem Alter getrennt werden. Dies
fördert u.U. den Trainingsprozess und baut potenzielle Benachteiligungen ab. Damit der
Identifikationsprozess gestärkt wird, könnte man durch finanzielle Unterstützung (Spenden,
Sponsoren o.Ä.), einheitliche Trainingsklamotten (z.B. T-Shirts o.Ä.) verteilen, auf denen das
Vereinswappen gestickt ist. Dadurch wird das Zugehörigkeitsgefühl gestärkt und das Gefühl
Teil einer großen Mannschaft zu sein. Je nach Gefühlslage ist es möglich derartige
Trainingstage mehrmals im Monat stattfinden zu lassen, um das Gemeinschaftsgefühl noch
weiter auszubauen. Die Herausforderung wird es sein, die Zielgruppe im Vorhinein zu
begeistern und diese dazu zu bringen die Veranstaltungen zu besuchen, da es durchaus schwer
ist sich in einem fremden Land direkt an solchen Aktionen zu beteiligen oder sich dafür
begeistern zu lassen. Aus diesem Grund ist es von Vorteil die Menschen auf sensible Weise
anzusprechen und ihnen zu vermitteln, dass sie willkommen sind und dass man ihnen durch
diese Veranstaltung helfen möchte, sich zu integrieren und sich in dem fremden Land zu
akklimatisieren. Des Weiteren können diese Trainingstage zu einer positiven Denkweise der

27
einheimischen führen, da diese oftmals ungewollte Vorurteile gegenüber Menschen mit
Migrationshintergrund aufweisen. Wenn die einheimischen Personen und diejenigen mit
einem Migrationshintergrund auf derartigen Veranstaltungen zusammenkommen, können
Vorurteile abgebaut und neue Freundschaften aufgebaut werden.

28
Literaturverzeichnis

• https://sportkreis-giessen.de/sport-und-integration/321-integration-durch-sport
• https://cdn.dosb.de/user_upload/www.integration.durch-
sport.de/Integration_30_Jahre_Jubilaeum_IdS-Sondermagazin_Website.pdf
• https://studip.uni-
giessen.de/sendfile.php?type=0&file_id=60a9f669a92dd7914af0fc028554fe9e&file_n
ame=Pr%C3A4sentation+Infoverantaltungen+Sport+integriert+Hessen+Februar+2022
.pdf
• https://www.fupa.net/club/msg-pohlheim
• https://www.pohlheim.de/rathaus-und-politik/rathaus/zahlen-und-daten/
• Daten - Wegweiser Kommune (wegweiser-kommune.de)
• BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Zahlen und Fakten -
Abschlussbericht für 2021 (Bundesprogramm "Integration durch Sport")
• PowerPoint-Präsentation (bamf.de)
• BMI - Bundesprogramm Integration durch Sport
• Integration durch Sport – Wikipedia
• BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Asylzahlen
• BMI - Bundesministerium des Innern und für Heimat - Bundesinnenministerium
• Gemeinwesenarbeit (pohlheim.de)
• Gemeinwesenarbeit (zaug.de)
• KJB-Vorstellung (pohlheim.de)
• Sozialarbeit der Adolf-Reichwein-Schule Pohlheim | Adolf-Reichwein-Schule Pohlheim (ars-
pohlheim.net)
• Pohlheims »Mama« (giessener-allgemeine.de)
• Ferienprogramm Online (ferienprogramm-online.de)
• Jannik Wockelmann - FSG Garbenteich/Hausen - FuPa
• Sport integriert Hessen | innen. hessen.de
• Land hat Zukunft - Hessische Offensive für die ländlichen Räume (land-hat-zukunft.de)

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Eigenständigkeitserklärungen

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