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M.

Tomaschek

Navigation
Vorlesungsskript
Astronomische Navigation

Delphi/n - Selbstverlag
2003
Astronomische Navigation – na und ?
Astronomische Navigation
Vorlesungsskript
Vorlesung SS 2003 1 Tomaschek

Astronomische Navigation
1. Die Sonne und ihre Planeten

Venus Merkur

Erde

Mars

Jupiter

Saturn

Uranus

Neptun

Abb. 1.1 Schematische Darstellung unseres Sonnensystems

Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne. Der sonnennächste Planet ist Merkur. Er ist
wegen seiner großen Sonnennähe für die astronomische Navigation nicht geeignet. Uranus, Neptun und
Pluto kommen wegen ihrer großen Entfernung auch nicht in Befracht. Da Planeten nicht selbst leuchten
sondern das Licht der Sonne widerspiegeln ist ihr Licht für navigatorische Zwecke zu schwach.
Außerdem sind sie viel kleiner als die Sonne. Es bleiben demnach für die astronomische Navigation die
Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn übrig. Am Himmel kann man die Planeten dadurch von den
Sternen unterscheiden, daß sie als ruhig leuchtende Lichtpunkte erscheinen, während Sterne funkeln. Da
sich die Planeten um die Sonne bewegen und der Erde relativ nahe sind, verändern sie im Laufe der Zeit
ihren Ort in bezug auf die viel weiter entfernten Sterne. Sie “wandeln“ unter den feststehenden Sterne.
Früher nannte man sie daher auch manchmal ‘Wandelsterne‘. Im Gegensatz dazu scheint die Anordnung
der Sterne zueinander fest zu sein. Man bezeichnet sie daher auch als Fixsterne.
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2. Entstehung der Tageszeiten


Infolge der Drehung der Erde um ihre Achse wird jeder Ort auf der Erde einmal der Sonne zugewendet
und hell erleuchtet einmal von ihr abgewendet und somit verdunkelt. Es entstehen dadurch die
Erscheinungen, die wir als “Tag‘ und ‘Nacht‘ bezeichnen. Deren Dauer wie auch die Dauer der
Übergänge, der „Dämmerungen“, hängt ab von der geographischen Breite und von den Jahreszeiten.

12 h

12 h
6h 18 h
6h 18 h

12 h

Abb. 2.1
Abb. 2.2

In der Äquatorgegend dauern Tag und Nacht das ganze Jahr hindurch ungefähr 12 Stunden; die
Dämmerungen sind nur kurz, da die Sonne steil am Himmel emporsteigt (Bild 2.1). Je weiter man
außerhalb der Tropen nach Norden oder Süden kommt, umso länger wird im Sommer der Tag und im
Winter die Nacht, umso länger dauert auch die “Dämmerung‘, da die Sonnenbahn immer flacher wird.
Auf hohen Breiten können sowohl “Tag“ wie “Nacht“ Wochen und Monate befragen. In Hammerfest in
Nord-Norwegen ist z.B. vom 13. Mai bis zum 19. Juli ununterbrochen Tag, vom 24. November bis zum
21 Januar ununterbrochen Nacht, und am Nordkap steht die Sonne vom 15. Mai bis zum 1 August über
dem Horizont. Sie geht in dieser Zeit nicht unter, sondern beschreibt dauernd über dem Horizont eine
ellipsenförmige Bahn (Bild 2.2)

Abb.: 2.3 Da die Erdachse um 23,5° gegen die Erdbahn geneigt ist und diese Lage auch während des ganzen
Umlaufs der Erde um die Sonne beibehält, wird zu einem Teil des Jahres die nördliche, zum anderen Teil die
südliche Erdhälfte stärker durch die Sonne beschienen. Diese abwechselnde Bescheinung und damit wechselnde
Erwärmung ruft auf ihr die“Jahreszeiten“ hervor.
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3. Scheinbare Bewegung der Gestirne an der Himmelskugel


In den vorhergehenden Kapiteln war das Weltbild so geschildert worden, wie es der Wirklichkeit
entspricht, wie es sich also einem Beobachter offenbaren würde, der unser Sonnensystem sozusagen “von
außen“ betrachten könnte:
Er sieht zahllose Fixstern-Sonnen im Weltenraum schweben; eine davon ist “unsere‘ Sonne. Um sie
herum bewegt sich eine Anzahl von Planeten in Kreisbahnen, darunter auch unsere Erde. Und wie einige
andere Planeten, so wird auch die Erde von einem Mond umkreist. Diesem tatsächlichen Weltbild steht
das scheinbare gegenüber, wie wir es täglich sehen: Für den Beobachter auf der Erde steht die Erde still.
Sie ist die Plattform, von der aus er einen Ausblick hat auf die große Himmelskuppel, die sich über ihm
wölbt und an der die Gestirne scheinbar angeheftet sind. Und diese große Kuppel, die “Himmelskugel“,
gleitet über ihn hinweg und ruft dauernd wechselnde Erscheinungen hervor.

3.1 Bewegung der Fixsterne


Von den Gestirnen sieht er die Fixsterne jahraus, jahrein immer an derselben Stelle der Himmelskugel.
Sie behalten ihre gegenseitige Lage zueinander bei und folgen nur der täglichen
Bewegung der Himmelskugel. Die Planeten dagegen verändern langsam ihren Ort, sie bewegen sich an
der sich drehenden Himmelskugel selbst fort und stehen zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen
Sternbildern. Würde man ihre Wege aufzeichnen, so erhielte man unregelmäßige Linien, zeitweise sogar
Schleifen.

3.2 Bewegung der Sonne auf der Ekliptik

Auch die Sonne verändert ihre Stellung an der Himmelskugel. Ihre Mittagshöhe nimmt zu und ab, und zur
Zeit ihres Auf- und Unterganges steht sie im Laufe des Jahres mal mehr mal weniger östlich bzw.
westlich.

Zeichnet man die Standorte der Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt an der Himmelskugel auf einem
Himmelsglobus auf, so bilden sie auf ihm einen Großkreis, dessen Ebene um 23,5° gegen den
Himmelsäquator geneigt ist. Man nennt diesen Großkreis, auf dem sich die Sonne scheinbar an der
Himmelskugel bewegt “Ekliptik“.

Abb. 3.1

Abb. 3.2

Die Ekliptik schneidet den Himmelsäquator in zwei sich gegenüberliegenden Punkten: dem
“Widderpunkt‘ oder dem “Frühlingspunkt“ und dem ‘Waagepunkt“ oder Herbstpunkt“. Im Widderpunkt
steht die Sonne am 21. März, am Frühlingsanfang jedes Jahres. Von hier aus steigt sie langsam an der
nördlichen Himmelshalbkugel auf, bis sie am 21. Juni mit einem Winkelabstand von 23,5° vom
Himmelsäquator im “Wendepunkt des Krebses“ oder zur “Sommersonnenwende‘ ihren nördlichsten
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Punkt an der Himmelskugel erreicht hat. Von jetzt ab wendet sie sich wieder nach Süden, überschreitet
am 23. September im Waagepunkt den Himmelsäquator und bewegt sich nun auf der südlichen
Himmelshalbkugel fort, bis sie am 21. Dezember im “Wendepunkt des Steinbocks“ oder zur
“Wintersonnenwende“ ihren südlichsten Punkt an der Himmelskugel erreicht. Dann geht ihr Weg wieder
nach Norden, und am 21. März hat sie ihren Jahreslauf an der Himmelskugel vollendet.
Am 21. März und am 23. September ist Tag und Nacht auf der ganzen Erde gleich lang; man nennt diesen
Tag daher ‘Tag- und Nachtgleichen“. Der 21. Juni und der 21. Dezember heißen “Sommersonnenwende“
bzw. “Wintersonnenwende“, weil sich die Sonne an diesen Tagen von ihrem bisherigen Weg nach
Norden bzw. Süden wieder äquatorwärts wendet. Der
21. Juni ist der längste, der 21. Dezember der kürzeste Tag des Jahres,

3.3 Tierkreis

Die Bezeichnungen “Widderpunkt“, “Waagepunkt‘, “Wendepunkt des Krebses‘ und “Wendepunkt des
Steinbocks“ haben ihren Namen von der Einteilung der Ekliptik in 12 gleiche Teile zu je 300, die so
genannten “Himmelszeichen“. Jedes Zeichen hat seinen Namen nach dem Sternbild erhalten, das sich
früher einmal in seinem Abschnitt befand; heute fallen allerdings die Himmelszeichen nicht mehr mit den
gleichnamigen Sternbildern zusammen. Da die Sternbilder, durch welche die Sonne läuft, in der
Hauptsache nach Tieren benannt sind, so nennt man den Himmelszeichengüitel der Ekliptik auch
“Tierkreis“.
1~

Abb. 3.4.: Durch die Bewegung der Erde scheint


die Sonne von Stern zu Stern zu wandern
Abb. 3.3.: Tierkreiszeichen

3.4 Wahre und scheinbare Bewegungen


Die scheinbaren Bewegungen der Gestirne an der Himmelskugel sind nur die Spiegelbilder der
tatsächlichen Bewegungen in unserem Sonnensystem:
Die Drehung der Himmelskugel mit all ihren Gestirnen ist das Spiegelbild der Umdrehung unserer Erde.
Die Planeten beschreiben nur deshalb scheinbar unregelmäßige Bahnen an der Himmelskugel, weil sie die
Sonne umkreisen und weil wir sie dabei auf unserer sich selbst um die Sonne bewegenden Erde von ganz
verschiedenen Standorten aus beobachten.
Die Bahn der Sonne an der Himmelskugel ist nur das Spiegelbild des Umlaufs unserer Erde um die
Sonne, und ebenso ist die Mondbahn das Ergebnis der gleichzeitigen Kreisbewegung des Mondes um die
Erde und der Erde um die Sonne.
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3.5 Einteilung der Himmelskugel


Für das Verständnis der weiteren astronomischen Betrachtungen, welche die Grundlage für die
astronomische Navigation bilden, muss man sich vom wirklichen Aufbau des Weltalls ganz frei machen
und sich in ein Weltbild hineinversetzen, das von folgenden willkürlichen Annahmen ausgeht:

1. Alle Gestirne, ohne Rücksicht auf Größe und tatsächliche Entfernung von der Erde, liegen an der
Innenfläche einer riesig großen Hohlkugel, der “Himmelskugel“, von der wir allerdings wegen
unseres eingeschränkten Gesichtskreises immer nur einen Teil sehen können.
2. Im Mittelpunkt der Hohlkugel schwebt, unbeweglich stillstehend, die Erde.
3. Um die Erde herum vollführt die Himmelskugel ihren täglichen Kreislauf. Sie dreht sich dabei
um die “Weltachse“ die man sich als Verlängerung der Erdachse vorstellen muss, in Richtung
von Ost nach West, und bewirkt hierbei, dass die Gestirne im Osten aufgehen, an der
Himmelskugel emporsteigen und im Westen wieder untergehen.

4. Die astronomische Ortsbestimmung

4.1 Grundgedanke der astronomischen Navigation


Der Anblick des Himmels, die Stellung der Gestirne, hängen ab von der Position auf der man steht; für
jede Position ergibt sich ein bestimmter, für diesen Ort charakteristischen Sternenhimmel. Befindet man
sich mit einem Schiff z.B. bei den Kanarischen Inseln, so wird man feststellen, daß man zum Teil andere
Sterne sieht als in der gleichen Jahreszeit bei uns zu Hause und daß vertraute Sterne “woanders“ stehen.
Umgekehrt folgt aus diesen Überlegungen, daß man aus einer bestimmten Stellung der Gestirne auf die
unbekannte Position schließen kann. Dies ist der Grundgedanke der gesamten astronomischen
Ortsbestimmung.

4.2 Das Prinzip der astronomischen Navigation


Das Prinzip der astronomischen Navigation läßt sich mit der Höhenwinkelmessung eines
Leuchtfeuerturms hinter der Kimm vergleichen. So läßt sich aus dem Winkel zwischen Kimm und
Leuchtfeuer die Entfernung zum Leuchtfeuer berechnen, worauf der Zirkel mit der Entfernung in der
Seekarte beim Leuchtfeuer eingesteckt und ein Kreis gezogen wird, auf dem sich das Schiff befindet.
Auch bei der astronomischen Navigation ergibt eine Winkelmessung nach dem gleichen Prinzip nur einen
Kreis (→ Standlinienkreis). Der einzige Unterschied zu obiger Leuchtfeuermessung ist der, daß statt des
Feuers ein Gestirn gemessen wird. Ist der Beobachter nahe an dem Gestirn, wird der Winkel groß sein, ist
er weiter entfernt so wird der Winkel klein sein.

Abb. 4.1.: Vertikalwinkelmessung: Fußpunkt vor der Kimm Abb. 4.2.: Vertikalwinkelmessung : Fußpunkt hinter der Kimm
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4.3 Die astronomische Standlinie

Es gibt eine ganze Reihe von Methoden und Sonderverfahren, um aus einer Winkelmessung Kimm-
Gestirn zu einer astronomischen Standlinie zu kommen. Im Rahmen der Vorlesung soll nur das so
genannte ‘Höhenverfahren-, die Mittagsbreite und die Nordsternbreite behandelt werden.

4.4 Die Gesamtbeschickung

Ob Höhenverfahren oder Mittagsbreite, immer geht es in der astronomischen Navigation um die Messung
des Winkels zwischen einem Gestirn, dem Beobachter und dem sichtbaren Horizont (der Kimm). Aus
diesem Winkel wird dann - ähnlich wie bei der Abstandsbestimmung mit Hilfe eines Höhenwinkels in der
terrestrischen Navigation- eine Standlinie berechnet und gezeichnet. Nachdem es sich bei Gestirnen um
Objekte handelt, die meist Millionen von Kilometern entfernt sind, wird einerseits der einfallende
Lichtstrahl durch atmosphärische Bedingungen verfälscht und anderseits der für die Berechnung der
Standlinie notwendige wahre Horizont, nicht gesehen, sondern lediglich die Kimm, also der sichtbare
Horizont. Bei jeder astronomischen Standliniengewinnung muß deshalb die beobachtete Höhe des
Gestirns über der Kimm zur wahren Höhe beschickt werden. Man nennt diese Berichtigung, die
Gesamtbeschickung (Ob).
Die Gesamtbeschickung setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:

4.4.1 Kimmtiefe

Die Kimmtiefe hängt allein von der Augeshöhe ab. Je höher man steht desto weiter kann man auf der
Erde sehen. Demzufolge wird vom Heck eines Tankers aus cm viel größerer Winkel gemessen als z.B.
vom Deck einer Segelyacht.
Die durch das Auge des Beobachters gehende waagerechte Ebene nennt man “scheinbarer Horizont‘. Je
höher man steht, desto weiter kann man auf die Erde sehen. Die Kimm, der natürliche Horizont; sinkt
gegenüber dem scheinbaren Horizont mit zunehmender Höhe des Beobachters. Man nennt den in der
senkrechten Ebene gelegenen Winkel, den scheinbarer Horizont und die Verbindungslinie Kimm - Auge
am Auge des Beobachters miteinander bildet
die “Kimmtiefe“.

Abb. 4.3 : Kimmtiefe

4.4.2 Strahlenbrechung

Genau genommen befindet sich das Gestirn nicht an dem Ort des Himmels, an dem wir es sehen.
Dadurch, daß der Lichtstrahl die verschiedenen Luftschichten um die Erdkugel durchdringt, wird er
mehrere Male gebrochen.
Vom Wasser her ist dieses Phänomen bekannt. Beim Übergang vom Medium Wasser zum Medium Luft
wird der Lichtstrahl gebrochen. Das gleiche gilt, wenn auch in geringerem Maße, für die verschiedenen
Luftschichten, die sich durch ihre Temperatur und durch den Luftdruck unterscheiden. Je höher ein
Gestirn steht, desto weniger wird der Lichtstrahl gebrochen. Je flacher das Gestirn steht, um so stärker ist
die Strahlenbrechung.
Die Größe dieser Strahlenbrechung ist abhängig von: Luftdruck, Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
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Abb. 4.4: Strahlenbrechung

4.4.3. Beschickung für die Gestirnsmitte

Dieser Berichtigung bedürfte es beispielsweise bei der Sonne nicht, wenn sie von vornherein in ihrem
Mittelpunkt gemessen würde. Da aber der Durchmesser der Sonnenscheibe ungefähr 32 Winkelminuten
beträgt, ist es nicht möglich, die Gestirnsmitte genau zu schätzen. Durch eine Fehlschätzung von nur zwei
Winkelminuten würde bei der Standortbestimmung sofort ein zusätzlicher Fehler von 2 sm entstehen.

Abb. 4.5.: Beschickung für die Gestirnsmitte

Bis vor 25 Jahren mußte man die eben besprochenen Berichtigungen mit mehreren einzelnen Tafeln
berechnen, um die wahre Höhe eines Gestirns zu ermitteln. Heutzutage reicht eine einzige aus, in der alle
Berichtigungen zusammen gefaßt wurden. Die sogenannten Gesamtbeschickungstafeln befinden sich auf
den Seiten 40 - 45 im nautischen Jahrbuch. Man kann aber auch folgende Formeln benutzen.

A. Formel für Sonnenunterrand ab 14° Kimmabstand (KA) → gemessener Winkel am Sextanten)

Gb = 16,55 - 60/KA + 0,25 • cos (30 * Monat) -1,8 •


- √Augeshöhe

B.Formel für Fixsterne ab 14° Kimmabstand (1(A)

Gb= 0,4 - 60/KA - 1,8 * √Augeshöhe

In der “astronomischen Navigation entspricht einer Ungenauigkeit von einer Winkelminute


(Bogenminute) einer Seemeile (→in der astron. Nav. berechnen wir ausschließlich Großkreisbogenstücke
von Dreiecken auf einer Kugel (sphärische Dreiecke) →Himmelskugel → Erdkugel
→Großkreisbogenminute = l sm)
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4.5 Das Höhenverfahren

Grundsätzlich könnte man eine astronomische Standlinie in gleicher Weise gewinnen wie eine Standlinie
einer Höhenmessung eines Leuchtturms hinter der Kimm.
Das heißt also:

1. Leuchtturm messen.
2. Aus dem gemessenen Höhenwinkel die Entfernung zum Fußpunkt des Leuchtturms berechnen.
3. Position des Fußpunktes in der Seekarte suchen beziehungsweise festlegen.
4. Um den Fußpunkt des Leuchtturms einen Kreis mit der errechneten Entfernung schlagen
(Standlinie)

Bei der astronomischen Navigation würde das dann folgendermaßen aussehen:

1. Kimmabstand des Gestirns messen


2. Aus dem gemessenen Kimmabstand die Entfernung zum “Fußpunkt‘ des Gestirns berechnen
3. Position des “Fußpunkts“ des Gestirns in der Seekarte suchen bzw. festlegen
4. Um den Fußpunkt des Gestirns in der Karte einen Kreis schlagen (→ astronomische
Standlinie).

Es handelt sich also im Grunde um den gleichen Vorgang. Das einzige, was zunächst Schwierigkeiten
machen dürfte, ist, den “Fußpunkt“ für das Gestirn zu finden. Natürlich hat jedes Gestirn einen
“Fußpunkt‘: Dieser Punkt wird in der astronomischen Navigation Bildpunkt genannt.

4.5.1 Der Bildpunkt

Der Bildpunkt ist jener Punkt, an dem ein Beobachter das Gestirn exakt senkrecht über sich hat. Oder mit
anderen Worten: Das ist der Punkt, wo beispielsweise ein senkrechter Stab keinen Schatten wirft. Oder:
Das ist der Punkt, an dem eine gedachte Linie vom Gestirnsmittelpunkt zum Erdmittelpunkt die
Erdoberfläche durchstößt.

Bildpunkt

Abb. 4.6:

Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß dieser Punkt für den Augenblick einer logischen Sekunde
tatsächlich existiert.
Bekanntlich benötigt die Sonne, die sich für uns scheinbar von Osten nach Westen um die Erde bewegt,
genau 24 Stunden, um die Erde einmal zu umkreisen. Das bedeutet, daß auch ihr Bildpunkt auf der
Erdoberfläche in 24 Stunden eine Erdumwanderung durchmachen muß; er hat also 3600 zurückzulegen.
D.h. Bewegt sich die Sonne beispielsweise am 21. März genau über dem Äquator (Frühlingsanfang), so
ist die Bildpunktgeschwindigkeit auf dem
Äquator 900 kn. (=> 1 Bogenminute = 1 sm →Äquator 21600 sm (360*60)=> 2l600sm(24h = 900 kn
→in Längengraden ausgedrückt 360°/24h = 15 Längengrade pro Stunde)

Die Ost-West-Geschwindigkeit der Sonne ist genau 15 Längengrade pro Stunde


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Nachdem sich der Bildpunkt also mit enormer Geschwindigkeit fortbewegt, er aber lflr die astronomische
Navigation als “Fußpunkt“ (Bildpunkt) unter dem Gestirn nur dann brauchbar ist, wenn seine Position
zum Zeitpunkt der Messung genau bekannt ist, braucht der Beobachter den genauen (sekundengenauen)
Zeitpunkt der Messung (=> Uhr) und die exakte Position des Bildpunktes zu diesem Zeitpunkt. Da man
genau weiß, wie schnell sich die Erde dreht, kann man vorausberechnen, wann sich wo die Bildpunkte der
verschiedenen Gestirne (Sonne, Mond, Planeten u. Sterne) auf der Erde befinden. Diese Koordinaten
werden in der Regel für ein Jahr im voraus berechnet. Das ‘nautische Jahrbuch“ enthält diese Daten. Bei
jeder astronomischen Berechnung müssen die Bildpunktkoordinaten mit Hilfe des “nautischen Jahrbuchs“
berechnet werden.

Abb. 4.7: Abb. 4.8:

4.5.2 Prinzip des Höhenverfahrens

Ausgangspunkt aller Oberlegungen ist immer der Vergleich mit der Messung des Leuchtfeuers hinter der
Kimm. Aus dem gemessenen Winkel lässt sich die Entfernung zum Fußpunkt des Leuchtturms bzw. des
Gestirns ausrechnen.
Man stelle sich vor, der Beobachter stünde exakt unter dem Gestirn. Er würde das Gestirn unter einem
Winkel von 90° essen. Wäre er nicht genau unter dem Gestirn, so würde er es nicht mehr
mit 90° messen, sondern bereits etwas flacher, also beispielsweise mit 89° oder 88°. Je weiter er vom
Bildpunkt entfernt ist, umso niedriger misst der Beobachter das Gestirn. Dabei entspricht wie immer in
der astronomischen Navigation eine Winkelminute genau einer Seemeile. Wird beispielsweise die Sonne
in einem berichtigten Winkel von 89°30’ gemessen, so würde sich der Beobachter 30 sm vom Bildpunkt
befinden. Um eine astronomische Standlinie zeichnen zu können, bräuchte er also lediglich mit Hilfe des
Nautischen Jahrbuchs die Bildpunktkoordinaten für den Messzeitpunkt festzustellen und dann um diesen
Bildpunkt den Abstandskreis zeichnen, um so die Standlinie zu erhalten. Würde ein Abstand von 700 ge-
messen, so betrüge die Kreisdurchmesser um den Bildpunkt 200 ‚ also 1200 sm. Auf einer
großformatigen Seekarte könnte dies unter Umständen gezeichnet werden. Es muß dabei aber
berücksichtigt werden, daß es sich bei diesen Beispielen um Sonderfälle handelt, weil normalerweise
wesentlich niedrigere Kimmabstände gemessen werden. In der Ostsee handelt es sich im Hochsommer
immerhin schon um Entfernungen von rund 2000 sm, und auch nur dann, wenn die Sonne am nächsten
steht, wenn sie sich also genau südlich von der Ostsee befindet. Am Nachmittag befindet sich der
Bildpunkt der Sonne bereits in der Karibik. Das Arbeiten mit derartigen großen Entfernungskreisen und
dementsprechend großen Seekarten wäre zu umständlich u. aufgrund des notwendigen kleinen Maßstabs
der Seekarte auch zu ungenau. Deshalb wurde von Marc St. Hilaire das folgende Verfahren
(Höhenverfahren) entwickelt:

1. Aus dem Kimmabstand kann der Beobachter - wie eben dargelegt - die Entfernung zum Bildpunkt
leicht ausrechnen. Je größer der Kimmabstand, umso näher befindet er sich am Bildpunkt (bei 90°
ist er genau auf dem Bildpunkt), je kleiner der Kimmabstand, umso weiter ist er vom Bildpunkt
entfernt.

2. Wenn aus dem Kimmabstand die Entfernung zum Bildpunkt berechnet werden kann, so kann
umgekehrt auch aus der Entfernung zum Bildpunkt der Kimmabstand berechnet werden. Wenn der
Beobachter, der sich zufälligerweise m der Nähe des Bildpunktes befindet, diesen nicht mehr genau
senkrecht über sich, also mit 90° sieht, sondern nur noch mit 89°, so ist er ein Grad (= 60 sm) vom
Bildpunkt entfernt. Umgekehrt kann, wenn aus irgendwelchen Gründen bekannt ist, daß der
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Beobachter (Schiffsort) 60 sm vom Bildpunkt entfernt steht, der Winkel(Kimmabstand) unter dem
das Gestirn gesehen werden muß, mit 89°angegeben werden.

3. Nun ist aber der Schiffsort nicht bekannt, er soll ja erst durch die astronomischen Stand-linien
gefünden werden. Bekannt ist allerdings der Koppelort.

4. Es ist also zunächst nicht möglich, die Entfernung zwischen dem wahren Schiffsort und dem
Bildpunkt auszurechnen. Aber die Entfernung zwischen dem Bildpunkt und dem Koppelort läßt
sich berechnen.

5. Nun kann man dann auch aus der Entfernung Bildpunkt-Koppelort auch den Kimmabstand
berechnen, der - und das ist wichtig vom Koppelort aus gemessen worden wäre, hätte sich der
Beobachter auch tatsächlich am Koppelort befunden

6. Wenn sich also der Beobachter auf der Standlinie befindet, die durch den Koppelort verläuft, also
auf dem Kreis, der mit dem Radius der Entfernung um den Bildpunkt geschlagen werden könnte, so
müßte er exakt den Winkel als Kimmabstand gemessen haben, der berechnet worden wäre.

7. In fast allen Fällen wird der Beobachter nicht diesen berechneten Kimmabstand gemessen haben,
sondern einen kleineren oder einen größeren Winkel. Ist der Winkel größer als der berechnete, so
war der Navigator während des Messens näher am Bildpunkt, ist er kleiner, war er weiter entfernt.
Er befand sich also im ersteren Falle auf einem Kreis um den Bildpunkt mit einem geringeren
Radius und im zweiten Fall auf einem Kreis um den Bildpunkt mit einem größeren Radius.

8. Wollte man den Unterschied, um den der Beobachter näher zum Bildpunkt oder weiter weg ist, auf
der Karte abfragen, so könnte man das nur auf dem Radius des Abstandkreises zum Bildpunkt tun.

9. Die Kreise um den Bildpunkt sind so groß, daß für die Praxis das winzige Stückchen des Kreises,
auf dem sich der Beobachter befindet, als Gerade angesehen werden kann. Die Gerade hat die
Richtung der Tangente an den Kreis, steht also auf der Richtung zum Bildpunkt genau senkrecht.

10. Zum Zeichnen der Standlinie muß der Beobachter also auch die Richtung zum Bildpunkt (Azimut)
berechnen, damit er auf dieser Geraden den Unterschied zwischen gemessenem und errechnetem
Winkel vom Koppelort zum Bildpunkt hin (größerer gemessener Winkel) oder vom Bildpunkt weg
(kleinerer gemessener Winkel) abfragen zu können

Koppelort

∆h=-

Die astronomische Standlinie ist genau genommen ein Stück aus einem sehr großen Kreis, so dass sie in der Praxis als Gerade gezeichnet
werden kann. Diese Gerade hat exakt dieselbe Richtung‚wie die Tangente an den Kreis. Die Tangente ist genau senkrecht zum Azimut. Auf
dem Azimut wird auch der Unterschied zwischen gemessenem und berechnetem Winkel abgetragen. Wurde ein größerer Winkel gemessen als
berechnet, so ist der Unterschied zum Gestirn hin abzutragen‘ andernfalls von ihm weg. Der Abstandkreis wird als Höhengleiche bezeichnet,
weil alle Beobachter, die sich auf diesem Kreis befinden, das Gestirn unter der gleichen Höhe (KA→ Winkel) sehen.
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Das Höhenverfahren funktioniert also zusammengefasst folgendermaßen:

- Es wird der Koppelort zur Beobachtungszeit festgestellt.

- Das Höhe des Gestirns wird gemessen und der Messzeitpunkt auf die Sekunde genau abgelesen.

- Es wird die Position des Bildpunktes auf der Erdoberfläche mit Hilfe des nautischen Jahrbuches
festgestellt.

- Es wird der Winkel berechnet, der hätte gemessen werden müssen, wenn das Schiff die gleiche
Entfernung vom Bildpunkt gehabt hätte wie der Koppelort.

- Es wird der Unterschied in Winkelminuten zwischen berechneter und beobachteter Gestirnshöhe


festgestellt, wobei eine Winkelminute auf der Erdoberfläche genau einer Seemeile entspricht.

- Es wird die Richtung vom gekoppelten Schiffsort zum Bildpunkt (Azimut) berechnet, um auf der
Geraden den Unterschied zwischen gemessenem und errechnetem Winkel vom Koppelort zum
Bildpunkt hin (größerer gemessener Winkel) oder vom Bildpunkt weg (kleinerer gemessener
Winkel) abtragen zu können.

- Durch den so entstandenen Punkt wird senkrecht zum Azimut die Standlinie gezeichnet

Um nun eine astronomische Standlinie zeichnen zu können, sind nur noch zwei Fragen zu beantworten:

1. Wie wird die Position des Bildpunktes festgestellt?


2. Wie werden das Azimut (Az → Richtung zum Gestirn bzw. Bildpunkt) und der Höhenwinkel
(Hr) für den Koppelort berechnet, den man messen müsste, wenn man tatsächlich (wahrer Ort) auf
dem Koppelort stehen würde.
Da sich alle Gestirne rasend schnell um die Erde bewegen (scheinbar→ verursacht durch die
Erddrehung), die Koordinaten des Bildpunktes auf der Erdoberfläche sich also dementsprechend schnell
verändern, muss zu ihrer Bestimmung zunächst für den Messzeitpunkt die genaue Zeit festgestellt
werden.

4.6 Die Rolle der Zeit in der astronomischen Navigation

Grundsätzlich wäre es gleichgültig, nach welcher Zeit in der astronomischen Navigation gearbeitet wird.
Es kommt lediglich darauf an, dass man die im Nautischen Jahrbuch für sämtliche Zeitpunkte
angegebenen Koordinaten des Bildpunktes herausnimmt und für die Rechnungen benutzt. Mit anderen
Worten, das Nautische Jahrbuch muss dem Beobachter sagen können:
Jetzt, in dem Zeitpunkt, wo du die Sonne schießt, befindet sich ihr Bildpunkt exakt auf soundsoviel Grad
Nord und soundsoviel Grad West. Das heißt, der Beobachter darf nur die Zeit benutzen, die auch dem
Nautischen Jahrbuch zugrunde gelegt wird, und das war bis zum 3 1.12.1981 die mittlere Greenwichzeit
(MGZ).
Seit dem 1.1.1982 wird in der Navigation mit der Weltzeit 1 (UT 1) gearbeitet. Sie ist ihr die Bordpraxis
identisch mit der Greenwichzeit.
Das Chronometer an Bord ist immer auf UT1, während die normale Uhr an Bord auf die entsprechende
Zonenzeit (ZZ) eingestellt ist.

4.6.2 Zeitbegriffe

Das Wort “Zeit“ kann eine zweifache Bedeutung haben: “Zeitpunkt‘ und “Zeitdauer
Wir unterscheiden die beiden Begriffe dadurch, dass wir einen Zeit p u n k t durch den Zusatz “Uhr“
kennzeichnen (“Beginn der Versegelung um 12 Uhr 15 Minuten 20 Sekunden“). eine Zeit d a u e r durch
den Zusatz “Stunden“ (“Dauer der Versegelung 12 Stunden 15 Minuten 20 Sekunden“).
Vorlesung SS 2003 12 Tomaschek

Im bürgerlichen Leben kennen wir nur ein Zeitmaß, nach dem wir Zeitpunkte und Zeitdauer bestimmen.
Die Astronomie dagegen hat deren zwei: die “Sonnenzeit“ und die “Sternzeit“, und darüber hinaus
verschiedene Möglichkeiten zur Bestimmung eines Zeitpunktes.

Seit Menschengedenken werden die Tätigkeiten im täglichen Leben vom Stand der Sonne bestimmt; die
Tageseinteilung beruhte und beruht auf der täglichen Bewegung der Sonne am Himmel. Wir wissen, dass
diese Bewegung der Sonne nur scheinbar ist. Tatsächlich dreht sich die Erde um ihre Achse, und sie
umläuft die Sonne in einer leicht elliptischen Bahn einmal innerhalb von etwa 365 1/4 Tagen. Wenn die
Sonnenmitte im oberen Teil der Sonnenbahn die Nord-Süd-Linie eines Ortes, den Ortsmeridian,
durchläuft, ist es wahrer Mittag. Man sagt auch: Es ist 12 Uhr wahrer Ortszeit (WOZ). Der wahre Mittag
tritt an allen Orten, die einen gemeinsamen Meridian haben gleichzeitig ein. Zwei Orte, die nicht auf
demselben Meridian liegen, haben verschiedene Ortszeiten. Die Zeitdifferenz beträgt in unseren Breiten
etwa 1 Minute je 20 Kilometer ost-westlicher Entfernung zweier Orte. Bis zu Beginn des
19. Jahrhunderts stellte man in Deutschland die Uhren noch nach der wahren Sonne. Es ist ja
verhältnismäßig einfach, bei Sonnenschein den Zeitpunkt zu ermitteln, zu dem die Sonne durch den
Ortsmeridian geht und ihren höchsten Stand erreicht, und damit den wahren Mittag zu finden. Vor 150
Jahren genügte die mit einfachen Hilfsmitteln oder mit einer Sonnenuhr erreichbare Genauigkeit vollauf
für die Bedürfnisse des täglichen Lebens. Die Uhrmacher waren ihre eigenen Astronomen. Vielfach
waren auch die Lehrer damit beauftragt, die öffentlichen Uhren richtig zu stellen. Der Unterschied in den
Ortszeiten störte niemanden
Schon die Abhängigkeit von der Sonnenbeleuchtung beeinflusst den Ablauf unseres täglichen Lebens
erheblich. Wir teilen den Tag ein in einen Zeitraum, an dem es hell ist, die ’Tageszeit‘, und in einen
Zeitraum, an dem Dunkelheit herrscht, die “Nachtzeit“. Im Mittelpunkt des Tages steht der Zeitpunkt, zu
dem die Sonne den Meridian passiert, der “Mittag‘. Er halbiert die Tageszeit in eine Zeit “Vor“mittag und
“Nach“mittag.

Stände die Sonne unbeweglich wie die Fixsterne an der sich drehenden Himmelskugel, so wäre ein
“Sonnentag“ ebenso lang wie ein “Sterntag“. Sie steht aber nicht still, sondern bewegt sich an der
Himmelskugel entlang, und zwar auf der Ekliptik in einer Richtung, welche der täglichen Umdrehung der
Himmelskörper entgegengesetzt ist. Innerhalb eines Jahres durchläuft sie so den ganzen Umfang der
Himmelskugel. Sie tritt dabei -- um bei dem Bild der “Sternenuhr“ zu bleiben - - jeden Tag in ein anderes
Zifferngebiet der Sternnuhr ein, und da sie entgegen dem Zifferblatt läuft, steht sie z. B. heute bei der
Uhrziffer XII in 14 Tagen bei der XI usw. Liest man nach ihr die Zeit ab, so stellt man bald fest, dass die
Sonnenuhr gegen die Sternenuhr dauernd “nachgeht“. Steht die Sonne heute mit einem bestimmten
Fixstern im Meridian, so ist es morgen schon nicht mehr der Fall, sie braucht etwas länger als der Stern,
um den Meridian wieder zu erreichen.

Der Betrag des “Nachgehens“ der Sonnenuhr lässt sich leicht errechnen: In 360 Tagen - einem Jahr -
wandert die Sonne am Sternzifferblatt der Himmelskugel einen Vollkreis von 24 Stunden oder 1440
Minuten ab, in einem Tage also 1440 Min. : 360 = 4 Minuten. Sie braucht jeden Tag 4 Minuten länger als
der Fixstern, um wieder den Meridianzeiger zu passieren, ein Sonnentag ist 4 Minuten länger als ein
Sterntag.
Dieses dauernde Nachgehen der Sonnenzeit gegen die Sternzeit macht schon wegen der “Tageszeiten“
eine Rechnung nach Sternenzeit für den täglichen Gebrauch unmöglich. Nach einem Vierteljahr ginge die
Sonnenuhr bereits 6 Stunden gegen die Sternenzeit nach, das bedeutet, daß die Sternenuhr 6 Uhr abends
zeigte, wenn die Sonne erst “im Mittag“ stände. Nach einem halben Jahr fände der Meridiandurchgang
der Sonne um Mitternacht nach Sternenzeit statt. Es wäre völlig verwirrend und für die tägliche
Arbeitseinteilung sehr erschwerend, wenn im Laufe des Jahres die ‘Mittagszeit“ immer zu anderen
Zeitpunkten stattfinden sollte: um 12 Uhr, um 18 Uhr, um 24 Uhr usw.

Wir sind also auf die Sonnenuhr angewiesen, obgleich sie einen erheblichen Mangel zeigt: sie geht nicht
gleichmäßig. Die Sonne bewegt sich auf ihrer Bahn im Winter in „Erdnähe“ (Perihel→ Anfang
Januar))schneller, im Sommer in „Erdferne“ (Aphel→ Anfang Juli) langsamer. Sie bewegt sich auch
nicht auf dem Himmelsäquator, sondern auf der Ekliptik, - eine Zeitlang auf der nördlichen, eine Zeitlang
auf der südlichen Hälfte der Himmelskugel -‚ was zur Folge hat, dass die Sonnentage als Zeiträume
zwischen zwei aufeinander folgenden Sonnenkulminationen verschieden lang sein müssen.
Vorlesung SS 2003 13 Tomaschek

4.6.2.2 Wahre und mittlere Zeit (WOZ/MOZ)

Eine solche Zeiteinteilung, bei der die 24 Stunden eines Tages einmal langer, einmal kurzer sind, ist
natürlich für die regelmäßige Abwicklung des täglichen Lebens unserer Zeit unbrauchbar. Man hat daher
einen Ausweg suchen müssen, indem man den “Jahresdurchschnitt“ eines Tages zugrundelegte.
Statt der “wahren“ Sonne, die sich innerhalb des Jahres mit ungleichförmiger Geschwindigkeit und auf
der Ekliptik vorn Widderpunkt bis zurück zum Widderpunkt bewegt, hat man für die Zeitrechnung eine
“mittlere“ Sonne angenommen, die den Weg vom Widderpunkt zum Widderpunkt in der gleichen
Gesamtzeit, aber mit gleichförmiger Geschwindigkeit und auf dem Himmelsäquator zurücklegt. Die
Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden Kulminationen der gedachten “mittleren“ Sonne, der
“mittlere Sonnentag‘ ist das ganze Jahr über gleich lang im Gegensatz zum Zeitraum zwischen zwei
aufeinander folgenden Kulminationen der “wahren“ Sonne, dem ‘wahren Sonnentag“, dessen Länge im
Laufe des Jahres wechselt.
Das von diesen beiden Sonnen abgeleitete Zeitmaß ist die “wahre“ (WOZ) und die “mittlere‘ Zeit MOZ),
die beide zur Bezeichnung eines Zeit p u n k t e s dienen. Das allgemeine Maß für die Zeitdauer ergibt
sich aus dem mittleren Sonnentag als Jahresdurchschnitt der ganzen Sonnenumlaufszeit.
Das Mitteln der Zeit bringt es mit sich, dass sich die Kulmination der sichtbaren, der “wahren“ Sonne,
nicht immer mit der Mittagszeit unserer meist nach mittlerer Zeit gestellten Uhr deckt Die Kulmination
findet nach unserer Uhr bald vor, bald nach mittags 12 Uhr statt. Für das bürgerliche Leben ist diese
Tatsache ohne große Bedeutung; wichtiger als das genaue Erfassen der Sonnenkulmination ist es hier,
eine das ganze Jahr hindurch gleichmäßig durchlaufende Zeitrechnung zu haben.
In der astronomischen Navigation dagegen spielen die “wahre Zeit“, die vom Meridiandurchgang der
wahren Sonne aus rechnet und der Meridiandurchgang selbst die Sonnenkulmination, eine große Rolle.
Man muß deshalb die Möglichkeit haben, mittlere Zeit in wahre und wahre Zeit in mittlere umzurechnen,
und hierzu die Beträge kennen, um die sich die beiden Zeiten an den einzelnen Tagen im Jahr
unterscheiden.
Diese Umrechnungsbeträge sind als ‘Zeitgleichung“ (“e“) im “Nautischen Jahrbuch“ für jeden Tag des
laufenden Jahres niedergelegt und können bis etwa 16 Minuten betragen.

Abb. 4.9: Zeitgleichung

e = wahre Zeit - mittlere Zeit


-

wahre Zeit = mittlere Zeit + e mittlere Zeit = wahre Zeit - e

4.6.2.3 Die Zonenzeit

Auch die mittlere Zeit ist eine Ortszeit. Dies kam der Allgemeinheit zum Bewusstsein, als mit den
Eisenbahnlinien und der Telegraphie ab 1825 schnellere Verkehrsverbindungen geschaffen wurden. Wer
Vorlesung SS 2003 14 Tomaschek

eine längere Eisenbahnfahrt von Osten nach Westen unternahm, musste bemerken, dass seine am
Abfahrtsort richtig gestellte Uhr gegen die Uhren am Ankunftsort erheblich “vorging“. Für die Reisenden
wäre dies zu ertragen gewesen, für die Eisenbahnverwaltungen jedoch war bei der schnellen Ausbreitung
der Eisenbahnlinien (1850 bestanden zwischen allen großen Städten Eisenbahnlinien) und dem Anstieg
des Verkehrs ein solcher Zustand im Interesse der Verkehrssicherheit und des inneren Dienstes nicht
haltbar. Sie mussten daher besondere “Eisenbahn- oder Normalzeiten“ einführen. Dies waren Ortszeiten,
die für den Betrieb der einzelnen Eisenbahnlinien ausgewählt waren. Sie wurden nach den
Verkehrszentren benannt, deren Ortszeit der jeweiligen Normalzeit zugrunde lag, zum Beispiel “Berliner
Zeit“, “Karlsruher Zeit“.
In Ländern, die sich hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung erstrecken, wo also keine allzu großen
Unterschiede in den Ortszeiten vorkamen, führte man schon verhältnismäßig früh eine einzige Normalzeit
ein, die dann auch im bürgerlichen Leben galt, so in England 1848, in Schweden. In anderen Ländern
konnte man sich zu einer solchen Regelung erst später entschließen, obwohl die Vielzahl von
Normalzeiten auf oft kleinem Gebiet dem Publikum lästig wurde, das ja auch noch mit der Orstzeit zu
rechnen hatte. Meist legten selbst kleine Verwaltungen eigene Normalzeiten fest, ohne sich um die
Normalzeiten der Anschlusslinien zu kümmern. Um den Bodensee waren zeitweilig fünf verschiedene
Normalzeiten in Gebrauch, und 1873 gab es in den USA 71 Eisenbahnzeiten.

Die ersten Pläne für eine weltumfassende Vereinheitlichung der Normalzeiten stammen von dem
kanadischen Bauingenieur Sandford Fleming, unter anderem Chefingenieur der kanadischen Pazifik-Bahn
(Canadian Pacific Railway, PR) bis 1880. Er machte den Vorschlag, die Erde in 24 Zeitzonen einzuteilen.
Jede dieser Zonen sollte sich über 360° : 24 = 15 Längengrade erstrecken, und die mittlere Ortszeit des
Längengrades in der Mitte jeder Zone sollte für die ganze Zone verbindlich sein. Fleming dachte dabei
zunächst an eine nur für den Eisenbahn- und Telegraphenverkehr gültige Regelung; für den bürgerlichen
Gebrauch sollten die Ortszeiten beibehalten werden.

Bei einem Kongress der europäischen Gradmessungskommission, der 1883 in Rom stattfand, wurde auf
Antrag des Senats der Stadt Hamburg über die Frage der Zonenzeit und über die Wahl des
Ausgangsmeridians beraten. Die Versammlung, die sich hauptsächlich aus Astronomen und Geodäten
zusammensetzte, hieß den Vorschlag der 24 Zeitzonen gut und empfahl fast einstimmig (die
französischen Vertreter enthielten sich des Votums), den Meridian von Greenwich als Ausgangsmeridian
zu wählen. Das heißt: In der Zone zwischen 7,5° westlicher und 7,5 ° östlicher Länge von Greenwich ist
die mittlere Greenwicher Ortszeit maßgebend, zwischen 7,5° und 22,50 östlicher Länge die mittlere
Ortszeit des 15, Meridians östlich von Greenwich (Ortszeit von Stargrad u. Görlitz) usw. Beim Übergang
von einer Zeitzone in die nächste braucht die Uhr nur um eine volle Stunde gestellt zu werden. Während
im wissenschaftlichen Bereich mit der empfohlenen Zeitzonenrechnung recht schnell begonnen wurde,
vollzog sich die Einführung im bürgerlichen Leben nur zögernd (man rechnete immer noch mit der
mittleren Ortszeit). Erst 1893 wurde in Deutschland die „mittlere Sonnenzeit des 15. Meridians östlich
von Greenwich“ als gesetzliche Zeit (MEZ = Mitteleuropäische Zeit) festgelegt.

Einige große Staaten haben größere Teile ihres Gebietes verschiedenen Zeitzonen zugeordnet. Der
unregelmäßige Verlauf der Zeitzonengrenzen ergibt sich daraus, dass die Zeitzonen aus rein praktischen
Überlegungen oft durch den Verlauf von Staatsgrenzen statt durch die entsprechenden Mittelmeridiane
bestimmt werden.

Auch auf den Seeschiffen richtete man sich allmählich nach der jeweiligen Zeitzone. Früher wurden die
Schiffsuhren nach der wahren Ortszeit des gegen Mittag erreichten Meridians gestellt. Als 1884 die
Längenkonferenz stattfand, benutzten etwa zwei Drittel aller Seeschiffe bei der astronomischen
Navigation die Greenwicher Zeit.

WOZ → wahre Ortszeit → wahrer Sonnentag


MOZ → mittlere Ortszeit → mittlerer Sonnentag
ZZ → Zonenzeit
ZU → Zeitunterschied
Vorlesung SS 2003 15 Tomaschek

Mit der Entwicklung genauerer Uhren, insbesondere der Quarzuhr Anfang der dreißiger Jahre, deckten
die Astronomen die Unregelmäßigkeiten der Erdrotation (Verlangsamung und Schwankungen der
Rotationsgeschwindigkeit, Präzessionsbewegungen der Pole) auf, so daß es notwendig wurde, die
Zeitmessung insbesondere für wissenschaftliche Zwecke auf genauere Bezugsargumente umzustellen.
Zeitquelle für die Basiseinheit Sekunde im Internationalen Einheitensystem (SI) ist heute das “19263
l770fache der Dauer einer Eigenschwingung des Caesium-Atoms“. Diese sehr gleichmäßg ablaufende
Zeit wird in Atomuhren erzeugt. Aus dieser Zeit wird die TAl (Temps Atomique International:
Internationale Atomzeit) abgeleitet, aus der wiederum die durch Zeitzeichen verbreitete UTC (Universal
Time Coordinated) gewonnen wird, die wesentlich gleichmäßiger als die an der Erdrotation orientierte
Weltzeit abläuft und für wissenschaftlich exakte Zeitmessungen unabdingbar ist. Neben dieser
‘wissenschaftlichen“ Zeitskala wird aber die Einteilung der Zeit für bürgerliche und astronomische
Zwecke weiterhin an die Erdrotation gekoppelt. Davon ausgehend wurden folgende Zeitskalen definiert:

UT (Universal Time → Weltzeitskala → auf der Achsdrehung der Erde basierende


Zeitskala → ungleichmäßig wegen Erdrotations-schwankungen und der durch die
Präzession verursachten „Polbewegung“)

UT0 (Weltzeit 0 → auf den Nullmeridian bezogene mittlere Sonnenzeit)

UT1 (Weltzeit 1 → für die Polbewegung korrigierte Zeit);

UT2 (Weltzeit 2 → für die Polbewegung und die jahreszeitlichen Rotationsschwankungen


korrigierte Weltzeit).

UTC Atomzeit mit der Einheit Atomsekunde, die den von den Radiosendern
ausgestrahlten Zeitsignalen zugrunde liegt

Seit dem 1. Januar 1982 ist UTI die Ausgangsbasis für das Zeitargument in den nautischen Jahrbüchern.
UTI ersetzt damit die bis dahin übliche MGZ (Mittlere Greenwichzeit).
Zwischen diesen eben beschrieben Zeitskalen (Atomzeit →- aus der Erdrotation ermittelte Weltzeit)
besteht folgende Verbindung: Die Sekundenlänge der aus der TAl gewonnenen UTC ist etwas kürzer als
die gegenwärtige Sekunde der von der Erdrotation abhängigen Weitzeit, so dass die durch Zeitsignale
dargestellte UTC schneller abläuft als die UT 1. Dies kann im Laufe eines Jahres zu Zeitverschiebungen
von mehr als 1 Sekunde führen. Die UTC soll jedoch von UTI nicht mehr als 0,9 Sekunden abweichen.
Deshalb wird hin und wieder die UTC (also die ‘künstliche“ Atomzeit) um 1 Sekunde zurückgestellt und
somit an die “natürliche“ Weltzeit UT1 angeglichen. Dadurch kann die Differenz zwischen der UT1 und
der UTC nie größer als 0,9 Sekunden werden. Da das Chronometer nach der über das Zeitsignal
gesendeten UTC kontrolliert wird, im nautischen Jahrbuch aber alle Gestirnskoordinaten in UT 1
angegeben werden, kann sich ein Fehler von maximal 0,9 Sekunden einschleichen. Dies könnte im
ungünstigsten Fall zu einem Fehler von 0,2‘ in der Länge führen. Dieser Fehler ist für die Bordpraxis aber
tolerierbar und wird deshalb nicht weiter berücksichtigt.

Abb. 4.10: Zeitzonen (politisch )


Vorlesung SS 2003 16 Tomaschek

Abb. 4.11: Zeitzonen


Vorlesung SS 2003 17 Tomaschek

4.7 Koordinatensysteme der Himmelskugel

In der astronomischen Navigation betrachtet man den Sternhimmel als eine Kugel, in deren Mittelpunkt
die Erdkugel positioniert ist. Sämtliche Gestirne sind demnach auf einer Kugelschale in gleichen
Abständen vom Erdmittelpunkt angeordnet. Für die Navigation ist diese Darstellung ideal, da hier nur die
Höhenwinkel von Gestirnen gemessen werden und somit die tatsächlichen Entfernungen zu den
Himmelskörpern ohne Bedeutung sind.
Für diese Himmelskugel werden zwei verschiedene Koordinatensystemen benutzt, um astronomische
Berechnungen zu ermöglichen. Jedes der beiden Gradnetzsysteme besteht, wie das
Erdkoordinatensystem, aus einer Anzahl um eine bestimmte Achse gruppierter, sich rechtwinklig
schneidender Haupt- und Nebenkreise, so dass ein Gitterwerk entsteht.

Abb. 4.12 : Sternenhimmel als Kugelschale Abb. 4.13 : Sternenhimmel als Kugelschale

Für die astronomische Navigation muß man sich die beiden Systeme als zwei ineinander geschachtelte
Riesengerüste vorstellen, die sich über die Erde wölben wie das Trägerwerk einer großen Halle, und die
teils unbeweglich stillstehen, teils übereinander hinweg gleiten.
Auf der Erdkugel wird die Lage eines Ortes durch die geographische Breite und Länge festgelegt. Für die
Einordnung der Gestirne an der Himmelskugel lag es daher nahe, die Himmelskugel mit einer ähnlichen
Gradnetzeinteilung zu versehen, wie es auf der Erde durch die Breiten- und Längenkreise geschehen war.
Man nennt dieses System „Koordinatensystem des Himmelsäquators“.

Man kam aber in der Astronomie und damit in der astronomischen Navigation nicht mit dieser einen
Gradnetzteilung aus, denn man wollte nicht nur den Ort eines Gestirns an der Himmelskugel festlegen
können, sondern man wollte auch nach dem Stand eines Gestirns am Himmel den Beobachtungsort auf
der Erde errechnen. Da sich die Gestirne mit der Himmelskugel bewegen und ihre Höhe und Richtung
zum Beobachtungsort auf der Erde dauernd ändern, musste ein weiteres Gradnetzsystem eingeführt
werden, dass diesen Änderungen Rechnung trägt, das so genannte “Koordinatensystem des wahren
Horizonts“.
Vorlesung SS 2003 18 Tomaschek

4.7.1 Koordinatensystem des wahren Horizonts

WH wahrer Horizont
ZN Zenit-Nadirachse
V Vertikalkreis
HP Höhenparallel
Z Zenit
Na Nadir
NM Nordmeridian
SM Südmeridian
N Nordpunkt
E Ostpunkt
S Südpunkt
W Westpunkt
Az Azimut
h wahre Höhe
Z Zenitdistanz

Abb. 4.14: Koordinatensystem des wahren Horizonts

Das System des wahren Horizonts ist immer an den jeweiligen Beobachter gekoppelt. Verändert er seine
Position, so nimmt er sein System mit. Sofern sich der Beobachter nicht auf dem geographischen Erdpol
aufhält, besteht keine Beziehung besteht keine Beziehung zwischen den Erdkoordinaten und dem System
des wahren Horizontes. Steht er dagegen auf dem Pol, so sind Erdachse und seine Zenit-Nadirachse
identisch. Ferner befinden sich dann wahrer Horizont und Äquator in einer Ebene. Das gleiche gilt auch
fürVertikalkreise und Meridiane.
Diesem System dient als Systemachse die gerade Linie, die vom Standort den des Beobachters aus in
Richtung der Schwerkraft, dh. senkrecht nach unten durch den Erdmittelpunkt, gezogen wird. Diese
Achse nennt man das Lot. Das Lot trifft, nach oben und unten verlängert, die Himmelskugel in einem
senkrecht über dem Beobachter befindlichen Punkt, dem “Scheitelpunkt“ oder “Zenit“, und in einem
senkrecht unter dem Beobachter an dem nicht sichtbaren Teil der Himmelskugel befindlichen Ge-
genpunkt, dem ‘Fußpunkt“ oder ‘Nadir“.

Abb. 4.15: Zenit/Nadir-Vertikale


Vorlesung SS 2003 19 Tomaschek

Dieses System muss man sich als ein mit der Erde oder, genauer gesagt, mit dem jeweiligen Standort des
Beobachters auf der Erde fest verbundenes Gerüst vorstellen, das stillsteht und über das Gerüst des
Systems des Himmelsäquators hinweg gleitet. Während es aber nur ein einziges Gerüst des Systems des
Himmelsäquators gibt trägt praktisch jede Einzelperson auf der Erde ihr Systemgerüst des wahren
Horizonts wie einen aufgespannten Regenschinn über sich. Der Großkreis, dessen Ebene senkrecht zum
Lot steht und somit durch den Erdmittelpunkt geht heißt “Wahrer Horizont“. (vom wahren Horizont“ ist
der “scheinbare Horizont“ zu unterscheiden. Dieser ist ein parallel zum wahren Horizont gelegener
Kreis, dessen Ebene man sich durch das Auge des Beobachters gelegt denkt. Ferner unterscheidet man
davon noch den “natürlichen Meereshorizont“ oder die “Kimm“ als scheinbare Berührungslinie
zwischen Himmel und Wasser.

Abb. 4.16: wahrer Horizont

Der wahre Horizont teilt die Himmelskugel in eine sichtbare und eine unsichtbare Halbkugel. Das
Gradnetz des Systems besteht aus Nebenkreisen, die parallel zum wahren Horizont verlaufen und
„Höhenparallele“ heißen, und aus Großkreisen, die durch Zenit und Nadir gehen, den „Vertikalkreisen“
oder “Vertikalen“.

Abb. 4.17: Höhenparallel Abb. 4.18: Vertikalkreis

Stellt man sich das Gerüst des Systems des wahren Horizonts als ein Gitterwerk vor, das aus nach oben
immer kleiner werdenden, horizontal angeordneten Ringen und aus im Zenit zusammenlaufenden Spanten
besteht so könnte man von den Ringen sagen, daß jeder von ihnen in einer anderen Höhe angebracht sei,
Vorlesung SS 2003 20 Tomaschek

und von den Spanten, daß sie von uns aus gesehen in den verschiedensten Himmelrichtungen stehen.
Dieser Vergleich bringt uns zu zwei wichtigen Begriffen: der “Gestirnshöhe“ oder „wahren Höhe“ und
dem „Zenitdistanz“.

Abb. 4.19: wahre Höhe

Der Winkelabstand eines Gestirns vom wahren Horizont oder das Bogenstück eines Vertikalkreises vom
wahren Horizont bis zum Höhenparallel, auf dem das Gestirn steht ist die “wahre (beobachtete) Höhe“
(Hb.) des Gestirns. (Den Winkelabstand von der Kimm → am Sextanten abgelesener Winkel ohne Gb
nennt man Kimmabstand (KA). Der wahre Horizont hat eine Höhe von 0°, das Zenit 90°. Ein Gestirn,
welches unter dem Horizont steht hat eine „negative“ Höhe. Der Winkelabstand eines Gestirns vom Zenit
oder, was dasselbe ist die Ergänzung der wahren Höhe des Gestirns zu 90° ( 90°– Hb) heißt
‘Zenitdistanz“(Z)

Abb. 4.20: Zenitdistanz

Von den Vertikalkreisen, den Großkreisen des Systems des wahren Horizonts, die durch Zenit und Nadir
gehen, haben zwei eine besondere Bedeutung: der “Himmelsmeridian“ und der „1. Vertikalkreis“. Der
Vorlesung SS 2003 21 Tomaschek

Himmelsmeridian ist der Vertikalkreis, der außer durch Zenit und Nadir auch noch gleich durch die
beiden Himmelspole geht. (Er ist damit auch ein Systemkreis aus dem Himmelsäquatorsystem, nämlich
ein Stundenkreis der gleichzeitig durch Zenit und Nadir geht) Er schneidet den wahren Horizont im
“Nordpunkt“ und im “Südpunkt“ und teilt die Himmelskugel in eine östliche und eine westliche Hälfte.
Er entspricht auf der Erde dem Ortsmeridian.
Als “oberen Meridian“ bezeichnet man den Halbkreis, der vom “oberen“, d.h. über dem Horizont
befindlichen Himmelspol - auf Nordbreite also vom Nordpol, auf Südbreite vom Südpol aus über das
Zenit zum “unteren Pol“ führt. Entsprechend ist der “untere Meridian“ der Halbkreis, der vom “unteren
Pol“ über den Nadir zum “oberen Pol“ geht.

Abb. 4.22: Himmelsmeridian – oberer/unterer Meridian


Abb. 4.21: Himmelsmeridian – Nord-/Südmeridian

Der Himmelsmeridian ist einer der wichtigsten Kreise an der Himmelskugel. In ihm erreicht jedes Gestirn
seinen höchsten und seinen niedrigsten Stand auf seinem Wege an der Himmelskugel, es “kulminiert“.
Wenn ein Gestirn im Himmelsmeridian steht, so steht es ferner genau im Süden oder Norden.
Der “Erste Vertikal“ ist der Vertikalkreis, dessen Ebene rechtwinklig zum Meridian steht. Er schneidet
den wahren Horizont im “Ostpunkt“ und im “Westpunkt‘; ein Gestirn, das im ersten Vertikal steht, wird
daher genau Ost oder West gepeilt.
Durch den Meridian und den ersten Vertikal wird der wahre Horizont in den vier Haupthim-
melsrichtungen Nord, Ost, Süd und West geschnitten. Würden wir auch die übrigen Vertikalkreise, etwa
von Grad zu Grad, einzeichnen, so würde der wahre Horizont regelrecht nach Art einer Kompaßrose
unterteilt.
Steht ein Gestirn auf einem bestimmten Vertikalkreis, so steht es für den Beobachter in einer bestimmten
rechtweisenden Richtung, die man als “Azimut“(Az) des Gestirns bezeichnet.
Das Azimut eines Gestirns ist der Winkel im Zenit zwischen dem Himmelsmeridian und dem
Vertikalkreis, auf dem das Gestirn steht, oder der Bogen des wahren Horizontes vom Himmelsmeridian
bis zum Vertikalkreis des Gestirns.

N ordpol

West Zenit Ost

Az = rwP
= 305°

Süd
Abb. 4.24: Azimut als rechtweisende Peilung

Abb. 4.23: Azimut


Vorlesung SS 2003 22 Tomaschek

Das Azimut als rechtweisende Peilung (rwP) eines Gestirns kann für jedes Gestirn und für jeden
Zeitpunkt errechnet werden. Es bildet eine wichtige Unterlage für die Kompaßkontrolle nach
Gestirnspeilungen.

Zusammenfassung
Koordinatensystem des wahren Horizonts
Funktion dient der Berechnung der Gestirnshöhe (Hr) und des Azimuts (Az)

Systemkreise
Parallelen (Nebenkreise) zum wahren Horizont Höhenparallele
Großkreise durch Zenit und Nadir Vertikalkreise

besondere Großkreise:
geht durch Zenit und Nadir und gleichzeitig durch die beiden Himmelspole
Himmelsmeridian schneidet den wahren Horizont im Nord- und Südpunkt

Der Himmelsmeridian ist als Kreis des Systems des wahren Horizonts eine Vertikalkreis und
als Kreis des Systems des Himmelsäquators ein Stundenkreis und entspricht auf der
Erdkugel dem Ortsmeridian

Steht rechtwinklig zum Himmelsmeridian


1. Vertikal
Schneidet den wahren Horizont im Ost- und Westpunkt
Vorlesung SS 2003 23 Tomaschek

4.7.1 Koordinatensystem des Himmelsäquators

W Weltachse
ÄQ Himmelsäquator
St Stundenkreis
DP Deklinationsparallel
Pn Himmelsnordpol
Ps Himmelssüdpol
B Bildpunkt
δ Deklination des Gestirns
(Bildpunktbreite)
Grt Greenwicher Stundenwinkel
(Bildpunktlänge)
p Poldistanz
Gr Greenwich
Grt Greenwicher Stundenwinkel
OM oberer Meridian
UM unterer Meridian
Gr Greenwich
Z (Gr) Zenit von Greenwich

Abb. 4.25: System des Himmelsäquators

Das System des Himmelsäquators entsteht durch Projektion der Erdkoordinaten auf die Himmelskugel.
Es dient zur Festlegung eines Sternenortes und unterscheidet sich nur wenig vom Gradnetzsystem der
Erde.
Verlängert man die Erdachse zur Weltachse, so trifft diese die Himmelskugel im “Himmelsnordpol“ und
im “Himmelssüdpol“.
Die Erweiterung der Ebene der Erdäquators bis zur Himmelskugel führt zum “Himmelsäquator“, der die
Himmelskugel in den “Nordhimmel“ und den “Südhimmel“ teilt.
Parallel zum Himmelsäquator verlaufen an der Himmelskugel nach Norden und Süden Nebenkreise, die
den Breitenparallelen auf der Erde entsprechen, am Himmel aber “Abweichungsparallele“ genannt
werden. Der geographischen Breite eines Ortes auf der Erde entspricht am Himmel die „Abweichung‘
oder “Deklination“ eines Gestirns. Sie zählt, wie die Breite auf der Erde, vom Äquator mit 0°
Abweichung nach Norden und Süden bis zu den Polen mit 90° Abweichung.

Oberer Meridian von Gr

Abb. 4.26: Deklination/Deklinationsparalle Abb. 4.26: Stundenkreise

Den Meridianen oder Längenkreisen auf der Erde entsprechen am Himmel die ‘Stundenkreise‘ als
Großkreise, die durch die beiden Himmelspole gehen. Auf der Erde rechnet man die geographische Länge
eines Ortes von einem Null- oder Anfangsmeridian aus, und zwar vom Greenwicher Meridian (0-
Meridian). Zur Festlegung der Längenkoordinate auf der Himmelskugel geht man von dem Stundenkreis,
Vorlesung SS 2003 24 Tomaschek

der dem Greenwicher Meridian auf der Erde entspricht in westlicher Richtung zum Stundenkreis des
Gestirns. Man nennt diesen Winkel den Greenwicher Stundenwinkel (Grt ).

Zusammenfassung
Koordinatensystem des Himmelsäquators
Funktion dient zur Ermittlung der Position des Gestirns an der Himmelskugel

Systemkreise
Breitenparallele (Nebenkreise) der Himmelskugel Abweichungsparallele (Deklinationsp.)
Meridiane an der Himmelskugel Stundenkreise

Beispiele für Positionsangaben von Gestirnen an der Himmelskugel:

Breite eines Gestirns → Abweichung (δ)(Deklination)→ z.B. δ= 14°17’ N →Bildpunkt des


Gestirns befindet sich auf φ = 14° 17’ N

Länge eines Gestirns → Grt → Winkel zwischen Greenwicher Stundenkreis und dem
Stundenkreis des Gestirns (vollkreisig nach Westen gezählt) → z.B. Grt = 347° → Bildpunkt
des Gestirns befindet sich auf der Länge λ = 13°’ E

Weitere besondere Winkel:


Widder Grt→ Winkel zwischen Greenwicher Stundenkreis und dem Stundenkreis des Widderpunktes
Sternwinkel β → Winkel zwischen dem Stundenkreis des Widderpunktes und dem Stundenkreis des Gestirns
t* → Ortsstundenwinkel→ Winkel zwischen dem Himmelsmeridian (Länge des Beobachters) und dem
Stundenkreis des Gestirns (Länge des Bildpunktes) in Richtung Westen gerechnet.
Vorlesung SS 2003 25 Tomaschek

Mit der Kombination der eben beschriebenen Himmelssysteme erhält man das so genannte „sphärisch-
astronomische Grunddreieck“ auf das in Zusammenhang mit der Berechnung von Höhenwinkel und
Azimut an späterer Stelle eingegangen wird. Zunächst wollen wir uns mit der Berechnung der
Bildpunktkoordinaten mit Hilfe des nautischen Jahrbuchs beschäftigen.

4.8 Das nautische Jahrbuch

Die Bestimmung der Bildpunktkoordinaten für Gestirne ist nahezu der wichtigste Vorgang bei jeder
astronomischen Berechnung. Es ist nicht möglich, mit Hilfe der Gestirne zu navigieren, wenn nicht ihre
Position für den Zeitpunkt der Messung ermittelt wird. Genau genommen sind in den Nautischen
Jahrbüchern nicht die Bildpunktkoordinaten, sondern die Gestirnskoordinaten im Weltall bzw. an der
Himmelskugel angegeben.
Dies spielt nur insofern eine Rolle, als die Bezeichnungen in den Jahrbüchern nicht “Breite‘ und “Länge‘,
sondern “Declination“(δ) und “Greenwicher Stundenwinkel“(Grt) sind.

Der Breite des Bildpunktes entspricht in den Jahrbüchern die


Deklination („δ“)(engl. Declination) (DEC))
Die Länge des Bildpunktes dem Greenwicher Stundenwinkel („Grt“)
(engl. Greenwich Hour Angle (GHA))

Die Breite des Bildpunktes ist in den Jahrbüchern also direkt als Süd- oder Nordkoordinate angegeben.
Bei der Länge des Bildpunktes (Greenwicher Stundenwinkel) gibt es einen kleinen - nur äußerlichen -
Unterschied zu einer normalen Längenkoordinate. Der Ort wird vollkreisig angegeben. Die
Längenkoordinate wird also nicht mit West oder Ost angegeben. Findet man beispielsweise am 14.
Februar 1997 um 12 Uhr UT1 für die Sonne den Grt von 356°27,0’ dann befindet sich der Bildpunkt auf
der Länge 3° 33,0’ E.

Abb. 4.27: Bildpunkt Abb. 4.28:Höhengleiche


Vorlesung SS 2003 26 Tomaschek

Abb. 4.29: Deklination (δ) Abb. 4.30: Poldistanz

4.9 Azimut (Az) und Höhe (Hr)

Um die Zusammenhänge bei der Berechnung von Azimut u. Höhe verstehen zu können, müssen wir
uns das sphärisch-astronomische Grunddreieck (nautische Dreieck) näher ansehen. Dieses Dreieck
entsteht, wenn man die beiden astronomischen Himmelssysteme (System des Himmelsäquators/System
des wahren Horizonts) miteinander kombiniert. Es entsteht dann folgendes Bild mit dem sphärisch-
astronomischen Grunddreieck an der Himmelskugel und durch seine Projektion auf die Erdoberfläche
das astronomische Erddreieck.
Dieses Dreieck ermöglicht jetzt erst die Vorausberechnung bestimmter Stücke, die wir für die
Ermittlung der astronomischen Standlinie benötigen.

4.9.1 Das sphärisch-astronomische Grunddreieck

Abb. 4.29: sphärisch-astronomische Grunddreieck


Vorlesung SS 2003 27 Tomaschek

Durch die Vereinigung der beiden Koordinatensysteme entsteht an der Himmelskugel das sphärisch-
astronomische Grunddreieck mit seinen drei Ecken Gestirn, Zenit und oberer Pol. Die Seiten werden
durch die Zenitdistanz (Z), dem Breitenkomplement (b) und der Poldistanz (p) gebildet. Von den
Innenwinkeln werden für die astronomische Navigation das Azimut (Az) und der Stundenwinkel (t)
benötigt. Der Winkel am Gestirn hat keine Bedeutung.
Verbindet man die Ecken des Dreiecks mit dem Erdmittelpunkt, so wird das sphärisch-astronomische
Grunddreieck auf die Erde projiziert. Die Ecken bilden der Beobachter, der nächste Erdpol und der
Bildpunkt des Gestirns.
Vorbemerkungen:. In einem sphärischen Dreieck (das ist ein Dreieck auf einer Kugeloberfläche, dessen
Seiten Teile von Großkreisen sind) werden auch die Seiten in Winkelmaß gemessen. Entsprechende Seiten
sind in dem sphärisch-astronomischen Himmelsdreieck und in dem astronomischen Erddreieck als
Winkel gleich groß.

Z = 90° - h b = 90° - φ

p = 90° - δ

Abb. 4.30: sphärisch-astronomische Grunddreieck

Die Seiten des Dreiecks


b
b = 90° - φ
Die geographische Breite rechnet von 0° bis 90°. Die Seite vom Beobachterort bis zum Pol ist der
Unterschied der Strecken Äquator - Pol und Äquator - Beobachter. Man
kann auch sagen, dass sie die Ergänzung der Breite (φ) des Beobachters zu 90° ist. Man bezeichnet diese
Seite mit “klein‘ b → b = 90° - φ (geogr. (Koppel)-Breite). Diese Seite b des astronomischen
Erddreiecks ist damit auch der Polabstand des Beobachters - in Winkel-oder Bogenminuten ausgedrückt-
die Entfernung des Beobachters vom Pol in Seemeilen. (Man rechnet beim Beobachterort mit dem
Koppelort).
Vorlesung SS 2003 28 Tomaschek

P
p = 90° - δ
Die Seite vom Pol bis zum Bildpunkt des Gestirns bezeichnet man mit Poldistanz des Bildpunktes.
Allgemein bezeichnet man diese Poldistanz mit “klein p. Diese Seite ist die Ergänzung der
geographischen Breite des Bildpunktes zu 9O°. → p = 90°- δ wenn sich Bildpunkt und Beobachter auf
derselben Seite des Äquators befinden, wie dies in dem Bild der Fall ist. Diese Poldistanz kann aber auch
90° + der Breite des Bildpunktes werden, wenn sich der Beobachter und der Bildpunkt auf verschiedenen
Seiten des Äquators befinden.

Z
Z = 90° - h
Die Seite vom Bildpunkt bis zum Ort des Beobachters ist der Abstand des Beobachters vom Bildpunkt
(Bildpunktabstand). Allgemein bezeichnet man den Bildpunktabstand mit ‘klein‘ z (Zenitdistanz). Der
Bildpunktabstand ist das Stück des Großkreises, an dessen einem Endpunkt der Bildpunkt des Gestirns
und an dessen anderem Endpunkt der Ort des Beobachters liegt. Wie aus dem Bild zu ersehen ist,
entspricht dem Bildpunktabstand auf der Erdkugel die Zenitdistanz auf der Himmelskugel. Die
Zenitdistanz ist das Komplement (die Ergänzung zu 90°) der beobachteten wahren Höhe des Gestirns →
z = 90° - Hb.
Diese Zenitdistanz am Himmel entspricht auf der Erde der Distanz des Beobachters vom Bildpunkt
(Bildpunktabstand). Damit kann gesagt werden, daß man die Entfernung vom Bildpunkt kennt und -
vergleichbar mit der terrestrischen Navigation - nur noch die Richtung zum gepeilten Objekt wissen
müsste, um zu einem Schiffsort zu gelangen; dann die Distanz in den Zirkel genommen, um das gepeilte
Objekt einen Kreisbogen geschlagen, dazu die Peilung eingetragen, ergibt einen Schiffsort. Da der
Bildpunkt sehr weit vom Schiffsort entfernt ist, ist der Kreisbogen in der Nähe des Schiffsortes nur sehr
schwach gekrümmt. Das Stück dieses Kreisbogens, das als astronomische Standlinie zur Ortsbestimmung
tatsächlich gezeichnet wird, ist derart kurz im Verhältnis zur Länge des Kreisbogens, dass die Krümmung
vernachlässigt und das Standlinienstück als gerade Linie gezeichnet werden kann. Damit kann also gesagt
werden: Der Beobachter befindet sich im Augenblick der Beobachtung auf der Peripherie(Umfangslinie)
des Kreises, dessen Mittelpunkt der Bildpunkt des Gestirns und dessen Radius der Bildpunktabstand oder
-was dasselbe ist - die Zenitdistanz ist
Vorlesung SS 2003 29 Tomaschek

Die Winkel des Dreiecks


Beobachterort und Bildpunkt des Gestirns haben je eine geographische Breite und Länge. (über diese
Koordinaten stehen Beobachter und der Bildpunkt des Gestirns in Beziehung zueinander)

t
Winkel am Pol → Meridianwinkel* oder Ortsstundenwinkel (t) (engl. = Local Hour
Angel → LHA)
Die auf der Erdkugel von Pol zu Pol gehenden Halbkreise nennt man Längenkreise oder Meridiane. Am
Pol haben diese Meridiane unterschiedliche Richtungen. Den Winkel am Pol zwischen den
unterschiedlichen Richtungen der Meridiane bezeichnet man mit Längenunterschied. Der Winkel am Pol
zwischen der Richtung des Meridians, der durch den Ort des Beobachters geht, und der Richtung des
Meridians, der durch den Bildpunkt des Gestirns geht, heißt Meridianwinkel bzw. Ortsstundenwinkel.
Der Meridianwinkel wird gebildet am Pol durch den Meridian des Beobachters und durch den Meridian
des Bildpunktes und ist somit der Längenunterschied dieser beiden Punkte. Man bezeichnet den Winkel
allgemein mit dem Buchstaben ‘klein“ t.

Def.: Ortsstundenwinkel (t)


Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-Ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.

t Nordpol
*Anmerkung:
Herkömmlicherweise bezeichnet
λ man diesen Meridianwinkel
immer noch mit “Stundenwinkel“
bzw. „Ortsstundenwinkel“, da bis
1952 dieser Winkel noch im
Grt Zeitmaß und nicht im Winkelmaß
gegeben und gerechnet wurde.
Dem Begriff “Stundenwinkel“ lag
die Überlegung zugrunde: Wie
viel Zeit braucht das Gestirn auf
seinem Weg von Ost nach West,
um den Meridian von Greenwich
(oder des Beobachters) zu
erreichen.


Greenwicher Meridian
Abb. 4.31: Ortsstundenwinkel (t)
Vorlesung SS 2003 30 Tomaschek

Az
Winkel am Beobachterort, Azimut des Bildpunktes oder des Gestirns

Man kann das Azimut (Az) auf verschiedene Arten erklären:


1. Das Azimut ist im Beobachterort die rechtweisende Gegenrichtung (rechtweisende Peilung) des
vom Gestirn kommenden Lichtstrahls.

2. Das Azimut ist der „Anfangskurs“ des Großkreises, auf dem der Beobachterort und der Bildpunkt
der Gestirns liegen.

3. Das Azimut ist am Beobachterort der Winkel zwischen der rechtweisenden Nordrich-
tung und dem vom Bildpunkt des Gestirns kommenden Großkreisbogens.

4. Knapper, aber nicht ganz korrekt→ Az ist die rwP zum Gestirn bzw. zum Bild-
punkt des Gestirns.

N ordpol

West Zenit Ost

Az = rwP
= 305°

Süd

Abb. 4.32: Azimut (Az)

Abschließend läßt sich folgendes feststellen:


Von dem sphärisch - astronomischen Erddreieck sind bei jeder Berechnung die drei Ecken: POL,
(gekoppelter)SCHIFFSORT, Bildpunkt des GESTIRNS und der Ortsstundenwinkel bekannt. Gesucht
wird die ‘ZENITDISTANZ also der Bildpunktabstand, der sich aus 90°- Hb ergibt, und das
“AZIMUT“. Die Zenitdistanz ließe sich leicht berechnen → z = 90° - Hb. Das Azimut kann durch
einfache trigonometrische Funktionen berechnet werden.
Im Prinzip müsste man jetzt eine astronomische Standlinie zeichnen können, wenn man den Bildpunkt
des Gestirns zum Zeitpunkt der Beobachtung dem nautischen Jahrbuch entnehmen, und ihn in die
Seekarte eintragen würde. Dann könnte man einen Kreis um den Bildpunkt mit dem Radius der
Zenitdistanz schlagen und hätte somit die 1. Standlinie.
Das eben beschriebene Verfahren würde auch funktionieren, wenn man entsprechend große Seekarten
hätte, da die Zenitdistanz also der Bildpunktabstand einige tausend Kilometer betragen kann. Da dieses
Verfahren zu umständlich und auch zu ungenau wäre, bedient man sich eines Tricks.
Man berechnet mit Hilfe trigonometrischer Funktionen zunächst die Zenitdistanz und schließt daraus die
Höhe des Gestirns (Hr → Höhe rechnerisch ) (Hr = 90° - z), die man hätte messen müssen, wenn man
Vorlesung SS 2003 31 Tomaschek

tatsächlich auf dem angenommenen Koppelort gestanden hätte. Diese berechnete Höhe (Hr) vergleicht
man mit der tatsächlich beobachteten Höhe (Hb → Höhe beobachtet) und errechnet den Unterschied
zwischen Hr und Hb. Ist der beobachtete Höhenwinkel Hb größer als der berechnete Hr, so steht man
näher am Bildpunkt des Gestirns, ist er kleiner, so steht man weiter weg.
Diesen Unterschied trägt man dann am Koppelort auf dem Azimutstrahl (rwP) entweder auf den
Bildpunkt des Gestirns zu (größerer Winkel) oder vom Gestirn weg (kleinerer Winkel)ab. So erhält man
die tatsächliche Standlinie, die sogenannte “Höhengleiche‘ also den Standlinienkreis mit dem Radius des
Bildpunktabstands.
Mehrere auf diese Art gewonnene Standlinien ergeben einen Ort.

Abb. 4.33: hb - hr

Koppelort

∆h=-

Abb. 4.34: Höhengleiche und Standlinie


Vorlesung SS 2003 32 Tomaschek

Abb. 4.35: Bildpunkt und Höhengleiche


Vorlesung SS 2003 33 Tomaschek

Literaturverzeichnis:

Albrand, K.-R., Junge.H. Formelsammlung, Navigation. Hamburg, 1982

Albrand, K.-R.: SfS, up to date Nr. 24, Astronomische Navigation heute

Blewitt, Mary: Praktische Navigation nach Gestirnen. Bielefeld, 1987

Böhm, Winfried: Handbuch der Navigation. Herford, 1978

Böhme/Steinfatt/Uhlig: Astronomische Navigation; Berlin 1987

Gläser, E.: Kleine Navigation. Lübeck 1948

Müller/Krauß: Handbuch für die Schiffsführung. 8. Auflage, Band 1B,Berlin


1983

Koch/Kolkmann: Navigation. Hamburg 1981

Schenk, Bobby: ASTRONAVIGATION. Bielefeld, 1988

Schenk, Bobby: YACHTNAVIGATION. Bielefeld, 1986

Schmidt; W.F.: Astronomische Navigation, Berlin Heidelberg New York

Stein/Kumm: Astronomische Navigation; Bielefeld 1989

Bildnachweis:

Böhm, Winfried: Handbuch der Navigation, Herford 1978: Abb.: 3.1/ 4.35

Bublath, Joachim: Geheimnisse unseres Universums, München 1999: Abb.: 1.1

Diercke Weltatlas: Abb.: 2.3

dtv-Atlas zur Astronomie: Abb.: 3.3 / 3.4

Gläser, E.: Kleine Navigation. Lübeck 1948: Abb.: 3.2

Schenk, Bobby: ASTRONAVIGATION. Bielefeld, 1988: Abb.: 4.1/4.2/4.7/4.8/4.34

Trainer Systems GmbH: PC-Programm „NAVWINS“ . Abb.: 4.12-4.23/4.25-4.30/4.33


Anhang
Astronomischer Ort aus Sonnenstandlinien mit Rechner
° min min sec
FüG: kn KüG: Ah: m Ib: Std:

letzter Ort Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´


λ= ° ´

Koppelort 1.Standlinie Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´


λ= ° ´

Koppelort 2.Standlinie Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´


λ= ° ´

Koppelort 3.Standlinie Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´


λ= ° ´

h
12 Koppelort: ϕ= ° ´
λ= ° ´
:15 Kulmination

Chr. : : : : : : T : :
Std. : : : : : : λiZ E- / W+ : :
UT1 : : : : : : UT1 : :
ZU E+/W- : : : : : : ZU E+/W- : :
ZZ : : : : : : ZZ : :

O O
Ib. Ib.
O O
Gb. Gb.
Hb. Hb.
Gb =16,55 - 60:KA + 0,25 x cos (30 x Monat) -1,8 x √ Ah
Grth.
Zw. copyright by M.Tomaschek, FHOOW, FB Seefahrt, Leer, 2001

Grt.
T o.
λ E+ / W-

t t 0°

δ / Unt. δ/Unt.
Verb. Verb.
δ δ

Hr. Hr.

∆h +hin/-weg ∆h +hin/-weg
Ηb. Ηb.

αAz
Az. Az. 0° / 180°

Zonenzeit : : : : : : Zonenzeit : :
zu versegeln : : : : : : zu versegeln : :

Astronomischer Ort um: 12:00 ZZ ϕ= ° ´


λ= ° ´

Vorzeichenregeln:
Hr = arc sin (sin ϕ x sin δ + cos ϕ x cos δ x cos t ) wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

tan αAz = sin t : (sin ϕ x cos t − cos ϕ x tan δ) wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz

wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°


Astronomischer Ort aus Sternbeobachtung mit Rechner
FüG: kn KüG: ° Ah: m Ib: min Std: min sec

letzter Ort Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´ λ= ° ´


Beobachtungsort Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´ λ= ° ´

ZZ : : copyright by M.Tomaschek, FHOOW, FB Seefahrt, Leer, 2001

ZU E- / W+ : : T o.

UT1 : : Datum: excel-design-Goldenstein

Chr. : : : : : : : :
Std. : : : : : : : :
UT1 : : : : : : : :
1 2 3 4
Stern / Nr.
*
Ib.
*
Gb.
Hb.

Grth. Y
Zw.
Grt. Y

* Grt.
λ E+ / W-

Hr.

∆h+ hin / - weg


Hb.

αAz
Az.

Zonenzeit : : : : : : : :
zu versegeln : : : : : : : :

Astronomischer Ort um: ZZ ϕ= ° ´ λ= ° ´


Gb = 0,4 - 60 : KA- 1,8 x √Ah
Vorzeichenregeln:
Hr = arc sin (sin ϕ x sin δ + cos ϕ x cos δ x cos t ) wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

tan αAz = sin t : (sin ϕ x cos t − cos ϕ x tan δ) wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz

wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°


Astronomische Kompaßkontrolle (Zeitazimut)
Gestirnsart: Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´ λ= ° ´

FüG: kn MgK: ° SP: ° MgP: ° Mw: °

KrK: ° KrP: °

bei Fixstern / Planet ZZ : :


Name: ZU E- / W+ : :
Nr.: UT1 : :
Datum

Unt.

falls Stern => Grt für Frühlingspunkt Grth. / Unt. Unt. Nur bei Mond & Planeten

Zw.
Verb. nur bei Mond & Planeten Verb.
nur bei Fixstern Mitte Naut. Jahrbuch * β

Grt.
λ E+ / W-

t
Unt.

δ / Unt.
Verb.
δ

tan αAz = sin t / (sin ϕ x cos t − cos ϕ x tan δ)

αAz
T o.

Vorzeichenregeln: copyright by M.Tomaschek, FHOOW, FB Seefahrt, Leer, 2001

wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180° wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360° wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°

Az. => rwP

MgP MgK KrP KrK


δ δ KrA KrA
mwP mwK Ff Ff
Mw Mw rwP rwK
rwP rwK
Ff.= -(v x cos α: 15,8): cos ϕ

MgK KrK rwK


+SP +SP +SP
MgP KrP rwP
Astronomische Kompaßkontrolle (Amplitude)
Gestirnsart: Datum: Zeit: ZZ Ort: ϕ= ° ´ λ= ° ´

FüG: kn MgK: ° SP: ° MgP: ° Mw: °

KrK: ° KrP: °

ZZ : :
ZU E- / W+ : :
UT1 : :
Datum

Unt.

δ / Unt.
Verb.
δ

cos αAz = ( sin δ / cos ϕ ) copyright by M.Tomaschek, FHOOW, FB Seefahrt, Leer, 2001

αAz T o.

Vorzeichenregeln: excel-design-Goldenstein

Aufgang => Az = αAz


Untergang => Az = 360 - αAz

Az. => rwP

MgP MgK KrP KrK


δ δ KrA KrA
mwP mwK Ff Ff
Mw Mw rwP rwK
rwP rwK

Ff.= -(v x cos α: 15,8): cos ϕ

MgK KrK rwK


+SP +SP +SP
MgP KrP rwP
M. Tomaschek

Navigation
Astronomische Navigation
- online -

Delphi/n - Selbstverlag
2003
Lektion 1
AstroNav-online 1 Tomaschek

Lektion 1
Vorab: In dem folgenden Text bemühe ich mich um eine verständliche Sprache und geize mit
jedem Wort. Der Text soll Sie möglichst knapp zum Ziel führen. Daher besteht oft die Gefahr, dass
ich Details einfach weglasse, die ich der wissenschaftlichen Richtigkeit eigentlich bringen müsste.
Ich bitte dies zu entschuldigen. Selbstverständlich können Sie jederzeit nachfragen. Außerdem
finden Sie in meinem beigefügten Vorlesungsskript „Astronomische Navigation“ die Dinge etwas
genauer erklärt. Ich werde daher im Laufe des Lehrgangs immer wieder darauf verweisen.

Einführung in die astronomische Navigation


Das wichtigste Ziel jeglicher navigatorischer Bemühungen ist die Ermittlung des Standortes. Der
Standort wird eindeutig beschrieben durch die Breite und Länge. Daher bemühen sich die Seefahrer
seit Jahrhunderten darum diese beiden Größen zu finden. Bei der Küstennavigation ist dies kein
Problem, da man immer Landmarken (terrestrische Orientierungspunkte) hat, die man kennt, bzw.
über die man sich Informationen aus Karten und Handbüchern besorgen kann.
Auf hoher See fehlen sämtliche festen (terrestrischen) Orientierungspunkte. Hier ist man
ausschließlich auf die ‚praktischerweise am Himmelsgewölbe angehefteten Gestirne’ angewiesen.
Nachdem die Menschen bemerkt hatten, das die meisten Gestirne (mit elf Ausnahmen: Sonne –
Mond und die neun Planeten) am Himmel fest zueinander stehen, erkannten Sie auch, daß jeder Ort
, seinen eigenen charakteristischen Sternenhimmel besitzt. Befindet man sich auf den kanarischen
Inseln, so ist der Sternenhimmel ein anderer als wenn man sich auf Mauritius befindet. So kann man
auf Mauritius z.B. den Nordstern nicht sehen, dafür aber das Kreuz des Südens, welches man auf
den kanarischen Inseln wiederum nicht sehen kann.

Nun lässt sich wiederum aus der Tatsache, dass jeder Ort seinen charakteristisch bestirnten Himmel
besitzt, umgekehrt folgern, dass man aus einem charakteristischen Sternenhimmel
auch auf den entsprechenden Ort schließen kann.
Befindet sich nämlich z.B. der Nordstern genau über einem, ist er also im Zenit, so steht man direkt
auf dem Nordpol.
Aus diesen Beobachtungen des Nordstern haben die Seefahrer die gesamte Hochseenavigation
entwickelt.
Insbesondere der Nordstern diente den Seefahrern jahrhundertelang als einziger navigatorischer
Orientierungspunkt, da er günstigerweise fast genau über dem Nordpol steht, somit in der
Verlängerung der Erdachse um die sich die Erde und damit das Himmelsgewölbe dreht.

Nordstern

Erdachse
AstroNav-online 2 Tomaschek

Der Nordstern diente zunächst vor allem der Festlegung der Richtungen, da er ja eindeutig die
geographische Nordrichtung angibt, später erkannte man noch einen weiteren Vorteil des
Nordsterns, der es insbesondere den portugiesischen und spanischen Seefahrern ermöglichte die
großen bekannten Entdeckungsreisen zu unternehmen.
Mit dem Nordstern lässt sich nämlich auf sehr einfache Art und Weise die eine der beiden
wichtigen Größen des Standortes, die Breite, bestimmen.
Dieses Ermittlungsverfahren liegt auch heute noch der gesamten astronomischen Navigation
prinzipiell zugrunde.
Nordstern

Es ist ganz einfach:


Würden wir uns genau auf dem Nordpol
befinden, so würden wir genau über uns,
also im Zenit, den Nordstern erblicken.
Würden wir den Winkel zwischen dem
Horizont und dem Nordstern über uns
messen, so wäre dieser 90°.Messen wir
jetzt einen kleineren Winkel z.B. 80°,
dann können wir nicht mehr unter dem
Nordstern stehen. Wir stehen vielmehr auf Horizont 90° 90° Horizont

einem Kreis um den Nordpol herum, auf


dem alle Beobachter den Nordstern mit
80° messen würden, dies ist gleichzeitig
die Breite von 80°. Messen wir 70° stehen
wir auf der Breite 70° usf. Auf dem
Äquator können wir den Nordstern nicht
mehr sehen, wir messen also den Winkel
0°, dies ist die Breite des Äquators.

Nordstern Nordsternbreite

Sextantenmessung = 80° Der


Beobachter befindet sich auf dem Breitenkreis
von φ = 80° Nord d.h. auch ,daß er sich auf
80°
einem Kreis befindet der 10° = 600 sm (1°=
60sm) vom Nordpol entfernt ist

80°

80°

φ = 60°
60°

φ = 0°
Beobachter kann den Nordstern
nicht mehr sehen.
Sextantenmessung 0°.
Beobachter befindet sich auf
dem Äquator (Breite = 0°)
AstroNav-online 3 Tomaschek

Nordsternbreite und Höhengleiche

Alle Beobachter messen mit dem Sextanten


einen Winkel von 80° : d.h. alle Beobachter
befinden sich auf dem Breitenkreis von φ =
80° Nord d.h. auch , daß sich alle auf einem
Kreis befinden der 10° = 600 sm (1°= 60sm)
vom Nordpol entfernt ist.

Da alle Beobachter, die


auf dieser Kreis –linie
Sextantmessung 60°, stehen, die gleiche Höhe
daraus ergibt sich, messen, nennt man diesen
der Beobachter Standlinienkreis auch
befindet sich auf der
Breite φ = 60° Höhengleiche.

φ = 0°
Beobachter kann den Nordstern
nicht mehr sehen.
Sextantenmessung 0°.
Beobachter befindet sich auf
dem Äquator (Breite = 0°)

Also ich fasse noch mal zusammen. Wir messen die Höhe also den Winkel zwischen dem
Nordstern und dem Horizont. Diese Messung ergibt durch die Ergänzung zu 90° eine kreisförmige
Standlinie, die so genannte Höhengleiche, die in diesem Falle auch gleichzeitig die geographische
Breite ist.
Mit dieser Methode wurde von den früheren Seefahrern (nur) die Nordhalbkugel erkundet. Doch
südlich des Äquators funktionierte die Breitenfindung mit dem Nordstern nicht mehr, da er dort
nicht mehr zu sehen ist.
Doch lässt sich dieses Verfahren prinzipiell auf jedes Gestirn anwenden. Man erhält dann zwar
nicht automatisch mit der Höhengleiche die Breite, aber zumindest gewinnt man zunächst immerhin
eine kreisförmige Standlinie. Mißt man die Höhe zweier Sterne, so erhält man zwei Höhengleichen
also zwei Standlinien und dort, wo diese sich schneiden befindet man sich.
AstroNav-online 4 Tomaschek

Astronomische Standortermittlung aus 2 Höhenmessungen


Astronomische Standortermittlung aus der Höhengleiche des Nordsterns
und der Höhengleiche des Sterns Dubhe
(bedingt zweideutig)

Nordstern

Dubhe

BP

Nordstern

Sextantmessung = 80° =
Ergänzung zu 90° = 10° = Dubhe
(10 x 60) = 600 sm

Sextantmessung = 60° =
Erg. zu 90° = 30° = (30 x 60)
= 1800 sm

Bildpunkt (BP) BP = NP
des Nordsterns ist
r = 10° =
gleichzeitig der
600 sm
Nordpol (NP)

BP
r = 30° =
1800 sm

Kommentar:
Zunächst ergeben sich aus der Höhenmessung zweier Sterne zwei Schnittpunkte der Standlinienkreise
und damit auch zwei Standorte.
Da diese beiden Standorte aber oftmals mehrere tausend Kilometer voneinander entfernt liegen und
man zumeist ungefähr weiß, wo man sich befindet, kann ein Standort ausgeschlossen werden.
AstroNav-online 5 Tomaschek

Astronomische Standortermittlung aus 3


Höhenmessungen
Beziehung: beobachtete Höhe – Abstandskreis – Radius der Höhengleiche -
Nordstern

Dubhe

Deneb

BP
BP

Standort

Nordstern

Sextantmessung = 80° =
Ergänzung zu 90° = 10° =
Dubhe
(10 x 60) = 600 sm
Deneb

Sextantmessung = 60° =
BP = NP Erg. zu 90° = 30° = (30 x 60)
r = 10° = = 1800 sm
600 sm

BP
r = 15° = BP
r = 30° =
900 sm 1800 sm

Sextantmessung = 75° =
Erg. zu 90° = 15° = (15 x 60)
= 900 sm

Kommentar:
Der eindeutige Standort ergibt sich aus der Höhenmessung der drei Sterne. Die Ergänzung zu 90° ergibt jeweils den
Radius des Abstandskreises vom Bildpunkt und damit die Höhengleiche als Standlinienkreis.
Dort wo sich die drei Standlinien schneiden ist der eindeutige Standort.
AstroNav-online 6 Tomaschek

Dabei ist der Punkt unter dem man das Gestirn mit 90° messen würde, nicht mehr der Nordpol wie
beim Nordstern, sondern der sogenannte Bildpunkt eines Gestirns.
Der Bildpunkt eines Gestirns ist der Punkt an dem eine gedachte Linie zwischen Erdmittelpunkt
und Gestirn die Erde durchstößt, man steht genau auf dem Bildpunkt, wenn das Gestirn genau über
einem ist, also im Zenit steht.

Bildpunkt

Jedes Gestirn hat einen eigenen Bildpunkt. Wobei der Nordstern, das einzige Gestirn ist, bei dem
der Bildpunkt gleichzeitig der Nordpol ist, und der nicht durch die Erddrehung verändert wird, da er
sich genau in der Erdachse befindet, um die sich die Erde dreht.
Die Bildpunkte aller übrigen Gestirne verändern sich aufgrund der Erdrehung und zwar so
regelmäßig, dass ihre Lage vorausberechnet werden kann.
Diese Berechnungen der Bildpunkte nach Länge und Breite befinden sich in den Ephemeriden des
Nautischen Jahrbuchs. Mit der genauen Uhrzeit, der Greenwicher Zeit (UT1) lassen sich diese
Bildpunktkoordinaten sehr leicht dem nautischen Jahrbuch entnehmen.

Nur mit der Kenntnis der genauen Bildpunktkoordinaten lässt sich durch die Sextantenmessung der
Standlinienkreis um den Bildpunkt also die Höhengleiche ermitteln.

Rechnerische Höhe (Hr ) – beobachtete Höhe (Hb )


Bisher habe ich bei der Erläuterung die Verhältnisse auf der Erde im großen Maßstab dargestellt
und gezeigt, dass sich Höhengleichen ergeben, die Radien besitzen, die mehrere Tausende von
Seemeilen betragen können.
Mit diesen großen Maßstäben kann man aber leider in der Seekarte nicht arbeiten.
Daher bedient man sich eines einfachen aber genialen Tricks.
Man berechnet aufgrund der durch Koppeln ermittelten Position, die Höhe (Hr), die man mit dem
Sextanten auf dieser Position messen müßte, vergleicht Sie dann mit der tatsächlich beobachteten
Höhe (Hb)und ermittelt durch den Unterschied (∆h) die tatsächliche Höhengleiche also die
tatsächliche Standlinie. Mißt man einen größeren Winkel als berechnet, so befindet man sich näher
am Bildpunkt, misst man einen kleineren Winkel, so befindet man sich weiter weg vom Bildpunkt.
Mit dem ermittelten Unterschied (∆h) konstruiert man dann die Standlinie. Dies macht man mit
mindestens zwei Gestirnen und erhält so seinen wahren astronomischen Ort.
AstroNav-online 7 Tomaschek

Rechnerische Höhe (Hr ) – beobachtete Höhe (Hb ) - ∆h

Hb = beobachtete Höhe = 60°


Man ist näher am Bildpunkt
dran
∆h = +

Hr = vorausberechnete Höhe = 59°

58° 59° 60° BP


∆h ∆h
- +

Hb = beobachtete Höhe = 58°


Man ist weiter vom Bildpunkt
weg
∆h = -

Gemessener Winkel (kleiner)


Gemessener Winkel (größer)
berechneter Winkel

Differenz Differenz
(∆ h = )- (∆ h = +)

So, das wäre an Theorie zunächst mal alles. Weitere Details stehen in meinem Vorlesungsskript, auf das ich in Zukunft
auch immer verweisen werde. Wir wollen jetzt mit der Berechnung der Standlinien beginnen.
Lektion 2

1.Hb
u.
2.Grt u. δ der
Sonne
AstroNav-online 1 Lektion 2
Berechnung von Standlinien
Lektion 2
Beschickung von Hb und Berechnung der Bildpunktkoordinaten
Da sich die Sonne am leichtesten beobachten lässt, wollen wir unsere Standlinienberechnungen mit der
Sonne beginnen.

1. Beschickung der beobachteten Höhe (Hb):


Die Messung des Kimmabstandes (KA) also der Sextantenmessung der
Sonnenhöhe über der Kimm muss aufgrund der in Kapitel 4.4. (S. 6) meines
Vorlesungsskriptes beschriebenen Fehler beschickt werden. Dazu kann man
die dort angegebenen Formeln oder die Tafel – Gesamtbeschickung für den
Kimmabstand des Sonnenunterrandes – gelbes Begleitheft S. 154 benutzen.

Dazu folgende Beispielaufgabe:

Am 24. September 1997 wird der KA (O) der Sonne mit 33°24,4’ gemessen.
Die Augeshöhe beträgt 16 m und der Sextantenfehler (Ib.) = +1,5’.
Die Eingangsgrößen für diese Tabelle sind die Augeshöhe (Ah = 16 m)
und nach Ib. beschickte Kimmabstand.
O 33°24,4’
Ib. + 1,5’
O 33°25,9’
Gb. +7,4’
H b. 33° 33,3’
Da wir mit 33°25,9’ zwischen 30° und 35° liegen,müssen wir interpolieren,
dabei genügt es wenn wir zwischen + 7,3’ (bei 30°) und + 7,7’ (bei 35°) auf
+ 7,5’ mitteln ( Unterschied = 0,4’ Hälfte = 0,2’).
Dazu müssen wir noch die Zusatzbeschickung für den Kimmabstand des
Sonnenunterrandes berücksichtgen und zwar für den Monat September
= -0,1’. Damit ergibt sich für Gb. = +7,5’ – 0,1’ = +7,4’.
Falls man auch noch mit der Augeshöhe zwischen zwei Tabellenspalten liegt,
muß man auch hier interpolieren. Aber auch hier reicht es auf die Hälfte
genau.
Anzumerken ist hierbei, dass die Interpolation ein wenig ungenau erfolgte,
was aber nicht so tragisch ist, da die Beobachtung ebenfalls ungenau ist und
AstroNav-online 2 Lektion 2
die Fehler hier nicht so gravierend sind. (0,1’ Minuten
Interpolationsungenauigkeit entsprechen 1 Kabellänge also 185 m).
Zur Übung berechnen Sie nun bitte folgende Aufgaben:

Nr. KA Ib. Ah Datum


1. 18°37,5’ - 1,5’ 8m 26.6.97
2. 34°35,5’ -1,5’ 8m 9.7.97
3. 37°19,5’ + 1,0’ 10 m 17.4.97
4. 41°37,6’ -3,0’ 3m 19.4.97
5. 33°25,0’ -2,0’ 14 m 10.5.97
6. 16°00,5’ + 1,5’ 16 m 4.3.97
7. 21°40,0’ - 3,0’ 10 m 25.10.97
8.
9.
10.

O O O O
Ib. Ib. Ib. Ib.
O O O O
Gb. Gb. Gb. Gb.
H b. H b. H b. H b.
O O O O
Ib. Ib. Ib. Ib.
O O O O
Gb. Gb. Gb. Gb.
H b. H b. H b. H b.
O O O O
Ib. Ib. Ib. Ib.
O O O O
Gb. Gb. Gb. Gb.
H b. H b. H b. H b.
AstroNav-online 3 Lektion 2
AstroNav-online 4 Lektion 2

2. Berechnung des Grt u. δ der Sonne


Beispielaufgabe: Auf welcher Länge (Grt) und Breite (δ)
befindet sich der Bildpunkt der Sonne am 8. Juni 1997 um UT
1 = 18:14:17 ?

Chr.

Std.

UT1 18 14 17
ZU E+/W-

ZZ

Ib.

Gb.

Hb.

Grth. 90° 13,8’


Zw. + 3°34,3’
Grt. 93° 48,1’
λ E+ / W-

δ / Unt. 22° 53,5 N 0,2’N

Verb. + 0,1’ N

δ 22°53,6’ N

δ (Deklination) BP
Bildpunktlänge

Grt
BP-breite

S. 259
AstroNav-online 5 Lektion 2
Erläuterung zur Berechnung der Bildpunktkoordinaten
(Grt u. δ) der Sonne
Auf den entsprechenden Seiten des Jahrbuchs finden Sie die Angaben für die Bildpunktlänge vollkreisig in
Richtung Westen gerechnet. Die Länge hier mit Greenwicher Stundenwinkel (Grt) bezeichnet wird also nicht mit
E oder W angegeben, sondern vollkreisig, d.h. 20° E sind Grt = 340° (360° - 20°). Die Breite (δ) wird mit N oder
S so angegeben, wie wir das kennen.
Auf der entsprechenden Seite des naut. Jahrbuchs werden die Koordinaten stündlich angegeben. Um die
Koordinaten auf die Minute und Sekunde genau berechnen zu können, benutzt man die Schalttafeln. Man könnte
die Zwischenwerte genauso mit dem Taschenrechner berechnen. Für 18 Uhr finden wir 90° 13,8’ und für 19 Uhr
105° 13,7’ . Der Unterschied beträgt 14°59’54’’. D.h. die Bildpunktlänge verändert sich in 1 Stunde um
14°59’54’’ also ungefähr 15° (siehe dazu auch Vorlesungsskript Kap. 4.5.1 S. 9) . Teilen wir diesen Wert durch
60 und multiplizieren ihn mit 14 Min 17 Sec., dann erhalten wir 3°34’ 13,8’’, das sind ungefähr 3°34,2’.Mit den
Schalttafeln hatten wir den Wert 3°34,3’. Der Unterschied von 0,1’ entsteht durch die Ungenauigkeit der Tafeln,
der Taschenrechner ist immer genauer. Doch diese Ungenauigkeit ist bedeutungslos, so dass wir immer mit den
Schalttafeln arbeiten können.
Ebenso verhält es sich mit der Angabe der Bildpunktbreite (δ). Für
18 Uhr finden wir die Angabe 22°53,5’ N und für 19 Uhr 22°53,8’.
Der Unterschied beträgt hier 0,3’. Das heißt die Bildpunktbreite
verändert sich in 1 Stunde um 0,3’ und zwar in Richtung Norden.
Wie wir wissen wandert die Sonne im Laufe des Jahres auf der
Ekliptik in Richtung Norden bis 23,5° und in Richtung Süden bis
23,5°.
Am 21.3. steht ihr Bildpunkt auf dem Äquator und wandert
Richtung Norden, am 21.6. auf dem nördlichen Wendekreis also
auf 23,5° N, am 22.9. auf Ihrem Weg nach Süden wieder auf dem
Äquator und am 21.12. steht sie auf dem südlichen Wendekreis und
beginnt dann wieder die Wanderung in Richtung Norden.
Am 8. Juni wandert sie also in Richtung Norden, daher das
Zeichen N für den Unterschied.
Teilen wir nun die 0,3’ durch 60 und multiplizieren wir diese
wieder mit 14 Min 17 Sec, dann erhalten wir den
Verbesserungswert mit 0,07’ also ungefähr 0,1’. D.h. die
Bildpunktbreite verändert sich in 1 Stunde nur um 0,1’ in nördliche
Richtung.
Dieser eben benannte stündliche Unterschied wird im Jahrbuch mit
0,2’ (Unt.) angegeben, weil der durchschnittliche Unterscheid an
dem Tage bei 0,2’ liegt. Bei Benutzung der Schalttafeln muß man
den Verbesserungswert allerdings bei 0,3’ raussuchen, da 0,2 dort
nicht angegeben wird. Auch hier ist der Taschenrechner genauer.
Aber die Schalttafeln reichen uns vollkommen aus.
AstroNav-online 6 Lektion 2

δ und Grt der Sonne


Nr. Datum Chr.- Zeit Stand δ? Grt ?
1. 5.7.07 10:04:54 - 0 min 1 sec
2. 15.3.97 07:17:30 - 1 min 20 sec
3. 25.9.97 17:46:18 + 1 min 10 sec
4. 20.06.97 10-45-12 + 2 min 13 sec
5. 03.07.97 17-23-14 - 1 min 44 sec
6. 18.03.97 14-54-11 + 0 min 56 sec
7. 16.09.97 23-12-27 - 3 min 44 sec
8. 04.02.97 09-29-56 + 1 min 22 sec
9. 11.10.97 15-17-19 + 2 min 18 sec
10. 07.07.97 22-56-12 - 1 min 07 sec

1. 2. 3.
Chr. : : Chr. : : Chr. : :

Std. : : Std. : : Std. : :

UT1 : : UT1 : : UT1 : :

ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O O O

Ib. Ib. Ib.

O O O

Gb. Gb. Gb.

Hb. Hb. Hb.

Grth. Grth. Grth.

Zw. Zw. Zw.

Grt. Grt. Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W-

t t t

δ / Unt. δ / Unt. δ / Unt.

Verb. Verb. Verb.

δ δ δ
AstroNav-online 7 Lektion 2

δ und Grt der Sonne


Lösungen
Nr. Datum Chr.- Zeit Stand Grt ? δ?
1. 5.7.07 10:04:54 - 0 min 1 sec 330° 05,1’ 22° 45,6’ N

2. 15.3.97 07:17:30 - 1 min 20 sec 286° 47,7’ 02° 05,2’ N


3. 25.9.97 17:46:18 + 1 min 10 sec 88° 58,8’ 01° 04,2’ S
4. 20.06.97 10-45-12 + 2 min 13 sec 341° 28,5’ 23° 26,0’ N
5. 03.07.97 17-23-14 - 1 min 44 sec 79° 18,9’ 22° 54,9’ N
6. 18.03.97 14-54-11 + 0 min 56 sec 041° 46,2’ 00° 46,4’ S

7. 16.09.97 23-12-27 - 3 min 44 sec 168° 31,3’ 02° 20,5’ N


8. 04.02.97 09-29-56 + 1 min 22 sec 319° 20,4’ 16° 09,1’ S
9. 11.10.97 15-17-19 + 2 min 18 sec 053° 14,1’ 07° 11,5’ S
10. 07.07.97 22-56-12 - 1 min 07 sec 162° 31,9’ 22° 29,8’ N

1. 5.7. 2. 15.3. 3. 25.9.

Chr. 10 : 04 : 54 Chr. 07 : 17 : 30 Chr. 17 : 46 : 18


Std. - : : 01 Std. - : 01 : 20 Std. + : 01 : 10

UT1 10 : 04 : 53 UT1 07 : 16 : 10 UT1 17 : 47 : 28

ZU E+/W- : : ZU : : : ZU : : : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O O O

Ib. Ib. Ib.

O O O

Gb. Gb. Gb.

Hb. Hb. Hb.

Grth. 328° 51,8’ Grth. 282° 45,2’ Grth. 77° 06,8’

Zw. 1° 13,3’ Zw. 4° 02,5’ Zw. 11° 52,0’

Grt. 330° 05,1’ Grt. 286° 47,7’ Grt. 88° 58,8’

λ E+ / W- λ λ

t t t

δ / Unt. 22° 45,6’ N 0,2’ S δ / Unt. 02° 05,4’ S 1,0’ N δ / Unt. 01° 03,4’ S 1,0’ S

Verb. 0 Verb. 0,2’ N Verb. 0,8’ S

δ 22° 45,6’ N δ 02° 05,2’ S δ 01° 04,2’ S


AstroNav-online 8 Lektion 2

4. 20.6. 5. 3.7. 6 18.3. 16.9.


7.
Chr. 10 : 45 : 12 Chr. 17 : 23 : 14 Chr. 14 : 54 : 11 Chr. 23 : 12 : 27
Std. + : 2 : 13 Std. - : 01 : 44 Std. + : 00 : 56 Std.  : 03 : 44
UT1 10 : 47 : 25 UT1 17 : 21 : 30 UT1 14 : 55 : 07 UT1 23 : 8 : 43
ZU E+/W- : : ZU : : : ZU : : : : ZU : : : :
ZZ : : ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O O O O
Ib. Ib. Ib. Ib.
O O O O
Gb. Gb. Gb. Gb.

Hb. Hb. Hb. Hb.

Grth. 329° 37,2’ Grth. 73° 56,4’ Grth. 27° 59,4’ Grth. 166° 20,5’
Zw. 11° 51,3’ Zw. 5° 22,5’ Zw. 13°46,8’ Zw. 2° 10,8’
Grt. 341° 28,5’ Grt. 79° 18,9’ Grt. 41° 46,2’ Grt. 168° 31,3’
λ E+ / W- λ λ λ

t t t t

δ / Unt. 23° 26,0’ N 0,0’ δ / Unt. 22° 54,8’ N 0,2’ N δ / Unt. 00° 47,3’ S 1,0’ N δ / Unt. 02° 20,6’ N 1,0’ S
Verb. 0 Verb. + 0,1’ N Verb. - 0,9’ N Verb. - 0,1’ S
δ 23° 26,0’ N δ 22° 54,9’ N δ 00° 46,4’ S δ 02° 20,5’ N
AstroNav-online 9 Lektion 2

8. 4.2. 9. 11.10. 10 7.7.

Chr. 09 : 29 : 56 Chr. 15 : 17 : 19 Chr. 22 : 56 : 12


Std. + : 01 : 22 Std. - : 02 : 18 Std. - : 01 : 07

UT1 09 : 31 : 18 UT1 15 : 19 : 37 UT1 22 : 55 : 05

ZU E+/W- : : ZU : : : ZU : : : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O O O

Ib. Ib. Ib.

O O O

Gb. Gb. Gb.

Hb. Hb. Hb.

Grth. 311° 30,9’ Grth. 48° 19,8’ Grth. 148° 45,6’

Zw. 7° 49,5’ Zw. 4° 54,3’ Zw. 13° 46,3’

Grt. 319° 20,4’ Grt. 53° 14,1’ Grt. 162° 31,9’

λ E+ / W- λ λ

t t t

δ / Unt. 16° 09,6’ S 0,8’ N δ / Unt. 07° 11,2’ S 0,9’ S δ / Unt. 22° 30,1’ N 0,3’ S

Verb. - 0,5’ N Verb. + 0,3’ S Verb. - 0,3’ S

δ 16° 09,1’ S δ 07° 11,5’ S δ 22° 29,8’ N


Lektion 3
Der Ortsstundenwinkel
t
AstroNav-online 1 Lektion 3

t
3. Berechnung des Ortsstundenwinkels :
Lektion 3

Chr. : : Nachdem wir jetzt in der Lage sind, den gemessenen


Höhenwinkel zu beschicken und die Bildpunktkoordinaten zu
Std. : : berechnen, fehlen nur noch wenige Spalten in dem Formblatt,
UT1 : : um die erste Standlinie konstruieren zu können.
Ein wichtiger Wert, den wir benötigen ist der sogenannte
ZU E+/W- : : Ortsstundenwinkel (t), der in dem sphärisch-astronomischen
ZZ : : Dreieck bei Pn (Pol Nord) zu finden ist. (siehe dazu auch mein
Skript auf S. 29)
(Noch mal zur Besinnung: Sinn unserer gesamten Bemühungen
O
ist es aus den bekannten Stücken des Dreiecks die unbekannten
Ib. Stücke , nämlich die Zenitdistanz (z) und damit die Höhe (Hr)
sowie das Azimut (Az) zu berechnen, um daraus die Standlinie
O
ermitteln zu können.
Gb. Dabei diente die Konstruktion der beiden
Himmelskoordinatensysteme nur dazu, das nautische Dreieck,
Hb. durch Kombination der beiden Systeme, entstehen zu lassen.

Grth. t ist also ein wichtiger Winkel im sphärisch-astronomischen


Dreieck, um die fehlenden Stücke berechnen zu können. In dem
Zw.
Bild sieht man diesen Winkel an der Himmelskugel. Die
Grt. Projektion des Himmelsdreiecks auf die Erde lässt t auch
wieder am Pol erscheinen.
λ E+ / W-

δ / Unt.

Verb.

Hr.

∆h +hin/-
weg

Ηb.

αAz

Az.

Zonenzeit : :
zu
: :
versegeln
AstroNav-online 2 Lektion 3

Zur Erklärung von t müssen wir uns zunächst das obige „dreidimensionale“ Bild in die
Ebene projiziert vorstellen.
D.h. wir blicken über dem Nordpol schwebend auf die Erde. Dabei ist der
Ortsstundenwinkel wie folgt definiert:

Def.: Ortsstundenwinkel
Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.

t Nordpol
λ
So würde Sven Hannawald die
Erde sehen, wenn er über den Grt

Nordpol fliegen würde


Greenwicher Meridian

Im folgenden wollen wir uns jetzt die verschiedenen Möglichkeiten zur Bildung von t näher ansehen.
Dabei müssen wir immer wieder an die Definition des Ortsstundenwinkels im Erddreieck nachvollziehen.
Im Formblatt ist der Rechenvorgang jedoch durch das entsprechende Vorzeichen gekennzeichnet, so dass
wir uns später keine Gedanken mehr machen müssen.
AstroNav-online 3 Lektion 3

Schiff steht auf Westlänge

Beispiel 1
Ihr Schiff steht am 8. März 1997 um UT1 = 20:46:25 auf der Koppellänge λ = 37°44’ W.

Def.: Ortsstundenwinkel
Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.

117° 19,5’
λw =
Grth.

Zw. 11°36,3’
Grt. 128°55,8’

E+ /
λ W- - 37°44’ W

t 91° 11,8’ Bildpunktlänge


(Stundenkreis des Gestirns)

Nordpol
t Grt
128°55,8’
91°11,8’
Stundenkreis von Greenwich

λ
37°44’W

Schiffslänge 0°
Grw-Meridian
AstroNav-online 4 Lektion 3

Schiff steht auf Westlänge

Beispiel 2

Ihr Schiff steht am 8. März 1997 um UT1 = 05:23:44 auf der Koppellänge λ = 37°44’ W.

Grth. 252° 17,2’


Zw. 5°56,0’ λw =
Grt. 258°13,2’

E+ /
λ W- - 37°44’ W

t 220° 29,2’

t
220°29,2’
Nordpol
Grt
258°13,2’
Bildpunktlänge
(Stundenkreis des Gestirns)

Stundenkreis von Greenwich


λ
37°44’W

Schiffslänge 0°
Grw-Meridian

Def.: Ortsstundenwinkel
Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.
AstroNav-online 5 Lektion 3

Schiff steht auf Westlänge

Beispiel 3

Ihr Schiff steht am 8. März 1997 um UT1 = 13:16:25 auf der Koppellänge λ = 37°44’ W.

12° 22,2’
λw =
Grth.

Zw. 11°36,3’
Grt. 23°58,5’
+ 360°
383°58,5’
E+ /
λ W- - 37°44’ W

t 346° 14,5’

t
346°14,5’

Nordpol

λ
37°44’W

Grt
23°58,5’

Def.: Ortsstundenwinkel
Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.
AstroNav-online 6 Lektion 3

Schiff steht auf Ostlänge (E)

Beispiel 4
Ihr Schiff steht am 8. März 1997 um UT1 = 20:46:25 auf der Koppellänge λ = 121°23,4’ E.
Berechnung:
Grth. 117° 19,5’
Zw. 11°36,3’
Grt. 128°55,8’

λ
E+ /
W- + 121°23,4’ E
λE = +
t 257° 19,2’
Schiffslänge

Bildpunktlänge
(Stundenkreis des Gestirns)

Nordpol
Grt λ
t 128°55,8’ 121°23,4’ E
257°19,2’


Grw-Meridian

Def.: Ortsstundenwinkel
Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.
AstroNav-online 7 Lektion 3

Schiff steht auf Ostlänge (E)

Beispiel 5 Sonderfall

Ihr Schiff steht am 8. März 1997 um UT1 = 05:23:44 auf der Koppellänge λ = 121°23,4’ E.

Berechnung: Def.: Ortsstundenwinkel


Grth. 252° 17,2’ Der „Ortsstundenwinkel“ ist: der Längenunterschied zwischen der Länge des
(Koppel)-ortes (λ) und der Länge des Bildpunktes (Grt) in Richtung Westen
vollkreisig gezählt.
Zw. 05°56,0’
Grt. 258°13,2’

E+ /

+
λ + 121°23,4’ E
λE =
W-

t 379° 36,6’
- 360°00,0’

t 19°36,6’

t
19°36,6’
Grt
258°13,2’

Nordpol
t λ
121°23,4’ E
379°36,6’


Grw-Meridian
AstroNav-online 8 Lektion 3

Übungsaufgaben:
Bitte berechnen Sie t:
t berechnen
Nr. Datum Chr. Länge Std.
1. 26.06.97 06:54:19 007°29’W +20’’
2. 09.07.97 08:01:07 001°25’W -14’’
3. 05.07.97 10:04:54 031°15,3’W -01’’
4 25.09.97 17:46:18 140°13,3W -1’10’’
5. 10.02.97 10:58:02 040°07,0’W -1’42’’

Chr. : : Chr. : : Chr. : :

Std. : : Std. : : Std. : :

UT1 : : UT1 : : UT1 : :

Grth. Grth. Grth.

Zw. Zw. Zw.

Grt. Grt. Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W-

t t t

Chr. : : Chr. : :
Std. : : Std. : :
UT1 : : UT1 : :

Grth. Grth.
Zw. Zw.
Grt. Grt.
λ E+ / W-
λ E+ / W-

t
Lösungen t

Nr. t
1. 275°29,3’
2. 297°30,6’
3. 298°49,8’
4. 308°10,5’
5. 300°24,1’
Lektion 4

Hr u. Az
AstroNav-online 1 Lektion 4

Lektion 4
Berechnung der Höhe und des Azimuts:

b = 90° - φ

p = 90° - δ
Z = 90° - h

Es erfolgt nun die Berechnung der Stücke des sphärischen Dreiecks. Zur Vertiefung siehe mein
Vorlesungsskript S. 26, Kap 4.9 . Die Berechnung kann aber auch ohne die Kenntnis des
vertiefenden Hintergrunds erfolgen.
AstroNav-online 2 Lektion 4

1. Berechnung der Höhe für den angenommenen (Koppel) - Ort


Die Höhe wird mit dem Kosinussatz der sphärischen Trigonometrie berechnet.

cos z = cos b ∗ cos p + sin b ∗ sin p ∗ cos t

Berücksichtigt man, dass sin x = cos(90°-x) und cos x = sin (90°-x) ist, und dass
z = 90°-h
b = 90° - φ
p = 90° - δ
ist,
dann erhält man:

sin h = sin φ ∗ sin δ + cos φ ∗ cos δ ∗ cos t

dabei ist h = Hr

zum einfacheren Gebrauch - mathematisch zwar nicht ganz korrekt – taschenrechnergerecht:

Hr = sin -1 (sin φ ∗ sin δ + cos φ ∗ cos δ ∗ cos t)

Achtung: Bei südlicher Breite und/oder südlicher Deklination: mit negativem Vorzeichen
arbeiten. ( S = - )

Die Ableitung des Kosinussatzes findet in der mathematischen Grundlagenvorlesung


„Sphärische Trigonometrie“ statt, sie wird daher hier als bekannt vorausgesetzt. ( Anmerk.: Man
kommt aber bei der reinen Anwendung der Formel an Bord prima auch ohne sie aus)

2. Berechnung des Azimuts:


Unter Berücksichtigung der eben begründeten Voraussetzungen ergibt sich für das Az folgende
Formel:

tan αAz = sin t :( sin φ ∗ cos t – cos φ ∗ tan δ)

und auch hier zum einfacheren Gebrauch - mathematisch zwar nicht ganz korrekt – dafür
taschenrechnergerecht:

αAz = tan -1 [sin t :( sin φ ∗ cos t – cos φ ∗ tan δ)]

Das Az ergibt sich dann nach den folgenden Vorzeichenregel:

Vorzeichenregeln:

wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz

wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°


AstroNav-online 3 Lektion 4

Achtung: Auch hier gilt: bei südlicher Breite und/oder südlicher Deklination: mit negativem
Vorzeichen arbeiten. ( S = - )

Beispielaufgabe 1 :

Gegeben ist die Breite φ = 52°06,4’ N , δ = 15°29’N, t = 71°48,3’

Berechnung von Hr:

Hr = sin -1 ( sin φ ∗ sin δ + cos φ ∗ cos δ ∗ cos t)

Hr = sin -1 ( sin 52°06,4’ ∗ sin 15°29’ + cos 52°06,4’ ∗ cos 15°29’ ∗ cos 71°48,3’)

Hr = 23°17,8

Berechnung des Az:

αAz = tan -1 [sin t :( sin φ ∗ cos t – cos φ ∗ tan δ)]

αAz = tan -1 [sin 71°48,3’ :( sin 52°06,4’ ∗ cos 71°48,3’ – cos 52°06,4’ ∗ tan 15°29’)]

αAz = 85,4°
Vorzeichenregeln:

wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°


Az = 85,4° + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz


Az = 265,4°
wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°
AstroNav-online 4 Lektion 4

Beispielaufgabe 2 :
(Aufgabe mit Süd d.h. φ und/oder δ sind Süd)

Gegeben ist die Breite φ = 23°45,0’ N , δ = 02°13,9’S, t = 43°23,9’


Achtung: δ Süd

Berechnung von Hr:

Hr = sin -1 ( sin φ ∗ sin δ + cos φ ∗ cos δ ∗ cos t)

Hr = sin -1 ( sin 23°45,0’ ∗ sin - 02°13,9’ + cos 23°45,0’ ∗ cos - 02°13,9’ ∗ cos 43°23,9’)

Hr = 40°27,4’
Hinweis: falls die Breite (φ) südlich ist, muß auch hier das Vorzeichen minus (-) eingegeben werden

Berechnung des Az:

αAz = tan -1 [sin t :( sin φ ∗ cos t – cos φ ∗ tan δ)]

αAz = tan -1 [sin 43°23,9’ :( sin 23°45,0’ ∗ cos 43°23,9’ – cos 23°45,0’ ∗ tan - 02°13,9’)]

αAz = 64,5°
Vorzeichenregeln:

wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°


Az = 64,5° + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz


Az = 244,5°
wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°
AstroNav-online 5 Lektion 4

Hr und Az der Sonne


(Übungsaufgaben)
Hr = sin -1 (sin φ ∗ sin δ + cos φ ∗ cos δ ∗ cos t)

αAz = tan -1 [sin t :( sin φ ∗ cos t – cos φ ∗ tan δ)]

Vorzeichenregeln:

wenn t < 180° und αAz positiv => Az = αAz + 180°

wenn t < 180° und αAz negativ => Az = αAz + 360°

wenn t > 180° und αAz positiv => Az = αAz

wenn t > 180° und αAz negativ => Az = αAz + 180°

A. (Formeln üben)
Nr. φ δ t
1. 48°17’ N 06°24,6’S 302°36’
2. 50°23’ N 17°38,3’N 301°14’
3. 45°18’ N 11°11,6’N 320°05’
4. 45°57’ S 10°28,6’N 314°17,9’
5. 46°19,3’ N 22°21,9’N 297°24,3’

B. (komplette Aufgaben)
Nr. Datum Chr. Breite Länge Std.
6. 09.07.97 21-55-33 33°37’N 117°44’E -3’’
7. 08.3.97 10-13-44 12°42’N 17°33’W -11’’
8. 25.6.97 18-54-13 56°02’N 169°13’E +19’’
9. 11.02.97 01-03-37 19°54’N 164°05’W +17’’

Lösungen
Nr. Hr. Az
1. 15° 50,4’ 119,5°
2. 33° 15,9’ 103,0°

3. 41° 51,1’ 122,3°

4. 20° 17,5’ 48,6°

5. 34° 41,5’ 93,1°

6. 08° 25,6’ 068,8°

7. 40° 16,0’ 107,6°

8. 20° 24,0’ 78,1°

9. 46° 04,3’ 221,5°


AstroNav-online 6 Lektion 4

6. Aufgabe: 7. Aufgabe:

Chr. : : Chr. : :

Std. : : Std. : :

UT1 : : UT1 : :

Grth. Grth.

Zw. Zw.

Grt. Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W-

t t

δ / Unt. δ / Unt.

Verb. Verb.

δ δ

Hr. Hr.

αAz αAz

Az. Az.

8. Aufgabe: 9. Aufgabe:

Chr. : : Chr. : :

Std. : : Std. : :

UT1 : : UT1 : :

Grth. Grth.

Zw. Zw.

Grt. Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W-

t t

δ / Unt. δ / Unt.

Verb. Verb.

δ δ

Hr. Hr.

αAz αAz

Az. Az.
AstroNav-online 7 Lektion 4

Lösungen
6. Aufgabe: 7. Aufgabe:
9.7.97 8.3.97
Chr. 21 55 33 Chr. 10 13 44

Std. :- 03 Std. - 11

UT1 21 55 30 UT1 10 13 33

Grth. 133°41,1’ Grth. 327° 18,0’

Zw. 13°52,5’ Zw. 3°23,3’

Grt. 147°33,6’ Grt. 330° 41,3’

λ E+ / W- + 117° 44,0’ λ E+ / W- - 17°33’

t 265°17,6’ t 313° 08,3’

δ / Unt. 22°16,2’N -0,3’ δ / Unt. 4°47,5’S -1,0’

Verb. -0,3’ Verb. -0,2’

δ 22°15,9’ N δ 4°47,3’ S

Hr. 8° 25,6’ Hr. 40° 16,0’

αAz 68,8’ αAz -72,4

Az. 68,8’ Az. 107,6°

8. Aufgabe: 25.06.97 9. Aufgabe: 11.02.97


Chr. 18 54 13 Chr. 01 03 37

Std. + 19 Std. + 17

UT1 18 54 32 UT1 01 03 54

Grth. 89° 20,1’ Grth. 191°26,0’

Zw. 13° 38,3’ Zw. 0° 58,5’

Grt. 102° 58,4’ Grt. 192° 24,5’

λ E+ / W- + 169° 13,0’ λ E+ / W- -164° 05’

t 272° 11,4’ t 28° 19,5’

δ / Unt. 23°22,2’ N -0,1’ δ / Unt. 14°3,8’S -0,8’

Verb. 0,0’ Verb. -0,1’

δ 23°22,2’ N δ 14° 03,7’ S

Hr. 20°24,0’ Hr. 46° 04,3’

αAz 78,1° αAz 41,5°

Az. 78,1° Az. 221,5°


Lektion 5

Koppelort

∆h=-
AstroNav-online 1 Lektion 5

Lektion 5
∆h berechnen
Es sind nun alle Voraussetzungen vorhanden, um eine astronomische Ortsbestimmung durchzuführen.
Zusammenfassend noch mal die vorzunehmenden Schritte:

1. Koppelort berechnen
2. Kimmabstand messen und genaue Zeit notieren
3. Kimmabstand zur wahren Höhe beschicken
4. Ortstundenwinkel und Deklination des Gestirns bestimmen
5. Höhe und Azimut für den Koppelort berechnen.

Um nun eine Standinie zu zeichnen, muß noch die Differenz zwischen der beobachteten und der
berechneten Höhe gebildet werden.
Ist die beobachtete Höhe größer als die berechnete (∆h positiv), dann ist der wahre Standort näher zum
Bildpunkt dar Sonne, als der gekoppelte, ist die beobachtete Höhe jedoch geringer(∆h negativ) dann
stehen wir weiter vom Bildpunkt entfernt.

Hr. 55° 17’


∆h +hin/-
weg + 6’
Ηb. 55°23’
Dabei wird ∆h in (Äquator-)Bogenminuten ausgedrückt und das sind auf der Erde Seemeilen, so dass
wir den gefunden Seemeilenbetrag direkt in die Karte eintragen können, wie wir später noch sehen
werden.
Zur Rekapitulation noch mal die folgenden Bilder aus Lektion 1.

Rechnerische Höhe (Hr ) – beobachtete Höhe (Hb ) - ∆h

Hb = beobachtete Höhe = 60°


Man ist näher am Bildpunkt
dran
∆h = +

Hr = vorausberechnete Höhe = 59° Gemessener Winkel (kleiner)


Gemessener Winkel (größer)
berechneter Winkel

58° 59° 60° BP


∆h ∆h Differenz Differenz
- (∆ h = +)
- + (∆ h = )

Hb = beobachtete Höhe = 58°


Man ist weiter vom Bildpunkt
weg
∆h = -
AstroNav-online 2 Lektion 5

Jetzt sind wir bereits in der Lage eine Standlinie komplett runterzurechnen.
Beispiel:

Am 22.03.97 zur Chronometerzeit 11:43:19 beobachten wir den Sonnenunterrand auf dem
Koppelort: φ = 42°14’ N λ = 17°14’ E mit dem Sextanten mit einem Kimmabstand (KA) =
47°20’ . weitere Werte: Ah = 14 m, Std. = -23“ , Ib. = + 3,5’

Chr. 11 : 43 : 19
Std. : - : 23
UT1 11 : 42 : 56
ZU E+/W- : :
ZZ : :

O 47° 20’
Ib. + 3,5’
O 47°23,%’
Gb. + 8,6’
Hb. 47°32,1’

Grth. 343° 16,7’


Zw. 10°44’
Grt. 354° 00,7’
λ E+ / W- +17°14’ E
t 371° 14,7’ - 360° = 11° 14,7’

δ / Unt. 0° 44,5’ N + 1,0’

Verb. + 0,7’
δ 0° 45,2’ N

Hr. 47° 18,3’


∆h +hin/- + 13,8’
weg

Ηb. 47°32,1’

αAz 16,7°
auf einen halben Grad genau genügt auch,
Az. 196,7° also 196,5°
AstroNav-online 3 Lektion 5

∆h u. Az. berechnen
Nr. Datum Chr. Breite Länge KA Ah.(m) Std. Ib.
1. 05.07.97 13:45:13 41°55’N 44°17’W 64°54’ 10 -14’’ +1,0’
2. 13.06.97 10:13:33 43°14’N 19°11’E 69°14’ 8 +19’’ -0,5’
3. 20.06.97 08:13:19 39°34’N 10°19’W 32°00’ 14 +47’’ -1,5’
4. 11.10.97 04:02:59 40°17’N 89°57’E 36°55’ 12 +15’’ +2,0’
5. 14.03.97 22:25:41 23°45’N 110°45’W 40°32’ 24 +07’’ -1,5’
6. 21.03.97 07:21:44 09°43’S 87°03’E 71°04’ 20 +38’’ 0,0’
7. 03.07.97 06:13:19 54°17’N 123°11’E 48°55’ 22 00’’ +3,0’
8. 29.09.97 11:39:08 12°34’N 33°19’W 50°49’ 12 -13’’ -1,0’
9. 17.06.97 07:44:09 54°23’N 56°34’E 58°10’ 14 +47’’ +2,0’
10. 09.07.97 10:20:14 46°12,5’N 01°35,0’W 57°01,0’ 8 -14’’ -1,5’

Lösungen
Nr. ∆h Az
1. + 3,6’ 134,2°
2. + 19,2’ 160,8°
3. + 15,3’ 84,6°
4. + 5,5’ 147,1°
5. + 11,1’ 244,5°
6. - 08,2’ 301,5°
7. + 6,1’ 234,5°
8. - 3,7’ 110,3°
9. - 9,8’ 167,0°
10. + 0,7’ 127,1°
Chr. : : Chr. : : Chr. : : Chr. : :

Std. : : Std. : : Std. : : Std. : :

UT1 : : UT1 : : UT1 : : UT1 : :

ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O O O O

Ib. Ib. Ib. Ib.

O O O O

Gb. Gb. Gb. Gb.

Hb. Hb. Hb. Hb.

Grth. Grth. Grth. Grth.

Zw. Zw. Zw. Zw.

Grt. Grt. Grt. Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W-

t t t t

δ / Unt. δ / Unt. δ / Unt. δ / Unt.

Verb. Verb. Verb. Verb.

δ δ δ δ

Hr. Hr. Hr. Hr.

∆h +hin/- ∆h +hin/- ∆h +hin/- ∆h +hin/-


weg weg weg weg

Ηb. Ηb. Ηb. Ηb.

αAz αAz αAz αAz

Az. Az. Az. Az.


1. 2. 3. 4.
Chr. 13 45 13 Chr. 10 13 33 Chr. 08 13 19 Chr. 04 02 59

Std.  : : 14 Std. + : : 19 Std. + : : 47 Std. + : : 15

UT1 13 44 59 UT1 10 13 52 UT1 08 14 06 UT1 04 03 14

ZU E+/W- : : ZU E+/W : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : : ZZ : :

O 64° 54’ O 69° 14’ O 32° 00’ O 36° 55,0’

Ib. + 1,0’ Ib.  0,5’ Ib. - 1,5’ Ib. + 2,0’

O 64° 55’ O 69° 13,5’ O 31° 58,5’ O 36° 57’

Gb. + 9,8 ’ Gb. + 10,5 ’ Gb. + 7,8 ’ Gb. + 8,8 ’

Hb. 65° 04,8’ Hb. 69° 24,6’ Hb. 32° 06,3’ Hb. 37° 05,8’

Grth. 13° 51,5’ Grth. 329° 59,7’ Grth. 299° 37,5’ Grth. 243 18,0’

Zw. 11° 14,8’ Zw. 03° 28,0’ Zw. 3° 31,5’ Zw. 00° 48,5’

Grt. 25° 06,3’ Grt. 333° 27,7’ Grt. 303° 09,0’ Grt. 244° 06,5’

λ E+ / W-  44° 17’ W λ E+ / -W
+ 19° 11’ E λ E+ / W-  10° 19’ W λ E+ / W- + 89° 57’ E

t 340° 49,3’ t 352°38,7’ t 292° 50,0’ t 334° 03,5’

δ / Unt. 22° 44,9’ N  0,2’ δ / Unt. 23° 13,2’ N + 0, δ / Unt. 23° 26,0’ N 0,0’ δ / Unt. 07° 00,8’ S + 0,9’

Verb.  0,1’ Verb. 0,0’ Verb. 0,0’ Verb. + 0,1’

δ 22° 44,8’ N δ 23° 13,2’ N δ 23° 26,0’ N δ 07° 00,9’ S


Achtung: S mit  in Formel

Hr. 65° 01,2’ Hr. 69° 05,4’ Hr. 31° 51,0’ Hr. 37° 00,2’

∆h +hin/- + 3,6’ ∆h +hin/- + 19,2’ ∆h +hin/- + 15,3’ ∆h +hin/- + 5,5’


weg weg weg weg

Ηb. 65° 04,8’ Ηb. 69° 24,6’ Ηb. 32° 06,3’ Ηb. 37° 05,8’

αAz  45, 8’ αAz  19, 2’ αAz 84,6° αAz  32,9’

Az. 134,2° Az. 160,8° Az. 84,6° Az. 147,1°


6. 7. Chr. 06 13 19 8. Chr. 11 39 08
5.
Chr. 22 25 41 Std. + : : 00 Std. - : : 13
Chr. 07 21 44
Std. + : : 07 Std. + : : 38 UT1 06 13 19 UT1 11 38 55
UT1 22 25 48 ZU E+/W : : - ZU E+/W- : :
UT1 07 22
ZU E+/W- : : 22
ZU E+/W- : : ZZ : : ZZ : :
ZZ : :
ZZ : :
O 40° 32,0’ O 48° 55’ O 50° 49’
Ib. - 1,5’ O 71° 04’ Ib. + 3,0’ Ib. - 1,0’
O 40° 30,5’ Ib. + 0,0’ O 48° 58,0’ O 50° 48,0’
Gb. + 6,3 ’
O 71° 04’ Gb. + 9,1 ’
Gb. + 06,7 ’
Hb. 40° 36,8’
Gb. + 7,8 ’
Hb. 49° 04,6’ Hb. 50° 57,1’
Grth. 147° 43,6’ Hb. 71° 11,8’
Zw. 06° 27,0’ Grth. 268° 57,7’ Grth. 347° 25,8’
Grt. 154° 10,4’ Grth. 283° 11,4’
Zw. 03° 19,8’ Zw. 9° 43,8’
λ E+ / W- +119° 45’ W Zw. 05° 35,5’
Grt. 288° 46,9’ Grt. 272° 17,5’ Grt. 357° 09,6’
t 043° 25,4’
λ + 123° 11’ E λ  33° 19’ W
λ E+ / W- + 87° 03’ E E+ / -W E+ / W-
δ / Unt. 2° 14,3’ S - 1,0’
t 015° 49,9’ t 035°28,5’ t 323° 50,6’
Verb. - 0,4’
δ 02° 13,9’ S 00° 16,9’
 δ / Unt.  1,0’ δ / Unt. 22° 57,1’ - 0,2’ δ / Unt. 2° 31,0’ S +1,0’
Achtung: S mit Formel N
in
Verb. + 0,3’ Verb. - 0,1’ Verb. +0,6’
Hr. 40° 26,2’
δ 00° 17,2’N δ 22° 57,0’ δ 2° 31,6’ S
∆h +hin/-weg + 10,6’
Ηb. 40° 36,8’
Hr. 71° 20,1’ Hr. 48° 58,2’ Hr. 51° 03,1’
αAz 69,5’ ∆h +hin/-weg + 8,3’ ∆h +hin/- ∆h +hin/-
+ 6,4’ - 06,0’
weg weg
Az. 249,5° Ηb. 71° 11,8’
Ηb. 49° 04,6’ Ηb. 50° 57,1’
αAz  58, 5’
Az. 301,5° αAz 54, 5’ αAz - 69,7°

Az. 234,5° Az. 110,3°


9. 10
Chr. 07 44 09 Chr. 10 20 14

Std. + : : 47 Std. - : : 14

UT1 07 44 56 UT1 10 20 00

ZU E+/W- : : ZU E+/W : : -

ZZ : : ZZ : :

O 58° 10’ O 57° 01,1’

Ib. + 2,0’ Ib.  1,5’

O 58° 12’ O 56° 59,5’

Gb. + 8,8 ’ Gb. + 10,4 ’

Hb. 58° 20,8’ Hb. 57° 09,9’

Grth. 284° 47,3’ Grth. 328° 42,2’

Zw. 11° 14,0’ Zw. 05° 00,0’

Grt. 296° 01,3’ Grt. 333° 42,2’

λ E+ / W- + 56° 34’ E λ E+ / -W
+ 01° 35’ W

t 352° 35,3’ t 332°07,2’

δ / Unt. 23° 22,8’ N + 0,1’ δ / Unt. 22° 19,6’ N + 0,3’

Verb. + 0,1’ Verb. - 0,1’

δ 23° 22,9’ N δ 22° 19,52’ N

Hr. 58° 30,3’ Hr. 57° 08,8’

∆h +hin/- - 9,5’ ∆h +hin/- + 01,0’


weg weg

Ηb. 58° 20,8’ Ηb. 57° 09,9’

αAz  13, 1’ αAz  52, 9’

Az. 166,9° Az. 127,1°


Lektion 6
AstroNav-online 1 Lektion 6

Lektion 6
Zeichnerische Auswertung der astronomischen Standlinie in der
Seekarte (Plottingsheet)

Nachdem wir jetzt in der Lage sind die vorausberechnete Standlinie mit der beobachteten Standlinie zu vergleichen und das Az zu
ermitteln, wollen wir jetzt die astronomische Standlinie in einem Seekartenausschnitt, dem so genannten Plottingsheet, auswerten

Exkurs:
Ein Plottinngsheet ist nichts anderes als ein Seekartenausschnitt ohne weiteren Inhalte wie Landumrisse, Tiefenangaben oder Tonnen
etc. Da die astronomische Navigation ja ausschließlich außer Landsicht angewendet wird, handelt es sich im Prinzip um einen
vergrößerten Kartenausschnitt eines Überseglers.
Die einzige Besonderheit dieses Kartenausschnitts liegt darin, dass es nur Breitenangaben hat während Längenangaben vom Benutzer
selbst festgelegt werden müssen. In unserem Beispiel wurden die Längen rund um den Koppelort so festgelegt, dass man gut mit dem
PL arbeiten kann. Bei W-Längen nehmen die Längen nach links hin also in Richtung Westen zu und nach rechts also in Richtung
Osten ab (Abb. 1). Bei E-Längen würden diese nach rechts hin also nach Osten hin zunehmen und nach links also nach Westen hin
abnehmen (Abb. 2). Da die Abstände zwischen den Längen bei Mercartorkarten gleicher Maßstäbe auf jeder Breite gleich bleiben,
kann man so mit ein paar Karten alle Seegebiete der Welt abdecken, so dass man nur wenige Plottingsheets an Bord haben muß.
In den beiden Abbildungen wurden gleichzeitig jeweils der Koppelort eingezeichnet. Man legt zweckmäßigerweise die Längen so fest,
dass man vom Koppelort ausgehend mit einem entsprechenden Kurs möglichst lange in der Karte fahren kann. D.h., fährt man in
westliche Richtung, dann legt man den Koppelort an den äußersten rechten Rand (Abb. 3), fährt man in östliche Richtung, dann legt
man den Koppelort möglichst an den linken Rand (Abb. 4).
Anmerk.: hier handelt es sich nur wiederum um einen von mir kopierten Ausschnitt aus einem Plottingsheet. Normalerweise sind viel
mehr Längen zu sehen.

Abb. 1: Abb. 2:
Festlegungen bei Festlegungen bei
Westlängen Ostlängen

Koppelort

φ = 31°18’N
λ = 140° 11’ W

φ = 30°43’N
λ = 076° 32,5’ E

Koppelort

Längen werden vom Benutzer selbst


festgelegt
Längen werden vom Benutzer selbst
festgelegt

141° W
140° W 139° W

75° E
76° E 77° E
AstroNav-online 2 Lektion 6

Abb. 3: Abb. 4:
westliche Kurse östliche Kurse

Westlicher Kurs

Östlicher Kurs

Koppelort Koppelort

75° E 75° E
76° E 77° E 76° E 77° E

Nach diesem Exkurs wollen wir jetzt der Frage widmen, wie kann man nun das errechnete
∆h und das Az in der Karte auswerten. Dazu muß noch einmal die Höhengleiche
herangezogen werden. Wie wir aus Lektion eins wissen ist die Höhengleiche ein Kreis um
den Bildpunkt des Gestirns, auf dem alle Beobachter das Gestirn unter der gleichen Höhe
messen (Abb. 5)

Nordsternbreite und Höhengleiche

Alle Beobachter messen mit dem Sextanten


einen Winkel von 80° : d.h. alle Beobachter
befinden sich auf dem Breitenkreis von φ =
80° Nord d.h. auch , daß sich alle auf einem
Kreis befinden der 10° = 600 sm (1°= 60sm)
vom Nordpol entfernt ist.

Abb 5.:
Da alle Beobachter, die
auf dieser Kreis –linie Höhengleiche
Sextantmessung 60°, stehen, die gleiche Höhe
daraus ergibt sich, messen, nennt man diesen
der Beobachter Standlinienkreis auch
befindet sich auf der
Breite φ = 60° Höhengleiche.

φ = 0°
Beobachter kann den Nordstern
nicht mehr sehen.
Sextantenmessung 0°.
Beobachter befindet sich auf
dem Äquator (Breite = 0°)
AstroNav-online 3 Lektion 6

Man könnte nun, indem man die Richtung zum Bildpunkt mit dem Kompaß peilt, die
rechtweisende Peilung also das Azimut (Az) feststellen. Daraus müßte man dann im Prinzip
ableiten können, wo man sich auf dem Kreis befindet. Dies klappt aber nicht, da die
Entfernungen zu groß sind und das Azimut in Wirklichkeit nur der Anfangskurs eines
Großkreises ist, der irgendwo auf der Höhengleiche beginnt. Ungefähr ließe sich das machen,
aber dieses Verfahren ist so ungenau, dass es nicht für die Standortgewinnung tauglich ist.
Daher benutzt man das Azimut nur als Hilfslinie zur Richtungsbestimmung für die aus dem ∆h
gewonnene Standlinie. Wie das funktioniert werden wir im folgenden sehen. Zunächst sei noch
auf folgendes hingewiesen. Die Höhengleiche ist ein Kreis mit einem oftmals mehrere tausend
Meilen großen Umfang. Bei diesem Kreis ist die Krümmung in einem kleinen Kartenmaßstab
so gering, dass daher der Ausschnitt aus der Höhengleiche mit dem man letztlich arbeitet quasi
als Gerade betrachten werden kann, die auf dem kurzen Stück des Kartenausschnitts einer
Tangente an die Höhengleiche entspricht, die rechtwinklig auf dem Az steht. (Abb.6)

Tangente an die Höhengleiche

Az
Az

BP

Az

Az

Abb 6.:
Tangenten u. Az

Da wir aber nicht wie in Kapitel 1 beschrieben aufgrund der Größenverhältnisse auf der
Erde nicht nur mit der beobachteten Höhengleiche arbeiten können und wir uns des
Tricks bedienen müssen, die Höhengleiche für den gekoppelten Ort mit der
beobachteten Höhe zu vergleichen, und somit über das ∆h auf die wahre Höhengleiche
zu kommen, muß auch mittels der Tangente ähnlich verfahren werden, wie die
folgenden Abbildungen zeigen.
AstroNav-online 4 Lektion 6

Vorausberechnete Höhengleiche (Hr) für Koppelort

+
∆h
+
∆h

Az
Az

BP

Az

+
Az
∆h

+ ∆h

Abb7.:
Höhengleichen berechnet
Aus Sextantmessung ermittelte Höhengleiche (Hb) u. beobachtet

Nehmen wir nun aus der obigen Höhengleiche einen Ausschnitt heraus und berechnen die Standlinie
anhand eines konkreten Beispiels:
In diesem Fall hat die Vorausberechnung für z. B. den Koppelort (08.00) φ= 31°18’ N und λ =
140°11’W ein Hr = 55°17’ mit einem Az von 146° ergeben, d.h., würden wir tatsächlich auf diesem
Koppelort stehen, dann müssten wir um 08.00 die Sonne mit der wahren Höhe von 55°17’ messen.
Wir messen aber tatsächlich Hb = 55°33’, d.h., wir messen die Sonne unter einem größeren Winkel,
wir sind also näher am Bildpunkt und zwar um ∆h = 16 sm.

Nord

Nord

Koppelort

+
∆h
Koppelort
Abb 9.: Hr.- Hb
Az
+
BP ∆h

Az
Hr. 55° 17’
Az
∆h +hin/-
weg + 16’
Ηb. 55°33’

+ ∆h
Az. 146°° Abb10.: Ausschnitt mit Tangenten
AstroNav-online 5 Lektion 6

Für Koppelort vorausberechnete


Standlinie (Tangente an die
Höhengleiche)
φ = 31°18’N
λ = 140° 11’ W
Koppelort
(08.00)

+ Aus Sextantmessung
ermittelte Standlinie
∆h

Az
Az=146°

∆ h = +16’ = 16 sm
auf den Bildpunkt zu

Hr. 55° 17°’


∆h +hin/-
weg + 16’
Ηb. 55°33’

141° W
140° W 139° W

Abb.11:
∆h positiv (+)

Die Übertragung der gefundenen Standlinie kann nun in das Plottingsheet erfolgen, wobei erst die
Abb. 15 wiedergibt, was in diesem konkreten Fall (∆h = + 16) im Plottingsheet letztendlich von den
ganzen Vorgängen übrig bleibt.
AstroNav-online 6 Lektion 6

+ +
∆h ∆h

Az
Az

BP
BP

Abb. 12: Abb. entspricht noch Abb. 11 Abb. 13: die Tangente an die vorausberechnete Höhengleiche
wird nicht eingetragen, vielmehr werden 16 sm auf dem
Azimutstrahl auf den BP zu abgetragen und rechtwinklig zum
Az die Standlinie eingezeichnet.

Az

BP

Abb. 15: So sieht das dann bei Profis aus.


Abb. 14: diese Zeichnung gilt noch für Es bleibt nur noch die Standlinie übrig.
Anfänger, da diese noch das Az in die Käme jetzt eine zweite Standlinie dazu,
Karte eintragen dürfen. dann hätte man einen Ort.
Der Profi ist insbesondere deswegen so
sparsam mit dem Einzeichnen von
Linien, weil er a) zu faul ist und b) zu
viele Linien bei z.B. 4 – 5
Beobachtungen zu Fehlern führen
können.

Diese eben dargestellten Vorgänge sind auch für den folgenden Fall anwendbar, bei dem
das ∆h negativ ist.
AstroNav-online 7 Lektion 6

Aus Sextantmessung Für Koppelort vorausberechnete


ermittelte Standlinie Standlinie (Tangente an die
Höhengleiche)


Koppelort φ = 31°18’N
∆h
λ = 140° 11’ W

Az =146°

∆ h = 16’ =
16 sm vom BP weg

Hr. 55° 33°’


∆h +hin/-
weg  16’
Ηb. 55°17’

141° W
140° W 139° W

Abb16.:
∆h negativ (-)
AstroNav-online 8 Lektion 6

Standlinienversegelung

Wie aus den bisherigen Erklärungen deutlich wurde, benötigt man zur Ermittlung eines astronomischen Ortes mindestens zwei
besser drei - vier Standlinien. Wenn man dazu 3 - 4 Gestirne hat also in der Regel Sterne oder Planeten, dann ist die Ermittlung
sehr einfach und ein Ort würde wie in Abb. 17 dargestellt aussehen.
Sterne und Planeten sind jedoch 1.nur zweimal am Tag nämlich in den Dämmerungen zu beobachten und 2. aufgrund ihrer Größe
für den Anfänger schwierig zu beobachten. Aus diesen Gründen ist es zweckmäßig, wenn man die Beobachtungen und
Berechnungen zunächst mit der Sonne beginnt. Die Berechnungen der Sonnenstandlinien und deren Auswertung im Plottingsheet
sind zwar etwas aufwändiger, doch überwiegen die Vorteile der leichteren praktischen Beobachtung und der Verfügbarkeit der
Sonne über den ganzen Tag, natürlich vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Eine besondere Schwierigkeit bei der Ermittlung eines Sonnenstandortes ist der unglückliche Umstand, dass nur ein Objekt
nämlich die Sonne zur Auswertung zur Verfügung steht, die sich zu allem Unglück auch noch bewegt, so dass der Bildpunkt der
Sonne über den Tag in verschiedenen Richtungen zu sehen also mit unterschiedlichen Azimuten zu peilen ist (Abb. 19).
Wie die Auswertung bei stillliegendem Schiff z.B. vor Anker aussehen würde, zeigt Abb. 20. Die Auswertung der
Sonnenstandlinien bei fahrendem Schiff erfolgt nun im Prinzip, wie die Auswertung einer abgestumpften Doppelpeilung, also der
Peilung einer Landmarke, die aufgrund unterschiedlicher Umstände für eine normale Doppelpeilung nicht mehr zur Verfügung
steht und man eine neue Landmarke benutzt (siehe Exkurs Doppelpeilung/abgestumpfte Doppelpeilung).
Im Folgenden soll nun anhand eines Beispiels mit 2 Sonnenstandlinien der Vorgang zur Ermittlung eines astronomischen Ortes
erläutert werden.

I
II
Astron. Ort

+
Az Koppelort

III

Az

Az

141° W
140° W 139° W Abb. 17.: Ort
aus 3 Sternen
AstroNav-online 9 Lektion 6

Koppelort I

Az

Sonnenbahn (Bildpunktbahn) im Verlaufe des Tages

141° W
140° W 139° W

Abb. 18.: Standlinie mit Az


AstroNav-online 10 Lektion 6

II
I
∆h =  6
Koppelort Astron. Ort
+

Az = 146°
AzAz
= 197°

Sonnenbahn (Bildpunktbahn) im Verlaufe des Tages

141° W
140° W 139° W

Abb. 19.: Ermittlung des astronomischen Ortes aus zwei Sonnenstandlinien bei festliegendem Schiff, z.B. vor Anker.
Im Laufe des Tages haben sich nur die Azimute der Sonne geändert. Da sich das Schiff nicht bewegt hat, muß
zunächst nicht das Verfahren der Doppelpeilung angewendet werden.
In diesem Beispiel bedienen wir uns wieder der Standlinie aus dem bisherigen Beispiel mit ∆h = +16 sm und Az =
146°.
Hinzu nehmen wir eine zweite Standlinie die ich hier mal mit ∆h = - 6 sm und Az = 197° angenommen habe.
AstroNav-online 11 Lektion 6

II
Kurs
Koppelort
11.00
Koppelort
8.00 ∆h=
+ 4 sm
Az
101°
∆h=
+ 9 sm
Az
142°

Koppelort 08.00 Uhr: φ = 31°09’N λ = 140°44’ W


1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h= + 9 sm, Az = 101°
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h= + 4 sm, Az = 142°
Kurs = 82°, Geschwindigkeit = 18 kn

141° W
140° W 139° W
AstroNav-online 12 Lektion 6

I versegelt
d = 54 sm

Astron. Ort Kurs


Koppelort 11.00
11.00
Koppelort
8.00

II

Beispielaufgabe:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 31°09’N λ = 140°44’ W
1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h= + 9 sm, Az = 101°
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h= + 4 sm, Az = 142°
Kurs = 82°, Geschwindigkeit = 18 kn
Verseglungsdistanz für 3 Stunden = 3 * 18 sm = d = 54 sm

Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ?

Lösung:
φ = 31°21’N λ = 139°30,5’ W

141° W
140° W 139° W
Lektion 7

Kulmination
AstroNav-online 1 Lektion 7

Lektion 7

Die Kulmination (Mittagsbreite)


Die Kulmination (lat.: culminare → den Höhepunkt erreichen)
Steht die Sonne auf ihrer scheinbaren Bewegung um die Erde „im Orts-Meridian“ (Az = 0° bzw.
180° des Beobachtungsortes (Grt = λ → Ortsstundenwinkel (t) = 0°) so kulminiert sie, d.h. sie
erreicht ihren höchsten Stand.

Nordpol

Grt=
t = 0° λ
Stundenkreis von Greenwich

37°44’W

Grt = Länge
des Schiffslänge 0°
Bildpunktes Grw-Meridian

Abb.1.: Kulmination Abb.2: t bei der Kulmination

Die Ermittlung der Breite über die Kulmination war für die früheren Seefahrer neben der
Nordsternbreite die zweite Hochseenavigationsmethode, die angewendet werden konnte nach dem
Tafeln erstellt werden konnten, die die Bildpunktbreiten der Sonne zu den verschiedenen Zeiten
genau angaben. Dadurch waren die Seefahrer in der Lage auch am Tage die Breite zu bestimmen
und außerdem konnten Sie auch auf der Südhalbkugel navigieren. Zwar war das Navigieren nur
auf die Breitenermittlung beschränkt, da die Längenermittlung bis zur Entwicklung einer genauen
Uhr nicht möglich war, doch aufgrund der Tatsache, dass es keine andere Methode gab, erlangte
diese Methode über Jahrhunderte große Bedeutung. Da außerdem der Kapitän mittels des
Kulminationszeitpunktes jeden Tag die Zeit an Bord neu festlegte und außerdem die
Kulminationsbreite im Prinzip ohne eine Uhr durchführbar ist, gehört die Kulmiantionsbreite nach
wie vor traditionell zum vollen Programm eines Mittagsortes. Man käme aber heutzutage aufgrund
des heutigen Standlinienverfahrens auch ohne Kulmination wunderbar klar.
Zur Vorbereitung auf die folgenden Kulminationsszenarien sollen hier noch einmal einige Bilder
aus dem Skript gezeigt werden.

Abb.3 Zenitdistanz Abb.4: sphärisch-astronomische Grunddreieck Abb.5: wahre Höhe


AstroNav-online 2 Lektion 7

Standort auf der Nordhalbkugel

a) Sonne wird im Süden beobachtet, d.h. Standort des Beobachters ist nördlich vom Bildpunkt der Sonne

δ = Nord

Abb. 6: Zusammenhang Hb, δ,φ ,Z


Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 90°

im Süden (Az = 180°) mit Hb =70°. Die Breite des 80° 90°

70° 80°
Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ 70°
= 10°N. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann 60°
60°
würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90° 50°

messen. Man misst aber in diesem Fall Hb = 70°. 40°


50°

D.h., dass man 20° vom BP also von 10°N entfernt 40° Hb
70°
in nördlicher Richtung steht. Bezogen auf die 30°
30°
φ
30° N
φ
Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt 20° 30° N

20° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 10°N ist, 20°


Z
20°
Z Hb
10°
steht man auf also φ = 30°N 10°
20° 70°
δ
0° 10° N
δ
90° 90° 0°
10°
10° N

 Hb  70° 10°
20°

=Z = 20° 20°
30°

+δ + 10° 30°

φKulm. 30°N

δ = Süd
Abb. 7: Zusammenhang Hb, δ,φ, Z
Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 90°
80°
im Süden (Az = 180°) mit Hb =50°. Die Breite des 70°
Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ
60°
= 10°S. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann
würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90° 50°

messen. Man misst aber in diesem Fall Hb =50°. 40°

D.h., dass man 40° vom BP also von 10°S entfernt Hb


30° 50°
in nördlicher Richtung steht. Bezogen auf die φ
30° N
Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt 20°

40° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 10°S ist, 10°


Z
40°
steht man auf also
φ = 30°N 0°

10°

90° 90° 20°


δ
10° S

 Hb  50° 30°

=Z = 40°
δ  10
φKulm. 30°N
AstroNav-online 3 Lektion 7

b) Sonne wird im Norden beobachtet,d.h. Standort des Beobachters ist südlich vom Bildpunkt der Sonne

δ = Nord
Abb. 8: Zusammenhang Hb, δ,φ ,Z
Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 90°
80°
im Norden (Az = 000°) mit Hb =75°. Die Breite des
70°
Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ
= 20°N. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann 60°

würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90° 50°

messen. Man misst aber in diesem Fall Hb = 75°. 40°


D.h., dass man 15° vom BP also von 20°N entfernt
in südlicherRichtung steht. Bezogen auf die 30°

Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt 20°


15° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 20°N ist, δ
20° N Z
steht man also auf φ = 05°N 10°
Hb
15°

75°
0° φ
5° N

δ 20° 10°

+ Hb + 75° 20°

= 95° 30°

 90°  90°
φKulm. 5°N

Standort auf der Südhalbkugel

a) Sonne wird im Norden beobachtet, d.h. Standort des Beobachters ist südlich vom Bildpunkt der Sonne

δ = Süd
Abb. 9: Zusammenhang Hb, δ,φ, Z
Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 90°

im Norden (Az = 000°) mit Hb =60°. Die Breite des 80°

70°
Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ
= 10°S. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann 60°

würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90° 50°

messen. Man misst aber in diesem Fall Hb = 60°. 40°


D.h., dass man 30° vom BP also von 10°S entfernt
in südlicher Richtung steht. Bezogen auf die 30°

Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt 20°


30° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 10°S ist,
steht man auf also φ = 40°S 10°

90° 90° 10°


δ

 Hb  60° 20°
10° S
Z

=Z = 30° 30°
Hb
60°
30°

+ δ + 10 φ
40° S

φKulm. 40°S
AstroNav-online 4 Lektion 7

δ = Nord
Abb. 10: Zusammenhang Hb, δ,φ, Z
Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 80°
90°

im Norden(Az = 000°) mit Hb =60°. Die Breite des 70°


Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ 60°

= 10°N. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann 50°


würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90°
messen. Man misst aber in diesem Fall Hb = 60°. 40°

D.h., dass man 30° vom BP also von 10°N entfernt 30°

in südlicher Richtung steht. Bezogen auf die 20°

Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt


10°
30° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 10°N ist, δ
10° N

steht man auf also φ = 20°S 0°

10° Z
Hb 30°
90° 90° 20° 60°
φ
 Hb  60°
30° 20° S

=Z = 30°
δ  10
φKulm. 20°S

b) Sonne wird im Süden beobachtet,d.h. Standort des Beobachters ist nördlich vom Bildpunkt der Sonne

δ = Süd
Abb. 11: Zusammenhang Hb, δ,φ, Z
Ein Beobachter mißt die Sonne bei der Kulmination 90°
80°
im Süden (Az = 180°) mit Hb = 75°. Die Breite des 70°
Bildpunktes der Sonne beträgt in diesem Beispiel δ 60°
= 20°S. Würde man die Sonne im Zenit sehen, dann
würde man die Höhe der Sonne mit Hb = 90° 50°

messen. Man misst aber in diesem Fall Hb = 75°. 40°

D.h., dass man 15° vom BP also von 20°S entfernt 30°

in nördlicher Richtung steht. Bezogen auf die


Himmelskugel heißt das, die Zenitdistanz (Z) beträgt 20°

15° (Z = 90°  Hb ). Da die Bildpunktbreite 10°N ist, 10°

steht man auf also φ = 05°S 0°

10° φ
Hb 5° S
δ 20° 20°
75° Z
15°
+ Hb + 75° 30°
δ
20° S

= 95°
 90°  90°
φKulm. 5°S
Achtung: φKulm. ist die Breite zur Zeit der Kulmination der Sonne. Da die Kulmination aufgrund der Zeitgleichung (siehe
Vorlesungsskript Kap 4.6) in den seltensten Fällen um 12.00 Uhr Zonenzeit stattfindet, muss man die ermittelte Kulminationsbreite
wie eine normale Standlinie betrachten und diese wie die übrigen Standlinie so versegeln, dass ein astronomischer Mittagsort
gefunden werden kann. Berechnung des Kulminationszeitpunktes
AstroNav-online 5 Lektion 7

In früheren Zeiten wurde der Tag durch den wahren Mittag bestimmt, also durch den Eintritt der
Sonne in den Ortsmeridian, d.h., die Uhren an jedem Ort wurden entsprechend auf 12.00 Uhr
gestellt. Dies war die wahre Ortszeit. Wie in meinem Vorlesungsskript in Kapitel 4.6. ausgeführt,
wirft der Umgang mit der wahren Ortszeit einige Probleme auf, die mit der Bewegung der Sonne
auf der Ekliptik zusammenhängen, so dass man die mittlere Ortszeit (MOZ) und die Zonenzeit
(ZZ) einführte.
Will man nun die Mittagsbreite ermitteln, also die Standlinie, die ja gleichzeitig die Breite ist, auf
der man sich befindet, wenn die Sonne im Ortsmeridian kulminiert, dann muß man im Nautischen
Jahrbuch nachgucken, auf welcher Breite sich die Sonne zum Kulminationszeitpunkt befindet, also
das δ muß ermittelt werden. Weiterhin muß man die Zonenzeit berechnen, zu der man die
Beobachtung durchführt.
Im folgenden soll die Berechnungsmethode des Kulminationszeitpunktes über das
Transitusverfahren (T) mit dem Nautischen Jahrbuch gezeigt werden.

Unter T wird im Nautischen Jahrbuch angegeben, wann die Sonne nach mittlerer Ortszeit (MOZ)
durch den Ortsmeridian geht.
Um nun das δ ermitteln zu können, muß man für den Kulminationszeitpunkt die Greenwicher Zeit
also UT1 berechnen und für die Beobachtung die entsprechende ZZ.
Dazu muß man zunächst die Länge in Zeit (λiZ) umrechnen, d-h., wie groß ist der Zeitunterscheid
zwischen dem Ortsmeridian des Koppelortes und und dem Greenwicher Meridian oder anders
ausgedrückt, welchen Zeitraum benötigt die Sonne um den Längenunterscheid zwischen
Ortsmeridan und Greenwicher Meridian zurückzulegen. Da die „Geschwindigkeit“ der Sonne
aufgrund der Erddrehung 15° pro Stunde (360°:24) beträgt, teilt man die Länge durch 15° und
erhält so den gesuchten Zeitunterschied. Um nun UT1 zu erhalten, zieht man diesen Betrag bei
Ostlängen ab und zählt ihn bei Westlängen dazu.

Beipielaufgabe:
Wann kulminiert die Sonne nach UT1 und ZZ am 22. März 1997 auf der Länge λ = 3°45’E ?
T 12 07’ 00’’

λiZ E- / W+ :15’ 00’’ 3°45’E : 15


UT1 11 52’ 00’’

ZU E+/W- 00° 00’ 00’’

ZZ 11 52’ 00’’

Hinweis: Man arbeitet nur im Minutenbereich, da diese Genauigkeit hier völlig ausreichend ist, da sich die genaue Beobachtung der Mittagsbreite
ohnehin am höchsten Stand der Sonne orientiert. D.h. man beobachtet so lange, bis man feststellt, dass die Sonne nicht mehr weiter steigt, sie also
den höchsten Stand erreicht hat. Insofern ist die Zonenzeitangabe nur der Hinweis darauf, wann man ungefähr die Beobachtung vornehmen muß. In
der Praxis beginnt man dann einige Minuten vor der berechneten Zonenzeit mit der Beoabachtung.
Für die Ermittlung des δ spielt die genaue Zeit auch keine große Rolle, da sich die Breite des Bildpunktes nur ganz langsam verändert. Außerdem ist
die Koppelposition mit der diese Zeiten ermittelt werden naturgemäß sowieso nur „geschätzt“ und als Annäherung an die wahren Verhältnisse zu
betrachten. Erst die Beobachtung der wahren Höhe der Sonne bringt dann über den Vergleich mit der vorausberechneten Höhe die tatsächliche
(wahre) Höhe und damit die wahre Breite des Standortes.
AstroNav-online 6 Lektion 7

Berechnung der Kulminationsstandlinie bzw. der Mittagsbreite


Es gibt drei Möglichkeiten zur Berechnung der Mittagsbreite.
Die erste Möglichkeit wurde oben bei der prinzipiellen Erklärung der Kulminationsbreite gezeigt.
Mit diesem Verfahren erhält man sehr leicht seine Breite, allerdings zum tatsächlichen
Kulminationszeitpunkt, der ja wie bereits gezeigt, zumeist nicht mit 12.00 Uhr ZZ zusammenfällt.
Dies spielt im Grunde auch keine Rolle, wenn man keinen besonderen Wert auf den 12.00 Uhr-Ort
legt. Man kann dann die übrigen Standlinien auf den Kulminationszeitpunkt versegeln und hat
dann wie in unserem obigen Beispiel eben einen astronomischen Ort um 11.52 Uhr.
Benötigt man allerdings einen astronomisch ermittelten 12.00 Uhr-Ort als Mittagsort , um
beispielsweise das Etmal (Tagesdistanz) zu berechnen oder sonstige für das Logbuch relevante
Eintragungen machen zu können, dann muß man bei dem obigen Verfahren entweder den 11.52
Uhr –Ort um 8 min voraus also in Kursrichtung versegeln oder man versegelt alle Standlinien
einzeln also auch die Kulminationsstandlinie auf 12.00 Uhr.

Bei der zweiten Variante zur Ermittlung der Kulmiantionsstandlinie, die ich bevorzuge, wird die
Kulminationsstandlinie wie alle anderen Standlinien mittels Taschenrechnerformeln ermittelt,
wobei der Ortsstundenwinkel (t) in der Formel mit 0° und das Az entweder mit 0°, wenn die Sonne
nördlich und mit 180°, wenn sie südlich vom Beobachter kulminiert.

Dazu folgendes Beispiel:

Am 16. Juni 1997 stehen Sie um 12.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort φ = 30°23,5’N , λ =
138°56,5’W. Sie beobachten bei der Kulmination folgende Höhe KA= 83°02,6’
Weitere Angaben: FüG = 20 kn, KüG = 122°, Ah = 16m, Ib. = +1,5’

12h Koppelort:
´
ϕ= 30°23,5’ N λ= 138° 56,5’W :15

Kulmination

T 12 01 00
E- /
λiZ W+ 09 15 46
UT1 21 16 46
ZU E+/W- 09 00 00
ZZ 12 16 46

O 83° 02,6’
Ib. + 1,5’
O 83°04,1’
Gb. + 8,6’
Hb. 83° 12,7’
AstroNav-online 7 Lektion 7

t 0°

δ/Unt. 23°22,1’ N + 0,1’

Verb. + 0,1’
δ 23°22,2 N

Hr. 82° 58,7’


∆h +hin/- + 14,0’
weg

Ηb. 83° 12,7’

Az. 180°

Zonenzeit 12 16 46
zu
versegeln  5,5 sm

Koppelort

Mittagsbreite – 12.00 ZZ
φ 12.00 = 30°12’ N

∆ h = +14’ Versegelungsdistanz =
5,5 sm zurück

Kulminationsbreite/standlinie
also Breite um 12-16 ZZ

Az = 180°

Die 3. Variante zur Ermittlung der Mittagsbreite ist die eleganteste, da man ohne Versegelung

139° W 138° W
AstroNav-online 8 Lektion 7

Berechnung mit obigem Beispiel:

Berechnung über 1. Besteckrechnung


b = d*cosα = 5,3 sm * cos 58° = 2,8’ S
Exkurs:
d = FüG : 60 * 16’ = 5,3 sm
α = KüG = 122° → quadrantal = S 58°E
φk(12.00) 30°23,5’ N ∆φ = 00°2,8’S
∆φ 00°2,8’ S
Rechenregel: sind φ und δ ungleichnamig (N/S)
φk(12.16) 30 20,7 N dann muß man beide addieren, sind sie
gleichnamig (N/N-S/S) subtrahieren
δ 23°22,1’ N Zum Verständnis siehe Variante 1:
Z 6°58,6’
Zenitdistanz

Hr (90 - Z) 83°01,4’

 Gb. + 8,6’

 Ib + 1,5’

Hr 82° 51,3’

∆φ (+)11,3’ S + heißt auf den Bildpunkt zu, da Az = 180°→ S


Hinweis: ∆φ entspricht dem ∆h. Es wird hier nur
als Breitenunterschied ausgedrückt.
KA 83 02,6’
Achtung: Vorzeichen beachten: S oder N

φk 12.00 30°23,5’ N

∆φ 11,3’ S

φAstro(12.00). 30° 12,2’ N

Übungsaufgaben:
Lösen Sie bitte die folgenden Aufgaben:

Nr. Datum Uhrzeit Koppelort KA FüG KüG Ah Ib


(ZZ) φ λ (kn) (m)
1. 12.02. 12.00 30°17’ N 27° 14’ E 45°40’ 12 126° 17 + 1,5’
2. 17.03. 12.00 45° 45’ N 130°12’ W 43°13’ 23,5 80° 20 + 2,0’
3. 13.06. 12.00 49° 15’ S 56° 34’ E 17°24’ 18,5 304° 4 +2,5’
4. 03.07. 12.00 55° 03’ S 150° 48’ E 12°14’ 10 245° 16 0,0’
5. 28.06. 12.00 46° 12’ N 34° 17’ W 67°00’ 26 33° 15 -1,0’
6. 19.09. 12.00 31° 14’ N 120° 53’ E 60°05’ 22,5 145° 23 -0,5’
7. 07.10. 12.00 54° 23’ S 23° 43’ W 40°58’ 10,5 90° 9 +0,5’
8. 24.03. 12.00 45°59’ N 112° 58’ E 41°25’ 16 326° 8 -1,5’
9. 19.06. 12.00 29° 58’ N 14° 12’ W 83°30’ 17 112° 7 - 2,0’
10. 01.02. 12.00 49° 12’S 03° 56’ W 57°25’ 29,5 199° 10 +2,5’
AstroNav-online 9Lektion 7

T : : T : : T : : T : :

λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : :

UT1 : : UT1 : : UT1 : : UT1 : :

ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : : ZZ : :

φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00


∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α)
φk(zz) φk(zz) φk(zz) φk(zz)

δ δ δ δ

Z Z Z Z

Hr (90 - Z) Hr (90 - Z) Hr (90 - Z) Hr (90 - Z)


 Gb.  Gb.  Gb.  Gb.

 Ib  Ib  Ib  Ib

Hr Hr Hr Hr

∆φ ∆φ ∆φ ∆φ

Hb Hb Hb Hb
φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00
∆φ ∆φ ∆φ ∆φ

φAstro. φAstro. φAstro. φAstro.


AstroNav-online 10 Lektion 7

T : : T : : T : : T : :

λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : : λiZ E- / W+ : :

UT1 : : UT1 : : UT1 : : UT1 : :

ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : : ZU E+/W- : :

ZZ : : ZZ : : ZZ : : ZZ : :

φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00


∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α) ∆φ(d* cos α)
φk(zz) φk(zz) φk(zz) φk(zz)

δ δ δ δ

Z Z Z Z

Hr (90 - Z) Hr (90 - Z) Hr (90 - Z) Hr (90 - Z)


 Gb.  Gb.  Gb.  Gb.

 Ib  Ib  Ib  Ib

Hr Hr Hr Hr

∆φ ∆φ ∆φ ∆φ

Hb Hb Hb Hb
φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00 φk 12.00
∆φ ∆φ ∆φ ∆φ

φAstro. φAstro. φAstro. φAstro.


AstroNav-online 1 Lektion 7

1. 2. 3 4.
T 12 14 00 T 12 08 00 T 12 00 00 T 12 04 00

λiZ E- / W+ 01 48 56 E λiZ E- / W+ 08 40 48 W λiZ E- / W+ 03 46 16: E λiZ E- / W+ - 10 03 12 E

UT1 10 25 04 UT1 20 48 48 UT1 08 13 44 UT1 02 00 48

ZU E+/W- +02 00 00 ZU E+/W- -09 00 00 ZU E+/W- + 04 00 00 ZU E+/W- + 10 00 00

ZZ 12 25 04 ZZ 11 48 48 ZZ 12 13 44 ZZ 12 00 48

φk 12.00 30° 17,0’ N φk 12.00 45°45,0’N φk 12.00 49° 15’ S φk 12.00 55° 03,0’ S

∆φ(d* cos α) 00° 02,9’ S ∆φ(d* cos α) 00°03,3’ N ∆φ(d* cos α) 00° 02,2’ N ∆φ(d* cos α) 00° 00,0’

φk(zz) 30°14,1’ N φk(zz) 45°48,3’N φk(zz) 49° 12,8’ S φk(zz) 55° 03,0’ S

δ 13°36,0’ S δ 01°04,4’ S δ 23° 13,0’ N δ 22° 57,9’ N

Z 43° 50,1’ Z 46°52,7’ Z 72° 25,8’ Z 78°00,9’

Hr (90 - Z) 46° 09,9’ Hr (90 - Z) 43°07,3’ Hr (90 - Z) 17° 34,2’ Hr (90 - Z) 11° 59,1’
 Gb. + 00°07,9’  Gb. +7,1’  Gb. + 9,3’  Gb. + 4,2’

 Ib + 00° 01,5’  Ib +2,0’  Ib + 2,5’  Ib 0,0’

Hr 46°00,5’ Hr 43°16,4’ Hr 17° 22,4’ Hr 11°54,9’

∆φ - 00°20,5’ N ∆φ - 3,4’ N ∆φ + 2,4’ N ∆φ + 19,1’ N

Hb 45°40,0’ Hb 43°13’ Hb 17° 24’ Hb 12° 14’

φk 12.00 30° 17,0’N φk 12.00 45°45’ N φk 12.00 49° 15’ S φk 12.00 55° 03,0’ S

∆φ 20,5’N ∆φ 3,4’ N ∆φ 2,4’ N ∆φ 19,1’ N

φAstro. 30° 37,5’ N φAstro. 45° 48,4’ N φAstro. 49° 12,6’ S φAstro. 54° 42,5’ S
AstroNav-online 2 Lektion 7
5. 6. 7. 8.
T 12 03 00 T 11 54 00 T 11 48 00 T 12 06 00

λiZ E- / W+ 02 17 08 λiZ E- / W+ 08 03 32 λiZ E- / W+ 1 34 52 λiZ E- / W+ 07 31 52

UT1 14 20 08 UT1 3 50 28 UT1 13 32 52 UT1 04 34 08

ZU E+/W- -02 00 00 ZU E+/W- 08 00 00 ZU E+/W- -2 00 00 ZU E+/W- 8 00 00

ZZ 12 20 08 ZZ 11 50 28 ZZ 11 32 52 ZZ 12 34 08

φk 12.00 46° 12’ N φk 12.00 31° 14’ N φk 12.00 54°23’ S φk 12.00 49° 59’ N

∆φ(d* cos α) 00°07,3’ N ∆φ(d* cos α) +3,1’ N ∆φ(d* cos α) 0 ∆φ(d* cos α) 7,5’ N

φk(zz) 46° 19,3’ N φk(zz) 31° 17,1’ N φk(zz) 54°23’ S φk(zz) 50°06,5’ N

δ 23° 14,4’ N δ 01° 30,3’ N δ 5° 38,2’ S δ +1° 27,8’ N

Z 23° 04,9’ Z 29° 46,8’ Z 48° 44,8’ Z 48° 38,7’

Hr (90 - Z) 66° 55,1’ Hr (90 - Z) 60°13,2’ Hr (90 - Z) 41° 15,2’ Hr (90 - Z) 41° 21,3’
 Gb. + 8,4’  Gb. + 6,9’  Gb. + 9,7’  Gb. + 10,2’

 Ib - 1,0’  Ib - 0,5’  Ib + 0,5’  Ib - 1,5’

Hr 66° 47,7’ Hr 60°06,8’ Hr 41° 05,0’ Hr 41° 12,6’

∆φ + 12,3’ S ∆φ -1,8’ S ∆φ 7,0’ S ∆φ 13,4 ‚ S

Hb 67°00,0’ Hb 60° 05’ Hb 40° 58’ Hb 41° 25 ‚0’

φk 12.00 46° 12’ N φk 12.00 31° 14’ N φk 12.00 54° 23’ S φk 12.00 49°59,0’ N

∆φ + 12,3 ‚ S ∆φ 1,8’ S ∆φ 7S ∆φ 13,4’ S

φAstro. 45° 59,3’ N φAstro. 31° 12,2’ N φAstro. 54° 30’ S φAstro. 49° 35,6’ N
Lektion 8

Sterne
AstroNav-online 1 Lektion 8

Lektion 8
Astronomischer Ort aus Sternenbeobachtungen
Wie in Lektion 6 Seite 8 Abb. 17, die hier noch einmal beigefügt ist, bereits erwähnt wurde,
ist die Ermittlung eines Ortes aus mehreren Sternen, für geübte AstroNavigatoren in Bezug
auf den rechnerischen und insbesondere zeichnerischen Aufwand wesentlich einfacher, da
eine Versegelung der einzelnen Standlinien zumeist nicht notwendig ist. Für Ungeübte
bereitet das Auffinden der Sterne und die Messung vor allem auch auf kleinen Schiffen
erhebliche Schwierigkeiten. In diesen Fällen werden die Standlinien doch häufiger versegelt
werden müssen. Das Auffinden der Gestirne am Himmel ermöglicht der Sternfinder.
Besonders einfach ist die Ermittlung der zu erwartenden Höhen und Azimute besonders heller
Sterne mittels H.O.-Tafeln. In Lektion 11 werde ich auf das Verfahren eingehen.

Die Ermittlung eines astronomischen Ortes


aus Sternenbeobachtungen kann man an der
hier noch einmal beigefügten Abb 1. sehen.
Man berechnet für den angenommenen
Koppelort die erwarteten ∆h’s und Azimute II
I

der verschiedenen Sterne, bringt in Astron. Ort

gewohnter Weise die ∆h’s rechtwinklig auf +


dem Azimut an, erhält so die tatsächlichen
Az Koppelort

III
Standlinien und dort, wo sich diese
Standlinien schneiden erhält man den
Az

Az

astronomischen Ort. Beobachtet man mit


mehreren Beobachtern zur gleichen Zeit
oder ist man sehr schnell, muß man keine
Standlinie versegeln, ansonsten muß man
einen Zeitpunkt festlegen, auf den man alle
Standlinien versegelt. Dabei sind die
Versegelungsfehler nicht sehr groß, da die
Standlinien zumeist nur um einige Minute
versegelt werden müssen.
141° W
140° W 139° W
Abb.1: astron. Ort aus
Sternenbeobachtung

Zur Berechnung der Standlinien müssen wir allerdings zwei neue Begriffe einführen, die in
dem Formblatt zur Sternberechnung vorkommen und etwas mit der Berechnung der
Bildpunktlänge von Sternen zu tun hat.
Wie wir bereits bei der Sonne gesehen haben, wird im nautischen Jahrbuch für jede volle
Stunde die Bildpunktlänge ausgedrückt als Grth und die Bildpunktbreite ausgedrückt als δ
aufgeführt. Übrigens für den Mond und die vier gut zu beobachtenden Planeten Venus, Mars,
Jupiter, Saturn werden diese Daten ebenfalls aufgeführt.
Würde man dies ebenfalls für die ca. 50 hellsten und damit am besten beobachtbaren Sterne
ebenfalls tun, dann müsste es jedes Jahr ca. 8 zusätzliche Bände geben.

Um diesen Aufwand zu vermeiden, behilft man sich mit folgender Überlegung: Die Fixsterne
sind praktisch unendlich weit von der Erde entfernt. Innerhalb der in der Navigation
erforderlichen Genauigkeit lassen sie keine Eigenbewegung erkennen. (die im Nautischen
Jahrbuch zu sehenden kleinen Änderungen beruhen dagegen auf der Eigenbewegung der
AstroNav-online 2 Lektion 8

Erde). Da die Fixsterne also quasi „fest“ am Himmel stehen, genügt es, den Stundenwinkel
für einen festen Bezugspunkt anzugeben und für jeden Fixstern nur seinen „Sternwinkel“ zu
diesem Bezugspunkt aufzuführen.
Als Bezugspunkt hat man den Frühlingspunkt gewählt.
Die Erdbahn oder geozentrisch betrachtet die
scheinbare Sonnenbahn ist die Ekliptik
(Verfinsterungslinie). Sie ist ein Großkreis der
Himmelskugel, der mit dem Himmelsäquator
einen Winkel von 23,5° bildet. Die beiden
Gegenpunkte, in denen die Ekliptik den
Himmelsäquator schneidet, heißen Äquinoktien
(Tag- und Nachtgleichen) bzw. Frühlings- und
Herbstpunkt.
Wenn die Sonne bei ihrem scheinbaren Umlauf
durch die Ekliptik in den Äquinoktien steht, sind
für alle Erdbewohner für die die Sonne täglich
auf- und untergeht Tag und Nacht von gleicher
Dauer. Diese Tage sind der 21. März und der 23.
September. Als FrühIingspunkt bezeichnet man
den Äquinoktialpunkt den die Sonne am 21.
März passiert, als Herbstpunkt den 23.
September. Da die Sonne auf ihrem Weg nach
Norden auf dem Himmelsäquator bzw. ihr
Bildpunkt auf dem Äquator steht, ist ihre
Deklination δ = 0. Abb.2: Frühlingspunkt

Der Vergleich im Nautischen Jahrbuch zeigt, dass am 20.März um 14.UT1 die Declination
der Sonne von S auf N wechselt und dass gleichzeitig die Grt von Sonne und Frühlingspunkt
übereinstimmen.

Abb.3: Naut. Jahrbuch, Frühlingspunkt


AstroNav-online 3 Lektion 8

Im Altertum lag der Frühlingspunkt im Sternbild des Widders. Infolge der Präzession
(„Taumeln der Erdachse“) liegt der Frühlingspunkt heute im Sternbild der Fische. Trotzdem
ist man für die Bezeichnung des Frühlingspunktes beim Symbol des Widders γ geblieben.
Der durch den Frühlingspunkt gehende Stundenkreis wird in diesem System des Himmels~
äquators als Nullstundenkreis gerechnet. Er ist fest mit der Himmelskugel verbunden und
macht dessen Drehung mit. Der Winkel am Himmelspool zwischen dem Stundenkreis des
Frühlingspunktes und dem Stundenkreis eines Fixsterns gezählt im Sinne der scheinbaren
täglichen Drehung der Himmelskugel ist der oben bereits erwähnte Sternwinkel (β).
Die Declination eines Fixsternes ändert sich natürlich auch nicht. Sie kann also pro Fixstern
ebenfalls mit nur einem Wert angegeben werde. Das geschieht im Nautischen Jahrbuch
jeweils für zwei Tage. (Die gemittelten Daten finden Sie auf dem Einlegeblatt im Nautischen
Jahrbuch (im Begleitheft auf S. 148-149).

Grt. Y 70

*β 55
Abb.4: Zusammenhang zwischen
Grt,t,β und λ für einen Beobachter auf * Grt. 125°
Westlänge (Nordhalbkugel)
λ E+ / W- -35 W

t 90

Bildpunktlänge
(Stundenkreis des Gestirns)

t* β Nordpol
Grt *
Stundenkreis des Frühlingspunktes Stundenkreis von Greenwich
Grt γ

Schiffslänge 0°
Grw-Meridian

Abb.5: Zusammenhang zwischen


Grt,t,β und λ für einen Beobachter auf Abb.6: Meridianfigur
Westlänge (Nordhalbkugel)
AstroNav-online 4 Lektion 8

Nachdem die Berechnung zu Abb 6. gezeigt hat, wie die Zusammenhänge sind, wollen wir
nun ein konkretes Beispiel durchrechnen.
Beispiel:
Am 05.02.97 beobachten Sie zur UT1: 11-55-15 auf der Länge λ= 116°32’E den Stern
Beteigeuze.
Der Stern Beteigeuze hat die Nr. 24

Grth. Y 300 38,0’

Zw. 13° 51,0’

Grt. Y 314° 29,0’

*β 271°14,5’

* Grt. 585 43,5’

λ E+ / W- 116 32,0’
702°15,5’ ( 360°)
t
342°15,5’

δ 07° 24,2’ N
AstroNav-online 5 Lektion 8

Übungsaufgaben:

Nr. Stern Datum UT1 Länge


1. Hamel 22.06.97 07-57-30 046°52,3’ W
2. Arcturus 09.02.97 21-10-09 116°27’ E
3. Capella 20.06.97 08-05-04 052°36’ W
4. Rigel 16.03.97 14-19-20 062°10’ E
5. Formalhaut 22.06.97 07-58-46 046°52,0’ W
6. Wega 21.06.97 07-10-02 044°00,0’ W

Grth. Y Grth. Y Grth. Y

Zw. Zw. Zw.

Grt. Y Grt. Y Grt. Y

*β *β *β

* Grt. * Grt. * Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W-

t t t

δ δ δ

Grth. Y Grth. Y Grth. Y

Zw. Zw. Zw.

Grt. Y Grt. Y Grt. Y

*β *β *β

* Grt. * Grt. * Grt.

λ E+ / W- λ E+ / W- λ E+ / W-

t t t

δ δ δ
AstroNav-online 6 Lektion 8

Lösungen

Hamel (*11) Arcturus (* 53) Capella (*18)


Grth. Y 15° 30,1’ Grth. Y 94° 59,2’ Grth. Y 28°34,3’

Zw. 14°24,9’ Zw. 2° 32,7’ Zw. 01°16,2’

Grt. Y 29° 55,0’ Grt. Y 97° 31,9 Grt. Y 29° 50,5’

*β 328°09,7’ *β 146° 07,0’ *β 280° 52,9’

* Grt. 358°09,7’ * Grt. 243° 38,9’ * Grt. 310° 43,4’

λ E+ / W- 46°52,3’W λ E+ / W- 116°27,0 E λ E+ / W- 52°36,0’ W

t 311°17,4’ t 000°05,9’ t 258°07,4’

δ 23°26,8’N δ 19°11,7’N δ 45° 59,5’ N

Rigel (*17) Formalhaut (* 78) Wega (*69)


Grth. Y 24°11,8’ Grth. Y 15°30,1’ Grth. Y 14° 31,0’

Zw. 04° 50,8’ Zw. 14° 43,9’ Zw. 02° 30,9’

Grt. Y 29 °02,6 Grt. Y 30°14,0’ Grt. Y 17° 01,9’

*β 281° 24,0’ *β 15°37,3’ *β 80° 46,8’

* Grt. 310°26,6’ * Grt. 45° 51,3’ * Grt. 97° 48,7’

λ E+ / W- 062° 10,0’ E λ E+ / W- 46° 52,0’ W λ E+ / W- 44° 00,0’ W

t 012° 36,6’ t 358° 59,3’ t 53° 48,7’

δ 08° 12,6’ S δ 29° 37,9’ S δ 38° 47,0’ N


Lektion 9

Astronomische Kompaßkontrolle
Lektion 9 – Astro. Kompaßk. 1 M.Tomaschek

Lektion 9

Die astronomische Kompaßkontrolle


Allgemeines
Kompaßkontrollen können terrestrisch durch Deckpeilungen (z.B. Feuer in Linie) erfolgen. Jedoch ergibt
sich diese Gelegenheit nicht so häufig. Auf See ist man deshalb auf Vergleiche von Kompaßpeilungen
mit den Azimuten von Gestirnen angewiesen. Dabei ist zu beachten, daß je niedriger das Gestirn steht,
desto zuverlässiger ist die Peilung (möglichst unter 40°). Die Zeitgenauigkeit ist bei den meisten
Gestirnen auch nicht so wichtig. Es reicht, den Chronometer auf die Minute genau abzulesen, die
Sekunden können vernachlässigt werden.
Es gibt grundsätzlich zwei astronomische Kompaßkontrollmethoden, die an Bord angewendet werden.
1. Das Zeitazimut und 2. Die Amplitude

1. Das Zeitazimut

Der Begriff Zeitazimut deutet lediglich an, daß man zur Bestimmung des Azimuts und der
entsprechenden Gestirnspeilung die Zeit am Chronometer ablesen muß, im Grunde genauso wie bei jeder
Gestirns-Höhen-Beobachtung. Oft wird die Gestirnspeilung auch mit der Höhenbeobachtung gekoppelt.
Am Tage können Zeitazimute nur mit Sonne und Mond ausgeführt werden. Mit Eintritt der Dämmerung
wird die Auswahl an Gestirnen dann immer größer. Die Formel zur Berechnung des Zeitazimuts ist
bereits bekannt, wird aber hier noch mal aufgeführt.

tan αAz = sin LHA ÷ (sin ϕ • cos LHA - cos ϕ • tan δ)

Vorzeichenregeln:

wenn LHA < 180° und αAz positiv ⇒ Az = αAz + 180°


wenn LHA < 180° und αAz negativ ⇒ Az = αAz + 360°
wenn LHA > 180° und αAz positiv ⇒ Az = αAz
wenn LHA > 180° und αAz negativ ⇒ Az = αAz + 180°
Lektion 9 – Astro. Kompaßk. 2 M.Tomaschek
2. Die Amplitude

Als Amplitude* oder als Morgen- bzw. Abendweite bezeichnet man das Azimut eines Gestirns beim
wahren Auf- oder Untergang, jeweils vom Ost- oder Westpunkt aus gezählt. Ein bei rw 80° aufgehendes
Gestirn hat also eine Amplitude von 10°.
Bei diesem Verfahren wird das Gestirn genau beim Durchgang durch den wahren Horizont gepeilt. Da
Fixsterne und Planeten in der Nähe der Kimm nicht hell genung erscheinen und beim Mond die Parallaxe
größer ist als die Refraktion, d.h. der Mond ist unter der Kimm, kommt nur die Sonne für dieses
Verfahren in Betracht. Wenn sich der Mittelpunkt der Sonne im wahren Horizont befindet, hb also = 0
ist, dann steht bei einer Ah = 10m der Sonnenunterrand noch 20,8’ (Gb) über der Kimm.
Die Sonne steht dann ungefähr in einer Höhe, die zwei Drittel Berechnung mit speziellen
ihres Durchmessers entspricht, über der Kimm. KA = 0°20,8’
Einzeltafeln für Kimmtiefe,
Refraktion, Parallaxe und R
Die Amplitude ist deswegen so beliebt, weil man sich eine KT = - 5,6’ (scheinbarer Gestirnsradius) , da
Menge Rechenarbeit ersparen kann, da sich aus dem h = 0° 15,2’ unsere Gb Formel nur über 14° gilt
nautischen Grunddreieck aus dem Seitenkosinussatz eine RF = - 31,3’
einfache Formel ableiten läßt. h = - 0° 16,1’
P =+ 0,1’
Ursprungsformel: ⇒ Höhenazimutformel h = - 0° 16,0’
sin δ - sin h • sinϕ R = + 16,0’
cos αAz = hb = 0° 00,0’
cos h • cos ϕ

Da im wahren Horizont h = 0 und damit sin h = 0, cos h = 1 ist, wird daraus einfach
Vorzeichenregeln:
sin δ
cos α Az = Aufgang ⇒ Az = α Az
cos ϕ
Untergang ⇒ Az = 360° - α Az
Die Amplitude ist in der Praxis also sehr einfach zu ermitteln. Nach einem Blick auf das Chronometer,
wird die Deklination der Sonne ermittelt und mit der obigen einfachen Formel das Azimut berechnet und
mit der Peilung am Kompaß verglichen.

*Amplitude ⇒ dieser Begriff ist im Prinzip aus der Physik bekannt und bezeichnet dort den größten Ausschlag einer
Schwingung (z.B. beim Pendel) aus der Mittellage, ursprüngl. Bedeutung laut Fremdwörterduden: „Größe,Weite,Umfang“
Lektion 9 – Astro. Kompaßk. 3 M.Tomaschek

Übungsaufgaben
1.Zeitazimut:
Berechnen Sie den Fehler vom Kreiselkompaß (KrA) und vom Magnetkompaß (δ)

Nr. Datum ZZ ( φ ) Schiffsort ( λ ) KrK FüG MgK Gestirn KrP SP Mw


1. 10.10.97 08.40 22°59’ N 160°15’E 268° 20 kn Sonne 115° + 3,0°
2. 16.03.97 19.26 39°45’ N 053°50’W 059° 22 kn 064° Mond 154° - 1,5°
3. 27.09.97 00.25 64°08’ N 035°11’W 164° 18 kn 195° Atair 253° -34,0°
4. 13.06.97 06.43 57°36’ N 054°48’W 156° 16 kn 197° Sonne 088° -36,5°
5. 11.06.97 03.15 47°07’ N 035°55’W 066° 15 kn 084° Arcturus 287° -23,0°
6. 02.02.97 07.54 42°12’ N 047°10’W 075° 22 kn 095° Sonne 044° -25,0°
7. 26.06.97 23.45 56°05’ N 001°15’W 194° 22 kn 198° Saturn 233° - 8,0°
8. 16.06.97 16.24 25°56’ S 041°05’W 212° 23 kn 230° Sonne 086° -18,0°

Lösungen
Nr. rwk KrA Abl.
1. 267° -1° -6,0°
2. 60,0° +2° - 2,5°
3. 166,0° - 0,5° + 5,0°
4. 158,0° + 0,5° - 2,5°
5. 061,5° -4,0° +0,5°
6. 073,5° - 1,0° - 3,5°
7. 198,5° +5,5° +8,5°
8. 214,0° + 0,5° + 2,0°

2. Amplitude:
Berechnen Sie den Fehler vom Kreiselkompaß (KrA) und vom Magnetkompaß (δ)

Nr. Datum ZZ ( φ ) Schiffsort ( λ ) KrK FüG MgK Gestirn KrP SP Mw


1. 01.07.97 17.29 50°50’ S 067°45’W 312° 20 kn 298° Sonne 310° + 13,0°
2. 02.07.97 07.31 40°21’ S 149°28’E 196° 21 kn 181° Sonne 058° + 13,0°
3. 05.10.97 17.46 47°50’ N 125°05’W 351° 18 kn 321° Sonne 265° + 23,0°
4. 30.09.97 17.51 43°18’ S 042°24’W 325° 19 kn 330° Sonne 302,5° - 11,0°
5. 03.07.97 16.21 38°42’ S 110°59’E 262° 24 kn 252° Sonne 037,0° + 12,0°

Lösungen
Nr. rwk KrA Abl.
1. 310,5° - 0,5° - 0,5°
2. 197,0° - 0,5° + 3,0°
3. 348,5° - 1,0° + 4,5°
4. 323,5° 0° +4,5°
5. 263,0° + 1,5° - 1,0°
Lektion 10
Der Sextant
AstroNav-online 1 Lektion 10 –Sextant

Wie funktioniert der Sextant?(Text und Bilder stammen aus dem Buch Bobby Schenk-
Yachtnavigation,Bielefeld 1986)

Blickt der Navigator durch das Fernglas seines Sextanten, so wird er immer zwei Bilder sehen. Eines
davon ist unverspiegelt, das heißt, er kann durch einen Kreis der nur zur Hälfte mit einem Spiegel
(Horizontspiegel) ausgefüllt ist, ungehindert auf das anvisierte Objekt (Horizont) blicken. Das
zweite Bild ist das in den halbkreisförmigen Spiegel von einem weiteren viereckigen Spiegel
(Indexspiegcl) reflektierte Bild, das beim Anvisieren des Horizonts nur dann das Gestirn wiedergibt,
wenn die Alhidade, auf der der viereckige Spiegel angebracht ist, sich in der richtigen Stellung
befindet. Wenn also die Alhidade diese Position einnimmt, sind gleichzeitig das Gestirn (im
halbkreisförmigen Spiegel) und die Kimm (direkt) im Fernglas zu sehen, Die Stellung der Alhidade
kann nun mit Hilfe der Gradeinteilung am Instrumentenkörper nach Winkelgraden und an einer
gleich daneben befindlichen Meßtrommel nach Minuten abgelesen werden (Abbildung 1).

Abb. 1

Das Meßergebnis zeigt den Winkel zwischen gespiegeltem und ungespiegeltem Bild an, das heißt
zwischen der Kimm und dem Objekt, das sich exakt im Kimmstrich befindet. Wenn also die Sonne
gemessen wird, so wird je nach Bild im Fernglas des Sextanten der Winkel zwischen der Kimm und
der Sonnenmitte oder der Winkel zwischen der Kimm und dem Sonnenoberrand oder der Winkel
zwischen der Kimm und dem Sonnenunterrand usw. angezeigt, Nachdem bei der Sonne fast
ausschließlich der Winkel zwischen Kimm und Sonnenunterrand gemessen wird, ist zum Zwecke
der Winkelfeststellung der Sonnenunterrand genau auf die Kimm zu setzen.
Im wesentlichen haben wir es mit zwei Messfehlern zu tun, wobei der erste leicht vermieden werden
kann:
1. Es wird nicht der Winkel zwischen Kimm und Sonnenunterrand beziehungsweise Gestirn
gemessen. Dies ist dann der Fall, wenn der Sonnenunterrand sich nicht ganz genau auf der Kimm
befindet. Die Sonne soll die Kimm „küssen“. Nur in der ruhigen Hand eines erfahrenen
Navigators wird dieser Augenblick auch wirklich eindeutig erkannt. Der Anfänger schwindelt
sich gern an, indem er die Messung dann gut sein läßt, wenn die Sonne sich scheinbar 1 mm unter
oder über der Kimm befindet. In Ruhe kann er diese exakte Winkelmessung üben, indem er nicht
die Sonne, deren Position sich durch das Steigen und Fallen ja ständig ändert, sondern beliebige
Winkel zwischen Landmarken mißt und dabei darauf achtet, daß diese sich ganz leicht berühren.
2. Die größten Meßfehler aber basieren darauf, daß der Navigator nicht den kleinsten Winkel
zwischen Kimm und Gestirn mißt, er also nicht den Winkel zwischen Gestirn und dem genau
senkrecht darunter liegenden Punkt auf dem Horizont anvisiert. Voraussetzung hierbei ist
nämlich, daß der Sextant zum Zeitpunkt des Messens absolut senkrecht gehalten wird. Ein
schwieriges Unterfangen auf einem schwankendem Schiff, das auch der Könner nur mit einem
Kunstgriff meistert: Der Sextant wird langsam um seine Fernrohrachse geschwenkt, so daß die
Sonne am Horizont einen Bogen beschreibt. Am tiefsten Punkt dieses Bogens, der immer sehr
deutlich ausgemacht werden kann, sollte die Alhidade so eingestellt sein, daß in diesem
Augenblick der Sonnenunterrand die Kimm gerade küßt. Stellt der Navigator hierbei an der
Mikrometerschrauhe nicht ständig nach, so wird dieser Moment ganz schnell wieder vorbei sein.
AstroNav-online 2 Lektion 10 –Sextant

Es ist deshalb notwendig, zusätzlich zum Schwenken des Sextanten die Trommel zu bedienen,
um hierbei die Sonne beziehungsweise das Gestirn auf die Kimm zu setzen.
Das bereitet dem Anfänger besondere Schwierigkeiten. Er übe deshalb dieses Bogenschreiben
zunächst auf der ruhigen Pier, bis er den Dreh heraus hat. In der Bordpraxis wird er schließlich zu
viel besseren Ergebnissen kommen. Auf keinen Fall sollte der Navigator heim Messen versuchen,
eine Uhr zu bedienen. Hat er keine Hilfsperson, die auf Zuruf eine Stoppuhr in Gang setzt, so
zähle er nach dem Absetzen des Sextanten 21 . 22 . . usw., bis er die genaue Uhrzeit
niederschreiben kann,

Abb. 2

Wie groß die Fehler sind, die sich daraus ergeben, dass der Navigator seinen Sextanten nicht genau
senkrecht hält, sondern wenige Grade aus der Senkrechten heraus, den tiefsten Punkt des Bogens
also nicht erwischt, hängt von der Höhe des Gestirns über der Kimm ab. Mancher, der sich schon
öfter in Astronavigation versucht hat, wird nunmehr erkennen, daß nicht etwa Rechenfehler an
seinen falschen Ergebnissen schuld waren, sondern schlichte Meßfehler.
Aus folgender Tabelle ergibt sich der Meßfehler in Seemeilen, je nachdem, um wie viel die
Senkrechte verfehlt wurde:

Abb. 3

Grundsätzlich sollte sich der Navigator merken, daß in fast allen Fällen von Anfängern ein zu großer
Winkel gemessen wird, die Standlinie sich also meist näher heim Gestirn befindet. Diese Tabelle
zeigt aber auch, wie wichtig es ist, mit dem Sextanten den vorgeschriebenen Bogen um die
Fernrohrachse zu beschreiben. Wenn der Bogen nicht beschrieben, der Sextant also nach Gefühl
senkrecht gehalten wird und dabei nur um im aus dem Lot herauspendelt -was auf einem
schwankenden Deck nicht einmal sehr viel ist -, ergibt das bei den üblichen
Höhen schon einen Meßfehler von 20 bis 30 sm.
Diese Meßfehler sind deshalb so gefährlich, weil sie meistens nicht ohne weiteres erkannt werden
können und eine große Ungenauigkeit in die astronomische Navigation einbringen. Bei
Rechenfehlern ist es dagegen sehr oft so, daß sie zu einem „verrückten“ Ergebnis führen und deshalb
die Rechnung meist noch einmal wiederholt werden muß.
AstroNav-online 3 Lektion 10 –Sextant

Merke: Meßfehler sind viel gefährlicher als Rechenfehler.

Daraus folgt, daß die Technik des Messens mindestens genauso wichtig ist wie die Rechnung. Ohne
über Astronavigation näher Bescheid zu wissen, kann auch der Anfänger seine Fähigkeiten im
Messen von Gestirnswinkeln sehr leicht praktisch üben und sich nach folgender Methode
kontrollieren:
Zu einer beliebigen Zeit am Vormittag oder Nachmittag, nicht aber, wenn sie am höchsten steht,
wird die Sonne in ungefähr Zwei-Minuten-Abständen gemessen.
Anschließend können die Messungen graphisch verarbeitet werden. Zu diesem Zweck wird eine
waagerechte Skala mit der Uhrzeit (am besten für jede Minute 2cm) und eine senkrechte Skala mit
dem gemessenen Winkel (fiir je 2 Winkelminuten 1 cm) angefertigt. In diese Graphik werden
sodann die Messungen eingetragen. Je mehr Messungen, die ja keine besondere Arbeit machen und
in kurzen Zeitabständen genommen werden, um so besser wird die Vorstellung von der
Meßgenauigkeit. Würde der Navigator ganz exakt messen, so müßten seine Messungen auf einer
Linie liegen, die am frühen Vormittag und am späten Nachmittag praktisch einer Gerade entspricht.
Je größer die Abweichungen von einer solchen Geraden sind, umso ungenauer die Messung.
Der Autor hat die Feststellung gemacht, daß sich viele Navigatoren eigenartigerweise vor einer
derartigen Selbstprüfung drücken, wahrscheinlich weil sie Angst haben, ihre astronomischen
Berechnungen auf hundertstel Minuten genau würden durch eine solche Graphik ad absurdum
geführt werden.

Messfehler in der Praxis


Es ist schwierig, anzugeben, wie ungenau Messungen in der Praxis tatsächlich sind. Eines darf man
auf jeden Fall nicht tun: die Qualität einer astronomischen Standlinie nach den besten Ergebnissen
beim Messen beurteilen. Auch dem Ungeübten kann es passieren, daß er zufälligerweise den exakt
richtigen Winkel mißt. Das ist aber kein Maßstab, weil aus Gründen der Sicherheit immer mit den
schlechtesten Ergebnissen gerechnet werden muß. Erfahrungsgemäß wird man wohl folgende
Meßfehler einkalkulieren müssen:

Abb. 4

Bei Sternmessungen kann man zu diesen Werten ruhig noch 50% hinzuzählen.
In einigen Büchern wird empfohlen, mehrere Messungen zu mitteln, bevor der „durchschnittliche“
Meßwert verrechnet wird. Eine solche Methode wendet in der Praxis kein Navigator an. Das sind
reine Schreibtischmethoden, die zudem noch falsch sind. Denn: Wenn ein Fußballspieler mehrere
Male am Tor vorbeigeschossen hat, kann er noch so viel mitteln: Ein Tor wird das nie! Der wirkliche
Profi mißt das Gestirn einmal und verwendet diese eine Messung. Oder er verwirft sie, wenn sie
schlecht war, denn das erkennt jeder Praktiker beim Messen sofort..
Es ist auf einer kleinen Yacht nicht so leicht, den idealen Platz zum Messen von Gestirnen zu finden.
Um den Sextanten gut schwenken und sich gleichzeitig auf die Krängung des Schiffes einrichten zu
können, muß der Platz so gewählt werden, daß Arme und Kopf des Navigators frei beweglich
bleiben. Keinesfalls darf der Kopf irgendwo angelehnt werden, in der Hoffnung, das Gestirn besser
anvisieren zu können. Meistens eignet sich eine sitzende Position auf dem Kajütdach oder aber in
der Nähe des Niedergangs auch von den Schiffsbewegungen her am besten. Segelt das Schiff hart
am Wind und entsprechend feucht, so sollte der Rudergänger für die Dauer der Messung auf
Vorwindkurs gehen, damit der Winkel Kimm — Gestirn möglichst genau herausgefunden werden
kann. Das kommt selbstverständlich nur dann in Frage, wenn auf dem betreffenden Kurs die Sicht
zum Gestirn nicht durch Segel verdeckt wird. Ungeeignet als Meßplatz sind die Überhänge des Vor-
und Achterschiffes, weil dort erfahrungsgemäß die Bewegungen am heftigsten sind. Wichtig beim
AstroNav-online 4 Lektion 10 –Sextant

Messen ist auch die Augeshöhe, also der Abstand des Auges von der Wasseroberfläche, der nicht
weniger als 1,50 m betragen sollte. Bei normalem Segelwetter ist die Kimm von Bord einer Yacht
aus fast immer gut auszumachen. Bei diesigem Wetter aber kann es passieren, daß sie vor grauem
Himmel nur schlecht zu sehen ist. Hier hilft ein leichtes Schattenglas, das in den unverspiegelten
Strahlengang geschwenkt wird.
Schwierigkeiten bereiten Messungen bei schwerem Seegang. Dann wird die Kimm, vor allem bei
geringer Augeshöhe, häufig durch Seen im Vordergrund verdeckt. Das kann zu extremen
Fehlmessungen führen. Bei erheblichem Seegang ist es deshalb viel sicherer - und richtiger -‚
Messungen nur dann vorzunehmen, wenn die Yacht gerade von einer See hochgehoben wird und die
Kimm klar hervortritt. Irgendeine Zusatzberichtigung für eine größere Augeshöhe wäre hier falsch,
weil sich die Kimm aus den Wellenbergen gleicher Höhe zusammen setzt.

Wie bringe ich das Gestirn auf die Kimm?


Bei der Sonne macht dies keine Schwierigkeiten. Wenn keine Gefahr besteht, daß sie bald von
Wolken verdeckt wird, so kann sich der Navigator ruhig Zeit lassen. Am besten schwenkt er das
stärkste Schattenglas in den verspiegelten.Strahlengang, also vor den viereckigen Spiegel.
Anschließend wird im unverspiegelten Teil der Horizont angepeilt und mit dem Scxtanten auf
diesem entlagegangen, während gleichzeitig mit der linken Hand durch Zusammendrücken mit
Zeigefinger und Daumen die Sperre an der Alhidade geöffnet und zügig hin und her bewegt wird.
Nach mehrmaligen Versuchen wird die Sonne im verspiegelten Teil für einen kurzen Augenblick
durchfahren, worauf der Navigator versucht, sie in dieser Richtung einzufangen. Ist dies einmal
geschehen, bei einer bestimmten Alhidadestellung also irgendwo im Sextanten die Sonne zu sehen,
so kann er das Instrument getrost für einen Moment absetzen, bevor er weiterfährt. Als nächsten
Schritt gilt es nämlich, mit winzigen Bewegungen der Alhidade oder mehrfachen Drehungen der
Trommel an der Alhidade die Sonne auf den Horizont herunterzuholen,
Wohlgemerkt: Dies ist noch nicht der Meßvorgang. Erst wenn die Sonne dann wirklich in
unmittelbarer Nähe der Kimm ist, kann der Navigator beginnen, den Sextanten um die
Fernrohrachse zu schwenken, damit der erwähnte - scheinbare - Bogen der Sonne zusehen ist. Die
Sonne sollte dabei an der Grenze zum unverspiegelten Bild im Fernglas so weit zur Seite geholt
werden, daß sie und die Kimm gleichzeitig untereinander zu sehen sind, so daß die Sonne also nicht
ausschließlich im verspiegelten und durch ein Schattenglas gedrückten Bild erscheint.
Dies wird allein dann gelingen, wenn kein zu starkes Schattenglas eingeschwenkt wird, und zwar
auch nur an der Grenze zwischen gespiegeltem und unverspiegeltem Bild. Man sollte deshalb nach
dem Auffinden der Sonne nach Möglichkeit zu einem leichteren Schattenglas überwechseln, so daß
der Navigator von der Sonne gerade noch nicht geblendet wird, sie aber als deutliche Scheibe und
nicht nur als undefinierbarer heller Fleck zu erkennen ist.
Im Sextantenbau hat sich in den letzten 20 Jahren kaum noch etwas verändert. Nur deshalb hat der
Autor Hemmungen, das Wort „revolutionär“ zu verwenden. Die Versuchung ist jedoch groß, wenn
in diesem Zusammenhang die Vollsicht-Sextanten erwähnt werden. Bei diesen Sextanten gibt es
keinen Horizontspiegel im eigentlichen Sinne mehr, statt dessen aber eine Scheibe aus Spezialglas,
das die Eigenschaft hat, Lichtstrahlen nahezu voll durchzulassen. Andererseits aber werden solche
Lichtstrahlen, die auf die dem Beobachter zugewandte Seite auftreffen, wie ein Spiegel reflektiert.
Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Der
Navigator hat kein zweigeteiltes Bild mehr, sondern ein
einziges Bild, in dem er bei der Gestirnsmessung sowohl
den Horizont als auch den Himmelskörper sieht. Damit
entfällt ein ganz wesentlicher Nachteil beim Messen von
Gestirnen. Der Navigator braucht sich nicht mehr darum
zu bemühen, daß die Sonne beim Schwenken des
Sextanten in der Nähe der Bildteilung ist. Es läßt sich
ohne Übertreibung sagen, daß dadurch die Messung der
Gestirne enorm erleichtert wird, was letztlich vor allem
der Messgenauigkeit zugute kommt. Aufgrund eigener
Erfahrung rät der Autor hei der Neuanschaffung ganz
dringend zu einem Vollsicht-Sextanten.
Abb.5
AstroNav-online 5 Lektion 10 –Sextant

Abb. 6

Unabhängig davon, mit welchem Sextanten man arbeitet, läßt sich der Vorgang des Herunterholens
des Gestirns auf die Kimm, also nicht der eigentliche Meßvorgang, dadurch erleichtern, daß der
Winkel, unter dem die Sonne ungefähr zu sehen sein müßte, vorausberechnet wird. Freilich nur hei
Verwendung moderner Spezialrechner, mit den Rechentafeln bei der Sonne jedoch nicht. Denn es
wird wesentlich mehr Zeit damit vergehen, die notwendigen Berechnungen anzustellen, als an Deck
nach der Sonne zu suchen. Bei kritischem Wetter jedoch, wo für die Messung nur ein kurzer
Augenblick zur Verfügung steht, ist es durchaus angebracht, den Winkel, unter dem die Sonne zu
sehen sein müßte, vorauszuberechnen.
Abgeraten wird von folgender Methode: Man verwende ein starkes Schattenglas, während die
Alhidade auf 00’ und die Trommel auf 00‘ gestellt wird. Sodann wird die Sonne direkt angepeilt, um
sie mit gleichzeitiger Bewegung von Alhidade und Sextant so lange nach unten zu schwenken, bis
sie im unverspiegelten Teil des Fernglases auf der Kimm zu sehen ist. Das klingt in der Theorie sehr
gut, führt aber in der Praxis auch in geübten Händen oftmals dazu, daß der Navigator die Sonne
nicht mit dem verspiegelten Teil, also mit dem Schattenglas, erwischt, sondern ohne Schutz durch
ein Schattenglas direkt auf die Sonne blickt, was zu einer momentanen Blendung führt, die das Auge
für navigatorische Zwecke. in der nächsten halben Stunde mit Sicherheit außer Funktion setzt. Wird
zum Schutz vor derartiger Unbill auch in den unverspiegelten Teil des Sextanten ein Schattenglas
eingeschwerikt, so wird es dem Navigator schwerfallen, beim Schwenken nach unten einen Horizont
zu erkennen.
Bei der Sonne wird nicht etwa die Gestirnsmitte gemessen -dies würde bei der Größe der Scheibe zu
beachtlichen Ungenauigkeiten führen-‚ sondern der Ober-oder Unterrand. Wesentlich einfacher aber
ist es, den Sonnenunterrand auf die Kimm zu setzen. Deshalb wird in der Praxis nahezu
AstroNav-online 6 Lektion 10 –Sextant

ausschließlich mit dem Sonnennunterrand gearbeitet. Es kommt praktisch nie vor, daß der Oberrand
verwendet wird. Denkbar ist dies allein in einer Situation, in der in einer Wolkenlücke nur für kurze
Augenblicke die obere Hälfte der Sonne erscheint. Der Anfänger wird jedoch niemals in der Lage
sein, in einem solchen ungünstigen Fall den Sonnenoberrand zu messen.
Das Messen des Mondes

Vorweg eine dringende Warnung: Der Mond darf in der Nacht nicht zu
Navigationszwecken herangezogen werden auch nicht in, Notfall.

Abb. 7

Der Grund hierfür ist die Tatsache, daß infolge von Überblendung während der Nacht die Kimm,
unter dem Mond überhaupt nicht gesehen wird. Das, was wir für die Kimm halten, hat mit dem
sichtbaren Horizont nichts zu tun, sondern dies ist nur der Widerschein des Mondes im Wasser.
Untertags wird er in gleicher Weise gemessen wie die Sonne, nur daß im verspiegelten Teil des
Sextanten kein Schattenglas benutzt wird.
Beim Mond bedarf es keiner Diskussion, ob es besser ist, den Unterrand oder den Oberrand zu
messen, weil meistens nur einer davon zu sehen ist. Man heobachtet den Mond darauf hin genau, ob
der Rand, den man messen möchte, auch wirklich vorhanden ist und nicht bloß „fast‘ (Abbildung ).

Abb. 8

Die größte Schwierigkeit beim Messen von Sternen liegt darin, daß dafür nur eine verhältnismäßig
kurze Zeit zur Verfügung steht: die Morgen- und die Abenddämmerung. Untertags sind die Sterne
nicht zu sehen, des Nachts kann die Kimm nicht mit der notwendigen Deut1ichkeit ausgemacht
werden. Auch hier muß noch mal vor dem Mond gewarnt werden. Einige Navigatoren meinen, das
Mondlicht nachts zur Navigation benutzen zu können, in der Annahme, die Kimm zu sehen. In der
Nähe des Mondes ist das aber in den meisten Fällen nur dessen Widerschein, während die Kimm
weit dahinter-liegt. Deshalb sind im Normalfall Sterne in der Nacht nicht zu messen. Ausnahmen
gibt es lediglich in den hellen Nächten in sehr nördlichen oder sehr südlichen Breiten.
AstroNav-online 7 Lektion 10 –Sextant

Das Messen von Sternen

Der große französische Segler Bernard Moitessier hat einmal die Meinung vertreten, daß er auch in
der Nacht die Sterne messen könne, wenn er nur den Sextanten ohne Fernglas benutzen und hierbei
beide Augen offen halten würde. Der Autor hat dies häufig versucht—ohne Erfolg. In der Praxis
erwies es sich als unmöglich, die Kimm auch in hellen Nächten noch auszumachen. Zumindest
ergibt sich daraus, daß diese Methode für Seg1er nicht geeignet ist, die keine besseren Augen als der
Autor haben.
Ganz besonders schwierig ist es, Sterne in den Tropen zu messen, weil dort der Zeitraum, in dem
sowohl Sterne als auch die Kimm zu sehen sind, nur wenige Minuten ausmacht. In der Praxis
können von Urlaubsnavigatoren Sterne überhaupt nur dann gemessen werden, wenn sowohl ihre
Himmelsrichtung als auch ihr ungefährer Sextantwinkel vorausberechnet ist. Bei dem kleinen
Ausschnitt, den das Teleskop des Sextanten zuläßt, ist es höchstwahrscheinlich, daß der Lichtfleck
im Fernrohr in dieser Himmelsrichtung auch genau der gesuchte Stern ist. Alles andere wäre ein
nicht sehr wahrscheinlicher Zufall. Hat man aber einmal den Stern gefunden, so läßt er sich in
gleicher Weise wie die Sonne leicht messen, wobei selbstverständlich bei Sternen weder ein Unter-
noch ein Oberrand, sondern nur ein winziger Punkt zu sehen ist.
Der andere Weg, der erfahrenen Navigatoren mit Grundkenntnissen in der Astronomie vorbehalten
bleibt, ist das Aufsuchen eines Sternes am Firmament mit Hilfe von Sternbildern. Dies ist freilich
nur dann möglich, wenn alle Sterne der einzelnen Sternbilder zu sehen sind, sodaß sich der
Navigator am Himmel überhaupt erst einmal zurechtfinden kann. Außer in sehr hohen Breiten
versagt diese Methode zumindest in der Abenddämmerung, weil die Kimm mit Sicherheit nicht
mehr zu sehen ist, wenn bereits ganze Sternbilder mit bloßem Auge zu erkennen sind. Sie läßt sich
höchstens in der Morgendämmerung praktizieren.
Die zweite große - fast unüberwindbare - Schwierigkeit ergibt sich heim Herunterholen auf die
Kimm: Stellt der Navigator die Alhidade auf 00°00‘ und versucht wie bei der Sonne den Stern im
Fernglas zu entdecken, um ihn anschließend auf die Kimm herunterzuholen, wird er Mühe haben,
den im weiträumigen Sternbild ohne weiteres zu identifizierenden Stern in dem kleinen Ausschnitt
wiederzufinden. Hat er ihn dann aber doch ausgemacht, so besteht immer noch die Gefahr, daß er
beim Herunterschwenken den Stern verliert und möglicherweise einen anderen erwischt, was
selbstverständlich - und das ist der einzige Trost dabei - hernach zu leicht entdeckbaren Fehlern
führt.
Um einen Stern, der bei Null-Einstellung im Sextanten eingefangen wurde, nicht wieder zu
verlieren, wurde auch schon folgende Methode vorgeschlagen: Man drehe den Sextanten um und
behalte den Stern im unverspiegelten Teil, während mit der Alhidade der Horizont gesucht wird. Ist
es gelungen, so wird der Sextant umgedreht und der Stern bei der jetzt gültigen Voreinstellung über
den Horizont nochmals gesucht und gemessen.
Nach Meinung des Autors aber ist die Vorausberechnung der Sternhöhe und der Hlimmelsrichtung,
in der der Stern steht, den beiden anderen Methoden hei weitem überlegen.
Rein theoretisch scheint ein Ausweg aus diesem Dilemma ein „künstlicher Horizont“ zu sein.
Tatsächlich wird von vielen Firmen ein solcher in Form eitles Libellenzusatzes angeboten. Es muß
jedoch ausdrficklich davor gewarnt werden, sich unnötig in derartige Mehrkosten (ab 500 DM) zu
stürzen. Bei Versuchsmessungen von Deck eines Frachters (!) aus wurde nämlich festgestellt, daß
nur etwa zwei von 100 Messungen brauchbar waren. Und dies, wohlgemerkt, mit Libellensextanten
1. Qualität - in den Händen erfahrener Berufsseeleute. Es ist also ausgeschlossen, mit Hilfe eines
Libellensextanten auf einer lebhaften Yacht zu einer einigermaßen brauchbaren Sternmessung zu
kommen.
AstroNav-online 8 Lektion 10 –Sextant

Das Messen von Planeten

Lediglich die Venus kann untertags mit bloßem Auge beobachtet werden, meistens auch nur dann,
wenn sie einen etwas größeren Abstand zur Sonne hat. In diesem Fall besteht keine Schwierigkeit,
sie zu messen. Man verfahre wie beim Mond. Im Fernglas des Sextanten ist die Venus als winzige
Scheibe zu erkennen, so daß es theoretisch möglich wäre, Unter- oder Oberrand zu messen. Man
vermeidet aber unnötige Rechnereien, wenn man auch die Venus in ihrer Gestirnsmitte mißt,
wodurch keine nennenswerten Ungenauigkeiten auftre
Ansonsten gehe man wie bei den Fixsternen vor, wobei auch eine Vorberechnung der Planethöhe
angezeigt ist.

„Fehler“ am Sextanten

Die nachfolgend beschriebenen Mängel, die zu Meßungenauigkeiten führen können, stellen im


eigentlichen Sinne keine Fehler dar, sondern lediglich Dejustierungen. Von einem erfahrenen
Navigator können sie bei allergrößter Vorsieht mit Bordmitteln behoben werden. Stellt dagegen ein
Anfänger solche ‚‚Fehler‘‘ fest - und das muß er können-, so möge er sich an einen Navigator von
einer anderen Yacht wenden. Die folgenden Mängel sind periodisch zu überprüfen, insbesondere
nach dem seltenen - Auswechseln eines Spiegels, was mit Sicherheit zu derartigen Fehlern führt.

Abb. 9

Indexfehler
Ein Indexfehler ist am leichtesten zu überprüfen. Er liegt dann vor, wenn man im unverspiegelten
und im gespiegelten Teil des Sextanten ein einziges Objekt anpeilt, dessen ‚‚Winkel‘‘ gemessen
wird (der 00°00’ sein müßte), und man anschließend die Feststellung macht, daß ein Winkel
tatsächlich angezeigt wird, die Alhidade also nicht auf 00°00‘ steht. Zu diesem Zweck muß das
Peilobjekt weiter als 2 sm vom Betrachter entfernt sein, um Parallaxenfehler weitgehend
auszuschließen.
In der Praxis eignet sich hierzu am besten die Kimm, die in der Weise angepeilt wird, daß sie durch
den verspiegelten Teil des Sextanten als eine gerade, ungebrochene Linie hindurchgeht. Wenn der
Sextant nunmehr 00°00‘ zeigt, so ist kein Indexfehler vorhanden. Zeigt dagegen die Trommel
beispielsweise 58 oder 03 an, so besteht im ersten Fall ein Indexfehler von ± 2‘ und im zweiten Fall
ein Indexfehler von -3‘. Zur Erinnerung: Eine Winkelminute bedeutet einen Fehler von 1 sm.
AstroNav-online 9 Lektion 10 –Sextant

Es ist normal, daß ein Sextant einen Indexfehler hat. und es ist Zufall und sagt nichts über seine
Qualität aus, wenn keiner festgestellt wird. Solange der Indexfehler besser als 3‘ ist, wird er nicht
beseitigt, sondern eher durch Rechnung eliminiert..
Nachdem es aus Gründen der Sicherheit immer empfehlenswert ist, Rechnungen auf ein
notwendiges Maß zu beschränken, weil sie die häufigste Fehlerquelle darstellen, ist es auch besser,
den Indexfehler auf andere Weise zu eliminieren. Selbstverständlich kann jeder Navigator 2‘
hinzuzählen oder abziehen, aber ich bin mir nicht mehr so sicher, ob er nicht in der Eile oder in
schlechter körperlicher Verfassung einmal das Vorzeichen verwechselt, so daß sofort ein Fehler von
mehreren Seemeilen zusätzlich erzeugt wird, Der Indexfehler kann leicht ohne Rechnung auf
folgende Art und Weise beseitigt werden: Üblicherweise ist am festen nicht drehbaren Teil der
Trommel entweder eine einfache Null-Markierung oder eine Nonius-Einteilung angebracht. Letztere
brauchen wir an Bord unserer kleinen Yachten mit Sicherheit nicht. Mit einem Filzschreiber kann
ohne Genauigkeitsverlust ein neuer Nullpunkt markiert werden, wobei ganz einfach ein Objekt
gemessen und gegenüber dem Nullstrich auf der Trommel die neue Nullmarke angebracht wird. In
Zukunft werden dann Winkel nicht mehr an der Original-Nullmarke‘ sondern an der Filzstift-
Nullmarke abgelesen (Abbildung oben).
Der Sextant sollte mindestens zu Beginn eines Törns überprüft werden. In vielen Büchern wird die
Meinung vertreten, daß der Indexfehler vor jeder einzelnen Messung ermittelt werden sollte, was
nach den Erfahrungen des Autors überflüssig ist. Auf einer mehrjährigen Weltumseglung konnte er
keine nennenswerte Veränderung des Indecxfehlers feststellen, Möglicherweise aber verändert er
sich, wenn der empfindliche Metallsextant - beispielsweise bei der Beobachtung der Mittagsbreite -
längere Zeit der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt wird, weil sich dann das Metall entsprechend
ausdehnt. Dies ist leicht dadurch zu vermeiden, da der Sextant nicht länger als fünf bis zehn Minuten
in der prallen Sonne benutzt wird.

Abb. 11
Abb. 10

Beseitigung des Indexfehlers durch Neujustierung

Achtung: Justierungen sollten so selten wie möglich vorgenommen


werden, weil hierbei leicht die Justierschrauben ausleiern.

Zur Beseitigung des Indexfehlers wird ganz geringfügig an einer kleinen Schraube gedreht, die sich
an der Seite des Horizontspiegels (das ist meistens der halbriunde) befindet (Abbildung oben). Ist
der Fehler damit innerhalb der zulässigen Grenzen von 2‘ bis3‘, so versuche man nicht, ihn weiter
auf 0° zu bringen, weil er sich durch Umwelteinflüsse (Temperatur) ohnehin verändern kann. Wird
die Stellung des Indexfehlers oder der Kippfehler des Horizontspiegels mit Hilfe anderer Schrauben
AstroNav-online 10 Lektion 10 –Sextant

verstellt, so muß die Indexprüfung immer als letzte und in jedem Fall erfolgen. Anschließend sollten
die Spiegel nochmals auf ihre anderen Fehler hin untersucht werden.

Kippfehler des Horizontspiegels


Auch der Kippfehler des Horizontspiegels (Abbildung oben) kann leicht mit Bordmitteln festgestellt
werden, Am besten eignet sich hierzu der gleiche Weg, der auch bei der Ermittlung des Indexfehlers
gegangen wurde. Man peilt die Kimm an und bringt ihren gespiegelten Teil mit dem ungespiegelten
Teil derart in Deckung, daß sie durch beide Bilder als eine gerade ungebrochene Linie verläuft.
Anschließend schwenkt man den Sextanten langsam um die Fernrohrachse, wobei die Kimm im
Fernrohr weiter als ungebrochene Linie zu sehen sein muß. Wird sie gebrochen, dann liegt ein
Kippfehler des Horizontspiegels vor. Zur Berichtigung wird die Schraube leicht gedreht, die in der
Mitte der oberen Kante von hinten gegen den Spiegel drückt (siehe Abbildung)

Abb. 12

Kippfehler des Indexspiegels


Zur Ermittlung des Kippfehlers des Indexspiegels stellt man die Alhidade ganz grob in die Mitte des
Gradbogens. Anschließend hält man den Sextanten mit gestrecktem Arm in der Weise von sich weg,
daß der Betrachter an der inneren Kante des Indexspiegels vorbei auf den Nullpunkt des Gradhogens
blicken kann. Er muß dicht daneben im Spiegel das entgegengesetzte Ende des Gradbogens sehen.
Ein Kippfehler liegt nicht vor, wenn der direkt zu sehende und der gespiegelte Teil des Gradbogens
in einer Ebene liegen.
Zur Beseitigung des Kippfehlers des Indexspiegels dient eine in der Mitte der oberen Kante von
hinten auf den Spiegel drückende Justierschraube (Abbildung )

Abb. 13 Abb. 14
AstroNav-online 11 Lektion 10 –Sextant

Fabrikationsbedingte Fehler des Sextanten


Fabrikationsbedingte Fehler sind echte Fehler, die vom Benutzer kaum rechnerisch erfaßt werden
können und die je nach Fabrikat und Preis gering sind. Sie bestimmen auch die Qualität des
Sextanten. Meistens rühren sie daher, daß die Alhidade etwas Spiel hat, was sich nie ganz
vermeiden läßt, soll sie leichtgängig bleiben. Mit Sicherheit werden auch Fehler auftauchen, wenn
der Sextant beispielsweise einen Schlag gegen den Gradhogen bekommt. Mit Bordmitteln lassen
sich solche Fehler weder feststellen noch beseitigen.
Um einen Eindruck von der materialbedingten Meßgenauigkeit zu vermitteln, hatte die YACHT (Nr.
24/73) in einem Testbericht die beim Deutschen Hydrographischen Institut nachgemessene Präzision
eines Metallsextanten von der heute auch für die Berufsschiffahrt üblichen Form und Qualität
wiedergegeben. Der maximale Unterschied zwischen Vor- und Rückwärtsmessung betrug hierbei 22
Bogensekunden. Das zeigt, daß immerhin auch dieses Spitzenmodell bei einem Meßwinkel von 85°
einen Fehler von bis zu 40 Sekunden haben kann.
40 Sekunden sind allein schon zwei drittel Winkelminuten beziehungsweise zweidrittel Seemeilen.
Bei dem gleichen Test wurden auch einige Plastiksextanten überprüft. Hierbei war nur ein einziger
in seiner Qualität so durchschnittlich, daß eine Messung auf dem Prüfgerät überhaupt möglich war.
Alle anderen waren bezüglich ihrer Genauigkeit nicht nachmeßbar, scheiden also für die Zwecke der
astronomischen Navigation aus. Genau genommen können sie in der Navigation lediglich bei der
terrestrischen Messung (Horizontalwinkel und Doppelwinkelmessungen) eingesetzt werden. Ihre
Handhabunng ist jedoch schwieriger als die von hochklassigen Metallsextanten.

Welcher Sextant?

Schon seit hundert Jahren wird für die Winkelmessung zwischen Kimm und Gestirn nur noch ein
Sextant und viel seltener ein Oktant verwendet. Der Unterschied zwischen beiden
Winkelmeßinstrumenten liegt ausschließlich im Meßhereieh. Beim Sextanten geht dieser bis
ungefähr 120° während er beim Oktanten nur etwa 90° beträgt. Für die praktischen Zwecke der
Astronavigation würde ein Oktant, der in seinen Abmessungen meistens kleiner als ein Sextant ist,
vollkommen ausreichen. Mit ihm sind allerdings keine Überkopf-Beobachtungen möglich, wenn
also beispielsweise die hochstehende Sonne in den Tropen nicht mit der unter ihr liegenden
gleißenden Kimm, sondern der gegenüberliegenden gemessen werden soll. Dies kommt jedoch
praktisch nie vor, so daß dieser Vorteil eines Sextanten wegfällt. Bei Ubungsmessungen über dem
künstlichen Horizont ist es insbesondere bei der Mittagsbreite durchaus möglich, daß größere als
90°‘-Winkel gemessen werden, so daß hierfür ein Sextant notwendig wäre.
Obwohl eigentlich keine Notwendigkeit dafür besteht, werden heutzutage fast ausschließlich
Sextanten angeboten, wohl in erster Linie, um dem Yachtskipper das Gefühl zu vermitteln, er würde
etwas Vollwertiges kaufen.Deshalb ist die Frage „Sextant oder Oktant?“‘ kaum noch von praktischer
Bedeutung.
Besonders aus Japan werden Sextantcn
angeboten, die in den Abmessungen etwas
kleiner sind als ihre Brüder aus der
Bereufsschiffahrt - meistens unter der
Bezeichnung Yachtsextanten. Sicher ist deren
Meßgenauigkeit, wenn sie aus gutem Hause
kommen, nicht viel schlechter als die eines
richtigen Sextanten. Sie haben aber einen
entscheidenden Nachteil: Im Falle einer
Beschädigung (Schlag gegen den
Sprossenkörper) wird es schwierig sein, ein
geeignetes Meßinstrument zu finden um ihre
Qualität nachzuprüfen, was nach einem solchen
Unfall unbedingt notwendig ist. Beim
Deutschen Hydrographischen Institut jedenfalls
besteht keine Möglichkeit, einen derartigen
Sextanten überprüfen zu lassen.

Abb. 15
AstroNav-online 12 Lektion 10 –Sextant

Wie soll ein Sextant ausgerüstet sein?

Vollsicht-“Spiegel“
Der Vollsicht-‘Spiegel‘ ersetzt den Horizontspiegel. Messungen in der Praxis erwiesen, daß
derartige Sextantcn in der Handhabung bei Könnern zwar keine genaueren Ergebnisse bringen,
ansonsten jedoch ganz erhebliche Vorteile haben. Besonders der Anfänger wird es zu schätzen
wissen, daß das Gestirn über das gesamte Bild zu sehen ist - also nicht bloß in einer Hälfte wie beim
normalen Horizontspiegel.

Fernglas
Bezüglich des Fernglases braucht sich der Yachtskipper heute keine großen Gedanken mehr zu
machen, weil der Sextant meistens ohnehin mit einem Standardfernglas ausgerüstet ist, das seinen
Bedürfnissen entspricht. Meistens, wird hierzu ein Glas mit drei- bis sechsfacher Vergrößerung
gewählt. Von noch stärkeren Gläsern ist abzuraten, weil dadurch das Bildfeld doch sehr eingeengt
wird, der Navigator außerdem über ei ne ungewöhnlich ruhige Hand verfügen muß.
Beleuchtung
Eine Beleuchtung ist zu empfehlen, wenn der Navigator sich irgendwann einmal auch mit
Sternmesssungen befassen möchte und wer denkt nicht daran. Insbesondere der Einhandsegler ist
ohne Beleuchtung bei Sternmessungen fast hilflos.

Sternspreizglas
Ein Sternspreizglas verwandelt den Punkt eines Sterns in eine dünne waagerechte Linie. Der Vorteil
soll darin liegen, daß es möglich sein soll, den Stern besser zu sehen und leichter festzustellen, wann
der Sextant exakt senkrecht ist, nämlich dann, wenn sich die waagerechte Linie des Sterns im
Sternspreizglas parallel zur Kimm befindet beziehungsweise sich mit dieser deckt. Der Autor, der
über ein normales Sehvermögen verfügt, konnte dies jedoch in der Praxis nicht bestätigen. Das
Sternspreizglas war für ihn jedenfalls keine Hilfe.
Polarisationsfilter
Ein Polarisationsfilter wird statt der Schattengläser in den verspiegelten Strahlengang beispielsweise
bei der Sonne eingeschwenkt. In einer bestimmten Stellung - wir kennen dies von den
Polarisationsbrillen - ist seine „Schattenwirkung“ gleich Null, während das Sonnenlicht mit der
Drehung des Filters verdunkelt werden kann.
Der Vorteil eines Polarisationsfilters liegt in der schnelleren Handhabung gegenüber
Schattengläsern. Dies kann besonders dann wichtig sein, wenn die Sonne während eines bedeckten
Tages nur für kurze Augenblicke zu sehen ist und außerdem in Sekundenschnelle die Helligkeit
hinter den dünnen Wolkenfetzen schwankt, so daß oft durch die Zeit beanspruchende Auswahl des
richtigen Schattenglases der einzig mögliche Meßzeitpunkt des Tages vertan wird.
Der Aufbewahrungskasten
Auch der Aufbewahrungsksten ist ein wichtiges Zubehör für den Sextanten. Nachdem dieses
Instrument gegen Stoß und Schlag extrem empfindlich ist, kann es auf einem schwankenden Schiff
nicht irgendwo abgelegt werden. Nach jedem Gebrauch muß es in seinen Aufbewahrungskasten
zurückgelegt werden, wobei es aber andererseits stets griffbereit bleiben muß. Ein Kasten, der es
nicht zuläßt, daß die Schattengläser im Strahlengang geschwenkt bleiben und die Alhidade in ihrer
Meßstellung verbleibt, ist für den Bordgebrauch untauglich. Wie oft wird man sich erst beim
Errechnen der Standlinie unsicher, ob man auch tatsächlich mit dem richtigen Winkel gerechnet hat.
Dann ist es notwendig, sich mit einem kurzen Blick auf die Alhidade und die Meßtrommel von der
Richtigkeit der Ablesung zu überzeugen. Man prüfe dies beim Kauf eines Sextanten und lasse sich
vom Verkäufer nicht beschwichtigen, daß es erforderlich ist, die Alhidade jeweils wieder auf Null zu
stellen. Es gibt eine ganze Reihe von Sextanten, bei denen dies ohne weiteres geht.

Abb. 16 Abb. 17
AstroNav-online 13 Lektion 10 –Sextant

Abb. 18
Aufgabensammlung
AstroNav M.Tomaschek

I
II
Astron. Ort

+
Az Koppelort

III

Az

Az

141° W
140° W 139° W
141° W
140° W 139° W

Übungsaufgabe 1:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 30°19’N λ = 139°30,5’ W
1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h=  11sm, Az = 106°
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h= + 8 sm, Az = 152,5° Lösung:
Kurs = 240°, Geschwindigkeit = 14 kn
φ= N λ= W
Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ?
Hinweis: 11.00 Uhr-Koppelort muß in der Karte ausgekoppelt werde.
141° W
140° W 139° W

Übungsaufgabe 2:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 29°44’N λ = 140°45’ W
1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h= +03sm, Az = 120° Lösung:
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h=  9 sm, Az = 170°
Kurs = 35°, Geschwindigkeit = 17 kn
φ= N λ= W

Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ?


Achtung: Der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe wird jetzt gesteigert:
Sie müssen jetzt die Längen selbst festlegen:
Siehe dazu S. 1 Abb.: 1 u. 2.

Übungsaufgabe 3:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 30°14’N λ = 39°23’ E
1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h=  10sm, Az = 125° Lösung:
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h= + 3 sm, Az = 165°
Kurs = 270° Geschwindigkeit = 12,5 kn
φ= N λ= W

Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ?


Übungsaufgabe 4: Achtung: Es gilt das Gleiche wie bei Aufgabe 3
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 31°04’N λ = 01°12’ E
1. Standlinie 8.00 Uhr: ∆h= + 04sm, Az = 113°
2. Standlinie 11.00 Uhr: ∆h= + 7 sm, Az = 178°
Kurs = 193° Geschwindigkeit = 15,5 kn
Lösung:
Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ? φ= N λ= E
Achtung: weitere Steigerung des
Schwierigkeitgrades !!!!

Es wird nur noch der 08.00 Uhr-Koppelort


angegeben, während die Zeiten für die Standlinien
jetzt geändert werden. Es muß jetzt für jede
Standlinie der Koppelort in der Karte ermittelt
werden.

Übungsaufgabe 5:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 30°54’N λ = 20°44’ E
1. Standlinie 8.30 Uhr: ∆h=  12sm, Az = 122°
2. Standlinie 11.15 Uhr: ∆h= + 3 sm, Az = 160° Lösung:
Kurs = 70° Geschwindigkeit = 17 kn φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort um 11.00 Uhr ?
Achtung -Achtung: weitere Steigerung des
Schwierigkeitgrades!!!
Jetzt kommt noch eine 3. Standlinie dazu und alle
Standlinien müssen so versegelt werden, dass sich ein
12.00 Uhr-Mittagsort ergibt

Übungsaufgabe 6:
Gegeben:
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 31°12’N λ = 89°12’ W
1. Standlinie 8.15 Uhr: ∆h= 2sm, Az = 100°
2. Standlinie 09.30 Uhr: ∆h= + 6 sm, Az = 140°
3. Standlinie 11.20 Uhr: ∆h= + 11 sm, Az = 175° Lösung:
Kurs = 222° Geschwindigkeit = 16 kn φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ?
42°

41°

40°

Übungsaufgabe 7:
Achtung: Hier gilt das Gleiche wie bei Aufgabe 6, die
Gegeben: 3 Standlinien müssen so versegelt werden, dass sich
Koppelort 08.00 Uhr: φ = 40°55’N λ = 65°23’ E ein 12.00 Uhr-Mittagsort ergibt
1. Standlinie 8. 00 Uhr: ∆h= +7sm, Az = 107°
2. Standlinie 10.00 Uhr: ∆h= + 6 sm, Az = 135°
3. Standlinie 12.00 Uhr: ∆h= + 6 sm, Az = 172°
Kurs = 122° Geschwindigkeit = 11 kn Lösung:
φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ?
Achtung: Neuer Schritt:
Jetzt müssen Sie ∆h und Az selbst berechnen

Übungsaufgabe 8:
Gegeben:
Sie stehen am 26.6.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 40°17’N λ = 07°29’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 08:01:00 Kimmabstand (KA) = 31°16,8’
2. Standlinie: Chr.: 11:30:10 Kimmabstand (KA) = 68°59’
weitere Angaben:
Fahrt über Grund (FüG) = 10 kn, Kurs über Grund (KüG) = 110° , Ah.= 8m, Ib: = -1,5 min,
Std: + 00min 20sec

Gesucht: Astronomischer Ort und BV um 12.00 Uhr ?

Lösung:
φ= λ=
Übungsaufgabe 9:
Gegeben:
Sie stehen am 09.7.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 45°45’N λ = 01°25’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 08:01:07 Kimmabstand (KA) = 34°35’
2. Standlinie: Chr.: 11:50:18 Kimmabstand (KA) = 66°35,5’
weitere Angaben:
FüG = 12 kn, KüG = 165° , Ah.= 8m, Ib: = -1,5 min, Std:  00min 14sec

Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ = λ=


Übungsaufgabe 10: Achtung:
Bei dieser Aufgabe
Gegeben: unbedingt auf den
Sie stehen am 05.7.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 54°13,7’N λ = 31°15,3’W Unterschied zwischen ZZ
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne: und UT1 achten
1. Standlinie: Chr.: 10:04:54 Kimmabstand (KA) = 34°56’ Siehe Vorlesungsskript
Kapitel 6 S. 17
2. Standlinie: Chr.: 13:03:48 Kimmabstand (KA) = 56°48’ Wichtig: Im Jahrbuch
weitere Angaben: wird mit UT1 gearbeitet,
FüG = 20 kn, KüG = 110° , Ah.= 14m, Ib: = +1,0 min, Std:  00min 01sec die Standlinien werden
im Plottingsheet in der
Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ = λ= ZZ (Zonenzweit)
versegelt
Übungsaufgabe 11:
Gegeben:
Sie stehen am 15.03.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 15°03,0’S λ = 10°53,0’ E
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 07:17:30 Kimmabstand (KA) = 27°01,5’
2. Standlinie: Chr.: 10:18:03 Kimmabstand (KA) = 68°47’
3. Standlinie: Chr.: 11:02:04 Kimmabstand (KA) = 76°25,4’
FüG = 16 kn, KüG = 345° , Ah.= 16m, Ib: = +2,0 min, Std: - 01min 20sec

Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 12:
Gegeben:
Sie stehen am 10.02.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 18°42,0’ N λ = 40°07,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 10:58:02 Kimmabstand (KA) = 23°04,0’

Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 57°06,5’


weitere Angaben:
FüG = 8 kn, KüG = 250° , Ah = 3m, Ib = +2,5 min, Std: + 01min 42sec

Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 13:
Sie stehen am 09.7.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 46°28’N λ = 01°41’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 08:01:07 Kimmabstand (KA) = 34°19,0’
2. Standlinie: Chr.: 10:20:14 Kimmabstand (KA) = 57°01,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 66°25,5’

weitere Angaben:
FüG = 12 kn, KüG = 165° , Ah.= 8m, Ib: = -1,5 min, Std:  00min 14sec

Astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 14
Gegeben:
Sie stehen am 06.7.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 50°04’N λ = 31°12’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 10:03:21 Kimmabstand (KA) = 35°16,0’
2. Standlinie: Chr.: 12:02:14 Kimmabstand (KA) = 53°28,0’
3. Standlinie: Chr.: 13:01:16 Kimmabstand (KA) = 60°07,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 63°05,0’
weitere Angaben:
FüG = 13 kn, KüG = 122° , Ah.= 15m, Ib: = -2,0 min, Std:  00min 02sec

Astronomischer Ort und BV um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 15
Gegeben:
Sie stehen am 18.06.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 50°16’N λ = 32°13’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 09:56:38 Kimmabstand (KA) = 34°34,0’
2. Standlinie: Chr.: 12:28:34 Kimmabstand (KA) = 57°12,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 63°34,0’
weitere Angaben:
FüG = 14 kn, KüG = 115° , Ah.= 14m, Ib: = -3,0 min, Std: + 00min 04sec

Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ?


φ= λ=
Übungsaufgabe 16
Gegeben:
Sie stehen am 22.06.97 um 06.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 47°12’N λ = 01°40’E
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 06:06:12 Kimmabstand (KA) = 18°40,1’
2. Standlinie: Chr.: 08:01:06 Kimmabstand (KA) = 38°16,4’
3. Standlinie: Chr.: 10:12:18 Kimmabstand (KA) = 59°10,1’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 66°44,0’
weitere Angaben:
FüG = 10 kn, KüG = 125° , Ah.= 8m, Ib: = -1,0 min, Std: + 00min 00sec

Gesucht: astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 17:
Sie stehen am 25.3.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 45°27’N λ = 006°15’E
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 08:30:15 Kimmabstand (KA) = 29°39,5’
2. Standlinie: Chr.: 10:00:07 Kimmabstand (KA) = 41°22,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 47°05,0’

weitere Angaben:
FüG = 15 kn, KüG = 190° , Ah.= 10m, Ib: = +1,0 min, Std: + 00min 05sec

Astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ = λ=


Übungsaufgabe 18:
Sie stehen am 06.06.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 45°45’N λ = 008°25’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 09:57:17 Kimmabstand (KA) = 50°27,5’
2. Standlinie: Chr.: 11:01:17 Kimmabstand (KA) = 59°58,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 66°40,0’
weitere Angaben:
FüG = 7,5 kn, KüG = 075° , Ah.= 03m, Ib: = -3,0 min, Std: - 03min 51sec

Astronomischer Ort u. BV um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 19
Sie stehen am 09.06.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 50°06’N λ = 33°14’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 10:14:33 Kimmabstand (KA) = 36°54,5’
2. Standlinie: Chr.: 12:33:15 Kimmabstand (KA) = 57°10,0’
Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 63°05,0’
weitere Angaben:
FüG = 12 kn, KüG = 102° , Ah.= 14m, Ib: = -2,0 min, Std: - 00min 02sec

Atronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Übungsaufgabe 20:
Sie stehen am 08.03.97 um 08.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 47°37’N λ = 26°15’W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten die Sonne:
1. Standlinie: Chr.: 10:06:09 Kimmabstand (KA) = 17°30,0’
2. Standlinie: Chr.: 11:36:09 Kimmabstand (KA) = 29°18,0’

Bei der Kulmination beobachten Sie: Kimmabstand (KA) = 37°04,0’


weitere Angaben:
FüG = 11 kn, KüG = 060° , Ah.= 16m, Ib: = +1,5 min, Std: + 00min 12sec

Astronomischer Ort um 12.00 Uhr ? φ= λ=


Sterne
Sterne 1:
Sie stehen am 22.06.97 um 05.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 40°29,2’N λ = 046°52,3’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Hamel: Chr.: 07:59:20 Kimmabstand (KA) = 45°59’
Formalhaut: Chr.: 08:00:36 Kimmabstand (KA) = 20°15’
Atair: Chr.: 08:02:00 Kimmabstand (KA) = 38°45’
weitere Angaben:
Ah.= 10m, Ib: = 0,0 min, Std:  01min 50sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 05.00 Uhr ? φ = λ=

φ= λ=
16°
Sterne 2:
Sie stehen am 24.03.97 um 18.30 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 18°12,0’S λ = 125°33,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Regulus: Chr.: 02:27:02 Kimmabstand (KA) = 25°33,0’
Pollux: Chr.: 02:28:12 Kimmabstand (KA) = 39°23,0’
Aledebaran: Chr.: 02:29:23 Kimmabstand (KA) = 47°16,5’
weitere Angaben:
Ah.= 14m, Ib: = -2,5 min, Std: + 01min 14sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 18.30 Uhr ? φ = λ=

17°

18°

19°
Sterne 3:
Sie stehen am 05.02.97 um 12.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 40°45,0’S λ = 117°26,0’ E
Sie beobachten gegen 19.30 Uhr ZZ zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Formalhaut: Chr.: 11:26:51 Kimmabstand (KA) = 25°40,5’
Α-crucis: Chr.: 11:28:20 Kimmabstand (KA) = 23°18,0’
und um 19.55 ZZ Beteigeuze: Chr.: 11:53:02 Kimmabstand (KA) = 39°40,5’
weitere Angaben:
KüG = 309°, FüG = 7 kn, Ah = 4m, Ib: = +3,0 min, Std: + 02min 13sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 19.30 Uhr ? φ = λ=


Sterne 4:
Sie stehen am 10.02.97 um 05.10 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 19°13,0’S λ = 116°27,0’ E
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Arcturus: Chr.: 21:10:18 Kimmabstand (KA) = 51°47,5’
Rashalgue Chr.: 21:11:06 Kimmabstand (KA) = 31°53,5’
Antares: Chr.: 21:29:30 Kimmabstand (KA) = 62°47,5’
weitere Angaben:
KüG = 270°, FüG = 7,5 kn, Ah.= 3m, Ib: = -3,0 min, Std: - 00min 09sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 05.10 Uhr ZZ? φ= λ=


Sterne 5:
Sie stehen am 20.06.97 um 03.44 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 39°41,0’N λ = 052°36,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Hamel: Chr.: 07:44:07 Kimmabstand (KA) = 37°49,5’
Capella: Chr.: 08:04:51 Kimmabstand (KA) = 20°37,0’
weitere Angaben:
KüG = 045°, FüG = 6,0 kn, Ah.= 3m, Ib: = -0,5 min, Std: + 00min 13sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 03.44 Uhr ZZ? φ= λ=


Sterne 6:
Sie stehen am 16.03.97 um 18.20 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 19°27,0’N λ = 062°10,0’ E
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Regulus: Chr.: 14:17:20 Kimmabstand (KA) = 30°53,0’
Capella: Chr.: 14:18:10 Kimmabstand (KA) = 61°42,5’
Rigel: Chr.: 14:19:30 Kimmabstand (KA) = 59°48,0’

weitere Angaben:
Ah.= 3m, Ib: = -1,0 min, Std: - 00min 10sec
Gesucht: astronomischer Ort und BV um 18.20 Uhr ZZ? φ= λ=
Sterne 7:
Sie stehen am 22.06.97 um 05.00 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 40°29,0’N λ = 046°52,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Capella: Chr.: 07:58:10 Kimmabstand (KA) = 23°56,5’
Hamel: Chr.: 07:59:20 Kimmabstand (KA) = 45°56,0’
Formalhaut: Chr.: 08:00:36 Kimmabstand (KA) = 20°12,5’
weitere Angaben:
KüG = 105°, FüG = 7 kn, Ah = 3 m Ib = 0,0 min, Std:  01min 50sec

Gesucht: astronomischer Ort und BV um 05.00 Uhr ? φ = λ=

φ= λ=
Sterne 8:
Sie stehen am 21.06.97 um 04.10 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 39°54,0’N λ = 044°00,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Capella: Chr.: 07:08:30 Kimmabstand (KA) = 18°16,5’
Wega: Chr.: 07:09:22 Kimmabstand (KA) = 48°54,5’
Kochab: Chr.: 07:12:18 Kimmabstand (KA) = 32°45,0’

weitere Angaben:
Ah.= 3m, Ib: = -2,0 min, Std: + 00min 40sec φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort und BV um 04.10 Uhr ZZ?
Sterne 9:
Sie stehen am 20.06.97 um 03.44 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 39°41,0’N λ = 052°36,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Capella: Chr.: 07:42:51 Kimmabstand (KA) = 17°36,5’
Hamel: Chr.: 07:44:07 Kimmabstand (KA) = 37°49,5’
Deneb Kaitos: Chr.: 07:45:44 Kimmabstand (KA) = 22°19,0’

weitere Angaben:
Ah.= 3m, Ib: = -0,5 min, Std: + 00min 13sec φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort und BV um 03.44 Uhr ZZ?
Sterne 10:
Sie stehen am 19.09.97 um 19.48 Uhr ZZ auf dem Koppelort: φ = 44°23,0’N λ = 003°12,0’ W
Sie beobachten zu den folgenden Chronometerzeiten folgende Sterne:
Altair: Chr.: 19:46:03 Kimmabstand (KA) = 54°25,0’
Rasalhague: Chr.: 19:47:08 Kimmabstand (KA) = 49°38,0’
Sirrah: Chr.: 19:48:08 Kimmabstand (KA) = 34°24,0’

weitere Angaben:
Ah.= 17m, Ib: = +2,0 min, Std: + 00min 32sec φ= λ=
Gesucht: astronomischer Ort und BV um 19.48 Uhr ZZ?
Lösungen
Aufgabensammlung
AstroNav

I
II
Astron. Ort

+
Az Koppelort

III

Az

Az

141° W
140° W 139° W
Lösungen „Astronomische Aufgaben“
Sonne
Nr. Breite Länge BV
1. 29° 41,0’ N 140° 31’ W 222°/23,0 sm
2. 30° 36,0’ N 139° 57,0’ W 44°/15,0 sm
3. 30° 05,0’ N 038° 20’ E 245°/19 sm
4. 30° 12,0’ N 1° 02’ E 170°/ 7,0 sm
5. 31° 03,0’ N 21° 23,0’ E 240°/16,0 sm
6. 30° 12,0’ N 90° 08’ W 198°/ 12 sm
7. 40° 26,0’ N 66° 18,0’E 141°/7,0 sm
8. 39° 58’ N 006° 36’ W 141°/6,0 sm
9. 45° 10,5’ N 001° 12,8’ W 340°/13,5 sm
10. 53° 46,0’ N 029° 01,5’ W 069/3,0 sm
11. 39° 40,0’ N 06° 11,0’ W 136°/32 sm
12. 18° 26,0’ N 040° 49,0’ W 240°/12,0 sm
13. 45° 45’ N 001° 33’ W 310°/8,1 sm
14. 49° 27,0’ N 029° 58’ W 152°/10 sm
15. 49° 45,0’ N 30° 55,0’ W 185°/6,0 sm
16. 46° 33,6’ N 002° 52,0’E 178°/6,5 sm
17. 44° 34,0’ N 006° 10,0’ E 121°/8,2 sm
18. 45° 52,8’ N 007° 45,5’ W 90°/1,8 sm
19. 49° 46,5’ N 031° 54,0 W 142°/12,6 sm
20. 48° 03,0’ N 025° 05,0’ W 67°/13,1 sm

Sterne
Nr. Breite Länge BV
1. 40°14,8’ N 047°01,2’ W 205°/15,8 sm
2. 18°06,8’ N 125°35,0’ W 338°/6,5 sm
3. 40°16,0’ S 116°39,0’ E 116°/6,7 sm
4. 19°08,0’ S 116°23,0’ E 315°/8,0 sm
5. 39°35,3’N 052°24,9’ W 124°/10,3 sm
6. 19°21,5’ N 062°15,2’E 135,5°/8sm
7. 40°14,6’ N 047°01,7’W 207°/16,0 sm
8. 39°44,0’N 043°48,0’W 136°/13 sm
9. 39°38,7’ N 052°24,0’ W 103°/9,0 sm
10. 44°09,5’N 002°39,0’ W 119°/27 sm
Lösung Sonne Ü1

Standlinie I
versegelt um 42 sm
(08.00 – 11.00 = 3
Stunden mit 14 kn)

Iv

Ok 8.00 ZZ
Az = 106°

Ok11.00 ZZ

II

240°

29°41‘ N
140° 31° W

141°W
140°W 139°W
Sterne
Lösungen

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