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Die Schilddrüse –

ein Update

Die Schilddrüse ist für zahlreiche endokrine Vorgänge verantwortlich. Von Körpergewicht über
Schlaf bis zum Kinderwunsch: das schmetterlingsförmige Organ hat viele Aufgaben. | Bild: Siam /
AdobeStock

Jeder fünfte Erwachsene leidet unter einer Funktionsstörung der


Schilddrüse. Bei einer Überfunktion produziert sie zu viele, bei einer
Unterfunktion zu wenige Schilddrüsenhormone. Auch weitere Erkrankungen
spielen eine Rolle. Welche das sind und weitere wichtige Antworten zu dem
Schmetterlingsorgan finden Sie im E-Learning von Apothekerin Annette
Thomas.
Anatomie der Schilddrüse
Die Schilddrüse (lat. glandula thyroidea) besteht aus zwei Lappen, die über
eine Gewebebrücke miteinander verbunden sind. Sie ähnelt dadurch in ihrer
Form einem Schmetterling.

Oberhalb der Schilddrüse befindet sich der Schildknorpel des Kehlkopfes,


der der Schilddrüse ihren Namen gegeben hat. Direkt vor der Schilddrüse
laufen die Stimmbandnerven entlang. Diese räumliche Nähe erklärt
mögliche Beeinträchtigungen der Stimme im Rahmen verschiedener
Schilddrüsenerkrankungen und -operationen.

Auf die Schilddrüse aufgelagert finden sich (meist) vier ungefähr


reiskorngroße Nebenschilddrüsen. Die Schilddrüse ist etwa daumengroß
und wiegt bei Männern circa 25 g, bei Frauen circa 18 g.

Aufbau der Schilddrüse | Bild: PTAheute


Gut zu wissen:

Die Ähnlichkeit der Schilddrüse mit der Silhouette eines Schmetterlings


wurde im Packungsdesign einiger Schilddrüsenpräparate aufgegriffen.
Betrachtet man
einen Querschnitt
durch das

Q
uerschnitt durch das Schilddrüsengewebe | Bild: PTAheute
Schilddrüsengewebe, erkennt man die Schilddrüsenfollikel, die von den
Follikel-Epithelzellen umgeben sind und das Kolloid umschließen.

Auf die Follikel aufgelagert finden sich C-Zellen, in denen Calcitonin


produziert wird. Calcitonin reguliert gemeinsam mit dem in den
Nebenschilddrüsen produzierten Parathormon den Calciumspiegel im Blut.

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Inhaltsübersicht
• Seite 1: Die Schilddrüse – ein Update

• Seite 2: Anatomie der Schilddrüse


• Seite 3: Funktion der Schilddrüse
• Seite 4: Steuerung der Hormonausschüttung
• Seite 5: Produktion der Schilddrüsenhormone
• Seite 6: Schilddrüsenerkrankungen
• Seite 7: Therapie von Schilddrüsenerkrankungen
• Seite 8: Lernerfolgskontrolle

Annette Thomas
Apothekerin und Dozentin
ONLINEREDAKTION@PTAHEUTE.DE

Erstellt am: 25 Mai 2022

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Fortbildung

E-Learning Schilddrüse – ein Update

FRAGEMODUS STARTEN
Funktion der Schilddrüse
Die Schilddrüse ist eine endokrine Hormondrüse. Sie gibt die
Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (auch
Thyroxin, T4) ins Blut ab, um den Hormonspiegel auf einem konstanten Wert
zu halten.

T4 ist die weniger wirksame Speicherform der Schilddrüsenhormone, die bei


Bedarf in die stärker wirksame Form T3 umgebaut wird.

Gut zu wissen:
Mit dem Begriff „endokrine Drüsen“ werden alle Drüsen bezeichnet, die ihre
Hormone direkt in die Blutbahn abgeben.
Schilddrüsenhormone beeinflussen zahlreiche Körperfunktionen, so z. B.
den Herzschlag, den Blutdruck, die Verdauung, das Wachstum und die
Reifung bei Kindern, die Fruchtbarkeit, den Stoffwechsel, das Körpergewicht
und die Psyche. Vereinfacht gesagt sind Schilddrüsenhormone „das
Gaspedal“ des Körpers.
So wirken die Schilddrüsenhormone. | Bild: PTAheute
Aufgrund der vielfältigen Wirkungen der Schilddrüsenhormone auf den
Körper sollte die Überprüfung der Hormonspiegel bei keiner
Vorsorgeuntersuchung fehlen. Oft stellt sich eine Fehlfunktion der
Schilddrüse als Ursache für Beschwerden heraus, die ursprünglich
überhaupt nicht mit diesem Organ in Verbindung gebracht wurden.

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Steuerung der Hormonausschüttung
Um sicherzustellen, dass von Hormondrüsen immer nur die aktuell
benötigte Menge an Hormonen ausgeschüttet wird, unterliegen diese einem
Regelkreis. Je nach aktuellem Hormonspiegel im Blut werden die
entsprechenden Hormondrüsen in ihrer Funktion angeregt oder gebremst.

Die übergeordnete Steuereinheit des Regelkreises ist der Hypothalamus. Er


schüttet Releasing-Hormone aus, die die Aktivität der Hypophyse
beeinflussen. Je nach Art ihrer Wirkweise werden Releasing-Hormone auch
als Liberine oder Inhibine bezeichnet.

Von der Hypophyse wiederum werden Steuerhormone ausgeschüttet, die


die Aktivität der jeweiligen angesteuerten Hormondrüse beeinflussen.
Steuerhormone werden auch Tropine genannt.

Je aktiver der Hypothalamus ist, desto aktiver sind auch die Hypophyse und
die Effekthormondrüse. Sie schüttet dementsprechend Effekthormone aus,
die an den Rezeptoren der entsprechenden Zielzellen die jeweilige
spezifische Wirkung erzielen. Diese Art der Verknüpfung (je mehr, desto
mehr) nennt man positive Rückkopplung.

Sind im Blut ausreichend hohe Hormonspiegel vorhanden, so werden


Hypothalamus und Hypophyse in ihrer Aktivität gebremst. In der Folge
schüttet auch die Effekthormondrüse keine neuen Effekthormone aus. In
diesem Fall spricht man von einer negativen Rückkopplung (je mehr, desto
weniger).
Der Regelkreis der Schilddrüsenhormone | Bild: PTAheute
Das vom Hypothalamus ausgeschüttete Releasing-Hormon ist hier das
Thyreotropin-Releasing-Hormon, kurz TRH.

TRH regt die Hypophyse zur Ausschüttung des Thyroidea-stimulierenden


Hormons, kurz TSH, an. TSH wird auch Thyreotropin genannt. TSH
wiederum aktiviert die Schilddrüse zur Freisetzung von T3 und T4 ins Blut.

Auf diese Weise werden pro Tag circa 80–100 µg T4 und circa 10–50 µg
T3 ins Blut abgegeben.

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Produktion der Schilddrüsenhormone
So eben haben wir erklärt, wie die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone
gesteuert wird. Woher aber kommen die Schilddrüsenhormone?

Die Schilddrüse ist in der Lage, T3 und T4 selbst zu synthetisieren. Dafür


benötigt sie Jod, das entgegen des Konzentrationsgefälles aktiv aus dem
Blutkreislauf in die Schilddrüse aufgenommen und dort angereichert wird.

Da Jod nur begrenzt in der Schilddrüse gespeichert werden kann, ist die
Schilddrüse auf eine regelmäßige Zufuhr angewiesen. Der Bedarf an Jod ist
von Alter und Lebenssituation abhängig. Folgende Tabelle gibt einen
Überblick über den jeweiligen Bedarf:

Täglicher Jodbedarf

40–80
Säuglinge
µg

100–
Kinder 1–9
140 µg

Kinder 10–12 180 µg

Jugendliche und
200 µg
Erwachsene

Personen über 50 Jahre 180 µg

Schwangere 230 µg

Stillende 260 µg

Die Synthese der Schilddrüsenhormone läuft in mehreren Schritten ab:

1. Jodid wird entgegen des Konzentrationsgefälles aktiv in die Schilddrüse


aufgenommen.
2. Jodid wird in der Epithelzelle zu Jod umgewandelt und an Tyrosin
gekoppelt. Tyrosin ist eine Aminosäure, die sowohl mit der Nahrung
aufgenommen als auch vom Körper selbst produziert werden kann. Je nach
Anzahl der angelagerten Jodmoleküle entsteht so Mono-Jod-Tyrosin (MJT)
und Di-Jod-Tyrosin (DJT).
3. Im weiteren Schritt werden nun MJT und DJT aneinander gekoppelt, dabei
entstehen T3 und T4.
4. Die fertigen Schilddrüsenhormone werden in den Schilddrüsenfollikeln
gespeichert, bis im Körper Bedarf entsteht und die Hypophyse den Befehl
zur Ausschüttung gibt.
5. Sowohl T3 als auch T4 werden ins Blut abgegeben, dort wird das weniger
aktive T4 in die aktivere Form T3 umgewandelt.

Die Synthese der Schilddrüsenhormone | Bild: PTAheute


Gut zu wissen: Jodidtabletten bei Reaktorunfall

Bei einem Reaktorunfall können große Mengen an radioaktivem Jod


freigesetzt werden. Eine Anreicherung von radioaktivem Jod in der
Schilddrüse würde zu Schilddrüsenreizungen bis hin zu bösartigen
Veränderungen (Schilddrüsenkarzinom) führen.

Aus diesem Grund halten die Behörden große Mengen an Jodidtabletten für
die Bevölkerung vorrätig, die im Fall einer Reaktorkatastrophe an die
Bevölkerung verteilt werden. Nach dem Prinzip der kompetitiven Hemmung
verdrängt das „normale“ Jod das radioaktive Jod aus dem Körper.
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Schilddrüsenerkrankungen
Allgemein können Schilddrüsenerkrankungen nach zwei Kriterien unterteilt
werden:

a) Hormonelle Fehlfunktionen (Über-/Unterfunktion)


b) Veränderungen in Größe und Beschaffenheit (Struma, Knoten, Tumore)

Häufig kommt es allerdings zu Mischformen.

Schilddrüsenvergrößerung

Der Fachbegriff für eine Schilddrüsenvergrößerung lautet Struma. Im


Volksmund wird diese Veränderung „Kropf“ genannt.

Die WHO unterscheidet verschiedene Schweregrade eines Strumas:

0 Vergrößerung nur im Ultraschall feststellbar


1 Struma tastbar, bei nach hinten geneigtem Kopf sichtbar
2 Struma auch bei normaler Kopfhaltung sichtbar
3 Sehr großes Struma mit lokalen Komplikationen (z. B. Atem- und
Schluckbeschwerden)

Die Vergrößerung der Schilddrüse kann durch Entzündungen oder Tumoren


verursacht werden. Gerade im süddeutschen Raum ist häufig Jodmangel
die Ursache für ein Struma. Die Schilddrüse versucht, das wenige, in der
Nahrung vorhandene Jod möglichst gut auszunutzen und vergrößert daher
das Gewebe.

Schilddrüsenvergrößerungen können ohne (Struma diffusa) oder mit Knoten


(Struma nodosa) auftreten.

Euthyreote Struma

Bei der euthyreoten Struma ist die Schilddrüse vergrößert, die


Schilddrüsenhormonspiegel sind jedoch unauffällig. Diese Veränderung wird
meist durch Jodmangel verursacht und daher auch oft „Jodmangelstruma“
genannt.

Gut zu wissen: Jodmangel in Deutschland

Durch die Gletscherschmelze vor tausenden von Jahren wurde das


Spurenelement Jod weggeschwemmt. Deutschland, vor allem die südlichen
Regionen, gelten seither als Jodmangelgebiet. Dies erklärt ein häufiges
Auftreten eines unschönen Jodmangelstrumas, bevor das Spurenelement
im Speisesalz und anderen Lebensmitteln angereichert wurde.

Die zu süddeutschen Trachten gehörigen „Kropfbänder“ stellen den Versuch


dar, mit Schmuck den unschönen Hals zu kaschieren.
Knoten der Schilddrüse

Im Gegensatz zur diffusen Schilddrüsenvergrößerung sind bei Knoten nur


einzelne Areale der Schilddrüse betroffen. Die Ursache hierfür können
Vernarbungen sein, Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume) oder
gutartige Wucherungen des Drüsengewebes (Adenom). Sehr selten handelt
es sich um bösartige Veränderungen (Schilddrüsenkrebs).

Aufgrund ihres Erscheinungsbildes im Szintigramm werden Knoten in


„heiße“ und „kalte“ Knoten unterschieden. Heiße Knoten erscheinen gelb-
rot, es handelt sich hier um aktive Bereiche, die Schilddrüsenhormone
produzieren. Heiße Knoten sind in der Regel gutartige Veränderungen.

Kalte Knoten erscheinen blau-schwarz, es handelt sich um inaktive


Gewebebildungen. Dahinter können sich bösartige Veränderungen
verstecken (Schilddrüsenkarzinom). Es kann sich aber auch lediglich um
harmlose Zysten handeln.

Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann dadurch bedingt sein,


dass die hormonelle Steuerung durch Hypothalamus und Hypophyse
fehlerhaft abläuft. Dies ist aber sehr selten. Viel häufiger liegt die Störung in
der Schilddrüse selbst begründet.

Die häufigste Ursache für eine Hypothyreose ist die Hashimoto-Thyreoiditis.


Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper
dazu führen, dass die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist. Durch die
andauernde Entzündung nimmt die Menge des funktionstüchtigen
Schilddrüsengewebes ab, es werden nicht mehr genug
Schilddrüsenhormone produziert.

Auch nach einer Radiojodtherapie, einer Schilddrüsenoperation oder der


Therapie mit Thyreostatika (siehe Kapitel „Therapie von
Schilddrüsenerkrankungen“) kann eine Hypothyreose auftreten.

Symptome einer Hypothyreose sind z. B. Müdigkeit, depressive


Verstimmung, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit,
Verstopfung, erhöhte Infektanfälligkeit, trockene Haut, Haarausfall und
Gewichtszunahme.

Die Behandlung der Hypothyreose erfolgt durch die Gabe von T4. Bei nicht
zufriedenstellendem Ergebnis kann eine Kombination mit T3 erfolgen.
Aufgrund der stärkeren Wirksamkeit und der damit verbundenen Gefahr von
Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System ist diese Kombination jedoch
nicht Mittel der 1. Wahl.

Gut zu wissen: Schilddrüsenhormone und Gewichtsverlust

Da Schilddrüsenhormone den Stoffwechsel ankurbeln, werden sie


manchmal missbräuchlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Aufgrund der
vielen weiteren Wirkungen von Schilddrüsenhormonen ist diese Anwendung
keinesfalls empfehlenswert.
Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt es zu einer


Überproduktion von Schilddrüsenhormonen und damit zu erhöhten
Schilddrüsenhormonspiegeln im Blut.

Ursache dafür kann eine Schilddrüsenautonomie sein, das heißt, das


Schilddrüsengewebe produziert unabhängig von der Steuerung durch den
Regelkreis vermehrt Schilddrüsenhormone. Diese Überproduktion kann vom
kompletten Schilddrüsengewebe ausgehen oder auch nur von einzelnen
Knoten.

Die zweite, sehr häufige Ursache ist Morbus Basedow. Dies ist eine
Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse zu vermehrter Aktivität
angeregt wird. Die Symptome einer Hyperthyreose sind denen einer
Hypothyreose genau entgegengesetzt: Es kommt zu
Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Nervosität, innerer Unruhe,
Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Durchfall, Stimmungsschwankungen und
Zyklusstörungen. Bleibt Morbus Basedow unbehandelt, so entwickeln sich
im Spätstadium die charakteristischen Symptome Struma, Tachykardie und
Exophthalmus (ein krankhaftes Hervorstehen der Augäpfel).

In der Therapie der Hyperthyreose stehen mehrere Möglichkeiten zur


Verfügung. Eine gedrosselte Jodzufuhr kann zu einer Verringerung der
Hormonproduktion führen. Operation und Radiojodtherapie verringern das
Schilddrüsengewebe und können so zu einer Normalisierung der
Hormonspiegel führen. Medikamentös steht die Wirkstoffgruppe der
Thyreostatika zur Verfügung. Eventuell werden T3 und T4 zur Korrektur
eingesetzt, falls durch die Therapie eine Hypothyreose ausgelöst wurde.

Thyreoiditis

Die häufigste Ursache für eine Entzündung der Schilddrüse ist Morbus
Hashimoto. In selteneren Fällen kann eine Thyreoiditis auch viral bedingt
sein (Thyreoiditis de Quervain). In diesem Fall wird sie rein symptomatisch
behandelt und heilt in der Regel komplett und komplikationsfrei aus.

Auch eine bakteriell bedingte Schilddrüsenentzündung ist möglich. Diese


macht sich durch akut auftretende Entzündungssymptome bemerkbar und
kann mit Antibiotika therapiert werden.

Schilddrüsenkrebs

Bösartige Erkrankungen der Schilddrüse sind sehr selten. Im Falle eines


malignen Tumors sollte eine möglichst frühe Operation unter vollständiger
Entfernung des krankhaft veränderten Gewebes erfolgen. Die Kombination
mit einer Radiojodtherapie ist möglich.

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Therapie von Schilddrüsenerkrankungen


Behandlung mit Jodid bei Hypothyreose oder vergrößerter Schilddrüse

Um der Entstehung einer durch Jodmangel bedingten Hypothyreose oder


Vergrößerung der Schilddrüse vorzubeugen, ist eine prophylaktische Gabe
von Jodid sinnvoll. Auch eine bereits vergrößerte Schilddrüse kann sich
durch die Gabe von Jodid wieder verkleinern.
Verabreicht wird Jodid in Form von Kaliumjodid, entsprechend einer Menge
von 100–200 µg Jodid pro Tag. Die Einnahme sollte wegen der besseren
Verträglichkeit nach dem Essen erfolgen.

Es gibt Depotpräparate, um die Jodideinnahme auf 1x pro Woche zu


reduzieren. Hier muss der Kunde in jedem Fall auf die wöchentliche
Einnahme hingewiesen werden, um Nebenwirkungen durch Überdosierung
zu vermeiden. Diese können sein: Braunfärbung der Schleimhäute,
Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall – schlimmstenfalls bis zum Schock.

Auch wenn Jodid nicht verschreibungspflichtig ist, sollte es nicht ohne


ärztlichen Rat eingenommen werden. Liegt eine Hyperthyreose oder eine
Entzündung vom Typ Morbus Hashimoto vor, darf kein Jodid gegeben
werden.

Einnahme von L-Thyroxin bei Hormonmangel

L-Thyroxin (T4) wird gegeben, um einen Mangel des Schilddrüsenhormons


auszugleichen. Dieser kann krankheitsbedingt entstanden sein oder durch
Behandlung (Operation, Radiojodtherapie oder Thyreostatika) ausgelöst
worden sein.

Häufig empfohlen wird die Einnahme morgens nüchtern vor dem Frühstück,
um die Resorption zu verbessern. Neuere Studien haben ergeben, dass
eine Einnahme am Abend genauso effektiv funktioniert. Dabei gibt es die
Möglichkeit, die Tabletten mindestens eine halbe Stunde vor dem
Abendessen, mindestens zwei Stunden nach dem Abendessen oder direkt
vor dem Schlafengehen einzunehmen.

Je nachdem, welche Medikamente sonst noch eingenommen werden


müssen, kann jeder also für sich den optimalen Einnahmezeitpunkt
bestimmen.

Schilddrüsenhormone gehen Wechselwirkungen mit zweiwertigen Kationen


ein. Deshalb wird ein mindestens zweistündiger Abstand zu Lebensmitteln
oder anderen Arzneimitteln, die v. a. Calcium oder Magnesium enthalten,
empfohlen.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Einstellung auf die richtige
Schilddrüsendosierung entsprechend der Lebensgewohnheiten erfolgt. Hat
jemand also jahrelang morgens Müsli mit Milch verzehrt und ist mit seinem
Schilddrüsenpräparat erfolgreich eingestellt, so kann er diese Gewohnheit
beibehalten. Im Gegenteil: Änderungen in der Verhaltensweise werden in
den meisten Fällen eine Anpassung der Wirkstärke erforderlich machen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Glucocorticoide, Betablocker, Kontrazeptiva und weibliche


Geschlechtshormone können die Wirkung von L-Thyroxin mindern.

Im Gegenzug kann L-Thyroxin die Wirksamkeit von Metformin, Insulin und


Glibenclamid verringern.

Bei Neueinstellung oder Umstellung der Therapie müssen diese


Wechselwirkungen berücksichtigt werden.
Schilddrüsenhormone sind schon in geringsten Mengen wirksam und
müssen sehr behutsam eingestellt werden. Es gibt Präparate in vielen
verschiedenen Wirkstärken mit geringen Abstufungen – beginnend bei 25
µg bis hin zu 275 µg pro Tablette.

L-Thyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste

Der Gemeinsame Bundesausschuss legt auf der


Substitutionsausschlussliste fest, für welche Wirkstoffe ein generelles
Austauschverbot gilt, da schon geringfügige Änderungen der Wirkstärke zu
klinisch relevanten Wirkungsveränderungen führen würden. Die
Rabattverträge sind für diese Verordnungen nicht anzuwenden.

Die ärztliche Verordnung muss also zwingend die Angabe des Herstellers
enthalten – andernfalls handelt es sich um eine unklare Verordnung, die
einer Abklärung mit der Arztpraxis bedarf. Ebenso muss mit dem
behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden, sollte das verordnete
Präparat nicht lieferbar sein.
Thyreostatika bei Hyperthyreose

Thyreostatika hemmen den Einbau von Jod in die Schilddrüsenhormone


und werden deshalb zur Therapie der Hyperthyreose eingesetzt.
Gebräuchliche Wirkstoffvertreter sind Carbimazol und Thiamazol.

Gut zu wissen: Was ist ein Prodrug?

Carbimazol ist das Prodrug zu Thiamazol. Unter einem Prodrug versteht


man eine Vorstufe, die im Körper erst in die eigentlich wirksame Form
umgewandelt wird.
Thyreostatika müssen über circa ein Jahr eingenommen werden und sind
relativ nebenwirkungsreich. So kann es unter der Therapie z. B. zu
Hautausschlägen, Juckreiz, Magen-Darm-Problemen oder Erhöhung der
Leberwerte kommen. Zudem kommt es auch nach erfolgreicher Therapie
relativ häufig zu Rückfällen.

Da es schwierig ist, die exakte Menge an benötigten Thyreostatika


einzustellen, kommt es unter der Therapie häufig zu einer Hypothyreose.
Um diese Überregulation auszugleichen, kann T4 gegeben werden.

Nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden bei


Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenoperationen

Eine operative Entfernung krankhaften Schilddrüsengewebes erfolgt sofort,


sobald der Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht. Aber auch bei
gutartigen Veränderungen, die z. B. zu Atembeschwerden führen, kann eine
Operation sinnvoll sein, da sie zu einem sofortigen Erfolg führt.

Schilddrüsenoperationen verlaufen meist komplikationslos. Es besteht


jedoch die Gefahr von Stimm- und Sprachstörungen, falls die benachbarten
Stimmbänder im Rahmen der Operation in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Heilen die Störungen nicht innerhalb kurzer Zeit von selbst aus, können
durch logopädische Unterstützung Erfolge erzielt werden.

Die Entfernung des Schilddrüsengewebes erfordert eine lebenslange


Substitution der Schilddrüsenhormone. Wurden auch die
Nebenschilddrüsen entfernt, muss außerdem zusätzlich Calcium gegeben
werden.

Radiojodtherapie zur Inaktivierung von Schilddrüsengewebe

Radioaktives Jod wird vom Körper aufgenommen und aktiv in der


Schilddrüse angereichert. In Folge wird das krankhafte Gewebe sozusagen
von innen bestrahlt und dadurch inaktiviert.

Die Radiojodtherapie erfordert einen stationären Aufenthalt in Quarantäne


von 3–12 Tagen, bei dem sämtliche Körperausscheidungen aufgrund der
radioaktiven Strahlung in speziellen Behältern gesammelt werden müssen.

Der Erfolg stellt sich nach circa 3 Monaten ein.

Je nachdem, wie viel Schilddrüsengewebe bestrahlt und damit inaktiviert


wurde, kann auch nach einer Radiojodtherapie eine Substitution mit
Schilddrüsenhormonen nötig sein.

Thermoablation gegen überschüssiges Schilddrüsengewebe

Bei der Thermoablation wird überschüssiges Schilddrüsengewebe durch


Hitze geschädigt und inaktiviert. Der Effekt tritt nach einigen Wochen bis
Monaten ein. Bei dieser Methode ist es besonders schwierig, das richtige
Maß zu finden, um kein gesundes Gewebe mitzuschädigen.

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