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Vorwort

Segeln setzt ein gewisses Maß an Grundkenntnissen voraus.


Hier erhalten Sie einen kurzen Einblick.

Segeln ist so facettenreich wie kaum ihrer seefahrerischen Tradition bewusst


eine andere Sportart. Die Auseinander- ist, die eigenen Riten pflegt und sich
setzung mit der Natur, mit dem Materi- sogar eine eigene Sprache zugelegt
al und mit Menschen fordert die ganze hat. Dabei gibt es für Segler weder ein
Persönlichkeit. Segeln kann harter Mindest- noch ein Höchstalter: Vom
Sport bis an die Grenzen menschlicher Kleinkind bis zum Rentner – alle findet
Leistungsfähigkeit sein, aber auch ein man auf den Planken.
Mittel zur Entspannung und zum Dieses Heft erleichtert den Einstieg in
Stressabbau. Es kann zum gruppen­ eine Welt, die nach Salz und Aben-
dynamischen Erlebnis werden oder teuer riecht. Es erklärt die wichtigsten
auch den eigenen Horizont erweitern. Begriffe der Seglergilde, liefert die
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Grundlagen der Physik – weshalb ein
eher langsame Art, von einem Punkt Boot eigentlich segelt und wie die
zum anderen zu gelangen, in der heu- wesentlichen Manöver funktionieren.
tigen, schnelllebigen Zeit behauptet. Es soll aber auch eine Hilfe sein, früher
Es muss dieser Reiz sein, zu einer erlerntes Wissen aufzufrischen.
Gemeinschaft zu gehören, die sich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte b­ ibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

6. Auflage 2013 / ISBN 978-3-89225-692-2


© Edition Maritim GmbH, ABC-Straße 21, 20354 Hamburg

Umschlag: Buchholz.Graphiker, Hamburg · Text und Konzept: Lars Bolle · Fotos: H.-G. Kiesel, Hamburg · Zeichnungen:
J. Bassiner · Lithografie: scanlitho.teams, Bielefeld · Druck und Bindung: Print Consult, München

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk weder komplett noch teilweise repro-
duziert, übertragen oder kopiert werden, wie z. B. manuell oder mithilfe elektronischer und m­ echanischer Systeme inkl.
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Inhalt
Das Einmaleins einer Jolle 4 Kentern und Aufrichten 18

Die Teile einer Yacht 6 Mensch über Bord 20

Widerstand oder Auftrieb 8 Sicherheit auf See 21

Aus Auftrieb wird Vortrieb 10 Regeln beim Segeln 22

Die Kurse zum Wind 12 Beaufort & Co. 24

Die Wende 14 Glossar 26

Die Halse 16
3
Das Einmaleins einer Jolle
Studieren vor Probieren: Die wichtigsten Begriffe sollten Sie drauf
haben, bevor Sie aufs Boot steigen.

Segeln ist wie kaum eine andere Sport- Endet der erste Schlag dann gar im
art mit Fachterminologie gespickt. Was Wasser, kommt zum Unverständnis
die »alten Salzbuckel« toll finden, weil auch noch Unlust.
sie sich, ähnlich wie bei einem Dialekt, Auf dieser Seite sind die wichtigsten
über die Sprache mit einer bestimmten Teile einer Jolle benannt. Darüber
Gruppe identifizieren können, treibt hinaus gibt es allerdings eine fast
Segelanfänger oft zur Verzweiflung. unbegrenzte Zahl an Begriffen für Be-
Doch Jammern hilft nichts. Vor dem schläge und alle möglichen Leinen, für
ersten Probetörn sollten wenigstens die diverse Drähte und Segel. Doch wenn
Grundbegriffe sitzen, denn sonst wer- Sie wenigstens dieses kleine Einmaleins
den Sie Anweisungen ihres Übungs- beherrschen, outen Sie sich am Club­
leiters wie »Zieh die Schoten dichter, steg nicht sofort als Greenhorn.
drück die Pinne weg« kaum verstehen.

Für Fortgeschrittene –
der Spinnaker
Spinnaker
aus besonders leichtem Tuch gefertigt
Spinnakerbaum
Toppnant
kontrolliert den Anstellwinkel des Baums
Spinnakerniederholer
verhindert das Steigen des Baums
Spinnakerschot / Achterholer
die Spinnakerschot in Luv wird immer
Achterholer genannt, die in Lee Spischot

4
Verklicker

Segelkopf

Mast

Fock
Großsegel
Vorstag

Saling

Segellatte Want

Segelhals

Schothorn

Großbaum

Großschot Bug
Pinne Fockschot

Ruderkopf Baumnieder-
holer
Schwertkasten
Ruderblatt Heck Ausreitgurt Rumpf Schwert

5
Die Teile einer Yacht
Mit der Größe wächst auch eine Vielzahl der Begriffe.
Hier das Einmaleins für Dickschiffe.

Cockpit Sprayhood

Kompass
Brückendeck
Steuerrad Traveller

Cockpitsüll

Heckkorb

Heck-
laterne
Achterdeck

Badeleiter

Badeplattform

Winsch

Lippklampe
Ruder
Propeller Backskiste

Rettungskragen

6
Seereling Vorluk Bugkorb

Windhutze Mast Vordeck

Kajütdach Fallen und


Reffleinen
Schiebeluk
mit Garage

Seiten-
laterne

Belegklampe

Kajütfenster

Handlauf

Fockschotleitschiene

Unter Deck
Durch den Niedergang gelangt man
in den Salon mit meist einem Tisch
und zwei Kojen. Nach vorn schließt
Fußreling
sich eine Nasszelle mit WC und
Kiel
Dusche sowie die Vorschiffskajüte
an. Nach achtern geht es vorbei an
Seiten- oder Laufdeck
der Pantry (Bordküche) und dem
Navigationsplatz zur Achterkajüte.
7
Widerstand oder Auftrieb
Zwei Fortbewegungsarten: Segelboote lassen sich vom Wind schieben
oder ziehen.

Sich schieben zu lassen ist die einfachste


und ältere Methode. Dabei kommt es
nur darauf an, dem Wind eine möglichst
große und stark gewölbte Fläche als Wi-
derstand, als »Schubfläche«, anzubieten.
Die zweite Methode, nämlich sich vom
Wind ziehen zu lassen, setzt eine aero-
dynamisch speziell geformte Segelfläche
voraus. Das Prinzip ist das Gleiche wie
beim Flugzeugflügel: Der Wind um-
strömt das Profil. Durch dessen Wölbung
muss er an der gewölbten Seite einen
längeren Weg
zurücklegen als
auf der anderen.
Damit am Ende
des Profils kein
voraus gerichtet.
kraft des Soges ist seitlich, leicht
entlang der Tragfläche. Die Gesamt-
seite erzeugt einen Sog senkrecht
Die beschleunigte Luft an der Ober-

Luftloch entsteht,
muss die Luft an
der gewölbten
beschleunigt.
dort wird die Luft
Oberseite ist länger,
bei. Der Weg über die
Tragflächenprofil vor-

Seite schneller
Die Luft strömt am

strömen. Es
Kommt der Wind ge-
entsteht ein Sog,
nau von hinten, muss
der das Flugzeug
ihm möglichst viel
Fläche zum Schieben anhebt.
angeboten werden.

8
Hier zur Seitenmitte falten

Hier zur Seitenmitte falten


Am Segel passiert dasselbe wie an der Tragfläche. Die Auftriebskraft, die das Flugzeug dazu benutzt, in der Luft zu
bleiben, wird beim Segelboot in Vortrieb umgesetzt. Dabei ist aber Auftrieb nicht gleich Vortrieb.
Aus Auftrieb wird Vortrieb
Rumpf, Ruder und Schwert ermöglichen es, quer zum Wind
und sogar diesem entgegen zu segeln.

Durch die sanfte Umströmung des aero- Würde man ein Segel ohne Boot aufs
dynamisch geformten Segels entsteht Wasser stellen, triebe es der Wind
Auftrieb. Nur wirkt der Auftrieb im schräg vor sich her. Diesen Effekt kann
besten Falle und bei sehr guten Segeln man selbst annähernd simulieren, indem
etwas rechtwinkelig zum scheinbaren man auf einen Kurs hoch am Wind bei
Wind und sogar leicht vom wahren einer Jolle das Schwert hoch nimmt. Die
Wind weg. Um jedoch Weg in Wind- Jolle treibt dann bestenfalls quer zum
richtung gutzumachen, bedarf es eines Wind, Weg nach Luv dürfte sich kaum
Tricks. gutmachen lassen. Dieses Quertreiben

mit Schwert/Kiel

Die projizierten
Flächen von Rumpf,
Ruder und Schwert/
Kiel (also das, was ohne Schwert/
man als Schatten Kiel
auf einem Blatt
Papier sehen wür-
de) stemmen sich
dem quer gerichte-
ten Auftrieb entgegen und verwandeln so
Teile des Auftriebs in Vortrieb, Fahrt voraus.

10
zur Windrichtung nennt man Abdrift.
Um jedoch Weg nach Luv, also in Wind-
Scheinbarer und
richtung gutmachen zu können, haben wahrer Wind
Segelboote ein Schwert oder einen Kiel.
WW Wahrer Wind WW
Diese sind im Prinzip nichts anderes als
FW Fahrtwind
eine senkrecht ins Wasser gesetzte Plat- SW
SW Scheinbarer
te, die das Quertreiben bremst. Da das Wind FW
Boot nun nicht mehr seitlich weg kann,
setzt es den Auftrieb jetzt in Vortrieb, in
Fahrt voraus, um. Je nachdem, wie gut
die Segel und das Boot sind, lässt sich
ein spitzer oder stumpfer Winkel zum
Wind (normal sind 45 Grad zum wahren
Wind) erreichen. Damit können Segel-
Ein Boot segelt
boote zwar immer noch nicht gegen den
nie mit dem wahren
Wind fahren, sie machen aber Weg in
Wind, sondern immer
Windrichtung gut und können mittels
mit dem scheinbaren Wind. Der
eines Manövers, der Wende (siehe Seite
wahre Wind ist der Wind, den wir
14), Ziele in Windrichtung erreichen.
an Land oder, ohne Fahrt im Schiff,
Je weiter das Boot vom Wind wegdreht
auf dem Wasser spüren. Sobald
(abfällt), desto schneller wird es. Denn
sich das Boot jedoch vorwärts be-
der Auftrieb wirkt dann zunehmend in
wegt, kommt Fahrtwind hinzu. Es
die gewünschte Fahrtrichtung und muss
treffen also zwei Arten von Wind
nicht mehr verlustreich durch Schwert
aus unterschiedlichen Richtungen
oder Ruder umgelenkt werden.
aufs Boot. Das Ergebnis ist der
Bei Annäherung an einen Vormwindkurs
scheinbare Wind. Je schneller ein
wird es dann wieder langsamer, da
Boot ist, desto größer ist der Fahrt-
die Segel nicht mehr umströmt werden
wind, und der scheinbare Wind
und kein Auftrieb mehr entsteht. Dann
fällt spitzer ein. Die Segel werden
schiebt der Wind.
mit zunehmender Fahrt dichter
genommen.
11
Die Kurse zum Wind
Die unterschiedlichen Richtungen, in die man zum Wind
segeln kann, haben spezielle Namen.

Geschrickter Kurs Ein etwas voller gesegelter Kurs als hoch am


Wind. Windeinfall zirka 50 bis 70 Grad. Das Schiff segelt schneller
und bei Seegang ruhiger. Es muss nicht
so aufmerksam gesteuert
werden.

Halb-
wind-
kurs
Das Boot
segelt et-
wa 90 Grad
zum Wind. Der
schnellste Kurs
für alle Segelboot-
typen, vor allem aber
solche, die Gleitfähigkeiten
besitzen.

Vormwindkurs Der Wind kommt direkt von hinten.


12
Hoch am Wind
Der unerreichbare Sektor Ein Boot kann nicht Der Kurs so nah wie
gegen den Wind segeln. Durchschnittlich möglich am unerreich-
baren Sektor. Er bringt
schafft es nur einen Winkel von 45 Grad zum
maximale Höhe, aber auch
wahren Wind. So entsteht ein Sektor, den viel Abdrift
man nur im Zickzack, Kreuzen genannt, und weniger
durchfahren kann. Geschwin-
digkeit.

Raumschotskurs
Das Boot segelt
schräg vom Wind
weg, zwischen einem
Halbwindkurs und einem
Vormwindkurs.

Sicherer Vormwindkurs
Der Wind kommt aus zirka 170
Grad, das verhindert das Geigen oder
eine Patenthalse.
13
Die Wende
Das Unmögliche geht doch: Zwar kann man nicht gegen den Wind
segeln, Ziele in Windrichtung lassen sich dennoch erreichen.

Die Wende ist das wichtigste Segelma- von einem Bug auf den anderen heißt
növer. Wer sie beherrscht, kommt über- Wende. Dabei ist es wichtig, dass das
all hin, auch an Ziele, die in Windrich- Boot vor der Wende genügend Ge-
tung liegen. Denn ein Segelboot kann, schwindigkeit aufgenommen hat, um
wie auf den Seiten zuvor festgestellt, mit der der verbleibenden Massenträg-
nicht gegen den Wind segeln, wohl heit durch den Wind zu gehen. Denn
aber in einem Winkel von zirka 45 Grad während der Wende reißt die Strömung
zum wahren Wind. Will man nun ein am Segel ab, die Segel flattern im Wind
Ziel in Windrichtung erreichen, muss (killen), und das Boot verliert an Fahrt.
man sich diesem langsam annähern, Nach der Wende, auf dem neuen Kurs,
indem man von einem Bug auf den an- muss das Segel wieder in eine günstige
deren wechselt. Die Kurse, die das Boot Position zum Wind gebracht werden,
dabei ansegelt, kreuzen sich. Deshalb damit es wieder umströmt wird und
wird das Segeln zu einem Ziel in Wind- Auftrieb erzeugt.
richtung Kreuzen genannt. Der Wechsel

Der unerreichbare Sektor wird mittels Wenden mehrfach durch-


quert, um das Ziel in Windrichtung, hier eine Boje, zu erreichen.
Den Kurs zur Boje nennet man Kreuzkur: Das Boot kreuzt auf.
Das Boot kommt mit Wind von Back- Steuermann luvt an und dreht den Bug
bord und viel Fahrt auf die Boje zu. Der in den Wind. Die Mannschaft wechselt

die Seite, die Segel killen und werden neuen Bug mit Wind von Steuerbord
auf die andere Seite gezogen. Auf dem liegt die Strömung wieder an.

Weil bei der Wende viel Fahrt verloren zu machen. Um schnell durch den
geht, ist es wichtig, diese möglichst Wind zu gehen, muss jedoch das Ruder
perfekt zu beherrschen. Regattasegler, hart gelegt werden, wodurch wiederum
bei denen es um jeden Meter geht, das dann quer im Wasser stehende
trainieren deshalb die Wende in harten Ruderblatt die Fahrt bremst. Ziel beim
Trainingsstunden immer wieder, um Training der Profis ist somit, einen
den Geschwindigkeitsverlust möglichst Ablauf zu finden, der das Boot zwar
gering zu halten. Ziel dabei ist, die schnell durch den Wind auf den neuen
Wende schnellstmöglich abzuschlie- Bug bringt, dies aber mit möglichst
ßen, um auf dem neuen Bug die Segel wenig Bremswirkung durch das Ruder.
wieder umströmen zu lassen und Fahrt
15
Die Halse
Das Gegenstück zur Wende ist die Halse, nur dass dabei der Wind
von hinten kommt.

Die Halse dient dazu, die Windseite Die Halse sollte immer zum Zeitpunkt
des Bootes zu wechseln, wenn der der höchsten Geschwindigkeit, also
Wind von hinten kommt. Das kann in der Gleitphase oder wenn das Boot
beispielsweise bei Regatten nötig sein, eine Welle hinuntersurft, ausgeführt
wenn Luv- und Leemarke an der- werden. Je schneller das Boot ist, des-
selben Seite zu passieren sind, oder to größer wird der Fahrtwind. Und da
auch beim ganz normalen Segeln, genau vor dem Wind, im Moment des
wenn das angepeilte Ziel tiefer als 180 Schiftens, wahrer Wind und Fahrtwind
Grad liegt. Bei der Halse müssen die gegeneinander wirken, ist der resultie-
Segel auf die andere Seite genommen rende scheinbare Wind umso geringer,
werden, was man schiften nennt. je größer der Fahrtwind ist.
Die Halse geht wesentlich schneller Ein häufiger Fehler auf Kielbooten ist
und vehementer vonstatten als die die sogenannte Patenthalse, das un-
Wende, sie ist auch der häufigste gewollte Schiften des Großsegels. Das
Kenterungsgrund. Deshalb sollte sie passiert entweder durch Winddreher,
öfter geübt werden. wenn der Großbaum nicht durch einen

Im Moment der größten Geschwindig- die Großschot dicht, bis der Großbaum
keit fällt der Steuermann ab und holt mittschiffs kommt. In dem Moment, wo

16
Die Q-Wende
Bei sehr viel Wind nimmt die
Gefahr einer Kenterung bei der
Halse zu. Eine Möglichkeit, die
Windseite des Bootes zu wech-
seln, ist dann die Q-Wende.
Sie dauert zwar länger als
eine Halse, ist aber wesentlich
sicherer, und das Ergebnis, der
Kurswechsel, ist dasselbe.

Bullenstander gesichert ist, oder wenn Insbesondere schnelle Gleitjollen


der Steuermann unaufmerksam ist bevorzugen auch vor dem Wind einen
und zu tief steuert. Die Patenthalse ist Raumschotskurs, da sie dabei trotz des
gefährlich, da die Crew nicht auf sie längeren Weges schneller sind. Um
vorbereitet ist und es dabei zu Verlet- jedoch die Winddreher mitzunehmen,
zungen durch den überkommenden wird ständig gehalst, also der eigene
Großbaum kommen kann. Kurs gekreuzt.
Perfekte Halsen sind entscheidend
beim Vor-dem-Wind-Kreuzen.

dieser die Schiffsmitte passiert, wechselt leicht Gegenruder und lässt das Groß­
die Crew die Seite, der Steuermann gibt segel langsam wieder ausrauschen.

17
Kentern und Aufrichten
Jeder kann kentern. Es ist keine Schande, jedenfalls so lange, wie
man sein Boot selbst wieder aufrichtet.

Jedes Segelboot hat das Bestreben umzukippen.


Der Wind drückt seitlich in das Segel, und da er das
Boot aufgrund des Wasserwiderstandes (Rumpf,
Ruder und Schwert/Kiel) nicht vor sich her treiben
kann, kommt es zu einer Drehbewegung, Krängung Windkraft
genannt. Um dieser Krängung entgegenzuwirken,
haben Kielschiffe Blei am Ende des Kiels, welches
das Schiff durch den Hebelarm stabilisiert. Jollen-
segler müssen diese aufrichtende Wirkung, den
Hebelarm, durch Verlagern ihres Gewichtes nach
außen erzielen, Ausreiten oder Trapezen genannt.
18
Oberstes Gebot nach einer Kenterung in die Waagerechte gebracht, dann mit
ist, beim Boot zu bleiben. Zuerst wird es dem Bug in den Wind gedreht. Dort hält

es der Vorschoter fest, der Steuermann Schwert. Ist die Jolle wieder aufrecht,
drückt mit seinem ganzen Gewicht aufs hält sie der Vorschoter weiter im Wind,

während der Steuermann einsteigt, etwas Ordnung schafft und dann dem
eventuell noch belegte Schoten löst, Vorschoter über das Heck ins Boot hilft.

19
Mensch über Bord
Eine Situation, die gekonntes Handeln erfordert. Wichtig ist,
die Person schnellstmöglich zu bergen.

2
4
Eine liegende
Acht ist die
Figur, die bei
einem Mensch-
über-Bord-
Manöver gesegelt 3
werden sollte.
1 Das Crewmitglied fällt außenbords, der Steuermann oder ein Besatzungsmitglied
darf es nicht aus den Augen verlieren. 2 Der Steuermann fällt etwas ab, 3 wendet
möglichst auf dem Fleck und 4 nimmt durch Abfallen wieder Fahrt auf. 5 Kurz vor
Erreichen der Person lässt er die Segel killen und 6 fährt einen Aufschießer.

20
Die Rettungsweste bläst sich im Wasser Das Schlauchboot ist eine Möglichkeit,
automatisch auf, ist ohnmachtsicher. aktiv für die eigene Rettung zu sorgen.

Sicherheit auf See Die Hilfsmittel zum Überleben im


Wasser reichen von der einfachen
Was man zum Überleben Rettungsweste bis zu Spezialanzügen,
im Wasser und zur Rettung wasserdicht und wärmend, die auch in
braucht. eiskaltem Wasser die Lebensfunktionen
Das Problem ist so alt wie die Seefahrt. über Stunden aufrechterhalten. Nie-
Zwei Szenarien sorgen bei Seglern mand darf glauben, er sei vor einem
für Albträume. Entweder, über Bord Seenotfall sicher. Jeder muss rechtzeitig
zu gehen, oder dass das Schiff sinkt. vorsorgen.

Die Rettungsinsel muss bei Hochseetörns unbedingt dabei sein. Sollte die Yacht sin-
ken, bläst sie sich automatisch auf, sie kann aber auch von Hand aktiviert werden.

21
Regeln beim Segeln

Wer hält Kurs, wer muss ausweichen?


Die Grundregeln sind recht simpel.

Mit Zunahme des Verkehrs auf dem segler haben sich die Wettfahrtregeln
Wasser war es nötig, Regeln zu bestim- geschaffen, mit denen sie definieren,
men, um Kollisionen zu vermeiden. Die was im Wettkampf in den verschiede-
für alle Wasserfahrzeuge international nen Situationen erlaubt ist.
gültigen Grundsätze sind die Kollisions­ Alle Regelwerke verbinden jedoch
verhütungsregeln (KVR). Die für allgemein gültige Grundsätze. So
Segler relevanten Regeln sind rechts muss auf einer Yacht ständig Ausguck
abgebildet. gehalten werden. Als Ausweichpflich-
Darüber hinaus gibt es für die verschie- tiger sollte man immer rechtzeitig und
denen Bereiche des Wassersports und eindeutig ausweichen, der Kurshalte-
für die unterschiedlichen Seegebiete pflichtige sollte die Fahrt mit größter
eine Vielzahl weiterer Vorschriften. So Vorsicht fortsetzen, im Zweifelsfall
gelten auf allen sogenannten Seeschiff- jedoch sollte man nicht auf seine
fahrts- oder Binnenschifffahrtsstraßen Rechte pochen.
eigene Ordnungen. Und die Regatta-
22
A B

C D

A Wenn sie den Wind nicht von derselben Seite haben, muss das Fahrzeug, das
den Wind von Backbord hat (rot), dem anderen (gelb) ausweichen.
B Wenn sie den Wind von derselben Seite haben, muss das luvwärtige Fahrzeug
(rot) dem leewärtigen (gelb) ausweichen.
C Eine Yacht von achteraus (rot) muss sich beim Überholen freihalten.
D Motorboote (grün) müssen Segelbooten ausweichen.
23
Beaufort & Co. D ie B eaufort
Bft. Bezeichnung
Was heißt Windstärke, was bedeutet das für den
Segler auf dem Wasser? 0 Stille

Segler sprechen, wenn sie sich über den Wind unterhalten,


1 Leiser Zug
von Knoten oder Beaufort. In Knoten wird die Windge-
schwindigkeit in Seemeilen pro Stunde angegeben,
Beaufort ist das Gleiche wie Windstärke, eine Skala so 2 Leichte Brise
ähnlich wie bei der Erdbebenmessung.
Vor jedem Törn sollte ein Skipper den Wetterbericht einho- 3 Schwache
len. Dort erfährt er neben allgemeinen Wetterinformationen Brise
auch etwas über Windrichtung und -stärke. Übrigens, wird 4 Mäßige Brise
im Wetterbericht vor Nebel gewarnt, sollte man niemals
auslaufen.
5 Frische Brise
Die Wetterdienste geben eine Starkwindwarnung heraus,
wenn die Windgeschwindigkeit 14 Meter pro Sekunde über-
steigt. Eine Starkwindwarnung bezieht sich auf Stärke 6 bis 6 Starker Wind
7. Von einer Sturmwarnung spricht man ab 8 Windstärken.
Für viele Boote kann aber auch schon Beaufort 5 problema- 7 Steifer Wind
tisch werden. Denn in den Wettervorhersagen wird immer
nur auf die mittlere Windgeschwindigkeit eingegangen. 8 Stürmischer
Bei labilen Wetterlagen können Böen auftreten, deren Wind
Stärke bis zu 25 Prozent höher liegt als die vorausgesagte 9 Sturm
Windgeschwindigkeit.
Alle Wettervorhersagen haben einen gemeinsamen großen
10 Schwerer
Nachteil. Sie beziehen sich immer auf räumlich sehr große
Sturm
Gebiete und berücksichtigen nicht reviertypische Verstär-
kungs- oder Abschwächungseffekte, wie düsenförmige 11 Orkanartiger
Buchten oder abschirmende Inseln. Die Wettervorhersage Sturm
sollte also immer nur ein Hilfsmittel sein, genauso wichtig ist 12 Orkan
die eigene ständige Beobachtung.

24
eaufort - S kala
Auswirkungen auf die See Knoten m/s km/h
Spiegelglatte See. 0 bis 0 bis 0 bis
1 0,2 1
Kleine schuppenförmige Kräuselwellen. 1 0,3 1
3 1,5 5
Kleine Wellen, aber noch kurz. Glasige, 4 1,6 6
nicht brechende Kämme. 6 3,3 11
Kämme beginnen zu brechen. Vereinzelt 7 3,4 12
treten kleine Schaumköpfe auf. 10 5,4 19
Wellen sind klein, werden aber länger. 11 5,5 20
Weiße Schaumköpfe treten verbreitet auf. 15 7,9 28
Mäßige, aber längere Wellen. Überall weiße 16 8,0 29
Schaumkämme, vereinzelt Gischt. 21 10,7 38
Die Bildung großer Wellen beginnt. Brechende 22 10,8 39
Kämme, größere weiße Schaumflächen, Gischt. 27 13,8 49
See türmt sich, der beim Brechen entstehende 28 13,9 50
Schaum beginnt, sich in Windrichtung zu legen. 33 17,1 61
Mäßig hohe Wellenberge mit langen Kämmen 34 17,2 62
Der Gischt beginnt abzuwehen. Schaumstreifen. 40 20,7 74
Hohe Wellenberge; dichte Schaumstreifen in 41 20,8 75
Windrichtung. »Rollen« der See beginnt. 47 24,4 88
Sehr hohe Wellenberge mit überbrechenden 48 24,5 89
Kämmen. Sicht durch Gischt beeinträchtigt. 55 28,4 102
Außergewöhnlich hohe Wellenberge. Die Kanten 56 28,5 103
der Wellenkämme sind zu Gischt zerblasen. 63 32,6 117
Luft mit Schaum und Gischt angefüllt. See über über über
vollständig weiß. Jede Fernsicht hört auf. 64 32,7 118
25
Glossar
Abdrift die Versetzung nach Lee durch Dingi von einer Person zu bedienendes
die Querkraft Bei- oder Segelboot
abfallen Kursänderung vom Wind weg Dirk eine Leine zum Anheben des
achtern hinterer Teil des Bootes Großbaumes
anliegen ein Ziel mit der zur Zeit
gewählten Segelstellung erreichen Ende ein kurzes Stück Tau
anluven Kursänderung zum Wind hin Etmal die zurückgelegte Strecke von
anschlagen ein Segel zum Setzen 12 Uhr mittags bis zum nächsten Tag
vorbereiten 12 Uhr mittags
auffieren die Schoten oder eine Leine
nachlassen Fall eine Leine, mit der Segel oder
Aufschießer ein Boot in den Wind Rahen hochgezogen werden
drehen, um es abzubremsen Fock das unmittelbar vor dem vorders-
ten Mast gefahrene Vorsegel
Backbord die in Fahrtrichtung linke Fuß Längenmaß (1ft = 304 mm)
Schiffsseite
Baum ein Rundholz, ein Rohr oder geigen Pendeln eines Schiffes um die
Kunststoffprofil, an welchem die Längsachse
Unterkante (Unterliek) eines Segels Genua am Vorstag gefahrenes überlap-
festgemacht wird pendes Vorsegel für leichten Wind
belegen eine Leine festmachen Gut umfasst alles an Bord verwendete
Blister ein Segel aus Spinnakertuch Tau- und Drahtwerk (laufendes Gut
ähnlich der Genua, für leichten Wind, und stehendes Gut)
zum Höhe laufen geeignet
Block Umlenkrolle für Leinen Heck hinteres Ende des Schiffes
brechen das Reißen von Leinen heißen/hissen aufziehen eines Segels
Bug vorderes Ende das Schiffsrumpfes oder einer Flagge

26
holen seemännischer Ausdruck für Lot Messgerät für die Wassertiefe
»ziehen” Luv die dem Wind zugewandte Seite
im Wind Schiffsrichtung mit dem Bug luvgierig wenn ein Boot von selbst
genau in Windrichtung anluven will

Jolle flaches, offenes Beiboot mit Spie- Manöver Sammelbegriff für Arbeiten
gelheck, bei Segelbooten mit Schwert der Besatzung im Zusammenhang mit
oder Kiel der Führung des Schiffes

Kiel vornehmlich aus Metall, hängt Pinne horizontaler Hebel, mit dem der
unter dem Schiff, erhöht die Stabilität Ruderschaft gedreht wird
killen flattern eines Segels, wenn es
nicht voll steht oder nicht dichtgeholt raumen eine Drehung des Windes
ist achterlicher
Klampe Beschlag zum Belegen von Reff zum Verkleinern vorgesehener Teil
Leinen eines Segels
Klüver ein zusätzliches Vorsegel vor der Rigg umfasst die gesamte Takelage ei-
Fock oder Genua nes Schiffes (Mast, Spieren, stehendes
Knoten Maßeinheit für die Geschwin- Gut, laufendes Gut)
digkeit (1 kn = 1,825 km/h)
Krängung Schräglage des Bootes Spiegel senkrechtes Heck eines Bootes
Kurs Richtung, in die das Boot fährt Steuerbord die in Fahrtrichtung rechte
Schiffsseite
Lee die dem Wind abgewandte Seite
leegierig wenn ein Boot von selbst Tampen Endstück einer Leine, häufig
abfallen will auch als Bezeichnung für ein Stück
Liek Kante eines Segels, die durch ein Leine gebraucht
Tau verstärkt wird und um das ganze
Tuch herumführt
Logge Messgerät für die Schiffsge-
schwindigkeit

27

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