5,–

Au sgab e 1 / 2015

LN
EIN FACH A NGE

EINKAUFEN
Darauf sollten Sie bei Rute,
Rolle und Schnur achten

DAS ERSTE MAL

Unsere neue Einsteiger-Serie
startet in der Brandung

PLUS
WELSANGELN IN

WIEN

10 www.am-haken-magazin.de
Schweiz CHF 9,80

Abenteuer
Benelux 5,50

für Angler
EISANGELN. Rute bauen. Nachts losziehen.
EN. In Urlaub fahren...
Von Bäumen fischen. FISCHE ZURÜCKSETZ
 

Liebe Leser,
herzlich Willkommen zur neuen Ausgabe von AM HAKEN!

Uns Angler zieht es ja deshalb ans Wasser, weil wir nie genau wissen,
was uns dort erwartet. Anders gesagt: Wir wollen Abenteuer erleben,
kleine wie große. Wir stellen Ihnen deshalb zehn Angel-Abenteuer vor,
die Sie einmal erleben sollten: Angeln Sie vom Eis, Baum oder Kajak aus.
Tauchen Sie zu den Fischen. Gehen Sie in einen Angelverein und bauen
Sie sich Ihre erste eigene Rute. Diese und noch mehr Abenteuer gibt es ab
Seite 18.

Wir geben bei aller Abenteuerlust allerdings zu: Nicht jeden Angler kann
man im Winter ans Wasser locken. Deshalb haben wir auch genügend
Geschichten für saisonale Stubenhocker dabei. Unsere Autoren Marcel
Winkens, Alexander Kintner und Jens Manns erzählen uns, wie man sein
Gerät schon mal für die neue Saison in Form bringt (ab Seite 50), wie man
als bekennender Winterschläfer von der Couch aus angelt (ab Seite 90),
und lassen uns schon mal vom kommenden Sommerurlaub auf Griechen-
land träumen (ab Seite 44).

Einen schönen Denkanstoß in Sachen „Was ist uns Anglern das Angeln
eigentlich wert?“ gibt uns Clemens Strehl in seiner Geschichte „Der öko-
nomische (Un)-Sinn des Angelns“ ab Seite 58. Unsere neue Rubrik „Das
erste Mal“ richtet sich vor allem an die Einsteiger und Gelegenheitsangler:
Zum Auftakt haben wir unseren Autoren Ruben Emme in die Brandung
geschickt – seinen Bericht gibt es ab Seite 12.

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe!

Ihr AM-Haken -Team



Fotos: Andreas Lampe

Dirk Brichzi
Chefredakteur

01 / 2015 3
 


EINFACH ANGELN EINFACH AUSGESTATTET

12 DAS ERSTE MAL 42 BÜCHERTIPPS

In der Brandung Giganten, Hecht-Jagd, Rügen-Küste

54 KENNEN SIE JOGFISHING? 50 WAS ANGLER IM WINTER MACHEN

So nutzt man Freizeit richtig Zwölf Ideen für die kalte Jahreszeit

58 DER ÖKONOMISCHE UNSINN

Das Angeln und seine Kosten

Titelfoto: Michael Kleemann / www.fishing-in-sweden.com

12 18
68 IST DAS NOCH TRAGBAR?
63 YOUFISH Tipps zum Kauf von Spinnfisch-Gerät
Die besten Angelvideos
71 NEUE PRODUKTE
64 WAS GEHT DIESEN MONAT
W Mit Kroko auf Hecht
Die Stunde der Genießer
86 DREI FÜR FAST ALLE FÄLLE
72 ALTE REVOLUTION Teil 1 unserer Posenkunde
Die Geschichte der geflochtenen Schnur
112 HASS UND LIEBE
104 OLDSCHOOL ECKE Von Säcken und Katalogen
Axel mag es opportunistisch

4 01 /2015
 EINFACH ERLEBEN EINFACH IMMER

18 ABENTEUER FÜR ANGLER 6 WARUM WIR ANGELN

Eisangeln, C&R, Abtauchen Das Bild des Monats

42 MEIN GRIECHENLAND
Angelurlaub am Mittelmeer
Fotos:Ruben Emme, Wolfgang Kalweit, Jens Manns, www.fishing-in-sweden.com

72 42
7 KÖPFE
76 ANGLER-CITY-GUIDE Mitarbeiter dieser Ausgabe
Welsangeln in Wien 8 TICKER
Interview, Utensilien, Jungangler
84 ZIEMLICH BESTE FREUNDE
Wolfgang und Markus 98 KOLUMNE JENS MANNS
Mitarbeiten!
90 DER WINTERSCHLÄFER
Wie man von der Couch aus angelt 108 CATCH AND COOK
Flunder in Kräuterpanade
94 LEIDENSCHAFT 2.0
Der Weg zurück auf Start 110 TOP 10
Diesmal: die besten Angelfilme
100 WIE WIR ANGLER WURDEN
Der steinige Weg zum Erfolg 111 KOLUMNE CHRISTOPH SCHWENNICKE
Dark Room
114 ABGEHAKT
Die letzte Seite/Impressum

01 /2015 5
Einfach Immer

Foto: Martin Kirmse

WARUM WIR ANGELN

Weil uns keine andere Jahreszeit so viele magische Momente am Wasser beschert wir der
Winter. Wenn dann in solchen Momenten noch ein Fisch beißt…
 Anzeige

KÖPFE
Ohne unsere Autoren, Fotografen und Illustratoren wäre AM HAKEN
nur halb so schön. Wir stellen ein paar von ihnen näher vor.

KAI MÜHLHOFER
Welsangeln in der Großstadt und hinter-
her im Kaffeehaus eine Melange trinken
– das kann man vorzüglich in Wien. Kai
hat die besten Stellen der Stadt zum An-
geln und Kafeetrinken für unseren City-
Guide aufgespürt (ab Seite 76).
Fotos: Kail Mühlhofer, Anna Haifisch, Kristina Peters, Daniel Andriani

JAMES TUREK
James Turek, stammt aus Florida. Er
lebte einige Jahre als Grafiker in New
York und illustrierte unter anderem für
die New York Times. Mittlerweile lebt er
in Leipzig und hat für uns die unterhalt-
same "Jogfishing"-Geschichte in Szene
gesetzt. Ab Seite 54.

HELMA JANSSEN
„Dirk, der Text auf Seite 42 muss noch ge-
kürzt werden! Dringend!!“ Niemand
nervt die Redakteure so schön wie Helma
Janssen, und weil sie auch noch hervorra-
gend layoutet, gestaltet sie seit Ausgabe 4
unser Magazin.

DANIEL ANDRIANI
Spinnfischen ist seine große Leiden-
schaft, und er lässt die Angelwelt auf
seinem Blog hechtundbarsch.de daran
teilhaben. Für AM HAKEN erzählt er,
was beim Kauf von Ruten, Rollen und
Schnüren zu beachten ist (ab Seite 68).
 „WIR RÜCKEN HIER krempelt und mitgeholfen. In den Jahren
2011- 2013 haben alle Vereine aus dem Wup-
ALLE NÄHER ZUSAMMEN." pertaler und Solinger Bereich mit Spenden
einen zusätzlichen Smoltbesatz finanziert.
AH: In letzter Zeit werden ja immer
mehr Querbauwerke mit Fischtrep- JUNGANGLER
pen nachgerüstet. Sind diese Auf- ERKLÄREN DIE WELT
stiegshilfen praxisnah gestaltet
und sind die Kraftwerksbetreiber

INTERVIEW an einer Verbesserung interessiert?

Wuttke: Das mit dem Umrüsten von Kraft-

DES MONATS: werken ist leider ein trauriges Kapitel. Frei-

DIESMAL MIT HELMUT WUTTKE,
VORSITZENDER DES BERGISCHEN
FISCHEREIVEREINS, ÜBER DAS
WANDERFISCHPROGRAMM AN DER
WUPPER.
AH: Herr Wuttke, an welchem
Punkt ist das Wanderfischpro-
gramm an der Wupper gerade?
Wuttke: Das Projekt begann im Jahr 1993 mit
einem kleinen Erstbesatz. Der mangelhafte
Ausbau des Gewässersystems war eines der
größten Hemmnisse. Seit der Durchgängig-
keit des Wanderhindernisses am Auer Kot-
ten ist so etwas wie den gordische Knoten
geöffnet. Seit drei Jahren können die Fische
nun dort ohne Beeinträchtigung auf- und
absteigen, das macht sich bis in den Ober-
lauf deutlich bemerkbar. Es sind noch etliche
Probleme zu beseitigen, aber im Moment
starten wir richtig durch und es könnte nun
jedes Jahr besser werden.
AH: Für dieses Projekt sind nicht
unerhebliche finanzielle Mittel und
viele Stunden ehrenamtlicher Ar-
beit notwendig. Wie lässt sich so et-
was organisieren?
willig läuft da so gut wie nichts. Neuerdings
hat man finanzielle Anreize für den Umbau
von Anlagen oder das zusätzliche Abgeben
von Wasser geschaffen, dennoch dauert es
alles immer sehr lange. Es werden auch fal-
sche Signale gesendet, wie z.B. Förderung
des Stromes aus Wasserkraft. Das Tauzie-
hen um manche alten Wehre seitens der
Wirtschaft, die hier Wasserkraft wieder auf-
leben lassen möchte ist manchmal wie das
Ringen mit den Geistern der Antike.
AH: Das Wuppersystem ist ja recht
groß, wie schätzen Sie die Dunkel-
ziffer an aufsteigenden Fischen
ein?
Wuttke: Seit das System relativ offen ist
steigen sehr viele Fische auf. Die Dunkelzif-
fer ist enorm hoch, da wir ja derzeit noch kei-
ne vernünftige Kontrollmöglichkeit haben.
Bei den herbstlichen Elektrobefischungen
bekommen wir nur einen geringen Teil der
Fische zu Gesicht, da sie in manchem Jahr
bereits in den Spätsommermonaten in das
System einsteigen.
AH: Lachs und Meerforelle genie-
ßen in NRW eine ganzjährige
Schonzeit, was kann jeder einzelne
Angler darüber hinaus tun um die
THILO (14) AUS BERLIN
WAS SIND DEINE TOP-TIPPS?
Ich fische schon seit ein paar Jahren
auf Karpfen und habe sehr schnell
festgestellt, dass das Wichtigste
ist, die Montagen an den richtigen
Stellen abzulegen und nicht ohne Sinn
irgendwo in den See zu pfeffern. Es
ist nie verkehrt, sich das Gewässer bei
Sonnenschein, etwa bei einem Spa-
ziergang vorher genau anzugucken und
so vielleicht den einen oder anderen
Fisch an der Oberfläche ausmachen zu
können.
WAS MACHT DIR AM MEISTEN
SPASS BEIM ANGELN?
Eigentlich macht mir beim Angeln alles
Spaß. Wenn ich mich jedoch auf eine
Sache beschränken müsste, wäre es
das Gefühl, das man hat, wenn man
einen Fisch überlistet, der vielleicht so-
gar größer und älter ist als man selbst.
Aber auch die Natur ist so schön und
atemberaubend.
WAS FINDEST DU DOOF? Fotos: privat

Wuttke: Der Bergische Fischerei-Verein war
schon immer einer der „Vorreiter“ an der
Wupper. Der Gedanke an ein intaktes Sys-
tem mit Lachsen und Meerforellen hat viele
begeistert, alle haben die Ärmel hochge-
Situation zu verbessern?
Wuttke: Wir gründen derzeit in Wuppertal
mit der Genossenschaft Mittlere Wupper
zusammen eine Hegegemeinschaft. Zum
Schutz der Fische und insbesondere der
Salmoniden haben wir gemeinsam und frei-
willig einheitliche Fischereibedingungen
beschlossen. Watverbot während der Sal-
monidenschonzeit und widerhakenloses Fi-
schen sind ein Teil der beschlossenen Maß-
nahmen. Zudem fischen wir in den
Fließstrecken nicht mit Lebendködern.
Wir rücken hier alle näher zusammen und
arbeiten intensiv für unsere Ziele, auch
wenn noch so manches dicke Brett zu boh-
ren ist. Vielen Dank !
So richtig doof finde ich beim Angeln
nichts! Es gehört halt alles zum An-
geln, Erfolge zu feiern und Niederlagen
einzustecken. Klar, ich find es auch
nicht toll, einen Fisch direkt vor dem
Kescher zu verlieren oder eine Montage
im Baum abzureißen. Seien wir mal
ehrlich, würden wir nur Erfolge feiern,
würde kaum noch einer am Wasser
hocken.
WELCHEN FISCH WILLST DU
UNBEDINGT NOCH FANGEN?
Den großen, grauen Schuppenkarpfen
um die 25 Kilogramm, der bei uns im
See sein Unwesen treibt!

8 01 / 2015

UNTERSCHÄTZTE UTENSILIEN:
TÜTE STATT LISTE
„Mach Dir eine Liste!“ sagt meine Freun-
din immer, damit ich nichts vergesse,
wenn ich eine größere Unternehmung
plane, und selbst ein Angel-Kurztrip ist
bei mir immer eine größere Unterneh-
mung. Aber auch da mache ich mir kei-
ne Liste (welcher Kerl macht sowas
schon?), weil ich weiß: Ich hab‘ meine
große Plastiktüte dabei. Dann kann ich
ruhig das eine oder andere vergessen.
Aber eigentlich sorgt sie dafür, dass ich
kaum etwas vergesse, denn vor jedem
Angelausflug packe ich auf jeden Fall
meine Plastiktüte. Essen, Klamotten,
Angelgerät, alles findet dort Platz, gerne
auch mal Stinke-Köder, die vielleicht die
schicke 50-Euro-Tackle-Tasche eines
namhaften Herstellers auf ewig un-
brauchbar machen würden. Alles passt
rein, nichts muss sortiert werden, herr-
lich! Und wenn am Wasser erst mal alles
ausgepackt ist, de-
monstriert sie ihre
wahre Vielseitigkeit.
Der Stuhl ist zu schwer
für den langen Weg ans
Ufer? Kein Problem,
kann man sich auch
zur Not auf die Plastik-
tüte setzen, selbst
Fotos: Dirk Brichzi
wenn der Untergrund
nass ist! Das Teil hält
natürlich auch beim
Bootsangeln den Hin-
AM HAKEN UNTERWEGS
tern trocken. Und wenn ein Fisch scho-
nend abgehakt und wieder zurückge-
setzt werden soll: Tüte auf den Boden,
bisschen Wasser drüberkippen, fertig ist
die Abhakmatte! Das hatte Victor von
„Ich geh angeln“ so schön in einem Vi-
deo demonstriert.
Aber damit nicht genug der Einsatz-
möglichkeiten. Beim Angeln sammelt
sich ja gerne mal ein wenig Müll aller
Art an, und als verantwortungsbewuss-
ter Angler nimmt man sowas ja wieder
mit nach Hause oder mit zum nächsten
Mülleimer – in der Plastiktüte. Noch
schöner ist es allerdings, wenn ein Fang
nach Hause transportiert werden muss,
weil die Familie sich auf ein Abendessen
freut. Was habe ich da schon für große
Angler an dieser Aufgabe scheitern se-
hen. Und das alles nur, weil sie zu stolz
waren, eine Plastik-
tüte mitzunehmen!
Dafür habe ich ihnen
dann meine gelie-
hen. Ich habe kein
Problem damit, mit
Plastiktüten mit ir-
gendwelchen Dis-
counter-Namen am
Wasser zu erschei-
nen. Ich weiß ja, wie
nützliche diese Teile
sind…(db)
Viel zu schleppen hatte Christiane
von Lieblingsköder (Foto), als sie
die Päckchen für die 50 Leser zum
Briefkasten brachte, die beim Gewinn-
spiel von AM HAKEN und Lieblings-
köder zu den glücklichen Gewinnern
zählten. Die Resonanz war wirklich
überwältigend, sodass tatsächlich
Einfach Immer
DIE UNGLAUBLICHE
MELDUNG
Achtung
!SATIRE!
Ab sofort müssen Angler einmal pro Jahr
zur Fischereiprüfung
BERLIN – Die Bundesregierung hat
beschlossen, dass Angler in Deutsch-
land ab sofort die Fischereiprüfung
einmal jährlich ablegen müssen.
„Wir haben herausgefunden, dass
viele Angler mit falschem Gerät auf
bestimmte Fischarten angeln oder ein
Rotauge nicht von einer Rotfeder un-
terscheiden können, deshalb halten
wir das für notwendig“, erklärte ein
Regierungssprecher.
Die Nachricht löste Freude bei allen
aus, die Vorbereitungskurse auf die
Fischereiprüfung anbieten. Denn auch
der Besuch eines Vorbereitungskur-
ses von mindestens acht mal zwei
Stunden Dauer ist verbindlich. Auch
prominente Angler wie Uli Beyer oder
Babs Kijewski müssen bald wieder die
Schulbank drücken.
Wer einmal durch die Prüfung fällt,
muss sofort zur FPU, der „Fischerei-
lich Persönlichen Untersuchung“, dem
sogenannten Angler-Idiotentest. Wer
dort einen Blinker nicht von einem
Boilie unterscheiden kann, den Hecht
für einen Bartelträger hält oder einen
Dorschpilker für eine Festbleimontage
verwendet, muss mit einem lebens-
langen Angelverbot rechnen. (db)
das Los entscheiden musste, wer am
Ende die Lieblingsköder-Pakete in den
Händen halten durfte. Aber wer nicht
zu den Ausgelosten gehörte, sollte
sich nicht grämen: In dieser Ausgabe
gibt es Kleidung von Icebreaker und
Fährüberfahrten von StenaLine zu
gewinnen!
01 / 2015 9
EIN HOCH AUF MIRO
UNSER AUTOR HOFFT, DEN REKORD-TORSCHÜTZEN DER FUSSBALL-WM-GESCHICHTE
BALD MAL AM WASSER ZU TREFFEN – REIN ZUFÄLLIG NATÜRLICH.
Wenn mich jemand fragt, mit wem
ich mal gerne angeln gehen würde,
antworte ich immer: Miroslav Klose!
Nicht, weil er ein Promi ist, weil ja kaum
ein Mensch trotz seiner Bekanntheit
und Beliebtheit so unpromihaft ist wie
Klose, sondern weil ich denke, dass er
der ideale Mitangler am Wasser ist: höf-
lich, bescheiden, zurückhaltend, und
dennoch konzentriert bei der Sache.
„Miro“, wie ihn viele so gerne nennen,
ist wahrscheinlich einer der wenigen
Menschen, die sich wirklich von gan-
zem Herzen freuen, wenn ein anderer
etwas fängt und er selbst nichts. Sein
Wesen wurde vor einiger Zeit wieder
deutlich, als bei der Bambi-Verleihung
die deutsche Fußball-Nationalmann-
schaft für ihren Titelgewinn geehrt
Wenn Deutschland spielt, sitzt er jetzt am Wasser: unser Lieblings-Angel-Fußballer Miro.
AM HAKEN UNTERWEGS
In jeder Ausgabe wollen wir AM
HAKEN aufs Neue an die Bedürfnisse
und Wünsche der Leser anpassen. Ein
häufig genannter Wunsch war eine
Einsteiger-Rubrik für jeweils eine spe-
zifische Angelart. So gibt es ab sofort
"Das erste Mal", diesmal geht es zum
Brandungsangeln. Natürlich ist auch
10 01 / 2015
wurde (ja, ich gebe zu, ich hab das ge-
guckt). Der Roboter Philipp Lahm rat-
terte eine Rede auf der Bühne herunter,
die so viele Male das Wort „ich“ enthielt,
dass man sich wunderte, wie Deutsch-
land bei einem Teamsport mit diesem
Egoisten überhaupt Weltmeister wer-
den konnte. Und dann Miro: Schüch-
tern betrat er die Bühne, flüsterte ins
Mikro, er war sehr nervös, und dennoch
kamen seine wenigen Worte weitaus
besser beim Publikum als als der Wort-
schwall Lahms.
Es ist ja nicht so, dass Klose das erste Mal
auf einer großen Bühne stand und Mil-
lionen am Fernseher zuschauten. Im-
merhin spielt er seit mehr als 15 Jahren
in der Bundesliga und fast ebenso lang
diese Rubrik nicht nur rein technischer
Natur, sondern auch mit persönlicher
Note und eigenen Erfahrungen des
Autors versehen - ganz im AM-HA-
KEN-Stil. Schon auf Seite 12 geht es
los. +++ Zu den beliebten Rubriken
gehören "Phils Kunstköderkunde"
und "Mein Angelkasten". Doch oh
in der Nationalmannschaft, kickte für
Bremen, Bayern und stürmt mittlerwei-
le für Lazio, ist der erfolgreichste Torjä-
ger der WM-Geschichte und trotzdem
irgendwie der Junge von nebenan ge-
blieben, der nichts für gegeben hin-
nimmt und jeden Tag wieder mit gro-
ßen Augen die Welt bewundert. Ich
meine ja, dass sein Wesen von seiner
Leidenschaft geprägt wird, dem An-
geln. Wir Angler wissen, dass der Erfolg
von gestern heute nichts mehr zählt, wo
gestern noch Fische im Minutentakt
bissen, kann heute Flaute herrschen,
und Bescheidenheit, gar Demut lernt
man nie so gut und so schnell wie am
Wasser mit der Rute in der Hand. Und
die wunderbare Natur jeden Tag wieder
mit großen Augen bestaunen und Neu-
es entdecken kann man halt am besten
als Angler.
Jetzt hat Miro seine Schuhe in der Natio-
nalmannschaft an den Nagel gehängt,
er spielt noch ein wenig weiter für Lazio,
aber wahrscheinlich hat er jetzt schon
viel mehr Zeit zum Angeln und sitzt öf-
ter an den Gewässern in Rom und Um-
gebung. Und ich hoffe, dass mir eines
Tages das Vergnügen haben werde, ihn
irgendwo mal zufällig am Wasser zu
treffen. Ich werde natürlich so tun, als
würde ich ihn nicht kennen, und dann
Foto: shutterstock
sitzen wir da, beide ein wenig schüch-
tern, und plaudern übers Angeln und
die kommende Fußball-WM. Ich freu
mich schon drauf, Miro! (db)
Schreck - in dieser Ausgabe wird keine
der beiden Artikel zu finden sein! Aber
keine Panik: Sowohl Phil und seine
Kunstköderkunde als auch der Angel-
kasten machen nur kurz Winterpause
und sind in der nächsten Ausgabe mit
frischen Ideen und lehrreichen Texten
wieder am Start. +++
Einfach Immer

Illustration: Hans Zierenberg

FISCH DES MONATS

DER WELS
Ja, was waren das noch für Zeiten, irgendwann Mitte der acht-
ziger Jahre, als Welse noch selten gefangen wurden! Und es
Exemplare unter zwei Metern sogar noch mit großer Meldung
in die Angelmagazine geschafft haben. Gruselige Geschich-
ten voller Legenden, wenn ein Angler mit Köderfisch nur ei-
nen Zander fangen wollte und dann einen Fisch am Haken
hatten, der bei fast geschlossener Bremse die Schnur komplett
von der Spule zog und nie gesehen wurde. Was war das für ein
Ungetüm, dort unten in den dunklen Fluten des großen Flusses?
Vorbei! Heute stöhnen manche Angler schon auf, wenn sie ein
kleineres Exemplar an der Angel haben: „Och nöö, schon wie-
der ein Wels!“ Dank Besatzmaßnahmen und wohl auch dank
schleichender Erwärmung unserer Gewässer hat sich Silurus
glanis auch in unserem Land weit ausgebreitet, vor allem in
den großen Flüssen wie Rhein oder Elbe, aber auch in stehen-
den Gewässern. Fast ein wenig wie die Grundel, nur größer.
Und selbst bei uns sind Exemplare über zwei Meter keine Sel-
tenheit mehr.
Das liegt natürlich auch daran, dass immer mehr Angler ge-
zielt auf Wels angeln und dazu noch mit passendem Gerät.
Monster-Ruten, Monster-Rollen, Monster-Schnüre, Monster-
Köder. Eine ganze Monster-Industrie hat sich mittlerweile
auf den Wels spezialisiert, auch mit Reisen nach Italien oder
Spanien, wo die Welse dank der Wärme noch ein wenig grö-
ßer werden als bei uns und auch fünfpfündige lebende Kö-
derfische verschlingen.
Ich muss zugeben, ich habe leider noch keinen Wels in mei-
nem Leben gefangen - obwohl ich es unbedingt will! Aber
nicht mit Monster-Gerät und Guiding in Südeuropa, sondern
ganz zufällig, wenn ich gerade Zandern mit Gummifischen
nachstelle oder Hechten mit Wobblern. Und plötzlich ist da
am anderen Ende der Schnur ein Fisch, den ich kaum bändi-
gen kann. Eine dunkle, mystische Gestalt voller urwüchsi-
ger Kraft. Eine Stunde Ringen mit dem Fisch, vielleicht auch
anderthalb. Aber am Ende bezwinge ich ihn und bin glück-
lich... (db)

Jetzt denken Sie gerade "Ich hätte da
aber auch noch eine Idee für eine Rub-
rik" oder haben ein Thema parat, dass
AM HAKEN unbedingt mal behandeln
sollte? Dann einfach kurz eine Email
schreiben an redaktion@am-haken.
de, dann nehmen wir uns der Sache
gerne an. Natürlich ist überhaupt
gerne jedes Feedback erwünscht, egal
ob Lob oder Kritik, denn dann wissen
wir, was besonders gut bei Ihnen
ankam oder was wir in Zukunft besser
machen sollten. Also nur zu, ran an
die Tasten, ihre Gedanken zum Heft
niederschreiben und zu AM HAKEN
schicken! +++ Das neue Jahr ist ja
noch nicht so alt, aber den Vorsatz,
gleich an Neujahr mit einem Fisch in
die Saison zu starten, misslang der
Redaktion leider. Statt des erhofften
dicken Döbels gab es beim Angeln nur
Müdigkeit, kalte Füße und die Erkenn-
tis: Nur nicht verzagen, das Jahr ist ja
noch lang!

01 / 2015 11
 Angeln ist schön und zu viel-
seitig, um sich nur auf eine
Variante festzulegen. Des-
halb rufen wir mit unserer
neuen Serie „Das erste Mal“
dazu auf, auch mal andere
Angeltechniken auszupro-
bieren. Diesmal haben wir
unseren Autor samt Familie
und Hund zum Brandungs-
angeln geschickt.
Brandungsangeln bedeutet
Weite und Freiheit. Sand und
Familienurlaub in Westjütland! Frau, Kind und Hund
Salz. Das Meer und der Him-
freuen sich auf ein paar erholsame Tage, aber im Kopf des mel scheinen unendlich,
Anglers in der Familie schwirren natürlich nur die mögli- alles ist möglich.
chen Fänge im Kopf herum. Nach ausgiebiger Recherche der
nahe gelegenen Angelgebiete (Nordsee, Fjord, Skjern Au)
war für mich schon bald klar, dass das Brandungsangeln die
beste Methode sein würde, um Familie, Hund und Angeln
unter einen Hut zu bringen. Ich hatte zuvor im Internet ge-
lesen, dass zu der erklärten Jahreszeit Plattfische und Aale
eigentlich gut zu fangen sein sollten. Im südlichen Teil des
Fjords sollten zusätzlich gute Chancen auf Hecht, Barsch
und Friedfische bestehen.

Meine Vorbereitung
Da ich bislang keinerlei Ausrüstung für das Meeresfischen
besessen hatte, musste praktisch alles neu gekauft werden
– dank der elektronischen Kaufhäuser mit 24-Stunden-Ver-
sand war das aber nur eine Frage des Budgets. Ich entschied
mich für eine große Stationärrolle mit geflochtener Schnur,
eine dreiteilige Steckrute zum Brandungsfischen und einen
Brandungsrutenhalter. Mit einem Satz Krallenbleien und
Vorfächern sollte ich fürs Erste gut gewappnet sein, um ein
paar Platte an den Haken zu locken.
Meine ursprüngliche Idee, auch die Spinnrute einzupacken,
um Hechten und Barschen im südlichen Teil des Fjords
nachzustellen, erwies sich als schwierig, da die gesamten
Ufer mit hohem Schilf umsäumt waren. Bis auf ein paar völ-
lig überfischte freie Bereiche konnte man nur per Boot ans
offene
ff Wasser gelangen. Ich würde mich also das erste Mal
als Brandungsangler versuchen. Platte, egal ob Flunder,
Scholle, Seezunge oder Steinbutt – irgendetwas in der Rich-
tung sollte bestimmt gehen!

12 01 /2015
 Einfach Angeln

Von Ruben Emme (Text und Fotos)

01 /2015 13
Einfach Angeln
Die Rute stand kaum zehn Minuten im
Halter, als der erste Biss die Rutenspitzen
ordentlich zittern und ausschlagen ließ.
Ich schlug hektisch an und konnte kurze
Zeit später eine kleine Flunder stranden –
maßig war sie auch.
Am Tag unserer Ankunft fuhren wir abends gleich in den
örtlichen Angelladen, „Kott Fritid“. Somit ergab sich für
mich die erste Möglichkeit, nach Ködern Ausschau zu hal-
ten und mit den Leuten vor Ort über die momentanen Fänge
und Aussichten zu sprechen. Auch hier wurde mir bestätigt,
dass momentan fast ausschließlich Plattfische gefangen
würden. Wattwürmer und Seeringelwürmer gab es in der
Kühltheke in rauen Mengen. Sandaale, Tauwürmer, Dend-
robena und ein paar mir unbekannte Köder wurden feilge-
boten – alles, was der Naturköderangler braucht. Wer nicht
auf den letzten Euro schaut, der bekommt hier auch gleich
seine komplette Angelausrüstung vor Ort mit allem, was da-
zugehört.
Das Angeln
Am nächsten Tag schien die Sonne und versprach einige An-
gelstunden am Wasser. Mit meiner Ausrüstung am Strand
angekommen und weitestgehend vertraut gemacht, konnte
es nun endlich losgehen. Bei ablaufender Flut und leichtem
Wind positionierte ich mich am Rand der der Wasserlinie
und warf das 150-Gramm-Krallenblei die ersten Male aus.
Ich empfand es anfangs als schwierig, eine gute Wurfweite
zu erzielen, aber mit jedem Wurf bekam ich mehr Gefühl für
das dicke Blei, die große Rolle und die lange, steife Rute.
Schon kurz darauf wechselte ich auf 175 Gramm, und die
Montage flog deutlich weiter. Kurz darauf zuckte die Spitze
meiner Brandungsrute zum ersten Mal – ich hatte tatsäch-
lich einen Biss gehabt, beide Würmer waren bis auf den Ha-
ken runtergezogen. Beim vierten Mal endlich konnte ich
einen Biss verwerten, indem ich direkt anschlug - ein klei-
ner Wittling durfte kurze Zeit später wieder schwimmen.
Die kommenden zwei Urlaubstage beschränkte ich meine
Angelaktivitäten auf die Abendstunden und angelte im
Hafenbereich von Hvide Sande. Den ersten Abend fischte
ich mit Pose und Wattwurm und machte erstmals Be-
kanntschaft mit den ansässigen Krabben, die mir die Wür-
mer auf Grund, aber auch einen halben Meter darüber eini-
ge Male abfraßen. Im mittleren bis oberen Wasserbereich
konnte ich einen kleinen Dorsch und einige große Wittlin-
ge fangen. Tags darauf fing ich zusätzlich kleine Aale, aber
14 01 / 2015
auch hier von Platten keine Spur. Ich orientierte mich wie-
der in Richtung Strand und angelte im Molenbereich des
Hafens in Hvide Sande. Dort hatte ich bereits einige Tage
zuvor Brandungsangler gesehen, die mit Plattfischvorfä-
chern fischten. Vor einem malerischen Hintergrund mit
untergehender Sonne positionierte ich mein Gerät zwi-
schen den beiden Hafenmolen, erneut bei ablaufendem
Wasser. Auch dieses Mal waren es wieder einige Wittlinge
und Dorsche, die mir am Haken hingen. Als ich gerade auf-
brechen wollte, biss eine kleine Flunder auf meinen letzten
Seeringelwurm. Zielfisch! Der untermaßige Plattfisch durf-
te kurz darauf wieder in sein Element zurück, und ich been-
dete zufrieden meinen Angeltag. Am nächsten Morgen im
Ferienhaus berichtete ich Frau und Sohn stolz von meiner
ersten Bekanntschaft der platten Art. Sturm und Gewitter
verhinderten in den nächsten Tagen weitere Ausflüge.
Als das Wetter wieder ruhiger wurde, ging es erneut zum
Strand. Optimistisch, dass die Fische bei sonnigem Wetter
wieder gut beißen würden, stellte ich zur Mittagszeit meine
Rute in den Himmel. Die Rute stand kaum zehn Minuten im
Halter, als der erste Biss die Rutenspitzen ordentlich zittern
und ausschlagen ließ. Ich schlug hektisch an und konnte
kurze Zeit später eine kleine Flunder stranden – maßig war
sie auch. Meine Freude war in Anbetracht dieses doch eher
kleinen Fisches dennoch relativ groß.
Nachdem die Rute wieder ihren gewohnten Platz in der Ein-
steckhülse des Rutenhalters eingenommen hatte, folgte
kurze Zeit darauf eine zweite kleinere Flunder, die wieder
schwimmen durfte. Mit erschöpftem Wurmvorrat, aber zu-
frieden traten wir einige Zeit später den Heimweg an mit
der Gewissheit, am nächsten Tag an denselben Strandab-
schnitt wiederzukommen. Mein zweijähriger Sohn hatte in
den letzten Tagen voller Neugier das Treiben beobachtet
und konnte nun auch einmal den eigentlichen Zielfisch
kennenlernen. „Fisch“, „Flunder“ und „Papa angeln“ gingen
für immer in den Sprachschatz ein.
Getreu dem Motto „Wurm voran!“ ging es am nächsten
Nachmittag in der prallen Nachmittagssonne auf zum
Strand. Frische Watt- und Seeringelwürmer im Gepäck,
wollte ich unbedingt zur bewährten Stelle am Strand. Ich
 Diese Art zu fischen ist
eine hervorragende Möglichkeit,
Angeln und Familie unter einen Hut
zu bringen. Fischen, Strandspazier-
gang und Kinderspielplatz zugleich.
Vermutlich die entspannteste Art
zu angeln, wenn da nicht die blitz-
schnellen Bisse wären, die es zu
parieren gilt. Wenn es klappt,
ist die Freude groß.

01 / 2015 15
Einfach Angeln

Ich fischte mit einer Brandungsrute

mit 100 bis 200 Gramm Wurfgewicht,
einer 7000er Stationärrolle und
0,17 mm geflochtener Schnur.

16 01 / 2015
 High-Tech
überflüssig. Watt-
würmer an einfachen
Butt-Vorfächern fangen zu-
verlässig. Dazu Krallenbleie
um die 150 Gramm, und das
Abendessen lässt nicht
auf sich warten.

wuchtete meine Wurmmontage weit aufs Meer hinaus,
denn möglichst weite Würfe hatten sich in den letzten Ta-
gen bewährt. Hatte ich ein gutes Gefühl was meine Wurf-
weite betrifft, so waren auch deutlich mehr Bisse gekom-
men. Mehr war also mehr.
Erneut bekam ich nach relativ kurzer Wartezeit und mit ste-
tigem Blick auf die Rutenspitze einen ordentlichen Biss, und
kurze Zeit später konnte ich eine wirklich satte Flunder lan-
den. Nach weiteren zwei Angelstunden hatte ich drei schö-
ne Flundern beisammen, wobei mir ein deutlich größerer
Fisch verloren ging. Abends im nahegelegenen Ferienhaus
wurde der Fang frisch zubereitet. Ganz ehrlich: Es war su-
perlecker!
Mein Fazit
Aus meiner Sicht ist das Brandungsangeln eine spannende
Art zu angeln, die aber auch körperliche Anstrengungen
und hohe Konzentration erfordert und dem Angler einiges
an Kräften abverlangt. Angefangen vom mühsamen Weg
über die Dünen über das grobe Material und die schweren
Gewichte bis hin zu erschwerten Wurfbedingungen, denn
man muss die Köder so weit wie möglich aufs Meer beför-
dern, um gute Fische zu erreichen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zehn Meter Wurfwei-
te den entscheidenden Unterschied machen können, da ich
hin und wieder mit meiner Feederrute leichtere Gewichte
fischte, die nicht ganz so weit kamen wie die Brandungsru-
te. Mit dieser Rute konnte ich gar keine Platten fangen.
Auch die Bissverwertung ist nicht ganz einfach. Nach mei-
ner Erfahrung muss man die ganze Zeit die Rutenspitze im
Auge haben und auch möglichst zeitig anschlagen, um ei-
nen Platten haken zu können. Das hatte ich mir in jedem
Fall leichter vorgestellt. Mit den Tidezeiten sollte man sich
in jedem Fall vertraut machen. So habe ich die Erfahrung
gemacht, dass die Fische kurz vor und nach dem Flut-
höchststand am besten bissen. Das liegt wohl daran, dass
die Platten sich mit der Flut bewegen.
Meine Montage
Ich fischte mit einer Brandungsrute mit 100 bis 200 Gramm
Wurfgewicht, einer 7000er Stationärrolle und 0,17 mm ge-
flochtener Schnur. Daran montierte ich einen Meereswir-
bel, dann ein einfaches Buttvorfach mit einem Krallenblei
von 150 bis 175 Gramm. Als Köder war für mich der Watt-
wurm deutlich fängiger als der Seeringelwurm.
Fürs nächste Mal
Ich hatte viel Freude beim Angeln und konnte auch im Fa-
milienurlaub trotz begrenzter Angelzeit meine Fische fan-
gen. Das nächste Mal werde ich häufiger vom Strand aus
angeln und es auch dort mal nachts versuchen. Man kann
durchaus mal mit Fischfetzen, Sandaalen oder Köderfi-
schen angeln, um die Fängigkeit alternativer Köder zu tes-
ten und vielleicht den ein oder anderen größeren Fisch vom
Ufer aus zu fangen. Ich kann mit Sicherheit viele Dinge ver-
bessern, aber fürs Erste bin ich mehr als zufrieden nach
meinem ersten Mal Brandungsangeln.

01 / 2015 17
Zwei Männer, zehn Abenteuer:
Eisangeln in Schweden ist nur eines davon.

Foto: Thorbjörn Ferber

18 01 / 2015
 Einfach Erleben

10
Abenteuer
für Angler

UNSER GROSSES
ABENTEUER SPEZIAL:
Gehen Sie Eisangeln: Seite 20
Setzen Sie einen Fisch zurück: Seite 23
Bauen Sie sich Ihre eigene Rute: Seite 26
Angeln Sie vom Baum aus: Seite 28
Angeln Sie vom Kajak aus: Seite 30
Angeln Sie nachts: Seite 32
Gehen Sie in einen Angelverein: Seite 34
Tauchen Sie ab: Seite 35
Stellen Sie sich einem Wettkampf: Seite 36
Machen Sie einen Angelurlaub: Seite 38

01 /2015 19
Einfach Erleben
Gehen Sie
Eisangeln
ch komme mir reichlich blöd
I vor. Schaue, den Körper ein wenig
geneigt, vor meine Füße.
Früher hatte ich diese Haltung oft,
wenn ich von der Disco nach Hause
kam und der Alkohol noch schnell
wieder raus wollte. Nur dieses Loch
war da nie, in das ich jetzt starre. 15
Zentimeter Durchmesser.
Wenn Eisangeln, dann richtig, dach-
ten sich mein Freund Kai und ich. Also
KLEINE KÖDERKUNDE
ZOCKER/ASP-SPINNER/ZIKADEN:
Klassiker! Man sollte sie an loser Leine
absinken lassen nach dem Anrucken, sie
brechen dann aus und taumeln verfüh-
rerisch zum Grund.
BALANCE-JIGS: erzeugen durch ihre
spezielle Schwanzflosse und die Rü-
ckenköderung kreisförmige Bewegun-
gen und haben damit einen weiteren
20 01 / 2015
machen wir uns auf nach Schweden,
Von Thorbjörn Ferber
um dort unter dem Eis Barsche zu ja-
gen. Fragen beschäftigen uns seit der
Abfahrt aus Kiel: Wie dick ist das Eis?
Wird es uns halten? Taugt der Eisboh-
rer etwas? Und: Werden überhaupt Fi-
sche unter dem winzigen Loch nach
unserem Köder schnappen?
Ankunft am frühen Nachmittag, ein
Blickwechsel zwischen Kai und mir,
dann ist klar: Wir nutzen die verblei-
Aktionsradius als Zocker. Genau wie
beim Zocker angelt man sich durch
von hart bis zart, bis es Reaktionen der
Fische gibt.
MORMYSCHKAS: Manchmal wol-
len die Barsche einfach diese kleinen
unscheinbaren Dinger, die Zooplankton
imitieren. Auch hier gilt: zittern und
Köder in Slowmotion bewegen.
benden zwei Stunden Licht für unse-
ren Erstversuch. Die Ausrüstung ist
binnen Minuten auf einem Schlitten
verstaut. Eine Isomatte, die trotz Win-
terstiefeln zusätzlich Kälte von unten
abhält. Eine Schöpfkelle, um nach der
Bohrung Eisreste aus dem Loch zu ent-
fernen. Jeder eine Eisangel, für unter
20 Euro im Internet bestellt. Kunstkö-
der wie Balance-Jigs, Zocker, Mormys-
chkas und Dropshot. Dazu Maden und
Würmer.
Anders als beim Schlittschuhlaufen
auf dem heimischen Tümpel, wo jeder
durchschnittlich Intelligente der Dorf-
jugend das Erstbetretungsrecht zuge-
steht, ist hier niemand, der unsere ers-
ten Steh- und Gehversuche beäugt.
Pfützen auf dem See zeugen vom Tau-
wetter der vergangenen Tage – nicht
Fotos: Thorbjörn Ferber, www.fishing-in-sweden.com
gut für unser Vertrauen. Dazu 115 Hek-
tar See. Unsere Barschpirsch gleicht
der Suche nach dem Bleischrot auf der
ungemähten Sommerwiese.
Trotzdem wagen wir es. Kai geht aufs
Eis, zwei vorsichtige Schritte, dann die
erste Probebohrung. Zusätzlich siche-
re ich ihn durch ein Ankertau, das er
um die Hüfte trägt. Ich warte am Ufer,
halte das Seil in beiden Händen, stehe
an einem Baum. Es knirscht, während
sich die Bohrerklingen durch das Eis
graben. Kurz vor dem Durchbruch
EISANGELN UND MEHR
Nicht nur auf Barsche lohnt sich in
Schweden das Eisangeln, sondern
auch auf gute Hechte. Unser Titelmo-
del Henrik Olsson hat als Guide schon
einige von ihnen auf die Schuppen
gelegt, auch dieses Prachtexemplar auf
dem Foto. Wer auch mal unter seiner
Anleitung in Småland Eisangeln will,
sollte auf www.fishing-in-sweden.com
vorbeischauen, dort werden geführte
Touren mit ihm angeboten. Gerade jetzt
startet die beste Zeit zum Eisangeln.
Wer es nicht ganz so kalt mag, kann mit
ihm im Sommerhalbjahr auch Touren
auf Zander oder große Saiblinge unter-
nehmen.
Kontakt: Michael Kleemann, 033652-
179332 (werktags 15 bis 22 Uhr), Email:
booking1@Fishing-in-Sweden.com.
01 / 2015 21
Einfach Erleben
wird der Ton heller, dann dumpfer,
jetzt quillt Wasser aus dem Loch. Kai
schöpft die Eisreste, misst dann die
Eisdicke. „30 cm“, staunt er, „das hätte
ich nicht gedacht.“ Frage eins ist be-
antwortet.
Die nächste Testbohrung nimmt er 15
Meter weiter auf dem See vor. Ich stehe
mittlerweile ebenfalls auf dem Eis,
aber nur drei Meter vom Ufer entfernt,
über knietiefem Wasser. Nach der
Bohrung steht fest: Auch hier ist das
Eis 30 Zentimeter dick und der Bohrer
Zu unserem Eis-Equipment
gehört ein Tonnengrill, der
leicht zu befeuern ist.
funktioniert. Bleibt die Frage nach
den Fischen. Dafür haben wir unser
Echolot dabei, das uns bei der Suche
behilflich sein soll. Ein Besenstiel
dient als Verlängerung, an dessen
Ende der Geber befestigt ist und unter
das Eis geführt wird. So gibt es keine
kalten Hände.
Wir bohren nun Löcher vom Ufer Rich-
tung Mitte, vom Flachen ins Tiefe, fol-
gen so dem Verlauf der Kante. Getrie-
ben von der Hoffnung, den Standort
der Fische zu ermitteln. Wir fischen
die Löcher fünf bis zehn Minuten aus.
Bekommen wir in dieser Zeit keinen
Biss, bohren wir das nächste. Nach ei-
ner Stunde sieht der See aus, als hätte
sich eine Maulwurfsfamilie ausgetobt.
Nun stehe ich also vor diesem winzi-
gen Loch. Friere. Wenn doch wenigs-
tens etwas beißen würde. Irgendet-
was. Aber davon fühle ich mich weit
entfernt. Doch da: Es zupft. Erst vor-
sichtig. Dann vehement. Ich schlage
an und überwältige ein Bärschlein
von circa acht Zentimetern. Ich hake
den Fisch ab, setze ihn zurück und
friere weiter. Und freue mich trotz-
dem über den Winzling. Mein erster
Fisch beim Eisangeln. Ihm folgen nun
weitere. Ich genieße jeden Fang, sau-
ge die Winterluft ein, fühle mich ver-
eint mit der Natur.
Fachgesimpel am nächsten Morgen.
Eine andere Stelle soll es heute richten,
22 01 / 2015
wir wollen größere Barsche. Dazu
wird das Gerät ergänzt. Eine Posenru-
te auf Grund soll die Chance erhöhen.
Am 12er Haken baumeln Maden oder
Mistwürmer. Sie sind für besonders
lahme Schuppenträger gedacht. Ein
wenig Futter inklusive Maden soll zu-
sätzlich Fische an den Platz locken. Je-
der befischt zwei Löcher, eins mit
Pose, eins mit Kunstköder.
Drei Löcher entfernt von meinem, auf
acht Meter Tiefe, signalisiert die tau-
melnde Pose Interesse an den drei Ma-
den. „Biss“, rufe ich Kai zu, der vierzig
Meter entfernt eine weitere Linie
Maulwurfshügel produziert. Kai star-
tet direkt, läuft zu seinem Eisloch,
rutscht aus, fängt sich, schliddert die
restlichen Meter und greift zur Rute.
Die Pose zieht unters Eis. „Soll ich?“,
fragt er unsicher. „Probier’s“, bin ich
ihm kaum eine Hilfe. „Oh, bitte, lass
einen dran sein“, fleht Kai. Dann
schnellt die Rute hoch, ist direkt
krumm. Er strahlt: „Geil, das ist ein
Guter!“ Wir starren beide in dieses
kleine Loch, das gerade soviel bedeu-
tet. Beide angespannt, beide mit erns-
ter Miene, was für ein Fisch sich zei-
gen wird. „Ein Brassen“, seufzt Kai.
Egal, der erste richtige Drill auf dem
Eis. Das wird gefeiert. Erstmal ne Brat-
wurst zur Stärkung. Zu unserem Eis-
Equipment gehört ein Tonnengrill,
der ist leicht zu transportieren und
schnell zu befeuern. Klar, dass neben
dem Grill noch schnell ein Loch ge-
bohrt wird…Wurst und Wärme erqui-
cken uns. Dazu Grillfleisch und einen
Glühwein. Eisangeln ist einfach groß-
Wie beim Zahnarzt: Nach dem Bohren heißt es warten...
artig. Alles nur eine Frage der Wahr-
nehmung! Und des Komforts. Stühle
gehören dazu. Wer eine halbe Stunde
über dem Eisloch gestanden hat, ist
dankbar für jede Minute Erholung mit
Rückenlehne.Dinge sollten auf dem
Eis einfach gehalten werden: Eine kur-
ze Rute, hier funktioniert auch eine
alte Telerute: Bei einer alten Stipp-
oder leichten Posenrute einfach das
Spitzensegment ausfahren und den
Rest mit Klebeband fixieren, schon hat
man eine sensible, kurze Angel. Bei
der Rolle genügt auf Barsche ein
1000er oder 2500er Modell mit feiner
Bremse. 30 Meter Schnur 20er Monofi-
le drauf – fertig. Zur Technik: Kurze
Zupfer aus dem Handgelenk animie-
ren den Köder. Sind noch keine Fische
am Platz, kann man zunächst Sprünge
von circa 30 bis 50 Zentimetern ma-
chen, um die Neugier der Fische zu
wecken. Nach dem ersten Biss die
Präsentation verlangsamen. Auch Na-
turköder haben ihre Berechtigung. In
Schweden gelten Maden als bester Kö-
der zum Eisangeln auf Barsche.
Wir beenden unser Mahl auf dem Eis,
zupfen noch ein wenig vor uns hin, fin-
den noch ein paar Barsche, trinken
noch einen Glühwein. Letzte lange
Sonnenstrahlen reflektieren die
Abendsonne auf dem Eis wie rotes
Scheinwerferlicht. Gut, dass ich nicht
aus der Disco komme, sondern vom Eis
gehe. Eines weiß ich: Ich stehe mittler-
weile lieber über dem Eisloch als ne-
ben mir. Ganz ohne Nebenwirkungen,
abgesehen vom Muskelkater durch
das Bohren der Löcher.
Fotos: Thorbjörn Ferber

Setzen Sie einen
Fisch
zurück atch & Release ist in aller
C Munde. Es gibt wohl keinen
Angelverein oder Angelladen,
in dem nicht schon hitzig über dieses
Thema diskutiert wurde. Wie bei jeder
Debatte geht es dabei schnell nur noch
um Schwarz oder Weiß. So schädlich
es für die Gewässer auch ist, jeden ma-
ßigen Fisch abzuschlagen, nichts
nervt mich in den letzten Jahren mehr
als 100-Prozent-Releaser. Gebetsmüh-
lenartig wird da eine Religion verbrei-
tet, die es zwar für höchst verwerflich
hält, einem 100-Hektar-See zwei halb-
pfündige Barsche zu entnehmen, aber
kein Problem damit hat, entweder ton-
nenweise Fischmehl (richtig, das wird
aus Fischen gemacht) zu verfüttern
oder das Kühlfach bis zum Bersten mit
Foto: Jens Manns
Köderfischen zu füllen. Die mit bei-
dem gefangenen Fische werden natür-
lich ausnahmslos zurückgesetzt. Der
Denkfehler in diesem Vorgang ist
nicht schwer zu finden.
Von Jens Manns
Angeln ist ein Eingriff in die Natur,
ausnahmslos. Wir verblasen literwei-
se Sprit, stapfen durch Biotope, erträn-
ken Maden und Würmer und verletzen
Fische. Zusätzlich wandern tausende
Umverpackungen von Angelzubehör
jeder Art in den Müll, die weitaus
meisten davon aus Plastik, also aus
Erdöl. Dieses wird ja bekanntlich be-
sonders umweltschonend gefördert
und weiterverarbeitet. Trotz allem
sehe ich keinen Grund, warum Angler
sich für ihr Hobby mehr rechtfertigen
sollten als andere Menschen, nur soll-
te man sich ab und zu mal das eigene
Tun in Erinnerung rufen.
Wer in seinem gesamten Handeln ein
wenig darauf achtet, Mutter Natur
nicht mehr als unvermeidbar zu verge-
waltigen, hat auch das Recht auf ein
gelegentliches Fischfilet in der Pfan-
ne. Und wer zwar angelt, aber keinen
Fisch mag, sollte nicht gleichzeitig ge-
gen eine sinnvolle Verwertung hetzen
Zurück oder nicht zurück? Das ist nicht
nur hier die Frage.
und dann genüsslich ins Putenschnit-
zel beißen.
Es gibt heutzutage wohl kaum ein öko-
logisch sinnvolleres Lebensmittel als
selbst gefangenen Fisch, aber gerade
deswegen sollte eine Entnahme mit
Bedacht erfolgen. Ich persönlich esse
etwa zweimal die Woche Fisch, bei 300
Gramm pro Portion sind das im Jahr
etwas über 30 Kilo, die allerdings aus
einer Vielzahl verschiedener größerer
Gewässer stammen. Dieselbe Menge
aus nur einem kleinen Forellenbach zu
entnehmen, kann schon fatale Folgen
haben, erst recht, wenn die Strecke
von mehreren Anglern regelmäßig
frequentiert wird.
Ich kann jedem nur empfeh-
len, einen großen Fisch wieder
schwimmen zu lassen.
Es gilt also immer im Einzelfall einzu-
schätzen, was man seinem Gewässer
zumuten kann und was nicht. Da diese
Einschätzung offenbar vielen nicht ge-
lingt, wird zum Glück der Ruf nach
Entnahmefenstern immer lauter. Die-
se stellen für mich das absolute Opti-
mum einer Entnahmeregelung dar, es
werden weder Jungfische weggean-
gelt, noch die wichtigen Laichprodu-
zenten als Trophäen totgeschlagen.
Zusätzlich zur Frage nach der Notwen-
digkeit und der kulinarischen Quali-
tät kann ich nur jedem empfehlen, ei-
nen großen Fisch wieder schwimmen
zu lassen. Der Anblick eines Meter-
hechtes, der im klaren Wasser die
Flossen aufstellt, um dann elegant in
die Tiefe zurückzugleiten, bewegt um
einiges mehr als der Applaus der
Unbelehrbaren im Vereinsheim. Ein
schönes Foto sehen wir uns noch in
Jahren an und fragen uns, ob der
Kapitale immer noch im Gewässer
schwimmt. Dort wird er für mehr
Nachkommen sorgen, als je durch Be-
satz finanzierbar wäre.
01 / 2015 23
Advertorial
Neues
für drunter
und drüber
Wer in diesen kalten Tagen nicht richtig ange-
zogen ist, bekommt das schnell am eigenen
Leib zu spüren. Aber auch sonst sollte man als Angler
viel Wert darauf legen, die passende Kleidung zu tragen,
sonst kann es schnell ungemütlich werden. Die neuseelän-
dische Firma Icebreaker hat nun eine Fishing&Hunting-
Kollektion speziell für Angler und Jäger herausgebracht.
Wir stellen die Modelle dieser Reihe vor.
Wichtigster Bestandteil aller Modelle ist wie immer bei
Icebreaker die Merino-Wolle. Das natürliche Material
wartet mit einer Vielzahl an Vorteilen gegenüber syntheti-
schen Fasern auf: So reguliert Merino-Wolle die Körper-
temperatur ideal und beugt Überhitzung oder klammen
Tragegefühl sogar bei Nässe vor. Außerdem wirkt Merino
atmungsaktiv, antibakteriell und geruchsneutral –gerade
beim Angeln ist es ja durchaus angenehm, mal nicht in
stinkenden Klamotten heimzukommen...
Icebreaker wurde 1994 gegründet und war
das weltweit erste Unternehmen, das ein
Schichtensystem für Outdoor-Bekleidung
aus Merinowolle entwickelte. Die Kollekti-
on der Firma aus Auckland umfasst
Unterwäsche, mittlere Lagen, Oberbe-
kleidung sowie Socken und Accessoires
für Männer, Frauen und Kinder. Nun
hat Icebreaker extra für die Angler eine
kleine, aber feine Fishing&Hunting-
Kollektion auf den Markt gebracht, in
wunderbar schlichten Farben wie Oliv,
Cargo oder Schwarz.
Zum Drunterziehen gibt es als Shirt das Oasis LS
Crewe aus 100 Prozent Merino mit Slim-Fit-Passform und
weiteren effektiven Extras: Flachnähten gegen Wund-
scheuern, versetzten Seitennähte, um Druckstellen durch
den Rucksack zu verhindern sowie einer verlängerten
Rückenpartie für Extra-Wärme im Hüftbereich.
Passend dazu gibt es die lange Unterhose oder Apex
Leggings with Fly, wie sie genannt werden. Das Teil hält
mollig warm, hat eine normale Passform, der bequeme
Softbund und der Zwickel sorgen für uneingeschränkte
Bewegungsfreiheit und höchsten Tragekomfort – auch
beim Wanderangeln am Ufer.
Ebenfalls als erste Lage eignet sich das Tech Top LS
Half Zip, das es für Frauen und Männer als Regular Fit
gibt. Es bietet noch mehr Gramm Merino-Wolle pro
Quadratmeter und hält deshalb auch bei eisigen Tempera-
turen warm. Über den Reißverschluss-Stehkragen lässt
sich die Körpertemperatur weiter regulieren, die
Features des Oasis LS Crewe wie Flachnähte und
verlängerte Rückenpartie gibt es auch dazu.
Ein Fleece der etwas anderen Art ist das
RealFLEECE Sierra LS Zip. Die Jacke
besteht aus Merinowolle, die um einen
Nylonkern gewickelt ist. Der Stoff wird
angeraut, wodurch sich anschließend
kleine Luftkammern bilden, die Wärme
speichern und den Wärmeeffekt sogar
verdoppeln. Die Modelle der Real-
FLEECE-Reihe sind insgesamt leichter,
robuster und wärmer als herkömmliche
Layer. Leichte Anteile an Lycra und
REALFLEECE SIERRA LS ZIP
 MOGUL BEANIE

APEX CHUTE TUCH

OASIS LS CREWE

TECH TOP HALF ZIP

Nylon sorgen zudem für eine perfekte Passform, Flexibilität

und Anpassungsfähigkeit. Desweiteren verfügt die Jacke
über eine Brusttasche mit Kabelöse, einen RV-Stehkragen
und eine innere Windschutzblende.

Wer an Wolle auf der Haut sofort an kratzen denkt, der

sei beruhigt: Das gibt es bei der Kleidung aus Merino-Wolle
nicht. Und mit der kompletten Fishing&Hunting-
Kollektion auf der Haut war uns beim Testangeln mit ein
paar Ansitzstunden (leider ohne Fisch) auf jeden Fall mollig
warm, ohne dass wir auch nur einen Schweißtropfen
vergossen haben. Das komplette Programm mit allen Infos
gibt es unter www.icebreaker.com

AM HAKEN verlost in Zusammenarbeit mit Icebreaker

APEX LEGGINGS WITH FLY ein Set für Männer bestehend aus dem Oasis LS Crewe Shirt
und den Oasis Leggings with Fly und ein Set für Frauen
bestehend aus dem Tech Top LS Half Zip und den Vertex
Leggings. Wer ein Set gewinnen will, schreibt eine Email
an redaktion@ am-haken.de mit dem Betreff „Icebreaker“.
Einsendeschluss ist der 20. Februar 2014. Viel Glück!
Einfach Erleben
Bauen Sie sich Ihre eigene
Rute
L
eider schrecken viele Angler
vor dem Thema Rutenbau
zurück. Zu aufwendig und
kostspielig erscheint es, als dass man
es selbst einmal ausprobiert. Eigent-
lich ist es aber gar nicht so schwer, sich
seine Ruten selber aufzubauen. Auch
braucht man dazu nicht unbedingt
sündhaft teure Gerätschaften. Bereits
mit einer kleinen Grundausstattung
kann man durchaus ansehnliche Er-
gebnisse erzielen. Ganz zu schweigen
davon, dass mit etwas Übung auch
kleinere Reparaturen flink von der
Hand gehen und man sich den Gang
zum Händler meist sparen kann.
Während die einen ihre Freude daran
haben, stets die hochwertigsten Ma-
terialien an ihrer Rute zu verbauen,
sind die anderen mehr auf ein indivi-
duelles Erscheinungsbild ihres Tack-
le aus. Für Nischenbereiche des An-
gelsports wiederum finden sich
schlichtweg kaum Gerätschaften im
Handel. Zu guter Letzt gibt es natür-
lich auch noch die Bastler, die einfach
einen Heidenspaß daran haben, kein
schnödes Großserienfabrikat zum
Fischfang einsetzen zu müssen. Oft
treffen auch gleich mehrere dieser
Beweggründe zu.
Bei mir waren es die Ringeinlagen, die
mich zum Rutenbau brachten. Bei Mi-
nusgraden rissen die Ringeinlagen an
meiner Bologneserute ein und beschä-
digten die Schnur. Es bestand also
dringender Handlungsbedarf. Nach-
dem ich einen passenden Satz hoch-
wertiger Fuji SIC Ringe gefunden hat-
te, mussten diese nur noch irgendwie
an meine Rute. Folglich fing ich an,
26 01 / 2015
mich dem Thema Rutenbau ausgiebig
zu widmen. Da ich eher Autodidakt
bin, wollte ich mich nicht zu einem
Rutenbaukurs anmelden, wie er zum
Von Marco Mariani
Beispiel von Karl Bartsch immer wie-
der angeboten wird. Auch wenn ich
mir damit mein Wissen sicher deut-
lich schneller und leichter hätte an-
eignen können.
Nach einigen Recherchen kannte ich
mich schon nach kurzer Zeit recht gut
mit Bindetechniken, Garnen und
Rutenlacken aus. Neben zahlreichen
Das Fangerlebnis mit solch
einem selbstgefertigten Tackle
ist praktisch unbeschreiblich.
englischsprachigen Quellen gibt bei-
spielsweise auch Christian Weckesser
von CMW einige sehr praktische Tipps
zum Thema Rutenbau auf seiner
Homepage. In verschiedenen Video-
portalen findet man beim Schlagwort
„Rutenbau“ ebenfalls schnell ausführ-
liche Anleitungen, etwa zum Binden
von Ringen oder zum Aufziehen von
Korkscheiben.
Je mehr ich mich in die Materie einar-
beitete, desto klarer wurde es für mich,
dass ich nicht nur einfach die Ruten-
ringe austauschen wollte. Ich wollte
mehr. Dies ist bei passionierten Ang-
lern, so glaube ich, ein völlig normaler
Effekt. Im Laufe der Zeit entsteht auto-
matisch das Verlangen nach Tackle,
das so individuell ist wie man selbst.
Man möchte es nicht einfach nur ver-
bessern, sondern ihm seine ganz per-
sönliche Note verleihen und auf diese
Weise fast schon eine innige Bezie-
hung zu ihm aufbauen.
Bei mir führte dies dazu, dass ich gleich
auch noch attraktivere Bindungen ha-
ben wollte. Außerdem sollte der Rol-
lenhalter um ein paar Zentimeter ver-
setzt werden um die Rute optimal an
meine Anatomie anzupassen. Bei der
Gelegenheit beschloss ich gleich noch,
sie mit Effektlack umzulackieren und
in ein individuelles Einzelstück zu ver-
wandeln. Da ich meine Rute nicht per
Hand beschriften wollte, ließ ich mir
zu guter Letzt noch Schablonen hierzu
anfertigen. Nach einiger Zeit hatte ich
dann eine Rute vor mir, von der ich vor-
her nie zu träumen gewagt hätte. Die-
ser folgten im Laufe der Zeit immer
mehr. Ich brauche hier wahrscheinlich
nicht zu erwähnen, dass das Fangerleb-
nis mit solch einem selbstgefertigten
Tackle praktisch unbeschreiblich ist.
Von der Funktion ganz zu schweigen.
Probleme mit den Ringeinlagen hatte
ich jedenfalls nie wieder gehabt.
INFOS RUTENBAU
ONLINE-BEZUGSQUELLEN FÜR
MATERIALIEN ZUM RUTENBAU:
1. www.tackle24.de
Fotos: Marco Mariani
2. www.cmw-angeln.de
3. www.rodpro.de
4. www.karl-bartsch.de
Mit ein wenig Motivation und Geschick feiert man beim Selbstbauen von
Ruten schnell seine ersten Erfolge. Und die Ruten können je nach Vorliebe nicht
nur individuell gestaltet werden, auch das Fangerlebnis sucht seinesgleichen!

So wie es bei mir ablief, muss es natür-
lich nicht bei jedem ablaufen. Ich gebe
zu, dass bereits mein erstes Rutenbau-
projekt relativ umfangreich war. Wie
anfangs schon erwähnt, gehört grund-
sätzlich aber nicht viel dazu, sich ein-
mal selber eine Rute auf- oder umzu-
bauen. Um ansehnliche Bindungen auf
den Blank zu zaubern, braucht man
nicht zwingend eine professionelle
Bindemaschine. Mit ein bisschen Zeit
und Kreativität lassen sich auch mit
einfachsten Mitteln hervorragende Er-
gebnisse erzielen. So reicht es anfangs
vollkommen aus, wenn man sich einen
Pappkarton besorgt und eine V-förmi-
ge Kerbe zur Rutenauflage in die Stirn-
seiten schneidet. Möchte man einen
Schritt professioneller ans Werk ge-
hen, so kann man zu einem überschau-
baren Preis auch auf stabilere Bin-
deauflagen (Handwrapper) upgraden.
Oder man bastelt sich diese aus etwas
Holz und Vließ einfach selber.
Spezielles Bindegarn findet sich leicht
im Internet, prinzipiell tut es aber
auch jeder Nylonfaden aus Omas Näh-
kästchen. Man sollte nur im Hinter-
kopf behalten, dass die Farbe des
Garns durch das anschließende Über-
lackieren deutlich nachdunkelt, wenn
keine Farbfixative verwendet werden.
Alles in allem bleibt aber selbst dieser
Aufwand überschaubar.
Ich kann es jedem nur ans Herz legen,
sich selber einmal aktiv mit dem The-
ma Rutenbau auseinanderzusetzen.
Auch wenn man sich nicht unbedingt
als Vollblutangler betrachtet, macht
es trotzdem einen riesigen Spaß, sei-
ne eigene Angelrute aufzubauen. Ge-
rade jetzt zur kälteren Jahreszeit ist
Rutenbau ein fantastischer Zeitver-
treib und steigert die Vorfreude auf
die nächste Angelsaison enorm. Al-
lerdings muss ich an dieser Stelle
auch davor warnen! Rutenbau macht
nämlich schnell süchtig…

01 / 2015 27
Einfach Erleben

Angeln Sie vom

Baum aus Von Oliver Block

igentlich dürfte ich diese Angelsituation hier war die Hochsitzmethode geboren und die Evolution nahm

E gar nicht beschreiben, denn sie ist weder frei von

Risiken und Nebenwirkungen, noch würde ich sie als
Familienvater gern beim Nachwuchs sehen. Wer allerdings
auf maximale Spannung und Akrobatik steht, der ist hier ab-
solut richtig. Für viele klingt es sicher total verrückt, aber ich
spreche vom Fischen vom „Hochsitz“ aus. Sie haben schon
richtig gelesen, hier geht es um Bäume, Klettern und Angeln.
ihren Lauf. Seit dieser Zeit ist kein Baum mehr sicher. Wenn
ich ein neues Gewässer erkunde, schaue ich mir intensiv den
Baumbestand an. Wo finden sich starke Äste nahe am Was-
ser, gibt es einen Baum, der in den Bach gefallen ist und eine
natürliche Brücke bildet? Kurz: Ich erobere den Luftraum,
um mir zusätzliche Chancen auf einen guten Fang zu ver-
schaffen.

Die Entwicklung meiner skurrilen Methode nahm ihren Vor einigen Jahren fischte ich recht erfolglos an einem riesi-
Anfang in früher Jugend und war eher dem Zufall als be- gen Baggersee, der so klar war wie ein Swimmingpool in Be-
wusster Planung geschuldet. Wenn man nur eine Pose, zwei verly Hills. Wenn es je ein oligotrophes Gewässer gegeben
Wirbel und vier Bleie besitzt, ist jeder Verlust eine Katastro- hat, dann lag es hier in seiner Pracht und Verschlossenheit
phe. Nichts ist schlimmer, als zu sehen, wie die geliebte Pose vor mir. Erfolglosigkeit bereitet mir wenig Probleme, aber
wiegend im Wind vom überhängenden Weidenzweig bau- Langeweile kann mir den Angelspaß durchaus vermiesen.
melt. Natürlich konnte man auf einen starken Winter hoffen Also wurde die glasklare Badewanne mit einer kurzen Rute
und ausharren, bis die Eisdecke mit Glück zum Betreten frei- erkundet. Das Begehen ist ein kreativer Prozess, den man
gegeben wurde, um dann von dort aus das bunte Utensil aus nicht hoch genug einstufen kann. Da stand plötzlich die di-
den Ästen zu pflücken. Da das natürlich keine Alternative cke Erle vor mir und neigte sich malerisch verwachsen in
war und die Schmach des misslungenen Wurfs schwer am Richtung See. Der Stamm gab genug Halt und weiter vorn
Selbstbewusstsein kratzte, machte sonnte sich ein Rudel außergewöhn-
ich mich an den Aufstieg in den lich fetter Barsche im Geäst. Ich war
Baum. Unterwegs musste ich fest- sofort Feuer und Flamme, und die
stellen, dass die immer dünner wer- Der Stamm gab genug Halt, Chemie übernahm die Kontrolle über
denden Zweige mein Gewicht natür- und weiter vorn sonnte sich ein mein Handeln. Behutsam manöv-
lich nicht halten konnten. rierte ich den Blinker in Richtung der
Rudel fetter Barsche im Geäst.
gefräßigen Stachelritter und konnte
Und dennoch hatte die missliche wie im Fernsehen das Öffnen des
Lage ihr Gutes. So - in luftiger Höhe, Barschmauls von meinem magischen
noch Boden unter mir, aber mit guter Sicht auf die Wasser- Logenplatz aus betrachten. Der erste Anhieb ging vor Aufre-
oberfläche - erlebte ich eine völlig neue Perspektive. Unter gung ins Leere. Der zweite Biss saß und der Jagdtrieb war
der alten Weide tummelten sich nämlich, von Geäst und gänzlich entfesselt. Wer je auf Sicht gefischt hat, weiß um
Wurzeln geschützt, munter die Karpfen und Rotfedern, die diese Faszination. Vom „Baumhaus“ aus potenziert sich der
sich vom Ufer aus nicht anwerfen ließen. Schnell war ich Spaß noch einmal.
vom Baum herunter, montierte eine hässlich transparente
Wasserkugel und pendelte diese zusammen mit etwas Toast- Natürlich gingen nicht alle Abenteuer so glücklich aus.
brot vom Ast aus zwischen die Fischlein. Es ging ruck, zuck Schön war es nicht, als ich beim Klettern abrutschte und mit
und die erste herrliche Rotfeder wurde den Baum hinaufge- ansehen musste, wie der schöne Aigle-Gummistiefel vom
zogen. Ein bisschen sah das wohl nach Max und Moritz aus, Baum quer durch das Astwerk auf den Boden aufschlug,
denn die Aufmerksamkeit des Aufsehers war rasch geweckt. dann wie ein Flummi von der Uferböschung in das Wasser
Natürlich! Ich hatte den Unterfangkescher nicht am Mann. plumpste und schließlich von der Strömung mitgerissen
Als ich eine Stunde später wieder in meinem Ausguck beim wurde. Bei der Elementarforschung müssen Opfer gebracht
Biss eines halbstarken Satzkarpfens wie elektrisiert war, werden. Das wird jeder Petrijünger verstehen.

28 01 / 2015
Foto: Clemens Strehl
Warum nur den Köder retten im Baum? Von dort aus lässt es sich auch wunderbar angeln!
Meine Leidenschaft für neue Perspek-
tiven machte aber auch vor dem Forel-
lenfluss nicht halt. Während meiner
„Fly-Only-Periode“ musste ich extrem
viele elegante Schneidertage wegste-
cken. Aber als die Silberpappel nach
dem Hochwasser das Flussbett säum-
te, kam die Stunde des Akrobaten.
Völlig unzivilisiert erkletterte ich die
Pappel und bugsierte die extra kurze
Fliegenrute zwischen den Ästen in
Richtung Rausche. Diesen hätte ich
ohne Kletterei gar nicht gesehen. An
aristokratische Wurftechniken war
FILMTIPP
BAUMANGELN
Wer sich ein wenig "weiterbilden"
will in Sachen "Angeln vom Baum",
dem sei die wunderbare BBC-Serie
"A PASSION FOR ANGLING"
empfohlen, die wir schon in unserer
"Oldschool"-Ecke in Ausgabe 2 vorge-
stellt hatten. Dort angeln Bob James
uns Chris Yates ebenfalls vom Baum
aus und fangen dicke Karpfen.
keineswegs zu denken. So plumpste
die Goldkopfnymphe direkt unter
meinen Füßen in die Gischt. Der fetten
Äsche war es sicher egal, wie sie erlegt
wurde, aber ich gestehe, ich habe mich
schon hin und wieder umgesehen.
Bis heute liebe ich das direkte Fischen
aus der Vogelperspektive, wenn es die
Gegebenheiten erlauben. Und wenn
man einmal nichts fängt, ist das uner-
heblich, denn die magischen Momente
der Angelleidenschaft messen sich
nicht in Kilogramm und Zentimeter.
01 / 2015 29
 Einfach Erleben
Angeln Sie vom
Kajak aus ätt‘ ich mir ja denken kön-
H nen, dass ich den feinen Herrn
ab sofort permanent an die-
sem Teil rumbasteln sehe – seiner neu-
esten anglerischen Errungenschaft:
dem eigenen Kajak. Ohne Witz, da hat
er mir aufgetragen, ihn vom Geldaus-
geben für Gummifische abzuhalten,
und dann kommt er mit sowas um die
Ecke. Na super. Weiß nicht, wie viele
Gummifische man für das Geld be-
kommen würde. Hat mir aber gleich
versprochen: „Hase, wenn du wieder
mehr Zeit hast fürs Angeln, dann be-
kommst du dieses Kajak von mir – ich
hol mir dann halt ein noch viel geile-
res! Eins mit Brusthaaren!“
Merke: Es gibt geile Kajaks und noch
geilere Kajaks, welche mit Brusthaa-
ren und welche ohne. Aber Spaß bei-
seite, wie unschwer erkennbar ist: Es
hat ihn echt gepackt, das Kajakfieber.
Als ich frage, warum denn nun eigent-
lich – er habe doch auch schon ein Bel-
Eingesauter Kofferraum ist blöd
– zumal nicht jeder das separate
Anglerauto zuhause hat.
lyboat und könne mit dem Holzkahn
von seinem Kumpel auch jederzeit
übern See dümpeln - da sprudelt es aus
dem sonst eher wortkargen Gatten re-
gelrecht heraus – die Begeisterung in
den Augen, gerade so, als hätte er’s
höchstpersönlich erfunden, das An-
geln vom Kajak aus, und als sei es ja die
dümmste Frage auf Erden, was denn so
toll daran sei.
„Mein Schatz“, beginnt er gütigst.
30 01 / 2015
„Beim Bellyboat ist man immer mit ir-
Von Susanne Garcia
gendwas im Wasser, bestenfalls nur
mit den Beinen.“ Das kann lustig sein
– kann aber auch nerven. Weil irgend-
wann kalt, und irgendwann ermü-
dend. Man ist dadurch nämlich auch
echt langsam, erklärt er - der Fach-
Ehemann. „Mit dem Kajak gehen halt
größere Strecken, womöglich auch bei
Strömung und Gegenwind. Mit Belly-
boat ist das Schwerstarbeit. Dann
musst du das Ding auch aufpumpen
und wieder Luft ablassen. Und: Man
saut sich den Kofferraum beim Trans-
port immer ein.“ Eingesauter Koffer-
raum ist blöd – zumal ja nicht jeder das
separate Anglerauto zuhause hat.
Okay, hab ich kapiert. „Aber was ist
mit dem richtigen Boot? Holznachen
und so? Da kannste ja rudern und bist
auch schnell von A nach B gefahren?“
„Mein Schatz“ … sagt er wieder. Seufzt.
„In der Regel ist man kein Hulk, wenn’s
auch schwer zu akzeptieren ist. Des-
halb: Alleine kannste so einen Kahn
nicht von einem in ein anderes Gewäs-
ser umsetzen. Läuft nicht. Brauchst
immer Hilfe.“ Eigene Erfahrung: Män-
ner bitten ungern um Hilfe. Wäre für
Frauen weniger das Problem. Aber
gut. „Außerdem“, setzt der Gatte nach,
„bist du immer auf Slipstellen ange-
wiesen. Da kannste Hilfe haben wie du
willst. Gibt’s keine Stelle, um das Boot
einzusetzen, Pech. Und: Du bist viiiiel
langsamer als mit dem Kajak.“ Davon
abgesehen, und das scheint das Wich-
tigste überhaupt zu sein: „Du bist eins
mit dem Wasser – du sitzt drin und
sitzt doch nicht drin – verstehste?“
Verstehe. Will jetzt auch eins. Mit
Brusthaaren.
INFOS RUND
UMS KAJAK
WOHER KRIEGT MAN EIN KAJAK?
Ebay, Segelshop
WO DARF MAN DAMIT FAHREN?
Von Verein zu Verein verschieden –
nachfragen!
WIE LANG IST EIN KAJAK?
Angelkajaks sind in der Regel länger
als 3,30 Meter (man will ja auch Zeug
mitnehmen), selten länger als 4,20
Meter. Und „Länge läuft“, heißt: kurze
Kajaks sind wendiger, lange Kajaks
sind besser geeignet, um größere
Entfernungen zu überbrücken.
WAS KOSTET ES?
Kommt auf die Ausstattung an. Ein
SOT Kajak in der „Anglerausführung“
(Sitz, Rutenhalter) geht bei etwa 650
Euro los, will man noch einen Tret-
oder Motorantrieb, ist man schnell bei
2200 bis 2600 Euro.
WIE TRANSPORTIEREN?
Kajaks wiegen etwa 23 bis 45 Ki-
logramm, je nach Ausführung. Die
leichten können einfach getragen
werden, bei weiteren Strecken oder
schwereren Kajaks kann man auch
Kajak-Transportwagen benutzen. Auf
ein Autodach bekommt man sie aber
alle auch alleine.
WAS FISCHT MAN VOM KAJAK
AUS?
Vom Kajak aus können alle Fische be-
fischt werden. Vom Barsch im heimi-
schen Tümpel bis hin zum Thunfisch-
angeln vor Hawaii ist alles möglich,
richtiges Kajak vorausgesetzt.
WIE VIELE RUTEN KÖNNEN MIT?
Es gibt in Zubehörshops Rutenhalter
in allen möglichen Ausführungen,
man kann also mehr Ruten mitneh-
men als man tatsächlich braucht.
 Ob einfaches Paddel-Kajak oder die Deluxe-Ausführung mit Motor, Echolot und sonstigem Schnickschnack:
Kajakangeln macht Spaß und gibt einem freien Angler die Unabhängigkeit, die er braucht.
Foto: Hans Klein

01 / 2015 31
Einfach Erleben

Angeln Sie

nachts er englische Altmeister Chris Yates schreibt

Von Max Nemetz

wenigen Ausnahmen abgesehen. Ich meine, wegen des

D wunderschöne Angelbücher, von „Casting in the

Sun“ über „The Secret Carp“ bis hin zu „How to Fish“,
ein Werk, das völlig anders ist, als sein Titel es vermuten
Aalangelns ist auch gleichzeitig das Nachtangeln erfun-
den worden, und das Spinnfischen bei Nacht hat ebenfalls
seinen ganz besonderen Reiz. Und es beißen dann nicht
lässt. Vor ein paar Jahren schrieb er aber ein Buch, in dem es nur Zander.
nicht ums Angeln ging, auch wenn er, wie er auf der ersten Überhaupt, die Reize bei Nacht! Die Leuchtpose, die einsam
Seite schreibt, durchaus an die Schleien in seinem Lieb- im See dümpelt und die bei längerer Betrachtung und er-
lingsteich denken musste. Es ging um einen „Nightwalk“, höhter Müdigkeit durchaus auch mal den einen oder ande-
so der Titel, um einen Spaziergang durch die Nacht und die ren Phantombiss anzeigt. Oder die Leuchtdioden der elekt-
ganzen Wunder, die einem dabei widerfahren. ronischen Bissanzeiger, wenn sie bei einem Biss blinken
Aber man muss nicht spa- und man den Ton mal aus-
zieren gehen, man kann gestellt hat! Die Cam-
auch ganz einfach nachts pinglampe im Zelt. Oder die
angeln, um viele Wunder zu Zigarette, die der eine Ang-
erleben. Seltsamerweise ist ler dem anderen anzündet
Nachtangeln irgendwie nur und die kurz aufglüht beim
unter Karpfenanglern weit ersten langen Zug.
verbreitet, bei vielen Ang- Wie so oft macht Angeln
lern setzt irgendwie ein Zu- mit anderen auch nachts
sammenpack-Reflex ein, so- mehr Spaß, und nicht nur
bald es richtig dunkel wird das. Nachts alleine ans
und man ohne Lampe ver- Wasser loszuziehen, ist in
meintlich nichts mehr manchen Gegenden und an
sieht. In der Dämmerung manchen Gewässern aber
mag es für viele Leute noch leider nicht immer zu emp-
ganz okay sein, aber das An- fehlen. Und mit einem oder
geln in der Nacht ist dann mehreren Angelkumpels
oft eine Gleichung mit zu kommt auch so richtig
vielen Unbekannten. schön Lagerfeuerromantik
Dabei macht gerade das den Nachtangeln hat seine ganz eigenen Reize. auf, Geschichten und Ge-
Reiz aus. Mal nicht alles mit tränke werden aufgetischt,
den Augen wahrzunehmen und sich auf sie zu verlassen, und man will eigentlich nie wieder tagsüber angeln gehen,
sondern auch die anderen Sinne schärfen und die Ohren weil’s so schön ist.
spitzen. Was war das für ein Klatschen da vorne am Schilf? Falls Sie dann mit dem Nachtangel-Virus infiziert sind,
Was raschelt da links im Gebüsch? Und was ist das für ein gibt es eine wirkliche Nagelprobe: Jetzt nachts angeln ge-
Vogelgesang, der da vom anderen Ufer hinüberhallt? Beim hen! Ja, jetzt! Wenn’s schon tagsüber kaum mehr als null
Nachtangeln ist plötzlich alles neu, aufregend, spannend, Grad sind und es nachts sogar noch ein wenig mehr ab-
Fotos: Wolfgang Kalweit

selbst wenn kein Fisch beißt.
Aber viele Fische tun dies eben gerade nachts. Ein Karpfen-
angler im Sommer, der abends sein Zeug zusammenpackt?
Undenkbar! Aber nicht nur Karpfen lassen sich an den Ha-
ken locken, fast alle Fischarten sind nachtaktiv, von ganz
kühlt. Keine Sorge, Quappen gehen auch dann noch gut an
den Haken. Und wenn Sie im Januar oder Februar mindes-
tens eine halbe Nacht am Wasser durchstehen, dann dür-
fen Sie sich auch wirklich Nachtangler nennen. Viel Spaß
beim Ausprobieren!

32 01 / 2015
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Und es werde

Licht!






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Einfach Erleben

Gehen Sie in einen

Angelverein Von Daniel Meier
enn ich alle Gründe aufführen müsste, die gibt es eigentlich immer, vom Pressewart über Kassierer,

W gegen den Eintritt in einen Angelverein spre-

chen, müsste AM HAKEN dafür wohl extra ein
Sonderheft drucken. Und dennoch sage ich: Gehen Sie in
stellvertretendem Vorsitzendem oder Mitglied im Festaus-
schuss. Ich bin damals im ASV Blaufelchen Duisburg (was
für ein Name!) gleich Pressewart und Schriftführer gewor-
einen Angelverein! Ja, es kostet Geld. Ja, die Bürokratie und den, nachdem der Vorsitzende erfahren hatte, dass ich „ir-
manche Mitglieder können einem ganz schön auf den Keks gendwas mit Medien“ mache. Nach dem alten Werbemotto:
gehen. Und ja, auch Vereinsgewässer sind nicht immer ein Es gibt immer etwas zu tun, packen wir`s an! Und wer auf
Garant für einen tollen Fang. Karriere keine Lust hat, der kann immer noch ganz norma-
Aber wer in einen An- les Mitglied sein, sei-
gelverein geht, der tut nen Beitrag zahlen, bei
was für uns Angler. den verschiedenen Ver-
Fürs Angeln über- anstaltungen teilneh-
haupt. Man stelle sich men und andere Ang-
vor, jeder, der in ler kennenlernen.
Deutschland einen An- Ja, andere Angler! Ei-
gelschein besitzt, wür- ner meiner Freunde
de einem Angelverein wohnt seit ein paar Jah-
eintreten. Was könnten ren am Rhein, hatte
wir dann für Zahlen aber nur selten Erfolg
vorweisen und viel- und noch seltener Mit-
leicht sogar auch end- angler. Seit ein paar
lich mal eine vernünfti- Monaten ist er im Ver-
ge Angler-Lobby auf die ein, dem ASV Sürth im
Beine stellen! Aber es Kölner Süden, und es
muss ja nicht gleich der vergeht kaum ein Tag,
ganz große Wurf sein, an dem er mir nicht
man kann ja auch im neue Fangfotos von Fi-
Kleinen anfangen, an schen schickt, die er
der Basis. mit den neuen Vereins-
Und das kann man in kollegen gefangen hat.
jedem Angelverein tun. Sitzen zwei Vereinskollegen zusammen am Vereinsteich... Und Veranstaltungen
Schon mal darüber wie das Fischerfest
nachgedacht, Gewässerbetreuer zu werden? Ein Gewässer sind auch dick rot in seinem Kalender markiert.
richtig kennenzulernen, seine Flora und Fauna, für die Pfle- „Es ist eigentlich immer jemand da, mit dem ich angeln ge-
ge zuständig zu sein, sich mit den anderen Anglern darüber hen kann“, sagt er, seitdem er im Verein ist. Nicht jeder
auszutauschen und auch beim Besatz mitzureden? Oder Ju- Angler hat den besten Angelkumpel um die Ecke wohnen
gendbetreuer? Dem Nachwuchs die ganze Faszination des oder will ständig alleine am Wasser sein. Für jene Angler ist
Angelns zu zeigen, mitzuhelfen, dass die Jungs und Mädels ein Verein ideal. Das Schönste ist: Angelvereine bringen
Foto: Dominik Asbach

zu verantwortungsvollen Anglern heranwachsen und nicht
in zwei Jahren damit aufhören, weil sie doch keinen Bock
mehr haben?
Nirgendwo kann man so schnell „Karriere“ machen wie im
Angelverein, außer vielleicht noch bei der FDP. Freie Posten
jung und alt zusammen. Wann sieht man schon mal den
zehnjährigen Knirps und den siebzigjährigen Opa mit der-
selben Begeisterung und Leidenschaft zusammenhocken
wie am Vereinsteich?
Also: Gehen Sie in einen Angelverein! Es lohnt sich.

34 01 / 2015
 Jens Manns taucht ab…

Tauchen U
m einen Fisch zu fangen, muss man denken wie
ein Fisch, so oder ähnlich steht es vielerorts ge-
schrieben. Da sich das für mich recht schwierig ge-
staltet, begnüge ich mich damit, wenigstens ab und zu mal
auszuprobieren, wie es so aussieht in unseren heimischen
Gewässern. Im Sommer bin ich regelmäßig mit Schnorchel-
Ausrüstung unterwegs, um den unendlichen Geheimnis-
Sie ab! Von Jens Manns
sen unserer Seen und Teiche wenigstens ein Stück näher zu
kommen. Bei hochsommerlichen Temperaturen ist dazu kapitale Schleien entdeckt, beides war mir trotz extrem
nicht mehr nötig als eine Schwimm- oder Taucherbrille. klarem Wasser vorher unbekannt.
Dabei sollte man nicht unbedingt erwarten, reihenweise Einige Fische wie Karpfen und Grasfische lassen Schnorch-
kapitale Fische zu erblicken, aber es gibt doch viel zu lernen, ler oft erstaunlich nah an sich herankommen, im Gegen-
was sich in der Theorie schlecht vermitteln lässt. Die Farb- satz zu Döbeln und Hechten…seien Sie also nicht ent-
wirkung von Ködern oder Sichtigkeit von Schnüren etwa. täuscht, wenn ihnen nicht direkt die favorisierte Fischart
Auch ist es oft hilfreich, am Wasser und Sediment zu rie- vor die Brille schwimmt. Je nach Gewässer lassen sich man-
chen, oft verraten faulige Gerüche che recht häufige Fischarten über-
wenig erfolgversprechende Bereiche. haupt nicht blicken.
Wirklich interessant ist für mich Wer über die Vorteile des Schnor-
aber der Überblick über die natürli- Einige Fische wie Karpfen oder chelns in unseren Gewässern
che Nahrung. Dafür muss man weder Grasfische lassen Schnorchler oft schreibt, darf die Gefahren nicht
weit rausschwimmen noch tief ab- sehr nah an sich herankommen. verschweigen. Immer, wirklich
tauchen, beides ist selbst für geübte immer sollte ein Tauchermesser
Schwimmer nicht zu empfehlen. zur Hand sein, schon das billigste
Schon im Flachwasser lassen sich reicht, um im Notfall abgerissenen
Muscheln, Schnecken und Larven entdecken, gerade Mu- Angelschnüre im Gewässer zu kappen. Wann immer mög-
Foto: Dominik Asbach

scheln bilden oft Kolonien, die Fische geradezu magisch an-
ziehen. Auch Flusskrebse und nicht beangelbare Kleinfi-
sche wie Stichlinge und Elritzen entdeckt man beim Blick
unter die Oberfläche schnell. Ich habe zum Beispiel an mei-
nem Hausgewässer riesige Muschelfelder und massenhaft
lich sollten gerade ausgedehnte Erkundungstouren zu
zweit stattfinden. Wer gelegentliches Abtauchen für not-
wendig hält, sollte sich vorher über die Risiken informie-
ren, Stichwort Schwimmbad-Blackout. Trübe oder strö-
mende Gewässer sollten gemieden werden.

01 / 2015 35
Einfach Erleben
Stellen Sie sich einem
Wettkampf
s fing bei mir schon an, da
E hatte ich gerade zum ersten
Mal eine Angel in der Hand.
Mit meinem damals und heute besten
Freund saß ich am Rheinhafen, als Au-
todidakten hatten wir kaum Ahnung
vom Angeln, aber trotzdem schafften
wir es, Laube um Laube zu fangen. Und
wie das so ist mit Acht- oder Neunjäh-
rigen, die irgendwas zusammen unter-
nehmen: Der Wettkampf stand immer
im Vordergrund. Bei uns ging es ganz
einfach um die Frage: Wer fängt mehr
Fische? Und weil er irgendwann einen
Kaulbarsch fing, will mein Freund mir
heute noch erzählen, er hätte den ers-
ten Raubfisch von uns beiden gefan-
gen. Wenn ich dann sage, der Kaul-
barsch sei kein Raubfisch, sondern ein
Kleinfisch, geht der verbale Wett-
kampf wieder von vorne los.
Leider ist es in vielen Bereichen so,
dass einem als Erwachsenem das Spie-
FÜNF
WETTKAMPFTIPPS
MÖGLICHE REGELN, DIE DAS DU-
ELL NOCH SPANNENDER MACHEN:
1. Die Köderzahl nicht nur begrenzen,
sondern die Köder auch auslosen!
2. Besonders schön auch: Der Konkur-
rent darf die Köder auswählen.
3. Für Puristen: Ein Köder für den
ganzen Tag...
4. Kompletter Gerätetausch, bei meh-
reren Mitanglern reihum jede Stunde.
5. Boot gegen Boot: Dazu noch an
denselben Stellen angeln.
36 01 / 2015
lerische abhanden kommt, zu viel
Ernst erfüllt das Leben, sobald man
ein gewisses Alter erreicht hat.
Manchmal ist das ja durchaus nötig,
aber doch bitte nicht beim Angeln!
Aber selbst da gehen viele mit einem
"Nicht mehr als zehn Köder,
alles andere wird wegge-
worfen" war ein voller Erfolg.
unnötigen Ernst an die Sache, dabei
soll uns das Angeln doch Freude berei-
ten. Deshalb meine ich: Gehen Sie
spielerischer ans Angeln heran, stel-
len Sie sich dem Wettkampf!
Ich weiß, offiziell ist Wettangeln hier-
zulande verboten. Ja, selbst „Gemein-
schaftsfischen“ werden oft verboten
oder zumindest skeptisch beäugt,
denn es könnte ja sein, dass die Angler
die gefangenen Fische gar nicht essen
wollen, was ja laut Tierschutzgesetz ei-
ner der wenigen vernünftigen Gründe
fürs Angeln ist, wenn nicht der einzi-
ge. Tun Sie einfach das, was Acht- oder
Neunjährige tun, wenn sie mit irgend-
welchen Verboten belegt werden: Set-
zen Sie sich gerade dann einfach darü-
ber hinweg!
Sie müssen ja nicht Schulter an Schul-
ter am Kanal sitzen wie in den achtzi-
ger Jahren und mit der Kopfrute ei-
merweise Weißfische stippen und
danach gegeneinander aufwiegen. Es
gibt so viele herrliche Variationen von
Wettbewerben beim Angeln, die Klas-
siker wie die meisten gefangenen Fi-
sche am Angeltag oder der größte
Fisch sind da nur der Anfang. Und ge-
Von Gustav Botz
ben wir es doch zu: Sobald wir mit ande-
ren unterwegs sind und angeln, ist so-
wieso unterschwellig schon immer ein
kleiner Wettkampfgedanke implemen-
tiert. Selbst wenn das keiner von den Be-
teiligten zugeben will. „Neidlose Aner-
kennung“ ist jedenfalls eine der größten
Lügen innerhalb der Anglerschaft…
Aber es kommt ja vor allem auf den Spaß
an. Und den kann man einfach erhöhen,
indem man vorher Bedingungen stellt.
Wie wäre es mal, wenn eingefleischte
Kunstköderangler, die sonst immer mit
Batterien an Ködern ans Wasser ziehen,
sich plötzlich auf zehn beschränken
müssen? Oder gar nur fünf? Ich kann
versichern: Diese erschwerten Bedin-
gungen bringen großen Spaß, meistens
dauert die Vorauswahl länger als das ei-
gentliche Angeln selbst. Die einzigen,
die daran keine Freude haben, sind die
Gerätehändler, wenn einer der Beteilig-
ten plötzlich merkt, dass er gar nicht so
viele Köder braucht, wie ihm immer ein-
geredet wird...
Die letzte Hechttour unter dem Motto
„Nicht mehr als zehn Köder, alles andere
wird weggeworfen“ war jedenfalls ein
voller Erfolg, auch wenn gar keine Fi-
sche gezählt wurden. In diesem Wettbe-
werb ging es eher darum, wer die beste
Nase bei der Auswahl der Köder hat. Das
nächste Mal soll unter dem Motto „Da
fliegt mir doch das Blech weg“ stehen,
und Sie können sich vorstellen, wie die
Leute jetzt schon ihre Heintz-Blinker
und Mepps-Spinner polieren und mit
neuen Drillingen versehen. „Wenn
nichts läuft, nehme ich halt den Bull
Dawg!“ zieht dann einfach nicht mehr.
Aber auch im Friedfisch-Bereich gibt es
viele Möglichkeiten. Wenn ein Angler
mit der Grund- und der andere mit der

Posenrute angelt, ist automatisch
schon wieder eine Vergleichssituation
da. Auch da kann man so wunderbar
mit Beschränkungen zusätzliche Her-
ausforderungen schaffen: Wenn alle
nur mit einem bestimmten Köder an-
geln dürfen, den mal der eine, mal der
Foto: Dominik Asbach
andere Angler bestimmt, oder das An-
füttern verboten ist oder man maxi-
mal nur fünf Meter vom Ufer entfernt
angeln darf. Auch dort sind die Varia-
tionen schier unendlich.
Wer zuletzt lacht,
hat den letzten Fisch
gefangen! Sobald zwei
Kumpel gemeinsam mit
Aber bevor Sie jetzt schon Listen zu- der Angel losziehen,
ist automatisch eine
sammenstellen mit den ganzen Bedin-
Wettkampfsituation
gungen und die Angelkumpel schon gegeben.
auf ihren frisch erdachten „Angelkö-
nig 2015“ einstimmen, denken Sie dar-
über nach, ob das nicht schon wieder
zu viel des Guten ist und all das nach-
her wieder in der Ernsthaftigkeit en-
det, die wir doch eigentlich aus dem
Angeln verbannen wollten. Davon ha-
ben die meisten Leute doch schon zwi-
schen 9 und 17 Uhr genug.
01 / 2015 37
Einfach Erleben
Machen Sie einen besonderen
Angelurlaub
o sehr Sie Ihre Frau, Ihre
S Freundin, Ihre Kinder oder
wen auch immer lieben: Ein
besonderer Angelurlaub klappt nur
mit einem guten Kumpel. Oder gleich
mit mehreren. Denn so schön ein Fa-
milienurlaub mit Angelmöglichkeit
ist, Sie werden niemals den Spagat
schaffen zwischen den Bedürfnissen
ihrer Familie und den tief in Ihrem Un-
terbewusstsein schlummernden Ang-
lerbedürfnissen.
Also nehmen Sie einen guten Kumpel
oder mehrere mit, wenn Sie einen be-
sonderen Angelurlaub planen. Fahren
Sie nicht alleine, das macht nur halb so
viel Spaß. Und am besten ist es, wenn
der Angelkumpel auch noch allge-
mein ein guter Kumpel oder Freund
ist, denn dann macht alles noch viel
mehr Spaß, was man neben dem An-
geln so unternimmt. Wie, Sie wollen in
einem Angelurlaub nur angeln? Dann
verpassen Sie ja das Schönste, aber
dazu später mehr! Zu zweit ist es im-
mer am besten und es gibt die wenigs-
ten Reibungspunkte, aber auch mit
sechs Leuten habe ich schon wunder-
Zu zweit ist nicht nur das Rudern halb so anstrengend, auch der Angelurlaub wird mit Kumpel doppelt so schön.
38 01 / 2015
Von Dirk Brichzi
bare Angelurlaube erlebt. Für einen
besonderen Angelurlaub müssen Sie
nicht weit reisen. Klar locken Ziele in
den Tropen mit riesigen Fischen und
fantastischem Wetter, aber meistens
sind dann die Erwartungen so hoch,
dass alles nur in einer Enttäuschung
enden kann. Und Sie werden sehen:
Am Ende kommt es gar nicht darauf
an, wie viele Fische Sie fangen. Es sei
Ein wirklicher Angelurlaub
ist es nur, wenn das Auto bis
unters Dach vollgepackt ist.
denn, Sie gehören zu den Leuten, die
mit Anhänger mit integrierter Tief-
kühlbox in Urlaub fahren, um mög-
lichst viele Fischfilets heimzubrin-
gen…In zwei meiner schönsten
Angelurlaube fingen wir einmal drei
Fische in einer Woche (zu dritt) und
einmal zwei in einer Woche (mit zwei
Anglern). Und dennoch erzählen wir
heute noch mit glasig-verklärtem
Blick von diesen Tagen.
Am besten fährt man mit dem Auto in
den Angelurlaub. Klar gibt es mittler-
weile Reiseruten, die kaum noch 30
Zentimeter lang sind und in jedes
Handgepäck passen, und wenn man
nur drei Unterhosen für die Woche
mitnimmt, kann man auch noch ein
paar Gummiköder mehr einpacken
und bleibt trotzdem unter dem Ge-
wichtslimit, aber trotzdem bleibt alles
irgendwie ein Kompromiss auf Flug-
reisen. Ein wirklicher Angelurlaub ist
es nur, wenn das Auto bis unters Dach
(und auf dem Dach…) vollgepackt ist
mit Ruten, Rollen, Ködern und Gerät.
Das Wichtigste ist aber die Unterkunft.
Ein Ferienhaus oder Cottage ist Pflicht.
Möglichst mit viel Platz, meistens wird
eines der Schlafzimmer als Abstell-
raum für all das Gerät gebraucht.
Komfort ist auch nicht schlecht, es sei
denn, man möchte „zurück zur Natur“
und ist Fan von Trockentoiletten oder
kaltem Wasser - was auch durchaus
seinen Reiz haben kann. Ansonsten
sollte man sich auch mal aus dem Weg
5 TIPPS
DAMIT DER ANGELURLAUB
UNVERGESSLICH WIRD:
1. Nicht nur angeln gehen!
2. Ein Haus direkt am Wasser buchen.
3. Mit einem guten Kumpel fahren.
4. Am besten das Auto nehmen.
5. Genießen, genießen, genießen!
 Wenn zum Ferienhaus gleich noch ein Boot gehört, dann steht einem tollen Angelurlaub nichts mehr im Wege.
gehen können, jeder braucht auch mal
seine sozialen Auszeiten.
Fotos: Alexander Kintner (links), Martin Kirmse (rechts)
Die Unterkunft sollte allerdings so nah
am Wasser liegen wie möglich, egal ob
am See, Fluss, Fjord oder Meer. Bei vie-
len Ferienhausanbietern gibt es in den
Suchmasken diese schöne Option
„Entfernung zum Wasser“, und wenn
es geht, klicke ich immer auf „maxi-
mal 100 Meter“. Es gibt nichts Schöne-
res, als morgens im Angelurlaub auf-
zuwachen, aus dem Fenster zu gucken
und dort schon das Wasser zu sehen
und sich vorzustellen, was man dort
an diesem Tag alles fangen kann.
Überhaupt sollten Sie in einem Angel-
urlaub darauf achten, auch für andere
Dinge offene Augen zu haben. Meis-
tens verbringen Sie diese Tage in einer
Gegend, die viel Natur zu bieten hat,
unglaublich nette Menschen oder
auch Sehenswürdigkeiten abseits vom
sonstigen Touristen-Einheitsbrei. Wer
einen Ort in der Nähe hat, sollte abends
durchaus mal ein Lokal aufsuchen, bei
einsamen Häusern mitten im Nir-
gendwo bieten sich ausgedehnte Spa-
ziergänge an. Ich gebe zu: Ich bin sel-
ten mit vielen Fischen aus meinen
Angelurlauben heimgekehrt, aber im-
mer mit vielen neuen Erfahrungen
und erweitertem Horizont.
Also geben Sie sich einen Ruck und
machen Sie sich an die Planung für Ih-
ren besonderen Angelurlaub. Und
wenn Sie in Angelurlaub fahren, heißt
das ja nicht, dass Sie nicht auch Ihren
Familienurlaub in der Nähe des Was-
sers und mit Angelrute im Gepäck ver-
bringen können…
01 / 2015 39
Anzeige
Ein dickes Plus für
Norwegen-Fans
Was für eine Lage: Das Ferien-
haus „Lyngen“ in Nordnorwegen
(Hausnr. 94999) bietet spektaku-
läre Ein- und Ausblicke. Direkt am
Ufer des Ullsfjordes gelegen, kann
man dort die atemberaubende
Natur drumherum genießen und
zwischendurch Fische fangen –
zwei Boote mit üppiger Ausstat-
tung stehen dafür zur Auswahl.
Über 57.000 Kilometer Küstenlänge, unzählige Fjorde und Seen
und ein Fischreichtum, der jedes Anglerherz höher schlagen
lässt: Norwegen ist Ziel Nummer eins, wenn es um Angelurlaub
geht. Wer einmal in Norwegen seine Angel ausgeworfen hat,
den zieht es immer wieder dorthin. Zumal das Land nicht nur mit
Wasser und Fischen lockt, sondern auch die Natur von Nord bis
Süd mit einer Vielfalt beeindruckt, die ihresgleichen in Europa
sucht. Kein Wunder, dass sich gerade bei Familien mit Anglern
die Ferienhäuser in Norwegen großer Beliebtheit erfreuen und
weit im Voraus gebucht werden.
Skandinavien-Spezialist DanCenter bietet über 800 Ferienhäu-
ser in Norwegen an - viele davon mit Meer- oder Fjordblick und
natürlich auch mit Angelmöglichkeit. Und DanCenter geht jetzt
 Das Ferienhaus „Bjugn“ in Tröndelag (Hausnr. 43273) in Mittelnorwe-
gen ist eines der neuen Angler+-Häuser. Es liegt direkt am Fjord Sildvika
bietet zwei Boote mit 50- bzw. 25-PS-Motor und Echolot zur Miete. Wer
mal keine Lust auf Angeln im Meer hat, kann in 300 Metern Entfernung
im Fluss Oldenelva auf Lachse und Forellen sein Glück versuchen.

noch eine Stufe weiter und stellt die Kategorie „Ang- Fjordlage wird kontinuierlich ausgebaut. Die belieb-
ler-Haus+“ vor, die mit einer Extra-Ausstattung punk- testen Regionen sind das Rogaland im Süden sowie
tet: Dazu zählen beispielsweise ein großes, leistungs- weiter nördlich die Umgebungen von Møre und
starkes Boot, das immer über GPS, Kartenplotter und Romsdal. Neben den erstklassigen Angeloptionen ist
Echolot verfügt, und auch eine extra große Gefrier- Norwegen für seine einzigartigen Naturschauspiele,
truhe für den Fang. „Wir wollen unseren Ziel- allen voran das Polarlicht, bekannt. Ferien in
gruppen möglichst individuell gerecht den DanCenter-Domizilen am Nordkap
werden“, sagt Michael Symalla, Coun- und auf den Lofoten versprechen unver-
try Manager Deutschland. „Das Mehr Infos: gessliche Urlaubserlebnisse.
Angler-Haus+ ist dafür ein schönes,
DanCenter
neues Beispiel, weil es direkt auf die Wer also demnächst einen Angel-
Bedürfnisse der Angler zugeschnit- Tel. 040 / 309 70 30 urlaub in Norwegen plant, hat reich-
ten ist.“ www.dancenter.de lich Auswahl: DanCenter bietet insge-
samt 120 Anglerhäuser+ an. Der Nor-
Die Destination Fjord-Norwegen ist wegen-Katalog ist ab sofort im Reisebüro
ohnehin ein Fokus bei DanCenter: Das erhältlich und steht auch online unter www.
Angebot an Ferienhäusern in exponierter dancenter.de/norwegen-info zur Verfügung.
 Büchertipps
SCHWER, UNHANDLICH UND UMBLÄTTERN FUNKTIONIERT NICHT
DURCH WISCHEN. WIR OUTEN UNS ALS NOSTALGIKER UND STELLEN IHNEN
DESHALB DREI BÜCHER MIT DEM GEWISSEN ETWAS VOR.
ausgewählt von Jens Manns

Jakub Vagner:
AUF DER SPUR DER GIGANTEN

Vagner kann darüber vermutlich nur lächeln. Kongo, Irak, Syrien, Amazon - der Mann geht
dahin, wo's wehtut, immer auf der Suche nach den letzten Giganten des Süßwassers. Vagner tut
dies mit eiserner Verbissenheit und unglaublichem Erfolg. Von all dem berichtet er in diesem
Buch, niemals überheblich und immer mit einer Begeisterung für die Natur und ihre Bewohner,
die der eines kleinen Jungen gleicht. Respektvoll erzählt er nicht nur von exotischen Ländern,
sondern auch von der Bevölkerung, ihren Sitten und einer beispiellosen Gastfreundschaft, die
ihm selbst in den ärmsten Gegenden begegnete. Viele dieser Abenteuer werden in Zukunft wohl
nicht mehr wiederholbar sein, umso schöner, dass jemand sie niedergeschrieben hat.
Kosmos Verlag, 26,99 Euro

42 01 /2015
 Einfach Ausgestattet

Uli Beyer / Bertus Rozemeijer:

HECHT-JAGD AUF DEN
TORPEDO-FISCH
Bücher über unseren Räuber Nummer 1 gibt es mittlerweile
reichlich, nur wenige sind aber so facettenreich wie dieses.
Die Autoren können beide auf einige Jahrzehnte Erfahrung
im Raubfisch-Angeln zurückblicken und ergänzen sich im
Bezug auf Gewässer und Methoden hervorragend. Ob Jerk- k
bait, Gummiköder, Fliegenfischen oder klassisch mit Blinker
und Spinner, kein Bereich des Kunstköderfischens wird
ausgelassen. Ganz besonders gut gefiel der großzügig bemes-
sene Teil über das Fliegenfischen auf Hechte, Bertus Roze-
meijer hebt sich hier wohltuend von den vielen Fliegenfisch-
Autoren ab, die mit Tackle-Wahn und Fachchinesisch
beindrucken wollen. Auch für Einsteiger wird hier verständ-
lich erklärt, wobei es beim Streamer-Fischen ankommt, und
das ist nicht so viel, wie manche denken. Bei so viel Lob bleibt
eigentlich nur ein kleiner Wermutstropfen: Das Angeln mit
Naturködern geht leider völlig unter. Wen das nicht stört, der
kauft hier das vermutlich vielseitigste Buch über das
Hechtangeln. Kosmos Verlag, 26,99 Euro

North Guiding:
ANGELFÜHRER
OSTSEEKÜSTE RÜGEN
Aus dem Hause North Guiding kommen in letzter Zeit einige
gute Bücher, diesmal liegt der Angelführer Rügen vor uns.
Innovativ und mit hohem Nutzwert kommen die sehr auf- f
schlussreichen Luftbilder der besprochenen Strände daher,
außerdem gibt es recht detaillierte Infos zu Parkmöglichkei-
ten und eventuellen Einschränkungen. Rund um die Insel
werden insgesamt 46 Angelplätze beschrieben, den Autoren
ist nicht nur daran gelegen, den Urlauber zum Fisch zu
führen, sondern auch daran, ihm die Augen zu öffnen für die
Schönheit und Verletzlichkeit der Natur. So finden sich
immer wieder Hinweise zu umweltschonendem Verhalten
und die Bitte, Rücksicht auf die zahlreichen Schon- und
Schutzgebiete zu nehmen. Insgesamt ein sehr schönes Buch,
allerdings ist der Titel wörtlich zu nehmen, das Buch behan-
delt die Küste Rügens, der reine Bodden-Urlauber wird also
wenig nützliches finden. Der Fokus der Autoren liegt eindeu-
tig auf der Meerforelle, aber auch das Brandungsangeln und
das Trolling finden Platz im Buch. In erster Linie also ein
nützlicher Ratgeber für den auswärtigen Angler ,der dem
Silber der Ostsee verfallen ist, mit Sicherheit aber verfallen
wird. North Guiding Verlag, 18,95 Euro

01 /2015 43
Einfach Erleben
Familienurlau
u b u nd
Angeln unter eiinen Hut
zu bekommen n schaffte
e kungen im Mittelmeer weitaus dramatischer als anderswo.
Jens Manns (T
Text & Fottos)
Als Angler kennt man eigentlich nur zwei Arten von
Urlaub: Angelurlaub und Urlaub, in dem geangelt wird. Ers-
terer zeichnet sich durch minutiöse Planung aus, schon Mo-
naten vor der Abreise werden Gerätschaften bestellt, Tiefen-
karten studiert und das Internet durchsucht. Unterkunft,
Boot und Region sind ideal auf Angler vorbereitet und die
Gewässer bekannt, berühmt und vor allem fischreich. Kurz
gesagt, die Reise geht an Ziele, die Fänge ermöglichen, die zu
Hause nur schwer oder gar nicht möglich wären.
Diese Reisen können fantastisch sein, nur leider sind sie oft
schwer mit einem Familienleben vereinbar und deshalb in
der Regel nicht jedes Jahr durchführbar, jedenfalls nicht,
wenn man seine Stullen in Zukunft nicht selber schmieren
möchte. Es lässt sich also oft nicht vermeiden, ab und zu
auch einen familienkompatiblen Badeurlaub zu absolvie-
ren. Dieser führt oft genug ans Mittelmeer, nicht allzu weit
entfernt, oft traumhaft schön, nur leider nicht gerade als
Angelparadies verschrien.
Dies hat auch gute Gründe, die Überfischung ist dort deutli-
cher zu spüren als an Nord- und Ostsee, Gesetze und Be-
schränkungen der Berufsfischerei fehlen in manchen Län-
dern bis heute, in anderen werden sie aus Desinteresse oder
Vetternwirtschaft kaum bis garr
nicht umgesetzt. Noch vor 20 0
Jahren war Dynamitfischerei inn
einigen Regionen Griechen--
lands zwar nicht erlaubt, aberr
durchaus üblich, und auch heu--
te wird mit Harpune, Netz und d
Legeschnüren den verbliebe--
nen Fischen nachgestellt, wo o
immer es geht. Allerdings istt
die weitaus größere Bedrohung g
44 01 /2015
in der heutigen Zeit die Fischerei mit schwimmenden Fisch-
fabriken, riesige Trawler ziehen mit Schleppnetzen die Mee-
re leer wie überall auf dem Globus, doch sind die Auswir-
Mit dem Atlantik und dem Schwarzen Meer nur durch sch-
male Meerengen verbunden, ist es quasi ein Binnensee mit
zwei Zuläufen, durch eben diese ziehen aber viele Fisch-
schwärme etwa zum Laichen oder auf Nahrungssuche und
werden dabei von der Fischindustrie abgefangen. Das hat
zur Folge, dass Hochseeangeln im Mittelmeer zwar mög-
lich, aber deutlich schwieriger und weniger erfolgverspre-
chend ist als anderswo. Hinzu kommt die Tatsache, dass das
Mittelmeer von Natur aus weniger nährstoffreich ist als an-
dere Meere und deshalb Massenvorkommen nur weniger
Arten im Gegensatz etwa zu Norwegen selten sind. Wer also
seinen Urlaub am Mittelmeer verbringen möchte oder muss,
der sollte sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass
es dabei nicht um Drills bis zum Muskelversagen geht.
Für den Urlaubsangler mit normalem Budget sind deshalb
organisierte Ausfahrten mit Angelbooten nicht zu empfeh-
len, zu kurz sind die wirklich guten Fangphasen und zu
hoch die oft geforderten Preise. Noch weniger kann ich die
in vielen Häfen angebotenen Touren mit Touristenbooten
empfehlen, in der Regel handelt es sich dabei um kurze Aus-
fahrten in Ufernähe, dort wird dann mit Handleinen auf
Aquarienfische geangelt.
Wer das Budget überschaubar halten will und sich im Ur-
laub nicht ärgern möchte, sollte sich an das Uferangeln hal-
ten, dieses funktioniert in allen Urlaubsländern am Mittel-
meer in etwa ähnlich und lässt sich mit wenig Aufwand
Am Mittelmeer ist für jeden
etwas dabei, ob mit Wobbler
und Oberflächenködern auf
Wolfsbarsch, mit der leichten
Posenrute auf Meerbrassen oder
mit schwerem Gerät auf Conger
und Muräne. Wer keine Massen-
ffänge erwartet, findet reichlich
Abwechslung im Badeurlaub.
A
Einfach Erleben

recht kurzweilig betreiben. Im Laufe der Jahre habe ich in

Italien, Frankreich, Spanien und Griechenland gefischt, die
weitaus meiste Zeit davon in Griechenland und deshalb be-
schreibe ich hier auch die dortige Angelei, vieles lässt sich
aber auch in anderen Ländern umsetzten, ebenso kommen
die meisten der für Uferangler erreichbaren Fische von Gib-
raltar bis Israel vor.

Grundsätzlich lohnen sich im Mittelmeer drei Arten der Fi-

scherei für den gelegentlich angelnden Urlauber. Zum ei-
nen das weit verbreitete Posenfischen auf diverse Meerbras-
sen-Arten und Meeräschen, es wird mit einer eher kräftigen
telekopierbaren Stipprute und mittleren Posen von Hafen-
molen und Felsküsten geangelt. Eine Angelei, die vor allem
auch Kindern und ungeübteren Anglern gute Erfolge
bringt. Im Gegensatz zur Stipperei an heimischen Gewäs-
sern fällt hier alles etwas gröber aus, die Hauptschnur sollte
etwa 0,22 mm messen und mit einem 0,20 mm starken Vor-
fach kombiniert werden. Je nach Wellengang werden Posen
von 3-20 Gramm Tragkraft verwendet, ideal sind festste-
hende Korkposen. Die uneleganten Proppen aus Opas Kiste
gewinnen zwar keinen Designerpreis, überstehen aber den
häufigen Kontakt mit Felsen und Hafenmolen wesentlich Viele Fischarten sind äußerst
schmackhaft. Es spricht also nichts
besser als filigrane Kunstwerke. Die weitaus besten Köder
gegen eine Entnahme mit Augen-
für die genannten Fische sind Teig aus Weißbrot und Schafs- maß. Hier liegt eine Brandbrasse
käse sowie Garnelenstückchen. Der Teig sollte wirklich gut auf dem Eigenbau-Grill.
geknetet werden und eine recht feste und zähe Konsistenz
aufweisen, sonst ist er beim ersten Zupfer verschwunden.
Aus diesem Grund fische ich gerne mit sehr kleinen Drillin-
gen der Größe 10 bis 12, diese ermöglichen eine wesentlich
bessere Bissverwertung als Einzelhaken und sind nicht we-
niger waidgerecht, da sowohl Meerbrassen als auch Meer-
äschen den Köder niemals tief schlucken.

Verwendet man Garnelen als Köder, werden die Meer-

äschen-Fänge ausbleiben, allerdings fressen sich einige
Brassenarten wie Brandbrassen und Schnauzenbrassen da-
ran oft in Rage und die Fänge übersteigen die der Teigange-
lei deutlich. Wichtig hierbei ist die Vorbereitung der Garne-
len. Die Tiere werden entweder frisch oder aufgetaut gepult
und dann, mit ordentlich Salz bedeckt, für einige Stunden
in die Sonne gestellt, am besten in einem flachen Teller.
Nach wenigen Stunden haben Salz und Sonne den Garnelen

Grundsätzlich lohnen
sich im Mittelmeer drei
Arten der Fischerei
die Feuchtigkeit entzogen und das Fleisch fester und gum-
miartig gemacht, jetzt lassen sich die Stücke perfekt auf ei-
nem Einzelhaken der Größe 8-10 anködern, ohne sofort ab-
zufallen.Beide Köder werden in der Regel direkt nach dem
Einwurf von einer Traube hungriger Kleinfische umringt,

46 01 / 2015
Auch Fliegenfischen ist am
Mittelmeer möglich. Mit etwas
Ausdauer lassen sich Hornhech-
te und Meerbrassen fangen.
Forellengerät und kleine bunte
Streamer reichen aus.
die den Köder bearbeiten, meistens handelt es sich um
Mönchsfische (griech. Kalogria), eine kulinarisch uninter-
essante und kleinwüchsige Art. Wichtig ist dann, nicht je-
den Zupfer an der Pose mit einem Anhieb zu quittieren, son-
dern geduldig auf ein kräftiges Untertauchen des
Schwimmers zu warten, erst dann hat in der Regel ein ver-
nünftiger Fisch den Köder genommen. Hört nach einiger
Zeit das hibbelige Wackeln der Pose auf und die Mönchsfi-
sche beginnen sich zu zerstreuen, ist es Zeit, den Haken neu
zu bestücken.
Die anglerisch interessanten Arten bei dieser Angelei sind
vor allem Goldstriemenbrasse (griech. Salpa), Geißbrasse
(Sargos), Ringelbrasse (Sparos), Brandbrasse (Melanouri)
und Meeräsche (Kefalos), die beiden erstgenannten wiegen
im Schnitt etwa 200 bis 400 Gramm, können aber beide
deutlich über ein Kilo erreichen und sind im Verhältnis zu
ihrer Größe wirklich starke und ausdauernde Kämpfer.
Ringelbrasse und Brandbrasse bleiben beide meist unter
300 Gramm, sind aber genau wie die vorher genannten her-
vorragende Speisefische. Die Meeräsche hingegen kann im
Mittelmeer Gewichte bis etwa acht Kilogramm erreichen,
solche Exemplare sind aber selten und extrem schwer zu
fangen, im Normalfall sind Fische bis zu einem Kilogramm
üblich und zahlreich. Vom Verzehr der eigentlich gut
schmeckenden Fische möchte ich dringend abraten, sie wei-
01 / 2015 47
Einfach Erleben

den mit Vorliebe Bootsrümpfe ab und nehmen dort

eine Menge Chemikalien aus Lacken und Antifou-
lings auf, außerdem lieben diese Fische auch die we-
nigen noch verbliebenen Direkteinleitungen von Ab-
wässern. Dort fressen sie alles, wirklich alles, was an
der Oberfläche dümpelt. Bei dieser Angelei sollte im-
mer ein kleiner Unterfangkescher dabei sein. Hand-
landungen scheitern an der Vielzahl ungefährlicher,
aber spitzen Stachelflossen der aufgezählten Arten.

Mit den gleichen Ködern lässt sich auch die nächste er-
folgversprechende Methode der Angelei ausüben, das
Grundfischen. Hierbei kommen wir vollkommen ohne
Brandungsrute und Extremwürfe aus, eine Teleskoprute mit
einer Länge ab drei Metern und einem Wurfgewicht von etwa
50 Gramm reicht aus. An die 30er Hauptschnur wird ein et-
was dünneres Vorfach montiert und als Wurfgewicht dient
ein Birnenblei mit 30-50 Gramm, je nach Wind und Strö-
mung. Aufgrund des oft unsauberen und felsigen Grundes
lohnt es sich, das Vorfach an einem Seitenarm zu befestigen,
sodass der Köder bei gespannter Schnur etwa 20 Zentimeter
über dem Grund pendelt. Zu erwartende Fischarten hierbei
sind vor allem Geißbrasse, Goldbrasse (griech. Tsipoura) und
über Sandgrund Marmorbrasse (Mourmouri). Die Goldbras- Geißbrassen jagen oft in der Gischt an rauen Felsküsten.
se wird in der Gastronomie als Dorade verkauft und ist als Wolfsbarsche lassen sich hingegen leichter in den zahlreichen
Wildfang deutlich schmackhafter als aus der Aquakultur. kleinen Häfen fangen. Beide Arten sind Frühaufsteher!
Im Norden Griechenlands
kommen häufiger Wolfsbar-
sche vor, im Süden dagegen
eher kleinere Zackenbar-
sche und Stachelmakrelen.
Auch bei dieser Angelei ist Geduld beim Anhieb gefragt, nur
wirklich deutliche Bisse sollten beantwortet werden. Oft-
mals wird für diese Angelei auch das leicht verfügbare Mu-
schelfleisch empfohlen, allerdings wird dieses meist sofort
von kleineren Barschartigen und Lippfischen genommen,
beide haben die Angewohnheit, Köder sofort tief zu schlu-
cken und sind fast immer zu klein, um verwertet zu werden.
Da sie auch als Köderfisch untauglich sind, verwende ich
kein Muschelfleisch mehr für diese Angelei.
Ist eine stärkere Rute im Gepäck, lassen sich in den Sommer-
monaten nach Eintritt der Dämmerung überall an der grie-
chischen Küsten Meeraale (griech. Mougri) fangen, meist
werden sie beim Uferangeln etwa 80 bis 150 Zentimeter
lang. Diese Fische besitzen eine enorme Kampfkraft, Ruten
mit etwa 200 Gramm Wurfgewicht und Schnüre mit min-
destens 15 Kilo Tragkraft sind nötig, um die Raubfische aus
ihren Verstecken zu zerren. Ebenso notwendig sind Stahl-
vorfächer von 20 Kilogramm Tragkraft aufwärts, Conger
haben messerscharfe Zähne und zerbeißen selbst dicke Mo-
nofil-Vorfächer. Der wohl am einfachsten zu beschaffende
und beste Köder ist eine tote Meeräsche von etwa 20 Zenti-
meter Länge, die auf ein Stahlvorfach so aufgefädelt wird,
dass der 3/0er Einzelhaken im Maulwinkel liegt. Dieser Kö-
der wird ebenfalls kurz über Grund angeboten, aufliegend
würde er nachts durch Krebse und Seeringelwürmer in kür-
zester Zeit vom Haken gefressen. Beifang bei dieser Angelei
sind leider oft Muränen, diese Fische sollten niemals mit
Hand oder Zange, sondern nur auf Distanz mit einem gega-
belten Stock oder Gaff gelöst werden, oft hilft nur, das Vor-
fach zu kappen. Der Biss dieser Fische verursacht eigentlich
immer schwere Entzündungen, die teilweise noch monate-
lang Probleme bereiten und den Ur-
laub frühzeitig beenden.
Zu guter Letzt bleibt dem Griechen-
landurlauber noch das Spinnfi-
schen, dieses gestaltet sich im gan-
zen Mittelmeer recht schwierig und
ist eher etwas für Enthusiasten. Ob-
gleich sich manchmal wirklich h Wer nicht tagein, tagaus am
schöne Wolfsbarsche (griech. Lav-
raki), Stachelmakrelen und Meer-
brassen erbeuten lassen, ist ein n neuer Eindrücke mit nach Hause
wirklicher Erfolg doch eher selten n
und meist den einheimischen Profiss
vorbehalten, die genau wissen,,
wann welche Fische in Reichweite kommen. Im Norden
Griechenlands kommen häufiger Wolfsbarsche vor, im Sü-
den dagegen eher kleinere Zackenbarsche und Stachelmak-
relen. Alle Arten sind aber eigentlich überall mit etwas
Glück anzutreffen. Wer seinen Ehrgeiz steigern und sehen
möchte, was theoretisch möglich ist, gibt bei Youtube „shore
jigging greece“ ein, doch lassen Sie sich nicht täuschen, die
Ergebnisse in diesen Aufnahmen lassen sich nicht mal
ebenso an beliebigen Küsten wiederholen.
Für Touristen lohnt sich eher das leichtere Fischen mit
Spinnruten mit etwa 30 Gramm Wurfgewicht und schlan-
ken Wobblern von sechs bis zehn Zentimetern Länge. Alle
Dekore, die irgendwie in Richtung Sardine/Makrele/Meer-
äsche tendieren, funktionieren gut, von ganzem Herzen
kann ich dabei die Modelle X-Rap und Max-Rap von Rapala
empfehlen. Sie lassen sich sehr gut bei Wind werfen und
überstehen auch große Salzwasserräuber.
Rollen für diese Angelei sollten mit einer etwa acht Kilo-
gramm tragenden geflochtenen Schnur und einem Fluoro-
carbon-Vorfach von mindestens zwei Metern Länge be-
stückt sein. Ideal sind Rollen mit einer hohen Übersetzung,
um die Köder schnell bis sehr schnell führen zu können. Im
glasklaren Wasser des Mittelmeers darf der Fisch keine Ge-
legenheit haben den Köder genauer zu inspizieren, die vie-
len Nachläufer fordern dabei die Nerven des Anglers oft
über alle Maßen.
Egal für welche Art der Angelei sie sich entscheiden, wich-
tig ist zu jeder Jahreszeit, wirklich früh morgens in den Tag
hinein zu fischen. Die einzige Ausnahme hierbei ist das
nächtliche Angeln auf Meeraale. Oftmals ist es tagsüber un-
möglich, vernünftige Fische zu überlisten, und schließlich
ist es ja gerade kein reiner Angelurlaub, den wir hier ma-
chen. Anstatt tagsüber hinter der Angelrute Frust zu schie-
ben, nutzen wir lieber die Zeit mit Freundin, Frau oder der
ganzen Familie und fischen nur in den wirklich effektiven
Morgenstunden.
Genauso unkompliziert wie die Frage nach der richtigen Ta-
geszeit sind die gesetzlichen Regelungen. Für das Uferan-
geln wird kein Angelschein benötigt, auch in vielen Häfen
ist das Angeln erlaubt, wenn nicht, weisen Schilder darauf
hin. Bootsangler benötigen eine Lizenz, die aber für Touris-
ten nur kompliziert und zzeitraubend zu erlangen ist, aller-
dings ist diese Regelung ebenso
theoretisch wie existente Schon-
zeiten und Mindestmaße. Eine
Einladung Einheimischer zu ei-
ner gemeinsamen Ausfahrt soll-
te deshalb nicht ausgeschlagen
werden.
Wasser sitzt, wird bei einer Reise
nach Griechenland eine Menge
nehmen und Land und Leute
besser kennenlernen als bei ei-
nem reinen Angelurlaub.
01 / 2015 49
Einfach Ausgestattet
Text: Marcel Winkens
Zwölf Ideen, um ohne
steife Finger durch
die kalte Jahreszeit zu
kommen
Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen
sinken, beginnt für viele unserer Leser die Zeit der
Abstinenz. Klar, irgendwer wird auch in dieser Ausgabe
wieder über die Vorzüge der Winterangelei schreiben, doch
auch ich gehe bei klirrenden Temperaturen nicht mehr ans
Wasser. Das ist was für Hartgesottene. Bestimmt schön,
aber nicht schön warm. Die Fische werden träge, und ge-
nauso werden es die meisten Angelkollegen. Die Angelaus-
rüstung bleibt im Keller oder in der Garage. Wer wirklich
Sehnsucht hat, geht auf Youtube und klickt ein paar Angel-
videos durch. Dabei gilt beim Angeln das gleiche, was in
fast allen Sportarten gilt: „Sieger werden im Winter ge-
macht!“ Der Winter ist nämlich de optimale Zeit, sich für
die nächste Saison vorzubereiten. Dann heißt es nämlich
wieder: „Zeit ist Fisch!“
Und deshalb kommt jetzt der 12-Punkte-Plan, um im Früh-
jahr sofort erste Erfolge zu erzielen!
1 Angelkoffer und Angeltaschen aufräumen
Staub, Maden, Futterreste (und wer weiß was sonst noch)
haben im Laufe der Saison ihren Weg in die Angelkisten
und -taschen gefunden. Im Winter bietet sich jetzt die per-
50 01 /2015
fekte Gelegenheit, einmal in Ruhe auszumisten. Mit
Staubsauger, Bürste und Schwamm rückt man dem
Schmutz zu Leibe.
Die Angelkiste aufzuräumen hat dabei ein bisschen was von
Schatzsuche an sich. Manches verlorene Angelgerät oder
der seit Jahren vermisste Ehering sind bei solchen Aktionen
wieder zu Tage gefördert worden…
Ein guter Tipp für mehr Übersicht: Alles, was in der vergan-
genen Saison nicht gebraucht wurde, kommt erst mal nicht
zurück in die Angelkiste, sondern bleibt zu Hause. Das glei-
che Grundblei muss doch meist nicht in mehr als vier bis
fünf Exemplaren pro Tag ans Wasser. So lassen sich leicht
ein paar Kilo Ausrüstung sparen!
2 Schwimmer ausbessern und aussortieren
Eine der Haupterkenntnisse am Wasser: Man schleppt viel
zu viel mit. Und von dem, was mitgeschleppt wird, ist die
eine Hälfte nicht zu gebrauchen. Die andere Hälfte ist durch
Foto: Dominik Asbach
den regen Gebrauch und das Gerappel in der Angelkiste arg
in Mitleidenschaft gezogen worden. Dies gilt insbesondere
für Schwimmer und Posen. Schnell ist mal eine Lackschicht
bei den empfindlichen Balsaholzposen weggeplatzt. Klarer
Nagellack hilft hier Wunder. Einfach eine Lage großzügig
Prüfen, kaufen, basteln.
Wann war nochmal
Frühjahrsanfang ?

auf die beschädigten Stellen auftragen und die Pose ist wie-
der wasserfest. Ausgerissene Posenaugen können übrigens
wunderbar mit Sekundenkleber wieder eingeklebt werden.
3 Angelruten reinigen
Angelruten machen viel mit im Sommer. Sie werden mit
nassen oder schleimigen Fingern angepackt, Futterreste
und Troutbait kleben am Griff, an den Ringen haben sich
Reste vom Kraut festgesetzt, der Kork- oder Moosgummi-
griff ist dreckig.
Hier hilft vor allem Wasser oder eine milde Seifenlauge. Die
Ruten einmal mit einem Schwamm oder Lappen abwischen
und den Kork- und Moosgummigriff mit viel Wasser kräftig
sauberreiben. Danach sollten die Ruten zunächst mal eine
Nacht trocknen. Erst dann wieder einpacken, nicht, dass
verbliebene Feuchtigkeit die Blanks beschädigt.
Damit im nächsten Jahr der Korkgriff sauberer bleibt, emp-
fiehlt es sich, ihn sparsam mit Wachs einzureiben. Tipp: Ein-
fach eine weiße Kerze mit einem Fön kurz anweichen. Mit
der weichen Kerze den Korkgriff allseitig von oben bis unten
einreiben. Anschließend den Griff föhnen, damit das Wachs
ein wenig einzieht und eine glatte Oberfläche bildet.
Auch der Blank, die Ringe, sowie der Rollenhalter können
ein wenig Pflege mit Wachs gebrauchen. Ganz besonders gilt
dies natürlich bei Steckruten für die Steckverbindungen.
Allerdings ist Kerzenwachs hier weniger geeignet, gute Er-
fahrungen macht man mit Wachspflege aus der Sprühfla-
sche, z.B. von Deichmann (ca. 4 Euro). Das Wachs lässt sich
Hier ist einiges zu tun. Schnüre regel-
mäßig wechseln, dem Fisch zuliebe.
52 01 / 2015
Diese Posen erzählen Geschich-
ten. Aber zu viele Narben aus zu
vielen Kämpfen bringen auch das
stolzeste Schiff zum Sinken. Auch
Balsaholz braucht Lack und Liebe.
leicht auftragen und konserviert hervorragend, Rollenhal-
ter werden leichtgängig und der Lack der Rute wird ge-
schützt für die nächste Saison. Bitte kein Fett benutzen! Der
Vorteil von Wachs ist, dass Dreck und andere Partikel nicht
an ihm haften bleiben. Das Sprühwachs ist übrigens eine
wahre Wunderwaffe mit vielfältigen Anwendungsmöglich-
keiten bei der Gerätepflege.
4 Material-Lücken auffüllen
Gerade die Kleinteile erwischt es doch während der Saison.
Die Wirbel sind alle, bei den Bleien fehlen die AAAs, Posen-
ringe in klein gibt´s auch nicht mehr, ganz zu schweigen von
den Aalhaken in Rot. Die 0,18mm-Vorfachspule ist auch
leer. Und statt sich im Sommer in die Schlange im Angella-
den zu reihen und lange auf Beratung warten zu müssen,
wird der Winterkunde oft mit Handschlag und ausreichend
Zeit empfangen. Der Händler hält noch das ein oder andere
Schnäppchen bereit, und Sie können jetzt das Fachgespräch
führen, das im Sommer garantiert abgewürgt wird. Die Ver-
sender schicken noch mal Sonderblätter herum, und die
Lieferzeit ist jetzt auch merklich kürzer als im Frühjahr.
Wer auf Oldschool-Tackle steht, geht jetzt auf die Sammler-
börsen oder Auktionen, und auf die Stipper warten die Stip-
permessen oder allgemeine Angelmessen.
5 Spulen optimal mit Schnur füllen
Während der Saison ist der ein oder andere Meter Schnur
verloren gegangen. Da war der Baum beim Auswurf, der
Hänger im Flussbett oder die wunderbare Perücke auf der
Freilaufrolle.
Um in der nächsten Saison wieder den entscheidenden Me-
ter näher an den Fisch zu kommen, empfiehlt es sich, die
Spule wieder aufzufüllen. Am einfachsten ist es hier, die
Fotos: Marcel Winkens
 Einfach Ausgestattet

eigentliche Angelschnur zu unterfüttern. Um die richtige 10 Alte Drillinge austauschen

Menge zu bestimmen: Einfach zusätzliche Schnur auf die
Rolle spulen bis sie gut gefüllt ist. Eine Markierung setzen
und die Schnur wieder auf die Spule wickeln. Dann die ge-
samte Hauptschnur von der eigentlichen Angelrolle spulen
(z.B. auf eine leere Spule oder eine andere Angelrolle). Die
Füllschnur auf die Angelrolle spulen, an der Markierung
abschneiden, die Hauptschnur anknoten und dann wieder
auf die aufzufüllende Rolle aufspulen.
6 Kescher ausspülen
Zum Trocknen über die Wäscheleine gelegte Unterfangke-
scher sind der Alptraum jeder Anglerfrau. Wirklich ange-
nehm riechen die Teile meist leider nicht. Außerdem sind
die Netze durch den Fischschleim über den Sommer hart
geworden.
Ein Bad mit ein bisschen „Rei in der Tube“ wirkt Wunder,
und auch der Kescherstiel wird mal mit einem Lappen abge-
wischt und bekommt eine dünne Lage Wachsspray. Insbe-
sondere Teleskopkescher muss man dann nicht mehr mit
Gewalt nach dem Angeln ineinander rammen weil die Ver-
bindungen klemmen.
Rostig, aufgebogen, stumpf. Alles gute Gründe, Drillinge an
Kunstködern auszutauschen. Mit Hilfe einer Sprengring-
zange den alten Drilling aus dem Sprengring fädeln. Tipp
für Faule: Sobald der alte Drilling den Sprengring aufdrückt,
kann man den neuen Drilling nachschieben. So spart man
einen Arbeitsgang, der alte Drilling fällt ab, der neue ist
drin.
11 Fliegen binden
Wenn die Forellenschonzeit beginnt, werden die Bindestö-
cke wieder an den Wohnzimmertisch geschraubt. Mit drei
bis fünf Verlusten pro Angeltag rechne ich, da kommen
über die Saison schon mal 150 bis 250 Fliegen zusammen,
die neu gebunden werden müssen. Wer das alles selbst bin-
det, hat ein strammes Programm. Wem der Bindestock zu
einsam ist, der findet sich mit anderen zusammen und trifft
sich am Bindestammtisch, einer Institution, die sich in Flie-
genfischervereinen großer Beliebtheit erfreut.

7 Rutenhalter reinigen
In den Dreck gesteckt, herausgezogen und ab damit ins Fut-
teral. Das ist das Schicksal der meisten Rutenhalter. Einmal
im Jahr haben sie besondere Pflege verdient. Mit Bürste und
Lappen wischt man den Dreck ab. Die teleskopischen Teile
können mit etwas Wachsspray leichtgängiger gemacht wer-
den. Für No-reflex-Fans: statt Wachsspray zum schwarzen
Mattlack greifen, dann wird die Scheuchwirkung blankpo-
lierter Metallteile deutlich reduziert.

8 Rutenfutteral einweichen
Hier weiß ich nicht wirklich, ob es eher um die Sauberkeit
oder um die Gewichtsersparnis geht. Fakt ist jedenfalls, Korn-Brause ist aus. Recycling lebt vom Mitmachen.
dass sich im Laufe der Angelsaison im Rutenfutteral enorm
viel Dreck sammelt. Deshalb lohnt es sicht wirklich, dieses 12 Fertigmontagen binden
mal gut durchzuspülen und über Nacht in der Badewanne Wer mit der Stippe los will, kann im Winter seine Fertig-
einzuweichen. Ihre Ruten werden es Ihnen danken, denn montagen schon mal binden. Haken, Vorfach, Blei, Pose
die Schmutzkrümel findet man nächste Saison nicht mehr und Hauptschnur auf das Wickelbrettchen und fertig ist die
in den Steckverbindungen. Den Reißverschluss des Futte- Montage. Wieder zehn Minuten am Wasser gespart.
rals auch ruhig mal mit dem Sprühwachs einsprühen, der
geht dann auch leichter.

9 Vorfächer und Rigs binden Um den gesamten

Klar, kaufen ist einfacher und bequemer, aber oft sind die 12-Punkte-Plan abzuarbeiten
richtigen Vorfachlängen und -stärken mit der gewünschten
Hakengröße eben nicht zu kaufen. Und bei Karpfen- oder braucht es einen langen,
Dropshot-Rigs sieht das nicht anders aus. Außerdem ist harten Winter. Wenn Sie also
selbst binden billiger. Und während die Partnerin vor dem
Fernseher zum Strickzeug greift, greift der Angler in die
mit allen Punkten fertig
Hakendose! sind, ist die nächste Saison
Schön auf Vorfachbrettchen und Rigboards aufgespult und
beschriftet, ist das richtige Vorfach im nächsten Frühling
auch bestimmt nicht
schnell bei der Hand. mehr weit...

01 / 2015 53
Einfach Angeln

Kennen Sie schon

Jogfishing?
Früher oder später trifft es jeden -
Familie und Kinder sind wohl die
einzigen legitimen Gründe, um sel-
tener ans Wasser zu gehen. Aber
kann man das nicht alles irgendwie
kombinieren? Ein Ausweg von ei-
nem, der es geschafft hat.
Text: Oliver Block Illustrationen: James Turek
Angeln ist eine wunderbare Beschäftigung mit dem
Chaos. Selbst im hochtechnisierten Zeitalter des modernen
Angelns ist es zumindest mir noch nicht gelungen, auch nur
eine todsichere Methode des Erfolgs zu identifizieren. Na-
türlich glaube ich an selbige, denn eine ursprüngliche Ein-
sicht treibt mich wieder und wieder an und jede freie Stunde,
die ich mit meiner Leidenschaft verbringen kann, führt zu
neuen temporären Erkenntnissen.
Zuweilen denke ich, Angeln ist eine Art Bewegung von
nichts zu nichts. Eine Beschäftigung ohne echten Zweck.
Schließlich steht selbst der Misserfolg dem kapitalen Fang in
nichts nach. Spätestens am nächsten Tag rolle ich die Kugel
der Ahnungslosigkeit wieder auf den Hügel hinauf und alle
Parameter stehen auf null. Vielleicht ist die primitive Jagd
im besten Fall eine Form von Meditation als Abwesenheit
vom Alltag. Gerade dieser ist ja für die meisten Petrijünger
unter uns vollgepackt mit Hindernissen – irgendwas ist
doch immer!

Als Steppke hatte ich unendlich viel Zeit und konnte über
diese wie ein König verfügen. Obwohl die messbare Zeit
durchaus gleich geblieben ist, hat sie sich qualitativ verän-
dert. Die freie Zeit wird geringer, während die fremdbe-
stimmte Zeit zum beherrschenden Kontinuum anwächst.
Meiner Ansicht nach ist Zeit der einzig entscheidende Faktor
beim Angeln. Speziell ist es die Freizeit, die ich als Angler
ohne schlechtes Gewissen oder Pflichtvergessenheit ver-
bringen kann. Ich möchte die Behauptung aufstellen, dass
alle Computer der Welt, sollten sie den Sinn des Angelns
„ausrechnen“ müssen, Zeit als Ergebnis ausgeben würden.

Jene ist natürlich auch das Geheimnis meiner erfolgreichen

Warum in die Ferne schweifen? Unser Autor meistert
den Spagat zwischen Familie und Angeln mit Sportsgeist.
Die Redaktion verneigt sich.
Jahre als Jungangler. Hatte ich doch unendlich viel Zeit,
konnte fünfunddreißig Stunden auf der Kiepe hocken und
warten, bis die Fische den Weg zum Futter gefunden hatten.
Ereignislose Tage als Schneider waren gleichgültig, schließ-
lich konnte ich unterdessen das Gewässer und die grauhaa-
rigen Angelfüchse beobachten. Ich sehe sie noch, wie sie mit
ihren abgewetzten Teleruten und den daran baumelnden

54 01 / 2015
Einfach Angeln
Wasserkugeln mit der Sackkarre den Weg
längs kamen. Sie wussten alles, fingen die
wirklich Kapitalen und allein vom Zu-
schauen lernte ich die guten von den eher
schlechten Angelplätzen zu unterscheiden.
Ohne meinen Vorrat an Zeit wären diese Infor-
mationen freilich wiederum nutzlos gewesen.
Wenn man später als erwachsener Angler an seinem Zeit-
problem nicht scheitern möchte, empfehle ich eine kluge
Verknüpfung von profamiliären Beschäftigungen mit ang-
lerischen Aspekten. Wenn man selten ans Wasser kommt,
hat man natürlich wenig Gelegenheit, das Gewässer wirk-
lich kennenzulernen. Habe ich heute die Wahl zwischen
Angeln und Beobachten, entscheide ich mich natürlich für
den aktiven Angeltag – wohlwissend, dass ich unvorberei-
tet sicher weniger Erfolg haben werde. Eingedenk dieser
Tatsache bin ich auf das „Jogfishing“ gekommen. Die Idee
ist simpel: Wenn ich am Wochenende zum Angeln möchte,
schnappe ich mir einen Tag zuvor die Kids zum Joggen und
leiste einen wichtigen Familienbeitrag. Immerhin ist die
Fitness eine absolut wichtige Sache für die Entwicklung der
Sprösslinge und erst recht für Mutter und Vater. Die Lauf-
strecke führt dann beschattet unter Bäumen am kühlen
Nass vorbei. Unterwegs kann ich dabei wichtige Erkenntnis-
se für den folgenden Ansitz sammeln. Ich kenne den Was-
serstand, den Trübungsgrad und die Stellen der grauen
Eminenzen kann ich en passant auskundschaf-
ten. Mit ein paar gezielten Nachfragen wäh-
rend der Gehpausen erfahre ich einiges über
gut laufende Köder, bekomme vielleicht In-
formationen über die nächstgelegene
Hechtburg und kann ganz nebenbei einen
sachdienlichen Blick in den Futtereimer
56 01 / 2015
Körperlich kann man ja sonstwo sein - so lange sich die Gedan-
ken immer und immer wieder ums Angeln drehen, ist schon viel
Vorbereitung für den nächsten Trip getan!
werfen. Die Sache funktioniert auch,
wenn ich allein meine Runden drehe.
Über die sportliche Beschäftigung lerne
ich mein Gewässer kennen und kann an-
schließend durchaus besser vorbereitet an den
Start gehen. Das ist zwar nicht ganz so effektiv wie
der produktive Müßiggang der jungen Jahre, aber deutlich
effizienter als komplett ahnungslos am Ufer entlang zu
stapfen. Ich jogge ohnehin gern mit der Familie, da liegt es
doch nahe, die beiden Leidenschaften zu verbinden und da-
bei einen nützlichen Beitrag für Körper uns Geist zu leisten.
So habe ich während meiner Laufeinheiten auch schon eine
verwunschene Angelstelle über Tage hinweg völlig unauf-
fällig angefüttert. Auch die Radtour kann am Ufer entlang-
führen. Eine Telespinnnute und ein paar Mepps-Blechköder
finden im Rucksack immer Platz. Einige Würfe zwischen-
durch können nicht selten eine Bereicherung für die sport-
liche Exkursion sein. Wenn die spontan gefangene dicke
Forelle unter der Brücke dann abends in der Pfanne
schmort, ist das Abenteuer perfekt.
Diese Vorgehensweise hat mir schon viele Momente be-
schert, die sonst vermutlich ausgeblieben wären. Mit etwas
Kreativität geht alles und zuweilen öffnen sich völlig unbe-
kannte Zeitfenster und Spielräume. Die Verbindung von
mehreren Freizeitbeschäftigungen muss allerdings
authentisch sein. Ich gehe Joggen, weil ich wirk-
lich laufen möchte. Allerdings darf eine ge-
sunde Laufstrecke durchaus am Angelge-
wässer entlangführen. Besser kann man
ein Gewässer unter zeitlichen Einschrän-
kungen nicht kennenlernen, und fit
macht die Methode auch noch!
 DER
ÖKONOMISCHE
(UN)SINN
DES ANGELNS
Kann man Angelerfolg und
? seine Kosten gegeneinander
aufrechnen? Ein Beitrag von
Clemens Strehl.

Angeln kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Angeln kostet Geld.
Eigentlich viel zu viel.
Aber gerade das Irra-
tionale zeichnet eine
Passion doch aus.
Das ist klar. Der durchschnittliche Angler in Nordrhein-
Westfalen zum Beispiel gibt über 1500 Euro pro Jahr für
sein Hobby aus. Aber was springt dabei für den Angler
heraus? Warum ist er bereit, diese Kosten in seiner Frei-
zeit zu tragen, wo liegt der ökonomische Sinn des An-
gelns?
Um diese Frage zu beantworten, können wir eine Rech-
nung aufstellen: Um den Nutzen aus Sicht des Anglers
zu bewerten, könnten wir den Fangerfolg des Freizeit-
anglers heranziehen. Denn Angler wollen Fangen. Der
bekannte Angelprofessor Robert Arlinghaus schreibt
hierzu, dass der Fangerfolg für viele Angler ein wesent-
liches Angelmotiv sei. Welchen Bewertungsmaßstab
können wir dazu anlegen? Nichts einfacher als das, wir
nehmen den Marktwert der gefangenen Fische. Als Ver-
gleichsgröße wählen wir den Online-Preis für küchen-
fertige Fische (Stückpreis (ausgenommen) oder Kilo-
preis (Filet)). Doch macht diese Bewertung eigentlich
Sinn? Können wir die Ausgaben eines Anglers mit dem
Marktwert der gefangenen Fische verrechnen, um den
Kosten-/Nutzen-Wert des Angelns zu erhalten? Rech-
nen wir zunächst ein wenig:

58 01 /2015
 Einfach Angeln

Angler Nr. 1
Unser Angler befischt kleine Fließgewässer und Seen in sei-
ner Umgebung. Hier fängt er Barsche und Hechte. Dabei
nimmt er ca. 15 Barsche für die Küche mit. Beim selten prak-
tizierten, aber gemütlichen Ansitzangeln mit Köderfischen
beißen regelmäßig Hechte, von denen zwei größere in der
Küche landen. Da er ein echter Hollandangelfan ist, fährt er,
soweit die Zeit es zulässt, über die Grenze, um dort vom Boot
aus den Zandern nachzustellen. Dabei entnimmt er vier
Zander. Die ebenfalls bei unseren niederländischen Nach-
barn gefangenen Hechte müssen gemäß den dortigen An-
gelregeln alle wieder schonend zurückgesetzt werden. Den-
noch sind die knallharten Hechtbisse immer wieder ein
Erlebnis. Nach so einem Angeltag schmecken das Bierchen
abends in der Kneipe und die schön fettigen Pommes dazu
umso besser. Beim österlichen Meerforellentrip an der Ost-
see gelingt ihm schließlich nach Stunden meditativen Wa-
tangelns die Krönung: eine Meerforelle landet im Kescher
und am Fischgalgen. Was heißt das unterm Strich?

FISCH EINHEIT STÜCKPREISE PREIS IN QUELLE STAND

IN EURO EURO Mit einem Marktwert von
rund 195 Euro kommt
dieser Angler auf Kosten/
Meerforelle 1 Stk à 1 kg 18 (Preis für Lachs) 18 www.fischkaufhaus.de 2014 Nutzen von:

Zander 4 Stk à 1 kg 20,99 83,96 www.fischkaufhaus.de 2014 195 EURO - 1.500 EURO =
-1.305 EURO.
Barsch 15 Stk à 250 g 3,6 54 www.fischkaufhaus.de 2014
SUMME 195

Angler Nr. 2
Dieser Petrijünger ist ein absoluter Friedfisch- und Karpfen-
fan. So oft es geht, sitzt er mit seiner Angelausrüstung am
Wasser. Alle Karpfen, die er dabei fängt, werden allerdings
jedes Mal released, da sie immer dann beißen, wenn er ei-
gentlich Schleien fangen wollte. Komischerweise beißen die
Schleien wiederum immer dann auf seine Köder, wenn er
diese für die dicken Karpfen ausgelegt hatte. Dieses Jahr hat
unser Angler auch eine größere Urlaubsreise unternom-
men. Das Ziel waren tropische Gewässer, was zur Folge hat-
te, dass die Reisekosten hierzu überdurchschnittlich zu Bu-
che schlugen. Die Expedition war unvergesslich, Wasser,
Sonne und zur Krönung knallharte Drills mit tropischen
Räubern! Diese wurden allerdings gemäß den örtlichen Ge-
pflogenheiten wieder zurückgesetzt. Lediglich am Büffet
im Hotel stand der von den lokalen Fischern gefangene
Fisch auf der Speisekarte. Seine Teilnahme an einer großen
wissenschaftlichen Studie zur Wiederfangbarkeit von
Hechten endete auch mit keiner Fischentnahme. Denn
sonst hätte ja die Wiederfangbarkeit nicht untersucht wer-
den können…Okay, ein Esox musste doch dran glauben, er
hatte den Kunstköder zu tief geschluckt.

Da dieser Angler Nr. 2 über-

FISCH EINHEIT STÜCKPREISE PREIS IN QUELLE STAND
durchschnittlich hohe Reise-
IN EURO EURO
kosten hat, schlagen wir auf die
durchschnittlichen Ausgaben
1.500 Euro drauf. Mit einem
Hecht 1 Stk à 1,5 kg 19,59 19,59 www.fischkaufhaus.de 2014
Marktwert von rund 20 Euro
SUMME 19,59 kommt dieser Angler also auf
Kosten/Nutzen von:
20 EURO - 3.000 EURO =
-2.980 EURO.

01 / 2015 59
Angler Nr. 3
Unser dritter Angler ist ein umweltbewusster Typ. Er ver-
sucht, auch für seine Angeltouren weitgehend aufs Auto zu
verzichten, Fahrrad und Bahn haben doch den besseren öko-
logischen Fußabdruck! Und wenn’s schon sein muss, dann
tut es auch die Fahrgemeinschaft mit den Angelkumpels.
Aus diesem Grunde hat der Angler weniger Anfahrtskosten
für seine Angeltouren als der Durchschnitt. Seine Angelre-
viere sind regionale Kleinseen und ab und zu auch kleinere
Flüsse. In Summe entnimmt er diesen Gewässern auf seinen
Fischtouren rund 100 Barsche und 10 größere Hechte im
Jahr. Außerdem wandern knapp 40 Plötzen in der Küche, so-
dass mit den Hechten zusammen auf diese Art und Weise
leckere Fischfrikadellen entstehen. Da es Plötzen nicht beim
Fischhändler gibt, wird für sie kein Marktpreis angesetzt. Füße hoch und durchatmen. Einfach unbezahlbar.

FISCH EINHEIT STÜCKPREISE PREIS IN QUELLE STAND Angler Nr. 3 hat unter-
IN EURO EURO durchschnittliche Fahrt-
kosten, daher rechnen wir
vereinfacht mit Ausgaben
Aal 5 Stk. a 300 g 22,5 112,5 www.genusshandwerker.de 2014 von 1.000 Euro. Mit einem
Marktwert des Jahresfangs
Barsch 100 Stk. a 250 g 3,6 360 www.fischkaufhaus.de 2014 von rund 668 Euro kommt
Hecht 10 Stk. a 1,5 kg 19,59 195,9 www.fischkaufhaus.de 2014 dieser Angler also auf
SUMME 668,4 Kosten/Nutzen von:
668 EURO - 1.000 EURO
= -332 EURO.

Die Freude über einen schönen Fang lässt sich nicht errechnen.
Angler Nr. 4
Der Vierte im Bunde nimmt fürs Angeln überdurchschnitt-
lich viele Anfahrtskilometer in Kauf. Regionale und überre-
gionale Talsperren sowie natürliche Seen stehen ebenso wie
Angelausflüge nach Norwegen auf dem Programm. Der
Norwegenurlaub wird mit einem bunten Fisch-Strauß in
Form von 15 Kilogramm Filet beendet. Von Dorsch über Pol-
lack, Köhler und Makrele ist alles dabei. Ansonsten ent-
nimmt er übers Jahr verteilt den beangelten Gewässern
noch fünf Hechte, 30 Barsche und 40 Maränen.

Dieser Angler Nr. 4 hat

FISCH EINHEIT STÜCKPREISE PREIS IN QUELLE STAND
IN EURO EURO überdurchschnittlich hohe
Fahrtkosten. Daher rech-
nen wir hier mit zusätzli-
Aal chen Ausgaben von 500
5 Stk. a 300 g 22,5 112,5 www.genusshandwerker.de 2014
Euro. Mit einem Marktwert
Barsch 100 Stk. a 250 g 3,6 360 www.fischkaufhaus.de 2014 des Jahresfangs von rund
Hecht 10 Stk. a 1,5 kg 19,59 195,9 www.fischkaufhaus.de 2014 548 Euro kommt dieser
SUMME 668,4 Angler also auf Kosten/
Nutzen von:
548 EURO - 2.000 EURO
= -1.452 EURO.

60 01 / 2015

Keiner dieser Beispielangler deckt seine Kosten mit dem
Fangwert. Der Angler ist eben kein Homo Oeconomicus.
Sonst müsste er ja so viel fangen, bis die Kosten mindestens
gedeckt sind! Hier zählt also etwas anderes, neben dem
Marktwert des Fangs. Sicher, es gibt Angler, die angeln so
lange, bis sie ihre Kosten mit dem Marktwert des Fangs ge-
deckt haben und sogar noch darüber hinaus. So kann ich
mich an ein Erlebnis in Norwegen erinnern, bei dem eine
Gruppe deutscher Angler Unmengen von Köhlern gefangen
hatte. Die ganze Nacht durch haben die Kerle im Bootshäus-
chen der Anlage Fischfabrik
gespielt. Auf meine Frage,
was sie denn mit den ganzen Wo ist da noch der Unter-
Fischen machen wollen ka- schied zum Berufsfischer?
men Antworten wie: „Meine
Tochter studiert in Köln. Da
Geht es uns Anglern nicht
ist alles sehr teuer…“ Naja, eigentlich um Freizeit-
jedenfalls lässt sich so wohl
der nächste Norwegentrip
gestaltung? Um eine gute
gut finanzieren, wen inter- Zeit am Wasser, weg von
essiert schon die offizielle 15
Kilo-Grenze für die Fang-
Büro oder der Schüppe?
mitnahme nach Deutsch-
land…?
Aber wenn das der Fall ist, wo ist dann noch der Unterschied
zum Berufsfischer? Geht es uns Anglern nicht eigentlich
um Freizeitgestaltung? Um eine gute Zeit am Wasser, weg
vom Büro oder der Schüppe? Ich denke, dem Großteil der
Angler geht es um letzteres. Wenn das also bei der Mehr-
zahl der Angler der Fall ist, und sie nicht wie die oben ge-
nannten Norwegenfahrer versuchen, ihre Kosten wieder
reinzuholen und es auch nach vereinfachter Rechnung wie
in Tabelle 1-4 exemplarisch gezeigt nicht schaffen, ihre Kos-
ten zu decken, wo ist dann der ökonomische Sinn des An-
gelns? Es scheint so, als dass der reine Marktwert des Fangs
für viele Angler nicht der Maßstab ist. Vielmehr ist es das
Erlebnis des Fischfangs. Regelmäßig wird nicht einmal nur
das im Vordergrund stehen. In jedem Falle besteht offenbar
häufig eine Zahlungsbereitschaft, die über den reinen
Marktwert des Fangs hinausgeht. Im Prinzip würden viele
Angler sogar noch mehr für ihr Hobby ausgeben, als sie für
Fahrtkosten, Ausrüstung und andere Dinge bereits auf den
Tisch legen! Nach einer Umfrage unter Anglern in NRW
(siehe AM HAKEN Ausgabe Nr. 1) würden diese im Durch-
schnitt sogar noch über 400 Euro mehr pro Jahr für ihr Hob-
by ausgeben, bevor es ihnen zu teuer wird.
Doch welcher Nutzen den tatsächlichen Kosten eines Ang-
lers sowie seiner theoretischen, zusätzlichen Zahlungsbe-
reitschaft gegenübersteht, ist mit monetären Größen sehr
schwer zu fassen. Denn was ist der Wert des grinsenden Nef-
fen mit Hecht im Arm, oder des Gesprächs mit dem Angel-
kumpel über Gott und die Welt in Bierlaune am Wasser, des
Einfach Angeln
Genusses selbstgefangener Fische frisch aus der Pfanne mit
der Familie, der Freude über ein gelungenes Foto vom Son-
nenuntergang am Wasser, der Zufriedenheit darüber, seine
Zeit nicht in einem beheizten Raum, sondern bei Wind und
Wetter draußen verbracht zu haben, des molligen Gefühls
nach einem eiskalten Angeltag im Herbst mit roten Wangen
in der heimischen Couch zu versacken, des Herzrasens im
Drill eines großen Fisches, des Schluckes eiskalten Wassers
an einem heißen Sommertag am Wasser, des Gefühls Nie-
derlagen wie Schneidertage und verlorene Fische beim
nächsten Erfolgserlebnis
weggesteckt zu haben, der
Euphorie, wenn der Hän-
ger doch ein Fisch ist, der
Dankbarkeit über einen
neuen Köder aus der Box
des Angelfreundes nach
dem frustrierenden Ver-
lust des letzten eigenen gu-
ten Köders, des Erwachens
unter Bäumen im kühlen
Gras am Ufer der Talsperre
nach einem kurzen Mit-
tagsnickerchen, des Be-
wusstseins einen ganzen Tag lang keinen Bildschirm son-
dern Natur vor Augen gehabt zu haben, des mulmigen
Gefühls im schaukelnden Boot auf hoher See und der Er-
leichterung nach der Rückkehr in den Hafen, der Vorfreude
auf die ausgemalten Fangerlebnisse in einem neuen Angel-
revier? Diese Momente, diese großen und kleinen Erlebnis-
se sind unbezahlbar und machen eigentlich jegliche Kos-
ten-Nutzen Rechnung überflüssig. Ihre Erinnerung trägt
bis zum nächsten Tag am Wasser. Das ist der Sinn. Angeln
ist mehr als der Marktwert des Fangs und mehr als das Fan-
gerlebnis selbst.
LITERATUR:
Arlinghaus (2014): Rute und Rolle Mai 2014, http://besatz-fisch.
de/images/stories/Neues/Kolumnen/140409_kolumne_angler-
motivation_04.14.pdf
Strehl (2014): Studie zur ökonomischen und gesellschaftlichen
Bedeutung der Angelfischerei in Nordrhein-Westfalen, http://
www.lfv-westfalen.de/images/pdf/studie_web.pdf
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 Einfach Angeln

YOUFISH.DE Angelvideos gibt es wie Sand

am Strand von Borkum, aber
wirklich gute sind schwer zu
finden. Wir stellen in jeder Aus-
gabe die besten vor. Diesmal:
„CarpTeamNorth“
http://tinyurl.com/youfish4

Wenn die Sprache auf bekannte Persön-
lichkeiten aus Delmenhorst kommt,
fällt meistens der Name Sarah Connor –
obwohl die Sängerin bekanntermaßen
nur zugezogen ist. Wird Zeit, dass mal
echte Delmenhorster zu Ruhm und Ehre
kommen, etwa die fünf Jungs von „Carp-
TeamNorth“. Eigentlich waren es erst
Tim und sein Cousin Tobias, die ihre
anglerischen Erfahrungen untereinan-
der austauschen wollten. Zufällig angel-
te Nachbar Dennis auch (ja, wirklich!)
und holte gleich noch Kumpel Kevin ins
Boot, den ältesten im Team. Alex kom-
plettierte die Riege, und über die ge-
meinsame Leidenschaft Karpfenangeln
hinaus sind sie auch dicke Kumpels ge-
worden, wie Tim versichert.
So könnte die Geschichte in völliger
Harmonie bis ans Ende aller Tage weiter-
gehen, wenn da nicht die Idee gewesen
wäre, doch mal Angelvideos zu machen.
Vor allem Kevin ist so ein herrlicher
Schnacker im positivsten Sinne, ver-
wendet Wörter wie „Bombe“ und „Sah-
ne“ als Adjektive und ist deshalb prädes-
tiniert dafür, als Protagonist von
Youtube-Videos der Angelwelt da drau-
ßen mal zu zeigen, wie unterhaltsam das
Karpfenangeln so sein kann in Delmen-
horst und anderswo.
Denn seien wir mal ehrlich: Für den Ot-
to-Normal-Angler ist modernes Karp-
fenangeln ein Buch mit sieben Siegeln.
Und Karpfenangler Leute, die ein biss-
chen seltsam sind. Laufen immer mit ih-
ren um den Hals gehängten Funkboxen
herum, weil es ja passieren kann, dass
nach zwei Tagen und Nächten doch noch
ein Karpfen beißt. Glauben daran, dass
ein Boilie umso fängiger ist, je mehr
Wörter wie „Crazy“, „Bloody“ und „Vam-
pire“ in seinem Namen vorkommen. Ge-
ben gefangenen Fischen Namen wie
„Moni“ und freuen sich tierisch, wenn
„Moni“ ein halbes Jahr später noch mal
beißt. Am besten auf einen Crazy Bloody
Vampire Boilie.
Aber Schluss damit! Das CarpTeamN-
orth spielt ganz unbewusst sowas wie
den Vermittler zwischen den Karpfen-
anglern und der restlichen Angelwelt.
Dabei gehen die Jungs einfach nur gern
angeln, zeigen das, geben zwischen-
durch ein paar Tipps und quatschen zwi-
schendrin über Gott und die Welt und
das Karpfenangeln. Und selbst als Nicht-
Karpfenangler sind die Videos durch-
weg schwer unterhaltend. Und mit so
wunderbar nüchternen Titeln wie
„Karpfenangeln (in Ostfriesland)“ oder
„Karpfenangeln (im Kraut)“ versehen.
Und so nach und nach versteht man, was
den Reiz des Karpfenangelns ausmacht.
Es sind nicht Tage und Nächte des Rum-
hängens und Wartens, sondern ein ge-
meinsames Erlebnis mit den Kumpels.
Die Namen der Boilies sind nicht hane-
büchener als die vieler Kunstköder.
Karpfenangler freuen sich auch über
sechspfündige Fische. Und „Moni“ ist
wahrscheinlich der schönste Name, den
man einem Fisch geben kann.
Und wieso kamen die Jungs auf Carp-
TeamNorth? Das erklärt Tim so: „Carp
ganz klar der Karpfen, Team weil wir ein
Team sind und North, naja logisch, wir
kommen aus dem Norden!“(db)

01 / 2015 63
Einfach Angeln

WAS GEHT
DIESEN MONAT?
Wir verraten in jeder Ausgabe, welche Fische sich derzeit besonders gut angeln
lassen. Diesmal schlägt beim Fliegenfischen die Stunde der Genießer, der Friedfisch-
angler freut sich auf Überraschungen und der Karpfenangler blickt voraus.

Der Friedfischangler
Überraschungen an der Feederrute
Wer als Friedfischangler in den nächsten Wochen persönlich
ein wenig Winterruhe einkehren lassen will, hat sich dafür
die falschen Zielfische ausgesucht. Es gibt kaum gesetzliche
Schonzeiten, und manche Fische lassen sich derzeit so gut
fangen wie sonst kaum. Der Döbel ist in Sachen Beißfreude
einsamer Spitzenreiter und kann gerade dann für das so er-
wärmende Zucken an der Feederspitze sorgen, wenn es so
richtig kalt wird und man gerade anfängt, sich zu fragen, ob
man nicht im warmen Wohnzimmer besser ausgehoben wäre.

Wie man Döbel im Winter am besten fängt, hat unser Autor

Wolfgang Kalweit in der vergangenen Ausgabe ausführlich
erklärt. Mit leichten Grundruten von ca. 30 Gramm Wurfge-
wicht oder 1,25 lbs Testkurve, 20er monofiler Schnur und einer
einfachen Seitenbleimontage ist man gut gerüstet. Ge-
ruchsintensive Köder wie Frühstücksfleisch oder Hähnchen-
leber am Haken Größe 6 fangen genauso gut ihre Döbel wie
die Klassiker Brotflock oder Madenbündel.

Aber nicht nur Döbel gehen bei kalten Temperaturen an den

Haken. Auch die Rotaugen beißen jetzt sehr gut, und in klei-
nen Flüssen kann auch immer noch die eine oder andere
Überraschung auf den geduldigen Angler warten. So kann
man auch gut Zährten (Rußnasen) fangen, wenn man die rich-
tige Stelle gefunden hat.

Darauf kommt es beim Winterangeln ohnehin noch mehr an

als in den übrigen Jahreszeiten. Die Fische halten sich meis-
tens nur an wenigen Hotspots auf, und die gilt es zu finden.
Einmündungen von Bächen oder Kanälen sind immer eine
gute Wahl, weil dort genügend Nahrung hochgewirbelt wird.
Aufs Anfüttern kann man getrost verzichten. (db)

Nicht nur im Winter gehört die Nase zu den schönsten Fängen

des Friedfischanglers.

64 01 / 2015
 Einem langsam geführten Gummifisch kann ein guter Hecht in der kalten Jahreszeit nur selten widerstehen.
Der Spinnangler
Die Entdeckung der Langsamkeit
Wo erlaubt, sind Januar und Februar wohl die Monate, in de-
nen es auch an schwierigen Gewässern möglich ist, die wirk-
lich großen Hechte zu erwischen. An vielen Gewässern zie-
hen die Fische schon Wochen vor der Laichzeit in die flacheren,
krautigen Bereiche und lassen sich dort komfortabel bean-
geln.
Besonders in weitläufigen Gewässern hält sich ein Großteil
der kapitalen Räuber den Sommer über im Freiwasser auf und
kann dort, nicht zuletzt durch diverse Einschränkungen,
nicht effektiv befischt werden. Dort ist es jetzt auch ohne
Echolot und Schleppfischen möglich, gute Fänge zu machen.
Häufig halten sich die Hechte jetzt in Tiefen von weniger als
drei Metern auf und können so mit so ziemlich allen aktiv ge-
führten Ködern befischt werden. Egal ob Gummifisch, Blin-
ker oder Wobbler, oft ist die Einholgeschwindigkeit entschei-
dender als die Köderwahl, bei Temperaturen um oder unter
dem Nullpunkt ist es die Entdeckung der Langsamkeit, die
zählt. Schnelles Anjiggen und eine aggressive Köderführung
ziehen jetzt nur selten, im eiskalten Wasser führt sich die Beu-
te jetzt auch alles andere als hektisch auf. Es sind vielmehr
Nuancen, die oft den entscheidenden Reflex zum Zuschnap-
pen auslösen. Ein sehr langsam geführter Gummifisch, der
nur ab und zu mal kurz ein paar Zentimeter durchsackt, ist
Fotos: Jens Manns, Sven Nebe
einer der Schlüssel, die oft zum Erfolg führen.
In Fließgewässern zieht es Hecht und Co. jetzt oft in die Nähe
von Hafeneinfahrten und Kehrströmungen, mehr noch als im
Sommer folgen sie nun aktiv ihren Beutefischen und lauern
nicht irgendwo auf zufällig vorbeiziehende Opfer. Die besten
Stellen sind im Winter deshalb die, an denen sich auch die
Friedfischangler einfinden. In einiger Entfernung zu ihnen
oder nach dem Einpacken der Stippruten lassen sich dort
manchmal mehrere gute Raubfische an ein- und demselben
Platz fangen.
Beim Zanderangeln im Winter sind stehende Gewässer, die
eine aktive Verbindung zu einem Fließgewässer haben, oft
erste Wahl. Ganz heiße Plätze finden sich dort, wo das Wasser
aus dem Fluss in den See strömt, oft befindet sich dort eine Ab-
bruchkante, hinter der die Zander lauern. Der Fluss drückt et-
was wärmeres Wasser in den kalten See, und im Bereich, wo
sich dieses Wasser vermischt, halten sich auch die Beutefische
auf. Ideal ist es, wenn das einströmende Wasser durch Schiff-
fahrt etwas eingetrübt ist und so eine milchige Fahne im
Mündungsbereich entsteht.
Färbt sich das Wasser aber durch eine erste Schneeschmelze,
weiche ich lieber auf andere Gewässer aus. Ein Anstieg von ei-
nem halben Meter Schmelzwasser kühlt den Fluss eventuell
über Nacht um ein paar Grad herunter, ein Temperatursturz,
der dem sensiblen Zander oft die Mäuler verschließt und für
Beißflauten sorgt.
Wer es im der wirklich kalten Jahreszeit auf Barsche abgese-
hen hat, der braucht vor allem eins: ein dazu passendes Ge-
wässer. Massenfänge oder Schneidertage, je nach Gewässer
ist beides an der Tagesordnung. Empfehlenswert ist eine kom-
binierte Technik. Die im Winter oft dicht gedrängt stehenden
Barschschwärme werden aktiv gesucht, zum Beispiel beim
Schleppen mit tieflaufenden Wobblern oder Werfen mit über-
schweren Gummifischchen. Erfolgt ein Kontakt, wird der
Platz intensiv mit langsamen Methoden wie Dropshot oder
Vertikal-Angeln ausgefischt. Sehr gut eignen sich dafür im
Winter auch Tauwürmer, sie sind oft auch der einzige Weg bei
restriktiven Spinnfischverboten. (jm)
01 / 2015 65
Einfach Angeln
Wundervolle Stimmungen am Meer und wunderschöne Äschen im Fluss prägen den Winter.
Der Meeresangler
Diese Stimmung!
Wer will, kann in den nächsten Wochen einen richtig dicken
Dorsch fangen, vielleicht sogar den Dorsch des Lebens. Denn die
Fische sind bald prall mit Laich gefüllt, und es gibt genug Kutter,
für die „Laichdorsch“ kein Schimpfwort, sondern ein Geschäft
ist, und genügend Angler, denen es nichts ausmacht, wenn sie Fi-
sche mit Hängebäuchen landen und mit nach Hause nehmen.
Alle Angler, die halbwegs vernünftig sind, lassen diese Gelegen-
heit natürlich ungenutzt. Stattdessen zieht es sie wieder an den
Strand, und dort kann man derzeit so gut fangen wie sonst nur
selten im Jahr. In der Brandung beißen Plattfische und Dorsche,
und das Angeln mit der Brandungsrute ist gar nicht so schwer
und oft auch von Erfolg gekrönt, wie Sie in unserem Auftakt zur
Serie „Das erste Mal“ weiter vorne im Heft nachlesen können.
Wer doch lieber Spinnfischen geht, wird auch in diesen Tagen
Meerforellen fangen können, wie im ganzen Winterhalbjahr. Das
Wichtigste beim Meeresangeln ist im Winter (wie auch bei den
anderen Angelarten), den inneren Schweinehund zu überwin-
den und überhaupt rauszugehen. Wer das tut, wird vielleicht
nicht immer mit Fischen belohnt, aber dafür mit wundervollen
Stimmungen. Das Meer zeigt sich im Winter von seiner schöns-
ten Seite.
Wichtig ist, bei der Kleidung nicht zu sparen, denn wenn man
friert, nützt einem auch die schönste Stimmung drumherum
nicht. Also lieber eine Zwiebelschicht zu viel als zu wenig anzie-
hen. Wer dann nach 150 Würfen eine Viertelstunde Pause auf ei-
nem dicken Stein am Strand macht und sich den heißen Tee aus
der Thermoskanne schmecken lässt, der weiß, was den besonde-
ren Reiz des Winterangelns an der Küste ausmacht – es sind nicht
die Laichdorsche. (db)
66 01 / 2015
Der Fliegenfischer
Für wahre Genießer
Mit dem Start der Schonzeit für Salmoniden beginnt für viele
Fliegenfischer die Zeit des Fliegenbindens, Rutenbauens und der
Anschaffung neuer Geräte. Ein befischbares Gewässer mit ei-
nem Bestand an ungeschonten Fischarten vorausgesetzt, sind
aber auch im kältesten Winter noch hervorragende Tage mit der
Fliegenrute möglich.
Hervorragend sind zwar nicht unbedingt die Fangzahlen, aber es
ist schon ein unglaublich gutes Gefühl, wenn man Stunde um
Stunde im kalten Fluss gestanden hat, lediglich aufgewärmt von
einem Schluck Kaffee aus der Thermoskanne, die am Ufer im
knöchelhohen Schnee steckt, und genau in dem Moment , wenn
der innere Schweinehund siegt und man den letzten Wurf vor der
Heimfahrt machen will, zieht die Schnur weg und ein kleiner Dö-
bel kommt zum Vorschein.
Ein Fisch, der an einem lauen Sommerabend zwischen einigen
Forellen als eher lästig empfunden worden wäre, kann im bitter-
kalten Winterwind aus einem Mann einen kleinen Jungen ma-
chen. Die Bestätigung, der Witterung und der Verlockung des be-
quemen, warmen Sofas widerstanden zu haben, kann eine
unglaubliche Genugtuung sein.
Döbel sind aufgrund des klaren Wassers zwar noch scheuer als
sonst, dafür aber auch bei tiefsten Temperaturen noch fresslus-
tig und für eine Nymphe zu begeistern. Aber auch wenn nicht,
hat man das Gewässer immerhin für sich allein, andere Angler
sind selten und sonstige Naturfreunde so gut wie gar nicht anzu-
treffen. Keine Kanus, keine Hunde, keine stockklapperden Nor-
dic-Walker, einfach nur klare Luft, splitternde Pfützen und knir-
schender Schnee. Rote Wangen, blasse Hände und farbenfrohe
Äschen, jetzt ist die Jahreszeit für den wahren Genießer. (jm)
 Karpfenangeln im Winter? Nur für Spezialisten!

Der Karpfenangler
Exemplare ohne Namen
An dieser Stelle könnte man jetzt viele Worte verlieren über Fo-
tos im Schnee, Warmwassereinläufe und raffinierte Köderprä-
sentation im kalten Winterwasser. Wer ehrlich zu sich selbst ist,
der weiß aber auch, dass Winterkarpfen etwas für Spezialisten
mit viel Zeit und noch viel mehr Motivation sind. Ich für meinen
Teil stelle die Karpfenruten von Mitte Dezember bis Anfang März
in die Ecke und finde somit Zeit, einmal über die vergangene Sai-
son zu nachzudenken und Pläne fürs neue Jahr zu schmieden.
Ganz aus dem Kopf bekommt man die Fische natürlich nicht, und
so wird hier und da gebastelt, geölt und gepflegt, Gewässerkar-
ten werden studiert und im Netz spioniert. Wer nicht immer nur
das Gewicht im Kopf hat, kann dabei auf die verrücktesten Ideen
kommen. Mich reizt es in den letzten Jahren vermehrt, in Gewäs-
sern auf Karpfen zu fischen, in denen es belächelt wird, in klei-
nen Flüssen und Bächen zum Beispiel.
Die Fischgrößen und Mengen sind nicht berauschend, teilweise
sind keine verbürgten Fänge bekannt und gesichtet wurden,
auch noch keine Karpfen? Es herrscht Nachtangel- und Anfütter-
verbot? Nur eine Rute erlaubt? Wunderbar! Das alles bedeutet
Fotos: Jens Manns, Konrad Wolff, Thomas Abicht

doch nur, dass wir mit unserem Vorhaben Neuland betreten,

Karpfen schwimmen schließlich in fast jedem Gewässer.
Vielfach lassen sich diese Kleinstpopulationen im Winter gut be-
obachten. Kleinere Fließgewässer sind im Winter oft glasklar,
und mangels Deckung sind die Fische oft unter überhängenden
Ästen zu finden. Diese Stellen suchen die Fische auch in der wär-
meren Jahreszeit auf und ermöglichen dann punktgenaues Fi-
schen ohne Futterkampagnen und Rutenbatterien. Instant-Fi-
schen auf jungfräuliche Fische, wilde kleine Exemplare ohne
Namen - für mich ein lohnenswertes Ziel. (jm)
Einfach Ausgestattet
IST DAS WIRKLICH NOCH TRAGBAR?
Welche Rute, welche Rolle, welche Schnur? Einsteiger beim Spinnfischen stehen oft vor
der Qual der großen Auswahl. Daniel Benjamin Andriani vom Blog hechtundbarsch.de gibt
ein paar wichtige Tipps, worauf es beim Gerätekauf wirklich ankommt.
Ein Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird,
ist „das Gerät“ beim Spinnfischen. Meinen Beitrag
möchte ich daher einigen Grundsätzen hierzu widmen, die
einem jeden Raubfischangler helfen, möglichst frustfrei
Fisch an den Haken zu bekommen. Bei meinen Ausführun-
gen zu den einzelnen Elementen werdet ihr sehen, dass ich
mich ein wenig von gängigen Profitipps entferne, da gerade
Anfänger häufig einen Spagat zwischen maximalem Spaß
und begrenztem Budget vollbringen müssen.
Zur Rute möchte ich an dieser Stelle wirklich
nur das Nötigste sagen, denn dies ist ein riesi-
ger Themenbereich, dem ich mich gerne zu
RUTE einem anderen Zeitpunkt widme. Ich selbst
nutze in den meisten Fällen des Spinnfis-
chens in Deutschland kurze, straffe Ruten mit
Wurfgewichten von 15 bis 40 Gramm und 2,10 Me-
tern Länge. Neben Eigenschaften wie einer feinen Spitzen-
aktion, ausgewogener Gewichtsverteilung innerhalb der
Rute und qualitativ hochwertigen Ringen ist für mich vor
allem eines wichtig: die Bisserkennung. Einen Biss von ei-
nem Hindernis unter Wasser unterscheiden zu können, das
sollte das Ziel sein.
Abseits von Faktoren wie Erfahrung und Geschick kann
man an dieser Stelle auch beim Gerät die Weichen auf Erfolg
stellen. Und das fängt eben bei der Rute an. Sie soll sich für
euch nach einiger Zeit wie ein verlängerter Finger anfüh-
Gute Bisserkennung ist ein wichtiger Faktor beim Spinnangeln.
Eine passende Rute hilt dabei ungemein.
68 01 / 2015
len, daher kann ich nur von unpräzisen „Wackelruten“ abra-
ten. Mit solchen fängt man auch mal einen Hecht, aber halt
nur dann, wenn sich dieser den Köder gierig tief ins Maul
inhaliert. Die straffe, feinfühlige Rute dagegen hilft euch,
auch zaghafte Bisse zu erkennen und binnen einer halben
Sekunde den Anhieb zu setzen. Vergesst nie, dass jeder
Angler einen langen Übungsprozess durchläuft und etwas
wie die Bisserkennung zum Teil sehr viel Erfahrung
braucht. Mit jedem Fisch, den ihr versäumt, lernt ihr, und
die Wahrscheinlichkeit, den nächsten Räuber sauber zu ha-
ken, steigt!
Nun kurz zur Rolle: Auch wenn viele erfahre-
ne Angler unter euch jetzt rebellieren wer-
den, sage ich allen Anfängern: Falls euer
Budget begrenzt ist, muss es nicht von
ROLLE Anfang an eine Premiumrolle sein. Die
günstigen Produkte der Markenherstel-
ler reichen fürs erste aus. Sie müssen über
eine passable Bremse verfügen und ein Min-
destmaß an Verarbeitungsqualität aufweisen, damit euch
die Rolle nicht während des Drills im Stich lässt. Ich rate
daher vom Kauf von No-Name-Produkten ab. Viele Anfän-
ger, die ich kenne, angeln mit Einsteigermodellen von be-
währten Herstellern und sind absolut zufrieden, bis dann
häufig nach ein paar Jahren die Ansprüche wachsen.
Jetzt komme ich zu dem Teil des Angelgeräts,
der mir für diesen Artikel am meisten am
Herzen liegt, nämlich Schnur und Vor-
fach und deren Tragkräfte, da vor allem
SCHNUR in diesem Bereich gerade unter Spinn-
fisch-Neulingen viele offene Fragen dar-
auf warten, beantwortet zu werden.
Fotos:Dominik Asbach (2), Daniel Adriani
Da wäre zunächst die Hauptschnur. Als Fan
optimaler Bisserkennung kommt für mich beim Raubfisch-
angeln in Deutschland nur geflochtene Dyneema-Schnur in
Frage. Doch wie dick muss diese sein oder wie dünn darf sie
sein? Hierzu gibt es fast so viele Meinungen wie Spinnfi-
scher. Grundsätzlich sei erst einmal erklärt, dass man ei-
nerseits unbedingt darauf achten muss, dass die Schnur,
das Vorfach und alle anderen Elemente genug Tragkraft
vorweisen, um Schnur- oder Materialbruch zu vermeiden.
 QUAL
DER WAHL
Bei Ruten und Schnüren
lohnt es sich, genauer
hinzuschauen.
 Einfach Ausgestattet
ZACK
Daniel hat hier das
richtige Gerät gewählt.
Alles andere wäre nicht waidgerecht und kann zum qual-
vollen Tod des Fisches führen. Andererseits hat jede Schnur
und jedes Vorfach eine gewisse Scheuchwirkung. Und diese
ist natürlich umso geringer, je dünner und somit weniger
sichtbar die verwendeten Materialien sind.
Anfängern kann ich raten, die Tragkraft der Schnur den
Verhältnissen des Hausgewässers anzupassen. Würde man
allein das Gewicht eines kapitalen Exemplares des Zielfi-
sches (zum Beispiel Hecht) in Betracht ziehen, so würde
beim Spinnfischen eine Tragkraft von circa sechs  Kilo-
gramm ausreichen. Das entspricht bei geflochtener Schnur
einem Durchmesser von 0,10 Millimeter und mag für einen
drillerfahrenen Angler, der sein Hausgewässer mit jedem
Hindernis kennt, genug sein. Von einer so knappen Berech-
nung der notwendigen Tragkraft rate ich Anfängern und
Anglern, die „eine Schnur für alles“ nutzen, jedoch drin-
gend ab!
Denn die Angabe der Tragkraft ist für ein ganz anderes Pro-
blem interessant: Hänger. In Gewässern mit viel Hängerpo-
tenzial sowie in unbekannten Gewässern dürfen ruhig
schwerere Geschütze aufgefahren werden. Hänger können
den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem
überaus nervigen Angelerlebnis machen. Die geflochtene
Schnur bietet (sofern sie genug Tragkraft mitbringt) gute
Chancen, einen Hänger zu lösen. Ob durch „Schnur span-
nen und zurückschnellen lassen“ bei festen Hindernissen
70 01 / 2015
wie Steinen oder Wurzeln oder einfach nur durch kräftiges
Ziehen bei Hindernissen wie Krautbänken. Im Endeffekt
geht es dem Anfänger doch hauptsächlich darum, nicht bei
jedem Hänger die komplette Montage oder gar ein Stück der
Hauptschnur zu verlieren. Und Anfänger haben je nach Ge-
wässer nun mal reichlich Hänger.
Auch aus einem anderen Grund kann der Griff
zu einer kräftigeren Schnur eine ökonomi-
sche Entscheidung sein: Geflochtene
Schnüre sind recht kostspielig, daher
VORFACH kommt es für viele Angler nicht in Frage,
für jeden vorstellbaren Umstand eine pas-
sende geflochtene Schnur zu kaufen. Wer
ein und dieselbe Schnur für viele Zwecke nutzt,
sollte sich meiner Meinung nach für eine kräftige Dyneema
zwischen 9 und 12 Kilogramm Tragkraft entscheiden. Aller-
dings sollte in diesem Fall bedacht werden, dass Abrieb für
eine erhebliche Minderung der Tragkraft sorgen kann. Ge-
rade der Teil unmittelbar am Ende der Hauptschnur wird
häufig beim Einholen, Auswerfen oder im Drill beschädigt.
Abschneiden der letzten 70 Zentimeter der Schnur alle paar
Monate (je nach sichtbarem Abrieb) schafft bei diesem Pro-
blem definitiv Abhilfe.
Foto: Daniel Adriani
Außerdem ist es mir noch wichtig zu betonen, dass auch die
Auswahl des Vorfaches (Stärke) sowie die Tragkräfte der
verschiedenen Komponenten eine wichtige Rolle spielen.
Diese sollten nämlich so gewählt werden, dass die schwächs-
te Stelle kurz vor dem Köder sitzt, oder dass die gesamte
Konstruktion so stark ist, dass sich bei einem Hänger der
Haken aufbiegen kann, denn in beiden Fällen verlierst du
nicht deine gesamte Montage. Doch auch hierbei sollte die
Scheuchwirkung nicht außer Acht gelassen und ein an die
Gewässerfarbe angepasstes Mittelmaß gefunden werden.
Um abschließend noch ein konkretes Beispiel an die
Hand zu geben, gebe ich eine Anfängerempfehlung für
eine einfache Hechtmontage mit den jeweiligen Tragkräf-
ten: Als Hauptschnur rate ich zu einer geflochtenen Dynee-
ma mit 0,15 mm Durchmesser (ca. 10-12 Kilogramm Trag-
kraft). Snap und Wirbel zwischen Hauptschnur und Vorfach
sollten ebenso ca. 10 Kilogramm tragen. Das flexible, eben-
falls geflochtene 7x7 Stahlvorfach trägt entweder ca. 6-7 Ki-
logramm (0,27 mm), wenn man in klarem Wasser fischt und
die Scheuchwirkung minimieren will, oder ca. 10-12 Kilo-
gramm (0,36 mm), wenn man in trübem Wasser fischt und
mit vielen Hängern rechnet. Zu guter Letzt sollte der letzte
Snap vor dem Köder weniger Tragkraft aufweisen als jedes
andere Element meines Gerätes, um dort eine Sollbruch-
stelle zu installieren, falls zu diesem Zeitpunkt nicht eh
schon der Haken „Adieu“ gesagt hat.
Ich weiß, dass bei den hier angegebenen Tragkräften so
manch ein selbsternannter Angelprofi nur den Kopf schüt-
teln kann. Mir ist es wichtig, mich von diesen Konventionen
zu lösen und so dem Einsteigern brauchbare Praxistipps auf
den Weg geben zu können. Es sei noch gesagt, dass alle Aus-
sagen über Tragkräfte in diesem Text nur dann zum „Tragen
kommen“ wenn dabei die richtigen Knoten und Quetsch-
verbindungen angewendet werden. Dazu werde ich hier
demnächst ein wenig mehr schreiben.
Bis dahin wünsche ich euch tight lines! Euer Daniel

NEUE PRODUKTE
Ein wenig Abwechslung in der Köderbox kann nicht schaden

MIT KROKO AUF HECHT

Es ist ja heutzutage schwer, seine Mit-Spinnangler mit
außergewöhnlichen Ködern zu beeindrucken, weil man
doch schon fast alles gesehen hat. Aber wie wäre es, mal
mit einem Krokodilkopf oder einem Chamäleon auf Hechte
zu angeln und damit am Wasser für einige anerkennende
Kopfnicker zu sorgen? Die Mimix-Wobbler hat Fisherman’s
Partner neu im Programm, und neben Kroko und Cha-
mäleon gibt es auch „gewöhnlichere“ Vorbilder wie Maus
oder Frosch. Und seien wir ehrlich: Den Hechten ist es ja
oft egal, was da durchs Wasser schwimmt, Hauptsache
es passt ins Maul! Insgesamt gibt es acht verschiedene
Modelle in je vier Farben, von 4 bis 10 Zentimetern Länge
und Preisen zwischen 6,99 und 16,95 Euro.
www.fishermans-partner.eu

Ungewöhnliche Tierchen:
Die Mimix-Wobbler warten
mit ausgefeiltem Design auf.

01 / 2015 71
Einfach Angeln
Von Wolfgang Kalweit (Text und Fotos)
GEFLOCHTENE:
DIE ALTE REVOLUTION
Ein Blick in die Geschichte
unseres Hobbys zeigt uns,
dass geflochtene Schnüre
keineswegs eine Erfindung
der letzten Jahre sind. Im
Gegenteil! Ebenso wie heute
vollzogen sie bereits einmal
einen Siegeszug durch den
Angelsport, um dann fast 40
Jahre lang in Vergessenheit
zu geraten.
72 01 / 2015
Stellen Sie sich vor, Sie müssten ihren nächsten Karp-
fen mit Pferdehaar oder Flachs-Zwirn überlisten. Vor
150 Jahren war das kein Problem! Vor allem aus den Schweif-
haaren der Hengste stellte man äußerst brauchbare Schnüre
her. Sie waren preisgünstig, dünn und sogar in verschiede-
nen Farben zu haben. Um sie zu verlängern, verknotete man
sie einfach. Wollte man die Tragkraft erhöhen, wurden meh-
rere Haare mit einer Spinnmaschine zusammengedreht. Wie
gut Pferdehaar zum Fischen geeignet war, sieht man an einer
Bemerkung des englischen Angelautors Charles Cotton. Er
schrieb Ende des 17. Jahrhunderts, dass derjenige, welcher
mit Schnüren von zwei Haaren nicht eine Forelle von 50 Zen-
timetern landen könne, nicht den Namen eines Fischers ver-
diene. Der große Nachteil war jedoch die Haltbarkeit, denn
sie wurden rasch von Milben und Insekten zernagt.
Alternativen waren Zwirne aus Hanf und Flachs, wie sie der
Mensch schon seit der Steinzeit kennt. Beim "Zwirnen" wer-
den viele einzelne Fasern zu Garnen verarbeitet und an-
schließend mehrere Garne zum Zwirn verdreht. Damit er-
höht sich die Zugkraft gegenüber den ungedrehten Garnen.
Die besten Zwirne waren solche aus Seide, da diese von Natur
aus eine große Reißfestigkeit besitzt. Allesamt hatten sie je-
doch einen bedeutenden Nachteil. Sie entzwirnten sich
nämlich leicht beim Einholen rotierender Köder.
Um die Jahrhundertwende taucht in der deutschen Fische-
rei-Literatur ein neuartiges Produkt aus den USA und Eng-
land auf. Max von dem Borne hebt besonders die smaragd-
farbene, geflochtene Patent-Seidenschnur hervor. Gustav
Fellner beschreibt diese Geflochtene sogar mit einer „merk-
würdigen Haltbarkeit“, bestehend aus dem „allerbesten Ma-
terial, das es gibt“. Die Vorteile lagen klar auf der Hand.
Durch das Flechten konnten sich die Schnüre nicht mehr
 Der Name ist Programm:
Diese Schnur hieß "Pfeffer & Salz" wegen
ihrer schwarz-weißen Färbung.

01 / 2015 73
Einfach Angeln
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Geflochtene von der monofilen Synthetikschnur abgelöst.
"...Ende der 1930er Jahre hatte
eine bahnbrechende Erfindung
das Zeug, diese Sehnsucht zu
befriedigen. Erstmals wurden
Kunstfasern aus Polyamid
hergestellt."
entzwirnen. Bei guter Qualität, das heißt, wenn sie eng ge-
flochten wurden, waren sie sehr dünn und hatten gleichzei-
tig eine enorme Tragkraft. Es gab nur ein Problem - die neu-
en Wunderleinen waren hierzulande kaum zu bekommen!
Sogar Deutschlands berühmtester Angler aller Zeiten, Dr.
Karl Heintz, beklagte sich noch nach Jahren über diesen
Umstand.
Doch die hiesige Industrie erkannte schließlich den Trend.
Der Gerätehersteller Stork in München brachte umgehend
seine „Ideal-Seidenschnur“ auf den Markt, die sofort einen
guten Ruf erlangte. Den Höhepunkt erreichten die Gefloch-
tenen in Deutschland allerdings erst nach dem Ersten Welt-
krieg. Die traditionsreiche Firma Springer aus dem würt-
tembergischen Isny konnte keinen geringeren als Dr. Heintz
74 01 / 2015
für die Entwicklung neuer, hochmoderner Schnüre gewin-
nen. Er und befreundete Angler prüften monatelang zahl-
reiche Muster auf Herz und Nieren. Die besten Testkandida-
ten wurden dann im Allgäu in verschiedenen Stärken
hergestellt und an das Staatliche Materialprüfungsamt
nach Berlin geschickt.
Das Prüfungszeugnis vom 23. Oktober 1919 bescheinigte
den Lohn der Mühen: Die neuen Schnüre hatten eine enor-
me Zugfestigkeit! So konnte eine Schur in Nähfadenstärke
4,5 Pfund Totgewicht tragen, was für damalige Verhältnisse
enorm war. Nach Empfehlung von Dr. Heintz kamen sieben
dieser neuen Geflochtenen, nach Tragkraft nummeriert, in
den Handel. Als auch die Konkurrenz nachzog, war plötz-
lich das Angebot fast undurchschaubar. Der Angler musste
sich zwischen Namen wie „Imperial“, „Phänomen“, „Zebra“,
„Pfeffer&Salz" oder „Otter"“ entscheiden. Diese Bezeich-
nungen waren zwar klangvoll, doch leider bei der Auswahl
wenig nützlich. Es musste also ausprobiert werden! Aber
warum sollte es da den Anglern besser gegangen sein als
uns heute? Egal wie gut die Schnüre nun waren, ihre Pflege
war enorm. Nach jedem Fischen musste man sie zum Trock-
nen auf einen Schnurtrockner aufwickeln. Tat man das
nicht, begann die teure Seide sofort zu verrotten. Die Angler
sehnten sich also förmlich nach einer pflegeleichten
Schnur!
 Als Vorfächer waren die Geflochtenen
ungeeignet. Hierfür verwendete man
den Darm der Seidenraupe, welcher stark
monofiler Schnur ähnelt. Für Raubfische
war bereits Stahldraht die beste Wahl.

Ende der 1930er Jahre hatte eine bahnbrechende

chende Erfindung
das Zeug, diese Sehnsucht zu befriedigen.. Erstmals wurden
Kunstfasern aus Polyamid hergestellt. Neben dem für Da-
menstrümpfe berühmten Nylon wurde in Deutschland 1938
das „Perlon“ entwickelt. Wegen der Kriegswirren erkannte
man das Potential für eine Angelschnur jedoch erst zehn
Jahre später. Gustav Fellner brachte die enormen Vorzüge
auf den Punkt: „Das Material braucht nicht wie eine andere
Schnur getrocknet zu werden, es hat eine hohe Reißfestig-
keit und Glätte bei geringstem Durchmesser und erlaubt
weite Würfe und feinstes Fischen. Perlon ist billig und er-
freut sich unter den Anglern einer großen Beliebtheit.“
In den Folgejahren wird die Geflochtene praktisch vollstän-
dig von synthetischer, monofiler Angelschnur verdrängt.
Hunderte Marken und Sorten aller Farben und Qualitäten
überfluteten weltweit den Markt und tun dies bis heute. Es
ist daher fast eine Wiederholung der Geschichte, dass die
Geflochtene erneut Ihren Siegeszug antritt. Die Frage ist
nur, wann sie wieder von einer neuen „Wunderschnur“ ab-
gelöst wird...
Angler-City-Guide

Wien Erst auf Wels, dann in die Szenekneipe:

Wien hat mehr zu bieten als nur Opernball
und Kaffeehäuser. Unser Autor hat dort neben
dem privaten auch sein anglerisches Glück
gefunden und stellt die Österreichische
(Angel-)Hauptstadt in unserem City-Guide
genauer vor. Von Kai Mühlhofer (Text und Fotos)

76 01 /2015

Kurz nach 13 Uhr mitten in Wien.
Unsere Gummifische fliegen in Rich-
tung Strömungskante. Nach den ersten
paar Kurbelumdrehungen gibt es plötz-
lich einen Schlag in der Rutenspitze, der
so wuchtig und unerwartet kommt,
dass es mir fast die Angel aus der Hand
reißt. Etwas Großes hat sich meinen Kö-
der mitten in der Hauptströmung ge-
schnappt und es beginnt ein Kräftemes-
sen der besonderen Art. Vom Gefühl her
habe ich ein vorbeifahrendes Auto ge-
hakt, so schwer und unzähmbar fühlt
sich der Fisch am anderen Ende der
Montage an. Nach wenigen Minuten je-
doch die Ernüchterung: Der Fisch ist
weg, ausgeschlitzt.
In Wien kann man als Angler etwas er-
Einfach Erleben
PLUS
WELSANGELN IN
WIEN
Sonnenschein und
T-Shirt, Street-
fishing von seiner
angenehmsten
leben, was sonst nur an wenigen Gewäs- Seite. Jetzt müssen
nur noch die Fische
sern möglich ist: das gezielte Spinnfi-
mitspielen.
schen auf Welse – und das im Herzen
der Stadt, zwischen Szenelokalen und
Gourmetrestaurants. Urbanes „Street-
fishing“ vom Allerfeinsten, egal ob auf
Wels, Zander oder Rapfen.
In Österreichs Hauptstadt mischen sich
in den Straßen die Touristen mit ge-
schäftigen Wienern und unzähligen
Studenten. Ein Hauch von Historie und
Noblesse ist in der Stadt stets präsent.
Die vielen alten Gebäude entlang der
historischen Ringstraße vermitteln das
Gefühl, sich irgendwo in der Geschichte
des 19. Jahrhunderts zu befinden. Was
die Menschen schon damals wussten:
Wien eignet sich als Stadt an der Donau
01 / 2015 77

besonders gut für den Fischfang. Dabei
bilden heutzutage nicht bloß die Donau
und ihre Nebenarme spannende Angel-
reviere, sondern auch besonders der Do-
naukanal, der mitten durch die Stadt
fließt und den ursprünglichen, nicht re-
gulierten Lauf der Donau erahnen lässt.
Beginnend beim Nußdorfer Sporn (1)
im Norden der Stadt, wo der Donauka-
nal von der Donau abgeleitet wird, hat
sich ein wahres Refugium der Donaufi-
sche entwickelt. Zwar sieht der Kanal
nicht gerade einladend genug aus, um
ANGELSCHEINE
VERBAND DER ÖSTERREICHI-
SCHEN ARBEITER-FISCHEREI-
VEREINE (VÖAFV) (2)
Lenaugasse 14, 8. Bezirk (gleich
hinter dem Rathaus) Nur hier gibt es
die Fischergastkarte für Wien plus
Tageskarten!
RÖSSLER
SPORTFISCHERBEDARF
Benedikt-Schellinger-Gasse 27,
15. Bezirk
Tageskartenausgabe
FISHERMAN´S PARTNER
STARFISH ANGELGERÄTE (10)
Simmeringer Hauptstraße 501,
11. Bezirk
Tageskartenausgabe
78 01 / 2015
Ein schöner Wels. Zanderangler sollten hier nicht zu fein fischen.
dort allmorgendliche Bahnen zu
schwimmen, jedoch ist die Wasserqua-
lität gut und der Fischreichtum beacht-
lich. Neben Zander, Barbe, Karpfen
kommen auch Hecht, Forelle, Rapfen
(österr. „Schied“) und typische Donaufi-
sche wie Zingel und Nase vor. Besonders
der Wels weist gute Bestände auf und
bildet somit den wohl spektakulärsten
Zielfisch des Donaukanals.
Wer in Wien angeln möchte, sollte sich
zunächst jedoch gut informieren und
einige Besonderheiten beachten. So
braucht man zum Beispiel erst eine Fi-
schergastkarte für das Bundesland
Wien, um damit schließlich die nötigen
Tageskarten zu erwerben. Beides be-
kommt man beim Verband der Österrei-
chischen Arbeiter-Fischerei-Vereine in
der Lenaugasse 14 (2), gleich bei der
U2-Station Rathaus. Die Fischergast-
karte kostet lediglich fünf Euro und ist
drei Wochen gültig. Tageskarten be-
kommt man für 29 Euro, diese umfas-
sen den gesamten Donaukanal vom
Wehr in Nußdorf bis zur Ostbahnbrü-
cke (3) in Simmering. Die Reviergren-
zen und alle weiteren fischereirechtli-
chen Bestimmungen sind dank des
umfangreichen Infomaterials, das man
mit der Tageskarte zusammen be-
kommt, leicht zu überblicken. Hinzu
kommt, dass man in Wien größtenteils
auf äußerst gesprächsbereite und aus-
kunftsfreudige Angelkollegen trifft,
die eine große Hilfe bei der Suche nach
Hotspots und fängigen Methoden sind.
Dafür ist man an den Hotspots wie der
Urania (U4-Station Schweden-
platz) (4) oder dem Nußdorfer Sporn
(Straßenbahnlinie D, Station Sicken-
berggasse) selten allein.
Allerdings lohnen sich die bekannten
Hotspots natürlich, da diese meist strö-
mungsberuhigte Bereiche aufweisen.
Die Strömung im Donaukanal ist so
stark, dass Kehrströmungen und Strö-
mungskanten die wichtigste Anlauf-
stelle für uns Angler darstellen. An der
Urania kommt noch hinzu, dass dort
der Wienfluss in den Donaukanal mün-
det und einen großen Strömungskessel
bildet. Zudem wenden dort täglich grö-
ßere Ausflugsschiffe, was insgesamt zu
einem tief ausgespülten Loch am Grund
sorgt, in dem sich durch die Strömungs-
verhältnisse viel Nahrung sammelt.
Steil abfallendes Ufer auf der einen Seite
und Steinschüttung mit vorgelagerter
Rinne am Grund am anderen Ufer sorgt
hier noch zusätzlich für einen empfeh-
lenswerten Angelplatz.
Die Urania ist besonders für Raubfisch-
angler ein interessanter Spot. Der aus-
gespülte Gumpen am Grund beherbergt
immer einige Zander und zunehmend
auch Welse, teilweise kapitale. Wer hier
mit leichtem Gerät auf Zander fischt,
 Einfach Erleben

Übersicht Wien

1
7

18

5 4 6
2 3
13 14
17 11 15 16
12

10
19

UNSERE TIPPS
1 NUSSDORFER SPORN 10 ALBERN
2 LENAUGASSE 11 UNI WIEN
3 OSTBAHNBRÜCKE 12 SIEBENSTERNGASSE
4 URANIA 13 OTTAKRING
Anzeige
5 FLEX 14 STEPHANSDOM
6 STRANDBAR HERRMANN 15 KÄRNTNERSTRASSE
7 NUSSDORF 16 STAATSOPER 19 IHR FISCHERMAN'S PARTNER IN WIEN
8 DONAU 17 RINGSTRASSE Simmeringer Hauptstraße 501, 1110 Wien
9 FREUDENAU 18 PRATER Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 9.00 - 18.00 Uhr, Sa.: 8.30-12.30 Uhr

01 /2015 79
Einfach Erleben
sollte je nach Trübung des Wassers grel-
le oder dezente Köder verwenden. Gum-
mifische bis 12 Zentimeter sind optimal
und sollten abends in der Dämmerung
angeboten werden. Als Vorfach emp-
fiehlt sich ein Fluorocarbon, welches
auf keinen Fall dünner als 0,33 mm sein
sollte, besser 0,40 mm. Auch die Rute
sollte keine feine Barschrute sein! An
der Urania muss immer auch mit Wel-
sen zwischen 100 und 200 Zentimetern
gerechnet werden. Besonders im Juli
und August, wenn die Temperaturen
über die 30-Grad-Marke klettern, gehen
immer häufiger Welse an den Haken.
Mit aktionsreichen Gummifischen las-
sen sich die Welse auch tagsüber gezielt
befischen.
Aktive Waller
Eine einmalige Gelegenheit mitten in
der Stadt, denn das Spinnfischen auf
Welse ist sonst eher vom Rhein oder
südländischen Knallerwaller-Camps
bekannt. Im Sommer ist diese Art der
Angelei besonders spektakulär, weil
auch mehrere Welse in kurzer Zeit mög-
"In der starken Strömung ist beim Raubfisch-
angeln am Donaukanal Adrenalin angesagt."
lich sind. Die besten Chancen hat man
an der Urania im tieferen Bereich neben
der Strömungskante des Kanals und
insbesondere auch in Nußdorf direkt in
der reißenden Strömung unterhalb des
Wehres. In der starken Strömung ist
beim Raubfischangeln am Donaukanal
viel Adrenalin angesagt. Ein Biss fühlt
sich hammerhart an. Viele Fische schlit-
zen aus, aber wer es schafft, den Fisch an
den Rand der Hauptströmung zu drillen
und ein bisschen Zeit mit bringt, der
wird mit tollen Fängen belohnt.
Für das Wehr in Nußdorf gibt es zudem
einen wahren Geheimtipp: Ein Köder,
der in Südost-Europa für mächtig Furo-
re sorgt und den Namen Glavinjara
trägt, gilt als echte Bank auf Raubfische
wie Wels, Rapfen und Zander. Der Gla-
vinjara zeichnet sich durch eine stark
vibrierende Aktion aus und ist mit qua-
litativ hochwertigen Drillingen be-
stückt. Im Internet findet sich ein deut-
scher Händler, der diesen Superköder
vertreibt, einfach mal reinschauen. Die-
ser „Kopfschüttler“ (Übersetzung von
„Glavinjara“) fängt sicher auch in ande-
ren Gefilden seine Räuber. Wer am Do-
naukanal erfolgreich sein will, sollte
sich diesen Köder unbedingt in der
40-Gramm-Ausführung zulegen.
Am Wehr wirft man ihn am besten in die
Strömung und lässt ihn abdriften, wäh-
rend man ihn knapp über Grund führt
Wien: Mehr als Falco und Sachertorte.
und immer wieder anhebt, wodurch er
stark zu vibrieren beginnt. Auf diese Art
lassen sich dort Welse und Zander über-
listen, manchmal sogar Rapfen. An an-
deren Hotspots wie der Urania oder vor
dem Flex (Club bei der U4-Station
Schwedenplatz) (5) sind alle gängigen
Gummifische erfolgreich, sowie schlan-
ke Wobbler (Stickbaits), um einen der
zahlreichen Rapfen zu fangen.
Wer es lieber auf Friedfische abgesehen
hat, dem sei ebenfalls die Urania beson-
ders ans Herz gelegt. Im strömungsbe-
ruhigten Bereich vor der Brücke lässt es
sich bequem in einem der Liegestühle
Platz nehmen, die die angrenzende und
äußerst angesagte Strandbar Herr-
mann (6) dort extra für Angler (!) ste-
henlässt. Mit Mais, Käse oder – kein
Scherz – einem Stück Knackwurst kann
man dort tolle Barben und Karpfen an
den Haken bekommen. Besonders ent-
spannt ist diese Art der Angelei dann,
wenn man sich nebenbei einen Caipi-
rinha bestellt, man sitzt ja schließlich in
einer Strandbar. Ebenso gut kann man
beim Angeln vor dem Flex die Club-At-
mosphäre beim abendlichen Jiggen
oder Faulenzen auf Zander genießen.
Direkt vor dem Flex ist ein Bauwerk im
Kanal, das ursprünglich als Schleuse
gedacht war, aber nie in Betrieb genom-
men wurde. Die sogenannte Kaiserbad-
schleuse ist ebenfalls einer der wenigen
Strömungsschatten und ein regelrech-
ter Fischmagnet. Hier sollte man bei je-
dem Angeltrip kurz vorbeischauen.
Tagsüber kann man hier die Rapfen rau-
ben sehen und seine Köder gezielt an-
bieten. Dafür eignen sich vor allem
flachlaufende Wobbler und Oberflä-
chenköder oder auch kleinere Spinner.
Sobald es dunkel wird, können hier gute
Zander lauern. Da in der Kaiserbad-
schleuse nur sehr wenig Strömung
herrscht, reichen leichtere Jigköpfe von
etwa 15 Gramm. Man sollte das Bleige-
wicht immer so schwer wie nötig, aber
so leicht wie möglich halten, um eine
möglichst lange und attackierbare Ab-
sinkphase zu erzeugen.
Ein weiterer Hotspot auf der rund 17
Kilometer langen Revierstrecke des Do-
naukanals findet sich rund 200 Meter
vor dem Wehr in Nußdorf (7). Hier ist
ein kleiner Nebenarm, der zu einer
Schleuse zum Donau-Hauptstrom
führt. Auch hier lassen sich im Strö-
mungskessel Zander, Welse und Rapfen
fangen, im ruhigeren Bereich Barben
und andere Weißfische und leider auch
massenhaft Kesslergrundeln, wenn man
zu kleine Köder am Grund anbietet. Da-
her lieber mit der driftenden Pose und
Maden oder anderen üblichen Fried-
fischködern angeln und auf seltene
Exoten wie Zingel oder Rußnase hoffen,
die im Donaukanal ein Rückzugsgebiet
für ihr Laichgeschäft gefunden haben.
Schlanke Gummis in
hellen Farben sind
besonders fängig
Man erreicht diesen etwas abgelegen
Platz ebenfalls mit der Straßenbahnli-
nie D (Station Sickenberggasse). Von der
Haltestelle geht man zunächst an einer
kleinen Pizzeria vorbei in die Sicken-
berggasse, die direkt zum Kanalufer
führt. Links geht es dann Richtung
Wehr und anschließend über die Brücke
zum Brigittenauer Sporn, einer Land-
zunge zwischen Donaustrom und Do-
naukanal. Nach der Brücke einfach der
Straße folgen und bei der Schleuse links
hinunter zum Radweg. Dort unten ange-
Nicht immer, aber immer öfter. Zander rauben hier überwiegend in der Dämmerung.
kommen, kann man sich ein gemütli-
ches Plätzchen zum Fischen suchen oder
ein größeres Stück bis zur Spundwand
mit der Spinnrute absuchen. Man sollte
den Bereich entlang der Strömungskan-
te intensiv abwerfen, denn dort sind
häufig Zander unterwegs.
Da am Donaukanal ein Nachtangelver-
bot herrscht und eine Stunde nach Son-
nenuntergang Schluss ist, sollte man
die Dämmerung nutzen, um Zander zu
überlisten. Auch hier sind Gummifi-
sche erste Wahl. Die Bleiköpfe sollten
grundsätzlich ein Gewicht zwischen 15
und 30 Gramm haben, je nach Strö-
mungsbereich. Tagsüber, wenn die
Zander eher passiv sind, sollten Köder
mit V-Schwanz oder kleinem Schaufel-
schwanz gewählt werden, in der Däm-
merung dann welche mit mehr Aktion.
Schlanke Gummis in hellen Farben
sind dabei besonders fängig. Aller-
dings ist der Donaukanal ein sehr
händlerfreundliches Gewässer, da
Hänger und Abrisse eher Regel als Aus-
nahme sind. Auf Zusatzdrillinge sollte
man daher lieber verzichten und even-
tuell vorsichtig beißende Räuber sport-
lich sehen: Hakt man einen Fisch nicht
richtig, hat er eben Glück gehabt, der
nächste hängt bestimmt.
Wer während eines Kurzaufenthaltes in
Wien die Spinnrute auspacken will,
dem möchte ich gerne zwei Tipps mit
auf den Weg geben. Besonders erfolg-
versprechend ist es zum einen, wenn
man mit leichtem Gepäck ans Wasser
geht. Ein Rucksack mit ein bis zwei Kö-
derboxen, Kleinkram, eine Rute und Ke-
scher reichen aus, um Fische zu fangen.
Starten sollte man am späten Nachmit-
tag, entweder an der Urania oder am
Wehr in Nußdorf. Wer an der Urania
startet, der sollte einige Zeit am Einlauf
des Wienflusses verbringen und sein
Glück auf Rapfen und Welse versuchen,
später am Abend dann auf Zander.
Wenn dort nichts zu fangen ist, sollte
man einfach zu Fuß stromauf gehen
und nach kurzem Marsch an der Kaiser-
badschleuse weiterangeln.
Startet man in Nußdorf, sollte man es
zunächst direkt am Wehr auf Rapfen
und Welse probieren, am Abend dann
entweder zur Schleuse hinübergehen
und es auf Zander probieren oder am
Wehr bleiben. Auch hier empfiehlt sich
leichtes Gepäck für maximale Mobili-
tät. Mit der U4 lassen sich auch alle Hot-
spots miteinander verbinden. Von der
Station Heiligenstadt (nahe dem Wehr)
zur Station Schwedenplatz (Urania) sind
es nur wenige Minuten und man muss
01 / 2015 81
Einfach Erleben
ESSEN UND
TRINKEN
Für den kleinen Hunger zwischendurch
gibt es die zahlreichen Würstlstände,
an denen es die typisch österreichische
Leberkäsesemmeln und Käsekrainer
gibt. Unbedingt probieren!
STIEGLAMBULANZ (11)
Alser Straße 4
Hier gibt es regionale Spezialitäten
und eines der besten Schnitzel der
Stadt. Große Portionen und niedrige
Preise sorgen zusammen mit gemüt-
lichem Ambiente für Wohlfühlat-
mosphäre. Stiegl ist zudem ein sehr
beliebtes österreichisches Bier, das
frisch gezapft am besten schmeckt.
SIEBENSTERNBRÄU (12)
Siebensterngasse 19
In einem Szeneviertel gelegen, das
lange Zeit als Geheimtipp galt. Hier
geht´s urig zu und man bekommt
neben gutem Essen und ausgefallenen
Bierspezialitäten auch noch was für´s
Auge. Die großen Brautanks hinter
dem Tresen unterstreichen die Wirts-
hauskultur und machen das 7Stern zu
einem echten Hingucker. Auch abends
ein heißer Tipp!
ABENDS
STRANDBAR HERRMANN (6)
Herrmannpark 0
Die wohl einzige Strandbar, in der
man angeln kann. Feiner Sand und
Liegestühle vermitteln Strandfeeling
vor einzigartiger Kulisse: Die Skyline
hinter dem Donaukanal leuchtet bunt
und selbst das Riesenrad im Prater
ist zu sehen. Cocktails und andere
Szenegetränke lassen einen hier gerne
mal versacken.
10ER MARIE (13)
Ottakringer Straße 222-224
Gemütlich mit Weinranken über den
Köpfen österreichische Küche und
Weine genießen. Sehr gute Haus-
mannskost und erlesene Weine
sorgen hier für gemütliche Abende.
Das 10er Marie ist der älteste Heurige
Wiens und zeigt die Stadt von seiner
ursprünglichen Art, fernab allen Sze-
netrubels und Großstadtdaseins.
82 01 / 2015
nicht einmal umsteigen. Man sollte also
mobil sein und notfalls Hotspot-Hop-
ping per U-Bahn betreiben. Eines sei je-
doch dringend empfohlen: Ein Kescher
muss dabei sein! Nicht nur weil es Vor-
schrift ist, sondern auch aufgrund der
zum Teil hohen Spundwände und Beton-
mauern, die das Landen eines Fisches
sonst zur Herausforderung machen.
Erlesene Reviere
Neben dem Donaukanal hat Wien na-
türlich auch weitere Gewässer zu bie-
ten. Die Donau (8) ist hier an erster
Stelle zu erwähnen, allerdings sind nur
für wenige Stellen Tageskarten erhält-
lich. Die Häfen Freudenau (9) und Al-
bern (10) gehören zu diesen erlesenen
Revieren und sind für Hechte, Rapfen,
Zander und teils kapitale Friedfische be-
kannt. Alle weiteren Informationen so-
wie Tageskarten gibt es ebenfalls beim
Verband in der Lenaugasse.
Wer nach anstrengenden Welsdrills
und kilometerlangem „Streetfishing“
langsam hungrig und vor allem durstig
wird, der kann die Rute zusammenpa-
cken und in der Strandbar Herrmann
den Abend mit Cocktails verbringen
oder in der Stieglambulanz im Campus
der Uni Wien (11) lecker essen und
frisch gebrautes Bier genießen. Hier
gibt es einige Klassiker der österreichi-
schen Küche vom Wiener Schnitzel bis
hin zu Fiakergulasch mit Semmelknö-
deln. Die Preise sind super und ein Lob
an die Küche immer gerechtfertigt. Wer
Zwischen Cocktails
und Skyline nicht das
Angeln vergessen.
alternativ etwas ausgefalleneres Bier
probieren möchte, der sollte sich ins
Szeneviertel Spittelberg (hinter der
Volksoper) begeben und das Sieben-
sternbräu in der Siebensterngasse
(12) ansteuern. Hier gibt es deftige ös-
terreichische Kost zu fairen Preisen und
ausgezeichnetes Bier.
Für diejenigen, die lieber Wein statt Bier
trinken und die Wiener Heurigenkultur
entdecken möchten, ist der Heurige
10er Marie nahe der U3-Station Ottak-
ring (13) erste Wahl. Im 10er Marie
trifft man auf gemütliches Ambiente
und leckere Speisen, sowie typische
Weiß- und Rotweine aus Österreich, wie
den Grünen Veltliner. Am nächsten Tag
kann es dann gut ausgeschlafen zu-
nächst zu einigen Sehenswürdigkeiten
gehen, bevor man wieder an Spinnfi-
schen und Großstadt-Welse denkt.
In Wien sollte man sich unbedingt den
Stephansdom (14) anschauen und im
angrenzenden „Graben“ sowie der
Kärntnerstraße (15) die Shops und
Boutiquen durchstöbern. Nicht minder
sehenswert sind die Staatsoper (16),
wo alljährlich der berühmte Wiener
Opernball stattfindet, und die dort ver-
laufende Ringstraße (17) mit einzig-
artiger Architektur. Rathaus, Burgthe-
ater und Hofburg gehören zur
Nachbarschaft der Staatsoper und soll-
ten abgeklappert werden. Etwas gedul-
digere Angler könnten sich anschlie-
ßend noch den Prater (18) ansehen,
wo man dann bereits in unmittelbarer
Nähe zum Donaukanal und der Urania
ist.
Wien sollte also nicht länger nur für Kul-
tur und Kulinarik bekannt sein, sondern
auch für einzigartige Raubfischangelei.
Einfach Erleben

ZIEMLICH
BESTE

Wolfgang

WOLFGANG ÜBER MARKUS: Sich mit Markus zum Angeln zu verabreden ist
gar nicht so leicht! In letzter Zeit hatte er so viel um die Ohren, dass dies eine
echte Herausforderung geworden ist. Doch wenn er es schafft einmal und am
Wasser angekommen ist, hat man eine gute Zeit mit ihm. Ob Spinnfischen mit
der Wathose, im Bellyboot oder ein gemütlicher Ansitz, Markus ist für alles zu
haben und ein echter Allrounder am Wasser. Ist bei mir meist das Motto ange-
sagt, so einfach wie möglich fischen, so ist seine Devise die Materialschlacht.
Letztendlich hat immer der recht, der fängt…

84 01 / 2015
FREUNDE „The most important thing in fishing is the buddy you take with you“,
heißt es in einem englischen Sprichwort. In jeder Ausgabe treffen wir beste
Angelkumpel und lassen sie über den jeweils anderen erzählen.

Markus

MARKUS ÜBER WOLFGANG: Mit Wolfgang konnte ich meinen ersten Fang
überhaupt verzeichnen, so etwas verbindet natürlich. Spaß und Gemütlich-
Fotos: Kamila Burkhard

keit halten sich mit ihm immer die Waage – was einen Angelausflug mit ihm
zum "So soll es sein!"-Erlebnis macht. Weniger fängt mehr – er zeigt es immer
wieder, und dennoch bin ich der "Tackleritis" verfallen und genieße jeden Gum-
mifisch, den ich mir kaufe – selbst wenn es ihm nur ein Grinsen entlockt! Leider
habe ich für größere Ausflüge selten Zeit – wenn wir es aber schaffen, dann ist
es umso
u so besser!
besse

01 / 2015 85
 Posenkunde Teil 1

(FAST)

Im Dschungelg verschiedener Posentypen

yp
kann man schnell den Überblick verlieren.
Unser Autor Alexander Bäuerle versucht, ein
wenig mehr Klarheit zu schaffen und stellt im
ersten Teil unserer Posenkunde drei gängige
Modelle für Fließgewässer vor.

Vor nicht allzu langer Zeit war ich mit meinem Kum-
pel Marco an der Günz, um Barben, Nasen und Döbeln
nachzustellen. Wir angelten an einem Gumpen, ich mit
einer leichten Grundmontage, er mit der Pose. Nach einer
Stunde zog Marco gerade seinen siebten Fisch aus dem Was-
ser, während ich in der Zeit nur einen Biss hatte, den ich
nicht verwerten konnte. Ich konnte es nicht fassen, denn
wir angelten mit demselben Köder auf einer Fläche von ma-
ximal vier Quadratmetern. Schnell holte ich meine Posen-
rute heraus und konnte danach innerhalb von zehn Minu-
ten einen schönen Döbel landen.
In dieser Situation (nicht grundsätzlich!) war die Pose der
Grundangelei klar überlegen. Die Pose bietet viele Möglich-
keiten der Präsentation, die mit der Grundangelei nicht
möglich sind. Gerade in Gewässern, wo viele Naturköder
gebadet werden, kann ein natürlich treibender Köder an der
Posenmontage den Unterschied ausmachen. Zugegebener-
maßen ist die Posenangelei in der Regel etwas komplizier-
Fotos: Alexander Bäuerle

ter. Die Montagen sind sehr detailliert aufgebaut, und es

muss genau gelotet werden. Dennoch ist es lohnenswert,
sich mit der Posenangelei zu beschäftigen. Der Erfolg dieser
Methode gibt einem recht. In diesem Artikel möchte ich
euch meine drei Lieblingsposen für Fließgewässer vorstel-

86 01 /2015

len, mit denen ihr für möglichst viele – wenn auch nicht alle
– Situationen gerüstet seid.
Um erfolgreich mit der Pose zu angeln, gibt es einige wichti-
ge Dinge zu beachten. Generell halte ich es für wichtig, die
Stelle, die man beangeln will, genau auszuloten, damit man
den Köder in der entsprechenden ausgewählten Tiefe anbie-
ten kann. Zum Loten verwendet man am besten ein Lotblei.
Während man bei der Nase oder Barbe den Köder sehr
grundnah anbieten muss, kann bei Döbel oder Rotaugen
das Mittelwasser die fängige Tiefe sein.
Sehr vernachlässigt wird leider auch oft die richtige Be-
bleiung. Wenn diese nicht stimmt wird der Köder womög-
lich unnatürlich präsentiert und schlimmstenfalls wer-
den Bisse nicht genau angezeigt. Deshalb ist es sehr
wichtig, sich an die zur Pose passenden Bebleiungsmuster
zu halten. Die Bebleiung muss außerdem der Tragkraft der
Pose angepasst sein. Meistens ist diese auf der Pose aufge-
druckt. Wenn man nicht gerade einen großen und stark
strömenden Fluss oder Kanal beangelt, kommt man in 90
Prozent der Situationen mit Posengrößen unter fünf
Gramm zurecht.
Fast alle Fließwassersituationen meistere ich mit Vorfach-
längen unter 25 Zentimetern. Die Vorfachstärke wähle ich
Einfach Ausgestattet
Schlank, sportlich,
beleibt. Je nach Strö-
mungsbedingungen
und Einsatzzweck
kommen verschie-
dene Modelle zum
Einsatz. Hier sind es
Stick-, Avon- und
Tropfenpose.
0,02 mm dünner als die Hauptschnur, um bei Hängern
nicht die ganze Montage zu verlieren. Binde ich die Monta-
ge von der Hauptschnur bis zum Haken durch, achte ich
darauf, dass die Distanz von Bissanzeigeschrot bis zum
Haken auch die 25 Zentimeter unterschreitet. Grund ist,
dass durch das kurze Vorfach Bisse schnell an die Posen-
spitze übertragen werden.
Die drei Posen, die ich vorstellen will, werden aktiv gefischt.
Das heißt, dass man Schnur gibt, damit die Pose mit der
Strömung mittreibt. Bei der Stationärrolle öffnet man den
Bügel und kontrolliert den Schnurabgang mit dem Zeigefin-
ger. Die zweite Hand halte ich aber bereit, um bei einem Biss
die Schnur zu blockieren. Erst nach dem Anschlag schließe
ich den Bügel. Mit der Centrepin geht das Ganze einhändig.
Trotz der einfachen Bauweise ist dieser Rollentyp sehr gut
für das „Trotting“ oder Treibangeln geeignet. Durch ihre
Leichtläufigkeit wird die Schnur durch die Strömung auto-
matisch abgezogen. Mit dem Zeigefinger kann man auch
hier den Schnurablauf korrigieren und zudem beim Anhieb
die Spule blockieren.
Traditionellerweise fange ich die Angelsaison mit einer
Rotaugensession an einem kleinen, langsam fließenden
Bach an. Kleine Bäche erwärmen sich schnell und Rotaugen
01 / 2015 87
Einfach Ausgestattet
sind auch bei niedrigeren Temperaturen sehr beißfreudige
Fische. So kann man positiv mit ein paar kurzweiligen Fän-
gen ins neue Jahr starten. Die geeignete Pose für kleine
langsam fließende Gewässer ist der Stick. Der Stick sieht
aus wie ein Essstäbchen. Damit dieser richtig ausbalanciert
ist, wird der leicht dickere obere Teil der Pose aus Balsaholz
und der dünnere Kiel aus Bambus gefertigt. Bei modernen
Posen ist das Balsaholz in der Regel durch Hartschaum und
der Bambus durch schweres Plastik ersetzt. Moderne Sticks
werden in guter Qualität von Middy oder Drennan herge-
stellt. Die Bebleiung ist kettenförmig über die ganze Angel-
tiefe angeordnet. Das schwerste Blei oben, das leichteste
ganz unten. Befestigt wird die Pose mit zwei Silikongum-
mis an der Spitze und am Ende der Pose. Der Silikongummi
am Ende kann auch leicht überstehen. Dies beugt einer Ver-
wicklung der Schnur vor.
Die Strömung des kleinen Flüsschens oder Kanals sollte
nicht zu stark sein und nicht tiefer als zwei Meter. An klei-
nen Gewässern kommen wir sehr gut mit einer kurzen
Matchrute von ca. 3,60 Metern Länge aus. Eine feine Schnur
in der Stärke zwischen 0,14 und 0,16 erfüllt ihren Zweck. Die
Stickpose ist eine Pose für Distanzen im Nahbereich und
fürs Driften bis maximal 20 Metern. Hat man eine geeigne-
te Stelle ausgemacht, gelotet und mit ein paar Kostproben
wie zum Beispiel Maden vorgefüttert, legt man die Pose mit
einem Unterarmwurf aus. Dieser Wurf bietet sich an, um ei-
ner Verwicklung der Bleikette vorzubeugen.
88 01 / 2015
Ein geeigneter Köder für die
Barben sind Biggies, Maden
und Mais. Sehr gerne zie-
he ich zwei Maden auf den
Haken. Eine davon bedeckt
dabei den Hakenschenkel.
Nun lässt man die Pose mit der Strömung mitziehen, um die
fängige Stelle abzusuchen. Dabei sollte man jede Stelle in-
tensiv abfischen und auch verschiedene Tiefen ausprobie-
ren. Sinnvoll ist es auch, die Pose mal zu verzögern. Hinter-
grund ist, dass die Strömung an der Oberfläche größer ist
als am Grund. Durch das Verzögern verhindern wir, dass
die Montage zu schnell treibt. Der Köder steigt dabei oft
auch leicht auf, was Fische ungemein zum Biss reizt. Beim
Abstoppen ist es auch wichtig, keinen Schnurbogen zu ha-
ben. Durch das Furchen würde der Köder unnatürlich wir-
ken. Ebenfalls ist zu beachten, dass der Stick aufgrund der
geringeren Tragkraft nur wenig abgestoppt werden darf.
Meistens bangle ich jedoch in kleinen Flüssen, die schneller
fließen. Hier benötigt man ein Posenmodell, das stabil in
der Strömung steht. Meine erste Wahl hierfür ist die Avon-
pose. Im Gegensatz zum Stick ist die Avonpose mit einem
kompakten Schwimmkörper aus-
gestattet. Dieser hat genug Auf-
trieb, damit die Pose in den Turbu-
lenzen nicht unter Wasser gezogen
wird. Bei der Avon verwendet man
üblicherweise eine Punktbeblei-
ung. Gerne verwende ich die
Chrystal-Modelle von Drennan.
Ein großer Vorteil ist, dass diese
durch ihre Transparenz sehr un-
auffällig sind und auch bei Son-
nenschein keinen verräterischen
Schatten werfen.
Der starke Auftrieb erlaubt es, die-
sen Posentyp stark zu verzögern,
ohne dass er untertaucht. Wer ger-
ne klassische schöne handgebaute
Modelle aus Holz fischen möchte,
wird bei Mark Diezel oder Chris Ly-
the fündig. Wie der Stick wird die
Avonpose auch mit Silikonringen
Foto: Alexander Bäuerle
Der Döbel ist einer der klassischen
Zielfische für die Matchrute.
oben und unten befestigt. Je nach Gewässergröße wähle ich
eine Rute in der Länmge zwischen 3,60 und 4,50 Meter.
Mein Hauptzielfisch ist meistens der Döbel, weswegen ich
Silikongummi
eine Schnurstärke von 0,16 bevorzuge. Döbel ziehen in der
ersten Flucht gerne in ein Hindernis oder in einen Unter-
stand. Um dieser Flucht etwas entgegenzusetzen, binde ich
die Hauptschnur bis zum Haken durch. So haben wir bis auf
den Hakenknoten keinen Schwachpunkt in der Schnur.

Die Avonpose kann man sehr gut für das „Long Range Trot- Silikongummi
ting“ verwenden. Dabei kann man durchaus Strecken von
30 bis 40 Metern absuchen. Idealerweise hat man in diese
Drift schon etwas „Mashed Bread“ (Weißbrotpampe) einge-
bracht, um Döbel und Co. auf den Hakenköder einzustim-
men. So kann man aus sicherer Deckung heraus scheue und
kapitale Fische überlisten.Die letzte Pose, die ich vorstellen
möchte, ist die Bolopose. Diese ist im Gegensatz zu Stick
und Avon nicht englischen Ursprungs. Diese Pose ist eine
italienische Entwicklung. In England herrschen eher ge-
kleines
mächlich fließende Niederungsflüsse vor. Im schnell flie-
Markierungsschrotr
ßenden und rauen Wasser wie im Alpenraum stoßen selbst
zur Stabilisierung
ng
Avonposen an ihre Grenzen. Daher habe ich diese Pose in
meinen bayerischen Gewässern am häufigsten im Einsatz.
Selbst am Wehr oder bei starken Kehrströmungen kann die- Punktbebleiung
se Pose ohne Probleme eingesetzt werden. Bleischrote gleicher
Größe
Bleikette über die
Die Bolopose wie wir sie heute kennen, wurde maßgeblich
ganze Angeltiefe
von Bruno Mariani entwickelt. Gute Modelle gibt es inzwi- gleichmäßig verteilen
schen bei den Herstellern Colmic oder Tubertini. Eine mo- Beginnend
derne Bolopose hat einen tropfenförmigen Schwimmkör- mit Torpille,
per aus Rohacell und einen Metall- oder Carbon-Kiel. Der gefolgt von
Werkstoffff Rohacell hat den Vorteil, dass man aufgrund der mittleres Bleischroten
50 cm
geringen Dichte einen kleinen Schwimmkörper mit einer Balanceschrot abnehmen-
verhältnismäßig hohen Tragkraft bauen kann. Manche Po- der Größen
sen haben einen Schwimmkörper, den man umdrehen
kann. Bei stärkerer Strömung ist das dicke Ende oben, bei
schwächerer ist das spitze Ende oben. kleines Microwirbel
An Voralpenflüssen wie Isar oder Lech setze ich diese Po- Bissanzeigerschrot
22 cm
sen gerne zum Barbenfischen ein. Ideal für diesen Zweck Pitzenbauer Ringel
ist eine Bolorute mit sechs bis sieben Metern Länge. Als Microsnap
Hauptschnur verwende ich aufgrund der stark kämp-
fenden Barben eine 18er Monofile. Bei der von Bruno und
Marco Mariani entwickelten sogenannten Coronatech-
nik ist eine lange Bebleiungskette entscheidend. Eine
wichtige Regel ist, dass die Hauptbebleiung näher am bei der Avonpose kann die Bolopose übrigens auch stark
Haken platziert wird als an der Pose. So lassen sich viele verzögert werden. Mit diesen drei Posen ist man für einige
Perücken vermeiden. Situationen im Fließgewässer gerüstet. Werden diese Po-
sen optimal ausgebleit, die Stelle ordentlich gelotet und
Ein geeigneter Köder für die Barben sind Biggies, Ma- die Pose richtig geführt, erhöht man die Chancen auf
den und Mais. Sehr gerne ziehe ich zwei Maden auf einen Fang deutlich. Gerade beim Fang von kapita-
den Haken. Eine davon bedeckt dabei den Haken- len Barben, Döbeln oder Nasen ist diese Präzision
schenkel. Die andere wird am Kopf aufgehakt. von absoluter Bedeutung.
Nachteil dabei ist, dass Maden beim Einholen der
Montage oft für das Verdrallen der Schnur sorgen. In der nächsten Ausgabe von AM HAKEN stellen
Dem entgegne ich, indem ich die Hauptschnur und wir im zweiten Teil unserer Posenkunde verschie-
das Vorfach mit einem Miniwirbel verbinde. Wie dene Typen für das Stillwasser vor.

Teil 2 im nächsten Heft! 01 /2015 89

DER
WINTERSCHLÄFER
Beißfreudige Döbel, gierige
Meerforellen, kapitale
Hechte? Können unseren
Autor derzeit nicht ans
Wasser locken. Im Winter
bevorzugt er die heimische
Couch und sagt: Dort kann
man auch ganz wunderbar
angeln! Von Alexander Kintner
90 01 / 2015
Ja, ich gebe es zu, AM HAKEN ist auch schuld! Schließ-
lich haben wir mit unserem „Döbelangeln im Winter“-Arti-
kel in der vergangenen Ausgabe auch dafür gesorgt, dass
immer mehr Angler auch im Winter ans Wasser pilgern.
Getreu dem Motto: Je kälter das Wetter, desto beißfreudiger
die Döbel. Und dann noch diese wunderschönen „Angler
mit dickem Fisch im Schnee“-Bilder! Wer kann da noch ru-
higen Gewissens auf der Couch liegenbleiben, wenn solche
Fänge locken?
Ich kann’s! Und ich habe überhaupt kein Problem damit, auf
der Couch zu liegen statt am Wasser zu hocken. Auch wenn
alle davon schwärmen, dass es nichts Schöneres gibt, als
jetzt an der Ostsee im Wasser zu stehen, den Meerforellen
nachzustellen und nach hundert oder zweihundert Würfen
so langsam dieses Glücksgefühl zu verspüren, das sich dann
angeblich einstellt. Oder nehmen wir die kapitalen Hechte,
auf die jetzt so tolle Chancen bestehen. Köderfisch raus,
Hecht rein, so einfach soll das sein.
Aber das juckt mich nicht. Meine aktive Angelsaison ist vor-
bei. Und nicht erst seit gestern. Ich muss schon immer drei-
mal hin und her überlegen, wenn mich ein Kumpel Anfang
November fragt, ob wir nicht eine Runde Spinnfischen wol-
len vom Boot aus. Und ich denke dann: Geil, gestern gab’s
einen Temperatursturz auf zwei Grad, morgens um acht
wird’s noch ein wenig kühler sein, wenn man denn pünkt-
lich ist, weil man ja erst das Auto freikratzen muss…
Und dann acht Stunden auf dem Boot hocken bei eisigem
Novemberwind? So viele Kleidungsschichten kann es gar
nicht geben, so viele Taschenöfen kann man gar nicht mit-
schleppen, dass man da halbwegs warm bleibt. Und ich kann
mich nicht erinnern, dass wir an solchen Tagen nur halb-
wegs mal was gefangen haben. Wenn es eine Rangliste der
Tage geben würde, an denen ich in meinem Leben am meis-
ten gefroren habe, dann ist die Top 10 komplett mit Ange-
lausflügen im Winter belegt. Und das Verhältnis Angeltage
zu gefangenen Fischen ist verheerend.
Es ist ja nicht so, dass sich daran grundlegend etwas ändert,
wenn es im Dezember oder Januar mal ein paar Tage mit
milderem Wetter gibt. Im Februar wird’s ja dann meistens
noch mal richtig knackig kalt. Dann pilgern Heerscharen
von Anglern an die Bodden, um dort kurz vor der Schonzeit
nochmal den Hechten nachzustellen. Grüne Hechte, blaues
Illustration: shutterstock / Am Haken Einfach Erleben

Eine gemütliche Couch, eine warme Decke und ein fantasievolles

Unterbewusstsein - mehr braucht man nicht, um erfolgreich von
der Couch aus zu angeln. Schneidertage gibt's dort nicht!

01 / 2015 91
Einfach Erleben
GREAT CATCH
„Dösen“, was für ein wunder-
bares Wort! Und was für ein
wunderbarer Zustand, diese
Art Halbschlaf, in dem wir
schon ein wenig wegdäm-
mern, aber das Bewusstsein
noch ganz bei der Sache ist...
Wasser, blaue Lippen. Angler, denen man beim Fangfoto
ansieht, dass ihre Körperkerntemperatur weit unter dem er-
träglichen Maß liegt und die Gliedmaßen schon seit einigen
Stunden kaum noch zu spüren sind.
Ich drehe mich derweil noch einmal auf der Couch um und
mache noch mal die Augen zu. Wie so oft zwischen Novem-
ber und März. Von mir aus auch manchmal noch im April,
man weiß ja nie, wie lange der Winter dauert. Denn es ist
natürlich nur ein Märchen, dass sämtliche Fische Heißhun-
ger-Attacken kriegen, sobald das Thermometer über zehn
Grad Celsius klettert. Ich habe es letztes Jahr mal gewagt, an
einem solchen Tag im März auf Friedfische anzusitzen. Vier
Stunden, nicht ein Zupfer. Stattdessen schon nach einer hal-
ben Stunde schwer Sehnsucht nach der Couch. Denn was
hindert uns Angler daran, jetzt einfach mal zu sagen: Okay,
zwei (oder drei oder vier) Monate Pause für mich und die Fi-
sche, und dann geht’s mit neuem Schwung weiter? Wer will,
kann in dieser Zeit gerne sein Gerät pflegen, Köderkisten
aufräumen oder Angelvideos schauen, aber selbst das ist
mir zu anstrengend. Mein Angelzeug kommt irgendwann
im Spätherbst in den Keller und wird irgendwann im Früh-
jahr wieder hervorgeholt.
92 01 / 2015
Angeln auf der Couch ist die beste Vorbei-
tung auf die neue Saison – Träumen vom
großen Fang inklusive.
Dazwischen angle ich auf der Couch, und es gibt kaum et-
was Schöneres! Nein, natürlich nicht mir realer Rute, Rolle
und Haken, die sich nachher im Teppich verfangen, sondern
ganz einfach in Gedanken und Träumen. Deshalb ist es
wichtig, sich auf die Couch zu legen und nicht ins Bett, da
schläft man nachher richtig ein, kann seine Gedanken
nicht mehr kontrollieren und träumt nachher von der Steu-
ererklärung, der letzten Niederlage des Lieblings-Fußball-
clubs oder anderen schlimmen Sachen.
Auf der Couch kann man stattdessen wunderbar dösen.
„Dösen“, was für ein wunderbares Wort! Und was für ein
wunderbarer Zustand, diese Art Halbschlaf, in dem wir
schon ein wenig wegdämmern, aber das Bewusstsein noch
ganz bei der Sache ist, und wir uns dank der Wärme und der
Decke, in die wir uns eingekuschelt haben, die schönsten
Gedanken machen können und all diese durch den Zustand
des Dösens noch schöner sind als im hellwachen Zustand.
Ich gehe dann in Gedanken immer angeln. Das Schöne da-
ran: Ich kann angeln, wo immer ich will, selbst an Plätzen,
die es nur in meiner Vorstellung gibt. Mein Lieblingsplatz
ist an diesem kleinen, verwunschenen Waldsee mitten im
Nirgendwo, den nur ich kenne. Die Seerosen lassen nur we-
nige Lücken, und um ans Wasser zu kommen, muss man
sich durch mannshohes Gras kämpfen, aber dann emp-
fängt einen der schönste Anblick, den man sich als Angler
vorstellen kann: Der Dampf steigt an diesem Sommermor-
gen vom Wasser auf, in der gegenüber liegenden Ecke liegt
ein Graureiher auf der Lauer, überall steigen Fische nach
Insekten, ein halb verrottetes und mit Moos und Gräsern
Illustration: shutterstock / Am Haken
bewachsenes Ruderboot liegt ein paar Meter neben mir un-
ter einem Baum.
Ein paar Maiskörner fliegen genau an die Seerosenkante,
die leichte Montage mit der Stachelschweinpose hinterher,
und dann lauere und kauere ich am Ufer und bin ganz über-
wältigt von der Natur um mich herum. Ich versuche, die
verschiedenen Vogelstimmen auseinanderzuhalten, als
die Pose ein paar Mal zuckt und dann abtaucht. Biss! Ich
drille den Fisch heran und kann eine Karausche landen,
nicht allzu groß, aber so unfassbar schön in ihrem bronze-
nen Schuppenkleid. Und ich lächle und drehe mich noch
einmal um auf der Couch, bevor ich wieder auswerfe.
In der Realität hätte ich vielleicht auch Fische gefangen,
aber wohl eher einen K2-Karpfen oder eine am Tag zuvor
eingesetzte Regenbogenforelle. Zudem hätte ich dank eines
Arbeitsdienstes des Vereins völlig freien Zugang ans Was-
ser gehabt, weil alles abgeholzt und weggemäht worden
wäre, hätte mich auf den Steg gesetzt und dem Angelkolle-
gen auf dem nächsten Steg freundlich zugenickt. Dann döse
ich lieber noch ein wenig weiter…
Das Spannende beim Angeln auf der Couch ist, dass man ge-
nau wie beim normalen Angeln nie weiß, was einen wirk-
lich erwartet. Das hört sich jetzt seltsam an, ist aber so:
Beim Dösen kann man ähnlich wie beim Angeln nur die
Grundzüge bestimmen, alles andere entwickelt sich dann
von selbst. Komischerweise habe ich etwa beim Couchan-
geln noch nie einen wirklich kapitalen Fisch gefangen.
Vielleicht, weil ich zu viel AM HAKEN lese und mich große
Fische nicht interessieren? Oder stelle ich mir immer nur
Plätze an Gewässern vor, die keine Kapitalen beherbergen?
Ich werde es wahrscheinlich nie herausfinden.
Zudem ist mir aufgefallen, dass einige negative Sachen
beim Couchangeln automatisch ausgeblendet werden. Ich
habe zum Beispiel noch nie eine Grundel gefangen. Oder
meinen Lieblingswobbler im Baum verloren. Auch sind die
Unmengen an Gerät, die ich immer mit zum Friedfischan-
geln schleppe, plötzlich so wunderbar leicht. Ich kriege vom
Rudern auf den großen holsteinischen Seen keine Schwie-
len mehr an den Händen. Und das Beste: Ich kann sogar im
Winter angeln gehen und friere kein Stück!
Letztens war es draußen knackig kalt und auch in meiner
Vorstellung. Also auf zu einem kleinen Fluss in der Nähe (in
Gedanken), ein kleines Madenbündel an der leichten
Grundrute, mal sehen, was so geht. Ich sah, wie der Atem-
nebel aus meinem Mund strömte, konnte fast fühlen, wie
meine Finger klamm wurden, deshalb kroch ich noch ein
wenig weiter unter die Decke. Düpp, düpp, zwei kleine
Zupfer an der Rute, Anhieb, Drill, ein Döbel! Und ich sehe es
noch, dieses wunderbare Fangfoto „Angler mit dickem
Fisch im Schnee“, lächle ein wenig und dämmere dann end-
gültig hinweg. Es hat schon was, das Angeln im Winter.
Einfach Erleben

LEIDEN
2.0
Jeder Angler machtt eine e wieder vorangebracht und auch beim Angeln einen Grad an
Entwicklung du urc
ch, und d
mitt dem Können ste eiggenn
auch die Ansprrüche e . D o ch
Es soll Menschen geben, die das Angeln als Hobby be-
zeichnen. Für mich ist es eher eine Leidenschaft, denn wäh-
rend ein Hobby eine eher zeitlich begrenzte Aktivität be-
schreibt, vereinnahmt mich das Angeln auch in Zeiten der
Abstinenz und beschäftigt mich quasi parallel zum Alltags-
leben. Das ist es doch, was die Leidenschaft definiert: Selbst
wenn Zeit und Vernunft dagegen sprechen, lässt sie einen
nicht los, die Gedanken kreisen ständig um die Zukunft und
das Erreichte scheint immer nur der Anfang zu sein.
Diese Fähigkeit, nicht einfach einen gewissen Standard hin-
zunehmen, sondern immer wieder über Verbesserungen
und Lösungen nachzudenken, hat den Menschen immer
Professionalität geschaffen, der von Gelegenheitsfischern
gerne genutzt wird.
Suche nach Verbesserungen soll dabei nicht bedeuten, mit
etwas Erreichtem unzufrieden zu sein und nur noch in Fang-

man nchmal ist ein

nfac
ch de er zahlen und Kilos zu denken, vielmehr dreht es sich bei die-
sem Drang zur Optimierung darum, das Erlebte noch inten-
Wegg zurück auff "Sta
artt" siver zu genießen. Es ist schon etwas Erfüllendes, am Wasser

notwendiig, um sicch niichht
zu verrennen.
Von Jens Manns (Text und Fotos)
zu sitzen und wenigstens eine vage Vorstellung davon zu
haben, was unter der Oberfläche vor sich geht, welche Ver-
haltensmuster der Fische und der Umgebung durch ver-
schiedenste Faktoren gesteuert oder zumindest angeregt
werden. Wer die Zeit am Wasser dazu nutzt, sich über Ge-
wässer und Bewohner Gedanken zu machen, wird zwar nie
einen ultimativen Schlüssel für die Abläufe der Natur fin-
den, er wird aber vieles besser verstehen und ein Gefühl für
den Lebensraum der Fische entwickeln.
„Denken wie ein Fisch“ wird oft in Anglerkreisen propagiert,
aber selten umgesetzt, dabei lässt eine intensive Beobach-
tung der Natur den Erholungsfaktor ungeahnt steigen. Wer
wie ich als Kind mit dem Angeln begann, kann sich wahr-
scheinlich noch an das Gefühl erinnern, als jeder kleine
Bach und Tümpel schier unendliche Geheimnisse zu beher-
bergen schien. Riesengroß war dann die Freude, wenn eine
neue Technik spontan Erfolg brachte, der ersehnte Fisch ge-
fangen oder wenigstens gesichtet wurde. Durch diese Bestä-
tigung gewachsen, wurden die Kreise dann weiter gezogen,
der nächste Trip ging in die Nachbargemeinde, ans Meer
oder gar ins Ausland, und die Spannung, aber auch die Er-
wartungshaltung, stiegen immer weiter.
Doch keine Passion wächst ohne Schmerz, oftmals kommt

94 01 / 2015
SCHAFT

Spinnfischen, Ansitzangeln,
Fliegenfischen ? Hauptsache Spaß!
 irgendwann ein Punkt der Ernüchterung. Gesättigt durch
manchmal zu schnelle Erfolge oder das Gefühl, nicht mehr
viel Neues entdecken zu können, naht der Punkt, den viele
Menschen vermutlich als Erwachsenwerden bezeichnen
würden. Die kindliche Begeisterung und die erfrischende
Naivität verblassen zusehends, und die Angelei degradiert
zu dem, was der Comiczeichner der Tageszeitung in ihr
sieht, einen mürrischen, griesgrämigen Mann in Grün un-
ter einem Schirm.

Die kindllic
che Begeiistterung
verblasstte zuse
ehends

Ich hoffte, dieses Phänomen dadurch zu verdrängen, indem

ich immer wieder andere Angeltechniken ausprobierte und
versuchte, mich zu spezialisieren. Ich glaubte, das Gefühl
zu brauchen, in wenigstens einer Disziplin perfekt zu wer-
den und Erfolg planbar machen zu können.
Leider war dieser Weg wohl der falsche, denn das Wesentli-
che kam bei allem Ehrgeiz zu kurz. Das bewusste Erleben
und Genießen der Natur hatte sich unbemerkt aus meiner
Angelei verabschiedet und war zu einer schwachen Rander-
scheinung geworden. Ich hatte mich verrannt, und lange
Überlegungen und stundenlanges Betrachten alter Fotos
zeigten mir, dass der Weg nach vorn auch ein Schritt zurück
sein kann.
Die Freude, die
Mehr und mehr versuchte ich nicht mehr hauptsächlich
Fische und die
Natur. Wirklich über Geräte, Köder und Montagen nachzugrübeln und das
schön ist doch die Internet nach immer neuem, perfekten Tackle zu scannen.
Kombination aus Stattdessen las ich die Bücher meiner alten Helden wie Jens
allen dreien. Bursell und Vincent Kluwe-Yorck nach langer Zeit noch ein-
mal und fühlte, wie sich ein altbekanntes Kribbeln zurück-
meldete.
Der erste Weg führte zurück zum Posenfischen, jahrelang
hatte ich zuvor nur die Spinnrute geschwungen und so im-
mer nur kurze Zeitspannen an einem Gewässerabschnitt
verbracht. Die ersten Ansitze lösten in mir einen Aha-Effekt
aus, ich begann Vorgänge am und im Wasser zu beobachten,
die mir vorher lange Zeit nicht mehr aufgefallen waren. Ich
verstand immer mehr, dass Angeln zu neunzig Prozent aus
Beobachtung und nur zu zehn Prozent aus Gerät und Köder
bestand. Die Fähigkeit, ein Gewässer zu lesen, ist die teuers-
te Anschaffung beim Angeln, kostet sie doch eine Menge
Zeit und Beherrschung. Oftmals ist die Rute unterm Arm
dabei nur hinderlich, obwohl die Versuchung groß ist, aus-
gemachte Fische auch anzuwerfen.
Mittlerweile verbringe ich einen Großteil meiner eigentli-
chen „Angelzeit“ damit, Steine umzudrehen, Vögel zu be-
obachten und Windrichtungen und Strömungen zu deuten.
Der teuerste Köder und die schickste Rute sind absolut wir-
kungslos, wenn die Fische sich in einem anderen Teil des
Gewässers befinden oder die oftmals kurze Beißzeit vor
dem Regal mit mundgeblasenen Elfenbein-Wobblern ver-

96 01 / 2015

trödelt wird. Es gibt in dem gleichsam kitschigen wie wun-
derbaren Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ die
Schlüsselszene, in der Paul ein Insekt aus seinem Nacken
fischt und daraufhin eine entsprechende Nachbildung an-
knotet; der Erfolg gibt ihm recht.
Die Rückbesinnung auf das Wesentliche verbinde ich zur
Zeit recht intensiv mit dem Karpfenangeln, da sich bei den
oftmals langen Phasen zwischen den Bissen mehrtägige
Sessions geradezu anbieten und bei diesem Fisch unauffäl-
liges Verhalten und das Finden von Fressrouten und Stand-
plätzen besonders wichtig ist.
Das Bild eines häufig überdimensional aufgebauten Camps
mag beim unbedarften Betrachter nur allzu leicht das Bild
von faulen Trainingshosenträgern heraufbeschwören, de-
ren Hauptmotivation die Flucht vor der Angetrauten zu sein
scheint. Vielfach trifft dies auch zu. Aber wer einmal erlebt
hat, wie man nachts vom Geräusch rollender Fische wach
Drei Tage nichts gefangen? Egal, am Wasser ist keine Minute vergeudet.
Einfach Erleben
wird, während Krebse im Uferbereich umherkriechen und
im Schein der Taschenlampe Libellenlarven Jagd auf Brut-
fischchen machen, wird süchtig werden nach der Erfah-
rung, möglichst viel Zeit am Wasser zu verbringen.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich zehn Stunden am
Wasser ohne jeden Fischkontakt als derben Misserfolg be-
wertet, heute habe ich das Gefühl, dadurch wenigstens zu
wissen, wann oder wie es nicht geht, und für diese Erfah-
rung auch noch mit frischer Luft und der Beobachtung ei-
ner einzigartigen Natur belohnt worden zu sein.
Eine weitere Folge dieser Rückbesinnung aufs Wesentliche
ist aber auch fast wieder ein Nachteil. Zurzeit weiß ich kaum,
welches Gewässer als nächstes in den Fokus rückt. Mir fallen
einfach noch zu viele Teiche, Tümpel und Bäche ein, die von
Anglern verschmäht werden und nur darauf warten, aus ih-
rem märchenhaften Schlaf geweckt zu werden. Eines weiß
ich jedoch: Ich werde mir Zeit lassen am Wasser.
Einfach Immer
JENS MANNS
MITARBEITEN!
Angeln ist in Deutschland ein Millionengeschäft. Es
profitieren davon nicht nur Gerätehersteller, Zwischenhänd-
ler und Fachgeschäfte, sondern auch Tourismusverbände,
Werbeagenturen und Printmedien wie unseres. Der größte
Teil des Umsatzes dürfte dabei auf den Bereich der Gerätein-
dustrie fallen, und da heute ja größtenteils in Fernost bestellt
und dann entsprechend gelabelt wird, ist die Gewinnspanne
enorm. Nun kann man zu der Entwicklung von Massenpro-
dukten stehen, wie man will, für die gewaltigen Margen in un-
serem Hobby sind vor allem die Angler als Endabnehmer
wichtig. Noch weiter gedacht sind es die Fischbestände, die
Angler bei Laune und Firmen am Laufen halten. Ein nach-
wachsender Rohstoff quasi. Rein von der Logik her sollte man
also meinen, dass das zarte Pflänzlein Angelsport von den
Profiteuren auch brav gegossen wird.
Bedarf an Unterstützung wäre schließlich genug da. Renatu-
rierung und Wiederherstellung von Gewässerdurchgängig-
keit verschlingen Unsummen - Geld, das an anderen Stellen
ebenfalls sinnvoll einzusetzen wäre. Oft laufen viele Aktio-
nen, die der Natur zugute kommen, komplett über abertau-
sende Arbeitsstunden der organisierten Angler, etwa Fische-
reiaufsicht, Müllsammelaktionen oder Anlegung von
Biotopen für Amphibien. Im Gegenzug dafür bemühen sich
die Landesregierungen oftmals, es den Anglern besonders
schwer zu machen, ihr Hobby auszuüben. Entlang der Ostsee-
Küste stellen Angler einen großen Teil der Nebensaison-
Kundschaft, gedankt wird es mit einer neu geschaffenen Fi-
schereiabgabe in Schleswig-Holstein und geplanten
Schleppangelverboten in Mecklenburg-Vorpommern.
98 01 / 2015
Illustration: Mathias Suess
Mittlerweile gibt es gerade in NRW viele
Angler, die sich aufgrund von Regulie-
rungswut und fehlender Unterstüt-
zung durch Fischereigenossenschaft
und Dachverband komplett vom An-
geln in Deutschland verabschiedet ha-
ben. Friedfisch- und Bootsangler fahren
lieber gleich in die Niederlande, wo Setz-
kescher, Echolot und Elektromotor nicht
als Teufelswerk behandelt werden. An
heimischen Gewässern hingegen ist die
erste Frage von Passanten oft: „Dürfen sie
das überhaupt?“ Warum denn eigentlich
nicht? Radfahrer, Surfer und Spaziergän-
ger dürfen ja schließlich auch die Umwelt
nutzen. Der Angler hingegen steht unter Ge-
neralverdacht.
Bei alledem frage ich mich, wo die Lobbyarbeit der
größten Nutznießer des Angelsports bleibt. Warum
kann eine Firma, die Millionen mit dem Import von Fernost-
rollen verdient, nicht mal eine Fischtreppe bezahlen? Oder
Stellung zu unsinnigen Gesetzesauslegungen nehmen und
mit ihrem wirtschaftlichen Gewicht wenigstens auch am Fir-
menstandort dafür sorgen, dass der Kunde nicht nur kaufen,
sondern auch erleben darf ? In den USA ist eine solche positive
Lobbyarbeit selbstverständlich. Bei Trout Unlimited etwa, ei-
ner Organisation, die aktiv für den Erhalt und die Wiederher-
stellung von Fließgewässern in Nordamerika kämpft, sind alle
Firmen, die Rang und Namen haben, als Sponsoren gelistet.
Und bei den finanziellen Aufwänden, die für die ehrgeizigen
Ziele von TU notwendig sind, ist es nicht mit ein paar Aufkle-
bern und einem Bratwurststand am verkaufsoffenen Sonntag
getan. Es wird als völlig logisch betrachtet, dass die Gerätein-
dustrie dort dafür Sorge trägt, dass ihre Kundschaft möglichst
ideale Bedingungen zum Fischen vorfindet, Insolvenz anmel-
den muss trotzdem keiner der Hersteller. So etwas setzt sich in
den Köpfen fest, liebe Firmen, Stichwort corporate identity.
Ich bin mir sicher, die Angler an der Bleiloch-Talsperre wür-
den mit Freude zehn Euro mehr auf die Ladentheke legen,
wenn sich ein Hersteller für die Abschaffung der sinnlosen
Ankerpflicht einsetzen würde. Oder die diversen Nachtangel-
verbote in Bayern. Oder das Bootsangelverbot auf dem Rhein
in NRW. Beispiele für sinnfreie Ein-
schränkungen gibt es in Deutsch-
land an jeder Ecke.
Die Unternehmen sind am Zug. Ver-
nachlässigt nicht die Hand, die
euch füttert!
Jens Manns angelt und
macht sich Gedanken darüber
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Einfach Erleben

TE I L 2 Angeleinsteiger.
WIE WIR
ANGLER

Panorama statt
Paranoia. Nicht im-
mer nur Gedanken
machen. Zwischen-
durch auch mal
runterfahren und
sich an der Natur
und ihren Schau-
spielen erfreuen.

100 01 / 2015
Den manchmal steinigen Weg kennen wir nur zu gut.
Text und Fotos von Marcel Martin

WURDEN Jetzt hatten Stefan, Dennis und ich endlich unseren An-
gelschein in der Tasche und konnten uns endlich auf das
Angeln konzentrieren! Doch wie komme ich an Material und
vor allem, was brauche ich genau? Was ist mein Zielfisch und
welche Technik wende ich am besten an, um ihn an den Haken
zu bekommen? All das sind Fragen, die einem als Neu-Angler
durch den Kopf gehen und auf die man nicht so einfach plausib-
le Antworten bekommt.

Aber zunächst möchte ich euch erzählen, wie ihr es auf jeden Fall
nicht machen solltet. Nämlich so wie ich! Nachdem ich den An-
gelschein in der Hand hatte, überfiel mich das Angelfieber erst
recht: Ich studierte sämtliche Fachzeitschriften, Angelblogs und
Kataloge von allen Herstellern. Gleich zu Beginn meiner Karriere
als Angler nahm ich viel – zu viel – Geld in die Hand und deckte
mich mit Equipment ein. Ich kaufte mir mehrere Ruten, Rollen
und Schnüre. Dann ging es an die Köder. Ein paar Packungen von
den Gummis, ein paar Wobbler von der einen Marke und noch
eine Hand voll von der anderen Marke. Ach ja, Jig-Köpfe brauche
ich ja auch noch in 30 verschiedenen Gewichten, man weiß ja
nie...So ging es einige Monate.

Doch irgendwann stand ich vor meinem Angelzeug und fragte

mich, was ich eigentlich mit dem ganzen Kram will. Ich hatte an
die 100 Gummifische, welche noch nie Wasser gesehen hatten.
Dasselbe galt für die Wobbler und all die anderen Köder, die in
meinen Regalen ihren Platz gefunden hatten. Das Problem war,
dass ich nie hinterfragt hatte, was ich mit den Angeln, Rollen,
Schnüren und Ködern eigentlich erreichen wollte. Klar ist es
schön, ein riesiges Sortiment an Angelsachen zu Hause zu ha-
ben. Doch man tut sich selbst keinen Gefallen damit. Denn das
Schlimme war, dass mein Angelzeug zwar immer mehr wurde,
doch der Fangerfolg ausblieb.

Das lag ganz einfach daran, dass ich im Winter mit Top-Water-
Ködern geangelt habe, im Sommer mit langsam geführtem Ca-
roliner-Rig den Grund beangelte und Wurf-Wobbler zum Schlep-
pen benutzt habe. Das kann nicht funktionieren, und wenn
doch mal was beißt, dann aus Zufall. Nichts überstürzen ist also
das oberste Gebot. Wer keinen erfahrenen Angelkumpel hat,

01 / 2015 101
Ein paar Monate haben gereicht, und die Jungs haben schon Fische gefangen, die wohl auch
den alten Hasen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Echte Fangfreude kennt keine Rekorde!
sollte durchaus mal schauen, ob es sich nicht lohnt, in einen
Verein einzutreten und dort Kontakte zu sammeln. Mittler-
weile haben Dennis, Stefan und ich schon einige Erfahrungen
gesammelt und viele tolle Erlebnisse gehabt, die einem nur
das Angeln beschert. Und tatsächlich haben wir auch schon
gute Fische gefangen…
Den ersten wirklich kapitalen Fisch, den ich zu Gesicht be-
kam, war ein wunderschöner Dickbarsch aus unserem Haus-
gewässer, dem Hennesee im schönen Sauerland. Ich hatte
mich mit Dennis zu einer entspannten After-Work-Session
verabredet. Wie so oft ging es an
die Anlegestelle des Hennesee-
Dampfers, um dort den schönen Wie so oft ging es an die
Barschen nachzustellen. Wir jigg- Angelstelle des Henne-
ten beim An- und Ablegen des
Schiffes über den Grund. Bei die-
see-Dampfers, um dort
sem Vorgang, so vermuteten wir, den schönen Barschen
würden die Beutefische durch die
Schiffsschraube unter Wasser auf-
nachzustellen.
gewirbelt und wären somit leichte
Beute für die Barsche. Also platzierte ich mich gute 25 Meter
neben dem Boot und warf immer wieder in Richtung Schiffs-
schraube. Dennis platzierte sich genau auf der anderen Seite
des Bootes. Ich hatte schon ein paar kleine Barsche verhaftet,
als ich ein lautes Schreien von der anderen Seite der Anlege-
stelle vernahm. „Alter, komm her! Du musst unbedingt ein
Foto machen, ich habe den Mega-Fisch gefangen!“ Ich ließ die
Angel fallen, spurtete kurz zu Dennis rüber und er präsentier-
te mir einen wirklich wunderschönen Dickbarsch mit einem
unverschämten Lächeln im Gesicht (bei Dennis, nicht beim
Barsch). Ich zückte schnell die Kamera, machte ein paar schö-
ne Aufnahmen und schon durfte der Kollege wieder in sein
102 01 / 2015
Element zurück.Nach diesem Fisch war an Weiterangeln nicht
zu denken. Wir mussten uns erst mal zusammensetzen, eine
Zigarette rauchen und uns die Bilder anschauen. Für Angler,
die schon seit Jahren angeln, ist so ein Fang vielleicht nicht so
spektakulär, doch für jemanden, der gerade mal seit fünf Mo-
naten die Rute schwingt, ein wirklich unvergessliches Erleb-
nis. Und auch der älteste und erfahrenste Angler auf der Welt
wird sich bestimmt immer an seinen ersten kapitalen Barsch
und an den seines Angel-Kumpels erinnern. Einige Monate
später hatten wir eine Zander-Tour an den Niederrhein ge-
plant. Mittlerweile war es tiefster Winter, und weil wir die
Beißzeiten nicht einschätzen
konnten, entschieden wir uns
für die einfachste Lösung: den
ganzen Tag durchangeln! Hieß
auch: 3 Uhr morgens Abfahrt,
zwischendurch Stärkung mit
Brötchen und Kaffee an der
Tanke, um 6 Uhr am Spot. Zwei
Stunden und fünf Köderverlus-
te später hatten wir immer
noch keinen Fischkontakt. Wir wechselten den Platz und lie-
ßen uns auch vom einsetzenden Starkregen nicht vom Angeln
abhalten. Diesmal gab es zwar weniger Hänger, aber nicht
mehr Fische. Sollten wir etwa die ganze Fahrt umsonst ge-
macht haben?
Die Dämmerung brach schon herein, und wir wollten jeder
nur noch zehn Würfe machen, bevor es wieder Richtung Hei-
mat gehen sollte. Plötzlich schlug es in meiner Rute ein, wie
ich es vorher noch nicht erlebt hatte. Der Zander zeigte zwar
wenig Lust, sich von mir aus dem Wasser heben zu lassen, aber
ein schönes Foto musste sein, schließlich war es mein neuer
 A H!
YE
OH
„Personal Best“! Gerade hatte ich den Fisch wieder im Wasser,
da krümmte sich die Rute von Dennis plötzlich bedenklich.
Auch er konnte seinen bislang größten Zander fangen. Da-
nach rappelte es im Fünf-Minuten-Takt, wir hatten offensicht-
lich einen Hotspot gefunden und konnten noch einige gute
Fische landen. Das Beißen hörte von einem Moment auf den
anderen auf, und so machten wir unsere schon fast traditio-
nellen „zehn letzten Würfe“. Beim neunten Wurf…BISS! Ich
merkte sofort, dass dies ein besserer Fisch sein musste, und
Verlosung
Gewinnt eine Fahrt mit Stena Line!
Ob es nach Südschweden geht, um im Familienurlaub
ein paar Hechte zu fangen, oder nach Norwegen, um
dort in den Fjorden den Meeresfischen nachzustellen:
Nichts stimmt einen Angler besser auf den kommenden
Urlaub als die Fahrt mit der Fähre nach Skandinavien.
Mit insgesamt sieben Fährverbindungen nach Skandi-
navien ist Stena Line dafür der perfekte Partner. Seit
ihrer Gründung im Jahr 1962 hat sich die schwedische
Reederei zu einem der größten Fährunternehmen der
Welt entwickelt. Im Jahr 2013 transportierte die Flotte
etwa 14,6 Millionen Passagiere und drei Millionen Autos
zwischen den Niederlanden und Großbritannien, auf der
Irischen See sowie auf der Ostsee zwischen Dänemark,
Norwegen, Schweden, Polen, Lettland und Deutsch-
land. Die Flotte besteht aktuell aus 39 Schiffen, die
Ziele auf 23 Routen anfahren. Für Angler sind auf jeden
Fall genug lohnende Ziele dabei.
Einfach Erleben
nach zehn Minuten konnte ich einen wunderschönen großen
Winterzander landen, der meine eine knappe halbe Stunde
vorher aufgestellte Bestmarke nochmals übertraf. Jetzt war
der Tag perfekt! Wir ließen ihn auf dem Rückweg noch mal
Revue passieren und waren fest entschlossen, den Rhein nun
öfter anzusteuern. Auch wenn es toll ist, einen kapitalen Fisch
zu fangen, so geht es für mich beim Angeln vielmehr um das
gemeinsame Erlebnis mit Freunden. So kann ich allen Nicht-
anglern guten Gewissens raten: Werdet Angler! So wie wir.
AM HAKEN verlost in Zusammenarbeit mit
Stena Line eine Fahrt von Kiel nach Göteborg und
zurück von Göteborg nach Kiel. Inklusive PKW
und vier Personen, zwei Übernachtungen in einer
Standard-4-Bett-Kabine nach Verfügbarkeit und
zweimal Frühstücksbüfett an Bord. Der Gutschein
ist ein Jahr gültig, nicht übertragbar und kann
nicht in bar ausgezahlt werden. Wer die Reise
gewinnen will, schreibt eine Email an redaktion@
am-haken.de mit dem Betreff „Stena Line“. Ein-
sendeschluss ist der 20. Februar 2014.
Viel Glück und allzeit gute Fahrt wünschen
AM HAKEN und Stena Line!
e

OLDSCHOOL-ECKE
Die Seiten über alte, aber bewährte Methoden und Geräte.

LITTLE BRITAIN
Skurriles und Wissenwertes von der Insel

WAS FÜR EIN

ne Art von Angler“, schreibt Fallon,
„wichtig ist mir nur eine gute Ge-
schichte.“ Und davon hat er auf 82 Sei-
MAGAZIN! ten so viele aneinandergereiht, dass
man gar nicht mehr aufblicken möch-
ein wenig wie eine moderne Version von
Waterlog wirkt: Es sind schöne Fotos da-
rin, die Storys sind vielleicht nicht ganz
so lang und ganz so skurril.

Wenn Chris Yates darin über Karau-
schenangeln in seinem Lieblingsteich
schreibt, dann kann das nur ein tolles
Magazin sein. „Fallon’s Angler“ heißt
es, gegründet und herausgegeben von
Garrett Fallon, der im Editorial schreibt,
dass seine Freunde ihn für verrückt er-
klärt hatten, als er ihnen erzählte, dass
er ein Angelmagazin herausbringen
wolle. „Bist Du verrückt? Da gibt es doch
schon Millionen von!“, war noch eine
der milderen Reaktionen auf seine Idee.
Aber er hat sich Gottseidank nicht da-
von abbringen lassen, und herausge-
kommen ist ein Magazin mit wunder-
schönen Geschichten. „Ich bevorzuge
keine Angelart, keine Fischart und kei-
te. Neben Yates sind auch Jeff
ff Hatt, Rob Oder vielleicht doch? Jedenfalls schreibt
Forth, Kevin Parr oder auch Tom Fort Dominic Garnett über das Angeln mit-
als Autoren dabei. ten im urbanen Manhattan, ein paar
Seiten später sinniert Peter Scott über
Fort hatte zwölf Jahre lang eine Angel- die Einsamkeit des Anglers. Kevin Parr,
kolumne in der „Fi- der im Müßiggang-Maga-
nancial Times“ und zin „The Idler“ immer so
schrieb später auch eine wunderbare Angel-
noch für „Waterlog“, kolumne geschrieben hat-
dem anderen großen te, erzählt, dass es fast ge-
Angelmagazin in nauso schön ist, sich
Großbritannien. „Wa- vorzustellen, Angeln zu
terlog“ nahm sich gehen, als wirklich zu an-
schon fast literarische geln. Und der Herausgeber
Freiheiten, Geräte- lässt den Fang seiner ers-
Tipps sucht man dort ten Barbe noch einmal Re-
vergebens, ebenso wie vue passieren und ehrt JR
in Fallon’s Angler, das Harris, Autor von „An
Angler‘s Entomology“, mit
einem Nachruf über mehrere Seiten.
„Auf der einen Seite gibt es die kurzen
Artikel mit Instruktionen in den Angel-
magazinen, am anderen Ende die dicken
Bücher. Aber da fehlte was dazwischen“,
schreibt Garrett Fallon, und nutzt mit
seinem Magazin genau diese Lücke. Es
ist herrlich, es in der Hand zu halten,
herrlich, darin zu blättern, herrlich, dar-
in zu schmökern, dazu reicht meistens
auch Basis-Englisch aus. Man kann den
Mut von Garrett Fallon nur bewundern
und hoffen,
ff dass der ersten Ausgabe
noch viele weitere folgen werden.
Dick Bowman

Fallon’s Angler ist erhältlich unter

http://fallonsangler.net

104 01 /2015
 Einfach Angeln

TACKLE-KLASSIKER
DIE WASSERKUGEL
Mein geschätzter Kollege Marcel Winkens schrieb Das Klippenangeln in südlichen Gefilden gehört
hier in der vergangenen Ausgabe über die Sitzkie- auf jeden Fall dazu. Ich kann mich erinnern, wie
pe und ihren gen Null tendierenden Coolness-Fak- ich mich eines Abends auf Mallorca nach dem
tor. Moment, Marcel, da kann ich noch einen Abendessen im Hotel davonschlich, mir noch ein
draufsetzen! Einer meiner liebsten Utensilien ist paar Garnelen im Supermarkt holte und dann mit
die Wasserkugel, und die unterbietet die Sitzkiepe Wasserkugel von den Felsen aus angelte. Die Fi-
in Sachen Coolness-Faktor noch um einiges! Kein sche bissen, dass es eine reine Freude war, keiner
Angler mit auch nur einem Hauch von Würde be- hatte Schwierigkeiten, das Teil unter Wasser zu
nutzt so ein Teil, aber meine Würde war mir schon ziehen, und einmal, da hatte ich sogar einen rich-
immer egal. Wasserkugeln sind so simpel und tig dicken Fisch dran, der es schaffte, zwischen
doch so genial. ein paar Unterwasserfelsen zu flüchten. Leider
riss er dann ab, der Angeltag war beendet, aber
Es gibt ja sogar moderne „Kugeln“ mit Schnurin- die knallgelbe Wasserkugel hing noch dran, und
nenführung und in Ei-Form, aber ich seit diesem Abend habe ich sie noch ein we-
bevorzuge immer noch die klas- nig mehr
m liebgewonnen.
sischen Kugeln mit Schnur-
chnur-
Außenführung und zwei Und mal ganz ehr-
Stöpseln. Gerade diese ese lich: Wenn ich mir
Rund oder Stöpsel sind das Wichtigs-
gs- die Hecht- oder
eiförmig, bunt
te daran, denn wenn Wallerposen an-
und ungeliebt:
Die Wasserkugel man sie rauszieht, sschaue, die es so auf dem
in ihrer klassi- kann man die Kugel Markt gibt, dann sind
M
schen Form. mit Wasser füllen. Im da
das ja auch nur verkappte
Nu verwandelt sich das as Was
Wasserkugeln. Warum
n-
leichte Etwas in ein wun- sollte au
auch ein 15-Pfund-Hecht
derbares Wurfgeschoss, ss, oder ein 1,5
1,50-Meter-Waller etwas
und Blei zum Austarierenren geben, was da oben für ein
darum gebe
benötigt man dann auch Teil als Bis
Bissanzeiger schwimmt,
nicht mehr. Man sollte dem,
em, der wenn er doch darauf fixiert ist, den
dieses Prinzip erfunden hat, ein Köderfisch zu fressen, den ihm der Ang-
Denkmal bauen! ler angeboten hat?

Okay, ich gebe zu, die Wasserkugel hat auch so
ihre Nachteile. Feines Rotaugenangeln oder über-
haupt alle Angelarten, in denen es darauf an-
kommt, feinste Zupfer zu registrieren und zu ver-
werten, sind vielleicht nicht der ideale Einsatzort
für sie. Sie spielt ihre Stärken dann aus, wenn es
auf Robustheit ankommt und darauf, ein wenig
weiter zu werfen und die Pose auch in weitere Ent-
fernung und inmitten von Wellen noch gut zu se-
hen. Und ich will sowieso nur Fische fangen, die so
Fotos: Dirk Brichzi
Also gebt euch einen Ruck und ignoriert nicht im-
mer diese runden, bunten Dinger hinten in der
Ecke des Angelladens, wenn ihr an ihnen vorbei-
geht. Meistens gibt euch der Händler auch noch
einen guten Preis, weil die sonst sowieso nie-
mand kauft. Und wer weiß, vielleicht benötigt es
einfach nur ein paar weitere Wasserkugel-Fans,
um einen neuen Trend auszulösen. Also benutzt
sie gefälligst auch und lasst sie nicht in der un-
tersten Schublade eurer Sitzkiepe vor sich hin-

ein Teil problemlos unter Wasser ziehen können. gammeln…(db)

01 / 2015 105
OLDSCHOOL-ECKE
AXEL GEHT ANGELN
OPPORTUNISTISCH
Die Angelfischerei und ihre ursprüngliche Ent-
stehung an sich sind purer Opportunismus. s. Ir-
IIrr-
gendeiner unserer Urahnen erkannte die Chan-han-
ce, die sich aus der Kombination von ges-
ponnenen Fasern, einem zum Haken geschnitz- nitz-
ten Knochen, einem Köder und dem Vorkom- kom-
men von wassergekühltem Eiweiß in Bestform tform
bot. Ganz nebenbei erfand er damit unserenen ge-
liebten Zeitvertreib. Die Lektion, die uns unser
opportunistischer Urahn hinterließ, ist ein-
fach, aber meiner Meinung nach einer der wich-
tigsten Grundsätze des Angelns – Chancen er-
kennen und nutzen.
Viel zu oft sehe ich Angler, die so auf ihre Methode,
auf ihren Zielfisch oder ihre gewohnte Stelle fixiert
sind, dass sie die Chancen, die sich ihnen bieten, gar
nicht erst erkennen, geschweige denn nutzen kön-
nen. Ich behaupte, dass dauerhaft erfolgreiche All-
roundangler vor allem wissen, wie sie die Gegeben-
heiten zu ihrem Vorteil nutzen können.
Den Zielfisch passend zur Jahreszeit zu wählen, ist
meist noch relativ einfach. Jetzt im Herbst und Win-
ter sind die Chancen auf Raubfische ungleich besser.
Sicher kann man auch jetzt noch Friedfische fangen,
wer die Jahreszeiten aber optimal nutzen will, bean-
gelt diese doch besser im Frühjahr und Sommer.
Wer das Glück hat, aus verschiedenen Gewässerty-
pen wählen zu können, kann seine Chancen noch
verbessern, indem er die Gewässerwahl dem Wetter
anpasst.
Bei viel Regen und steigendem Wasserstand freuen
sich viele Fischarten und kommen in Beißlaune,
zum Beispiel Barben, Zander und Waller. Dann ist es
grundsätzlich sinnvoll, am Fluss statt am See zu an-
geln. Hat man keinen Fluss zur Verfügung, aber ei-
nen See mit Zulauf, sollte klar sein, dass dieser dann
die erste Wahl ist. Steigt der Wasserstand zu stark,
empfiehlt es sich wieder, ans Stillgewässer zu wech-
seln, da ein Hochwasser die Angelei ungleich schwe-
rer macht. Dasselbe Spiel empfiehlt sich bei anhal-
tender Hitze, hier sind die Fangchancen in einem
fließenden Gewässer immer noch deutlich größer
als in einem See.
106 01 / 2015
Illustration: Mathias Suess
Doch selbst wenn man nur ein Gewässer zur Verfü-
gung hat, sind die Variationsmöglichkeiten endlos.
Bekanntermaßen sind im Winter tiefe Bereiche
produktiver. Weht jedoch an einem milden Winter-
tag ein warmer Wind auf ein flaches Ufer, kann es
sich lohnen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen
und es im Flachwasser zu probieren. Diese Aufzäh-
lung könnte Bücher füllen, ohne je vollständig zu
werden. Wichtig ist es, die eigenen Gegebenheiten
zu kennen, um dann auf die jeweiligen Bedingun-
gen reagieren zu können.
Opportunismus endet aber nicht bei den Vorent-
scheidungen eines Angeltages. Auch fertig ausge-
rüstet am Wasser sollte man Augen und Ohren of-
fen halten, um gegebenenfalls reagieren zu können.
Steht für die meisten Angler erst mal fest, welcher
Fisch wo überlistet werden soll, endet die Flexibili-
tät leider schon. Da wird stur an der altbewährten
Stelle aufgebaut und dieselben Köder an denselben
Montagen wie immer ausgeworfen. Ich werde nie
verstehen, wie manche Kollegen offensichtliche
Fehler in ihrem Vorgehen aus Gewohnheit und
Faulheit ignorieren.
Ich kann zum Beispiel meinen Futterplatz noch so
schön ausgelotet und angelegt haben, wenn die
Karpfen mir durch Springen und Buckeln zeigen,
dass sie heute lieber im Flachwasser spielen, sollte
ich auch die Zeichen erkennen. Und auch wenn der
auf Grund gelegte Köderfisch immer gut funktio-
niert hat - wenn die Hechte flach rauben, macht es
Sinn, den Köder doch besser an der Pose anzubie-
ten. Die Forellen wollen partout nicht beißen aber
ein paar Döbel schlürfen Käfer von der Oberfläche:
Wer den Angeltag doch noch in einen Fangtag ver-
wandeln will, sucht sich am besten in der Wiese ein
paar Insekten und bietet diese dem Fisch an, den er
vor dem Angeln gar nicht auf der Rechnung hatte.

Die Beispiele wären endlos und scheinen banal, ich
versichere aber, dass ich sie alle mehrmals pro Sai-
son am Wasser zu Gesicht bekomme. Ich weiß aus
eigener Erfahrung, dass es nicht leicht ist, beim An-
geln flexibel zu bleiben und viel bequemer, seinen
alten Trott weiter zu betreiben. Der Mensch ist ja
auch beim Angeln ein Gewohnheitstier, und meis-
tens muss er auch dort erst langsam durch Misser-
folg dazu gebracht werden, vielleicht mal ein wenig
umzudenken.Ich kann aber auch garantieren, dass,
wenn man es schafft, seinen inneren Schweine-
hund zu besiegen und alle sich bietenden Chancen
zu nutzen, das Ergebnis nicht nur besser, sondern
auch befriedigender sein wird.
Foto: Axel Reingruber
Auch Opportunismus ist kein Garant für Fangerfolg. Solche Angeltage kann man aber so oder so genießen.
Einfach Angeln
Natürlich ist der auf diesen Seiten beschriebene Op-
portunismus auch kein Garant für Fangerfolg beim
Angeln. Wer es aber schafft, opportunistisch genug
zu sein, einen trotz aller genutzten Chancen erfolg-
losen Angeltag aufgrund des Wetters oder der
Schönheiten der Umgebung doch noch zu genie-
ßen, der hat meiner Meinung nach den größten Er-
folg beim Angeln.
Axel Reingruber lebt in Mittelfranken und
hat sich nach einer kurzen Karpfenphase dem
Allroundangeln mit Naturködern zugewandt.
In seiner Rubrik "Axel geht Angeln" stelle er in
jedem Heft eine spannende Methode vor.
01 / 2015 107
Einfach Immer

CATCH & COOK

Es ist schon ein wenig seltsam: Viele Angler fangen Plattfische und essen auch gerne
"Schollenfilets" im Restaurant, aber nur wenige bereiten ihre Fänge auch selbst zu. Wie
nimmt man die Dinger denn überhaupt aus? Und noch schwieriger: Wie filetiert man
die? Wir zeigen, wie das ganz einfach geht und mit welchem Rezept Plattfische oder
Flundern am besten schmecken.

108 01 / 2015
 
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Ruben Emme,
engagierter und

  


experimentierfreudiger
Koch in der



 
familieneigenen Küche.
Noch ohne Stern.

Das feinherb-weiche Störtebeker

Keller-Bier 1402 mit seinem Duft nach
Gras und Kräutern harmoniert
wunderbar mit den zarten Flunder-
Filets in Kräuterpanade.

FLUNDER-FILETS in Kräuterpanade
FLUNDER FILETIEREN:
Flundern zu filetieren ist generell eine einfache Sache – man sollte
jedoch ein scharfes Messer zur Hand haben. Man schneidet den Fisch
hinter dem Kiemendeckel kreisförmig von der Mittelgräte bis zum Rü-
cken hin ein. Dann fahren Sie entlang der Mittelgräte vom Kopfschnitt
bis zum Schwanz und fahren dabei mit der Klinge möglichst dicht an
den Hauptgräten entlang. Nun das angelöste Filet entlang der Mittel-
gräte weiter anlösen und mit dem Messer die zweite Filethälfte wie bei
der ersten dicht an den Hauptgräten entlang herausschneiden. Danach
wird der Fisch gedreht und mit dem zweiten Filet genauso verfahren.
Flossenansätze abschneiden – fertig sind die Filets. Die Filets nun
gründlich abspülen und trocken tupfen. Das Ergebnis sieht so oder so
ähnlich aus.

ZUBEREITUNG:
Filets mit Salz und ein wenig Pfeffer würzen.
Anschließend in einer Panade aus Mehl, Salz, Pfeffer und Kräutern
wenden. naturbelassenes
Die Panade hält problemlos am Fischfleisch, man benötigt keinerlei
Haftmittel. Anschließend die Filets jeweils 1 Minute auf der Fleisch-
seite, anschließend 2 Minuten auf der Hautseite in Öl braten – fertig.
Kellerbier
trockener Trunk
Fotos: Ruben Emme

GUTEN APPETIT!

Kräutern
zarter Duft nach

und Blumen
Einfach Immer
TOP 10
Angler gehen ja meistens nur selten ins Kino,
weil dann zu viel Zeit draufgeht, die man auch
gut mit Angeln verbringen könnte. Dabei steckt
hinter vielen Blockbustern mit reißerischem
Namen ein Film übers Angeln. Wir verraten
diesmal in unserer Top 10 den Inhalt der Filme.
1. IRON MAN
Langzeit-Dokumentation über
einen Karpfenangler an einem Weiher
in Brandenburg, der vier Wochen in sei-
nem Bivvy ausharrt, ohne auch nur ei-
nen Biss zu bekommen. Die Pointe: Der
Boilie war schon beim Auswurf vom
Haken geflogen - was er allerdings erst
beim Einholen bemerkte.
2. JURASSIC PARK
Spielfilm über einen jungen
Angler, der in einen Angelverein ein-
tritt, um die Welt zu verbessern, sich
aber gegen den konservativen Vorstand
voll alter Herren durchsetzen muss. Ob
er es am Ende schafft? Wir wollen hier
doch nicht zu viel verraten. Die Haupt-
rolle spielt Robert Pattinson (Twilight).
3. KEINOHRHASEN
Eine weitere Aufsteiger-Story
über einen jungen Angelfreak, der mit
seltsamen Hechtködern, den "Keinohr-
hasen", riesige Verkaufserfolge feiert.
Am Ende stellen die Leute allerdings
fest, dass Effzett-Blinker doch besser
fangen, so beginnt sein Absturz. Die
Hauptrolle spielt leider Til Schweiger.
110 01 / 2015
4. INTERSTELLAR
Drama über einen wahnsinni-
gen Angelprofessor, der davon besessen
ist, dass irgendwo draußen im All eine
unbekannte Karauschen-Art von mons-
trösen Ausmaßen existiert. Deshalb
setzt er alles daran, einmal ins All zu
fliegen. Zuletzt verkauft er dafür sogar
seine geliebten Sportex-Glasruten.
5. ROCKY
Beschauliche Doku, die im
Vorabendprogramm des MDR lief. Herr
Lüftenstein ist Rentner und fährt auf
seinem Moped gerne angeln. Hinten-
drauf auf dem Anhänger sitzt Rauh-
haardackel "Rocky" und guckt seinem
alten Herrchen beim Angeln zu. Rüh-
rend, oft herzzerreißend.
6. MAGIC IN THE
MOONLIGHT
Woody Allen angelt auch, deshalb hat er
diesen wunderschönen Ensenble-Film
über das nächtliche Schwarzbarschan-
geln bei Vollmond westlich von New
York gedreht. Und wer genau hinguckt,
wird feststellen: Ja, auch Diane Keaton
angelt!
7. HERR DER RINGE
Dreiteiliges Epos über einen
Rutenbauer im neuseeländischen Hin-
terland, der die besten Ringeinlagen für
Ruten herstellt. Die Angelindustrie mit
ihren fiesen Spionen kommt ihm nicht
auf die Schliche, doch wir wissen schon
längst: Er nimmt einfach Merino-Wolle
als Einlage!
8. INGLORIOUS BASTERDS
Großes Kino von Quentin Ta-
rantino. Er setzt der legendären Fische-
reiaufseher-Truppe aus dem Sankt Pauli
der sechziger Jahre ein Denkmal. Bei
den Basterds hatten die Butt-Schwarz-
angler nichts zu lachen! Und Brad Pitt
haben die Dreharbeiten an den Lan-
dungsbrücken auch gefallen.
9. BANG! BOOM! BANG!
Untertitel "Ein todicheres
Ding". Erster Teil der Dortmund-Ems-
Kanal-Trilogie, in der drei Jungs Ärger
mit der albanischen Gummifisch-Mafia
kriegen. Legendäre Rolle für Dieter
Krebs als Angelgerätehändler Werner
Kampmann und Martin Semmelrogge
als sein Assistent Schlucke.
10. FINDET NEMO
Hey, Moment! Das war ja
tatsächlich ein Film über einen Fisch.
Leider war dem Verleih die Angelstory
nicht massenkompatibel genug, des-
halb wurde sie rausgeschnitten und
durch eine rührselige "Fisch verliert
Familie"-Geschichte ersetzt.

Illustrationen: Mathias Suess
CHRISTOPH SCHWENNICKE
DARK ROOM
Es ist so, auch wenn uns andere Magazine als dieses
hier immer einreden wollen, es sei anders. Von jetzt an
geht nicht mehr viel am Wasser. Der Karpfen hat sich im
Schlamm schlafen gelegt und den Puls auf drei Schläge in der
Minute runtergefahren. Der Hecht hat seinen letzten Herbst-
Heißhunger gestillt und steht steif wie ein Brett in den Tiefen
des Sees. Eisangeln ist was für Masochisten, und Kühlwasser-
ausgänge von Atomkraftwerken finden sich höchstens alle
hundert Kilometer an den großen Flüssen der Republik.
Nix geht mehr. Das ist die Wahrheit. Alles andere Lüge. Die
immer beißgeilen Fische gibts nur in den Angelpornos.
Deshalb könnte man jetzt mal Dinge tun, die man sonst nicht
tut. In den Keller gehen. Aufräumen. Aber ich gehe nicht gern
in den Keller. Ich vermeide es, wo es geht. Der Keller ist mein
Dark Room, die dunkle Seite meines Lebens. Manchmal hu-
sche ich rein, hole schnell eine Flasche Bier oder Mineralwas-
ser - und dann ganz schnell wieder Tür zu und weg.
So ein Keller vermüllt wie von selbst. Er lebt. Jeder Versuch,
Ordnung in ihn zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt. Ski-
sachen, Motorenöl und Werkzeugkisten vermischen sich aus
eigener Kraft, und das Ganze sieht aus wie ein Werk von Kurt
Schwitters. Nur ist es keine Kunst, sondern Krempel.
Einfach Immer
Mittendrin der Angelkram. Die Ruten verflochten wie Wei-
denstäbe, umwunden von monofilen und geflochtenen
Schnüren, an den Böden der groben Holzregale baumelt ein
Pilker neben einer zotteligen Nassfliege und einem Gummi-
fisch an einer Dropshot-Montage. Die Kästchen und Schäch-
telchen mit den ordentlichen Fächern sollten eigentlich sor-
tiert sein nach Meeresangel-Kram, Spinnfischerei,
Posenangelei. Aber weil jeder Urlaub nach einem eigenen Mix
an Utensilien verlangt, sehen sie alle aus wie eine Tüte Haribo
Colorado. Von System keine Spur.
Neulich habe ich geträumt, ich hätte versucht, dem Chaos
System zu geben. nach kurzer Zeit hatte ich mich in Schnüren
eingewickelt wie eine Roulade, und die Blinker hingen mir an
Haut und Hose. Schweißgebadet aufgewacht. Was für ein Alp,
was für ein schlechtes Gewissen, das
mich jetzt den ganzen Winter über wei-
terquält: Man müsste mal....Hoffent-
lich ist bald Frühling.
Christoph Schwennicke, Chefredakteur
von Cicero und Autor des Buches
„Das Glück am Haken“ (Droemer)
01 / 2015 111
Einfach Ausgestattet
Ich hasse ihn! Ich liebe sie!
Ich hasse ihn!
Jeder Verein und jedes Gewässer hat ihn: den Sack. Oder sagen
wir anders: das Sackgesicht. Den Typen, der sich an keine Re-
geln hält. Für den die Fangbegrenzung nicht gilt, genau so
wenig wie Schonzeit und Mindestmaß. Der immer noch mit
nur halbtoten Köderfischen angelt, gerne mal trotz Setzke-
scherverbot die Fische im Unterfangkescher hältert und des-
sen bevorzugtes Angelgebiet die Schonzone ist. Auf Nachfra-
gen antwortet er wahlweise entweder mit ungläubigem
Staunen, süffisantem Kavalierslächeln oder der Gegenfrage:
"Wo steht das?"
Leider gibt es bei den Säcken oft ein Problem: Wer dreist sein
will, muss schlau sein. Und schlau sind die Säcke durch die
Bank. Auch sind es oft gestandene Angler, die es eigentlich
nicht nötig haben, die Regeln zu missachten. Was ist es also,
dass den Sack anstiftet? Ein übertriebenes Ego, ein kleiner
Wurm oder die klassische Fischgeilheit? Wir wissen es nicht,
hoffen
ff aber, dass bald mal einer den ersten SGASV gründet:
den Sackgesichtangelsportverein, wo die Kollegen nur auf ih-
resgleichen treffen.
ff Ach nee, die Dinger gibt es ja schon, die
heißen nur anders, Forellenzirkus oder so ähnlich...(mw)
112 01 /2015
Ich liebe sie!
Im Winterhalbjahr lese ich gerne das eine oder andere gute
und dicke Angelbuch, aber meine heimliche Lieblingslektüre
in den kalten Tagen sind die ganzen Kataloge der Angelge-
rätehersteller. Ich liebe sie! In ihnen kann ich mich verlieren
wie sonst nur in spannenden 800-Seiten-Schmökern. Und
weil Angelgerätefirmen davon leben, dass sie uns Anglern im-
mer wieder was Neues bieten, gibt es dort natürlich immer
wieder Neues zu entdecken - und sei es nur, dass eine alte Rute
mit neuem Design und neuem Namen versehen wurde - was
häufig genug vorkommt.
Das Seltsame ist, dass ich mir fast jedes Produkt anschaue,
selbst in Kategorien, die mich sonst eher selten interessieren,
aber mir fast nie was davon kaufe, sondern meistens wieder
die 80er-Jahre-Glasrute oder andere Schmankerl in der Bucht.
Trotzdem freue ich mich schon im Spätherbst immer wieder
darauf, dass die dicken, bunten und nie langweiligen Katalo-
ge bald erscheinen - und zwar auf Papier. Zwar gibt es die meis-
ten von ihnen auch online, aber dort ist es dasselbe wie mit
Angelmagazinen, Pokern oder Freund werden - das alles
macht online nicht ansatzweise Spaß. (db)






 
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01 / 2015 113
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Redaktion
Dirk Brichzi (V.i.S.d.P.) (d.brichzi@am-haken.de),
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Autoren dieser Ausgabe
Daniel Andriani, Alex Bäuerle, Oliver Block, Ruben
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gang Kalweit, Alexander Kintner, Marco Mariani,
Marcel Martin, Daniel Meier, Kai Mühlhofer, Max
Nemetz, Axel Reingruber, Thilo Schulze, Christoph
Schwennicke, Clemens Strehl, Marcel Winkens.
Fotografen dieser Ausgabe
Thomas Abicht, Daniel Andriani, Dominik Asbach,
Alex Bäuerle, Kamila Burkhard, Thorbjörn Ferber,
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Winkens, Konrad Wolff.
Illustratoren dieser Ausgabe
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Art-Direktion
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114 01 /2015