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W&G anwenden und verstehen

n c e d
Enha
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Book
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
PR O FIL

E BM
|  
Wirtschaft und Gesellschaft
6. Auflage

2.  Semester
Theorie und Aufgaben

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Inhaltsübersicht

Tipps zum Enhanced Book III

Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

5 Fremde Währungen 1

6 Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs 13

7 Mehrwertsteuer 79

8 Betriebliche Kalkulation 115

Recht und Staat

3 Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene 169

4 Privatrecht 185

5 Prozessrecht 205

6 Entstehung der Obligation 215


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7 Allgemeine Vertragslehre
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233

8 Kaufvertrag 267

9 Zwangsvollstreckung 295

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Zusätzliche Aufgaben, Arbeitsblätter und Exkurse*

Link zur Lösung des Einführungsfalls

Art.  957 OR Gesetzesartikel mit Links auf die


Online-Rechts­sammlung der Bundesbehörden

Links zu interessanten Websites

Video- und Audiodateien

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5 Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Fremde Währungen

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

5.1 Wechselkurs 2 7

5.2 Mit Wechselkursen rechnen 4 9


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Leistungsziele 6

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5 Fremde Währungen

Oliver Freiermuth möchte nach Mallorca in die Sommerferien verreisen. Er will


deshalb am Bancomaten von seinem Bankkonto für 500 Schweizer  Franken
Euros holen. Er fragt sich nun, wie viele Euros er beziehen kann, damit ihn die
Bank mit etwa CHF  500 belastet. Beim Eingang zur Bank kann er auf einem Dis-
play verschiedene Wechselkursangaben zum Euro ersehen: Notenankauf 1.1020,
Notenverkauf 1.1701, Devisenankauf 1.1156, Devisenverkauf 1.1564.
Welchen der angegebenen Kurse muss er zum Umrechnen verwenden? Wie muss
er rechnen, um den Betrag in Euro zu erhalten? Wie viele ganze Euros erhält er?

5.1 Wechselkurs
Viele Unternehmen importieren und  /  oder exportieren Waren und Dienstleistungen.
Der Zahlungsverkehr läuft dabei in Bargeld oder per Banküberweisungen in ein­
heimischer und fremder Währung. Die Banken berechnen die Zahlungsbeträge
anhand ständig aktualisierter Wechselkurse, der Tageskurse. Die Wechselkurse
werden in der Schweiz je nach ihrer relativen Stärke zum Franken in 1 Einheit oder
100 Einheiten angegeben. 1 Einheit gilt z. B . für Dollar, Pfund, Euro und Rand. Alle
übrigen Kursangaben beziehen sich normalerweise auf 100  Einheiten Fremdwäh-
rung.

Merke Der Kurs ist der Preis in einheimischer Währung für 1 Einheit oder 100 Einheiten
Fremdwährung.
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Kurstabelle mit gängigen Währungen (Kurse vom 5. März 2021)
Land Währung ISO Einheit Noten Devisen
Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf
Europäische Euro EUR 1 1.0766 1.1429 1.0899 1.1296
Währungsunion

Grossbritannien Pfund GBP 1 1.2139 1.3572 1.2640 1.3070

Schweden Kronen SEK 100 10.2620 11.5334 10.6973 11.0932

Dänemark Kronen DKK 100 14.1617 15.6675 14.6521 15.1735

Norwegen Kronen NOK 100 10.3153 11.4278 10.6736 11.0686

USA Dollar USD 1 0.8930 0.9695 0.9148 0.9466

Japan Yen JPY 100 0.8121 0.9076 0.8456 0.8741

Kanada Dollar CAD 1 0.7044 0.7640 0.7212 0.7471

Australien Dollar AUD 1 0.6736 0.7536 0.7007 0.7265

Neuseeland Dollar NZD 1 0.6246 0.7060 0.6532 0.6773

Südafrika Rand ZAR 1 0.0574 0.0636 0.0591 0.0619

Hongkong Dollar HKD 1 0.1108 0.1290 0.1171 0.1226


Quelle: St. Galler Kantonalbank

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Standardisierte Währungsabkürzungen
Die International Organization for Standardization (ISO) ist eine Institution, die inter­
nationale Standards definiert, hier für die Abkürzung der Währungen. Die Wäh­
rungs-ISO -Abkürzungen umfassen drei Buchstaben. Die ersten beiden stehen für
das Land und der dritte für den Anfangsbuchstaben der Währung (z. B. USD: US für
USA und D für Dollar).

Notenkurs
Immer, wenn die Fremdwährung (FW ) von der Bank in bar (Noten oder Münzen)
ausbezahlt oder eingenommen wird, rechnet sie mit dem Notenkurs.

Devisenkurs
Immer, wenn die Bank eine Transaktion in Fremdwährung als Buchgeld abwickelt,
rechnet sie mit dem Devisenkurs. Das ist der Fall bei Überweisungen, Checks, Bank-
karten-, Maestro- und Kreditkartenzahlungen.

Ankaufs- oder Verkaufskurs


Ankauf und Verkauf sind immer aus der Sicht der Bank zu betrachten. Sie kauft die
Fremdwährung von den Kunden zum tieferen Ankaufskurs ein und verkauft sie an
ihre Kunden zum höheren Verkaufskurs. Beim bargeldlosen Zahlungsverkehr gilt:
Immer, wenn die Bank CHF gutschreibt («einkauft»), macht sie das zum tieferen An-
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Persönlicheskaufskurs, und
Exemplar von Dario wenn
Roth, sie CHF
3645 Gwatt (Thun) belastet («verkauft»), zum höheren Verkaufskurs.

Banken verwenden unterschiedliche Umrechnungskurse

Tageskurs
Preis für FW

Noten Devisen
FW in Bargeld FW in Buchgeld

Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf


Bank kauft Bank verkauft Bank schreibt Bank belastet
FW FW CHF gut CHF

Beispiel Mit welchem Kurs rechnet die Raiffeisenbank in Bern?

a) Laura Hofmann will in die Ferien nach Österreich verreisen. Sie wechselt am
Bankschalter CHF 800 in Euros um.

Noten-Verkauf (Euros in bar – Bank verkauft Euros.)

b) ­Nach den Ferien in Österreich hat Laura noch ein paar Euros übrig, die sie am
Bankschalter wieder in CHF umtauscht.

Noten-Ankauf (Euros in bar – Bank kauft Euros.)

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Fremde Währungen

c) Ein Lieferant aus Deutschland schickt Waren auf Kredit. Bezahlung der Rech­
nung in Euro per Banküberweisung.

Devisen-Verkauf (Euros in Buchgeld – Bank belastet CHF.)

d) Ein Kunde aus Frankreich überweist seinen geschuldeten Rechnungs­betrag in


Euro aufs Bankkonto in der Schweiz.

Devisen-Ankauf (Euros in Buchgeld – Bank schreibt CHF gut.)

A E-Aufgaben 1 und 2, W-Aufgabe 3

5. 2 Mit Wechselkursen rechnen


5. 2 .1 Umrechnung eines Fremdwährungsbetrags (FWB)
in Schweizer Franken
Die Umrechnung eines Fremdwährungsbetrags in Schweizer Franken ist eine Drei-
satzrechnung mit der fehlenden Grösse in CHF.

Kurs × FWB
Betrag in CHF =
100 oder 1 FW

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Ein schweizerischer
Beispiel Persönliches Geschäftsmann
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) lässt durch die Bank AUD 800 nach Australien
überweisen. Welchen Betrag in CHF wird ihm die Bank belasten? Devisen-Verkaufs­
kurs: 0.7500

AUD 1 = CHF 0.7500

CHF 0.7500 × AUD 800


AUD 800 = = CHF 600.00
AUD 1

Die Bank belastet dem Geschäftsmann CHF 600.00.

Ein schweizerischer Geschäftsmann lässt durch die Bank DKK 4000 nach Dänemark
überweisen. Welchen Betrag in CHF wird ihm die Bank belasten? Devisen-Verkaufs­
kurs: 14.80

DKK 100 = CHF 14.80

CHF 14.80 × DKK 4000


DKK 4000 = = CHF 592.00
DKK 100

Die Bank belastet dem Geschäftsmann CHF 592.00.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

5. 2 . 2 Umrechnung eines Schweizer-Franken-Betrags (CHFB)


in Fremdwährung
Die Umrechnung von Schweizer Franken in eine fremde Währung ist ebenfalls eine
Dreisatzrechnung mit der fehlenden Grösse in Fremdwährung.

CHFB × 100 oder 1 FW
Fremdwährungsbetrag =
Kurs

Beispiel Ein Ferienreisender wechselt CHF 300 und bezieht dafür Euros in Bargeld. Wie
viele Euros werden ihm ausbezahlt? Noten-Verkaufskurs: 1.1701

CHF 1.1701 = EUR 1

CHF 300 × EUR 1
CHF 300 = = EUR 256.40
CHF 1.1701

Da beim Geldwechsel bei einer Bank nur Noten in fremder Währung abgegeben
­werden, wird der Ferienreisende EUR 250 erhalten und dafür CHF 292.55 bezahlen.

Beispiel Eine Ferienreisende wechselt CHF 1800 und bezieht dafür schwedische Kronen in
Bargeld. Wie viele schwedische Kronen werden ihr ausbezahlt, wenn die Bank
über keine kleineren SEK-Noten als Fünfziger verfügt? Noten-Verkaufskurs: 11.5334
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CHF 11.5334 = SEK 100

CHF 1800 × SEK 100
CHF 1800 = = SEK 15 606.85
CHF 11.5334

Der Ferienreisenden werden SEK 15 600 für CHF 1799.20 ausbezahlt.

Merke „„ Ausschlaggebend für die Wahl des Wechselkurses ist immer die fremde
­Währung.
„„ Befindet sich der Standort der Bank im Ausland, so gilt der Schweizer Franken

als fremde Währung.

Lösung Oliver Freiermuth wird mit dem Noten-Verkaufskurs von 1.1701 rechnen müssen,
Einführungsfall denn die Bank verkauft ihm in bar Euros für CHF 500 und rechnet wie folgt:

CHF 1.1701 = EUR 1

 CHF 500 × EUR 1


CHF 500 = = EUR 427.31
CHF 1.1701

Da die Banken nur Noten, das heisst keine Münzen, in fremder Währung aus­
geben, wird er EUR 420 er­halten und dafür mit CHF 491.45 belastet.
A E-Aufgaben 4 bis 6, W-Aufgaben 7 bis 9

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Fremde Währungen

Leistungsziele

1.5.1.4 Fremdwährungen
„„ Ich beschreibe den Unterschied zwischen dem Noten- und Devisenkurs.
„„ Ich berechne für den An- und Verkauf von fremden Währungen die Beträge

­gemäss aktuellen Kursen.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E  5.1 Wechselkurs
1. Kurs bei unterschiedlicher Zahlung bestimmen

Petra Kündig profitiert von einer Hotelaktion in London. Sie bucht drei Übernachtungen für zwei Perso-
nen mit englischem Frühstück im Hotel Crown für pauschal 400 britische Pfund. Sie hat die Wahl, die
400 Pfund entweder auf das Bankkonto des Hotels zu überweisen oder die Rechnung bei ihrer Ankunft
in bar zu begleichen.
Die Kurse für britische Pfund findet sie im Internet wie folgt:
Noten Devisen
Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf
1.2218 1.3661 1.2744 1.3134

a) Wie lautet die internationale Abkürzung für britische Pfund und wofür stehen die Buchstaben?
ISO-Abkürzung:

Erklärung:

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b) Zu welchem Kurs erhält sie die GBP 400, wenn sie diese am Bankschalter kauft? Begründen Sie Ihre
Antwort.
Kurs:

Begründung:

c) Mit welchem Kurs rechnet die Bank, wenn Petra Kündig die GBP 400 überweisen lässt? Begründen
Sie Ihre Antwort.
Kurs:

Begründung:

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Fremde Währungen

2. Wahl des richtigen Tageskurses

Kreuzen Sie den jeweils angewendeten Kurs an (A = Ankaufkurs  /  V = Verkaufskurs).


Tageskurs Noten Devisen
A V A V
a) Ein Reisender kauft in Bern für einen USA-Urlaub USD in bar im Wert von CHF 1200.

b) In den USA löst der Reisende Reiseschecks im Wert von CHF 200 ein.

c) Der Reisende verwendet in den USA auch seine ­Kreditkarte.


Die Bank schickt ihm dafür eine Belastungsanzeige von CHF 547. 55.

d) Zurück aus den USA verfügt der Reisende noch über USD 300 in bar.
Er lässt sich den Gegenwert bei seiner Bank auf dem Konto gutschreiben.

e) Der Werkzeugmaschinenhersteller Strongtool AG ­erhält von seinem Kunden


aus Taiwan USD 520 000 überwiesen.

f) Cindy Keller kauft für ihre Ferien in Dänemark am Flughafen Zürich DKK 5000.

g) Die Sporty AG überweist EUR 12  0 00 an Hike Sports in Finnland.

h) Felix Neuenschwander verbringt ein verlängertes ­Wochenende in Frankreich.


Er tauscht am Bankschalter in Paris CHF 500 Bargeld in Euro um.
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W  5.1 Wechselkurs
3. 
Ergänzen Sie bei der folgenden Wechselkurstabelle die fehlenden Bezeichnungen,
­ISO -­Abkürzungen oder Einheiten.
Bezeichnung ISO Einheit Ankauf Verkauf

Euro 1 1.1079 1.1534

USD 1 0.9738 1.0041

Kanadische Dollar 1 0.7368 0.7632

Dänische Kronen DKK 14.3701 14.8001

Pfund Sterling 1 1.2444 1.2934

Japanische Yen 100 0.9174 0.9451

NOK 100 11.3915 11.7495

Neuseeländische Dollar 1 0.6780 0.7030

Schwedische Kronen 100 11.2387 11.5915

ZAR 1 0.0674 0.0703

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E   5.2  Mit Wechselkursen rechnen


4. Umrechnung von fremder Währung in Schweizer Franken

a) Ein österreichischer Tourist wechselt in Basel EUR 500 in CHF um. Wie viele Schweizer Franken
­erhält er, wenn mit dem Kurs 1.09 gerechnet wird?

b) Ein schwedischer Tourist wechselt in Zürich SEK 7000 in CHF um. Wie viele Schweizer Franken
erhält er, wenn mit dem Kurs 11.40 gerechnet wird?

5. Umrechnung von Schweizer Franken in fremde Währung

a) Peter Berger kauft


© 2021 Verlagbei
SKVeiner
AG: W&G Bank in Bern
anwenden EUR im
und verstehen, Wert
E-Profil von CHF 2.1400
| Berufsmaturität, zum
Semester ohneKurs 1. 10. Wie vielen
Lösungen
Euros entspricht dieser Betrag? Wie viele Euros werden dem Kunden effektiv ausbezahlt?
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

b) Manfred Risse kauft bei einer Bank in Olten japanische Yen (JPY ) im Wert von CHF 1200 zum Kurs
von 0.93. Wie vielen japanischen Yen entspricht dieser Betrag?

6. Umrechnungen aufgrund der Kursliste

Für die folgenden Berechnungen sind die Kurse gemäss Kursliste von Aufgabe 3 zu verwenden.
a) Ein schweizerisches Unternehmen beauftragt die Bank, USD 15 000 an einen Lieferanten in Boston
zu überweisen. Mit welchem Betrag wird sein Bankkonto belastet?

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 9
Fremde Währungen

b) Ein Schweizer Unternehmer zahlt in Kopenhagen seine Hotelrechnung, die auf DKK 12 598 lautet,
mit seiner PostFinance Card. Berechnen Sie den Betrag in CHF.

c) Welchen Betrag in Euro muss ein Uhrenhändler von einem deutschen Touristen für eine Rolex im
Wert von CHF 7800 verlangen?

W   5.2  Mit Wechselkursen rechnen


7. Diverse Berechnungen

a) Rudolf Fahrni wechselt nach einem Australienurlaub seine restlichen Dollar in der Höhe von AUD 440
am Bahnhof in Bern
© 2021 wieder
Verlag SKV in
AG:CHF zurück.und
W&G anwenden Die Wechselstube
verstehen, rechnet2.mit
E-Profil | Berufsmaturität, einem
Semester Kurs von 0.69 und
ohne Lösungen
belastet Spesen von CHF 12. Wie viele Schweizer Franken erhält er ausbezahlt?
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

b) Laura Hofer braucht norwegische Kronen (NOK) in bar für ihre Frühlingsferien in Oslo. Die Wechsel-
stube in Basel rechnet mit einem Kurs von 12.16 und belastet CHF 10 Spesen. Wie viele norwegische
Kronen erhält sie, wenn sie der Wechselstube CHF  2000 übergibt (kleinste norwegische Banknote
50  NOK )? Wie viele CHF erhält sie zurück?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

c) Die Firma Volvo, Göteborg (Schweden), überweist der Rémis Car AG in Duggingen SEK 44 100. Wie
viele CHF schreibt die Raiffeisenbank Duggingen der Rémis Car AG dafür nach Abzug von CHF 30 Spe-
sen gut? (Tageskurse SEK Noten: 10.75 / 12.08, Devisen 11.23 / 11.59)

d) Die FAST AG gibt ihrer Geschäftsbank in Bern den Auftrag, die beiden folgenden Überweisungen vorzu-
nehmen: JPY 16 000 und EUR 3000. Mit welchem Betrag wird die FAST AG belastet, wenn die Bank für
die Überweisungen 0,5% Spesen verrechnet. (Tageskurse: Yen 0.8696 / 0.9120, Euro 1.1187 / 1.1520)

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8 . Berechnungen für
Persönliches die Ferienreise
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Peter Auchter wechselt im Anschluss an eine Ferienreise nach Griechenland in Basel die nicht verbrauchten
EUR 250 am Bankschalter in Schweizer Franken zurück und kauft gleichzeitig GBP 300 (britische Pfund).

Es gelten folgende Kurse.


ISO Ankauf Verkauf
EUR 1.10 1.17

GBP 1.28 1.35

Wie viele Schweizer Franken muss Peter Auchter der Bank zusätzlich zu den EUR 250 noch bezahlen?

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Fremde Währungen

9. Kurse auswählen und Fremdwährung in Schweizer Franken umrechnen

Verwenden Sie für die Berechnungen a) bis c) die folgenden Kurse.


ISO Einheiten Noten Devisen
Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf
EUR 1 1.10 1.16 1.11 1.14

NOK 100 11.02 12.88 11.56 11.98

a) Die GARBA AG schuldet K. Merkel, Berlin, EUR 7200. Sie zieht 2 % Skonto ab und überweist
den Restbetrag durch die Bank an ihn. Welchen Betrag in CHF belastet die Bank der GARBA AG
für diese Überweisung?

b) Die GARBA AG schickt einen Vertreter nach Berlin und beauftragt die Hausbank, ihm EUR 800 in
bar auszuzahlen© und dem Kontokorrentkonto zu belasten. Welchen Betrag wird die Bank belasten?
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c) Die BILLA AG schuldet A. Huqvist, Oslo, NOK 17 400. Sie zieht 10 % Rabatt und 2 % Skonto ab
und überweist den Restbetrag durch die Bank an ihn. Welchen Betrag in CHF belastet die Bank der
BILLA AG für diese Überweisung?

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6 Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Buchhaltung des
Warenhandelsbetriebs

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

6.1 Handel mit Waren als Geschäftszweck 14 37

6.2 Wareneinkauf 16 40
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6.3 Warenverkauf 23 46

6.4 Mehrstufige Erfolgsermittlung 26 57

6.5 Ein- und Verkauf in fremder Währung 32 73

Leistungsziele 36

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6 Buchhaltung des
­Warenhandelsbetriebs

6.1 Handel mit Waren als Geschäftszweck


Sabina Wirz besichtigt in den Ferien eine Lederfabrik in Süditalien. Anlässlich die-
ser Betriebsbesichtigung, die vom Reiseveranstalter durchgeführt wird, kann auch
im Fabrikladen eingekauft werden. Zu ihrer Freude sieht sie eine braune Hand­
tasche für umgerechnet CHF  55, die sie sich immer gewünscht hat, welche aber
in der Schweiz im Warenhaus CHF 110 kostet.
Sie kauft die Tasche und fragt sich, wie diese grosse Preisdifferenz zustande
kommt und ob sie wohl gerechtfertigt ist.
Ein Fabrikationsbetrieb (je nach Herstellungsverfahren auch Industrie- oder Hand-
werksbetrieb genannt) stellt Güter her und verkauft diese an Händler oder direkt an
Konsumenten.
Ein Handelsbetrieb hingegen produziert nicht selbst, sondern kauft Waren von
Lieferanten, Produzenten oder Zwischenhändlern ein, lässt diese ins Lager transpor-
tieren und verkauft sie weiter an die Kunden. Dabei entstehen Kosten, welche durch
die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis gedeckt werden müssen. Die
Kosten für den Transport der Ware vom Lieferanten ins Warenlager, für Ver­sicherung
und Verzollung nennt man in der Buchhaltung Bezugskosten. Die allgemeinen Be-
triebskosten wie Löhne für das Personal, Miete für Büro und Lager, Werbekosten
und B ­ üromaterial bezeichnet man als Gemeinkosten. Aber nicht nur diese Kosten
müssen gedeckt werden: Um längerfristig überleben zu können, muss jedes Unter-
nehmen auch G ­ ewinn machen.
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Geschäftszweck «Handel»

Der Handels-
betrieb muss seine
Gemeinkosten decken und
einen angemessenen Gewinn erzielen.

Löhne
Miete
Einkauf Lager Verkauf
Lieferant + Werbung
Büromaterial
= Kunde
Warenwert

Transport
Gewinn
Versicherung
Zoll

Der Verkaufspreis muss also angemessen höher sein als der Einkaufspreis. Diese Dif-
ferenz nennt man Bruttogewinn. Zieht man vom Bruttogewinn noch die Gemein-
kosten ab, erhält man den Reingewinn (auch Betriebsgewinn genannt). Es ist üblich,
die Bezugskosten zum Einkaufspreis dazuzurechnen; damit erhält man den soge-
nannten Einstandswert (EW ). Der Einstandswert gibt an, wie hoch die Kosten der
transportierten, versicherten und eventuell verzollten Ware vom Hersteller bis ins
Lager sind.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Statt «Verkaufspreis» oder «Verkaufserlös» wird präziser der Begriff «Nettoerlös»


verwendet. Gemeint ist damit derjenige Betrag, welcher dem Unternehmen nach
Abzug von Rabatt und Skonto effektiv bleibt, um die Kosten zu decken und Gewinn
zu erzielen.
Kalkulation des Handelsbetriebs

Mit dem Bruttogewinn deckt der Handels-


betrieb seine Gemeinkosten und erzielt einen Gewinn.

Gemeinkosten
Bruttogewinn
+ Reingewinn
Nettoerlös
(Verkaufspreis)
Einkaufspreis
+ Bezugskosten
(Einstandswert)

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Persönliches
8 Die Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
 Kapitel Warenbuchhaltung hat nun die Aufgabe, die Konten für den Einkauf, das Waren-
lager und den Verkauf zu führen und in Bilanz und Erfolgsrechnung auszuweisen,
ob sich der Handel gelohnt hat. Damit liefert die Warenbuchhaltung auch die
Grundlage für die Bestimmung der Verkaufspreise, welche im Kapitel 8 (Betriebliche
Kalkulation) behandelt wird.
Lösung Die Tasche kostet in der Schweiz im Warenhaus doppelt so viel wie im Fabrik­laden
Einführungsfall in Italien. Dies entspricht einem Bruttogewinn von 100 %. Das ist nicht übertrie-
ben viel, muss doch die Tasche in die Schweiz transportiert, gelagert, ausgestellt
und beworben werden. Beim Import aus dem Ausland ist auch das Währungs­
risiko einzukalkulieren. Das Warenhaus muss ausserdem «etwas verdienen», das
heisst einen angemessenen Gewinn machen. Die Höhe des Bruttogewinns ist an-
gemessen.
A E-Aufgaben 1 und 2, W-Aufgaben 3 und 4

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

6. 2 Wareneinkauf
Pia Hauser ist Einkaufschefin des Warenhauses am Marktplatz und somit verant-
wortlich dafür, dass gute Ware zu vernünftigen Preisen bei zuverlässigen Liefe­
ranten eingekauft wird. Welche Informationen, die sie für ihre Arbeit braucht,
kann ihr die Buchhalterin liefern? Mit welchen Kenngrössen kontrolliert André
Hugentobler, der Inhaber, die Leistung der Einkaufschefin?

6. 2 .1 Verbuchen des Wareneinkaufs


Wareneinkauf

Die gängigen Buchungen im


Wareneinkauf werden in drei Konten erfasst.

+ Handelswaren – + Handelswarenaufwand – – Verbindlichkeiten LL +

Anfangs- Wareneinkäufe
bestand
(Wert
© 2021 Verlag SKVVorräte Bezugskosten
AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
PersönlichesAnfang Jahr)
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Rabatt

Skonto

Rücksendung

Vorratszunahme Ende Jahr

Vorratsabnahme Ende Jahr

Schluss-
bestand
(Wert Vorräte
Ende Jahr)

Art. 189 OR Wareneinkäufe werden im Konto «Handelswarenaufwand» (abgekürzt «Waren­


aufwand») im Soll gebucht. Wenn nichts ande­res vereinbart ist, gehen die Bezugs­
kosten zulasten des Käufers und werden ebenfalls als Warenaufwand im Soll ver-
bucht.
Vom Lieferanten nachträglich gewährte Rabatte, Rücksendungen von Waren und
ein allfälliger Skontoabzug (Abzug für Zahlung innert einer bestimmten Frist, meis-
tens 10 Tage) senken den Einstandswert und werden deshalb im gleichen Konto als
Aufwandsminderung auf der Habenseite gebucht. Das Gegenkonto ist «Verbind-
lichkeiten aus Lieferungen und Leistungen», weil in der Regel auf Rechnung bestellt
und geliefert wird. Bezugskosten werden manchmal bar bezahlt; dann lautet das
Gegenkonto «Kasse».

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 16
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Zusätzlich wird das Bestandeskonto «Handelswaren» (oder «Warenvorrat») als


sogenannt ruhendes Konto geführt. «Ruhend» bedeutet hier, dass während des
Geschäftsjahres auf dem Aktivkonto «Handelswaren» nichts gebucht wird. Da da­
von ausgegangen wird, dass die eingekaufte Ware laufend wieder verkauft wird,
wird diese beim Kauf bereits als Aufwand verbucht. Entsprechend wird die Zu- bzw.
Abnahme des Vorrats nur Ende Jahr mit einer einzigen Buchung erfasst. Diese Bu-
chung nennt man die Bestandeskorrektur des Warenvorrats.
Beispiel Das Sportgeschäft Hug AG kauft Rollbretter bei einem Schweizer Fabrikanten.
Folgende Buchungstatsachen werden dabei verbucht und in den Konten «Handels­
warenaufwand», «Verbindlichkeiten LL», «Handelswaren» und «Bankguthaben»
eingetragen:
Buchungen während des Jahres
Nr. Text Soll Haben Betrag
1 Eröffnung der Bestandeskonten:
Anfangsbestand 20 Rollbretter à CHF 250 (Wert CHF 5000) Handelswaren Bilanz 5 000
Anfangsbestand Verbindlichkeiten LL Bilanz Verbindlichkeiten LL 12 000

2 Einkauf von 125 Rollbrettern à CHF 250 / Stück Handelswaren­ Verbindlichkeiten LL 31 250


auf Rechnung aufwand
3 Rechnung Spidag für Transport Handelswaren­ Verbindlichkeiten LL 2 400
aufwand
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4 Rücksendung von zwei
Persönliches defekten
Exemplar von DarioBrettern
Roth, 3645 Gwatt (Thun) Verbindlichkeiten LL Handelswaren­ 500
aufwand
5 Nachträglich durch Lieferant ­gewährter Rabatt Verbindlichkeiten LL Handelswaren­ 1500
von CHF 1500 aufwand
6 Bezahlung der Rechnung des ­Lieferanten unter Abzug Verbindlichkeiten LL Handelswaren­ 585
von 2 % Skonto durch Banküberweisung aufwand
Verbindlichkeiten LL Bankguthaben 28 665

S Handelswaren H S Handelswaren­
- H S Verbindlichkeiten LL H
aufwand
1) AB 5000 1) AB 12 000

2) 31 250 2) 31 250

3) 2 400 3) 2 400

4) 500 4) 500

5) 1 500 5) 1 500

6) 585 6) 585

6) 28 665

Neben der Eröffnung der Bestandeskonten «Verbindlichkeiten LL » und «Handels-


waren» sind dies typische Buchungen im Wareneinkauf während des Jahres. Ende
Jahr wird ­Inventar gemacht – es wird gezählt und berechnet, wie viel noch an
Lager ist und wie hoch der Wert dieser Vorräte ist. Sofern dies nicht gleich viel ist
wie Anfang Jahr, wird die Zu- oder Abnahme des Warenvorrats gebucht.

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

6 . 2 . 2 Wareneinkauf mit Zunahme des Warenvorrats


Ist der Warenvorrat Ende Jahr höher als am Anfang, bedeutet das, dass mehr Ware
eingekauft wurde als verkauft. Der um die Zunahme zu viel gebuchte Aufwand
muss zurückgebucht werden.
Beispiel Buchungen am Jahresende bei Vorratszunahme
Nr. Text Soll Haben Betrag
7 Vorrat gemäss Inventar: 44 Rollbretter
à CHF 250 (Wert CHF 11 000)
Verbuchung der Vorratszunahme Handelswaren Handelswaren- 6 000
von 24 Stück à CHF 250 aufwand
8 Abschluss Handelswaren Bilanz Handelswaren 11 000

Abschluss Handelswarenaufwand Erfolgsrechnung Handelswaren- 25 065


aufwand

Abschluss Verbindlichkeiten LL Verbindlichkeiten LL Bilanz 14 400

S Handelswaren H S Handelswaren­
- H S Verbindlichkeiten LL H
aufwand
1) AB 5 000 1) AB 12 000

2) 31 250 2) 31 250


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3)(Thun) 2 400
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt 3) 2 400

4) 500 4) 500

5) 1 500 5) 1 500

6) 585 6) 585

6) 28 665

7) 6 000 Vorratszunahme 7) 6 000

SBi 11 000 SER 25 065 SBi 14 400

11 000 11 000 33 650 33 650 45 650 45 650

Es wurden für CHF 6000 Rollbretter gekauft, die im laufenden Jahr nicht verkauft
werden konnten. Der Vorrat hat im Wert von CHF 6000 zugenommen.
Da diese Rollbretter beim Kauf als Aufwand der laufenden Periode erfasst ­wurden,
muss der Handelswarenaufwand im Haben entsprechend vermindert werden.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 18
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Vorratszunahme

Es wurde mehr eingekauft als verkauft.


Der Warenvorrat ist grösser geworden.

+ Handelswaren – + Handelswarenaufwand –
Anfangs- Waren-
bestand einkäufe
Einstands- Bezugskosten
wert der ein-
gekauften Rabatt
Ware
Skonto
Rücksendung
Vorrats- Vorrats-
zunahme zunahme

Einstands-
Schluss- ist grösser als wert der
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verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen verkauften
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) Ware (Saldo)
(Saldo)

6 . 2 . 3 Wareneinkauf mit Abnahme des Warenvorrats


Ist der Warenvorrat Ende Jahr kleiner als am Anfang, bedeutet das, dass weniger
Ware eingekauft wurde als verkauft. Der um die Abnahme zu wenig gebuchte Auf-
wand muss nachgebucht werden.
Beispiel Buchungen am Jahresende bei Vorratsabnahme
Nr. Text Soll Haben Betrag
7 Vorrat gemäss Inventar: 16 Rollbretter
à CHF 250 (Wert CHF 4000)
Verbuchung der Vorratsabnahme Handelswaren­ Handelswaren 1 000
von 4 Stück à CHF 250 aufwand
8 Abschluss Handelswaren Bilanz Handelswaren 4 000

Abschluss Handelswarenaufwand Erfolgsrechnung Handelswaren- 32 065


aufwand

Abschluss Verbindlichkeiten LL Verbindlichkeiten LL Bilanz 14 400

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

S Handelswaren H S Handelswaren­
- H S Verbindlichkeiten LL H
aufwand
1) AB 5 000 1) AB 12 000

2) 31 250 2) 31 250

3) 2 400 3) 2 400

4) 500 4) 500

5) 1 500 5) 1 500

6) 585 6) 585

6) 28 665

7) 1 000 7) 1 000


Vorratsabnahme
SBi 4 000 SER 32 065 SBi 14 400

5 000 5 000 34 650 34 650 45 650 45 650

Es wurden für CHF 1000 zusätzliche Rollbretter aus dem Lager geholt, weil mehr
verkauft als eingekauft wurde. Der Vorrat hat um CHF 1000 abgenommen. Da
diese Rollbretter noch nicht im Aufwand der laufenden Rechnungsperiode erfasst
sind, muss zudem der Handelswarenaufwand im Soll entsprechend erhöht werden.

© 2021Vorratsabnahme
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Es wurde weniger eingekauft als verkauft.


Der Warenvorrat ist kleiner geworden.

+ Handelswaren – + Handelswarenaufwand –
Anfangs- Waren-
bestand einkäufe
Einstands- Bezugskosten
wert der ein-
gekauften Rabatt
Ware Skonto
Rücksendung
Vorrats- Vorrats-
abnahme abnahme

Einstands-
Schluss- ist kleiner als wert der
bestand verkauften
(Saldo) Ware (Saldo)

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Merke Typische Buchungssätze Wareneinkauf*


Buchungstatsache Soll Haben
Wareneinkauf auf Rechnung Handelswaren­aufwand Verbindlichkeiten LL

Rücksendung, Rabatt, Skonto Verbindlichkeiten LL Handelswaren­aufwand

Bezugskosten auf Rechnung Handelswaren­aufwand Verbindlichkeiten LL

Bezugskosten bar bezahlt Handelswaren­aufwand Kasse

Vorratszunahme Handelswaren Handelswaren­aufwand

Vorratsabnahme Handelswaren­aufwand Handelswaren

Abschluss Konto «Handelswarenaufwand» Erfolgsrechnung Handelswaren­aufwand

Abschluss Konto «Handelswaren» Bilanz Handelswaren


* In Fabrikationsbetrieben wird analog in den Konten «Materialaufwand» und «Rohstoffe» gebucht.

6 . 2 . 4 Bestimmen des Einstandswerts ­


der eingekauften und verkauften Ware
Der Einstandswert ist eine wichtige Kenngrösse im Warenhandel. Dabei unterschei-
det man zwischen dem Wert der Ware, die eingekauft wurde, und dem Wert der
Ware, die im Rechnungsjahr wieder verkauft wurde. Die Differenz ist – wie ­gezeigt –
die Veränderung des Warenvorrats.
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PersönlichesAus dem
Exemplar von Konto
Dario Roth,«Handelswarenaufwand»
3645 Gwatt (Thun) können die zwei wichtigen Kenngrös-
sen abgelesen werden.
Kenngrösse Frage Ermittlung Kenngrösse
Einstandswert der Was hat die Ware gekostet, wel- Saldo vor der Bestandes­korrektur
eingekauften Ware che das Handelsunternehmen
= Wareneinkauf im Rechnungsjahr eingekauft hat?

Einstandswert der Was hat die Ware gekostet, wel- Saldo nach der Bestandeskor­
verkauften Ware che das Handelsunternehmen rektur (= Saldo, der in die Erfolgs-
= Waren­aufwand im Rechnungsjahr verkauft hat? rechnung übertragen wird)

Beispiel Einstandswert bei Vorratszunahme


S Handelswaren H S Handelswaren­
aufwand H
AB (20 Stk.) 5 000 31 250 500

2 400 1 500

585

6 000 Vorratszunahme (24 Stk.) 6 000

SBi (44 Stk.) 11 000 SER 25 065

11 000 11 000 33 650 33 650

Der Wareneinkauf des Sportgeschäfts Hug AG beträgt


CHF 31 250 + CHF 2400 − CHF 500 − CHF 1500 − CHF 585 = CHF 31 065.
Der Warenaufwand beträgt CHF 31 065 − CHF 6000 = CHF 25 065.

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Beispiel Einstandswert bei Vorratsabnahme


S Handelswaren H S Handelswaren­
aufwand H
AB (20 Stk.) 5 000  31 250 500

 2 400 1 500

 585

 1 000 1 000
Vorratsabnahme (4 Stk.)
SBi (16 Stk.) 4 000 SER 32 065

5 000 5 000 34 650 34 650

Der Wareneinkauf des Sportgeschäfts Hug AG beträgt


CHF 31 250 + CHF 2400 − CHF 500 − CHF 1500 − CHF 585 = CHF 31 065.
Der Warenaufwand beträgt CHF 31 065 + CHF 1000 = CHF 32 065.

Merke Den Einstandswert der eingekauften Handelsware nennt man «Waren­einkauf»


bzw. den Einstandswert der verkauften Handelsware «Waren­aufwand».
Bei Bestandeszunahme gilt: Warenaufwand = Wareneinkauf − Vorratszunahme
Bei Bestandesabnahme gilt: Warenaufwand = Wareneinkauf + Vorratsabnahme

Lösung Die Warenbuchhaltung gibt Pia Hauser z. B. an, für wie viele Schweizer Franken
Einführungsfall © 2021Waren
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eingekauft wurden, wie hoch die Bezugsspesen waren, wie hoch die Ver-
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
änderung des Warenvorrats in Franken ist. Der Einstandswert der verkauften
Ware (Warenaufwand) ist eine wichtige Kenngrösse für die Preiskalkulation – sie
liegt in der Verantwortung der Einkaufschefin und ist für André Hugentobler, den
Inhaber, ein Massstab für ihre Leistung.
A E-Aufgaben 5 bis 7, W-Aufgaben 8 bis 10

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

6. 3 Warenverkauf
Als Verkaufschef des Warenhauses am Marktplatz ist Hans Pieri verantwortlich
dafür, dass möglichst viele Artikel zu möglichst guten Preisen verkauft werden
können, dass die Kunden nichts zu beanstanden haben und weiterhin hier ein-
kaufen. Mit welchen Grössen kontrolliert André Hugentobler, der Inhaber, die
Leistung des Verkaufschefs?

6. 3.1 Verbuchen des Warenverkaufs


Warenverkäufe werden im Konto «Handelserlöse» im Haben gebucht. Wäre die
Ware hingegen im eigenen Betrieb hergestellt worden, würde der Verkauf auf das
Konto «Produktionserlöse» gebucht. Häufig nennt man das Konto für die Waren-
verkäufe auch «Warenertrag». Den Kunden nachträglich gewährte Rabatte, Rück­
sendungen von Waren und ein allfälliger Skontoabzug durch die Kunden senken
den Ertrag und werden deshalb im gleichen Konto als Ertragsminderung auf der
Sollseite gebucht. Wird die Ware nach Hause zugestellt, muss der Kunde im Normal­
Art. 189 OR fall die Transport- bzw. Versandkosten übernehmen, und das Ertragskonto wird
nicht belastet. Übernimmt aber die Handelsfirma die Versandkosten, ist dies eben-
falls als Ertragsminderung im Soll zu buchen.
Das Gegenkonto ist «Forderungen aus Lieferungen und Leistungen», wenn auf
Rechnung bestellt und geliefert wird.
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Warenverkauf
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Die gängigen Buchungen im Warenverkauf

+ Forderungen LL – – Handelserlöse +

Warenverkäufe

Rabatt

Skonto

Rücksendung

Versandkosten
zu eigenen Lasten

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Beispiel Das Sportgeschäft Hug AG verkauft seine Artikel im Verkaufsladen in der I­ nnenstadt
oder verschickt direkt an Kunden.

Nr. Text Soll Haben Betrag


1 Eröffnung des Bestandeskontos:
Anfangsbestand Forderungen LL Forderungen LL Bilanz 10 000

2 Verkauf auf Rechnung von 10 Rollbrettern zum Forderungen LL Handelserlöse 3 500


­Spezialpreis von CHF 350 / Stück an Sportschule Müller
3 Rücksendung von zwei defekten Rollbrettern Handelserlöse Forderungen LL 700
durch den Kunden
4 Nachträglich dem Kunden gewährter Rabatt von CHF 50 Handelserlöse Forderungen LL 50

5 Transport der Rollbretter zulasten der Hug AG, Handelserlöse Kasse 53


­Barzahlung an Spediteur CHF 53
6 Bezahlung der Rechnung durch die Sportschule unter Handelserlöse Forderungen LL 55
Abzug von 2 % Skonto durch Banküberweisung Bankguthaben Forderungen LL 2 695

7 Verkauf von 91 Rollbrettern im Laden zu Kasse Handelserlöse 35 945


CHF 395 / Stück

8 Abschluss Handelserlöse Handelserlöse Erfolgsrechnung 38 587

Abschluss Forderungen LL Bilanz Forderungen LL 10 000

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S
Persönliches Forderungen 
Exemplar LL3645 GwattH
von Dario Roth, (Thun) S Handelserlöse H
1) AB 10 000

2) 3 500 2) 3 500

3) 700 3) 700

4) 50 4) 50

5) 53

6) 55 6) 55

6) 2 695 7) 35 945

SBi 10 000 SER 38 587

13 500 13 500 39 445 39 445

6. 3. 2 Nettoerlös
Aus dem Konto «Handelserlöse» kann jetzt eine weitere wichtige Kenngrösse abge­
lesen werden: der Nettoerlös, der auch Verkaufswert der verkauften Ware oder
Nettoumsatz genannt wird. Er gibt an, wie viel Geld dem Handelsunternehmen
netto nach Abzug aller Ertragsminderungen bleibt, um sämtliche Kosten (Einstands-
wert und Gemeinkosten) zu decken und einen Gewinn zu realisieren. Ist der Netto-
erlös nicht hoch genug, um Einstand und Gemeinkosten zu decken, resultiert ein
Verlust.
Der Nettoerlös ist als Saldo des Kontos «Handelserlöse» (bzw. «Warenertrag»)
einfach abzulesen.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Kenngrösse Frage Ermittlung Kenngrösse


Verkaufswert der Wie viel haben wir netto durch Saldo des Kontos «Handelserlöse»
verkauften Ware den Verkauf der Handelsware ein-
= Nettoerlös genommen?

Beispiel Der Nettoerlös der Hug AG beträgt CHF 38 587.

Lösung Der Nettoerlös zeigt, wie viel dem Warenhaus am Marktplatz nach Abzug aller
Einführungsfall ­Ertragsminderungen übrig bleibt. Stimmen verkaufte Menge oder erzielte Preise
nicht, wird auch der Nettoerlös nicht zufriedenstellend sein. Dafür ist der Ver-
kaufschef verantwortlich. Mit diesen Grössen kann André Hugentobler die Leis-
tung von Hans Pieri messen.

Merke Typische Buchungssätze Warenverkauf


Buchungstatsache Soll Haben
Warenverkauf auf Rechnung Forderungen LL Handelserlöse

Rücksendung, Rabatt, Skonto Handelserlöse Forderungen LL

Versandkosten zulasten des Käufers


„„ Barzahlung Forderungen LL Kasse
„„ Rechnung Forderungen LL Verbindlichkeiten LL

Versandkosten zulasten des Verkäufers


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„„ Barzahlung Handelserlöse Kasse
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
„„ Rechnung Handelserlöse Verbindlichkeiten LL

Abschluss Konto «Handelserlöse» Handelserlöse Erfolgsrechnung

In der Warenbuchhaltung häufig verwendete Begriffe


Kenngrösse Umschreibung Ermittlung
Wareneinkauf Einstandswert der eingekauften Saldo «Handelswarenaufwand»
Ware + / − Bestandeskorrektur
= Saldo «Handelswarenaufwand»
vor ­Bestandeskorrektur

Warenaufwand Einstandswert der verkauften Ware Saldo «Handelswarenaufwand»


(nach ­Bestandeskorrektur)

Nettoerlös Verkaufswert der verkauften Ware Saldo «Handelserlöse»

Bruttogewinn Differenz zwischen Einstands- und Saldo «Handelserlöse»


Verkaufswert zur Deckung der − Saldo «Handelswarenaufwand»
­Gemeinkosten und eines angemes­
senen Gewinns

A E-Aufgabe 11, W-Aufgaben 12 bis 21

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

6. 4 Mehrstufige Erfolgsermittlung
Wie gezeigt, sind Pia Hauser für den Einkauf, Hans Pieri für den Verkauf verant-
wortlich. Als Inhaber des Warenhauses am Marktplatz ist André Hugentobler für
den Erfolg des gesamten Unternehmens verantwortlich. Wie schafft er sich einen
detaillierten Überblick über das Gesamtergebnis?

6. 4 .1 Die zweistufige Erfolgsrechnung


 1. Semester Im Kapitel 3 «Rechnungsabschluss und Kontenrahmen» wurde das Ergebnis der Un-
3.2 ternehmenstätigkeit in einer einstufigen Erfolgsrechnung ermittelt.
Das folgende Beispiel zeigt noch einmal, wie aus dem Hauptbuch eine einstufige
­Erfolgsrechnung erstellt wird.
Beispiel Die Zahlen für die Kost AG, Haushaltsgeräte, im Jahr 20_1 lauten:

S Handelswaren­
- H S Handelserlöse H S Personalaufwand H S Raumaufwand H
aufwand
625 000 10 000 15 800 70 000 71 000 47 000 2 000

48 000 41 700 2 060 718 900 15 000

120 000 1 400

SER 501 300 SER 769 640 SER 86 000 SER 45 000

673 000 673© 000 AG: 900


2021 Verlag SKV788  900verstehen, E-Profil
788und
W&G anwenden 86 |000 862. 000
Berufsmaturität, 47 000
Semester ohne Lösungen 47 000
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S Verwaltungs- H S Sonstiger H S Abschreibungen H S Finanzaufwand H


aufwand ­Betriebsaufwand
45 000 20 000 8 000 5 000

8 000 10 000 SER 8 000 SER 5 000

SER 53 000 SER 30 000 8 000 8 000 5 000 5 000

53 000 53 000 30 000 30 000

Einstufige Erfolgsrechnung
Aufwand Erfolgsrechnung Kost AG 20_1 Ertrag
Handelswarenaufwand 501 300 Handelserlöse 769 640

Personalaufwand 86 000

Raumaufwand 45 000

Verwaltungsaufwand 53 000

Sonstiger Betriebsaufwand 30 000

Abschreibungen 8 000

­Finanzaufwand 5 000

Gewinn 41 340

769 640 769 640

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Informativer ist eine zweistufige Erfolgsrechnung, welche auf einen Blick wich-
tige Teilergebnisse ausweist:
„„ auf der ersten Stufe das Ergebnis aus dem Verkauf von Waren – also die Differenz

zwischen den Kosten der Beschaffung, dem Warenaufwand und den Netto­
erlösen des Verkaufs, den Bruttogewinn;
„„ auf der zweiten Stufe das Gesamtergebnis des Warenhandelsunternehmens

nach Abzug des Gemeinaufwands, das Betriebsergebnis.


Die zweistufige Erfolgsrechnung kann in zwei Darstellungsarten – in Kontenform
oder in Berichtsform – erstellt werden.

Beispiel Zweistufige Erfolgsrechnung in Kontenform


Erfolgsrechnung Kost AG 20_1
Aufwand 1. Stufe Ertrag
Handelswarenaufwand 501 300 Handelserlöse 769 640

Bruttogewinn* 268 340

769 640 769 640

2 . Stufe

Personalaufwand 86 000 Bruttogewinn* 268 340


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Raumaufwand Berufsmaturität,
 000 2. Semester ohne Lösungen
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Verwaltungsaufwand 53 000

Sonstiger Betriebsaufwand 30 000

Abschreibungen 8 000

­Finanzaufwand 5 000

Betriebsgewinn 41 340

268 340 268 340
 * Der Bruttogewinn, als Saldo der ersten Stufe, wird in der zweiten Stufe als um den Warenaufwand verminderter
Ertrag erneut eingetragen.

Zweistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform (Staffelform)


Erfolgsrechnung Kost AG 20_1
Handelserlöse 769 640

.  /. Handelswarenaufwand – 501 300

Bruttogewinn 268 340

.  /. Personalaufwand – 86 000

.  /. Raumaufwand – 45 000

.  /. Verwaltungsaufwand – 53 000

.  /. Sonstiger Betriebsaufwand – 30 000

.  /. Abschreibungen – 8 000

.  /. Finanzaufwand – 5 000 – 227 000

Betriebsgewinn 41 340

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Eine Erfolgsrechnung auf zwei Stufen zeigt also auf übersichtliche Weise die Kos-
tenstruktur und wichtige Teilergebnisse: Erfolg Warenhandel (Bruttogewinn), Ge-
meinaufwand, Betriebsgewinn. Dies sind wichtige Informationen für die Leitung
des Unternehmens.
In der Praxis wählt man die Darstellung in Berichts- bzw. Staffelform.

6. 4 . 2 Bruttogewinn
Die auf der ersten Stufe ablesbare Kenngrösse Bruttogewinn liefert eine Antwort
auf folgende Fragen:
Frage Kenngrösse
Wie gross ist die Differenz zwischen dem Betrag, der Nettoerlös
für den ­Wareneinkauf ausgegeben wurde, und dem Betrag, .  /.  Warenaufwand
der netto durch ­Warenverkauf eingenommen wurde? = Bruttogewinn

Reicht diese Differenz, um damit den Gemeinaufwand wie Bruttogewinn


Löhne, Miete usw. ­zu finanzieren und auch einen Gewinn .  /.  Gemeinaufwand
zu erzielen? =  Betriebsgewinn

Ist der Bruttogewinn tiefer als der Gemeinaufwand,   Bruttogewinn


­resultiert ein Verlust. .  /.  Gemeinaufwand
= Betriebsverlust

Wie hoch ist der Bruttogewinn in Prozenten des Waren­


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aufwands? ohne Lösungen
Bruttogewinnzuschlag
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Wie hoch ist der Bruttogewinn in Prozenten des Netto­ Bruttogewinnquote
erlöses? (Bruttogewinnmarge)

Beispiel Kost AG , Bruttogewinn 20_1


S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H
625 000 10 000 15 800 70 000

48 000 41 700 2 060 718 900

120 000 1 400

SER  501 300 SER  769 640
= Warenaufwand = Nettoerlös

673 000 673 000 788 900 788 900

Bruttogewinn
769 640 – 501 3 00 = 268 340

 Kapitel 8 Der Bruttogewinn ist eine wichtige Grösse für die Kalkulation von Verkaufspreisen
und für die Analyse des Erfolgs.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Zweistufige Erfolgsrechnung

Die Ermittlung des Erfolgs auf zwei Stufen


bringt mehr Informationen auf einen Blick.

KK

3 Handelserlöse 1000
Handelsbereich
4 .  /. Handelswarenaufwand – 450

 Bruttogewinn 550

5 .  /. Personalaufwand – 300

.  /. Sonstiger Betriebsaufwand – 48


Sonstiger­
.  /. Abschreibungen – 100
6  ­Betriebsbereich
.  /. Finanzaufwand – 4 – 452

+ Finanzertrag + 2

 Betriebsgewinn 100
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KK = Kontenklasse gemäss Kontenrahmen KMU

Lösung Mit einer Erfolgsrechnung auf zwei Stufen schafft sich der Inhaber und Geschäfts-
Einführungsfall leiter André Hugentobler einen klaren Überblick über die Ergebnisse der einzel-
nen Bereiche wie Einkauf, Verkauf und Gemeinkosten (auch als fixer Gemeinkos-
tenblock bezeichnet). Je detaillierter die Aufstellung ist, desto genauer erkennt er,
wo es gut läuft und wo Handlungsbedarf besteht.

6 . 4 . 3 Die dreistufige Erfolgsrechnung


 1. Semester Hat das Handelsunternehmen nicht nur betriebliche Aufwände und Erträge (Kern­
3.2 geschäft), sondern auch betriebsfremde und / oder ausserordentliche, wird eine
­dreistufige Erfolgsrechnung erstellt. Typische betriebsfremde Konten sind Liegen-
schaftsaufwand und -ertrag, wenn sie eine nicht betriebliche Liegenschaft wie Mehr-
familienhäuser betreffen. Als «ausserordentlich» werden völlig unvor­her­sehbare
Ereignisse wie z. B. eine Explosion im Warenlager, deren Folgen nicht ausreichend
versichert sind, verbucht. Dazu gehören auch einmalige und periodenfremde Auf-
wände und Erträge.
Je nach Informationsbedarf eines Unternehmens werden die Aufwände und Erträge
in weitere Stufen aufgeteilt. Diese mehrstufigen Erfolgsrechnungen werden später
im Kapitel «Analyse der Bilanz und Erfolgsrechnung» behandelt.
Beispiel Die Kost AG besitzt ein Mehrfamilienhaus mit vier Mietwohnungen. Der Liegen­
schaftsaufwand für diese Wohnungen beträgt pro Jahr CHF  30 000, der Liegen­
schaftsertrag CHF 80 000. Ausserdem hat die Beteiligung am Kochstudio Über­
sax in diesem Geschäftsjahr einen Verlust eingefahren: Aufwand CHF 100 000,
­Ertrag CHF 60 000.
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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Einstufige Erfolgsrechnung
Aufwand Erfolgsrechnung Kost AG 20_1 Ertrag
Handelswarenaufwand 501 300 Handelserlöse (Nettoerlös) 769 640

Personalaufwand 86 000 Ertrag Nebenbetrieb 60 000

Raumaufwand 45 000 Betriebsfremder Ertrag 80 000

Verwaltungsaufwand 53 000

Sonstiger Betriebsaufwand 30 000

Abschreibungen 8 000

Finanzaufwand 5 000

Aufwand Nebenbetrieb 100 000

Betriebsfremder Aufwand 30 000

Jahresgewinn 51 340

909 640 909 640

Dreistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform


Erfolgsrechnung Kost AG 20_1
Handelserlöse 769 640
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.  /. Handelswarenaufwand
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) – 501 300

Bruttogewinn 268 340

.  /. Personalaufwand – 86 000

.  /. Raumaufwand – 45 000

.  /. Verwaltungsaufwand – 53 000

.  /. Sonstiger Betriebsaufwand – 30 000

.  /. Abschreibungen – 8 000

.  /. Finanzaufwand – 5 000 – 227 000

Betriebsgewinn 41 340

+ Ertrag Nebenbetrieb + 60 000

.  /. Aufwand Nebenbetrieb –100 000 – 40 000

.  /. Betriebsfremder Aufwand – 30 000

+ Betriebsfremder Ertrag + 80 000 +50 000

Unternehmensgewinn (Jahresgewinn) 51 340

Informationen aus der dreistufigen Erfolgsrechnung


Die dreistufige Erfolgsrechnung zeigt auf einen Blick wichtige Teilergebnisse, wel-
che in der einfachen Form nicht sofort ersichtlich sind. Sie gibt z. B. Antwort auf
­folgende Fragen:
„„ Bringt der Warenhandel den erwünschten Bruttogewinn?

„„ Wie hoch ist der Gemeinaufwand insgesamt? Ist er im Verhältnis zum

­Bruttogewinn gross oder klein?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

„„ Wie gross ist der Erfolg aus dem Kerngeschäft, dem Warenhandel?
„„ Rentieren die Geschäftstätigkeiten ausserhalb des Warenhandels überhaupt?

„„ Finanzieren wir eventuell mit den neutralen Erträgen ein unrentables Kern­

geschäft oder – umgekehrt – finanzieren wir mit einem rentablen Kerngeschäft


unrentable ausserbetriebliche Tätigkeiten?
„„ Sind in der Rechnungsperiode Buchungstatsachen zu berücksichtigen, welche

nicht dem Kerngeschäft angerechnet werden können und als ausserordentlich


verbucht werden müssen?
Dreistufige Erfolgsrechnung

Mit der dreistufigen Erfolgs-


rechnung werden auch ausserordentliche
und betriebsfremde Erfolge klar ersichtlich.

KK

3 Handelserlöse 950
Handelsbereich
4 .  /. Handelswarenaufwand – 400

 Bruttogewinn 550
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Persönliches Exemplar 5
von Dario
.  /Roth, 3645 Gwatt (Thun)
. Personalaufwand – 300

.  /. Sonstiger Betriebsaufwand – 48


Sonstiger
.  /. Abschreibungen – 100
6 ­Betriebsbereich
.  /. Finanzaufwand – 4 – 452

+ Finanzertrag (betrieblich) + 2

 Betriebsgewinn 100

.  /. betriebsneutraler Aufwand – 24

+ betriebsneutraler Ertrag + 25 +1


7/ 8 Neutraler ­Bereich
.  /. Ausserordentlicher Aufwand –129

+ Ausserordentlicher Ertrag +100 – 29

Unternehmensgewinn
 72
(Jahresgewinn)

KK = Kontenklasse gemäss Kontenrahmen KMU

Merke In der mehrstufigen Erfolgsrechnung heisst der Erfolg der zweiten Stufe Betriebs­
erfolg. Jahresgewinn bzw. -verlust werden auch als Unternehmenserfolg bezeichnet.

A E-Aufgaben 22 bis 24, W-Aufgaben 25 bis 31

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

6. 5 Ein- und Verkauf in fremder Währung


Werden Waren im Ausland gekauft oder verkauft, fallen bei schwankenden Wechsel-
kursen zwangsläufig Kursgewinne und -verluste an. Diese müssen verbucht werden.

6.5.1 Wareneinkauf in fremder Währung


Die Rechnung des Lieferanten wird vorläufig zu einem fixen Kurs (Buchkurs) in
Schweizer Franken umgerechnet und verbucht. Die Bezahlung erfolgt gemäss
­Tageskurs der Bank. Die dadurch entstehende Differenz zwischen Buch- und Tages-
kurs wird als zusätzlicher Aufwand (Kursverlust) bzw. als Aufwandsminderung
(Kursgewinn) verbucht. Es ist allerdings zu beachten, dass es sich nicht um einen effek-
tiven «Gewinn» oder «Verlust» handelt, denn die Differenz ergibt sich, weil zuvor
der Buchkurs zu tief oder zu hoch angesetzt worden ist (Buchgewinn / -verlust).
Zur Kontrolle wird zusätzlich das Konto «Verbindlichkeiten aus Lieferungen und
Leistungen» in der entsprechenden fremden Währung geführt.
Beispiel Wareneinkauf mit Kursverlust
Die Manser AG handelt mit Sportartikeln, welche sie in der ganzen Welt einkauft
und an Sportgeschäfte in Europa weiterverkauft.

Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag Betrag


in CHF in EUR
1 Einkauf
© 2021 Verlag SKV AG:von
W&G100  Rollbrettern
anwenden und verstehen,Handels ­waren­ Verbindlich­
E-Profil | Berufsmaturität, 19 800.00
2. Semester ohne Lösungen 18 000.00
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
zu EUR 180 / Stück auf aufwand keiten LL
­Rechnung in Österreich,
franko Domizil
Buchkurs 1.10
2 Rücksendung von zwei Verbindlich­ Handels­waren­ 396.00 360.00
­defekten Brettern keiten LL aufwand
3 Bezahlung der Rechnung des Verbindlich­ Handels­waren­ 388.10 352.80
Lieferanten unter Abzug von keiten LL aufwand
2 % Skonto durch Banküber-
weisung
Tageskurs der Bank 1.112 Verbindlich­ Bankgut­haben 19 223.35 17 287.20
keiten LL
4 Verbuchen der Währungs­ Handels­waren­ Verbindlich­ 207.45
differenz aufwand keiten LL

Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten LL CHF Verbindlichkeiten LL EUR


1) 19 800.00 1) 19 800.00 1) 18 000.00

2) 396.00 2) 396.00 2) 360.00

3) 388.10 3) 388.10 3) 352.80


3) 19 223.35 3) 17 287.20

4) 207.45 4) 207.45


Kursverlust
Einstandswert
 19 223.35

 20 007.45 20 007.45  20 007.45  20 007.45 18 000 18 000

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Ausrechnungen:

3) Skontoabzug (Buchkurs) EUR 17 640 × 0,02 = EUR 352 .80 × 1.10 = CHF 388 .10
Zahlung (zum Tageskurs) EUR 17 287.20 × 1.112 = CHF 19 223.35

4) Nachweis Kursdifferenz
Gebucht CHF 19 015.90 (19 800 – 396 – 388 .10)
Bezahlt CHF 19 223.35
Differenz CHF 207.45  Kursverlust
oder
Zahlung in EUR 17 287.20 × Kursdifferenz (0.012 CHF/EUR) = CHF 207.45

Der Kursverlust verteuert den Einstandswert um CHF 207.45. Entsprechend würde


ein Kursgewinn den Einstand verbilligen.

Merke 1. Die Konten «Handelswarenaufwand» und «Verbindlichkeiten LL» werden in CHF


geführt.
2. Das Konto «Verbindlichkeiten LL» in fremder Währung wird zur Kontrolle geführt.
3. Rechnungsbetrag, Rabatt, Rücksendungen und Skonto werden in Schweizer
Franken zum Buchkurs umgerechnet und verbucht.
4. Der zu bezahlende Restbetrag wird im Kontrollkonto ermittelt und zum Tages­
kurs der Bank umgerechnet und verbucht.
. Die
© 2021 Verlag5SKV AG:durch die Verwendung
W&G anwenden von| Berufsmaturität,
und verstehen, E-Profil Buch- und 2.Tageskurs
Semester ohneentstehende
Differenz im Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Konto «Verbindlichkeiten LL» in CHF wird als Kursgewinn / -verlust im Konto
«Handelswarenaufwand» gegengebucht.
6. Kontrolle: Der Kursgewinn bzw. -verlust ergibt sich aus der Kursdifferenz mul-
tipliziert mit dem Zahlungsbetrag in fremder Währung.
7. Buchungssätze
Soll Haben
Kursgewinn Verbindlichkeiten LL Handelswarenaufwand
Kurverlust Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten LL

6 . 5. 2 Warenverkauf in fremder Währung


In Analogie zum Wareneinkauf werden die Rechnungen an Kunden zum Buchkurs
umgerechnet und verbucht. Die Bezahlung erfolgt gemäss Tageskurs der Bank. Die
dadurch entstehende Differenz zwischen Buch- und Tageskurs wird als zusätzlicher
Ertrag (Kursgewinn) bzw. als Ertragsminderung (Kursverlust) verbucht. Zur Kont-
rolle wird zusätzlich das Konto «Forderungen aus Lieferungen und Leistungen» in
der entsprechenden fremden Währung geführt.
Beispiel Warenverkauf mit Kursgewinn
Die Manser AG liefert Schweizer Qualitätswanderschuhe nach Grossbritannien.
Die Abnehmerbetriebe bestehen auf Fakturierung in einheimischer Währung, um
Kursverluste infolge des starken Frankens möglichst zu vermeiden.

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag Betrag


in CHF in GBP
1 Lieferung von 200 Trekking- Forderungen LL Handelserlöse 31 200.00 24 000.00
schuhen zu GBP 120 / Stück
auf Rechnung an Sportmax,
Aberdeen
Buchkurs 1.30
2 Nachträglich gewährter Handelserlöse Forderungen LL 3 120.00 2 400.00
­Rabatt von 10 % aufgrund
verspäteter Lieferung
3 Begleichung der Rechnung
durch Sportmax, Aberdeen:
Abzug von 1 % Skonto Handelserlöse Forderungen LL 280.80 216.00
Banküberweisung in GBP,
Umrechnung zum Tageskurs Bankguthaben Forderungen LL 27 371.50 21 384.00
der Bank 1.28
4 Verbuchen der Währungs­ Handelserlöse Forderungen LL 427.70
differenz

Handelserlöse Forderungen  LL CHF Forderungen  LL GBP


2) 3 120.00 1) 31 200.00 1) 31 200.00 2) 3 120.00 1) 24 000.00 2) 2 400.00
© 2021
3) Verlag SKV
280 AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität,
.80 3) 280.2. 80Semester ohne Lösungen 3) 216.00
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
3) 27 371.50 3) 21 384.00
Kursverlust
4) 427.70 4) 427.70
Nettoerlös
27 799.20

31 200.00 31 200.00 31 200.00 31 200.00 24 000.00 24 000.00

Ausrechnungen:

3) Skontoabzug (Buchkurs) GBP 21 600 × 0,01 = GBP 216 × 1.3 = CHF 280.80
Zahlung (Tageskurs) GBP 21 384 × 1.28 = CHF 27 371.50

4) Nachweis Kursdifferenz
Gebucht CHF 27 799.20 (31 200 − 3120 − 280.80)
Gutgeschrieben
CHF 27 371.50
Differenz CHF 427.70  Kursverlust
oder
Zahlung in GBP 21 384 × Kursdifferenz (− 0.02 CHF/GBP) = CHF − 4 27.70

Der Kursverlust vermindert den Ertrag um CHF 427. 70. Entsprechend würde ein


Kursgewinn den Ertrag erhöhen.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Merke 1. Die Konten «Handelserlöse» und «Forderungen LL» werden in CHF geführt.
2. Das Konto «Forderungen LL» in fremder Währung wird zur Kontrolle geführt.
3. Rechnungsbetrag, Rabatt, Rücksendungen und Skonto werden in Schweizer
Franken zum Buchkurs umgerechnet und verbucht.
4. Die Zahlung des Kunden wird durch die Bank gemäss Tageskurs gutgeschrieben.
5. Die durch die Verwendung von Buch- und Tageskurs entstehende Differenz im
Konto «Forderungen LL» in CHF wird als Kursgewinn / -verlust im Konto «Han-
delserlöse» gegengebucht.
6. Kontrolle: Der Kursgewinn bzw. -verlust ergibt sich aus der Kursdifferenz mul-
tipliziert mit dem Zahlungsbetrag in fremder Währung.
7. Buchungssätze
Soll Haben
Kursgewinn Forderungen LL Handelserlöse

Kurverlust Handelserlöse Forderungen LL

6 . 5. 3 Bilanzierung von offenen Forderungen und Verbindlichkeiten


Am Ende der Rechnungsperiode werden die offenen Rechnungen (an Kunden und
von Lieferanten) zum Bilanzkurs (dem Durchschnittskurs des Abschlussmonats)
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Persönlichesumgerechnet. Entspricht
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt der
(Thun)Bilanzkurs nicht dem Buchkurs, ist die sich dabei erge-

bende Differenz ebenfalls als Kursgewinn bzw. -verlust zu verbuchen.


Beispiel Die Manser AG kauft bei ihrem französischen Lieferanten Dassous attraktive Sport­
bekleidung für Damen. Sie bestellt monatlich. Die Euro werden zum Buchkurs von
1.12 verbucht.

Vorgehen beim Abschluss


1. Schritt Bestimmen des Saldos in Fremdwährung EUR 36 371.00

2. Schritt Umrechnen zu Bilanzkurs 1.10  Saldo Verbindlichkeiten Dassous CHF 40 008.10

3. Schritt Berechnen der kursbedingten Differenz als Saldogrösse im Konto CHF   727.40
«Verbindlichkeiten LL »
Gegenbuchung im Konto «Handelswarenaufwand»

4. Schritt Abschluss der Konten

Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten Da CHF Verbindlichkeiten Da EUR


320 500.00 15 600.00 268 273.60 309 009.10 239 530.00 275 901.00

727.40 727.40
Saldo
SER 304 172.60 SBi 40 008.10 36 371.00

320 500.00 320 500.00 309 009.10 309 009.10 275 901.00 275 901.00

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

Journal

Datum Buchungstatsache Buchungssatz Betrag CHF


1. 1.– 31. 12. Bereits verbuchter Geschäfts- Diverse
verkehr Buchkurs 1.12

31. 12. Verbuchen Kursdifferenz Verbindlichkeiten Dassous / 727.40


 Handelswarenaufwand

31.12 Abschlussbuchungen Erfolgsrechnung / 304 172.60


Bilanzkurs 1.10   Handelswaren­aufwand

Verbindlichkeiten Dassous ­/  40 008.10


Bilanz

A E-Aufgaben 32 bis 34, W-Aufgaben 35 bis 37

Leistungsziele

1.5.1.2 Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs


„„ Ich verbuche typische Geschäftsfälle des Warenhandels mit Rabatten, Skonti,
­Bezugskosten, Sonderverkaufskosten und MWST. Ich führe die Konten
­«Handelswarenaufwand», «Handelserlös» und «Vorrat Handelswaren» (als
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­ruhendes
Persönliches ExemplarKonto).
von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
„„ Ich stelle auf der Grundlage vorgegebener Kalkulationssätze ein Kalkulations-

schema für Handels- und andere Dienstleistungsbetriebe auf.


„„ Ich berechne die folgenden Grössen und zeige deren Bedeutung

für die ­Preisgestaltung auf:
–– Handelswarenaufwand
–– Nettoerlös
–– Einstandswert der eingekauften Waren
–– Einstandswert der verkauften Waren
–– Verkaufswert der verkauften Waren
–– Bruttogewinn, Bruttogewinnquote, Bruttogewinnzuschlag
–– Selbstkosten, Gemeinkosten, Reingewinn
„„ Ich erstelle eine Erfolgsrechnung eines Warenhandelsbetriebs mit

den ­Grössen Bruttogewinn, Betriebserfolg sowie Unternehmenserfolg und


­erkläre die ­Ergebnisse.
Diese Leistungsziele werden mit den Kapiteln 6 und 8 abgedeckt.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E  6.1  Handel mit Waren als Geschäftszweck


1. Geschäftstätigkeit zuordnen

Ordnen Sie die folgenden Tätigkeiten dem 2. Sektor (Produktion, P) bzw. 3. Sektor (Dienstleistung, DL) zu.
Kreuzen Sie an, in welchen Fällen die Dienstleistung «Warenhandel» bedeutet.
Tätigkeit P DL Waren­
handel
Die kaufmännische Berufsschule unterrichtet Lernende.

Am Lehrmittelschalter verkauft die Schule diverse Lehrbücher.

Der Schuhmacher repariert die Stiefel einer Kundin.

Er verkauft ihr ausserdem einen Imprägnierungsspray.

Der Treuhänder füllt für seine Kunden die Steuererklärung aus.

Der Zahnarzt zieht Peter Schmutz einen Weisheitszahn.

Der Zahntechniker fertigt einen neuen Stiftzahn an.

Die Dentalhygienikerin gibt der Patientin eine spezielle Z­ ahnseide mit


und stellt sie in©Rechnung.
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Amazon bietet im Internet unter anderem Bücher an.

Im Shoppingcenter werden neben Lebensmitteln auch Kleider und Schuhe


verkauft.

2. Wichtige Schweizer Warenhandelsunternehmen kennen

Welche der nachfolgend genannten bekannten Unternehmen sind typische Handelsbetriebe?


Kreuzen Sie diese an.
Unternehmen Unternehmen
Manor / Globus Emil Frey AG (Autoimporteur)

Roche Panalpina (internationale Spedition und Logistik)

UBS Media Markt

Zalando Nestlé

Migros / Coop Volg

SBB Kiosk AG

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

W  6.1  Handel mit Waren als Geschäftszweck


3. Bruttogewinn und Gemeinkosten bestimmen

Ein Weinhändler hat im Jahr 20_1 einen Nettoumsatz (= Nettoerlös) von CHF 378 000 erreicht. Für den Kauf
dieser Ware hat er Rechnungen in der Höhe von CHF 121 200 erhalten und konnte dank pünktlicher Zah­
lungen CHF 780 Skonto geltend machen. Für den Transport in sein Lager und die Verzollung hat er
CHF 5600 ausgegeben. Der Transport zum Kunden wurde diesem jeweils in Rechnung gestellt.

a) Wie hoch war der Einstandswert der verkauften Weine in CHF?

b) Wie hoch war im Jahr 20_1 der Bruttogewinn des Händlers?

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c) Wie hoch durften seine betrieblichen Gemeinkosten höchstens sein, um sein Gewinnziel von
­mindestens CHF 60 000 zu erreichen?

d) Kreuzen Sie an, welche Kosten normalerweise zu den Gemeinkosten eines Warenhändlers zählen.

Löhne Werbung
Warenlieferkosten Transportversicherung
Energie Zoll auf importierter Ware
Raummiete Verwaltungsaufwand
Abschreibungen Zinskosten für Darlehen
Von Kunden abgezogene Rabatte

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

e) Worin besteht die Dienstleistung von Handelsbetrieben?

4. Bedeutung des Bruttogewinns verstehen

a) Erklären Sie in eigenen Worten, was der Bruttogewinn ist.

b) Wozu dient der Bruttogewinn?

c) Nachstehend sind verschiedene Warenhandelsunternehmen genannt. Geben Sie an, ob der


­Brutto­gewinn tendenziell «eher hoch», «eher durchschnittlich» oder «eher tief» ist. B ­ egründen Sie
Ihre Antwort.
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Beispiel BG ist eher Begründung
hoch durch- tief
schnittlich
Delikatessengeschäft
in der Berner Innenstadt

Internethandel

Grosses Warenhaus
in der Innenstadt

Grossverteiler (Engros­handel)
am Stadtrand

Nennen Sie ein Warenhandelsunter­nehmen


in Ihrer Umgebung:

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

E   6.2 Wareneinkauf
5. Handelswareneinkauf buchen

a) Bilden Sie die Buchungssätze für die laufenden Einkaufsbuchungen des Sportartikelhändlers
Ilja Gernod und führen Sie das Konto «Handelswarenaufwand».
Nr. Text Soll Haben Betrag
1 Rechnung des Skilieferanten
CHF 5600

2 Barzahlung der Frachtspesen


CHF 65

3 Rücksendung von Skis infolge


­diverser Schäden, Gutschrift des
Lieferanten CHF 450

4 Mit dem Skilieferanten wurde


ein Mängelrabatt von CHF 150
­vereinbart.

5 Zahlung der Rechnung per Bank


nach Abzug von 1 % Skonto.
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Handelswarenaufwand
Nr. Text Soll Haben

b) Wie viel haben die gekauften Skier tatsächlich gekostet und wie nennt man diesen Wert?

c) Weshalb bucht man den Kauf von Handelswaren nicht als Aktivzunahme im Konto «Handels­
waren»?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

6. Verbuchung des Wareneinkaufs mit Vorratszunahme

Der Fleischgrosshändler Peter Stoffel handelt mit Frischfleisch, das er bei Schweizer Schlachtereien
­einkauft.
a) Buchungstatsachen während des Jahres
Verbuchen Sie die Buchungstatsachen für den Einkauf von Natura Beef für das Jahr 20_1
und führen Sie die Konten «Handelswarenaufwand», «Handelswaren» und «Verbindlichkeiten LL».
Nr. Text Soll Haben Betrag
1 Eröffnung der Bestandeskonten:
Vorrat an Rinderhälften CHF 15 000
Verbindlichkeiten LL CHF 10 000

2 Einkauf von 40 Rinderhälften ­


à CHF 750 / Stück auf Rechnung
bei Grossbauer Friederich
3 Rechnung Impex für Transport
CHF 3000

4 Zwei Rinderhälften, welche den


­Standards von Natura Beef nicht ent-
sprechen, werden retourniert. Gut-
schrift inklusive Transportkosten zu­
lasten des Lieferanten CHF 1800
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Persönliches
5 Nachträglich durchExemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Lieferant
­gewährter ­Rabatt von CHF 2000
6 Bezahlung der Rechnung des
­Lieferanten unter Abzug von 2 %
Skonto durch Banküberweisung

Berechnung für Buchungstatsache 6:

Einkauf Natura Beef 20_1


S Handelswaren H S Handelswarenaufwand H S Verbindlichkeiten 
LL H

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

b) Verbuchung Vorratszunahme
Verbuchen Sie die Vorratszunahme am Ende des Jahres 20_1 und schliessen Sie die Konten ab.
Nr. Text Soll Haben Betrag
7 Wert Vorrat an Rinderhälften Ende
Jahr CHF 20 000
Verbuchung der Vorratszunahme
8 Abschluss Handelswaren

Abschluss Handelswarenaufwand

Abschluss Verbindlichkeiten LL

c) Bestimmen des Einstandswerts der eingekauften und verkauften Ware


Beantworten Sie die beiden Schlüsselfragen des Wareneinkaufs:

Was haben die Rinderhälften gekostet, welche der


­Grosshändler eingekauft hat?

Einstandswert der eingekauften Ware

Was haben die Rinderhälften gekostet, welche der


­Grosshändler verkauft hat?
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Einstandswert der verkauften Ware von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Persönliches Exemplar

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

7. Verbuchung des Wareneinkaufs mit Vorratsabnahme

Fortsetzung Wareneinkauf Fleischgrosshändler Peter Stoffel


a) Verbuchen Sie die Bestandesänderung am Ende des Jahres 20_2. Die übrigen Buchungstatsachen des
Jahres sind schon in den Konten eingetragen. Es sind noch Rinderhälften im Wert von CHF 17 000 an
Lager. Schliessen Sie die Konten «Handelswarenaufwand» und «Handelswaren» ab.
Einkauf Natura Beef 20_2
S Handelswaren H S Handelswarenaufwand H
AB 20 000 32 000 3 904

1 000 420

Nr. Text Soll Haben Betrag


1 Wert Vorrat an Rinderhälften
Ende Jahr 20_2 CHF 17 000
Verbuchung der Vorratsabnahme
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2 Abschluss Handelswaren
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Abschluss Handelswarenaufwand

b) Bestimmen des Einstandswerts der eingekauften und verkauften Ware


Beantworten Sie die beiden Schlüsselfragen des Wareneinkaufs:

Was haben die Rinderhälften gekostet, ­welche der


Grosshändler eingekauft hat?

Einstandswert der eingekauften Ware

Was hat die Ware gekostet, welche das


H­andelsunternehmen verkauft hat?

Einstandswert der verkauften Ware

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

W   6.2 Wareneinkauf
8 . Journal für Wareneinkauf führen

Führen Sie die Einkaufsbuchhaltung für die Weinhändlerin Vera Fröhlich und verwenden Sie die
im Waren­einkauf üblichen Konten.
a) Verbuchen Sie die folgenden Geschäftsfälle im Journal:
1. Vera Fröhlich bezieht aus Aigle 24 Kisten mit unterschiedlichen Weinen; Rechnungsbetrag CHF 2150.
2. Vera Fröhlich erhält eine Rechnung für Büromaterial; CHF 158.
3. Vera Fröhlich schickt zwei Kisten Wein zurück (vgl. 1), da das Weingut eine falsche Sorte ­gesendet hat.
Sie erhält dafür eine Gutschrift über CHF 280.
4. Beim Empfang einer Warensendung von Winzer A. Gross & Co. bezahlt Vera Fröhlich
die Fracht von CHF 90 bar zu ihren Lasten.
5. Vera Fröhlich importiert Wein aus Frankreich im Betrag von CHF 15 000.
6. Sie begleicht die Rechnung sofort unter Abzug von 2 % Skonto.
7. Vera Fröhlich kauft einen zehn Jahre alten Opel Vectra Kombi für CHF 18 000 auf Rechnung.

Journal
Nr. Soll Haben Betrag

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Am Anfang des Geschäftsjahres betrug der Wert des Weinlagers CHF 5600. Am Jahresende hat Vera Fröh-
lich einen Vorrat von 530 Flaschen, die einen Wert von CHF 4770 haben.
b) Führen Sie das Konto «Handelswaren» und nennen Sie die Korrekturbuchung am 31. 12.
Handelswaren

Korrekturbuchung am 31. 12.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

c) Weshalb wird die Vorratsabnahme im Handelswarenaufwand im Soll gebucht?

9. Konten des Wareneinkaufs vervollständigen und interpretieren

Gegeben sind die folgenden zusammengefassten Kontoeinträge:

Handelswaren Handelswarenaufwand

1) 35 000 5) 7 000 2) 158 000 4) 2 000

3) 5 000

5) 7 000

a) Setzen Sie die richtigen Vorzeichen (+ / –) über die Soll- bzw. Habenspalten.
b) Schliessen© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Sie die Konten ab.
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c) Geben Sie an, welche Buchungstatsache zu den Einträgen 1 bis 5 geführt haben könnte.
Nr. Buchungstatsache

d) Wie hoch ist der Wert des Warenvorrats Ende Jahr?

e) Welches ist der Fachbegriff für den Saldo des Kontos «Handelswarenaufwand»?

f) Nennen Sie den Buchungssatz mit Betrag für den Übertrag der beiden Saldi in die Bilanz
bzw. die Erfolgsrechnung:

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

g) Wie hoch ist der Einstandswert der eingekauften Ware?

h) Wieso ist dieser tiefer als der Einstandswert der verkauften Ware?

10. Berechnungen im Wareneinkauf

Bestimmen Sie die fehlenden Grössen (Beträge in CHF 1000). Die Geschäftsfälle 1–5 sind voneinan­der un-
abhängig.
Nr. Einstandswert Einstandswert Anfangsbestand ­Schlussbestand Vorratsänderung:
eingekauf­te Waren verkaufte Waren Handelswaren Handelswaren + = Zunahme
– = Abnahme

1 200 180 30

2 600 700 150

3 60 15 + 10

4 150 40 + 20

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5 300
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 60 – 30

E   6.3 Warenverkauf
11. Verbuchung des Warenverkaufs

Die Weinhändlerin Vera Fröhlich verkauft ihren Wein in einer kleinen Vinothek im Zentrum von Biel;­
sie liefert ihren Kunden den Wein auch direkt nach Hause und auf Rechnung.
a) Führen Sie das Journal und die Konten «Handelserlöse» und «Forderungen LL».
Nr. Text Soll Haben Betrag
1 Eröffnung des Bestandeskontos: 2000
Anfangsbestand Forderungen LL
2 Direktverkauf von diversen Weinen 6300
in der ­Vinothek
3 Verkauf auf Rechnung von fünf
­6 er-Kartons Aigle zu CHF 90 / Karton
an P. Huwiler
4 Versandkosten zulasten der Vinothek 35
in bar ­bezahlt
5 Rücksendung von zwei Flaschen mit
Zapfen durch P. Huwiler
6 P. Huwiler erhält nachträglich einen
Rabatt von 5 %.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Nr. Text Soll Haben Betrag


7 Frachtkosten für den Versand von 53
zehn ­Karton Wein an den Kunden
P. Mattmüller; Barzahlung an Spedi-
teur und Verrechnung an Kunde
8 Bezahlung der Rechnung durch
P. Huwiler unter Abzug von 2 %
Skonto und Berücksichtigung der
Rücksendung und des Rabattes
(Banküberweisung)

Berechnung für Buchungstatsache 8:


9 Aktionskauf von 20 Weingläsern für
­Degus­tationszwecke in der Vinothek,
­Barzahlung CHF 30
10 Bezahlung ausstehende Rechnung 1550
durch ­Restaurant Soleil per Bank­
überweisung
11 Abschluss Handelserlöse

Abschluss Forderungen LL

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S Forderungen 
Persönliches Exemplar von LL H
Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) S Handelserlöse H

b) Bestimmen des Nettoerlöses


Beantworten Sie die Schlüsselfrage des Warenverkaufs:

Wie viel hat die Weinhändlerin Vera Fröhlich netto


durch den Verkauf von Wein ­eingenommen?
Nettoerlös

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c) Wozu wird Vera Fröhlich den Nettoerlös verwenden?

W   6.3 Warenverkauf
12. Journal führen

Die Bellmont AG beliefert Kioske von Badeanstalten in der ganzen Schweiz mit Zeitschriften, Rauch­waren,
Getränken, Süssigkeiten, Snacks und Glacé.
a) Führen Sie das Journal für den Monat Juli.
b) Kreuzen Sie in der letzten Spalte an, welche Buchungstatsachen eine Ertragsminderung darstellen.
Datum Text Soll Haben Betrag Ertrags­
minderung
3. 7. Lieferung von Zeitschriften 17 000.00
an ­diverse Gartenbäder auf
Rechnung
13. 7. Rücknahme von leeren PET­
Flaschen ohne Pfand in
verschiedenen ­Gartenbädern
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14. 7. Bezahlung Persönliches
der Junirechnung
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 1250.00
durch das Gartenbad Nottwil;
Banküberweisung
16. 7. Lieferung von diversen Artikeln 1230.00
an die Badi Nottwil
18.7. Rückgabe von nicht verkauf­ 300.00
barer, geschmolzener Schoko-
lade durch die Badi Nottwil
20. 7. Bankzahlung durch die Badi
­Nottwil unter Ausnützung des
Skontos von 1 %

Berechnung:

21. 7. Expresssendung an das 670.00


Gartenbad Eglisee
22. 7. Expresssendung zulasten des 80.00
Gartenbads wird dem
Lieferdienst bar bezahlt und
dem Gartenbad belastet
24. 7. Banküberweisung des Garten-
bads Eglisee, kein Skontoabzug
bei ­Expresssendungen
25. 7. Gratislieferung von Getränken
im Wert von CHF 460 an diverse
Gartenbäder, gesponsert vom
Getränkehersteller
25. 7. Barzahlung an Spediteur für 145.00
­Gratislieferung zulasten des
­Getränkeherstellers

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 48
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

c) Nennen Sie das Datum der Buchungstatsachen, welche nicht erfolgswirksam sind. Nennen Sie zum
Datum jeweils ein Stichwort.

13. Konto «Handelserlöse» vervollständigen und Konteneinträge interpretieren

Gegeben sind die folgenden Kontoeinträge:

Handelserlöse
© 2021 Verlag
1000SKV AG: W&G anwenden und verstehen,
70 000 E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
1500

a) Setzen Sie die richtigen Vorzeichen über die Soll- bzw. Habenspalte.
b) Welche Buchungstatsache könnte zum Eintrag von CHF 70 000 geführt haben?

c) Welche Buchungstatsache hat zum Eintrag von CHF 1000 geführt?

d) Schliessen Sie das Konto «Handelserlöse» ab und ermitteln Sie den Nettoerlös.

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W   6.2 / 3  Wareneinkauf / Warenverkauf


14. Geschäftsverkehr einer Kleiderboutique verbuchen

Verbuchen Sie den Geschäftsverkehr der Boutique HOLE-IN -ONE Katz, Einzelunternehmer W. Katz, in
Luterbach. Es stehen folgende Konten zur Auswahl. Andere Bezeichnungen sind nicht zulässig.
Kontenplan
Aktiven Passiven Aufwand Ertrag Abschlusskonten
Kasse Verbindlichkeiten LL Einkauf Bekleidung Verkauf Bekleidung Bilanz
Bankguthaben Darlehensschuld Einkauf Ausrüstung Verkauf Ausrüstung Erfolgsrechnung
Forderungen LL Hypothekarschuld Lohnaufwand Finanzertrag
Verrechnungssteuer Eigenkapital Unterhalt und
Vorrat Bekleidung ­Reparaturen (URE)
Vorrat Ausrüstung Werbeaufwand
Darlehensforderung Sonstiger
Betriebs­aufwand
Einrichtung
Abschreibungen
IT-Anlage
Finanzaufwand
Fahrzeuge
Liegenschaft

Nr. Text © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden Soll Haben2. Semester ohne Lösungen
und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, Betrag
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
1 W. Katz erhält die Frühjahrskollektion
Beklei­dung auf Rechnung: CHF 10 000.

2 W. Katz schickt defekte Ware (vgl. 1) im


Wert von CHF 1000 zurück. Er erhält eine
­Gutschrift.
3 Die beauftragte Druckerei liefert auf
­Kredit die neuen Werbeprospekte im Wert
von CHF 2000.
4 W. Katz bezahlt die Rechnung der
Frühjahrskollektion (vgl. 1 und 2)
nach Abzug von 2 % Skonto per Bank.

5 W. Katz sendet Kunde Spinnler eine Aus-


rüstung für CHF 1500 gegen Rechnung.

6 Der neue Lieferwagen wird geliefert


und bar bezahlt: CHF 25 000.

7 W. Katz bezahlt der Bank den fälligen


­Darlehenszins in der Höhe von CHF 500.

8 Kunde Spinnler (vgl. 5) überweist den


­fälligen Betrag auf das Bankkonto.

9 Die Verpackungsmaschine muss repariert


werden. Die Rechnung beträgt CHF 700.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

15. Konteneinträge interpretieren

Analysieren Sie die drei Warenkonten.


S Handelsware H S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H
1) 9 000 2) 20 000 4)  100 6) 20 5)  27 000

2 000 3) 1 200 400 980

2 000 

SBi 11 000 SER 18 700 SER 26 000

11 000 11 000 21 200 21 200 27 000 27 000

a) Geben Sie an, welche Buchungstatsache zu den Einträgen 1 bis 6 geführt haben könnte.

5
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6 Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

b) Welche Grösse stellen die folgenden Konteneinträge dar?


11 000

18 700

26 000

c) Wie hoch ist die Bestandesänderung?

d) Handelt es sich um eine Vorratszu- oder -abnahme? Begründen Sie Ihre Antwort.

e) Wie hoch ist der Bruttogewinn?

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16. Verbuchen des Warenverkehrs mit Vorratsänderung

Vervollständigen Sie das Journal für diesen Handelsbetrieb.


Journal
Nr. Buchungstatsache Buchungssatz Betrag
Soll Haben
1 Anfangsbestand ­Waren 15 000

2 Kunden bezahlen durch Bank­- 39 200


­über­weisung fällige Rechnungen unter
800
Abzug von 2 % Skonto.

3 Wareneinkauf auf Kredit 86 000

4 Gutschrift eines Lieferanten für 5 000


nachträglich gewährten Rabatt auf
Warenkäufen
5 Nachträgliche Rabattgewährung 3 000
an einen Kunden
6 Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten LL 30 000

7 Gutschrift eines Lieferanten für die 4 000


­Rücksendung mangelhafter Waren
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Persönliches
8 Warenverkauf auf KreditExemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 90 000

9 Rücknahme von Waren. 2 000


Der Kunde erhält eine Gutschrift.
10 Bankzahlung an Warenlieferanten. 68 600
Von den Rechnungsbeträgen wurden
1 400
2 % Skonto abgezogen.

11 Bankguthaben Forderungen LL 78 400


Handelserlöse Forderungen LL 1 600

12 Handelswaren Handelswarenaufwand 45 100

13 Bilanz Handelswaren 60 100

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

17. Führen der Warenkonten

a) Tragen Sie folgende Buchungstatsachen in die Konten «Handelswaren», «Handelswarenaufwand»


und ­«Handelserlöse» ein und schliessen Sie die Konten ab.
Nr. Buchungstatsache Betrag
1 Anfangsbestand Warenvorrat 4 000

2 Rechnungen von Lieferanten 10 000

3 Rechnungen an Kunden 13 500

4 Transportkosten beim Wareneinkauf 600

5 Rücksendungen an Lieferanten 50

6 Rücksendungen von Kunden 10

7 Rabatte und Skonti von Lieferanten 200

8 Rabatte und Skonti an Kunden 490

9 Endbestand Warenvorrat 5 000

S Handelswaren H S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H

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b) Wie gross ist der Einstandswert der eingekauften Waren?

c) Wie gross ist der Einstandswert der verkauften Waren (Warenaufwand)?

d) Wie gross ist der Nettoerlös?

e) Wie gross ist der Bruttogewinn (mit Ausrechnung)?

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18 . Berechnungen im Warenverkehr

Bestimmen Sie die fehlenden Grössen (Beträge in CHF 1000). Die Fälle Nr. 1 bis 5 sind voneinan­der
­unabhängig.
Nr. Vorrats­ EW ­ EW Nettoerlös Brutto­ Gemein­ Erfolg
änderung eingekaufte Ware ­verkaufte Ware gewinn kosten + = Gewinn
(Waren­einkauf) (Waren­aufwand) – = Verlust
1 + 20 220 300 70

2 40 50 30 + 5

3 400 350 60 + 20

4 – 60 600 200 220

5 – 30 200 80 –10

19. Bestandesänderung erfassen und Warenkonten führen

In der Warenbuchhaltung der Globatrade AG sind die folgenden Werte verbucht:

Anfangsbestand 30 Stück zu je CHF 45


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Einkäufe Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
650 Stück zu je CHF 45

Bezugsspesen zu eigenen Lasten insgesamt CHF 300

Verkäufe 610 Stück zu je CHF 75

Endbestand zu CHF 45

a) Berechnen Sie den Endbestand in Stück und tragen Sie die Anzahl in die vorangehende Tabelle ein.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

b) Führen Sie die Konten «Handelswarenaufwand», «Handelserlöse» und «Handelswaren» gemäss


den Angaben in der Tabelle.
S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H S Handelswaren H

c) Nennen Sie den Buchungssatz mit Betrag für die Korrektur des Warenvorrats.

20. Mit Kenngrössen des Warenhandels arbeiten

Gegeben sind in CHF:

Gemeinkosten 47 900

Einstandswert der eingekauften Ware 110 800

Einstandswert der verkauften


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AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen 105 800
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Anfangsbestand Warenvorrat 10 000

Nettoerlös 160 200

a) Tragen Sie die entsprechenden Werte mit Bezeichnung in die drei Konten ein.
S Handelswaren H S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H

b) Ermitteln Sie die Vorratsänderung und tragen Sie diese ebenfalls in die Konten ein. Schliessen Sie
die Konten ordnungsgemäss ab.
c) Nennen Sie den Buchungssatz mit Betrag für die Vorratsänderung.

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

d) Berechnen Sie den Bruttogewinn in Franken und in Prozenten des Einstandswerts


(auf zwei ­Komma­stellen).

21. Warenkonten führen und auswerten

a) Führen Sie aufgrund der folgenden Angaben die Konten «Handelswaren», «Handelswarenauf-
wand» und «Handelserlöse» des Gemüsehändlers P. Bernardo für den Monat Mai. Die Konten sind
abzuschliessen.
1. Anfangsbestand Warenvorrat CHF 3900
2. Lieferant M. Fluder schickt die Monatsrechnung CHF 10 800.
3. Lieferant M. Fluder belastet für den Monat Mai die Transportkosten CHF 600.
4. P. Bernardo verschickt Waren an den Kunden D. Schneider CHF 13 570.
5. Er schickt dem Lieferanten M. Fluder mangelhafte Ware zurück CHF 800.
6. Kunde D. Schneider retourniert Waren CHF 70.
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7. Lieferant M. Fluder gewährt
Persönliches einen
Exemplar vonWarenrabatt
Dario Roth, 3645von
Gwatt  %.
20(Thun)
8. P. Bernardo gewährt dem Kunden D. Schneider einen Warenrabatt von 10 %.
9. Endbestand Warenvorrat CHF 5200

S Handelswaren H S Handelswarenaufwand H S Handelserlöse H

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

b) Berechnen Sie die folgenden Grössen und tragen Sie sie in die Tabelle ein (Prozentzahlen auf eine
Stelle nach dem Komma runden). Wenn die Grösse nicht berechnet werden muss, sondern abgelesen
werden kann, geben Sie an, wo Sie die Zahl ablesen.
Nr. Kenngrösse Betrag in CHF Berechnung
oder Prozent
1 Einstandswert der eingekauften Ware

2 Einstandswert der verkauften Ware

3 Nettoerlös

4 Bruttogewinn

5 Bruttogewinn in Prozenten des Einstandswerts der


­verkauften Ware (Bruttogewinnzuschlag)

6 Bruttogewinn in Prozenten des Nettoerlöses


(Bruttogewinnquote)
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E   6.4  Mehrstufige Erfolgsermittlung


22. Einstufige und zweistufige Erfolgsrechnung erstellen

Die Zahlen für die Getränkehandlung Fürler AG im Jahr 20_1 lauten:


Handelswaren­ Handelserlöse
aufwand
300 000 10 000 1 000 448 000

18 000 20 000 8 000

SER 288 000 SER 439 000

318 000 318 000 448 000 448 000

Personalaufwand Raumaufwand Verwaltungsaufwand Sonstiger


­Betriebsaufwand
36 000 31 000 25 000 10 000

15 000 4 000 8 000

SER 51 000 SER 31 000 SER 29 000 SER 18 000

51 000 51 000 31 000 31 000 29 000 29 000 18 000 18 000

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

a) Erstellen Sie eine einstufige Erfolgsrechnung.


Aufwand Erfolgsrechnung Fürler AG für 20_1 Ertrag

b) Erstellen Sie eine zweistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform mit Ausweis des Bruttogewinns
und des Betriebsergebnisses.
Erfolgsrechnung Fürler AG für 20_1

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Bruttogewinn

Betriebsgewinn

c) Wie hoch ist der Bruttogewinn in Prozenten des Warenaufwands (auf eine Kommastelle runden)?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

23. Zweistufige Erfolgsrechnung erstellen

a) Aufgrund der folgenden Angaben ist eine zweistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform für die
­Zoohandlung Bieri mit Ausweis des Bruttogewinns und des Betriebserfolgs zu erstellen.
Abschreibungen 20 000 Raumaufwand 30 000 Warenaufwand 414 000
Nettoerlös 594 000 Sonstiger Betriebsaufwand 14 000 Finanzertrag 12 000
Personalaufwand 130 000

Erfolgsrechnung Zoohandlung Bieri für 20_1

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b) Wie hoch ist der Gemeinaufwand?

c) Was ist der Vorteil dieser Darstellung der Erfolgsrechnung?

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

24. Einstufige Erfolgsrechnung in dreistufige Erfolgsrechnung überführen

Gegeben sind die folgenden Saldi der Erfolgskonten (in CHF 1000):


Aufwand Erfolgsrechnung für 20_1 (einstufig) Ertrag
Handelswarenaufwand 400 Handelserlöse 800

Personalaufwand 250 Finanzertrag 40

Sonstiger Betriebsaufwand 90 Ertrag betriebliche Liegenschaft 8

Abschreibungen 40 Ausserordentlicher Ertrag 20

Aufwand betriebliche Liegenschaft 16

Ausserordentlicher Aufwand 5

a) Ermitteln Sie den Erfolg für 20_1 und schliessen Sie die Erfolgsrechnung ab.
b) Setzen Sie die Aufwände und Erträge der einstufigen Erfolgsrechnung im nachstehenden Schema
einer dreistufigen Erfolgsrechnung in Kontenform ein.
Dreistufige Erfolgsrechnung für 20_1 (in Kontenform)
Aufwand 1. Stufe Ertrag
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2 . Stufe

3 . Stufe

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

c) Bei b) haben Sie eine dreistufige Erfolgsrechnung in Kontenform aufgestellt. Erstellen Sie die gleiche
mehrstufige Erfolgsrechnung in Berichtsform.
Dreistufige Erfolgsrechnung für 20_1 (in Berichtsform)

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d) Fassen Sie das Resultat in Worten zusammen.

e) Wie beurteilen Sie die Höhe des Bruttogewinns?

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

W   6.4  Mehrstufige Erfolgsermittlung


25. Zweistufige Erfolgsrechnung aus den Saldi erstellen

Gegeben sind die Saldi der Warenhandlung Simeon AG für 20_1:


Abschreibungen  12 000 Hypotheken 650 000 Verbindlichkeiten LL 74 000
Aktivdarlehen (langfristig) 86 000 Immobilien 715 000 Warenaufwand  248 000
Bankguthaben 35 000 Kasse 2 000 Warenertrag  480 000
Eigenkapital 250 000 Mobilien 65 000 Warenvorrat 90 000
Energieaufwand  5 000 Personalaufwand  120 000 Werbeaufwand  6 000
Finanzertrag  4 000 Raumaufwand  30 000 Wertschriften 9 000
Forderungen LL 33 000 Sonstiger Betriebsaufwand  2000

a) Markieren Sie sämtliche Konten, die in die Erfolgsrechnung gehören.


b) Erstellen Sie eine zweistufige Erfolgsrechnung.
Erfolgsrechnung Warenhandlung Simeon für 20_1

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c) Erstellen Sie die Bilanz aufgrund der Saldi der Bestandeskonten.


Aktiven Bilanz Warenhandlung Simeon vom 31. 12 . 20_1 Passiven

Umlaufvermögen Kurzfristiges Fremdkapital

Langfristiges Fremdkapital

Eigenkapital

Anlagevermögen

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26. Zweistufige Erfolgsrechnung in Konten- und Berichtsform

Gegeben ist die zweistufige Erfolgsrechnung der Warenhandlung Schütt GmbH in Kontenform
­(Kurz­zahlen):
Erfolgsrechnung Warenhandlung Schütt GmbH für 20_1 (in CHF 1000)
Aufwand 1. Stufe Ertrag
Warenaufwand 414 Nettoerlös 604

Bruttogewinn 190

604 604

2 . Stufe

Personalaufwand 130 Bruttogewinn 190

Raumaufwand 30

Sonstiger Betriebsaufwand 14

Abschreibungen 16

Finanzaufwand 4 Betriebsverlust 4

194 194

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a) Erstellen Sie eine zweistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform.


KK Erfolgsrechnung Warenhandlung Schütt GmbH für 20_1 (in CHF 1000)

604

b) Weisen Sie den einzelnen Einträgen die entsprechenden Kontenklassen (KK) zu.
c) In anderen Aufgaben war die Rede von Warenertrag, in dieser Aufgabe von Nettoerlös. Liegt da ein
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Fehler vor? Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

d) Nennen Sie einen anderen Begriff für Warenaufwand innerhalb der Erfolgsrechnung.

e) Die Warenhandlung Schütt GmbH macht einen Verlust von CHF 4000. Woran könnte dies liegen?
­Analysieren Sie die Erfolgsrechnung mit Blick auf den Bruttogewinn und die Gemeinkosten.

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27. Erfolgswirksamkeit von Buchungssätzen bestimmen

a) Bilden Sie die Buchungssätze zu den folgenden Geschäftsfällen.


b) Zeigen Sie, wie sich die Geschäftsfälle auf Brutto- und Betriebsgewinn einer Warenhandlung
­auswirken. Schreiben Sie in die leeren Felder
+ wenn der entsprechende Gewinn zunimmt,
– wenn der entsprechende Gewinn abnimmt,
0 wenn der entsprechende Gewinn sich nicht verändert.

Nr. Geschäftsfall Brutto­ Betriebs­


gewinn gewinn
Die Bank belastet Kontokorrentzinsen. 0 –
Buchungssatz: Finanzaufwand / Bankverbindlichkeiten
1 Kauf von Waren auf Rechnung

2 Verkauf von Waren auf Rechnung

3 Rechnung des Lieferanten für Bezugskosten

4 Kunden erhalten einen


© 2021 Verlag SKV Rabatt
AG: W&Gauf Warenverkäufen.
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5 Bezahlung einer Lieferantenrechnung für Waren durch B


­ anküberweisung

6 Die Bank schreibt den Zins auf dem einem wichtigen Lieferanten gewährten
Darlehen gut.

7 Kauf eines neuen Geschäftsautos auf Rechnung

8 Der Warenvorrat hat abgenommen. Die Abnahme ist zu verbuchen.

9 Kunden erhalten zu Werbezwecken Gratismuster.

10 Kunden zahlen Rechnungen für Warenkäufe auf das PostFinance-Konto.

11 Die Löhne werden per PostFinance bezahlt.

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28 . Dreistufige Erfolgsermittlung in Konten- und Berichtsform

Die Profumo AG handelt mit Parfüm und gewerblichen Duftstoffen aus aller Welt. Gegeben sind für
20_1 die folgenden Saldi:
Abschreibungen  12 000 Handelswaren 90 000 Mobiliar 65 000
Aktienkapital 250 000 Handelswarenaufwand  248 465 Personalaufwand  120 000
Ausserordentlicher Ertrag  1 800 Hypotheken 650 000 Raumaufwand  30 000
Bankguthaben 44 000 Kasse  1 500 Reserven 70 000
Darlehensschuld 90 000 Liegenschaft 900 000 Sonstiger Betriebsaufwand  1 450
Energieaufwand  4800 Liegenschaftsaufwand  65 600 Verbindlichkeiten LL 74 300
Finanzertrag  4 000 (betriebsfremd) Werbeaufwand  6 000
Forderungen LL 33 000 Liegenschaftsertrag  80 000
(betriebsfremd)
Handelserlöse  480 950

a) Markieren Sie als Erstes die Erfolgskonten mit Farbe.


b) Erstellen Sie eine dreistufige Erfolgsrechnung in Kontenform für 20_1 mit Ausweis des Brutto­
gewinns, des Betriebs- und des Jahreserfolgs (als Gewinn oder Verlust bezeichnet).
Aufwand Erfolgsrechnung Profumo AG für 20_1 (Kontenform) Ertrag

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c) Erstellen Sie ebenfalls eine dreistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform.


Erfolgsrechnung Profumo AG für 20_1 (Berichtsform)

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d) Welche Zwischenresultate würde man bei einer einstufigen Erfolgsrechnung nicht auf Anhieb
sehen?

e) Notieren Sie, wie sich Brutto-, Betriebs- und Jahresgewinn aus den Kontenklassen ergeben.
Gewinn Ergibt sich aus

Bruttogewinn

Betriebsgewinn

Jahresgewinn

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29. Einstufige Erfolgsrechnung in dreistufige Erfolgsrechnung übertragen.

In der Gantenbein AG ergab sich für das Jahr 20_2 folgende Erfolgsrechnung (Kurzzahlen):
Aufwand Erfolgsrechnung Gantenbein AG für 20_2 Ertrag
Warenaufwand 435 Nettoerlös 887

Personalaufwand 165 Betriebsfremder Ertrag 29

Raumaufwand 48

Sonstiger Betriebsaufwand 116

Abschreibungen 48

Finanzaufwand 4

Betriebsfremder Aufwand 18

Ausserordentlicher Aufwand 40

Jahresgewinn 42

916 916

a) Erstellen Sie eine dreistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform.


KK Erfolgsrechnung Gantenbein AG für 20_2

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b) Weisen Sie den einzelnen Einträgen die entsprechenden Kontenklassen (KK) zu.

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30. Dreistufige Erfolgsrechnung und Erfolgsermittlungsbilanz aus Saldenbilanz erstellen

Gegeben ist die Saldenbilanz des Getränkehändlers Franz Motter für das Jahr 20_6 (Kurzzahlen).
a) Ermitteln Sie das Total aller Soll- und aller Habensaldi. Das ist eine erste Kontrolle, ob die
­Buchhaltung stimmt.
Konten Soll Haben
Abschreibungen 150

Bankguthaben 260

Bankverbindlichkeiten 84

Büro- und Verwaltungsaufwand 331

Darlehensforderung 495

Eigenkapital 1 520

Fahrzeuge 90

Finanzaufwand  64

Finanzertrag   31

Forderungen LL 202

Handelserlöse  9 598

Handelswaren 975
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Handelswarenaufwand  4 886

Hypotheken 900

Kasse 26

Liegenschaften (Mehrfamilienhäuser) 960

Liegenschaftsaufwand  (betriebsfremd)  100

Liegenschaftsertrag   (betriebsfremd)  300

Mobiliar 210

Personalaufwand  3 073

Raumaufwand  240

Sonstiger Betriebsaufwand  342

Verbindlichkeiten LL 270

Werbeaufwand  299

Total

b) Kennzeichnen Sie in obiger Tabelle, welche Konten Bilanz- und welche Erfolgskonten sind.

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c) Erstellen Sie eine dreistufige Erfolgsrechnung in Berichtsform. Der Erfolg muss auf jeder Stufe
­korrekt bezeichnet sein.
Erfolgsrechnung Franz Motter, Getränke, für 20_6

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d) Berechnen und benennen Sie die folgenden Grössen.


Grösse Fachbegriff CHF oder %

Erfolg aus Warenhandel

Erfolg aus Kerngeschäft

Erfolg ausserbetriebliche Tätigkeit Neutraler Erfolg

Aufwand für betriebliche Tätigkeit

Bruttogewinn in % des Warenaufwands

Bruttogewinn in % des Nettoerlöses

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e) Erstellen Sie eine gut gegliederte Bilanz.


Aktiven Bilanz Franz Motter, Getränke, vom 31. 12 . 20_6 Passiven

Umlaufvermögen Kurzfristiges Fremdkapital

Langfristiges Fremdkapital

Anlagevermögen Eigenkapital

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f) Wieso ist es zwingend, dass in Erfolgsrechnung und Bilanz der gleich hohe Jahresgewinn
herauskommt?

g) Berechnen Sie die folgenden Grössen:


Grösse CHF oder Prozent
Flüssige Mittel

Kurzfristiges Fremdkapital

Flüssige Mittel + Forderungen in Prozenten des kurzfristigen Fremdkapitals


(auf ganze Prozente)

h) Interpretieren Sie die Resultate von g).

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

31. Auswirkung von Geschäftsfällen auf die verschiedenen Stufen der Erfolgsrechnung
­beurteilen
a) Bilden Sie die Buchungssätze zu den folgenden Geschäftsfällen.
b) Zeigen Sie, wie sich die Geschäftsfälle auf Brutto-, Betriebs- bzw. Jahresgewinn
einer ­Warenhandlung auswirken. Schreiben Sie in die leeren Felder
+ wenn der entsprechende Gewinn zunimmt,
– wenn der entsprechende Gewinn abnimmt,
0 wenn der entsprechende Gewinn sich nicht verändert.

Nr. Geschäftsfall Brutto­ Betriebs- Jahres­-


gewinn gewinn gewinn
Die Bank belastet Kontokorrentzinsen. 0 – –
Buchungssatz: Finanzaufwand / Bankguthaben
1 Bezug von Waren gegen Rechnung

2 Eine Lieferantenschuld wird in ein Darlehen umgewandelt.

3 Der Transportunternehmer belastet Einfuhrzoll auf Wareneinkäufen.

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4 Der Schreiner schickt eine Rechnung für Reparaturen an den
­Wandschränken der Liegenschaften (Mehrfamilienhäuser).

5 Abzug von Skonto bei der Zahlung einer Lieferantenrechnung

6 Ein Kunde gibt Mobiliar im Wert von CHF 20 000 in Zahlung.

7 Zinsgutschrift auf Kontokorrentkonto

8 Eine IT-Anlage wird abgeschrieben.

9 Bezahlung der Löhne der Mitarbeitenden per Banküberweisung

10 Einem Kunden wird nachträglich ein Rabatt gewährt.

c) Wie nennt man die Geschäftsfälle, welche dreimal eine 0 erhalten haben?

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E  6.5  Ein- und Verkauf in fremder Währung


32. Wareneinkauf

Die Keramica AG handelt mit keramischen Boden- und Wandplatten aus Feinsteinzeug. Sie kauft vorwie-
gend bei italienischen Fabrikanten ein.
a) Verbuchen Sie die folgenden Buchungstatsachen zum Einkauf von Bodenplatten und führen Sie die
entsprechenden Konten.
Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag Betrag
in CHF in EUR
1 Einkauf einer Sendung Boden-
platten Blue Ridge 60 × 6 0,
500 m², EUR 35 je m² auf
­Rechnung; Buchkurs 1.10
2 Nachträglicher Rabatt von 5 %
für ­verspätete Lieferung

3 Bezahlung der Rechnung


des Lieferanten unter Abzug
von 2 % Skonto durch Bank-
überweisung; Tageskurs der
Bank 1.08
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4 Verbuchen der Währungs­
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differenz

Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten  LL CHF Verbindlichkeiten  LL EUR

Ausrechnungen:

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

b) Weisen Sie die Kursdifferenz rechnerisch nach.

Gebucht CHF
Bezahlt CHF
Differenz CHF    

33. Warenverkauf

Die Heilkräuterhandlung Schmitter beliefert verschiedene Apotheken in Dänemark. Die Fakturierung er-
folgt in dänischen Kronen, der Buchkurs beträgt CHF 14.00 für DKK 100.
a) Verbuchen Sie die folgenden Buchungstatsachen der Warensendung vom 30. April 20_1 an die
­Urtete-til-alle, Kopenhagen, und führen Sie die entsprechenden Konten.
Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag Betrag
in CHF in DKK

1 Lieferung von 250 Schachteln


«Schweizer Hustenmischung»
zu DKK 65.50 / Stück
2 Frachtkosten über CHF
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75 SKV
Verlag
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bezahlt, ­zulasten Heilkräuter-
handlung Schmitter
3 Begleichung der Rechnung
durch Urtete-til-alle, Kopen­
hagen
Banküberweisung in DKK ,
­Gutschrift ­gemäss Tageskurs
der Bank 14.80
4 Verbuchen der Währungs­
differenz

Handelserlöse Forderungen  LL CHF Forderungen  LL DKK

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b) Weisen Sie die Kursdifferenz rechnerisch nach.

Gebucht CHF
Gutgeschrieben CHF
Differenz CHF

34. Anwendung von Buch-, Zahlungs- und Bilanzkurs

Die Rechnung für den Kauf einer neuen Stanzmaschine aus Frankreich beträgt EUR 55 000. Alle Zahlungen
erfolgen durch Banküberweisung.
a) Verbuchen Sie den Geschäftsverkehr und führen Sie die Konten «Verbindlichkeiten LL», «Maschinen»
sowie das Kontrollkonto «Verbindlichkeiten LL» in EUR.
b) Schliessen Sie die Konten ab.
Es gelten folgende Kurse: Buchkurs 1.13 Zahlungskurs 1.12 Bilanzkurs 1.10

Vorgehen beim Abschluss


1. Bestimmen des Saldos in Fremdwährung
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2. Umrechnen zu Bilanzkurs

3. Berechnen der kursbedingten Differenz als Saldogrösse im Konto «Verbindlich­keiten LL »


Gegenbuchung im Konto «Maschinen»

4. Abschluss der Konten

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Datum Buchungs­ Buchungssatz Maschinen Verbindlichkeiten  LL CHF Verbindlichkeiten LL EUR
tatsache

10. 0 8. Rechnung

18. 0 9. Rabatt 10 %

20. 11. Teilzahlung
EUR 30 000

20. 11. Kursgewinn /
-verlust auf
Teilzahlung

Ausrechnung: © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
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31. 12. Kursgewinn /
-verlust auf
Restschuld

31. 12. Saldi am
­Jahresende
76

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

W  6.5  Ein- und Verkauf in fremder Währung


35. Geschäftsfälle verbuchen

Der Inhaber der Boutique Domus in Basel, Frederic Schor, kauft für seine exklusive Kundschaft in verschie-
denen europäischen Städten ein. Da er viele Kundinnen aus Frankreich und Deutschland hat, akzeptiert
er auch Zahlungen in Euro.
Verbuchen Sie den Geschäftsverkehr in Zusammenhang mit der Frühjahrskollektion. Verwenden Sie zu-
sätzlich zum Kontenplan KMU die Konten «Einkauf Bekleidung» und «Verkauf Bekleidung».
Nr. Buchungstatsache Soll Haben CHF

1 Rechnung für die Frühjahrskollektion aus


Rom, EUR 65 000, Buchkurs 1.10

2 Gutschrift des Lieferanten für defekte


Ware im Wert von EUR 1000

3 Rechnung für Werbeprospekte im Wert


von CHF 2000

4 Bezahlung der Rechnung für die Früh-


jahrskollektion (vgl. 1 und 2) nach Abzug
von 2 % Skonto per Banküberweisung
Tageskurs© 12021
.12 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
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5 Verbuchen der Kursdifferenz Frühjahrskol-


lektion

Ausrechnungen:

6 Tageseinnahmen in Euro für CHF 1500


(Umrechnungskurs 1.10)

7 Gutschrift der Bank für diese Euroeinnah-


men zum ­Tageskurs von 1.13

8 Verbuchen der Kursdifferenz

Ausrechnungen:

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Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs

36. Internationaler Warenhandel (Einkauf / Verkauf)

Nennen Sie die Buchungssätze und die Beträge. Die Buch­haltung wird in CHF geführt.
Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag
1a) Kreditkauf einer Verpackungsmaschine in
Japan für JPY 780 000, Buchkurs 0.92

1b) Bankbelastung für den Kauf obiger


­Ma­schine, Kurs 0.96

1c) Verbuchung der Kursdifferenz

2a) Kreditverkauf von Waren nach Kanada für


CAD 60 000, Buchkurs 0.75

2b) Gewährung eines Rabattes wegen Män-


geln an der ­verkauften Ware 10 %

2c) Der kanadische Kunde zahlt die Rechnung


per ­Bank­überweisung unter Abzug von
1 % Skonto.
Skontoabzug
Bankgutschrift zum Kurs von 0.78

2d) Verbuchung der Kursdifferenz


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Ausrechnungen:
Gebucht CHF
Gutgeschrieben CHF
Differenz CHF

37. Kursgewinn / -verlust aus Buchungssatz ablesen

Bei folgenden Buchungen handelt es sich jeweils um die Verbuchung einer Kursdifferenz.
Kreuzen Sie an, ob es sich um einen Kursgewinn oder um einen Kursverlust handelt, und begründen Sie
Ihren Entscheid.
Nr. Buchungssatz Kurs­ Kurs- Begründung
gewinn verlust

1 Handelserlöse / Forderungen LL

2 Verbindlichkeiten LL / 
Handelswarenaufwand

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7 Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Mehrwertsteuer

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

7.1 System der Mehrwertsteuer (MWST) 80 90


7.2 Verbuchung der Mehrwertsteuer
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nach der Nettomethode
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 84 97

7.3 Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Saldomethode 87 110

Leistungsziele 89

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 79
7 Mehrwertsteuer

Die neue Tätigkeit der Lernenden Julia Moretti besteht darin, Rechnungen an Kun-
den auszustellen. Ihr Betreuer erklärt ihr, dass sie zum Totalbetrag immer 7,7 %
Mehrwertsteuer hinzurechnen muss. Zufällig sieht sie auf dem Abrechnungsfor-
mular der Mehrwertsteuer, dass von ihrem Chef aber nur etwa 5,9 % des gebuch-
ten Umsatzes an die Steuerverwaltung überwiesen wird. Warum macht er das,
obwohl er von seinen Kunden 7,7 % einzieht?

7.1 System der Mehrwertsteuer (MWST)


Die Mehrwertsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Bundes. Im Jahr
2017 machte sie mit etwa CHF 22,9 Milliarden rund ein Drittel aller Einnahmen des
Bundes aus. Es handelt sich um eine indirekte Bundessteuer, da sie nicht direkt beim
Konsumenten eingezogen wird. Stattdessen schlagen die steuerpflichtigen Unter-
nehmen die Mehrwertsteuer auf den Kaufpreis und rechnen quartalsweise mit der
Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV ) ab. Weil sie auf allen Stufen von der Her-
stellung bis zum Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung auf dem jewei-
ligen Mehrwert erhoben wird, handelt es sich um eine Allphasensteuer.

7.1.1 Mehrwertsteuervorschriften
Abrechnungspflicht ­(Steuersubjekt) mit der Eidg. Steuerverwaltung
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Art. 10 Das Mehrwertsteuergesetz
MWSTG Persönliches bestimmt
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) in Art. 10, dass grundsätzlich steuerpflichtig
ist, «wer unabhängig von Rechtsform, Zweck und Gewinnabsicht ein Unternehmen
betreibt».
Von der Steuerpflicht befreit sind u. a.
„„ Unternehmen, deren steuerbarer Umsatz (Nettoerlös) weniger als CHF  100  000

beträgt,
„„ nicht gewinnorientierte Sport- und Kulturvereine sowie gemeinnützige

­Institutionen mit einem steuerbaren Umsatz von weniger als CHF 150 000.

Steuergrundlage (Steuerobjekt)
Die Mehrwertsteuer wird erhoben auf
„„ allen im Inland erbrachten Lieferungen von Gegenständen und Dienstleistungen
„„ der Einfuhr von Gegenständen und Dienstleistungen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 80
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Steuersatz* Steuerobjekt
Ordentlicher Steuersatz 7,7 % Alle Güter und Dienstleistungen, welche nicht einem
­reduzierten Steuersatz unterliegen oder steuerbefreit sind

Reduzierter Steuersatz 2 ,5 % Gewisse Lieferungen und L­ eistungen des Alltags­bedarfs


­(Lebensmittel, M
­ edikamente, Z­ eitungen, Bücher usw.)

Spezialsatz 3,7 % Beherbergungen (Übernachtung mit F­ rühstück)

Steuerfrei Leistungen in den Bereichen


„„ Gesundheit

„„ Sozialwesen

„„ Bildung

„„ Kultur (u. a . Radio- und Fernsehgebühren)

„„ Geld- und Kapitalverkehr

„„ Versicherungen

„„ Vermietung und Verkauf von Immobilien

Exporte
* Die genannten Steuersätze gelten seit dem 1.1. 2018 bis zur bevorstehenden Rentenreform.

7.1. 2 Mehrwertsteuer als Allphasensteuer


Bei der Mehrwertsteuer handelt es sich um eine Konsumentensteuer, die grund-
sätzlich bei jedem Kauf von Waren und Dienstleistungen vom Verkäufer erhoben
wird
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AG: W&G diesem undan die Eidgenössische
verstehen, Steuerverwaltung
E-Profil | Berufsmaturität, weitergeleitet werden
2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
muss. Der Verkäufer wurde aber seinerseits bei den Anschaffungen, die der Herstel-
lung dieser Produkte oder Leistungen dienten, bereits mit einer Mehrwertsteuer be-
lastet. Diese Vorsteuer kann er von der bei seinen Kunden erhobenen Umsatz­steuer
abziehen und muss nur die Differenz überweisen. Da er demzufolge nur die Steuer
auf dem Mehrwert, den er neu geschaffen hat, schuldet, nennt man diese Steuer
Mehrwertsteuer.
Beispiel Ein Importeur führt Stahl im Wert von CHF 400 ein. Er verkauft diesen Rohstoff
für CHF 500 an einen Fabrikanten, der daraus einen Tresor herstellt und diesen für
CHF 1500 an ein Warenhaus weiterverkauft. Das Warenhaus verkauft den Tresor
schliesslich für CHF 2000 an einen Endabnehmer (Konsumenten). Die folgende
Darstellung zeigt, wie der Mehrwert von Stufe zu Stufe besteuert wird.

Preis netto Belastung Vorsteuer­ An ESTV Zu ver­


MWST 7,7 % abzug ­bezahlte steuernder
Steuer auf «Mehrwert»
Mehrwert
Importeur Einfuhr von Stahl CHF   400 CHF   30.80 CHF    0.00 CHF   30.80 CHF 400

Verkauf für CHF   500 CHF   38.50 CHF   30.80 CHF    7.70 CHF 100
Fabrikant Verkauf für CHF 1500 CHF 115.50 CHF   38.50 CHF   77.00 CHF 1000
Warenhaus Verkauf für CHF 2000 CHF 154.00 CHF 115.50 CHF   38.50 CHF 500
Konsument Total abgelieferte, vom Endkonsumenten zu t­ ragende Umsatzsteuer CHF 154.00 CHF 2000

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 81
Mehrwertsteuer

Funktionsweise der Mehrwertsteuer

Die einkassierte Umsatzsteuer


abzüglich bezahlte Vorsteuer ergibt
die zu überweisende Mehrwertsteuer.
einkassierte
bezahlte Steuer Umsatzsteuer
Umsatzsteuer
auf Vorleistung
Vorsteuer Mehrwertsteuer

Lieferanten Kunden
zu überweisende
Steuer auf Mehrwert

Umsatzsteuer

Eidg. Steuerverwaltung

7.1.Verlag
© 2021 3 Mehrwertsteuerabrechnung
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Normalerweise wird vierteljährlich (kleine Betriebe unter bestimmten Vorausset-
zungen halbjährlich) mit der Eidgenössischen Steuerverwaltung abgerechnet. Dies
geschieht mit einem standardisierten Formular. Bei Lieferungen auf Kredit stellt sich
die Frage, ob die Steuer auf Basis der ausgestellten Rechnungen oder der effektiv
eingegangenen Zahlungen abgerechnet werden soll. Die ESTV verlangt grundsätzlich,
dass aufgrund aller in der Abrechnungsperiode erhaltenen und verschickten Rech-
nungen abgerechnet wird. Dem sagt man Abrechnung nach vereinbartem Entgelt.
Es kommt häufig vor, dass einem Kunden nachträglich noch ein Preisnachlass wie
Rabatt, Skonto oder Gutschrift für Rücknahmen gewährt wird. Dadurch vermindert
sich zwangsläufig in gleichem Masse auch der Betrag der verrechneten Umsatz-
steuer. Dies muss in der Buchhaltung entsprechend berücksichtigt werden.

Gestaltungsvorschriften für Belege


Die Grundlage für die Abrechnung der Mehrwertsteuer sind die ausgestellten und
erhaltenen Belege wie Rechnungen, Quittungen, Gutschriften usw. Jeder Steuer-
pflichtige erhält eine 1  Unternehmensidentifikationsnummer (UID), die er auf
jedem Beleg zu vermerken hat. Zusätzlich verlangt die ESTV Pflichtangaben wie
Name und Adresse des 2  Leistungserbringers sowie des 3  Leistungsempfängers,
4  Datum, Angabe der 5  Leistungsart, 6  Preis der Leistung und verrechneter
7   Steuerbetrag in P­ rozenten oder Franken. Bei Kassenzetteln bis CHF 400 ent-
fällt aus praktischen Gründen der Leistungsempfänger.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Quittung mit allen gesetzlichen Erfordernissen 

2 Büro Meyer AG
Baslerstrasse 75, 8000 Zürich
Tel. 061 547 67 87

Quittung
Kunde Nr. 86798-5
3 Winkler Treuhand, Feldeggstr. 123, 8610 Uster

5 4 Tintenpatronen CHF 86.15


4 Pakete Papier (80 g, matt) CHF 43.10

Total 6 CHF 129.25


PostFinance Card CHF 129.25

inkl. 7,7% MWST 7 CHF 9.25

4 02. Mai 20_2 Bon 1 076 589


11.14 Kasse 630 005
1 CHE-123.786.987 MWST
Vielen Dank für Ihren Einkauf.
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Es bediente Sie Frau Leandra Glaser.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Garantie und Umtausch nur gegen Vorweisung


dieser Quittung.

A E-Aufgaben 1 bis 5, W-Aufgaben 7 und 8

Abrechnung mit Saldosteuersatz


Die Abrechnung der Mehrwertsteuer verursacht den Firmen einen verhältnismässig
hohen Aufwand, vor allem die Abgrenzungen der Vorsteuern. Deshalb besteht für
kleinere Unternehmen die Möglichkeit, eine pauschalisierte, wesentlich einfachere
Abrechnungsart zu wählen. Auf Antrag können sie mittels branchenbezogenem
Saldosteuersatz abrechnen und das erst noch nur halb- statt vierteljährlich.
Bei dieser Abrechnungsart, der Saldomethode, ziehen die Steuerpflichtigen die
Umsatzsteuer bei den Kunden gemäss den vorgeschriebenen Sätzen ein. Sie kön-
nen aber auf die Ermittlung der Vorsteuern verzichten. Stattdessen müssen sie nur
einen reduzierten Mehrwertsteueranteil vom Gesamtumsatz (inkl. dem Kun-
den verrechnete Mehrwertsteuer) abgeben. Der tiefere Steuersatz wird von der
ESTV für jede Branche unterschiedlich festgelegt. Es wird berücksichtigt, wie hoch
im Durchschnitt die jeweiligen Vorsteuern der Branche ausfallen. So beträgt der
Saldo­steuersatz für Treuhandbüros beispielsweise 5,9 %, derjenige für einen Coiffeur­
salon 5,1 % und für Möbelgeschäfte, bei denen normalerweise relativ hohe Vor-
steuern anfallen, nur 2,0 %.

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Mehrwertsteuer

Beispiel Ein Architekt, dem die ESTV den Saldosteuersatz von 5,9 % bewilligt hat, nimmt
während eines Semesters CHF 430 800 inkl. 7,7 % MWST (= CHF 30 800) ein. Er de­
klariert in der Abrechnung den Umsatz inkl. MWST von CHF 430 800 und multi­
pliziert ihn mit dem Saldosteuersatz von 5,9 %, was eine geschuldete Steuer von
CHF  25 417.20 ergibt. Das sind CHF 5382.80 weniger als von den Kunden einkas­
siert, was durchschnittlich dem nicht abgerechneten Vorsteuerabzug entspricht.

Voraussetzungen für die Abrechnung nach der Saldomethode:


„„ Der steuerbare Jahresumsatz inkl. MWST darf CHF 5,005 Mio. nicht übersteigen.
„„ Die mit dem Saldosteuersatz ermittelte jährliche Steuer darf nicht mehr als
CHF 103 000 betragen.
„„ Der Steuerpflichtige muss die Saldomethode mindestens ein Jahr bei­b ehalten.

Entscheidet er sich später für die effektive Abrechnungsmethode, kann er frü-


hestens nach drei Jahren wieder wechseln.

Merke Saldomethode:
„„ Kein Vorsteuerabzug

„„ Belastung des Kunden zum normalen Steuersatz

„„ Besteuerung des Gesamtumsatzes (inkl. MWST ) mittels Saldosteuersatz

„„ Branchenbezogener Saldosteuersatz

„„ Abrechnung halbjährlich
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Lösung Der Chef von Julia Moretti handelt korrekt. Er kann von der einkassierten Mehr-
Einführungsfall wertsteuer die Vorsteuer abziehen und überweist nur die Steuer auf dem Mehr-
wert, den sein Betrieb geschaffen hat. Es kann aber auch sein, dass er nach der
Saldomethode abrechnet und dem Kunden 7,7 % Mehrwertsteuer verrechnet, aber
nur die Saldosteuer von 5,9 % überweisen muss. Grund für die Differenz ist die
Tatsache, dass in diesem Fall kein Vorsteuerabzug gemacht werden kann.
A E-Aufgabe 6, W-Aufgabe 9

7. 2 Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Nettomethode


Einerseits stellt die den Lieferanten bezahlte Vorsteuer ein Guthaben bei der ESTV
dar. Andererseits ist die von Kunden einkassierte Umsatzsteuer eine der ESTV ab-
zuliefernde Schuld. Wegen der besseren Übersicht und Kontrolle verlangt die Eidge-
nössische Steuerverwaltung von allen Unternehmen, dass sie dafür zwei getrennte
Konten zu führen haben, deren Saldi erst bei der vierteljährlichen Abrechnung mit­
einander verrechnet werden dürfen.
Die auf dem Umsatz (Nettoerlös) einkassierte Steuer wird im Konto «Geschuldete
MWST» (auch «Umsatzsteuer» genannt) abgerechnet. Die beim Einkauf an steuer-
pflichtige Lieferanten oder Dienstleistungserbringer bezahlten Steuern werden hin-
gegen im Konto «Guthaben Vorsteuer» (abgekürzt «Vorsteuer MWST») abgerechnet.
Jede mit Mehrwertsteuer belastete Ausgabe, Einnahme oder Rechnung erfordert
demzufolge zwei separate Buchungen, eine für die Transaktion selbst und eine
zu­sätz­liche für die Steuer. Da die Mehrwertsteuer nach vereinbartem Entgelt abge-
rechnet wird, die Umsatzsteuer aber nur auf dem effektiven Entgelt geschuldet

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 84
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

wird, bewirken nachträgliche Gutschriften entsprechend auch zwei Rückbuchun­


gen, eine für die Verbilligung des Preises und eine für die Verminderung der ge-
schuldeten Umsatzsteuer.
Verbuchen der Mehrwertsteuer

Mit Mehrwertsteuer belastete Umsätze


bewirken immer zwei Buchungen.

Einkäufe
Verbindlichkeiten LL Aufwand /Anlagen Guthaben Vorsteuer

100%
x x
7,7% bzw. 2,5%
x x

Verkäufe
Forderungen LL Erlöse Geschuldete MWST

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x Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Persönliches Exemplar von x
7,7% bzw. 2,5%
x x

Am Ende der jeweiligen Rechnungsperiode wird der Saldo der Vorsteuer auf das
Konto «Geschuldete MWST» als Abzug übertragen und der Restbetrag der ESTV
überwiesen.
Konten für die Verbuchung der MWST
S Guthaben 
Vorsteuer H S Geschuldete 
MWST H
­Vorsteuerguthaben Abnahmen infolge Abnahmen infolge Geschuldete
aus Käufen nachträglich nachträglich Umsatzsteuer
erhaltener Rabatte, gewährter Rabatte, aus Verkäufen
Skonti, getätigter Skonti, erhaltener
Rückgaben Rücknahmen
Am Quartalsende: Am Quartalsende:
Saldo =
­Vorsteuerguthaben Verrechnung
Vorsteuerguthaben
Restzahlung an ESTV

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Mehrwertsteuer

Beispiel Die Waren AG verbucht folgende Buchungstatsachen:


1. Kauf von Ware auf Kredit im Wert von CHF 1000 zuzüglich 7,7 % MWST
2. Nachträgliche Rabattgutschrift von 10 % wegen mangelhafter Ware, ­Banküberweisung
der Restschuld
3. Verkauf von Waren im Wert von CHF 3000 zuzüglich 7,7 % MWST an
Kunde A. Mäder
4. Der Kunde A. Mäder zieht 2 % Skonto ab und überweist den Rest aufs ­Bankkonto.
5. Ende März wird das Vorsteuerguthaben mit der geschuldeten Mehrwertsteuer
­verrechnet.
6. Die restliche Mehrwertsteuerschuld wird der ESTV überwiesen.

Nr. Text Soll Haben Betrag Kontrolle


1 Nettowert Ware Handelswarenaufwand Verbindlich­keiten LL 1000.00
7,7 % MWST Guthaben Vorsteuer Verbindlich­keiten LL 77.00 1077.00

2 Rabatt­gutschrift:
10 % auf N
­ ettowert Verbindlich­keiten LL Handelswarenaufwand 100.00
10 % auf MWST Verbindlich­keiten LL Guthaben Vorsteuer 7.70
Bezahlung Restschuld Verbindlich­keiten LL Bankguthaben 969.30 1077.00

3 Nettoerlös verkaufte Ware Forderungen LL Handelserlöse 3000.00


7,7 % MWST Forderungen LL Geschuldete MWST 231.00 3231.00

4 2 % Skonto auf Nettoerlös Handelserlöse Forderungen LL 60.00


2 % Skonto auf MWST Geschuldete MWST Forderungen LL 4.60
Überweisung © 2021 Verlag SKVBankguthaben
AG: W&G anwenden und verstehen, Forderungen
E-Profil | Berufsmaturität,
LL 2. Semester ohne 3166
Lösungen
.40 3231.00
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
5 Verrechnung Vorsteuer Geschuldete MWST Guthaben Vorsteuer 69.30
mit Umsatzsteuer
6 Überweisung MWST Geschuldete MWST Bankguthaben 157.10

Verbindlichkeiten LL Handelswarenaufwand Guthaben Vorsteuer


1) 1000.00 1) 1000.00

1) 77.00 1) 77.00

2) 100.00 2) 100.00

2) 7.70 2) 7.70

2) 969.30 5) 69.30

Forderungen LL Handelserlöse Geschuldete MWST


3) 3000.00 3) 3000.00

3) 231.00 3) 231.00

4) 60.00 4) 60.00

4) 4.60 4) 4.60

4) 3166.40 5) 69.30

6) 157.10

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Merke Typische Buchungssätze bei mehrwertsteuerpflichtigen Handelsbetrieben


Buchungstatsache Soll Haben Betrag
Einkauf
Kauf von Ware Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten LL 100 %
Guthaben Vorsteuer Verbindlichkeiten LL 7,7 %*

Rücksendung, Rabatt, Verbindlichkeiten LL Handelswarenaufwand 100 %


Skonto Verbindlichkeiten LL Guthaben Vorsteuer 7,7 %*

Kauf Anlagen Anlagen Verbindlichkeiten LL 100 %


Guthaben Vorsteuer Verbindlichkeiten LL 7,7 %
Verkauf
Verkauf von Ware Forderungen LL Handelserlöse 100 %
Forderungen LL Geschuldete MWST 7,7 %*

Rücksendung, Rabatt, Handelserlöse Forderungen LL 100 %


Skonto Geschuldete MWST Forderungen LL 7,7 %*
Abrechnung mit Eidg. Steuerverwaltung
Vorsteuerabzug Geschuldete MWST Guthaben Vorsteuer Saldo Konto
­«Guthaben Vorsteuer»

Überweisung MWST Geschuldete MWST Flüssige Mittel Saldo Konto


an ESTV ­«Geschuldete MWST»
* Güter des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Medikamente, Zeitungen usw.)
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werden W&G
mit demanwenden und Steuersatz
reduzierten verstehen, E-Profil
von 2,|5Berufsmaturität,
 % besteuert. 2. Semester ohne Lösungen
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A E-Aufgaben 10 bis 13, W-Aufgaben 14 bis 15


Bei der Abrechnung mit der ESTV muss unterschieden werden, ob die Vorsteuer auf
Material-, Waren- und Dienstleistungsaufwand oder auf Investitionen und übrigen
Betriebsaufwand erhoben wurde. Deshalb werden in der Praxis entsprechend zwei
Vorsteuerkonten verwendet.
Vorsteuerkonten in der Praxis
Vorsteuer MWST Material, Waren und Basis für die Mehrwertsteuer bildet ein Konto
Dienst­leistungen (Vorsteuer Ma, Wa, Di) der Klasse 4.

Vorsteuer MWST Investitionen und übri­ Basis für die Mehrwertsteuer bildet ein Konto
ger ­Betriebsaufwand (Vorsteuer Inv, üBA ) der Klasse 1, 6, 7 oder 8.

A W-Aufgaben 16 bis 18

7. 3  Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Saldomethode


Wird mithilfe von einem branchenbezogenen Saldosteuersatz abgerechnet, verein-
facht sich die laufende Verbuchung der Käufe und Verkäufe. Beim Kauf wird der ge­
samte Kaufpreis inklusive Mehrwertsteuer als Aufwand (oder Aktivzunahme bei
Anlagen) gebucht, da keine Vorsteuer geltend gemacht werden darf.
Beim Verkauf von Waren oder Dienstleistungen wird dem Kunden die Mehrwert-
steuer belastet und vorläufig der gesamte Rechnungsbetrag inklusive MWST auf
das Ertragskonto gebucht.

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Mehrwertsteuer

Am Ende der halbjährlichen Steuerperiode wird die abzuliefernde Umsatzsteuer auf-


grund des branchenabhängigen Saldosteuersatzes bestimmt, mit der Buchung «Er-
trag / ­Geschuldete MWST» als Ertragsminderung dem Konto «Geschuldete MWST»
gutgeschrieben und anschliessend der ESTV überwiesen.
Merke
Halbjahresumsatz (inkl. MWST ) × Saldosteuersatz
Halbjährliche Umsatzsteuer =
100

Beispiel Die Waren AG verbucht die Buchungstatsachen neu nach der Saldomethode.

Nr. Text Soll Haben Betrag


1 Kauf von Ware auf Kredit im Wert von Handelswaren­aufwand Verbindlichkeiten LL 1 077.00
CHF 1000 ­zuzüglich 7,7 % MWST

2 Nachträgliche Rabatt­gut­schrift Verbindlichkeiten LL Handelswarenaufwand 107.70


von 10 % wegen ­mangelhafter Ware, Verbindlichkeiten LL Bankguthaben 969.30
­Banküberweisung der Restschuld
3 Verkauf von Waren im Wert von CHF 3000 Forderungen LL Handelserlöse 3 231.00
­zuzüglich 7,7 % MWST an Kunde A. Mäder
4 Der Kunde A. Mäder zieht 2 % Skonto ab
und überweist den Rest aufs Bankkonto.
2 % Skonto Handelserlöse Forderungen LL 64.60
Banküberweisung
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verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, LL Lösungen
2. Semester ohne 3 166.40
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
5 Abrechnung mit der ESTV: Ende Juni,
­Saldosteuersatz 2 % von CHF 3166.40 Handelserlöse Geschuldete MWST 63.35

6 Banküberweisung der ­geschuldeten MWST Geschuldete MWST Bankguthaben 63.35

Verbindlichkeiten LL Handelswarenaufwand
(inkl. MWST )
1) 1077.00 1) 1077.00

2) 107.70 2) 107.70

2) 969.30

Forderungen LL Handelserlöse Geschuldete MWST


(inkl. MWST )
3) 3231.00 3) 3231.00

4) 64.60 4) 64.60 Ausscheidung geschuldete


MWST
4) 3166.40 5) 63.35 5) 63.35

6) 63.35

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Mehrwertsteuerabrechnung mit Saldosteuersatz

Mit MWST belastete Umsätze


bewirken immer nur eine Buchung. Die MWST
wird erst Ende Halbjahr vom Nettoertrag abgezogen.

Einkäufe
Verbindlichkeiten LL Aufwand /Anlagen

107,7% bzw. 102,5%


x x

Verkäufe
Forderungen LL Erlöse Geschuldete MWST

107,7% bzw. 102,5%


x x
0,1–6,5% vom Nettoerlös inkl. MWST
x x
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Merke Typische Buchungssätze bei der Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Saldomethode
Buchungstatsache Soll Haben Betrag
Lieferantenrechnung Aufwand oder Verbindlichkeiten LL Rechnungsbetrag
­Anlagen inkl. MWST

Rechnung an Kunde Forderungen LL Erlöse Rechnungsbetrag


inkl. MWST

Umbuchung geschul- Erlöse Geschuldete MWST Halbjahreserlös


dete MWST mittels inkl. MWST × Steuersatz
Saldosteuersatz der
Branche

Überweisung MWST Geschuldete MWST Flüssige Mittel Saldo Konto


an ESTV ­­«­Geschuldete MWST»

A E-Aufgaben 19 und 20, W-Aufgaben 21 bis 23

Leistungsziele

1.5.1.5 Mehrwertsteuer
„„ Ich zeige die Unterschiede zwischen der Netto- und Saldomethode auf.
„„ Ich berechne die Mehrwertsteuer.
„„ Ich verbuche die Vorsteuer auf Einkäufen und Investitionen und die geschuldete

MWST auf Verkäufen von Gütern und Dienstleistungen nach der Nettomethode.

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Mehrwertsteuer

E  7.1  System der Mehrwertsteuer (MWST)


1. Einführung in die Funktionsweise der Mehrwertsteuer

Ein Konsument kauft beim Händler Fertigvorhänge (inkl. Montage) im Wert von CHF 4000. Dieser be-
schafft sie beim Fabrikanten. Der Fabrikant kauft den Stoff beim Importeur, der ihn aus Indien in die
Schweiz eingeführt hat. Auf jeder Stufe fallen 7,7 % MWST an, die immer wieder als Vorsteuer geltend
gemacht werden können.
a) Vervollständigen Sie die Tabelle.
Preis netto Belastung Vorsteuer­ An ESTV Zu ver­
MWST 7,7 % abzug bezahlte steuernder
Steuer auf «Mehrwert»
Mehrwert

Importeur Rohmaterial­einfuhr 800

Verkauf für 1000

Fabrikant Verkauf für 3000

Händler Verkauf für 4000

Konsument Total abgelieferte, vom Konsumenten zu tragende Umsatzsteuer


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b) Vergleichen Sie den Mehrwert auf jeder Stufe (Importeur, Fabrikant, Händler) mit der jeweils
­bezahlten Steuer. Was fällt Ihnen dabei auf? Formulieren Sie zwei Aussagen.

2. Berechnungen vornehmen

Berechnen Sie die fehlenden Positionen.


Nr. Umsatz ohne MWST in CHF MWST in % MWST in CHF Umsatz inkl. MWST

1   5 600 7,7

2   8 789 9 465.75

3 7,7 721.60

4 2,5 567.00

5 550 20.35

6 522.45 7 307.45

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

3. Steuersätze bestimmen

Bestimmen Sie durch Ankreuzen die MWST-Sätze für die folgenden Güter und Dienstleistungen:
Nr. Steuerobjekt 7,7 % 3 ,7 % 2 ,5 % 0 %

1 Büromaterial

2 Zeitschriften

3 Beratungshonorar

4 Ökostrom

5 Zahnarztbehandlung

6 Maschinenexport

7 Schmerztabletten

8 Hotelübernachtung

9 Abendessen im Hotel

10 Importiertes Rohöl
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11 Gipfeli für Kaffeepause
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12 Fernsehgebühren

13 Behandlung beim Tierarzt

14 Versicherungsprämie

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Mehrwertsteuer

4. Geschuldete Mehrwertsteuer berechnen

Berechnen Sie die geschuldete MWST eines Sportgeschäfts für das 1. Quartal.
Konto Umsatz MWST-Satz Vorsteuer­ Geschuldete
(ohne MWST ) guthaben MWST

Aufwand Sportartikel 30 800 7,7 %

Aufwand Sportnahrung 1200 2,5 %

Erlös Sportartikel 78 900 7,7 %

Energieaufwand 1000 7,7 %

Anlagen (Neukauf) 15 000 7,7 %

Werbung 14 000 7,7 %

Erlös Sportnahrung 3600 2,5 %

Übriger Betriebsaufwand 4980 7,7 %

Total

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Geschuldete MWST

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

5. Vorgeschriebene Angaben in Rechnungsbelegen

Markieren Sie auf dem Rechnungsbeleg der Betriebsberatung Markus Aurelinger die Angaben, die von
Gesetzes wegen enthalten sein müssen, und bestimmen Sie, welche darauf fehlen.
Beleg

B E T RI E BS BE RAT U N G
MARKUS AUREL INGER
4303 Kaiseraugst, 15.04.20_1

Schweizerisches Wertpapiermuseum
Aarestrasse 6c
4600 Olten

Rechnung Nr. 2019/52

Die Leistungen wurden zwischen dem 12.01.20_1 und dem 30.03.20_1 erbracht.

20 Beratungsstunden zu CHF 194.40 inkl. MWST CHF 3 888.00

Mit freundlichen Grüssen

Markus Aurelinger

Skonto 2% bei Zahlung innert 10 Tagen


Rechnung zahlbar innert 30 Tagen

UBS, Filiale Kaiseraugst, Konto 3456 7080 54315-6


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Betriebsberatung Markus Aurelinger Tel. +41 61 761 85 65
Römergasse 43 Fax +41 61 761 85 66
4303 Kaiseraugst markus.aurelinger@businesswin.ch

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Mehrwertsteuer

6. Vergleich Nettomethode mit Saldomethode

Ein Fitnesscenter rechnet mit der Eidgenössischen Steuerverwaltung über die nachfolgenden Umsätze
des vergangenen Quartals ab (Umsatz pro Jahr etwa CHF 500 000).
1. Verschickte Rechnungen an Kunden inkl. 7,7 % Mehrwertsteuer CHF  99 464.45
2. Bareinnahmen aus Einzeleintritten CHF 7696.10 zuzüglich CHF 592.60 MWST
3. Kreditkauf neuer Geräte CHF 15 533.75 zuzüglich CHF 1196.10 MWST
4. Rechnung der Werbeagentur CHF 827.90 exkl. 7,7 % MWST
5. Übrige Ausgaben inkl. 7,7 % MWST CHF 4755.60

a) Bestimmen Sie die geschuldete MWST.


Nr. Buchungstatsache Betrag Bezahlte Einkassierte Betrag
exkl. MWST ­Vorsteuer MWST inkl. MWST

1 Rechnungen an Kunden

2 Einzeleintritte

3 Gerätekauf

4 Rechnung Werbeagentur

5 Übrige Ausgaben
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Total Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Geschuldete MWST

b) Berechnen Sie die geschuldete MWST nach der Saldomethode mit einem Steuersatz von 4,3 % und
bestimmen Sie, welche Abrechnungsart in diesem Quartal vorteilhafter wäre.
Nr. Text Verkaufsumsatz Geschuldete
inkl. MWST MWST

1 Rechnungen an Kunden

2 Einzeleintritte

Total Verkaufsumsatz

Geschuldete MWST nach Saldomethode:


Saldosteuersatz × Umsatz inkl. MWST

Geschuldete MWST nach Nettomethode: einkassierte MWST .  /. Vorsteuer

Vorteilhafter wäre:

c) Darf das Fitnesscenter überhaupt nach der Saldomethode abrechnen? Begründen Sie Ihre Antwort.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

d) Nennen Sie drei Vorteile der Saldomethode.

W  7.1  System der Mehrwertsteuer (MWST)


7. Berechnungen

Ergänzen Sie die fehlenden Beträge in der Tabelle und berechnen Sie die g
­ eschuldete MWST ­des  Coiffeur­
salons Betty.
Art Rech­nungs­ MWST- Vorsteuer Ein­kassierte Rechnungs­
betrag Satz MWST betrag
ohne MWST inkl. MWST
Materialkauf 33 038.95 7,7 %

Zeitschriftenabonnements 1 200.00 1 230.00


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Lebensmittelkäufe 560.00 14.00

Übernachtungskosten ­Weiterbildung 3,7 % 372.75

Lohnaufwand 56 000.00

Energieaufwand 1 038.95 7,7 %

Kauf neue Waschanlage 10 389.60 11 189.60

Inserate 1 454.55 112.00

Mietaufwand 6 000.00

Einnahmen für Haarservice ­gemäss 7,7 % 95 111.70


­Kassenabrechnung

Rechnungen für Kunden 820.80 7,7 %


im ­Altersheim

Übriger Betriebsaufwand 5 174.00 5 572.40

Versicherungsprämien 450.00

Total

Geschuldete MWST

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Mehrwertsteuer

8 . Geschuldete Mehrwertsteuer berechnen (mit Rabatt und Skonto)

Berechnen Sie die geschuldete MWST per 30. 6. 20_1 des Steuerberatungsbüros Henry Atsenig. Es wird
ausschliesslich mit dem ordentlichen Steuersatz von 7,7 % abgerechnet.
Geschäftsverlauf vom 1. 4 . bis 30. 6 . 2 0_1 Abzurechnende Geschuldete
Vorsteuer MWST

Erhaltene Rechnungen CHF 39 387.45 inkl. MWST

Bankbelastungen CHF 41 000 für die Begleichung von Rechnungen

Von den erhaltenen Rechnungen abgezogene Skonti CHF 580.45

An Kunden ausgestellte Rechnungen netto CHF 353 246.75


zuzüglich CHF 27 200 MWST

Einem Kunden wurde wegen mangel­hafter Beratung am 25. Juni auf


der ­Rechnung vom 15. März nachträglich ein Preisnachlass von CHF 4662.55
gewährt.

Auf Bank eingegangene Kundenzahlungen CHF 320 000

Diverse Barausgaben für Büromaterial usw. CHF 240.60 inkl. MWST

Total
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Für 2. Quartal geschuldete MWST

9. Geschuldete Mehrwertsteuer berechnen und vergleichen mit Saldomethode

Das Architekturbüro Bernhard Stierli hat während des ersten Quartals 20_7 auf den Anschaffungen total
CHF  2300 Mehrwertsteuer an seine Lieferanten bezahlt. Gleichzeitig hat es Rechnungen für insgesamt
CHF 190 629 inkl. MWST verschickt.

a) Berechnen Sie die von Bernhard Stierli geschuldete ­Mehrwertsteuer für das 1. Quartal.

b) Bernhard Stierli will wissen, ob er im vergangenen Quartal mit dem Saldosteuersatz für Architekten
von 5,9 % besser gefahren wäre. Berechnen Sie die geschuldete MWST nach der Saldomethode und
vergleichen Sie die beiden Resultate.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E  7.2  Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Nettomethode


10. Konten «Guthaben Vorsteuer» und «Geschuldete MWST» führen und ausgleichen

a) Tragen Sie die folgenden Buchungstatsachen eines Architekturbüros in die richtigen Konten ein.
Die bisherigen Einträge sind bereits addiert.
1. Rechnungen an Kunden für CHF 53 850 einschliesslich 7,7 % MWST
2. Erhaltene Rechnung für Büromaterial CHF 2154 inkl. CHF 154 MWST
3. Rechnung an Kunden für Baupläne im Wert von CHF 5600 (ohne MWST )
4. Erhaltene Rechnung für Werbeinserate CHF 901.45 inkl. CHF 64.45 MWST

Forderungen LL Verbindlichkeiten LL Dienstleistungserlöse

56 900.00 49 800.00 24 000.00 31 000.00 44 000.00

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Guthaben Vorsteuer Geschuldete MWST Diverser Aufwand
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1 456.00 3 686.80 14 500.00

b) Berechnen Sie das Vorsteuerguthaben; ziehen Sie es von der einkassierten Umsatzsteuer ab, indem
Sie den Betrag vom Konto «Guthaben Vorsteuer» auf das Konto «Geschuldete MWST» übertragen.
Wie lautet der Buchungssatz für diesen Übertrag?

Soll Haben Betrag

c) Berechnen Sie die jetzt noch geschuldete MWST und verbuchen Sie die Zahlung an die Eidgenössische
Steuerverwaltung. Wie lautet der Buchungssatz für die Banküberweisung?

Soll Haben Betrag

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Mehrwertsteuer

11. Buchungssätze, Führung MWST-Konten, unterschiedliche MWST-Sätze und Rücksendung

Bilden Sie die Buchungssätze der Pumpenfabrik Stump AG.


Nr. Buchungs­ Buchungs­sätze Betrag Guthaben Vorsteuer Geschuldete MWST
tatsache
Soll Haben Soll Haben
1 Bestände 1 268.60 6 823.00

Kauf von
­Metallteilen
für CHF 21 540
inkl. MWST

2 Rechnung an
Kunde Moser
für Pumpen,
CHF 41 000
exkl. MWST

3 Barzahlung
Versandkosten
zu eigenen
­Lasten (vgl.  2)
CHF 180
inkl. MWST © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
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4 Rechnung
Stanz­
maschine,
Katalogpreis
exkl. MWST
CHF 3 000,
10 % Rabatt

5 Rechnung
Fachbücher
CHF 850
inkl. MWST

6 Rücksendung
eines Buches
­Gutschrift
CHF 123

7 Verrechnung
Vorsteuer mit
Umsatzsteuer

8 Bankzahlung
geschuldete
MWST

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

12. Zahlung mit Skontoabzug

Ein Warenhandelsbetrieb erhält am 5. Juli vom Lieferanten für den Bezug von Waren eine Rechnung im
Betrag von CHF 12 924 (inkl. 7,7 % MWST ). Die Zahlungsbedingungen lauten: 10 Tage 2 % Skonto, 30 Tage
netto. Am 14. Juli wird die Rechnung per Banküberweisung beglichen.
a) Verbuchen Sie die Geschäftsfälle vom 5. und 14. Juli ins Journal und tragen Sie die Beträge in die
Konten «Vorsteuer MWST», «Verbindlichkeiten LL» und «Handelswarenaufwand» ein.
Datum Buchungssätze Betrag
Soll Haben

Handelswarenaufwand Vorsteuer MWST Verbindlichkeiten LL

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b) Nennen Sie weitere Fälle, in welchen im Konto «Vorsteuer MWST» im Haben gebucht wird und
­erklären Sie weshalb.

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Mehrwertsteuer

13. Geschäftsverkehr mit Mehrwertsteuer inkl. Preisnachlässen

Die Textilreinigung Bauer AG, Wil, muss mit der Steuerverwaltung vierteljährlich die Mehrwertsteuer ab-
rechnen. Tragen Sie die Buchungssätze samt Betrag in die Tabelle ein und führen Sie die Konten «Vorsteuer
MWST» und «Geschuldete MWST» entsprechend Ihren Buchungen weiter. Zusätzlich stehen die Konten
«Kasse», «Bankguthaben», «Forderungen LL», «Verbindlichkeiten LL», «Maschinen», «Materialaufwand»
und «Dienstleistungserlöse» zur Verfügung.
1. Rechnungen an Grosskunden für ausgeführte Reinigungen inkl. 7,7 % MWST CHF 8616
2. Rechnung für Waschchemikalien CHF 2600 zuzüglich CHF 200.20 MWST
3. Rechnung für neuen Waschautomaten BZA -720 CHF 6200 zuzüglich 7,7 % MWST CHF 477.40
4. Transport AG Stallikon: Rechnung für den Transport des Waschautomaten (vgl. 3) inkl.  7,7 % MWST CHF 301.55
5. Gutschrift der Bank CHF 8443.70 für die Überweisung des Grosskunden (vgl. 1). Er hat 2 % Skonto abgezogen.
6. Bareinnahmen im Laden CHF 4523.40 inkl. CHF 323.40 MWST
7. Der neue Waschautomat (vgl. 3) weist mehrere Kratzer auf, weshalb die Lieferfirma eine Gutschrift von 10 % gewährt.
8. Abrechnung mit der Steuerverwaltung: Verrechnung von Vorsteuer und geschuldete MWST.
Eine allfällige Steuerschuld wird durch Banküberweisung beglichen. Schliessen Sie die Konten ab.

Nr. Buchungssatz Betrag Vorsteuer MWST Geschuldete MWST


Soll Haben Soll Haben Soll Haben
Übertrag 7657.25 5251.85 8170.50 13 930.60

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Nr. Buchungssatz Betrag Vorsteuer MWST Geschuldete MWST


Soll Haben Soll Haben Soll Haben

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Mehrwertsteuer

W  7.2  Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Nettomethode


14. Buchungssätze einer Apotheke mit MWST

Geben Sie für die nachfolgenden Geschäftsfälle der Apotheke Fürer die Buchungssätze einschliesslich Be-
trag an. Es stehen nur die ausgewählten Konten gemäss nachfolgendem Kontenplan zur Verfügung. Wo
nichts gebucht werden muss, schreiben Sie «keine Buchung» hin.
Ausgewählte Konten (alphabetische Reihenfolge):
Abschreibungen Forderungen LL Kasse Vorsteuer MWST
Bankguthaben Geschuldete MWST Mobiliar Werbeaufwand
Energieaufwand Guthaben Verrechnungssteuer Raumaufwand
Fahrzeuge Handelserlöse Sonstiger Betriebsaufwand
Finanzertrag Handelswarenaufwand Verbindlichkeiten LL

Geschäftsfälle
1. Ein alter Lieferwagen wird einem Geschäftspartner gegen Rechnung für CHF 5000 ohne MWST ­verkauft.
Die MWST von 7,7 % wird ebenfalls verrechnet.
2. Die Galenica liefert Medikamente auf Kredit zum Einstandspreis von CHF 3075 einschliesslich MWST 2,5 %.
Verbuchen Sie die Lieferung und die MWST.
3. Ein Drittel der Galenica-Lieferung (vgl. 2) wird zurückgeschickt, weil die Ware beschädigt ist.
Der entsprechende Betrag wird der Apotheke gutgeschrieben.
4. Der Geschäftspartner (vgl. Verlag
© 2021 1) wirdSKVwegen
AG: W&GZahlungsverzug gemahnt.
anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches
5. Der Immobilien-Treuhand AG Exemplar
wird dervonMietzins
Dario Roth,von
3645CHF
Gwatt (Thun)für das Geschäftslokal ü
 2700 ­ berwiesen.
6. Die Stromrechnung von CHF 91.50 (inkl.  7,7 % MWST ) wird direkt via Lastschriftverfahren dem Bankkonto belastet.
7. Die Bank schreibt nach Abzug der Verrechnungssteuer einen Nettozins von CHF 435.50 gut.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Nr. Soll Haben Betrag

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8. Die Konten «Vorsteuer MWST» und «Geschuldete MWST» weisen Ende Quartal, nach Verbuchung der Geschäftsfälle
1   bis 7, die folgenden summarischen Eintragungen auf.

S Vorsteuer 
MWST H S Geschuldete 
MWST H
167 300 4 800 7 200 295 000

Verbuchen Sie die Verrechnung der Vorsteuer mit der Umsatzsteuer.


Nr. Soll Haben Betrag

9. Verbuchen Sie die Banküberweisung der geschuldeten Mehrwertsteuer an die Steuerverwaltung.

Nr. Soll Haben Betrag

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Mehrwertsteuer

15. Mehrwertsteuer mit Rabatt und Skonto

Bilden Sie die Buchungssätze für die zusammengefassten Buchungstatsachen eines Warenhandelsbetriebs.
Es sind die für den Warenhandel üblichen Konten zu verwenden und die Konten «Vorsteuer Waren» und
«Geschuldete MWST» zu führen. Alle Lieferungen erfolgen auf Rechnung.
Zusammengefasste Buchungstatsachen
1. Wareneinkäufe total CHF 9 6 930, darin enthalten sind CHF 6930 MWST
2. Von Lieferanten verrechnete Bezugskosten CHF 915.45 inkl. 7,7 % MWST
3. Warenverkäufe für CHF 193 860 inkl. 7,7 % MWST
4. Warenverkäufe von CHF 20 000 in das benachbarte Ausland
5. Skontoabzüge inländischer Kunden von insgesamt CHF 1243.45 (inkl. MWST )
6. Erhaltene Mängelrabatte auf Warenkäufe CHF 3626.15 inkl. 7,7 % MWST
7. Die Konten «Vorsteuer Waren» und «Geschuldete MWST» sind miteinander zu verrechnen.
8. Die MWST wird der ESTV per Bank überwiesen.

Nr. Soll Haben Betrag

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S Vorsteuer 
Waren H S Geschuldete 
MWST H

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

16. Belege gemäss Kontenrahmen KMU kontieren

Die Kontierungsstempel auf folgenden Belegen der Lampen Lamprecht sind auszufüllen. Es sind die Konten-
nummern gemäss KMU -Kontenrahmen zu verwenden.
Beleg Nr. 1
Herr Lamprecht hat einen Geschäftspartner zum Mittagessen eingeladen und entsprechend Geld aus der
Kasse genommen.
Beleg 1 Konto­nummer Soll Haben

Tavolago AG
6002 Luzern

CHE 628.283.149 MWST

2 × Menu à CHF 36.50 CHF 73.00


2 × Passugger à CHF 4.50 CHF 9.00
2 × Espresso à CHF 4.20 CHF 8.40

Total CHF 90.40


MWST 7,7% CHF 6.45
5. 4. 20_2

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Beleg Nr. 2
Ein Kunde hat eine Designerlampe gekauft. Er erhält nachstehende Quittung.
Beleg 2 Konto­nummer Soll Haben

Lampen Lamprecht
Bahnhofstrasse 3 9400 Rorschach

Rorschach, 18. 5. 20_2

Beleg Nr. 7865 – 35

Dekolight CHF 289.20


(Betrag inkl. 7,7 % MWST)
Betrag bar erhalten.

Besten Dank
für Ihren Einkauf.
CHE-134.659.568 MWST

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Mehrwertsteuer

Beleg Nr. 3
Die Verwaltungschefin kauft Büromaterial bei Büro Meyer AG und zahlt mit der PostFinance Card.
Beleg 3 Kontonummer Soll Haben

Büro Meyer AG
Baslerstrasse 75, 8000 Zürich
Tel. 044 547 67 87

Barquittung
Kunde Nr. 86798-5
Winkler Treuhand

4 Tintenpatronen CHF 86.40


4 Pakete Papier (80 g, matt) CHF 43.20

Total CHF 129.60


PostFinance Card CHF 129.60

inkl. 7,7% MWST CHF 9.25

02. 05. 2 0_9 Bon 1 076 589


11.14 Kasse 630 005
CHE-123.786.987 MWST
Vielen Dank für Ihren Einkauf.
Es bediente Sie Frau Leandra Glaser.

Garantie und Umtausch nur gegen Vorweisung


dieser Quittung.

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17. Vorsteuerkonten unterscheiden

Verbuchen Sie die folgenden ausgewählten Buchungstatsachen des Warenhändlers Mario Monti. Die MWST
beträgt 7,7 %. Für die Steuerverwaltung muss bei der Abrechnung der Vorsteuer unterschieden werden
zwischen Vorsteuer auf Beträgen der Kontenklasse 4 und jenen der Kontenklassen 1 und 5 bis 8. Deshalb
verwendet Mario Monti zwei Vorsteuerkonten: «Vorsteuer MWST Material, Waren, Dienstleistungen»
und «Vorsteuer MWST Investitionen, übriger Betriebsaufwand».
1. Anfangsbestand an Waren CHF 20 000
2. Kauf von Waren auf Kredit für CHF 12 000 zuzüglich Mehrwertsteuer
3. Rechnung des Spediteurs für Zoll und andere Einkaufsspesen CHF 323.10 inkl. MWST
4. Warenverkäufe auf Kredit für CHF 9500 exkl. MWST
5. Wegen mangelhafter Ware schickt der Lieferant Gubser eine Gutschrift von CHF 215.40 inkl. MWST.
6. Rechnung der Publicitas für Werbeinserate CHF 1400.10 inkl. CHF 100.10 MWST
7. Bankgutschrift für die Überweisung der Kundin Petra Meuer CHF 4749.55. Sie hat vom verbuchten ­
Rechnungsbetrag bereits 2 % Skonto abgezogen.
8. Rechnung für neue Lagergestelle CHF 3661.80 inkl. MWST
9. Das Inventar Ende Jahr weist einen Warenvorrat im Wert von CHF 19 900 auf.
10. Die MWST-Konten weisen vor der Abrechnung folgende Saldi aus:
Vorsteuer Material, Waren, Dienstleistungen CHF 1100
Vorsteuer Investitionen, übriger Betriebsaufwand CHF 2400
Geschuldete Umsatzsteuer CHF 4670.
Verbuchen Sie die Abrechnung mit der ESTV und die Zahlung der g­ eschuldeten Steuer per Banküberweisung.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Nr. Soll Haben Betrag

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Mehrwertsteuer

18 . Vorsteuerkonto unterscheiden und Fremdwährung

Die Baumann Rad GmbH verkauft und repariert Fahrräder verschiedener Marken. Die Kunden stammen
mehrheitlich aus der Umgebung.
Bilden Sie die Buchungssätze für die ausgewählten Geschäftsfälle der Baumann Rad GmbH.
Die Mehrwertsteuer wird nach der Nettomethode abgerechnet. Es sind die Konten des Kontenplans KMU
zu verwenden. Für die Vorsteuern sind die beiden Konten «Vorsteuer Material, Waren, Dienstleistungen
(Ma, Wa, Di)» und «Vorsteuer Investitionen, übriger Betriebsaufwand (Inv, üBA)» zu verwenden. Der Mehr-
wertsteuersatz beträgt 7,7 %. Die Beträge sind auf 5 Rappen zu runden.
Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag
1 Rechnung der Villiger AG für den Kauf
­diverser Velos und Zubehör: Rechnungs­
betrag CHF 13 570.20 inkl. 7,7 % MWST,
20 Tage 2 % Skonto.

2 Einem langjährigen Lieferanten wurde ein


Darlehen gewährt. Der Jahreszins beträgt
CHF 2000. Er zieht CHF 376.95 (inkl. MWST )
für eine noch nicht verbuchte Ersatzteil­
lieferung ab und überweist den Rest auf
das Bankkonto.
3 Reparaturrechnung an S. Ruf:
Ausgeführte Arbeiten CHF 120.00
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Ersatzteile CHF 55.00
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7,7% MWST CHF 13.50
Total CHF 188.50

4 Rechnung der Kipo Auto AG für einen


neuen Lieferwagen zum Katalogpreis
(ohne MWST ) CHF 35 000 abzüglich
5 % Rabatt.

5 Die Zollverwaltung schickt eine Rechnung


für Zoll CHF 125 und MWST CHF 650 für
­importierte Fahrräder.
6 Die dänische Lieferantin Movelo schickt
eine Rechnung über DKK 42 700 für
­gelieferte Fahrräder. Buchkurs CHF 15.
7 Bankgutschrift CHF 184.75 für die Zahlung
von S. Ruf. Er hat 2 % Skonto abgezogen.
(Vgl. Nr. 3)

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag


8 Überweisung von netto CHF 13 298.80
an die Villiger AG. Es wurden 2 % Skonto
geltend gemacht. (Vgl. Nr. 1)

9 Für die Tombola der Gewerbeausstellung


wird ein Mountainbike (Einstandswert
CHF 750, Verkaufswert CHF 1070) gesponsert.

10 Zahlung der Rechnung an die Movelo


(vgl. Nr. 6) unter Abzug von 1% Skonto.
­Tageskurse:
Noten
Geld 15.0026, Brief 16.5984
Devisen
Geld 15.5237, Brief 16.0700
11 Da das Navigationsgerät im Lieferwagen
­anfangs nicht funktionierte, gewährt
die Kipo Auto AG auf dem Nettopreis ohne
MWST nachträglich noch einen Mängel­
rabatt von CHF 200 (ohne MWST ).

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Mehrwertsteuer

E  7.3  Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Saldomethode


19. Branchenspezifische Saldosteuersätze

a) Tragen Sie die fehlenden Beträge für die verschiedenen Betriebe in die Tabelle ein.
Nr. Branche oder Tätigkeiten Saldosteuersatz Ertrag inkl. MWST Geschuldete
(Halbjahressaldo) MWST

1 Chemische Reinigung 5,1 % 160 000

2 Autoreparaturwerkstätte 2,8 % 230 000

3 Ingenieurbüro 5,9 % 73 042.00

4 Reitstall 56 000 2 408.00

5 Ski-/Snowboardservice 5,1 % 67 855

6 Pizzakurierdienst 0,1 % 1 387.90

7 Reinigungsunternehmen 678 000 40 002.00

8 Schuhmacherei 3,5 % 4 550.00

9 Schuhhandel © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil
2,|0Berufsmaturität,
 % 2. Semester ohne Lösungen
139 000
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10 Fitnesscenter 450 000 19 350.00

b) Weshalb hat eine Autoreparaturstätte den viel tieferen Steuersatz als ein Inge­nieur­büro?

20. Verbuchen des Geschäftsverkehrs nach der Saldomethode

Bilden Sie die Buchungssätze und führen Sie die vorgegebenen Konten für den vereinfachten Geschäfts-
verkehr des Architekturbüros Herter. Der Saldosteuersatz für Architekturbüros beträgt 5,9 %.

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Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag Geschuldete MWST Dienstleistungserlöse

1 Rechnungen an Kunden
Honorare CHF 100 278.55
7,7 % MWST CHF 7 721.45
Betrag inkl. MWST CHF 108 000.00

2 Kauf neuer H
­ ardware
Rechnungsbetrag CHF 25 069.65
7,7 % MWST CHF 1 930.35
Betrag inkl. MWST CHF 27 000.00

3 Bar erhaltene Entschädigung von


CHF 486 inkl. 7,7 % MWST für
­erstellte Pläne

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4 Von Kunden ­abgezogener Skonto


CHF 1300

Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge
5 Abrechnung der ­geschuldeten
­Umsatzsteuer
Ausrechnung:

6 Bankzahlung der Umsatzsteuer


111

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Mehrwertsteuer

W  7.3  Verbuchung der Mehrwertsteuer nach der Saldomethode


21. Geschäftsverkehr inkl. Preisnachlässe verbuchen und Konten führen

Die Chemische Reinigung Clark rechnet die Mehrwertsteuer nach der Saldomethode ab. Der Saldosteu-
ersatz beträgt 5,1 %.
Tragen Sie die vor dem Halbjahresabschluss noch fehlenden Buchungssätze samt Betrag ein und führen
Sie die Konten «Dienstleistungserlöse» und «Geschuldete MWST». Zusätzlich stehen die Konten «Kasse»,
«Bankguthaben», «Forderungen LL», «Verbindlichkeiten LL», «Maschinen» und «Materialaufwand» zur
­Verfügung.
1. Rechnungen an Grosskunden für ausgeführte Reinigungen inkl. 7,7 % MWST CHF 4320
2. Bareinnahmen im Ladengeschäft CHF 4830 inkl. CHF 345.30 MWST
3. Rechnung für Einkauf von Waschchemikalien CHF 2232.15 zuzüglich CHF 171.85 MWST
4. Rechnung für neue Wascheinrichtung CHF 7750 zuzüglich 7,7 % MWST
5. Gutschrift der Bank CHF 4233.60 für die Überweisung des Grosskunden (vgl. 1). Er hat 2 % Skonto abgezogen.
6. Auf den Waschchemikalien (vgl. 3) wird nachträglich wegen Mängeln ein Rabatt von 10 % gewährt.
7. Halbjahresabrechnung mit der Steuerverwaltung, Steuersatz von 5,1 %
8. Banküberweisung der im ersten Halbjahr geschuldeten Umsatzsteuer

Nr. Buchungssatz Betrag Dienstleistungserlöse Geschuldete MWST

Übertrag 7 650.00 123 250.00


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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

22. Journalbuchungen  /   Vergleich normale MWST-Abrechnung und Saldomethode

Ein Fitnesscenter rechnet mit der eidgenössischen Steuerverwaltung mit dem Saldosteuersatz von 4,3 % ab.
a) Bilden Sie die Buchungssätze für folgende zusammengefasste Buchungstatsachen und führen Sie
die Konten «Dienstleistungserlöse» und «Geschuldete MWST».
Nr. Buchungstatsache Soll Haben Betrag

1 Versand von Rechnungen für Jahresabonnements


inkl. 7,7 % MWST CHF 144 000

2 Bankgutschrift für Kundenzahlungen CHF 86 900

3 Da sie ihr Abonnement nicht erneuern wollen,


­schicken einige Kunden (vgl. 1) die Rechnung
­zurück. ­(Wert inkl.  MWST CHF 5400)

4 Rechnung der Werbeagentur CHF 862.40 zuzüglich


7,7 % MWST

5 Einem Kunden werden für eine Spezialberatung


5 Arbeitsstunden à CHF 80 zuzüglich 7,7 % MWST
in Rechnung gestellt.

6 Bareinnahmen aus Einzeleintritten


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.50 zuzüglich
CHF 7019Persönliches CHF
Exemplar Dario.50
von540  MWST
Roth, 3645 Gwatt (Thun)

7 Rechnung für neue Geräte:


Gerätewert CHF 15 041.80, MWST CHF 1158.20,
Rechnungsbetrag CHF 16 200.00

8 Einzelne Kunden bringen nicht gebrauchte Tickets


zurück. Es werden total CHF 156 bar rückvergütet.

9 Abrechnung der Umsatzsteuer:

10 Überweisung der geschuldeten MWST

Dienstleistungserlöse Geschuldete MWST

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Mehrwertsteuer

b) Wie viele Franken müsste die Vorsteuer mindestens betragen, damit das Fitnesscenter bei einem
Wechsel zur normalen Mehrwertsteuerabrechnungsmethode den gleich hohen Betrag überweisen
müsste?

23. Mehrwertsteuerabrechnung mit mehreren Ertragskonten

Die Schreinerei Engels verkauft sowohl fertige Möbel als auch selbst hergestellte. Sie bietet auch einen
Planungs- und Installationsservice an. Die Umsätze inkl. Mehrwertsteuer des letzten Halbjahrs sind in den
unten stehenden Konten bereits zusammengefasst eingetragen.
Verbuchen Sie die Mehrwertsteuerausscheidung mit dem Saldosteuersatz von 3,5 % und die entspre-
chende Bankzahlung an die ESTV.

Ertrag Handelsware Ertrag Produkte Ertrag Dienstleistungen


2 300.00 45 000.00 34 000.00 3 000.00 89 000.00
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Geschuldete MWST Bankguthaben

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8 Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Betriebliche Kalkulation

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

8.1 Einkaufskalkulation 116 132

8.2 Interne Warenkalkulation 118 137


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8.3 Verkaufskalkulation 122 147

8.4 Kalkulationsschema für den Warenhandel 124 151

8.5 Kalkulation bei anderen Dienstleistungen 126 159

8.6 Kalkulation und Marketing 128 164

Leistungsziele 131

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8 Betriebliche Kalkulation

Pit Schweizer, gelernter Velomechaniker, handelt erfolgreich mit Mountainbikes


und möchte das Sortiment seines kleinen Handelsbetriebs allmählich erweitern.
Er spielt mit dem Gedanken, seinen Kunden neu auch E-Downhill-Mountainbikes
anzubieten – Kontakt zu einem chinesischen Lieferanten hat er bereits geknüpft.
Welche Überlegungen muss er anstellen und welche Berechnungen muss er
vorneh­men, um zu entscheiden, ob es sich lohnt, diese Sortimentserweiterung
vorzunehmen?
Kalkulation im Warenhandel beinhaltet drei Bereiche: Die Kalkulation des Einstands-
preises (Einkaufskalkulation), den Zuschlag für Gemeinkosten und Reingewinn (in-
terne Kalkulation) sowie die Kalkulation kostendeckender und gewinnbringender
Verkaufspreise (Verkaufskalkulation).
Kalkulation

Der Handels-
betrieb kalkuliert seine
Verkaufspreise in drei Schritten.

Interne
Einkaufskalkulation Kalkulation Verkaufskalkulation
Lieferant Kunde
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Einstands-
+
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preis
Gemeinkosten
Reingewinn = Verkaufs-
preis

8.1 Einkaufskalkulation
8 .1.1 Einkaufsprozess
 Kapitel 6 Der Einkaufsprozess wird in den meisten Warenhandelsunternehmen von einem
Einkäufer bzw. einer ganzen Einkaufsabteilung gesteuert. Der Kontakt zu den Lie-
feranten steht dabei im Zentrum. Bei diesen Lieferantenbeziehungen (Kreditoren)
geht es neben der Qualität der Ware und der rechtzeitigen Lieferung auch um die
Höhe des Einkaufspreises.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss, sind die Bezugskosten
(z. B. Transport, Versicherungen, Zoll usw.), weil sie in der Regel vom Käufer zu tra-
Art. 189 Abs. 1 OR gen sind. Die Höhe der Bezugskosten ist von Faktoren wie Menge, Gewicht, Volumen,
Transportdistanz usw. abhängig. Die Bezugskosten gehören zum Einkaufsprozess
und werden deshalb zum reinen Warenwert dazu­gerechnet. Ist im Vertrag «franko
Domizil» (Lieferung frei Haus) vereinbart worden, so übernimmt der Verkäufer die
Kosten der Lieferung.
Der Einstandspreis (EP) entspricht allen zu bezahlenden Kosten, welche für eine
Ware anfallen, bis diese beim Einkäufer im Lager ist.
Der Einkäufer versucht, für das Unternehmen günstige Konditionen auszuhandeln
und somit den Aufwand der eingekauften Waren möglichst tief zu halten.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

8 .1. 2 Schema Einkaufskalkulation


Beispiel Eine Modekette möchte für ihre Winterkollektion 2000 Winterjacken bei ihrem
italienischen Lieferanten bestellen. Der Katalogpreis pro Jacke wäre CHF 150.  Der
Einkäufer konnte folgende Konditionen vereinbaren: Rabatt von 28 % und einen
Skonto von 2 % bei Zahlung innerhalb von 10  Tagen. Die Bezugskosten für die
2000  Winterjacken betragen CHF 1450 und werden dem Spediteur bar bezahlt.
Wie hoch ist der Einstandspreis pro Winterjacke, wenn innerhalb von 10 Tagen be­
zahlt wird?

Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


Bruttokreditankaufspreis (Katalogpreis) 300 000 100 %

– Rabatt 84 000 28 %

= Nettokreditankaufspreis (Rechnung / Faktura) 216 000 72 %  


100 %

– Skonto    4 320 2 %

= Nettobarankaufspreis (Zahlung) 211 680 98 %

+ Bezugskosten (z. B. Transport, Zoll, Versicherungen)     1 450

= Einstandspreis 213 130

Der Einstandspreis pro Winterjacke beträgt gerundet CHF 106.55.


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PersönlichesAufbau
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Einkaufskalkulation
Stufe Erläuterung
 rutto­kreditankaufspreis
B In der Einkaufskalkulation ist immer der höhere Wert 100 %.
(Katalogpreis, Listenpreis) Der höchste Einkaufspreis ist der Katalogpreis, weil von diesem
noch nichts abgezogen worden ist. Man nennt diesen Brutto­
kredit­ankaufspreis.

– Rabatt Gewährt der Lieferant einen Rabatt, so wird aus dem Brutto­
kreditankaufspreis der Nettokreditankaufspreis.
Ein Händler, der Waren einkauft und gleich weiterverkauft, erhält
einen Wiederverkaufsrabatt, weil er Aufgaben wie Werbung,
­Vertrieb und Kundenkontakt übernimmt. Bezieht ein Kunde eine
= Nettokredit­ankaufspreis grosse Menge, wird ihm häufig ein Mengenrabatt gewährt. Auch
(Rechnungsbetrag) Sonderrabatte wie Jubiläumsrabatt, Aktionsrabatt sind üblich.

– Skonto Mit der Rechnung und der damit verbundenen Zahlungsfrist von
z. B. 30 Tagen erhält der Kunde vom Lieferanten eigentlich
­einen Kredit, das heisst, er hat Ware erhalten, ohne diese gleich
be­zahlen zu müssen. Zahlt er nun z. B. innerhalb von 10 Tagen,
kann der Lieferant die frühzeitige Bezahlung mit Skontoabzug
belohnen, weil in diesem Fall die Kreditdauer (Zahlungsfrist)
= Nettobar­ankaufspreis ­verkürzt wurde. Durch Abzug des Skontos wird aus dem Netto-
(Zahlung) kreditankaufspreis der Nettobarankaufspreis.

+ Bezugskosten Mit der Zahlung der Ware ist diese noch nicht zwingend an Lager.
Alle Kosten, welche mit dem Bezug der Ware zu tun haben,
nennt man Bezugskosten. Addiert man diese zum Nettobaran-
= Einstandspreis kaufspreis, so erhält man den Einstandspreis der Ware.

A E-Aufgaben 1 bis 5, W-Aufgaben 6 bis 11

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Betriebliche Kalkulation

8 . 2 Interne Warenkalkulation
8 . 2 .1 Interner Prozess
Ein Unternehmen hat neben dem Warenaufwand diverse weitere Aufwendungen
im Zusammenhang mit seiner Betriebstätigkeit (z. B. für Personal, Lager, Werbung
und Administration). Diese dem einzelnen Produkt nicht direkt zuordenbaren Kosten
werden Gemeinkosten genannt und sollten durch den Verkaufserlös auch gedeckt
sein. Rechnet man die Gemeinkosten zum Einstandswert dazu, erhält man die Selbst­
kosten. Wäre der Verkaufserlös (Nettoerlös) identisch mit den Selbstkosten, so
würde das Unternehmen weder Gewinn noch Verlust erzielen. Der angestrebte
Reingewinn muss deshalb zu den Selbstkosten hinzugezählt werden. Damit erhält
man einen Nettoerlös, bei welchem der Einstandswert, die Gemeinkosten und der
gewünschte Reingewinn gedeckt sind. Der Reingewinn entspricht in der Gesamt-
kalkulation dem Betriebsgewinn. Der Einstandspreis (in der Gesamtkalkulation
Einstandswert genannt) ist das Ergebnis der Einkaufskalkulation und der Ausgangs-
wert für die interne Kalkulation.

Einkaufsprozess
Lieferanten
Bruttokreditankaufspreis (Katalogpreis)
– Rabatt Interne Kalkulation
= Nettokreditankaufspreis (Rechnung) Unternehmen
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– Skonto SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
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= Nettobarankaufspreis (Zahlung)
+ Bezugskosten
= Einstandspreis
Einstandswert Einstandswert
+ Gemeinkosten
= Selbstkosten + Bruttogewinn
+ Reingewinn
= Nettoerlös = Nettoerlös

Gesamtkalkulation – Einzelkalkulation
In der Kalkulation unterscheidet man zwischen Einzelkalkulationen für einzelne Pro-
dukte und der Gesamtkalkulation für das ganze Unternehmen bzw. Abteilungen.
Die Grundlage der Gesamtkalkulation bilden die Zahlen aus der Erfolgsrechnung.
Aus diesen berechnet man die Prozentwerte der Zuschläge bzw. Quoten für die Einzel-
kalkulation.

Kalkulation

Gesamtkalkulation Einzelkalkulation
Einzelkalkulation
(Ermitteln von Zuschlagssätzen) (Anwenden
(Anwendenvon
vonZuschlagsätzen)
Zuschlagssätzen)

In der Gesamtkalkulation werden In der Einzelkalkulation werden die direkten


alle Kosten des Unternehmens bzw. der Produkt- Einkaufskosten für ein bestimmtes Produkt
gruppe für die Leistungserstellung erfasst (bzw. Dienstleistung) erfasst und um die
und entsprechende prozentuale Zuschlagssätze Zuschläge und Margen gemäss der Gesamt-
und Margen ermittelt. kalkulation erhöht.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Zuschlagssätze
Wie der Begriff schon verrät, wird bei den Zuschlagssätzen immer zum tieferen Wert
etwas zugeschlagen. Der tiefere Wert ist bei Zuschlagssätzen immer 100 % (Basis).
Beispiel Der Gemüsehändler AGRO berechnet die Prozentsätze aufgrund seiner Erfolgs­
rechnung 20_5.

Zu­schlag Formel Werte aus der Erfolgsrechnung


Einstandswert
(Saldo Handelswaren- 200 000 100 %
aufwand)

Gemeinkosten × 100
Gemeinkostenzuschlag + Gemeinkosten 40 000 20 %
Einstandswert

= Selbstkosten 240 000 120 % 100 %

Reingewinn × 100 + Reingewinn


Rein­gewinnzuschlag 36 000 15 %
Selbstkosten (Betriebsgewinn)

= Nettoerlös
276 000 115 %
(Saldo Handelserlöse)

Zu­schlag Formel Werte aus der Erfolgsrechnung


Einstandswert
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(Saldo Handelswaren-
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 200 000 100 %
aufwand)

Bruttogewinn × 100
Bruttogewinnzuschlag + Bruttogewinn 76 000 38 %
Einstandswert

= Nettoerlös
276 000 138 %
(Saldo Handelserlöse)

Quoten (Margen)
Die Quoten zeigen den Anteil eines Wertes an einer anderen Grösse. Der grössere
Wert ist bei Quoten immer 100 % (Basis). Der Bruttogewinn in Prozenten des Netto­
erlöses heisst Bruttogewinnquote (auch Handelsmarge genannt) und gibt an, wie
viel Prozent des Nettoerlöses für den Bruttogewinn – also zum Decken der Gemein-
kosten und zum Erzielen eines Erfolgs – zur Verfügung stehen.
Quote Formel Werte aus der Erfolgsrechnung
Einstandswert
(Saldo Handelswaren- 200 000 72,46 %
aufwand)

Bruttogewinn × 100
Brutto­gewinnquote + Bruttogewinn 76 000 27,54 %
Nettoerlös

= Nettoerlös
276 000 100,00 %
(Saldo Handelserlöse)

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Betriebliche Kalkulation

8 . 2 . 2 Schema interne Kalkulation


Vom Einstandswert zum Nettoerlös (zweistufig)
Beispiel Der Gemüsehändler AGRO kauft Karotten zum Einstandswert von CHF  5000 ein.
Er rechnet mit einem Gemeinkostenzuschlag von 20 % und einem Reingewinn­zu­
schlag von 15 %. Wie hoch sind die Selbstkosten und der Nettoerlös?

Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


Einstandswert 5000 100 %

+ Gemeinkosten 1000 20 %

= Selbstkosten 6000 120 %  100 %

+ Reingewinn 900 15 %

= Nettoerlös 6900 115 %

Aufbau interne Kalkulation in zwei Schritten


Stufe Erläuterung
 Einstandswert Der Einstandswert ist der Ausgangswert für die interne K ­ alkulation
und zeigt, wie viel ein Produkt kostet, bis es an Lager ist.
Für jeden Handelsbetrieb fallen weitere Kosten an, welche mit
einem G­ emeinkostenzuschlagssatz berücksichtigt werden sollen
(Gemeinkosten in P­ rozenten des Einstands­werts):
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)   Gemeinkosten × 100 %
+ Gemeinkosten Gemeinkostenzuschlag =
Einstandswert

= Selbstkosten Würde man ein Produkt zu den Selbstkosten verkaufen, würde


man weder einen Verlust noch einen Gewinn erzielen. Jedes Unter-
nehmen hat Gewinnziele, und in der internen Kalkulation berück-
sichtigt man dies mit dem Reingewinnzuschlag (Reingewinn in
­Prozenten der Selbstkosten):
  Reingewinn × 100 %
+ Reingewinn Reingewinnzuschlag =
Selbstkosten

= Nettoerlös Der Nettoerlös ist der Verkaufspreis, mit welchem die


­Gemeinkosten und der gewünschte Reingewinn gedeckt sind.
In der Praxis wird der Nettoerlös oft mit V
­ erkaufserlös b
­ ezeichnet.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 120
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Vom Einstandswert zum Nettoerlös (einstufig)


Beispiel Der Gemüsehändler AGRO könnte auch direkt mit einem Bruttogewinn­zuschlag
von 38 % rechnen. Die Lösung würde folgendermassen lauten:

Bezeichnung Betrag Prozent


Einstandswert 5000 100 %

+ Bruttogewinn (Gemeinkosten + Reingewinn) 1900 38 %

= Nettoerlös 6900 138 %

Aufbau interne Kalkulation in einem Schritt


Stufe Erläuterung
Einstandswert Der Einstandswert ist der Ausgangswert für die interne K ­ alkulation
und zeigt, wie viel ein Produkt kostet, bis es an Lager ist.

+ Bruttogewinn Ist bei der internen Kalkulation eine Aufteilung zwischen Gemein-
(Deckungsbeitrag) kosten und Reingewinn nicht entscheidend, kann man mit dem
Bruttogewinnzuschlag (Bruttogewinn in Prozenten des Einstands­
werts) rechnen:
  Bruttogewinn × 100 %
Bruttogewinnzuschlag =
Einstandswert

= Nettoerlös Der Nettoerlös ist der Verkaufspreis, mit welchem der gewünschte
Bruttogewinn
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E-Profil | Berufsmaturität, wird. erzielt
2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Bei dieser Variante gelangt man direkt zum Nettoerlös. Jedoch hat man die Infor-
mationen über Selbstkosten, Gemeinkosten und Reingewinn nicht.
A E-Aufgaben 12 bis 15, W-Aufgaben 16 bis 22

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Betriebliche Kalkulation

8. 3 Verkaufskalkulation
8 . 3.1 Verkaufsprozess
Das Ziel eines Unternehmens ist es, ein Produkt bzw. eine Dienstleistung zum kalku­
lierten Nettoerlös zu verkaufen. In der Verkaufskalkulation möchte man einen
­Katalogpreis berechnen, von welchem man den Kunden unterschiedliche Rabatte
bzw. Skonto gewähren kann. Diese Preisgestaltung sollte dem Verkäufer ermögli-
chen, zwischen seinen unterschiedlichen Kunden zu differenzieren.
Einkaufsprozess
Lieferanten
Bruttokreditankaufspreis
– Rabatt
= Nettokreditankaufspreis Interne Kalkulation
– Skonto Unternehmen
= Nettobarankaufspreis
+ Bezugskosten
= Einstandspreis
Einstandswert EW
+ Gemeinkosten
= Selbstkosten + BG
+ Reingewinn
Verkaufsprozess
= Nettoerlös
© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, = NE
E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Kunden
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Nettoerlös
+ Versandkosten
= Nettobarverkaufspreis
+ Skonto
= Nettokreditverkaufspreis
+ Rabatt
= Bruttokredit­
verkaufspreis

Der Nettoerlös ist das Ergebnis der internen Kalkulation und der Ausgangswert für
die Verkaufskalkulation.

8 . 3. 2 Schema Verkaufskalkulation
Beispiel Eine Modekette hat für ihre Winterkollektion 2000 Winterjacken zum Einstands­
wert von CHF  213 130 gekauft.  Die interne Kalkulation ergibt einen Nettoerlös
von CHF  220 pro Jacke. Die Modekette rechnet mit folgenden Konditionen für
ihre Kunden: Versandkosten pro Jacke CHF 8, Skonto 2 %, Rabatt 15 %. Wie hoch
ist der Katalogpreis pro Jacke, den die Modekette ihren Kunden anbieten kann?

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 122
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


Nettoerlös 220.00

+ Verkaufssonderkosten    8.00

= Nettobarverkaufspreis (Zahlung) 228.00 98 %

+ Skonto    4.65 2 %

= Nettokreditverkaufspreis (Rechnung / Faktura) 232.65 100 %  85 %

+ Rabatt   41.05 15 %

= Bruttokreditverkaufspreis (Katalogpreis) 273.70 100 %

Aufbau Verkaufskalkulation
Stufe Erläuterung
Nettoerlös Der tiefste Wert in der Verkaufskalkulation ist der Netto­
erlös, bei diesem Wert wären der gewünschte Rein­gewinn
und die Selbstkosten gedeckt. Den Nettoerlös erhält man
aus der internen Kalkulation.

+ Verkaufssonderkosten Gehen die Verkaufssonderkosten (Zoll, Transport, Ver­


sicherungen, Mehrwertsteuer) zulasten des Verkäufers, so
addiert man diese zum Nettoerlös und erhält den Netto-
= Nettobarverkaufspreis barverkaufspreis.
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+ Skonto
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Mit einer Preisreduktion (Skonto) für eine frühzeitige
­ ezahlung kann der Verkäufer dem Kunden einen A
B ­ nreiz
geben, die Zahlungsfrist von z. B. 30 Tagen nicht auszu-
schöpfen, sondern früher zu bezahlen.
Addiert man den Skonto zum Nettobarverkaufspreis,­
= Nettokreditverkaufspreis erhält man den Nettokreditverkaufspreis (100 %).

+ Rabatt Möchte man Kunden einen Rabatt gewähren, so


addiert man diesen zum Nettokreditverkaufspreis dazu
und erhält den Bruttokreditverkaufspreis (100 %).
Der Bruttokreditverkaufspreis ist der höchste Wert der
= Bruttokreditverkaufspreis Verkaufskalkulation und entspricht dem Katalogpreis.

Merke Bei der Einkaufs- und der Verkaufskalkulation ist immer der höhere Wert 100 %
und somit der Basiswert für die Berechnung.

Lösung Pit Schweizer muss zunächst abklären, ob seine Kundschaft an solchen Bikes inte­
Einführungsfall ressiert ist und ob er allenfalls seinen Kundenkreis ausbauen kann. Des Weiteren
muss er kalkulieren, wie hoch der Einstandswert der Bikes sein wird, ob der von
ihm normalerweise einkalkulierte Bruttogewinnzuschlag von 25 % zum Decken
der Gemeinkosten ausreicht und wie viel er für die E-Downhill-Mountainbikes
verlangen muss, damit sich die Sortimentserweiterung lohnt, das heisst, damit er
seine Gewinnerwartungen erreichen kann.
A E-Aufgaben 23 bis 25, W-Aufgaben 26 und 27

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Betriebliche Kalkulation

8 . 4 Kalkulationsschema für den Warenhandel


 Kapitel 7 Einkaufskalkulation, interne Kalkulation und Verkaufskalkulation können zusam-
mengefasst in ein Schema gebracht werden.
In der Praxis wird oft zusätzlich die Mehrwertsteuer in die Berechnung einbezogen,
sei es beim Einkauf als abzugsfähige Vorsteuer oder beim Verkauf als dem Kunden
zusätzlich zu belastende Steuer.
Kalkulationsschema ohne MWST Kalkulationsschema mit MWST

Bruttokreditankaufspreis (Katalogpreis) Bruttokreditankaufspreis inkl. MWST

– Rabatt – Rabatt

= Nettokreditankaufspreis (Rechnung) = Nettokreditankaufspreis inkl. MWST

– Skonto – Skonto
Einkauf

= Nettobarankaufspreis (Zahlung) = Nettobarankaufspreis inkl. MWST

+ Bezugskosten + Bezugskosten

= Einstandspreis inkl. MWST

– Vorsteuer MWST1

= Einstandspreis
© 2021 Verlag = Einstandspreis
SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, exkl. 
2. Semester ohne Lösungen
MWST
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

+ Gemeinkosten + Gemeinkosten

= Selbstkosten = Selbstkosten
Intern

+ Reingewinn + Reingewinn

= Nettoerlös = Nettoerlös exkl. MWST

+ Mehrwertsteuer2

= Nettoerlös inkl. MWST

+ Verkaufssonderkosten + Verkaufssonderkosten
Verkauf

= Nettobarverkaufspreis (Zahlung) = Nettobarverkaufspreis inkl. MWST

+ Skonto + Skonto

= Nettokreditverkaufspreis (Rechnung) = Nettokreditverkaufspreis inkl. MWST

+ Rabatt + Rabatt

= Bruttokreditverkaufspreis (Katalogpreis) = Bruttokreditverkaufspreis inkl. MWST


1
 Die Vorsteuer wird vom Einstandswert abgezogen, da man diese von der Steuerbehörde zurückverlangen bzw.
bei der Steuerabrechnung von der Umsatzsteuer abziehen darf. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Vorsteuer auf
den Waren oder den Bezugskosten ist.
2  Die beim Kunden erhobene Mehrwertsteuer muss vom steuerpflichtigen Unternehmen an die Steuerbehörde
abgeliefert werden, stellvertretend für den E­ ndkonsumenten. Aus diesem Grund wird die MWST auf den Netto­
erlös ­geschlagen. Sie ist eine spezielle Art von Verkaufssonderkosten.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Beispiel Kalkulation von Einkauf zu Verkauf

564.60
Bruttokreditverkauf
(Katalogpreis)

465.50 97% 479.90 85%


3% +84.70 15%
479.90100% 564.60100%
Rabatt
Nettokreditverkauf
(Rechnungsbetrag an den Kunden)

Verkauf
Skonto

Nettobarverkauf

+14.40
(Nettozahlung des Kunden)
Verkaufs-
sonder-
kosten

+57.80
407.70

465.50
Nettoerlös

407.70
Nettoerlös

270.35100% 351.45100%
81.10 30% +56.25 16%
351.45130% 407.70116%
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gewinn

Intern
Rein-

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Selbstkosten
Gemein-
kosten

Einstand

270.35
Bruttogewinn

Einstand
Bezugs-
kosten

258.70
+11.65
270.35

Nettobarankauf
Einkaufskalkulation

300.00100% 264.00100%
2%
264.00 88% 258.70 98%
Skonto

Nettobarankauf
−36.00 12% −5.30

(Zahlungsbetrag)
Rabatt

Nettokreditankauf
(Rechnungsbetrag)

Bruttokreditankauf
300.00

(Katalogpreis)

A E-Aufgaben 28 und 29, W-Aufgaben 30 bis 33


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Betriebliche Kalkulation

8 . 5 Kalkulation bei anderen Dienstleistungen


Neben dem Warenhandel gibt es eine Vielzahl von anderen Dienstleistungen wie
z. B. Spedition, Werbung, Beratung, Schulung, medizinische Betreuung usw., deren
Preise nach der gleichen Logik wie der Warenhandel kalkuliert werden. Die Einkaufs-
und die Verkaufskalkulation ist vom Prinzip her identisch. Da in diesen Branchen der
Mate­rialaufwand nicht der entscheidende Kostenfaktor ist, definiert man einen
oder mehrere andere Bezugsgrössen. Für viele Dienstleistungen eignet sich der
Lohnaufwand als Basiswert für weitere Gemeinkostenzuschläge.
Beispiel Peter Bichsel, Inhaber eines kleinen Treuhandbüros, verrechnet den Kunden seine
Arbeitszeit. Als Grundlage für den Stundenansatz diente in der Vergangenheit
die Empfehlung des Branchenverbandes. In Zukunft will er die effektiven Kosten
als kalkulatorische Grundlage nutzen. Damit kann er genauere Offerten erstellen.
Er will den Nettoerlös je Arbeitsstunde als Basis für die Kalkulation verwenden.
P. Bichsel bezieht einen Jahreslohn von CHF 120 000. Die Gemeinkosten betra­gen
insgesamt CHF 130 000; darin enthalten ist der Lohn von A. Burri, Kauffrau. Der
Reingewinn soll CHF 20 000 betragen.

1. Berechnung der jährlichen Arbeitsstunden

In einem ersten Schritt muss der Inhaber die Anzahl Stunden berechnen, welche er
den Kunden belasten kann. Er kann nur seine persönlichen Stunden an Kunden ver­
rechnen.
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Beispiel Zeit Wert Erläuterung
Anzahl Tage = 365 In einem ersten Schritt werden die
­effektiven Arbeitstage b
­ erechnet. Bei
– Wochenenden (2 Tage × 52 Wochen) 104
den Krankheits­absenzen schätzt man
– Feiertage 10 mit einem vorsichtigen Wert.

– Ferien (5 Wochen × 5 Tage) 25

– Krankheitsabsenzen (geschätzt) 6

= Effektive Arbeitstage 220

Arbeitsstunden pro Tag 8 Die Arbeitszeit für die Gewinnung


oder Pflege von Kunden, Mitarbeiter­
Arbeitsstunden pro Jahr (220 × 8) 1760
gespräche, Weiter­bildung oder
Anteil Arbeitsstunden für Kunden 80 % andere administrative Aufgaben kann
den ­Kunden nicht direkt belastet werden.
Total verrechenbare Stunden 1408

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

2. Berechnung der Zuschlagssätze

In einem zweiten Schritt berechnet der Inhaber mithilfe der internen Kalkulation
und dem Total der verrechneten Stunden die Zuschlagssätze und die zu verrech­
nenden Kosten pro Stunde.
Beispiel Bezeichnung Total CHF Prozent Prozent Pro verrechnete
Stunde
Lohnaufwand 120 000 100,00 % 85.25*

+ Gemeinkosten 130 000 108,33 %   92.35

= Selbstkosten 250 000 208,33 %  100 % 177.60

+ Reingewinn   20 000 8 %   14.20

= Nettoerlös 270 000 108 % 191.80


* Lohnaufwand CHF  120 000  / 1408 Std. = CHF 85.25

In der Praxis wird der Nettoerlös pro Stunde auf eine einfach rechenbare Zahl auf-
gerundet. Peter Bichsel verrechnet somit einen Stundenansatz von CHF 195.

3. Erstellung von Rechnungen

In Zukunft wird P. Bichsel Rechnungen auf der Grundlage dieses Nettoerlöses je


Stunde e­ rstellen. Wenn ein Kunde 10 Stunden lang beraten wird, stellt er wie
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folgt Rechnung:
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Beispiel 10 Stunden Beratung × Stundensatz CHF 195 = CHF 1950

4. Erstellung von Offerten

Für eine Offerte wie z. B. die Revision eines KMU kann der Inhaber den geschätzten
Zeitaufwand mit dem Nettoerlös pro Stunde multiplizieren. So könnte er in der
nächsten Offerte folgendermassen rechnen:
Beispiel Geschätzter Zeitaufwand: 24 Std. × Stundensatz CHF 195 = CHF 4680

Pauschalpreis für Revision KMU = CHF 4680

A E-Aufgaben 34 und 35, W-Aufgaben 36 und 37

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 127
Betriebliche Kalkulation

8 .6 Kalkulation und Marketing


 1. Semester Ein Unternehmen muss für die Preise seiner Produkte die Marktsituation berücksich-
BWZ tigen. Die entscheidende Frage ist, zu welchem Preis (Nettoerlös) der gewünschte
Kapitel 6
Absatz erreicht werden kann. Man unterscheidet zur Beurteilung der Preisbildung
zwischen einem Käufermarkt (wettbewerbs- oder nachfrageorientiert) und einem
Verkäufermarkt (kostenorientiert).

Käufermarkt – abbauende Kalkulation


Als Käufermarkt wird ein Markt bezeichnet, in dem die Unternehmen auf die Preis­
vorstellungen der Käufer eingehen müssen. In einem Käufermarkt beeinflusst der
Preis in einem grossen Ausmass den Kaufentscheid und meist ist das Angebot
grösser als die Nachfrage. Dies führt zu einem Konkurrenzkampf unter den unter-
schiedlichen Anbietern, welcher sich auf die Preise auswirkt. Typische Käufermärkte
findet man bei Produkten, welche unspezifische und leicht kopierbare Massenpro-
dukte (Autos, Grundnahrungsmittel, Papier, Körperpflegeprodukte usw.) sind. Der
Verkaufspreis ist für Unternehmen in einem Käufermarkt die wichtigste Orientie-
rung für ihre Kosten und Gewinnaussichten. In diesem Zusammenhang kennt man
den Begriff «Target Costing» (Zielkostenrechnung), das heisst, man setzt einen
maxi­malen Verkaufspreis fest und rechnet nachher retour zum Einstand. Dies nennt
man eine abbauende Kalkulation. In einem Käufermarkt versuchen Unternehmen,
mitVerlag
© 2021 Marketing und
SKV AG: W&G Dienstleistungen
anwenden einen
und verstehen, E-Profil höheren2.Verkaufspreis
| Berufsmaturität, zu realisieren.
Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Beispiel Eine Handelsfirma möchte ein neues Smartphone anbieten und mit einem Kata­
logpreis von CHF 280 ihre Konkurrenz angreifen. Was ist der höchstmögliche Ein­
standswert, wenn die Handelsfirma den Kunden einen Rabatt von 5 % und einen
Skonto von 2 % gewähren möchte sowie mit einem Gemeinkostenzuschlagssatz
von 40 % und einem Reingewinnzuschlag von 12 % rechnet?

Abbauende Kalkulation
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent
Bruttokreditverkaufspreis 280.00 100 %

– Rabatt   14.00 5 %

= Nettokreditverkaufspreis 266.00 95 %  100 %

– Skonto    5.30 2 %

= Nettobarverkaufspreis (Nettoerlös) 260.70 112 % 98 %

– Reingewinn   27.95 12 %

= Selbstkosten 232.75 100 %  140 %

– Gemeinkosten   66.50 40 %

= Einstandspreis 166.25 100 %

Um den gesetzten Verkaufspreis von CHF 280 bei gegebener Kostenstruktur und


Gewinnvorstellung zu realisieren, darf das Smartphone im Einstand nicht mehr als
CHF 166.25 kosten.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Käufermarkt

Der Kunde bestimmt den Preis, den er für


ein Produkt /eine Dienstleistung bezahlen will.

Verkaufspreis

Abbauende Kalkulation – realisierbarer Gewinn

– zu deckende Kosten

= Einstandspreis

Verkäufermarkt – aufbauende Kalkulation


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PersönlichesAls Verkäufermarkt
Exemplar wird(Thun)
von Dario Roth, 3645 Gwatt ein Markt bezeichnet, in welchem das
Unternehmen eine
grössere Freiheit in der Preisgestaltung hat. In solchen Märkten ist das Angebot
kleiner als die Nachfrage und deshalb haben Preisänderungen nicht die gleich
starken Auswirkungen wie bei einem Käufermarkt. Der Preis ist in diesen Märkten
nicht der wichtigste Kaufgrund. Typische Beispiele für Verkäufermärkte sind Märkte,
in denen ein Unternehmen ein Monopolist (einziger Anbieter eines Produktes) ist
oder es sich um Luxusartikel (z. B. Schmuck, Bordeaux-Wein, Kaviar usw.) handelt.
Im Verkäufermarkt rechnet man typischerweise mit einer aufbauenden Kalkula­
tion, man addiert zum Einstandspreis die Gemeinkosten und den gewünschten
Reingewinn und setzt den entsprechenden Verkaufspreis fest.
Beispiel Eine Weinhandlung importiert einen Spitzen-Bordeaux-Wein aus Frankreich zum
Einstandspreis von CHF 150 pro Flasche. Diese Weinhandlung hat einen exklusiven
Vertrag mit ihrem Lieferanten und ist somit der einzige Anbieter dieses Weines in
der Schweiz. Das Unternehmen rechnet mit einem Gemeinkostenzuschlag von
30 % und möchte einen Reingewinnzuschlag von 40 % erzielen. Wie hoch ist der
Katalogpreis für eine Flasche, wenn die Weinhandlung den Kunden 2 % Skonto
und einen Treuerabatt von 5 % gewähren möchte?

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Betriebliche Kalkulation

Aufbauende Kalkulation
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent
Einstandspreis 150.00 100 %

+ Gemeinkosten   45.00 30 %

= Selbstkosten 195.00 130 %  100 %

+ Reingewinn   78.00 40 %

= Nettobarverkaufspreis 273.00 98 % 140 %

+ Skonto    5.55 2 %

= Nettokreditverkaufspreis 278.55 100 % 95 %

+ Rabatt   14.65 5 %

= Bruttokreditverkaufspreis 293.20 100 %

Die Weinhandlung muss pro Flasche CHF 293.20 verlangen, um ihren Gewinn- und
Kostenvorgaben gerecht zu werden.
Verkäufermarkt

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Der Anbieter bestimmt den Preis, den er für
ein Produkt /eine Dienstleistung verlangen will.

= Verkaufspreis

Aufbauende Kalkulation + geplanter Reingewinn

+ zu deckende Kosten

Einstandspreis

A E-Aufgaben 38 und 39, W-Aufgaben 40 bis 42

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

Leistungsziele

1.5.1.2 Buchhaltung des Warenhandelsbetriebs


„„ Ich verbuche typische Geschäftsfälle des Warenhandels mit Rabatten, Skonti,
­Bezugskosten, Sonderverkaufskosten und MWST. Ich führe die Konten
«Handelswarenaufwand», «Handelserlös» und «Vorrat Handelswaren» (als
­ruhendes Konto).
„„ Ich stelle auf der Grundlage vorgegebener Kalkulationssätze ein Kalkulations-

schema für Handels- und andere Dienstleistungsbetriebe auf.


„„ Ich berechne die folgenden Grössen und zeige deren Bedeutung für die

­Preisgestaltung auf:
–– Handelswarenaufwand
–– Nettoerlös
–– Einstandswert der eingekauften Waren
–– Einstandswert der verkauften Waren
–– Verkaufswert der verkauften Waren
–– Bruttogewinn, Bruttogewinnquote, Bruttogewinnzuschlag
–– Selbstkosten, Gemeinkosten, Reingewinn
„„ Ich erstelle eine Erfolgsrechnung eines Warenhandelsbetriebs mit den Grössen

Bruttogewinn, Betriebserfolg sowie Unternehmenserfolg und erkläre die Ergeb-


nisse.
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PersönlichesDiese
ExemplarLeistungsziele
von Dario Roth, 3645werden
Gwatt (Thun)
mit den Kapiteln 6 und 8 abgedeckt.

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Betriebliche Kalkulation

E  8.1 Einkaufskalkulation
Rundungsregeln:
Ohne andere Angaben gilt für alle Aufgaben, dass die Frankenbeträge auf fünf Rappen und die
­Prozentwerte auf zwei Dezimalen zu runden sind.

1. Schema Einkaufskalkulation ausfüllen

Der Katalogpreis eines Artikels beträgt CHF 2250. Berechnen Sie den Einstandspreis, indem Sie das unten
stehende Kalkulationsschema ergänzen. Die Bezugskosten pro Stück belaufen sich auf CHF 20.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Bruttokreditankaufspreis (Katalogpreis)

– Rabatt 20 %

= Nettokreditankaufspreis (Rechnung)

– Skonto 2 %

= Nettobarankaufspreis (Zahlung)

+ Bezugskosten
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= Einstandspreis

2. Kalkulationssystematik ergänzen

Ergänzen Sie die Grafik mit den fehlenden Fachbegriffen.


Einkaufskalkulation
Einstandswert

Katalogpreis
des Lieferanten Rechnung
des Lieferanten Zahlung Zahlung
an Lieferanten an Lieferanten

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

3. Schema Einkaufskalkulation und Buchungssätze

Ein Grossist für Kunststoffe hat bei seinem Lieferanten Waren für CHF 15 000 bezogen. Der Lieferant ge-
währt nachträglich einen Mängelrabatt von 8 %. Der Grossist bezahlt die Rechnung unter Abzug von 3 %
Skonto durch Banküberweisung. Die Transportkosten von CHF 400 für die Ware begleicht der Grossist
­direkt in bar bei der Lieferung.
a) Erstellen Sie eine vollständige Einkaufskalkulation inkl. Prozentwerten, in der Sie den Einstandspreis
berechnen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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b) Nennen Sie die Buchungssätze samt Betrag für den oben beschriebenen Einkauf des Grossisten.
Text Buchungssatz Betrag
Soll Haben

Katalogpreis

Rabatt

Skonto

Banküberweisung

Transportkosten

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 133
Betriebliche Kalkulation

4. Berechnung des Katalogpreises

Der Einstandspreis für ein Sachbuch beträgt franko Domizil CHF  73. 30. Berechnen Sie den Katalogpreis
mit einem kompletten Kalkulationsschema inkl. Prozentsätzen, wenn der Lieferant einen Rabatt von 15 %
und einen Skonto von 2 % gewährt.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

5. Einzelne Grössen der Einkaufskalkulation berechnen

Ergänzen Sie die Tabelle.


Nr. Bruttokredit­ Rabatt Nettokredit­ Skonto Einstandspreis
ankaufspreis ankaufspreis
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1 10,0Roth,
1500Exemplar von Dario
Persönliches  % 3645 Gwatt (Thun) 3 %

2 15,0 % 255.00 2 %

3 5550 4440.00 4218.00

4 780 2 % 726.20

5 40,0 % 3 % 84.40

6 2500 15,5 % 4 %

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

W  8.1 Einkaufskalkulation
6. Einstandspreis mit Kalkulationsschema berechnen

Ein Gartencenter bestellt 150 Rasenmäher zum Katalogpreis von CHF 45 000. Der Lieferant gewährt einen
Mengenrabatt von CHF  7200. Das Gartencenter zahlt die Rechnung innerhalb von 10 Tagen und macht
vom Skonto von 3 % Gebrauch. Die Lieferkosten betragen pro 10 Stück CHF 50. Erstellen Sie eine voll-
ständige Einkaufskalkulation, in der Sie den Einstandspreis berechnen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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7. Berechnung Nettokreditankaufspreis

Für den Einbau einer neuen Autobatterie beim Geschäftsfahrzeug überweist das Unternehmen Mixler AG
nach Abzug von 3 % Skonto CHF 205.50 an den Garagisten. Auf welchen Betrag lautete die Rechnung?
Bezeichnung Betrag Prozent

8 . Rabatt berechnen

Ein Optiker macht ein Spezialangebot, bei welchem man eine korrigierte Brille und eine korrigierte Son-
nenbrille zusammen für CHF 150 erhalten würde. Die einzelnen Brillen würden jeweils CHF 90 kosten.
­Berechnen Sie den Rabatt in Prozenten und formulieren Sie einen Antwortsatz.
Bezeichnung Betrag Prozent

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Betriebliche Kalkulation

9. Einstandspreis berechnen

Der Fussballverein Südstern kauft drei Dutzend (1 Dutzend = 12 Stück) Fussbälle zu CHF 20.50 je Stück.
Der Verein erhält 15 % Mengenrabatt und 3 % Skonto bei Zahlung innert zehn Tagen. Berechnen Sie den
Einstandspreis pro Fussball, wenn der Verein innerhalb von zehn Tagen bezahlt. Stellen Sie Ihren Lösungs-
weg mit dem vollständigen Kalkulationsschema dar.

Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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10. Einkaufskalkulation erstellen und Buchungssätze bilden

Die Textilfabrik WEBER AG kauft zwei neue Produktionsmaschinen auf Rechnung. Der Listenpreis je Ma-
schine beträgt CHF 12 750. Der Lieferant gewährt einen Mengenrabatt von 25 % und einen Skonto von
2,5 %. Für die Bezugskosten erhält die WEBER AG eine Rechnung über CHF 1250.

a) Erstellen Sie eine vollständige Einkaufskalkulation, in der Sie den Einstandspreis berechnen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

b) Nennen Sie die Buchungssätze samt Betrag für den oben beschriebenen Einkauf der Textilfabrik.
Text Buchungssatz Betrag
Soll Haben
Rechnung

Skonto

Banküberweisung

Bezugskosten

11. Einzelne Grössen der Einkaufskalkulation berechnen

Ergänzen Sie die Tabelle.


Nr. Bruttokredit­ Rabatt Nettokredit­ Skonto Einstandspreis
ankaufspreis ankaufspreis
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1 2 500 5 % 2 %
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2 10 % 5 % 171.00

3 20 500 18 860 18 294.20

4 1 400 20 % 1 097.60

E   8.2  Interne Warenkalkulation


12. Schema interne Kalkulation ausfüllen, Kenngrössen berechnen

a) Ein Handelsunternehmen handelt mit Designerlampen. Der Einstandspreis einer Lampe beträgt
CHF 350. Das Unternehmen rechnet mit einem Gemeinkostensatz von 110 % und einem
­Reingewinnzuschlag von 6 %. Vervollständigen Sie das unten stehende Kalkulationsschema.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Einstandspreis

+ Gemeinkosten

= Selbstkosten

+ Reingewinn

= Nettoerlös

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Betriebliche Kalkulation

b) Berechnen Sie den Bruttogewinn und den Bruttogewinnzuschlag für diese Designerlampe.
Bezeichnung Betrag Prozent

Einstandspreis

+ Bruttogewinn

= Nettoerlös

13. Nettoerlös und Bruttogewinnquote

a) Der Einstandspreis des Produktes XLP2 beträgt CHF 275. Berechnen Sie den Nettoerlös, wenn der
Gemeinkostenzuschlag 40 % ist und der Reingewinnzuschlag 25 % beträgt.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


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b) Berechnen Sie für das Produkt XLP2 die Bruttogewinnquote (Bruttogewinn in Prozenten
des Nettoerlöses).

14. Kalkulationssystematik ergänzen

Ergänzen Sie die Grafik mit den fehlenden Begriffen.


Interne Kalkulation

Nettoerlös
Selbstkosten
Einstandswert Einstandswert

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

15. Zuschlagssätze berechnen und anwenden

Die Möbel Kaufmann AG erstellt für das Jahr 20_4 folgende zusammengefasste Erfolgsrechnung:
Aufwand Erfolgsrechnung Möbel Kaufmann AG 20_4  Ertrag
Handelswarenaufwand 310 000 Handelserlöse 465 000

Gemeinaufwand 93 000

Betriebsgewinn 62 000

465 000 465 000

a) Berechnen Sie aufgrund der Erfolgsrechnung 20_4 die folgenden Kalkulationsprozentsätze


(auf zwei Dezimalen runden).
Kalkulationssatz Berechnung Resultat
Gemeinkostenzuschlag
(Gemeinkosten in % des Einstandswerts)

Reingewinnzuschlag
(Betriebsgewinn in % der Selbstkosten)

Bruttogewinnzuschlag
(Bruttogewinn ©
in2021
% des Einstandswerts)
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Bruttogewinnquote
(Bruttogewinn in % des Nettoerlöses)

b) Die Möbel Kaufmann AG nimmt 20_5 einen neuen Designertisch, den sie zum Einstandspreis von
CHF 4 500 erhält, ins Sortiment auf. Welchen Preis muss sie verlangen, wenn sie mit den Kalkulations-
sätzen des Vorjahres rechnet? Berechnen Sie den Nettoerlös ein- und zweistufig (Zwischen- und End-
resultat auf Ganze runden).
Berechnung mit ausführlichem Kalkulationsschema (zweistufig)
Bezeichnung Betrag in CHF Prozent Prozent

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Betriebliche Kalkulation

Berechnung unter Verwendung des Bruttogewinnzuschlags (einstufig)


Bezeichnung Betrag in CHF Prozent

c) Die Möbel Kaufmann AG will das Schreibpult N 567 zum gleichen Preis wie die Konkurrenz,
für CHF 1300, verkaufen. Welchen Einstandspreis wird sie höchstens bezahlen können, wenn sie
mit den Kalkulationssätzen von 20_4 rechnet (mit ganzen Beträgen rechnen)?
Bezeichnung Betrag in CHF Prozent

W   8.2  Interne Warenkalkulation


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16. Kalkulationssystematik ergänzen

Ergänzen Sie die Grafik mit den fehlenden Begriffen. Die Teilgrössen pro Spalte müssen zusammen
­jeweils den Nettoerlös ergeben.
Interne Kalkulation

Nettoerlös

Einstandswert Einstandswert

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

17. Kalkulationsschema erstellen und Kenngrössen berechnen

a) Ein Handelsunternehmen handelt mit Feuerlöschern. Der Einstandspreis beträgt CHF 110. Das
­Unternehmen rechnet mit einem Gemeinkostensatz von 120 % und einem Reingewinnzuschlag
von 15 %. Berechnen Sie den Nettoerlös für diesen Feuerlöscher.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

b) Berechnen Sie den Bruttogewinn und den Bruttogewinnzuschlagssatz für diesen Feuerlöscher.
Bezeichnung Betrag Prozent

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c) Berechnen Sie die Bruttogewinnquote für diesen Feuerlöscher.


Bezeichnung Betrag Prozent

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Betriebliche Kalkulation

18 . Kalkulationen vergleichen

Die Digex AG ist ein Handelsunternehmen für Präzisionsmaschinen, welche in der Pharmaindustrie ein-
gesetzt werden. Das Unternehmen überlegt sich, ein neues Druckmessgerät in das Sortiment aufzu­
nehmen.
a) Das Druckmessgerät kann für CHF 12 690 (Einstandspreis) eingekauft werden. Die Digex AG rechnet
mit einem Gemeinkostenzuschlag von 70 % und einem Reingewinnzuschlag von 15 %. Berechnen Sie
den Nettoerlös. Die einzelnen Schritte Ihrer Kalkulation sollen mithilfe des vollständig beschrifteten
Kalkulationsschemas nachvollziehbar sein. Die Prozentwerte sind ebenfalls anzugeben.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

b) Ein Konkurrenzunternehmen der Digex AG bietet ein ähnliches Produkt zum Nettoerlös von CHF 24 384
an. Es wird angenommen, dass
© 2021 Verlag SKV AG:dieses Unternehmen
W&G anwenden und verstehen,mit einem
E-Profil Reingewinnzuschlag
| Berufsmaturität, von 20  % ­rechnet.
2. Semester ohne Lösungen
Berechnen Sie den Gemeinkostenzuschlag, wenn dieses Produkt zum Einstandspreis von CHF 12 700
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

erhältlich ist.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

c) Erläutern Sie in mindestens drei Sätzen die wichtigsten Unterschiede zwischen den zwei internen
­Kalkulationen.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

d) Nennen Sie je einen Grund für und gegen eine Aufnahme des Druckmessgerätes ins Sortiment.

19. Nettoerlös und Bruttogewinnzuschlag berechnen

a) Der Einstandspreis für ein Hightech-Soundsystem beträgt CHF 4550. Berechnen Sie den Nettoerlös,
wenn der Gemeinkostenzuschlag 60 % und der Reingewinnzuschlag 35 % betragen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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b) Berechnen Sie für das Hightech-Soundsystem den Bruttogewinnzuschlag.

20. Nettoerlös berechnen

Die Ware HAPPY-DOGFOOD kostet im Einkauf CHF 35 (Einstandspreis). Berechnen Sie den Nettoerlös
dieser Ware, wenn der Bruttogewinnzuschlag 70 % betragen soll.
Bezeichnung Betrag Prozent

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Betriebliche Kalkulation

21. Einzelne Grössen der internen Kalkulation berechnen

Berechnen Sie die fehlenden Grössen.


Einstands- Gemeinkosten Selbst­ Reingewinn Nettoerlös Brutto­
wert (EW ) kosten gewinn
in CHF in % EW in CHF in % SK
(SK ) in CHF

5 000 8 000 10 000

  400 200 600

140 % 16 800 – 25 %

45 75 90

    50 100 % 20

22. Berechnen und Anwenden der Kalkulationssätze

Das Handelsunternehmen Stawo GmbH weist die folgende Erfolgsrechnung aus.


Aufwand Erfolgsrechnung Ertrag
Handelswarenaufwand 135 500 Handelserlöse 420 000
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Lohnaufwand 123 400
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Raumaufwand 78 000

Werbeaufwand 22 800

Sonstiger Betriebsaufwand 4 850

Abschreibungen 25 800

Finanzaufwand 550

Gewinn 29 100

420 000 420 000

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

a) Berechnen Sie für die Kalkulation die folgenden Grössen:


Kalkulationsgrösse Berechnung (auf eine Kommastelle)
Gemeinkosten in CHF

Gemeinkostenzuschlag
(Gemeinkosten in Prozenten des Einstandswerts)

Bruttogewinnzuschlag
(Bruttogewinn in Prozenten des Einstandswerts

Bruttogewinnquote
(Bruttogewinn in Prozenten des Nettoerlöses)

Selbstkosten in CHF

Reingewinnzuschlag
(Reingewinn in Prozenten der Selbstkosten)
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Reingewinnquote
(Reingewinn in Prozenten des Nettoerlöses)

b) Die Stawo GmbH nimmt ein neues Produkt in ihr Sortiment auf. Berechnen Sie auf zwei Arten, wie
hoch sie den Verkaufspreis (Nettoerlös) ansetzen muss, wenn sie mit den in a) ermittelten Kalkulations-
sätzen rechnet? Der Einstandspreis beträgt CHF 350.

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Betriebliche Kalkulation

c) Wie hoch dürfte der Einstandspreis höchstens sein, wenn der Verkaufspreis nicht mehr als CHF 1000
betragen darf?

d) Der Warenlieferant hat für das kommende Jahr die Preise um 10 % erhöht. Berechnen Sie, um wie
viel Prozent die Stawo GmbH ihrerseits die Preise erhöhen müsste, wenn sie bei gleichem mengen-
mässigen Umsatz mindestens einen Bruttogewinnzuschlag von 200 % erzielen möchte.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E   8.3 Verkaufskalkulation
23. Schema Verkaufskalkulation ausfüllen

Für den neuen Katalog soll der Bruttokreditverkaufspreis eines neuen Produkts berechnet werden. Der
Ausgangs­wert ist der Nettoerlös von CHF  2250 pro Stück. Ergänzen Sie das nachfolgende Schema, die
Verkaufssonderkosten pro Stück belaufen sich auf CHF 400.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Nettoerlös

+ Verkaufssonderkosten

= Nettobarverkaufspreis (Zahlung)

+ Skonto (3 %)

= Nettokreditverkaufspreis (Rechnung)

+ Rabatt (20 %)

= Bruttokreditverkaufspreis (Katalogpreis)

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24. Kalkulationssystematik ergänzen
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Ergänzen Sie die unten stehende Grafik mit den fehlenden Begriffen.
Verkaufskalkulation

Bruttokredit-
Nettokredit- verkaufspreis
Nettobar-
verkaufspreis
verkaufspreis
Nettoerlös

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Betriebliche Kalkulation

25. Verkaufskalkulation erstellen, Buchungssätze bilden

Eine Computerfirma vertreibt über das Internet ihre Laptops. Der Laptop CL2 sollte einen Nettoerlös von
CHF 1200 bringen. Die Lieferspesen pro Laptop betragen CHF 25, diese werden auf die Käufer überwälzt.
Die ersten 50 Kunden sollen 15 % Rabatt und bei Zahlung innert 10 Tagen 2 % Skonto erhalten.
a) Erstellen Sie das vollständige Kalkulationsschema.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

b) Nennen Sie die Buchungssätze samt Betrag, wenn die Computerfirma den Laptop CL2 an den ersten
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Kunden gegen Rechnung verkauft.
Persönliches Exemplar Der
von Dario Roth,Kunde zieht
3645 Gwatt (Thun)bei seiner Banküberweisung den Skonto ab.

Text Buchungssatz Betrag


Soll Haben

Rechnungsbetrag

Lieferkosten in bar bezahlt, zu eigenen Lasten

Skonto

Banküberweisung des Kunden

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

W   8.3 Verkaufskalkulation
26. Katalogpreis ermitteln, Buchungssätze bilden

Ein Kleidergeschäft verkauft 20 Uniformen an die Militärmusik Justice, welche am Basler Tattoo mitmacht.
Mit dem Verkauf dieser Uniformen erzielt das Kleidergeschäft einen Nettoerlös von CHF 15 132. Das Kleider-
geschäft gewährt den Musikanten einen Rabatt von 25 % sowie einen Skontoabzug von 3 % bei Bezah-
lung innert 10 Tagen.
a) Ermitteln Sie den Katalogpreis für die 20 Uniformen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

b) Nennen Sie die Buchungssätze gemäss Text aus Sicht des Kleidergeschäftes.
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Text Buchungssatz
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) Betrag
Soll Haben

Rechnung

Skonto

Bankgutschrift

c) Berechnen Sie den Nettoerlös pro Uniform.

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Betriebliche Kalkulation

27. Nettoerlös und Rabatt ermitteln

Das Handelsunternehmen Spielspass AG verkauft diverse Spiele an Detailhändler.


a) Auf Weihnachten wird ein neues Brettspiel zum Katalogpreis von CHF 150 ins Sortiment aufgenom-
men. Erstellen Sie eine übersichtliche Verkaufskalkulation, bei welcher Sie den Nettoerlös für dieses
Brettspiel berechnen. Die Spielspass AG gewährt guten Kunden einen Rabatt von 30 % und einen
Skonto von 2 %.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

b) Die Spielspass AG möchte das 3 -D-Puzzle «Pyramide» für mindestens CHF 75 pro Stück verkaufen. Der
Katalogpreis soll aus Konkurrenzgründen CHF  95 betragen. Das Unternehmen möchte den Kunden
einen Skonto von 2 % gewähren. Berechnen Sie, wie viel Prozent Rabatt die Spielspass AG ihren Kun-
den maxi­mal gewähren kann.
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Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E   8.4  Kalkulationsschema für den Warenhandel


28 . Vom Bruttokreditankaufspreis zum Bruttokreditverkaufspreis

Ergänzen Sie das folgende Kalkulationsschema mit den entsprechenden Begriffen und Beträgen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Bruttokreditankaufspreis

1 250.00 20 %

= Nettokreditankaufspreis 5 000.00

150.00

= Nettobarankaufspreis

100.00

= Einstandspreis

= Selbstkosten 240 %
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+ Reingewinn 8 %

= Nettoerlös

+ Verkaufssonderkosten 250.00

= Nettobarverkaufspreis

2 %

= Nettokreditverkaufspreis

+ Rabatt 4 449.10

= Bruttokreditverkaufspreis

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Betriebliche Kalkulation

29. Vom Bruttokreditankaufswert zum Bruttokreditverkaufswert

Ergänzen Sie das folgende Kalkulationsschema mit den entsprechenden Begriffen und Beträgen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Bruttokreditankaufspreis

– Rabatt 840.00 24 %

= Nettokreditankaufspreis

53.20

= Nettobarankaufspreis

+ Bezugskosten 22.50

= Einstandspreis

+ Gemeinkosten 3418.10 130 %

= Selbstkosten 100 %
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= Nettoerlös 105 %

41.25

= Nettobarverkaufspreis

3 %

= Nettokreditverkaufspreis

+ Rabatt 15 %

= Bruttokreditverkaufspreis 7751.35 100 %

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

W   8.4  Kalkulationsschema für den Warenhandel


30. Vollständiges Kalkulationsschema erstellen

Die Handelsfirma MALSE AG importiert Maschinen aus Italien. Der italienische Hersteller offeriert einen
Katalogpreis von CHF 58 500 je Maschine und gewährt einen Wiederverkaufsrabatt von 45 %. Die Handels­
firma rechnet mit einem Bruttogewinnzuschlag von 120 %. Die Verkaufssonder­kosten b ­ etragen pro Ma-
schine CHF 225. Die MALSE AG möchte den Kunden maximal einen Rabatt von 18 % und einen Skonto von
4 % gewähren. Berechnen Sie mit einem vollständigen Kalkulationsschema den ­Katalogpreis (Bruttokredit-
verkaufspreis) für eine Maschine.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


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Betriebliche Kalkulation

31. Vom Bruttokreditankaufspreis zum Bruttokreditverkaufspreis inkl. MWST

Ein Haushaltsgeschäft erhält folgendes Angebot für den Staubsauger CLP 5: Katalogpreis von CHF 343.20
je Stück inkl. 7,7 % MWST, Wiederverkaufsrabatt 35 %, Skonto 2 % bei Zahlung innert 10 Tagen, Bezugs-
kosten von CHF 25.50 inkl. MWST pro 10 Stück.
a) Berechnen Sie den Einstandspreis ohne MWST für eine Bestellung von 30 Staubsaugern.
Das Haushaltsgeschäft zahlt die Rechnung innerhalb von 10 Tagen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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b) Berechnen Sie den Einstandspreis exkl. MWST pro Staubsauger.

c) Zur Deckung des allgemeinen Geschäftsaufwands rechnet das Haushaltsgeschäft mit einem Gemein­
kostenzuschlag von 40 % und einem Reingewinnzuschlag von 12 %.
Berechnen Sie den Netto­erlös inkl. MWST pro Stück.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

d) Den Kunden will das Haushaltsgeschäft den Staubsauger mit 3 % Skonto und mit 15 % Rabatt
­anbieten. Berechnen Sie den Katalogpreis inkl. 7,7 % MWST.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

32. Einkaufs-, interne und Verkaufskalkulation, Fremdwährung

Die Eigentümerin Martina Mohl des Unternehmens Meditechtrading kalkuliert die Preise von medizini-
schen Instrumenten.
a) Ein Lieferant in Deutschland bietet eine 150 -Stück-Schachtel Pinzetten Nr. 2 -34 - 8 (spitz, 8 cm) zum
Katalogpreis von EUR 1200 an. Der Importeur gewährt Martina Mohl 15 % Wiederverkaufsrabatt. Die
Lieferkosten betragen je Schachtel EUR 60. Der Euro wird mit CHF 1.15 gerechnet. Berechnen Sie den
Einstandspreis einer Schachtel Pinzetten in Schweizer Franken unter Verwendung des Kalkulations-
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schemas. Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Bezeichnung Betrag Prozent

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Betriebliche Kalkulation

b) Der Einstandspreis eines Blutdruckmessgerätes für Ärzte beträgt CHF 66. Martina Mohl rechnet im
Verkauf mit einer Bruttogewinnquote (Bruttogewinn in Prozenten des Nettoerlöses) von 25 %. Bei
Zah­lung innert 20 Tagen soll den Kunden der Meditechtrading ein Skonto von 2 % gewährt werden.
Berechnen Sie unter Verwendung des Kalkulationsschemas den Bruttokreditverkaufspreis für ein
Gerät.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

c) Wie viele englische Pfund müsste Martina Mohl für das Blutdruckmessgerät einem Kunden in Eng-
land verrechnen, wenn er gleichentags per Kreditkarte in englischen Pfund zahlt. In der Zeitung
findet sie folgende Tages­kurse:
Tageskurs GBP Noten Devisen
Kauf 1.22 1.273
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Verkauf 1.36 1.312

d) Wie viele müsste Martina Mohl von einem Kunden in der Schweiz für drei Messgeräte verlangen,
wenn er bar bezahlt und sie noch 7,7 % Mehrwertsteuer verrechnet?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

33. Diverse Kalkulationen, Skontoabzug analysieren

Das Möbelgeschäft Wohnheimat AG mit Filialen in fünf Städten handelt mit qualitativ hochstehenden
Möbeln. Die Waren bezieht das Unternehmen bei verschiedenen Lieferanten.
Bei einem Lieferanten bestellt die Wohnheimat AG 200  Tische von «Tischhit A20» zu folgenden Be­
dingungen:
‌Katalogpreis CHF 550 je Tisch
‌Rabatt 15 Tische gratis (Naturalrabatt)
Skonto 3 % bei Zahlung innert 10 Tagen, sonst 30 Tage
Bezugskosten CHF 1750 pauschal für die ganze Sendung

a) Berechnen Sie den Einstandspreis für die 200 Tische und den Einstandspreis je Tisch, wenn
die Zahlung innerhalb von zehn Tagen erfolgt. Weisen Sie den Naturalrabatt in Prozenten aus.
Berechnung des Einstandspreises der 200 Tische
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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b) Berechnen Sie, ob es sich für die Wohnheimat AG lohnt, das Bankkontokorrent um den
­Rechnungsbetrag zu überziehen. Der Sollzins der Bank beträgt 8 %.

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Betriebliche Kalkulation

c) Ein Ledersofa kann beim Lieferanten zum Einstandspreis von CHF 5534.60 inkl. 7,7 % MWST franko
­Domizil bezogen werden. Für die Berechnung des Verkaufspreises gelten folgende Ansätze:
Bruttogewinnzuschlag 65 % Skonto 2 %
Mehrwertsteuer 7,7 % Rabatt 15 %

Berechnen Sie den Katalogpreis inkl. MWST für den Weiterverkauf.


Bezeichnung Betrag Prozent Prozent


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d) Eine Kundin zahlt die Rechnung für ein Ledersofa zum Rechnungsbetrag. Wie wirkt es sich auf den
ursprünglich geplanten Reingewinn aus, dass diese Kundin den Skonto nicht geltend gemacht hat?

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

E   8.5  Kalkulation bei anderen Dienstleistungen


34. Kalkulation im Anwaltsbüro

Eine Anwaltskanzlei, bestehend aus zwei Anwälten, einem Volontär (Praktikant mit juristischer Ausbil-
dung) und einem kaufmännischen Angestellten, gibt Ihnen den Auftrag, die Stundensätze für zukünftige
Offerten und Rechnungen zu erstellen.
Die Arbeitsstunden des kaufmännischen Angestellten, Paul Müllheim, werden als Gemeinkosten erfasst.
Der Volontär und die Anwälte arbeiten jeweils 220 Tage im Jahr zu 8,25 Stunden pro Tag. Es wird damit
gerechnet, dass etwa 80 % der Arbeitszeit an Klienten verrechnet werden kann.
a) Berechnen Sie das Total der Arbeitsstunden und die verrechenbaren Stunden.
Total Verrechenbare
Arbeitsstunden Stunden (80 %)

Ein Volontär

Zwei Anwälte

Total Arbeitsstunden drei Personen

b) Berechnen Sie den Gemeinkosten- und den Reingewinnzuschlag, wenn folgende ­Informationen
­bekannt sind:
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Lohn Anwälte CHFRoth,
Persönliches Exemplar von Dario 450 000
3645 Gwatt (Thun) Mietaufwand CHF   59 250
Lohn Volontär Dragan Stoic CHF   75 000 Sonstiger Aufwand CHF   96 800
Lohnkosten Paul Müllheim CHF   59 200 Reingewinn CHF   95 000

Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Lohnkosten

+ Gemeinkosten

= Selbstkosten

+ Reingewinn

= Nettoerlös

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Betriebliche Kalkulation

c) Berechnen Sie den Stundenansatz für die Anwälte, indem Sie den errechneten Gemeinkosten- und
Reingewinnzuschlag zu den Lohnkosten dazurechnen.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

Stundenansatz eines Anwalts


=
(auf 10 Franken aufgerundet)

d) Berechnen Sie den Stundenansatz für Dragan Stoic entsprechend. Runden Sie den Stundenansatz
auf den nächsten 10 er-Betrag auf.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent
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Stundenansatz Dragan Stoic =

e) Berechnen Sie den Rechnungsbetrag inkl. 7,7 % MWST für einen Kunden, wenn diesem fünf Stun-
den des Anwaltes Miller und neun Stunden des Volontärs Stoic v­errechnet werden.
Bezeichnung Betrag Prozent

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

35. Kalkulation beim Schuhmacher

Der Schuhservice Miss Second verlangt für das Sohlen von Schuhen CHF 48.45 inkl. 7,7 % MWST.
Die Materialkosten betragen CHF 3.80, die Gemeinkosten CHF 26.50, der Reingewinnzuschlag 15 %.
a) Wie hoch ist der Preis für das Sohlen exkl. MWST ?

b) Wie hoch ist der einkalkulierte Stundenansatz für den Schuhmacher, wenn für diese Arbeit
15 Minuten benötigt werden?

Bezeichnung Betrag Prozent


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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

c) Wie hoch ist der Monatslohn des Schuhmachers, wenn er pro Monat 180 Stunden arbeitet und
dabei zu 85 % mit Reparaturarbeiten ausgelastet ist? Runden Sie den Monatslohn auf den nächsten
100 er-Betrag auf.

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Betriebliche Kalkulation

W   8.5  Kalkulation bei anderen Dienstleistungen


36. Kalkulation in der Berufsakademie

Eine Berufsakademie überlegt sich, einen neuen Kurs auszuschreiben. Folgende Angaben sind bekannt:
Anzahl Lektionen 140 Lektionen
Lohnkosten pro Lektion CHF 160
Gemeinkostenzuschlag (auf Basis Lohnkosten) 52 %
Reingewinnzuschlag (auf Basis Selbstkosten) 8,5 %
Mindestanzahl Teilnehmende 20
Kursunterlagen separat verrechnet

a) Berechnen Sie die Lohnkosten für diesen Kurs.

b) Erstellen Sie eine übersichtliche Kalkulation mit Ausweis des totalen Nettoerlöses für diesen Kurs.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

c) Berechnen Sie das Schulgeld pro teilnehmende Person bei Mindestbelegung und runden Sie auf den
nächsten 50 er-Betrag auf.

d) Wie viel müsste die Berufsakademie pro Teilnehmer verlangen, wenn sich nur acht Personen
­anmelden würden? Runden Sie auf den nächsten 50 er-Betrag auf.

e) Beurteilen Sie das Ergebnis aus betriebswirtschaftlicher Sicht.

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

37. Kalkulation im Wellnesshotel.

Das Sporthotel Sachserberg bietet in seinem Wellnessbereich Sportmassagen an. Für die Kalkulation der
Massagepreise sind folgende Werte zu berücksichtigen:
Lohnkosten pro Stunde inkl. Sozialleistungen CHF 85
Bruttogewinn in Prozenten der Lohnkosten 60 %
Zuschlag für Material je nach Angebot

a) Wie viel kostet eine Après-Ski-Massage, die eine halbe Stunde dauert und bei welcher zusätzlich für
CHF 6.50 ein ätherisches Massageöl verwendet wird? Runden Sie das Resultat auf ganze Franken auf.

Bezeichnung Betrag Prozent

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
b) Wie hoch ist die MWST in Prozenten und Franken für eine ½-stündige Massage?

c) Im Wellnessbereich wird viel Wäsche gebraucht: Frottétücher, Bademäntel, Massagehandschuhe.


Wo werden diese Kosten in der Kalkulation berücksichtigt?

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Betriebliche Kalkulation

E   8.6  Kalkulation und Marketing


38 . Kalkulation einer Kunstgalerie

Die Zürcher Kunstgalerie ZHart’s AG kauft ein Bild von einem bekannten Künstler zum Einstandspreis von
CHF 95 500.

a) Handelt es sich beim Kunstmarkt von bekannten Künstlern um einen Käufer- oder Verkäufermarkt?

b) Berechnen Sie den Nettoerlös für das Bild, wenn die ZHart’s AG mit einem Brutto­gewinnzuschlag
von 50 % rechnet.
Bezeichnung Betrag Prozent

c) Wie hoch ist der Reingewinn, wenn der Gemeinkostenzuschlagssatz 30 % beträgt?
Bezeichnung Betrag Prozent
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

d) Die Kunstgalerie möchte das Bild in ihrem neuen Katalog aufführen. Berechnen Sie den Katalog-
preis, wenn die Kunstgalerie einem Kunden maximal 15 % Rabatt und einen Skonto von 2 % ge-
währen möchte.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

39. Kalkulation von Preisen für Tierfutter

Das Unternehmen PETFOOD GmbH handelt mit Tiernahrungsmitteln. Die Ware SLOPPY-CATY soll neu
lanciert werden.
a) Handelt es sich beim Tiernahrungsmittelmarkt um einen Käufer- oder Verkäufermarkt?

b) Die Konkurrenz bietet ein ähnliches Produkt zu einem Verkaufspreis von CHF 27.20 an. Dieser Netto-
preis muss aus Wettbewerbsgründen übernommen werden. Berechnen Sie, zu welchem Maximalpreis
die Ware SLOPPY-CATY beschafft werden kann. Die Bruttogewinnquote des Unternehmens von 25 %
darf nicht unterschritten werden.
Bezeichnung Betrag Prozent

c) Die PETFOOD GmbH steht in Vertragsverhandlungen mit dem Lieferanten der Ware SLOPPY-CATY. Der
Katalogpreis für das Produkt lautet bei ihm auf CHF  26; er ­gewährt einen Skonto von 2 % bei Zah-
lung innerhalb von 10
© 2021 Verlag SKV Tagen. Berechnen
AG: W&G anwenden Sie, welchen
und verstehen, R
­ abatt der
E-Profil | Berufsmaturität, Einkäufer
2. Semester mindestens aushandeln
ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
muss, damit der gewünschte Einstandspreis erreicht wird.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Betriebliche Kalkulation

W   8.6  Kalkulation und Marketing


40. Kalkulation von Medikamentenpreisen

Die Sparte «patentgeschützte Medikamente» des Pharmakonzerns FITA AG hat die Zulassung für das Krebs-
medikament Nila5 erhalten.
a) Handelt es sich beim patentgeschützten Medikamentenmarkt um einen Käufer- oder Verkäufermarkt?

b) Berechnen Sie den Nettoerlös pro 10 Tabletten Nila5, wenn der Pharmakonzern mit einem Gemein-
kostenzuschlag von 450 % und einem Reingewinnzuschlag von 15 % rechnet. Die Produktionsabtei-
lung verrechnet der Sparte «patentgeschützte Medikamente» pro 10  Tabletten Produktionskosten
von CHF 25 (alle Zahlen auf 5 Rappen runden).­
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

c) Berechnen Sie den Katalogpreis für dieses Medikament (10 Tabletten), wenn man mit einem
­W iederverkaufsrabatt von 14 % und einem Skonto von 4 % rechnet (Zwischenresultate auf zwei
­Dezimalstellen und Resultat auf 5 Rappen runden).
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 166
Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge

41. Kalkulation von Preisen für Generika

Die Sparte «Generika» des Pharmakonzerns FITA AG prüft, ob sich der Verkauf des Schmerzmittels «Calme A»
rentieren würde. Generika sind Medikamente, welche nicht (mehr) patent­geschützt sind (alle Zahlen auf
5 Rappen runden).

a) Handelt es sich beim Generikamarkt um einen Käufer- oder Verkäufermarkt?

b) Berechnen Sie den möglichen Reingewinn für 10 Tabletten «Calme A», wenn der Konzern mit einem
Gemeinkostenzuschlag von 20 % rechnet und der Verkaufspreis netto nicht höher als CHF 19.35 sein
darf, um den gewünschten Umsatz zu erzielen. Die Produktionsabteilung verrechnet der Sparte «Gene­
rika» pro 10 Tabletten Produktionskosten von CHF 15.
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

c) Wie hoch muss der Katalogpreis für dieses Medikament (10 Tabletten) angesetzt werden, wenn mit
einem Wiederverkaufsrabatt von 10 % und einem Skonto von 2 % gerechnet wird?
Bezeichnung Betrag Prozent Prozent

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Betriebliche Kalkulation

42. Kalkulation im Coiffeursalon

Der Coiffeursalon «Belle coiffure pour dames» gehört Caruso Lampedini. Caruso Lampedini ist einer jener
begabten Coiffeure, welche genau wissen, welche Frisur zu welchem Typ passt. Entsprechend glücklich
verlassen die Kundinnen den Salon und entsprechend teuer ist es, sich von Caruso Lampedini die Haare
pflegen zu lassen.
a) Entscheiden Sie, ob es sich in diesem Fall um einen Käufer- oder Verkäufermarkt handelt, und
­begründen Sie Ihren Entscheid.

Caruso Lampedini will sich pro Monat CHF 15 000 als Lohn gutschreiben. Er hat seine Preise
entsprechend ­kalkuliert – er rechnet mit folgenden Ansätzen:
Lohnkosten pro Stunde Bruttogewinn in Prozent Zuschlag für Material
inkl. Sozialleistungen der Lohnkosten
CHF 125 35 % je nach Angebot

b) Was kostet es, sich die Haare von Caruso Lampedini färben, schneiden und föhnen zu lassen,
wenn diese Anwendung Folgendes umfasst (Resultat auf ganze Franken aufrunden)?
Zeitbedarf Material MWST
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1,5 Stunden Persönliches Exemplar vonFarbe
Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)CHF 35.00 7,7 %

Spülung und Festiger CHF   8.20

Bezeichnung Betrag Prozent

c) Wie viele Stunden pro Tag muss Caruso Lampedini seinen Kundinnen verrechnen können, damit er
CHF 15 000 im Monat verdient? Er arbeitet 20 Tage pro Monat.

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3 Recht und Staat

Rechtsquellen und
Gesetzgebungs­verfahren
auf Bundesebene

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

3.1 Bundesverfassung 171 176

3.2 Bundesgesetz 173 177


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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
3.3 Bundesverordnung 175 178

3.4 Wahlrecht 175 178

Leistungsziele 175

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 169
3 Rechtsquellen und Gesetzgebungs­
verfahren auf Bundesebene

Am 5. Juni 2016 hat das Schweizer Volk über die folgenden zwei eidgenössischen
Rechtsvorlagen abgestimmt:
„„ Änderung des «Asylgesetzes» (kürzere Verfahren, mehr Rückschaffungen,

­tiefere Kosten); mit 804 016 Nein- gegen 1 616 286 Ja-Stimmen wurde die Vor-
lage von den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern angenommen.
„„ Neuer Verfassungsartikel «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen»;

mit 1 896 963 Nein- gegen 568 905 Ja-Stimmen wurde diese Vorlage vom Volk
­abgelehnt.
Warum konnte das Schweizer Volk endgültig über die beiden Rechtsvorlagen ent-
scheiden?
 4.3 Das geschriebene Recht ist die wichtigste Quelle der Schweizer Rechtsordnung.
Es besteht aus drei Ebenen und den entsprechenden Instanzen, welche neue, all-
gemeinverbindliche Rechtsnormen (Rechtserlasse) oder Änderungen derselben
auf Bundesebene beschliessen können.
Struktur des geschriebenen Rechts auf der Bundesebene

Volks- und Kantonsbeschluss


Bundesverfassung (Initiativrecht /obligatorisches
Verfassungsreferendum)

Parlamentsbeschluss
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Geschriebenes
Persönliches Recht
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) und evtl. Volksbeschluss
Bundesgesetz
(Bundeserlass) (Referendumsrecht / fakultatives
Gesetzesreferendum)

Bundesverordnung Bundesratsbeschluss

Merke Rechtsquellen und Gesetzgebungsverfahren der Kantone und Gemeinden


sind im Detail verschiedenartig, im Grundsatz jedoch analog der Bundesebene
geregelt.
Auf Kantone und Gemeinden wird bei den folgenden Ausführungen nicht einge-
gangen.

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Recht und Staat

3.1 Bundesverfassung
Die Bundesverfassung ist als Grundgesetz die oberste Rechtsquelle der Schwei-
zerischen Eidgenossenschaft. In ihr ist die gesamte Rechtsordnung der Schweiz in
Art. 122 BV den Grundzügen festgelegt. So sagt etwa die Bundesverfassung, dass die Gesetzge-
bung auf dem Gebiet des Zivilrechts (Privatrechts) Sache des Bundes ist. Gestützt
auf diesen Verfassungsartikel wurden in der Folge das Zivilgesetzbuch ( ZGB), das
Obligationenrecht ( OR ) und andere privatrechtliche Bundesgesetze er­lassen.
Art. 140 Abs. 1 BV Über jede Änderung oder Ergänzung der Bundesverfassung muss eine obligatori­
sche Volksabstimmung durchgeführt werden (obligatorisches Verfassungsrefe­
rendum).
Der Anstoss für eine Änderung der Bundesverfassung kann in der Schweiz im Grund-
satz von drei Seiten kommen:

Bundesrat
Der Bundesrat macht einen Vorschlag für eine Verfassungsänderung. Wird der Vor-
schlag von National- und Ständerat angenommen, wird die Verfassungsvorlage für
den endgültigen Entscheid dem Volk und den Ständen zur Volksabstimmung vor-
gelegt (obligatorisches Verfassungsreferendum).

Bundesversammlung
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PersönlichesAufgrund eines
Exemplar von Dario von
Roth, 3645National-
Gwatt (Thun) und Ständerat angenommenen Parlamentsvorstosses
(Motion) wird der Bundesrat verpflichtet, eine Verfassungsvorlage auszuarbeiten.
Wird die Vorlage von National- und Ständerat angenommen, kommt es zur obliga-
torischen Volksabstimmung.

 1. Semester Volksinitiative
2.5
Das Initiativrecht ist ein politisches Recht und erlaubt es Schweizer Bürgerinnen
Art. 139 BV und Bürgern, mit ihrer Unterschrift einen neuen Verfassungsartikel bzw. die Ände-
rung eines Artikels zu beantragen. Eine Volksinitiative kommt rechtsgültig zustande,
wenn innert 18   Monaten seit der amtlichen Veröffentlichung des Verfassungs­
begehrens im Bundesblatt 100 000 Schweizer Stimmberechtigte (ab 18 Jahren) auf
Unterschriftslisten bezeugen, dass sie das Anliegen unterstützen. Liegen die er­
forderlichen 100 000 gültigen Unterschriften rechtzeitig vor, kommt es zur Volks­
abstimmung.

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

Unterschriftsliste einer Volksinitiative

Zersiedelungsinitiative, Postfach, 8031 Zürich

Eidgenössische Volksinitiative «Zersiedelung stoppen – für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung (Zersiedelungsinitiative)» (im
Bundesblatt veröffentlicht am 21. April 2015).
Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürger stellen hiermit, gestützt auf Art. 34, 136, 139 und 194 der
Bundesverfassung und nach dem Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976 über die politischen Rechte, Art. 68ff., folgendes Begehren:

Die Bundesverfassung wird wie folgt geändert:

Art. 75 Abs. 4–7

4
Bund, Kantone und Gemeinden sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für günstige Rahmenbedingungen für nachhaltige Formen des
Wohnens und Arbeitens in kleinräumigen Strukturen mit hoher Lebensqualität und kurzen Verkehrswegen (nachhaltige Quartiere).

5
Anzustreben ist eine Siedlungsentwicklung nach innen, die im Einklang steht mit hoher Lebensqualität und besonderen Schutzbestim-mungen.

6
Die Ausscheidung neuer Bauzonen ist nur zulässig, wenn eine andere unversiegelte Fläche von mindestens gleicher Grösse und
vergleichbarem potenziellem landwirtschaftlichem Ertragswert aus der Bauzone ausgezont wird.

7
Ausserhalb der Bauzone dürfen ausschliesslich standortgebundene Bauten und Anlagen für die bodenabhängige Landwirtschaft oder
standortgebundene Bauten von öffentlichem Interesse bewilligt werden. Das Gesetz kann Ausnahmen vorsehen. Bestehende Bauten
geniessen Bestandesgarantie und können geringfügig erweitert und geringfügig umgenutzt werden.

Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten
stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unterzeichnen.
Kanton Postleitzahl Politische Gemeinde

Name Vorname Geburtsdatum Wohnadresse Eigenhändige Kontrolle


(Tag/Monat/Jahr) (Strasse und Hausnummer) Unterschrift (leer lassen)

3
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Da eine Unterschriftensammlung mit erheblichem organisatorischem Aufwand ver-


bunden ist, sind es in aller Regel Interessengruppen wie Wirtschafts- und Umwelt-
verbände oder politische Parteien, welche mit solchen Volksinitiativen ein gesetz-
geberisches Begehren durchsetzen wollen.
Art. 142 Abs.  2 BV Für die Annahme einer Verfassungsänderung müssen bei der entsprechenden Volks-
abstimmung die folgenden Resultate erzielt werden (doppeltes Mehr, d. h.  Volks-
mehr und Ständemehr):
„„ Volksmehr: Die Mehrheit der stimmenden Schweizer Bürgerinnen und Bürger

muss der Vorlage zustimmen.


Art. 142 Abs.  3 / 4 BV „„ Ständemehr: Die Mehrheit der Stände (Kantone) muss die Verfassungsände-

rung gutheissen. Die einzelnen Kantonsstimmen richten sich dabei nach den
kantonalen Abstimmungsergebnissen (Wie hat die Mehrheit des jeweiligen
­Kantons entschieden?). Bei 6 Halbkantonen (mit je einer halben Stimme) und
20 Vollkantonen (mit je einer ganzen Stimme) braucht es folglich für das Er­
reichen des Ständemehrs mindestens 12 ganze Kantonsstimmen (23  ÷  2 + 0,5).
Das Erfordernis des Ständemehrs – neben dem Volksmehr – soll verhindern, dass die
bevölkerungsreichen Kantone der Schweiz in Verfassungsangelegenheiten das allei-
nige Sagen haben.

Merke Auf die Bundesverfassung haben die Schweizer Bürgerinnen und Bürger in zwei-
facher Hinsicht direkten Einfluss: erstens durch das Initiativrecht und zweitens
durch Stimmrecht am obligatorischen Verfassungsreferendum.

A E-Aufgaben 1 bis 3

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Recht und Staat

3. 2 Bundesgesetz
Art. 163 / 164 BV Auf der zweiten Hierarchiestufe der Schweizer Rechtsordnung stehen die Bundes-
gesetze. Ein Bundesgesetz darf einzig aufgrund eines von Volk und Ständen ange-
nommenen Verfassungsartikels erlassen werden. Die für diese nachgelagerte Gesetz-
gebung zuständige Behörde ist die Bundesversammlung (National- und Ständerat).
Art. 63 BV Bundesgesetze führen die einzelnen, in der Regel sehr allgemein gehaltenen Rechts-
sätze der Bundesverfassung konkreter und näher aus. Zum Beispiel hat die Bundes-
versammlung die Verfassungsbestimmung «Der Bund erlässt Vorschriften über die
Berufsbildung» gesetzgeberisch umgesetzt, indem sie das «Bundesgesetz über die
Berufsbildung» mit total 74 zu beachtenden Gesetzesartikeln erlassen hat. In Arti-
kel 14 dieses Gesetzes steht dann etwa ganz konkret: «Zwischen den Lernenden
und den Anbietern der Bildung in beruflicher Praxis wird ein Lehrvertrag abge-
schlossen.»
Auch auf Gesetzesstufe besteht für die Schweizer Bürgerinnen und Bürger die Mög-
Art. 141 BV lichkeit, direkt auf die Rechtsordnung Einfluss zu nehmen. Mit dem Referendums­
recht kann das Volk nämlich Abstimmungen über parlamentarisch verabschiede­t e
Bundesgesetze er­zwingen. Zu einer Volksabstimmung über ein Gesetz (Gesetzes­
referendum) kommt es immer dann, wenn eine Interessengruppe innert 100  Tagen
seit der amtlichen Veröffentlichung des von der Bundesversammlung ­genehmigten
Gesetzes 50 000 Unterschriften von Schweizer Stimmberechtigten (ab 18 Jahren)
gegen den Rechtserlass sammelt. In diesem Fall ist das Referendum zustande ge-
kommen,
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anwenden muss
und verstehen, E-Profildem Volk zur
| Berufsmaturität, Abstimmung
2. Semester unterbreitet werden.
ohne Lösungen
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Ansonsten gilt das neue oder abgeänderte Gesetz ohne Volksabstimmung.
Unterschriftenliste für ein Referendum

Referendumskomitee „Nein zu diesem Adoptionsrecht“, Postfach 43, 3602 Thun

Referendum gegen die Änderung vom 17. Juni 2016 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Adoption)
(im Bundesblatt veröffentlicht am 28. Juni 2016).

Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürger verlangen, gestützt auf Art. 141 der Bundesverfassung vom 18. April
1999 und nach dem Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976 über die politischen Rechte, Art. 59a-66, dass die Änderung vom 17. Juni 2016 des
Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Adoption) der Volksabstimmung unterbreitet werde.
Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten
stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unterzeichnen.
Kanton Postleitzahl Politische Gemeinde

Name/Vornamen Geburtsdatum Wohnadresse Eigenhändige Kontrolle


(Eigenhändig und möglichst in Blockschrift) (Tag/Monat/Jahr) (Strasse und Hausnummer) Unterschrift (leer lassen)

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

Art. 141 BV Ein Bundesgesetz muss ebenfalls vor das Volk gebracht werden, wenn in der gleichen
Frist von 100 Tagen mindestens acht Kantone (mit kantonalem Parlamentsbeschluss)
dies verlangen.
Art. 142 Abs. 1 Weil das Schweizer Volk also nicht in jedem Fall über neue Gesetzesvorlagen ab-
stimmt, spricht man in diesem Zusammenhang vom fakultativen (freiwilligen)
Gesetzesreferendum oder einfach vom fakultativen Referendum. In der Volks-
abstimmung ist dann gemäss Verfassung allein das Volksmehr entscheidend für die
Annahme (Ja-Stimmen) oder die Ablehnung (Nein-Stimmen) des Gesetzes.
Der Staat setzt ein von den Parlamenten beschlossenes Gesetz unter den folgenden
Bedingungen in Kraft:
„„ Es wurde kein Referendum dagegen ergriffen.

„„ Es wurde das Referendum ergriffen, kam aber nicht zustande (zu wenig Unter-

schriften).
„„ Das Referendum kam zustande, bei der anschliessenden Volksabstimmung

wurde das Gesetz aber angenommen.


Wird ein neues Gesetz nach zustande gekommenem Referendum vom Stimmvolk
abgelehnt, ist die neue Gesetzgebung gescheitert, und es bleibt alles beim Alten.
Gegen die meisten Bundesgesetze wird kein Referendum ergriffen, weil der Natio-
nal- und der Ständerat in der Regel Erlasse verabschieden, die nach Ansicht aller
massge­benden Interessengruppen ausgewogen sind. Sichergestellt wird diese Aus-
gewogenheit durch das Vernehmlassungsverfahren. In dieser frühen Phase des
Gesetzgebungsprozesses
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verstehen, Vorentwürfe
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2. Semester ohne Gesetzen den Kan-
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tonen, den Parteien der Bundesversammlung, Verbänden und anderen interessier-
ten Kreisen zur Stellungnahme unterbreitet.

Merke Wie bei der Verfassung haben die Schweizer Bürgerinnen und Bürger zwei Mög-
lichkeiten, direkt auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen: erstens durch das
­fakultative Referendumsrecht (Volksabstimmung verlangen) und zweitens durch
das Stimmrecht am zustande gekommenen Gesetzesreferendum.

Lösung Im Fall der «Änderung des Asylgesetzes» konnte das Schweizer Volk abstimmen,
Einführungsfall weil das Referendum dagegen ergriffen wurde und zustande kam (fakultatives
Gesetzesreferendum).
Im Fall des neuen Verfassungsartikels «bedingungsloses Grundeinkommen»
wurde abgestimmt, weil Verfassungsänderungen obligatorisch dem Volk und den
Ständen zur Abstimmung unterbreitet werden müssen (obligatorisches Verfas-
sungsreferendum).

A E-Aufgaben 4 und 5

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Recht und Staat

3. 3 Bundesverordnung
Auf der dritten und untersten Hierarchiestufe der Bundeserlasse stehen die Bundes­
verordnungen. Eine Verordnung leitet sich direkt von einem gültigen Bundesge-
setz ab und enthält detaillierte Anweisungen an die betroffenen Amtsstellen des
Staates, wie diese das Gesetz praxistauglich, einheitlich und für alle transparent
auszuführen haben. So ­erfährt der Artikel 14 des «Bundesgesetzes über die Berufs-
bildung», wonach «zwischen den Lernenden und den Anbietern der Bildung in be-
ruflicher Praxis ein Lehrvertrag abgeschlossen wird», in Artikel 8 der «Verordnung
über die Berufsbildung» die folgende Präzisierung: «Die Vertragsparteien verwen-
den von den Kantonen zur Verfügung gestellte Vertragsformulare. Das Bundesamt
stellt sicher, dass die For­mulare in der ganzen Schweiz einheitlich sind.»
Art. 182 BV Der Erlass von solchen Verordnungen zu einzelnen Bundesgesetzen gehört (mit
­wenigen Ausnahmen) zum Aufgabenbereich des Bundesrates (Exekutive). Ein Bun-
desratsbeschluss über eine Verordnung ist endgültig und kann vom Volk nicht wie
ein Bundesgesetz mit dem Referendumsrecht infrage gestellt werden. Das erübrigt
sich staatsrechtlich, da mit Verordnungen nicht eigentlich neues Recht gesetzt wird,
sondern einzig der amtliche Vollzug des Rechts festgelegt wird.

3.4 Wahlrecht
Mit dem Initiativrecht (Verfassungsänderung anstossen), dem Referendumsrecht
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Persönliches(Volksabstimmung verlangen)
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) und den zwei Stimmrechten (fakultatives
Gesetzes-
und obligatorisches Verfassungsreferendum) kann das Schweizer Volk direkt auf die
Schweizer Rechtsordnung Einfluss nehmen. Selbstverständlich beteiligen sich die
Bürgerinnen und Bürger aber nicht zuletzt auch indirekt am Gesetzgebungsprozess,
und zwar mit ihrem politischen Wahlrecht. So wählen sie diejenigen Politikerinnen
Art. 149 / 150 BV und Politiker in den National- und Ständerat, von denen sie glauben, dass sie die
Gesetzgebung in ihrem Sinn gestalten werden. Man spricht in diesem Zusammen-
hang vom aktiven Wahlrecht (das Recht, jemanden in ein Amt zu wählen).
Daneben haben alle Stimmberechtigten das Recht, sich selbst in das Parlament
(oder auch in die Regierung) wählen zu lassen und so an vorderster Stelle direkt in
Art. 143 BV Bundesangelegenheiten mitzureden und diese mitzugestalten (passives Wahlrecht).
A E-Aufgabe 6, W-Aufgaben 7 bis 11

Leistungsziele

1.5.3.2 Rechtsquellen und Gesetzgebungsverfahren


„„ Ich nenne die Quellen des Rechts und erkläre die Unterschiede zwischen
­Verfassung, Gesetz und Verordnung.
„„ Ich zeige auf, wie ich als Bürger /  B ürgerin auf das Gesetzgebungsverfahren

­Einfluss nehmen kann (Referendum, Initiative, Abstimmung).

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

E  3.1 Bundesverfassung
1. Struktur des geschriebenen Rechts

Ergänzen Sie die Struktur des geschriebenen Rechts, indem Sie die richtigen staatsrechtlichen Begriffe in
die leeren Kästen einsetzen.
Struktur des geschriebenen Rechts

Geschriebenes Recht Parlamentsbeschluss


(Bundeserlass) und evtl. Volksbeschluss

2. Aussagen zur Bundesverfassung

Von den nachstehenden sechs Aussagen zur Bundesverfassung sind drei richtig. Kreuzen Sie diese an.
Richtig Aussage
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Die Bundesverfassung besteht aus Bundesgesetzen.

Mit der Bundesverfassung wird Recht gesetzt.

Das Volksmehr entscheidet bei Verfassungsreferenden.

Die Bundesverfassung ist der oberste Schweizer Rechtserlass.

Mit einer Volksinitiative kann eine Verfassungsänderung angeregt werden.

Die Kantone können die Bundesverfassung alleine abändern.

3. Doppeltes Mehr

Umschreiben Sie den staatsrechtlichen Grund dafür, weshalb in der Schweiz bei einem
­Verfassungsreferendum das doppelte Mehr für die Annahme der Vorlage erreicht werden muss.

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Recht und Staat

E   3.2 Bundesgesetz
4. Aussagen zu Bundesgesetzen

Ein Jahr nach der Annahme einer Gesetzesänderung durch das Parlament kann das Volk über diese
­ esetzesänderung abstimmen. Kreuzen Sie dazu nachfolgend die richtige(n) Aussage(n) an.
G
Richtig Aussage
Gesetzesänderungen werden automatisch dem Volk zur Abstimmung vorgelegt.

Gegen die Gesetzesänderung wurde das Referendum ergriffen.

Gesetzesänderungen unterliegen dem obligatorischen Referendum.

Zur Annahme der Gesetzesänderung braucht es bei der Volksabstimmung das doppelte Mehr.

Die Volksabstimmung heisst auch Gesetzesreferendum.

5. Aussagen zu Bundesgesetzen und politischen Rechten

Kreuzen Sie an, ob die nachfolgenden Aussagen zu Bundesgesetzen und den entsprechenden politischen
Rechten richtig oder falsch sind. Falsche Aussagen berichtigen Sie auf der leeren Zeile.
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R F Aussage
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Die Annahme eines Bundesgesetzes durch das Schweizer Parlament ist endgültig.

Gegen ein Bundesgesetz kann die Volksinitiative ergriffen werden.

Der Bundesrat kann der Bundesversammlung den Auftrag erteilen, ein bestehendes Bundesgesetz
­abzuändern.

Wurde gegen ein Gesetz das Referendum ergriffen und kommt es zustande, gibt es in der Folge
eine Volksabstimmung.

Mit dem Motionsrecht und dem Stimmrecht an der anschliessenden Volksabstimmung


kann das Schweizer Volk direkt auf Bundesgesetze Einfluss nehmen.

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

E   3.3 / 4  Bundesverordnung / Wahlrecht


6. Fachbegriffe zu Bundeserlassen und politischen Rechten

Kreuzen Sie zu den Aussagen jeweils den passenden Fachbegriff an.


a) Diesen Rechtserlass kann der Bundesrat eigenständig abändern.
Verfassung  Gesetz  Verordnung

b) Von diesem Rechtserlass leitet sich eine Verordnung direkt ab.


Verfassung  Gesetz  Vollzugsanweisung

c) Dieser Rechtserlass unterliegt weder dem obligatorischen noch dem fakultativen Referendum.
Verfassung  Gesetz  Verordnung

d) Mit diesem politischen Recht nimmt das Schweizer Volk indirekt Einfluss auf die Rechtsordnung.
Aktives Wahlrecht  Passives Wahlrecht  Stimmrecht

e) Aufgrund dieses politischen Rechts kann sich eine Schweizer Bürgerin bzw. ein Schweizer Bürger
in den Bundesrat wählen lassen.
Aktives Wahlrecht  Passives
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anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
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f) Mit dem Initiativrecht hat das Schweizer Volk die Möglichkeit, diesen Rechtserlass abzuändern.
Verfassung  Gesetz  Verordnung

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Recht und Staat

W   3  Rechtsquellen und Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene


7. Politische Rechte

Kreuzen Sie das politische Recht an, das durch die beschriebenen Sachverhalte jeweils betroffen ist.
Sachverhalt

Initiativrecht
Verfassungs­
referendum

referendum
Gesetzes­
Eine Volksabstimmung ist in jedem Fall obligatorisch.

Der Anstoss für die Änderung der Bundesverfassung kommt vom Volk.

Ein Umweltverband sammelt Unterschriften und will damit in der Verfassung


den Anstoss zu einem neuen Bundesgesetz geben.

Das Referendum ist zustande gekommen und es kommt zur Volksabstimmung.

Es kommt zu dieser Volksabstimmung, weil innerhalb von 18 Monaten mehr als


100 000 gültige Unterschriften zusammengekommen sind.

Es handelt sich um eine fakultative (freiwillige) Volksabstimmung.

© 2021
Für die Annahme der Verlag SKV AG:
Vorlage W&GVolksmehr
ist das anwenden und verstehen,
nicht E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
ausreichend.
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Eine Interessengruppe sammelt für ihr Verfassungsanliegen Unterschriften


von Stimmberechtigten.

8 . Arten von Mehr

Ordnen Sie den nachfolgenden Beschreibungen den Grossbuchstaben des jeweils richtigen Mehrs zu.
D = Doppeltes Mehr  S = Ständemehr  V = Volksmehr
Beschreibung Mehr

Dieses Mehr braucht es für die Annahme einer Gesetzesvorlage.

Ein anderer Begriff dafür ist Kantonsmehr.

Für sich allein genommen kommt dieses Mehr nie zur Anwendung.

Dieses Mehr besteht aus dem Volks- und dem Ständemehr.

Für die Annahme einer Verfassungsänderung braucht es bei der entsprechenden Volksabstimmung ­dieses Mehr.

Beim fakultativen Gesetzesreferendum muss für die Annahme der Vorlage dieses Mehr erreicht werden.

Dieses Mehr ist die Mehrheit der stimmenden Bürgerinnen und Bürger bei einer Volksabstimmung.

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

9. Politische Rechte und Stufen des geschriebenen Rechts

Sachverhalt: Das Schweizer Stimmvolk konnte über die folgenden zwei Rechtsvorlagen abstimmen:
A) «Volksinitiative für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft»
B) «Änderung des Arbeitsgesetzes»
a) Weshalb konnte das Schweizer Stimmvolk als letzte Instanz über die beiden Vorlagen abstimmen?
Nennen Sie zu beiden Vorlagen je den Grund und den massgebenden Verfassungsartikel.
Vorlage A:

Verfassungsartikel:

Vorlage B:

Verfassungsartikel:

b) Welche formalen (rechtlichen) Bedingungen mussten erfüllt sein, damit die Vorlage ­
«für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft» zur Abstimmung gelangen konnte?
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Nennen Sie auch den massgebenden Verfassungsartikel.
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Verfassungsartikel:

c) Welche formalen (rechtlichen) Bedingungen mussten erfüllt sein, damit die Vorlage «Änderung
des Arbeitsgesetzes» zur Abstimmung gelangen konnte? Nennen Sie auch den massgebenden
­Verfassungsartikel.

Verfassungsartikel:

d) In welchen beiden Fällen hätte das Schweizer Stimmvolk nicht über die «Änderung des Arbeits­
gesetzes» ­abstimmen können?

e) Welches Mehr musste bei der Volksabstimmung für die Annahme der Vorlage «Änderung des Arbeits-
gesetzes» erreicht werden? Nennen Sie auch den massgebenden Verfassungsartikel mit Absatz.

Verfassungsartikel:

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Recht und Staat

f) Wie heisst die vom Parlament erlassene nähere Ausführung zu einem Verfassungsartikel?

g) Wie heisst die vom Bundesrat erlassene nähere Ausführung zu einem Bundesgesetz?

h) Wie kann das Schweizer Stimmvolk die Einführung eines von National- und Ständerat
­verabschiedeten neuen Gesetzes verhindern?

i) Welches ist die Rechtsfolge, wenn gegen ein von National- und Ständerat verabschiedetes
neues Gesetz das Referendum nicht ergriffen wird bzw. wenn dieses nicht zustande kommt?

j) Welche Rechtsvorlagen werden nur dem Volk und welche dem Volk und den Ständen zur
­Abstimmung vorgelegt?
Nur dem Volk:
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Volk und Ständen:
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10. Gesetzgebungsverfahren

Sachverhalt: Die 26 -jährige Schweizer Bürgerin Sabrina Wittwer verfolgt seit Jahren mit grossem Interesse
das Geschehen in der Bundespolitik. Gerne beteiligt sie sich auch aktiv an den staatlichen Entscheidungs-
prozessen.
a) Nennen Sie die verschiedenen politischen Rechte, mit denen Sabrina Wittwer direkt und indirekt
am Gesetzgebungsverfahren des Bundes mitwirken kann.
Direkte politische Mitwirkungsrechte:

Indirektes politisches Mitwirkungsrecht:

b) Mit welchem politischen Recht kann Sabrina Wittwer als Bürgerin einen neuen Verfassungsartikel
anregen?

c) Mit welchem politischen Recht kann Sabrina Wittwer als Bürgerin ein neues Bundesgesetz anregen?

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Rechtsquellen und Gesetzgebungs­verfahren auf Bundesebene

d) Welches Recht macht Sabrina Wittwer geltend, wenn sie einen kürzlich von National- und Stände-
rat verabschiedeten Gesetzeserlass ablehnt und sich dagegen zur Wehr setzen will?
Kreuzen Sie die richtige Auswahlantwort an.
Initiativrecht Referendumsrecht
Grundrecht Aktives Wahlrecht

e) Trotz Sabrina Wittwers politischem Einsatz gegen das in Teilaufgabe d) erwähnte Bundesgesetz wird
dieses schliesslich in Kraft gesetzt. Beschreiben Sie zwei mögliche Gründe dafür.

f) Sabrina Wittwer hat an einem Verfassungsreferendum teilgenommen und studiert am Abend das
entsprechende Abstimmungsergebnis.
„„ Stimmvolk: Ja-Stimmen: 1 165 274 Nein-Stimmen: 923 926
„„ Vollkantone: Ja-Stimmen: 9 Nein-Stimmen: 11
„„ Halbkantone: Ja-Stimmen: 2 Nein-Stimmen: 4

Beschreiben Sie aufgrund dieses Abstimmungsergebnisses den Ausgang des Verfassungsreferen-


dums, und begründen SieSKV
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AG: Antwort.
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Recht und Staat

11. Politische Rechte

Kreuzen Sie die politischen Rechte an, die durch die Aussagen jeweils betroffen sind. Jede Aussage kann
keines, eines, zwei oder alle drei der aufgeführten politischen Rechte betreffen.
Aussage

Obligatorisches

Volksinitiative
Referendum

Referendum
Fakultatives
Es kann nur von politischen Parteien ergriffen werden.

Dafür braucht es 50 000 Unterschriften.

Es handelt sich um ein politisches Recht.

Es handelt sich um ein Grundrecht.

Damit wird die Bundesverfassung abgeändert.

Für die Annahme ist nur das Volksmehr nötig.

Für dieses politische Recht braucht es keine Unterschriften.


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Damit will manPersönliches
ein neuesExemplar
Bundesgesetz verhindern.
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4 Recht und Staat

Privatrecht

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

4.1 Wichtige Rechtsgebiete und Systematik 186 195

4.2 Rechtssubjekte und deren rechtliche Fähigkeiten 189 198


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4.3 Rechtsgrundsätze 192 201

Leistungsziele 194

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4 Privatrecht

4 .1 Wichtige Rechtsgebiete und Systematik


Paula Züger will auf dem Wochenmarkt frisches Gemüse einkaufen. Sie stellt fest,
dass der Händler Willy Eggenschwiler im Vergleich zur Konkurrenz minderwertig
aussehende Karotten zum doppelten Preis verkauft. Verärgert verlangt Paula
Züger vom Händler, den Preis zu reduzieren, damit sie sich 1 kg Karotten zu einem
vernünftigen Preis kaufen könne. Darauf erwidert Willy Eggenschwiler, dass er
davon nichts wissen wolle.
Muss der Händler Willy Eggenschwiler der Kundin Paula Züger Karotten zum
handels­üblichen Preis verkaufen?
Das Privatrecht, auch Zivilrecht genannt, regelt die rechtlichen Beziehungen zwi-
schen verschiedenen Personen.
Beispiel Das Eherecht regelt die Beziehung zwischen einer Ehefrau und ihrem Ehemann,
wenn die beiden sich darüber streiten, an welchem Ort sie wohnen wollen.
Das Kaufrecht legt fest, ob der Käufer oder der Verkäufer die Versandkosten zu
tragen hat.

è 1. Semester Im Unterschied zum Privatrecht regelt das öffentliche Recht die Beziehungen zwi-
2.1 schen Personen und dem Staat oder auch das Verhältnis der verschiedenen Staaten
untereinander.

Merke Auch der Staat kann in der Rolle einer Person Teil einer privatrechtlichen Bezie-
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hung sein. Wenn zum Beispiel die Steuerverwaltung Büromaterial bei
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einem Wa-
renhändler bestellt, gilt auch für die Steuerverwaltung das Kaufrecht.

Vereinfacht ergibt sich die folgende Struktur privatrechtlicher Gesetze:


Privatrecht

Personenrecht

Familienrecht

Zivilgesetzbuch
Allgemeine
Privatrecht Erbrecht
Bestimmungen
Andere privatrechtliche
Erlasse
Die einzelnen
Sachenrecht
Vertragsverhältnisse

Die Handelsgesellschaften
Obligationenrecht
und die Genossenschaften

Handelsregister,
Geschäftsfirmen und
kaufmännische Buchführung

Die Wertpapiere

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Recht und Staat

4 .1.1 Zivilgesetzbuch
Das Zivilgesetzbuch (ZGB) ist das zentrale Regelwerk des Privatrechts. Es enthält
als Einleitung die Grundsätze der Rechtsanwendung im gesamten Privatrecht und
­regelt in weiteren Teilen das Personenrecht, das Familienrecht, das Erbrecht und das
Sachenrecht.

4 .1. 2 Obligationenrecht
Dem Obligationenrecht (OR) – es ist die Fortsetzung des ZGB – kommt ebenfalls
­besondere Bedeutung zu. Es ist mit über 1000 Gesetzesartikeln das umfangreichste
Werk des Privatrechts. Es regelt unter anderem häufige Vertragsverhältnisse wie
den Kaufvertrag oder den Mietvertrag, aber auch die rechtliche Form von Unterneh-
men, zum Beispiel Aktiengesellschaften, oder Buchhaltungsvorschriften für Unter-
nehmen.

4 .1. 3 Andere privatrechtliche Erlasse


Das ZGB und das OR werden durch eine Vielzahl weiterer Spezialgesetze ergänzt.
So gibt es das Konsumkreditgesetz, das Pauschalreisegesetz, das Markenschutz­
gesetz, das Patentrecht, das Urheberrechtsgesetz oder das Versicherungsvertrags-
gesetz, um nur einige davon zu nennen. Alle diese anderen privatrechtlichen Erlasse
regeln
© 2021 Verlag SKV AG:nur
W&Geinen
anwendenganz spezifischen
und verstehen, Bereich, diesen
E-Profil | Berufsmaturität, aber
2. Semester verhältnismässig
ohne Lösungen lückenlos.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Sie werden im vorliegenden Lehrbuch nicht näher dargelegt, können aber je nach
Branche für ein Unternehmen von zentraler Bedeutung sein.

4 .1. 4 Eigenschaften des Privatrechts


Das ganze Privatrecht ist durch zwei Eigenschaften geprägt: die Gleichberechtigung
der Personen und deren Privatautonomie.

Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung der Personen im Privatrecht verlangt, dass niemand be-
vorzugt und auch niemand benachteiligt wird. Jede Person hat grundsätzlich genau
dasselbe Recht, einen Kreditvertrag abzuschliessen, einen Arbeitsvertrag zu kün­
digen, sich zu verheiraten oder auch sich wieder scheiden zu lassen.

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Privatrecht

Privatautonomie
Privatautonomie bedeutet, dass die Personen ihre rechtlichen Beziehungen unter­
einander im Rahmen der Rechtsordnung selbst gestalten dürfen.
Lösung Im Fall des Gemüsehändlers Willy Eggenschwiler ist es sinnvoll, dass er den Preis
Einführungsfall seiner Karotten selbst bestimmen darf. Diese Freiheit ist Ausdruck seiner Privat­
autonomie.
Staatliche Einschränkungen der Privatautonomie durch rechtliche Regeln erfolgen
nur, wenn ein anerkanntes öffentliches Interesse besteht.
Beispiel Ein Restaurant muss die Herkunft des Fleisches deklarieren, weil der Gast den be­
rechtigten Anspruch darauf hat, das zu wissen.
Eigenschaften Privatrecht / Öffentliches Recht

Gleichberechtigung

Privatrecht

Privatautonomie

Eigenschaften

Unterordnung
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Öffentliches Recht 2. Semester ohne Lösungen
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Legalitätsprinzip

Abänderbarkeit privatrechtlicher Regeln


Als Folge der Privatautonomie sind im Gegensatz zum öffentlichen Recht viele
­Gesetzesartikel des Privatrechts durch die Personen ganz oder teilweise abänderbar
und die entsprechenden gesetzlichen Regeln gelten nur ersatzweise. Es werden drei
Arten von Gesetzesartikeln unterschieden.
Dispositive Artikel Relativ zwingende Artikel Zwingende Artikel
Das Gesetz gilt nur ergän- Das Gesetz ist in eine Das Gesetz ist nicht
zend für den Fall, dass die ­Richtung, in der Regel ­abänderbar. Anderslautende
­Personen keine eigenen ­zugunsten der schwächeren Abmachungen zwischen
­Regeln formuliert haben. Person, abänderbar. ­Personen sind wirkungslos.

z. B. Art. 75 OR z. B. Art. 266 a Abs. 1 OR z. B. Art. 9 4 Abs. 1 ZGB

Art.  361 / 362 OR Die Abänderbarkeit eines Gesetzesartikels lässt sich aus dem Wortlaut bestimmen
oder wird zum Beispiel beim Arbeitsvertragsrecht ausdrücklich festgelegt.
A E-Aufgaben 1 bis 3, W-Aufgaben 4 bis 6

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Recht und Staat

4 . 2 Rechtssubjekte und deren rechtliche Fähigkeiten


Lara Solari, 16 Jahre jung, leidet an einem lebensbedrohlichen Organschaden. In
der Folge könnte ein Spezialist des behandelnden Universitätsspitals Lara das
­gesunde Organ eines Spenders implantieren. Als der leitende Arzt unter Zeitdruck
entscheiden muss, ob der Eingriff durchgeführt werden soll, sind Laras Eltern un-
erreichbar.
Kann Lara Solari selbst – ohne Rücksprache mit ihren Eltern – in die bevorste-
hende Operation einwilligen?

4 . 2 .1 Rechtssubjekte und Rechtsobjekte


Personen im Sinne des Rechts sind einerseits alle Menschen (natürliche Personen),
also Frauen, Männer, Jugendliche und auch Kinder. Andererseits können auch Ver-
eine oder gewisse Unternehmen wie Aktiengesellschaften Rechte und Pflichten
haben (juristische Personen). Allgemein spricht man bei allen Trägern von Rech-
ten und Pflichten – egal ob natürliche oder juristische Personen – von Rechts­
subjekten.
Die Dinge, z. B. Geld-, Sach- oder Dienstleistungen, auf welche sich die Rechte und
Pflichten der Rechtssubjekte beziehen, bezeichnet man als Rechtsobjekte.
Beispiel Die Ansprüche eines Käufers beziehen sich auf die Kaufsache. Der Käufer ist in
dem Fall das Rechtssubjekt, die Kaufsache das Rechtsobjekt.
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Art. 641a ZGB Eine Stellung zwischen Rechtssubjekten und -objekten nehmen Tiere ein. Sie sind
zwar keine Rechtssubjekte. Man kann aber trotzdem nicht beliebig über sie verfügen,
da es z. B. verboten ist, sie zu quälen.
Rechtssubjekte und -objekte

haben Rechte/Pflichten bezüglich


Rechtssubjekte Rechtsobjekte

natürliche juristische
Geldleistung Sachleistung Dienstleistung
Personen Personen

4 . 2 . 2 Rechtliche Fähigkeiten natürlicher Personen


Inwiefern Rechtssubjekte im konkreten Fall Träger von Rechten und Pflichten sein
können, hängt zusätzlich von ihren rechtlichen Fähigkeiten ab. Das Zivilgesetzbuch
regelt im Personenrecht die entsprechenden Eigenschaften. Für natürliche Personen
sind es im Vergleich zu den juristischen Personen naturgemäss andere.

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Privatrecht

Rechtsfähigkeit
Art. 11 ZGB Die Rechtsfähigkeit natürlicher Personen erfordert lediglich deren lebende Geburt.
Sie bewirkt, dass Menschen Rechte und Pflichten ohne eigenes Zutun haben können.
So besitzt ein Säugling bereits Menschenrechte oder das Erbrecht gegenüber seinen
Eltern. Weiter sind die Grundschulpflicht, die Steuerpflicht, der Persönlichkeits-
schutz oder das Eigentumsrecht von Bedeutung.
Art. 31 ZGB Auch Ungeborene sind bereits durch die Rechtsfähigkeit geschützt. So besteht ab
der 12. Schwangerschaftswoche ein grundsätzliches Abtreibungsverbot, d. h. das
Recht auf Leben.

Handlungsfähigkeit
Art. 12 / 13 ZGB Um selbst Rechte oder Pflichten begründen zu können (z. B. einen Mietvertrag
­abschliessen), brauchen natürliche Personen grundsätzlich die Handlungsfähigkeit,
welche an zwei Teilvoraussetzungen geknüpft ist.
Art. 16 ZGB Erforderlich ist als erste Teilvoraussetzung die Urteilsfähigkeit, durch welche die
Folgen eigener Handlungen vernünftig abgeschätzt werden können («Man weiss,
was man tut.»). Die Urteilsfähigkeit kann dauerhaft, z. B. durch Kindesalter oder
Geisteskrankheit, oder auch nur vorübergehend, z. B. durch Alkohol oder Medika-
mente, eingeschränkt sein. Die Urteilsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen ist
s
­ ituationsbezogen
© 2021 zu beurteilen.
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Beispiel Ein 7-jähriges Kind muss bereits wissen, dass ein Kaugummi vom Kiosk einen Preis
hat, also nicht einfach genommen werden darf. Dasselbe Kind muss aber nicht un­
bedingt erkennen, dass es unvernünftig ist, sich zu Ferienarbeit für die nächsten
10 Jahre zu verpflichten.

Die Urteilsfähigkeit beginnt im Alter von 7 Jahren und wird mit dem Erreichen der
Volljährigkeit im Grundsatz uneingeschränkt vorausgesetzt.
Art. 14 ZGB Die Volljährigkeit (Mündigkeit) als zweite Teilvoraussetzung der Handlungsfähig-
keit verlangt, dass natürliche Personen das 18. Lebensjahr vollendet haben.

Beschränkte Handlungsunfähigkeit

Art. 19–19d ZGB Damit urteilsfähige Kinder und Jugendliche in angemessenem Rahmen schon vor
dem 18. Geburtstag, also noch minderjährig, rechtliche Wirkung erzeugen können,
gibt es die folgenden gesetzlich umschriebenen Ausnahmen, die man als be-
schränkte Handlungsunfähigkeit bezeichnet:
„„ Minderjährige handeln mit der ausdrücklichen oder stillschweigenden ­Zustimmung

ihrer gesetzlichen Vertreter (­Eltern oder Vormund).


„„ Minderjährige erlangen unentgeltliche Vorteile (z. B . ein Geschenk annehmen)

oder üben (nicht übertragbare) Persönlichkeitsrechte aus.


Art. 323 ZGB „„ Minderjährige geben im üblichen Rahmen selbst verdientes Geld aus oder haben

dieses von den Eltern zur eigenen Verwaltung erhalten (z. B. Taschengeld).
Lösung Im Fall des schwer kranken Mädchens Lara Solari liegt beschränkte Handlungs­
Einführungsfall unfähigkeit vor. Lara ist zwar minderjährig, aber nur sie selbst hat das nicht (auf
ihre Eltern) übertragbare Persönlichkeitsrecht, in die erforderliche Operation ein-
zuwilligen.
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Recht und Staat

Handlungsunfähigkeit
Art. 17 und 18 ZGB Bei fehlender Urteilsfähigkeit können natürliche Personen selbst keine rechtliche
Wirkung erzeugen. Dies ist bei Minderjährigen der Fall, sofern keine der oben er-
wähnten gesetzlichen Ausnahmen vorliegt. Das Gesetz bezeichnet diesen rechtli-
chen Zustand als Handlungsunfähigkeit. Trotzdem entsteht durch die selbst verschul-
Art. 5 4 OR dete vorübergehende Urteilsunfähigkeit eine gewisse Verantwortlichkeit.
Beispiel Wenn jemand betrunken eine Milchkuh für CHF 14 000 kauft, darf er diese dem
Viehzüchter zwar zurückgeben und den Kaufpreis zurückverlangen, allfällige
Verluste des Viehzüchters hat er jedoch zu entschädigen.

Rechtliche Fähigkeiten natürlicher Personen

Rechtsfähigkeit
(lebende Geburt)

Urteilsfähigkeit?
nein ja

Volljährigkeit?

nein ja
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Gesetzliche Ausnahme?
(z. B. Zustimmung durch
gesetzlichen Vertreter)

nein ja

Beschränkte
Handlungsunfähigkeit Handlungsfähigkeit
Handlungsunfähigkeit

è 5. 2 Es gibt weitere rechtliche Fähigkeiten natürlicher Personen, die fallweise von Bedeu-
è 6. 2 tung sein können, so z. B. die Straffähigkeit (Verantwortung für Straftaten überneh-
men können) oder die Deliktfähigkeit (Verantwortung für absichtlich oder fahrlässig
verursachte Schäden übernehmen können).

4 . 2 . 3 Handlungsfähigkeit juristischer Personen


Art. 54 ZGB Juristische Personen handeln durch ihre Vertreter (Organe). Das sind (einzelne oder
mehrere) speziell dazu ermächtigte natürliche oder andere juristische Personen.
Beispiel In einer Aktiengesellschaft (juristische Person) treffen die Aktionäre in der General­
versammlung (Organ) alle wichtigen Entscheidungen.

Die Organe werden im Zuge der Gründung einer juristischen Person bestimmt.
A E-Aufgaben 7 bis 9, W-Aufgaben 10 bis 12

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Privatrecht

4 . 3 Rechtsgrundsätze
Peter Birer besitzt ein schönes Bootshaus am Zugersee. Mit seinem Nachbarn,
Hans Leuenberger, der hinter Birers Bootshaus wohnt, hat er sich vor Jahren
wegen einer Kleinigkeit zerstritten. Weil Birer seinem Nachbarn die schöne Sicht
auf den See vergönnt, hat er sich entschlossen, eine 2 Meter hohe Betonmauer
zwischen Leuenbergers und seinem Grundstück bauen zu lassen. Nach dem Bau-
recht der Gemeinde ist das möglich. Leuenberger ist von diesen Plänen gar nicht
begeistert.
Darf Peter Birer die geplante Mauer gegen den Willen seines Nachbarn bauen
­l assen?
Das Zivilgesetzbuch beginnt mit den Einleitungsartikeln. Diese enthalten wichtige
Grundregeln zur Rechtsanwendung und gelten nicht nur für das ZGB, sondern für
das gesamte Privatrecht. Nach der Übersicht auf der folgenden Seite wird eine ent-
sprechende Auswahl dieser Rechtsgrundsätze erläutert.
Einleitungsartikel des ZGB

Gesetz

Rechtsquellen

Gewohnheitsrecht
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Einleitungsartikel E-Profil | Berufsmaturität,
nach 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
des ZGB Treu und Glauben
Gericht
Guter Glaube
Lehre und
Überlieferung
Beweislast

4 . 3.1 Rechtsquellen
Art. 1 ZGB Bei jedem rechtlichen Problem muss klar sein, welche Regeln in welcher Reihenfolge
anzuwenden sind. Das ZGB gibt diese Rangordnung der Rechtsquellen vor.

1. Gesetz

Art. 1 Abs. 1 ZGB In erster Linie kommt das ganze geschriebene Recht zur Anwendung. Es besteht
è 3. 1 –  3. 3 aus verschiedenen Stufen (Verfassung, Gesetze, Verordnungen), obwohl Art. 1 Abs. 1
ZGB nur das «Gesetz» namentlich erwähnt.

2. Gewohnheitsrecht

Art. 1 Abs.  2 ZGB Die ungeschriebenen Regeln, auch Bräuche oder Usanzen genannt, gelten, wenn
es zu einem rechtlichen Problem kein geschriebenes Recht, dafür eine lang bewährte,
allgemein anerkannte Übung (gelebte Praxis) gibt. Sie füllen so Gesetzeslücken,
die der Gesetzgebungsprozess absichtlich oder auch unabsichtlich hinterlässt.

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Recht und Staat

3. Gericht

Art. 1 Abs.  2 ZGB Das Gericht entscheidet in der Rolle des Gesetzgebers, wenn zu einem rechtlichen
Problem weder eine geschriebene noch eine ungeschriebene Regel existiert.

4. Lehre und Überlieferung

Art. 1 Abs.  3 ZGB Das Gericht hat sich bei seinen Entscheiden an der geltenden Lehre (Rechtswissen-
schaften) zu orientieren.
Wenn es ausserdem zu einem rechtlichen Problem einen oder mehrere frühere, bei-
spielhafte Entscheide gibt (sogenannte Präjudizien, in der Regel vom Bundesgericht),
hat das Gericht den aktuellen Fall entsprechend zu beurteilen. Das Gesetz spricht
von der Überlieferung, die zu berücksichtigen ist.
Praxisbeispiele zu den Rechtsquellen
Nr. Rechtsquelle Beispiel
1 Gesetz Das Obligationenrecht schreibt für die Kündigung von Arbeits­
verträgen die Einhaltung bestimmter Fristen vor.
2 Gewohnheits- Es ist üblich, dass Banken pro Monat für 30 Tage Zins berechnen.
recht
3 Gericht Ein Gericht hat erstmals entschieden, dass bei einer Tempo­
überschreitung von 30 km  /  h der Ausweis entzogen wird.
© 2021 Verlag SKV Lehre
4 AG: W&G anwenden undProfessor Koller| Berufsmaturität,
verstehen, E-Profil vertritt die Auffassung, dass
2. Semester ohne Drittschäden
Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
im ­Vertragsverhältnis ebenfalls zur Schadenersatzpflicht der
­verursachenden Partei führen sollten.
5 Über­lieferung Wie schon früher in einem vergleichbaren Fall hat ein Gericht
­entschieden, dass ein Vater, der von seinem Sohn nie besucht wird,
­dessen Studium nicht finanzieren muss.

4 . 3. 2 Handeln nach Treu und Glauben


Art.  2 Abs. 1 ZGB Die Rechtssubjekte dürfen voneinander erwarten, dass sie gegenseitig aufeinander
Rücksicht nehmen (Fairness). Sie handeln dann nach «Treu und Glauben».
Beispiel Der Käufer darf erwarten, dass der Verkäufer ihn über allfällige Qualitätsproble­me
im Zusammenhang mit der Ware aufklärt.

Art. 2 Abs. 2 ZGB Ebenfalls ein Verstoss gegen Treu und Glauben liegt vor, wenn jemand ein Recht nur
geltend macht, um einem anderen zu schaden. Das Gesetz spricht in diesem spe­
ziellen Fall von einem unzulässigen Rechtsmissbrauch.
Lösung Im Fall von Peter Birer liegt ein Rechtsmissbrauch vor, da er die 2  Meter hohe
Einführungsfall Mauer nur deshalb bauen lässt, weil er seinem Nachbarn die schöne Aussicht
nicht gönnt. Hans Leuenberger könnte sich mit Verweis auf den Rechtsmissbrauch
erfolgreich gegen den baurechtlich an sich korrekten Mauerbau zur Wehr setzen.

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Privatrecht

4 . 3. 3 Guter Glaube
Art.  3 Abs. 1 ZGB «Guter Glaube einer Person» (Gutgläubigkeit) heisst, dass Rechtssubjekte korrekt
und ehrlich handeln. Davon darf man ausgehen, es muss nicht bewiesen werden
(gesetzliche Vermutung).
Beispiel Wer an einem Kiosk korrekt bezeichnete Zigaretten zum üblichen Preis kauft, darf
davon ausgehen, dass diese korrekt verzollt ins Land gelangt sind und nicht ge­
schmuggelt wurden.

Art. 3 Abs. 2 ZGB Wer von einer Person behauptet, nicht korrekt und ehrlich gehandelt zu haben
(Bösgläubigkeit), muss dies beweisen. Dabei muss man sich fehlende Aufmerksam-
keit anrechnen lassen.
Beispiel Wer an einer dunklen Strassenecke eine Uhr der Marke Tissot für CHF 50 angebo­
ten erhält und diese kauft, ist bösgläubig. Der Käufer muss realisieren, dass es sich
wahrscheinlich um Diebesgut handelt.

Im Gegensatz zum Rechtsmissbrauch kann bei der Bösgläubigkeit jemandem ein


Verstoss gegen einen Gesetzesartikel vorgeworfen werden.

4 . 3. 4 Beweislast
Art. 8 ZGB Wer aus einer Behauptung einen Nutzen ziehen will, muss grundsätzlich die Recht-
mässigkeit
© 2021 desW&G
Verlag SKV AG: entsprechenden Anspruchs
anwenden und verstehen, beweisen,
E-Profil | Berufsmaturität, hat ohne
2. Semester alsoLösungen
die entsprechende
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Beweislast.
Beispiel Wenn der Vermieter vom Mieter verlangt, das zerkratzte Lavabo der Mietwohnung
zu ersetzen, muss er beweisen können, dass tatsächlich der Mieter das Lavabo
beschädigt hat.

Nur wenn das Gesetz ausdrücklich eine andere Beweislastverteilung festlegt, gilt
diese ausnahmsweise (Umkehr der Beweislast).
A E-Aufgaben 13 und 14, W-Aufgaben 15 bis 18

Leistungsziele

1.5.3.1 Wichtige Grundlagen des Rechts und des Staates


„„ Ich zeige anhand von Beispielen die Anforderungen an ein modernes Rechts­
system und erkläre die folgenden Grundlagen im Privatrecht:
–– Wichtige Rechtsgebiete und Systematik
–– Rechtsgrundsätze (Guter Glaube, Handeln nach Treu und Glauben, Beweislast)
–– Rechtssubjekt und Rechtsobjekt
–– Rechtsfähigkeit und Handlungsunfähigkeit

1.5.3.2 Rechtsquellen und Gesetzgebungsverfahren


„„ Ich nenne die Quellen des Rechts.

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Recht und Staat

E  4.1  Wichtige Rechtsgebiete und Systematik


1. Aufbau des Zivilgesetzbuches

Nennen Sie die vier Teile des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB).


Achten Sie auf die richtige ­Reihenfolge der Teile.
Nr. Teil Nr. Teil

1 3

2 4

2. Inhalt und Eigenschaften des Privatrechts

Beantworten Sie die folgenden Fragen zum Privatrecht.


a) Welche Arten von rechtlichen Beziehungen regelt das Privatrecht?

b) Welche drei Bereiche bilden zusammen den Inhalt des Privatrechts?

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c) Umschreiben Sie allgemein das Merkmal der Gleichberechtigung im Privatrecht.

d) Umschreiben Sie allgemein das Merkmal der Privatautonomie im Privatrecht.

e) In welchem Fall schränkt der Staat die Privatautonomie der Personen ein?

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Privatrecht

3. Abänderbarkeit privatrechtlicher Regeln – Umschreibung

Beantworten Sie die folgenden Fragen.


a) Welche zwei Arten (Eigenschaften) von Regeln werden im Privatrecht neben den relativ ­zwingenden
unterschieden?

b) Ordnen Sie die Umschreibungen den drei Arten privatrechtlicher Regeln zu.
Umschreibung Dispositiv Relativ Zwingend
zwingend
Abänderung durch Personen möglich (Privatautonomie)

Abänderung nicht möglich bzw. wirkungslos

Abänderung nur in eine Richtung möglich

c) Welche Aussage zu den zwingenden Rechtssätzen ist falsch? Kreuzen Sie an.
Falsch Aussage
Es sind unabänderliche Rechtssätze.

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Sie schränken die Privatautonomie der Personen ein.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Sie müssen auf jeden Fall eingehalten werden.

Das Privatrecht enthält nur zwingende Rechtssätze.

W  4.1  Wichtige Rechtsgebiete und Systematik


4. Privatrecht und Staat

Beantworten Sie die folgenden Fragen zum Privatrecht.


a) Inwiefern ist auch der Staat Bestandteil privatrechtlicher Beziehungen?
Beschreiben Sie zwei ­verschiedenartige Fälle.

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Recht und Staat

b) Kreuzen Sie für die folgenden Sachverhalte an, ob der Staat die Privatautonomie der betreffenden
Partei durch ein anerkanntes öffentliches Interesse einschränken darf oder nicht. Begründen Sie
Ihren Entscheid.
Sachverhalt Entscheid Begründung
Dem Mitarbeitenden wird gekündigt, Der Staat darf die Privatautonomie
ohne dass das Unternehmen einen des Unternehmens
Grund mitteilen will.
einschränken

nicht einschränken

Der Käufer möchte für eine ge- Der Staat darf die Privatautonomie
brauchte Uhr CHF 20 bezahlen, der des Verkäufers
Verkäufer verlangt CHF 30.
einschränken

nicht einschränken

Nadia Schönbächler weigert sich, Der Staat darf Nadia Schönbächlers


Serge Kuhn zu heiraten, obwohl beide Privatautonomie
schon seit über fünf Jahren verlobt
einschränken
sind.
nicht einschränken

Der Arbeitgeber will seiner Arbeit- Der Staat darf die Privatautonomie
nehmerin im kommenden JahrAG: W&G anwenden
© 2021 Verlag SKV des Arbeitgebers
und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
nur eine WochePersönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Ferien gewähren,
einschränken
weil es sehr viel zu tun gibt.
nicht einschränken

5. Zivilgesetzbuch und Obligationenrecht

Bestimmen Sie mithilfe Ihres Gesetzbuches, ab welchem Artikel und in welchem Gesetz die
folgenden privatrechtlichen Bereiche geregelt sind.
Bereich Artikel Gesetz

Personenrecht

Kaufvertrag

Aktiengesellschaft

Sachenrecht

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Privatrecht

6. Abänderbarkeit privatrechtlicher Regeln – Anwendungen

Welche Eigenschaften haben die nachfolgenden Gesetzesartikel? Kreuzen Sie an.


Gesetzesartikel Dispositiv Relativ Zwingend
zwingend
Art. 163 Abs. 1 OR

Art. 14 Abs. 1 OR

Art. 329a Abs. 1 OR

E   4.2  Rechtssubjekte und deren rechtliche Fähigkeiten


7. Rechtssubjekte

Kreuzen Sie bei den nachfolgenden Aussagen an, ob sie richtig oder falsch sind.
Berichtigen Sie die falschen Aussagen auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Richter und Rechtsanwälte sind juristische Personen.

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Eine Aktiengesellschaft ist eine juristische Person.

Natürliche und juristische Personen sind dasselbe.

Rechtssubjekte sind Träger von Rechten und Pflichten.

Ein Kind ist ein Rechtssubjekt.

Ein Ausländer ist ein Rechtssubjekt.

Ein Personenwagen ist ein Rechtssubjekt.

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Recht und Staat

8 . Rechtliche Fähigkeiten von Rechtssubjekten

Ersetzen Sie alle unterstrichenen Falschaussagen mit der zutreffenden rechtlichen Formulierung.
Ein urteilsunfähiges Kleinkind ist handlungsfähig.

Handlungsfähig ist, wer rechtsfähig ist.

Ein Jugendlicher ist in der Regel handlungsfähig.

Ausnahmsweise ist auch handlungsfähig, wer nicht urteilsfähig ist.

Volljährig ist, wer vernunftgemäss handeln kann.

9. Voraussetzungen
© 2021 Verlagrechtlicher Fähigkeiten
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Ergänzen Sie die Übersicht der rechtlichen Fähigkeiten natürlicher Personen mit den zutreffenden Begriffen.
Voraussetzungen rechtlicher Fähigkeiten

Rechtliche Fähigkeiten
natürlicher Personen

Rechtsfähigkeit

Urteilsfähigkeit

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Privatrecht

W   4.2   Rechtssubjekte und deren rechtliche Fähigkeiten


10. Rechtssubjekte und -objekte – Sachverhalt

Susi Schnell, Mitarbeiterin des Kurierdienstes EXPRESS AG in Bern, holt im Auftrag der MOTZ AG in Olten
eine Lieferung Bücher ab. Auf dem Rückweg gerät der Lieferwagen ins Schleudern, wobei die ganze
­Lieferung zerstört und der Lieferwagen zerbeult werden. Der Wagen kommt im Gartenhaus der Familie
Häberli in Heimberg zum Stillstand, worauf dieses in Flammen aufgeht. Unter dem Eindruck der Ereig-
nisse kündigt Susi Schnell in der Folge ihre Stelle bei der EXPRESS AG, um einer ruhigeren Tätigkeit nach-
zugehen. Ihr Chef ­versucht erfolglos, sie umzustimmen.
a) Zählen Sie alle oben erwähnten Rechtssubjekte auf.

b) Zählen Sie alle oben erwähnten Rechtsobjekte auf.

11. Handlungsfähigkeit

Kreuzen Sie an, welche rechtliche Fähigkeit jeweils vorliegt.


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H = Handlungsfähigkeit  BU = Beschränkte Handlungs­unfähigkeit  U = Volle Handlungsunfähigkeit
Sachverhalt H BU U
Ein 70 -jähriger Pensionär bucht bei Kuoni eine Schiffsreise.

Ein 2-jähriges Mädchen nimmt am Kiosk einen Kaugummi aus dem Regal.

Ein 17-jähriger Lernender kauft mit seinem ersparten Lohn einen Roller für CHF 3300.

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Recht und Staat

12. Rechtliche Fähigkeiten natürlicher Personen

Kreuzen Sie an, welche rechtlichen Fähigkeiten auf die nachfolgenden Personen zutreffen.
Pro Sachverhalt können mehrere Antworten zutreffen.
H = Handlungsfähigkeit  BU = Beschränkte Handlungsunfähigkeit  U = Volle Handlungsunfähigkeit
R = Rechtsfähigkeit  W = Weder rechts- noch handlungsfähig
Sachverhalt H BU U R W
Ein 9 -jähriges Mädchen kauft eine Tafel Schokolade.

Ein 14 -jähriger Schüler kauft in der Buchhandlung ein Buch für CHF 15.

Der gleiche Schüler bestellt mit dem Einverständnis seiner Eltern ein
10 -bändiges Lexikon für CHF 900.

Ein Säugling stirbt bei der Geburt.

Ein Erwachsener will einen Mietvertrag abschliessen.

Ein betrunkener 40 -jähriger Familienvater verursacht einen Verkehrsunfall.

Ein 65 -jähriger gehbehinderter Pensionär bucht eine Ferienreise.

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E   4.3 Rechtsgrundsätze
13. Rechtsquellen

Beantworten Sie die folgenden Fragen zu den Rechtsquellen.


a) Welche Reihenfolge der Rechtsquellen legt Art. 1 ZGB fest? Nummerieren Sie von 1 bis 4.
Nr. Rechtsquelle Nr. Rechtsquelle

Gewohnheitsrecht Lehre und Überlieferung

Gesetz Gericht

b) Welche drei Stufen des geschriebenen Rechts sind im Art. 1 Abs. 1 ZGB mit dem Begriff «Gesetz»
insgesamt gemeint?

c) Welche Rechtsquelle ist gemeint, wenn von «allgemein anerkannter Übung» die Rede ist?

d) Welche Rechtsquellen muss das Gericht bei der Lückenfüllung berücksichtigen?

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Privatrecht

e) Ordnen Sie die im Art. 1 ZGB erwähnten Rechtsquellen den nachfolgenden Beschreibungen zu.
Beschreibung Rechtsquelle

Meinung von Rechtsprofessoren

geschriebenes Recht

Rechtsbrauch

beispielhafte Gerichtsentscheide

14. Rechtsgrundsätze

Ordnen Sie den Beschreibungen den jeweils zutreffenden Begriff zu. Einer der Begriffe kommt nicht vor.
Bösgläubigkeit Rechtsmissbrauch Übliche Beweislast
Gutgläubigkeit Treu und Glauben Umkehr der Beweislast

Beschreibung Begriff
«Wer von jemandem etwas fordert, muss die ­entsprechenden
Tatsachen ­beweisen.»

Vermutungsweise sind Rechtssubjekte ehrlich zueinander.


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«Er hätte merken müssen, dass etwas nicht in Ordnung ist.»

Rechtssubjekte verhalten sich rücksichtsvoll untereinander.

Ein Hauseigentümer macht ein Recht nur deshalb geltend, weil er seinem
Nachbarn schaden will.

W   4.3 Rechtsgrundsätze
15. Rechtsquellen

Beantworten Sie die folgenden Fragen zu den Rechtsquellen.


a) Welches ist keine Rechtsquelle? Kreuzen Sie diese an.
Entscheid Beispiel
Allgemein anerkannte Lehrmeinung von Prof. Anita May, Privatrechtsdozentin

Art. 41 OR

Urteil von Richter Peter Wermelinger, Handelsgericht Bern

Busse von Yves Berger, Kantonspolizist Luzern

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Recht und Staat

b) Welcher Begriff passt nicht zu den übrigen? Kreuzen Sie diesen an.
Entscheid Begriff
Brauch

Usanz

Präjudiz

Übung

Gewohnheitsrecht

c) Ordnen Sie jedem Beispiel die jeweils richtige Rechtsquelle zu.


Beispiel Rechtsquelle
In der Stadt Bern ist es üblich, Mietverträge für Wohn- und Geschäftsräume
entweder per Ende April oder per Ende Oktober aufzulösen.

Nach Art. 11 ZGB ist jedermann rechtsfähig.

Prof. Urs Kählin vertritt die anerkannte Meinung, dass die Staatsbürger-
schaft in Ausnahmefällen entzogen werden kann.
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Gemäss Schweizer Verfassung
Persönliches Exemplarhat
von jede volljährige
Dario Roth, Schweizer
3645 Gwatt (Thun) Bürgerin und
jeder volljährige S­ chweizer Bürger das Stimm- und Wahlrecht.

Das Bundesgericht hat entschieden, dass das Fahrzeug eines notorischen


Rasers sichergestellt werden darf. ­Dieses Urteil gilt für vergleichbare Fälle
als wegweisend.

Seit 150 Jahren leitet der jeweilige Bauer des Hofes «UNTERVAZ» sein
­ uellwasser über das Land des Bauern auf dem Hof «OBERVAZ».
Q

16. Treu und Glauben

Entscheiden Sie für die folgenden beiden Sachverhalte, ob ein Verstoss gegen Treu und Glauben vorliegt
oder nicht. Begründen Sie jeweils Ihren Entscheid.
Benno Bretscher bringt nach zwei Jahren den geleasten Personenwagen mit 160 000 gefahrenen Kilo­
metern zur Leasinggarage zurück. Es wurde keine Einschränkung der Kilometerzahl vereinbart. Durch-
schnittlich fährt jemand pro Jahr 20 000 km. Benno weigert sich in der Folge, irgendeine Mehrentschädi-
gung zu bezahlen.

Die Auszubildende Alexandra Inglin möchte das Lehrverhältnis fristlos auflösen, nachdem sie sich wegen
einer Ohrfeige des Lehrlingsbetreuers in ärztliche Behandlung begeben musste.

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Privatrecht

17. Gut- und Bösgläubigkeit

Kreuzen Sie für die drei Sachverhalte an, ob bei den jeweils unterstrichenen Rechtssubjekten Gut- oder
Bösgläubigkeit vorliegt.
GG = Gutgläubigkeit  BG = Bösgläubigkeit

Sachverhalt GG BG

Die Casa-Nostra AG eröffnet bei der ALLFINANZ-Bank ein Konto mit einer Bareinlage von CHF 3 Mio.
Seit Wochen wird in der Presse über Verwicklungen der Casa-Nostra AG in widerrechtliche Geschäfte
berichtet. Die ALLFINANZ-Bank wird vom Staatsanwalt der Komplizenschaft beschuldigt.

Stefan Gnägi entdeckt in einer Kunstgalerie in Ascona ein Bild von Picasso zum Preis von CHF 200.
Dieses «Schnäppchen» kauft er sofort, ohne nach der Herkunft des Bildes zu fragen. Eine
­Woche ­später meldet sich der frühere Besitzer und behauptet, das Bild sei ihm gestohlen worden.

Bruno Gfeller hat Bauland verkauft. Wider Erwarten ist eine Bebauung des Grundstücks nicht
­möglich, weil vulkanische Tätigkeiten im Untergrund entdeckt werden. Dies gilt als geologische
­Sensation. Der Käufer möchte das Bauland nun zurückgeben.

18 . Beweislast

Wer muss in den vier Sachverhalten jeweils den Beweis seines Anspruchs erbringen?
Kreuzen Sie die jeweils richtige Lösung an und begründen Sie auf der leeren Zeile den Entscheid.
Sachverhalt 1 © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester Murat
ohne Lösungen Lukas
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Murat Özil entdeckt am Handgelenk von Lukas Baumann eine Uhr der Marke OMEGA .
Murat verlangt von Lukas, die Uhr herauszugeben, da sie ihm gehöre.

Sachverhalt 2 Pia Nachbar


Weil sie vom Hund des Nachbarn angefallen wurde, muss Pia Lenz ihre zerrissene
Hose wegwerfen. Als Pia Schadenersatz verlangt, behauptet der Nachbar, dass es
nicht sein Hund gewesen sei.

Sachverhalt 3 Ver­mieterin Mieter


Die Vermieterin vereinbarte mit dem Mieter den 30. April als Kündigungstermin.
Nachdem der Mieter fristgerecht gekündigt hatte, behauptet die Vermieterin, das
­Schreiben nie ­erhalten zu haben.

Sachverhalt 4 Benno Zock AG


Als Benno Hügli am 1. Juni die Stelle als Kaufmann wie abgemacht antreten will,
­behauptet die Zock AG, dass gar kein Arbeitsvertrag verabredet wurde.

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5 Recht und Staat

Prozessrecht

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

5.1 Zivilprozess 206 210

5.2 Strafprozess 208 211


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5.3 Verwaltungsprozess 209 213

Leistungsziele 209

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5 Prozessrecht

Jonas Iten, 18 -jähriger Lernender, besucht die Kaufmännische Berufsschule in Wil-


lisau. Gestern erhielt er vom Klassenlehrer das Zeugnis der Abschlussprüfungen
und wunderte sich über die Note im Fach Englisch. Ihm wurde von der Fachlehrerin
die Note 3,5 gesetzt. Erwartet hatte er aufgrund seiner Prüfungsleistungen eigent-
lich eine 4,0. Jonas vermutet, dass ihn die Lehrerin wegen seiner häufigen Unter-
richtsstörungen über die Note bestraft hat. Den erforderlichen Gesamtdurch-
schnitt von 4,0 für den Erwerb des Fähigkeitszeugnisses verfehlt Jonas dadurch.
Nicht bereit, das einfach so hinzunehmen, sucht er daraufhin das Gespräch mit
der Englischlehrerin. Sie wisse das besser und habe schliesslich die Notenkom­
petenz, erhält Jonas kurz und barsch zur Antwort. «Das kann doch nicht sein»,
denkt Jonas.
Was kann Jonas Iten rechtlich gegen die von ihm als ungerecht empfundene Ab-
schlussprüfungsnote unternehmen?
Das Prozessrecht (oder Verfahrensrecht) regelt die Abläufe vor den staatlichen
Gerichten. Zu solchen Gerichtsverfahren kommt es bei Streitfällen zwischen Privat-
personen oder zwischen Privatpersonen und dem Staat sowie bei Straftaten. Je nach
Gesetz, auf das sich der konkrete Rechtsfall bezieht, kommt es zu einer von drei
möglichen Prozessarten.
Prozessarten

Streitfälle zwischen
Zivilprozess
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Privatpersonen
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(Privatrecht)

Straftaten und
Prozessarten Strafprozess Strafbemessung
(öffentliches Recht)

Streitfälle zwischen
Verwaltungsprozess Privatpersonen und Staat
(öffentliches Recht)

5.1 Zivilprozess
Zu einem Zivilprozess kommt es immer dann, wenn rechtliche Streitigkeiten zwi-
schen Privatpersonen entschieden werden müssen. Der Staat ist nur insofern davon
betroffen, als er den Streitparteien seine Gerichtsinstanzen zur Verfügung stellt,
welche dann mit ihren Urteilsprüchen festhalten, wer im Recht ist. Die Fälle betref-
fen insbesondere das Obligationenrecht (OR) und das Zivilgesetzbuch (ZGB).
Beispiel Im Zivilprozess geklärt werden erbrechtliche Auseinandersetzungen, Ehescheidun­
gen, Feststellung der Vaterschaft eines Kindes, Schadenersatzforderungen, Ver­
tragsbrüche, Kündigungen von Mietwohnungen oder auch Streitfälle zwischen
Arbeitnehmern und Arbeitgebern z. B. wegen Überzeitentschädigungen.

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Recht und Staat

Die Parteien beim Zivilprozess heissen Kläger (macht Ansprüche geltend) und
Beklagter (soll Ansprüche erfüllen). Am Anfang des Verfahrens steht immer ein Be-
gehren des Klägers an den Beklagten.
Beispiel Der Käufer verlangt vom Verkäufer Schadenersatz in der Höhe von CHF 80 000
wegen der Falschlieferung von Maschinenteilen.

Da der Zivilprozess nicht durch den Staat geführt wird, steht es den Parteien frei, das
Verfahren jederzeit durch gegenseitiges Einverständnis einzustellen.

Ablauf des Zivilprozesses (Instanzenweg)

1) Friedensrichter Bevor mit dem eigentlichen Prozess begonnen werden kann,


haben die Parteien den Streit im Rahmen eines Vermit­
tlungsverfahrens dem Friedensrichter vorzulegen. Dieser
versucht zu schlichten und eine aussergerichtliche Einigung
herbeizuführen. Gelingt dies, endet das Verfahren. Ansons-
ten kann der Kläger die Klage einreichen.

2) Amtsgericht Der Kläger reicht die Klage mit seinen Ansprüchen beim Amts-,
(Bezirks­gericht, Bezirks- oder Kreisgericht (erste Gerichtsinstanz) des Beklag-
Kreis­gericht) ten ein. Danach kann sich der Beklagte zur Klageschrift äus-
sern. Aufgrund des Schriftverkehrs und der anschliessenden
mündlichen Verhandlung vor Gericht wird das Urteil gefällt.
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Das (Thun)
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt Gericht bezieht sich dabei auf die anwendbaren Rechts-
normen und würdigt in diesem Zusammenhang alle von den
Streitparteien vorgebrachten Begehren, Begründungen und
Beweise (Fotos, Gutachten, Zeugenaussagen, Schriftwechsel
usw.). Das Urteil wird in der Folge rechtskräftig, und die im
Gerichtsentscheid festgehaltenen Leistungen müssen erbracht
werden, wenn ein Weiterzug des Prozesses nicht möglich ist
oder die Parteien darauf verzichten (vgl. unten).

3) Obergericht Bei Vorliegen bestimmter Bedingungen (z. B. Streitsumme von


(Kantons­ mindestens CHF 10 000) kann die Partei, welche mit dem Urteil
gericht) nicht einverstanden ist, den Prozess an die nächsthöhere kanto­
nale Gerichtsinstanz weiterziehen. Man nennt diesen Schritt
Berufung. Im Entscheid der ersten Gerichtsinstanz steht in der
sogenannten Rechtsmittelbelehrung, innert welcher Frist das
Urteil an welche Gerichtsbehörde weitergezogen werden kann.
Das angerufene höhere Gericht beurteilt den Fall neu und be-
stätigt das erstinstanzliche Urteil oder ändert es ab. Ohne wei-
tere Berufung ist das Urteil der zweiten Gerichtsinstanz end-
gültig.

4) Bundesgericht Auch das Urteil des kantonalen Gerichts können die Parteien
unter gewissen Voraussetzungen (z. B. Streitsumme von min-
destens CHF 30 000) anfechten. Man gelangt in diesem Fall an
das Bundes­gericht in Lausanne, die oberste richterliche Ins-
tanz in der Schweiz. Der Entscheid des Bundesgerichts ist dann
endgültig und eine weitere Berufung nicht mehr möglich.
A E-Aufgabe 1
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Prozessrecht

5. 2 Strafprozess
Bei (auch nur vermuteten) Straftaten von Privatpersonen, wie sie im Schweizer Straf-
gesetz, im Strassenverkehrsgesetz, im Betäubungsmittelgesetz und in anderen
­Bundesgesetzen umschrieben sind, leitet der Staat – vertreten durch den Staats­
anwalt – als Ankläger einen Strafprozess ein. Bei schweren Delikten (Offizial­
delikte) wie Einbruchdiebstahl, schwerer Körperverletzung, Drogenhandel, Verge-
waltigung, fahrlässiger Tötung im Strassenverkehr oder Mord muss der Staat
automatisch von Amtes wegen ein ­Verfahren eröffnen, sobald er vom Straftatbe-
stand Kenntnis erhält. Leichtere Delikte (Antragsdelikte) wie Diebstahl unter Fami-
lienangehörigen, Ehrverletzung, einfache Körperverletzung, Belästigung oder
Schwarzfahren werden nur auf Antrag der geschädigten Partei vom Staat verfolgt.

Ablauf des Strafprozesses

1) Vorverfahren Wenn der Staat von einem Straftatbestand erfährt oder ein
Antrag auf Strafuntersuchung gestellt wird, prüft die Polizei
unter Leitung des Staatsanwalts den Sachverhalt und stellt
Beweise sicher. Aufgrund dieser Ermittlungen, insbesondere
der Beweislage, entscheidet der Staatsanwalt, ob Anklage er-
hoben oder das Verfahren eingestellt wird. Bei weniger gravie-
renden Delikten (für die z. B. eine maximale Freiheitsstrafe von
© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden sechsundMonaten gilt)| Berufsmaturität,
verstehen, E-Profil und eindeutiger Schuldzuweisung
2. Semester ohne Lösungen hat der
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Staatsanwalt die Möglichkeit, den Angeklagten ohne Gerichts-
verfahren direkt selbst zu bestrafen. Akzeptiert der Ange-
klagte diesen sogenannten Strafbefehl, kommt es sogleich
zum Strafvollzug (vgl. weiter unten). Ansonsten wird An-
klage erhoben.

2) Haupt­ Die Anklagerhebung durch den Staatsanwalt führt zum Haupt-


verfahren verfahren. Hier muss der Staat, vertreten durch den Staatsan-
walt, dem Gericht die Schuld des Angeklagten beweisen. Das
Gericht darf die angeklagte Person in der Folge nur zu einer
Strafe verurteilen, wenn überzeugende Beweise für die be-
gangene Straftat vorliegen. Je nach der Schwere des Delikts
reichen die Strafen von Geldbussen bis zu mehrjährigen Frei-
heitsstrafen. Im Zweifelsfalle hat das Gericht den Angeklagten
freizusprechen.

3) Berufung Wie beim Zivilprozess kann das Urteil von den Parteien bis zum
Bundesgericht zur jeweiligen Neubeurteilung weitergezogen
werden.

4) Strafvollzug Wird das Urteil nicht angefochten oder ist der Instanzenweg
ausgeschöpft, erlangt das Urteil Rechts­kraft und wird durch
die staatlichen Behörden durchgesetzt.

A E-Aufgaben 2 und 3

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Recht und Staat

5. 3 Verwaltungsprozess
è 1. Semester Das Verwaltungsrecht enthält Vorschriften, wie die verschiedenen staatlichen Be-
2.1 hörden, sei es die Steuerverwaltung, die Polizei, das Strassenverkehrsamt oder das
Amt für Berufsbildung, ihre Aufgaben im Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern
wahrzunehmen haben. Der Verwaltungsprozess gibt den Bürgerinnen und Bür-
gern in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Verfügungen (Entscheide) von
Behörden anzufechten und von einer höheren staatlichen Instanz prüfen zu lassen.
Jede Verfügung einer Behörde, wie z. B. die Steuereinschätzung, die Ablehnung
eines Baugesuchs oder Zeugnisnoten, muss deshalb eine Rechtsmittelbelehrung
enthalten, in welcher festgehalten ist, in welcher Frist die Verfügung bei welcher
Behörde mit einem Rekurs (Beschwerde oder Einsprache) angefochten werden
kann. Im Rekursfall prüft diese nächsthöhere Behörde die an­gefochtene Verfügung
auf ihre Rechtmässigkeit hin und teilt ihren Entscheid dem Rekurrenten mit.
Dieser Rekursentscheid der übergeordneten Behörde kann in der Folge zur Neu­
beurteilung weitergezogen werden, in der Regel an das kantonale Verwaltungs­
gericht, an das Bundesverwaltungsgericht (falls Entscheid einer Bundesbehörde)
und schliesslich an das Bundes­gericht.
Lösung Im Fall von Jonas Iten kann der Notenentscheid im Rahmen eines Verwaltungs­
Einführungsfall verfahrens bei der gemäss Rechtsmittelbelehrung bezeichneten Behörde (in der
Regel bei der Schulleitung oder bei der zuständigen Prüfungskommission) mit
einem Rekurs angefochten werden. Den abschlägigen Rekursentscheid könnte
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Jonasvonsodann
Persönliches Exemplar noch
Dario Roth, an die
3645 Gwatt kantonale Bildungsbehörde und danach an die zustän-
(Thun)

digen Gerichtsinstanzen weiterziehen.


A E-Aufgabe 4, W-Aufgabe 5

Leistungsziele

1.5.3.1 Wichtige Grundlagen des Rechts und des Staates


„„ Ich zeige anhand von Beispielen die Anforderungen an ein modernes Rechts­
system und erkläre die folgenden Grundlagen von Zivilprozess, Strafprozess,
­Verwaltungsprozess:
–– Gegenstand anhand von typischen Beispielen
–– Beteiligte

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Prozessrecht

E  5.1 Zivilprozess
1. Sachverhalt

Ein Transportunternehmen will 25 Kisten exklusiven Rotwein im Wert von CHF 12 000 an das Restaurant
TRAUBE von Anna Rothenbühler liefern. Anna Rothenbühler verweigert jedoch die Annahme mit der Be-
merkung, sie habe diesen Wein gar nie bestellt. Auf ihre Beschwerde beim Absender, der Weinhandels-
firma VINSENT AG, erhält sie dann vom zuständigen Sachbearbeiter zur Antwort, es liege von ihr eine
tele­fonische Bestellung vor und die VINSENT AG würde auf der Abnahme des Weins bestehen.

a) Sowohl Anna Rothenbühler wie auch die VINSENT AG beharren auf ihren Standpunkten. ­
Wer wird in der Folge welchen Prozess anstrengen? Die Antwort ist zu begründen.
Wer:

Prozessart:

Begründung:

b) Welche Rolle hat der Staat in diesem Prozess?

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c) Welche staatliche Instanz wird als erste mit dem Rechtsfall konfrontiert, und was ist genau
deren Aufgabe?
Staatliche Instanz:

Aufgabe:

d) Unter welchen Voraussetzungen befasst sich eine weitere staatliche Instanz mit dem Streit, und wie
heisst diese Instanz?

e) In welcher Phase des Verfahrens wird der Rechtsstreit zwischen Anna Rothenbühler und der
­ INSENT AG endgültig beigelegt? Nennen Sie mindestens zwei mögliche Szenarien.
V

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Recht und Staat

E   5.2 Strafprozess
2. Ablauf beim Strafprozess

a) Setzen Sie die alphabetisch aufgelisteten Begriffe in der richtigen Reihenfolge in die leeren Kästen
des unten abgebildeten Ablaufschemas zum Strafprozess ein. Ein Begriff wird zwei Mal gebraucht.
Zwei Begriffe werden nicht benötigt.
Anklageerhebung Friedensrichter Schlichtung Strafvollzug
Berufung Hauptverfahren Strafbefehl Vorverfahren

Ablauf beim Strafprozess

Straftat

Einstellung des
Strafverfahrens

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b) In welcher Phase des Strafprozesses gemäss obenstehendem Ablauf greift erstmals eine
­Gerichtsinstanz in das Verfahren ein?

c) In welchem Fall wird das Strafverfahren eingestellt?

d) Welche beiden Teilvoraussetzungen müssen vorliegen, damit der Staatsanwalt den Angeklagten
mit einem Strafbefehl sanktionieren darf, und weshalb hat der Gesetzgeber dieses Instrument wohl
geschaffen?

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Prozessrecht

3. Sachverhalt zum Strafprozess

Geldstrafe wegen gefälschten Abfallmarken


Das Kantonsgericht Luzern verurteilte den Detailhändler nete daraufhin ein Verfahren. Der angeklagte Detailhänd-
Hermann Schuler wegen des Verkaufs von ­gefälschten ler beteuerte seine Unschuld. Er habe die Abfallmarken
amtlichen Wertzeichen zu einer Geldstrafe von CHF 9600. einem ihm unbekannten Dritten abgekauft und nicht ge-
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte wusst, dass es sich dabei um Fälschungen handelte. Dar-
in seinem Geschäft während gut eines Jahres wissentlich auf ging das Gericht nicht ein. Die Tatsache, dass er dem
gefälschte Abfallmarken verkauft und damit einen Erlös unbekannten Verkäufer für 2000  Bogen mit je zehn Ge-
von rund CHF 26 000 erzielt hatte. bührenmarken im Wert von total CHF  37 000 erwiesener-
Die Sache flog aufgrund eines Hinweises eines Kunden massen bloss CHF  6500 bezahlt hatte, hätte bei ihm den
auf. Bei der anschliessenden Hausdurchsuchung stellte Verdacht auf eine Fälschung hervorrufen müssen. Somit
die Polizei beim Angeklagten 589 Bogen mit gefälschten hatte er die Unechtheit der Abfallmarken mindestens be-
Abfallmarken sicher. Die Fälschung von amtlichen Wert- wusst in Kauf genommen und sich deshalb schuldig ge-
zeichen gilt als Offizialdelikt, und der Staatsanwalt eröff- macht.

Quelle: Online-Magazin «zentral+»

a) Wer setzte den beschriebenen Strafprozess in Gang?

b) Bezeichnen Sie bezogen auf den Fall die zwei Prozessparteien.


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c) Weshalb musste der Staatsanwalt nach Sicherstellung der gefälschten Abfallmarken in jedem Fall
ein Verfahren eröffnen?

d) Hermann Schuler wurde verurteilt. Wie lautete das Strafmass und wer setzte dieses fest?

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Recht und Staat

E   5.3 Verwaltungsprozess
4. Sachverhalt

Peter Leu reichte vor einiger Zeit bei der Gemeinde ein Baugesuch für den Umbau seines Einfamilienhau-
ses ein. Gestern nun hat er von der zuständigen Gemeindebehörde schriftlichen Bescheid bekommen,
dass ihm die entsprechende Baubewilligung verweigert werde, da die geplante Aufstockung des Hauses
gegen den gültigen Bauzonenplan verstosse.
a) Wie lautet der Fachbegriff für den Entscheid, mit dem die Behörde die Baubewilligung verweigert?

b) Peter Leu ist nicht einverstanden mit der Begründung der Behörde für die Ablehnung seines
­Bau­gesuchs und will sich wehren. Was kann er rechtlich unternehmen?

c) Wie findet Peter Leu heraus, wie er gemäss oben stehender Teilaufgabe b) genau vorzugehen hat?

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d) Wie heissen die beiden Parteien bei dieser von Peter Leu angestrengten Prozessart?
Markieren Sie die zwei richtigen Auswahllösungen.
Angeklagter Ankläger Beklagter
Beschwerdeführer Friedensrichter Kläger
Staat Staatsanwalt Verwaltungsgericht

e) Welches ist der Instanzenweg bei dieser Prozessart? Setzen Sie entsprechend die Zahlen 1
(für erste Instanz) bis 3 (für dritte Instanz) vor die unten aufgeführten Behörden. Drei Behörden
­gehören nicht zu dieser Prozessart und sind entsprechend wegzulassen.
Amtsgericht Kantonales Verwaltungsgericht
Bundesstrafgericht Bundesverwaltungsgericht
Bundesgericht Kantonales Baudepartement

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Prozessrecht

W   5 Prozessrecht
5. Drei Prozessarten

Kreuzen Sie die Prozessarten an, welche in den folgenden Sachverhalten jeweils zur Anwendung kommen.
Sachverhalt

Verwaltungs-
Strafprozess
Zivilprozess

prozess
Ein Händler klagt gegen einen Kunden, weil dieser eine Forderung von CHF 2400 bestreitet.

Eine Ehefrau reicht beim Amtsgericht die Scheidungsklage ein.

Die YouTrade AG ist mit der Steuerveranlagung nicht einverstanden und geht dagegen vor.

Eine Modeboutique zeigt eine Kundin wegen Ladendiebstahls bei der Polizei an.

Ein Automobilist überfährt bei Rot eine Kreuzung und verletzt in der Folge mit seinem Auto
einen ­Passanten.

Ein Mann bestreitet die Vaterschaft bei einem neugeborenen Kind.

Ein Elternpaar ist mit ©


der Klassenzuteilung
2021 Verlag SKV AG: W&Gihres Kindes
anwenden undnicht einverstanden
verstehen, und i­nterveniert
E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
bei der Schulbehörde.Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Ein Politiker setzt sich gegen die Beschimpfungen eines Journalisten rechtlich zur Wehr.

Ein Erbe klagt, weil er sich gegenüber den Miterben übergangen fühlt.

Gegen eine Person läuft ein Verfahren, weil sie im Verdacht steht, einen Kaufvertrag
­gefälscht zu haben.

Eine Fahrschülerin wehrt sich dagegen, dass ihr wegen einer Kleinigkeit der Lernfahrausweis
­entzogen wurde.

Eine Frau klagt gegen einen Autohändler, weil dieser sich weigert, für Mängel am gekauften
Auto aufzukommen.

Ein Bauer wird von einem Nachbarn wegen nicht tiergerechter Kuhhaltung angezeigt.

Ein Bürger setzt sich dagegen zur Wehr, dass ihm die Gemeinde das Halten eines Tigers
als Haustier untersagt hat.

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6 Recht und Staat

Entstehung der Obligation

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

6.1 Obligationsbegriff und Entstehung durch Vertrag 216 222

6.2 Unerlaubte Handlung 217 225


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6.3 Ungerechtfertigte Bereicherung 220 230

Leistungsziele 221

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6 Entstehung der Obligation

6.1 Obligationsbegriff und Entstehung durch Vertrag


Thea Hollenstein hat völlig unerwartet von SWISS LOTTO einen Gewinn von
CHF  50 000 überwiesen erhalten. An einer Verlosung hat Thea jedoch nie teilge-
nommen. Prompt meldet sich einen Monat später die Lottogesellschaft und bit-
tet darum, den Geldbetrag zurückzugeben. Es handle sich um eine unglückliche
Verwechslung. Tatsächlicher Gewinner sei Herr Theo Hollenstein. Einen Teil des
Geldes hat Thea inzwischen bereits für eine ausgiebige Feier verbraucht.
Muss Thea Hollenstein den ganzen Gewinn zurückgeben oder kann sie ihn behal-
ten?
Wenn Rechte und Pflichten entstehen, heisst die entsprechende Beziehung zwischen
den beteiligten Rechtssubjekten Obligation. Der Begriff Obligation bezeichnet die
Tatsache, dass aus der Sicht der einen Person (Schuldner) eine Verpflichtung ­besteht,
etwas zu tun, zu unterlassen oder zu dulden. Aus der Sicht der anderen Person
(Gläubiger) besteht ein entsprechender Anspruch. Man bezeichnet Obliga­tionen
deshalb allgemein auch als Schuldner-Gläubiger-Verhältnisse.
Beispiel René Fischer verspricht, Ronny Weber nächste Woche sein Notebook zu schenken
(vgl. Abbildung).

Obligation als Schuldner-Gläubiger-Verhältnis

René
© 2021 Verlag SKV Fischer
AG: W&G Notebook
anwenden und verstehen, schenken 2. Semester ohneRonny
E-Profil | Berufsmaturität, LösungenWeber
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

ist Schuldner ist Gläubiger

Verpflichtung Obligation Anspruch

Art. 1 – 67 OR Man unterscheidet grundsätzlich drei verschiedene Gründe, aus denen Obliga­tionen
zwischen Personen entstehen können: den Vertrag, die unerlaubte Handlung
sowie die ungerechtfertigte Bereicherung.
Die Entstehung der Obligation durch Vertrag ist in der Praxis der häufigste Grund.
Verträge entstehen dadurch, dass die beteiligten Personen bestimmte Verpflichtun-
gen bzw. Ansprüche verbindlich und gewollt verabreden, z. B. durch den Abschluss
eines Kauf- oder Arbeitsvertrags. Neben der verbindlichen Verabredung müssen für
die rechtlich korrekte Vertragsentstehung eine Reihe weiterer Voraussetzungen erfüllt
 4.2 sein, darunter z. B. die Handlungsfähigkeit der Vertragsparteien.

Merke In der Regel entstehen im Rahmen eines Vertrags mehrere Obligationen gleich­
zeitig.

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Recht und Staat

Beispiel Beim Kauf besteht die Verpflichtung des Verkäufers in der Übergabe der Kauf­
sache. Die Verpflichtung des Käufers besteht in der Bezahlung des Kaufpreises
(vgl. Abbildung).

Zwei Obligationen beim Kaufvertrag

Verkäufer Käufer

Obligation 1:
Schuldner Gläubiger
Kaufsache

Obligation 2:
Gläubiger Schuldner
Kaufpreis

 7.1 Einzelheiten und Aufgaben zur vertraglichen Obligationsentstehung folgen im Kapitel


zur allgemeinen Vertragslehre.
A E-Aufgaben 1 und 2, W-Aufgaben 3 bis 5

6. 2 Unerlaubte Handlung
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PersönlichesEs gibt von
Exemplar verschiedene Gründe,
Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) weshalb jemand den Schaden einer
anderen Person
zu verantworten hat. Immer hat die verantwortliche Person (Schuldner) gegenüber
der geschädigten Person (Gläubiger) eine Obligation aus unerlaubter Handlung.
Man spricht auch von Haftpflicht.
Beispiel Ein Passant in Eile rennt eine ältere Dame in der Fussgängerzone um. Die Dame
bleibt unverletzt, zerreisst sich aber beim Sturz ihren Mantel. Vom Passanten wird
erwartet, dass er für den entstandenen Schaden aufkommt.

 4.2 Unter der Voraussetzung, dass der Verursacher deliktsfähig ist (in der Regel mit der
Urteilsfähigkeit), führt jede unerlaubte Handlung zur entsprechenden Verantwor-
tung. So muss zum Beispiel bereits ein 15 -jähriger Junge die beim Fussballspielen
zertrümmerte Fensterscheibe des Nachbarn ersetzen (und nicht seine Eltern).
Obligation aus unerlaubter Handlung

Verantwortliche Person Geschädigte Person

Obligation:
Schuldner Gläubiger
Schadenersatz

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Entstehung der Obligation

6. 2 .1 Verschuldenshaftung
Art.  41 Abs. 1 OR Von Verschuldenshaftung spricht man, wenn der Schuldner den Schaden einer
anderen Person persönlich verursacht hat. Für die entsprechende Schadenersatz­
pflicht, müssen die vier folgenden Tatbestandsmerkmale erfüllt sein:
Tatbestandsmerkmal Erklärung
1. Widerrechtlichkeit Die geschützten Rechte einer anderen Person werden verletzt
(z. B. Eigentumsrecht, Recht auf körperliche Unversehrtheit).

2. Schaden Es liegt eine Vermögensminderung einer anderen Person vor.

3. Adäquater Die Handlung ist beim üblichen Lauf der Dinge geeignet, den
­Kausal­zusammenhang entsprechenden Schaden zu verursachen.

4. Verschulden Der verantwortlichen Person kann Absicht oder Fahrlässigkeit


vorgeworfen werden. Die Fahrlässigkeit wird weiter unter­
schieden in grobe (Schaden nicht gewollt, aber bewusst in Kauf
genommen) und leichte (fehlende Sorgfalt).

Merke Obligationen aus unerlaubten Handlungen haben manchmal auch strafrechtliche


Konsequenzen, sind also gleichzeitig Straftaten.

Beispiel Der Verursacher eines Verkehrsunfalls wegen übersetzter Geschwindigkeit muss


nicht nur dem Opfer den Schaden ersetzen (Folge der unerlaubten Handlung),
sondern
© 2021 erAG:
Verlag SKV wird
W&Gzusätzlich
anwenden undfür sein E-Profil
verstehen, zu schnelles Fahren
| Berufsmaturität, gebüsst
2. Semester (Folge der Straftat).
ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

6. 2 . 2 Kausalhaftung
Bei der Kausalhaftung hat der Schuldner den Schaden einer anderen Person nicht
persönlich verursacht. Er hat aber entweder eine besondere Verantwortung für die
Ursache, oder es gibt ein Spezialgesetz, welches seine Verantwortung ausdrücklich
so regelt.

Milde  / einfache Kausalhaftung
Bei der milden Kausalhaftung trägt der Schuldner für die Ursache des Schadens
eine besondere Verantwortung und muss sich in dem Zusammenhang eine Sorg-
faltspflichtverletzung vorwerfen lassen. Die folgenden Arten stehen im Vorder-
grund:
Art.  55 Abs. 1 OR „„ Geschäftsherrenhaftung: Der Arbeitgeber (Geschäftsherr) haftet für die

­Schäden, die seine Arbeitnehmer (z. B. bei ausservertraglichen Drittpersonen)


wegen mangelhafter Anweisung oder Aufsicht oder seine Produkte wegen
­fehlerhafter Produktion verursachen (Produktehaftpflicht).
Art.  56 Abs. 1 OR „„ Tierhalterhaftung: Der Tierhalter haftet für die Schäden, die sein Tier wegen

man­gelhafter Aufsicht anrichtet.

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Recht und Staat

Art.  58 Abs. 1 OR „„ Werkeigentümerhaftung: Der Eigentümer eines Gebäudes oder eines anderen
Werkes (z. B. ein Spielplatz oder eine Strasse) haftet für die Schäden, die dieses
wegen mangelhaften Unterhalts oder fehlerhafter Konstruktion bzw. Herstellung
verursacht.
Art.  333 Abs. 1 ZGB „„ Haftung der Eltern: Die Eltern haften für die Schäden, die das Kind wegen

­un­ge­nügender Aufsicht anrichtet.


Von der milden Kausalhaftung kann sich der Schuldner grundsätzlich befreien, wenn
 4.3 er beweist, dass er sich sorgfältig genug verhalten hat (Umkehr der Beweislast).
Das erforderliche Mass an Sorgfalt wird den Umständen entsprechend beurteilt. So
muss z. B. ein Lernender durch den Arbeitgeber stärker beaufsichtigt werden als ein
erfahrener, ausgelernter Mitarbeiter.

Scharfe  / strenge Kausalhaftung (Gefährdungshaftung)


Bei der scharfen Kausalhaftung rechtfertigt ein Spezialgesetz die Verantwortung
dadurch, dass eine Person bereits wegen des Schaffens einer potenziell gefährlichen
Situation für Schäden anderer Personen einstehen muss. In diesen Fällen ist die Per-
son auch ohne ein Verschulden oder eine Sorgfaltspflichtverletzung privatrechtlich
für Schäden haftbar, da von ihrem Tun (z. B. Autofahren) grosse Gefahren für die
Allgemeinheit ausgehen. Folgende Personenkreise sind in erster Linie von der schar-
fen Kausalhaftung betroffen:
„„ Eisenbahngesellschaften durch das Eisenbahngesetz
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„ Fluggesellschaften
Persönliches„Exemplar von Dario Roth, 3645 durch das Luftfahrtgesetz
Gwatt (Thun)

„„ Atomkraftwerke durch das Atomenergiegesetz

„„ Motorfahrzeughalter durch das Strassenverkehrsgesetz

6 . 2 . 3 Verjährung von Obligationen aus unerlaubter Handlung


Art.  60 Abs. 1 OR Wenn ein Gläubiger erkennt, dass er einen Schadenersatzanspruch wegen einer un-
erlaubten Handlung hat, muss er ihn grundsätzlich innerhalb von drei Jahren (rela­
tive Verjährung), spätestens aber innerhalb von 10 Jahren seit der schädigenden
Handlung geltend machen (absolute Verjährung). Die wesentliche Folge der Verjäh-
rung ist, dass danach der Schadenersatz durch den Gläubiger nicht mehr erzwungen
werden kann.
 7.5 Das Thema Verjährung und Aufgaben dazu folgen weiter hinten in diesem Band.
A E-Aufgaben 6 bis 9, W-Aufgaben 10 bis 13

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 219
Entstehung der Obligation

6. 3 Ungerechtfertigte Bereicherung
Art. 62 OR Eine Obligation aus ungerechtfertigter Bereicherung entsteht, wenn jemand
eine Leistung ohne Rechtsgrund oder aus einem Rechtsgrund, der nachträglich
weg­gefallen ist, erhalten hat. Die Bereicherung (Vermögensvorteil) der einen Person
muss einhergehen mit der Entreicherung (Vermögensnachteil) der anderen Person.
Der Vermögensvorteil (Geld-, Sach- oder Dienstleistung) ist vom Schuldner zurück-
zuerstatten.
Obligation aus ungerechtfertigter Bereicherung

Bereicherte Person Entreicherte Person

Obligation:
Schuldner Gläubiger
Rückerstattung

Beispiel „„ Der Kunde hat versehentlich eine Rechnung zweimal bezahlt.


„„ Eine Geldüberweisung ist an den falschen Empfänger gelangt.
„„ Der Kaufvertrag kommt nicht zustande, nachdem der Verkäufer

die Ware im Voraus geliefert hat.

Nicht
Art. 66 OR © 2021 zurückverlangt
Verlag werden
SKV AG: W&G anwenden können
und verstehen, Leistungen,
E-Profil die
| Berufsmaturität, für einen
2. Semester rechtswidrigen oder
ohne Lösungen
unsittlichen
Persönliches Zweck
Exemplar von erbracht
Dario Roth, wurden
(z. B. Zahlung für Anstiftung zum Vertrags-
3645 Gwatt (Thun)

bruch, Bestechungsgelder, Anzahlungen für Drogengeschäfte).


Art.  67 Abs. 1 OR Wenn ein Gläubiger erkennt, dass er einen Bereicherungsanspruch hat, muss er ihn
 7.5 grundsätzlich innerhalb von drei Jahren (relative Verjährung), spätestens aber in-
nerhalb von 10 Jahren seit der Entstehung geltend machen (absolute Verjährung).
Danach ist der entsprechende Leistungsanspruch nicht mehr erzwingbar. Dies ent-
spricht den Verjährungsregeln der unerlaubten Handlung.
Lösung Im Fall von Thea Hollenstein handelt es sich um eine un­gerecht­fertigte Bereiche-
Einführungsfall rung. Die Überweisung des Gewinns durch die Lottogesellschaft erfolgte ohne
Rechtsgrund. Entsprechend muss Thea Hollenstein den ganzen Betrag von
CHF 50 000 zurückbezahlen, selbst wenn sie einen Teil davon bereits ausgegeben
hat.

Entstehungsgründe von Obligationen

Vertrag
Verschuldens-
haftung
Unerlaubte
Obligation milde
Handlung
Kausalhaftung
Ungerechtfertigte
scharfe
Bereicherung

A E-Aufgabe 14, W-Aufgaben 15 bis 18

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Recht und Staat

Leistungsziele

1.5.3.3 Entstehung Obligation


„„ Ich stelle in einfachen Rechtsfällen fest, ob eine Obligation entstanden ist, und
zeige die wesentlichen Rechtsfolgen auf:
–– Vertrag
–– Unerlaubte Handlung (Verschuldens- und Kausalhaftung)
–– Ungerechtfertigte Bereicherung

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Entstehung der Obligation

E  6.1  Obligationsbegriff und Entstehung durch Vertrag


1. Aussagen zum Obligationsbegriff

Kreuzen Sie bei den nachfolgenden Aussagen an, ob sie richtig oder falsch sind.
Berichtigen Sie die falschen Aussagen auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Obligationen sind Schuldner-Gläubiger-Verhältnisse.

Der häufigste Entstehungsgrund für Obligationen ist die unerlaubte Handlung.

Im Obligationsverhältnis hat der Gläubiger eine Verpflichtung.

Obligationen entstehen aus unterschiedlichen Gründen, haben jedoch immer Verpflichtungen und
entsprechende Ansprüche zum Inhalt.

Im Rahmen eines Vertrags entsteht in der Regel genau eine Obligation.


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2. Gründe der Obligationsentstehung

Vervollständigen Sie die nachfolgende Übersicht der Entstehungsgründe von Obligationen.


Übersicht 

Obligationsentstehung

Vertrag

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Recht und Staat

W  6.1  Obligationsbegriff und Entstehung durch Vertrag


3. Schuldner-Gläubiger-Beziehungen

Bezeichnen Sie bei den folgenden Sachverhalten den Schuldner bzw. Gläubiger so konkret wie möglich.
Ein Beispiel ist bereits gelöst.
Sachverhalt Schuldner Gläubiger
Bezahlung des Kaufpreises Käufer Verkäufer

Übergabe der Kaufsache

Rückgabe der Mietsache

Lohn aus Lehrvertrag

Schadenersatzanspruch
bei einem Verkehrsunfall

4. Allgemeine Bestimmungen der Obligationsentstehung


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Bestimmen SiePersönliches
mithilfeExemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt
des Gesetzbuches, (Thun)
in welchen OR-Artikeln die allgemeinen Bestimmungen
der Obligationsentstehung enthalten sind.
Vertrag Unerlaubte Handlung Ungerechtfertigte
Bereicherung

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Entstehung der Obligation

5. Inhalt der Obligation

Geben Sie bei den folgenden Sachverhalten an, für wen eine Obligation in einem Tun, Dulden oder
Unter­lassen besteht. Umschreiben Sie die entsprechenden Obligationen konkret. Pro Sachverhalt
­können ­mehrere Obligationen vorkommen. Der erste Sachverhalt ist als Beispiel bereits gelöst.
Sachverhalt tun / dulden /  Konkrete Umschreibung
unterlassen
Elvira Maurer hat bei einem Versandhaus tun Versandhaus: Ware liefern
­telefonisch Kleider bestellt.
Der ­Rechnungs­betrag lautet auf CHF 135. 70. tun Elvira Maurer: Rechnung bezahlen

Über ein privates Grundstück führt ein ­Fussweg,


der von allen Leuten benutzt werden darf.
Für das Wegrecht bezahlt die Gemeinde dem
Grundeigentümer eine Entschädigung

Patrick Benz ist kaufmännischer Lehrling


bei Coop. Er hat mit Coop einen Lehrvertrag
­abgeschlossen.

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Die Firma Grips AG hat einen besonders schnell


trocknenden Nagellack mit Namen «GOFAST»
auf den Markt gebracht. Die Rechte für den
­Vertrieb in Übersee verkauft sie an die Firma
­Clever AG.

Reto Meier hat ein Rotlicht übersehen, in der


Folge das Fahrzeug von Sarah Müller gerammt
und dabei einen Schaden von CHF 15 000
­verursacht.

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Recht und Staat

E   6.2  Unerlaubte Handlung


6. Haftungsarten

Vervollständigen Sie die nachfolgende Übersicht der unerlaubten Handlungen.


Arten der unerlaubten Handlung 

Unerlaubte Handlung

Verschuldenshaftung

scharfe

7. Haftungsbegriffe

Nennen Sie zu jedem Begriff ein Synonym.


Begriff Synonym
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Haftung ohne Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Verschulden

Milde Kausalhaftung

Gefährdungshaftung

8 . Verschuldenshaftung – Umgang mit dem Gesetzbuch

Bestimmen Sie im Art. 41 Abs. 1 OR den genauen Wortlaut der umschriebenen Tatbestandsmerkmale der
Verschuldenshaftung. Das erste Tatbestandsmerkmal ist als Beispiel bereits eingetragen.
Umschreibung Wortlaut im Art. 41 Abs. 1 OR
Das geschützte Recht einer anderen Person wird verletzt. «widerrechtlich»

Eine andere Person erleidet eine Vermögensverminderung.

Den Verursacher trifft ein Verschulden.

Die Handlung muss normalerweise geeignet sein,


den Schaden herbeizuführen.

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Entstehung der Obligation

9. Arten der unerlaubten Handlung

Kreuzen Sie bei den folgenden Sachverhalten die zutreffende Haftungsart an.
Sachverhalt Ver­­- Kausalhaftung
schul­dens­­-
milde scharfe
haf­tung
Ein Flugzeug der Busch-Air stürzt wegen eines Unwetters
über einer Wohngegend ab.

Ernst Munter hetzt durch die Lauben der Berner Altstadt und bringt dabei
eine Passantin zu Fall. Sie erleidet einen schmerzhaften Rippenbruch.

Werner Lätts Lama tritt Verena Rittmeiers grossen Zeh platt.

Yves Bergers Tochter (3 Jahre) zertrümmert beim Spielen im ­Porzellanladen


viel Geschirr.

Die Handbremse des Autos löst sich ohne Grund. In der Folge walzt der
­herrenlose Wagen den Zaun des Nachbarn nieder.

W   6.2  Unerlaubte Handlung


10. Unerlaubte Handlung – Verschuldens- und Kausalhaftung
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Bestimmen Sie für Persönliches
die folgenden
Exemplar vonSachverhalte die (Thun)
Dario Roth, 3645 Gwatt Art des Verschuldens (Absicht oder grobe / leichte
­Fahrlässigkeit) und begründen Sie Ihren Entscheid. Wo Sie kein Verschulden feststellen, bestimmen Sie
die entsprechende Kausalhaftungsart. Der erste Sachverhalt ist als Beispiel bereits gelöst.
Sachverhalt Verschulden Begründung
In einem AKW ist Radioaktivität ­ausgetreten. – Gefährdungshaftung
Die umliegenden Felder werden verseucht. (Kausalhaftung) für die gefährliche Anlage

Max Breuer ist mit dem Mountainbike querfeldein gefahren


und hat dem Landwirt einige Pflanzen geknickt.

Mein streunender Hund hat im ­Garten des Nachbarn das


halbe F­ estbuffet gefressen und nur die F­ ische übrig ge­lassen.

Der Hilfsarbeiter von Maler Max Grau hat nicht die Wand
des Kunden, sondern jene des Nachbarn angemalt, weil er
nicht richtig i­nstruiert wurde.

Walter Heftig ärgert sich über seinen Nachbarn und


­zertrampelt aus Wut dessen Blumenbeet.

Obwohl ich weiss, dass die Bremsen an meinem Auto defekt


sind, leihe ich mein Auto Ivan Eng aus. Er kommt damit nur
bis zur nächsten Kreuzung, wo er einen Unfall verursacht.

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Recht und Staat

Sachverhalt Verschulden Begründung


Bei den SBB in Stein ist ein Tankwagen entgleist und
hat Feuer gefangen. Das Feuer greift auf einige der
­um­liegenden Häuser über.

Ein Ziegel ist vom Dach meines ­Hauses gefallen und hat eine
Pas­santin verletzt.

11. Verschuldenshaftung im Sachverhalt

Der Skifahrer Bernhard Matti hat sich in der Berghütte ein Käsefondue genehmigt und nimmt anschlies-
send die Talfahrt in Angriff. Aus Übermut verliert er nach wenigen Metern die Kontrolle über seine Skis
und kollidiert mit der Snowboarderin Nadja Stocker, welche die Piste korrekt überquert. Diese erleidet
einen offenen Oberschenkelbruch und verbringt den Rest des für zwei Wochen geplanten Urlaubs im
­Spital. Im Spital erkrankt Nadja Stocker zusätzlich an einer Infektion, verursacht durch nicht sachgemäss
sterilisierte Operationsinstrumente. Dadurch wird sie für weitere zwei Wochen ausser Gefecht gesetzt,
was neben der nutzlos bezahlten Ferienreise zusätzlich einen Erwerbsausfall zur Folge hat. Ohne Infek-
tion hätte Nadja Stocker nach den Ferien wieder arbeiten können.
Beantworten Sie zum Sachverhalt die folgenden Fragen.
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a) Welcher Gesetzesartikel (inklusive
Persönliches Exemplar von Dario Roth,Absatz)
3645 Gwattregelt
(Thun) die Verschuldenshaftung?

b) Warum liegt im Zusammenhang mit dem Skiunfall eine Verschuldenshaftung von Bernhard Matti
vor?

c) Worin besteht konkret die Widerrechtlichkeit im Verhalten von Bernhard Matti?

d) Worin besteht konkret das Verschulden im Verhalten von Bernhard Matti?

e) Kann Nadja Stocker von Bernhard Matti Schadenersatz für die Ferienreise und den zusätzlichen
­Erwerbsausfall wegen der Infektion verlangen? Begründen Sie Ihre Antwort.

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Entstehung der Obligation

12. Kausalhaftung im Sachverhalt

Wegen einer vereisten Stelle verliert ein Skifahrer in der Skischule die Kontrolle über seine Skis und kol­
lidiert mitten auf der Piste mit einem nicht vorschriftsgemäss gepolsterten Liftmast der «Männlichenbahn»
in Grindelwald. Der Skifahrer erleidet aus diesem Grund schwere Kopfverletzungen mit bleibender Inva-
lidität.
Beantworten Sie zum Sachverhalt die folgenden Fragen.
a) Die Skipiste stellt ein Werk im Sinne des Obligationenrechts dar. Um welche Art der Kausalhaftung
handelt es sich bei der Werkeigentümerhaftung? Kreuzen Sie die richtige Antwort an.
Milde Kausalhaftung  Scharfe Kausalhaftung

b) Auf welchen Gesetzesartikel (inklusive Absatz) beruft sich der Skifahrer, wenn er die Bergbahn zur
Verantwortung ziehen will?

c) Beurteilen Sie, ob der Bergbahn im Zusammenhang mit der Skipiste eine «fehlerhafte Anlage
oder mangelhafter Unterhalt» vorgeworfen werden kann.

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d) Welche konkrete Rechtsfolge lässt sich aus der Beurteilung gemäss c) ableiten?

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Recht und Staat

13. Unerlaubte Handlung – Sachverhalt

Lesen Sie den auszugsweise abgedruckten Zeitungsartikel und beantworten Sie dazu die ­anschliessenden
Fragen.

Haftung für ungenügende Wassertiefe:


Schadenersatz und Schmerzensgeld nach fatalem Turmsprung
(…) Sprungplattform des Turms konnte aufgrund der ungenü-
Am Strand von Colombier am Neuenburgersee ereignete genden Wassertiefe nicht ohne Gefahr zum (bestimmungs-
sich ein schwerer Unfall, als ein gut 17 Jahre alter Schwim- gemässen) Tauchsprung benutzt werden. (…)
mer von einem rund 40 Jahre zuvor errichteten Turm ins Unbestritten geblieben war, dass zwischen Werkmangel
Wasser sprang. Der geübte Taucher schlug vermutlich mit und Unfall ein rechtlich erheblicher Kausal­zusammenhang
dem Kopf auf dem Grund auf und brach sich die Wirbel- besteht. Denn nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge
säule, wodurch er zum Tetraplegiker wurde. Eine polizeili­ und gemäss allgemeiner Lebenserfahrung kann eine un-
che Untersuchung ergab, dass der Neuen­burgersee im Be- genügende Wassertiefe bei einem Sprungturm zu derarti-
reiche des Sprungturms statt der erforderlichen 3,80 Meter gen Unfällen führen. (…)
nur gerade eine Tiefe ­zwischen 1,85 und 2,15 Metern auf- Zwar ist ihm (dem Schwimmer) vorzuwerfen, dass er
wies. Auf eine Klage des Unfallopfers hin verurteilte das nicht vorsichtiger war, obwohl er bei früheren Sprüngen
zuständige kantonale Zivilgericht den Kanton Neuenburg bereits den Grund berührt hatte und daher von der unge-
als Eigentümer des Turms (…) zur Zahlung von insgesamt nügenden Wassertiefe wissen musste. Zudem war er beim
866 721 Franken als Schadenersatz und Genugtuung. (…) verhängnisvollen letzten Sprung auf das Geländer gestie-
Das Urteil der I. Zivilabteilung bestätigt zunächst, dass gen und hatte damit die Sprunghöhe noch vergrössert.
die ungenügende Wassertiefe am Fusse des Sprungturms Diesem Selbstverschulden hatten indes die kantonalen
ein Konzeptionsfehler undSKV
© 2021 Verlag damit
AG: ein
W&GWerkmangel
anwenden und ist. Richter
WohlE-Profil
verstehen, (…) im R
| Berufsmaturität,­2.ahmen
Semesterihres Ermessens Rechnung getra-
ohne Lösungen
genügt dafür Persönliches
nicht jede Exemplar von Dario
beliebige Roth, 3645
Gefahr, dochGwatt
gilt(Thun)
ein gen, indem sie die Haftungsansprüche des Schwimmers
Werk als mangelhaft, wenn ein bestimmungsgemässer um 20 Prozent reduzierten. (…)
Gebrauch nicht gefahrlos möglich ist. Jedenfalls die obere

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

a) Was für ein Verfahren kam im vorliegenden Fall zwischen welchen Parteien zur Anwendung?
Begründen Sie Ihren Entscheid.

b) Benennen Sie die fragliche Haftungsart so genau wie möglich. Nennen Sie auch den massgebenden
Gesetzesartikel.

c) Wer wurde aufgrund des entsprechenden Tatbestandes verurteilt?

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 229
Entstehung der Obligation

d) Worin bestand konkret der Mangel, aufgrund dessen die Verurteilung erfolgte?

e) Wie wird der adäquate Kausalzusammenhang zwischen dem Mangel und dem Schaden
­beschrieben?

f) Warum hat das Gericht ein gewisses Mass an Selbstverschulden des Verunfallten bejaht?

g) Inwiefern wurde das Selbstverschulden des Verunfallten im Urteil berücksichtigt?

E   6.3  © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Ungerechtfertigte
Persönliches Exemplar vonBereicherung
Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

14. Umgang mit dem Gesetzbuch

Bestimmen Sie aufgrund von Art. 62 Abs. 1 OR den Tatbestand und die allgemeine Rechtsfolge der
­un­gerechtfertigten Bereicherung, indem Sie einen WENN -DANN -Satz bilden.
Tatbestand (WENN) Rechtsfolge (DANN)

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Recht und Staat

W   6.3  Ungerechtfertigte Bereicherung


15. Bereicherung im Sachverhalt

Die ISO -LIQ AG, Anbieterin isotonischer Getränke, verwendet auf ihren Werbeplakaten das Gesicht des
bekannten Velorennfahrers Simon Zeller. Davon hat Simon Zeller erst nachträglich erfahren. Durch die er-
wähnten Werbeplakate steigerte die ISO -LIQ AG ihren Gewinn im letzten Quartal um CHF 15 000. Entspre-
chende Werbeverträge hätten Simon Zeller im selben Zeitraum erfahrungsgemäss ungefähr denselben
Betrag eingebracht.
Beantworten Sie zum Sachverhalt die folgenden Fragen.
a) Auf welchen Gesetzesartikel (inklusive Absatz) beruft sich Simon Zeller, wenn er gegenüber der
­Getränkeanbieterin eine ungerechtfertigte Bereicherung geltend machen will?

b) Worin konkret besteht die Bereicherung (der Vermögensvorteil) der ISO -LIQ AG?

c) Worin konkret besteht die Entreicherung (der Vermögensnachteil) von Simon Zeller?

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W   6  Entstehung der Obligation


16. Beurteilung der Obligationsentstehung

Kreuzen Sie für die nachfolgenden Sachverhalte das Zutreffende an.


UH = Unerlaubte Handlung  UB = Ungerechtfertigte Bereicherung  V = Vertrag  KO = Keine Obligation

Sachverhalt UH UB V KO

Erwin Etter bezahlt versehentlich dieselbe Rechnung zweimal.

Reto Meilis Pferd steht auf den Fuss eines Passanten, welcher in der Folge
ärztlich behandelt werden muss.

Der Wirt Dino Tellenbach bricht einem Stammgast bei einem Streit mit einem
­Faustschlag die Nase.

Olivia Figurado stolpert bei einer Wanderung und bricht sich das linke Bein.

Frieda Zogg verlangt die bereits bezahlten Raten zurück, weil sich der
­Abzahlungskaufvertrag mit der HIGH -END AG als ungültig herausstellt.

Der Klient eines Rechtsanwaltes verliert seinen Prozess, weil der Anwalt ein F­ ormular
zu spät beim Gericht abgegeben hat.

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Entstehung der Obligation

17. Beurteilung der Obligationsentstehung mit Begründung

Ist in den folgenden Sachverhalten eine Obligation entstanden? Wenn ja, aus welchem Grund?
Wenn nein, warum nicht?
Sachverhalt Entscheid / Begründung
Leo Klein zerschlägt in Susanne Vegas Mietwohnung
­versehentlich eine Fensterscheibe.

Leo Klein stolpert auf dem Heimweg von Susanne Vega


über einen Randstein und bricht sich das Bein.

Die ZERO AG erhält von der CENTO AG die Rechnung für


eine Warenlieferung.

Sie verlangen schriftlich einen Termin beim Hausarzt


und warten auf seine Antwort.

Sie haben bei einem Versandhaus versehentlich zweimal


dieselbe Hose bestellt. Das Versandhaus ist damit
­einverstanden, dass Sie eine Hose zurücksenden.

18 . Beurteilung und Umschreibung der Obligationsentstehung


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Bestimmen Sie für die nachfolgenden
Persönliches Sachverhalte
Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwattden
(Thun)Entstehungsgrund für die jeweiligen

­Obliga­tionen und umschreiben Sie dem Beispiel entsprechend die Art der Verpflichtung.
Sachverhalt Entstehungsgrund Art der Verpflichtung
Theo Limbeck hat nicht aufgepasst, Unerlaubte Handlung Theo Limbeck: Schadenersatz zahlen
ist gestolpert und hat die Uhr von
­Antonio Cantoni zerbrochen.

Die Kundin Knecht AG hat bei der


­Lieferantin Meister AG 20 Laptops
­gekauft.

Seit drei Monaten überweist die


­Personalabteilung irrtümlicherweise
den Lohn des Fabrikationsleiters
auf das Konto der Lernenden
Anita Gross.

Markus Fengler arbeitet seit einem


Jahr bei den SBB als Zugbegleiter.

Familie Obradovic hat eine Wohnung


der Gribi AG in der Feldbergstrasse
gemietet.

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7 Recht und Staat

Allgemeine Vertragslehre

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

7.1 Voraussetzungen der Vertragsentstehung 234 250

7.2 Vertragsmängel: Nichtigkeit und Anfechtbarkeit 239 254


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7.3 Vertragserfüllung 243 257

7.4 Vertragsverletzungen 244 260

7.5 Verjährung von Obligationen 245 261

7.6 Sicherung der Vertragserfüllung 247 264

Leistungsziele 249

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7 Allgemeine Vertragslehre

Rita Milesevic telefoniert der Sachbearbeiterin der EDU -TREND AG und lässt sich
über ein 5 -tägiges Führungsseminar auf der Riffelalp (buchbar bis Ende Monat)
­informieren. Da sie sich sehr für die entsprechenden Inhalte interessiert und ihr
der Preis von CHF 1700 relativ günstig erscheint, bucht sie noch am Telefon den
letzten freien Platz im Seminar.
Kann Rita Milesevic die Buchung rückgängig machen, wenn sie vier Wochen spä-
ter auf ein besseres Angebot stösst?

7.1 Voraussetzungen der Vertragsentstehung


Damit vertragliche Obligationsverhältnisse gültig, d. h. rechtlich wirksam entstehen
können, muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Das Gesetz regelt die allge-
meinen Voraussetzungen grundsätzlich immer gleich, egal um welchen konkreten
Vertrag es sich handelt.
Allgemeiner Vertragstatbestand

Handlungsfähigkeit der
Konsens
Vertragsparteien

Übereinstimmende
Vertragsvoraussetzungen gegenseitige Verpflichtungswille
Willensäusserung
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Einhaltung von Äusserung des


Formvorschriften Vertragswillens

Einhaltung von
Inhaltsvorschriften

 4.2 Die erforderliche Handlungsfähigkeit der Personen heisst im Zusammenhang mit Ver-
tragsabschlüssen auch Geschäfts- oder Vertragsfähigkeit. Zur Erinnerung: Natür-
liche Personen müssen grundsätzlich volljährig und urteilsfähig sein, und juristische
Personen müssen die dazu erforderlichen Organe bestellt haben.

7.1.1 Übereinstimmende gegenseitige Willensäusserung


Art. 1 Abs. 1 OR Verträge können nur entstehen, wenn die Vertragsparteien inhaltlich dasselbe wollen
und dies auch entsprechend geäussert haben. Das Gesetz spricht von der «über­
einstimmenden gegenseitigen Willensäusserung», die erforderlich ist. Im Ein-
zelnen sind die folgenden Tatbestandsmerkmale zu überprüfen.

Konsens
Art.  2 Abs. 1 OR Wollen die Vertragsparteien in den wesentlichen Punkten dieselbe inhaltliche Ver-
einbarung treffen? Bei Einigkeit der Vertragsparteien spricht man von Konsens, bei
Uneinigkeit von Dissens. Uneinigkeit wegen Nebenpunkten verhindert die Vertrags­
entstehung nicht.

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Recht und Staat

Beispiel Konsens
„„ Unter heftigen Zahnschmerzen ruft Susi Moser ihren Zahnarzt an, um mög­
lichst schnell einen Termin zu bekommen. Der Zahnarzt verspricht, den faulen
Weisheitszahn am nächsten Morgen zum üblichen Tarif zu ziehen.
„„ Urs Hallauer hat sich mit der FINANZ AG geeinigt, nächsten Monat als Kredit­

sachbearbeiter anzufangen. Als der erste Monatslohn fällig wird, kommt es


zum Streit, weil Urs Hallauer Barzahlung verlangt, die FINANZ AG aber den
Lohn auf Urs Hallauers Bankkonto überweisen will (Uneinigkeit betrifft Ne­
benpunkt).
Beispiel Dissens
„„ Hugo von Däniken bewirbt sich beim FREIZEITPARK IM RIED AG als Aushilfs­
kraft. Er rechnet mit einem Stundenlohn von CHF 25. Der FREIZEITPARK IM
RIED AG will jedoch nur CHF 20 pro Stunde bezahlen.
„„ Reinhold Steck bestellt telefonisch bei der ROCK AG 20 Karabinerhaken zum

Klettern. Wegen der schlechten Telefonverbindung meint die zuständige Sach­


bearbeiterin, 20 «Karabinergewehre» liefern zu müssen.

Verpflichtungswille
Art. 18 Abs. 1 OR Beim Vertragsabschluss ist zu überprüfen, ob die Äusserung der Vertragsparteien
mit dem tatsächlichen inneren Willen übereinstimmt. Der innere Vertragswille ist in
den folgenden Fällen nicht gegeben:
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„ Um das
Persönliches„Exemplar
Beispiel Wesen
von Dario des Gwatt
Roth, 3645 Kaufvertrags
(Thun) zu erklären, bietet die Lehrerin dem Lernen­
den Mathias Kohler ihr gebrauchtes Gesetzbuch für CHF 10 an (Schulbeispiel).
„„ Um Grundstückgewinnsteuern zu sparen, halten die Parteien im Kaufvertrag

einen Preis von CHF 700 000 anstatt der tatsächlich bezahlten CHF 900 000 fest
(Scheinvertrag).
„„ Peter Zellweger verspricht Maria Hollenstein, ihr für einen Kuss drei rote F
­ erraris
zu kaufen (offensichtlicher Scherz).

Äusserung des Vertragswillens (Antrag und Annahme)


Art. 1 Abs. 2 OR Die Äusserung des Vertragswillens kann ausdrücklich (mündlich oder schriftlich)
Art. 6 OR oder stillschweigend erfolgen. Damit ein Vertrag entsteht, muss von der einen Par-
tei ein verbindliches Angebot (Antrag) gemacht werden, welches die andere Par-
tei rechtzeitig annimmt (Annahme).
Die stillschweigende Willensäusserung durch Schweigen oder schlüssiges Ver­halten
liegt etwa in folgenden Fällen vor:
Beispiel „„ Der Kunde nimmt einen Liter Milch aus dem Regal und legt ihn zusammen
mit einem Fünfliber auf das Band beim Kassierer (schlüssiges Verhalten).
„„ Der Autofahrer drückt bei der Einfahrt auf die Taste für die Billettausgabe,

um seinen Wagen ins Parkhaus stellen zu können (schlüssiges Verhalten).


„„ Wie jedes Jahr im September teilt die HEIZÖL MEISTER AG dem Hauseigen­

tümer Hans Egger in einem Schreiben mit, dass der Öltank Ende Oktober auf­
gefüllt werde. Hans Egger reagiert nicht auf das Schreiben (stillschweigende
Annahme).

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 235
Allgemeine Vertragslehre

Ob ein Angebot verbindlich und die entsprechende Annahme rechtzeitig erfolgt ist,
hängt von den konkreten Umständen ab. Die zu unterscheidenden Fälle werden in
der Folge dargelegt.
Verbindlichkeit und Fristigkeit von Anträgen

befristet
unter
verbindlich
Anwesenden
Antrag unbefristet
unter
unverbindlich
Abwesenden

Mündliche oder schriftliche Anträge an bestimmte Personen sind grundsätzlich ver-


bindlich, können also durch eine rechtzeitige Annahme zum Vertragsabschluss füh-
ren. Zu beachten sind die folgenden, ausnahmsweise unverbindlichen Anträge.
Art. 6a OR „„ Unverlangte Ansichtsendung: Das Nichtreagieren auf die Zusendung einer
unbestellten Sache hat für den Empfänger keine rechtlichen Folgen. Die Sache
muss weder bezahlt, noch zurückgeschickt oder aufbewahrt werden.
Art.  7 Abs. 1 OR „„ Ablehnende Erklärung: Der Anbieter kann ausdrücklich erklären, dass ein
­Antrag unverbindlich erfolge. Üblich sind Formulierungen wie «ohne Gewähr»,
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«frei­Exemplar
Persönliches bleibend»,
von Dario«Änderungen vorbehalten» oder eben «unverbindlich».
Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Art. 7 Abs. 2 OR „„ Preislisten, Kataloge oder Inserate: Naturgemäss müssen entsprechende Anga-


ben unverbindlich bleiben. Z. B. werden Preislisten laufend aktualisiert oder auf
ein ­attraktives Inserat melden sich sehr viele Interessenten.
Art.  9 Abs. 1 OR „„ Rechtzeitiger Widerruf: Gültig ist jeder Widerruf, der mindestens gleichzeitig
wie das Angebot beim Empfänger eintrifft, und auch jeder spätere Widerruf,
der vom Empfänger zeitlich vor dem Angebot zur Kenntnis genommen wird.
Wie lange ein Angebot verbindlich ist, hängt – wie bereits erwähnt – von den konkre-
ten Umständen ab. Das Gesetz unterscheidet die folgenden Fälle.
Art. 3 OR a) Befristetes Angebot: Die Annahme muss innerhalb der festgelegten Frist
beim Anbieter eingetroffen sein.
Art. 4 OR b) Unbefristetes Angebot unter Anwesenden: Das Angebot im persönlichen
­Gespräch (z. B. am Telefon) ist nur so lange verbindlich, wie vom betreffenden
Antrag gesprochen wird. Es muss folglich sofort angenommen werden.
Art. 5 OR c) Unbefristetes Angebot unter Abwesenden: Erfolgt ein schriftliches Ange-
bot z. B. per Post, so darf der Empfänger nach einer angemessenen Bedenkzeit
auf demselben Weg antworten. Wie lange eine angemessene Bedenkzeit ist,
hängt vom konkreten Fall ab (so z. B. für den Kauf eines Buches als Ansicht-
sendung nur wenige Tage, aber für den Kauf einer Liegenschaft – basierend
auf einer 20 -sei­tigen Offerte – evtl. mehrere Wochen).
Alle verbindlichen Anträge führen durch rechtzeitige Annahme (ausdrücklich oder
stillschweigend) zum Vertragsabschluss. Die verspätete (vermeintliche) Annahme
oder die Annahme eines unverbindlichen Angebots gelten rechtlich wiederum als
Angebot.

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Recht und Staat

Art. 40a-f OR Ein Recht auf Rücktritt vom Vertrag während 14 Tagen besteht ausnahmsweise bei
gewerblichen, nicht vom Käufer veranlassten Haustürgeschäften oder Telefonver-
käufen über CHF 100.
Lösung Im Fall von Rita Milesevic handelt es sich beim Telefonanruf um ein verbindliches,
Einführungsfall befristetes Angebot, welches rechtzeitig (sofort) und ausdrücklich (mündlich)
­angenommen wird. Dadurch ist ein Vertrag entstanden, von dem Rita Milesevic
nicht gegen den Willen der EDU -TREND AG zurücktreten kann.
A E-Aufgabe 1

7.1. 2 Einhaltung von Formvorschriften


Jedes Rechtsgeschäft (Willensäusserung einer handlungsfähigen Person mit recht­
licher Wirkung) kann von besonderen Formvorschriften betroffen sein. Dies gilt so-
wohl für zwei- oder mehrseitige Rechtsgeschäfte, deren Entstehung vom Willen
mehrerer Personen abhängig ist (alle Verträge mit Antrag und Annahme), als auch
für einseitige Rechtsgeschäfte, bei denen der Wille einer Person massgebend ist
(z. B. eine Kündigung oder ein Testament). Das Gesetz unterscheidet die unten ste-
henden Formen von Rechtsgeschäften.
Formvorschriften für Rechtsgeschäfte

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) einfache
formfreie
Rechtsgeschäfte Schriftlichkeit
(Grundsatz)
Form von
qualifizierte
Rechtsgeschäften
formale öffentliche
Rechtsgeschäfte Beurkundung

Eintrag in öffent-
liches Register

Art. 11 OR Grundsätzlich muss beim Vertragsabschluss keine bestimmte Form eingehalten wer-
den. Er kann also mündlich, schriftlich oder auch stillschweigend erfolgen. Dieser
Grundsatz wird als Formfreiheit bezeichnet. Schreibt das Gesetz ausnahmsweise
eine bestimmte Form vor, so entsteht der entsprechende Vertrag erst, wenn diese
Vorschrift erfüllt ist.

Merke Bei der Beurteilung der Formvorschriften einer Vertragsart oder auch von Rechts-
geschäften generell gilt: Wenn das Gesetz keine Form erwähnt, ist auch keine
­bestimmte einzuhalten.

Art. 16 OR Die Vertragsparteien können in Ergänzung zu den gesetzlichen Vorschriften freiwil-


lig eine bestimmte Form vereinbaren. Die freiwillige schriftliche Form ist in der Pra-
xis z. B. beim Abschluss von Arbeits- oder auch Mietverträgen üblich.
Ein- oder mehrseitige Rechtsgeschäfte können an die folgenden Formen gebunden
sein.
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Allgemeine Vertragslehre

Einfache Schriftlichkeit
Wo das Gesetz aus Beweisgründen oder zum Schutz der Vertragsparteien die schrift-
liche Form verlangt, ohne sie näher zu umschreiben, spricht man von einfacher
Schriftlichkeit. So muss z. B. der Mieter einer Wohnung den Mietvertrag schriftlich
kündigen.
Art. 13 und 14 OR Die gesetzlich verlangte Schriftlichkeit beinhaltet grundsätzlich die eigenhändige
Unterschrift aller sich verpflichtenden Personen. Folglich genügen ein normaler E-Mail-
Verkehr oder auch eine kopierte Unterschrift den gesetzlichen Anforderungen nicht.
Im E-Mail-Verkehr zulässig sind alternativ zur eigenhändigen Unterschrift zertifizierte
elektronische Signaturen.

Qualifizierte Schriftlichkeit
Die qualifizierte Schriftlichkeit ist im entsprechenden Gesetz näher umschrieben.
Entweder müssen bestimmte Inhalte schriftlich oder sogar handschriftlich verein-
 3. Semester bart werden (z. B. beim Testament), oder bestimmte Formulare sind vorgeschrieben
Kapitel 10 und 14 (z. B. bei der Kündigung einer Wohnung durch den Vermieter).

Öffentliche Beurkundung
Bei der öffentlichen Beurkundung (notarielle Beurkundung) wirkt eine speziell
dazu befähigte Person (Notar, Fürsprecher, Rechtsanwalt) beim Vertragsabschluss
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mit. Diese Person stellt insbesondere bei komplexen Vertragsabschlüssen, wie z. B.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
 8.4 der Gründung einer Aktiengesellschaft oder dem Kauf eines Grundstücks, sicher,
dass alle gesetzlichen Erfordernisse beachtet werden. Es kann auch darum gehen,
dass die Urkundsperson die sich verpflichtenden Vertragsparteien – so z. B. die Ehe-
leute beim Abschluss eines Ehevertrags – über die rechtlichen Konsequenzen ihrer
Vereinbarung aufklärt (Schutz vor Übereilung).

Eintrag in ein öffentliches Register


Die Eintragung in ein öffentliches Register ist dann vorgeschrieben, wenn die All-
gemeinheit ein anerkanntes Interesse daran hat, sich über bestimmte rechtliche
Sachverhalte informieren zu können. So informiert z. B. das Handelsregister darü-
ber, was der Zweck einer Aktiengesellschaft ist, oder das Grundbuch darüber, wer
die Eigentümerin bzw. der Eigentümer einer bestimmten Liegenschaft ist.

A E-Aufgaben 2 und 3

7.1. 3 Einhaltung von Inhaltsvorschriften


Art. 19 Abs. 1 OR Grundsätzlich ist beim Vertragsabschluss kein bestimmter Inhalt vorgeschrieben,
d. h., es gilt der Grundsatz der Inhaltsfreiheit. Die folgenden Ausnahmen sind zu be-
achten:
Art.  20 Abs. 1 OR Der Vertragsinhalt darf nicht unmöglich (z. B. Verkauf einer bereits vernichteten
Sache), rechtswidrig (z. B. Drogenschmuggel) oder unsittlich (nicht widerrechtlich,
­jedoch gegen Anstandsregeln verstossend) sein.
Art.  20 Abs. 2 OR Verträge mit nur teilweise unzulässigem Inhalt sind bezüglich der zulässigen Inhalte
gültig, wenn sie von den Parteien auch ohne den unzulässigen Inhalt abgeschlos-
sen worden wären.
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Recht und Staat

Beispiel Drei voneinander unabhängige Bilder werden in einer Galerie gekauft, wobei
eines davon schon vorher ohne Wissen des Galeristen vernichtet wurde. Der Kauf­
vertrag für die beiden noch vorhandenen Bilder kommt zustande.

Inhaltsvorschriften

Grundsatz der unmögliche


Inhaltsfreiheit Inhalte
Inhalt
von Verträgen
widerrechtliche
Einschränkungen
Inhalte

unsittliche
Inhalte

A E-Aufgabe 4, W-Aufgaben 5 bis 7

7. 2 Vertragsmängel: Nichtigkeit und Anfechtbarkeit


Leandra Sauber kauft bei der AUTO -DISCOUNT AG einen 10 -jährigen Gebraucht-
wagen für CHF 9900. Die Käuferin legt Wert darauf, einen Wagen mit nicht allzu
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vielenvonKilometern
Persönliches Exemplar Dario Roth, 3645zu kaufen.
Gwatt (Thun) Beim ersten Service nach einem halben Jahr stellt der
Mechaniker fest, dass der Kilometerstand durch die AUTO -DISCOUNT AG absicht-
lich von 260 000 auf 60 000 Kilometer manipuliert worden war, um einen höhe-
ren Preis verlangen zu können. Das Fahrzeug hatte beim Kauf einen tatsächlichen
Wert von lediglich CHF 1000.
Kann Leandra Sauber das Auto ein halbes Jahr nach dem Kauf noch zurückgeben
und den Kaufpreis zurückverlangen?
Sind alle vier Tatbestandsmerkmale (Handlungsfähigkeit der Vertragsparteien, über-
einstimmende gegenseitige Willensäusserung, Einhaltung von Form- und Inhalts-
vorschriften) erfüllt, ist ein gültiger Vertrag mit entsprechenden Rechten und Pflich-
ten für die betroffenen Vertragsparteien entstanden. Fehlen jedoch einzelne, meh­rere
oder sogar alle Tatbestandsmerkmale, so spricht man von einem nichtigen Ver­
trag, was bedeutet, dass gar nie ein Vertrag entstanden ist. Der entsprechende
Mangel (z. B. die Handlungsunfähigkeit einer Vertragspartei) ist rechtlich derart gra-
vierend, dass er als «unheilbar» gilt. Bereits erfolgte Leistungen sind als unge-
 6.3 rechtfertigte Bereicherung zurückzuerstatten.
Art. 21–31 OR Davon zu unterscheiden sind «heilbare» Mängel der Vertragsentstehung (Anfech­
tungsgründe). Das sind vier im Gesetz geregelte Fälle, in denen eine Vertragspar-
tei durch den Vertragsabschluss einen bestimmten Nachteil erleidet (Übervorteilung,
wesentlicher Irrtum, absichtliche Täuschung und Furchterregung). Die benachtei-
ligte Vertragspartei kann wahlweise den Vertrag nachträglich für ungültig erklären
und bereits Geleistetes zurückverlangen (Bereicherungsanspruch). Ohne entspre-
chende oder bei verspäteter Erklärung (Anfechtung) gilt der Vertrag jedoch, wie
wenn er von Anfang an einwandfrei gewesen wäre. Der ursprüngliche Vertrags-
mangel wird «geheilt».

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 239
Allgemeine Vertragslehre

Mängel der Vertragsentstehung

Übervorteilung

einwandfrei
= gültig (verbindlich)

wesentlicher Irrtum
heilbarer Mangel
Vertragsentstehung = anfechtbar
(einseitig unverbindlich)
absichtliche Täuschung
unheilbarer Mangel
= nichtig
(existiert nicht)
Furchterregung

7. 2 .1 Übervorteilung
Art. 21 OR Der Begriff Übervorteilung bezeichnet die Tatsache, dass eine Partei einen für sie
nachteiligen Vertrag vereinbart, weil von der anderen Partei bewusst eine Notlage,
Unerfahrenheit oder ein Leichtsinn ausgenutzt (ausgebeutet) wird. Der Nachteil
muss in einem offensichtlichen Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleis-
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tung bestehen
Persönliches undRoth,
Exemplar von Dario von der
3645 übervorteilten
Gwatt (Thun) (benachteiligten) Partei spätestens ein
Jahr nach Vertragsabschluss geltend gemacht werden.
Beispiel Weil der Kreditsachbearbeiter einer Bank merkt, dass der ausländische Privat­
kunde keine Ahnung von den hiesigen Verhältnissen hat, lässt er sich das Vier­
fache eines üblichen Zinses versprechen.

7. 2 . 2 Wesentlicher Irrtum
Art. 23 OR Irrt sich eine Partei in einem für den Vertragsabschluss massgebenden Punkt, kann
Art. 31 OR sie den Vertrag innerhalb eines Jahres seit der Feststellung des Irrtums als unver-
bindlich erklären.
Art. 24 Abs. 1 OR Die gesetzlich wesentlichen Irrtümer werden im OR abschliessend aufgezählt:
Ziffer 1: Irrtum betreffend Vertragsart (z. B. Kaufvertrag statt Mietvertrag)
Ziffer 2: Irrtum betreffend Sache oder Person (z. B. Vertrag mit falschem
Arbeitgeber)
Ziffer 3: Irrtum betreffend Leistungsumfang (z. B. Kauf von 100 Gramm statt
100 Kilogramm Gold zum vereinbarten Preis)
Ziffer 4: Irrtum betreffend objektiv wesentlicher Vertragsgrundlage
(z. B. gekauftes «Bauland» ist nicht bebaubar)
Art. 24 Abs. 2 OR Der Irrtum muss objektiv wesentlich sein. D. h., auch für die sich nicht irrende
Partei muss von Anfang an sichtbar sein, dass der Vertrag ohne Irrtum nicht zu-
stande gekommen wäre. Das ist nicht der Fall, wenn sich der Irrtum auf den (inne-
ren, nicht sichtbaren) Beweggrund zum Vertragsabschluss bezieht (Motivirrtum).

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 240
Recht und Staat

Beispiel Jemand kauft einen Fingerring in der Annahme, dieser gefalle seiner Verlobten.
Nun findet die Verlobte diesen Ring aber tatsächlich scheusslich. Der Ring kann
trotzdem nicht (gegen den Willen des Verkäufers) zurückgegeben werden (unwe­
sentlicher Motivirrtum).

Art. 24 Abs. 3 OR Ebenfalls unwesentliche Irrtümer sind Rechenfehler. Ein entsprechender Vertrag gilt
mit dem berichtigten Betrag.
Beispiel Hat der Verkäufer im schriftlichen Vertrag den Preis fälschlicherweise mit 12 Stück
mal CHF 6 pro Stück = CHF 60 berechnet, so sind trotzdem CHF 72 zu bezahlen.

Art.  26 Abs. 1 OR Wenn sich die irrende Partei eigene Fahrlässigkeit vorwerfen lassen muss, hat sie der
anderen Partei den Schaden aus dem Wegfallen des Vertrags zu ersetzen.
Beispiel Ein Händler kauft vom Importeur eine Ware, deren Wiederverkauf verboten ist.
Das Verbot gilt in Fachkreisen als allgemein bekannt. Der Händler hätte sich ohne
weiteres darüber informieren können, muss sich also mangelhafte Abklärungen
vor dem Vertragsabschluss vorwerfen lassen. Wenn er in der Folge wegen wesent­
lichem Irrtum vom Vertrag zurücktreten will, muss er dem Importeur den entstan­
denen Schaden (z. B. entgangener Gewinn) ersetzen.

7. 2 . 3 Absichtliche Täuschung
Art. 28 OR Bei einer absichtlichen Täuschung wird der Irrtum bewusst durch eine Partei her-
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Art. 31 OR Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
beigeführt und die andere Partei gerade dadurch zum Vertragsabschluss verleitet.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Die getäuschte Partei kann innerhalb eines Jahres seit der Feststellung der Täu-
schung vom Vertrag zurücktreten, wobei es keine Rolle spielt, ob der Irrtum wesent-
lich oder unwesentlich ist.
Lösung Im Fall von Leandra Sauber liegt eine absichtliche Täuschung vor, da die Käuferin
Einführungsfall durch die Manipulation der AUTO -DISCOUNT AG geradezu zum Vertragsabschluss
verleitet wurde (Leandra Sauber legte Wert auf einen geringen Kilometerstand).
Die Käuferin kann das Fahrzeug zurückgeben und den Kaufpreis zurückfordern.

7. 2 . 4 Furchterregung (Drohung)
Art. 29–31 OR Eine Furchterregung (Drohung) liegt vor, wenn jemand einen Vertrag nur deshalb
abschliesst, weil er sich begründet um Leib, Leben, Ehre oder Vermögen (der eige-
nen oder einer nahestehender Personen) fürchtet. Der entsprechende Vertrag ist
während eines Jahres seit der Beseitigung der Furcht anfechtbar.
Art. 30 Abs. 2 OR Ebenfalls widerrechtlich und dadurch anfechtbar sind Verträge, die von der benach-
teiligten Partei nur deshalb vereinbart werden, weil sie sich davor fürchtet, dass die
andere Partei andernfalls ein bestimmtes Recht geltend macht.
Beispiel Der Arbeitgeber droht, den Arbeitsvertrag seines Mitarbeiters zu kündigen, wenn
dieser nicht den teuren Mietvertrag für eine kleine Wohnung unterzeichnet.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 241
Allgemeine Vertragslehre

7. 2 .5 Übersicht: Gültige und ungültige Vertragsentstehung


Der mangelfreie, d. h. gültige Vertragsabschluss führt zum vorbehaltlosen, zwei­seitig
verbindlichen Vertrag. Vom mangelhaften, d. h. ungültigen Vertragsabschluss spricht
man, wenn der Vertrag wegen fehlenden Voraussetzungen gar nie zustande ge-
kommen ist (Nichtigkeit) oder Anfechtungsgründe zu einer einseitigen Unverbind-
lichkeit des an sich entstandenen Vertrags führen. Wurden bei nichtigen oder er-
folgreich angefochtenen Verträgen bereits Leistungen ausgetauscht, können diese
grundsätzlich (als ungerechtfertigte Bereicherung) zurückgefordert werden.
Schema zur Beurteilung der gültigen Vertragsentstehung

Gültigkeit Ungültigkeit

Vertragstatbestand
Vertragsentstehung
Nichtigkeit

Handlungsfähigkeit nein

Eventuelle Rückforderungen
Vertrag hat nie existiert
ja

Unheilbarer Mangel
Übereinstimmende gegenseitige
nein
Willensäusserung
ja

© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwendenFormund verstehen, E-Profil | Berufsmaturität,


nein 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
ja

Inhalt nein

ja

Anfechtungsgründe Anfechtbarkeit
Rückforderungen

Übervorteilung ja
Einseitig unverbindlicher Vertrag

Eventuelle

nein
Heilbarer Mangel

Wesentlicher Irrtum ja

nein
ja
Absichtliche Täuschung ja
Anfechtung
erfolgt

nein

Furchterregung (Drohung) ja

nein

Zweiseitig verbindlicher Vertrag nein

A E-Aufgaben 8 und 9, W-Aufgaben 10 und 11


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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 242
Recht und Staat

7. 3 Vertragserfüllung
Werner Beyeler lässt beim berühmten Kunstmaler Rolf Fuss ein Porträt malen. Da
es sich bei Rolf Fuss um einen äusserst renommierten Künstler handelt, ist Wer-
ner Beyeler bereit, das Doppelte des üblichen Preises zu bezahlen. In der Folge ist
Rolf Fuss sehr stark überlastet, sodass er seinen langjährigen Schüler Benjamin
Grün anweist, das Bild anzufertigen. Als Werner Beyeler das fertige Bild sieht, ge-
fällt es ihm zwar sehr, aber er ist nicht damit einverstanden, dass Benjamin Grün
es gemalt hat.
Kann Werner Beyeler verlangen, dass Rolf Fuss persönlich das Bild anfertigt?
Bei der korrekten Erfüllung von Verträgen geht es im Wesentlichen um die vier
folgenden Fragen:
„„ Wer muss etwas leisten (welche Person)?

„„ Was ist der Inhalt / Gegenstand der Leistung?

„„ Wo muss die Leistung erbracht werden (an welchem Ort)?

„„ Wann muss die Leistung erfolgen (zu welcher Zeit)?

Das Obligationenrecht enthält zu diesen Erfüllungsfragen allgemeine Bestimmun-


gen, die zur Anwendung kommen, sofern die Vertragsparteien nichts anderes ver-
einbart haben und sofern es keine besonderen Bestimmungen dazu gibt. Die allge-
 4.1 meinen gesetzlichen Erfüllungsregeln sind folglich dispositiv.

© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
. 3.1 von Dario
Persönliches7Exemplar Person (WER
Roth, 3645 ?)(Thun)
Gwatt

Art. 68 OR Grundsätzlich muss der Schuldner einen Vertrag nicht persönlich erfüllen, sondern
jemand anderes kann das für ihn tun. So muss es etwa dem Gläubiger egal sein, ob
der Schuldner CHF  500 persönlich überweist oder das durch seine Ehefrau (von
ihrem eigenen Geld) erledigen lässt. Wenn es aber darauf ankommt, dass der
Schuldner den Vertrag persönlich erfüllt, weil es sich aus der Natur des Vertrags
oder aus der Vereinbarung ergibt, ist er dazu verpflichtet (z. B. dass der Facharzt und
nicht sein ­Assistent die Diagnose stellt).
Lösung Im Fall von Werner Beyeler muss der Kunstmaler Rolf Fuss die vertragliche Leis-
Einführungsfall tung persönlich erbringen, da es dem Besteller (Werner Beyeler) offensichtlich da-
rauf ankommt (und es liegt auch in der Natur der Sache), dass der berühmte
Künstler selbst und nicht sein (unbekannter) Schüler das Bild anfertigt. Ansonsten
wäre Werner Beyeler kaum bereit, den doppelten Preis zu bezahlen.

7. 3. 2 Inhalt der Leistung (WAS?)


 Kapitel 6 Was genau Inhalt der vertraglichen Leistung ist, ergibt sich in erster Linie aus der
Vereinbarung. Wie bereits weiter vorne dargelegt, kann die Obligation in einem Tun,
einem Dulden oder auch in einem Unterlassen bestehen.
Art. 71 OR Wo eine Auswahl aus gleichwertiger, vertretbarer Ware (Gattungsware  /  Massen-
ware wie z. B. Getreide, Kopfsalate, neue Autos) zu treffen ist, steht diese gemäss
Gesetz dem Schuldner zu. In der Praxis überlässt der Schuldner in der Regel die Aus-
wahl freiwillig dem Gläubiger. So nimmt etwa der Kunde im Einkaufscenter selbst
das Brot aus dem Regal.
Art.  84 Abs. 1 OR Geldschulden sind in Schweizer Franken (gesetzliches Zahlungsmittel) zu bezahlen.

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Allgemeine Vertragslehre

7. 3. 3 Ort (WO?)
Art.  74 Abs. 1 OR Grundsätzlich geht aus dem Willen der Vertragsparteien oder aus den Umständen
hervor, an welchem Ort eine Leistung zu erbringen ist.
Art. 74 Abs. 2 OR Wo diesbezüglich keine Rückschlüsse möglich sind, ist der gesetzliche Erfüllungsort
von der Art der Leistung abhängig. Art. 74 Abs. 2 OR unterscheidet drei Fälle:
Ziffer 1: Geldschulden sind am Wohnsitz (Domizil) des Gläubigers zu zahlen (Bring-
schulden). Die Überweisung auf ein entsprechendes Konto des Gläubigers
gilt als korrekte Erfüllung.
Ziffer 2: W ird eine individuelle, nicht vertretbare Sache (Speziesware  /  Einzelstück,
z. B. gebrauchte Gegenstände, Kunstwerke, Sonderanfertigungen) geschul­
det, ist diese vom Gläubiger an dem Ort zu holen, an dem sie sich beim Ver-
tragsabschluss befand (Holschulden).
Ziffer 3: Vertretbare Sachschulden (Gattungsware) – das Gesetz spricht von «ande-
ren Verbindlichkeiten» – sind vom Gläubiger am Wohnsitz (Domizil) des
Schuldners zu holen (Holschulden).

7. 3. 4 Zeit (WANN?)
Art. 75 OR Wo die Vertragsparteien keine Erfüllungszeit vereinbart haben und keine besonde-
Art. 82 OR ren Bestimmungen dazu existieren, kann die Erfüllung sofort beim Vertrags­abschluss
durch den Schuldner geleistet und auch vom Gläubiger gefordert werden. Den
­vereinbarten oder gesetzlichen Erfüllungszeitpunkt bezeichnet man allgemein mit
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dem Begriff
Persönliches «Fälligkeit».
Exemplar von Bei (Thun)
Dario Roth, 3645 Gwatt Verträgen mit gegenseitiger (sofortiger) Leistungs-
pflicht (zweiseitige Verträge) kann die Leistung nur fordern, wer gleichzeitig auch
die eigene Leistung anbietet.
Art.  78 / 79 OR Fällt ein vereinbarter Erfüllungszeitpunkt auf einen Sonn- oder Feiertag, so gilt als
Termin der nächste Werktag, an dem während der üblichen Geschäftszeiten (z. B.
Ladenöffnungs- oder Bürozeiten) die Leistung korrekt erbracht werden kann.
A E-Aufgaben 12 und 13, W-Aufgaben 14 und 15

7.4 Vertragsverletzungen
Art.  97 Abs. 1 OR Erfolgt die Leistung durch den Schuldner nicht richtig (Schlechterfüllung nach
Massgabe der vereinbarten oder gesetzlichen Erfüllungsregeln), so hat er dem Gläu-
biger grundsätzlich den daraus entstandenen Schaden zu ersetzen. Von der Schaden­
ersatzpflicht kann sich der Schuldner befreien, wenn er beweist, dass ihn kein Ver-
schulden (Absicht oder Fahrlässigkeit) trifft.
Beispiel Ein Elektriker hat nachweislich alle erforderlichen Vorsichtsmassnahmen getrof­
fen. Trotzdem kommt es zu einem Kurzschluss.

Bleibt die Erfüllung zur vereinbarten oder gesetzlichen Zeit völlig aus, sind zwei Fälle
zu unterscheiden: der Schuldnerverzug und die nachträgliche Unmöglichkeit.
Art. 103 Abs. 1 OR Beim Schuldnerverzug ist die nachträgliche (verspätete) Leistung noch möglich. Der
Gläubiger hat wie bei der Schlechterfüllung Anspruch auf Schadenersatz und er-
gänzend dazu bestimmte Wahlrechte, auf die weiter hinten beim Kaufvertrag ein-
 8. 3 gegangen wird. Insbesondere kann er wählen, ob er die Leistung des Schuldners
überhaupt noch will oder nicht. Der Schuldner seinerseits hat wie bei der Schlecht-
erfüllung die Möglichkeit, einen Befreiungsbeweis zu erbringen.
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Recht und Staat

Art.  97 Abs. 1 OR Ebenfalls Schadenersatzfolgen hat die nachträgliche Unmöglichkeit der Leistung,
die vom Schuldner zu verantworten ist (z. B. die einmalige Kaufsache wird vom Ver-
käufer absichtlich zerstört).
Art. 119 Abs. 1 OR Bei der nachträglichen und vom Schuldner nicht zu verantwortenden Unmöglichkeit
der Leistung wird dieser von der Schadenersatzpflicht und auch von der Leistungs-
pflicht selbst befreit.
Beispiel Nachdem einem deutschen Staatsbürger ein Stück Bauland bereits versprochen
wurde, verbietet ein neues Gesetz den Verkauf von Schweizer Bauland an Ausländer.

Davon zu unterscheiden ist die anfängliche Unmöglichkeit einer Vertragsleistung


mit den entsprechenden Nichtigkeitsfolgen.
Folgen von Vertragsverletzungen

Schlechterfüllung Schadenersatzpflicht

Schadenersatzpflicht
Vertragsverletzungen Schuldnerverzug
und Wahlrechte

nachträgliche
Schadenersatzpflicht
Unmöglichkeit
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A E-Aufgabe 16, W-Aufgabe 17

7.5 Verjährung von Obligationen


Vor vier Jahren hatte sich Pamela Weiss vom Zahnarzt Pius Zach einen faulen Zahn
ziehen lassen. Erst heute, vier Jahre später, liegt die Rechnung des Zahnarztes für
die damalige Behandlung im Briefkasten von Pamela Weiss, lautend auf CHF 430.
Muss Pamela Weiss die Rechnung nach so langer Zeit noch bezahlen?
Nach einer bestimmten Zeit verlieren Forderungen ihre Erzwingbarkeit durch den
Gläubiger. Diese Wirkung wird als Verjährung bezeichnet und ist rechtlich nötig,
damit Schuldner nicht auf unbestimmte Zeit beweisen müssen, dass sie ihren Ver-
pflichtungen nachgekommen sind, also z. B. eine Rechnung bereits bezahlt haben.
Folglich sollten entsprechende Beweismittel (Belege) bis zum Eintritt der Verjährung
aufbewahrt werden.

7.5.1 Verjährungsfristen
Art. 127 OR Für alle Forderungen, die nicht einer Ausnahmeregelung unterliegen, beträgt die
Verjährungsfrist zehn Jahre (Grundsatz).
Art. 128 OR Die verkürzte Frist von fünf Jahren gilt für eine Reihe im Art. 128 OR abschliessend
aufgelisteter Ausnahmen. Die wichtigsten sind:
Ziffer 1: Bezahlung von Zinsen und anderen wiederkehrenden Leistungen
Ziffer 2: Bezahlung von Lebensmitteln, Essen und Trinken im Restaurant
Ziffer 3: Bezahlung von Handwerkern, Ärzten, Anwälten, Notaren, Arbeitnehmern
sowie von Waren-Kleinverkäufen (an Konsumenten)
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 6.2 und 6.3 Bereits drei Jahre nach ihrer Feststellung verjähren Schadenersatzforderungen aus
unerlaubter Handlung sowie aus ungerechtfertigter Bereicherung.
 7. 6 Ausnahmsweise sind Forderungen unverjährbar, wenn sie etwa grundpfandge­
 3. Semester sichert sind (z. B. Hypothekarkredite) oder wenn es sich um Erbteilungsansprüche
Kapitel 14
oder als Sicherheit hinterlegte Geldbeträge (Kaution) handelt.
Lösung Im Fall von Pamela Weiss handelt es sich um eine Forderung aus ärztlicher Besor-
Einführungsfall gung gemäss Art. 128 Ziffer 3 OR, welche nach fünf Jahren verjährt. Pamela Weiss
muss folglich die Rechnung des Zahnarztes auch vier Jahre nach der Behandlung
noch bezahlen.
Art. 129 OR Die gesetzlichen Verjährungsfristen bei den allgemeinen Bestimmungen des OR
Art. 130 Abs. 1 OR können nicht anders vereinbart werden (zwingend). Die Verjährungsfrist beginnt je-
Art. 75 ff. OR
weils mit der Fälligkeit (vereinbarter oder gesetzlicher Erfüllungszeitpunkt) der ent-
sprechenden Forderung zu laufen.
Beispiel Am 5. März kommt es zum Vertragsabschluss über 5000 Liter Heizöl, lieferbar am
4. Mai. Die Bezahlung wird vom Käufer bis am 16. Juni versprochen. Die Verjäh­
rungsfrist der Geldschuld startet am 16. Juni.

Art. 63 Abs. 2 OR Erfüllt ein Schuldner eine bereits verjährte Forderung (z. B. im Unwissen der Verjäh-
rungsfristen), kann er das Geleistete nicht zurückverlangen, weil durch die Verjäh-
rung zwar die Erzwingbarkeit, nicht jedoch die Erfüllbarkeit der Obligation unter­
gegangen ist.
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7.5. 2 Hinderung, Stillstand und Unterbrechung


Art. 134 OR Während eines besonderen Abhängigkeitsverhältnisses zwischen Schuldner und
Gläubiger (z. B. zwischen Kindern und ihren Eltern oder auch zwischen Ehepartnern)
beginnt die Verjährung nicht (Hinderung) beziehungsweise steht still, wenn sie
vorher schon begonnen hat (Stillstand). Erst wenn das Abhängigkeitsverhältnis be­
endet ist (z. B. durch die Auflösung der Ehe bei Ehepartnern), beginnt die Verjäh-
rung bzw. wird sie fortgesetzt.
Beispiel Während der Ehe gibt die Ehefrau ihrem Ehemann ein Darlehen für die Tilgung
persönlicher Schulden, die er schon vor der Ehe hatte. Nach 15 Jahren wird die Ehe
geschieden. Die Verjährung der Darlehensschuld beginnt erst jetzt zu laufen.

Art. 135 / 137 OR Davon zu unterscheiden ist die Unterbrechung der Verjährung durch bestimmte
Rechtsgeschäfte: so etwa wenn der Schuldner eine Zins- oder Teilzahlung macht,
 7.6 eine Sicherheit hinterlegt (Pfand), einen Ersatzschuldner verpflichtet (Bürgschafts-
 Kapitel 9 vertrag), eine Klage einreicht oder seine Zahlungsunfähigkeit erklärt. Der Gläubiger
unterbricht die Verjährung z. B. durch eine Klage oder die Einleitung einer Schuld-
betreibung (amtliches Zwangsverfahren). Durch die Unterbrechung beginnt die Frist
von neuem (also bei null) zu laufen. Die Unterbrechung dient dem Gläubigerschutz.
A E-Aufgaben 18 und 19, W-Aufgaben 20 und 21

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Recht und Staat

7.6 Sicherung der Vertragserfüllung


Dem Gläubiger stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, mit deren Hilfe er seine
rechtliche Position gegenüber dem Schuldner verbessern kann (Sicherungsmittel).
Die Nicht- oder Schlechterfüllung einer vertraglichen Leistung kann auf diese Weise
zwar nicht immer verhindert werden. Aber mindestens die daraus entstehenden
nega­tiven Folgen werden für den Gläubiger gemildert.
Realsicherheiten bestehen aus sichergestellten Geld- oder Sachleistungen. Per­
sonalsicherheiten dagegen sind von der Zahlungsfähigkeit des Schuldners oder
einer anderen Person abhängig.
Real- und Personalsicherheiten

Eigentumsvorbehalt

Kaution

Realsicherheiten

Faust- und Grundpfand

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Sicherungsmittel

Konventionalstrafe

Personalsicherheiten Bürgschaft

Zession

Sicherungsmittel sind in der Regel zusätzliche Vereinbarungen, also ihrerseits Ver-


träge, die als Ergänzung zum Hauptvertrag verabredet werden müssen. Welches
­Sicherungsmittel im konkreten Fall zur Anwendung kommt, hängt vom abzusichern-
den Hauptvertrag ab. Entsprechend folgen weitere Ausführungen dazu auch weiter
hinten bei den jeweiligen Hauptverträgen.

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Allgemeine Vertragslehre

Eigentumsvorbehalt
 8.2 Bei dieser Vereinbarung, in der Regel zwischen Käufer und Verkäufer, geht das Eigen­
tum an einer Kaufsache ausnahmsweise erst auf den Käufer über, wenn dieser den
ganzen Preis bezahlt hat. Wenn der Kaufpreis nicht wie vereinbart bezahlt wird,
kann die Kaufsache vom Verkäufer zurückverlangt werden, was ohne Eigentums-
vorbehalt grundsätzlich nicht möglich ist.

Kaution
 3. Semester Der Schuldner hinterlegt gemäss Vereinbarung auf einem Sperrkonto einen Geldbe-
Kapitel 10 trag (Kaution/Depot), auf den der Gläubiger bei einer Vertragsverletzung Zugriff
hat. Auf diese Weise sichert etwa der Vermieter die Mietzinszahlungen des Mieters.

Faust- und Grundpfand


 4. Semester Bei dieser Vereinbarung übergibt der Schuldner dem Gläubiger eine verwertbare
BWZ Sache als Sicherheit. Bei beweglichen Sachen (z. B. ein wertvolles Gemälde) spricht
Kapitel 9
man vom Faustpfand, bei unbeweglichen Sachen (z. B. eine Liegenschaft) vom
Grundpfand. Kommt der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nach, wird sein
Pfand verwertet, d. h. zu Geld gemacht. Derartige Sicherheiten sind üblich bei Dar-
lehensforderungen von Banken gegenüber ihren Kunden. Bei Darlehen gegen Wert-
papiere als Sicherheit spricht man von Lombardkrediten, bei Darlehen gegen Lie-
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genschaften
Persönliches alsDario
Exemplar von Sicherheit Hypothekar­krediten.
von (Thun)
Roth, 3645 Gwatt

Retention
Art. 895 ZGB Die Retention darf der Gläubiger von Gesetzes wegen (also ohne Vereinbarung) gel-
tend machen. Der Gläubiger darf eine Sache des Schuldners, die im Zusammenhang
mit der geschuldeten Leistung steht, zurückbehalten (nicht verwerten), bis dieser
korrekt geleistet hat. So darf etwa eine beauftragte Reparaturwerkstätte das repa-
rierte Auto des Kunden zurückbehalten, bis dieser bezahlt hat.

Konventionalstrafe
Bei einer Vertragsverletzung muss der Schuldner einen vorgängig vereinbarten, aber
noch nicht sichergestellten Geldbetrag bezahlen. So sanktioniert z. B. ein Bauherr
jeden Tag, mit dem sich der Erbauer eines Mehrfamilienhauses mit dessen Fertig-
stellung verspätet, mit einer Strafe von CHF 10 000 (ohne dass ein entsprechender
Schaden bewiesen werden muss).

Bürgschaft
 4. Semester Beim Bürgschaftsvertrag verspricht ein Ersatzschuldner (Bürge) dem Gläubiger, im
BWZ Falle der Zahlungsunfähigkeit des Hauptschuldners für diesen zu leisten. Mit Bürg-
Kapitel 9
schaften lassen sich z. B. Banken die Kreditrückzahlung von ihren Kunden absichern.

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Recht und Staat

Zession (Forderungsabtretung)
Art. 164 OR Bei der Zession tritt der Schuldner seine eigenen Kundenforderungen seinem Gläu-
biger ab. Diese Verabredung zwischen Schuldner und Gläubiger kann grundsätzlich
ohne Einwilligung der Kunden erfolgen und ist z. B. üblich bei der Kreditrückzahlung
gegenüber Banken.
A E-Aufgaben 22 bis 24, W-Aufgaben 25 und 26

Leistungsziele

1.5.3.4 Allgemeine Vertragslehre


„„ Ich beschreibe die Funktion und die Wirkung von Sicherungsmitteln
für ­Verträge.
„„ Ich löse einfache Rechtsfälle zur Entstehung und Erfüllung von Verträgen.

Dabei ­erläutere ich die folgenden Aspekte:


–– Entstehung (Vertragsfähigkeit der Parteien; Formvorschriften;
­W illensübereinstimmung: Antrag  /  Annahme  /  W iderruf; Vertragsinhalt)
–– Vertragsmängel (Übervorteilung; wesentlicher Irrtum;
absichtliche Täuschung; Furchterregung)
–– Nichtigkeitsgründe
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–– Erfüllung (Gegenstand, Ort, Zeit)
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–– Nicht-  /  Schlechterfüllung
–– Verjährung und Verjährungsfristen

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Allgemeine Vertragslehre

E  7.1  Voraussetzungen der Vertragsentstehung


1. Willensäusserung – Antrag und Annahme

Ist in den folgenden Sachverhalten a) bis f) durch die rechtzeitige Annahme eines verbindlichen Angebots
ein Vertrag zustande gekommen? Begründen Sie Ihre Antwort mit dem massgebenden Gesetzesartikel
inklusive Absatz.
a) Lea Joller bietet Riana Kählin in der Deutschlektion ihren Taschenrechner für CHF 30 an.
In der nächsten Pause willigt Riana ein.
ja nein Artikel:

b) Serge Meier offeriert Thomas Huber schriftlich sein Auto für CHF 5000, ohne eine Bedenkzeit
zu nennen. Zwei Tage später teilt Huber dem Meier mit, dass er das Auto kaufen möchte,
aber nur zum Preis von CHF 4000.
ja nein Artikel:

c) Das Modehaus RONJA AG teilt Johanna Wille mit, dass das von ihr aus dem Versandkatalog
­bestellte Kleid leider nicht mehr lieferbar sei.
ja nein Artikel:

d) Ohne ein Wort zu sagen


© 2021 Verlaglöst Franz
SKV AG: W&G Kunz am
anwenden undAutomaten
verstehen, E-Profileine Fahrkarte
| Berufsmaturität, von Bern
2. Semester nach Solothurn.
ohne Lösungen
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ja nein Artikel:

e) Metzger Paul Hirt hat seinem Stammkunden, dem Restaurant SONNE, in einem persönlichen
­Schreiben «Jubiläumswürste zum Preis von CHF 2.50 pro Stück» ohne Angabe einer Frist angeboten.
Das Restaurant SONNE bestellt einen Monat später 100 Würste.
ja nein Artikel:

f) Bernhard Leu kauft bei einem Versandhaus eine Jeans für CHF 100 via Bestellformular.
Das ­Versandhaus schickt die Hose umgehend, die Rechnung lautet jedoch auf CHF 130.
­Bernhard Leu überweist den Betrag von seinem Bankkonto.
ja nein Artikel:

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Recht und Staat

2. Einhaltung von Formvorschriften

Geben Sie für die folgenden Rechtsgeschäfte genau an, welcher Gesetzesartikel im OR bzw. ZGB welche
Vertragsform vorschreibt.
Rechtsgeschäft Gesetzesartikel Vertragsform
Einzelarbeitsvertrag

Ehevertrag

Lehrvertrag

Grundstückkauf

Erbvertrag

3. Einhaltung von Formvorschriften

Umschreiben Sie allgemein die einfache und die qualifizierte Schriftlichkeit sowie die öffentliche
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­Beurkundung.Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

4. Einhaltung von Inhaltsvorschriften

Beschreiben Sie für die drei folgenden Sachverhalte, inwiefern die Inhaltsvorschriften verletzt wurden.
Sachverhalt Verletzung
Verkauf einer Zugreise von Bern nach Milano für CHF 175,
versprochene Reisedauer eine halbe Stunde.

Es stellt sich heraus, dass die zu liefernden Automaten laut


Gesetz nicht in die Schweiz importiert werden dürfen.

Der Chefdesigner eines Automobilherstellers verspricht


bei Stellenantritt, dass er bei einer allfälligen Vertrags­
auflösung nie für einen anderen Automobilhersteller
­arbeiten wird.

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Allgemeine Vertragslehre

W  7.1  Voraussetzungen der Vertragsentstehung


5. Vertragsentstehung – fehlende Tatbestandsmerkmale

Kreuzen Sie bei den folgenden Sachverhalten das jeweils problematische Tatbestandsmerkmal an und
­begründen Sie Ihren Entscheid in Stichworten.
HV = Handlungsfähigkeit der Vertragsparteien
ÜW = Übereinstimmende gegenseitige Willensäusserung
FV = Formvorschriften
IV = Inhaltsvorschriften
Sachverhalt HV ÜW FV IV

Herbert Otth bietet Damian Merz einen Gebrauchtwagen für CHF 4500 an.
Damian Merz ist noch unschlüssig.

Begründung:

Der Fahrradhändler Viktor Kalbermatten verkauft einem 12-jährigen Mädchen ein


Velo per Handschlag.

Begründung:

Der betrunkene Dino ©Hartmann


2021 Verlagschliesst
SKV AG: W&Gmitanwenden und verstehen,
Ursina Berner einenE-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
schriftlichen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
­Arbeitsvertrag mit einem Stundenlohn von CHF 25 ab.

Begründung:

Lukas Totti und Klaus Amiet schliessen einen schriftlichen Vertrag über die Auf­
teilung ihres gemeinsamen Diebesgutes ab.

Begründung:

Weil die schriftliche Bestellung schlecht lesbar ist, meint Kuno Gertsch 2 Tonnen
­Seelachs ­anstatt 2 Kilogramm Thunfisch liefern zu müssen.

Begründung:

Der todkranke Werner Grau flüstert seinem Sohn auf dem Sterbebett zu, dass er
CHF 50 000 erben soll.

Begründung:

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Recht und Staat

6. Verletzung von Inhaltsvorschriften im Sachverhalt

Letzte Woche wurden Sie ohne eigenes Verschulden in einen Verkehrsunfall mit Leo Lusch verwickelt.
Lusch hatte ein Rotlicht überfahren. Es wurde zum Glück niemand verletzt. Als Sie die Polizei benachrich-
tigen wollten, versprach Ihnen Lusch, nächste Woche CHF 500 auf Ihr Bankkonto zu überweisen, wenn
Sie darauf verzichten würden. Er hatte Angst vor einer Strafanzeige mit Bussenfolge. Sie erklärten sich
damit einverstanden. Einen Monat später jedoch ist der vereinbarte Betrag immer noch nicht überwiesen.
Sie wollen Lusch in der Folge dazu zwingen, das Geld zu überweisen. Davon will der nichts mehr wissen.
Lösen Sie zum Sachverhalt die folgenden Aufgaben.
a) Welcher Gesetzesartikel inklusive Absatz ist massgebend für die Frage, ob die Vereinbarung zwi-
schen Leo Lusch und Ihnen inhaltlich in Ordnung ist oder nicht?

b) Kreuzen Sie an, ob die Vereinbarung unmöglich, widerrechtlich oder unsittlich ist. Begründen Sie
Ihren Entscheid.
unmöglicher Inhalt  widerrrechtlicher Inhalt  unsittlicher Inhalt

Begründung:

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c) Welche konkrete Rechtsfolge ergibt sich aus Ihrem Entscheid im Punkt b?

7. Sachverhalt

In einem Zeitungsinserat, dem die E-Mail-Adresse des Anbieters zu entnehmen ist, werden neue Taschen-
rechner der Marke SCHNELL für CHF 27 angeboten. Hanna Emsig bestellt am nächsten Tag per E-Mail ein
Exemplar ohne Angabe einer Frist.
Kreuzen Sie an, ob die nachfolgenden Aussagen bezogen auf den Sachverhalt richtig oder falsch sind.
Falsche Aussagen berichtigen Sie auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Das Zeitungsinserat ist ein unverbindliches Angebot.

Falls Hanna Emsig volljährig und urteilsfähig ist, ist sie auch vertragsfähig.

Hanna Emsigs Bestellung gilt als unbefristetes Angebot unter Abwesenden.

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Allgemeine Vertragslehre

R F Aussage
Hanna kann ihre Bestellung widerrufen, falls ihre Mitteilung spätestens einen Tag nach der Bestellung
beim Anbieter eintrifft.

Die schriftliche Bestellung ist notwendige Voraussetzung der Vertragsentstehung.

Wenn sich herausstellt, dass die angebotenen Taschenrechner vom Verkäufer gestohlen wurden, dann ist
ein entsprechender Kaufvertrag nichtig.

E  7.2  Vertragsmängel: Nichtigkeit und Anfechtbarkeit


8 . Anfechtungsgründe

Beurteilen Sie für die folgenden Sachverhalte, ob der Vertrag gültig oder anfechtbar ist. Bei anfecht­
baren Verträgen kreuzen Sie den entsprechenden Grund an. Begründen Sie alle Entscheide.
WI = Wesentlicher Irrtum  AT = Absichtliche Täuschung  FE = Furchterregung   ÜV = Übervorteilung
GV = Gültiger Vertrag
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Sachverhalt Anfechtbarer Vertrag GV


WI AT FE ÜV

a) Benno Baumann hat ein Stück Land gekauft, um darauf ein Einfamilien-
haus zu bauen. Nun stellt sich zur Überraschung aller Beteiligten heraus,
dass der sandige Untergrund für eine Bebauung nicht geeignet ist.

Begründung:

b) Vor zwei Jahren kaufte Yves Helbling für CHF 12 000 einen Rover als
­«unfallfreies ­Fahrzeug». Jetzt stellt ein Fachmann fest, dass der Wagen
einen Unfall hatte, der vom Verkäufer verschwiegen wurde.

Begründung:

c) Zwei Wochen nach der Trauung möchte Eva Blau ihre Ehe mit Fredi Leisi
anfechten, weil er im Haushalt nicht so mithilft, wie sie sich das vorge-
stellt hatte.

Begründung:

d) Weil der Verkäufer beim Verkaufsgespräch wie wild mit den Armen
­rudert, kauft die eingeschüchterte Erna Bleiker gleich zwei Staubsauger
vom Typ ULTRA .

Begründung:

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Recht und Staat

Sachverhalt Anfechtbarer Vertrag GV


WI AT FE ÜV

e) Nachdem er vor 10 Tagen einen Kredit zu 7 % Jahreszins aufgenommen


hat, könnte Karl Ulmer denselben Betrag bei einer anderen Bank für
nur 5 % erhalten. Deshalb möchte er vom teureren Kreditvertrag zurück-
treten.

Begründung:

f) Hassan Güllür, der deutschen Sprache nicht mächtig und erst seit einer
Woche in der Schweiz, arbeitet 100 % für CHF 1000 pro Monat am Fliess-
band eines Montage­betriebes.

Begründung:

9. Anfechtungstatbestände und -folgen

a) Ergänzen Sie das jeweils fehlende Tatbestandsmerkmal gemäss Obligationenrecht.


Übervorteilung Absichtliche Furchterregung
Täuschung
Art. 21 OR © 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden
Art. 28und
  /  31verstehen,
OR E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester
Art. 29ohne
–30Lösungen
OR
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Offenbares Missverhältnis Absichtliche Täuschung Begründete Furcht

Jahresfrist seit Vertragsabschluss

b) Welches ist die rechtliche Folge, falls in einem konkreten Fall einer der obigen Tatbestände
­gegeben ist?

c) Welcher weitere bei Teilaufgabe a) nicht erwähnte Tatbestand führt zu denselben Folgen?

d) Welches ist im Vergleich zur Anfechtbarkeit die rechtliche Folge, wenn eine der
­Vertrags­voraussetzungen fehlt?

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Allgemeine Vertragslehre

e) Erklären Sie in eigenen Worten den Unterschied zwischen «Nichtigkeit» und «Anfechtbarkeit»
eines Vertrags.
Nichtigkeit =

Anfechtbarkeit =

W  7.2  Vertragsmängel: Nichtigkeit und Anfechtbarkeit


10. Anfechtungsgrund Irrtum

Entscheiden Sie für die Sachverhalte a) bis e), ob gemäss Obligationenrecht ein wesentlicher oder unwe-
sentlicher Irrtum vorliegt. Die Antwort ist jeweils zu begründen, und der entsprechende Gesetzesartikel
ist anzugeben.
a) Ein Teppichgeschäft macht eine verbindliche Offerte: 85 m2 zu CHF 44 pro m2 = CHF 3470
(statt CHF 3740). Der Käufer nimmt die Offerte kommentarlos an.
wesentlich unwesentlich Artikel:

Begründung:
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b) Eine Verkäuferin verwechselt beim Dekorieren die Preisschilder: Den Preis für den Schal heftet sie an
den Nerzmantel und umgekehrt.
wesentlich unwesentlich Artikel:

Begründung:

c) Linda Schär kauft ein Ballkleid für CHF 600 und führt es am Abend ihrem Mann vor. Da dem Ehe­
gatten die Farbe überhaupt nicht gefällt, will sie das Kleid am anderen Tag in die Boutique zurück­
bringen.
wesentlich unwesentlich Artikel:

Begründung:

d) Dieter Meier schliesst am 10. Mai einen Mietvertrag für eine Wohnung ab. Als Mietbeginn ist der
1. Oktober vorgesehen. Als er am 1. Juli vom Vermieter die Wohnungspläne verlangt, stellt er ent-
täuscht fest, dass es sich bei der betreffenden Wohnung nicht um die schöne Attikawohnung mit Blick
auf die Stadt Zürich handelt, die er eigentlich mieten wollte, sondern um die enge, düstere Parterre-
wohnung.
wesentlich unwesentlich Artikel:

Begründung:

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Recht und Staat

e) Ein Wirt in Thun kauft einen Geldspielautomaten. Nach der Installation stellt sich ­heraus, dass ­dieser
Typ Automat im Kanton Bern verboten ist.
wesentlich unwesentlich Artikel:

Begründung:

11. Anfechtung im Sachverhalt

Weil der Rocker Silvester Hittmann so bedrohlich aussieht, kauft August Hase dessen alte Lederjacke für
CHF 2000. Erst nach längerem und intensivem Krafttraining traut sich August Hase endlich, Silvester
­Hitt­mann zur Rede zu stellen und von ihm das Geld für die wertlose Jacke zurückzuverlangen. Silvester
Hittmann will davon nichts wissen.
Entscheiden Sie, ob August Hase den Kaufvertrag wegen Furchterregung anfechten kann. Begründen Sie
Ihre Antwort mithilfe des Art. 30 Abs. 1 OR.
Antwort:
Anfechtung möglich  Anfechtung nicht möglich

Begründung:
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E  7.3 Vertragserfüllung
12. Richtige Erfüllung von Verträgen

Kreuzen Sie an, ob die nachfolgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
Falsche Aussagen berichtigen Sie auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Es gibt Vertragsleistungen, die nur durch den Schuldner persönlich erfüllbar sind. Arbeitsleistungen
­gemäss Lehrvertrag gehören dazu.

Es gibt Vertragsleistungen, die nicht unbedingt vom Schuldner persönlich zu erfüllen sind. Geld­
leistungen gehören dazu.

Die Erfüllungsregeln des Obligationenrechts betreffend Person, Inhalt, Ort und Zeitpunkt der Leistung
sind zwingend einzuhalten.

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R F Aussage
Wurde in einem Vertrag die Lieferung der Ware in zwei Wochen vereinbart, ist grundsätzlich auch die
Zahlung erst in zwei Wochen fällig.

Bei Gattungsware steht gemäss OR das Recht, das konkrete Stück auszuwählen, dem Gläubiger der
Ware zu.

Die Erfüllung von Leistungen, deren Fälligkeit durch die Vertragsparteien nicht vereinbart wurde,
muss grundsätzlich innert 30 Tagen erfolgen.

13. Richtiger Ort der Erfüllung

Wo liegt in den folgenden Sachverhalten der gesetzliche Erfüllungsort? Geben Sie die Ortschaft und den
massgebenden Gesetzesartikel inklusive Absatz und Ziffer an.
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a) Sie sind wohnhaft in Bellach und haben Ihre Ferienwohnung in Lauterbrunnen tapezieren lassen.
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Dafür schulden Sie dem Malermeister aus Grindelwald CHF 1500.
Ortschaft: Artikel:

b) Sie kaufen von einem Autohändler in Münsingen einen Gebrauchtwagen. Der Wagen steht beim
Vertragsabschluss auf einem Parkplatz in Worb.
Ortschaft: Artikel:

c) Meinrad Felber, Belp, kauft bei Geflügelzüchter Heinz Kohler, Seedorf, 200 beliebige Küken zu
CHF 3.50 das Stück. Die Küken befinden sich beim Vertragsabschluss auf der Zuchtstation in Lyss.

Ortschaft: Artikel:

d) Könnten Felber und Kohler (vgl. Teilaufgabe c) den Erfüllungsort beliebig vereinbaren?
­Begründen Sie Ihre Antwort.
ja nein

Begründung:

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W  7.3 Vertragserfüllung
14. Persönliche Leistungspflicht

Entscheiden Sie für die folgenden Sachverhalte, ob eine persönliche Leistungspflicht durch den
S­ chuldner erforderlich ist oder nicht. Begründen Sie Ihren jeweiligen Entscheid.
E = persönliche Leistung erforderlich  N = persönliche Leistung nicht erforderlich
Sachverhalt E N
Amanda Clerc ist seit 5 Jahren für die Buchhaltung der ZOLLINGER AG zuständig.

Begründung:

Der Rheumatologe Lorenz Sutter soll Otto Walker eine Diagnose und Therapie zu dessen chronischen
­Rückenschmerzen machen.

Begründung:

Ein Brief soll rechtzeitig in St. Gallen ankommen.

Begründung:

Vera Hauri soll für Bestellungen beim Versandhaus insgesamt CHF 280 überweisen.

Begründung:
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15. Erfüllungsort und -zeit im Sachverhalt

Albert Amsler aus Aarberg hat mit Bruno Bächler aus Burgdorf vertraglich vereinbart, ihm seinen ge-
brauchten Fernseher zum Preis von CHF 200 zu verkaufen. Das Gerät befindet sich in Amslers Ferienwoh-
nung in Sigriswil.
Beantworten Sie die folgenden Fragen zum Sachverhalt.
a) Wie heisst im Sachverhalt der Gläubiger der Geldleistung? Nennen Sie den Namen.

b) Wo ist der gesetzliche Erfüllungsort der Geldleistung? Nennen Sie die Ortschaft.

c) Wo ist der gesetzliche Erfüllungsort der Sachleistung? Nennen Sie die Ortschaft.

d) Ab wann können Leistung und Gegenleistung gemäss OR gefordert werden?

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E  7.4 Vertragsverletzungen
16. Vertragsverletzungs- und Nichtigkeitstatbestand

Ordnen Sie die Beschreibungen (Grossbuchstaben) dem jeweils richtigen Tatbestand zu.
A = Die Erfüllung war von Anfang an nicht möglich.
B = Die Erfüllung ist noch nicht erfolgt.
C = Die Erfüllung ist erfolgt, aber nicht richtig.
D = Die Erfüllung ist nicht mehr möglich.
Vertragsverletzungstatbestände:

Schlechterfüllung

Schuldnerverzug

Unmöglichkeit

Nichtigkeitstatbestand:

Unmöglichkeit

W  7.4 Vertragsverletzungen
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17. Tatbestand und Folgen von Vertragsverletzungen

a) Welche beiden Tatbestandsmerkmale nennt Art. 97 Abs. 1 OR für die Schadenersatzpflicht


des Schuldners?

b) Inwiefern unterscheidet sich der Tatbestand der nachträglichen Unmöglichkeit vom Tatbestand
des Verzugs?
Nachträgliche Unmöglichkeit:

Schuldnerverzug:

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c) Welches ist die rechtliche Folge …


1) der anfänglichen Unmöglichkeit eines Vertragsinhalts?

2) der nachträglichen, durch den Schuldner zu verantwortenden Unmöglichkeit eines


­Vertragsinhalts?

3) der nachträglichen, durch den Schuldner nicht zu verantwortenden Unmöglichkeit eines


­Vertrags­inhalts?

4) des Schuldnerverzugs?

E  7.5  Verjährung von Obligationen


18 . Verjährungsfristen von Rechtsgeschäften
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Kreuzen Sie für die folgenden Rechtsgeschäfte die richtige Verjährungsfrist an.
Rechtsgeschäft Jahre Un­­verjährbar
1 3 5 10
Offene Arztrechnung

Kleinkreditrückzahlung

Ausstehende Bankzinsen

Anfechtung wegen Übervorteilung

Hypothekenrückzahlung

Offene Lohnforderung

Schadenersatz aus unerlaubter Handlung

Zahlung von 200 t Edelstahl durch eine Reederei

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19. Aussagen zur Verjährung

Kreuzen Sie an, ob die nachfolgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
­Falsche ­Aussagen ­berichtigen Sie auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Die gesetzlichen Verjährungsregeln sind zwingend, können also durch die Vertragsparteien nicht
­abgeändert werden.

Die Verjährungsfristen dienen dem Schutz des Gläubigers.

Die Verjährungsfrist vertraglicher Obligationen beginnt mit dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.

Grundsätzlich beträgt die Verjährungsfrist vertraglicher Obligationen ein Jahr.

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Durch das Versprechen eines Ersatzschuldners, notfalls für den Hauptschuldner einzustehen,
wird die ­Verjährung unterbrochen.

Wird die Verjährung einer Schuld nach 4½ Jahren durch eine Betreibung unterbrochen, so dauert
die Restverjährung nach Abschluss des Betreibungsverfahrens bei einer 5 -jährigen Frist noch ein
halbes Jahr.

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Recht und Staat

W  7.5  Verjährung von Obligationen


20. Verjährungsregeln mit Problemlöseschema

Der Drucker Peter Buchmann erhält von der Papier Schwarz AG am 15.10. 2010 eine Lieferung Druckpa-
pier im Wert von CHF 1500. Die Ware bezahlt Peter Buchmann sofort bei Auslieferung bar gegen eine
Quittung. Am 23.11. 2016 erhält er dann von der Papier Schwarz AG die eingeschriebene Mitteilung, die
Bezahlung der Lieferung vom 15.10. 2010 sei noch ausstehend und bis am 30.11. 2016 zu begleichen.
Buchmann hat in der Woche zuvor sämtliche Zahlungsbelege vernichtet. Er war der Meinung, dass er
durch die eingetretene Verjährung von jeder Beweislast befreit sei.
a) Bestimmen Sie die anwendbare Verjährungsfrist. Nennen Sie den massgebenden Gesetzesartikel
und begründen Sie Ihre Antwort.
Verjährungsfrist:

Gesetzesartikel:

Begründung:

b) Muss Peter Buchmann die Rechnung der Papier Schwarz AG ein zweites Mal begleichen? Begründen
Sie Ihre Antwort.
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Antwort: Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

ja nein

Begründung:

21. Verjährungsstillstand und -unterbruch

Bestimmen Sie für die folgenden Sachverhalte mithilfe des Gesetzbuches, ob es sich um den Tatbestand
des Verjährungsstillstands (S) oder Verjährungsunterbruchs (U) handelt.
Sachverhalt S U
Der beim Arbeitgeber wohnende Arbeitnehmer hat eine Forderung gegenüber Ersterem.

Der Gläubiger leitet das Betreibungsverfahren ein.

Das Kind hat eine Forderung gegenüber seinen Eltern.

Der Schuldner macht eine Anzahlung.

Der Schuldner bestreitet mit einer Klage das Bestehen der Schuld.

Der Gläubiger hat eine Forderung gegenüber seiner Ehefrau.

Der Schuldner erklärt seine Zahlungsunfähigkeit und meldet Konkurs an.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 263
Allgemeine Vertragslehre

E  7.6  Sicherung der Vertragserfüllung


22. Real- und Personalsicherheiten

Vervollständigen Sie die folgende Übersicht der Sicherungsmittel.


Sicherungsmittel             

Realsicherheiten Personalsicherheiten

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

23. Aussagen zu Sicherungsmittel

Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
Falsche ­Aussagen ­berichtigen Sie auf der leeren Zeile.
R F Aussage
Um eine vertragliche Leistung zu sichern, braucht es in jedem Fall einen Sicherungsvertrag.

Ein Sicherungsvertrag verhindert die Nichterfüllung durch den Schuldner.

Durch einen Sicherungsvertrag wird nicht die Leistung selbst, sondern eine Ersatzleistung gesichert.

Sicherungsverträge sind erst gültig, wenn der Schuldner erfolglos betrieben wurde.

Bei einem Abzahlungskauf sollte ein Eigentumsvorbehalt gemacht werden, weil ohne Vorbehalt mit
der Übergabe auch das Eigentum an einer Sache auf den Käufer übergeht.

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Recht und Staat

R F Aussage
Wenn ein Spediteur sein Retentionsrecht ausgeübt hat, kann er mit der Sache machen, was er will.

Ein Vorteil der Kaution ist, dass der hinterlegte Geldbetrag eine Realsicherheit ist.

24. Umschreibung von Sicherungsmitteln

Nennen Sie das jeweils umschriebene Sicherungsmittel. Geben Sie jeweils auch an, ob es sich um eine
Real- (R) oder Personalsicherheit (P) handelt.
Umschreibung Sicherungsmittel R  /  P

Hinterlegung einer bestimmten Geldsumme

Im Voraus festgelegte Busse bei Vertragsbruch

Zurückbehalten von beweglichen Sachen, die dem Schuldner gehören

Eigentum an der Kaufsache geht erst bei vollständiger Zahlung auf den Käufer über.

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Bewegliche Sachen werden als Sicherheit hinterlegt.
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Liegenschaft wird zur Verwertung versprochen.

Bürge haftet ersatzweise für den Hauptschuldner.

Kunden des Schuldners leisten an den Gläubiger

W  7.6  Sicherung der Vertragserfüllung


25. Sicherungsmittel – vermischte Fragen

Beantworten Sie die folgenden Fragen zu den Sicherungsmitteln.


a) Worin besteht die Sicherheit bei der Kaution?

b) Worin besteht die Sicherheit bei einem Lombardkredit?

c) Worin besteht die Sicherheit bei einem Hypothekarkredit?

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Allgemeine Vertragslehre

d) Welches ist aus der Sicht des Schuldners ein Nachteil der Kaution gegenüber der Konventional-
strafe?

e) Was ist aus der Sicht des Gläubigers ein Nachteil der Retention gegenüber dem Faustpfand?

f) Worin besteht die Sicherheit bei der Retention?

g) Warum sind Realsicherheiten aus der Sicht des Gläubigers die «besseren» Sicherungsmittel als die
Personalsicherheiten?

26. Sicherungsmittel im Sachverhalt

Welches Vertragssicherungsmittel wird in den folgenden Sachverhalten jeweils angewendet?


a) Bei Autoreparaturwerkstätten
© 2021 Verlag SKV AG:istW&Gesanwenden
üblich,und dass einem
verstehen, neuen
E-Profil Kunden2. Semester
| Berufsmaturität, das reparierte Fahrzeug
ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
nur gegen Barzahlung übergeben wird.

b) Die Maschinenfabrik Huber AG verpflichtet sich gegenüber einem Kunden, für jeden Tag Verspä-
tung bei der Lieferung einer Maschine eine Busse von CHF 10 000 zu bezahlen.

c) Als Sicherheit für ein Darlehen hinterlegt Marco Schulze Wertpapiere bei der Bank FLOW AG.

d) Die Berner Kantonalbank gewährte Armin Meier einen Betriebskredit. Der Onkel von Armin Meier
unterschreibt beim Notar eine Erklärung gegenüber der Bank, wonach er sich bei
­Zahlungsunfähigkeit von Armin Meier zu einer Zahlung von CHF 40 000 verpflichtet.

e) Für allfällige Schäden am Mietobjekt sowie für einen allfälligen Mietzins-Zahlungsrückstand


­verlangt der Vermieter vom Mieter beim Abschluss des Mietvertrags die Hinterlegung eines
­Betrags in der Höhe von drei Monatsmieten.

f) Die Astral AG überlässt alle ihre offenen Kundenrechnungen ihrer Geschäftsbank, bis der
­Betriebskredit von CHF 400 000 getilgt ist.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 266
8 Recht und Staat

Kaufvertrag

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

8.1 Allgemeine Bestimmungen zum Fahrniskauf 269 282

8.2 Eigentumsrechte beim Fahrniskauf 270 285


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8.3 Vertragsverletzungen beim Fahrniskauf 272 286

8.4 Grundstückkauf 281 294

Leistungsziele 281

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8 Kaufvertrag

Carola Heussi kaufte vor drei Monaten in einem Motorradgeschäft einen ge-
brauchten Roller zum Preis von CHF 2500. Spezielle Vereinbarungen traf sie da-
mals mit dem Verkäufer keine. Ihr wurde lediglich eine Quittung über den be­
zahlten Kaufpreis ausgehändigt, und sie musste eine Übernahmebestätigung
unterschreiben. Letzten Montagmorgen erlebte Carola dann eine böse Über­
raschung. Als sie mit dem Roller zur Arbeit fahren wollte, sprang der Motor nicht
an. Am Abend brachte sie den Roller in der Folge zu einer nahen Zweiradwerk-
statt. Heute Morgen hat sie nun von der Werkstatt Bescheid bekommen, dass sich
eine Reparatur des Rollers kaum lohne, da der Motor wegen eines Materialfeh-
lers kaputt sei und ersetzt werden müsste. Sofort telefoniert sie dem Verkäufer
und verlangt das Geld zurück. Der Geschäftsführer des Motorradgeschäfts ist da
aber ganz anderer Meinung: Das sei allein ihr Problem, sie hätten nämlich seiner-
zeit beim Kauf keine Garantiefrist vereinbart. Dieses Risiko gehe man halt ein bei
solchen Occasionskäufen.
Muss Carola Heussi das so akzeptieren oder kann sie rechtlich gegen das Motor-
radgeschäft vorgehen?
Art. 184 OR Der Kaufvertrag ist der am häufigsten abgeschlossene Vertrag. Durch ihn wird von
den Vertragsparteien vereinbart, das Eigentum an einem Kaufgegenstand wie z. B.
einem Auto, einem Bild, einem Brot, einem Haus oder Wertschriften gegen Bezah-
lung des Kaufpreises vom Verkäufer auf den Käufer zu übertragen. Beim Kaufver-
trag entstehen folglich immer zwei Obligationen: Die Warenobligation mit dem
Verkäufer
© 2021 Verlag SKV als Schuldner
AG: W&G (Pflicht
anwenden und zur
verstehen, Warenlieferung)
E-Profil und ohne
| Berufsmaturität, 2. Semester demLösungen
Käufer als Gläubi-
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
ger (Recht auf Waren) sowie die Geldobligation mit dem Käufer als Schuldner
(Pflicht zur Kaufpreiszahlung) und dem Verkäufer als Gläubiger (Recht auf Kauf-
preis).
Obligationen beim Kaufvertrag

Verkäufer Käufer

Obligation 1:
Schuldner Gläubiger
Warenlieferung

Obligation 2:
Gläubiger Schuldner
Kaufpreiszahlung

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 268
Recht und Staat

Je nach Kaufgegenstand, Zahlungsart und Liefertermin werden unterschiedliche Ar­


ten des Kaufvertrags unterschieden, nachstehend die wichtigsten davon.
Arten von Kaufverträgen

Barkauf

Gattungskauf Kreditkauf

Fahrniskauf

Kaufvertrag Spezieskauf Mahnkauf

Grundstückkauf

Fixkauf

8.1 Allgemeine Bestimmungen zum Fahrniskauf


Gemäss Gesetz gilt als Fahrniskauf jeder Kauf, bei dem der Kaufgegenstand keine
Art. 187 OR Liegenschaft (Land, Gebäude, Eigentumswohnung) ist. Bei Fahrnis handelt es sich
Art. 713 ZGB Verlag
© 2021 also
SKV um bewegliche
AG: W&G anwenden undSachen. Gegenstand
verstehen, E-Profil eines
| Berufsmaturität, Fahrniskaufvertrags
2. Semester ohne Lösungen kann dabei
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
 7.3 Gattungsware oder Speziesware sein.
Beispiel Getreide, Gold, Fahrzeuge, Computer, Bücher, Maschinen, Musikanlagen, Kunst­
werke, Möbel, Strom usw.

Bei Liegenschaften spricht man vom Grundstückkauf.

8 .1.1 Formvorschriften
 7.1 Im Kaufvertragsrecht finden sich keine speziellen Formvorschriften zum Fahrnis-
Art. 11 OR kauf. Die entsprechenden Verträge können somit grundsätzlich formfrei (in belie­
Art. 16 OR biger Form, auch mündlich) abgeschlossen werden. Aus Beweisgründen empfiehlt
sich bei grösseren Kaufsachen die (freiwillige) Schriftform.

8 .1. 2 Ort und Zeit der Vertragserfüllung


 7.3 Der Ort und die Zeit der Vertragserfüllung (Lieferung der Kaufsache und Bezah-
Art. 74 OR lung des Kaufpreises) richten sich nach den dispositiven Vorschriften der allgemeinen
Art. 75 OR Vertragslehre und können von den Vertragsparteien folglich frei gewählt werden.
Art. 184 Abs.  2 OR
Art. 213 OR
Ohne spezielle vertragliche Vereinbarung ist die Warenlieferung sofort nach Ab-
schluss des Kaufvertrags fällig. Gemäss Gesetz handelt es sich dabei immer um Bar­
käufe, d. h., auch die Bezahlung des Kaufpreises durch den Käufer hat unmittelbar
bei der Übergabe der Kaufsache zu erfolgen (Zug um Zug, Ware gegen Geld). Ein
Kreditkauf liegt demgegenüber vor, wenn man im Vertrag übereinkommt, dass der
Verkäufer die Ware gegen Rechnung liefert und der Käufer für die Zahlung des
Kaufpreises eine Frist beanspruchen kann (z. B. zahlbar in 30 Tagen).

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 269
Kaufvertrag

8 .1. 3 Transport- und Verpackungskosten


 7.3 Aufgrund der allgemeinen vertragsrechtlichen Regel, wonach Warenschulden Hol-
Art. 74 OR schulden sind, ergibt sich folgerichtig im Kaufvertragsrecht, dass allfällige Transport-
Art. 189 OR und Verpackungskosten ohne anderslautende Vereinbarung von der Käuferschaft
zu tragen sind. Wird dagegen im Kaufvertrag ausdrücklich Frankolieferung (frei
Haus) verabredet, übernimmt gemäss Gesetz der Verkäufer die erwähnten Kosten.
A E-Aufgaben 1 und 2, W-Aufgaben 3 und 4

8 . 2 Eigentumsrechte beim Fahrniskauf


Art.  641 Abs. 1 ZGB Der Zweck des Kaufvertrags ist die entgeltliche Übertragung des Eigentumsrechts
an der Kaufsache vom Verkäufer auf den Käufer. Das Eigentum an einer Sache bedeu-
tet, in den Schranken der Rechtsordnung die beliebige Verfügungsgewalt über die
Sache ausüben zu können. So darf man beispielsweise nach dem Kauf eines teuren
Sofas als neuer Eigentümer dieses jederzeit zerstören, wenn einem der Sinn danach
steht.

8 . 2 .1 Eigentumsübertragung
Art. 714 ZGB Im Rahmen eines Fahrniskaufs erfolgt die vertragliche Eigentumsübertragung an
derVerlag
© 2021 Kaufsache
SKV AG: W&Gdurch die und
anwenden Übertragung
verstehen, E-Profilder tatsächlichen
die gekaufte
| Berufsmaturität, Gewalt
2. Semester über
ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Sache (d. h. durch Übergabe an die Käuferschaft). Diese tatsächliche Gewalt über eine
Sache wird im Recht als Besitz bezeichnet.

Merke Man wird gemäss Gesetz nicht mit der Bezahlung des Kaufpreises Eigentümer
des Kaufgegenstands, sondern wenn man dessen Besitzer geworden ist.

Die Begriffe Eigentum und Besitz bedeuten also rechtlich nicht dasselbe.
Eigentum Besitz
Rechtliche (umfassende) Verfügungsgewalt Tatsächliche (körperliche) Verfügungsgewalt
über eine Sache; eine Sache verwerten dürfen über eine Sache; eine Sache gebrauchen dürfen

Z. B. darf der Käufer die Kaufsache nach Z. B. darf der Mieter die Mietsache nicht
der Übergabe abändern, weiterverkaufen, ­abändern, da er mit dem Mietvertrag nur den
­verschenken, konsumieren oder zerstören, Besitz, aber nicht das Eigentum an der Miet­
da er mit dem Kauf das Eigentumsrecht sache erwirbt.
an der Sache erworben hat.

Merke Dieselbe Sache kann einen Eigentümer und eine andere Person als Besitzer haben.
So ist der Vermieter der Mietsache deren Eigentümer, der Mieter dagegen deren
Besitzer.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 270
Recht und Staat

8 . 2 . 2 Eigentumsvorbehalt
Grundsätzlich wird jeder Käufer als Besitzer der Kaufsache auch deren Eigentümer
Art. 715 ZGB und als solcher in seinem Recht geschützt, selbst wenn er bei Kreditkäufen den
Art. 214 Abs. 3 OR Kaufpreis nicht bezahlen kann. Dem Verkäufer bleibt dann nur die Möglichkeit einer
 7.3 unter Umständen teuren und eventuell erfolglosen Betreibung. Mit der Vereinba-
rung eines Eigentumsvorbehalts kann bewirkt werden, dass der Käufer nicht als
Besitzer, sondern erst nach vollständiger Zahlung des Kaufpreises Eigentümer der
Kaufsache wird. Rechtskraft erlangt dieses ­Sicherungsmittel des Verkäufers aller-
dings nur durch Eintragung im öffentlichen ­Eigentumsvorbehaltsregister am
Wohnort des Käufers.

8 . 2 . 3 Übergang von Nutzen und Gefahr der Kaufsache


Bei Kaufverträgen erfolgt die Lieferung der Kaufsache und damit die Übertragung
des Eigentums auf den Käufer häufig nicht unmittelbar nach Vertragsabschluss.
Somit stellt sich die Frage, welche Partei in der Zeit zwischen Vertragsabschluss und
Lieferung die Gefahr des Untergangs oder der Beschädigung der Kaufsache trägt
bzw. deren Nutzen (Erträge) beanspruchen kann. Das Gesetz sieht dafür folgende
dispositiven (abänderbaren) Regeln vor:
Art. 185 Abs. 1 OR Bei Speziesware gehen Nutzen und Gefahr sofort mit Abschluss des Kaufvertrags
auf den Käufer über.
Art. 185 Abs. ©22021 BeiSKV
OR Verlag Gattungsware
AG: W&G anwenden und giltverstehen,
es zwei Fälle
E-Profil zu unterscheiden:
| Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
„„ Beim Platzkauf von Gattungsware (Käufer holt die Ware ab) gehen Nutzen

und Gefahr auf den Käufer über, sobald die Kaufsache von den anderen Waren
deutlich ausgeschieden ist (für den Käufer beiseitegestellt oder entsprechend
an­geschrieben wurde).
„„ Beim Distanzkauf von Gattungsware (Ware wird dem Käufer zugesandt) gehen

Nutzen und Gefahr auf den Käufer über, sobald der Verkäufer die Kaufsache
zum Versand abgegeben hat (z. B. am Postschalter). Das Transportrisiko trägt
gemäss Gesetz folglich der Käufer.
Diese Rechtsnormen sind für den Käufer wenig vorteilhaft, da er Waren­risiken zu
tragen hat, bevor er überhaupt Besitzer der betreffenden Waren geworden ist. In der
Praxis begegnet man dieser Problematik mit entsprechenden Versicherungsverträ-
gen oder mit der vertraglichen Verabredung, dass Nutzen und Gefahr erst bei Über-
gabe der Kaufsache auf den Käufer übergehen.
A E-Aufgabe 5, W-Aufgabe 6

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Kaufvertrag

8 . 3 Vertragsverletzungen beim Fahrniskauf


Werden die im Kaufvertrag vereinbarten Obligationen vom Verkäufer bzw. Käufer
 7.4 nicht richtig oder gar nicht erfüllt, spricht man von Vertragsverletzungen.
Vertragsverletzungen beim Fahrniskauf 

Mahngeschäft
Lieferungs-
verzug
Verkäufer Fixgeschäft
Mangelhafte
Lieferung
Vertrags- Verfalltags-
verletzungen geschäft
Zahlungs-
verzug
Käufer
Annahme-
verzug

8 . 3.1 Lieferungsverzug des Verkäufers


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Wenn Exemplar
Persönliches der Verkäufer den
von Dario Roth, imGwatt
3645 Kaufvertrag
(Thun) vereinbarten Liefertermin für die
Kaufsache
aus eigenem Verschulden nicht einhält, liegt ein Fall von Lieferungsverzug vor. Bei
dieser Vertragsverletzung durch den Verkäufer kommen sowohl dispositive Vor-
schriften der allgemeinen Vertragslehre wie auch spezielle Bestimmungen des Kauf-
vertrags zur Anwendung. Es gilt in diesem Zusammenhang, zwischen Mahnge-
schäft, Fixgeschäft und Verfalltagsgeschäft zu unterscheiden.

Lieferungsverzug beim Mahngeschäft


Ein Mahngeschäft (Mahnkauf) liegt vor, wenn die Lieferung der Kaufsache nicht
genau terminiert ist. Es gibt also vertraglich keinen genau bestimmten Lieferzeit-
punkt.
Beispiel Mahngeschäfte sind vertragliche Abreden wie «Lieferung des Buches ca. oder
­voraussichtlich Ende September», «Lieferung der Produktionsanlage im Mai»
oder «in Woche 18», «Lieferung von fünf Tonnen Kies auf Abruf».

Ist nun der ungefähr verabredete Lieferzeitpunkt verstrichen und die Lieferung
bis dahin ausgeblieben (und somit fällig), hat der Käufer gemäss Gesetz folgende
Rechtshandlungen vorzunehmen:

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 272
Recht und Staat

Art. 102 Abs. 1 OR 1) Mahnung Den Verkäufer auffordern, die Kaufsache zu liefern; der Ver-
käufer wird damit in Verzug gesetzt.

Art. 107 Abs. 1 OR 2) Nachfrist Dem Verkäufer eine angemessene Nachfrist für die Lieferung
­setzen der Kaufsache einräumen. Die Dauer der angemessenen Nach-
frist hängt dabei insbesondere von der Art der Kaufsache ab
(diese kann z. B. bei einem Buch kürzer angesetzt werden als
bei einer komplexen Produktions­anlage).

Art. 107 Abs.  2 OR 3) Wahlrecht Liefert der Verkäufer auch bis zum Ablauf der angesetzten
Art. 109 Abs.  2 OR ­anzeigen Nachfrist nicht, hat sich der Käufer für eines der folgenden
drei Wahlrechte (Varianten) zu entscheiden und muss dies dem
Verkäufer unverzüglich mitteilen:
a) auf nachträglicher Lieferung beharren und
evtl. Schaden­ersatz wegen Verspätung verlangen
(der erlittene Schaden muss dabei durch den Käufer
­bewiesen werden);
Der Käufer wählt diese Variante, wenn er die Ware unbedingt
braucht und diese von niemand anderem schneller erhält.
b) auf Lieferung verzichten und Schadenersatz we­gen
Nichterfüllung des Vertrags verlangen;
Der Käufer geht so vor, wenn er die Ware schneller, aber
zu einem
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Berufsmaturität, bei einem
2. Semester anderen Lieferanten be-
ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
schaffen kann. Als Schaden kann der Käufer den Mehrpreis
des sogenannten Deckungskaufs und allenfalls zusätzliche
Unkosten geltend machen.
c) Rücktritt vom Vertrag;
Der Käufer entscheidet sich für diese Möglichkeit, wenn er
sich schneller und billiger anderswo mit der Kaufsache ein-
decken kann oder sie gar nicht mehr benötigt. Der Käufer
hat in diesem Fall das Recht, für seine Umtriebe vom Ver-
käufer Spesenersatz zu verlangen.

In der Praxis wird der Käufer die Mahnung, die Nachfrist sowie die gewählte Va­
riante (für den Fall, dass die Nachfrist ohne Lieferung verstreicht) allesamt in einer
Mitteilung an den Verkäufer richten (aus Beweisgründen schriftlich und eingeschrie-
ben). Versäumt der Käufer die Bekanntgabe der Nachfrist und / oder der gewählten
Variante, muss er die Ware bei späterer Lieferung jederzeit und ohne Schadener-
satzansprüche noch annehmen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 273
Kaufvertrag

Lieferungsverzug beim Fixgeschäft


Beim Fixgeschäft (Fixkauf) kommt dem Lieferzeitpunkt entscheidende Bedeutung
zu, weshalb dem Käufer eine verspätete Lieferung nicht zumutbar ist. Entsprechend
wird der Liefertermin von den Parteien im Kaufvertrag genau (fix) festgelegt (oder
dieser Stichtag ergibt sich aus den Umständen bzw. aus der Natur des Geschäfts).
Beispiel Fixkäufe sind Vereinbarungen wie «Lieferung der Hochzeitstorte am 8. Mai», «Lie­
ferung der Apérogetränke am Freitag um 16 Uhr», «Lieferung der 25 Paar Hosen
spätestens am 31. Juli» oder «Lieferung des Christbaums nicht nach dem 24. De­
zember».

Wenn der Verkäufer die Kaufsache am oder bis zum vereinbarten Termin nicht lie-
fert, ergibt sich folgende Rechtslage:
Art. 102 Abs.  2 OR Eine Mahnung durch den Käufer ist beim Fixkauf nicht erforderlich, da der Verkäu-
fer automatisch mit Ablauf des Liefertermins in Verzug kommt.
Art. 108 OR Da die Einhaltung des Liefertermins für den Käufer von zentraler Bedeutung gewe-
sen wäre, ist die Ansetzung einer Nachfrist zur Leistungserfüllung ebenfalls nicht
notwendig.
Art. 107 Abs.  2 OR Der Käufer kann somit direkt eines der drei Wahlrechte – wie zuvor beim Mahnge-
schäft beschrieben – geltend machen. Die gewählte Variante muss dem Verkäufer
wiederum mitgeteilt werden. Unterlässt der Käufer diese Anzeige, muss er die Ware
bei späterer Lieferung trotzdem noch annehmen.
EineVerlag
Art. 190 OR © 2021 spezielle
SKV AG: gesetzliche
W&G anwenden Regelung
und verstehen, erfährt im kaufmännischen
der Fixkauf2. Semester
E-Profil | Berufsmaturität, ohne Lösungen Verkehr.
Art. 191 OR Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Kaufmännischer Verkehr liegt immer dann vor, wenn die Kaufsache gewerbsmässig
für den Wiederverkauf bzw. für die Weiterverarbeitung bestimmt ist wie z. B. bei
Handelswaren oder Beton für die Baustelle. Verpasst der Verkäufer beim Fixkauf im
kaufmännischen Verkehr den Liefertermin, so besteht automatisch die gesetz­liche
Vermutung, dass der Käufer auf die Lieferung verzichtet und Schadenersatz wegen
Nichterfüllung beansprucht. Entsprechend muss der Käufer dem Verkäufer nur
mitteilen, falls er trotz Verzug die nachträgliche Lieferung vorziehen sollte.
Lieferungsverzug beim Fixkauf und Vorgehen des Käufers

nichtkaufmännischer Mitteilung eines der


Verkehr drei Wahlrechte
Lieferungsverzug
beim Fixkauf
Mitteilung nur,
kaufmännischer
falls nachträgliche
Verkehr
Lieferung verlangt wird

Merke Wenn Unternehmen für den Eigengebrauch kaufen (und nicht für den Wieder-
verkauf oder die Weiterverarbeitung), handelt es sich stets um nichtkaufmän­nischen
Verkehr.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 274
Recht und Staat

Lieferungsverzug beim Verfalltagsgeschäft


Wenn im nichtkaufmännischen Verkehr ein genauer Liefertermin vereinbart
wurde und die Kaufsache auch nach diesem Termin (Verfalltag) für den Käufer noch
brauchbar ist (dies im Unterschied zum Fixgeschäft), so liegt ein Verfalltagsge­
schäft vor.
Beispiel «Lieferung der neuen Polstergruppe am 15. Dezember» oder «Übergabe des Aus­
sendienstfahrzeugs am 20. Januar»

Merke Ein Verfalltagsgeschäft liegt bei folgenden Voraussetzungen vor:


„„ Nichtkaufmännischer Verkehr

„„ Genauer Liefertermin vereinbart

„„ Kaufsache ist auch nach dem Verfalltag für den Käufer noch brauchbar

Bleibt die Lieferung am vereinbarten Termin aus, obliegen dem Käufer gemäss Gesetz
die folgenden Pflichten zur Wahrung seiner Interessen:
Art. 107 Abs. 1 OR „„ Er muss dem Verkäufer (wie beim Mahngeschäft) eine angemessene Nachfrist

zur nachträglichen Leistungserfüllung einräumen.


Art. 107 Abs.  2 OR „„ Kommt der Verkäufer auch innerhalb der gesetzten Nachfrist seiner Lieferpflicht

nicht nach, muss der Käufer eines der drei Wahlrechte (wie beim Mahn- und
Fixgeschäft) zwingend mitteilen.

© 2021 VerlagEine
Merke Mahnung
SKV AG: durch
W&G anwenden den Käufer
und verstehen, E-Profil | ist (wie beim
Berufsmaturität, Fixgeschäft)
2. Semester nicht erforderlich, da
ohne Lösungen
der Verkäufer
Persönliches Exemplar automatisch
von Dario Roth, mit
3645 Gwatt (Thun) Ablauf des Liefertermins in Verzug kommt.

© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 275
Kaufvertrag

Übersicht Lieferungsverzug
Mahngeschäft Verfalltags­ Fixgeschäft Fixgeschäft
geschäft nicht­ kaufmännisch
kaufmännisch
Beispiel Lieferung des Lieferung des Lieferung von Lieferung von
Gas­grills PROFI Fern­sehers FLASH 500 Feuer­werks­ 2 Tonnen Weiss­
2000 an den an Familie Egger körpern SUPER­ mehl an die
Pensionär Bern- «bis am 30. Juni» KNALL an die ­Bäckerei Zürrer
hard Bräter «so- Gemeinde Belp «bis am 15. Mai»
bald erhältlich» «am 1. August»

Erfüllungstermin nicht oder genau vereinbart, oder er ergibt sich aus der Natur des
wurde … nur ungefähr Vertrags
vereinbart

Verzug durch … Mahnung Fälligkeit (automatisch)

Nachträgliche sinnvoll nicht zumutbar


Erfüllung ist …

Nachfrist ist … erforderlich nicht erforderlich

Wahlrechte des Beharren und Ersatz Verspätungsschaden


Käufers sind …
Verzichten und Schadenersatz wegen Nichterfüllung

Rücktritt vom Vertrag und Spesenersatz


© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden und verstehen, E-Profil | Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
Schweigen
Persönliches des
Exemplar Beharren
von Dario Roth, 3645(ohne Ersatz Verspätungsschaden)
Gwatt (Thun) Verzichten
und
Käufers im Schadenersatz
Verzugs­fall
­bedeutet  …

A E-Aufgabe 7, W-Aufgabe 13

8 . 3. 2 Mangelhafte Lieferung (Schlechterfüllung) des Verkäufers


Art. 197 OR Von Schlechterfüllung spricht man, wenn der Verkäufer die vereinbarte Kaufsache
zwar liefert, diese aber Mängel aufweist. Mangelhaft ist eine Lieferung in den fol-
genden Fällen:
„„ Der Kaufsache fehlen vom Verkäufer ausdrücklich zugesicherte Eigenschaften.

„„ Der Kaufsache fehlen die üblichen Eigenschaften, von deren Vorhandensein

man als Käufer normalerweise ausgehen kann.


Beispiel „„ Der Drucker eignet sich nicht wie vom Verkäufer zugesichert für Farbausdrucke.
„„ Das Gehäuse des neuen Druckers ist zerkratzt.

Art. 210 OR Die Haftung des Verkäufers für solche Mängel am Kaufgegenstand wird rechtlich
Art. 199 OR als Sachgewährleistung bezeichnet, allgemein bekannt dafür ist der Begriff Garan­
tie. Sie dauert gemäss Gesetz zwei Jahre nach Ablieferung der Sache an den Käufer.
Wegen des dispositiven Charakters des gesamten Schweizer Garantierechts kann
diese zweijährige Verjährungsfrist für Klagen auf Sachgewährleistung von den Ver-
tragsparteien im Grundsatz beliebig abgeändert, d.h. verlängert, verkürzt oder ganz
ausgeschlossen werden.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 276
Recht und Staat

Art. 210 Abs. 4 OR Wenn der Verkauf gewerbsmässig (von einem Unternehmen) an einen privaten Käu-
fer erfolgt, darf die Garantiedauer für neue Kaufsachen nicht weniger als zwei Jahre
und für gebrauchte Sachen (Occasionen) nicht weniger als ein Jahr betragen. Zuläs-
sig hingegen ist der vollständige Ausschluss der Garantie.
Eine Verkürzung der Garantiedauer oder auch der vollständige Ausschluss der Ga-
rantie ist folglich möglich, wenn der Käufer die Kaufsache für geschäftliche Zwecke
erwirbt oder der Verkäufer als Privatperson handelt.
Art. 199 OR Zudem ist eine vereinbarte Beschränkung oder Aufhebung der Garantie ungültig,
Art. 210 Abs. 6 OR wenn der Verkäufer die Mängel an der Kaufsache gekannt, diese aber gegenüber
dem Käufer arglistig (in täuschender Absicht) verschwiegen hat. Wird dem Verkäu-
fer eine solche absichtliche Täuschung des Käufers nachgewiesen, kann – als wei-
tere Konsequenz – das Recht auf Sachgewährleistung gar nicht verjähren.
Beispiel „„ Irma Becker kauft in einer Autogarage einen gebrauchten VW Polo für den
privaten Gebrauch. Da die Autogarage als Verkäuferin gewerbsmässig handelt
und das Auto privaten Zwecken dient, muss die Garantiedauer zwingend min­
destens ein Jahr betragen (ohne Vereinbarung sind es zwei Jahre).
„„ Die Möbelfabrik Huser AG kauft bei einem Grosshändler eine neue Kaffee­

maschine für ihren Pausenraum. In diesem Fall kann die gesetzliche Garantie­
dauer von zwei Jahren beliebig verkürzt werden, weil die Kaufsache nicht
für den privaten Gebrauch bestimmt ist.
„„ Severin Rieter kauft seinem Wohnungsnachbarn ein Occasionsfahrrad ab.
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Auch hier gibt es keine gesetzliche Mindestfrist für die Garantie, da der Nach­
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
bar als Verkäufer nicht gewerbsmässig handelt.
„„ Ein Elektrohändler verkauft einer Schule ein neues Kopiergerät und ver­

schweigt, dass es bei dieser Modellreihe aus Erfahrung aufgrund von mangel­
haften Kabelsträngen regelmässig zu Defekten kommt. Eine an sich rechtlich
mögliche Vereinbarung über die Beschränkung der Garantie (da kein privater
Gebrauch) wäre bei diesem Kaufgeschäft ungültig, weil der Verkäufer arglistig
Mängel verschwiegen hat. Und auch die gesetzliche Verjährungsfrist von zwei
Jahren beginnt wegen der absichtlichen Täuschung des Käufers erst gar nicht
zu laufen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 277
Kaufvertrag

Vom Gesetz abweichende Regelungen zur Sachgewährleistung werden in der Praxis


häufig auf einem Garantieschein festgehalten.
Um seine Garantierechte im Fall einer mangelhaften Lieferung beim Verkäufer durch-
setzen zu können (und nicht zu verwirken), muss der Käufer wie folgt vorgehen:

Art. 201 OR 1) Prüfpflicht Die Kaufsache muss sofort nach der Übernahme auf offene
Mängel hin überprüft werden. Als offen gelten Mängel, die
bei einer übungsgemässen Untersuchung festgestellt werden
können (z. B. ein Handy, das sich nicht ein­schalten lässt, oder
eine Bluse, der drei Knöpfe f­ ehlen).

Art. 201 OR 2) Anzeigepflicht Entdeckte Mängel sind unverzüglich dem Verkäufer mitzutei-


len (Mängelrüge). Versäumt der Käufer die sofortige Prüf-
und Anzeigepflicht, gilt die Ware als genehmigt und eine an
sich berechtigte Reklamation kann von der Verkäuferseite ab-
gelehnt werden.
Verdeckte (versteckte) Mängel, die man bei der ordentlichen
Übernahmeprüfung nicht erkennen konnte und die sich erst
nach einer gewissen Zeit ergeben (z. B. öffnen sich die Nähte
eines Sofas oder der Motor eines Autos geht wegen eines
­Fabrikationsfehlers plötzlich kaputt), sind ebenfalls sofort nach
deren Entdeckung zu melden (Mängelrüge). Für solche ver-
© 2021 Verlag SKV AG: W&G anwenden deckten Mängel
und verstehen, E-Profilhaftet der Verkäufer
| Berufsmaturität, gemäss
2. Semester ohne Lösungen Gesetz zwei
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Jahre. Für später auftretende Mängel muss der Verkäufer ge-
mäss Gesetz dann nicht mehr einstehen.

Art. 204 OR 3) Aufbewah- Wenn die mangelhafte Ware dem Käufer zugesandt wurde
rungspflicht (Distanzkauf), muss er sie aufbewahren und darf sie dem
Verkäufer nicht einfach zurückschicken oder gar vernichten.

Art.  205 / 206 OR 4) Wahlrecht Sofern der Käufer die vorgängig erwähnten Pflichten erfüllt
­mitteilen hat und keine vertraglichen Einschränkungen der Sachge-
währleistung entgegenstehen, kann er eines der nachstehen-
den Wahlrechte beim Verkäufer geltend machen:
a) mit der Wandelungsklage den Kauf rückgängig m ­ achen
(die mangelhafte Ware wird gegen Rückerstattung eines
allfällig bereits bezahlten Kaufpreises samt Zinsen dem
Verkäufer zurückgegeben);
b) mit der Minderungsklage einen Preisnachlass (Rabatt)
verlangen;
c) fehlerfreie Ersatzlieferung verlangen (nur beim
­Gattungskauf möglich).

Art. 206 Abs. 2 OR Beim Platzkauf von mangelhafter Gattungsware (der Käufer holt in diesem Fall die
gekaufte Ware beim Verkäufer ab oder nimmt sie gleich mit) hat der Verkäufer das
Recht, auf einer sofortigen einwandfreien Ersatzlieferung zu bestehen und da-
durch die beiden anderen Wahlrechte des Käufers (Wandelung und Minderung)
auszuschliessen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 278
Recht und Staat

Merke Im Gesetz nicht vorgesehen als Wahlmöglichkeit ist die Reparatur der fehlerhaf-
ten Ware. Folglich kommt diese Alternative nur zur Anwendung, wenn beide Par-
teien damit einverstanden sind bzw. wenn diese Möglichkeit beim Abschluss des
Kaufvertrags entsprechend vereinbart wurde (z. B. im Garantieschein).

Lösung Im Fall von Carola Heussi handelt es sich beim Schaden am gebrauchten Roller
Einführungsfall um  einen verdeckten Mangel. Da beim Kauf keine speziellen Garantieverein­
barungen getroffen wurden, haftet das Motorradgeschäft nach Auslieferung
des Rollers gemäss Gesetz zwei Jahre für solche verdeckten Mängel. Carola Heussi
kann also das Geld zurückverlangen (Wandelung) oder auch Minderung geltend
machen (Ersatzlieferung kommt bei Speziesware nicht in Frage). Anders würde
es  sich natürlich verhalten, wenn der Motorschaden auf unsachgemässen Ge-
brauch durch Carola Heussi zurückzuführen wäre.

8 . 3. 3 Annahmeverzug des Käufers


Art. 211 OR Der Käufer hat die gesetzliche Pflicht, die vom Verkäufer vertragsgemäss gelieferte
Art. 91 OR Ware anzunehmen. Verweigert dies der Käufer, liegt Annahmeverzug (oder Gläu­
Art. 92 OR
bigerverzug) vor. Der Verkäufer ist in diesem Fall berechtigt, die Kaufsache auf Ge-
fahr und Kosten des Käufers in einem Lagerhaus zu hinterlegen oder mit Bewilligung
Art. 93 OR des Richters und vorgängiger Androhung zu verkaufen. Ebenfalls möglich ist die
Art. 94 OR Rücknahme der Kaufsache. Natürlich kann der Verkäufer den durch den Annahme-
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Persönlichesverzug erlittenen
Exemplar von Schaden
Dario Roth, 3645 beim Käufer geltend machen.
Gwatt (Thun)

8 . 3. 4 Zahlungsverzug des Käufers


Zahlungsverzug bedeutet, dass der Käufer den Kaufpreis nicht zum vereinbarten
Zeitpunkt bezahlt.
Art. 214 OR Liegt ein Barkauf (bzw. Kauf gegen Vorauszahlung) vor, hat der Verkäufer bei Nicht-
zahlung des Kaufpreises das Recht, sofort vom Vertrag zurückzutreten.
Beispiel Wenn der Käufer an der Kasse des Lebensmittelhändlers nicht sofort bezahlt, darf
er die aus den Regalen genommenen Waren nicht mitnehmen.

Bleibt der Käufer bei einem Kreditgeschäft den Rechnungsbetrag trotz Fälligkeit
Art. 104 OR schuldig (z. B. zahlt er nicht innerhalb der vereinbarten 30 Tage), muss ihn der Ver-
Art. 102 Abs. 1 OR käufer mit einer Mahnung in Verzug setzen und ihm eine Zahlungsfrist einräumen.
Art. 107 Abs. 1 OR
Art. 102 Abs.  2 OR
Mit Beginn des Zahlungsverzugs (ab Erhalt der Mahnung) darf der Verkäufer gemäss
Gesetz Verzugszinsen von 5 % auf dem Kaufpreis verlangen. Wurde hingegen aus-
drücklich ein fester Zahlungstag fixiert (z. B. zahlbar bis spätestens am 31. Mai), sind
schon nach diesem Verfalltag Verzugszinsen geschuldet (automatischer Verzug ohne
Mahnung). Aus Gründen der Kundenpflege geschieht dies indessen kaum. Bezahlt
der Käufer trotz (in der Praxis mehrmaliger) Mahnung nicht, bleibt dem Verkäufer
 Kapitel 9 die Möglichkeit übrig, den Käufer zu betreiben (Geld mithilfe des Staates einfor-
dern). Die Rückforderung der Kaufsache kann – wie weiter vorne dargelegt – recht-
lich nicht durchgesetzt werden, da das Eigentum daran mit der Lieferung auf den
Käufer übergegangen ist  (ausgenommen sind die Fälle mit rechtsgültigem Eigen-
tumsvorbehalt).

Merke Die Betreibung einer Geldforderung kann unabhängig von allfälligen Verzugszin-
sen auch ohne vorgängige Mahnung eingeleitet werden.
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 279
Kaufvertrag

8 . 3. 5 Zusammenfassung: Rechte und Pflichten beim Fahrniskauf


Die nachstehende Übersicht zeigt zusammengefasst nochmals die wichtigsten ge-
setzlichen Rechte und Pflichten der Vertragsparteien beim Fahrniskauf, insbeson-
dere im Zusammenhang mit Vertragsverletzungen.
Rechte und Pflichten der Vertragsparteien beim Fahrniskauf

Rechte und Pflichten Rechtsgültiger Abschluss Rechte und Pflichten


des Käufers Kaufvertrag des Verkäufers

Recht auf Kaufsache Pflicht, Kaufsache


(Recht auf Eigentum) auszuhändigen

Pflicht, Transport-
und Verpackungskosten
zu tragen

Verkäufer hält Liefer-


termin nicht ein
(Lieferungsverzug)

Pflicht, zu mahnen,
Nachfrist einzuräumen Mahnkauf
und Wahlrecht anzuzeigen

Pflicht, Nachfrist einzu-


räumen und Wahlrecht Verfalltagsgeschäft
anzuzeigen

Pflicht,
© 2021 Verlag SKV Wahlrecht
AG: W&G Fixkauf
anwenden und verstehen, E-Profil nicht-
| Berufsmaturität, 2. Semester ohne Lösungen
anzuzeigen
Persönliches Exemplar kaufmännischer Verkehr
von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Anzeigepflicht nur,
Fixkauf kaufmännischer
falls nachträgliche
Verkehr
Lieferung verlangt wird

Pflicht, Schadenersatz
Recht auf Schadenersatz
zu bezahlen wegen
wegen Lieferungsverzug
Lieferungsverzug

Verkäufer liefert
Prüf-, Anzeige- und
mangelhafte Ware
Aufbewahrungspflicht
(Schlechterfüllung)

Recht auf Wandelung, Pflicht zur Wandelung,


Minderung oder Ersatz Minderung oder zum
(Garantierecht) Ersatz

Pflicht, Kaufpreis Recht auf


zu zahlen Kaufpreiszahlung

Käufer hält Zahlungs-


termin nicht ein
(Zahlungsverzug)

Recht auf Vertrags-


Pflicht, Ware
Bargeschäft rücktritt und Rück-
zurückzugeben
forderung der Ware

Pflicht, Verzugszinsen Recht auf


Kreditgeschäft
zu zahlen Verzugszinsen

A E-Aufgaben 8 bis 12, W-Aufgaben 14 bis 17

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 280
Recht und Staat

8.4 Grundstückkauf
Art. 655 ZGB Ist eine unbewegliche Sache Kaufgegenstand, spricht man von einem Grundstück
oder Liegenschaftskauf. Als Grundstücke (Immobilien) gelten u.a. unbebautes
Land, Wald, Gebäude oder Eigentumswohnungen.
Art. 216 OR Für den rechtsgültigen Abschluss eines Kaufvertrags über ein Grundstück ist die
öffentliche Beurkundung (durch einen Notar) erforderlich. Ohne Einhaltung die-
ser Formvorschrift ist der Vertrag nichtig.
Art. 656 ZGB Eigentümer des gekauften Grundstücks wird der Käufer – im Unterschied zum Fahr-
niskauf – erst mit dem Eintrag des Eigentumsübergangs im amtlichen Grundbuch.
Art. 219 OR Gemäss Gesetz haftet der Verkäufer während fünf Jahren für Mängel an einem Ge
Art. 211 OR bäude (Garantie).
A E-Aufgabe 18

Leistungsziele

1.5.3.1 Wichtige Grundlagen des Rechts und des Staates


„„ Ich zeige anhand von Beispielen die Anforderungen an ein modernes
­Rechts­system und erkläre die folgenden Grundlagen:
–– Sachenrecht (Eigentum, Eigentumsvorbehalt und Besitz)
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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
1.5.3.5 Kaufvertrag
„„ Ich beschreibe die Arten des Kaufvertrags und die Rechte und Pflichten der
­Vertragsparteien.
„„ Ich löse einfache Rechtsprobleme in den Bereichen Lieferungsverzug, mangel-

hafte Lieferung und Zahlungsverzug anhand des OR und zeige die rechtlichen
­Folgen der Nichterfüllung von Kaufverträgen in den Grundzügen auf.

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Kaufvertrag

E  8.1  Allgemeine Bestimmungen zum Fahrniskauf


1. Aussagen zum Fahrniskauf

Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
Falsche Aussagen berichtigen Sie auf der Zeile darunter.
R F Aussage

Der Käufer ist beim Kaufvertrag der Warenschuldner und der Geldschuldner.

Durch den Kaufvertrag entsteht nur eine Obligation, nämlich die Pflicht des Verkäufers,
die ­Kaufsache zu liefern.

Beim Rennpferd Windstorm handelt es sich um eine Gattungsware.

Gemäss Gesetz dürfen Kaufverträge über Fahrnis nur mündlich abgeschlossen werden.
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Ort und Zeit der Erfüllung der Warenobligation können die Parteien beim Fahrniskauf im Rahmen
der Rechtsordnung frei vereinbaren.

Ohne spezielle vertragliche Vereinbarung gilt beim Kaufvertrag Barzahlung.

Gemäss Gesetz muss der Käufer die gekaufte Gattungsware beim Verkäufer holen.

Das Gesetz schreibt vor, dass allfällige bei einem Kauf anfallende Transportkosten zwingend
vom ­Käufer zu übernehmen sind.

Beim Fahrniskauf sieht das Gesetz für die Lieferung der Kaufsache eine angemessene Frist vor.

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Recht und Staat

2. Sachverhalt zum Fahrniskauf

Sonja Furger aus Olten kauft an einem Verkaufsstand der Gartenmesse in Luzern einen neuen Rasen­
mäher der Marke SENSE für CHF 350. Weitergehende Vereinbarungen trifft sie keine mit dem Verkäufer.
a) Handelt es sich beim gekauften Rasenmäher um Gattungsware oder um Speziesware? Markieren
Sie die richtige Auswahlantwort.
Gattungsware Speziesware
b) Sonja Furger und der Verkäufer haben sich über den Kauf des neuen Rasenmähers bloss mündlich
­g eeinigt. Ist damit gemäss Gesetz ein rechtsgültiger Vertrag zustande gekommen? Begründen Sie
Ihre Antwort.
Antwort:

Begründung:

c) In der Folge verlangt Sonja Furger vom Verkäufer die Heimlieferung des Rasenmähers.
Der ­Verkäufer ist damit aber überhaupt nicht einverstanden und besteht auf der sofortigen
­Mitnahme des Rasen­mähers. Geben Sie an, wer im Recht ist, begründen Sie Ihre Antwort
und ­nennen Sie die zwei massgebenden Gesetzesartikel.
Wer ist im©Recht?
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Begründung:

Gesetzesartikel (verlangt sind zwei):

d) Schliesslich will der Verkäufer den Kaufpreis von CHF 350 für den Rasenmäher sofort in bar
­ein­kassieren. Sonja Furger dagegen fordert eine Rechnung und Zahlung innert dreissig Tagen.
Geben Sie an, wer im Recht ist, begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie den massgebenden
­Gesetzesartikel.
Wer ist im Recht?

Begründung:

Gesetzesartikel:

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Kaufvertrag

W   8.1  Allgemeine Bestimmungen zum Fahrniskauf


3. Sachverhalt zum Fahrniskauf

Pablo Bucher geht in ein Fachgeschäft, lässt sich beraten und kauft schliesslich eine neue Musikanlage
zum Nettopreis von CHF 1650. Spezielle vertragliche Abmachungen trifft er keine mit dem Fachgeschäft.
Kreuzen Sie alle auf den Sachverhalt zutreffenden Begriffe an.
Fahrniskauf Kreditkauf Barzahlung
Formfreier Vertragsabschluss Sofortige Lieferung Rechtsgeschäft
Frankolieferung Speziesware

4. Fachbegriffe zum Fahrniskauf

Ordnen Sie den Umschreibungen weiter unten die Nummer des jeweils passenden rechtlichen Fach­
begriffs zu. Jeder Begriff kommt nur einmal vor. Sechs Begriffe werden nicht gebraucht.
1. Barkauf 4. Gattungsware 7. Kreditkauf 10. Transportkosten
2. Dispositiver Artikel 5. Geldobligation 8. Schuldner 11. Warenobligation
3. Fahrniskauf 6. Gläubiger 9. Speziesware 12. Zwingender Artikel

Umschreibung Nummer
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Diese Kaufsache ist nicht austauschbar.
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

So nennt man eine Gesetzesvorschrift, welche nur gilt, wenn nichts anderes v­ ereinbart wurde.

Man nennt den Käufer so, weil dieser das Recht auf die Kaufsache hat.

Bei vereinbarter Frankolieferung hat sie der Verkäufer zu tragen.

Bei dieser Art Kaufvertrag ist der Kaufpreis sofort bei Übergabe der Kaufsache zu bezahlen.

Der Verkäufer hat immer die Pflicht, diese zu erfüllen.

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Recht und Staat

E   8.2  Eigentumsrechte beim Fahrniskauf


5. Fachbegriffe zu Eigentum und Besitz

Nennen Sie den Fachbegriff, der jeweils umschrieben wird.


Umschreibung Fachbegriff
Rechtliche (umfassende) Verfügungsgewalt über eine Sache

Tatsächliche (körperliche) Verfügungsgewalt über eine Sache

Bewegliche Sache

Voraussetzung der Übertragung von Fahrniseigentum

Eigentumsübertragung wird bei entsprechendem Registereintrag


­(ausnahmsweise) nicht durch Besitzübertragung ausgelöst

W   8.2  Eigentumsrechte beim Fahrniskauf


6. Vertragsabschluss und Eigentumsübertragung – Sachverhalt

André Peyer bestellt am 


© 2021 Verlag . November
13AG:
SKV W&G anwendenaus einem E-Profil
und verstehen, Internetkatalog via
| Berufsmaturität, 2. E-Mail
Semester ohneein Navigationsgerät zum
Lösungen
Preis von CHF 249 zuzüglich CHF 12 Portospesen. Am 14. November erhält er vom Versandhändler eine
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

elektronische Auftragsbestätigung. Das Gerät soll ihm in den nächsten Tagen zugestellt werden. Fünf
Tage später, am 19. November, wird ihm das Navigationsgerät samt Rechnung durch die Post nach Hause
geliefert. Am 10. Dezember bezahlt er den Rechnungsbetrag durch Banküberweisung.
a) An welchem Datum ist der Kaufvertrag über das Navigationsgerät zustande gekommen?
­Nennen Sie auch die massgebenden Gesetzesartikel.

b) An welchem Datum wird André Peyer Eigentümer des Navigationsgeräts? Nennen Sie auch den
­massgebenden Gesetzesartikel.

c) Wer trug bei diesem Kaufvertrag gemäss Gesetz das Transportrisiko (Gefahr des Verlusts oder der
Beschädigung des Navigationsgeräts während des Transports)? Nennen Sie auch den massgebenden
Gesetzesartikel mit Absatz.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 285
Kaufvertrag

d) In den allgemeinen Kaufvertragsbestimmungen des Versandhändlers ist festgehalten, dass


der ­Verkäufer bis zur Bezahlung des vollständigen Kaufpreises Eigentümer der Kaufsache bleibt.
1) Wie nennt man dieses Sicherungsmittel?

2) Was muss der Versandhändler neben der Vereinbarung im Kaufvertrag zusätzlich unternehmen,
damit der Eigentumsvorbehalt gegenüber André Peyer rechtsgültig ist?

E   8.3  Vertragsverletzungen beim Fahrniskauf


7. Sachverhalte zum Lieferungsverzug

Kreuzen Sie bei den nachfolgend beschriebenen Sachverhalten an, ob es sich um kaufmännischen oder
nichtkaufmännischen Verkehr handelt und ob ein Mahn-, Fix- oder Verfalltagsgeschäft vorliegt. Be-
schreiben Sie zudem, wie die Käuferin bzw. der Käufer in diesen Fällen des Lieferungsverzugs jeweils
rechtlich korrekt vorzugehen hat, um ihre bzw. seine Interessen zu wahren.
a) Die Handels-AG©hat2021bei einem
Verlag SKV AG:Lieferanten
W&G anwenden und 50 Tonnen Weizen
verstehen, E-Profil bestellt.2. Semester
| Berufsmaturität, Als Liefertermin
ohne Lösungen wurde
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
im ­Vertrag der 31. Oktober vereinbart. Am 2. November ist die Lieferung ausstehend.
Kaufmännischer Verkehr Nichtkaufmännischer Verkehr  
Mahngeschäft Fixgeschäft Verfalltagsgeschäft
Rechtliches Vorgehen der Käuferin:

b) Petra Gemperle hat bei einem Versandhaus einen Strickpulli bestellt. Als Liefertermin wurde ihr
schriftlich der 15. Januar zugesichert. Am 18. Januar ist der Pulli noch nicht bei ihr eingetroffen.
Kaufmännischer Verkehr Nichtkaufmännischer Verkehr  
Mahngeschäft Fixgeschäft Verfalltagsgeschäft
Rechtliches Vorgehen der Käuferin:

c) Familie Habegger hat Ende Juni beim Möbelgeschäft Sofa AG in Egnach eine neue Polstergruppe
gekauft, lieferbar in sechs Wochen. Am 20. August wartet die Familie noch immer auf die neue
­Polstergruppe.
Kaufmännischer Verkehr Nichtkaufmännischer Verkehr  
Mahngeschäft Fixgeschäft Verfalltagsgeschäft
Rechtliches Vorgehen der Käuferin:

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 286
Recht und Staat

d) Daniel Herder hat in einem Warenhaus Skischuhe bestellt. Da seine Grösse nicht vorrätig war, ­mussten
sie nachbestellt werden. Als Abholtermin wurde ihm vom Warenhaus spätestens der 20. Dezember
zugesichert. Das sei für ihn der letztmögliche Termin, wie er ausdrücklich erwähnte, da er danach in
die Skiferien fahre. Am 20. Dezember teilt ihm das Warenhaus telefonisch mit, dass  die Skischuhe
nicht eingetroffen seien.
Kaufmännischer Verkehr Nichtkaufmännischer Verkehr  
Mahngeschäft Fixgeschäft Verfalltagsgeschäft
Rechtliches Vorgehen des Käufers:

e) Ein Handelsunternehmen hat bei einem Grossisten telefonisch drei neue Drucker für den internen
­Gebrauch bestellt. Da die Drucker am 2. Januar einsatzbereit sein müssen, wurde als letztmöglicher
Liefertermin der 29. Dezember vereinbart. Am 30. Dezember teilt der Grossist dann mit, dass sich die
Lieferung um zwei Wochen verzögere, da die Drucker erst nachbestellt werden müssten. Wegen
unsachgemässen Umgangs durch einen Mitarbeiter seien die lieferbereiten Drucker kaputtgegangen.
Kaufmännischer Verkehr Nichtkaufmännischer Verkehr  
Mahngeschäft Fixgeschäft Verfalltagsgeschäft
Rechtliches Vorgehen des Käufers:

f) Wie könnte das Handelsunternehmen gemäss oben stehender Teilaufgabe e) rechtlich vorgehen, wenn
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es sich beiPersönliches
der vertraglich
Exemplar vongekauften und
Dario Roth, 3645 Gwattvor der Lieferung kaputtgegangenen Ware nicht um neue
(Thun)
Drucker, sondern um nicht ersetzbare antike Möbelstücke gehandelt hätte? Nennen Sie auch den
massgebenden Gesetzesartikel.

8 . Sachverhalt zur mangelhaften Lieferung

Die Rigert GmbH handelt mit Kaffeemaschinen und übernimmt auch Reparaturen. Am 25. September
­erhält die Rigert GmbH von der Cafex AG vier Kaffeemaschinen für die bevorstehende Gewerbeausstel-
lung geliefert. Beim Einrichten des Ausstellungsstandes am 15. Oktober stellt der Geschäftsführer der
­Rigert GmbH fest, dass das Gehäuse einer Maschine massiv beschädigt ist. Sofort verlangt er Ersatz, was
ihm von der Cafex AG verweigert wird.
Geben Sie an, wer im Recht ist, begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie den massgebenden Ge­setzes­
artikel mit Absatz.
Wer ist im Recht?

Begründung:

Gesetzesartikel mit Absatz:

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Kaufvertrag

9. Sachverhalt zur mangelhaften Lieferung

Madeleine Siegler hat in einem Sportgeschäft ein neues Zelt für CHF 750 gekauft. Gemäss Garantieschein
haftet das Geschäft zwei Jahre für Materialmängel. Vier Wochen später, beim ersten richtigen Gebrauch
des Zeltes, bemerkt Madeleine Siegler, dass das Zelt, offenbar wegen mangelhafter Imprägnierung, un-
dicht ist. Sofort meldet sie den Mangel und verlangt vom Sportgeschäft Ersatz, was dieses jedoch mit der
Begründung ablehnt, sie hätte sich gleich nach dem Kauf melden müssen.
Muss Madeleine Siegler das so akzeptieren? Begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie auch den mass-
gebenden Gesetzesartikel inklusive Absatz.
Antwort:
Madeleine Siegler hat ihre Garantierechte verwirkt.
Madeleine Siegler hat Anspruch auf Sachgewährleistung.

Begründung:

Gesetzesartikel:

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10. Vertragsverletzungen und Gefahrübertragung
Persönliches Exemplar – Sachverhalt
von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Die Boutique RED hat beim Grossisten Hauert 100 Paar Jeanshosen in diversen Grössen à CHF 45 bestellt.
Im Weiteren wurden im Kaufvertrag die folgenden Abmachungen getroffen:
Lieferung am 11. Mai franko Domizil; die Rechnung ist zahlbar rein netto in 30 Tagen.
a) Schliesslich werden die Hosen am 11. Mai nicht geliefert. Was unternimmt nun die Boutique RED?
­Nennen Sie auch die massgebenden zwei Gesetzesartikel mit Absätzen.

b) Annahme: Die Hosen werden am 11. Mai geliefert. Ab wann kann der Grossist Hauert Verzugs­
zinsen verlangen, falls die Boutique RED die Rechnung nicht bezahlt? Nennen Sie auch die mass­
gebenden zwei Gesetzesartikel mit Absätzen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 288
Recht und Staat

c) Annahme: Die Hosen werden am 11. Mai geliefert. Beim Auspacken zeigt sich aber, dass viele Hosen
offene Nahtstellen aufweisen. Welche rechtlichen Möglichkeiten hat jetzt die Boutique RED?
­Nennen Sie auch den massgebenden Gesetzesartikel.

d) Annahme: Einen Tag vor der Auslieferung werden die 100 bestellten Hosen durch einen Brand im
Auslieferungslager des Grossisten Hauert zerstört. Geben Sie an, wer den Schaden an den Hosen zu
tragen hat, begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie den massgebenden Gesetzesartikel mit
­Absatz.

e) Annahme: Die Hosen werden am 11. Mai durch den Grossisten Hauert geliefert. Die Boutique RED
verweigert aber die Annahme der bestellten Hosen mit der Begründung, sie habe sich bei der Ver-
kaufsplanung getäuscht und deshalb noch genug solcher Jeanshosen an Lager. Welche rechtlichen
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Möglichkeiten hat Exemplar
Persönliches jetzt der Grossist
von Dario Hauert?
Roth, 3645 Nennen Sie auch die massgebenden Gesetzesartikel.
Gwatt (Thun)

11. Lückentext zu Vertragsverletzungen

Vervollständigen Sie den folgenden Lückentext mit dem jeweils zutreffenden Fachbegriff aus der alpha-
betisch geordneten Liste. In jede Lücke kommt nur ein Begriff. Zwei Begriffe kommen nicht vor.
Annahmeverzug Käufer mangelhaft Vertragsverletzung
Fixkauf Mahnkauf nichtkaufmännisch Zahlungsverzug
kaufmännisch Mahnung Verkäufer

Wenn bei einem abgeschlossenen Kaufvertrag der Liefertermin für den von entschei-

dender Bedeutung ist und entsprechend genau vereinbart wurde, handelt es sich dabei rechtlich um

einen . Ist die Kaufsache zudem für den gewerbsmässigen Weiterverkauf bestimmt,

liegt Verkehr vor. Verpasst der in der Folge aus

­eigenem Verschulden diesen verabredeten Termin, nennt man diese

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 289
Kaufvertrag

Lieferungsverzug. Wäre als Liefertermin ca. Ende Juni vereinbart worden, hätte der Verkäufer zuerst mit

einer in Verzug gesetzt werden müssen. Eine weitere mögliche Vertragsverletzung

des Verkäufers stellt die Lieferung dar. Im Gegensatz dazu sind

der und der Vertrags-

verletzungen des Käufers.

12. Sachverhalt zum Zahlungsverzug

Robert Wetzel hat bei der DIGITAL-Versand AG ein Elektrogerät für CHF 750 gekauft. Die Rechnung mit
Datum vom 15. Januar enthält die Formulierung «zahlbar spätestens bis 15. Februar». Ende März ist die
Rechnung immer noch offen.
Beantworten Sie zum Sachverhalt die folgenden Fragen.
a) Was kann die DIGITAL-Versand AG tun, um ihre Rechte zu wahren?

b) Ab welchem Datum kommt Robert Wetzel in Zahlungsverzug? Nennen Sie auch den massgebenden
Gesetzesartikel inklusive Absatz.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Gesetzesartikel:

c) Für welche Dauer und wie viel Prozent kann die DIGITAL-Versand AG Verzugszins fordern, wenn
die Zahlung am 30. April erfolgt?

W   8.3  Vertragsverletzungen beim Fahrniskauf


13. Sachverhalt zum Lieferungsverzug

Inge Baumann hat bei der Sport-Versand AG einen Trainingsanzug für CHF 175, lieferbar am 15. Dezem-
ber, bestellt. Als am 17. Dezember der Trainingsanzug noch nicht bei ihr ein­getroffen ist, besorgt sie sich
den gleichen Trainingsanzug in einem Sportgeschäft in Winterthur. Sie teilt der Sport-Versand AG telefo-
nisch mit, dass sie auf die Lieferung verzichte, da der Liefertermin nicht eingehalten wurde. Die Sport-
Versand AG dagegen will ihr den Trainingsanzug in den nächsten Tagen zustellen.
Geben Sie an, wer im Recht ist, begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie die zwei massgebenden
­Gesetzesartikel inklusive Absatz.

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Recht und Staat

Wer ist im Recht?

Begründung:

Gesetzesartikel inklusive Absatz (zwei):

14. Aussagen zu Vertragsverletzungen

Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
Falsche Aussagen berichtigen Sie auf der Zeile darunter.
R F Aussage

Wenn eine Privatperson in einem Fachgeschäft ein neues Fernsehgerät kauft, kann die gesetzliche
Garantiedauer von zwei Jahren beliebig verkürzt werden.

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Wenn bei einem Fixgeschäft im nichtkaufmännischen Verkehr die Warenlieferung am vereinbarten


Liefertermin ausbleibt, kann der Käufer sogleich den Vertragsrücktritt erklären.

Wenn ein Händler Waren mit Liefertermin im Monat März kauft, handelt es sich dabei um ein
­Mahngeschäft.

Wenn ein Industrieunternehmen eine Maschine für den internen Gebrauch kauft, handelt es sich
dabei um kaufmännischen Verkehr.

Beim Fixgeschäft im kaufmännischen Verkehr hat der Käufer im Fall eines Lieferverzugs gemäss
­Gesetz keine Anzeigepflicht, wenn er auf die Kaufsache verzichten will.

Wenn die Kaufsache Mängel aufweist, spricht man rechtlich von der Nichterfüllung des Vertrags.

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Kaufvertrag

R F Aussage

Kommt der Käufer bei einem Kreditgeschäft mit der Zahlung in Verzug, kann der Verkäufer in jedem
Fall vom Vertrag zurücktreten und die Kaufsache zurückfordern.

Der Verkäufer haftet gemäss Gesetz zwei Jahre lang für offene Mängel der Kaufsache.

Bei Speziesware ist die Ersatzlieferung nicht möglich.

Wenn in einem Kaufvertrag ein genauer Liefertermin vereinbart wird, handelt es sich immer um ein
Fixgeschäft.

Wenn einem Kunden von einem Versandhändler statt des bestellten Sommerhemdes ein Paar Schuhe
geliefert werden, handelt es sich dabei um einen Fall von Schlechterfüllung.
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15. Sachverhalt zum Lieferungsverzug

Ein Detaillist kaufte bei einer Weinkellerei 180 Flaschen Wein. Im Kaufvertrag wurde als Liefertermin spä-
testens der 30. November verabredet. Als der Wein dann auch am 1. Dezember nicht geliefert wird, deckt
sich der Detaillist bei einem Grosshändler mit dem Wein ein. Sodann teilt er der Weinkellerei mit, dass er
Schadenersatz wegen Lieferungsverzugs geltend machen werde. Die Weinkellerei aber lehnt jegliche
Schadenersatzansprüche ab und beharrt ihrerseits darauf, den Wein in den nächsten Tagen zu liefern.
Geben Sie an, wer im Recht ist, begründen Sie Ihre Antwort, und nennen Sie die zwei massgebenden Ge-
setzesartikel inklusive Absatz.
Wer ist im Recht?

Begründung:

Gesetzesartikel inklusive Absatz (zwei):

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Recht und Staat

16. Mangelhafte Lieferung – Sachverhalt

Gerda Manz kaufte bei einem Discounter einen neuen Staubsauger zum Aktionspreis von CHF 85. Gemäss
Garantieschein gewährt der Discounter bei allfälligen Mängeln am Staubsauger während zweier Jahre
das Recht auf kostenlose Reparatur. Zudem behält sich der Discounter die Möglichkeit vor, den Staubsau-
ger bei Mängeln zu ersetzen. Bereits nach drei Monaten versagt dann der Staubsauger seinen Dienst. So-
fort bringt Gerda Manz den defekten Staubsauger zurück und verlangt die CHF 85 zurück. Der Filialleiter
ist damit aber nicht einverstanden und verweist auf den Garantieschein.
Geben Sie an, wer im Recht ist, und begründen Sie Ihre Antwort.
Wer ist im Recht?

Begründung:

17. Sachverhalt zur Garantiedauer


Yvonne Kunz, Treuhänderin, hat mit ihrem Arbeitskollegen Marco Estermann vereinbart, dessen ge-
brauchten Renault Clio SKV
© 2021 Verlag zumAG: Preis von CHF
W&G anwenden und verstehen,
8000 abzukaufen. Gemäss
E-Profil | Berufsmaturität, schriftlichem
2. Semester ohne Lösungen Kaufvertrag wurde
eine Garantie Persönliches
für allfällig auftretende
Exemplar Mängel
von Dario Roth, 3645 am Renault Clio ausdrücklich ausgeschlossen. Kurze Zeit
Gwatt (Thun)

nach der Übernahme des Autos teilt Yvonne Kunz ihrem Arbeitskollegen dann mit, dass der Ausschluss
der Garantie gar nicht rechtens sei, da das Gesetz bei gebrauchten Kaufsachen zwingend eine Garan-
tiedauer von mindestens einem Jahr vorsehe. Marco Estermann dagegen ist nach wie vor von der Recht-
mässigkeit der getroffenen Vereinbarung überzeugt.
Wer hat Recht? Begründen Sie Ihre Antwort und nennen Sie den massgebenden Gesetzesartikel mit Ab-
satz.
Wer ist im Recht?

Begründung:

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 293
Kaufvertrag

E  8.4 Grundstückkauf
18 . Grundstückkauf

Nennen Sie für die aufgeführten Bestimmungen den jeweiligen Gesetzesartikel.


Bestimmung Gesetzesartikel
Der rechtsgültige Vertragsabschluss bei Liegenschaften erfordert die
Mitwirkung eines Notars.

Die gesetzliche Sachgewährleistung bei Gebäuden ­beträgt fünf Jahre.

Als Grundstücke gelten Liegenschaften wie Land, Wald oder Gebäude.

Die Eigentumsübertragung wird beim Liegenschaftskauf durch den


Eintrag im Grundbuch bewirkt.

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9 Recht und Staat

Zwangsvollstreckung

Inhaltsverzeichnis Theorie Aufgaben

9.1 Einleitungsverfahren 297 308

9.2 Fortsetzungsverfahren 299 313


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9.3 Private Verschuldung und Budget 302 320

9.4 Kollokationsplan 304 321

9.5 Nachlassverträge 306 325

Leistungsziele 307

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9 Zwangsvollstreckung

Sandro Galli ist soeben zurück vom Betreibungsamt seiner Gemeinde. Dort musste
er einen an ihn adressierten Zahlungsbefehl abholen. Die Aufforderung dazu hat
er vor zwei Tagen erhalten. In diesem Zahlungsbefehl wird von ihm verlangt, der
Firma VisCom GmbH CHF 92 zu bezahlen. Sehr verwundert ist Sandro nicht dar-
über, hat er doch vor etwa zwei Monaten eine Rechnung und vorletzte Woche
schliesslich eine eingeschriebene Mahnung der VisCom GmbH erhalten. Darin
wurde er aufgefordert, den offenen Rechnungsbetrag unverzüglich zu beglei-
chen, ansonsten Rechtsmittel ergriffen würden. Bezahlt hat Sandro trotzdem
nicht, da er die Geschäftspraktiken dieser Firma unerhört findet. In Rechnung ge-
stellt wurde ihm ein Filmbearbeitungsprogramm, das er vor einiger Zeit von der
Website der VisCom GmbH auf seinen Computer heruntergeladen hat. Nur tat
Sandro dies im Glauben, es handle sich um eine Gratissoftware, da nirgendwo
etwas stand von einem Kauf oder einem Preis. Dass er nach dem Download dann
noch Name und Adresse angeben musste, hat ihn nicht weiter gekümmert. Nach
wie vor lehnt Sandro deshalb die Forderung der VisCom GmbH entschieden ab.
Wie soll Sandro Galli rechtlich auf den Zahlungsbefehl reagieren?
Art. 38 SchKG Von Zwangsvollstreckung spricht man, wenn eine Person ihren finanziellen
Verpflich­tungen nicht nachkommt und der entsprechende Gläubiger die Geldforde-
rung deshalb mithilfe von staatlichem Zwang eintreiben lässt. Geregelt ist die
Zwangs­v ollstreckung im Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz (Sch KG). Da
 1. Semester sich der Staat direkt in das Betreibungswesen einschaltet, handelt es sich um öffent-
Kapitel 2 © 2021
liches Recht.
Verlag Als anwenden
SKV AG: W&G Schuldner können
und verstehen, alle| Berufsmaturität,
E-Profil handlungsfähigen und
2. Semester ohne beschränkt hand­
Lösungen
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
lungsunfähigen (d. h. urteilsfähigen) natürlichen Personen sowie juristische Personen
betreibungsrechtlich belangt werden.
Will ein Gläubiger eine Forderung beim entsprechenden Schuldner einziehen lassen,
hat er sich mit einem Begehren mittels Formular an das (staatliche) Betreibungs­
amt zu wenden. Grössere Gemeinden haben ein eigenes, kleinere Gemeinden füh-
ren zusammen ein Betreibungsamt.
Art. 56 SchKG Auf das Begehren hin wird das Betreibungsamt aktiv und löst Betreibungshandlun-
gen gegen den Schuldner aus. Diese betreibungsrechtlichen Amtshandlungen dür-
fen allerdings nicht immer vorgenommen werden. So definiert das Gesetz für den
Schuldner Schonzeiten. Im Wesentlichen geniesst der Schuldner während der
folgenden Zeiten diesen Betreibungsschutz:
„„ werktags zwischen 20  Uhr und 7  Uhr;

„„ an Sonntagen und staatlich anerkannten Feiertagen;

„„ w ährend der Betreibungsferien:

sieben Tage vor und nach Ostern sowie Weihnachten und vom 15. bis 31. Juli;
Art.  57 – 62 SchKG „„ bei Rechtsstillstand gegenüber dem Schuldner: während des Militär-   /   Zivil-
dienstes, zwei Wochen nach einem Todesfall in der Familie, bei schwerer Erkran-
kung des Schuldners.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 296
Recht und Staat

9.1 Einleitungsverfahren
Jede Betreibung einer Person beginnt mit dem Einleitungsverfahren. In diesem
soll geklärt werden, ob die geltend gemachte Forderung rechtmässig ist und ent-
sprechend zwangsweise beim Schuldner eingefordert werden kann.
Einleitungsverfahren

Betreibungsbegehren

Zahlungsbefehl

Zahlung Keine Reaktion Rechtsvorschlag

Rechtsöffnungs-
Prozessweg
begehren

Provisorische
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Rechtsöffnung
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Aberkennungsklage

Definitive
Rechtsöffnung

Fortsetzungsverfahren

Art. 67 SchKG Mit der Einreichung des Betreibungsbegehrens beim Betreibungsamt am Wohn-


Art. 46 SchKG sitz bzw. Sitz des Schuldners oder am Ort, wo sich bei pfandgesicherten Forderun-
Art. 51 SchKG
gen das Pfand befindet, gibt der Gläubiger den Anstoss zum Einleitungsverfahren.
Damit das Betreibungsamt aktiv wird, muss der Gläubiger dem Betreibungsamt zu-
 3. Semester sammen mit dem Begehren einen Vorschuss für die amtlichen Betreibungskosten
FWZ leisten. Diesen Vorschuss kann der Gläubiger dann zusätzlich zu seinem Forde-
Kapitel 9
rungsbetrag vom Schuldner zurückverlangen (letztlich hat also der Schuldner die
Betreibungskosten zu tragen).
Art.  69 – 72 SchKG Aufgrund des Betreibungsbegehrens stellt das Betreibungsamt – ohne Prüfung der
Rechtmässigkeit der Forderung – dem Schuldner einen schriftlichen Zah­lungs­
befehl zu. Dieser enthält die Aufforderung, dem Gläubiger die Geldforderung samt
Verzugszinsen und Betreibungskosten zu bezahlen.

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Zwangsvollstreckung

Nach Erhalt des Zahlungsbefehls ergeben sich für den Schuldner drei Möglichkeiten:
1.    Zahlung der Forderung
Damit endet das Betreibungsverfahren.
Art.  74 – 78 SchKG 2. Rechtsvorschlag erheben
Damit bestreitet der Schuldner die gegen ihn erhobene Forderung (oder deren
Fälligkeit) und erreicht die (vorläufige) Einstellung des Betreibungsverfahrens. Der
Rechtsvorschlag kann (ohne Begründung) direkt bei der Übergabe erklärt oder in-
nert zehn Tagen dem Betreibungsamt mündlich oder schriftlich mitgeteilt werden.
 9.2 3. Keine Reaktion (weder Zahlung noch Rechtsvorschlag)
Der Gläubiger kann in der Folge frühestens 20 Tage nach der Zustellung des Zah-
lungsbefehls an den Schuldner die Fortsetzung der Betreibung verlangen (ohne
Beweise vorlegen zu müssen).
Will der Gläubiger trotz Rechtsvorschlag des Schuldners an der Betreibung festhal-
ten, muss er wieder aktiv werden. Es liegt an ihm, den Rechtsvorschlag mit Beweis-
mitteln zu beseitigen. Nur wenn ihm das gelingt, kann das Einleitungsverfahren
fortgesetzt werden. Folgende drei Fälle gilt es dabei zu unterscheiden:
Art. 79 SchKG 1. Falls der Gläubiger keine schriftlichen Beweise für das Bestehen der Forderung
vorbringen kann, muss er gegen den Schuldner einen Zivilprozess führen und auf
Anerkennung der Forderung klagen. Gibt ihm das Gericht Recht, ist mit dem Urteil
die Forderung bewiesen. Der Rechtsvorschlag wird dadurch beseitigt und die
­de­fi­nitive Rechtsöffnung gewährt (d. h., der Zugriff auf das Vermögen des
Schuldners ist rechtlich möglich). Dieser Prozessweg ist langwierig sowie mit Un-
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sicherheit
Persönliches und
Exemplar von unter
Dario Umständen
Roth, 3645 Gwatt (Thun)massiven Kostenfolgen verbunden.
Einfacher ist es für den Gläubiger, wenn er schriftliche Beweise für seine Forderung
vorbringen kann. Man nennt diese Beweise Rechtsöffnungstitel. Damit kann er
beim Amts-, Bezirks- oder Kreisgericht ein Rechtsöffnungsbegehren stellen. Je
nach Art der Beweismittel kann die provisorische oder die definitive Rechtsöffnung
verlangt werden.
Art. 80 SchKG 2. Hat der Gläubiger bereits ein rechtskräftiges Gerichtsurteil, in dem die Forderung
gegenüber dem Schuldner bestätigt wird, kann er sogleich die definitive Rechts­
öffnung erwirken. Gleich verhält es sich, wenn der Staat Gläubiger ist und seine
Forderung auf einer Behördenverfügung wie z. B. einer Steuerveranlagung beruht.
3.  Ist die Forderung mit einer (vom Schuldner) unterschriebenen Schuldanerken­
Art. 82 SchKG nung ­wie einem Kaufvertrag, einer Quittung, einem Kontoauszug, einem Brief
Art. 83 SchKG oder mit einer öffentlichen Urkunde (z. B. einem weiter hinten beschriebenen
 9. 2 Verlustschein) nachgewiesen, kann der Gläubiger vom Gericht die provisorische
Rechtsöffnung verlangen. Wenn der Schuldner nicht innert 20 Tagen nach der
Rechtsöffnung beim Gericht auf Aberkennung der Forderung klagt (Aberken­
nungsklage), wird die provisorische Rechtsöffnung definitiv. Bei der Aberken-
nungsklage hat der Schuldner das Nichtbestehen der Forderung zu beweisen (z. B.
indem er die Zahlung der betriebenen Forderung mit einem Bankbeleg nach-
weist).
Lösung Im Fall von Sandro Galli ist ein Rechtsvorschlag zu erheben. Damit wird das Betrei-
Einführungsfall bungsverfahren eingestellt. Sollte die VisCom GmbH an der Betreibung festhal-
ten wollen, dürfte die notwendige Beseitigung des Rechtsvorschlags auf dem Pro-
zessweg kaum gelingen, da wegen fehlendem Vertragswillen offenbar gar kein
rechtsgültiger Kaufvertrag zustande gekommen ist.
A E-Aufgaben 1 bis 4, W-Aufgaben 5 bis 7
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Recht und Staat

9. 2 Fortsetzungsverfahren
Art. 88 SchKG Mit der vom Gericht erteilten definitiven Rechtsöffnung (bzw. im Fall, wo der Schuld-
ner innert 20 Tagen nicht auf den Zahlungsbefehl reagiert hat) kann der Gläubiger
beim Betreibungsamt die Fortsetzung der Betreibung verlangen. Je nach Schuldner
bzw. Art der Forderung legt das Betreibungsamt fest, welche der drei Betreibungs-
arten – Pfändung, Pfandverwertung oder Konkurs – im Fortsetzungsverfahren zur
Anwendung kommt.
Betreibungsarten im Fortsetzungsverfahren

Fortsetzungsverfahren

Betreibung auf Betreibung auf Betreibung auf


Pfändung Pfandverwertung Konkurs

– Gewöhnliche – Pfandgesicherte – Gewöhnliche


Geldforderung Geldforderung Geldforderung
– Schuldner nicht im Handels- – Unabhängig vom – Schuldner im Handels-
register eingetragen Handelsregistereintrag register eingetragen

9. 2SKV
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Betreibung auf Pfändung
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Ist der Schuldner nicht im Handelsregister eingetragen und seine Schuld nicht d
­ urch
ein Pfand gedeckt, wird er auf Pfändung betrieben. Diese Betreibungsart betrifft
somit insbesondere natürliche Personen. Man bezeichnet die Betreibung auf
Pfändung auch als Einzelexekution oder Einzelvollstreckung, weil der Staat nur
so viel Vermögen bzw. Einkommen des Schuldners pfändet (beschlagnahmt), wie
für die Deckung der betriebenen Forderungen der Gläubiger (inklusive Betreibungs­
kos­ten) notwendig ist.
Art. 90 SchKG Nach Einreichung des Fortsetzungsbegehrens durch den Gläubiger erhält der
Art. 89 SchKG Schuldner vom Betreibungsamt die Ankündigung, dass sein Vermögen bzw. Ein-
kommen gepfändet wird. Sodann wird das Betreibungsamt unverzüglich die zur De-
ckung der geltend gemachten Forderungen notwendigen Vermögensstücke (Bank-
guthaben, Schmuck, Kunstwerke, Musikinstrumente, Liegenschaften usw.) und
eventuell Einkommensteile des Schuldners pfänden. Darüber wird Buch geführt und
Art. 112 SchKG eine Pfändungsurkunde wird erstellt.

Einschränkungen: Kompetenzstücke und Existenzminimum


Art. 92 SchKG Unpfändbar sind Kompetenzstücke (Vermögensgegenstände, die lebensnotwen-
dig sind wie Kleider, Möbel oder Hausgeräte), Gegenstände, die für die Ausübung
des Berufs des Schuldners unerlässlich sind (z. B. Werkzeuge eines Handwerkers)
sowie AHV- und IV-Renten.

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Zwangsvollstreckung

Beschränkt pfändbar sind Einkommen wie Lohn, Pensionskassenrenten, Unterhalts-


beiträge oder Erwerbsausfallentschädigungen von Versicherungen. Diese dürfen
Art. 93 SchKG dem Schuldner maximal bis zum Existenzminimum genommen werden. Das Exis-
tenzminimum ist der Betrag, der die grundlegenden Lebenshaltungskosten einer
Person, eines Paares oder einer Familie deckt.

Verwertung
Art. 144 SchKG Der Erlös der Verwertung (Liquidation) der gepfändeten Vermögensstücke geht
Art. 149 SchKG nach Abzug der amtlichen Kosten an die Gläubiger, die den Schuldner betrieben
Art. 149a SchKG
Art. 115 SchKG
haben. Bleibt ein Teil der Forderungen ungedeckt, erhalten die Gläubiger für den
offen gebliebenen Betrag einen Verlustschein aus Pfändung. Wurde beim Schuld-
ner gar kein pfändbares Vermögen oder Einkommen angetroffen, dient die (leere)
Pfändungsurkunde als Verlustschein. Dieser Verlustschein hat folgende rechtliche
Eigenschaften:
„„ Er gilt als Schuldanerkennung (berechtigt bei einer späteren Betreibung zur pro-

visorischen Rechtsöffnung; innerhalb von sechs Monaten nach Zustellung des


Verlustscheins kann der Gläubiger damit ohne Einleitungsverfahren direkt das
Fortsetzungsbegehren stellen).
„„ Er ist unverzinslich.

Art. 135 OR „„ Er verjährt 20 Jahre nach der Ausstellung (wobei eine Unterbrechung gemäss
Art. 137 OR Obligationenrecht möglich ist und dadurch ein Neubeginn der Verjährungsfrist
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erfolgt).
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9. 2 . 2 Betreibung auf Pfandverwertung


Art. 41 SchKG Die Betreibung auf Pfandverwertung kommt bei pfandgesicherten Forderun­
gen zum Zug. Die Gläubiger besitzen bereits ein Pfand des Schuldners als Sicher-
heit für ihre Forderungen. In Frage kommen dabei das Grund­pfand (Liegenschaf-
ten bei einem Hypothekardarlehen) oder das Faust­pfand (bewegliche Sachen wie
Wertschriften, Kunstwerke oder Warenlager). Wie bei der Betreibung auf Pfän-
dung handelt es sich bei der Betreibung auf Pfandverwertung um eine Einzelvoll­
streckung.
Art. 157 SchKG Aus dem Verwertungserlös der Pfandsache werden vorab wieder (wie bei der Betrei-
bung auf Pfändung) die amtlichen Kosten, danach die Forderungen der Gläubiger
gedeckt. Ein allfälliger Überschuss geht an den Schuldner. Reicht der Pfanderlös
nicht aus, um die Gläubiger vollständig zu befriedigen, erhalten diese für den un-
Art. 158 SchKG gedeckt gebliebenen Betrag einen Pfandausfallschein. Der Pfandausfallschein ist
kein Verlustschein, gilt aber betreibungsrechtlich ebenfalls als Schuldanerkennung
(Rechtsöffnungstitel), der bei einer späteren Betreibung die provisorische Rechts­
öffnung ermöglicht. Innert Monatsfrist nach Zustellung des Pfandausfallscheins
können Gläubiger damit direkt das Fortsetzungsbegehren stellen (je nach Schuldner
Betreibung auf Pfändung oder auf Konkurs) und so auf das übrige Vermögen des
Schuldners zugreifen, um auch noch den Rest der Forderung einzuziehen.

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Recht und Staat

9. 2 . 3 Betreibung auf Konkurs


Art. 39 SchKG Der Betreibung auf Konkurs unterliegen alle natürlichen und juristischen Perso-
nen, welche im Handelsregister eingetragen sind, namentlich Inhaber von Einzel­
unternehmen (für Geschäfts- und Privatschulden), Aktiengesellschaften sowie
­G esellschaften mit beschränkter Haftung. Der Konkurs ist eine Generalexe­
kution (Gesamtvollstreckung) und führt zum vollständigen wirtschaftlichen Un-
tergang des Schuldners. Sein gesamtes pfändbares Vermögen (ohne Kompetenz-
stücke) wird beschlagnahmt und zugunsten aller Gläubiger (nicht nur derjenigen,
die betrieben haben) l­iquidiert. Im Konkursfall werden folglich alle Schulden fällig.

Merke Nie auf Konkurs, sondern immer auf Pfändung betrieben werden Steuerschulden,
Art. 43 SchKG öffentliche Gebühren, Bussen, AHV   /   I V   /   EO -Beiträge, Prämien für die obligatori-
sche Unfallversicherung und Alimente (Unterhaltsbeiträge für Kinder und ge-
schiedene Partner).

Art. 159 SchKG Reicht der Gläubiger nach dem weiter vorne ausgeführten Einleitungsverfahren das
Art. 160 SchKG Fortsetzungsbegehren ein, droht das Betreibungsamt dem Schuldner schriftlich
Art. 166 SchKG den Konkurs an. Wegen der schwerwiegenden Folgen eines Konkurses wird dem
Art. 171 SchKG Schuldner nochmals eine Frist von 20 Tagen gewährt, um die betriebene Forderung
zu b­ ezahlen. Zahlt er nicht, kann der Gläubiger beim Konkursgericht (Amts-, Be-
zirks- oder Kreisgericht) das Konkursbegehren stellen. Die Konkurseröffnung
wird sodann mit einem Gerichtsurteil ausgesprochen. Der Schuldner verliert damit
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Persönlichessofort
Exemplar das Verfügungsrecht
von Dario über sein Vermögen. An seine Stelle tritt das Konkurs­
Roth, 3645 Gwatt (Thun)

amt, welches im Wesentlichen für die Abwicklung des Konkursverfahrens verant-


wortlich ist. In der Schweiz findet sich häufig je Amt, Bezirk oder Kreis ein solches
Konkursamt.
In den Grundzügen läuft ein Konkurs wie folgt ab:
Art. 232 SchKG 1. Das Konkursamt macht mit dem Schuldenruf im «Schweizerischen Handels­amts­
blatt» (SHAB) die Konkurseröffnung öffentlich bekannt. Sämtliche Gläubiger wer-
den darin aufgerufen, innert eines Monats ihre Forderungen gegenüber dem kon-
kursiten Schuldner anzugeben.
Art. 219 SchKG 2. Erstellung des Kollokationsplans
Der Kollokationsplan ist das Verzeichnis der eingegebenen Gläubigerforderungen
und ihrer Rangordnung. Die Konkursverwaltung muss die angemeldeten Forde-
rungen entsprechend in Klassen unterteilen, da ihnen das Gesetz je nach Art
unterschied­liche Bedeutung (Dringlichkeit) beimisst. So gelten beispielsweise Lohn-
forderungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern oder Alimentenforde-
rungen als privilegiert (Forderungen erster Klasse) und werden zuerst aus der
Konkursmasse bezahlt.
3. Die Aktiven der Konkursmasse werden verwertet (liquidiert) und der Erlös gemäss
Kolloka­tionsplan (nach Abzug der Konkurskosten) verteilt.

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Zwangsvollstreckung

Art. 265 SchKG 4. Verlustschein aus Konkurs


Für ungedeckt gebliebene Forderungsbeträge erhält jeder Gläubiger einen Ver-
lustschein aus Konkurs. Wie der Pfändungsverlustschein stellt er eine Schuldan-
erkennung dar, ist unverzinslich und verjährt nach 20 Jahren. Er ist aber insofern
für den Gläubiger ungünstiger (und umgekehrt für den Schuldner günstiger), als
gestützt auf einen Konkursverlustschein eine neue Betreibung des Schuldners nur
durchgesetzt werden kann, wenn dieser zu neuem Vermögen gekommen ist.
Auch eine spätere Pfändung des laufenden Einkommens des Schuldners ist damit
im Gegensatz zum Verlustschein aus Pfändung nicht möglich. Sind vom Konkurs
juristische Personen wie Aktiengesellschaften oder Gesellschaften mit beschränk-
ter Haftung betroffen, stellt die Konkursverwaltung statt Verlustscheine lediglich
Verlustausweise (Verlustbestätigungen) aus. Da juristische Personen nach dem
Konkurs im Handelsregister gelöscht werden und aufhören zu existieren, können
sie folglich auch nie mehr betrieben werden. Ein Verlustschein wäre also wertlos.
Art. 230 SchKG Viele Konkursverfahren werden jedoch gar nicht durchgeführt. Häufig stellt das Kon-
kursamt nämlich fest, dass die noch vorhandenen Vermögenswerte der betriebenen
Person die Kosten des Konkurses voraussichtlich nicht decken werden. In diesen Fäl-
len erfolgt die Einstellung des Konkursverfahrens mangels Aktiven.

Privatkonkurs
Privatpersonen,
Art. 191 SchKG © 2021 die
Verlag SKV AG: W&G nicht und
anwenden im verstehen,
Handelsregister eingetragen
E-Profil | Berufsmaturität, sind
2. Semester und
ohne grundsätzlich der
Lösungen
­B etreibung
Persönliches Exemplar auf Pfändung
von Dario unterliegen,
können sich aus eigenem Antrieb beim
Roth, 3645 Gwatt (Thun)

­ onkursrichter für zahlungsunfähig erklären (Insolvenzerklärung) und den Antrag


K
auf Konkurs stellen. Der Richter darf in der Folge den Privatkonkurs jedoch nur
­aus­sprechen, wenn keine Aussicht auf eine Schuldensanierung besteht. Der Privat­
konkurs gilt nämlich als «Rechtswohltat», da Schuldner von den oben beschriebe-
nen rechtlichen Vorteilen der Konkursverlustscheine gegenüber den Pfän­­dungs­
verlustscheinen profitieren (neue Betreibungen nur bei neuem Vermögen und keine
Pfändung des laufenden Einkommens).
A E-Aufgaben 8 bis 12, W-Aufgaben 13 bis 16

9. 3 Private Verschuldung und Budget


Leistet sich eine Privatperson mehr, als es ihre finanziellen Möglichkeiten zulassen,
führt das zu privater Verschuldung. Kommt die Person in der Folge ihren Zahlungs­
verpflichtungen nicht fristgerecht nach, mündet das in aller Regel direkt in die zuvor
beschriebenen betreibungsrechtlichen Zwangsmassnahmen.
Es ist nicht immer einfach, die persönlichen Einnahmen und Ausgaben im Gleichge-
wicht zu halten – gross sind die Verlockungen der Konsumwelt und entsprechend
die Gefahr der privaten Verschuldung: Markenkleider, Smartphones, Freizeitvergnü-
gen, Ausgang, Ferien, Autos usw. Und sofortige Bezahlung wird kaum verlangt.
Stets werden auch passende Finanzierungsinstrumente angeboten:
„„ Kreditkarte

„„ Abzahlungskauf

 3. Semester „„ Leasing
Kapitel 10 „„ Kleinkredit

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Recht und Staat

Wichtig ist, dass Personen solche Finanzierungsinstrumente als eigentliche Verschul­


dungsfallen erkennen. Schnell kann man damit das Gefühl bekommen, sich nahezu
alles leisten zu können. Die sich daraus ergebende finan­zielle Belastung durch die
laufende Schuldenrückzahlung kann mit der Zeit ein kaum trag­bares Ausmass an-
nehmen. Das restliche Einkommen reicht in solchen Fällen kaum noch für den lau-
fenden Grundbedarf aus. Plötzliche Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder aus-
serordentliche Auslagen wie beispielsweise für eine teure Zahn­behand­lung oder
eine Fahrzeugreparatur verschlimmern die Situation zusätzlich. Wird in der Folge
der finanzielle Engpass so gross, dass fällige Raten nicht mehr bezahlt werden, sieht
man sich schon bald fortwährenden ­Betreibungen ausgesetzt. Die betreffende Per-
son bzw. ihre Verschuldung wird zum Sanierungsfall.
Um die Gefahr der privaten Verschuldung gar nicht erst aufkommen zu lassen, muss
das persönliche Konsumverhalten den vorhandenen finanziellen Mitteln angepasst
werden. Niemand kann auf Dauer mehr ausgeben, als er einnimmt. Das ist auch bei
Unternehmen nicht anders. Um diesem Grundsatz nachzuleben, muss das vorhan-
dene Geld bewusst eingeteilt und geplant ausgegeben werden. Nur so hat man
Gewähr, dass es auch für alles Notwendige und eventuell noch für Wünschbares
reicht. Das geeignete Instrument dazu ist das Budget. In einem privaten Budget
werden für eine bestimmte Zeitperiode die persönlichen Ausgaben d ­ etailliert ge-
plant und den verfügbaren Einnahmen angepasst. Als Beispiel ist unten ein mögli-
ches Budget für Lernende mit einem monatlichen Nettoeinkommen von CHF 1000
und Wohnsitz bei den Eltern abgebildet.
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Musterbudget gemäss «Budgetberatung Schweiz»
Einnahmen (netto) pro Monat 1000

Ausgaben pro Monat


„„ Krankenkasse 310
„„ Fahrkosten 90
„„ Taschengeld / Handy 230
„„ Kleider / Schuhe / Coiffeur / Körperpflege 130
„„ Schulmaterial (ohne Lehrmittel) 10
„„ Sparen (Ferien / Fahrstunden / Steuern usw.) 170
„„ Krankheit / Zahnarzt / Optiker (nur Anteil) 60
„„ Exkursionen / Lager (Eltern) 0
„„ PC  / Musik / Sport (Eltern) 0
„„ Kost / Logis / auswärtige Verpflegung (Eltern) 0

1000

Das Beispiel macht klar, dass das eigene Geld nicht für alle Konsumwünsche reicht
und man sich folglich einschränken muss. Es gilt, den persönlichen finan­ziellen
Möglichkeiten entsprechend einen Weg zu finden zwischen notwendigem und
wünschbarem Konsum. Mit der Budgeterstellung allein ist es allerdings nicht getan.
Ein Budget muss in der Folge Verpflichtung sein und eingehalten werden. Denn
ohne Budgetdisziplin und -kontrolle ist das Instrument nutzlos.

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Zwangsvollstreckung

Für weitere Informationen wird an dieser Stelle an die Fachorganisation «Budget­


beratung Schweiz» (www.budgetberatung.ch) verwiesen. Sie stellt gratis Merkblät-
ter, Richtwerte, Formulare und Musterbudgets für verschiedene Lebensverhältnisse
zur Verfügung. In der ganzen Schweiz werden zudem Beratungsstellen unterhalten,
an die man sich bei persönlichen Budgetfragen wenden kann.
A E-Aufgabe 17, W-Aufgabe 18

9.4 Kollokationsplan
Wie weiter oben erwähnt, erfolgt im Konkurs die Verteilung des Erlöses der Konkurs­
 9.2.3 masse (bzw. des Verwertungserlöses bei der Betreibung auf Pfändung) nicht gleich-
mässig an alle Gläubiger. Das Gesetz will, dass bestimmte Forderungen gegenüber
der betriebenen Person vor anderen Forderungen gedeckt werden. Der Kolloka­tions­
plan ist das Verzeichnis der anerkannten Gläubigerforderungen mit der entspre-
chenden Rangordnung. Ergänzt um den Verwertungserlös, ergibt sich daraus der
Verteilungsplan.

Art. 219 SchKG Rangordnung der Forderungen beim Kollokations- und Verteilungsplan

1) Pfand­ Hat der Gläubiger als Sicherheit für seine Forderung ein Pfand
gesicherte der betriebenen Person (z. B. eine Liegenschaft bei einem Hypo-
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­Forderungen thekarkredit), so hat dieser das Pfandprivileg, und er erhält
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
den Erlös aus der Verwertung dieses Pfands vorab zur De-
ckung seiner Forderung (nach Abzug der amtlichen Kosten).
Ein allfälliger Überschuss fällt in die übrige Konkursmasse.
Reicht dagegen der Pfanderlös nicht zur vollständigen Deckung
der pfandgesicherten Forderung (Pfandausfall), wird dieser
ungedeckt gebliebene Forderungsbetrag zu einer gewöhnli-
chen Forderung, i.d.R. der 3. Klasse (vgl. weiter hinten).

2) Forderungen Aus der übrigen Konkursmasse, d. h. dem Erlös aus der Verwer-
1. Klasse tung der nicht pfandbelasteten Vermögenswerte, sowie aus
allfälligen Pfandüberschüssen werden in einem nächsten Schritt
die vom Gesetz als dringlich und deshalb als privilegiert be-
zeichneten Forderungen der 1. Klasse bezahlt. Im Vordergrund
stehen hier Löhne, Forderungen von Pensionskassen sowie
Alimente. Natürlich gilt es auch hier wieder, vorweg die amt-
lichen Konkurskosten zu berücksichtigen.

3) Forderungen Als letzte privilegierte Kategorie werden danach die Forderun-


2 . Klasse gen der 2. Klasse bedient. Darunter fallen nach Gesetz insbe-
sondere Beitragsforderungen von Sozialversicherungen, Prä­
mienforderungen der Krankenkassen (Grundversicherung)
und Forderungen von Kindern für (der betriebenen Person)
anvertrautes Kindsvermögen.

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Recht und Staat

4) Forderungen Die übrigen Gläubigerforderungen (inkl. Pfandausfälle, jedoch


3 . Klasse ohne die unten aufgeführten allfällig vorhandenen nachrangi-
gen Forderungen) gehören zur 3. Klasse und werden schliess-
lich aus dem verbliebenen Rest der Konkursmasse gedeckt.
Häufig sind jedoch kaum mehr Mittel für diese Forderungen
vorhanden (offene Lieferanten- und Handwerkerrechnungen,
Steuern oder ungesicherte Kredite).

5) Nachrangige Nachrangige Forderungen entstehen durch vertragliche Ver-


Forderungen einbarung zwischen Gläubiger und Schuldner, z. B. bei Gesell-
schafterdarlehen. Der Gläubiger tritt gegen eine vergleichsweise
hohe Verzinsung mit seiner Forderung freiwillig hinter die
Gläubiger der 3. Klasse zurück und kommt im Falle der Zwangs-
vollstreckung erst nach vollständiger Deckung der übrigen For-
derungen zum Zug. In der Praxis geht er regelmässig leer aus.

Art. 220 SchKG Innerhalb einer Klasse werden die Gläubiger gleich behandelt. An alle muss der glei-
che Prozentsatz ihres Forderungsbetrags verteilt werden (je nach Höhe des Erlöses
aus der Verwertung der Konkursmasse liegt er bei 0 % bis maximal 100 %). Dieser
Prozentsatz wird als Konkursdividende bezeichnet.
Beispiel In einem Konkursverfahren betragen die Forderungen der 3. Klasse total
CHF  450 000. Nach Bedienung aller privilegierten Forderungen verbleiben aus
der Konkursmasse
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verstehen, 54 000 . Die Konkursdividende
| Berufsmaturität, für die Gläubiger der
2. Semester ohne Lösungen
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3. Klasse beträgt folglich 12 % (54 000 ÷ 450 000 × 100). Einem Warenlieferanten
mit einer offenen Forderung von CHF  2500 gegenüber dem konkursiten Schuld­
ner werden demnach noch CHF  300 (2500 ÷ 100 × 12) ausbezahlt. Die restlichen
88 % oder CHF  2200 bleiben ungedeckt. Für diesen Forderungsverlust erhält der
Warenlieferant in der Folge einen Verlustschein aus Konkurs bzw. (bei juristischen
Personen) einen Verlustausweis.

A E-Aufgaben 19 und 20, W-Aufgabe 21

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Zwangsvollstreckung

9.5 Nachlassverträge
Mit dem Nachlassvertrag soll der Konkurs des Schuldners vermieden werden. Das
liegt nicht nur im Interesse des Schuldners, der damit die Chance auf finanzielle Sa-
nierung und Weiterführung seiner Geschäfte erhält, sondern häufig auch seiner
Gläubiger, die sich durch die Abwendung der staatlichen Zwangsvollstreckung bes-
sere Resultate versprechen. Die folgenden Arten von Nachlassverträgen werden un-
terschieden:
Arten von Nachlassverträgen

Ordentlicher
Nachlassvertrag
(Prozentvergleich)
Gerichtlicher
Nachlassvertrag
Nachlassvertrag mit
Nachlassverträge
Vermögensabtretung
Aussergerichtlicher (Liquidationsvergleich)
Nachlassvertrag

9.5.1 Gerichtlicher Nachlassvertrag


Art. 293 SchKG © 2021 gerichtliche
DasVerlag SKV AG: W&G Nachlassverfahren beginnt
anwenden und verstehen, E-Profil mit dem
| Berufsmaturität, entsprechenden
2. Semester ohne Lösungen Gesuch des
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)
Schuldners (bzw. eines Gläubigers) beim Nachlassgericht (Amts-, Bezirks- oder
Art. 295 SchKG Kreisgericht). Besteht begründete Aussicht auf einen Nachlassvertrag (insbesondere
müssen privilegierte Forderungen voraussichtlich gedeckt sein und positive Sanie-
rungsaussichten bestehen), gewährt das Gericht dem Schuldner für eine beschränkte
Art. 294 SchKG Zeit die Nachlassstundung und ernennt einen Sachwalter.
Art. 297 SchKG Nachlassstundung bedeutet, dass gegen den Schuldner im Grundsatz keine Betrei-
bungshandlungen möglich sind und bereits bestehende Schulden nicht bezahlt
werden dürfen. Der Schuldner erhält also einen Zahlungsaufschub (Schonfrist). Der
amtliche Sachwalter überwacht in dieser Zeit die getreue Fortsetzung der Geschäfts-
tätigkeit und erstellt gemeinsam mit dem Schuldner den Nachlassvertrag.
Art. 305 SchKG Der gerichtliche Nachlassvertrag ist schliesslich angenommen, wenn ihm die Mehr-
heit der Gläubiger der 3. Klasse, die zusammen mindestens zwei Drittel der gesamten
Forderungen vertreten, oder ein Viertel der Gläubiger, die mindestens drei Viertel
der Forderungen vertreten, zustimmen. Zudem müssen die Leistungen des Schuld-
Art. 306 SchKG ners seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechen, und alle privilegierten Forde-
rungen der 1. und 2. Klasse voll gedeckt sein, damit der Nachlassvertrag rechtswirk-
sam werden kann.
Art. 310 SchKG Mit der Bestätigung durch das Nachlassgericht ist der Nachlassvertrag dann für alle
Gläubiger, auch für diejenigen, die ihm nicht zugestimmt haben, verbindlich. Das
Gesetz unterscheidet zwei Arten von gerichtlichen Nachlassverträgen.

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Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun) 306
Recht und Staat

Ordentlicher Nachlassvertrag
Art. 314 SchKG Mit dem ordentlichen Nachlassvertrag, oder Prozentvergleich, kann der Schuld-
ner sein Geschäft retten und weiterführen. Durch den im Nachlassvertrag vereinbar-
ten endgültigen Verzicht der Gläubiger der 3. Klasse auf einen Teil ihrer Forderun-
gen wird ihm die finanzielle Sanierung ermöglicht. Ausbezahlt wird diesen Gläubigern
nur ein bestimmter Prozentsatz des Forderungsbetrags, die Nachlassdividende.
Diese ist regelmässig höher, als es eine Konkursdividende gewesen wäre. Verlust-
scheine werden für den Forderungsausfall keine ausgestellt.

Nachlassvertrag mit Vermögensabtretung


Art. 317 SchKG Beim Nachlassvertrag mit Vermögensabtretung, oder Liquidationsvergleich,
übergibt der Schuldner seinen Gläubigern das Verfügungsrecht über seine Aktiven.
Die Gläubiger verwerten in der Folge die Vermögenswerte und teilen den Erlös ge-
mäss Konkursrecht unter sich auf. Wie beim ordentlichen Nachlassvertrag verzich-
ten die Gläubiger auch hier endgültig auf die ungedeckten Forderungsbeträge und
erhalten keine Verlustscheine.
Der Zweck des Nachlassvertrags mit Vermögensabtretung ist also nicht wie oben die
Rettung des Unternehmens, sondern dessen Liquidation. Im Unterschied zum Kon-
kurs bleibt beim Nachlassverfahren mehr Zeit für die Verwertung der Aktiven, was
zu besseren finanziellen Resultaten für die Gläubiger führt. Der Liquidationsver-
gleich
© 2021 Verlag gilt
SKV AG: W&Gdeshalb
anwenden auch als «sanfter
und verstehen, Konkurs».
E-Profil | Berufsmaturität, Der Prozentsatz
2. Semester ohne Lösungen des Forderungsbe-
Persönlichestrags,
Exemplarden die Gläubiger der 3. Klasse am Ende ausbezahlt erhalten, wird wieder als
von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

Nachlassdividende bezeichnet.

9. 5 . 2 Aussergerichtlicher Nachlassvertrag
Art. 115 OR Ohne Mitwirkung des Staates kommt der aussergerichtliche oder private Na­
chlassvertrag zustande. In Eigenregie versucht hier der finanziell angeschlagene
Schuldner alle oder einzelne Gläubiger vom Vorteil eines teilweisen Forderungsver-
zichts zu  überzeugen, um so sein Geschäft zu sanieren bzw. zu retten. Entspre-
chende Vereinbarungen verpflichten natürlich nur diejenigen Gläubiger, die aus-
drücklich zugestimmt haben.
A E-Aufgabe 22, W-Aufgaben 23 und 24

Leistungsziele

1.5.3.8 Zwangsvollstreckung
„„ Ich beschreibe das Einleitungsverfahren bei der Zwangsvollstreckung.
„„ Ich erläutere die wichtigsten Aspekte der Betreibung auf Pfändung,
auf ­Pfand­verwertung, auf Konkurs und zeige die wichtigsten inhaltlichen
­Unterschiede auf.
„„ Ich erstelle für meinen privaten Bereich ein sinnvolles Budget.

„„ Ich erkläre die Gefahren der privaten Verschuldung.

„„ Ich nenne die Verschuldungsfallen.

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Zwangsvollstreckung

E  9.1 Einleitungsverfahren
1. Forderungen und Zwangsvollstreckung

Welche vier der folgenden Forderungen können durch eine Betreibung (B) geltend gemacht werden?
Kreuzen Sie diese an.
B Forderung
Ein Arbeitnehmer verlangt die Auszahlung des seit zwei Monaten fälligen Lohns.

Ein Hauseigentümer verlangt vom Bauunternehmen die Zahlung der vereinbarten Konventionalstrafe wegen
Überschreitung des vertraglich abgemachten Bautermins.

Ein Steuerzahler verlangt die Herabsetzung seiner Steuerrechnung um CHF 500.

Ein Mieter fordert die Rückzahlung des als Kaution bei Mietbeginn hinterlegten Monatszinses.

Ein Kunde verlangt die Rückzahlung eines irrtümlich doppelt bezahlten Rechnungsbetrags.

Ein Detaillist verlangt von einem Grosshändler die fällige Lieferung der bestellen Waren.

Ein Velofahrer verlangt vom Dieb die Herausgabe des gestohlenen Fahrrads.
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2. Schonzeiten

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb gegen einen Schuldner während gewisser Zeiten keine Betreibungs-
handlungen vorgenommen werden können. Beantworten Sie dazu die folgenden Fragen.
a) Wann sind diese Schonzeiten beim Rechtsstillstand?

b) Wann sind Betreibungsferien?

c) Welche anderen Zeiten gelten daneben noch als Schonzeiten?

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Recht und Staat

3. Einleitungsverfahren – Sachverhalt

Patrick Meier, verheiratet, wohnhaft in Aarau, Bürger von Bern, Prokurist bei der Sana AG in Cham, wird
von Bernd Thaler, verheiratet, wohnhaft in Dulliken, Bürger von Ersigen, Inhaber einer Drogerie in Gerla-
fingen, für eine nicht pfandgesicherte Forderung betrieben.
a) In welcher Ortschaft muss Bernd Thaler die Betreibung verlangen? Nennen Sie auch den
­massgebenden Gesetzesartikel.

b) Wie heisst das Formular, das er dazu ausfüllen und beim zuständigen Betreibungsamt einreichen
muss? Nennen Sie auch den massgebenden Gesetzesartikel.

c) Was muss Bernd Thaler zusätzlich erfüllen, damit das Betreibungsamt das Verfahren gegen
­Patrick Meier eröffnet?

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d) Was stellt Persönliches
das Betreibungsamt
Exemplar von Dario Patrick
Roth, 3645Meier in der Folge zu? Nennen Sie auch den massgebenden
Gwatt (Thun)
­Gesetzesartikel.

e) Patrick Meier bestreitet die geltend gemachte Forderung und will sich wehren.
­Welche ­rechtliche Massnahme kann er gegen die eingeleitete Betreibung ergreifen?
­Nennen Sie auch den massgebenden Gesetzesartikel.

f) Was bewirkt die von Patrick Meier gemäss obiger Teilaufgabe e) ergriffene Massnahme?
­Nennen Sie auch den massgebenden Gesetzesartikel.

g) Was muss rechtlich erfüllt sein, damit Bernd Thaler später beim Betreibungsamt
das ­Fortsetzungs­begehren stellen kann?

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Zwangsvollstreckung

4. Ablauf des Einleitungsverfahrens

Bringen Sie die folgenden Schritte des Einleitungsverfahrens einer Schuldbetreibung in die richtige
­Reihenfolge, indem Sie von 1 bis 6 nummerieren.
Schritt Nummer

Aberkennungsklage

Betreibungsbegehren

Provisorische Rechtsöffnung

Rechtsvorschlag

Zahlungsbefehl

Definitive Rechtsöffnung

W  9.1 Einleitungsverfahren
5. Einleitungsverfahren – Sachverhalt

Dem Kunden Prager verkauft die Papeterie Hocher die regelmässigen Lieferungen gegen Rechnung. Seit
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mehreren MonatenPersönliches
ist eineExemplar
grössere Zahlung
von Dario Roth, 3645ausstehend.
Gwatt (Thun) Kunde Prager sichert auf die wiederholten
Mahnungen hin jeweils schriftlich zu, den ausstehenden Betrag soeben bezahlt zu haben. Die Zahlung
trifft jedoch nie ein. Die Papeterie bewahrt sämtliche Unterlagen zum Fall auf. Da die Papeterie auf das
Geld angewiesen ist, will sie den Kunden Prager betreiben.
Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.
Falsche Aussagen korrigieren Sie auf der Zeile darunter.
R F Aussage
Die Papeterie Hocher reicht dem Betreibungsamt zur Einleitung des Verfahrens den Zahlungsbefehl ein.

Die Papeterie Hocher muss dem Betreibungsamt einen Kostenvorschuss bezahlen.

Die Papeterie Hocher muss einen allfälligen Rechtsvorschlag beseitigen, wenn das Einleitungsverfahren
fortgesetzt werden soll.

Aufgrund der vorweisbaren schriftlichen Belege kann die Papeterie Hocher die definitive Rechts­
öffnung verlangen.

Die Papeterie muss die Betreibung an ihrem Sitz einleiten.

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6. Einleitungsverfahren – Voraussetzungen und Rechtsvorschlag

Sachverhalt: Marc Pleitier aus Frenkendorf wird von der Interleasing AG, Dallwil, für ausstehende Leasing­
raten betrieben.
a) Nennen Sie zwei Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit das Betreibungsamt Frenkendorf
Marc Pleitier einen Zahlungsbefehl zustellt.

b) Was bedeutet der Rechtsvorschlag durch Marc Pleitier, und was ist die rechtliche Folge davon?

c) Wie hätte Marc Pleitier – neben dem Rechtsvorschlag – auf den Zahlungsbefehl reagieren können?

d) Die Interleasing AG will das Einleitungsverfahren fortsetzen. Wie kann sie den Rechtsvorschlag von
Marc Pleitier beseitigen? Nennen Sie allgemein die drei gesetzlichen Möglichkeiten, die sie je nach
­Beweislage hat.
1. Möglichkeit:
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2. Möglichkeit:

3. Möglichkeit:

7. Betreibungsbegehren – Sachverhalt

Pascal Blum, verheiratet, wohnhaft an der Kirchgasse 2 in 3084 Wabern, leitet am 25. Juni 2016 die Be-
treibung gegen seine ehemalige Arbeitgeberin, die ALOUETTE AG am Amtshausquai 1 in 4600 Olten, ein.
Nach der Auflösung des Arbeitsverhältnisses schuldet die ALOUETTE AG Pascal Blum gemäss visierten
­Arbeitsrapporten noch zwei Monatslöhne von je CHF 4500. Mit den Löhnen befindet sich die ehe­malige
Arbeitgeberin seit dem 25. Januar 2016 in Verzug. Der Verzugszins beträgt 5 % und der Kostenvorschuss
CHF 70 in bar. Pascal Blum wickelt seinen Zahlungsverkehr über das PostFinance-Konto 46 -5587-4 ab.

Füllen Sie das Formular zum Betreibungsbegehren gemäss Sachverhalt aus.

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Zwangsvollstreckung

Formular

Betreibungsbegehren
An das Betreibungsamt der Gemeinde Kanton

Schuldner (Name, Vorname, genaue Adresse)

Ehegatte (Name, Vorname, genaue Adresse, Güterstand)

Gläubiger (Name, Vorname, genaue Adresse)

Post- oder Bankkonto:


Allfälliger Bevollmächtigter des Gläubigers (Name, Vorname, genaue Adresse)

Post- oder Bankkonto:

Forderungssumme: CHF nebst Zins zu % seit


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Forderungsurkunde und deren Datum; wenn keine Urkunde vorhanden,


Grund der Forderung

Allfällige weitere Bemerkungen

Betrag des vom Gläubiger geleisteten Kostenvorschusses CHF


Vorschuss geleistet (das Nichtzutreffende ist zu streichen)
„ bar bezahlt
„ durch Überweisung auf das Konto des Betreibungsamtes
„ via Rechnung

Ort und Datum Unterschrift des Gläubigers oder seines Vertreters

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Recht und Staat

E  9.2 Fortsetzungsverfahren
8 . Betreibungsarten

Kreuzen Sie das Betreibungsverfahren an, das aufgrund der beschriebenen Sachverhalte jeweils zur
­Anwendung kommt.
P = Betreibung auf Pfändung  K = Betreibung auf Konkurs  V = Betreibung auf Pfandverwertung
Sachverhalt P K V
Die Meier AG betreibt die Berger GmbH für eine Geldforderung aus einer Warenlieferung.

Da Pia Graber, Inhaberin eines im Handelsregister eingetragenen Einzelunternehmens,


ihre Zahnarztrechnung nicht bezahlt, wird sie betrieben.

Samuel Berger, Sachbearbeiter bei einer Versicherungsgesellschaft, wird für eine Schuld von
CHF 250 betrieben.

Weil Eva Schuhmacher den Hypothekarzins nicht bezahlen kann, wird sie von der Bank
­betrieben.

Manuel Steffen hat Peter Suter ein Darlehen von CHF 40 000 gewährt und als Sicherheit
­verschiedene Kunstwerke erhalten. Da Peter Suter das Darlehen nicht zurückzahlen kann,
­leitet ­Manuel Steffen die Betreibung ein.

Der Kanton betreibt die AnaChron AG, da sie die Steuerschulden nicht bezahlt.
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Die Sollo AG kann den Mietzins nicht bezahlen und wird deshalb vom Vermieter betrieben.

Die Nestor GmbH wird für eine fällige Parkbusse betrieben.

Paul Imboden, Inhaber einer im Handelsregister eingetragenen Metzgerei, wird wegen eines
­gekündigten Hypothekarkredits betrieben.

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Zwangsvollstreckung

9. Pfändbarkeit von Vermögensgegenständen

Kreuzen Sie die pfändbaren Vermögensgegenstände (P) an.


P Vermögensgegenstand
Die Kücheneinrichtung des Schuldners

Die goldene Trompete eines kaufmännischen Angestellten

Ein wertvolles Gemälde, welches sich im Besitz des Schuldners befindet

Die Gitarre einer Musiklehrerin

Der Rasenmäher des Eigenheimbesitzers

Der Schmuck der Freundin des Schuldners

Der Weinvorrat des Schuldners

10. Betreibung auf Pfändung und Pfandverwertung

Was ist bei der Betreibung auf Pfandverwertung anders als bei der Betreibung auf Pfändung? Nennen Sie
mindestens drei Aspekte.
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11. Ablauf der Konkursbetreibung

Bringen Sie die folgenden Schritte der Konkursbetreibung in die richtige Reihenfolge, indem Sie
von 1 bis 12 nummerieren.
Schritt Nummer

Aberkennungsklage

Kollokationsplan erstellen

Fortsetzungsbegehren

Rechtsvorschlag

Betreibungsbegehren

Provisorische Rechtsöffnung

Zahlungsbefehl

Konkursverlustschein

Schuldenruf

Konkursandrohung
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Definitive Rechtsöffnung

Konkurseröffnung

12. Konkursbetreibung – Sachverhalt

Das Handelshaus FIT AG, Basel, ist in Zahlungsschwierigkeiten. Ein Lieferant aus Bern wird ob der unbezahl-
ten Rechnungen ungeduldig und leitet die Betreibung ein.
a) In welcher Ortschaft leitet der Gläubiger die Betreibung ein? Nennen Sie auch den massgebenden
Gesetzesartikel.

b) Schliesslich eröffnet das Gericht über die FIT AG den Konkurs. Wie werden die Gläubiger der FIT AG
über die Konkurseröffnung in Kenntnis gesetzt?

c) Alle Gläubiger melden nun ihre Forderungen an. Diese sind aber nicht alle gleichwertig. Wie heisst
das Verzeichnis mit der Rangordnung der Gläubigerforderungen?

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Zwangsvollstreckung

d) Aus der Konkursmasse der FIT AG kann lediglich ein Teil der Gläubigerforderungen bezahlt werden.
Welches Dokument erhalten die Gläubiger für ihre ungedeckt gebliebenen Forderungsbeträge?

e) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die im Rahmen des Konkurses ungedeckt gebliebenen
­Forderungsbeträge noch irgendwann bei den Gläubigern eingehen werden? Die Antwort ist zu
­begründen.

W  9.2 Fortsetzungsverfahren
13. Fachbegriffe zur Zwangsvollstreckung

Nennen Sie den Fachbegriff, der jeweils beschrieben wird.


Beschreibung Fachbegriff
So heissen die Vermögensgegenstände des Schuldners, die betreibungsrechtlich
nicht eingezogen werden dürfen, da sie als existenznotwendig gelten.

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Diese öffentliche Urkunde erhalten
Persönliches Gläubiger,
Exemplar wenn
von Dario Roth, das
3645 verwertbare
Gwatt (Thun) Vermögen
und Einkommen des Schuldners für die Deckung der betriebenen Forderungen
nicht ausgereicht hat.

Nachdem der Gläubiger dieses Formular beim Betreibungsamt eingereicht hat,


­erfolgt die Vermögens- und / oder Einkommenspfändung.

Man nennt die Betreibung auf Pfändung so, weil nur so viel Vermögen und
­Einkommen des Schuldners gepfändet wird, wie für die Deckung der betriebenen
Forderungen notwendig ist.

Das Lohneinkommen des Schuldners darf nur bis zu dieser Grenze gepfändet
­werden.

Diese Betreibungsart kommt in der Regel zur Anwendung, wenn der Schuldner
nicht im Handelsregister eingetragen und seine Schuld nicht durch ein Pfand
­gedeckt ist.

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Recht und Staat

14. Pfandverwertung – Sachverhalt

Die Bank-AG, Zürich, hat gegenüber Roger Habegger, Angestellter und wohnhaft in Luzern, eine Darle-
hensforderung einschliesslich Zinsen von CHF 73 000. Die Forderung ist durch Wertschriften sichergestellt.
Da Roger Habegger trotz mehrmaliger Mahnung die vereinbarten Ratenzahlungen eingestellt hat, wird
er von der Bank-AG betrieben.
a) Handelt es sich bei den Wertschriften um ein Grundpfand oder ein Faustpfand? Kreuzen Sie an.
Grundpfand Faustpfand

b) In welcher Ortschaft muss die Bank-AG die Betreibung verlangen? Nennen Sie auch den
­massgebenden Gesetzesartikel.

c) Welches Formular muss die Bank-AG ausfüllen und dem Betreibungsamt einreichen, wenn sie die
Betreibung einleiten will?

d) Annahme: Die Bank-AG konnte den von Roger Habegger erhobenen Rechtsvorschlag erfolgreich
­beseitigen.© Welches Formular
2021 Verlag SKV muss sie
AG: W&G anwenden undnun wo E-Profil
verstehen, einreichen, wenn
| Berufsmaturität, sie dieohne
2. Semester Betreibung
Lösungen fortsetzen will?
Persönliches Exemplar von Dario Roth, 3645 Gwatt (Thun)

e) Annahme: Der Erlös aus der Verwertung der Wertschriften deckt bloss CHF 60 000 des Forderungs-
betrags der Bank-AG ab. Welches Dokument erhält jetzt die Bank-AG? Nennen Sie auch den
­massgebenden Gesetzesartikel.

f) Beschreiben Sie das weitere Vorgehen der Bank-AG, wenn diese ihre Rechte wahren will.

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Zwangsvollstreckung

15. Privatkonkurs – Sachverhalt

Der Konkursrichter eröffnet über Albert Augier, nicht im Handelsregister eingetragene P­ rivatperson, den
Konkurs.
a) Welcher Betreibungsart unterliegt Albert Augier grundsätzlich gemäss Gesetz?

b) Welche Rechtshandlung von Albert Augier hat unmittelbar zu seinem Konkurs geführt?

c) Weshalb gilt der Privatkonkurs als Rechtswohltat?

d) In welchem Fall hätte der Konkursrichter den Privatkonkurs über Albert Augier nicht aussprechen
­dürfen?

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Recht und Staat

16. Schuldenruf

SHAB   /   Meldung Nr.  6441 052 / Liquidationsschuldenruf einer Aktiengesellschaft (Art. 742 OR)   /   Montag,


5.12.2016, Nr. 236, Jahrgang 129   /   S.  27

Auszug SHAB

Schuldenrufe – Appel aux créanciers – Diffida ai creditori

DRITTE VERÖFFENTLICHUNG

1. Firma (Name) und Sitz der aufgelösten Aktiengesellschaft:


J.-P. Luttenauer SA in Liquidation, Basel
2. Auflösungsbeschluss durch: ausserordentliche General­
versammlung
3. Datum des Beschlusses: 31.10.2016
4. Anmeldefrist für Forderungen: 04.01.2017
5. Anmeldestelle für Forderungen:
J.­P. Luttenauer SA in Liquidation, z. Hd. des Liquidators,
St. Jakobs­Strasse 17, 4052 Basel
6. Hinweis: Die Gläubiger der aufgelösten Aktiengesellschaft
werden aufgefordert, ihre Ansprüche anzumelden.
ATAG Private Client Services AG
4052 Basel
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Beantworten Sie zum obigen Schuldenruf die folgenden Fragen.
a) Was bedeutet die Abkürzung SHAB in der Quellenangabe?

b) Bei welchem Betreibungsverfahren kommt es zum Schuldenruf?

c) An wen genau richtet sich der Schuldenruf im vorliegenden Fall?

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Zwangsvollstreckung

E  9.3  Private Verschuldung und Budget


17. Verschuldungsfallen

Kreuzen Sie bei den folgenden Begriffen an, ob es Verschuldungsfallen (V) sind.
Begriff V
Kreditkarten

Eheschliessung

Leasingverträge

Krankheit

Scheidung

Pension

Arbeitslosigkeit

W  9.3  Private
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18 . Persönliches Budget

Erstellen Sie für Ihren privaten Bereich ein detailliertes Budget und vergleichen Sie es danach mit dem ent-
sprechenden Budgetbeispiel von «Budgetberatung Schweiz». Wie erklären Sie sich die Unterschiede?
(Das Budgetformular und das Musterbudget finden Sie unter www.budgetberatung.ch.)

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Recht und Staat

E  9.4 Kollokationsplan
19. Forderungsklassen des Kollokationsplans

Geben Sie an, welcher Klasse des Kollokationsplans die nachfolgend aufgeführten und anerkannten For­
derungen im Konkursfall eines Einzelunternehmers zugewiesen werden.
Forderung Klasse

a) Offene Rechnung eines Warenlieferanten

b) Ungesicherter Bankkredit (Blankokredit)

c) Löhne der Angestellten (für die letzten vier Monate)

d) Nachrangige Darlehensforderung des Vaters des Geschäftsinhabers

e) Beitragsforderungen der Pensionskasse

f) Anzahlung eines Kunden

g) Steuerforderungen des Kantons und der Gemeinde

h) Alimentenforderungen der geschiedenen Ehefrau für die letzten drei Monate

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i) Ansprüche Persönliches
eines Kunden ausvoneinem
Exemplar Garantiefall
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j) Ungedeckter Teil einer pfandgesicherten Forderung

k) Prämienforderungen der Ausgleichskasse

l) Offene Arztrechnung

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Zwangsvollstreckung

20. Forderungsverlust und Konkursdividende berechnen

Sachverhalt: Im Konkurs über das Handelsunternehmen Hofer GmbH beträgt der Erlös aus der Verwer-
tung der Konkursmasse nach Abzug der amtlichen Kosten CHF 195 000. 
Von den Gläubigern der Hofer GmbH wurden die folgenden Forderungen geltend gemacht und von der
Konkursverwaltung anerkannt (alle Beträge in CHF ):
Offene Lieferantenrechnungen 97 000
Lohnguthaben der Angestellten (für die letzten drei Monate) 125 000
Kurzfristiges Bankdarlehen (ungesichert) 180 000
Prämienguthaben der Ausgleichskasse 6 000
Honorarforderungen für Beratungsleistungen 8 000
Gewinn- und Kapitalsteuerforderungen 9 000
Forderungen der Pensionskasse 24 000

a) Berechnen Sie aufgrund des Sachverhalts den Forderungsverlust in CHF sowie die Konkursdividende
der Gläubiger der 3. Klasse (in Prozenten, auf zwei Dezimalstellen gerundet).

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b) Gemäss oben stehendem Sachverhalt betragen die offenen Lieferantenrechnungen CHF  97 000, die
Lohnguthaben der Angestellten CHF  125  000 und die Prämienguthaben der Ausgleichskasse
CHF 6000. Geben Sie an, welche Beträge (auf ganze CHF gerundet) die Lieferanten, die Angestellten
und die Ausgleichskasse aufgrund der Lösung von Teilaufgabe a) nach Abschluss des Konkursverfah-
rens ausbezahlt erhalten.
Lieferanten:

Angestellte:

Ausgleichskasse:

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Recht und Staat

W  9.4 Kollokationsplan
21. Verteilungsplan

Sachverhalt: Im Konkurs über den Einzelunternehmer Patrick Huser wurden die folgenden Forderungen
angemeldet und von der Konkursverwaltung anerkannt (alle Beträge in CHF ):
Grundpfandgesichertes Darlehen der Regionalbank 750 000
Offene Lieferanten- und Handwerkerrechnungen 480 000
Kantons- und Gemeindesteuern 35 000
Honorarforderung des Rechtsanwalts von Patrick Huser 8 000
Beitragsforderungen der Pensionskasse 35 000
Lohnguthaben der Angestellten für die letzten zwei Monate 85 000
Ausstehende Beiträge an die Familienausgleichskasse 3 000
Nachrangiges Darlehen des Vaters von Patrick Huser 50 000
Ungesichertes Bankdarlehen der Regionalbank 140 000
Unterhaltsbeiträge an die geschiedene Ehefrau und die Kinder 20 000
Beitragsforderungen der AHV / I V / EO / A LV 15 000

Die Verwertung des Grundpfands brachte netto CHF 800 000 ein. Der Verwertungserlös der übrigen Kon-
kursmasse beträgt CHF 450 000. Zudem sind die amtlichen Kosten des Konkursverfahrens von CHF 20 000
zu berücksichtigen.
Erstellen Sie aufgrund des Sachverhalts den Verteilungsplan und berechnen Sie die Konkursdividende der
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Gläubiger der Persönliches
3. KlasseExemplar
(in Prozenten,
von Dario Roth,auf
3645zwei Dezimalstellen gerundet).
Gwatt (Thun)

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Zwangsvollstreckung

Bezeichnung Betrag

Erlös Grundpfandverwertung

.  /. Grundpfandgesichertes Darlehen

Überdeckung Grundpfand

Verwertungserlös übrige Konkursmasse

.  /. Amtliche Kosten

Verfügbarer Betrag

.  /. Forderungen 1. Klasse

Restbetrag

.  /. Forderungen 2. Klasse


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Restbetrag

.  /. Forderungen 3. Klasse

Forderungsverlust Gläubiger 3. Klasse

Konkursdividende in Prozent

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Recht und Staat

E  9.5 Nachlassverträge
22. Fachbegriffe zu den Nachlassverträgen

Nennen Sie den Fachbegriff, der jeweils beschrieben wird, bzw. beschreiben Sie den angegebenen Fach-
begriff.
Beschreibung Fachbegriff
So heisst die Person, welche während der Nachlassstundung die getreue Fort-
setzung der Geschäftstätigkeit des Schuldners überwacht.

Geschäftsinhaber Hubert Neuhaus hat in Eigenregie mit seinen drei wichtigsten


Gläubigern einen Forderungsverzicht von 40 % ausgehandelt.

Nachlassdividende

Diese staatliche Behörde kann ein Nachlassverfahren bewilligen.

Mit diesem Nachlassvertrag soll das Unternehmen gerettet und weitergeführt


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Nachlassstundung

Im Rahmen eines Nachlassverfahrens tritt der Schuldner den Gläubigern seine


Vermögenswerte zwecks (sanfter) Liquidation ab.

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Zwangsvollstreckung

W  9.5 Nachlassverträge
23. Ablauf des Nachlassverfahrens

Bringen Sie die folgenden Schritte des Nachlassverfahrens in die richtige Reihenfolge, indem Sie von 1 bis 6
nummerieren.
Schritt Nummer

Auszahlung der Nachlassdividende

Ernennung des Sachwalters

Gesuch um Nachlassverfahren

Annahme des Nachlassvertrags durch die Gläubiger

Gewährung der Nachlassstundung

Bestätigung des Nachlassvertrags durch das Gericht

24. Aussagen zu den Nachlassverträgen

Kreuzen Sie an, auf welche Nachlassverträge die Aussage jeweils zutrifft. Je Zeile sind kein, ein, zwei oder
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drei Kreuze zu machen.
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Aussage

trag mit Vermö-


Nachlass­vertrag

Nachlassvertrag
gensabtretung
Nachlassver-
Ordentlicher

Privater
a) Der Staat wird in das Verfahren einbezogen.

b) Der Zweck ist die Rettung und Weiterführung des Unternehmens.

c) Die Gläubiger erhalten für ungedeckt gebliebene Forderungsbeträge Verlustscheine.

d) Das Nachlassgericht ernennt einen Sachwalter.

e) Der ordentliche Konkurs wird vermieden.

f) Der Nachlassvertrag ist für alle Gläubiger verbindlich.

g) Das Unternehmen wird liquidiert.

h) Die Gläubiger erzielen in aller Regel höhere Erlöse als im Konkursfall.

i) Während des Nachlassverfahrens sind gegen den Schuldner im Grundsatz keine


­Betreibungshandlungen möglich.
j) Es handelt sich um gerichtliche Nachlassverträge.

k) Es handelt sich um einen Liquidationsvergleich.

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