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Balkon-Farming

Selbstversorgung auf kleinstem Raum

Meine Ernte!
N3 o
2018
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist noch nicht lange her, da waren Menschen, die ihr Obst und Gemüse selbst anbauen wollten,
die Ausnahme. Balkon- und Terrassengärtner begeisterten sich in erster Linie für bunte Sommer-
blumen. Maximal ein paar Kräuter bekamen etwas vom doch recht knappen Platz ab. Das hat
sich gründlich geändert. Es gibt nichts Köstlicheres als die eigenen Tomaten. Nichts Frischeres als
gerade geschnittene Salatblätter. Eine Entdeckung, die vor allem Städter fasziniert. Mit der
Kultur von Lebensmitteln in Kisten und Kästen, in Sack und Pack wandeln sie ihr urbanes Umfeld
von Grau nach Grün. Das Beste daran: Jeder kann. So viel er möchte (und der Platz hergibt). Keiner
muss. Genial! Viel Spaß beim Anbauen und Ernten auf kleinstem Raum wünscht Ihnen
Ihre Food & Farm-Redaktion
Titel-Illustration: Johann Brandstetter; Foto: Gardena

Inhalt 10 Ihr Plan rund ums Jahr


Grundlagen für eine Ernte in allen Jahreszeiten.
Plus: ein Beispiel zum Nachpflanzen

4 Landliebe zieht in die City


Einst eine Notwendigkeit, heute ein
Lebensgefühl: Gärtnern im urbanen Raum 12 Pflegen leicht gemacht
Profi-Tipps und eine Checkliste: So schaffen
ist ein lohnendes Freizeitvergnügen Sie beste Wachstumsbedingungen

6 Wenig Platz? Große Auswahl!


Die besten Kräuter-, Gemüse- und Obst-
arten für den Anbau in Kästen und Kübeln
14 Dies & das für Topfgärtner
Praktisches und Nützliches. Service: Impressum

8 Die Vielfalt der Pflanzgefäße


Von Eierpappe bis Bäckerkiste – vor allem
16 Rezepte: Antipasti vom Balkon
Bohnensalat mit Minzdressing, Orientalische Zucchini-
Schafskäse-Röllchen, Bunte Tomaten in Thymian-Honig-
praktisch muss es sein! Marinade, Auberginen in Knoblauch-Oregano-Joghurt

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 3


LandLiEbE ziEht
in diE City
Den Anbau von Obst und Gemüse in Ballungsgebieten gab
es schon immer. Das Phänomen „Urban Gardening“ da-
gegen ist relativ neu: Gegärtnert wird nicht, weil es sein
muss, sondern weil die Städter einfach Lust darauf haben.

Haha – das hätten wir!


Bäckerkisten erobern das
Gartendeck in St. Pauli.

Was haben ein Mittfünziger aus der Kölner Rockmusik- zwei Jahrzehnten ihre Lust aufs Land wiederentdeck-
szene, ein Hipster-Koch in Berlin und die junge Familie in ten, wächst jetzt das Gefallen an der Selbstversorgung
Frankfurt gemeinsam? Sie lieben es, sich die Finger dre- mit frischen Kräutern und Gemüse vom Balkon, aus dem
Fotos: Flora Press/Meyer-Rebentisch, mauritius images/SZ Photo Creative, Prinzessinnengarten/Marco Clausen (2),

ckig zu machen! Sie möchten säen, pflanzen, gießen und Hinterhof oder, teils halb legal, von irgendeiner Brache
hätscheln, um dann mächtig stolz auf die Schüssel mit zwischen Mauern und Häusern.
selbst gezogenem Salat zu sein und das Aroma von an
der Pflanze erröteten und sonnenwarm gepflückten To- (K)Ein Freizeitvergnügen
maten zu genießen. Logisch, eigentlich. In Zeiten, in de- Letzteres war nicht immer so. Als viele Menschen wäh-
nen immer alles durchgehend rund ums Jahr und aus al- rend der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts in
ler Welt zu kaufen ist, geht etwas verloren. Das Sinnliche die Städte zogen, brachten sie sozusagen ihre Gärten
zum einen, das Authentische zum anderen. Was haben mit. Da, wo sie Platz fanden – meist am Siedlungsrand
Erdbeeren und Paprika im Winter aus südlichen Ländern –, bauten sie an, was sie brauchten, teils auch, um damit
noch mit mir zu tun? Und so wie die Städter vor ein, ein wenig zu handeln. Während der beiden Weltkriege
widmeten Städter gezwungenermaßen öffentliche Parks
und Rosengärten um in Kräuter- und Gemüsebeete.
Mit dem Wirtschaftswunder ließen viele die als lästige
bio-balkon.de, Wikimedia Commons/Frank Vincentz

Pflicht empfundene Selbstversorgung gern hinter sich.


Man konnte es sich leisten, Äpfel und Birnen, Petersilie
und Kerbel, Kohlrabi und Kartoffeln zu kaufen. Bei Händ-
lern auf dem Markt und, zunehmend, im Supermarkt.
Das muss auch heute nichts Schlechtes sein: Zahlreiche
Obst- und Gemüsebauern aus der Region bieten ihre
Ware an eigenen Ständen an, und gut geführte Super-
märkte haben Landwirte aus dem jeweiligen Umland
als Zulieferer. Eine begrüßenswerte Entwicklung, die je-
doch eines nicht mitbringt: die Kenntnisse darüber, wie

4 Food & Farm No 1/2018 Balkon-Farming


die Lebensmittel entstehen. Wie geht das eigentlich ge-
nau, aus einem Samenkorn eine Karotte heranzuziehen?
Wie lange braucht eine Aubergine, bis die erste Frucht in
die Pfanne wandern kann? Und wie gut fühlt man sich,
wenn man weiß, womit Erdbeeren während der Kultur in
Berührung kamen. Und, vor allem, womit nicht. Von die-
sem Punkt an ist es nicht mehr weit zum Ausprobieren.

Guerilla wird stadtfein


Diesem Zeitgeist folgend kamen die Guerilla Gardener,
zuerst aus New York. Ihr Ziel: die Zurückeroberung von
Straßen und öffentlichen Plätzen. Samenbomben und
bei Nacht und Nebel bepflanzte Baumscheiben gelten
rechtlich gesehen als Straftaten, die den kommunalen
Verwaltungen mit klammem Budget für die „Durchgrü
„Durchgrü-
Jeder darf, keiner nung“ der Stadt allerdings oft nicht einmal so ungelegen
muss: gemeinsam mit kamen. Eine inzwischen beachtliche Anzahl griff die Idee
dem Koch ernten und einer „Essbaren Stadt“ auf und ließ Kopfkohl und Salate
feiern. Oder den statt bunter Sommerblumen in Parks und Grünanlagen
eigenen Balkon so voll pflanzen. Ernten darf jeder, der möchte.
pflanzen wie möglich. Mittlerweile breitet sich der sozusagen legale NachNach-
folger der Guerillas aus: das Urban Gardening, also die
Urbarmachung von Brachen in der Stadt in Eigenregie
und, noch viel praktischer, die Gärten auf Zeit, wie der
bekannte Prinzessinnengarten in Berlin. Der Anbau in
Kisten und anderen Behältnissen ermöglicht erstens
auf asphaltierten Flächen zu gärtnern und zweitens ge-
gebenenfalls schnell und unkompliziert an eine andere
Stelle umziehen zu können. Bei derartigen Initiativen
spielt Wirtschaftlichkeit keine Rolle. Es geht vielmehr
um das Miteinander, ums gegenseitige Kennenlernen,
ums Experimentieren, um Erfahrungsaustausch und ums
Vermitteln von Know-how. Wer Lust hat, macht mit.
Gemeinsam wird geplant, vorbereitet, gesät, gepflanzt,
gepflegt, geerntet – und gefeiert. Immer mit dabei: die
Kinder, denen nun niemand mehr ein an der Wurzel-
spitze festgehaltenes Radieschen als Kirsche verkaufen
kann. Überhaupt begreifen alle Beteiligten im wahrsten
Sinne des Wortes wieder, wie viele Handgriffe und wie
viel Wissen in ihrer Ernte stecken. Mit anderen Worten:
den wahren Wert der Lebensmittel.

Von hier. Und von mir!


Natürlich haben noch viel mehr Stadtmenschen jenseits
der Urban-Gardening-Projekte ihre Lust auf Erde an den
Händen und eigene Erdbeeren im Mund entdeckt. Kein
Balkon ist ihnen zu klein, um wenigstens die Lieblinge
unter Kräutern, Gemüse und Obst darauf heranzuzie-
hen. Wo früher Geranie und Studentenblume blühten,
wachsen heute Schnittlauch und Stangenbohne. Palet-
ten, Regale und Ampeln erweitern die Anbaufläche. Und
prompt reagieren Züchter auf die große Nachfrage. Sie
lesen kompakte Sorten aus, die in Topf und Kübel gut
zurechtkommen und die teils schneller reifen. Seien es
kleinfrüchtige Snackpaprika, niedrig bleibender Dill oder
alle Arten von Strauchbeeren – das Angebot steigt.
Das Balkon- und Dachterrassengärtnern hat einen gro-
In der „Essbaren Stadt“ ßen Vorteil. Die Kräuter und Gemüse wachsen regelrecht
Andernach bedient man daheim. Nicht einmal die Treppe muss man hinunter.
sich an Kohl und Büchern. Also haben Sie die Pflanzen immer im Blick. Nach dem
Frühstück mal eben mit der Kaffeetasse nach draußen,
nachfühlen, ob der eine oder andere Kasten noch Wasser
braucht, und schauen, ob dann beim Feierabendrund-
gang die Seitentriebe der Stabtomate wieder einmal aus-
gegeizt werden sollten. Staunen, wie schnell die Sämlin-
ge wachsen und wie intensiv der Pflücksalat schmeckt,
wenn er nicht aus dem Gewächshaus stammt. Endlich
Kräuter probieren, die nicht schon halb verwelkt sind! Al-
les das tut richtig gut. So geht Selbstversorgung heute!

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WEnig PLatz?
grossE ausWahL!
Es gibt erstaunlich viele essbare Pflanzen,
die in Topf, Kiste, Sack und Pack prima gedeihen.
Hier finden Sie die Gemüse-, Kräuter- und
Obstarten, die sich wirklich lohnen, und erfahren,
wie man sie am besten kultiviert.

Blattgemüse
Pflück- und Asia-Salat sowie, während der kühlen Jahreszeit, Spinat,
Feldsalat und Winterportulak sind dankbare Topfgemüse. Sie wachsen in
Balkonkästen oder Obstkisten flott heran und liefern über Wochen frische
Vitamine. Stets nur einzelne Blätter pflücken: Es kommen viele neue nach.
Kopfsalat geht auch, doch er braucht bis zur Ernte – und dann ist gleich
die ganze Pflanze weg. Mangold dagegen lässt sich wie Pflücksalat länger
beernten. Er steht lieber einzeln im größeren Topf, dafür aber über Monate.

Rüben, Knollen, Zwiebeln


Karotten, Radieschen, runde Rettiche, Rote Bete und Zwiebeln sind die
Bodenschätze unter den Kistengemüsen. Radieschen passen in den Balkon-
kasten. Alle anderen sind in Kisten oder größeren Kübeln besser aufgehoben:
Auf 30 x 30 cm bringen Sie jeweils 16 Karotten bzw. Radieschen unter, neun
Zwiebeln sowie je fünf Rettiche bzw. Rote Beten. Kohlrabi mit seiner Spross-
knolle lässt sich auch in die Kategorie der Kistengemüse einsortieren, eben-
falls mit fünf Exemplaren pro 30 cm2.

Fruchtgemüse
Fotos: Friedrich Strauss/Friedrich Strauss (6), Prinzessinnengarten/Marco Clausen (1), gardenpicturestock/Elke Borkowski (3), GAP Photos//Graham Strong (1)
Mit ihren attraktiven Früchten spielen Tomaten, Auberginen, Gurke, Paprika
und Chili auf Balkon und Terrasse eine ebenso dekorative wie kulinarische
Rolle. Hier kommt es auf die Sorte an: Cocktailtomaten, Balkon-Auberginen,
Minigurken und Snackpaprika liefern kleine Früchte, dafür ist über Wochen
immer etwas zu ernten. Zudem diese Sorten platzmäßig relativ im Rahmen
bleiben. Dennoch: Gönnen Sie Tomate, Aubergine & Co. große, hohe Kübel
mit mindestens 30–40 cm Durchmesser, die je eine Pflanze aufnehmen.

Kartoffeln
Kartoffeln wachsen sozusagen über sich hinaus. Wählen Sie eine besondere
Sorte, wie ‘La Ratte’ oder ‘Bamberger Hörnchen’. Je drei Stück teilen sich
einen 150-Liter-Sack. Den krempeln Sie herunter, füllen 15 cm Erde hinein,
Kartoffeln drauf, die Sie mit 10 cm Erde bedecken. Jedes Mal, wenn die Pflan-
zen gut 10 cm hoch sind, krempeln Sie den Sack ein Stück hoch und füllen
Erde nach bis zu den Blattspitzen. Ist der Sack voll, pflegen Sie weiter, bis
das Laub anfängt zu welken. Auskippen und bis zu 2,5 kg Kartoffeln auflesen!

Hülsenfrüchte
Buschbohnen sind einfach zu kultivieren: fünf Kerne pro 30 cm2 in 5-cm-
Abständen kreisförmig in den Boden drücken. Erbsen legen Sie besser in
60 x 40-cm-Kisten als Zweierreihen mit je drei Samen aus. Dazwischen ins-
tallieren Sie ein Rankgerüst: Erbsen halten sich daran aufrecht. Zucker- und
Knackerbsen lohnen am meisten, da sie im Ganzen gegessen werden. Stan-
gen- und Feuerbohnen klettern ebenfalls und eignen sich prima als Sicht-
schutz. In einen 50-cm-Topf passt eine Stange mit fünf bis sieben Kernen.

6 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Schnelle Kräuter
Dill, Kerbel, Rucola und Blattkoriander sind von der flotten Sorte: Man sät sie
in Zwölfer-Töpfe oder Balkonkästen und erntet nach vier bis sechs Wochen
komplett ab, bevor sie Blüten bilden. Ähnlich ist es bei Basilikum und einjäh-
rigem Bohnenkraut. Durch Rückschnitt einzelner Triebe lässt sich die Blüte
jedoch etwas hinauszögern. Petersilie braucht etwas länger, bis sich die
Sämlinge blicken lassen. Schneller geht’s, wenn Sie Jungpflanzen kaufen. Das
Kraut können Sie bis zum nächsten Frühling nutzen, sofern es im Winter
wächst. Danach beginnt es zu blühen und stirbt nach der Samenreife ab.

Langlebige Kräuter
Schnittlauch kommt bei guter Pflege jedes Jahr wieder. Im 20er-Topf kann er
sich gut ausbreiten. Alle paar Jahre teilen, das wirkt wie eine Verjüngungs-
kur. Thymian, Rosmarin, Salbei, Oregano und Bergbohnenkraut lassen sich
zwar ebenfalls aussäen, aber es dauert bis zur ersten nennenswerten Ernte.
Kaufen Sie diese Arten besser als vorgezogene Pflanzen. Geschützt überwin-
tern – vor allem Rosmarin ist etwas frostempfindlich – und im Frühling in
den nächstgrößeren Topf umpflanzen. Ein Extra-Heft „Mediterrane Kräuter“
finden Sie in der kommenden Ausgabe.

Erdbeeren
Wenn es ein Lieblings-Naschobst auf Balkon und Terrasse gibt, dann ist es
die Erdbeere. Das merkt man schon daran, dass Züchter sich um geeignete
Sorten sehr bemühen. Manche dieser Sorten bilden lange Triebe, die aus
Ampeln baumeln oder an Rankgerüsten aufgebunden werden. Vor allem aber
tragen die Sorten nicht nur im Juni/Juli, sondern den ganzen Sommer über.
Pro Pflanze benötigen großfrüchtige Varianten Töpfe mit 30 cm Durchmesser.
Spezielle Ampel- und Balkonerdbeeren kommen mit 20-cm-Töpfen aus.

Strauchobst
Auch bei Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Hei-
delbeeren suchen Züchter und Händler nach topftauglichen Sorten. Neben
Hochstämmchen kommen immer kompaktere Exemplare auf den Markt, von
Brombeeren auch Säulenformen. Sogar Hänge-Himbeeren und -Brombeeren
für Ampeln sind erhältlich. Für Hochstämmchen sollten es Kübel mit mindes-
tens 50 cm Durchmesser sein. Klein bleibende, kompakte Züchtungen kom-
men anfänglich in Gefäßen mit ca. 25 cm Durchmesser aus, später bis 40 cm.

Zwerg- und Säulenobst


Schlanke Säulen und kleinwüchsige Bäume gibt es bei Kern- und Steinobst
schon einige Jahrzehnte. Da der Fokus zunächst auf der Form lag, blieb der
Geschmack zurück. Das ändert sich derzeit. Säulenobst kennzeichnet sich
durch Früchte in Stammnähe und Höhen bis drei Meter aus, inzwischen
gibt’s auch kleiner bleibende. Viele Zwergbäume stehen auf Wurzeln, die
schwachen Wuchs verursachen, wobei zuweilen Mangelsymptome auftau-
chen. Besser sind „echte“ Zwerge, die das Miniformat in ihren Genen haben.

Pilze
Champignons, allerhand Seitlinge und einige weitere Arten lassen sich mit
mehr oder weniger großem Aufwand selber ziehen. Das reicht von der eige-
nen Beimpfung von Astabschnitten oder Stroh mit Pilzbrut (Dübelkultur) bis
zum simplen Öffnen eines Kartons mit durchwachsenem Substrat, das be-
reits nach wenigen Tagen Fruchtkörper hervorbringt (Fertigpilzkulturen).
Kulturen auf Holz können über drei bis sechs Monate ebenso viele Erntewel-
len hervorbringen, Fertigkulturen erschöpfen sich nach etwa vier Monaten.

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 7


V
diE iELfaLt
dEr PfLanzgEfässE
Stadt-Farmern fehlt es meist an Beeten. Also lassen sie
sich Alternativen dazu einfallen und werden dabei ganz
schön kreativ. Zuweilen retten sie sogar Taschen und
Säcke vor dem Müll. Vor allem praktisch muss es sein.
Wenn’s dann noch gut aussieht – umso besser!

Einerseits: Auf Balkon und Terrasse


gibt’s nicht viel Platz. Da hätte man
gern etwas Schönes zum Anschau-
en. Hochwertige Terrakotta zum
Beispiel. Bei richtiger Behandlung
ist sie ebenso frostfest wie lang-
lebig und kann immer wieder neu
bepflanzt werden. Natürlich auch
mit essbaren Gewächsen. Anderer-
seits ist Terrakotta schwer und lässt
sich im Winter nicht eben mal zu-
sammenfalten und in einer kleinen
Kiste verstauen, bis es im Frühling
wieder losgeht. Der (berechtigte!)
Preis ist für viele Stadt-Farmer noch
ein Argument gegen Terrakotta.

Was sich ergibt


Gerade den jungen Pionieren ist in
puncto Gefäß nichts heilig. Schließ-
lich wachsen Pflanzen in jedem, das
ausreichend Substrat aufnehmen
kann und überflüssiges Wasser
leicht abziehen lässt. Folglich grei-
fen die Balkon- und Hinterhofgärtner
in Deutschlands Städten nach allem,
was ihren Weg kreuzt und so güns-
tig wie praktisch ist. Sie schnappen
sich ausgediente Wein- und Gemü-
sekisten, leere Reissäcke aus dem
Asia-Shop, Dachrinnen vom Sperr-
müll, Paletten von Produktionsfir-
men, Eier- und Beerenpappschach-
teln, Transport- und Bäckerkisten,
Tragetaschen, Tetra Paks, Kunst- Taschen aus Recycling-
stoffflaschen und Körbe. Da liegt es kunststoff, Paletten oder
nahe, dass Erdenhersteller gar mit schmucke mobile
aufgedruckten Kreisen zum Aus- Hochbeete aus Holz –
schneiden auf den Verkaufssäcken was Sie verwenden, ist
dazu animieren, Tomate, Aubergine Geschmackssache!
und ihre Verwandten direkt in die
Verpackung der Erde zu pflanzen.
Möglich ist schier alles.

Sinnvoll wählen
Dennoch ist es eine gute Idee, sich
zu überlegen, was man kultivieren
und ernten möchte, und erst dann
das passende Gefäß dafür zu wählen.
Die entscheidenden Kriterien: Wie
groß werden die gewünschten
Pflanzen, und wie lange bleiben sie
in ihrem Behälter stehen?

1. Pappschachteln, Klopapierrollen
und Eierkartons leisten in der
Pflanzenanzucht sehr gute Diens-

8 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Langzeitlösungen: Zucchini in
Terrakotta, Erdbeeren in der
Ampel, Tomaten in Grow Bags
(Floragard) und Hochbeet im Korb.

te. Zunächst säen Sie in Schach- und Kräuterstauden wie Minze, Bewährt hat sich das Prinzip „Kiste
teln aus und vereinzeln die Melisse und Rosmarin. auf Kiste“. Dafür bedecken Sie Bo-
Sämlinge später in einzelne Abtei- den und Seiten einer Kiste mit
5. Größere Kisten und mobile Hoch-
lungen der Eierkartons oder, noch Vlies oder Karton. Zur Hälfte mit
beete für Balkon und Terrasse
besser, in Klorollen. In beiden Fäl- klein geschnittenem bzw. gehäck-
ergeben dann schon eine Art Mini-
len pflanzen Sie den Nachwuchs seltem Holz füllen. Darüber halb
beet, worin Mischkultur vom Früh-
inklusive seiner Pappumhüllung verrotteten Kompost verteilen. Im-
ling bis zum Herbst möglich ist.
an seinen endgültigen Platz. mer wieder andrücken, bis die Kis-
Achten Sie bei Kisten, Kästen und te randvoll ist. Eine zweite Kiste
2. Dachrinnen, kleine Balkonkästen,
Hochbeeten auf das Material! Holz daraufstellen, die Seiten mit Vlies
Töpfe bis 16 cm Durchmesser, hal-
schützen Sie besser mit Kunststoff- oder Karton versehen und halb ver-
bierte Kunststoffflaschen und
Fotos: Dorothea Baumjohann (4), Kristijan Matic (1), Friedrich Strauss/Friedrich Strauss (2), Flora Press/Jacques Durand (1), Floragard (1)

folien vor Nässe. Metall ist stabil und rotteten Kompost auf den Boden
Ähnliches bieten ausreichend
chic, lässt jedoch den Wurzelballen geben. Andrücken, sodass zwischen
Wurzelraum für alles, was schnell
bei Sonne sehr heiß werden. Frost den Behältern keine Lücke ent-
geht, wie Kräuter, Radieschen,
wirkt sich ebenfalls schneller aus. steht. Schließlich mit einem Drit-
Spinat, Pflück- und Asia-Salate,
tel Komposterde und zwei Dritteln
die nur wenige Wochen bis zur
Ernte benötigen.
Gut vorbereitet torffreier Gemüseerde auffüllen.
Sehr praktisch sind Bäckerkisten in Kompost gibt’s z. B. bei der Abfall-
3. Balkonkästen mit je 20 cm Höhe allen Farben. Sie bieten 40 x 60 cm wirtschaft. Eine bundesweite Über-
und Breite, Töpfe und Ampeln ab Platz – und da geht einiges! Gesta- sicht hat die Bundesgütegemein-
20 cm Durchmesser, mittelgroße pelt geben sie ergiebige Hochbeete. schaft Kompost e. V.: kompost.
kompost.de
Kisten und Taschen in ähnlicher
Größe beherbergen mittelgroße
Gemüse wie Mangold, Zwiebeln
und Buschbohnen, mehrjährige Schichtarbeit:
Kräuter wie Thymian und Schnitt- Übereinandergestellt
lauch, Rote Bete sowie Erdbeeren. und mit Häckseln und
Kompost befüllt, wird
4. Mittelgroße Kübel (um 40 cm aus zwei Bäckerkisten
Durchmesser), (Erd-)Säcke, Pflanz- ein Hochbeet.
taschen und mittelgroße Kisten
kommen mit so viel Volumen, dass
der Anbau von Gewächsen mit
längerer Standzeit möglich ist.
Dazu zählen Zucchini, Tomaten,
Salatgurken, Stangenbohnen,
Grünkohl, Möhren, kompakte
Obststräucher, Zwergobstbäume

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 9


ihr Lan P
rund uMs Jahr Manche Stadt-Farmer säen und pflanzen, was ihnen
gerade einfällt. Andere planen aufeinanderfolgende
Mischkulturen und haben daher immer was zu ernten.
Machen Sie Ihr Ding. Hauptsache, Sie haben Spaß!

Wer Obst, Gemüse und/oder Kräu-


ter selbst anbaut und pflegt, kann
immer stolz auf seine leckere Ernte
sein. Und wenn es nur eine Toma-
tenpflanze und ein Topf Basilikum
sind. Darüber kommt man leicht auf
den Geschmack und hat vielleicht
Appetit auf mehr. Schließlich bringt
jede Jahreszeit ihre eigenen Lecke-
reien mit sich. Hier finden Sie einen
Überblick darüber, was Sie für die
Anbauplanung wissen müssen.

Raum und Zeit


Die Auswahl der Pflanzen hängt
Ab März/April säen Sie Tomate & Co. im Haus aus.
zunächst einmal von deren Stand- Die Sämlinge vereinzelt man in kleine Töpfe.
ortbedürfnissen ab: Wie viel Platz Alternativ kaufen Sie im Mai Jungpflanzen.
brauchen sie und wie viel Licht.
Zweitens: Wie lange benötigen sie
diesen Platz, bis sie abgeerntet
sind. Das ist sehr unterschiedlich:

1. Viele Arten sind von der schnellen


Truppe. Wenn Sie zum Beispiel
Anfang April eine Reihe Asia-Salat
oder Spinat säen, wird deren Platz
nach sechs bis acht Wochen frei
für die nächste Kultur.
2. Andere bleiben eine ganze Saison,
so wie Tomaten, Auberginen und
Zucchini. Allerdings dürfen sie erst
ab Mai nach draußen. Bis dahin ist
Platz für schnelle Kulturen.
3. Obststräucher und -bäume neh-
men ihren Platz gar jahrelang ein.

Gute Nachbarn
Kisten und Hochbeete bieten genü-
gend Raum für mehrere Pflanzen-
arten. Wie in Gartenbeeten sät und
pflanzt man sie in Reihen. Und zwar
in bewährter Mischkultur, einer Im Saatband liegen die
Art Pflanzennetzwerk. Viele Gemü- Samen bereits im
se unterstützen sich als Nachbarn richtigen Abstand.
nämlich gegenseitig. Beispiel Salat Vereinzeln entfällt.
und Karotte. Salat breitet sich ober-
irdisch aus und wurzelt flach. Die
Karotte dagegen wächst in die Tie-
fe. Perfekt: So werden Nährstoffe
der oberen und der tieferen Boden-
schicht ausgeschöpft. Gase aus der
Karottenwurzel fördern zudem den
Wuchs des Salatkopfes, während
seine Duftstoffe die Möhrenfliege
fernhalten, deren Maden fiese Fraß-
gänge in die Rübe mampfen. Dieses

10 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


für sich beanspruchen, sowie gu-
te und schlechte Nachbarn. Bei der
Aufeinanderfolge von Kräutern, Ge-
müsen und Obst auf einem Platz
kommen noch Verwandtschaftsver-
hältnisse ins Spiel. Wo einmal Kohl
stand, sollte mindestens vier Jahre
keiner stehen. Ebenso wenig einer
seiner Verwandten, wie Radieschen,
Rettich, Asia-Salat und Gartenkresse.
Sie gehören sämtlich in die Familie
der Kreuzblütler, die alle die glei-
chen Nährstoffe benötigen und die
gleichen Feinde haben. Die Anbau-
pause an einem Fleck dient also in
erster Linie der Vorbeugung gegen
Krankheiten. Fazit: Wo der Frühling
mit Asia-Salaten startet, sollten im
Anschluss keine Kohlrabi stehen.
Im Mai kommen Tomate
und Paprika zwischen Kompliziert?
Frühkulturen. Ihnen So nicht!
folgt im Herbst der Es stimmt: Korrekte Beetplanung
Grünkohl, der über den hat’s in sich. Und gelingt nie per-
Winter zu ernten ist. fekt. Lassen Sie sich davon also
nicht entmutigen. Zumal das alles
beim Kisten- und Kastengärtnern
viel einfacher ist. Schließlich ver-
wenden Sie die Erde nur einen Som-
mer lang. Außerdem gibt es Beispie-
le, die Sie einfach nur nachzupflan-
zen brauchen. So wie die mittlere
Kiste in der Bildfolge links oben.

4. April: An den Längsrändern der


Kiste säen Sie eine Reihe Baby-
leaf-Mangold (dessen Blätter ganz
jung geerntet werden) und eine
Reihe Spinat.
5. Mitte Mai beginnt die Ernte von
Mangold- und Spinatblättern. In
der mittleren Reihe pflanzen Sie je
Paar gibt also gute Nachbarn ab.
eine Balkontomate und eine
Gartenkresse und Petersilie dage-
Snackpaprika. Beide bleiben bis
gen können Salat buchstäblich nicht
etwa Ende September in der Kiste.
riechen. Solche Kombinationen soll-
ten Sie in der Mischkultur also bes- 6. Etwa Ende Juni ernten Sie Man-
ser vermeiden. gold und Spinat komplett ab. Dann
brauchen Tomate und Paprika den
Die Nachfolger Platz auch für sich.
Sie haben es schon gemerkt: Asia- Parallel dazu säen Sie sechs
Salate, Spinat, Gartenkresse, Pflück- Grünkohlsamen in kleine Töpfe.
salat und Radieschen machen ihren Im Laufe des Sommers nach
Platz innerhalb von Wochen wieder Bedarf ein-, zweimal in größere
frei. Da sie auch früh gesät bzw. ge- Gefäße umpflanzen.
Fotos: Friedrich Strauss/Friedrich Strauss (5), Dorothea Baumjohann (3)

pflanzt werden können, gehört an 7. Ende September haben sich


dieser Stelle der Sommer anderen Tomate und Paprika erschöpft und
Gemüsen. Die wiederum im Herbst verlassen die Kiste. Stattdessen
zu Ende gehen und noch einmal setzen Sie die vier kräftigsten
Platz für späte Kulturen machen. Grünkohlpflanzen ein. Davon
Profis sprechen in diesem Zusam- können Sie nach dem ersten Frost
menhang von Hauptkulturen, die immer wieder einzelne der ältes-
das Beet über Monate besetzen, ten Blätter ernten und im Februar/
sowie von deren Vor- und Nach- März schließlich die palmenförmi-
kulturen, zuweilen auch Früh- und gen Spitzen.
Spätkulturen genannt. Für solche Paprika-
So weit, so einfach. Schließlich be- Schönheiten macht Mit solchen Pflanzrezepten sammeln
trachteten wir bislang Raum und man gern den ganzen Sie Erfahrungen, bis Sie sich fit für
Zeit, die die einzelnen Pflanzenarten Sommer über Platz. eigene Planungen fühlen.

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 11


PfLEgEn
LEiCht gEMaCht
Einmal Kistenservice, bitte! Wenn Sie immer mal wieder
bei Ihren grünen Schützlingen vorbeischauen, reichen ein
paar Handgriffe, um beste Wachstumsbedingungen zu
schaffen. Und Sie erleben direkt mit, wie alles gedeiht!

Je öfter man eine Pflanze in die Hand nimmt, desto


besser wächst sie, lautet eine alte Gärtnerweisheit.
Keine Esoterik! Schließ-
lich merkt man so
gleich, ob ihr etwas fehlt.
Auch Einsteiger entwi-
ckeln bald ein Gefühl da-
für, ob die Pflanzen sich
gerade wohlfühlen und
sich entsprechend gut
entwickeln. Zur Sicher-
heit hier die wichtigsten Organische Volldünger harken Sie
leicht in die Erde ein.
Handgriffe im Überblick.
Der Topfgarten-Check
Haken Sie beim Rundgang durch Ihren Obst-,
Kräuter- und Gemüsegarten in Topf und Kiste im
Geiste die folgenden Kriterien ab:

1. Gießen: Halten Sie die Erde stets leicht feucht, aber


nicht nass. Je kleiner das Pflanzgefäß, desto mehr
Aufmerksamkeit ist nötig, denn durch den vergleichs-
weise engen Wurzelraum kann es an heißen, windigen
Tagen schnell eng werden. Ist das Substrat einmal
trocken, nimmt es Wasser zuweilen nur langsam wie-
der auf. Bei Einzeltöpfen gießen Sie am besten so,
dass etwas Wasser in den Untersetzer läuft. Was nach Ziehen Sie bei Reihensaaten die
20 Minuten nicht aufgesaugt ist, kippen Sie weg. Kis- schwächsten Pflanzen raus.
ten und Hochbeete verfügen über einen größeren
Wasserpuffer. Wenn Sie einmal gut durchwässern,
sind die Pflanzen meist für einige Tage versorgt. Tei-
len Sie die Wasserportion in mehrere kleine „Häpp-
chen“ auf, damit die Erde alles aufsaugen kann, ohne
dass es unten gleich wieder herausläuft.
2. Düngen: Frische, hochwertige Gemüseerde enthält in
der Regel ausreichend Nährstoffe für sechs bis acht
Wochen. Danach brauchen vor allem Fruchtgemüse
eine Gabe organischen Volldünger oder regelmäßige
Flüssigdüngung über das Gießwasser.
3. Ausdünnen von Saatreihen: Auch wenn’s wehtut – ver-
ziehen Sie Sämlinge nach und nach auf den empfohle- Stangenbohnen und Gurken
nen Abstand (Angaben auf der Samentüte). Um die brauchen Rankstützen.
ausgerupften Karöttchen oder Radieschen ist es nicht
schade: Geben Sie sie einfach mit in Ihre Salatschüssel!
4. Aufbinden: Gurken, Stangenbohnen und Stabtomaten
wollen hoch hinaus. Kontrollieren Sie ab und an, ob
die Triebe wieder um die Stützstäbe gelenkt oder an-
gebunden werden müssen.
5. Schützen: Auf dem Balkon gibt es zum Glück so gut
wie nie Schnecken. Leider haben Blattläuse, Kohlweiß-
linge und Gemüsefliegen Flügel. Regelmäßige Kontrol-
len helfen, den Insekten den Start zu vermasseln und
so den größten Schaden abzuwehren. Wer mag, deckt Kulturschutznetze halten
Kisten und Kästen mit einem Kulturschutznetz ab. allerhand Schädlinge fern.
Nicht schön, aber ungemein effektiv!

12 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Blattläuse
Sicherlich die häufigste aller Plagen: Blattläuse lieben junge Pflanzenteile
und Triebspitzen. Man findet sie meist auf der Blattunterseite. Befallene
Teile verkleben durch ihre Ausscheidungen, den Honigtau, auf dem sich spä-
ter oft Rußtaupilze als schwarzer Belag ansiedeln. Streifen Sie die Tiere bei
den ersten Befallsanzeichen ab oder entfernen Sie befallene Teile. Beißende
Brennnesselbrühe (100 g frische Brennnessel auf ein Liter Wasser) unver-
dünnt gespritzt hilft gegen Blattläuse, ebenso gegen Spinnmilben.

Spinnmilben
Die winzigen Spinnentiere laufen bei heißem, trockenem Wetter zur Höchst-
form auf. Besonders gefährdet sind Bohnen, Gurken und Tomaten. Die Mil-
ben saugen an der Blattunterseite, was sich an weißen Sprengseln auf der
Oberseite bemerkbar macht. Später verbräunen die Blätter und sterben ab.
Bei stärkerem Befall bilden sich feine Gespinste. Vermeiden Sie Plätze nahe
sonnenbeschienener Wände. Befallene Pflanzenteile sollten Sie rasch ent-
sorgen. Mit beißender Brennnesselbrühe (siehe Blattläuse) behandeln.

Weiße Fliege
An warmen Plätzen und in Gewächshäusern siedeln sich auf Tomate und
Gurke mottenähnliche Läuse an, die bei Störung auffliegen. Die Larven sit-
zen an den Blattunterseiten. Ihr Honigtau fördert den Befall mit Rußtaupil-
zen, die das Blatt „abdunkeln“ und die Fotosynthese stören. Im Freiland gibt
es Verwandte, die sich auf Kohlgewächsen niederlassen. Da die Tiere sich
durch Wachs und Schilde schützen, hilft bei starkem Befall nur eine wieder-
holte Behandlung mit einem nützlingsschonenden Pflanzenschutzmittel.

Kraut- und Braunfäule


Eine Pilzkrankheit mit verheerender Wirkung an Tomaten und Kartoffeln
(Kraut- und Knollenfäule) bei feuchtwarmem Wetter. Erst verbräunt das
Laub, Früchte bzw. Knollen bekommen braune, harte Flecken und werden
ungenießbar. Kultivieren Sie bevorzugt weniger anfällige Sorten. Die Pflan-
zen sollten möglichst trocken bleiben. Daher großzügige Pflanzabstände
einhalten und morgens gießen, dabei das Laub nicht benetzen. Befallene
Pflanzenteile und Erntereste zügig entsorgen. Zugelassene Mittel spritzen.

Gemüsefliegen
Fotos: iStock (1), Dorothea Baumjohann (4), Flora Press (3), gardenpicturestock (1), mauritius images (2)

Ob Karotten, Kohl, Radieschen oder Zwiebel: Jedes dieser Gemüse ist die
Kinderstube für seine spezielle Fliegenart. Die Eiablage erfolgt an der
Pflanzenbasis. Die Maden fressen sich durch Knollen und Wurzeln und
hinterlassen darin bräunliche Gänge. Bei starkem Befall welken bzw. vergil-
ben die Gemüsepflanzen. Zur Vorbeugung Unkraut, Erntereste und befallene
Teile zügig entfernen. Zwiebeln und Karotten als Nachbarn schützen sich
gegenseitig. Kulturschutznetze über den Pflanzen verhindern die Eiablage.

Echter Mehltau
Bei trocken-warmem Wetter bildet sich auf den Blattoberseiten von Zucchi-
ni, Gurke, Feldsalat, Kopfsalat, Erbse, Tomate, Stachelbeere, Johannisbeere,
Erdbeere und Apfel ein weißer, mehliger Belag. Später verbräunen die Blät-
ter und vertrocknen. Zur Vorbeugung wählen Sie wenig anfällige Sorten und
spritzen von Mitte April bis Anfang/Mitte Juni alle 14 Tage mit Schachtel-
halmbrühe (ein Kilo frisches oder 150 g trockenes Kraut 24 Stunden in zehn
Liter Wasser ziehen lassen, eine Stunde kochen und abgekühlt 1 : 10 verdün-
nen). Befallene Teile und Erntereste zügig entsorgen. Bei starkem Befall mit
zugelassenen Pflanzenschutzmitteln spritzen.

Balkon-Farming N o 3/2018 Food


ood & Farm 13
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Palette senkrecht stellen,
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Topfhalter, Pflanzkästen
oder Einzeltopfhalter ein-

hängen – und losgärtnern.


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Europaletten abgestimmt.
Erhältlich in Zinkblumen-
Patina, Chili, Ginster,
Anthrazit, Blütenweiß,
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Pflanzsack und -pack


„Vigoroot“-Pflanztaschen bestehen aus Hightech-Material mit besonderer Eigenschaft:
Es stoppt Wurzeln, sobald sie es erreichen, und regt somit die Bildung neuer Wurzeln
an. Größen (Durchmesser, Höhe, Volumen): Ø 45 cm, 25 cm, 40 l; Ø 40 cm, 30 cm, 37 l
und Ø 35 cm, 45 cm, 40 l. Auch geschickt: Der Tomatenpflanzsack (Ø 45 cm, 25 cm,
ca. 38 l) aus Polyethylen kommt mit Tragegriffen und Wasserabzugslöchern. Alle sind
super leicht, einfach mit Wasser und Bürste zu reinigen, platzsparend wegzupacken
und einige Jahre haltbar – also perfekt für Stadt-Farmer. gartenzauber.com

BuchtIpp
AUThENTiSCh zeigen
Folko Kullmann („Vertical Gardening.
44 Projekte für Balkon & Garten“, BLV,
12,99 Euro) und Dorothea Baumjohann
(„Kistengärtnern“, BLV, 15 Euro; „Gärtnern
in Sack, Box & Co.“, BLV, 15 Euro), wie man
sich ohne Garten mit Kräutern und Ge-
müse versorgen kann. Beide haben die
beschriebenen Bau- und Kulturanleitungen zum größten Teil selbst ausprobiert und dabei Schritt für
Schritt fotografisch dokumentiert. Alle Erfahrungen sind in die Texte eingeflossen. Während „Vertical
Gardening“ eher Anregungen zur Erweiterung der Anbauflächen gibt, liegt der Schwerpunkt der beiden
anderen Bücher in der Kultivierung verschiedenster Arten, von der Anzucht bis zur Ernte.

14 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Kraftfutter
Wer ernten möchte, muss seine Pflanzen gut ernäh-
ren. Am besten verwenden Sie organische Volldünger
mit natürlicher Langzeitwirkung. Der „Bio Tomaten-Dünger“ enthält Regen-
wurm-Humus und Malzkeime zur Förderung der Bodenorganismen. dehner.de
Wer Wert auf rein pflanzliche Dünger legt, greift auf den „Azet Veggie Dünger“
mit bodenbelebenden Mikroorganismen und Mykorrhiza zurück. neudorff.de

Hier geht’s aufwärts!


Im Dreierset kommen die „NatureUp!“-Module, die nach
oben bzw. zur Seite erweiterbar sind. Die Kästen lassen
sich abnehmen und einzeln bepflanzen. Erweiterungs-
sets beinhalten Eckenmodule und Micro-Drip-Bewäs-
serungssysteme. Eines ist für den Anschluss an den
Wasserhahn mit oder ohne Bewässerungscomputer,
das andere für Wasservorratsbehälter. gardena.com

bio-balkon.de
Blog der leidenschaftlichen
Berliner Balkongärtnerin
Birgit Schattling, die unter
anderem viele Erfahrungen
Turmbau und Praxistipps teilt.

Vertical Garden mit kombinierbaren Dreier- gartendeck.de


modulen eignet sich für die Wandmontage Gemeinschaftsgarten in
(wasserdichtes Rückenteil) sowie zur beidsei- Hamburg St. Pauli. Links zu
tigen Bestückung als Pflanzturm. Vorteil: Der weiteren Initiativen.
Erdraum zieht sich durch alle Pflanzschalen.
So kommen auch tiefer wurzelnde Gewächse prinzessinnengarten.net
zurecht. Wasser läuft ebenfalls von der Mobiles Urban Gardening
obersten Schale durch. Was überschüssig ist, und Workshops zu Nach-
landet in der Tropfschale. juwel.com haltigkeitsthemen.
Fotos: PR (8), Gartenzauber (4)

Impressum: Eine Produktion von Food & Farm, 1. Auflage Mai/Juni 2018
© dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, Redaktion Food & Farm, Lothstraße 29, 80797 München, food-and-farm.com, redaktion@food-and-farm.com
Nachdruck und digitale Vervielfältigung, auch auszugsweise, sind ohne Genehmigung nicht gestattet.
LeIter produktIon VerLagsbereIch pubLIkumsmedIen und chefredakteur (V.i.s.d.p.): p Hans Wörle chefIn Vom dIenst & textchefIn: Kirsten Eckert
p.):
konZept & texte: Silke Kluth kreatIVdIrektIon: Alexander Aczél LaY a out: Antje Bachmeier schLussredaktIon: Constanze Lüdicke
aY
tIteL-ILLustratIon: Johann Brandstetter bILdredaktIon: bernd Linhart repro/bILdbearbeItung: DieMAYREI GmbH druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 15


rEzEPtE: antiPasti
VoM baLkon
Erst pflanzen und pflegen, dann ernten und genießen!
Hier kommen vier köstliche Sommer-
rezepte mit den Schätzen aus eigenem Anbau

Grüner Allrounder:
Bohnensalat macht
sich perfekt als
Vorspeise oder Beilage
zu Fisch und Fleisch.

Bohnensalat mit Minzdressing


Für 3–4 Portionen: 500 g grüne oder blaue Bohnen sing verrühren und abschmecken. Schalottenwürfel und
putzen und waschen. in kochendem Salzwasser ca. Minze unterrühren. Bohnen abgießen, kalt abschrecken
15 Min. weich garen. inzwischen 4–5 Stiele Minze wa- und gut abtropfen lassen. Mit dem Dressing mischen und
schen, trocken schütteln, Blättchen abzupfen und in mind. 2 Std. marinieren lassen.
Streifen schneiden. 1 große Schalotte schälen und fein Kurz vor dem Servieren 50 g Pflücksalat putzen und
würfeln. 4 EL Olivenöl, 1–2 EL milden weißen Balsam- zerzupfen. Den Bohnensalat damit mischen und noch-
essig, 1 TL Ahornsirup,
Ahornsirup Salz und Pfeffer zu einem Dres- mals abschmecken.

16 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Orientalische Zucchini-Schafskäse-Röllchen
FüR ca. 16 StücK: 2 Zucchini (à ca. 180 g) waschen, En- sen, dann mit ca. 1 TL Zitronensaft und wenig Salz ab-
den abschneiden und Zucchini längs in je ca. 8 Scheiben schmecken. Pfanne auswischen und 2 EL Olivenöl darin
(4 mm dick) schneiden oder hobeln. 3 Lauchzwiebeln erhitzen. Zucchinischeiben darin portionsweise 2–3 Min.
putzen. 1 kleine rote Chilischote waschen, entkernen. von jeder Seite leicht braun braten. Herausnehmen und
2–3 Knoblauchzehen schälen, mit Lauchzwiebeln und abkühlen lassen. 100 g Schafskäse abtropfen lassen und
chili fein würfeln und in 1 EL heißem Olivenöl 2–3 Min. in ca. 16 Stücke schneiden. Jeweils etwas Gewürzmasse
anschwitzen. Mit 1 Msp. gem. Zimt, ¼ TL gem. Kreuz-
Kreuz und 1 Käsestück an einem Ende auf jeden Zucchinistreifen
kümmel und ½ TL gem. Koriander bestäuben und 1 Min. geben und aufwickeln, nach Belieben mit Holzspießchen
mitbraten. In eine kleine Schüssel geben, abkühlen las- feststecken. Dazu schmeckt Nussbrot.
Fotos: Carsten Eichner; Foodstyling: Maren Jahnke; Styling: Meike Stüber. Rezepte: Karen Schulz

Gut gewickelt: Die


Zucchini-Röllchen mit
ihrer aromatischen
Füllung sind auch
optisch ein Genuss.

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 17


Wie im Süden: Die
eingelegten Kirsch-
tomaten erhalten durch
den Thymian eine
mediterrane Note.

Bunte Tomaten in Thymian-Honig-Marinade


Für 4–6 PorTioNeN: 300 g bunte Kirschtomaten wa­ abschmecken. 3 Zweige Zitronenthymian waschen,
schen, rundherum mit einem Holzspießchen mehrmals trocken schütteln, zufügen und Marinade heiß über die
einstechen und in ein sauberes Glas (ca. 600 ml inhalt) Tomaten im Glas gießen. Mit so viel heißer Gemüsebrühe
geben. 1 rote Zwiebel schälen und in feine ringe schnei­ auffüllen, dass die Tomaten ganz mit Flüssigkeit bedeckt
den. in 2 EL heißem Olivenöl 1–2 Min. glasig dünsten. Mit sind. Glas verschließen und abkühlen lassen.
4 TL flüssigem Honig beträufeln, 1 Min. karamellisieren Tomaten 1–2 Tage im Kühlschrank marinieren lassen.
lassen. Mit 125 ml Apfelessig ablöschen, 1 Min. köcheln Nach Belieben mit Baguette und zerzupftem Büffel­
lassen und mit Salz, Pfeffer und evtl. etwas mehr Honig mozzarella servieren.

18 Food & Farm No 3/2018 Balkon-Farming


Auberginen in Knoblauch-Oregano-Joghurt
FÜR 4 PORTIONEN: 12 Mini-Auberginen (ca. 450 g) put- Herausnehmen und beiseitestellen. Knoblauchstifte im
zen, waschen und längs vierteln. Schnittflächen mit Salz heißen Bratfett ca. 2 Min. anrösten. Kurz abkühlen lassen,
bestreuen und 15–30 Min. ziehen lassen. Inzwischen dann mit 200 g Naturjoghurt und Oregano verrühren, mit
4 Knoblauchzehen schälen und grob hacken. 3 Stiele Salz und Pfeffer abschmecken. Auberginen zufügen und
Oregano waschen, trocken schütteln, Blättchen abzup- mind. 2 Std. im Kühlschrank durchziehen lassen.
fen und hacken. Auberginen gut trocken tupfen und in Dazu schmeckt Fladenbrot oder Naan (siehe auch Extra-
5 EL heißem Olivenöl rundherum 4–5 Min. braten, dabei Heft „Brot backen –so einfach ist das“, FOOD & FARM,
mit 1 gestr. TL gem. Kreuzkümmel und Pfeffer würzen. Ausgabe 5/2017).

Gruß aus
Griechenland:
würzige Erfrischung
an heißen Tagen.
Fotos: Carsten Eichner; Foodstyling: Maren Jahnke; Styling: Meike Stüber. Rezepte: Karen Schulz

SO EiNfAch iST dAS Auberginen optimal vorbereiten: Große Aubergine in Scheiben, kleine längs in Viertel schneiden,
dabei den grünen Blattansatz entfernen. Schnittflächen großzügig mit Salz bestreuen und die Auberginen 15–30 Min. flüs-
sigkeit ziehen lassen. dann flüssigkeit samt Salz auf den Schnittflächen abtupfen. So werden die Auberginen beim Braten
knuspriger, und Sorten, bei denen die Bitterstoffe noch nicht weggezüchtet wurden, schmecken so weniger herb.

Balkon-Farming N o 3/2018 Food & Farm 19

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