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Mit gutem Gewissen genießen

#Heimat #Land #Leben


AUSGABE EINS 2017 - HEFT 1 - KOSTENLOS ZUM MITNEHMEN

SOLIDARISCHE
LANDWIRTSCHAFT
WENN LEBENSMITTEL
KEINEN PREIS MEHR HABEN

DIE
ÖLKOOPERATIVE
FRANK HELLMOND
DER ÖLMÜLLER AUS RAVENSBURG

Unverpackt einkaufen in
Markdorf
Hofgründung in Konstanz BIOLANDHOF
Crowdfarming - gemeinsam KELLY
(Land)wirtschaften DER BLUMENKAFFEE VOM BODENSEE

NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT & LEBENSMITTELHANDWERK IN BODENSEE-OBERSCHWABEN-ALLGÄU


WIRUNDHEUTE
03 #Heimat #Land #Leben
Warum #Heimat #Land #Leben als
Magazin?

ZU BESUCH BEI
04 Der Haettelihof in Konstanz
Der Traum vom Bauernhof

10
10 Der Ölmüller aus Ravensburg
Frank Hellmond presst Leinsaat

20 Biolandhof Kelly
Der Blumenkaffee vom Bodensee

26 Heimatliebe Unverpackt
Einkaufen ohne Plastikmüll

38 42
38 Solidarische Landwirtschaft
Wenn Lebensmittel keinen Preis
mehr haben

42 Der Mann, der Pflanzen liebt


Regionale Superfoods in Fischbach

IN BEWEGUNG
16 Krummes Gemüse im Abo
Zehn StartUps gegen
Lebensmittelverschwendung

25 Foodsharing
Lebensmittel retten und teilen

30 Crowdfarming
Gemeinsam (Land)wirtschaften

04 32 Züchtung Zweinutzungshuhn
Auf dem Weg zum Öko-Huhn von
morgen

37 Initiative SaatgutBildung e.V.


Saatgut in Bürgerhand stellt sich
vor

IM GESPRÄCH
34 Bio-Gemüse-Saatgut
Ein Landwirt erzählt aus der Praxis

20 26
2 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm
WIRUNDHEUTE
nachdem ich mit 18 meinen ersten “richtigen” eigenen Garten
hatte, fing ich an, mich intensiv mit dem Anbau von Pflanzen
zu beschäftigen. Ich stand nämlich vor einem Problem: mein
“Garten” bestand fast nur aus Steinen, umgraben war unmöglich.
Ich suchte nach Lösungen und dachte mir: wie haben die
Menschen das wohl in all diesen unwirtlichen Gegenden auf der
Welt gemacht, wie haben sie Landwirtschaft betrieben?

Nach vielen Jahren, die seitdem vergangen sind, treibt mich


diese Frage immer noch um. Und es haben sich viele weitere
Fragen dazu gesellt. Daraus entstand, zusammen mit Frederik
Drewes, die Plattform Yes! We Can Farm! Auf der Webseite www.
yes-we-can.farm schrieben wir über zwei junge Männer aus
Spanien, die die Finca ihres Großvaters wieder aufleben lassen
wollten und nun Orangen direkt an Endkunden in ganz Europa
verschicken (Naranjas del Carmen), über Gavin Munro, der auf
seiner “Möbelplantage” Möbel aus einem Stück wachsen lässt
(Full Grown) und natürlich über nachhaltige Landwirtschaft
in unserer Region. Wir sprachen mit Thomas Schumacher und
Ute Elise Paluch, die sich vor zehn Jahren ihren Traum vom
Bauernhof verwirklicht haben und mit David Steyer, Gärtner der
Solidarischen Landwirtschaft in Ravensburg.

Als Leitlinie dienten uns dabei zwei Fragen:

Wie muss Landwirtschaft gestaltet sein, damit junge Menschen


diesen Beruf gerne und mit einem optimistischen Blick auf die
Zukunft ergreifen?

Wie kann ich Menschen, die keinen Bezug zur Landwirtschaft


haben, mehr Einblicke und Verständnisse geben, so dass sie
Produkte kaufen, die gut für Mensch und Umwelt sind?

Auch wenn es kein Patentrezept gibt, so haben wir Antworten


gefunden. Um nach knapp zwei Jahren noch mehr Menschen zu
erreichen, gehen wir nun einen großen Schritt: die Yes! We Can
Farm Artikel mit dieser ersten Ausgabe unter dem Titel #Heimat
#Land #Leben drucken zu lassen. Auf dass wir (&) heute unsere
Heimat stärken, indem wir regionale und nachhaltig erzeugte
Lebensmittel kaufen!

Für Blumenpracht und “määhr”


- Bitte folgen!
www.yes-we-can.farm
www.facebook.de/YesWeCanFarm
www.instagram.com/nachhaltige-
landwirtschaft

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 3


HAETTELIHOF
KONSTANZ AM BODENSEE
THOMAS SCHUMACHER
UTE ELISE PALUCH

DER TRAUM VOM BAUERNHOF


Wer eine Landwirtschaft beginnen möchte, hat meist drei Möglichkeiten:
Der Einstieg in die einheiraten, kaufen oder neu gründen. In Zeiten, in denen die Zahl der land-
wirtschaftlichen Betriebe Deutschlands jährlich um mehrere Tausend sinkt,
Landwirtschaft ist
ist dies ein mutiges Unterfangen. Thomas Schumacher und Ute Elise Paluch
nicht ganz einfach. haben die Neugründung gewagt – und würden es wieder tun.
Der Haettelihof in
Konstanz am Bodensee Schon mit 15 wollte Thomas Schumacher Landwirt werden. Er stammt aus einer
ostfriesischen Bauernfamilie, und auch wenn seine Eltern andere Berufe hat-
zeigt, dass es mit viel ten, so bewirtschafteten doch alle neun Geschwister des Vaters eigene Höfe. Er
Einsatz und Leiden- machte eine Ausbildung zum Landwirt, danach Zivildienst in der Landwirtschaft,
schaft möglich ist. gefolgt von einem Agrarstudium. Dabei merkte Schumacher schnell, dass
ihm das praxisferne Lernen nicht zusagte. Er sattelte um und beendete sein
Studium als Diplom-Psychologe mit dem Schwerpunkt Marktwirtschaft und

4 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm


in Naturalien zurückgezahlt. Aus 18
Kunden wurden mittlerweile 220.

Dass der Betrieb biologisch-dyna-


misch bewirtschaftet werden würde,
war für Schumacher und Paluch
von Anfang an klar. Für die Kunden
spielte es keine Rolle, dass die
beiden zunächst kein Siegel hat-
ten. Das Vertrauen war da, denn
man kannte die Bauern und ihre
Kühe. Die Kunden werden vor der
Schlachtung informiert und bestel-
len im Voraus; so kann nach Bedarf
geplant und produziert werden. Im
Sommer werden Würstchen für den
Grill nachgefragt, im Winter Braten
und Rouladen. Nach gut 17 Jahren
pflegt der Betrieb heute über 60
Hektar Grünland, hält 60 Kühe und
weitere Tiere.

Durch die Stadtnähe ergibt sich eine


natürliche Beziehung der Kunden
zum Hof. Seit mehreren Jahren koo-
periert der Haettelihof mit dem BUND
in einer Apfelsaftinitiative. Auf dem
Hof stehen über 300 Obstbäume;
jedes Jahr pflanzen Paluch und
Schumacher mehrere Dutzend neu.
Das Obst wird mit den Aktiven der
BUND-Ortsgruppe geerntet, der Saft
aufgeteilt. Für Thomas Schumacher
ist das eine willkommene
Abwechslung im Betrieb und eine
zusätzliche Einkommensquelle. Die
Kommunikationspsychologie. Diese einem Nebenerwerbsbetrieb los. Das
Pflege mehrerer Einkommensquellen
Kombination an Fähigkeiten brachte Grünland wollte damals sonst niemand
ist überlebenswichtig. So kann etwa
ihm eine neunjährige Anstellung am haben, die beiden bekamen es gün-
eine schlechte Apfelernte von guten
Landwirtschaftsministerium in Baden- stig von der Stadt, von Kollegen und
Erträgen in anderen Bereichen des
Württemberg ein, doch so viel Politik anderen Landbesitzern. Einen Traktor
Hofs abgefedert werden.
und Verwaltung machte ihn nicht konnten sie von einem Bauern leihen,
glücklich, er wollte raus. den ersten Zaun bezahlte die Stadt
Wenn wieder einmal ein Bericht über
Konstanz als Naturschutzmaßnahme.
Massentierhaltung im Fernsehen
Von heute auf morgen entschied
läuft, sind Thomas Schumacher und
sich Thomas Schumacher, einen Nun fehlte immer noch eines: die
Ute Elise Paluch für viele Menschen
Hof zu gründen . Sehr naiv, find- Kühe. Die Neubauern finanzierten
die erste Anlaufstelle. Tatsächlich
et er im Rückblick. Doch wie macht die Tiere über ein damals noch sehr
betrachtet Schumacher Aufklärung
man das eigentlich, so ohne Tiere, ungewöhnliches Modell: »Kuhpaten«.
als eine seiner Aufgaben. Der Stall
ohne Land und ohne Hof? Paluch Diese kauften Genussscheine, die sie
steht offen, jeder kann sich den
und Schumacher wollten in Konstanz bei künftigen Fleischeinkäufen ein-
Betrieb ansehen. Das führt zu vielen
bleiben, nahe bei der Stadt. Es dau- lösen konnten. Wer eine Patenschaft
guten Gesprächen – und gelegentlich
erte mehrere Jahre, bis ihre Suche hatte, bekam außerdem Rabatt, und
zu Komplikationen. Schwierig wird
Erfolg hatte. Im Jahr 2000 ging es mit so wurde das Darlehen Stück für Stück

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es auch dann, wenn der Bedarf nach jedes Jahr über 120 Termine mit
Aufklärung gerade dann auftaucht, Schulklassen statt. Dazu kommen
wenn für den Landwirt eigentlich Aktivitäten mit Kindergärten oder
Dringlicheres ansteht. mit Gruppen psychisch Kranker
sowie Nachmittagsangebote für klei-
Auch Kulturpflege ist für Schumacher nere Kinder. Die Gruppen versorgen
und Paluch ein wichtiger Bestandteil die Tiere, legen »Lern-Gemüsebeete«
ihrer Arbeit. Neben den Rindern gibt an und erforschen die Natur.
es auf dem Hof auch ein paar Hühner
und Ziegen. Wer jetzt an ganz nor- Dass ein guter Teil der Aktivitäten
male Hühner und Ziegen denkt, liegt auf dem Haettelihof nicht
falsch, denn auf dem Haettelihof in der Produktion und beim
ist vieles nur auf den ersten Blick Verkauf von Lebensmitteln liegt,
»normal«. sondern im Bereich der sozialen
Dienstleistungen, ist notwendig, um
Die drei Ziegen sind Girgentana- den Betrieb zu finanzieren, aber es
Ziegen, eine fast ausgestorbene stellt auch eine Abwechslung dar. Auf
geeignet ist. Sie sind robust und
Rasse, die ursprünglich aus Sizilien diese Weise wird auch der Umgang
haben gute Muttereigenschaften,
stammt. Vor zwei Jahrzehnten gab mit den Tieren kreativ, und so viele
halten die Feuchtwiesen kurz, fres-
es weltweit nur noch 50 reinrassige Ressourcen wie möglich werden
sen auch das Schilf, stutzen die
Exemplare - durch Nachzüchtung genutzt. Regelmäßig gibt es auch
Hecken und können an für Maschinen
sind es mittlerweile 1000 Tiere. Hofführungen und Vorträge rund um
unzugänglichen Stellen grasen.
Es ist eine anspruchslose, wider- die biologische Landwirtschaft.
Für die meisten Menschen in der
standsfähige Rasse, die jedoch von
Umgebung ist Thomas Schumacher
Hochleistungsrassen verdrängt Man mag sich fragen, wie das
wohl nur »der mit den Kühen«, die
wurde. Doch so robust sie auch sind, alles funktionieren kann – besteht
ungefähr alle halbe Jahre ausbrech-
ausgerechnet in den Feuchtwiesen das Team doch nur aus Thomas
en und die Stadt unsicher machen.
um den Bodensee fühlen sie sich nicht Schumacher, Ute Elise Paluch und
Anderswo stehen Kühe ganztägig im
wohl. Manche Dinge erkennt man einem Praktikanten. Was der ostfrie-
Stall und verbrauchen Energie. Hier
eben erst nach einer Weile, darum sische Haettelibauer durchblicken
dienen sie nicht nur der Produktion
werden die Bauern die Girgentana- lässt, ist eindeutig: es ist sehr, sehr
von Fleisch, sondern auch der
Ziegen durch eine andere, ebenfalls viel Arbeit. Er brauche wenig Schlaf,
Landschaftspflege.
bedrohte Rasse ersetzen. sagt er. Doch lässt er auch wis-
sen, dass das gewaltige Pensum mit
Thomas Schumacher sieht den
Direkt neben dem Wohnhaus einer individuellen Schwäche zu tun
Betrieb auf einem guten Weg – und
steht das kleine, selbstgebaute habe: »Ich bin nicht so der Held im
auch wenn er und Ute Elise Paluch im
Hühnermobil. Die vierzehn »Tiroler Verteilen von Arbeit.«
Rückblick wohl vieles anders machen
Haubenhühner« sind nicht für die
würden, ist er überzeugt, dass sie es
Produktion da und werden auch Obwohl er mit dem laufenden
wieder täten. Die Haettelihofbauern
nicht künstlich beleuchtet (was in Betrieb schon viel zu tun hat, stürzt
sind froh, ihre Erkenntnisse jetzt an
anderen Bio- und Demeter-Betrieben er sich derzeit in weitere Projekte,
andere Hofgründer weitergeben zu
üblich ist), denn diese Tiere sind welche die biologische und ethis-
können, damit diese nicht alle Fehler
Teil eines Rückzüchtungsprogramms. che Tierhaltung fördern sollen.
wiederholen müssen. Zum Beispiel
Tatsächlich piept es fleißig im Stall; Begriffe wie »Salamiprojekt« und
hatten sie ursprünglich den Plan,
die jungen Küken sind gerade ein »Hofschlachtung« fallen in unser-
im ersten Jahr das Wohnhaus und
paar Tage alt. Das echte Tiroler em Gespräch. Schumacher ist ein
den Stall zu bauen, im folgenden
Haubenhuhn ist schon vor über 100 Visionär und zugleich Realist; seinen
Jahr die Heuhalle und im übernäch-
Jahren ausgestorben. Beruf betrachtet er als Geschenk.
sten das Seminargebäude mit den
Ferienwohnungen. Heute stehen
Was den Haettelihof zusätzlich Die Kühe am Haettelihof sind
das Wohnhaus und der Stall – die
besonders macht, ist seine ausge- »Hinterwälder«, so heißt die klein-
anderen Gebäude gibt es nicht. Die
prägte pädagogische Ausrichtung. ste Rinderrasse Europas, die für die
Kraft reichte nicht für mehr und
Auf dem »Lernbauernhof« finden feuchten Wiesen am Bodensee gut
auch der »eigenwillige« Finanzplan

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machte einen Strich durch die
Rechnung. Macht nichts, immer-
hin haben sie den Betrieb in zehn
Jahren dahin gebracht, wo ande-
re nach einer ganzen Generation
stehen! Schumacher empfiehlt, mit
den eigenen Ressourcen realistisch
umzugehen und sich beraten zu las-
sen. Wichtig sei, nichts zu überstürzen
und zu wissen, dass so ein Projekt
seine Zeit brauche. Er hat erfahren:
»Träume belasten, wenn man sich zu
sehr übernimmt.« Selbstverständlich
wirke es sich auf die Gesundheit
und das eigene Wohlbefinden aus,
wenn man einen derartigen Betrieb
in solch kurzer Zeitspanne aufbaue.
2015 hat Schumacher den ersten Auf dem eigenen Betrieb steht gesamten Bedarf des Betriebs,
Urlaub seit zehn Jahren gemacht. für Thomas Schumacher und Ute heizt die Ferienwohnungen und
Elise Paluch als nächstes die produziert einen Überschuss,
Dem Plan, künftig mehr Urlaub Beschäftigung mit der Verwertung der verkauft werden kann.
zu machen, stehen jedoch andere von Mist an. Derzeit wird der Mist Schumacher träumt von solch
Pläne im Weg. Beispielsweise, dass lediglich abgelagert und im Herbst einer eigenen Energieversorgung,
Heuhalle und Gästegebäude doch ausgestreut. Eine stoffliche oder doch Fördermittel für solche
noch irgendwann entstehen und energetische Nutzung kann weit- Kleinanlagen gibt es nicht.
Geld einbringen sollen. Zudem trifft ere Kreisläufe schließen, denn ein
Schumacher sich regelmäßig mit Betrieb wie der Haettelihof verbr- Landwirtschaft ist kein
Demeter-Kollegen aus der Region. aucht viel Strom, der auch selbst Zuckerschlecken, das war mir schon
Gemeinsam tüftelt man und gründet erzeugt werden könnte. Einer vor meinem Hofbesuch klar. Es
weitere Firmen, um besser zusam- der Kollegen betreibt eine kleine braucht wahrlich eine große Portion
men wirtschaften zu können. Biogasanlage mit Gülle. Sie pro- Leidenschaft und Idealismus, um
duziert genug Energie für den Landwirt zu werden!

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DIE ÖLKOOPERATIVE HELLMOND
RAVENSBURG
FRANK HELLMOND
DER ÖLMÜLLER
AUS RAVENSBURG
Noch vor hundert Jahren tauchte Bedürfnisse zugeschnitten war. Über
er die Felder rund um das ober- Monate hinweg experimentierten sie
schwäbische Ravensburg in ein mit Saaten, übten sich an der Technik
helles Blau: der Lein. Zu Hochzeiten und probierten Unmengen an Öl. Die Wenn du im Supermarkt oder Bioladen
gab es in der Region in fast jedem Manufaktur richteten Hellmond und
ein Sonnenblumenöl kaufst und daran
Dorf eine Ölmühle, schon seit dem Reutter in Hellmonds Keller ein. Auf
Spätmittelalter um 1380 hat die kaum mehr als 50 Quadratmetern riechst oder es probierst, dann riecht
“Ravensburger Handelsgesellschaft” befindet sich alles Nötige: Ölmühle,
europaweit Produkte aus Lein ver- Wassertank für die Kühlung und und schmeckt es neutral. Warum
trieben. Mit dem Aufkommen Vorrat der Saaten, Nüsse und
der Industrialisierung und Kokosflocken für die Pressvorgänge schmeckt ein Sonnenblumenöl nicht
der Globalisierung wurde die der nächsten zwei Wochen, Behälter,
nach Sonnenblumenkernen? Die
Leinverarbeitung seltener, die Trichter, leere Flaschen, befüllte
Leinöl-Wirtschaft in der Region Flaschen, Versandmaterialien, der meisten Ölmühlen sind Fabriken, so
starb weitgehend aus. Doch seit Verpackungstisch, Flyer und mehr.
2014 wird in Ravensburg wieder groß wie Mehrfamilienhäuser, dort
gepresst, denn Frank Hellmond Viele Speiseöle, auch von Bio-
werden die Ölsaaten mit Zügen und in
lässt mit “die ölkooperative”, die Qualität, werden heute so behan-
Tradition wieder aufleben. Neben delt, dass der Ertrag gesteigert, kompletten Wagenladungen verarbe-
einigen anderen Nüssen und Saaten der Geschmack gemildert, die
presst er dort zwei ehemals typ- Lagerfähigkeit erhöht und das itet. Durch den hohen Druck können
isch-oberschwäbische “Feldfrüchte” Öl fürs Erhitzen vorbereitet wird:
zu Öl: Leinsaat und Hanfnüsse. Entlecithinierung durch Erhitzen, Temperaturen von bis zu 160 Grad
Entschleimung durch Zugabe von
entstehen, wodurch das Öl anfängt zu
Wie kommt man dazu, in seinem Phosphorsäure, Entsäuerung durch
Keller eine Ölmühle einzurichten Zugabe von Lauge, Bleichung durch stinken. Daher muss es anschließend
und sich der Pressung von Saat zu Aktivkohle und Desodoriesierung,
Öl zu verschreiben? Frank Hellmond also das Entfernen von Geschmacks- wieder desodoriert werden, also diese
und Claus Reutter, die 2014 zusam- und Geruchsstoffen durch ein starkes
negativen Gerüche entfernt werden.
men “die ölkooperative” gründeten, Erhitzen sind verbreitet. Am Ende
sehnten sich nach einer beruflichen entsteht ein Produkt, das nicht nur Meine Öle sind kaltgepresst und nicht
Veränderung. Hellmond war gelern- kaum Geschmack und Geruch hat,
ter Drucktechniker, Reutter hatte sondern bei dem auch Nährstoffe verändert worden, wodurch meine Öle
BWL studiert, nun wollten beide mit durch Erhitzung verloren wurden.
Lebensmitteln arbeiten. Nach der noch lebendig sind. So binde ich mich
Lektüre des Buches “Leinöl macht Hier geht „die ölkooperative“ einen
an eine Temperatur, die ich auf jedem
glücklich” von Hans-Ulrich Grimm anderen Weg. Für Frank Hellmond
wussten sie: wir machen Leinöl! funktioniert reine, naturbelass- Etikett der Ölflasche platziere. So ist
ene Qualität am besten, wenn die
Eine lange Experimentierphase Verarbeitung in wenigen Schritten es für den Verbraucher klar zu sehen:
begann. Sie bestellten Leinöle und passiert. Die Saat wird in die
gepresst unter 37 Grad.”
testeten die Geschmäcker, besuchten Ölmühle gefüllt, langsam von einer
Seminare zum Ölpressen und bes- Schnecke befördert und zerklein- - Frank Hellmond
orgten sich eine Ölmühle, die auf ihre ert. Dadurch werden flüssige und

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feste Bestandteile voneinander Kürbiskerne (das einizige Öl, welches
getrennt, das Öl fließt nach unten nicht bei ihm vor Ort gepresst wird)
in einen Auffangbehälter, die fes- vor dem Pressen geröstet, um einen
ten Reste werden aufgefangen intensiveren Geschmack zu erreichen.
Ich presse verschiedene Größen von
und je nach Saat weiterverarbe-
Samen, von Sesam über Kokosflocken zu itet zu Produkten wie Hanf- oder Doch auch ohne Erhitzen sind
Leinmehl. Das gepresste Öl lagert seine Öle aus Lein, Hanf, Leindotter,
Hanfnüssen und Sonnenblumenkernen. nun 2 bis 3 Tage im Kühlschrank, Haselnuss, Kürbiskern, Sonnenblume,
damit sich noch im Öl befindliche Sesam und Kokos bis zu einem Jahr
Dabei benötigt jede Saat eine unter- Feststoffe am Boden ablagern kön- haltbar. Das empfindlichste Öl, das
nen. Nach dieser Wartezeit schöpft aus der Leinsaat, ist am besten frisch
schiedliche Einstellung bezüglich
Frank Hellmond das klare Öl von zu genießen und hält sich gekühlt
Mechanik und Temperatur. Beim oben ab und füllt es in Flaschen. ca. 12 Wochen. Danach ist es zwar
noch genießbar, allerdings verlie-
Pressvorgang fällt die Saat aus dem Wasserkühlung und eine sensorüber- ren sich die Omega 3 Fettsäuren.
wachte Regelanlage sorgen bei Hellmond empfiehlt, alle seine Öle
Vorratstrichter nach unten in eine
Hellmonds Ölmühle dafür, dass die im Kühlschrank aufzubewahren.
Schnecke, welche diese nach vorne Temperatur des Öles nie über 37
Grad steigt. Sein Öl ist daher wirklich Bei der Verarbeitung in der Küche
befördert bis zu einem Anschlag, zu einer kaltgepresst, behält mehr Vitamine sollte darauf geachtet werden,
und Enzyme und hat Rohkostqualität. dass die Öle, mit Ausnahme des
Art Messer, welche die Saat aufbricht. Frank Hellmond erzählt mir, dass der Kokosöls, nicht erhitzt werden,
Begriff “kaltgepresst” vom Gesetz her so bleiben die Inhaltsstoffe
Dadurch wird das Öl freigegeben und
nur bedeutet, dass während dem erhalten und der Geschmack
fließt nach unten am Seiher ab in eine Pressvorgang keine Wärme extern kann sich komplett entfalten.
zugeführt wurde. Doch allein durch
Auffangwanne, durch welche das Öl in den Pressdruck wird in manchen Rohwaren in Bio-Qualität bezieht
Ölmühlen schon eine Temperatur von Hellmond vorwiegend von einem
einen Auffangbehälter fließt.”
150 Grad erreicht. Bei Frank Hellmond Naturkosthändler aus Hamburg.
- Frank Hellmond werden einzig die Haselnüsse und Regionalität ist Hellmond jedoch

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wichtig, weswegen er, wenn möglich, von Frank Hellmond und Claus scht sich, dass jede Flasche von ihm
Waren aus der Region bezieht, etwa Reutter gegründet, merkten abgefüllt wird und er jede Charge
Leindottersamen aus dem Allgäu. beide nach einiger Zeit, dass die probieren kann. Bodenständig
So presst er neben Bio-Haselnüssen Zusammenarbeit schwierig war. Sie ist er, mit dem Fokus auf seine
aus der Türkei auch konventio- entschieden, dass Hellmond alle- Produkt- und Lebensqualität.
nelle, aber ungespritzte Ware aus ine weiter machen würde. Er suchte
Lippertsreute am Bodensee. sich einen Beruf, der sich mit der Zu kaufen gibt es Hellmonds Öle und
(Neben-)Selbstständigkeit vereinen einige weitere Produkte, wie die rohen
Auch für Leinsaat hat Hellmond ließ und arbeitete zwei Jahre lang Saaten sowie Hanf- und Leinmehl
einen Bio-Bauern gefunden, der in morgens, um anschließend in seiner bei ihm vor Ort in Ravensburg. Wen
der Bodenseeregion anbaut. In sein- Manufaktur Öl zu pressen, abzufüllen es interessiert, bekommt eine kle-
en ersten Pressversuchen war die und Pakete zu packen. Im Frühjahr ine Führung. Außerdem verkauft
Saat jedoch zu trocken und er erzählt, 2016 war es dann soweit, sich Hellmond seine Produkte im Online-
dass Leinsaat aus Deutschland aufgr- Vollzeit seiner Ölmühle zu widmen. Shop, auf Märkten und Messen und
und des feuchteren Klimas oftmals Nicht nur, dass die Firma genug Geld bei verschiedenen Verkaufsstellen
modrig oder erdig schmeckt. Lein aus zum “Überleben”, wie er es besch- in der Region Oberschwaben.
Italien, Tschechien oder Osteuropa reibt, abwarf, auch war der zeitli-
wächst auf trockeneren Böden und che Aufwand als nebenberufliche Leinöl macht glücklich – bei Frank
kommt als Öl bei den Kunden besser Tätigkeit nicht mehr zu bewältigen. Hellmond ist es nicht nur der
an. Regionalität allein reicht nicht Konsum, der ihn glücklich macht, es
aus – es muss dem Kunden ja auch Neue Produkte werden nur auf- sind auch die Herstellung und seine
munden! Nun wartet Hellmond genommen, wenn Hellmond mit besonderen Produkte. Man spürt, wie
die nächste Ernte des regionalen der Qualität 100  % zufrieden ist, sehr er hinter den Produkten steht
Bio-Bauern ab, um dem Traum vom sie ihn geschmacklich überzeugen und wie Qualität für ihn die Basis
Leinöl aus der Region vielleicht und gesund sind. Und so wächst seiner Tätigkeit ist. So ist er glücklich
einen Schritt näher zu kommen. das Sortiment langsam, aber stetig. und seine Kunden auch – noch nie
Hellmond möchte, dass sich sein hat sich jemand bei ihm über seine
Einfach war es nicht, sich mit der kleines Unternehmen weiter ent- Produkte beschwert. Und wir wissen
Ölmanufaktur selbstständig zu wickelt, die Manufaktur jedoch am ja “Ned gschmipft isch gnuag globt”,
machen. Zunächst in Partnerschaft aktuellen Ort bleibt und er wün- der Schwabe genießt schweigsam!

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Bucket List:
#1: ARBEITEN MIT SINN UND FREUDE

Was die großen Bewerbungsratgeber erzählen,


wird von vielen ohne zu hinterfragen befolgt.
Deshalb sind die meisten Bewerbungen sehr ähn-
lich. Als 0-8-15-Standard heben Sie sich nicht von
anderen ab. Dabei braucht es nicht so viel, um
zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Zeigen Sie Persönlichkeit! Was macht Sie aus, was
unterscheidet Sie von anderen Bewerbern? Die
Qualifikation macht kaum noch den Unterschied.

Es sind die so genannten weichen Faktoren (Soft-


skills) wie Ihre Arbeitsweise und Motivation.
Also erläutern Sie sie mit Beispielen in Ihrem
Bewerbungsanschreiben. Und seien Sie beruhigt
- es geht viel weniger um Formulierungen als um
nachvollziehbare Inhalte. Schließlich wollen Sie mit
Ihrem Anschreiben keinen Literaturpreis gewin-
nen, sondern die Personaler neugierig machen.
Christian B. Rahe, Autor von “0-8-16 Bewerben wie
kein anderer”, hat schon über tausend Bewerbern
in seinem Coaching Mut gemacht, zu sich selbst zu
stehen und sich selbstbewusst und authentisch zu
präsentieren. Lassen Sie sich anstecken!
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Gemüse aus der Lieferbox, in
Kantinen oder eingemacht als Chutneys – es gibt viele
Möglichkeiten, Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Wir
präsentieren sieben Unternehmen, die mit gutem Beispiel voran gehen!
Alles Banane? Bei Lebensmitteln, die im Handel im Müll landen, ist dies viel
BEBANANAS zu oft der Fall. Die meisten dieser Bananen sind überreif, aber noch immer
gut genießbar. Aber zu was könnte man solche Mengen verarbeiten? Auf
einer Australienreise kam einem der Gründer von „BeBananas“ eine Idee:
Bananenbrot gibt es in Australien in jedem Café – in Deutschland (noch) nicht!
Die Gründer suchten sich eine Bäckerei, die für sie die Bananenbrote backen
sollte. Und schwupps, kann man in ganz Deutschland Bananenbrot kaufen.
Geliefert wird es per Post. Von fruchtig mit Blaubeeren, über Dreifachnuss bis
zu Vollmilch oder weißer Schokolade und einer zuckerfreien Variante kann
sich jeder sein Lieblingsbananenbrot aus 12 Sorten aussuchen. Damit das
Brot frisch bei den Kunden ankommt, wird montags gebacken und dienstags
versandt. Bananenbrot ist oft recht feucht, weswegen es sich mehrere Tage
gut hält und an den folgenden Tagen an Aroma gewinnt – zumindest bei
mir zu Hause. Bananenbrot geht übrigens auch süß-herzhaft. Angeblich ist
das Lieblings-Bananenbrot der Gründer die Kombination mit Avocadocreme,
Ziegenkäse und Lavendel. Überreife Bananen gibt es in jedem Supermarkt,
einen Bäcker in jeder Stadt. Vielleicht ist BeBananas eine Inspiration für
lokale Kooperationen zwischen Supermärkten und Bäckern.
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Nobody is perfect und wer is(s)t schon gern normal? Das haben sich die
ETEPETETE Gründer von Etepetete gedacht und sich ein Beispiel am boomenden Markt
der Aboboxen genommen. Doch hier gibt es keine Proben von Süßkram,
Lipgloss oder veganen Köstlichkeiten (auch wenn dieses Gemüse natürlich
vegan ist). In dieser Abobox finden sich beinige Karotten, Zwillingszucchini,
zu kleine Tomaten, zu großer Kürbis, dünner Spargel, krumme Paprika und
Avocados mit „Schalenfehlern“ - alles in bio. Dies und noch einiges mehr
verschickt ETEPETETE in einer wöchentlichen „Gemüseretterbox” bequem
zu den Kunden nach Hause. Eine “Retterbox Classic” enthält ca. 5 kg Gemüse
und wird je nach Bedarf 1-4x pro Monat versandt. Wer zuvor noch nie Rettich
gekocht hat, dem hilft die Fangemeinde auf Facebook. In einer eigens
gegründeten Gruppe tauschen sich Fans dort über vegetarische Rezepte aus.
www.etepetete-bio.de

Auch die Gründer des StartUps „DÖRRWERK” haben sich bei ihren Produkten
vom Ausland inspirieren lassen. Aus Obst, welches wegen optischer Mängel
DÖRRWERK
vom Großhandel aussortiert wird, stellt die Manufaktur Fruchtpapier her.
Fruchtpapier, das sind dünne Blätter, die aus einer Kombination pürierter und
getrockneter Früchte bestehen. DÖRRWERK bietet aktuell die Kombinationen
Mango-Apfel, Ananas-Apfel und Erdbeere-Apfel an. Vegan, vitamin- und
nährstoffreich und ohne Aroma- oder Konservierungsstoffe (abgesehen
von einem Spritzer Zitronensaft) sind die dünnen Streifen dennoch lange
haltbar und genießbar. Seine ersten Versuche machte einer der Gründer,
Zubin Farahani, mit Trockenobst. Das aber kam bei seinen Freunden nicht
so gut an, weil es meist zäh und trocken ist. Fruchtpapier dagegen ist dünn,
knusprig, geschmacksintensiv und kombiniert einen süß-sauren Geschmack.
Finanziert wurde das Unterfangen auch über eine Crowdfunding Kampagne.
Die Gründer wünschen sich, dass das Fruchtpapier aus gerettetem Obst bald
in Supermärkten deutschlandweit zu finden ist und haben auch schon einige
neue Produkte zum Ausprobieren: Fruchtkonfetti für Müsli oder Desserts und
luftgetrocknete Tomatenchips (nicht frittiert)!
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BIO gewinnt verlost & präsentiert nachhaltige Lebensmittel junger und namhafter Hersteller.
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#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 17


Nicht jede Gurke wächst gerade, krumme Gurken gibt es dennoch nicht im
Handel zu kaufen. Da stellt sich die Frage, was mit den rebellischen Gurken, QUERFELD
die sich der geraden Wuchsform verweigern, wohl passiert? Viele genießbare
Lebensmittel, die aus rein optischen Gründen aussortiert werden, landen auf
dem Kompost. Dabei ist krummes Gemüse doch sexy und hipp! Querfeld, ein
Unternehmen mit Standorten in Berlin und München, verbindet Erzeuger
(Landwirte), die nicht wissen, wer ihnen das „krumme“ Obst und Gemüse
abnehmen soll, mit Großverbrauchern, die diese optischen Makel nicht
stören, dafür aber günstiger und mit gutem Gewissen Obst und Gemüse
in Bio-Qualität beziehen können. Besonders beliebt sind die „Krummen“
bei Kantinen, Kindergärten und ähnlichen Verarbeitern mit Großküchen.
Die Ware kommt bevorzugt von regionalen Erzeugern, aber auch aus ganz
Deutschland und anderen Ländern Europas, da viele Landwirte auf der
Suche nach Abnehmern für die „Individuellen“ sind. Ausgeliefert wird bisher
in Berlin und München. Zusätzlich plant Querfeld eine Online-Plattform, die
es den Erzeugern erlaubt, in direkten Kontakt mit den Verbrauchern zu kom-
men, welche somit auch die Möglichkeit haben, regionale Ware zu beziehen.
www.querfeld.bio

Hokkaido ist heutzutage einer der bekanntesten Kürbisse, nicht nur, weil
GEORG THALHAMMER er lecker cremig-nussig schmeckt, sondern auch, weil er leicht zu verar-
beiten ist und nicht geschält werden muss. Als einer der ersten Bauern
in Süddeutschland hat Georg Thalhammer den aus Asien stammenden
orangefarbenen Kürbis auf dem Feld angebaut. Heute versteht sich der
Pionier als Anwalt der Bauern. Angesichts der immer schwierigeren finan-
ziellen Situation vieler Landwirte agiert er als Mittler zwischen Bauer
und Verbraucher. Inzwischen ist der ehemalige Bio-Landwirt mit seinem
Unternehmen „Georg Thalhammer – Gesundes von Feld und Wald” zum
Marktführer für frische Hokkaido-Kürbisse geworden.
“Da sich nicht jeder produzierte Kürbis im Frischebereich vermarkten lässt – die
Früchte sind manchmal zu groß oder zu klein, die Farbe stimmt nicht oder es gibt
Druckstellen – hat Georg Thalhammer einen Weg gesucht und gefunden, auch die
Industrieware der Hokkaidos sinnvoll zu verwerten. Er ließ die Kürbisse zu Püree
verarbeiten, das ihm nun als Basis für die Herstellung von Feinkostprodukten dient.
(Mittlerweile) wurden Kürbissuppen entwickelt, Kürbisketchup, Kürbisnudeln und das
Püree wurde für den Endverbraucher ins Glas und in die Dose gebracht – als Basis
für Suppen, Soßen, Backwaren, Eis oder als Zutat für den selbstgemachten Babybrei.”
www.biofeinkost-onlineshop.de

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18 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm


The Good Food ist ein Start-Up von jungen Menschen in Köln, deren Ziel es
THE GOOD FOOD ist, einen „Supermarkt der krummen Gurken” zu eröffnen. Bis es soweit
war, verkauften sie ihr krummes Gemüse, Obst mit markanten Stellen,
Backwaren vom Vortag, Kaffee, Eingemachtes sowie Lebensmittel mit kur-
zem Mindesthaltbarkeitsdatum (in Bio-Qualität) fleißig auf Marktständen,
per Lieferdienst und in Pop-Up-Stores. The Good Food ist dabei nicht nur ein
Ort geworden, an dem Lebensmittel eingekauft werden können, sondern ein
Treffpunkt für Informationen und Austausch rund um das Thema „Lebensmittel
retten”. In Köln geht was; das vermittelt zumindest der Facebook Account
mit seinen Bildern von Lastenfahrrädern, Veranstaltungstipps und eigenen
Angeboten wie Fermentierworkshops und Filmabenden. Mittlerweile hat
The Good Food in der Venloer Str. 414 in Köln-Ehrenfeld auch ein definitives
Zuhause gefunden - auch wenn es (noch) kein Supermarkt geworden ist. Auf
den Teller statt in die Tonne, das ist das Ziel von The Good Food und das
vielköpfige Team packt dabei fleißig mit an, egal ob Gemüse auf dem Feld
“nachgelesen” wird oder 6 Tonnen abgelaufene Getränke an den Mann (oder
die Frau) gebracht werden sollen. Dieser Idealismus zeigt sich auch beim
“Zahl’, was es dir wert ist” Preis, der jedem ermöglicht, hier einzukaufen.
www.the-good-food.de

Fertigknödel sind langweilig? Falsch gedacht! Das junge StartUp “Knödelkult”


aus Konstanz am Bodensee hat scheinbar alles richtig gemacht und einen KNÖDELKULT
Nerv bei den Verbrauchern getroffen. Die Idee: Aus altem Brot leckere
Knödel zu machen, und diese (fast) servierfertig im Glas einzuwecken.
Die Resonanz? Enorm! Um den Start zu finanzieren, entschied sich das
Team für eine Crowdfunding Kampagne auf Startnext, mit welcher es 445
Unterstützer von einer Vorbestellung überzeugen konnte. Mit der Summe
von über 23.000 € wird jetzt eingekauft und produziert: sexy profes-
sionelle Brotschneidemaschine statt Muskelpower, Etikettiermaschine statt
Handarbeit und natürlich eine neue Produktionsstätte, in der die 2500
Knödelgläser, auf die die Unterstützer schon sehnsüchtig warten, hergestellt
werden können. Nach dieser erfolgreichen Kampagne kann nun auch der Rest
der Welt mit-retten und Knödel im Online-Shop bestellen und probieren. Die
nächste Mission: Knödel für die ganze Welt! Kreativ ist das Kultknödelige
Team ohne Frage, neue Kreationen wie Bauernbrot-Knödel (mit Bergkäse,
Speck und Weintrauben), Brezelknödel (mit Obazda-Füllung) oder süße
Knödel mit Schokoladenfüllung in Himbeer-Rotwein-Sud stehen schon in
der Startbahn. Der Geheimtipp aus dem Hauptquartier: Knödel grillen!
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#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 19


DER BLUMENKAFFEE
VOM BODENSEE
Wer sich auf den kleinen Straßen durch das Bodensee- starten würde. Die beiden erwachsenen Kinder von Josef
Hinterland zehn Kilometer nördlich von Sipplingen und Johanna Warnke wollten den Hof nicht übernehmen
schlängelt, der wird wohl kaum damit rechnen, dass dort und wählten andere Berufsfelder. Lange suchten die
Kaffee auf den Feldern der Bioland-Betriebe Kelly und Eltern nach Nachfolgern für ihren über viele Jahre auf-
Warnke wächst. Doch wer hier an Bohnenkaffee der Sorte gebauten Hof. Nach längerer Suche entschied sich die
“Arabica” denkt, der liegt falsch, da dieser ja vornehmlich Tochter Linda Kelly schließlich doch, mit einzusteigen, um
in Höhenlagen zwischen 900 bis 2.000 Metern wächst den Hof in der Familie zu behalten. Die 300 Hektar Fläche
und kaum Frost verträgt. Der Kaffee, der hier am Bodensee wurden aufgeteilt.
wächst, wird aus den reifen Samen der Süßlupine gewon-
nen, „Lupinello“ wurde dieser Lupinenkaffee getauft. Noch vor zehn Jahren sah die gesamte Situation des
Hofes ganz anders aus. Die Familie Warnke fühlte sich
Jeder Schritt, vom Säen der Lupinenpflanzen bis zum in der konventionellen Bewirtschaftung durch zahlreiche
finalen Verpacken des gemahlenen Lupinenkaffees, findet Vorgaben eingeschränkt. Ihre Fähigkeiten als Landwirte
direkt vor Ort statt. Nach der Ernte werden die Samen waren kaum gefordert und auch wirtschaftlich war die
gereinigt und zunächst gelagert, damit der gemahlene Zukunft nicht gerade vielversprechend. Insbesondere der
Lupinenkaffee möglichst frisch ist. Anschließend werden Blick auf eine weitere Öffnung der Europäischen Union
die Samen in einem großen Ofen geröstet, gemahlen und eine Schwemme des deutschen Milchmarktes erford-
und zuletzt verpackt. Vor dem Rösten werden die Bohnen erten Veränderungen. Warnkes entschieden sich nach
noch einmal händisch nach Fremdkörpern durchsucht. langem Abwägen für eine Umstellung auf biologische
Schließlich wird der Landwirtschaft, die
Lupinenkaffee Milchviehhaltung
an zahlreiche gaben sie auf. Nach
Verkaufsstellen und einer schwierigen
an Endkunden ver- Umstellungsphase
sandt, die über den blicken sie heute
eigenen Online- mit einem guten
Shop bestellen. Gefühl auf die
Der Kaffee vom Entscheidung
Bodensee kommt zurück. Diese betraf
besonders in der nicht nur die Art der
Region an – so Bewir tschaftung,
verkaufen die sondern auch
Händler hier bedeu- die angebauten
tend mehr von Kulturen selbst.
ihm, als von ver-
gleichbaren Produkten aus entfernteren Anbaugebieten. Heute ist nicht nur der Lupinenkaffee etwas besonderes
Nicht nur der Röstvorgang ist auf dem Biolandhof Kelly auf diesem Hof: Josef und Johanna Warnke bewirtschaften
Handarbeit, auch das Etikett der Verpackungen wurde von 240 Hektar als Acker- und Grünland mit verschiedensten
der Landwirtsfamilie selbst entworfen. Kulturen.

Vor einigen Jahren schien es zunächst nicht so, dass auf Neben üblichen Kulturen wie Speisegetreide,
diesem Hof jemals eine kleine, eigene Kaffeeproduktion Ackerbohnen, Mais und Sonnenblumen, wachsen auch

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BIOLANDHOF KELLY UND WARNKE
HERDWANGEN-SCHÖNACH
FAMILIE KELLY
FAMILIE WARNKE

Öllein zur Ölgewinnung, das sogenannte Elefantengras Dieser liegt ihr besonders am Herzen. Der direkte Kontakt
“Miscanthus”, Buchweizen für pflanzliche Drinks und und die positiven Rückmeldungen der Kunden sind eine
natürlich die Süßlupinen für den Kaffee auf den weitläu- Bestätigung für eine sinnvolle Arbeit und die Qualität des
figen Feldern. Kaffees.

Tochter Linda Kelly hat sich neben dem Anbau von Heu Da der Lupinenkaffee vom Bodensee kein Koffein enthält,
für Pferde auf die Vermarktung der eigenen Produkte ist er besonders geeignet für Menschen mit empfindlichem
spezialisiert: Lupinenflocken, Heu aus der Dose und Magen. Auch geschmacklich steht er einem Bohnenkaffee
Lupinenkaffee. Dieser liegt ihr besonders am Herzen. Der in nichts nach, wobei sich über Geschmack bekanntlich
direkte Kontakt und die positiven Rückmeldungen der streiten lässt. Auf jeden Fall ist er ein Produkt aus biolo-
Kunden sind eine Bestätigung für eine sinnvolle Arbeit gischem Anbau, handwerklich hochwertig verarbeitet und
und die Qualität des Kaffees. lokal verkauft. Ein wirklich nachhaltiger Genuss.

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 21


“Landwirtschaft ist sicher kein Job für jedermann. Neben dem

Willen, hart zu arbeiten, muss man eine große Offenheit für

Veränderung haben und mit Rückschlägen umgehen können.

Wenn man jeden Tag die Kühe melken muss, dann muss man

bereit sein, auf Urlaub weitestgehend zu verzichten. Wir haben

uns für die Direktvermarktung unserer Produkte entschieden und

werden auch sehr wahrscheinlich Ferienwohnungen weiter aus-

bauen, da der Tourismus auch im landwirtschaftlichen Bereich

immer wichtiger wird und wir dadurch auch andere Menschen

an der schönen Landschaft hier teilhaben lassen können.

- Johanna Warnke

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24 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm
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FOODSHARING
Jährlich werden in Deutschland über 20 Mio. Tonnen
Lebensmittel weggeschmissen, das ist etwa soviel wie
500.000 LKW voll mit Essen. Kaum vorstellbar ist dabei,
dass etwa 60% davon vermeidbar wären. Die Gründe dafür
sind vielfältig. Lebensmittelkonventionen zwingen Landwirte,
Gemüse auf Grund von Form, Farbe oder Größe auszu-
sortieren, das Mindesthaltbarkeitsdatum suggeriert man
könne das Lebensmittel nach Ablauf nicht mehr verzehren
und letztlich fordern wir als Konsumenten zu jeder Zeit
eine große Auswahl und volle Regale bis zum Ladenschluss.
Allein in Haushalten landen aufgrund von falscher Lagerung,
schlechter Einkaufsplanung und schlichtweg aufgrund von
mangelnder Wertschätzung durch die ständige Verfügbarkeit
eines neuen, frischen Produktes, durchschnittlich Lebensmittel
im Wert von 300€ pro Verbraucher in der Mülltonne.

Gegen diese Verschwendung setzt sich der deutschlandweite


Verein „Foodsharing“ ein. Wie das Wort schon sagt, geht es
dabei um Lebensmittel teilen, genau genommen aber zunächst
um Lebensmittel retten. Oberstes Ziel: Aufmerksamkeit auf
die Lebensmittelverschwendung zu lenken, diese einzudäm-
men und dadurch unsere kostbaren Ressourcen zu schonen.
Das Konzept ist einfach. Ehrenamtliche Helfer, die sich in
Regionalgruppen zusammen schließen, holen in Absprache
mit Lebensmittelbetrieben, die Lebensmittel ab, die aus-
sortiert wurden oder am Ende des Tages übrig geblieben
sind und bringen sie in den sogenannten „Fairteiler“. Ein
Fairteiler besteht aus einem Regal oder einem Kühlschrank,
der an einem öffentlich zugänglichen Ort steht. Hier kön-
nen alle Lebensmittel, aus Betrieben sowie aus dem
Privathaushalt, hingebracht werden, die noch genießbar sind,
um dann kostenlos von jemand anderem abgeholt zu werden.

Die Regionalgruppe Ravensburg – Weingarten setzt sich, mit-


tlerweile seit mehr als zwei Jahren dafür ein, dass Lebensmitteln
wieder mehr Wertschätzung zukommt und diese nicht weit-
erhin achtlos in der Tonne landen. Durch ihren Einsatz konnt-
en bereits mehr als 10,5 Tonnen Essen in Ravensburg
und Weingarten gerettet und weiter verschenkt werden.

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 25


HEIMATLIEBE
HEIMATLIEBE UNVERPACKT
UNVERPACKT
Neben dem überregional bekannten Theaterstadel und einigen histo-
MARKDORF rischen Bauten hat das 13.000 Einwohner Städtchen Markdorf nicht
SIMONE KELLER viel Aufregendes zu bieten. Im Gegenteil: in dieser Mischung zwischen
Dorf und Stadt ist das Leben ruhig und beschaulich. Geschäfte gibt
es hier, wie sonst auch, die üblichen Supermärkte und Discounter.
Doch an manch einem Samstag machen sich Besucher von weiter her
auf den Weg, von Vorarlberg über Radolfzell, Konstanz, Ravensburg
und Friedrichshafen. Denn in Markdorf gibt es einen der weni-
gen “Unverpackt” Läden weit und breit. Solche Geschäfte sind im
Süden Deutschlands sonst nur in größeren Städten wie München,
Stuttgart oder Heidelberg zu finden. Doch das ändert sch langsam.

“Heimatliebe Unverpackt”, so heißt die Kombination aus


Lebensmittelgeschäft und Cafe, welche von Simone Keller im September
2016 eröffnet wurde. “Unverpackt” bedeutet, dass in diesem Geschäft, auf
unnötige Verpackungen bei Lebensmitteln, Kosmetik und Geschenken
verzichtet wird. Wer im normalen Supermarkt einkauft, bringt jede
Menge Plastikmüll mit nach Hause - 212 Kilogramm Verpackungsmüll
pro Kopf pro Jahr. Mit einem Landwirt verheiratet, träumte Simone
Keller schon lange von einem Hofladen. Nach ihrer “Kinderpause”
suchte sie eine neue Beschäftigung. Der Standort im Deggenhausertal
war für einen Hofladen zu ländlich, so machte sie sich auf die Suche
nach einem geeigneten “Lädchen”. Eine Immobilie in Markdorf fiel ihr
in’s Auge und war auch nach längerem Abwägen noch zur Verfügung.

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Für Simone Keller war klar, dass sie mit einem reinen Hofladen nicht
genug Kundschaft anziehen würde. Auf der Suche nach einem spannen-
den und innovativen Konzept stieß sie in einer Zeitschrift auf einen Artikel
über den “Unverpackt” Laden in Kiel. Das Konzept überzeugte sie, ihren
eigenen Laden nannte sie “Heimatliebe Unverpackt” und kombinierte
das Ganze mit einem Cafe. Heimatliebe nicht nur, weil sie ihre Heimat
hier am Bodensee liebt, sondern auch, weil das unverpackte, plastikfreie
Einkaufen diese vor Umweltverschmutzung und Verpackungsmüll schützt.

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass Simone Keller als gel-
ernte Architektin am Werk war. Mit viel Liebe zum Detail wurde der
Laden gestaltet, die Lebensmittel in den Schütten sind hygienisch gut
verschlossen und laden zum Entdecken von Farben, Formen und Vielfalt
ein. Das Cafe bietet sich zum Verweilen an und verführt, Neues zu pro-
bieren - ob Schokolade mit Mango, einen fruchtigen Smoothie oder
Sesambrezeln. Hier lässt es sich zwischen Erledigungen in der Stadt
gut verweilen und die gemütliche Cafe-Bar lädt dazu ein, sich auf einen
Schwatz zu treffen; “ein netter Laden mit Herz”, wie es Simone Keller
selbst formuliert. Qualität ist Simone Keller dabei sehr wichtig, es gibt
Kaffee aus Italien und heiße Schokolade mit richtigem Kakaopulver.

Das Sortiment besteht zu großem Teil aus Bio-Produkten oder


Lebensmittel aus regionaler Produktion. So kommen die Eier aus
Heiligenberg, ihr Gemüse, wenn saisonal möglich, vom Nachbarhof
und das Waschmittel von Sonett aus dem Deggenhausertal,
um nur einige Beispiele zu nennen. Da sie Produkte in großen
Mengen, ohne Umverpackung und möglichst direkt vom Erzeuger
oder Importeur kauft, sind ihre Bio-Produkte auch vergleichsweise
günstig und können preislich mit denen im Supermarkt mithalten.

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 27


dabei jedem selbst überlassen. Jeder Behälter wird eingangs
gewogen und das Gewicht darauf vermerkt. Dann kön-
Doch “unverpackt” verkaufen ist schwieriger, als Simone Keller nen die Behälter gefüllt werden. Nach dem füllen werden
zunächst annahm. Einfach ist es bei Obst und Gemüse, welches die Behälter wieder gewogen und das Eigengewicht der
im Supermarkt oft nur aus dem Grund einzeln verpackt ist, um Behälter wird abgezogen, daraus ergibt sich das Gewicht
konventionelle und biologisch erzeugte Ware zu unterscheiden. der Waren. Lose Waren einzukaufen bedeutet nicht nur,
Doch Verpackung erfüllt auch einen anderen Zweck: die Ware ist dass dabei weniger Verpackungsmüll entsteht, sondern
hygienisch eingepackt und kann direkt in den Einkaufswagen auch, dass wir genau soviel einkaufen können, wie wir
gelegt werden. Außerdem sind viele Lebensmittel abgekocht benötigen und somit auch weniger Lebensmittel wegwerfen.
oder pasteurisiert und dürfen nicht mit Luft in Verbindung
kommen. Doch wer kreativ ist, der findet Lösungen. Fair möchte Simone Keller nicht nur zur Umwelt sein. Dem alte-
ingesessenen Bioladen vor Ort möchte sie keine Konkurrenz
Statt Zahnpasta gibt es Zahnputzpastillen, Wurst gibt es in machen, daher führt Keller nur wenige Getränke, obwohl
getrockneter Form als Salami, Käse schneidet Simone Keller diese Produkte einfach “unverpackt” in Mehrwegflaschen
für die Kunden und gibt ihn direkt in eine mitgebrachte zu verkaufen wären. Mit ihrem hausgemachten Bauernbrot
Box und die Milch wird in bepfandeten Mehrwegbehältern besetzt sie in Markdorf eine Nische, denn ein solches Brot ist
verkauft. Zu kaufen gibt es alles, was man an Basics in dort, trotz der Vielzahl an Bäckereien in der Straße - sechs an
der Küche so braucht; von Getreide über Müsliflocken, der Zahl -, schwer zu finden, daher ist es fast immer schon vor-
Trockenfrüchten zu Essig und Öl, Brotaufstrichen, Saucen, mittags ausverkauft. Ihr Sortiment rundet Simone Keller mit
Fruchtgummi, Schokolinsen, Schokolade, Milch, Joghurt, handwerklich hergestellen Geschenken, Postkarten, umwelt-
Butter Käse, Gewürzen, Salz, Zucker und Kosmetik wie Seifen, verträglichen Brotdosen und ausgewählten Büchern ab.
Shampoo, Zahnseide, Reinigungsprodukte und Waschmittel
und auch das ein oder andere Feinkostangebot wie Leinöl von Es dauerte einige Monate, bis die Markdorfer sich mit diesem
“die ölkooperative” Hellmond aus Ravensburg oder Bauernbrot neuen Konzept angefreundet hatten. Neben den Kunden der
aus eigener Herstellung gehören zum Angebot. Zusätzlich ersten Stunde, die sich schon lange auf einen “Unverpackt”
gibt es ein Angebot an verschiedensten Mehrwegbehältern Laden in ihrer Region gefreut haben, kommen nun auch gerne
wie Glasflaschen, Mehrweg-To-Go-Becher und Weckgläser. ältere Menschen, die hier kleine Mengen mit persönlicher
Rund 250 Produkte hat Simone Keller in ihrem Laden. Beratung einkaufen können, genauso wie junge Menschen, die
gerne regional einkaufen und ab und an auch eine Mutter, die
Natürlich ist auch der Einkauf etwas aufwendiger als im von ihrer Tochter hier her geschickt wurde. Gerne hilft Simone
Supermarkt. Wie läuft ein solcher Einkauf nun ab, wenn die Keller beim Abfüllen der Waren und versucht dabei, den Einkauf
Ware lose ist? Im Idealfall bringt der Kunde seine eigenen so einfach wie möglich zu machen. Und für ganz spontane
Behälter mit. Ob Gläser, Plastikdosen oder Stoffbeutel ist Einkäufer gibt es ausnahmsweise auch mal eine Papiertüte.

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Helchenhof
Hofgemeinschaft
Heggelbach
Pestalozzi Hof Höllwangen
Gärtnerei
Gute Ideen können sich nicht nur in Großstädten durch-
Hofgut Brachenreuthe Hof Ibele Gärtnerei am
Kulturpilze Rösslerhof
Bodensee Hofgut Rimpertsweiler Ravensburg
Hofgut
setzen, das zeigt Simone Keller. Ihr Geschäft “Heimatliebe
Überlingen
Rengoldshausen Spiesshaldenhof
Gemüsebau Kessler

Unverpackt” lädt dazu ein, sich Gedanken darüber zu Demeter-Obsthof


Brugger
Obsthof Bentele

Hofgut Hechelfurt

machen, was wir mit unserem Konsum bewirken und dass Konstanz Friedrichshafen
Demeterhof Bentele

mehr geht, als keine Plastiktüten mehr im Supermarkt Lindau

zu kaufen. Unverpackt einkaufen ist gar nicht so schw-


er, und sogar bei uns vor der Haustür möglich! WIR. sind das
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#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 29


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NARANJAS DAS WUNDER


DEL CARMEN VON MALS

BÉTERA, SPANIEN MALS (SÜDTIROL), ITALIEN


Im Jahr 2010 entschieden sich die Brüder Gabriel und Das Leben ist eine Reise und als solche voller
Gonzalo, damals 27 und 24 Jahre alt, den Betrieb der Überraschungen - so sagte es der Fotograf Gianni Bodini
Orangenplantage ihres Großvaters wieder aufzunehm- zu Alexander Schiebel, der mit ihm zusammen im Oktober
en. Seit seinem Tod befand sich dieses Stückchen Land 2014 im Auftrag der Südtiroler Werbung unterwegs war,
in einem sich ständig verschlechternden Zustand. Auch um einen Film über die alte Römerstraße “Via Claudio
merkten die beiden während ihrer Auslandssemester, wie Augusta” zu drehen. Im Oberen Vinschgau in Südtirol
schlecht der Geschmack der Orangenfrüchte außerhalb filmt Schiebel die besondere, über Jahrhunderte gewach-
ihrer Heimat Spanien war. Mit wenig Geld, aber viel Elan sene Natur. Eine Natur, wie sie nicht mehr lange sein
und Herz brachten Sie die Plantage wieder auf Vordermann­. wird, denn die Apfel-Monokulturen breiten sich hier wie
Doch kann sich das lohnen, wenn der Großhändler nur 14 eine Dampfwalze aus - in der Nähe ist das größte zusam-
Cent pro Kilogramm zahlt? Die beiden gehen an die Sache menhängende Apfelanbaugebiet Europas entstanden. Ein
anders heran als bisher: sie wollten ihre Orangen über das biologischer Anbau ist, durch den Abdrift der Pestizide, ins-
Internet vertreiben und dabei die Mittelsmänner umge- besondere im Talkessel des Dorfes “Mals”, (fast) unmöglich
hen. Die nötige Erfahrung brachten sie mit: der Ältere ist geworden. Und Abdrift ist hier nicht zu vermeiden. Doch
aus dem Fachbereich des industriellen Designs und der die Malser Bevölkerung wehrt sich. Trotz bürokratischer
Jüngere aus der Welt der Logistik. Doch sie gehen noch Widerstände wird eine Volksabstimmung durchgeführt
einen Schritt weiter. Um ihren Betrieb weiter auszubauen, und das Malser Wahlvolk spricht. Eine Mehrheit von 75,68
bieten sie ihren Kunden an, neue Bäume zu “adoptieren”. % spricht sich für ein Pestizid-Verbot aus. Mitte 2016
Dafür bekommen diese im Gegenzug die komplette Ernte wird die Abstimmung vom Bozener Landesgericht für
ihres Baumes - zumindest symbolisch, denn praktisch ver- ungültig erklärt. Nun wird weiter diskutiert, Alexander
sprechen sie 80kg pro Jahr, die flexibel versandt werden Schiebel trägt mit seinem Film dazu bei. Beeindruckende
können. Dafür zahlt der Kunde einmalig 80 € und folgend Bilder aus der Perspektive einer Drohne zeigen Reihen
60 € pro Jahr, zusätzlich die Versandkosten. Einen kleinen über Reihen von Apfelbäumen, die Bilder erinnern an die
Nachteil hat das Ganze: bei einer solchen Menge ist es “Plastikmeere” der Gewächshäuser von Almeria. Schiebel
wohl nötig, kleine Einkaufsgemeinschaften zu bilden. Das entschied sich für eine Finanzierung via Crowdfunding:
Modell zeigt Erfolg: in nur einem Monat konnten durch über die Plattform startnext sammelte Schiebel 13.390
solche Patenschaften über 300 Bäume gepflanzt werden! €, um den Film “Das Wunder von Mals” zu finanzieren.

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GEMEINSAM (LAND)WIRTSCHAFTEN

KOMPOSTTEE ERNTE-MICH
BRAUANLAGEN

WÄDENSWIL, SCHWEIZ LEIPZIG, DEUTSCHLAND


Der Umweltingenieur und passionierte Golfer Ludwig Im März 2014 gründete der 28-jährige Richard Hagedorn
Glöcklhofer fragte sich, ob die Behandlung von Golfrasen das Unternehmen “ernte-mich”, welches individuellen
in Form chemisch erzeugter Pestizide und Fungizide nötig Gemüseanbau mit einer Streuobstwiese kombiniert. ern-
ist. Er recherchierte, wie Golfrasen früher behandelt wurde. te-mich vermietet vorbereitete Gemüsebeete in einem
Dabei stieß er auf “Komposttee”, eine wässrige Lösung voll gemütlichen Umfeld. Schon einen Teil der Erstausstattung
von nützlichen Mikroorganismen, die aus dem Kompost des Grundstückes mit Gewächshaus, Bäumen, Sträuchern,
extrahiert und vermehrt werden. Dieser Komposttee enthält Saatgut, Vogelhäusern, einer Komposttoilette und
eine Vielzahl an Mikroorganismen. Durch die Anwendung Gartengeräten hat er über eine Crowdfunding Aktion finan-
von Komposttee wird dem Boden bzw. der Phyllosphäre ziert, da ihm keine Bank einen Kredit für seine Geschäftsidee
(Blattoberfläche) eine enorme Menge an Mikroorganismen geben wollte. Damals sammelte er 12.635€. In der Saison
zugeführt. Diese mikrobiellen Prozesse sind verantwortlich 2016 plante er, neben dem Obst- und Gemüsebau,
für die Bodenfruchtbarkeit und das Wachstum, die Vitalität Weihnachtsgänse auf einer angrenzenden, zukünftigen
und Krankheits- sowie Schädlingsresistenz der Pflanze. Der Streuobstwiese von 4000m² zu halten. Um die Pflanzung
flüssige, fertige Komposttee kann direkt auf die Pflanzen der Bäume, das Anlegen von Teichen, die Errichtung eines
oder den Boden ausgebracht werden. Die Nährstoffe sind in Zaunes, des Stalls und die Anschaffung der Tiere zu finan-
den Mikroorganismen gebunden und stehen den Pflanzen zieren, entschied er sich wieder für eine Crowdfunding
nach Bedarf zur Verfügung. Komposttee ist nicht nur für Aktion namens “Gans im Glück” - erfolgreich sammelte
die Golf-Greens geeignet, auf denen die ersten Versuche er 7.335€ auf startnext! Für Richard Hagedorn hat sich
durchgeführt wurden. Die neu gegründete Firma EDAPRO gezeigt, dass die Unterstützer konkret die Produktion dieser
hat das Ziel, Braugeräte, die nötigen Zusatzstoffe und ver- nachhaltig und biologisch erzeugten Lebensmittel unter-
schiedene Qualitätskomposte zu vertreiben, egal ob für stützen möchten. Hagedorn ist von der Finanzierung über
den Golfrasen, Hobbygärtner, Gemüse- oder Rebbau. Um die Crowd begeistert, betont jedoch auch den Mehraufwand
das Kapital für die Investition in die ersten Braugeräte, gegenüber einer Bankfinanzierung. Seiner Erfahrung nach
weitere Feldversuche im ökologischen Rebbau und in die muss eine eigene Community zwingend vorhanden sein.
Unternehmensstruktur zu stemmen, starteten sie eine Eine Schwarmfinanzierung lohnt sich nicht, wenn man noch
Crowdfunding Kampagne auf der Plattform “wemakeit”, gänzlich unbekannt ist. Die Früchte dieser Community ernten
auf der sie über 17.000 Schweizer Franken sammelten. Hagedorn und seine Kunden an drei Standorten in Leipzig.

www.edapro.ch www.erntemich.de

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BIOLAND UND DEMETER ZÜCHTEN DAS ZWEINUTZUNGSHUHN VON MORGEN

Schon vor über einem Jahr schrieb Tobias Hartmann für Diesem Dilemma widmet sich seit einiger Zeit Inga
das CleanEnergy-Project über das Töten von männlichen Günther vom Hofgut Rengolshausen, einem der ältesten
Eintagsküken: “Jährlich werden weltweit geschätzte 2,5 Demeter Betriebe der Welt, idyllisch gelegen in der
Milliarden frisch geschlüpfte Küken an ihrem ersten hügeligen Landschaft in Überlingen am Bodensee.
Lebenstag sofort wieder getötet, weil sie für die Industrie Inga Günther ist Geschäftsführerin des gemeins-
nutzlos sind. Allein in Deutschland sterben nur aus die- am von den Anbauverbänden Bioland und Demeter
sem Grund 50 Millionen der sogenannten „Eintagsküken“ gegründeten Unternehmens “Ökologische Tierzucht
im Jahr, schätzt PETA. Die Tiere werden vergast oder bei gemeinnützige GmbH”. Seit März 2015 arbeitet die-
lebendigem Leibe geschreddert. Ihr einziger „Fehler“: ser Träger an der Weiterzüchtung eigener ökologischer
Sie haben nicht das gewünschte Geschlecht und können Zweinutzungshühner. Tiere also, bei denen die weiblichen
keine Eier legen.” Hühner als Legehennen großgezogen werden und die
männlichen Tiere zur Mast. Es ist kaum ein Wunder, dass
Ganz egal ob bio oder konventionell, die Hühnerrassen sich bisher kein Unternehmen der Zucht einer eigenen
sind heutzutage auf einseitige Leistung gezüchtet. Bio-Linie gewidmet hat, denn es handelt sich hierbei
Entweder sie gewinnen schnell an Gewicht oder sie legen um eine Herkulesaufgabe, wenn man betrachtet, welcher
möglichst viele und gleichmäßige Eier. Es gibt kaum eine Aufwand dafür betrieben werden muss.
Hühnerrasse, die in beiden Bereichen sinnvoll genutzt
werden kann. Nicht nur für Verbraucher ist das töten der Über einen Zeitraum von 4 Monaten werden Hennen und
Küken nach wenigen Stunden nicht mit dem Gedanken Eier beobachtet, bis entschieden wird, welche Tiere für
an eine nachhaltige Landwirtschaft vereinbar, besonders die Weiterzucht geeignet sind. Täglich mehrmals müs-
Bio-Geflügelhalter plagt ein schlechte Gewissen, zumal sen alle Nester geprüft werden. Auch wenn die Züchtung
sie abhängig von konventionellen Zuchtkonzernen sind; noch nicht abgeschlossen ist und sich der Erfolg erst nach
eigene Bio-Zuchtlinien gibt es kaum. Doch die Tiere in Jahren zeigen wird, werden die Produkte dennoch heute
Freilandhaltung haben andere Ansprüche als solche, die schon vermarktet. Bei der Kampagne “1 Cent für die ökol-
in riesigen Hallen herangezogen werden. ogische Tierzucht” wird von jedem verkauften Ei 1 Cent an
das gemeinnützige Zuchtunternehmen ausgezahlt.

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MALCHUS KERN // FOTOGRAFIE

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Kontakt: malchus@yes-we-can.farm

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EIN BIO-LANDWIRT ERZÄHLT AUS DER PRAXIS
Die Gebrüder Andreas und Klaus Engemann vom Biolandhof Engemann sind überzeugte
Biobauern, die Getreide, Gemüse und Obst anbauen und vermarkten. Sie gehören dem
Anbauverband Bioland an. Durch die Mitgliedschaft haben sie sich bewusst entsch-
ieden, noch strengere Richtlinien einzuhalten, als die EG-Ökoverordnung vorschreibt.
Das betrifft zum Teil auch die Frage, welches Saatgut sie verwenden dürfen und welch-
es nicht. Wir haben Andreas Engemann gefragt, was das für ihren Biobetrieb bedeutet.

Nehmen wir als Beispiel Ihren Gemüseanbau. Wie ents- Saatgut?


cheiden Sie, welches Saatgut Sie nehmen?
Engemann: Die Verwendung von Hybridsaatgut ist sowohl
Andreas Engemann: Wichtig ist für uns natürlich zunächst bei den Anbauverbänden als auch nach der EG-Öko-
einmal der Kundenwunsch. Möchte er z.B. eine frühe Verordnung erlaubt. Aber die Anbauverbände erlauben
Möhre oder eine späte, bei der gute Lagereigenschaften kein CMS-Saatgut. CMS bedeutet cytoplasmatische män-
wichtig sind. Weil wir die ökologische Saatgutzüchtung nliche Sterilität. Hier kommen Zellfusionstechniken zum
unterstützen wollen, bemühen wir uns, vorrangig bei Einsatz, die zwei artfremde Zellen miteinander ver-
Saatgutfirmen zu kaufen, die Biosaatgut nach vorne schmelzen. Hierin sehen die Anbauverbände wie Bioland,
bringen. Alle Saatgutfirmen haben Kataloge, in denen Demeter oder Naturland mindestens eine Vorstufe zur
die Eigenschaften der einzelnen Sorten teilweise detail- Gentechnik. Die EG-Öko-Verordnung sieht das anders
liert beschrieben werden. Wir orientieren uns am soge- und erlaubt CMS-Saatgut. Meiner Meinung nach müsste
nannten Ökumenischen Sortenratgeber. Dieser wird die EG-Öko-Verordnung entsprechend angepasst werden.
von den Anbauverbänden herausgegeben und ist auf Hier ist eine Gleichbehandlung zwischen „EU-Bio“ und
den Ökolandbau abgestimmt ist. Hierin sind auch kon- „Verbands-Bio“ erforderlich. Denn wir, als Betrieb eines Bio-
ventionell gezüchtete Sorten aufgelistet, denn je nach Verbandes, sind durch diese Regelung schlechter gestellt.
Gemüsesorte gibt es eine unterschiedliche Verfügbarkeit. Zurzeit gibt es eine ganze Reihe von Züchtungsansätzen
wie z.B. CRISPR/Cas, die in eine ähnliche Richtung wie
Der Ökolandbau muss, wo es geht, biologische Sorten CMS gehen und für die es in der EG-Öko-Verordnung
einsetzen. Ein Rückgriff auf konventionelles Saatgut noch keine Regelung gibt. Auch hier besteht dringender
ist erlaubt, wenn es die entsprechende Sorte bzw. die Klärungsbedarf.
Eigenschaften nicht in Bio gibt. Aber dann darf das konven-
tionelle Saatgut nicht behandelt und nicht gebeizt wor- Haben Sie durch diese unterschiedlichen Regelungen
den sein. Für bestimmte Sorten wie z.B. Schlangengurken, Nachteile?
Hokkaidokürbis und Rote Beete ist nur noch BioSaatgut
erlaubt, da es dieses in großer Auswahl gibt. Engemann: Mit CMS-Saatgut lässt sich ein wesentlich
höherer Ertrag erzielen. Nehmen wir als Beispiel den
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Richtlinien der Chicorée. Wir können mit normalem Hybrid-Saatgut von
Anbauverbände und der EG-Öko-Verordnung in Bezug auf einer Zuchtkiste ungefähr 30 bis 40 kg ernten - mit CMS-

34 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm


in Zusammenarbeit mit

www.biofair-vereint.de

Saatgut bis zur doppelten Menge, dazu noch in einer Unterschiede vermitteln. Eigentlich sind unterschiedliche
optisch einheitlicheren Qualität. Außerdem ist der CMS- Größen ja auch von Vorteil, denn die Kunden wollen sie ja.
Chicorée zur gleichen Zeit erntereif. Das ist ein Vorteil, Die Mutter mit Kindern braucht einen großen, die ältere
denn aus technischen Gründen müssen die Zuchtkisten Dame braucht z.B. nur einen kleinen Kohlkopf.
gleichzeitig abgeerntet werden. Bei den samenfesten
Sorten müsste ich große und kleine Chicorée gleichze- Gibt es für Sie als Biolandbetrieb genügend Saatgut zur
itig abernten obwohl die kleineren besser noch zwei Auswahl?
Tage weiterwachsen müssten. Bei anderen samenfesten
Gemüsesorten sind mehrere Erntedurchgänge nötig. Engemann: Wir haben im Biobereich lange nicht die
Auswahl und Sortenentwicklung wie im konventionel-
Die günstigere Produktion von CMS-Gemüse schlägt len Bereich. Insbesondere bei Kohl wie Wirsing, Kohlrabi
sich natürlich auch auf den Preis nieder. Unsere Ware oder Brokkoli wird die Auswahl immer kleiner. Denn die
kann dadurch unter Preisdruck geraten. Das wird ins- Saatgutzüchter steigen immer mehr auf CMS-Saatgut um.
besondere bei der Vermarktung über den Großhandel Allmählich baut sich aber auch eine Parallelschiene auf,
oder Lebensmitteleinzelhandel deutlich. In der da Bio ja zunehmend beliebter wird.
Direktvermarktung oder bei der Belieferung von Bioläden
ist der Preisdruck nicht so hoch und ich kann da entspre- Wie gehen Sie mit den genannten Problemen um?
chend informieren.
Engemann: Noch gibt es zu wenig Bio-Gemüse auf dem
Wäre das Problem noch größer, wenn für den Bio-Anbau Markt, ansonsten wäre der Druck auf die Öko-Landwirte
auch Hybridsaat nicht erlaubt wäre? sicherlich stärker. Gut ist, dass der Naturkostgroßhandel
immer wieder Aufklärungsarbeit leistet und deutlich
Engemann: Ganz sicher. Nehmen wir als Beispiel den macht, dass Verbandsware nicht vom CMS-Saatgut stam-
Blumenkohl. Der Großhandel will uniforme Waren. mt. Die Verbraucher müssen darüber aufgeklärt werden.
Das Standardmaß für Blumenkohl ist die sogenannte Das ist zwar mühselig, aber einen anderen Weg sehe ich
„Achterkiste“: 8 Blumenkohlköpfe müssen in eine Kiste nicht.
passen. Die können dann im Laden zu einem einheitli-
chen Stückpreis verkauft werden, das macht dort weniger Was müsste sich ändern?
Arbeit, da die Ware nicht gewogen werden muss. Aber
samenfeste Sorten sind weniger einheitlich in Aussehen Engemann: Wenn man Leute fragt, ist Gentechnikfreiheit
und Größe. Bei einer reinen Direktvermarktung über ein wichtiges Argument um Biolebensmittel zu kaufen.
den Wochenmarkt oder über Abokisten kann ich die Aber den Verbrauchern ist ja in der Regel gar nicht

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 35


bewusst, dass es beim Saatgut Unterschiede gibt. Wir müs- Verordnung CMS-Saatgut nicht mehr erlaubt ist. Hier muss
sen immer wieder darüber schreiben und darüber reden, eine Gleichheit zu den Richtlinien der Anbauverbände herg-
damit das Thema Saatgut in der Bevölkerung zum Thema estellt werden. Denn ich stimme unserem Anbauverband zu,
wird. dass Eingriffe in die Zellstrukturen mindestens eine Vorstufe
Ware, die aus CMS-Saatgut gezogen wurde, muss nicht zur Gentechnik sind – und das passt nicht zum Öko-Anbau.
gesondert gekennzeichnet werden. Als Laie, aber auch als
Biolandwirt, kann ich mit dem bloßen Auge nicht erkennen, Nicht zuletzt brauchen wir eine viel stärkere Förderung
ob das Gemüse aus CMS-Saatgut stammt oder nicht. Sicher der ökologischen Saatgutzüchtung. Kleinere Saatgutfirmen
sein können die Kunden nur, wenn sie Verbandsware kaufen, brauchen Unterstützung, damit die Saatgutvielfalt erhalten
da hier CMS-Saatgut verboten ist. Damit Verbraucher über- bleibt und der Ökolandbau an regionale Standortbedingungen
haupt auf das Problem aufmerksam gemacht werden, sollte angepasste Sorten zur Verfügung hat. Und natürlich sollte
Ware, die aus CMS-Saatgut stammt, auch so ausgezeichnet auch die Saatgutvermehrung durch Landwirte gesichert ble-
werden. iben. Das ist insbesondere im Getreidebau wichtig. Patente
auf Saatgut sind der falsche Weg.
Am besten wäre es natürlich, dass auch nach der EG-Öko-

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K U LT U RWA N D E L A M B O D E N S E E

GESTALTE DIE ZUKUNFT

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INITIATIVE SAATGUTBILDUNG E.V.
SAATGUT IN BÜRGERHAND
Jeder Landwirt oder Gärtner, der eigenes Saatgut vermehrt,
züchtet seine eigenen, individuellen Land- oder Hofsorten.
Auf diese Weise ist in Jahrtausenden eine gärtnerische Vielfalt
entstanden, von der die (industrielle) Pflanzenzüchtung
heute lebt. Land- und Hofsorten werden allerdings durch
Industriesorten immer weiter verdrängt. Eine Anpassung an den
Klimawandel, Veränderungen des Artenspektrums oder neue
Nutzungsrichtungen werden dementsprechend immer schwi-
eriger. Die Initiative SaatgutBildung e.V. ist ein gemeinnütziger
Verein und hat sich zum Ziel gesetzt, die noch vorhandene,
gärtnerische und landwirtschaftliche Nutzpflanzenvielfalt
sowie die damit verbundenen Bewirtschaftungsformen zu
erforschen, zu sammeln und gemeinschaftlich zu erhalten. Der
Verein hat zurzeit 20 aktive Mitglieder, die bei der Sammlung
und Dokumentation des Saatguts helfen, im Garten mitarbe-
iten und die Veranstaltungen organisieren.

Saatgutsammlung
Als gemeinnützige Initiative sammeln wir Saatgut von regio-
nalen Gemüsesorten aus dem Bodenseekreis. Wir suchen
Gärtner, Bauern und Pflanzenliebhaber, die noch selber
Gemüsesorten vermehren, d.h. Land- und Hofsorten, die
besonders gut an das regionale Klima angepasst sind. Diese
Sorten nehmen wir zur Vermehrung in unseren Salemer
Samengarten auf, um so die noch bestehende Vielfalt zu
erhalten. Das auf diese Weise vermehrte Saatgut geben wir im
Rahmen einer jährlichen Saatgutbörse in Salem kostenlos an
alle interessierten Mitbürger/innen ab.

Samengarten in Salem — lebendige Kulturpflanzensammlung


Der Samengarten Salem ist ein als Schaugarten gestalteter
Samen- bzw. Erhaltungsgarten. Er dient dem Erhalt und der
Förderung der Kulturpflanzenvielfalt in der Region sowie der
Bewusstseinsbildung. Saatgut regionaler Sorten wird vermeh-
rt und alte oder seltene Sorten für den Anbau in der Region
getestet. Der Garten wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern
der Region bewirtschaftet.

Saatgut in Bürgerhand
Das Model der Sammlung der regionalen Nutzpflanzenvielfalt
und der Überführung in eine dauerhafte Erhaltungskultur
unter Bürgerbeteiligung eignet sich nicht nur für die Gemeinde
Salem und den Bodenseekreis, sondern für alle Gemeinden
oder Regionen. Wir wollen daher in der Zukunft auch andere
Gemeinden bei dem Aufbau von Gemeindegärten und der
Der Schaugarten in der Gemeinde Salem im Bodenseekreis
Produktion regionalen Saatguts unterstützen. Ein Netzwerk
ist öffentlich und für Besucher frei jederzeit zugänglich.
von Gemeindegärten, die die regionale Nutzpflanzenvielfalt
Führungen durch den Garten finden normalerweise im
erhalten und regionales Saatgut produzieren, bildet die
Rahmen von Veranstaltungen im Garten statt.
Grundlage für Ernährungssouveränität.
www.saatgutbildung.org

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“HÜBSCHER GARTEN”
RAVENSBURG
SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT RAVENSBURG

SOLIDARISCHE
LANDWIRTSCHAFT
Die Solidarische Landwirtschaft, kurz Lebensmittel. Dabei wird nicht für die Summe aller Zettel nach einer
Solawi, auch Vertragslandwirtschaft, die einzelnen Produkte bezahlt, Auszählung das benötigte Budget, ist
Gemeinschaftshof, Gemeinsame sondern für die Dienstleistung die Runde perfekt gelaufen und jeder
Landwir tschaft , Freihof, des Landwirts oder Gärtners. zahlt seine angegebene Summe.
Ve r s o r g u n g s g e m e i n s c h a ft , Reicht die Gesamtsumme noch nicht
Kooperative Landwirtschaft oder Eine weitere Besonderheit ist meist, aus, findet eine weitere Runde statt,
im Englischen CSA (Community dass nicht jedes Mitglied den glei- in der jeder dazu aufgerufen ist, seine
Supported Agriculture) genannt, chen Beitrag bezahlt. Das benötigte Summe ein bisschen zu erhöhen,
ist ein Konzept welches vieles auf Jahresbudget des Betriebes wird soweit möglich.
den Kopf stellt. Eine Gruppe von auf einer jährlich stattfindenden
Verbrauchern gibt einem Landwirt Versammlung von den Landwirten Einige Nachteile hat auch dieses
eine Abnahmegarantie oder stellt bzw. Gärtnern vorgestellt. Danach Konzept. Zuersteinmal braucht es
ihn durch eine Organisation an. folgt eine Bieterrunde, in welcher eine große Gruppe an Menschen,
Der Landwirt bekommt durch die jedes Mitglied die Summe, die es die bereit sind, sich auf dieses
Verbrauchergemeinschaft eine monatlich zu zahlen bereit ist, ano- Engagement einzulassen. Denn viele
im Voraus vereinbarte Summe, nym auf einen Zettel schreibt. Dabei Menschen möchten zu jeder Zeit das
die ihm erlaubt kostendeckend zu orientieren sich die Mitglieder an essen, worauf sie Lust haben und
wirtschaften. Im Gegenzug erhalten dem Richtwert, welcher sich aus nicht das, was gerade in der Saison
die Verbraucher alle produzierten dem Jahresbudget errechnet. Ergibt verfügbar ist. Auch das Vertrauen in

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den Produzenten braucht es, denn gerade junge Landwirte
haben oft noch sehr wenig Erfahrung im eigenverantwortli-
chen Anbau, schon gar nicht für so viele Menschen.

Erfahrungsgemäß ergibt sich bei den Mitgliedern eine


jährliche Fluktuation von ca. 10%. Mittlerweile gibt es in
Deutschland rund 140 Betriebe, die nach diesem Konzept
arbeiten. Nach Schätzungen des “Netzwerk Solidarische
Landwirtschaft” sind zwei Drittel dieser Betriebe
Gemüsegärtnereien. Im April 2014 gründete eine zuvor
entstandene Interessensgruppe den Verein “Solidarische
Landwirtschaft Ravensburg e.V.”.

Bei der Solidarischen Landwirtschaft in Ravensburg lief


vieles unüblich ab, so gab es hier zuerst die Kunden und
dann die Produzenten. Schnell fanden sich immer mehr
Menschen, die bereit waren, mitzumachen. Das Land fand
sich durch Familie Stiefel. Diese hat in dem Ort Hübscher
einen Einsiedlerhof. Familie Stiefel bot dem Verein ein
Stück ihres Landes zur Pacht an.

Schwieriger als die Suche eines geeigneten Stückchens


Land gestaltete sich jedoch die Suche nach einem Gärtner.
Mit vielen wurden Gespräche geführt, jedoch kamen keine
Verträge zustande – die Gärtner sind vom Verein angestellt,
wodurch der Verein ihr Arbeitsgeber ist. Nach einiger Zeit
fanden sich dann auch zwei Gärtner, sowie die Hofbesitzerin
Frau Stiefel. Nach der ersten erfolgreichen Bieterrunde im
Januar 2015 wurde die Anbauplanung erstellt und Anfang
März ging es los.

Wie ist die Solidarische Landwirtschaft Ravensburg e.V.


aufgebaut?

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 39


170 Mitglieder hat der Verein , etwas mehr anbauen und dann ver- “Das Wesentlichste an der Arbeit
davon ca. 105 gemüsebeziehende schenken, als zu wenig zu haben.
Mitglieder (Stand August 2017). ist tatsächlich das Wetter. Ob
Der Umsatz des Vereins gen- Für das erste Jahr war der Fokus
eriert sich hauptsächlich aus dem ganz klar auf der Gemüseerzeugung.
es nun irre heiß ist und man
Gemüsebeitrag (ca. 100 € pro Monat), Jegliche weiteren Projekte wurden schwitzend über den Acker
welcher die Betriebskosten und eine ehrenamtlich von den Mitgliedern
gewisse Summe zur Darlehenstilgung der Arbeitsgemeinschaften durchge- rennt, oder ob es kalt ist und
und für Investitionen enthält. führt, wie das große Kräuterbeet
oder die Aktion “Deutsch auf dem man sich etwas anziehen muss,
David Steyer, unser Gesprächspartner, Acker”, bei der Asylsuchende über
das sind halt Sinneseindrücke
hat eine Ausbildung in einem Demeter den Acker geführt wurden um dabei
Betrieb gemacht, auch die anderen deutsche Begriffe zu lernen. und die tragen das Aroma vom
Mit-Gärtner haben größtenteils
mehrere Jahre in Demeter Betrieben Auch im zweiten Jahr lag das Acker direkt an einen dran und
gearbeitet. Für alle war es selb- Hauptaugenmerk auf der kontinui-
stverständlich, dass nur ein ökolo- erlichen Produktion des Gemüses ste-
machen einem auch die Arbeit
gischer Landbau in Frage kommt. hen, zusätzlich zu der Optimierung sehr bewusst. Wenn du frierst,
Sie richten sich hierbei grob an dem und Anpassung der verschiedenen
Richtlinien des Demeter Verbandes Abläufe. Ideen haben die Mitglieder während du Salat schneidest
aus, brauchen dafür aber kein und Gärtner des Vereins dennoch
Siegel, denn sie “verkaufen” keine viele – von einer weiteren Nutzung oder wenn du schwitzt während
Lebensmittel und die Abnehmer kön- der Fläche durch andere Projekte,
du Zucchini durch die Gegend
nen sich vor Ort immer wieder ein wie soziale Nachmittagsbetreuung
Bild davon machen, wie der Anbau bis zum Anlegen eines Beeren- schiebst, da weißt du auf jeden
aussieht. Gartens. Mittlerweile befindet sich
die Solidarische Landwirtschaft Fall was du machst und auch
Gerade am Anfang war es schwierig, Ravensburg e.V. im dritten Jahr.
die Mitglieder zufrieden zu stellen,
wofür du das machst.
sagt David Steyer. Als junger Gärtner
auf einem neuen Stück Land, welches
bisher konventionell als Maisacker - David Steyer,
verwendet wurde, muss man sich
zuersteinmal mit dem Boden ver- Gärtner der Solidarische
traut machen. Für die Solidarische
Landwirtschaft Ravensburg e.V.
Landwirtschaft in Ravensburg ist es
jedoch eine klare Prämisse; lieber

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#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 41
GARTEN DER FÜLLE
FISCHBACH & DEGGENHAUSERTAL
BERNHARD SCHOLL
URSULA GÉRARD
DER MANN, DER
PFLANZEN LIEBT
REGIONALE SUPERFOODS IN FISCHBACH
Die Zeit vergeht schnell, wenn man mit Bernhard zunächst auf dem Ansbacher Wochenmarkt, dann kamen
Scholl an einem gemütlichen Frühlingstag in seinem weitere Märkte und ein eigener Hofladen hinzu. Bald
Anzuchtgewächshaus in Fischbach am Bodensee sitzt. schon bewirtschaftete er 7 Hektar, davon 2-3 mit Gemüse
Um uns herum stehen seine “Zöglinge”, manche einzeln, und über 1.000 Quadratmeter Gewächshausfläche,
andere eng gedrängt. Einige erkenne ich, Tomaten, so wuchs die Gärtnerei über zwanzig Jahre.
Paprika und Gurkenpflanzen. Andere sind exotischer,
wie etwa der “Hörnchenkürbis” (cyclanthera pedata) - Schon bald merkte er, dass ein immerwährendes
ein Rankgewächs, welches viele kleine Früchte her- Wachstum auf Dauer nicht nachhaltig sein kann, daher
vorbringt, die nach Gurke schmecken, auch die sich machte er sich auf die Suche nach Methoden, mit
noch im Winterschlaf befindenden Yaconwurzeln, ein denen auf kleiner Fläche und mit möglichst wenig
südamerikanisches Wurzelgemüse, dessen süßlicher Aufwand ein hoher Ertrag erzielt werden kann. Zugleich
Geschmack an Obst erinnert, sehe ich zum ersten mal. wollte er dabei die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität
fördern. Er nutzte seine Gärtnerei, um Experimente wie
Schnell wird mir klar: dieser Mann ist nicht einfach Permakultur durchzuführen und praktiken wie inten-
nur Gemüsegärtner. Bernhard Scholl liebt seinen sives Mulchen auszuprobieren. Wenn Bernhard Scholl
Beruf und seine Pflanzen. Wir reden über Visionen von von diesen Methoden erzählt, dann merkt man, dass er
Gemüsegärten als Biotopen, von Pflanzen, die gerne sich gerne von Dingen selbst überzeugt, ohne voreilig
klassische Musik hören, von der Ackerbewirtschaftung darüber zu urteilen. Wenn andere vielleicht über ihn und
mit Pferden und ganz viel darüber, wie Bernhard Scholl seine Methoden lächeln, dann lässt ihn das kalt, denn er
zu dem geworden ist, der er heute ist. Und wir spre- weiß, was für ihn und seine Pflanzen funktioniert und
chen darüber, warum er vor Kurzem in Fischbach und womit er sich wohlfühlt. Und wenn sich Bernhard Scholl
im Deggenhausertal seine neue, unkonventionelle etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es durch.
Gemüsegärtnerei “Garten der Fülle” gestartet hat.
Aus dem Wunsch für eine rückenschonendere, leisere
Dass dieser Mann heute Gemüsegärtner und bodenschonendere Bodenbearbeitung, fing er - ohne
ist, war nicht von Anfang an so geplant: Vorkenntnisse - die Feldbearbeitung mit Pferden an.
Aufgewachsen in Fischbach am Bodensee, studierte er Über zehn Jahre arbeitete er mit Pferden, gründete die
zunächst Maschinenbau. Doch das Studium war ihm “Interessengemeinschaft Zugpferde in Bayern” und gab
zu techniklastig, es fehlt ihm die Verbindung zur Natur. sein Wissen auch in Kursen weiter. 90 % der anfallen-
Scholl zog nach Triesdorf in Bayern, um Landwirtschaft zu den gärtnerischen und landwirtschaftlichen Arbeiten
studieren. Ein Vorpraktikum in einem landwirtschaftlichen wurden Mithilfe des Einsatzes von Zugpferden erledigt.
Betrieb am Bodensee gefiel ihm gut, auch wegen der dort Die Neugier trieb Scholl dazu, weitere Methoden aus-
praktizierten Direktvermarktung und dem damit einher- zuprobieren, auch um die Bodenstruktur zu verbessern
gehenden direkten Kontakt mit den Kunden. Bernhard und so den Pferden die Arbeit leichter zu machen. Er
Scholl hatte, wie viele Junglandwirte nach dem Studium entschied sich, biodynamische Präparate auszuprobie-
oder der Ausbildung, kein eigenes Land und keinen Hof zur ren, wie sie beim Anbauverband Demeter verwendet
Verfügung. Zunächst brauchte er daher Kapital. Dies verdi- werden; mit erstaunlichen Ergebnissen. Musste er bis
ente er sich durch Aushilfsjobs, gründete dann, aufgrund der zu deren Anwendung täglich eimerweise Schnecken in
geringeren Kosten und der schnelleren Erfolgsaussichten, seinen Gewächshäusern sammeln, so reduzierte sich
eine kleine Gemüsegärtnerei und schloss sich bald dem die Anzahl dieser Schädlinge so, dass zwei Jahre nach
Bioland-Anbauverband an. Sein Gemüse verkaufte er der ersten Anwendung nur noch so wenige Schnecken

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 43


zu finden waren, dass er sie nicht mehr aufsam- darüber ausgetauscht werden, wie welches Gemüse zube-
meln musste. Nach diesem erfolgreichen Experiment reitet werden kann und neues Gemüse kann entdeckt
entschied er, dem DEMETER Verband beizutreten. werden. Die Abnehmer verpflichten sich dazu, ein Jahr
lang Gemüse zu beziehen und auch in ihrem Urlaub dafür
Trotz der vielen Herausforderungen und der Abwechslung zu sorgen, dass “ihr Gemüseanteil” verbraucht wird. Auch
im Alltag als Gemüsegärtner, suchte Scholl sich die Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg liegt nicht
nach zwanzig Jahren noch neue Tätigkeitsfelder nur bei Bernhard Scholl als Erzeuger. Im Gegenzug dazu
und fokussierte sich stärker auf den Bereich des können die Abnehmer als Gemeinschaft entscheiden,
Landschaftsgärtners und Landschaftsobstbauers. In welches Gemüse angebaut werden soll, auch alte Sorten,
dieser Zeit lernte er auch sein heutige Frau Ursula mehrjähriges, wildes Gemüse und Microgreens, die ander-
Gérard kennen. Gemeinsam entschieden die beiden, swo aus Kostengründen wenig Beachtung finden. Für
wieder in seine alte Heimat am Bodensee zu ziehen. wen es also wichtig ist, nicht nur Lebensmittel zu kaufen,
sondern auch zu erfahren, wie diese angebaut werden,
Fast dreißig Jahre nach der Gründung seiner ersten wer dahintersteckt und der ein Interesse daran hat,
Gemüsegärtnerei stehen Bernhard Scholl und Neues zu entdecken - und natürlich besonders frisches
Ursula Gérard wieder vor einem Neuanfang, bei Gemüse genießen möchte - für den ist die Solidarische
dem sie wiedermals einiges anders machen wollen. Landwirtschaft in Fischbach gut geeignet. Neben Gemüse
Am Bodensee möchten sie eine Gärtnerei nach dem aus dem Freiland und dem Gewächshaus wird es auch
Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft aufbauen. Obst und Beeren geben, da die SoLawi einen zweiten
Standort im Deggenhausertal hat. Dort, in der ehe-
“Die Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi,[...]ist ein maligen Baumschule, in einem etwas kälteren Klima,
Konzept welches vieles auf den Kopf stellt. Eine Gruppe von fühlen sich die Büsche, Sträucher und Bäume wohl.
Verbrauchern gibt einem Landwirt eine Abnahmegarantie
oder stellt ihn durch eine Organisation an. Der Landwirt Auch wenn Bernhard Scholl versucht, auf kleiner Fläche
bekommt durch die Verbrauchergemeinschaft eine einen hohen Ertrag zu erzielen, so steht dabei die
im Voraus vereinbarte Summe, die ihm erlaubt kos- Beziehung zur Pflanze und ihren Bedürfnissen für ihn im
tendeckend zu wirtschaften. Im Gegenzug erhalten Mittelpunkt. Durch Experimente versucht er herauszufin-
die Verbraucher alle produzierten Lebensmittel.” den, was Pflanzen brauchen und mögen, um ihr Potential
zu entwickeln. Für Bernhard Scholl geht es dann nicht um
Auf das Modell stieß er über den Film “Farmer John”, hermetisch abgeriegelte Räume oder computergesteuerte
der von einem Landwirt handelt, der seine bankrotte Düngung. Er erzählt von klassischer Musik, die die Pflanzen
Farm über die Hilfe vieler Menschen rettet. Das Modell im Gewächshaus anhören und von Aromatherapie.
der Solidarischen Landwirtschaft erzeugt eine starke Methoden, die von vielen Gärtnern als Spinnertum und
Verbindung zwischen Erzeuger und Verbrauchern. Für Esoterik abgetan werden. Doch Pflanzen sind viel kom-
Bernhard Scholl ist auch das eine große Motivation, da er plexer, als die meisten Menschen vermuten und auch die
sein vielfältiges Wissen gerne weitergibt und den Menschen Wissenschaft bestätigt die Wirkung von Schall, Berührung
dabei helfen möchte, die Nahrungsmittelproduktion wie- und Gasen auf das Pflanzenwachstum. Die Journalistin Elke
der näher an deren Lebensorte zu bringen. Ob Kurse zum Bodderas fasste diese wissenschaftlichen Erkenntnisse im
Pflanzen pikieren, zur Herstellung von Komposttee oder Jahr 2010 mit folgenden Sätzen für “Die Welt” zusammen:
Anleitungen zur Anzucht von Microgreens, er ist nicht
nur ein Erzeuger, sondern auch ein Wissensvermittler. Ebenfalls aus diesem Jahr stammt eine Studie, die
so esoterisch klang, dass die Berichterstattung in den
Keine Solidarische Landwirtschaft ist gleich und das Redaktionen von den Wissenschaftsseiten ins Vermischte
Konzept kann verschieden ausgelegt werden. Für delegiert wurde. In einem toskanischen Weinberg hatten
Bernhard Scholl ist der größte Unterschied zwischen Forscher den Reben Musik vorgespielt: Mozart, Haydn,
seiner Solidarischen Landwirtschaft und der Vermarktung Vivaldi, Maler – die Lautsprecher liefen 24 Stunden
über eine Gemüse-Abokiste, dass er nicht die Lebensmittel am Tag, zehn Jahre lang.[...] Natürlich haben Pflanzen
erzeugt, die den höchsten Preis erzielen, sondern solche, keine Ohren, schreibt der Wissenschaftsjournalist und
die gesund sind und nachgefragt werden. Das Gemüse Buchautor Joseph Scheppach in seinem neuen Buch „Das
holen die Abnehmer an verschiedenen “Verteilerstellen” geheime Bewusstsein der Pflanzen“. Aber sie reagie-
ab, wodurch auch zwischen den Verbrauchern eine ren offenbar auf Schall. „Die beschallten Weinblätter
Beziehung und Gemeinschaft entsteht. Hier kann sich sind größer und die Trauben aromatischer als die unbe-

44 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm


schallten“, sagt Studienleiter Stefano Mancuso. „Jede einzelne
Pflanzenzelle hat eine Membran, die empfindlicher ist als das
menschliche Hörorgan“, schreibt Scheppach in seinem Buch.

Ein gesundes Leben mit gesunden Lebensmitteln in


einem gesunden Umfeld, das ist nicht nur für Scholl
selbst ein Ziel. Seit Jahren beschäftigt er sich damit,
wie man in ständig wachsenden Städten und trotz der
Versiegelung von Flächen effektiv gesunde Nahrungsmittel
anbauen kann. Nicht nur, dass die Lebensmittel aufgr-
und kurzer Transportwege, umweltschonender produziert
werden können, sie sind auch frischer und nährstof-
freicher. In den sogenannten “Urban Farms”, die welt-
weit immer mehr werden, zeigt sich auch, dass sich
dabei Gemeinschaften bilden, Fähigkeiten weitergegeben
werden und Verbraucher wieder in Kontakt kommen mit
denen, die ihre Lebensmittel anbauen - oder einfach mal
mit anpacken. In den USA wurde der Begriff “Food Desert”
(zu Deutsch: Lebensmittelwüste) geschaffen, denn in
manchen Städten gibt es kaum mehr frisches Obst und
Gemüse. Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen,
haben keinen Bezug mehr zur Lebensmittelproduktion.

Die gemeinschaftlich betriebene Farm “Growing Power” in


Milwaukee liegt in einer dieser “Food Deserts”. Der Gründer
Will Allen geht davon aus, dass 99 % der Lebensmittel in
seiner Stadt von weit her gefahren werden. In seiner Farm
werden Pflanzen in Gewächshäusern auf bis zu sieben
Ebenen angebaut und auch Fische, Bienen, Hühner und
Ziegen werden gehalten. Es ist erstaunlich, auf wie wenig
Platz effektiv produziert werden kann. Bernhard Scholl
erzählt mir von Curtis Stone, einem “Urban Farmer” der
“Vorgärten” pachtet, auf diesen sein Feingemüse anbaut
und damit ein gutes Einkommen erzielt. In seinem Buch
“The Urban Farmer” sowie in seinen YouTube Videos erzählt
der Amerikaner von seinen bestverkauften Produkten
und gibt Anleitungen, wie andere seine Methoden ver-
wenden können um ihre eigene “City Farm” zu eröffnen.

Scholl und Gérard träumen von biologisch divers-


en Biotopen, die zugleich als Lebensraum und
zur Nahrungsmittelproduktion dienen, ohne dabei
Ernteverluste zu erleiden. Bernhard Scholl und Ursula
Gérard versuchen, eine kleine Insel der biologischen
Vielfalt am Bodensee zu schaffen und eine gemein-
schaftlich getragene Gärtnerei aufzubauen, die ein gesun-
des Umfeld für Gärtner, Verbraucher, Pflanzen und Umwelt
bietet. Scholl wird weiterhin seine Erfahrungen und sein
Wissen über Pflanzen, Anbaumethoden, Urban Farming und
gesunde Ernährung mit möglichst vielen Interessierten
Menschen teilen - mit jeder Ernte ein bisschen mehr!

#Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm • 45


KÜRBIS-PILZ-PFANNE FÜR KALTE ABENDE
VEGANE KÜCHE MIT TABEA KRATZENSTEIN

1. Backofen auf 200°C vorheizen. Kürbis


waschen, halbieren, entkernen und in Würfel
schneiden. Mit etwas Öl, Salz und Pfeffer
mischen und auf ein Blech mit Backpapier Zutaten (für 4 Personen)
verteilen und etwa 15-20 Minuten backen.
400 g Braune Champignons
2. Zwiebeln fein würfeln, Champignons je nach 300 g Hokkaido Kürbis
Größe vierteln oder halbieren, Zwetschgen 200 g Zwetschgen (frisch oder aus dem Glas)
entkernen und halbieren bzw. abgießen und 100 g Rote Zwiebeln
die Flüssigkeit auffangen. Zwiebeln anbraten, 100 g Maronen (fertig gegart)
Pilze, Thymian, etwas Nelkenpulver und 1EL Mehl
Lorbeerblätter dazugeben. Je nach dem, ob 1EL Olivenöl
die Zwetschgen frisch sind, dazu geben, bevor Frischer Thymian
die Pilze durch sind. Die Pilze sind durch wenn Frische Petersilie
sie Flüssigkeit abgesondert haben und etwas Bockshornklee gemahlen
geschrumpft sind (nicht alle Flüssigkeit ver- Muskatnuss
dampfen lassen). Zimt
Nelkenpulver
3. Den entstandenen Sud mit 150ml Wein/ Salz und Pfeffer
Punsch und 100ml Zwetschgenflüssigkeit ver- 150ml Rotwein oder Fruchtpunsch
längern. Kürbis dazu geben, Öl und Mehl zu 2 Lorbeerblätter
gleichen Teilen mischen und die Soße damit
andicken. Mit den restlichen Gewürzen nach 400g Nudeln
Bedarf abschmecken. Maronen dazu geben (nach Packungsanleitung zubereiten)
und mit Nudeln servieren. Mit gehackter
Petersilie bestreuen.

46 • #Heimat #Land #Leben • www.yes-we-can.farm


Halt!
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Drewes und Kern GbR (Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)) S. 30
Beethovenstr. 1 Initiative SaatgutBildung e.V. S. 37
88677 Markdorf Instagram LLC: Instagram Logo S. 41
Steuernummer 87019/32079 Knödelkult S. 19
contact@yes-we-can.farm Malchus Kern S. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 18, 20,
21, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 36, 37, 38, 39, 40,
V.i.S.d.P.: 41, 42, 45, 46, 50
Malchus Kern Naranjas del Carmen S. 30
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88213 Ravensburg Pixabay/majapujiati: Sonnenblumenillustration S. 40
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MARKETING & VERTRIEB
The Good Food S. 19
Malchus Kern
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#Heimat #Land #Leben NinaKirsch_19, EkibioSAS_23, wirundjetztE.V._23, 36,
Ausgabe Eins 2017 BodanGmbh_29, StefanSchwarz_29, MalchusKern_33,
Heft 1 SchweisfurthStiftung_49, FrankHellmond_51,
Auflage 2.500 Stück Kern-Bildung_51

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Annika Thelen: S. 25
BioFairVerein: S. 34-36
Malchus Kern S. 03, 4-7, 11-13, 16-19, 20-21, 26-29,
30-31, 32, 38-40, 43-45
Nicolas Dostert: S. 37
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der Redaktion oder der Herausgeber wieder. Bei Einsendungen wird das

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BEGEISTERTE TEILNEHMER
BEI DER ERSTEN
MITMACH-KONFERENZ
Rund 150 TeilnehmerInnen kamen am 7. Mai 2017 in WERKSTATT
Ravensburg zur „Werkstatt Stadt-Land-Tisch: Mitmach-
Konferenz zur nachhaltigen Gestaltung der Region STADT-LAND-TISCH
Bodensee Oberschwaben“ der Schweisfurth Stiftung und MITMACH-KONFERENZ ZUR
des Vereins wirundjetzt e.V. zusammen. Ziel war es die derNACHHALTIGEN
Region kennen: Von GESTALTUNG
der Bedeutung des DER REGION
Bodens und der
unterschiedlichsten GestalterInnen der Region zu vernetzen BODENSEE-OBERSCHWABEN
nachhaltigen Bewirtschaftung von Land durch die Kulturland
und neue Kooperationen und nächste Schritte zu erarbeiten Genossenschaft, über alternative Konzepte am Beispiel
– und das ist auf beeindruckende Art und Weise gelungen! der solidarischen Landwirtschaft, ein neues Konzept einer
Neben dem erfolgreichen Erfahrungsaustausch gibt es ganz Bürgeraktiengesellschaft für die Region durch die Regionalwert
konkrete Ergebnisse aus der Arbeitsphase: Zum Beispiel den AG, bis hin zur regionalen Ökonomie am Beispiel des sozi-
regelmäßigen Humus-Stammtisch in Ravensburg, geplante al-innovativen Kundenbindungsprojektes der Bürgerkarte.
Solawi-Neugründungen und neue Mitgliedsunternehmen
für das Projekt Bürgerkarte. Am 18.11. fand zudem Anschließend wurde in Kleingruppen an Thementischen
ein gemeinsamer Nachbereitungs-Workshop statt. zu aktuellen Herausforderungen im Themenfeld
„Nachhaltig leben“ gearbeitet. Insgesamt 14 Initiativen
Sonntag 7. Mai 2017, 10:00 Uhr in Ravensburg: Der Schwörsaal und Unternehmen beteiligten sich daran. Konkrete
im Waaghaus ist gut gefüllt. Rund 150 Personen aus (Land-) Ergebnisse des ergiebigen Austausches sind unter ander-
Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft finden SO, 7. MAI 2017 10 - 18 UHR.
em: ein regelmäßiger Humus-Stammtisch, FREIER EINTRITT
mehrere geplante
sich zur Mitmach-Konferenz des Vereins wirundjetzt e.V. und SCHWÖRSAAL IM WAAGHAUS
Solawi-Neugründungen, drei neue Mitgliedsunternehmen
der Schweisfurth Stiftung ein. Auf einem belebten „Markt fürMARIENPLATZ
das Projekt28,Bürgerkarte, ein Filmprojekt zum Thema
88212 RAVENSBURG
der Herausforderungen und Möglichkeiten“ präsentieren Humus-Zertifikate-Handel, ein Nachbereitungs-Workshop
24 Projekte, Initiativen und Unternehmen ihre Ideen und für die Mitmach-Konferenz – und ganz nebenbei wurde
Konzepte für die Region vom Bodensee über Oberschwaben die Vermarktungsfrage für ein Bruderhahn-Projekt gelöst.
bis hin ins Allgäu: Über nachhaltige und alternative
Landwirtschaftskonzepte wie am Gemeinschaftsstand von Zudem wurde deutlich, dass die Vernetzung und der
vier Solidarischen Landwirtschaften, das Projekt Yes! We Can öffentliche Auftritt für die KlimaschutzmanagerInnen
Farm, Initiativen wie Foodsharing, Urban Gardening Projekte aus der Region große Vorteile bringen und ihre Arbeit
und die Gemeinwohl-Ökonomie oder ein Start-up für CO2- vorantreibt. „Die Teilnahme an der Mitmachkonferenz hat
Zertifikate durch nachhaltigen Humus-Aufbau. Alle greifen das uns fundamental gestärkt. Es hat uns ermöglicht in kurzer
Themenfeld „Nachhaltig leben“ auf ihre Art und Weise auf. Zeit konkrete und gezielte Fortschritte zu machen, unser
Netzwerk auszubauen und unsere Kompetenzen weiter zu
Die Mitmach-Konferenz ist das Ergebnis einer langen entwickeln“, sagt Veerle Buytaert, Leiterin der Stabsstelle
Vorbereitung. Seit Herbst 2016 organisierte ein Kernteam aus Klimaschutz der Stadt Ravensburg, nach der Konferenz.
regionalen Initiativen und Einzelpersonen rund um wirund-
jetzt e.V. die Konferenz komplett ehrenamtlich. Unterstützt „Es ist schön zu sehen, dass wir mit der Veranstaltung auf ein
haben die Veranstaltung viele regionale Kooperationspartner konkretes Bedürfnis der regionalen Initiativen eingehen konnt-
und einige Sponsoren, sowie die Regionalen Netzstellen en. Viele haben sich diesen Raum zum Zusammenkommen
Nachhaltigkeit – RENN.süd. Die Schweisfurth Stiftung und gemeinsamen Arbeiten gewünscht“, so Matthias
übernahm die Projektentwicklung und koordinierte die Middendorf, Leiter des Projekts „Werkstatt Stadt-Land-Tisch“
Konferenz federführend mit den regionalen Partnern. der Schweisfurth Stiftung. Eine positive Bilanz zieht auch Simon
Neitzel, Vorstand von wirundjetzt e.V., der die Veranstaltung
Eröffnet wurde die Konferenz durch das Grußwort von Veerle gemeinsam mit Matthias Middendorf organisiert hat: „Die
Buytaert, Klimaschutzmanagerin des Gemeindeverbandes vielen Projekte sind bekannter und glaubwürdiger gewor-
Mittleres Schussental und Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz den. Es konnte eine Begegnung auf Augenhöhe stattfinden.
der Stadt Ravensburg. In Vertretung für den Schirmherren der Einige haben neue Kooperationspartner gefunden und alle
Veranstaltung, Dr. Daniel Rapp, Oberbürgermeister der Stadt Projekte haben bessere Voraussetzungen für die Zukunft“.
Ravensburg, spannte Frau Buytaert den Bogen von der globalen
Agenda-2030 der Vereinten Nationen, bis hin zum Engagement www.schweisfurth-stiftung.de/stadt-land-tisch
für den Klimaschutz in der Region Bodensee-Oberschwaben. www.wirundjetzt.org
Im nächsten Programmpunkt lernten die TeilnehmerInnen in Autor: Matthias Middendorf
vier Impulsvorträgen spannende und innovative Projekte aus Schweisfurth Stiftung, Rupprechtstr. 25, D-80636 München
FOLGE

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Es ist eine kurvige Strecke, zwischen Maisfeldern und kleinen Wäldern durch das
Linzgau, einer Region nördlich des Bodensees. Ich bin auf dem Weg zu Josef und
Sheila Heinzler. Schwer zu glauben wenn man es sieht, aber in dem idyllischen
Großstadelhofen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Pfullendorf, befindet sich
einer der größten Öko-Geflügelbetriebe Baden-Württembergs. Allein die Freiland-
Haltung von Puten ist schon eine Besonderheit. Aber neben dem Alltag in einem
so großen Betrieb, haben die beiden sich auch noch ein zweites Standbein aufge-
baut: ihre “Holunderlinie”.[...]

Josef und Sheila Heinzler haben aus der Not eine Tugend gemacht. Ihre Freiland-
Puten finden Schutz unter Holundersträuchern, aus deren Blüten und Früchten
Sirup und Saft hergestellt wird. Die Produkte werden unter eigener Marke in ganz
Baden-Württemberg vertrieben. Jährlich finden mehrere tausend Flaschen einen
Käufer, Produkte kommen aus der Region für die Region und die Heinzlers sind
wirtschaftlich besser aufgestellt...

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