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Kartoffeln

Anbau im Haus- und Kleingarten


Inhalt

Vorwort 01

Geschichte des Kartoffelanbaus 02

Botanik und Ertragsbildung 06

Sortenwahl 10

Pflanzgutbezug und ­Pflanzgutvorbereitung 16

Anbau und Pflege 20


Standortwahl und Fruchtfolge 20
Nährstoffversorgung 21
Bodenvorbereitung 22
Pflanzung 22
Pflegemaßnahmen 23
Bewässerung 24
Ernte 25

Pflanzenschutz 27
Wichtige Krankheiten 28
Wichtige Schädlinge 38
Meldepflichtige Krankheiten und Schädlinge 41

Abiotische Schäden 43

Lagerung 47
Vorwort

In Haus- und Kleingärten ist die Kartoffel Die vorliegende Broschüre bietet Hinweise
eine weit verbreitete Kulturpflanze. Haupt- zur Sortenwahl, zum Anbau und zur Lage-
motiv für den Anbau ist die zumindest rung der Kartoffel sowie zu wichtigen
zeitweise Selbstversorgung aus dem eige- Krankheiten, Schädlingen und Qualitäts-
nen Garten. Kartoffeln haben ihr Image als mängeln. Interessierte Leser finden auch
Sattmacher abgelegt und werden wegen Angaben zu Botanik und Geschichte. Es
ihres hohen ernährungsphysiologischen werden grundlegende Tipps und Anregungen
Wertes geschätzt. Auch optisch stellt ein zum Kartoffelanbau im Garten gegeben. Bei
blühender Kartoffelbestand eine Bereiche- sich jährlich ändernden Informationen, wie
rung für den Garten dar. zum Beispiel zu aktuellen Kartoffelsorten
In Deutschland sind etwa 200 Kartoffelsor- und im Kleingarten zugelassenen Pflanzen-
ten zugelassen. Zusammen mit Sorten aus schutzmitteln, wird auf wichtige Informati-
anderen Ländern der EU werden bundesweit onsquellen verwiesen.
jährlich von über 300 Sorten Pflanzkartof- Die Broschüre wurde in zweiter Auflage
feln erzeugt. Auch wenn nicht jede Sorte gemeinsam mit der Thüringer Landesanstalt
für den Garten geeignet oder verfügbar ist, für Landwirtschaft erstellt.
lohnt es sich, die von den Kartoffelzüchtern Ich wünsche allen Haus- und Kleingärtnern
geschaffene Vielfalt auszuprobieren. viel Freude und Erfolg beim Anbau von
Die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Kartoffeln!
Ernteknollen ist in jedem Jahr eine neue
Herausforderung. Kartoffeln reagieren ver-
gleichsweise stark auf Witterungseinflüsse
und können von zahlreichen Schaderregern
und Schädlingen beeinträchtigt werden.
Darüber hinaus stellt die Verwendung des Norbert Eichkorn
Präsident des Sächsischen
Pflanzgutes aus vegetativer Vermehrung Landesamtes für Umwelt,
eine Besonderheit dar. Landwirtschaft und Geologie

Vorwort | 01
Geschichte des Kartoffelanbaus
Die Heimat der Kartoffel ist Südamerika. Die rung angebaut wurde. Sie konnte sich nur
dort lebenden Völker kultivieren sie seit schwer durchsetzen, weil die ersten »Im-
mindestens 5.000 Jahren und bauen sie portkartoffeln« einen kratzigen Geschmack
noch heute in bis zu 4.000 m Höhe an. Es hatten und manche sogar ein Brennen im
scheint sicher, dass die Spanier die Kartoffel Hals verursachten. Die Kartoffel, wie wir sie
als Nutzpflanze im Reich der Inkas entdeck- heute kennen, ist erst durch jahrelange
ten und mit nach Europa brachten. Hier Züchtungsarbeit entstanden. Zudem ver-
wurde sie über viele Jahre wegen ihrer hinderte die weit verbreitete Meinung, die
schönen Blüten als Gartenpflanze angebaut, Kartoffel als Nachtschattengewächs sei
wobei sie sich immer weiter ausbreitete. giftig, lange die breite Anerkennung als
Erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Grundnahrungsmittel.
vor allem in Oberfranken und im Vogtland
erkannt, dass die Kartoffel nicht ins Blu- Förderung des Anbaus
menbeet, sondern in den Kochtopf gehört. König Friedrich II., der »Alte Fritz«, ergriff
Schlechte Ernten und Hunger führten dann drastische Maßnahmen, um den Kartoffel-
dazu, dass die Kartoffel auch für die Ernäh- anbau in Pommern und Schlesien durchzu-

02 | Geschichte des Kartoffelanbaus


setzen. Nachdem die kostenlose Verteilung Kartoffeln als Hauptnahrungsmittel
von Pflanzkartoffeln nicht den gewünschten Die Entwicklung der Kartoffeln zum Haupt-
Erfolg brachte, erließ er 1756 einen Befehl, nahrungsmittel und die damit verbundene
der den Kartoffelanbau für jeden Bauern zur Anbauausweitung hatten aber auch ihre
Pflicht machte. Dragoner kontrollierten, ob Schattenseiten. Mitte des 19. Jahrhunderts
der »Kartoffelbefehl« auch treu befolgt trat plötzlich auf den europäischen Kartof-
wurde, also die Kartoffeln auch wirklich felfeldern eine Krankheit auf, die ganze
gepflanzt wurden. Ernten vernichtete. Es war die Kraut- und
Herzog Ernst August von Weimar ließ den Knollenfäule, die auch heute noch Anbau-
Kartoffelanbau seit 1757 durch Anbauprä- und Lagerprobleme bereitet. Sie führte
mien fördern. Gleichzeitig erschienen in 1845 zu einer fast völligen Vernichtung der
den »Wöchentlichen Weimarischen Anzei- Kartoffelbestände in Irland. Es kam zu einer
gen« Anbauempfehlungen, weil die Kultur furchtbaren Hungersnot, der allein etwa
der Kartoffel noch nicht bekannt war. 1 Mio. Iren zum Opfer fielen, zusätzlich
Anfang des 19. Jahrhunderts waren die wanderten 1,5 Mio. Iren aus.
Prediger oft diejenigen, die den Bauern
neues Wissen vermitteln konnten. Dr. Carl Beginnende Mechanisierung
Wilhelm Ernst Putsche, Prediger zu Weni- Anbau, Pflege und Ernte von Kartoffeln sind
gen-Jena, verfasste 1819 den »Versuch einer arbeitsaufwändig wie bei keiner anderen
Monographie der Kartoffeln«. Er beschrieb landwirtschaftlichen Kultur. Der Kartoffel-
ausführlich die Kartoffelpflanze, die Züch- anbau in Gärten bedurfte anfänglich noch
tung, Inhaltsstoffe, Anbau und Verwen- keiner besonderen Geräte, die Kultur erfolgte
dungsmöglichkeiten und veranschaulichte per Hand. Mit der Aufnahme in den Feldbau
dies mit zahlreichen Zeichnungen. und der Ausdehnung der Anbaufläche wurde
der Einsatz von Hilfsmitteln erforderlich. Die
ersten Ideen zur Mechanisierung galten vor
allen Dingen der Vereinfachung und Erleich-
terung der bis dahin körperlich sehr anstren-
genden Ernte. So entwickelte der Deutsche
E. v. Kobylinski im Jahr 1842 den ersten
Siebkettenroder. Durch eine Stabgliederkette
wird der vom Schar gehobene Kartoffel-
damm über die Achse der Maschine geför-
dert, dabei abgesiebt und abgelegt.
Auf der ersten Deutschen Kartoffelausstel-
lung in Altenburg im Oktober 1875 waren
Kartoffelgraber von 1875 neben Geräten zur Vorbereitung des Feldes

Geschichte des Kartoffelanbaus | 03


(Pflüge, Krümmer, Eggen), Geräten und Ma- Entwicklung der Anbauflächen
schinen zur Pflanzung (zum Beispiel Baums’ bis heute
patentierter Kartoffelpflug oder Graf Müns- Der Kartoffelanbau in Deutschland erreich-
ters Kartoffellegemaschine), Kultivatoren te vor dem 1. Weltkrieg seine größte Aus-
und Hängepflügen auch Geräte und erste dehnung. Auf 3,5 Mio. ha wurden 45 Mio. t
Maschinen zur Ernte ausgestellt. Besonders geerntet und 289 kg Kartoffeln pro Kopf
erwähnenswert ist der Kartoffelgraber von verzehrt. Im Jahr 2015 betrug der Pro-
Heidemann in Liegnitz. Kopf-Verbrauch nur noch bescheidene 58 kg.
Mit den in Altenburg ausgestellten Maschi- 10,4 Mio. t Kartoffeln wurden von 237 Tha
nen war der Anfang der Mechanisierung in geerntet. Aufgrund ihrer günstigen Nähr-
der Kartoffelproduktion getan. Das wach- stoffzusammensetzung und der kaum zu
sende Bedürfnis, Hand- durch Maschinen- beschreibenden Vielfalt der Zubereitungs-
arbeit zu ersetzen und die Qualität der ge- möglichkeiten ist die Kartoffel heute ein
ernteten Kartoffeln zu erhöhen, führte zu unverzichtbarer Bestandteil einer ausge-
ständigen Verbesserungen. wogenen und vollwertigen Ernährung.
Unabhängig davon, ob die Knollen auf
großen Feldern oder im kleinen Hausgarten
gewachsen sind, sie sollten auf keinem
Speisezettel fehlen!

Gericht mit Kartoffeln

04 | Geschichte des Kartoffelanbaus


Geschichte des Kartoffelanbaus | 05
Botanik und Ertragsbildung
Kartoffeln (Solanum tuberosum) gehören und Färbung zur Bestimmung und Unter-
wie Tomaten zur Familie der Nachtschat- scheidung der Sorten genutzt werden
tengewächse (Solanaceae). Bei den für den können. Die Anzahl der austreibenden Kei-
Verzehr genutzten Knollen handelt es sich me hängt von der Sorte, der Knollengröße
um Teile des Sprosses, also um Sprossknol- und dem physiologischen Alter der Knolle
len. Die Knollen weisen ein Nabel- und ein ab. Bei hohem physiologischem Alter trei-
Kronenende auf. Am Nabelende war die ben weniger Keime aus, weil der erste Keim
Knolle während des Wachstums über einen die Bildung von weiteren Keimen stärker
unterirdischen Seitentrieb, den Stolon, mit unterdrückt, das heißt, die sogenannte
der Kartoffelpflanze verbunden. Am Kronen­ apikale Dominanz bei der Keimung wird
ende der Knolle liegen vor allem die als verstärkt. Mit zunehmenden Temperaturen
Augen bezeichneten Seitensprossanlagen. beim Wachstum der Knollen und bei der
Nach Beendigung der Keimruhe treiben aus Lagerung über Winter erhöht sich das
den Augen die neuen Keime aus. Erfolgt die physiologische Alter. Daher entwickeln sich
Keimung bei Belichtung, bilden sich die ty- bei warm gelagerten Knollen weniger Keime
pischen Lichtkeime, die anhand ihrer Form als bei kalt gelagerten.

06 | Botanik und Ertragsbildung


Lichtkeime am Kronenende Kartoffelpflanze mit Mutterknolle, Stolonen, Wurzeln
und Tochterknollen

Sprosse und Stolonen ein wichtiger Zeitraum. Bei Wassermangel


Im Boden wachsen die Sprosse zur Boden- werden weniger Tochterknollen angelegt.
oberfläche und bilden nach dem Aufgang
eine sich verzweigende Pflanze mit gefie- Blüte und Frucht
derten Blättern. Unterirdisch entspringen An der Pflanze erscheinen die Blütenanla-
von den Sprossen die Stolonen. Wurzeln gen und es kommt zur Blüte und Frucht-
gehen sowohl von den Sprossen als auch bildung. Die Blühneigung ist bei den Kar-
von den Stolonen aus. Eine ausreichende toffelsorten unterschiedlich ausgeprägt
Erdbedeckung der wachsenden Stolonen und variiert auch von Jahr zu Jahr. Eine
ist wichtig, da aus diesen beim Heraus- ausbleibende oder schwache Blüte wirkt
wachsen aus dem Damm ebenfalls oberir- sich nicht auf das Knollenwachstum und
dische Stängel mit Blattbildung entstehen den Ertrag aus. Die grünen Früchte der
würden. An der Spitze der Stolonen kommt Kartoffel sind Beeren, die wegen ihres
es nach einiger Zeit zum Dickenwachstum. hohen Solaningehaltes giftig und damit
Damit beginnt die Knollenanlage. Für die nicht genießbar sind. Die in den Beeren
Ertragsbildung ist dies im Hinblick auf die enthaltenen Samen werden für Züchtungs-
Anzahl der gebildeten Knollen pro Pflanze zwecke genutzt.

Botanik und Ertragsbildung | 07


Kartoffelblüte Kartoffelbeeren

Knollenwachstum und Reife Kartoffelknollen weisen mit etwa 75 % ei-


Das Knollenwachstum wird maßgeblich nen hohen Wassergehalt auf. Dadurch sind
vom Wasser- und Nährstoffangebot beein- sie gegen Beschädigungen empfindlich, für
flusst. Eine unausgeglichene Wasser- und verschiedene Krankheitserreger anfällig
Nährstoffversorgung führt nicht nur zu und bedürfen bei der Ernte sowie bei der
Ertragseinbußen, sondern kann auch die Ein- und Auslagerung einer schonenden
Knollenqualität beeinträchtigen und das Behandlung.
Auftreten von Krankheiten fördern. Die
Reife setzt ein, wenn sich das Kartoffelkraut
gelblich färbt und die Blätter von unten her
absterben. Die Knollen bilden erst nach dem
Absterben des Krautes bzw. nach dessen
Beseitigung eine feste Schale. Nur schalen-
feste Ernteknollen eignen sich für eine
längere Lagerung.

08 | Botanik und Ertragsbildung


Botanik und Ertragsbildung | 09
Sortenwahl
Mit der Sortenwahl wird die Grundlage für Reifezeit und Lagereignung
das spätere Ernteergebnis gelegt. Empfoh- Erstes Kriterium bei der Sortenwahl von
len wird, sich über die verschiedenen Sor- Kartoffeln ist die Reifezeit. Sorten der sehr
teneigenschaften zu informieren, um eine frühen Reifegruppe werden meist im Juli
gezielte Auswahl treffen zu können. Wenn geerntet. Eine Ernte ist bereits im Juni
möglich, sollten zwei oder mehrere Sorten möglich, wenn das Pflanzgut vorgekeimt
mit verschiedenen Eigenschaften angebaut wird, das Auspflanzen zeitig erfolgt und die
werden. So kann nicht nur die Vielfalt ge- Dämme anfänglich mit einer Folie abge-
nutzt und ausprobiert, sondern auch eine deckt werden. Kartoffeln der frühen Reife-
je nach Witterung auftretende ungünstige gruppe sind im August erntereif und mittel-
Eigenschaft einer Sorte ausgeglichen frühe Sorten ab Anfang September. Sorten
werden. der mittelspäten bis sehr späten Reifegrup-
Bei der Sortenwahl sind die nachfolgenden pe können ab Mitte September gerodet
Merkmale zu beachten. werden, in manchen Jahren aber auch erst
im Oktober. Tendenziell nimmt mit längerer

10 | Sortenwahl
Reifezeit das Ertragsvermögen zu und die sind, gelingt ein Kartoffelsalat am besten
Lagerfähigkeit der Kartoffeln verbessert mit einer »festkochenden« und ein Püree am
sich. Es gibt aber auch frühe Sorten, die bis besten mit einer »mehligkochenden« Sorte.
Februar eingelagert werden können, wäh- Neben den Kocheigenschaften unterschei-
rend bei einzelnen mittelfrühen Sorten be- den sich die Kartoffelsorten auch durch den
reits im Dezember die Keimung einsetzen Geschmack. Da die individuellen Ansprüche
kann. Können keine optimalen Lagerbedin- an eine »gute« Kartoffelsorte unterschied-
gungen gewährleistet werden, sollte auf lich ausfallen, sollte man die Sortenwahl in
den Anbau von keimfreudigen Sorten ver- dieser Beziehung nach den eigenen Vorstel-
zichtet werden. lungen und Vorlieben treffen. Dabei ist zu
bedenken, dass die sortentypische Ausprä-
Kocheigenschaften und Geschmack gung der Koch- und Speiseeigenschaften
Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der deutlich von den Bodeneigenschaften im
Sortenwahl ist der Kochtyp. In Abhängigkeit Garten, der Witterung und den Anbaumaß-
von den Kocheigenschaften einer Sorte er- nahmen wie zum Beispiel Düngung und
gibt sich die Eignung für verschiedene Bewässerung beeinflusst werden. Sie kön-
Kartoffelgerichte. Während »vorwiegend nen daher von Jahr zu Jahr variieren. So ist
festkochende« Sorten universell einsetzbar es zum Beispiel möglich, dass in trockenen

Reifegruppen bei Kartoffeln


Reifegruppe Normale Erntezeit Lagereignung*

sehr früh Juni – Juli gering

früh August mittel bis gut

mittelfrüh September gut

mittelspät bis sehr spät September – Oktober gut

* mit deutlichen Sortenunterschieden innerhalb der Reifegruppe

Kochtypen bei Kartoffeln


Kochtyp Eignung

Festkochend Kartoffelsalat, Bratkartoffeln, Pell- und Salzkartoffeln

Vorwiegend festkochend Pell- und Salzkartoffeln, Aufläufe, Suppen

Mehligkochend Püree, Klöße, Suppen, Aufläufe, Pell- und Salzkartoffeln

Sortenwahl | 11
können unterschiedlich sein. Knollen unter-
scheiden sich durch Augentiefe, die Form
(rundoval bis lang), die Schalenbeschaffen-
heit (glatt, genetzt, rau) und die Schalen-
farbe (gelb, rot, blau) sowie die Fleischfarbe
(weiß, hellgelb bis tiefgelb, rot, blau). Ein
Zusammenhang dieser Merkmale mit der
Ertragsfähigkeit sowie den Koch- und
Speiseeigenschaften besteht nicht.
Neuere Sorten haben meist eine gelbe,
glatte Schale, flache Augen und eine gelbe
Fleischfarbe. Insbesondere bei den Knollen-
merkmalen existiert eine ausgeprägte Vari-
Zubereitung von Pellkartoffeln ation, mit der sich der Anbau von Kartoffeln
im Kleingarten vielfältig gestalten lässt.
Sorten mit langer Knollenform müssen bei
der Ernte sowie Ein- und Auslagerung be-
Jahren mit intensiver Sonneneinstrahlung sonders schonend behandelt werden, um
eine als festkochend eingestufte Sorte eher Beschädigungen an den empfindlichen
mehlig kochende Eigenschaften aufweist. Enden zu vermeiden.
Darüber hinaus entfalten einige Sorten erst
nach mehrwöchiger Lagerung ihre typi- Knollenzahl und Sortierung
schen Koch- und Speiseeigenschaften. der Ernteknollen
Bei Speisekartoffeln liegt der Stärkegehalt Manche Kartoffelsorten setzen viele Knollen
meist in einem Bereich von 11 bis 18 %. In pro Pflanze an, andere dagegen nur wenige.
der Regel ist der Stärkegehalt bei mehlig­ Demzufolge bilden sich viele kleine Ernte-
kochenden Sorten höher als bei festkochen- knollen (Untergrößen) oder es entstehen
den, vorwiegend festkochende Sorten liegen sogenannte Übergrößen. Die Größe der
dazwischen. Ernteknollen lässt sich unabhängig von den
Sorteneigenschaften auch über die Pflanz-
Kraut- und Knollenmerkmale knollengröße, den Pflanzabstand in der
Auch äußerlich sind Kartoffelsorten ver- Reihe und den Zeitpunkt der Krautbeseiti-
schieden. Beim Kartoffelkraut betrifft dies gung beeinflussen.
die Wuchsform (aufrecht oder breitwüch-
sig). Die Neigung zur Blütenbildung und die
Blütenfarbe (weiß, rot- oder blauviolett)

12 | Sortenwahl
Resistenzen und Neigung
zu Knollenmängeln
Kartoffelsorten unterscheiden sich deutlich
bezüglich ihrer Anfälligkeit für Viruskrank-
heiten. Da die meisten Kartoffelvirosen über
das Pflanzgut übertragen werden, ist es für
den Anbau entscheidend, dass nur gesunde
Pflanzknollen Verwendung finden. Dies wird
durch den Einsatz von Zertifiziertem Pflanz-
gut gewährleistet. Nachgebautes Pflanzgut
aus dem eigenen Garten sollte nur von
Sorten mit ausgeprägter Resistenz gegen
das Blattrollvirus und Y-Virus verwendet
Kartoffelsorten mit verschiedener Fleischfarbe werden.
Bei der wichtigsten Kartoffelkrankheit, der
Kraut- und Knollenfäule, bestehen weniger
ausgeprägte Sortenunterschiede in der
Anfälligkeit. Bei günstigen Ausbreitungsbe-

Kartoffelsorten mit verschiedener Knollenform und Schalenfarbe

Sortenwahl | 13
dingungen für den Schadpilz werden alle Bei Zwiewuchs, Hohlherzigkeit und Wachs-
Sorten befallen, in der Regel zunächst die tumsrissen verhalten sich die Sorten eben-
früheren und dann die späteren Sorten. falls nicht einheitlich. Für das Auftreten
Dem Auftreten des Kartoffelschorfes kann dieser Knollenmängel ist jedoch eine aus-
durch eine gezielte Sortenwahl entgegen- geglichene Wasser- und Nährstoffversor-
gewirkt werden. Bestehen im Garten för- gung der Kartoffeln wichtiger als die Sor-
dernde Befallsbedingungen für diese bakte- tenwahl.
rielle Krankheit (leichter Boden, hoher
pH-Wert, keine Bewässerungsmöglichkeit), Informationsquellen
sollte auf den Anbau einer stark schorfan- zu Kartoffelsorten
fälligen Sorte verzichtet werden. Detaillierte Informationen über Eigenschaf-
Die Neigung zu Schwarzfleckigkeit ist eben- ten von Kartoffelsorten finden sich in der
falls stark sortenabhängig. Kartoffelsorten, Beschreibenden Sortenliste, die jährlich
die bei dieser Eigenschaft einen Schwach- vom Bundessortenamt herausgegeben wird
punkt haben, bedürfen einer sehr schonen- (www.bundessortenamt.de). Neu zugelasse-
den Behandlung. Das heißt zum Beispiel, ne Kartoffelsorten werden unter regionalen
dass ein Umschütten der Knollen mit hohen Anbaubedingungen in Landessortenversu-
Fallhöhen zu vermeiden ist. chen geprüft. Die daraus abgeleiteten Sor-
tenempfehlungen dienen vorrangig der
Landwirtschaft, können aber auch als Ori-
entierung von Kleingärtnern genutzt wer-
den (Ergebnisse aus Sachsen und Thüringen
siehe unter www.smul.sachsen.de/lfulg bzw.
www.thueringen.de/de/tll).
Neben den in Deutschland vom Bundessor-
tenamt zugelassenen Sorten können auch
Kartoffelsorten mit einer Zulassung in ei-
nem anderen Land der Europäischen Union
in Deutschland vertrieben und angebaut
werden (sogenannte EU-Sorten). Sorten mit
regionaler Anbaubedeutung, wie zum Bei-
spiel ›Bamberger Hörnchen‹, sind als Erhal-
tungssorten zugelassen und erhältlich.

Gekochte Kartoffeln

14 | Sortenwahl
Sortenwahl | 15
Pflanzgutbezug und
­Pflanzgutvorbereitung
Pflanzgutbezug und laubt ist. Bei Pflanzkartoffeln muss es sich
Pflanzgutqualität um amtlich anerkannte Ware handeln.
Kartoffelpflanzgut für den Kleingarten kann Dieses »Zertifizierte Pflanzgut« ist durch ein
im Frühjahr in Baumärkten, im Landhandel, blaues Etikett oder eine blaue Banderole
in landwirtschaftlichen Betrieben mit Kar- gekennzeichnet. Angaben zur Sorte, Aner-
toffelvermehrung sowie auf Pflanzgut- kennungsnummer, zum Datum der Ver-
märkten erworben werden (Termine für schließung und zum Füllgewicht sind ables-
Sachsen im Internet unter: www.qualitaets bar. Der Käufer sollte das Etikett und den
kartoffeln.com). Auch über das Internet Kaufbeleg aufbewahren, um gegebenenfalls
wird Kartoffelpflanzgut angeboten, insbe- eine Gewährleistung nutzen zu können.
sondere von älteren Sorten. Generell ist zu Pflanzgutmengen bis 10 kg dürfen unge-
beachten, dass ein Verkauf von Speise- oder kennzeichnet und unverschlossen verkauft
Futterkartoffeln für Pflanzzwecke nicht er- werden, wenn sie aus vorschriftsmäßig

16 | Pflanzgutbezug und ­Pflanzgutvorbereitung


gekennzeichneten Behältnissen entnom- in denen vorzeitige Alterung der Pflanz-
men werden. In diesem Fall kann sich der knollen, Keimbildung und Frostschäden
Käufer bei der Übergabe die Sortenbezeich- vermieden werden. Dagegen bieten Haus-
nung und Anerkennungsnummer schriftlich keller kaum noch Möglichkeiten für eine
angeben lassen. fachgerechte Lagerung von nachgebauten
Im Vergleich zum Nachbau aus dem eigenen Pflanzknollen über Winter. Insbesondere bei
Garten ergeben sich durch den Kauf von mehrjährigem Nachbau ist das Risiko für
Zertifiziertem Pflanzgut folgende Vorteile: sogenannte Abbaukrankheiten hoch. Der
Das Pflanzgut wurde amtlich auf Sorten- Anteil viruskranker Knollen steigt erfah-
echtheit und -reinheit, Nematodenfreiheit, rungsgemäß an. Ertrags- und Qualitätsein-
verschiedene Kartoffelkrankheiten, Beschä- bußen sind die Folgen.
digungen und auf Fremdstoffe geprüft. Bei Trotz der genannten Vorteile lassen sich
gefährlichen Krankheiten wie zum Beispiel auch bei Zertifiziertem Pflanzgut Mängel
Bakterieller Ringfäule und Kartoffelkrebs nicht ganz ausschließen. Nicht sichtbare,
muss das Pflanzgut befallsfrei sein. Bei an den Pflanzknollen vorhandene Schader-
anderen Krankheiten wie zum Beispiel Viro- reger können zu Krankheiten beim Vorkei-
sen und Kartoffelschorf ist ein festgelegter men oder nach dem Auspflanzen führen.
Befallsgrad zulässig. Das Pflanzgut sollte vor Nässe geschützt
Die Erzeugung von Pflanzkartoffeln erfolgt aufbewahrt und regelmäßig kontrolliert
in speziellen Vermehrungsbetrieben. Diese werden.
verfügen über professionelle Kartoffellager,

Pflanzknollen in Vorkeimkisten

Pflanzgutbezug und ­Pflanzgutvorbereitung | 17


Pflanzgutvorbereitung
Unter Pflanzgutvorbereitung ist das Vorkei-
men und Keimstimmen der Pflanzknollen zu
verstehen. Ziel ist es, durch Temperaturein-
wirkung das Wachstum der Pflanzknollen
bereits vor dem Auspflanzen anzuregen.
Dies hat folgende Vorteile:

nn Kranke Knollen werden sichtbar ge-


macht und können ausgelesen werden.
nn Die Kartoffeln gehen schneller und
gleichmäßiger auf.
nn Der Befall durch Rhizoctonia-­Wurzel­
töterkrankheit wird geringer.
nn Die Bodenfeuchtigkeit wird besser Stabile Lichtkeime am Ende des Vorkeimens
­ausgenutzt.
nn Bei Frühkartoffeln wird der Erntetermin
vorverlegt.
nn Die Zeit bis zum Auftreten der
­Krautfäule wird besser ausgenutzt. Vorkeimen von Pflanzknollen:
nn Befüllen der Vorkeimkisten vier bis
Vorkeimen sechs Wochen vor dem Pflanztermin
Zum Vorkeimen wird das Pflanzgut über mit maximal zwei Knollenlagen
mehrere Wochen in Vorkeimkisten aus Holz nn Wärmestoß von 18 – 20 °C über zwei
oder Kunststoff unter Belichtung aufbe- bis drei Tage
wahrt (siehe Übersicht). Bei keimträgen nn danach Aufbewahrung bei 10 – 15 °C
Sorten ist ein Wärmestoß über zwei bis drei nn Belichtung ab Beginn der Keimbildung
Tage zu empfehlen. Sobald die Keime an den mit Tages- oder Kunstlicht
Augen der Pflanzknollen erscheinen, ist eine nn Abhärtung bei 5 – 8 °C einige Tage
Belichtung erforderlich, damit es zur Bildung vor dem ­Auspflanzen
gut ausgefärbter stabiler Lichtkeime kommt. nn zum Auspflanzen wieder auf
Am besten ist diffuses Tageslicht geeignet. 10 – 15 °C erwärmen
Möglich sind aber auch künstliche Lichtquel-
len, wie zum Beispiel Leuchtstoffröhren. Ziel: 10 – 15 mm lange, fest sitzende, gut
ausgefärbte Lichtkeime

18 | Pflanzgutbezug und ­Pflanzgutvorbereitung


Keimstimmen
Das Keimstimmen als mögliche Alternative
zum Vorkeimen erfolgt über einen kürzeren
Zeitraum von zwei bis drei Wochen ohne
Belichtung der Knollen. Es bilden sich
stecknadelgroße Keime. Ist dann ein Aus-
pflanzen nicht möglich, müssen die Pflanz-
knollen in Vorkeimkisten gelegt und belich-
tet werden, um der Bildung von leicht
abbrechenden Dunkelkeimen entgegenzu-
wirken. Keimgestimmte Pflanzknollen brin-
gen einen zusätzlichen Wachstumsvor-
sprung von etwa einer Woche.
Bei der Pflanzgutvorbereitung ist es wich­
Pflanzknollen in Keimstimmung tig, zu hohe Temperaturen zu vermeiden
(zum Beispiel Zimmertemperatur über vier
Wochen). Neben einer zu starken Wasser-
abgabe der Pflanzknollen hätte dies zur
Vorgekeimte Knollen entwickeln sich nach Folge, dass die Anzahl der austreibenden
dem Auspflanzen zügiger als nicht vorge- Keime verringert wird. Ursache hierfür ist
keimte. Sie gehen 8 bis 14 Tage eher auf eine zu starke Erhöhung des physiologi-
und haben somit einen deutlichen Wachs- schen Alters der Knollen und die damit
tumsvorsprung. Dies sollte vor allem bei verbundene stärkere Unterdrückung der
sehr frühen und frühen Sorten genutzt Keimbildung an den Pflanzknollen durch
werden, kommt aber auch mittelfrühen den zuerst ausgebildeten Keim. Es entwi-
Sorten zugute, weil die Zeit bis zum Auftre- ckeln sich dann weniger Sprosse und
ten der Krautfäule besser genutzt wird. Der Tochterknollen. Allerdings kann man die-
frühere Aufgang ist bei der Wahl des sen Effekt bei Frühkartoffeln auch gezielt
Pflanztermins zu beachten, um die vorge- nutzen, um mit weniger angelegten Knol-
keimten Kartoffeln nicht der Gefahr von len rasch eine erntefähige Größe zu er­
Spätfrösten auszusetzen. reichen.

Pflanzgutbezug und ­Pflanzgutvorbereitung | 19


Anbau und Pflege
Standortwahl und Fruchtfolge Ungünstig ist eine unmittelbare Nachbar-
Der Standort der Kartoffel sollte vollsonnig schaft zu Tomaten, weil eine rasche Über-
sein und eine gute Luftzirkulation ermögli- tragung der Kraut- und Knollenfäule die
chen. In windgeschützten Lagen trocknen Folge sein kann.
die Blätter nach Niederschlägen langsamer Der Anbau von Kartoffeln auf der gleichen
ab, so dass es zu einer Förderung der Kraut- Fläche erfordert eine Wartezeit von vier
und Knollenfäule kommt. Jahren. Ansonsten treten Schädlinge und
Die Kartoffel stellt an den Boden keine be- Krankheiten verstärkt auf. Das hat Ertrags-
sonderen Ansprüche. Staunasse und sehr verluste zur Folge. Für eine Vielzahl von
schwere Böden eignen sich jedoch nicht. Kulturpflanzen kann die Kartoffel eine gute
Auf sandigen Böden ist besonders auf eine Vorkultur sein, weil bei ihrem Anbau Un-
ausreichende Wasserversorgung zu achten. kräuter unterdrückt werden und der Boden
Außerdem ist auf diesen gut durchlüfteten eine gute Gare erhält.
Böden stärker mit Kartoffelschorf zu rech- Die Kartoffel ist nicht als Vorkultur für den
nen, so dass schorfanfällige Sorten für Anbau von Erdbeeren geeignet. Bodenbür-
diese Böden nicht in Frage kommen. tige Pilze, die beim Kartoffelanbau auftreten

20 | Anbau und Pflege


Kompost im Kleingarten Gründüngung fördert das Bodenleben

können, schädigen auch die Wurzeln der Die Bestimmung des Gehaltes an minera­
Erdbeerpflanzen. lischem Stickstoff kann im Frühjahr vor
Ein Anbau von Kartoffeln direkt nach einem Vegetationsbeginn mit Hilfe eines Nitrat­
Wiesenumbruch kann einen stärkeren Befall schnelltests erfolgen. Eine Überversorgung
mit Drahtwürmern nach sich ziehen. mit Stickstoff sollte vermieden werden.
Frühkartoffeln werden bereits im Juli oder Stickstoffüberschuss begünstigt Krankhei-
sogar Juni geerntet, so dass genügend Zeit ten, verzögert die Reife und beeinträchtigt
für eine Zweitkultur mit Gemüse oder eine den Geschmack. Lagereigenschaften wer-
Gründüngung bleibt. den ebenfalls negativ beeinflusst. Im Klein­
garten erübrigt sich der Einsatz von mine-
Nährstoffversorgung ralischem Dünger oft, weil die meisten
Die Kartoffel stellt hohe Ansprüche an die Böden auf Grund der regelmäßigen Kom-
Versorgung mit den Hauptnährstoffen postausbringung sehr gut mit den Haupt-
Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesi- nährstoffen versorgt sind.
um. Sowohl den Nährstoffgehalt im Boden Kartoffeln reagieren positiv auf eine gute
als auch den Humusgehalt und pH-Wert Kaliumversorgung. Trockenstress wird dann
lässt man am besten im Bodenlabor unter- besser toleriert und die Ernteknollen neigen
suchen. Vom Labor erhält man, sofern weniger zu Schwarzfleckigkeit und Koch-
notwendig, eine Düngeempfehlung. Der dunkelung.
erforderliche Dünger wird bereits mit der Ergibt sich aus der Bodenuntersuchung die
Bodenvorbereitung ausgebracht. Notwendigkeit einer Kalkung des Bodens,

Anbau und Pflege | 21


sollte diese nicht vor Kartoffeln erfolgen,
um das Auftreten des Kartoffelschorfes
nicht zu begünstigen.

Bodenvorbereitung
Der Anbau tief wurzelnder Gründüngungs-
pflanzen, wie zum Beispiel Ölrettich oder
Lupine im Sommer des Vorjahres, bewirkt
eine gute Bodenstruktur und reichert den
Boden mit organischer Substanz an. Gut
verrotteter Stallmist (ca. 3 kg/m²) oder Kom-
post aus dem eigenen Garten (ca. 3 l/m²) wird
im Frühjahr ausgebracht. Frischer Stall­mist
sollte dagegen bereits im Spätsommer oder Pflanzknolle nach dem Auslegen
Herbst des Vorjahres eingearbeitet werden.
Der Boden wird im Frühjahr gelockert, so-
dass eventuell vorhandene Verdichtungen
beseitigt werden und genügend lockere Vier bis acht Zentimeter tiefe Rinnen wer-
Erde zum Auspflanzen und Anhäufeln vor- den im Abstand von 70 cm mit einer Hacke
handen ist. Größere Steine und Erdklumpen oder einem Häufler gezogen. In diese Rinnen
werden entfernt, um ein ungestörtes Wachs­ werden die Pflanzkartoffeln im Abstand von
tum der Knollen zu ermöglichen. Im Gegen- 28 bis 35 cm abgelegt. Der Pflanzgutbedarf
satz zu verschiedenen Gemüsekulturen be- beträgt somit etwa 2 bis 3 kg je 10 m². Die
dürfen Kartoffeln keines sehr feinkrümeligen Pflanztiefe orientiert sich an der Pflanz-
Bodens. Die vergleichsweise kräftigen Triebe knollengröße. Die Oberkante der Pflanz-
der Kartoffel durchdringen die Bodenober- knolle soll mit der ursprünglich vorhande-
fläche auch bei etwas grober strukturierter nen Bodenoberfläche abschließen. Über den
Erde. Pflanzabstand in der Reihe lässt sich die
Entstehung von Unter- und Übergrößen
Pflanzung beeinflussen. Klein fallende Sorten sollten
Der Zeitpunkt des Pflanzens von Kartoffeln mit größerem Abstand ausgepflanzt wer-
ist ab einer Bodentemperatur von 8 °C den, groß fallende Sorten dagegen mit
möglich. Höhere Temperaturen tragen zu kleinerem Abstand. Allerdings ist hierbei
einem rascheren und gleichmäßigeren auch die Sortierung des Pflanzgutes zu
Aufgang der Kartoffeln bei und vermindern berücksichtigen. Je größer die Pflanzknolle
die Gefahr von Krankheiten. ist, desto mehr Keime treiben aus, so dass

22 | Anbau und Pflege


Blühender Kartoffelbestand mit hohem Wasserbedarf

auch die Anzahl der Stängel und der ange- Pflegemaßnahmen


legten Tochterknollen erhöht werden. Große Sobald die Triebe an der Bodenoberfläche
Pflanzknollen werden mit weiterem Abstand erscheinen und sich die ersten Blätter ent-
in der Reihe gelegt. Dagegen empfiehlt es wickelt haben, wird der Boden gelockert
sich, kleine Pflanzknollen in der Reihe und aufkommendes Unkraut entfernt. Da-
dichter auszupflanzen, sofern ein hoher nach häufelt man die Reihen etwa hand-
Anteil an Übergrößen bei den Ernteknollen hoch an. Nach dem Aufgang der Kartoffeln
vermieden werden soll. kann die Handhacke zunächst auch in den
Vorgekeimte Pflanzknollen werden so in Reihen eingesetzt werden. Später sollte
den Boden gelegt, dass die Mehrzahl der nicht mehr zwischen den Pflanzen gehackt
gebildeten Lichtkeime zur Bodenoberfläche werden, um die Stolonen und jungen Toch-
ausgerichtet ist. Die ausgelegten Pflanz- terknollen nicht zu beschädigen. Während
knollen werden mit Erde bedeckt, so dass der gesamten Kulturzeit muss zwei- bis
ein flacher Damm entsteht. dreimal angehäufelt werden. Es sollte ein
Das Auflegen von Lochfolie oder Vlies bis trapezförmiger Damm entstehen. Eine gute
etwa Mitte Mai nach den Eisheiligen trägt Erdbedeckung ist erforderlich, um ein Her-
zur Wachstumsbeschleunigung bei. Darüber auswachsen der Stolonen aus dem Damm
hinaus vermindert eine Vliesabdeckung die und ein Ergrünen der Knollen zu vermeiden.
Gefahr des Erfrierens beim Auftreten von Beim Hacken und Häufeln können die Kar-
Spätfrösten.

Anbau und Pflege | 23


Kartoffelpflanzen mit gelb gefärbten unteren Blättern

toffeln auf einen Befall mit Kartoffelkäfern tätsmängeln, zum Beispiel in Form von
und Krankheiten kontrolliert werden. Knollendeformationen. Mit Beginn der
Eine Düngungsmaßnahme während der Knollenentwicklung nimmt der Wasserbe-
Kultur ist nicht mehr erforderlich, weil die darf deutlich zu. Dies ist etwa der Zeitpunkt
Kartoffel bis zur Blüte den höchsten Nähr- des Erscheinens der Blütenknospen. Insbe-
stoffbedarf hat. Dieser wird durch die Um- sondere von der Blüte bis zum Beginn der
setzung von Humus zu Nährstoffen im Krautabreife, vor allem drei bis vier Wochen
Boden realisiert. Dabei trägt die bei Kartof- nach der Blüte, sollten die Kartoffeln gut
feln praktizierte intensive Pflege in Form mit Wasser versorgt sein. Weil sich die
von Hacken und Häufeln zu einer Nähr- Hauptwurzelmasse im Damm befindet,
stoffmobilisierung bei. sollte dieser bei der Bewässerung gut durch-
feuchtet werden. Allerdings ist Staunässe zu
Bewässerung vermeiden, die Fäulniserkrankungen be-
Auf leichteren Böden und/oder bei anhal- günstigt. Eine Beregnung der Kartoffeln
tender Trockenheit kann eine Zusatzbewäs- von oben, also über das Kraut, kann das
serung erforderlich sein. Kartoffeln reagie- Auftreten der Kraut- und Knollenfäule
ren auf Wassermangel nicht nur mit fördern. Das Wasser sollte daher möglichst
Ertragseinbußen, sondern auch mit Quali- direkt auf die Dämme gegeben werden.

24 | Anbau und Pflege


len zu achten. Diese wird erreicht, wenn
das Kraut vollständig abgestorben ist.
Haben die Knollen die gewünschte Größe
erlangt und zeigt das Kraut deutliche Rei-
feerscheinungen, kann das restliche Kraut
zur Reifebeschleunigung abgeschnitten
werden. Anzuraten ist eine Krautbeseiti-
gung auf jeden Fall, wenn vor der Ernte
noch ein Befall mit Krautfäule vorhanden
ist. Nach der Krautbeseitigung verbleiben
die Knollen noch etwa 14 Tage im Boden,
bis sie schalenfest sind.
Wird das Kraut zu früh abgeschnitten, das
heißt es ist noch dunkelgrün und weist
keine Reifeerscheinungen auf, dann treiben
Frisch geerntete Knollen beim Abtrocknen die Kartoffeln erneut aus und die Reife der
Knollen verzögert sich.
Empfohlen wird, die Kartoffeln nach Errei-
chen der Schalenfestigkeit zügig zu ernten.
Ernte Mit einem weiteren Verbleiben im Boden
Der Erntetermin hängt von der Sorte ab. nimmt die Gefahr von Drahtwurmschäden
Bei Frühkartoffeln kann mit der Ernte ab und von Rhizoctonia-Pocken zu.
Anfang Juli gerechnet werden. Bei guter Die Knollen sind bei trockenem Boden
Vorkeimung und frühem Pflanztermin sind schonend zu ernten. Beschädigte Knollen
sie sogar im Juni erntbar. Neben einer an- sind auszulesen und möglichst schnell zu
sprechenden Knollengröße kommt es dar- verwerten. Für die Ernte eignet sich am
auf an, dass das Kraut bereits Reifeerschei- besten eine Grabgabel oder eine Kartoffel-
nungen zeigt, das heißt es nimmt eine hacke. Ist der Boden bei der Ernte feucht,
gelblich grüne Färbung an und die unteren sollten die Knollen nach dem Roden zu-
Blätter beginnen abzusterben. Es wird je- nächst auf der Erde zum Abtrocknen liegen
weils nur soviel geerntet, wie zur Mahlzeit bleiben, bevor sie in Körbe oder Säcke ge-
verbraucht wird. Die Schale ist noch sehr füllt werden. Im Spätsommer und Herbst
dünn und lässt sich mit dem Daumen bieten daher die meist wärmeren Nachmit-
verschieben. tagsstunden gute Bedingungen für eine
Bei mittelfrühen und späten Sorten, die für schonende Ernte. Diese ist zudem eine
die Lagerung vorgesehen sind, ist unbe- wichtige Voraussetzung für eine lange La-
dingt auf Schalenfestigkeit der Ernteknol- gerfähigkeit der Kartoffelknollen.

Anbau und Pflege | 25


26 | Anbau und Pflege
Pflanzenschutz
Von der Pflanzung der Kartoffeln bis zur Vielmehr dürfen im Garten nur Pflanzen-
ihrer Ernte können viele Schaderreger den schutzmittel angewendet werden, die aus-
Erfolg schmälern. Einige Kartoffelkrankhei- drücklich eine »Zulassung für den Haus- und
ten und -schädlinge müssen bekämpft Kleingarten« besitzen. Informationen über
werden, um eine gute Ernte zu erzielen, zugelassene Pflanzenschutzmittel im Haus-
andere werden im Garten toleriert. und Kleingarten finden sich im Internet zum
Manche Krankheiten und Schädlinge lassen Beispiel unter www.landwirtschaft.sachsen.
sich durch ackerbauliche Maßnahmen nicht de/landwirtschaft/4430.htm oder
ausreichend bekämpfen. Wenn dann chemi- www.bvl.bund.de.
sche Pflanzenschutzmittel eingesetzt wer- Um Bekämpfungsmaßnahmen gezielt und
den, ist Folgendes unbedingt zu beachten: umweltfreundlich durchzuführen, ist es
Pflanzenschutzmittel dürfen nur entspre- besonders wichtig, Schaderreger schon im
chend ihrer Zulassung angewendet werden. Stadium des Anfangsbefalls zu erkennen.
Das schließt auch ein, dass Mittel, die im Deswegen werden die im Haus- und Klein-
Ackerbau zugelassen sind, nicht automa- garten wichtigsten Krankheiten und Schäd-
tisch im Garten verwendet werden dürfen. linge nachfolgend vorgestellt.

Pflanzenschutz | 27
Wichtige Krankheiten

Kraut- und Knollenfäule (Braunfäule)


Die Kraut- und Knollenfäule ist die
wichtigste Kartoffelkrankheit. Wenn sie
nicht bekämpft wird und zusätzlich der
Witterungsverlauf ungünstig ist, kann
die Ernte komplett vernichtet werden.
Die Fäule am Kartoffelkraut (»Krautfäu-
le«) und an der Knolle (»Braunfäule«) wird
durch denselben pilzlichen Erreger Phy-
tophthora infestans verursacht.
Krautfäule

Schadbild

sich sehr schnell dunkel verfärben. Diese


Flecken weisen auf der Blattunterseite,
insbesondere in den Übergangsbereichen
zwischen krankem und gesundem Gewebe,
einen grau weißen zarten Belag, den Pilzra-
sen auf. Bei trockenem Wetter ist der Pilz-
rasen nicht mehr zu erkennen. Am Stängel
treten brüchige braune Stellen auf.

Knollen- oder Braunfäule


Krautfäule an Blattunterseite mit Pilzrasen Auf den Knollen zeigen sich bleigraue, leicht
eingesunkene Flecken, die beim Schneiden
Krautfäule eine unscharfe Begrenzung zu dem übrigen
Die Krankheit ist im Bestand zuerst an den Knollengewebe erkennen lassen. Das Knol-
Blättern erkennbar. Dort zeigen sich bei lengewebe ist im Anschnitt graubraun
feuchtem Wetter gelblich grüne Flecken, die marmoriert.

28 | Pflanzenschutz
Schaderreger

Der die Fäule verursachende Pilz, Phytoph-


thora infestans, überdauert in infizierten
Knollen. Von dort aus wächst er in die
Pflanze ein und führt zuerst zu einer Stän-
gelinfektion. Am Stängel und an den Blät-
tern bilden sich bei feuchtem Wetter Sporen,
die sich rasch im Bestand ausbreiten kön-
nen. Die Sporen infizieren weitere Kartoffel-
blätter und führen zu fortschreitender
Krautfäule. Sie benötigen mehrstündige Braunfäule
Blattnässe, um neue Kartoffelblätter infizie-
ren zu können. Lediglich eine längere Wit- Der jährliche Infektionskreislauf schließt
terungsphase, in der sowohl Regen als auch sich wieder, indem Sporen mit Regenwasser
Feuchtigkeit durch Taubildung fehlen, un- in den Boden gewaschen werden bzw. die
terbricht das Fortschreiten der Infektion. Kartoffeln bei der Ernte infiziert werden.

Bekämpfungsmaßnahmen

Prinzipiell ist das vorgesehene Pflanzgut und zu entfernen. Somit wird verhindert,
genau auf Befallssymptome zu kontrollieren. dass Sporen vom Laub in die Erde gewa-
Nur absolut gesunde Knollen sind für die schen werden, wo sie die Knollen infizieren
Pflanzung zu verwenden. Eine Vorkeimung könnten. Die Knollenernte ist frühestens 14
des Pflanzgutes und zeitiges Legen sind von Tage danach zu beginnen, wenn eine aus-
Vorteil. Eine Vorverlegung des Wachstums in reichende Schalenfestigkeit erreicht ist.
die noch befallsfreie Zeit ist so möglich. Die Sinnvoll ist es außerdem, zu Freilandtomaten
Bestände sind an windoffenen Stellen im ausreichend Abstand zu halten, weil derselbe
Garten und bei nicht zu engem Reihenab- Erreger für die Tomaten-Braunfäule verant-
stand zu pflanzen, damit eine schnelle Ab- wortlich ist. Eine gegenseitige Infektion ist
trocknung gewährleistet wird. In kritischen möglich.
Infektionszeiten und Lagen sind erste Symp­ Zur chemischen Bekämpfung der Kraut­
tome am Kraut sofort mechanisch zu entfer- fäule sind für den Kleinanbau verschiedene
nen. Wenn möglich, sollten Kartoffeln nicht Präparate zugelassen, die entsprechend der
über das Laub gegossen werden. Anwendungsvorschrift angewendet werden
Es ist auch hilfreich, das Kartoffelkraut müssen.
nach dem Knollenwachstum abzuschneiden

Pflanzenschutz | 29
Nassfäule/
Schwarzbeinigkeit
Auch für die Nassfäule bzw. Schwarzbei-
nigkeit gilt, dass im Prinzip ein Erreger
verschiedene Schadbilder hervorrufen
kann.

Schwarzbeinigkeit

Schadbild

Nassfäule der Knolle


Die beginnende Fäule wird durch dunkle
Einsenkungen der Schale angezeigt. Das
Gewebe der Kartoffelknolle zersetzt sich
später in eine weiche, breiige und stinkende
Masse. Die Gewebefäule wird allgemein
durch eine dunkle Linie zum gesunden
Knollengewebe getrennt. Nach dem Schnei-
den erkrankter weicher Knollen riecht der
Nassfäule im Anfangsstadium Faulbrei deutlich modrig. Das faulende
Gewebe dunkelt an der Luft schnell und
Welke und Schwarzfärbung des Stängels wird braunschwarz.
Die Kartoffelpflanzen beginnen an Triebspit-
zen zu welken. An den unteren Stängelbe-
reichen tritt eine schwarzbraune, schmieri-
ge Verfärbung auf. Mitunter sind die jungen
Triebe so stark befallen, dass sie nicht
wachsen können und dadurch Fehlstellen
im Bestand entstehen. Zudem treten oft in
den unteren Stängelbereichen Fäulen auf,
die zur Welke der gesamten Pflanze führen
können. Nassfäule im fortgeschrittenen Stadium

30 | Pflanzenschutz
Schaderreger

Bakterien der Gattungen Pectobacterium in das Innere der Tochterknollen. Die Fäule
und Dickeya sind für das Auftreten der der Knollen kommt im Allgemeinen erst
Welke und der Nassfäule verantwortlich. unter Luftabschluss im Lager zum Aus-
Früher waren diese Bakterien der Gattung bruch. Ein schneller Ausbruch der Fäule ist
Erwinia zugeordnet, weswegen das Schad- bei Ernteverletzungen der Knollen festzu-
bild oft noch unter dem Namen Erwinia- stellen. Offenes Gewebe verbunden mit
Nassfäule bekannt ist. anhaltender Feuchtigkeit beschleunigt den
Die in den Pflanzknollen überdauernden Verlauf der Erkrankung.
Bakterien gelangen beim Zerfall der Mut-
terknollen über Lentizellen oder Stolonen

Bekämpfungsmaßnahmen

Beim Vorkeimen und vor dem Auspflanzen schnelles Abtrocknen der geernteten Knol-
sind Knollen mit Symptomen einer Nass- len. Die Knollen müssen zur Ernte schalen-
fäule zu beseitigen. Nach dem Aufgang der fest sein. Die Entnahme der Knollen aus den
Kartoffeln sollten Pflanzen mit dem Schad- Kartoffelhorden bzw. Kisten sollte so scho-
bild »Schwarzbeinigkeit« entfernt werden. nend wie möglich erfolgen. Faule Knollen
Der beste Schutz vor dieser Fäule ist eine sind konsequent auszulesen. Lagerbehält-
beschädigungsarme Ernte bei nicht zu nisse sind nach Gebrauch gründlich zu
niedrigen Bodentemperaturen und ein reinigen.

Pflanzenschutz | 31
Trockenfäule

Fusarium-Trockenfäule Fusarium-Trockenfäule an aufgeschnittener Knolle

Schadbild und Schaderreger

Die Trockenfäule führt zu einem Wasserver- i­nfestans, der dem Fusarium-Pilz den Ein-
lust des Gewebes. Das Kartoffelgewebe ist tritt in die Kartoffel erleichtert. Eine ähnli-
zwar verfault, aber nicht nass. Trockenfäu- che Trockenfäule ruft auch der Pilz Phoma
len können durch verschiedene pilzliche hervor.
Schaderreger verursacht werden. Ein weiterer Erreger einer Trockenfäule ist
der Pilz Alternaria. Die Alternaria-Trocken-
Ein Erreger von Trockenfäule-Symptomen fäule (auch Hartfäule genannt) zeigt sich
ist der Pilz Fusarium. Auf der Oberfläche von außen durch mehr oder weniger große,
befallener Kartoffeln erscheinen weißliche eingesunkene, dunkel verfärbte Flecke auf
bis rosafarbene Häufchen, die vorwiegend der Kartoffelschale. Unter den Flecken be-
aus Sporen dieses Pilzes bestehen. Diese finden sich trockene, durch eine schmale,
Trockenfäule wird bisweilen auch Weißfäu- glasige Zone vom gesunden Kartoffelgewe-
le genannt. Beim Aufschneiden der Kartoffel be abgegrenzte Fäulniszonen. Diese eigent-
fällt auf, dass die Stellen unter der Schale lich eher seltene Fäule kann nach trockenen
morsch sind. Der Pilz dringt immer weiter in und warmen Sommern häufiger auftreten,
die Kartoffel vor und lässt sie vermorschen insbesondere dann, wenn schon an den
und schrumpfen. Die Fusarium-Trockenfäu- Blättern die Symptome der nachfolgend
le entsteht oft in Folge einer Braunfäule­ beschriebenen Alternaria-Dürrflecken-
infektion durch den Pilz Phytophthora krankheit aufgetreten sind.

32 | Pflanzenschutz
Dürrfleckenkrankheit

Dürrfleckenkrankheit

Schadbild und Schaderreger

Auf den Blättern sind kleinere oder größere, bei häufigem Wechsel von Trockenheit und
scharf abgegrenzte konzentrische Flecken starken Niederschlägen eine hohe Ausbrei-
zu erkennen, die im weiteren Verlauf aufrei- tungsgeschwindigkeit.
ßen und herausfallen können. Ältere Blätter Zwei Arten der Gattung Alternaria sind für
werden zuerst befallen, die Dürrflecken- dieses Schadbild verantwortlich. Von der
krankheit entwickelt sich an den Pflanzen jeweiligen Art hängt ab, ob es sich eher um
von unten nach oben. Auf den Knollen sind viele kleinere »Sprühflecken« oder um grö-
ebenfalls runde, eingesunkene Flecken zu ßere »Dürrflecken« handelt. Beide Arten
finden, die gegen gesundes Gewebe scharf überdauern in den Pflanzknollen oder in
abgegrenzt sind. Diese Krankheit tritt be- infiziertem Pflanzenmaterial im Boden.
vorzugt bei warmer Witterung auf und hat

Bekämpfungsmaßnahmen

Die beschädigungsarme Ernte von ausge- rate Bekämpfung der Dürrfleckenkrankheit


reiften, also schalenfesten Knollen bei tro- ist im Kleingarten nicht erforderlich.
ckenem Wetter ist eine ausreichende Vor-
sorge. Alternaria wird durch Fungizide
gegen die Krautfäule mit erfasst, eine sepa-

Pflanzenschutz | 33
Rhizoctonia-Wurzeltöterkrankheit

Rhizoctonia-Befall an Kartoffelknollen

Schadbild und Schaderreger

Der Bestand wächst ungleichmäßig und mit eng begrenzte Trockenfäule zu beobachten,
Fehlstellen. An jungen Trieben zeigen sich die sich unter runden, leicht eingesunkenen
vor allem im unterirdischen Bereich trocke- Flecken an der Schale entwickelt. Im Unter-
ne Verbräunungen. Erkrankte Pflanzen wei- schied zu Fraßschäden durch Drahtwürmer
sen eine stumpfgrüne Farbe auf und welken. bleibt die Knollenschale als Häutchen über
Am Stängelgrund wird ein schmutzigweißer der Befallsstelle erhalten. Darüber hinaus
Belag sichtbar, der als »Weißhosigkeit« be- kann die sortentypische Sortierung der
zeichnet wird. Die Ernteknollen sind mit Ernteknollen verändert sein, das heißt, es
schwarzen Pocken besetzt sowie durch werden zahlreiche kleine Knollen oder sehr
Missbildungen und Rauschaligkeit in ihrer wenige große Knollen gebildet.
Qualität beeinträchtigt. Mitunter ist eine

Bekämpfungsmaßnahmen

Als Pflanzkartoffeln sollten nur Knollen termin schränken die Erkrankung ein.
ohne schwarze Pocken, die Überdauerungs- Erkranktes Laub sollte schnell entfernt
organe des Pilzes, verwendet werden. Es ist werden. Die Ernte ist zügig nach Erreichen
unbedingt notwendig, die Jugendentwick- der Schalenfestigkeit vorzunehmen, um
lung der Pflanzen zu fördern. Gut vorge- einer weiteren Bildung von Pocken entge-
keimte Knollen und ein optimaler Pflanz­ genzuwirken.

34 | Pflanzenschutz
Schorf

Kartoffelschorf

Schadbild und Schaderreger

Auf den Knollen bilden sich wenige Millime- durch Umwelteinflüsse, den Zeitpunkt der
ter große, korkartige Flecken, die als Flach- Infektion und die Schnelligkeit der Wund-
schorf, mit Buckeln oder als tiefe Krater in kernbildung gesteuert. Die Bakterien drin-
Erscheinung treten können. Die Speisequa- gen während des Knollenwachstums in die
lität wird nicht beeinträchtigt, aber die Atemöffnungen der Kartoffelknolle, die
Schälabfälle werden größer und die Halt- Lentizellen, ein. Sie sind besonders auf
barkeit der Knollen leidet. leichten Böden anzutreffen.
Die Symptome des Gewöhnlichen Kartoffel-
schorfs werden von im Boden lebenden
Bakterien, Streptomyces scabies, hervorge-
rufen. Die Ausbildung der Schorftypen wird

Bekämpfungsmaßnahmen

Gefährdete Böden (hoher Sandanteil, hoher Knollenbildung wirkt sich vorteilhaft aus.
pH-Wert) sind mit einer regelmäßigen Eine Kalkung der Kartoffeln ist hingegen
Fruchtfolge zu belegen. Durch die Auswahl befallsfördernd.
von Sorten mit guter Schorfresistenz lässt
sich das Auftreten der Krankheit deutlich
verringern. Eine Bewässerung zur Zeit der

Pflanzenschutz | 35
Silberschorf

Silberschorf

Schadbild und Schaderreger

Auf der Schale der Kartoffelknollen sind Ursache für die silbrigen Flecken ist eine
silbrige Flecke zu sehen. Auffällig ist dies pilzliche Infektion der Kartoffelschale. Der
besonders an sauber gewaschenen Knollen. Pilz, Helminthosporium solani, breitet sich in
Häufig ist dieses Schadbild an gewaschenen der Schale aus und lässt Luft in die Schale
und in Folie verpackten Kartoffeln aus dem eindringen. Die eingelagerte Luftschicht
Handel zu finden. Der Schaden entsteht bewirkt das silbrig glänzende Aussehen.
meist erst hier, wenn die gewaschenen Gute Wachstumsbedingungen findet der Pilz
Kartoffeln im Supermarkt in Folie einge- bei feuchter und nicht ausreichend kühler
packt »schwitzen«. Lagerung. Eine Ausbreitung kann im Lager
und über erkranktes Pflanzgut erfolgen.

Bekämpfungsmaßnahmen

Um Silberschorf einzudämmen, sollten


Kartoffeln nur gut abgetrocknet eingelagert
werden. Kartoffeln dürfen vor der Lagerung
nicht gewaschen werden.

36 | Pflanzenschutz
Viruserkrankungen der Kartoffel

Virusbefall an Blättern (rechts gesunde Pflanze) Virusbefall an Knollen

Schadbild und Schaderreger

Eine Virusinfektion führt zu vermindertem Die meisten Kartoffelviren werden durch


Wachstum, deformierten und absterbenden Blattläuse übertragen. Die Knollen virus-
Blättern. Minderertrag und auch Deforma- kranker Pflanzen bringen wieder viruskran-
tionen (Ringnekrosen) oder im Querschnitt ke Pflanzen hervor, an denen sich Blattläu-
fleckige Knollen (Eisenfleckigkeit) können se neu infizieren. Somit nimmt der Anteil
auftreten. Stark viruskranke Pflanzen zeigen viruskranker Knollen im Laufe der Kartoffel-
im Laufe der Saison deutliche Absterbeer- generationen zu.
scheinungen.

Bekämpfungsmaßnahmen

Um den Anteil viruskranker Knollen gering schrieben. Werden die strengen Anforde-
zu halten, werden Pflanzkartoffeln immer rungen nicht erreicht, können die Kartoffeln
wieder neu aus getesteten, gesunden Knol- nicht als Pflanzgut anerkannt werden.
len vermehrt. Für die Anerkennung von Die Verwendung von Zertifiziertem Pflanz-
Kartoffeln als Pflanzgut ist eine amtliche gut ist die wichtigste Strategie gegen einen
Prüfung auf verschiedene Viren vorge- Virusbefall.

Pflanzenschutz | 37
Wichtige Schädlinge

Kartoffelkäfer

Kartoffelkäfer Larven des Kartoffelkäfers

Schadbild und Schaderreger


Der Käfer überwintert im Boden. Ab Mai, zur lettierfraß durch. Oft bleiben nur noch die
Löwenzahnblüte, kommt er an die Boden­ Blattrippen stehen.
oberfläche und sucht Nachtschattenge- Insgesamt werden vier Larvenstadien durch-
wächse, vornehmlich Kartoffeln, auf. Nach laufen, die nach etwa vier Wochen abge-
etwa zwei Wochen Reifungsfraß an den schlossen sind. Die Verpuppung erfolgt einige
Blättern beginnt die Eiablage. Ein Weibchen Zentimeter tief im Boden. Die neue Käferge-
kann bis zu 400 Eier auf den Blattuntersei- neration erscheint etwa Ende Juli auf den
ten in Gruppen von 10 bis 30 Stück ablegen. Kartoffelpflanzen und beginnt mit dem Rei-
Nach einer reichlichen Woche schlüpfen die fungsfraß. Teilweise kommt es nochmals zur
Larven, die mit Loch- und Blattrandfraß Eiablage, ein Teil der Käfer zieht sich in Bo-
beginnen. Ältere Larven führen einen Ske- dentiefen von 10 bis 25 cm zurück.

Bekämpfungsmaßnahmen

Wenn möglich, sollten an Kartoffeln im wiederholen. Auf einen Insektizid-Einsatz


Hausgarten die gelben Eigelege, die rötli- gegen Kartoffelkäfer sollte im Garten ver-
chen Larven und die Käfer regelmäßig ab- zichtet werden.
gesammelt werden. Das ist wöchentlich zu

38 | Pflanzenschutz
Blattläuse
Blattläuse sind im Kartoffelanbau weniger Kartoffel übertragen. Sind die Läuse durch
wegen ihrem direkten Schaden durch Sau- bestimmte Viren infiziert, was fast regelmä-
gen oder der Verschmutzung durch ihre ßig der Fall ist, übertragen sie diese Viren
klebrigen Exkremente gefürchtet, sondern während des Saugvorganges auf die Kartof-
dadurch, dass sie Viruserkrankungen der felpflanzen.

Erdraupen

Schadbild und Schaderreger


Die Jungraupen können Fenster- und Loch- lings, der im Juni und Juli fliegt. Die Eier
fraß an jungen Kartoffelpflanzen verursa- werden an Unkräutern, selten am Boden
chen. Gravierender ist allerdings der Fraß- direkt abgelegt. Die Larven fressen bis zu
schaden in Form von Höhlungen und ihrem sechsten Larvenstadium und über-
Löchern an den Kartoffelknollen. wintern dann als Raupe in Erdhöhlen.
Vornehmlich handelt es sich um die Larve
der Wintersaateule, eines Eulenschmetter-

Bekämpfungsmaßnahmen
Eine Bekämpfung ist nur gegen die
Jungraupen mit zugelassenen Insektiziden
Erfolg versprechend, sollte aber im Klein-
garten wohl überdacht werden.

Pflanzenschutz | 39
Drahtwürmer

Drahtwurm Fraßschäden durch Drahtwürmer

Schadbild und Schaderreger

Die Kartoffelknollen sind mit Bohrgängen 2,5 cm lang werden und sich erst nach
von bis zu 3 mm Durchmesser angebohrt. mehreren Jahren verpuppen. Insbesondere
Diese Bohrlöcher sind zum Teil noch mit bei Trockenheit suchen die Larven in Kar-
Pilzen infiziert. Geschädigte Knollen kön- toffeln Schutz und Feuchtigkeit. Ein an-
nen nur mit hohen Schälabfällen verwen- sonsten günstiger hoher Humusanteil im
det werden. Boden, zum Beispiel nach einem Wiesen-
Die Fraßschäden werden von den wurmar- umbruch, führt zu einem hohen Befall mit
tigen Larven des Schnellkäfers hervorgeru- Drahtwürmern.
fen. Nach der Eiablage schlüpfen etwa
Ende Juni/Anfang Juli goldgelbe, runde
Larven, die bei ca. 3 mm Durchmesser bis

Bekämpfungsmaßnahmen

Das Schadauftreten ist vor allem nach ei-


nem Wiesenumbruch zu verzeichnen. Eine
zügige Ernte nach dem Erreichen der Scha-
lenfestigkeit mindert den Schaden deutlich.

40 | Pflanzenschutz
Meldepflichtige Krankheiten
und Schädlinge

Einige Krankheiten und Schädlinge, die in einer sogenannten Quarantäneliste und


Deutschland noch nicht weit verbreitet sind meldepflichtig (Meldung an den je-
sind, jedoch für den Kartoffelanbau eine weils zuständigen Pflanzenschutzdienst).
Bedrohung darstellen, befinden sich auf

Bakterielle Ringfäule und Bakterielle Schleimkrankheit

An den äußerlich unauffälligen Knollen ist Mengen weiterer Kartoffeln zu infizieren.


beim Durchschneiden eine Verfärbung des Diese Krankheiten, die insbesondere in der
Gefäßbündelringes erkennbar. Beim Zusam- Nachkriegszeit verbreitet waren, als Pflanz-
mendrücken der geschnittenen Kartoffel tritt kartoffeln noch geschnitten wurden, kommen
aus dem Gefäßbündelring Bakterienschleim nur noch sehr selten in Deutschland vor.
aus. Der austretende Bakterienschleim ist in Kartoffeln, die eine Anerkennung als Pflanz-
der Lage, über Geräte, im Boden verbleibende kartoffel haben, sind auf diese beiden bakte-
Kartoffeln und andere Wirtspflanzen große riellen Krankheiten untersucht.

Kartoffelkrebs

Kartoffelkrebs gilt als eine der gefährlichs- Wucherungen. In diesen Wucherungen


ten Kartoffelkrankheiten. Durch diese Er- entstehen die kurzlebigen Sommersporen
krankung wird sowohl die Qualität als auch und Dauersporangien des pilzlichen Erre-
die Erntemenge äußerst negativ beeinflusst. gers Synchytrium endobioticum. Die Spo–
An allen Pflanzenorganen, mit Ausnahme rangien werden in den Boden freigesetzt
der Wurzeln, bilden sich blumenkohlartige und können dort sehr lange Zeit überdau-

Pflanzenschutz | 41
ern. Der Erreger ist in der Lage zahlreiche
Pathotypen zu bilden. Prophylaxe ist die
wichtigste Maßnahme gegen Kartoffelkrebs,
das heißt, es ist unbedingt darauf Wert zu
legen, anerkanntes Pflanzgut auch im
Kleinanbau einzusetzen. Eine direkte Be-
kämpfung ist nicht möglich. Befallene Flä-
chen werden durch Verfügung langjährig
(10 bis 20 Jahre) für den Kartoffelanbau
gesperrt. Vor einer Wiederaufnahme des
Kartoffelanbaues auf solchen Flächen muss
die Befallsfreiheit amtlich nachgewiesen
werden. In Deutschland ist die Gefahr des
Kartoffelkrebses keinesfalls gebannt. In den
osteuropäischen Ländern, die der EU beige-
treten sind, ist der Erreger teilweise noch Kartoffelkrebs
stark verbreitet.

Kartoffelnematoden

Nematoden sind mikroskopisch kleine fa- bleiben sie im Boden für etwa 12 Jahre
denförmige Würmer, die im Allgemeinen im infektiös.
Boden leben. Bei Kartoffeln verursachen Nesterweise kleinwüchsige Pflanzen, ver-
besonders die Zysten bildenden Nematoden gilbte Blätter, struppige Wurzelballen mit
der Gattung Globodera größere Schäden. sichtbaren kugelförmigen goldgelben, spä-
Wirtspflanzen sind neben der Kartoffel auch ter braunen bzw. weißen Zysten von 0,5 bis
andere Nachtschattengewächse. 1,0 mm Durchmesser sind als Schadbild
Die Larven der Kartoffelnematoden drin- typisch. Bei erneutem Kartoffelanbau kann
gen in die Wurzelrinde ein. Die Wirtspflan- die Population sprunghaft ansteigen.
ze bildet Riesenzellen und die Weibchen Im Garten empfiehlt es sich, wegen der
verlieren zunehmend ihre wurmförmige Kartoffelnematoden und bodenübertragba-
Gestalt und schließlich sind an den Wur- ren Krankheiten, die Kartoffelanbaufläche
zeln die kugelförmigen angeschwollenen regelmäßig zu wechseln und möglichst
Weibchen (ca. 1 mm im Durchmesser) gut mehrjährige Anbaupausen einzuhalten.
zu erkennen. Nach einer gewissen Zeit
fallen diese von den Wurzeln ab. Als Zysten

42 | Pflanzenschutz
Abiotische Schäden
An Kartoffelknollen treten oftmals Schadbil- heitserregers haben, sondern auf verschie-
der auf, die ihre Ursache nicht in der direk- dene andere Einflüsse zurückzuführen sind.
ten Einwirkung eines bestimmten Krank-

Losschaligkeit
Als Losschaligkeit wird das Auftreten von
lose flattriger Schale bezeichnet. Das unter
der abgeblätterten Schale liegende Gewebe
wird dunkelfleckig und kann leicht in Fäul-
nis übergehen. Ursache für Losschaligkeit
ist eine zu frühe Ernte. Kartoffeln für eine
Einlagerung sollten erst geerntet werden,
wenn sich die Schale nicht mehr leicht mit
dem Daumen abreiben lässt. Losschaligkeit

Abiotische Schäden | 43
Schwarzfleckigkeit
Die Ausbildung von blaugrauen bis schwärz-
lichen Bereichen an den Knollen kann ver-
schiedene Ursachen haben. Druck und Stoß
bei der Ernte begünstigen Schädigungen,
die später eine Verfärbung bewirken. Geför-
dert werden solche Verfärbungen zusätzlich
durch einen Mangel am Nährstoff Kalium.
Die Sortenwahl hat ebenfalls einen großen
Einfluss auf das Auftreten von Schwarz­
fleckigkeit.
Kalt gelagerte Knollen sollten besonders
vorsichtig behandelt werden, weil bei niedri- Schwarzfleckigkeit

gen Temperaturen die Neigung zu Schwarz-


fleckigkeit erheblich zunimmt. Mit der
Lager­dauer steigt die Gefahr für Schwarz- den Atmungsverlusten und gestiegener
fleckigkeit, weil die Knollen mit zunehmen- Wasserabgabe empfindlicher werden.

Ergrünung

An den Kartoffelknollen ist eine teilweise


oder vollständige Ergrünung zu erkennen.
Ursachen sind entweder eine unzureichen-
de Erdbedeckung der heranwachsenden
Knollen im Garten oder ein Lichteinfall auf
die Knollen im Lager. Kleinere Grünstellen
können beim Schälen der Kartoffeln groß-
zügig weggeschnitten werden. Vollständig
ergrünte Knollen sind dagegen nicht für
den Verzehr geeignet. Ergrünen von Knollen aufgrund unzureichender
­Erdbedeckung

44 | Abiotische Schäden
Kindelbildung, Zwiewuchs und Wachstumsrisse
Wechselnd trockene und feuchte Witterung
kann zu verschiedenen Schadbildern füh-
ren: Knollen können deformiert sein, Aus-
wüchse und Zwillingsbildung sind möglich
sowie Risse in den Knollen. Hantelförmige
Knollen können entstehen oder perlschnur-
artig mehrere Knöllchen angesetzt werden.
Stellenweise sind diese missgebildeten
Kartoffeln glasig. Ursache für die beschrie-
benen Missbildungen sind Trockenheit
während der Wachstumsphase und nach-
folgende Feuchtigkeit, die ein Weiterwach- Zwiewuchs

sen bzw. erneuten Knollenansatz ermög-


licht. Dieser Wechsel von Trockenheit und
Feuchtigkeit kann nicht nur durch Witte- ungleichmäßige Bewässerung während des
rungsextreme, sondern auch durch eine zu Knollenwachstums hervorgerufen werden.

Hohlherzigkeit

Eine im Zentrum der Knolle auftretende


Braunmarkigkeit, die sich später zu einem
Hohlraum entwickelt, nennt man Hohlher-
zigkeit. Der Hohlraum ist dabei von einer
Korkschicht umgeben. Die Hohlherzigkeit
ist Folge von zu reichlicher Stickstoffdün-
gung und zu weiten Standräumen, die ein
übermäßiges Wachstum der Kartoffelknol-
len ermöglichen. Die Sorten reagieren da-
rauf unterschiedlich stark mit Hohlherzig-
keit. Hohlherzigkeit

Abiotische Schäden | 45
Frostschaden an Blättern
Wenn Kartoffeln zeitig gepflanzt werden
und deshalb Frost abbekommen, können sie
zurückfrieren. Ein geringer Frostschaden in
Form von Verbräunungen an den Blättern
verwächst sich wieder. Um solche Frost-
schäden zu vermeiden, sollte nicht zu früh
gepflanzt werden. Außerdem kann ein An-
bau unter Vlies in begrenztem Umfang vor
Frost schützen und die Ernte verfrühen.

Frostschaden an Blättern

Frostschaden an Knollen

Kartoffeln erfrieren bereits bei Temperatu- Stärke zu Zucker gespalten wird. Diese
ren von – 1 °C bis – 2 °C. Deswegen sind Knollen können leicht in Fäulnis übergehen.
Kartoffellager grundsätzlich frostfrei zu Die Ausprägung der Symptome ist unter-
halten. Erfrorene Kartoffeln werden weiß- schiedlich und auch von der Stärke des
lich-glasig, wässrig und weich, später Frostes abhängig.
schwarz. Sie schmecken süßlich, weil die

46 | Abiotische Schäden
Lagerung
Eine Kartoffelknolle ist lebendes Material, Ist die Luftfeuchtigkeit im Lager zu gering,
das sich in Abhängigkeit von der Umgebung nimmt die Verdunstung zu. Dies führt zu
verändern kann. Die wichtigsten Prozesse einer Verminderung des Knollengewichtes,
der biologisch aktiven Knolle sind Atmung, die Neigung zur Schwarzfleckigkeit steigt.
Verdunstung, Keimruhe und Keimung. Ver- Die Dauer der Keimruhe ist sortenspezifisch
änderungen der Gewebestruktur und Ver- und temperaturabhängig. Sie lässt sich in
änderungen von Inhaltsstoffen gehen damit zwei Phasen einteilen: Die natürliche, sor-
einher. tenspezifische Keimruhe, in der die Knollen
Bei der Atmung wird zur Energiegewinnung auch bei über 8 °C nicht keimen, und die
Stärke zu Zucker abgebaut. Die Atmungsin- erzwungene Ruhe, wo nur durch optimale
tensität ist bei 5 °C am geringsten, bei hö- Temperaturen eine Keimung unterbunden
heren oder niedrigeren Temperaturen steigt werden kann. Keimhemmungsmittel für den
sie an. Gesteigerte Atmungsaktivität führt Haus- und Kleingarten sind derzeit nicht
zum Altern der Kartoffeln, sie werden zugelassen. Die Keimung kann aber durch
schrumpelig. lockeres Abdecken mit Papiersäcken verzö-
gert werden.

Lagerung | 47
Besonders empfindlich für Gewebeschädi- diges Auslegen in der Sonne. Kranke und bei
gungen sind kalte Knollen. Diese sind also der Ernte beschädigte Kartoffeln werden
sehr vorsichtig zu behandeln oder vor der aussortiert und für den Sofortverbrauch
Auslagerung anzuwärmen, um der Schwarz- gesondert gelagert. Gründlich sortierte
fleckigkeit vorzubeugen. Kartoffeln sind länger lagerfähig und vor
Während der Lagerung kann es zu Verände- Infektionen geschützt.
rungen von Inhaltsstoffen kommen. So Der beste Ort ist ein dunkler, luftiger und
sinkt der Vitamin-C-Gehalt. Glycoalkaloide etwas feuchter Keller, in dem möglichst
(Solanin, Chaconin) dienen der Kartoffel als keine Äpfel aufbewahrt werden, weil diese
Abwehr gegen Fraßschädlinge, sind aber das reifefördernde Ethylen abgeben. Die
auch an der Geschmacksbildung beteiligt. Kartoffeln würden verfrüht keimen. Eine
Sie sind in der Kartoffel nicht gleichmäßig frostfreie Erdmiete ist auch geeignet.
verteilt, sondern im Schalenbereich und um Kartoffeln wollen bei der Lagerung atmen,
die Keime herum konzentriert. Schon einfa- dunkel liegen und nicht schwitzen. Die op-
ches Schälen reduziert den Gehalt. Erhöhte timale Lagertemperatur liegt bei etwa 5 °C.
Konzentrationen an Solanin durch Lichtein- Bewährt hat sich die Lagerung in einer
wirkung sind am Ergrünen der Knollen zu Kartoffelstiege oder lose auf Lattenrosten,
erkennen. Solche Stellen sind großzügig damit ständig Luft an die Knollen kommt.
wegzuschneiden. Eine Veränderung des Kartoffeln keinesfalls in Plastiktüten aufbe-
Solaningehaltes unter optimalen Lagerbe- wahren! Sie könnten nicht mehr atmen und
dingungen konnte bisher nicht nachgewie- Schwitzwasser würde zu Infektionen füh-
sen werden. ren. Knollen, die vorschnell keimen oder
Die Einlagerung für den Wintervorrat sollte andere Mängel aufweisen, müssen in Ab-
gut vorbereitet werden. Die Knollen müssen ständen ausgelesen werden, um weitere
sauber (nicht gewaschen!) und trocken sein. Infektionen zu vermeiden.
Das erreicht man durch ein- bis zweistün-

Tipps für gute Kartoffellagerbedingungen

nn Dunkle Räume: Ist der Raum zu hell, ist der Abbau der Stärke zu Zucker. Bei
bekommen die Kartoffeln grüne Stellen. leichtem Erwärmen der Kartoffeln wird
nn Kühle Lagerung: Sind die Temperaturen der Zucker wieder in Stärke umgewandelt,
zu hoch, keimen die Kartoffeln schnell. die Kartoffeln sind nicht mehr süß.
nn Frostfreie Lagerung: Ist es zu kalt, wer- Diese Rückumwandlung ist nach Frost­
den die Kartoffeln süß. Ursache dafür einwirkung nicht möglich.

48 | Lagerung
Herausgeber:
Sächsisches Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Pillnitzer Platz 3, 01326 Dresden
Telefon: + 49 351 2612-0 / Telefax: + 49 351 2612-1099
E-Mail: lfulg@smul.sachsen.de
www.smul.sachsen.de/lfulg

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL)


Naumburger Straße 98, 07743 Jena
Telefon: + 49 3641 683-0 / Telefax: + 49 3641 683-390
E-Mail: postmaster@tll.thueringen.de
www.thueringen.de/de/tll

Redaktion:
LfULG, Abteilung Landwirtschaft
Referat Pflanzenbau
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Karalus
Telefon: +49 35242 631-7205 / Telefax: +49 35242 631-7299
E-Mail: Wolfgang.Karalus@smul.sachsen.de
Text:
Sabine Wölfel (TLL): Geschichte des Kartoffelanbaus, Lagerung
Dr. Ralph-Peter Nußbaum (TLL): Pflanzenschutz, Abiotische Schäden
Gerd Großmann (LfULG): Anbau und Pflege
Dr. Wolfgang Karalus (LfULG): Botanik und Ertragsbildung,
Sortenwahl, Pflanzgutbezug und Pflanzgutvorbereitung
Fotos:
Dr. Wolfgang Karalus, LfULG (Seiten 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20, 21 rechts, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30 rechts,
32 links, 33, 34, 35, 36, 37 links, 38, 40, 43, 44, 45, 46, 47, Titelseite)
Barbara Schön, LfULG (Seiten 4, 21 links)
Dr. Ralph-Peter Nußbaum, TLL (Seiten 30 links, 32 rechts, 37 rechts)
Dr. Peter Büttner, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (Seite 42)

Gestaltung und Satz: Sandstein Kommunikation GmbH


Druck: Lößnitz-Druck GmbH
Redaktionsschluss: 18.11. 2016
Auflage: 5.000 Exemplare; 3. veränderte Auflage
Papier: gedruckt auf 100 % Recycling-Papier
Bezug:
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