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Vorwort 01
Sortenwahl 10
Pflanzenschutz 27
Wichtige Krankheiten 28
Wichtige Schädlinge 38
Meldepflichtige Krankheiten und Schädlinge 41
Abiotische Schäden 43
Lagerung 47
Vorwort
In Haus- und Kleingärten ist die Kartoffel Die vorliegende Broschüre bietet Hinweise
eine weit verbreitete Kulturpflanze. Haupt- zur Sortenwahl, zum Anbau und zur Lage-
motiv für den Anbau ist die zumindest rung der Kartoffel sowie zu wichtigen
zeitweise Selbstversorgung aus dem eige- Krankheiten, Schädlingen und Qualitäts-
nen Garten. Kartoffeln haben ihr Image als mängeln. Interessierte Leser finden auch
Sattmacher abgelegt und werden wegen Angaben zu Botanik und Geschichte. Es
ihres hohen ernährungsphysiologischen werden grundlegende Tipps und Anregungen
Wertes geschätzt. Auch optisch stellt ein zum Kartoffelanbau im Garten gegeben. Bei
blühender Kartoffelbestand eine Bereiche- sich jährlich ändernden Informationen, wie
rung für den Garten dar. zum Beispiel zu aktuellen Kartoffelsorten
In Deutschland sind etwa 200 Kartoffelsor- und im Kleingarten zugelassenen Pflanzen-
ten zugelassen. Zusammen mit Sorten aus schutzmitteln, wird auf wichtige Informati-
anderen Ländern der EU werden bundesweit onsquellen verwiesen.
jährlich von über 300 Sorten Pflanzkartof- Die Broschüre wurde in zweiter Auflage
feln erzeugt. Auch wenn nicht jede Sorte gemeinsam mit der Thüringer Landesanstalt
für den Garten geeignet oder verfügbar ist, für Landwirtschaft erstellt.
lohnt es sich, die von den Kartoffelzüchtern Ich wünsche allen Haus- und Kleingärtnern
geschaffene Vielfalt auszuprobieren. viel Freude und Erfolg beim Anbau von
Die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Kartoffeln!
Ernteknollen ist in jedem Jahr eine neue
Herausforderung. Kartoffeln reagieren ver-
gleichsweise stark auf Witterungseinflüsse
und können von zahlreichen Schaderregern
und Schädlingen beeinträchtigt werden.
Darüber hinaus stellt die Verwendung des Norbert Eichkorn
Präsident des Sächsischen
Pflanzgutes aus vegetativer Vermehrung Landesamtes für Umwelt,
eine Besonderheit dar. Landwirtschaft und Geologie
Vorwort | 01
Geschichte des Kartoffelanbaus
Die Heimat der Kartoffel ist Südamerika. Die rung angebaut wurde. Sie konnte sich nur
dort lebenden Völker kultivieren sie seit schwer durchsetzen, weil die ersten »Im-
mindestens 5.000 Jahren und bauen sie portkartoffeln« einen kratzigen Geschmack
noch heute in bis zu 4.000 m Höhe an. Es hatten und manche sogar ein Brennen im
scheint sicher, dass die Spanier die Kartoffel Hals verursachten. Die Kartoffel, wie wir sie
als Nutzpflanze im Reich der Inkas entdeck- heute kennen, ist erst durch jahrelange
ten und mit nach Europa brachten. Hier Züchtungsarbeit entstanden. Zudem ver-
wurde sie über viele Jahre wegen ihrer hinderte die weit verbreitete Meinung, die
schönen Blüten als Gartenpflanze angebaut, Kartoffel als Nachtschattengewächs sei
wobei sie sich immer weiter ausbreitete. giftig, lange die breite Anerkennung als
Erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Grundnahrungsmittel.
vor allem in Oberfranken und im Vogtland
erkannt, dass die Kartoffel nicht ins Blu- Förderung des Anbaus
menbeet, sondern in den Kochtopf gehört. König Friedrich II., der »Alte Fritz«, ergriff
Schlechte Ernten und Hunger führten dann drastische Maßnahmen, um den Kartoffel-
dazu, dass die Kartoffel auch für die Ernäh- anbau in Pommern und Schlesien durchzu-
10 | Sortenwahl
Reifezeit das Ertragsvermögen zu und die sind, gelingt ein Kartoffelsalat am besten
Lagerfähigkeit der Kartoffeln verbessert mit einer »festkochenden« und ein Püree am
sich. Es gibt aber auch frühe Sorten, die bis besten mit einer »mehligkochenden« Sorte.
Februar eingelagert werden können, wäh- Neben den Kocheigenschaften unterschei-
rend bei einzelnen mittelfrühen Sorten be- den sich die Kartoffelsorten auch durch den
reits im Dezember die Keimung einsetzen Geschmack. Da die individuellen Ansprüche
kann. Können keine optimalen Lagerbedin- an eine »gute« Kartoffelsorte unterschied-
gungen gewährleistet werden, sollte auf lich ausfallen, sollte man die Sortenwahl in
den Anbau von keimfreudigen Sorten ver- dieser Beziehung nach den eigenen Vorstel-
zichtet werden. lungen und Vorlieben treffen. Dabei ist zu
bedenken, dass die sortentypische Ausprä-
Kocheigenschaften und Geschmack gung der Koch- und Speiseeigenschaften
Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der deutlich von den Bodeneigenschaften im
Sortenwahl ist der Kochtyp. In Abhängigkeit Garten, der Witterung und den Anbaumaß-
von den Kocheigenschaften einer Sorte er- nahmen wie zum Beispiel Düngung und
gibt sich die Eignung für verschiedene Bewässerung beeinflusst werden. Sie kön-
Kartoffelgerichte. Während »vorwiegend nen daher von Jahr zu Jahr variieren. So ist
festkochende« Sorten universell einsetzbar es zum Beispiel möglich, dass in trockenen
Sortenwahl | 11
können unterschiedlich sein. Knollen unter-
scheiden sich durch Augentiefe, die Form
(rundoval bis lang), die Schalenbeschaffen-
heit (glatt, genetzt, rau) und die Schalen-
farbe (gelb, rot, blau) sowie die Fleischfarbe
(weiß, hellgelb bis tiefgelb, rot, blau). Ein
Zusammenhang dieser Merkmale mit der
Ertragsfähigkeit sowie den Koch- und
Speiseeigenschaften besteht nicht.
Neuere Sorten haben meist eine gelbe,
glatte Schale, flache Augen und eine gelbe
Fleischfarbe. Insbesondere bei den Knollen-
merkmalen existiert eine ausgeprägte Vari-
Zubereitung von Pellkartoffeln ation, mit der sich der Anbau von Kartoffeln
im Kleingarten vielfältig gestalten lässt.
Sorten mit langer Knollenform müssen bei
der Ernte sowie Ein- und Auslagerung be-
Jahren mit intensiver Sonneneinstrahlung sonders schonend behandelt werden, um
eine als festkochend eingestufte Sorte eher Beschädigungen an den empfindlichen
mehlig kochende Eigenschaften aufweist. Enden zu vermeiden.
Darüber hinaus entfalten einige Sorten erst
nach mehrwöchiger Lagerung ihre typi- Knollenzahl und Sortierung
schen Koch- und Speiseeigenschaften. der Ernteknollen
Bei Speisekartoffeln liegt der Stärkegehalt Manche Kartoffelsorten setzen viele Knollen
meist in einem Bereich von 11 bis 18 %. In pro Pflanze an, andere dagegen nur wenige.
der Regel ist der Stärkegehalt bei mehlig Demzufolge bilden sich viele kleine Ernte-
kochenden Sorten höher als bei festkochen- knollen (Untergrößen) oder es entstehen
den, vorwiegend festkochende Sorten liegen sogenannte Übergrößen. Die Größe der
dazwischen. Ernteknollen lässt sich unabhängig von den
Sorteneigenschaften auch über die Pflanz-
Kraut- und Knollenmerkmale knollengröße, den Pflanzabstand in der
Auch äußerlich sind Kartoffelsorten ver- Reihe und den Zeitpunkt der Krautbeseiti-
schieden. Beim Kartoffelkraut betrifft dies gung beeinflussen.
die Wuchsform (aufrecht oder breitwüch-
sig). Die Neigung zur Blütenbildung und die
Blütenfarbe (weiß, rot- oder blauviolett)
12 | Sortenwahl
Resistenzen und Neigung
zu Knollenmängeln
Kartoffelsorten unterscheiden sich deutlich
bezüglich ihrer Anfälligkeit für Viruskrank-
heiten. Da die meisten Kartoffelvirosen über
das Pflanzgut übertragen werden, ist es für
den Anbau entscheidend, dass nur gesunde
Pflanzknollen Verwendung finden. Dies wird
durch den Einsatz von Zertifiziertem Pflanz-
gut gewährleistet. Nachgebautes Pflanzgut
aus dem eigenen Garten sollte nur von
Sorten mit ausgeprägter Resistenz gegen
das Blattrollvirus und Y-Virus verwendet
Kartoffelsorten mit verschiedener Fleischfarbe werden.
Bei der wichtigsten Kartoffelkrankheit, der
Kraut- und Knollenfäule, bestehen weniger
ausgeprägte Sortenunterschiede in der
Anfälligkeit. Bei günstigen Ausbreitungsbe-
Sortenwahl | 13
dingungen für den Schadpilz werden alle Bei Zwiewuchs, Hohlherzigkeit und Wachs-
Sorten befallen, in der Regel zunächst die tumsrissen verhalten sich die Sorten eben-
früheren und dann die späteren Sorten. falls nicht einheitlich. Für das Auftreten
Dem Auftreten des Kartoffelschorfes kann dieser Knollenmängel ist jedoch eine aus-
durch eine gezielte Sortenwahl entgegen- geglichene Wasser- und Nährstoffversor-
gewirkt werden. Bestehen im Garten för- gung der Kartoffeln wichtiger als die Sor-
dernde Befallsbedingungen für diese bakte- tenwahl.
rielle Krankheit (leichter Boden, hoher
pH-Wert, keine Bewässerungsmöglichkeit), Informationsquellen
sollte auf den Anbau einer stark schorfan- zu Kartoffelsorten
fälligen Sorte verzichtet werden. Detaillierte Informationen über Eigenschaf-
Die Neigung zu Schwarzfleckigkeit ist eben- ten von Kartoffelsorten finden sich in der
falls stark sortenabhängig. Kartoffelsorten, Beschreibenden Sortenliste, die jährlich
die bei dieser Eigenschaft einen Schwach- vom Bundessortenamt herausgegeben wird
punkt haben, bedürfen einer sehr schonen- (www.bundessortenamt.de). Neu zugelasse-
den Behandlung. Das heißt zum Beispiel, ne Kartoffelsorten werden unter regionalen
dass ein Umschütten der Knollen mit hohen Anbaubedingungen in Landessortenversu-
Fallhöhen zu vermeiden ist. chen geprüft. Die daraus abgeleiteten Sor-
tenempfehlungen dienen vorrangig der
Landwirtschaft, können aber auch als Ori-
entierung von Kleingärtnern genutzt wer-
den (Ergebnisse aus Sachsen und Thüringen
siehe unter www.smul.sachsen.de/lfulg bzw.
www.thueringen.de/de/tll).
Neben den in Deutschland vom Bundessor-
tenamt zugelassenen Sorten können auch
Kartoffelsorten mit einer Zulassung in ei-
nem anderen Land der Europäischen Union
in Deutschland vertrieben und angebaut
werden (sogenannte EU-Sorten). Sorten mit
regionaler Anbaubedeutung, wie zum Bei-
spiel ›Bamberger Hörnchen‹, sind als Erhal-
tungssorten zugelassen und erhältlich.
Gekochte Kartoffeln
14 | Sortenwahl
Sortenwahl | 15
Pflanzgutbezug und
Pflanzgutvorbereitung
Pflanzgutbezug und laubt ist. Bei Pflanzkartoffeln muss es sich
Pflanzgutqualität um amtlich anerkannte Ware handeln.
Kartoffelpflanzgut für den Kleingarten kann Dieses »Zertifizierte Pflanzgut« ist durch ein
im Frühjahr in Baumärkten, im Landhandel, blaues Etikett oder eine blaue Banderole
in landwirtschaftlichen Betrieben mit Kar- gekennzeichnet. Angaben zur Sorte, Aner-
toffelvermehrung sowie auf Pflanzgut- kennungsnummer, zum Datum der Ver-
märkten erworben werden (Termine für schließung und zum Füllgewicht sind ables-
Sachsen im Internet unter: www.qualitaets bar. Der Käufer sollte das Etikett und den
kartoffeln.com). Auch über das Internet Kaufbeleg aufbewahren, um gegebenenfalls
wird Kartoffelpflanzgut angeboten, insbe- eine Gewährleistung nutzen zu können.
sondere von älteren Sorten. Generell ist zu Pflanzgutmengen bis 10 kg dürfen unge-
beachten, dass ein Verkauf von Speise- oder kennzeichnet und unverschlossen verkauft
Futterkartoffeln für Pflanzzwecke nicht er- werden, wenn sie aus vorschriftsmäßig
Pflanzknollen in Vorkeimkisten
können, schädigen auch die Wurzeln der Die Bestimmung des Gehaltes an minera
Erdbeerpflanzen. lischem Stickstoff kann im Frühjahr vor
Ein Anbau von Kartoffeln direkt nach einem Vegetationsbeginn mit Hilfe eines Nitrat
Wiesenumbruch kann einen stärkeren Befall schnelltests erfolgen. Eine Überversorgung
mit Drahtwürmern nach sich ziehen. mit Stickstoff sollte vermieden werden.
Frühkartoffeln werden bereits im Juli oder Stickstoffüberschuss begünstigt Krankhei-
sogar Juni geerntet, so dass genügend Zeit ten, verzögert die Reife und beeinträchtigt
für eine Zweitkultur mit Gemüse oder eine den Geschmack. Lagereigenschaften wer-
Gründüngung bleibt. den ebenfalls negativ beeinflusst. Im Klein
garten erübrigt sich der Einsatz von mine-
Nährstoffversorgung ralischem Dünger oft, weil die meisten
Die Kartoffel stellt hohe Ansprüche an die Böden auf Grund der regelmäßigen Kom-
Versorgung mit den Hauptnährstoffen postausbringung sehr gut mit den Haupt-
Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesi- nährstoffen versorgt sind.
um. Sowohl den Nährstoffgehalt im Boden Kartoffeln reagieren positiv auf eine gute
als auch den Humusgehalt und pH-Wert Kaliumversorgung. Trockenstress wird dann
lässt man am besten im Bodenlabor unter- besser toleriert und die Ernteknollen neigen
suchen. Vom Labor erhält man, sofern weniger zu Schwarzfleckigkeit und Koch-
notwendig, eine Düngeempfehlung. Der dunkelung.
erforderliche Dünger wird bereits mit der Ergibt sich aus der Bodenuntersuchung die
Bodenvorbereitung ausgebracht. Notwendigkeit einer Kalkung des Bodens,
Bodenvorbereitung
Der Anbau tief wurzelnder Gründüngungs-
pflanzen, wie zum Beispiel Ölrettich oder
Lupine im Sommer des Vorjahres, bewirkt
eine gute Bodenstruktur und reichert den
Boden mit organischer Substanz an. Gut
verrotteter Stallmist (ca. 3 kg/m²) oder Kom-
post aus dem eigenen Garten (ca. 3 l/m²) wird
im Frühjahr ausgebracht. Frischer Stallmist
sollte dagegen bereits im Spätsommer oder Pflanzknolle nach dem Auslegen
Herbst des Vorjahres eingearbeitet werden.
Der Boden wird im Frühjahr gelockert, so-
dass eventuell vorhandene Verdichtungen
beseitigt werden und genügend lockere Vier bis acht Zentimeter tiefe Rinnen wer-
Erde zum Auspflanzen und Anhäufeln vor- den im Abstand von 70 cm mit einer Hacke
handen ist. Größere Steine und Erdklumpen oder einem Häufler gezogen. In diese Rinnen
werden entfernt, um ein ungestörtes Wachs werden die Pflanzkartoffeln im Abstand von
tum der Knollen zu ermöglichen. Im Gegen- 28 bis 35 cm abgelegt. Der Pflanzgutbedarf
satz zu verschiedenen Gemüsekulturen be- beträgt somit etwa 2 bis 3 kg je 10 m². Die
dürfen Kartoffeln keines sehr feinkrümeligen Pflanztiefe orientiert sich an der Pflanz-
Bodens. Die vergleichsweise kräftigen Triebe knollengröße. Die Oberkante der Pflanz-
der Kartoffel durchdringen die Bodenober- knolle soll mit der ursprünglich vorhande-
fläche auch bei etwas grober strukturierter nen Bodenoberfläche abschließen. Über den
Erde. Pflanzabstand in der Reihe lässt sich die
Entstehung von Unter- und Übergrößen
Pflanzung beeinflussen. Klein fallende Sorten sollten
Der Zeitpunkt des Pflanzens von Kartoffeln mit größerem Abstand ausgepflanzt wer-
ist ab einer Bodentemperatur von 8 °C den, groß fallende Sorten dagegen mit
möglich. Höhere Temperaturen tragen zu kleinerem Abstand. Allerdings ist hierbei
einem rascheren und gleichmäßigeren auch die Sortierung des Pflanzgutes zu
Aufgang der Kartoffeln bei und vermindern berücksichtigen. Je größer die Pflanzknolle
die Gefahr von Krankheiten. ist, desto mehr Keime treiben aus, so dass
toffeln auf einen Befall mit Kartoffelkäfern tätsmängeln, zum Beispiel in Form von
und Krankheiten kontrolliert werden. Knollendeformationen. Mit Beginn der
Eine Düngungsmaßnahme während der Knollenentwicklung nimmt der Wasserbe-
Kultur ist nicht mehr erforderlich, weil die darf deutlich zu. Dies ist etwa der Zeitpunkt
Kartoffel bis zur Blüte den höchsten Nähr- des Erscheinens der Blütenknospen. Insbe-
stoffbedarf hat. Dieser wird durch die Um- sondere von der Blüte bis zum Beginn der
setzung von Humus zu Nährstoffen im Krautabreife, vor allem drei bis vier Wochen
Boden realisiert. Dabei trägt die bei Kartof- nach der Blüte, sollten die Kartoffeln gut
feln praktizierte intensive Pflege in Form mit Wasser versorgt sein. Weil sich die
von Hacken und Häufeln zu einer Nähr- Hauptwurzelmasse im Damm befindet,
stoffmobilisierung bei. sollte dieser bei der Bewässerung gut durch-
feuchtet werden. Allerdings ist Staunässe zu
Bewässerung vermeiden, die Fäulniserkrankungen be-
Auf leichteren Böden und/oder bei anhal- günstigt. Eine Beregnung der Kartoffeln
tender Trockenheit kann eine Zusatzbewäs- von oben, also über das Kraut, kann das
serung erforderlich sein. Kartoffeln reagie- Auftreten der Kraut- und Knollenfäule
ren auf Wassermangel nicht nur mit fördern. Das Wasser sollte daher möglichst
Ertragseinbußen, sondern auch mit Quali- direkt auf die Dämme gegeben werden.
Pflanzenschutz | 27
Wichtige Krankheiten
Schadbild
28 | Pflanzenschutz
Schaderreger
Bekämpfungsmaßnahmen
Prinzipiell ist das vorgesehene Pflanzgut und zu entfernen. Somit wird verhindert,
genau auf Befallssymptome zu kontrollieren. dass Sporen vom Laub in die Erde gewa-
Nur absolut gesunde Knollen sind für die schen werden, wo sie die Knollen infizieren
Pflanzung zu verwenden. Eine Vorkeimung könnten. Die Knollenernte ist frühestens 14
des Pflanzgutes und zeitiges Legen sind von Tage danach zu beginnen, wenn eine aus-
Vorteil. Eine Vorverlegung des Wachstums in reichende Schalenfestigkeit erreicht ist.
die noch befallsfreie Zeit ist so möglich. Die Sinnvoll ist es außerdem, zu Freilandtomaten
Bestände sind an windoffenen Stellen im ausreichend Abstand zu halten, weil derselbe
Garten und bei nicht zu engem Reihenab- Erreger für die Tomaten-Braunfäule verant-
stand zu pflanzen, damit eine schnelle Ab- wortlich ist. Eine gegenseitige Infektion ist
trocknung gewährleistet wird. In kritischen möglich.
Infektionszeiten und Lagen sind erste Symp Zur chemischen Bekämpfung der Kraut
tome am Kraut sofort mechanisch zu entfer- fäule sind für den Kleinanbau verschiedene
nen. Wenn möglich, sollten Kartoffeln nicht Präparate zugelassen, die entsprechend der
über das Laub gegossen werden. Anwendungsvorschrift angewendet werden
Es ist auch hilfreich, das Kartoffelkraut müssen.
nach dem Knollenwachstum abzuschneiden
Pflanzenschutz | 29
Nassfäule/
Schwarzbeinigkeit
Auch für die Nassfäule bzw. Schwarzbei-
nigkeit gilt, dass im Prinzip ein Erreger
verschiedene Schadbilder hervorrufen
kann.
Schwarzbeinigkeit
Schadbild
30 | Pflanzenschutz
Schaderreger
Bakterien der Gattungen Pectobacterium in das Innere der Tochterknollen. Die Fäule
und Dickeya sind für das Auftreten der der Knollen kommt im Allgemeinen erst
Welke und der Nassfäule verantwortlich. unter Luftabschluss im Lager zum Aus-
Früher waren diese Bakterien der Gattung bruch. Ein schneller Ausbruch der Fäule ist
Erwinia zugeordnet, weswegen das Schad- bei Ernteverletzungen der Knollen festzu-
bild oft noch unter dem Namen Erwinia- stellen. Offenes Gewebe verbunden mit
Nassfäule bekannt ist. anhaltender Feuchtigkeit beschleunigt den
Die in den Pflanzknollen überdauernden Verlauf der Erkrankung.
Bakterien gelangen beim Zerfall der Mut-
terknollen über Lentizellen oder Stolonen
Bekämpfungsmaßnahmen
Beim Vorkeimen und vor dem Auspflanzen schnelles Abtrocknen der geernteten Knol-
sind Knollen mit Symptomen einer Nass- len. Die Knollen müssen zur Ernte schalen-
fäule zu beseitigen. Nach dem Aufgang der fest sein. Die Entnahme der Knollen aus den
Kartoffeln sollten Pflanzen mit dem Schad- Kartoffelhorden bzw. Kisten sollte so scho-
bild »Schwarzbeinigkeit« entfernt werden. nend wie möglich erfolgen. Faule Knollen
Der beste Schutz vor dieser Fäule ist eine sind konsequent auszulesen. Lagerbehält-
beschädigungsarme Ernte bei nicht zu nisse sind nach Gebrauch gründlich zu
niedrigen Bodentemperaturen und ein reinigen.
Pflanzenschutz | 31
Trockenfäule
Die Trockenfäule führt zu einem Wasserver- infestans, der dem Fusarium-Pilz den Ein-
lust des Gewebes. Das Kartoffelgewebe ist tritt in die Kartoffel erleichtert. Eine ähnli-
zwar verfault, aber nicht nass. Trockenfäu- che Trockenfäule ruft auch der Pilz Phoma
len können durch verschiedene pilzliche hervor.
Schaderreger verursacht werden. Ein weiterer Erreger einer Trockenfäule ist
der Pilz Alternaria. Die Alternaria-Trocken-
Ein Erreger von Trockenfäule-Symptomen fäule (auch Hartfäule genannt) zeigt sich
ist der Pilz Fusarium. Auf der Oberfläche von außen durch mehr oder weniger große,
befallener Kartoffeln erscheinen weißliche eingesunkene, dunkel verfärbte Flecke auf
bis rosafarbene Häufchen, die vorwiegend der Kartoffelschale. Unter den Flecken be-
aus Sporen dieses Pilzes bestehen. Diese finden sich trockene, durch eine schmale,
Trockenfäule wird bisweilen auch Weißfäu- glasige Zone vom gesunden Kartoffelgewe-
le genannt. Beim Aufschneiden der Kartoffel be abgegrenzte Fäulniszonen. Diese eigent-
fällt auf, dass die Stellen unter der Schale lich eher seltene Fäule kann nach trockenen
morsch sind. Der Pilz dringt immer weiter in und warmen Sommern häufiger auftreten,
die Kartoffel vor und lässt sie vermorschen insbesondere dann, wenn schon an den
und schrumpfen. Die Fusarium-Trockenfäu- Blättern die Symptome der nachfolgend
le entsteht oft in Folge einer Braunfäule beschriebenen Alternaria-Dürrflecken-
infektion durch den Pilz Phytophthora krankheit aufgetreten sind.
32 | Pflanzenschutz
Dürrfleckenkrankheit
Dürrfleckenkrankheit
Auf den Blättern sind kleinere oder größere, bei häufigem Wechsel von Trockenheit und
scharf abgegrenzte konzentrische Flecken starken Niederschlägen eine hohe Ausbrei-
zu erkennen, die im weiteren Verlauf aufrei- tungsgeschwindigkeit.
ßen und herausfallen können. Ältere Blätter Zwei Arten der Gattung Alternaria sind für
werden zuerst befallen, die Dürrflecken- dieses Schadbild verantwortlich. Von der
krankheit entwickelt sich an den Pflanzen jeweiligen Art hängt ab, ob es sich eher um
von unten nach oben. Auf den Knollen sind viele kleinere »Sprühflecken« oder um grö-
ebenfalls runde, eingesunkene Flecken zu ßere »Dürrflecken« handelt. Beide Arten
finden, die gegen gesundes Gewebe scharf überdauern in den Pflanzknollen oder in
abgegrenzt sind. Diese Krankheit tritt be- infiziertem Pflanzenmaterial im Boden.
vorzugt bei warmer Witterung auf und hat
Bekämpfungsmaßnahmen
Pflanzenschutz | 33
Rhizoctonia-Wurzeltöterkrankheit
Rhizoctonia-Befall an Kartoffelknollen
Der Bestand wächst ungleichmäßig und mit eng begrenzte Trockenfäule zu beobachten,
Fehlstellen. An jungen Trieben zeigen sich die sich unter runden, leicht eingesunkenen
vor allem im unterirdischen Bereich trocke- Flecken an der Schale entwickelt. Im Unter-
ne Verbräunungen. Erkrankte Pflanzen wei- schied zu Fraßschäden durch Drahtwürmer
sen eine stumpfgrüne Farbe auf und welken. bleibt die Knollenschale als Häutchen über
Am Stängelgrund wird ein schmutzigweißer der Befallsstelle erhalten. Darüber hinaus
Belag sichtbar, der als »Weißhosigkeit« be- kann die sortentypische Sortierung der
zeichnet wird. Die Ernteknollen sind mit Ernteknollen verändert sein, das heißt, es
schwarzen Pocken besetzt sowie durch werden zahlreiche kleine Knollen oder sehr
Missbildungen und Rauschaligkeit in ihrer wenige große Knollen gebildet.
Qualität beeinträchtigt. Mitunter ist eine
Bekämpfungsmaßnahmen
Als Pflanzkartoffeln sollten nur Knollen termin schränken die Erkrankung ein.
ohne schwarze Pocken, die Überdauerungs- Erkranktes Laub sollte schnell entfernt
organe des Pilzes, verwendet werden. Es ist werden. Die Ernte ist zügig nach Erreichen
unbedingt notwendig, die Jugendentwick- der Schalenfestigkeit vorzunehmen, um
lung der Pflanzen zu fördern. Gut vorge- einer weiteren Bildung von Pocken entge-
keimte Knollen und ein optimaler Pflanz genzuwirken.
34 | Pflanzenschutz
Schorf
Kartoffelschorf
Auf den Knollen bilden sich wenige Millime- durch Umwelteinflüsse, den Zeitpunkt der
ter große, korkartige Flecken, die als Flach- Infektion und die Schnelligkeit der Wund-
schorf, mit Buckeln oder als tiefe Krater in kernbildung gesteuert. Die Bakterien drin-
Erscheinung treten können. Die Speisequa- gen während des Knollenwachstums in die
lität wird nicht beeinträchtigt, aber die Atemöffnungen der Kartoffelknolle, die
Schälabfälle werden größer und die Halt- Lentizellen, ein. Sie sind besonders auf
barkeit der Knollen leidet. leichten Böden anzutreffen.
Die Symptome des Gewöhnlichen Kartoffel-
schorfs werden von im Boden lebenden
Bakterien, Streptomyces scabies, hervorge-
rufen. Die Ausbildung der Schorftypen wird
Bekämpfungsmaßnahmen
Gefährdete Böden (hoher Sandanteil, hoher Knollenbildung wirkt sich vorteilhaft aus.
pH-Wert) sind mit einer regelmäßigen Eine Kalkung der Kartoffeln ist hingegen
Fruchtfolge zu belegen. Durch die Auswahl befallsfördernd.
von Sorten mit guter Schorfresistenz lässt
sich das Auftreten der Krankheit deutlich
verringern. Eine Bewässerung zur Zeit der
Pflanzenschutz | 35
Silberschorf
Silberschorf
Auf der Schale der Kartoffelknollen sind Ursache für die silbrigen Flecken ist eine
silbrige Flecke zu sehen. Auffällig ist dies pilzliche Infektion der Kartoffelschale. Der
besonders an sauber gewaschenen Knollen. Pilz, Helminthosporium solani, breitet sich in
Häufig ist dieses Schadbild an gewaschenen der Schale aus und lässt Luft in die Schale
und in Folie verpackten Kartoffeln aus dem eindringen. Die eingelagerte Luftschicht
Handel zu finden. Der Schaden entsteht bewirkt das silbrig glänzende Aussehen.
meist erst hier, wenn die gewaschenen Gute Wachstumsbedingungen findet der Pilz
Kartoffeln im Supermarkt in Folie einge- bei feuchter und nicht ausreichend kühler
packt »schwitzen«. Lagerung. Eine Ausbreitung kann im Lager
und über erkranktes Pflanzgut erfolgen.
Bekämpfungsmaßnahmen
36 | Pflanzenschutz
Viruserkrankungen der Kartoffel
Bekämpfungsmaßnahmen
Um den Anteil viruskranker Knollen gering schrieben. Werden die strengen Anforde-
zu halten, werden Pflanzkartoffeln immer rungen nicht erreicht, können die Kartoffeln
wieder neu aus getesteten, gesunden Knol- nicht als Pflanzgut anerkannt werden.
len vermehrt. Für die Anerkennung von Die Verwendung von Zertifiziertem Pflanz-
Kartoffeln als Pflanzgut ist eine amtliche gut ist die wichtigste Strategie gegen einen
Prüfung auf verschiedene Viren vorge- Virusbefall.
Pflanzenschutz | 37
Wichtige Schädlinge
Kartoffelkäfer
Bekämpfungsmaßnahmen
38 | Pflanzenschutz
Blattläuse
Blattläuse sind im Kartoffelanbau weniger Kartoffel übertragen. Sind die Läuse durch
wegen ihrem direkten Schaden durch Sau- bestimmte Viren infiziert, was fast regelmä-
gen oder der Verschmutzung durch ihre ßig der Fall ist, übertragen sie diese Viren
klebrigen Exkremente gefürchtet, sondern während des Saugvorganges auf die Kartof-
dadurch, dass sie Viruserkrankungen der felpflanzen.
Erdraupen
Bekämpfungsmaßnahmen
Eine Bekämpfung ist nur gegen die
Jungraupen mit zugelassenen Insektiziden
Erfolg versprechend, sollte aber im Klein-
garten wohl überdacht werden.
Pflanzenschutz | 39
Drahtwürmer
Die Kartoffelknollen sind mit Bohrgängen 2,5 cm lang werden und sich erst nach
von bis zu 3 mm Durchmesser angebohrt. mehreren Jahren verpuppen. Insbesondere
Diese Bohrlöcher sind zum Teil noch mit bei Trockenheit suchen die Larven in Kar-
Pilzen infiziert. Geschädigte Knollen kön- toffeln Schutz und Feuchtigkeit. Ein an-
nen nur mit hohen Schälabfällen verwen- sonsten günstiger hoher Humusanteil im
det werden. Boden, zum Beispiel nach einem Wiesen-
Die Fraßschäden werden von den wurmar- umbruch, führt zu einem hohen Befall mit
tigen Larven des Schnellkäfers hervorgeru- Drahtwürmern.
fen. Nach der Eiablage schlüpfen etwa
Ende Juni/Anfang Juli goldgelbe, runde
Larven, die bei ca. 3 mm Durchmesser bis
Bekämpfungsmaßnahmen
40 | Pflanzenschutz
Meldepflichtige Krankheiten
und Schädlinge
Kartoffelkrebs
Pflanzenschutz | 41
ern. Der Erreger ist in der Lage zahlreiche
Pathotypen zu bilden. Prophylaxe ist die
wichtigste Maßnahme gegen Kartoffelkrebs,
das heißt, es ist unbedingt darauf Wert zu
legen, anerkanntes Pflanzgut auch im
Kleinanbau einzusetzen. Eine direkte Be-
kämpfung ist nicht möglich. Befallene Flä-
chen werden durch Verfügung langjährig
(10 bis 20 Jahre) für den Kartoffelanbau
gesperrt. Vor einer Wiederaufnahme des
Kartoffelanbaues auf solchen Flächen muss
die Befallsfreiheit amtlich nachgewiesen
werden. In Deutschland ist die Gefahr des
Kartoffelkrebses keinesfalls gebannt. In den
osteuropäischen Ländern, die der EU beige-
treten sind, ist der Erreger teilweise noch Kartoffelkrebs
stark verbreitet.
Kartoffelnematoden
Nematoden sind mikroskopisch kleine fa- bleiben sie im Boden für etwa 12 Jahre
denförmige Würmer, die im Allgemeinen im infektiös.
Boden leben. Bei Kartoffeln verursachen Nesterweise kleinwüchsige Pflanzen, ver-
besonders die Zysten bildenden Nematoden gilbte Blätter, struppige Wurzelballen mit
der Gattung Globodera größere Schäden. sichtbaren kugelförmigen goldgelben, spä-
Wirtspflanzen sind neben der Kartoffel auch ter braunen bzw. weißen Zysten von 0,5 bis
andere Nachtschattengewächse. 1,0 mm Durchmesser sind als Schadbild
Die Larven der Kartoffelnematoden drin- typisch. Bei erneutem Kartoffelanbau kann
gen in die Wurzelrinde ein. Die Wirtspflan- die Population sprunghaft ansteigen.
ze bildet Riesenzellen und die Weibchen Im Garten empfiehlt es sich, wegen der
verlieren zunehmend ihre wurmförmige Kartoffelnematoden und bodenübertragba-
Gestalt und schließlich sind an den Wur- ren Krankheiten, die Kartoffelanbaufläche
zeln die kugelförmigen angeschwollenen regelmäßig zu wechseln und möglichst
Weibchen (ca. 1 mm im Durchmesser) gut mehrjährige Anbaupausen einzuhalten.
zu erkennen. Nach einer gewissen Zeit
fallen diese von den Wurzeln ab. Als Zysten
42 | Pflanzenschutz
Abiotische Schäden
An Kartoffelknollen treten oftmals Schadbil- heitserregers haben, sondern auf verschie-
der auf, die ihre Ursache nicht in der direk- dene andere Einflüsse zurückzuführen sind.
ten Einwirkung eines bestimmten Krank-
Losschaligkeit
Als Losschaligkeit wird das Auftreten von
lose flattriger Schale bezeichnet. Das unter
der abgeblätterten Schale liegende Gewebe
wird dunkelfleckig und kann leicht in Fäul-
nis übergehen. Ursache für Losschaligkeit
ist eine zu frühe Ernte. Kartoffeln für eine
Einlagerung sollten erst geerntet werden,
wenn sich die Schale nicht mehr leicht mit
dem Daumen abreiben lässt. Losschaligkeit
Abiotische Schäden | 43
Schwarzfleckigkeit
Die Ausbildung von blaugrauen bis schwärz-
lichen Bereichen an den Knollen kann ver-
schiedene Ursachen haben. Druck und Stoß
bei der Ernte begünstigen Schädigungen,
die später eine Verfärbung bewirken. Geför-
dert werden solche Verfärbungen zusätzlich
durch einen Mangel am Nährstoff Kalium.
Die Sortenwahl hat ebenfalls einen großen
Einfluss auf das Auftreten von Schwarz
fleckigkeit.
Kalt gelagerte Knollen sollten besonders
vorsichtig behandelt werden, weil bei niedri- Schwarzfleckigkeit
Ergrünung
44 | Abiotische Schäden
Kindelbildung, Zwiewuchs und Wachstumsrisse
Wechselnd trockene und feuchte Witterung
kann zu verschiedenen Schadbildern füh-
ren: Knollen können deformiert sein, Aus-
wüchse und Zwillingsbildung sind möglich
sowie Risse in den Knollen. Hantelförmige
Knollen können entstehen oder perlschnur-
artig mehrere Knöllchen angesetzt werden.
Stellenweise sind diese missgebildeten
Kartoffeln glasig. Ursache für die beschrie-
benen Missbildungen sind Trockenheit
während der Wachstumsphase und nach-
folgende Feuchtigkeit, die ein Weiterwach- Zwiewuchs
Hohlherzigkeit
Abiotische Schäden | 45
Frostschaden an Blättern
Wenn Kartoffeln zeitig gepflanzt werden
und deshalb Frost abbekommen, können sie
zurückfrieren. Ein geringer Frostschaden in
Form von Verbräunungen an den Blättern
verwächst sich wieder. Um solche Frost-
schäden zu vermeiden, sollte nicht zu früh
gepflanzt werden. Außerdem kann ein An-
bau unter Vlies in begrenztem Umfang vor
Frost schützen und die Ernte verfrühen.
Frostschaden an Blättern
Frostschaden an Knollen
Kartoffeln erfrieren bereits bei Temperatu- Stärke zu Zucker gespalten wird. Diese
ren von – 1 °C bis – 2 °C. Deswegen sind Knollen können leicht in Fäulnis übergehen.
Kartoffellager grundsätzlich frostfrei zu Die Ausprägung der Symptome ist unter-
halten. Erfrorene Kartoffeln werden weiß- schiedlich und auch von der Stärke des
lich-glasig, wässrig und weich, später Frostes abhängig.
schwarz. Sie schmecken süßlich, weil die
46 | Abiotische Schäden
Lagerung
Eine Kartoffelknolle ist lebendes Material, Ist die Luftfeuchtigkeit im Lager zu gering,
das sich in Abhängigkeit von der Umgebung nimmt die Verdunstung zu. Dies führt zu
verändern kann. Die wichtigsten Prozesse einer Verminderung des Knollengewichtes,
der biologisch aktiven Knolle sind Atmung, die Neigung zur Schwarzfleckigkeit steigt.
Verdunstung, Keimruhe und Keimung. Ver- Die Dauer der Keimruhe ist sortenspezifisch
änderungen der Gewebestruktur und Ver- und temperaturabhängig. Sie lässt sich in
änderungen von Inhaltsstoffen gehen damit zwei Phasen einteilen: Die natürliche, sor-
einher. tenspezifische Keimruhe, in der die Knollen
Bei der Atmung wird zur Energiegewinnung auch bei über 8 °C nicht keimen, und die
Stärke zu Zucker abgebaut. Die Atmungsin- erzwungene Ruhe, wo nur durch optimale
tensität ist bei 5 °C am geringsten, bei hö- Temperaturen eine Keimung unterbunden
heren oder niedrigeren Temperaturen steigt werden kann. Keimhemmungsmittel für den
sie an. Gesteigerte Atmungsaktivität führt Haus- und Kleingarten sind derzeit nicht
zum Altern der Kartoffeln, sie werden zugelassen. Die Keimung kann aber durch
schrumpelig. lockeres Abdecken mit Papiersäcken verzö-
gert werden.
Lagerung | 47
Besonders empfindlich für Gewebeschädi- diges Auslegen in der Sonne. Kranke und bei
gungen sind kalte Knollen. Diese sind also der Ernte beschädigte Kartoffeln werden
sehr vorsichtig zu behandeln oder vor der aussortiert und für den Sofortverbrauch
Auslagerung anzuwärmen, um der Schwarz- gesondert gelagert. Gründlich sortierte
fleckigkeit vorzubeugen. Kartoffeln sind länger lagerfähig und vor
Während der Lagerung kann es zu Verände- Infektionen geschützt.
rungen von Inhaltsstoffen kommen. So Der beste Ort ist ein dunkler, luftiger und
sinkt der Vitamin-C-Gehalt. Glycoalkaloide etwas feuchter Keller, in dem möglichst
(Solanin, Chaconin) dienen der Kartoffel als keine Äpfel aufbewahrt werden, weil diese
Abwehr gegen Fraßschädlinge, sind aber das reifefördernde Ethylen abgeben. Die
auch an der Geschmacksbildung beteiligt. Kartoffeln würden verfrüht keimen. Eine
Sie sind in der Kartoffel nicht gleichmäßig frostfreie Erdmiete ist auch geeignet.
verteilt, sondern im Schalenbereich und um Kartoffeln wollen bei der Lagerung atmen,
die Keime herum konzentriert. Schon einfa- dunkel liegen und nicht schwitzen. Die op-
ches Schälen reduziert den Gehalt. Erhöhte timale Lagertemperatur liegt bei etwa 5 °C.
Konzentrationen an Solanin durch Lichtein- Bewährt hat sich die Lagerung in einer
wirkung sind am Ergrünen der Knollen zu Kartoffelstiege oder lose auf Lattenrosten,
erkennen. Solche Stellen sind großzügig damit ständig Luft an die Knollen kommt.
wegzuschneiden. Eine Veränderung des Kartoffeln keinesfalls in Plastiktüten aufbe-
Solaningehaltes unter optimalen Lagerbe- wahren! Sie könnten nicht mehr atmen und
dingungen konnte bisher nicht nachgewie- Schwitzwasser würde zu Infektionen füh-
sen werden. ren. Knollen, die vorschnell keimen oder
Die Einlagerung für den Wintervorrat sollte andere Mängel aufweisen, müssen in Ab-
gut vorbereitet werden. Die Knollen müssen ständen ausgelesen werden, um weitere
sauber (nicht gewaschen!) und trocken sein. Infektionen zu vermeiden.
Das erreicht man durch ein- bis zweistün-
nn Dunkle Räume: Ist der Raum zu hell, ist der Abbau der Stärke zu Zucker. Bei
bekommen die Kartoffeln grüne Stellen. leichtem Erwärmen der Kartoffeln wird
nn Kühle Lagerung: Sind die Temperaturen der Zucker wieder in Stärke umgewandelt,
zu hoch, keimen die Kartoffeln schnell. die Kartoffeln sind nicht mehr süß.
nn Frostfreie Lagerung: Ist es zu kalt, wer- Diese Rückumwandlung ist nach Frost
den die Kartoffeln süß. Ursache dafür einwirkung nicht möglich.
48 | Lagerung
Herausgeber:
Sächsisches Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Pillnitzer Platz 3, 01326 Dresden
Telefon: + 49 351 2612-0 / Telefax: + 49 351 2612-1099
E-Mail: lfulg@smul.sachsen.de
www.smul.sachsen.de/lfulg
Redaktion:
LfULG, Abteilung Landwirtschaft
Referat Pflanzenbau
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Karalus
Telefon: +49 35242 631-7205 / Telefax: +49 35242 631-7299
E-Mail: Wolfgang.Karalus@smul.sachsen.de
Text:
Sabine Wölfel (TLL): Geschichte des Kartoffelanbaus, Lagerung
Dr. Ralph-Peter Nußbaum (TLL): Pflanzenschutz, Abiotische Schäden
Gerd Großmann (LfULG): Anbau und Pflege
Dr. Wolfgang Karalus (LfULG): Botanik und Ertragsbildung,
Sortenwahl, Pflanzgutbezug und Pflanzgutvorbereitung
Fotos:
Dr. Wolfgang Karalus, LfULG (Seiten 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20, 21 rechts, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30 rechts,
32 links, 33, 34, 35, 36, 37 links, 38, 40, 43, 44, 45, 46, 47, Titelseite)
Barbara Schön, LfULG (Seiten 4, 21 links)
Dr. Ralph-Peter Nußbaum, TLL (Seiten 30 links, 32 rechts, 37 rechts)
Dr. Peter Büttner, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (Seite 42)
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