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Öhler und Thielmann 2013, 2.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
2
Rüdiger Lohlker (2009), Dschihadismus – Materialien, Wien.
3
Gauvain 2013, 11.
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Einleitung
4
Ebd., 12.
5
Friedrich und Schultes 2012, 2.
6
Ebd., 2–3. Eine differenzierte und verständliche Behandlung des Themas
Salafismus und Terrorismus in Deutschland bietet Ulrich Kraetzer (2014),
Salafisten – Bedrohung für Deutschland?, Gütersloh. Das empfehlenswerte
Buch von Kraetzer erschien leider erst nach Redaktionsschluss des vorliegen-
den Bandes und konnte daher keine inhaltliche Berücksichtigung in den ein-
zelnen Beiträgen finden.
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Wiktorowicz 2006.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
8
Gauvain 2013, 12. Siehe hierzu auch Wagemakers 2012, 9.
9
Diese Vierteilung findet sich auch in Claudia Dantschke, Ahmad Mansour,
Jochen Müller und Yasemin Serbest (2011), „Ich lebe nur für Allah“, Argu-
mente und Anziehungskraft des Salafismus, Hrsg. Zentrum Demokratische
Kultur, Berlin.
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Einleitung
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Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-West-
falen 2013, 3.
11
Hegghammer 2013.
12
Ebd.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
doch in der Tat, dass es nicht vorhersehbar ist, wer sich in wel-
che Richtung entwickelt. Wer will „nur“ ausreisen? Mit wel-
chen Einstellungen kommt er von seiner Reise in den Kampf
zurück? Wer möchte eine Bombe am Bahnhof oder in der Ein-
kaufsmeile platzieren? Fest steht lediglich, dass die Jihadisten
mit ihrer Rhetorik und ihrer Weltanschauung Gewalttätern
Vorschub leisten und sich diese aus den Reihen der Jihadisten
rekrutieren. Zuweilen bestehen auch Kontakte zwischen der
nicht-gewaltbereiten und der gewaltorientierten Szene, wie
jüngst an den Beispielen Pierre Vogel und Sven Lau deutlich ge-
worden ist: Beide repräsentieren eigentlich den politischen Sa-
lafismus in Deutschland bzw. den „Mainstream“. Seit 2011
verloren Vogel und sein Weggefährte Lau jedoch zunehmend
an Einfluss im deutschen Salafismus und versuchten dies aus-
zugleichen, indem sie sich ab Dezember 2012 dem Koranver-
teilprojekt „Lies!“ des radikaleren Netzwerkes DWR anschlos-
sen. Durch eigene Projekte, wie etwa „Street Dawah“ und
sogenannte „Friedenskongresse“ versuchte Vogel, wieder an
Boden zu gewinnen, doch dies gelang nur mit geringem Erfolg.
Insbesondere seit Herbst 2013 sind Vogel und Lau dann ver-
stärkt in Zusammenhängen mit gewaltorientierten Salafisten
um das Netzwerk DWR in Erscheinung getreten. Personen
aus den verschiedenen Spektren kommen recht schnell mit-
einander in Kontakt. Sie können von einer in die andere Szene
gleiten. So sind sowohl Fälle bekannt, in denen nicht-gewalt-
bereite Salafisten zu Jihadisten wurden, als auch solche, in de-
nen Jihadisten der Gewalt abschworen.
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Einleitung
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Für diese Argumentation vgl. Friedrich und Schultes 2012, 1 (Fn. 2).
14
Freeden 1998, 3.
15
Siehe hierzu auch die Ausführungen von Nasir al-Din al-Albani (Audio-
vortrag): Ma hiya al-salafiyya? („Was ist die salafiyya?“), http://www.alalba-
ny.net/4070.
16
Siehe etwa Wiktorowicz 2006; sämtliche Beiträge in Meijer 2009; Lau-
zière 2010 und die Monographien von Gauvain 2013 und Bonnefoy 2012.
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Friedrich und Schultes 2012, 1 (Fn. 2).
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
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Siehe Ceylan und Kiefer (2013) als Beispiel für einen Band, der von „Neo-
Salafismus“ spricht. Interessanterweise wird im Titel der Begriff „Salafis-
mus“ und im Buch selbst dann „Neo-Salafismus“ verwendet. Die Erklärung
für das Präfix „neo“, welche Ceylan und Kiefer erst auf S. 78, anbieten,
konnte die Herausgeber und die Autoren dieses Bandes nicht zufriedenstel-
lend überzeugen, zumal Ceylan und Kiefer an diversen anderen Stellen (etwa
auf S. 10) den Salafismus korrekterweise als „ein [wirkungsgeschichtliches]
Produkt der Moderne“ bezeichnen. Siehe dazu auch weiter unten.
19
Lauzière 2010, 384.
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So sieht Muhammad JImara in Ahmad Ibn Hanbal (gest. 855), der Begrün-
der einer der vier islamischen Rechtsschulen, den „ersten Imam“ des Salafis-
mus (JImara 2012, 16). Dessen Anhänger nannten sich Ahl al-Hadith (Leute
der Prophetenüberlieferung).
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Zu nennen sind hier neben Ahmad Ibn Hanbal, insbesondere die Gelehr-
ten Ibn Hazm (gest. 1064) und Ahmad Ibn Taimiyya (gest. 1328) sowie Mu-
hammad Ibn JAbd al-Wahhab (gest. 1792), dessen Bewegung, bekannt als
„Wahhabismus“, die wohl größte Antriebsfeder für den gegenwärtigen Sala-
fismus darstellt. Dennoch sind Wahhabismus und Salafismus nicht gleich-
zusetzen. Während der Wahhabismus im 18. Jahrhundert als innerislamische
Reformbewegung entstand, definiert sich der heutige Salafismus vor allem
auch in Abgrenzung zu westlichen politischen Ordnungsvorstellungen
(hierzu siehe auch Steinberg und Farschid in diesem Band).
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Einleitung
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Siehe Meltem Kural, „Interview mit Mehmet Ali Büyükkara, Salafiyya: Ent-
stehung, Hintergründe und moderne Strömungen“, Islamiq, 09.01.2014,
http://www.islamiq.de/2014/01/09/moderne-salafitische-stroemungen/.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
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Im Arabischen werden die salaf zumeist lediglich als die Gefährten Mu-
hammads, deren Nachfolger und die Nachfolger der Nachfolger bezeichnet
(al-sahaba wa-l-tabi Jun wa-tabi Ju l-tabi Jin).
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Diese sind: Hanafiten, Malikiten, Schafiiten und Hanbaliten.
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Einleitung
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Video: „Die Lehre aus der Situation von Ägypten (Freitagspredigt
12.07.2013) Pierre Vogel“, youtube.com.
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Siehe etwa Thomas Thiel: „Allahs Freund, aller Welt Feind“, FAZ,
13.07.2012, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/radikaler-salafismus-
allahs-freund-aller-welt-feind-11819649.html.
33
Behnam T. Said und Hazim Fouad
27
Zur Frage von Identität und Salafismus siehe u. a. Meijer 2009, 13–17.
28
Ceylan 2010, 176–177.
29
Schmidt und Stichs 2012, 254.
30
Ebd., 282–286.
34
Einleitung
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Video: „Kirchweyhe – Sieben Türken töten den deutschen Daniel S. (State-
ment Pierre Vogel)“, youtube.com.
32
Video: „Abdul Adhim – Gebet gut alles gut“, youtube.com.
35
Behnam T. Said und Hazim Fouad
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Klaus Hummel nannte den Salafismus in Deutschland daher eine „soziale
Mitmachbewegung“ (Hummel 2009, 10).
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Einleitung
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Video: „Abu Ibrahim in der Türkei festgenommen!!!“, youtube.com.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
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Zwischen Facebook und miswak
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Der miswak ist ein Zweig oder Wurzel des „Zahnbürstenbaumes“, mit
dem auf der Arabischen Halbinsel zur Zeit Muhammads die Zähne gereinigt
wurden. Salafisten versuchen, ihr Verhalten im Alltag am Beispiel Muham-
mads auszurichten und nutzen daher oftmals ebenso den miswak als zur
Schau gestellte Frömmigkeit.
36
Roy 2006 (siehe etwa 254–268; Roy spricht von „Neofundamentalisten“,
eine Terminologie, die sich letztlich nicht durchgesetzt hat).
37
Ebd., 254.
38
Einleitung
38
Roy 2006, 263.
39
Gauvain 2013, 12.
40
Ebd., 14.
39
Behnam T. Said und Hazim Fouad
41
Video: „Martin Luther und der Salafismus! Pierre Vogel“, youtube.com.
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Einleitung
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Für weitere Vergleiche des Salafismus mit dem klassischen Islamismus vor
dem arabischen Frühling siehe für den Sudan Noah Salomon (2009), „The Sa-
lafi Critique of Islamism. Doctrine, Difference and the Problem of Islamic Poli-
tical Action in Contemporary Sudan“, in Global Salafism, Roel Meijer (Hrsg.),
143–168, London; für Jordanien Quintan Wiktorowicz (2001), The Manage-
ment of Islamic Activism, New York und für den Jemen Bonnefoy 2012.
43
Siehe etwa JAbd al-Karim 2012, 62.
41
Behnam T. Said und Hazim Fouad
44
Siehe hierzu etwa Bakr Ibn JAbd Allah Abu Zaid (2006), Hukm al-intima'
ila al-firaq wa-l-ahzab wa-l-jama Jat al-islamiyya, Kairo.
42
Einleitung
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Ein sehr anschauliches Beispiel zeigt das Video eines salafistischen Abge-
ordneten, der während einer Parlamenssitzung zum Gebet aufrief und dafür
vom Sprecher des Parlaments, einem Muslimbruder, aufs Schärfste zu Recht
gewiesen wurde. Video: „Egyptian MP Interrupts Parliament With Call to
Prayer“, youtube.com. Gegenwärtig ist das Zerwürfnis mit der MB aufgrund
der Billigung des Militärputsches durch die größte salafistische Partei Hizb
al-Nur enorm.
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Clement und Jöris 2010, 269–285.
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Ebd., 274.
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Einleitung
Ausblick
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Hierzu siehe auch Amghar in diesem Band.
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Kießling 2013.
45
Behnam T. Said und Hazim Fouad
50
Ebd., 48.
51
Ebd., 49.
52
Ebd., 49–51.
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Einleitung
immer ein Problem mit der Anerkennung des Islams und der
Muslime als integralem Bestandteil der modernen deutschen
Gesellschaft haben, ist es wenig verwunderlich, dass dessen
extreme Ausformungen, wie der Salafismus, noch weniger
Anerkennung als ein deutsches Phänomen finden. Doch der
Salafismus in Deutschland ist, wie bereits oben angeklungen,
ein deutscher Extremismus. Die Anhänger sprechen zumeist
und bevorzugt Deutsch, oftmals sind sie in Deutschland gebo-
ren oder eingebürgerte deutsche Staatsbürger. In den 1990er-
Jahren dominierte die Debatte um den Extremismus von in
Deutschland lebenden Anhängern der kurdischen PKK den
Diskurs um „Ausländerextremismus“. Dieses Thema wurde
seit dem 11. September 2001 vom Islamismus abgelöst.
Doch anders als die PKK-Anhänger, sind die Salafisten nicht
Angehörige einer Nation oder eines Volkes. Sie sind multieth-
nisch sowie multinational und oft in Deutschland sozialisiert.
Sie sind auf der Suche nach Sinn, nach Antworten auf spiritu-
elle oder auch politische Fragen und meinen, einfache Ant-
worten in einer vereinfachenden Ideologie gefunden zu ha-
ben. Von den Anführern wird den jungen Salafisten nicht
selten vermittelt, in Deutschland nicht willkommen zu sein.
In einer Ansprache sagte der bekannte DWR-Aktivist Sabri
ben Abda beispielsweise:
„Lasst euch nicht veräppeln von dieser Gesellschaft. Holt eure
Kinder aus den Diskotheken raus, ja! Ihr seid nicht integriert
in diesem Land, ja, wenn ihr eure Kinder in die Disko schickt,
wenn eure Tochter einen Minirock anzieht. Oder wenn euer
Sohn trinkt. Ihr seid nicht integriert. Ihr werdet immer der
Kanacke, der Kameltreiber, der Araber sein!“53
53
Video: „Sabri spricht über die Lage in Deutschland“, youtube.com.
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
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Einleitung
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Behnam T. Said und Hazim Fouad
Literatur
JAbd al-Karim, JAbd al-Salam bin Burjis Al (2012). Usul al-da Jwa al-
salafiyya. Kairo.
Bonnefoy, Laurent (2012). Salafism in Yemen. Transnationalism and
Religious Identity. Oxford.
Clement, Rolf und Paul Elmar Jöris (2010). Die Terroristen von ne-
benan. Gotteskrieger aus Deutschland. München.
Ceylan, Rauf (2010). Die Prediger des Islam. Imame – wer sie sind
und was sie wirklich wollen. Freiburg.
Ceylan, Rauf und Michael Kiefer (2013). Salafismus. Fundamen-
talistische Strömungen und Radikalisierungsprävention. Wies-
baden.
Freeden, Michael (1998). Ideologies and Political Theory. A Con-
ceptual Approach. Oxford.
Friedrich, Sebastian und Hannah Schultes (2012). „Bedrohung Sala-
fismus? Aktuelle Debatte in Deutschland bedient antimusli-
mischen Rassismus und nützt dem Verfassungsschutz.“ Stand-
punkte 15.
Gauvain, Richard (2013). In the Presence of God. Salafi Ritual Pu-
rity. New York.
Hegghammer, Thomas (2013). „Should I Stay or Should I Go? Ex-
plaining Variation in Western JihadistJs Choice between Do-
mestic and Foreign Fighting.“ American Political Science Re-
view, 1–15.
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perspektive. Unveröffentlichter Artikel.
JImara, Muhammad (2012). al-Salafiyya. Kairo.
Kießling, Andrea (2013). „Die Verschärfung des Ausweisungsrechts
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Ausländerrecht und Ausländerpolitik 2:33, 45–51.
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ternational Journal of Middle East Studies, 42, 369–389.
Meijer, Roel (Hrsg.) (2009). Global Salafism. Islam’s New Religious
Movement. New York.
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Einleitung
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