Sie sind auf Seite 1von 12

I.

Terrorismus und seine Ursachen

TERRORISMUS (von lat. terror: „Schrecken“, „Furcht“; demnach


(соответственно) in etwa: die Vorherrschaft des Schreckens oder durch Schrecken)
kam zuerst auf zur Bezeichnung der Gewaltherrschaft Robespierres (Робеспьер) in der
Phase der Französischen Revolution vom Mai 1793 bis Juli 1794. Heutzutage
bezeichnet er in der Regel eine gewaltsame, meist im Zusammenhang mit politisch-
weltanschaulichen bzw. ideologischen Zielen verbundene Vorgehensweise (порядок
действий), deren Motivation unterschiedlichsten Beweggründen entstammt. Die hierzu
angewendeten Terror-Kampfmittel (Brandlegung (поджог), Sprengstoffanschlag
(взрыв с целью покушения), Geiselnahme (взятие заложников) mit
Lösegelderpressung (выкуп), Geiseltötungen, Flugzeugentführungen, Giftanschläge,
Anschläge mittels militärischen Waffen, Anschläge auf Verkehrs- und andere
Infrastruktureinrichtungen, Verunsicherung (приведение в состояние сомнения)
durch folgenlose Drohanrufe) wenden sich oft gegen völlig Unbeteiligte bis zu genau
definierten Zielpersonen oder -gruppen.
Die Menschheit lebt seit einigen Jahrzehnten in ständiger Angst und Schrecken.
Sobald das Wort „Terrorismus“ fällt, geht der Gedanke zu Anschlägen, wie man sie
eigentlich nur aus den Bürgerkriegen dieser Erde kennt. Doch Terrorismus sieht sich
selbst als eine Form der Kommunikationsstrategien und nicht als kriegerische
Handlungen. Dabei wollen Terroristen mit Anschlägen die Aufmerksamkeit auf sich
ziehen. Sie wollen damit Sympathie oder auch Antipathie erreichen und auf sich und
ihre Ziele aufmerksam machen. Dennoch äußert sich der Terrorismus immer wieder in
kriegerischen Anschlägen. Je nach Sichtweise (точка зрения) oder vorherrschender
Doktrin gilt dem einen dasjenige als Terrorismus, was dem anderen bereits
Freiheitskampf oder berechtigte Gegenwehr (сопротивление) bedeutet.
Der Terrorismus hat in der Regel ideologische Ursachen, doch muss man auch
andere, nicht so offensichtliche Ursachen berücksichtigen, will man den Terrorismus
verstehen und bekämpfen. Es wäre sicherlich ein unverzeihlicher Fehler, würde man
etwa die Ursachen des 11. Septembers einzig und allein beim Islam oder beim
islamischen Fundamentalismus suchen. Zweifellos gibt es tiefere, durchaus
schwerwiegende Gründe, die bedacht werden müssen, auch wenn eine Verbindung
dieser indirekten Ursachen zum islamischen Terrorismus nicht eindeutig belegt werden
kann. Verbitterung (горечь) und Terrorismus entstehen nicht aus heiterem Himmel
(ясное небо), sondern wachsen auf dem Nährboden (питательная среда) ungerechter
Strukturen und inmitten (среди) von Ungerechtigkeit und Unterdrückung (угнетение),
von Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit. Armut und Marginalisierung sind zwei
Steigbügelhalter (пособник) für den Terrorismus, weil sie zu Konflikten, zu Zorn und
Ressentiments (чувство враждебности) und schließlich sogar zum bewaffneten
Konflikt und zum Terrorismus führt.
Während die westlichen Industrienationen und eine Reihe von Schwellenländern
vor allem in Asien im Laufe der letzten Jahrzehnte eine kontinuierliche Verbesserung
des Lebensstandards und der Menschenrechte erfahren haben, blieben andere Länder
vom Wohlstand ausgeschlossen, mussten sogar eine Verschlechterung ihrer
wirtschaftlichen Situation hinnehmen. Bürgerkriege, Verschuldungsfalle (долг),
wirtschaftliche Ausbeutung, Finanzkrisen und die sich weitende Kluft (пропасть)
zwischen den ganz Reichen und den Allerärmsten haben vielerorts zu
Hoffnungslosigkeit und Resignation (разочарованность) geführt, die den fruchtbaren
Boden für Konflikte mit weiteren Nährstoffen anreichern (насыщать). Von der
Resignation zum Ressentiment ist es nur ein kleiner Schritt. Ressentiments sind tief
verwurzelte Affekte der Ohnmacht und Perspektivlosigkeit, die sich an den Gewinnern
der Gesellschaften und der Globalisierung rächen (мстить) wollen.
Die unterschiedlichen zeitlichen, räumlichen (пространственный) und
ideologischen Hintergründe (фон) des Phänomens Terrorismus lassen sich mit dem US-
amerikanischen Politologen David Rapoport in vier Wellen unterteilen, nämlich
 den anarchistischen,
 den anti-kolonialistischen,
 den neuen linken und
 den religiösen

II. Typen des Terrorismus

Zwei Möglichkeiten, Terrorismus zu untergliedern, erscheinen sinnvoll. Zum


einen nach der räumlichen Ausdehnung, zum anderen nach Motivation und Zielsetzung.
Nach der räumlichen Ausdehnung lassen sich drei Typen des Terrorismus
unterscheiden: den nationalen Terrorismus, den internationalen Terrorismus und den
transnationalen Terrorismus.

a) Der nationale Terrorismus beschränkt sich auf einen einzigen Staat, sowohl
im Aktionsradius, als auch in der Zielsetzung. Typische Beispiele hierfür wären die
RAF (Фракция красной армии) in Deutschland, baskische ETA, kurdische PKK
(Рабочая партия курдистана), nordirische IRA (ирландская республиканская
партия).

b) Der internationale Terrorismus verfolgt Ziele, die für ein bestimmtes Land
gelten. Allerdings werden Aktionen dabei auch weit über die Landesgrenzen hinaus
geplant. Als Beispiele dafür wären die philippinische ABU SAYYAF (АБУ САЙЯФ),
palästinensische HAMAS libanesische HISBOLLAH jeweils mit weltweiten Verbin-
dungen bis nach Lateinamerika und Westafrika zu nennen. Die Welt sieht sich derzeit
vor allem mit Terroranschlägen islamistischer Gruppierungen konfrontiert. Mit
klassischen Machtinstrumenten allein lässt sich ihr ideologisches Grundmodell, der
Dschihadismus, nicht bekämpfen.

c) Beim transnationalen Terrorismus werden weltweite Ziele verfolgt und


Aktionen weltweit geplant. Als Ziel gilt häufig eine Neuordnung der gesamten
Wirtschafts- und Herrschafts-Ordnung der Welt. Bekanntes Beispiel hierfür ist AL-
QUAIDA. Eine neue Entwicklungsstufe stellt heute der ISLAMISCHE STAAT dar.
Häufig wird der transnationale Terrorismus aber auch als internationaler Terrorismus
bezeichnet, die Abgrenzung ist nicht immer ganz einfach.

Legt man jeweils Motivation und Zielsetzung zu Grunde (БРАТЬ ЗА


ОСНОВУ), so lassen sich folgende Hauptformen des Terrorismus erkennen:

1. Sozialrevolutionärer Terrorismus

Der sozialrevolutionäre Terrorismus ist meist politisch bedingt. Er hat seinen


geistigen Ursprung in der Propaganda der Tat des 19. Jahrhunderts, der nicht auf die
Zivilbevölkerung zielte. Die Terroristen sind politisch links angesiedelt und versuchten
in der Vergangenheit immer wieder, zu Aufständen aufzurufen.
Im Umfeld der „Neuen Linken“ entstand Anfang der 1970er Jahre eine neue
Spielart des linken Terrorismus. Seine bekanntesten Ausläufer hatte der linke
Terrorismus in der deutschen RAF und in den italienischen ROTEN BRIGADEN
hinsichtlich der öffentlichen Wirksamkeit ihrer Anschläge. Die Anschläge zielten dabei
auf die revolutionäre Umwälzung (переворот) bestehender gesellschaftlichen,
Herrschafts- und Besitzverhältnisse im betroffenen Land ab.
In Deutschland war die RAF der bekannteste Part dieses Terrorismus. Allerdings
sind die RAF Mitglieder allesamt auf breite Ablehnung (отказ) gestoßen, ebenso wie
die Roten Brigaden in Italien. Generell hatte der sozialrevolutionäre Terrorismus in den
westlichen Ländern kaum eine Chance und wurde zunehmend unbedeutender, als der
Eiserne Vorhang (занавес) fiel. In Lateinamerika gab es ähnliche Gruppierungen, aus
denen sich die Guerillavereinigungen FARC oder ELN bildeten, um nur einige zu
nennen.

2. Rechtsterrorimus

Rechtsterroristische Aktivitäten speisen sich zumeist aus rassistischen und


völkischen Überzeugungen. Die größte Anzahl von Toten ist in Deutschland durch den
Rechtsterrorismus zu verzeichnen. Der Beginn rechtsterroristischer Aktivitäten in
Deutschland kann mit dem Mord an Kurt Eisner 1919 angegeben werden. In der
Weimarer Republik begangen Rechtsradikale bis zu 400 „Fememorde“, unter den
Opfern der zumeist in Freikorps organisierten Tätern waren vor allem Politiker der
Sozialdemokratie und Kommunisten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
1933 wurde Rechtsterrorismus staatliche Politik.
Für die ersten beiden Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland sind keine
rechtsterroristischen Aktivitäten nachweisbar (доказуемый). Ende der 1960er Jahre
bildete sich ein gewaltbereiter neonazistischer Untergrund (основание) und 1968 wurde
von der Gruppe um Bernd Hengst das Büro der DKP beschossen. Der bekannteste
Anschlag der Wehrsportgruppe Hoffmann war das Bombenattentat auf das Münchner
Oktoberfest mit 12 Toten. Deutsche Aktionsgruppen unter Manfred Roeder begingen
sieben Anschläge mit zwei Toten. In den 1980er und 1990er Jahren verlagerte sich der
Schwerpunkt rechtsterroristischer Aktivitäten von politischen Gegnern zu
ausländerfeindlichen Attacken wie dem Mordanschlag von Mölln und dem
Brandanschlag von Solingen und der 2011 aufgeklärten Mord- und Anschlagsserie des
Nationalsozialistischen Untergrunds. Neben den organisierten Gruppen agierten
Einzeltäter wie Kay Diesner, und mehrere Anschläge wie das auf die Münchner
Synagoge durch das Aktionsbüro Süd konnten im Vorfeld aufgedeckt werden.
Ähnliche Aktivitäten sind im gesamten europäischen Raum nachweisbar, die
größte Anzahl von Opfern wurden bei den Anschlägen in Norwegen 2011 (Andreas
Breivik) getötet. In den Vereinigten Staaten ist der Rechtsterrorismus zudem religiös
begründet. In den USA lässt sich der rechtsextreme Terrorismus mit dem Ku-Klux-Klan
bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen.

3. Ethnisch-nationalistischer Terrorismus

Bei dem nationalistische bzw. ethnisch-nationalistische Terrorismus versuchen


die Gruppen, für mehr Autonomie zu kämpfen. Häufig ist das Ziel auch die Gründung
eines eigenen Staates unter Berufung auf „historisch gewachsene Besonderheiten“. Zur
Politik dieser Terrorismusform gehört die Tradition der Konfliktivität und der
gewaltsamen Selbsthilfe. Typische Beispiele dafür sind die ETA (Basken), die PKK
(Kurden), die IRA, UVF und die UDA (alle drei Nordiren) in Europa.

4. Religiöser Terrorismus

Vor allem seit Mitte der 1980er Jahre hat der religiöse Terrorismus an Bedeutung
gewonnen. Er geht aus Sekten oder fundamentalistischen Strömungen innerhalb
bestimmter Religionen hervor. Insbesondere radikal-islamische Organisationen wie die
palästinensische HAMAS, die libanesische HISBOLLAH und nicht zuletzt die
Terrornetzwerke AL-QUAIDA und ANSAR AL-ISLAM sowie der ISLAMISCHE
STAAT sind bekannteste Beispiele für islamistisch motivierten Terrorismus.
Die wichtigsten Ziele beim religiösen Terrorismus sind der Glaube an Gott und die
Verteidigung der eigenen Religion gegenüber anderen Glaubensrichtungen. Motive und
Ziele religiösen terroristischen Handelns können u. a. sein
 die Überzeugung absoluten göttlichen Rechts (z. B. eine „Eingebung“)
 die Verteidigung der Religion gegen fremde Religionen
 die Verbreitung der eigenen Religion
 die Deklaration terroristischen Handelns als Opfer „zur höheren Ehre Gottes“.

Religiöser Terrorismus tritt historisch wie lokal auf sehr unterschiedliche Weise
zutage. Sein Erscheinungsbild ist so vielschichtig, dass Definitionen immer wieder
umstritten sind. Gleichwohl unterscheidet er sich signifikant von anderen Spielarten des
Terrorismus und macht eine gesonderte Betrachtung und Darstellung unverzichtbar.

5. Homegrown Terrorism

Diese Form des Terrorismus bedeutet auf gut Deutsch nichts anderes als
„hausgemachter Terrorismus“. Gemeint sind dabei Terroristen, die unscheinbar in
einem fremden Land aufwachsen und sich erst im Laufe der Zeit verschiedenen
terroristischen Netzwerken anschließen. Der Begriff wird vor allem im anglophonen
Sprachraum bei islamistischem Terror der neueren Zeit angewandt. Der Begriff wurde
eingeführt, weil bisherige islamistische Terroranschläge in westlichen Ländern
vorwiegend von extra zu diesem Zweck eingereisten Menschen ausgeübt wurden.
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts bezeichnen Sicherheitskreise Deutschlands mit
hausgemachtem Terrorismus eine Art des islamistischen Terrorismus, dessen Akteure
nicht mehr traditionell aus islamischen Ländern stammen oder Nachkommen
islamischer Immigranten sind. Der „neue“ hausgemachte Terrorismus rekrutiert sich
vielmehr aus gebürtigen deutschen Staatsangehörigen, vor allem Jugendlichen, die zum
Islam konvertiert und ins Fahrwasser des Islamismus geraten sind. Sie werden in
speziellen Trainingscamps islamischer Länder ausgebildet und mit den technischen wie
ideologischen Voraussetzungen zur Durchführung von Terroraktionen ausgestattet.

6. Konservativer „vigilantistischer“ Terrorismus

Der konservativ motivierte „vigilantistische Terrorismus“ zielt im Gegensatz zu


anderen Formen des Terrorismus nicht auf die Schwächung, sondern auf die Stärkung
der bestehenden staatlichen Ordnung ab, allerdings indem die Gesetze, auf denen diese
Ordnung beruht, durch Selbstjustiz gebrochen werden. Der rassistische Ku-Klux-Klan
in den USA und paramilitärische Gruppierungen in Lateinamerika und Nordirland sind
als vigilantistischer Terrorismus zu bezeichnen. In diese Spielart des Terrorismus sind
auch die Terrorakte der geheimen Stay-behind-Organisationen der NATO einzuordnen.

7. Staatsterrorismus

Staatsterrorismus bezeichnet Gewaltakte, die als terroristisch eingestuft sind und


von Staatsorganen oder zumindest informell durch einen Staat kontrollierten Akteuren
(z.B. Todesschwadronen oder Untergrundbewegungen) vollzogen beziehungsweise
durch eine souveräne Regierung gefördert werden. So sind aus der jüngeren
Vergangenheit Fälle dokumentiert, in denen Staaten bzw. deren Geheimdienste unter
„falscher Flagge“ Terrorakte initiierten, die dann etwa unerwünschten politischen
Gruppierungen angehängt wurden, um diese zu diskreditieren. Ein Beispiel war die
Inszenierung von Terroranschlägen durch geheimdienstnahe rechtsextremistische
Gruppierungen in Italien in den 1970er und 1980er Jahren, für die fälschlich
linksextremistische Gruppen verantwortlich gemacht wurden. Diese Vorgehensweise
wird auch als „Strategie der Spannung“ bezeichnet.
Staatsterror bezeichnet staatsphilosophisch den Einsatz der Angst der Bürger vor
dem Gewaltmonopol des Staates als Zwangsmittel für die Gesetzestreue seiner Bürger.
In der Totalitarismustheorie bildet der staatliche Terror, etwa durch Kontrolle und
Überwachung (контроль) und den Verzicht auf rechtsstaatliche Prinzipien, ein zentrales
Merkmal totalitärer Staaten. Insbesondere wird von Staatsterror gesprochen, wenn sich
ein totalitäres System gewaltsam seiner Gegner entledigt (избавляться): Als Beispiel
für solchen Staatsterror kann etwa die innenpolitische gewaltsame Unterdrückung
während der Herrschaft Josef Stalins in der Sowjetunion angesehen werden, die so
genannten Stalinschen Säuberungen und insbesondere der „Große Terror“. Bei anderen
geschichtlichen Vorgängen ist die Begriffsverwendung nicht eindeutig, so wird etwa die
Entführung (похищение) und Ermordung von bis zu 30.000 Menschen durch die
argentinische Militärdiktatur ab 1976 je nach Quelle sowohl als Staatsterrorismus als
auch als Staatsterror bezeichnet.

8. Ökoterrorismus

Der Begriff Ökoterrorismus ist ein Werturteil (оценочное понятие). Er


bezeichnet subjektiv verwerfliche Taten (ausdrücklich auch Straftaten), die eine
politische Dimension (масштабы) haben (Terrorismus) und im Zusammenhang mit der
Umwelt (Ökologie) stehen. Nach verschiedenen Verständnissen bezeichnet man damit

 entweder gewaltsame Handlungen mit dem Ziel, die Umwelt zu schützen


 oder Taten mit erheblichem Schaden für die Umwelt.

III. Ziele und terroristisches Kalkül (вычисление)

Ziel der Terroristen ist, auf ihre politischen, moralischen oder religiösen Anliegen
(стремление) aufmerksam zu machen und deren Beachtung oder Umsetzung mit
Gewalt zu erzwingen. Das terroristische Kalkül wird durch eine Dreiersequenz
gekennzeichnet:
1. Der (geplante) Gewaltakt zielt auf eine Destabilisierung des Angegriffenen ab,
welche durch den faktischen Beweis seiner Angreifbarkeit (подверженность
разрушению) erreicht werden soll.
2. Absicht ist, durch Furcht und Schrecken eine Störung der bisherigen
Funktionalität der angegriffenen Verhältnisse zu erreichen, also ihren Ablauf zu
beschädigen und ihren Zusammenhang zu schwächen.
3. Reaktionen des Angegriffenen zu erzeugen, durch welche die eigentlichen Ziele
des Terrorismus erreicht werden können.
Vergeltungsmaßnahmen (карательные меры) erzeugen (im besten Fall)
Sympathie und Unterstützungsbereitschaft bei der Zielgruppe. Das System, so lautet die
Hoffnung der Terroristen, „demaskiert“ oder „entlarvt“ sich. Wenn durch zunehmende
Unterstützung zum offenen Guerillakampf übergegangen werden kann, ist das
terroristische Kalkül aufgegangen.
Durch die in der Bevölkerung durch Anschläge aufkommende Angst wächst in
der Regel der Glaube, die Regierung könne nicht für den Schutz der Bürger im Lande
sorgen. Die Macht der Regierung wird somit von „innen“ geschwächt. Dass der Staat zu
Gegenmaßnahmen greift, war z. B. von der deutschen RAF geradezu beabsichtigt: Die
staatlichen Reaktionen sollten die Bürger geradezu dazu bewegen, sich gegen den Staat
und seine Herrschaftsgewalt aufzulehnen.

IV. Bekämpfung des Terrorismus

Die Terrorismusbekämpfung hat zum Ziel, terroristische Aktionen im Vorfeld


zu erkennen, zu verhindern und terroristische Vereinigungen oder Einzeltäter zu
bekämpfen. Klassische Strategien zur Terrorismusbekämpfung umfassen vor allem
militärische Einsätze, Einflussnahme und Demokratisierung, während Abschreckung,
Entwicklungszusammenarbeit und Beschwichtigung seltener angewandt worden sind.
Das „Überleben“ von Terrororganisationen hängt von drei Faktoren ab:
1) der Fähigkeit, Unterstützung aus der Bevölkerung zu bekommen,
2) der Effektivität der Antiterrorkampagnen der Regierungen sowie
3) der Fähigkeit der Terroristen, außenstehende Geldgeber zu finden.
Angegriffene Staaten haben verschiedene Möglichkeiten gegen Terrorismus
vorzugehen. Neben Antiterrormaßnahmen wie der Erhöhung der eigenen Sicherheit und
der Fundierung der Informationen über Terroreinheiten können Staaten mit Terroristen
verhandeln und/oder ihnen Zugeständnisse machen, um weitere Angriffe zu verhindern.
Einen alternativen Ansatz zur Terrorismusbekämpfung hat die
Friedensforschung. Konzepte sind zum Beispiel
 unter allen Umständen Verhandlungen mit Terroristen ‚an einem Tisch‘
(Verhandlungslösung suchen) oder
 Prävention durch Bekämpfung von Ursachen des Terrorismus, d. h. von
Fanatismus, Ungerechtigkeit, geringe Bildung und den daraus resultierenden
Hass in der Dritten Welt gegenüber den Industriestaaten bzw. ehemaligen
Kolonialmächten.
Als Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September 2001 wurden in vielen
Staaten so genannte Anti-Terror-Gesetze eingeführt.
Außerdem regeln heute zahlreiche multilaterale Abkommen, Resolutionen und
Beschlüsse völkerrechtlich die Verfolgung und Bestrafung von Terroristen,
terroristischen Vereinigungen und terroristischen Straftaten. Als Straftaten weltweit
anerkannt sind nur typische Aktionsformen wie Flugzeugentführungen, Geiselnahmen
und Sprengstoffanschläge.
Es gibt bislang keinen Konsens über eine international einheitliche Definition,
was Terrorismus ist. In den Zuständigkeitskatalog des Internationalen Strafgerichtshofs
wurde infolgedessen ein Straftatbestand „Terrorismus“ nicht aufgenommen. Nur
terroristische Straftaten, die sich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit,
Kriegsverbrechen oder Völkermord einordnen lassen, fallen in seine Zuständigkeit.
Daher sind für die strafrechtliche Verfolgung die jeweiligen nationalen Behörden
zuständig.

V. Terrorismus heute

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich der Terrorismus stark gewandelt. Man
spricht vom „neuen Terrorismus“, dessen wesentliche Charakteristika sind:
 die dezentrale und informelle Organisationsstruktur (rund um die Idee eines
„globalen Dschihad“ haben sich Terrorzellen gebildet, Menschen reisen in
Kriegsgebiete, und sogenannte „lone wolves“ operieren überhaupt alleine)
 die globale Ausrichtung (die Welt als Schlachtfeld)
 die Auswahl der Ziele (die Zivilbevölkerung der betroffenen Staaten)
 die Anpassung der Terrorismusfinanzierung der globalisierten Ökonomie und den
gewandelten politischen Rahmenbedingungen. Ihre Finanzierungsmöglichkeiten
sind vom Drogenhandel über das Abzweigen von Geldern für eigentlich
karitative Zwecke bis hin zu rechtmäßigen Geschäftsaktivitäten aller Art.
Also: Der Terrorismus von heute ist brutaler geworden, zielt direkt auf die
Zivilbevölkerung und kann sich eigenständig erhalten.
Die Terrorismusbekämpfung heute stößt an ihre Grenzen, denn der Terrorismus
ist heute
 deutlich internationaler geworden, was einerseits mit insgesamt steigender
internationaler Mobilität, andererseits vor allem mit dem Aufkommen von ideologisch-
weltanschaulichen Gruppen zusammenhängt;
 zunehmend zu einer Kommunikationsstrategie mit dem Gegner über die Medien
geworden. Es existieren mehr Möglichkeiten, terroristische Gewalt zu kommunizieren,
woraus sich eine symbiotische Beziehung ergeben hat: Terroristen nutzen die
zunehmenden medialen Möglichkeiten weltweit, die Medien finden in terroristischen
Aktionen Nachrichten für ihre Produkte;
 technisch modern ausgerüstet. Die Mehrzahl der Terroranschläge wird zwar
immer noch mit „konventionellen“ Mitteln (Bomben und Schusswaffen) begangen.
Doch seit Mitte der 1990er Jahre ist insbesondere mit dem "NBC-Terrorismus"
(nuklear, biologisch, chemisch) eine neue potenzielle Anschlagsform hinzugekommen.
Anschläge mit biologischen Agenzien (z. B. die Anthrax-Briefe Herbst 2001) und
chemischen Substanzen (z. B. der Sarin-Anschlag der AUM-Sekte in Japan 1995)
haben bereits stattgefunden, Experimente mit radiologischen Waffen ("Schmutzige
Bomben" – konventionelle Bomben mit radioaktiven Inhalten) scheinen relativ weit
gediehen. Der Einsatz von Atombomben durch Terroristen hingegen ist auf absehbare
Zeit unwahrscheinlich;
 auf möglichst hohe Opferzahlen bei Attentaten gezielt. Terroristen heutiger
Prägung geht es immer seltener darum, bestimmte Personen zu beseitigen. Sie greifen
vielmehr symbolische Orte und Gebäude an, die die Werte, Systeme und Einstellungen
des Gegners repräsentieren. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Der Schrecken des Anschlages wird gesteigert; Angst und Verunsicherung
steigen.
- Das Ereignis findet größere Berücksichtigung in den Medien.
- Den eigenen Anhängern kann die „Wirksamkeit“ des Kampfes nachhaltig
verdeutlicht werden.
- Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten, sind als so genannte weiche Ziele
einfacher zu treffen als prominente Einzelpersonen.
 Heutige Terroristen unterhalten intensive Beziehungen zur legalen und illegalen
Wirtschaft sowie zum Bereich der Organisierten Kriminalität; einerseits zur
Finanzierung, anderseits um entsprechende Transferwege zu nutzen.
 Die Bereitschaft, als Selbstmordattentäter bei einem Anschlag ums Leben zu
kommen, ist gestiegen. Dies hängt erstens mit dem Aufkommen ideologisch-
weltanschaulicher Gruppierungen zusammen, zweitens unterstreicht es beim Gegner
und den eigenen Anhängern die Bedeutung des „Kampfes“, drittens werden keine
„Exit-Strategien“ vom Tatort benötigt, und viertens laufen Abschreckungsstrategien des
Gegners ins Leere: Womit soll jemand abgeschreckt werden, der bereit ist, für die
eigene Sache zu sterben?

VI. Aufgaben
1. Informieren Sie sich in einem Lexikon über die folgenden Begriffe:
Extremismus, Fanatismus, Fundamentalismus, Dschihad, Dschihadismus, Islamismus.

Als Extremismus bezeichnen Behörden in Deutschland seit etwa 1973 politische


Einstellungen und Bestrebungen, die sie den äußersten Rändern des politischen
Spektrums zuordnen.

Als Fanatismus bezeichnet man

 im engeren Sinn das Besessensein von


einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung(„ein fanatischer Anhänger einer Ideologie
oder einer Gruppierung“),
 im weiteren Sinn eine besonders hohe emotionale Wertschätzung
bestimmter Tätigkeiten, Interessengebiete, Objekte oder Personen (fanatischer
„Motorrad-Freak“, „Harry-Potter-Fan“ oder „Fußball-Fan“).

Fundamentalismus ist eine Überzeugung, Anschauung oder Geisteshaltung, die sich


durch ein kompromissloses Festhalten an ideologischen oder religiösen Grundsätzen
kennzeichnet und das politische Handeln bestimmt.

Der Begriff Dschihad [dʒiˈhaːd] bezeichnet im religiösen Sinne ein wichtiges Konzept
der islamischen Religion, die Anstrengung/den Kampf auf dem Wege Gottes.

Der Dschihadismus ist eine uneinheitliche militante extremistische Strömung


des sunnitischen Islamismus in seiner salafistischen Ausprägung.

Islamismus ist ein Begriff aus den Sozialwissenschaften, unter dem seit den 1970er
Jahren verschiedene Ideologien und Bewegungen des fundamentalistischen,
politischen Islam zusammengefasst werden.

2. Lesen Sie Texte I, II und III und antworten Sie auf die Fragen:
a) Was ist unter dem Begriff Terror bzw. Terrorismus zu verstehen? eine
gewaltsame, meist im Zusammenhang mit politisch-weltanschaulichen bzw.
ideologischen Zielen verbundene Vorgehensweise (порядок действий), deren
Motivation unterschiedlichsten Beweggründen entstammt.
b) Welcher Kampfmittel bedienen sich die Terroristen? Terror-Kampfmittel
(Brandlegung (поджог), Sprengstoffanschlag (взрыв с целью покушения),
Geiselnahme (взятие заложников) mit Lösegelderpressung (выкуп), Geiseltötungen,
Flugzeugentführungen, Giftanschläge, Anschläge mittels militärischen Waffen,
Anschläge auf Verkehrs- und andere Infrastruktureinrichtungen, Verunsicherung
(приведение в состояние сомнения) durch folgenlose Drohanrufe)
c) Worin liegen die Motive der terroristischen Gruppen? Der Terrorismus hat in
der Regel ideologische Ursachen, doch muss man auch andere, nicht so offensichtliche
Ursachen berücksichtigen, will man den Terrorismus verstehen und bekämpfen. Armut
und Marginalisierung sind zwei Steigbügelhalter (пособник) für den Terrorismus, weil
sie zu Konflikten, zu Zorn und Ressentiments (чувство враждебности) und schließlich
sogar zum bewaffneten Konflikt und zum Terrorismus führt.
d) Welche Ziele verfolgen die Terroristen? Ziel der Terroristen ist, auf ihre
politischen, moralischen oder religiösen Anliegen (стремление) aufmerksam zu
machen und deren Beachtung oder Umsetzung mit Gewalt zu erzwingen.
e) Worin wurzelt der Terrorismus? „Schrecken“, „Furcht“; demnach
(соответственно) in etwa: die Vorherrschaft des Schreckens oder durch Schrecken
f) Nach welchen Kriterien lässt sich der Terrorismus untergliedern? Zwei
Möglichkeiten, Terrorismus zu untergliedern, erscheinen sinnvoll. Zum einen nach der
räumlichen Ausdehnung, zum anderen nach Motivation und Zielsetzung.

g) Welche Typen sind dabei zu unterscheiden? Nach der räumlichen Ausdehnung


lassen sich drei Typen des Terrorismus unterscheiden: den nationalen Terrorismus,
den internationalen Terrorismus und den transnationalen Terrorismus.
Sozialrevolutionärer Rechtsterrorimus Ethnisch-nationalistischer Terrorismus
Religiöser Terrorismus Konservativer „vigilantistischer“ Terrorismus
Staatsterrorismus Ökoterrorismus

1. h) Worauf fusst das terroristische Kalkül? Der (geplante) Gewaltakt zielt auf
eine Destabilisierung des Angegriffenen ab, welche durch den faktischen Beweis
seiner Angreifbarkeit (подверженность разрушению) erreicht werden soll.
2. Absicht ist, durch Furcht und Schrecken eine Störung der bisherigen
Funktionalität der angegriffenen Verhältnisse zu erreichen, also ihren Ablauf zu
beschädigen und ihren Zusammenhang zu schwächen.
3. Reaktionen des Angegriffenen zu erzeugen, durch welche die eigentlichen Ziele
des Terrorismus erreicht werden können.
3. Schreiben Sie Schlüsselworte aus den Texten heraus und fertigen Sie auf
deren Grund ein Referat an.
4. Lesen Sie Texte IV und V und äußern Sie begründet Ihre Meinung zum
Problem der Terrorismusbekämpfung und über den heutigen Stand des
Terrorismus in der Welt.
5. Beurteilen Sie einige von Attentaten im Hinblick auf die Strategie der
Terroristen. Im Fall der mangelhaften Vorkenntnisse recherchieren Sie darüber
im Internet, z. B. bei www.spiegel-online.de.

Das könnte Ihnen auch gefallen