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THERMODYNAMIK
Ein wesentliches Kennzeichen chemischer Reaktionen ist der Umsatz von Energie, meist
in Form von Wärme, aber auch als Licht oder in Form von elektrischer Energie. Vor allem
bei Verbrennungsreaktionen, mit denen die Menschheit aktuell (noch) den grössten Teil
ihres Energiebedarfs deckt, wird sehr viel Wärmeenergie freigesetzt.

Die chemische Thermodynamik befasst sich mit diesen Energieveränderungen und gibt
unter anderem Antworten auf folgende Fragen:
• Warum wird bei vielen chemischen Reaktionen Wärme freigesetzt?
• Wieviel Energie wird bei einer bestimmten Reaktion freigesetzt?
• Wie können Reaktionsenergien berechnet werden?
• Wie kann Energie chemisch gespeichert werden?
• Welche Reaktionen laufen freiwillig (spontan) ab? Wie lässt sich dies beurteilen?

7.1 Was ist Energie ?


Der Begriff "Energie" oder von ihm abgeleitete Begriffe kommen in
unserer Sprache sehr häu g vor und weisen auf die grosse
Bedeutung dieses Begriffes hin.

Welche Beispiele fallen Ihnen dazu ein?

Wozu benötigen wir Energie?

Wie würden Sie Energie de nieren?

Im internationalen Einheitensystem (SI) haben Arbeit und Energie identische


Einheiten, nämlich Joule. Arbeit ist - physikalisch gesehen - die Energie, die auf
einen Körper übertragen bzw. an einem Körper verrichtet wird. Demnach liesse
sich Energie am besten wie folgt de nieren:

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7.2 Energieformen
Der griechische Ursprung des Wortes "Energie" ist "energeia" und bedeutet soviel wie "wirkende Kraft"
oder "das Treibende". Bei nahezu allen Vorgängen, welche in unserer Umwelt oder in der Technik
ablaufen ist Energie im Spiel. Energie ist notwendig, dass Vorgänge überhaupt ablaufen. Man könnte
Energie als "Treibstoff" für den jeden Ablauf bezeichnen, wobei Energie nicht mit dem Benzin im Tank
eines Autos verwechselt werden darf.

Energie kann in verschiedenen Energieformen auftreten, die ineinander umgewandelt werden können.


Beispiele von Energieformen sind potentielle, kinetische, elektrische, chemische und Wärmeenergie
(thermische Energie). Beispiele für solche Umwandlungen von Energie sind, dass ein Mensch ein Paket
hochhebt oder ein Fahrrad beschleunigt, dass eine Batterie geladen wird, ein Lebewesen Stoffwechsel
betreibt oder eine Heizung Wärme abgibt.

Aufgabe: Ordnen Sie folgende Energieträger einer Energieform zu!

Wasserstoff
Stausee
Kernkraftwerk
Stahlfeder
Heizöl Sonne Marathon-Läufer
Blitz Baumnuss
Kohle
radioaktiver Zerfall
Pendel
heisse Quelle
fahrendes Auto

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7.3 Der Wirkungsgrad


Bei den meisten Vorgängen in Natur, Technik und Alltag wird eine Energieform in mehrere andere Energieformen
umgewandelt. So wird z. B. bei einer Glühlampe elektrische Energie zugeführt. Die nutzbare Energie ist die
Energie des Lichtes. Es entsteht jedoch auch thermische Energie, die in Form von Wärme an die Umgebung
abgegeben wird. Die Entstehung thermischer Energie ist unvermeidlich. Sie ist aber in diesem Falle unerwünscht
und nicht weiter nutzbar. Bei jeder der Umwandlungsarten, die heute gebräuchlich sind, wird nur ein Teil der im
Energieträger vorhandenen Energie in nutzbare Energie umgewandelt. Von Energiesparen spricht man daher,
wenn sich der Wirkungsgrad des Energieumwandlungsprozesses oder eines Gerätes durch technischen
Fortschritt erhöht, so dass weniger Rohstoff mehr nutzbare Energie liefert oder der jeweilige Zweck mit weniger
Energie erzielt wird. Als Beispiel sei hier der Energieverbrauch von konventionellen Glühbirnen im Vergleich zu
Leuchtstof ampen gennant.
Wirkungsgrad einer Bohrmaschine: Im Elektromotor einer
Ähnlich ist das bei einem Pkw-Motor. Die zugeführte chemische Energie des Kraftstoffes wird nur zu etwa 20% Bohrmaschine gehen 30% der zugeführten elektrischen Energie
verloren (Wärme- und Reibungsverluste). Im Getriebe gehen 10%
für die Fortbewegung genutzt. Etwa 80% der zugeführten Energie werden in Form von Wärme an die Umgebung
der vom Motor zugeführten mechanischen Energie aufgrund der
abgegeben. Auch beim Menschen wird ein erheblicher Teil der mit der Nahrung zugeführten Energie in Form von Reibung verloren.
Wärme an die Umgebung abgegeben und nicht weiter genutzt. Somit ist der Wirkungsgrad des Motors: Motor = 70%
Die Güte eines Gerätes, einer Anlage oder eines Lebewesens bezüglich der Energieumwandlung wird durch den und der des Getriebes: Getriebe = 90%
Wirkungsgrad gekennzeichnet. Der Wirkungsgrad ist ein Mass für den Grad der Nutzbarkeit der zugeführten
Energie. Er ist immer kleiner als 1 bzw. kleiner als 100%.

Wirkungsgrade von Energieumwandlungsprozessen


Nur ein kleiner Teil der elektrischen Energie wird in
Licht umgewandelt. Ermittlung des Wirkungsgrads eines Kraftwerks.

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7.4 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


Jede chemische Reaktion ist mit Energieumwandlungen verbunden: die reagierenden Stoffe
setzen entweder Energie frei oder nehmen Energie auf.
Die aufgenommene oder freigesetzte Energie kann in verschiedenen Formen in Erscheinung treten.
Beispiele:
Bei der Stromerzeugung durch eine Batterie oder durch eine Brennstoffzelle wird chemische Energie in
elektrische oder mechanische Energie umgewandelt.
Ein Teil der auf der Erde auftreffenden Strahlungsenergie der Sonne wird von grünen P anzen durch
Photosynthese in chemische Energie umgewandelt.
Bei Verbrennungen wird die im Brennstoff (Erdgas, Holz, Kohle oder Heizöl) gespeicherte chemische
Energie in thermische Energie und Lichtenergie umgewandelt.

Photosynthese - ein Naturwunder


Aufgabe: Betrachten Sie die unten stehende Apparatur. Welche Energieformen werden hier ineinander umgewandelt?

Videosequenz: https://www.youtube.com/watch?v=wbb6XkfSy8E

Mondfahrzeug mit Brennstoffzelle


Da Batterien zu schwer sind und Verbrennungsmotoren
im luftleeren Raum nicht eingesetzt werden können,
erzeugt man in Raumfahrzeugen elektrischen Strom mit
Hilfe von Brennstoffzellen. Sie werden mit hochreinem
Sauerstoff und Wasserstoff betrieben.

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7.4 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


Weshalb wird es warm, wenn Stoffe verbrennen?
Betrachten wir die Verbrennung von Wasserstoffgas (H2):
2 H2(g) + O2(g) → 2 H2O(g) + Wärme
Im Verlauf der Reaktion werden Bindungen in den Edukt-Molekülen gebrochen und
Bindungen in den Produkt-Molekülen neu gebildet (s. Reaktionsschema).
Aus den Bindungsenergien lassen sich der Energieaufwand für das Brechen der
Bindungen (EAufwand), der Energieertrag bei der Bildung der neuen Bindungen (EErtrag) und
die die Reaktionsenergie ∆E aus der Differenz dieser beiden Grössen ermitteln:
∆E = EAufwand - EErtrag
Aufgabe: Berechnen Sie die Energiedifferenz ∆E, die bei der Verbrennung von 1mol Reaktionsschema und Energie-Diagramm für die Reaktion von
Wasserstoff und Sauerstoff unter Bildung von Wasser.
Wasserstoffgas in Form von Wärme freigesetzt wird.

Welches Vorzeichen trägt der von Ihnen ermittelte Energiebetrag? Wie lässt sich dies
erklären?

Bindungsenergien in kJ/mol
H−H 436
O=O 498
O−H 463

Reaktionen, bei denen Energie in Form von Wärme ……………………….…… wird,

bezeichnet man als ………………….. (∆E < 0).

Reaktionen, bei denen Energie in Form von Wärme ……………………….…… wird,


bezeichnet man als ………………….. (∆E >0).

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7.4 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


Energiegewinnung bei der “Verbrennung“ von Traubenzucker
Ein bisschen Biochemie …
Zellen nehmen zu ihrer Energieversorgung Glucose (Traubenzucker) auf, welches vollständig zu
Kohlenstoffdioxid und Wasser abgebaut wird. Am Ende des Abbauweges gewinnt die Zelle mit
Hilfe der frei werdenden Energie die energiereiche Verbindung ATP, die für viele
Stoffwechselvorgänge als universelle Energiequelle für den Organismus dient.
Die Vorgänge der Zellatmung (Glykolyse, Zitronensäurezyklus und Atmungskette), bei denen die
in der Glucose enthaltene Energie in ATP umgewandelt wird, sind sehr kompliziert. Deshalb
betrachten im Folgenden eine stark vereinfachte Variante, die uns erlaubt, herauszu nden, wie
viel Energie bei der Verbrennung von Glucose gewonnen werden kann.
• Die Vereinfachung beschreibt den Abbau von Glucose-Molekülen als Verbrennung: sie
reagieren mit Sauerstoff-Molekülen zu Kohlendioxid-Molekülen und Wasser-Molekülen.
Aufgabe 1: Formulieren Sie die Reaktionsgleichung der Verbrennung von Glucose

Zellatmung

• Um herauszu nden, was auf molekularer Ebene während der Reaktion genau
geschieht, benötigen wir die Struktur der Moleküle.
Aufgabe 2: Zeichnen Sie die Lewis-Formeln für O2, H2O und CO2. Das Glucose-Molekül ist
bereits gegeben.

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7.4 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


Energiegewinnung bei der “Verbrennung“ von Traubenzucker
• Bei der Verbrennung müssen offenbar Bindungen gespalten werden, es entstehen aber auch neue.
Aufgabe 3: Erstellen Sie eine Liste mit allen gespaltenen Bindungen und allen neu gebildeten Bindungen (in etwa so:
3 x C-C, 2 x O=O, usw.). Beachten Sie dabei auch die Anzahl der reagierenden Moleküle gemäss
Reaktionsgleichung!
Bestimmen Sie anschliessend den Energieaufwand zur Spaltung der entsprechenden Bindungen und den
Energieertrag durch die Bindungsbildung mit Hilfe der Angaben in nebenstehender Tabelle.

Edukte Produkte
Bindungsenergien in kJ/mol

Bindungen Bindungen
Energieaufwand [kJ/mol] Energieertrag [kJ/mol]
gespalten gebildet

Gesamtaufwand: Gesamtertrag:

• Wir ziehen Bilanz.


Aufgabe 3: Ermitteln Sie die bei der Verbrennung von 1 Gramm Glucose freiwerdende Energie.

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7.4 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


Was haben Gummibärchen im ammenden Inferno mit der Verbrennung von Traubenzucker gemeinsam?

Gummibärchen enthalten - nebst Stoffen wie Agar-Agar, Pektin, Gelatine und Stärke - grosse Mengen
Zucker wie Glucose und Saccharose. Infolge der hohen Zuckerkonzentration steckt eine grosse
“Energiemenge“ in den Gummibärchen.
Ungezügelter Verzehr führt dazu, dass die vom Körper nicht verbrannten Zuckermengen in Depotfett
umgewandelt werden, was nichts anderes bedeutet, dass regelmässiger Verzehr von Gummibärchen
dick macht.
Diese “stille Verbrennung“ von Zucker im Körper liefert also grosse Energiemengen, die aber schrittweise
in Form von Energiekaskaden im Körper freigesetzt werden. Wie gewaltig diese Energiemenge sein
kann, wenn sie bei einer “heissen Verbrennung“ im Reagenzglas vollständig freigesetzt wird, lässt sich
eindrucksvoll anhand der Verbrennung eines Gummibärchen demonstrieren.

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Take Home Messages

Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu leisten.


Wir haben verschiedene Energieformen kennengelernt: thermische, chemische
Energie, Kernenergie, mechanische Energie, Strahlungsenergie und elektrische
Energie.
Jede chemische Reaktion ist mit Energieumwandlungen verbunden: die
reagierenden Stoffe setzen entweder Energie frei oder nehmen Energie auf.
In isolierten (abgeschlossenen) Systemen, werden weder Stoffe, noch Energie mit
der Umgebung ausgetauscht. Geschlossene Systeme ermöglichen Energietransfer,
jedoch keinen Stoffaustausch. In offenen Systemen sind Stoff (Materie)- und
Energieaustausch (Wärme, Strahlung, Arbeit) möglich.
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz) besagt, dass in einem
abgeschlossenen System (über dessen Grenzen weder Energie noch Materie iesst)
die Gesamtenergie konstant bleibt oder dass die Summe aller Energieänderungen
im System gleich Null ist.
Der Wirkungsgrad ist ein Mass für den Grad der Nutzbarkeit der zugeführten
Energie. Er ist immer kleiner als 1 bzw. kleiner als 100%.
Die bei chemischen Reaktionen freigesetzte oder aufgenommene Energie kann
durch Betrachtung der gespaltenen und gebildeten Bindungen und bei Kenntnis der
Energie der individuellen Bindungen berechnet werden
Reaktionen, bei denen Energie in Form von Wärme abgegeben wird, bezeichnet
man als exotherm (∆E < 0); Reaktionen, bei denen Energie in Form von Wärme
aufgenommen wird, bezeichnet man als endotherm (∆E >0).

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7.5 Die Reaktionsenthalpie ΔH
Wird die Verbrennung von Wasserstoff in einem Kalorimeter (Wärmemessgerät, s. Abb.) durchgeführt,
so kann die Verbrennungswärme (∆Q) pro Mol (also der Energiebetrag ∆E, der bei der Verbrennung von
1 mol Wasserstoff in Form von Wärme freigesetzt wird) aus der gemessenen Temperaturerhöhung
bestimmt werden. Man erhält:
∆E = – 286 kJ/mol H2
Vergleicht man diesen Wert mit der Berechnung von ∆E aus den Bindungsenergien (s.o.), so ergibt sich
eine Differenz von – 44 kJ/mol H2. Die Reaktion ist also um 44 kJ/mol H2 stärker exotherm, als die
Berechnung aus den Bindungsenergien ergibt!
Frage: Worauf lässt sich der Unterschied zwischen den Energiebeträgen zurückführen? Notieren Sie
Ihre Ideen.

Funktionsprinzip eines Kalorimeters

Der Energieinhalt eines Stoffes setzt sich aus verschiedenen Beiträgen zusammen:

• …

• …

• …

Dieser Energiegehalt umfasst also Bindungsenergien und weitere Beiträge zum Energiegehalt einer
chemischen Verbindung. Er wird als chemische Energie oder Enthalpie H bezeichnet.
Die Veränderung der chemischen Energie bei einer chemischen Reaktion ΔH berechnet sich
demnach aus der Differenz der Enthalpien der Produkte und der Enthalpien der Edukte:

ΔH = H(Produkte) - H (Edukte)

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7.5 Die Reaktionsenthalpie ΔH


Welche Reaktionen verlaufen exotherm?
Grundsätzlich verlaufen Reaktionen exotherm, wenn der Aufwand für das Brechen der Bindungen in den Edukten
klein, der Energieertrag bei der Bildungen der neuen Bindungen in den Produkten jedoch gross ist.

Fragen:
1. Wie müssen die Bindungsverhältnisse in Edukt-Molekülen beschaffen sein, damit der
Energieaufwand für das Brechen der Bindungen möglichst klein ist.
2. Wie müssen die Bindungsverhältnisse in Produkt-Molekülen beschaffen sein, damit der
Energieertrag für bei der Bildung der Bindungen möglichst gross ist.
3. Formulieren Sie eine (einfache) Reaktion, bei der diese beiden Bedingungen gegeben sind!

Cl Cl H Cl

Aus diesen Überlegungen lässt sich die folgende Regel formulieren:

Je ……………………eine Bindung, desto …………………… ist sie

Reaktionen verlaufen exotherm, wenn aus Molekülen mit ……………………Bindungen


Moleküle mit …………………… Bindungen entstehen.

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7.5 Die Reaktionsenthalpie ΔH


Anwendungsbeispiele
Verbrennung von Erdgas
Wie viel Wärme wird freigesetzt, wenn 1 m3 Erdgas (CH4) verbrannt wird? Berechnen Sie die Verbrennungswärme
aus den Bindungsenergien und aus den entsprechenden Enthalpien (s. nebenstehende Tabellen).
Vergleichen Sie die aus Bindungsenergien berechnete Verbrennungswärme des Methans mit der des Wasserstoffs.

Mittlere Bindungsenergien kovalenter Einfach- und


Mehrfach-Bindungen in kJ/mol

Stoff H [kJ/mol]

H2 (g) 0

O2 (g) 0

H2O (l) -286

Methan, CH4 (g) -75

CO2 (g) -393

Standardbildungsenthalpien in kJ/mol

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7.5 Die Reaktionsenthalpie ΔH


Der Brennwert von Brennstoffen und Nahrungsmitteln
Wie wir gesehen haben, wird bei der Verbrennung von (brennbaren) Stoffen Wärme frei. Diese wird als Verbrennungsenthalpie oder
Verbrennungswärme bezeichnet. Bei Reinstoffen bezieht man die Verbrennungsenthalpien meist auf die Stoffmenge und spricht von
molaren Verbrennungsenthalpien.
Die meisten Brennstoffe und Nahrungsmittel liegen nicht als Reinstoffe, sondern als Gemische vor. Für letztere werden werden
Verbrennungsenthalpien deshalb üblicherweise nicht auf die Stoffmenge, sondern auf die Masse oder das Volumen des umgesetzten
Brennstoffs bezogen (s.a. obiges Beispiel für die Verbrennung von Erdgas) und als (spezi scher) Brennwert bezeichnet.
Der Brennwert (HS) eines Brennstoffs (Treibstoffs) gibt die chemisch gebundene Energie (Reaktionsenthalpie) an, die bei vollständiger
Verbrennung pro Kilogramm (Feststoff) bzw. Liter (Flüssigkeit) des Stoffs freigesetzt wird. Hierbei wird angenommen, dass die Stoff H [kJ/mol]
entstehenden Verbrennungsgase auf 25 °C abgekühlt werden und der enthaltene Wasserdampf vollständig kondensiert
H2 (g) 0
(ver üssigt) wird.

O2 (g) 0
Verbrennung von Benzin
Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Verbrennung von Benzin (vereinfacht: Octan, C8H18) und ermitteln Sie dessen Brennwert in MJ/L. H2O (l) -285.84
Die Dichte ( ) von Octan beträgt: 702 g/L. Standardbildungsenthalpien siehe nebenstehende Tabelle.
Graphit, C (s) 0

CO2 (g) -393.52

Methan, CH4 (g) -74.8

Ethan, C2H6 (g) -84.68

Propan, C3H8 (g) -103.85

n-Butan, C4H10 (g) -124.73

n-Octan, C8H18 (l) -249.95

n-Nonan, C9H20 (l) -275

Standardbildungsenthalpien in kJ/mol

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7.5 Die Reaktionsenthalpie ΔH


Anwendungsbeispiele
Aufgabe - Reaktionsenthalpie | Brennwert | CO2-Emission
Vergleichen Sie die Brennstoffe Kohle, Erdgas (CH4) und Erdöl (vereinfacht: n-Nonan, C9H20) in Bezug auf ihren Beitrag zur Klimaerwärmung durch CO2-Emission. Bestimmen Sie
hierfür zunächst die Brennwerte der einzelnen Energieträger und ermitteln Sie dann, wie viel Megajoule (MJ) Energie bei Emission von 1 kg CO2 die jeweiligen Brennstoffe erzeugen.

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