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der 42.

Jahrgang
1| 2010
Heft Nr. 342

lichtblick
KNACKIS ADRESSBUCH BERLINER VOLLZUGSBEIRAT
w w w.berliner-vollzugsbeirat.de

Einige Telefonnummern lassen sich aus der Dr. Olaf Heischel  Rechtsanwaltskammer Berlin
Dr. Hartwig Grubel Stellvertr., Vors. AB Charlottenburg
Haftanstalt heraus nicht anrufen! Dr. Anette Linkhorst Stellvertr., Vors. AB Jugendstrafanstalt
Anwaltsnotdienst  0172/3255553 Werner Rakowski Vors. AB Hakenfelde
Abgeordnetenhaus von Berlin Evelyn Ascher Vors. AB JVA für Frauen
Karl Mollenhauer Vors. AB JVA Düppel
Niederkirchner Str. 5 • 10111 Berlin  030/23 25-0
Paul-Gerhard Fränkle  Vors. AB JVA Tegel
Amnesty International
Hartmut Kieburg Vors. AB JVA Moabit
Heerstr. 178 • 53111 Bonn  0228/630036
Margret Breiholz-König AB Hakenfelde
Arbeitskreis kritischer Strafvollzug (AkS) e. V.
Ronald Schirocki Vors. AB JVA Plötzensee
Prof. Dr. H. Koch, Postfach 1268 • 48002 Münster
Jörg Oehme Vors. AB JVK (Justizvollzugskrankenhaus)
Ärztekammer Berlin, Beauftragte für Menschenrechte
Vita Flohr Vors. AB Jugend – Arrestanstalt
Friedrichstr. 16 • 10969 Berlin  030/40806-0
Monika Marcks Landesschulamt
Ausländerbehörde
Dr. Florian Knauer Humboldt-Universität
Friedrich-Krause-Ufer 24 • 13353 Berlin  030/90158-215
Heike Weineck DBB
Ausländerbeauftragte des Senats
Christoph Neumann Unternehmerverb. Bln.-Brandenburg
Potsdamer Str. 65 • 10785 Berlin  030/26542351
Thuy Nonnemann Abgesandte des Ausländerbeauftragten
Berliner Datenschutzbeauftragter
Dr. Wera Barth Freie Hilfe Berlin e. V.
An der Urania 4–10 • 10787 Berlin  030/13889-0
Axel Barckhausen RBB
Bundesgerichtshof
Elfriede Krutsch Berliner Ärztekammer
Postfach 2720 • 76014 Karlsruhe  0721/981500
Bundesministerium der Justiz
ÖFFNUNGSZEITEN IN DER JVA-TEGEL
Jerusalemer Str. 24–28 • 10117 Berlin  01888/5800
Bundesverfassungsgericht Sprechzentrum-Öffnungszeiten
Postfach 1771 • 76006 Karlsruhe  0721/91010
Deutscher Bundestag - Petitionsausschuss, Bundeshaus
erster Einlass letzter Einlass
Mo. + Di. 12.15 Uhr 18.15 Uhr
Platz der Republik 1 • 11011 Berlin
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte/Europarat
Mi. 10.15 Uhr 16.15 Uhr
F – 67075 Strasbourg Cedex
Do. 07.15 Uhr 13.15 Uhr
Freiabonnements für Gefangene e. V. Fr. keine Besuchszeiten
Köpenicker Str. 175 • 10997 Berlin  030/611 21 89 Sa. + So. 07.15 Uhr 13.15 Uhr
 90 147-1560
Humanistische Union e. V. – Haus der Demokratie
Greifswalder Str. 4 • 10405 Berlin  030/204502-56 Haus 38 / Wäscheannahme-Öffnungszeiten
Kammergericht Mo. + Di. 12.15 Uhr bis 17.45 Uhr
Elßholzstr. 30-33 • 10781 Berlin  030/9015-0 Mi.  + Do. 07.00 Uhr bis 14.30 Uhr
Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V. Fr., Sa. + So. keine Annahme
Aquinostraße 7–11 • 50670 Köln  0221/97269-20  90 147-1534
Landgericht Berlin, Strafvollstreckungskammer
Turmstr. 91 • 10548 Berlin  030/9014-0 Briefamt / Paketabgabezeiten
Landeseinwohneramt – Pass- und Personalausweisstelle Mo. - Do. 08.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Friedrichstraße 219 • 10958 Berlin  030/902 69 2000 Fr. 08.00 Uhr bis 10.00 Uhr
Landesversicherungsanstalt (LVA)  90 147-1530
Wallstr. 9–13 • 10179 Berlin  030/202085 BANKVERBINDUNG FÜR ÜBERWEISUNGEN
Mann-O-Meter, Beratungszentrum für Schwule
AN GEFANGENE DER JVA-TEGEL
Bülowstr. 106 • 10783 Berlin  030/216 80 08
Petitionsausschuss Abgeordnetenhaus  030/232514-70/77 Zahlstelle der JVA-Tegel Postbank Berlin
Polizeipräsident von Berlin BLZ 100 100 10 Konto 115 28-100
Platz der Luftbrücke 6 • 12101 Berlin Bitte immer die Buch-Nr. des Inhaftierten mit angeben !!
Rechtsanwaltskammer Berlin  030/306931-0
EINLASSTERMINE FÜR ANWÄLTE
Littenstr. 9 • 10179 Berlin
SCHUFA Einlasstermine
Mariendorfer Damm 1–3 • 12099 Berlin  030/700910 Mo. - Di. 07.30 Uhr – 16.00 Uhr
Senatsverwaltung für Justiz Fr. 07.30 Uhr – 14.30 Uhr
Salzburger Str. 21–25 • 10825 Berlin  030 / 9013-0 Außerhalb dieser Zeiten muß eine Einlassgehnemi-
Soziale Dienste der Justiz – Gerichts- und Bewährungshilfe gung beim Teilanstaltsleiter beantragt werden !
Bundesallee 199 • 10707 Berlin  030/9014-0
Sozialgericht Berlin T EL IO  01805 - 123403
Invalidenstr. 52 • 10557 Berlin  030/90165-0
TELIO GmbH ▪ Elbchaussee 1 ▪ D-22765 Hamburg
Staatsanwaltschaft Berlin, Strafvollstreckungsabteilungen
Telefon 040 -2288 0 ▪ Telefax 040 - 2288 2999
Alt-Moabit 100 • 10559 Berlin  030/9014-0
Strafvollzugsarchiv an der Universität Bremen, FB 6 Bankverbindung:
Postfach 330 440 • 28334 Bremen  0421/2184035 HASPA ▪ BLZ 200 505 00 ▪ Konto 1280 158 633
Täter-Opfer-Ausgleich »Dialog« Bei Überweisungen immer die TELIO-Telefonkon-
Schönstedtstr. 5 • 13357 Berlin  030/90156322 tonummer und Buchnr. angeben ! !
Verfassungsgerichtshof Berlin
Elßholzstr. 30-33 • 10781 Berlin  030/9015-0 AUSKUNF T  11 88 9
INHALT

ABO-Verlängerung������������������������������4
NOTAUSGABE Kommentar ������������������5

Visionen
Nachgehakt ���������������������������������������6
VollzugsVisionen Kommentar ���������������7
Vollzugs
Geschichte des Strafens – Teil IV ���������8
Knastneubau HEIDERING ��������������� 15
Das U-Haft Gesetz �������������������������������� 16
Prof. Dr. Feest – Leugnen der Tat ������ 18 Seite  7
RECHT kurz gesprochen�������������������� 20
Menschenwürde im Haus I der JVA Tegel ?22
Die Zellenmenschen von Tegel��������������23 KNASTNEUBAU
H E I D E R I N G ▪ G r o ß b e e r e n
Beichtpraktiken�������������������������������� 24
Neuer kath. Gefängnisseelsorger ��������� 29
Buchrezension » SEYFRIED & ZISKA « 32
Buchrezension » RETTER DER WELT « 35
Sicherheitskonzept: Stacheldrahtzaun36
Geisterwelt ���������������������������������������� 38 Seite  15
Neues aus TEGEL ������������������������������ 42
Fundgrube������������������������������������������ 44
Impressum + Bildnachweis �������������� 53 Die Zellenmenschen
GIV-Beitrag ��������������������������������������� 54
Zu guter Letzt ��������������������������������� 57
von Tegel
Das Letzte �������������������������������������� 58
Seite  23
In eigener Sache
Fremdbeiträge werden namentlich
oder mit Kürzel gekennzeichnet und
müssen nicht in jedem Fall die Meinung
der Redaktion wiedergeben. Die mit
einem  abgeschlossenen Artikel sind Seite  24
Beiträge der Redaktion und werden
daher auch inhaltlich von der gesamten
Redaktion getragen. Redaktionsschluss Fatale
für die folgende Ausgabe 2 | 2010 ist:
Freitag, den 28. 05. 2010 Beicht-
Der nächste lichtblick erscheint
voraussichtlich im Juni 2010. praktiken
www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 3
LICHTB L I C K I N T E R N

An alle Abonnenten
Abo-Verlängerug für das laufende Jahr 2010
eit Bestehen unserer
Gefangenen-Zeit ung,
der lichtblick, wird sie
S Ihr braucht nur noch kontrollieren, ob wir euren Namen
und die Adresse richtig geschrieben haben und anschlie-
ßend schickt ihr die Karte – als Postkarte frankiert (in
kostenlos an alle diejenigen Deutschland 0,45 Euro) – an uns zurück.
versandt, die um Aufnahme
in unsere Abonnenten-Datei Wir wünschen allen Lesern viel Freude bei der Lektüre
gebeten haben. Leider ist das unserer Gefangenen-Zeitschrift.
Feedback über Haftentlassungen so
gering, dass es gegen Null tendiert. Auch
Euer Redaktionsteam 
bei Verlegungen in andere Haftanstalten
informieren uns die wenigsten Gefangenen
über ihre geänderte Adresse. Vielen Abonnenten erscheint es
wohl viel einfacher, aus der neuen Haftanstalt wieder ein Abo
anzufordern. Früher haben wir durch die Deutsche Post nicht

zustellbare Hefte wieder zurück bekommen und konnten
somit unsere Datenbank aktualisieren. Dieser Service – die Bei Nutzung unserer Website
Rücksendung nicht zustellbarer Hefte – ist seit geraumer
Zeit durch das sogenannte Adressen-Update ersetzt worden. www.lichtblick-zeitung.de
Allerdings setzt die Deutsche Post bei ihren Kunden eine
Internetverbindung voraus – die haben wir aber nicht. Somit könnt Ihr bei Bedarf auch von dort ein Anmeldeformular
sind wir in der Situation, dass unsere Abo-Datenbank immer ausdrucken und habt zusätzlich die Möglichkeit, Eure
umfangreicher wird, weil die sogenannten »Karteileichen« Meinung und Kritik zum lichtblick kundzutun.
von uns nicht mehr ermittelt werden können.

F ür dieses Problem gibt es eine ganz einfache – wenn


auch zeitintensive – Lösung: Jedes Abo erlischt zum
Jahresende und muss neu erbeten werden. Einen Brief,
Ja, ich möchte den lichtblick (weiterhin) kostenlos abonnieren

Vorname, Name

eine Postkarte oder ein Telefonanruf für ein Jahres-


Abonnement der lichtblick kann jedem zugemutet
Straße, Nr.

PLZ, Ort
werden. Alle, die bis zum Jahresende keine Verlänge- Bitte ausdrucken und dann per:
rung beantragt haben, werden aus der Datenbank ge- FAX an (030) 90 147 - 2329
oder Formular in einem Umschlag per Post an :
löscht. Ausgenommen sind natürlich unsere besonderen der lichtblick
„Abonnenten eh- Seidelstraße 39
13507 Berlin
renhalber“, wie der lichtblick • Seidelstraße 39 • D-13507 Berlin
oder per E-Mail verschicken an : gefangenenzeitung-lichtblick@jva-tegel.de
Entgelt bezahlt • A 48977
z. B. öffentliche
D eutsche Post Ihre Meinung ist uns wichtig!
Ein r icht u ngen, Port payé Mit den folgenden 4 Fragen geben wir Ihnen die Gelegenheit, Ihre Meinung zu äußern.
Das Ergebnis möchten wir in die laufende Optimierung der Zeitschrift einfließen lassen.
G r u p p e nt r a i n e r 12103 Berlin
Allemagne Frage 1: Warum lesen Sie den lichtblick ? Frage 3: Wie sagt Ihnen der grundsätzliche Aufbau der Zeitschrift zu?
und ehrenamt- Mich interessieren Themen aus dem Gefängnis, weil Struktur und Layout der Zeitschrift ist

liche Helfer sowie ich selbst Insasse bin. ansprechend durchschnittlich könnte besser sein

Vollzugshelfer. ein Verwandter Insasse ist. Verständlichkeit der Texte ist

Um allen licht-
einfach nur so aus Interesse. leicht verständlich verständlich könnte besser sein

Frage 2: Welche Rubrik interessiert Sie am meisten? Frage 4: Sie haben einen Wunsch frei und können äußern, was

b l i c k -Interes- (Mehrfachnennungen sind möglich) Sie am Magazin gern geändert sehen würden.

Recht/Ratgeber Was wäre Ihnen am wichtigsten?


sierten die Abo-
W ICH TIG!! Kontaktanzeigen/Fundgrube
Verlängerung oder Für die Verlängerung des lichtblick- Kultur/Theater
Abonnements muss dieser Abschnitt mit
-Erneuerung zu seinen Adressangaben in einem Briefum- Berichte aus Haftanstalten

schlag oder als Postkarte zurückgeschickt eigentlich alles


erleichtern, haben werden. Falls die Möglichkeit besteht, kann
wir auf der Rück- man telefonieren oder diesen Coupon faxen.
Telefon / Fax 030 - 90 147 2329
seite dieser Ausga- Ach übrigens,
be den Adressauf- über eine Spende (auch in Form von Briefmarken)
freuen wir uns sehr. Ihr helft uns damit.
kleber-Bereich als die lichtblick-Redaktion
Postkarte gestaltet.

4 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


LICHTBLICK INTERN

Die Erste !
Die Zweite !
Die Dritte !
Die Vierte !
Das war letztes Jahr
Die im zurückliegenden Jahr eingegangenen Spenden haben Sponsoren, die uns Geld gespendet haben, wollen nicht
uns nun endlich in die Lage versetzt, eine „neue“ gebrauchte genannt werden. So möchten wir uns auf diesem Weg für
Druckmaschine zu kaufen. jede einzelne Spende herzlich bedanken, insbesondere beim
Ihr erinnern Euch – im Oktober 2008 gab unsere alte GTO Vorstand des Berliner Vollzugsbeirats, Dr. Olaf Heischel,
46 Druckmaschine ihren Geist auf. Anschließend mussten die der persönlich viele seiner Kollegen und Mäzene aus der
lichtblick-Hefte ein ganzes Jahr lang von der anstaltseige- Wirtschaft und Politik motivierte, dem lichtblick mit
nen Druckerei der JVA Tegel nebenbei mitgedruckt werden. einer Spende zu helfen.
Deshalb erschien der lichtblick im letzten Jahr auch Bedanken wollen wir uns auch bei den vielen anderen Helfern,
nur vier Mal, war überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten, die uns mit Rat und Taten unterstützten. Stellvertretend für
und auch der Seitenumfang war stark reduziert. all diese Helfer sei hier der Tegeler Anstaltsbeirat, Herr
Dank der vielen kleinen und teilweise sehr großzügigen Schildknecht, genannt, der z. B. die Übergabe des Kaufpreises
Spenden konnten wir eine neue Druckmaschine anschaffen. und die Entgegennahme der Druckmaschine draußen, Zug
Bis Ende Oktober 2009 waren alle Formalitäten, mit tatkräf- um Zug, überwachte und die Maschine bis in die Anstalt
tiger Unterstützung von Dr. Olaf Heischel vom Berliner Voll- hinein eskortierte.
zugsbeirat, erledigt – und
alle sonstigen Hürden, mit Und auch die JVA
Unterstützung der hiesigen Tegel darf nicht un-
Anstaltsleitung, genommen. berücksichtigt blei-
So konnte die lichtblick- ben, denn die Ver-
Redaktion am 31. 10. 2009 antwortlichen hier
eine Zweifarben-Offset- innerhalb der Anstalt
Druckmaschine vom Her- unterstützten uns
steller RYOBI im frisch re- ausnahmslos – ange-
novierten und umgebauten fangen beim Anstalts-
Druckraum aufbauen. leiter, Herrn Adam,
der dem Druck des
Nun hatten wir eine Druck- lichtblicks in
maschine, aber die anfänglich Form von 4 Notaus-
eingeplanten Gefangenen, gaben in der anstalts-
die mit der neuen Maschine eigenen Druckerei
drucken sollten, standen uns zustimmte; dem Lei-
haft- und entlassungsbedingt ter der Sozialpäda-
nicht mehr zur Verfügung. So sieht sie aus, unsere neue Druckmaschine gogischen Abteilung,
Zu unserem Nachteil wur- Herrn Hoffmann, der
den zwischenzeitlich auch keine gelernten Drucker in der JVA sich u. a. für die Umbaugenehmigungen des Druckraums
Tegel eingesperrt. Der fehlende Drucker war auch der Grund einsetzte und in so manchem Interview Reporter auf unsere
für die ausgebliebene Weihnachtsausgabe 5-2009. missliche Lage aufmerksam machte und so um Hilfe für den
lichtblick warb; bis hin zu den einzelnen Betrieben, die
Nun haben wir zwar keinen gelernten Drucker gefunden, aber beim Umbau des Druckraums und der Einbringung der Ma-
dafür einen Gefangenen, der in einem anderen Gefängnis schine beteiligt waren.
schon mal an einer Druckmaschine angelernt wurde und der Nicht vergessen wollen wir auch die vielen Inhaftierten, die
den Mut aufbrachte, sich an der neuen Maschine einzuarbei- ein paar Euro von ihrem spärlichen Lohn spendeten und wir
ten. Irgendwie muss es funktioniert haben, andernfalls wäre danken auch den Gefangenen, die tatkräftig bei allen anfal-
diese Ausgabe nicht erschienen. lenden Arbeiten Hand anlegten. Ihre Hilfe war unbezahlbar.

Auf diesem Wege möchten wir allen Unterstützern, die Jede einzelne Hilfeleistung hat das Fortbestehen dieser Ge-
sich im zurückliegenden Jahr um den Fortbestand des fangenenzeitung wieder ein kleines Stück weiter gesichert.
lichtblicks bemüht haben, danken. Die meisten Die lichtblick-Redaktion sagt Danke ! 

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 5


NACHG E H A KT

Nachgehakt
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Die Freiheit
fängt
Guten Morgen, Gisela ! schon hinter
Gittern an
Gisela, am 9. Juli 2009 hast Du vor den Abgeordneten verneint, dass die
Personalengpässe in der JVA Tegel ein Sicherheitsrisiko für die Anstalt bedeu-
ten. Du konntest Dir auch „nicht vorstellen, dass Stationen nicht besetzt seien.“

Schon 3 Monate später liest man in der Tagespresse von Ausbruchsversuchen


aus der JVA Tegel. Inhaftierte wollten sich wohl durch ein für Jedermann frei
zugängliches Fenster, das auf genau solch einer Station liegt – bei der Du Dir
nicht vorstellen konntest, dass sie nicht besetzt sei – aus dem Haus hinaussägen.
Wären die Stationen regelmäßig oder öfter besetzt, dann hätte so was nie
passieren können, dann wäre es den Stationsbeamten aufgefallen, dass da an
einem, für jeden frei zugänglichen Fenster von gleich mehreren Gefangenen
Gitterstäbe angesägt werden.

Hat man Dir auch schon


berichtet, wie man dem
Problem nun begegnet ?
Ausbruch aus
Ich sag es Dir. Tegeler
Die Stationen sind weiter-
hin nicht so besetzt, wie Du Gefängnis vereitelt
vielleicht glaubst, dafür hat
man jetzt aber einige der Fenstergitter angesägt
seit 110 Jahren bestehen- Insassen der Teilanstalt III des Gefängnisses
den Fenster – solche, die Tegel haben die Flucht geplant. Justizspre-
cher Bernhard Schodrowski bestätigte ge-
der Frischluftzufuhr die-
stern, dass Vorbereitungen entdeckt wurden.
nen – zugeschweißt. Und,
Einzelheiten nannte er nicht. Nach Informati-
damit nun ein einzelner on der Berliner Zeitung war im 4. Stock der
Beamter in der Zentrale zu- eingerüsteten Anstalt ein Fenstergitter ange-
sätzlich noch Aufgaben der sägt worden. Justizangestellte lösten Alarm
fehlenden Stationsbeamten aus. Alle Insassen wurden eingeschlossen.
übernehmen kann – näm- Jeder Raum wurde durchsucht. Insassen
lich die Kontrolle der Flure schließen nicht aus, dass das Werkzeug in
aller Station – ist das un- der Gefängnis-Werkstatt hergestellt wurde.
durchsichtige Drahtglas in In Tegel sind insgesamt 5.127 Insassen unter-
den Trennwänden zu den gebracht. (Is.)
einzelnen Stationen gegen Quelle: Berliner Zeitung vom 21.10.2009
Klarglas ausgetauscht wor-
den. Nun wurde genau das
undurchsichtige Drahtglas
zerschlagen, welches zuvor eingesetzt wurde, damit die Inhaftierten nicht sehen,
was in der Zentrale geschieht.
Ist das nicht aberwitzig.
Ich habe unter Gefangenen das Gerücht gehört, dass beim nächsten Ausbruchs-
versuch die Türen zu den Zellen der Gefangenen zugeschweißt werden sollen.
Undenkbar ? Das Zuschweißen von Fenstern nach 110 Jahren Bestehen der JVA
war bisher auch undenkbar ! Wieder einmal zeigt der Justizapparat überzogenen
Christliche Straffälligenhilfe e.V.
Aktionismus. Drei haben gesägt, alle müssen drunter leiden.
Jägerstraße 25a
Nun stinkt es in der JVA Tegel mehr als je zuvor.
D-29221 Celle
Gisela, würdest Du heute vor den Abgeordneten immer noch ein Sicherheits-
Telefon 05141 - 946 16 0
risiko durch Personalengpässe verneinen?
Es grüßt der gute Geist www.schwarzes-kreuz.de

6 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


KOMMENTAR

Visionen
Der lange Weg vom Vollzug zur Vision
Vollzugs

D
ie Gesellschaft im Allgemeinen und jeder Einzelne Wir wollen den Sinn oder Unsinn von Gefängnissen, so,
für sich, der draußen in Freiheit seinem Leben nach- wie sie heute betrieben werden, dokumentieren, wollen
geht und mit Haft und Gefängnis noch nie etwas zu aufzeigen, was an diesem Strafsystem gut, aber auch was
tun hatte, ist überwiegend der Meinung, dass wir in Deutsch- total falsch ist. Wir haben uns diese Aufgabe gestellt, nicht,
land ein funktionierendes Rechtssystem haben und jeder, der weil wir das Strafen abschaffen wollen, sondern weil wir die
sich etwas hat zuschulden kommen lassen, einen fairen Pro- Haftzeit besser, effektiver genutzt wissen wollen.
zess nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten und anschlie- Wir werden aufzeigen, dass sowohl heutige Strafsysteme
ßend auch eine angemessene Strafe bekommt. als auch Deutschlands Gefängnisstrukturen weder zeitge-
Diese Überzeugung von fairen Prozessen und angemessenen mäß sind, noch dem Sinn unseres Strafvollzugsgesetzes
Strafen mag sich in der Praxis wohl meist auch bewahrheiten. gerecht werden. Nahezu jeder Straftäter wird irgendwann in
Sowohl unser Polizeiapparat, der die Täter dingfest macht, die Gesellschaft zurückkehren, und es liegt an ihr, zu beein-
als auch die Richterschaft, die später für ein faires Urteil sor- flussen, wie sie den Rückkehrer dann gerne hätte: wirklich
gen soll, funktionieren fast immer entsprechend der ihnen verändert und dankbar für die Chance zum Neuanfang oder
zugewiesenen Aufgaben. verbittert, sozialem Verhalten vollends entwöhnt und mit ne-
Für die meisten enden damit alle weiteren Überlegungen, gativer Grundeinstellung gegenüber Staat und Gesellschaft.
denn der Täter ist weggesperrt, der Gerechtigkeit ist genüge
getan, die Gesellschaft ist vor weiteren Straftaten geschützt. Um das heutige System nachvollziehen zu können, mussten
wir erst einen Ausflug in die Vergangenheit machen, weit
Was aber dann tatsächlich mit dem Verurteilten im Gefängnis zurück bis zu den Anfängen von Verbrechen und Strafen ge-
passiert, wie er dort behandelt wird – oder auch nicht behan- hen. Drei Hefte haben wir damit schon gefüllt. Und auch
delt wird –, wie er dort zum Besseren motiviert wird und in jetzt blicken wir noch einmal zurück, bevor wir uns dem
welcher Verfassung, bzw. in welchem Zustand er anschlie- Thema Strafen in der Gegenwart und Zukunft widmen
ßend wieder entlassen wird, dafür interessieren sich nur noch können. Im Rahmen dieser Serie werden wir in noch nicht
ganz wenige. Grundsätzlich ist er ja bestraft, soll büßen und festgelegter Reihenfolge noch folgend aufgeführte Themen
seine Strafe absitzen. bearbeiten:

Die Betroffenen, also die Verurteilten und dann Wegge- ● Welche Wirkung hatten die alten Strafsysteme
sperrten, nehmen ihr Urteil meist einsichtig und oft sogar ● Macht Knast krank 
reumütig an, geloben Besserung und machen sich von Haft- ● Ethik und Moral des Strafens
beginn an viele Gedanken darüber, was in ihrem Leben schief ● Hirnforschung zum Thema Kriminalität
lief, warum es zu der Straftat kam und wie sie künftig, nach ● Der gegenwärtige Strafvollzug in Deutschland
der Haft, ein Leben ohne Straftaten auf die Reihe bekommen. ● Ein Vergleich mit Vollzugsformen in anderen
Doch dann passiert mit den Inhaftierten in unseren Haftan-  Ländern
stalten etwas, das genau das Gegenteil von dem bewirkt, was ● Wie kann ein besserer Strafvollzug in der Zukunft
die Gesellschaft anstrebte und das Gegenteil von dem, was  aussehen
der Inhaftierte sich selbst gelobte.
Im Internet, unter www.lichtblick-zeitung.de, haben wir alle
Alle diejenigen, die vor der Verurteilung mit dem Inhaf- bisher erschienen Folgen bereits zu einer kleinen Broschüre
tierten zu tun hatten, also der Polizeiapparat, die Rich- zusammengefasst. Gerne nehmen wir auch Anregungen
terschaft und die Gesellschaft draußen, bekommen von von unseren Lesern entgegen. Vielleicht erhalten wir sogar
diesen sich im Gefängnis anbahnenden Missständen kaum Leserbriefe oder Fremdbeiträge, Essays oder wissenschaftliche
etwas mit, weil – wer schaut schon hinter die Mauern ? Aufsätze zu unserer Reihe „VollzugsVisionen”, die dann
Wer schaut sich die Häftlinge an, die z. B. mit dem sprich- sogar als begleitende Artikel zu unseren eigenen Beiträgen
wörtlich blauen Müllsack in der Hand in die Obdachlosig- erscheinen können. Und auch kritische Meinungen sind uns
keit entlassen werden. willkommen.

Wir, die selbst von einer Haftstrafe betroffen sind, erle- Lasst uns das Thema „VollzugsVisionen” anpacken.
ben hier innerhalb dieser Mauern am eigenen Leib, was in Schreibt uns!
Deutschlands Gefängnissen passiert, oder eben auch nicht
passiert. Deshalb haben wir uns die folgende Aufgabe gestellt: Zur Fortsetzung der Geschichte des Strafens: Teil IV 

www.lichtblick-zeitung.de d     
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c      t     
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Geschichte
des Strafens
Teil IV: Das Mittelalter
und die
Frühe Neuzeit
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SERIE

I
n der letzten Ausgabe wurde die Geschichte des Stra- Wahrsagerei und von magischen Praktiken bekannt.
fens bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. mit der Auflösung Auch bei den Römern wurde nach dem Zwölftafelgesetz
des antiken Roms dargestellt. negativer Zauber mit dem Tod bestraft.
Das in dieser Zeit entstandene Straf- und Rechtswesen Aus dem Alten Testament ist schließlich bekannt, dass
ging jedoch nicht verloren. Vom Römischen und im Fol- Zauberei mit der Todesstrafe zu verfolgen sei.
genden vom Byzantinischen Reich beeinflusst, breitete Doch mit dem Aufkommen einer frühneuzeitlichen Form
es sich im europäischen Raum aus und wurde von ger- von Gerichtsverfahren und Untersuchung, der so genann-
manischen Stämmen und vom Fränkischen Reich auf- ten Inquisition, beginnt die intensive Verfolgung im 15.
genommen und später auch vom Heiligen Römischen Jahrhundert.
Reich Deutscher Nation. Diesen Vorgang bezeichnet man Die Hexenverfolgung lässt sich als ein Hysterie-Phäno-
als „kulturelle Rezeption“, das heißt: Errungenschaften men bezüglich Zauberei und Hexerei verstehen. Juristisch
fremder Kulturen halten in einer Gesellschaft Einzug und wurde dies zur „Straftat der Zauberei“ umgesetzt. Dies
werden von dieser als Wertmaßstab verwendet. führte zu vielen Verdächtigungen, Denunziationen, öf-
Im Verlauf der Jahrhunderte bildete sich eine dualistische fentlichen Massenprozessen und Hinrichtungen.
Strafverfolgung heraus. Die kirchliche und die weltliche Zur Überführung eines vermeintlichen Täters oder Tä-
Gerichtsbarkeit. terin genügte zur Wahrheitsfindung die Folter, unter der
Zum Ende des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit war jedwedes Geständnis erpresst werden konnte. Foltern
die vermehrte und flächendeckende Strafverfolgung von galt noch nicht als Strafe, sondern war Teil der Untersu-
so genannten Hexen und Glaubensabweichlern (Häreti- chung. Die Inquisition beschränkte sich beim Foltern auf
ker) ein Schwerpunkt. magisch-mystische Praktiken, wie z.B. den „Hexenham-
Grundlage dieser massenhaften Verfolgung von auch mer“, eine Art Handbuch für den Inquisitor, das eine ge-
so bezeichneten Malefikanten (=Missetätern) durch die naue Abfolge so genannter „peinlicher Befragung“ vorg-
kirchliche Justiz war die damals verbreitete Vorstellung ab. Angeblich wurde dabei dem Delinquenten „kein glid
von einer vom Teufel geleiteten Verschwörung gegen das gelämpt, kein plut vergossen, kein hut verletzt und nütset
Christentum. tötlichs zugefügt,“ so eine mittelalterliche Überlieferung.
Die Mehrheit der Opfer waren Frauen, welche man Hexen Doch genau das Gegenteil war der Fall. Die Hände wur-
nannte; etwa ein Viertel waren Männer, Ketzer oder Hä- den bei dieser Methode der Wahrheitsfindung auf dem Rü-
retiker genannt, und vereinzelt auch Kinder. cken gefesselt, per Schwebezug in die Höhe gezogen. Oft
Schon aus babylonischer Zeit ist die Verfolgung von renkten sich die Arme aus und verdrehten sich über dem

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SER I E

Kopf. So hängend, wurde die Befra- und Werten mit der allgemeinen Fol- reaktive Sanktion, nicht nur einen Tä-
gung fortgeführt, bis ein Geständnis ge geringerer sozialer Ordnung. Die ter zu zerstören, sondern ihn zum Gu-
erfolgte, welches der Inquisitor hören herrschenden Kräfte versuchen durch ten hin zu verändern. Denn zunehmend
mochte. In besonders hartnäckigen übermäßige Verfolgung der Normenab- werden schon zu dieser Zeit moralthe-
Fällen wurde der Mensch überdies mit weichler wieder Ordnung herzustellen. ologische Diskussionen über den Sinn
zentnerschweren Steinen beschwert Dieser Mechanismus könnte mit ein und die Notwendigkeit angewandten
und den Körper ließ man dann mehr- Grund dafür sein, dass gerade in dieser Kirchenrechts und über das weltliche
fach wippen, aber auch mal komplett kriegerischen Zeit viele Menschen als Strafrecht geführt.
fallen. Diese Tortur überstand letztlich angebliche Hexen verdächtigt wurden, Die Menschen sollen sich über Bedro-
niemand und endete entkräftend, mit um sie den kirchlichen und weltlichen hung und Abschreckung, z.B. durch
inneren Blutungen tödlich. Gerichten auszuliefern. Die Menschen öffentliches Zur-Schau-Stellen am
Ein anderes Beispiel von Folter war denunzieren dann vermehrt, um sich Pranger, Verhaltenszwänge auferlegen,
der Hexenstuhl, der zum Geständ- selbst besser als normentreu oder reli- die mit den moralischen Vorstellungen
nis und zur Prüfung von Aussagen giös darzustellen und um sich selbst vor jener Zeit einhergehen.
diente. An den Stuhl wurden die Verfolgung zu schützen. Die Herrschenden üben – über die Me-
Gepeinigten gefesselt und an Me- Die Gesellschaft ist im Mittelalter und chanismen des Zwanges zur Selbstkon-
tallspitzen gequetscht, was lebens- in der Frühen Neuzeit als Lehnswesen trolle des Einzelnen – die Kontrolle
bedrohliche Qualen verursachte. Wer (Herzogtümer) strukturiert und feudal. über das Volk aus. Herrschaftsverhält-
diese Tortur überlebte, musste eine Es sind auch Zeiten des Bevölkerungs- nisse werden dadurch gestützt und das
Hexe oder ein Hexer sein und wurde wachstums und der Städtegründungen. Gemeinschaftshandeln in Gang gehal-
zum Scheiterhaufen verurteilt. Ge- Etwa zu Beginn des 10. Jahrhunderts ten. Von den Höfen, so eine spätere
standen die Gepeinigten hingegen, n. Chr. entsteht das Heilige Römische Analyse des Soziologen Norbert Elias,
geschah das gleiche. Sie wurden aus- Reich Deutscher Nation. Es endet 1806. geht der Prozess der Zivilisation aus
weglos immer getötet. Denn einige Die Kirche erhält sich konfliktreich, und auf die Bevölkerung über.

Das Pfahlhängen Die Folter Der Scheiterhaufen Das Knochenbrechen

starben schon bei der Marter. Dieses aber gleichberechtigt, neben den könig- Vergehen oder Verbrechen werden
Menschen zerstörende Handeln nannte lichen und kaiserlichen Hoheiten. Sie geahndet, indem gefoltert und verstüm-
sich „Hexenprobe“. ist zugleich eine eigenständige hierar- melt wird. Diese Strafform nennt sich
Besonders während des Dreißigjäh- chische Institution mit Machtfülle und Leibesstrafe.
rigen Krieges (1618-1648) wütete die hat zudem eine eigene Gerichtsbarkeit, Überliefert sind unter anderem das Ab-
Hexenverfolgung in Mitteleuropa. wie die Hexenverfolgungen zeigen. schlagen oder das Abtrennen von Fin-
Der Krieg und die so genannte kleine Die Missetäter wurden zu dieser Zeit gern, Ohren oder Händen sowie eher
Eiszeit, hatten die Felder verwüstet, in Kerkern und Verliesen aufbewahrt, selten, die Einmauerung – eine dama-
die Häuser zerstört, die Bevölkerung die sich in Burgen, Schlössern und Klö- lige Version von lebenslänglich.
dezimiert; Hunger und Seuchen for- stern befanden. Strafen oblag den je- Auch beim Bestrafen sind die Men-
derten ihre Todesopfer. weils Herrschenden. Könige, Bischöfe schen erfindungsreich. Bekannt ist z.
In derartigen Zeiten, so in Anlehnung und sogar Lehnsherren konnten des- B. die Verbannung, das Pfählen, das
an eine spätere Analyse des Soziologen halb über ihre Landbevölkerung und Teeren und Federn, aber auch das Vier-
Èmile Durkheims, kommt es zur Auf- die Leibeigenen verfügen, sie bestrafen teilen, das Ausdärmen und das Rädern.
lösung von Ordnung (Anomie). Gesetz- oder sie einsperren. Die geringste körperliche Züchtigung
losigkeit breitet sich aus. Es entsteht Der Begriff von Strafe wird in der Fol- war noch eine öffentlich vollzogene
ein Rückgang von religiösen Normen gezeit gesellschaftlich ausgeweitet als Prügelstrafe, die als der „Staupen-

10 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


SERIE

schlag“ bekannt wurde. Der Geprü- Zu den Todesstrafen gehörte das Ein Verlies war manchmal unterirdisch
gelte wurde anschließend des Landes Säcken, eine Form des Ertränkens. angelegt. Das Verlies, auch Angstloch
verwiesen. Der Missetäter wurde dazu in einen genannt, war für den Kerkermeister
Es ging bei all diesen Strafen um Zucht, Sack gesteckt und in einen Fluss vom Fußboden aus stets erreichbar.
Züchtigung und Disziplinierung. Vom geworfen. Manchmal zusammen mit Dort unten jedoch verlor sich symbo-
byzantinischen Recht übernommen Tieren, vorzugsweise mit Hunden lisch der Mensch, denn im Dunklen,
(begann schon bei den Sumerern) ver- und Katzen. Die Todgeweihten für andere unsichtbar, war er verloren.
hängten die Herrschenden so genannte sind zuvor gemartert worden. Verliese oder Kerker waren oft ganz
„Spiegelstrafen“. Säcken war eine spezielle Form oben in Türmen eingebaut, die nur über
Die Missetat soll, so die Logik, in Spie- der Abschreckung und wurde eine schmale steile Wandtreppe er-
gelung auch dem Missetäter zugefügt bevorzugt bei Kindermörderinnen reichbar waren.
werden. Damit soll die Wiederholung angewandt. Besonders grausam Mit dem Anwachsen der Bevölkerung
der Tat verhindert werden. war das Ausdärmen. Eine brutale und mit dem Aufkommen von Städten
Dieses Prinzip hat mit Rache zu tun Hinrichtungsform, bei der die wuchs die Zahl der Eingesperrten.
und ist schon überliefert von den älte- Eingeweide bei lebendigem Leibe aus Folglich sind in den Schlössern und
sten Rechtssammlungen der Welt und der Bauchhöhle gezogen wurden. Zum Klöstern immer mehr Kerker ange-
der ersten schriftlichen Aufzeichnung, Schluss hat man das noch schlagende baut worden, aber auch in Wachtür-
dem Codex Ur-Nammu in sumerischer Herz entnommen. men und Rathäusern wurden die Räu-
Sprache (2100 v. Chr.) oder dem Codex Männer wurden vorzugsweise ge- me erweitert.
Hammurapi (1700 v. Chr.). Dort heißt es rädert. Mit dem Wagenrad stieß der
beispielsweise: Wenn ein Mann einem Henker erst gegen die Knochen und Die Geburt der Gefängnisse
Manne einen Zahn ausgeschlagen hat, brach sie, dann wurde der Verur- Die zunehmende Bedarfslage an Ker-
wird dessen Zahn ausgeschlagen. Wer teilte auf das Rad geflochten, um ihn kern führte erst zur Sammelverwah-
mordet, wird selbst getötet. öffentlich zur Schau zu stellen. Den rung und schließlich etwa im 12. Jahr-

Das Rädern Das »peinliche« Verhör Das Zersägen Das Vierteilen

Bei Verrat wird dem Menschen die Leichnam letztlich überließ man der hundert zu eigenständigen Gebäuden.
Zunge und bei Vergehen gegen die Verwitterung. Dieses Vorgehen wur- Das ist so neu nicht, denn schon aus
Sittlichkeit, beispielsweise Ehebruch, de erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Römerzeit sind teils für sich ste-
die Nase abgeschnitten. Vergewaltiger abgeschafft. hende Gefängnisbauten bekannt, z.B.
von Jungfrauen werden entmannt. Den Einfache Todesstrafen waren da noch der Carcer Tullianus. Es war das Stadt-
Dieben hackt man die Hand ab. Und die Hinrichtungen mit Strang oder mit gefängnis Roms und wurde im 3. Jahr-
bei Brandstiftung wird der Delinquent Schwert. Nach einer Enthauptung wur- hundert v. Chr. erbaut.
selbst bei lebendigem Leibe verbrannt. de der Körper öffentlich verbrannt. Eines der ersten und zugleich be-
Die Spiegelstrafen sollen ein Gleichge- Im Mittelalters war lange Kerkerhaft rüchtigten Gefängnisse, die schon
wicht herstellen zwischen der Tat und selten, denn die Missetäter wurden ein wenig an die heutigen erinnern,
dem Opfer, sind aber zugleich in einer nur relativ kurze Zeit verwahrt, um entstand im europäischen Raum in
abgewandelten Form auch Vergeltung. ihnen die Leibesstrafen zuzufügen. England. Es ist das Newgate, das von
Zudem ist die Zwangsarbeit im Berg- Danach waren sie frei, verstümmelt König Heinrich 1188 beim Stadttor in
werk und auf Galeeren, später beim oder tot. Zur Unterbringung bis zur London errichtet und später mehrfach
Festungsbau, verbreitet. Oft starben Bestrafung dienten lediglich Keller, ausgebaut wurde.
die Menschen dort an Entkräftung Türme, Rathäuser, Verliese in den Fe- Die Menschen mussten dort in den Sam-
oder Krankheiten. stungen oder in den Schlössern. melräumen unter hygienisch schlechten

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SER I E

Diebesturm in Lindau am Bodensee,


14. Jahrhundert

Das Malefizhaus in Bamberg (1627)

Wiedergabe der Graphiken (recht)


mit freundlicher Genehmigung des
Verlages C. H. Beck – aus Uwe Wesel,
Geschichte des Rechts, 3.Auflage
2006, S. 401.
Das Männerzuchthaus mit dem »sekreten Zuchthaus« (1595)

Bedingungen auf die Züchtigung oder zur Straße hin. Dadurch konnten die
auf den Vollzug der Todesstrafe war- Insassen bei den Passanten betteln,
ten. 1858 gab es die Umbauten zu Ein- um ihren Aufenthalt zu finanzieren.
zelzellen. Schließlich wurde das New- Gefängnisse waren zu jener Zeit pro-
gate 1906 abgerissen. fitable Unternehmen, denn die Gefan-
Ein anderes berüchtigtes Gefängnis genen mussten für Lebensmittel und
war das Fleet-Gefängnis in London. Unterkunft bezahlen. Es gab spezielle
Es bestand von 1197 bis 1844. Im 18. Gebühren für die Kerkermeister. So
Jahrhundert wurden dort oft Schuld- auch für das Abnehmen der Hand- und
ner untergebracht. Gewöhnlich waren Fußschellen oder der Halseisen. Eine Zelle und Galerien in Newgate, 1896
etwa 300 Gefangene sogar mit ihren Parallel zu der Entwicklung von Ge-
Familien eingesperrt. Es gab Gitter fängnissen ab dem 12. Jahrhundert Im Steinbruch als Zucht arbeiten, hieß
breitete sich der im religiösen Kon- dann beim Volksmund, die Schuld
text stehende Besserungsgedanke aus abzutragen. Die Menschen sollten ar-
(Calvinismus). Die Verstümmelungs- beiten, büßen und beten. All dies unter
strafen gingen zurück. Das öffentliche kargen Begleitumständen und sprich-
Strafrecht entwickelte sich. Es entstan- wörtlich bei Wasser und Brot.
den überall im europäischen Raum
Rechtssammlungen. Damit wurde der
Anspruch erhoben, das Recht und die
Strafe zu begründen.
Ein bekanntes Beispiel aus deutschen
Herzogtümern ist der Sachsenspiegel
aus dem 13. Jahrhundert, der mit sei-
nen Kodifikationen bald die Wirkung
eines Gesetzbuches hatte. Auch für das
Zivilrecht.
Die Strafzwecke zielten nicht nur ab
auf bloßes Vergelten, Abschrecken
und Unschädlichmachen des Delin-
quenten. Sondern die Verderbtheit
als Sündenfall soll zunehmend durch
strenge Kirchenzucht ausgetrieben
werden.
Aus dieser Idee entstanden spezielle
Zuchthäuser. Hier wurden strenge
Regeln und die Zwangsarbeit einge-
Erhaltener Diebesturm aus dem Münsterland führt: in Demut, Drill und Disziplin. Newgate im 12. Jahrhundert

12 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


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Tagesabläufe mit Appellen zum Beten


von 4:00 Uhr morgens an und das Ar-
beitsende gegen 20:00 Uhr waren keine
Seltenheit. Aus Sachsen ist beispiels-
weise in bezug auf Arbeit das Zerklei-
nern von Farbhölzern bekannt oder das
Bearbeiten von Wolle. Das Holzraspeln
gehörte damals zu den schwersten Ar-
beiten im Zuchthaus. Es war nicht nur
anstrengend, sondern gesundheits-
schädlich. Viele erlitten Lungenkrank-
heiten und starben daran.
Eines der ersten Zuchthäuser dieser
Machart wurde im niederländischen
Raum 1595 eröffnet. Im deutschen
Raum entstanden gleich darauf
Zuchthäuser in Bremen, Lübeck und Pranger in den Kolonien
Hamburg. früh im Gefängniswesen von den Män- wurde 1627
Dorthin wurden zunächst oft weniger nern getrennt untergebracht. für dreißig bis
Delinquenten, als vielmehr arbeitsun- Für eines der ersten Frauenzuchthäuser vierzig Gefan-
willige Menschen verbracht. Es waren wurde in England ein Teilbereich des gene in Bam-
die so genannten Bettler, Landstrei- Ursulinenklosters umgebaut. Dort wa- berg gebaut.
cher oder sonst wie als unehrenhaft ren die Frauen mit Spinnen von Wolle Ein Haus, das
geltenden Menschen, wie zum Beispiel beschäftigt. sozusagen
Prostituierte. Frauen wurden schon Arbeit galt allgemein und im religiösen zur Aufbe-
Kontext als der von wahrung von
Gott vorgeschrie- boshaften,
bene Selbstzweck gottlosen und
des Lebens: als in- frevelnden
nerweltliche Aske- Menschen die- Häufigstes Todesurteil: Erhängen
se, wie es der Sozi- nen sollte. Ma-
ologe Max Weber lefiz heißt soviel wie „die Missetat“.
später definierte. So wird heute übrigens ein Brettspiel
Als eines der ersten genannt. Ziel ist, dem Gegner den Weg
und bekanntesten abzusperren. Der Spieler muss eine
Gefängnisse in Zeitlang in Ungeduld und im Ärger
Deutschland ist verharren. Eine analoge Situation wie
der Diebesturm zu in einem Gefängnis.
Lindau am Boden- Auch in anderen Städten entstanden
see bekannt (14. kleinere Drudenhäuser, z.B. in Zeil,
Jahrhundert). Wer Hallstadt und Kronach. In deren Kel-
daraus entwich, so lern befinden sich typischer Weise die
der Volksmund, der Verliese und oben die Wachstube. In
„türmte“. Diese Be- der Mitte gibt es Schlafräume und da-
zeichnung hat sich neben einen Spazierhof, die Arbeits-
bis heute sprich- räume und die Küche. Hier finden sich
wörtlich erhalten. Unterrichtsräumlichkeiten auf engstem
Jene Diebestürme Raum. Unterrichtet wurde allerdings le-
waren im Land weit diglich in Inhalten zu denen man heute
verbreitet und meist „Beten und Bibelkunde“ sagen würde.
Teil der Stadtbefe- Zum Ende des 19. Jahrhunderts kommt
stigung. es zu Neugestaltung der Gefängnisse.
Ein anderes Beispiel Der richtungsorientierte Besserungsge-
ist das Malefizhaus danke stand dabei noch mehr im Vor-
in Bamberg. Das dergrund. Die sittliche Erneuerung soll
Malefizhaus, auch in frommer Askese gelingen.
Drudenhaus oder
Der Pranger, Darstellung aus dem 14. Jahrhundert Hexengefängnis genannt, Darüber in der nächsten Ausgabe. 

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TEGEL I N T E R N

KNASTNEUBAU

H E I D E R I N G – G r o ß b e e r e n

S
eit Jahren gehen in Deutschland und in Berlin die könnte das Gefängnis die Wirtschaft ankurbeln. Denn für 600
Straftaten zurück. Das hat in Deutschland zur Folge, Gefangene entstehen zugleich 250 Arbeitsplätze. Das stärkt die
dass sich die Gefängnisse leeren. Eine gute Nachricht, Infrastruktur. Industriebetriebe profitieren davon. Und - ach - das
so möchte man meinen. Wichtigste für die Medien: Dieses schöne neue Gefängnis entla-
Doch ausgerechnet die Hauptstadt widersetzt sich diesem stet die aus den Nähten platzende JVA-Tegel. Endlich endet die
Trend. Haftzeiten werden tendenziell bis zum Endstrafenter- menschenunwürdige Unterbringung von Gefangenen im Haus I.
min abgesessen. Dabei ist bekannt, dass Reststrafaussetzung Das Kuriose kommt zuletzt: In genau jenem Brandenburg
zur Bewährung meist eine positive Wirkung auf das Gelingen sind von 2308 Haftplätzen nur 1576 belegt. Und die Zahl der
von Resozialisieren und damit auf künftige Straffreiheit ent- Straftaten sinkt stetig, von Jahr zu Jahr. Wer rechnet, stellt
faltet. Der ehemals Gestrauchelte kann das ihm entgegenge- fest, dass 700 Plätze überflüssig sind.
brachte Vertrauen als Wohlwollen und als Versöhnungsange- Das brachte die Brandenburger auf die fürsorgliche Idee, die-
bot der Gesellschaft ansehen. se Plätze den Berlinern anzubieten (vgl. Berichte der Berliner
Die Statistik zu vorzeitiger Entlassung auf Bewährung zum Zeitung und des Tagesspiegels vom 21./22. Januar 2010).
2/3-Zeitpunkt zeigt, wie Berlin grell als rotes Schlusslicht Ja, sie würden sogar ein ganzes Gefängnis für die Berliner leer
leuchtet. räumen. Zwar etwas außerhalb von Berlin, aber der Unterschied
Damit den verantwortlichen Politikern nicht die Gefangenen sei ja lediglich, dass sich die Haftplätze dann nördlich, statt süd-
ausgehen, haben sie auch noch vorsorglich paradoxer Weise lich von Berlin befinden würden. Das ist so schlecht nicht, oder ?
beschlossen, für einst 80 Millionen Euro eine neue Anstalt Zu Bedenken wäre auch, dass die 5100 Berliner Haftplätze
zu bauen. Zudem wird sie, wie üblich noch bevor der erste nicht voll ausgelastet sind.
Spatenstich erfolgt, teurer. Nun soll das Bauvorhaben schon Wozu aber dann an der neuen Anstalt festhalten ? Gefordert
120 Millionen kosten. Zur Begründung des Neubaus gab man ist politische Flexibilität. Doch Justizsenatorin Gisela von
der Öffentlichkeit vor, einen dringenden Bedarf nach neuen der Aue hält das Angebot aus Brandenburg für unredlich. Sie
Haftplätzen zu haben. Doch die Gefängnisse sind in Berlin sagt, nach einer gesetzlichen Vorlage sollen die Berliner Ge-
nur noch zu 97% ausgelastet. fangenen heimatnah untergebracht werden.
Seit Grundsteinlegung im Sommer 2009 hat sich auf der So? Wenn das stimmt, müssten zuerst die Begriffe überprüft
Baustelle nichts getan, weil eine Baufirma gegen die Vergabe und somit geklärt werden. Denn unmittelbar einsichtig ist
von Arbeiten an eine konkurrierende Firma klagt. Wer denkt, doch wohl, dass das Umland von Berlin, hier das Land Bran-
dass sich dieser Bau in Berlin befindet, irrt gewaltig. Nur weil denburg, sehr wohl heimatnah ist. Warum sonst soll dort das
das Land Berlin abseits von der Stadt ein Grundstück besitzt, neue Gefängnis entstehen ?
musste man dort die Standortbestimmung vornehmen. Und wann wird dem Land Berlin auffallen, dass auch in Ber-
Nach amerikanischem Vorbild entsteht das Gefängnis in JWD lin die Zahl der Straftaten zurückgehen und deshalb immer we-
(janz weit draußen). In Amerika abgelegen in der Wüste, in Ber- niger Menschen in ein Gefängnis verbracht werden müssen ?
lin jenseits der Stadt auf den ehemaligen Rieselfeldern in Bran- Das Untersuchungsgefängnis Moabit ist bereits jetzt bei
denburg. Die Böden dieser Felder sind kontaminiert. Sie befin- weitem nicht mehr nur mit Untersuchungsgefangenen belegt.
den sich südlich der Stadt Berlin beim idyllischen Großbeeren. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, steht auch bald in Berlin das
Doch warum so weit weg ? Die Ausgegrenzten sind dort auf erste Gefängnis leer. Mit mehr Entlassungen zur Bewährung
Feld und Flur nicht sichtbar. Im schönen Großbeeren jedoch und Reststrafenaussetzung wären wir auf dem besseren Weg. 

14 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


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REC H T

Das U-Haft-Gesetz
— Eine kritische Stellungnahme —
von Dr. Annette Linkhorst

I n Berlin gilt seit Januar 2010 das Untersuchungshaftgesetz.


Damit wird der Vollzug der Untersuchungshaft erstmals
gesetzlich geregelt. Das ist zwar grundsätzlich zu begrüßen,
frei von Bedenken liest man das Gesetz indessen nicht.

I.
Das Gesetz legt als Aufgabe der Untersuchungshaft die
Gewährleistung der Durchführung des Strafverfahrens
(und den Schutz vor weiteren Straftaten) fest und enthält
die ausdrückliche Normierung der Unschuldsvermutung
der Gefangenen.

II.
Problematisch ist die Frage der Unterbringung und
Belegung sowie der Ausstattung mit Personal.

§ 11 normiert den Trennungsgrundsatz: danach werden


U-Haft-Gefangene von Gefangenen anderer Strafarten,
insbesondere von Strafgefangenen, getrennt untergebracht.
Allerdings läßt das Gesetz Ausnahmen zu, z.B. bei
Zustimmung des Inh. oder aus Gründen der Sicherheit und
Ordnung der Anstalt. Laut der Begründung ist eine strikte
Trennung in der Praxis nicht ausnahmslos möglich.

Eine gemeinsame Unterbringung im Haftraum wird


durch das Gesetz nicht ausgeschlossen. Sie ist zum
einen bei Zustimmung der Inhaftierten, zum anderen bei III.
hilfsbedürftigen oder gefährdeten U-Haft-Gefangenen Der Gesetzentwurf enthält weitere Regelungen, die
ohne deren Zustimmung, aber mit Zustimmung der mit zwar einerseits durchaus zu begrüßen sind, andererseits
ihnen untergebrachten Gefangenen möglich. Durch § 13 aber zu unbestimmt gefaßt wurden oder in der Praxis
werden damit die praktizierten „Notgemeinschaften“ voraussichtlich zu Realisierungsproblemen führen werden.
gesetzlich normiert. Die Belegung wird auf zwei Mann
pro Haftraum begrenzt – außer im JVK (dort ist also auch In § 20 Abs. 2 wird der Aufenthalt im Freien von mindestens
eine höhere Belegung möglich). Nach Abs. 2 ist über die einer Stunde täglich festgeschrieben. Das kann erweitert
genannten Gründe hinaus eine gemeinsame Unterbringung werden, wenn es die Verhältnisse der JVA zulassen.
vorübergehend aus zwingenden Gründen zulässig. Diese
Regelung soll nach der Begründung „gelegentliche Die Regelung bezüglich Sport- und Freizeitangeboten ist zu
Belegungsspitzen“ auffangen. Es ist jedoch unsicher, ob schwammig formuliert. Demnach sollen diese angeboten
diese Formulierung einer dauernden gemeinschaftlichen werden; konkrete Vorgaben wie eine Mindestzeit für den
Unterbringung im Falle permanenter Überbelegung Sport gibt es nicht (außer bei den jungen Inhaftierten: 2 h /
entgegenwirkt. Woche, hier wird Gedanke aus dem JugVollzG aufgegriffen).

Der Entwurf enthält ebenso wie das Berliner JugVollzG Die Unterbringung während Arbeit, Bildung und Freizeit
nur die Bestimmung, daß die JVA mit dem „erforderlichen“ kann gemeinschaftlich stattfinden. Die Begründung spricht
Personal ausgestattet wird, aber keine klare Festlegung, davon, daß hier bei der Ausgestaltung des Aufschlusses
wieviel Personal erforderlich ist. Ausweislich der subkulturelle Entwicklungen berücksichtigt werden
Begründung sei eine allgemein gültige Festlegung nicht sollen. Ist hier also eigentlich nur von einer Regelung
möglich. Dies ist eine zu schwammige Regelung; ernsthafte der Aufschlußzeiten die Rede? Wie steht es mit dem
Forderungen lassen sich daraus kaum herleiten. Wohngruppenvollzug in der U-Haft ?

16 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


RECHT

Gemäß § 22 Abs. 6 darf der U-Haft-Gefangene bei der § 50 sieht die Möglichkeit der Einzelhaft vor – hier fehlt
medizinischen Behandlung einen externen Arzt seiner eine Festlegung der zulässigen Höchstdauer. – Die ärztliche
Wahl heranziehen, die Konsultation findet in der JVA Kontrolle von U-Haft-Gefangenen, die im besonders
statt. Diese Regelung ist ausdrücklich zu begrüßen. Die gesicherten Haftraum untergebracht sind, ist zu schwammig
Privilegierung gegenüber Strafgefangenen, denen keine formuliert: der Arzt sucht sie gem. § 53 „alsbald“ und in der
freie Arztwahl zugestanden wird, wird mit dem Status Folge „möglichst täglich“ auf. Bei dem Mangel an ärztlicher
der U-Haft-Gefangenen begründet. Eine Abstimmung mit Kapazität in Moabit wird das kaum möglich sein. Eine
dem ärztlichen Dienst in der JVA ist allerdings ebenso zwingendere Regelung wäre erforderlich.
Voraussetzung wie die Entbindung von der Schweigepflicht
sowohl dem externen als auch dem Anstaltsarzt gegenüber. Bei der Regelung über das Verfahren bei
Laut Begründung soll damit eine jederzeitige Abstimmung Disziplinarmaßnahmen wäre eine Regelung, daß der
zwischen beiden möglich sein. Gefangene das Recht hat, vor Verhängung seinen Verteidiger
zu konsultieren, wünschenswert. Der jetzt vorliegende
Eine Arbeitspflicht für U-Haft-Gefangene besteht Entwurf wurde immerhin dahingehend ergänzt, daß nicht
nicht, ihnen sollen aber nach Möglichkeit Arbeit und nur Staatsanwaltschaft und Gericht, sondern auch die
Beschäftigung angeboten werden. Wie das in der Praxis zu Verteidigung über Disziplinarmaßnahmen und besondere
gewährleisten ist, ist die Frage. Beschäftigung und Bildung Sicherungsmaßnahmen informiert werden.
der U-Haft-Gefangenen können auch in „geeigneten privaten
Einrichtungen und Betrieben“ erfolgen. Die Begründung V.
spricht hierbei von der Eröffnung einer Option ohne nähere Es wird ein Taschengeld für schuldlos mittellose Inhaftierte
Erläuterung. eingeführt. Ebenso begrüßenswert ist die im ursprünglichen
Gesetzentwurf von Oktober 2008 noch nicht enthaltene
Die Mindestbesuchszeit wird auf zwei Stunden pro Vorschrift, daß die JVA darauf hinwirkt, daß die Inh.
Monat festgesetzt. Kontakte mit Kindern werden frühzeitig Kontakt zu Verteidigern herstellen können. Wie
gefördert, ausweislich der Begründung z.B. durch das geschehen wird, insbesondere, wenn der Inhaftierte
Kindersprechstunden. Zusätzliche Besuche können noch keinen Verteidiger hat, ist offen. ■
ermöglicht werden, wenn sie persönlichen, rechtlichen oder
geschäftlichen Angelegenheiten dienen, die der Inh. nicht ANZEIGE
schriftlich oder durch Dritte regeln kann und die nicht bis zur

Linkhorst &  Popken
Entlassung aufgeschoben werden können. Mit diesen an sich
begrüßenswerten Regelungen, mit denen die Besuchszeiten
erhöht werden, geht zwangsläufig ein erhöhter Bedarf an
Personal einher. Wie dieser gewährleistet werden wird, ist R E C H T S A N W Ä L T E
völlig offen.
|STRAFRECHT|VOLLZUGSRECHT|
Telefongespräche können gestattet werden, ein Anspruch
darauf besteht nach dem Gesetz nicht. Wie eine praktische
Umsetzung erfolgen könnte, wird nicht dargelegt. So steht
zu befürchten, daß die bestehende Praxis (daß nämlich
Telefonate vom good will der Sozialarbeiter abhängen)
weiterläuft.

IV.
Problematisch sind weiterhin noch folgende Regelungen:

§ 41 Abs. 1 verbietet den Empfang von Paketen mit


Nahrungs- und Genußmitteln. Zur Begründung wird auf Dr. Annette Linkhorst
die gleiche Regelung im Berliner JugVollzG verwiesen. Albrecht Popken
Laut dessen Begründung bestehen zum einen umfangreiche
Einkaufsmöglichkeiten für die Inhaftierten, zum anderen
Alt - Moabit 108a
D-10559 Berlin - Moabit
kommt es durch den Empfang von Paketen häufig zu
einer Abhängigkeit der Inhaftierten untereinander. Zudem Telefon  030 - 330 999 99 0
soll ein höherer Kontrollaufwand durch die zunehmende
Telefax 030 - 330 999 99 11
Drogenproblematik bestehen. Dazu kommt, daß es
immer wieder Beschwerden wegen überteuerten Preisen mail@berlin-strafverteidiger.de
beim Anstaltseinkauf gibt – dieser ist dann aber die
www.berlin-strafverteidiger.de
einzige Möglichkeit zum Einkaufen von Nahrungs- und
Genußmitteln.

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 17


REC H T

von Prof. Dr. Johannes Feest


Pfad: Hauptthemen > Merkblätter, Abgelegt in: Merkblätter

Leugnen der Tat


Konsequenzen für Strafvollstreckung und -vollzug

Frage 1: Darf es negativ gegen mich verwertet werden, Falle von Vollzugslockerungen erneut Straftaten begehen
wenn ich leugne, die Tat begangen zu haben, für die ich wird, ist die Ablehnung vertretbar“ (OLG Celle, 19.04.2000
rechtskräftig verurteilt worden bin ? – 1 Ws 77/00). Zwar kann die „mangelnde Tataufarbeitung“
Antwort: Das kommt darauf an. Die Vollzugsanstalt ist an insoweit berücksichtigt werden, als diese die prognostische
die rechtskräftige Entscheidung des Gerichts gebunden, was Beurteilung von Flucht- und Missbrauchsgefahr erschwert
die Länge der Freiheitsstrafe betrifft. Sie kann mit Recht (OLG Hamm NStZ 2004, 227); dies entbindet die Voll-
darauf verweisen, dass nur ein Wiederaufnahmeverfahren zugsbehörde jedoch nicht von der Pflicht, die Prognose mit
(§ 359 StPO) zur Beseitigung des rechtskräftigen Straf- den ansonsten zur Verfügung stehenden Erkenntnisquel-
urteils führen kann. Die Anstalt muss sich aber ein eigenes len zu stellen (OLG Celle vom 31.10.2008 – 1 Ws 538/08
Urteil im Hinblick auf die Vollzugsplanung, auf Vollzugslo- (StrVollz).
ckerungen, Entlassungsvorbereitungen etc. bilden. Frage 4: Darf die Strafvollstreckungskammer eine
Frage 2: Dürfen mir Nachteile daraus entstehen, dass ich Aussetzung des Strafrestes zur Bewährung allein mit dem
nicht bereit bin, eine Tat aufzuarbeiten, die ich gar nicht be- Argument verweigern, dass ich die mir vorgeworfene Tat
gangen habe ? leugne ?
Antwort: Ja, denn die Anstalt wird zunächst von der Rich- Antwort: Wesentliche Voraussetzung für eine vorzeitige
tigkeit der im Urteil festgehaltenen Ergebnisse des Ge- Entlassung ist es, dass diese „unter Berücksichtigung des
richtsverfahrens und den dabei eventuell erstatteten Gut- Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit verantwortet werden
achten ausgehen dürfen. Das schließt nicht aus, dass beim kann“ (§ 57 Abs. 1 Nr.2 StGB). Das hartnäckige Leugnen der
zuständigen Anstaltspersonal mit der Zeit selbst Zweifel an Tat kann dafür ein Argument sein, muss es aber nicht. Am
der Richtigkeit des Gerichtsurteils aufkommen. Es kann Ende einer längeren Freiheitsstrafe wird die ursprüngliche
daher durchaus sinnvoll sein, therapeutische Angebote Tat (bzw. ihre Leugnung) nur noch eine von vielen
auch dann anzunehmen, wenn man sie nicht für nötig hält, Informationen sein, die über den zu entlassenden Menschen
aber auf diese Weise mit den Anstaltspsychologen etc. ins vorliegen und auf deren Grundlage eine Voraussage über
Gespräch kommen kann. künftiges Verhalten getroffen werden kann. „Es kann einem
Frage 3: Darf die Anstalt mir Vollzugslockerungen mit dem Verurteilten, der durch ein fünfjähriges Strafverfahren
Argument verweigern, ich würde mich nicht mit meiner Tat hindurch seine Beteiligung an den angeklagten Taten
auseinandersetzen ? überhaupt oder zumindest in dem ihm vorgeworfenen
Antwort: Das Gesetz kennt nur zwei Gründe, die zu einer Umfang geleugnet hat, im Strafvollstreckungsverfahren
Ablehnung von Lockerungen führen müssen (§ 11 Abs. 2 nicht angelastet werden, wenn er dies auch weiterhin tut.
StVollzG): die Gefahr, dass die Lockerungen dazu benutzt Es muss ihm der Weg offenbleiben, auf andere Art und
werden, sich dem Vollzug der Freiheitsstrafe zu entziehen Weise als durch eine Art ‚nachträgliches Geständnis’
(„Fluchtgefahr“) bzw. die Gefahr neuer Straftaten während zeigen zu können, dass eine erneute Begehung von
der Lockerungen („Missbrauchsgefahr“). Straftaten so unwahrscheinlich ist, dass es gegenüber dem
Mangelnde Auseinandersetzung mit der Tat kann dafür ein Sicherheitsinteresse der Allgemeinheit verantwortet werden
Anhaltspunkt sein. Das Leugnen der Tat allein reicht aber kann, den Rest der Strafe zur Bewährung auszusetzen“
als Begründung nicht aus: „Nur wenn sich aus konkret dar- (OLG Schleswig StV 2008, 33 ff). Ähnlich schon BVerfG
zulegenden Einzelumständen ergibt, dass der Verurteilte im v.22.3.1998 - 2BvR 77/97. (Update, erstellt am: 07.03.2008)

18 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


06499_0908_210x297_1c.qxd 26.02.2008 15:29 Uhr Seite 1

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REC H T

R e c h t
KURZ gesprochen

Aufgaben in privaten Arbeits- Vergütung von Überstunden Freistellung von der Arbeits-
betrieben für Gefangene pflicht

BVG Beschl. vom


§ § § § § §
§§ 37, 41 StvollzG

27.12.2007 (2 BvR 1061/05)

Das BVG hat die Rechtsstellung des


Strafgefangenen in einem privaten
§ 41 StVollzG
OLG Hamburg Beschl. vom
01.04.2008 – Ws 6/08

Ȇbt ein Gefangener auf Anordnung


der JVA Arbeiten oder Bereitschafts-
dienste über die übliche Arbeitszeit, für
die das Entgelt nach Tagessätzen be-
§ 42 StVollzG
LG Essen Beschl. vom 14.09.2007
6 StVK W 140/07

Das Landgericht Essen hat in einem


Fall eines Gefangenen, der zum Zeit-
Unternehmen überprüft und dabei fol- messen wird, hinaus aus, so hat er auch punkt seines Antrages auf Freistellung
gende Feststellungen getroffen: hierfür einen Anspruch auf Arbeitsent- von der Arbeitspflicht beschäftigungs-

§ § § § §
Wenn Gefangene mit einzelnen Ar- gelt.« los war, festgestellt:
beitsschritten für ein privates Unter- Grundsätzlich bestehe ein Rechts-
nehmen Dienste leisten, dann dürfen der lichtblick - Kommentar anspruch für den Gefangenen auf 18
sie nicht völlig in den Betriebsablauf Das Gericht hat die Stellung des Ge- Freistellungstage, wenn er ein Jahr
eingebunden werden. Das würde be- fangenen bestärkt und festgestellt, dass lang ihm zugewiesene Arbeiten aus-
deuten, Arbeit in einem rechtsfreien Überstunden und der Bereitschafts- geübt hat. Für die Annahme, dass zu
Raum zu leisten. dienst vergütet werden müsse.  den vorgenannten Voraussetzungen
Unter dem Aspekt der Resozialisie- auch gehöre, dass er zum Zeitpunkt
rung könne das nicht hingenommen der Antragstellung auch in Arbeit ste-
werden. Beschäftigungsnachweise hen müsse, biete das Gesetz keine An-
Die Vollzugsbehörde hat eine Für- haltspunkte. ■

§ § § § § §
sorgepflicht. Im Rahmen der vertrag- § 41 StVollzG
lichen Beziehungen zu dem Unterneh- OLG Frankfurt Beschl. vom der lichtblick - Kommentar
mer muss sichergestellt sein, dass die 10.09.2007 – Ws 1138 – 11421/06 Die Freistellung von der Arbeitspflicht
öffentlich-rechtliche Verantwortung soll eine Angleichung an die Arbeits-
bei der Justizanstalt verbleibt. ■ In dem Urteil geht es um die Verständ- bedingungen in Freiheit sein. Denn
lichkeit von Bescheinigungen. auch dort werden Urlaubsansprüche
der lichtblick - Kommentar Das Gericht stellte klar, dass der Gefan- erworben. Doch für Gefangene kann
Das Gericht hat klargestellt, dass die gene einen Anspruch auf eine schrift- es Probleme mit der Anrechnung von
Oberhoheit der Justizvollzugsanstalt liche Ausfertigung des ihm zustehen- Freistellungstagen während ihrer Un-
für den Gefangenen auch in privaten den Arbeitsentgelts habe. tersuchungshaft geben.
Betrieben bestehen bleibt. Sowohl der Beschäftigungsnachweis Denn diese können nach Calliess/Mül-

§ § § § §
Wenn der Gefangene dort für einzelne als auch der Arbeitsentgeltnachweis ler-Diez leer ausgehen (vgl. StVollG,
Arbeitsschritte abgestellt ist, kann der müsse verständlich und nachvollzieh- 9. Auflage § 42 Rn 3).
private Unternehmer ihn nicht so ohne bar sein.  ■ Obwohl sie während der Untersu-
weiteres für seinen weiteren Produk- chungshaft gearbeitet haben, können
tionsablauf einbinden. der lichtblick - Kommentar ihnen die Freistellungstage verwehrt
Der Unternehme ist demzufolgen ge- Leider gibt es anscheinend noch immer werden.
halten, falls er den Gefangenen für eifrige Bürokraten, die Berechnungen Ein uneindeutiger Zustand. Die gesetz-
andere Arbeiten einspannen möchte, und Nachweise so kompliziert erstel- liche Regelung der Untersuchungshaft
mit der Anstalt entsprechende Verein- len, dass sie »kein Schwein versteht«, müsste zu derartigen Fällen neu über-
barungen zu treffen.   salopp formuliert.  prüft und bestimmt werden. 

20 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


RECHT

R e c h t
KURZ gesprochen

Regelung der Ausgleichsent- setzliche Ausschlussfrist, nach deren Hier stehe der Vollzugsbehörde ein
schädigung

§ § § § § §
Ablauf das Wahlrecht des Gefangenen/ Beurteilungsspielraum zu.
Unterbrachten zwischen Freistellung Doch zu bereits angehäuften Schul-
§ 43 (11) StVollzG von der Arbeit/Arbeitsurlaub oder Zah- den aus langjährig nicht gezahlten
OLG Karlsruhe Beschl. vom lung der Ausgleichsentschädigung au- Haftkostenbeiträgen führt das OLG
25.2.2008 – 1 Ws 262/07 und tomatisch untergeht. ■ Karlsruhe aus:
OLG Hamm Beschl. v. 23.6.2005 »Verfügt ein Betroffener aber weder
OLG Rostock Beschl. vom der lichtblick - Kommentar über Einkünfte noch über Vermögen
16.6.2008 – 1 VollzG, Ws 5/07 Zum Verständnis. Wenn ein Gefangener und ist auch sonst offen, wann er je-
die so genannten 43er Tage angespart mals die Justizverwaltungsabgabe und
Unter bestimmten Voraussetzungen, hat, dann kann er, allerdings erst nach sei es nur in Teilen, wird erfüllen kön-
etwa bei Entlassung von zu lebenslang jeweils 10 verbüßten Jahren (oder bei nen, so kann die – zumal wiederhol-

§ § § § §
verurteilten Menschen, kann nach der Entlassung), sich die Tage auszah- te – Festsetzung von Haftkosten das
dem Gesetz der Gefangene bei seiner len lassen. Um Näheres zu erfahren, Festsetzung erheblicher Schulden för-
Entlassung für seine Tätigkeit oder für wende sich der gefangene Leser an die dern und damit seine Resozialisierung
seine gewährte Ausbildungsbeihilfe Arbeitsverwaltung.  erschweren.
als Ausgleichsentschädigung zusätz- Das Anwachsen von erheblichen
lich 15 vom Hundert ausgezahlt be- Schulden durch die Festsetzung von
kommen (vgl. Näheres Calliess/Mül- Urteile zum Verzicht auf Haftkostenbeiträgen kann nicht nur
ler-Dietz, StVollzG, S. 345 ff, § 43, 9). eine mögliche Entlassungsvorberei-
Zur Handhabung der 10-Jahres-Frist: Haftkostenbeitrag tung zusätzlich erschweren, sondern
Die Berechnung beginnt nicht erst mit § 50 StvollzG kann sich darüber hinaus auch als
der Neuregelung zum 1.1.2001, son- OLG Hamm Beschl. vom 6.5.2008 – 1 Hemmnis für eine künftige Bereit-

§ § § § § §
dern schon zuvor. Maßgeblich für die Vollz, Ws 154/08; ebenso OLG Celle schaft des Betroffenen erweisen, trotz
Berechnung ist die tatsächliche Dauer vom 13.11.2007 – 1 Ws 377/97 aktueller Weigerung künftig eine ihm
etwa einer lebenslangen Freiheitsstra- zugewiesene Arbeit anzunehmen.« ■
fe oder der Belassung in der Siche- In den Urteilen geht es um die Hand-
rungsverwahrung. Das OLG Karlsru- habung, inwieweit Gefangene an den der lichtblick - Kommentar
he stellt dazu fest: Zum 1.1.2001 ist Haftkosten zu beteiligen seien. Der Die Gerichte haben einerseits darge-
die monetäre und nicht-monetäre Lei- Gesetzgeber ist da eher zurückhaltend. legt, dass zur Beurteilung der Resozi-
stung erhöht worden. Ebenso wie ein Aus Gründen der Wiedereingliederung alisierungsklausel es nach wie vor ein
Gefangener erst ab diesem Zeitpunkt in die Gesellschaft, werden dem Ge- gewisses Ermessen der Vollzugsbe-
einen Anspruch auf ein Arbeitsent- fangenen in der Regel die Haftkosten hörde geben darf.
gelt in Höhe von 9% der Bezugsgrö- erlassen. Doch andererseits, so wurde beson-

§ § § § §
ße nach § 18 SGB IV. hat, besteht erst Die Gerichte in Hamm und Celle mer- ders hervorgehoben, wäre bei einer
ab dem 1.1.2001 ein Anspruch auf die ken dazu an: Das Vorhandensein von Erhebung von Haftkostenbeiträgen
Ausgleichsentschädigung gemäß § 43 Verbindlichkeiten eines Gefangenen die Gefahr groß, dass die Wiederein-
XI StVollzG. führe nicht allein dazu, dass nach der gliederung in die Gesellschaft nicht
Das OLG Rostock merkt zur Hand- so genannten Resozialisierungsklau- ausreichend gelänge. Der eingesperrte
habung der 10-Jahresfrist an, dass bei sel ein Haftkostenbeitrag nicht zu er- Mensch kann also weiterhin darauf
dem in § 43 festgelegten 10-Jahres- heben sei. Denn sonst bevorzuge man vertrauen, dass er von Haftkosten ver-
Turnus es sich nur um die Festlegung Inhaftierte gegenüber nicht inhaftierten schont bleibt. Über diese Einsicht des
des maßgebenden Abrechnungsinter- Schuldnern. Diese müssen ebenfalls OLG Karlsruhe darf der Leser zufrie-
valls handelt und nicht um eine ge- für ihren Lebensunterhalt aufkommen. den sein. 

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TEGEL I N T E R N

Über Haftraumgröße und Menschenwürde


im Haus I der JVA Tegel
Eine Zusammenfassung des Beschlusses des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin
vom 03.11.2009 (Az. 184/07)
(vgl. Herdegen in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, 53. Aufl.

D
ie Unterbringung in einem Einzelhaftraum von 5,25
m2 verstößt gegen die Menschenwürde, so der Ver- 2009, Art. 1 Abs. 1 Rn. 11). Bei dem Gefangenen kann sich
fassungsgerichtshof, wenn konkrete Umstände der die Persönlichkeit zerstörende Hoffnungslosigkeit breit ma-
Einengung hinzutreten, wie die Gestaltung des Sanitärbe- chen, wenn er so, wie im Haus I der JVA Tegel geschehen,
reichs, die täglichen Einschlusszeiten und die Dauer der Un- untergebracht werde.
terbringung in derartigen Räumen. Hafträume entsprechen nur dann den Grundsätzen der
Ein Gefangener, den man wie die meisten Neuankömmlinge Menschwürde, wenn die Privatsphäre so weit wie möglich
in der TAL I der JVA Tegel untergebracht hatte, beschwerte geschützt ist und die hygienischen und gesundheitlichen
sich über seine Haftbedingungen und bekam zunächst vom Voraussetzungen gegeben sind. Dabei sind die klimatischen
Kammergericht weder Recht noch Abhilfe. Später wurde er Verhältnisse und insbesondere die Bodenfläche, die Luftmen-
entlassen, doch das Gerichtsverfahren ging in eine neue In- ge sowie die Beleuchtung, Heizung und Belüftung zurbe-
stanz als Verfassungsbeschwerde. rücksichtigen (BVerfGE 116, 69 Nr. 18.1). Gefangene müs-
Hier nun gab das Verfassungsgericht dem Beschwerdeführer sen jederzeit Zugang zu sanitären Einrichtungen haben, die
Recht und die Richter stellten einstimmig und sinngemäß hygienisch sind und die Intimsphäre schützen (Nr. 19.3).
fest, dass die Unterbringung in Haus I als „menschenunwür- Ob nun die Unterbringung in einem Haftraum gegen die Men-
dig“ angesehen werden könne. Die Sache wurde zur erneuten schenwürde verstößt, so der Gerichtshof, ist im Rahmen einer
Entscheidung an die Kammer zurückverwiesen. Gesamtschau u. a. anhand der konkreten Art der Unterbrin-
Die Feststellungen der Verfassungsrichter bezogen sich kon- gung, insbesondere der Größe des Haftraums, der Gestaltung
kret auf die Erlebnisse des Gefangenen als Einzelfall und sind des Sanitärbereichs, aber auch der täglichen Einschlusszeiten
somit nicht zu generalisieren. und der Dauer der Unterbringung zu beurteilen. Das zu tun
Der Gefangene war mit ungewisser zeitlicher Perspektive hatte die Erstinstanz versäumt. 
drei Monate lang in einem kleinen, verdreckten und ver-
wohnten Raum eingesperrt worden. Die Mahlzeiten musste
er in unmittelbarer Nachbarschaft einer stinkenden Toilette
einnehmen. In der 5,25 m2 kleinen Zelle gab es gerade Mal
1,2 m2 nicht verstellte Fläche in Form eines 30 cm breiten
Wegs von der Tür zu einem Minifenster. Körper-, Essens-
und Toilettengerüche, so beklagte er, seien nicht wegzube-
kommen gewesen.
Und dann auch noch dies: Die Vollzugsbehörde musste ein-
räumen, dass der Gefangene im Zeitraum vom 5. Februar bis
zum 10. März 2004 in der Regel zwischen 15 ½ und 18 Stun-
den, an Donnerstagen sogar fast 21 Stunden in der ihm zuge-
wiesenen winzigen Zelle eingesperrt war. In der Folgezeit,
vom 11. März bis 3. Mai 2004, war der Gefangene wegen
Arbeitsaufnahme zwar nur noch an manchen Tagen knapp 10
Stunden eingesperrt. An Donnerstagen jedoch waren es im-
mer noch 13 ½ Stunden und an Wochenenden 15 ½ Stunden
bzw. etwa 18 Stunden.
Diese Bedingungen, so der Gerichtshof, stellen eine erheb-
liche Zumutung dar, wenn der Strafgefangene seine Toilette
in demselben Raum hat, in dem er lebt, schläft und isst und
all dies auf 5,25 qm.
Der Gerichtshof mahnte deshalb die Einhaltung der Men-
schenwürde an und stellte den Leitsatz auf, dass unabhängig
von wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmte Minimalstan-
dards nicht unterschritten werden dürfen.
Die Richter wiesen darauf hin, dass mit zunehmender Dau-
er der Haft in derartig kleinen Räumen, die Belastungen an-
wachsen. Dadurch wird der Eigenwert der Person missachtet.
Die Haftbedingungen müssen soziale Achtung und Wah-
rung der persönlichen Identität und Integrität gewährleisten Typische Haftraumansicht Haus I

22 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


TEGEL INTERN

Die Zellenmenschen
von Tegel

Rund 300 Gefangene


müssen in
viel zu kleinen Zellen
ausharren

Ein Kommentar
von Klaus-Dieter Langer

D
er 23-jährige Sven (Name anonymisiert) liegt lang Desinfektionsgestank. So wie es kürzlich seinem Nachbarn
ausgestreckt auf seinem Bett, als er seinen Zel- widerfuhr. So mancher kratze sich deshalb lieber dauerhaft,
lennachbarn empfängt. Der muss sich auf das Klo als sich vom Hautarzt behandeln zu lassen.
setzen, denn für zwei Sitzplätze ist nicht genug Platz. Der Ganze Generationen von Gefangenen mussten so hausen, wie
Gestank von Urin, an den sich niemand gewöhnen kann, Sven es berichtet oder wie der Beschwerdeführer, der über
beißt in der Nase. Ebenso der kalte Zigarettenrauch. Das löst die menschenunwürdigen Zustände klagte und jetzt Recht
schon mal Brechreiz aus. Besonders, wenn man wie Sven, bekam.
Nichtraucher ist. Die Zeit: 18:00 Uhr. Soeben erlebten die Doch was bedeutet die Schelte des Gerichtshofes für die
Gefangenen den Aufschluss im Haus I der JVA Tegel. Wenig Wirklichkeit der dort Untergebrachten und für Justiz und Po-
Zeit, denn um 21:45 Uhr wird der Nachteinschluss erfolgen. litik?
Dazwischen Luft tanken, ein Schwätzchen halten. Zunächst verfiel die Anstalt aus Sorge vor massenhaften Kla-
Sven sagt, hier möchte er nicht leben, doch habe er keine an- gen in hektische Betriebsamkeit:
dere Wahl. Er wisse auch nicht, wie lange er in diesem Höl-
lenloch verbleiben müsse. Seit zwei Monaten warte er auf die - Die Aufschlusszeiten für alle Gefangenen wurden erweitert.
Vorladung zur Einweisungsabteilung. Er hoffe, alsbald in ein - Gefangene, die schon 4 Monate im Haus I zugebracht hat-
menschenwürdigeres Haus zu kommen. Doch warum? ten, wurden eiligst in andere Häuser verbracht.
Hier sei es so dreckig und abgenutzt, resümiert er, dass eine - Im Gegenzug wurden Gefangene, die nur noch wenige Mo-
Reinigung nicht ansatzweise gelinge. Die Farbe an den Wän- nate zu verbüßen haben, ins Haus I verlegt.
den sei abgeblättert, der Fußboden verschlissen, das Bett - Wer jetzt neu in der JVA Tegel ankommt, wird vorsichtshal-
quietsche. Er habe ständig Sorge, dass es zusammenbreche. ber gleich in ein anderes Haus eingewiesen.
Die Fensterrahmen seien verrottet. Das Eisen roste. Die Fen-
ster milchig trüb. Nach der anfänglichen Befürchtung über das vernichtende
In dieser schmalen Zelle könne er sich nicht bewegen, son- Urteil schaffte es die Justiz abermals, dem eigentlichen Miss-
dern nur auf dem Bett abhängen. Dort seinen Tagträumen stand noch etwas Gutes abzuringen. Denn nunmehr wird der
nachgehen. Immerhin, das funktioniere. Ansonsten vor sich Knastneubau auf den ehemaligen Rieselfeldern (vgl. Beitrag
hin dösen. in diesem Heft) noch besser als vorausschauende Planung
Er habe schon Angst vor dem Sommer. Dann soll es hier heiß und als notwendig entlastend der Öffentlichkeit dargeboten.
und stickig sein.
Sven hofft, bis dahin aus Haus I verschwunden zu sein. Aber Ein glücklicher Umstand? Die Politiker also weitsichtige
ohne zuvor krank zu werden. Am meisten fürchte er die Krät- Menschen? Wer das nach diesen Vorgängen noch glaubt,
ze. Denn diese Hautkrankheit grassiere hier. Das sei richtig dürfte sich sogar im Haus I wohl fühlen und soll weiter sei-
ungemütlich: Quarantäne für drei Tage. Dauerverschluss. nen Tagträumen nachgehen. ■

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ESSAY

Fatale
Beicht-
praktiken
von Klaus-Dieter Langer

I
n diesem Aufsatz geht es darum, Ein spektakuläres Beispiel ist der Daraufhin meldete sich der Zeuge H.
individuelle und allgemeine poli- Fall einer anonymen Strafanzeige, Er behauptete, er habe den Holzklotz
zeiliche Ermittlungs- und Verhör- die ein Staatsanwalt aus Oldenburg angefasst. Aber nur, um ihn beiseite zu
methoden aufzuzeigen. mitverfasst hatte (Name der Redak- räumen.
Diese führen zu Geständnissen, aber tion bekannt). Die in der Anzeige Damit wollte er seine vermeintlichen
auch zur Wandlungsbereitschaft eines enthaltenen Formulierungen führten Genspuren erklären. Er wusste, dass
Täters. absichtsvoll dahin, dass der Staats- sein Datensatz gespeichert war.
Wie beginnt eine Vernehmungssituation ? anwalt das Verfahren gegen einen Rasch wurde H. zum Beschuldigten.
Zunächst versucht der Verdächtige sich Fleischfabrikanten an sich ziehen Er gab die Tat zu. Doch bald darauf
schuldfrei zu geben. Ermittler gehen konnte. Ein angeblicher Anonymus, widerrief er sein Geständnis wegen
deshalb taktisch vor, um zu entlarven. der zudem noch wegen Betrugs vor- unlauterer Verhörmethoden.
Sie verwenden ausgeklügelte Winkel- bestraft war, sollte später als Kron- Ohne den täuschenden Aufruf jedoch
züge, sind listig und legen verwegene zeuge auftreten. hätte sich dieser angebliche Zeuge nie-
Fallstricke aus. Das, was ermittelt wurde, war schon mals bei der Polizei gemeldet. H. wur-
Dies führt in der Praxis dazu, dass zuvor von der Polizei oder von V-Per- de schließlich verurteilt.
sich sowohl Schuldige als auch Un- sonen absichtsvoll in die Welt gesetzt Listig ist auch, wenn Ermittler Ge-
schuldige um Kopf und Kragen reden worden. Hier blieb es bei einer Rüge rüchte oder Peinliches ins Täterumfeld
können. der Aufsichtsbehörde. über Verdächtige verbreiten, um zu
Das ist tückisch. Denn in einigen Fäl- In einem anderen Fall war ein beson- Aussagen anzuregen.
len kommt es zu Fehlurteilen. derer Trick erlaubt. Es handelt sich um Denn spontanes Aussageverhalten
den oft durch die Presse gegangenen wird oft durch Erzeugung von Frustra-
Ein geheimer Plan, versteckt Fall des Holzklotzwurfes von einer tion und Wut erzeugt. Wie sieht es bei
eingefädelt. Autobahnbrücke am 23. März 2008 größeren Strafsachen aus ?
In der Praxis sind nahezu alle Formen auf die Autobahn in Oldenburg. Im Vorfeld des Verhörs wird der Ver-
des polizeilichen Verstellens von den Was war geschehen ? Ein Unbekannter dächtige in seiner Persönlichkeits-
Aufsichtsbehörden geduldet. warf von einer Brücke einen Baum- struktur analysiert. Daraus ergeben
Erst wenn das Täuschen schon in den stumpf in Richtung Fahrbahn. sich Ansätze zur Vernehmungstaktik.
Betrug mündet, kann es nicht mehr Das Geschoß traf unglücklich ein he- Die erstellten Täterprofile werden ste-
hingenommen werden. ranrasendes Auto. reotyp angegangen.
Zu den Listen der Ermittler gehö- Es durchschlug die Windschutzschei- Dem rachsüchtigen oder eitel verletz-
ren lauschen, aushorchen und ob- be und die Beifahrerin war auf der baren Typus wird suggeriert:
servieren.Es gibt, und das ist schon Stelle tot. Du bist entdeckt, weil dein mutmaß-
ein unerlaubtes, betrügerisches Täu- Die Polizei verbreitete in der Presse licher Tatgenosse einen Fehler begangen
schen, das ins soziale Umfeld ge- wahrheitswidrig, dass sich Genspuren hat. Er ist an der Aufdeckung schuld.
setzte falsche Darstellen von Sach- an dem Tatwerkzeug befänden.
verhalten, um Ermittlungen in Gang Das ist so neu nicht. Massengentests Der Beichtvater, ein Betrüger ?
zu bringen und um damit scheinbare werden mit großem Brimborium an- Der Delinquent soll gegen seinen Mit-
Indizien künstlich zu erzeugen. gekündigt. täter aufgebracht werden.

24 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


ESSAY

Das führt zur Bereitschaft, alle Das Genie liebt Einfalt, Witz und Die Ermittler wandeln sich hierzu in
Beteiligten zu denunzieren und damit Verschleierung Sprache und Gestik ganz in Wahrhaf-
indirekt zu bestrafen. Andere Verstellungen sind ebenso tigkeit um. Anderenfalls würde das
Der hirnflinke Intellektuelle hingegen, beliebt. Exemplarisch sei auf Peter Gegenüber die Falschheit bemerken
von dem vermutet wird, er würde in Falck verwiesen. In der beliebten und sich verschließen.
ein mönchhaftes Schweigegelübte ver- Fernsehserie »Colombo« zeigt er sich Doch manchmal muss es auch umge-
fallen, wird folgendermaßen gereizt. als scheinbar unterbelichteter und kehrt sein. Um aufzuklären, müssen
Ihm wird unterstellt, genau das zu tun, verwirrter Kommissar. Ermittler schurkenhaft erscheinen. Das
was er beabsichtigt, er würde nichts sa- Dem Verdächtigen wird geschmei- folgende Beispiel eines diabolischen
gen wollen. Deshalb sind schon entspre- chelt, indem Colombo ihn als überaus Betruges soll dies verdeutlichen.
chende Protokolle vorgefertigt. Schein- menschlich wertvoll hervorhebt. Der in schwarz gekleidete Besucher
bar interessiert sich niemand für ihn ? Was soll aber diese frevelhafte Lüge eines Inhaftierten fiel schon vor gar
Doch, der Schlaufuchs weiß, hier wird bewirken ? nicht so langer Zeit im Besucherzen-
paradox interveniert. Die Ermittler Sie erzeugt eine gefühlvolle und ver- trum der JVA Tegel unangenehm auf.
hoffen heimlich, ihr Kunde würde pro- traute Atmosphäre. Aufmerksam sein, Doch warum? Der Besucher schien der
testieren und sprechen wollen. macht gute Stimmung und regt zu un- englischen Variante eines Schauerro-
Es gibt, allerdings abgekartet, folgende bedachten Äußerungen an. Das bringt mans entstiegen zu sein.
Vorgehensweise: Nach außen sehr die Schuld hervor. Die radikale Optik des Grauens lässt
freundlich, offener Blick in die Augen, Die Ermittler versuchen zuerst eine sich so bescheiben: Entschlossener
zumindest eines Kriminalisten. Ein an- vertraute Beziehung herzustellen. Blick, zugekniffene Lippen, Ganzkör-
derer spielt den allseits bekannten bö- Dann soll die Beichte erfolgen. Doch pertätowierung, Ohrringe, Kettchen
sen Bullen. der Glaube an derartige Blitzbezie- und schwarze Lederklamotten. Die
Ist nicht tatsächlich jedoch der Gute hungen ist illuso-
wie ein Heiratsschwindler dabei, eine risch. Denn dieses
emotionelle, vertrauliche Beziehung Theater ist im-
herzustellen ? mer nur Teil einer
Erfahrene Ermittler sagen: das Täu- Planszene.
schen ist dann perfekt, wenn der ver- Nach dem Ge-
dächtige Mensch zumindest einem ständnis ist die Be-
Vernehmer vertraut. ziehung zuende.
Vorzugsweise gibt man sich bei Dro- Anders lautende
genhändlern väterlich. In Wirklich- Erklärungen dienen
keit möchte man zum Beichtvater allein dazu, sich in
aufsteigen. scheinbarer Red-
Aber auch die zum Narren haltende lichkeit zu profilie-
partnerschaftliche Variante ist bekannt. ren. Das ist Teil von
Dazu nimmt der angehende Beichtva- kriminalistischer
ter psychisch noch stärker Anteil an Verstellung.
dem Werdegang seines Klienten.
Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch Das Abschwörungsritual Cowboystiefel in Rot, dazu passend,
oder Mord, ist der liebevolle Kontakt Die souveräne polizeiliche Täuschung goldene Rolex am Handgelenk.
besonders wichtig, damit der Verdäch- erzeugt das Geständnis als einen An- Doch dieser merkwürdige Kauz er-
tige einknickt. fangszustand der Erneuerung. Der Tä- regte in triumphaler Vorfreude das Ge-
So sind die Ermittler dem mutmaß- ter schwört seinem bisherigen Wirken müt des Gastgebers.
lichen Holzklotzwerfer außerordent- ab. Am Ende jedoch überführte der Be-
lich einfühlsam und seelisch betreuend Um dieses Geständnis herbeizuführen sucher in planvoller Zerstörung sein
begegnet. muss die Schauspielkunst der Ermittler Gegenüber als potenziellen Auftrags-
Sie begleiteten ihn zur Einzelfreistun- authentisch genug sein. Der Geist des mörder.
de und setzten sich zu ihm in die Ar- Verdächtigen muss permanent durch- Der Gefangene wollte seine Ehefrau
restzelle, um über das Sein zu philo- drungen werden. Erst dann erhöht sich umbringen lassen und geriet an einen
sophieren. Eine Technik, mit der die die Chance, dass der Delinquent auf- verdeckten Ermittler.
Ermittler Symmetrie im Sinne von gibt. Wie ist es mit Lehrbüchern für die hier
Gleichheit herstellen. Die erfolgreichsten Ermittler sind gezeigte Verstellungsarbeit ?
Hat aber der Bürger nicht zugleich grandiose Schauspieler. Sie leisten Der interessierte Leser sucht so
Verständnis für diese Verstellungen harte Verstellungsarbeit in Gegenwart etwas vergebens. Denn die Ermittler
angesichts von verstärkten Wünschen, eines Menschen, von dem sie sich si- lernen ihre Wahrheitstricks und ihre
besonders tragische Straftaten aufge- cher sind, er habe die schlimmsten Täuschungen nur von ihren Kollegen. Es
klärt zu wissen ? Verbrechen begangen. sind mimetische Prozesse des Lernens.

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 25


ESSAY

Das geht so: Die neuen schauen ihren Die Geständnispraxis kann zu Sie genießen es, wenn der jeweils an-
Ausbildern zu, verinnerlichen das Neuanfang führen dere durch die eigene Präsenz Emoti-
Erlebte, gestalten es als ihr eigenes Doch was ist allgemein die Krönung onen zeigt.
und bilden es somit künstlerisch eines wertschätzenden Verhörs ? Es ist In diesen Augenblicken sind die
nach. Bei der Aufklärungsarbeit in der Supertrick, welchen die wenigsten beteiligten Menschen nicht mehr in
der Verhörpraxis suggerieren die Menschen durchschauen. ihren tatsächlichen Funktionen. Und es
Ermittler dem Delinquenten, dass Gemeint sind inszenierte süffisante kommt dabei zu unbedachten Worten.
weiteres Leugnen sinnlos sei und Interaktionsspielchen der Ermittler, Einen Moment lang sind die Beteiligten
bieten dann die Möglichkeit einer die zu augenblicklicher Befangenheit also die besseren Menschen als es in
Erneuerung an. Ein kleiner Trick, und Geborgenheit führen. Betroffene Wirklichkeit der Fall ist.
aber sehr wirksam. Eingesperrte berichten zuweilen darüber ohne den Vergleichbares entwickelt sich nur zu
Menschen sind in besonderem Sinn zu verstehen. Beginn von Freundschaften.
Maße durch den Haftschock und Dazu muss man wissen, dass die zu Diese Methode ist besonders perfide,
die erlittene Isolation für derartige Kriminalität neigenden Menschen fast weil der Verhörte hinterher um so
Suggestionen anfällig. immer aus gebrochenen Elternhäu- tiefer fällt.
Einem der Vernehmungsbeamten des sern oder aus familiären Problemlagen Ist andererseits nicht das Herstellen
H. eilt der Ruf eines Menschenflü- kommen. dieser scheinbar liebevollen Beziehung
sterers voraus. Er verfügt über au- Sie haben eine Aufmerksamkeitsstö- lediglich eine kleine, aber bezaubernde
ßergewöhnlich hypnotische Sugge- rung oder sehnen sich nach dem, was Sünde des Verhörs ?
stivkraft. So konnte er H. den Willen sie in ihrer Kindheit nicht hatten: die Der Vernommene wird heimtückisch
brechen. Harmonie und den Familienfrieden. zum Hanswurst gemacht. Insgeheim
Für den in der Beichtpraxis Gestän- Um diese symbolische interaktive verachten die Ermittler den nunmehr
digen kann dies ein großer Einschnitt Harmonie herzustellen, dient den zum Geständnis Neigenden.
bedeuten: Er durchlebt ein Ritual der Ermittlern das inszenierte Necken. Was aber macht der Verdächtige ? Er
Wandlung. Vor und nach dem ritu- Das geht so. Im Wesentlichen machen öffnet sich plötzlich und scheinbar
ellen Zeremoniell des Geständnisses sie unangestrengt kleine Witze, geben unerwartet. Die Innerlichkeit bricht
ist er ein anderer. Komplimente und stellen eine liebe- allen Bann und nun geschieht das
So aber nicht bei dem geständigen H. voll-anzügliche Gleichheit her. Unglaubliche. Der Verdächtige legt
Die Ermittler reichten in vielfachen Die Ermittler zeigen sich voller Hu- doch glatt ein Lebensgeständnis ab.
Sitzungen Kaffee und boten Methadon mor. Das fordert Nachahmung heraus. Das muss entsprechend gewürdigt
an ( = Heroinersatzstoff). Der Verdächtige steigt sogleich darauf werden. Die Vernehmer gratulieren
Aus diesen Umständen fühlte sich ein und spielt mit. einander, natürlich in Abwesenheit des
der Beschuldigte im nachhinein Sich dem anderen spaßig ironisch-lie- Geständigen.
überrumpelt und widerrief sein bevoll anähnlichen heißt, dass sich die Auf der anderen Seite wird im selben
Geständnis. Beteiligten kurzzeitig zusammentun. Moment auf der Zelle eine verzweifelte,

26 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


ESSAY

aber kleine Ganovenexistenz sicht- Die Strafkammer vergibt einen klei- beim Verhör auf Kosten der Mittä-
bar. Das ist so schön wie unheilvoll nen Bonus. Und die Einweisungsabtei- ter zu entlasten. Bietet sich rasch als
zugleich, denn jetzt haben die char- lung der Anstalt heißt den Beichtath- Kronzeuge an.
manten Sitzungen einen Menschen leten sogleich im Trainingslager der Beim Verhör ist er dann so schwatz-
mit Allgüte hervorgebracht. Buße willkommen. Hier soll sich der freudig wie die Lerche beim Morgen-
Dieser tragische Klient gilt als kurios Mensch als übendes Wesen in Entbeh- gesang. Sein geheimer Plan sieht dabei
entlastet, etwa durch seine schwere rung und neuem sozialen Lernen bes- genau das Gegenteil von Besserung
Kindheit, seine Alkoholerkrankung sern. Eine gute Nachricht, so möchte vor. Und doch wird er als bester Kun-
oder seinen Drogenmissbrauch. man meinen ? de hofiert: bei Polizei, Gericht und der
Das ist so schlecht nicht. Würde nicht Vollzugsbehörde. Warum das so ist,
sonst das Böse weiter in die Welt Die Nebenwirkungen sei rasch erklärt. Straftaten werden
hinaus getragen werden ? Durch die universell angewandten aufgeklärt, allein das zählt.
Verhörmethoden werden oft auch Un- Menschen, die hartnäckig schweigen,
Die Selbstformung des Geständigen schuldige genötigt, falsche Angaben sind hingegen anders sozialisiert.
Der Mensch beichtet und beschwört, zu machen. Haben sie Durchhaltewillen und Mit-
künftig ein anderer zu sein. Legt sei- Die Ermittler haben demnach eine gefühl zu Tatgenossen und Unbetei-
ne bisherige Identität ab. Konstruiert besondere Verantwortung, ihre Me- ligten, die Nachteile erleiden, wenn sie
eine neue Wirklichkeit. Die soziale thoden und Ergebnisse zu reflektieren. gestehen würden ?
Rolle soll nach dem Zusammenbruch Doch wie sieht das wegen des Erfolgs- Sind sie Kameraden ?
eine redliche sein. Dieses Gestehen drucks in der Praxis aus ? Doch was meinen die Richter ? Bei
und Gelöbnis ist ein Ritual, das neue Eine andere Nebenwirkung liegt in der ihnen gelten die Schweigenden als die
Identität stiften soll. Die autosugge- menschlichen Schwäche. Überall, wo größten Schufte.
stive Kraft, die davon ausgeht, gelangt man hinblickt, List und Verstellung. Aber warum ? Na, das lässt sich doch
bis in den Gerichtssaal. Denn mit dem Wissen um die mild- auch rasch erklären:
Dort und auch später im Strafvollzug tätigen Gaben kalkuliert eine seltene Weil die Richter den Schuldbegriff
bleibt dies als Gründungsmythos ei- Unterform des Knastschurken. rein technisch und nicht philosophisch
ner Selbstformung des Missetäters Dieser, oft mehrfach vorbestraft, be- anwenden. ■
bestehen. rechnet schon bei seiner Straftat, sich

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TEGEL I N T E R N

Beratungs - und Gesprächsangebot


von Peter Tomaschek
Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit als Sozialarbeiter bei der Universal-Stiftung Helmut Ziegner sind mir die
Probleme von Inhaftierten während der Haftzeit – aber auch in der Zeit danach – bekannt und vertraut.
Meine Kenntnisse, Erfahrungen und Verbindungen möchte ich Ihnen – nun als ehrenamtlicher Mitarbeiter der
Universal-Stiftung – in der JVA Tegel jeden Mittwoch von 9.30 bis 14.00 Uhr zur Verfügung stellen.
Interesse ? ! Bitte Vormelder an: Zentrale der Teilanstalt II oder an die Universal-Aufsicht.

Unterstützung und Beratung


• bei der Haftbewältigung (aktuelle Konflikt- und Problemlagen)
• bei der Erarbeitung einer Lebensperspektive und Verbesserung der sozialen Handlungskompetenz durch
Zusammenarbeit mit den Werkstätten bzw. Einrichtungen der Universal-Stiftung Helmut Ziegner
in der JVA Tegel ­
• bei der Entlassungsvorbereitung und Wohnraumerlangung (Kooperation u. a. mit den zuständigen
Sozialarbeitern der JVA Tegel, Behörden, Wohnprojekten der Universal-Stiftung)
• bei der Kontaktherstellung zu verschiedenen Hilfesystemen

Ein weiterer Wunsch meiner Tätigkeit ist, dass Langzeitinhaftierte, die besonders isoliert sind,
sich bei mir melden, und somit die Möglichkeit eines regelmäßigen
– nicht dem üblichen Haftalltag entsprechenden – Gesprächsangebotes erhalten.

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Ansprechpartnerin: Claudia Rey
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28 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


TEGEL INTERN

Stefan Friedrichowicz
Neuer katholischer Gefängnisseelsorger in der JVA Tegel
Text: Andreas Werner, Fotos: Katholisches Pfarramt JVA Tegel

Am Sonntag, dem 21. Februar 2010, wurde unser neuer sorger mit gleicher Geistes-
katholischer Pfarrer, Stefan Friedrichowicz, in der an- haltung und Offenherzigkeit
staltseigenen Kirche im festlichen Rahmen einer Eu- gewonnen.
charistiefeier vom Weihbischof Dr. Matthias Heinrich
in sein Amt als Gefängnisseelsorger der JVA Tegel ein- Der katholische Gottes-
geführt. Erfreulicherweise war die Veranstaltung für alle dienst findet jeden Sonn-
Glaubensrichtungen offen. Gefangene der unterschied- tag von 10 bis 11 Uhr statt.
lichsten Glaubensrichtungen waren mit großem Interes- Wer gerne am Gottesdienst
se zur Feier erschienen. Auch hochrangige Gäste von teilnehmen möchte, benö-
draußen wie die Senatorin für Justiz, Frau von der Aue, tigt eine blaue Teilnehmer-
nebst ihrem Pressesprecher, Bernhard Schodrowski, karte, die per Vormelder
und der Anstaltsleiter, Herr Adam, und zahlreiche Freunde beim katholischen Pfarramt
und Bekannte des neuen Pfarrers begleiteten die Feierlich- beantragt werden kann. Stefan Friedrichowicz
keiten. Die Kirche war ausgesprochen gut besucht.

Von den zurzeit rund Die lichtblick-Redaktion


1650 Insassen sind wünscht Pfarrer Friedri-
ca. 120 katholischen chowicz einen guten Start
Glaubens. Sie er- in sein neues Amt und un-
lebten in den ver- endlich viel Geduld und
gangenen Jahren in Kraft – aber auch Unter-
kürzeren Abständen stützung und Zuspruch
den Amtswechsel Dritter, damit ihm die Ge-
gleich mehrerer ka- duld bei der Betreuung der
tholischer Seelsorger „schwarzen Schafe“ nie
und sie wünschten ausgehen möge. ■
sich künftig mehr
Kontinuität – und
das versprachen die
Geistlichen einhellig Die offizielle Amtseinführung von Stefan Friedrichowicz (links)
für die Zukunft. durch den Weihbischof Dr. M. Heinrich (rechts)

Der 56-jährige Theologe, Pfarrer Friedrichowi-


cz, scheint für diese Aufgabe in der JVA Tegel
wie geschaffen, denn soziale Brennpunkte sind
ihm aus seiner 12-jährigen Tätigkeit als Pfarrer
im Märkischen Viertel Berlins wohl bestens be-
kannt. Auch ist seit seinem Amtsantritt ein „fri-
scher Wind“ in den Räumen der Seelsorger zu ver-
spüren. Seit Jahren haben sich die evangelischen
Seelsorger, federführend unter Pfarrer Dabrowski, be-
müht, die Seelsorge im Gefängnis auch unter den Geist
der Ökumene zu stellen. Mit Pfarrer Friedichowicz v.l.n.r.: Herr Adam, Frau von der Aue,
haben wir nun alle hier einen katholischen Seel- Dr. M. Heinrich, Pf. Friedrichowicz.

„Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist;
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“
Neues Testament: Epheser 4, 3-6

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Welch ein künstlich Netz ist doch das Gesetz:
Kleines ist gefangen,
Großes durchgegangen.
Friedrich Freiherr von Logau
* 1604 in Schlesien, † 1655
Dichter
BÜC H E R

SEYFRIED & ZISKA

DIE COMICS
– ALLE !
dass Seyfried mit Das ist es tatsächlich !
seinen Comics ei- Und dass Seyfrieds knollenna-
nen festen Platz in sige, zumindest leicht verwirrten
der deutschen Bil- Polizisten längst Legende sind,
du ngslandschaf t dürfte den älteren Semestern
schon lange erobert schon lange bekannt sein. Doch
hat. Da viele seiner auch die jüngeren unter uns ha-
Hefte seit langem ben nun mit dem vorliegenden
vergriffen sind, Sammelband vielleicht erstmals
aber heute noch wie Gelegenheit, mit dem skurrilen
damals an Aktuali- Humor des Altmeisters und sei-
Zweitausendeins Verlag tät nichts eingebüßt ner nicht minder begabten kon-
ISBN 978-3386150780-2 haben, ist es eine genialen Kollegin Ziska Riemann
699 Seiten zum Preis von € 39,90
große Freude und Bekanntschaft zu machen und
für viele Lacher sich teilweise in ein buntes, an-
gut, dass der Verlag archisches West-Berlin entfüh-

W
enn wir von einem Co- 2001 jetzt diesen „Prachtband“ ren zu lassen, das witzigerwei-
mic behaupten, dass (Verlagswerbung) vorlegt, ein – se sowohl die spießbürgerlichen
er zu den Klassikern wie es 2001 selber beschreibt – Schrebergärtner, die „Wilmers-
gehört, die man im Rahmen des „ungeheuer bösartiges und schrei- dorfer Witwen“, aber eben auch
deutschen Bildungskanons unbe- end komisches Werk“. die in Ehren ergrauten Alt-68er
dingt gelesen und mehr noch, ge-
sehen haben muss, dann können
wir nicht sicher sein, dass dies
nicht eventuell als eine Art vergif-
tetes Lob missverstanden wird.
Um so mehr, wenn man sich vor
Augen führt, dass es sich in erster
Linie um Comics des Altmeisters
des subversiven Humors handelt,
quasi des Chefanarchisten unter
den Zeichnern – um Gerhard Sey-
fried.
Doch so ist es nicht.
Diese Huldigung, die wir heute
das Vergnügen haben zu schrei-
ben, ist ehrlich und authentisch
gemeint, und wir sind eben ge-
rade der sicheren Überzeugung,

32 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


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und früheren „Spontis“ als das Doch dies ist keineswegs sehen kann. Bei denen auch beim
„gute, alte West-Berlin“ bezeich- schlecht, im Gegenteil, es ist an- wiederholten Betrachten immer
nen. Welch eine Ironie der Ge- ders und somit auch erfrischend. neue, beim vorherigen Mal nicht
schichte . . . Erfrischend anders eben. bewusst wahrgenommene Details
Wir sind sicher, Seyfried und Dies und die Tatsache, dass zu entdecken sind.
Ziska haben ihren Spaß an sol- die einzelnen Hefte des Sammel- Dass dieses kiloschwere Werk
ch einem bizarren Zirkelschluss bandes, in eine selbst-ironischen nicht nur tatsächlich, sondern auch
der Entwicklung. Denn solcher- Rahmenhandlung eingebettet sind, im übertragenen Sinne gewichtig
art Spaß transportieren nämlich macht dieses Buch so lesenswert. ist, bedarf fast keiner besonderen
auch die neueren, zum Teil von Oder soll man besser sagen: se- Erwähnung mehr.
Ziska gezeichneten Geschichten, henswert ? Also, wer jemandem eine Freu-
die nichts von ihrer Bilderkraft Denn oft sind es gerade die for- de machen möchte, einfach kaufen
eingebüßt haben, aber eben auch matfüllenden, fast schon „überde- und verschenken.
eine andere Bildsprache als die tailliert“ zu nennenden Bilder, die – Na besser noch: selber schen-
„Altcomics“ aus den Siebzigern einen gemäldegleich lange fesseln ken lassen und behalten !  
haben. und an denen man sich kaum satt

Wiedergabe aller Graphiken dieses Artikels


mit freundlicher Genehmigung des Zweitausendeins Verlages.

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34 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


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» Retter der Welt «
Über das Heldenhafte von Menschen mit schizophrenem Verhalten
Von Klaus-Dieter Langer Dazu baggert er Heather an, ausgerechnet jenes Mädchen,
welches er zwei Jahre zuvor auf die Gleise schubste. Dass sie

W
illiam ist ein sanftmütig-affektierter, gleichwohl ihn liebt, ist klar, denn »ihr Körper straffte sich«, als sie sich
aber ein verzweifelter junger Mann. Als 16-jäh- kennenlernten. Sie lässt sich sogar mit ihm in eine Diskussion
riger ist er gerade den Händen der Psychiatrie ent- über den chemischen Verfall der Welt ein. Beide beschreiben
wichen. Heimlich hatte er die ihm verordneten Neuroleptiker sie in spannenden Dialogen die zwanghaften Mechanismen
wieder ausgespuckt und ist nun auf der Flucht. In der New der Psychiatrie.
Yorker U-Bahn, in den Tunneln, im kalten Untergrund. Das erinnert den Leser an den Film »Einer flog über das Ku-
ckucksnest« nach dem gleichnamigen Roman von Ken Ke-
William sollte in der Anstalt verbleiben, weil er zwei Jahre sey.
zuvor ein junges Mädchen auf die U-Bahn-Gleise stieß. Ihm Die geschluckten Mittel Clozapin Zyprexa, Depakote oder
wurde eine »paranoide Schizophrenie« bescheinigt. Haldol wirken, so erfährt der Leser von Lowboy, »als würde
Doch er hält sich jetzt für so omnipotent und für auserwählt, man in Glas gegossen« sein. Haether gibt ihm da nur recht:
die Menschheit zu retten. Er begibt sich »Psychiater sind Hirnschrauber«.
in die Rolle eines für seine Überzeugung Einige Nebenwirkungen dieser Me-
kämpfenden Helden. dikamente sind nicht nur Libidover-
Als »Lowboy« fühlt er sich in zweifacher lust und Herzrhythmus-Störungen,
Weise manisch getrieben. Zum einen rea- sondern auch eine spezielle Form
litätsbezogen wegen seiner Flucht. Denn der Selbstzerstörungslust. Es ist von
er wird verfolgt von zwei polizeilichen daher dringend notwendig, Lowboy
Agenten, die er treffend »Knochen« und ausfindig zu machen, denn er ist nicht
»Schädel« nennt. Ja, weil er doch die Hä- nur für andere, sondern auch für sich
scher so empfindsam spürt, wie in der Psy- selbst eine Gefahr.
chiatrie seine Knochen und den Schädel, Lowboy kommt indes in mehreren
welche er gegen die verschlossenen Türen Versuchen etwas hölzern und – von
gehämmert hatte. daher völlig unromantisch – rasch
Zum anderen gibt es nur eines zu tun, die auf den Punkt: Er fordert Haether,
Welt ist zu erlösen. das ihm scheinbar sexuell nicht ab-
Das Absetzen des Medikaments »Clopazin« geneigte Geschöpf, unvermittelt zum
zeigt schon Wirkung. Der Verlust des Re- Geschlechtsverkehr auf.
alitätsbezugs ist verheerend. Denn sogleich Doch diese scheint von seinem Vor-
kommt Lowboy zu der manischen Überzeu- haben nichts wahrzunehmen. Spürt
gung, dass sein als anwachsend überhitzt sie nicht die Gefahr, die von Lowboy
gefühlter Körper wie die Welt im Verglühen ausgeht? Oder bildet Lowboy ledig-
begriffen ist. Ja, die Welt ist in ihm. Er ist Rowohlt Verlag lich wahnhafte Phantasien aus und ist
die Welt. ISBN 978-3-498-07362-6 dabei, zum Täter zu werden. Werden
Zu dieser heißen Erkenntnis bringt ihn sein 349 Seiten zum Preis von € 19,90 »Knochen« und »Schädel« rechtzeitig
Wissen um die Klimaerwärmung oder das da sein, um Schlimmeres zu verhin-
über die Umweltverschmutzung auf der Erde. Wissenschaft- dern? Doch dann, eine dramatische Zuspitzung. Dort wo Be-
ler haben festgestellt, dass die Menschen mit dem Urin das sessenheit anwächst, scheitert der Held wirkunsgvoll.
chemische Mittel »Traminex« ausscheiden. Die Flüsse wer-
den verseucht. Das hat zur Folge, dass die Fische nicht mehr Fazit
»ficken«, so Lowboy. John Wray schafft es, den Leser doppelt in Spannung zu hal-
Die Menschheit hat also ein doppelparadoxes Problem, ent- ten. Permanent fürchtet man, der sympathisch gezeichnete
weder sie verglüht oder stirbt aus, weil sie steril wird. Und Protagonist ist dabei, Haether oder aber sich selbst zu zerstö-
auch unser Held hat reichlich von derartigen zerstörerischen ren. Ein Thriller, der nebenher Einblick bietet in problema-
Medikamenten geschluckt. tische Zustände der Psychiatrie. Niemand will in deren Fänge
Nur wenn es ihm gelänge, seinen Körper abzukühlen, kann geraten. Der Leser erfährt sich als glücklicherweise gesund.
die Welt vor dem Untergang bewahrt werden. Und begreift: Jedem kann der Verlust von seelischer Gesund-
So weit so gut. Doch wie den Körper abkühlen? Das geht ganz heit drohen. Dann kennt die Gesellschaft oft nur einen Weg.
pragmatisch, so sein in sich schlüssiger Gedanke, wenn er so Ab in die Psychiatrie und an den Symptomen mit Medika-
bald als möglich Geschlechtsverkehr mit einem Mädchen hat. menten schrauben. ■

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Kleine Anfragen
zum Thema Justiz, Verfassung
von Cornelia Seibeld, CDU
Neues Sicherheitskonzept in der JVA Tegel ein Flopp?

Abgeordnetenhaus BERLIN
16. Wahlperiode
Drucksache 16/13665

Im Namen des Senats von Berlin beantwortete die Senatorin für


Justiz, Gisela von der Aue, die kleine Anfrage wie folgt:
1. Ist es zutreffend, dass nach Aufstellung und Testbetrieb
durch den neuen Sicherheitszaun um die JVA Tegel herum die
Besetzung der Türme mit Mitarbeitern eingespart werden sollte,
damit diese anderweitig in der JVA eingesetzt werden können?
Zu 1.: Die neu errichtete innere Zaunanlage der JVA Te-
gel dient in erster Linie der Verhinderung von Ausbrüchen
und damit dem Schutz der Allgemeinheit. Ein Teil des zu-
vor auf den Türmen eingesetzten Personals ist auch gegen-
wärtig im Sicherheitsbereich tätig, ein Teil der Stellen ist
infolge von Umlagen bzw. Einsparungen entfallen und ein
Teil kann zusätzlich in den Teilanstalten eingesetzt werden.
2. Ist es zutreffend, dass es seit Inbetriebnahme des Zaunes,
insbesondere während der Freistunden, wiederholt zu Überwür-
fen von außerhalb in die Anstalt, u. a. von Drogen, kam, was
durch das zur Aufsicht auf dem Freistundenhof eingesetzte Per-
sonal nicht zu verhindern und zu überwachen war?
Zu 2.: In der JVA Tegel kam und kommt es immer wieder zu
Überwürfen von außerhalb der Anstalt.
3. Ist es weiterhin zutreffend, dass aufgrund dessen die Türme
- zumindest während der Freistunden - wieder besetzt werden?
Zu 3.: Um alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Prävention
von Überwürfen auszuschöpfen, werden je nach sachlicher Not-
wendigkeit im Zuge eines ergebnisorientierten Personaleinsatzes
für begrenzte Zeiträume auch einzelne Türme besetzt.
4. Ist die Senatsverwaltung der Auffassung, dass das neue
Sicherheitskonzept mit dem Zaun sich als Erfolg erwiesen hat?
Zu 4.: Das neue Außensicherheitssystem dient dem in der Ant-
wort zu Frage 1. beschriebenen Zweck. Dieses Ziel ist bislang
erreicht worden. Im Übrigen verweist der Senat auf die Antwort
zu Frage 3 der Kleinen Anfrage Nr. 16/13059 vom 10. Februar
2009.
5. Welche Kosten sind durch die Einführung des neuen Si-
cherheitssystems in der JVA Tegel entstanden?
Zu 5.: Die Kosten für die Einführung der neuen Sicherheitsau-
ßenlinie in der JVA Tegel belaufen sich auf 4.800.000,00 Euro.
Drei Dinge zeugen
Berlin, den 23. September 2009
von einer guten Regierung : Gisela von der Aue
Brot auf dem Markte, Senatorin für Justiz
Recht vor Gericht und (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Septemb. 2009)

Sicherheit an allen Orten.

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KOMMENTAR

d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k -  Die Vorteile:


1. ? ? ?
Ein Kommentar zum Zaun 2. ? ? ?
Eine Antwort darauf, „ob das neue Sicherheits-
Mit Sinn und Verstand ? konzept der JVA Tegel ein Flopp sei ?“, suchte
Die JVA Tegel galt bereits früher – früher heißt, bevor ein auch die CDU-Abgeordnete, Cornelia Seibeld,
zusätzlicher Sicherheitszaun installiert wurde – zu den si- mit Ihrer Kleinen Anfrage vor dem Abgeordne-
chersten Gefängnissen Deutschlands. Nach unserer Kenntnis tenhaus Berlin. (Links abgedruckt)
gab es in den letzten 15 Jahren nicht einen einzigen Flucht-
versuch über die Anstaltsmauer. Gerüchten zufolge soll Die Antworten der Senatorin für Justiz, Giesela
1992, also vor 18 Jahren, ein Gefangener über die Anstalts- von der Aue: „Die neu errichtete innere Zaun-
mauer entkommen sein. Anschließend wurde auch er wieder anlage der JVA Tegel dient in erster Linie der
eingfangen. Die Anstaltsmauer mir ihren Wachtürmen ließ Verhinderung von Ausbrüchen und damit dem
bei den Inhaftierten nicht mal im Ansatz den Gedanken an Schutz der Allgemeinheit“…. „Dieses Ziel ist bis-
eine Flucht über die Mauer aufkommen und auch von Über- lang erreicht worden.“ empfinden zumindest wir
würfen war selten etwas zu hören. Gefangenen der JVA Tegel als Real-Satire. Sogar
die hier beschäftigten Beamten äußern hinter vor-
4.800.000 Euro soll der neue Sicherheitszaun gekostet gehaltener Hand sinngemäß: Die Sicherheit sei
haben, der in den letzten Jahren noch mal zusätzlich – und auch vor der Zauninstallation voll umfänglich ge-
zwar innerhalb der Anstalt – vor die eigentliche Anstaltsmauer währleistet. Die Anstalt wäre jetzt nicht sicherer
gesetzt wurde. Diese Maßnahme scheint offensichtlich erheb- als vorher – im Gegenteil.
liche Nachteile nach sich zu ziehen.
Vor einigen Jahren gab es einen Fluchtversuch,
Die Nachteile: aber nicht über die Mauer. Da hängte sich ein
1. Große Flächen unnutzbaren Brachlands entstanden zwi- Inhaftierter unter einen der Lastkraftwagen, der
schen dem zusätzlichen Zaun und der Anstaltsmauer. hier für die Versorgung der Anstalt ein- und aus-
– Diese Flächen verdrecken durch umherfliegenden Unrat fuhr. Der Gefangene schaffte es zwar aus der An-
und sehen unansehnlich aus, weil auch die gärtnerische stalt heraus, wurde aber wenige Minuten später
Pflege dieser Flächen nur sehr beschränkt möglich ist und schon wieder eingefangen, als er kraftlos vom
– die benötigten Flächen vor und hinter dem Zaun wurden LKW abfiel und hart auf der Straße aufschlug.
den angrenzenden Freistundenhöfen abgeknapst. Die Und vor wenigen Monaten versuchten Inhaftierte
Gefangenen haben nun noch weniger Auslauf auf ihren vergebens, sich durch Fenstergitter zu feilen.
Höfen. (Siehe Seite 6, Artikel: „Nachgehakt“)
2. In dem NATO-Draht, der den neuen Zaun krönt, verfan-
gen sich Vögel und vor allem Plastiktüten und umherflie- Bedenkt man, dass die meisten Ausbruchversuche
gender Müll. Gerade im Eingangsbereich der Anstalt ist das durch Personalmangel oder durch vom Personal ver-
ein abstoßender Anblick für jeden Besucher, und tagtäglich ursachte Unachtsamkeiten begünstigt werden, wie
auch für die hier Einsitzenden und die hier beschäftigten das Entweichen eines Gefangenen aus dem Sprech-
Beamten. zentrum der JVA Charlottenburg zeigte, dann mutet
3. Wegen der nicht besetzten Türme kommt es nun verstärkt es schon irrwitzig an, wenn das Justizministerium
zu Überwürfen über die Anstaltsmauer. Die Türme müssen glaubt, mit weiteren Personaleinsparungen und der
zeitweise doch wieder besetzt werden. Das eine Ziel, Perso- ersatzweisen Neuinstallation eines Zaunes für mehr
nal einzusparen oder anderweitig einsetzen zu können, ist in Sicherheit sorgen zu können. Zu einem Zaun, der
Gänze nicht erreicht worden. im ersten Bauabschnitt schon zu rosten und zu gam-
4. Insbesondere zu Zeiten, wenn sich die Gefangenen auf meln anfing, bevor der letzte Abschnitt fertiggestellt
den Freistundenhöfen aufhalten, die an die neue Zaunanlage war und der für alle Beteiligten mehr Nachteile als
angrenzen, werden die Türme wie früher wieder besetzt. Vorteile bringt, darf man wohl zu recht sagen: Die
5. Regelmäßig werden Gefangene der an den Zaun an- 4.800.000 Euro sind zum Fenster rausgeschmissen.
grenzenden Teilanstalten in den morgendlichen Frei- Mit diesem Budget hätte die Justizsenatorin besser
stunden, gedacht für Rentner, Kranke und von der zusätzliches Personal, z. B. für die Resozialisierung
Arbeit freigestellte Gefangene, angewiesen, nur einen von Gefangenen, finanzieren sollen. Das hätte in je-
kleinen, vom Zaun abgekehrten, Freistundenbereich dem Fall für soziale Sicherheit gesorgt und das hätte
zu begehen. Der Freistundenbereich in Zaunnähe darf für den Schutz der Allgemeinheit mehr Wert gehabt,
nicht betreten werden. als ein rottig ausschauender Sicherheitszaun. R

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Teil
VI I.
„Geschlossene Gesellschaft“
Berichte aus der Geisterwelt
von Andreas Werner

A u c h in d e r A
rc h e N o a h s
is t e in R a b e g
e w e se n .
Knastvögel
Knastvögel Das Sprichwor
Betrug und D
t meint :
ieberei sind a
lt.
Ich bin ziemlich über- sich auf den Dächern der
rascht, als ich an diesem angrenzenden Gefängnis-
Ort das Schreien von bauten und in den Baum-
Möwen über meinem wipfeln der haushohen
Kopf höre. Möwen Anstalts-Linden sammeln,
geben unverkennbare als würden sie militärische
Laute von sich. Mit Formationen bilden wollen,
Möwen assoziiert um dann einen koordinierten
wohl jeder das weite Vertreibungsangriff gegen
Meer, steinige Molen, die Möwen zu starten.
Boote beim Fischen,
den Geruch von See- Vom Fenster meines Arbeitsplatzes kann ich sie
tang, das Schlagen von ganz gut studieren. Die Krähen sind von Sta-
Wanten und Takelage im tur viel größer als die Möwen. Beeindruckende
Wind. Hier inmitten Deutschlands größtem Ge- große schwarze Vögel sind es. Doch scheinen
fängnis erwartet man das Zanken und Schreien sie das Treiben der Möwen nur aufmerksam zu
von Möwen am allerwenigsten. Hier gibt es kein beobachten. Andere Vögel, wie Tauben, hätten
Meer, keine Boote und keine Fische. sie vermutlich sofort attackiert und verjagt. So
taten sie es jedenfalls an anderen Tagen. Heute
Inzwischen kreisen ganze Schwärme von beobachten sie nur, und, als hätten sie sich un-
Möwen über den Dächern. Immer wieder lösen tereinander abgesprochen, bleiben sie ruhig auf
sich einzelne Vögel aus dem Schwarm und den Dächern und in den Baumwipfeln sitzen,
stürzen sich kopfüber – wie Kamikazeflieger was schon ungemein an Alfred Hitchcocks Film
– auf die in den Freistundenhöfen und auf den „Die Vögel“ erinnert. Ein bisschen beängsti-
Dächern herumliegenden Lebensmittel, die gend ist dieses kollektive, wie abgesprochene
zuvor Häftlinge aus ihren Zellenfenstern ins Verhalten der Krähen schon. Auch meine Mit-
Freie geworfen haben. gefangenen beobachten oft die Krähen, studie-
ren sie und machen sich so manche Gedanken
Normalerweise sind es die Krähen, die hier das über ihr Treiben hier. Nicht selten sitzen sie zu-
Revier beherrschen, und ich muss auch gar nicht sammen und tauschen ihre Gedanken aus, deu-
lange warten, bis ganze Scharen von Krähen ten dieses und jenes Verhalten der Krähen, und

38 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


einige von ihnen sind sich sicher, das Be- Das Verhältnis von Menschen und Raben-
obachtete decke sich mit den Mythen vögeln scheint seit jeher eine Beziehung
ihres jeweiligen Heimatlandes. Und von eigenartiger Zwiespältigkeit zu
wer in der Mythologie nicht ganz so sein. Warum suchen diese Tiere ausge-
firm ist, bedient sich auch schon mal rechnet unsere Nähe, warum verbrin-
der eigenen Fantasie. gen sie den ganzen Tag innerhalb der
Mauern eines Gefängnisses – doch
Die Krähen sitzen in den Bäumen, nicht, um die umliegenden Anwohner oder
auf den Dächern, stolzieren auf den gar die ganze Stadt vor uns zu warnen ?
Freistundenhöfen entlang der Fassaden,
suchen allerorten Fressbares. Kleinere Ein anderer Gefangener, dessen Vater angeblich
Gruppen belagern die Müllsammelplätze Ornithologe sei, sagt: „Diesen durchdringenden
und zanken sich ohne Unterlass über Schrei beschreiben Vogelkundler als ‚cras, cras‘,
Margarinebecher, Wurstzipfel und Brotreste. was lateinisch für ‚Morgen, morgen !‘ steht.“
Andere Krähen scheinen Patrouillen über Morgen, morgen und nicht heute – eine Offen-
den Dächern der Anstalt zu fliegen, und fast barung, die den hier beschäftigten Vollzugs-
alle größeren Laubbäume innerhalb dieser beamten zweifelsfrei schon in Mark und Bein
Gefängnismauern tragen Krähennester, die im übergegangen sein muss.
Frühjahr reichlich Junge beherbergen. Lauter
kleine Nesthocker, die fleißig ihre Stimmen Einer von uns hat sogar in der Gefängnis-
trainieren und die in Lautstärke und Intensität bibliothek nach Büchern gestöbert, die sich
ihren erwachsenen Artgenossen um nichts mit Raben beschäftigen. Er fand ein Lexi-
nachstehen. kon, Meyers Großes Konversations-Lexikon,
und da stand unter anderem geschrieben: Der
Rabe: „…schreitet mit lächerlicher Würde“.
Doch könnte der Rabe geräuschlos fressen, Über den Satz konnte er sich vor Lachen
hätte er mehr Futter kaum noch einkriegen und meinte: ein Ge-
und viel weniger Zwist und Neid. habe, das wir alle auch von anderen Spezies
Sed tacitus pasci si posset corvus, kennen, wenn die Männchen sich aufplustern
haberet plus dapis et rixae multo minus invidiaeque. und durch das Umherstolzieren die Aufmerk-
Horatius, Epistulae 1. 17,50–51 samkeit der Weibchen auf sich ziehen möch-
ten – eine Spezies, die hier drinnen auch zu
finden sei – und er zeigte auf einen Kollegen,
Wie unentwegte Warnrufe hört sich dieses der gerade vom Wasser holen über den Flur
Gekreische an, und mein Zellennachbar lief. „Der läuft, als habe er Rasierklingen
erinnert sich an einen böhmischen Aber- unter den Achselhöhlen.“ Wer hat wohl von
glauben, der besagt, dass auch heute noch wem abgeschaut ?
das Schreien der Krähen die Stadtbewohner
in ihrer unmittelbaren Nähe vor Dieben und Ich lieh mir das gleiche Nachschlagewerk
sonstigen Bösewichten warnen soll. Vielleicht aus der Gefängnisbibliothek. Es war zwar
gerade deswegen wollten sich Inhaftierte von 1905, aber dieses antiquierte Lexikon
diesem Aberglauben nicht hilflos ausgesetzt beschrieb die „Raben“ erstaunlich ausführlich,
wissen, als sie kürzlich bei der Anstaltsleitung und so konnte ich dem alten Buch noch einiges
beantragten, man möge die Nester der Raben mehr entnehmen. So soll dieses „lächerliche“
beseitigen und sie ihrer Brutplätze verweisen. Gehabe und die unterschiedliche Größe der

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r  
r        
      l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 39
Vögel zu dem falschen Volksglauben geführt So manch einer hier scheint sich mit dieser
haben, dass nämlich die Krähe das Weibchen heldenhaften Sagenwelt, den germanischen
des Raben sei. Krähen und Raben gehören Mythen, mehr als nur zu identifizieren. Haben
beide zur Familie der Rabenvögel, sind also ein einige doch auf ihre Haut sogar Szenen aus
und dieselbe Gattung, wobei man die größeren Odins sagenumwobener Welt tätowiert –
Vertreter als Raben und die kleineren als Krähen Helden, kämpfend oder sterbend, vor Waffen
bezeichnet. Aber dieser Größenunterschied gilt und Muskeln strotzend, mit Runenzeichen
nicht als biologischer Unterschied. Krähen verziert, und auch zwei Raben sah ich schon
und Raben paaren sich miteinander. Vielleicht auf einem Schulterblatt gestochen.
begründet dies den Volksglauben, die kleineren
Krähen seien die Weibchen. Ich staune so manches Mal über das
Jedenfalls können beide gleichermaßen krei- ausführliche Wissen meiner Mithäftlinge und
schen, und nicht von ungefähr beschreibt der noch mehr darüber, mit welcher Leidenschaft
Volksmund das Gekreische als widerwärtig. sie sich bei Gesprächen über Krähen zu
Aber schließen wir das Buch und widmen uns beteiligen suchen. Einer von ihnen, der seine
wieder denen, die hier vor Ort Krähen studieren. rechte Gesinnung nicht verbergen kann, prahlt
mit seinem Wissen, dass in der keltischen
Ein Gefangener mit asiatischem Migrations- Religion die Nebelkrähe der Totemvogel der
hintergrund, ich glaube so sagt man neuer- Göttin „Morrigan“ gewesen sei. Man nannte
dings, erklärte mir glaubhaft: Gerupft könne sie auch die „Queen of Demons“, die sowohl
man beide überhaupt nicht mehr unterschei- über Krieg als auch über den Tod herrschte.
den. Er muss es wissen, denn er sagte mir auch, Oft soll sie während der Schlachten in Gestalt
wie sie schmecken. Nach seiner Beschreibung dieses Vogels erschienen sein und unter den
schmecken sie genau so, wie sich ihr Geschrei Kriegern Angst und Schrecken verbreitet
anhört. Vermutlich sind sie deshalb zumindest haben. Und in der Runde, wo er das sagte,
vor uns Europäern sicher. vermuteten die ihm Zuhörenden, dass die
Krähen nicht die umliegenden Anwohner oder
Ein anderer, hünenhafter Typ mit Ganzkörper- gar die ganze Stadt vor uns warnen wollen
Tattoo, schwärmte: „Für die Naturvölker des ho- und auch nicht nur zum Fressen und zur
hen Nordens war der Rabe ein Göttervogel. Nach Aufzucht ihrer Brut hier verweilen, sondern
dem Glauben der Germanen herrschte Odin so- nur aus dem vorbeschriebenen Grund hier
wohl über die Götter als auch über die Menschen. sind: Angst und Schrecken zu verbreiten und
Man verehrte ihn als Verkünder der höchsten um Zwietracht zu säen. Zwietracht sowohl
Weisheit. Er war der Gott der Schlachten und zwischen den Gefangenen als auch zwischen
Kriege und galt selbst als siegreicher Held.“ Und den Beamten und gleichermaßen zwischen
er wusste zu berichten, dass auf Odins Schultern Beamten und Gefangenen. Wie sonst wären
zwei Raben saßen, Munin und Hugin. Jeden Tag hier die unzähligen Querelen und Rangeleien
flogen sie aus und flüsterten Odin ins Ohr, was untereinander zu erklären, sagen sie hinter
um ihn herum geschah. Als Boten des mäch- vorgehaltener Hand. Nicht selten beschimpfen
tigsten aller Götter waren Raben den Germanen sie sich gegenseitig auch noch als Rabenaas.
heilig und zugleich wichtigstes Omen für anste- Und der Typ, der schon vor mir in Meyers
hende Kriegsentscheidungen. Nach der Schlacht Großem Konversations-Lexikon gelesen hatte,
überließ man ihnen die Toten auf den Schlacht- berichtete mit wichtiger Miene: „Rabenaas
feldern, als Opfer und Anerkennung für ihre Mitt- ist ein Schimpfwort, das im höchsten Maße
lertätigkeit zwischen den Menschen und Odin. strafbare oder lasterhafte Personen bezeichnet,

40 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


welche verdienen, den Raben als Speise vorge- einer Parallelwelt – einem nicht enden wollen-
worfen zu werden, halt als Aas“, exakt so hät- den Albtraum, in dem sich besonders gruse-
te er es gelesen, sagt er. Und etwas wehleidig, lige Szenen, die uns in Erinnerung geblieben
wohl an sein eigenes Schicksal erinnert, fährt sind, regelmäßig in unser Gedächtnis drängen.
er fort: „Das alles findet man hier, und auch den Werden sie sich eines Tages auf uns stürzen ?
Rabenvater, der nur schon allein deshalb, weil er
hier landete, gezwungenermaßen einer wurde.“ Oder sind es gar die Raben, die uns und unser
Treiben von den Dächern und Bäumen beobach-
Es scheint ganz offensichtlich: In einigen ten und anschließend – wie einst dem Odin – nun
Mythologien gelten Krähen und Raben als Vögel dem Anstaltsleiter ins Ohr flüstern, wer hier – re-
des Todes und der Unterwelt – als „Seelenvögel“. gelwidrig – was raucht, mit dem Handy telefoniert
Sie symbolisieren Tod und Vernichtung. Sollte oder anderweitige, verbotene Ablenkung übt.
es etwa denkbar sein, dass hier jeder Rabe den
Schatten eines Toten personifiziert – dann wäre Daran will ich lieber gar nicht denken, zumal
ein jeder hier verstorbene Gefangene noch viele unserer Vorfahren die Raben sehr verehr-
immer verhaftet in dieser Anstalt. ten. Dabei waren es nicht nur heidnische Völ-
ker, in deren Mythologien Raben Erwähnung
Werfen die Gefangenen also aus einem tief finden. Im neuen Testament, bei Lukas, die
liegenden Instinkt Brot, Wurst und Margarine- „Warnung vor Sorgen“, Kapitel 12, Satz 24,
becher – für die Raben bestimmt – aus ihren steht geschrieben:
Zellenfenstern, vergleichbar einem Brauch in
Indien, wo noch heute ein Teil der Mahlzeit für „Betrachtet die Raben,
die Raben übrig gelassen wird, weil man sie für die nicht säen noch ernten,
die Seelen Verstorbener hält. Sollte es wirklich die weder Vorratskammer noch Scheune
so sein, dass hier jeder Rabe den Schatten eines haben, und Gott ernährt sie.“
Toten personifiziert, dann erschreckt mich de-
ren Vielzahl. Welch bizarre Aufgabe Die Zeit der blutgetränkten Schlachtfelder
erfüllen diejenigen Ge- ist für die Raben Vergangenheit. Sie haben
fangenen, die die Krähen die Schlachtfelder gegen das Gefängnisareal
hier füttern. Welche Te- getauscht und es hat den Anschein, dass sie
gel eigenen Mythen ran- hier genauso gut verpflegt werden wie zu
ken sich um diese Vögel, die Odins Zeiten. Sie brauchen sich um nichts zu
sich hier in Scharen tummeln. sorgen, und die hier an diesem unwirklichen
Wo bin ich hier nur hingeraten. Ort Verhafteten haben schon zu Lebzeiten mit
ihnen etwas gemeinsam: Auch sie, die hier
Wenn ich beobachte, wie sich ganze Scharen Verhafteten, können nicht mehr säen, nicht
von Krähen hier in unseren Baumkronen zu- mehr ernten, haben weder Vorratskammer noch
sammenrotten, wecken sie in mir einen Urin- Scheune, und Gott ernährt sie doch.
stinkt zur erhöhten Wachsamkeit. Möglicher-
weise ist es ja auch nur meine Erinnerung an
Hitchcocks Gruselfilm, dass mir ihr Verhalten „Corvos in cruce pascis“
so manches Mal nicht ganz geheuer erscheint, Er wird die Raben noch am Kreuze füttern.
als ob sie etwas im Schilde führten. Viel-
leicht hat mein merkwürdiger Freund doch
recht und wir leben hier in einer Geisterwelt, Fortsetzung folgt. ■

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r  
r        
      l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 41
TEGEL I N T E R N

Handballer sind begehrt Wahl der neuen Fernsehsender


D ie Handballspieler der JVA Tegel suchen Verstärkung.
Auch Anfänger sind willkommen. Einfach nur einen
Antrag schreiben und schon seid ihr mitten drin:
I m Frühjahr haben Insassen der JVA Tegel die Wahl, Fern-
sehsender mitzubestimmen. Insgesamt werden 34 Sender
zugelassen. Davon wird es ca. 12 vorab eingestellte Stan-
Die Handballgruppe zeigt euch die Grundlagen der Ballfüh- dardsender geben. Von den weiteren 24 möglichen Sendern
rung, aber auch wie man mit Wurfarm diverse Täuschungen kann dann jeder die für ihn attraktivsten auswählen.
und Trickwürfe ausführen kann. Wer möchte nicht mal das Die Gefangenen sind aufgerufen mitzumachen, da die gewähl-
Dribbeln oder einen Dreher lernen ? Regelmäßig gibt es Tur- ten Sender die nächsten fünf Jahre nicht mehr geändert werden.
niere mit Mannschaften, die von draußen kommen – so wie Von den 1650 Insassen sind 527 Personen, die keinen deut-
im September 2009 der Wettkampf mit dem TSG Liebenwal- schen Pass haben. Deshalb dürfte ein großer Bedarf an
de und im Oktober mit Gästen aus Hennickendorf. Die Tege- fremdsprachigen Sendern bestehen. Dieser wird gedeckt, in-
ler wurden nur knapp besiegt. Das soll sich nun ändern.  dem die Anstalt 12 Sender für die ausländischen Inhaftierten
freihält. Die Wahl erfolgt über die GIV. Nähere Einzelheiten
werden noch an den schwarzen Informationsbrettern in den
Teilanstalten zu finden sein. 


Bald keine Außensportgeräte mehr
D ie JVA Tegel will die auf den Freistundenhöfen befind-
lichen Sportgerüste verschwinden lassen.
An den Gerüsten erfreuen sich bislang diverse Gefangene
zu jeder Feistunde. Hier treffen sich Sportler, hier kommen
Menschen ins Gespräch. Sie sehen einander beim Klimm-
Unsere Handballer der JVA Tegel
zug, bei Übungen am Holm (Dips) oder bei Dehnübungen
 an der metallenen Sprossenwand. All das fördert die Fitness,
Das Fußballturnier vom November 2009 das friedliche Miteinander und die Kommunikation unterei-
15 Kicker versammelten sich vor der Pforte der JVA Te- nander. Damit will die Anstalt Schluss machen.
gel, um mit drei Mannschaften im Hallenfußball gegen Begründet wird dies mit den Zauberwörtern „Sicherheit“
die Gefangenen anzutreten. Dass Inhaftierte klug, fit und und „Fürsorge“. Die Turner seien nicht versichert, wenn da
taktisch brillieren, zeigte das Ergebnis. Die Tegeler Mann- etwas passiere, geriete die Anstalt in arge Nöte. Es bestehe
schaften belegten die ersten drei Plätze. Aber wichtiger Unfallgefahr. Die Gerüste müssten zudem strenge Sicher-
war: der Spaß und die netten Gespräche zwischendrin. Das heitsauflagen erfüllen und vom TÜV abgenommen werden.
war nicht nur Sport, sondern Begegnung pur.  Das sei zu kostenintensiv und gebe zu viele Probleme.
Ein Sportler meint dazu: Alles vorgeschobene Rechtfertigungen.
Ihm sei kein Fall eines Unfalles bekannt. Warum stellt die An-
stalt nicht ein Schild bereit: Auf eigene Gefahr. In Wahrheit wer-
den die Inhaftierten in ihrem Bewegungsdrang eingeengt und es
wird ihnen mal wieder ein Stück Lebensqualität genommen. 


Neuer Imam in der JVA Tegel
D ie JVA Tegel hat nach drei Jahren nun endlich einen
Prediger für die moslemischen Inhaftierten gefunden.
Der Imam, Süleyman Küҫük, wird ab Ende April jeden drit-

§ §
Die Fußballer der JVA Tegel ten Freitag im Monat das Freitagsgebet abhalten. 
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RA Jörg Dietrich
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TEGEL INTERN

Die Eroberung der inneren Freiheit Aktuelle Sonder - Beilage


Leserbrief von Jürgen Ney, JVA Tegel
Erste wissenschaftliche Studie

F ünf Jahre lang waren Silvia Kaiser und Aleksandra


Kumorek mit ihrem Film-Team in der JVA Tegel un-
terwegs. Herausgekommen ist ein Dokumentarfilm, der
der Charité zu »Partnerschaft und Sexualität
inhaftierter Männer in der JVA Tegel«

das Leben von einer Handvoll »Langstrafer« in der JVA er lichtblick unterstützt in seiner aktuellen
beleuchtet und über ihre Gedanken während ihrer Teil-
nahme an der von zwei externen Philosophen angeleiteten
D Ausgabe die Verteilung von Fragebögen einer
wissenschaftlichen Untersuchung von Partnerschaft
»sokratischen Gesprächsgruppe« berichtet. und Sexualität unter den aktuellen Bedingungen des
Strafvollzugs in der JVA Tegel.
Am 13. Oktober 2009 wurde der Film den Insassen der JVA Die Studie steht unter der Leitung von Prof. Dr.
Tegel im Kultursaal vorgestellt. Etwa 100 Leute aus allen 6 Norbert Konrad vom Institut für Forensische
Teilanstalten waren der Einladung gefolgt. Wie sich in der Psychiatrie der Charité.
anschließenden Diskussionsrunde mit dem Filmteam und ei-
nigen Protagonisten dann aber herausstellte, hatten viele der Angesprochen sind alle Inhaftierten der JVA Tegel.
Zuschauer den Sinn des Films gar nicht verstanden. Das lag Die Erhebung mittels Fragebogen wahrt Anonymi-
wohl auch daran, dass sie sich im Vorfeld eher einen – Spiel- tät und wird ausschließlich am Institut für Foren-
film als einen Dokumentarfilm erhofft hatten und mit dem sische Psychiatrie der Charité streng vertraulich
philosophischen Anspruch des Films schlichtweg überfordert ausgewertet.
waren. Für mich als Haft-Neuling war es sehr interessant
zu sehen, wie Menschen mit ihrer Haft umgehen, die hier Weitere Fragebögen können schriftlich angefordert
viele Jahre – teils bis zum Lebensende – verbringen müssen. werden unter:
Die JVA zu allen 4 Jahreszeiten zu sehen, war außerdem
eine schöne Idee, und so hat man auch als Insasse einer der
Institut für Forensische Psychiatrie
Teilanstalten mal Einblick in die übrigen Häuser erhalten. Charité – Universitätsmedizin Berlin
Mein Dank gilt den beiden Filmproduzentinnen, die einen tollen Prof. Dr. Norbert Konrad
Film über das Leben hier drinnen hinbekommen haben ! ■ Limonenstraße 27
D-12203 Berlin

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lichkeit zählen. sucht Briefkontakt zu  Chiffre 110137  Chiffre 110159
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Südländer, 31/174/80, Brief wird beantwortet. graue Augen, Glatze, lich-vorzeigbar, suche sportlich und habe brau-
sportlich, liebevoll,  Chiffre 110131 Tattoos. Bin ehrlich, aufgeschlossene Sie, ne Augen.
treu, ehrlich, sucht eine witzig und treu. Sitze 22-32, die keine Lust auf  Chiffre 110169
ehrliche liebe und spon- Ich, 29/180/90, mus- in Burg und suche eine Einsamkeit hat und mit
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FUNDG R U B E

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lich, suche nette Mädels mit Foto. wechsel. Bis 2011 in
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dem Knast. sie. Chiffre 110181 Ich aus bayerischem Briefkontakt und später
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Ich, 182/90/41, jünger 2012 gebucht, mit Tat- (23/193/95), fröhlich  Chiffre 110206
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Bart, Bauch, 53, sucht und sportlich, Krebs, Thomas, 25/185, bise- möchte Kontakt mit ei-
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und tätowiert. in Haft. deutsch, englisch. schen 38 und 65.
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hast du Sorgen - soll ich gepierct und tätowiert. vorurteilsfrei, schlank Haar, russischer Her- zwischen 18 und 45 sein.
dir mein Lächeln bor- suche Kontakte zu und sportlich. Bild kein kunft, sucht Frau (18- Keine Angst, ich beiße
gen? Frauen ab 20, die Träu- Muss. Chiffre 110193 32). Chiffre 110201 nicht, außer wenn du es
 Chiffre 110177 me zu schätzen wissen. willst.
 Chiffre 110185 Ich, 24/177, suche Kon- Daniel, 23/175, braune  Chiffre 110210
Peter, 44/184/90, sucht takt zu Frauen zwischen Augen, sucht sympa-
schnucklige Mausi Einsamer Zwilling, 20 und 30 zum Kennen- thische Kontakte (18- Ich, 39, suche eine auf-
passenden Alters mit 46/176/82, vielseitig in- lernen und mehr. 25). Strafende 2012. geschlossene, ehrliche
Verstand. Wenn du hu- teressiert, sucht Brief-  Chiffre 110194  Chiffre 110202 und gutaussehende Frau
morvoll bist, gern Musik wechsel, um dem tristen ab 30, die mit meiner
hörst und wanderst, mel- Alltag auszufüllen. Ingo, 31/175/76, grüne Michael, 32/178/89, mindestens noch 5 Jahre
de dich.  Chiffre 110186 Aufgen, sportliche Fi- Zwilling, lieb, nett, fortwährenden Haft kein
 Chiffre 110178 gur, Haft bis 2014, sucht sportlich. Ich male und Problem hat. Derzeit
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40 und 55 sein. Suche sich die Haft versüßen  Chiffre 110195  Chiffre 110203 schaftswissenschaft.
Brieffreundschaft. Spä- möchte.  Chiffre 110211
tere Beziehung nicht  Chiffre 110187 Sky, 31/181/83, lieb, Hans, 50/172/81, dunk-


ausgeschlossen. Haf- nett und mit großem ler Typ, sehr zärtlich,
tende 2/2011. Ich, 43/191/, bis 11/10 Herz, sucht weibliche sucht nette Frau zwecks
 Chiffre 110179 im offenen Vollzug in Kontakte, 18-40, Bin Briefkontakt. Bin spen-
Ulm, suche ernstge- für alles offen bei Sym- dabel.
Michael, 48/170/65, meinte Zuschriften. pathie.  Chiffre 110204
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50, mit Humor und Le- Bin gutaussehender Dennis, 26/182, sport- Er, 33/172/80, zurzeit

48 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


FUNDGRUBE

SIE sucht IHN Wer möchte nochmal 44-Jährige, 170, Fla- Eine süße Tanzmaus, Geile Geschosse, Bau-
straffällig werden ? mingodame, sucht 27/160, die noch bis jahr `74, ´80, ´84; su-
Badgirl, 24/160/50, Der setze sich jetzt hin, sanften Flamencopart- 12/2011 in Bayern absit- chen passende Acht Zy-
sucht passende Brief- schreibe mir und schafft ner für ein gemeinsames zen muss, sucht nicht die linder Motoren. Fühlt
kontakte. Wenn Du zwi- es vielleicht meinen in- Brieftänzchen. Wenn du große Liebe, aber viel- ihr euch angesprochen?
schen 22 und 30 bist, auf neren Frieden zu rauben taktvoll und jung bist, leicht findet sie mich? Rann an die Zündker-
Deutschrap stehst und die (Raub) oder mir den Kopf melde dich. Nächstes Jahr muss ich zen! Chiffre 11068
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siehst, wäre das perfekt! Körperverletzung) 100% Ernstgemeinte Briefe Für unsere Mama, 35,
100% Antwort auf jeden Antwort. 33-Jährige, 160, ro- werden zu 100% beant- die lieb und einsam ist,
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 Chiffre 11018 chen, mit grünen, strah- leien.  Chiffre 11063 den Mann fürs Leben.
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37jährige Chaotin sucht 158, dunkelhäutig, brau- genau dich. Bin bis Ende Zwei gutaussehende sein. Mama freut sich
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schreiben ? Nur Mut beis- zum Schreiben aus Ber- Gewalttäter. zwischen 25 und 35 für Zwei Mädels, 43 u.
se nicht ! lin. Alter zwischen 21  Chiffre 11058 Briefverkehr. Wir su- 33, machen Urlaub im
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sein. Bitte um ehrliche Sylvie, rassige 40, dkl. Lust haben sich und uns Aichach bis Mitte 2010.
Schrille, bunte 46jäh- Zuschriften.  lange Haare, gepflegt die Haftzeit zu versüßen. Wir suchen Briefwech-
rige Drogenpunkrock-  Chiffre 11054 (soweit hier möglich), Evtl. später mehr. Bei sel zu Männern zwi-
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erwartest, sucht Dich braunen Augen, sucht Bild wäre schön. wäre schön.
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 Chiffre 11020 »SST« Chiffre 11055 zum »Drachentöten«! freundschaft mit Biss. 49, grüne Augen, brau-
Ich bin 30 (eigentlich Wetze deine Zähne, ne mittellange Haare,
Heiße Katze, 35, sucht Rapunzel, 42, schwar- eher 20), großer Luis greife zum Stift und er- lieb, treu, ehrlich und
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tierten Männern. Keine Augen, sucht Biker, der Techno und Cosmic- nes Lebens. Jeder Brief sekater von 30 bis ...?
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34-jährige geheimnis- Lasst meinen Briefka- 100%.
volle Hexe aus Aichach sten nicht länger ver-  Chiffre 11071
sucht Hexer zwischen 30 stauben und schreibt mir
und 45, der es schafft, fleißig. Foto wäre klasse. Drei durchgeknallte,
mich im magischen  Chiffre 11066 aber liebe Mädels, 24,
Briefaustausch zu 26 und 27 (Griechin und
verzaubern. Ran Ich, 30/170/65, schwarze Polin), büßen im stren-
an die Zauber- Haare, dunkelblaue Au- gen Bayern. Wer von
feder. Jeder gen, suche einen netten Euch texten möchte, tut
ehrliche Brief starken Mann, zum Briefe das. Wir beantworten
wird be- schreiben. Meine Hobbys: jede Mail !
a nt wo r t e t . Kampfsport und »ver-  Chiffre 11072
Möglichst rückt sein«! Bin Polin. Be-
mit Foto. vorzugt wird der Mann, Junges Raubkätzchen,
Chiffre 11061 der ebenfalls Kampfsport 21/167/50, bis 2012 im
ausübt und ein Foto bei- Käfig. Hat sehr langes
legt. Chiffre 11067 schwarzes Haar, liebt ►

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FUNDG R U B E

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ese Eigenschaften nicht jung, blond, schlank mit fen und freue mich über
Kunst, Hip Hop und al- nur an Schokolade zu Berliner Er, 42/178/66, blauen Augen und seit 3 jeden Brief. 100%ige
les, was mit Kreativität schätzen weißt, und grau-blond, blaue Augen, Jahren »weg vom Fen- Antwortgarantie. Bild
zu tun hat. Hasse je- ebenso wie ich NICHT nicht in Haft, wohnhaft in ster«. Suche Briefpartner wäre nett, aber kein muss.
doch Lügen und billige die große Liebe suchst, Bayern, sucht Briefkontakt aus dem Jugend- und Er-  Chiffre 11049
Anmache. Möchte viel- dann: melde dich! Bitte zu inhaftierten Männern wachsenenvollzug, die
mehr gefunden werden nur Langstrafer. zw. 25-40. Späteres Ken- wie ich auf geile Brief- Einsamer und alleine,
von einem Mann mit  Chiffre 11077 nenlernen nicht ausge- freundschaften gut klar suche auf diesem Weg
Selbstbewusstsein, Ehr- schlossen. kommen. Jungs, meldet einfach Leute, die gerne
lichkeit und Charisma. Kätzin, 40/172, lan-  Chiffre 11015 Euch ! schreiben. Es würde mich
Kein Sexualdelikt und ge schwarze Haare,  Chiffre 11030 sehr freuen, wenn ich
bitte mit Bild. lustig und frech, sucht Ich, 41/188/86, suche net- doch mal Post bekom-
 Chiffre 11073 Kater. Alter und Ausse- ten Briefkontakt, Freund- Bin zwar 30 geworden, men würde. Du sollst of-
hen nicht so wichtig für schaften oder Partner von gehe aber bequem als 19- fen und ehrlich sein, dass
Freche bad woman netten Briefkontakt. Ich 18-38 Jahren. Bin für vieles 20 durch und suche je- Alter spielt keine Rolle.
(35/170/65), sucht chil- sitze in Aichach. Bild offen. Jeder Brief wird be- manden, der auf »junges  Chiffre 11051
ligen Federkrieg nach wäre schön, aber kein antwortet. Gemüse« wie beschrie-
NRW, Hessen oder Muss.  Chiffre 11016 ben steht. Habe großen Er, 46, sucht Boy max.
Berlin. Habe schwarze  Chiffre 11078 Humor, bin 170 groß 30, für Freundschaft und
Haare, grün-braune Au- Geiler Typ in den und habe 60 kg am Leib. Briefverkehr. Schreibt
gen. Du kommst daher Bin 35 und hab` bis 30-igern, zurzeit in Haft, Kommt schon, lasst mich möglichst mit Foto. Du
mit Direktheit, Sarkas- 12/10. Ich weiß, dass sucht coole, geile Jungs nicht länger alleine ! solltest schlank sein.
mus, schwarzen Humor, es DICH gibt: Du bist zw. 18 und 25 Jahren für  Chiffre 11050  Chiffre 110142
hast nichts gegen Tat- gebildet, liberal und heißen Briefwechsel und
toos und Piercing, bist multi-kulti-schoki, wie mal sehen. Jeder Brief wird Einsamer Knuddelbär, Einsamer Er, 37, aus
tagestauglich. ich. NRWler/Nller und 100%ig beantwortet. 42, sucht auf diesem Weg Bielefeld sucht Ihn für
 Chiffre 11074 35-45. Magst Hip Hopp,  Chiffre 11017 erotischen Briefwechsel Brieffreundschaft. Bin
Reggae, Gospel, Kunst mit Boys zw. 18 u. 30, um bis 2/2012 in Haft. Jeder
Mad Bunny (24/167/ und Kultur; Karibik und Wer hat Bock auf ei- sich die Haftzeit erträg- Brief wird beantwortet.
schlank), sucht Staats- Natur – dann schreib nen coolen Briefwechsel licher zu gestalten. Bin  Chiffre 110143
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etwas im Kopf haben,
25 bis 35 sein, Kraft- Wir sind einzigartig,
sport betreiben und 29 und 35, mit langen
ausschließlich in NRW, schwarzen Haaren und
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grün-braune Augen. rige bad boys bevorzugt.
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takt und mehr. U-Haft, wünscht sich
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kontakt, der zu wirk- sucht (und Umkreis 130 bitte wie folgt versenden:
Er, 42/178/65, nicht in licher Freundschaft km) im Tausch gegen
Haft, sucht Kontakt zu führt. Chiffre 110148 bayerischen, ab April Wichtig: Bitte die Chiffre-Nr. nur mit
Ihm zwischen 25 und 2010. Bleistift auf den Briefumschlag schreiben.
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nen und mehr nicht aus- oder Mädels, für Brief- Für das Porto des weiterzuleitenden Briefes
geschlossen. freundschaft, Alter egal. Suche Haftplatz in bitte eine 55 Cent Briefmarke beilegen!
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worte allen. mit Würzburg.
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unerlaubte Beilagen kontrolliert.
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35. Bin Ller und habe Bin 45 und noch einige ♥ Die Redaktion übernimmt keinerlei Haftung für
falsche oder unrichtige Angaben.
noch 2 Jahre. Monate in
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TEGEL I N T E R N

Wer was übers Schreiben lernen möchte,


über Texte diskutieren mag,
mal wieder herzhaft lachen will,
wer beabsichtigt, ungeahnte Talente bei sich zu entdecken,
ist herzlich eingeladen,
an der Literaturgruppe der JVA Tegel teilzunehmen.
Wir schreiben eigene Texte – ernste aber auch solche zum Schmunzeln,
Geschichten – ganz kurze und wer will auch ganz lange.
Es dürfen auch Gedichte sein oder Essays – folglich Texte jeglicher Art.
Wenn Dir also Schreiben Spaß macht, dann komm zu uns.
Die Literaturgruppe findet 14-tägig im Pavillon der TA V statt. Grundkenntnisse in der
deutschen Sprache sollten vorhanden sein. Interessierte geben bitte einen entsprechenden
Vormelder – adressiert an die SozPäd – bei ihrem Stationsbeamten ab, mit der Bitte,
an der Literaturgruppe teilnehmen zu dürfen.
Alles Weitere läuft dann ganz von selbst!
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TEGEL I N T E R N
GI V
TEGEL

Zum aktuellen Geschehen um den Berliner Strafvollzug


– Konzeption und Umgestaltung –
Ein Beitrag der Gesamtinsassenvertretung der JVA Tegel und den Teilvertretungen
der Häuser TA I-VI, SothA 1 und 2
von Andreas S. Radicke, GIV-Sprecher einbezogen (isw. auch Ralph-Günter Adam, Leiter der Voll-
zugseinrichtung Berlin-Tegel). Mit einigen Aushängen (vor

M it dem von Senatorin von der Aue (SPD) und Gefolg-


schaft betriebenen Vorhaben der Umgestaltung des
Vollzuges werden nicht nur Ziele von Verwaltungs- und
allem im Sept/Okt 2009/GIV) und Berichten an den Berliner
Vollzugsbeirat (BVo1lzB) und Mitglieder, Ausschüsse und
-oppositionelle- Fraktionen im ABGEORDNETENHAUS
Kosteneffizienz verfolgt, sondern in vielen Bereichen auch BERLIN, haben wir die Heimlichtuerei durchbrochen, da-
ein Bruch gesetzlicher Konzeptionen bewirkt. Bloße Schein- mit niemand vom Stand der Entwicklungen und deren Um-
optimierung von Ressourcen des Vollzuges und die Etiket- setzung überrascht werden und Information zum derzeitigen
tierung der Gefangenen (Kategorieneinstufung) bewirken Geschehen zumindest im Ansatz überhaupt erst einmal (von
unter diesen formalen ANPASSUNGSDRUCK und geben jedem) erlangt werden kann. Dieses veranlasste die Abt. III
dem Vollzug das Instrument der SELEKTION in die Hand! der Senatsjustizverwaltung (SenJust) im November 2009 zu
Ziele, Vorhaben und Anliegen des Gesetzes werden kon- einer „Information für Mitarbeiter in Vollzugsanstalten“,
terkariert; sicherten alle Parteien und alle Fraktionen im mit der eilfertig versichert wurde, dass die geplante Verän-
ABGEORDNETENHAUS von BERLIN im Rahmen der derung der Binnendifferenzierung nicht die grundsätzliche
Förderalismusreformdebatte (2006) die Bestandskraft des Abschaffung des Wohn- und Behandlungsvollzuges be-
Gesetzes zu, sucht Senatorin von der Aue nach Möglich- deute (worauf wir hinwiesen und die Erfolge einer LANG-
keiten, sowohl das Gesetz, als auch parlamentarische Ver- ZEITSTUDIE verdeutlichten, vgl. LICHTBLICK Ausgabe
sprechen, umgehen und unterlaufen zu können. 4//2004 S.35) und um das Verständnis der Mitarbeiter bei
Gleichwohl bleibt ein Unterlaufen von Gesetzen verfas- geplanten Selektionsprozessen (Einstufungskategorien für
sungsrechtlich unzulässig (BVerfGE 56, 216, 241) und eigent- Gefangene), Anpassung des Vollzuges an neue Gegeben-
lich ist dieses Senatorin von der Aue und den tätig Mitwir- heiten und vermeintliche Erfordernisse „geworben“ wurde.
kenden aus Vollzug und Verwaltung nur zu gut bewusst. Um Senatorin Von der Aue und Gefolgschaft bläst offensichtlich
leichter ‚schöne Ziele‘ erreichen und schneller ‚Schlusslicht- starker Gegenwind ins Gesicht. Behandlungsorientierter
stellungen im bundesweiten Vergleich‘ verlassen zu können, Vollzug setzt voraus, dass auch der VOLLZUG versteht,
setzt man auf stillschweigende Übereinkommen, wo das gel- was der GESETZGEBER mit sozialer Gemeinschaft, Ar-
tende GESETZ nicht mehr ganz so ernst genommen und be- beitsbündnis, Mitverantwortung, Beteiligungsrechten und
achtet wird. Frühe Vorträge von Mitarbeitern des Justizres- Vorbildfunktion des Vollzuges (iS redlichen Verhaltens)
sorts im Rechtsausschuss offenbarten, dass es vorrangig meinte. Damit tat sich Deutschlands größte Vollzugseinrich-
um die Verbesserung statistischer Zahlenwerte geht (Fr. Dr. tung schon immer schwer.
Guth/SenJust isw. in Rechtsausschusssitzung v. 19.11.2008). Besserung wird sich nicht einstellen; der Ton wird rauer,
Wo Senatorin von der Aue (SPD) offenkundig gesetzes- Antworten - schnippischer. Die letzten Wegbegleiter der
fern agiert, sind es die Oppositionsfraktionen, die davon einstigen Mahner (Flügge/Lange-Lehngut; Mühsam genug
sprechen, dass in Berlin vieles im Argen liegt (Dr. Sebast. Erreichtes zu bewahren!) haben es heute in Vollzug und Ju-
Kluckert/FPD), dem zerstörerischen Personalabbau Einhalt stizressort schwerer (vgl. Tagesspiegel - Berichterstattung
zu gebieten und mehr Personal zur Realisierung des ver- zur auch personellen Umgestaltung in Vollzug und Justiz-
fassungsrechtlich fundierten RESOZIALISIERUNGSAN- verwaltung durch Senatorin Von der Aue). Der inhaftierte
SPRUCHES zu stellen ist, (Sven Rissmann, Cornelia Sei- Bürger wurde in Tegel noch nie -wie bspw. vom Kammerge-
beld, Frank Henkel/CDU u.a. aaO). richt Berlin oder dem Bundesverfassungsgericht- als Bürger
Die strafvollzugspolitische und -gesetzliche Entwicklung mit verbleibenden Grundrechten angesehen, wie erst jüngst
Berlins stagniert, bewegt sich rückwärts. Überholt geglaubte (bezogen auf die Teilanstalt 1) auch durch den Verfassungs-
-schädliche Folgen (vgl. § 3 Abs. II StVollzG)- zeitigende gerichtshof des Landes Berlin verdeutlicht. Der Nachhol-
Formen des Vollzuges kehren zurück (iSv Verwahrung, Ein- bedarf an LERNPROZESSEN ist auch seitens des VOLL-
schluss), statt durch LANGZEITSTUDIEN belegte Erfolgs- ZUGES nicht gerade gering.
modelle auszubauen (vgl. Lichtblick 4/2009, S. 35). Möglichen Vortrag und Kritik -bspw. seitens der GE-
Die neuen Vorhaben Von der Aue‘s münden in Schäbig- SAMTINSASSENVERTRETUNG (GIV) als legitime
keitsmodellen von Vollzug und in Verbitterung Bediensteter, und rechtlich so vorgesehene Vertretung der Gesamtheit
wie Gefangener. Die Mehrarbeitsleitung der Bediensteten der Gefangenen- suchen Vollzug und Justizressort derzeit
(2005-40,1; 2006-41,8; 2007-51,2; 2008-53, 6%) steigt eben- allenorts tunlichst zu verhindern (bsph. beim Kolloqui-
so kontinuierlich, wie die Frustration der Gefangenen. um zur Neuen Rahmenkonzeption). Wie lange wollte man
Die vorgeblich „Neue Rahmenkonzeption“ ist inhaltlich wohl abwarten, um von grundsätzlichen Veränderungen
(Individuelle Behandlung schreibt das Gesetz seit 32 Jahren zu unterrichten, wenn deren Umsetzung mit Beginn des
vor!) und auch tatsächlich nicht neu; die heutigen VORHA- Jahres 2010 erfolgen sollte?! Bereits im Juli 2009 wies Se-
BEN wurden bereits ab 2007 geplant und die Leiter der vier natorin Von der Aue auf die Erarbeitung von Rahmen-
großen Männervollzugseinrichtungen schon früh in diese plan und Konzeption für die Sicherungsverwahrten vor

54 d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 www.lichtblick-zeitung.de


TEGEL INTERN
GI V
TEGEL
dem Rechtsausschuss (Abgeordnetenhaus von Berlin) hin. rechte und Ansprüche auf Resozialisierung hervorgehoben
Was fürchtet man, worauf wir hinweisen könnten: Das uns und betont (BVerfG aa0, Rzn 37aa, 38ff).
die alle Jahre wieder einmal erfolgende „Umbenennung von Wie schlimm es um den Vollzug steht, wird nicht nur aus-
Bereichen und Konzepten“ (Fassadenkosmetik) leidvoll be- weislich bundesverfassungsgerichtlicher Rechtsprechung
kannt ist ? Das Soziale Investitionen besser sind als Gefäng- überdeutlich, sondern zeigt auch die seit Jahren bestehen-
nisneubauten (auf schadstoffbelasteten Rieselfeldern (Cya- de Schlusslichtstellung Berlins im bundesweiten Vergleich
nid/Cadmium/Quecksilber) weit vor den Toren Berlins, wo (bspw. bei frühzeitig möglichen Wiedereingliederungen in
die Aufrechterhaltung sozialer Bindungen vereitelt, erschwert die Gesellschaft).
wird -statt diese, wie gesetzlich bestimmt, zu fördern) ? Dem zu oft, willkürlich und leichtfertig missbrauchtem
Viele, nicht alle, Angehörige nehmen selbst beschwer- Argument bestehender „Flucht- und Missbrauchsgefahran-
lichste Anfahrtswege in Kauf; aber auch Vollzugshelfer, nahmen“ (um seitens des Vollzuges keine Verantwortung
Rechtsanwälte, Ehrenamtliche, Straffälligenhilfeverbände ? übernehmen zu müssen) gebietet zwischenzeitlich selbst
Die aus dem Brandenburgischen ins Amt berufene, her- das KAMMERGERICHT BERLIN zunehmend Einhalt
beigeeilte Senatorin für Justiz zerschlägt - aufgrund an- (KG Berlin Senatsbeschlüsse vom 15.06.2009-2Ws 209/09;
genommen „überlegener“ Erwägungen (Schaffung neuer, vom 08.06.2009-2Ws 20/09; 12.131.2008-2Ws 512/08: vom
Haftplätze bei an sich rückläufigen Gefangenenzahlen ? !) 19.12.2007-2Ws 11/07; vom 25.07.2007-2Ws 2/5Ws333/06
– standort- und gesellschaftsnahen Vollzug inmitten Berli- Vollz u.a.m.) und fordert den VOLLZUG auf, seine Haus-
ns; im und rund um den Vollzug Engagierte beginnen dieses aufgaben richtig zu machen und vollzuglicherseits die Vo-
erst jetzt richtig zu begreifen und es regt sich Widerspruch. raussetzungen für Strafrestaussetzungsentscheidungen (der
In - so der Originalwortlaut- überraschend angesetzten Strafvollstreckungskammern) und erfolgreiche Wiederein-
außenordentlichen Personalversammlungen (Hakenfelde/ gliederungen in die Gesellschaft zu schaffen, den dieses ist
Düppel) erfuhren Bedienstete vom Untergang Düppel‘s und Aufgabe des Vollzuges, nicht der Gerichte. Diese prüfen
Stopp von Besetzungsbesoldungsstellen, was „sicherlich von das Ergebnis der Arbeit des Vollzuges; deren Aufgabe ist
langer Hand vorbereitet worden ist“, so die Vermutung dor- nicht, Prognosedefizite (aufgrund mangelnder Erprobung)
tiger Bediensteter (Hauptstadt-Magazin des DBB Ausgabe oder Missstände im Vollzug zu verantworten.
Okt.2009, S.8). Der Vollzug drückt sich seit Jahren um die ihm gesetzlich
Von unserer Vollzugsleitung würden wir gerne wissen, übertragene Verantwortung, im Verfassungsrang stehende
welche Veränderungen in Tegel tatsächlich bevorstehen Ansprüche auf Resozialisierung und Reintegration in die
und ob diese nicht im eklatanten Widerspruch zu Äuße- Gesellschaft umzusetzen; stillschweigend geduldet, hinge-
rungen aus dem Justizressort gegenüber den Mitglie- nommen von der Senatsjustizverwaltung.
dern des Rechtausschusses (AbgeordHvBln) stehen ! In ihrer Festschrift für Prof. Dr. Ulrich Eisenberg sprechen
Prof.Dr. Johannes Feest und Richter Dr. Wolfgang Lesting
Im HAUPTSTAND-MAGAZIN des DEUTSCHEN BE- von (seit langem) zu beobachtender Renitenz von Vollzugs-
AMTEN BUNDES wird die GESAMTINSASSENVER- behörden gegenüber geltendem Recht und Gerichtsent-
TRETUNG (GIV) zutreffend zitiert mit: scheidungen (vgl. dazu auch: DER LICHTBLICK Ausgabe
»Justizsenatorin von der Aue fährt den Berliner Vollzug 4/2009,. Stn. 22-3). Schon über ein Jahrzehnt zuvor wiesen
gegen die Wand!« Prof. Fest und Richter Lesting, zusammen mit Peter Selling,
auf Aussagen leitender Mitarbeiter im Vollzug Berlins hin,
Senatorin von der Aue (SPD) ignoriert, dass die Weige- die da wie folgt -und erschreckend- lauteten:
rung, dem gesetzlich bestimmten Systemwechsel -Vorrang »Man kann nicht alles zum Kammergericht bringen, je-
und AUSBAU des Offenen vor dem Geschlossenen Vollzug denfalls dann nicht, wenn man es verwaltungsmäßig anders
(Offener Vollzug als gesetzliche Regelvollzugsform)- Fol- auf die Reihe bringt« oder »Wenn es sich um einen Präze-
ge zu leisten, von Rechts wegen Zustand ist, der mit Recht denzfall handelt, erfolgt häufig eine Neubescheidung im
und Verfassung nicht im Einklang steht (vgl. schon bei: Cal- alten Sinne: Wir berücksichtigen die Rechtsauffassung des
liess/Müller-Dietz (2008) StVollzG §IORz.1a). Neubau ge- Gerichtes, aber machen eine neue Ermessensentscheidung,
schlossener, und Abbau offener Vollzugseinrichtungen, ist die das ursprüngliche Ergebnis beibehält« (Feest/Lesting/
offenkundig der verquere Weg justizpolitischen – wirklich Selling: Totale Institution - Rechtsschutz im Strafvollzug/
kosteneffizienten (?) Denkens einer (vom Rechnungshof des Westdt. - Verlag, Opladen (1997) Stn. 115-116).
Landes Brandenburg kommenden) Senatorin, die der Regie- Was in Berlin totgeschwiegen wird, nennt man anderenorts
rende Bürgermeister des Senat und Landes Berlin, Klaus offen Rechtsbruch und behördliche Willkür. Solange Vollzug
Wowereit (SPD), offensichtlich frei, nach Belieben und Gut- und Justizressort geltendes Recht und Gesetz zu umgehen su-
dünken gewähren und agieren lässt, gleichgültig dem ge- chen, wird sich falsche und unredliche Vollzugspolitik nicht
genüber, was an Struktur und (mühsam genug) Erreichtem ändern, so nicht alle miteinander aufbegehren, auf Verände-
zerstört wird. rungen drängen; Gefangene, Ehrenamtliche, Anwälte, Straf-
Das Bundesverfassungsgericht hat mit vernichtender Kri- fälligenhilfeverbände, gemeinsam mit oppositionellen Frak-
tik auf die oft unberechtigte und rechtswidrige Versagung tionen im Abgeordnetenhaus von Berlin. ASR
von Erprobungen zur Re-Integration (Lockerungen des
Vollzuges) und auf verfassungswidrige Lockerungsprak-
tiken hingewiesen (BVerfGE Beschluss v. 30.04.2009-2 BvR Außerhalb der redaktionellen Verantwortung gibt
2009108) und nunmehr die EIGENVERANTWORTUNG die lichtblick-Redaktion der GIV regelmäßig die
der GEFANGENEN zur Durchsetzung ihrer Freiheitsgrund- Möglichkeit zur Publikation eigener Beiträge.

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 55


schwarz blau Auftr.-Nr. 40018 Carpe Diem e. V. Anzeige Lichtblick 7. 9. 2009

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413 94 62, 413 83 86 628 049 31, 628 049 32
419 38 224 629 838 14, 626 073 92
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Zu guter Letzt
An dieser Stelle mal was Positives
Seit Jahren haben sich Generationen von lichtblick-Redaktionen bemüht, für ihre Recherchen einen
Internetanschluss von der JVA Tegel genehmigt zu bekommen und am E-Mail-Verkehr teilnehmen zu
dürfen. Seit Jahren ist uns die Aussichtslosigkeit unseres Unterfangens bewusst gewesen. Letztmals
stellten wir unseren Antrag 2008 zum 40-jährigen Bestehen des lichtblicks. Die Anstalt prüfte,
einige Dienststellen lehnten ab, man prüfte erneut, die Zeit verging und dann – ein Jahr später –
kam die offizielle Antwort: Ein Internetzugang für die lichtblick-Redaktion wird abermals versagt,
aber : Die Möglichkeit, dass die Redaktion am weltweiten E-Mail-Verkehr teilnehmen darf, dem
wolle man zustimmen.
Am 15.09.2009 gab der Leiter der GIT (Gebäudemanagement und Informationstechnik) dem
lichtblick den Weg frei für den weltweiten E-Mail-Verkehr. Seit diesem Tag ist die Redaktion unter
folgender Adresse erreichbar: gefangenenzeitung-lichtblick @ jva-tegel.de

Das ist für die lichtblick-Redaktion ein historischer Tag. Seitdem ist unsere Redaktions-
arbeit um einiges leichter geworden.
Das ist Spitze und wir sagen ehrlich Danke !

www.lichtblick-zeitung.de d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  1 | 2010 57


DAS L E T Z T E

Das Letzte aus TEGEL

Personal fehlt – Betriebe werden geschlossen


Ausgefallene Arbeitstage in Betrieben:
08.10.2009 Buchbinderei Bleibt geschlossen
09.10.2009 Buchbinderei Bleibt geschlossen
09.10.2009 Gärtnerei Bleibt nachmittag geschlossen
15.10.2009 Gärtnerei Morgens später ausrücken
16.10.2009 Gärtnerei ab ca. 10.30 Uhr geschlossen
20.10. bis 30.10.09
03.11.2009
Gärtnerei
Gärtnerei
Bleibt geschlossen
Am Vormittag geschlossen ARBEIT
04.12.2009 Gärtnerei Bleibt geschlossen
28.10.2009 Schusterei Bleibt geschlossen
03.11.2009 Schusterei Bleibt geschlossen
05.11.2009 Schusterei Bleibt geschlossen
30.11.2009 Schusterei Bleibt am Nachmittag geschlossen
06.11.2009 Tischlerei Bleibt geschlossen
19.11.2009 BTW Bleibt geschlossen
20.11.2009 BTW Bleibt geschlossen
23.11.2009 BTW Bleibt geschlossen

Für den Zeitraum vom 08.10.2009 bis 23.11.2009 haben Nicht besetzte Stationen – an Gitterstäben feilende Ge-
wir diejenigen Tage notiert, an denen Inhaftierte nicht zur fangene – geschlossene Betriebe – unzufriedene, nicht
Arbeit ausrücken durften. Die jeweiligen Betriebe blieben beschäftigte Gefangene – gesperrte Freistundenhöfe
geschlossen. Personalmangel in den genannten Betrieben – gekürzte Sommerfreistunden – nicht vorgenommene
soll der Grund gewesen sein. Ausführungen – auf gemeinnützige Hilfsvereine abge-
Am 22.10., um 11.17 Uhr : Die Justizsenatorin, Frau von der wälzte entlassungsvorbereitende Maßnahmen – rück-
Aue, wird, vom Haus V kommend, während einer Führung läufige Betreuung – fragwürdige Resozialisierung der
an der geschlossenen Gärtnerei vorbeigeführt. Blühende Inhaftierten – und eine Justizsenatorin, für die es keinen
Herbstblumen werden sie erfreut haben. Personalmangel, keine Unterbesetzung in Deutschlands
Hat sie aber auch bemerkt, dass der Betrieb in der Gärtne- größtem Männergefängnis gibt. 
rei ruht, dort gar kein Gefangener arbeitet ?  Ohne Kommentar

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BLZ 100 200 00

Danke

Redaktion
(die lichtblick-Redaktion)

Aufruf
Der Gefangenen-Chor des ev. Pfarramtes
sucht singfreudige Mithäftlinge jeder Glaubensrichtung,
die Lust haben unter fachlicher Anleitung ihre Stimmen zu proben,
ohne die anderen zu quälen. Jeder kann mitmachen,
Chor-Erfahrung und Notenkenntnisse sind nicht erforderlich.
Gesungen werden klassische Volkslieder, einfache Kantaten und christliche Lieder.

Chorproben finden immer dienstags von 1630 bis 1800 Uhr statt.
Interessierte finden sich dienstags, 1615 Uhr, vor der Zentrale bzw. am Ausgang ihres jeweiligen
Hauses ein und werden dann abgeholt. Man kann auch einfach mal zum Probehören mitgehen.
#
der lichtblick ▪ Seidelstraße 39 ▪ D-13507 Berlin

Entgelt bezahlt ▪ A 48977

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W I C H T I G!!
Für die Verlängerung des lichtblick-Abonnements
muss dieser Abschnitt mit seinen Adressangaben
in einem Briefumschlag oder als Postkarte zurückge-
schickt werden. Falls die Möglichkeit besteht, kann
man telefonieren oder diesen Coupon faxen.
Telefon / Fax 030 - 90 147 2329
Ach übrigens,
über eine Spende (auch in Form von Briefmarken)
freuen wir uns sehr. Ihr helft uns damit.
die lichtblick-Redaktion

Drei Dinge zeugen


von einer guten Regierung:
Brot auf dem Markte,
Recht vor Gericht und
Sicherheit an allen Orten.

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