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D eutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
60. Sitzung
Inhalt:
Tagesordnungspunkt 1: Tagesordnungspunkt 2:
Befragung der Bundesregierung (Kon- Fragestunde
zeption zur langfristigen Unterbrin- - Drucksache 13/2527 vom 6. Oktober
gung von Bundesorganen und -behör- 1995 -
den sowie nationaler und internationa-
ler Organisationen in der Bundesstadt Konsequenzen für den Bau des For-
Bonn (Bonn-Konzept); Bericht der Bun- schungsreaktors (FRM II) in Garching bei
desregierung zur Umsetzung des Über- Betreibung der geplanten Neutronenquel-
einkommens über die biologische Viel- le mit leicht angereiche rtem Uran (LEU)
falt in der Bundesrepublik Deutsch-
land) MdlAnfr 1
Horst Kubatschka SPD
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5045 B
Antw PStSekr Bernd Neumann BMBF . 5053 A
Editha Limbach CDU/CSU 5046 D ZusFr Horst Kubatschka SPD 5053 B
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5047 A ZusFr Wolfgang Behrendt SPD 5053 D
Otto Reschke SPD 5047 B ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5047 D DIE GRÜNEN 5054 A
Ingrid Matthäus-Maier SPD 5048 B ZusFr Dr. Bodo Teichmann SPD 5054 D
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5048 C Zukünftige Uranlieferungen durch Ost-
Peter Conradi SPD 5048 D europa und Gespräche über Uranlieferun-
Ingrid Matthäus-Maier SPD gen Rußlands an die EURATOM
5049 A
MdlAnfr 2
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5049 B Horst Kubatschka SPD
Editha Limbach CDU/CSU 5050 B Antw PStSekr Bernd Neumann BMBF . 5054 D
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5050 B ZusFr Horst Kubatschka SPD 5055 A
Otto Reschke SPD 5050 C ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5050 D DIE GRÜNEN 5055 D
Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE ZusFr Siegfried Hornung CDU/CSU . 5056 A
GRÜNEN 5051 B
Flugerlaubnis für Tiefflug-Manöver im
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5051 B 150-Meter-Band mit Bundeswehr-Torna-
Ingrid Matthäus-Maier SPD 5051 C dos im Rahmen von Übungsflügen der
„schnellen Eingreiftruppe " von den
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5051 D
Standorten Schleswig und Lechfeld
Ulrike Mehl SPD 5052 A MdlAnfr 9, 10
Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär BMU 5052 B Arne Fuhrmann SPD
II Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995
Antw PStS'in Michaela Geiger BMVg . . 5056 C, Verschlechterung der Beziehungen zwi-
5057 B schen Letten und Nichtletten aufgrund
ZusFr Arne Fuhrmann SPD . . . 5056 C, 5057 B des Wahlerfolges der Partei des Joachim
Siegerist
Errichtung einer Lärmschutzanlage im MdlAnfr 25, 26
Bereich der Autobahnbrücke „Rhödaer Gernot Erler SPD
Grund „ bei Breuna im Zuge der A 44 Antw StMin Dr. Werner Hoyer AA 5062 B, 5062 D
MdlAnfr 11 ZusFr Gernot Erler SPD 5062 C, 5063 B
Alfred Hartenbach SPD
ZusFr Dr. Barbara Hendricks SPD . . . 5064 A
Antw PStSekr Johannes Nitsch BMV . 5058 A
ZusFr Steffen Tippach PDS 5064 B
ZusFr Alfred Hartenbach SPD 5058 A
Menschenrechtslage in den Vereinigten
Bedeutsamkeit von Flußüberflutungsräu- Arabischen Emiraten; Bemühungen um
men im Hinblick auf den vorsorgenden Aussetzung des Todesurteils gegen die
Hochwasserschutz, z. B. am Rhein 13jährige Philippinin Sarah Balabagan
MdlAnfr 15 MdlAnfr 27, 28
Dr. Barbara Hendricks SPD Steffen Tippach PDS
Antw PStSekr Ulrich Klinkert BMU . . . 5058 D Antw StMin Dr. We rner Hoyer AA 5064 B, 5064 C
ZusFr Dr. Barbara Hendricks SPD . . . . 5059 A ZusFr Steffen Tippach PDS 5064 D
Anlage 5 Anlage 9
Zuschüsse des Bundes zur überbetrieb- Kritik an der Sprachenförderung des Aus-
lichen Lehrlingsausbildung wärt igen Amtes und Maßnahmen zur Ein-
richtung einer zentralen Instanz
MdlAnfr 6 - Drs 13/2527 -
Dr. Egon Jüttner CDU/CSU MdlAnfr 29 - Drs 13/2527 -
Dr. Elke Leonhard SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Hein rich L. Kolb
SchrAntw StMin Dr. Werner Hoyer AA . 5030' B
BMWi 5069* A
Anlage 10
Anlage 6
Bereitstellung von Bundesgrenzschutz -
Anzahl der bewilligten Berufsunfähig- beamten auf Wunsch von Landesregierun-
keitsrenten (mit und ohne juristische Aus- gen, z. B. bei Chaos-Tagen oder zum
einandersetzung); Höhe der Ausgaben der Schutz von Castor-Transpo rten
Berufsgenossenschaften für Gutachten,
Anwälte und Gerichtskosten MdlAnfr 30 - Drs 13/2527 -
Dietrich Austermann CDU/CSU
MdlAnfr 7, 8 - Drs 13/2527 -
SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 5070* D
Peter Dreßen SPD
SchrAntw PStSekr Rudolf Kraus BMA . . 5069' C
Anlage 11
Zusammenarbeit zwischen der GSG 9 und
Anlage 7 der Policia Nacional von Nicaragua; Anfor-
Genehmigung der durch Nordrhein-West- derungen deutscher Polizeihilfe durch die
falen überarbeiteten Planunterlagen für Botschaft von Nicaragua
den Lückenschluß der Bundesautobahn 1 MdlAnfr 31, 32 - Drs 13/2527
(Tondorf/Mehren) SPD -BerndReut r
MdlAnfr 12 - Drs 13/2527 - SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 5071* A
Dr. Elke Leonhard SPD
SchrAntw PStSekr Johannes Nitsch BMV 5069* D Anlage 12
Volle Anrechnung der in der früheren
Anlage 8 DDR verbrachten Gesamtaufenthaltszei-
ten vietnamesischer Bürge rinnen und Bür-
Einführung eines Recyclingsystems für ge- ger im Zuge des deutsch-vietnamesischen
brauchte Textilien Rücknahmeabkommens
MdlAnfr 13, 14 - Drs 13/2527 - MdlAnfr 33, 34 - Drs 13/2527 -
Marion Caspers-Merk SPD Dr. Christine Lucyga SPD
SchrAntw PStSekr Ulrich Klinkert BMU . 5070* A SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 5071* B
Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995 5045
60. Sitzung
Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Liebe Kolleginnen tern Hauptnutzfläche werden auch langfristig voll
und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. belegt sein. Weitere rund 100 000 Quadratmeter
Hauptnutzfläche müssen in bestehenden Mietobjek-
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: ten abgedeckt werden.
Be fr agung der Bundesregierung Meine Damen und Herren, als ich im September
dem Koordinierungsausschuß der Ausgleichsverein-
Die Bundesregierung hat als Themen ihrer heuti-
gen Kabinettssitzung erstens „Konzeption zur lang- barung mit der Region Bonn die Grundzüge dieses
Konzeptentwurfes vorgestellt habe, waren es vor
fristigen Unterbringung von Bundesorganen und
allem die städtebaulichen Aspekte, die den ungeteil-
Bundesbehörden sowie nationaler und internationa-
ten Beifall von Stadt, Region und L an d gefunden ha-
ler Organisationen in der Bundesstadt Bonn" und
ben. Den Bonner Vorstellungen entsprach zudem un-
zweitens „Bericht zur Umsetzung des Übereinkom-
sere Überlegung, alle Ministeriumsstandorte in bun-
mens über die biologische Vielfalt" mitgeteilt.
deseigenen Liegenschaften zu erhalten und die
Das Wort für den einleitenden Bericht hat der Bun- Standorte durch die räumliche Zusammenfassung
desminister für Raumordnung, Bauwesen und Städ- von Politikbereichen sowie durch die Zuordnung
tebau, Dr. Klaus Töpfer. von entsprechenden Behörden und Einrichtungen
funktional und wirtschaftlich zu nutzen. Eine wich-
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister für Raumord- tige Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die
nung, Bauwesen und Städtebau: Frau Präsidentin! Frage einer angemessenen Ausgestaltung der lang-
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Bun- fristigen Nutzung im engeren Parlamentsviertel.
deskabinett hat heute das sogenannte Bonn-Konzept Lassen Sie mich aber vorher noch auf einige an-
beschlossen. Das Konzept regelt die Unterbringung dere, ganz besondere Entscheidungen hinweisen,
der in Bonn verbleibenden Bundesbehörden und der die für das Profil der Bundesstadt Bonn von Bedeu-
nach dem Berlin/Bonn-Gesetz als Ausgleich nach tung sind. So ist festgelegt, daß der Bundesrech-
Bonn zu verlagernden Behörden sowie nationaler nungshof, der von Frankfurt nach Bonn verlegt
und internationaler Institutionen. wird, in dem alten Postministerium, also einem Teil
Das Bonn-Konzept ist ein weiterer wich tiger Bau- des gegenwärtigen Außenministeriums, unterge-
stein für die fristgerechte Umsetzung des Beschlus- bracht wird; dies geschah mit voller Zustimmung
ses des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 auch des Bundesrechnungshofes selbst. Wir werden
und der von Parlament und Regierung ge troffenen das Bundeskartellamt im Axe-Haus mit den entspre-
Folgebeschlüsse. Mit diesem Konzept wird die chenden nutzbaren Flächen des gegenwärtigen Bun-
notwendige Planungssicherheit für die be troffenen despräsidialamtes unterbringen können. Zudem wer-
Behörden und Einrichtungen, insbesondere aber den wir den beiden Ministe rien, die noch in besonde-
auch für die Bundesstadt Bonn und für die gesamte rer Weise einer Unterbringung bedurften, nämlich
Region geschaffen. Ich darf auf einige Punkte hin- das Bundesumweltministerium und das Bundesge-
weisen: sundheitsministerium, mit dem neuen Postministe-
rium eine auf Dauer sinnvolle Standortmöglichkeit
Bei mehr als 40 vom Bonn-Konzept erfaßten Behör- eröffnen können. Das sind Bereiche, die, wie ich
den und Einrichtungen mit rund 20 000 be troffenen glaube, außerordentlich gut in die Gesamtprofilie-
Arbeitsplätzen wird deutlich, daß dies für uns eine rung dieser Stadt passen.
große Herausforderung war. Die Konzeption zeigt im
Ergebnis, daß der Bund in der ehemaligen Bundes- Zum engeren Bereich des Parlamentsviertels: Wir
hauptstadt und jetzigen Bundesstadt Bonn, entgegen waren der Überzeugung, daß es sinnvoll ist, in
manchen Besorgnissen keinerlei innerstädtische Bü- diesem Gebiet, auch auf Grund der historischen
robrachen hinterlassen wird. Die verfügbaren bun- Bedeutung dieses Standortes, einen Schwerpunkt für
deseigenen Gebäude mit rund 520 000 Quadratme- die Ausgleichsbereiche Bildung und Wissenschaft-
5046 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995
Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Zusatzfrage. Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister für Raumord-
nung, Bauwesen und Städtebau: Frau Kollegin
Matthäus-Maier, der Bundesrat hat bis zur Stunde
Ott o Reschke (SPD): Ich kann für die SPD-Fraktion den Beschluß, hier in Bonn zu sein. Deswegen geht
nur begrüßen, daß heute im Kabinett die Entschei- dieses Konzept davon aus, daß der Bundesrat hier in
dung zum Weiterbau gefallen ist. Ich habe die ganz Bonn ist. Die im Zusammenhang mit dieser Entschei-
herzliche Bi tt e, Herr Minister, daß Sie der Öffentlich- dung erforderlichen Flächen sind nicht weiter ver-
keit und uns mitteilen, wann der erste Bauauftrag plant worden.
vergeben wird - damit es weitergeht, die Sanierung
beginnen kann und ein Baufortschritt erkennbar ist -
und wann die Verfahren beim Landgericht durch Ingrid Matthäus-Maier (SPD): Eine Nachfrage: Hat
eine außergerichtliche Vereinbarung beendet wer- sich der Bundeskanzler auch im Kabinett in diesem
den. Das sind die beiden wichtigen Fragen, die ge- Sinne geäußert? Dies wäre für die Region wich tig,
löst werden müssen, bevor sich der erste Kran am weil er vor ein paar Wochen öffentlich das Gegenteil
Bau wieder drehen kann. gesagt hat.
Ich meine, das sollten wir nicht kleinreden. Vielmehr Eine Frage war: Können Sie sagen, um wie viele
sollten wir deutlich machen, daß es eine ganz wich- Arbeitsplätze es ging?
tige Sache ist, daß Bonn erst einmal als Standort von
Meine zweite Frage: Unterstützen Sie die Forde-
UN-Einrichtungen vermerkt ist.
rung von Nordrhein-Westfalen und auch aus der Re-
Ich habe die Klimarahmenkonvention mit verhan- gion, und zwar parteiübergreifend - die meisten
delt, und ich weiß, was es bedeutet hat, daß Kollegin Dinge dieser Art finden parteiübergreifend statt; des-
Merkel, Kollege Hoyer, der Außenminister und an- wegen hat mich Ihr Zungenschlag ein bißchen ge-
dere das durchgesetzt haben. Ich bin davon über- wundert -, den Ausschuß der Regionen nach Bonn
zeugt - auch angesichts der Tatsache, daß wir mit zu holen?
5050 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister für Raumord- ten betrifft. Nur, wir sind immer der Meinung gewe-
nung, Bauwesen und Städtebau: Zur ersten Frage: sen, daß diese Wahrscheinlichkeit eher geringer ist,
Ich kann Ihnen aus dem Stegreif nicht sagen, wie weil die Situa tion in Bonn - anders als in Berlin - die-
viele Mitarbeiter im Sekretariat der Klimarahmen- sen Ausgleich aus den vorhandenen Beständen eher
konvention in Bonn angesiedelt werden. Dabei muß ermöglicht.
man fragen: Was ist die Erstausstattung eines sol-
Ich freue mich, daß wir auch in der Personal- und
chen Sekretariates? Sie wird nicht gewaltig groß
Sozialkommission des Deutschen Bundestages unter
sein. Welche Entwicklung ist damit aber möglicher-
weise verbunden? Ich könnte auf einige Details ein- dem Vorsitz von Herrn Kollegen Klose dieses Papier
einstimmig verabschiedet haben. Ich danke an dieser
gehen, möchte es aber dem Kollegen Klinkert über-
Stelle auch den Kolleginnen und Kollegen der Frak-
lassen, das aus der Sicht des Umweltministeriums
tionen, die daran mitgearbeitet haben. Es war eine
darzustellen.
ganz wichtige Grundlage, Unkenntnisse zu beseiti-
Zur zweiten Frage möchte ich sagen: Natürlich gen; denn aus Unkenntnis, auf Grund fehlender In-
wird die Bundesregierung immer alle Bemühungen formation kommen viele Unsicherheiten und damit
unterstützen, die geeignet sind, zusätzliche interna- Ängste und Besorgnisse von Menschen. Ich glaube,
tionale Profilierungen für diese Stadt und diese Re- wir sollten alle gemeinsam - wie in der Vergangen-
gion zu erreichen. Das gilt natürlich auch für das, heit - bemüht sein, Unkenntnisse abzubauen und da-
was Sie hinsichtlich des Ausschusses der Regionen mit mehr Sicherheit und Abbau von Angst zu ermög-
gesagt haben. Das ist in besonderer Weise auch von lichen. Deswegen noch einmal: Es gilt das gleiche
der Landesregierung vorangebracht bzw. verfolgt unter gleichen Bedingungen, also Wohnungsfür-
worden. Ich glaube, das kann nicht einer allein ma- sorge in Berlin wie in Bonn, wenn die Situation das
chen, sondern wenn, dann muß das von Bund und erforderlich machen sollte.
Ländern weiter vorangebracht werden. Ich gehe da-
von aus, daß auch das Außenministerium das genau Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Danke. - Herr
so sieht. Reschke.
Wo immer eine Chance besteht, das hierhinzubrin-
gen - in Kenntnis von Brüssel, Luxemburg, Straß- Ott o Reschke (SPD): Herr Minister, natürlich ha-
burg und anderen Wettbewerbern um diesen St and- ben wir keine Ängste, etwas, was Sie sagen, zu be-
ort -, wird die Bundesregierung das mit Freude und grüßen, zumal es sich hier um Schularbeiten h andelt,
Nachdruck tun. Sie macht das auch deswegen, weil deren Erledigung seit vier Jahren aussteht. Aber das
es unserem internationalen Erscheinungsbild sehr haben nicht Sie zu verantworten. Wir begrüßen aus-
gut tut, wenn solche bedeutsamen Einrichtungen drücklich, was hinter dem Bonn-Konzept steht, näm-
auch in unserem Lande angesiedelt werden. Wenn lich na tionale und internationale Institutionen nach
sie dann auch noch in der Bundesstadt Bonn sind, ist Bonn zu holen.
das um so besser.
Aber für mich kommt es darauf an, daß jetzt hier
und heute für diese Region - da gibt es noch einiges
Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Frau Limbach. zu besprechen - eine klare Antwort gegeben wird
unter dem Stichwort: Kommt CAESAR, oder kommt
Editha Limbach (CDU/CSU): Herr Bundesminister, CAESAR nicht? Was ist mit CAESAR? Da muß ein-
Sie haben erfreulicherweise die zugesagten Aus- mal ganz klar gesagt werden, was Sache ist. Eine
gleichsmaßnahmen, die auch im Unterbringungs- wichtige Frage im Gesamtkonzept ist für mich: Fin-
konzept vorgesehen sind, also die Unterbringung det CAESAR auch im Schürmann-Bau statt?
von Behördeninstitutionen, die für Bonn vorgesehen
sind, darstellen können. Behördeninstitutionen be- Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister für Raumord-
stehen aber nicht nur aus Schreibtischen, sondern nung, Bauwesen und Städtebau: Herr Kollege
auch aus den dazugehörenden Menschen. Diese Reschke, um es klar zu beantworten: Natürlich
Menschen brauchen Behausungen, brauchen Woh- kommt CAESAR; CAESAR kommt nach Bonn. Die
nungen. Gehen Sie davon aus, daß im Zuge dieses Voraussetzungen sind geschaffen. Die Finanzie-
ganzen Projektes auch in Bonn nicht nur p rivat, son- rungsregelungen sind geklärt, auch was die Bauinve-
dern auch von Bundesseite noch Wohnungen gebaut stitionen, die Investitionen von 190 Millionen DM be-
oder gefördert werden müssen? trifft. Dazu wird uns aus dem zuständigen Ministe-
rium gesagt, daß von den 190 Millionen DM etwa die
Hälfte wirk lich Bauinvestitionen sind. Das andere
Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister für Raumord- sind Ausrüstungsinvestitionen im Gebäude.
nung, Bauwesen und Städtebau: Frau Kollegin Um-
bach, wir haben in dem Wohnungskonzept „Umzug" Es gibt - ich darf es noch einmal sagen - gegen-
auch die Tatsache be trachtet, daß durch den Umzug wärtig eine Untersuchung, die Kollege Rüttgers in
etwa von Berlin nach Bonn oder von Frankfurt nach Auftrag gegeben hat, insgesamt drei Standorte in
Bonn ergänzende Wohnungsangebote geschaffen Bonn auf die beste Eignung für diese Einrichtung zu
werden müßten. Wir haben in das Konzept hineinge- überprüfen. Darunter ist die Gronau, in unmittelba-
schrieben, daß, wenn die Voraussetzungen und die rer Nachbarschaft des Schürmann-Baus. Ein zweiter
Grundlagen gleich sind, auch eine vergleichbare denkbarer Standort sind die Liegenschaften des so-
Förderung vorgesehen wird, sowohl was die Fami- genannten ehemaligen Zementwerkes auf der ande-
lienheimförderung als auch was die Fragen der Mie- ren Rheinseite. Das ist, glaube ich, hier bekannt.
Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995 5051
Bundesminister Dr. Klaus Töpfer
Das Ergebnis dieser Untersuchungen, das Für und Wenn bei uns die Informationen nicht vorhanden
das Wider, wird, wie uns mitgeteilt worden ist, noch sind, kommen wir gern auf Ihre zurück. Ich kann Ihre
im Oktober abschließend vorgelegt. Dann werden Informati on nur entgegennehmen. Ich weiß nicht, ob
wir zusammen mit dem Kollegen Rüttgers zu ent- sie den Tatsachen entspricht. Doch ich kann mir vor-
scheiden haben, wie das am sinnvollsten geregelt stellen, daß die Rahmengrößen in etwa so stimmen
werden kann. können.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Wir haben Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Vielen Dank. -
zwar noch Zeit - knapp drei Minuten -, aber keine Herr Kollege Kubatschka, ich hatte Ihren Hinweis
Fragen mehr. auf die „biologische Vielfalt" als eine Scherzbemer-
kung betrachtet und wußte nicht, daß es dazu ein
(Horst Kubatschka [SPD]: Wir haben noch Übereinkommen gibt.
die „biologische Vielfalt" ! - Katrin Fuchs
[Verl] [SPD]: Wir haben noch ein zweites Aber nun ist die Zeit für die Befragung der Bundes-
Thema!) regierung tatsächlich abgelaufen.
Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär beim Bun- vertretbar ist, auf niedrigangereichertes Uran umstel-
desminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung len. Ich nenne hier die GKSS, KFA in Jülich, Hahn-
und Technologie: Ich stimme Ihnen zu, daß alles das, Meitner-Institut usw. Dennoch war auch im Rahmen
was die amerikanische Regierung betreibt, ernsthaft des damaligen RERTR-Programms deutlich gewor-
ist, so auch die Absicht, zu überprüfen, ob es möglich den, daß in bestimmten Situationen - wenn for-
ist, der Zielsetzung der Amerikaner zu folgen, also schungspolitisch notwendig - zu Forschungszwek-
auch in diesem Fall, beim FRM II, auf hochangerei- ken auf hochangereichertes Uran zurückgegriffen
chertes Uran zu verzichten. werden kann.
Diese Absicht wird seit vielen Jahren ernsthaft vor- Das Ergebnis ist, daß im übrigen auch in den USA
getragen. Wir sind in einem ständigen Dialog. Wir nach wie vor etwa 20 Reaktoren mit hochangerei-
machen gemeinsame Workshops, sowohl in Amerika chertem Uran bet rieben werden, auch in Europa
als auch hier, und sind trotzdem zu dem Ergebnis ge- mehrere, weil eine bestimmte Qualität, wie wir sie im
kommen - dies bei Kenntnis der Amerikaner -, daß FRM II in München haben, nur mit hochangereicher-
es zu dem, was wir in Garching vorhaben, im Augen- tem Uran zu erzielen ist. Insofern differenzieren wir
blick keine technologische Alternative gibt. hier sehr.
Aber es ist richtig - das kann ich nicht bestreiten -, Das ist auch der einzige Reaktor, auf den wir uns
daß es die Amerikaner aus einer Reihe von Gründen konzentrieren wollen, mit einem besonderen Ergeb-
lieber hätten, daß wir diesen Reaktor mit niedrigan- nis. Im übrigen steht dies nicht im Gegensatz zu die-
gereichertem Uran betreiben würden. sem Reduzierungsprogramm. Es steht auch nicht im
Gegensatz zum Nichtverbreitungsvertrag für Atom-
waffen, der kürzlich erneut diskutiert und verlängert
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Zu einer weite- wurde, in dem diese Möglichkeit der Nutzung zu
ren Frage Dr. Lippelt. Forschungszwecken zugelassen wurde.
Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär beim Bun- Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär beim Bun-
desminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung desminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung
und Technologie: Mich erfreut es erst einmal, daß Sie und Technologie: Die Frage geht wirklich sehr in die
- das ist für mich neu - die amerikanische Politik zur Möglichkeiten technologischer Experimente hinein.
Grundlage Ihrer Fragen machen. Ehe ich Ihnen als Nichtnaturwissenschaftler etwas
Falsches sage, bevor ich Ihnen etwas bestätige,
(Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE würde ich gerne nachfragen und Ihnen die Antwort
GRÜNEN]: Das werden Sie öfter erleben!) schriftlich geben.
Aber ich begrüße das; denn meistens liegen die
Amerikaner durchaus richtig und im Konsens mit Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Dann rufe ich
uns. die Frage 2 des Kollegen Kubatschka auf:
Sie müssen aber differenzieren: Die weltweiten Be- Wie reagiert die Bundesregierung auf Äußerungen des Pres-
mühungen - auch im Forschungsbereich -, do rt , wo sesprechers der Projektgruppe Neuer Forschungsreaktor der
Technischen Universität München, Gerd von Hassel, in der
es möglich ist, Reaktoren zu bauen und zu betreiben, „Süddeutschen Zeitung" vom 26. September 1995, daß nach
die mit niedrigangereichertem Uran, also nicht bom- Verbrauch der 400 kg Uran - etwa ab dem Jahre 2011 oder 2012 -
benfähigem Uran, auskommen, sind zu unterstützen „Osteuropa" als Lieferant in Frage komme, und ist es richtig,
und werden unterstützt. Diese Bemühungen finden daß bereits Gespräche zwischen dem Ministe rium für Atomener-
gie der Russischen Föderation (Minatom) und der Europäischen
ihren Ausdruck auch in dem sogenannten RERTR- Union über Uranlieferungen Rußlands an die Euratom stattge-
Programm, diesem Anreicherungsreduzierungspro- funden haben?
gramm, an dem wir beteiligt sind.
Dies hat dazu geführt, daß wir auch in Deutschland Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär beim Bun-
eine Reihe von Reaktoren do rt , wo es technologisch desminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung
Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995 5055
Parl. Staatssekretär Be rn d Neumann
und Technologie: Die zitierte Äußerung des Presse- Horst Kubatschka (SPD): Herr Staatssekretär, wird
sprechers der Projektgruppe geht auf ein sprach- die Bundesregierung bei der EU bzw. bei Euratom
liches Mißverständnis zurück. Nach Rücksprache mit vorstellig werden, um in der Frage des Handels mit
dem betreffenden Pressesprecher hat dieser glaub- HEU eine einheitliche Position, nämlich im amerika-
haft versichert, „aus Europa" gesagt zu haben. Wie- nischen Sinne, zu forde rn?
dergegeben wurde „Osteuropa" . - So das Ergebnis
unserer Nachfrage.
Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär beim Bun-
Ich füge darüber hinaus hinzu: In der Gemein- desminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung
schaft hat die Euratom-Versorgungsagentur die und Technologie: Wir können gern, wenn dies not-
rechtliche Verpflichtung, Lieferquellen für die Ver- wendig ist, nochmals mit Euratom in Kontakt treten,
sorgung der Gemeinschaft mit Kernbrennstoffen zu um möglichst einheitlich vorzugehen. Auf der ande-
finden, und führt zu diesem Zweck Gespräche mit ren Seite darf nicht verkannt werden, daß es in Ame-
potentiellen Lieferanten, wozu auch Rußland gehört. rika und aus Amerika ein anderes Interesse gibt:
Sie handelt dabei in eigener Zuständigkeit. Ich kann nicht nur wegen der mit der Nutzung potentiell ver-
Ihnen aber versichern - wie ich das schon in der letz- bundenen Gefahren, sondern auch aus innenpoliti-
ten Fragestunde getan habe -, daß es keine Ver- schen Gründen. Solange die Amerikaner sich sper-
handlungen bezüglich der Versorgung von For- ren und nicht bereit sind, Forschungsreaktoren zu
schungsreaktoren in Deutschland mit hochangerei- beliefe rn, wie das früher der Fall war, kann es durch-
chertem Uran aus russischen Beständen gibt. aus im deutschen Interesse sein, sich auf dem euro-
päischen Markt insgesamt umzusehen. Das tut Eura-
tom.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Herr Kollege
Kubatschka, Ihre Zusatzfrage. Ich nehme Ihre Anregung aber gerne auf, um diese
Thematik mit Euratom nochmals zu besprechen.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Herr Ku- Drittens - dies möchte ich deutlich sagen -: Das,
batschka, Ihre zweite Frage. was wir in Garching vorhaben - das bestreitet inzwi-
5056 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre zweite Zu- Michaela Geiger, Parl. Staatssekretärin beim Bun-
satzfrage, Herr Fuhrmann. desminister der Verteidigung: Ich kann das natürlich
nicht nachvollziehen, weil ich nicht weiß, mit wem
Arne Fuhrmann (SPD): Frau Staatssekretärin, ich Sie gesprochen haben. Es kann sein, daß der Infor-
widerspreche Ihnen da nicht. Ich interessiere mich mationsstand unterschiedlich war.
nur für die Beantwortung der Frage, wie es denn, Tatsache ist, daß es spezielle Ausbildungs- oder
nachdem mir vom Luftwaffenamt in Köln ähnliches Übungsflüge in Deutschland zur Vorbereitung auf
gesagt wurde - daß nur in Einzelfällen unter be- den Einsatz der Luftwaffe in Jugoslawien nicht gibt.
stimmten Voraussetzungen und nach Anmeldung Die Besatzungen durchlaufen ihr normales Ausbil-
Staffelführer bzw. Piloten die Entscheidung darüber dungs- und Übungsflugprogramm in Deutschland
treffen, ob sie im 150-Meter-Band üben -, trotz allem und im Ausland. Die speziellen Ausbildungs- und
möglich ist, daß in einer Region, die bis dato zumin- Übungsflüge für den Einsatz im ehemaligen Jugosla-
dest von deutschen Kampffliegern „unbefleckt" ge- wien fanden bzw. finden über Italien, über der Ad ria
blieben ist - allerdings auf Grund des Soltau-Lüne- oder über den Einsatzräumen des schnellen Einsatz-
burg-Abkommens durch Truppen europäischer Nach- verbandes in Bosnien-Herzegowina statt.
barn in anderer A rt und Weise geschädigt wird -, an
mehreren Tagen hintereinander nicht einzeln, son-
dern im Verband Tiefflug im 150-Meter-Band geübt Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre zweite Zu-
wird. satzfrage.
Michaela Geiger, Parl. Staatssekretärin beim Bun- Arne Fuhrmann (SPD): Ich muß jetzt noch einmal
desminister der Verteidigung: Damit die Piloten nicht sehr deutlich werden. Auf meine Frage 9 haben Sie
immer dieselben Gebiete mit Fluglärm belasten, er- nicht geantwortet, daß die Tiefflüge im 150-Meter-
folgt die Tiefflugausbildung am Tage generell nicht Band nicht im Zusammenhang mit der Ausbildung
auf festgelegten Strecken, sondern nach dem Prinzip der schnellen Eingreiftruppe stünden. So habe ich
der freien Streckenwahl. Diese freie Streckenwahl Ihre Antwort verstanden. Jetzt aber beantworten Sie
dient in erster Linie der Entzerrung. meine Frage zur Auskunft, die ein Kollege von mir
bekommen hat, daß Tiefflüge im 150-Meter-Band in
Warum es speziell in diesem Gebiet zu solchen gar keinem Falle in einem Zusammenhang mit der
Häufungen gekommen ist, lasse ich gerne überprü- schnellen Eingreiftruppe stehen. Genau darum geht
fen. Ich gebe Ihnen die Antwort schriftlich. es.
Ich möchte von Ihnen wissen, ob es richtig ist, daß
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Keine weiteren einer meiner Kollegen vom Ministerium die Auskunft
Fragen. bekommen hat, in keinem Falle seien Tiefflüge im
Dann rufe ich die Frage 10 des Kollegen Arne 150-Meter-Band mit der Ausbildung der schnellen
Fuhrmann auf: Eingreiftruppe in Zusammenhang zu bringen. Es war
nicht speziell in bezug auf Bosnien gefragt. Ich
Trifft es zu, daß auf eine entsprechende Anfrage einem Mit-
glied der Fraktion der CDU/CSU schriftlich vorn Bundesministe-
möchte darauf eine klare Antwort haben.
rium der Verteidigung mitgeteilt wurde, es bestünde kein Zu-
sammenhang zwischen Tiefflügen im 150-Meter-Band und
Übungen der „schneien Eingreiftruppe"?
Michaela Geiger, Parl. Staatssekretärin beim Bun-
desminister der Verteidigung: Ich nehme an, daß Sie
jetzt zusätzliche Flüge meinen. Diese gibt es sicher-
Michaela Geiger, Parl. Staatssekretärin beim Bun- lich nicht. Es gibt die Ausbildungsflüge. Das können
desminister der Verteidigung: Herr Abgeordneter, Sie offenbar nicht genau trennen: Die Flugzeuge
das trifft zu. Das Bundesministerium der Verteidi- üben einmal zu Hause und einmal im Ausland.
gung hat einem Mitglied der CDU/CSU-Fraktion auf
Anfrage mitgeteilt, daß kein Zusammenhang zwi- (Arne Fuhrmann [SPD]: Aha!)
schen der Tiefflugausbildung in Deutschland und Insofern ist die Auskunft, die ich Ihnen gegeben
dem Einsatz von Kräften der Luftwaffe zur Unterstüt- habe, zutreffend.
zung des schnellen Einsatzverbandes der NATO im
ehemaligen Jugoslawien besteht.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Damit sind wir
am Ende dieses Geschäftsbereichs. Vielen Dank,
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre Zusatz-
Frau Staatssekretärin.
frage, bitte.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
Arne Fuhrmann (SPD): Das verblüfft mich insofern, riums für Verkehr auf. Zur Beantwortung steht der
als in vielen Fällen eine gegensätzliche Auskunft Parlamentarische Staatssekretär Nitsch zur Verfü-
durch das Luftwaffenamt in Köln nicht nur mir per- gung.
sönlich, sondern auch betroffenen Bürgern aus der Ich rufe die Frage 11 des Kollegen Alfred Harten-
Region gegeben worden ist. Deshalb zur Präzisie- bach auf:
rung noch einmal meine Frage: Wie kommt es, daß
völlig unterschiedliche Auskünfte gegeben werden? Wie sahen die Ergebnisse der letzten Lärmmessungen im Be-
reich der Autobahnbrücke „Rhödaer Grund" an der Bundesau-
Weiß der eine vom anderen nichts, oder gibt es einen tobahn A 44 aus, und ist in diesem Bereich die Errichtung von
bestimmten Grund dafür? Lärm- und Schallschutzmaßnahmen geplant?
5058 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995
Johannes Nitsch, Parl. Staatssekretär beim Bun- sionsgrenzwerte hindeuten, wird nach der Sechzehn-
desminister für Verkehr: Sehr geehrter Herr Kollege ten Verordnung eine entsprechende Berechnung
Hartenbach, zum ersten Teil Ihrer Frage kann ich Ih- durchgeführt, aus der eventuell diese Maßnahmen
nen mitteilen, daß keine Lärmmessungen im Bereich abgeleitet würden.
der Talbrücke bei Rhöda durchgeführt worden sind
und ich Ihnen deshalb keine Ergebnisse nennen (Abg. Alfred Hartenbach [SPD] meldet sich
kann. Ich beziehe mich hier auf eine Antwort der zu einer weiteren Zusatzfrage)
hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung, die
uns zugegangen ist.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Herr Kollege,
Zum zweiten Teil der Frage: Es sind keine Lärm- Sie haben Ihr Kontingent erschöpft; es tut mir
schutzmaßnahmen an dieser Talbrücke geplant. schrecklich leid.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre erste Zu- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre erste Zu-
satzfrage. satzfrage, bitte.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Zweite Zusatz- Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär bei der Bun-
frage. desministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit: Es gibt eine enge Abstimmung in der In-
Dr. Barbara Hendricks (SPD): Sieht die Bundesre- ternationalen Kommission zum Schutze des Rheins.
gierung eine Möglichkeit, die auf diese Weise Betrof- Do rt werden alle diese Fragen koordiniert. Ein Zwi-
fenen - sprich: im Regelfall Landwirte - in einer A rt schenergebnis dieser Kommission wird mit dem Ak-
zuentschädig, Nuznsverltiwa tionsplan zum Ende diesen Jahres vorliegen. Ich
kompensieren würde? gehe davon aus, daß innerhalb dieses Rahmens eine
vernünftige, zweckentsprechende Abstimmung vor-
genommen wird.
Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär bei der Bun-
desministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- Im übrigen verhält es sich ja so, daß es hier nicht
sicherheit: Man muß mit allen Betroffenen ins Ge- um pa rt ielle Interessen Deutschlands oder der Nie-
spräch kommen. Man muß von Fall zu Fall prüfen, derlande geht. Denn eine Überschwemmung wirkt
wo eine Entschädigung angebracht ist. Es gibt auch sich möglicherweise in beiden Ländern gleich stark
Fälle, wo dies tatsächlich nicht der Fall ist, weil ge- aus. Also setze ich voraus, daß hier vor allen Dingen
gen den Rat und gegen die Entscheidung z. B. eine fachliche Kriterien zu einer Prioritätenliste führen
Bebauung vorgenommen wurde. Aber grundsätzlich werden.
schließe ich eine Entschädigung nicht aus.
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ihre zweite
Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Dann rufe ich Frage?
die Frage 16 der Abgeordneten Dr. Barbara Hen-
dricks auf:
Dr. Barbara Hendricks (SPD): Danke schön.
Hat die Bundesregierung auf die niederländische Reichsregie-
rung eingewirkt, damit diese bei ihrem beabsichtigten Deich-
verstärkungsprogramm auch die Interessen der auf der deut- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Damit sind wir
schen Seite gelegenen Region Unterer Niederrhein, die noch im am Ende der Fragen auch dieses Geschäftsbereichs
Januar 1995 durch drohenden Deichbruch auf niederländischer
Seite extrem gefährdet war, berücksichtigt? angekommen. Vielen Dank, Herr Staatssekretär.
Dr. Klaus Rose (CDU/CSU): Nachdem mir gesagt Die Bundesregierung wird wie bisher gemeinsam
wurde, Herr Staatsminister, daß in der Ukraine echte mit ihren Partnern in der Europäischen Union die von
Schwierigkeiten bestehen und das möglicherweise den genannten Institutionen bereitgestellten Instru-
auch an dem fehlenden Abkommen liegt, frage ich mentarien zur weiteren Förderung des Ausgleichs
Sie, ob man nicht mehr Druck - im besten Sinne des zwischen den Bevölkerungsgruppen Lettlands nut-
Wortes natürlich - von seiten der Bundesregierung zen bzw. Lettland zum intensiven Gebrauch solcher
machen kann, um dieses Kriegsgräberabkommen zu Instrumentarien ermuntern. Dies hat die lettische Re-
erreichen und diese Probleme lösen zu helfen. gierung in der Vergangenheit wiederholt anerkannt.
Anlage 1 Anlage 2
bahren bei Weitervermietungen des Objekts, und mit welchen gig an Wohnungsbaugesellschaften oder an son-
Auflagen oder sonstigen Instrumenten kann die Bundesregie- stige Dritte veräußert werden, wenn diese sich zur
rung bei solchen Verkäufen - im Sinne einer wohnungsmarktpo-
litischen Steuerung - dafür Sorge tragen, daß die Käufer die Ob- nachhaltigen Instandhaltung der Wohnungen ver-
jekte Wohnungssuchenden zu angemessenen Bedingungen an- pflichten und die Wohnungen ebenfalls für minde-
bieten? stens zwanzig Jahre zu ortsüblichem Mietzins ver-
mieten.
Beim Verkauf bundeseigener Grundstücke sind
die planungsrechtlich zulässigen Nutzungsmöglich- In allen vorgenannten Fällen trifft der Bund im
keiten zugrunde zu legen, die sich aus der Bauleit- Kaufvertrag Vereinbarungen über die Erfülllung der
planung der Kommunen oder - in einer Vorstufe geforderten Verbilligungsvoraussetzungen sowie
dazu - aus kommunalen Planungskonzepten erge- über die Auflagen zur zweckentsprechenden Nut-
ben. Steht die künftige Nutzung des Grundstücks zung während des Zeitraums der Nutzungsbindung.
fest, erfolgt die Veräußerung entweder aufgrund ei- Im Falle eines Vertragsverstoßes ist in der Regel der
ner Ausschreibung in der örtlichen und überörtlichen nachgelassene Kaufpreisanteil mit Zinsen in Höhe
Presse oder auf der Grundlage einer Wertermittlung. von 2 v. H. über dem Diskontsatz der Deutschen Bun-
Der Bund darf seine Grundstücke nach dem Haus- desbank nachzuzahlen. Neben dieser Nachzahlungs--
haltsrecht grundsätzlich nur zu ihrem vollen Wert verpflichtung vereinbart der Bund - außer bei Ge-
veräußern. bietskörperschaften - zusätzlich eine Vertragsstrafe
für schuldhaftes Verhalten des Käufers.
Für Grundstücke, auf denen neuer Wohnraum ge-
schaffen wird, sowie für vorhandene Wohnungsbe- Außerdem bietet der Bund bebaute oder unbe-
stände läßt der Bundeshaushaltsplan, abweichend baute Grundstücke, die sich zur Bildung von selbst-
vom Grundsatz der Veräußerung zum vollen We rt , genutztem Wohneigentum eignen, gezielt Familien
die Einräumung von Verbilligungen zu: mit Kindern an. Dabei nimmt es der Bund in Kauf,
wenn das Ausschreibungsergebnis wegen der Be-
- Beabsichtigt der Erwerber, das Grundstück für schränkung des Bieterkreises auf Familien mit Kin-
den sozialen Wohnungsbau zu verwenden, ge- dem um bis zu 20 v. H. hinter dem örtlichen Markt-
währt ihm der Bund einen Preisnachlaß in Höhe wert zurückbleibt. Erfüllt der Erwerber die Voraus-
von bis zu 50 v. H. vom vollen Wert des Grund- setzungen für eine Förderung im sozialen Woh-
stücks. Dies gilt bei selbstgenutztem Wohnraum nungsbau, so wird auch hier eine Verbilligung einge-
auch für die Fälle, in denen die Voraussetzungen räumt.
des sozialen Wohnungsbaus nach den jewei li gen
Landesbestimmungen zwar erfüllt sind, Fördermit- Familien mit Kindern werden nur dann vorrangig
tel jedoch wegen Ausschöpfung des Verpflich- berücksichtigt, wenn die bei Erwerb zugrunde ge-
tungsrahmens nicht bewilli gt werden können. Der legte häusliche Gemeinschaft mit Kindern voraus-
Preisnachlaß wird u. a. mit der Auflage gewährt, sichtlich noch mindestens zwei Jahre nach Bezug des
daß das Grundstück für 15 Jahre durch Personen Erwerbsobjekts fortbestehen wird. Der Erwerber
genutzt wird, die dem Berechtigtenkreis des sozia- muß sich verpflichten, das Objekt mindestens für
len Wohnungsbaus angehören. acht Jahre selbst zu nutzen und es während dieses
Zeitraums nicht weiterzuveräußern. Für den Fa ll ei-
- Handelt es sich bei dem Kaufobjekt um ein Grund- ner schuldhaften Vertragsverletzung wird eine Ver-
stück mit Geschoßwohnungen, legt der Bund zur tragsstrafe von mindestens 10 v. H. des Kaufpreises
Ermittlung eines ermäßigten Kaufpreises nicht die vereinbart.
Marktmiete, sondern den Mietzins für den öffent-
lich geförderten sozialen Wohnungsbau zugrunde,
wenn sich der Erwerber verpflichtet, die Wohnun-
gen für die Dauer von mindestens 20 Jahren zu
einem entsprechend niedrigen Mietzins an Wohn- Anlage 4
berechtigte im Sinne des § 5 Wohnungsbindungs-
gesetz zu vermieten. Dies gilt nur bei Veräußerun- Antwort
gen an Gebietskörperschaften oder von diesen ge-
tragenen Wohnungsbaugesellschaften. des Parl. Staatssekretärs Dr. Kurt Faltlhauser auf die
Frage des Abgeordneten Dr. Martin Mayer (Siegerts-
- Ehemals von der Westgruppe der russischen S tr eit- brunn) (CDU/CSU) (Drucksache 13/2527 Frage 5):
kräfte genutzte Geschoßwohnungen können un-
entgeltlich - vorrangig an Wohnungsbaugesell- Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um den Be-
schaften aber auch an sonstige Dritte - abgegeben schluß des EU-Nomer..klaturausschusses, CD-ROM-Laufwerke
für PC als Videorecorder zu klassifizieren und damit einem er-
werden, wenn diese sich verpflichten, die Woh- höhten Importzoll zu unterwerfen, rückgängig zu machen?
nungen nach einem konkreten Vorhabenplan in-
nerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren nach
Es geht bei der Entscheidung des Nomenklatur-
Eigentumserwerb zu sanieren und zu ortsüblichem
ausschusses nicht um eine Erhöhung der Importzölle,
Mietzins für mindestens zwanzig Jahre zu ver-
sondern um die richtige Einreihung von CD-ROM-
mieten.
Laufwerken in den gemeinsamen Zolltarif der EU.
- Geschoßwohnungen, die bis zum 2. Oktober 1990 Bis auf Schweden waren sich alle EU-Mitgliedstaa-
zur Unterbringung von Mitgliedern der ehemali- ten und die Kommission darin einig, daß CD-ROM-
gen NVA und deren Familien genutzt wurden, Laufwerke in Position 8521 eingereiht werden müs-
können um 50 v. H. unter dem vollen Wert vorran sen, d. h. zu klassifizieren sind. Eine Rückgängig-
Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Oktober 1995 5069*
nellen und materiellen Möglichkeiten ausgeschöpft Trifft es zu, daß nach dem deutsch-vietnamesischen Rücknah-
sind. meabkommen für vietnamesische Bürgerinnen und Bürger mit
einer Arbeitserlaubnis in der DDR insofern eine Benachteili-
Für den Fall eines Unterstützungsersuchens einer gung besteht, als Zeiten ihres Aufenthaltes in der DDR nicht
bzw. nicht vollständig auf die Gesamtaufenthaltszeit angerech-
Landesregierung, dem - was die Bundesregierung net werden, was dazu führt, daß vietnamesische Bürgerinnen
allerdings ausschließt - eine Ablehnung des Einsat- und Barger zum Teil geringe Aufenthaltszeiten anerkannt be-
zes eigener Polizeikräfte wegen angeblicher Gefähr- kommen, obwohl sie das doppelte bzw. dreifache der Zeiten be-
dung zugrundeliegt, sind somit die rechtlichen Vor- reits in Deutschland (einschließlich Aufenthaltszeiten in der
DDR) verbracht haben?
aussetzungen nicht gegeben.
Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die Zugrundele-
gung von tatsächlichen Beschäftigungszeiten für die Anrech-
nung von Aufenthaltszeiten vietnamesischer Bürgerinnen, die
während ihres Aufenthaltes in Deutschland mehrere Kinder ge-
boren haben, nur geringe Aufenthaltszeiten erwachsen, obwohl
Anlage 11 durch die Geburt der Kinder und ihre Eingliederung in die Ge-
sellschaft für die betreffende Familie ein hoher Sozialisierungs-
grad eingetreten ist, und was gedenkt die Bundesregierung ge-
Antwort gen diese Form der Benachteiligung der vietnamesischen Bür-
gerinnen zu tun?
des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fra-
gen des Abgeordneten Bernd Reuter (SPD) (Druck-
sache 13/2527 Fragen 31 und 32): Zu Frage 33:
Plant die Bundesregierung eine Zusammenarbeit zwischen Der aufenthaltsrechtliche Status von Ausländern in
der GSG 9 und der Policia Nacional von Nicaragua? Deutschland bestimmt sich ausschließlich nach dem
Hat die Botschaft von Nicaragua mit deutschen Stellen Kon- Ausländerrecht der Bundesrepublik Deutschland.
takt zu diesem Zweck aufgenommen? Das deutsch-vietnamesische Rückübernahmeabkom-
men vom 21. Juli 1995 regelt lediglich das Verfahren
Zu Frage 31: der Rückübernahme von ausreisepflichtigen vietna-
mesischen Staatsangehörigen und trifft keine Rege-
Nein.
lung hinsichtlich des aufenthaltsrechtlichen Status
von vietnamesischen Staatsangehörigen in der Bun-
Zu Frage 32: desrepublik Deutschland.
Nein.
Zu Frage 34:
Die Anrechnung von Aufenthaltszeiten ist im Aus-
länderrecht vorgesehen im Rahmen der Vorschriften
Anlage 12 über die Verfestigung des aufenthaltsrechtlichen Sta-
tus von Ausländern nach den §§ 24 bis 27 und 35 des
Antwort Ausländergesetzes. Keine dieser Vorschriften sieht
vor, daß für die Aufenthaltsverfestigung nur Zeiten
des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fra- einer Beschäftigung angerechnet werden. Anzurech-
gen der Abgeordneten Dr. Christine Lucyga (SPD) nen sind vielmehr die Zeiten des Besitzes der in den
(Drucksache 13/2527 Fragen 33 und 34): Vorschriften genannten Aufenthaltsstatus.