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88. Sitzung
Inhalt:
Frage des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Frage des Abg. Josten (CDU/CSU) :
Förderung des Bundesjugendringes Berücksichtigung der Verbindungen zu
durch die Bundesregierung — Auf- anderen Bundesländern im Generalver-
nahme der SDAJ und Ausschluß der kehrsplan Nordrhein-Westfalen
DJO Börner, Parlamentarischer
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 4876 C
Staatssekretär 4871 B, C, D Josten (CDU/CSU) 4876 C
Niegel (CDU/CSU) . . . . . 4871 B, C
Raffert (SPD) 4871 D Frage des Abg. Josten (CDU/CSU) :
S-Bahn-Verkehr der Bundesbahn zwi-
schen Köln, Bonn und Koblenz
Fragen der Abg. Frau Lauterbach (SPD) :
Börner, Parlamentarischer
Bericht im „stern" über das Rasthaus Staatssekretär . . . . 4876 D, 4877 B
am Chiemsee
Josten (CDU/CSU) . . . . 4876 D, 4877 A
Dr. Reischl, Parlamentarischer
Staatssekretär . . 4872 A, C, D, 4873 A
Fragen des Abg. Dr. Becker (Mönchen-
Frau Lauterbach (SPD) 4872 C, D, 4873 A gladbach) (CDU/CSU) :
Ausbau der B 7 zwischen dem Neerse-
Fragen der Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) ner Kreuz und dem Winkelner Kreuz
(SPD) und Raffert (SPD) : sowie der Westtangente Mönchenglad-
Liquidation des ehemaligen reichs- bach
eigenen Filmvermögens Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär . . 4877 C, D, 4878 A, B
Dr. Reischl, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . 4873 B, D, 4874 A Dr. Becker (Mönchengladbach)
(CDU/CSU) . . . . 4877 C, D, 4878 A
Raffert (SPD) . . . . . . . . 4873 C, D
Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . . 4873 D, Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) :
- 4874 A
Technische Voraussetzungen für An-
rufe in öffentlichen Fernsprechzellen
Frage des Abg. Matthöfer (SPD) :
Börner, Parlamentarischer
Steuerliche Absetzbarkeit der bei Aus- Staatssekretär 4878 B, C, D
landsgeschäften gezahlten Schmier- und
Bestechungsgelder Pieroth (CDU/CSU) 4878 C, D
Dr. Reischl, Parlamentarischer
Fragen des Abg. Storm (CDU/CSU) :
Staatssekretär . 4874 B, C, D, 4875 A, B
Überprüfung der Planungen für die
Matthöfer (SPD) . . . . . . . 4874 C
Verkehrsbereiche in Schleswig-Hol-
Josten (CDU/CSU) 4874 D stein
Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 4874 D Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär 4879 A, B, C
Hansen (SPD) 4875 A
Storm (CDU/CSU) 4879 B, C
Frau Lauterbach (SPD) . . . . 4875 A, B
Dr. Sperling (SPD) 4875 B Fragen des Abg. Erpenbeck (CDU/CSU) :
Ermäßigung der Telefongebühren und
Frage des Abg. Peiter (SPD): verstärkte Einrichtung von Anschlüs
Verschiedenartige Beheizung von bun- sen für alleinlebende ältere Menschen
deseigenen Wohnungen für Bundes- Börner, Parlamentarischer
wehrangehörige Staatssekretär . . . 4879 D, 4880 A, C
Dr. Reischl, Parlamentarischer Erpenbeck (CDU/CSU) 4879 D, 4480 A, C
Staatssekretär . . . . . . . 4875 C, D
Kleinert (FDP) 4880 B
Peiter (SPD) . . . . . . . . 4875 C, D
Frau Funcke, Vizepräsident . . . 4880 D
Fragen des Abg. Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) :
Nächste Sitzung 4880 D
Autobahn zwischen Aachen und Düs-
seldorf
Börner, Parlamentarischer Anlage 1
Staatssekretär . . . 4875 D, 4876 A, B
Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) 4876 B Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 4881 A
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970 4865
88. Sitzung
Vizepräsident Frau Funcke: Die Sitzung ist Die von Ihnen aufgegriffene Frage einer Neurege-
eröffnet. lung der Altershilfe für Landwirte war bereits in
anderem Zusammenhang einmal Gegenstand einer
Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden parlamentarischen Anfrage, und zwar am 5. No-
ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht vember dieses Jahres. Trotzdem bin ich gern bereit,
aufgenommen: den Standpunkt der Bundesregierung hier nochmals
Der Bundesminister des Innern hat am 15. Dezember 1970 die darzulegen.
Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Gruhl, Prinz zu Sayn-
Wittgenstein-Hohenstein, Dr. Althammer und der Fraktion der
CDU/CSU betr. Finanzplanung zum Umweltschutz — Drucksache
Das von der Bundesregierung eingebrachte und
VI/1421 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache inzwischen von Bundestag und Bundesrat verab-
VI/1606 verteilt.
schiedete Gesetz zur Verbesserung und Ergänzung
Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat am
15. Dezember 1970 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. sozialer Maßnahmen in der Landwirtschaft sieht im
Götz, Struve, Dr. Ritz, Frau Griesinger, Dasch, Bewerunge, Art. 1 eine Erhöhung der Landabgaberente und
Niegel, Horstmeier und Genossen betr. Krankenversicherung der
Landwirte — Drucksache VI/1176 — beantwortet. Sein Schreiben eine Erweiterung des begünstigten Betriebsgrößen-
ist als Drucksache VI/1623 verteilt.
bereichs vor. Die Landabgaberente stellt eine Er-
Der Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fern-
meldewesen hat am 16. Dezember 1970 die Kleine Anfrage der gänzung des landwirtschaftlichen Altersgeldes dar,
Abg. Strauß und Genossen betr. Äußerungen von Bundes- wenn der Betrieb strukturverbessernd abgegeben
minister Leber — Drucksache VI/1506 — beantwortet. Sein
Schreiben ist als Drucksache VI/1628 verteilt. wird. Der Begriff „Altershilfe" subsumiert also beide
Der Bundesminister der Finanzen hat am 16. Dezember 1970 Maßnahmen, Altersgeld und Landabgaberente.
die Kleine Anfrage der Abgeordneten Rollmann, Spilker, Ge-
wandt und Genossen betr. Heizölsteuer — Drucksache VI/1463 — Zur Einführung einer gesetzlichen Regelung der
beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache VI/1629 verteilt.
Krankenversicherung für Landwirte hat die Bundes-
Die Gegenäußerung der Bundesregierung zu der Stellungnahme
des Bundesrates zum Entwurf eines Gesetzes zur Förderung des regierung nicht nur generell ihre Zustimmung ge-
Zonenrandgebietes wird als zu Drucksache VI/1548 verteilt. geben. In der Kabinettssitzung vom 22. Oktober hat
Einziger Punkt der heutigen Tagesordnung ist die das Bundeskabinett bereits sehr detaillierte Grund-
sätze angenommen, die das Gerüst für den zu er-
Fragestunde stellenden Gesetzentwurf abgeben. Hierauf zielte
Drucksache VI/ 1581 — die Bemerkung in meinem Interview ab.
Wir beginnen mit den Fragen aus dem Geschäfts-
bereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzler- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
amtes, Zur Beantwortung ist Herr Bundesminister des Herrn Abgeordneten Dr. Früh.
Professor Ehmke hier.
Dr. Früh (CDU/CSU) : Herr Bundesminister,
Ich rufe die Frage 101 des Herrn Abgeordneten 'haben Sie nicht auch den Eindruck, daß in der
Dr. Früh auf: Öffentlichkeit und besonders bei den betroffenen
Auf Grund welcher Gesetze oder Gesetzesvorlagen kommt der Personen, bei den Landwirten, ein falscher Eindruck
Bundesminister Prof. Ehmke in seinem Interview zum Zeit- dadurch entstehen konnte, daß Sie Altershilfe und
geschehen (SWF vom 6. Dezember 1970) zu dem Ergebnis, daß
die Bundesregierung die Altershilfe neu geregelt und die Krankenversicherung im Zusammenhang mit bereits
Krankenkassenversicherung für Landwirte im zurückliegenden
Jahr eingeführt habe? verabschiedeten Gesetzen genannt haben, die sozu-
sagen dazwischen eingepackt waren? Aus Anfragen
Bitte schön, Herr Bundesminister!
dieser Leute ist deutlich geworden, warum diese
Dinge noch nicht realisiert sind.
Dr. Ehmke, Bundesminister für besondere Auf-
gaben: Herr Abgeordneter, zunächst darf ich Sie
darauf hinweisen, daß in dem von Ihnen zitierten Dr. Ehmke, Bundesminister für besondere Auf-
Interview weder von Gesetzen noch von Gesetzes- gaben: Ich würde es bedauern, wenn ein solcher Ein-
vorlagen die Rede ist, sondern dort wird von „einem druck entstanden sein sollte. Es war jedenfalls nicht
Jahr Regierungsarbeit" gesprochen. Die dort auf- beabsichtigt, ihn zu erwecken, Herr Abgeordneter.
4866 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- Westen auch nach Osten den Grenzen ihren trennen-
frage. den Charakter zu nehmen. Dazu stehe ich.
Dann rufe ich die Frage 102 des Herrn Abgeordne- Ich mache aber kein Hehl daraus — ich würde
ten Freiherr von und zu Guttenberg auf: mich wundern, wenn Sie diese Meinung nicht teil-
ten, Herr Abgeordneter —, daß keinerlei Hoffnung
Ist der Bundesminister Ehmke tatsächlich der Auffassung,
wie dies aus seinem Interview vom 6. Dezember 1970 hervor- darauf besteht, durch eine einverständliche Rege-
zugehen scheint, daß jeder, der in unserem Volk die Hoffnung lung etwas an der Tatsache zu ändern, daß diese
auf eine friedliche und einvernehmliche Änderung des gegen-
wärtigen Status quo der Oder-Neisse-Linie im Rahmen einer früheren deutschen Gebiete, aus denen ich selbst
den europäischen Zielsetzungen entsprechenden friedensver-
traglichen Regelung für ganz Deutschland bewahrt, „mit dem stamme, auch in Zukunft von Polen bewohnt sein
Kriege spielt"? und zu Polen gehören werden.
Dr. Ehmke, Bundesminister für besondere Auf- Dr. Ehmke, Bundesminister für besondere Auf-
gaben: Herr Kollege, wenn Sie den Tenor meines gaben: Herr Abgeordneter, ich halte diese Äuße-
Statements im Fernsehen gehört haben, wissen Sie, rung des CDU-Vorsitzenden nicht für glücklich. Aber
daß mir das sehr fern liegt. Ich glaube auch, daß ich stehe nicht an, Ihnen ebenso zu erklären, daß ich
aus dem Text selbst nichts dergleichen zu entneh- die Äußerung, die daraufhin von der SPD-Fraktion
men ist. Sie wissen, daß ich selbst bei mehreren an- in Hannover erfolgt ist, für noch unglücklicher halte.
deren Gelegenheiten betont habe, daß es unser Ich bin der Meinung, wir sollten die Diskussion
Wunsch ist, diese Grenze in ihrem Charakter zu und die Entscheidung um diese unser Volk mora-
ändern, daß der Versuch gemacht werden soll, in lisch und politisch so tief berührenden Fragen nicht
einer gesamteuropäischen Lösung ebenso wie nach in dieser Art führen.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970 4867
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage sich in allen seinen Fraktionen einig, daß das nie
des Herrn Abgeordneten Schulze-Vorberg. mehr passieren darf.
(Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Marx
[Kaiserslautern] : Das ist ja nicht das Pro
Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) : Herr Bundes- blem! Abg. Dr. Klepsch: Unglaublich!)
minister, ist Ihnen nicht bekannt, daß die CDU-
Pressestelle die Äußerungen des früheren Bundes-
kanzlers Kiesinger gestern richtig wiedergegeben Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
hat? Sie lauten: des Herrn Abgeordneten Dr. Geßner.
über eine friedliche Änderung des Status quo als Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
kriegerische Politik bezeichnet werden muß. Zusatzfrage.
Dr. Ehmke, Bundesminister für besondere Auf- Die Frage 103 des Herrn Abgeordneten Dr. Milt-
gaben: Aber, Herr Klepsch, nach allem, was ich ge- ner wird im Rahmen der Beantwortung der Fragen
sagt habe, ist diese Frage doch von mir kaum noch aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des
ernst zu nehmen; entschuldigen Sie! Innern beantwortet.
(Beifall bei den Regierungsparteien.) Ich danke Ihnen, Herr Bundesminister Professor
Ehmke.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
des Herrn Abgeordneten von Fircks. ministers für Jugend, Familie und Gesundheit. Für
die Beantwortung der Fragen steht Herr Parlamen-
Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Herr Minister, tarischer Staatssekretär Westphal zur Verfügung.
sind Sie nicht der Meinung, daß Sie im Grunde ge-
nommen nur den extremen Kräften Dienste leisten, Ich rufe die Frage 70 des Herrn Abgeordneten
wenn Sie in der Diskussion, um die es bei uns in Prinz zu Sayn-Wittgenstein auf:
unserem Volk geht, mit Vokabeln argumentieren, Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Weltgesundheits-
organisation allen Staaten empfiehlt, Arzneimittel, die lang-
wie „Wenn man dafür ist, gefährdet man die Frie- dauernd angewendet werden, nur nach einem abgeschlossenen
Krebsversuch zuzulassen?
denssituation und beschwört die Kriegssituation
herauf"? Bitte schön, Herr Staatssekretär!
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: satzfrage, bitte!
Ich glaube, daß ich das ohne weiteres zusagen kann.
Prinz zu Sayn Wittgenstein Hohenstein
- -
-
(CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist die Tatsache,
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere daß die genannten Mittel, von denen ich eben ge-
Zusatzfrage. sprochen habe, zugelassen sind, ohne daß Krebs-
Ich rufe die Frage 71 des Herrn Abgeordneten versuche angestellt worden sind, den Ärzten—etwa
auf dem Wege der sogenannten Waschzettel — auch
Prinz zu Sayn-Wittgenstein auf:
mitgeteilt worden?
Sind solche Versuche von Sachverständigen vor der Zulas-
sung der Arzneimittel Rifampicin und Rimactan verlangt
worden, und aus welchen Gründen hat sich die Zulassungs-
behörde über diese Forderung hinweggesetzt? Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit:
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim Ja, Herr Kollege. Die Arzneimittelkommission der
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: deutschen Ärzteschaft hat die Ärzte durch eine Be-
Herr Kollege, vor der Eintragung von Rifampicin kanntgabe in Heft 12 des „Deutschen Ärzteblatts"
und Rimactan in das Spezialitätenregister fand im über das Risiko der Anwendung von Rifampicin
Bundesgesundheitsamt im Dezember 1969 eine An- ausführlich unterrichtet. Wie Sie wissen, geht das
hörung von Experten statt, die über die Frage des „Deutsche Ärzteblatt" als offizielles Mitteilungsblatt
krebsauslösenden Risikos von Rifampicin und Ri- der Bundesärztekammer allen Ärzten laufend zu.
mactan beraten haben. Dabei wurde nach ausführ-
licher und eingehender Diskussion Einigkeit dar- Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
über erzielt, daß der genannte WHO-Bericht hier frage.
keine Veranlassung bot, die Registrierung dieser
Arzneimittel von der Vorlage tierexperimenteller Ich rufe die Frage 72 des Herrn Abgeordneten
Untersuchungen zur Frage der Karzinogenität ab- Alber auf:
hängig zu machen. Das Bundesgesundheitsamt hat Aus welchen Gründen wurden das Europäische Abkommen
über gegenseitige medizinische Unterstützung auf dem Gebiet
dennoch in einer Empfehlung vorsorglich auf den spezieller Behandlungen und thermo-klimatischer Hilfsquellen
und das Europäische Abkommen über den Austausch von
WHO-Bericht Bezug genommen und den betroffenen Reagenzien zur Ermittlung von Blutgruppen, die beide im Juni
Firmen zusammen mit der Eintragung dieser Arznei- 1962 unterzeichnet wurden, bis heute noch nicht ratifiziert?
mittel mit Bescheid vom Januar 1970 folgendes mit- Bitte schön!
geteilt:
Unter Bezug auf die Richtlinien des WHO-Be- Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
richtes 426 ist es angezeigt, die Frage nach einer Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit:
etwaigen karzinogenen Wirkung des Mittels Herr Kollege Alber, bei der Vorbereitung der Rati-
sowohl experimentell wie auch durch prospek- fizierung des Europäischen Abkommens über gegen-
tive statistische Erhebungen weiter zu ver- seitige Hilfe auf dem Gebiet der Spezialbehandlun-
folgen. Ergebnisse experimenteller Unter- gen und der klimatischen Einrichtungen haben sich
suchungen und geplanter statistischer Erhebun erhebliche Schwierigkeiten ergeben, die bis heute
4870 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Maucher (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist
des Herrn Abgeordneten Alber. der Bundesregierung bekannt, daß laut einer Ent-
schließung des Ministerkomitees des Europarats
Alber (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen Konventionen in der Regel 18 Monate nach ihrer
bekannt, daß Ihr Ministerium im Januar 1965 und Unterzeichnung ratifiziert werden sollen?
im November 1967 auf wiederholte Anfragen aus-
weichend geantwortet hat, obwohl das Bundesge-
sundheitsministerium auf eine ähnliche Anfrage im Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
März 1963 geantwortet hat, daß mit einer Ratifizie- Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit:
rung der beiden Abkommen in Kürze gerechnet wer- Dies ist der Bundesregierung bekannt.
den könne?
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim frage.
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit:
Herr Abgeordneter, dies ist mir bekannt. Die Ant- Ich rufe die Frage 73 des Herrn Abgeordneten
wort auf das, was in Ihrer Frage intendiert ist, ist Ruf auf:
aber, glaube ich, schon in meiner ersten Antwort Sind die Arbeiten der laut Sozialbericht 1970, Teil A Num-
mer 93, von der Bundesregierung eingesetzten Experten-Kom-
enthalten gewesen. Auf der einen Seite gibt es Be- mission abgeschlossen, die die Regelsätze der Sozialhilfe und
denken im Hinblick auf die finanziellen Auswirkun- ihre Bemessungsgrundlage mit dem Ziel einer Leistungsver-
besserung überprüfen sollte?
gen auf die Betroffenen und auf der anderen Seite
hat sich eine Veränderung des Textes ergeben, die
nun noch einmal eine neue Prüfung bewirkt hat. Ich Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
möchte damit nicht den langen Gang der Verhand- Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit:
lungen über eine Ratifizierung entschuldigen, muß Herr Kollege Ruf, die im Sozialbericht erwähnte
aber sagen, daß jetzt erst in einem der beiden Expertenkommission zur Überprüfung der Bemes-
Bereiche die Voraussetzungen für die Einleitung der sungsgrundlagen der Sozialhilferegelsätze ist nicht
Ratifizierungsgesetzgebung gegeben sind. von der Bundesregierung eingesetzt, sondern beim
Deutschen Verein für öffentliche und private Für-
sorge in Frankfurt gebildet worden. Die Beratungen
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
sind inzwischen abgeschlossen. Der Bericht hierüber,
des Herrn Abgeordneten Alber.
den der Vorstand des Deutschen Vereins gebilligt
hat, soll der Bundesregierung in Kürze zugeleitet
Alber (CDU/CSU) : Aus welchem Grunde hat es
werden.
die Bundesregierung im vergangenen Jahr unterlas-
sen, in der Aufstellung über den Stand der Ratifizie-
rungen, die jährlich dem Ministerkomitee vorgelegt Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
werden sollen, Angaben über diese beiden Konven- frage.
tionen zu machen?
Dann rufe ich die Frage 74 des Herrn Abgeordne-
ten Ruf auf:
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Wenn ja, ist die Bundesregierung bereit, über das Ergebnis
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: zu berichten?
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970 4871
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim Jugend- und Studentenverbände aus dem Bundes-
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund- jugendplan gefördert werden dürfen, deren Arbeit
heit: Der Deutsche Verein für öffentliche und pri- den Zielen des Grundgesetzes förderlich ist, wie es
vate Fürsorge wird, wie mir bekannt ist, das Er- z. B. im Urteil gegen den SDS formuliert wurde?
gebnis der Beratungen der Kommission in seinem
Nachrichtendienst im Februarheft 1971 selbst ver- Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
öffentlichen. Das Bundesministerium für Jugend, Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund-
Familie und Gesundheit wird das Beratungsergeb- heit: Nicht nur weil das in dem Urteil formuliert ist,
nis der Kommission zum Anlaß nehmen, die Regel- sondern weil das in unseren Richtlinien und in § 9
satzverordnung zu überprüfen, und die erforder- des Jugendwohlfahrtsgesetzes steht.
lichen Änderungen vornehmen.
Vizepräsident Frau Funcke: Zweite Zusatz-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage. frage.
Ruf (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, wann kann Niegel (CDU/CSU) : Ist die Bundesregierung dann
mit einer Änderung des Bundessozialhilfegesetzes der Auffassung, daß die Arbeit der SDAJ den Zielen
gerechnet werden? Wann wird die Bundesregierung des Grundgesetzes zuwiderläuft, während die DJO
in etwa eine Novelle vorlegen? nachdrücklich für die Ziele des Grundgesetzes ein-
tritt?
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Herr. Kollege Ruf, die Bundesregierung ist in den Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund-
Ressorts damit beschäftigt, die Vorbereitungen für heit: Herr Kollege, in eine Prüfung, ob die Ziele und
eine Novelle zu treffen. Wir haben uns vorgenom- Arbeiten der SDAJ mit unserer Verfassung in Kon-
men, im Laufe des Jahres 1971 so weit zu kom- flikt geraten sind, sind wir nicht eingetreten. Wir
men, daß der Gang der Novelle über das Kabinett haben bisher nicht vor dieser Frage gestanden. Wir
in die parlamentarischen Beratungen angetreten treten auch in eine Prüfung erst ein, wenn uns eine
werden kann. solche Frage durch einen entsprechenden Antrag
oder ähnliches vorgelegt wird.
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Eine Vergleichbarkeit mit dem anderen von Ihnen
frage.
gleichzeitig aufgeworfenen Fragekreis ist für uns
Ich rufe die Frage 75 des Herrn Abgeordneten ebenfalls nicht gegeben. Deswegen bedauere ich es
Niegel auf: etwas, daß diese beiden Dinge in einer Frage zu-
Wird die Bundesregierung den Bundesjugendring auch dann sammengefaßt sind. Tatsache ist, daß die Deutsche
finanziell unterstützen, wenn die Bemühungen bestimmter
Kreise, die SDAJ in den Bundesring aufzunehmen, und die kürz-
Jugend des Ostens aus Mitteln des Bundesjugend-
lich artikulierte Forderung der DGB-Jugend, die Deutsche plans gefördert wird.
Jugend des Ostens aus dem Bundesjugendring auszuschließen,
zum Erfolg kommen?
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim des Herrn Abgeordneten Raffert.
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund-
heit: Herr Kollege Niegel, die im Deutschen Bundes- Raffert (SPD) : Herr Staatssekretär, erinnere ich
jugendring zusammengeschlossenen Verbände wer- mich richtig, wenn ich sage, daß der Bundesjugend-
den nicht mittelbar über den Bundesjugendring, ring und seine Geschäftsstelle schon aus Bundes-
sondern unmittelbar aus Mitteln des Bundesjugend- mitteln gefördert wurden, als es die Deutsche Jugend
planes gefördert. Die Frage der Mitgliedschaft im des Ostens noch nicht gab bzw. als sie noch nicht
Bundesjugendring ist daher von der Frage der För- Mitglied des Bundesjugendringes war?
derung zu trennen. Weder führt der Eintritt in den
Bundesjugendring automatisch zur Aufnahme der
Förderung noch bedingt ein Ausscheiden aus diesem Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesjugendring die Einstellung der Förderung. Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund-
Aus demselben Grunde kann auch die Förderung der heit: Ja, das ist richtig.
Geschäftsstelle des Bundesjugendringes durch den
Ein- bzw. Austritt eines einzelnen Verbandes nicht Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
in Frage gestellt werden. Ob ein Jugendverband in Zusatzfrage. — Ich danke dem Herrn Parlamenta-
die Förderung einbezogen oder davon ausgenommen rischen Staatssekretär Westphal.
wird, richtet sich allein nach den Voraussetzungen Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
des Jugendwohlfahrtsgesetzes und der Richtlinien ministers der Finanzen. Zur Beantwortung steht
für den Bundesjugendplan. Herr Parlamentarischer Staatssekretär Reischl zur
Verfügung. Ich rufe die Frage 26 des Herrn Abge-
Vizepräsident Frau Funcke: Zusatzfrage, Herr ordneten Picard auf. — Er ist nicht im Saal. Die
Abgeordneter Niegel, bitte! Frage wird schriftlich beantwortet. Die Antwort
wird als Anlage zum Sitzungsbericht abgedruckt.
Niegel (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist die Das gleiche gilt für die Beantwortung der Fragen
Bundesregierung also der Ansicht, daß nur solche 27 und 28 des Abgeordneten Dr. Kempfler.
4872 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär Frau Lauterbach (SPD) : Herr Staatssekretär, ist
beim Bundesminister der Finanzen: Ich wäre dank- die Bundesregierung in der Lage, mir mitzuteilen,
bar, wenn ich die Fragen 29 und 30 wegen ihres wie hoch die deutschen Beiträge von Bund, Land
engen Zusammenhangs zusammen behandeln dürfte. und Gemeinde für den Unterhalt des Rasthauses
einschließlich Gelände und Seeufer gewesen sind
Vizepräsident Frau Funcke: Einverstanden, und wie hoch sie zur Zeit noch sind?
dann rufe ich auch noch die Frage 30 der Abgeord-
neten Frau Lauterbach auf: Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär
Entspricht es der Tatsache, daß das 340-Betten-Rasthaus seit beim Bundesminister der Finanzen: Aus Bundes-
Oktober bis zum 15. Mai 1971 geschlossen ist, und kennt die
Bundesregierung die Gründe dafür und für die Weigerung der mitteln wird für die Anlage ein seit dem 1. Januar
Freigabe bzw. Mitbenutzung von deutscher Seite, die durch
Steuergelder seit Jahren zum Unterhalt beiträgt, durch General
1964 bisher unveränderter Betrag an Grundsteuern
James H. Polk in Heidelberg, Chef der US-Armee in Deutsch- gezahlt, und zwar für Wirtschaftsgebäude monatlich
land?
9175 DM und für die Zapfstellenfläche 196 DM, also
eine Summe von 9371 DM monatlich oder 112 467
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär DM im Jahr.
beim Bundesminister der Finanzen: Der Bundes-
regierung ist sowohl der in Heft Nr. 50 des „Stern" Umstritten ist bis jetzt noch, ob die US-Streit-
vom 6. Dezember 1970 veröffentlichte Artikel über kräfte diese Beträge nicht dem Bund zu erstatten
das von den amerikanischen Streitkräften seit 1945 haben. Eine grundsätzliche gerichtliche Klärung wird
als Erholungsstätte für ihre Soldaten in Anspruch angestrebt. Die Grundsteuer wird seit dem 1. April
genommene Autobahnrasthaus am Chiemsee wie 1958 an die Gemeinde Bernau abgeführt, und zwar
auch der diesem Artikel zugrunde liegende Sach- seit dem Zeitpunkt, von dem ab das vorher soge-
verhalt bekannt. Die Bundesregierung teilt jedoch nannte ausmärkische Gebiet der Rastanlage in die
nicht die Auffassung des Artikel-Verfassers, daß aus Gemeinde Bernau eingemeindet worden ist.
der Haltung der amerikanischen Streitkräfte in der Dagegen kann ich nichts darüber sagen — ich kann
Angelegenheit auf ein Fortbestehen von Besat- das aber feststellen lassen —, ob das Land oder die
zungsdenken bei hohen amerikanischen Kommando- Gemeinde eventuell selbst etwas zahlen. Bei der
stellen geschlossen werden könne. Gemeinde kann ich es mir allerdings kaum vor-
Das bundeseigene Rasthaus am Chiemsee ist nach stellen, hier könnte es nur ein Ausfall irgendwelcher
Auffassung der zuständigen Stellen als Autobahn- Steuern sein. Dagegen wäre denkbar, daß das Land
Raststätte nicht von Interesse, weil in der Gegend auch etwas bezahlt. Ich lasse das gerne feststellen
wirtschaftlicher zu führende Autobahn-Raststätten und teile es Ihnen schriftlich mit.
vorhanden sind. Es könnte daher mit seinen 350
Betten auch unter deutscher Regie allenfalls als Er- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
holungsstätte verwendet werden. der Frau Abgeordneten Lauterbach.
Es trifft zu, daß die amerikanischen Streitkräfte
dieses Rasthaus, das sie seit Inkrafttreten des Frau Lauterbach (SPD) : Ist die Bundesregie-
NATO-Truppenstatuts als Erholungsstätte für ihre rung darüber informiert, ob weitere Hotelprojekte
Soldaten nud deren Angehörige in eigener Finanz- dieser oder anderer Art auch den anderen in der
verantwortung betreiben, in der Zeit vom 1. Okto- Bundesrepublik stationierten NATO-Truppen zur
ber 1970 bis 15. Mai 1971 geschlossen haben, weil ausschließlichen Benutzung durch sie und ihre Fa-
es auch für sie ein Saisonbetrieb ist, der sich in milien zur Verfügung stehen?
den Herbst- und Wintermonaten nicht selbst trägt.
Für die Frühjahrs- und Sommermonate besteht je-
doch nach Mitteilung des US-Hauptquartiers auch Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär
weiterhin ein dringender Bedarf an dem Rasthaus beim Bundesminister der Finanzen: Das kann ich
für erholungsuchende Mitglieder der amerikanischen auswendig nicht sagen. Ich bin aber bereit, auch das
Streitkräfte und ihres Gefolges. Da die amerika- feststellen zu lassen und schriftlich mitzuteilen.
nische Truppe aus Übersee kommt und im Gebiet
der Bundesrepublik nur über eine recht begrenzte Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
Zahl truppenbetriebener Erholungsstätten verfügt, satzfrage, Frau Kollegin.
wird man auf deutscher Seite hierfür Verständnis
haben müssen.
Frau Lauterbach (SPD) : Herr Staatssekretär,
Die Bundesregierung ist jedoch auch weiterhin be- teilt die Bundesregierung meine Meinung, daß eine
reit, gemeinsam mit den bayerischen Landesbehör- eventuelle gemeinsame deutsch-amerikanische Be-
den und Vertretern der Gemeinde Bernau zu prüfen, nutzung eines solchen Hotelprojekts ein ausgezeich-
ob sich andere Lösungen für die Benutzung des neter Beitrag zur persönlichen Begegnung und Ver-
Rasthauses finden lassen, die sowohl verständlichen ständigung sein könnte?
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970 4873
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär worden: erstens 1962 4 Millionen DM zur Deckung
beim Bundesminister der Finanzen: Diese Meinung von Haushaltsausgaben des Bundesministers des
kann man sicherlich teilen. In dieser Richtung gin- Innern für Filmprämien, zweitens 1961 bis 1963
gen bisher unsere Bemühungen, die allerdings bis insgesamt 2,3 Millionen DM Darlehen an vertrie-
jetzt noch von keinem Erfolg begleitet waren. bene Filmtheaterbesitzer als Grundlage für Exi-
stenzaufbau, drittens 1966 11,4 Millionen DM Dar-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine vierte Zu- lehen an die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung für
satzfrage. den Erwerb der deutschen Spiel- und Kulturfilm-
produktion der Zeit von 1913 bis 1960, die in die
USA verkauft werden sollte.
Frau Lauterbach (SPD) : Sehen Sie die Mög-
lichkeit eines erneuten Gesprächs mit dem Chef Über eine größere Teilausschüttung, in der auch
der US-Armee in Deutschland in dieser Angelegen- die erwirtschafteten Zinsen und Erträge enthalten
heit? sind, wird zur Zeit verhandelt. Der Gesamtkomplex
der Verwendung des Liquidationserlöses wird noch
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär geprüft. Konkrete Angaben über die Verwendung
beim Bundesminister der Finanzen: Die Gespräche der anstehenden Teilausschüttung sind daher noch
laufen weiter. nicht möglich.
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Vizepräsident Frau Funcke: Ich muß zuerst
Zusatzfrage. den Herrn Kollegen Dr. Meinecke fragen, ob er eine
Zusatzfrage hat.
Die Frage 31 des Abgeordneten Dr. Jahn (Braun- (Dr. Meinecke [Hamburg] : Lassen Sie bitte
schweig) wird schriftlich beantwortet. Die Antwort Herrn Kollegen Raffert beginnen!)
wird als Anlage abgedruckt.
— Gut, also Herr Kollege Raffert!
Die Frage 15 des Abgeordneten Dr. Jahn (Braun-
schweig) wird im Zusammenhang mit dem Ge- Raffert (SPD) : Es liegt daran, Frau Präsidentin,
schäftsbereich des Bundesministers des Innern daß die Fragen in einer falschen Reihenfolge in die
schriftlich beantwortet. Die Antwort wird als An- Drucksache gekommen sind.
lage abgedruckt. Herr Staatssekretär, Sie haben von einem Prozeß-
risiko gesprochen. In welchem Verhältnis steht die-
Ich rufe die Frage 32 des Herrn Abgeordneten
ses Prozeßrisiko zu der Höhe des zu erwartenden
Dr. Meinecke (Hamburg) auf:
Abwicklungserlöses von, wenn ich recht unterrich-
Auf welche Weise wurden und werden die Zinsen und andere
Erträge aus dem ehemaligen reichseigenen Filmvermögen (Ufi- tet bin, etwa 30 Millionen DM.
Vermögen) verwendet?
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege Dr. Vizepräsident Frau Funcke: Zweite Zusatz-
Meinecke! frage.
Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Herr Staats- Matthöfer (SPD) : Herr Parlamentarischer Staats
sekretär, können Sie dem Hohen Hause mitteilen, sekretär, angesichts der wohl unbestrittenen Tat-
wie hoch die Erträge aus dem Vermögen sind, die sache, daß die Korruption die wirtschaftliche Ent-
sich jährlich lediglich an Zinsen und aus Kapital- wicklung in diesen armen Ländern der Welt schwer
beteiligungen ergeben? behindert, was übrigens auch Bundesminister Eppler
in einer Antwort in der gestrigen Fragestunde be-
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär stätigte, wäre es da, wenn wir schon Entwicklungs-
beim Bundesminister der Finanzen: Das kann ich politik betreiben, nicht wenigstens unsere Aufgabe,
ohne Unterlagen nicht angeben. Ich bin aber bereit, Korruptionsversuche, die von unserem Land aus in
das festzustellen und schriftlich mitzuteilen. Entwicklungsländern unternommen werden, nicht
auch noch steuerlich zu belohnen?
Frau Lauterbach (SPD) : Herr Staatssekretär, Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Peiter.
würden Sie mir bitte einmal näher erläutern, was
Sie unter dem Begriff „angemessenes Verhältnis"
verstehen. Peiter (SPD) : Herr Staatssekretär, wann ist diese
Anordnung, die Sie zitiert haben, ergangen?
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesminister der Finanzen: Dieser Begriff Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär
wird im Steuerrecht verwendet. Das muß also „an- beim Bundesminister der Finanzen: Vor noch nicht
gemessen" sein im Verhältnis zum Erfolg. allzu langer Zeit. Es hat eine Menge von schwer-
wiegenden Fällen gegeben. Ich kenne selber solche
Fälle. Früher standen eben die Richtlinien einer
Frau Lauterbach (SPD) : Kann man das prozen-
Bereinigung entgegen. Aber jetzt ist diese Regelung
tual ausdrücken?
getroffen worden.
(Heiterkeit.)
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär Peiter (SPD) : Es muß also künftig danach verfah-
beim Bundesminister der Finanzen: Nein, das ren werden?
glaube ich nicht. Das wird wohl vom Einzelfall
abhängen. Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesminister der Finanzen: Ja, es muß
danach verfahren werden.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Dr. Sperling.
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weiteren
Zusatzfragen. Damit sind wir am Ende der Fragen
Dr. Sperling (SPD) : Herr Staatssekretär, haben
aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers der
Sie den Eindruck, daß ,diese Frage schon - vor Ihrem
Finanzen. Ich danke dem Herrn Parlamentarischen
Amtsantritt für das Ministerium ein Probleme gewe-
Staatssekretär Reischl.
sen ist, oder gibt es gar keine Vorarbeiten zu die-
sem Komplex? Wir kommen zu den Fragen aus den Geschäfts-
bereichen des Bundesministers für Verkehr und
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär für das Post- und Fernmeldewesen. Ich rufe die
beim Bundesminister der Finanzen: Soweit ich es Frage 76 des Abgeordneten Dr. Bach auf:
übersehe, gibt es keine Vorarbeiten. Ist mit der Fertigstellung der inzwischen zur Autobahn auf-
gestuften EB 1 in ihrem gesamten Verlauf zwischen Aachen
und Düsseldorf im Jahre 1973 zu rechnen, und welche Zeit-
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weiteren planung ergibt sich aus der Sicht des Bundes?
Ich rufe die Frage 85 des Abgeordneten Pieroth Pieroth (CDU/CSU) : Für 20 Pf kann man anrufen
auf: und zurückgerufen werden.
Ist die Bundesregierung bereit, in allen öffentlichen Telefon-
zellen die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß
Benutzer der Telefonzellen von anderen Fernsprechteilnehmern
in den Telefonkabinen angerufen werden können?
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, Sie
haben keine Zusatzfragen mehr.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Bundesregie- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
rung zieht eine solche Maßnahme nicht in Erwägung, Fernmeldewesen: Es ist sehr schwierig, das jetzt
weil dafür nach den Erfahrungen der Deutschen im Rahmen der Fragestunde zu klären. Es gibt eine
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Dezember 1970 4879
Ich rufe die Frage 86 des Herrn Abgeordneten Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage.
Storm auf:
Wird die Bundesregierung im Hinblick auf die Erweiterung
der EWG durch den Beitritt skandinavischer Länder die Planun- Storm (CDU/CSU) : Ist die Bundesregierung dann,
gen für die Verkehrsbereiche in Schleswig-Holstein (vor allem wenn weitere Gespräche und Planungen notwendig
Fernstraßenbau, Elektrizifierung der Bundesbahnstrecken, Aus-
bau des- Flughafens Kaltenkirchen, Bau der Fehmarn-Lolland sind, bereit, sich vorher ein wissenschaftliches Gut-
Brücke, Ausbau der Häfen an Nord- und Ostsee bzw, am
Nord-Ostsee-Kanal) überprüfen und evtl. neu gestalten, um achten erstellen zu lassen?
dann der erweiterten „Brückenfunktion" Schleswig-Holsteins
gerecht zu werden?
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Fernmeldewesen: Herr Kollege, alles, was wir pla-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
nen, erfolgt in sehr enger Zusammenarbeit mit wis-
Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, ich wäre dank-
senschaftlichen Instituten. Jede Planung, die z. B. im
bar, wenn ich die Fragen 86 und 87 gemeinsam
Fernstraßenhaushalt, aber auch bei der Deutschen
beantworten könnte.
Bundesbahn für diesen Raum und für diese Zeit vor-
genommen wird, ist wissenschaftlich abgesichert.
Vizepräsident Frau Funcke: Einverstanden. Dazu verpflichtet uns schon die Höhe der Kosten,
Dann rufe ich auch die Frage 87 des Abgeordneten die ja sehr sorgfältig zu prüfen ist, ehe ein Bau-
Storm auf: auftrag vergeben wird.
Wieweit sind dahin gehende Besprechungen schon mit dem
Land Schleswig-Holstein geführt worden?
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Zusatzfrage.
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, alle Planungen des Ich rufe die Frage 88 des Herrn Abgeordneten
Bundes berücksichtigen bereits seit Jahren wegen Erpenbeck auf:
der engen internationalen Verflechtungen in Europa Ist die Bundesregierung bereit, durch Ermäßigung der An-
schlußgebühr und Senkung der Grundgebühr für Telefonan-
die Belange des internationalen Verkehrs. Nichts- schlüsse für alleinlebende ältere Menschen, den Auftrag des
Gesetzgebers aus dem Jahre 1961 zu konkretisieren „Schwierig-
destoweniger ist die Bundesregierung bereit, für den keiten, die durch das Alter entstehen, zu überwinden und
Vereinsamung im Alter zu verhüten" (§ 75 BSHG)?
Fall des Beitritts skandinavischer Länder zur EWG
die von Ihnen angesprochenen Planungen — falls
notwendig — zu überprüfen und zu verbessern. Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Spezielle Besprechungen im Hinblick auf die Er- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, weder die Einrich-
weiterung der EWG sind mit dem Land Schleswig-
tungsgebühren noch die laufenden Grundgebühren
Holstein bisher nicht geführt worden. Allerdings ist
decken die Selbstkosten der Post. Damit stellen sie
darauf hinzuweisen, daß bei allen Planungen des
bereits eine „verbilligte Eintrittskarte" zum öffent-
Bundes, z. B. im Bundesfernstraßenbau und bei der
lichen Fernsprechnetz dar.
Deutschen Bundesbahn, enge Kontakte mit den be-
teiligten Landesverwaltungen gepflogen werden. So Die Deutsche Bundespost ist kraft gesetzlichen
ist z. B. der Bedarfsplan für den Ausbau der Bundes- Auftrags nicht zur Erfüllung allgemeiner Fürsorge-
fernstraßen in enger Zusammenarbeit mit dem maßnahmen berufen. Sie sieht sich als wirtschaft-
Lande Schleswig-Holstein aufgestellt worden. liches Unternehmen deshalb auch nicht in der Lage,
zugunsten bestimmter Personengruppen ganz oder
teilweise auf die Fernsprechgebühren zu verzichten.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage.
Der Bund hat zwar die Gesetzgebungskompetenz
für die Sozialhilfe. Mittel aus dem Bundeshaushalt
Storm (CDU/CSU): Haben Sie bei diesen Planun-
stehen aber leider nicht zur Verfügung, da die
gen auch berücksichtigt, wie man den Engpaß in
Durchführung des Gesetzes bei den Ländern liegt
Hamburg, insbesondere den der Bundesbahn, über-
und die Kommunen Träger der Sozialhilfe sind.
winden kann?
Erpenbeck
gebühren nach dem Bundessozialhilfegesetz ein Mit- Wir kommen zur letzten Frage, der Frage 89 des
tel der Altenhilfe sind, frage ich Sie: glaubt die Herrn Abgeordneten Erpenbeck:
Bundesregierung nicht, daß sie aus diesem Urteil Schließt sich die Bundesregierung der Auffassung an, daß
die verstärkte Einrichtung von Telefonanschlüssen für allein-
Konsequenzen zu ziehen hat? lebende ältere Menschen eine wünschenswerte und notwendige
Hilfe bedeuten würde?