Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht
48. Sitzung
Inhalt:
Zusatzfragen Antwort
Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4895 D BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4902 A
Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ Zusatzfragen
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4896 D Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 4902 B
Zusatztagesordnungspunkt 1: Anlage 4
Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- Mündliche Frage 9
nen der CDU/CSU und der FDP: Bedrohli- Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)
ches Anwachsen linksextremer Straftaten
in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 C00 A Auswirkungen des Sparpakets für Men-
schen mit Behinderungen
Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4915 D
Antwort
Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4917 A Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär
Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 4918 A BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4932 B
Anlage 1 Antwort
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4931 A BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4932 D
Anlage 2 Anlage 7
Mündliche Frage 1 Mündliche Frage 15
Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) Iris Gleicke (SPD)
Ungleichbehandlung unverheirateter ge-
Gewährleistung des EU-Additionalitäts-
genüber verheirateten Paaren bei Arbeits-
prinzips beim Programm „Bürgerarbeit“
losigkeit eines Partners in Bezug auf
ALG II und Krankenversicherung Antwort
Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4933 A
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4931 C
Anlage 8
Anlage 3
Mündliche Frage 18
Mündliche Frage 8 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/
Cornelia Möhring (DIE LINKE) DIE GRÜNEN)
Gesetzlicher Handlungsbedarf zur Vermei- Bewertung des Ökosiegels für den Anbau
dung des Missbrauchs von Leiharbeit von Energiepflanzen
Antwort Antwort
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär Julia Klöckner, Parl. Staatssekretärin
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4932 A BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4933 B
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 V
Anlage 9 Antwort
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär
Mündliche Frage 21 BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934 B
Fritz Rudolf Körper (SPD)
Verzicht auf die Umsetzung von Stationie-
rungsentscheidungen der Bundeswehr bei Anlage 14
nicht begonnenen Baumaßnahmen ange- Mündliche Fragen 26 und 27
sichts der aktuellen Haushaltslage Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/
Antwort DIE GRÜNEN)
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär Im Rahmen der Entschädigungsleistungen
BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4933 C von der Afghanistan Independent Human
Rights Commission vertretene Hinterblie-
bene des Bombardement von Kunduz und
Anlage 10 Rechtmäßigkeit der hierzu vorliegenden
Vollmachten
Mündliche Frage 22
Fritz Rudolf Körper (SPD) Antwort
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär
Auswirkungen des Verzichts auf die für BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934 C
2011 geplante Erhöhung des Weihnachts-
gelds für Beamte auf die Beschäftigen im
Organisationsbereich des BMVg Anlage 15
Antwort Mündliche Frage 28
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär Kai Gehring (BÜNDNIS 90/
BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4933 C DIE GRÜNEN)
Übertragung weiterer Aufgaben aus dem
Anlage 11 Geschäftsbereich des BMFSFJ auf das
Bundesamt für den Zivildienst und Aus-
Mündliche Frage 23 wirkungen auf die Trägerautonomie
Jan van Aken (DIE LINKE)
Antwort
Beteiligung der Fregatte „Hessen“ an der Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
Auftragserfüllung im Indischen Ozean BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934 D
Antwort
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär Anlage 16
BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934 A
Mündliche Frage 29
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/
Anlage 12 DIE GRÜNEN)
Etwaige Zentralisierungsbestrebungen
Mündliche Frage 24
durch Übernahme von Verwaltungsaufga-
Jan van Aken (DIE LINKE)
ben des geplanten öffentlich-rechtlichen
Risiko eines Zwischenfalls mit dem Iran Dienstverhältnisses durch den Bund nach
bei Einfahren des Verbandes um den Flug- § 41 a des Gesetzentwurfs
zeugträger „USS Harry S. Truman“ Antwort
Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4935 B
BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4934 A
Anlage 17
Anlage 13 Mündliche Frage 30
Mündliche Frage 25 Sönke Rix (SPD)
Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ Übernahme neuer Aufgaben im Bundes-
DIE GRÜNEN) amt für den Zivildienst nach Umstruktu-
rierung im Bereich Wehrdienst/Zivildienst
Einsatz von DU-Munition in Afghanistan
durch die US-Streitkräfte und Schutzmaß- Antwort
nahmen für die Soldaten der Bundeswehr Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
und die afghanische Bevölkerung BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4935 C
VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Anlage 18 Antwort
Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär
Mündliche Frage 31 BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4936 D
Sönke Rix (SPD)
Größenordnung der Anzahl der neu begin-
nenden Zivildienstleistenden im Zeitraum Anlage 23
zwischen dem 1. August und dem 31. De- Mündliche Frage 41
zember 2010 Harald Weinberg (DIE LINKE)
Antwort Ausgestaltung des morbiditätsorientierten
Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär Risikostrukturausgleichs
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4935 C
Antwort
Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär
BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4936 D
Anlage 19
Mündliche Frage 34
Caren Marks (SPD) Anlage 24
Antwort Anlage 32
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4938 A Mündliche Frage 58
Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Anlage 28 Bedarf und Sicherstellung des Ausbaus
Mündliche Fragen 53 und 54 altengerechter Wohnungen
Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ Antwort
DIE GRÜNEN)
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär
Umsetzung der Koalitionsvereinbarung BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4939 B
zur Bewältigung des demografischen und
wirtschaftsstrukturellen Wandels sowie des
Klimaschutzes in der Wohnungspolitik; Anlage 33
Umsetzung des CO2-Gebäudesanierungs-
programms trotz Mittelkürzung Mündliche Frage 59
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/
Antwort DIE GRÜNEN)
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4938 B Bauliche Schutzmaßnahmen für die nach
Meinung des Bundesministers für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Anlage 29 Dr. Norbert Röttgen, nicht gegen Flug-
zeugabstürze gesicherten drei Atomkraft-
Mündliche Frage 55 werke, insbesondere im Fall einer Laufzeit-
Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ verlängerung
DIE GRÜNEN)
Antwort
Kompensierung der Kürzung der KfW- Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
Mittel für das CO2-Gebäudesanierungs- BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4939 D
programm mit Mitteln aus dem Europäi-
schen Fonds für regionale Entwicklung
Antwort Anlage 34
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär Mündliche Fragen 60 und 61
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4938 C Dorothée Menzner (DIE LINKE)
Vorbereitungen eines Langzeitsicherheits-
Anlage 30 nachweises im BMU zum Verbleib des in
der Asse eingelagerten radioaktiven Mülls;
Mündliche Frage 56 wissenschaftlicher Beleg der Eignung von
Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ Salz für die Endlagerung von Atommüll
DIE GRÜNEN)
Antwort
Bundesmittel für das CO2-Gebäudesanie- Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
rungsprogramm im Jahr 2011 sowie vorge- BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4940 A
sehene mittelfristige Finanzplanung
Antwort
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär Anlage 35
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4938 D
Mündliche Frage 62
Sevim Dağdelen (DIE LINKE)
Anlage 31 Konsequenzen aus der Studie des Paritäti-
Mündliche Frage 57 schen Gesamtverbands zu den Bildungs-
Dr. Marlies Volkmer (SPD) chancen von Migrantinnen und Migranten
im Hinblick auf die Ziele des Nationalen
Geplante Lockerung des Nachtflugverbots Integrationsplans
Antwort Antwort
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4939 A BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4940 C
VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Anlage 36 Antwort
Cornelia Pieper, Staatsministerin
Mündliche Fragen 63 und 64 AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4942 B
Klaus Brandner (SPD)
Etwaige Haushaltskonsolidierung auch bei
Titeln im Etat des Auswärtigen Amtes mit Anlage 41
engem Bezug zu Maßnahmen der Bildung
und Forschung Mündliche Fragen 72 und 73
Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE)
Antwort
Cornelia Pieper, Staatsministerin Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen
AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4941 A mit Island und Bedeutung des Icesave-
Streits
Antwort
Anlage 37
Cornelia Pieper, Staatsministerin
Mündliche Frage 65 AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4942 C
Ulla Schmidt (Aachen) (SPD)
Berücksichtigung der Auswirkungen von
Anlage 42
Wechselkursschwankungen auf ausfüh-
rende Organisationen und Mittlerorganisa- Mündliche Frage 74
tionen bei der Haushaltsaufstellung des Sevim Dağdelen (DIE LINKE)
Auswärtigen Amtes
Einstellung der humanitären Hilfe für die
Antwort
Opfer des Westsahara-Konflikts 2006 und
Cornelia Pieper, Staatsministerin
Beurteilung der derzeitigen Lage für die
AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4941 B sahrauischen Flüchtlinge
Antwort
Anlage 38 Cornelia Pieper, Staatsministerin
AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4942 D
Mündliche Fragen 66 und 67
Dr. Rolf Mützenich (SPD)
Auswirkungen von Wechselkursschwan- Anlage 43
kungen auf die Aufstellung des Etats des
Auswärtigen Amtes Mündliche Fragen 75 und 76
Christian Lange (Backnang) (SPD)
Antwort
Cornelia Pieper, Staatsministerin Maßnahmen gegen den Antisemitismus im
AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4941 C Internet
Antwort
Anlage 39 Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär
BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4943 A
Mündliche Fragen 68 und 69
Günter Gloser (SPD)
Neuausrichtung der Botschaftsaufgaben Anlage 44
der EU-Mitgliedstaaten im Zuge der Haus- Mündliche Frage 77
haltskonsolidierung Ute Kumpf (SPD)
Antwort
Cornelia Pieper, Staatsministerin Lösung des Dilemmas gemeinnütziger Kör-
AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . perschaften hinsichtlich des Gebots einer
4942 A
zeitnahen Mittelverwendung nach § 55
Abs. 1 Nr. 5 der Abgabenordnung und
möglicher Rückforderungen empfangener
Anlage 40
Spenden durch Insolvenzverwalter; Effek-
Mündliche Fragen 70 und 71 tivierung der Beantwortung ressortüber-
Johannes Pflug (SPD) greifender Anfragen
Auswirkungen der Haushaltskonsolidie- Antwort
rung auf den Haushaltstitel 687 79 – Stabi- Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär
litätspakt Afghanistan BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4943 B
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 IX
Anlage 45 Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär
Mündliche Frage 78 BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944 C
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Anordnung von Sicherungsverwahrung Anlage 50
nach dem von der Bundesministerin für Mündliche Fragen 83 und 84
Justiz vorgestellten Konzept Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/
Antwort DIE GRÜNEN)
Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär Ertragsteuerliche Behandlung von Wert-
BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4943 D papierleihgeschäften
Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär
Anlage 46
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944 D
Mündliche Frage 79
Hans-Joachim Hacker (SPD)
Anlage 51
Kritik aus Wirtschaftsverbänden an der
geplanten nationalen Luftverkehrsabgabe Mündliche Frage 85
für Passagiere sowie Verhinderung negati- Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/
ver Auswirkungen auf Flughäfen und DIE GRÜNEN)
Fluglinien Abschluss einer Honorarvereinbarung mit
Antwort dem Notar Jacques Delvaux im Rahmen
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär der Einrichtung eines europäischen Stabili-
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944 A sierungsmechanismus
Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär
Anlage 47 BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4945 B
Mündliche Frage 80
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/
Anlage 52
DIE GRÜNEN)
Mündliche Frage 86
Zukünftiger Umgang mit der Steuerbe- Hans-Joachim Hacker (SPD)
günstigung für Agrardiesel
Pläne für die Kürzung der Mittel für die
Antwort regionale Wirtschaftsförderung und Aus-
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär wirkungen auf den Tourismusbereich
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944 B
Antwort
Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
Anlage 48 BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4945 C
Mündliche Frage 81
Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ Anlage 53
DIE GRÜNEN)
Mündliche Frage 87
Aufhebung der Haushaltssperre für das Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)
Marktanreizprogramm Auswirkungen des Sparpakets für den
Antwort Tourismus
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär Antwort
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4944 B Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4945 D
Anlage 49
Mündliche Frage 82 Anlage 54
Marco Bülow (SPD) Mündliche Fragen 88 und 89
Ulla Lötzer (DIE LINKE)
Vorlage und Umsetzung der Ergebnisse der
Gemeindefinanzkommission zur Neuord- Verletzung europäischen Vergaberechts
nung der Kommunalfinanzen beim Bau der Hallen 15 bis 18 der Koeln-
X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Anlage 55 Anlage 58
Mündliche Fragen 90 und 91 Mündliche Frage 95
Doris Barnett (SPD) Marco Bülow (SPD)
Kürzungen bei der Mittelausstattung für Zusammenhang zwischen der Einführung
die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung einer Steuerbelastung der Kernenergie-
der regionalen Wirtschaftsstruktur“ im wirtschaft und einer eventuellen Laufzeit-
Zuge der geplanten Sparmaßnahmen und verlängerung für Atomkraftwerke sowie
Auswirkungen auf die mittelständische Verrechnung dieser Steuermehreinnahmen
Wirtschaft Antwort
Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4947 B
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4946 A
Anlage 59
Anlage 56 Mündliche Frage 96
Mündliche Frage 92 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/
Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
DIE GRÜNEN) Bewertung der Finanzgeschäfte der Deut-
Vorliegende Projektanträge für eine Förde- schen Bank mit Streumunition herstellen-
rung durch Einnahmen aus dem Emis- den Firmen als Verstoß gegen das Kriegs-
sionshandel sowie Einreichung bei der waffenkontrollgesetz
Europäischen Investitionsbank und der Antwort
EU-Kommission Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
Antwort BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4947 C
Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4946 C
Anlage 60
Mündliche Frage 97
Anlage 57 Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Mündliche Fragen 93 und 94
Manfred Nink (SPD) Stellenwert einer EU-Finanzierung von
Energieeffizienzprojekten in Städten
Umsetzung der EU-Leitinitiative „Eine
Industriepolitik für das Zeitalter der Glo- Antwort
balisierung“ zur Modernisierung der in- Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär
dustriellen Basis, zur Verbesserung der BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4947 D
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4889
(A) (C)
Redetext
48. Sitzung
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Wir führen mit diesem Programm Erfahrungen mit
Einen schönen guten Tag, liebe Kolleginnen und Kol- unterschiedlichen Instrumenten zusammen. Dazu gehört
legen! Die Sitzung ist eröffnet. die sogenannte Potenzialanalyse in Klasse 7, also zu ei-
nem frühen Zeitpunkt, nicht erst kurz vor dem Ab-
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: schluss. Es handelt sich nicht um eine Analyse der
Schwächen, sondern um eine Analyse der Stärken, des
Befragung der Bundesregierung Potenzials des jeweiligen Schülers und der jeweiligen
Schülerin. Auf dieser Grundlage wird ein individuelles
Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka- Förderprogramm vereinbart.
binettssitzung mitgeteilt: Abschluss und Anschluss –
Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss. Dazu gehört insbesondere die Berufsorientierung. Bei
Modellversuchen hat sich herausgestellt, dass Jugendli-
Das Wort für die einleitende fünfminütige Berichter- che, die in unterschiedlichen Berufsfeldern Erfahrungen
(B) stattung hat die Bundesministerin für Bildung und For- sammeln können, eine Ermutigung für weiteres Lernen (D)
schung Frau Dr. Annette Schavan. erfahren. Ebenfalls dazu gehört die Begleitung durch
den Berufseinstiegsbegleiter bis in das erste Ausbil-
Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil- dungsjahr hinein. Wir werden noch im Laufe des Jahres
dung und Forschung: zunächst insgesamt 500 Stellen für Berufseinstiegsbe-
gleiter schaffen; im kommenden Jahr folgen weitere
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen
700 Stellen; 1 000 solcher Stellen sind bereits geschaf-
und Kollegen! Meine Damen und Herren! Das Kabinett
fen. Mit Blick auf die Begleitung von Jugendlichen im
hat sich heute mit den Schritten der Umsetzung eines
ersten Ausbildungsjahr werden zusätzlich ehrenamtlich
Sonderprogramms beschäftigt, das einem bildungspoliti-
tätige Begleiter eingesetzt werden, von denen sich jeder
schen Schwerpunkt der Bundesregierung dient, nämlich
um einen einzigen Jugendlichen kümmert. Hier ist vor
Jugendliche, die in der Gefahr sind, keinen Schulab-
allen Dingen an Jugendliche mit einem außerordentlich
schluss zu machen, besser zu fördern und zu begleiten.
schwierigen Umfeld, aus schwierigsten familiären Ver-
Damit wollen wir, wie wir es uns zwischen Bund und
hältnissen gedacht, also kurz gesagt an Jugendliche, die
Ländern vorgenommen haben, Sorge dafür tragen, dass
kaum einen Erwachsenen an der Seite haben, der sie in
jeder Jugendliche einen Schulabschluss macht.
dieser außerordentlich wichtigen Phase begleitet.
Das Programm basiert auf gemeinsamer Arbeit, auf Alle Experten – wir haben mit vielen Experten da-
einem Konzept, das von Bund und Ländern verabschie- rüber diskutiert, vor allen Dingen von der Bundesanstalt
det worden ist. Bereits beim Dresdner Bildungsgipfel für Arbeit und vom Bundesministerium für Arbeit und
gab es den Auftrag, ein solches Konzept zu erarbeiten. Soziales – sind davon überzeugt: Das ist eine neue Qua-
Dem Konzept liegt die Analyse zugrunde, dass die größ- lität im Übergangssystem, weil ein stark personaler Fak-
ten Probleme im Bildungssystem in den Übergängen ste- tor hinzukommt, weil sich die Jugendlichen damit in ei-
cken, in diesem Fall in dem Übergang von der Schule in nem Prozess der Begleitung befinden, durch den ihnen
die Ausbildung. Deshalb auch der Begriff „Abschluss eine individuelle Beratung ermöglicht wird.
und Anschluss“: Es geht darum, Sorge dafür zu tragen,
dass Jugendliche, die sich mit dem Schulabschluss Die Maßnahme kann im November starten. Das Kabi-
schwertun, die für eine Ausbildung keine ausreichenden nett hat heute die Freigabe der entsprechenden Verwal-
Leistungen nachweisen können, nicht einfach weiter zur tungsvereinbarung mit der Bundesagentur für Arbeit be-
Schule geschickt werden; darüber ist in diesem Hohen schlossen. Ich bin davon überzeugt, dass damit ein erster
Hause mehrfach diskutiert worden. Diese Jugendlichen zentraler Schritt getan ist, um das Übergangssystem neu
bekommen künftig eine individuelle Unterstützung. zu ordnen. Sowohl das Arbeitsministerium und das Bil-
4890 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf: (C)
dung und Forschung:
Fragestunde
Neben den hauptamtlichen Begleitern wird es ehren- – Drucksachen 17/2059, 17/2111 –
amtliche Begleiter geben, nicht so sehr für die Phase der
Schulzeit, sondern für die Begleitung insbesondere nach Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziffer 10
dem ersten Ausbildungsjahr, also gleichsam eine Beglei- Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde die dringliche
tung mit Blick auf die Kontinuität des Ausbildungsver- Frage 1 der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink auf
hältnisses. Diese ehrenamtlichen Begleiter können sich Drucksache 17/2111 auf:
beim Senior-Experten-Service bewerben, der ja bereits Was plant die Bundesregierung sofort zu tun, um im Falle
existiert. Das Arbeitsministerium ist mit einbezogen. Es einer Insolvenz der City BKK oder der BKK Heilberufe oder
ist in der Tat interessant, dass sich schon am Tag der beider Betriebskrankenkassen, von der verschiedene Zeitun-
gen (Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, Handelsblatt und an-
Pressekonferenz eine Menge älterer Menschen oder Se- dere) am 14. Juni 2010 berichteten, den Verbund der Betriebs-
nioren gemeldet haben, die zum Teil eine pädagogische krankenkassen durch die Haftung für die Insolvenz nicht
Qualifikation besitzen oder auf eine pädagogische Lauf- selbst in Bedrängnis zu bringen und einen Dominoeffekt in-
bahn oder eine Ausbilderlaufbahn zurückblicken und nerhalb der gesetzlichen Krankenkassen zu verhindern?
nun sagen: Hier würde ich mich gerne engagieren. – Ich Es geht um den Geschäftsbereich des Bundesministe-
finde, das ist eine gute Ergänzung und ermöglicht uns, riums für Gesundheit. Der Parlamentarische Staatssekre-
nicht am Tag des Beginns der Ausbildung aufzuhören, tär Daniel Bahr steht zur Beantwortung bereit.
sondern sehr individuell etwas für die Kontinuität der
Ausbildung zu tun, weil sich ein Begleiter um einen Ju- Bitte, Herr Staatssekretär.
gendlichen kümmert.
Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: ter für Gesundheit:
Die letzte Frage kommt von Frau Sager. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin
Klein-Schmeink, die Bundesregierung sieht derzeit kei-
nen gesetzlichen Handlungsbedarf. Akut von einer
Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Schließung bedroht ist nach unseren Erkenntnissen nur
Frau Ministerin, die Risikogruppe, über die wir spre- die City BKK, da Bemühungen, eine Vereinigung dieser
chen, wird zum Teil mit Mitteln der Bundesagentur für Krankenkasse mit anderen Krankenkassen herbeizufüh-
Arbeit – ich nenne als Stichworte das Nachholen eines ren, keinen Erfolg gehabt haben. Bei anderen Betriebs-
Hauptschulabschlusses oder die Berufsausbildungsbei- krankenkassen ist die Finanzlage als nicht so vergleich-
(B) hilfe – gefördert. Nun haben wir aber erfahren, dass es bar kritisch anzusehen wie bei der City BKK. Außerdem (D)
im Rahmen des Sparpakets der Bundesregierung erhebli- ist es nicht ausgeschlossen, dass bei diesen Krankenkas-
che Einsparungen im Bereich der aktiven Arbeitsmarkt- sen eine Vereinigung mit einer anderen Betriebskranken-
politik geben soll. Die Rede ist von 16 Milliarden Euro kasse zustande kommt. Das im Fall einer Schließung der
bis 2014. Jetzt stellt sich die Frage: Werden die Maßnah- City BKK von den übrigen Betriebskrankenkassen zu
men für die Risikogruppe, über die wir reden, von diesen tragende Haftungsvolumen dürfte nicht zu einer Über-
Einsparungen betroffen sein? Kann das Bundesbildungs- forderung des Systems der Betriebskrankenkassen füh-
ministerium etwas dafür tun, dass sich die Chancen die- ren. Der BKK-Bundesverband prüft derzeit zusammen
ser Risikogruppe, einen Hauptschulabschluss nachzuho- mit den Landesverbänden der Betriebskrankenkassen
len, nicht verschlechtern? eine tragfähige Umsetzung.
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
(B) Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Bundesministerin für Arbeit und Soziales: (D)
Das werden wir sehen, wenn die Ergebnisse vorlie- Zur Interpretation von „unsachgerechtem Einsatz“
gen. Zunächst einmal müssen wir die Vorbereitungen von Leiharbeit darf ich Ihnen sagen: Die Entscheidung
treffen, um das entsprechend zu gestalten. Wir werden darüber, wann der Einsatz von Zeitarbeit in einem Unter-
uns darum bemühen, die Punkte besonders aufmerksam nehmen nicht mehr sachgerecht ist, hängt von sehr vie-
zu verfolgen, die ich vorher genannt habe. len Faktoren ab. Dabei spielt neben der Beachtung des
rechtlichen Rahmens des Einsatzes insbesondere die un-
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sagen ternehmerische Entscheidung eine Rolle, mit welchem
Sie noch etwas dazu, ob es Nachkontrollen vor Personaleinsatz die unternehmerischen Ziele verfolgt
Ort gibt?) werden sollen. Sofern der Einsatz von Zeitarbeit aller-
dings dazu genutzt wird, um Stammbelegschaften syste-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: matisch zu ersetzen – um damit ganz konkret auf Ihre
Sie dürfen nicht mehr fragen, weil Sie nur zwei Nach- Frage zu antworten –, entspricht das nicht den Intentio-
fragen stellen dürfen. nen des Gesetzgebers. Ein solcher Personaleinsatz kann
nicht als sachgerecht angesehen werden.
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Ich kann das gern noch vervollständigen. Natürlich Sie haben eine Nachfrage. Bitte sehr.
wird es verstärkt Nachkontrollen geben.
Heidrun Dittrich (DIE LINKE):
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Vielen Dank zunächst für die Beantwortung der
Frage. – Meine Nachfrage lautet: Welche Handlungs-
Frau Krellmann, bitte.
möglichkeiten bestehen unter den derzeitigen Bedingun-
gen für die Beschäftigten – das sind Leiharbeitskräfte
Jutta Krellmann (DIE LINKE): und Beschäftigte im Entleihbetrieb –, weiterhin für Be-
Sehr geehrter Herr Fuchtel, meine erste Frage lautet: triebsräte, Gewerkschaften oder auch für die Bundes-
War die Strafe von 500 000 Euro, von der Sie gerade ge- agentur für Arbeit, um gegen einen unsachgerechten
sprochen haben, das Ergebnis eines Verstoßes oder das Einsatz von Leiharbeit, nämlich die systematische Erset-
Ergebnis einer Summe von Verstößen? Wenn es ein ein- zung der Stammbelegschaft, vorzugehen? Erachtet die
zelner Verstoß war, würde mich interessieren, aus wel- Bundesregierung diese als ausreichend?
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4899
(A) Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: (C)
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Eine Nachfrage der Kollegin Zimmermann.
Das ist ein ganzes Bündel von Einzelpunkten.
Sabine Zimmermann (DIE LINKE):
Erstens zu den Möglichkeiten des Arbeitnehmers: Er
Danke schön. – Herr Staatssekretär, ich finde es gut,
kann sich an die Agentur wenden und auf entsprechende
dass wir uns heute so intensiv mit dem Thema Leiharbeit
Situationen hinweisen.
beschäftigen. Sie haben davon gesprochen, dass es in
Zweitens. Was vonseiten der Agenturen getan werden den Leiharbeitsfirmen viele Kontrollen gibt. Angesichts
kann, habe ich vorhin schon aufgezeigt. der Tatsache, dass 95 Prozent der Leiharbeiterinnen und
Leiharbeiter zum Lohn für Helfertätigkeiten arbeiten,
Das sind im Wesentlichen die Möglichkeiten, wie hier obwohl sie eine Facharbeiterausbildung haben und dem-
agiert werden kann und auch in der Praxis agiert wird. entsprechend eingesetzt werden, muss ich Sie fragen, ob
auch Sie der Meinung sind, dass es zu wenige Kontrol-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: len gibt.
Sie haben eine zweite Nachfrage.
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
Heidrun Dittrich (DIE LINKE): Zur Intensivierung der Kontrollen steht den Arbeits-
Welche konkreten gesetzgeberischen Änderungen plant agenturen zusätzliches Personal zur Verfügung. Dies
denn die Bundesregierung, um den unsachgemäßen Ein- zeigt schon Wirkung. Ich habe vorhin die Zahlen vorge-
satz von Leiharbeit zu verhindern? Können Sie bitte dar- lesen. Fast 10 Prozent der Betriebe werden jedes Jahr ge-
stellen, wieso der Presse, zum Beispiel einem Artikel im prüft. Das ist schon eine sehr beachtliche Zahl. Der über-
Tagesspiegel, bereits am 12. Juni zu entnehmen war, wiegende Teil der Unternehmen in diesem Sektor
dass es Diskussionsvorschläge zur Änderung des Arbeit- beachtet die Vorschriften. Es ergibt also keinen Sinn, alle
nehmerüberlassungsgesetzes gibt, diese Information Unternehmen jedes Jahr nur um der Prüfung willen zu
aber nicht den Abgeordneten zur Verfügung gestellt überprüfen.
wurde.
Wenn man allerdings feststellen sollte, dass sich ein
erhöhter Prüfbedarf ergibt, dann sollte die Anzahl der
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der Prüfungen erhöht werden. Es ist ganz klar, dass hier, so-
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: bald Bedarf besteht, gehandelt werden muss. Dieser
(B) In Ihrer Frage schwingt ein wenig ein Vorwurf mit; Aufgabe muss nachgekommen werden. (D)
diesen möchte ich als Erstes einmal ausräumen. Das
Ministerium sieht sich veranlasst, in Überlegungen ein- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
zutreten, wie man auch im gesetzlichen Bereich weiter- Frau Krellmann, bitte.
gehende Regelungen treffen könnte. Dazu besteht auch
aus anderen Gründen Anlass, weil eine europäische
Jutta Krellmann (DIE LINKE):
Richtlinie kommen und dadurch im nächsten Jahr in Eu-
ropa noch mehr Freizügigkeit gelten wird. Vielen Dank. – Ich möchte anknüpfen an Ihre Ant-
wort auf die Frage meiner Kollegin Heidrun Dittrich, die
Nun zum Ablauf: Dieser erste Diskussionsentwurf, richtigerweise gesagt hat, dass es anscheinend einen Dis-
der zunächst einmal keinerlei weitergehende Verbind- kussionsentwurf gibt – auch ich habe das gelesen –, den
lichkeit besitzt, als dass entsprechende Überlegungen im die Presse zwar kennt, aber den wir als Parlamentarier
Ministerium angestellt wurden, soll nun in einem weite- nicht kennen, was ich persönlich ausgesprochen schade
ren Bereich besprochen werden. In einer zweiten Phase finde. Da es also kein Geheimnis ist, kann man hier auch
wird dies sicherlich in einen Referentenentwurf münden, darüber reden. Daher hätte ich von Ihnen gerne gewusst,
der dann, wie üblich, in das Gesetzgebungsverfahren wie Sie diesen Drehtüreffekt in Ihrem Gesetzentwurf be-
eingebracht wird. So weit sind wir allerdings im Augen- handeln wollen.
blick noch nicht. Wir stehen ganz am Anfang der Über-
legungen. Diese Überlegungen haben zum Ziel, dort, wo Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
der Tarifvertrag notwendige Regelungen nicht enthält, Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
weitergehende rechtliche Regelungen zu treffen, die in Ich gehe davon aus, dass Ihnen parlamentarische Ab-
mehreren Bereichen angesiedelt sein werden. Damit tra- läufe bekannt sind. Auch Sie würden dann, wenn Sie
gen wir der Bedeutung der Gesamtmaterie Rechnung. Es neue Konzeptionen auf den Weg bringen wollen, erst
geht dabei auch um den sogenannten Drehtüreffekt, den einmal eine Diskussionsgrundlage schaffen. Auch das
wir im Fall von Schlecker kennengelernt haben. Dieser Ministerium muss zunächst einmal diese Grundlage
Effekt muss unbedingt vermieden werden. Wir müssen schaffen. Ich halte es für wichtig, dass dies zum jetzigen
zum Beispiel Maßnahmen ergreifen, um die Verleihar- Zeitpunkt geschieht. Man hätte sich auch andere Hand-
beit auf eine noch sicherere Grundlage zu stellen und lungsszenarien vorstellen können, bei denen ein entspre-
entsprechend abzugrenzen. chendes Ergebnis noch lange auf sich warten ließe.
(Heidrun Dittrich [DIE LINKE]: Der Vorwurf Diese Regierung ist sich ihrer Verantwortung in die-
ist gar nicht ausgeräumt worden!) sem Bereich bewusst. Deswegen legt meine Ministerin
4900 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der hält. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass es dann zu (C)
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: einer Ausweitung der befristeten Arbeitsverhältnisse
Es geht nochmals um das Thema Schlecker, das sage kommen wird, das heißt, dass wir durch die Leiharbeits-
ich auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer auf der firmen ein anderes Phänomen erreichen werden?
Tribüne. – Ich beantworte die Frage wie folgt: Erstens.
Der Bundesregierung ist eine unmittelbare Beteiligung Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
der Unternehmen Schlecker e. K. oder Schlecker XL Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
GmbH an der Gründung des Zeitarbeitsunternehmens Ich möchte keine weitgehenden Prognosen darüber
Meniar nicht bekannt. Zweitens. Bekannt ist, dass perso- abgeben, was auf der Welt noch alles passieren kann. Ich
nelle Verbindungen bestanden haben und dass eine Ge- sage nochmals: Wir gehen dieses Thema an, weil es für
schäftsbeziehung zwischen Schlecker XL GmbH und eine beachtliche Zahl von Arbeitnehmerinnen und Ar-
Meniar bestanden hat. beitnehmern wichtig ist. Wir werden in diesem Zusam-
Sie fragen nach dem Prüfungsumfang der Bundes- menhang abklären, welche Wirkungen Leiharbeit haben
agentur für Arbeit hinsichtlich der Erlaubnis für die ge- kann. Sollte es zu einem Gesetzgebungsprozess kom-
werbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung nach dem AÜG. men, wird man noch einmal darüber diskutieren, was in
Ich kann Sie in zweierlei Hinsicht beruhigen. Erstens be- welchem Umfang zu tun ist.
zieht sich die Prüfung der gewerberechtlichen Zulässig-
keit unter anderem auch auf die ordnungsgemäße Abfüh- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
rung von Steuern und Sozialabgaben sowie die Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Krellmann auf:
Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften durch den Wenn nach eigener Definition der Bundesregierung der
Verleiher. Zweitens prüft die Bundesregierung zusätzlich missbräuchliche Einsatz von Zeitarbeit dort vorliegt, „wo
zu der von den Tarifvertragsparteien der Zeitarbeit ver- Zeitarbeit dazu genutzt wird, systematisch Stammbeschäftigte
durch Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmer zu erset-
einbarten Antimissbrauchsklausel Inhalte einer gesetzli- zen, um die Arbeitsbedingungen der Einsatzbranche zu umge-
chen Regelung. Ich habe das eben ausgeführt. Ich habe hen und sich den Pflichten eines verantwortungsvollen Ar-
wiederholt dargestellt, dass diese Prüfungen innerhalb beitgebers zu entziehen“ (Antwort der Bundesregierung auf
der Bundesregierung bislang noch nicht abgeschlossen die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke vom 8. April 2010
sind. „Leiharbeit in Krankenhäusern“ auf Bundestagsdrucksache
17/1321), trifft es dann zu, dass aufgrund der Tatsache, dass
die Personalservice GmbH, PSG, als hausinterne Leiharbeits-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: firma und 100-prozentige Tochter des Universitätsklinikums
Essen rund 300 Beschäftigte, die bei der PSG angestellt sind,
Sie haben eine Nachfrage? – Bitte schön. an das Mutterunternehmen verleiht und diese dort bis zu
30 Prozent weniger Lohn als Festangestellte für die gleiche
(B) Arbeit, sechs Tage weniger Urlaub, keine betriebliche Alters-
(D)
Sabine Zimmermann (DIE LINKE):
vorsorge und keine Jahressonderzahlung erhalten und dass
Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Fuchtel, wir Beschäftigte mit einem zuvor befristeten Vertrag mit dem
beschäftigen uns schon seit November letzten Jahres mit Universitätsklinikum nach dessen Auslaufen nur ein Angebot
der Firma Schlecker, und ich möchte auch nicht nachlas- über die PSG als Leiharbeitskraft bekommen, es sich gemes-
sen an der Definition der Bundesregierung hierbei um einen
sen. Ist der Firma Meniar die Genehmigung entzogen missbräuchlichen Einsatz von Zeitarbeit handelt?
worden? Es ist wichtig, zu wissen, dass es sittenwidrig
war, die Kolleginnen und Kollegen zu entlassen und
über die Leiharbeitsfirma wieder bei Schlecker einzu- Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
führen. Falls die Genehmigung nicht entzogen worden Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
ist, stellt sich die Frage, wie Sie die Wiederholung eines Diese Frage beantworte ich wie folgt: Was die unter-
solchen Vorgangs zukünftig verhindern wollen. nehmerische Motivation des geschilderten Einsatzes der
Zeitarbeit am Universitätsklinikum Essen betrifft, ist der
Bundesregierung Näheres nicht bekannt. Dass es darum
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der geht, die Arbeitsbedingungen in Einsatzbranchen zu um-
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: gehen und sich den Pflichten eines verantwortungsvollen
Ich kann Ihnen im Augenblick keinen weiteren Sach- Arbeitgebers zu entziehen, kann daher nicht bestätigt
stand darstellen. Ich verweise auf das, was ich eben aus- werden.
geführt habe. Sie können sicher sein, dass das Ministe-
rium gerade diesen Vorgang besonders im Blick hat. Ich
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
darf darauf hinweisen, dass die Ministerin umgehend ak-
Eine Nachfrage? – Bitte sehr.
tiv geworden ist, nachdem dem Bundesministerium der
Vorgang in seiner gesamten Breite bekannt wurde.
Jutta Krellmann (DIE LINKE):
Vielen Dank. – Wissen Sie, es fällt mir schwer, das so
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
zu akzeptieren, weil das ziemlich allgemein ist. Das ist
Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte schön. irgendwie gar keine Antwort. Sie erklären hier, dass sich
Ihr Ministerium mit den Themen „Meniar“ und „Schle-
Sabine Zimmermann (DIE LINKE): cker“ beschäftigt. Über Schlecker hat ganz Deutschland
Sie sprechen davon, dass Drehtüreffekte verhindert geredet. Da hätte es für Sie doch interessant sein müssen,
werden sollen, indem ein Leiharbeiter nach dem Equal- zu untersuchen – Sie bekommen sicher auch Schreiben
Pay-Prinzip den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit er- von vielen anderen –, wo denn noch Missbrauch und
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4903
Jutta Krellmann
(A) Verstöße stattfinden. Haken Sie denn als Ministerium da Jutta Krellmann (DIE LINKE): (C)
nicht nach, um zu schauen, was dort konkret passiert? Ich gebe Ihnen gerne eine Kopie.
Stellen Sie nicht die Fragen: Was läuft da möglicher-
weise an uns vorbei? Müssen wir das vielleicht im Inte-
resse der Menschen, aber auch im Interesse der Sozial- Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
kassen in unseren Gesetzentwurf aufnehmen? An dieser Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
Stelle reden wir ja auch über den Niedriglohnbereich, Wir werden uns das nächste Mal darüber unterhalten.
über Aufstocker usw. Insoweit werden wir diese Fragen aufklären können.
(A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: gangen sind. Wir haben aber sehr wohl Zahlen. Was sol- (C)
Wir kommen zur Frage 7 der Abgeordneten len das Parlament und die Bürger davon halten, dass sich
Krellmann: die Bundesregierung nur mit dem Auswuchs von Miss-
Welcher Unterschied besteht nach Ansicht der Bundesre- brauch bei Schlecker – den Missbrauch bei einer anderen
gierung zwischen dem Einsatz von Zeitarbeit beim Universi- Firma geben Sie ja nicht zu – befassen möchte? Sollen
tätsklinkum Essen und deren hausinterner Leiharbeitsfirma, die Bürger denken, dass das bei dem einen Fall nur
PSG, wo Neueinstellungen und die Beschäftigung von Perso- exemplarisch ist und Sie ansonsten sagen: „Das ist zwar
nen mit einem befristeten Vertrag mit dem Universitätsklini-
kum nach dessen Auslaufen häufig nur noch zu deutlich nicht schön, aber alles andere nehmen wir mit in Kauf“?
schlechteren Bedingungen über die Leiharbeitsfirma PSG er-
folgen, und den von der Bundesministerin für Arbeit und So- Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
ziales, Dr. Ursula von der Leyen, auf dem Bundeskongress
des Deutschen Gewerkschaftsbundes, DGB, am 19. Mai 2010 Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
geschilderten Fällen, wonach „Stammbelegschaften rausge- Sie unterschätzen die Bundesregierung gewaltig. Der
schmissen“ werden und folgende Situation besteht: „Über die Bundesregierung liegt natürlich daran, dass wir durch
Leiharbeit wird die Stammbelegschaft ersetzt, wie das bei eine entsprechende Gesetzgebung Vorgänge ausschlie-
Schlecker der Fall gewesen ist, und zwar zu kleineren Löh-
nen, zu schlechteren Arbeitsbedingungen. Wir sehen jetzt in
ßen, die nach unseren Vorstellungen von dem, was Leih-
einem großen Gesundheitsunternehmen, dass junge Menschen arbeit sein soll, nicht akzeptabel sind.
ausgebildet werden, ihnen anschließend aber gesagt wird: Wir
haben für euch in diesem Unternehmen keine Anstellung. Da Sie immer leicht suggestiv solche Hinweise ge-
Aber wenn ihr zu der Zeitarbeitsfirma geht, dann könnt ihr ben, möchte ich dazu sagen, dass man diesen Diskus-
über die Zeitarbeit zu schlechteren Löhnen und schlechteren sionsprozess miteinander führen sollte und jeder hier im
Bedingungen hier wieder eingestellt werden“? Parlament die Möglichkeit hat, sich daran zu beteiligen.
Das kann man dann tun, wenn der Gesetzentwurf da ist.
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der Diese Stunde ist noch nicht gekommen. Ich bitte Sie,
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: sich noch etwas zu gedulden. Wir werden hier noch in-
Ich darf Ihnen wie folgt antworten: Erstens. Die Bun- tensiver über dieses Thema sprechen. Eine vorwegge-
desministerin hat auf dem DGB-Bundeskongress deut- nommene Gesetzesberatung am heutigen Tag ist mir
lich gemacht, dass sie eine gesetzliche Regelung zur nicht möglich und auch nicht Sinn einer Fragestunde.
Verhinderung des Missbrauchs des arbeitsmarktpoliti-
schen Instruments Zeitarbeit für erforderlich hält. Zwei- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
tens. Die Bundesarbeitsministerin setzt sich dafür ein, Vielen Dank. – Die Frage 8 der Kollegin Cornelia
bei einer solchen Regelung die Belange von Auszubil- Möhring wird schriftlich beantwortet, ebenso wie die
denden nach bestandener Ausbildung zu berücksichti- Frage 9 des Abgeordneten Seifert.
(B) gen. (D)
Ich rufe die Frage 10 der Kollegin Katja Mast auf, die
jetzt beantwortet wird:
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Eine Nachfrage? – Bitte schön. In welchem Umfang sind angesichts der beabsichtigten
Mittelkürzungen sowie angesichts bestehender Vorbindungen
im nächsten Jahr noch Neubewilligungen für arbeitsmarkt-
Jutta Krellmann (DIE LINKE): politische Maßnahmen möglich, und wie stellt sich die Lage
jeweils in den Rechtskreisen des Zweiten und Dritten Buches
Vielen Dank. – Ich frage ganz konkret: Ist es Miss- Sozialgesetzbuch dar?
brauch, was im Universitätsklinikum Essen und in vielen
anderen ähnlichen Fällen stattgefunden hat, oder nicht?
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
Bundesministerin für Arbeit und Soziales:1)
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der Frau Kollegin Mast, ich darf die Frage wie folgt be-
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: antworten:1)
Ich kann Ihnen aufgrund der Beratungslage im Au-
genblick keine weitergehenden Ausführungen dazu ma- Erstens. Welche Pflichtleistungen der aktiven Ar-
chen als die, die ich gerade zu dem Thema gemacht beitsförderung in Ermessensleistungen umgewandelt
habe. werden, wird im Zusammenhang mit der für das Jahr
2011 vorgesehenen Neuausrichtung der arbeitsmarkt-
politischen Instrumente geprüft werden; ich denke, das
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
war schon heute Vormittag Gegenstand unserer Beratun-
Eine weitere Nachfrage von Frau Dittrich. gen im Ausschuss und ist von meiner Ministerin auch
dort so dargestellt worden. Aussagen zu einzelnen In-
Heidrun Dittrich (DIE LINKE): strumenten sind daher noch nicht möglich.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr
Fuchtel, wir haben jetzt gehört, dass die Bundesministe- Wir haben auch noch Evaluierungen vorzunehmen.
rin Frau von der Leyen gesagt hat: Wir werden die Aus- Ich möchte hier darauf hinweisen: Man kann nicht um-
wüchse von Missbrauch bekämpfen. – Wir haben auch fangreiche Evaluierungsmaßnahmen auf den Weg brin-
von Ihnen gehört, dass Sie einen Gesetzentwurf vorbe- gen und sie dann nicht umgesetzt sehen wollen. Viel-
reiten, den wir natürlich noch nicht kennen, aber die mehr geht man dann schon einen Schritt weiter und
Presse schon. Wir haben ferner gehört, dass Sie dem
Missbrauch im Moment noch nicht von sich aus nachge- 1) siehe hierzu Antwort auf Frage 11
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4905
Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel:1)
Fuchtel
(A) wechselt auf die Überholspur. Wenn wir so verfahren beitsmarkt ergeben wird und somit weniger Personen an (C)
würden, wären die Steuer- und Beitragseinnahmen solchen Maßnahmen partizipieren werden.
schlecht ausgegeben. Wir müssen schauen, dass wir
gründliche Arbeit leisten. Hier geht es ja um recht viel Vor diesem Hintergrund ist es vertretbar, den Weg zu
Geld. Es ist angemessen, dass wir gründlich arbeiten. gehen, der jetzt hier beschritten wird.
Von daher müssen wir die Evaluierung vornehmen und
daraus unsere Schlüsse ziehen. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Frau Mast? – Eine zweite Nachfrage.
Zum Zweiten. Die Bundesregierung hat sich mit den
Beschlüssen vom 6./7. Juni 2010 ausdrücklich dazu be-
kannt, die Zukunftschancen für die Menschen durch In- Katja Mast (SPD):
vestitionen in Bildung und Forschung, in Wachstums- Vielen Dank. – Herr Staatssekretär Fuchtel, ich
kräfte und Arbeitsplätze zu verbessern. Diese Prämisse möchte doch noch einmal auf die Tranchen für 2013 und
wird auch bei der Reform der arbeitsmarktpolitischen In- 2014 eingehen. Wie gesagt: Sie möchten hinsichtlich der
strumente entsprechend berücksichtigt werden. Mittel für Arbeitslosengeld-I-Bezieher – das ist der Be-
reich SGB III – beim Bund 2 Milliarden Euro und bei
der Bundesagentur für Arbeit 3 Milliarden Euro, insge-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: samt also 5 Milliarden Euro, einsparen. Können Sie mir
Frau Mast, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte. sagen, ob heute im Bereich der Pflichtleistungen insge-
samt überhaupt 5 Milliarden Euro pro Jahr ausgegeben
Katja Mast (SPD): werden?
Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwor-
tung der Frage. Ich habe nichtsdestotrotz noch eine Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
Nachfrage. Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
Die Antwort auf diese Frage, wie viel ausgegeben
Ich habe sehr wohl verstanden, dass die Bundesregie- wird, kann immer nur eine Momentaufnahme sein. Ich
rung, bevor sie die Frage beantwortet, welche Pflicht- kann zu Beginn eines Jahres oder zur Mitte eines Jahres
leistungen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wo es um noch nicht sagen, wie hoch die Zahlen am Ende des Jah-
Fördern und Fordern geht, in Ermessensleistungen um- res sein werden. Ich kann das Budget nennen, und ich
gewandelt werden, die Evaluierungs-, also die Überprü- kann vielleicht sagen, welche Mittelbindungen es im
fungsergebnisse 2011 abwarten möchte. nächsten Jahr gibt, aber ich kann jetzt noch nicht ab-
Was sich mir als einfache Bundestagsabgeordnete an schätzen, in welchem Rahmen diese Mittel verausgabt
(B) werden. (D)
dieser Stelle nicht erschließt, ist, wie man sich einerseits
auf verbindliche Einsparziele festlegen und diese über In jedem dieser Einzelbereiche gibt es Maßnahmen,
vier Jahre in Tranchen verteilen kann – 2011 in Höhe von bei denen der Mittelabfluss größer ist, und solche, bei
2 Milliarden Euro, 2012 von 4 Milliarden Euro, 2013 von denen er kleiner ist, und es gibt auch die Situation, dass
5 Milliarden Euro und 2014 von weiteren 5 Milliarden die Mittel im ersten Halbjahr kaum und im zweiten
Euro, also von insgesamt 16 Milliarden Euro –, ohne an- Halbjahr in viel stärkerem Maße abfließen. Hier liegt
dererseits zu wissen, wo genau man sparen möchte. Die- also eine sehr starke Differenzierung vor, die man in der
ser Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz. Gesamtbetrachtung nicht unbeachtet lassen darf. Deswe-
gen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiter-
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der gehenden Aussagen machen.
Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
Frau Kollegin, Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Scheffel stellen. Sie gelten ja hier als profilierte Sozial- Frau Lösekrug-Möller, bitte schön.
politikerin.
(Manfred Grund [CDU/CSU]: Richtig! Das Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
stimmt!) Herr Staatssekretär, wir haben ja vor kurzem erlebt,
dass durch eine Haushaltssperre im Umfang von
Zunächst einmal ist Ihnen noch aus unserer gemeinsa- 900 Millionen Euro nicht nur eine große Verunsicherung
men Regierungszeit bekannt, dass wir die Evaluierung hinsichtlich der Fortführung von Maßnahmen herbeige-
auch deswegen auf den Weg gebracht haben, weil wir führt wurde, sondern dass sie auch zu der ernsthaften
uns schon damals im Klaren waren, dass nicht jeder Sorge vieler Träger geführt hat, dass gar nicht gewähr-
Stein auf dem anderen bleiben wird, wenn wir das unter- leistet ist, dass es kontinuierlich Bildungs- und Qualifi-
sucht haben. Sonst hätten wir das damals nicht machen zierungsmaßnahmen gibt.
müssen.
Bei den jetzt avisierten Kürzungen ist es ja so: Auch
Vor diesem Hintergrund war auch Ihrer Fraktion klar, wenn die Evaluationsergebnisse erst im kommenden
dass es Veränderungen geben wird, wenn die Evaluie- Jahr vorliegen, weiß man, dass es einen Konflikt zwi-
rung durchgeführt ist. Das Ziel ist, die Maßnahmen noch schen kontinuierlichen, guten und seriösen Angeboten
zielgenauer auszurichten. Wir gehen davon aus, dass und der Strategie, das haushalterisch klug zu unterlegen,
sich auch eine Verbesserung der Situation auf dem Ar- gibt. Wie wollen Sie in den nächsten Monaten vorgehen
4906 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Gabriele Lösekrug-Möller
(A) und sicherstellen, dass einerseits eine seriöse Arbeits- Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der (C)
marktpolitik für die betreffenden Zielgruppen betrieben Bundesministerin für Arbeit und Soziales:1)
werden kann und andererseits Sie mit Ihrer beabsichtig- Hierbei geht es um Bindungen für Eingliederungs-
ten Kürzung zum Erfolg kommen? maßnahmen, die sich auf das Folgejahr erstrecken. Sie
können höchstens im Umfang der im Bundeshaushalt so-
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der wie im Haushalt der BA ausgebrachten Verpflichtungs-
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: ermächtigungen mit Fälligkeit im Jahr 2011 eingegan-
Ich habe es in den letzten Jahren noch nie anders er- gen werden. Das gebietet das geltende Haushaltsrecht.1)
lebt, als dass jede auch noch so kleine Veränderung von Erst wenn der Regierung im Wege der Rechnungsle-
Zahlen in der Szene sofort sehr stark beachtet wird und gung für das Jahr 2010 bekannt ist, auf welche Summen
dass dabei auch eine sehr starke Verunsicherung zu spü- sich die eingegangenen Verpflichtungen aus Vorjahren
ren ist. Wenn man all dem Rechnung tragen und als belaufen, kann eine Aussage dazu getroffen werden, in
Grundlage der Beurteilung von Handlungsmöglichkeiten welcher Höhe Ausgabemittel für neue Bewilligungen im
der Regierung ansehen würde, dass nicht gehandelt wer- Haushaltsjahr 2011 möglich sind.
den darf, sobald jemand sagt, dass er befürchtet, dass er
weniger Geld hat, dann könnte man im Bereich der ar- In diesem Zusammenhang sei auch darauf hinge-
beitsmarktpolitischen Instrumente operativ überhaupt wiesen, dass sich unterjährig immer wieder Ausgabemit-
keine Politik mehr machen. Das wollte ich hier einfach tel freirechnen – ich habe das bereits ansatzweise darge-
einmal deutlich sagen. stellt –, zum Beispiel aus vorzeitig beendeten oder, was
nicht allzu selten vorkommt, nicht durchgeführten Maß-
Die Veränderungen sind ja nicht so gravierend, als nahmen, wenn etwa mithilfe der Agentur für Arbeit der
dass man sagen müsste: Es ist hier ein so großer Verän- Erwerb des Führerscheins möglich wäre, sich aber nicht
derungsprozess zu erwarten, dass man als einzelner Trä- genügend Teilnehmer finden. In einem solchen Fall kön-
ger überhaupt keine weitergehenden Überlegungen für nen die Mittel nicht abfließen und stehen für Neubewilli-
die Zukunft mehr anstellen kann. – Man muss sicher se- gungen zur Verfügung.
hen: In einer Reihe von Bereichen sind die Mittel bei
weitem nicht ausgeschöpft. 2009 lagen die Ergebnisse Wenn es Sie interessiert, kann ich noch auf die für
unter dem, was wir jetzt zum Beispiel für 2010 etatisiert 2011 eingegangenen Verpflichtungen eingehen; denn
haben, und wir sehen, dass auch im Jahre 2010 noch auch das gehört zur Haushaltspolitik. Für den Rechts-
Spielräume sind. Insoweit wissen die Träger selbst, wo kreis Sozialgesetzbuch II belaufen sich die eingegange-
ihre Möglichkeiten liegen und wie weit sie gehen kön- nen Verpflichtungen für das Haushaltsjahr 2011 mit
nen. Stand vom 31. Mai 2010 auf etwa 1,2 Milliarden Euro.
(B) Für den Rechtskreis SGB III belaufen sich die eingegan- (D)
Ich gestehe zu, dass auch durch die Reform bei den genen Verpflichtungen für 2011 auf circa 1,03 Milliar-
Jobcentern ein gewisser verstärkter Klärungsbedarf ge- den Euro, und zwar ebenfalls mit Stand vom 31. Mai
geben ist. 2010.
Wir sind sicher, dass man, sobald die Jobcenter-Re-
form auf den Weg gebracht worden ist, klare Konturen Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
aufzeigen kann, was die Größenordnung und Potenziale Eine Nachfrage, bitte schön.
der einzelnen Förderinstrumente betrifft, und dass die
Träger damit zurechtkommen. Wir haben seit den Jahren
Katja Mast (SPD):
2006 und 2007 einen Aufwuchs auf die derzeitige Grö-
ßenordnung zu verzeichnen. Wir alle – darunter auch Vielen Dank für die Antworten, Herr Staatssekretär. –
Ihre Fraktion – gehen aus vielerlei Gründen von einem Ich beziehe mich jetzt noch einmal auf die Frage 11, in
gewissen Rückgang der Mittel aus. Ich denke, dass sich der es insbesondere darum geht, ob es durch die Spar-
der Sparprozess in diesem Rahmen gut gestalten lässt. vorschläge der Bundesregierung zu Bildungskürzungen
im Bereich der Arbeitsmarktpolitik kommt. Die Bundes-
regierung sagt immer, dass es im Bereich der Bildungs-
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: politik keine Kürzungen gibt. Meine sehr konkrete Frage
Der nächste Fragenkomplex beschäftigt sich mit der lautet deshalb: Bedeutet das auch, dass es im Bereich der
Umwandlung von Pflicht- in Ermessensleistungen im Arbeitsmarktpolitik überall dort, wo es um Bildung geht,
Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik. keine Kürzungen gibt? Das betrifft beispielsweise das
Wir kommen zur Frage 11 der Abgeordneten Katja Recht auf Nachholen eines Hauptschulabschlusses, den
Mast: Ausbildungsbonus und das Recht auf Spracherwerb für
diejenigen, die die deutsche Sprache noch nicht spre-
Welche konkreten Folgen ergeben sich nach Auffassung chen.
der Bundesregierung durch die Umwandlung von sogenann-
ten Pflicht- in Ermessensleistungen im Bereich der aktiven Wie Sie wissen, haben wir in unserer gemeinsamen
Arbeitsmarktpolitik, beispielsweise für das Recht auf Nach-
holen des Hauptschulabschlusses, das Recht auf Ausbildung Regierungsverantwortung in der Großen Koalition mit
für Altbewerber – Ausbildungsbonus – sowie das Recht auf viel Mut viele Rechtsansprüche geschaffen. Denn wir
Spracherwerb, und inwiefern sieht die Bundesregierung in wollten gerade nicht, dass Bildungsansprüche Haus-
diesem Zusammenhang ihr Ziel noch als gegeben an, keine
Mittelkürzungen im Bereich der Bildungspolitik vorzuneh-
men? 1) siehe hierzu Antwort auf Frage 10
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4907
Katja Mast
(A) haltskürzungen zum Opfer fallen. Deshalb frage ich Sie: Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der (C)
Bleiben Sie bei der Strategie unserer Politik, oder müs- Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
sen wir im Bereich Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik mit Sie können davon ausgehen, dass keiner unserer Mit-
Bildungskürzungen rechnen? arbeiter aus dem Ministerium zum Spaß nach Nürnberg
fährt, nur um dort Kaffee zu trinken, sondern dass immer
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der sehr ernsthaft über die zu lösenden Aufgaben gespro-
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: chen wird. Natürlich ist eine Daueraufgabe, die Effekti-
vität zu verbessern und überall dort, wo es möglich ist,
Ich fürchte, dass ich hierzu an der Stelle noch keine Bürokratie abzubauen. Gerade diese Koalition hat sich
bindende Aussage machen kann, und weise darauf hin, Bürokratieabbau aufs Panier geschrieben. Wenn Sie uns
dass das vorgegebene Sparziel zunächst in den Koali- dazu Vorschläge machen können, würden Sie damit si-
tionsfraktionen debattiert wird. Dann sind die Festlegun- cher einen guten Dienst erbringen. Wir warten gerne da-
gen im Einzelnen zu treffen. Es ist nicht meine Aufgabe, rauf.
dem vorzugreifen.
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Eine zweite Nachfrage.
Die Fragen 12 und 13 der Abgeordneten Anette
Kramme werden schriftlich beantwortet.
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE):
Ich rufe die Frage 14 der Kollegin Dagmar Bei meiner Frage ging es darum, inwieweit die durch-
Enkelmann auf: aus vernünftigen Vorschläge der Bundesagentur es tat-
Wie bewertet die Bundesregierung aktuelle Anweisungen sächlich von Nürnberg bis nach Berlin schaffen.
der Bundesagentur für Arbeit an Jobcenter, nach denen die
Eingliederungsleistungen für Bezieherinnen und Bezieher von Ich möchte aber noch eine zweite Frage nachschie-
ALG II allein auf die Eingliederung in den ersten Arbeits- ben: Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass allei-
markt auszurichten sind, und stehen diese Weisungen im Zu- niges Kriterium für den Sinn von Maßnahmen tat-
sammenhang mit der von der Bundesregierung geplanten Um- sächlich die Eingliederungsquote ist, oder sieht die
wandlung der Eingliederungshilfen von einer Pflicht- in eine Bundesregierung nicht auch andere wichtige Kriterien?
Ermessensleistung?
Die Kriterien haben gerade bei der Beantwortung ja auch
eine Rolle gespielt.
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
Bundesministerin für Arbeit und Soziales:
Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär bei der
(B) Frau Kollegin Enkelmann, ich darf Ihre Frage wie Bundesministerin für Arbeit und Soziales: (D)
folgt beantworten: Eine Weisung der Bundesagentur, Natürlich ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium.
wonach Eingliederungsleistungen für Bezieherinnen und Es kann ja nicht nur um eine Vermittlung gehen, sondern
Bezieher von Arbeitslosengeld II allein auf die Einglie- die Frage ist, ob diese Vermittlung von Dauer ist und für
derung in den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtet sind, den Einzelnen zu einem Arbeitsplatz auf dem ersten Ar-
existiert nach meiner Kenntnis nicht. beitsmarkt führt. Darauf sind unsere arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumente ausgerichtet, und sie sollen künftig
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: noch stärker auf die Vermittlung in den ersten Arbeits-
Eine Nachfrage. markt ausgerichtet werden.
Ich möchte darüber hinaus noch sagen, dass die Steu-
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE): erung der gemeinsamen Einrichtungen und der zugelas-
Ich verweise zunächst auf einen Bericht in der Frank- senen kommunalen Träger mit der Neuorganisation der
furter Allgemeinen Zeitung vom 7. Juni über ein Ge- Grundsicherung für Arbeitsuchende ab 2011 mit Sicher-
spräch mit dem Vorstand der Bundesagentur, Heinrich heit auch zu Verbesserungen führen wird. Hier sehen wir
Alt, in dem sich so etwas unter anderem findet. Aber noch erhebliches Potenzial. Ferner möchte ich darauf
auch wenn Sie sagen, Sie kennen eine solche Anweisung hinweisen, dass sich die Effizienzsteigerungen nach Be-
nicht, würde ich gerne nachfragen. endigung der notwendigen organisatorischen Umstellun-
gen noch stärker entfalten werden. Bei meinen Beobach-
Die Umwandlung von Pflicht- in Ermessensleistun- tungen in jüngerer Zeit habe ich festgestellt, dass es sehr
gen ist ja Teil des Kürzungsprogramms, das die Bundes- viel effektiver ist, bereits in einem frühen Stadium zu
regierung vor zwei Wochen angekündigt hat. Inwieweit prüfen, ob Personen für bestimmte Tätigkeiten tatsäch-
gibt es eigentlich ernsthafte Gespräche mit der Bundes- lich geeignet sind. Dafür planen wir Phasenmodelle bei-
agentur über wirkliche Einsparmöglichkeiten, zum spielsweise für die Bürgerarbeit, wie wir sie auch schon
Beispiel beim bürokratischen Aufwand, der der Bundes- aus Programmen der Berliner Busunternehmen kennen,
agentur abverlangt wird – hier gibt es durchaus Vor- in denen in einem sehr frühen Stadium Prüfungen durch-
schläge –, sodass Kürzungen nicht zulasten der Lang- geführt werden, um festzustellen, ob jemand für eine
zeitarbeitslosen gehen, sondern im Gegenteil Ausbildung oder Umschulung zum Busfahrer geeignet
Einsparungen sogar zu einer Entlastung führen können? ist. Dann werden wir hier erhebliche Effizienzsteigerun-
Gibt es ernsthafte Gespräche mit der Bundesagentur gen erreichen, die auch für den Einzelnen gewinnbrin-
auch über Alternativen, statt bei Maßnahmen zu kürzen? gend sind; das war auch Gegenstand Ihrer Frage. Es soll
4908 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sprecher der Grünen. Man kann sich also die Frage stel- (C)
Herr Staatssekretär Mücke, schönen Dank für die Be- len, warum ich zu diesem Geschäftsbereich frage. Ich
antwortung der Frage. – Zur Präzisierung: Wie wollen tue dies deswegen, weil es auch um die Frage geht – das
Sie angesichts der 10-prozentigen Kürzung, die Sie an- wäre meine nächste Frage –, ob vonseiten der Bundesre-
gesprochen haben, den Herausforderungen des demogra- gierung beabsichtigt ist, das Programm für den ländli-
fischen Wandels im ländlichen Raum begegnen? Welche chen Raum mit dem Städtebauförderungsprogramm zu
Schwerpunkte des Förderprogramms wollen Sie in klei- vernetzen. Wir glauben, dass es da Überschneidungen
nen Städten und Gemeinden angesichts knapper werden- geben könnte. Es gibt in diesem Zusammenhang sehr
der Mittel und des demografischen Wandels setzen? viele Probleme – Abwanderung, demografischer Wandel
und Verödung – zu meistern. Optimistisch in die Zukunft
gedacht, müssen wir das, was noch an Potenzial da ist,
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
stärken.
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
Geschätzter Herr Kollege Ostendorff, dieses Pro-
gramm ist neu. Wir haben es in diesem Haushaltsjahr das Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
erste Mal aufgelegt. Das heißt, in allen Jahren zuvor hat ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
dieses Thema bei den Städtebauförderprogrammen nie Wir haben einen guten fachlichen Austausch mit dem
eine Rolle gespielt. Wir haben es ganz bewusst neu auf- Haus von Frau Bundesministerin Aigner, die natürlich in
genommen, weil wir Handlungsbedarf gerade im länd- erster Linie für die Landwirtschaft verantwortlich ist.
lichen Raum, in den kleineren Städten und Kommunen Bei uns ist nicht so sehr der wirtschaftliche Aspekt ent-
erkannt haben. Wir sehen dieses Programm als einen scheidend. Uns geht es vielmehr um die Funktion der
Einstieg in eine größere Förderkulisse an. Gemeinde in einem räumlichen Zusammenhang. Wir
versuchen natürlich, diese Programme aufeinander abzu-
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die
stimmen.
Haushaltssituation erheblich verschlechtert hat und dass
natürlich auch unser Haus davon nicht verschont bleibt. Generell gilt, dass wir alle Städtebauförderpro-
Wir wollen den Kommunen trotz allem signalisieren, gramme als lernende Programme ansehen. Das heißt,
dass uns die Schwierigkeiten, alle örtlichen Funktionen dass wir immer flexibel reagieren können, wenn sich
in einer Kommune vorzuhalten, durchaus bekannt sind. neue Bedarfe ergeben, und dass wir neuere und bessere
Wir wollen insbesondere Kooperationen zwischen ver- Erkenntnisse sammeln. Insofern setzen wir natürlich auf
schiedenen Gemeinden in Gemeindeverbünden anre- die Zusammenarbeit insbesondere der Politiker, die in
gen, um diese zentralörtlichen Funktionen in Koopera- diesem Bereich tätig sind. Sie sollen uns dabei unterstüt-
(B) tion durch mehrere wahrnehmen zu lassen. Es kommt zen, dieses Programm weiterzuqualifizieren. Wir müs- (D)
darauf an, dass wir gerade den ländlichen Raum sowie sen sehen, dass wir es in den nächsten Jahren in einer
kleinere Städte und kleinere Gemeinden als einen le- Zeit knapper werdender Haushaltsmittel auf dem jetzi-
benswerten Lebensraum für ganz viele Menschen erhal- gen Niveau fortführen können. Wir können das natürlich
ten. Die Bundesregierung legt ein besonderes Augen- nur gemeinsam und nicht gegen die Interessen anderer
merk auf dieses Handlungsfeld. Es kommt uns darauf an,
Häuser tun. Man muss auch berücksichtigen: Eine Ge-
dass wir eine Kommunikationsplattform und damit
meinde ist ein Sozialgefüge. Man muss alle Aspekte be-
Möglichkeiten schaffen, sich auszutauschen und Best-
trachten. Dazu gehört ausdrücklich auch die Möglich-
Practice-Beispiele zu finden, um einer verstärkten Ab-
keit, dort Einkommen zu erzielen.
wanderung aus dem ländlichen Raum entgegenzuwir-
ken. Insofern betrachten wir es als ein ganzheitliches Pro-
Dieses Programm ist als ein Anfang zu sehen. Ich ver- gramm. Aber es geht uns nicht so sehr darum, damit In-
weise noch einmal darauf, dass wir erst in diesem Jahr vestitionen zu fördern, sondern wir wollen mit diesem
mit diesem Programm begonnen und dazu kürzlich ein Programm die Zusammenarbeit fördern. Wir wollen zur
Konzept vorgelegt haben. Wir wollen es gemeinsam mit Kooperation anregen. Ich glaube, dieses Programm bie-
unserem Fachausschuss, dem Ausschuss für Verkehr, tet eine gute Gelegenheit dafür, im Sinne von – auf Neu-
Bau und Stadtentwicklung, in den nächsten Jahren fort- deutsch – Best Practice Beispiele auszutauschen und den
entwickeln. Wir denken, dass uns die Beteiligung der betroffenen Kommunen die Anregung zu geben, über
Kommunen in unserer Einschätzung recht geben wird, Funktionsteilungen nachzudenken und Aufgaben über
dass wir versuchen sollten, dieses große Problem ge- einen größeren Raum hinweg gemeinsam wahrzuneh-
meinsam zu lösen. men.
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Zweite Nachfrage, Kollege Ostendorff. Es gibt eine weitere Frage. Bitte schön.
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Staatssekretär, bei vielen Punkten, die Sie über Herr Mücke, Sie haben gerade gesagt, dass Sie die
den ländlichen Raum ausgeführt haben, liegen wir nahe Mittel für die Förderprogramme im Städtebau pauschal
beieinander. Wie Sie wissen, bin ich der agrarpolitische um 10 Prozent kürzen wollen.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4913
(A) Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis- und Ortsentwicklung durchzuführen. Dies betrifft die In- (C)
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: nenentwicklung, die Aufwertung des Stadtbildes und das
Nein. Brachflächenrecycling sowie den familien-, generatio-
nen- und klimagerechten Umbau von Stadtquartieren zur
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Bewältigung des strukturellen und demografischen Wan-
Oder nur die Mittel für Programme im ländlichen dels.
Raum? Der Bund wird in enger Abstimmung mit den Län-
dern, Kommunen und Verbänden prüfen, wie die ver-
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis- schiedenen Programme im Bereich der Stadtentwicklung
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: in Zukunft noch gezielter gebündelt und effizienter ge-
Das habe ich nicht gesagt. macht werden können.
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Dann erklären Sie es doch einmal bitte; ich habe Sie Nachfrage, Kollege Ostendorff?
so verstanden. Falls es so wäre, habe ich die Frage:
Wieso kürzen Sie beim Städtebau? Dieser Bereich
nimmt den geringsten Teil des Volumens des Etats des Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Bau- und Verkehrsministeriums ein. Das sind etwas über Ja. – Das führt mich natürlich sofort zu einer Nach-
600 bzw. knapp 700 Millionen Euro, während fast frage: Wenn Sie bündeln, werden Sie in diesem Förder-
10 Milliarden Euro im Verkehrsbereich zur Verfügung katalog natürlich auch Prioritäten schaffen, die mögli-
stehen. Es wäre also wesentlich einfacher, mit kleinen cherweise nicht von Kürzungen betroffen sind. Oder ist
Maßnahmen Geld im Verkehrsbereich einzusparen; denn das nicht angedacht?
die Städtebauförderung ist natürlich wesentlich wichti-
ger und betrifft nur eine ganz kleine Summe.
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
Darüber kann ich heute noch keine verbindliche Aus-
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
kunft geben. Ich habe Ihnen gerade genannt, welche
Frau Kollegin, ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Punkte für uns von besonderer Bedeutung sind. Wir se-
Frage im Zusammenhang mit der Spardiskussion, betref- hen beim Strukturwandel und bei der demografischen
fend das nächste Haushaltsjahr, stellen. Wir reden hier Entwicklung einen Schwerpunkt; das ist, glaube ich, bei
(B) aber über das Haushaltsjahr 2010, über den laufenden allen Fraktionen hier im Haus Common Sense. (D)
Haushalt. Dort stehen noch relativ große Summen für
Städtebauförderprogramme zur Verfügung. Die aktuelle Ich kann Ihnen heute noch nicht verbindlich sagen,
Diskussion, die wir heute im Ausschuss angerissen ha- wie wir die Städtebauförderprogramme im nächsten Jahr
ben, bezieht sich vor allem auf die Haushaltsplanung für gestalten werden. Es braucht eine gewisse Zeit, mit den
das nächste Jahr. Aber für dieses Jahr gilt nach § 6 neuen Haushaltsansätzen – wir haben noch keinen Kabi-
Abs. 9 des Haushaltgesetzes, dass alle investiven Ver- nettsbeschluss darüber – eine neue Struktur dafür zu ent-
pflichtungsermächtigungen im Haushalt diese Kürzung wickeln. Wir werden das aber natürlich im Laufe dieses
um 10 Prozent haben hinnehmen müssen. Es ist also kei- Jahres tun. Wir wollen in Zusammenarbeit mit allen
neswegs so, dass wir diese Kürzungen für das Jahr 2010 Fraktionen versuchen, die Städtebauförderprogramme so
nur bei diesem Programm, nur bei den Städtebauför- weiterzuentwickeln, dass wir die dringendsten Entwick-
dermitteln oder möglicherweise nur zugunsten von In- lungsbedarfe in diesem Bereich auf jeden Fall mit abde-
frastrukturmaßnahmen im Straßenbereich vornehmen cken.
mussten. Diese Kürzung betrifft vielmehr alle Verpflich-
tungsermächtigungen im investiven Teil quer über den Ich habe Ihnen schon vorhin gesagt, dass für uns das
gesamten Haushalt. Thema „Strukturwandel und demografische Entwick-
lung im ländlichen Raum“ ein neuer Schwerpunkt ist.
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Deshalb haben wir das Programm, zu dem Sie mich vor-
hin gefragt haben, in diesem Jahr aufgelegt. Wir werden
Wir kommen zur Frage 48 des Kollegen Ostendorff:
alles daran setzen, dass wir das Programm fortführen.
Wie will die Bundesregierung den städtebaulichen He-
rausforderungen durch Klima- und demografischen Wandel Es gibt die Überlegung, ob wir auch künftig beispiels-
begegnen, wenn die finanzielle Ausstattung der Städtebauför-
derprogramme gekürzt wird?
weise beim städtebaulichen Denkmalschutz und beim
Stadtumbau eine Unterscheidung zwischen Ost und
West vornehmen; sicherlich gibt es hier unterschiedliche
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis- Betroffenheiten und Probleme. Dies alles steht aber noch
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: nicht fest. Ich lade Sie ein, gemeinsam mit uns an der
Die Bundesregierung nimmt die städtebaulichen He- Weiterentwicklung der Städtebauförderprogramme zu
rausforderungen durch den Klima- und demografischen arbeiten.
Wandel sehr ernst. Auch zukünftig wird der Bund über
die Städtebauförderungsprogramme die Kommunen da- (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE
bei unterstützen, Investitionen in die nachhaltige Stadt- GRÜNEN]: Das nehmen wir gerne an!)
4914 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: nie dieses Jahres – über 500 Millionen Euro in den Städ- (C)
Keine weitere Nachfrage? – Dann kommen wir zur tebauförderprogrammen – finanziert.
Frage 49 der Kollegin Bettina Herlitzius:
Was wir im nächsten Jahr angesichts der zugegebe-
In welcher Gesamthöhe soll es bei den Städtebauförder-
programmen die vom Bundesminister für Verkehr, Bau und
nermaßen erheblichen Kürzungen tun können, kann
Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer, in der Sitzung des heute niemand beantworten. Ich will nicht ausschließen,
Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom dass das eine oder andere Projekt, das über mehrere
9. Juni 2010 angekündigten Einsparungen geben, und wie se- Jahre läuft, vielleicht gestreckt werden muss. Die Konse-
hen diese Einsparungen konkret für die einzelnen Städte- quenz, wenn man sparen muss, ist, dass man bestimmte
bauförderprogramme in den Haushaltsjahren 2011 bis 2014
aus? Projekte möglicherweise auf der Zeitachse verschieben
muss. Aber wir wollen die Städtebauförderung insge-
Herr Staatssekretär, bitte schön. samt auf diesem Niveau fortführen, wohl wissend, dass
der Bedarf immer höher sein wird.
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
Ich möchte Ihnen erläutern, warum das möglicher-
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
weise verantwortbar ist; denn Sie müssen die Städte-
Frau Kollegin Herlitzius, die vorgesehene Einsparung bauförderung nicht nur mit der Brille des Bundes sehen
bei den Programmmitteln im Rahmen der Städtebauför- – natürlich tragen wir eine große Verantwortung –, son-
derung 2011 liegt bei 305 Millionen Euro. Aufgrund des dern es gibt auch jede Menge anderer Akteure, beispiels-
fünfjährigen Zeitraumes der Ausfinanzierung der ent- weise die Länder und natürlich die Kommunen selber,
sprechenden Mittel wird sich das vorgenannte Einspar- die in diesem Bereich gefragt sind. Das ist beispiels-
volumen nicht in voller Höhe unmittelbar im nächsten weise bei den Investitionen aus dem Bundeshaushalt für
Haushaltsjahr bemerkbar machen. Vielmehr wirken sich die Verkehrsinfrastruktur nicht der Fall. Wenn der Bund
die jeweils anteiligen Einsparungen bis 2015 in geringe- in diesem Bereich nicht investiert, tut es keiner.
ren Jahresbeträgen aus, die in der Gesamtsumme dem
oben genannten Einsparvolumen entsprechen. Die Kon- (Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
kretisierung der Einsparungen bei den einzelnen Pro- NEN]: Ja!)
grammen erfolgt im Rahmen der Aufstellung des Regie-
rungsentwurfs zum Bundeshaushaltsplan 2011, welche Wenn wir bei den Städtebauförderprogrammen kürzen,
noch nicht abgeschlossen ist. dann gibt es zumindest noch die Länder, die Kommunen
und natürlich auch Private, die etwas zum Stadtumbau
und zur Städtebauförderung beitragen können. Insofern
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: sind diese Kürzungen für uns alle schmerzlich, aber sie
Ihre Nachfrage, Frau Kollegin. sind verantwortbar.
(B) (D)
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Verstehe ich Sie richtig, dass die Mittel um Weitere Nachfrage?
305 Millionen Euro gekürzt werden, aber schon in 2011? –
Also: ja. Das ist eine Halbierung des Ansatzes. Ihnen ist
klar, welche Auswirkungen das hat: Bei den Förderpro- Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
grammen, die in der Regel über mehrere Jahre laufen, Ja. – Wie will die Bundesregierung den Kommunen
werden im Hinblick auf zu erwartende Mittel die An- Planungssicherheit für bereits bestehende Projekte ge-
träge gestellt. Wie groß ist das Fördervolumen, das die ben, bei denen die Finanzvolumen einfach benötigt wer-
Bezirksregierungen für die Folgejahre bereits beantragt den?
haben? Die Kürzung bedeutet, dass sich ganz viele Pro-
jekte weiter verschieben. Können Sie eine Größenord- Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis-
nung der Projekte nennen, die hier verschoben werden? ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
Wir werden gemeinsam mit den Ländern, die für uns
Jan Mücke, Parl. Staatssekretär beim Bundesminis- die Städtebauförderprogramme administrieren, darauf
ter für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: achten, dass wir durch die Kürzung der Programme nicht
Das kann ich jetzt nicht konkret beantworten; zum für einen Abbruch von langfristigen Entscheidungen sor-
jetzigen Zeitpunkt könnte das auch niemand sonst tun. gen. Das ist ganz verständlich. Es wird möglicherweise
Zunächst einmal gestaltet sich das Verfahren so: Es gibt nicht möglich sein, neue Projekte zu beginnen, wenn
einen Kabinettsbeschluss über den Haushaltsentwurf, man laufende Projekte noch ausfinanzieren muss. Ich
dann tagt der Haushaltsgesetzgeber – also Sie – von Sep- kann Ihnen das heute konkret auf einzelne Länder oder
tember bis wahrscheinlich November und beschließt konkrete Vorhaben bezogen nicht benennen, weil die
über den Bundeshaushalt; erst im Nachgang zum Be- Städtebauförderprogramme durch die Länder verwaltet
schluss über den Bundeshaushalt verhandelt die Bundes- werden. Die Länder stehen für uns in der Verantwortung,
regierung mit den Ländern über den Abschluss einer diese Entscheidung sinnvoll zu treffen. Ich gehe aber da-
Verwaltungsvereinbarung. In dieser Verwaltungsverein- von aus, dass auch in den Ländern verantwortliche Ent-
barung sind quasi die Durchführungsbestimmungen für scheidungen getroffen werden. Wir wollen alles versu-
jedes einzelne Städtebauförderprogramm enthalten, auf chen, die Auswirkungen der schmerzhaften Kürzungen
dessen Grundlage Anträge gestellt werden. Die Anträge, so gering wie möglich zu halten. Aber selbstverständlich
die für dieses Jahr eingehen, werden mit der Haushaltsli- ist es so, dass es Auswirkungen haben wird.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4915
(A) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: habe Ihnen vorhin erläutert, aus welchen Gründen wir (C)
Wir können gerade noch die Frage 50 der Kollegin das tun. Ich will sie noch einmal wiederholen: Wenn
Herlitzius abhandeln. Eigentlich sind wir schon am Ende nicht wir in die Infrastruktur des Bundes investieren, tut
der Tagesordnung, aber das machen wir jetzt noch. Da- es keiner. Wenn wir eine verantwortbare Kürzung bei
nach kommen wir zur Aktuellen Stunde. den Städtebauförderungsprogrammen vornehmen, gibt
es immer noch andere an diesem Prozess Beteiligte, die
Ich rufe die Frage 50 der Kollegin Herlitzius auf:
investieren können. Diese wollen wir ausdrücklich er-
Wie passt es zusammen, dass in dem von der Bundesregie- muntern, sich in diesem Bereich zu engagieren.
rung in der letzten Wahlperiode vorgelegten Stadtentwick-
lungsbericht 2008 für die Jahre 2007 bis 2013 ein Jahreswert
von 700 Millionen Euro an direkten Städtebaufördermitteln Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
des Bundes empfohlen wird, die tatsächliche Höhe der Bun-
desmittel in den letzten Jahren aber nur 500 bis 550 Millionen
Ich hatte vorhin gesagt, dass wir nur noch diese Frage
Euro jährlich betrug und die Städtebaufördermittel jetzt noch zulassen können. Wir können das jetzt nicht erweitern.
weiter gekürzt werden sollen, und wie beurteilt die Bundes- Eigentlich sind wir schon außerhalb der Zeit. – Haben
regierung den angesprochenen Stadtentwicklungsbericht 2008 Sie eine zweite Nachfrage?
in diesem Zusammenhang?
Wolfgang Bosbach
(A) fen in Deutschland keine rechtsfreien Räume, auch keine stürmte die vor dem Hauptbahnhof wartende (C)
strafverfolgungsfreien Räume dulden. Wir müssen nach Menge unter lautem Rufen und Schreien unvermit-
beiden Seiten die Augen offenhalten. Machen wir uns telt in geordneter Form auf den Königswall, entfal-
selbst bitte nichts vor – selbst wenn der eine oder andere tete dort ein rotes Transparent und bewegte sich
das nachher bestreiten sollte; genau so ist es –: Hätten sehr zügig in Richtung Freistuhl. Auf diesem Teil-
Rechtsradikale die Hamburger Hafenstraße besetzt, hätte stück wurden bereits die ersten Feuerwerkskörper
der Rechtsstaat nicht die Geduld gehabt, die er jahrelang gezündet. Durch eingesetzte Polizeikräfte war zu-
aufgebracht hat. vor beobachtet worden, dass die hier bekannten
Dortmunder Aktivisten und ebenfalls Beschuldig-
Zweitens. Es geht hier nicht um das Demonstrations- ten …
recht. Diejenigen, die am vergangenen Wochenende
schwere Straftaten begangen haben, können sich nicht – an dieser Stelle werden die Namen genannt –
auf das Recht auf Demonstrationsfreiheit – „friedlich die Wartenden mit Handzeichen … zum Loslaufen
und ohne Waffen“ – berufen. Hooligans sind keine Fuß- animiert hatten. … Auf dem folgenden Weg in die
ballfans. Hooligans sind Kriminelle. Sie nehmen ein Dortmunder Innenstadt missachtete die Gesamt-
Fußballspiel zum Anlass, schwere Straftaten zu begehen. gruppe dauerhaft Weisungen der Polizei, es wurden
Der echte Fußballfan hat mit einem Hooligan nichts zu Steine geworfen und pyrotechnische Gegenstände
tun. Der Demonstrant, der friedlich und ohne Waffen de- abgefeuert. Die Menschenmenge von nunmehr ca.
monstrieren will, für was auch immer, hat dazu ein gutes 400 Personen des
Recht, aber er sollte auch Obacht geben, dass er bei den
Demonstrationen nicht jenen unfreiwillig Deckung bie- – jetzt können Sie aufmerksam zuhören –
tet, die diese Demonstration zum Anlass nehmen, um rechten Spektrums begab sich zielgerichtet in den
schwere Straftaten zu begehen. Bereich der Fußgängerzone, exakt in Richtung der
Wenn unsere Polizistinnen und Polizisten – zum Teil zu diesem Zeitpunkt auf dem Theatervorplatz be-
noch blutjung – in dieser Art und Weise angegriffen wer- findlichen Teilnehmer der friedlich-bürgerlichen,
den, dann werden sie nicht „nur“ in ihrer Eigenschaft als traditionellen „1.-Mai-Kundgebung“ …
Polizeieinsatzkräfte angegriffen, sondern auch als Re- Dann werden im Einzelnen die Straftaten geschildert,
präsentanten, als Verteidiger dieses Rechtsstaates. Des- die begangen worden sind: Werfen von pyrotechnischen
halb gebührt all jenen ein ausdrückliches Dankeschön, Gegenständen und Steinen, Beschädigung von Fahrzeu-
die sich zum Teil Woche für Woche und Tag für Tag in gen, Nichtbeachtung von weisenden Polizeibeamten,
den Dienst des Staates stellen, die sich bei Demonstra- Widerstandshandlungen gegen die Polizei usw. Personen
(B) tionen zum Teil Unsägliches anhören müssen, die ihr Le- werden festgenommen. (D)
ben riskieren, um diesen Staat zu verteidigen.
Dann beginnt das Problem: Die, die man als Haupt-
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der täter ergriffen hatte, konnten nicht angeklagt und verur-
FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNIS- teilt werden, weil der ganz konkrete jeweilige Tatbeitrag
SES 90/DIE GRÜNEN) – von wem stammte nun der Pflasterstein aus der gewalt-
Zu den rechtlichen Konsequenzen möchte ich nur bereiten Menge? – nicht geführt werden konnte. Dass
zwei Punkte kurz ansprechen. Ein Thema ist sicherlich das für die ermittelnden Polizeibeamten und die Kolle-
der bessere strafrechtliche Schutz von Polizeieinsatz- gen, die zum Teil schwer verletzt wurden, ein traumati-
kräften und anderen Kräften, die den Rechtsstaat schüt- sches Erlebnis ist, kann man verstehen.
zen sollen. Darüber sind wir uns in der Koalition noch Wir sollten einmal in aller Ruhe gemeinsam mit Rich-
nicht ganz einig, tern, mit Staatsanwälten und mit Polizeieinsatzkräften
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das wäre auch et- darüber nachdenken – wir führen über alles mögliche
was Neues!) Anhörungen durch –, ob das wirklich die optimale Fas-
sung ist, die wir jetzt haben, oder ob wir nicht nur durch
aber vielleicht gelingt es uns in den nächsten Wochen, § 113 des Strafgesetzbuchs, sondern auch durch eine Än-
uns hier einig zu werden. derung des Landfriedensbruchrechts unsere Polizeiein-
satzkräfte besser schützen können.
Der zweite Punkt, der mir am Herzen liegt, ist § 125
des Strafgesetzbuches, Landfriedensbruch, der in seiner (Beifall bei der CDU/CSU)
jetzigen Ausgestaltung die Polizeieinsatzkräfte vor er-
hebliche Probleme stellt. Ich möchte einmal aus dem Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Abschlussbericht einer Polizeibehörde im Ruhrgebiet Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Bosbach.
vorlesen. Dieser Abschlussbericht, der erstellt wurde,
bevor die Staatsanwaltschaft zu entscheiden hatte, ob sie
Wolfgang Bosbach (CDU/CSU):
Anklage erhebt oder nicht, sagt viel darüber aus, wie es
im Alltag von Polizeieinsatzkräften, die massiv ange- Wissen Sie, die allerbeste Prävention ist, dass Demo-
griffen werden, aussieht, wenn es um die strafrechtliche kraten in diesem Lande nie gemeinsame Sache machen
Verfolgung geht. Ich zitiere: mit denen, die diesen Staat angreifen, ganz egal ob von
links außen oder von rechts außen. Es genügt nicht,
Als sich die Gruppe der Businsassen auf der mittle- nachdem schwere Straftaten begangen worden sind, sich
ren Fußgängerinsel des Königswalls befand, verbal von den Straftätern zu distanzieren, sondern man
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4917
Wolfgang Bosbach
(A) muss deutlich machen, dass sie in der Gemeinschaft der Strategien oder um Einzeltäter handelt. Polizei und (C)
Demokraten nichts zu suchen haben. Hilfskräfte müssen besser geschützt und besser ausge-
stattet werden. Die Polizeitaktik bei Großereignissen
Danke. muss sich darauf einstellen, dass sich unter friedliche
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Demonstranten auch militante Gewalttäter mischen kön-
nen. Aber auch die Politik muss eine klare Trennungsli-
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: nie ziehen.
Das Wort hat die Kollegin Gabriele Fograscher von In der Stuttgarter Zeitung von heute wurde berichtet,
der SPD-Fraktion. dass der SPD-Fraktionschef im baden-württembergi-
schen Landtag, Claus Schmiedel, anlässlich einer Rede
(Beifall bei der SPD)
auf einer Demonstration Opfer von Angriffen geworden
ist; er wurde mit Eiern, Flaschen und Stöcken beworfen.
Gabriele Fograscher (SPD): Diese Angriffe kommentierte der dortige CDU-General-
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! sekretär Thomas Strobl in einer Pressemitteilung mit den
Sie haben heute eine Aktuelle Stunde zum Thema „Be- Worten: „Schmiedel bekommt eins auf den Frack.“ Sol-
drohliches Anwachsen linksextremer Straftaten in che Äußerungen sind unerträglich, und sie verharmlosen
Deutschland“ beantragt. Ich habe hier jetzt aber nichts tätliche Angriffe. Gewalttäter von links und rechts müs-
gehört, das dieses bedrohliche Anwachsen belegt. Ich sen verfolgt und konsequent bestraft werden. Aber
bin sehr dafür, dass wir differenziert diskutieren und bei- Links- und Rechtsextremismus lassen sich nicht verglei-
des, linksextrem und rechtsextrem, in den Blick nehmen, chen und schon gar nicht mit denselben Instrumenten be-
aber nicht jedes brennende Auto ist automatisch dem kämpfen.
linksextremen Spektrum zuzurechnen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
Gestern hat Innensenator Körting den Verfassungs- der LINKEN)
schutzbericht für Berlin vorgestellt und erklärt, dass von
den 320 brennenden Autos im vergangenen Jahr Die Programme des Bundesministeriums für Familie,
145 Brandanschläge den Extremisten, zumeist linken, Senioren, Frauen und Jugend richten sich an die Zivilge-
zuzuordnen seien. Gott sei Dank geht diese Zahl in die- sellschaft, sich gegen Ausländerhass, Antisemitismus,
sem Jahr zurück. Bis zum 14. Juni 2010 gab es Demokratiefeindlichkeit und Intoleranz zu wehren. Sie
97 Brandstiftungen, von denen 16 politisch motiviert können nicht eins zu eins auf die Bekämpfung von
waren. Bei den anderen Anschlägen handele es sich um Linksextremismus und Islamismus übertragen werden.
Vandalismus, so Körting. Das ist schlimm genug, aber Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass durch pädago-
(B) um das zu belegen, was Sie sagen, muss man die Zahlen gisch-präventive Konzepte ein Extremist davon abgehal- (D)
differenziert betrachten. Es sind Straftaten, hier muss er- ten werden kann, eine Bombe zu basteln – die Anleitun-
mittelt werden – auch das ist schwierig genug –, und die gen werden ja in der Szene verbreitet – und diese dann
Täter müssen bestraft werden. auch einzusetzen. Deshalb täuschen die Ankündigungen
von Ministerin Schröder, Programme gegen Linksextre-
Der Anschlag auf die Polizeibeamten bei einer De- mismus und Islamismus aufzulegen oder die Programme
monstration am vergangenen Samstag in Berlin war ge- gegen Rechtsextremismus auszuweiten, ohne dass sie
zielt und mit hoher krimineller Energie durchgeführt. sagt, was sie eigentlich tun will, einfach nur Aktionis-
Bei diesem Anschlag gab es 14 verletzte Polizisten, zwei mus vor.
davon schwer. Wer hinter diesem Anschlag steckt, ist bis
jetzt unklar. (Beifall bei der SPD und der LINKEN –
Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Aha! Interes-
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ver- sant!)
urteilen diese Angriffe aufs Schärfste. Sie sind durch
Der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium er-
nichts zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Gewalt
klärt immer wieder, man sei in der Sondierungsphase,
gegen Menschen oder Sachen ist kein Mittel der politi-
man sei in einem Planungsprozess, man mache Anhö-
schen Auseinandersetzung.
rungen und führe Gespräche. Doch was genau passieren
(Beifall bei der SPD, der FDP und der soll, ist bis heute unklar.
LINKEN)
Auf der Internetseite des BMI heißt es:
Wir müssen uns mit diesen Phänomenen auseinander-
Höchsten Stellenwert misst die Bundesregierung
setzen. Wir begrüßen es daher, dass die Innenminister
der Bekämpfung des Extremismus zu. Sie setzt hier
von Bund und Ländern auf der letzten Innenministerkon-
einen wesentlichen innenpolitischen Schwerpunkt,
ferenz im Mai die Gremien beauftragt haben, bis zur
weil Intoleranz, Rassismus und Fremdenfeindlich-
Herbstkonferenz einen abgestimmten Vorschlag zur
keit das innere Gleichgewicht einer demokratischen
Bekämpfung der politisch links motivierten Gewalt zu
Gesellschaft stören.
unterbreiten. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter
Führung des BKA will einen umfassenden Maßnahmen- Nehmen Sie diese Aufgabe endlich ernst!
katalog und Handlungsempfehlungen erstellen.
Wenn Sie von den Regierungsfraktionen heute fest-
Wir müssen mehr über das Phänomen Linksextremis- stellen, es gebe ein bedrohliches Anwachsen linksextre-
mus wissen. Wir müssen wissen, ob es sich um vernetzte mistischer Straftaten, ist es wirklich an der Zeit, dass
4918 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Gabriele Fograscher
(A) Sie, Herr Bundesinnenminister, sich dazu äußern und er- (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Und wie (C)
klären, mit welchen Maßnahmen Sie diesem Problem macht ihr das?)
begegnen wollen. Extremismusbekämpfung und innere
Sicherheit sind originäre Aufgabe des Bundesinnen- Wir müssen analysieren, welche Milieus dort genau
ministers und nicht der Familienministerin. agieren. Was eint die Menschen, die Autos anzünden,
mit altkommunistischen Gruppen, mit Menschen, die an
Danke sehr. Universitäten zunehmend gewaltbereit werden, mit der
(Beifall bei der SPD) autonomen Szene und mit der Jugend, die soziale Pro-
blem hat? Wodurch werden diejenigen geeint, die die-
sem Phänomen des Linksextremismus anhängen? Hier
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: müssen wir genauer hinschauen, um dann entsprechende
Das Wort hat der Kollege Dr. Stefan Ruppert von der Gegenstrategien zu entwickeln.
FDP-Fraktion.
(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Welche?)
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU) Ein besonders besorgniserregender Indikator ist dabei
die schrumpfende Mitte unserer Gesellschaft. Sie zu
Dr. Stefan Ruppert (FDP): stärken, ist deshalb oberstes Prinzip liberaler Politik.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- (Beifall bei der FDP – Jan Korte [DIE
ren! Frau Fograscher, lassen Sie es mich am Anfang sa- LINKE]: DIW einmal nachlesen!)
gen: Die Bekämpfung von Extremismus ist Aufgabe von
uns allen, indem wir zeigen, dass sich die Mitte dieser Nach der Analyse – ich komme gleich zu Ihnen, liebe
Gesellschaft vor extremistischer Gewalt nicht versteckt Kolleginnen und Kollegen von der Linken – ist es aber
und dass sie sie bekämpft, und zwar solidarisch. wichtig, zu sagen – da hat Frau Fograscher recht –, dass
eine einfache Übertragung der Programme von Rechts
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) auf Links natürlich nicht sachgerecht ist. Gerade weil
Die Aktuelle Stunde, die wir heute durchführen, hat der Rechtsextremismus ein sehr ernstes Problem bleibt,
einen sehr traurigen Anlass. Deswegen will ich sagen: müssen wir ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit wid-
Wenn wieder einmal linke Extremisten schwere Gewalt- men, aber wir müssen eben auch gegen Links vorgehen.
taten begangen haben, ist es unsere Aufgabe – das tue (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Wie denn? –
ich hiermit –, den verletzten Beamten unser Mitgefühl Zuruf von der LINKEN: Gegen Links oder ge-
und beste Genesungswünsche auszusprechen. gen die Linken?)
(B) (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD (D)
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ich glaube übrigens, ein Mittel wäre, wenn wir uns,
die wir hier agieren – aus SPD, Grünen, FDP und CDU/
Gerade wenn es manchen an Klarheit fehlt, muss hier CSU –, mitunter etwas einiger zeigen und unsere ge-
einmal gesagt werden: Wir verurteilen das aufs meinsamen Werte, die wir haben, stärker nach vorne
Schärfste. stellen würden.
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
Wir wissen, dass die linksextreme Gewalt keine neue NEN]: Da kann die Regierung ja einmal vor-
Erscheinung ist. Bereits seit Jahren verzeichnet die bun- angehen!)
desweite Kriminalstatistik kontinuierlich Anstiege in – Sie schimpfen an dieser Stelle. Ich sage ganz bewusst:
diesem Bereich. Langsam wird das linksextreme Milieu Ich nehme mir vor, Sie auch dann zu loben, wenn ich
stärker, und die bedrohte Mitte der Gesellschaft den Eindruck habe, Sie treten für gemeinsame Überzeu-
schrumpft. Mit einem Zuwachs von 39,4 Prozent ver- gungen der Demokratie ein, und ich werde dann nicht
zeichnete die linksextremistisch motivierte Kriminalität aus parteipolitischem Reflex schlicht dagegenhalten.
den höchsten Anstieg seit vielen Jahren, und auch Ge-
walttaten aus diesem Spektrum nahmen um 53,4 Prozent (Beifall bei der FDP – Jan Korte [DIE
zu. LINKE]: Ein Staatenlenker!)
(Karin Binder [DIE LINKE]: Nun sagen Sie Lassen Sie mich das einmal ganz persönlich sagen:
doch etwas zu den Gründen!) Ich spreche mitunter auch mit einzelnen Vertretern der
Linken, etwa über die Bekämpfung des Antisemitismus.
Die Ereignisse vom Wochenende sind also keinesfalls Frau Pau ist zum Beispiel hier. Dabei habe ich mitunter
Einzelfälle, sondern symptomatisch für eine breite Ent- durchaus den Eindruck: Auch Sie bekämpfen den Extre-
wicklung in den letzten Jahren, und davor verschließt mismus und machen sich die Auseinandersetzung damit
diese Koalition ihre Augen nicht. nicht leicht. – Das sind die einen Momente. In den ande-
(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Da bin ich ren Momenten sehe ich dann wieder Frau Jelpke, Frau
aber gespannt!) Höger, Frau Dağdelen und andere, die sich öffentlich mit
extremistischen Gruppierungen, wie der „militanten
Was ist zu tun? Es ist unsere Pflicht als Demokraten, gruppe“, solidarisieren,
dem Phänomen ernst gegenüberzutreten und es zu be-
kämpfen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4919
Dr. Stefan Ruppert
(A) die Anschläge mit Gefährdungen von Menschen als legi- Gewalt ist für die Linke kein legitimes Mittel der politi- (C)
times Mittel erachten – diese Gruppen tun das und nicht schen Auseinandersetzung. Gewalt ist aber auch kein
die Abgeordneten – und vor Gericht schon verurteilt Mittel linker Politik. Nach Ihren Eingangsbemerkungen,
worden sind. Herr Bosbach, verstehe ich die Überschrift nicht, unter
der Sie diese Aktuelle Stunde beantragt haben. Sie hät-
Was passiert dann? Nichts. Das ist doch das Erschre-
ten auch sagen können: Ich suche eine Begründung für
ckende. Sie lassen diese Abgeordneten von der Linken
Gesetzesverschärfungen.
schlicht gewähren. Auch jüngst in Sitzungen, an denen
wir gemeinsam teilgenommen haben, sagten Sie nichts Ich möchte im Namen der Linken den Menschen, die
dagegen, kein Moment der Distanzierung. Das sind die am 12. Juni auf der Demonstration in Berlin verletzt
Momente, in denen man es mit der Angst zu tun be- wurden, eine gute Genesung wünschen. Ich bin froh,
kommt, wenn man daran denkt, was wäre, wenn Sie al- dass die verletzten Beamten aus dem Krankenhaus ent-
leine politischen Einfluss in dieser Republik hätten. lassen werden konnten.
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord-
neten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE
Trotz der vielen guten Gespräche im Einzelfall ist es
GRÜNEN und der FDP)
also an uns allen, die Werte von Weltoffenheit, Toleranz,
aber auch sozialer Marktwirtschaft in diesem Land zu Es geht darum, Gewalt – egal, von wem sie ausgeübt
verteidigen. Ich hoffe, wir finden dort eine größere Alli- wird – zu verhindern. Dafür tragen wir alle hier eine ge-
anz. meinsame Verantwortung. Ich wiederhole: Gewalt ist
kein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Aber
Herr Körting hat mit Recht gesagt, dass es sich eine
die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt sollte
demokratische Partei schlicht nicht leisten kann, ein ge-
auch nicht als Mittel benutzt werden, um legitimen poli-
brochenes Verhältnis zur Gewalt zu haben. Dem ist we-
tischen Protest insgesamt zu delegitimieren.
nig hinzuzufügen.
(Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU –
[CDU/CSU]: Jetzt wird es spannend! Ein biss-
Karin Binder [DIE LINKE]: Die Ursachen der
chen Gewalt ist legitim!)
Gewalt sollte man bekämpfen!)
– Es gibt einen präventiven Ansatz. Darauf wird gleich Auch dafür tragen wir eine gemeinsame Verantwor-
der zweite Redner meiner Fraktion eingehen. tung. Ich bitte all diejenigen, die sich an dieser Debatte
beteiligen, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein.
Ich glaube, dass sich diese Koalition darauf verständi- Deshalb werden wir es nicht zulassen, dass nun versucht
(B) gen wird, wie die Probleme zu lösen sein werden. Das wird, das berechtigte Anliegen mehrerer Zehntausend (D)
gilt auch in Fragen des Strafrechts; da können Sie sich Bürgerinnen und Bürger, die in Berlin und Stuttgart pro-
sicher sein. Wir werden die Dinge angehen, und wir wer- testiert haben, zu diskreditieren.
den dies einig und gemeinsam mit der CDU/CSU tun.
(Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings
(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- [CDU/CSU]: Jetzt werden Opfer und Täter
NEN]: Das wäre das erste Mal!) umgedreht! Das ist Ihre Dialektik!)
Ich würde mir wünschen, dass wir im Kampf gegen Es ist richtig und wichtig, dass sich Bürgerinnen und
den Linksextremismus nicht nur Grüne und SPD, son- Bürger engagieren: in Vereinen, bei Volksentscheiden,
dern auch Sie, Kolleginnen und Kollegen von den Lin- Volksbegehren und auch bei Demonstrationen und Sitz-
ken, auf unserer Seite hätten. Dann kämen wir der Sache blockaden. All dies ist Bestandteil einer lebendigen De-
deutlich näher. Leider ist von Ihnen wenig zu hören. Be- mokratie, und all dies soll und muss weiter durchgeführt
sinnen Sie sich: Kehren Sie um und machen Sie es an- werden.
ders!
Wir als Linke werden auch weiterhin zu gewaltfreien
Vielen Dank. Demonstrationen und Sitzblockaden aufrufen. Es ist
Zeit, sich zu wehren: gegen unsoziale Politik, Abbau von
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
Bürger- und Menschenrechten und Auslandseinsätzen
der Bundeswehr.
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Das Wort hat die Kollegin Halina Wawzyniak von der (Beifall bei der LINKEN)
Fraktion Die Linke. Wir glauben an die Überzeugungskraft unserer Argu-
(Beifall bei der LINKEN) mente und setzen deshalb auf zivilen friedlichen Unge-
horsam. Diese Mittel halten wir für legitim.
Halina Wawzyniak (DIE LINKE): (Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- [CDU/CSU]: Der Rechtsstaat aber nicht unbe-
ren! Wer Sprengsätze auf Polizisten wirft, ist nicht links, dingt!)
ist kein Fußballfan; er ist kriminell.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her-
(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem ren, ich wohne und lebe im Berliner Bezirk Friedrichs-
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) hain-Kreuzberg. Jährlich gibt es in Berlin eine Auseinan-
4920 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Halina Wawzyniak
(A) dersetzung um den 1. Mai, insbesondere in diesem aufgreifen! Sehr interessant! Die Opfer sind (C)
Stadtteil. Gebetsmühlenartig wiederholt die Hauptstadtu- die Täter!)
nion den Vorwurf, dass es dabei zu linksextremistischen
Das kann und sollte eine anonymisierte Kennzeich-
Straftaten kommt. Herr Ruppert hat offensichtlich ordent-
nungspflicht sein. Aber es muss auch klar sein: Polizis-
lich zugehört und es wiederholt. Studien belegen aber
ten sind Staatsbürger in Uniform, Staatsbürger, die unse-
mittlerweile, dass es sich hier im Großen und Ganzen
ren Schutz verdienen, aber nicht im rechtsfreien Raum
nicht um politische Gewalt, sondern mehrheitlich um „er-
agieren.
lebnisorientierte Jugendliche“ handelt.
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wer behaup-
(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Er- tet das denn?)
lebnisorientiert?)
Meine Damen und Herren, für die Linke sind Protest
Auch Gewaltausbrüche erlebnisorientierter Jugendli- und ziviler Ungehorsam legitime und nötige Mittel
cher sind nicht akzeptabel. Aber es hilft in der Auseinan-
dersetzung nicht weiter, hier ausschließlich einen links- (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Nötigende!)
extremistischen Zusammenhang zu konstruieren. der politischen Auseinandersetzung. Gewalt ist es nicht.
(Beifall bei der LINKEN) So einfach ist das.
Es ist gut, dass der rot-rote Senat an seiner Deeskalati- (Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings
onsstrategie festhält. Die Deeskalationsstrategie beim [CDU/CSU]: Die Linke hat sich mal wieder
Myfest in Kreuzberg trägt langsam Früchte, und wir alle auf der Täterseite positioniert!)
wären gut beraten, die damit erreichten Erfolge nicht
kleinzureden, sondern für eine Fortsetzung derartiger Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
Strategien einzutreten. Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland von
(Jan Korte [DIE LINKE]: Richtig!) Bündnis 90/Die Grünen.
Die Antwort auf Gewalt – im Stadion, in der Woh- Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
nung, auf Demonstrationen und nicht zu vergessen die Herr Präsident! Meine Damen und Herren! All denje-
rassistisch motivierte Gewalt von Neonazis und Faschis- nigen, die wie heute die Berliner Zeitung sich darüber
ten – kann nicht sein, Strafverschärfungen vorzunehmen, mokieren, dass nicht der Protest der 20 000 gegen So-
Eingriffsbefugnisse zu erhöhen und politisches Kapital zialabbau hier die Debatte bestimmt, sondern die Zün-
daraus zu schlagen. Die Antwort darauf muss sein, ge- dung dieses Explosivkörpers, halten wir ganz deutlich
(B) meinsam deutlich zu machen, dass Gewalt nicht ein ein- entgegen: Wir haben hier über das Sparpaket debattiert, (D)
ziges politisches Problem löst, weder im Inneren noch wir werden auch weiter heftig über dieses Sparpaket de-
im Äußeren. battieren, aber es ist genauso richtig und notwendig, an-
(Beifall bei der LINKEN) gesichts dieses – das kann man in der Tat so sagen – An-
schlages von neuer Qualität über ebendiesen Anschlag
Diese Delikte zum Anlass zu nehmen, über eine Straf- zu debattieren. Wir jedenfalls gehen nicht zur Tagesord-
verschärfung nachzudenken, halte ich für reine Symbol- nung über.
politik, die keinerlei Effekt hat. Es gibt einen Strafrah-
men für Körperverletzungsdelikte. Diesen auszunutzen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
ist Sache der Gerichte. und bei der CDU/CSU)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her- Ich schließe mich deswegen ausdrücklich den Gene-
ren, ein wenig erinnert mich vor allem der Beitrag von sungswünschen an, die hier geäußert wurden, insbeson-
Herrn Ruppert an die Debatte, die jedes Jahr in Berlin dere gegenüber den beiden inzwischen glücklicherweise
vor dem 1. Mai stattfindet. Hier werden im Vorfeld Aus- aus dem Krankenhaus entlassenen Polizeibeamten.
schreitungen und Gewalttaten in ungeheurem Ausmaß (Beifall)
an die Wand gemalt – eine Voraussage und eine Panik-
mache, welche die Emotionen hochpeitschen und am Wenn hier nach der Gemeinsamkeit der Demokraten
Ende wenig mit dem realen Leben zu tun haben. gefragt wird, dann wiederhole ich ganz deutlich, was alle
Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses – ich be-
(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Ach, wir sind tone: alle – zu diesem Anschlag gesagt haben, nämlich
schuld!) dass dieser Anschlag eine neue Eskalationsstufe der Ge-
Am Ende stehen Bilder, die uns allen nicht gefallen kön- walt ist, der durch nichts zu rechtfertigen und insgesamt
zu verurteilen ist.
nen, beispielsweise Bilder eines Polizeibeamten, der ei-
nen Demonstranten über den Haufen rennt und ihm ge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
gen den Kopf tritt. Auch wenn der Beamte sich in und bei der SPD)
diesem Fall selbst gestellt hat, ist es schlicht aus rechts-
staatlichen Gründen wichtig, dass wir eine individuelle Die erste Antwort muss deshalb sein, die Täter zu ermit-
Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte einführen. teln und vor Gericht zu stellen. Für diese Antwort – das
sage ich an den Innenminister de Maizière gewandt –
(Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings reicht unser Strafgesetzbuch vollständig aus. Wir haben
[CDU/CSU]: Interessant, welche Beispiele Sie keinerlei Verständnis dafür, dass Sie geradezu reflexartig
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4921
Wolfgang Wieland
(A) in der FAZ nach diesem Anschlag wieder eine Verschär- wann einmal entsprechende Konzeptionen vorlegen. (C)
fung der Straftatbestände gefordert haben. Solche fehlen bis heute. Mit Ihrem schematischen An-
satz „rechts gleich links“ – das haben Sie über Jahre
(Zuruf des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/
echoartig gesagt – kommen Sie zu schematischen und
CSU])
damit falschen Antworten auf die Frage, was nötig ist.
– So ist er zitiert, so sind auch andere von Ihnen zitiert.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die Forde- bei der SPD und der LINKEN)
rung stellen wir schon lange!)
Ich sage nicht: Ändern Sie Ihre Politik, weil Molo-
– Sie werden ja noch reden; dann sagen Sie etwas da- towcocktails fliegen und Brandsätze gezündet werden!
zu. – So kam die Forderung reflexartig auf diesen An- Ich will den Tätern nicht Erfolg auf diese Art und Weise
schlag. verschaffen. Ändern Sie Ihre Politik, weil sie ungerecht
und unsozial ist! Selbst Ihre Wirtschaftsverbände for-
Die Staatsanwaltschaft in Berlin hat in vergleichbaren dern eine Änderung. Wenn Sie dazu nicht bereit sind,
Fällen – Molotowcocktail auf Polizeibeamte – wegen dann machen Sie wenigstens nicht den Fehler, verbal
versuchten Mordes angeklagt. Ich brauche Ihnen nicht aufzumuskeln. Kollege Krings, es geht nicht, wie Sie es
zu sagen, Herr Kollege Krings, dass der Strafrahmen in formuliert haben, um kriegstaugliche Waffen. Andere
solchen Fällen von 3 bis 15 Jahren reicht. Selbst wenn malen unentwegt das Entstehen einer neuen Rote-Ar-
ich hier von einer gefährlichen Körperverletzung aus- mee-Fraktion an die Wand. Es gibt auch in der Innen-
gehe, beträgt der Strafrahmen 6 Monate bis zu 10 Jah- politik so etwas wie eine Selffulfilling Prophecy. Davor
ren. sollten wir uns alle hüten; denn das ist das Letzte, was
Wer hier eine Debatte über Strafverschärfung führt, wir gebrauchen können.
der will in Wirklichkeit etwas ganz anderes. Der will sei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
nen Nachbarn weichkochen für Strafverschärfungen bei bei der SPD und der LINKEN)
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte; und das halten
wir angesichts dessen, was vorgefallen ist, für nicht an- Was nottut, ist eine nüchterne Analyse ohne jede Dra-
gängig. Das halten wir für schäbig; das muss so deutlich matisierung. Das Vorgefallene ist schlimm genug; das
gesagt werden. braucht man nicht zu dramatisieren. Wir brauchen eine
zielgerichtete und erfolgreiche Polizeiarbeit sowie – last,
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN but not least – eine gesellschaftliche Ächtung jeder Form
und bei der LINKEN) von Gewalt.
(B) Es ist auch nicht hinnehmbar, Herr Kollege Uhl, dass (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (D)
Sie in der Bild-Zeitung ankündigen, Sie würden hier ein und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der
Wort zum Versagen des Berliner Innensenators an uns LINKEN)
richten. Dazu sage ich Ihnen ganz deutlich: Wenn der
Berliner Innensenator versagt hätte, dann hat lange zuvor
sein Hamburger Amtskollege, Innensenator Ahlhaus, Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
versagt. In diesem Jahr war am 1. Mai in Hamburg eine Das Wort hat der Bundesinnenminister Dr. Thomas de
schärfere Randale als in Berlin, und das will schon etwas Maizière.
bedeuten. Insbesondere der Angriff mit Molotowcock-
tails auf die Polizeiwache in Hamburg hatte eine Quali- Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
tät, wie wir sie in Berlin jedenfalls noch nicht gesehen nern:
haben. Deswegen sage ich an dieser Stelle: Hören Sie Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
endlich mit der Aufrechnerei auf! Dieser Anschlag eig- Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bedanke
net sich nicht dafür, parteipolitische Süppchen zu ko- mich dafür, dass jetzt eine Aktuelle Stunde zu diesem
chen. Thema stattfindet. Ich glaube, das sind wir den beiden
schwerverletzten Polizisten, aber auch den anderen
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
schuldig. Es handelt sich hier, wie Herr Wieland zu
bei der SPD und der LINKEN)
Recht gesagt hat, um eine neue Qualität. Das ist allemal
Das bringt an Erkenntnis gar nichts. Anlass genug, um darüber zu diskutieren. Auch von mir
ein herzlicher Genesungswunsch an die beiden Polizis-
Sie wollen zuallererst eine Strafverschärfung. Der
ten!
Kollege Bosbach will offenbar – das war mir neu – zum
Landfriedensbruchparagrafen aus Kaisers Zeiten zurück- Leider handelt es sich nicht um Einzelfälle. Sie haben
kehren und fordert, dass alle haften, wenn auch nur einer nach Zahlen gefragt. Herr Ruppert hat bereits einige vor-
einen Stein wirft. Hören Sie mit dem Ruf nach Strafver- getragen. Von 7 politisch links motivierten Tötungsver-
schärfungen auf! Wenn Sie eine gesellschaftliche Offen- suchen im letzten Jahr haben sich allein 4 gegen Polizis-
sive gegen Linksextremismus wollen, dann kann man ten gerichtet. Von 849 Körperverletzungsdelikten aus der
darüber reden. Auch wir wollen das zivilgesellschaftli- linken militanten Szene richteten sich 440 gegen Polizei-
che Engagement stärken. Die Kollegin Wawzyniak hat kräfte. Welche Zahlen wollen Sie noch? Dieser Entwick-
auf das Myfest hingewiesen, das jedes Jahr am 1. Mai in lung müssen wir mit einer Reihe von Maßnahmen ent-
Berlin stattfindet. Dieses Fest stellt seit langem eine gegentreten. Sie haben darauf hingewiesen, was die
zivilgesellschaftliche Antwort dar. Sie müssten irgend- Innenministerkonferenz macht. Dazu gehören eine sinn-
4922 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Bundesminister
Dr. Dr. Thomas
Thomas de Maizière, de Maizière des Innern
Bundesminister
(A) volle Vorbereitung auf Demonstrationen, eine vernünf- Versammlungen und Demonstrationen gehören in un- (C)
tige Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte, eine serem Land zum demokratischen Alltag. Demokratie
kluge Einsatztaktik, Schutzkleidung, gezielte und be- braucht die Debatte, und die Debatte kann auch auf der
weissichernde Festnahmen sowie harte und schnelle Ver- Straße stattfinden. Herr Wieland, natürlich freue ich
urteilungen; all das ist wahr. Zum Gesamtumfeld gehört mich nicht, wenn 10 000 Demonstranten gegen die not-
aber auch – sicherlich nicht zur Aufarbeitung dieser bei- wendigen Sparpakete der Bundesregierung demonstrie-
den Fälle; damit haben Sie recht, Herr Wieland –, dass ren.
wir, die Bundesregierung, auf dem richtigen Weg sind,
wenn wir den strafrechtlichen Schutz von Polizisten und (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
Einsatzkräften stärken. Wir werden uns vermutlich sehr NEN]: Es werden mehr werden!)
bald über alle diese Fragen im Einzelnen einigen. Aber diese Kritik muss ich ertragen, diese Kritik kann
Ich will aber heute über all diese Fragen nicht im Ein- ich ertragen, und ich bin stolz darauf, dass ich diese Kri-
zelnen reden, sondern den angesprochenen Fall zum An- tik ertragen darf. Das ist Teil unserer politischen Kultur
lass nehmen, um mit Ihnen Gedanken über den geistig- und unseres demokratischen Verständnisses. Nur, wir
politischen Hintergrund dessen, was dort passiert, auszu- dürfen diese Freiheit, für unsere Überzeugung auf die
tauschen. Straße gehen zu können, nicht durch gewalttätige Chao-
ten verhunzen oder kaputtmachen lassen. Die Ausübung
Vor nunmehr einem Jahrhundert hat die bekennende von Demonstrationsfreiheit darf für niemanden in die-
Kommunistin Rosa Luxemburg den berühmten Satz ge- sem Lande gefährlich werden.
sagt – ich zitiere –:
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, Frei- der FDP)
heit nur für die Anhänger einer Partei – mögen sie
noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit Wir wollen das auch nicht von Menschen kaputtmachen
ist immer nur die Freiheit des Andersdenkenden. lassen, die angeblich dadurch ihre Freiheit verwirklichen
oder ihren Frust auslassen, dass sie Pflastersteine oder
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie Brandgeschosse auf andere Menschen oder Polizisten
bei Abgeordneten der SPD – Dr. Hans-Peter werfen. Dies ist nicht nur ein unerhörter Angriff auf un-
Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist heute sere Polizisten, dies ist ein Angriff auf den Kern unserer
aber anders!) Demokratie selbst. Insbesondere deswegen sind wir so
Heute erlauben sich links- und rechtsextreme Auto- stark dagegen.
nome ein anderes Freiheitsverständnis. In einer frühen Wir haben gelernt, dass bei Demonstrationen die
(B) Ausgabe der autonomen Szenezeitschrift Radikal wurde Trennung von Extremisten wichtig ist. Deswegen sage (D)
folgender Satz geprägt, um ein sogenanntes autonomes ich für den Samstag und auch für die Zukunft: Man muss
Lebensgefühl zu beschreiben – ich zitiere –: sich auch während einer Demonstration trennen.
Freiheit ist … der kurze Moment, in dem der Pflas- (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)
terstein die Hand verlässt, bis zum Moment, wo er
auftrifft. Ich sage allen Demonstranten: Trennt euch auf der
Straße von dem schwarzen Block! Erlaubt nicht, dass
Während also Rosa Luxemburg den Freiheitsbegriff sich Autonome als Kleingruppen unter euch mischen! –
intellektuell zutreffend und pointiert definiert, ist das Wenn Gewalt aus Demonstrationen heraus ausgeübt
zweite Zitat ein erschreckendes Zeugnis geistiger Verir- wird, erwarte ich, dass sich friedliche Demonstranten
rung, einer Pervertierung des Freiheitsbegriffs. Das ist von dieser Gewaltanwendung auch räumlich trennen,
alles andere als erlebnisorientiert, Frau Kollegin von der damit die Polizei Festnahmen durchführen kann, und
linken Seite. nicht geradezu Schutz bieten.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan
Diesen Missbrauch des Freiheitsbegriffes dürfen wir Korte [DIE LINKE]: Das unterstellen Sie den
in unserem Land nicht dulden. Autonome bestimmen in 10 000, oder was?)
diesem Land nicht, was Freiheit ist, und Autonome be- Demokraten dürfen Antidemokraten keinen Schutz bie-
stimmen in diesem Land auch nicht, welche Gesetze gel- ten, erst recht keinen räumlichen Schutz. Wenn Sie sich
ten. Freiheit ist ein kostbares Gut, das es zu verteidigen
die entsprechenden Szenen auf YouTube anschauen,
gilt.
dann sehen Sie, dass davon am vergangenen Samstag
Sie haben gesagt: Gewalt, nein. – Ich war erfreut, das keine Rede sein konnte.
in dieser Klarheit von Ihnen zu hören. Ich komme gleich
Zur räumlichen Trennung gehört aber auch eine geis-
noch einmal auf diesen Punkt zurück. Sie haben aber
tige Trennung, eine glasklare politische Abgrenzung.
auch gesagt: ziviler Ungehorsam, ja. – Der Meinung bin
Links motivierte Gewalt ist deutlich und mit gleichem
ich nicht. Es steht keinem Demonstranten und keinem
Abscheu durch alle Teile der Gesellschaft zu ächten, wie
Bürger zu, selbst zu bestimmen, dass er gegenüber Ge-
dies unter allen Demokraten bei rechtsextremer Gewalt
setzen zivilen Ungehorsam übt. Darin unterscheiden wir
seit langem selbstverständlich ist. Dies kann die Polizei
uns fundamental; das will ich einmal sagen.
nicht. Das ist auch nicht die Aufgabe der Polizei. Das
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist wahr! Ja!) kann und muss die Zivilgesellschaft leisten.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4923
Bundesminister Dr. Thomas
Dr. Thomas de Maizière, de Maizière des Innern
Bundesminister
(A) Wir sollten uns überlegen, ob es ausreichend ist, dass links“ trifft es besser; denn nicht jeder Idiot, der bei einer (C)
wir hier von politisch motivierter Gewalt sprechen. Wir Demonstration Steine auf Polizisten wirft, ist ein Links-
zählen in der Polizeilichen Kriminalstatistik rechts- extremist.
extrem oder linksextrem politisch motivierte Gewalt, das
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
ist wahr. Aber was ist eigentlich politisch an dem Ver-
such, einen anderen Menschen zu verletzen oder seine Die Polizei ist an vielen Stellen mit Krawalltouristen und
Tötung billigend in Kauf zu nehmen? sogenannten – auch die Polizei verwendet den Begriff –
erlebnisorientierten Jugendlichen konfrontiert. Natür-
(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Gute Frage!
lich handelt es sich dabei um Straftaten, die verfolgt
Warum wird das so eingeordnet?)
werden müssen. Ziel politischen Handelns muss neben
Nichts. Diese Täter sind Straftäter, Trittbrettfahrer, die der Strafverfolgung aber auch sein, dass es nicht zu einer
das politische Engagement der anderen als Feigenblatt weiteren Radikalisierung und Organisation der Szene
für ihre eigenen Gewaltexzesse nutzen. kommt. Lassen Sie mich deswegen ganz deutlich sagen:
Beim angemessenen, zielgerichteten Kampf gegen poli-
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie tisch motivierte Gewalt jeder Art können Sie auf die Un-
des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/CSU]) terstützung der SPD-Fraktion zählen. Gewalt darf kein
Deswegen appelliere ich an alle zukünftigen Veranstalter Mittel der politischen Auseinandersetzung sein.
und Teilnehmer – der vergangene Samstag war ein (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
schlechtes Beispiel –: Lassen Sie sich nicht zu Feigen- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
blättern solcher feiger vermummter Gewalttäter machen!
Unterstützen wir die Polizei; aber lassen wir sie in dieser Die SPD setzt sich für einen differenzierten, besonne-
Auseinandersetzung nicht allein! nen Umgang mit diesem Thema ein. Es geht darum, das
Problem zu analysieren, die Tätergruppe zu identifizie-
Jeder Demonstrant und jeder Veranstalter von De- ren und das Phänomen gesellschaftlich einzuordnen.
monstrationen hat auch seine Verantwortung zu tragen, Dann kann man auch die geeigneten Maßnahmen ergrei-
dass Demonstrationen friedlich bleiben. Das ist, gerade fen. Wir haben es mit einem Großstadtphänomen zu tun,
wenn es schwierig wird, eine demokratische Pflicht das nicht neu ist. Wir haben es mit Straßenmilitanz zu
freier Bürger, und auch das zeichnet eine stolze und freie tun, und in der Tat haben wir in den letzten beiden Jah-
Demokratie aus. ren in diesem Bereich Zuwächse. Zeitgleich gab es bei
Vielen Dank. den Anschlägen auf Autos und andere Objekte ein An-
wachsen. Hier sind die Zahlen in Berlin laut Verfas-
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) sungsschutz 2010 glücklicherweise wieder rückläufig.
(B) (D)
Innensenator Körting, der in diesem Bereich einen sehr
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: guten Job macht, hat darauf gestern hingewiesen. Eine
Das Wort hat die Kollegin Daniela Kolbe von der differenzierte Betrachtungsweise ist notwendig, und es
SPD-Fraktion. sind weiterhin Verfassungsschutz und Polizei gefragt,
hier differenziert tätig zu werden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Genaues Hinschauen und abgestimmtes Handeln sind
Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD): geboten. Eine weitere Radikalisierung gilt es unbedingt
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die zu vermeiden. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass am
Meldungen von den Zwischenfällen am Wochenende ha- Samstag 20 000 Menschen, zum Teil auch schwarzge-
ben uns erschüttert. Wir hoffen auf eine rasche Genesung kleidete, friedlich und legitim auf die Straßen gegangen
der verletzten Polizisten und auf schnelle Fahndungser- sind, um gegen ein sozial schlicht ungerechtes Sparpro-
folge, damit die Täter belangt und einer gerechten Strafe gramm zu demonstrieren. Es muss darum gehen, De-
zugeführt werden und damit die Hintergründe dieser Tat monstrationsanmelder darin zu unterstützen, dass sie al-
klarer werden. Egal ob es sich um eine politisch moti- les tun, damit es aus ihrer Mitte nicht zu Gewalttaten
vierte Tat oder Krawalltourismus handelt, das Unver- kommt. Veranstalter sollten die Gelegenheit nutzen, sich
ständnis über diese sinnlose Tat wird bleiben. klar von Gewalt zu distanzieren.
Aktionismus und Law-and-Order-Gebrüll werden je-
Die Koalitionsfraktionen nehmen die Geschehnisse
doch nicht zum gewünschten Ziel führen, eher im Ge-
zum Anlass, um über – Zitat – „Bedrohliches Anwachsen
genteil. Dass die Androhung höherer Strafen wirklich
linksextremer Straftaten in Deutschland“ zu diskutieren.
abschreckend wirkt, daran habe ich meine großen Zwei-
Das könnte ein guter Anlass sein, um über konkrete Pro-
fel. Gleichwohl ist es natürlich sinnvoll, darüber zu dis-
blemanalysen, über Zielstellungen und angemessene Me-
kutieren, wie man Polizei und Rettungskräfte gegen die
thoden zu sprechen. Davon sehe ich hier im Moment al-
zunehmende Gewalt, mit der sie aus Teilen der Gesell-
lerdings noch relativ wenig. Stattdessen erlebe ich puren
schaft – nicht nur bei Demonstrationen – konfrontiert
Aktionismus, Polemik und leider viel zu viel Gleichma-
sind, schützen kann. Die SPD wird hierzu Vorschläge
cherei.
vorlegen.
(Zuruf von der FDP: Bei Ihnen, ja?)
Das von Frau Dr. Schröder angekündigte Bildungs-
Sie sprechen von linksextremen Straftaten. Ich per- programm gegen Linksextremismus und Islamismus
sönlich finde, der Terminus „politisch motivierte Gewalt kann ich wirklich nur als Aktionismus bezeichnen. Da
4924 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Reinhard Grindel
(A) gerufen hat. Es war eine bemerkenswerte Allianz. Zu dann aber im Senat aus reinem Machterhalt mit den geis- (C)
den Gruppen gehörten die Antifaschistische Linke Ber- tigen Brandstiftern gemeinsame politische Sache macht.
lin, die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands,
die DKP und die Partei Die Linke sowie der Verdi-Be- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
zirk Berlin. neten der FDP – Agnes Alpers [DIE LINKE]:
„Geistige Brandstifter“ ist eine Unterstel-
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das sind aber doch lung! – Jan Korte [DIE LINKE]: Sie reden so
keine Gewalttäter! – Agnes Alpers [DIE abgedrehtes Zeug! Haben Sie Drogen genom-
LINKE]: Was hat das mit Gewalt zu tun?) men, oder was? – Karin Binder [DIE LINKE]:
Wissen Sie eigentlich, wer die geistigen Brand-
Ich halte es für einen Skandal, dass nicht zuletzt Ge- stifter sind?)
werkschaftsgelder in dieser Art und Weise eingesetzt
werden. Wir fordern die SPD auf: Wenn Ihr Koalitionspartner
nicht eine klare Trennlinie zur Gewalt zieht, dann müs-
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wi- sen Sie eine klare Trennlinie zu Ihrem Koalitionspartner
derspruch bei der LINKEN) hier in Berlin ziehen.
Es war nicht so, dass der Sprengstoffanschlag auf die
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
Polizeibeamten aus einem gesonderten Block erfolgte.
neten der FDP)
Die Videos im Internet zeigen deutlich, dass sich in der
Gruppe, aus der heraus der Sprengsatz geworfen wurde, Man kann es auf Dauer nicht durchgehen lassen, dass
eine Reihe von Personen befanden, die Fahnen der Partei sich ein Herr Thierse, wenn es um Rechtsextremismus
Die Linke mit sich führten. geht, zur Straßenblockade einfindet und die Arbeit der
Polizei behindert, aber Schweigen herrscht, wenn es um
(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Genau so ist
Linksextremismus geht.
es!)
Die Linke hat sich schon in der Vergangenheit gerade (Jan Korte [DIE LINKE]: Keine Macht den
nicht von Gewalt distanziert. Ich erinnere an die Kritik Drogen!)
der Bundestagsabgeordneten Höger an der Verurteilung Herr Thierse hat sich selbst Mut bescheinigt, weil er sich
von Gewalttätern, die Autos in Berlin abgefackelt haben. Rechtsextremisten in den Weg gestellt hat. Mutig wäre
Die Linke ist eine durch und durch extremistische Partei es, am nächsten 1. Mai im Hamburger Schanzenviertel
mit einem ungeklärten Verhältnis zur Gewalt. oder in Berlin-Friedrichshain an der Spitze eines Auf-
(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN) standes der Anständigen zu marschieren. Wir müssen
(B) gleichermaßen gegen Links und gegen Rechts Zeichen (D)
Deswegen ist es richtig, dass sie vom Verfassungsschutz setzen!
beobachtet wird.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Korte [DIE LINKE]: Alles Extremisten außer
neten der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Das Grindel! Unfassbar!)
sagt der Richtige! – Weiterer Zuruf der Abg.
Halina Wawzyniak [DIE LINKE]) Auch eine Reaktion der Grünen hier in Berlin halte
ich für erwähnenswert: Der innenpolitische Sprecher der
– Frau Wawzyniak, wer Gewalttäter als „erlebnisorien- Grünen im Abgeordnetenhaus, Benedikt Lux, bedauert,
tierte Jugendliche“ verharmlost, dass durch den Sprengstoffanschlag das „Anliegen der
Demonstranten“ und das „fragwürdige Verhalten von
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist Polizei- Polizisten“ untergeht. Zitat:
deutsch!)
Jetzt sind automatisch die Polizisten die Opfer und
der hat ein gebrochenes Verhältnis zu rechtsstaatlichen
der schwarze Block die Bösen.
Grundsätzen. Das möchte ich am Ende der Debatte fest-
halten. Der Sprengstoffanschlag wird nicht bedauert, weil
dort Menschen verletzt worden sind, sondern es wird be-
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU –
dauert, dass politische Vorurteile der Grünen demaskiert
Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Wer nicht
wurden. Das ist blanker politischer Zynismus.
lesen kann, sollte einfach mal die Klappe hal-
ten!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
Die Besonderheit in Berlin ist, dass die Partei Die neten der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Sie
Linke auf beiden Seiten der Barrikaden anzutreffen ist: sind der Extremist!)
Sie ist auch Regierungspartei im Senat, gemeinsam mit Es ist ein Skandal, dass sich die Veranstalter nicht von
der SPD. dem Sprengstoffanschlag distanziert haben, sondern
(Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist auch gut so!) scharf das „martialische Auftreten der Polizei“ kritisie-
ren. Eine Distanzierung von der Gewalt gegen Sachen
Deshalb ist das ungeklärte Verhältnis der Linken zur Ge- gibt es bei den Linksextremisten in Berlin schon lange
walt auch für die SPD ein Thema. Es geht nicht an, dass nicht mehr; jetzt fehlt es sogar an einer Distanzierung
die SPD den Brandanschlag auf Polizisten verurteilt, von der Gewalt gegen Personen.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4929
Reinhard Grindel
(A) (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Irgendwie kämpft werden. Außerdem wollen wir, dass die Beam- (C)
können Sie nicht lesen! – Sönke Rix [SPD]: tinnen und Beamten, die wöchentlich, fast täglich, für
Kennen Sie die Erklärung des Berliner Abge- uns, unsere Demokratie und unsere Freiheit ihren Kopf
ordnetenhauses?) hinhalten, wissen, dass die Bundesregierung und die Ko-
alition hinter ihnen stehen.
Bei bestimmten Formen von Gewalt helfen übrigens
auch keine Aufklärungskampagnen und Sozialpro- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –
gramme mehr. Wir müssen mit der ganzen Härte des Ge- Sönke Rix [SPD]: Wir auch!)
setzes gegen diese Form von Linksextremismus vorge-
Die neue Qualität von Straftaten aus dem schwarzen
hen.
Block, der zweifelsohne dem linken Lager zuzuordnen
(Sebastian Edathy [SPD]: Das machen nicht wir, ist, wurde bereits mehrfach angesprochen. Es kam die
das machen die Gerichte, Herr Kollege!) Frage auf, warum wir das eigentlich thematisieren. Viele
Zahlen wurden genannt. Der Vorfall fand in Berlin statt.
Das ist die Lehre aus den Vorgängen des Wochenendes.
Gerade in Berlin spüren wir die neue Qualität linksextre-
Herzlichen Dank fürs Zuhören. mer Gewalt. Es werden regelmäßig Brandanschläge auf
Institutionen, öffentliche Gebäude und Unternehmen
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan
ausgeübt. Übrigens wurden auch auf Gebäude von Verdi
Korte [DIE LINKE]: Was haben Sie wohl
Brandanschläge ausgeübt,
heute eingeschmissen?)
(Jan Korte [DIE LINKE]: Was ist denn mit
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Hamburg?)
Als letzter Redner dieser Aktuellen Stunde hat der denen ein linkes Bekennerschreiben folgte. Wir erleben
Kollege Kai Wegner von der CDU/CSU-Fraktion das tagtäglich Übergriffe auf Polizeibeamte. Wir erleben An-
Wort. griffe auf Menschen mit Dienstkleidung, zum Beispiel
(Mechthild Rawert [SPD]: Herr Wegner, Span- BVG-Fahrer, und wir erleben weiterhin Brandanschläge
dau liegt bei Berlin! Passen Sie auf!) auf Autos.
(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Was hat
Kai Wegner (CDU/CSU): das mit links zu tun?)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Im Jahr 2009 wurden 320 Brandanschläge verübt. Fast
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Edathy, täglich wird in dieser Stadt ein Auto angezündet. Darauf
ich bedaure es, wenn Sie nicht verstanden haben, was haben viele hingewiesen. Es hat aber noch keiner ange-
(B) wir eigentlich mit der Aktuellen Stunde bezwecken. (D)
sprochen, wie die Antwort des Innensenators auf diese
(Sebastian Edathy [SPD]: Seit Grindel weiß Vorfälle lautete. Der Innensenator hat darauf hingewie-
ich es!) sen, dass man darauf achten muss, wo man in dieser
Stadt mit welchem Auto parkt,
Ich versuche, es Ihnen in ganz einfachen Sätzen nahezu-
bringen. Zum einen wollen wir eine klare Ächtung von (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Unerhört!)
Extremismus, auch von Linksextremismus, erreichen,
und dass es durchaus eine Provokation sein kann, wenn
Herr Edathy.
man mit seinem Fahrzeug in bestimmten Stadtteilen
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – parkt. Das ist keine Provokation, das ist eine Kapitula-
Sönke Rix [SPD]: Dem hat hier keiner wider- tion des Rechtsstaats. Nichts anderes sind diese Aussa-
sprochen!) gen.
Wir wollen diese Ächtung sowohl durch präventive als (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –
auch durch repressive Maßnahmen erreichen. Herr Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Unfassbar! –
Edathy, wenn Sie der Bundesregierung und dem Bun- Mechthild Rawert [SPD]: Das gibt es auch in
desinnenminister Vorwürfe machen, auch was die Beam- Spandau!)
ten auf Bundesebene und das Sparpaket betrifft,
Dabei müsste es der Berliner Innensenator eigentlich
(Sebastian Edathy [SPD]: 500 Millionen Euro besser wissen. Kurz vor dem 1. Mai letzten Jahres hatte
jedes Jahr!) sich Herr Körting in Friedrichshain in einem Café aufge-
halten,
empfehle ich Ihnen einfach einmal, mit Beamtinnen und
Beamten aus der Stadt Berlin zu sprechen. Unsere Berli- (Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Mit welchem
ner Polizisten haben die meisten Überstunden, aber das Auto?)
schlechteste Gehalt. Verantwortlich dafür ist die rot-rote
wohlgemerkt – im Gegensatz zu vielen anderen Men-
Landesregierung in Berlin, Herr Edathy.
schen, die bedroht bzw. Opfer von Straftaten werden –
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – mit Personenschutz. Als sich junge Menschen vor dem
Sebastian Edathy [SPD]: Wollen Sie sich Café versammelten, stellte Herr Körting fest: Es könnte
de Maizière annähern?) sich um Autonome handeln.
Wir wollen eine klare Verurteilung von Gewalt und (Agnes Alpers [DIE LINKE]: „Könnte“! Kon-
Straftaten. Wir wollen, dass Straftaten konsequent be- junktiv!)
4930 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
Kai Wegner
(A) Er musste fluchtartig das Café in Berlin-Friedrichshain Damit tragen Sie, ob Sie das wollen oder nicht, eine Mit- (C)
verlassen. schuld, wenn Sie das Mitglied weiterhin in Ihren Reihen
halten.
(Mechthild Rawert [SPD]: Wann war das?)
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan
Ich frage mich, ob Herr Körting in diesem Fall sagen Korte [DIE LINKE]: Bleiben Sie mal auf dem
würde: provozierend Kaffee getrunken. Teppich!)
(Sebastian Edathy [SPD]: Na, na, na, Herr Ich komme zum Schluss. Wir haben in Berlin große
Wegner! Jetzt wird es wirklich flach!) Erfolge mit einem runden Tisch gegen Rechts erzielt.
Die Zahl der Straftaten rechtsextremistischer Gewalt
– Das ist die Situation in Berlin. geht zurück.
(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Sebastian Edathy [SPD]: Ja?)
NEN]: Sie sind nicht mehr im Abgeordneten-
haus! Ein bisschen mehr Niveau!) Wir fordern seit Jahren auch einen runden Tisch gegen
Linksextremismus in Berlin. Ich fordere Sie auf: Reden
– Herr Wieland, wir sind hier in Berlin. Wir sind in der Sie mit Ihren Parteikollegen von der Linken und der
Hauptstadt unseres Landes. Bei der Innenpolitik des rot- SPD! Ändern Sie Ihre Verweigerungshaltung, die links-
roten Senats mache ich mir schon Sorgen, ob die Sicher- extreme Gefahr in dieser Stadt anzuerkennen! Machen
heit der Hauptstadt unseres Landes gewährleistet ist. Sie den Weg frei für die gesellschaftliche Ächtung von
Linksextremismus!
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
der FDP – Sebastian Edathy [SPD]: In einer Lassen Sie uns gemeinsam diesen Weg gehen, damit
Großstadt wie Hamburg ist das auch nicht ein- wir solche Bilder, wie wir sie am vergangenen Samstag
fach!) sehen mussten, nie wieder sehen müssen!
Ein weiterer Punkt. Wir erleben tagtäglich die Dis- Herzlichen Dank.
kussion, ob am 1. Mai richtig gehandelt wurde. Bezüg- (Beifall bei der CDU/CSU)
lich der Demonstration am 1. Mai letzten Jahres wurde
das tolle Deeskalationskonzept des Berliner Senats ge-
lobt. Die Erfolge in diesem Jahr hingen übrigens damit Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:
zusammen, dass die Polizei konsequent eingeschritten Die Aktuelle Stunde ist beendet.
ist und wieder Wasserwerfer eingesetzt hat, was sie im Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
letzten Jahr aufgrund von Anweisungen vonseiten der ordnung. (D)
(B)
Politik nicht durfte. Diese Demonstration mit 479 ver-
letzten Polizeibeamten wurde von einem Mitglied Ihrer Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
Partei, der Linkspartei, angemeldet. destages auf morgen, Donnerstag, den 17. Juni 2010,
10 Uhr, ein.
(Jan Korte [DIE LINKE]: Diepgen und Ihre
Die Sitzung ist geschlossen.
Gurkentruppe, die haben das ganz toll im Griff
gehabt!) (Schluss: 16.55 Uhr)
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4931
Anlage 1 Anlage 2
Liste der entschuldigten Abgeordneten Antwort
des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die
Frage der Abgeordneten Dr. Martina Bunge (DIE
entschuldigt bis
Abgeordnete(r) einschließlich LINKE) (Drucksache 17/2059, Frage 1):
Ist es für die Bundesregierung zum Schutz der Ehe notwen-
dig, dass zwei unverheiratete, zusammenlebende Lebenspart-
Bätzing-Lichtenthäler, SPD 16.06.2010 ner einerseits laut Zweitem Buch Sozialgesetzbuch beim Be-
Sabine zug von Arbeitslosengeld II, ALG II, als Bedarfsgemeinschaft
gerechnet werden und dadurch beispielsweise ein arbeitsloser,
einkommensloser Partner wegen des Gehalts des Lebenspart-
Barnett, Doris SPD 16.06.2010* ners kein ALG II erhält und andererseits laut Fünftem Buch So-
zialgesetzbuch dieser einkommenslose Partner nicht familien-
Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ 16.06.2010 mitversichert wird, sondern sich selbst unter Berücksichtigung
DIE GRÜNEN des Einkommens des Lebenspartners freiwillig gesetzlich ver-
sichern muss, oder besteht nach Ansicht der Bundesregierung
trotz des Schutzes der Ehe die Möglichkeit, diese und andere
Bülow, Marco SPD 16.06.2010 massive Benachteiligungen von unverheirateten Lebenspart-
nerschaften gegenüber verheirateten Paaren aufzuheben?
Fischer (Karlsruhe- CDU/CSU 16.06.2010* Die Bundesregierung sieht in dem bestehenden
Land), Axel E. Rechtszustand – anders als dies die Fragestellung impli-
ziert – keine „massive Benachteiligung“ nichtehelicher
Fritz, Erich G. CDU/CSU 16.06.2010* Lebensgemeinschaften. Leitlinien der Politik der Bun-
desregierung sind die Wertentscheidungen unserer Ver-
Goldmann, Hans- FDP 16.06.2010 fassung. Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes, GG, stellt die
Michael Ehe und die Familie unter den besonderen Schutz der
staatlichen Ordnung. Dies rechtfertigt es, Ehe und Fami-
Hempelmann, Rolf SPD 16.06.2010 lie auch durch einen erleichterten Zugang zu Sozialleis-
tungen positiv zu fördern, ohne dadurch andere Lebens-
(B) Hörster, Joachim CDU/CSU 16.06.2010* gemeinschaften zu benachteiligen. (D)
In die beitragsfreie Familienversicherung der gesetzli-
Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ 16.06.2010 chen Krankenversicherung sind in Anerkennung des
DIE GRÜNEN Art. 6 GG, nach dem Ehe und Familie unter dem beson-
deren Schutz der staatlichen Ordnung stehen, Ehegatten
Meinhardt, Patrick FDP 16.06.2010 und Kinder bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen
einbezogen. Das geltende Recht berücksichtigt dabei, dass
Otto (Frankfurt), Hans- FDP 16.06.2010 Ehegatten sowie Lebenspartner nach dem Lebenspartner-
Joachim schaftsgesetz einander kraft Gesetzes zur Gewährung von
Unterhalt verpflichtet sind. Zum Unterhalt gehört auch ein
Pflug, Johannes SPD 16.06.2010* angemessener Krankenversicherungsschutz, den der un-
terhaltspflichtige Ehegatte/Lebenspartner sicherzustellen
Polenz, Ruprecht CDU/CSU 16.06.2010 hat. Durch die Einbeziehung der begünstigten Familien-
angehörigen in die Familienversicherung der gesetzli-
Schipanski, Tankred CDU/CSU 16.06.2010 chen Krankenversicherung wird die Erfüllung dieser ge-
setzlichen Unterhaltspflicht insofern erleichtert, als
Schmidt (Eisleben), SPD 16.06.2010 Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung für den
Silvia Krankheitsschutz ihrer unterhaltsberechtigten Ehepartner
und Kinder keine zusätzlichen Beiträge leisten müssen.
Die Partner einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft sind
Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 16.06.2010
einander dagegen grundsätzlich nicht gesetzlich zu Un-
terhaltsleistungen verpflichtet, weder während der Dauer
Dr. Tackmann, DIE LINKE 16.06.2010 ihres Zusammenlebens noch danach. Die Ungleichbe-
Kirsten handlung zwischen Ehegatten und eheähnlichen Lebens-
gemeinschaften ist damit sachlich gerechtfertigt, sodass
Wolff (Wolmirstedt), SPD 16.06.2010 von einer ungerechtfertigten Benachteiligung der ehe-
Waltraud ähnlichen Lebensgemeinschaften nicht gesprochen wer-
den kann.
Zapf, Uta SPD 16.06.2010
Hierzu steht die Berücksichtigung der eheähnlichen
* für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union Gemeinschaft im Rahmen der Beurteilung der Hilfebe-
4932 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) dürftigkeit des anderen Partners als Voraussetzung für die und Vorfahrt für Bildung“ enthalten keine auf spezifi- (C)
Gewährung von Arbeitslosengeld II nicht in Wider- sche Leistungen für behinderte Menschen bezogenen
spruch. Diese Berücksichtigung ist vielmehr geboten, um Regelungen.
eine andernfalls eintretende, verfassungsrechtlich proble-
matische Benachteiligung von Ehepaaren gegenüber ehe-
ähnlichen Gemeinschaften bei der Prüfung der An- Anlage 5
spruchsvoraussetzungen für das Arbeitslosengeld II zu
vermeiden. Dabei begründet nicht jedes Zusammenleben Antwort
zwischen Mann und Frau eine eheähnliche Gemeinschaft, des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die
sondern nur auf Dauer angelegte, durch innere Bindung Frage der Abgeordneten Anette Kramme (SPD)
ausgezeichnete Lebensgemeinschaften zwischen Mann (Drucksache 17/2059, Frage 12):
und Frau, die ein gegenseitiges Einstehen der Partner zu-
einander begründen. Welche arbeitsmarktpolitischen Pflichtleistungen sollen in
Kannleistungen umgewandelt werden?
des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage
Frage der Abgeordneten Iris Gleicke (SPD) (Drucksa- des Abgeordneten Fritz Rudolf Körper (SPD) (Druck-
che 17/2059, Frage 15): sache 17/2059, Frage 21):
Wie steht die Bundesregierung zu dem Vorschlag, ange-
Wie gewährleistet die Bundesregierung, dass mit dem Pro- sichts der aktuellen Haushaltslage auf Umsetzung der Statio-
gramm „Bürgerarbeit“ die gesetzlichen Möglichkeiten der nierungsentscheidungen zu verzichten, wenn notwendige
Förderarbeit nicht nur erweitert werden, sondern auch dem Baumaßnahmen am neuen Standort noch nicht begonnen wor-
EU-Additionalitätsprinzip entsprechen, was eine Vorausset- den sind, wie beispielsweise bei der noch nicht umgesetzten
zung für die Fortsetzung des Programms ist? Verlegung der abgesetzten Fachgruppe Systemunterstützungs-
zentrum Führungsdienste der Luftwaffe von Birkenfeld nach
Bevor das Modellprojekt „Bürgerarbeit“ auf den Weg Erndtebrück?
gebracht wurde, wurden die förderrechtlichen Vorausset-
zungen selbstverständlich geprüft. Das Additionalitäts- Bei der in Rede stehenden Verlegung der Abgesetzten
prinzip wird dergestalt beachtet, dass neben dem beste- Fachgruppe Birkenfeld des Systemunterstützungszen-
henden Förderinstrumentarium zur öffentlich geförderten trums Führungsdienste der Luftwaffe in Erndtebrück
Beschäftigung im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch, handelt es sich um eine nach militärisch-funktionalen
SGB II, den teilnehmenden Grundsicherungsstellen die und betriebswirtschaftlichen Kriterien getroffene Ent-
Möglichkeit für die Schaffung weiterer öffentlich geför- scheidung zur Weiterentwicklung der Bundeswehr. Die
derter Beschäftigungsverhältnisse mit einer Dauer von notwendigen Anpassungsmaßnahmen von lediglich zwei
gegebenenfalls bis zu drei Jahren eröffnet wird. Diesen Gebäuden in Erndtebrück sind bereits geplant und wer-
Beschäftigungsverhältnissen muss zwingend eine umfas- den so bald wie möglich realisiert. Ein Verzicht auf die
sende Aktivierungsphase vorausgehen. Zudem wird wäh- Umsetzung dieser Teilentscheidung zur Stationierung ist
rend der „Bürgerarbeit“ ein begleitendes Coaching nicht vorgesehen.
angeboten, um die Vermittlung in den allgemeinen Ar-
beitsmarkt auch während der öffentlich geförderten Be- Anlage 10
schäftigung zu ermöglichen. Eine weitere Besonderheit ist,
dass das Modellprojekt insgesamt in einem regionalen Antwort
Konsens entwickelt und umgesetzt werden soll und ent- des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage
sprechend auch die Einrichtung der Bürgerarbeitsplätze des Abgeordneten Fritz Rudolf Körper (SPD) (Druck-
im Konsens mit den maßgeblichen regionalen Arbeits- sache 17/2059, Frage 22):
(B) marktakteuren erfolgen sollte. (D)
Welche Auswirkungen hat der Beschluss des Bundeskabi-
netts zum Verzicht auf die für 2011 geplante Erhöhung des
Weihnachtsgeldes für Beamte auf die Beschäftigten im Orga-
Anlage 8 nisationsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung?
(A) Anlage 11 Streitkräfte nicht nur allgemein für Afghanistan, sondern auch (C)
für den Norden des Landes, wo die Bundeswehr derzeit die
Antwort Verantwortung für die Sicherheit trägt, und, wenn ja, welche
konkreten Schutzmaßnahmen hat die Bundeswehr in ihrem
des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage Mandatsgebiet veranlasst, um nicht nur die Soldaten der Bun-
des Abgeordneten Jan van Aken (DIE LINKE) (Druck- deswehr, sondern auch die afghanische Bevölkerung vor toxi-
sache 17/2059, Frage 23): schen und radiologischen Schädigungen als Folge des Einsat-
zes von DU-Munition wirksam zu schützen?
Welche Aufgaben übernimmt die Carrier Strike Group um
den Flugzeugträger „USS Harry S. Truman“, zu der auch die Der Bundesregierung liegen keine eigenen Erkennt-
Fregatte „Hessen“ gehört, im Indischen Ozean, und wie betei- nisse zu möglichen Einsätzen bzw. -zeiten von Munition
ligt sich die Fregatte „Hessen“ bis zu ihrer Rückfahrt Ende
Juni 2010 an der Auftragserfüllung?
mit abgereichertem Uran in Afghanistan seit 2001 vor.
(A) In § 2 des Gesetzes über den Zivildienst der Kriegs- auch keine Aufgaben anderer Gebietskörperschaften (C)
dienstverweigerer, Zivildienstgesetz – ZDG, ist geregelt, oder Einrichtungen.
dass das Gesetz, soweit es nichts anderes bestimmt, in
bundeseigener Verwaltung ausgeführt wird. Hierzu
wurde das Bundesamt für den Zivildienst als selbststän- Anlage 17
dige Bundesoberbehörde mit Sitz in Köln eingerichtet.
Antwort
Nach Art. 7 des Regierungsentwurfs zum Wehrrechtsän-
derungsgesetz 2010, den die Koalitionsfraktionen inhalt- des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die
lich unverändert als eigenen Entwurf eingebracht haben Frage des Abgeordneten Sönke Rix (SPD) (Drucksache
und der in 1. Lesung am 11. Juni im Bundestag behan- 17/2059, Frage 30):
delt wurde, soll diese Regelung durch folgenden Satz er- Wird das Bundesamt für den Zivildienst neue Aufgaben
gänzt werden: „Dem Bundesamt können auch andere nach der Umstrukturierung im Bereich Wehrdienst/Zivildienst
Aufgaben aus dem Geschäftsbereich des Bundesministe- übernehmen und, wenn ja, welche?
riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend übertra- Das Bundesministerium für Familie, Senioren,
gen werden.“ Frauen und Jugend hat den Auftrag, bis Anfang Septem-
In der Begründung zum Regierungsentwurf heißt es ber die Konsequenzen einer eventuellen Veränderung
dazu: „Die probeweise Wahrnehmung einer Servicehot- der Wehrform zu beschreiben. Es verbietet sich aus un-
line für das Bundesministerium für Familie, Senioren, serer Sicht, bereits vor Beginn der Arbeit an diesem Auf-
Frauen und Jugend durch das Bundesamt hat sich trag über die Ergebnisse zu spekulieren.
bewährt. Aufgrund der hohen Servicequalität soll in Zu-
kunft die Übertragung weiterer Aufgaben, wie der Ge-
schäftsführung der Conterganstiftung auf das Bundes- Anlage 18
amt, möglich sein.“ Antwort
Im Rahmen der Umstrukturierung der Geschäftsstelle des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die
der Conterganstiftung für behinderte Menschen, die in- Frage des Abgeordneten Sönke Rix (SPD) (Drucksache
folge des Zweiten Änderungsgesetzes zum Conterganstif- 17/2059, Frage 31):
tungsgesetz erforderlich wurde, erfolgt zum 1. Oktober Von welcher Größenordnung geht die Bundesregierung
2010 die Verlagerung der Aufgaben der Geschäftsstelle bei den jungen Männern aus, die zwischen dem 1. August und
von der KfW-Bankengruppe zum Bundesamt für den Zi- dem 31. Dezember 2010 ihren Zivildienst beginnen?
vildienst. Die Einberufungen zum Zivildienst erfolgen derzeit zu
(B) Die Übertragung noch zusätzlicher Verwaltungsauf- fast 98 Prozent auf der Grundlage von Einverständniser- (D)
gaben aus dem Geschäftsbereich des Bundesministe- klärungen zwischen den Dienststellen des Zivildienstes
riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist der- und verfügbaren anerkannten Kriegsdienstverweigerern.
zeit nicht geplant. Das Bundesamt ist mit den ihm Für den Zeitraum 1. August bis 31. Dezember 2010 sind
obliegenden und den auf ihn zukommenden neuen Auf- bereits auf dieser Grundlage knapp 14 000 Einberufun-
gaben, siehe dazu die Antwort auf Frage 29, voll ausge- gen erfolgt. Auch vor dem Hintergrund des laufenden
lastet. Gesetzgebungsverfahrens bleibt die weitere Entwick-
lung abzuwarten.
Anlage 16
Anlage 19
Antwort
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die
Frage des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die
DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 29): Frage der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Druck-
sache 17/2059, Frage 34):
Inwiefern dient die Übernahme der Verwaltungsaufgaben
des geplanten öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses nach Wie groß ist die Gruppe der Mindestelterngeldbezieher
§ 41 a des Zivildienstgesetzentwurfs – sogenannter freiwilli- und -bezieherinnen – bitte aufgeschlüsselt nach Schülerinnen
ger zusätzlicher Zivildienst – dem Bund dazu, Aufgabenver- und Schülern, Studentinnen und Studenten, Hausfrauen und
waltungen, die bei anderen Arbeitsverhältnissen den Einrich- Hausmännern sowie SGB-II-Leistungsbeziehern –, und wel-
tungen selbst bzw. den Kommunen, Landkreisen und Ländern che Kosten für den Haushalt sind damit – Angaben bitte so-
zufallen, an sich zu ziehen und zu zentralisieren? wohl insgesamt als auch für jede Gruppe separat – verbun-
den?
Wegen der vorgesehenen Regelung in dem neuen
Nach der amtlichen Statistik des Statistischen Bun-
§ 41a Zivildienstgesetz wird auch der freiwillige zusätz-
desamtes haben von den 800 942 Elterngeldbezieherin-
liche Zivildienst gemäß § 2 ZDG in bundeseigener Ver-
nen und -beziehern 343 489 den Mindestbetrag des El-
waltung durch das Bundesamt für den Zivildienst aus-
terngeldes bezogen. Dies entspricht einem Anteil von
geführt werden. Der Bund führt hier eine neue eigene
42,9 Prozent. Die Kosten für diese Gruppe belaufen sich
Aufgabe selbst aus, für die er die ausschließliche Gesetz-
auf schätzungsweise 1 Milliarde Euro.
gebungs- und eine uneingeschränkte Verwaltungs- und
Finanzierungskompetenz hat; er zieht keine kommuna- Die erfragte Binnendifferenzierung innerhalb der
len oder Länderaufgaben an sich und er zentralisiert Gruppe der Mindestelterngeldbezieherinnen und -bezie-
4936 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) her ist anhand der Zahlen aus der amtlichen Statistik zur Familien werden im Schnitt 693 Euro Elterngeld er- (C)
Binnenverteilung nach den gewünschten Kriterien nicht halten.
möglich.
(Hintergrund: Bei der Durchschnittsbildung wirkt
Zu berücksichtigen ist zudem, dass in der Gruppe der sich aus, dass für das Mindestelterngeld aber auch Fälle
Bezieherinnen und -bezieher, die den Mindestbetrag des mit Voreinkommen von bis zu 1 200 Euro nicht von ei-
Elterngeldes erhalten, neben den in der Frage genannten ner Kürzung betroffen sind.)
Personenkreisen der Schülerinnen und Schüler, Studie- Diejenigen Familien, in denen Vater und Mutter vor-
renden, Hausfrauen und Hausmännern sowie SGB-II- her beide gearbeitet haben, werden durchschnittlich
Leistungsbezieherinnen und -beziehern insbesondere 902 Euro erhalten.
auch die Gruppe der Elterngeldberechtigten enthalten
ist, die bis höchstens 30 Wochenstunden im Monats- Zu Frage 37:
durchschnitt erwerbstätig sind und ohne Anwendung der
Mindestbetragsregelung nur einen Einkommensersatz Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich diese
von unter 300 Euro bekommen würden. Frage auf die Auswirkungen der Absenkung der Ersatz-
rate des Elterngeldes von 67 Prozent auf 65 Prozent be-
zieht. Die Berechnung des Elterngeldanspruches erfolgt
Anlage 20 grundsätzlich nach den bereits jetzt geltenden Regeln der
Elterngeldberechnung. Die Auswirkungen für die jewei-
Antwort lige Elterngeld berechtigte Person ergeben sich insofern
unmittelbar aus der Absenkung der Ersatzrate. Diese
des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die
sind nach Auffassung der Bundesregierung moderat und
Frage der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Drucksa-
che 17/2059, Frage 35): vor dem Hintergrund der erforderlichen Einsparungen
angemessen.
Wie viele Alleinerziehende wären nach Kenntnis der Bun-
desregierung von der Anrechnung des Elterngeldes auf SGB-II- Die Beschränkung des Elterngeldanspruchs bei einem
Leistungen – bitte Angaben nach Geschlecht – betroffen? Nettoeinkommen von 1 500 Euro ist durch die in Bezug
Nach Kenntnis der Bundesregierung wären 46 500 genommenen Beispielrechnungen des Karl-Bräuer-Insti-
weibliche und 500 männliche Alleinerziehende von der tuts des Bundes der Steuerzahler für Focus Online zu-
Anrechnung des Elterngeldes auf SGB-II-Leistungen be- treffend berechnet. Richtig ist zudem, dass sich durch
troffen. eine lineare Absenkung der Ersatzrate der Elterngeld-
anspruch gegenüber der derzeitigen Berechnung von
Null Euro beginnend mit steigendem zu berücksichti-
(B) gendem Einkommen bis zu einem Betrag von 54 Euro (D)
Anlage 21
monatlich verringert.
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- Anlage 22
gen der Abgeordneten Christel Humme (SPD) (Druck-
sache 17/2059, Fragen 36 und 37): Antwort
Wie wird sich die Höhe des Elterngeldes zu den am des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage der
10. Juni 2010 veröffentlichten Daten des Statistischen Bun- Abgeordneten Dr. Martina Bunge (DIE LINKE)
desamtes verändern, wonach Familien im Schnitt 699 Euro (Drucksache 17/2059, Frage 38):
Elterngeld und diejenigen Familien, in denen Vater und Mut-
ter vorher beide gearbeitet haben, durchschnittlich 922 Euro Wie bewertet die Bundesregierung im Einzelnen den vom
erhalten, wenn die mit den Sparvorschlägen geplante Absen- Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über den Be-
kung der Berechnungsgrundlage von jetzt 67 Prozent auf ruf des/der Operationstechnischen Assistenten/Assistentin,
65 Prozent – bitte Angabe der Höhe des dann zu erwartenden Bundesratsdrucksache 10/521, und bis wann will die Bundes-
Elterngeldes jeweils für beide Gruppen – Realität wird? regierung eine bundeseinheitliche Regelung dieses Berufsbil-
des gesetzlich verankert haben?
Welche Berechnungen über die Auswirkungen der Absen-
kung der Bemessungsgrundlage für das Elterngeld sind von Zur Beantwortung Ihrer Frage verweise ich auf die
der Bundesregierung für die einzelnen Einkommenshöhen der Stellungnahme der Bundesregierung in der Bundestags-
Bezieher und Bezieherinnen angestellt worden – bitte im Ein-
zelnen darlegen –, und treffen die nach Beispielrechnungen drucksache 17/1223. Die Bundesregierung hat in dieser
des Karl-Bräuer-Instituts des Bundes der Steuerzahler für Drucksache ausführlich Stellung genommen. Der Be-
Focus Online (siehe Focus Online vom 8. Juni 2010) errech- wertung ist auch aus heutiger Sicht nichts hinzuzufügen.
neten Einbußen beim Elterngeld bei einem Nettoeinkommen
von 1 500 Euro auf 341,64 Euro im Jahr zu ebenso wie die
monatlichen Einbußen beim Elterngeld je nach Einkommen
zwischen 25 und 54 Euro im Monat? Anlage 23
Antwort
Zu Frage 36:
des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage des
Die Höhe des Elterngeldes wird sich voraussichtlich Abgeordneten Harald Weinberg (DIE LINKE) (Druck-
wie folgt verändern, wenn die mit den Sparvorschlägen sache 17/2059, Frage 41):
geplante Absenkung der Ersatzquote von jetzt 67 Pro- Sind der Bundesregierung Krankenkassen bekannt, die
zent auf 65 Prozent umgesetzt wird: sich darüber beklagen, dass eine unzureichende Ausgestaltung
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4937
(A) des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs, Morbi- Krankenkasse zu informieren. Erfolgt auch diese Mel- (C)
RSA, sie benachteiligt, und welche Gründe sprechen dagegen dung nicht, wird die Mitgliedschaft bei einer nach den
oder dafür, den Morbi-RSA nicht nur auf etwa 80 Krankhei-
ten, sondern möglichst umfassend auszugestalten? vom GKV-Spitzenverband festgelegten Regeln für zu-
ständig erklärten Krankenkasse begründet. Mit diesen
Das Interesse einer gesetzlichen Krankenkasse an ei- Regelungen ist sichergestellt, dass für Versicherungs-
ner Ausweitung oder Einschränkung des morbiditäts- pflichtige ohne Unterbrechung eine Mitgliedschaft bei
orientierten Risikostrukturausgleichs ist in erster Linie einer Krankenkasse besteht.
davon abhängig, wie diese Krankenkasse von seinen
Verteilungswirkungen betroffen ist. Für die Weiterent- Für Versicherungsberechtigte, zum Beispiel Selbst-
wicklung des Morbi-RSA sind aber nicht die Interessen- ständige, die die Voraussetzungen für eine freiwillige
lagen von Einzelkassen maßgeblich, sondern die Sicher- Mitgliedschaft erfüllen, gibt es ein solches Meldeverfah-
stellung eines funktionsfähigen, auf Wirtschaftlichkeit ren nicht. Üben sie ihr Wahlrecht für eine Krankenkasse
und Qualität ausgerichteten Wettbewerbs der Kranken- nicht aus, kann eine freiwillige Mitgliedschaft bei einer
kassen. Im Herbst 2010 werden die Ergebnisse des Jah- Krankenkasse nicht durchgeführt werden. Aufgrund der
resausgleichs für 2009 als erstem Jahr des Mobi-RSA zum 1. April 2007 eingeführten nachrangigen Versiche-
vorliegen. Diese Ergebnisse werden bei der Umsetzung rungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung,
des Zieles der Bundesregierung, den Morbi-RSA auf das § 5 Abs. 1 Nr. 13 SGB V, tritt jedoch für Personen ohne
notwendige Maß zu reduzieren, zu vereinfachen sowie anderweitigen Anspruch auf Absicherung im Krankheits-
unbürokratisch und unanfällig für Manipulationen aus- fall, die zuletzt gesetzlich versichert waren, Versiche-
zugestalten, eine wesentliche Grundlage sein. rungspflicht ein. Die Mitgliedschaft in einer Kranken-
kasse aufgrund dieser nachrangigen Versicherungspflicht
entsteht ab dem 1. Tag ohne anderweitigen Anspruch auf
Anlage 24 Absicherung im Krankheitsfall und ist – auch rückwir-
kend – mit Beitragszahlungen verbunden. Die Versiche-
Antwort rungsberechtigten sollten sich im Fall einer Insolvenz
oder Schließung ihrer Krankenkasse daher umgehend an
des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage des eine andere wählbare Krankenkasse wenden, um ihre
Abgeordneten Harald Weinberg (DIE LINKE) (Druck- Mitgliedschaft dort fortzusetzen.
sache 17/2059, Frage 42):
Wie läuft aus der Sicht eines Versicherten eine Schließung
bzw. Insolvenz seiner Krankenkasse ab, und was passiert,
wenn er sich nicht aktiv um eine Mitgliedschaft bei einer an- Anlage 25
deren Krankenkasse bemüht?
(B) Antwort (D)
Auch bei Schließung einer Krankenkasse durch die
Aufsichtsbehörde oder nach Eröffnung eines Insolvenz- des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen der
verfahrens durch das Insolvenzgericht – bzw. dessen Abgeordneten Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) (Druck-
Nichteröffnung mangels Masse; § 171 b Abs. 5 Fünftes sache 17/2059, Fragen 45 und 46):
Buch Sozialgesetzbuch, SGB V – ist der Versicherungs- Wird die Bundesregierung das Modellvorhaben „Demo-
schutz für die Mitglieder gesichert. Während ihrer Ab- grafischer Wandel – Zukunftsgestaltung der Daseinsvorsorge
wicklung besteht die Krankenkasse zunächst fort, § 155 in ländlichen Regionen“ in allen Modellregionen fortsetzen,
und wird insbesondere die Modellregion „Mansfeld-Südharz-
Abs. 1 SGB V, und hat die vor der Schließung entstande- Kyffhäuserkreis“ weiter gefördert?
nen Ansprüche aus der Versicherung zu erfüllen und et-
waige noch offene Beitragsforderungen einzuziehen. Welche Maßnahmen wurden in der Modellregion „Mans-
feld-Südharz-Kyffhäuserkreis“ bereits konkret umgesetzt, und
Reicht das Vermögen der geschlossenen Kranken- wie bewertet die Bundesregierung die konkrete Umsetzung be-
züglich der Wirksamkeit auf den demografischen Wandel in
kasse insoweit nicht aus, haften die Krankenkassen der dieser Modellregion?
gleichen Kassenart und nachrangig auch alle übrigen ge-
setzlichen Krankenkassen. Neue Leistungsansprüche ge-
genüber der geschlossenen Krankenkasse können jedoch Zu Frage 45:
nicht mehr entstehen, weil die Mitgliedschaft mit dem Das Modellvorhaben wurde wie geplant in den neuen
Zeitpunkt der Wirksamkeit der Schließung endet. Lau- Bundesländern 2009 abgeschlossen. Die Übertragung
fende Leistungen werden grundsätzlich von der neu zu- der Ergebnisse auf die Modellregionen in den alten Bun-
ständigen Krankenkasse übernommen. desländern läuft bis Ende 2010.
Nach der Schließung stehen den Mitgliedern der ge-
schlossenen Krankenkasse die allgemeinen Wahlrechte Zu Frage 46:
zu, das heißt, sie können eine andere wählbare Kranken-
kasse wählen und dort eine Mitgliedschaft begründen. Es wurden insgesamt 20 Projekte in den Bereichen re-
gionaler Arbeitsmarkt und Ausbildungsinitiativen, regio-
Übt ein Versicherungspflichtiger sein Wahlrecht nicht nale Wirtschaft, Verkehrsinfrastruktur und Mobilität, so-
aus, hat die zur Meldung verpflichtete Stelle, zum Bei- ziale Daseinsvorsorge und Familienfreundlichkeit, neue
spiel der Arbeitgeber, den Versicherungspflichtigen bei Formen des Wohnens und Zusammenlebens sowie kultu-
einer wählbaren Krankenkasse anzumelden und den Ver- relle und regionale Identität durchgeführt. Eine Evalua-
sicherungspflichtigen unverzüglich über die gewählte tion des Modellvorhabens ist 2011 geplant.
4938 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) rungsprogramm im Jahr 2011 Programmmittel in Höhe Amtliche statistische Angaben zur vorhandenen An- (C)
von rund 437 Millionen Euro zur Verfügung gestellt zahl altersgerechter und barrierefreier Wohnungen in
werden. Die Mittel für das CO2-Gebäudesanierungspro- Deutschland liegen nicht vor. Fachkreise schätzen, dass
gramm sind im Rahmen des Integrierten Energie- und die Zahl der mobilitätseingeschränkten Haushalte bis
Klimaprogramms der Bundesregierung bis einschließ- 2020 auf rund 3 Millionen ansteigen wird – Quelle: Be-
lich 2011 vorgesehen worden und wurden aus Mitteln richt der Expertenkommission „Wohnen im Alter“,
des Maßnahmenpakets der Bundesregierung „Beschäfti- Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und
gungssicherung durch Wachstumsstärkung“, KP I, vom Raumordnung e. V. 2009, Seite 14.
5. November 2008 aufgestockt.
Daher sind die Ausweitung des Angebotes an alters-
Die in der mittelfristigen Finanzplanung veranschlag- gerechten, barrierefreien oder barrierereduzierten Woh-
ten Kassenmittel dienen der Ausfinanzierung der seit nungen sowie entsprechende Investitionen in Wohnum-
2006 durch den Bund eingegangenen Verpflichtungen feld und Infrastruktur wichtige Anliegen der Wohnungs-
und berücksichtigen auch die für 2011 vorgesehenen und Stadtentwicklungspolitik. Um älteren Menschen mit
Programmmittel. Insgesamt wird sich der Bund damit eingeschränkter Mobilität ein selbstständiges Leben in
(seit 2006) in Höhe von rund 7,22 Milliarden Euro ver- vertrauter Umgebung zu ermöglichen, unterstützt die
pflichten. Bundesregierung im Rahmen des Konjunkturpakets I
Wohnungswirtschaft und Einzeleigentümer bei der al-
ters- und behindertengerechten Anpassung von beste-
Anlage 31 henden Wohngebäuden seit April 2009 mit zinsverbillig-
ten Darlehen und seit Mai 2010 mit Zuschüssen
Antwort insbesondere für selbstnutzende Wohnungseigentümer.
des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage der Gemäß Koalitionsvertrag wird die Bundesregierung
Abgeordneten Dr. Marlies Volkmer (SPD) (Drucksache das Programm weiterentwickeln. Dazu dienen unter an-
17/2059, Frage 57): derem 20 Modellvorhaben, die bis Ende 2012 Lösungen
zum Abbau von Barrieren im Bestand und im Wohnum-
Ist die Aussage in der Antwort auf meine Frage vom feld analysieren sowie Beratungs- und Moderationsan-
9. Juni 2010, „der Schutz der Nachtruhe sei zu berücksichti-
gen“, so zu verstehen, dass das Nachtflugverbot in der jetzi- gebote für altersgerechten Umbau erweitern werden.
gen Form erhalten bleibt und den Anwohnern nicht mehr
Nachtflüge zugemutet werden (vergleiche Bundestagsdruck- Über die Fortführung des Programms und seine finan-
sache 17/1917, Frage 70)? zielle Ausstattung wird im Rahmen der Haushaltsauf-
(B) stellungen für die einzelnen Jahre zu verhandeln sein. (D)
Das Luftverkehrsgesetz enthält kein generelles
Nachtflugverbot. Vielmehr haben die zuständigen Län-
der unter Berücksichtigung der jeweils relevanten Be- Anlage 33
lange einzelfallbezogen Nachtflugregelungen und -be-
schränkungen mit unterschiedlicher Reichweite für den Antwort
Großteil der Flughäfen in Deutschland festgesetzt. Im
Hinblick auf die Aussagen des Koalitionsvertrags zu „in- der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die
ternational wettbewerbsfähigen Betriebszeiten“ und zu Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND-
einer „konsequenten Nachhaltigkeitsabwägung“ zwi- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 59):
schen betrieblichen und wirtschaftlichen Interessen auf Kann der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und
der einen Seite und den Belangen des Lärm- und Um- Reaktorsicherheit, Dr. Norbert Röttgen, bereits ausschließen,
weltschutzes auf der anderen Seite sind innerhalb des dass es im Falle von Verlängerungen der Laufzeit von deut-
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick- schen Atomkraftwerken, AKW, für die drei AKW, die aus sei-
ner Sicht nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert sind, ver-
lung derzeit Vorarbeiten zu entsprechenden Regelungs- gleiche Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
ansätzen im Gange. Einzelheiten zu Inhalten und zu vom 20. Mai 2010, Laufzeitverlängerungen von wenigen Jah-
möglichen Auswirkungen lassen sich beim gegenwärti- ren, zum Beispiel vier Jahren, geben kann, ohne dass bei die-
gen Stand noch nicht angeben. sen drei AKW zuvor bauliche Maßnahmen zum wirksamen
Schutz vor Flugzeugabstürzen getroffen werden müssen, und,
falls nein, beabsichtigt er, zumindest im Falle von Verlänge-
rungen der Laufzeit dieser drei AKW auf derartige bauliche
Anlage 32 Schutzmaßnahmen hinzuwirken, unabhängig vom Umfang ih-
rer Laufzeitverlängerung?
Antwort
Die Koalitionsvereinbarung erklärt die Bereitschaft
des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des der die Bundesregierung tragenden Parteien, die Lauf-
Abgeordneten Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/DIE zeiten deutscher Kernkraftwerke unter Einhaltung der
GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 58): strengen deutschen und internationalen Sicherheitsstan-
dards zu verlängern. Nach der Koalitionsvereinbarung
Welchen Bedarf sieht die Bundesregierung beim Ausbau sollen zu den Voraussetzungen einer Laufzeitverlänge-
altengerechter Wohnungen, und wie kann dieser Bedarf ohne
die Bereitstellung von Mitteln ab 2012 für das KfW-Banken-
rung nähere Regelungen unter anderem zum Sicherheits-
gruppe-Programm „Altersgerecht Umbauen“ gesichert wer- niveau getroffen werden. Über alles Weitere wird die
den? Bundesregierung zu gegebener Zeit entscheiden.
4940 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) sammenhang hat das Auswärtige Amt im Rahmen seiner Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung einleiten, (C)
Zuständigkeit für humanitäre Soforthilfe mit unmittelbar um das mit Schreiben des Bundesministeriums der Justiz vom
16. April 2010 an Ute Kumpf festgestellte Dilemma gemein-
lebensrettendem Charakter 2006 ein humanitäres Projekt nütziger Körperschaften zwischen dem im Gemeinnützig-
aufgegriffen und durchgeführt, welches zeitlich begrenzt keitsrecht festgelegten Gebot einer zeitnahen Mittelverwen-
war. Die Bemühungen der Bundesregierung um die Be- dung nach § 55 Abs. 1 Nr. 5 der Abgabenordnung und
wohner der Flüchtlingslager gehen jedoch darüber hi- möglichen Rückforderungen empfangener Spenden durch In-
naus und dauern an. Die Bundesregierung teilt im Übri- solvenzverwalter – anfechtbar nach geltendem Insolvenzrecht
sind unentgeltliche Leistungen eines Schuldners, die bis zu
gen die Auffassung des Hohen Flüchtlingskommissars vier Jahre vor dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfah-
der Vereinten Nationen, UNHCR, dass größere Transpa- rens vorgenommen wurden; das Problem wird auch durch die
renz sowohl über die Anzahl der Bewohner der Lager als mildere Haftung nach § 143 Abs. 2 Satz 1 der Insolvenzord-
auch über die humanitäre Hilfe aller Geber erforderlich nung für den Empfänger nicht gelöst – aufzulösen, und wie
ist. will die Bundesregierung ihre Ressortabstimmung effektivie-
ren, um ressortübergreifende Anfragen – die Frage wurde mit
Schreiben vom 4. März 2010 an den Parlamentarischen
Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Hartmut
Anlage 43 Koschyk, und den Parlamentarischen Staatssekretär bei der
Bundesministerin der Justiz, Dr. Max Stadler, gestellt und bis
Antwort heute nicht abgestimmt beantwortet – schneller zu beantwor-
ten und damit dem parlamentarischen Fragerecht Rechnung
des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Fragen zu tragen?
des Abgeordneten Christian Lange (Backnang) (SPD)
(Drucksache 17/2059, Fragen 75 und 76): Die Bundesregierung geht davon aus, dass bereits das
Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung gegen den
geltende Insolvenzrecht in vielen Fällen, die die Frage
Antisemitismus im Internet, beispielsweise bei den sozialen der insolvenzrechtlichen Behandlung von Spenden des
Netzwerken wie Facebook oder Twitter, der seit den Vorfällen Schuldners betreffen, zu einer aus Sicht der Spenden-
vor der Küste Gazas immer brutalere und aggressivere For- empfänger angemessenen Lösung führt. Die Konflikt-
men annimmt? lage wird durch die mildere Haftung des Empfängers
Plant die Bundesregierung eine bundesweite oder europa- nach § 143 Abs. 2 Satz 1 der Insolvenzordnung deutlich
weite Kampagne gegen Antisemitismus im Internet aufgrund entschärft, da sich der Empfänger je nach Lage des Ein-
des dort erschreckend ansteigenden Antisemitismus, und gibt
es seitens der Bundesregierung Untersuchungen, inwieweit zelfalls auf einen Wegfall der durch die Spende entstan-
der Antisemitismus im Internet zugenommen hat? denen Vermögensmehrung berufen kann. Indes kann die
Insolvenzanfechtung auch in anderen Konstellationen
Antisemitische Äußerungen finden sich auch im In- Nachteile für den Empfänger der Leistung nach sich zie-
ternet primär im Kontext rechtsextremistischer Agita- hen. Der Gesetzgeber hat sich jedoch bewusst dafür ent-
tion, teilweise aber auch als Ausfluss islamistischer Pro-
(B) schieden, dass die mit der Anfechtungssituation einher- (D)
paganda. Die dabei zu verzeichnende Entwicklung ist
gehenden negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf
wellenförmig und stark von tagespolitischen Ereignissen
geprägt. Ein signifikanter Anstieg lässt sich dabei aktuell den Anfechtungsgegner hingenommen werden müssen,
nicht feststellen. um den vorrangigen Schutz der Gläubigergesamtheit zu
verwirklichen. Insofern muss das Interesse des einzelnen
Die Bundesregierung wendet sich gegen jede Form Gläubigers am Erhalt des empfangenen Vermögenswer-
extremistischer Äußerungen. Die Bekämpfung von Anti- tes hinter dem Interesse an der Gleichbehandlung aller
semitismus im Internet folgt in ihrer Systematik und Me- Gläubiger als zentralem Grundsatz der Insolvenzord-
thodik der auch bei anderen extremistischen Inhalten nung zurücktreten.
praktizierten Verfahrensweise. Hierzu hat die Bundesre-
gierung in zahlreichen Antworten ausführlich Stellung Die Bundesregierung geht davon aus, dass die in § 19
genommen, zuletzt in ihrer Antwort auf die Kleine An- der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesminis-
frage der SPD-Fraktion „Rechtsextremismus im Inter- terien festgeschriebene ressortübergreifende Zusammen-
net“, Bundestagsdrucksache 17/1930 vom 7. Juni 2010. arbeit in Fragen, die mehrere Ministerien betreffen, re-
gelmäßig eine zügige Abstimmung gewährleistet.
Kontrolle, Strafverfolgung und Verbote bedürfen der
komplementären Ergänzung durch weitere staatliche und
zivilgesellschaftliche Bekämpfungselemente. Zu nen-
Anlage 45
nen sind dabei vor allem die fortwährende Aufklärungs-
arbeit durch die Bundeszentrale für politische Bildung, Antwort
die Auseinandersetzung mit dem historischen und
aktuellen Antisemitismus im Rahmen des Bundespro- des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage
gramms „Vielfalt tut gut“ und die Einrichtung eines poli- des Abgeordneten Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE
tikberatenden Expertenkreises „Antisemitismus“. GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 78):
Für welche Vermögensdelikte des Strafgesetzbuchs, StGB,
soll nach dem am 9. Juni 2010 vorgestellten Konzept der Bun-
Anlage 44 desministerin der Justiz künftig keine primäre Sicherungsver-
wahrung – § 66 StGB – mehr angeordnet werden können?
Antwort
Nach dem am 9. Juni 2010 vorgestellten Konzept des
des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage Bundesministeriums der Justiz zur Neuordnung des
der Abgeordneten Ute Kumpf (SPD) (Drucksache 17/ Rechts der Sicherungsverwahrung, das innerhalb der
2059, Frage 77): Bundesregierung noch nicht abgestimmt ist, soll aus
4944 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010
(A) Gründen der Verhältnismäßigkeit eine Konzentration auf rüber erst im Sachzusammenhang mit der jetzt für die Sitzung (C)
Straftaten gegen höchstpersönliche Rechtsgüter, ein- am 7. Juli 2010 fest zugesagten Entsperrungsvorlage zu füh-
ren“?
schließlich gemeingefährlicher Straftaten, sowie sons-
tige Straftaten erfolgen, die von besonderer Schwere Die qualifizierte Sperre beim Titel „Förderung von
sind. Dadurch werden insbesondere „gewaltlose Vermö- Einzelmaßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien“
gensdelikte“ dem Anwendungsbereich des § 66 StGB wurde wegen der deutlich gesunkenen und unsicheren
entzogen. Einnahmen aus dem Handel mit CO2-Emissionszertifi-
katen ausgebracht. In den Haushaltsverhandlungen zum
Regierungsentwurf 2011 wurde auch der Fortgang der
Anlage 46 Förderung im Rahmen des Marktanreizprogramms be-
sprochen. Die Bundesregierung wird ihren Entwurf zum
Antwort Bundeshaushalt 2011 am 7. Juli 2010 im Kabinett verab-
des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage schieden. Dem Inhalt des Entwurfs und somit auch der
des Abgeordneten Hans-Joachim Hacker (SPD) Beantragung einer Entsperrungsvorlage möchte ich zu
(Drucksache 17/2059, Frage 79): diesem Zeitpunkt noch nicht vorgreifen.
Nimmt die Bundesregierung die Kritik aus Wirtschaftsver- Ich bin jedoch zuversichtlich, dass das Bundeskabi-
bänden an der geplanten nationalen Luftverkehrsabgabe für nett im Zuge der Beschlussfassung über den Haushalts-
Passagiere ernst, und wie will sie wettbewerbsschädliche entwurf 2011 auch Einvernehmen über eine Zuleitung
Auswirkungen auf deutsche Flughäfen sowie deutsche Flug- der Entsperrungsvorlage zum Marktanreizprogramm
linien abwenden?
2010 an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundes-
Die Bundesregierung ist sich der Wettbewerbssitua- tages erzielt.
tion deutscher Flughäfen und Fluglinien bewusst und
nimmt die gegenüber einer Luftverkehrsabgabe kriti-
Anlage 49
schen Stimmen in diesem Zusammenhang sehr aufmerk-
sam zur Kenntnis. Bei der Ausgestaltung der steuerlichen Antwort
Belastung durch die Luftverkehrsabgabe im Einzelnen
des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage
wird die Bundesregierung selbstverständlich auch die
des Abgeordneten Marco Bülow (SPD) (Drucksache
Wettbewerbssituation der deutschen Luftfahrt berück-
17/2059, Frage 82):
sichtigen und zu einer vertretbaren, interessengerechten
Wann werden die Ergebnisse und Empfehlungen der Ge-
Regelung kommen. Ich bitte um Verständnis, dass ich meindefinanzkommission – Kommission zur Neuordnung der
zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Einzelheiten zu Gemeindefinanzen – hinsichtlich der Neuordnung der Kom-
der künftigen Abgabe nennen kann. munalfinanzen genau vorliegen, und wie sieht der Zeitplan
(B) der Bundesregierung für eine gesetzliche Umsetzung der
(D)
Empfehlungen aus?
Anlage 47 Die von der Bundesregierung eingesetzte Gemeinde-
Antwort finanzkommission erarbeitet gegenwärtig einen Vor-
schlag, die Finanzen der Kommunen auf eine stabile
des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage Grundlage zu stellen. Sobald dieser Vorschlag vorliegt,
des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE wird die Bundesregierung ihn zügig prüfen und zur Ent-
GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 80): scheidung bringen.
Beabsichtigt die Bundesregierung, die bis Ende 2010 be- Die Kommission wird sich am 8. Juli 2010 erneut
fristete Aufhebung der Einschränkungen der Agrardiesel-
Steuerbegünstigung zu verlängern, und, falls ja, für welchen
treffen und über die Zwischenergebnisse der Arbeits-
Zeitraum? gruppen – Kommunalsteuern, Standards, Rechtsetzung –
beraten.
Die Bundesregierung hat ihre Beratungen darüber, in
welcher Form die zum Verbrauchsjahr 2009 befristete Es wird angestrebt, einen von allen Beteiligten getra-
Aufhebung der Einschränkungen bei der Agrardiesel- genen Bericht im Herbst vorzulegen.
Steuerbegünstigung verlängert werden können, noch
nicht abgeschlossen. Anlage 50
Antwort
Anlage 48 des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fra-
Antwort gen des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Fra-
des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage gen 83 und 84):
des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE Werden Wertpapierleihgeschäfte und damit auch die Ge-
GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 81): winne aus Leerverkäufen ertragsteuerlich anders behandelt als
Beabsichtigt die Bundesregierung, die Aufhebung der ökonomisch vergleichbare Wertpapierpensionsgeschäfte, und,
Haushaltssperre in Höhe von 115 Millionen Euro im Rahmen wenn ja, wie begründet die Bundesregierung diese Regelung?
des Marktanreizprogramms in der Sitzung des Haushaltsaus- Wie hoch schätzt die Bundesregierung den Umfang von
schusses am 7. Juli 2010 aufzuheben, wie das Sekretariat des Wertpapierleihgeschäften und den jährlichen steuerlichen Er-
Haushaltsausschusses am 9. Juni 2010 mit folgendem Wort- trag, wenn diese wie ökonomisch vergleichbare Wertpapier-
laut mitteilte: „Die Koalition beantragt, die Diskussion da- pensionsgeschäfte besteuert würden?
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 16. Juni 2010 4945
(A) Messe 15–18 durchzusetzen, und wie kann sie in diesem Fall kerte Reduzierung der Zulagensätze trägt letztendlich (C)
die Stadt Köln dabei unterstützen? dem Anliegen der Bundesregierung Rechnung, Subven-
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, für eine tionen weiter abzubauen. Zudem berücksichtigt diese
im Falle eines endgültigen Scheiterns der Gespräche eventuell Absenkung die Lage der öffentlichen Haushalte. Nach
fällige Strafzahlung infolge der Verurteilung der Bundesrepu-
blik Deutschland durch den EuGH wegen der Verletzung eu- 2013 wird darüber hinaus ein Abbau noch bestehender
ropäischen Vergaberechts durch die Stadt Köln beim Bau der struktureller Defizite beispielsweise durch die fortbeste-
Hallen 15 bis 18 der Koelnmesse die Grundstücksgesellschaft hende GRW vorgenommen werden. Die Durchführung
Köln Messe 15–18 als Vertragspartner in Haftung zu nehmen, der Förderungen im Rahmen der GRW ist nach dem
falls dessen Verschulden am Scheitern der Versuche zur Rück-
abwicklung vollumfänglich oder anteilig nachgewiesen wer-
Grundgesetz Aufgabe der Bundesländer. Die Höhe der
den kann? Mittelausstattung der GRW wird auch zukünftig sicher-
stellen, dass die Länder die mittelständische Wirtschaft
Die Europäische Kommission hat mit Mahnschreiben wirkungsvoll unterstützen können.
vom 4. Juni 2010 offiziell das Vertragsverletzungsver-
fahren gemäß Art. 260 AEUV zur Umsetzung des Ur-
teils des EuGH vom 29. Oktober 2009, „Messe Köln“, Anlage 56
eingeleitet. Der Bundesregierung wurde eine Frist von
2 Monaten eingeräumt, diesem Urteil Folge zu leisten Antwort
und den Verstoß gegen die europäischen Vergaberegeln
auszuräumen. Diese Zeit wird von allen Beteiligten auf des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage
Bundes-, Landes- und Kommunalebene intensiv genutzt des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE
werden, um zu einer zufriedenstellenden Rückabwick- GRÜNEN) (Drucksache 17/2059, Frage 92):
lung der Verträge zu gelangen. Hierzu gehört auch, alle Welche Projektanträge liegen bei der Bundesregierung für
rechtlichen und tatsächlichen Optionen zu prüfen, ein- eine Förderung durch Einnahmen aus dem Emissionshandel
– „New Entrance Reserve“, Beschluss der Kommission
schließlich gegebenenfalls weiterer Ansprüche. NER 300 – vor, und welche dieser Projektanträge erwägt die
Bundesregierung zum Stichtag 31. Dezember 2010 bei der
Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kom-
Anlage 55 mission einzureichen?