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Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht
113. Sitzung
Inhalt:
Antwort
Cornelia Pieper, Staatsministerin
AA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12915 B Anlage 2
Anlage 4 Anlage 9
Mündliche Frage 4 Mündliche Frage 13
Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Folgen einer etwaigen Schließung des Zoll-
amtes auf Helgoland Einführung von einkommensunabhängi-
gen Steueranreizen im Bereich der Gebäu-
Antwort desanierung
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12934 A Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12935 C
Anlage 5
Mündliche Frage 7 Anlage 10
Nicolette Kressl (SPD)
Mündliche Frage 14
Umsetzung des OECD-Standards durch Sabine Zimmermann (DIE LINKE)
die Schweiz in den vereinbarten Doppelbe-
steuerungsabkommen Betreuungsschlüssel und Betreuungsrela-
tion in den Jobcentern zwischen Personal
Antwort und Leistungsberechtigten im Bereich des
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär SGB II
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12934 B
Antwort
Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär
Anlage 6 BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12935 D
Mündliche Frage 8
Nicolette Kressl (SPD) Anlage 11
Vereinbarkeit des Änderungsprotokolls Mündliche Frage 15
zum Doppelbesteuerungsabkommen zwi- Sabine Zimmermann (DIE LINKE)
schen der Schweiz und Deutschland mit
den OECD-Standards für einen effektiven Umsetzung der nach § 44 c Abs. 4 SGB II
Informationsaustausch in Steuersachen zu berücksichtigenden Betreuungsrelatio-
nen in Jobcentern
Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär Antwort
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12934 C Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12936 B
Anlage 7
Anlage 12
Mündliche Frage 11
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Mündliche Frage 16
Dr. Barbara Höll (DIE LINKE)
Befriedigung des Flächenbedarfs der Alt-
eigentümer nach der Änderung des Flä- Konkretisierungsbedarf beim Anspruch
chenerwerbsänderungsgesetzes auf Leistungen nach dem Bildungs- und
Teilhabepaket
Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär Antwort
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12934 D Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12936 C
Anlage 8
Anlage 13
Mündliche Frage 12
Klaus Hagemann (SPD) Mündliche Frage 17
Klaus Ernst (DIE LINKE)
Vorgesehene Änderungen im Kreditver-
trag und in der Gläubigervereinbarung in Arbeitslosenzugänge nach erfolgreich be-
Bezug auf Griechenland endeter dualer Ausbildung im Jahr 2010
Antwort Antwort
Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär
BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12935 A BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12936 D
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 V
Anlage 14 Anlage 19
Mündliche Frage 18 Mündliche Frage 23
Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN)
Bewilligung von Arbeitslosengeld seit Ein- Umgang mit Medienberichten über spani-
führung der „kurzen Anwartschaftszeit“ sche Gurken als Hauptverursacher der
Antwort Ehec-Infektion
Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär Antwort
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12938 A Peter Bleser, Parl. Staatssekretär
BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12939 B
Anlage 15
Mündliche Frage 19 Anlage 20
Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/
Mündliche Fragen 24 und 25
DIE GRÜNEN)
Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/
Wirkung der gesetzlichen Regelung der DIE GRÜNEN)
„kurzen Anwartschaftszeit“ hinsichtlich ei-
ner besseren Absicherung unsteter Er- Krisenmanagement zu Ehec
werbslosenbiografien Antwort
Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär
Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12939 B
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12938 C
Anlage 21
Anlage 16
Mündliche Frage 28
Mündliche Frage 20 Sevim Dağdelen (DIE LINKE)
Elke Ferner (SPD)
Von der NATO im Rahmen der Operation
Aufgabenbeschreibung der Zusammenar- Unified Protector in Libyen durchgeführte
beit des Bundesministeriums für Arbeit Luftoperationen
und Soziales mit der Agentur „re:publik“
und Vergütung der Leistungen Antwort
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär
Antwort BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12940 A
Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12938 D
Anlage 22
Anlage 17 Mündliche Frage 29
Caren Marks (SPD)
Mündliche Frage 21
Elke Ferner (SPD) Ausbaugeschwindigkeit bei der Einrich-
tung von Krippenplätzen
Interessenkollision bei der Agentur „re:pu-
blik“ Antwort
Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12940 B
BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12938 D
Anlage 23
Anlage 18 Mündliche Frage 30
Mündliche Frage 22 Caren Marks (SPD)
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Initiativen für das „Europäische Jahr für
Öffentliche Finanzierung der Bieneninsti- aktives Altern und die Solidarität der Ge-
tute in den Jahren 2009 und 2010 nerationen“ im Jahr 2012
Antwort Antwort
Peter Bleser, Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12939 A BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12940 C
VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
Anlage 24 Anlage 29
Mündliche Frage 32 Mündliche Frage 38
Hans-Joachim Hacker (SPD) Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
Nutzung der Umtragestellen für Sport-
boote an den Schleusen des Finowkanals Auswirkungen der Pläne der Bundesregie-
rung für die sogenannte Energiewende auf
Antwort die Zusagen zur internationalen Klima-
Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär finanzierung
BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12940 D
Antwort
Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
Anlage 25 BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12943 A
Mündliche Frage 33
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ Anlage 30
DIE GRÜNEN) Mündliche Frage 39
Zusätzliche Maßnahmen für Investitions- Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/
anreize im Gebäudebereich DIE GRÜNEN)
Anlage 34 Anlage 39
Mündliche Frage 43 Mündliche Frage 49
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ Swen Schulz (Spandau) (SPD)
DIE GRÜNEN)
Jährliche Ausgaben des Bundes für Bil-
Zwischenzeitlich abgeschaltete Atomkraft- dung sowie für Forschung und Entwick-
werke mit Betriebsgenehmigung zum Wie- lung seit 2002
deranfahren ohne Genehmigung durch die
Aufsichtsbehörde Antwort
Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär
Antwort
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12945 D
Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12944 A
Anlage 40
Anlage 35
Mündliche Frage 50
Mündliche Frage 44 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
DIE GRÜNEN)
Ergebnisse der Onlineumfrage zum
Investitionen in Atomkraftwerke seit In- Deutschlandstipendium
krafttreten der elften Novelle zum Atom-
gesetz Antwort
Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär
Antwort
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12946 A
Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12944 C
Anlage 41
Anlage 36 Mündliche Frage 51
Mündliche Fragen 45 und 46 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/
Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) DIE GRÜNEN)
Forschungsfördermittel in den Bereichen Aufstockung der im Rahmen des Effizienz-
Kernenergie und Kernfusion sowie Mittel fonds zur Verfügung gestellten Mittel und
für den Rückbau kerntechnischer Anlagen Zeitplan für die Mittelausschüttung
in den letzten zehn Jahren
Antwort
Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12946 C
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12944 C
Anlage 42
Anlage 37
Mündliche Frage 52
Mündliche Frage 47 Willi Brase (SPD)
Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) Forschungsförderung in den Bereichen er-
neuerbare Energien und CCS in den letz-
Herkunft der bei eBay zur Versteigerung ten zehn Jahren
angebotenen Kugeln aus Grafit
Antwort
Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12946 D
BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12945 B
Anlage 38 Anlage 43
Anlage 44 Anlage 49
Mündliche Frage 54 Mündliche Fragen 60 und 61
Oliver Kaczmarek (SPD) René Röspel (SPD)
Förderung des Bundes für Forschungspro- Reform des Euratom-Vertrags nach dem
jekte im Bereich Energienetze deutschen Atomausstiegsbeschluss; mögli-
cher Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag
Antwort Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12947 B BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12948 C
Anlage 45 Anlage 50
Mündliche Frage 55 Mündliche Frage 62
Oliver Kaczmarek (SPD) Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)
Zusätzlicher Energiebedarf in den Plänen Fehlen des Aspekts „Barrierefreier Touris-
zur Förderung der Elektromobilität für die mus“ in der Verordnung über die Berufs-
Jahre 2020 und 2030 ausbildung zum Tourismuskaufmann und
zur Tourismuskauffrau
Antwort
Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12947 C
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12949 A
Anlage 46 Anlage 51
Mündliche Frage 56 Mündliche Frage 63
Ulla Burchardt (SPD) Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)
Ausgaben für Forschungsprojekte im Be- Berücksichtigung der Probleme von Men-
reich Energiespeicher schen mit Hör- und Sprachbehinderungen
bei der Novellierung des Telekommunika-
Antwort tionsgesetzes
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12947 D Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12949 B
Anlage 47
Mündliche Frage 57 Anlage 52
Ulla Burchardt (SPD) Mündliche Frage 64
Garrelt Duin (SPD)
Förderung des Bundes für geistes- und so-
zialwissenschaftliche Projekte zum Thema Konsequenzen aus den Ergebnissen der
Energie/Energiewende Sektoruntersuchung des Bundeskartellam-
tes zur Entwicklung der Benzinpreise
Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär Antwort
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12948 A Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12949 D
Anlage 48
Anlage 53
Mündliche Fragen 58 und 59 Mündliche Frage 65
Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ Garrelt Duin (SPD)
DIE GRÜNEN)
Vergabe von Regierungsaufträgen für den
Maßnahmen zur Senkung des Stromver- Marineschiffbau und Hermesbürgschaften
brauchs im Zuge des Atomausstiegs für den Export von Marineschiffen
Antwort Antwort
Peter Hintze, Parl. Staatssekretär Peter Hintze, Parl. Staatssekretär
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12948 A BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12950 A
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 IX
(A) (C)
Redetext
113. Sitzung
Präsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile zunächst dem Bundesminister für Gesund-
Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz. heit das Wort. – Bitte schön.
(A) Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land- kommen. Deswegen stelle ich mich jetzt hier Ihren Fra- (C)
wirtschaft und Verbraucherschutz: gen.
Ehec ist erst recht nicht das Feld für parteipolitische Den vielstimmigen Chor können Sie nicht der Bun-
Spielwiesen. desregierung vorwerfen. Zwischen Ilse Aigner und mir
Abschließend möchte ich noch einmal sagen: Die gibt es keinen Unterschied in den öffentlichen Äußerun-
Lage ist sehr ernst. Wir müssen uns gemeinsam darum gen. Wir haben uns in den öffentlichen Äußerungen im-
kümmern. Bund, Länder und Europa sind sich einig und mer auf die amtlichen Erkenntnisse bezogen, nämlich
ziehen an einem Strang. die Erkenntnisse der mir zugeordneten Behörde, dem
Robert-Koch-Institut, und der Frau Aigner unterstellten
Danke schön. Behörde, dem Bundesinstitut für Risikobewertung. In
den Beratungen mit den Länderministern vorhin haben
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) wir festgestellt, dass sich auch die Länder in ihren Äuße-
rungen und Empfehlungen immer hieran gehalten haben.
Präsident Dr. Norbert Lammert: Frau Kollegin Reimann, ich kann nicht in Mithaftung
Ich habe gut 20 Wortmeldungen notiert und in eine genommen werden für Äußerungen von Wissenschaft-
hoffentlich überzeugende Reihenfolge gebracht. Ange- lern und selbsternannten Experten, die teilweise inner-
sichts der vielen Meldungen – Wortmeldungen und halb von zwei Wochen ihre Meinungen geändert haben.
Nachfragewünsche – schlage ich vor, dass wir uns, wie Zu Beginn des Ausbruchs war ein Experte beispiels-
bereits in der vergangenen Woche, bei Fragen und Ant- weise der Überzeugung, dass es sich bei dem Ganzen um
worten jeweils auf eine Minute konzentrieren sollten. Bioterrorismus handelt. Vor zwei Tagen war er dann der
Das gibt möglichst vielen die Gelegenheit, gegebenen- festen Überzeugung, von Anfang an sei klar gewesen,
falls noch einmal nachzufragen. Es wäre deswegen auch dass es die Sprossen sein müssten. Der vielstimmige
sinnvoll, wenn die Fragesteller deutlich machten, von Chor von Wissenschaftlern und selbsternannten Exper-
wem sie ihre jeweilige Frage beantwortet haben möch- ten hat leider zur Verunsicherung beigetragen. Unsere
ten. Äußerungen waren immer klar abgestimmt und eindeu-
tig.
Die erste Wortmeldung kommt von der Kollegin
Reimann von der SPD-Fraktion.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Vielen Dank. – Kollege Holzenkamp.
Dr. Carola Reimann (SPD):
(B) Vielen Dank, Herr Präsident. – Wir hätten uns eine (D)
Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU):
detaillierte Information im Gesundheitsausschuss ge-
wünscht. Da das nicht möglich war, will ich mich auf Herr Präsident! Frau Ministerin Aigner, Herr Minister
eine etwas allgemeinere Frage beschränken, die sich an Bahr, ich möchte Ihnen beiden eine Frage stellen, die so-
Herrn Minister Bahr richtet. wohl das RKI wie auch das BfR betrifft. Es geht um den
Warnhinweis in Bezug auf Gurken, Tomaten und Salat.
In den letzten Wochen gab es unterschiedlichste In- Gesundheitsschutz geht immer vor, auch vor wirtschaft-
formationen von unterschiedlichsten Personen und Insti- lichen Interessen – es ist selbstverständlich, dass er im-
tutionen mit zum Teil widersprüchlichen Warnmeldun- mer an erster Stelle steht –, aber es gibt viele Hunderte
gen. Das hat in der Bevölkerung natürlich zu einer sehr oder sogar Tausende Negativergebnisse bei Tests an Ge-
großen Verunsicherung geführt und die Kompetenzen, müse. Sollte man die Warnungen nicht stärker auf den
die in der Bundesregierung und in den nachgeordneten Umgang mit der Ware, auf Hygienehinweise usw. fokus-
Institutionen vorhanden sind, nachhaltig beschädigt. sieren? Letztendlich kann man sich nicht mit absoluter
Sicherheit auf diese Gemüsesorten festlegen. Sollte man
Meine Frage lautet: Warum haben Sie nicht sofort für bei den Warnungen also nicht etwas differenzierter vor-
einen gleichgerichteten, parallelen Informationsfluss ge- gehen?
sorgt und dafür, dass nur eine Stimme spricht? Teilen Sie
meine Einschätzung, dass das Robert-Koch-Institut mit Eine zweite Frage. Frau Ministerin Aigner, können
seiner hohen Expertise ähnlich wie das CDC in den USA die Betroffenen, die 80 bis 100 Prozent ihrer Ware nicht
mit weiteren Befugnissen ausgestattet werden muss? vermarkten können, mit Hilfen aus Brüssel rechnen?
(Signalton – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]:
Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit: Die Eieruhr des Präsidenten!)
Vielen Dank für die Frage. – Frau Kollegin Reimann,
ich will nur darauf hinweisen, dass wir dem Gesund- Präsident Dr. Norbert Lammert:
heitsausschuss sofort nach Ausbruch der Ehec-Epidemie Ja, Sie haben das Prinzip begriffen.
angeboten haben, dass der zuständige Präsident des
Robert-Koch-Instituts dort informiert. Ich habe Sie in (Heiterkeit)
Telefonaten auf dem Laufenden gehalten. Heute war es Wir haben jetzt sozusagen eine subtile Form der nüchter-
mir wegen einer länger als geplant dauernden Gesund- nen Information über die Dauer einer Minute.
heitsministerkonferenz leider nicht möglich, noch vor
der Regierungsbefragung zu Ihnen in den Ausschuss zu Frau Ministerin.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12899
(A) Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land- Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land- (C)
wirtschaft und Verbraucherschutz: wirtschaft und Verbraucherschutz:
Aber meine Redezeit beginnt erst jetzt? Zum einen: Wir wurden am 21. Mai 2011 über die
Häufung der Fälle informiert. Daraufhin wurde sofort
ein Krisenstab in meinem Haus eingerichtet; dies ge-
Präsident Dr. Norbert Lammert:
schah am 21. Mai 2011 und nicht erst irgendwann. Die-
Sie beginnt genau jetzt. ser Krisenstab in meinem Haus hat gut funktioniert. Es
gab täglich Schalten zwischen dem Gesundheitsministe-
Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land- rium, dem Robert-Koch-Institut, unseren nachgeordne-
wirtschaft und Verbraucherschutz: ten Behörden und den Ländern. Die Taskforce wurde
Gut, vielen Dank. – Herr Kollege Holzenkamp, zur eingesetzt, als eine größere Anzahl von Fällen vorlag.
ersten Frage: Die Verzehrhinweise oder -warnungen Sie wird jetzt die einzelnen Erkrankungscluster weiter
werden auf der Basis der Befragung von Patienten gege- identifizieren. Diese Arbeit wird durch die europäischen
ben. Bei diesen Befragungen ergab sich eine sehr deutli- Kollegen, die EFSA, ergänzt. Dies war überhaupt erst ab
che Schnittmenge in Bezug auf den Verzehr dieser drei einem bestimmten Stadium möglich. Mit Verlaub, dies
Gemüsesorten, und zwar im Raum Norddeutschland. alles hat nichts mit Ihrer Forderung zu tun, sondern war
Man konnte dadurch aber nicht feststellen, wie der Ein- sowieso schon auf dem Weg.
trag in die Lieferkette zwischen Produktion und Verbrau- Zu Ihrer zweiten Frage. Ich habe die Landwirtschafts-
cher gekommen ist. Es steht nur fest, dass diese drei Ge- minister gestern in einer Schalte informiert; dabei ging
müsesorten besonders häufig genannt wurden. Deshalb es auch um die Frage, die Herr Kollege Holzenkamp an-
wurde diese Verzehrwarnung vom Robert-Koch-Institut gesprochen hat. Für die Lebensmittelkontrolle und die
gemeinsam mit dem BfR ausgesprochen. Rückverfolgbarkeit sind eindeutig die Gesundheitsbe-
Es ist in der Tat so – das ist das Bittere, das ich gerade hörden bzw. die Lebensmittelkontrollbehörden vor Ort
versucht habe zum Ausdruck zu bringen –, dass es sehr zuständig. Von diesen Stellen werden die Landwirt-
viele Landwirte gibt, die Eins-a-Ware produzieren, dass schaftsminister täglich informiert. Aber ich telefoniere
aber nicht jeder Verbraucher direkt vor Ort beim Produ- auch immer wieder gern mit Frau Höfken.
zenten kauft. Deshalb mussten und müssen wir, solange (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Frau Höhn,
nicht definitiv geklärt ist, wo der Eintrag in die Kette er- das haben Sie doch heute im Ausschuss schon
folgt, die Warnungen aufrechterhalten. gehört! Sie waren doch heute da! – Gegenruf
(Signalton) der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE
(B) GRÜNEN]: Ja, ich war heute Morgen da! Si- (D)
– Es waren aber zwei Fragen, Herr Präsident. cher, Herr Goldmann! Aber reden Sie hier
doch nicht immer dazwischen! Das hier ist
nicht der Ausschuss!)
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Das mag sein, aber jeder, der eine doppelte Frage
stellt, weiß, dass für die Beantwortung nur eine Minute Präsident Dr. Norbert Lammert:
zur Verfügung steht. Kollege Holzenkamp meldet sich, Es findet im Augenblick weder eine Aktuelle Stunde
falls er die zweite Frage wichtig genug findet, noch ein- noch eine Debatte statt, sondern wir führen eine Regie-
mal und kommt dann auch noch einmal zu Wort. rungsbefragung durch.
Die nächste Frage stellt die Kollegin Höhn. Die Kollegin Bunge hat jetzt das Wort.
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Dr. Martina Bunge (DIE LINKE):
Ich habe eine Frage an Frau Aigner. Am 25. Mai 2011 Danke, Herr Präsident. – Meine Frage richtet sich an
wurden die ersten Verzehrwarnungen ausgesprochen. den Gesundheitsminister. Herr Minister, Sie haben mit
Sie haben erst am 3. Juni 2011 eine Taskforce eingerich- Recht darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass die
tet, also zwei Tage nach der Sondersitzung des Aus- Betroffenen, also die Infizierten, bestmöglich versorgt
schusses, in der wir die Einrichtung eines Krisenzen- werden. Sie haben auch deutlich gemacht, welch großes
trums gefordert haben. Engagement das Personal in den Krankenhäusern dabei
an den Tag legt.
(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Stimmt
nicht!) Einer Information des Verbandes der Universitätskli-
nika Deutschlands zufolge wird die Regelung, dass zu-
Wer leitet diese Taskforce? Leiten Sie sie selber? Was nächst die vereinbarten Budgets gelten und die Vergü-
sind zusätzliche Aufgaben dieser Taskforce? Werden tung dann, wenn die Zahl der Fälle steigt, nur noch
täglich Telefonkonferenzen abgehalten, und warum wer- 35 Prozent beträgt, auch bei Ehec-Fällen angewendet.
den bei Telefonkonferenzen die Landwirtschaftsministe- Ich frage mich: Wie passt dies mit dem Grundsatz, dass
rien der Länder nicht einbezogen, sondern nur die Ver- die Patienten ein Krankenhaus nach der besten Versor-
braucherschutzministerien, obwohl die Ursache für die gung und nicht nach finanziellen Aspekten auswählen
Infektionen durchaus in einem landwirtschaftlichen Be- sollten, zusammen? Sehen Sie hier keinen Handlungsbe-
trieb zu finden sein kann? darf? Insgesamt haben Sie die Frage nach Handlungsbe-
12900 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Steffen-Claudio Lemme (SPD): (C)
NEN): Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Frage richtet
Ich habe eine Frage an Sie, Frau Ministerin, weil Sie sich an Herrn Minister Bahr, aber auch an Frau Ministe-
den Anspruch formuliert haben, alle müssten an einem rin Aigner. Obwohl die Ursache der Infektion nun nicht
Strang ziehen. Ja, das ist richtig. Am 21. Mai erhielten klar den Gurken, Tomaten und dem Salat zugeordnet
Sie die Meldung über Ehec-Infektionen. Am 3. Juni werden konnte, sprechen Sie doch – soeben wieder – die
richteten Sie die Taskforce ein. Sie haben geschildert, Empfehlung aus, dieses Gemüse nicht zu verzehren.
dass es ein permanentes Krisenzentrum gibt. Die Auf- Selbst in der Bundestagskantine gibt es jeden Mittag
gabe der Taskforce – ich nehme an, dass Sie sie leiten; Gurkensalat. Ich möchte gerne Ihre Position wissen, wa-
denn Sie haben die Frage von Frau Höhn nicht beant- rum Sie an dem Verbot des Verzehrs von Gurken, Toma-
wortet – ist doch die Bund-Länder-Koordination. Wie ten und Salat festhalten.
konnte es dann am 5. Juni zu der Pressekonferenz von
Minister Lindemann kommen, auf der er den Sprossen- Präsident Dr. Norbert Lammert:
betrieb in Bienenbüttel als die wahrscheinliche Quelle Für die Menüfolge der Bundestagskantine ist natür-
ausmachte? lich eher der Präsident zuständig.
(Heiterkeit und Beifall)
Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz: Aber ich bin auf die Auskunft der Regierung außer-
Herr Kollege Ostendorff, ich leite die Taskforce na- ordentlich gespannt.
türlich nicht persönlich. Ich nehme auch nicht persönlich
vor Ort Proben. Das ist nicht meine Aufgabe. Es gibt ei- Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit:
nen Koordinator, den Präsidenten Dr. Tschiersky- Aus Respekt vor dem Parlament, Herr Präsident, hätte
Schöneburg, der Leiter der Taskforce ist. ich ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Kantine des
Deutschen Bundestages nicht im Zuständigkeitsbereich
Die Länder haben ihre eigenen Aufgaben, nämlich bei
der Ermittlung der Lieferströme, beim Probennehmen des Bundesgesundheitsministeriums liegt.
usw. Wenn eine konkrete, sehr zwingende Indizienkette Wir wissen, dass viele gastronomische Betriebe re-
festgestellt wird, dann ist es eine Maßnahme des vorsor- agiert haben und Salate, Tomaten und Gurken von ihren
genden Verbraucherschutzes, diese Erkenntnisse der Karten genommen haben. Wir halten die Verzehrsemp-
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ich stelle die fehlung aufrecht, weil unsere wissenschaftlichen Er-
Gegenfrage: Stellen wir uns vor, es würde sich heraus- kenntnisse uns das nahelegen. Ich teile nicht Ihre Auf-
(B) stellen, dass die Sprossen für die Infektion verantwort- fassung, dass die Ursache bisher nicht gefunden worden (D)
lich sind, und Minister Lindemann hätte am Sonntag- ist und man deswegen auf eine Empfehlung verzichten
abend nicht davor gewarnt. kann. Das stimmt nicht. Die neuesten Erkenntnisse der
laufenden Studien bestätigen und erhärten die Vermu-
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
tung, dass die Infektionsquelle rohe Tomaten, rohe Gur-
der FDP)
ken und rohe Blattsalate in Norddeutschland sind. Wir
Was hätten Sie uns gesagt, wenn erneute Infektionen warnen daher vor einem Verzehr.
aufgetreten wären? Deshalb war es richtig, diese vorsor- Im Übrigen sagen wir, dass gekochte oder gebratene
gende Verbraucherschutzmaßnahme zu treffen und die Tomaten natürlich verzehrt werden können, weil das Er-
Warnung auszusprechen. Zeitgleich ist die Meldung hitzen von rohem Gemüse dazu führt, dass es keine Ge-
beim europäischen Schnellwarnsystem eingestellt wor- fahr darstellt. Wir halten unsere Empfehlung aufrecht,
den. Selbstverständlich bin auch ich persönlich unter- weil uns die Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts in
richtet worden. Zusammenarbeit mit dem BfR entsprechende Daten lie-
fern. Es kann keine Entwarnung gegeben werden.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Wir sind jetzt eigentlich am Ende der vereinbarten Präsident Dr. Norbert Lammert:
Befragungszeit. Ich gehe davon aus, dass Sie alle damit Frau Kollegin Maisch.
einverstanden sind, dass ich die notierten Fragesteller
noch zu Wort kommen lasse, zumal mir das mit Blick
Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
auf die absehbar notwendige Zeit für die Fragestunde
auskömmlich erscheint. Steffen-Claudio Lemme wird Danke schön. – Meine Frage richtet sich an Frau
Ministerin Aigner. Es geht noch einmal um das Thema
die nächste Frage stellen. Dann habe ich noch die Kolle-
gin Nicole Maisch, die Kollegin Volkmer, deren Frage Krisenstab. Wir haben im Ausschuss erfahren, dass der
zurückgestellt worden ist, den Kollegen Holzenkamp, Krisenstab von Ihrem Haus geleitet wird.
dessen zweite Frage nicht beantwortet worden ist – viel- (Zuruf)
leicht möchte er sie noch einmal stellen –, Frau Höhn,
Carola Reimann und Birgit Bender notiert. Danach wür- – Nein. Sie hat die Frage nach der Taskforce beantwor-
den wir – mit Ihrem Einverständnis – die Regierungsbe- tet. Ich frage jetzt nach dem Krisenstab. – Nehmen Sie
fragung abschließen. – Ich bedanke mich. persönlich oder Ihr Staatssekretär an dessen Sitzungen
teil, um die neuesten Entwicklungen an die Presse zu ge-
Bitte schön, Herr Lemme. ben?
12906 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land- Gibt es nicht die Möglichkeit, beispielsweise über ein (C)
wirtschaft und Verbraucherschutz: politisch anerkanntes Prüfsiegel für die vielen negativen
Der Krisenstab tagt unter der Leitung des Abteilungs- Ergebnisse, die auch bei den deutschen Gemüsebauern
leiters Kühnle; seine Abteilung ist dafür zuständig. Es vorliegen, unterstützend tätig zu werden?
wird täglich berichtet – nicht nur einmal, sondern mehr-
fach –, natürlich in Zusammenarbeit mit den Staats- Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
sekretären und mit mir. Dabei werden die weiteren wirtschaft und Verbraucherschutz:
Schritte abgestimmt. Darauf aufbauend wird die Öffent-
Momentan ist angekündigt – schon gestern hat dies
lichkeit informiert.
der EU-Kommissar Ciolos getan –, für alle betroffenen
Landwirte 150 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Er hat aber auch angekündigt, dass er heute einen weite-
Kollegin Volkmer.
ren Vorschlag, auch was das Finanzielle betrifft, vorle-
gen wird. Dieser muss dann noch mit der Kommission
Dr. Marlies Volkmer (SPD): abgestimmt werden und sich innerhalb des Finanzrah-
Vielen Dank, Herr Präsident, dass ich diese Frage mens bewegen. Das sage ich auch ganz ausdrücklich.
noch stellen darf. – Hamburg ist als lobenswertes Bei- Aber das wird im Laufe dieser Woche noch klarer wer-
spiel erwähnt worden. Mich interessiert, wann Nieder-
den. Dann werden wir natürlich auch sofort informieren.
sachsen das RKI um Hilfe gebeten hat.
Ich möchte darüber hinaus wissen: Wäre es nicht Die zweite Frage bezog sich auf das Prüfsiegel. Erst
sinnvoll gewesen, wenn die Sprossenwarnung nicht von einmal ist es gut, wenn sozusagen die Erzeuger testen.
Minister Lindemann, sondern vom Robert-Koch-Institut Es besteht aber nach wie vor das schon angesprochene
ausgesprochen worden wäre? Problem, dass wir im Moment eben nicht zu 100 Prozent
sagen können, wo die Eintragungsquelle ist. Selbst wenn
Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit: beim Erzeuger auf dem Hof alles qualitativ geprüft ist
Das Land Hamburg hat sich am 19. Mai beim Robert- und es sich um hervorragende Qualität handelt, muss
Koch-Institut gemeldet. Das Land Niedersachsen hat man die Kette dazwischen auch noch beachten: Groß-
sich am 20. Mai beim Robert-Koch-Institut gemeldet. händler, Zwischenhändler, Einzelhändler usw. Deshalb
Das liegt daran, dass die Fälle in einer unterschiedlichen müssen wir momentan einfach noch mit Vorsicht arbei-
Zeitabfolge in den Bundesländern aufgetreten sind. Wir ten. Auch mir schmerzt da natürlich das Herz. Aber es
stellen heute fest: In allen Bundesländern mit entspre- geht um Menschenleben. Ich kann noch einmal versi-
chenden Fällen gibt es einen Bezug zu Norddeutschland, chern: Alle Behörden arbeiten wirklich mit Hochdruck
etwa in Sachsen und in Bayern. Der Unterschied ist, dass rund um die Uhr an der Aufklärung der Ursache.
(B) diese Fälle dort wesentlich später aufgetreten sind. (D)
Ich kann heute nicht zu dem Schluss kommen – ich Präsident Dr. Norbert Lammert:
teile da völlig die Einschätzung von Frau Aigner –, dass Frau Kollegin Höhn.
Herr Lindemann einen Fehler gemacht hat, indem er an
die Öffentlichkeit gegangen ist. Ich glaube in der Tat, Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Frau Aigner hat völlig recht, wenn sie fragt, was passiert Ich habe eine Frage an die Ministerin Aigner. Es gibt
wäre, wenn die Abfolge andersherum gewesen wäre. ja schon eine seltsame Diskrepanz. In den Medien lesen
Den Erkenntnissen liegt eine Indizienabfolge, nicht eine wir auch die Kritik der ausländischen Kollegen. Sie sa-
epidemiologische Studie des Robert-Koch-Instituts zu- gen dazu, das seien alles nur Übersetzungsfehler, alles
grunde. Die Veröffentlichungen von Herrn Lindemann sei in Ordnung. – Gut, das nehmen wir jetzt mal hin. Sie
basieren auf den Indizien, die auf diesen Betrieb zurück- sagen, Sie haben von vornherein einen Krisenstab einge-
führen; dort hat man entsprechende Erkenntnisse gewon-
richtet, alles war in Ordnung.
nen.
Das Robert-Koch-Institut hat von Anfang an auch Jetzt möchte ich ganz konkret wissen: Ab wann hat
nach den Sprossen gefragt. Wir haben also auch dort Er- dieser Krisenstab tägliche Telefonkonferenzen mit den
kenntnisse gewonnen. Aber die epidemiologischen Stu- Ländern abgehalten? Dann hätte ich gern gewusst, wer
dien haben uns zum damaligen Zeitpunkt nicht den Hin- zusätzlich dabei war – Robert-Koch-Institut, BfR. Wer
weis gegeben, dass sich die Herkunft auf Sprossen war sonst noch bei diesen täglichen Telefonkonferenzen
eingrenzen lässt. Zunächst sah es vielmehr so aus, als dabei? Schließlich hätte ich auch gern gewusst, warum
ließe sich der Auslöser auf rohe Gurken, rohe Blattsalate Sie, wenn Sie schon solch einen tollen Krisenstab von
und rohe Tomaten zurückführen. Anfang an hatten, überhaupt noch eine Taskforce einge-
richtet haben? Welches sind wirklich ihre zusätzlichen
Präsident Dr. Norbert Lammert: Aufgaben? Warum war das überhaupt nötig, wenn vor-
Kollege Holzenkamp. her eigentlich schon alles geregelt war?
Die Taskforce arbeitet darüber hinausgehend wie ein (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
Ermittlungsteam. Der Arbeitsstab ist eine Kooperation der FDP)
zwischen den Ländern, um abzustimmen: Was machen Das Zweite. Ich habe gesagt: Nichts ist so gut, dass es
wir? Die Taskforce ist eine Art kriminologisches Ermitt- nicht noch verbessert werden kann. Ich sage nur: Jetzt ist
lungsteam. Sie geht noch einmal konkret alle Cluster nicht der Zeitpunkt, darüber zu diskutieren. Wir werden
durch, um sich dann noch einmal mit den Ländern abzu- wie bei jedem Fall – wie nach Dioxin, wie nach BSE –
stimmen. Das ist wirklich wie die Arbeit eines Ermitt- die Strukturen erneut überprüfen. Es gibt jedes Mal eine
lungsteams. Da bestand leider erst ab einer gewissen Krisennachbesprechung. Wir werden auch mit den Län-
(B) Anzahl von Fällen die Möglichkeit, das intensiver einzu- dern noch einmal alle Strukturen durchgehen. (D)
setzen.
Ich bitte aber um Verständnis: Ich habe jetzt nicht die
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Zeit dazu, mit den zuständigen Behörden darüber zu
der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE sprechen. Diese müssen jetzt den Fall aufklären. Dazu
GRÜNEN]: Sagen Sie doch einfach mal, ab werden alle Kräfte gebündelt. Ich bitte dafür echt um
wann tägliche Telefonkonferenzen stattgefun- Verständnis.
den haben! Ab dem 21., oder ab wann?)
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
– Ab dem 21.!
(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Präsident Dr. Norbert Lammert:
Das hätte ich jetzt gern mal gewusst!) Letzte Frage: Kollegin Bender.
– Ab dem 21.!
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Gesundheitsminister, in Zusammenhang mit
Ab dem 21. haben tägliche Telefonkonferen- dem Sprossenverdacht, der am Wochenende geäußert
zen mit den Ländern stattgefunden? Ist das wurde und von dem auch schon die Rede war, gab es
richtig?) Kritik am RKI hinsichtlich Zeitpunkt, Umfang und Ko-
ordination der Patientenbefragungen. Wie bewertet die
– Sehr geehrte Frau Höhn, wir werden Ihnen das nach- Regierung diese Kritik und die Kommunikation der Er-
liefern. Ich werde den Abteilungsleiter noch einmal fra- gebnisse generell?
gen.
(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit:
Okay!) Frau Kollegin Bender, ich kann diese Kritik zurück-
Meines Wissens ist der Krisenstab am 21. Mai eingesetzt weisen. In den Fragen 19 und 20 des ersten Fragebogens,
worden. Ich weiß nicht, wann das erste Telefonat gewe- den das RKI ab dem 20. Mai verwendet hat, wurde näm-
sen ist. Aber meines Wissens wurde auf Arbeitsebene lich explizit nach Sprossen gefragt. Sie müssen aller-
täglich telefoniert. dings berücksichtigen, dass die Patienten und Angehöri-
gen, wenn sie über ihre Essgewohnheiten und ihr
(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Essverhalten in den zurückliegenden 14 Tagen befragt
Okay!) werden, sich nicht in einem solchen Zustand befinden
12908 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Präsident Dr. Norbert Lammert: verwaltung betreffen, um Unsicherheit und Sorgen in der (C)
Ich rufe die Frage 27 des Kollegen Ströbele auf: Bevölkerung zu multiplizieren.
Welche Angaben macht die Bundesregierung nunmehr an- Wenn Sie meiner eigenen Einschätzung nicht glau-
gesichts der immer mehr Opfer an verletzten und getöteten ben, dann will ich gerne zitieren, was unser ehemaliger
Menschen zur Entwicklung der Sicherheitslage in Afghanis-
tan in den letzten Wochen – über Anzahl der Sicherheitsvor-
Kollege Nachtwei heute in der Oldenburger Nordwest-
fälle, der Anschläge, der Spezialoperationen, der getöteten Zi- Zeitung über die Entwicklung im Norden Afghanistans
vilisten, der getöteten afghanischen und ISAF-Soldaten pro sagt: Ich habe kaum gewagt, diese gute Entwicklung zu
Woche –, und wie rechtfertigt die Bundesregierung nach die- erwarten. Allerdings habe ich sie erhofft, weil seit dem
ser Entwicklung und angesichts der vier getöteten deutschen vergangenen Jahr deutsche Kräfte einerseits sowie
Soldaten innerhalb weniger Tage Äußerungen des Bundes-
ministers der Verteidigung, die Strategie sei richtig, sowie von amerikanische und afghanische Kräfte andererseits kon-
Bundeswehroffizieren, diese Linie sei unbeirrt fortzuführen zertiert und beständig in den von Aufständischen kon-
gerade auch mit Operationen von Spezialeinheiten, bei denen trollierten Gebieten vorgegangen sind – und viele he-
angebliche Taliban-Anführer getötet werden? rausgedrängt haben.
Jetzt wird es entscheidend sein, ob diese Teilerfolge
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bun-
auch halten, ob die afghanischen Kräfte verlässlich sind
desminister der Verteidigung:
und ob dort die Menschen eine gute Regierung vor Ort
Herr Kollege Ströbele, die Bundesregierung beab- erfahren.
sichtigt nicht, von der Strategie, die im Bündnis von
ISAF und den in Afghanistan vorhandenen Kräften in Ich glaube, diese Einschätzung kann man sich ohne
Übereinstimmung mit den Afghanen vereinbart worden Wenn und Aber zu eigen machen.
ist, abzuweichen, weil diese Ereignisse keinen Einfluss
auf die strategische Bewertung der Sicherheitslage ha- Präsident Dr. Norbert Lammert:
ben, weder in Gesamtafghanistan noch in Nordafghanis- Eine weitere Zusatzfrage.
tan.
Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE
Präsident Dr. Norbert Lammert: GRÜNEN):
Zusatzfragen? Herr Staatssekretär, ich gebe Ihnen recht, wenn Sie
sagen, dass die Anschläge, bei denen deutsche Soldaten
Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE ums Leben gekommen, schwer verletzt oder verletzt
GRÜNEN): worden sind, hinterhältig, feige und gemein waren.
(B) Aber: Wie bezeichnen Sie Drohnenangriffe, bei denen (D)
Herr Staatssekretär, Sie geben mir hoffentlich recht,
aus heiterem Himmel – man nimmt vorher nicht wahr,
dass sich die Situation im Verantwortungsbereich der
dass da ein Flugzeug bzw. eine Drohne in der Nähe ist –
Bundeswehr im Norden dramatisch zugespitzt hat. Wir
Menschen gezielt, namentlich bestimmt, angegriffen und
haben eine erhebliche Zahl von Opfern unter den Solda-
liquidiert werden, also umgebracht, getötet werden? Da-
ten der Bundeswehr zu verzeichnen. Darüber hinaus
bei kommt in der Regel eine große Anzahl Familienan-
wurden Demonstranten, aber auch andere Afghanen in
gehöriger, Nachbarn und anderer ums Leben.
sehr großer, in für diesen Bereich bisher nicht gekannter
Zahl getötet. Ist es angesichts einer solchen dra-
matischen Verschlechterung nicht angebracht, auf die Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bun-
Verbündeten einzuwirken, damit sie solche gezielten desminister der Verteidigung:
Tötungsaktionen – sei es durch Drohnen, sei es durch Diese Art und Weise der Kriegsführung, der Kampf-
Spezialkommandos –, die nach allen Berichten immer führung, ist nicht Grundlage der Arbeit unserer deut-
wieder zu erheblicher Aufregung und zu Protesten unter schen Soldaten im Rahmen ihres ISAF-Einsatzes im
der Bevölkerung führen, wenigstens im Verantwortungs- Norden.
bereich der Bundeswehr unterlassen?
(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Ja, aber Sie dulden sie!)
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bun-
desminister der Verteidigung: Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege Ströbele, ich gebe Ihnen recht, dass wir Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor.
in Afghanistan in den letzten Wochen einen erheblichen
Blutzoll gezahlt haben, nicht nur unter den deutschen Die Frage 28 der Kollegin Sevim Dağdelen wird
Soldaten, sondern auch unter ISAF-Soldaten und in der schriftlich beantwortet. Damit schließen wir diesen Ge-
Zivilbevölkerung. Aber Ursache dafür sind nicht die Ak- schäftsbereich ab.
tivitäten der ISAF-Soldaten, sondern Ursache sind die Die Fragen 29 und 30 der Abgeordneten Caren Marks
terroristischen Aktivitäten derer, die ihre kämpferische zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Fa-
Operation mittlerweile auf Sprengstoffanschläge umge- milie, Senioren, Frauen und Jugend werden ebenfalls
stellt haben, die hinterhältig und gemein sind und nicht schriftlich beantwortet.
nur Soldatinnen und Soldaten treffen sollen. Vielmehr
werden bewusst Ziele ins Auge gefasst, die die Zivilbe- Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
völkerung und die sich aufbauende afghanische Selbst- desministeriums für Gesundheit.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12913
Präsident Dr. Norbert Lammert
(A) Ich rufe die Frage 31 des Kollegen Ostendorff auf: viel intensiver der Frage des Antibiotikaeinsatzes in der (C)
Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraus, Nutztierhaltung widmen?
dass Antibiotikaresistenzen, unter anderem auch beim gefähr-
lichen Ehec-Erreger, immer weiter zunehmen, und welche Ulrike Flach, Parl. Staatssekretärin beim Bundes-
konkreten Vorsorgemaßnahmen sollen getroffen werden?
minister für Gesundheit:
Ich bitte die Parlamentarische Staatssekretärin Ulrike Herr Ostendorff, selbstverständlich beobachtet das
Flach um Beantwortung der Frage. Gesundheitsministerium auch diese Entwicklung mit
großem Interesse. Wir sind an dieser Stelle aber nicht di-
rekt zuständig; das wäre vielmehr das Landwirtschafts-
Ulrike Flach, Parl. Staatssekretärin beim Bundes-
und Verbraucherschutzministerium. Trotzdem kann ich
minister für Gesundheit:
Ihnen zusichern, dass wir uns intensiv damit befassen.
Danke, Herr Präsident. – Herr Kollege Ostendorff, Ich möchte Ihnen auch gerne einen schriftlichen Bericht
um den Ursachen der zunehmenden Antibiotikaresistenz- dazu geben, in dem wir die Zusammenarbeit zwischen
entwicklung entgegenzuwirken und um eine gezieltere den beiden Ministerien auf diesem Gebiet darstellen.
Herangehensweise auf lokaler, auf regionaler und natio-
naler Ebene zu unterstützen, hat das Bundesministerium
für Gesundheit zusammen mit dem Bundesministerium Vizepräsident Eduard Oswald:
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Eine weitere Nachfrage des Kollegen Ostendorff.
und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung Dann hat der Kollege Volker Beck noch eine Frage.
unter Beteiligung der Länder und weiterer Verantwortli-
cher im Gesundheitswesen die Deutsche Antibiotika- Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
Resistenzstrategie, kurz: DART, entwickelt. DART for- NEN):
muliert im humanmedizinischen Teil zehn Ziele zur Re- Frau Flach, Sie tragen die gesamte Verantwortung
duzierung der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen, und können sich nicht darauf zurückziehen – das nur als
die durch eine Vielzahl von Maßnahmen bis Ende 2013 Hinweis –, dass Sie für das Bundesgesundheitsministe-
erreicht werden sollen. rium sprechen. Ich habe zwar nach der Auffassung des
Gesundheitsministeriums gefragt, aber hier ist die Hal-
Der Gesetzentwurf zur Änderung des Infektions- tung der Bundesregierung gefragt.
schutzgesetzes und weiterer Gesetze baut auf der DART
auf und verstärkt zentrale Bereiche zur Verminderung Zur Antibiotikaresistenz: Wie beurteilt das Bundesge-
der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen und zur Re- sundheitsministerium jetzt den Einsatz von Antibiotika
duzierung von behandlungsassoziierten Infektionen in angesichts der Ehec-Epidemie, die in Deutschland mit
(B) Deutschland. Das Gesetz soll Mitte 2011 in Kraft treten. dem akuten Ausbruch ein großes Ausmaß angenommen (D)
Zudem wird mit der „AKTION Saubere Hände“ ein Pro- hat? Von Medizinern hören wir immer wieder, dass der
jekt zur Verbesserung der Prävention von nosokomialen Einsatz von Antibiotika in diesem Bereich äußerst
Infektionen und Krankheitserregern mit Resistenzen un- schwierig ist, weil es mögliche Vorbelastungen gibt, die
terstützt. eine Behandlung nicht wirksam erscheinen lassen. Ha-
ben Sie sich mit dieser Frage schon beschäftigt?
Mit den Maßnahmen im Rahmen von DART verfolgt
das BMELV das Ziel, den Antibiotikaeinsatz zu mini-
Ulrike Flach, Parl. Staatssekretärin beim Bundes-
mieren, ohne die Tiergesundheit zu gefährden. Hierzu
minister für Gesundheit:
soll eine umfassende Risikoanalyse unter Berücksichti-
gung der Antibiotikaabgabemengen, den repräsentativ Selbstverständlich haben wir uns auch mit dieser
erhobenen Antibiotikaverbrauchsmengen und den auf- Frage beschäftigt. Es wurde von Anfang an gerade auch
tretenden Resistenzen dienen. Zukünftige weitere Maß- vom RKI immer wieder darauf hingewiesen, dass der
nahmen werden anhand dieser Risikoeinschätzung ent- Einsatz von Antibiotika in diesem Zusammenhang nicht
wickelt. zu einem Erfolg, wahrscheinlich sogar zu einem
schlechten Ergebnis führen würde. Aus diesem Grunde
haben wir das selbstverständlich im Blick gehabt. Das
Vizepräsident Eduard Oswald: spielt auch in den weiteren Beratungen eine Rolle.
Vielen Dank. – Zusatzfrage.
Vizepräsident Eduard Oswald:
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Der Kollege Volker Beck hat eine weitere Frage.
NEN): Bitte, Kollege Volker Beck.
Schönen Dank, Herr Präsident, für die Möglichkeit
zur Zusatzfrage. – Die Beantwortung der Frage durch Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Frau Flach führte uns sofort zur Antibiotikaabgabe bei Als Geschäftsführer habe ich oft das Vergnügen, den
der Haltung von Nutztieren. Wir beobachten seit Jahren, Fragestunden beizuwohnen. Darum möchte ich Sie, Frau
dass sich zum Beispiel bei der Hühnchenmast der Ein- Flach, fragen, ob Sie sich dafür einsetzen könnten, dass
satz von Antibiotika in den letzten zehn Jahren fast ver- in Zukunft bei interdisziplinären Fragestellungen – ein
doppelt hat. Dafür gibt es auch Hinweise von amtlichen Beispiel ist die des Kollegen Ostendorff, die gesund-
Veterinären. Sehen Sie darin nicht eine große Gefahr? heits- sowie verbraucher- und landwirtschaftspolitische
Muss sich das Bundesgesundheitsministerium nicht sehr Aspekte beinhaltet – entweder das andere Ministerium
12914 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- öffentlichen Dienst in einem anderen Beruf, der mit dem (C)
ministerin der Justiz: früheren durchaus verwandt ist, tätig ist, oder soll dies
Herr Kollege Montag, ich habe hier nicht Bewertun- nicht zugelassen werden, weil Interessenkonflikte beste-
gen des Präsidenten des Bundesgerichtshofs zu kom- hen oder ein Verlust des Vertrauens in den öffentlichen
mentieren. Ich darf vielmehr meinerseits aus seinen Äu- Dienst – in dem Fall in ein Gericht – entstehen kann?
ßerungen zitieren. Der Präsident des Bundesgerichtshofs Wenn man der Meinung ist, dass hier ein Problem be-
hat auch gesagt, er habe keine Zweifel an der persönli- steht, muss man die weitere Frage erörtern, wann die
chen Integrität der betreffenden Richter. Damit zitiere Quantität in Qualität umschlägt. Sie haben in Ihrer Frage
ich aus demselben Artikel im Spiegel wie Sie. den Vorgang erwähnt, dass am Tag nach dem Ausschei-
den der Betroffene für eine Anwaltskanzlei tätig gewor-
Ich wiederhole, dass die ganze Debatte dazu führen den sein soll. Wie wäre es, wenn es eine Woche, einen
möge, dass sich alle Beteiligten der sensiblen Thematik Monat oder zwei Monate später – bei einem anderen
mit dem gebotenen Fingerspitzengefühl nähern. Das ist Vorgang war es nach eineinhalb Jahren – geschieht? Wo
das Erste, was man erwarten kann. Davon zu unterschei- zieht man da die Grenze? Ich will bei Ihnen dafür für
den ist die Frage – über die wir uns schon längere Zeit Verständnis werben, dass diese Fragen nicht so einfach
austauschen –, ob es Bedarf gibt, Gesetze zu ändern. Das zu beantworten sind, wie Sie es jetzt mit Ihrer Wortwahl,
muss sehr sorgfältig geprüft werden, weil man dann zu dass doch alles klar sei, insinuiert haben.
neuen Abgrenzungsproblemen kommt, auch zu grund-
rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit Art. 12
des Grundgesetzes, und weil schon ein Regelwerk be- Vizepräsident Eduard Oswald:
steht, das sich über die Jahre durchaus bewährt hat. Kollege Volker Beck, Sie haben eine weitere Nach-
frage.
Vizepräsident Eduard Oswald:
Wir haben jetzt eine weitere Nachfrage unseres Kolle- Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
gen Volker Beck. Es gibt bezüglich der Karenzzeit unterschiedliche
Modelle. Es gibt das Modell, das ein Totalverbot vor-
Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): sieht, und es gibt das Karenzmodell der Europäischen
Herr Staatssekretär, stimmen Sie mir zu, dass zumin- Kommission für ausscheidende Kommissionsmitglieder,
dest der eine Fall, der vom Kollegen Montag geschildert das einen Genehmigungsvorbehalt durch ein Gremium
wurde, dass jemand einen Tag nach Beendigung des vorsieht. Man kann die Modelle unterschiedlich bewer-
Richteramtes eine Tätigkeit in einer einschlägigen An- ten. Zumindest gegen die Regelung, die den Genehmi-
gungsvorbehalt vorsieht, kann man wahrscheinlich ver-
(B) waltskanzlei aufnimmt, zumindest darauf hindeutet fassungsrechtliche Bedenken nicht vorbringen. (D)
– wenn sie sich nicht am ersten freien Tag morgens zum
Tennisspielen getroffen haben –, dass in der Zeit, als der Ich möchte etwas richtigstellen. Vielleicht bin ich der
Richter noch im Amt war, er gleichzeitig Vertragsver- deutschen Grammatik nicht so mächtig, aber ich meine,
handlungen mit seinem zukünftigen Arbeitgeber geführt einen Indikativ zu erkennen. Ich darf zitieren:
haben muss, und dass das eine Deutung zumindest als
möglich erscheinen lässt, dass in dieser Zeit eine Ver- Der Vorsitzende Richter am Zweiten Zivilsenat
pflichtung des Richters zwar noch nicht vertraglicher ging am 30. September vorigen Jahres in den Ruhe-
Art, aber doch künftig gegenüber der Kanzlei bestand stand. Nur einen Tag später begann er als Berater
und damit der Anschein erweckt werden kann, dass hier bei der Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz. Weitere
die Unabhängigkeit infrage gestellt wird? 24 Stunden später hatte er seinen ersten Auftrag.
Am 5. Oktober lieferte Goette die vom Fresenius-
Wenn dieser Fall nach der gängigen Rechtslage mög- Konzern bestellte Expertise ab.
lich ist, meinen Sie nicht, dass dann zumindest klar ist,
dass wir an der Rechtslage etwas ändern müssen? Was Nach meinen grammatikalischen Kenntnissen handelt
zu ändern ist, können wir in den Fachgremien diskutie- es sich um indikativische Formulierungen im Imperfekt.
ren. Vielleicht hat die Bundesregierung weitergehende gram-
matikalische Kenntnisse.
Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär bei der Bundes-
ministerin der Justiz: Vizepräsident Eduard Oswald:
Herr Kollege Beck, der Vorgang, den Sie zitieren, ist Ohne die Duden-Redaktion heranziehen zu müssen –
im Spiegel ganz bewusst im Konjunktiv dargestellt. Der bitte schön.
Spiegel formuliert in solchen Artikeln immer ganz be-
wusst und unterscheidet zwischen dem, was man als Tat- Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär bei der Bundes-
sachen kennt, und dem, was nur eine Möglichkeit ist. ministerin der Justiz:
Darauf darf ich doch hinweisen. Da ich dazu keine inti- Herr Kollege Beck, meine Äußerung bezog sich auf
meren Kenntnisse als hier dargestellt habe, versage ich eine weitere Formulierung im Spiegel, die ich Ihnen
es mir, aus Möglichkeiten Schlussfolgerungen zu ziehen. wörtlich vortragen darf:
Der entscheidende Punkt ist aber ein anderer: Wollen Hätte er schon in jenen Tagen
wir, wie es dem geltenden Recht entspricht, weiterhin
zulassen, dass jemand auch nach seiner aktiven Zeit im – gemeint ist, als er noch im richterlichen Dienst war –
12920 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Burkhard Lischka (SPD):
Es geht auch noch um ein Drittes, meine sehr verehr- Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
ten Damen und Herren: Nicht nur mit Umsicht und Weit- Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP, Ihnen
sicht, sondern auch mit Wissen sollen wir versuchen, müssen jetzt wirklich die politischen Themen ausgegan-
Politik zu gestalten. Wissen können wir angesichts die- gen sein, wenn Sie heute Nachmittag den Versuch unter-
ser Entwicklung Hans Eichel und der damaligen rot-grü- nehmen wollen, mit uns eine aktienrechtliche Entschei-
nen Regierung beim besten Willen nicht bescheinigen. dung des Bundesgerichtshofs zu diskutieren, die sich mit
so spannenden Themen wie „Prospekthaftung“ und
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) „Einlagenrückgewähr“ beschäftigt. Das sind ja zwei Be-
griffe, die ohnehin schon die meisten Juristen gar nicht
Denn wenn wir Wissen bescheinigen würden, dann kennen.
könnte angesichts der Bewertung durch den Bundesge-
richtshof, gemäß dem ja falsche Zahlen genannt wurden, (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]:
die Folgerung nur sein, dass es sich um vorsätzlichen Ihre Juristen vielleicht nicht!)
Betrug handelte. Das wollen wir der damaligen Bundes-
regierung heute nicht unterstellen. Da reibt man sich wirklich verwundert die Augen: An-
statt die wirklich drängenden Probleme dieses Landes zu
(Johannes Kahrs [SPD]: Das wäre auch besprechen, greifen Sie Vorgänge auf, die elf Jahre zu-
schlimm!) rückliegen, und debattieren über ein Gerichtsverfahren,
das noch nicht einmal abgeschlossen ist. Der Bundesge-
– Das wäre in der Tat auch schlimm, Kollege Kahrs. richtshof hat den Fall ja wieder an die Vorinstanz, das
Oberlandesgericht Köln, zurückverwiesen. Das heißt,
Aus den genannten Gründen hat es weder Weitsicht das Verfahren läuft noch. Kurzum: Diese Aktuelle
(B) noch Umsicht noch Wissen bei diesem Vorgehen gege- Stunde ist überflüssig wie ein Kropf. Weil Ihnen die (D)
ben. politischen Inhalte und Ideen fehlen, reden wir heute
über eine aktienrechtliche Entscheidung des Bundesge-
Alle, die heute bereit sind, daraus eine Lehre zu zie-
richtshofs.
hen, können wir nur einladen, sich an der Grunddiskus-
sion zu beteiligen, die wir in der CDU in der Tradition (Beifall bei der SPD)
von Ludwig Erhard schon immer geführt haben, nämlich
zu überlegen, wie wir es schaffen – das wollen und wün- Weil das natürlich nach außen hin überhaupt nicht
schen wir uns nämlich –, dass diejenigen Menschen, die vermittelbar wäre, fangen Sie gleichzeitig an, die Ba-
kraft eigener Leistung in der Lage sind, den einen oder cken aufzublasen, Herr Kollege Brackmann, und erzäh-
anderen Euro auf die hohe Kante zu legen bzw. für die len hier, schuld an allem sei Rot-Grün, weil die diesen
eigene Altersversorgung einzusetzen, Geld in Unterneh- Telekom-Börsengang nur gemacht hätten, um Geld für
men und Zukunft investieren bzw., wie es in Ihrer Dik- den Bundeshaushalt freizuschaufeln.
tion heißt, sich am Produktivkapital beteiligen. Dafür (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: War es
bedarf es aber des Vertrauens. Wer, wenn nicht die Bun- nicht so?)
desregierung, der Bundestag und die öffentliche Hand,
ist dazu aufgerufen, für dieses Vertrauen zu werben, statt Das ist, wie ich finde, schon ein ganz interessantes Argu-
es so aufs Spiel zu setzen, wie Sie es getan haben? ment, und zwar unter zwei Gesichtspunkten:
Es bleibt heute nur festzuhalten, dass Sie, meine lie- Erstens. Es war die schwarz-gelbe Bundesregierung
ben Kolleginnen und Kollegen von der SPD, seinerzeit unter Helmut Kohl, die angefangen hat, die Telekom zu
einen Riesenfehler gemacht haben. Heute können wir privatisieren und die übrigens auch die erste Tranche
Sie nur aufrufen, es uns nachzumachen und bei allem von über 713 Millionen Aktien auf dem Kapitalmarkt
Handeln daran zu denken, dass Umsicht, Weitsicht und platziert hat. Insofern hat Rot-Grün allenfalls das fortge-
Wissen benötigt werden, wenn wir für die Menschen in setzt, was die schwarz-gelbe Bundesregierung unter
unserem Land etwas Positives bewirken wollen. Helmut Kohl begonnen hat.
Burkhard Lischka
(A) noch an die Überschrift für Rot-Grün: „Hand- Vizepräsident Eduard Oswald: (C)
werklich schlecht“?) Vielen Dank, Kollege Burkhard Lischka. – Jetzt für
die Fraktion der FDP unser Kollege Dr. Jürgen
Zweitens. Es ist der FDP-Kollege Florian Toncar, der Koppelin. Bitte schön, Kollege Dr. Koppelin.
in diesen Tagen in den Medien fordert, zur Sanierung
des aktuellen Haushalts und zur Finanzierung Ihrer (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
Kehrtwende in der Energiepolitik auch noch die restli-
chen Telekom-Aktien zu verkaufen. Also hören Sie auf, Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP):
so zu tun, als sei das alles nur eine rot-grüne Idee gewe- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Na-
sen und Sie hätten mit dem Börsengang der Telekom gar türlich ist das Thema aktuell. Wir haben uns nicht nur
nichts zu tun. Das ist schlicht und einfach unwahr. heute im Haushaltsausschuss damit beschäftigt, sondern
wir werden uns auch zukünftig damit beschäftigen müs-
Dann erzählen Sie, Herr Kollege Brackmann, jetzt kä- sen;
men Schadensersatzforderungen auf die Steuerzahler zu.
Sie haben eben davon gesprochen, ein Schaden von (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)
120 Millionen Euro müsse beglichen werden, und zwar denn es geht um die Frage: Wer zahlt am Ende den Be-
durch die KfW, durch den Bund und damit auch durch trag? Es kann ja durchaus sein, dass die KfW sich beim
den Steuerzahler. Auch das ist nicht richtig, Herr Kol- Bund schadlos hält. Das wird allerdings noch in einem
lege Brackmann. Wenn Sie sich einmal mit der Entschei- weiteren Verfahren zu klären sein.
dung des Bundesgerichtshofs beschäftigen, dann werden
Sie feststellen, dass er zur Höhe des Schadens überhaupt (Zuruf des Abg. Burkhard Lischka [SPD])
nichts gesagt hat, sondern dass er gerade aus diesem – Ich habe Ihnen in Ruhe zugehört. Vielleicht noch et-
Grund die Angelegenheit an das Oberlandesgericht Köln was zur Historie, weil Sie damals nicht dabei waren.
zurückverwiesen hat. Der Bundesgerichtshof hat im Üb-
rigen auch offengelassen, ob hier überhaupt eine Haf- Für diejenigen, die sich mit der Materie nicht so gut
tung des Bundes vorliegt. Ich habe durchaus Verständnis auskennen: Am 31. Mai dieses Jahres hat der II. Zivil-
dafür, dass Sie in Ihrer derzeitigen Situation nach jedem senat des Bundesgerichtshofs entschieden, dass die bun-
Strohhalm greifen. Aber wenn Sie schon meinen, die deseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau Aufwendun-
Menschen in dem laufenden Gerichtsverfahren verunsi- gen der Telekom ersetzen muss, die dieser nach dem
chern zu müssen, dann schauen Sie sich doch bitte we- dritten Börsengang durch den Abschluss eines Verglei-
nigstens einmal die Entscheidung oder zumindest die ches in den USA entstanden sind. Ob auch der Bund der
Pressemitteilung zu der Entscheidung an. Das ist das Telekom gegenüber zum Ersatz von Aufwendungen ver-
(B) Mindeste, was wir verlangen, wenn Sie eine solche Ak- pflichtet ist, wird in einem weiteren Verfahren zu klären (D)
tuelle Stunde auf die Tagesordnung setzen. sein. Das ist so entschieden worden. Es geht darum, dass
die Telekom von KfW und Bund gefordert hat, ihr Auf-
Das Ganze wird noch putziger dadurch, dass der Kol- wendungen in Höhe von immerhin 112 Millionen Euro
lege Koppelin in einer Pressemitteilung gesagt hat, er zu ersetzen. 95 Millionen Euro sind laut Entscheidung
habe das alles schon im Jahr 2000 gewusst; des Bundesgerichtshofs sofort von der KfW an die Tele-
kom zu überweisen. Was mit dem Rest ist, wird noch ge-
(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Da hat er klärt. Dabei geht es vor allem um die Anwaltskosten; die
auch alle anderen Sachen schon gewusst!) Telekom macht circa 17 Millionen Euro Anwaltskosten
geltend.
er habe darauf hingewiesen, dass der Verkaufsprospekt
fehlerhaft und das Ganze juristisch wackelig sei. Herzli- Dieses Urteil ist nach einer Sammelklage von Aktio-
chen Glückwunsch, Herr Kollege Koppelin; da sind Sie nären in den USA entstanden. Die Aktionäre hatten beim
juristisch schlauer als die Vorinstanz des Bundesge- dritten Börsengang der Telekom Aktien gekauft und in
richtshofes, das OLG Köln, das die Klage noch komplett kürzester Zeit eine erhebliche Menge Geld verloren. Es
abgewiesen hatte. Wenn Sie sich mit der Entscheidung ist nicht so, lieber Herr Kollege, dass der dritte Börsen-
des Bundesgerichtshofes beschäftigen, dann werden Sie gang eine Fortsetzung der beiden Börsengänge war, die
feststellen, dass er überhaupt keine Feststellung dazu ge- unter der Regierung Kohl stattgefunden haben; denn da-
troffen hat, ob dieser Verkaufsprospekt tatsächlich feh- mals war der Börsenprospekt richtig, während er bei Ih-
lerhaft war. Es gibt nicht einmal ein US-amerikanisches nen falsch war. Das ist der gewaltige Unterschied. Bei
Gericht, das die Fehlerhaftigkeit des Verkaufsprospektes den ersten beiden Börsengängen sind die Aktionäre und
festgestellt hätte; denn die Sache wurde durch einen Ver- die Kleinsparer nicht betrogen worden; bei Ihnen sind
gleich beendet. sie zumindest hinters Licht geführt worden.
Streuen Sie hier keine Gerüchte, und blasen Sie die Die damalige rot-grüne Koalition hat im Jahr 2000
Dinge nicht auf! Warten Sie erst einmal das Ende des entschieden, einen dritten Börsengang der Telekom
Gerichtsverfahrens ab! Die Zeit könnten Sie nutzen, um durchzuführen. SPD und Grüne wollten dadurch für den
politische Themen zu finden, über die es sich wirklich zu Bundeshaushalt circa 15 Milliarden Euro einwerben.
debattieren lohnt. Die Zeit schrieb:
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Die Telekom geht an die Börse, „und ich geh’ mit“,
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) versprach Manfred Krug im Werbefernsehen, ir-
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12923
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
(A) gendwo zwischen Spots für Waschmittel und Tü- tie, die Sie so hinters Licht geführt haben, zu entschuldi- (C)
tensuppen. Der Schauspieler gab der Privatisierung gen.
des Staatskonzerns ein Gesicht und buhlte um das
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
Geld der Massen.
Diese Massen waren Hausfrauen, Rentner, Angestellte, Vizepräsident Eduard Oswald:
Arbeiter und Kleinanleger. Was Manfred Krug nicht wis- Vielen Dank, Kollege Dr. Jürgen Koppelin. – Jetzt hat
sen konnte: Beim letzten von Rot-Grün veranlassten Ak- für die Fraktion Die Linke unser Kollege Dr. Dietmar
tienverkauf im Jahr 2000 wurden Kleinanleger massen- Bartsch das Wort. Bitte schön, Kollege Dr. Dietmar
haft getäuscht, sie wurden um ihr Vermögen, um ihr Bartsch.
Erspartes gebracht.
(Beifall bei der LINKEN)
Es ist hier schon gesagt worden: Der Ausgabekurs be-
trug etwas über 66 Euro, später lag der Kurs nur noch bei Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE):
10 Euro. Das lag unter anderem daran, dass der Börsen- Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir befas-
prospekt mit falschen Angaben gespickt war, veranlasst sen uns heute auf Verlangen von CDU/CSU und FDP in
durch die damalige Bundesregierung. Die damaligen dieser Aktuellen Stunde mit den negativen Auswirkun-
Oppositionsparteien CDU/CSU und FDP haben von An- gen der Privatisierung der Telekom. Das ist, wenn ich es
fang an darauf hingewiesen, dass der Börsenprospekt freundlich ausdrücke, eine Irreführung der Öffentlich-
nicht korrekt ist. keit. Denn Sie, Herr Brackmann, tun so, als ob Schwarz-
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Gelb gegen die Privatisierung der Telekom gewesen
der CDU/CSU) wäre. Das ist aber schlicht nicht wahr. Sie waren es, die
diesen Prozess begonnen haben. Schwarz-Gelb hätte die
Das will ich Ihnen an einem Beispiel deutlich machen. Privatisierung der Telekom genauso fortgeführt und
Wir haben damals im Haushaltsausschuss mit dem da- wäre in der Zukunft um keinen Deut von diesem Kurs
maligen Staatssekretär Overhaus über diesen Prospekt abgewichen. Wenn es nach dem Willen der jetzigen Re-
heftig diskutiert. Worum ging es? Es ging unter anderem gierungskoalition gegangen wäre, wäre noch mehr pri-
um den Immobilienbesitz der Telekom. Dieser ist nach vatisiert worden. Wir können von einem Segen der
dem Börsengang locker vom Hocker sozusagen wegge- Finanzmarktkrise insoweit reden, als Sie ansonsten die
schätzt worden. Denn kaum war der Prospekt veröffent- Bahn privatisiert hätten. Ihr Kurs ist das eigentliche Pro-
licht und kaum waren die Aktien verkauft, musste die blem. Sie wollen möglichst alles privatisieren. Die jetzt
damalige Bundesregierung eingestehen, dass die Anga- zu beobachtenden negativen Folgen sind nur die Spitze
(B) ben im Prospekt nicht richtig waren und die Angaben des Eisbergs. (D)
10 Milliarden Euro nach unten korrigiert werden muss- (Beifall bei der LINKEN)
ten. Als wir nochmals nachfassten, sagte der damalige
Staatssekretär im Haushaltsausschuss – das ist alles Eine Klarstellung: Viele Kleinaktionäre haben Geld
nachzulesen –, im Übrigen seien wegen der niedrigeren verloren. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zahlen
Immobilienpreise auch die Immobilienwerte insgesamt die Zeche ein weiteres Mal. Egal wie die Prozesse aus-
gefallen, woran die Regierung aber keine Schuld habe. gehen und unabhängig davon, ob der Bund oder die
So haben Sie die Leute hinters Licht geführt. Ein Unter- KfW betroffen sind, es gibt auf jeden Fall einen Vermö-
schied von 10 Milliarden Euro ist doch gewaltig. gensabfluss; das hat Herr Kampeter vorhin im Aus-
schuss gesagt. Das muss von den Steuerzahlerinnen und
Hinzu kommen ein paar andere Dinge. Keiner wusste Steuerzahlern bezahlt werden. Das ist die Wahrheit. Wir
damals – auch wir nicht – vom Deal der rot-grünen Ko- müssen darauf hinweisen, dass die kleinen Leute letzt-
alition mit den Gewerkschaften. Angesichts der Kritik endlich zweimal betrogen werden.
an Griechenland in diesen Tagen muss man sich das ein-
mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Jahr nach dem (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
dritten Börsengang der Telekom schieden bei der Telekom der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE
über 10 000 Mitarbeiter aus, 98 Prozent aus gesundheitli- LINKE]: Da klatscht man normalerweise
chen Gründen. Davon waren wiederum 25 Prozent jünger nicht! Das ist traurig!)
als 40 Jahre. Das war Ihr Deal mit den Gewerkschaften; Es gab damals eine Fraktion, die den Kurs der Privati-
dies stand nicht im Börsenprospekt. Wir haben danach sierung – die Privatisierung war doch das Grundübel –
gefragt. Sie können das in den Unterlagen des Haus- deutlich kritisiert hat, nämlich die Fraktion Die Linke.
haltsausschusses nachlesen. Ein weiteres Beispiel: Sie
haben damals auch bei der IKB Geld verbrannt, wofür (Beifall bei der LINKEN)
der Steuerzahler dann haften musste. Wir haben den damaligen haushalts- und finanzpoliti-
schen Kurs von Hans Eichel kritisiert. Er sprach sich
Im Jahre 2007 entschuldigte sich der Schauspieler
nämlich für Privatisierungen aus und sagte: Wir machen
Manfred Krug öffentlich dafür, dass er den Kauf von Te-
möglichst schnell Geld. – Das ist ein Riesenproblem.
lekom-Aktien empfohlen habe. Weder Sozialdemokraten
noch Grüne haben sich heute entschuldigt. Sie haben Ich will ein anderes Problem nennen, das zeigt, dass
viele Menschen – ich will nicht sagen, absichtlich – ge- die heutige Bundesregierung unglaubwürdig ist. Sie ok-
schädigt. Diese Aktuelle Stunde heute wäre eine gute troyiert heute Ländern wie Griechenland und Portugal
Gelegenheit, sich bei den damaligen Käufern der T-Ak- Privatisierungen auf; sie sollen zum Beispiel ihre Tele-
12924 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
Ingo Egloff
(A) Antwort auf die uns zurzeit beschäftigenden Probleme! Wo liegt also der Skandal, der hier aufgedeckt werden (C)
Das zeigt nur, dass Sie keine haben. soll? Darin vielleicht, dass ein ehemaliges Bundesunter-
nehmen zu dumm war, eine Aktienemission auf dem
(Beifall bei der SPD)
US-Markt zu platzieren? Das kann man angesichts der
In Wahrheit bauen Sie hier nur einen Popanz auf vorliegenden Tatsachen zugestehen. Sie wollen aber
– nichts anderes versuchen Sie –; denn wenn man sich doch wohl nicht behaupten, dass Hans Eichel den Text
die Sache einmal genauer anschaut, stellt man fest, dass dieses Prospektes persönlich verfasst hat.
der Sachverhalt, über den der BGH jetzt entschieden hat, (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)
seit 2005 bekannt ist. Seit 2005 ist bekannt, dass die
Telekom bei einer in Amerika anhängigen Sammelklage Wir stellen also fest: Am Ende bleibt – wie man auch
einen Vergleich geschlossen hat. Die Telekom hat an- der Presseerklärung entnehmen kann –, dass der Kollege
scheinend eingestanden, dass bei der Aktienemission ein Koppelin der Nation mitteilen will, er habe schon immer
Fehler passiert ist, oder sie hat den Vergleich abge- gewusst, dass da etwas nicht stimmt. Darauf aber hätte
schlossen – Juristen wissen, dass man das manchmal die Nation auch verzichten können.
macht –, um dem weiteren Verfahren zu entgehen und
Vielen Dank.
die Sache abzukürzen. Diese Tatsache steht jedenfalls
seit 2005 fest. (Beifall bei der SPD)
Was hat sich geändert? An der Grundtatsache hat sich
überhaupt nichts geändert. Sie hätten darüber schon Vizepräsident Eduard Oswald:
2005 diskutieren können, Herr Koppelin, wenn Sie Herr Kollege Ingo Egloff, herzlichen Dank. – Es war
schon damals so schlau gewesen wären. Ihre erste Rede.
(Beifall bei der SPD) (Johannes Kahrs [SPD]: Gute Rede!)
Geändert hat sich, dass das höchste deutsche Gericht in Dazu gratulieren wir Ihnen sehr herzlich.
diesen Sachen, der Bundesgerichtshof, eine in der Recht- (Beifall)
sprechung und Literatur höchst umstrittene Frage des
Aktienrechts geklärt hat. Das ist der eigentliche Sachver- Sie sind für den Kollegen Olaf Scholz nachgerückt. Al-
halt, der hier zugrunde liegt. Es geht um die Frage, wann les Gute hier im Hause!
der Aktionär – das war in diesem Fall die KfW – eine Der nächste Redner ist unser Kollege Marco
nach § 57 Aktiengesetz verbotene Einlagenrückgewähr Buschmann für die Fraktion der FDP.
erhalten hat. Wenn Sie die Entscheidung der Vorinstanz,
(B) des OLG Köln, gelesen hätten, dann wüssten Sie, Herr (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) (D)
Kollege Koppelin, worin der Streit in der Sache bestand:
Stellt der Verkauf der Aktien eines Aktionärs, bei dem Marco Buschmann (FDP):
der Erlös allein dem Aktionär zugute kommt und bei Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
dem das Unternehmen die Prospekthaftung übernimmt, gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
schon einen verbotenen Vermögensvorteil dar, der zur Bartsch, niemand hat etwas gegen Privatisierung, wenn
Rückgewähr nach § 57 in Verbindung mit § 62 Aktien- sie auf anständige Art und Weise erfolgt. Gegenstand der
gesetz verpflichtet, oder scheidet ein Verstoß gegen § 57 Aktuellen Stunde ist aber, dass sie unanständig erfolgt
Aktiengesetz in diesen Fällen schon dann aus, wenn die ist.
Gesellschaft selbst ein konkretes Interesse an der Um-
platzierung der Aktien hat? (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU)
Darüber, welches Interesse die Telekom an der Plat-
zierung ihrer Aktien auf einem dritten Aktienmarkt, Warum das unanständig ist, Herr Egloff, kann ich Ihnen
ganz leicht erklären. Dazu muss man kein Aktienrechtler
nämlich in den USA, hatte, ist in diesem Urteil sehr viel
sein. Stellen Sie sich einmal folgenden Fall vor: Ein un-
ausgeführt worden. Das OLG Köln hat gesagt: Hier liegt
kein Fall des § 57 AktG vor. – Der Bundesgerichtshof seriöser Gebrauchtwagenhändler verkauft ein Auto und
sichert dem Käufer zu, die Bremsanlage sei in Ordnung.
sieht das anscheinend anders. Das ist der ganze Sachver-
Tatsächlich taugt sie aber nicht einmal mehr, um über
halt. Warum der Bundesgerichtshof das anders sieht,
wissen wir noch gar nicht; denn bisher kennen wir nur den nächsten TÜV zu kommen.
die Presseerklärung. (Zuruf von der SPD: Das ist das Guido-
Mobil!)
Sie haben diese Aktuelle Stunde aufgrund einer Pres-
seerklärung beantragt, weil Sie meinen, Sie könnten Das merkt der Käufer schließlich bei der Hauptuntersu-
noch einmal austeilen und die ehemalige rot-grüne Bun- chung. Er geht zurück zum Gebrauchtwagenhändler und
desregierung vorführen. Das fällt aber auf Sie selber zu- sagt: Ich hätte gerne das Geld für die Ertüchtigung der
rück, meine Damen und Herren. Bremsanlage. – Wissen Sie, was dann der Verkäufer
– übertragen auf den Telekom-Fall – antwortet?
(Beifall bei der SPD)
(Zuruf von der SPD: FDP pur!)
Vielleicht lassen Sie sich von den in Ihrer Fraktion zahl-
reich vertretenen Anwälten einmal erklären, wie das Er sagt: Dann verkauf doch einfach die Rücksitze von
Ganze rechtlich zu beurteilen ist. deinem Auto. Von dem Erlös kannst du dann ja die Kos-
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12927
Marco Buschmann
(A) ten für die Bremsanlage decken. – Jeder in diesem Ho- teien, die eine solche Regierungspolitik und einen sol- (C)
hen Hause würde sagen: Das ist nicht nur absurd, son- chen unanständigen Börsengang mitgetragen haben, ha-
dern vor allem unanständig. ben jegliche Legitimation verloren, sich beim Thema
Anlegerschutz hier jemals wieder zu Wort zu melden.
(Beifall bei der FDP)
(Widerspruch bei der SPD)
Genauso ist der dritte Börsengang der Deutschen Te-
lekom AG verlaufen. Es gab einen Verkaufsprospekt Wir werden Sie gelegentlich daran erinnern.
– der hat bereits eine Rolle gespielt –, der zumindest so
Herzlichen Dank.
zweifelhaft war, dass man sich auf einen Vergleich ein-
gelassen hat. Einen Vergleich schließt man aber nicht (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
leichtfertig. Man würde nämlich Untreue begehen, wenn der CDU/CSU)
man leichtfertig Vergleiche schließt, die dem Gesell-
schaftsvermögen schaden. So entstanden Vergleichskos- Vizepräsident Eduard Oswald:
ten in Höhe von 100 Millionen Euro. Diese Kosten sollte Vielen Dank, Kollege Marco Buschmann. – Jetzt für
nun nicht der Verkäufer der Telekom-Aktien tragen – da- die Fraktion der Sozialdemokraten unser Kollege
mit verhält es sich genauso wie mit dem Beispiel vom Johannes Kahrs. Bitte schön, Kollege Johannes Kahrs.
Gebrauchtwagenhändler –, sondern letztlich die ge-
täuschten Käufer selber. Warum? Die Kosten sollten das (Beifall bei der SPD)
Gesellschaftsvermögen der Telekom belasten. Dadurch
finanzieren die Käufer der Telekom-Aktien im Grunde Johannes Kahrs (SPD):
selbst ihren eigenen Schadensersatz. Denn nach dem Guten Tag, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Börsengang gehörte den Leuten, die die Telekom ent- Kollegen! Was wir heute erleben, ist peinlich; das merkt
schädigen sollte, durch die Aktien mittlerweile ein Stück ja jeder. Kollege Koppelin, den ich eigentlich sehr
Telekom. Diese Aktien verlieren dadurch an Wert, dass schätze – er ist ein guter Haushälter –, begibt sich auf ein
die Gesellschaft, an der die Aktionäre beteiligt sind, das Terrain, von dem er nicht viel versteht.
Unrecht kompensieren soll, das den Aktionären wider-
fahren ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD)
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Das Ergebnis haben wir heute erlebt.
der CDU/CSU) Wir haben das Problem, dass wir über etwas, das im
Deshalb handelt es sich hier um Politik nach Art eines Jahre 2000 stattgefunden hat, diskutieren. Wir reden
unseriösen Gebrauchtwagenhändlers. über ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts; das ist
(B) hier schon mehrfach gesagt worden. (D)
Genauso sollte es laufen nach dem listigen Plan der
rot-grünen Regierung, an deren Kabinettstisch damals (Marco Buschmann [FDP]: Bundesgerichts-
die heute noch sehr prominenten Herren Trittin und hof! – Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär:
Steinmeier saßen. Dazu wurde eine Vereinbarung abge- Kollege Kahrs versteht vom Gerichtswesen
schlossen zwischen der Telekom und ihrem Eigentümer, überhaupt nichts! – Heiterkeit und Beifall bei
die vorsah, dass letztendlich die Telekom das Haftungs- der FDP)
risiko aus dem Verkaufsprospekt tragen sollte. Für den
Verkaufsprospekt muss natürlich der Verkäufer die Ver- Vizepräsident Eduard Oswald:
antwortung tragen, genauso wie beim Gebrauchtwagen- Zwischenrufe von der Regierungsbank werden igno-
verkauf der Händler für Zusicherungen über den Ge- riert.
brauchtwagen die Verantwortung tragen muss.
(Beifall des Abg. Sven-Christian Kindler
Der Bundesgerichtshof hat in seinem Urteil vom [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
31. Mai 2011 festgestellt, dass sich der Verkäufer einen
solchen schlanken Fuß nicht machen darf. Er verstößt Johannes Kahrs (SPD):
nämlich durch die Überwälzung des Haftungsrisikos ge-
Das Problem beim Kollegen Kampeter ist, dass er
gen das Verbot der Einlagenrückgewähr, weil er keine
sich selten ignorieren lässt. Aber davon abgesehen, er ist
angemessene Gegenleistung – zum Beispiel in Form ei-
dabei zumindest lustig. Das kann man von vielen ande-
ner Risikoprämie – erbracht hat. Das ist unanständig. Es
ren nicht behaupten.
ist – genauso wie bei dem Beispiel vom Gebrauchtwa-
genkauf – unanständig, die Kosten für die Kompensation Uns liegt kein Urteil vor, sondern lediglich eine Pres-
auf die geschädigten Aktionäre überzuwälzen. Das kann seerklärung. Die Urteilsbegründung steht noch aus. Das
man eindeutig festhalten. heißt, Sie spekulieren lustig in der Landschaft herum.
Ich schließe mich der Aufforderung meines Kollegen Es ist schon gesagt worden, dass man, wenn man pri-
Koppelin an. Es wäre Zeit, sich einmal dafür zu ent- vatisiert, es erstens vernünftig machen muss und dass
schuldigen. Der erste und der zweite Börsengang sind man zweitens darauf achten muss – der Rechnungshof
anders verlaufen; jedenfalls gibt es dazu keine Gerichts- würde uns etwas erzählen, wenn wir es nicht so machen
urteile. Deshalb, Herr Kollege Bartsch, ist dies keine würden –, dass man dem Eigentümer keinen Schaden
Aktuelle Stunde gegen Privatisierung, sondern es ist eine zufügt. Natürlich will man die Aktien an der Börse ent-
Aktuelle Stunde gegen unanständige Börsengänge. Par- sprechend platzieren. Es ist damals auch von allen Seiten
12928 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
Johannes Kahrs
(A) gelobt worden, dass der Börsengang vernünftig verlau- Im Haushaltsausschuss diskutieren wir derzeit über die (C)
fen ist. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Selbst die Kollegen
von der CDU/CSU können nur noch gequält lächeln,
(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Nicht von wenn die FDP wieder Vorschläge zur Privatisierung
allen!) macht. Ihre Vorschläge sind weder glaubwürdig noch
– Ich gebe zu: nicht von der Linken. Aber das ist in Ord- gut gemacht noch überzeugend; das ist das Problem der
nung; Sie sind ja selten für etwas. FDP.
Die FDP, die normalerweise dem Motto „Privat vor (Beifall bei der SPD)
Staat“ folgt, sagt auf einmal: So kann es nicht gehen. Ich glaube, das wird der Bürger entsprechend honorie-
(Marco Buschmann [FDP]: Anstand vor ren. So viel Dreistigkeit darf am Ende nicht belohnt wer-
Unanstand!) den.
– Mit Anstand hat Ihre Politik in der letzten Zeit sowieso Wir alle wissen doch, wes Geistes Kind die FDP ist.
relativ wenig zu tun gehabt, Herr Kollege. Das muss Wir haben gesehen, dass Sie mit einem großen Verspre-
man einfach einmal zur Kenntnis nehmen. chen in den Bundestagswahlkampf gestartet sind. Der
Bundesfinanzminister erklärt Ihnen alle drei Tage, dass
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten das so nicht geht. Die Bundeskanzlerin lässt Ihren neuen
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Parteivorsitzenden jede Sekunde abwatschen, weil sie
sich im Kabinett nicht durchsetzen will und er selber
Wir reden hier heute nicht über die Aussetzung der keine Ahnung hat.
Wehrpflicht. Wir reden auch nicht über die Ener-
giewende. Sie haben beim Thema Energiewende übri- (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Sie
gens endlich das entdeckt, was wir 2002 schon beschlos- sollten jetzt mal bei der Sache bleiben!)
sen haben, setzen es aber in einer Art und Weise um, die
Was in Ihrer Koalition geschieht, kann einen nur wun-
fast die Gefahr aufkommen lässt, dass wir in Richtung
dern. Bei Ihnen ist „Land unter“. Sachlich kommt über-
Deindustrialisierung wandern. Selbst die SPD muss Sie
haupt nichts herüber. Sie machen überstürzt all das rück-
warnend darauf aufmerksam machen, alles Notwendige
gängig, was Sie im letzten Dreivierteljahr beschlossen
dafür zu tun, die Grundstoffindustrien in Deutschland zu
haben.
halten. Man wundert sich natürlich, warum gerade die
FDP, die der Privatisierung jeden Tag das Wort redet, auf (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Na! Das
(B) einmal diese Aktuelle Stunde beantragt hat. Im Handels- müssen Sie aber zurücknehmen!) (D)
blatt vom 7. Juni 2011 habe ich gelesen, dass Herr
Toncar – er ist Mitglied im Haushaltsausschuss – fordert, – Herr Kollege, in diesem Fall nehme ich Sie aus. Ich
man möge im Rahmen eines neuen Sparpakets Telekom- höre zwar, was Ihre Bundeskanzlerin sagt; aber der
Aktien verkaufen, um die Kosten für die Energiewende Herbst der Entscheidungen ist inzwischen voll in Rück-
zu decken. Der Hauptvorwurf von Herrn Koppelin ist, nahme begriffen.
dass man damals ordentlich Kasse machen wollte. Kol-
lege Toncar fordert aber nun den Verkauf von Aktien. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ähnlich wie
Das machen Sie alles in einem Aufwasch. Vor diesem mit der Agenda 2010 bei der SPD!)
Hintergrund verstehe ich erst recht nicht, warum Sie Von Ihrem Sparpaket ist nicht mehr viel übrig.
diese Aktuelle Stunde beantragt haben.
Bei all den Pleiten, Pech und Pannen, die wir erleben,
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten diskutieren wir über den Verkauf von Telekom-Aktien
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) vor elf Jahren, ohne dass ein endgültiges Gerichtsurteil
vorliegt. Dann kommt die FDP und kritisiert die Privati-
Die Kollegen sowohl von der SPD als auch von den
sierung. Das möge verstehen, wer will. Ich halte das für
Grünen und selbst von den Linken – man wundert sich –
ein bisschen peinlich. Kollege Koppelin, lassen Sie uns
(Zuruf des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE künftig über Dinge reden, von denen auch Sie etwas ver-
LINKE]) stehen. Das ist viel unterhaltsamer.
haben mehrfach hervorragend ausgeführt, wie es damals Vielen Dank und frohes Schaffen.
gewesen ist. Sie haben hier genau erklärt bekommen, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
wie der Börsengang funktioniert hat. Sie betreiben puren DIE GRÜNEN – Lachen bei der FDP)
Populismus, frei von jeder Sachlichkeit – ein entspre-
chendes Gerichtsurteil mit Begründung liegt auch nicht
vor –, und dies machen Sie nicht einmal gut. Sie sind die Vizepräsident Eduard Oswald:
Partei, die ständig für Privatisierung ist und die uns allen Vielen Dank, Kollege Johannes Kahrs. – Jetzt für die
damit auf den Senkel geht. Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Alois Karl. Bitte
schön, Kollege Alois Karl.
(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der
SPD) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12929
(A) Alois Karl (CDU/CSU): gehabt! Dieses Risiko besteht nun einmal, wenn man (C)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- Geld in Aktien anlegt. – Aber so einfach liegen die
ren! In dieser Aktuellen Stunde wird sehr viel am Thema Dinge nicht.
vorbeigeredet.
Es ist außerordentlich peinlich, dass gerade der Staat
(Lachen bei der SPD) – seinerzeit vertreten durch die rot-grüne Bundesregie-
rung – 200 Millionen Aktien durch die staatseigene
Herr Kahrs, ich muss Ihnen wirklich sagen, dass Sie es
Bank, die KfW, verkauft hat und dass den Leuten in ge-
gerade auf die Spitze getrieben haben. Es geht doch
schönten Verkaufsprospekten in der Tat auch Unrichti-
nicht um die Frage: „Privatisierung: ja oder nein?“, auch
ges gesagt wurde. Daher müssen wir in den USA auf-
wenn Sie versuchen, diese Fragestellung dem Thema
grund dieses Vergleichs – das ist angesprochen worden –
dieser Aktuellen Stunde unterzuschieben. Es geht da-
112 Millionen Euro bezahlen. Für mich wiegt der mora-
rum, dass vor elf Jahren in der Tat Fehler gemacht wor-
lische Schaden viel mehr als der finanzielle Schaden. Es
den sind, die im Urteil des Bundesgerichtshofes vor we-
geht für mich nicht um die juristische Dimension, son-
nigen Tagen evident geworden sind.
dern in der Tat um die moralische Dimension.
(Johannes Kahrs [SPD]: Ein Urteil, das übrigens
Wir erkennen problemlos, dass es eben nicht Kre-
immer noch nicht vorliegt!)
dithaie waren, sondern Mitglieder unserer Bundesregie-
Es geht auch nicht darum, ob man für oder gegen Priva- rung, die damals gehandelt haben. Hans Eichel ist ge-
tisierung ist. Es geht darum, ob man dabei korrekt ver- nannt worden. Um jeden Preis sollte höchste Rendite
fährt, ob man dieses Thema richtig angeht erreicht werden. Aus diesem Grunde waren viele Mittel
recht.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Der Börsengang mit der Volksaktie Telekom – das ist
und ob man bei den Bürgern Vertrauen schafft oder ob
angesprochen worden – wurde mit dem Börsengang der
man dieses Vertrauen missbraucht, so wie es seinerzeit
VW-Aktie verglichen. Seinerzeit wurden die Telekom-
der Fall war.
Aktien fast wie Bundesschatzbriefe gehandelt. Am
Die Entscheidungsgründe des Urteils sind noch nicht Schluss stand ein finanzielles Fiasko; die erkennbaren
bekannt – da haben Sie recht –, allerdings sein Rubrum. Risiken sind nicht benannt worden, sondern wurden
Es ist natürlich bedrohlich, wenn wir sehen, dass eben verschwiegen.
120 Millionen Euro im Feuer stehen und ein Schaden
Ich halte der damaligen Bundesregierung die zutage
entstanden ist, weil die seinerzeit amtierende Regierung getretene Gier vor. Sie braucht heute nicht mit Fingern
(B) daran beteiligt war, dass geschönte Verkaufsprospekte auf andere, auf die Banker der Welt, zu deuten. Ihre Mit- (D)
veröffentlicht wurden. Es geht hier nicht um Peanuts.
glieder haben, glaube ich, das moralische Recht verlo-
120 Millionen Euro sind – das wissen gerade die Mit- ren, Wächter über Sitte und Anstand in Bezug auf das
glieder des Haushaltsausschusses, die sich mit solch ho- Finanzgebaren zu sein.
hen Summen befassen müssen – ein gewaltiger Betrag.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Es geht auch nicht allein um das Aktienrecht, wie Sie,
Herr Kollege Egloff, ausgeführt haben; natürlich kenne Der Steuerzahler und auch jene, die damals schon viel
ich, ebenso wie der Bundesgerichtshof, § 57 des Aktien- Geld verloren haben, werden dieses Fiasko von 120 Mil-
gesetzes. Nein, es geht um mehr als nur um eine juristi- lionen Euro wieder ausgleichen müssen. Nicht Hans
sche Dimension. Hier geht es in der Tat um eine politi- Eichel oder Ron Sommer werden das bezahlen, sondern
sche Dimension. Die Ereignisse liegen elf Jahre zurück. wir, die Steuerzahler. Ich rüge insbesondere, Herr Kahrs
In wenigen Tagen feiert der dritte Börsengang der Deut- und Kollegen, nicht nur die Leichtfertigkeit, mit der Sie
schen Telekom seinen elften Geburtstag. Die Regierung heute an die Sache herangegangen sind, sondern ich rüge
hat seinerzeit – man kann sagen: auf Teufel komm raus – auch die Handlungsweise der damaligen rot-grünen
versucht, ein gutes Geschäft zu machen. Hans Eichel Bundesregierung und die dabei zutage getretene Gier.
wurde als „Hans im Glück“ bezeichnet, weil er Aktien Das ist etwas, was wir zutiefst verabscheuen.
im Wert von 12 Milliarden Euro verkauft hat. Das war (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
übrigens nur deshalb möglich, weil die Regierung von
Helmut Kohl beschlossen hat, aus der Behördenpost eine
Aktiengesellschaft zu machen. Unserem Parteifreund Vizepräsident Eduard Oswald:
Wolfgang Bötsch, der sein eigenes Ministerium weg- Vielen Dank, Kollege Alois Karl. – Der nächste Red-
rationalisiert hat, ist zu verdanken, dass die Deutsche ner kommt ebenfalls aus der Fraktion der CDU/CSU. Es
Telekom in private Hände gekommen ist. Geerntet hat ist unser Kollege Klaus-Peter Willsch. Bitte schön, Kol-
Hans Eichel, aber gesät hat er nicht. lege Willsch.
„Schwein gehabt!“, könnte man jetzt sagen. Er hat (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
viel Geld verdient, indem er Kleinaktionären zwar nicht
das Blaue, aber sozusagen das Magentafarbene vom Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU):
Himmel versprochen hat. Die Leute haben bis zu 85 Pro- Vielen Dank, Herr Präsident! Meine sehr verehrten
zent ihres Geldes verloren, etwa 11 Milliarden Euro. Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Man könnte mit den Achseln zucken und sagen: Pech Ich bin dem Kollegen Alois Karl dankbar für die
12930 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
Klaus-Peter Willsch
(A) Schlusssätze, die er gefunden hat; denn das ist genau der (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch Unsinn, (C)
Punkt, über den wir hier zu reden haben. Das hat eben Kollege Willsch, das wissen Sie doch!)
auch etwas, das über den Tag des Gerichtsurteils hinaus-
weist. Es neigen in der Politik sehr viele dazu, mehr zu verspre-
chen, als sie halten können, und dann werden alle Mög-
Ich will aber gerade zum Thema Privatisierung eine lichkeiten mobilisiert, um das zu realisieren.
Vorbemerkung machen. Wir haben sehr viele junge Be-
sucher dort oben. Die können sich gar nicht mehr vor- (Johannes Kahrs [SPD]: Wie wäre es mit der
stellen, wie das früher war. Als ich vor 30 Jahren mein Sachebene, Herr Kollege?)
erstes Telefon bestellt habe, bekam ich einen Apparat Wir haben in der Großen Koalition den richtigen
mit Wählscheibe in so einem Eierschalenweiß angebo- Schluss daraus gezogen, und wir haben in Hessen gerade
ten. Ich wollte eine längere Leitung haben. Dafür musste eine Volksabstimmung über dieses Thema durchgeführt.
ich jeden Monat 50 Pfennig Miete bezahlen. Auch für Dort haben wir uns per Volksabstimmung unmittelbar
die Farben Rot oder Grün musste ich jeden Monat von den Bürgern sozusagen den Auftrag für die Landes-
50 Pfennig extra an Miete bezahlen. politik in Hessen geholt, eine Schuldenbremse einzufüh-
ren. Wir dürfen zukünftig nicht mehr mehr ausgeben, als
(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Schwarz
wir haben und tragen können. Das ist der richtige Weg.
gab es umsonst!)
Das haben wir ja auch gemeinsam und miteinander ins
Das war damals Telefonie in Deutschland. Dass das pri- Grundgesetz geschrieben.
vatisiert und fitgemacht worden ist, hat zu einer Leis- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
tungsexplosion und geringeren Kosten geführt. der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Deswegen
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) haben wir die Schuldenbremse ja gemeinsam
beschlossen! Jetzt müsst ihr euch auch daran
Das hat noch Schwarz-Gelb gemacht. Damals hatten wir halten!)
eine Situation, die sich heute keiner mehr vorstellen
Was braucht man dazu noch? Man muss diese natio-
kann. Wir sind froh, dass wir diesen Weg gegangen sind.
nale Schuldenbremse natürlich gegen äußere Einflüsse
Er war für unsere Volkswirtschaft richtig.
absichern. Dafür haben wir in den Wachstums- und Sta-
Es war natürlich auch richtig, das nicht alles auf ein- bilitätspakt hineingeschrieben, dass es kein Bail-out ge-
mal auf den Markt zu werfen, sondern zu sagen: Wir ma- ben darf.
(B) chen dies Schritt für Schritt. – Da knüpfe ich an das an, (Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das hat jetzt (D)
was der Kollege Alois Karl gesagt hat. Ich war damals
direkt mit der Telekom zu tun!)
im Finanzausschuss dabei, als all diese Transaktionen
besprochen wurden. Man hat bei Roten und Grünen Wer hat das als Erster gebrochen? Das war die Regie-
förmlich die Dollarzeichen in den Augen gesehen. Man rung Schröder,
war jetzt völlig unverhofft an der Macht und wollte das
große Casinospiel mitspielen. Am Anfang hatten sie (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)
Glück. Da gab es 100 Milliarden DM – 51 Milliarden
die einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, dass
Euro – UMTS-Erlöse. Die wurden als Erstes durchge-
ein Teil der Stabilitätskultur in Europa schweren Scha-
bracht. Dann wurde viel versprochen. Man wollte das ir-
den genommen hat.
gendwie wechseln. Man guckte: Was kann hier noch ver-
silbert werden? Da sind die Postpensionsforderungen an (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und
Russland verkauft worden. Da musste dann Telekom der FDP – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]:
ran. Es gab – eines nach dem anderen – bei der KfW So, jetzt die Kurve wieder kriegen!)
Parkgeschäfte. Das ist dann in dem einen Fall irgend-
wann eben an die Wand gefahren worden. Wir arbeiten inzwischen intensiv daran und versuchen,
das wieder zu beheben; denn es ist natürlich eine Bedro-
Was lernen wir daraus? Auch der Staat und seine poli- hung der nationalen Schuldengrenze, wenn Defizite an-
tischen Akteure sind nicht frei davon, in solchen Situa- derer Staaten plötzlich mit nationalen Steuermitteln aus-
tionen gierig zu sein. Man kann vielleicht noch einen geglichen werden sollen.
Schritt weitergehen und sagen: Das Parlament hat einen
besonderen Auftrag. Es muss aufpassen, weil Regierun- Lassen Sie uns insofern eine Lehre daraus ziehen:
gen dazu neigen, Verschuldungsspielräume und finan- Lassen Sie uns ordentlich und sorgsam mit unseren Mit-
zielle Spielräume hemmungslos auszunutzen, diese bis teln wirtschaften, lassen Sie uns als Parlament sorgsam
an den rechtlichen Rand auszudehnen oder darüber hi- darauf achten, dass die Regierungen hinsichtlich ihres
nauszugehen. Wir haben es gerade wieder in Nordrhein- Ausgabeverhaltens in ihren Grenzen gehalten werden,
Westfalen erlebt, wo die neue rot-grüne Regierung – un- (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE
ter Duldung der Kommunisten – ihren ersten Haushalt GRÜNEN]: Schwarz-Gelb kann damit ja ein-
vorgelegt hat. Dieser erste Haushalt wurde vom Gericht mal anfangen!)
als verfassungswidrig qualifiziert. Das alles liegt genau
auf der gleichen Linie. und lassen Sie uns damit einen Beitrag dazu leisten,
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12931
Klaus-Peter Willsch
(A) (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE Vizepräsident Eduard Oswald: (C)
GRÜNEN]: Was ist mit den Einsparungen bei Vielen Dank, Kollege Klaus-Peter Willsch. Sie waren
der Bundeswehr? Kommen die jetzt?) der letzte Redner in der Aktuellen Stunde. Sie ist damit
auch beendet.
dass wir endlich dazu kommen, eine nachhaltige Finanz-
und Haushaltspolitik zu machen, mit der nur so viel ver- Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesord-
wirtschaftet wird, wie wieder nachwächst – so machen nung.
wir das beim Wald seit über hundert Jahren –, und durch
die nachkommenden Generationen keine unschulterba- Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
ren Lasten aufgebürdet werden, wodurch ihnen jeglicher destages auf morgen, Donnerstag, 9. Juni 2011, 9 Uhr,
Spielraum für die Zukunft genommen wird. ein.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Die Sitzung ist geschlossen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (Schluss: 16.42 Uhr)
(B) (D)
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12933
Reichenbach, Gerold SPD 08.06.2011 Es gibt keine Pläne, das Zollamt Helgoland aufzuhe-
ben.
Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 08.06.2011
Zwar hat das Prüfungsamt des Bundes Frankfurt am
Werner, Katrin DIE LINKE 08.06.2011 Main im Ergebnis seiner im Jahr 2009 durchgeführten
Prüfung der Aufgaben und der Haushalts- und Wirt-
Widmann-Mauz, CDU/CSU 08.06.2011 schaftsführung des Zollamtes Helgoland in der Prü-
Annette fungsmitteilung vom 12. Januar 2010 empfohlen, die
Zollstelle aufzuheben. Das Bundesministerium der Fi-
nanzen hat diese Forderung jedoch vor dem Hintergrund
Anlage 2 der bestehenden Aufgabensituation zurückgewiesen.
(A) Ansprüche der Alteigentümer ausreichend vorhanden und das erste Quartal sind 183 Millionen Euro von Grie- (C)
sein werden, sodass ein Rückgriff auf bereits privati- chenland an Zinsen gezahlt worden, die sich wie folgt
sierte Flächen gegenstandslos ist. aufteilen:
Die zur Übertragung auf die Länder oder andere
Empfänger vorgesehenen Flächen im Rahmen des Na- Art der Einnahmen Betrag
tionalen Naturerbes, NNE, sind im Wesentlichen identi- Zinszahlung Griechenland 183,0 Millionen Euro
fiziert. Für Flächen, deren Übertragung noch nicht voll-
zogen ist, gilt, dass der Anspruch der Alteigentümer Abzüglich Refinanzie- 47,0 Millionen Euro
nach § 3 Absatz 5 AusglLeistG Vorrang hat. Sollten rungs-, Liquiditäts-, Zins-
NNE-Flächen von Alteigentümern zu Recht beansprucht sicherungskosten der KfW
werden, werden sich die BVVG und das Bundesamt für
Naturschutz unter Einbeziehung des jeweiligen Bundes- Auszahlung an den Bund 136,0 Millionen Euro
landes über eine entsprechende andere Fläche für das
Darüber hinaus hat die KfW als Darlehensgeberin ge-
NNE verständigen.
mäß Darlehensvertrag eine Bearbeitungsgebühr für die
ausgezahlten Darlehen in Höhe von 0,5 Prozent (42 Mil-
lionen Euro) einbehalten. Insgesamt sind somit 225 Mil-
Anlage 8
lionen Euro an den Bund und die KfW geflossen.
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage
des Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Druck- Anlage 9
sache 17/6040, Frage 12): Antwort
Welche Änderungen im Kreditvertrag und in der Gläubi-
gervereinbarung sind – unter Angabe der finanziellen Auswir- des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage
kungen für die KfW Bankengruppe und gegebenenfalls den der Abgeordneten Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/
Bundeshaushalt – als Ergebnis des Sondergipfels der Staats- DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 13):
und Regierungschefs der Euro-Zone vom 11. März 2011 in
Bezug auf Griechenland – anknüpfend an meine schriftliche Wie beabsichtigt die Bundesregierung bei der Einführung
Frage 19 auf Bundestagsdrucksache 17/5322 – nunmehr vor- von Steueranreizen im Bereich Gebäudesanierung eine ein-
gesehen, und in welchem Umfang haben KfW Bankengruppe kommensunabhängige Ausgestaltung zu gewährleisten, und
und gegebenenfalls der Bundeshaushalt bislang finanziell an welche Voraussetzungen soll diese steuerliche Förderung
zum Beispiel über Zinsgewinne durch günstigere eigene Refi- geknüpft werden?
nanzierungskosten aus dem Kreditvertrag mit Griechenland
(B) profitiert?
Das Bundeskabinett hat am 6. Juni 2011 den Entwurf (D)
eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung von energeti-
Der geänderte Kreditvertrag sieht eine Verringerung schen Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden be-
des Zinssatzes der Darlehen für Griechenland um schlossen.
100 Basispunkte und eine Verlängerung der durch-
schnittlichen Laufzeit der Darlehen auf 7,5 Jahre vor. Die Förderung bezieht sich – wie die vergleichbaren
Eine Änderung der Gläubigervereinbarung ist nicht vor- Förderprogramme durch die Bankengruppe der KfW –
gesehen. auf Wohngebäude. Gefördert werden Gebäude, bei de-
nen mit der Herstellung vor 1995 begonnen wurde. Es
Für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, hat die werden nicht pauschal einzelne Maßnahmen begünstigt,
Änderung des Darlehensvertrages keine direkten finan- sondern eine Förderung kommt nur dann infrage, wenn
ziellen Auswirkungen, da der Bund gemäß Garantiever- sich durch die Baumaßnahmen insbesondere der Ener-
trag sämtliche Kosten übernimmt, die der KfW aufgrund giebedarf des Gebäudes insoweit erheblich verringert,
einer Zuweisung des Bundes entstanden sind. Gemäß als dass nach der Sanierung lediglich ein Primärenergie-
Garantievertrag behält die KfW ihre Refinanzierungs- bedarf in Höhe von 85 Prozent eines vergleichbaren
kosten aus den Zinszahlungen, die sie von Griechenland Neubaus benötigt wird. Dies ist durch die Bescheinigung
erhält, ein und leitet nur den Restbetrag an den Bund eines Sachverständigen nachzuweisen.
weiter.
Die Aufwendungen für die Maßnahmen können im
Der Bund und die KfW haben sich darauf verständigt, Falle einer Einkunftserzielung über zehn Jahre in der je-
wie der Nachteilsausgleich für die KfW erfolgen soll. weiligen Einkunftsart steuerlich geltend gemacht wer-
Nach dem In-Kraft-Treten des geänderten Darlehensver- den. Steuerpflichtige, die das Objekt selbst nutzen, kön-
trages werden die Kosten für den Bund auf der Basis der nen die Aufwendungen als Sonderausgaben in gleicher
dann geltenden Marktkonditionen ermittelt. Die Bundes- Weise geltend machen.
regierung wird die Auswirkungen auf den Bundeshaus-
halt gegenüber dem Parlament erläutern, sobald diese
feststehen. Anlage 10
Zu Ihrer Frage nach den bisherigen Einnahmen aus Antwort
der Griechenland-Hilfe teile ich Ihnen Folgendes mit.
Gemäß Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz vom des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die
7. Mai 2010 sind bisher insgesamt 8,4 Milliarden Euro Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE
an Griechenland ausgezahlt worden. Für das Jahr 2010 LINKE) (Drucksache 17/6040, Frage 14):
12936 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Gelten für die nach § 44 c Abs. 4 des Zweiten Buches So- Anlage 12 (C)
zialgesetzbuch, SGB II, zu berücksichtigenden Betreuungsre-
lationen für die Jobcenter bundesweit einheitliche Kriterien, Antwort
wie der Betreuungsschlüssel errechnet wird bzw. welche Art
von Beschäftigten der Jobcenter – Vermittler, Teamleiter, im des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die
Eingangsbereich Tätige, Büro der Geschäftsführung usw. – Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE
mit welcher Gewichtung zur Ermittlung der Relation zwi- LINKE) (Drucksache 17/6040, Frage 16):
schen eingesetztem Personal und Leistungsberechtigten be-
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass ein Mit-
rücksichtigt wird, und wie stellen sich diese gegebenenfalls
glied einer Bedarfsgemeinschaft nach dem SGB II grundsätz-
dar? lich anspruchsberechtigt auf Leistungen nach dem Bildungs-
und Teilhabepaket ist und somit ein durch das Jobcenter Leip-
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat zig abgelehnter Antrag einer unter 25-jährigen Bürgerin einer
mit der Bundesagentur für Arbeit abgestimmt, wie die berufsbildenden Schule – Berufsbildungswerk Leipzig – mit
Betreuungsrelationen in den gemeinsamen Einrichtun- der Begründung, es handele sich bei einem gemeinsam mit
der polnischen Partnerschule durchgeführten Besuch der KZ-
gen errechnet werden sollen. Dabei werden bei den unter Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau nicht um eine Klas-
25-jährigen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten alle senfahrt, welche aus pädagogisch erzieherischen Gründen
die Vermittlungsfachkräfte und Assistenzkräfte, die für durchgeführt werde, nicht rechtmäßig ist, und sieht die Bun-
die Vermittlung der unter 25-jährigen eingesetzt werden, desregierung in diesem Zusammenhang beim Bildungs- und
Teilhabepaket Konkretisierungsbedarf?
berücksichtigt und die Teamleiter in diesem Bereich zur
Hälfte. Gleiches gilt für die Gruppe der erwerbsfähigen Bedarfe für Bildung werden bei Personen berücksich-
Leistungsberechtigten, die 25 Jahre und älter sind. Die tigt, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
Mitarbeiter des Kundenportals werden entsprechend eine allgemein- oder berufsbildende Schule besuchen
dem Anteil der Mitarbeiter in den folgenden Gruppen und keine Ausbildungsvergütung beziehen (§ 28 Abs. 1
bei der Berechnung der Betreuungsrelationen Satz 2 SGB II). Ob im Einzelfall die Voraussetzungen
berücksichtigt: Vermittlung der unter 25-jährigen er- für die Förderung einer mehrtägigen Klassenfahrt vorlie-
werbsfähigen Leistungsberechtigten, Vermittlung der er- gen, ist von dem jeweils zuständigen kommunalen Trä-
werbsfähigen Leistungsberechtigten über 25 Jahre sowie ger zu beurteilen; die Aufsicht wird insoweit von den
Leistungsgewährung. Dies gilt für alle gemeinsamen Ländern ausgeübt. Die Bundesregierung kann hierzu
Einrichtungen. weder Stellung nehmen noch sieht sie Konkretisierungs-
bedarf.
Anlage 11 Anlage 13
(B) (D)
Antwort Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die
Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE Frage des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE)
LINKE) (Drucksache 17/6040, Frage 15): (Drucksache 17/6040, Frage 17):
Wie stellt sich derzeit die Betreuungsrelation im SGB-II- Wie hoch waren die Arbeitslosenzugänge nach erfolgreich
Bereich dar, bezogen auf die Gruppe der unter 25-Jährigen, beendeter dualer Ausbildung in Deutschland im Jahr 2010
– bitte differenzieren nach Bundesländern, Ost/West, Ge-
der über 25-Jährigen und die Leistungsgewährung, und wie
schlecht –, und welche rechnerische Quote ergibt sich für die
schätzt die Bundesregierung die Umsetzung der seit Anfang
Arbeitslosenmeldung nach erfolgreich abgeschlossener dualer
des Jahres nach § 44 c Abs. 4 SGB II zu berücksichtigenden
Berufsausbildung im Jahr 2010?
Betreuungsrelationen in den Jobcentern ein?
In den Jahren 2009 und 2010 gab es jeweils rund
Im April 2011 belief sich die Betreuungsrelation im 162 000 Zugänge in Arbeitslosigkeit nach erfolgreich
Bundesdurchschnitt bei den unter 25-jährigen erwerbsfä- abgeschlossener Berufsausbildung.
higen Leistungsberechtigten auf 1 zu 86 und bei den
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Alter von Angaben des Statistischen Bundesamtes zu Ab-
25 Jahren und älter auf 1 zu 158; im Bereich der Leis- schlussprüfungen in der Berufsausbildung nach dem Be-
tungsgewährung belief sie sich auf 1 zu 117 Bedarfsge- rufsbildungsgesetz liegen bis zum Jahr 2009 vor. Für das
meinschaften. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei der Jahr 2010 können daher hierzu noch keine Angaben ge-
Berechnung aktuelle Personalzahlen, aber aus statisti- macht werden. Nach den vorliegenden Zahlen bestanden
im Jahr 2009 rund 469 000 Absolventen die Abschluss-
schen Gründen die Leistungsberechtigten- und Bedarfs-
prüfung. Eine Quote kann aus diesen Daten aus mehre-
gemeinschaftszahlen im Durchschnitt des Jahres 2010
ren Gründen nicht sinnvoll ermittelt werden:
zugrunde gelegt wurden. Da aktuell weniger Leistungs-
berechtigte und Bedarfsgemeinschaften zu betreuen Zum einen ist Arbeitslosigkeit beim Übergang von
sind, sind die Betreuungsrelationen vor Ort tatsächlich Ausbildung in Beschäftigung in hohem Umfang kurz-
noch besser. fristige Sucharbeitslosigkeit. Die jungen Menschen kön-
nen daher ihre Arbeitslosigkeit vergleichsweise schnell
Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Betreu- beenden. So meldeten sich im Jahr 2010 rund 61 Prozent
ungsrelationen wie gesetzlich vorgeschrieben bei der der jüngeren Arbeitslosen (im Alter von 15 bis unter
Personalbedarfsermittlung vor Ort berücksichtigt wer- 25 Jahren) innerhalb von drei Monaten wieder aus der
den. Arbeitslosigkeit ab. Dies bestätigen auch die Analysen
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12937
(A) der Vorversion des Datenreports des Bundesinstituts für fassungslogiken. So werden die Arbeitslosenzugänge (C)
Berufsbildung zum Berufsbildungsbericht 2011, die auf nach dem Wohnortprinzip, die bestandenen Prüfungen
Basis des Mikrozensus errechnet wurden. Sie zeigen, aber nach dem Kammerbezirk bzw. dem Standort des
dass die Erwerbslosigkeit unter den Absolventen und Ausbildungsbetriebs erhoben. Bei einem Vergleich ins-
Absolventinnen mit zunehmendem zeitlichen Abstand besondere anhand regionaler Kriterien käme es somit
zum erfolgreichen Abschluss abnimmt. Dabei ist zu be- unweigerlich zu weiteren Verzerrungen.
achten, dass im Mikrozensus die Erwerbslosigkeit nach
dem ILO-Konzept erfasst wird und damit nicht unmittel- Die gewünschten Differenzierungen zu erfolgreichen
bar mit dem Begriff der Arbeitslosigkeit, der Grundlage Abschlüssen und zu Zugängen in Arbeitslosigkeit nach
für die nationale Statistik der Bundesagentur für Arbeit Abschluss anhand von Geschlecht, Bundesländern sowie
ist, vergleichbar ist. West- und Ostdeutschland sind den beigefügten Tabellen
zu entnehmen, wobei diese Daten keine Zahlen der zu-
Neben ihrer fehlenden Aussagekraft wäre eine solche gelassenen kommunalen Träger enthalten.
Quote zum anderen auch methodisch nicht haltbar, denn
es handelt sich bei den genannten Zahlen um Daten aus Nach Bundesländern aufgeschlüsselt ergibt sich für
unterschiedlichen Statistiken mit unterschiedlichen Er- 2009 folgendes Bild:
Aufgeschlüsselt nach West- und Ostdeutschland und nach Geschlecht ergibt sich folgendes Bild:
Zugang in Arbeits- Teilnahme an
losigkeit nach (in Klammern zum Abschlussprüfungen
abgeschlossener Vergleich 2010) mit bestandener
Berufsausbildung 2009 Prüfung 2009
1 1a 2
Deutschland gesamt 161.926 (162.206) 468.851
Männlich 93.627 (92.878) 270.587
Weiblich 68.299 (69.328) 198.264
Westdeutschland 116.709 (119.743) 375.405
Ostdeutschland 45.217 (42.463) 93.446
12938 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) konferenz der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Weshalb gibt es keine zentrale Stelle in der Bundesregie- (C)
Dr. Ursula von der Leyen, eine Aktion vor dem Gebäude des rung, an der alle Informationen zu Ehec zusammenfließen und
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in Berlin durch- die die Informationen proaktiv an die Länder, die Verbrauche-
geführt hat, Anlass zu der Vermutung, dass bei der Agentur rinnen und Verbraucher sowie die Lebensmittelbranche weiter-
„re:publik“ eine Interessenkollision gegeben ist? gibt, und welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergrei-
fen, um das koordinierte Krisenmanagement zu verbessern?
Es bestand zu keiner Zeit ein Vertragsverhältnis zwi-
schen dem BMAS und der Agentur „re:publik“. Somit Warum gibt es bis heute – Stand: 1. Juni 2011 – vonseiten
besteht kein Anlass, eine Interessenkollision zu vermu- des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, BMELV, bzw. des Bundesministeriums
ten.
für Gesundheit, BMG, keine adäquate Kommunikation über
Ehec mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern, zum Bei-
spiel in Form einer Telefonhotline, die aktiv angeboten und
beworben wird oder zumindest auf den zentralen Internetsei-
Anlage 18 ten des BMELV und des BMG abrufbar ist?
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Zu Frage 24:
Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE)
(Drucksache 17/6040, Frage 22): Für die Bundesregierung hat der Kampf gegen Ehec
absolute Priorität. Daher wurde im Bundesministerium
Welchen Anteil hatten Bundes-, Landes- und Drittmittel
bei der Finanzierung der Arbeit der Bieneninstitute in den für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,
Jahren 2009 und 2010? BMELV, ein Krisenstab eingerichtet, in dem zentral alle
Erkenntnisse zum Ehec-Geschehen zusammenfließen. In
Die sieben klassischen Bieneninstitute in Celle,
dieses zentrale Krisenmanagement sind neben den Fach-
Hohen Neuendorf, Kirchheim bei Marburg, Mayen,
behörden des BMELV selbstverständlich auch das Bun-
Stuttgart-Hohenheim, Münster und Veichtshöchsheim
werden überwiegend durch die Länder getragen. Nach desministerium für Gesundheit, BMG, das Robert-
Auskunft der Arbeitsgemeinschaft der Bieneninstitute Koch-Institut sowie die Länderministerien und Länder-
wirbt nahezu jedes Institut zusätzliche Drittmittel ein, un- fachbehörden eng einbezogen.
ter anderem auch über die Bundesinstitutionen BLE und Die Öffentlichkeit wird zentral über die Internetseiten
BVL. Die betreffenden Landesministerien wurden auf-
des BMELV und des BMG über den Sachstand zum
grund der mündlichen Frage der Abgeordneten um Infor-
Ehec-Geschehen informiert. Auf der Internetseite des
mationen zur Finanzierung der Arbeit der Bieneninstitute
BMELV finden sich zudem Internetlinks zu Veröffentli-
in den Jahren 2009 und 2010 angefragt. Sobald Antwor-
chungen weiterer an der Aufklärung beteiligter Einrich-
(B) ten vorliegen wird Frau Abgeordnete Dr. Tackmann eine (D)
schriftliche Antwort erhalten. tungen, wie dem Robert-Koch-Institut, dem Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und
dem Bundesinstitut für Risikobewertung. Ebenfalls zen-
tral über den BMELV-Internetauftritt sind die Veröffent-
Anlage 19 lichungen der zuständigen Länderbehörden zugänglich.
Antwort Die Informationen der Bundesbehörden werden regel-
mäßig aktualisiert.
des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der
Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 23): Zu Frage 25:
Weshalb hat die Bundesregierung Medienberichte, die die
spanischen Gurken als Hauptverursacher der Ehec-Infektion
Das BMELV hat seit Beginn des Ehec-Geschehens in
identifiziert hatten, nicht revidiert bzw. nicht mit dem Verweis Abstimmung mit dem BMG auf seiner Internetseite die
auf fehlende Abschlussergebnisse vorerst infrage gestellt? Hotline des BMG beworben. Unter der dort angegebe-
Die Bundesregierung hatte insbesondere mit Blick auf nen Telefonnummer (030 346 465 100) ist die BMG-
die Schwere des Ehec-Infektionsgeschehens keinerlei Hotline grundsätzlich montags bis donnerstags von 8 bis
Veranlassung, die Öffentlichkeitsarbeit der zuständigen 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr zu erreichen. An-
Hamburger Behörden mit der Bekanntgabe der Herkunft fragen von Bürgern und Bürgerinnen an das BMG wer-
der mutmaßlichen Quelle des Geschehens zu relativieren, den von diesem Bürgertelefon auf der Basis ständig ak-
infrage zu stellen oder gar zu revidieren. Auch aus heuti- tualisierter Fachinformationen beantwortet.
ger Sicht wäre eine solche Handlungsweise unverant-
wortlich gewesen. Bürgerfragen, die das BMELV betreffen, werden vom
Bürgerreferat des BMELV beantwortet. Die Telefon-
nummer wird ebenfalls auf der Internetseite des BMELV
beworben (030 185 29 3377).
Anlage 20
Darüber hinaus halten auch die Oberbehörden im Ge-
Antwort schäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit,
des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Fragen der das Robert-Koch-Institut und die Bundeszentrale für ge-
Abgeordneten Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE sundheitliche Aufklärung, abgestimmte, umfassende und
GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Fragen 24 und 25): aktuelle Informationen über die Infektion bereit.
12940 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) ten Bundeswasserstraße Finowkanal wegen ihrer Höhe nur kabinett am 6. Juni 2011 beschlossen, bis 2014 jährlich (C)
eingeschränkt und mit Risiken nutzbar sind, und welche Än- Programmmittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für
derungen sind angesichts dieser Tatsache vorgesehen?
das CO2-Gebäudesanierungsprogramm in den EKF ein-
Detailinformationen über den Anlagenzustand an zustellen. Aus den Mitteln des CO2-Gebäudesanierungs-
Bundeswasserstraßen werden in der Wasser- und Schiff- programms werden auch zukünftig zinsverbilligte Kre-
fahrtsverwaltung bei den dafür zuständigen Wasser- und dite und Zuschüsse gewährt.
Schifffahrtsämtern vorgehalten. Die Sicherheit und Ord-
nung der Anlagen am Finowkanal wird durch das Was-
ser- und Schifffahrtsamt Eberswalde gewährleistet. Bei Anlage 27
Maßnahmen an Anlagen für den Wassersport an Bundes-
wasserstraßen wird zukünftig die zusammen mit den Antwort
Nutzerverbänden erarbeitete „Richtlinie für die Gestal- des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage
tung von Wassersportanlagen an Bundeswasserstraßen“ der Abgeordneten Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE
zugrunde gelegt. GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 35):
In welcher Form plant die Bundesregierung eine Verschär-
fung der Energieeinsparverordnung für den Neubau, wie be-
Anlage 25 reits in Meseberg – Integriertes Energie- und Klimaschutzpro-
gramm – angekündigt, und ist geplant, die Anforderung der
Antwort EU-Gebäuderichtlinie stufenweise zu erfüllen und so bis 2020
des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage einen „Nahe-Nullenergie-Standard“ für den Neubau umzuset-
zen?
der Abgeordneten Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 33): Die Bundesregierung hat am Montag im Rahmen der
Welche zusätzlichen Maßnahmen plant die Bundesregie- Beschlüsse zur Energiewende Eckpunkte zur Weiterent-
rung, um die nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur wicklung des Energiesparrechts für Gebäude beschlossen.
GmbH benötigten Investitionsanreize im Gebäudebereich in Danach ist beabsichtigt, die Anforderungen an Neubauten
Höhe von 5 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen?
mit der Energieeinsparverordnung 2012 schrittweise bis
Die Bundesregierung hat die Einschätzung der Deut- 2020 an den europaweiten Standard heranzuführen, so-
schen Energie-Agentur GmbH, dena, zur Kenntnis ge- weit dies im Rahmen einer ausgewogenen Gesamtbe-
nommen. Mit dem Kabinettsbeschluss vom 6. Juni 2011 trachtung unter Berücksichtigung der Belastungen der Ei-
zur Umsetzung der Energiewende setzt die Bundesregie- gentümer und der Mieter wirtschaftlich vertretbar ist.
rung in erheblichem Umfang finanzielle Anreize zur Be-
schleunigung der Investitionen in die energetische Ge-
(B) (D)
bäudesanierung. Für die Jahre 2012 bis 2014 stehen zur Anlage 28
Finanzierung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms
jährlich 1,5 Milliarden Euro Programmmittel über den Antwort
Energie- und Klimafonds zur Verfügung. Darüber hinaus des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen
werden ab 2012 zusätzliche steuerliche Anreize zur För- des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/
derung der energetischen Gebäudesanierung geschaffen. DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Fragen 36 und 37):
Die Förderung wird vor allem Selbstnutzer und private
Kleinvermieter unterstützen. Zudem wird die Bundes- In welchem Planungsstand bzw. Umsetzungsstand befin-
den sich die im Rahmen des Konjunkturpakets II geplanten
regierung prüfen, die Förderung im Wärmebereich ab Grünbrücken – bitte einzeln auflisten –, und welche Gründe
2015 auf eine marktbasierte und haushaltsunabhängige führen bei den jeweiligen Projekten gegebenenfalls zu Verzö-
Lösung umzustellen. gerungen?
Welche konkreten Grünbrücken, die nicht mit den Mitteln
des Konjunkturpakets II finanziert werden können, sind für
Anlage 26 welche Zeiträume bzw. Haushaltspläne vorgesehen?
Antwort Das BMVBS führt derzeit eine Abfrage bei den Län-
dern zu den Wiedervernetzungsmaßnahmen durch, die
des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage im Rahmen des Konjunkturpakets II geplant wurden;
der Abgeordneten Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE eine abschließende Auswertung liegt noch nicht vor. Von
GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 34): den 18 Maßnahmen, denen das BMVBS zugestimmt
Zu welchen Teilen will die Bundesregierung das CO2-Ge- hatte, können nach bisherigem Kenntnisstand vier Maß-
bäudesanierungsprogramm der KfW Bankengruppe 2012 aus nahmen unter anderem aufgrund der Bewirtschaftungs-
dem Einzelplan für das Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung bzw. dem Energie- und Klimafonds fi- vorgaben zum Konjunkturpaket II nicht aus dem Inves-
nanzieren, und besteht die Absicht, aus den Mitteln des Ener- titions- und Tilgungsfonds finanziert werden.
gie- und Klimafonds künftig auch die Finanzierung von In-
vestitionszuschüssen zu ermöglichen? Alle 14 Maßnahmen, die aus dem Investitions- und
Tilgungsfonds finanziert werden, befinden sich derzeit
Ab 2012 ist vorgesehen, neue Programmscheiben des im Bau und werden voraussichtlich Ende des Jahres fer-
CO2-Gebäudesanierungsprogramms ausschließlich aus tiggestellt sein.
dem Sondervermögen Energie- und Klimafonds, EKF,
zu finanzieren. Um den erforderlichen Beitrag zur Errei- Die vier Maßnahmen, die nicht aus dem Investitions-
chung der Klimaschutzziele zu leisten, hat das Bundes- und Tilgungsfonds finanziert werden konnten, befinden
12942 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) sich in unterschiedlichen Planungsstadien; der Baube- Einzelheiten können der beiliegenden Liste entnom- (C)
ginn ist allerdings noch offen. men werden.
(A) Anlage 29 Beabsichtigt die Bundesregierung, die Mittel für die For- (C)
schung und Markteinführung erneuerbarer Energien über den
Antwort Energie- und Klimafonds aufzustocken oder abzusenken?
der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Die Bundesregierung beabsichtigt, die Mittel für For-
Frage des Abgeordneten Dr. Hermann Ott (BÜND- schung und Entwicklung sowie Markteinführung erneu-
NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 38): erbarer Energien aus dem Bundeshaushalt durch Mittel
aus dem Energie- und Klimafonds aufzustocken. Für das
Welche Auswirkungen auf die deutschen Zusagen zur in- Jahr 2011 stehen nach dem Wirtschaftsplan für den
ternationalen Klimafinanzierung ergeben sich aus den bisheri-
gen Plänen der Bundesregierung für die sogenannte Ener- Energie- und Klimafonds 2011 hierfür jeweils 40 Millio-
giewende? nen Euro zur Verfügung. Der Wirtschaftsplan für das
Jahr 2012 wird in Kürze innerhalb der Bundesregierung
Es ergeben sich keine Auswirkungen. Die Bundesre- abgestimmt.
gierung wird ihre Zusagen einhalten. Das Sondervermö-
gen „Energie- und Klimafonds“ wird in Zukunft, wie be-
reits im Gesetz vom letzten Jahr vorgesehen, eine nicht
unwesentliche Rolle bei der Finanzierung auf Deutsch- Anlage 32
land zukommender Verpflichtungen im Bereich des in-
ternationalen Klima- und Umweltschutzes spielen. Die Antwort
Details werden jeweils jährlich im vom Deutschen Bun- der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die
destag zu beschließenden Wirtschaftsplan festgelegt. Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 41):
Bei welchen Atomkraftwerken sind aus Sicht des Bundes-
Anlage 30 ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,
BMU, seit der am 17. Mai 2011 veröffentlichten „ersten“ Stel-
Antwort lungnahme (vergleiche dort Seite 5 oder vergleiche „in diesem
ersten Schritt“, Seite 7) der Reaktor-Sicherheitskommission,
der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die RSK, zum sogenannten Stresstest der der Anordnung nach
Frage des Abgeordneten Dr. Hermann Ott (BÜND- § 19 des Atomgesetzes zur dreimonatigen Betriebseinstellung
zugrunde liegende Gefahrenverdacht und alle „begründeten
NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 39):
Unsicherheiten“ (Bundestagsdrucksache 17/5268, Nr. 85)
Welche Auswirkungen haben die laut Internationaler vollständig ausgeräumt, und wie bewertet das BMU in diesem
Energie-Agentur, IEA, stark angestiegenen weltweiten CO2- Zusammenhang den Umstand, dass viele Aspekte aufgrund
Emissionen auf die Politik der Bundesregierung, und welche der Zeitknappheit von der RSK nicht vollständig bzw. zu
aktuellen Werte dazu sind der Bundesregierung für Deutsch- Ende geprüft werden konnten oder ungeprüft als erfüllt ange-
(B) land bekannt? nommen wurden (insbesondere bei den sogenannten Basis- (D)
levels)?
Der von der Internationalen Energie Agentur, IEA,
gemeldete Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen im Die aufsichtlichen Anordnungen der zuständigen Be-
Jahr 2010 gegenüber den Vorjahreswerten ist besorgnis- hörden nach § 19 Abs. 3 des Atomgesetzes nehmen da-
erregend. Die Bundesregierung sieht sich dadurch in ih- rauf Bezug, dass insbesondere für die sieben ältesten
rer Auffassung bestätigt, dass die Anstrengungen hin- deutschen Anlagen – denen auch bereits im Rahmen ei-
sichtlich der Reduzierung der Treibhausgasemissionen ner Differenzierung der Laufzeitverlängerung eine ge-
keinesfalls verringert werden dürfen. Die für 2020 und ringere zusätzliche Elektrizitätsmenge zugewiesen
die folgenden Jahrzehnte bis 2050 beschlossenen an- wurde – nach den Ereignissen in Japan zu überprüfen ist,
spruchsvollen Klimaschutzziele für Deutschland werden inwieweit bisher nicht berücksichtigte Szenarien nun-
unverändert weiterverfolgt. mehr eine neue Bewertung erfordern. Unter Berücksich-
tigung der Stellungnahmen von der Reaktor-Sicherheits-
Nach vorläufigen Schätzungen des Umweltbundesam- kommission, RSK, und der Ethik-Kommission hat die
tes sind zwar auch in Deutschland die Treibhausgasemis- Bundesregierung am 6. Juni 2011 einen Gesetzentwurf
sionen im Jahr 2010 gegenüber 2009 um 4,3 Prozent ge- zur Änderung des Atomgesetzes beschlossen. Danach
stiegen. Jedoch liegen diese 2010 unterhalb des Niveaus soll die Berechtigung zum Leistungsbetrieb für die sie-
von 2008 und 23,1 Prozent unterhalb des Niveaus von ben genannten Kernkraftwerke sowie für das KKW
1990. Zum Vergleich: Im Rahmen des Kyoto-Protokolls Krümmel mit Inkrafttreten des Gesetzes erlöschen.
hat sich Deutschland verpflichtet, seine Emissionen im
Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 um 21 Prozent zu
senken. Diese Verpflichtung wird Deutschland einhalten
oder sogar übererfüllen. Anlage 33
Antwort
Anlage 31 der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die
Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND-
Antwort NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 42):
Bis wann werden das BMU und die Landesatomaufsichts-
der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die behörden nach aktueller Planung dazu Stellung nehmen, in-
Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ wiefern seit der am 17. Mai 2011 veröffentlichten „ersten“
DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 40): Stellungnahme der RSK zum sogenannten Atomkraftwerke-
12944 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) stresstest der der Anordnung nach § 19 des Atomgesetzes zur Anlage 35 (C)
dreimonatigen Betriebseinstellung zugrunde liegende Gefah-
renverdacht und alle „begründeten Unsicherheiten“ (verglei- Antwort
che Bundestagsdrucksache 17/5268, Nr. 85) vollständig aus-
geräumt sind oder nicht, und in welchen Bereichen hätte das der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die
Atomkraftwerk Biblis aus Sicht des BMU das Basislevel des Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/
RSK-Stresstests nicht erreicht, wenn berücksichtigt worden DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 44):
wäre, dass in Biblis die automatische Auslösung des 100-K/h- Welche Investitionen in die Atomkraftwerke haben die Be-
Abfahrens nicht realisiert ist, die schon länger Stand der Tech- treiber seit Inkrafttreten der elften Atomgesetznovelle getätigt?
nik ist (vergleiche Bundestagsdrucksache 17/5808, Nr. 34;
bitte mit Angabe, seit wann sie Stand der Technik ist)? Über getätigte Investitionen liegen der Bundesregie-
rung keine Erkenntnisse vor, da der Betrieb eines Atom-
Die zuständigen Aufsichts- und Genehmigungsbehör- kraftwerkes der laufenden Aufsicht durch die zuständige
den und das Bundesministerium für Umwelt, Natur- Behörde des Landes unterliegt.
schutz und Reaktorsicherheit – BMU – werden die Stel-
lungnahme der Reaktor-Sicherheitskommission – RSK – Hinsichtlich der Umsetzung der Bund-Länder-Nach-
auswerten. Das sekundärseitige Abfahren mit 100 K/h rüstungsliste, die im Zuge der 11. Atomgesetznovelle
vereinbart wurde, finden mit den zuständigen Landesbe-
wird im Kernkraftwerk Biblis von Hand ausgelöst. Das
hörden Beratungen statt. Daraus ist dem Bundesministe-
dadurch eventuell verzögerte Abfahren um maximal
rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit be-
30 Minuten wirkt sich zwar nachteilig auf die Reserven
kannt, dass die insoweit erforderlichen Investitionen
des Flutbehälterinventars aus, entspricht aber den Anfor- bisher noch in Planung waren.
derungen des bestehenden kerntechnischen Regelwerks.
Anlage 36
Anlage 34
Antwort
Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen
der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf)
(SPD) (Drucksache 17/6040, Fragen 45 und 46):
Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 43): In welcher Höhe hat die Bundesregierung in den letzten
zehn Jahren die Forschung im Bereich Kernenergie gefördert,
Bei welchen der acht Atomkraftwerke, die nach den Plä- und wie viele Mittel hat die Bundesregierung in den letzten
(B) nen der Bundesregierung in diesem Jahr abgeschaltet werden zehn Jahren für den Rückbau kerntechnischer Anlagen aufge- (D)
sollen, erlaubt die jeweilige Betriebsgenehmigung ein Wie- wendet (bitte um Aufschlüsselung nach Jahren)?
deranfahren ohne vorherige Beantragung bei den oder Geneh- Wie viele Mittel hat die Bundesregierung in den letzten
migung durch die Aufsichtsbehörden? zehn Jahren für die Forschung im Bereich Kernfusion aufge-
wendet, und wie viele Bundesmittel sind über die europäische
Die Zustimmungsvorbehalte für das Wiederanfahren Ebene – Forschungsrahmenprogramm/Euratom – in die For-
der deutschen Kernkraftwerke sind in den jeweiligen Be- schung im Bereich Kernfusion geflossen (bitte um Aufschlüs-
selung nach Jahren)?
triebsgenehmigungen unterschiedlich geregelt. Für die
acht Anlagen ist festgelegt, dass vor einem Wiederanfah- Zu Frage 45:
ren nach einem Brennelementewechsel eine ausdrückli-
che Zustimmung der jeweiligen atomrechtlichen Auf- Seit 1998 wird von der Bundesregierung keine For-
sichtsbehörde zum Anfahren der Anlage erfolgen oder schung im Bereich Kernenergie gefördert. Es gab ledig-
zumindest, dass der Betreiber vor dem Wiederanfahren lich Förderung in den Bereichen nukleare Sicherheits-
Nachweise vorlegen muss – so beim Kernkraftwerk und Endlagerforschung sowie Forschung zum Rückbau
Biblis B. Bei den Kernkraftwerken Philippsburg 1 und kerntechnischer Anlagen.
Neckarwestheim I besteht ein solcher Wiederanfahrvor- Die Bundesregierung hat in den Jahren 2001 bis 2010
behalt auch nach einem längeren Anlagenstillstand ohne für den Rückbau kerntechnischer Forschungsanlagen
Brennelementewechsel. Zahlungen in folgender Höhe geleistet:
(in Tsd.
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Euro)
Rückbau 98.221 87.338 70.402 96.815 126.459 182.141 187.660 201.639 138.253 134.427
BMBF
Rückbau 128.620 127.435 124.754 117.852 119.198 109.958 116.205 107.410 102.609 89.105
BMF
Summe 226.841 214.773 195.156 214.667 245.657 292.099 303.865 309.049 240.862 223.532
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12945
(A) (C)
2008 2009 2009 2010
Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007
vorl. Ist vorl. Ist Soll Soll
Milliarden Euro 3,599 3,720 3,842 4,290 4,640 7,185 5,141 5,627 5,174 5,608
Quelle: Bildungsfinanzbericht 2010, Ausgaben für Bildung (Tabellenteil im Internet), Tabelle 1.7.
Der einmalige Effekt im Jahr 2007 ergibt sich durch Zukunft Bildung und Betreuung“ („Ganztagsschulpro-
die Zuführung von 2,15 Milliarden Euro zum Sonderver- gramm“). Dies ist auch der Grund dafür, dass es im Soll
mögen „Kinderbetreuungsausbau“. 2010 im Vergleich zum vorläufigen Ist 2009 keine Stei-
gerung mehr gegeben hat.
Für 2009 sind sowohl Soll als auch vorläufiges Ist an-
gegeben – hier wurde im Vergleich zur ursprünglichen Die Angabe für 2011 wird im Dezember im Rahmen
Planung deutlich mehr für Bildung aufgewendet, insbe- des Bildungsfinanzberichts vorliegen.
sondere aufgrund der – bis Ende 2009 möglichen – Inan- Die Ausgaben des Bundes für Forschung und Ent-
spruchnahme von Mitteln aus dem Programm „Initiative wicklung haben sich seit 2002 wie folgt entwickelt:
Anlage 40 Anlage 41
Antwort Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Helge Braun auf die Frage des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des
des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 50): GRÜNEN) (Drucksache 17/6040, Frage 51):
(B) Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus den
(D)
Will die Bundesregierung die im Rahmen des Effizienz-
Ergebnissen der Onlineumfrage unter Hochschulen, Firmen fonds – Förderung der rationellen und sparsamen Energiever-
und Stiftungen der Universität Hildesheim, welche besagen, wendung – zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von
dass sich Hochschulen und Unternehmen schwertun, das neue 90 Millionen Euro für die kommenden Jahre aufstocken, und
Deutschlandstipendium zu akzeptieren? wann ist mit einer Mittelausschüttung des Energieeffizienz-
fonds zu rechnen?
Von den 157 Hochschulen, die sich an der Umfrage
beteiligt hatten, planen 90 Prozent, am Deutschlandsti- Die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung zum
pendium teilzunehmen, weil sie darin laut Studie „einen Wirtschaftsplan 2012 für den Energie- und Klimafonds
signifikanten Vorteil für die Unterstützung hochbegabter – EKF – und damit der Ausstattung der einzelnen Aus-
Studenten und die mögliche Verbesserung der Studien- gabetitel wie dem Effizienzfonds ist noch nicht abge-
bedingungen sehen“. Eine mangelnde Akzeptanz ver- schlossen. Die Mittelausschüttung hat für einzelne Maß-
mag die Bundesregierung daraus nicht abzuleiten. nahmen bereits begonnen und wird im weiteren Verlauf
Zur Unterstützung der Hochschulen bei der Umset- des Jahres fortschreiten.
zung des Stipendienprogramms hat das BMBF eine
Fülle von Maßnahmen ergriffen: So erhalten die Hoch-
schulen sieben Prozent der maximal einwerbbaren priva- Anlage 42
ten Stipendienmittel als Pauschale zur Deckung der
Akquisekosten und zum Aufbau einer entsprechenden Antwort
Infrastruktur. Weiterhin hat das BMBF kostenlose Schu-
des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des
lungen für Hochschulfundraiserinnen und -fundraiser
Abgeordneten Willi Brase (SPD) (Drucksache 17/6040,
angeboten, um diese auf ihre neue Aufgabe vorzuberei-
ten. Eine vom BMBF geförderte Servicestelle beim Stif- Frage 52):
terverband für die Deutsche Wissenschaft informiert Wie viele Mittel hat die Bundesregierung in den letzten
potenzielle private Mittelgeber über das Deutschlandsti- zehn Jahren für die Forschung im Bereich erneuerbare Ener-
pendium und stellt den Kontakt zu den Hochschulen her. gien aufgewendet – bitte um Aufschlüsselung nach Jahren –,
und wie viele Mittel wurden in den letzten zehn Jahren für die
Zudem hat das BMBF eine Informationskampagne ge- Forschung im Bereich Carbon Capture and Storage aufgewen-
startet, um das Programm in der Öffentlichkeit und ins- det?
besondere bei potenziellen Mittelgebern bekannt zu
machen. Alle diese Maßnahmen haben sich bewährt und Im Rahmen ihres Energieforschungsprogramms hat
werden weiter fortgesetzt. die Bundesregierung in den Jahren 2001 bis 2010 fol-
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12947
(A) gende Projektfördermittel für Forschung und Entwick- In welcher Höhe hat die Bundesregierung in den letzten (C)
lung erneuerbarer Energien zur Verfügung gestellt: vier Jahren Forschungsprojekte im Bereich Energienetze ge-
fördert, und plant die Bundesregierung, die Haushaltsmittel
für dieses Forschungsfeld aufzustocken?
Mittel für F&E im Bereich
Haus- erneuerbare Energien im Rahmen Im Rahmen ihres Energieforschungsprogramms hat
haltsjahr des Energieforschungsprogramms die Bundesregierung in den Jahren 2006 bis 2010 For-
in Millionen Euro schungsprojekte im Bereich der elektrischen Netze mit
36,1 Millionen Euro gefördert (einschließlich Mittel aus
2001 55 dem Konjunkturpaket II). Die Bundesregierung plant,
die Forschungsmittel in diesem Bereich aufzustocken
2003 66
und eine ressortübergreifende Förderinitiative auf den
2004 73 Weg zu bringen.
2005 54
2006 128 Anlage 45
2007 121 Antwort
2008 127 des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des
Abgeordneten Oliver Kaczmarek (SPD) (Drucksache
2009 153
17/6040, Frage 55):
2010 194 Von welchem zusätzlichen Energiebedarf geht die Bun-
desregierung im Rahmen der Pläne zur Förderung der Elek-
Summe 1.169 tromobilität für die Jahre 2020 – Ziel: 1 Million Elektrofahr-
zeuge – und 2030 – Ziel: 6 Millionen Elektrofahrzeuge – aus?
Die Bundesregierung hat in den letzten zehn Jahren
Forschungsprojekte im Bereich CCS mit insgesamt rund Die Bundesregierung hat das Ziel gesetzt, dass bis
86,13 Millionen Euro gefördert. 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands
Straßen fahren. Die Bundesregierung geht davon aus,
dass dies zu einem zusätzlichen Strombedarf von deut-
Anlage 43 lich unter einem Prozent führt (bei durchschnittlicher
Fahrleistung von etwa 10 000 Kilometer pro Fahrzeug
(B) Antwort und Jahr entspräche dies einem jährlichen Mehrbedarf (D)
an Elektrizität von rund 2 TWh). Diese Herausforderung
des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des ist also gut beherrschbar. Für die Jahre nach 2020 erhöht
Abgeordneten Willi Brase (SPD) (Drucksache 17/6040, sich der Strombedarf entsprechend, wenn der Bestand an
Frage 53): Elektrofahrzeugen weiterwächst. Im Bericht der Natio-
Für wann plant die Bundesregierung die Vorlage des nalen Plattform Elektromobilität vom 16. Mai 2011 heißt
sechsten Energieforschungsprogramms, und welche Rolle soll es: „Bis 2020 und auch darüber hinaus führt das Laden
die Kernenergie im Rahmen des neuen Energieforschungspro-
gramms spielen?
von Elektroautos nicht zu Überlastungen in den Verteil-
netzen.“
Die Bundesregierung hat in ihrem Energiekonzept an-
gekündigt, im Jahr 2011 ein neues Energieforschungs-
programm vorzulegen. Das 6. Energieforschungspro- Anlage 46
gramm soll nach den Planungen der Bundesregierung
zeitnah nach Ablauf des Moratoriums in der Energiepo- Antwort
litik und vor der Sommerpause vorgelegt werden.
des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage der
Die Bundesregierung plant im Rahmen ihres Abgeordneten Ulla Burchardt (SPD) (Drucksache
6. Energieforschungsprogramms die Forschungs- und 17/6040, Frage 56):
wissenschaftliche Nachwuchsförderung im Bereich der
Wie viel Prozent der für Forschungsprojekte im Bereich
nuklearen Sicherheits- und Endlagerforschung sowie der Energiespeicher zur Verfügung gestellten Mittel sind in den
nuklearen Entsorgungs- und Strahlenforschung fortzu- letzten vier Jahren abgeflossen, und wie verteilen sich diese
setzen, um den Erhalt und den Ausbau der wissenschaft- Mittel auf die Bereiche thermische, stoffliche und elektrische
lichen Kompetenz auf diesen Gebieten zu sichern. Speicherung?
Anlage 48 Anlage 49
Antwort Antwort
des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Fragen der des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Fragen des
Abgeordneten Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Abgeordneten René Röspel (SPD) (Drucksache 17/6040,
NEN) (Drucksache 17/6040, Fragen 58 und 59): Fragen 60 und 61):
Wird sich die Bundesregierung nach dem Beschluss über
Mit welchen konkreten Maßnahmen neben dem Top-Run-
den Ausstieg aus der Atomkraft für eine inhaltliche Neuaus-
ner-Ansatz will die Bundesregierung im Zuge des Atomaus-
richtung des Euratom-Vertrages einsetzen, und, wenn ja, wel-
stiegs den Stromverbrauch bis 2020 um 10 Prozent senken?
chen inhaltlichen Schwerpunkt sollte der reformierte Vertrag
Welche absoluten Primär-/Endenergieeinsparungen will aus Sicht der Bundesregierung haben?
Deutschland für 2020 vorschlagen, und welchen Beitrag leis- Ist es nach Ansicht der Bundesregierung rechtlich für
ten diese zum 20-Prozent-Ziel der EU? Deutschland möglich, aus dem Euratom-Vertrag auszusteigen,
(B) und, wenn nein, warum nicht? (D)
Zu Frage 58:
Zu Frage 60:
Die Bundesregierung setzt auf Anreize, Vernunft und
Eigenverantwortung von Wirtschaft und Bürgern. Im Kern setzt der Euratom-Vertrag (EAGV) den Rah-
Hierzu beabsichtigen wir unter anderem men für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor io-
nisierenden Strahlen sowie für den Bezug und die Über-
– die Förderung von energieeffizienten Querschnitts- wachung von Kernmaterial innerhalb der EU. Eine
technologien bei KMU, Änderung des EAGV ist nur im Konsens aller EU-Mit-
– den Aufbau intelligenter Stromnetze und die Einfüh- gliedstaaten möglich. Die Vorschriften haben sich, unge-
rung variabler Tarife zur Ermöglichung von nachfra- achtet der Entscheidung jedes einzelnen Mitgliedstaates
geseitigem Lastmanagement, für oder gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie,
bewährt. Sie sind unter anderem aus nicht verbreitungs-
– den Ausbau von Beratungsprogrammen einschließ- politischen Gründen und unter Aspekten des Strahlen-
lich der Förderung der Einführung von Energiema- schutzes unabdingbar. Sie bilden auch den Rahmen für
nagementsystemen für Unternehmen, eine Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten auf EU-Ebene
auf den Gebieten der nuklearen Sicherheit und der Ent-
– Energie-Checks für private Haushalte. sorgung, wie etwa bei den jüngst beschlossenen EU-wei-
ten Risiko- und Sicherheitsbewertungen für Kernkraft-
Zu Frage 59: werke.
Der von der Europäischen Kommission im März 2011
Zu Frage 61:
vorgelegte Energieeffizienzplan sieht Vorschläge für
Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz in den Ein einseitiger Austritt Deutschlands aus der Europäi-
Bereichen Gebäude, öffentlicher Sektor, Industrie und schen Atomgemeinschaft (EAG) ist unionsrechtlich nicht
Verbraucher vor. Die Bundesregierung begrüßt, dass sich vorgesehen. Zwar verweist Art. 106 a Abs. 1 EAGV auf
die KOM im vorgelegten Energieeffizienzplan zum indi- Art. 50 EUV, der die Möglichkeit eines Austritts aus der
kativen Ziel einer Effizienzverbesserung von 20 Prozent EU vorsieht. Art. 106 a Abs. 1 EAGV ermöglicht jedoch
bis 2020 bekennt. Der Energieeffizienzplan wird nun keinen selektiven Austritt aus der EAG. Ein Austritt aus
seitens der Europäischen Kommission durch Vorschläge der EAG kann vielmehr nur im Paket mit einem Austritt
für konkrete, anspruchsvolle und verbindliche Maßnah- aus der EU erfolgen. Art. 106 a EAGV macht deutlich,
men unterlegt werden. dass die EAG an die EU gekoppelt ist. Eine EU-Mitglied-
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12949
(A) schaft ohne EAG-Mitgliedschaft ist unionsrechtlich ebenso Verbände in dieses Gesetzgebungsverfahren aktiv einbezo- (C)
wenig vorgesehen wie eine EAG-Mitgliedschaft durch gen?
nicht der EU angehörende Drittstaaten. In dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung tele-
kommunikationsrechtlicher Regelungen sind entspre-
chend den europäischen Vorgaben mehrere Regelungen
enthalten, mit denen den besonderen Belangen behinder-
Anlage 50 ter Menschen Rechnung getragen wird.
Antwort
Die erweiterten Bestimmungen des Zielkatalogs in § 2
des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des des Gesetzentwurfes geben vor, dass bei allen behördli-
Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksa- chen Maßnahmen und Entscheidungen, die Belange be-
che 17/6040, Frage 62): hinderter Menschen zu berücksichtigen sind. Die Unter-
Warum spielt der Aspekt „Barrierefreier Tourismus“ in der nehmern sind zudem verpflichtet, behinderten Menschen
Verordnung über die Berufsausbildung zum Tourismuskauf- einen gleichwertigen Zugang zu öffentlichen Telekommu-
mann und zur Tourismuskauffrau vom 19. Mai 2011 (siehe nikationsdiensten zu ermöglichen (§ 45 TKG-Entwurf).
BGBl. I Seite 953) keine Rolle, und in welcher Weise hat die Gleiches gilt für die Auswahl an Unternehmen und Diens-
Bundesregierung entsprechend Art. 4 Abs. 3 der UN-Behin-
dertenrechtskonvention den Bundesbehindertenbeauftragten ten. Die Bundesnetzagentur erhält die Befugnis, den
sowie Menschen mit Behinderungen und deren Verbände in Anbietern von öffentlichen Telekommunikationsdienst-
die Erarbeitung dieser Verordnung aktiv einbezogen? leistungen erforderlichenfalls entsprechende Verpflich-
Wie jede Ausbildungsordnung wurde auch die Ausbil- tungen aufzuerlegen. Hierzu gehört auch die Verpflich-
dungsordnung „Tourismuskaufmann (Kaufmann für Pri- tung, rechtzeitig Informationen für die Endnutzer über die
Gleichwertigkeit des Zugangs und die Auswahlmöglich-
vat- und Geschäftsreisen)/Tourismuskauffrau (Kauffrau
für Privat- und Geschäftsreisen)“ im Konsens mit den So- keiten zu veröffentlichen (§ 45 o Abs. 2 TKG-E).
zialpartnern, Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitneh- Im Rahmen der öffentlichen Kommentierung des Re-
merseite, erarbeitet. Parallel und in enger Abstimmung ferentenentwurfes wurde allen Verbänden und Interes-
mit den Ländern wurde der Rahmenlehrplan für den Be- senten Gelegenheit gegeben, die vorgesehenen Bestim-
rufsschulunterricht entwickelt. mungen zu kommentieren und Vorschläge einzureichen.
Spezielle Zielgruppen werden in Ausbildungsordnun- Der Behindertenbeauftragte war ebenfalls in die Ressort-
gen grundsätzlich deshalb nicht gesondert genannt, da abstimmung mit eingebunden.
eine besondere Hervorhebung zum einen diskriminierend Die in dem Gesetzentwurf enthaltenen Regelungen
verstanden werden und eine andere Personengruppe sich ergänzen den bereits seit einigen Jahren auf der Grund-
(B) zurückgestellt fühlen könnte. Zum anderen werden Aus- lage des § 45 TKG angebotenen, besonderen Vermitt- (D)
bildungsordnungen bewusst in vielerlei Hinsicht „offen“ lungsdienst für gehörlose und hörgeschädigte Endnutzer.
formuliert, um besonderen gesellschaftlichen, wirtschaft-
lichen oder technischen Entwicklungen in der Praxis un-
mittelbar entsprechen zu können, ohne dass gleichzeitig
auch die Ausbildungsordnung zwingend geändert werden Anlage 52
muss.
Antwort
Der Aspekt „Barrierefreier Tourismus“ wird im Rah-
men der Ausbildungsordnung insbesondere im Zusam- des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des
menhang mit kundenorientierter Kommunikation, Kun- Abgeordneten Garrelt Duin (SPD) (Drucksache 17/6040,
denberatung sowie bei Inhalten zur Gestaltung von Frage 64):
Produkten und Leistungen berücksichtigt. Welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus den
Ergebnissen der Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes
Eine Diskriminierung behinderter Menschen oder ein zur Entwicklung der Benzinpreise ziehen, und wird sie insbe-
Verstoß gegen Art. 4 Abs. 3 der UN-Behindertenrechts- sondere, wie entsprechenden Presseberichten zu entnehmen
war, gesetzliche Maßnahmen zur Einschränkung der Markt-
konvention wird nicht gesehen. macht der Konzerne ergreifen?
(A) Konzentration der Märkte und den Verfahren gegen die Zu Frage 68: (C)
festgestellten Rechtsverstöße. So hat das Bundeskartell-
amt angekündigt, weitere Maßnahmen zum Schutz der Am 13. Mai 2011 billigte das Politische und Sicher-
kleinen und mittleren Mineralölunternehmen einzulei- heitspolitische Komitee – PSK – der EU den überarbei-
ten, da nach den Ergebnissen der Sektoruntersuchung in teten Operationsplan – OPLAN – ATALANTA sowie die
Einzelfällen freie Tankstellen durch die Preisgestaltung erweiterten Einsatzregeln – Rules of Engagement, RoE.
der großen Mineralölunternehmen wirtschaftlich ver- Der Force Commander – FCdr – setzte diese Regeln am
drängt werden. 16. Mai 2011 in Kraft.
Die angepassten Einsatzregeln sind im OPLAN abge-
Die Bundesregierung wird den Bericht des Bundes- bildet und schließen den verstärkten Einsatz von „Vessel
kartellamtes wie auch gesetzgeberische Handlungsmög- Protection Detachments“ – VPD –, das gezielte Vorge-
lichkeiten genau analysieren. Im Vordergrund steht dabei hen gegen Mutterschiffe, den Einsatz von Reizstoffen
die Stärkung wettbewerblicher Strukturen auf den Tank- sowie die Wiederinbesitznahme und Geiselbefreiung
stellenmärkten. ein. Die Einsatzregeln decken somit grundsätzlich eine
Geiselbefreiung auf entführten Schiffen ab.
Anlage 54 Anlage 55
Antwort Antwort
der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen des
Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN) (Drucksache 17/6040, Fragen 68 und 69): NEN) (Drucksache 17/6040, Fragen 70 und 71):
Inwieweit wird die Human Rights Support Unit im afgha-
Inwiefern ändern sich im Rahmen der Atalanta-Mission nischen Justizministerium gezielt von Deutschland oder der
durch den veränderten Operationsplan und das sogenannte ak- internationalen Gemeinschaft gefördert?
tivere Vorgehen gegen Piraten (Brief des Staatssekretärs im
Auswärtigen Amt Dr. Wolf-Ruthart Born vom 18. Mai 2011) In welchem finanziellen Ausmaß fördert die Bundesregie-
auch die Einsatzregeln – RoE – der Soldatinnen und Soldaten, rung die Afghanistan Independent Human Rights Commis-
und welche Auswirkungen hat dies insbesondere auf die von sion, AIHRC, und inwieweit unterstützt die Bundesregierung
der Bundeswehr im Rahmen des Atalanta-Mandats vorgehal- die AIHRC aktiv darin, die jeweiligen Vergaberichtlinien und
tenen Kräfte und Fähigkeiten für Geiselbefreiungsoperatio- -vorgaben der betreffenden deutschen Bundesministerien,
nen? Ämter oder Durchführungsorganisationen zu erfüllen, damit
die AIHRC ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend
Welche militärischen Maßnahmen sind vorgesehen, um die auch durch Mittel der Bundesregierung gefördert wird?
Formulierungen im Schreiben des Staatssekretärs Dr. Wolf-
Ruthart Born vom 18. Mai 2011 „Immobilisieren von Mutter-
schiffen“ und „Neutralisierung der Piraterieausrüstung“ inner- Zu Frage 70:
halb des neuen Operationsplans in konkrete Aktionen umzu-
setzen, und welche in demselben Schreiben genannten
Das Auswärtige Amt hat die Human Rights Support
„Reizstoffe zur Auftragsdurchsetzung“ werden in Erwägung Unit im afghanischen Justizministerium im Jahr 2009
gezogen? mit einem Betrag in Höhe von 200 000 US-Dollar – um-
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12951
(A) gerechnet 136 000 Euro – im Rahmen des Vorhabens lige) Mitglieder der Regierungen Ägyptens, Libyens, (C)
Justice and Human Rights in Afghanistan Project geför- Tunesiens und Syriens beschlossen. Deutschland hat
dert. sich von Anfang an dezidiert für schnelles Handeln und
die Verhängung von Finanzsanktionen im EU-Rahmen
Projektpartner dieser Förderung war das Entwick- eingesetzt.
lungsprogramm der Vereinten Nationen – UNDP –. Ne-
ben Deutschland gehören die Europäische Kommission, Ägypten:
Kanada, Dänemark, Schweiz, Norwegen und das Verei-
Die EU beschloss am 22. März 2011, das Vermögen
nigte Königreich zu den Gebern.
des ehemaligem Staatspräsidenten Mubarak und von en-
gen Unterstützern einzufrieren. Die ägyptische Regie-
Zu Frage 71: rung hat zudem an die Bundesregierung – wie an andere
Das Auswärtige Amt hat die Afghanische Unabhän- EU-Mitgliedstaaten – bilateral eine Reihe von Rechtshil-
gige Menschenrechtskommission – AIHRC – im Jahr feersuchen gerichtet, die entsprechend bearbeitet wer-
2010 mit einem Betrag in Höhe von 33 500 Euro geför- den. Bislang konnten in Deutschland jedoch noch keine
dert. Gegenstand des Projekts war das Thema Erfor- Mubarak-Konten oder Konten anderer Gelisteter identi-
schung und Beobachtung der Menschenschleusung. Im fiziert werden.
Jahr 2011 fördert das Auswärtige Amt erneut ein Projekt Libyen:
der AIHRC in Höhe von 110 000 Euro. Das Projekt dient
der Förderung und dem Schutz von Frauenrechten. Die EU beschloss am 28. Februar 2011 erste Sanktio-
nen in Form von Reisesperren und Finanzsanktionen.
Die AIHRC ist ferner bereits seit 2005 Partner des Aktuell sind in Deutschland Vermögen im Umfang von
zivilen Friedensdienstes – ZFD –, der vom Bundes- circa 7,35 Milliarden Euro eingefroren. Der Großteil die-
ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ser Gelder besteht aus den Vermögen staatlicher Einrich-
Entwicklung – BMZ – finanziert wird. Der ZFD entsen- tungen. Der Anteil von gesperrten Geldern der Gaddafi-
det internationale Experten an die AIHRC in Kabul und Familie liegt unter 2 Millionen Euro.
in Mazar-i-Sharif. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben
sechs Experten als Berater in den Bereichen zivile Kon- Syrien:
fliktbearbeitung, case reporting, Mediation, Völkerrecht, Der Rat der Europäischen Union beschloss am
Polizeiausbildung, Advocacy, sowie Menschen- und 10. und 23. Mai 2011 Finanzsanktionen gegenüber ins-
Frauenrechtsförderung gearbeitet. Außerdem fördert der gesamt 23 Personen, darunter Staatspräsident Assad. Ne-
ZFD einheimische Fachkräfte. Der ZFD unterstützt die ben Finanzsanktionen hat sich Deutschland dezidiert
Vorhaben der Menschenrechtskommission inhaltlich so- auch für das Einfrieren von EU-Hilfsprogrammen, außer
(B) wie materiell. Zuletzt hat der ZFD die Einrichtung einer (D)
Projekten zur Förderung der Zivilgesellschaft, einge-
Fachbibliothek im Bereich Völkerrecht ermöglicht. setzt. Darüber hinaus hat Deutschland die bilaterale Ent-
Die Bundesregierung begrüßt Projektanträge der wicklungszusammenarbeit suspendiert, soweit Ministe-
AIHRC und unterstützt die Organisation bei Bedarf in rien als Partner auf syrischer Seite fungieren. Die
allen Phasen der Durchführung, sowohl von Berlin aus Abfrage bei den deutschen Kreditinstituten zu den in
als auch durch die Deutsche Botschaft in Kabul. Deutschland eingefrorenen Geldern läuft noch; bislang
wurden noch keine Vermögen gefunden.
Durch die Verwendung von Muster-Zuwendungsver-
trägen wird sichergestellt, dass die einschlägigen deut- Tunesien:
schen Bestimmungen berücksichtigt werden. Deutschland war der erste Staat, der Finanzsanktio-
nen gegen das Ben-Al-i-Regime gefordert hat. Die EU
beschloss auf deutsches Drängen am 31. Januar 2011 Fi-
Anlage 56 nanzsanktionen, die am 5. Februar 2011 in Kraft traten.
Antwort Der Umfang in Deutschland gesperrter Konten beträgt
knapp 13 500 Euro.
der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des
Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Drucksache 2. Umsetzung und Finanzierung der Hilfszusagen
17/6040, Frage 72): In ihrer gesonderten Erklärung zum „arabischen Früh-
In welchem Umfang hat die Bundesregierung insbesondere ling“ bieten die G 8 den Reformländern der N(ord)
im Hinblick auf den „arabischen Frühling“ aktuell den Zugang A(frika)N(ah)O(st)-Region die sogenannte Deauville-
für aktuelle bzw. frühere Regierungsmitglieder zu „ihrem“
Vermögen – jeweils nach Ländern – und Mitteln der bilateralen
Partnerschaft an. Ziel ist die Unterstützung beim Aufbau
Zusammenarbeit – zum Beispiel aufgrund von Menschen- demokratischer Strukturen sowie der Umbau und die Ent-
rechtsverletzungen – gesperrt, und wie sollen die Hilfszusagen wicklung der Wirtschaft, unter anderem durch Reformen
beim jüngsten G-8-Gipfel in Deauville für den demokratischen bei der Ausbildung, die Förderung kleiner und mittlerer
Aufbruch in Nordafrika bis 2013 – unter Angabe der Instru- Unternehmen und Handelserleichterungen. Deutschland
mente und der deutschen Beteiligung – finanziert werden?
setzte sich hierbei insbesondere für Maßnahmen in den
1. Finanzsanktionen und Einfrieren von Mitteln zur bila- Bereichen beruflicher Bildung und Marktöffnung ein.
teralen Zusammenarbeit
Die Partnerschaft soll allen Staaten der NANO-Re-
Zur Unterstützung des demokratischen Aufbruchs in gion offenstehen. Die G 8 rufen im Rahmen der Partner-
Nordafrika hat die EU Finanzsanktionen gegen (ehema- schaft weiterhin zu einer angemessenen geografischen
12952 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) Mandatserweiterung der Europäischen Bank für Wieder- sammenarbeit mit der Zivilgesellschaft soll intensiviert (C)
aufbau und Entwicklung – EBWE – auf. Da dies ein werden. Diese Empfehlungen werden augenblicklich im
zeitintensiver Prozess sein wird, soll bis zu dessen Ab- Europäischen Rat beraten.
schluss die Einrichtung einer Übergangsfazilität den
schnellen Start der EBWE-Unterstützung sicherstellen. Für 2011 hat die Europäische Nachbarschaftspolitik
Der Kreditplafond der Europäischen Investitionsbank für die Stärkung der Zivilgesellschaft in der Region be-
– EIB – wird zudem um 1 Milliarde Euro auf 3,5 Mil- reits 19 Millionen Euro zugesagt – Europäisches Nach-
liarden Euro angehoben, die EBWE soll ihr Mandat auf barschafts- und Partnerschaftsinstrument, ENPI und In-
den Mittelmeerraum ausdehnen; bislang ist sie nur in strument für Stabilität der Europäischen Union, IfS).
mittel- und osteuropäischen Staaten tätig.
Was eine konkrete finanzielle Unterstützung anbe- Anlage 57
trifft, so sind die multilateralen Entwicklungsbanken, de-
ren Beiträge im Wesentlichen durch die G 8 gespeist wer- Antwort
den, bereit, bis zu 20 Milliarden US-Dollar zur Verfügung der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des
zu stellen. Ägypten hat bereits Kredite in Höhe von 1 Mil- Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksa-
liarde US-Dollar bei der Afrikanischen Entwicklungs- che 17/6040, Frage 73):
bank und 2 Milliarden US-Dollar bei der Weltbank bean- Wieso hat sich die Bundesregierung im UN-Sicherheitsrat
tragt. Diese 20 Milliarden US-Dollar umfassen nach gegen ein Mandat für eine UN-Untersuchungskommission
Aussage des G-8-Vorsitzes, des franzöischen Staatspräsi- zum illegalen Organhandel während des Kosovo-Krieges aus-
denten Sarkozy, nicht die seitens des Internationalen gesprochen und stattdessen auf einem Mandat für EULEX be-
Währungsfonds derzeit geprüfte Unterstützung in Form harrt, obwohl EULEX kein Mandat für die zwingend erfor-
derlichen Ermittlungen in Albanien außerhalb des Kosovo hat
eines zwölfmonatigen Bereitschaftskreditprogramms. und Zweifel an der Effektivität seines Zeugenschutzprogram-
mes bestehen bleiben, und wieso setzt sich die Bundesregie-
Deutschland ist in beiden Institutionen einer der größ- rung gerade als ehemalige Konflikt- und Kriegspartei im
ten Kapitalgeber. Die G-8-Mitglieder stellen darüber hi- NATO-Angriffskrieg gegen eine unabhängige Untersuchung
naus bilateral einen „substanziellen Beitrag“ in Aussicht. durch die Vereinten Nationen und für eine Untersuchung
Wichtig ist hierbei: Die finanzielle Unterstützung der durch eine maßgeblich von den militärischen Siegern des
Reformbemühungen erfolgt zielgerichtet und politisch Konfliktes geschaffene Institution ein?
konditioniert. Die Bundesregierung vertritt im Einklang mit der EU
und anderen Partnern die Auffassung, dass die Rechts-
Die Bundesregierung – Auswärtiges Amt und Bun-
staatlichkeitsmission der Europäischen Union im Ko-
desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
(B) Entwicklung – wird 2011 40 bis 50 Millionen Euro zur sovo – EULEX – sowohl rechtlich als auch personell (D)
und organisatorisch befähigt ist, Ermittlungen, die im
Unterstützung des demokratischen Wandels in Tunesien
Zusammenhang mit den in dem Bericht des Bericht-
und Ägypten und gegebenenfalls anderen Ländern der
erstatters Dick Marty erhobenen Vorwürfen stehen,
Region aus bestehenden Haushaltsmitteln mobilisieren.
durchzuführen.
Für 2012 und 2013 sollen dafür – die Zustimmung des
Deutschen Bundestages vorausgesetzt – zusätzliche Mit- Die Bundesregierung hat keinen Zweifel daran, dass
tel in Höhe von jeweils 50 Millionen Euro in den Haus- die Mission dafür gut aufgestellt ist. EULEX hat Vorer-
halt des Auswärtigen Amtes eingestellt werden. mittlungen zu den im Bericht von Dick Marty erhobenen
Vorwürfen eingeleitet, die notwendigen Maßnahmen zur
Für Ägypten und Tunesien hat die Bundeskanzlerin in
Stärkung des Zeugenschutzes ergriffen und eine Stär-
ihrer Regierungserklärung zum G-8-Gipfel im Deut-
kung der betroffenen Strukturen eingeleitet; eine Task
schen Bundestag eine zusätzliche Schuldenumwandlung
Force befindet sich im Aufbau.
in Höhe von 300 Millionen Euro in den nächsten vier
Jahren angekündigt. Die Einzelheiten der Umsetzung Rechtsgrundlage für die Ermittlungen sind die am
werden innerhalb der Bundesregierung derzeit abge- 4. Februar 2008 von der EU verabschiedete Gemeinsame
stimmt. Aktion, die Bezug nimmt auf die Sicherheitsratsresolu-
tion der Vereinten Nationen 1244 von 1999, das kosova-
Im EU-Rahmen haben die Europäische Kommission
rische Gesetz Law on the Jurisdiction, Case Selection and
und der Europäische Auswärtige Dienst in zwei Mittei-
Case Allocation of EULEX Judges and Prosecutors in
lungen vom März 2011 zur Südlichen Nachbarschaft
Kosovo vom 13. März 2008 sowie das kosovarische Ge-
und Mai 2011 zur Nachbarschaftspolitik Vorschläge zur
setz Law on the Special Prosecution Office of the Repu-
Umsetzung der Hilfe für die demokratischen Bewegun-
blic of Kosovo vom 13. März 2008.
gen in Nordafrika unterbreitet. So sollen künftig finan-
zielle Zuwendungen der EU stärker an Fortschritte bei EULEX hat bereits im Zuge von Ermittlungen Rechts-
demokratischen Reformen in den Partnerstaaten ge- hilfeersuchen an ausländische Regierungen gestellt, wie
knüpft werden. es im internationalen Rechtsverkehr üblich ist. Die Re-
gierung von Albanien hat EULEX zudem ihre volle Un-
Gleichzeitig wird vorgeschlagen, die Mittel für die terstützung für die Ermittlungen zugesichert.
Europäische Nachbarschaftspolitik um 1,2 Milliarden
Euro bis 2013 zu erhöhen. Ferner werden reformbereiten EULEX agiert in der Republik Kosovo statusneutral
Partnerstaaten Vergünstigungen in den Bereichen Mobi- und ist bei ihren unabhängigen Ermittlungen allein
lität und Marktzugang in Aussicht gestellt. Auch die Zu- rechtsstaatlichen Prinzipien verpflichtet.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011 12953
des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die
Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE)
(Drucksache 17/6040, Frage 74): (Drucksache 17/6040, Frage 75):
Wie stellt die Bundesregierung sicher, dass die verbindli-
Auf welcher rechtlichen Grundlage bzw. mit welchem
che Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zur Be-
Mandat sind deutsche Polizisten im Rahmen der Frontex-
rechnung und Berücksichtigung des beim Familiennachzug
Operation Poseidon auf bulgarischem Territorium eingesetzt
ausländerrechtlich nachzuweisenden Einkommens – soge-
(vergleiche www.thebulgariannews.com/view_news.php?id=
nanntes Chakroun-Urteil: keine negative Berücksichtigung
128635), und welche weiteren Operationen führt Frontex mo-
zum Beispiel von aufstockenden staatlichen Hilfsleistungen,
mentan durch?
keine pauschale Ablehnung nach festen Einkommensgrenzen
ohne individualisierte Begründung, Berücksichtigung des
Derzeit sind keine Beamten der Bundespolizei im Ziels der Richtlinie, das heißt einer Erleichterung des Fami-
Rahmen der Frontex Joint Operation „Poseidon Land“ in liennachzugs – in der Praxis der Ausländerbehörden und von
Bulgarien eingesetzt. den Auslandsvertretungen berücksichtigt wird, und welche
Anstrengungen unternimmt die Beauftragte der Bundesregie-
Gegenwärtig ist ein Bundespolizist an der Frontex rung für Migration, Flüchtlinge und Integration, damit es, wie
„Focal Point Land Border“ Maßnahme am bulgarisch- von ihr in der Vergangenheit für erforderlich gehalten (Bun-
destagsdrucksache 16/14088, Seite 17), zu entsprechenden
türkischen Grenzübergang Kapitän Andreevo beteiligt. klarstellenden Gesetzesänderungen kommt, die die Bundesre-
gierung derzeit noch ablehnt (vergleiche Bundestagsdrucksa-
Darüber hinaus ist jeweils ein weiterer Beamter der che 17/5732, Antwort zu Frage 19)?
Bundespolizei am Flughafen Sofia im Zuge der Frontex
„Focal Point Air Border“ Maßnahme bis 15. Juni 2011 Die Bundesregierung vertraut darauf, dass – wie in
sowie der Joint Operation „Hubble“ bis 7. Juni 201 lein- solchen Fällen üblich und in der Praxis erprobt – die Be-
gesetzt. hörden, denen die Anwendung des Aufenthaltsrechts ob-
liegt, die höchstrichterliche Rechtsprechung in ihrer An-
Der Einsatz von Beamten der Bundespolizei in Fron- wendungspraxis berücksichtigen.
tex-Operationen erfolgt auf Basis der Verordnung (EG)
2007/2004 des Rates vom 26. Oktober 2004 in Verbin- Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration,
dung mit § 29 des Bundesbeamtengesetzes (Zuweisung Flüchtlinge und Integration hat ihre integrationspoli-
zu den bulgarischen Behörden). Die Ausübung polizeili- tischen Bedenken hinsichtlich der Fragen der Lebens-
cher Tätigkeiten richtet sich nach nationalen bulgari- unterhaltssicherung im 7. (Seite 147 ff.) und 8. (Sei-
(B) schem Recht sowie dem Schengener Grenzkodex. te 287 ff.) Lagebericht dargelegt. Sie setzt sich dafür ein, (D)
dass bei der geplanten Überarbeitung der Verwaltungs-
Frontex führt gegenwärtig folgende Operationen Vorschrift zum Aufenthaltsgesetz die Grundsätze des
durch: Chakroun-Urteils angemessen berücksichtigt werden.
EU Landaußengrenzen:
JO Focal Point Land Border (1. März bis 31. Dezember
2011) Anlage 60
JO Neptune (25. Mai bis 27. September Antwort
2011)
des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage
JO Jupiter (20. April bis 25. Oktober der Abgeordneten Kerstin Tack (SPD) (Drucksache
2011) 17/6040, Frage 76):
JO Poseidon Land Wann wird die Bundesregierung, wie mehrfach angekün-
digt, den Entwurf für ein Gesetz zur sogenannten Button-Lö-
EU Luftaußengrenzen: sung beschließen und in das parlamentarische Verfahren ein-
JO Focal Point Air Border (15. März bis 31. Dezember bringen?Die Bundesregierung beabsichtigt, noch in diesem
2011) Sommer ein Gesetz gegen Kosten- und Abo-Fallen im Inter-
net zu beschließen und den gesetzgebenden Körperschaften
JO Hubble (Phasell 11. Mai bis 7. Juni zuzuleiten.
2011)
Weil Kosten- und Abo-Fallen nicht zuletzt ein grenz-
EU Seeaußengrenzen: überschreitendes Problem darstellen, setzt sich die Bun-
JO EPN Indalo (1. Mai bis 31. Oktober desregierung intensiv für eine europäische Regelung in
2011) der Verbraucherrechte-Richtlinie ein, die derzeit in Brüs-
JO EPN Aeneas (1. April bis 30. September sel verhandelt wird. Diese Verhandlungen haben sich in
2011) den letzten Monaten deutlich beschleunigt. Nach aktuel-
lem Stand erscheint eine Verabschiedung der Richtlinie
JO EPN Hera (permanente Operation) in den nächsten Wochen erreichbar. Im Augenblick ist es
JO EPN Hermes (20. Februar bis 31. März daher sinnvoll, das innerstaatliche Gesetzgebungsver-
2011, verlängert bis 31. Au- fahren erst fortzusetzen, wenn der Regelungsinhalt der
gust 2011) Verbraucherrechte-Richtlinie endgültig feststeht. Dies
JO Poseidon Sea (permanente Operation) eröffnet die Möglichkeit, den europäischen Vorgaben
12954 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 113. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. Juni 2011
(A) von vornherein weitgehend Rechnung zu tragen. Das ge- Sollten sich die Verhandlungen zur Verbraucher- (C)
währleistet Kontinuität im deutschen Verbraucherrecht. rechte-Richtlinie doch verzögern, beabsichtigt die Bun-
Für die Wirtschaft wird doppelter Anpassungsaufwand desregierung, das Gesetz gegen Kosten- und Abo-Fallen
vermieden. unabhängig davon auf den Weg bringen.
(B) (D)
Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de
Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de
ISSN 0722-7980