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99. Sitzung
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99. Sitzung
stellten Frage des Abgeordneten Fritsch Nr. II/1 ist Bitte, Frau Bundesministerin!
inzwischen die schriftliche Antwort des Herrn Staats-
sekretärs Dr. Steinmetz vom 13. November 1963 Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
eingegangen. Sie lautet: sundheitswesen: Herr Präsident, erlauben Sie, daß
Bei der Belieferung mit Sonderpostwertzeichen werden die ich die zweite und dritte Frage, die beide die finan-
Postämter des Zonenrandgebietes gegenüber anderen Postämtern
nicht benachteiligt. Die Sonderpostwertzeichen werden auf die ziellen Angelegenheiten betreffen, zusammen be-
Oberpostdirektionen nach einem Schlüssel verteilt, der sich
nach -dem Verkauf der Zuschlagsmarken-Serie (= Wohlfahrts
antworte?
und Jugendmarken) richtet. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt,
daß die zuschlagsfreien Sondermarken im allgemeinen in einer
gewissen Relation zu den Zuschlagsmarken gekauft werden. Vizepräsident Dr. Jaeger: Bitte sehr. Ich rufe
Sondermarken werden im allgemeinen nur in beschränkten dann noch die Frage XVII/3 — des Herrn Abgeord-
Auflagen von 20 bis 30 Millionen Stück aufgelegt. Diese Auf- neten Wienand — auf:
lagen sind zwar größer als die unserer Nachbarländer. Bei einem
täglichen Durchschnittsverbrauch von über 13 Millionen Marken Wie hoch sind die Mittel, die in der Bundesrepublik in den
können sie keinen Vorrat für längere Zeiträume darstellen. Das vergangenen 4 Jahren zur Krebsbekämpfung zur Verfügung
sollen sie auch nicht, weil für den Normalfall die Postwertzeichen standen?
der Dauerserie zur Verfügung stehen. Wer als Briefmarken-
sammler oder sonstiger Interessent über längere Zeiträume hin- Bitte, Frau Bundesministerin!
weg Sondermarken verwenden möchte, kann sie bei der Ver-
sandstelle für Sammlermarken in Frankfurt am Main beziehen.
Außerdem sind ständig Sondermarken an den Schaltern, die
nach Bedarf gedruckt werden, wie zur Zeit z. B. der 20 Pf-Wert
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
der Europa-Marken und alle Werte der Wohlfahrtsmarken-Serie. sundheitswesen: Dazu ist folgendes zu sagen: Wir
Dies gilt auch für die Jugendmarken-Serien.
haben bereits vor Eingang Ihrer Frage eine Unter-
Meine Damen und Herren, wir kommen zum ein- suchung über alle in der Bundesrepublik auf-
zigen Punkt der heutigen Tagesordnung, zur Fort- gebrachten Mittel für die medizinische Forschung
setzung der veranlaßt. Der Gesamtbetrag läßt sich aber nicht so
schnell ermitteln, da es sich um Mittel der Bundes-
Fragestunde (Drucksache IV/1665). regierung, der Forschungsgemeinschaft, anderer
Zunächst die Fragen aus dem Geschäftsbereich freier Förderungseinrichtungen und schließlich um
des Bundesministers für Gesundheitswesen. Die die Zuwendungen der Länder an ihre Forschungs-
Frage XVII/1 wird von Herrn Abgeordneten Wie- institute handelt. Deshalb kann ich Ihnen den Ge-
nand gestellt: samtbetrag im Augenblick nicht nennen. Sicher wird
er nicht die Höhe der Vorschläge der französischen
Ist der Bundesregierung bekannt, daß der französische Staats-
präsident, General de Gaulle, sich dafür ausgesprochen hat, daß Wissenschaftler erreichen.
die Vier Großen (USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich) ihr
Militärbudget um 1/2 % reduzieren, um die freigewordene Summe Weiter kann ich sagen, daß sich der Bund in je-
dem Kampf gegen den Krebs zu widmen?
dem Falle in den nächsten Haushaltsjahren mit ganz
Der Fragesteller ist nicht da. Wird er vertreten? erheblichen Mitteln an der Förderung der Krebs-
— Herr Abgeordneter Herold übernimmt die Frage. forschung beteiligen wird. Er wird insbesondere ein
Frau Bundesministerin, darf ich bitten! Institut in Heidelberg, das diesem Zweck dient und
das vom Land Baden-Württemberg gefördert wird,
ebenfalls mit einem großen Anteil unterstützen.
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
sundheitswesen: Die erste Frage beantworte ich mit
Ja. Die Entscheidung des französischen Staatspräsi- Vizepräsident Dr. Jaeger: Die beiden Fragen
denten, über die bereits in der Presse berichtet wor- sind erledigt.
den ist, ist uns auch auf amtlichem Wege mitgeteilt Wir kommen zur Frage XVII/4 — des Herrn Ab-
worden. Eine vorbereitende Besprechung hat im geordneten Folger —:
4610 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zusatz-
Herr Abgeordneter Folger! frage, bitte sehr.
Folger (SPD) : Frau Bundesministerin, nimmt die Dr. Pohlenz (SPD) : Glauben Sie nicht, Frau
Bundesregierung diesen Bericht zum Anlaß, die Bundesministerin, daß die zutage getretenen Miß-
Sache einmal gründlich nachprüfen zu lassen? stände hauptsächlich darauf zurückzuführen sind, daß
die Veterinärverwaltung bei den Bundesbehörden
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge- e
zersplitt rt und nicht in Ihrem Hause zusammenge-
sundheitswesen: Selbstverständlich gehen wir der faßt ist, woraus sich Überschneidungen und Kompe-
Sache nach und erkundigen uns. Sie wissen, daß wir tenzschwierigkeiten ergeben?
keine eigenen Überwachungsbehörden haben, son-
dern auf die Mitteilungen der Länder angewiesen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
sind, um die wir uns aber bemühen werden. sundheitswesen: Herr Kollege, ich möchte diese
Frage mit Nein beantworten.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Wir kommen zur
Frage XVII/5 — des Abgeordneten Dr. Pohlenz —: Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um künftig die
Herr Abgeordneter Frehsee!
Einfuhr von gesundheitsschädlichen Nahrungsmitteln — insbe-
sondere Wild — zu verhindern?
Bitte sehr, Frau Bundesministerin! Frehsee (SPD) : Frau Ministerin, wer ist eigent-
lich für den Import solcher mit Salmonellen behafte-
ten argentinischen Hasen verantwortlich, oder
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge- welche deutschen Dienststellen hätten rechtzeitig
sundheitswesen: Zunächst ist auf Ihre Frage zu ant- etwas tun müssen, damit solche mit Salmonellen
worten, daß die Einfuhr von Nahrungsmitteln, ins- behaftete Hasen nicht an den deutschen Verbraucher
besondere von Wild, die nicht unserem Lebensmit- gelangen?
telgesetz entsprechen, also gesundheitsschädlich
sind, nach § 3 in Verbindung mit § 21 des Lebens-
mittelgesetzes verboten ist. Da das Verbot sich aber Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
in der Praxis offenbar nicht als wirksam genug sundheitswesen: Herr Kollege, ich fühle mich nicht
erwiesen hat, um die Schäden, über die in den letz- befugt, ohne eine eingehendere Untersuchung hier
ten Tagen in der Presse weitgehend berichtet wor- sozusagen ein Urteil abzugeben. Ich kann Ihnen aber
den ist, zu verhindern, wird zur Zeit unter den folgendes sagen: Erstens wird versucht, die Sache
Bundesressorts erwogen, auf Grund des § 5 des in einer Rechtsverordnung des Bundes zu vereinheit-
Lebensmittelgesetzes eine Rechtsverordnung zu er- lichen. Ich kann Ihnen weiter sagen, daß eine ganze
lassen, die allgemein die Einfuhr von Hasen aus Reihe deutscher Länder Verordnungen erlassen ha-
Ländern verbietet, mit deren Importen in der letzten ben, durch die sie die Einfuhr dieses Wildes im
Zeit solche Erfahrungen gemacht worden sind wie Grundsatz verboten haben. Das Viehseuchengesetz
jetzt mit den Hasen aus Argentinien. gibt den Ländern die Befugnis, solche Verordnungen
zu erlassen. Hamburg, wo gerade diese Hasen im-
portiert worden sind, hat eine gleichartige Verord-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, nung nicht erlassen. Schon diese Uneinheitlichkeit
Herr Abgeordneter Pohlenz! gibt uns Anlaß, über eine Rechtsverordnung des
Bundes zu verhandeln, die auf das Lebensmittel-
Dr. Pohlenz (SPD) : Frau Bundesministerin, ist gesetz zu stützen wäre.
der Bundesregierung bekannt, daß sich unter den
aus Argentinien importierten Hasen in großer Zahl Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer zweiten
Viscachas — sogenannte Hasenmäuse — und Pam- Zusatzfrage Herr Abgeordneter Frehsee.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963 4611
Frehsee (SPD) : Teilen Sie also, Frau Ministerin, Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
auf Grund dieses nunmehr dritten Lebensmittelskan- sundheitswesen: Herr Kollege, wir haben erst vor
dals im Zusammenhang mit Importwaren seit 1961 — etwa 14 Tagen auf Grund von Korrespondenzen,
ich erinnere an das mit Blutfadenwürmern und Sal- die gelaufen sind, eine Mitteilung von den zuständi-
monellen behaftete Känguruhfleisch und im letzten gen Landesregierungen erhalten.
Jahr die Sache mit den Gefrierhühnern, die ver-
seucht waren, und jetzt haben wir den Fall mit den Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer zweiten
argentinischen Hasen — meine Meinung, daß es Zusatzfrage Herr Abgeordneter Büttner.
noch erhebliche Mängel und Lücken in den Vor-
schriften zum Schutz der deutschen Verbraucher Büttner (SPD) : Frau Ministerin, wie stellt sich
gibt? die Bundesregierung prophylaktisch 2u dem Re-
export derartiger gesundheitsschädlicher Waren,
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge- die dann womöglich über andere Kanäle erneut in
sundheitswesen: Es wäre natürlich gut, wenn alle die Bundesrepublik importiert werden?
Länder entsprechende Verordnungen auf Grund des
Viehseuchengesetzes erlassen hätten. Es wäre aller- Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
dings auch gut, wenn die Länder personell und ma- sundheitswesen: Ich habe diese Frage bereits be-
teriell in der Lage wären, ihre Überwachung so zu
antwortet, indem ich eine Rechtsverordnung in Aus-
gestalten, daß auch derartige Dinge festgestellt wer-
sicht gestellt habe.
den. Ich muß dazu sagen, daß es verhältnismäßig
schwer und mühsam ist, gerade Bakterien, die mit
dem bloßen Auge ja nicht gesehen werden können, Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer weiteren
zu entdecken. Zusatzfrage Frau Abgeordnete Meermann.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz- Frau Meermann (SPD) : Frau Ministerin, ist
frage Herr Abgeordneter Dr. Schäfer. Ihnen bekannt, wieviel hundert Tonnen Känguruh-
fleisch seit 1961, also seit dem Bekanntwerden der
in diesem Fleisch vorhandenen Krankheitserreger,
Dr. Schäfer (SPD) : Frau Ministerin, da nach Ihren
weiter in die Bundesrepublik eingeführt worden
Auskünften die Länder zuständig sind, frage ich, ob
sind?
Sie mit den Ländern in Verbindung getreten sind
und Anregungen gegeben haben, damit .entspre-
chende Maßnahmen ergriffen werden. Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
sundheitswesen: Es tut mir leid, diese Zahl ist mir
nicht gegenwärtig. Ich werde die Frage aber gern
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge- schriftlich beantworten, sobald ich das festgestellt
sundheitswesen: Selbstverständlich haben wir all habe.
die Jahre hindurch ständig mit den Ländern über
diese Angelegenheiten verhandelt. Auch über eine
Verordnung, die wir im Augenblick vorgelegt haben Vizepräsident Dr. Jaeger : Zu einer zweiten
— nach ihr soll die Einfuhr von frischem Känguruh- Zusatzfrage Frau Abgeordnete Meermann.
fleisch generell verboten sein —, ist selbstverständ-
lich mit den Ländern verhandelt worden. Wir wer- Frau Meermann (SPD) : Könnten Sie uns viel-
den auch über die neue Rechtsverordnung, die wir leicht sagen, unter welcher Bezeichnung oder in
zu erlassen beabsichtigen, mit den Ländern zu ver- welcher Form dieses Känguruhfleisch in der Zwi-
handeln haben. schenzeit verkauft worden ist? Denn unter der Be-
zeichnung Känguruhfleisch wird es nicht gehandelt.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter (Abg. Bauer [Wasserburg]: Es ist doch keine
Büttner zu einer Zusatzfrage. Wildhändlerin, sondern die Gesundheits-
ministerin!)
Büttner (SPD) : Frau Ministerin, wenn ich auch
der Auffassung bin, daß die Auskunft, die Sie Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
meinem Freunde Dr. Pohlenz, und die Auskunft, die sundheitswesen: Wenn es unter einer anderen Be-
Sie meinem Freunde Heinz Frehsee gegeben haben, zeichnung verkauft worden ist, ist das eine Irre-
nicht voll übereinstimmen, möchte ich Sie doch noch führung und verboten.
zusätzlich fragen: Wie erklärt es sich nach Ihrer Auf-
fassung, daß, nachdem bereits Ende September den
Länderregierungen die ersten Meldungen über den
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter
Dr. Schmidt (Offenbach) zu einer Zusatzfrage!
gesundheitsgefährdenden Charakter der Import-
hasen vorlagen und damit auch dem zuständigen
Bundesministerium bekanntgeworden sind, fast zwei Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) : Frau Ministerin,
Monate nichts Entscheidendes gegen die weitere ist Ihnen bekannt, daß bis heute bei unseren Vete-
Einfuhr dieser Ware unternommen worden ist — zu- rinäruntersuchungsämtern noch keine Möglichkeit
mindest in der Öffentlichkeit nicht erkennbar -, bis besteht, durch ein spezifisches Serum zu erkennen,
schließlich ein Massenblatt diese unhaltbaren Zu- ob Känguruhfleisch in Wurst- oder Fleischsorten
stände anprangerte? mit verarbeitet ist?
4612 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge- werden im Einvernehmen mit dem Senator für Bau-
sundheitswesen: Ich kann diese Frage nur schriftlich und Wohnungswesen von Berlin als Baulandreserve
beantworten. Sie geht s o ins einzelne, daß ich hier für das geplante Diplomatenviertel vorgehalten.
eine Antwort nicht geben kann.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Meine Damen und frage Herr Abgeordneter Bartsch!
Herren, ich glaube, wir können die Frage 5 betref-
fend argentinische Hasen und Känguruhfleisch ab- Bartsch (SPD) : Herr Staatssekretär, können Sie
schließen. mir sagen, ob der Bundesschatzminister inzwischen
Ich rufe die von dem Abgeordneten Dr. Pohlenz dazu bereit ist, diesem Gelände an einem der mar-
gestellte Frage XVII/6 auf: kantesten Plätze in der Nähe der Berliner City eine
Durch welche Maßnahmen wird der aufgetretene Schaden
provosorische Gestaltung als Grünfläche zu geben?
bei der Einfuhr von Hunderten von Tonnen gefrorener Hasen
für die Verbraucher und die beteiligten Wirtschaftskreise regu-
liert? Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
Bitte, Frau Ministerin! ministerium: Dies ist so lange nicht möglich, Herr,
Abgeordneter, als nicht der endgültige städtische
Bebauungsplan für dieses Gebiet vorliegt.
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Ge-
sundheitswesen: Soweit Verbraucher und die betei-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Keine Zusatzfrage?
ligten Wirtschaftskreise durch die Einfuhr von ge-
frorenen Hasen einen vermögensrechtlichen Scha- Ich rufe die ebenfalls von dem Abgeordneten
den erlitten haben, regeln sich diese Schäden bzw. Bartsch gestellte Frage VII/2 auf:
eventuelle Ansprüche daraus nach den allgemeinen Welches ist der Stand der Planung eines Bundesgästehauses
auf dem bundeseigenen Gelände der von der Heydt-Villa an der
Bestimmungen über die Mängelhaftung im Handels- Calandrelli-Anlage nördlich des Lützowplatzes?
recht und im Bürgerlichen Recht. Der Einleitung be-
Bitte, Herr Staatssekretär!
sonderer Maßnahmen bedarf es meiner Meinung
nach nicht.
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
-ministerium: Der Verwendungszweck der Von-der
Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz- Heydt-Villa in der Calandrelli-Anlage steht noch
frage Herr Abgeordneter Dr. Pohlenz! nicht fest. Der Senator für Bau- und Wohnungswe-
sen von Berlin hat etwa im Jahre 1961 den Entwurf
Dr. Pohlenz (SPD) : Frau Bundesministerin, wie eines Bebauungsplans aufgestellt und angeregt, in
ist es nach Auffassung der Bundesregierung zu ver- der Calandrelli-Anlage ein Bundesgästehaus zu er-
stehen, daß zwar die für unsere Viehbestände be- richten. Im Hinblick auf die Haushaltslage des Bun-
stimmten Futtermittel pflichtgemäß bei der Einfuhr des sowie bei der Anspannung des Baumarktes und
stichprobenartig auf Salmonellen und andere der Überbelastung der Baubehörden hat die Bundes-
Krankheitserreger untersucht werden, daß aber die regierung bisher den Bau eines Gästehauses in der
für unsere deutschen Verbraucher importierten Le- Calandrelli-Anlage nicht erwogen.
bensmittel tierischer Herkunft nicht in der gleichen
Weise überwacht werden? Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
frage Herr Abgeordneter Bartsch!
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter,
diese Zusatzfrage kann ich nicht zulassen. Sie steht Bartsch (SPD) : Herr Staatssekretär, sind Sie, da
nicht in innerem Zusammenhang mit Frage 6, son- es bis zur Bebauung dieses Grundstücks also noch
dern nur mit Frage 5. Zu Frage 5 haben Sie aber eine Weile zu dauern scheint, nicht der Meinung,
bereits zwei Zusatzfragen gestellt, und eine dritte daß man an diesem Platz — an einer sehr auf-
steht Ihnen nicht zu. Ich muß damit auch Frage 6 fälligen Stelle — eine provisorische Regelung durch
abschließen. eine Begrünung vornehmen sollte?
Ich danke Ihnen, Frau Bundesministerin.
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäfts- Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
bereich des Bundesschatzministers. Ich rufe die von ministerium: Es ist nicht beabsichtigt, eine provi-
dem Abgeordneten Bartsch gestellte Frage VII/1 sorische Regelung vorzunehmen. Die Frage, was mit
auf: dem Grundstück und dem Gebäude, das eine kultur-
Ist es richtig, daß die Grundstückspartie an der Ostseite des historische Bedeutung hat, geschieht, befindet sich
Berliner Lützowplatzes, die im wesentlichen im Besitz des Bundes — ich muß das feststellen — noch in der Prüfung,
ist, vorerst unbebaut und als Reservat für einen späteren Zeit-
punkt liegen bleiben soll? die zusammen mit dem Senat von Berlin vorgenom-
Das Wort zur Beantwortung hat der Herr Staats- men wird.
sekretär.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- satzfrage, Herr Abgeordneter Bartsch.
ministerium: Die Grundstückspartie an der Ostseite
des Lützowplatzes steht nicht im wesentlichen, son- Bartsch (SPD) : Herr Staatssekretär, können Sie
dern nur zum geringen Teil im Eigentum des Bun- sagen, wie lange die endgültige Regelung noch aus-
des. Die unbebauten bundeseigenen Grundstücke stehen wird?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963 4613
Vizepräsident Dr. Jaeger: Damit kann ich die- Dr. Schäfer (SPD) : Herr Staatssekretär, liegen
sen Punkt abschließen. baureife Pläne im Sinne des § 14 der Reichshaus-
haltsordnung vor?
Ich rufe auf die Frage IX/7 — des Herrn Abge-
ordneten Jahn —:
Ist mit den Bauarbeiten für eine Dienstwohnung einschließlich
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
Repräsentationsräumen für den Bundeskanzler begonnen worden, ministerium: Herr Abgeordneter, die Pläne liegen
ohne daß für dieses Bauvorhaben Ansätze im Haushaltsplan 1963
vorhanden sind? vor. Sie sind am 30. Oktober 1963 dem Herrn Bun-
deskanzler als eine etatreife Haushaltsunterlage
Herr Staatssekretär, darf ich bitten.
gemäß § 14 der Reichshaushaltsordnung zur Einlei-
tung des Haushaltsverfahrens zugeleitet worden.
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
ministerium: Der Haushaltsplan 1963 enthält für die- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine weitere Zu-
ses Bauvorhaben keine Haushaltsansätze. Der Herr satzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Schäfer.
Bundesminister der Finanzen hat sich daher mit
Schreiben vom 8. November 1963 zunächst nur da- Dr. Schäfer (SPD) : Warum sind dann diese Pläne
mit einverstanden erklärt, daß gemäß § 45 b der bis heute nicht dem Haushaltsausschuß vorgelegt
Reichshaushaltsordnung rechtliche Verpflichtungen worden?
in dem für den Baubeginn notwendigen Umfang
eingegangen werden. Das Bauamt Bonn der Bundes-
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
baudirektion Berlin hat daraufhin einer Baufirma in
ministerium: Wenn ich richtig im Bilde bin, ist die
Bad Godesberg den Auftrag erteilt, mit vorbereiten-
Frage heute morgen im Haushaltsausschuß erörtert
den Maßnahmen zu beginnen. Die Firma hat am
worden, und Herr Ministerialdirektor Rossig hat
9. November 1963 eine Planierraupe zur Baustelle
erklärt, daß die Unterlagen vorliegen.
gebracht und am 11. November 1963 damit begon-
nen, den Mutterboden abzutragen. (Abg. Dr. Schäfer: Aber nicht vorgelegt
wurden!)
Am 15. November 1963 hat der Haushaltsausschuß
des Deutschen Bundestages beschlossen, für die Bau- — Ich bin nicht im Bilde, ob verlangt worden ist,
vorbereitungen im Jahre 1963 300 000 DM außer- die Unterlagen vorzulegen. Sie haben tatsächlich
planmäßig im Wege des Vorgriffs bereitzustellen. auch am 15. November 1963 im Haushaltsausschuß
Auf Grund dieses Beschlusses sind sodann die vor- vorgelegen.
bereitenden Maßnahmen durch Öffnung der Bau-
grube zur endgültigen Feststellung der Baugrund- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
verhältnisse fortgesetzt worden. Dabei mußte, da Herr Abgeordneter Lemmrich.
Fließsand angetroffen wurde, der gesamte Aushub
vorgenommen werden. Zur Sicherung der Baugrube Lemmrich (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist
und der dabei ausgehobenen Fundamentgräben es auch bei anderen Baumaßnahmen üblich, daß
mußten im Rahmen der Bauvorbereitungen auch Be- alle Pläne dem Haushaltsausschuß vorgelegt wer-
tonarbeiten in den Fundamentgräben durchgeführt den?
werden. Die Verpflichtungen, die bei den bisher ge-
troffenen Maßnahmen eingegangen worden sind, Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
halten sich im Rahmen der bereitgestellten 300 000 ministerium: Herr Abgeordneter, dieser Fall liegt
DM. deswegen anders, weil im Haushaltsplan 1963 kein
Ansatz vorhanden ist. Aus diesem Grunde ist bei
Vizepdäsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, den Beratungen im Haushaltsausschuß die Frage
Herr Abgeordneter Jahn. aufgeworfen worden, und deshalb haben die Pläne
vorgelegen. Sonst ist es nicht üblich.
Jahn (SPD) : Darf ich Ihre Antwort dahin ver- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
stehen, Herr Staatssekretär, daß also mit den Aus- Frau Abgeordnete Berger-Heise.
schachtungsarbeiten konkret begonnen worden ist?
Frau Berger-Heise (SPD) : Herr Staatssekretär,
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- ist die Ausnahmegenehmigung vom Baustopp, die
ministerium: Ja. nach dem Gesetz über die Einschränkung der Bau-
tätigkeit, das ja noch bis zum 31. Dezember dieses
Jahres gilt, erforderlich ist, beim Land Nordrhein-
Jahn (SPD) : Wann hat der Herr Bundeskanzler Westfalen beantragt worden und ist sie erteilt wor-
dieses Gelände selber besichtigt? den?
4614 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- zugestimmt, daß ein wertvoller Baum, und zwar
ministerium: Frau Abgeordnete, der zuständige Be- eine Fichte, erhalten bleibt
amte beim Regierungspräsidenten in Köln hat dem- (Lachen bei der SPD - Beifall bei der CDU/
Leiter des Bauamtes Bonn der Bundesbaudirektion CSU — Abg. Bauer [Wasserburg] : Das woll
Berlin Ende Oktober 1963 erklärt, daß der Bau nicht ten Sie ja wissen, Herr Heinemann; jetzt
unter das Baustoppgesetz falle. wissen Sie es!)
(Hört! Hört! bei der SPD.) und, meine Damen und Herren, daß die endgültige
Es handelt sich um den Bau einer Amtswohnung landschaftsgärtnerische Gestaltung mit der Land-
und nicht um den im Baustoppgesetz verbotenen schaftsschutzbehörde abgesprochen wird. Das ist zu-
Bau eines Eigenheims. gesagt.
(Lachen bei der SPD.)
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
satzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Heinemann.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
satzfrage, Frau Abgeordnete Berger-Heise.
Dr. Dr. Heinemann (SPD) : Herr Staatssekretär,
wird auch in anderen Fällen der Landschaftsschutz
Frau Berger Heise (SPD) : Wozu hat die Bun-
auf Baumschutz reduziert?
-
Strohmayr (SPD) : Herr Staatssekretär, ist vor Haushaltsausschuß am 15. November lediglich ein
Baubeginn nicht eine Bodenuntersuchung vorge- Holzmodell und Grundlagenpläne vorgelegt wurden?
nommen worden? Bei einem Bauprojekt von 2,3 Mil- - (Zuruf von der CDU/CSU: Fragen Sie doch
lionen muß doch vorher eine :Bodenuntersuchung Ihren Kollegen Ritzel einmal!)
vorgenommen werden, um festzustellen, welcher
Untergrund vorhanden ist.
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
ministerium: Auf dem Tisch des Haushaltsausschus-
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- ses haben die Bauunterlagen nach § 14 der Reichs-
ministerium: Nein, Herr Abgeordneter, vorher ist haushaltsordnung vorgelegen. Sie sind aber nicht
keine Bodenuntersuchung vorgenommen worden. diskutiert worden.
(Abg. Strohmayr: Das ist sehr bedauerlich!) (Abg. Dr. Schäfer: Na also! — Gegenruf
von der Mitte: Aber sie liegen doch vor!)
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter
Frehsee, Sie stellen eine zweite Zusatzfrage. Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Sänger!
Frehsee (SPD) : Herr Staatssekretär, wenn der
Kubikmeter umbauten Raumes 200 DM kosten soll, Sänger (SPD) : Herr Staatssekretär, ist es richtig,
dann ergibt das bei einem Betrag von 2,3 Millionen daß die Bauleitung Herr Architekt Ruf hat?
DM 11 500 cbm umbauten Raumes. Wollen Sie so
verstanden werden? Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
(Zurufe von der CDU/CSU.) ministerium: Ja.
— 11 500 mal 200 macht 2,3 Millionen! Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zusatz-
(Abg. Bauer (Wasiserburg) : Sie haben noch frage des Herrn Abgeordneten Sänger!
nie ein Haus gebaut, sonst wüßten Sie, daß
auch andere Kosten entstehen!) Sänger (SPD) : Ist der Bundesregierung bekannt,
— Ich habe, Herr Bauer, ich habe! daß der gleiche Herr Architekt Ruf auch das Privat-
haus des Herrn Professor Erhard gebaut hat?
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
ministerium: Die Zahl 200 DM entspricht dem Er- Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
gebnis der heutigen Reduzierung im Haushaltsaus- ministerium: Herr Abgeordneter, ich muß meine
schuß. vorhin gegebene Antwort berichtigen. Die Baulei-
(Lebhafte Rufe von der SPD: Aha!) tung hat die Bundesbaudirektion Berlin, die Pla-
nung hat Herr Professor Ruf. — Ihre weitere Frage
beantworte ich mit Ja.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter
Wellmann zu einer Zusatzfrage!
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter
Metzger zu einer Zusatzfrage!
Wellmann (SPD) : Herr Staatssekretär, wie ver-
einbart sich Ihre Antwort in bezug auf die Aus-
hebung der Gräben für die Fundamente und die Metzger (SPD) : Herr Staatssekretär, Sie stellen
Fundamentierungsarbeiten mit der Antwort, die wir fest, daß nach dem praktischen Ergebnis der Bau
heute im Haushaltsausschuß bekommen haben, daß bereits begonnen worden ist. Warum ist dann heute
nämlich noch kein Baubeginn stattgefunden habe? morgen im Haushaltsausschuß gesagt worden, der
Bau sei nicht begonnen worden?
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- (Abg. Horn: Das wurde vorhin bereits ge
ministerium: Herr Abgeordneter, ich habe gesagt, fragt! — Weiterer Zuruf von der CDU/
im praktischen Ergebnis komme es darauf hinaus, CSU: Ist ja gar nicht gesagt worden!)
der Bau sei begonnen worden.
(Lachen bei der SPD.) Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz-
Bei der Bodenuntersuchung ergab sich, daß Fließ- ministerium: Ich glaube, Herr Abgeordneter, die
s and in einem großen Umfang vorhanden und daß Frage habe ich vorhin beantwortet.
zur Sicherung der ausgehobenen Baugrube die Ze- (Abg. Metzger: Die Frage ist nicht beant
mentierung erforderlich war. wortet!)
— Es war, Herr Abgeordneter, die erforderliche
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu- vorbereitende Maßnahme. Ich habe vorhin gesagt,
satzfrage! daß sie bei dem Fundament im Ergebnis einem
praktischen Beginn entspreche; aber das war nicht
Wellmann (SPD) : Darf ich Sie weiterhin fragen, die Absicht.
wie es zu verstehen ist, daß hier die Auskunft ge-
geben worden ist, die etatreifen Baupläne hätten Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
dem Haushaltsausschuß vorgelegen, während im des Herrn Abgeordneten Geiger.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963 4617
Geiger (SPD) : Herr Staatssekretär, haben Sie und ohne selbst das nötige Werkzeug zur Verfügung
nicht darüber Überlegungen angestellt, ob man für zu stellen.
diesen Bau nicht auch den Zweistufenplan der - Die Arbeitsämter sind angewiesen, darüber zu Wa-
Kriegsopferversorgung zugrunde legen könnte? chen, daß die entsprechenden gesetzlichen Vorschrif-
(Zurufe von der CDU/CSU.) ten beachtet und bei schwerwiegenden Verstößen
eine strafgerichtliche Verfolgung eingeleitet wer-
Kattenstroth, Staatssekretär im Bundesschatz- den. Sie sind aber bei der Vielzahl der möglichen
ministerium: Herr Abgeordneter, ich glaube, diese Verstöße nicht in der Lage, eine lückenlose Kon-
Frage brauche ich von der Zuständigkeit des Bun- trolle auszuüben, und bedürfen daher der Unterstüt-
desschatzministeriums her nicht zu beantworten. zung durch die Öffentlichkeit, um etwaige Mißstände
aufzudecken oder wirksam bekämpfen zu können.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich danke dem
Herrn Staatssekretär. Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
Herr Abgeordneter Riedel.
Meine Damen und Herren, wir kommen zu den
Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesmini- Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) : Herr Staatssekre-
sters für Arbeit und Sozialordnung. Ich rufe auf tär, sind Sie der Auffassung, daß die Arbeitsämter
Frage XII/1 — des Abgeordneten Riedel (Frank- die geeigneten Aufsichtsbehörden für die Überwa-
furt) —: chung solcher Vorgänge sind?
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, auf die Aus-
länder- Dienststellen der Polizeibehörde einzuwirken, daß Aus-
ländern Einzelarbeitsbewilligungen erteilt werden, um die Ver- Dr. Claussen, Staatssekretär im Bundesministe-
mittlung solcher Arbeitskräfte durch sogenannte Leistungsfirmen
zu vermeiden? rium für Arbeit und Sozialordnung: Es steht uns
keine andere Stelle zur Verfügung.
Herr Staatssekretär Claussen, bitte!
Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) : Herr Staatssekre-
Dr. Claussen, Staatssekretär im Bundesministe- tär, darf ich erwarten, daß Sie sich im Zusammen-
rium für Arbeit und Sozialordnung: Herr Abgeord-
wirken mit den Länderbehörden bemühen werden,
neter, ich kann auf Ihre Frage wie folgt antworten:
auf diesen Sachverhalt hinzuweisen und auf Abhilfe
Ausländische Arbeitnehmer bedürfen zur Auf- zu drängen?
nahme einer Beschäftigung in der Bundesrepublik
einer Aufenthaltserlaubnis der zuständigen Auslän- Dr. Claussen, Staatssekretär im Bundesministe-
derbehörde der Inneren Verwaltung und einer Ar- rium für Arbeit und Sozialordnung: Gewiß, Herr Ab-
beitserlaubnis des zuständigen Arbeitsamtes. Die geordneter.
Arbeitserlaubnis wird erteilt, falls gleichwertige
deutsche Arbeitskräfte für die entsprechende Arbeit Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich rufe auf die
nicht zur Verfügung stehen. Eine Arbeitserlaubnis Fragen XII/2 und XII/3 — des Abgeordneten
benötigen auch nichtdeutsche Arbeitnehmer auslän- Josten -:
discher Betriebe, die einen Auftrag zur Ausführung Wie beurteilt die Bundesregierung das Anliegen vieler Sol-
von Leistungen in der Bundesrepublik übernommen daten und der Kriegsopferverbände, die gesamte Regelung der
Wehrdienstbeschädigungen und der Kriegsopferversorgung dem
haben. Befreit von der Arbeitserlaubnispflicht sind Bundesverteidigungsministerium zu unterstellen?
jedoch Personen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt Bei welchem Ministerium erfolgt die Regelung der Kriegs
im Ausland beibehalten und von ihrem Arbeitgeber, opferversorgung bei den einzelnen NATO-Partnerstaaten?
der seinen Sitz im Ausland behält, zeitweilig bei Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
Montage- oder Instandsetzungsarbeiten oder bei wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
Reparaturen an gelieferten Anlagen und Maschinen Herrn Bundesministers Blank vom 28. November
in der Bundesrepublik beschäftigt werden. Auslän- 1963 lautet: •
dischen Arbeitnehmern, die auf Grund einer uner- 1. Die Bundesregierung erwägt nicht, die gesamte Regelung
laubten Arbeitsvermittlung eine Beschäftigung in der der Wehrdienstbeschädigung und der Kriegsopferversorgung dem
Bundesministerium der Verteidigung zu unterstellen.
Bundesrepublik aufzunehmen versuchen, wird die
2. Aus der beigefügten Anlage ergibt sich, bei welchen Mini-
Arbeitserlaubnis regelmäßig versagt. sterien der einzelnen NATO-Partnerstaaten die mit der Kriegs-
opferversorgung zusammenhängenden Fragen zuständigkeitshal-
(Anhaltende Unruhe. — Glocke des Präsi ber bearbeitet werden.
denten.) Zuständiges Ressort für die Kriegsopferversorgung
in den NATO-Staaten
NATO-Staaten federführendes Ressort für die KOV
Vizepräsident Dr. Jaeger: Meine Damen und
Herren, ich muß um etwas Ruhe bitten. Das Haus ist Niederlande
Belgien
Kriegsministerium
Gesundheitsministerium
doch an der Beantwortung der Fragen interessiert! Luxemburg Gesundheitsministerium
Frankreich Ministerium für ehemalige
Frontkämpfer und Kriegsopfer
Dr. Claussen, Staatssekretär im Bundesministe- Italien
Großbritannien
Schatzministerium
Ministerium für Renten und
rium für Arbeit und Sozialordnung: Als unerlaubte staatliche Versicherung
Norwegen Sozialministerium
Arbeitsvermittlung ist nach dem Gesetz über Ar- Dänemark Sozialministerium
beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung auch Griechenland
Türkei
Finanzministerium
Verteidigungsministerium
das Ausleihen von Arbeitskräften anzusehen. Danach Portugal Finanzministerium in Zusammenarbeit
mit Verteidigungsministerium
machen sich Personen strafbar, die Arbeitskräfte Kanada Ministerium für Angelegenheiten
dritten Personen zur Verfügung stellen, ohne selbst ehemaliger Frontkämpfer
USA Bundesverwaltungsstelle für
die Arbeit auf eigene Rechnung ausführen zu lassen ehemalige Frontkämpfer
4618 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1963
Vizepräsident Dr. Jaeger
Ich rufe auf die Fragen XII/4, XII/5 und XII/6 — und Arbeitslosenversicherung berichtet hat, hat der
des Abgeordneten Dr. Wuermeling —: Italiener Pietro Licata am 10. Mai 1963, ohne die
Trifft es zu, daß zwar im Dezember Weihnachtsgeld an Bun-
Vermittlung der Bundesanstalt für Arbeitsvermitt-
desbeamte und ab Januar 1964 höhere Kriegsopferrenten gezahlt, lung und Arbeitlosenversicherung in Anspruch zu
die von der Bundesregierung ab 1. Juli 1963 in Aussicht gestellte
Anpassung des seit März 1959 unverändert gebliebenen Kinder- nehmen, eine Beschäftigung als Hilfsarbeiter in
geldes aber erneut bis April 1964 verzögert werden soll, obwohl
der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung vom 18. Okto-
Wächtersbach, Kreis Gelnhausen, aufgenommen.
ber ausdrücklich die Vordringlichkeit des Ausbaus des Familien- Den Arbeitsplatz hat er sich mit Hilfe seines dort
lastenausgleichs als Richtlinie der Politik verkündet hat?
seit längerem schon ansässigen Bruders, der mit
Warum werden — im Falle der Bejahung der Frage XII/4 — einer Deutschen verheiratet ist, selbst besorgt. Er
die vor wenigen Wochen verkündeten Richtlinien der Regierungs-
politik bei der Disposition über die vorhandenen Finanzmittel hat im Kreis Gelnhausen insgesamt viermal den
nicht beachtet? Arbeitsplatz gewechselt; er wurde nur in einem
Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß unsere Falle wegen unentschuldigten Fehlens entlassen. In
Familien mit Kindern mit ihren vordringlichen Anliegen auch
jetzt wieder deshalb zurückstehen müssen, weil sie nicht die den übrigen Fällen hat er das Arbeitsverhältnis auf
Druckmittel von Interessenfunktionären einsetzen können und Grund eigener Kündigung aufgelöst, zuletzt eben
lediglich auf die Gerechtigkeit des Staates vertrauen?
infolge seiner Verhaftung.
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
Allgemein darf ich dazu weiter sagen, Herr Ab-
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort liegt
geordneter, daß ausländische Arbeitnehmer, die
noch nicht vor. Sie wird nach Eingang im Sitzungs-
ohne Einschaltung einer Vermittlungsstelle der Bun-
bericht abgedruckt.
desanstalt eine Beschäftigung in der Bundesrepublik
Ich rufe auf die Frage XII/7 — des Abgeordneten aufnehmen, bei der Erteilung der Arbeitserlaubnis
Bartsch —: — die in diesem Falle erteilt gewesen ist — nicht
Gedenkt die Bundesregierung die Bundesanstalt für Arbeits-
auf ihre berufliche Eignung überprüft werden. Das
vermittlung und Arbeitslosenversicherung in naher Zukunft nach hat in einem solchen Falle der Arbeitgeber gegebe-
Berlin zu verlegen?
nenfalls selbst zu prüfen, weil er ja den Betreffen-
Herr Staatssekretär, bitte! den beschäftigen will. Deshalb konnte auch nicht
amtlich festgestellt werden, daß dieser ausländische
Dr. Claussen, Staatssekretär im Bundesministe- Arbeitnehmer ein Analphabet ist.
rium für Arbeit und Sozialordnung: Das Gesetz vom Soweit eine Ausländerbehörde der inneren Ver-
29. November 1951 hat als Sitz der Bundesanstalt waltung von Vorstrafen des ausländischen Arbeit-
für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung nehmers Kenntnis erhält, berücksichtigt sie diesen
Nürnberg bestimmt. Eine Sitzverlegung würde da- Umstand bei der Entscheidung über die Erteilung
her eine entsprechende Gesetzesänderung zur Vor- der Arbeitserlaubnis.
aussetzung haben. Die Bundesregierung beabsichtigt
nicht, dem Bundestag eine solche Änderung des Ge- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
setzes vorzuschlagen. Herr Abgeordneter Flämig.