Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
83. Sitzung
Inhalt:
Überweisung von Vorlagen des Bundes- Frage des Abg. Freiherr von Fircks
ministers der Finanzen an den Haushalts- (CDU/CSU) :
ausschuß 4641 A Staatsangehörigkeit der in den polnisch
verwalteten deutschen Ostgebieten le-
Erweiterung der Tagesordnung . . . . 4641 B benden Deutschen
Moersch, Parlamentarischer
Amtliche Mitteilungen 4641 B Staatssekretär . 4643 D, 4644 A, B, C, D,
4645 A
Fragestunde (Drucksache VI/1480) Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 4644 A, D
Dr. Czaja (CDU/CSU) . . . . . . 4644 C
Frage des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) :
Erklärung des österreichischen Außen- Memmel (CDU/CSU) . . . . . . 4645 A
ministers zur Frage der DDR-Anerken-
nung Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg)
(CDU/CSU) :
Moersch, Parlamentarischer
Anwendung von polizeilichen Zwangs-
Staatssekretär 4642
- B, C
maßnahmen
Engelsberger (CDU/CSU) . . . 4642 B, C Dorn, Parlamentarischer
Staatssekretär . 4645 B, 4646 A, B, C, D
Fragen des Abg. Dr. Geßner (SPD) : Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 4645 D,
Verweigerung der Entlastung für das 4646 A
Präsidium der Deutschen Afrikagesell- Memmel (CDU/CSU) 4646 B
schaft Sieglerschmidt (SPD) . . . . . 4646 C
Moersch, Parlamentarischer Dr. Probst (CDU/CSU) . . . . 4646 D
Staatssekretär . . . 4642 D, 4643 A, B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 4646 D
Dr. Geßner (SPD) 4643 A, B
Frage des Abg. Dr. Riedl (München)
(CDU/CSU) :
Frage des Abg. Freiherr von Fircks
(CDU/CSU) : Bedrohung des Sports durch Doping
Mittel
Übersiedlung von Deutschen aus Polen Dorn, Parlamentarischer
in die Bundesrepublik Staatssekretär . . 4647 A, B, C, 4648 A
Moersch, Parlamentarischer Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . .
Staatssekretär 4643 B, D 4647 A, B, D
Dr. Czaja (CDU/CSU) 4643 D Müller (Mülheim) (SPD) . . . . . 4647 C
II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Frage des Abg. Dr. de With (SPD) : Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) :
Änderung der Strafvorschriften des Erteilung von Bescheinigungen nach
Wasserhaushaltsgesetzes betr. unbe- § 1 Abs. 4 des Investitionszulagengeset-
fugtes Einleiten von Stoffen in Ge- zes durch das Bundesamt für gewerb-
wässer liche Wirtschaft
Dorn, Parlamentarischer Rosenthal, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . . . . . 4648 A, C Staatssekretär . . 4652 C, D, 4653 A, B
Dr. de With (SPD) 4648 B Weigl (CDU/CSU) . . . . . . . 4652 D
von Bockelberg (CDU/CSU) . . . 4653 A
Frage des Abg. Dr. Gruhl (CDU/CSU) : Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 4653 A
Frage des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) : Entwurf eines Gesetzes über vordringliche
Änderungen auf dem Gebiet des Steuer-
Errichtung eines LKW-Werkes durch rechts (Steueränderungsgesetz 1971)
Daimler-Benz in der Sowjetunion (Drucksachen VI/1313, zu VI/1313); Bericht
Rosenthal, Parlamentarischer des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO
Staatssekretär . . . . 4651 D, 4652 A (Drucksache VI/1504), Schriftlicher Bericht
des Finanzausschusses (Drucksache
Engelsberger (CDU/CSU) . . . 4652 A VI/1477) — Zweite und dritte Beratung — 4655 D
von Hassel, Präsident 4652 A
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und
Ergänzung der Vorschriften über die Wie-
Frage des Abg. Werner (CDU/CSU) : dergutmachung nationalsozialistischen
Aussage des letzten OECD-Berichts Unrechts in der Sozialversicherung
über den Zusammenhang zwischen (Drucksache VI/715) ; Bericht des Haus-
Vollbeschäftigung und Inflation haltsausschusses gem. § 96 GO (Druck-
sache VI/1509), Schriftlicher Bericht des
Rosenthal, Parlamentarischer Ausschusses für Arbeit und Sozialord-
Staatssekretär . . . . . . . 4652 B, C nung (Drucksache VI/1449) — Zweite und
Werner (CDU/CSU) 4652 B dritte Beratung — 4656 A
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 III
Anlage 10
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Anlagen Frage des Abg. Höcherl (CDU/CSU) betr.
konjunkturelle Beurteilung der Entwick-
Anlage 1 lung der Lebenshaltungskosten im Jahres-
gutachten 1970 des Sachverständigenrates 4670 C
Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 4667 A
Anlage 11
Anlage 2
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Schriftliche Antwort auf die Zusatzfrage Frage des Abg. Varelmann (CDU/CSU)
des Abg. Gallus (FDP) zu seiner Münd- betr. Übernahme der Kosten der aus dem
lichen Frage betr. Schafhaltung auf Flug- Genuß von Rauschgift entstehenden ge-
plätzen 4667 D sundheitlichen Schäden durch die Sozial-
versicherung 4670 D
Anlage 3
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anlage 12
Fragen des Abg. Dr. Sperling (SPD) betr Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Starkstromfreileitungen als Hindernis für Fragen des Abg. Dr. Schmitt-Vocken-
die Bebauung und den Zusammenschluß hausen (SPD) betr. Festsetzung allgemei-
von Gemeinden 4668 A ner Anforderungen nach § 3 - der Druck-
gasverordnung 4671 B
Anlage 4
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anlage 13
Fragen des Abg. Dr. Aigner (CDU/CSU) Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
betr. Entwicklungshilfe-Arbeitsgemein- Fragen des Abg. Dr. Enders (SPD) betr.
schaft medico international — Zurverfü- Altersversorgung der Handwerker und
gungstellung öffentlicher Mittel . . . . 4668 B Selbständigen durch die gegenwärtige So-
zialversicherung — Maßnahmen zu ihrer
Anlage 5 Verbesserung 4671 C
Anlage 16 Anlage 25
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Fragen des Abg. Hussing (CDU/CSU) Frage des Abg. Dichgans (CDU/CSU)
betr. Änderung der Mehrkampfbestim- betr. Maßnahmen zur Verwirklichung
mungen des Soldatensportwettkampfes der Grundgesetzvorschrift über den
bezüglich des 5000-Meterlaufs . . . . 4672 C Schutz der Würde des Menschen für
Hochschullehrer . . . . . . . . . 4675 B
Anlage 17
Anlage 26
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Geldner (FDP) betr.
Fragen des Abg. Dr. Unland (CDU/CSU)
Zurückstellung der Studenten der Inge-
betr. Förderung von Studenten mit nie-
nieurschulen vom Wehrdienst . . . . 4673 A
derländischer Staatsangehörigkeit nach
dem Honnefer Modell und Harmonisie-
Anlage 18 rung der Studentenförderung in der EWG 4675 C
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) Anlage 27
(CDU/CSU) betr. Kammerbeiträge der Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Sanitätsoffiziere (Zahnärzte) in Nieder- Frage des Abg. Hansen (SPD) betr. Aner-
sachsen . . . . . . . . . . . . 4673 C kennung von Studienzeiten und Examen
an Hochschulen in der DDR 4676 A
Anlage 19
Anlage 28
-
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Dr. Beermann (SPD) betr. Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Verwendung der am 29. Oktober 1970 Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr.
beförderten Brigadegenerale außerhalb Gewährung zusätzlicher Pluspunkte für
des Heeres 4674 A aus dem Wehrdienst ausscheidende Abi-
turienten bei der Zulassung zum Hoch-
schulstudium 4676 B
Anlage 20
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anlage 29
Frage des Abg. Jung (FDP) betr. Benut- Schriftliche Antwort auf die Mündliche
zung des Flugplatzes Beja zur Umrüstung Frage des Abg. Dröscher (SPD) betr
eines Lufttransportgeschwaders auf ,das Unterstützung von Deutschen, die im
Flugzeugmuster Transall . . . . . . 4674 B Ausland in Not geraten 4676 D
Anlage 21
Anlage 30
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Würtz (SPD) betr. Be- Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
nachteiligung der Bordmechanikermeister Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr.
auf Propellerflugzeugen . . . . . . 4674 B Entlassung des Fremdenlegionärs Bernd
Dielhenn aus französischer Haft . . . . 4677 A
Anlage 22 Anlage 31
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr. Fragen des Abg. Niegel (CDU/CSU) betr.
Erfüllung der Lebensversicherungs- und Personalverstärkung in den Referaten
Bausparverträge von Grundwehrdienst Öffentlichkeitsarbeit/Presse des Bundes-
leistenden . . . . . . . . . . 4674 C ministeriums des Innern 4677 C
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 V
Anlage 32 Anlage 40
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Bäuerle (SPD) betr. Fragen des Abg. Hussing (CDU/CSU)
Protest der Offenbacher Vereinigung ge- betr. klassenloses Krankenhaus und
gen den Fluglärm 4679 A Änderung des Versicherungssystems . . 4682 B
Anlage 33 Anlage 41
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhau- Fragen des Abg. Storm (CDU/CSU) betr
sen (SPD) betr. Erlaß der Rechtsverord- Sperrung der Mittel für den Ausbau der
nung des Bundesministers des Innern zur Umgehungsstraße zwischen Bornhöved
Regelung des Verfahrens bei Anträgen und Wankendorf und der Kreuzung der
auf Anerkennung als Asylberechtigter . 4679 C B 76/207 am Süselerbaum 4682 D
Anlage 34 Anlage 42
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr. Frage des Abg. Wuwer (SPD) betr. Erlaß
Vornahme des Vorsteuerabzugs bei Lie- von Sicherheitsvorschriften für den Auto-
ferungen und Leistungen, die am Ende mobilbau zum Schutz der Fahrzeugin-
eines Jahres getätigt werden, für welche sassen bei Frontalzusammenstößen . . . 4683 B
die Rechnungen aber im neuen Jahr über-
sandt werden 4679 D
Anlage 43
Anlage 35 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Frage des Abg. Peiter (SPD) betr. Zahl
Fragen des Abg. Bauer (Würzburg) (SPD) und Ursache der tödlichen Unfälle auf der
betr. Überlegungen zur Reduzierung des Autobahn im Bereich des Elzer Berges . 4683 D
Kursrisikos der Pfandbriefsparer . . . 4680 A
Anlage 44
Anlage 36 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Frage des Abg. Baier (CDU/CSU) betr.
Fragen des Abg. Wagner (Günzburg) Elektrifizierung der Strecken Heidel-
(CDU/CSU) betr. Einbringung des Gesetz- berg—Heilbronn und Neckarelz—Oster-
entwurfs zur Abwicklung der unter Son- burken 4684 A
derverwaltung stehenden Vermögen von -
Kreditinstituten, Versicherungsunterneh-
Anlage 45
men und Bausparkassen — Zuschüsse für
Versorgungskassen 4680 C Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Picard (CDU/CSU) betr
Linienführung der Odenwaldautobahn
Anlage 37
und Ausbau der B 45 (neu) 4684 A
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr.
Subventionierung des Exports von Käl- Anlage 46
bern aus EWG-Ländern nach Deutsch- Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
land 4681 A Fragen des Abg. Leicht (CDU/CSU) betr.
Bauarbeiten an der B 9 zwischen Jock
Anlage 38 grim und Rülzheim 4684 C
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Anlage 47
Förderung der Errichtung von Werkstät-
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
ten für Behinderte nach dem Arbeitsför-
Frage des Abg. Dr. Haack (SPD) betr. An-
derungsgesetz 4681 B
bringung von Wildschutzzäunen an der
Autobahnstrecke Nürnberg—Neumarkt . 4684 D
Anlage 39
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Würtz (SPD) betr. Vor- Anlage 48
lage eines amtsärztlichen Zeugnisses bei Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
der Gewährung von Kapitalabfindungen Fragen des Abg. Dr. Fuchs (CDU/CSU)
gemäß §§ 28 bis 35 des Soldatenversor- betr. Wiederaufnahme des Bahnbetriebs
gungsgesetzes 4681 D zwischen Obernzell und Wegscheid . . 4685 A
VI Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Anlage 49
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU)
betr. Erfahrungen mit der Aufstellung
von Wildschutzzäunen an Autobahnen
und Bundesfernstraßen und erweiterte
Aufstellung solcher Zäune 4685 C
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
83. Sitzung
Stenographischer Bericht Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Be-
schluß des Bundestages vom 25. Juni 1959 die nachstehenden
Vorlagen überwiesen:
EWG-Vorlagen
Beginn: 9.00 Uhr Verordnung des Rates zur Änderung des Anhangs I der
Verordnung (EWG) Nr. 865/68 in bezug auf bestimmte Er-
zeugnisse der Tarifstellen 20.06 II a) und 20.07 A
— Drucksache VI/1437 —
Präsident von Hassel: Die Sitzung ist eröffnet. überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um
Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß-
fassung im Rat
Meine Damen und Herren, der Bundesminister
der Finanzen hat unter Bezugnahme auf § 37 Abs. 4 Verordnung des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und
Verwaltung des Gemeinschaftszollkontingents für getrock-
der Haushaltsordnung dem Bundestag Vorlagen zu- nete Weintrauben der Tarifstelle 08.04 B des Gemeinsamen
Zolltarifs, in Umschließungen mit einem Gewicht des In-
geleitet, die in der Ihnen vorliegenden Liste bezeich- halts von 15 kg oder weniger
net sind und die dem Haushaltsausschuß überwie- — Drucksache VI/1438 —
sen werden sollen: überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte um
Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschluß-
Vorlage des Bundesministers der Finanzen fassung im Rat
Betr.: Leistung einer überplanmäßigen Ausgabe bei Kap.
60 05 Tit. 612 11 (Bundeshilfe für Berlin — Allgemei- Verordnung des Rates zur Ä nderung des Artikels der Ver-
ner Zuschuß zum Berliner Haushaltplan) ordnung Nr. 136/66/EWG betreffend Einfuhr- und Ausfuhr-
lizenzen für Fette
— Drucksache VI/1458 —
— Drucksache VI/1444 —
Vorlage des Bundesministers der Finanzen überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Betr.: Zustimmung zur Leistung von überplanmäßigen Aus- Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
gaben bei Kap. 14 23 Tit. 423 03 — Nachversiche- der endgültigen Beschlußfassung im Rat
rungsbeiträge für ausscheidende Berufssoldaten und
Soldaten auf Zeit — und Kap. 14 23 Tit. 423 16 — Verordnung des Rates zur Ergänzung der Verordnung Nr.
Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung 170/67/EWG über die gemeinsame Handelsregelung für Eier-
— Drucksache VI/1487 — albumin und Milchalbumin durch die Möglichkeit der Ein-
führung von Vermarktungsnormen
Vorlage des Bundesministers der Finanzen — Drucksache VI/1445 —
Betr.: Einwilligung zur Leistung von überplanmäßigen überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Ausgaben bei Kap. 14 15 Tit. 553 04/Hj. 1970 — Er- Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
haltung des Fahrzeug- und Kampffahrzeugmaterials der endgültigen Beschlußfassung im Rat
der Streitkräfte -
- Drucksache VI/1488 — Verordnung des Rates zur Ä nderung der Verordnung (EWG)
Nr. 1059/69 zur Festlegung der Handelsregelung für be-
Vorlage des Bundesministers der Finanzen stimmte, aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen hergestellte
Betr.: Zustimmung zur Leistung einer überplanmäßigen Waren
Ausgabe bei Kap. 23 02 Tit. 686 01 (Förderung von — Drucksache VI/1446 —
Entwicklungsländern durch bilaterale Technische
Hilfe) überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft (federführend), Aus-
— Drucksache VI/1491 — schuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte
um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Be-
schlußfassung im Rat
Das Haus ist damit einverstanden; es ist so be- Verordnung des Rates zur Bestimmung der Empfänger, der
schlossen. Bedingungen für die Gewährung und der Sätze der Vergü-
tung, die Beamten zum Ausgleich für bestimmte Dienst-
leistungen besonderer Art gewährt werden kann
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll — Drucksache VI/1460 —
die heutige Tagesordnung um die Erste Beratung überwiesen an den Innenausschuß (federführend), Haushaltsaus-
des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- schuß mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
wurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des
Verordnung des Rates zur Verlängerung der Verordnung
Wehrsoldgesetzes (Drucksache VI/ 1432) ergänzt wer- (EWG) Nr. 414/70 über die Grundregeln für die Maßnahmen
den. Das Haus ist damit einverstanden? — Ich höre zur Steigerung des Butterverbrauchs bei bestimmten Ver-
brauchergruppen
keinen Widerspruch; dann ist es so beschlossen. — Drucksache VI/1467 —
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht
aufgenommen: Verordnung des Rates zur Festsetzung der Orientierungs-
preise für Wein für die Zeit vom 16. Dezember 1970 bis
Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und For- 15. Dezember 1971
sten hat am 1. Dezember 1970 die Kleine Anfrage der Abge- — Drucksache VI/1468 —
ordneten Dr. Reinhard, Dr. Ritz, Bewerunge, Niegel, Dr. Ritgen
und Genossen betr. Eternormenverordnung — Drucksache VI/1417 überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
— beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache VI/1510 Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
verteilt. der endgültigen Beschlußfassung im Rat
4642 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Fragestunde
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
— Drucksache VI/1480 — Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
neter, ich glaube nicht, daß diese Frage in irgend-
Ich rufe zunächst die Fragen aus dem Geschäfts- einem Zusammenhang mit der gestellten Frage
bereich des Auswärtigen Amts auf, und zwar als steht. Solche Meldungen sind mir nicht bekannt; sie
erste die Frage 115 des Abgeordneten Engelsberger: würden mich aber keineswegs überraschen.
Ist die Erklärung des österreichischen Außenministers Rudolf
Kirchschläger am 2. November 1970 vor dem Verein der Aus-
landspresse in Wien zur Frage der DDR-Anerkennung: „Es wäre Präsident von Hassel: Ich rufe die Frage 116
nicht sehr schön, wenn Österreich die DDR eine Woche nach
Bonn anerkennen würde, aber Österreich wolle auch nicht als des Abgeordneten Dr. Geßner auf:
erster und einziger westlicher Staat diesen Schritt tun" ein Hin-
weis dafür, daß die von der Bundesregierung immer wieder Ist der Bundesregierung bekannt, daß dem Präsidium der
verneinte Anerkennung der DDR auch von Staaten unter einer Deutschen Afrikagesellschaft, deren Etat zum größten Teil aus
freiheitlichen Gesellschaftsordnung erwartet wird? Mitteln des Auswärtigen Amtes gespeist wird, auf der dies-
jährigen Generalversammlung deshalb keine Entlastung erteilt
Zur Beantwortung Herr Parlamentarischer Staats- wurde, weil keine ausreichende Auskunft über Verbleib und
zweckmäßige Verwendung der Etatmittel gegeben werden
sekretär Moersch, bitte! konnte?
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim Präsident von Hassel: Dann rufe ich die
Frage 119 des Abgeordneten Freiherr von Fircks
Bundesminister des Auswärtigen: Die Frage 117
auf:
darf ich wie folgt beantworten. Sollte sich eine Teilt die Bundesregierung die Auffassung des in der Frage 118
nicht ordnungsgemäße Verwendung von Zuwen- genannten Herrn Zimmerer, daß die in den polnisch verwalteten
deutschen Ostgebieten seit 1945 und vorher lebenden Deutschen
dungsmitteln ergeben, so würde das Auswärtige die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben und als „ehe-
malige deutsche Staatsangehörige" jetzt nur noch „polnische
Amt, wie das auch die haushaltsrechtlichen Bestim- Staatsbürger" sind?
mungen für einen derartigen Fall vorschreiben, die
hierfür verantwortlichen Stellen oder Personen er- Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
mitteln und die nicht ordnungsgemäß verwendeten Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort auf
Mittel von diesen zurückfordern. die Frage 119 lautet: Nein, die Bundesregierung
teilt diese Auffassung nicht.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
Herrn Abgeordneten Dr. Geßner. - Präsident von Hassel: Darf ich eben fragen,
Herr Kollege Dr. Czaja — ich hatte Sie über-
Dr. Geßner (SPD) : Herr Staatssekretär, ver- sehen —: zur Frage 118? — Wir wollen noch ein-
stehe ich Sie richtig, daß Sie möglicherweise auch mal zurück zur Frage 118. Bitte, zu Frage 118!
an eine persönliche Haftbarmachung denken?
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Auswärtigen: Ich hatte bereits
Bundesminister des Auswärtigen: Das hängt vom die Frage 119 beantwortet.
Vereinsrecht ab, Herr Dr. Geßner. Ich gehe davon
aus, daß ein Vorstand, der nicht entlastet ist, so- Präsident von Hassel: Verzeihung, ich habe es
weit das Vereinsrecht es vorschreibt, die Haftung leider übersehen. Er hatte sich gemeldet, und ich
übernimmt. möchte dieses Versehen wiedergutmachen.
Bitte schön!
Präsident von Hassel: Keine Zusatzfrage? —
Dann rufe ich die Frage 118 des Abgeordneten Frei- Dr. Czaja (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, be-
herr von Fircks auf: deutet die soeben gegebene Antwort, daß die Bun-
Teilt die Bundesregierung die Meinung des Warschauer ARD- desregierung nicht auf dem Standpunkt des Bundes-
Korrespondenten Ludwig Zimmerer, daß die Bundesrepublik
Deutschland „nach deutscher wie erklärter polnischer Auffas-
innenministers steht, wonach es sich um deutsche
sung" nur „im Rahmen der Normalisierung" — und nicht, weil Staatsangehörige handelt, nachdem Sie nur von
es sich um ehemalige deutsche Staatsangehörige handelt — „das
Recht hat", darauf zu pochen, daß die lokalen polnischen Be- Deutschen sprachen, und geht die Bundesregierung
hörden die Auswanderungsanträge jener polnischen Staatsbür- bei der Formulierung „Deutsche aus Polen" von dem
ger sehr viel zügiger behandeln, die unter die Bestimmungen
der Rotkreuzvereinbarungen fallen (vgl. Kommentarübersicht/ bisherigen gesetzlich verankerten Begriff „fremd-
Rundfunk und Fernsehen/Presse- und Informationsamt der Bun-
desregierung vom 27. September 1970) ? verwaltete deutsche Ostgebiete" ab?
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
Staatssekretär, nachdem offensichtlich ist, daß der Abgeordneten Sieglerschmidt.
Herr Oberbürgermeister von Würzburg auf die
Rechtsetzung, auf den Gesetzgeber abgestellt hat, Sieglerschmidt (SPD) : Herr Staatssekretär,
darf ich Sie fragen: ist die Bundesregierung durch stimmen Sie mit mir darin überein, daß die ständige .
die Würzburger Vorfälle, die sich in gleicher Weise Wiederholung von Behauptungen, wie sie hier aus-
ja jeden Tag an einem anderen Ort in unserem .
gesprochen worden sind, die auf einer völlig unzu-
Lande ereignen können, nicht zur Auffassung ge- lässigen Vermengung von zwei Rechtsgebieten,
langt, daß Bundestag und Bundesregierung alles in nämlich des Polizeirechts und des Strafrechts, beru-
ihrer Macht Stehende tun müßten, um Rechts- hen, nicht dadurch richtiger werden, daß man sie
unsicherheiten oder juristische Überforderungen im ständig wieder vorbringt?
täglichen Polizeidienst durch eindeutige und praxis-
bezogene Rechtsbestimmungen so weit wie möglich
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
zu verhindern?
desminister des Innern: Ich stimme mit Ihnen darin
überein.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Ich kann zu der Unter-
stellung, die dieser Frage zugrunde liegt, nur sagen: Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
es ist eindeutig festgestellt, daß die Rechtsgrund- Abgeordneten Dr. Probst.
lagen für das Eingreifen in vollem Umfang vorhan-
den gewesen sind. Wenn man nicht entsprechend Dr. Probst (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, darf
gehandelt hat, liegt das wohl an den dafür verant- ich fragen, ob Ihre Feststellung, daß die örtlich zu-
wortlichen Stellen. ständigen Instanzen dafür verantwortlich sind, be-
- deutet, daß Sie hier dem Oberbürgermeister von
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, Herr Würzburg öffentlich eine Rüge erteilt haben?
Abgeordneter Memmel.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
Memmel (CDU/CSU) : Herr Kollege Dorn, darf desminister des Innern: Nein, das bedeutet das
ich mit einem Satz feststellen, daß Sie und Ihr überhaupt nicht. Ich stelle lediglich auf Grund der
Haus — — mir gestellten Frage fest, nach welchen Kriterien
und nach welcher Rechtslage man in Würzburg
Präsident von Hassel: Sie- müssen eine hätte eingreifen sollen nach dem, was sich abge-
Frage stellen! spielt hat.
(Abg. Memmel: Ich habe gefragt, ja!)
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
— Nein, Sie haben gesagt: „Darf ich mit einem Satz Abgeordneten Dr. Schulze-Vorberg.
feststellen, ...". Ist das eine Frage?
(Abg. Dr. Klepsch: Er meinte: darf ich fra Dr. Schulze Vorberg (CDU/CSU) : Herr Staats-
-
gend feststellen?) sekretär, da Sie soeben mitteilen, daß sich der Herr
Oberbürgermeister von Würzburg an Ihr Haus ge-
Memmel (CDU/CSU) : Herr Präsident, ich möchte wandt hat, halten Sie diesen Hilferuf eines Ober-
keine sprachliche Auseinandersetzung haben. Aber bürgermeisters einer deutschen Großstadt nach die-
ich frage den Herrn Staatssekretär, ob ich mit einem sen Vorfällen für berechtigt oder für sinnlos, oder
Satz feststellen darf, daß Sie und Ihr Haus nicht wie würden Sie ihn qualifizieren?
bereit sind, das neugeschaffene Demonstrations-
strafrecht auf Grund der Würzburger Vorfälle zu Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
überprüfen. desminister des Innern: Herr Kollege Schulze-Vor-
berg, der Oberbürgermeister hat sich an unser
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Haus gewandt, er hat sich an die bayerische Staats-
desminister des Innern: Herr Kollege Memmel, regierung gewandt und hat auf Anforderung die
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4647
Parlamentarischer Staatssekretär Dorn
Tatbestände so geschildert, wie ich sie vorhin er- Gegenstand einer Satzungsvorschrift der einzelnen
läutert habe, und diese Tatbestände sind in dieser Sportfachverbände sind. Ich meine, nach den inter-
Frage nicht so enthalten, wie sie Ihrer Fragestellung nationalen Wettkampfbestimmungen wird das wahr-
zugrunde liegen. scheinlich ausreichend sein, und die anderen Sport-
verbände werden sich mit Sicherheit auch an diese
Präsident von Hassel: Ich rufe die Frage 6 Vorschriften halten, obwohl sie nicht in ihrer Sat-
des Abgeordneten Dr. Riedl (München) auf: zung stehen.
Ist der Sport in der Bundesrepublik Deutschland durch Doping-
Mittel bedroht, und welche konkreten Angaben über die Ver- Präsident von Hassel: Zu einer Zusatzfrage
wendung soldier Mittel kann die Bundesregierung machen?
Herr Abgeordneter Müller (Mülheim).
Zur Beantwortung der Herr Parlamentarische
Staatssekretär. Müller (Mülheim) (SPD) : Herr Staatssekretär,
würden Sie meiner Auffassung beipflichten, daß es
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- in erster Linie eine Aufgabe der sportlichen Selbst-
desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Riedl, die verwaltung wäre, diese Fragen zu klären und sie
Sportorganisationen in der Bundesrepublik haben einer Lösung zuzuführen?
bisher nur in sehr geringem Umfang Doping-Kontrol-
len durchgeführt. Konkrete Angaben über die Ver- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
wendung von Doping-Mitteln sind daher nicht mög- desminister des Innern: Ich bin Ihrer Meinung. Des-
lich. Anhaltspunkte dafür, daß der Sport in der wegen vorhin auch meine Anmerkung, man sollte
Bundesrepublik Deutschland durch Doping-Mittel be- das in der Deutschen Sportkonferenz besprechen,
droht ist, sind der Bundesregierung nicht bekannt. wo die Vertreter des Deutschen Sportbundes und
seiner Fachverbände Mitglieder sind.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
Abgeordneten Dr. Riedl. Präsident von Hassel: Ich rufe die Frage 7
des Abgeordneten Dr. Riedl (München) auf:
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats- Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß auf Grund der
sekretär, darf ich Sie auf Grund der Äußerung bei- bestehenden Vorschriften die Sportler in der Bundesrepublik
Deutschland ausreichend vor Doping-Mitteln geschützt sind, und
spielsweise des Wiener Professors Prokop, der die hält die Bundesregierung insbesondere den Erlaß eines Anti-
Doping-Gesetzes für erforderlich?
Zahl der Doping-Toten auf über 100 schätzt, fragen,
ob es nicht doch zweckmäßiger wäre, in der Bundes-
republik ein zentrales Doping-Institut einzurichten Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
mit dem Ziel, eine einheitliche Überwachung und desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Riedl, die
Auswertung von Doping-Vorfällen aller Art sicher- Bundesregierung ist der Auffassung, daß die beste-
zustellen. henden strafrechtlichen Bestimmungen über die fahr-
lässige und die vorsätzliche Körperverletzung und
Tötung einen weitgehenden Schutz gegen das Doping
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- bieten, und weitere Maßnahmen von den Sportfach-
desminister des Innern: Ich könnte mir vorstellen,
verbänden in deren Statuten geregelt werden könn-
Herr Kollege Dr. Riedl, daß die Möglichkeit besteht,
ten. Diese Auffassung entspricht der Haltung des
diese Frage im Rahmen der Deutschen Sportkonfe-
Ministerkomitees des Europarats, das in der Ent-
renz auch mit den zuständigen Vertretern des deut-
schließung vom 29. Juni 1967 zunächst Schutzmaß-
schen Sports zu erörtern.
nahmen der Sportorganisationen empfohlen hat.
Präsident von Hassel: Eine zweite Zusatzfrage Der Deutsche Sportbund hat am 26. September
des Abgeordneten Dr. Riedl. 1970 Rahmenrichtlinien zur Bekämpfung des Doping
beschlossen. Diese Richtlinien, an deren Vorberei-
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats- tung die Bundesregierung beteiligt war, bieten eine
sekretär, halten Sie es nicht angesichts der Tatsache, geeignete Grundlage für ein Vorgehen gegen das
daß es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt Doping nach einheitlichen Grundsätzen.
nur vier Fachverbände gibt, die in ihren Satzungen
ein ausdrückliches Doping-Verbot vorsehen, für not- Präsident von Hassel: Zu einer Zusatzfrage
wendig, die übrigen dem Deutschen Sportbund an- Herr Abgeordneter Dr. Riedl.
geschlossenen Fachverbände nachhaltig zu ersuchen,
in ihre Satzungen ebenfalls ein solches Doping-Ver- Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats-
bot aufzunehmen, zumal da es sich bei diesen Fach- sekretär, obwohl ich Ihre verhältnismäßig opti-
verbänden fast ausschließlich um Verbände handelt, mistische Auskunft nicht ganz teilen kann — Sie
die eine öffentliche Unterstützung erhalten? wissen so gut wie ich, daß insbesondere bei der Ver-
anstaltung von Olympischen Spielen und Welt-
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- meisterschaften die Frage des Doping immer wieder
desminister des Innern: Diese Frage müßte mit den hochkommt —, darf ich Sie fragen, ob die Bundes-
Fachverbänden besprochen werden. Nur bin ich der regierung bereit ist, in den dem Deutschen Bundes-
Meinung, da die Doping-Vorschriften Bestandteil der tag regelmäßig zu erstattenden Berichten über die
internationalen Wettkampfvereinbarungen sind, ist Situation des Sports künftig auch über das Doping
erst einmal zu prüfen, ob es notwendig ist, daß sie im allgemeinen und im besonderen zu berichten.
4648 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Die Frage will ich gern desminister des Innern: Ich glaube nicht, Herr Kol-
prüfen, Herr Kollege Dr. Riedl. Nur, wenn schon, lege, daß das ausreichend sein könnte, zumal da wir
wie Sie bemerkten, die Satzungen und die Wett- es hier mit einem noch nicht abgeschlossenen Ver-
kampfbestimmungen das nicht ausschließen, wird fahren zu tun haben und wir das, was sich hier ab-
sich durch einen Bericht an den Bundestag in der gespielt hat, noch nicht endgültig werten können.
Sache mit Sicherheit keine Veränderung ergeben.
Präsident von Hassel: Die Fragen 9 und 10
Präsident von Hassel: Ich rufe die Frage 8 des Abgeordneten Sperling werden schriftlich be-
des Abgeordneten Dr. de With auf: antwortet, da der Fragesteller nicht im Saal ist. Die
Antworten werden als Anlage abgedruckt.
Erwägt die Bundesregierung eine Änderung der Strafvorschrif-
ten des Wasserhaushaltsgesetzes dergestalt, daß die Strafvor-
schriften, nach denen das unbefugte Einleiten von Stoffen in Ich rufe die Frage 11 des Abgeordneten Dr. Gruhl
Gewässer mit Strafe bedroht wird, über den Sonderfall des auf:
§ 39 hinaus — differenzierender als bisher — um besonders
schwere Fälle mit einem Mindeststrafrahmen ergänzt werden, Wann wird die Bundesregierung die in § 6 des Gesetzes über
damit insbesondere kommerziell betriebener Eigennutz auf Ko- die Altölbeseitigung von 1966 angekündigte Rechtsverordnung
sten der Reinhaltung der Gewässer und Handlungen mit beson- über die Einziehung und Führung des Nachweisbuches erlassen,
ders schweren Folgen besser erfaßt werden können? um eine vollständige, für die Umwelt schadlose Beseitigung der
Altöle zu erzwingen?
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Zur Beantwortung, bitte, Herr Staatssekretär!
desminister des Innern: Herr Kollege Dr. de With,
im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Justiz
beantworte ich die Frage wie folgt. Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Inneren: Herr Kollege Dr. Gruhl,
Wie im Sofortprogramm der Bundesregierung die Frage beantworte ich im Einvernehmen mit dem
über den Umweltschutz angekündigt, wird mein Bundesminister für Wirtschaft wie folgt. Zur Über-
Haus im Sommer 1971 eine Vierte Novelle zum wachung des Verbleibs von Altöl, vornehmlich aus
Wasserhaushaltsgesetz vorlegen. Ein Schwerpunkt Gründen des Gewässerschutzes, sieht § 6 des Altöl-
dieser Novelle ist die Reform der Straf- und Buß- gesetzes vom 23. Dezember 1968 vor, daß wirtschaft-
geldbestimmungen des Wasserhaushaltsgesetzes. liche Unternehmen, bei denen Altöle in einer Menge
§ 39 soll dahingehend ergänzt werden, daß Handlun- von jährlich mindestens 500 kg anfallen oder die
gen mit besonders schweren Folgen in weiterem Um- Altöle in jährlich mindestens dieser Menge über-
fang als bisher erfaßt werden können. Zu den bis- nehmen, ein Nachweisbuch zu führen haben. Diese
herigen Qualifizierungstatbeständen der Gefährdung Nachweispflicht wird jedoch erst zu Beginn des Ka-
des Lebens oder der Gesundheit anderer sollen u. a. lenderjahres wirksam, das der Verkündung der da-
die Tatbestände der Gefährdung der öffentlichen zu erforderlichen Rechtsverordnung folgt.
Wasserversorgung und einer staatlich anerkannten
Heilquelle treten. Diese Rechtsverordnung ist in Vorbereitung. Sie
läßt sich erst auf Grund von Erfahrungen, die die zu-
Der Strafrahmen in § 39 des Wasserhaushalts-
ständigen Landesbehörden und das Bundesamt für
gesetzes — bei vorsätzlicher Tat bis zu fünf Jahren
gewerbliche Wirtschaft bei der Durchführung der
Freiheitsstrafe und Geldstrafe oder eine dieser Stra-
neuen Vorschriften des Altölgesetzes gesammelt
fen, bei fahrlässiger Tat Freiheitsstrafe bis zu drei
haben, adäquat und praxisgerecht ausarbeiten. Nach
Jahren oder Geldstrafe — erscheint ausreichend. Die
der noch erforderlichen Abstimmung mit den Betei-
bisherigen Erfahrungen geben keinen Anlaß, hier
ligten ist beabsichtigt, die Verordnung im kommen-
einen Mindeststrafrahmen einzuführen.
den Jahr zu erlassen, so daß die Nachweispflicht am
Es erscheint nicht zweckmäßig, den Eigennutz 1. Januar 1972 in Kraft treten kann.
oder auch die Gewinnsucht des Täters als straf-
erschwerendes Merkmal in die Strafvorschriften des Voraussetzung für die ordnungsgemäße Überwa-
Wasserhaushaltsgesetzes einzufügen. Es handelt chung des Verbleibs von Altöl ist allerdings, daß
sich dabei um schwer nachweisbare Tatumstände. alle Landesregierungen die Überwachungsbehörden
Deshalb wurden auch mit den Straftatbeständen des bestimmen. Ohne behördliche Kontrolle ist die Be-
Wirtschaftsstrafgesetzes und des Gesetzes zur Be- achtung der Nachweispflicht nicht gesichert. In sechs
kämpfung der Schwarzarbeit, die solche subjektiven Ländern steht die Bestimmung der Überwachungs-
Voraussetzungen enthalten, keine guten Erfahrun- behörden auch jetzt noch aus. Die Rechtsverordnung
gen gemacht. wird aus diesen Gründen nicht mehr in diesem Jahr
erlassen werden können.
Dafür spricht ferner, zunächst noch das vom Bun-
Präsident von Hassel: Zu einer Zusatzfrage
Herr Abgeordneter Dr. de With. desminister für Wirtschaft beim Battelle-Institut in
Auftrag gegebene Gutachten über die Auswirkungen
des Altölgesetzes auf die Altölbeseitigung abzuwar-
Dr. de With (SPD) : Glauben Sie also nicht, daß ten. Im Rahmen dieses Gutachtens soll u. a. ermittelt
besonders durch einen jüngsten Fall eine aus- werden, in welcher Menge Altöle nicht zu den Alt-
reichende Grundlage dafür gegeben wäre, Gewerbs- ölbeseitigungsunternehmen gelangen. Die Dunkel-
mäßigkeit nachweisen zu können, was dazu führen ziffer über Altölmengen, die unkontrolliert ver-
könnte, den Begriff der Gewerbsmäßigkeit, die sehr schwinden, wurde in früheren Untersuchungen mit
häufig als besonders schwerer Fall angesehen wird, rund 50 000 t pro Jahr angegeben. Demgegenüber ist
auch hier einzuführen? es erfreulich zu sehen, daß in diesem Jahr dank der
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4649
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Näher läge der Gedanke, die Landtagswahlen
desminister des Innern: Wir haben das in den Ver- aller Länder auf einen Tag, etwa in der Mitte der
handlungen bisher immer wieder versucht. Ich hoffe, Wahlperiode des Bundestages, zusammenzulegen.
daß es nunmehr Anfang des Jahres gelingen wird, Doch würden dann die Landtagswahlen zwangsläu-
auch die restlichen sechs Länder zu einer Überein- fig den Charakter einer zweiten Bundestagswahl
stimmung zu bringen. annehmen, was weder aus der Sicht des Bundes
noch aus der der Länder zu begrüßen wäre.
Präsident von Hassel: Eine zweite Zusatz- Es erscheinen aber vor allem die Vorschläge
frage, der Abgeordnete Dr. Gruhl. einer Prüfung wert, nach denen entweder die Land-
tagswahlen in zwei oder drei Gruppen mit je einem
Dr. Gruhl (CDU/CSU) : Ist der Bundesregierung einheitlichen Wahltermin zusammengefaßt oder
bekannt, daß in zahlreichen Fällen Altöl einfach in aber die Termine der Landtagswahlen eines jeden
der Landschaft abgelassen wurde, zum Teil sogar Jahres auf einen einzigen Tag zusammengelegt wer-
unter mißbräuchlichem Bezug der vorgesehenen Zu- den sollen. Die Reduzierung auf höchstens einen
schüsse? Landtagswahltermin pro Jahr hätte positive Aus-
wirkungen: Der Charakter der Landtagswahlen als
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- solcher wäre nicht gefährdet. Die Wahlkämpfe wür-
desminister des Innern: Es ist wahrscheinlich so, den jeweils nur einige wenige Wochen dauern. Von
Herr Kollege; denn sonst würde die Dunkelziffer einem permanenten Wahlkampfklima könnte nicht
nicht so groß sein, wie ich es vorhin vorgetragen mehr gesprochen werden. Auch würde die außer-
habe. ordentliche Inanspruchnahme der Bundespolitiker
gemindert. Schließlich könnten Wahlkampfkosten
der Parteien gesenkt werden.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der
Abgeordnete Dr. Dichgans. Dem Bund ist es jedoch nach dem Grundgesetz
verwehrt, eine zeitliche Koordinierung der Land-
tagswahltermine vorzunehmen. Die Koordinierung
Dichgans (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, hat der Landtagswahltermine könnte nur durch über-
die Bundesregierung daran gedacht, das im ganzen
einstimmende, zum Teil auch verfassungsändernde
offenbar erfolgreiche Denkschema der Altölbeseiti-
Gesetze der Länder erfolgen; zum Teil wären sogar
gung — Belastung der Neuproduktion, um später
Volksabstimmungen erforderlich. Auch dann könnte
die Reste zu beseitigen — auch auf anderen Ge-
das System nur funktionieren, wenn — wie bisher —
bieten, etwa bei Autowracks, anzuwenden?
keine vorzeitigen Landtagsauflösungen stattfinden.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Im übrigen bleibt zu hoffen, daß die Probleme
desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Dichgans, einer zeitlichen Häufung und Überschneidung von
die Bundesregierung wird das bei den Beratungen Wahlterminen bei einer Neugliederung des Bun-
mit den Ländern mit in die Überlegungen einbe- desgebietes durch eine Verminderung der Zahl der
ziehen. Länder wenigstens teilweise entfallen können.
4650 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des fikate in der Masse aller Fälle nicht zu einer Entschädigung aus
den hierfür verfügbaren Kriegsgefangenenzertifikatsmitteln be-
Abgeordneten Müller (Mülheim). rechtigen, weil die ausgestellten Bescheinigungen bestimmten
Formerfordernissen nicht entsprechen?
Zur Beantwortung der Herr Parlamentarische
Mü ller (Mülheim) (SPD) : Herr Staatssekretär, Sie Staatssekretär.
haben sicherlich zu Recht diese Möglichkeiten auf-
gezeigt, aber ich möchte Sie fragen, wie Sie, ausge- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
hend von der Tatsache, daß es auch Länderparla- desminister des Innern: Herr Kollege Berger, die
mente gibt, die ihre Wahlperiode inzwischen auf westlichen Gewahrsamsmächte, USA, Großbritan-
fünf Jahre verlängert haben, dies in den Zusammen- nien und Frankreich haben, allerdings auch nur zum
hang mit der Möglichkeit rücken wollen, das auch Teil, den ehemaligen deutschen Kriegsgefan-
für den Deutschen Bundestag ins Auge zu fassen. genen für Arbeitsleistungen und für die ihnen bei
der Gefangennahme abgenommenen Wertgegen-
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- stände Guthabenbescheinigungen, sogenannte Kre-
desminister des Innern: Diese Frage geht in erster ditzertifikate, ausgehändigt. Diese wurden von den
Linie das Parlament selbst an, würde ich sagen, Herr Westalliierten über die Landeszentralbanken und
Kollege Müller. im Bereich der ehemaligen britischen Besatzungs-
zone über das Finanzamt Hamburg — Abrechnungs-
Präsident von Hassel: Eine zweite Zusatz- stelle für Kriegsgefangenengelder — eingelöst.
frage des Abgeordneten Müller (Mülheim). Durch die Währungsreform wurde dieses Verfah-
ren geändert. Die Westalliierten beauftragten da-
Müller (Mülheim) (SPD) : Aber man kann doch mals die Länder des Währungsgebiets mit der Ein-
sicher davon ausgehen, Herr Staatssekretär, daß Sie lösung der Zertifikate und überwiesen ihnen hierfür
Überlegungen in dieser Richtung und auch in an- einen Betrag von rund 76 Millionen DM. Zugleich
deren Richtungen anstellen, weil Sie das nicht nur legten sie die Voraussetzungen für die Einlösung
für wünschenswert, sondern möglicherweise auch für und auch für den Umrechnungsschlüssel fest.
notwendig halten?
Die Bundesregierung hatte und hat auf die Art
und Höhe dieser Entschädigung keinen Einfluß.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: In dieser Frage stimme ich Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
mit Ihnen überein. Trotzdem ist das eine Frage, die Abgeordneten Berger.
das Parlament ganz allein von sich aus aufgreifen
sollte, wenn sie diskutiert werden müßte. Berger (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, be-
dauern Sie nicht auch, daß — insbesondere auf
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des Grund unzutreffender Pressemitteilungen — immer
Abgeordneten Dr. Klepsch. wieder in dem Kreis der Betroffenen Hoffnungen
geweckt werden, die dann nachher nicht erfüllt wer-
-
Dr. Klepsch (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, den können?
darf ich Ihrer Antwort entnehmen, daß die Bundes-
regierung eventuell erwägt, die nächste Bundestags- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
wahl nicht 1973, sondern erst 1974 durchzuführen? desminister des Innern: Ich bedauere das mit Ihnen;
(Abg. Raffert: Schlaumeier!) nur hat die Bundesregierung keinerlei Einfluß auf
Pressemitteilungen, Herr Kollege Berger.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der
desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Klepsch, Abgeordnete Müller (Mülheim).
ich glaube, das ist eine rein rhetorisch gemeinte
Frage, die keinen sachlichen Hintergrund hat. Müller (Mülheim) (SPD) : Herr Staatssekretär,
(Zustimmung bei der SPD.) sind die Rückstellungen, die damals bei den Landes-
regierungen erfolgt sind, inzwischen der Heim-
Präsident von Hassel: Ich rufe die Fragen des kehrerstiftung überwiesen oder in diese eingefügt
Abgeordneten Dr. Aigner auf. — Der Abgeordnete worden?
ist nicht im Saal. Die Fragen 13 und 14 werden
schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
Anlage abgedruckt. desminister des Innern: Das glaube ich nicht, Herr
Kollege Müller (Mülheim). Die Frage ist nur, ob es
Die Frage 15 des Abgeordneten Wuwer wird auf Rückstellungen bei den Landesregierungen in die-
Wunsch des Fragestellers schriftlich beantwortet; sem Umfang gegeben hat. Nach dem, was mir hier
die Antwort wird als Anlage abgedruckt. vorliegt, sieht es so aus, daß die Gelder damals
überwiegend über den Bereich der beiden Ab
Ich rufe die Frage 16 des Abgeordneten Berger lösungs- und Einlösungsstellen abgefertigt worden
auf: sind.
Wie beurteilt die Bundesregierung die durch die Zuschriften
auf einen kürzlich in der „Westdeutschen Allgemeinen", Herne,
erschienenen Aufruf erneut bestätigte Tatsache, daß die an Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der
ehemalige deutsche Soldaten in westlicher Kriegsgefangenschaft
für unentgeltliche Arbeitsleistungen ausgehändigten Kreditzerti Abgeordnete Berger.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4651
Berger (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist stiftung. Infolgedessen kann ich von mir aus im
Ihnen nicht bekannt, daß noch 22 Millionen DM Moment noch nichts über das heutige konkrete Ver-
zur Verfügung stehen? handlungsergebnis sagen. Es ist durchaus möglich,
daß diese Frage bereits heute entschieden wird.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Die Frage kann ich im Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage des
Augenblick nicht konkret beantworten. Abgeordneten Josten.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, nach-
Abgeordnete Josten. dem Sie meine erste Frage beantwortet haben, darf
ich jetzt fragen, ob Sie meine Meinung teilen, daß
Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, wären der Bundestag durch Einrichtung der Heimkehrer-
Sie bereit, sich dafür einzusetzen, daß die hier zur stiftung gerade die Möglichkeit geschaffen hat, in
Diskussion stehenden Mittel dem vorgesehenen besonderen Härtefällen den Heimkehrern zu helfen,
Stock der Heimkehrerstiftung bald überwiesen wer- und daß daher eine baldige Regelung sehr wün-
den? schenswert wäre.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Herr Präsident, das ist ein desminister des Innern: Darüber gibt es keinen
Teil der Frage, die der Kollege Berger als Frage Zweifel. Ich nehme an, daß die Bundesregierung und
alle Fraktionen dieses Hauses darin übereinstimmen.
Nr. 17 gestellt hat.
Präsident von Hassel: Ich würde auch sagen, Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der
daß die Frage zu Frage Nr. 17 gehört. Wollen Sie MAülber(ohdinm).t
sie so lange zurückstellen? —
Müller (Mülheim) (SPD) : Herr Staatssekretär,
Darf ich fragen, ob noch Zusatzfragen zu Frage 16 können Sie bestätigen, daß der Finanzminister des
gestellt werden? - Erledigt. Landes Nordrhein-Westfalen bereits vor längerer
Zeit seine Bereitschaft bekundet haben soll, die dort
Dann darf ich die Frage 17 des Abgeordneten Ber-
noch vorhandenen Mittel in die Heimkehrerstiftung
ger aufrufen:
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, unter Inan-
einzufügen?
spruchnahme der noch zur Verfügung stehenden Zertifikatsmittel
in Höhe von rund 22 Millionen DM die bisher nicht abwick-
lungsfähigen Ansprüche deutscher Kriegsgefangener durch Ein- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
lösung falsch ausgestellter Zertifikate abzugelten?
desminister des Innern: Ja, das hat er von sich aus
Bitte, Herr Staatssekretär! erklärt.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär -beim Bun- Präsident von Hassel: Ich rufe die Frage
desminister des Innern: Der Bundesregierung, Herr Nr. 18 auf. Sie wird auf Wunsch des Fragestellers
Kollege Berger, steht kein Verfügungsrecht über schriftlich beantwortet. Die Antwort wird als An-
diese Beträge zu. Wenn die Bundesländer bereit lage abgedruckt.
sind, diesen Betrag der Heimkehrerstiftung zu über-
weisen, die ihn im Rahmen ihres Aufgabenbereichs Damit sind wir am Ende Ihres Geschäftsbereichs
zur wirtschaftlichen und sozialen Förderung ehe- angelangt. Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär.
maliger Kriegsgefangener mit der Maßgabe ver-
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers
wenden kann, daß sie aus diesem Betrag auch noch
für Wirtschaft auf. Die Fragen 40 und 41 des Herrn
die Mittel für die Einlösung künftig präsentierter
Abgeordneten Seiters werden auf Wunsch des
Kreditzertifikate der westlichen Gewahrsamsmächte
Fragestellers schriftlich beantwortet. Die Antworten
bereitstellen muß, hat die Bundesregierung mit
werden als Anlage abgedruckt.
Sicherheit dagegen keine Einwendungen.
Ich rufe die Frage 42 des Herrn Abgeordneten
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der Engelsberger auf:
Abgeordnete Berger. Wie rechtfertigt die Bundesregierung die Tatsache, daß sie die
Lieferung eines LKW-Werkes durch Daimler-Benz in die Sowjet-
union fördert, während die Regierung der Vereinigten Staaten
Berger (CDU/CSU) : Sieht die Bundesregierung es den amerikanischen Ford-Werken aus strategischen Gründen
untersagt hat, ein LKW-Werk in der UdSSR zu errichten?
keine Möglichkeit, das zumindest anzuregen oder
diese Bestrebungen zu unterstützen? Der Herr Abgeordnete ist im Saal. Zur Beant-
wortung, Herr Parlamentarischer Staatssekretär
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Rosenthal.
desminister des Innern: Ich nehme an, daß diese
Frage im Rahmen der Heimkehrerstiftung behandelt Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
wird. Gerade heute morgen findet eine Sitzung für Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege Engels-
diesen Bereich statt. Deswegen kann mein Minister berger, der Bundesminister für Wirtschaft: Herr
heute morgen auch leider nicht selber in der Frage- Kollege Engelsberger, der Bundesregierung ist nicht
stunde da sein; er ist Präsident der Heimkehrer bekannt, daß die Regierung der USA den Ford-
4652 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Parlamentarischer Staatssekretär Rosenthal
Werken die Errichtung eines Lkw-Werkes in der darum, meine Frage beantwortet zu bekommen, ob
Sowjetunion untersagt hat. Das stammt aus Presse- die Bundesregierung zwischen Vollbeschäftigung
meldungen, und diese sind widersprüchlich. und Inflation einen Zusammenhang sieht.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Abgeordnete Engelsberger. Bundesminister für Wirtschaft: Da muß ich wieder-
holen, was wir schon x-mal gesagt haben: Die Bun-
Engelsberger (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, desregierung hält den Kampf um die Stabilität und
ist die Bundesregierung bereit, bei Lieferungen von um die Vollbeschäftigung für gleich wichtig.
Gütern von hohem strategischem Wert in den Ost-
block unsere Verbündeten zu konsultieren, um eine Präsident von Hassel: Die Frage 44 des Ab-
gemeinsame, unsere militärischen Interessen be- geordneten Dr. Jobst und die Fragen 45 und 46 des
rücksichtigende Haltung zu erreichen? Abgeordneten Wagner (Günzburg) werden auf
Wunsch der Fragesteller schriftlich beantwortet. Die
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim Antworten werden als Anlagen zum Sitzungsbericht
Bundesminister für Wirtschaft: Herr Präsident, abgedruckt.
diese Frage weicht nach meiner Meinung von der
ursprünglichen Frage ab. Ich rufe die Frage 47 des Abgeordneten Weigl auf:
Auf welche Ursachen ist es zurückzuführen, daß von den rund
3000 über das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und
Präsident von Hassel: Sie haben recht. Die Verkehr dem Bundesminister für Wirtschaft bzw. dem Bundes-
Frage hat mit der Ursprungsfrage nichts zu tun; amt für gewerbliche Wirtschaft zugeleiteten Anträgen auf Er-
teilung einer Bescheinigung nach § 1 Abs. 4 des Investitions-
ich kann sie nicht zulassen. zulagengesetzes bisher nur rund 500 Anträge erledigt wurden?
Keine weitere Zusatzfrage. Der Abgeordnete ist im Saal. Bitte schön, zur Be-
antwortung Herr Parlamentarischer Staatssekretär.
Ich rufe die Frage 43 des Abgeordneten Werner
auf:
Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussage des letzten Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
OECD-Berichts über den Zusammenhang zwischen Vollbeschäfti- Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege Weigl,
gung und Inflation?
von 3000 bayerischen Anträgen sind bereits 900 ab-
Zur Beantwortung, Herr Parlamentarischer Staats- gewickelt. Da das Investitionszulagengesetz vom
sekretär. 18. August 1969 rückwirkend zum 1. Januar 1969
in Kraft getreten ist, stauen sich nicht nur bei uns
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim rund 2100, sondern auch bei der bayerischen Regie-
Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege rung rund 2500 Anträge. Sowohl das bayerische
Werner, die ursprüngliche Formulierung des Sekre- Staatsministerium als auch das Bundeswirtschafts-
tariats der OECD, auf die Sie hinweisen, ist aller- ministerium bemühen sich, wie die Zahl der bear-
dings etwas mißverständlich, aber das Sekretariat beiteten Anträge zeigt, diesen Stau abzubauen.
hat sie selbst korrigiert. Wenn ich in englisch zitie-
ren darf, Herr Präsident: in dem ursprünglichen Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der
Text heißt es „unused resources" — das könnte zu Herr Abgeordnete Weigl.
der Überlegung, die Sie angestellt haben, führen —,
in der korrigierten Version heißt es jedoch „tem- Weigl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, warum
porary reduction in the rate of activity". werden die Hinweise zum Bescheinigungsverfahren
nach § 1 Abs. 4 des Investitionszulagengesetzes nicht
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der veröffentlicht, um die Unruhe in der Wirtschaft zu
Abgeordnete Werner. beseitigen?
Werner (CDU/CSU) : Es ging mir nicht um die Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesregierung und deren Politik, sondern nur Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege, das
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4653
Parlamentarischer Staatssekretär Rosenthal
dürfte zutreffen. Jede Prüfung, ob etwas volkswirt- Ich rufe die Fragen 49 und 50 des Abgeordneten
schaftlich besonders förderungswürdig ist oder nicht, Dr. Müller (München) auf:
ist schwierig. Das gilt aber genauso far die bayeri- Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß durch die zum
sche Staatsregierung, vielleicht sogar noch mehr als Teil mehr als 100%ige Steigerung der Bankgebühren für Effek-
tengeschäfte die Vermögensbildung für den „kleinen Mann" er-
für die Anträge beim Bundeswirtschaftsministerium, heblich erschwert wird?
denn wir verlassen uns zum großen Teil auf die Hat die Bundesregierung eine Möglichkeit, über die Banken-
aufsicht Einfluß zu nehmen?
Empfehlungen der Länder.
Zur Beantwortung der Herr Parlamentarische
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der Staatssekretär.
Abgeordnete von Bockelberg.
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Wirtschaft: Zunächst, Herr Kol-
von Bockelberg (CDU/CSU) : Ist der Bundes- lege Müller, darf ich sagen, daß die Bundesregie-
regierung bekannt, daß auch in anderen Ländern An-
rung keine Einwirkungsmöglichkeit auf die Gebüh-
träge in großem Maße mit einem hektographierten
ren für Effektengeschäfte hat. Weiterhin muß darauf
Bescheid der Bundesanstalt abgelehnt werden?
aufmerksam gemacht werden, daß auch im Bank-
gewerbe, das sehr lohnintensiv ist, die Kosten ge-
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim stiegen sind. Ich bin bereit, wenn Sie das wünschen,
Bundesminister für Wirtschaft: Das ist mir im Mo- Ihnen eine Aufstellung über die Entwicklung der
ment nicht bekannt, aber eine gewisse Rationalisie- Lohn- und Gehaltskosten in den letzten Jahren zu
rung ist bei diesen Beantwortungen natürlich unver- geben. Besonders wichtig ist aber die Feststellung,
meidbar. daß die Mindestgebühren — um diese handelt es
(Lachen bei der CDU/CSU.) sich bei Ihrer Frage — in der Hauptsache nicht die
Kleinsparer betreffen, denn die Kleinsparer kaufen
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der in der großen Masse heute noch neue festverzins-
Abgeordnete Dr. Schulze-Vorberg. liche Papiere, und da entfallen diese Gebühren.
Präsident von Hassel: Eine Zusatzfrage, der Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Abgeordnete Dr. Unland. Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege Müller
(München), das hält die Bundesregierung sicher nicht
für sinnvoll, sondern das ist ein unmöglicher Zu-
Dr. Unland (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
stand, dürfte aber ein Ausnahmefall sein. Es ist aber
finden Sie es angesichts des hohen Staus an unerle-
sicher gut, wenn durch eine solche Frage wie die
digten Anträgen nicht etwas paradox, daß im Haus-
Ihre solche Ausnahmefälle publiziert werden. Insge-
halt 1971 für das Bundesamt für gewerbliche Wirt-
samt sind wir der Ansicht — denn die Gebühren
schaft nur eine einzige zusätzliche Stelle für die
sind ja nicht bei allen Banken und Sparkasseninsti-
Bearbeitung dieser Fragen beantragt worden ist?
tuten erhöht worden —, daß hier die Publizität und
der Wettbewerb einen sehr positiven Einfluß auf
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim eine möglichst geringe Gebühr, insbesondere für die
Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege, wir Kleinsparer, haben können.
wären in unserem Hause sicherlich dankbar, wenn
wir hier die Möglichkeit zur Besetzung einiger wei- Präsident von Hassel: Eine zweite Zusatz-
terer Stellen bekämen. frage, Herr Abgeordneter Dr. Müller.
(Abg. Dr. Klepsch: Sie haben doch gar keine
beantragt! Das ist doch unglaublich!) Dr. Müller (München) (SPD) : Herr Staatssekre-
tär, sollte der Trend zu diesen steigenden Gebühren
anhalten, wäre dann die Bundesregierung bereit,
Präsident von Hassel: Keine weiteren Zu-
satzfragen. eventuell die Frage der Erhöhung der Sonder-
ausgaben für Einkünfte aus Kapitalvermögen bei der
Ich rufe die Frage 48 des Abgeordneten Höcherl Einkommensteuer zu überprüfen?
auf. — Der Fragesteller ist nicht im Saal; die Frage
wird schriftlich beantwortet. Die Antwort wird als Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Anlage abgedruckt. Bundesminister für Wirtschaft: Herr Kollege Müller,
4654 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Präsident von Hassel: Eine zweite Zusatz- b) Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses
frage des Abgeordneten Pohlmann. (6. Ausschuß)
— Drucksache VI/1477 —
Pohlmann (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
Berichterstatterin: Abgeordnete Frau
würden Sie eventuell steuerliche Erleichterungen
Huber
insbesondere für die Samstags- und Sonntagsarbeit
für sinnvoll halten? (Erste Beratung 78. Sitzung)
4656 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Raffert
Es haben sich schon einmal Leute geirrt, die ge- selbstverständlich. Dann werden viele Sorgen, die
meint haben, der Bauer oder der Knecht, der den man sich hier macht, gewiß erledigt sein.
Pflug führt, dürfe nicht klüger sein als der Ochse, Wir werden diesen Antrag auf seinem langen
der ihn zieht. Marsch durch die Ausschüsse mit der gebotenen
(Abg. Dr. Klepsch: Das sind Plattitüden!) Skepsis behandeln.
Sie haben sich sehr geirrt. Inzwischen wissen wir (Beifall bei den Regierungsparteien.)
doch, daß nur diejenigen Landwirte, die gut ausge-
bildet sind, mit den Problemen fertig werden, die Präsident von Hassel: Weitere Wortmeldun-
ihnen heute der Markt stellt. In ähnlicher Weise gen liegen nicht mehr vor.
werden sich die irren, die solche Anträge stellen
wie diesen. Hier liegt tatsächlich eine antiquierte Meine Damen und Herren, es ist beantragt wor-
den, diesen Antrag an einige Ausschüsse zu über-
Auffassung von Bildung vor.
weisen. Ich mache darauf aufmerksam, daß der
(Abg. Dr. Klepsch: Bisher haben Sie noch Überweisungsvorschlag des Ältestenrates durch ein
nichts Sachliches gesagt!) Druckversehen in der Ihnen vorliegenden Tages-
Die Vorstellung von Berufsbildern, die sich aus die- ordnung nicht richtig wiedergegeben worden ist.
sem Antrag ablesen läßt, ist ausgesprochen stän- Der Vorschlag des Ältestenrates lautet richtig: Über-
disch, ich möchte fast sagen: zünftlerisch bestimmt. weisung an den Ausschuß für Wirtschaft — feder-
führend — sowie zur Mitberatung an den Ausschuß
(Abg. Dr. Klepsch: Sie reden wie in Wahl für Arbeit und Sozialordnung, den Innenausschuß
versammlungen!) und den Ausschuß für Bildung und Wissenschaft.
So enge und spezielle Ausbildungen werden wir Wer diesem Überweisungsvorschlag zustimmt, den
künftig gar nicht mehr nötig haben. Wir zielen nicht bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! —
mehr auf Berufsbilder, sondern auf breite Berufs- Enthaltungen? — Es ist so beschlossen.
felder. Wir wollen weniger spezielle Berufsbilder
haben als breit angelegte Möglichkeiten. Ich rufe Punkt 18 der Tagesordnung auf:
Erste Beratung des von den Abgeordneten
Sie haben auf das Erlanger Institut hingewiesen. Rollmann, Wohlrabe, Dr. Riedl (München),-
Sie müssen die Aktivitäten dieses Instituts natürlich Dr. Stark (Nürtingen), Vogel, Erhard (Bad
im Zusammenhang mit dem Bundesinstitut für Be-
Schwalbach) und Genossen und der Fraktion
rufsbildungsforschung sehen, das in Berlin existiert.
der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Gerade das, worauf Sie zielten, wird dort mit er-
Gesetzes zur Herabsetzung des Volljährig
ledigt werden. Sie müssen auch daran denken, daß
keitsalters und zur Herabsetzung des Ehe-
die Bundesanstalt die Berufsberatung in breiter
mündigkeitsalters des Mannes
Weise ausbaut und insbesondere auf die Gruppe
richtet, von der Sie gesprochen haben. — Drucksache VI/1410
Es ist übrigens typisch für den Antrag, daß der Zur Begründung der Abgeordnete Rollmann. Ha-
Ältestenrat wie übrigens auch die Regierung der ben Sie eine Redezeit angemeldet? Bisher liegt sie
Auffassung war, daß er im Wirtschaftsausschuß, mir nicht vor.
nicht im Wissenschaftsausschuß, federführend be- (Abg. Rollmann: Maximal eine Viertel-
handelt werden müsse. Die Kollegen, die darüber stunde!)
entschieden haben, haben erkannt, daß Sie die Dinge
Maximal eine Viertelstunde; das hören wir gern.
von der Abnehmerseite und nicht von der Seite der
Auszubildenden her sehen, und sie haben den An-
trag deswegen in diese Richtung gesandt. Wir wis- Rollmann (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
sen im übrigen, daß alle Nachfragemodelle unzu- sehr verehrten Damen und Herren! In Ausführung
verlässig gewesen sind. Das wissen wir ganz genau, des Berliner Programms der CDU legt die CDU/CSU-
darin sind wir einig. Wir wissen auch, daß wir den Bundestagsfraktion heute ihren Gesetzentwurf zur
Umfang der Anforderungen, die aus der Wirtschaft Herabsetzung des Volljährigkeitsalters von Mann
kommen, nicht zuverlässig feststellen können. Die und Frau und zur Herabsetzung des Ehemündig-
dazu bisher vorliegenden Studien widersprechen keitsalters des Mannes vom 21. auf das 18. Lebens-
sich. Riese spricht von der Möglichkeit, zu viele qua- jahr vor.
lifizierte Menschen zu bekommen, Widmaier spricht
Dieser Gesetzentwurf ist die logische Folge un-
davon, daß ein Fehlbedarf entstehen kann. Das läßt seres Initiativantrages zur Herabsetzung des Wahl-
sich also nicht übersehen. alters, den wir vor einem Jahr gestellt haben und
Im übrigen möchte ich hier nur noch auf zwei der inzwischen Gesetz geworden ist. Ich habe da-
Punkte hinweisen. Ich könnte viele nennen. Es blei- mals bei der Begründung unseres Antrages gesagt,
ben eine ganze Reihe von offenen Fragen. Wollen daß die Neufestsetzung des Wahlalters für dieses
Sie z. B. mit Ihrem Punkt c in dem Antrag auf ein Hohe Haus Veranlassung sein sollte, andere Alters-
neues Berufsbildungsgesetz hinaus? Das müßte es grenzen, z. B. im Zivilrecht, im Familienrecht, im
doch wohl sein, wenn Sie solche Konsequenzen Strafrecht und im Prozeßrecht, zu überprüfen. Diese
ziehen wollen. Oder ist Ihnen nicht klar, daß der Überprüfung hat bei den Beratungen über die Her-
Inhalt des Abiturs II anders aussehen wird und muß absetzung des Wahlalters nicht stattgefunden. So
als der Inhalt des jetzigen Abiturs? Das ist doch haben wir uns denn nun entschlossen, diesen sehr
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4661
Rollmann
konkreten Antrag auf Herabsetzung des Volljährig- alter sprechen. Wir haben viele Meinungsäußerun-
keitsalters und des Ehemündigkeitsalters zu stellen. gen aus der Bevölkerung, aus der Wissenschaft und
(Abg. Dr. Klepsch: Sehr gut!) aus der jungen Generation selbst bekommen oder
herangezogen und bei unseren Beratungen berück-
So wichtig unsere Initiative zur Herabsetzung des sichtigt. Wenn wir uns einstimmig für die Herab-
Wahlalters für die Stellung der jungen Generation setzung des Volljährigkeitsalters vom 21. auf das
in unserem demokratischen Staate auch war — in- 18. Lebensjahr ausgesprochen haben, dann vor-
zwischen haben ja nicht nur der Bund, sondern auch nehmlich aus diesen Gründen:
alle Länder das Wahlalter herabgesetzt —, dieser
Gesetzentwurf zur Herabsetzung des Volljährig- 1. Seit 1875 gilt im Deutschen Reich das Voll-
keitsalters, der für fast 2 1 /2 Millionen junger Men- jährigkeitsalter von 21 Jahren. Seitdem haben sich
schen in unserem Lande von Bedeutung ist, ist von Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie in unse-
ungleich größerer Tragweite für unser ganzes rem Lande entscheidend gewandelt. Die junge Ge-
Rechtssystem. neration emanzipiert sich zunehmend. Das Volljäh-
rigkeitsalter von 21 Jahren wird dieser Emanzipa-
Wenn dieser Entwurf Gesetz wird, endet für un- tion immer weniger gerecht.
sere jungen Mitbürger die elterliche Gewalt und
beginnt die volle Geschäftsfähigkeit nicht mehr mit 2. Unsere 18- bis 21jährigen Mitbürger bestreiten
dem 21., sondern bereits mit dem 18. Lebensjahr. zu mehr als 70 bis 80 Prozent ihren Lebnsunter-
Der junge Mann wird nicht erst mit 21 Jahren, son- halt aus eigener Erwerbstätigkeit überwiegend
dern bereits mit 18 Jahren voll ehemündig sein. selbst und verfügen praktisch frei über ihr Arbeits-
Unsere 18- bis 21jährigen Mitbürger würden mit der einkommen. Sie werden im Berufs- und im Wirt-
Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auch die schaftsleben als voll geschäftsfähig angesehen, ohne
volle Testierfähigkeit und die zivilrechtliche Prozeß- es rechtlich zu sein.
fähigkeit erlangen. Mit anderen Worten: bei einer 3. In unserer Lebens- und Rechtsordnung nehmen
Verwirklichung unseres Entwurfs werden in Zukunft unsere 18- bis 21jährigen Mitbürger bereits umfang-
bereits unsere 18- bis 21jährigen Mitbürger ohne reiche Pflichten wahr, z. B. im Beruf, in der Bun-
die Vormundschaft ihrer Eltern voll in eigener Ver- deswehr, bei Wahlen. Sie können zivil- und straf-
antwortung ihr Leben gestalten, Verträge schließen rechtlich voll zur Verantwortung gezogen werden.
und die Ehe eingehen können. So bringt also dieser Es ist nicht mehr einzusehen, warum ihnen nur noch
Gesetzentwurf der jungen Generation in unserem die Volljährigkeit vorenthalten wird und sie nur
Lande ein Mehr an Freiheit, ein Mehr an Verant- eine genauso beschränkte Geschäftsfähigkeit haben
wortung. Und so ist dieser Gesetzentwurf — um ein wie die 7- bis 17jährigen Kinder und Jugendlichen.
in diesem Jahr vielfach strapaziertes und mißbrauch-
4. Wir wissen aus dem Hearing des Innenaus-
tes Wort zu benutzen — ein Stück wirklicher Re-
schusses des Deutschen Bundestages zur Herabset-
form, ein Stück Reform unseres Rechtes.
zung des Wahlalters, daß der Grad der politischen
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat es sich in Reife der 18- bis 21jährigen sich nicht meßbar von
ihren Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen mit die- dem der 21- bis 23jährigen unterscheidet. Das
sem Entwurf nicht leichtgemacht. Mir persönlich gleiche dürfen wir auch für ihre Fähigkeit anneh-
schwebte eine weitergehende Herabsetzung von men, als Volljährige ihr Leben in eigener Verant-
Altersgrenzen auf das 18. Lebensjahr vor, als es wortung zu gestalten.
in diesem Entwurf zum Ausdruck kommt. Unsere 5. Bei der Herabsetzung des Wahlalters vom
Fraktion wollte ihre Initiative erst einmal auf jene 21. auf das 18. Lebensjahr war doch sicherlich die-
Altersgrenze beschränken, die dieser Entwurf zum ses nicht gewollt: der unmündige, der noch nicht
Inhalt hat. Das schließt im Laufe des Gesetzge- volljährige Wähler. Die unausbleibliche Konse-
bungsverfahrens eine Ü berprüfung und Neuf est- quenz der Herabsetzung des Wahlalters ist die
setzung anderer Altersgrenzen nicht aus, sondern Herabsetzung des Volljährigkeitsalters.
fordert sie geradezu heraus.
Das sind einige der Gründe, die die CDU/CSU-
(Vorsitz : Vizepräsident Frau Funcke.) Bundestagsfraktion veranlaßt haben, diesen Gesetz-
entwurf im Deutschen Bundestag einzubringen.
Dieses Parlament kommt nicht mehr umhin, unter Wenn wir auch die Ehemündigkeit des Mannes auf
den Gesichtspunkten der Gegenwart und der Zu- das 18. Lebensjahr herabsetzen wollen, dann vor-
kunft alle Altersgrenzen im deutschen Recht auf nehmlich aus dem Grunde, daß unserer Auffassung
ihre fortdauernde Berechtigung zu wägen. Es wäre nach Volljährigkeit und Ehemündigkeit zusammen-
wünschenswert, wenn die Altersgrenzen in ganz gehören und zusammenbleiben müssen. Es ist das
Europa neu gestaltet werden könnten, aber wie Ziel unseres Gesetzentwurfes, zur weiteren Ver-
anderswo, so läßt Europa auch hier allzulange auf einheitlichung der Altersgrenzen beim 18. Lebens-
sich warten. So können wir nur hier in unserem jahr beizutragen. Das vollendete 18. Lebensjahr
Lande vorangehen und damit vielleicht auch dem soll nach unserer Auffassung die entscheidende
übrigen Europa einen Anstoß zu einer Reform der Altersgrenze in unserem Rechtssystem werden.
rechtlichen Altersgrenzen geben. An unserem Wil-
Die kürzlich erst in unser Grundgesetz eingefügte
len zur Gemeinsamkeit wird es dann nicht fehlen.
Bindung des passiven Wahlalters an das Volljäh-
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat in ihren rigkeitsalter des BGB sehe ich schon systematisch
Gremien die Argumente sorgfältig erwogen, die als einen Fehler an, der schnell wieder korrigiert
für oder gegen dieses oder jenes Volljährigkeits- werden muß. Auf jeden Fall ist es nicht unsere
4662 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Rollmann
Meinung, daß bei einer Herabsetzung des Volljäh- dieses zweite Problem für eine umfassendere, ein-
rigkeitsalters auf das 18. Lebensjahr auch das pas- gehendere Beratung zurückgestellt haben.
sive Wahlalter bereits mit dem 18. Lebensjahr be-
ginnen soll. Wir sind uns auch darüber im klaren, daß die
Rechtsfolgen einer Herabsetzung des Volljährig-
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist davon über- keitsalters sehr eingehend geprüft werden müssen,
zeugt, daß sich die heute noch so umstrittene Her- daß unter Umständen auch hierzu ein Hearing
absetzung des Volljährigkeitsalters genauso be- durchgeführt werden muß.
währen wird wie die einstmals so umstrittene Her- Bei der Überlegung, ob und in welchem Umfang
absetzung des aktiven Wahlalters. Die Herabset- ein Minderjähriger die volle Geschäftsfähigkeit, die
zung des Wahlalters hat sich bei den letzten Land- Volljährigkeit erhalten soll, gibt es nach meiner
tagswahlen in der Absage gerade unserer 18- bis Auffassung zwei mögliche Ausgangspunkte. Nach
21jährigen Mitbürger an die radikalen Parteien der § 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erhält der Mensch
Rechten und der Linken und in ihrer Stimmabgabe mit der Vollendung der Geburt die volle Rechts-
für die demokratischen Parteien der Mitte ausge- fähigkeit. Nach der einen Auffassung in unserer
drückt. Rechtslehre stehen ihm damit gleichzeitig auch alle
(Beifall bei der CDU/CSU) Rechte zu, die es ihm ermöglichen, frei zu handeln,
Unsere Initiative zur Herabsetzung des Volljäh- sich frei zu entscheiden, und in Anlehnung an Art. 2
rigkeitsalters findet die Zustimmung der jungen Abs. 1 GG hat er damit auch die Möglichkeit und
Generation in unserem Lande. Der Deutsche Bun- das Recht, sich völlig frei zu entfalten. Die Ein-
desjugendring hat sich auf eine Rundfrage des Bun- schränkung dieser umfassenden Rechtsposition er-
desministeriums für Jugend, Familie und Gesund- folgt durch die Rechtsordnung selbst. Diese Rechts-
heit gerade erst kürzlich für eine Herabsetzung des ordnung muß dann in den einzelnen Fällen prüfen,
Volljährigkeitsalters auf das 18. Lebensjahr aus- ob und warum diese Einschränkung erfolgt. Es geht
gesprochen. Unser Gesetzentwurf ist somit ein also, wenn wir uns dieser Auffassung anschließen
Stück Rechts- und Jugendpolitik zugleich. Die Her- sollten, um die Frage, ob es stichhaltige Gründe gibt,
absetzung des Volljährigkeitsalters wird nach unse- die Einschränkungen der Geschäftsfähigkeit bis zum
rer Überzeugung die Verantwortung unserer jun- 21. Lebensjahr bestehen zu lassen, oder ob es nicht
gen Mitbürger für ihr eigenes Leben und für unsere Gründe gibt, die Dauer dieser Einschränkung zu- -
Gesellschaft stärken. rückzuverlegen auf das 18. Lebensjahr.
(Beifall bei der CDU/CSU.) Es gibt eine zweite Auffassung, und dieser Auf-
fassung entspricht auch unsere gesetzliche Regelung.
Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat Nach dieser Auffassung erwirbt der Mensch zwar
der Abgeordnete Metzger. mit der Vollendung der Geburt die volle Geschäfts
fähigkeit, ihm werden aber die einzelnen konkreten
Rechte erst mit der fortschreitenden Handlungs-
Metzger (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Damen
fähigkeit, mit der fortschreitenden Einsichtsfähig-
und Herren! Herr Kollege Rollmann hat bereits dar-
keit und auch mit der fortschreitenden Erfahrung
auf hingewiesen, daß wir uns bei der Beratung und
zugebilligt. Er wird im Laufe seiner Entwicklung
bei der Beschlußfassung über die Herabsetzung des
mit diesen Rechten ausgestattet. Hier erhebt sich
Wahlalters darüber im klaren waren, daß wir uns
die Frage: Gibt es stichhaltige Gründe, die Zubilli-
in absehbarer Zeit auch mit dem Problem der Herab-
gung der vollen Geschäftsfähigkeit erst mit dem
setzung des Volljährigkeitsalters zu befassen haben.
21. Lebensjahr oder bereits mit der Vollendung des
Das wurde besonders deutlich bei dem Hearing, das
18. Lebensjahres vorzunehmen?
der Rechtsausschuß und der Innenausschuß Anfang
dieses Jahres durchgeführt haben. Das war auch der Ich sagte bereits, daß unser Gesetz die zweite
Grund, Herr Kollege Rollmann, daß wir das passive Auffassung stützt und daß nach unserer Rechtsord-
Wahlalter nicht an eine bestimmte Altersgrenze ge- nung, vor allen Dingen auch nach dem Bürgerlichen
koppelt haben, sondern daß wir es an das Voll- Gesetzbuch, der Minderjährige mit der Zunahme
jährigkeitsalter gebunden haben. der Handlungsfähigkeit und auch mit der fortschrei-
(Abg. Rollmann: Das habe ich gerade ge tenden Einsichtsfähigkeit in zunehmendem Maße
sagt!) Rechtspositionen verliehen bekommt.
Ich frage mich, warum Ihre Mitglieder im Rechts- Dafür gibt es eine Reihe Beispiele. Mit dem sie-
ausschuß und auch die Vertreter der CDU/CSU- benten Lebensjahr erhält der Minderjährige bereits
Fraktion im Plenum einer solchen Regelung zuge- die beschränkte Geschäftsfähigkeit und auch die be-
stimmt haben, wenn Sie heute hier erklären, daß schränkte Deliktsfähigkeit. Mit dem 14. Lebensjahr
diese Regelung überprüft werden müsse. kann er sich frei entscheiden, welches religiöse Be-
kenntnis er wählen will. Mit dem 14. Lebensjahr
Wir waren uns aber auch darüber im klaren, daß beginnt auch die Straffähigkeit des Menschen, zu-
die unterschiedliche Bedeutung des Problems der nächst noch unter dem Jugendrecht. Mit dem 16. Le-
Herabsetzung des Wahlalters und der Herabsetzung bensjahr beginnt die Ehemündigkeit der Frau. Auch
des Volljährigkeitsalters hier einer eingehenderen die beschränkte Testierfähigkeit ist mit dem 16. Le-
Prüfung bedarf. Das war auch der Grund, aus dem bensjahr gegeben und andere Rechte mehr. Mit dem
wir die beiden Probleme nicht gemeinsam angespro- 18. Lebensjahr hat der Minderjährige bereits die
chen, nicht gemeinsam beraten haben, aus dem wir unbeschränkte Deliktsfähigkeit; mit dem 18. Lebens-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4663
Metzger
jahrknebitsvolApruchgenm erfahrenheit wird ein differenzierter Rechtsschutz
werden. Mit dem 18. Lebensjahr beginnt auch die gewährt.
volle Strafmündigkeit. Er hat zwar noch die Mög-
Bei Rechtshandlungen, die Erwachsene in Vertre-
lichkeit, als Heranwachsender bestraft zu werden,
tung von Minderjährigen vornehmen, sind auch be-
aber immerhin ist auch die Möglichkeit gegeben,
stimmte Kautelen eingebaut, um den Schutz des
ihn bereits als Erwachsenen zu behandeln, ihn voll
Jugendlichen in besonderer Weise zu gewährleisten.
zu bestrafen. Weiterhin haben wir, wie auch hier
Ich erinnere an den § 1643 und an die Bestimmun-
schon erwähnt worden ist, jetzt festgelegt, daß dem
gen der §§ 1821 und 1822 des Bürgerlichen Gesetz-
Minderjährigen mit dem 18. Lebensjahr das volle
buches. Auch hier müssen die Inhaber der elter-
aktive Wahlrecht zusteht.
lichen Gewalt — die Eltern selbst oder auch der
Hieraus wird ersichtlich, daß das 18. Lebensjahr Vormund — bei bestimmten Rechtsgeschäften die
auch nach unserer bisherigen Rechtsordnung schon Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes ein-
eine entscheidende Rolle spielt, also nicht erst nach holen; dadurch soll der Schutz des Minderjährigen
der Herabsetzung des aktiven Wahlalters. Wir soll- in besonderer Weise gewährleistet werden.
ten uns überlegen, ob nicht auch bei anderen Sach-
verhalten eine andere rechtliche Bewertung im Hin- Wir sollten uns deshalb sehr wohl überlegen, ob
blick auf die Minderjährigen möglich ist. wir nicht bei der Herabsetzung des Volljährigkeits-
alters eine gewisse Differenzierung des Schutzes für
Wir begrüßen es deshalb, daß diese Diskussion die betroffene Gruppe selbst vornehmen.
jetzt geführt wird. Die sozialdemokratische Bundes-
tagsfraktion stimmt auch im Grundsatz der Rege- Es gibt noch ein zweites Problem; auch hierauf hat
lung zu, die jetzt durch den Antrag der CDU/CSU- Herr Kollege Rollmann bereits hingewiesen. Mit
Fraktion angestrebt wird. dem Eintritt der Volljährigkeit endet die elterliche
Gewalt, endet auch das Gewaltverhältnis eines Vor-
Gleichwohl, meine .sehr geehrten Damen und Her-
mundes. Wir sollten deshalb ruhig die Frage disku-
ren, möchte ich auf drei mir sehr wichtig erschei-
tieren, ob die zweifellos vorhandenen Spannungen
nende Probleme hinweisen, die wir im Zusammen-
zwischen der älteren und der jüngeren Generation
hang mit der Beratung dieses Antrags wohl über-
und gerade auch die Spannungen zwischen den
legen sollten.
Jugendlichen und den Eltern durch eine solche
Das erste Problem ist das des Schutzes der Be- Maßnahme nicht erhöht werden. Ich will nicht
troffenen, der Menschen zwischen 18 und 21 Jahren, sagen, daß es unbedingt zwingend ist, hier zu einer
denen nun die Volljährigkeit zuwachsen soll. Wir anderen Lösung zu kommen. Aber zumindest soll-
wissen alle, daß dieser Schutz im Hinblick auf die ten wir im Rahmen der Beratungen auch dieses
besondere Bedeutung und auch das besondere Problem beachten.
Risiko unseres Rechtslebens sehr wohl überlegt wer-
den sollte. Ein drittes Problem, das nach meiner Auffassung
im Zusammenhang mit der Diskussion über die Her-
In unserer Rechtsordnung gibt es bereits heute absetzung des Volljährigkeitsalters bedacht werden
Bestimmungen, die nicht nur den Minderjährigen, muß, ist die Frage des Zusammenhangs der Herab-
sondern auch den Erwachsenen — gerade auch bei setzung des Volljährigkeitsalters und der Bewer-
Rechtsgeschäften schützen. Ich erinnere an tung strafbarer Handlungen bei den 18- bis 21jähri-
Grundstücksverkehrsgeschäfte, an das Schenkungs- gen. Ich bin mir darüber im klaren, daß es sich um
versprechen, an das Schuldanerkenntnis, an das unterschiedliche Rechtskreise, um unterschiedliche
Schuldversprechen, an den Ehevertrag oder an das Rechtsprobleme handelt, die nicht notwendigerweise
Anerkenntnis der Vaterschaft; das sind alles in einem Zusammenhang stehen müssen; aber es
Rechtsgeschäfte, die unter einen besonderen Schutz bestehen doch Berührungspunkte, deren Wechsel-
dadurch gestellt worden sind, daß an sie besonders wirkungen wir eingehend erörtern sollten.
strenge Formvorschriften geknüpft worden sind.
Hier geht es um den Schutz des Volljährigen. Man Wenn wir uns mit der Frage der Herabsetzung
will den Volljährigen vor übereilten Rechtshandlun- des Alters der Ehemündigkeit des Mannes beschäfti-
gen schützen. gen — diese Ehemündigkeit würde dann mit dem
Eintritt der Volljährigkeit zusammenfallen; das
Die Frage ist, ob wir bei denjenigen, die die
wurde auch von dem Kollegen Rollmann gefor-
Volljährigkeit erhalten sollen, bei den 18- bis
dert —, sollten wir ruhig auch die Frage prüfen, ob
21jährigen, über den bereits bestehenden Schutz
es nicht angebracht wäre, die Ehemündigkeit der
hinaus unter Umständen noch weitergehende
Frau auf das gleiche Alter festzusetzen, sie eben
Schutzvorschriften einbauen sollen.
auch mit der Volljährigkeit zusammenfallen zu las-
Ich erinnere auch an die Diskussion über das sen. Das würde eine Anhebung des Alters für den
Abzahlungsgesetz, das wir demnächst hier im Bun- Eintritt der Ehemündigkeit bei der Frau bedeuten.
destag behandeln werden. Auch hier überlegen wir
uns, ob wir nicht einen zusätzlichen Schutz ein- Noch einige Bemerkungen zu dem Verfahren
bauen sollen. Hier soll sogar die Möglichkeit gege- selbst. Herr Kollege Rollmann, Sie haben diese
ben werden, einen bereits abgeschlossenen Vertrag Initiative der CDU/CSU-Fraktion herausgestellt.
innerhalb einer bestimmten Frist wieder aufzulösen, Diese Initiative ist zweifellos anzuerkennen. Aber
nämlich dann, wenn dieser Vertrag an der Haustür immerhin, meine Damen und Herren, hat Ihre Frak-
abgeschlossen worden ist. Auch hier wird die Un- tion, die fünf Legislaturperioden lang die Politik in
erfahrenheit berücksichtigt. Auf Grund dieser Un- diesem Hause bestimmt und auch die Regierung
4664 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Metzger
gestellt hat, fünf Legislaturperioden oder 20 Jahre daß die Bundesregierung beabsichtigt, im Zusam-
benötigt, um diesen Antrag hier vorzulegen. menhang mit der Herabsetzung des aktiven Wahl-
alters auf 18 Jahre auch die Frage des Volljährig-
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege keitsalters zur Diskussion zu stellen. Er hat dort
Metzger, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Ab- vor der Beratenden Versammlung allerdings auch
geordneten Rollmann? ausgeführt, daß die Bundesregierung bisher noch
keine Schritte in die Wege geleitet habe, die zu
Metzger (SPD): Bitte! einer Änderung dieser Altersgrenze im nationalen
Bereich führen könnten. Minister Jahn sagte dazu:
Rollmann (CDU/CSU) : Herr Kollege, ist Ihnen Sie ist der Auffassung, daß bei der zunehmen-
bekannt, daß die Sozialdemokratische Partei auch den Verflechtung der europäischen Staaten auf
bereits seit 21 Jahren im Bundestag vertreten ist allen Gebieten eine möglichst einheitliche
und hier Anträge stellen konnte? Regelung dieser Altersgrenze, wie sie ja auch
(Zuruf von der CDU/CSU: Als Opposition!) bisher weitgehend bestand, für das Rechts- und
Wirtschaftsleben in Europa von erheblicher
Metzger (SPD) : Natürlich konnte sie Anträge praktischer Bedeutung wäre. Die Bundesregie-
stellen. Wir sollten doch aber nicht übersehen, daß rung begrüßt es daher lebhaft, daß auf Grund
Sie als die Partei, die die Regierung stellte, die der von der Beratenden Versammlung ausge-
Möglichkeit gehabt hätten, einen solchen Gesetzent- sprochenen Empfehlung das Ministerkomitee
wurf einzubringen und auch zu verabschieden. beschlossen hat, dieses Thema in das Arbeits-
grogramm aufzunehmen.
(Zurufe von der CDU/CSU: Die Opposition Meine sehr geehrten Damen und Herren von der
doch auch! — Wir tun es ja auch als Oppo CDU/CSU, wir bedauern es etwas, daß Sie mit
sition!) diesem Gesetzentwurf hier vorgeprellt sind.
Herr Kollege Rollmann, wir sollten doch auch (Abg. Dr. Klepsch: Sie hatten doch ein Jahr
sehen, daß diese begrüßenswerte Initiative, gesell- Zeit!)
schaftspolitische Reformen durchzuführen, leider
nur auf ganz kleine Bereiche beschränkt ist. Solche und daß es auf diese Weise nicht möglich ist, zu
Initiativen werden immer nur innerhalb ganz enger einer einheitlichen Regelung im westeuropäischen -
Raum zu kommen.
Grenzen entwickelt.
(Zuruf von der CDU/CSU: Eben haben Sie
(Abg. Rollmann: Warten Sie mal ab!) uns vorgeworfen, daß wir zwanzig Jahre
Meine Damen und Herren von der CDU/CSU- lang nichts getan hätten!)
Fraktion, es entbehrt auch nicht einer gewissen Wir wollen nicht so weit gehen, anzunehmen, daß
Pikanterie, daß bei der Diskussion über die Herab- Sie hier unseren östlichen Nachbarn, die ja auf die-
setzung des Wahlalters und auch bei der Diskussion sem Gebiet schon wesentlich weiter fortgeschritten
über die Herabsetzung des Volljährigkeitsalters — sind, eine Vorleistung erbringen wollen.
das spielte ja auch bei der ersten Frage eine 'Rolle
— eine ganze Reihe Ihrer Fraktionskollegen erheb- (Abg. Rollmann: Wir waren doch immer
liche Bedenken geltend machten und sich auch für die Verständigung mit dem Osten!)
im Ausschuß selbst gegen eine solche Regelung aus- Ich möchte hier noch auf eine zweite Tatsache hin-
sprachen. weisen. Herr Kollege Rollmann, Sie haben bereits
(Abg. Dr. Klepsch meldet sich zu einer erwähnt, daß das Bundesfamilienministerium schon
Zwischenfrage.) Anfang dieses Jahres eine Befragungsaktion bei den
mit Jugendfragen befaßten Behörden und Verbän-
den durchgeführt hat. Wir werden im Verlauf der
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, Beratungen in den beiden Ausschüssen das Ergeb-
gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage? nis dieser Befragungsaktion kennenlernen und uns
mit ihm auseinandersetzen.
Metzger (SPD): Nein, ich möchte jetzt zu Ende Abschließend möchte ich noch einmal betonen,
kommen. daß wir den Gesetzentwurf dem Grundsatz nach
(Abg. Dr. Klepsch: Sie haben wohl Ihre befürworten und daß wir der Überweisung des
eigenen Kollegen vergessen?) Entwurfs an die zuständigen Ausschüsse, an den
Rechtsausschuß und an den Ausschuß für Jugend,
Ich möchte noch auf zwei Tatsachen hinweisen. Familie und Gesundheit zustimmen.
Diese Bundesregierung hat schon im Herbst des (Beifall bei den Regierungsparteien.)
vergangenen Jahres, kurz nach der Bildung der
sozial-liberalen Koalition, die Initiative auch in
dieser Frage ergriffen. Bundesjustizminister Jahn Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege
hat auf einer Sitzung der Beratenden Versammlung Metzger, das Haus gratuliert Ihnen zu Ihrer Jung-
des Europarates in Straßburg am 23. Januar 1970 fernrede.
bereits sehr eingehend zu dieser Frage Stellung (Beifall.)
genommen. Er hat dort ausgeführt, Man muß das, glaube ich, extra erwähnen, denn
(Abg. Dr. Klepsch: Hier hat er jedenfalls Sie haben das Rednerpult sehr souverän beherrscht.
nichts gesagt!) Das Wort hat der Abgeordnete Kleinert.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4665
Kleinert (FDP) : Frau Präsidentin! Meine sehr Bleiben wir also bei dem, was hier im Hause ge-
geehrten Damen und Herren! Diese ruhigen Frei- wesen ist. Das Wichtige scheint mir zu sein — es
tagvormittage zeichnen sich — so auch wieder — ist hier schon angeklungen —: Wir tun einen Schritt,
dadurch aus, daß man nicht so recht sieht, wie die der sich auf viel mehr einzelne Lebensverhältnisse
Grenzen im Hause verlaufen. Mittwochs morgens ist auswirkt, die wir zum Teil jetzt nicht voll über-
das meist ganz anders. sehen, als das bei der punktuellen, gezielten Maß-
nahme der Herabsetzung des Wahlalters der Fall
So hat Herr Rollmann soeben für die Fraktion, die,
war. Herr Kollege Metzger hat auf einige Bedenken
wie eben Herr Metzger schon richtig gesagt hat, bei
in diesem Zusammenhang aufmerksam gemacht.
der kürzlichen Herabsetzung des aktiven Wahlal-
Auch ich glaube, daß den 18- bis 21jährigen hier
ters doch recht zahlreiche retardierende Kräfte frei-
ganz anders als bei dem vorangegangenen Schritt
gesetzt hat, hier etwas besonders Progressives vor-
nicht nur Rechte übertragen werden, sondern in teil-
tragen dürfen. Nämlich den Antrag, nachdem man
weise besorgniserregendem Maße auch Pflichten zu-
A gesagt hat, nun auch B zu sagen und — was
wachsen müssen.
allerdings weitgehend als sachlogisch anzusehen
ist — dem ersten Schritt den zweiten folgen zu las- Wenn ich an einige typische Delikte von Heran-
sen und zur Herabsetzung des Volljährigkeitsalters wachsenden denke, dann fällt mir z. B. der Ge-
auf 18 Jahre zu kommen. brauchsdiebstahl von Kraftfahrzeugen ein. Ohne
Daß Sie bei dieser Gelegenheit, Herr Kollege Roll- weiteren Untersuchungen vorzugreifen, glaube ich
mann, gleich auch noch das Verdienst mit nach- sagen zu können, daß eine besondere typische Un-
ziehen wollten, Sie seien in der Frage der Herab- besonnenheit von 18- bis 21jährigen sein dürfte, sich
setzung des Wahlalters, von allem anderen abge- in Abzahlungsverträge gerade über Kraftfahrzeuge
sehen, die ersten gewesen, muß ich — wen würde zu verstricken, die diese in erheblichem Maß be-
das bei der Praktik in diesem Hause verwundern? lasten. Mit dieser Frage hat man sich schon in der
— doch unter Hinweis auf Debatten in der 5. Legis- Vergangenheit, wenn auch mit unbefriedigenden Er-
laturperiode des Bundestages zurückweisen, in gebnissen, befaßt.
denen wir gegen Ihren Widerstand mit diesem Vor-
schlag nicht durchdringen konnten. Vizepräsident Frau Funcke: Gestatten Sie
(Abg. Rollmann: In der 6. waren wir die eine Zwischenfrage?
ersten! Das können Sie nicht bestreiten!)
— In der 6. waren Sie die ersten; ja, wenn wir so Kleinert (FDP) : Bitte!
kompliziert zu zählen anfangen, müssen wir das
nach Jahren und Monaten untergliedern. Das würde Dr. Frerichs (CDU/CSU): Herr Kollege, ist Ihnen
schrecklich, selbst für die Archivkünstler, die hier bekannt, daß das Abzahlungsgesetz durch eine No-
gar nicht so selten sind. Ich bin überzeugt, daß diese velle gerade im Hinblick auf das Rücktrittsrecht des
Unterscheidung doch zu erheblichen Schwierigkei- Käufers — also auch des 18- bis 21jährigen — ge-
ten führen würde. ändert werden soll und daß sowohl der Rechtsaus-
schuß als auch der Wirtschaftsausschuß noch in die-
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, ge- sem Jahr darüber beraten?
statten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abge-
ordneten Dr. Klepsch? Kleinert (FDP): Ich glaube, dieser Einwand trifft
nicht zu. Herr Kollege, mir ist das voll und ganz
Kleinert (FDP) : Bitte sehr, Herr Klepsch! bekannt, was Sie anschneiden. Ich weiß aber nicht,
ob Ihnen bekannt ist, daß sich das Rücktrittsrecht,
Dr. Klepsch (CDU/CSU) : Da es in Ihrem Beitrag das vorgesehen ist und über dessen klare Ausfor-
nur noch um das Erstgeburtsrecht geht, darf ich Sie mung noch nichts Endgültiges bekannt ist, keines-
fragen, ob Ihnen vielleicht bekannt ist, daß der wegs auf Verträge erstrecken wird, die in den Räu-
Deutschlandtag der Jungen Union bereits im Jahre men des Verkäufers abgeschlossen werden. Ich habe
1962 diesen Vorschlag nach einer eingehenden Dis- eben auf einen Fall angespielt, in dem alterstypisch
kussion gemacht hat die Versuchung besteht, sehr schwerwiegende Ver-
(Lachen bei den Regierungsparteien) träge abzuschließen, ohne dabei die Folgen zu be-
denken. Der Kraftfahrzeugkauf auf Raten würde
und daß die CDU nach einer eingehenden internen nach den jetzt vorliegenden Novellierungsvorschlä-
Debatte im Jahre 1968 auf dem Berliner Parteitag gen nicht widerrufbar sein, sofern der Jugendliche
den entsprechenden Beschluß gefaßt hat? nur das Geschäft des Verkäufers zu diesem Zweck
aufsucht. Trotzdem habe ich Bedenken, daß solche
Kleinert (FDP): Herr Klepsch, ich weiß es jetzt Verträge leichtfertig abgeschlossen werden könnten.
nicht ganz genau; aber wenn der Deutschlandtag der Ihre Frage geht insofern etwas an der Sache vorbei.
Jungen Union das 1962 vorgeschlagen hat, dann hat
die Delegiertenversammlung des Liberalen Stu- Ich wollte nur ein Beispiel für eine Vielzahl von
dentenbundes das bestimmt schon 1952 getan. Fällen geben, in denen im Hinblick auf alters-
typische Situationen vielleicht doch Schutzvorschrif-
(Heiterkeit.) ten angebracht wären. Ich meine, gleichgültig, wie
Mit den Jugendorganisationen ist das immer so eine wir uns dazu im einzelnen stellen werden, das Ent-
Sache; das wissen Sie doch auch. Bis man sich von scheidende ist, daß damit, wenn es zu dieser Rege-
da erst einmal hierher durchgearbeitet hat! lung kommen sollte, genauso wie mit der Herab-
4666 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Kleinert
Setzung des Wahlalters, ein Angebot an den betrof- den. Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um
fenen Personenkreis gemacht wird und es dann das Handzeichen. — Es ist so beschlossen.
Sache dieses Personenkreises sein wird, was er aus
diesem Angebot macht. Die Erfahrungen mit der Ich rufe jetzt noch den Zusatzpunkt auf:
Herabsetzung des Wahlalters sind vom Ergebnis Erste Beratung des von der Bundesregierung
her, soweit es diejenigen betrifft, die tatsächlich ge- eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Ge
wählt haben, ermutigend. Sie sind nicht so sehr setzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes
ermutigend, wenn man, was vielleicht nach dem
ersten Versuch noch nicht so recht stichhaltig sein — Drucksache VI/1432 —
mag, betrachtet, in welchem Umfang von der Mög-
Ich eröffne die allgemeine Aussprache. — Das
lichkeit Gebrauch gemacht worden ist; denn das
Wort wird nicht begehrt.
haben bedauerlicherweise nur wenige getan.
Nach dem Vorschlag des Ältestenrates soll der
In diesem Fall besteht für die Betroffenen eine
Entwurf an den Verteidigungsausschuß — feder-
Wahlmöglichkeit nicht mehr, sondern jeder hat sich
führend —, den Innenausschuß — mitberatend —
den Verpflichtungen, die wir ihm mit der Novel-
und den Haushaltsausschuß gemäß § 96 der Ge-
lierung unter Umständen auferlegen, zu stellen. Wir
schäftsordnung überwiesen werden. Meine Damen
müssen uns darüber klar sein, daß sich nicht nur
und Herren, damit weicht der Ältestenrat aus-
der einzelne, dem wir jetzt ungleich viel mehr Zu-
nahmsweise, aber einstimmig von der Regel ab, daß
trauen als vorher entgegenbringen, der Verantwor-
derjenige Ausschuß federführend sein soll, der zu
tung zu stellen hat, sondern daß auch wir uns der
dem Ressort korrespondiert. Das wäre in diesem
Verantwortung stellen müssen.
Fall der Innenausschuß. Wir sind uns aber einig
Wir wollen versuchen, das bei unseren Beratun- darüber, daß hier ausnahmsweise anders verfahren
gen gebührend zu berücksichtigen. werden soll.
(Beifall bei den Regierungsparteien und bei Wer diesem Vorschlag zustimmen will, den bitte
Abgeordneten der CDU/CSU.) ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthal-
tungen? — Mit großer Mehrheit beschlossen.
Vizepräsident Frau Funcke: Meine Damen Damit, meine Herren und Damen, sind wir am
und Herren, Wortmeldungen liegen nicht mehr vor. Ende unserer heutigen Tagesordnung. Ich berufe -
Nach dem Vorschlag des Ältestenrates soll der das Haus ein auf Mittwoch, den 9. Dezember, 9 Uhr.
Gesetzentwurf an den Rechtsausschuß — federfüh- Die Sitzung ist geschlossen.
rend — und an den Ausschuß für Jugend, Familie
und Gesundheit — mitberatend — überwiesen wer- (Schluß der Sitzung: 11.13 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 6. Wahlperiode - 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4667
Schriftliche Antwort
Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) (Drucksache Was Ihre zweite Frage betrifft, so ist es natürlich
VI/1480 Frage A 44) : richtig, daß dies ein Durchschnitt ist und einige
Gruppen darüber und darunter liegen. Was die
Ist die Bundesregierung bereit, für die Aufsuchung von Boden-
schätzen auch im Inland Zuschüsse zu gewähren, nachdem die Beamten betrifft, so muß man zu der linearen Er-
Findungsarbeiten bei Mangelmineralien (z. B. Flußspat) einen höhung auch die Strukturverbesserungen hinzurech-
hohen finanziellen Aufwand erfordern?
nen. Außerdem ist eine genaue Berechnung der
Reallohnsteigerungen aus statistischen Gründen
Nachdem von der Bundesregierung am 26. Juni
nicht möglich, da die hierfür notwendigen Angaben
1970 beschlossenen Programm zur Sicherung der
— wie z. B. die Lohnsteuerzahlungen — in der da-
Versorgung der Bundesrepublik Deutschland mit
für erforderlichen Abgrenzung nicht verfügbar sind.
mineralischen Rohstoffen, veröffentlicht im Bundes-
anzeiger Nr. 117 vom 2. Juli 1970, können Zuschüsse
für Prospektions- und Explorationsarbeiten für aus-
gewählte ausländische Rohstoffprojekte gewährt
werden.
Anlage 10
Unabhängig von diesen, für die Auslandstätigkeit
vorgesehenen finanziellen Förderungsmaßnahmen Schriftliche Antwort
enthält das Programm weitere Vorkehrungen mit
dem Ziel, die Versorgung der Bundesrepublik mit des Parlamentarischen Staatssekretärs Rosenthal
mineralischen Rohstoffen zu sichern. vom 4. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des
Abgeordneten Höcherl (CDU/CSU) (Drucksache
Aufgrund dieser Zielsetzung ist von verschiede- VI/1480 Frage A 48) :
nen Bundesländern, von Bergbau- und Hüttenunter-
nehmen sowie von der Arbeitnehmerseite des Berg- Wie stellt sich die Bundesregierung zu der in der Presse be-
reits veröffentlichten Mitteilung aus dem Jahresgutachten 1970
baus die Frage aufgeworfen worden, ob es nicht des Sachverständigenrates, wonach zu Unrecht allein die Preis-
entwicklung der Lebenshaltungskosten für die konjunkturelle
konsequent sei, finanzielle Förderungsmaßnahmen Beurteilung herausgestellt wird, obwohl die viel höher liegen-
auch auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland den Preise für Investitionsgüter und Großhandelspreise eine ent-
scheidende Aussagekraft haben?
zu erstrecken.
Zur Begründung dieser Bestrebungen wird insbe- Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß der
sondere darauf hingewiesen, daß bei einigen mine- Vorwurf des Sachverständigenrates (Textziffer
ralischen Rohstoffen, wie z. B. Flußspat, mittelfristig Nr. 197 seines Jahresgutachtens 1970) hauptsächlich
eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage die vorherige Bundesregierung trifft, die in ihrer
nicht ausgeschlossen werden könne. Mehrheit eine rechtzeitige und prophylaktische Sta-
Das Bundesministerium für Wirtschaft wird im bilitätspolitik — gerade auch unter dem Hinweis
Rahmen der von der Bundesregierung verfolgten auf den verhältnismäßig ruhigen Preisverlauf —
rohstoffpolitischen Ziele prüfen, ob und inwieweit verhindert hat.
eine staatlich geförderte Aufsuchung von inländi- Ich darf Sie in diesem Zusammenhang an das
schen Bodenschätzen die Rohstoffversorgung zusätz- Interview des Herrn Kollegen Kiesinger in der Zei-
lich sichern kann. tung „Die Welt" vom 23. August 1969 erinnern, der
dort wörtlich erklärte, „es wird keine anomalen
Preissteigerungen geben. Das Gerede, sie würden
bestimmt kommen, ist unverantwortlich."
Anlage 12
Bei der Antwort auf Ihre erste Frage sind drei
Schriftliche Antwort verschiedene Personenkreise zu unterscheiden.
Handwerker sind in der gesetzlichen Rentenver-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom sicherung für 18 Jahre pflichtversichert. Damit hat
3. Dezember 1970 auf die Mündlichen Fragen des
der Gesetzgeber die Voraussetzung für eine Grund-
Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD)
sicherung in der Sozialversicherung geschaffen. Im
(Drucksache VI/1480 Fragen A 64 und 65) : Anschluß an die Pflichtversicherungszeit haben die
Ist sich die Bundesregierung bewußt, daß eine große Unsicher- Handwerker das Recht, freiwillig weiter in der ge-
heit dadurch besteht, daß die in § 3 der Druckgasverordnung
vom 20. Juni 1968 vorgesehenen allgemeinen Anforderungen setzlichen Rentenversicherung zu bleiben.
noch nicht festliegen?
Außerdem unterliegen kleinere Gruppen der
Bis wann ist mit entsprechenden Bestimmungen zu rechnen?
Selbständigen (Küstenschiffer, Küstenfischer, Heb-
ammen, selbständige Musiklehrer u. ä.) der Ver-
Die Anforderungen des § 3 der Druckgasverord- sicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversiche-
nung gelten als erfüllt, wenn die Druckgasbehälter rung. Ihre Sicherung in der Sozialversicherung ent-
und Füllanlagen den vom Deutschen Druckgasaus- spricht der der Arbeitnehmer.
schuß aufgestellten Technischen Regeln Druckgase
(TRG) entsprechen. Solange diese Regeln noch nicht Für die übrigen Selbständigen gibt es bisher
verabschiedet sind, gelten übergangsweise die Tech- keine allgemeine Regelung für die Altersversorgung
nischen Grundsätze für ortsbewegliche Druckgasbe- in der Sozialversicherung. Gleichwohl hat ein Teil
hälter (TG) weiter. Sie sind vom Bundesminister für von ihnen für seine Alterssicherung freiwillige Bei-
Arbeit und Sozialordnung in einer Neufassung be- träge zur gesetzlichen Rentenversicherung geleistet.
kanntgegeben worden (Bek. des BMA vom 12. Fe- Einzelne Gruppen der Selbständigen, die über eigen-
bruar 1970 — Beilage zum Bundesarbeitsblatt — ständige Versorgungseinrichtungen verfügen, z. B.
Fachteil Arbeitsschutz, Heft 3/1970). die Ärzte, haben bisher erklärt, daß für sie deshalb
4672 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
kein Bedürfnis nach einer sozialversicherungsrecht- Das von Ihnen zitierte Rundschreiben der Ver
lichen Regelung besteht. waltungsstelle Essen der IG Chemie-Papier-Keramik
war schon vor drei Wochen Gegenstand einer
Der Herr Bundeskanzler hat bereits in der Re-
Schriftlichen Frage von Herrn Kollegen Weigl. Wie
gierungserklärung ausgeführt, daß die gesetzliche
Sie der damaligen Antwort der Bundesregierung
Alterssicherung für weitere Gesellschaftsgruppen
entnehmen können, hat der Hauptvorstand der
geöffnet werden soll. In meinem Hause wird zur IG Chemie-Papier-Keramik die unklaren Formulie-
Zeit intensiv an einer entsprechenden Gesetzesvor- rungen in dem Rundschreiben als mißverständlich
lage gearbeitet. bedauert und erklärt, die Gewerkschaft habe in kei-
ner Weise die Absicht verfolgt, einen Zwang auf
die unorganisierten Arbeitnehmer der PAG Preß-
werk AG, Essen, auszuüben. In der Erklärung des
Hauptvorstandes, die an alle Arbeitnehmer der
Anlage 14 PAG Preßwerk AG, Essen, verteilt worden ist, wird
außerdem u. a. betont, daß die Gewerkschaft die
Schriftliche Antwort maßgebende Bestimmung des Grundgesetzes (Ar-
tikel 9) und das freie Entscheidungsrecht jedes ein-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom zelnen Arbeitnehmers uneingeschränkt respektiert.
4. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des Ab- Damit ist dieser lokale Einzelfall als erledigt anzu-
geordneten Härzschel (CDU/CSU) (Drucksache sehen.
VI/ 1480 Frage A 68) :
Ist der Bundesregierung inzwischen bekannt, daß die von
der Rentenversicherung der Arbeiter ihren Versicherten durch
den Kauf von Pfandbriefen bereitgestellten Mittel für den Woh-
nungsbau lm Jahre 1969 nicht, wie von der Bundesregierung an-
gegeben, 170 Millionen DM betrugen, sondern lediglich 11 Mil- Anlage 16
lionen DM, da Papiere für 159 Millionen DM z. T. erheblich
früher gekauft wurden und lediglich im Jahre 1969 nach einem
Zwischenerwerb von der Bundesversicherungsanstalt für Ange- Schriftliche Antwort
stellte rückübertragen wurden?
des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom
Ihre Frage steht im Zusammenhang mit den Zah- 4. Dezember 1970 auf die Mündlichen Fragen des -
lenangaben, die in der Fragestunde des Deutschen Abgeordneten Hussing (CDU/CSU) (Drucksache
Bundestages am 9. Oktober dieses Jahres zur Höhe VI/ 1480 Fragen A 70 und 71):
der gewährten Baudarlehen durch die Rentenver
Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß mit der Einfüh-
sicherung der Arbeiter gemacht wurden. Seinerzeit rung des 5000-Meter-Laufs das Interesse der Mehrkämpfer am
war der Bundesregierung noch nicht bekannt, daß Soldatensportwettkampf gesunken ist?
es sich bei den 1969 in Pfandbriefen angelegten Teilt die Bundesregierung die Auffassung von Sportfachleuten
der Bundeswehr, daß die Disziplin 5000-Meter-Lauf des Soldaten-
Mitteln zum überwiegenden Teil um Rückübertra- sportwettkampfes, der ein leichtathletischer Mehrkampf sein
gungen von der Bundesversicherungsanstalt für An- sollte, zu lang ist und zugunsten eines 1500-Meter-Laufs die
Mehrkampfbestimmungen geändert werden sollten?
gestellte handelte. Dies war aus den statistischen
Unterlagen nicht ohne weiteres zu ersehen, da der- Der Soldatensportwettkampf wird seit seiner er-
artige Übertragungen von den Trägern als Zugang sten Austragung 1964 im Gesamtbereich der Bundes-
ausgewiesen werden. wehr mit dem 5000-Meterlauf durchgeführt.
Wir sind bemüht, die Statistik mit Rücksicht auf Ein Vergleich der Teilnehmerzahlen aus den letz-
das Dritte Rentenversicherungs-Änderungsgesetz ten beiden Jahren spricht gegen ein sinkendes In-
weiter zu verfeinern, um kurzfristig auch solche teresse.
differenzierten Informationen geben zu können. 1968 261 641 Teilnehmer
1969 270 813 Teilnehmer
Die Teilnehmerzahlen von 1970 liegen etwa zum
1. Mai 1971 vor.
Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache VI/1480 Frage Welche Maßnahmen hält die Bundesregierung für erforderlich,
damit die Vorschrift des Artikels 1 Abs. 1 des Grundgesetzes,
A 104) : welche Achtung und Schutz der Würde des Menschen zur Ver-
pflichtung aller staatlichen Gewalt erklärt, auch für die Hoch-
Treffen Meldungen in den „Schongauer-Nachrichten" vom schullehrer verwirklicht wird?
7. Oktober 1970 zu, wonach Staatssekretär von Dohnanyi zu ver-
stehen gab, daß für das dort geplante Modell einer kooperativen
Gesamtschule grundsätzlich keine Förderung aus Bundesmitteln Die Achtung und der Schutz der Menschenwürde
zu erwarten sei, und wie kann die Bundesregierung, falls diese
Meldung zutrifft, eine derartige Entscheidung wissenschaftlich nach Artikel 1 Abs. 1 GG ist durch die Gesamt-
rechtfertigen? rechtsordnung der Bundesrepublik für alle Bürger
Diese Meldungen treffen in dieser Form nicht zu. gleichermaßen sichergestellt. Der Erlaß besonderer
zusätzlicher Rechtsnormen zum Schutz der Hoch-
Die Förderung von Modellversuchen im Schul- schullehrer ist daher nicht erforderlich.
wesen durch den Bund erfolgt über den Innovations-
ausschuß der Bund-Länder-Kommission.
Anlage 26
Eine entsprechende Vereinbarung wird z. Z. vor-
bereitet. Nach dem derzeitigen Diskussionsstand Schriftliche Antwort
wird die Förderung von kooperativen Gesamtschu-
len nicht ausgeschlossen sein. Der BMBW wird je- des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von
doch daraufhinwirken, daß integrierte Gesamtschu- Dohnanyi vom 3. Dezember 1970 auf die Münd-
len mit Vorrang behandelt werden, weil diese we- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Unland (CDU/
gen des höheren Innovationspotentials gegenüber CSU) (Drucksache VI/1480 Fragen A 108 und 109) :
dem traditionellen Schulsystem eine intensivere Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Deutschland lebende
und umfassendere wissenschaftliche Begleitung be- Studenten mit niederländischer Staatsangehörigkeit auch dann
nicht nach dem Honnefer Modell gefördert werden können,
nötigen und weil sie für die Zukunft ein bedeutsa- wenn ihre Familien nachweislich seit Generationen in der Bun-
meres System zur Verwirklichung der bildungspoli- desrepublik Deutschland bzw. im Deutschen Reich ansässig sind
und nur aus zufälligen Gründen die niederländische Staatsan-
tischen Ziele von Chancengleichheit und individuel- gehörigkeit beibehalten haben?
ler Förderung sein dürften. Ist die Bundesregierung bereit, sich im Hinblick auf eine
künftige Harmonisierung der Studentenförderung in der EWG
vorerst bei ihren Partnerländern dafür einzusetzen, daß auch
Studenten anderer Nationalität in die jeweilige nationale Stu-
dentenförderung einbezogen werden, wenn deren Familien nach-
Anlage 24 weislich seit längerer Zeit in dem betreffenden Land ansässig
sind, und sieht nicht die Bundesregierung in einem solchen
Überinkom uzfstigölchenSrRitug
Schriftliche Antwort Europa?
des Staatssekretärs von Heppe vom 4. Dezember
Die Studienförderung nach dem Honnefer Modell
1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten
wird bisher ausschließlich deutschen und ihnen
Flämig (SPD) (Drucksache VI/1480 Fragen 105 und
rechtlich gleichgestellten Studenten gewährt. Gleich-
106) :
Trifft es zu, daß Dr. Bonnevier von der Abteilung für Plas- gestellt sind heimatlose Ausländer im Sinne des
maphysik an der Technischen Hochschule in Stockholm ein Gesetzes über die Rechtsstellung heimatloser Aus-
neues, sehr wirksames und einfaches Verfahren der Isotope-
trennung im Plasmatornado entwickelt hat? länder im Bundesgebiet vom 25. April 1951 (BGBl I
Welche Bedeutung hat im bejahenden Fall dieses neuartige Seite 269).
System im Vergleich zur Isotopetrennung mittels Gasdiffusion,
Gasultrazentrifuge und Trenndüse? Um ausländischen Studenten, die seit vielen Jah-
ren in Deutschland ansässig sind und die deutsche
Es trifft zu, daß in Stockholm an einer neuen Me- Staatsangehörigkeit erwerben wollen, die Möglich-
thode zur Isotopentrennung in rotierenden Plasmen keit der Studienförderung nach dem Honnefer Mo-
gearbeitet wird. Die Untersuchungen befinden sich dell zu eröffnen, gilt ab 1. Januar 1971 die Regelung,
noch im ersten Versuchsstadium, so daß über die daß Ausländer dann Studienförderung erhalten
technische Handhabbarkeit und die Wirtschaftlich- können, wenn sie seit mindestens 10 Jahren un-
keit dieses Verfahrens noch keine Aussagen mög- unterbrochen ihren ständigen Wohnsitz innerhalb
lich sind. der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des
Landes Berlin haben und die deutsche Staatsange-
Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob das hörigkeit beantragt wurde.
genannte Verfahren auch zur Isotopentrennung
schwerer Atome, wie z. B. Uran, eingesetzt werden Anderen Ausländern stehen die vom Deutschen
kann. Hierzu sind noch umfangreiche Versuche mit Akademischen Austauschdienst vergebenen Stipen-
Schwerionen-Plasmen erforderlich. Über die Be- dien, — die einerseits finanziell günstiger sind als
deutung des Verfahrens zur Urananreicherung läßt die Studienförderung nach dem Honnefer Modell,
sich zum heutigen Zeitpunkt noch keine Aussage andererseits in der Regel nur für 1 Jahr gewährt
machen. werden, — zur Verfügung. Daneben kommt evtl.
noch die Förderung durch das jeweilige Heimatland
eines Ausländers in Frage.
Anlage 25 Die Bundesregierung ist bereit sich bei ihren
Partnerländern in der EWG dafür einzusetzen, daß
Schriftliche Antwort die Studenen der EWG-Länder in die jeweiligen
des Staatssekretärs Dr. von Heppe vom 4. Dezember nationalen Studentenförderungen miteinbezogen
1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten werden. In Richtung auf dieses Ziel sieht der Refe-
Dichgans (CDU/CSU) (Drucksache VI/1480 Frage rentenentwurf für ein Bundesausbildungsförde-
A 107): rungsgesetz in § 7 Abs. 2 bereits vor, daß Auslän-
4676 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
dern Ausbildungsförderung gewährt wird, wenn Nach dem Wunsch der Bundesregierung soll durch
sich zumindest ein Elternteil in den letzten drei das Hochschulrahmengesetz auch ein Beitrag zur
Jahren vor Beginn des Bewilligungszeitraums im Wehrgerechtigkeit geleistet werden. Der am 3. De-
Geltungsbereich dieses Gesetzes rechtmäßig aufge- zember vom Kabinett verabschiedete Entwurf sieht
halten hat und erwerbstätig war und während der eine besondere Berücksichtigung von Studienbewer-
Ausbildung auch weiterhin erwerbstätig bleibt. bern, die Wehrdienst oder Wehrersatzdienst abge-
leistet haben, in denjenigen Fällen vor, in denen in
einem Studiengang an allen Hochschulen in der
Anlage 27 Bundesrepublik Zulassungsbeschränkungen bestehen
(sogenannter totaler Numerus clausus).
Schriftliche Antwort Nach § 30 des Entwurfs soll die Auswahl der
des Staatssekretärs Dr. von Heppe vom 4. Dezem- Studienbewerber in diesen Fällen sowohl nach Lei-
ber 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten stungsgesichtspunkten als auch nach der Dauer der
Hansen (SPD) (Drucksache VI/1480 A 110) : Wartezeit erfolgen, die durch vergebliche Bewer-
In welchem Ausmaß werden Studienzeiten und Examen, die bung oder durch die Erfüllung der Wehr- oder Er-
an Hochschulen in der DDR abgeleistet wurden, in der Bundes- satzdienstpflicht eingetreten ist. Die Absolventen
republik Deutschland anerkannt?
des Wehr- oder Wehrersatzdienstes werden dabei
Die in der DDR abgeleisteten Studienzeiten und insofern gegenüber anderen männlichen Bewerbern
abgelegten Prüfungen werden in der Bundesrepu- bevorzugt, als sie bei gleicher Wartezeit den Vor-
blik in der Regel anerkannt, sofern Ausbildung und rang haben sollen. Außerdem darf nach dem Entwurf
Examina gleichwertig sind. Studienbewerbern aus dem Umstand, daß sie für eine
bestimmte Zeit durch den Dienst für die Allgemein-
Problematisch sind diejenigen Abschlüsse, bei
heit an der Bewerbung für das Studium gehindert
denen die Ausbildungsgänge und Studienziele in
waren, kein Nachteil erwachsen. Diesem Gedanken
der DDR eine völlige Neuorientierung erfahren ha-
ben. soll dadurch Rechnung getragen werden, daß dieser
Personenkreis hinsichtlich seiner Zulassungschance
Die akademischen Grade werden im allgemeinen unbeschadet einer zwischenzeitlich eingetretenen
anerkannt. Ein besonderes Problem bilden die in der Verschärfung der Zulassungsbedingungen so behan-
DDR neu eingeführten Diplomtitel sowie die „Kol- delt werden soll, als ob er sich bei Beginn seines
lektiv"-Promotionen. Bei den Staatsexamina kann Dienstes um Zulassung zum Studium beworben
das in der DDR erworbene Juristendiplom nicht be- hätte.
rücksichtigt werden. Für das Lehramt an höheren
Schulen muß die zweite Staatsprüfung nachgeholt
werden. Bei den übrigen allgemeinbildenden Schu- Anlage 29
len sind differenzierte Regelungen nach einem Be-
schluß der Kultusministerkonferenz vorgesehen, Schriftliche Antwort
ähnlich verhält es sich mit den Berufsschulen. des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
In der Medizin, der Zahnmedizin und der Phar- 2. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des Ab-
mazie gibt es kaum Schwierigkeiten. Hier wird die geordneten Dröscher (SPD) (Drucksache V1/1480
abgeschlossene Ausbildung als gleichwertig ange- Frage A 120) :
sehen. Hält die Bundesregierung es für möglich, deutsche Reisende,
die, wie kürzlich wegen der Choleragefahr in der Türkei, in-
folge höherer Gewalt in Not geraten und nur unter außeror-
In den naturwissenschaftlichen Fächern werden dentlich hohen Kosten in die Bundesrepublik Deutschland zurück-
abgelegte Prüfungen ebenfalls anerkannt. Hier gilt kehren können, künftig nicht nur durch Darlehen, sondern auch
durch Zuschüsse zu unterstützen, wie es die Länderregierungen
der Beschluß der Kultusministerkonferenz vom bei Katastrophenfällen in ihrem Bereich bereits tun?
31. Januar 1963. Danach werden die vollständig ab- Nein; das läßt die derzeitige gesetzliche Lage
gelegten Prüfungen anerkannt, Teilprüfungen ange- nicht zu.
rechnet. Eine Nachholpflicht besteht für Fächer, die
Gesetzliche Grundlage für finanzielle Hilfen an
im Prüfungsplan der DDR fehlen. Deutsche, die im Ausland in eine vorübergehende
Der Bund wird sich im Rahmen der Bund-Länder- Notlage geraten, ist Kapitel 0502, Titel 686.01 des
Kommission auch um eine Vereinheitlichung der Bundeshaushaltsplanes, dessen Zweckbestimmung
Regeln in dieser Frage bemühen. lautet: „Unterstützungen und Beihilfen für Deutsche
im Ausland".
Die Erläuterungen zu dieser Haushaltsstelle um-
Anlage 28 grenzen die Art und den Umfang der Hilfe.
Nach den Erläuterungen für das Rechnungsjahr
Schriftliche Antwort
1970 ist — wie auch schon für die vorausgegan-
des Staatssekretärs Dr. von Heppe vom 4. Dezember genen Jahre — diese Hilfe in der Form von Dar-
1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten lehen sowie in bestimmten, engbegrenzten Sonder-
Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/1480 Frage A 111) : fällen in der Form von Unterstützungen vorge-
Kann in absehbarer Zeit damit gerechnet werden, daß die sehen.
Bundesregierung im Einvernehmen mit der Westdeutschen Rek-
torenkonferenz durch die Gewähung zusätzlicher Pluspunkte bei Nach der derzeitigen Fassung der Erläuterungen
der Programmierung der Zulassungsvoraussetzungen an den
Hochschulen den aus dem Wehrdienst ausscheidenden Abituri- war es nicht möglich, den in der Türkei durch die
enten einen Teil der Nachteile auszugleichen versucht, die die- zeitweise cholerabedingten Grenzsperrungen zurück-
ser Personenkreis gegenüber vom Wehrdienst nicht betroffenen
Abiturienten hinnehmen muß? gehaltenen Deutschen anders als durch Darlehen zu
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4677
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom Welche Gründe waren für die Bundesregierung maßgebend,
die zur Erhöhung der Personalbestände im Bereich der Öffent-
2. Dezember 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab- lichkeitsarbeit geführt haben?
geordneten Pieroth (CDU/CSU) (Drucksache VI/1480
Die Aufgabenbereiche Öffentlichkeitsarbeit und
Frage B 1) : Presse sind in den Ressorts nicht durchweg vonein-
Was hat die Bundesregierung unternommen, um den seit
Monaten im französischen Gefängnis einsitzenden Fremden- ander getrennt. Vielmehr werden die Aufgaben der
legionär Bernd Dielhenn aus Windesheim (Bad Kreuznach), der Öffentlichkeitsarbeit überwiegend von den Presse-
mittels Alkohols und Drohungen von der Legion unter Vertrag
genommen worden ist und hei dem auf Grund einer psychischen referenten mit wahrgenommen. Ich fasse daher
Fehlentwicklung eine akute Selbstmordgefahr besteht, nach
Deutschland zu verbringen? beide Bereiche für die Beantwortung Ihrer Fragen
zusammen.
Das Auswärtige Amt ist im Rahmen der ihm ge-
gebenen Möglichkeiten bemüht, durch Fühlung- Nach dem Ergebnis einer von mir durchgeführten
nahme mit der französischen Regierung auf eine der Umfrage stehen bei den Ressorts die Stellenvermin-
Sachlage entsprechende Regelung zugunsten des derungen und -vermehrungen in folgendem Ver-
Genannten hinzuwirken. hältnis zueinander:
Beschäftigte
(Beamte, Soldaten,
Ressort Angestellte) Mehr Weniger
am 1. Okto- am 20. No-
ber 1969 vember 1970 -
Gesamt 7 17
*) Die vergleichsweise hohe Zahl der Stellen im Bereich Offentlichkeitsarbeit/Presse beim Bundesminister der Ver-
teidigung erklärt sich daraus, daß in diesem Ressort aus Gründen der Haushaltsmittel zwei bisher dem General-
inspekteur unterstellte Referate mit dem bisherigen Pressereferat zu einem Stabsgebiet zusammengefaßt wor-
den sind. Die Aufgaben des Stabes richten sich auf den Gesamtbereich der Bundeswehr einschl. der Zivilbedien-
steten.
**) Im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen befaßt sich eine Unterabteilung mit Fragen der Öffentlich-
keitsarbeit auf dem Gebiet der Deutschlandpolitik. Diese Schwerpunktaufgabe erklärt die vergleichsweise
hohe Zahl der Stellen.
4678 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Wie das Ergebnis der Umfrage zeigt, hat sich der Jugend/Sport und Wissenschaft/Bildung/For-
Personalbestand — ohne Berücksichtigung des schung),
Presse- und Informationsamtes der Bundesregie- 6 Stellen für Datenverarbeitung und allgemeine
rung — insgesamt um zehn Bedienstete vermindert. Verwaltung,
Bei vier Ressorts hat sich der Personalbestand
erhöht. Die Stellenvermehrungen sind wie folgt be- 2. 12 Stellen auf den gehobenen Dienst;
gründet und verteilen sich auf folgende Besoldungs- im einzelnen:
oder Vergütungsgruppen:
4 Stellen für die operativen Abteilungen
Bundesminister der Justiz (Referate Frauen/Jugend/Sport, UdSSR, Spa-
nien/Portugal und USA/Kanada),
1 Stelle Verg.-Gr. IX BAT
8 Stellen für Datenverarbeitung und Verwal-
wegen der Herausgabe eines hausinternen
tungssachbearbeiter,
Pressespiegels
Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung 3. 18 Stellen auf den mittleren und einfachen Dienst
(für Büro, Schreib- und sonstigen technischen
1 Stelle Verg.-Gr. I b/II a BAT Dienst),
wegen Wiederbesetzung der Stelle eines Hilfs-
referenten, die vorübergehend bis zum 1. Ok- 4. 13 Stellen auf Lohnempfänger.
tober aus Personalmangel nicht besetzt werden
Den mit der eigentlichen Öffentlichkeitsarbeit be-
konnte
faßten operativen Abteilungen Inland und Aus-
Bundesminister für Bildung und Wissenschaft land sind somit 6 Stellen des höheren Dienstes und
4 Stellen des gehobenen Dienstes zugeteilt worden.
2 Stellen, eine Bes.-Gr. A 16 und eine Verg.-Gr. 3 der Stellen des gehobenen Dienstes entfallen auf
X BAT die Auslandsabteilung.
wegen der Erweiterung der Zuständigkeit im
Bildungsbereich Die Stellen der Inlands- und Auslandsabteilung
gliedern sich wie folgt auf:
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit -
Inlandsabteilung:
3 Stellen, zwei I b BAT und eine V c BAT
2 Stellen A 15
wegen der Neuordnung der Öffentlichkeits-
davon 1 für Referatsleiter eines neu eingerichteten
arbeit auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe;
Referats Parlament/Länder/Kirchen,
diese wurde infolge einer Aufgabenneuvertei-
lung im Verhältnis zum Presse- und Informa- 1 für Referatsleiter Frauen/Jugend/Sport.
tionsamt notwendig.
Bis zur Bildung der neuen Bundesregierung waren
Beim Presse- und Informationsamt ist wegen sei- die Bereiche Wissenschaft/Bildung/Forschung und
ner Struktur und Aufgabenstellung eine hinreichend Frauen/Jugend/Sport in einem Referat zusammen-
genaue Abgrenzung der Presse- und Öffentlichkeits- gefaßt. Die wachsende Bedeutung dieser Aufgaben-
arbeit von den sonstigen Aufgaben nicht möglich. bereiche machte eine Trennung in zwei Referate er-
In die Beantwortung Ihrer Fragen ist daher die ge- forderlich.
samte Behörde einbezogen worden. 1 Stelle I b
Das Presse- und Informationsamt wurde insgesamt 1 Stelle A 13/A 14
um 59 Beschäftigte verstärkt. Diese Erhöhung
für das bisher erheblich unterbesetzte Referat Wirt-
des Personalbestandes war zur Verbesserung der
schafts- und Finanzpolitik.
Arbeitsfähigkeit des Amtes notwendig. 50 dieser
Stellen waren vom Bundesminister der Finanzen 1 Stelle A 13/A 14
bereits vor der Regierungsneubildung 1969 aner- für das Referat Innenpolitik infolge vermehrter
kannt. Koordinierungsaufgaben dieses Referats.
Von den 59 insgesamt bewilligten zusätzlichen 1 Stelle II a
Stellen entfallen für das neu eingerichtete Referat Wissenschaft/Bil-
1. 16 Stellen auf den höheren Dienst; dung/ Forschung. Die Verstärkung war notwendig
in Anbetracht der erheblich gestiegenen Bedeutung
im einzelnen: dieses Aufgabengebiets.
4 Redakteurstellen für den Nachrichtenspiegel 1 Stelle IV b
„Wirtschaft und Finanzen" (2),
für das Referat Frauen/Jugend/Sport wegen der
für den Informationsfunk und das Bulletin, erhöhten Bedeutung der informationspolitischen Tä-
1 Stelle für einen fremdsprachlichen Rundfunk- tigkeit in diesem Sachgebiet.
auswerter, Auslandsabteilung:
6 Stellen für die operativen Abteilungen 2 Stellen IV b
(Referate Innenpolitik; Parlament/Länder/Kir davon je 1 für die Referate UdSSR und Spanien/
chen; Wirtschafts- und Finanzpolitik; Frauen! Portugal.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4679
men mit den Finanzministern der Länder geprüft, ob Gesetzes zur Änderung des Hypothekenbankge-
im Verwaltungsweg zugelassen werden kann, daß setzes und des Schiffsbankgesetzes (Federführung:
der Vorsteuerabzug in den von Ihnen vorgetragenen BM Justiz) sowie des Entwurfs eines Gesetzes zur
Fällen bereits im vorangegangenen Voranmeldungs- Änderung des Gesetzes über die Pfandbriefe und
oder Veranlagungszeitraum vorgenommen werden verwandten Schuldverschreibungen (Federführung:
kann. BMWi) sein. Die Bundesregierung wird diese beiden
Ich habe veranlaßt, daß Ihnen, im Falle einer Re- Gesetzentwürfe voraussichtlich noch im Laufe dieses
gelung im Verwaltungswege, ein Abdruck des Rund- Jahres verabschieden.
schreibens des Bundesfinanzministeriums übersandt
wird.
Anlage 36
Rechtsgründen nicht möglich (Artikel 14 Grundge- Nach § 61 AFG kann die Bundesanstalt für Arbeit
setz). Denn eine Mitberücksichtigung Nicht-An- den Aufbau, die Erweiterung und die Ausstattung
spruchsberechtigter würde wirtschaftlich zu einer solcher Werkstätten fördern, deren Arbeitsplätze
Minderung der Vermögensmasse führen, welche zur den besonderen Verhältnissen der Behinderten
— aller Voraussicht nach nur quotalen — Befriedi- Rechnung tragen. Der Verwaltungsrat der Bundes-
gung der Gläubigeransprüche zur Verfügung steht. anstalt hat ,die näheren Einzelheiten zur Durchfüh-
rung dieser Vorschrift in der Anordnung vom
Falls nach Auffassung des Bundesgesetzgebers 2. Juli 1970 (A Reha) geregelt (§§ 51 ff.).
zur Vermeidung unbilliger Härten Versorgungsbe-
rechtigten anstelle ihres Anspruchs gegen eine weit- Eine Unterscheidung der Werkstätten in einen
gehend vermögenslose Versorgungskasse ein un- lohnintensiven Teil und einen beschützenden Teil
mittelbarer „Durchgriffsanspruch" gegen die Mit- ist nicht vorgesehen. Gemäß § 52 Abs. 3 der A Reha
gliedsunternehmen eingeräumt werden sollte, wäre sollen die Werkstätten alle Behinderten unabhän-
diese Frage anläßlich der parlamentarischen Bera- gig von der Art der Behinderung aufnehmen. Erfor-
tung des unter Ziffer 1 angesprochenen Gesetzent- derlich ist jedoch, daß die Werkstatt darauf ausge-
wurfs zu prüfen und zu entscheiden. richtet ist, den Behinderten Arbeitsplätze und nicht
nur eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten. Durch
diese Forderung soll eine möglichst sinnvolle und
betriebsnahe Tätigkeit der Behinderten sicherge-
stellt werden. Einer allmählichen Entwicklung der
Anlage 37 Fähigkeiten der Behinderten steht diese Forderung
Schriftliche Antwort nicht entgegen; denn gemäß § 51 Abs. 2 der A Reha
gelten als Arbeitsplätze auch Plätze zur Anlernung
des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann und Ausbildung der Behinderten. Darüber hinaus
vom 30. November 1970 auf die Schriftliche Frage hat der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit durch
des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache Erlaß vom 16. September 1970 gegenüber den Lan-
VI/ 1480 Frage B 12) : desarbeitsämtern klargestellt, daß in einem den
Charakter der Einrichtung nicht verändernden
Ist der Bundesregierung bekannt, daß andere EWG-Länder,
z. B. die Niederlande, den Export von Kälbern nach Deutschland Umfang auch solche Behinderte in die Werkstätten
subventionieren?
aufgenommen werden dürfen, die nicht nur vor-
übergehend keine vollwertige Arbeitsleistung er-
Die Bundesregierung ist in jüngster Zeit aus Fach- bringen können.
kreisen darauf aufmerksam gemacht worden, daß
insbesondere im süddeutschen Raum Kalbfleisch Neben den Werkstätten mit Arbeitsplätzen gibt i
aus den Niederlanden zu ungewöhnlich niedrigen esauchEinrtg,delaufinBschät-
Preisen angeboten wird. Die Wirtschaft vertritt die gung im Sinne einer Therapie ausgerichtet sind.
Auffassung, daß diese Preisgestaltung nur durch Diese Werkstätten gehören nach wie vor zur Zu-
Ausfuhrsubventionen möglich ist. Die Bundesregie- ständigkeit der Sozialhilfe.
rung prüft zur Zeit das vorgelegte Zahlenmaterial Die Diskussionen um die richtige und zweckmä-
und wird — falls sich der Verdacht bestätigt — ge- ßige Organisation der Werkstätten für Behinderte
eignete Maßnahmen ergreifen. ist in der Bundesrepublik noch nicht abgeschlossen.
Auf Einladung des Bundesministeriums für Arbeit
und Sozialordnung hat im Sommer dieses Jahres auf
Bundesebene ein erstes Koordinierungsgespräch mit
allen beteiligten Stellen, Organisationen und Behör-
Anlage 38
den stattgefunden. Hierbei konnte in zahlreichen
Schriftliche Antwort Fragen Übereinstimmung erzielt werden. Die Ge-
spräche werden im nächsten Jahr fortgesetzt.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom
2. Dezember 1970 auf die Schriftliche Frage des
Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache
VI/ 1480 Frage B 13) :
Anlage 39
Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Bundesanstalt
für Arbeit, daß nach dem Arbeitsförderungsgesetz die Errichtung
von Werkstätten für Behinderte nur für den lohnintensiven Teil Schriftliche Antwort
und nicht für den beschützenden Teil gefördert werden kann,
obwohl bei intensiver Betreuung Behinderte durchaus befähigt
werden, aus dem beschützenden in den lohnintensiven Teil der des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom
Werkstätten überzuwechseln?
30. November 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache VI/1480
Die finanzielle Förderung von Werkstätten für Fragen B 14 und 15) :
Behinderte durch die Bundesanstalt für Arbeit ist
Trifft es zu, daß bei der Gewährung von Kapitalabfindungen
erstmals durch § 61 des Arbeitsförderungsgesetzes gemäß II 28 bis 35 des Soldatenversorgungsgesetzes das Bun-
ermöglicht worden. Bisher waren für die Förderung desministerium der Verteidigung vom Antragsteller ein amts-
ärztliches Zeugnis darüber fordert, daß mit dem Wegfall der
der Werkstätten für Behinderte (bisher auch be- Versorgungsbezüge — infolge Ablebens — in den nächsten 10
Jahren nicht zu rechnen sei?
schützende oder geschützte Werkstätten genannt)
ausschließlich die überregionalen Träger der Sozial- Gedenkt das Bundesministerium der Verteidigung diese un-
zumutbare Bestimmung, die ein Amtsarzt nicht mit ruhigem Ge-
hilfe zuständig. wissen bescheinigen kann, aufzuheben?
4682 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970
Es trifft zu, daß für die Entscheidung, ob einem Krankenhauspflegesätze" zuständig. Fragen der
Berufssoldaten im Ruhestand ein Teil seines Ruhe- inneren Struktur der Krankenhäuser können in
gehaltes für einen Zehnjahreszeitraum (§§ 28 bis einem solchen ersten Krankenhausfinanzie-
35 SVG) kapitalisiert werden kann, u. a. ein amts- rungsgesetz des Bundes zur Zeit nicht geregelt
ärztliches Gesundheitszeugnis gefordert wird. Es werden."
soll damit verhindert werden, daß ein ehemaliger Aus diesem Grunde sind Fragen des klassenlosen
Berufssoldat eine Kapitalabfindung erhält, dessen Krankenhauses innerhalb der Bundesregierung und
Gesundheitszustand ganz erheblich beeinträchtigt mit den zuständigen Länderressorts bisher nicht er-
ist. Damit soll das für den Bund mit der Gewährung örtert worden.
einer Kapitalabfindung verbundene Risiko letztlich
im 'Interesse des Steuerzahlers soweit wie möglich Es ist für die Bundesregierung nicht zu erkennen,
vermindert werden. Das Risiko besteht darin, daß welche Änderung des Versicherungssystems ge-
der noch nicht getilgte Kapitalabfindungsbetrag meint ist. Für die finanzielle Belastung des Privat-
beim Tode des Antragstellers von den Hinterblie- patienten durch den Krankenhausauftenthalt sind
benen des Berechtigten nicht zurückgezahlt zu wer- derzeit sowohl die Höhe der ärztlichen Gebühren
den braucht. als auch der Krankenhauspflegesatz und die Neben
Leistungstarife der Krankenhäuser von Bedeutung.
An das amtsärztliche Zeugnis werden keine über- Die Vergütung für ärztliche Leistungen bei Sozial-
höhten und unzumutbaren Anforderungen gestellt. versicherten werden, soweit diese Leistungen nicht
Es genügt die Bescheinigung, daß der Antragsteller bereits mit der Pflegesatzpauschale der Kranken-
gesund oder jedenfalls nicht so krank ist, daß seine häuser abgegolten sind, ohne Mitwirkung der Bun-
Lebenserwartung erheblich verringert ist. desregierung zwischen den Sozialleistungsträgern
Die Bundesregierung sieht sich aus den oben dar- und der Kassenärzteschaft unter Zugrundelegung
gelegten Gründen nicht in der Lage, auf ein amts- der Gebührenordnung für Ärzte vom 18. März 1965
ärztliches Zeugnis, dessen Ausstellung im übrigen (BGBl. I S. 89) vereinbart. Auch für Privatversicherte
nicht als unzumutbar anzusehen ist, zu verzichten. gilt die Gebührenordnung für Ärzte, falls nicht durch
In diesem Zusammenhang kann auch nicht unbeach- Vereinbarung eine von dieser Verordnung abwei-
tet bleiben, daß die Vorlage eines amtsärztlichen chende Regelung getroffen wurde.
Zeugnisses nicht nur für die Gewährung einer Ka- Fragen der Neuregelung des ärztlichen Gebühren-
pitalabfindung nach den §§ 28 bis 35 SVG gefordert -
rechts werden seit geraumer Zeit zwischen den be-
wird, sondern auch im übrigen öffentlichen Lei- troffenen Bundesressorts und Sachverständigen er-
stungsrecht, im Bundesversorgungsgesetz und im örtert. Die Bundesregierung berät außerdem derzeit
Gesetz zu Artikel 131 des Grundgesetzes, die Ge- den Entwurf eines Gesetzes zur wirtschaftlichen
währung von Kapitalabfindungen von entsprechen- Sicherung der Krankenhäuser. Bei diesen Beratun-
den Voraussetzungen abhängig gemacht wird. gen spielt auch die künftige Gestaltung der Kran-
kenhauspflegesätze eine entscheidende Rolle. Die
Bundesregierung kann den Ergebnissen dieser Be-
ratungen nicht vorgreifen. Sie ist allerdings auch der
Ansicht, daß man das Problem der unterschiedlichen
Anlage 40 Pflegeklassen in den Krankenhäusern befriedigend
einer Lösung zuführen kann, wenn es gelingt, das
Schriftliche Antwort
Krankenhauswesen insgesamt auf eine solide finan-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal zielle Basis zu stellen.
vom 1. Dezember 1970 auf die Schriftlichen Fragen
des Abgeordneten Hussing (CDU/CSU) (Drucksache
VI/1480 Fragen B 16 und 17):
Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß ein Krankenhaus Anlage 41
dann nicht als klassenloses Krankenhaus bezeichnet werden
kann, solange der Privatpatient bei gleicher Behandlung mehr
bezahlen muß als ein Kassenpatient? Schriftliche Antwort
Kann die Bundesregierung eine solche Änderung des Versiche-
rungssystems in Aussicht stellen, daß sie den Vorstellungen des des Bundesministers Leber vom 2. Dezember 1970
hessischen Sozialministers, Dr. Schmidt, entspricht, der in den
konzipierten klassenlosen Krankenhäusern Hanau und Wies- auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten
baden nur unter dieser Voraussetzung eine Möglichkeit sieht,
Privatpatienten zu den Sätzen zu behandeln wie Kassenpatien-
Storm (CDU/CSU) (Drucksache VI/1480 Fragen B 18
ten? und 19) :
Welches sind die Gründe für die Sperrung der erforderlichen
Auf eine Frage des Herrn Kollegen Flämig nach Mittel für den Ausbau der Umgehungsstraße zwischen Bornhö-
ved und Wankendorf im Zuge der Bundesstraße B 404, und
dem grundsätzlichen Standpunkt der Bundesregie- wann ist mit einer Bereitstellung dieser Mittel zu rechnen, so
daß der Weiterbau vollendet werden kann?
rung zu dem Gedanken eines klassenlosen Kranken-
hauses hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Welches waren die Gründe für die vorübergehende Sperrung
der Mittel für den provisorischen Ausbau der Kreuzung B 76
Westphal am 4. Juni 1970 schriftlich folgendes er- und B 207/E 4 am Süselerbaum bis zum 30. Oktober 1970?
klärt:
„Nach dem Grundgesetz ist in Krankenhausfra- Die im Bundeshaushalt 1970 bei Kap. 1210 Tit.
gen im Rahmen der konkurrierenden Gesetzge- 760 50 lfd. Nr. 302 für den 1. Bauabschnitt der Orts-
bung der Bund für die „wirtschaftliche Siche- umgehung Bornhöved—Wankendorf vorgesehenen
rung der Krankenhäuser und die Regelung der Haushaltsmittel von 4 454 000 DM wurden von mir
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970 4683
weder gesperrt noch gekürzt. Das gleiche gilt für den Vereinigten Staaten werden auch in der Bun-
den provisorischen Ausbau der Kreuzung der desrepublik Deutschland solche Versuchsfahrzeuge
B 76/207 am Süselerbaum, für den bei Tit. 760 60 entwickelt und gebaut werden.
lfd. Nr. 91 ein Haushaltsansatz für 1970 von
Unabhängig davon werden die Bemühungen,
1 100 000 DM vorgesehen ist.
durch Anforderungen an die einzelnen Bauelemente
Das Land Schleswig-Holstein war an der Haus- die Fahrzeugsicherheit zu verbessern, im verstärk-
haltssperre im Straßenbauhaushalt 1970 von ur- ten Maße fortgesetzt. Bei der internationalen Ver-
sprünglich 440 Millionen DM zunächst zwar mit flechtung des Straßenverkehrs lassen sich diese
15 Millionen DM beteiligt. Dieser Sperrbetrag Maßnahmen heute nicht mehr auf den nationalen
wurde aber im Rahmen der Teilentsperrung von Bereich beschränken. Soweit wissenschaftlich gesi-
200 Millionen DM voll aufgehoben. Darüber hinaus cherte Erkenntnisse vorliegen und der Stand der
wurden dem Land im Hinblick auf die durch die Technik es zuläßt, erarbeitet mein Haus in Zusam-
Olympischen Segelwettbewerbe 1972 termingebun- menarbeit mit den zuständigen Behörden anderer
denen Maßnahmen weitere Mittel zur Verfügung Staaten international einheitliche Sicherheitsvor-
gestellt. Bei den Bundesstraßen wurden 42,2 Millio- schriften für Kraftfahrzeuge. Das geschieht im Rah-
nen DM und beim Bundesautobahnneubau 37,0 Mil- men der Wirtschaftskommission für Europa in Genf
lionen DM, zusammen 79,2 Millionen DM nachbe- sowie bei den Europäischen Gemeinschaften in
willigt. Insgesamt stehen dem Land Schleswig- Brüssel, wobei in Brüssel auf Genfer Arbeiten auf-
Holstein im Haushaltsjahr 1970 nunmehr 292,2 Mil- gebaut wird. Zu den behandelten Themen gehören
lionen DM ungekürzt zur Verfügung. Vorschriften über: Türschlösser und Türscharniere,
Sicherheitslenksäulen, Sicherheitsgurte und deren
Wenn bei der Ortsumgehung Bornhöved — Wan-
Verankerungen, Festigkeit der Sitze und deren Ver-
kendorf oder auch bei der Maßnahme am Süseler-
ankerungen und Kopfstützen. Außerdem wird das
baum Teilbeträge abgezogen worden sein sollten, so
Problem der Deformationszonen behandelt. Hierbei
hat das Land in eigener Verantwortung gehandelt.
kommt es entscheidend darauf an, Mindestwerte für
Meine Zustimmung zu einem solchen Mittelaus-
den Energieverzehr festzulegen. An dieser Auf-
gleich wurde bis jetzt nicht beantragt.
gabe wird gearbeitet, doch sind die Erkenntnisse
Für den 2. und 3. Bauabschnitt im Zuge der Orts- auf diesem Gebiet noch lückenhaft. Möglicherweise
umgehung Bornhöved—Wankendorf haben mir die vermitteln uns hier die Experimentierfahrzeuge
Vergabeunterlagen vorgelegen. Ich konnte meine weiteres Wissen.
Zustimmung zur Auftragserteilung in diesem Jahre In einer z. Z. vorbereiteten Verordnung zur Ände-
jedoch noch nicht erteilen, da das Land über die rung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung ist
ihm zugewiesenen Haushaltsmittel und Verpflich- vorgesehen, für die Vordersitze von Personenkraft-
tungsermächtigungen bereits anderweitig verfügt wagen Kopfstützen und für die äußeren Vordersitze
hatte. Im Rechnungsjahr 1971 bzw. im 1. Fünfjahres- von Personenkraftwagen Dreipunktsicherheitsgurte
plan 1971/1975 sind die erforderlichen Mittel vor- vorzuschreiben. Weitere Vorschriften sollen folgen,
gesehen. Ich verweise außerdem auf die in der sobald die internationalen Vorarbeiten abgeschlos-
Fragestunde vom 13. November 1970 der Frau Kol- sen sind.
legin Tübler erteilten Antworten zum gleichen
Fragenkomplex.
Anlage 43
Anlage 42 Schriftliche Antwort
Schriftliche Antwort des Bundesministers Leber vom 2. Dezember 1970
des Bundesministers Leber vom 2. Dezember 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Peiter
auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Wuwer (SPD) (Drucksache VI/1480 Frage B 21) :
(SPD) (Drucksache 1480 Frage B 20) : Wieviel tödliche Unfälle sind auf der Autobahnstrecke im
Bereich des „Elzer Berges" bis heute eingetreten, und auf wel-
die Ursache ist die Häufung der Unfälle zurückzuführen?
Was hat die Bundesregierung bislang davon abgehalten, im
Automobilbau — ähnlich wie in Amerika — Sicherheitsvor-
schriften zu erlassen, die bei einem Frontalzusammenstoß den
Fahrzeuginsassen eine höhere Überlebenschance bieten? Auf der Autobahnstrecke Köln—Frankfu rt/M. er-
eigneten sich im Bereich des „Elzer Berges" bei
Zum Erlaß von hinreichenden Sicherheitsvor- Limburg laut Angaben des Statistischen Bundesam-
schriften zum Schutz der Fahrzeuginsassen bei Fron- tes in Wiesbaden seit 1964 bis heute insgesamt
talzusammenstößen bedarf es noch weiterer wissen- 52 tödliche Unfälle.
schaftlich gesicherter Erkenntnisse über die mög- Die Unfallursachen waren
lichen und sinnvollen Anforderungen an die Fahr- 39 %
zu dichtes Auffahren
zeugteile und Fahrzeugeigenschaften bei Frontal- 33 %
zu schnelles Fahren
zusammenstößen. Um weitere Erkenntnisse auf dem unzulässiges Überholen 20 %
Gebiet der Kraftfahrzeugsicherheit zu gewinnen, 4%
wegen Übermüdung
habe ich deshalb kürzlich mit dem Verkehrsminister 4%
Ladevorschriften nicht beachtet
der USA einen Informationsaustausch über expe-
rimentelle Sicherheitsfahrzeuge vereinbart. Wie in 100 %
4684 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 4. Dezember 1970