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D eutscher Bundestag

102. Sitzung
Bonn, den 12. Dezember 1963

Inhalt:

Abg. Dr. Elbrächter — Stellvertretendes Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) :


Mitglied im Vermittlungsausschuß . . . 4757 A Ausrichtungs- und Garantiefonds der
EWG
Fragestunde (Drucksachen IV/1737, IV/1744) Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 4760 B, D
Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . . 4760 D
Frage des Abg. Dr. Kohut:
Frage des Abg. Bading:
Asylrecht für politisch Verfolgte
Doppelbesteuerungsabkommen mit
Höcherl, Bundesminister 4757 D, 4758 B, C Thailand
Dr. Kohut, (FDP) . . . . . . . 4758 A, B Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 4760 D,
Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 4758 C 4761 A, B
Bading (SPD) 4761 A, B
Dr. Mommer (SPD) 4758 C
Frage des Abg. Vogt:
Frage des Abg. Dröscher: Konservierung von Kartoffeln
Besoldung der Bediensteten der euro- Schwarz, Bundesminister 4761 C, D, 4762 A
päischen Organisationen
Vogt (CDU/CSU) . . . . . . . . 4761 D
Höcherl, Bundesminister . 4758 D, 4759 A
Frage des Abg. Ertl:
Dr. Mommer (SPD) 4759 A
Bericht der EWG-Kommission über Bei-
Frage der Abg. Frau Funcke (Hagen) : hilfen in der Landwirtschaft
Schwarz, Bundesminister . . . . 4762 A, B
Steuerermäßigung für eine Haushalts-
hilf e Ertl (FDP) 4762 B

Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 4759 B Fragen des Abg. Leicht:


Zigarrenguttabake
Fragen des Abg. Dr.-Ing. Philipp:
Schwarz, Bundesminister . . . . 4762 C, D,
Aufkommen aus der Heizölsteuer 4763 A, B, C
Leicht (CDU/CSU) . . . 4762 D, 4763 A
Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 4759 C, D,
4760 B Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . 4763 A, B
Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) . . . . 4760 B Dr. Artzinger (CDU/CSU) . . . . 4763 C
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Fragen des Abg. Wächter: Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) :


Rindereinfuhren aus Dänemark Angleichung der Getreidepreise in der
EWG
Schwarz, Bundesminister . . . . 4763 C, D,
4764 B, C, D, 4765 A Schwarz, Bundesminister . 4766 D, 4767 A

. . . . 4763 D, 4764 A Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . . 4767 A


Wächter (FDP)
Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 4764 B, C Frage des Abg. Dr. Roesch:
Preiserhöhungen von Grundnahrungs-
Sander (FDP) . . . . . . . . . 4764 D
mitteln
Reichmann (FDP) . . . 4764 D, 4765 A Schwarz, Bundesminister 4767 A
Vizepräsident Dr. Schmid 4765 A
Frage des Abg. Werner:
Frage des Abg. Sander: Beihilfe für in landwirtschaftlichen Be-
trieben verwendetes Gasöl
Kennzeichnungspflicht für Auslandseier
Schwarz, Bundesminister 4767 C
Schwarz, Bundesminister . . . . . . 4765 B
Frage des Abg. Felder:
Sander (FDP) . . . . . . . . . 4765 B
Altersvorsorge für Rechtsanwälte
Frage des Abg. Ertl: Blank, Bundesminister 4767 D, 4768 A, B
Schnellmastkonzentrat ANGO Felder (SPD) . . . . . 4767 D, 4768 A
Schwarz, Bundesminister . . . . 4765 C, D, Dr. Rinderspacher (SPD) 4768 A
4766 A, B, C Fragen des Abg. Welslau:
Ertl (FDP) 4765 D Zweitkindergeld
Peters (Poppenbüll) (FDP) . . 4766 A Blank, Bundesminister 4768 C, D
Sander (FDP) . . . . . . . . 4766 B Welslau (SPD) 4768 C
Bading (SPD) 4766 B, C Überweisung des Entwurfs des Sechsten
Rentenanpassungsgesetzes an den Haus-
Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) : haltsausschuß 4768 D
Marktordnungen der EWG für Rind-
Nächste Sitzung 4768 D
fleisch, Milch und Milcherzeugnisse
Schwarz, Bundesminister . . . . . 4766 C Anlagen 4769
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4757

102. Sitzung

Bonn, den 12. Dezember 1963

Stenographischer Bericht republik in der südwestlichen Ostsee eingesetzt werden. Finn-


land erklärt sich bereit, bis zur Fertigstellung des neuen Eis-
brechers ab sofort, d. h. erforderlichenfalls schon im kommenden
Winter, einen eigenen Eisbrecher für die Zufahrten nach Lübeck
Beginn: 14.01 Uhr und Kiel zur Verfügung zu stellen, wenn es die Eisverhältnisse in der
Ostsee erfordern. Finnland ist weiter bereit, auch künftig, sofern
der neue Eisbrecher aus irgend einem Grund nicht einsatzfähig
sein sollte, als Ersatz einen eigenen Eisbrecher für die Bundes-
Vizepräsident Dr. Schmid: Die Sitzung ist republik einzusetzen. Durch diese Regelung ist sichergestellt,
daß also schon ab kommenden Winter jederzeit ein leistungs-
eröffnet. fähiger Eisbrecher bei schwerer Eislage zur Verfügung stehen
wird.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gebe ich be-
In der nächsten Woche erwarte ich die finnische Delegation
kannt, daß die Fraktion der CDU/CSU mit Schreiben in Bonn, um die endgültige Formulierung des Abkommens abzu-
vom 10. Dezember dieses Jahres als Nachfolger für stimmen. Sofern eine Übereinstimmung erzielt wird, was nach
den bisherigen Verhandlungen mit Sicherheit erwartet werden
den aus dem Vermittlungsausschuß ausgeschiedenen kann, könnte das Abkommen zu Beginn des nächsten Jahres
wirksam werden.
Abgeordneten Schmücker den Abgeordneten Dr.
Elbrächter als stellvertretendes Mitglied im Ver-
Wir treten ein in die Tagesordnung:
mittlungsausschuß benannt hat. — Ist das Haus mit
diesem Vorschlag einverstanden? — Ich höre keinen Fragestunde (Drucksachen IV/1737, IV/1744).
Widerspruch. Damit ist der Abgeordnete Dr. Elbräch-
ter als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungs- Zunächst die Fragen aus dem Geschäftsbereich des
ausschuß gewählt. Bundesministers des Innern. Ich rufe auf die Frage
VII/1 — des Herrn Abgeordneten Dr. Kohut —:
Folgende amtliche Mitteilungen werden ohne Ver-
lesung in den Stenographischen Bericht aufgenom- Wie stellt die Bundesregierung eine gleichmäßige Anwendung
des Asylrechts für politisch Verfolgte gemäß Artikel 16 Abs. 2
men: GG sicher?
Der Herr Stellvertreter des Bundeskanzlers hat unter dem
9. Dezember 1963 Übereinkommen und Empfehlungen der 46. Ta-
gung der Internationalen Arbeitskonferenz übersandt. Sie wer-
den als Drucksache IV/1747 verteilt. Höcherl, Bundesminister des Innern: Bei aller
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß
gebotenen Kürze bitte ich mir zu gestatten, daß ich
des Bundestages vom 25. Juni 1959 die - auf diese schwierige Frage etwas ausführlicher ein-
Verordnung Nr.. . ./63/Euratom, Nr. . . .163'EWG zur Än gehe.
derung der Berichtigungskoeffizienten für die Dienst- und
Versorgungsbezüge der Beamten Eine gleichmäßige Anwendung der asylrecht-
Verordnung Nr. .. ./63/(EAG) zur Änderung der Verordnung lichen Vorschriften läßt sich nicht sicherstellen, weil
Nr. 6/63 des Rats der EAG
die Bundesrepublik Deutschland kein Einheitsstaat,
Verordnung Nr. .. ./63/Euratom, Nr. . . ./63/EWG zur Än
derung der Verordnung Nr. 6/63/Euratom, Nr. 101/63/EWG sondern ein Bundesstaat ist. Für die Entscheidung
der Räte asylrechtlicher Fragen sind, abgesehen von den
— Ducksache IV/1755 — Oberlandesgerichten im Auslieferungsverfahren,
dem Innenausschuß überwiesen mit der Bitte um Vorlage des folgende Verwaltungsbehörden und Verwaltungs-
Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 13. Dezember 1963.
gerichte zuständig:
Zu der in der Fragestunde der 92. Sitzung des
Deutschen Bundestages am 24. Oktober 1963 ge- Erstens. Für die Anerkennung von ausländischen
Flüchtlingen nach dem Genfer Abkommen über die
stellten Frage des Abgeordneten Regling Nr. XI/2
ist inzwischen die schriftliche Antwort des Herrn Rechtsstellung der Flüchtlinge sind die Anerken-
Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 10. Dezem- nungsausschüsse der Bundesdienststelle in Zirndorf
ber 1963 eingegangen. Sie lautet: zuständig. Die Anerkennung setzt voraus, daß es
sich um Personen handelt, die ihren Heimatstaat in-
Nachdem das Bundeskabinett mich beauftragt hatte, Verband. folge von Ereignissen, die vor dem 1. Januar 1951
Lungen mit Finnland aufzunehmen mit dem Ziel, schon für den
kommenden Winter im Falle einer schweren Eislage einen Eis- eingetreten sind, und aus begründeter Furcht vor
brecher zu erhalten, wurden die ersten Besprechungen mit der
Finnischen Regierung im November d. J. aufgenommen. Es hat Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationa-
sich ergeben, daß die finnischen und deutschen Auffassungen
über eine wirksame Eisbrecherhilfe in der westlichen Ostsee
lität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen
weitgehend übereinstimmen, so daß bereits ein zwischen den Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung
zuständigen Ministerien abzuschließendes Abkommen in rohen
Zügen formuliert werden konnte. verlassen haben. Gegen Entscheidungen der Aner-
In diesem Abkommen ist vorgesehen, daß die Bundesrepublik kennungsausschüsse is t der Widerspruch gegeben,
auf einer finnischen Werft einen Eisbrecher bauen läßt, der von
Finnland bereedert und unterhalten wird.
über den Widerspruchsausschüsse zu entscheiden
In normalen Wintern soll dieser Eisbrecher in finnischen Ge-
haben. Die Entscheidungen können sodann vor dem
wässern und nur in strengen Wintern auf Anfordern der Bundes- Verwaltungsgericht in Ansbach angefochten wer-
4758 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Bundesminister Höcherl
den. Gegebenenfalls sind Berufung an den Bayeri- gleichbarem Umfange in einem anderen Lande kaum
schen Verwaltungsgerichtshof in München und Re- existiert.
vision an das Bundesverwaltungsgericht in Berlin
zulässig. Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage, Herr
Zweitens. Für die Entscheidung asylrechtlicher Abgeordneter Schmitt Vockenhausen!
-

Fragen nach Art. 16 Abs. 2 Satz 2 des Grundgeset-


zes sind die Ausländerbehörden der Länder zustän- Schmitt - Vockenhausen (SPD) : Herr Minister,
dig. Sie prüfen die Frage der Asylgewährung als sollten wir aber nicht, nachdem das Ausländergesetz
Vorfrage bei beabsichtigten ausländerrechtlichen vorliegt und die Asylverordnung als selbständige
Maßnahmen. Ihre Entscheidungen unterliegen der Rechtsgrundlage mit ihren gewissen Mängeln ge
Nachprüfung durch die Widerspruchsbehörden. Dar- blieben war, doch für eine einheitliche Rechtsgrund-
über hinaus sind Anfechtungsklage an das jeweils lage sorgen, die dann eine gleichmäßige Behand-
zuständige Verwaltungsgericht und gebenenfalls Be- lung besser ermöglicht?
rufung an das Oberverwaltungsgericht und Revision
an das Bundesverwaltungsgericht zulässig. Höcherl, Bundesminister des Innern: Ich habe
Soweit hiernach Länderbehörden zuständig sind, meine Beamten für die Sitzung heute nachmittag
hat sich der Bundesminister des Innern um eine angewiesen, einem solchen Antrag, wenn er von
möglichst einheitliche Anwendung der Vorschrift dem Ausschuß kommt, keinen Widerstand zu leisten.
des Art. 16 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes bemüht.
Er hat zahlreiche Rundschreiben herausgegeben, Be- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage, Herr
sprechungen mit den Vertretern der Länder geführt Abgeordneter Mommer!
und dabei auf die Rechtsprechung des Bundesver-
fassungsgerichts und des Bundesverwaltungsgerichts
Dr. Mommer (SPD) : Herr Minister, wird sicher-
hingewiesen.
gestellt, , daß die Asylsuchenden in ihrer Mutter-
Bei der besonders gearteten Rechtslage wäre sprache über die Rechtsmittel unterrichtet werden,
äußerstenfalls auch noch die Möglichkeit des Art. 84 die ihnen bei uns zustehen?
Absatz 5 des Grundgesetzes gegeben.
Höcherl, Bundesminister des Innern: Ich kann
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage! die Frage beantworten, soweit die Bundesdienst-
stelle in Zirndorf in Betracht kommt. Dort ist das
Dr. Kohut (FDP) : Wie ist es denn möglich, daß absolut sichergestellt.
trotz des übergeordneten Art. 16 Abs. 2 des Grund-
gesetzes das Asylrecht unterschiedlich gehandhabt
Vizepräsident Dr. Schmid: Nunmehr die
wird? Ich denke an den speziellen Fall des Frem-
Frage VII/2 — des Herrn Abgeordneten Dröscher —:
denlegionärs Györfi. Er hat Asyl in Baden-Würt-
temberg erhalten. Bayern würde ihn sofort verhaf- Um wieviel Prozent höher als bei vergleichbarer Dienststellung
in der Bundesrepublik liegt die Besoldung der Beamten und
ten, sobald er bayerischen Boden beträte. - Angestellten bet den europäischen Körperschaften?

Die Frage wird übernommen.


Höcherl, Bundesminister des Innern: Der Fall
Györfi, den Sie anziehen, beruht darauf, daß gegen Bitte, Herr Minister!
Györfi in seiner Abwesenheit Entscheidungen er-
gangen sind und daß nicht die letzte Instanz in An- Höcherl, Bundesminister des Innern: Ein gleich-
spruch genommen wird. Die Rechtseinheit wird bei mäßiges Prozentverhältnis für die Besoldung der
uns durch die letzte Instanz des Bundesverwaltungs- Bediensteten der Bundesrepublik und der europäi-
gerichts hergestellt und, wie ich glaube, auch in schen Organisationen läßt sich nicht nennen, weil
einer sehr zufriedenstellenden Weise. sowohl die Besoldungsbestandteile als auch die
Steuerregelungen verschieden sind. Das Bundes-
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine weitere Zu- innenministerium hat deshalb eine Tabelle aufge-
satzfrage! stellt, die die Nettobezüge an Hand von vier Mu-
sterfällen, am Beispiel des Obersekretärs, des Amts-
Dr. Kohut (FDP) : Muß in diesem Fall der Aus- rates, des Ministerialrates und des Ministerialdirek-
gewiesene die anderen Instanzen in Anspruch neh- tors wiedergibt. Diese Tabelle überreiche ich für das
men, oder welche Mittel stehen einem s o einfachen Protokoll. *)
Mann wie dem geflüchteten Fremdenlegionär zur Ich nehme hier ein Beispiel: Setzt man die deut-
Verfügung, um sich solchen Akten der Länderregie- sche Besoldung gleich 100, so ergibt sich für einen
rungen, die durch das Grundgesetz letztlich nicht ge- Amtsrat, verheiratet, zwei Kinder, in Brüssel eine
deckt sind, zu widersetzen? Besoldung von rund 190 %, für einen Ministerialrat
von 209 %. Ein Ministerialrat, verheiratet, mit zwei
Höcherl, Bundesminister des Innern: Es waren Kindern in Paris bei den vier älteren europäischen
keine Akte der Länderregierungen, sondern der Ver- Organisationen erhält rund 221 %, ein .Amtsrat in
waltungsbehörden. Im übrigen bestehen vier In- vergleichbaren Familienverhältnissen 171 %.
stanzen für die Anfechtung. Meines Erachtens ist
damit ein Instrumentarium gegeben, wie es in ver- *) Siehe Anlage 2
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4759
Bundesminister Höcherl
Hierbei ist natürlich noch der Kaufkraftunter- steuergesetzes 'im Rahmen .des in Vorbereitung be-
schied zu beachten, Der Kaufkraftzuschlag für die findlichen Steueränderungsgesetzes 1964 zu schaf-
Beamten des deutschen auswärtigen Dienstes be- fen. Die Finanzministerien der Länder sind gebeten
trägt ab 1. Januar 1964 in Brüssel 10 % und in worden, ihre nachgeordneten Dienststellen anzu-
Paris 25 %. Er könnte bei einem Vergleich der Be- weisen, daß bis zum Inkrafttreten des Änderungs-
soldung im Bundesdienst — 100 % — mit den Be- gesetzes noch nach .den bisherigen Verwaltungsan-
zügen, die den Vomhundertsätzen in den Spalten 3 weisungen verfahren werden soll. Soweit mir be-
dieser Tabelle, die ich überreicht habe — Brüssel —, kannt ist, sind entsprechende Anweisungen 'seitens
und 5 — Paris — zugrunde liegen, unter Berück- der Länder inzwischen ergangen. Dadurch ist sicher-
sichtigung sonstiger Leistungen, z. B. Mietzuschläge, gestellt, daß wegen der Beschäftigung einer Haus-
für Brüssel mit 20 % und für Paris mit 35 % ange- haltshilfe Steuerermäßigung im bisherigen Umfang
setzt werden. Dementsprechend würden sich bei der weiter gewährt wird.
Berücksichtigung der Kaufkraftunterschiede die
Vomhundertsätze der internationalen Gehälter in Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe die Frage
Brüssel und Paris vermindern. VIII/2 — des Abgeordneten Dr.-Ing. Philipp — auf:
Billigt die Bundesregierung die in den „Finanzpolitischen Mit-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage, Herr teilungen des Bundesministeriums der Finanzen" im „Bulletin"
Abgeordneter Mommer! des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom
7. November 1963, S. 1740, verbreitete Darstellung über das
Aufkommen aus der Heizölsteuer und seine Verwendung?
Dr. Mommer (SPD) : Herr Minister, gelten die
Zahlen, die Sie genannt haben, abzüglich der Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
Steuern? Oder wie steht es mit der Steuer? Darf ich — mit Genehmigung des Herrn Präsiden-
ten — .die Fragen 2, 3 und 4 zusammen beantworten?
Höcherl, Bundesminister des Innern: Das sind
Nettosätze, Herr Kollege. Vizepräsident Dr. Schmid: Bitte sehr. Ich rufe
also auch die Fragen VIII/3 und 4 — des Abgeord-
Dr. Mommer (SPD) : Also auf nach Brüssel!? neten Dr.-Ing. Philipp — auf:
(Abg. Burgemeister: Das war keine Frage! Ist die in der in Frage VIII/2 erwähnte Mitteilung des Bun-
— Abg. Bading: Aber nur als Ministerial desministeriums der Finanzen enthaltene Behauptung zutreffend,
das Aufkommen aus der Heizölsteuer reiche zur Deckung der
rat, nicht als Amtsrat!) Aufwendungen für Maßnahmen zur Anpassung des Steinkohlen-
bergbaus an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt im
Sinne von Artikel 4 des Gesetzes zur Änderung des Mineralöl-
steuergesetzes vom 26. April 1960 (BGBl. I S. 241) nicht aus?
Höcherl, Bundesminister des Innern: Ich würde
es bedauern — es war doch wohl eine Frage? —, Wie ist es rechtlich und sachlich möglich, daß in den Jahren
1960 bis 1963 unter der Bezeichnung „krisenbedingte Mehr-
wenn der Herr Kollege Mommer nach Brüssel ginge. belastungen des Bundes beim Zuschuß zur Knappschaftsversiche-
rung" unmittelbar Beträge aus dem Heizölsteueraufkommen in
(Heiterkeit.) Anspruch genommen worden sind, obwohl Bundestag und
Bundesrat diese Verwendung nicht beschlossen haben?

Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen -


zu
den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundes- Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
Mit Genehmigung des Herrn Präsidenten antworte
min i sters der Finanzen.
ich auf die Fragen 2, 3 und 4 jetzt also zusammen.
Ich rufe auf die Frage VIII/1 — der Frau Abge-
ordneten Funcke (Hagen) —: Dem Haushaltsausschuß des Deutschen Bundes-
tages ist mit Vorlage meines Hauseis vom 19. Okto-
Beabsichtigt die Bundesregierung eine Regelung, nach der die
Steuerermäßigung für die Beschäftigung einer Haushaltshilfe für ber 1963 über das Aufkommen aus der Heizölsteuer
den in § 33 a Abs. 3 EStG genannten Personenkreis über den
31. Dezember 1963 hinaus ermöglicht wild?
und dessen Verwendung berichtet worden. In Kürze
soll eine Besprechung mit dem Herrn Bundesmini-
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: ster für Wirtschaft über die Fragen stattfinden, ob
Herr Präsident! Die Frage der Frau Abgeordneten die krisenbedingten Mehrbelastungen des Bundes
Funcke wird wie folgt beantwortet. beim Zuschuß zur Knappschaftsversicherung in die
Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben
Wegen der Beschäftigung einer Haushaltshilfe aus der Heizölsteuer einzubeziehen sind. Die Bun-
konntebisher auf Grund von Verwaltungsanwei- desregierung selbst hat sich mit dieser Frage noch
sungen in den Einkommensteuerrichtlinien und 'den nicht befaßt.
Lohnsteuerrichtlinien eine Steuerermäßigung bis zu
Ich darf jedoch auf folgendes hinweisen. Der
600 DM im Kalenderjahr gewährt werden, wenn im
Bundestag hat in der Sitzung vom 9. März 1960 bei
übrigen die Voraussetzungen nach § 33 a des Ein-
der Beratung des Art. 4 des Gesetzes zur Änderung
kommensteuergesetzes .für die Gewährung einer
des Mineralölsteuergesetzes beschlossen, daß die
Steuerermäßigung wegen der Beschäftigung einer
Bundesregierung die durch die Anpassung des
Hausgehilfin erfüllt waren. Diese Verwaltungsan-
Steinkohlenbergbaus an die veränderte Lage auf
weisungen sind vom Bundesfinanzhof als nicht
dem Energiemarkt veranlaßten zusätzlichen Leistun-
rechtsverbindlich angesehen worden, weil sie im
gen des Bundes für die knappschaftliche Rentenver-
Einkommensteuergesetz keine Stütze fänden.
sicherung in ihre jährliche Berichterstattung über
Es ist vorgesehen, die fehlende Rechtsgrundlage die Hilfsmaßnahmen für den Kohlenbergbau aufzu-
durch eine Ergänzung ides § 33.a des Einkommen- nehmen hat. Auf den Entschließungsantrag des Fi-
4760 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963
Bundesminister Dr. Dahlgrün
nanzausschusses des Deutschen Bundestages vom Der Anteil der Bundesrepublik an diesen Aus-
18. Februar 1960 — vgl. Abschnitt B Ziff. II der gaben wird sich voraussichtlich auf etwa 40 Millio-
Bundestagsdrucksache 1635 —, der in der Sitzung nen DM belaufen.
des Deutschen Bundestages am 9. März 1960 un- Durch den Fonds werden heute erst 1/6 der Aus-
verändert angenommen worden ist, darf Bezug ge- gaben, am Ende der Übergangszeit jedoch 6/6 finan-
nommen werden. ziert. Unter der Voraussetzung, daß sich die Ver-
Das Aufkommen aus der Heizölsteuer im Rech- hältnisse nicht grundsätzlich ändern, lassen sich die
nungsjahr 1963 ist auf 400 Millionen DM geschätzt Gesamtausgaben des Fonds für die bestehenden
worden. Soweit bis heute übersehen werden kann, Marktordnungen am Ende der Übergangszeit auf
wird sich das tatsächliche Aufkommen auf etwas etwa 850 Millionen DM schätzen. Der Anteil der
mehr belaufen. Die Aufwendungen für Maßnahmen Bundesrepublik beträgt derzeit 28 % und ist zu-
zur Anpassung des Steinkohlenbergbaus an die ver- nächst für die ersten drei Jahre der gemeinschaft-
änderte Lage auf dem Energiemarkt im Sinne von lichen Finanzierung auf 31 %, begrenzt worden.
Art. 4 des Gesetzes zur Änderung des Mineralöl- Unter der Voraussetzung, daß diese Begrenzung
steuergesetzes vom 26. April 1960 belaufen sich für aufrechterhalten werden kann, würde der Anteil der
die Zeit vom 1. Januar bis 30. November 1963 auf Bundesrepublik am Ende der Übergangszeit etwa
rund 314 Millionen DM. Der Zuschuß zur Knapp- 255 Millionen DM betragen.
schaftsversicherung beträgt auch im Rechnungsjahr.
Zu berücksichtigen ist ferner, daß Ausgaben für
1963 mindestens wieder 200 Millionen DM.
weitere, noch zu beschließende Marktordnungen,
Wenn der Zuschuß zur Knappschaftsversicherung z. B. für Reis, Milch, Rindfleisch usw., hinzukommen.
in diese Zahlen einbezogen würde — das Bundes- Die Gesamtausgaben hierfür dürften wenigstens in
ministerium der Finanzen geht dabei von 200 Mil- der gleichen Höhe liegen wie die Ausgaben für die
lionen DM aus —, dürfte das Aufkommen aus der in Kraft befindlichen Marktordnungen.
Heizölsteuer zur Deckung aller dieser Aufwendun- Im Endstadium werden die Ausgaben aus dem
gen jedenfalls im Jahre 1963 nicht ausreichen. Das Fonds weiter steigen. Zahlenangaben können für
bedeutet jedoch nicht — darauf möchte ich aus- diesen Zeitraum noch nicht ermittelt werden.
drücklich hinweisen —, daß die Aufwendungen für
die energiepolitischen Maßnahmen gekürzt werden
sollen. Auch im Entwurf des Bundeshaushaltsplans Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage.
1964 sind wieder erhebliche Mittel für energiepoli-
tische Maßnahmen eingestellt worden. Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Bundesminister,
weshalb ist im Haushalt 1964 kein Betrag für den
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage. Ausrichtungs- und Garantiefonds etatisiert worden?

Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) : Herr Minister, Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
sind Sie der Meinung, daß diese krisenbedingten Im Haushaltsplan 1964 haben wir einen Leertitel
Aufwendungen, die man der Knappschaft erstattet ausgebracht, weil man heute noch nicht übersehen
hat, nur ein Bruchteil der durch die normalen ge- kann, ob und inwieweit die Abwicklung der Aus-
setzlichen Anlässe bedingten Mehrausgaben der gaben für das EWG-Wirtschaftsjahr 1962/63 noch im
Knappschaft sind? Um diese Frage geht es doch Haushalt 1964 erfolgen wird.
wohl bei der Entscheidung, die die Bundesregie-
rung noch treffen wird? Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VIII/6 — des
Abgeordneten Bading — :

Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: Wann ist mit dem Abschluß eines Doppelbesteuerungsabkom-
Ja, das ist der Kernpunkt dieser Entscheidung, über mens zwischen Thailand und der Bundesrepublik zu rechnen?
die ich mit dem Herrn Bundesminister für Wirtschaft
in aller Kürze reden werde. Dann wird man die Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
Sache entscheiden müssen. Herr Präsident, die Frage des Herrn Abgeordneten
Dr. Bading beantworte ich wie folgt.
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VIII/5 — des Die Bundesregierung strebt an, mit Thailand mög-
Abgeordneten Peters (Poppenbüll) — .
lichst bald ein allgemeines Doppelbesteuerungsab-
Hat die Bundesregierung Ermittlungen angestellt, in welchem kommen abzuschließen. Sie hat sich schon zu Ver-
Umfang Bundesmittel erforderlich sind zum Zwecke der Finan-
zierung des Ausrichtungs- und Garantiefords der EWG?
handlungen, an denen auch die thailändische Regie-
rung interessiert ist, bereit erklärt. Diese Verhand-
lungen sollen stattfinden, sobald die vordringlichen
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: Doppelbesteuerungsverhandlungen, die zur Zeit
Herr Präsident, die Frage des Herrn Abgeordneten schweben oder vorgesehen sind, dies zulassen. Ge-
Peters beantworte ich wie folgt. nauere Angaben über den Zeitpunkt, zu dem ein
Die Bundesregierung schätzt, daß die Ausgaben Doppelbesteuerungsabkommen mit Thailand abge-
des Ausrichtungs- und Garantiefonds der Europä- schlossen werden kann, sind deshalb im Augenblick
ischen Wirtschaftsgemeinschaft für das erste Wirt- noch nicht möglich. Die Bundesregierung mißt aber
schaftsjahr — das ist 1962/63 — etwa 140 Millio- einem Abkommen mit Thailand große Bedeutung
nen DM betragen können. bei und ist deshalb bemüht, den Verhandlungs-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4761
Bundesminister Dr. Dahlgrün
beginn und den Abschluß des Abkommens im Rah- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
men des Möglichen zu beschleunigen. wirtschaft und Forsten: Ich darf die Frage wie folgt
beantworten.
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage? Noch bevor das Ergebnis der Kartoffelernte vor-
lag, befaßte sich der Ernährungsausschuß am
23. September mit der Lage auf dem Kartoffelmarkt.
Bading (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, Er setzte sich unter anderem dafür ein, eine Herbst-
daß die Wünsche schon seit Jahren bestehen, und prämie für die Einsilierung sowie Trocknung über
ist die Verzögerung darauf zurückzuführen, daß das Lohn- und Gemeinschaftsanlagen für die Zeit vom
zuständige Referat in Ihrem Hause lediglich fünf 1. September bis zum 31. Dezember 1963 zu ge-
Doppelbesteuerungsabkommen pro Jahr zu bear- währen.
beiten in der Lage ist?
Sollte einem Preiszusammenbruch wirkungsvoll
entgegengetreten werden, mußte diese Stützungs-
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: maßnahme schnell anlaufen. Der Einsicht und Hilfe
Ich glaube nicht, Herr Kollege Bading, daß ein aller Beteiligten ist es zu verdanken, daß die Bun-
Referat sich vornehmen kann, in einem Jahre nur desmittel den Ländern bereits am 19. Oktober 1963
fünf Doppelbesteuerungsabkommen zu erledigen. bereitgestellt werden konnten. Es liegt in der Natur
Es gibt sehr schwierige Doppelbesteuerungsabkom- der Sache, daß der Besatz an Dämpfanlagen in
men, und es gibt andere, die glatter laufen. Deshalb einem Land stärker, im anderen schwächer ist. Das
wird man eine Zahl von 4, 5 oder 6 sicherlich nicht wird jedoch immer so sein und muß hingenommen
für solche zum großen Teil sehr schwierige Arbeiten werden, solange das angestrebte Ziel nicht ernsthaft
ansetzen können. Es ist richtig, daß dieses Referat gefährdet wird.
große Schwierigkeiten hat, mit seiner Arbeit durch-
zukommen. Das ist mir bekannt. Aber, Herr Kollege Das Ziel dieser Maßnahme war eine schnelle Be-
Bading, wie ich dem abhelfen soll, das ist natürlich reinigung des Marktes von überschüssigen Kar-
eine Frage, die ich Ihnen auch nicht so ohne wei- toffeln, die den Qualitätsanforderungen für Speise-
tere beantworten kann. Dazu müßte ich erst einmal kartoffeln nicht genügen. Es ist gelungen, trotz der
die Stellen haben, und dann müßte ich auch die ge- außergewöhnlich großen Ernte den Preis für Speise-
eigneten Bewerber für diese Stellen haben. kartoffeln guter Qualität zu stützen und die Land-
wirtschaft vor größeren Verlusten zu bewahren,
Während im September die Erzeugerpreise für
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage? Speisekartoffeln noch zwischen 6 und 11 DM je
100 kg lagen, haben sie sich bis Ende November,
Bading (SPD) : Herr Minister, wäre es nicht mög- wenn auch gebietsweise unterschiedlich, auf 7,50 bis
lich, einen Mustervertrag nach Thailand zu schicken 13 DM je 100 kg erholen können. Der volle Erfolg
und dann die Wünsche des dortigen Finanzministe- dieser Maßnahme dürfte sich aber erst im Frühjahr
riums zu erfahren, um allmählich die Sache in Gang 1964 auswirken.
zu bekommen? Eine Fortsetzung der Prämienzahlung für Ein-
silierung und Lohntrocknung, die als einmalige und
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: zeitlich begrenzte Maßnahme zur Stützung und Be-
Ja, man könnte so etwas machen. Ich werde mich um reinigung des Kartoffelmarktes durchgeführt wird,
den Fall Thailand jetzt besonders kümmern und ein- ist nicht beabsichtigt.
mal sehen, wie es mit Thailand gerade steht. Aber
das Herausschicken eines Mustervertrages ist be- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage.
sonders bei den Doppelbesteuerungsabkommen
eine sehr zweifelhafte Sache. Denn den Musterver-
trag hat jeder sowieso; er enthält die allgemeinen Vogt (CDU/CSU) : Herr Minister, habe ich Sie
Paragraphen, die für alle Verhältnisse gelten. Aber dann recht verstanden, daß diese Maßnahme, die
bei Doppelbesteuerungsabkommen kommt es immer Gegenstand meiner Frage und Ihrer Antwort ist,
wesentlich auf die besonderen Verhältnisse der bei- nichts zu tun hat mit den besonderen Maßnahmen,
den Vertragspartner an, und die liegen eben bei die hinsichtlich der Verwendung der Ausgabenreste
unseren Vertragspartnern überall anders. aus dem Grünen Plan verfügt worden sind?

Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zu Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundes- wirtschaft und Forsten: Nein, Herr Kollege, das hat
ministers für Ernährung, Landwirtschaft und For- nichts damit zu tun. Wir haben schon Ende Septem-
sten. Ich rufe auf Frage I X/1 — Abgeordneter ber, zu einer Zeit, wo über die Ausgabenreste noch
Vogt —: nicht verhandelt wurde, eine Maßnahme erwogen.
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Gebieten, in denen
nur wenige Dämpfkolonnen vorhanden sind, es den Landwirten Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage.
unmöglich ist, den für die Konservierung von Kartoffeln in den
Bewilligungsbedingungen festgesetzten Termin vom 31. Dezem-
ber 1963 einzuhalten, um in den Genuß der Beihilfe zu kommen,
zumal diese Bewilligungsbedingungen erst im November ver- Vogt (CDU/CSU) : Ist es aber richtig, Herr Mini-
öffentlicht worden sind?
ster, daß die Bewilligungsbedingungen erst im No-
Bitte, Herr Minister. vember dieses Jahres bekanntgegeben worden sind?
4762 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- stehender Verordnungen feststellbar sind, unter
wirtschaft und Forsten: Ich kann nicht sagen, ob die allen Umständen unter den genannten Prämissen
Bewilligungsbedingungen erst dann bekanntgewor- beseitigt werden.
den sind. Aber ich habe gerade ausgeführt, daß das
Geld bereits am 19. Oktober bereitgestellt worden Vizepräsident Dr. Schmid: Die Fragen IX/3,
ist und die Sache daher im vollen Fluß war. Uns ist IX/4 und IX/5 — des Abgeordneten Leicht — kön-
lediglich auferlegt worden — und hier begegnen nen wohl zusammen aufgerufen werden — Herr
sich offenbar Ihre Gedanken mit den Fakten —, daß Abgeordneter Leicht, sind Sie einverstanden? —:
wir das Geld aus unserem Haushalt nehmen. Um
Welche Feststellungen konnte die Bundesregierung hinsichtlich
diesen Betrag ist dann später der Haushaltsrest na- des Absatzes und der erzielten Preise von Zigarrenguttabaken
türlich kleiner geworden. der Ernte 1963 treffen?

Welche konkreten Hilfsmaßnahmen für Zigarrengutpflanzer hat


die Bundesregierung für die Ernte 1963 vorgesehen?
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe auf die Hat die Bundesregierung schon eine Vorstellung über eine
Frage IX/2 — des Abgeordneten Ertl —: Dauerlösung, die die Existenz der Tabakbau treibenden Betriebe,
die überwieged Klein- und Familienbetriebe sind, besonders im
Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß der von der Blick auf die EWG für die Zukunft sichern wird?
EWG-Kommission vorgelegte Bericht über die Beihilfen in der
Landwirtschaft alle in den Partnerländern durchgeführten Maß-
nahmen, welche eine Wettbewerbsverzerrung verursachen, voll-
ständig erfaßt? Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Ich darf vorausschicken,
daß sich der Ernährungsausschuß des Deutschen
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Bundestages als der zuständige Fachausschuß in sei-
wirtschaft und Forsten: Ich darf die Frage des Herrn
ner Sitzung am 13. November 1963 mit dem gesam-
Kollegen Ertl wie folgt beantworten. Die EWG-
ten Problemkreis des Zigarrengutmarktes befaßt
Kommission hat einen Bericht über Beihilfen in der
hat. Der Ausschuß beschloß einmütig, weitere Ein-
Landwirtschaft und einen Bericht über die Erfahrun-
schreibungsergebnisse abzuwarten und etwa Mitte
gen mit den bisherigen Marktordnungen vorgelegt.
Januar 1964 zu beraten. Ich verweise auf das Aus-
In beiden Berichten sind wettbewerbsverzerrende
schußprotokoll Nr. 80.
Maßnahmen untersucht worden. Die Berichte, ins-
besondere der Bericht über Beihilfen, enthalten Bei den bisherigen Einschreibungen der Zigarren-
eine umfangreiche Materie. Die Bundesregierung ist guternte 1963 sind nach Angaben des Bundesver-
der Meinung, daß damit ihren alten Forderungen bandes Deutscher Tabakpflanzer — andere Unter-
auf Inventarisierung der wettbewerbsverzerrenden lagen sind zur Zeit noch nicht verfügbar — rund
Maßnahmen im Grundsatz Rechnung getragen wor 48 000 Zentner Zigarrengut — das ist nicht ganz die
den ist. Sie ist auch mit der EWG-Kommission der Hälfte der Gesamternte — abgesetz worden. Die er-
Meinung, daß dieser Katalog noch nicht erschöpfend zielten Preise bewegen sich wesentlich unter denen
ist. des Vorjahres. Diese waren aber bekanntlich durch
Käufe der Zigaretten- und Rauchtabakindustrie gün-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage. stig beeinflußt worden. So rechnet der Bundesver-
band nach den bisherigen Einschreibungen mit
-
Ertl (FDP) : Herr Minister, ist zu erwarten, daß einem Durchschnittspreis von 197,26 DM je Zentner
dann der Katalog entsprechend den Wünschen der gegenüber 247,88 DM im Vorjahr. Die diesjährigen
Bundesregierung vervollständigt wird, und hat die Preise liegen. allerdings häufig um etwa 20 DM über
Bundesregierung hierzu weitere Anregungen gege- denen des äußerst ungünstig verlaufenen Jahres
ben? 1961. Für die Ernte 1961 hatte die Bundesregierung
mit Rücksicht auf die schlechte Bepreisung von
Zigarrengut — ich bitte um Entschuldigung für die-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- ses herrliche Wort „Bepreisung" — einen Förde-
wirtschaft und Forsten: Die Bundesregierung be-
rungsbeitrag von 50 DM je Zentner gewährt. Es
müht sich um weitere Vervollständigung und hat,
stehen noch drei größere Einschreibungen — Speyer,
soweit es ihr möglich war, Beweismaterial zur Ver-
Planckstadt und Offenburg — für Haupt- und Ober-
fügung gestellt und entsprechende Ratschläge er-
gut aus, bei denen über die Hälfte der diesjährigen
teilt.
Zigarrenguternte abgesetzt werden soll. Deshalb er-
scheint es mir sinnvoll, dem Beschluß des Ernäh-
Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage. rungsausschusses zu folgen und weitere Feststel-
lungen in dieser Frage erst im Januar zu treffen.
Ertl (FDP) : Herr Minister, wird die Bundesregie-
rung daran festhalten, daß die Zustimmung zu wei- Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage!
teren Marktordnungen davon abhängig gemacht
wird, daß in der Beseitigung der Wettbewerbsver-
zerrungen und der Harmonisierung der Kosten wirk- Leicht (CDU/CSU) : Darf ich die Antwort so ver-
liche Fortschritte gemacht werden? stehen, Herr Minister, daß die Regierung auf jeden
Fall bereit sein wird, den vielen Klein- und Fami-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- lienbetrieben in dieser Frage zu helfen?
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, die Bundes-
regierung wird mit allem Nachdruck verlangen, daß Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
jene Wettbewerbsverzerrungen, die innerhalb be- wirtschaft und Forsten: Wir werden das äußerste
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4763
Bundesminister Schwarz
tun, Herr Kollege, um diesem Ihrem Wunsch zu Dr. Artzinger (CDU/CSU) : Herr Minister, wür-
entsprechen. den Sie, wenn sich herausstellen sollte, daß sich
der Direktor 'der Steuerkommission in Brüssel in
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine letzte Zu- der Tat dahin gehend geäußert hat, daß das deut-
satzfrage! sche Tabaksteuergesetz keinegegen Art. 95 des
EWG-Vertrages verstoßende Bestimmung enthält —
Leicht (CDU/CSU) : Herr Minister, ist es richtig, Beimischungszwang bei Feinschnitt —, auch die Kon-
daß in der Sitzung der Regierungsexperten in Brüs- sequenz ziehen, eine solche Regelung für Zigarren-
sel am 13. November dieses Jahres der Direktor für guttabake ins Auge zu fassen?
Steuerfragen bei der Kommission, Herr Nasini, er-
klärte, daß in keiner Bestimmung des deutschen Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Tabaksteuergesetzes, also auch nicht in der Steuer- wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, ich kann die
präferenz, ein Verstoß gegen Art. 95 des EWG-Ver- Tragweite dieser Frage im Augenblick nicht über-
trages erblickt werde? sehen, weil auch sie das steuerliche Gebiet betrifft.
Darf ich auch Sie so bescheiden, daß ich die Sache
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- untersuchen lasse 'und Ihnen Mitteilung mache?
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, ich bin nicht
in der Lage, Ihnen darauf eine Antwort zu geben, Vizepräsident Dr. Schmid: Sollen die Fragen
weil es das Ressort meines Kollegen Dr. Dahlgrün 6 und 7 gemeinsam aufgerufen werden? — Dann
betrifft. Ich bin aber gern bereit, Ihre Frage aufzu- rufe ich auf die Fragen IX/6 und IX/7 — des Abge-
greifen und zu beantworten. ordneten Wächter —:
Wann sind die Einfuhrkontingente für die einzelnen Import-
firmen für die Zuteilungen aus den Ausschreibungen von Rinder-
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage, einfuhren aus Dänemark zum letzten Mal festgelegt worden?
Herr Abgeordneter Baier!
Wieviel Firmen sind an den Rinderimporten aus Dänemark
jeweils beteiligt?
Baier (Mosbach) (CDU/CSU) : Herr Minister, ist
sich 'die Bundesregierung darüber im klaren, daß Bitte, Herr Minister.
die von ihr in 'der auf Drucksache IV/1458 wieder-
gegebenen Antwort auf eine Kleine Anfrage im Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Sommer dieses Jahres empfohlene Umstellung von wirtschaft und Forsten: Die Einfuhrkontingente für
Zigarrengut auf Schneidegut vielfach infolge der die einzelnen Importfirmen bei den Rindereinfuhren
Boden- und Klimaverhältnisse nicht möglich ist und aus Dänemark bestimmen sich gemäß der Ausschrei-
daß zum andern, wenn dieser Empfehlung tatsäch- bung im Bundesanzeiger Nr. 176 vom 13. September
lich gefolgt werden könnte, bei der Umstellung die 1961 nach den Einfuhren, die die Antragsteller in der
einheimische Rohstoffgrundlage für die Zigarren- Zeit vom 1. Juli 1959 bis zum 31. Dezember 1960
herstellung verlorenginge? durchgeführt haben.
Zu Ihrer zweiten Frage: An den Einfuhren sind
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- 99 Firmen beteiligt.
wirtschaft und Forsten: Nun, das letztere ist wohl
eine Angelegenheit, die sich durchaus ausgleichen Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage.
ließe; denn 'die Fragen laufen doch immer darauf
hinaus: Ausländisches Zigarrengut, ausländischer
Wächter (FDP) : Ist Ihnen, Herr Minister, be-
Tabak oder inländischer? Aber die erste Frage kannt, daß sich eine große Zahl von deutschen Fir-
scheint mir sehr viel wichtiger zu sein, und hier men seit Jahren vergeblich bemüht, an den Impor-
müssen wir uns natürlich den Erkenntnissen beur ten der Dänenrinder beteiligt zu werden, natürlich
gen, die auf Grund der Gegebenheiten von Fach- auch deswegen, weil sich zweifellos — zumindest in
leuten in diesen Dingen zugrunde gelegt werden der zurückliegenden Zeit — aus der Differenz der
können. Preise für dänische und deutsche Rinder auch
nach Abzug des 12 % igen Zolls und der 4 %igen
Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage! Umsatzsteuerausgleichsabgabe eine gute Bruttover-
dienstspanne ergab? Ich weiß, daß meine Frage an
Baier (Mosbach) (CDU/CSU) : Herr Minister, ist Bedeutung verliert, wenn erst die EWG-Verordnung
in Ihrem Hause bekannt, welche Länder der EWG für Rindfleisch in Kraft tritt. Aber sehen Sie nicht
bereits jetzt den Tabakanbau staatlich wirksam för- in der Zurückstellung dieser Firmen — meines Wis-
sens sind es insgesamt 260 — eine Verletzung des
dern?
Gleichheitsgrundsatzes?

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Das sind nur die Länder wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, ich darf zu-
Italien und Frankreich. nächst einmal feststellen, daß wir auf Grund ein-
gehender Prüfung dieses ganzen Fragenkomplexes
Vizepräsident Dr. Schmid: Dr. Artzinger, eine immer wieder auf das zwar nicht schöne, aber doch
Zusatzfrage! das kleinere Übel darstellende Referenzverfahren
4764 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Bundesminister Schwarz
zurückgreifen müssen. Das schließt also ein, daß Firmen bis zu 50 Rindern, bis zu 100, bis zu 200 und
diejenigen, die in der Vergangenheit in einer gewis- bis zu 500 und mehr Rindern beteiligt?
sen Höhe geliefert haben, an neuen Ausschreibungen
beteiligt werden. Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Es ist mir im übrigen bekannt, daß zahlreiche Fir- wirtschaft und Forsten: Die prozentuale Beteiligung
der einzelnen Firmen am Gesamtkontingent ist wie
men an der Einfuhr dänischer Rinder beteiligt sein
folgt: unter 10 Stück 6 %, 10 bis 49 Stück 17 %,
möchten. Das betrifft die Frage, die Sie zuletzt stell-
50 bis 100 Stück 6 %, 101 bis 200 Stück 25 %, 201 bis
ten. Auf Grund eingehender Prüfungen, die durch
300 Stück 37 % und 301 bis 500 Stück 9 %.
den Interministeriellen Einfuhrausschuß in den letz-
ten Jahren wiederholt angestellt worden sind, wurde
festgestellt, daß das Referenzverfahren das einzige Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
Einfuhrverfahren ist, in dessen Rahmen eine Ver-
teilung der dänischen Rinderquoten auf der Basis Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, hat
des deutschen Außenwirtschaftsgesetzes möglich ist. man bei der Zuteilung von Einfuhrkontingenten an-
Eine Verlagerung der Quotierung nach Dänemark, läßlich der letzten Ausfuhrausschreibungen die-
die eine deutsche Quotierung erübrigt hätte, konnte jenigen Firmen berücksichtigt, die schon bei frü-
aus naheliegenden Gründen nicht ins Auge gefaßt heren Importen berücksichtigt wurden?
werden.
Wie ich schon sagte, dürfte das so gehandhabte Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Einfuhrverfahren am ehesten die angemessene Betei- wirtschaft und Forsten: Ich glaube, daß wir diese
ligung der echten Einfuhrfirmen sicherstellen. Frage schon beantwortet haben, Herr Kollege. Wir
haben insonderheit immer wieder auf Grund des
Referenzverfahrens diejenigen Firmen berücksich-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatzfrage.
tigt, die bereits in der Vergangenheit geliefert
hatten.
Wächter (FDP) : Ist Ihnen, Herr Minister, be-
kannt, daß einige Firmen mit besonders hohen Kon-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zu einer Zusatz-
tingenten an Dänenrindern angeblich eine Dach-
frage Herr Abgeordneter Sander.
gesellschaft gegründet haben und nach vorheriger
Absprache bemüht sind, neue Firmen auf den
Fleischgroßmärkten durch jeweilige Preisunterbie- Sander (FDP) : Herr Minister, sind an den Im-
tungen aus dem Markt zu drängen, und besteht porten der Dänenrinder dänische Firmen beteiligt,
weiter die Möglichkeit, daß andere Firmen seit die hier in der Bundesrepublik ihre Niederlassung
einer gewissen Zeit auf die aktive Ausnutzung ihres haben?
Kontingents verzichten und es je nach Marktlage
gegen ein entsprechendes Aufgeld an Interessenten Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
verkaufen und dadurch je nach Höhe des Kontin- wirtschaft und Forsten: Jawohl. Wir haben einige
gents mühelos zu einem Einkommen gelangen, das wenige dänische Firmen, die hier Niederlassungs-
in der Sicht des Normalverdieners manchmal eine recht haben und die sich an diesen Ausschreibungen
phantastische Höhe erreichen kann, und meinen beteiligen.
Sie nicht, daß diese beiden Hinweise dazu führen
sollten, das Ausschreibungsverfahren gegebenen-
falls noch einmal zu überprüfen? Vizepräsident Dr. Schmid: Noch eine Zu-
satzfrage.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, es ist mir Sander (FDP) : Herr Minister, können deutsche
nicht bekannt, daß Firmen mit größeren Quoten bei Firmen sich in Dänemark unter denselben Bedin-
Rinderimporten aus Dänemark eine Dachgesellschaft gungen niederlassen, wie wir es dänischen Firmen
gebildet haben. Ich bitte gegebenenfalls um nähere in der Bundesrepublik genehmigt haben?
Angaben, wenn Sie hier irgendwelche Unterlagen
und Anlaß zu einer Beschwerde haben. Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Nein, das ist nicht der Fall.
Was die entgeltliche und unentgeltliche Übertra-
gung von Einfuhrgenehmigungen betrifft, so ist
diese nach dem Außenwirtschaftsgesetz verboten. Vizepräsident Dr. Schmid: Eine weitere Zu-
Wo ein solcher Fall zu unserer Kenntnis gelangt, satzfrage Herr Abgeordneter Reichmann.
schreiten wir ein, und der_ Fall wird entsprechend
geahndet. Reichmann (FDP) : Herr Minister, haben einige
deutsche Firmen außerhalb der Ausschreibung Son-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zu einer Zusatz- derkontingente erhalten?
frage Herr Abgeordneter Peters.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, mit wirtschaft und Forsten: Nein, Sonderkontingente
wieviel Prozent am Gesamteinfuhrkontingent sind sind nicht vergeben worden.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4765

Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage. Frage IX/9 — .des Abgeordneten Ertl —:
Entspricht der Bericht des „Bayerischen Landwirtschaftlichen
Reichmann (FDP) : Herr Minister, verstößt die Wochenblattes" den Tatsachen, wonach das in verschiedenen
landwirtschaftlichen Blättern angebotene Schnellmastkonzentrat
Zementierung der Verteilung der Einfuhrkon- ANGO für Bullen, Ochsen, Kühe und Rinder evtl. krebserregend
wirkt?
tingente auf gewisse Firmen, die sich dadurch regel-
rechte Erbhöfe an Einfuhrrechten verschaffen könn-
ten, nicht gegen die Grundsätze des § 1 des Außen- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaftsgesetzes, gegen die Garantie der Han- wirtschaft und Forsten: Seit einiger Zeit werden den
delsfreiheit? RinderhaltzuBscignderGwhtszu-
nahme sogenannte Schnellmastkonzentrate angebo-
ten, deren wirksame Sustanzen die rezeptpflichtigen
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Arzneimittel Methylthiouracil und Propylthiouracil
wirtschaft und Forsten: Diese Frage ist sehr ein- sind. Ein solches „Mastkonzentrat" ist auch das von
gehend geprüft worden, weil sie in den letzten Jah- der Firma Aengenheister in Bedburg bei Köln an-
ren auf verschiedenen Teilgebieten der Einfuhr im- gebotene Präparat „Ango".
mer wieder Gegenstand von Beschwerden gebildet
hat. Ich kann nur sagen, daß alle Erhebungen über- Der 'Effekt der in den angebotenen Präparaten
einstimmend dahin lauten, daß dieses Verfahren zu enthaltenen Arzneimittel liegt darin, daß sie eine
Recht besteht. hormonhemmende Wirkung haben und über Beein-
flussung der Schilddrüse zu einer Umstellung des
Vizepräsident Dr. Schmid: Sind jetzt alle Grundumsatzes führen, die eine unnatürliche Ge-
Wünsche nach Zusatzfragen befriedigt? wichtszunahme zur Folge hat.

(Heiterkeit.) Auf Veranlassung meines Ministeriums hat der


Bundesgesundheitsrat die Frage geprüft, inwieweit
Dann darf ich eine Empfehlung geben. Wenn solche Stoffe —in Futtermitteln den Masttieren ver-
schon die Zusatzfragen schriftlich vorformuliert sind abfolgt eventuell gesundheitsschädigende Aus-
und dem Herrn Minister vorher mitgeteilt worden wirkungen beim Genuß des Fleisches dieser Tiere
sind, so daß er antworten kann — was sehr dan- haben können. Mit Votum vom 7. Juli 1961 hat der
kenswert ist —, wäre es doch besser, sie als Haupt- Bundesgesundheitsrat ausdrücklich festgestellt, daß
fragen anzumelden, da wir sie dann gedruckt vor die Verwendung von Stoffen mit oestrogener und
uns liegen haben. thyreostatischer Wirkung — um solche handelt es
(Zustimmung.) sich hier — als Zusatz zu Futtermitteln für nicht-
therapeutische Zwecke nicht geduldet werden sollte,
Frage IX/8 — des Abgeordneten Sander —:
.da gesundheitsschädigende Spätwirkungen durch
Was hat das Bundesernährungsministerium bisher bei seinen
Bemühungen um eine Verlängerung der Kennzeichnungspflicht
den Verzehr .des Fleisches der damit gefütterten
für Auslandseier über den 31. Dezember 1963 hinaus erreicht? Tiere nach dem derzeitigen Stand der wissenschaft-
lichen Erkenntnisse nicht mit Sicherheit auszuschlie-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- ßen sind.
wirtschaft und Forsten: Auf Antrag des Bundes- Da thiouracilhaltige Stoffe schilddrüsenvergrö-
ernährungsministeriums hat das federführende Bun- ßernd wirken und eine vergrößerte Schilddrüse leich-
deswirtschaftsministerium einen Entwurf einer „Elf- ter zur Krebsentstehung neigt, kann auch eine
ten Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — krebserregende Wirkung nicht mit Sicherheit aus-
Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz " erstellt, der geschlossen werden.
den beteiligten Bundesressorts zur Zeit zur Prüfung
vorliegt. In dieser Verordnung ist die Bestimmung Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage.
vorgesehen, daß Import-Eier zum Nachweis ihres
Ursprungs mit der deutlich lesbaren Bezeichnung
des Ursprungslandes lin lateinischen Buchstaben ver- Ertl (FDP) : Herr Minister, werden Sie oder Ihr
sehen sein müssen. Haus dazu beitragen, daß die hier vorgetragene Mei-
nung auch in der breitesten Öffentlichkeit bekannt
Falls dem Entwurf allseitig zugestimmt wird, ist wird, insbesondere natürlich den betroffenen Land-
mit einer Verabschiedung der Verordnung durch wirten zur Kenntnis gebracht wird?
das Bundeskabinett in Kürze zu rechnen.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Sander (FDP) : Herr Minister, dann darf ich also wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, wir haben die
Ihre Aussage so verstehen, daß die deutsche Eier- Möglichkeiten ausgenutzt, die in unserer Macht ste-
und Geflügelwirtschaft damit rechnen kann, daß ab hen, um diese Präparate nicht als Futtermittel in
1. Januar 1964 die Dinge wie bisher in Ordnung den Handel gelangen zu lassen. Auf diese Art und
gehen? Weise ist klar herausgestellt, daß es sich mehr um
ein Arznei-, um ein rezeptpflichtiges Präparat und
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Lane nicht um ein Futtermittel handelt.
wirtschaft und Forsten: Ja, das ist vorgesehen.
Ertl (FDP) : Herr Minister, müßte dann nicht in
Vizepräsident Dr. Schmid: Die Frage ist be- den Prospekten darauf hingewiesen werden, daß es
antwortet. sich um ein rezeptpflichtiges Arzneimittel handelt?
4766 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Ertl
Das scheint mir bei den mir vorliegenden Inseraten derartigen Verstößen vorzubeugen, indem wir dieses
nicht der Fall zu sein. Präparat rezeptpflichtig gemacht haben.

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Bading (SPD) : Ist bekannt, ob bereits Anklage
wirtschaft und Forsten: Die für den Vollzug der gegen die Firma erhoben worden ist?
arzneimittelrechtlichen und futtermittelrechtlichen
Vorschriften zuständigen obersten Landesbehörden Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
sind von meinem Ministerium in letzter Zeit mehr- wirtschaft und Forsten: Das liegt in der Zuständig-
fach auf diesen Sachverhalt hingewiesen und auch keit der Länder, Herr Kollege.
gebeten worden, bei Feststellung von Übertretun-
gen oder von Verstößen unverzüglich einzugreifen. (Zuruf von der SPD: Also nicht erhoben!)

Vizepräsident Dr. Schmid: Abgeordneter Vizepräsident Dr. Schmid: Keine weiteren


Peters. Zusatzfragen. Ich rufe auf Frage IX/10 — des Herrn
Abgeordneten Peters (Poppenbüll) —:

Peters (Popenbüll) (FDP) : Herr Minister, ist Hat die Bundesregierung Ermittlungen angestellt, welche Ein-
kommenseinbußen der deutschen Landwirtschaft im Laufe der
Ihnen bekannt, daß die Wirkung dieses Mittels im nächsten Jahre durch die geplanten EWG-Marktordnungen für
Rindfleisch, Milch und Milcherzeugnisse entstehen werden?
Grunde darauf hinausgeht, im Tierkörper Wasser
zu binden, und daß bei Tieren, die nach Genuß die-
ses Mittels geschlachtet werden, das Wasser aus dem Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Tierkörper herunterleckt? Ist Ihnen klar, daß das im wirtschaft und Forsten: Die Vorschläge der EWG-
Grunde einen reinen Betrug darstellt? Kommission zur Errichtung gemeinsamer Markt-
ordnungen für Rindfleisch, Milch und Milcherzeug-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- nisse werden zur Zeit in den zuständigen Brüsseler
wirtschaft und Forsten: Ich würde nicht so hart argu- Gremien eingehend geprüft und diskutiert. Wegen
mentieren, Herr Kollege; aber die Symptome sind, der unterschiedlichen Interessenlage der EWG-Mit-
wie Sie sagten. gliedstaaten konnte bei den • entscheidenden Fragen
bis heute noch keine übereinstimmende Auffassung
erzielt werden. Sie werden verstehen, Herr Kollege,
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage
daß die Bundesregierung deshalb zur Zeit noch
des Abgeordneten Sander.
nicht in der Lage ist, irgendwelche Angaben über
die voraussichtlichen Einkommenseinbußen der
Sander (FDP) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, westdeutschen Landwirtschaft in diesen Sektoren zu
daß diese Mittel natürlich auch im Ausland angewen- machen.
det werden, und wäre es hier nicht Aufgabe der
Frau Gesundheitsministerin, darauf hinzuwirken, daß
den Verbrauchern von eingeführtem Fleisch nicht Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage.
ein echter Schaden zugefügt wird? Frage IX/11 — des Herrn Abgeordneten Peters
(Poppenbüll) —:
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Kann aus der Tatsache, daß im Haushaltsentwurf 1964 für den
Preisausgleich der EWG keine Mittel vorgesehen sind, ge-
wirtschaft und Forsten: Ich bin überzeugt, daß meine schlossen werden, daß die Bundesregierung sowohl dem Vor-
schlag der EWG-Kommission auf Getreidepreisangleichung in
Frau Kollegin Dr. Schwarzhaupt in diesem Sinne wir- einem Zuge, wie einer allmählichen Getreidepreissenkung nicht
ken wird. zustimmen wird?

Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
des Abgeordneten Bading. wirtschaft und Forsten: Ihnen ist bekannt, daß zur
Angleichung der europäischen Getreidepreise bis-
her nur ein Vorschlag der EWG-Kommission vor-
Bading (SPD) : Herr Minister, wenn in diesem liegt. Hierüber soll die Diskussion im Ministerrat
Futtermittel rezeptpflichtige Bestandteile vorhanden der EWG erst am 18. Dezember 1963 beginnen. Ob
sind, wie erklären Sie sich, daß diese rezeptpflich- und zu welchem Ergebnis diese Verhandlungen füh-
tigen Bestandteile in dieses Futtermittel ohne eine ren werden, ist gegenwärtig nicht zu übersehen.
ärztliche Genehmigung hineinkommen können?
Die Bundesregierung ist gehalten, für Maßnah-
men, die auf gesetzlicher Grundlage beruhen, Mittel
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- in den Haushalt erst dann einzusetzen, wenn die
wirtschaft und Forsten: Es handelt sich eben um
betreffende gesetzliche Regelung ergangen ist. Aus
einen Verstoß der Firma, Herr Kollege.
der Tatsache, Herr Kollege, daß im Haushaltsent-
wurf 1964 zum Ausgleich für die von der EWG-
Bading (SPD) : Haben Sie Schritte unternommen, Kommission vorgesehene Getreidepreisangleichung
um gegen diese Firma vorzugehen? keine Mittel eingeplant sind, lassen sich daher
keine Schlüsse auf die Haltung der Bundesregie-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- rung in der Getreidepreisfrage ziehen.
wirtschaft und Forsten: Wir haben — wie ich schon
ausführte — alle Schritte unternommen, um weiteren Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage!
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4767

Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, sind Vizepräsident Dr. Schmid: Dann rufe ich diese
Sie nicht auch der Meinung, daß die Gefahr besteht, Frage — das Herrn Abgeordneten Werner — auf:
daß, wenn der Kommissionsvorschlag angenommen Fällt der Dieselkraftstoff jener Traktoren, mit denen die
wird, er das Gesamtvolumen des Haushalts von Demonstrationen einiger Landwirte in diesen Tagen in Hamburg
abgehalten wurden, auch unter die landwirtschaftliche Steuer-
60,3 Milliarden DM sprengen würde? präferenz?

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Schon das letzte ist Grund wirtschaft und Forsten: Nach dem Verkehrsfinanz-
genug, den Kommissionsvorschlag möglichst nicht gesetz 1955 wird eine Betriebsbeihilfe für versteu-
anzunehmen, Herr Kollege. ertes Gasöl gewährt an Inhaber von Betrieben der
Landwirtschaft, des Garten- und des Weinbaues für
(Abg. Peters [Poppenbüll] : Danke schön! — das Gasöl, das zum Betrieb von standfesten oder
Zuruf rechts: Sehr richtig!) beweglichen Arbeitsmaschinen oder von landwirt-
schaftlichen Schleppern verwendet wird. Die zu die-
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage IX/12 — des sem Gesetz erlassene Verordnung besagt in § 1, daß
Herrn Abgeordneten Dr. Roesch —:
nur dasjenige Gasöl als beihilfefähig anerkannt
werden kann, das i n Betrieben der Landwirtschaft,
Ist die Bundesregierung bereit, gegen weitere Preiserhöhungen des Garten- und des Weinbaues verwendet worden
von Grundnahrungsmitteln dadurch vorzugehen, daß sie in
Brüssel eine Marktregelung durchsetzt, die eine wirtschaftlich ist.
nicht gerechtfertigte Verteuerung der Eiprodukte und des Durum-
grießes und dadurch gleichzeitig eine zwangsläufige Preiserhö-
hung für Teigwaren verhindert?
Nach den gleichen Bestimmungen wird auch die
zusätzliche Beihilfe aus Mitteln des Grünen Planes
gewährt.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Nach Art. 23 Abs. 4 der Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage.
Verordnung Nr. 19 des Rates — EWG-Getreidever-
ordnung — sind die Mitgliedstaaten unter bestimm- Dann rufe ich auf den Geschäftsbereich des Bun-
ten Voraussetzungen ermächtigt, auf dem Getreide- desministers für Arbeit und Sozialordnung. Frage
sektor Verbrauchersubventionen zu gewähren. Die X/1 — des Herrn Abgeordneten Felder —:
Bundesregierung hat, um Preissteigerungen, die sich Kann der Herr Bundesarbeitsminister über den gegenwärtigen
aus der EWG-Abschöpfungsregelung ergeben kön- Stand der Verhandlungen zu dem wiederholt in der Fragestunde
des Deutschen Bundestages angemahnten Gesetzentwurf zur
nen, zu vermeiden, von dieser Ermächtigung Ge- Schaffung einer Altersvorsorge für Rechtsanwälte berichten?
brauch gemacht. Sie gewährt für Durumweizen, der
zu Grieß für die Teigwarenherstellung verarbeitet Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
wird, Subventionen. Diese sind so bemessen, daß ordnung: Herr Kollege Felder, die Bundesregierung
eine Verteuerung des Rohstoffes gegenüber dem beabsichtigt, ein erneutes Gespräch zwischen Ver-
Zeitraum vor Beginn der EWG-Regelung nicht ein- tretern der Rechtsanwaltschaft und einem Ausschuß
tritt. Diese Subventionsmaßnahmen laufen seit Ok- der Bundesregierung zu führen. Dieses Gespräch ist
tober 1962 bis vorläufig 30. Juni 1964. für die zweite Hälfte des Monats Januar 1964 vor-
Die Eiprodukte unterliegen seit Mitte 1962 der gesehen. Vorher könnte ich Ihnen über den Stand
EWG-Marktregelung und damit der Abschöpfung. der Angelegenheit nichts Neues sagen; aber danach
Um eine größere Erhöhung der Einstandspreise bei werde ich Sie gern informieren.
Eiprodukten für die Teigwarenherstellung zu ver-
meiden, hat die Bundesregierung bereits am 20. Au- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
gust 1962 gemäß Art. 5 der Verordnung Nr. 21 einen
Antrag auf Senkung der Abschöpfungen gestellt,
dem von der Kommission auch entsprochen worden
Felder (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt,
daß diese Angelegenheit nun schon sehr lange ge-
ist. Inzwischen waren weitere Anträge erforderlich.
währt und daß Sie am 24. April 1963, als Sie im
Sie wurden ebenfalls genehmigt; allerdings hat die
Hohen Hause gefragt wurden, ob Sie im Hinblick
Kommission das Ausmaß der Senkung zunächst auf
auf den Notstand der alten Anwälte nicht auf eine
85 v. H. und zuletzt auf 65 v. H. der möglichen Sen-
größtmögliche Beschleunigung der Arbeiten hin-
kung herabgesetzt, um allmählich zu einer Anpas-
wirken wollten, mit Ja geantwortet haben?
sung der Preise innerhalb der Gemeinschaft zu kom-
men. Die letzte Ermächtigung gilt bis zum 30. Juni
1964. Eine entsprechende innerdeutsche Rechtsver- Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung liegt dem Deutschen Bundestag zur Be- ordnung: Herr Kollege, ich stehe heute noch dazu.
schlußfassung vor. Dieses Gesetz wirft aber sehr viele Fragen auf, und
es ist sehr schwierig, eine einhellige Meinung dar-
über herbeizuführen. Ohne ein gewisses Maß von
Vizepräsident Dr. Schmid; Herr Minister, sind Übereinstimmung in den Grundauffassungen wird
Sie bereit, auch die Frage zu beantworten, die auf es kaum tunlich sein, dem Bundestag ein Gesetz vor-
Drucksache IV/1744 unter III steht? zulegen. Der Dringlichkeit der Sache bin ich mir
vollauf bewußt.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Ja. Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatzfrage!
4768 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Wie vielen Familien ist das Zweitkindergeld infolge Über


Felder (SPD) : Es ist Ihnen doch sicher bekannt, schreitens der Einkommensgrenze nach dem 1. Juli 1963 ent-
daß es sich hier nur um einen Grundstock für dieses zogen worden?
Gesetz handelt und die Versicherung selbst dann An wie viele Familien wird noch Zweitkindergeld gezahlt?
von den Anwälten durchgeführt wird, d. h. die Bei-
träge von ihnen aufgebracht werden? Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung: Ich darf die Fragen im Zusammenhang
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- beantworten.
ordnung: Nein, Herr Kollege, so einfach liegen die
Dinge nicht. Es handelt sich zunächst um die grund- Der Anspruch auf Kindergeld richtet sich seit dem
sätzliche Frage, welcher Art eine solche Versiche- 1. Juli 1963 nach den Einkommensverhältnissen des
Jahres 1962. Bis zum 1. Juli 1963 hatten aber viele
rung sein soll. Soll es etwa die Möglichkeit sein,
daß die Anwälte eine Gruppenversicherung bei Berechtigte die erforderlichen Einkommensnach-
irgendeiner Versicherungsgesellschaft abschließen? weise noch nicht vorgelegt. Die Zahlung des Zweit-
Soll es ein eigenständiges Versicherungsunterneh- kindergeldes mußte daher zunächst in etwa 330 000
men sein, etwa vergleichbar mit der Rentenver- Fällen vorläufig eingestellt werden. Von diesen
dürfte in etwa 200 000 Fällen der Anspruch auf das
sicherung der Arbeiter oder Angestellten? Ob und
Zweitkindergeld wegen Überschreitens der Einkom-
inwieweit Bundeszuschüsse gegeben werden, um die
Last zu übernehmen usw., ist zwar sogenatl mensgrenze entfallen.
auch eine bedeutungsvolle Frage, aber gemessen an Nun zur zweiten Frage. Für den Zahlungszeitraum
der anderen zweitrangig. Über alle diese Grundsatz- November/Dezember 1963 erhalten rund 1,1 Mil-
fragen müssen wir erst weitgehende Übereinstim- lionen Familien Zweitkindergeld. Diese Zahl wird
mung herbeiführen. Das ist die Crux, mit der wir sich nach Abschluß der Einkommensprüfung voraus-
es da zu tun haben. Die Sache selbst liegt mi r sehr sichtlich auf annähernd 1,2 Millionen erhöhen.
am Herzen.
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
Welslau (SPD) : Herr Minister: sind Sie mit mir
Dr. Rinderspacher (SPD) : Herr Minister, wie- der Meinung, daß entsprechend den von Ihnen an-
viel Besprechungen haben seit der letzten Antwort, gegebenen Zahlen die obere Einkommensgrenze
die Sie im Bundestag gegeben haben, mit der Ver- nicht erhöht werden müßte?
einigung der Anwälte stattgefunden?
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung: Die Frage, ob man die Einkommensgrenze
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
erhöhen oder nicht erhöhen muß, ist eine politische
ordnung: Das kann ich im Augenblick nicht sagen.
Frage, die dieses Haus zu entscheiden hat. Soviel
Die Herren kommen sehr häufig zu uns, sprechen
mir bekannt ist, ist der Wille des Parlaments, so-
mit uns, mal mit mir, natürlich auch mit Mitarbei-
weit er sich im Ausschuß bildet, dahin gegangen,
tern meines Hauses. Aber Ihnen präzis zu ant-
- nicht die Einkommensgrenze nicht zu erhöhen. Ob und
worten, wieviel es waren, ist mir leider
wieweit das Parlament nun bei der zweiten und
möglich.
dritten Lesung dieses Gesetzes in dieser Frage ent-
scheidet, muß ich dem Hohen Hause überlassen.
Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage!
Vizepräsident Dr. Schmid: Damit ist die
Dr. Rinderspacher (SPD) : Herr Minister, kön- Fragestunde beendet.
nen Sie uns sagen, wo die eigentlichen Schwierig-
keiten liegen, die einer gesetzlichen Regelung dieser Ich habe noch bekanntzugeben, daß der amtie-
Materie entgegenstehen? rende Vorsitzende des Haushaltsausschusses bittet,
den Entwurf des Sechsten Rentenanpassungsgeset-
zes — Drucksachen IV/1584, IV/1731 — in der Fas-
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- sung der Beschlüsse in zweiter Beratung — Druck-
ordnung: Die habe ich eben dargelegt: in den sehr sache IV/1756 — dem Haushaltsausschuß auch nach
divergierenden Auffassungen über die Art, wie man § 96 der Geschäftsordnung zu überweisen. Das Haus
eine solche Versicherung gestalten sollte. ist einverstanden? — Dann ist so beschlossen.
Damit ist die Tagesordnung für heute beendet.
Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage. Ich berufe die nächste Sitzung des Bundestages ein
auf morgen, Freitag, den 13. Dezember, 9 Uhr.
Die Fragen X/2 und X/3 werden am besten wohl
zusammen beantwortet. Weitere Fragen kann ich
heute nicht zulassen, weil der Haushaltsausschuß Die Sitzung ist geschlossen.
um 3 Uhr tagt. Ich rufe also auf die Fragen X/2 und
X/3 — des Herrn Abgeordneten Welslau —: (Schluß der Sitzung: 15.03 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4769

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich

Kriedemann * 13. 12.


Liste der beurlaubten Abgeordneten
Leber 12. 12.
Frau Lösche 7. 1.
Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich
Margulies 13. 12.
Dr. Arndt (Berlin) 31. 12.
Mattick 12. 12.
Dr. Aschoff 13. 12.
Mauk * 12. 12.
Dr.-Ing. Balke 13. 12.
Michels 13. 12.
Bauer (Wasserburg) 13. 12.
Dr. Müller-Hermann 15. 12.
Berlin 13. 12.
011enhauer 31. 12.
Bewerunge 13. 12.
Porten 13. 12.
Fürst von Bismarck 13. 12.
Rademacher 13. 12.
Böhme (Hildesheim) 13. 12.
Richarts * 13. 12.
Frau Brauksiepe 13. 12.
Dr. Schneider (Saarbrücken) 13. 12.
Dr. von Brentano 15. 12.
Schoettle 31. 12.
Burckardt 12. 12. Frau Schroeder (Detmold) 13. 12.
Dr. Deist 13. 12.
Seidl (München) 12. 12.
Frau Dr. Elsner * 12. 12. Seifriz 15. 12.
Etzel 13.12.
Dr. Starke 12. 12.
Figgen 13. 12.
Steinhoff 15. 12.
Goldhagen 15. 12.
Frau Strobel 15.12.
Freiherr zu Guttenberg 15. 12.
Dr. Süsterhenn 13. 12.
Dr. Hahn (Heidelberg) 12. 12.
Dr. Frh. v. Vittinghoff-Schell 15. 12.
Hammersen 12. 12.
Wegener 13. 12.
Dr. Harm (Hamburg) 31. 1.
Wendelborn 13. 12.
Hellenbrock 12. 12.
Frau Zimmermann (Brackwede) 13. 12.
Hufnagel 13. 12.
Klinker 13. 12. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Euro-
Kraus 12. 12. päischen Parlaments
4770 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963

Anlage 2

Europäische Gemeinschaften Vier ältere Europäische


Organisationen

für einen deutschen bei Dienst


Bezeichnung Fam.-Stand Staatsangehörigen leistung eines
bei Dienst bei Dienst
leistungen bei Dienst deutschen Staats
leistungen für die leistungen
in Brüssel in Paris angehörigen für die
Gemeinschaften Organisation
in Deutschland in Deutschland
1 2 3 4 5 6

Min.-Dir. led. 177,5 139,9 191 124,7

verh.,
2 Kinder 175,4 141,9 186,8 119,5

Min.-Rat led. .214,3 169,9 227,1 143,2

verh.,
2 Kinder 209,4 171,1 221,6 136,4

Amtsrat led. 193,3 144,1 168,2 110,0

verh.,
2 Kinder 190,8 157,4 171,2 109,5

Obersekretär led. 151,3 121,7 168,7 111,0

verh.,
2 Kinder 159,4 133,7 176,7 110,7

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