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102. Sitzung
Bonn, den 12. Dezember 1963
Inhalt:
102. Sitzung
Bundesminister Höcherl
den. Gegebenenfalls sind Berufung an den Bayeri- gleichbarem Umfange in einem anderen Lande kaum
schen Verwaltungsgerichtshof in München und Re- existiert.
vision an das Bundesverwaltungsgericht in Berlin
zulässig. Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage, Herr
Zweitens. Für die Entscheidung asylrechtlicher Abgeordneter Schmitt Vockenhausen!
-
Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) : Herr Minister, Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
sind Sie der Meinung, daß diese krisenbedingten Im Haushaltsplan 1964 haben wir einen Leertitel
Aufwendungen, die man der Knappschaft erstattet ausgebracht, weil man heute noch nicht übersehen
hat, nur ein Bruchteil der durch die normalen ge- kann, ob und inwieweit die Abwicklung der Aus-
setzlichen Anlässe bedingten Mehrausgaben der gaben für das EWG-Wirtschaftsjahr 1962/63 noch im
Knappschaft sind? Um diese Frage geht es doch Haushalt 1964 erfolgen wird.
wohl bei der Entscheidung, die die Bundesregie-
rung noch treffen wird? Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VIII/6 — des
Abgeordneten Bading — :
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: Wann ist mit dem Abschluß eines Doppelbesteuerungsabkom-
Ja, das ist der Kernpunkt dieser Entscheidung, über mens zwischen Thailand und der Bundesrepublik zu rechnen?
die ich mit dem Herrn Bundesminister für Wirtschaft
in aller Kürze reden werde. Dann wird man die Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen:
Sache entscheiden müssen. Herr Präsident, die Frage des Herrn Abgeordneten
Dr. Bading beantworte ich wie folgt.
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VIII/5 — des Die Bundesregierung strebt an, mit Thailand mög-
Abgeordneten Peters (Poppenbüll) — .
lichst bald ein allgemeines Doppelbesteuerungsab-
Hat die Bundesregierung Ermittlungen angestellt, in welchem kommen abzuschließen. Sie hat sich schon zu Ver-
Umfang Bundesmittel erforderlich sind zum Zwecke der Finan-
zierung des Ausrichtungs- und Garantiefords der EWG?
handlungen, an denen auch die thailändische Regie-
rung interessiert ist, bereit erklärt. Diese Verhand-
lungen sollen stattfinden, sobald die vordringlichen
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: Doppelbesteuerungsverhandlungen, die zur Zeit
Herr Präsident, die Frage des Herrn Abgeordneten schweben oder vorgesehen sind, dies zulassen. Ge-
Peters beantworte ich wie folgt. nauere Angaben über den Zeitpunkt, zu dem ein
Die Bundesregierung schätzt, daß die Ausgaben Doppelbesteuerungsabkommen mit Thailand abge-
des Ausrichtungs- und Garantiefonds der Europä- schlossen werden kann, sind deshalb im Augenblick
ischen Wirtschaftsgemeinschaft für das erste Wirt- noch nicht möglich. Die Bundesregierung mißt aber
schaftsjahr — das ist 1962/63 — etwa 140 Millio- einem Abkommen mit Thailand große Bedeutung
nen DM betragen können. bei und ist deshalb bemüht, den Verhandlungs-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4761
Bundesminister Dr. Dahlgrün
beginn und den Abschluß des Abkommens im Rah- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
men des Möglichen zu beschleunigen. wirtschaft und Forsten: Ich darf die Frage wie folgt
beantworten.
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage? Noch bevor das Ergebnis der Kartoffelernte vor-
lag, befaßte sich der Ernährungsausschuß am
23. September mit der Lage auf dem Kartoffelmarkt.
Bading (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, Er setzte sich unter anderem dafür ein, eine Herbst-
daß die Wünsche schon seit Jahren bestehen, und prämie für die Einsilierung sowie Trocknung über
ist die Verzögerung darauf zurückzuführen, daß das Lohn- und Gemeinschaftsanlagen für die Zeit vom
zuständige Referat in Ihrem Hause lediglich fünf 1. September bis zum 31. Dezember 1963 zu ge-
Doppelbesteuerungsabkommen pro Jahr zu bear- währen.
beiten in der Lage ist?
Sollte einem Preiszusammenbruch wirkungsvoll
entgegengetreten werden, mußte diese Stützungs-
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: maßnahme schnell anlaufen. Der Einsicht und Hilfe
Ich glaube nicht, Herr Kollege Bading, daß ein aller Beteiligten ist es zu verdanken, daß die Bun-
Referat sich vornehmen kann, in einem Jahre nur desmittel den Ländern bereits am 19. Oktober 1963
fünf Doppelbesteuerungsabkommen zu erledigen. bereitgestellt werden konnten. Es liegt in der Natur
Es gibt sehr schwierige Doppelbesteuerungsabkom- der Sache, daß der Besatz an Dämpfanlagen in
men, und es gibt andere, die glatter laufen. Deshalb einem Land stärker, im anderen schwächer ist. Das
wird man eine Zahl von 4, 5 oder 6 sicherlich nicht wird jedoch immer so sein und muß hingenommen
für solche zum großen Teil sehr schwierige Arbeiten werden, solange das angestrebte Ziel nicht ernsthaft
ansetzen können. Es ist richtig, daß dieses Referat gefährdet wird.
große Schwierigkeiten hat, mit seiner Arbeit durch-
zukommen. Das ist mir bekannt. Aber, Herr Kollege Das Ziel dieser Maßnahme war eine schnelle Be-
Bading, wie ich dem abhelfen soll, das ist natürlich reinigung des Marktes von überschüssigen Kar-
eine Frage, die ich Ihnen auch nicht so ohne wei- toffeln, die den Qualitätsanforderungen für Speise-
tere beantworten kann. Dazu müßte ich erst einmal kartoffeln nicht genügen. Es ist gelungen, trotz der
die Stellen haben, und dann müßte ich auch die ge- außergewöhnlich großen Ernte den Preis für Speise-
eigneten Bewerber für diese Stellen haben. kartoffeln guter Qualität zu stützen und die Land-
wirtschaft vor größeren Verlusten zu bewahren,
Während im September die Erzeugerpreise für
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage? Speisekartoffeln noch zwischen 6 und 11 DM je
100 kg lagen, haben sie sich bis Ende November,
Bading (SPD) : Herr Minister, wäre es nicht mög- wenn auch gebietsweise unterschiedlich, auf 7,50 bis
lich, einen Mustervertrag nach Thailand zu schicken 13 DM je 100 kg erholen können. Der volle Erfolg
und dann die Wünsche des dortigen Finanzministe- dieser Maßnahme dürfte sich aber erst im Frühjahr
riums zu erfahren, um allmählich die Sache in Gang 1964 auswirken.
zu bekommen? Eine Fortsetzung der Prämienzahlung für Ein-
silierung und Lohntrocknung, die als einmalige und
Dr. Dahlgrün, Bundesminister der Finanzen: zeitlich begrenzte Maßnahme zur Stützung und Be-
Ja, man könnte so etwas machen. Ich werde mich um reinigung des Kartoffelmarktes durchgeführt wird,
den Fall Thailand jetzt besonders kümmern und ein- ist nicht beabsichtigt.
mal sehen, wie es mit Thailand gerade steht. Aber
das Herausschicken eines Mustervertrages ist be- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage.
sonders bei den Doppelbesteuerungsabkommen
eine sehr zweifelhafte Sache. Denn den Musterver-
trag hat jeder sowieso; er enthält die allgemeinen Vogt (CDU/CSU) : Herr Minister, habe ich Sie
Paragraphen, die für alle Verhältnisse gelten. Aber dann recht verstanden, daß diese Maßnahme, die
bei Doppelbesteuerungsabkommen kommt es immer Gegenstand meiner Frage und Ihrer Antwort ist,
wesentlich auf die besonderen Verhältnisse der bei- nichts zu tun hat mit den besonderen Maßnahmen,
den Vertragspartner an, und die liegen eben bei die hinsichtlich der Verwendung der Ausgabenreste
unseren Vertragspartnern überall anders. aus dem Grünen Plan verfügt worden sind?
Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zu Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundes- wirtschaft und Forsten: Nein, Herr Kollege, das hat
ministers für Ernährung, Landwirtschaft und For- nichts damit zu tun. Wir haben schon Ende Septem-
sten. Ich rufe auf Frage I X/1 — Abgeordneter ber, zu einer Zeit, wo über die Ausgabenreste noch
Vogt —: nicht verhandelt wurde, eine Maßnahme erwogen.
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Gebieten, in denen
nur wenige Dämpfkolonnen vorhanden sind, es den Landwirten Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage.
unmöglich ist, den für die Konservierung von Kartoffeln in den
Bewilligungsbedingungen festgesetzten Termin vom 31. Dezem-
ber 1963 einzuhalten, um in den Genuß der Beihilfe zu kommen,
zumal diese Bewilligungsbedingungen erst im November ver- Vogt (CDU/CSU) : Ist es aber richtig, Herr Mini-
öffentlicht worden sind?
ster, daß die Bewilligungsbedingungen erst im No-
Bitte, Herr Minister. vember dieses Jahres bekanntgegeben worden sind?
4762 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- stehender Verordnungen feststellbar sind, unter
wirtschaft und Forsten: Ich kann nicht sagen, ob die allen Umständen unter den genannten Prämissen
Bewilligungsbedingungen erst dann bekanntgewor- beseitigt werden.
den sind. Aber ich habe gerade ausgeführt, daß das
Geld bereits am 19. Oktober bereitgestellt worden Vizepräsident Dr. Schmid: Die Fragen IX/3,
ist und die Sache daher im vollen Fluß war. Uns ist IX/4 und IX/5 — des Abgeordneten Leicht — kön-
lediglich auferlegt worden — und hier begegnen nen wohl zusammen aufgerufen werden — Herr
sich offenbar Ihre Gedanken mit den Fakten —, daß Abgeordneter Leicht, sind Sie einverstanden? —:
wir das Geld aus unserem Haushalt nehmen. Um
Welche Feststellungen konnte die Bundesregierung hinsichtlich
diesen Betrag ist dann später der Haushaltsrest na- des Absatzes und der erzielten Preise von Zigarrenguttabaken
türlich kleiner geworden. der Ernte 1963 treffen?
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Das sind nur die Länder wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, ich darf zu-
Italien und Frankreich. nächst einmal feststellen, daß wir auf Grund ein-
gehender Prüfung dieses ganzen Fragenkomplexes
Vizepräsident Dr. Schmid: Dr. Artzinger, eine immer wieder auf das zwar nicht schöne, aber doch
Zusatzfrage! das kleinere Übel darstellende Referenzverfahren
4764 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963
Bundesminister Schwarz
zurückgreifen müssen. Das schließt also ein, daß Firmen bis zu 50 Rindern, bis zu 100, bis zu 200 und
diejenigen, die in der Vergangenheit in einer gewis- bis zu 500 und mehr Rindern beteiligt?
sen Höhe geliefert haben, an neuen Ausschreibungen
beteiligt werden. Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Es ist mir im übrigen bekannt, daß zahlreiche Fir- wirtschaft und Forsten: Die prozentuale Beteiligung
der einzelnen Firmen am Gesamtkontingent ist wie
men an der Einfuhr dänischer Rinder beteiligt sein
folgt: unter 10 Stück 6 %, 10 bis 49 Stück 17 %,
möchten. Das betrifft die Frage, die Sie zuletzt stell-
50 bis 100 Stück 6 %, 101 bis 200 Stück 25 %, 201 bis
ten. Auf Grund eingehender Prüfungen, die durch
300 Stück 37 % und 301 bis 500 Stück 9 %.
den Interministeriellen Einfuhrausschuß in den letz-
ten Jahren wiederholt angestellt worden sind, wurde
festgestellt, daß das Referenzverfahren das einzige Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
Einfuhrverfahren ist, in dessen Rahmen eine Ver-
teilung der dänischen Rinderquoten auf der Basis Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, hat
des deutschen Außenwirtschaftsgesetzes möglich ist. man bei der Zuteilung von Einfuhrkontingenten an-
Eine Verlagerung der Quotierung nach Dänemark, läßlich der letzten Ausfuhrausschreibungen die-
die eine deutsche Quotierung erübrigt hätte, konnte jenigen Firmen berücksichtigt, die schon bei frü-
aus naheliegenden Gründen nicht ins Auge gefaßt heren Importen berücksichtigt wurden?
werden.
Wie ich schon sagte, dürfte das so gehandhabte Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Einfuhrverfahren am ehesten die angemessene Betei- wirtschaft und Forsten: Ich glaube, daß wir diese
ligung der echten Einfuhrfirmen sicherstellen. Frage schon beantwortet haben, Herr Kollege. Wir
haben insonderheit immer wieder auf Grund des
Referenzverfahrens diejenigen Firmen berücksich-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatzfrage.
tigt, die bereits in der Vergangenheit geliefert
hatten.
Wächter (FDP) : Ist Ihnen, Herr Minister, be-
kannt, daß einige Firmen mit besonders hohen Kon-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zu einer Zusatz-
tingenten an Dänenrindern angeblich eine Dach-
frage Herr Abgeordneter Sander.
gesellschaft gegründet haben und nach vorheriger
Absprache bemüht sind, neue Firmen auf den
Fleischgroßmärkten durch jeweilige Preisunterbie- Sander (FDP) : Herr Minister, sind an den Im-
tungen aus dem Markt zu drängen, und besteht porten der Dänenrinder dänische Firmen beteiligt,
weiter die Möglichkeit, daß andere Firmen seit die hier in der Bundesrepublik ihre Niederlassung
einer gewissen Zeit auf die aktive Ausnutzung ihres haben?
Kontingents verzichten und es je nach Marktlage
gegen ein entsprechendes Aufgeld an Interessenten Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
verkaufen und dadurch je nach Höhe des Kontin- wirtschaft und Forsten: Jawohl. Wir haben einige
gents mühelos zu einem Einkommen gelangen, das wenige dänische Firmen, die hier Niederlassungs-
in der Sicht des Normalverdieners manchmal eine recht haben und die sich an diesen Ausschreibungen
phantastische Höhe erreichen kann, und meinen beteiligen.
Sie nicht, daß diese beiden Hinweise dazu führen
sollten, das Ausschreibungsverfahren gegebenen-
falls noch einmal zu überprüfen? Vizepräsident Dr. Schmid: Noch eine Zu-
satzfrage.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, es ist mir Sander (FDP) : Herr Minister, können deutsche
nicht bekannt, daß Firmen mit größeren Quoten bei Firmen sich in Dänemark unter denselben Bedin-
Rinderimporten aus Dänemark eine Dachgesellschaft gungen niederlassen, wie wir es dänischen Firmen
gebildet haben. Ich bitte gegebenenfalls um nähere in der Bundesrepublik genehmigt haben?
Angaben, wenn Sie hier irgendwelche Unterlagen
und Anlaß zu einer Beschwerde haben. Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Nein, das ist nicht der Fall.
Was die entgeltliche und unentgeltliche Übertra-
gung von Einfuhrgenehmigungen betrifft, so ist
diese nach dem Außenwirtschaftsgesetz verboten. Vizepräsident Dr. Schmid: Eine weitere Zu-
Wo ein solcher Fall zu unserer Kenntnis gelangt, satzfrage Herr Abgeordneter Reichmann.
schreiten wir ein, und der_ Fall wird entsprechend
geahndet. Reichmann (FDP) : Herr Minister, haben einige
deutsche Firmen außerhalb der Ausschreibung Son-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zu einer Zusatz- derkontingente erhalten?
frage Herr Abgeordneter Peters.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, mit wirtschaft und Forsten: Nein, Sonderkontingente
wieviel Prozent am Gesamteinfuhrkontingent sind sind nicht vergeben worden.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4765
Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage. Frage IX/9 — .des Abgeordneten Ertl —:
Entspricht der Bericht des „Bayerischen Landwirtschaftlichen
Reichmann (FDP) : Herr Minister, verstößt die Wochenblattes" den Tatsachen, wonach das in verschiedenen
landwirtschaftlichen Blättern angebotene Schnellmastkonzentrat
Zementierung der Verteilung der Einfuhrkon- ANGO für Bullen, Ochsen, Kühe und Rinder evtl. krebserregend
wirkt?
tingente auf gewisse Firmen, die sich dadurch regel-
rechte Erbhöfe an Einfuhrrechten verschaffen könn-
ten, nicht gegen die Grundsätze des § 1 des Außen- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaftsgesetzes, gegen die Garantie der Han- wirtschaft und Forsten: Seit einiger Zeit werden den
delsfreiheit? RinderhaltzuBscignderGwhtszu-
nahme sogenannte Schnellmastkonzentrate angebo-
ten, deren wirksame Sustanzen die rezeptpflichtigen
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Arzneimittel Methylthiouracil und Propylthiouracil
wirtschaft und Forsten: Diese Frage ist sehr ein- sind. Ein solches „Mastkonzentrat" ist auch das von
gehend geprüft worden, weil sie in den letzten Jah- der Firma Aengenheister in Bedburg bei Köln an-
ren auf verschiedenen Teilgebieten der Einfuhr im- gebotene Präparat „Ango".
mer wieder Gegenstand von Beschwerden gebildet
hat. Ich kann nur sagen, daß alle Erhebungen über- Der 'Effekt der in den angebotenen Präparaten
einstimmend dahin lauten, daß dieses Verfahren zu enthaltenen Arzneimittel liegt darin, daß sie eine
Recht besteht. hormonhemmende Wirkung haben und über Beein-
flussung der Schilddrüse zu einer Umstellung des
Vizepräsident Dr. Schmid: Sind jetzt alle Grundumsatzes führen, die eine unnatürliche Ge-
Wünsche nach Zusatzfragen befriedigt? wichtszunahme zur Folge hat.
Ertl
Das scheint mir bei den mir vorliegenden Inseraten derartigen Verstößen vorzubeugen, indem wir dieses
nicht der Fall zu sein. Präparat rezeptpflichtig gemacht haben.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Bading (SPD) : Ist bekannt, ob bereits Anklage
wirtschaft und Forsten: Die für den Vollzug der gegen die Firma erhoben worden ist?
arzneimittelrechtlichen und futtermittelrechtlichen
Vorschriften zuständigen obersten Landesbehörden Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
sind von meinem Ministerium in letzter Zeit mehr- wirtschaft und Forsten: Das liegt in der Zuständig-
fach auf diesen Sachverhalt hingewiesen und auch keit der Länder, Herr Kollege.
gebeten worden, bei Feststellung von Übertretun-
gen oder von Verstößen unverzüglich einzugreifen. (Zuruf von der SPD: Also nicht erhoben!)
Peters (Popenbüll) (FDP) : Herr Minister, ist Hat die Bundesregierung Ermittlungen angestellt, welche Ein-
kommenseinbußen der deutschen Landwirtschaft im Laufe der
Ihnen bekannt, daß die Wirkung dieses Mittels im nächsten Jahre durch die geplanten EWG-Marktordnungen für
Rindfleisch, Milch und Milcherzeugnisse entstehen werden?
Grunde darauf hinausgeht, im Tierkörper Wasser
zu binden, und daß bei Tieren, die nach Genuß die-
ses Mittels geschlachtet werden, das Wasser aus dem Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Tierkörper herunterleckt? Ist Ihnen klar, daß das im wirtschaft und Forsten: Die Vorschläge der EWG-
Grunde einen reinen Betrug darstellt? Kommission zur Errichtung gemeinsamer Markt-
ordnungen für Rindfleisch, Milch und Milcherzeug-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- nisse werden zur Zeit in den zuständigen Brüsseler
wirtschaft und Forsten: Ich würde nicht so hart argu- Gremien eingehend geprüft und diskutiert. Wegen
mentieren, Herr Kollege; aber die Symptome sind, der unterschiedlichen Interessenlage der EWG-Mit-
wie Sie sagten. gliedstaaten konnte bei den • entscheidenden Fragen
bis heute noch keine übereinstimmende Auffassung
erzielt werden. Sie werden verstehen, Herr Kollege,
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage
daß die Bundesregierung deshalb zur Zeit noch
des Abgeordneten Sander.
nicht in der Lage ist, irgendwelche Angaben über
die voraussichtlichen Einkommenseinbußen der
Sander (FDP) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, westdeutschen Landwirtschaft in diesen Sektoren zu
daß diese Mittel natürlich auch im Ausland angewen- machen.
det werden, und wäre es hier nicht Aufgabe der
Frau Gesundheitsministerin, darauf hinzuwirken, daß
den Verbrauchern von eingeführtem Fleisch nicht Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage.
ein echter Schaden zugefügt wird? Frage IX/11 — des Herrn Abgeordneten Peters
(Poppenbüll) —:
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Kann aus der Tatsache, daß im Haushaltsentwurf 1964 für den
Preisausgleich der EWG keine Mittel vorgesehen sind, ge-
wirtschaft und Forsten: Ich bin überzeugt, daß meine schlossen werden, daß die Bundesregierung sowohl dem Vor-
schlag der EWG-Kommission auf Getreidepreisangleichung in
Frau Kollegin Dr. Schwarzhaupt in diesem Sinne wir- einem Zuge, wie einer allmählichen Getreidepreissenkung nicht
ken wird. zustimmen wird?
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
des Abgeordneten Bading. wirtschaft und Forsten: Ihnen ist bekannt, daß zur
Angleichung der europäischen Getreidepreise bis-
her nur ein Vorschlag der EWG-Kommission vor-
Bading (SPD) : Herr Minister, wenn in diesem liegt. Hierüber soll die Diskussion im Ministerrat
Futtermittel rezeptpflichtige Bestandteile vorhanden der EWG erst am 18. Dezember 1963 beginnen. Ob
sind, wie erklären Sie sich, daß diese rezeptpflich- und zu welchem Ergebnis diese Verhandlungen füh-
tigen Bestandteile in dieses Futtermittel ohne eine ren werden, ist gegenwärtig nicht zu übersehen.
ärztliche Genehmigung hineinkommen können?
Die Bundesregierung ist gehalten, für Maßnah-
men, die auf gesetzlicher Grundlage beruhen, Mittel
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- in den Haushalt erst dann einzusetzen, wenn die
wirtschaft und Forsten: Es handelt sich eben um
betreffende gesetzliche Regelung ergangen ist. Aus
einen Verstoß der Firma, Herr Kollege.
der Tatsache, Herr Kollege, daß im Haushaltsent-
wurf 1964 zum Ausgleich für die von der EWG-
Bading (SPD) : Haben Sie Schritte unternommen, Kommission vorgesehene Getreidepreisangleichung
um gegen diese Firma vorzugehen? keine Mittel eingeplant sind, lassen sich daher
keine Schlüsse auf die Haltung der Bundesregie-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- rung in der Getreidepreisfrage ziehen.
wirtschaft und Forsten: Wir haben — wie ich schon
ausführte — alle Schritte unternommen, um weiteren Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage!
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963 4767
Peters (Poppenbüll) (FDP) : Herr Minister, sind Vizepräsident Dr. Schmid: Dann rufe ich diese
Sie nicht auch der Meinung, daß die Gefahr besteht, Frage — das Herrn Abgeordneten Werner — auf:
daß, wenn der Kommissionsvorschlag angenommen Fällt der Dieselkraftstoff jener Traktoren, mit denen die
wird, er das Gesamtvolumen des Haushalts von Demonstrationen einiger Landwirte in diesen Tagen in Hamburg
abgehalten wurden, auch unter die landwirtschaftliche Steuer-
60,3 Milliarden DM sprengen würde? präferenz?
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Schon das letzte ist Grund wirtschaft und Forsten: Nach dem Verkehrsfinanz-
genug, den Kommissionsvorschlag möglichst nicht gesetz 1955 wird eine Betriebsbeihilfe für versteu-
anzunehmen, Herr Kollege. ertes Gasöl gewährt an Inhaber von Betrieben der
Landwirtschaft, des Garten- und des Weinbaues für
(Abg. Peters [Poppenbüll] : Danke schön! — das Gasöl, das zum Betrieb von standfesten oder
Zuruf rechts: Sehr richtig!) beweglichen Arbeitsmaschinen oder von landwirt-
schaftlichen Schleppern verwendet wird. Die zu die-
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage IX/12 — des sem Gesetz erlassene Verordnung besagt in § 1, daß
Herrn Abgeordneten Dr. Roesch —:
nur dasjenige Gasöl als beihilfefähig anerkannt
werden kann, das i n Betrieben der Landwirtschaft,
Ist die Bundesregierung bereit, gegen weitere Preiserhöhungen des Garten- und des Weinbaues verwendet worden
von Grundnahrungsmitteln dadurch vorzugehen, daß sie in
Brüssel eine Marktregelung durchsetzt, die eine wirtschaftlich ist.
nicht gerechtfertigte Verteuerung der Eiprodukte und des Durum-
grießes und dadurch gleichzeitig eine zwangsläufige Preiserhö-
hung für Teigwaren verhindert?
Nach den gleichen Bestimmungen wird auch die
zusätzliche Beihilfe aus Mitteln des Grünen Planes
gewährt.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Nach Art. 23 Abs. 4 der Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage.
Verordnung Nr. 19 des Rates — EWG-Getreidever-
ordnung — sind die Mitgliedstaaten unter bestimm- Dann rufe ich auf den Geschäftsbereich des Bun-
ten Voraussetzungen ermächtigt, auf dem Getreide- desministers für Arbeit und Sozialordnung. Frage
sektor Verbrauchersubventionen zu gewähren. Die X/1 — des Herrn Abgeordneten Felder —:
Bundesregierung hat, um Preissteigerungen, die sich Kann der Herr Bundesarbeitsminister über den gegenwärtigen
aus der EWG-Abschöpfungsregelung ergeben kön- Stand der Verhandlungen zu dem wiederholt in der Fragestunde
des Deutschen Bundestages angemahnten Gesetzentwurf zur
nen, zu vermeiden, von dieser Ermächtigung Ge- Schaffung einer Altersvorsorge für Rechtsanwälte berichten?
brauch gemacht. Sie gewährt für Durumweizen, der
zu Grieß für die Teigwarenherstellung verarbeitet Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
wird, Subventionen. Diese sind so bemessen, daß ordnung: Herr Kollege Felder, die Bundesregierung
eine Verteuerung des Rohstoffes gegenüber dem beabsichtigt, ein erneutes Gespräch zwischen Ver-
Zeitraum vor Beginn der EWG-Regelung nicht ein- tretern der Rechtsanwaltschaft und einem Ausschuß
tritt. Diese Subventionsmaßnahmen laufen seit Ok- der Bundesregierung zu führen. Dieses Gespräch ist
tober 1962 bis vorläufig 30. Juni 1964. für die zweite Hälfte des Monats Januar 1964 vor-
Die Eiprodukte unterliegen seit Mitte 1962 der gesehen. Vorher könnte ich Ihnen über den Stand
EWG-Marktregelung und damit der Abschöpfung. der Angelegenheit nichts Neues sagen; aber danach
Um eine größere Erhöhung der Einstandspreise bei werde ich Sie gern informieren.
Eiprodukten für die Teigwarenherstellung zu ver-
meiden, hat die Bundesregierung bereits am 20. Au- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage!
gust 1962 gemäß Art. 5 der Verordnung Nr. 21 einen
Antrag auf Senkung der Abschöpfungen gestellt,
dem von der Kommission auch entsprochen worden
Felder (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt,
daß diese Angelegenheit nun schon sehr lange ge-
ist. Inzwischen waren weitere Anträge erforderlich.
währt und daß Sie am 24. April 1963, als Sie im
Sie wurden ebenfalls genehmigt; allerdings hat die
Hohen Hause gefragt wurden, ob Sie im Hinblick
Kommission das Ausmaß der Senkung zunächst auf
auf den Notstand der alten Anwälte nicht auf eine
85 v. H. und zuletzt auf 65 v. H. der möglichen Sen-
größtmögliche Beschleunigung der Arbeiten hin-
kung herabgesetzt, um allmählich zu einer Anpas-
wirken wollten, mit Ja geantwortet haben?
sung der Preise innerhalb der Gemeinschaft zu kom-
men. Die letzte Ermächtigung gilt bis zum 30. Juni
1964. Eine entsprechende innerdeutsche Rechtsver- Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung liegt dem Deutschen Bundestag zur Be- ordnung: Herr Kollege, ich stehe heute noch dazu.
schlußfassung vor. Dieses Gesetz wirft aber sehr viele Fragen auf, und
es ist sehr schwierig, eine einhellige Meinung dar-
über herbeizuführen. Ohne ein gewisses Maß von
Vizepräsident Dr. Schmid; Herr Minister, sind Übereinstimmung in den Grundauffassungen wird
Sie bereit, auch die Frage zu beantworten, die auf es kaum tunlich sein, dem Bundestag ein Gesetz vor-
Drucksache IV/1744 unter III steht? zulegen. Der Dringlichkeit der Sache bin ich mir
vollauf bewußt.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Ja. Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatzfrage!
4768 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1963
Anlage 2
verh.,
2 Kinder 175,4 141,9 186,8 119,5
verh.,
2 Kinder 209,4 171,1 221,6 136,4
verh.,
2 Kinder 190,8 157,4 171,2 109,5
verh.,
2 Kinder 159,4 133,7 176,7 110,7