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D eutscher Bundestag

34. Sitzung

Bonn, den 14. Juni 1962

Inhalt:

Fragestunde (Drucksachen IV/453, IV/462) Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . 1432 B, C


Struve (CDU/CSU) . . . . . . . 1432 C
Frage des Abg. Wittrock:
Bading (SPD) 1432 D, ' 1433 A
Gesetze zur Durchführung des Wasser-
haushaltsgesetzes - Fritsch (SPD) 1433 A, B

Frau Dr. Schwarzhaupt,


Bundesminister 1429 B Frage des Abg. Dröscher:
Beratungsringe für bäuerliche Betriebe
Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Schwarz, Bundesminister 1433 C, D, 1434 A
Abschöpfungsfreies Kontingent für Dröscher (SPD) . . . . . . . 1433 D
Tapioka-Mehl
Schwarz, Bundesminister 1429 C, 1430 A, B Frage des Abg. Börner:
Bading (SPD) 1429 D, 1430 A Überlastung des Selbstwählferndienstes
Stücklen, Bundesminister 1434 A, B, C, D
Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen):
Börner (SPD) 1434 B
Gerichtliche Verfahren betreffend die
Einfuhr- und Vorratsstellen Diekmann (SPD) 1434 C, D
Schwarz, Bundesminister . . . . 1430 B, D,
1431 A, B Frage der Abg. Frau Dr. Kiep-Altenloh:
Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 1430 C, D Zinsfreie Darlehen für Bedienstete der
Bundespost
Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 1430 D
Stücklen, Bundesminister . . . 1435 A, B
Dr. Kohut (FDP) 1431 A
Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 1435 A, B
Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 1431 B
Fragen des Abg. Varelmann:
Fragen der Abg. Ertl und Schmidt (Wür-
gendorf) : Unterschiedliche Berechnung der Tele
Althofsanierungen fongebühren

Schwarz, Bundesminister . . . 1431 C, D, Stücklen, Bundesminister . . . 1435 C, D


1432 A, B, C, D, 1433 A, B Varelmann (CDU/CSU) . . . . 1435 C, D
Ertl (FDP) 1432 A, B Diekmann (SPD) 1435 D
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Frage des Abg. Cramer: Frau Dr. Schwarzhaupt,


Bundesminister 1438 A, C, D
Lange Anrufswartezeiten beim Fern-
amt Köln _Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) . 1438 C
Stücklen, Bundesminister . . 1436 A, B, C Dr. Kohut (FDP) 1438 D
Diekmann (SPD) . . . . . . 1436 B, C
Frage des Abg. Dr. Jungmann:
Gebührenordnung für Ärzte
Fragen des Abg. Ravens:
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Wohnungskündigung wegen Veröffent
Bundesminister . . . . . . . 1439 A
lichung „postunfreundlicher" Artikel 1436 C
Frage der Abg. Frau Dr. Kiep-Altenloh:
Frage des Abg. Dr. Hamm (Kaisers-
Benachteiligung der ledigen Bundes-
lautern) : bediensteten bei der Wohnungsfür-
Impfschäden als Folge der Schluck- sorge
impfung Lücke, Bundesminister . 1439 B, D
Frau Dr. Schwarzhaupt, Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . . 1439 D
Bundesminister 1436 D, 1437 A, B, C, D
Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) 1437 A, B Frage des Abg. Dr. Kohut:
Frau Dr. Hubert (SPD) 1437 B Erhöhung von Garagenmieten in Bonn
Ritzel (SPD) 1437 B, C, D Lücke, Bundesminister . . . 1440 A, C, D
-
Dr. Kohut (FDP) 1440 C
Frage des Abg. Dr. Hamm (Kaisers-
lautern) : Nächste Sitzung 1440 D
Deklarationspflicht für Orthophosphor-
säure Anlage 1441
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1429

34. Sitzung

Bonn, den 14. Juni 1962

Stenographischer Bericht Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernäh-


rung, Landwirtschaft und Forsten kommen. Die erste
Frage ist die Frage X/1 — des Abgeordneten Dr.
Beginn: 14.32 Uhr. Schmidt (Gellersen) —.
Ist die Bundesregierung bereit, bei der EWG-Kommisssion in
Brüssel ein abschöpfungsfreies Kontingent für Tapioka-Mehl in
Vizepräsident Dr. Jaeger: Die Sitzung ist ,er- Höhe von 300 000 t zu beantragen?
öffnet.
Herr Bundesminister, darf ich bitten.
Die folgende amtliche Mitteilung wird ohne Ver-
lesung in den Stenographischen Bericht aufgenom-
men: - Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß
wirtschaft und Forsten: Ich darf auf diese Frage wie
des Bundestages vom 25. Juni 1959 den Entwurf einer Verord- folgt antworten. Tapioka-Mehl ist auf Grund eines
nung Nr. . . . der Räte zur Aufstellung der Liste der Leistungen
und Zulagen, die im Hinblick auf die Familie gewährt werden Ministerratsbeschlusses in die EWG-Getreidemarkt-
oder die sozialer Art sind und die von der Besteuerungsgrund-
lage für die Berechnung der gemäß Artikel 12 des Protokolls
ordnung aufgenommen worden und unterliegt mit-
über die Vorrechte und Befreiungen zugunsten der Gemein- hin der Abschöpfung. Die Einfuhren an Tapioka
schaften eingeführten Steuer abgezogen werden müssen —
Drucksache IV/454 — dem Finanzausschuß federführend und Mehl haben sich von 8000 t im Jahre 1953 auf
dem Ausschuß für Inneres mitberatend überwiesen mit der 318 000 t im Jahre 1961 erhöht. Die Preise für
Bitte um Berichterstattung an das Plenum bis zum 27. Juni 1962.
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Be- Tapioka-Mehl haben sich dagegen laufend verrin-
schluß des Bundestages vom 23. Februar 1962 die Dritte Ver- gert; sie betrugen im Durchschnitt des Jahres 1961
ordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außen-
wirtschaftsgesetz — Drucksache IV/452 — an den Außenhandels rund 238,30 DM je Tonne. Damit wurde Tapioka
ausschuß überwiesen.
Mehl mehr und mehr eine ernsthafte Konkurrenz
Meine Damen und Herren, wir kommen zum für den Absatz einheimischer Bodenerzeugnisse.
ersten Punkt der gemeinsamen Tagesordnung dieser Durch die Einbeziehung in die Abschöpfungsrege-
Woche: lung wird einer unkontrollierten Einfuhr und einer
Unterwanderung der in der EWG-Marktregelung
Fragestunde (Drucksachen IV/453, IV/462). festgesetzten Preise Einhalt geboten. Über die Höhe
der Abschöpfung wurde in Brüssel noch keine Eini-
Ich rufe aus dem Geschäftsbereich des Bundesmini- gung erzielt. Der deutsche Standpunkt sieht ent-
sters für Gesundheitswesen zunächst die Frage sprechend dem Futterwert des Topiako-Mehls zur
XIV/4 — des Abgeordneten Wittrock — auf: Gerste 70 v. H. des Gerstenpreises vor. 70 v. H. von
Teilt die Bundesregierung die während der Tagung des Deut- 420 DM sind 294 DM. Dieser Preis für das Tapioka
schen Verbandes für Wasserwirtschaft in Wiesbaden am 28. Mai Mehl würde einerseits eine Gefährdung des inlän-
1962 geäußerte Ansicht, die von den Ländern verabschiedeten
Gesetze zur Durchführung des Wasserhaushaltsgesetzes hätten dischen Getreidepreisniveaus ausschließen und einer
das Durcheinander auf dem Gebiet des Wasserrechtes gegen-
über den früheren Regelungen vergrößert? Verdrängung stärkereicher Futterkartoffeln vom
Markt entgegenwirken, andererseits die Einfuhr
Frau Bundesministerin, darf ich bitten. weiterhin in dem Maße ermöglichen, das bei der
Fütterung, insbesondere von Schweinen und Geflü-
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für gel, zur Ergänzung der Getreidemast vertretbar ist.
Gesundheitswesen: Nein. Die von den Ländern ver- Die Einfuhr von 300 000 t unabgeschöpften Tapioka
abschiedeten Gesetze bringen insofern keine Ver- Mehls würde den Absatz der heimischen Futterer-
mehrung der Verschiedenheiten mit sich, als nun- zeugnisse gefährden. Die sich daraus ergebenden
mehr im Gegensatz zu der Zeit vor 1960 innerhalb Nachteile für die Landwirtschaft würden durch die
jedes Bundeslandes e i n Wasserrecht gilt. Vorteile der Verfütterung eines verhältnismäßig
Ein abschließendes Urteil über die praktischen preisgünstigen, allerdings nur begrenzt verwend-
Auswirkungen der neuen Gesetzgebung können wir baren Futtermittels nicht aufgewogen.
zur Zeit noch nicht abgeben.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage?
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich danke Ihnen, — Herr Abgeordneter Bading.
Frau Bundesministerin.
Ich darf nunmehr in der Reihenfolge, die hier ur- Bading (SPD) : Herr Minister, ist der Antrag, das
sprünglich vorgesehen ist, zu den Fragen aus dem Tapioka-Mehl in das Abschöpfungssystem einzu-
1430 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Bading
beziehen, im Ministerrat von deutscher oder von wirtschaft von Bedeutung sein könnten. Zur Zeit
französischer Seite gestellt worden? laufen bei der Einfuhr- und Vorratsstelle für Ge-
treide und Futtermittel insgesamt 300 Prozesse, da-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- von 12 Zivilprozesse, 281 Verwaltungsgerichtspro-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Bading, ich zesse und 7 Arbeitsgerichtsprozesse. Bei der Ein-
kann Ihnen nicht sagen, von welcher Seite die Ein- fuhr- und Vorratsstelle für Fette sind es 61 Prozesse
beziehung beantragt wurde. Jedenfalls ist sie nicht insgesamt, davon 7 Zivilprozesse, 53 Verwaltungs-
speziell auf einen deutschen Wunsch zurückzufüh- gerichtsprozesse, 1 Arbeitsgerichtsprozeß. Bei der
ren. Die Tatsache, daß wir uns bisher nicht geeinigt Einfuhr- unid Vorratsstelle für Schlachtvieh, Fleisch
haben, mag das unterstreichen; denn wir hatten und Fleischerzeugnisse sind es insgesamt 23 Pro-
einen schweren Stand, als wir den eben geäußerten zesse, davon sind 15 Zivilprozesse, 8 Verwaltungs-
Standpunkt vertraten, daß nur 70 % der Abschöp- gerichtsprozesse, keine Arbeitsgerichtsprozesse. Ein-
fung von Gerste benutzt werden sollen, wohinge- fuhr- und Vorratsstelle für Zucker: Insgesamt 8, da-
gen unsere Partner auf der hundertprozentigen Ab- von 1 Zivilprozeß, 7 Verwaltungsgerichtsprozesse,
schöpfung bestehen. Sie sehen daraus, daß wir nicht keine Arbeitsgerichtsprozesse.
die Initiatoren sind, sondern daß wir hier unter dem Bei der Zahl der gegen die !Einfuhr- und Vorrats-
Zwang der Gesamtgebarung innerhalb der EWG stelle für Getreide und Futtermittel anhängigen
handeln. Verwaltungsgerichtsprozesse ist bereits berücksich-
tigt worden, daß durch eine Vergleichsaktion etwa
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu- 500 Fälle erledigt werden.
satzfrage zum Tapioka-Mehl!
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage?
Bading (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen noch in — Bitte.
Erinnerung, daß der Ernährungsausschuß- — wenn
ich mich recht erinnere, war es im Winter — dem Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Herr Bundes-
Vorschlag Ihres Hauses, eine Abschöpfung bei der minister, wie hoch sind die Kosten, die durch diese
Einfuhr von Tapioka-Mehl vorzunehmen, nicht ent- Vergleiche entstehen?
sprochen hat?
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Schmidt, ich
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Bading, in der kann Ihnen die Kosten nicht so aus dem Hand-
Frage der Abschöpfung bei der Einfuhr von Ta- gelenk sagen; aber ich bin gerne bereit, darüber
pioka-Mehl bzw. in der Frage Zoll oder nicht Zoll Erkundigungen einzuziehen und Ihnen einen 'schrift-
gehen die Meinungsverschiedenheiten quer durch lichen Bescheid zukommen zu lassen.
die Landwirtschaft. Es ist von jeher so gewesen,
daß die Kartoffelbauer für eine erhebliche Verteue- Schmidt (Gellersen) (SPD) : Noch eine dritte
rung des Tapioka-Mehls waren, wohingegen die- Frage: Aus welchen Mitteln, aus welchen Etat-
jenigen, die das Tapioka-Mehl für die Mast ver- posten werden diese Kosten gedeckt?
wendet haben, einen gegensätzlichen Standpunkt
eingenommen haben. Man kann also hier nicht von
einer einheitlichen Meinung sprechen, sondern nur
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Aus dem Titel „Vorrats-
von einer sehr geteilten Meinung. Wir versuchen
kosten" in unserem Haushalt.
im Rahmen unserer Möglichkeiten, das Tapioka
Mehl so billig an den Verbraucher heranzubringen,
wie es geht. Wir sind aber, wie gesagt, noch nicht Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
zu einer Einigung gekommen, weil man unseren frage hat das Wort der Herr Abgeordnete Ritzel.
Vorschlag betreffend Tapioka-Mehl von seiten der
anderen Partner noch nicht akzeptiert hat. Ritzel (SPD) : Herr Minister, wie viele Beamte
und Angestellte werden aus Anlaß der Führung
Vizepräsident Dr. Jaeger: Damit kommen wir dieser Prozesse beschäftigt?
zur Frage X/2 — des Abgeordneten Dr. Schmidt
(Gellersen) —: Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Ritzel, die
Hat die Bundesregierung eine Ubersicht über die Zahl der
gerichtlichen Verfahren, in die die Einfuhr- und Vorratsstellen Zahl kann ich Ihnen nennen. Aber ich kann Ihnen
zur Zeit verwickelt sind? sagen, daß deswegen keine zusätzlichen Kräfte be-
Herr Bundesminister, bitte! schäftigt werden.

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
wirtschaft und Forsten: Die Bundesregierung unter- satzfrage, Herr Abgeordneter Ritzel!
richtet sich laufend über gerichtliche Verfahren, in
denen die Einfuhr- und Vorratsstellen klagen oder Ritzel (SPD) : Aus welchen Gründen sind dann
verklagt werden. Sie unterrichtet sich insbesondere die Beamten und Angestellten seinerzeit eingestellt
über Verfahren, die für Maßnahmen der Bundes- worden, als man noch nicht wußte, wie viele Pro-
regierung auf dem 'Gebiet der Ernährung und Land zesse auf sie warten?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1431

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Ritzel, die wirtschaft und Forsten: Ich darf wie folgt antwor-
Rechtsfragen, die jeweils bei Marktordnungen an- ten. Die kontinuierliche Förderung baulicher Maß-
stehen, haben fraglos den Haushaltsausschuß sei- nahmen in Altgehöften und der übrigen Maß-
nerzeit bewogen, die Stellen dementsprechend zu nahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur —
besetzen. Hätte eine derartige Tätigkeit, wie sie nämlich Aussiedlung, Aufstockung, freiwilliger
sich entwickelt hat, nicht Platz gegriffen, so wären Landtausch, Aufforstung usw. — entsprechend der
sie anderweit verwendet worden. Entschließung des Deutschen Bundestages vom
(Abg. Ritzel: Interessant für den Haus 12. April 1962 wird wesentlich bestimmt vom Um-
haltsausschuß, Herr Minister!) fang der für die Förderung bereitstehenden Bun-
desmittel.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, Ohne Berücksichtigung der in § 8 des Haushalts-
Herr Abgeordneter Dr. Kohut! gesetzes 1962 enthaltenen Sperre der Ausgaben-
ansätze des Bundeshaushalts für Baumaßnahmen in
Höhe von 20 % des Jahresansatzes wäre es vor-
Dr. Kohut (FDP) : Herr Minister, darf ich als
aussichtlich möglich, ungefähr das Dreifache der im
Laie und als Nichtfachmann in Landwirtschaftsfra-
Rechnungsjahr 1961 bewilligten Anträge für die
gen fragen: Wie kommt es eigentlich, daß eine Be-
Durchführung baulicher Maßnahmen in Altgehöften
hörde eine solche Unmenge von Prozessen führen
zu finanzieren. Das wären ca. 3600 Fälle mit einem
muß?
Förderungsbetrag von ca. 75 Millionen DM gegen-
über 1268 bewilligten Verfahren im Rechnungsjahr
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land 1961. Damit könnten die von den Ländern für die
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Kohut, die Förderung im Rechnungsjahr 1962 als dringend ge-
Kompliziertheit unserer Marktordnungsgesetze mag meldeten Anträge im wesentlichen bedient werden.
dadurch dokumentiert werden. Ich hätte - den
Wunsch, daß die künftigen Marktordnungsgesetze
nicht mehr Klagen einbringen als diese. Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich darf vielleicht
jetzt zuerst die Frage des Herrn Abgeordneten
Schmidt (Würgendorf) zum Geschäftsbereich des
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und
satzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Kohut!
Forsten auf Drucksache N/462 aufrufen:
Ist es dem Herrn Bundesernährungsminister bekannt, daß
Dr. Kohut (FDP) : Herr Minister, muß es bei dem trotz der vom Bundesfinanzminister in den Haushaltsberatungen
gegebenen Zusage der kontinuierlichen Weiterführung der
Wunsch bleiben? Sie sind doch Kabinettsmitglied. Althofsanierung durch Schreiben seines Ministeriums vom
Kann das nicht auch in der Bundesrepublik geän- 20. März und 10. April 1962 an die Landwirtschaftsminister und
-senatoren der Länder die bisherigen Möglichkeiten so ver-
dert werden, kann nicht eine bessere Marktordnung schlechtert wurden, daß im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein z. B.
die in der Betreuung der Siedlungsgesellschaft Rote Erde befind-
eingeführt werden, — auch als Laie und Nichtfach- lichen Vorhaben Helmut Winke, Helberhausen, Karl Klappert,
mann gefragt? Junkernhees, und Hubert Steiner, Frohnhausen, keine Aussicht
mehr auf eine Verwirklichung haben?

Zusatzfragen können dann anschließend zu beiden


Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Fragen gestellt werden.
wirtschaft und Forsten: Seien Sie überzeugt, daß
wir uns die äußerste Mühe geben!
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz- wirtschaft und Forsten: Hierzu habe ich folgendes
frage hat das Wort der Abgeordnete Schmitt-Vok- zu antworten. Zu der kontinuierlichen Weiterfüh-
kenhausen. rung der baulichen Maßnahmen in Altgehöften, der
sogenannten Althofsanierung, habe ich bereits in
meiner Antwort auf die Frage des Herrn Kollegen
Schmitt-Vockenhausen (SPD) : Weitere Plan- Ertl Stellung genommen und dargelegt, daß das
stellen werden Sie dann, Herr Minister, im Hin- Dreifache des zahlenmäßigen Volumens von 1961
blick auf die uns jetzt zugegangenen Entwürfe im gefördert werden soll. Voraussetzung ist, daß die
Haushaltsausschuß für das nächste Jahr beantra- Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur
gen. nicht unter die 20%ige Kürzung laut § 8 des Haus-
(Heiterkeit. — Zuruf des Abg. Niederalt.) haltsgesetzes fallen.
Mit Frist vom 1. Mai 1962 waren die Länder ge-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- beten worden, die Zahl der Fälle zu melden, die
wirtschaft und Forsten: Ich bin sehr dankbar. ihres Erachtens nach Abstimmung mit den Be-
treuern unbedingt im Jahre 1962 gefördert werden
Vizepräsident Dr. Jaeger: Damit komme ich müßten. Nordrhein-Westfalen hat diese Meldung
zur Frage X/3 — des Herrn Abgeordneten Ertl —: noch nicht gemacht.
Wieviel Althofsanierungen können nach der Überprüfung des Abgesehen davon, daß demnach die Auswahl der
Bundesernährungsministeriums im Benehmen mit den Ländern
im Jahr 1962 entsprechend dem Beschluß des Bundestages vom Fälle Ländersache ist, bin ich nicht in der Lage, die
12. April 1962 durchgeführt werden?
von Ihnen, Herr Kollege Schmidt, namentlich ge-
Herr Bundesminister, bitte! nannten Fälle bezüglich ihrer Förderungswürdigkeit
1432 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Bundesminister Schwarz
auf Bundesebene zu überprüfen. Das ist Länder- ten, zu einer Konferenz zu kommen. Auf dieser Kon-
sache. ferenz wurden neue Modalitäten erarbeitet und die
Zum Grundsätzlichen muß ich aber bei dieser berechtigten Wünsche mit den vorhandenen Mit-
Gelegenheit darauf hinweisen, daß auf Drängen teln in Übereinstimmung gebracht.
dieses Hohen Hauses die Althofsanierung im Rah-
men der von Ihnen bewilligten Mittel ungewöhn- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
lich stark gefördert wird, während die mindestens satzfrage des Herrn Abgeordneten Schmidt (Wür-
so wichtigen übrigen Maßnahmen, insbesondere gendorf) .
Aufstockung und Aussiedlung, gerade noch im
Rahmen des Vorjahresvolumens gefördert werden Schmidt (Würgendorf) (SPD) : Herr Minister,
können. Diese Maßnahmen schaffen aber in der was ist von Ihrem Hause getan worden, um zu
Regel überhaupt erst die Voraussetzung für eine erreichen, daß Nordrhein-Westfalen endlich die
sinnvolle Sanierung der im Ort verbleibenden Alt- schon längst fälligen Meldungen an Ihr Haus gibt
gehöfte. und damit die Kontinuität der Althofsanierungen
ermöglicht?
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich komme nun zu
den beiden Zusatzfragen. Zuerst Herr Abgeordne- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
ter Ertl. wirtschaft und Forsten: Ich nehme an, Herr Kollege,
daß wir von unserem Hause aus mit Nordrhein
Ertl (FDP) : Herr Minister, wie kommt es, daß die Westfalen in Verbindung getreten sind. Ich kann
Rentenbank derzeit keine Mittel hat, um vorlie- Ihnen aber Einzelheiten über diesen Vorgang nicht
gende Bewilligungen zu finanzieren? sagen.

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, - Land- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
wirtschaft und Forsten: Meiner Meinung nach, Herr des Herrn Abgeordneten Struve.
Kollege Ertl, stehen die Mittel zur Verfügung. Sie
stehen ja nur in dem Ausmaße zur Verfügung, wie
sie uns auf Grund der 20%igen Kürzung nunmehr Struve (CDU/CSU) : Herr Bundesminister, die
gegeben sind. Aber das Geld in der verbleibenden in § 8 des Haushaltsgesetzes vorgesehene Sperre
Höhe ist da. kann bekanntlich vom Finanzminister im Einverneh-
men mit dem Wirtschaftsminister aufgehoben wer-
Ertl (FDP) : Kann es so sein, daß die Geldmittel den. Ist der Herr Bundesminister bereit, für alle
nicht rechtzeitig für die Rentenbank bereitgestellt Baumaßnahmen auf dem Struktursektor einen ent-
worden sind? sprechenden Antrag an den Finanzminister einzu-
reichen?
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Ich kann das nicht sagen. Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
Aber ich werde mich gern darum kümmern. Zumin- wirtschaft und Forsten: Ja. — Der Antrag ist, wie
dest ist grundsätzlich die Sache so, daß das ausge- ich soeben höre, bereits gestellt.
wiesene Geld vorhanden ist.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Bading.
des Herrn Abgeordneten Schmidt (Würgendorf).

Schmidt (Würgendorf) (SPD) : Herr Minister, Bading (SPD) : Herr Minister, Sie haben gesagt,
wenn es so ist, daß die dreifache Zahl an Althof- daß Sie der Ansicht sind, daß die im Jahre 1962
sanierungen durchgeführt werden kann — wie gestellten Anträge im wesentlichen bedient werden
kommt es, daß am 10. April von Ihrem Hause ein könnten. Sind Sie auch der Ansicht, daß mit den
Rundschreiben an die Minister für Ernährung, Land- vorhandenen Mitteln die gestiegenen Baukosten
wirtschaft und Forsten in den Ländern gegeben wor- aufgefangen werden können, so daß 1962 zum min-
den ist, wonach solche Fälle zunächst einmal auf desten die gleiche Anzahl von Bauvorhaben durch-
den zinsverbilligten Kapitalmarkt verwiesen wer- geführt werden kann wie 1961?
den und auch Bedingungen gestellt werden, die die
Althofsanierung erheblich erschweren? Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege Bading, ich bin
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- nicht davon überzeugt, daß das möglich ist. Aber ich
wirtschaft und Forsten: Herr Kollege, das war eine kann weder eine Zuständigkeit auf diesem Sektor
Vorsichtsmaßnahme. Es war im ersten Vierteljahr bejahen noch kann ich Ihnen die Zusicherung geben,
ein solch unglaublich und unerwartet großer Ein- daß entsprechend den gestiegenen Baukosten sich
gang an Anträgen erfolgt, daß wir uns ausrechnen nun unbedingt die zur Verfügung stehenden Mittel
konnten, daß wir innerhalb eines halben Jahres erhöhen werden. Aber Sie sehen an dem Vorgehen
unsere Mittel total erschöpft hätten. Wir haben des- vom vergangenen Jahr bis zu diesem Jahr, daß wir
wegen vorsorglich die Länder angeschrieben und bestrebt sind, den Wünschen, soweit es in unserer
ihnen nicht etwa etwas verboten, sondern sie gebe Kraft steht, unbedingt entgegenzukommen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1433

Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu- Ich rufe auf Frage X/5 — des Abgeordneten
satzfrage, Herr Abgeordneter Bading! Dröscher -:
Wie wird die Bundesregierung Bestrebungen unterstützen, die
darauf gerichtet sind, ausgesiedelte, aufgestockte und deshalb
Bading (SPD) : Herr Minister, in der Annahme, finanziell erheblich belastete bäuerliche Betriebe durch Schaffung
intensiv tätiger Beratungsringe in ihrer Betriebsführung den
Sie sind der Meinung, daß die Althofsanierung, heutigen Wettbewerbsverhältnissen entsprechend zu stärken?
also die Verbesserung der alten Höfe, eine der Bitte, Herr Bundesminister!
wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der
Agrarstruktur ist, frage ich Sie: Sind Sie nicht be-
reit, sich bei allen Ressorts dafür einzusetzen, daß Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
die Zahl der sanierten Höfe in diesem Jahr zumin- wirtschaft und Forsten: Die landwirtschaftliche Wirt-
dest nicht unter die Zahl der im vergangenen Jahr schaftsberatung ist Sache der Länder. Im Hinblick
sanierten Höfe sinkt? auf die Bedeutung des landwirtschaftlichen Bera-
tungswesens für den Fortschritt in der Landwirt-
schaft unterstützt aber der Bund die Arbeit der Län-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- der durch Förderungsmittel. Mit Hilfe der Bundes-
wirtschaft und Forsten: Wir haben die Zahl in die- zuschüsse wurden im Laufe der Jahre 1364 zusätz-
sem Jahre auf das Dreifache gesteigert, und Sie liche Wirtschaftsberater und 123 zusätzliche Bera-
dürfen überzeugt sein, Herr Kollege Bading, daß terinnen durch die Länder eingestellt. Nach den
unser Bestreben auch in der Zukunft dahin geht, Verwendungsbedingungen bleibt es den Ländern
diesen Titel nicht nur stärkstens zu verteidigen, freigestellt, im Rahmen der verfügbaren Mittel
sondern nach Möglichkeit zu erweitern. Schwerpunkte zu bilden. Als solche sind in den
„Besonderen Bewilligungsbedingungen" beispiels-
weise genannt die Vorplanung und Umstellungs-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, beratung in den Schwerpunktgebieten der Flurbe-
Herr Abgeordneter Fritsch! reinigung. Erweist sich also z. B. in einem Land
die Beratung von Aussiedlungs- oder Aufstok-
kungsbetrieben als vordringlich, ,so kann dem da-
Fritsch (SPD) : Herr Bundesminister, ist Ihnen durch entsprochen werden, daß die Zahl der Berater
bekannt, daß der Althofsanierung im Bayerischen in der allgemeinen Wirtschaftsberatung zugunsten
Wald, also in Notstandsgebieten und in Gebieten des neuen Beratungsschwerpunktes verringert wird.
mit Mittelgebirgslage, ganz besondere Bedeutung Von dieser Möglichkeit wird in den Bundesländern
zukommt, und wäre es nicht gut, wenn die Bundes- für unterschiedliche Schwerpunkte, wie z. B. die
regierung der Althofsanierung in diesen von mir Fütterungsberatung, die Spezialberatung auf dem
beschriebenen Gebieten zusammen mit dem Land Gebiete der Flurbereinigung und ähnliches, Ge-
Bayern eine ganz besondere und erhöhte Aufmerk- brauch gemacht.
samkeit widmete?
Eine Aufstockung der Bundesmittel zur Einstel-
lung weiterer Berater ist bei der angespannten Fi-
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- nanzlage des Bundes leider nicht möglich.
wirtschaft und Forsten: Wir haben für die soge-
nannten benachteiligten Gebiete Sonderprogramme, Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage,
und es dürfte schon auf Grund dieser Tatsache kein Herr Abgeordneter Dröscher!
Zweifel sein, daß diese Gebiete eine besondere
Berücksichtigung erfahren. Dröscher (SPD) : Herr Bundesminister, beabsich-
tigt der Bund nur die Unterstützung der Bestrebun-
gen auf dem Wege über die Länder oder ist man
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu- beim Bund auch bereit, Mittel in Institutionen zu
satzfrage! geben, die diese Bestrebungen auf Bundesebene
verfolgen?
Fritsch (SPD) : Herr Bundesminister, ist Ihnen
bekannt, daß auf Grund der erheblichen Bemühun- Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
gen z. B. des Bayerischen Bauernverbandes und der wirtschaft und Forsten: Nein, das ist nicht möglich,
Landwirtschaftsämter die Althofsanierung besonders Herr Kollege. Wir müssen die Mittel immer über
in den Vordergrund gestellt wurde und daß daher die Länder leiten. Es kann sich nur darum handeln,
die Zahl der effektiven Fälle der Sanierung wahr- daß wir erhöhte Beträge, sofern wir sie bewilligt
scheinlich wesentlich höher liegt als die der bisher bekommen, zur Verfügung stellen.
gemeldeten sogenannten — von Ihnen so bezeich-
neten -- wirklichen Fälle? Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine weitere Zu-
satzfrage.
Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten: Das ist mir nicht bekannt. Dröscher (SPD) : Obwohl ich nicht weiß, ob Sie
jetzt darauf antworten können, möchte ich doch fra-
gen, wieviel Damen und Herren augenblicklich in
Vizepräsident Dr. Jaeger: Die Frage X/4 — der Bundesrepublik im landwirtschaftlichen Bera-
des Abgeordneten Ritzel — ist zurückgestellt. tungsdienst tätig sind.
1434 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Schwarz, Bundesminister für Ernährung, Land- Stücklen, Bundesminister für das. Post- und
wirtschaft und Forsten: Ich muß Ihnen diese Frage Fernmeldewesen: Nein, nur finanzielle Probleme
schriftlich beantworten, weil ich die Zahlen nicht sind es nicht, auch nicht technische Probleme, wenn
zur Verfügung habe. Sie „technisch" im Sinne von „technischer Entwick-
lung" verstehen wollen. Diese ist abgeschlossen. Es
Vizepräsident Dr. Jaeger: Keine weitere Zu- ist vielmehr so: die deutsche Fernmeldeindustrie ist
satzfrage. Ich danke Ihnen, Herr Bundesminister. nicht in der Lage, so viel an Material zu liefern, wie
notwendig wäre, um den Ausbau des Fernsprech-
Die Frage des Abgeordneten Schmidt (Würgen- wesens in der gewünschten Weise voranzutreiben.
dorf) aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers Das ist der eine Punkt. Der zweite ist der Mangel
für gesamtdeutsche Fragen ist vom Fragesteller zu- an eigener Planungskapazität. Wir haben nicht so
rückgezogen worden. viele Ingenieure, wie wir benötigten, um den Aus-
Die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundes- bau so rasch voranzutreiben. Der dritte Punkt ist die
ministers der Verteidigung können wegen Abwe- nicht ausreichende Montagekapazität. Als vierter
senheit des Ministers und Erkrankung des Staats- Punkt ist zu nennen, daß selbstverständlich auch die
sekretärs erst am 27. bzw. 29. Juni beantwortet finanziellen Mittel der Deutschen Bundespost be-
werden. schränkt sind.
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäfts-
bereich des Bundesministers für das Post- und Fern- Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
meldewesen. Zunächst die Frage XIII/1 — des Ab- frage Herr Abgeordneter Diekmann!
geordneten Börner —:
Ist die Deutsche Bundespost in absehbarer Zeit in der Lage,
Diekmann (SPD) : Herr Minister, ich habe ge-
der Überlastung des Selbstwählferndienstes zu bestimmten Tages- rade mit Interesse vernommen, daß Sie einen neuen
zeiten durch beschleunigten Ausbau des Telefonnetzes in der
Bundesrepublik entgegenzuwirken? Finanzplan aufgestellt haben. Mir ist in Erinnerung,
daß 1953 von Ihrem Ministerium ein Zehnjahres-
Herr Bundesminister, ich darf bitten. plan erstellt wurde, der also im Jahre 1963 abgelau-
fen sein müßte. Dazu die Frage: Haben Sie das
Stücklen, Bundesminister für das Post- und Planungsziel erreicht, das Sie sich 1953 mit dem
Fernmeldewesen: Herr Abgeordneter, ich bereite Zehnjahresplan gestellt haben?
im Augenblik einen neuen Fünfjahres Investitions- -

plan für die Deutsche Bundespost vor. Dieser In- Stücklen, Bundesminister für das Post- und
vestitionsplan sieht wesentlich höhere Mittel für Fernmeldewesen: Herr Abgeordneter, mir ist von
den Ausbau des Fernsprechwesens vor. Ich hoffe, einem Zehnjahresplan nichts bekannt. Vermutlich
daß damit auch die Schwierigkeiten durch Engpässe, meinen Sie den Fünfjahresplan von 1958 bis 1963
von denen Sie gesprochen haben, gemildert werden Da kann ich Ihnen die positive Antwort geben, daß
können. dieser Fünfjahresplan in der Zwischenzeit um 1 Mil-
liarde aufgestockt und bereits mit dem Ablauf des
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, Jahres 1962 erfüllt sein wird.
Herr Abgeordneter Börner!
Diekmann (SPD) : Herr Minister, dann müßten
Börner (SPD) : Herr Minister, ist es in der Zwi- doch eigentlich die Fehlerquellen, die hier aufge-
schenzeit nicht möglich, in bestimmten Gebieten in zeigt sind, beseitigt sein? Das war ja der Zweck des
Zeiten der Überlastung neben der Benutzung des damaligen Zehnjahresplanes — ich nenne ihn noch
Selbstwählferndienstes auch auf handvermittelten einmal — vom Jahre 1953 oder meinetwegen auch
Ferndienst umzuschalten, damit Teilnehmer, die des Fünfjahresplanes, von dem Sie soeben gespro-
dringend mit einem Teilnehmer in einer ferngelege- chen haben.
nen Stadt sprechen wollen — also bei wirklich not-
wendigen Gesprächen —, ihn wenigstens über den Stücklen, Bundesminister für das Post- und
handvermittelten Ferndienst erreichen können? Fernmeldewesen: Herr Abgeordneter, die Nachfrage
ist so gewaltig gestiegen, daß weder 1953 noch 1958
Stücklen, Bundesminister für das Post- und vorausgesehen werden konnte, was auf dem Fern-
Fernmeldewesen: Nein, das ist nicht möglich; denn meldesektor auf uns zukommt. Ich denke nur daran,
der Selbstwählferndienst und die Landesfernwahl daß es durch die allgemeine wirtschaftliche Entwick-
sind vollautomatisiert. Wir können diese vollauto- lung zu einer ungeheuren Nachfrage nach Hauptan-
matisierte Selbstwahl und Landesfernwahl nicht in schlüssen gekommen ist, die wir ohnedies nicht in
eine Handvermittlung einbauen. vollem Umfange befriedigen können.

Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu- Vizepräsident Dr. Jaeger: Damit ist die Frage
satzfrage! erledigt.
(Abg. Diekmann: Ich hatte dazu noch eine
Börner (SPD) : Darf ich Ihre Antwort auf meine Frage!)
erste Frage dahin verstehen, daß es sich bei den
jetzigen Mängeln ausschließlich um finanzielle Pro- — Nein, es sind bereits zwei Zusatzfragen gestellt
bleme der Bundespost und nicht um technische Eng- worden. Eine dritte Frage ist nach der Geschäftsord-
pässe handelt? nung nicht zulässig.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1435
Vizepräsident Dr. Jaeger
Ich rufe auf Frage XIII/2 — der Abgeordneten Stücklen, Bundesminister für das Post- und
Frau Dr. Kiep-Altenloh —: Fernmeldewesen: Ich darf die beiden Fragen des
Hält die Bundesregierung es für richtig, daß, selbst wenn die
Herrn Abgeordneten Varelmann zusammen beant-
ledigen Bediensteten sich eine Wohnung besorgen, das zins- worten, Herr Präsident, wenn Sie damit einverstan-
freie Darlehen der Deutschen Bundespost den verheirateten Be-
diensteten gewährt, den ledigen aber vorenthalten wird? den sind.
Bitte, Herr Bundesminister!
Vizepräsident Dr. Jaeger: Jawohl, beide Fra-
Stücklen, Bundesminister für das Post- und gen zusammen. Ich rufe also noch auf Frage XIII/4:
Fernmeldewesen: Nach den derzeitigen Bestimmun- Steht die unterschiedliche Berechnung der Telefongebühren
gen ist eine andere Regelung leider nicht möglich. in Fernverkehr, Selbstwählbetrieb und Handvermittlung nicht im
Widerspruch mit dem im Grundgesetz festgelegten Gleichheits-
grundsatz, insbesondere deshalb, weil die Differenzen sehr er-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage, heblich sind und ein Teil der Bürger fast zwei Jahrzehnte be-
nachteiligt wird?
bitte sehr!
Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Herr Minister, Stücklen, Bundesminister für das Post- und
sehen Sie eine Möglichkeit, in absehbarer Zeit die Fernmeldewesen: Ich habe bereits in einer frühe-
außerordentlich prekäre Lage der ledigen Post- ren Fragestunde auf Ihre Anfrage eine ausführ-
beamtinnen durch Bereitstellung dieser Beihilfen zu liche Antwort gegeben. Bis zum heutigen Zeitpunkt
hat sich an der Situation nichts geändert. Ich be-
ändern?
ziehe mich also auf meine damalige Antwort.
Stücklen, Bundesminister für das Post- und
Fernmeldewesen: Die ledigen Postbeamtinnen lie- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage?
gen mir ganz besonders am Herzen.
(Heiterkeit und Beifall.) Varelmann (CDU/CSU) : Herr Minister, darf ich
- Sie bitten, die Frage Nr. 4 zu beantworten, die ja
— Herr Präsident, gestatten Sie mir eine Zwischen- mit dem früheren Sachverhalt nicht in unmittel-
bemerkung, damit ich nicht falsch verstanden werde. barem Zusammenhang steht?
Ich bin verheiratet
(erneute Heiterkeit) Stücklen, Bundesminister für das Post- und
Fernmeldewesen: Sie meinen die Frage mit der Er-
und muß über das Wochenende wieder nach Hause.
gänzung, ob die Bundespost in der Lage ist, für die
Ich wollte das nur klarstellen, damit meine Bemer handvermittelten Gespräche die gleichen Tarifver-
kung nicht so verstanden wird wie meine Bemer günstigungen zu geben wie für die Gespräche, die
kung über den Harem der Deutschen Bundespost, durch die automatische Selbstwählanlage vermittelt
auf die mir eine 58jährige Postbeamtin geschrieben
werden?
hat, sie verbitte sich das. Ich habe aber nicht ge-
wußt, daß es sich um eine 58jährige handelt. Ich
habe nachgesehen und habe ihr glaubhaft ver- Varelmann (CDU/CSU) : Die zusätzliche Frage
sichern können, daß ich nie die Absicht gehabt lautet, ob die jetzige Handhabung der Berechnung
habe, bei ihr von meinem Haremsrecht Gebrauch der Telephongebühren mit dem Grundgesetz im
zu machen. — Das nur am Rande. Einklang steht.

Ich wollte sagen, Frau Abgeordnete: ich werde Stücklen, Bundesminister für das Post- und
selbstverständlich alles tun, was im Rahmen des Fernmeldewesen: Entschuldigen Sie, Herr Abgeord-
Haushalts möglich ist, um die Wohnungsverhält- neter, Sie haben recht; das ist ein neuer Teil Ihrer
nisse der ledigen Postbediensteten in entsprechen- Anfrage. Ich darf darauf antworten, daß wir hierin
der Weise zu verbessern. eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes nicht
sehen.
Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Können Sie,
Herr Minister, schon ungefähr einen Zeitpunkt an-
geben, zu welchem die Unverheirateten den Ver- Vizepräsident Dr. Jaeger:. Noch eine Zusatz-
heirateten gleichgestellt werden? frage?

Stücklen, Bundesminister für das Post- und Diekmann (SPD) : Herr Bundesminister, sind Sie
Fernmeldewesen: Es kommt sehr darauf an, inwie- nicht der Meinung, daß diese Kalamität, von der
weit mir die Mittel im Haushalt zur Verfügung soeben gesprochen worden ist, am besten dadurch
stehen. Der Finanzminister muß ja meinen Haus- behoben werden kann, daß Sie schnellstens diese
halt vorweg bewilligen. Ich hoffe, daß er in dieser Handvermittlungsämter verschwinden lassen? Sie
Frage besonders großzügig ist. haben ja soeben davon gesprochen, daß Sie einen
weiteren Fünfjahresplan aufgestellt haben. Da
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich rufe auf Frage müßte es doch möglich sein, innerhalb dieser Zeit
XIII/3 — des Abgeordneten Varelmann —: die Handämter verschwinden zu lassen.
Ist die Bundesregierung bereit, unter Berücksichtigung der
langen Laufzeit der allgemeinen Verwirklichung des Selbst- Stücklen, Bundesminister für das Post- und
wählbetriebs im Fernsprechverkehr trotz der höheren Kosten der Fernmeldewesen: Ich hoffe, Herr Abgeordneter, daß
Handvermittlung in den kommenden Jahren denjenigen Fern-
sprechteilnehmern, die noch nicht in den Genuß des technischen das eintritt, was Sie — und selbstverständlich auch
Fortschritts gelangten, die gleichen Telefongebühren zu bieten
wie im Selbstwählbetrieb? ich — sich wünschen.
1436 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Vizepräsident Dr. Jaeger: Die Frage XIII/5 Stücklen, Bundesminister für das Post- und
— des Abgeordneten Dr. Schmidt (Gellersen) — ist Fernmeldewesen: Wenn ich keine Leute zur Ver-
vom Fragesteller zurückgezogen. fügung habe, die ich für die Vermittlung einsetzen
Ich rufe auf Frage XIII/6 — des Abgeordneten kann, hilft nur eines: stärker investieren, um die
Cramer —: Handvermittlung zu beseitigen unid durch die Tech-
nik zu ersetzen.
Ist dem Bundespostministerium bekannt, daß Fernsprechteil-
nehmer aus der Eifel, die ihre Ferngespräche über das Fernamt
Köln anmelden müssen, oft 30 oder 35 Minuten warten müssen,
bis sich das Fernamt meldet?
Diekmann (SPD) : Ich bin einverstanden und
stelle die Frage, wie hoch die Investitionsmittel
Bitte sehr. sind, die Sie für diesen Fünfjahresplan vorgesehen
haben.
Stücklen, Bundesminister für das Post- und
Fernmeldewesen: Die zeitweilig längeren Anrufs- Stücklen, Bundesminister für das Post- und
wartezeiten beim Fernamt Köln sind in erster Linie Fernmeldewesen: Wenn der Fünfjahresplan in der
auf den Personalmangel im Fernsprechvermittlungs- vorgelegten Fassung vom Wirtschaftskabinett ge-
dienst zurückzuführen. Ich darf hier darauf hin- billigt wird, beläuft sich die Investitionssumme
weisen, daß das Fernmeldeamt 1 Köln, dem das allein auf dem Fernmeldesektor auf 9 Milliarden
Fernamt untersteht, ab 1. April dieses Jahres etwa DM.
250 offene Stellen für weibliche Kräfte hatte, von
denen bisher noch nicht einmal die Hälfte besetzt Vizepräsident Dr. Jaeger: Keine Zusatzfrage
werden konnte. Dieser Mangel an Arbeitskräften mehr.
macht auch eine allgemeine großzügigere Bemes-
Ich rufe auf die Fragen XIII/7 und XIII/8 — des
sung der Vermittlungskräfte, durch die die Ver-
Abgeordneten Ravens —:
kehrsspitzen aufgefangen werden könnten, unmög-
lich. Trotzdem dürfte es sich bei den von Ihnen an- Trifft es zu, daß ein Oberpostdirektor der OPD Bremen einem
Redakteur die Wohnung in einem posteigenem Hause in Oster-
geführten Wartezeiten von 30 bis 35 Minuten nur holz-Scharmbeck mit der Begründung gekündigt hat, daß dieser
„postunfreundliche" Artikel in seiner Zeitung veröffentlicht bzw.
um durch ungünstige Umstände bedingte Einzelfälle geschrieben habe und er erwarten könne, daß in diesem Haus
handeln. Ob insoweit durch technische Maßnahmen eine „postfreundliche" Atmosphäre herrsche?
Abhilfe geschaffen werden kann, wird zur Zeit ge- Billigt die Bundesregierung den Versuch, durch Druck auf
einen Journalisten die Pressefreiheit einzuschränken.
prüft.
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter Herrn Bundesministers Stücklen vom 8. Juni 1962
Diekmann zu einer Zusatzfrage! lautet:
Bei der an einen Redakteur vermieteten Wohnung in Oster-
holz-Scharmbeck handelt es sich nicht um eine posteigene oder
Diekmann (SPD) : Meines Wissens gibt es noch eine von der Deutschen Bundespost mitfinanzierte Wohnung.
mehrere Ämter — — Dieses Haus ist vielmehr frei finanziert und gehört einer Erben-
gemeinschaft. Bei dieser Sachlage hat die Deutsche Bundespost
kein Recht, wegen der Kündigung einer Wohnung in einem
Privathause auf die Eigentümer Einfluß zu nehmen.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich bitte, eine Eine Beantwortung der zweiten Frage erübrigt sich damit.

Frage zu stellen! Wir kommen nun izu den Fragen aus dem Ge-
schäftsbereich des Bundesministers für Gesundheits-
wesen. Ich rufe auf die Frage XIV/1 — des Herrn
Diekmann (SPD) : Ich will die Frage nur etwas Abgeordneten Dr. Hamm (Kaiserslautern) —:
umkleiden. Meines Wissens gibt es noch mehrere
Welche Impfschäden bei Impflingen und Kontaktpersonen sind
Ämter, die darunter zu leiden haben. Werden Sie bisher als Folge der Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung
auchdnoeimlprüf,bandies in den Ländern aufgetreten?

Kalamität nicht beheben kann? Bitte, Frau Bundesministerin!

Stücklen, Bundesminister für das Post- und Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
Fernmeldewesen: Ich werde jedem Wunsch eines Gesundheitswesen: Die Bevölkerung hat sich an der
Abgeordneten zu entsprechen versuchen und auch SchlukimpfngeKdrlähufeic-
diese Sache nachprüfen. weise sehr stark beteiligt. Rund 23 Millionen Per-
sonen, das heißt fast 42 % der Bevölkerung, haben
bisher an der Impfung teilgenommen. Demgegen-
Diekmann (SPD) : Ich bedauere, daß die Aus- über ist die Zahl der behaupteten Impfschäden
kunft, die Sie hinsichtlich der Beseitigung der Män- äußerst ,gering. In den Ländern, die die Impfaktion
gel in der Eifel gegeben haben, nicht ganz positiv bereits vor Wochen durchgeführt bzw. begonnen
war. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die haben und von denen uns Berichte vorliegen —
Leute damit einverstanden erklären. Wartezeiten z. B. Bayern, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersach-
von 30 bis 40 Minuten werden wahrscheinlich die sen, Nordrhein-Westfalen und Bremen —, sind To-
Ausnahme sein; da bin ich derselben Meinung wie desfälle oder ernste Zwischenfälle mit bleibenden
Sie. Aber wenn ich irgendwo in der Provinz, im Störungen, die nachweisbar in einem ursächlichen
Lande Schleswig-Holstein oder irgendwo tätig bin Zusammenhang mit der Schluckimpfung standen,
und telefonieren will, muß ich zuweilen auch so nicht festgestellt worden. Bei einigen wenigen Fäl-
lange warten. len sind die virologischen Untersuchungen noch
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1437
Bundesminister Frau Dr. Schwarzhaupt
nicht albgeschlossen. Erkrankungen bei Kontaktper- sechsjährigen Mädchens aus Erlingen, und es ist
sonen sind nicht bekanntgeworden. dann noch der Fall einer 22jährigen Sportlehrerin
in München. In beiden Fällen konnte ein Zusam-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter menhang zwischen der Erkrankung und der Schluck-
Dr. Hamm zu einer Zusatzfrage! impfung eindeutig ausgeschlossen werden.
Ich glaube, wir müssen bei der starken Betei-
Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) : Frau Mini- ligung der Bevölkerung — bei über 20 Millionen
sterin, sind Feststellungen getroffen worden, inwie- Menschen — doch davon ausgehen, daß von diesen
weit über die übliche Impfreaktion hinausgehend 20 Millionen Menschen ganz normalerweise einige
Infektionskrankheiten besonders der Luftwege und erkrankt, auch einige schwer erkrankt wären und
des Magens- und Darmkanals von der Impfung her- auch einige gestorben wären. Deshalb dürfen wir
rühren können? nicht alle Todesfälle nach der Schluckimpfung ohne
weiteres als durch diese verursacht ansehen.
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für In den Fällen, die ich nannte, sind Untersuchun-
Gesundheitswesen: Diese Dinge sind sorgfältig un- gen vorgenommen worden, die sogar eindeutig er-
tersucht worden. Ich kann Ihnen angeben, was in geben haben, daß kein Zusammenhang besteht.
Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfa-
len, im Saarland und in Schleswig-Holstein beob-
achtet worden ist: In diesen Ländern wurden Grip- Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage?
peinfektionen beobachtet; sie wurden aber bereits — Bitte!
vor und während der Impfaktion festgestellt. In-
folge dieser sporadisch aufgetretenen Erkrankungen Frau Dr. Hubert (SPD) : Handelt es sich also in
der oberen Luftwege und gelegentlich des Magen- keinem Fall um eine Poliomyelitis, an der diese ge-
und Darmkanals mußten an verschiedenen Orten storben sind?
die Impfungen verschoben werden. Eine augen-
fällige Zunahme solcher Erkrankungen, die zeitlich
und damit möglicherweise ursächlich mit der Impf- Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
aktion zusammenhängen, ist nicht beobachtet wor- Gesundheitswesen: Ja, Sie haben mich richtig ver-
den. standen.

Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine weitere Zu- Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
satzfrage! frage Herr Abgeordneter Ritzel!

Dr. Hamm (Kaiserslautern) ,(FDP): Frau Mini-


sterin, sind in den Gegenden, in denen die Impfung Ritzel (SPD) : Frau Minister, haben Sie die Er-
durchgeführt worden ist, nicht besonders auffällig fahrungen, die andere Länder — außerhalb der Bun-
starke Infektionskrankheiten in großer Zahl vor- desrepublik — mit der Schluckimpfung gemacht
gekommen? haben, zu Rate gezogen?

Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
Gesundheitswesen: Ich sagte Ihnen, daß ein Anstei- Gesundheitswesen: Selbstverständlich haben wir
gen der Infektionskrankheiten im Zusammenhang das. Wir haben sowohl die Erfahrungen angren-
— auch im zeitlichen Zusammenhang — mit der zender Länder als auch die der Vereinigten Staaten
Impfaktion nicht beobachtet werden konnte. Die herangezogen.
Zahl der Erkrankungen, die vor und bei Beginn
der Aktion durchschnittlich da waren, hat sich nicht
merklich verändert. In einer Reihe von Ländern Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage?
wurden nach der Impfung — vermutlich im Zusam- — Bitte!
menhang mit ihr stehend — kurze Erkrankungen
wie Durchfall, Kopfschmerzen oder Abgeschlagen- Ritzel (SPD) : Hat sich dabei ergeben, Frau Mini-
heit festgestellt. ster, daß beispielsweise in der Schweiz die sehr
umfangreiche Durchführung der Schluckimpfung zu
Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu, einer Zusatz- keinerlei Beschwerden dieser Art Veranlassung
frage Frau Abgeordnete Dr. Hubert. gegeben hat?

Frau Dr. Hubert (SPD) : Durch die Presse sind Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
Meldungen gegangen, nach denen in Bayern eine Gesundheitswesen: Darüber kann ich Ihnen nichts
Frau und auch ein Kind nach der Impfung unter sagen. Ich glaube, daß sie bei uns auch nicht zu Be-
Lähmungserscheinungen gestorben sind. Welche schwerden Anlaß gegeben hat; die Befürchtungen,
Krankheitsursache hat man da herausgefunden? die hier und da aufgetaucht waren, haben sich nicht
bestätigt. Ich kann Ihnen sogar sagen, es hat sich
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für ergeben, daß die sehr, sehr vorsichtigen Informatio-
Gesundheitswesen: Frau Kollegin, diese Fälle sind nen der Gesundheitsämter eher zu vorsichtig waren,
eingehend nachgeprüft worden. Es ist der Fall eines als daß sie die Dinge zu leicht genommen hätten.
1438 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Vizepräsident Dr. Jaeger: Wir kommen zur Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
Frage XIV/2 — des Abgeordneten Dr. Hamm (Kai- des Herrn Abgeordneten Dr. Hamm!
serslautern) —:
Wird das Bundesgesundheitsministerium in der Rechtsverord- Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) : Frau Mini-
nung über koffeinhaltige Erfrischungsgetränke eine Deklarations- sterin, wann kann mit der Vorlage der Verordnung
pflicht für Orthophosphorsäure und ähnliche Zusätze aufnehmen,
nachdem im Ursprungsland bekannter koffeinhaltiger Er- über koffeinhaltige Erfrischungsgetränke gerechnet
frischungsgetränke eine Deklarationspflicht für Orthophosphor-
säure festgelegt worden ist? werden, nachdem auf Grund der Verordnung vom
19. Dezember 1961 unbeschränkt Orthophosphor-
Frau Bundesministerin, bitte! säure zugesetzt werden kann?

Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
Gesundheitswesen: Nicht unbeschränkt, sondern in
Gesundheitswesen: Die Frage betrifft die Deklara-
einer bestimmten Begrenzung nur ohne Deklaration.
tionspflicht für Orthophosphorsäure. Die Frage, ob
wir eine solche Deklarationspflicht für Ortho- (Abg. Dr. Hamm [Kaiserslautern] : Ja!)
phosphorsäure oder ähnliche Zusätze mit der neuen Diese Verordnung wird vorbereitet. Sie wissen, daß
Rechtsverordnung über koffeinhaltige Erfrischungs- gerade die Referate in meinem Hause, die Verord-
getränke einführen werden, läßt sich im Augenblick nungen zum Lebensmittelgesetz zu erarbeiten ha-
noch nicht mit Sicherheit beantworten. Bisher war ben, sehr belastet sind. Ich hoffe aber, daß die Ver-
die Orthophosphorsäure mit Zustimmung des Bun- ordnung noch im Laufe dieses Jahres vorgelegt
desrates in einer bestimmten und begrenzten Menge werden kann.
ohne Deklaration zugelassen. Das Gesamtproblem
der Orthophosphorsäure soll aber noch einmal durch Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
wissenschaftliche Gutachten, die laufen, nachgeprüft satzfrage!
werden. Dabei wird es sich um die Frage - ihrer
Eigenschaft als Fremdstoff in den koffeinhaltigen Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) : Frau Mini-
Erfrischungsgetränken, um die Frage ihrer Unschäd- sterin, was werden Sie, wenn die wissenschaftlichen
lichkeit und um die Frage der Deklarationspflicht Feststellungen ergeben sollten, daß Orthophosphor-
handeln. Dies alles wird im Hinblick auf die vorbe- säure eindeutig gesundheitlich nicht zuträglich ist,
reitete Verordnung geprüft. voraussichtlich hinsichtlich der Deklarationspflicht
Sie nehmen mit Ihrer Frage auf die Regelung in für die bekannten Getränke in die Verordnung auf-
den Vereinigten Staaten, also in dem Ursprungs- nehmen lassen?
land, Bezug. Die Entscheidung, die dort getroffen
worden ist, kann für uns nicht maßgebend sein, da Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
die Rechtslage in den Vereinigten Staaten ganz Gesundheitswesen: Wenn die Orthophosphorsäure
anders ist als bei uns auf Grund unseres Lebens- gesundheitsschädlich ist, wird sie nicht nur deklara-
mittelgesetzes. In den Vereinigten Staaten ist es so, tionspflichtig sein, sondern sie wird verboten wer-
daß die Hersteller aller Lebensmittel vor die Frage den.
gestellt werden können, ob sie für ein Produkt ent-
weder einen sogenannten „standard" entwickeln Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine Zusatzfrage
wollen oder ob sie alle Bestandteile auf dem Etikett des Herrn Abgeordneten Dr. Kohut!
kennzeichnen wollen. Nun hat die Verwaltung für
Nahrungs- und Arzneimittel im Juli 1961 eine An- Dr. Kohut (FDP) : Frau Ministerin, kennen Sie
ordnung herausgegeben, auf die Sie wohl in Ihrer persönlich die Auswirkungen der Orthophosphor-
Frage Bezug nehmen. Danach wurden alle Herstel- säure auf den menschlichen Organismus?
ler von alkoholfreien, kohlesäurehaltigen Getränken (Heiterkeit.)
— nicht nur von koffeinhaltigen — vor eben diese
Wahl gestellt, entweder innerhalb eines Jahres Welche Auswirkungen hat die Orthophosphorsäure
einen Standard zu entwickeln oder auf dem Etikett auf den menschlichen Organismus?
die gesamte Zusammensetzung der Getränke anzu-
geben. Die Frist für die Entwicklung dieser Stan- Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
dards ist durch die neue Anordnung vom 16. Mai Gesundheitswesen: Gerade das soll ja geprüft wer-
zunächst einmal bis zum 15. Juni 1963 verlängert den. Es läuft ein Gutachten bei dem sehr angese-
worden. Wenn also in den Vereinigten Staaten die henen Lebensmittelchemiker Professor Markwardt
Hersteller alkoholfreier, kohlesäurehaltiger Ge- in Freiburg, der sich mit dieser Frage beschäftigen
tränke nicht den Weg der Standardbestimmung wird.
wählen, müssen vom 15. Juni 1963 an a 11e Be-
standteile dieser Getränke — unter vielen anderen Vizepräsident Dr. Jaeger: Eine zweite Zu-
Bestandteilen also auch die Orthophosphorsäure — satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Kohut!
gekennzeichnet werden.
Aber mit der für unser Recht entscheidenden Dr. Kohut (FDP) : Frau Ministerin, es liegt also
Frage der Fremdstoffeigenschaft und den Voraus- schon seit langem der Verdacht vor, daß ein be-
setzungen für eine Ausnahme von der Kennzeich- stimmter Bestandteil bestimmter Getränke, in grö
nungspflicht haben diese Voraussetzungen nichts zu ßeren Mengen genossen, gesundheitsschädlich ist,
tun. (Abg. Hilbert: Branntwein?! — Heiterkeit.)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1439
Dr. Kohut
und ,eis ist nichts dagegen gemacht worden. Warum Ausnahmen sind und werden zugelassen, wenn dies
dann unser Lebensmittelgesetz? aus 'besonderen sozialen Gründen notwendig ist,
z. B. für die Kinder oder pflegebedürftige Eltern
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für usw.
Gesundheitswesen: Herr Kollege Kohut, ich bedaure Diese Regelung gilt auch für den Bereich des
dm Augenblick sehr, daß ich nicht auch Fragesteller Herrn Bundesministers für das Post- und Fern-
sein kann und daß ich nicht nach gewissen anderen meldewesen. Die weiblichen Bediensteten der Deut-
Bestandteilen bestimmter Getränke fragen darf. schen Bundespost werden daher nicht anders be-
(Heiterkeit und Beifall.) handelt als die übrigen weiblichen Bediensteten des
Bundes.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Wir kommen nun Nun haben sich in letzter Zeit Personalschwierig-
zur Frage XIV/3 — des Herrn Abgeordneten Dr. keiten infolge des Engpasses am Arbeitsmarkt, auch
Jungmann —: auf dem Personalmarkt der Verwaltung, ergeben.
Allgemein sind Arbeitskräfte, auch alleinstehende
Wann beabsichtigt die Bundesregierung eine Gebührenord-
nung für Ärzte gemäß § 11 der Bundesärzteordnung zu erlassen?
weibliche und männliche Arbeitnehmer, nur dann
noch geneigt, in den Dienst des Bundes zu treten
Bitte sehr, Frau Bundesministerin! bzw. im Bundesdienst zu verbleiben, wenn ihnen
eine Wohnung zur Verfügung gestellt wird. Die
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Bundesregierung hat sich deshalb entschlossen, nun-
Gesundheitswesen: Es wird nach der Gebührenord- mehr ausnahmsweise auch alleinstehende weibliche
nung für Ärzte gefragt. Ich kann den Zeitpunkt, und männliche Bundesbedienstete vor Erreichung
wann sie erlassen werden wird, im Augenblick des 35. Lebensjahres mit Wohnraum zu versorgen,
nicht angeben, Ihnen aber versichern, daß wir sie wenn dies zur Gewinnung oder Erhaltung von ge-
für notwendig halten. Wir würden es sehr be- eignetem und dringend benötigtem Personal erfor-
grüßen, wenn uns die Bundesärztekammer recht derlich ist. Ein Erlaß, der mit dem Herrn Bundes-
bald einen Vorschlag oder eine Stellungnahme als mini ster der Finanzen schon im Grundsatz abge-
Diskussionsgrundlage unterbreiten könnte. stimmt ist, wird in Kürze ergehen. Der Herr Post-
minister wird sich dieser Regelung grundsätzlich
anschließen.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Keine Zusatzfrage.
Ich danke Ihnen, Frau Bundesministerin. Die vorbehaltlose Einbeziehung aller unverhei-
rateten weiblichen und männlichen Bundesbedien-
Wir kommen nunmehr zu den Fragen IV aus dem steten in die Wohnungsfürsorge des Bundes ist we-
Geschäftsbereich des Bundesministers für Woh- gen des großen Bedarfs an Familienwohnungen
nungswesen, Städtebau und Raumordnung. Zuerst und wegen der beschränkten Mittel, auch wegen
rufe ich die Frage IV/1 — der Abgeordneten Frau der Baukapazität, im Augenblick leider noch nicht
Dr. Kiep-Altenloh — auf: möglich.
Ist der Bundesregierung bekannt, daß die ledigen Bedien-
steten der Bundesbehörden, insbesondere die große Zahl der
weiblichen Postbeamten, in bezug auf die Wohnungsfürsorge Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Herr Bundes-
nach wie vor entscheidend benachteiligt sind? minister, ist Ihnen bekannt, inwieweit in den ein-
Herr Bundesminister, darf ich bitten. zelnen Ländern Wohnraum des Sozialen Wohnungs-
baus auch Alleinstehenden, die sich nicht im Bun-
desdienst befinden, zur Verfügung gestellt wird?
Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen,
Städtebau und Raumordnung: Die Wohnungsfür- Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen,
sorge des Bundes hat die vordringliche Zielsetzung, Städtebau und Raumordnung: Das ist mir nicht be-
verheirateten Bundesbediensteten — vor allem de- kannt.
nen, die Trennungsentschädigung empfangen —, die
keine Wohnung am Beschäftigungsort haben, zu Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Könnte ich in
einer Wohnung zu verhelfen. Daneben will die absehrZitnAwodaufbekmn?
Wohnungsfürsorge solche 'Bundesbediensteten, die
unzureichend untergebracht sind, mit angemessenem Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen,
Wohnraum versorgen. Städtebau und Raumordnung: Ich will Ihnen gern
Sehr frühzeitig hat sich die Notwendigkeit erge- die Auskunft geben.
ben, auch unverheiratete weibliche und männliche
Bundesbedienstete i n. die Wohnungsfürsorge des Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Danke schön.
Bundes einzubeziehen. Dabei mußte jedoch im Hin-
blick auf den übergroßen Bedarf an Familienwoh- Vizepräsident Dr. Jaeger: Wir kommen zur
nungen eine Beschränkung derart vorgenommen Frage IV/2 — des Abgeordneten Dr. Kohut —:
werden, daß ledige Bedienstete erst ab Vollendung Hält die Bundesregierung es für vertretbar, daß die Mieten
des 35. Lebensjahres in die Wohnungsfürsorge ein- für aus Bundesmitteln mitfinanzierte Garagen in Bonn, ein-
schließlich der im Mai 1962 fertiggestellten, aus fiskalischen
bezogen werden können. Diese Altersgrenze beruht Gründen auf Betreiben des Bundesrechnungshofes gegen die
auf der Überlegung, daß diese Bediensteten mit Er- Einwendungen des Bundeswohnungsbauministeriums im Mai 1962
mit der Begründung gestiegener Baukosten um etwa 17 v. H.
reichung des 35. Lebensjahres den verständlichen erhöht worden sind, ohne daß die erhöhten Mieterlöse den
Bauträgern als Vermietern zufließen?
Wunsch haben, als Ausgleich für das fehlende Fa-
milienleben eine eigene Wohnung zu besitzen. Herr Bundesminister, bitte.
1440 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962

Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen, also auch der ausreichenden Eigenkapitalverzinsung,


Städtebau und Raumordnung: Der Bund fördert voll Rechnung getragen ist.
in der Wohnungsfürsorge außer Wohnungen für
Bundesbedienstete auch dazugehörige Garagen Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer Zusatz-
und Abstellplätze. Die Miete hierfür richtet sich frage Herr Abgeordneter Dr. Kohut!
nach den ortsüblichen Garagenmieten, wobei sich
der Bund jedoch an die untere, noch vertretbare Dr. Kohut (FDP) : Herr Minister, da es sich tat-
Grenze hält. Der Bundesrechnungshof stimmt hier sächlich um verschiedene Bauträger handelt, bei de-
mit dem Bundeswohnungsbauminister überein. Ne- nen am 15. Mai die Mieten erhöht worden sind —
ben der weitgehenden Förderung der Wohnungen ich habe hier z. B. ein Schreiben der Allianz Lebens-
mit Bundesmitteln besteht für eine weitere Verbilli- versicherung AG, Grundstücksverwaltung Köln,
gung der Garagenmieten noch unter die ortsüblichen vorliegen —, frage ich die Bundesregierung, wie sie
Mietsätze keine Notwendigkeit. in der Folgezeit den Auswirkungen der Mieterhö-
Die Garagenmieten dienen zusammen mit den hungen für aus Bundesmitteln mitfinanzierte Gara-
Wohnungsmieten zur Deckung der Aufwendungen gen auf die Mieten frei finanzierter Garagen im
und damit zur Herstellung der Wirtschaftlichkeit Bonner Raum begegnen will.
des Bauvorhabens.
Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen,
Bei der vorliegenden Anfrage, Herr Kollege Dr. Städtebau und Raumordnung: Ich habe die Antwort
Kohut, handelt es sich offenbar, wie ich durch Rück- hier gegeben.
frage bei der zuständigen Oberfinanzdirektion Köln
festgestellt habe, um die Bauabschnitte Duisdorf, Vizepräsident Dr. Jaeger: Zu einer weiteren
Ringelsacker I — 216 Wohnungen, Bauherr: Ge- Zusatzfrage Herr Abgeordneter Dr. Kohut!
meinnützige Deutsche Wohnungsbaugesellschaft
GmbH, Düsseldorf — und Ringelsacker I a — 328
Wohnungen, Bauherr: Allianz Versicherung AG, Dr. Kohut (FDP) : Wie verträgt sich dieses aus-
Stuttgart —, die vor etwa einem Jahr bezugsfertig schließlich von fiskalischen Gesichtspunkten gelei-
geworden sind. Bei den Bauabschnitten II und III, tete Verhalten mit der Erklärung des Herrn Bundes-
die im Jahre 1962 bezugsfertig werden, hat die präsidenten vom 1. Mai 1962 und den wiederholten
Oberfinanzdirektion Köln mit Rücksicht auf die orts- Aufforderungen des Herrn Bundesministers für
übliche Höhe die Garagenmieten auf 35 DM und Wirtschaft, Preisauftriebstendenzen, die nicht der
aus Gründen der gleichmäßigen Behandlung die Marktlage entsprechen, zu bekämpfen? Mit anderen
früher für die Bauabschnitte I und I a mit 30 DM ver- Worten: warum überhaupt Mieterhöhung bei Gara-
einbarten Garagenmieten jetzt ebenfalls auf 35 DM gen in diesem Raum?
ausgerichtet. Diese Mieten liegen erfahrungsgemäß
an der unteren Grenze der in Bonn ortsüblichen Lücke, Bundesminister für Wohnungswesen,
Garagenmieten. Städtebau und Raumordnung: Ich sagte bereits: zur
Herstellung der Wirtschaftlichkeit.
Soweit erhöhte Mieteinnahmen nicht in voller
Höhe zur Deckung gestiegener Aufwendungen und
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich danke Ihnen,
damit zur weiteren Aufrechterhaltung der Wirt-
Herr Bundesminister.
schaftlichkeit der Wohnanlagen verwendet werden
müssen, können sie im Ausnahmefall auf Grund Wir stehen am Ende der Fragestunde. Die weite-
des mit dem Bauherrn abgeschlossenen Darlehns- ren Fragen werden zu Beginn der nächsten Sitzung
vertrages zu einer geringfügigen Verbesserung des beantwortet werden.
zur Erzielung tragbarer Wohnungsmieten außer- Ich berufe die nächste Sitzung auf morgen, Frei-
vertraglich gesenkten Zinssatzes der Bundesmittel tag, den 15. Juni 1962, 9 Uhr.
führen, ohne die Belange der Bauherren zu beein-
trächtigen. Sie diesen zusätzlich zukommen zu las- Die Sitzung ist geschlossen.
sen, besteht keine Veranlassung, da deren Interes-
sen durch die Herstellung der Wirtschaftlichkeit, (Schluß der Sitzung: 15.29 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 34. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Juni 1962 1441

Anlage zum Stenographischen Bericht

Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich

Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Mauk 15. 6.


Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 15. 6.
Adorno 30. 6. Dr. Menzel 30. 6.
Dr. Aschoff 15. 6. Michels 14. 6.
Biegler 14. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 14. 6.
Birkelbach 15. 6. Dr. Nissen 15. 6.
Dr. Brecht 30. 6. Oetzel 15. 6.
Brünen 25. 6. Ollenhauer 14. 6.
Burckardt 14. 6. Frau Dr. Pannhoff 14. 6.
Dr. Burgbacher 15. 6. Paul 15. 6.
Busch 15. 6. Porten 14. 6.
Deringer 15. 6. Frau Dr. Probst 15. 6.
Dr. Dörinkel 14. 6. Rademacher 15. 6.
Drachsler 30. 6. Reitz 15. 6.
Eichelbaum 21. 6. Richarts 15. 6.
Dr. Elbrächter 14. 6. Riedel (Frankfurt) 14. 6.
Engelbrecht-Greve 16. 6. Ruland 15. 6.
Even (Köln) 14. 6. Sander 15. 6.
Dr. Dr. h. c. Friedensburg 15. 6. Schlick 15. 6.
Dr. Furler 15. 6. Schneider (Hamburg) 15. 6.
Haage (München) 15. 6. Schütz 15. 6.
Harnischfeger 14. 6. Seidl (München) 15. 6.
Hermsdorf 14. 6. Stiller 16. 6.
Herold 17. 6. Storch 15. 6.
Dr. Hesberg 15. 6. Frau Strobel 15. 6.
Höfler 16. 6. Dr. Süsterhenn 14. 6.
Illerhaus 15. 6. Teriete 14. 6.
Dr. Klein (Berlin) 1. 7. Unertl 30. 6.
Koenen (Lippstadt) 30. 6. Urban 29. 6.
Kriedemann 15. 6. Dr. Vogel 30. 6.
Kühn (Bonn) 30. 6. Wacher 15. 6.
Lohmar 21. 6. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 15. 6.
Dr. Löhr 14. 6. Weinkamm 14. 6.
Margulies 14. 6. Wilhelm 15. 6.
Matthöfer 30. 6. Dr. Winter 14. 6.
Mattick 15. 6. Dr. Zimmermann (München) 15. 6.

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