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D eutscher Bundestag

38. Sitzung

Bonn, den 29. Juni 1962

Inhalt:

Abg. Leukert tritt in den Bundestag ein . . 1587 A Frage des Abg. Baier (Mosbach) :
Rationalisierungsmaßnahmen der Bun-
Fragestunde (Drucksachen IV/510, IV/537) desbahn
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1590 D,
Fragen der Abg. Börner und Frau 1591 B
Dr. Diemer-Nicolaus:
Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . 1591 A
Parkkontrollscheibe
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 1587 B,
Frage des Abg. Stingl:
1588 A, B
Kennzeichnung der Bahnhöfe
Börner (SPD) 1587 B, 1588 A
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 1591 B, D
Frage des Abg. Bading: Stingl (CDU/CSU) 1591 C
Reklamen bei der Hamburger Vorort-
bahn Frage des Abg. Junghans:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . Preise für Betonleitplanken
1588 B, C, D
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister
Bading (SPD) 1588 C, D 1592 A, B, C, D, 1593 A, B, C, D 1594 A
Junghans (SPD) 1592 B, C
Frage des Abg. Dröscher:
Börner (SPD) 1592 C, D
Überholfahrspur bei Bundesstraßen
Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (SPD) 1593 A
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 1589 A
Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . . 1593 C
Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Dr. Bleiß (SPD) 1593 D
Winterfahrplan der E 529 . . . . . 1589 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 1593 D

Frage des Abg. Dr. Bechert: Frage des Abg. Hammersen:


Verunreinigung der Luft durch Abgase Einsatz von Hubschraubern für Unf all-
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 1589 B, verletzte
1590 A, B, C Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 1594 B, D,
Dr. Bechert (SPD) 1590 A, B 1595 A
Wittrock (SPD) . . . . . . . 1590 C Hammersen (FDP) . . . 1594 D, 1595 A
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Fragen des Abg. Reichmann: des Finanzausschusses (Drucksachen


Versorgung bei tödlichen Unfällen von IV/545, IV/530) — Dritte Beratung —
Soldaten Dr. Serres (CDU/CSU) . . . . . 1607 D
Strauß, Bundesminister . 1595 B, 1596 A
1595 D, 1596 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Reichmann (FDP) . . .
Zollgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Druck-
sache IV/466); Mündlicher Bericht des
Fragen des Abg. Wächter: Finanzausschusses '(Drucksache IV/53 1 )
— Dritte Beratung — . . . . . . . .
Landbeschaffung für Kasernen und
Truppenübungsplätze
Entwurf dines Gesetzes zur Durchführung
Strauß, Bundesminister . 1596 B, 1597 B der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des
Rates der Europäischen Wirtschaftsge-
Wächter (FDP) 1597 B
meinschaft (CDU/CSU, FDP) (Drucksache
IV/463); Berichte des Haushalts- und des
Frage des Abg. Dröscher: Ernährungsausschusses (Drucksachen IV/
520, IV/515, zu IV/515, IV/550) — Dritte
Kettenfahrzeuge der Artillerieschule Beratung —; in Verbindung mit dem
Idar-Oberstein
Strauß, Bundesminister . . . . 1597 C, D Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung
der Verordnungen Nr. 20 (Schweine-
Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1597 D fleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 (Ge-
flügelfleisch) des Rates der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Ände-
Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : rung des Gesetzes zur Förderung der
Belästigungen durch Militärflugzeuge deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft
(CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/465);
Strauß, Bundesminister 1597 D Berichte des Haushalts- und des Ernäh-
rungsausschuusses (Drucksachen IV/521
(neu), IV/516, zu IV/516, IV/552)
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und — Dritte Beratung — und dem
Ergänzung des Gesetzes zur Förderung
der Wirtschaft von Berlin (West) und des Schriftlichen Bericht des Ernährungsaus-
Steuererleichterungsgesetzes für Berlin schusses über den Antrag der Fraktion
(West) (Drucksachen IV/146 und IV/435); der SPD betr. Durchführung der Verord-
Bericht des Haushaltsausschusses (Druck- nungen über die schrittweise Errich-
sache IV/546) ; , Schriftlicher Bericht des tung gemeinsamer Marktorganisationen
Finanzausschusses (IV/538, zu IV/538) — (Drucksachen IV/428, IV/517)
Zweite und dritte Beratung —
Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 1608 D,
Dr. Besold (CDU/CSU) . . 1598 C, 1600 C,
1601 B, C 1612 D, 1620 D

Dr. Gradl (CDU/CSU) . . . 1599 C, 1604 B Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . . 1614 A


Dr. Seume (SPD) . . 1600 A, 1602 A, B, C Logemann (FDP) . . . . . . . . 1617 . D
1606 A
Bauknecht (CDU/CSU) 1620 B
Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 1601 A,
1602 D, 1603 C 1607 B
1601 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Frau Berger-Heise (SPD)
Handwerkerversicherungsgesetzes (CDU/
Dr. Mommer (SPD) 1602 C CSU, FDP) (Drucksache IV/152) ; Münd-
Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 1605 C licher Bericht des Sozialpol. Ausschusses
(Drucksache IV/554) — Zweite und dritte
Schütz, Senator von Berlin . . 1606 D Beratung —
Biermann (SPD) 1621 A
Entwurf eines Gesetzes über die Erhebung
der Abschöpfungen nach Maßgabe der
Verordnungen der Europäischen Wirt- Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Ände-
schaftsgemeinschaft über die schrittweise rung des Gesetzes über die Förderung
Errichtung gemeinsamer Marktorganisa- des Wohnungsbaus für Umsiedler in den
tionen für die landwirtschaftlichen Er- Aufnahmeländern und des Wohnungs-
zeugnisse (Abschöpfungserhebungsge- baus für Sowjetzonenflüchtlinge in Berlin
setz) (CDU/CSU, FDP) (Drucksache (Drucksachen IV/213, IV/269) ; Mündlicher
IV/464); Berichte des Haushalts- und Bericht des Wohnungsausschusses (Druck-
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sachen IV/551, zu IV/551) — Zweite und Bericht des Außenhandelsausschusses über


dritte Beratung — die Fünfundzwanzigste Verordnung zur
Hammersen (FDP) 1621 B Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962
(Beschleunigung — 2. Teil) (Drucksachen
IV/565, IV/566) 1622 A
Entwurf eines Gesetzes über die Umsatz-
steuerstatistik für das Kalenderjahr 1962
(Drucksache IV/420) ; Berichte des Haus- Nächste Sitzung . . . . . . . . . 1622 C
halts- und .des Finanzausschusses (Druck-
sachen IV/547, IV/529) — Zweite und
dritte Beratung — 1621 D Anlagen 1623
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38. Sitzung

Bonn, den 29. Juni 1962

Stenographischer Bericht verbotsschilder erhalten eine Zusatztafel etwa mit


dem Text: „Parken bis zwei Stunden nur mit Park-
Beginn: 9.02 Uhr scheibe erlaubt". Die Schwierigkeiten liegen aber
darin, daß vor allem die auswärtigen Kraftfahrer
keine Parkscheiben mitführen. Solche Kurzzeitpark-
Vizepräsident Schoettle: Die Sitzung ist er- plätze werden also tatsächlich häufig ohne Park-
öffnet.
scheibe benutzt. Eine ,einigermaßen wirksame Kon-
Vor Eintritt in die Tagesordnung habe ich mit- trolle dürfte nur möglich sein, wenn eine einheitlich
zuteilen, daß für den verstorbenen Abgeordneten geltende Parkscheibe für das ganze Bundesgebiet
Dr. Baron Manteuffel-Szoege mit Wirkung vom eingeführt würde.
27. Juni 1962 der Abgeordnete Leukert in den Bun-
destag eingetreten ist. Am 17. Februar 1960 hatte ich mich in einer Frage-
stunde des Hohen Hauses gegen die gesetzliche Ein-
Folgende amtliche Mitteilung wird ohne Ver-
führung der Parkscheiben ausgesprochen.
lesung in den Stenographischen Bericht aufgenom-
men: Diese Frage ist am 13. Januar dieses Jahres noch-
Der Herr Präsident der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung mals Gegenstand einer Besprechung mit den ober-
und Arbeitslosenversicherung hat den Geschäftsbericht der
Bundesanstalt für das Rechnungsjahr 1960 übersandt, der im sten Straßenverkehrs- und Verkehrspolizeibehörden
Archiv zur Einsichtnahme ausliegt. der Länder gewesen, nachdem zuvor die in, Kassel
Wir treten in die Beratungen ein. eingeführte Parkregelung mit Parkscheiben besich-
tigt worden war. Das Ergebnis der Beratung war
Ich rufe auf Punkt 1 der heutigen Tagesordnung: die überwiegend vertretene Auffassung der Länder,
daß die Straßenverkehrs-Ordnung nur die Parkuhr
Fragestunde (Drucksachen IV/510, IV/537).
als Kontrollmittel für die Einhaltung der Parkzeit
Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bun- vorsehen solle, vor allem deshalb, weil bei der
desministers für Verkehr. Ich rufe auf die Frage Parkscheibe zweimal kontrolliert werden muß. Die
XI/2 — des Abgeordneten Börner —: erste Kontrolle muß feststellen, ob die richtige An-
Ist die Bundesregierung bereit, bei einer Überarbeitung der fangszeit auf der Scheibe eingestellt ist; die zweite
Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung die positiven Erfah- muß feststellen, ob die zulässige Parkdauer nicht
rungen zu berücksichtigen, die viele Städte mit der Einführung
der „Parkkontrollscheibe" gemacht haben? überschritten ist. Dazu muß der Überwachungs-
Die Antwort gibt der Herr Bundesminister für beamte sehr dicht an den Wagen herantreten, um
Verkehr. festzustellen, wo die Parkscheibe überhaupt nieder-
gelegt ist. Das erfordert, wie gerade die Beobach-
tungen in Kassel ergeben haben, erheblichen Zeit-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
aufwand. Selbst wenn die Stelle, wo die Park-
Herr Präsident, ich darf um die Genehmigung bitten, scheibe angebracht sein muß, genau festgelegt wird,
daß ich die Frage der Frau Kollegin Dr. Diemer- wird sich bei der unterschiedlichen Aufstellung der
Nicolaus mit der Frage des Herrn Kollegen Börner Kraftfahrzeuge kaum erreichen lassen, daß eine all-
zusammen beantworte, da beide Fragen denselben gemeine Kontrolle der darauf verhältnismäßig klein
Gegenstand betreffen. geschriebenen Angaben etwa von einem fahrenden
Polizeifahrzeug aus möglich ist. Bei der gesetzlich
Vizepräsident Schoettle: Ich nehme an, die eingeführten Parkuhr dagegen genügt eine Kon-
Fragesteller sind damit einverstanden. — Dann rufe trolle; sie kann auch im Vorbeifahren kontrolliert
ich also zusätzlich die Frage XI/7 — der Abgeord- werden.
neten Frau Dr. Diemer-Nicolaus — auf:
Bei den ständig zunehmenden Parkschwierigkeiten-
Hält die Bundesregierung ein Parkverbot auch durch Park-
scheiben für zulässig? und bei dem großen Personalmangel der Polizei
muß darauf geachtet werden, daß die Kontrollen so
Bitte, Herr Minister!
wirkungsvoll und rationell wie möglich durchge-
führt werden. Daher ist es die überwiegende Auf-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- fassung der Länder, daß einer gesetzlichen Einfüh-
Das Parken mit Parkscheibe ist auch bei der gelten- rung der Parkscheibe neben der Parkuhr nicht
den Straßenverkehrs-Ordnung gestattet. Die Park zugestimmt werden könne. Bezüglich des erforder-
1588 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm


lichen Parkraumes bietet die Parkscheibe gegenüber S-Bahn-Wagen in Hamburg die in Ihrer Frage er-
zweckmäßig aufgestellten Parkuhren auch keinen wähnte Werbung angebracht worden ist.
entscheidenden Vorteil.
Nach der bestehenden Rechtslage kann der Bun-
desminister für Verkehr gegenüber der Deutschen
Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage, Bundesbahn bezüglich der von ihr angebrachten Re-
Herr Abgeordneter Börner! klame nur dann im Aufsichtswege einschreiten,
wenn ein Verstoß gegen die gesetzlichen Bestim-
Börner (SPD) : Herr Minister, darf ich Ihre Ant- mungen vorliegt. Das ist hier offensichtlich nicht der
wort im ersten Teil so auffassen, daß Sie die Rechts- Fall. Trotzdem werde ich die Bundesbahn auf diese
auffassung vertreten, daß die Städte, die sich auf Reklame ansprechen und empfehlen, davon Abstand
Grund ihrer eigenen Erfahrungen für die Parkscheibe zu nehmen. Jedoch darf ich hier darauf verweisen,
und nicht für die Parkuhr entschieden haben, trotz- daß die Deutsche Bundesbahn ihren Betrieb selb-
dem weiterhin diese Möglichkeit der Kontrolle des ständig unter eigener Verantwortung und nach
ruhenden Verkehrs in Anspruch nehmen können? käufmännischen Grundsätzen zu führen hat, also
in Fällen dieser Art nicht an meine Weisungen oder
Anregungen gebunden ist, zumal die ihr aus dieser
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Reklame zufließenden Einnahmen recht erheblich
Jawohl, Herr Kollege Börner, es bedarf, wie ich sind. Ich darf ferner daran erinnern, daß Hamburg
sagte, nur einer Zusatztafel bei den Parkverbots- für das Gebiet des Stadtstaates ein Gesetz über
schildern, die ausdrücklich darauf hinweist, daß dort Außenwerbung erlassen hat, um Reklameauswüchse
mit Parkscheibe geparkt werden darf. Verboten ist zu bekämpfen. Die Bekämpfung solcher Reklame-
es nicht, die Parkscheibe anzuwenden. auswüchse ist Aufgabe der Länder.

Vizepräsident Schoettle: Eine weitere Frage. Bading ,(SPD) : Herr Minister, wenn Sie auf dem
Standpunkt stehen, daß hier ein Mißbrauch der Re-
Börner (SPD) : Darf ich dann noch fragen, worauf klame stattgefunden hat, ist es dann notwendig,
sich Ihre Argumente stützen, daß die Kontrollmög- die gesetzliche Grundlage zu ändern, so daß Sie
lichkeiten bei Parkscheiben bedeutend schwieriger gegen solche Mißbräuche eingreifen könnten?
sind als bei Parkuhren? Ist es nur das Argument der
Städte, die sich schon vor Jahren für die Parkuhr
entschieden haben und die, wie z. B. die Stadt Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Frankfurt, sehr problematische Verkehrsverhältnisse Herr Kollege, dann müßte das Bundesbahngesetz
in der Innenstadt haben, oder ist es die überwie- geändert und es müßte dem Bundesminister für
gende Meinung auch der Städte, die diese Parkraum- Verkehr das Recht gegeben werden, Einzelweisun-
not in der Innenstadt noch nicht haben? gen an die Verwaltung der Bundesbahn zu erteilen.
Das ist jetzt durch das Gesetz ausgeschlossen, und
das ist auch mit einem gewissen guten Grund aus-
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: geschlossen, um eben nicht eine ständige Beunruhi-
Herr Kollege Börner, es ist nicht die überwiegende gung in den Maßnahmen der Bundesbahn durch
Meinung der Städte — mit denen können wir ja Einzelweisungen herbeizuführen, die von der Re-
darüber nicht sprechen —, sondern es ist die über- gierung an die Bundesbahn herangetragen werden.
wiegende Meinung der Polizeibehörden und der
Verkehrsbehörden der Länder, die ja für den Erlaß
irgendwelcher Anordnungen in dieser Hinsicht auch Bading (SPD: Es entsteht doch hier die Frage —
den Städten gegenüber die Verantwortung tragen und dazu hätte ich gern Ihre Meinung gehört —:
in Ausführung unserer Verordnungen. Ich muß mich Welche Beunruhigung ist nun wichtiger, die Be-
ja danach richten, was mir die Ländervertreter unruhigung wegen des finanziellen Ertrages der
sagen, die ihrerseits die Verpflichtung haben, sich Bundesbahn oder die Beunruhigung durch unästhe-
mit ihren Städten abzustimmen. tische und das Landschaftsbild verunstaltende Re-
klame?
Vizepräsident Schoettle: Bine Zusatzfrage?
Offenkundig nicht. Damit ist auch die Frage XI/7
der Frau Abgeordneten Dr. Diemer-Nicolaus er- Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Ich darf darauf antworten, daß ich eine solche Re-
ledigt.
klame, wie ich Ihnen gesagt habe, auch nicht schätze
Frage XI/3 — des Abgeordneten Bading —: und daß ich die Bundesbahn darauf aufmerksam ge-
Billigt es der Herr Bundesverkehrminister, daß die Deutsche macht habe und weiterhin darauf aufmerksam ma-
Eisenbahnreklame-Gesellschaft neuerdings an den Seiten der
Wagen der Hamburger Vorortbahn großflächige Reklamen, ins- chen werde. Die Frage aber, ob diese Reklame zu-
besondere zur Steigerung des Konsums von Schnaps, angebracht mutbar ist, muß z. B. in Hamburg durch die städti-
hat?
schen Behörden auf Grund des dort bestehenden
Gesetzes entschieden werden; sie kann nicht von
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
uns entschieden werden. Ich habe also nicht die
Ich bin seit jeher der - Auffassung, Herr Kollege, daß
Möglichkeit, in dieser Hinsicht meinen Geschmack
man im Verkehrswesen auf dem Gebiet der Außen-
zum Tragen zu bringen.
werbung größte Zurückhaltung üben sollte. Daher
halte ich es auch nicht für glücklich, daß an den (Abg. Bading: Bedauerlich!)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1589

Vizepräsident Schoettle: Frage XI/4 — des Die genannten Vorschriften bieten eine ausrei-
Herrn Abgeordneten Dröscher —: chende Handhabe, um der Verunreinigung der Luft
Warum werden auf neuen, ausreichend breiten Teilstrecken durch Abgase von Kraftfahrzeugmotoren im Straßen-
von Bundesstraßen nur zwei Fahrbahnen und nicht zusätzlich verkehr entgegenzuwirken, soweit wirksame Mittel
eine mittlere Überholfahrbahn abgezeichnet?
und Einrichtungen dafür zur Verfügung stehen.
Bitte, Herr Bundesverkehrsminister. Allerdings ist diese Voraussetzung trotz intensiver
Bemühungen der Wissenschaft und der Technik des
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- In- und Auslandes und hier insbesondere der Ver-
Herr Kollege, Bundesstraßen mit drei Fahrspuren einigten Staaten von Amerika noch nicht erfüllt.
sind nur in Ausnahmefällen bei uns angelegt wor- Zwar werden Einrichtungen solcher Art von Erfin-
den. Sie werden nicht für ausreichend verkehrs- dern angeboten oder befinden sich in der Entwick-
sicher gehalten; denn auf der mittleren Fahrspur, der lung, aber eine befriedigende Lösung des Problems
sogenannten Überholspur, die in beiden Richtungen konnte bisher noch nicht gefunden werden, so daß
benutzt werden kann, muß nach unseren und aus- eine Einführung oder gar eine zwangsweise Einfüh-
ländischen Erfahrungen mit schweren Unfällen ge- rung bestimmter Möglichkeiten nicht geboten er-
rechnet werden. Zweispurig angelegte Straßen las- scheint.
sen sich nicht in drei Fahrspuren einteilen, weil
dann im günstigten Falle für jede der drei Fahr- Zu Ihrem Hinweis auf den möglichen Einbau von
spuren bei einer Gesamtbreite von 7,50 m nur eine Nachbrenngeräten darf ich bemerken, daß sich unter
Breite von 2,50 m zur Verfügung steht. Dies reicht den in der Entwicklung und Erprobung befindlichen
für eine gefahrlose Abwicklung des Verkehrs bei Einrichtungen auch solche Nachbrenngeräte befin-
der Breite einer Anzahl von Fahrzeugen nicht aus. den. Aber ein Nachbrenngerät, das die zu stellen-
den Forderungen in befriedigender Weise zu erfül-
In Italien, Frankreich und Belgien, wo ein durch len vermag, ist bisher nicht bekannt geworden. Dies
Leitlinien geregelter Überholungsverkehr auf sol- liegt vor allem daran, daß seine Funktionsbedingun-
chen Straßen mit drei Fahrspuren eingeführt wurde, gen den stark wechselnden Betriebsverhältnissen
ist man auf Grund der bisherigen Erfahrungen heute der Kraftfahrzeuge bisher nicht ausreichend ange-
der Meinung, daß dieser Straßentyp wegen seiner paßt werden konnten.
Gefahren nicht weiter angewendet werden soll. Auch
in den Vereinigten Staaten wird diese Auffassung Die im interparlamentarischen Auftrag gebildete
vertreten, da die Unfallzahl, bezogen auf il Millionen Kommission „Reinhaltung der Luft" beim Verein
Fahrzeugmeilen, bei dreispurigen Straßen um etwa Deutscher Ingenieure hat es unternommen, unter
30 % größer ist als bei zweispurigen Straßen. Beteiligung der Wissenschaft, der Industrie, der Or-
ganisationen der technischen Überwachung und der
Vizepräsident Schoettle: Keine Zusatzfrage. Behörden Richtlinien zu erarbeiten, die einen Maß-
stab für die Beurteilung bilden sollen, was nach dem
Frage XI/5 — der Frau Abgeordneten Dr. Hubert Stand der Technik gemäß der Straßenverkehrs-Zu-
lassungs-Ordnung als unvermeidbare Verunreini-
Ist die Bundesregierung bereit dafür zu sorgen, daß im
Winterfahrplan der E 529 wieder um 12.25 Uhr in Holzminden gung der Luft durch Kraftfahrzeugabgase zu bezeich-
abfährt, damit die Schüler des Gymnasiums, deren Eltern ihren nen ist. Eine solche VDI-Richtlinie über die Rauch-
Wohnsitz in der Umgebung haben, diesen Zug noch zur Heim-
fahrt benutzen können und nicht über eine Stunde warten müs- entwicklung von Dieselfahrzeugen ist Ende des ver-
sen? gangenen Jahres veröffentlicht worden. Eine zweite
Ist die Fragestellerin hier? — Übernimmt jemand Richtlinie für die Begrenzung der Kohlenoxyd
die Frage? — Dann wird sie schriftlich beantwortet. mengen im Abgas von Otto-Motoren ist in Vorbe-
Frage XI/6 — des Herrn Abgeordneten Dr. Bechert reitung.
Über die Luftverunreinigung durch Kraftfahrzeug-
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um die gesund-
heitsgefährdende Verschmutzung der Luft durch die Abgase von abgase werden laufend, auch mit Unterstützung des
Kraftwagen einzudammen, etwa durch die Vorschrift des Ein-
baues von Nachbrenngeräten? Bundesverkehrsministeriums, umfangreiche wissen-
schaftliche Untersuchungen durchgeführt. Ich darf
Bitte, Herr Minister.
insbesondere auf die Untersuchungen verweisen, die
Herr Professor Horst Luther, Leiter des Instituts für
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- Chemische Technologie und Brennstofftechnik an
Herr Kollege, die Bundesregierung hat auf Grund der Bergakademie in Clausthal ausführt und über
von § 6 des Straßenverkehrsgesetzes einschlägige die in der heutigen Ausgabe der „Welt" berichtet
Vorschriften zu diesem Problem in der Straßenver- wird.
kehrs-Zulassungs-Ordnung erlassen. Nach § 30 die-
ser Verordnung müssen die Fahrzeuge so gebaut Diese Untersuchungen von Professor Luther sind
und ausgerüstet sein, daß ihr verkehrsüblicher Be- von uns angeregt und werden von uns finanziert.
trieb niemanden schädigt oder mehr als unvermeid- Der Versuch einer zusammenfassenden Darstellung-
bar gefährdet, behindert oder belästigt. § 47 der nach den heutigen Erkenntnissen zu dem Problem
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung in der Fas- ist in den Heften 128 und 138 der Schriftenreihe
sung der Änderungsverordnung vom 7. Juli 1960 „Deutsche Kraftfahrtforschung und Straßenverkehrs-
verlangt eine Beschaffenheit der Kraftfahrzeuge, bei technik" im VDI-Verlag unternommen worden. Auf
der die Verunreinigung der Luft durch Abgase das der Grundlage von über 430 Berichten des In- und
nach dem jeweiligen Stand der Technik unvermeid- Auslandes haben sich bisher leider keine Verfahren
bare Maß nicht überschreitet. nachweisen lassen, die eine technisch und wirtschaft-
1590 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm


lieh vertretbare Lösung des Problems in Kürze ge- Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter
währleisten können. Wittrock, wollen Sie eine Zusatzfrage stellen? —
Bitte!
Herr Professor Luther ist allerdings, wie diese
Veröffentlichung zeigt, optimistisch. Er sagt, er Wittrock (SPD) : Herr Minister, ist an den Über-
glaube, das Problem könne innerhalb von fünf Jah- legungen, soweit sie auf ministerieller Ebene ange-
ren gelöst werden. stellt werden, auch das Bundesgesundheitsministe-
rium beteiligt? Ich stelle diese Frage deshalb, weil
Vizepräsident Schoettle: Eine weitere Frage im Zusammenhang mit Ihren letzten Endes doch
des Herrn Abgeordneten Dr. Bechert. auch gesundheitspolitischen Betrachtungen keine
Rede von dem nun einmal vorhandenen Bundes-
Dr. Bechert (SPD) : Herr Minister, ist die Bundes- gesundheitsministerium war.
regierung bereit, aus geeigneten Haushaltstiteln
Mittel für die Entwicklung solcher Geräte zur Ver- Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

fügung zu stellen, oder tut sie das bereits? Inter- Es handelt sich hier zunächst um eine rein tech-
nationale Kongresse haben immer wieder darauf nische Untersuchung, die selbstverständlich, seitdem
hingewiesen, daß die erschreckende Zunahme des das Bundesgesundheitsministerium besteht, im Hin-
Lungenkrebses mindestens zum Teil wahrscheinlich blick auf ihre Auswirkungen mit dem Bundesge-
auf die Zunahme der Luftverschmutzung durch sundheitsministerium gemeinsam geführt wird.
Kraftwagenabgase zurückzuführen ist. Aber die technischen Voraussetzungen, Herr Kol-
lege Wittrock, können nicht von Ärzten, sondern
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
nur von Ingenieuren geschaffen werden.
Herr Kollege, ob das letztere zutrifft, ist umstritten.
Es gibt da verschiedene Meinungen. Ganz unabhän- Vizepräsident Schoettle: Ich rufe auf die Fra-
gig davon sind wir aber seit Jahren bemüht, mit gen aus dem Geschäftsbereich des Herrn Bundes-
Haushaltsmitteln, die für die Forschung zur Ver- ministers für Verkehr, Drucksache IV/537, zunächst
fügung stehen, die Klärung dieser Frage voranzu- die Frage VI/2 — des Herrn Abgeordneten Baier
treiben. Ich sagte Ihnen schon, daß das Institut von Mosbach) —:
Professor Horst Luther in Clausthal von uns seit Wird die Bundesregierung bei der Deutschen Bundesbahn
Jahren einen solchen Auftrag hat, der laufend ver- darauf hinwirken, daß diese bei ihren Rationalisierungsmaß-
nahmen auch allgemeinwirtschaftliche und raumordnerische Über-
längert wird, und daß wir über diese Untersuchun- legungen berücksichtigt, und verhindert wird, daß ausgerechnet
dort Betriebseinschränkungen vorgenommen werden, wo zur
gen von Professor Luther zu dem Ergebnis gekom- gleichen Zeit der Bund und die Länder mit erheblichen finan-
men sind, daß jetzt VDI-Richtlinien über die Be- ziellen Mitteln bemüht sind, die Wirtschaftsstruktur zu ver-
bessern?
grenzung der Kohlenoxyd-Menge in den Abgasen
von Otto-Motoren erlassen werden können. Profes- Herr Minister, sind Sie in der Lage, die Frage zu
sor Luther ist der Meinung, daß das in verhältnis- beantworten?
mäßig einfacher Weise auch bei Otto-Motoren, d . h.
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
bei allen Motoren in Personenkraftwagen, und bei
Motorrädern gelöst werden kann durch eine ent- Jawohl. Es ist selbstverständlich, Herr Kollege
sprechende kombinierte Einstellung der Zündung Baier, das Bestreben der Bundesregierung, das För-
mit den Auspuffverhältnissen. Ich hoffe, daß wir auf derungsprogramm von Bund und Ländern nicht
diesem Wege weiterkommen werden. durch einseitige Maßnahmen auf dem Gebiete des
Verkehrs stören zu lassen. Das gilt auch für die
Rationalisierungsmaßnahmen der Deutschen Bun-
Vizepräsident Schoettle: Noch eine Zusatz- desbahn. Die Einflußnahme ist, soweit es sich um
frage, Herr Abgeordneter? die Behandlung der Nebenstrecken handelt, durch
das Bundesbahngesetz sichergestellt. In jedem
Dr. Bechert (SPD) : Herr Minister, sieht die Bun- Einzelfalle wird hiernach die Stellungnahme der
desregierung eine Möglichkeit, darauf hinzuwirken, obersten Landesverkehrsbehörden eingeholt, der
daß die Bestimmungen, .die Sie im ersten Teil Ihrer Verwaltungsrat der Deutschen Bundesbahn mit dem
Antwort genannt haben, wirklich eingehalten wer- Vorhaben befaßt und nach dessen Zustimmung der
den? Ich darf darauf hinweisen, daß man, wenn man Stillegungsantrag dem Bundesminister für Verkehr
hinter einem Lastzug einen Berg hinauffährt, einer zur Entscheidung vorgelegt. Dadurch ist sichergestellt,
Luftverschmutzung ausgesetzt ist, 'die keineswegs daß die strukturverbessernden Maßnahmen in den
mit den Bestimmungen vereinbar scheint. Sanierungsgebieten bei den Entscheidungen beach-
tet werden. Die wirtschaftsfördernde Kraft der
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- Nebenbahnen wird im allgemeinen überschätzt.
Herr Kollege, die Durchführung der von uns erlas- Trotz Ansiedlung von Industrien ist das Verkehrs-
senen Verordnungen obliegt den Ländern und ihren aufkommen auf vielen Nebenbahnen weiter rück-
Polizeibehörden. Ich verfüge leider — ich habe das läufig. Es kann der Deutschen Bundesbahn deswegen
oft beklagt — selbst nicht über Polizeibeamte, die auch kaum zugemutet werden, stark defizitäre
die Durchführung der von uns erlassenen Bestim- Strecken und Anlagen weiter zu betreiben, nachdem
mungen kontrollieren können. Sie wissen, daß die ihr durch das Bundesbahngesetz zur Auflage ge-
Polizei den Ländern untersteht und daß ich die macht ist, ihren Betrieb wie ein Wirtschaftsunter-
Länder nur bitten kann, für diese Durchführung nehmen nach kaufmännischen Grundsätzen zu
geeignete Polizeibeamte einzusetzen. führen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1591
Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm
Bei den Rationalisierungsmaßnahmen, z. B. durch gen. Leider gelingt das nicht überall so, wie es
völlige Schließung von Bahnhöfen oder Einstellung wünschenswert wäre, da auch andere Kennzeichnun-
des Personenverkehrs auf einzelnen Bahnhöfen oder gen wie Bahnsteig, Ausgang usw. und leider auch
Beschränkung der Güterannahme auf einzelnen sehr viel 'Reklamen angebracht iwerden. Bei so vielen
Bahnhöfen, im Streckennetz der Deutschen Bundes- Schildern sucht man oft verzweifelt, um den Sta-
bahn ist jedoch zu berücksichtigen, daß diese Maß- tionsnamen zu erkennen. Es gibt über Art und An-
nahmen in der Hauptsache aus innerbetrieblichen bringung der Schilder bei der Deutschen Bundesbahn
Gründen eingeführt werden. Nur ein Teil dieser Hinweise und Richtlinien; es gibt ;besondere Schrift-
Maßnahmen wirkt sich in wirklichen Betriebsein- muster und Beleuchtungsvorschriften; es bestehen
- schränkungen aus. Diese Maßnahmen folgen in allen auch Vereinbarungen mit Firmen, bei deren Tages
Fällen dem bereits eingetretenen Strukturwandel und Lichtwerben 'den Stadtnamen mitzuführen.
in der Benutzung der Eisenbahn durch die Abwan- Trotzdem sind die 'Ergebnisse nicht immer befriedi-
derung von Güter- und Personenverkehr auf die gend. Darauf habe ich die Deutsche Bundesbahn
Straße. auch grundsätzlich schon hingewiesen. Damit ist von
uns praktisch alles nur Mögliche getan.
Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter Sollten Sie, verehrter Herr Kollege, mit Ihrer
Baier (Mosbach) zu einer Zusatzfrage! Frage Einzelfälle ansprechen wollen, so bin ich gern
bereit, wenn Sie mir das mitteilen, mich bei der
Baier (Mosbach) (CDU/CSU) : Herr Minister, Sie Bundesbahn dafür einzusetzen, daß Mängel beseitigt
haben in der letzten Fragestunde gesagt, daß die werden.
Bundesbahn nicht nach allgemein wirtschaftlichen
Grundsätzen arbeitet. Das Problem liegt aber doch Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter
darin — und hier wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht Stingl, zu einer Zusatzfrage!
mehr tun wollen —, daß Sie sich auf der einen
Seite als Bundesregierung bemühen, die wirtschafts- Stingl (CDU/CSU) : Herr Bundesverkehrsminister,
schwachen Gebiete mit Steuergeldern zu fördern, ich kann zwar nicht alle Bahnhöfe aufzählen, wo das
und daß zum gleichen Zeitpunkt vielfach die Bundes- so ist, aber ich denke etwa an Mainz. Haben Sie
bahn, die zum Teil auch mit Steuergeldern gespeist schon einmal in der Nacht festzustellen versucht,
wird, hergeht und Betriebseinschränkungen vor- auf welchem Bahnhof Sie sind, wenn der Zug ge-
nimmt — nicht nur auf Nebenstrecken —. Da möchte halten hat und die Station nicht ausgerufen worden
ich Sie fragen, ob das nicht doch geändert werden ist?
könnte.
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Herr Kollege, mir fällt das nicht so schwer, weil ich
Nach gesetzlichen Vorschriften, Herr Kollege, kann viele von diesen Bahnhöfen mit einem Blick er-
es nicht geändert werden, weil, wie ich Ihnen dar- kenne, wenn ich aus dem Fenster schaue. Aber
gelegt habe, sowohl bei der Einstellung von Neben- wenn ich z. B. auf 'dem Bahnhof Karlsruhe ankomme,
bahnen als auch bei der Einstellung von Annahme- habe ich immer das Gefühl, daß 'diese Stadt „Kalo-
stellen im Gesetz genau vorgeschrieben ist, was die derma" heißt.
Bundesbahn machen kann und wann sie der Geneh-
(Heiterkeit.)
migung bedarf. Trotzdem haben wir, wenn wir Nach-
richt von bestimmten Fällen bekommen haben, die
Frage dann immer noch wieder mit der Bundesbahn Stingl (CDU/CSU) : Richtig. Nun, es sind nicht
besprochen und uns die Unterlagen vorlegen lassen. alle Reisenden Bundesverkehrsminister. Eine An-
Wir haben versucht, auf die Bundesbahn einzuwir- regung praktischer Art, Herr Minister: Es ist sicher
ken, damit sie dort, wo wir wirklich Besorgnisse zweckmäßig, die Bahnhofsschilder schräg anzubrin-
haben, daß wirtschafts- und strukturfördernde Maß- gen, wie das auf manchen Bahnhöfen geschieht. Sie
nahmen behindert werden, von ihren Maßnahmen sind dann besser zu lesen.
Abstand nimmt. Das ist auch in verschiedenen Fäl-
len gelungen. Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Vielen Dank, Herr Kollege, ich werde das an die
Vizepräsident Schoettle: Ich rufe auf die Bundesbahn weitergeben!
Frage VI/3 — des Herrn Abgeordneten Stingl —:
Ist der Herr Bundesverkehrsminister bereit darauf hinzuwir- Vizepräsident Schoettle: Jetzt wollen wir aber
ken, daß durch die zuständigen Stellen der Deutschen Bundes- die Frage VI/1, Drucksache IV/537 — des Herrn Ab-
bahn dafür gesorgt wird, daß die Reisenden die Namen der
Bahnhöfe besser erkennen konnen? geordneten Lemmrich — beantworten lassen.
Bitte, Herr Bundesminister.
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Herr Präsident, ich glaube, die Frage ist gestern von
Herr Kollege, eine gute Kennzeichnung der Bahn- Herrn Staatssekretär Dr. Seiermann beantwortet
höfe ist für die 'Eisenbahnen an sich unerläßlich. worden!
Deshalb werden auch erhebliche Mittel aufgewendet, Es sind noch zu beantworten die Frage 8 von
um die Namen der Bahnhöfe rechtzeitig und gut gestern und die Frage 4 von heute. Darf ich erst
sichbar in das Gesichtsfeld der Reisenden zu brin- die Frage 4 von heute nehmen?
1592 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Vizepräsident Schoettle: Ich würde vorschla- Vizepräsident Schoettle: Eine weitere Zusatz-
gen, daß Sie erst die Frage VI/4, Drucksache IV/537 frage des Herrn Abgeordneten Junghans!
— des Herrn Abgeordneten Junghans — beantwor-
ten: Junghans (SPD) : Herr Minister, ist es richtig,
Ist es richtig, daß, entgegen der Antwort des Herrn Staats- daß der Auftrag auf Betonleitplanken für den Auto-
sekretär Dr. Seiermann in der Fragestunde am 14. Februar 1962,
die Preise (Lieferung, Aufstellung und Anstrich) von Stahlleit- bahnzubringer Salzgitter-Braunschweig ohne Ein-
planken zu denen von Betonleitplanken bei den Doppelleit- schaltung des Dezernats 7 des Landesverwaltungs-
planken verhielten sich etwa wie 1 : 1, die Submission des
Autobahnamtes München vom 2. Mai 1962 ergeben hat, daß für amts Hannover durch eine übergeordnete Dienst-
eine Strecke von ca. 47 km die Preise für die Betonleitplanken
im Durchschnitt 25 v. H. über denen für Stahlleitplanken lagen? stelle vergeben worden ist?

Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:


-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

Das kann ich mir nicht vorstellen; denn wir haben


Herr Kollege, es ist richtig, daß sich bei einer Aus-
diese Aufträge nicht zu vergeben. Ich persönlich
schreibung von Leitplanken für Autobahnmittelstrei-
wirke doch, wie Sie wissen, darauf hin, daß mög-
fen beim Autobahnamt München im Mai über-
lichst — das habe ich Ihnen gesagt — Stahlleitplan-
raschend ergeben hat, daß die Preise für Betonleit-
ken verwendet werden, weil ich die Verwendung
planken etwa 25 % über denen von Stahlleitplan-
ken lagen. Die Preise für Betonleitplanken lagen von Betonleitplanken aus meiner Sicht nicht für
günstig erklären kann. Aber um diese Frage zu
etwa 13 % höher als üblich, die für 'Stahlleitplanken
etwa 15 % niedriger als die vergleichbaren Aus- klären — das habe ich dem Hohen Hause schon vor
schreibungsergebnisse im Februar 1962 an anderen einiger Zeit mitgeteilt —, hat die Landesbauver-
Stellen. Die Ausschreibungen für Leitplanken erbrin- waltung Baden-Württemberg den Auftrag, Versuche
gen häufig wechselnde Ergebnisse. Das hängt vor mit diesen beiden Arten durchzuführen. Diese Ver-
allen Dingen mit den Kosten des Abtransports zu- suche sind zur Zeit im Gange. Danach wird sich
sammen, die bis zum Ort der Aufstellung variieren. herausstellen, ob man weiter beide Arten anwen-
So liegt z. B. der Preis für Betonleitplanken — Ma- den wird oder ob man sich auf Anbringung einer
terial und Transport — je laufenden Meter für Art einigen kann.
München um etwa 15 DM höher als für Stuttgart,
während solche Schwankungen bei Stahlplanken in Vizepräsident Schoettle: Bine weitere Frage
diesen beiden Relationen nicht bekannt geworden des Herrn Abgeordneten Börner? — Bitte!
sind. Eine Veränderung typischer Preisunterschiede
läßt sich erst nach einer längeren Beobachtungszeit Börner (SPD) : Herr Minister, darf ich Ihre Ant-
nachweisen. Das beim Autobahnamt München fest- wort von eben so verstehen, daß Sie grundsätzlich
gestellte Ausschreibungsergebnis steht im Gegen- — wegen des Unfallschutzes — für Stahlleitplanken
satz zu der am 14. 2. 1962 von meinem Herrn Staats- plädieren, und darf ich Sie dann fragen, ob schon
sekretär gegebenen Antwort, die sich auf den Durch- statistische Auswertungen über gewisse Erfahrungen
schnitt der Ausschreibungen des Jahres 1961 grün- über den Unfallschutz bei Stahl- und bei Betonleit-
deten und die mit Bezug auf diese Grundlagen heute planken vorliegen?
noch zutreffend ist.
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage des Nein, statistisch kann man das nicht auswerten, weil
Herrn Abgeordneten Junghans! jeder Unfall natürlich andere Voraussetzungen hat.
Wenn bei einem Unfall sehr günstige Folgenwir-
Junghans (SPD) : Herr Minister, aus welchem kungen dieser Planken — bei der einen oder ande-
Grunde wurde, wenn sich die Preise nicht haben ver- ren Plankenanordnung — festgestellt werden, kann
gleichen lassen, die Aufstellung von Stahlbetonleit- das unter Umständen nicht auf die Planken zurück-
planken bisher freihändig an die einzige Herstel- zuführen sein, sondern auf die Art der Berührung
lerfirma — Dyckerhoff und Wittmann — vergeben — den Berührungswinkel und die Geschwindig-
mit Ausnahme dieser Submission in München vom keit —, die das Fahrzeug gehabt hat. Das läßt sich
2. 5. 1962? statistisch nicht erfassen, sondern eben nur durch
praktische Versuche, wie sie jetzt in Stuttgart ge-
macht werden.
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

Es handelt sich hier um Vergaben, die die Länder


in eigener Zuständigkeit machen; denn die Länder Vizepräsident Schoettle: Noch eine Frage,
als Auftragsverwaltungen können über diese Auf- Herr Abgeordneter Börner.
träge bis zu einer bestimmten Größenordnung be-
finden, ohne den Bundesminister für Verkehr zu be- Börner (SPD) : Haben sich diese Versuche auch
fragen. Ich weiß also nicht, ob dabei nicht auch an- auf die Möglichkeit der Wiederherstellung beschä-
dere Firmen herangezogen worden sind als die digter Planken erstreckt, und gibt es da offensicht-
Firma Dyckerhoff. Aber, Herr Kollege, wir müssen liche Vorteile von Stahl gegenüber Beton?
unterscheiden zwischen Betonleitplanken und Stahl-
leitplanken. Eine Mischung von beiden — wie aus Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

Ihrer jetzigen Frage ungefähr erkenntlich war — Das hängt ganz davon ab, wie die Planke beschädigt
gibt es nicht. Es werden entweder Planken aus Stahl ist. Ist die Planke gebrochen, muß sie natürlich
oder aus Beton hergestellt. vollständig ersetzt werden. Ist sie nur angeschlagen,
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1593

Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm


kann sie unter Umständen weiter erhalten bleiben Der Wettbewerb im Bundesfernstraßenbau ist
und mit einfachen Mitteln repariert werden. Auch wegen des Vorhandenseins freier Kapazitäten durch
das ist nicht typisch für Beton- oder Stahlleitplan- aus rege. Bei den öffentlichen Ausschreibungen ha-
ken, sondern das ist je nach der Art des Unfalls ben sich in diesem Jahr jeweils durchschnittlich
verschieden. Die Untersuchungen erstrecken sich zwölf Bewerber beteiligt. Bei Kunstbauten, die etwa
aber zunächst darauf, welche Wirkungen mit Beton- 25 % des Bauvolumenanteils darstellen, war die
leitplanken unter verschiedenen Unfallverhältnis- Preisentwicklung dagegen nicht so befriedigend. In
sen und welche Wirkungen mit Stahlleitplanken der Regel hielten sich aber auch hier die Preis-
erzielt werden. Die Planken werden ja angebracht, erhöhungen im Rahmen der Grenzen, die durch die
um zu verhindern — das ist das Entscheidende —, eingetretenen Kostensteigerungen bedingt waren.
.daß das Fahrzeug die für es vorgesehene Fahrbahn Sie lagen bisweilen auch über einem annehmbaren
verläßt, d. h. weder nach der Seite ausbricht noch Preisniveau und gaben dann Veranlassung, solche
— bei den Autobahnen — auf die andere Fahrbahn Ausschreibungen aufzuheben und die Aufträge nach
gelangt. Das ist der Sinn. Nicht so sehr ist der Sinn, Vereinbarung angemessener Preise freihändig zu
das aufprallende Fahrzeug in besonderer Weise zu vergeben.
schützen. Es geht darum, die beim Herausfliegen
aus der Fahrbahn sich ergebenden schweren Unfälle Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage,
zu vermeiden. Herr Abgeordneter?

Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter Lemmrich (CDU/CSU) : Herr Minister, im „Stati-


Höhmann, haben Sie eine weitere Frage? tistischen Wochendienst" des Statistischen Bundes-
amtes vom 15. Juni 1962 wird aufgeführt, daß der
Preisindex im Straßenbau sich von Mai 1961 bis Mai
Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Herr
Minister, ist Ihnen bekannt, daß es in der Bundes- 1962 um 10 % erhöht habe. Darf ich fragen, ob das
also für die Bundesfernstraßen und Bundesauto-
republik nur eine Firma gibt, die Betonleitplanken
herstellt, und daß es sicher nicht unbedenklich ist, bahnen nicht in diesem Maße zutrifft?
daß sich praktisch eine Firma eine Monopolstellung
erarbeitet hat? Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Herr Kollege, das trifft nicht für die Bundesfern-
straßen zu. Der Leiter der Abteilung „Preis" im Sta-
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: tistischen Bundesamt hat dies auf Rückfragen aus-
Wenn wir von anderen Firmen keine Angebote für
drücklich erklärt. Er hat gesagt, daß die Statistik, die
eine bestimmte Ausführung bekommen, läßt sich
erst seit 1960 läuft, umgestellt werden müsse, weil
das natürlich nicht vermeiden.
sie bezüglich der Angaben, die gemacht werden,
eine Reihe von Unklarheiten enthält, die zweifellos
Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Wie oft dieses Ergebnis überschattet haben, so daß es nicht
hat sich die Bundesregierung bemüht, andere Fir- als endgültig angesehen werden kann.
men an diesen Arbeiten zu beteiligen?

Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage,
Herr Abgeordneter Bleiß.
Durch Ausschreibungen regelmäßig.
Dr. Bleiß (SPD) : Herr Minister, sind Sie der Auf-
Vizepräsident Schoettle: Herr Minister, ich fassung, daß, gemessen an der gesamtwirtschaft-
glaube, die Frage des Herrn Abgeordneten Lemm- lichen Entwicklung, jede Verzögerung der Freigabe
rich ist doch nicht beantwortet worden — das war der gesperrten Straßenbaumittel nicht zu einer Ver-
ein Irrtum Ihrerseits —: billigung, sondern zu einer Verteuerung im Straßen-
In welcher Weise haben sich 1962 die Submissionspreise für bau führen würde?
Baumaßnahmen des Bundes an Bundesfernstraßen und Bundes-
autobahnen gegenüber dem Vorjahr verändert?

Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:


Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Herr Kollege Bleiß, so gestellt kann man, glaube
Ja richtig, die ist offen. ich, die Frage nicht beantworten. Aber ich bin der
Ich darf diese Frage wie folgt beantworten. Bei Meinung, daß bei nicht zügiger Weitervergabe von
der Prüfung der von den Ländern als Auftragsver- Anschlußaufträgen eine Verteuerung auftreten muß,
waltungen des Bundes vorgelegten Ausschreibungs- weil nämlich die sehr hohen fixen Kosten die durch
ergebnisse wurde ein geringfügiges Ansteigen der die Rationalisierung der Firmen entstehen, sich in
Submissionspreise für den Bau von Bundesautobah- diesem Fall nicht auszahlen, z. B. wenn die Geräte-
nen und Bundesstraßen gegenüber dem Vorjahr fest- miete für einen bestimmten Teil der Zeit nicht her-
gestellt. Dieses dürfte im wesentlichen auf die im ausgeholt werden kann. -
Juni vergangenen Jahres mit 10 % und im Frühjahr
dieses Jahres mit 6 % eingetretenen Lohnerhöhun- Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage des
gen zurückzuführen sein. Nach den Feststellungen Herrn Abgeordneten Schmitt Vockenhausen!
-

halten sich die Preiserhöhungen in angemessenen


Grenzen, so daß bisher nicht der geringste. Anlaß Schmitt - Vockenhausen (SPD) : Herr Minister,
vorliegt, von Überhitzungserscheinungen im Bun- sind Sie sich bewußt, daß auf Grund Ihrer Ausfüh-
desfernstraßenbau zu sprechen. rungen über die Kostenstatistik der Herr Bundes-
1594 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962
Schmitt-Vockenhausen
finanzminister die Ausführungen, die er hier in den Die Prüfung der Frage über die Zweckmäßigkeit
letzten Tagen vor diesem Hohen. Hause zu der Frage des Hubschraubereinsatzes hat insbesondere er-
der Straßenbaukosten gemacht hat, teilweise korri- geben, daß folgende schwerwiegende Gesichts-
gieren muß? punkte gegen diese Maßnahme sprechen:
1. Hubschrauber können nur nach Sichtflugregeln
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: verwendet, das heißt, sie können weder bei Nacht
Herr Kollege, ich habe diese Ausführungen nicht ge- noch bei Nebel oder sonstigen Schlechtwetterver-
hört, weil ich nicht anwesend war. Die Drucksache hältnissen eingesetzt werden.
liegt mir auch noch nicht vor. Ich kann es infolge- 2. Es wird häufig nicht möglich sein, in unmittel-
dessen nicht kontrollieren, stelle aber eindeutig fest, barer Nähe der Unfallstelle zu landen, z. B. in Wald-
daß der Leiter der Gruppe . „Preis" beim Statistischen oder Sumpfgebieten, in bergigem Gelände, in der
Bundesamt selbst erklärt hat, daß die Angaben, die Nähe von Starkstrom- oder sonstigen Hochleitungen.
er gemacht hat, auf Grund von unklaren Unterlagen,
3. Es fehlt in den meisten Fällen an geeigneten
die er sich beschafft hat, nicht ausreichend sind, ins-
besondere weil er die Angaben über den Bau von Landeplätzen in der Nähe der Aufnahmekranken-
Straßen in Ortschaften, deren Kosten natürlich häuser, so daß noch ein Transport vom Landeplatz
wegen der höheren Kosten für den Grunderwerb zum Krankenhaus erfolgen muß.
höher liegen, gemischt hat mit Angaben über den 4. Eine Landung auf der Straße wäre wegen der
Bau von Straßen außer Orts. Gefährdung des Verkehrs in der Regel erst dann zu
vertreten, wenn polizeiliche Absperrmaßnahmen ge-
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Vielen Dank,
troffen werden konnten; damit aber ginge der Zeit-
das ist sehr interessant und spricht für
vorsprung verloren, den der Hubschrauber etwa
unsere Wünsche nach Freigabe von Mitteln
gegenüber einem Arzteinsatzwagen erzielen könnte.
für die Straßenbaufinanzierung!)
5. Eine Verwendung der Hubschrauber in Städten
und Ortschaften ist wegen der engen Bebauung bei
Vizepräsident Schoettle: Wir kehren damit der Bergung von Unfallverletzten ohnehin im allge-
zurück zu Drucksache 510 und den dort aufgeführten meinen ausgeschlossen.
Fragen. Es bleibt vom Herrn Bundesminister für
Verkehr noch die Frage XI/8 — des Herrn Abgeord- 6. Hubschrauber der in Frage kommenden Größe
neten Hammensen.— zu beantworten: können das für die ärztliche Versorgung von Unfall-
verletzten erforderliche Ärzteteam — ein Chirurg,
Teilt die Bundesregierung die von dem Bundesverkehrs- ein Assistent, ein Anästhesist, mindestens eine
minister in der Fragestunde der 33. Sitzung des Deutschen Bun-
destages am 13. Juni 1962 geäußerte Ansicht, daß der Einsatz Schwester — und die notwendigen Einrichtungen zu
von Hubschraubern bei der ärztlichen Versorgung von Verkehrs- ihrer Behandlung nicht befördern.
unfall-Verletzten praktisch nicht in Betracht kommt?

Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage,
Herr Kollege, die Frage des Einsatzes von Hub- Herr Abgeordneter Hammersen!
schraubern zur ärztlichen Versorgung von Verletz-
Hammersen (FDP) : Herr Bundesminister, darf
ten bei Straßenverkehrsunfällen ist vom Bundes-
minister für Verkehr seit Jahren — .erstmals im ich Sie fragen, ob Sie bereits praktische Erfahrungen
Herbst 1958 — untersucht, erörtert und in jüngster mit dem Einsatz von Hubschraubern bei Rettung
Zeit im Rahmen der Fürsorgemaßnahmen für Unfall von Unfallverletzten am Unfallort gesammelt haben,
verletzte auch noch einmal kritisch überprüft wor- nachdem doch bekannt ist, daß das Ausland, insbe-
den. Eine eingehende Würdigung aller Vor- und sondere die Schweiz, über mehrjährige praktische
Nachteile hat zu der Erkenntnis geführt, daß für die Erfahrungen verfügt?
ärztliche Versorgung von Unfallverletzten ein mög- Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
lichst engmaschiges Netz von Arzteinsatzwagen dem
Wir halben ja diese Erfahrungen an verschiedenen
Hubschraubereinsatz vorzuziehen ist. Auf eine Um-
Stellen schon gesammelt. Ich sagte Ihnen ja, daß
frage haben die zuständigen obersten Länderbehör-
die Bundeswehr gelegentlich. so freundlich gewesen
den im wesentlichen die gleiche Auffassung ver-
ist, Hubschrauber zur Bergung zur Verfügung zu
treten; auch der Herr Bundesminister für Verteidi-
stellen. Es geht ja nicht nur um Straßenverkehrsun-
gung und die Frau Bundesministerin für Gesund-
fälle, sondern auch um Unfälle anderer Art. Aber
heitswesen teilen meine Ansicht.
dabei haben sich eben jene Schwierigkeiten ergeben,
Dagegen bestehen selbstverständlich keine Be- die ich gekennzeichnet habe, und man wird mit Arzt-
denken, Hubschrauber, die an sich für andere einsatzwagen, die ein solches Team, wie ich es eben
Zwecke bereitgestellt sind — zum Beispiel für poli- nannte, zum Unfallort bringen und die mit allen
zeiliche Aufgaben, für den zivilen Bevölkerungs- Einrichtungen ausgestattet werden, um den Unf all-
schutz, für Zwecke der Bundeswehr usw. —, auch für verletzten während der Fahrt zum Krankenhaus -
die Bergung und den Abtransport von Unfallver- ärztlich zu betreuen, wesentlich bessere Erfolge er-
letzten oder für die Hieranführung von Ärzten an zielen, zumal auch hei manchen Unfallverletzten,
die Unfallstelle einzusetzen, wie es in einigen Fällen wie ich schon das letzte Mal ausführte, die Schock-
in der Vergangenheit bereits geschehen ist. Diese wirkung durch einen plötzlichen Abtransport in
Frage wird im Rahmen einer erweiterten Fürsorge einem Flugzeug, das die Leute nicht gewöhnt sind,
für die Unfallverletzten zu gegebener Zeit mit den noch verstärkt wird und zu Kollapserscheinungen
zuständigen Bundesressorts behandelt werden. führen kann.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1595

Vizepräsident Schoettle: Noch eine Frage, Vorschriften des für die Kriegsopfer geltenden Bun-
Herr Abgeordneter Hammersen! desversorgungsgesetzes richtet. Darüber hinaus er-
halten die Eltern lediger Soldaten, die bei der Aus-
Hammersen (FDP) : Herr Bundesminister, darf übung des Wehrdienstes besonders gefährdet und
ich Sie fragen, ab Sie trotz dieser Wiederholung infolge eines Unfalls in diesem Dienst verstorben
Ihrer negativen Stellungnahme dieses Problem sind, unter den Voraussetzungen des § 63 des Sol-
doch noch einmal im Einvernehmen mit den inter- datenversorgungsgesetzes eine einmalige Unfallent-
essierten Ressorts der Bundesregierung prüfen wol- schädigung bis zur Höhe von 20 000 DM.
len, nachdem mir z. B. eine sehr positive Stellung- Es trifft also einerseits nicht zu, daß Eltern von
nahme des Bundesministeriums des Innern bekannt an den Folgen einer Wehrdienstbeschädigung ver-
ist? storbenen Soldaten keinerlei Entschädigung oder
Unterstützung erhalten. Andererseits verweise ich
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- auf den erklärten Willen des Gesetzgebers, die Ver-
Ich kenne diese Stellungnahme nicht; aber es hat ja sorgung der Soldaten der früheren Wehrmacht und
keinen Zweck, daß wir uns, nachdem wir jetzt dar- die Versorgung der Soldaten — bzw. ihrer Ange-
auf hinarbeiten und uns entschlossen haben, darauf hörigen — der heutigen Bundeswehr nach denselben
hinzuarbeiten, die Arzteinsatzwagen einzusetzen, Grundsätzen und nach denselben Bestimmungen zu
auf die Möglichkeiten der Bergung von Unfallver- regeln. Eine unterschiedliche Versorgung dieser bei-
letzten durch Hubschrauber verlegen. Für den Fall, den Personenkreise ist vom Gesetzgeber ausdrück-
daß irgendwo ein Hubschraubereinsatz möglich ist, lich abgelehnt worden. Bei einer Änderung der Ver-
ist ja bekannt, daß wir uns an die Bundeswehr wen- sorgungsbestimmungen für den zweiten Personen-
den können, um den Hubschraubereinsatz durchzu- kreis ergibt sich automatisch auch die Frage einer
führen, wie es sich (bei der Flutkatastrophe in Nord- Änderung der Bestimmungen für den ersten
deutschland ja in bester Weise gezeigt hat. Die Personenkreis.
Verwendung der Arzteinsatzwagen wird aber auch
von den ärztlichen Stellen für durchaus richtig ge- Mir ist jedoch bekannt, daß in vielen Fällen eine
halten. So hat sich z. B. eine große Untersuchung Elternversorgung nach dem Dritten Teil des Sol-
über diese Frage, die vor einiger Zeit unter dem datenversorgungsgesetzes in Verbindung mit dem
Vorsitz des Professors Bürkle de la Camp stattge- Bundesversorgungsgesetz nicht gewährt werden
funden hat, ausdrücklich auch für diese Arzteinsatz- kann, nämlich dann, wenn die Ernährereigenschaften
wagen ausgesprochen. dem verstorbenen Soldaten und eine gewisse Be-
dürftigkeit der Eltern fehlen. Diese Voraussetzungen
können im Einzelfall bei den Eltern junger Soldaten
Vizepräsident Schoettle: Keine weitere Frage! im Zeitpunkt des Todes noch nicht vorliegen. Sobald
Ich rufe nun die Fragen aus dem Geschäftsbereich sie aber später, insbesondere bei vorgerücktem
des Bundesministers der Verteidigung auf. Diese Alter der Eltern, erfüllt sind, steht den Eltern die
Fragen werden vom Bundesminister der Verteidi- Versorgung zu.
gung selber beantwortet. Die erste Frage stellt Herr In diesem Zusammenhang ist festzustellen, daß
Abgeordneter Reichmann: die Voraussetzungen für eine Elternversorgung im
Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß Eltern, Versorgungsrecht der Soldaten erheblich weiter ge-
deren Söhne (auch einzige Söhne) im Wehrdienst als Soldaten
der Bundeswehr tödlich verunglückten, keinerlei Entschädigung faßt sind als im gesamten übrigen Sozial- und Ver-
oder Unterstützung erhalten, sofern die Soldaten nicht privat sorgungsrecht und auch im bürgerlichen Recht.
in einer Lebensversicherung versichert waren?
Das Bundesministerium der Verteidigung hat dar-
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Herr über hinaus mit einer Gruppe namhafter Lebens-
Präsident, ich bitte, die Fragen 1 und 2 desselben versicherungsgesellschaften einen besonderen Rah-
Fragestellers zusammenzufassen, weil sie in der menvertrag über Lebensversicherungen für Soldaten
Antwort inhaltlich zusammengehören. der Bundeswehr abgeschlossen, der augenblicklich
dem Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und
Bausparwesen zur Genehmigung vorliegt. Mit die-
Vizepräsident Schoettle: Das dürfte zweck- sem Vertrag soll dem Soldaten besonders in Fällen,
mäßig sein. Ich rufe dann auch die zweite Frage des in denen eine Wehrdienstbeschädigung nicht gege-
Abgeordneten Reichmann auf: ben ist, ermöglicht werden, im Wege der freiwilligen
Hält die Bundesregierung es nicht für notwendig, die Bundes- Eigenvorsorge zu günstigen Prämiensätzen selbst
wehrsoldaten rechtzeitig über das Lebensrisiko aufzuklären, da-
mit sie eine private Lebensversicherung abschließen können, so- zusätzlich etwas für die Alters- und Hinterbliebe-
lange eine gesetzliche Regelung für tödliche Unfälle nicht vor-
liegt? nensicherung zu tun. Sobald die Genehmigung die-
ses Rahmenvertrags vorliegt, wird den Soldaten in
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Ich geeigneter Form die Möglichkeit zum Abschluß eines
gebe auf die beiden Fragen folgende Antwort. solchen Vertrages bekanntgemacht werden.
Wenn ein Soldat im Wehrdienst tödlich verun- Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter
glückt, wird es sich regelmäßig um eine Wehrdienst- Reichmann zu einer Zusatzfrage!
beschädigung handeln. In diesem Falle erhalten die
Hinterbliebenen, also auch die Eltern, die im Dritten Reichmann (FDP) : Herr Bundesminister, ist
Teil des Soldatenversorgungsgesetzes geregelte Ihnen bekannt, daß infolge der Härten, die dadurch
Versorgung, die sich in ihrem Umfange nach den entstehen, daß die gesetzlichen Voraussetzungen,
1596 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962
Reichmann
also die Ernährereigenschaft und die Bedürftigkeit, Zu 1. Nach § 1 Abs. 2 des Landbeschaffungsgeset-
nicht gegeben sind, die Bundeswehr sich veranlaßt zes soll sich die Stellungnahme der Landesregierung
sah, durch Sammlungen über das Soldatenhilfswerk 'im Raumordnungsverfahren insbesondere auch 'dar-
diese Härtefälle durch eine allerdings bescheidene auf erstrecken, ob das Vorhaben aus Grundbesitz
Beihilfe etwas zu mildern? der öffentlichen Hand befriedigt werden kann. In
gleicher Weise bestimmt § 11 des Landbeschaffungs-
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Mir ist gesetzes, daß ein Enteignungsantrag erst gestellt
eine Reihe von Fällen durch persönliche Zuschriften werden soll, wenn Grundstücke, die für das beab-
bekannt geworden. Es ist allerdings unmöglich, alle sichtigte Vorhaben geeignet sind, im Eigentum von
möglichen Fälle, auch alle möglichen Härtefälle, Bund, Ländern und sonstigen Körperschaften des
durch eine ausreichende vorausblickende gesetzliche öfentlichRsudgleichztn
Regelung auszuschöpfen. Das Soldatenhilfswerk ist juristischen Personen nicht vorhanden sind.
seinerzeit durch General Heusinger, General Rötti- Auf Grund dieser Bestimmungen hält sich die
ger, andere Herren und mich geradezu zu dem Bundesregierung für verpflichtet, bei Grundstücks-
Zweck gegründet worden — und auch seine Gem ein- bedarf für Verteidigungszwecke in erster Linie auf
nützigkeit ist anerkannt worden —, damit in den Gelände der öffentlichen Hand zurückzugreifen, auch
Fällen, wo eine gesetzliche Regelung nicht möglich wenn diese aufgeforstet sind oder sich zur Auffor-
ist, weil das Gesetz nicht jedem Einzelfall ange- stung eignen.
paßt werden kann, trotzdem eine einigermaßen aus-
reichende Hilfe gewährt werden kann. Zu 2. Diese Frage ist zu bejahen. Die Verpflich-
tung, die für Verteidigungszwecke benötigten
Grundstücke nach Möglichkeit freihändig zu erwer-
Vizepräsident Schoettle: Noch eine- Zusatz-
frage, Herr Abgeordneter Reichmann! ben, ist in § 2 des Landbeschaffungsgesetzes aus-
drücklich niedergelegt. Entsprechend dieser Ver-
pflichtung hat der 'Bund bei der Landbeschaffung für
Reichmann (FDP) : Herr Bundesminister, sehen Verteidigungszwecke nur einen verschwindend ge-
Sie keine Möglichkeit im Milliardenetat Ihres Hau- ringen Teil der benötigten Grundstücke im Wege
ses, diese Beihilfe den betroffenen Eltern oder der Enteignung erworben. In der Zeit vom 1. April
Frauen aus einem Härtefonds zu gewähren? 1950 bis zum 31. Dezember 1961 sind für Aufgaben
'der Stationierungsstreitkräfte, der Bundeswehr und
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Wenn der NATO insgesamt etwa 34 500 Erwerbsfälle ab-
ein solcher Titel in den Haushalt aufgenommen wird, gewickelt worden, davon etwa 1350 im Wege der
ist das nicht ohne weitere Konsequenzen auch bei Enteignung. Danach beträgt die Zahl der Enteig-
anderen Haushalten möglich. Ich wäre aber sehr nungsfälle weniger als 5 % der Erwerbsfälle. Auf
dankbar, wenn der Haushaltsausschuß mir einen die Bundeswehr entfallen etwa 7000 Erwerbsfälle,
solchen Titel bewilligte. davon 134 Enteignungen. Das sind 2 % der Fälle,
mit denen die Bundeswehr zu tun hat.
Vizepräsident Schoettle: Keine weitere Frage. Zu 3. Den durch die Landbeschaffung betroffenen
Ich rufe auf die Frage X/3 — des Herrn Abge- Eigentümern ist nach § 18 des Landbeschaffungsge-
ordneten Wächter —: setzes der gemeine Wert, d. h. der Verkehrswert,
Ist die Bundesregierung der Meinung, daß sie bei der Land- zu zahlen.
beschaffung für Kasernen und Truppenübungsplätze nur dann
Privatbesitz in Anspruch nehmen sollte, wenn Staatsbesitz, auch Den Dienststellen der Bundesvermögensverwal-
wenn er aufgeforstet ist bzw. sich zur Aufforstung eignet, nicht
zur Verfügung steht? tung, die den Grunderwerb für Verteidigungszwecke
tätigen, ist bis in die neueste Vergangenheit mehr-
Bitte, Herr Minister!
fach vorgeworfen worden, daß sie bei Grunder-
werbsverhandlungen kleinlich verfahren, zu geringe
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Darf Kaufpreise anbieten und dadurch den Grunderwerb
ich auch hier den Vorschlag machen, die drei Fragen verzögern.
des Abgeordneten Wächter bei der Beantwortung
Ich hatte infolge einer Reihe von Zuschriften, die
zusammenzufassen.
an den Minister persönlich gerichtet waren, Gele-
genheit, solchen Fällen nachzugehen und den Ver-
Vizepräsident Schoettle: Das wird wohl zweck- such zu machen zu vermitteln. Darunter waren auch
mäßig sein. Ich rufe also auch die Fragen X/4 und solche Fälle, in denen der Regierungspräsident einen
X/5 — des Herrn Abgeordneten Wächter — auf: höheren Preis festgelegt hatte, als die Bundesver-
Ist die Bundesregierung gewillt, bei der Landbeschaffung für mögensverwaltung hernach zu zahlen bereit war.
Kasernen und Truppenübungsplätze alle Verhandlungsmöglich-
keiten mit den Eigentümern auszuschöpfen, bevor sie zur Ent- Allerdings spielt hier auch die Frage der Prüfung
eignung und Besitzeinweisung nach dem Landbeschaffungsgesetz durch den Rechnungshof eine gewisse Rolle.
schreitet?
Ist die Bundesregierung bereit, bei der Landbeschaffung für
Kasernen und Truppenübungsplätze den Eigentümern angemes-
Demgegenüber ist — ich darf Sie an die Debatte
sene Entgelte anzubieten, um langwierige und kostspielige Pro- vom 6. April dieses Jahres in diesem Hause erin-
zesse zu vermeiden?
nern — von parlamentarischer Seite der Vorwurf
erhoben worden, daß das Bundesministerium für
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Auch Verteidigung Grundstückspreise zahle, die wesent-
diese Fragen stehen in einem inneren Zusammen- lich über den ortsüblichen Preisen lägen und da-
hang. Ich beantworte sie folgendermaßen: durch den örtlichen Grundstücksmarkt nachteilig b e-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1597
Bundesverteidigungsminister Strauß
einflußten. Ich darf insoweit auf meine im Protokoll Vizepräsident Schoettle: Frage X/6 — des
des Deutschen Bundestages niedergelegte Antwort Herrn Abgeordneten Dröscher —:
von damals verweisen. Ich habe darauf hingewiesen,
Warum ist es nicht möglich, die schweren Kettenfahrzeuge
daß meistens der gegenteilige Vorwurf erhoben der Artillerieschule Idar-Oberstein, soweit sie zu regelmäßigen
wird. bBÜenuaötgimwrfdho,lPzs
Truppenübungsplatz zu stationieren, um so die auch ohne Pan-
zerfahrzeuge schon schlechten Verkehrsverhältnisse in der Enge
Zu diesen verschiedenen Auffassungen kann ich der Innenstadt nach Möglichkeit zu verbessern?
nur erklären, daß die mit der Landbeschaffung be-
auftragten Stellen angewiesen sind und sich bemü- Bitte, Herr Minister!
hen, bei den Grundstücksverhandlungen „ohne un-
angebrachte Kleinlichkeit" — um ein wörtliches Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Die
Zitat aus dem Erlaß zu nehmen — den gerechten Stationierung der in der Frage angesprochenen Ket-
Preis zu ermitteln und anzubieten. Die geringe Zahl tenfahrzeuge auf dem Truppenübungsplatz Baum-
von Enteignungsfällen — bei der Bundeswehr 2 °/o holder ist nicht möglich, da die dortigen Unter-
der Erwerbsfälle — läßt den Schluß zu, daß bei der künfte unzureichend sind, ferner die Wartung und
des Bundes die Belange der bishergnPpoltk Instandsetzung der Fahrzeuge in Baumholder nicht
betroffenen Eigentümer im großen und ganzen ange- durchgeführt werden kann, außerdem die Fahrzeuge
messen berücksichtigt worden sind. in der Kaserne Idar-Oberstein zur Ausbildung be-
nötigt werden.
Ich bin mir der Problematik, Herr Abgeordneter,
auch aus persönlicher Kenntnis einiger Fälle in Um den Truppenübungsplatz Baumholder unter
meinem Wahlkreis sehr wohl bewußt. In all diesen Umgehung der Stadt Idar-Oberstein zu erreichen, ist
Fällen hat sich ergeben, daß das Nachbargrundstück, ein Umweg von 45 km erforderlich. Wegen Material-
das genausowenig Bauland oder Bauerwartungsland Überbelastung und Zeitverlustes ist diese Lösung
war, aus irgendwelchen Gründen privat zu wesent- nicht tragbar.
lich höheren Preisen abgesetzt werden konnte, als Um die Stadt Idar-Oberstein zu entlasten, ist je-
es bei dem Verkauf an den Bund möglich war. Aller- doch seit längerem der Bau einer Panzerstraße zur
dings ist es dem Bund auch bei wohlwollendster Umgehung der Durchfahrt der Stadt vorgeschlagen
Auslegung der rechtlichen Bestimmungen und bei worden. Sie ist bis heute nicht zur Ausführung ge-
Inkaufnahme der Kritik des Rechnungshofs nicht kommen, weil wegen der schwierigen Geländebe-
möglich, alle im zivilen wirtschaftlichen Leben er- schaffenheit eine Entscheidung über die Trassenfüh-
zielbaren Preise seinerseits zu zahlen. rung durch die Landes-Bauabteilungen und die Stra-
ßenbauverwaltung von Rheinland-Pfalz erst vor kur-
Vizepräsident Schoettle: Noch eine Frage, zem erfolgen konnte. Mit dem Beginn der Arbeiten
Herr Abgeordneter Wächter? im Bereich des sogenannten Hammersteiner Weges
ist in Kürze zu rechnen.
Wächter (FDP) : Ist die Bundesregierung bereit,
bei der Bemessung solcher Entgelte außer dem Gut- Vizepräsident Schoettle: Eine weitere Frage
achten der Bundesvermögensverwaltung gleichzeitig des Herrn Abgeordneten Dröscher.
die Gutachten der zuständigen Landwirtschaftskam-
mer und der zuständigen Berufsorganisation, also
Dröscher (SPD) : Herr Verteidigungsminister, be-
des Bauernverbandes, mitzuberücksichtigen?
steht nicht die Möglichkeit, wenigstens eine Batterie
auf dem Platz, und sei es behelfsmäßig, zu stationie-
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Solche ren, damit nicht alltäglich diese Verkehrsstockungen
Gutachten sind in besonders schwierigen Einzelfäl- dort auftreten?
len, wenn meine Erinnerung richtig ist, eingeholt
worden. Auch hier sind Differenzen zu den vom Re-
gierungspräsidenten vorgeschlagenen und den von Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Ich
der Bundesvermögensverwaltung im Rahmen ihres darf diese Anregung prüfen und Ihnen Bescheid
pflichtgemäßen Ermessens für möglich gehaltenen geben.
Preisen aufgetreten.
Vizepräsident Schoettle: Frage X/7 — des
Vizepräsident Schoettle: Noch eine Frage? Herrn Abgeordneten Schmidt (Würgendorf) — :

Besteht seitens des Bundesverteidigungsministeriums die Mög-


lichkeit, die in den letzten Wochen über dem dichtbesiedelten
Wächter (FDP) : Sind der Bundesregierung Fälle Gebiet des Siegerlandes bis zur Unerträglichkeit gesteigerten
bekannt, in denen für die Bundeswehr Gelände zu Belästigungen beim Durchstoßen der Schallmauer durch Militär-
flugzeuge zu unterbinden?
Übungszwecken angekauft wurde, welches schon zur
Zeit des Ankaufs teilweise oder ganz unter Land- Bitte, Herr Minister!
schaftsschutz stand und welches deshalb für seinen
eigentlichen Zweck nicht verwendet werden kann? Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Die
Einsatzaufgaben zur Erhaltung der Verteidigungsbe-
Strauß, Bundesminister der Verteidigung: Ich reitschaft erfordern auch Flugübungen, bei denen
bitte, diese Frage schriftlich beantworten zu dürfen. Überschall-Geschwindigkeiten erreicht werden.
Ich weiß aus dem Gedächtnis keinen speziellen Fall; Nicht nur über dem Siegerland, sondern auch über
aber ich kann mir durchaus vorstellen, daß es einige der gesamten Bundesrepublik, ja auch über den be-
Fälle dieser Art gibt. nachbarten Ländern sind daher Belästigungen durch
1598 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962
Bundesverteidigungsminister Strauß
schallbrechende Düsenflugzeuge nicht immer zu ver- — Sie beziehen sich auf den Schriftlichen Bericht.
meiden.
Dann treten wir in die zweite Beratung ein. Ich
Der Luftraum über der Bundesrepublik wird nicht eröffne die Aussprache. Wird das Wort gewünscht?
nur durch deutsche, sondern auch durch die Militär- — Das ist nicht der Fall.
flugzeuge unserer NATO-Partner beflogen. Die deut-
schen Einsatzflugzeuge unterstehen in bezug auf ihre Ich rufe auf den Art. 1. Dazu liegt ein Änderungs-
taktische und fliegerische Aufgabenstellung dem antrag der Abgeordneten Dr. Besold, Dr. Schwörer,
NATO-Oberkommando; insofern besteht bei der Freiherr von Kühlmann-Stumm und Genossen auf
eigentlichen Auftragserteilung nur ein beschränkter Umdruck 138 vor. Wird dieser Änderungsantrag be-
deutscher Einfluß. gründet? — Das Wort hat der Abgeordnete Besold.
Unter anderem gelten in der Bundesrepublik für
Überschallflüge bestimmte Mindestflughöhen. So Dr. Besold (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
dürfen Bundeswehr-Flugzeuge die Schallmauer nur Damen und Herren! Die Initiatoren des Änderungs-
in Flughöhen oberhalb 30 000 Fuß — (ca. 9000 Me- antrages auf Umdruck 138 haben sich erlaubt, diesen
ter) — durchstoßen. Außerdem ist der Flugweg so Antrag erst jetzt zu stellen, weil sie sich bei der
einzurichten, daß dichtbesiedelte Gebiete nicht vom Beratung des Finanzausschusses in Berlin noch nicht
Druckkegel unmittelbar berührt werden. Darüber über die Auswirkung der in dieser Gesetzesvorlage
hinaus sind für die deutsche Luftwaffe noch erheb- vorgesehenen Förderung der Filmproduktion im
liche Einschränkungen für Flüge an Sonn- und Feier- klaren gewesen sind. Sie haben sich damals auch
tagen eingeführt worden. der Stimme enthalten.
Da der Schallknall als physikalische Erscheinung Mit der in diesem Änderungsantrag begehrten
sich sowohl in Flugrichtung als auch senkrecht dazu Korrektur soll die Konkurrenzfähigkeit der west-
ausbreitet, kann ein in größerer Höhe fliegender deutschen technischen Filmbetriebe und der west-
Düsenpilot nicht mit Sicherheit die Einwirkung auf deutschen Filmproduktion ermöglicht werden. Die
besiedelte Gebiete ganz vermeiden, zumal das Durch- bisher — also vor der Gesetzesvorlage — für Ber-
brechen der Schallmauer bis zu etwa 25-40 km Ent- lin tatsächlich durchgeführte Förderung in Form ver-
fernung wahrnehmbar ist und größere unbewohnte billigter ERP-Mittel und in Form von Umsatzsteuer-
Gebiete in der Bundesrepublik kaum existieren. präferenzen bezüglich der technischen Arbeiten hat
Befehle über terminmäßige Belehrungen, eine nämlich dazu geführt, daß die Berliner Filmindustrie
ständige Unterrichtung über die Bestimmungen für gegenüber der westdeutschen Filmproduktion in
den Flugbetrieb und die Ahndung nachgewiesener keiner Weise benachteiligt war. Aus der offiziellen
Verstöße gegen die fliegerische Zucht und Ordnung SPIO-Statistik in Berlin bis zum 1. Dezember 1961
sind die militärischen Möglichkeiten, eine vorsätz- ergibt sich, daß 24 Filme in Berlin und 19 Filme im
liche oder leichtfertige Belästigung einzuschränken übrigen Bundesgebiet gedreht worden sind. Bis zum
oder zu verhindern. Sie werden von den zuständigen 31. Dezember 1961 haben sich die Zahl für Berlin
NATO-Kommandobehörden für ihren Befehlsbereich auf 28 und die Zähl für das übrige Bundesgebiet auf
in der gleichen Weise wie in der Bundeswehr ge- 29 erhöht. Das bedeutet, daß schon mit den bisheri-
handhabt. gen Förderungsmitteln trotz der Berlin-Krise nahezu
50 % der in den deutschen Ateliers hergestellten
Spielfilme in Berlin gedreht worden sind.
Vizepräsident Schoettle: Zusatzfragen werden
nicht 'gestellt. Damit ist die Fragestunde beendet. Die jetzige Gesetzesvorlage sieht weitere Förde-
Die noch nicht beantworteten Fragen werden schrift- rungsmaßnahmen vor. Nach ihr soll der Berliner
lich beantwortet. Produzent von der Umsatzsteuer in Höhe von 4 %
für alle Einspielergebnisse befreit werden, die auf
Ich rufe auf den Punkt 4 der Tagesordnung: ihn treffen. Weiter sieht die Vorlage vor, daß auch
die Umsatzsteuerrückvergütung in Höhe von 4 %
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs für den westdeutschen Verleiher gestrichen wird.
eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung Der Änderungsvorschlag bezweckt, die Steuerbe-
des Gesetzes zur Förderung der Wirtschaft freiung von der Umsatzsteuerrückvergütung für den
von Berlin (West) und des Steuererleichte- westdeutschen Verleiher wegfallen zu lassen, weil
rungsgesetzes für Berlin (West) (Drucksachen einerseits sonst das Konkurrenzgefälle zugunsten
IV/146, IV/435); der Berliner Produktion so groß wird, daß für die
filmtechnischen Betriebe in Westdeutschland eine
a) Bericht des Haushaltsausschusses (.13. Aus- Existenzgefahr besteht, weil andererseits mit der
schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung schon vor Erlaß dieses Gesetzes gewährten Steuer-
(Drucksache IV/546) befreiung von 4 % für den Berliner Unternehmer
b) Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses bei Kopierarbeiten die Erleichterung so ausreichend
(14. Ausschuß) (Drucksachen IV/538, zu ist, daß die Filmproduktion in Berlin weiter gesichert
IV/538) ist.
(Erste Beratung 14. und 33. Sitzung). Meine Damen und Herren, wir alle sind uns wohl
klar darüber, daß das Gesetz zur Förderung der
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Toussaint.
Wirtschaft in Berlin und hier im besonderen der
(Abg. Dr. Toussaint: Ich beziehe mich auf Filmwirtschaft doch den einen Sinn und den einen
den Schriftlichen Bericht!) Zweck hat, durch eine gesunde westdeutsche Wirt-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1599
Dr. Besold
schaft Berlin zu fördern und zu stützen. Es ist aber Dr. Gradl (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
in diesem Hause — man darf sagen — amtsbekannt, Damen und Herren! Für meine Fraktion darf ich zu
daß zur Zeit in der Filmwirtschaft eine Krise dem Antrag auf Umdruck 138 und zu dem, was mein
herrscht, und wir haben ja auch in diesem Hause, Kollege Besold soeben gesagt hat, folgendes sagen.
beschickt von allen Parteien, eine große Diskussion Läßt man die Worte des Herrn Kollegen Besold auf
gehabt, die das deutlich zu erkennen gab. Wenn sich wirken, könnte man meinen, der Berliner Film-
dem so ist und die Stärke, die Solidarität und die wirtschaft gehe es eigentlich recht gut. Er sprach
Gesundheit der Filmwirtschaft in Deutschland zur sogar von der Möglichkeit, daß sich eine Art Mono-
Zeit krisenhaft ist, dann kann eine solche zusätzliche polisierung des deutschen Films in Berlin abzeich-
Belastung nicht im Sinne eines Förderungsgesetzes nen könne. Herr Kollege Besold, leider oder Gott sei
sein. Dank, wie Sie wollen, ist es nicht so. Der Berliner
Meine Damen und Herren, ich möchte darauf hin- Filmwirtschaft geht es keineswegs so gut. Ihre Lage
weisen, daß bei einem Film, der z. B. 1 Million ko- ist keineswegs so hervorragend, wie man es nach
Ihren Ausführungen annehmen könnte.
stet, der Anteil der Atelierkosten 25 bis 30 % aus-
macht; das würden 250 000 bis 300 000 DM sein. Die Berliner Filmwirtschaft war von jeher ein
Fallen zweimal 4 %, wie im Gesetz vorgesehen, an ganz wesentlicher Bestandteil der Berliner Wirt-
Vergünstigungen von 1 Million beim Produzenten schaft überhaupt. Mehr noch: sie gehört zum Leben
und Verleiher an, so würde das 80 000 DM bedeuten. Berlins. Sie ist irgendwie ein Bestandteil des Lebens-
Das würde, bezogen auf die Atelierleistungen, 25 bildes Berlins. Diese Berliner Filmwirtschaft ist ins-
bis 30 % ausmachen. Um diese 25 bis 30 % müßten besondere seit 1945 zweifach belastet, einmal durch
also die westdeutschen filmtechnischen Betriebe ge- die allgemeine Krisensituation der Filmwirtschaft in
genüber Berlin billiger sein, um konkurrieren zu der ganzen Welt, insbesondere natürlich auch der
können. Gewiß werden Sie alle einsehen, daß ein deutschen Filmwirtschaft. Hinzu kommt aber noch
solches Konkurrenzgefälle nicht gesund ist und ver- der besondere politische Standortnachteil, der auf
hindert werden muß. Ich stehe nicht an, eindeutig zu der Berliner Wirtschaft lastet.
erklären: Wenn die weitere Entwicklung zeigt, daß
die Lage der westdeutschen Filmproduzenten so gut Diesen besonderen politischen Standortnachteil zu
überwinden, Herr Kollege Besold, ist der Sinn der
und so gesund wird, daß sie auch diese 4 % für die
Umsatzsteuervergünstigung, die wir in diesem
Verleiher in Westdeutschland noch tragen können,
neuen Berlinförderungsgesetz vorsehen. Man muß
kann immer noch eine Verbesserung von seiten der
diesen Standortnachteil von zwei Seiten angehen,
westdeutschen Filmwirtschaft zugunsten der Berliner
einmal am Ort des Produzenten selbst, für den Pro-
Filmwirtschaft beschlossen werden. Im augenblick-
duzenten, für den Hersteller in Berlin, auf der an-
lichen Zeitpunkt würde aber diese gesetzliche Maß-
deren Seite in Westdeutschland im Bezieher- oder
nahme eine echte Existenzgefährdung der filmtech-
in diesem Falle im Verleiherkreis. Auch hier muß
nischen Betriebe in Westdeutschland bedeuten und
ein zusätzlicher Anreiz gegeben werden zum Sprung
auch zu einer Monopolisierung der Filmproduktion
über die politische Schwelle, die zwischen West-
in Berlin führen, was wir doch alle und auch die Ber-
deutschland und Berlin auch für den in Berlin herge-
liner Bevölkerung sicher nicht wollen. Das würde
stellten Filme liegt. Das ist der Sinn der Umsatz-
also eine Beeinträchtigung der Ateliers in Hamburg,
steuervergünstigungen, die in diesem Gesetz für die
in Wiesbaden, in Bendestorf in Niedersachsen, in Filmwirtschaft Berlins vorgesehen sind.
Remagen und in München bedeuten.
Herr Kollege Besold, wir haben in diesem Hohen
Ich möchte ausdrücklich betonen, daß dieser Ände- Hause bereits eine Debatte über die Situation der
rungsvorschlag, den wir eingereicht haben, keinen Filmwirtschaft am 14. Februar gehabt, wie Sie wis-
roten Heller von den in diesem Gesetz für die Berlin- sen. Wir haben dann im April den Bericht der Bun-
Hilfe zur Verfügung gestellten 475 Millionen be- desregierung über die Situation der deutschen Film-
ansprucht. Dieser Änderungsvorschlag gefährdet wirtschaft bekommen. Wir alle sind uns darüber
also die Deckungsvorlage in keiner Weise. Das klar und einig, daß zur Sanierung der deutschen
allein berechtigt wohl auch schon, diesen Antrag Filmwirtschaft, des deutschen Films mancherlei ge-
zu stellen. schehen muß. Aber das wird ein langwieriger Pro-
Lassen Sie mich noch einen 'Satz dazu sagen. Die zeß sein, das wird nicht von heute auf morgen
sen hoch honorierten wirtschaftlichen Hilfestellun- gehen. Mit der Hilfe, die für die Berliner Filmwirt-
gen und Hilfeleistungen für Berlin steht noch ein schaft vorgesehen ist, soll im Grunde nichts weiter
weiter Raum zur Verfügung, in dem die westdeut- erreicht werden, als daß die Berliner Filmwirtschaft
sche Bevölkerung und die gesamte westdeutsche In- überhaupt solange existent, gewissermaßen am
dustrie und Wirtschaft durch nicht honorierte frei- Leben erhalten wird, damit sie den Anschluß an die
willige Leistungen mit aus echtem nationalem Ver- von uns allen erstrebte und erhoffte Sanierung des
antwortungsbewußtsein geleisteten Hilfestellungen deutschen Films insgesamt erreicht. Das ist der Sinn
Berlin weiter fördern können. — Ich bitte, diesen dieser Umsatzsteuervergünstigungen. Deshalb legen
Änderungsantrag anzunehmen. wir Wert darauf, daß die Umsatzsteuervergünsti-
gungen in diesem Berlinförderungsgesetz bleiben.
(Beifall bei der CDU /CSU.) Ich bitte deshalb namens meiner Fraktion, diesen
Antrag abzulehnen.
Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der Ich wäre auch dankbar, wenn man nun auch von
Abgeordnete Dr. Gradl. anderen Einzelanträgen absehen würde. Wir wollen
1600 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Gradl
doch vermeiden, uns in dieser letzten Stunde der würde, wenn der Antrag des Herrn Kollegen
Verabschiedung dieses Gesetzes hier über Einzel- Besold auf Umdruck 138 angenommen würde.
heiten vielleicht noch auseinanderzureden und da- Wenn der westdeutsche Abnehmer eines in Ber-
durch das zu stören, was wir alle gemeinsam errei- lin hergestellten Filmes diesen Film im Bundes-
chen wollen, nämlich die Verabschiedung dieses Ge- gebiet käuflich erwirbt, dann ist er voll präferiert.
setzes auch zu einer geschlossenen Bekundung des Wenn er aber diesen Film nur ausleiht, wenn der
Willens dieses Hohen Hauses für Berlin werden zu Film also nur verliehen wird, wird ihm bei wirt-
lassen. schaftlich gleichem Sachverhalt eine wesentlich ge-
(Beifall bei der CDU/CSU.) ringere Präferenz, nämlich nur die Hälfte, zugestan-
den. Meine Damen und Herren, es ist außerordent-
lich fraglich, ob durch Ihren Antrag die Gleichmäßig-
Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der keit der Behandlung wirtschaftlich gleicher Tat-
Abgeordnete Dr. Seume. bestände, nämlich Herstellung in Berlin und Ver-
bringung in das Bundesgebiet bzw. Auswertung im
Dr. Seume (SPD) : Herr Präsident! Menne Damen Bundesgebiet, noch gewährleistet ist.
und Herren! Namens meiner Fraktion unterstütze Ich bitte Sie daher, ebenfalls namens meiner Frak-
ich die Ausführungen von Herrn Kollegen Dr. Gradl tion, um Ablehnung des Antrags auf Umdruck 138.
auf das Nachdrücklichste. Ich muß außerdem be-
tonen, daß die Mitteilungen, die Herr Kollege (Beifall bei der SPD.)
Dr, Besold über die Berliner Filmindustrie gemacht
hat, im wesentlichen nicht zutreffend sind. Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der
Gestatten Sie, meine Damen und Herren, daß ich Abgeordnete Dr. Besold.
Sie auf den Bericht der Bundesregierung über die
Situation der deutschen Filmwirtschaft, vorgelegt in Dr. Besold (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
Drucksache IV/366, verweise. Hier stellt die Bundes- Damen und Herren! Ich möchte ganz kurz auf die
regierung zur besonderen Lage der Berliner Film- vorherigen Ausführungen erwidern.
wirtschaft fest, daß die Filmherstellung in Berlin von
47 Filmen = 41,1 % der Gesamtproduktion dm Jahre Wenn ich davon gesprochen habe, daß die Film-
1958 auf 32 Filme = 34 % der Gesamtproduktion im wirtschaft von einer Krise erfaßt ist, so ist damit
Jahre 1960 zurückgegangen ist. Selbstverständlich selbstverständlich auch die Berliner Filmwirtschaft
ist auch die Produktion im übrigen Bundesgebiet gemeint. Die gesamte Filmwirtschaft steht in einer
zurückgegangen Aber die Bundesregierung stellt Krise.
ausdrücklich fest, daß die Ateliers im Bundesgebiet Aber meine Ausführungen gingen dahin, daß die I
in der Regel einen Rückhalt an den Fernsehproduk- schon bisher durchgeführten Stützungsmaßnahmen
tionen der Rundfunkanstalten haben, die zum größ- für Berlin ausreichten, Berlin auf einer Filmproduk-
ten Teil an den Ateliergesellschaften beteiligt sind. tionshöhe zu halten, die besser ist als die der ver-
Dieser Rückhalt — auch diese Feststellung wird in gleichbaren westdeutschen Filmproduktionsstätten.
dem Bericht getroffen — fehlt den Berliner Ateliers. Das bezeugt, daß die bisher getroffenen Maßnahmen
Die Bundesregierung stellt weiter fest, daß Berlin schon gut gewesen sind. Darüber hinaus werden in
stets der wichtigste Platz des deutschen Films ge- dem jetzigen Gesetz noch weitere Hilfsaktionen
wesen ist. vorgesehen, nämlich die Befreiung des Berliner
Unter Würdigung all dieser Gesichtspunkte ist die Unternehmers von der Umsatzsteuer für die ge-
Bundesregierung entschlossen, Berlin durch Sonder- samten Einspielergebnisse, die ihm zustehen, d. h.
maßnahmen zu fördern. Sie steht auf dem Stand- von den gesamten Herstellungskosten, die in und
punkt — ich darf das mit Genehmigung des Herrn außerhalb Berlins anfallen. Bisher bestand Umsatz-
Präsidenten aus dem Bericht zitieren —, steuerfreiheit für Kopier- und Synchronleistungen.
daß aus kulturpolitischen, allgemeinpolitischen Dazu kommt jetzt, daß die ERP-Mittel für die
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten, die für Förderung des Berliner Films von einer Million auf
die Bundeshauptstadt Berlin gelten, Maßnahmen drei Millionen DM erhöht worden sind, wobei die
auch auf dem Gebiet des Films ergriffen werden Selbstbeteiligung der Unternehmer nur 10 bis 15
müssen. Sie sieht in der Ausdehnung der Um- Prozent beträgt.
satzsteuerpräferenzen einen geeigneten Weg.
Die Bundesregierung wird sich für eine Berlinhilfe Das sind nach unserer Ansicht Unterstützungs-
in Form der Umsatzsteuerpräferenz einsetzen, die mittel, die angesichts der Lage der gesamtdeutschen
eine weitere finanzielle Hilfe für alle Zweige der Filmwirtschaft eine Existenzgefährdung der west-
Filmwirtschaft in Berlin und in der Bundesrepublik deutschen technischen Filmproduktionsbetriebe be-
bringen wird. deuten müßten, wenn das Gesetz in seiner jetzigen
Form angenommen werden würde. Das kann nicht
Meine Damen und Herren, ich möchte Sie bitten, der Sinn und der Zweck eines Gesetzes zur Förde-
diese wohlüberlegten Absichten und diese zweck- rung der Wirtschaft von Berlin sein. Derjenige, der
entsprechenden Maßnahmen nicht durch Anträge der Förderer ist — und hier sind es die in anderer
wie den in Umdruck 138 vorgelegten zu durch- Konkurrenzlage befindlichen westdeutschen Film-
kreuzen. produktionsstätten — muß so gesund sein, daß er
Gestatten Sie mir, noch ein paar Worte zu der die vorgesehenen Leistungen verträgt. Niemand in
merkwürdigen Rechtslage zu sagen, die enstehen diesem Hause kann das verantwortlich sagen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1601
Dr. Besold
Ich erkläre noch einmal: Wenn die weitere Ent- Heller, nicht einmal ein halber Pfennig aus den zur
wicklung der ganzen Filmwirtschaft — die sich in Verfügung gestellten Mitteln herausgenommen wird;
einrKsbfdt,woüeirunsalmk- (Abg. Dr. Seume: Darauf kommt es in dem
ren sind — günstig verläuft — wozu noch andere Falle doch gar nicht an!)
Momente gehören als Geldunterstützungen; das wis-
sen wir alle —, so kann immer noch die erhöhte denn die Leistung, die hier erbracht würde, würde
Förderung der Berliner Filmwirtschaft, die wir jetzt die ungünstigere Konkurrenz der westdeutschen
halbiert haben, zugesagt werden. Wir können aber Firmen sein! Wird die aber so weit herunterge-
keinesfalls einen Zweig einer westdeutschen Indu- drückt, daß die westdeutschen Produzenten nicht
strie, wie hier die technischen Betriebe der west- mehr existenzfähig sind, dann widerspricht das dem
deutschen Filmproduktion, in ihrer Existenz gefähr- Geist des Berlin-Förderungs- und des Berlin-Hilfe-
den. gesetzes. Das Berlin-Förderungsgesetz beruht auf
(Beifall in der Mitte und rechts.) einer gesunden westdeutschen Wirtschaft und auf
Wirtschaftszweigen, zu denen die westdeutsche
Filmproduktion auch gehört.
Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der
Abgeordnete Dr. Schmidt (Wuppertal). (Beifall bei der CDU/CSU.)

Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) : Herr Prä- Vizepräsident Schoettle: Weitere Wortmeldun-
sident! Meine Damen und Herren! Es mag sicherlich gen liegen nicht vor. Wir kommen zur Abstimmung
das eine oder das andere für die Gesichtspunkte über den Antrag auf Umdruck 138 Ziffer 1. Wer
sprechen, die uns Herr Kollege Besold dargelegt stimmt diesem Antrage zu? — Danke. Die Gegen-
hat. Dabei wird aber übersehen, daß in dieser An- probe! Das letzte war eindeutig die Mehrheit. Der
gelegenheit ein schwer errungener Kompromiß im Antrag ist abgelehnt.
Ausschuß zustandegekommen ist. Auf Umdruck 138 Ziffer 2 liegt ebenfalls ein Än-
Wenn Sie die Regierungsvorlage mit dem ver- derungsantrag zu Artikel 1 vor. Wird dazu das
gleichen, was im Ausschuß beschlossen worden ist, Wort gewünscht?
so werden Sie feststellen, daß im Interesse der
westdeutschen Filmwirtschaft schon die durch- Dr. Besold (CDU/CSU) : Der Änderungsantrag
gehende Umsatzsteuervergütung bis zum letzten Umdruck 138 Ziffer 2 beinhaltet den gesamten An-
Lichtspieltheater unterblieben ist und nur noch der trag. Wenn ein Teil abgelehnt wird, ist auch das
Verleiher mit seiner Weitergabe der Massenkopien Gesamte abgelehnt.
an Dritte begünstigt werden soll.
Damit ist ein Kompromiß erzielt. Wenn man nun Vizepräsident Schoettle: Damit ist also prak-
einmal in einer Frage einen Kompromiß erzielt hat, tisch der Umdruck 138 erledigt?
sollte man sich diesem Kompromiß auch im ganzen (Zustimmung.)
unterwerfen. Wenn wir das nicht tun, führen wir — Gut.
nur eine Auseinandersetzung über das ganze Ge- Auf Umdruck 140 liegt ein Änderungsantrag der
setz herbei; denn daß hier einzelne und auch Grup- Fraktion der SPD zu Art. 1 vor. Wird dieser Antrag
pen eine andere Vorstellung von dieser oder jener begründet? — Frau Abgeordnete Berger-Heise!
Lösung haben, ist selbstverständlich. Gerade das
darf aber in der Frage der Berlinhilfe in unserem
Hause nicht in Erscheinung treten. Das Entschei- Frau Berger-Heise (SPD) : Meine Herren und
dende muß sein, daß wir geschlossen diese Berlin- Damen! Im Namen der sozialdemokratischen Frak-
hilfemaßnahme verabschieden. tion ziehe ich den Änderungsantrag Umdruck 140
zurück.
Deshalb bitte ich Sie, den Antrag Besold abzu-
lehnen.
Vizepräsident Schoettle: Der Änderungsantrag
(Beifall bei der CDU/CSU.)
Umdruck 140 ist zurückgezogen. Wir können dann,
soweit ich sehe, über den ganzen Art. 1 abstimmen.
Vizepräsident Schoettle: Herr Abgeordneter Wer stimmt dem Art. 1 in der Fassung der Vor-
Besold! lage zu?
(Abg. Dr. Seume: Über Art. 1 nicht ganz,
Dr. Besold (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Herr Präsident! Bitte nur bis zu § 6. Bei § 6
Damen und Herren! Ich möchte erklären — ich bitte ich um Einzelabstimmung über Nr. 13!)
glaube, ich kann das mit gutem Grund tun —, daß
meine politischen Freunde aus der CDU/CSU und — Sie meinen die Ziffer 3?
aus der FDP, die diesen Antrag unterschrieben (Abg. Dr. Seume: § 6, Ziffer 3, Nr. 13!)
haben, in keiner Weise daran gedacht haben — und -
auch der Vorschlag beinhaltet das nicht —, einen Wir stimmen dann ab über die Ziffern 1, — 2, --
zustande gekommenen Kompromiß zu gefährden. 2 a. — Wer stimmt diesen Ziffern zu? Ich bitte um
ein Handzeichen! — Danke. Die Gegenprobe! —
(Abg. Dr. Seume: Das tun Sie aber!) Enthaltungen? — Bei einigen Enthaltungen sind
— Nein, meine Damen und Herren, das würde un diese Ziffern angenommen.
ter keinen Umständen hier geschehen; denn ich habe Ich rufe dann die Ziffer 3 des Artikels 1 auf. -
schon gesagt, daß mit diesem Antrag nicht ein roter Herr Abgeordneter Dr. Seume!
1602 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Seume (SPD) : Ich bitte um Einzelabstimmung — Das ist eine etwas schwierige Abstimmung: stich
über Ziffer 3 Nr. 13. bei etwas der Stimme :zu enthalten, was gar nicht
zur Abstimmung steht.
Vizepräsident Schoettle: Ja. (Heiterkeit.)
Dann stimmen wir zunächst — die Vorlage ist Ich stelle nur fest, daß die Vorlage die Ziffer nicht
außerordentlich kompliziert — über die Nrn. 1 bis enthält. — Herr Abgeordneter Seume!
12 des § 6 ab. Wer diesen Nummern zustimmen
will, den bitte ich um das Handzeichen. — Danke.
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
Dr. Seume (SPD) : Herr Präsident, es handelt sich
um eine Ausschußvorlage, und es muß im Plenum
Ohne Gegenstimmen und ohne Enthaltungen ange-
darüber beschlossen werden, ob Nr. 10 nun entfal-
nommen.
len soll. Meine Fraktion wünscht sich bei dieser Ab-
Über Nr. 13 soll getrennt abgestimmt werden. Ich stimmung über das Entfallen der Ziffer 10 zu ent-
sehe zwar den Sinn nicht ganz ein, Herr Kollege, es halten.
liegt kein Änderungsantrag vor — —
(Abg. Dr. Seume: Herr Präsident, meine Vizepräsident Schoettle: Sie helfen mir trotz-
Fraktion wünscht sich zu Nr. 13 der Stimme dem nicht aus dieser Schwierigkeit. — Bitte, Herr
zu enthalten!) Abgeordneter Mommer!

— Ach so. Dann rufe ich die Nr. 13 auf. Wir kom- Dr. Mommer (SPD) : Herr Präsident! Meinte Da-
men zur Abstimmung. Wer stimmt der Nr. 13 zu? — men und Herren! In zweiter und dritter Beratung
Gegenprobe! — Endhaltungen? — Das erste war die stimmen wir hier über das ab, was die Ausschüsse
Mehrheit; Nr. 13 ist angenommen. dem Plenum zugeleitet haben; wenn sie nichts zu-
geleitet haben, weil etwas entfallen ist, können wir
Ich rufe die Ziffer 4 des Art. 1 auf. Das Wort wird nicht abstimmen.
dazu nicht gewünscht.. Wir kommen zur Abstim-
mung. Wer stimmt .der Ziffer 4 zu? — Gegenprobe! (Zurufe: Sehr richtig!)
— Enthaltungen? — Ohne Gegenstimmen und ohne
Enthaltungen angenommen. Vizepräsident Schoettle: Herr Kollege Mom-
mer, ich bin Ihnen dankbar, daß Sie meine Auffas-
Zu Ziffer 4 a liegt ,ein Änderungsantrag auf Um- sung teilen.
druck 140 vor.
Wir können also die weiteren Ziffern erledigen.
(Zurufe von der SPD: Ist zurückgezogen!) Ich rufe Ziffer 11 auf. t

— Auch dieser ist zurückgezogen. (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Herr Prä-
sident!)
Dann können wir auch über Ziffer 4 a abstimmen.
— Bitte, Herr Abg. Schmidt!
Wer stimmt dieser Ziffer zu? — Die Gegenprobe! —
Das erste war die Mehrheit; Ziffer 4 a ist angenom-
men. Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) : Ich bitte,
über die §§ 14 a und b gesondert abzustimmen.
Wir stimmen nun über die restlichen Ziffern des Meine Fraktion wünscht sich bei § 14 b der Stimme
Art. 1 ab, zu denen keine Anträge mehr vorliegen. zu enthalten, da es bisher nicht zu einer einheit-
— Herr Dr. Seume! lichen Abstimmung gekommen ist.

Dr. Seume .(SPD) : Herr Präsident! Ich bitte, zu- Vizepräsident Schoettle: Bei Ziffer 11 handelt
sammenhängend bis Ziffer 9 abzustimmen und über es sich zunächst um den § 14 a.
Ziffer 10 gesondert. Meine Fraktion wünscht sich bei
(Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Wird ange-
Ziffer 10 der Stimme zu enthalten.
nommen!)
Wir stimmen also im Rahmen der Ziffer 11 über
Vizepräsident Schoettle: Wenn ich Sie recht § 14 a ab. Wer stimmt diesem Paragraphen zu? —
verstanden habe, Herr Abgeordneter Dr. Seume, Danke! Die Gegenprobe bitte! — Enthaltungen? —
wünschen Sie, daß zunächst bis Ziffer 9 abgestimmt Einstimmig beschlossen.
wird und dann über Ziffer 10 gesondert. Wir stim-
men also über die Ziffern 5 bis 9 ab. Wer stimmt Jetzt § 14b !
diesen Ziffern zu? — Die Gegenprobe! — Enthaltun- (Zurufe des Abg. Dr. Seume:)
gen? — Diese Ziffern sind einstimmig angenommen.
— Zur Abstimmung? -
Da nach dem Vorschlag des Ausschusses die Zif
(Abg. Dr. Seume: Nein!)
fer 10 entfällt, ist hier nicht abzustimmen. — Ich
habe angenommen, Herr Abgeordneter Seume, daß — Dann können wir abstimmen. Wer stimmt § 14 b
Sie anderer Meinung sind. zu? — Danke! Die Gegenprobe! — Es tut mir leid;
ich habe die Abstimmung nicht ganz verstanden.
(Abg. Dr. Seume: Nein! Meine Fraktion
wünschte sich zum Fortfall der Ziffer 10 (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Wir wollen
der Stimme zu enthalten!) uns der Stimme enthalten!)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1603
Vizepräsident Schoettle
— Sie wollen sich der Stimme enthalten. Damit wäre, wenn ich richtig sehe, der Art. 1
erledigt. Jetzt muß noch über die Nummern 12 und
Ich wiederhole die Abstimmung: Wer stimmt
13 auf Seite 15 der Drucksache IV/538 abgestimmt
§ 14 b zu? — Danke! Gegenprobe! — Enthaltungen!
werden. Wer stimmt diesen Nummern zu? — Danke.
— § 14 b ist angenommen.
Gegenprobe! — Enthaltungen? — Diese Nummern
Ich rufe § 14 c auf. Wir stimmen ab. Wer stimmt sind einstimmig beschlossen.
dem Paragraphen zu? — Danke. Gegenprobe! —
Enthaltungen! — Keine Gegenstimmen, keine Ent- Der Art. 2 entfällt.
haltungen. § 14 c ist angenommen. Wir kommen zum Abschnitt II des Gesetzes. —
Wir kommen nun zur Abstimmung über § 14 d. Herr Abgeordneter Dr. Schmidt!
Wer stimmt zu? — Danke. Gegenprobe bitte! —
Keine Gegenstimmen. Enthaltungen? — Ebenfalls Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) : Herr Prä-
nicht. § 14 d ist angenommen. sident! Meine Damen und Herren! Dem Hohen
§ 14 e! Das Wort wird nicht gewünscht. — Wir Hause liegt mit dem Umdruck 142 ein Änderungs-
kommen zur Abstimmung. Wer stimmt dem § 14 e antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und des
zu? — Danke. Gegenprobe! — Enthaltungen? — Abgeordneten Dr. Imle und Genossen vor. Inzwi-
§ 14 e ist bei zahlreichen Enthaltungen angenommen. schen hat auch die freie demokratische Fraktion den
Änderungsantrag unterzeichnet. Ich bitte Sie, diesem
§ 15! Herr Abgeordneter Dr. Seume! Änderungsantrag zuzustimmen.
(Abg. Dr. Seume: Herr Präsident, ich bitte, Es handelt sich um die Bereinigung einer Uneben-
über Abs. 1 Ziffer 4 und über Abs. 4 ge heit. Als der Finanzausschuß beschloß, die Einkom-
sondert abzustimmen!) mensteuerpräferenz für veranlagte Steuerpflichtige
— Dann stimmen wir zunächst über die Ziffern 1, 2 auf 30 % zu erhöhen, übersah er im Drange der Ge-
und 3 des § 15 Abs. 1 ab. Wer stimmt diesen Ziffern schäfte, daß die Gruppe der Pensionäre, der Rentner
zu? — Danke. Gegenprobe! — Keine Gegenstimmen. usw., die nicht mehr aktiv arbeiten und deshalb die
Dann sind diese Ziffern angenommen. Zulage für Arbeitnehmer nicht erhalten werden, auch
nicht an der Einkommensteuerpräfenzerhöhung
Wir stimmen nun über die Ziffer 4 des Abs. 1 partizipieren würden, da sie in der Regel nicht zur
ab. Wer stimmt dieser Ziffer zu? — Danke. Gegen- Einkommensteuer zu veranlagen sind. Nur diese
probe! — Bei zahlreichen Gegenstimmen ist diese Gruppe von dieser Steuervergünstigung auszuneh-
Ziffer angenommen. men wäre aber nicht gerechtfertigt gewiesen. In die-
Wir kommen nun zu den Ziffern 5 und 6. sem interfraktionellen Antrag wird daher vorge-
(Zuruf: Und Abs. 2 und 3!) schlagen, allen natürlichen Personen — und das war
die ursprüngliche Absicht — eine Einkommensteuer-
— Herr Kollege Seume, darf ich Sie noch einmal präferenz von 30 % einzuräumen. Auf diese Weise
fragen: Sie haben den Abs. 2 des § 15 gemeint? wird auch die nach der Ausschußvorlage entstehende
(Abg. Dr. Seume: Nein, Herr Präsident, ich formale Ungleichbehandlung von Lohnsteuer- und
bat Sie darum, über den Abs. 4 getrennt Einkommensteuerpflichtigen hinsichtlich der Höhe
abstimmen zu lassen!) der Präferenz beseitigt.
— Das haben wir doch getan! Da aber per Saldo die Steuererleichterung der
Arbeitnehmer nicht über das im Regierungsentwurf
(Abg. Dr. Seume: Nein, Sie haben über die vorgesehene Maß hinausgehen soll, muß die Zu-
Ziffer 4 gesondert abstimmen lassen! Ich lagentabelle so umgestaltet werden, daß die Steuer-
hatte aber zusätzlich um getrennte Abstim- erleichterungen, die sich aus der 20°%igen Lohn-
mung über den Abs. 4, den letzten Absatz steuerpräferenz zuzüglich der jeweiligen Zulage er-
des § 15, auf Seite 15 oben rechts, gebeten!) geben hätten, bei Einräumung einer 30%igen Prä-
— Dann können wir also über die Passagen dieses ferenz beibehalten werden. Das bedeutet, daß die-
Gesetzes bis zu diesem Punkt abstimmen. jenigen Arbeitnehmer, die Lohnsteuer entrichten
müssen, zum Ausgleich der auf 30 °/o angehobenen
(Zustimmung.) Lohnsteuerpräferenz eine entsprechend geringere
Ich stelle diese Abschnitte zur Abstimmung. Wer Zulage erhalten werden.
stimmt ihnen zu? — Danke. Gegenprobe! — Das ist Wenn es sich auch in Einzelfällen nicht verhin-
einstimmig beschlossen. dern lassen wird, daß die Gesamtentlastung des
Dann stimmen wir über den Abs. 4 ab: Arbeitnehmers von der ursprünglich in der Regie-
rungsvorlage vorgesehenen Gesamtentlastung ge-
Die Vorschrift des § 14 e ist erstmals für das ringfügig abweicht, so wird diese Regelung, im
Kalenderjahr 1962 anzuwenden. ganzen genommen, doch gerechter und für alle Be-
Das war gemeint, ja? troffenen, Steuerpflichtige, Betriebe und Finanzver--
waltung, einfacher als der Ausschußvorschlag zu
(Zustimmung.) praktizieren sein.
Wer stimmt diesem Abs. 4 zu? — Danke. Gegen- Ich darf Sie daher bitten, dem Ausschußvorschlag
probe! — Ohne Gegenstimmen angenommen! zuzustimmen.
(Abg. Dr. Seume: Die Enthaltungen, bitte!) Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch noch
— Enthaltungen? — Bei einigen Enthaltungen. bitten, einen Druckfehler in der Vorlage zu berich-
1604 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Schmidt (Wuppertal)


tigen. In Art. 1 Ziffer 11 b — § 15 Abs. 3 — muß Einsatz der verschiedenen Förderungsmittel in einer
hinter dem Wort „einkommensteuerrechtlichen" einheitlichen Aktion wirksamer sein müßte. Diese
noch 'ergänzt werden: „und körperschaftsteuerrecht- Geschlossenheit der Aktion für Berlin zu erreichen,
lichen" . hat unvermeidlich Zeit gekostet. Denn es handelte
sich um eine sehr komplizierte Aufgabe bei sehr
Vizepräsident Schoettle: Darf ich das Haus zu- differenzierten Verhältnissen und Notwendigkeiten.
nächst fragen, ob es damit einverstanden ist, daß Dafür aber ist nun mit dem vorliegenden Gesetz
wir über den Änderungsantrag Umdruck 142, der auch erreicht worden, daß alle Maßnahmen aufein-
sich auf den ganzen Abschnitt II bezieht, insgesamt ander abgestimmt sind und der Bevölkerung und
abstimmen? — der Wirtschaft Berlins in einer breiten Ausstrahlung
(Zustimmung.) neue und kräftige Impulse gegeben werden. Diese
Impulse sind nicht nur materiell, sondern auch
— Einverstanden. psychologisch wertvoll.
Die Berichtigung des Druckfehlers, wie Sie sag- Es war in den vergangenen Monaten, die wir für
ten, Herr Abgeordneter Schmidt, wird wohl ohne dieses Gesetz gebraucht haben, nie die Frage, ob
weiteres akzeptiert, so daß wir darüber nicht ab- eine solche Aktion unternommen werden sollte.
zustimmen brauchen. — Das Haus ist einverstanden. Worum es ging, war immer nur das Wie. Es waren
Dann stimmen wir über den Änderungsantrag nicht irgendwelche Geschenke gesucht — das ist ge-
Umdruck 142 ab. Wer stimmt dieser Vorlage zu? rade auch von seiten Berlins immer wieder deut-
— Danke. Die Gegenprobe! — Keine Gegenstim- lich gesagt worden —, sondern gesucht waren die
men. Enthaltungen? — Ebenfalls nicht. Dann ist zweckmäßigsten wirtschaftskonformen Mittel in der
dieser Änderungsantrag angenommen. bestmöglichen Kombination. Bei einer so vielschich-
Wir stimmen nun über den Abschnitt II insgesamt tigen Problematik versteht es sich von selbst, daß
ab. Wer stimmt dem Abschnitt zu? — Danke. Ge- es Meinungsverschiedenheiten über die Förderungs-
genprobe! — Enthaltungen? — Keine Gegenstim- mittel gibt. Das haben wir soeben bei der Debatte
men, keine Enthaltungen. Der Abschnitt ist einstim- in der zweiten Lesung noch einmal erlebt. Das ist
mig beschlossen. einfach unvermeidlich. Aber mit meinen politischen
Freunden der CDU/CSU bin ich der Überzeugung,
Ich rufe nun auf den Abschnitt III, Schlußvorschrif- daß das Gesetz im ganzen, so wie es jetzt ist, ein
ten, und zwar Art. 4, — Art. 5 —. — Wer stimmt Optimum an Förderung für Berlin bietet.
sen Artikeln zu,
Die Förderungsaktion für Berlin ist so angelegt,
(Abg. Schmidt [Wuppertal] : Mit der Maß daß die eigene Initiative unterstützt und ermutigt
gabe der beschlossenen Änderung!) wird. Es werden nicht Geschenke verteilt, sondern
— mit der Maßgabe der beschlossenen Änderung, derjenige wird ermutigt, wird unterstützt und
selbstverständlich. — Danke. Die Gegenprobe! — schließlich auch belohnt, der in Berlin und für Ber-
Enthaltungen? — Einstimmig beschlossen. lin durch eigene Tat etwas leistet. Gefördert wird,
wer in der inselhaften Enge West-Berlins arbeitet
Wer stimmt der Einleitung und der Überschrift
und wirtschaftet. Das ist der Sinn insbesondere der
des Gesetzes zu? — Danke. Gegenprobe! — Keine
erhöhten Präferenzen in der Lohn- und Einkommen-
Gegenstimmen. Einstimmig beschlossen.
steuer. Gefördert wird, wer Geld für längere Zeit
Damit sind wir am Ende der zweiten Beratung. nach Berlin gibt und damit den weiteren Aufbau
Ich rufe auf die finanzieren hilft. Das ist der Sinn der vorgesehenen
dritte Beratung Steuerermäßigungen für längerfristige Darlehen.
Gefördert wird insbesondere auch, wer sich durch
des Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des den anhaltenden politischen Kampf um Berlin nicht
Gesetzes zur Förderung der Wirtschaft von Berlin abhalten läßt, neue Investitionen in Berlin vorzu-
(West) und des Steuererleichterungsgesetzes für nehmen, sei es, um vorhandene industrielle An-
Berlin (West). lagen zu verbessern, sei es, um neue Anlagen hin-
Ich eröffne die Beratung. Wird das Wort ge- zustellen. Menschen, unternehmerische Ideen und
wünscht? — Das Wort hat der Abgeordnete Energien sowie Geld nach Berlin zu ziehen und in
Dr. Gradl. Berlin zu aktivieren, das ist, in einem Satz gesagt,
das konkrete Ziel dieser und der anderen gesetz-
Dr. Gradl (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine lichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Förderung
Damen und Herren! Ich glaube, wir sollten am Berlins.
Schluß der langen Vorarbeiten, die dieses Gesetz West-Berlin ist zu einem der größten und modern-
zur Förderung der Wirtschaft Berlins verlangt hat, sten Industriezentren in Europa geworden, und auch
doch noch ein Wort über den politischen Sinn und die sowjetischen Drohungen der letzten Jahre haben-
Zweck dieses Gesetzes sagen. den Aufstieg nicht aufgehalten. Bei dieser Gelegen-
Den Anstoß zu dem Gesetz gab, wie Sie wissen, heit muß übrigens auch der westdeutschen Industrie
die Verwandlung der Situation Berlins durch die dafür gedankt werden, daß sie sich in der Verbun-
Errichtung der kommunistischen Mauer. Seitdem ist denheit mit Berlin nicht hat irremachen lassen, son-
Zeit vergangen. Vielleicht hätte man die eine oder dern für einen starken und regelmäßigen Auftrags-
die andere Maßnahme zeitlich vorziehen können. strom gesorgt hat.
Aber wir waren der Meinung, daß der konzentrierte (Beifall.)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1605

Dr. Gradl
Jetzt, angesichts der Mauer, kommt es erst recht und den Landsleuten in der Zone wird mit diesem
darauf an, die wirtschaftliche Kraft und Lebensfähig- Gesetz unsere Entschlossenheit für Berlin als Leucht-
keit Berlins zu steigern. turm der Freiheit und unser Vertrauen in die Zu-
kunft bekundet.
Mit Genugtuung vernehmen wir, daß auch im be-
freundeten Ausland, insbesondere in den Vereinig- Meine Damen und Herren, in diesem Sinne wird
ten Staaten, die Absicht besteht, wirtschaftliche Nie- die Fraktion der CDU/CSU dem Berlinförderungs-
derlassungen in Berlin zu erweitern oder neu zu gesetz zustimmen.
errichten. Solche willkommenen Absichten von Un- (Beifall.)
ternehmungen befreundeter Länder werden unter-
stützt und ihre Verwirklichung wird gefördert, je Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der
größer die Initiative und die Anstrengung deutscher Herr Abgeordnete Dr. Imle.
Unternehmerschaft in bezug auf Berlin ist. Dieses
neue Gesetz bietet dafür mannigfache, materiell ins Dr. Imle (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ge-
Gewicht fallende Förderungen. ehrten Damen und Herren! Für die freie demokra-
Diese neuen Maßnahmen machen nahezu eine tische Fraktion darf ich folgende Erklärung ab-
halbe Milliarde DM aus. Um soviel erhöht sich, aufs geben.
Jahr gerechnet, die Berlinhilfe über den vor dem Die Freien Demokraten begrüßen es, daß mit
13. August erreichten Stand hinaus. diesem Gesetz zur Förderung der Wirtschaft von
Wer sagt, daß sich eine solche Hilfe, wenn sie, Berlin (West) Steuererleichterungen gewährt wer-
wie im Falle Berlins, notwendig ist, in der Schick- den, die in ihrer Wirksamkeit über die bisher ge-
salsgemeinschaft eines Volkes von selbst versteht, währten Steuervergünstigungen weit hinausgehen.
der hat recht. Aber ich meine, das hindert nicht — Bundesvorstand und Bundestagsfraktion der FDP
das darf ich gerade als Berliner Abgeordneter sagen hatten bereits auf ihrer Berliner Sitzung vom 12.
—, mit Dank anzuerkennen, was der Bund, der die und 13. Februar 1962 erklärt, daß die Mittel, die der
finanzielle Hilfe hauptsächlich zu erbringen hat, hier Bund zur Verfügung stellt, vor allem einer produk-
für Berlin leistet. Die Leistung der Bundesregierung tiven Wirtschaftsförderung dienen müssen, weil
bzw. des Bundes für Berlin ist um so mehr anzu- davon das wirtschaftliche Schicksal Westberlins und
erkennen, als der Bundeshaushalt nicht mehr wie die Beschäftigung der Westberliner Bevölkerung
in den vergangenen Jahren Ausgaben mehr oder abhängen.
minder unbekümmert übernehmen kann. Es sollte auch nicht übersehen werden, daß die
Das neue Berlinförderungsgesetz ist schwer zu. Westberliner Wirtschaft vornehmlich eine Vielzahl
) lesen. In der Hauptsache besteht es aus einer Fülle kleiner und mittlerer Betriebe umfaßt, die durch die
komplizierter steuerrechtlicher Vorschriften. Dennoch Ereignisse des 13. August 1961 besonders hart be-
ist das Gesetz kein Fachgesetz, sondern ganz wesent- troffen worden sind.
lich ein politisches, ein nationalpolitisches Gesetz. Die Freien Demokraten haben sich daher im Aus-
Es ist eine deutsche Antwort auf die kommunistische schuß dafür eingesetzt, daß die Einkommensteuer-
Herausforderung in Berlin. präferenz von 20 auf 30 °/o heraufgesetzt wird. Diese
(Beifall.) Maßnahme, die ihren Niederschlag im Ausschuß-
bericht gefunden hat, kommt vor allem der mittel-
Die Sowjetunion hat im Abschnitt 7 des bekannten ständischen Wirtschaft zugute und dient ihrer
Memorandums vom 27. Dezember vorigen Jahres Eigenkapitalbildung und damit der Krisenfestigkeit.
offen ihre Hoffnung ausgesprochen, daß es in Berlin
keine Fortentwicklung der Produktion mehr geben Der Regierungsentwurf sieht darüber hinaus ge-
werde, sondern Schrumpfung und Abwanderung. eignete Maßnahmen vor, die einen Anreiz für den
Meine Damen und Herren, diese Hoffnung hat sich, Zuzug von Arbeitskräften nach Berlin darstellen.
aufs Ganze gesehen, bisher schon als eine Illusion Neben der 20 %igen Lohnsteuerpräferenz soll eine
erwiesen. Das neue Gesetz wird, davon sind wir gestaffelte Zulage gewährt werden. Die Freien
überzeugt, dazu beitragen, daß die kommunistische Demokraten begrüßen es, daß im Ausschuß ein
Spekulation, die Freiheit in Berlin sozusagen aus- Recht zur Wahl zwischen dieser Zulage und einer
hungern zu können, auch in Zukunft eine Illusion 30 % igen Lohnsteuerpräferenz beschlossen wurde.
bleiben wird. Auch die Berliner Filmwirtschaft ist erfreulicher-
(Beifall.) weise in die Förderung einbezogen worden.
Die FDP. hat sich schließlich trotz Bedenken ent-
Lassen Sie mich schließen. Das Gesetz ist Aus-
schlossen, der Bestimmung des § 14 b zuzustimmen,
druck und Ausfluß der intensiven wirtschaftlichen
durch die nicht nur der Investor, sondern auch der
Bindung zwischen Berlin und der Bundesrepublik.
Geldgeber prämiiert wird. Das ist eine Bestimmung,
Natürlich gehört zur Lebensfähigkeit Berlins ebenso
von der mittelständische Schichten zwar kaum Ge- -
die Erhaltung, Pflege und Vertiefung aller anderen
brauch machen können, die aber der mittelstän-
Bindungen, insbesondere auch der politischen. Aber
dischen Wirtschaft in Berlin dient.
die wirtschaftliche Existenz ist nun einmal die un-
entbehrliche Grundlage für alles andere. Die groß Um jedoch in Anbetracht der Lage des Bundes-
angelegte Förderungsaktion dieses neuen Berlin- haushalts für diese und andere zusätzliche Maß-
hilfegesetzes zeigt auf ihre Weise der Bevölkerung nahmen die Mittel frei zu bekommen, mußten be-
Westberlins, daß sie nicht alleinsteht und nicht züglich der Großindustrie gewisse Kürzungen bei
alleingelassen wird. Den Berlinern hinter der Mauer der Umsatzsteuer erfolgen. Diese Kürzungen sollen
1606 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Imle
jedoch nicht wie die übrigen Bestimmungen schon gunsten der für Berlin bereits getroffenen und für
am 1. Juli 1962, sondern erst am 1. Januar 1963 in die Zukunft beabsichtigten Maßnahmen zum Nach-
Kraft treten. teil des Landes Berlin erschüttert werden kann.
Die Freien Demokraten erhoffen sich von der vor- Dennoch soll dieses Bedauern und sollen diese
liegenden Fassung des Berlinhilfegesetzes eine Befürchtungen die großen positiven Möglichkeiten
nachhaltige Festigung und Aufwärtsentwicklung für keineswegs verringern; denn auch in seiner jetzi-
die Berliner Wirtschaft. gen Fassung eröffnet der Entwurf mit der Hilfe des
(Beifall bei der FDP.) Bundes dem Lande Berlin und .der Entwicklung sei-
ner Wirtschaft gute Möglichkeiten. Meine Fraktion
stimmt dem vorliegenden Entwurf des Berlinhilfe-
Vizepräsident Schoettle: Das Wort hat der gesetzes und des Steuererleichterungsgesetzes in
Herr Abgeordnete Dr. Seume.
dritter Lesung 2u.

Dr. Seume (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen (Beifall bei der SPD.)
und Herren! Namens meiner Fraktion habe ich
Ihnen folgende Erklärung abzugeben. Zum politi- (Vorsitz: D. Dr. Gerstenmaier.)
schen Teil dieser Angelegenheit hat der Berliner
Abgeordnete, Herr Kollege Dr. Gradl, das Notwen- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Meine Damen
dige gesagt. Ich kann mich darauf beziehen und auf und Herren! Wir kommen zur Schlußabstimmung.
diese Weise Wiederholungen vermeiden.
(Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] meidet sich.)
Es ist eine sehr dankenswerte Tatsache, daß die
Änderung und Ergänzung des Berlinhilfe- und des — Sie wollten doch das Wort nach der Schlußab-
Steuererleichterungs-Gesetzes durch .die schnelle stimmung zu einer Erklärung haben. Der Herr
Arbeit der beteiligten Ausschüsse heute verab- Senator Schütz von Berlin hat gleichfalls um das
schiedet werden können. Der Entwurf sieht mit Wort nach der Schlußabstimmung gebeten.
mehr als der Hälfte der für Berlin zur Verfügung Ich habe keine weiteren Wortmeldungen. Die
gestellten Gesamtsumme zusätzliche Arbeitnehmer- Aussprache ist geschlossen. Änderungsanträge in
vergünstigungen vor, die geeignet sein können, die dritter Lesung liegen nicht weiter vor.
Arbeitskräftesituation im Lande Berlin positiv zu
Wir kommen zur Abstimmung. Wer dem Gesetz in
beeinflussen. Von ebenso großer Bedeutung 'ist die
beabsichtigte fühlbare Förderung der Investitionen dritter Lesung
in Berlin, wobei gewiß offenbleiben kann, ob der zustimmen will, den bitte ich, sich von den Plätzen
Weg über eine Investitionszulage zweckmäßiger zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? —
und dauerhafter ist , als der über eine Erhöhung der Meine Damen und Herren, dieses Gesetzeswerk ist
Abschreibungen mit dem ihnen nun einmal inne- einstimmig vom Deutschen Bundestag angenommen.
wohnenden Zwang zur weiteren Investition. Nun,
Herr Kollege Gradl hat auch an dieser Stelle An- (Allgemeiner Beifall.)
deutungen über die Marktkonformität gemacht, so Ich 'gebe das Wort zu einer Erklärung dem Herrn
daß nichts mehr hinzuzufügen ist. Senator Schütz, Berlin.
Besonders begrüßen wir aus politischen und sach-
lichen Gründen die Maßnahmen des Gesetzentwurfs Schütz, Senator von Berlin: Herr Präsident!
zur Förderung des Zuflusses privaten Kapitals nach Meine Damen und Herren! Nach der Verabschie-
Berlin und zur Förderung des Mittelstandes, wenn dung des Gesetzes zur Änderung und Ergänzung
auch hier nicht alles, was als Ergebnis der letzten des Gesetzes zur Förderung der Wirtschaft von Ber-
Beratungen festzustellen ist, als eine spezifische lin und des Steuererleichterungsgesetzes für Berlin
Mittelstandsförderung anzusprechen ist. glaube ich, namens des Senats von Berlin dem Ho-
hen Hause ein Wort des Dankes schuldig zu sein,
Allerdings bedauern wir es, daß Sie, meine Da-
ein Wort des Dankes an alle dafür, daß dieses Wirt-
men und Herren von der Koalition, es sich versagt
schaftsförderungsgesetz beschlossen und daß es so
haben, die von bestimmter Seite vorbereiteten und
schnell beschlossen worden ist.
Ihnen bekanntgewesenen Änderungen der ur-
sprünglichen Regierungsvorlage Drucksache 435 zur Am 12. Juli wird sich der Bundesrat abschließend
Grundlage einer interfraktionellen Besprechung zu mit den Gesetzen beschäftigen. Der wesentliche Teil
machen, um auch in diesen Fragen der Berlinhilfe der Maßnahmen wird also ab 1. Juli in Kraft treten.
zu einer einheitlichen Meinungsbildung zu kommen. Das ist gut so, das ist notwendig, und dafür danken
Das um so mehr, als bereits in allen Fragen eine wir.
Übereinstimmung zwischen 'Bundesregierung und Die Berliner Bevölkerung findet sich in der Über-
Berliner Senat bestanden hat. zeugung gestärkt, daß sie in ihrem Freiheitskampf
Wir bedauern auch, daß einem blühenden Ber- nicht allein steht. Dieses Gesetz ist ein neuer Be-
liner Industriezweig mit über 4000 Beschäftigten weis, daß Berlin als Teil der Bundesrepublik
mitten in der Laufzeit des Berlinhilfegesetzes ein Deutschland der Unterstützung des ganzen deut-
erheblicher Teil der Präferenzen entzogen werden schen Volkes gewiß sein kann.
soll. Wir befürchten, daß durch diese Maßnahme Dem Gesetz liegt der Plan zugrunde, Berlin zu
das Vertrauen der Wirtschaft in die Kontinuität einer der modernsten Industriestädte zu gestalten.
und in die Zuverlässigkeit der Gesetzgebung zu- Der Senat von Berlin hat zusätzlich seine Pläne für
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1607
Senator Schütz
den Ausbau Berlins zu einer Stätte der Bildung, sen selbstverständlich auch die Berlinhilfemaßnah-
Wissenschaft und Kunst in den vergangenen Wo- men überprüft und gegebenenfalls auch abgebaut
chen vorgelegt. Das ist ein Teil der Antwort, die das werden. Drittens: Maßnahmen des Bundes, die als
freie Deutschland auf die Herausforderung des Hilfe für Berlin gedacht sind, dürfen nicht auch noch
13. August 1961 gibt. als Hilfsmaßnahmen für die blühende Wirtschaft
Nicht der Bau sinnloser Mauern und Grenzzäune, des Bundesgebietes umgedeutet werden.
sondern die Errichtung von Wohnungen und Fabri- (Beifall bei der CDU/CSU.)
ken wird durch dieses Gesetz begünstigt. Ich möchte
hoffen, daß alle Völker der Welt hiernach beurteilen Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Meine Damen
werden, wer in unserem Vaterland für den Frieden und Herren, ehe ich den Tagesordnungspunkt ver-
und den Fortschritt der Menschheit arbeitet. lasse, müssen wir noch über den Antrag des Aus-
Unter schwierigen Umständen leisten wir alle schusses auf Drucksache IV/538 unter Ziffer 2 ab-
gemeinsam unseren Beitrag, den freien Teil Berlins stimmen, den Gesetzentwurf Drucksache IV/146 für
lebensfähig zu erhalten. Wir haben uns zu einer erledigt zu erklären. Das Haus ist einverstanden?
großen Gemeinschaftsaufgabe zusammengefunden: — Kein Widerspruch; es ist so beschlossen.
Die deutsche Hauptstadt wird ein Leuchtturm frei-
heitlicher Lebensordnung bleiben. Damit kommen wir zu Punkt 5 der Tagesordnung:
Der Senat von Berlin hat all denen zu danken, die
sich in Bundesrat und Bundestag und in der Bundes- Dritte Beratung des von den Fraktionen der
regierung mit uns zusammengefunden haben, um CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines
diese weitreichenden Beschlüsse zu erarbeiten. Ber- Gesetzes über die Erhebung der Abschöpfun-
lin weiß sich mit diesen Maßnahmen auf dem Weg gen nach Maßgabe der Verordnungen der
in die Zukunft. Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über
die schrittweise Errichtung gemeinsamer
Der Herr Bundespräsident hat uns, alle Deutschen, Marktorganisationen für die landwirtschaft-
gemahnt, uns zu: Berlin so zu verhalten, als käme lichen Erzeugnisse (Abschöpfungserhebungs-
es auf uns ganz allein an. Dieses Gesetz ist ein Bei- gesetz) (Drucksache IV/464) ;
spiel dafür, daß wir uns dieser Aufgabe bewußt
sind. a) Bericht des Haushaltsausschusses (13. Aus-
(Beifall auf allen Seiten des Hauses.) schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung
(Drucksache IV/545),
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort zu b) Mündlicher Bericht des Finanzausschusses
einer Erklärung hat der Herr Abgeordnete Dr. (14. Ausschuß) (Drucksache IV/530).
Schmidt (Wuppertal). (Erste Beratung 35. Sitzung).
(Zweite Beratung 36. Sitzung).
Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU): Herr Prä-
sident! Meine Damen und Herren! Mir als dem Allgemeine Aussprache! Wird dazu das Wort
Vorsitzenden des Finanzausschusses ist es ein Be- gewünscht? — Keine Wortmeldungen in der all-
dürfnis, an dieser Stelle den Dank für die außer- gemeinen Aussprache.
ordentlich gute Zusammenarbeit zwischen der Bun- Zu § 4 liegt ein Änderungsantrag auf Um-
desregierung, dem Senat der Stadt Berlin und dem druck 141 vor, eingebracht von den Abgeordneten
zuständigen Ausschuß auszusprechen. Diese Zusam- Dr. Serres, Bauknecht und Genossen. Ich frage, ob zur
menarbeit war hart und spannungsvoll. Trotzdem Begründung des Änderungsantrages das Wort ge-
geschah sie in einer leidenschaftlichen Solidarität wünscht wird. — Zur Begründung Herr Abgeordne-
aller für unsere geliebte Hauptstadt Berlin. ter Dr. Serres.
(Beifall auf allen Seiten des Hauses.)
Lassen Sie mich zum Schluß auch noch ein Wort Dr. Serres (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
über unsere Erfahrungen im Zusammenhang mit Damen und Herren! Der Umdruck 141 enthält den
dieser Arbeit sagen. Die Arbeit an diesem Gesetz Antrag zu § 4 Abs. 3 des Abschöpfungserhebungs-
hat uns wieder einmal eine Lehre erteilt, bei Ver- gesetzes, die Worte „auf Antrag" zu streichen.
günstigungen aller Art sehr vorsichtig zu Werke zu Wie Sie sich erinnern werden, haben wir dem § 4
gehen. Vergünstigungen sind leicht eingeführt, aber einen Abs. 3 angefügt, in dem bestimmt worden ist,
schwer, manchmal gar nicht mehr abzuschaffen. Sie daß der Abschöpfungssatz am Tage der Auslage-
führen zu Berufungsfällen aller Art. rung erhoben werden soll. Es war jedoch eingefügt
In diesem Zusammenhang möchte ich daher worden, daß das nur auf Antrag geschehen kann.
dreierlei betonen. Erstens: Berlin ist in einer so Inzwischen sind auch bei den beteiligten Ressorts
besonderen Lage, daß eine Berufung auf Sonder- Bedenken aufgekommen, daß damit eine Regelung -
regelungen als Vergleichsmaßstab für das Bundes- getroffen sei, nach der die Erhebung wahlweise
gebiet ausgeschlossen bleiben muß. möglich ist, entweder nach dem Tag der Einlage-
rung oder nach dem Tag der Auslagerung. Es war
(Beifall bei der CDU/CSU.) aber der eindeutige Wunsch der Antragsteller, auf
Zweitens: Wenn die Berliner Entwicklung, wie wir den Tag der Auslagerung abzustellen. Unter diesen
alle hoffen wollen, unangefochten im Gleichklang Umständen haben wir uns entschlossen, den Antrag
mit der Wirtschaft im Bundesgebiet verläuft, müs zu stellen, die Worte „auf Antrag" zu streichen.
1608 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Serres
Es kommt hinzu, daß die Europäische Kommission (19. Ausschuß) (Drucksachen IV/515, zu
in einer Empfehlung vom 25. Mai dieses Jahres IV/515, IV/550).
ausdrücklich niedergelegt hat, daß bei der Aus- (Erste Beratung 35. Sitzung, Zweite Beratung
lagerung der am Tage der Auslagerung geltende 36. Sitzung) .
Abschöpfungssatz zugrunde zu legen ist. Wir ent-
sprechen mit unserem Antrag also auch einer Emp- Ich eröffne die allgemeine Aussprache. — Herr
fehlung der Europäischen Kommission. Abgeordneter Dr. Schmidt (Gellersen), bitte.
Ich darf Sie bitten, meine Damen und Herren,
dem Antrag Umdruck 141 Ihre Zustimmung zu Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Herr Präsident,
geben. darf ich mir erlauben, gleichzeitig den Punkt 8 mit-
zubehandeln?
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Sie haben die
Begründung des Antrags gehört. — Keine Wort- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Meine Damen
meldungen. und Herren, ich habe den Eindruck, daß die beiden
Ich lasse abstimmen. Wer dem Änderungsantrag Gebiete, die in den Tagesordnungspunkten 7 und 8
Umdruck 141 zustimmen will, den bitte ich um ein behandelt werden, so zusammenliegen, daß ich
Handzeichen. — Gegenprobe! Enthaltungen? — diese beiden Punkte zur Aussprache stellen kann.
Dieser Änderungsantrag ist einstimmig angenom- (Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Herr Präsi-
men. dent, und auch 42!)
Wer dem § 4 in der so geänderten Fassung zu-
stimmen will, den bitte ich um ein Handzeichen. Ich rufe also 'demgemäß noch auf den Punkt 8 der
— Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das ist ein- Tagesordnung:
stimmig angenommen.
Dritte Beratung des von den Fraktionen der
Weitere Änderungsanträge zu dem Gesetzent- CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines
wurf liegen nicht vor. Ich frage, ob das Wort ge- Gesetzes zur Durchführung der Verordnungen
wünscht wird. — Das Wort wird nicht gewünscht. Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr.
Wer dem Gesetzentwurf in dritter Lesung zustim- 22 (Geflügelfleisch) des Rates der Euro-
men will, den bitte ich, sich zu erheben. — Gegen- päischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur
probe! — Enthaltungen? — Der Gesetzentwurf ist Änderung des Gesetzes zur Förderung der
einstimmig angenommen. deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft (Druck-
sache IV/465);
Ich rufe auf Punkt 6: a) Bericht des Haushaltsausschusses (13. Aus-
schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung
Dritte Beratung des von den Fraktionen der (Drucksache IV/521)
CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines
b) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für
Gesetzes zur Änderung des Zollgesetzes
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(Drucksache IV/466) ;
(19. Ausschuß) (Drucksachen IV/516, zu
,

Mündlicher Bericht des Finanzausschusses IV/516, IV/552).


(14. Ausschuß) (Drucksache IV/531).
(Erste Beratung 35. Sitzung, Zweite Beratung
(Erste Beratung 35. Sitzung). 36. Sitzung)
(Zweite Beratung 36. Sitzung). und — Sie haben recht, das ist ohnehin vorgesehen
Allgemeine Aussprache! — Wortmeldungen liegen — den Tagesordnungspunkt 42:
nicht vor. Die allgemeine Aussprache ist geschlos-
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-
sen. Änderungsanträge liegen nicht vor.
schuss e s für Ernährung, Landwirtschaft und
Wer diesem Gesetzentwurf in dritter Lesung zu- Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der
stimmen will, den bitte ich, sich zu erheben. — Fraktion der SPD betr. Durchführung der Ver-
Gegenprobe! — Enthaltungen? — Dieser Gesetzent- ordnungen über die schrittweise Errichtung
wurf ist einstimmig angenommen. gemeinsamer Marktorganisationen (Druck-
sachen IV/428, IV/517).
Ich rufe auf Punkt 7 der Tagesordnung: Die Herren Redner sind also frei, das gesamte Ge-
Dritte Beratung des von den Fraktionen der biet nun in der Debatte zu behandeln.
CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Bitte sehr, Herr Dr. Schmidt (Gellersen).
Gesetzes zur Durchführung der Verordnung
Nr. 19 (Getreide) des Rates der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache IV/463); Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine so
a) Bericht des Haushaltsausschusses (13. bedeutungsvolle Materie 'gibt Veranlassung, in der
Ausschuß) gemäß § 96 der Geschäftsord- dritten Beratung einige Anmerkungen zu machen.
nung (Drucksache IV/520) Es ist das zweite Mal, daß wir uns hier in diesem
b) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Hause mit Fragen der europäischen Agrarpolitik
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und deren Folgen für die westdeutsche Ernährung
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1609
Dr. Schmidt (Gellersen)
und Landwirtschaft befassen. In der Aussprache am übten Methode und Form nicht weitergefahren wird.
31. Januar waren wir uns darüber einig, daß das Es wäre ganz abwegig, als Entschuldigung dafür —
Grundkonzept der Brüsseler Beschlüsse anzuneh- wie das geschehen ist — die Methoden und Prak-
men sei. Am Schluß der Debatte haben wir einstim- tiken in den anderen Ländern anzuführen.
mig eine Entschließung angenommen, in der die zu- Nun zur zweiten Forderung der Entschließung. Da
künftigen Aufgaben festgelegt worden sind. Aus heißt es wörtlich:
den Erklärungen der Sprecher meiner Fraktion in
dieser Debatte und aus der Tatsache, daß wir da- In diesen Gesetzentwürfen sind alle Möglich-
mals dieser Entschließung voll zugestimmt haben, keiten auszuschöpfen, um die berechtigten In-
mußten Sie ersehen, daß wir bereit waren, an den teressen der deutschen Land- und Ernährungs-
kommenden Aufgaben voll mitzuarbeiten und mit- wirtschaft und der Verbraucher zu berücksich-
zuwirken. tigen; dies gilt insbesondere im Hinblick auf die
bäuerlichen Familienbetriebe und die markt-
Diese Entschließung scheint mir insbesondere bei fernen Gebiete. Der Bundestag erwartet, daß die
den Regierungsparteien in Vergessenheit geraten Bundesregierung ihm außerdem Vorschläge für
zu sein. Daß 'die Bundesregierung sie nicht beach- die im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes not-
tet, regt mich an sich nicht mehr auf; denn wir wendigen Ausgleichsmaßnahmen für Einkom-
haben in den dreizehn Jahren Oft erlebt, daß der- mensminderungen vorlegt, die sich aus der
artige 'Entschließungen des Bundestages von der Durchführung der Brüsseler Beschlüsse ergeben.
Regierung nicht beachtet werden.
Meine Damen und Herren, wir, meine Freunde
Ich erlaube mir, diese Entschließung wieder in die und ich, waren noch vor wenigen Wochen in dem
Erinnerung zurückzurufen. Da ist im zweiten Ab- guten Glauben, daß diese Forderungen der Entschlie-
schnitt von zwei Forderungen an die Bundesregie- ßung in den Gesetzentwürfen, zum mindesten in
rung die Rede. Die erste Forderung bezieht sich auf ihren Umrissen, sichtbar sein würden. Seit wir aber
die termingerechte Anpassung der deutschen Ge- diese Entwürfe kennen, sind wir schwer enttäuscht.
setzgebung an die Brüsseler Beschlüsse. Mein Abgesehen davon daß die Vorlagen teilweise in
Freund Dr. Mommer hat bereits in der ersten Le- ihrer Form und Gestaltung anders hätten sein kön-
sung das Notwendige dazu gesagt. nen, sind sie im Grunde ein sehr dürftiges Papier.
Ich habe aber Veranlassung, im Zusammenhang Bis auf einige wenige Paragraphen werden nur tech-
mit den Bemerkungen über die Frage der Mitunter- nische Fragen behandelt, und selbst das ist noch
zeichnung der Entwürfe einiges hinzuzufügen. Der sehr unausgegoren in die Ausschüsse gelangt.
Deutschland-Union-Dienst der CDU/CSU glaubte in Es ist auch für uns klar, daß Brüssel mit den Be-
der Nr. 5/115 vom 18. Januar uns gegenüber anmer- schlüssen vom 14. Januar wesentliche Daten gesetzt
ken zu müssen, daß die Nichtmitunterzeichnung hat, an denen man natürlich hier im Hause nichts
nicht gerade von politischem Verantwortungsbe- mehr ändern kann. Dennoch ist uns ein Spielraum
wußtsein zeuge und daß dieses Verhalten parteitak- außerhalb der Brüsseler Beschlüsse gegeben, den es
tischen Erwägungen zuzuschreiben sei. Ich möchte jetzt zu nützen gilt; denn von Jahr zu Jahr wird der
diese Behauptungen ganz energisch zurückweisen. Raum für eigene Entscheidungen geringer. Zum an-
Sie werden gleich sehen, warum- wir nicht mitunter- deren sind in diesen Verordnungen von Brüssel
zeichnet haben und warum wir nicht bereit sind, einige Möglichkeiten angesprochen, um eben die
diese Vorlagen mitzutragen. Im übrigen darf ich fÜbüerdgianstzlM en
Sie in diesem Zusammenhang noch einmal an die so reibungslos wie nur möglich zu machen. Ich halte
doch peinlichen Schwierigkeiten erinnern, die Sie das für eine sehr gute Lösung, und es kommt nur
mt Ihrem Koalitionspartner hatten und die doch mit darauf an, ob man die Möglichkeiten dieser euro-
ein Grund dafür waren, daß die erste Lesung um päischen Verordnungen nützt.
einige Tage verschoben werden mußte.
Sie haben in den Vorlagen weder das eine noch
Wenn Sie glauben, uns derartige Vorhaltungen das andere genützt; Sie haben sich auf Formalitäten
machen zu müssen, so darf ich Sie auf etwas auf- beschränkt.
merksam machen, für das Sie allein die Verantwor-
tung haben. Im Ratifizierungsgesetz zu den Römi- Unser vorrangiges Interesse in diesen beiden Ge-
schen Verträgen heißt es in Art. 2: setzen gilt zwei Gruppen: der Gruppe, die am An-
fang der Produktion steht — den Bauern und Land-
Die Bundesregierung hat Bundestag und Bun- wirten —, und der Gruppe, die am Ende der Kette
desrat über die Entwicklungen im Rat der Euro- steht, nämlich den Verbrauchern. Die anderen, die
päischen Wirtschaftsgemeinschaft und im Rat dazwischen liegen, helfen sich im Rahmen unserer
der Europäischen Atomgemeinschaft laufend zu Wirtschaft selber. Denen werden sowieso im Rah-
unterrichten. Soweit durch den Beschluß eines men dieser Gesetzgebung zusätzliche Gewinne zu-
Rates innerdeutsche Gesetze erforderlich wer- geschanzt, die wir nicht verantworten wollen.
den oder in der Bundesrepublik Deutschland un-
mittelbar geltendes Recht geschaffen wird, soll (Zuruf von der FDP.)
die Unterrichtung vor der Beschlußfassung des In den letzten Monaten war in den Schlagzeilen der
Rates erfolgen. Zeitungen von steigenden Lebenshaltungskosten
Die Bundesregierung hat sich daran recht wenig ge- die Rede. In der Tat haben sich auch auf dem Ernäh-
halten — wenn sie es getan hat, dann zu spät —, rungssektor gegenüber dem vergangenen Jahr
und ich richte an Sie, an die Regierungsparteien die einige Erhöhungen gezeigt. Untersuchen wir diese
Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß in der bisher ge- näher, so müssen wir feststellen, daß die Erhöhung
1610 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Schmidt (Gellersen)


der Ernährungskosten insbesondere auf Preissteige- müssen wir mit aller Entschiedenheit begegnen.
rungen bei Obst, Gemüse und Frühkartoffeln zu- Wir stellen noch einmal fest, daß die Frage der Stei-
rückzuführen ist. Die Erzeugerpreise der sonstigen gerung der Lebensmittelpreise in der Hand des
pflanzlichen und tierischen Produkte sind unverän- Deutschen Bundestages liegt, also in Ihrer Hand
dert, ja teilweise sogar niedriger als vor einem liegt.
Jahr. (Beifall bei der SPD.)
Es ist allgemein bekannt, warum das bei Obst, Was von der Erklärung der Regierung zu halten
Gemüse und Frühkartoffeln so war und teilweise ist, daß sie auch ohne gesetzliche Verpflichtung
heute noch so ist. Teilweise waren wir dagegen das Lebensmittelpreisniveau zu halten gedenke,
machtlos, teilweise hätte man aber etwas dagegen haben wir erst vor wenigen Tagen am Beispiel der
machen können, z. B. bei den Frühkartoffeln. Das ist Kohle erlebt. Wenn uns der Herr Bundesminister
nicht geschehen. Was aber jetzt im Juli und später darüber damit hinwegzutrösten gedenkt, daß er
geschehen wird, liegt allein in der Verantwortung eine Vereinbarung über die Einfuhr billiger polni-
dieses Hauses. scher Gänse zu Weihnachten getroffen habe, so
Aus Anlaß der Einführung der europäischen kann uns das nicht beruhigen. Das macht das andere
Agrargesetzgebung und der Angleichung der unse- doch nicht wett.
ren an die europäische wird eine neue Lawine von Wir haben den Versuch unternommen, in diesen
Lebensmittelpreiserhöhungen befürchtet. Jede Haus- Gesetzen Instrumente der Preispolitik zu verankern.
frau weiß das, und jede Hausfrau rechnet damit. Ich Sie haben sowohl unseren Antrag Drucksache IV/
gebe zu, daß Verbände und Institutionen oft mit 428, in dem wir die Ausschöpfung der EWG-Ver-
sehr leichter Hand einige Berechnungen über Erhö- ordnungen auch für den Verbraucher verlangten,
hungen in die Welt gesetzt haben, obwohl die end- für erledigt erklärt. Sie haben im Ausschuß und im
gültigen Fakten in Brüssel noch gar nicht beschlos- Plenum alle unsere diesbezüglichen Anträge abge-
sen worden waren. Ich gebe auch zu, daß eine Por- lehnt. Wir bedauern das. Meine Kollegen und
tion Eigeninteresse und der Versuch, die Umstel- Freunde Müller und Frehsee haben im einzelnen
lung zu eigenen Gewinnen auszunutzen, dabei eine begründet, warum und wie wir die diesbezüglichen
Rolle gespielt haben. Aber die Frage an uns lautet Handhaben in dem Gesetz verankert sehen wollten.
doch: müssen Preissteigerungen mit der Einführung Wenn wir auf eine Wiederholung der Anträge jetzt
der EWG-Gesetze zwangsläufig verbunden sein, in der dritten Lesung verzichten, dann nicht, weil
müssen sie eintreten? Darauf gibt es nur eine klare wir uns unserer Sache nicht sicher wären, oder weil
Antwort: sie müssen nicht eintreten, wenn wir von sie uns nicht wichtig wären, sondern deshalb, weil
den Möglichkeiten der europäischen Verordnungen wir wissen, daß unsere Anträge von vornherein in
Gebrauch machen. diesem Hause keine Mehrheit finden, weil sie von
Heute — nach dem. Stand der zweiten Lesung die- vornherein der Ablehnung verfallen.
ser Gesetze — kann ich nur folgendes feststellen: Lassen Sie mich auch ganz kurz einiges zu der
die von diesen Gesetzen erfaßten Lebensmittel wer- zweiten angesprochenen Gruppe sagen, darüber,
den teurer, und das, obwohl die Masse der Erzeu- wie die Bauern und Landwirte mit den Gesetzen
ger keinen Nutzen davon haben wird. Sie machen fertig werden und wie sie damit wegkommen. Die
also ein eigenartiges Feriengeschenk an die Ver- Erzeugermindestpreise für Getreide und die durch-
braucher. Allein durch den Fortfall der bisherigen schnittlichen Preise der letzten Jahre für Eier, Ge-
Subventionen für den Hartweizen, für die Fracht flügel und Schweinefleisch werden nach der gegen-
des Qualitätsweizens bis zur Mühle, für den Ausfall wärtigen Lage beim Erzeuger keine Erhöhung er-
der Eier- und Geflügelprämie und auch durch die fahren. Im Gegenteil, beim Getreide bringen Sie
erhöhte Interventionsspanne von 7,5 % anstatt von sogar gesetzlich verankerte Preiseinbußen hinein,
5 0 /o bewirken Sie automatisch eine Erhöhung der und selbst bei Schweinefleisch liegt es durchaus im
Preise der davon betroffenen Lebensmittel. Diese Bereich des Möglichen, daß der Erzeuger nicht nur
Erhöhung wird natürlich von Fall zu Fall verschie- nicht mehr bekommt, als er jetzt erhält, sondern
den sein. Ich bin auch nicht in der Lage, das Aus- sogar weniger, weil die bisherigen Stützen fort-
maß dieser Erhöhungen in jedem einzelnen Fall fallen und weil das innere Angebot so groß ist, daß
Ihnen jetzt zu sagen. mit einer Erhöhung der Erzeugerpreise überhaupt
nicht zu rechnen ist.
(Zurufe von der CDU/CSU.)
Die Erzeuger haben von den Gesetzen nur einen
Aber darum kommen Sie, meine Damen und Her- Vorteil. Dieser Vorteil liegt darin, daß dieses Ab-
ren, nicht herum: diese Erhöhungen der Lebens- schöpfungssystem eine Stabilisierung der an wich
mittelpreise werden eintreten. bisher stark schwankenden Veredlungspreise bringt.
Die Preisauf- oder -abschläge werden nicht so stark
(Zuruf von der Mitte: Woher wissen Sie das?) sein wie bisher.
Ich bedauere, daß der Bundesernährungsminister Auch auf diesem Gebiet haben Sie alle unsere An-
auf dem CDU-Parteitag in Dortmund dazu geäußert träge auf Abschirmung gegenüber Einkommensein-
hat, das seien Kinderkrankheiten der EWG, die bußen bei den Bauern rundweg abgelehnt, und den
müsse man einfach in Kauf nehmen. Nein, so ist es Hinweis, daß die Regelung der Einkommensein-
nicht. Damit macht es sich der Minister zu leicht. bußen im Landwirtschaftsgesetz zu erfolgen habe,
Dem Versuch, diese Erhöhungen der Lebensmittel- darf ,ich doch wohl als eine Provokation emp-
preise auf die EWG-Marktordnungen abzuwälzen, finden. Schließlich wissen wir, was mit dem Land-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1611
Dr. Schmidt (Gellersen)
wirtschaftsgesetz bisher geschehen ist und was wir Rede vom System der stillen Begünstigungen der (
dabei erreicht haben. marktbeherrschenden Kapitalgesellschaften und der
Großunternehmungen. Daß diese Politk die Land-
Warum haben wir zum Beispiel den Antrag auf
wirtschaft ins Hintertreffen geführt hat, wissen Sie
Frachtenausgleich gestellt? Um eine Sicherung dafür
selber, und diese Politik, meine Damen und Herren,
zu haben, daß die entlegenen Gebiete nicht das bil-
haben Sie zu verantworten und nicht wir.
lige Opfer einer verkehrten Tarifpolitik werden.
Was haben wir mit dem Antrag auf Senkung der Nun hat Herr Bundesministers Schwarz — ich be-
Handesspanne und der Lagerkostenzuschläge er- daure, daß er heute nicht anwesend ist — in der
reichen wollen? Wir haben dabei natürlich an die zweiten Lesung kräftige Worte für eine gesunde
Verbraucherpreise gedacht; aber wir haben auch Bodenproduktion gebraucht. Er hat die Mahnung an
an dien Erzeuger gedacht. Die Erzeuger hätten durch uns, an die Opposition gerichtet. Ich glaube, das
derartige Abschläge der Reports und der Handels- war eine verkehrte Richtung. Wer bringt denn diese
spannen keine Einkommensverluste. Ich möchte die gesunde Bodenproduktion in Gefahr, Herr Kollege
Genossenschaft sehen, die den eigenen Mitgliedern Pflaumbaum! Meinen Sie, daß wir aus der Bundes-
eines höheren Profits wegen weniger als den bis- republik eine Parklandschaft machen oder daß wir
herigen Erzeugermindestpreis ausgezahlt hätte. die Bundesrepublik veröden lassen wollten? Ich
habe immer den Eindruck, daß in Ihren Reihen viele
Einer dar Redner der Koalition hat gesagt, das
sind, die uns stets bewußt mißverstehen wollen.
käme auch der Lagerhaltung der Bauern zugute.
Herr Kollege Frehsee hat das in seiner Antwort auf
Nun, ich muß diesem Redner sagen: er kennt an-
die Ministerworte hier eindeutig festgestellt. Sie
scheinend die Lage der großen Masse der Bauern
wollen uns bewußt mißverstehen. Aber ich glaube,
nicht. Fragen Sie einmal, wie es in den Höfen aus-
draußen merkt man, daß man das nicht so ganz für
sieht, und fragen Sie, wer es sich leisten kann, sein
ehrlich hinnehmen kann. Ich erinnere auch an meine
Getreide ein halbes Jahr und länger bei sich zu
Ausführungen anläßlich der Debatte über den Grü-
lagern! Sie werden feststellen, daß das kaum noch
nen Plan, die doch wohl sehr eindeutig waren. Aber
möglich ist.
wahrscheinlich kommen einige Kollegen in den
Der andere Hinweis, daß der Handel den Ver- Fragen der Boden- oder Veredlungsproduktion nicht
brauchern freiwillig abgeben würde, was ihm jetzt von ,den nationalen Vorstellungen herunter. Was
gesetzlich mehr zugestanden worden ist, ist wohl vor uns steht, ist doch eine neue Lösung, keine
nur ein schlechter Witz, Herr Kollege. nationale, weder eine holländische noch eine bun-
(Abg. Bauknecht: Jawohl, ich glaube daran!) desrepublikanische. Was vor uns steht und was wir
erarbeiten müssen, ist die neue europäische Lösung.
Nun lassen Sie mich einen anderen Punkt strei- Ich würde es begrüßen, wenn wir diese Frage im
fen. Der Herr Bundesminister und einige andere Lichte der Zukunft prüfen würden und nicht unter
Redner der Koalition haben in der zweiten Lesung dem Gesichtspunkt von gestern. Das Morgen muß
einige Bemerkungen gemacht, die nicht unwider- uns wichtiger sein als das Heute.
sprochen bleiben können. Vier Redner der Koalition
haben versucht, die bisherige und die gegenwärtige Als Herr Kollege Frehsee seine Ausführungen
Agrarpolitik zu verteidigen, und das mit sehr vielen machte — diese Anmerkung gestatten Sie mir
und langen Reden, wenn ich en Herrn Kollegen bitte noch; ich beeile mich sehr, damit wir heute
Lücker denke, nicht so lange tagen müssen —, hat Herr Kollege
Struve in einer Frage an den Kollegen Frehsee zu
(Zuruf von rechts: Vorsichtig!) verstehen gegeben, daß durch eine sozialdemokra-
tische Getreidepolitik die. Veredlung in die Groß-
mit sehr wohl abgewogenen Erklärungen. Aber daraus
betriebe wandern würde. Herr Pflaumbaum hat als
konnte ich lesen, daß es Ihnen doch sehr, sehr pein-
Fraktionskollege von Herrn Struve bereits gesagt,
lich ist; denn die Ergebnisse des Grünen Berichts,
daß das heute schon der Fall sei. In der Tat, es ist
meine Damen und Herren von der Koalition, sind
uns doch noch in zu frischer Erinnerung. Wenn ich so.
weiter an Herrn Kollegen Ertl denke, der davon (Abg. Bauknecht: Und noch schlimmer wird!)
gesprochen hat, daß das Agrarpreisgefüge im Vor-
dergrund stehen muß, meine Damen und Herren — Aber das verantworten doch nicht wir, das ist doch
schön, die Preise spielen zwar eine Rolle; aber ent- in Ihrer Zeit, in der Zeit, in der Sie die Agrarpolitik
scheidend ist doch für jeden Betrieb, was unter dem zu verantworten hatten, geschehen, und es ge-
Strich bleibt. schieht laufend. Sie können uns also nicht den Vor-
wurf machen, daß wir das herbeiführen.
(Zuruf rechts: Wegen der Preise!)
Ich darf dazu eine Frage stellen; vielleicht kann
Und dazu gehört doch mehr als der Preis, und der sie einer der Herren nachher beantworten. Was ha-
Bauer merkt doch jeden Tag, wie die Unkosten ben Sie eigentlich getan, um die flächenunabhängige
steigen; sie steigen doch unentwegt. Veredlungsproduktion einem Teil der bäuerlichen
(Zurufe rechts.) Familienbetriebe zur Verbesserung der Produktivi-
tät und des Einkommens zugute kommen zu lassen?
Ich kann nur der Meinung des Präsidenten Reh- Wenn wir , das nachprüfen — meine Damen und
winkel beipflichten, die er in einem Artikel in der Herren, Sie hatten die Verantwortung —, dann
„Deutschen Bauernzeitung" vom 21. Juni kundgetan werden wir feststellen müssen, daß das Ergebnis
hat. Lesen sie einmal den Artikel nach! Da ist die außerordentlich mager ist.
1612 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Schmidt (Gellersen)


Nun noch ein ganz kurzes Wort zur Getreide- Wir können diese Entwicklung doch nicht dem
preisfrage! Ich habe mich schon in der Debatte über Zufall überlassen, meine Kollegen von der CDU.
den Grünen Plan und vorher mit dem Kollegen Wir müssen sie doch steuern, und die politische
Lücker hier im Hause darüber auseinandergesetzt. Führung der Bundesrepublik muß doch den Bauern
Das Thema der Getreidepreise, und zwar der euro- und Landwirten und der Ernährungswirtschaft einige
päischen Getreidepreise, wird im Herbst und im Empfehlungen und Richtlinien an die Hand geben.
nächsten Sommer zum zentralen Punkt auch unserer
Herr Minister Schwarz hat in München an die
Agrarpolitik werden. Dann werden wir uns im ein-
Bauern das Wort gerichtet: Bauern, werdet doch
zelnen damit auseinanderzusetzen haben. Ich hatte
nicht so nervös, es passiert ja gar nichts! Nun, nach
geglaubt, daß Sie allmählich schon begriffen hätten,
den Erfahrungen der letzten Jahre, meine Damen
daß wir auch auf dem Gebiet der Getreidepreise zu
und Herren von der CDU und von der Koalition,
neuen Ufern kommen — nicht kommen müssen, son-
müssen doch die Bauern nervös werden. Sie haben
dern kommen werden.
doch jahrelang nach dem Motto gehandelt: Es pas-
(Abg. Bauknecht: Wenn wir 'heruntergehen, siert nichts. Nachher kam es Schlag auf Schlag, und
wie Sie wollen, dann ersaufen wir!) sie wurden aus Ihren Träumen wach. Ich habe die
große Sorge — und diese Sorge nehmen Sie mir
— Nein, wir ersaufen gar nicht. Herr Kollege Bau- bitte ab —, daß wir Gefahr laufen, die Methode der
knecht, ich weiß, es fällt Ihnen schwer, sich ,an die letzten vier Jahre auch in den nächsten drei, vier
neuen Tatsachen zu gewöhnen; aber auch Sie wer- Jahren fortzuführen. Das würde ich nicht für gut
den eines schönen Tages begreifen, daß dabei Kom- halten. Ich gebe zu, daß niemand, auch Herr Minister
promisse geschlossen werden müssen. Sogar Ihr Schwarz nicht, in der Lage ist, den Bauern Einzel-
Minister wird sie im Ministerrat beschließen, und rezepte zu geben. Das geht zu weit. Aber die große
wir werden das später nur zu bestätigen haben. Linie der zukünftigen Politik will ich nicht von
Lassen Sie mich zur Entschließung zurückkom- Ihnen hören, Herr Kollege Lücker, sondern die will
men! Im zweiten Teil der Entschließung vom ich vom Minister hören. Bis zur Stunde habe ich
31. Januar — ich darf das noch einmal zitieren, weil sie noch nicht gehört.
das Haus das anscheinend vergessen hat — ist fol- Ich habe mir erlaubt, in der Debatte am 31. Januar
gendes gesagt: und am 22. Februar zur Erarbeitung dieser Linie und
für die kommende Arbeit eine ganze Reihe von
Der Bundestag ist der Auffassung, daß die Anregungen zu geben und in diesem Zusammen-
Brüsseler Beschlüsse nunmehr dazu zwingen, hang auch Fragen zu stellen. Diese Fragen und An-
gemeinsam eine agrarpolitische Konzeption zu regungen stehen heute noch auf der Tagesordnung,
entwickeln, die die Lebensfähigkeit der deut- sie sind noch lange nicht erledigt. Ich will sie nicht
schen Landwirtschaft auch im Gemeinsamen wiederholen.
Europäischen Markt gewährleistet, mit den in
Brüssel gefaßten Beschlüssen vereinbar ist, Ich darf diese Fragen und Anregungen in zwei
die Interessen der Verbraucher wahrt und zu- entscheidenden Punkten ergänzen.
gleich finanzpolitisch tragbar ist. Für dieses
Vorhaben ist Eile geboten. Die deutsche Land- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Gestatten Sie
wirtschaft kann erwarten, daß spätestens bei eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Dr.
der Diskussion um den Grünen Bericht und den Pflaumbaum?
Grünen Plan die Umrisse dieser agrarpolitischen
Konzeption sichtbar werden. Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Ja, bitte!
Nun, der letzte Hinweis war ein bißchen verfrüht.
Ich meine, man konnte von der Regierung nicht er-
Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) : Herr Kollege
Schmidt, sind Sie nicht der Auffassung, daß, wenn
warten, daß sie beim Grünen Plan und bei der
Sie von der neuen agrarpolitischen Konzeption spre-
Debatte über den Grünen Plan darüber schon
chen, erst einmal die Gesetze dafür geschaffen wer-
Näheres sagte. Aber hier — Herr Kollege Lücker, ob
den müssen, wobei wir uns in den nächsten Minuten
Sie es wahr haben oder nicht—wird von einer neuen
erst über die dritte Lesung der Gesetze unterhalten?
agrarpolitischen Konzeption gesprochen, die der
Sind Sie nicht der Auffassung, daß man auch erst
Bundestag erarbeiten soll, und zwar in Eile erarbei-
die Auswirkungen der Gesetze erkennen muß, um
ten soll. Brauchen wir die Konzeption? Nicht
dann Tatsachen zu haben, auf Grund deren man die
gestern und nicht heute, aber morgen. Haben wir
neue agrarpolitische Konzeption entwickeln kann?
sie? Ist schon etwas von dieser neuen Konzeption
Sind Sie nicht weiter der Auffassung, daß, wenn im
zu sehen? Nichts, gar nichts.
Januar dieser Entschließungsantrag angenommen
Herr Bundesminister Schwarz hat bei der Eröff- worden ist und wenn dann vom Grünen Bericht und
nung der DLG-Ausstellung in München in bezug vom Grünen Plan gesprochen wird, das im Februar
auf dieses Thema gesagt: Wir betreten Neuland, noch nicht drinstehen kann, sondern daß vielleicht
und dann müssen wir erst einmal abwarten. Nun, der nächste Grüne Bericht und Grüne Plan die erste
in einer Zeit, wo wir es gerade in der Agrarpolitik Möglichkeit ist, von den Umrissen zu sprechen?
mit einer sehr starken Dynamik zu tun haben, kann
man nicht warten. Dann kann man nicht zehn Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD): Darauf eine Ant-
D-Züge abfahren lassen, hinterher marschieren und wort! Ich habe schon betont, daß wir in der Debatte
das Nachsehen haben. Dann ist es zu spät. über den Grünen Plan noch nichts von der Regie-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1613
Dr. Schmidt (Gellersen)
rung erwarten konnten. Das habe ich hingenommen. schaffung sämtlicher Bestimmungen der ent-
Aber inzwischen sind eine ganze Reihe von Mona- sprechenden einzelstaatlichen Marktordnungen
ten vergangen. Meine Freunde und ich haben erwar- gefordert. Sie belassen den Mitgliedstaaten
tet, daß bei den ersten Gesetzen, die dem Bundes- einen erheblichen Spielraum für nationalstaat-
tag zur Durchführung der Brüsseler Beschlüsse und liche Regelungen und fordern lediglich insoweit
zur Angleichung unserer Gesetzgebung vorgelegt die Angleichung der Rechts- und Verwaltungs-
werden, eine erste Übersicht möglich sein würde. vorschriften, als es zur Anwendung der EWG-
Das ist nicht geschehen. Eine solche Konzeption Verordnungen notwendig ist. Das bedeutet, daß
kommt in den Gesetzen zum Ausdruck. Wo denn zahlreiche einzelstaatliche Marktregelungen auf
sonst? Wir hätten gewünscht und es gerne gesehen, Grund der Verordnung Nr. 26 von den Verbo-
daß in diesem Getreidegesetz und in dem anderen ten des Art. 85 Abs. 1 des EWG-Vertrages aus-
Gesetz ein Stück der zukünftigen Konzeption sicht- genommen bleiben. Daraus resultieren zwangs-
bar würde. Ich muß sagen, daß Ihr Ministerium und läufig unterschiedliche Regelungen. Sie können
die Ressorts insgesamt dabei vielleicht ein bißchen für die Bundesrepublik, deren Agrarmärkte im
nachlässig gehandelt haben. Jedenfalls hat die Re- Vergleich zu einigen anderen EWG-Partnern
gierung von diesem Auftrag bisher keine Kenntnis weniger stark organisiert sind bzw. sehr viel
genommen. Das wollen Sie wohl nicht abstreiten. weniger durch staatlich autorisierte Marktzu-
(Sehr richtig! bei der SPD.) sammenschlüsse gesteuert werden, zu beträcht-
lichen Wettbewerbsnachteilen führen. Diese
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich — ich sollten festgestellt werden.
will es ganz kurz machen — nur noch zwei Punkte zu Ich möchte die Bundesregierung fragen, ob sie den
diesen vielen Fragen und Anregungen hinzufügen! Auftrag des Bundesrates in dieser Entschließung
Der Bundesrat hat zu den Brüsseler Ergebnissen erfüllt hat, ob sie an die Brüsseler Kommission
Stellung genommen, und zwar am 13. April dieses diese Fragen gerichtet hat. Wie mir bekannt ist,
Jahres. Er hat dazu einige Entschließungen gefaßt. bis zur Stunde noch nicht; wieder ein Beispiel dafür,
Unter Nr. 4 hat er zur Verordnung über die Anwen- was die Bundesregierung aus Entschließungen
dung der Wettbewerbsregeln auf die Produktion macht, obwohl diese hier lebenswichtig — ich
landwirtschaftlicher Erzeugnisse und den Handel wiederhole: lebenswichtig — für unsere Landwirt-
mit diesen Erzeugnissen Stellung genommen. Er hat schaft ist. Ich habe diese Entschließung deshalb hier
auf die darin gegebenen Zusagen gedrängt. Auch angeführt, damit sie im Hause und bei der Bundes-
der Bundesernährungsminister hat vor kurzem im regierung nicht verlorengeht.
Rat in Brüssel auf die Erfüllung dieser Zusagen in
Dabei bin ich schon bei meiner zweiten und letz-
der Verordnung Nr. 26 gedrängt und von der Erfül-
ten Bemerkung. Wenn der Vizepräsident der EWG-
lung seine Zustimmung zu den laufenden Brüsseler
Kommission, Mansholt, recht hat, daß das Mit-
Beschlüssen abhängig gemacht.
gliedsland mit der besten Absatzorganisation und
Nun, so weit ist es wohl nicht gekommen. Aber mit der besten Qualität das Rennen in der EWG
bei einer leichten Mahnung kann es auf die Dauer machen wird, und wenn es möglich ist, daß z.B. Frank-
nicht bleiben. In Anbetracht der ganz enormen Be- reich neue, sehr straffe Marktordnungen, fast Kar-
deutung der Herstellung fairer Wettbewerbsverhält- telle, aufbaut, dann ist doch in absehbarer Zeit die
nisse für das Wachsen und Gedeihen der ganzen Frage zu prüfen, ob unsere gegenwärtigen Markt-
Gemeinschaft wird diese Verordnung Nr. 26, die organisationen zur Zeit den Ansprüchen genügen
Wettbewerbsordnung, bald zu dem wichtigsten oder, ganz gleich in welcher Richtung, verändert
Stück der Agrarpolitik von Brüssel. werden müssen. Die Konkurrenz innerhalb der sechs
Der Bundesrat hat sich, wie gesagt, damit befaßt. Länder ist doch nicht aufgeschoben. Die Konkurrenz
Ich erlaube mir, in Anbetracht der Bedeutung dieses beginnt ja erst, und wir sollten alle Chancen nut-
Problems die Entschließung des Bundesrates kurz zen, die uns dabei gegeben sind. Auch diese Frage,
zu verlesen; sie ist nicht lang. In ihr heißt es: meine Damen und Herren, gehört zur neuen Kon-
zeption. Herr Kollege Pflaumbaum, davon habe ich
Die Bundesregierung wird gebeten, gemäß bisher seitens der Regierung noch nichts gehört.
Art. 2 Abs. 3 der Verordnung Nr. 26 bei der Korn-
mission eine Feststellung darüber zu beantragen, Die Voraussetzung für die Entwicklung der neuen
Konzeption ist die Bestandsaufnahme. Wir haben
1. welche der in Art. 2 der Verordnung Nr. 26 uns erlaubt, dazu eine Entschließung — auf Um-
bezeichneten Beschlüsse, Vereinbarungen druck 130 — vorzulegen, in der wir die Bildung von
oder Verhaltensweisen die Voraussetzungen Sachverständigenausschüssen für die wichtigsten
des Art. 2 Abs. 1 Satz 1 erfüllen, landwirtschaftlichen Produktionsbereiche wünschen.
2. inwieweit durch andere Maßnahmen der Das soll keine Dauereinrichtung sein; die Aus-
Wettbewerb beeinträchtigt oder die Ziele schüsse sollen die Aufgabe haben, eine Bestands--
des Art. 39 des Vertrages gefährdet werden. aufnahme der gegenwärtigen Produktions- und
Absatzlage und eine Analyse der künftigen Ent-
Nun kommt für Sie zum Verständnis die Begrün- wicklungsmöglichkeiten im Rahmen der Gemein-
dung. Aus ihr werden Sie gleich die Bedeutung die-
schaft durchzuführen und Vorschläge zur Verbes-
ser Fragen des Bundesrates an die Bundesregierung serung der Wettbewerbsfähigkeit, zur strukturellen
erkennen:
Anpassung unter Berücksichtigung der fortschrei-
In keiner der beschlossenen Ministerratsver tenden Entwicklung des Gemeinsamen Marktes usw.
ordnungen vom 14. Januar 1962 wird die Ab usw. zu machen. Wir haben in unserer Entschlie-
1614 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Dr. Schmidt (Gellersen)


ßung gesagt, daß in den Ausschüssen die Vertre- die wir hatten, als uns die Ministerratsbeschlüsse,
ter der Ressorts, der Erzeugung, der Verarbeitung, die am 14. Januar 1962 gefaßt wurden, vorlagen,
des Verbrauchs — wozu auch noch der Handel damals, meine Damen und Herren, war für uns alle
kommen muß — sowie der Wissenschaft Sitz und nur in groben Umrissen erkennbar, wie diese ge-
Stimme haben sollen. Das letzte bitte ich nicht wört- meinsame Marktordnung auf dem Gebiet von Ge-
lich zu nehmen, das ist eine Floskel; natürlich kann treide, Eiern, Geflügel und Schweinefleisch aus-
man in solchen Ausschüssen nicht abstimmen. Die sehen würde. Heute stehen wir nun vor der Ver-
Berichte der Ausschüsse sollen dem Bundestag, dem abschiedung der ersten EWG-Folgegesetze.
Bundesrat und der Bundesregierung zur Verfügung Meine Damen und Herren, ich habe damals im
gestellt werden. Anschluß an die Ausführungen meines Fraktions-
Meine Damen und Herren, wir meinen, das ist kollegen Struve auf die besonderen Auswirkungen
ein Weg, um die künftigen Aufgaben zu erkennen der EWG-Marktordnung auf die marktfernen Ge-
und die notwendigen Lösungen zu finden. Wir bit- biete hingewiesen. Ich habe seinerzeit auch ver-
ten um Annahme dieses Entschließungsentwurfs. schiedene Fragen an die Bundesregierung und an
das Hohe Haus gerichtet und einige Wünsche an-
(Beifall bei der SPD.)
gemeldet, die ich nunmehr im Lichte der vor uns
liegenden Gesetzestexte untersuchen möchte.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat Die erste der damals von mir im Namen meiner
der Herr Abgeordnete Bauer (Wasserburg).
Fraktion gestellten Fragen lautete, ob es wohl ge-
lingen werde, die notwendige und angestrebte Auf-
Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) : Herr Präsident! gabenteilung innerhalb der Landwirtschaft der EWG
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das red- so zu beeinflussen, daß sie eine sinnvolle Entwick-
liche Bemühen meines Kollegen Dr. Schmidt, hier lung nimmt. Nun, ich verhehle nicht, daß wir beim
Besorgnisse angesichts der heute zur Verabschie- Getreidegesetz — darauf lassen Sie mich zunächst
dung anstehenden Gesetze zum Ausdruck zu brin- eingehen — dank des tatkräftigen Eintretens unse-
gen, wäre nach meiner Ansicht noch etwas glaub- rer Kollegen in Straßburg, dank des Einsatzes unse-
würdiger gewesen, Herr Kollege Schmidt, wenn ich rer Minister im Ministerrat und dank der Ergän-
hinter Ihnen in den Reihen Ihrer Fraktion eine zungen, die wir in den Ausschüssen und im Plenum
etwas größere Anzahl von anteilnehmenden Kolle- vorgenommen haben, eine unter den gegebenen
gen entdeckt hätte. Um so mehr freut es mich, daß Verhältnissen optimale Lösung gefunden zu haben
ich hier das Interesse der Bundesregierung feststel- glauben. Besonders begrüßen wir dabei, daß das
len darf und daß der Vizekanzler Professor Erhard Streben der Landwirtschaft auf dem Gebiet des
bei der Verabschiedung dieser so wichtigen Gesetze Qualitätsgetreidebaues Berücksichtigung gefunden
persönlich anwesend ist. hat. Sie wissen, daß die Frage der Braugerste, des
(Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Qualitätsweizens und der Saatgutzüchtung bei un-
Dr. Schmidt (Gellersen) : Das ist doch wie seren Beratungen eine ganz besondere Rolle ge-
der Zufall!) spielt hat.
— Herr Dr. Schmidt, ich glaube, wir sollten uns mit Ich darf aber, Herr Staatssekretär, der Sie in
solchen Bemerkungen nicht gegenseitig ärgern, son- Vertretung des Ernährungsministers hier anwesend
dern das ist zunächst eine Feststellung von Tat- sind, noch eine weitere 'Sorge anmelden. Ich weiß,
sachen — Tatsachen hier auf der linken Seite und daß in Ihrem Hause und vielleicht auch schon im
Tatsachen hier auf der Regierungsbank. Schoße der Bundesregierung Überlegungen darüber
angestellt werden, wie man die gleichen Frachtver-
(Zuruf von der SPD: Bei Ihnen! Gucken günstigungen und Erleichterungen, die für das Ge-
Sie doch mal!) treide im allgemeinen gelten, auch auf die Ver-
Meine sehr verehrten Damen und Herren, bei der edelungsprodukte — ich denke insbesondere an
Braumalz — ausdehnen kann. Ich möchte Ihnen
letzten EWG-Agrardebatte — —
diese Frage ganz besonders ans Herz legen, gerade
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Leere Tat bezüglich Braumalz.
sachen!)
Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich der Quali-
— Leere Tatsachen bei Ihnen; sehr richtig! tätsweizenanbau bei der künftig geltenden Getreide-
marktregelung und den geplanten Verbilligungs-
(Lachen bei der SPD.) maßnahmen der Bundesregierung in dem von uns
Das ist richtig, Herr Schmitt: „Leere Tatsachen"! erwünschten Maße und in den entsprechenden Räu-
Das war ausgezeichnet, das war die beste Berner- men wird entwickeln können.
kung, die Sie machen konnten. Die Notwendigkeit der Erhaltung einer gesunden
-
(Zuruf von der SPD: Schaffen Sie sich eine Bodenproduktion ist im Laufe der Debatte im Aus-
Brille an! — Gegenruf von der CDU/CSU: schuß und in der zweiten Lesung wiederholt betont
Die muß dann aber rot sein!) worden. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit besonders
auf die Gefahren lenken, die der Nichtgetreidepro-
— Ich bin nicht kurzsichtig, wie es manche Äuße- duktion aus diesen Regelungen erwachsen müssen,
rungen waren, die ich hier soeben wieder gehört insbesondere auf dem Gebiete der Stärke- und Fut-
habe. Ich kann ausgezeichnet sehen und ausgezeich- terkartoffelerzeugung. Diese Gefahren drohen be-
net hören. — Bei der letzten EWG-Agrar-Debatte, sonders in jenen Gebieten, die auf diesen Teil der
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1615
Bauer (Wasserburg)
Bodenproduktion angewiesen sind. Deswegen be- wo sie sich verschlechtern würden. Es lägen aber
grüßen wir es — ich sage das auch zur Regierung Anzeichen dafür vor, daß für 'die Landwirtschaft die
gewandt —, daß offensichtlich für Tapiokamehl und Vorteile 'bei der Produktion von Grundnahrungs-
Tapiokawurzeln eine Regelung vorgesehen ist und mitteln mehr in Frankreich, bei den Intensivkultu-
daß man auch auf dem Gebiet der pflanzlichen ren mehr in Italien liegen würden. In der Bundes-
Stärke Maßnahmen plant, die diesen Bereich unse- republik, sagte er abschließend, ergäben sich dar-
rer Bodenproduktion vor einem sonst unvermeid- aus voraussichtlich Verschlechterungen für die Ge-
baren ruinösen Wettbewerb hoffentlich bewahren biete, die bisher überwiegenden Agrarcharakter hat-
werden. ten. Er folgerte daraus:
Bei Eiern und Geflügel sind wir zuversichtlich, Aus der europäischen Integration werden Ein-
daß mit der Neuregelung der Markt im Interesse bußen entstehen, die nach Wegfall der Grenzen
sowohl der Verbraucher wie der Erzeuger an Stabi- insbesondere jene Gebiete, die Zonen am Rande
lität und Übersichtlichkeit gewinnt. Ich bin dank- dieses Integrationsraumes sind, erleiden müs-
bar, Herr Kollege Schmidt, daß Sie diese Meinung sen, während umgekehrt die Gebiete 'an den
teilen. Ich vertrete mit Ihnen die Auffassung, daß jetzigen n'atürlich'en politischen Grenzen ihre
niemand von uns schon heute sagen kann, wie sich 'Standortvorteile voll werden entfalten können.
hier 'das Preisniveau einpendeln wird. Deswegen Meine Damen und Herren, das ist eine Stimme von
bin ich für Ihr Verständnis besonders dankbar. vielen, die sich mit diesen Zukunftsprognosen be-
Bei Schweinefleisch, Eiern und Geflügel wird ab- fassen. Aber da diese die Landwirtschaft im
zuwarten sein, ob die getroffenen Regelungen aus- allgemeinen und für die marktfernen und Zonen-
reichen. Überhaupt sollten wir, wenn sich zeigen randgebiete von besonderer Aktualität ist, wollte
sollte, daß diese oder jene Regelung unzureichend ich sie Ihnen nicht vorenthalten.
oder ungeeignet ist, dies ohne Scham eingestehen Im übrigen darf ich zum Schluß dieses Kapitels
und keine Scheu davor haben, eine Änderung anzu- sagen, wir vertrauen hier auf die wiederholten Zu-
streben. Wir alle betreten auf diesem Gebiet Neu- sicherungen der 'Bundesregierung, in solchen Fällen
land, wie auch Sie, Herr Kollege 'Schmidt, betont durch kompensierende Maßnahmen für den not-
haben. Darum werden auf diesem Gebiet zwangs- wendigen Ausgleich zu sorgen, und die Haushalts-
läufig gewisse Änderungen erfolgen müssen. beratungen schon im Herbst und der nächste Grüne
Die zweite Frage, die ich seinerzeit gestellt hatte, Plan werden dazu wahrscheinlich der frühestmög-
lautete, ob es uns wohl gelingen werde, das Ge- liche Zeitpunkt sein.
treidepreisniveau des Haupteinfuhrlandes, nämlich Lassen Sie mich hier etwas einflechten. Ich habe
der. Bundesrepublik, zum Tragen zu bringen. Hier unserer Regierung soeben das Vertrauen hinsicht-
darf ich nun einen erfreulichen Erfolg feststellen. lich dieser Frage ausgesprochen. Sie, Herr Kollege
Die grundsätzliche Bedeutung eines ausgewogenen Schmidt, waren der Meinung, daß Sie das Gegenteil
und ausreichenden Preisniveaus bei 'der Bodenpro- tun müßten, daß Sie dieser Regierung das größte
duktion ist gerade in der zweiten Lesung von mei- Mißtrauen wegen der Nichterfüllung der seinerzeit
nen und Ihren Freunden hinreichend diskutiert wor- in einer Entschließung geforderten Maßnahmen an-
den, und ich will es mir ersparen, heute noch dar- sprechen müßten.
auf einzugehen.
(Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Aus vielen
Freilich darf dabei nicht verschwiegen werden, daß Erfahrungen!)
bei dem jetzigen System der Marktregelung die
Ich möchte zunächst zur Frage der zeitgerechten
marktfernen Gebiete trotz der vorgenommenen
Vorlage, — Herr Kollege Mommer hat nach dieser
Frachtangleichung und trotz der erfreulicherweise
Richtung seinerzeit heftig kritisiert — noch einmal
erreichten zusätzlichen Interventionspunkte mit In-
das gleiche sagen, was der Landwirtschaftsminister
krafttreten dieser heute zu beschließenden Regelun-
schon damals festgestellt hat. Die Vorlagen sind
gen noch Preiseinbußen werden hinnehmen müssen.
wenige Tage, nachdem die letzten diesbezüglichen
Dies ist um so bedauerlicher, als in den hiervon
entscheidenden Beschlüsse in Brüssel gefaßt worden
betroffenen Gebieten zur Benachteiligung durch die
waren, dem Kabinett und dem Bundestag vorgelegt
Natur, die dort meist sowieso schon vorhanden ist,
worden. Zaubern kann die Bundesregierung aller-
und zur gegebenen Grenzlage nun auch die Ver- dings auch nicht, und ich muß Ihnen sagen, Herr
luste durch die Marktferne treten. Kollege Schmidt, ich habe größten Respekt und ich
Ich habe kürzlich mit großem Interesse die Aus- zolle die höchste Anerkennung nicht nur dem Ka-
führungen des Herrn Professors Isenburg vom Bun- binett, sondern auch den Mitarbeitern in den zu-
desinnenministerium gelesen, 'die dieser auf der ständigen Gremien, die diese ungeheure Arbeit zu
Konferenz für Raumordnung in Nordwesteuropa bewältigen hatten, und ich möchte mich dafür aus-
gemacht hat; mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, drücklich und nachdrücklich bedanken.
darf ich daraus zitieren. Professor Isenburg führte (Beifall bei den Regierungsparteien)
'dort aus, daß durch den Wegfall der Staatsgrenzen
bei 'der europäischen Integration nachteilige Fol- Allerdings hätten auch wir es lieber gesehen, daß
gen für überwiegend landwirtschaftlich genutzte der Gesetzgebungsweg in vollem Umfang hätte aus-
Gebiete in der Bundesrepublik entstehen würden. genutzt werden können und wir diese Dinge auf dem
Niemand, sagte er weiter, könne klar und einwand- üblichenWgrdBusathäenbdl
frei voraussagen, wo sich die Chancen bessern und können. Aber man kann daraus keine Schuld der
1616 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Bauer (Wasserburg)
Regierung ableiten, Herr Kollege Schmidt. Von den Wettbewerbsverzerrungen mit der gleichen Tat-
Bänken der Opposition sucht man manchmal nach kraft, mit dem gleichen Schwung einzuleiten wie
derartigen Anlässen, doch sind die Objekte, die jetzt bei der laufenden Produktion von Gesetzen
man wählt, dafür nicht besonders geeignet. und Verordnungen.
Lassen Sie mich noch etwas zu dem Thema sagen. Ich möchte ausdrücklich auch im Namen meiner
Sie haben mit keinem Wort davon gesprochen, wie Fraktion dem Bundesminister für Ernährung, Land-
dieselben Verordnungen in den fünf anderen Län- wirtschaft und Forsten dafür danken, daß er bei der
dern durchgeführt werden. Herr Schmidt, wir sind letzten Ministerratssitzung am 29. Mai in Brüssel
in der Bundesrepublik in der allerbesten Situation; mit sehr großem Ernst darauf hingewiesen hat und
das ergibt sich, wenn wir uns mit den fünf anderen weitere Entscheidungen der deutschen Bundesregie-
Ländern vergleichen. Dort wird nämlich die gleiche rung von der Erfüllung dieser deutschen Forderung
Materie rein auf dem administrativen Wege er- abhängig gemacht hat. Ich kann das gar nicht stark
ledigt. Dort befaßt sich überhaupt kein Parlament genug unterstreichen.
mit diesen Gesetzen. Wir in der Bundesrepublik In der Öffentlichkeit und in den Parlamenten und
haben diesen Weg gewählt. Wir sollten deshalb Ausschüssen ist seit der am 14. Januar in Brüssel
nun der Bundesregierung dankbar sein, daß sie uns erfolgten Verabschiedung dieser Agrarverordnun-
die Möglichkeit gibt, mitzusprechen und mitzuwir- gen eine lebhafte Debatte im Gange; Sie haben es
ken. Wir haben darüber hinaus bei der Beratung schon gesagt, Herr Kollege Schmidt. Es ist äußerst
dieses Gesetzes die weitestgehende Unterrichtung interessant, wie sich dabei die Propheten abwech-
des Bundestages vor dem Erlaß der künftigen Ver- selnd überbieten. Von großem Pessimismus für die
ordnungen sichergestellt. Wir sind sehr froh dar- Zukunft der Landwirtschaft bis hin zu dramatisch
über, daß uns auch das bei der Beratung gelungen besorgten Stimmen wegen der zu erwartenden
ist. Preissteigerungen für die Verbraucher reicht dabei
Ich habe seinerzeit ferner gefordert, daß für die die Bandbreite der Diskussion.
Land- und Ernährungswirtschaft die volle Über- Sie sprachen in diesem Zusammenhang von einem
gangszeit zum Gemeinsamen Markt erkämpft wer- eigenartigen Feriengeschenk der Bundesregierung
den solle, damit eine behutsame und störungsfreie an die deutsche Verbraucherschaft. Sie meinten
Überführung dieser Wirtschaft in die EWG gewähr- damit die zu erwartenden Preissteigerungen. Herr
leistet ist. Dies scheint nach dem jetzt vorliegenden Schmidt, wir wissen alle, wie problematisch sie sind
Gesetz Gott sei Dank gesichert zu sein. Wir halten und wie wenig man darüber etwas weiß. Ich habe
das nach dem jetzigen Stand der Dinge für notwen- erst dieser Tage eine Ausrechnung gesehen, wonach
dig. Ich habe damals ° allerdings gleichzeitig darauf auf Grund der jetzt beim Getreide zu erwartenden
hingewiesen und wiederhole es heute, daß das Entwicklung eine Preiserhöhung für Brötchen um
Festhalten an der Forderung „gesamte Übergangs- vielleicht 1/10 Pfennig zu erwarten sei. Ich spreche es
zeit" nur dann sinnvoll erscheint, wenn diese Jahre auch von dieser Stelle aus: Ich glaube, das ist
des Übergangs genutzt werden, wenn also bei den wirchlich kein Grund, den Brötchenpreis für den
Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur der Verbraucher zu erhöhen.
Landwirtschaft keine Verzögerung eintritt.
(Beifall bei der CDU/CSU. — Bravo bei
Hier möchte ich mit einer gewissen Besorgnis,
der SPD.)
Herr Professor Erhard, und auch Sie, Herr Staats-
sekretär, vermerken, daß die Förderung der Maß- Herr Schmidt, wir fassen heute Beschlüsse, die am
nahmen zur Strukturverbesserung durch die be- 30. Juli in Kraft treten. Sie haben von einem häß-
rühmte Sperre von 20 % der Haushaltsmittel be- lichen Feriengeschenk der Bundesregierung für die
einträchtigt ist. Wenn es irgendwo eine Möglichkeit Verbraucher gesprochen. Herr Schmidt, ich möchte
geben sollte, die Sperre bald aufzuheben, wäre wohl gar nicht polemisch werden und sagen, daß in der
gerade hier ein Feld. Angesichts der nun endgültig gleichen Zeit, wo diese Preissteigerungen angeblich
auslaufenden Fristen ist es wohl dringend notwen- für sie eintreten, dieselben Leute irgendwohin in
dig, daß wir die langfristigen Maßnahmen zur Urlaub fahren, daß der Bauer in der gleichen Zeit
Strukturverbesserung zügig, ja vielleicht sogar sein Getreide, das er auf dem Halm stehen hat,
verstärkt fortsetzen. im Schweiße seines Angesichts einbringen muß und
(Beifall bei den Regierungsparteien. — auch nicht weiß, wie sich diese Gesetze für ihn aus-
Abg. Dr. Schmidt [Gellersen]: Bravo!) wirken werden. Wollen wir doch etwas Parität in
diese Befürchtungen bringen und nicht immer so tun,
Mit gezielten Maßnahmen werden wir in Zukunft als ob die Wirkungen oder Besorgnisse nur nach
besonders dort ansetzen müssen, wo eine unmittel- der einen oder anderen Seite gingen.
bare Einkommenseinbuße entsteht oder wo die
Überleitung mit besonderen Anstrengungen und (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Sagen Sie
Schwierigkeiten verbunden ist. uns, gegen wen argumentieren Sie?)
(Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Aha! Und — Einverstanden. Aber es ist von einem häßlichen
unsere Anträge haben Sie abgelehnt!) — wie war es? —, von einem eigenartigen Ferien-
geschenk an die Verbraucher die Rede gewesen.
Nicht zuletzt, Herr Kollege Schmidt — das sage ich
mit großem Ernst — muß diese Übergangszeit dazu (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Aber was
benutzt werden, die vorgesehene Beseitigung der haben Sie vorher gesagt?!)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1617

Bauer (Wasserburg)
Ich wollte hier nur nachholen, daß es uns nicht Jetzt hole ich das nach, Herr Frehsee, was ich gera-
nur um die Verbraucher geht, sondern daß der de ausgelassen habe. In diesem konkreten Falle
Bauer mindestens genauso besorgt sein kann und heißt es „Harmonisierung der arbeits- und sozial-
besorgt sein muß. rechtlichen Normen". Was Sie hier für die arbeits-
und sozialrechtlichen Normen fordern — damit soll-
(Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Das habe ich
ten Sie einverstanden sein —, das sollte für alle
nicht bestritten!)
Gebiete gelten.
Aber wir haben den Mut, unserer Landwirtschaft
(Abg. Frehsee: Es fragt sich aber, was die
beispielsweise im marktfernen Gebiet zu sagen: ihr
fortschrittlichste Regelung ist!)
müßt mit dem Inkrafttreten der Getreidemarktrege-
lung zunächst einmal gewisse Preisnachteile in Kauf Ich glaube, kein Bauernverband könnte das besser
nehmen. Wir haben auch den Mut, ihnen zu sagen, formulieren, als das hier zum Ausdruck gebracht ist.
auf welche Weise wir auf lange Sicht glauben diese Unser Kollege Frehsee wird nicht ganz unschuldig
Dinge wieder ausgleichen zu können. an dieser Formulierung sein. Ich freue mich, daß er
Meine Damen und Herren, ich glaube, diese ganze das außerhalb des Parlaments und außerhalb seiner
besorgte Diskussion im Interesse des Erzeugers und Fraktion im Bereich seiner berufsständischen Tätig-
Verbrauchers geht eigentlich an der Zielsetzung der keit einmal wirklich offenherzig dargelegt hat. Ich
Römischen Verträge vorbei. Die Römischen Ver- hoffe nur, Herr Frehsee, daß wir uns bei den künf-
träge wollen doch für alle Menschen und für alle tigen Beratungen in der Praxis auch immer wieder
Berufsstände gleichermaßen durch das Zusammen- auf diese Aussagen beziehen dürfen.
wirken im größeren Raum die Zukunft sichern, auch Für' diejenigen, die immer noch nicht gemerkt
die politische Zukunft sichern und nach Möglichkeit haben, woher diese Richtlinien stammen, darf ich
das wirtschaftliche Ergehen verbessern. Aber, Herr sagen: es sind die neuen agrarpolitischen Richtlinien
Schmidt, das gilt für alle, für alle gleichermaßen! der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirt-
Von der Aussage dieses Vertragsteiles her ist es schaft.
doch eine interessante Mitteilung, die 'ich kürzlich (Beifall bei der SPD.)
gelesen habe und die ich Ihnen nicht vorenthalten
möchte. Sie stammt von einem Verband. Sie dürfen Ich habe ihnen gar nichts hinzuzufügen, nur den
dreimal raten; Sie werden bald daraufkommen; Herr einzigen Wunsch, wie gesagt, daß diese Grundsätze
Frehsee nickt schon. Diese Mitteilung begrüße ich — und das ist meine Bitte — auch bei den übrigen
außerordentlich. Dieser Verband schreibt in seinen Gewerkschaften, auch bei den übrigen Wirtschafts-
neuen agrarpolitischen Richtlinien — hören Sie, kreisen gehört werden und daß sie im praktischen
meine sehr verehrten Damen und Herren —: Verhalten dieser einzelnen Gruppen dann auch
ihren Niederschlag finden. Wenn das geschieht und
Das Risiko der Landwirtschaft, das durch die wenn wir uns auch in der Zukunft darum bemühen
Abhängigkeit von organischen Wachstumspro- - meine verehrten Kollegen von der Fraktion der
zessen und durch den Einsatz kostspieliger Ma- SPD: bemühen! —, gemeinsam bestmögliche Lösun-
schinen während kurzer Saisonkampagnen ver- gen zu finden, dann wird — davon bin ich überzeugt
ursacht wird, muß wie in anderen Berufen durch — dieser 30. Juli nicht etwa mit Schrecken von den
angemessene Erzeugerpreise abgegolten wer- Verbrauchern oder Erzeugern erwartet werden müs-
den. sen, sondern dann wird dieser 30. Juli durchaus ein
Es geht dann weiter: glückliches Beginnen bringen können.

Die Erzeugerpreise müssen auf die Dauer ge- (Beifall bei der CDU/CSU.)
sehen allen Menschen, die in strukturgesunden
landwirtschaftlichen Betrieben betriebsnotwen- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
dig tätig sind, ein redliches Einkommen sichern. der Herr Abgeordnete Logemann.
Weiter heißt es dort:
Logemann (FDP) : Herr Präsident! Meine Damen
Wie jeder andere Zweig der Wirtschaft hat und Herren! Ich darf hier für die FDP-Fraktion noch
auch die Landwirtschaft Anspruch auf staat- eine allgemeine Stellungnahme zur dritten Lesung
lichen Schutz vor ruinösen Einfuhren, soweit abgeben. Dabei möchte ich mich nach Möglichkeit
diese auf sozialem Dumping oder wettbewerbs- kurz fassen und vor allem auf die fachlichen Pro-
verzerrenden Subventionen beruhen. bleme beschränken, die jetzt durch die neuen Ver-
Und jetzt unterschlage ich Ihnen zwei Worte, damit ordnungen auf uns Landwirte zukommen.
Sie nicht alle sofort daraufkommen; ich hole sie Zunächst einmal kann ich Sie, Herr Dr. Schmidt,
hinterher nach. Es kommt nämlich der entscheidende beruhigen. Die FDP-Fraktion ist durchaus der Auf-
Schlußsatz, eine wichtige Feststellung, die insbeson- fassung, daß die Entschließung des Deutschen Bun-
dere hier für die linke Seite und für die linksgerich- destages vom 31. Januar 1962 weiterhin Richtschnur
teten Kreise in unserer Bevölkerung von großer Be- für unsere Agrarpolitik zu sein hat. Auch wir be-
deutung ist. Es heißt dort am Schluß: dauern es sehr, daß uns — Herr Kollege Bauer hat
Bei der notwendigen Harmonisierung ... im soeben schon darauf hingewiesen — die letzten
Bereich der EWG sind Angleichungen an die Verordnungen so kurzfristig zugeleitet worden
jeweils fortschrittlichsten Regelungen anzustre- sind. Trotz der kurzen Frist haben wir unsere Un-
ben. terschrift noch einmal gegeben, aber wir sind der
1618 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Logemann
Auffassung, daß solche Beratungen Zeit brauchen, Sie haben seit einigen Monaten in Ihren Reden
und wir werden genau so wie Sie verlangen, daß laufend zum Maßhalten aufgerufen. Sicherlich ha-
uns diese Zeit künftig bei solchen Verordnungen ben Sie dabei nicht die Landwirtschaft gemeint;
zur Verfügung gestellt wird. denn die Landwirtschaft hat bei den Preisen maß-
In der Presse können wir jetzt schon einige Aus- gehalten. Aber, Herr Minister, nach meiner Auffas-
wirkungen der zweiten Lesung von vorgestern fest- sung kommen diese Reden auch schon Jahre zu
stellen. Die Überschriften besagen z. B., daß die spät. Nun sind Sie, Herr Minister, ja Optimist, und
Grüne Front hier vorgestern bei den Beratungen das entschuldigt Sie vielleicht etwas; denn Opti-
über die Agrarverordnungen gesiegt habe. Ich misten beten immer erst dann, wenn es donnert.
meine, daß es völlig falsch ist, heute schon von Also hier habe ich ein gewisses Verständnis für die
Siegern und Besiegten zu sprechen. Verzögerung. Ich meine aber, daß es gerade jetzt
darauf ankommt, daß auch in der Umwelt der deut-
Es ist auch nicht richtig, von dem großen Licht zu schen Landwirtschaft 'bei Preisen und Löhnen Maß
sprechen, Herr Kollege Bauer, das uns diese Ver- gehalten wird. Die Wettbewerbssituation unserer
ordnungen gebracht haben sollen. Ich zumindest Landwirtschaft gegenüber der unserer Partnerländer
sehe dieses Licht noch durchaus nicht, sondern viel- ist so überaus schwierig, weil bei uns der Einkom-
mehr sehr viele Unklarheiten, die sich für die mensabstand zwischen der Landwirtschaft und den
Praxis ungünstig auswirken werden. Wir haben also vergleichbaren Berufen — nach dem Landwirt-
durchaus keinen Grund, von der Landwirtschaft aus schaftsgesetz werden die sehr genau festgestellt —
nun irgendwie in Siegerstimmung zu verfallen. sehr viel größer ist als in unseren Partnerländern.
Genau so deutlich möchte ich aber sagen, daß
(Zuruf des Abg. Lücker.)
auch der Verbraucher keinen Grund hat, jetzt schon
in Pessimismus zu machen und immer wieder große — Doch, Herr Kollege Lücker, ich könnte Ihnen
Sorgen anzumelden. Ich habe Überhaupt das Gefühl, Zahlen geben, nach denen diese Disparität in der
daß jetzt bei vielen Reden — auch von Ihrer Seite Bundesrepublik tatsächlich erheblich größer ist als
.aus, Herr Kollege Schmidt — der Verbraucher, ich in den anderen Ländern!
möchte sagen, einseitig in Schutz genommen wird.
(Abg. Dr. 'Schmidt [Gellersen] : Nicht wahr! Deshalb ist es wichtig, immer wieder festzustel-
— Weiterer Zuruf von der SPD: Unter len, daß das Agrarpreisniveau für die deutsche
stellung!) Landwirtschaft in Zukunft nicht nur vom Bundestag
— sicherlich entscheidend mit, Herr Kollege
— Nicht gerade in Ihrer Rede, aber bei verschie Schmidt —, sondern in erster Linie durch die Ein-
denen Rednern, besonders bei Herrn Frehsee, klang kommens-, Lohn- und Preisentwicklung in der
es doch an, daß dabei gar nicht so sehr die Sorge Nachbarschaft, in unserer Umwelt, bestimmt wird.
um den Verbraucher mitspricht. Vielmehr habe ich
oftmals das Gefühl, daß doch wohl manchmal — das Bei der SPD taucht gelegentlich oder eigentlich
darf ich gerade in Anwesenheit des Herrn Bundes- immer wieder der Gedanke an eine Senkung des
wirtschaftsministers Erhard sagen — exportpoliti- Getreidepreises auf. Eine solche Getreidepreissen-
sche Sorgen im Blick auf die Zukunft mitsprechen kung könnte nach meiner Auffassung in ihren Aus-
und daß hier anscheinend ganz bestimmte Interes- wirkungen auf die Landwirtschaft sehr wohl gemil-
sen für einige Industrie-Institute schon in Gefahr dert werden, wenn gleichzeitig von einer Seite die
sind. Forderung käme, auch das deutsche Lohnniveau in
Nun aber zu den Verordnungen, die wir zur Zeit Industrie und Gewerbe auf das mittlere Lohnniveau
verabschieden; zuerst zu Getreide. Auch hier möchte der sechs Partnerländer zu senken. Das wäre für die
ich mich kurz fassen. Ich sehe zwar in 'der Getreide- Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft sehr viel
verordnung zunächst eine Sicherheit in preislicher günstiger. Ich sehe aber dazu keine Möglichkeit
Hinsicht für 'den Erzeuger für dieses Wirtschaftsjahr, und möchte noch einmal betonen: Bei einer ein-
— es wird kaum preisliche Veränderungen ge- seitigen Senkung der Futtergetreidepreise gibt es
ben —, befürchte aber, daß in marktfernen Gebieten gefährliche Auswirkungen. Der Getreidepreis bleibt
durchaus Preissenkungen durchschlagen können. Schlüsselpreis für uns in der EWG. Er ist aber nach
meiner Auffassung durchaus kein politischer Preis
Wir sollten doch auch bedenken — und darum mehr, zum mindesten nicht mehr von der Erzeuger-
möchte ich Sie bitten —, daß wir uns zur Zeit mit seite gesehen.
dieser Verordnung für Getreide um die Ansteue-
rung eines Getreidepreisniveaus bemühen, das die Die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise — das ist
Landwirtschaft schon im Jahr 1957 hatte und das das Schwierige in unserer Situation und erschwert
seit dieser Zeit nicht verändert worden ist. Es geht die Aufklärung ungeheuer — werden erst auf dem
also bei den Richtpreisen jetzt um die Ansteuerung Wege zum Verbraucher politische Preise. Der Bauer
-
dieses Getreidepreisniveaus. Dazu ist von seiten der ist ja mit seinem Erzeugeranteil kaum noch nennens-
Landwirtschaft festzustellen, daß in der Zwischen- wert z. B. am Brotpreis beteiligt.
zeit erhebliche Lohnsteigerungen verkraftet werden
mußten und weitere Kostenerhöhungen wirksam Wir sollten uns in der Getreidepolitik — zum
geworden sind. mindesten von der Landwirtschaft aus gesehen —
so einigen, daß getreideverkaufende und getreidezu-
Herr Minister Erhard, ich bin Ihnen sehr dank- kaufende Betriebe der Landwirtschaft in einem
bar, daß Sie heute bei der Debatte anwesend sind. Boote sitzen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1619
Logemann
Nun gestatten Sie mir auch noch einige Bemer- schöpfungsbeträge gegenüber Drittländern hat. Zur
kungen zu den Verordnungen über Schweinefleisch, Zeit ist die Situation doch so, daß wir bei den land-
Eier und Geflügelfleisch! Ich möchte vorweg sagen, wirtschaftlichen Erzeugerpreisen für Schweine auf
daß gerade die Preise für diese Erzeugnisse den den Märkten einen Tiefstand erreicht haben wie
Lohn der in den bäuerlichen Familienbetrieben seit Jahren nicht und daß schwere Schweine —
Tätigen bestimmen. Deshalb ist es ungeheuer wich- deren Preise gegenüber Drittländern nun doch ge-
tig, daß man sich von amtlicher Seite auch klar senkt werden — auf deutschen Märkten zur Zeit
über die Preise für diese Erzeugnisse äußert. Ich fast unverkäuflich sind.
bin wirklich in großer Sorge über die Preisentwick-
Damit komme ich zu einer anderen Frage, die
lung für Erzeugnisse der deutschen Veredlungswirt-
hiermit im Zusammenhang steht. Soll jetzt schon
wirtschaft. Ich bin vor allen Dingen auch in Sorge
erkennbar gemacht werden, daß die Präferenz, die
wegen der dazu ergangenen Verordnung. Diese Ver-
sich die sechs Länder in dem Vertrag von Rom ein-
ordnung bringt durchaus nicht die Sicherung der
geräumt haben, gar nicht wirksam werden soll, daß
landwirtschaftlichen Veredlungserzeugung, die wir
die Präferenz nur_ auf ,dem Papier stehen soll? Ich
uns wünschen sollten, sondern hier sind verschie-
finde, es ist notwendig, daß das Ernährungsministe-
dene Aufweichungen erfolgt. Die Entwicklung wird
rium der deutschen Landwirtschaft einmal deutlich
mit Sicherheit so laufen, daß wir in der Bundes- seine Auffassung dazu bekanntgibt. Diese Meldun-
republik künftig sehr stark beschickte landwirt- gen aus Brüssel müssen für die deutsche landwirt-
schaftliche Märkte haben werden. Ein großes Ange- schaftliche Veredlungswirtschaft in der Tat sehr be-
bot landwirtschaftlicher Veredlungserzeugnisse be- unruhigend wirken. Wenn man aber bezüglich der
deutet immer und sicher — das ist doch die Erfah- Aufweichung der Präferenz hier nun schon den An-
rung — Vorteile für den Verbraucher, aber einen fang macht, dann, finde ich, ist es wirklich aller-
Preisdruck für den Erzeuger. höchste Zeit — Herr Kollege Lücker, das möchte ich
ganz besonders Ihnen sagen —, auch an eine neue
Ich darf in diesem Zusammenhang noch von einer
Sorge sprechen, die mich vorgestern bei der Rede Konzeption der deutschen Agrarpolitik zu denken.
des Bundesernährungsministers Schwarz befallen hat. Das sollten wir dann ganz klar zum Ausdruck brin-
HerMinstSchwazvorgenishbt gen.
von der Rentabilität der Bodenproduktion gespro- Noch eine weitere Sorge! Ich habe Meldungen aus
chen. Als Landwirt möchte ich dazu an sich durch- Brüssel gelesen, nach denen das Bundesernährungs-
aus ja sagen. In dieser Beziehung sind ja die Ver- ministerium z. B. bereit gewesen ist, den Ansatz für
ordnungen über Getreide nach meiner Auffassung den Futterkostenanteil bei Schweinen auf 1 zu 4,2
etwas beruhigend; sie geben viel mehr Beruhigung herabzusetzen. Ich bin der Auffassung, daß der Anteil
als das, was in den Verordnungen für unsere Ver- Futter 4,2 zu 1 bei der Fleischerzeugung für deut-
edlungserzeugnisse steht. Aber ich vermisse, daß sche Verhältnisse viel zu niedrig ist. Hier kommt
mit gleicher Betonung Wert auf die Rentabilität der also schon eine weitere Benachteiligung auf uns
Veredlungswirtschaft gelegt wurde; vielleicht kann zu. Ich will nicht auf die Sorge eingehen, die wir
das noch nachträglich geschehen. Durch das Getrei- bezüglich der Entwicklung bei den Erzeugerpreisen
depreisgesetz hatten wir immer eine Stabilität der für Butter, Eier und Geflügel schon heute haben.
Getreidepreise. Aber wir haben es immer wieder Aber ich bin der Meinung — das ist auch die Auf-
hinnehmen müssen, daß bei Veredlungserzeugnis- fassung meiner Fraktion —, daß vom Bundesernäh-
sen — ich erinnere an Milch, Schweinefleisch und rungsministerium ganz klar gesagt werden muß,
Eier — die Preisstabilität nicht da war, daß immer welcher Preisstand — beim Erzeuger — für land-
wieder Preiseinbrüche erfolgten und die Erzeuger- wirtschaftliche Veredlungserzeugnisse angesteuert
preise sehr stark nach unten gedrückt wurden. werden soll.
(Abg. Frehsee: Verbundwirtschaft!) Ich komme zum Schluß. Die FDP-Fraktion wird
immer wieder die laufende Unterrichtung des Par-
Herr Kollege Dr. Schmidt, Sie sagten vorhin, es laments über die Auswirkungen der EWG-Verord-
werde möglich sein, durch die Verordnung zu einer nungen verlangen, über die wir heute in der dritten
besseren Stabilisierung der Erzeugerpreise in der Lesung beschließen werden. Wir hätten es für rich-
Veredlungswirtschaft zu kommen. Durchaus mög- tig gehalten, schon jetzt eine Debatte über die Fra-
lich! Aber ich fürchte: zu einer Stabilisierung nach gen der europäischen Agrarpolitik zu führen. Wir
unten hin, also im Preisabstieg. Gerade dagegen haben uns aber entschlossen, eine Große Anfrage
möchten wir uns zur Wehr setzen. zu diesem Thema doch bis nach den Ferien zurück-
zustellen. Aber wir bitten unser Bundesernährungs-
Meine Sorge ist noch vergrößert worden — auch ministerium dringend, dafür Sorge zu tragen, daß
das darf ich heute sagen — durch Pressemeldungen das Parlament laufend über die Entwicklung nach
aus Brüssel, die besagen, daß kürzlich bei den Bera- den jetzt betschlossenen Verordnungen unter ichtet
tungen im Ministerrat auf deutsche Initiative hin — wird.
aus dem deutschen Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten — der Vorschlag gemacht (Beifall bei der FDP.)
worden ist, die Abschöpfungsbeträge bei Schweinen
über 160 kg gegenüber Drittländern zu senken. Ich Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine wei-
hätte in diesem Zusammenhang von Herrn Minister teren Wortmeldungen? — Herr Abgeordneter Bau-
Schwarz, wenn er hier gewesen wäre, gern gehört, knecht, wollen Sie zu den Entschließungsanträgen
welche Begründung er für diese Senkung der Ab- sprechen? — Ich rufe sie nach der Abstimmung auf.
1620 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Präsident D. Dr. Gerstenmaier


Meine Damen und Herren, ich schließe die Aus- daß auch über die Maßnahmen der Regierung Be-
sprache zu den drei Vorlagen. Änderungsanträge richt erstattet wird, die zur Vermeidung uner-
liegen, soweit ich sehe, nicht vor. wünschter Folgen des Inkrafttretens der EWG-
Wir kommen zunächst zur Abstimmung über die Marktregelungen getroffen worden sind.
Vorlage Drucksache IV/550. Drucksache IV/550 ist Meine Freunde und ich würden im Grundsatz
die nach den Beschlüssen in der zweiten Lesung dieser Entschließung zustimmen. Wir glauben aber,
geänderte Vorlage. Wer ihr zustimmen will, den daß es möglich ist, auf Grund eingehender Bera-
bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — tungen zu einer Formulierung zu kommen, die den
Das erstere war die Mehrheit. mit dieser Entschließung verfolgten Zielen besser
(Zuruf von der CDU/CSU.) dienen würde. Ich beantrage daher, diese Entschlie-
ßung dem Ernährungsausschuß — federführend —
— Ja, meine Herren, wollen Sie nun dagegen stim- und zur Mitberatung dem Wirtschaftsausschuß zu
men? überweisen.
(Zurufe von der CDU/CSU: Nein, nein!)
Desgleichen sind wir der Auffassung, daß man
— Das wollen Sie nicht? Dann müssen Sie sich auch den Entschließungsantrag der Fraktion der
setzen! Es gab gestern Irrtümer genug! SPD den beiden Ausschüssen überweisen sollte.
(Heiterkeit und Zurufe.) In diesem Entschließungsantrag der SPD wird etwas
Ähnliches verlangt wie in dem vorhin genannten;
Man kann nicht alles zu gleicher Zeit tun: wichtige aber außerdem wird verlangt, daß Sachverstän-
Beratungen führen und gleichzeitig abstimmen. digenausschüsse eingesetzt werden. Wir sind nicht
Also die Abstimmung wird wiederholt. Wer für der Auffassung, daß das richtig ist; aber wir wollen
die Vorlage Drucksache IV/550 in dritter Lesung ist, miteinander im Ausschuß darüber reden, und dann
den bitte ich, sich zu erheben. — Die Gegenprobe wird dem Plenum ein Bericht vorgelegt werden,
bitte! — Enthaltungen? — Das erste war die Mehr- den das Plenum annehmen oder ablehnen kann.
heit. In dritter Lesung angenommen! Wir glauben, daß wir den richtigen Weg gehen.
Abstimmungsgrundlage für den Beratungsgegen- Diese Entschließungen können erst im Herbst be-
stand unter Punkt 8 der Tagesordnung ist Druck- raten werden; aber nach drei Monaten sieht man
sache Nr. IV/552, ebenfalls dritte Lesung. Wer die- die Entwicklung viel klarer, hat einen festeren
ser Vorlage in dritter Lesung zustimmen will, den Boden unter den Füßen und kann entscheiden, wie
bitte ich, sich vom Platz zu erheben. — Gegen- diese Berichte dann gegeben werden sollen.
probe! — Enthaltungen? — Es ist wieder die gleiche Ich darf also bitten, meinem Antrag auf Über-
Mehrheit. In dritter Lesung angenommen! weisung an die genannten Ausschüsse zuzustimmen.
Nun kommen wir zur Abstimmung über den An-
trag des Ausschusses zum Verhandlungsgegenstand
unter Tagesordnungspunkt 42, Drucksache IV/517.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Herr Abge-
Wer zustimmen will, den bitte ich um das Hand- ordneter Schmidt (Gellersen) !
zeichen. — Gegenprobe! — Wieder dasselbe Mehr-
heitsverhältnis. Der Antrag des Ausschusses ist an- Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Meine Damen
genommen. und Herren! Ich habe den Entschließungsantrag auf
Wir kommen nunmehr zu den Entschließungsan- Umdruck 130 bereits begründet. Wir sind mit der
trägen der Fraktion der SPD, Umdruck 130, und der Überweisung an die Ausschüsse — auch mit der
Fraktionen der CDU/CSU und FDP — Umdruck 139. Überweisung Ihres Entschließungsantrages — ein-
verstanden.
Das Wort hat Herr Abgeordneter Bauknecht.

Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Sie haben


Bauknecht (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine den Antrag gehört, die beiden Entschließungs-
Damen und Herren! Auf Umdruck 139 haben die
anträge an .den Ernährungsausschuß — federfüh-
beiden Koalitionsparteien einen Entschließungsan-
rend — und an den Wirtschaftsausschuß — mitbe-
trag zu den vier Gesetzen eingebracht, vor allem
ratend — zu überweisen. Ich höre keinen Wider-
zu den beiden Gesetzen betreffend Schweinefleisch,
spruch. Es ist so beschlossen.
Geflügel und Eier sowie Getreide im Zusammen-
hang mit den Verordnungen der Kommission der
EWG. Der Antrag verlangt, daß den zuständigen Ich rufe Punkt 15 der Tagesordnung auf:
Ausschüssen des Bundestags laufend, und zwar
halbjährlich, ein Bericht gegeben wird über die Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
Entwicklung der Erzeuger- und Verbraucherpreise tionen der CDU/CSU, FDP eingebrachten
für die soeben von mir genannten Produkte sowie Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
für die Preise der Nährmittel, die auf Getreidebasis Handwerkerversicherungsgesetzes (Druck-
hergestellt sind, ferner über die Abschöpfungsbe- sache IV/152), Mündlicher Bericht des Aus-
träge, gegliedert nach Einfuhr aus Mitgliedsstaaten schusses für Sozialpolitik (20. Ausschuß)
und Drittländern auch wieder sowohl für Getreide (Drucksache IV/554).
wie für die genannten Veredlungsprodukte, und
über die Einschleusungspreise, die festzusetzen die Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Biermann.
Regierung vor hat. Zum Schluß wird noch verlangt, Er hat das Wort!
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1621

Biermann (SPD) : Herr Präsident! Meine sehr tigen, daß in Art. 1 § 2 Abs. 2 die Fassung wie folgt
verehrten Damen und Herren! Durch technische Ver- lauten muß:
sehen sind in 'dem Ihnen vorliegenden Bericht auf Der Ausgleichsfonds zahlt dem Bund einen Be-
der Seite 2, rechte Randspalte, zwei Absätze ge- trag von 80 000 000 DM in den Jahren 1962 und
macht worden, die nicht sein dürfen. Es handelt sich 1963
um die Absätze 6 und 7, wenn man von vorn durch-
zählt. Der letzte Satz dieses Absatzes muß dann lau- — und nicht, wie es in der Vorlage heißt: „1962 bis
ten: 1965" —
Die Mehrheit des Ausschusses hat sich dem ... zurück, .. .
Antrag, eine Frist einzufügen, jedoch nicht an-
geschlossen. Präsident D. Dr. Gerstenmaier: „1962 und
Ansonsten 'bitte ich, diese 'beiden Absätze als einen 1963" wird hier gelesen. Das Haus hat davon Kennt-
Absatz zu verstehen. nis genommen. Es handelt sich um Art. 1 § 2 Abs. 2.
Namens des Ausschusses möchte ich nochmals be- Ich eröffne die Aussprache in zweiter Lesung und
tonen, daß sich der Ausschuß mit seinem Vorschlag rufe auf Art. 1, — 2, — 3, — 4, — Einleitung und
unter gar keinen Umständen den in der Verordnung Überschrift. Wird das Wort gewünscht? — Das ist
über das Schornsteinfegerwesen von 1937 im § 28 nicht der Fall.
in Verbindung mit § 47 enthaltenen Widerspruchs-
grund zu eigen machen wollte. Dies ist im Bericht Wer zustimmen will, den bitte ich um ein Hand-
nicht sehr deutlich zum Ausdruck gekommen. Darum zeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ein-
wollte ich es hier noch einmal kurz anführen. stimmig angenommen.

Wir kommen zur


Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Ich danke dritten Lesung.
dem Herrn Berichterstatter.
Ich eröffne die allgemeine Aussprache. Wird das
Ich eröffne die zweite Lesung und rufe auf: Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall.
Art. 1, — 2 und 3, — Einleitung und Überschrift.
Wird das Wort gewünscht? — Das Wort wird nicht Wer zustimmen will, den bitte ich, sich zu er-
gewünscht. Wer den aufgerufenen Artikeln, der heben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Auch
Einleitung und der Überschrift die Zustimmung ge- in dritter Lesung einstimmig angenommen.
ben will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ge-
genprobe! — Enthaltungen? — Einstimmig ange- Ich rufe auf Punkt 17 der Tagesordnung:
nommen.
Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
Wir kommen zur desregierung eingebrachten Entwurfs eines
dritten Lesung. Gesetzes über die Umsatzsteuerstatistik für
das Kalenderjahr 1962 (Drucksache IV/420);
Ich eröffne die allgemeine Aussprache. — Keine
Wortmeldungen! Wer 'dem Gesetzentwurf in der a) Bericht des Haushaltsausschusses (13. Aus-
vorliegenden Fassung zustimmen will, den bitte ich, schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung
sich zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? (Drucksache IV/547)
— Keine Gegenstimme, keine Enthaltung. Auch in b) Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses
dritter Lesung einstimmig angenommen! (14. Ausschuß (Drucksache IV/529).
(Erste Beratung 33. Sitzung).
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf: Ich frage den Herrn Berichterstatter, ob er das
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Wort wünscht. — Der Herr Berichterstatter verzich-
eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des tet.
Gesetzes über die Förderung des Wohnungs- Ich rufe auf zur zweiten Lesung die §§ 1, — 2,
baus für Umsiedler in den Aufnahmeländern 3, — 4, — 5, — Einleitung und Überschrift. Wird
und des Wohnungbaus für Sowjetzonenflücht- das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall.
linge in Berlin (Drucksachen IV/213, IV/269),
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Woh- Wer zustimmen will, den bitte ich um ein Hand-
nungswesen, Städtebau und Raumordnung zeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ein-
(24. Ausschuß) (Drucksachen 1V/551, zu IV/551). stimmig angenommen.

Ich frage den Berichterstatter, oh er 'das Wort Wir kommen zur


wünscht. — Berichterstatter ist Herr Abgeordneter dritten Lesung.
Hammersen. Bitte sehr!
Ich eröffne die allgemeine Aussprache. — Keine
Wortmeldung.
Hammersen (FDP) : Herr Präsident! Meine Da-
men und Herren! Auch ich bin in der mißlichen Wer in dritter Lesung zustimmen will, den bitte
Lage, Sie auf einen Druckfehler aufmerksam machen ich, sich zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltun-
zu müssen, der sich im Entwurf des Gesetzes Druck- gen? — Auch in dritter Lesung einstimmig ange-
sache IV/551 befindet. Ich darf Sie bitten, zu berich- nommen:
1622 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962
Präsident D. Dr. Gerstenmaier
Die Punkte 28 und 29 der Tagesordnung sind ab- Wer den Bericht des Ausschusses zur Kenntnis
gesetzt. nehmen will, den bitte ich um ein Handzeichen. —
Gegenprobe! — Enthaltungen? — Angenommen.
Ich rufe auf Punkt 34 der Tagesordnung:
Damit sind wir am Schluß unserer Tagesordnung.
Beratung des Berichts des Außenhandelsaus- Ehe ich das Haus zur nächsten Plenarsitzung auf
schusses (17. Ausschuß) über die von der Dienstag, den 9. Oktober, 11 Uhr, einberufe —
Bundesregierung erlassene Fünfundzwanzig- Tagungsordnungspunkt nach Verabredung im Alte-
ste Verordnung zur Änderung des Deutschen stenrat: Einbringung des Bundeshaushalts 1963 —,
Zolltarifs 1962 (Beschleunigung — 2. Teil) erlaube ich mir, Ihnen, meine Damen und Herren,
(Drucksachen IV/565, IV/566). die besten Wünsche für angenehme und nicht nur
Ich frage den Herrn Berichterstatter, ob er das arbeitsame, sondern auch erholsame Ferien auszu-
Wort wünscht. — sprechen.
(Beifall.)
(Abg. Serres: Schriftlicher Bericht liegt vor!)
— Der Herr Berichterstatter verzichtet. Die Sitzung ist geschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Wird das Wort ge-
wünscht? — Das ist nicht der Fall. (Schluß der Sitzung: 12.49 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1623

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich

Liste der beurlaubten Abgeordneten Dr.-Ing. Philipp * 29. 6.


Porzner 29. 6.
Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Probst * 29. 6.
Rademacher * 29. 6.
Adorno 30. 6. Ramms 29. 6.
Dr. Aigner * 29. 6. Richarts * 29. 6.
Frau Albertz 29. 6. Ritzel 29. 6.
Arendt (Wattenscheid) * 29. 6. Schlick 29. 6.
Dr. Arndt (Berlin) 29. 6. Dr. Schmidt (Frankfurt) 29. 6.
Dr. Arnold 29. 6. Seidl (München) 29. 6.
Dr. Aschoff * 29. 6. Seifriz * 29. 6.
Dr. Atzenroth 29. 6. Seither 1. 8.
Bergmann * 29. 6. Stein 29. 6.
Fürst von Bismarck 30. 6. Stiller 29. 6.
Dr. Brecht 30. 6. Frau Strobel * 29. 6.
Brese 30. 6. Struve 29. 6.
Burckhardt 29. 6. Unertl 30. 6.
Dr. Burgbacher * 29. 6. Urban 30. 6.
Dr. Deist * 29. 6. Dr. Vogel 30. 6.
Deringer * 29. 6. Walter 29. 6.
Dr. Dichgans * 29. 6. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 29. 6.
Drachsler 30. 6. Weinkamm * 29. 6.
Eichelbaum 30. 6. Welke 30. 6.
Frau Dr. Elsner * 29. 6. Werner 29. 6.
Engelbrecht-Greve * 29. 6. Wieninger 29. 6.
Dr. Eppler 30. 6. Wischnewski * 29. 6.
Etzel 29. 6.
Faller * 29. 6. *) für die Teilnahme an der Tagung des Europäischen
Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 29. 6. Parlaments
Dr. Furler * 29. 6.
Gedat 29. 6.
Goldhagen 30. 6. Anlage 2
Haage (München) 29. 6.
Hahn (Bielefeld) * 29. 6. Schriftliche Antwort
Illerhaus * 29. 6.
Kalbitzer * 29. 6. des Herrn Bundesministers Lenz auf die Zusatzfrage
Frau Dr. Kiep-Altenloh 29. 6. zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Dr.
Killat 29. 6. Schmidt (Gellersen) (Fragestunde der 26. Sitzung
Dr. Klein (Berlin) 30. 6. vom 12. April 1962, Drucksache IV/340, Frage IV/1)*)
Koenen (Lippstadt) 30. 6. Wie Ihnen bekannt ist, fördert der Bund in be-
Könen (Düsseldorf) 30. 6. stimmten, wirtschaftlich schwachen Gebieten, zu
Dr. Kreyssig * 29. 6. denen auch das Zonengrenzgebiet gehört, die An-
Kriedemann * 29. 6. siedlung neuer oder die Erweiterung schon be-
Freiherr von Kühlmann-Stumm 29. 6. stehender Unternehmen. Dies geschieht, indem gün-
Kühn (Bonn) 30. 6. stige Kredite zur Verfügung gestellt werden. Das
Kühn (Köln) 30. 6. Förderungsprogramm sieht nicht vor, daß derartigen
Leber 29. 6. Unternehmen bundeseigene Grundstücke mietweise
Lenz (Bremerhaven) 30. 6. zu herabgesetzten Preisen zur Verfügung gestellt
Lenz (Brühl) * 29. 6. werden. Solche Maßnahmen halte ich auch nicht für
Dr. Löhr * 29. 6. erwünscht, weil sie gewerbliche Mieter privater
Lücker (München) * 29. 6. Grundstücke gegenüber Mietern bundeseigener
Margulies * 29. 6. Grundstücke benachteiligen und zu ungerechtfertig-
Dr. Martin 29. 6. ten Wettbewerbsverzerrungen auf dem Markte füh-
Matthöfer 30. 6. ren würden. Bei der bundeseigenen Industrieverwal-
Mauk * 29. 6. tungsgesellschaft mbH muß darüber hinaus beachtet
Dr. Menzel 30. 6. werden, daß sie gehalten ist, nach kaufmännischen
Metzger * 29. 6. Grundsätzen zu wirtschaften, und daß sie infolge-
Michels * 29. 6. dessen ihre Preise nicht unabhängig von ihrer
Müller (Remscheid) 29. 6. Kostenkalkulation und der Gesamtlage des Unter-
Müller-Hermann * 29. 6. nehmens festsetzen kann.
Oetzel 29. 6.
Peters (Norden) 29. 6. *) Siehe 26: Sitzung Seite 1069 A
1624 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Anlage 3 Anlage 5
Schriftliche Antwort Schriftliche Antwort

des Herrn Staatssekretärs Hüttebräuker auf die des Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm auf
Mündliche Anfrage des Abgeordneten Glüsing die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Dr.
(Dithmarschen) (Fragestunde der 37. Sitzung vom Hubert (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni
28. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage VIII/1) : 1962, Drucksache IV/510, Frage XI/5) :
Trifft es zu, daß in einzelnen Mitgliedsländern der EWG der Ist die Bundesregierung bereit dafür zu sorgen, daß im
von der Landwirtschaft verbrauchte Dieselkraftstoff unmittelbar Winterfahrplan der E 529 wieder um 12.25 Uhr in Holzminden
verbilligt an die Landwirte abgegeben wird? abfährt, damit die Schüler des Gymnasiums, deren Eltern ihren
Wohnsitz in der Umgebung haben, diesen Zug noch zur Heim-
In den EWG-Ländern Belgien, Niederlande, fahrt benutzen können und nicht über eine Stunde warten müs-
sen?
Luxemburg wird Dieselkraftstoff nicht verbilligt.
Hier ruht auf dem Dieselkraftstoff kein Zoll und die Ich habe mich bei der Deutschen Bundesbahn er-
Mineralölsteuer ist so gering, daß sie sich im Preis kundigt. Die Bundesbahndirektion Hannover, die
nicht auswirkt. In diesen Ländern zahlt daher der für die Fahrplangstaltung des Eilzuges 529 Aachen—
Landwirt an der Tankstelle den gleichen billigen Braunschweig im Bereich Holzminden zuständig ist,
Preis wie jeder andere Dieselkraftstoffverbraucher. wird prüfen, ob der Zug im Winterfahrplan wieder
In Frankreich wird Dieselkraftstoff für landwirt- etwas später gelegt werden kann. Ich werde mir
schaftliche Schlepper nur in geringem Umfange ver- erlauben, Sie, verehrte Frau Kollegin, zu unterrich-
braucht. Die landwirtschaftlichen Dieselschlepper ten, falls und weshalb die Bundesbahn sich nicht in
werden hier anstelle von Dieselkraftstoff mit einem der Lage sehen sollte, Ihrem Wunsch Folge zu
Spezialtreibstoff betrieben, der etwa dem deutschen geben.
leichten Heizöl gleicht und der, um Mißbrauch aus-
zuschließen, gefärbt wird. Dieser Treibstoff kann
für landwirtschaftliche Arbeiten in unbegrenzten
Mengen verbilligt bezogen werden. Es handelt sich Anlage 6
um ein außerordentlich einfaches Verfahren, das
durch die intensive und im Tank haften bleibende Schriftliche Antwort
Färbung vor unrechtmäßiger Verwendung schützt. des Herrn Bundesministers Blank auf die Mündliche
Dieselkraftstoff nach deutschen Begriffen wird nicht Anfrage des Abgeordneten Stauch (Fragestunde der
verbilligt. 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510,
In Italien erhält der Landwirt für ein dem Diesel- Frage IV) :
kraftstoff ähnliches Schweröl Verbilligungsgut-
Welches Ergebnis hatten die im Haushaltsausschuß des Bun-
scheine bis zu einer Höchstverbrauchsmenge. Diese destages am 21. Februar 1962 angeregten und in der Frage-
Gutscheine. gibt der Landwirt beim Kraftstoffbezug stunde des Deutschen Bundestages vom 18. Mai 1962 bestätigten
Verhandlungen zwischen Frau Bundesgesundheitsministerin
in Zahlung, d. h. er erhält den benötigten Diesel- Schwarzhaupt und Herrn Bundesarbeitsminister Blank, in denen
eine angemessene Aufteilung der bei Tit. 952 des Haushalts des
kraftstoff unmittelbar verbilligt. Bundesarbeitsministeriums für überregionale Rehabilitations-
zentren bereitgestellten Mittel zwischen Bundesgesundheits- und
Bundesarbeitsministerium abgesprochen werden sollte?

Mit den im Haushaltsplan des Bundesarbeits-


Anlage 4
ministeriums bei Kap. 1102 Tit. 952 bereitgestellten
Schriftliche Antwort Mitteln sind ausschließlich überregionale Rehabili-
tationseinrichtungen zu unterstützen, die als Modelle
der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die für
- die Durchführung der in den Sozialleistungs
Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Mom- Gesetzen und im Bundesversorgungsgesetz vorge-
mer (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, sehenen Rehabilitationsaufgaben dienen können.
Drucksache IV/510, Frage XIII/ 1) : Diese Modelleinrichtungen sollen einerseits vor
Wann wird den Mitgliedern des Bundestages die in der Frage- allem den Sozialversicherungsträgern Anregungen
stunde vom 22. März 1962 durch den Bundesgesundheitsminister
bis Ende Mai zugesagte Ü bersetzung des Berichtes des König- zu den ihnen übertragenen Rehabilitationsaufgaben
lidi-Medizinischen Instituts Großbritannien über den Zusammen-
hang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs zugeleitet?
geben, andererseits die Spezialeinrichtungen zur
Verfügung stellen, die von den einzelnen gesetz-
Ihre Frage bezieht sich auf die Broschüre „Rau- lichen Trägern der Rehabilitationsaufgaben weder
chen und Gesundheit", die das Königliche Ärzte- angeschafft noch wirtschaftlich genutzt werden kön-
kollegium von London veröffentlicht hat. Der nen. Erfaßt werden somit Rehabilitationsmaßnah-
Hyperion-Verlag in Freiburg i. Br. hat für das deut- men, die der Wiedereingliederung von behinderten
sche Sprachgebiet alle Übersetzungs- und Verlags- Arbeitnehmern in den Arbeitsprozeß dienen. Die
rechte an dieser Broschüre vertraglich erworben. bewilligten Mittel werden hierfür in vollem Um-
Die fachgerechte Übersetzung der umfangreichen fange benötigt.
Arbeit hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als
zunächst anzunehmen war. Die Übersetzung und Diese im Haushaltsplan und in den Richtlinien
ihre fachlich-medizinische Überprüfung sind seit festgelegte Zweckbestimmung läßt es nicht zu, einen
kurzem abgeschlossen. Ein Vorabdruck der deut- Teil der bereitgestellten Mittel auf das Bundes-
schen Ausgabe wird den Mitgliedern des Deutschen gesundheitsministerium zu übertragen, das keiner-
Bundestages im Laufe des kommenden Monats zu- lei Aufgaben auf dem Gebiet der Rehabilitation
geleitet werden können. von Arbeitnehmern wahrnimmt.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1625

Anlage 7 vom Bundesministerium für Wohnungswesen,


Städtebau und Raumordnung zugeteilt erhalten. Ein
Schriftliche Antwort
Verlust an Wohnungen ist für die Deutsche Bundes-
des Herrn Staatssekretärs Dr. Steinmetz auf die post nicht eingetreten. Angehörige des Bundes-
Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kuntscher ministeriums für das Post- und Fernmeldewesen sind
(Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, nicht benachteiligt worden. Dadurch, daß das Bun-
Drucksache IV/510, Frage XII/2) : desministerium. für Wohnungswesen, Städtebau
Ist dem Herrn Bundespostminister bekannt, daß sich seit
und Raumordnung die Ersatzwohnungen zum Zeit-
längerer Zeit die örtliche Presse und die Bevölkerung von punkt des tatsächlichen Bedarfs zur Verfügung ge-
Buxtehude den Kopf zerbrechen, was wohl das Emblem oder
Kunstwerk am neuen Postgebäude in Buxtehude vorstellen soll? stellt hat, konnten vielmehr erhebliche Haushalts-
mittel ,an Trennungsentschädigung eingespart wer-
Es ist dem Bundesministerium für das Post- und den.
Fernmeldewesen bekannt, daß die Bevölkerung
von Buxtehude das Kunstwerk am Neubau des
Postamtes stark diskutiert, wobei die Meinungen, Anlage 9
wie zumeist bei abstrakten Kunstwerken, geteilt
sind. Wir sind der Ansicht, daß bei Arbeiten an Schriftliche Antwort
öffentlichen Gebäuden auch jungen Künstlern der des Herrn Staatssekretärs Dr. Steinmetz auf die
abstrakten Kunstauffassung Gelegenheit zu künst- Mündliche Anfrage des Abgeordneten Folger
lerischer Betätigung gegeben werden sollte. (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962
Mit dem Kunstwerk hat das Postamt Buxtehude Drucksache IV/510, Frage XII/4) :
auf einer größeren, geschlossenen Mauerwerks- Billigt die Bundesregierung das Verhalten der Oberpostdirek-
fläche eine abstrakte Darstellung in freiem Spiel tion München, die einen tödlichen Unfall eines Bediensteten bel
einem Betriebsausflug des Baubezirkes 4 beim Fernmelde-Bau-
von Formen und Farben erhalten, die innerhalb der amt München nicht als Betriebsunfall anerkennt und der dadurch
straff gegliederten Klinkerfassade einen Bereich der in Not geratenen Witwe in pietätloser Weise den Restlohn
vorenthalten hat wegen einer Restschuld von 165 DM aus einem
Bewegung bildet. Eine verstandesmäßige Erklärung zinslosen Vorschuß anläßlich der Verehelichung?
der Einzelformen ist wie bei allen abstrakten Kunst-
Eine Personengruppe des Fernmeldebauamtes
werken nicht möglich.
München unternahm am 31. Mai 1962 einen Aus-
flug nach Tirol. Trotz der Warnungen seiner Kolle-
gen nahm der Fernmeldehandwerker Steinkohl in
Anlage 8 einem Flußlauf ein Fußbad. Dabei wurde er plötz-
Schriftliche Antwort lich abgetrieben. Vermutlich hat er bei der Wasser-
temperatur von 2 ° einen Herzschlag erlitten. Sein
des Herrn Staatssekretärs Dr. Steinmetz auf die Leichnam konnte bis heute nicht geborgen werden.
Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Kohut Herr Steinkohl hatte im Jahre 1961 einen unver-
(Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962 zinslichen Vorschuß erhalten, der bis auf 165,— DM
Drucksache IV/510, Frage XII/3) : abgezahlt ist. Nach dem Todesfall hat eine nachge-
Wieviel mit Postmitteln erbaute Junggesellenwohnungen und ordnete Dienststelle des Fernmeldebauamtes ohne
sonstige Wohnungen sind an Personen vergeben worden, die
nicht unter die Fürsorgebestimmungen der Deutschen Bundespost Kenntnis der Amtsleitung die noch offene Rest-
fallen, obgleich nach Ansicht des Bundespostministeriums ständig schuld gegen den Restlohn verrechnet. Die Dienst-
ein Bedarf bei Postbediensteten vorliegt?
stelle war davon ausgegangen, daß nach den ein-
Dem Bundesministerium für das Post- und Fern- schlägigen kassenmäßigen Vorschriften eine Dienst-
meldewesen sind — mit Ausnahme im Raume Bonn schuld bei Beendigung eines Dienstverhältnisses ab-
— keine Fälle bekannt, in denen mit Postmitteln gewickelt sein muß. In Mißbilligung dieser Maß-
erbaute Wohnungen an Personen vergeben worden nahme hat nach Kenntnis des Sachverhalts die
sind, die nicht unter die Wohnungsfürsorgebestim- Oberpostdirektion München eine Unterstützung in
mungen der Deutschen Bundespost fallen. Höhe von 500,— DM für die Witwe veranlaßt. Der
Im Raume Bonn hat das Bundesministerium für Betrag ist inzwischen ausgezahlt.
das Post- und Fernmeldewesen bei seiner Übersied- Die Oberpostdirektion beabsichtigt, nach den
lung von Frankfurt (Main) nach Bonn im November Vorschriften der gesetzlichen Unfallversicherung die
1954 insgesamt 32 Wohnungseinheiten im Wege Anerkennung des tödlichen Unfalls als Arbeits-
der gegenseitigen Verwaltungshilfe an Personen unfall bei der Bundespostausführungsbehörde für
überlassen, die zwar nicht zum Personal der Deut- Unfallversicherung zu erwirken.
schen Bundespost gehören, aber doch als Angehö-
rige anderer Ressorts sowie des Bundestages vom
Bund, d. h. vom Bundesministerium für Wohnungs-
Anlage 10
wesen, Städtebau und Raumordnung wohnungs-
mäßig zu betreuen sind. Diese Maßnahme war mög- Schriftliche Antwort
lich, weil das Bundesministerium für das Post- und
des Herrn Staatssekretärs Dr. Anders auf die Münd-
Fernmeldewesen diese Wohnungen im Zeitpunkt
ihrer Fertigstellung für die Unterbringung von An- liche Anfrage des Abgeordneten Berkhan (Frage-
stunde der 37. Sitzung vom 28. Juni 1962, Druck-
gehörigen des Bundesministeriums für das Post- und
sache IV/510, Frage V/3) :
Fernmeldewesen nicht benötigte. Für diese Wohnun-
gen hat das Bundesministerium für das Post- und Ist die Bundesregierung bereit, die Tagegeldsätze für Arbei-
ter, Angestellte und Beamte bei Auslandsdienstreisen den er-
Fernmeldewesen in der Folgezeit Ersatzwohnungen höhten Lebenskosten im Ausland anzugleichen?
1626 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

Die Bundesregierung wird prüfen, ob im Hinblick Anlage 12 Umdruck 138


auf die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse im
Ausland unter Berücksichtigung der gestiegenen Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Besold,
Kaufkraft der Deutschen Mark eine Erhöhung der Dr. Schwörer, Freiherr von Kühlmann-Stumm und
derzeitigen Sätze des Auslandstagegeldes notwen- Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs eines
dig ist. Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Geset-
zes zur Förderung der Wirtschaft von Berlin (West)
und des Steuererleichterungsgesetzes für Berlin
(West) (Drucksachen IV/435, IV/538).
Anlage 11 Umdruck 130
Der Bundestag wolle beschließen:
Entschließungsantrag der Fraktion der SPD 1. Zu Artikel 1 Nr. 1 Buchstaben b und c
zur dritten Beratung des von den Fraktionen der
CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge- a) In Buchstabe b wird § 3 Abs. 5 gestrichen;
setzes zur Durchführung der Verordnung Nr. 19
b) Buchstabe c erhält folgende Fassung:
(Getreide) des Rates der Europäischen Wirtschafts-
gemeinschaft, des von den Fraktionen der CDU/CSU, „c) Der bisherige Absatz 4 wird Absatz 5."
FDP eingebrachten Entwurfs eines Abschöpfungs-
erhebungsgesetzes und des von den Fraktionen der 2. Zu Artikel 1 Nr. 2 Buchstabe b
CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge- § 4 Abs. 6 erhält folgende Fassung:
setzes zur Durchführung der Verordnungen Nr. 20
(Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 (Geflügel- „(6) Absatz 5 ist im Falle des § 3 Abs. 4 ent-
fleisch) des Rates der Europäischen Wirtschaftsge- sprechend anzuwenden mit folgender Maßgabe:
meinschaft sowie zur Änderung des Gesetzes zur Aus den im Bundesgebiet geführten Büchern muß
Förderung der deutschen Eier- und Geflügelwirt- auch hervorgehen, in welcher Zeit die gemiete-
schaft (Drucksachen IV/463, IV/515, IV/464, IV/530, ten oder gepachteten Gegenstände (§ 3 Abs. 4)
IV/465, IV/516). im Bundesgebiet genutzt worden sind."

3. Zu Artikel 1 Nr. 11 b
Der Bundestag wolle beschließen:
In § 15 Abs. 1 Nr. 1 werden die Worte „und 5"
Die Bundesregierung wird ersucht: gestrichen.
Im Hinblick auf die dringend erforderlichen Maß- Bonn, den 28. Juni 1962
nahmen, die sich aus der Einführung der gemein-
samen Agrarpolitik ergeben, werden beim Bundes- Dr. Besold Dr. Knorr
minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Schwörer Frau Dr. Kuchtner
unverzüglich Sachverständigenausschüsse für die Dr. Althammer Lemmrich
wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsbereiche Dr. Artzinger Dr. Luda
gebildet. Bauer (Wasserburg) Meis
Becker Memmel
Die Ausschüsse haben insbesondere folgende Auf- Frau Blohm Porten
gaben: Blumenfeld Dr. Ramminger
Dr. Dollinger Ruland
a) Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Produk- Dr. Dr. h. c. Dresbach Dr. Seffrin
tions- und Absatzlage Dr. Elbrächter Seidl (München)
b) Analyse der künftigen Entwicklungsmöglichkei- Dr.. Franz Dr. Stecker
ten im Rahmen der Gemeinschaft Funk (Neuses am Sand) Stiller
c) Vorschläge zur Verbesserung der Wettbewerbs- Frau Geisendörfer Sühler
fähigkeit, zur strukturellen Anpassung unter Be- Dr. h. c. Güde Dr. Süsterhenn
rücksichtigung der fortschreitenden Entwicklung Günther Wieninger
des Gemeinsamen Marktes, zu Investitions- und Dr. von Haniel-Niet Dr. Winter
Finanzierungsfragen und zu Fragen der Ver- Horn hammer Freiherr von Kühlmann -
marktung, insbesondere der Handels- und Ver- Dr. Kanka Stumm
arbeitungsspannen. Kemmer Ertl
Dr. Kempfler Frau Funcke (Hagen)
In den Ausschüssen sollen Vertreter der Ressorts, Klein (Saarbrücken) Dr. Imle
der Erzeugung, der Verarbeitung, des Verbrauchs
sowie der Wissenschaft Sitz und Stimme haben.
Anlage 13 Umdruck 139 -
Die Berichte der Ausschüsse sind dem Bundestag,
dem Bundesrat und der Bundesregierung zur Ver- Entschließungsantrag der Fraktionen der
fügung zu stellen. CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des von den
Fraktionen der CDU/CSU, FDP 'eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Durchführung der Verord-
Bonn, den 26. Juni 1962 nung Nr. 19 (Getreide) des Rates der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft, des von den Fraktionen
Ollenhauer und Fraktion der CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1627

Abschöpfungserhebungsgesetzes, des von den Frak- Anlage 15 Umdruck 141


tionen der CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Durchführung der Verordnungen Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Serres,
Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 Bauknecht und Genossen zur dritten Beratung des
(Geflügelfleisch) des Rates der Europäischen Wirt- von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP eingebrach-
schaftsgemeinschaft sowie zur Änderung des Ge- ten Entwurfs eines Abschöpfungserhebungsgesetzes
setzes zur Förderung der deutschen Eier- und Ge- (Drucksachen IV/464, IV/530, IV/549).
flügelwirtschaft und des von den Fraktionen der
CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge- Der Bundestag wolle beschließen:
setzes zur Änderung des Zollgesetzes (Drucksachen
IV/463, IV/515, IV/464, IV/530, IV/465, IV/516, In § 4 Abs. 3 werden die Worte „auf Antrag" ge-
IV/466, IV/531). strichen.

Der Bundestag wolle beischließen:


Bonn, den 28. Juni 1962
Die Bundesregierung wird ersucht, den zuständigen
Ausschüssen des Bundestages halbjährlich — erst- Dr. Serres Dr. Ramminger
malig am 1. Januar 1963 — zur Förderung der Bauknecht Dr. Weber (Koblenz)
Markttransparenz im Interesse des Verbrauchers Berberich Müser
und des Erzeugers und in Relation zum Jahre 1958 Glüsing Dr. Winter
eine Ubersicht vorzulegen Blöcker Dr. Heck
a) über die Entwicklung der Erzeuger- und Ver- Engelbrecht-Greve Dr. Zimmermann
braucherpreise für Eier, Geflügel, Schweine- Baldauf Memmel
fleisch, Brot, Mehl sowie über die Preise der- Knobloch Leonhard
jenigen Nährmittel, die auf Getreidebasis her-
gestellt werden;
b) über die Höhe der Abschöpfungsbeträge, geglie-
dert nach Anlage 16 Umdruck 142
1. Einfuhr aus Mitgliedsstaaten und Drittlän-
dern; Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU,
2. Einfuhr von Eiern, Geflügel, Schweinefleisch SPD und Abgeordneten Dr. Imle und Genossen zur
und Getreide, zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung und Ergänzung des Gesetzes zur Förde-
soweit Einschleusungspreise bestehen, sind diese rung der Wirtschaft von Berlin (West) und des
gesondert anzugeben; Steuererleichterungsgesetzes für Berlin (West)
c) über Maßnahmen, die sie zur Vermeidung uner- (Drucksachen IV/435, IV/538).
wünschter Folgen des Inkrafttretens der EWG-
Marktregelung getroffen hat. Der Bundestag wolle beschließen:

Bonn, den 28. Juni 1962 Zu Artikel 3

Dr. von Brentano und Fraktion 1. Nummer 1 a Buchstabe a wird wie folgt ge-
Dr. Bucher und Fraktion ändert:
In Absatz 1 wird der zweite Satz gestrichen.

Anlage 14 Umdruck 140 2. Nummer 2 wird wie folgt geändert:


Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur In § 1 a
zweiten Beratung des von der Bundesregierung ein- a) wird im ersten Satz hinter dem Wort „be-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung gründen" das Komma gestrichen und das
und Ergänzung des Gesetzes zur Förderung der Wort „und" eingefügt,
Wirtschaft von Berlin (West) und des Steuererleich-
terungsgesetzes für Berlin (West) (Drucksachen b) werden im ersten Satz die Worte „und keine
IV/435, IV/538). Zulage nach § 6 erhalten haben" gestrichen,
c) wird der zweite Satz gestrichen.
Der Bundestag wolle beschließen:
Zu Artikel 1 3. Nummer 3 a wird wie folgt geändert:
1. Nr. 4 a (§ 7 a) wird gestrichen. In § 5 Abs. 1 werden die Worte „zwanzig vom
2. In Nr. 11 b wird in § 15 Abs. 1 die Nr. 4 ge- Hundert" durch die Worte „30 vom Hundert"
strichen: ersetzt.

Bonn, den 28. Juni 1962 4. Nummer 4 wird wie folgt geändert:
In § 5 a Satz 1 werden die Worte „20 vom Hun-
Ollenhauer und Fraktion dert" durch die Worte „30 vom Hundert" ersetzt.
1628 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962

5. Nummer 7 wird wie folgt geändert: tigt, mit Zustimmung des Bundesrates durch
Rechtsverordnung zu bestimmen, daß sich
§ 8 wird wie folgt geändert:
beim Lohnsteuer-Jahresausgleich für das Ka-
a) In Absatz 02 werden die Worte „ , sofern lenderjahr 1962 die Jahreslohnsteuer, soweit
nicht die Ermäßigung nach § 1 Abs. 1 Satz 2 sie auf Einkünfte aus Berlin (West) im Sinn
erster Halbsatz nur 20 vom Hundert beträgt," des § 2 Nummer 4 entfällt, zur Hälfte um
gestrichen. 20 vom Hundert und zur anderen Hälfte um
b) In Absatz 1 werden die folgenden Sätze an- 30 vom Hundert ermäßigt.".
gefügt:
c) In Absatz 3 wird
„Auf laufenden Arbeitslohn für Lohnzah- aa) hinter dem ersten Satz der folgende Satz
lungszeiträume, die vor dem 1. Juli 1962 eingefügt: „Absatz 1 Sätze 2 und 3 gel-
enden, und auf sonstige Bezüge, die vor dem ten entsprechend.",
1. Juli 1962 zufließen, sind die Vorschriften
des § 5 mit der Maßgabe anzuwenden, daß bb) in dem bisherigen Satz 2 das Wort „Sie"
sich die Lohnsteuer um 20 vom Hundert er- durch die Worte „die Vorschrift des
mäßigt. Die Bundesregierung wird ermäch § 5 a" ersetzt.

6. Nummer 10 wird wie folgt geändert:


In der Anlage (zu § 6 Abs. 3) erhalten in Absatz 1 die Nummern 1 bis 3 die
folgende Fassung:

„1. bei monatlicher Lohnabrechnung bei einer aufgerundeten Bemessungs-


grundlage
bis 500 DM 5 vom Hundert der Bemessungsgrund
lage,
von 501 DM bis 600 DM 25,— DM zuzüglich 4 vom Hundert des
Betrags über 500 DM,
von 601 DM bis 715 DM 29,— DM zuzüglich 3 vom Hundert des
Betrags über 600 DM,
von 716 DM bis 1 175 DM 32,45 DM zuzüglich 2 vom Hundert des
Betrags über 715 DM,
von 1 176 DM bis 1 590 DM 41,65 DM zuzüglich 1 vom Hundert des
Betrags über 1 175 DM,
von 1 591 DM bis 2 840 DM 45,80 DM abzüglich 6,50 DM für jede
vollen 520 DM über
1 590 DM;

2.beiwöchentlicherLohnabrechnugbei nraufgerndte Bmesung-


grundlage
bis 115,40 DM 5 vom Hundert der Bemessungsgrund
lage,
von 115,50 DM bis 138,50 DM — 5,76 DM zuzüglich 4 vom Hundert des
Betrags über 115,40 DM,
von 138,60 DM bis 165,00 DM — 6,72 DM zuzüglich 3 vom Hundert des
Betrags über 138,50 DM,
von 165,10 DM bis 271,20 DM — 7,50 DM zuzüglich 2 vom Hundert des
Betrags über 165 DM,
von 271,30 DM bis 366,90 DM — 9,60 DM zuzüglich 1 vom Hundert des
Betrags über 271,20 DM,
von 367,00 DM bis 655,40 DM — 10,56 DM abzüglich 1,50 DM für jede -
vollen 120 DM über
366,90 DM;

4. bei täglicher Lohnabrechnung bei einer Bemessungsgrundlage

bis 19,23 DM 5 vom Hundert der Bemessungsgrund


lage,
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Juni 1962 1629

von 19,24 DM bis 23,08 DM — 0,96 DM zuzüglich 4 vom Hundert des


Betrags über 19,23 DM,
von 23,09 DM bis 27,50 DM — 1,12 DM zuzüglich 3 vom Hundert des
Betrags über 23,08 DM,
von 27,51 DM bis 45,19 DM — 1,25 DM zuzüglich 2 vom Hundert des
Betrags über 27,50 DM,
von 45,20 DM bis 61,15 DM — 1,60 DM zuzüglich 1 vom Hundert des
Betrags über 45,19 DM,
von 61,16 DM bis 109,23 DM — 1,76 DM abzüglich 0,25 DM für jede
vollen 20 DM über
61,15 DM."

Bonn, den 29. Juni 1962

Dr. Schmidt (Wuppertal)


Dr. von Brentano und Fraktion
Dr. Harm
Dr. Koch
Frau Beyer (Frankfurt)
Könen (Düsseldorf)
OlenhaurdFktio
Dr. Imle

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