Sie sind auf Seite 1von 14

D eutscher Bundestag

22. Sitzung

Bonn, den 22. März 1962

Inhalt:

Fragestunde (Drucksache IV/ 267) Frage des Abg. Welslau:


Verkehrszeichen an Straßeneinmün-
Frage des Abg. Dr. Rutschke: dungen

Autobahnausfahrt Pforzheim-West Dr.-Ing. Seebohm,


Bundesminister . . . . . 785 A, B, C
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 783 B Welslau (SPD) ........ 785 B

Frage des Abg. Peiter:


Frage des Abg. Dr. Bechert:
Bahnstrecke Westerburg—Herborn
Ausbau der Bundesstraße 83 bei Gre-
benstein Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 785 C, D,
786 A, B
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 783 C, D Peiter (SPD) 785 D, 786 A
Dr. Bechert (SPD) ....... 783 D Jacobs (SPD) 786 A

Frage des Abg. Neumann (Berlin) :


Frage des Abg. Riegel (Göppingen) :
Verkehrszeichen
Räumung von Dienstwohnungen der
Bundespost und Bundesbahn Dr.-Ing. Seebohm,
Bundesminister . . . . . 786 B, C, D
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 783 D, Neumann (Berlin) (SPD) . . . . 786 C, D
784 B
Riegel (Göppingen) (SPD) . . . . 784 A Frage des Abg. Ritzel:
Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . . 784 B Eintragungen in die Verkehrssünder-
kartei
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 786 D,
Frage des Abg. Höhmann (Hessisch 787 B
Lichtenau) : Schwabe (SPD) 787 A
Verlegung der Bundesstraße 80 zwi-
schen Hedemünden und Gertenbach Frage des Abg. Ritzel:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 784 C, D, Punktsystem in der Verkehrssünder-
785 A kartei
Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) 784 D, Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 787 B, D
785 A Dr. Ramminger (CDU/CSU) . . . . 787 D
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Frage des Abg. Höhmann (Hessisch Frage des Abg. Dr. Bechert:
Lichtenau) : Automatischer Wählbetrieb
Siedlung in Fürstenhagen Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . . 790 D,
Lenz, Bundesminister 788 A 791 A
Dr. Bechert (SPD) 790 D
Frage des Abg. Dr. Mommer:
Spies (CDU/CSU) 791 A
Bericht des Königlichen Medizinischen
Instituts Großbritanniens über den Zu
sammenhang zwischen Tabakkonsum Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen:
und Lungenkrebs Verwaltungsrat der Deutschen Bundes-
Frau Dr. Schwarzhaupt, post
Bundesminister 788 B Dr. Steinmetz, Staatssekretär . 791 B, C
Gscheidle (SPD) 791 B, C
Frage des Abg. Altmaier:
Medizinisch-wissenschaftliche Untersu- Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen:
chungskommission zur Prüfung der Ent
stehung von Lungenkrebs Sondermarke Brot für die Welt
Frau Dr. Schwarzhaupt, Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . . 791 C
Bundesminister 788 B, C
Dr. Mommer (SPD) 788 C Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen:
Ortstarif für Briefe
Fragen der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelms- Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . . 791 D,
haven) : 792 A
Wirtschaftliche Lage der Hebammen Gscheidle (SPD) . . . . 791 D, 792 A
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister . 788 C, D, 789 A, B Frage des Abg. Müller (Erbendorf) :
Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 789 A, B Fernsehsender für die Oberpfalz
Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 792 A, C
Fragen des Abg. Dr. Kohut:
Müller (Erbendorf) (SPD) 792 C
Postleitzahlen
Dr. Steinmetz, Staatssekretär . 789 B, C, D, Nächste Sitzung 792 C
790 A, B, C
Dr. Kohut (FDP) . . 789 B, D, 790 B, C Anlage 793

-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962 783

22. Sitzung

Bonn, den 22. März 1962

Stenographischer Bericht noch vor Ostern die Ausfahrt aus Richtung Karls-
ruhe wieder für den Verkehr freigegeben werden
kann.
Beginn: 9.02 Uhr
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VII/ 2 — des
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich eröffne die Abgeordneten Dr. Bechert —:
Sitzung. Wann wird mit dem Ausbau der Bundesstraße 83 nördlich
der Stadt Grebenstein (Kreis Hofgeismar) begonnen?
Die Tagesordnung ist heute kurz. Wir haben nur
noch den Punkt 1 zu Ende zu bringen:
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-

Fragestunde (Drucksache IV/ 267). kehr: Die Bundesstraße 83 konnte seinerzeit bei der
Auswahl der Bundesfernstraßen für das bevorzugt
Wir kommen zunächst zum Geschäftsbereich des auszubauende sogenannte blaue Netz, das gesetzlich
Bundesministers für Verkehr. festgelegt ist, nicht berücksichtig werden. Der end-
Frage VII/ 1 — des Abgeordneten Dr. Rutschke —: gültige Ausbau des Straßenzuges von der Einmün-
Weshalb wird wochenlang an der Autobahnausfahrt Pforz-
dung in die Bundesstraße 7 nordwestlich von Kassel
heim-West, die bereits seit über einem halben Jahr gesperrt ist, bis nach Karlshafen muß deshalb noch zurückge-
nicht gearbeitet, obwohl diese Ausfahrt im Interesse der not-
wendigen Verteilung des starken Verkehrs dringend benötigt stellt bleiben. Dafür ist jedoch im Rahmen des zwei-
wird? ten Vierjahresplanes für die Bundesstraße 83 zwi-
schen Grebenstein und Hofgeismar ein Zwischenaus-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
- bau vorgesehen. Die Bundesstraße 83 soll dadurch in
kehr: An der vorübergehenden Einstellung der Ar- diesem Abschnitt so instand gesetzt werden, daß sie
beiten sind unerwartet aufgetretene bauliche bis zu ihrem endgültigen Ausbau den Verkehrsan-
Schwierigkeiten schuld, die die Ausführung so ver- forderungen genügt.
zögerten, daß die Arbeiten infolge des Winterwet-
ters zusätzlich erheblich behindert wurden. Der Um- Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage!
bau der Autobahnausfahrt aus Richtung Karlsruhe
an der Anschlußstelle Pforzheim-West war aus
Gründen der Verkehrssicherheit wegen der unge- Dr. Bechert (SPD) : Herr Minister, darf ich Ihre
nügenden Sichtverhältnisse erforderlich. Mit den Antwort so verstehen, daß es richtig ist, wie mir
Arbeiten wurde, nicht zuletzt auf Drängen der Wirt- berichtet worden ist, daß bei Westuffeln nördlich
schaft im Raume Pforzheim, noch im Oktober ver- von Grebenstein der Ausbau dieser Bundesstraße 83
gangenen Jahres begonnen. Bei normalem Arbeits- bereits beginnt?
ablauf war damit zu rechnen, daß der Umbau bis
Jahresende abgeschlossen werden konnte. Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-

Bei der Durchführung der Erdarbeiten stieß die Auf- kehr: Ja, aber erst im zweiten Vierjahresplan, also
tragsverwaltung jedoch unerwartet auf massive Kalk- erst 1963.
steinbänke, die nur durch umfangreiche Sprengarbei-
ten zu lösen waren. Statt etwa 1000 cbm Fels, wie er- Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VII/ 3 —

wartet, mußten 5000 cbm Fels gelöst werden. Da- des Abgeordneten Riegel (Göppingen) —:
durch ergaben sich zwangsläufig erhebliche Verzö-
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in den Ruhestand tre-
gerungen, so daß der Umbau nicht mehr vor Winter- tenden Bediensteten der Deutschen Bundespost und der Deut-
einbruch abgeschlossen werden konnte. Die Arbei- schen Bundesbahn, wenn sie eine Dienstwohnung bewohnen,
diese gekündigt wird und gegebenenfalls Zwangsräumungen
ten wurden im Februar wieder aufgenommen. Sie durchgeführt werden?
mußten jedoch wegen des erneuten Kälteeinbruchs
leider wiederum eingestellt werden. Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-

Ich bitte Verständnis dafür zu haben, daß sich aus kehr: Dienstwohnungen werden den Inhabern be-
den angeführten Gründen die Durchführung der stimmter Dienstposten zugewiesen, die jederzeit er-
Maßnahme verzögert hat. Unter normalen Verhält- reichbar sein müssen, z. B. den Leitern von Betriebs-
nissen hätte der Umbau längst fertiggestellt werden dienststellen. Diese Wohnungen erfüllen ihren
können. Die Straßenbauverwaltung des Landes Ba- Zweck nur, wenn sie auch bei einem Wechsel des
den-Württemberg wird darum bemüht sein, daß Dienstposteninhabers von dessen Nachfolger schnell
784 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Dr. -Ing. Seebohm


bezogen werden können. Deshalb endet dié Berech- Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe auf die
tigung zum Bewohnen solcher Wohnungen im allge- Frage VII/ 4 — des Abgeordneten Höhmann
meinen spätestens mit dem Ablauf des Monats, in Welche Vorstellungen hat der Herr ,Bundesverkehrsminister
dem der Inhaber aus dem bisherigen Dienstposten über die Verlegung und Fertigstellung der Bundesstraße 80
zwischen Hedemünden und Gertenbach sowie in der Ortslage
ausscheidet. Den Beamten, die innerhalb der ihnen Witzenhausen?
gesetzten Frist die Dienstwohnung räumen, wird
Umzugskostenentschädigung nach den Bestimmun-
gen des Umzugskostengesetzes gewährt. Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
Ein Mietvertrag wird über Dienstwohnungen nicht kehr: Der Ausbauplan für die Bundesfernstraßen
sieht vor, daß die Bundesstraße 80 auf ihre gesamte
abgeschlossen. Daher entfällt auch eine förmliche
Länge zwischen der Einmündung in die Bundesstraße
Kündigung.
83 bei Karlshafen und der Einmündung in die Bun-
Ich kann diese Erklärung auf Grund einer Mittei desstraße 27 bei Witzenhausen als Fremdenver-
lung des Herrn Bundesministers für das Post- und kehrsstraße ausgebaut wird. Bei der Aufstellung des
Fernmeldewesen gleichzeitig auch für den Bereich Programmes für den zweiten Vierjahresplan wurde
der Bundespost abgeben. diese Strecke in das sogenannte erweiterte blaue
Netz aufgenommen. Das blaue Netz umfaßt jene
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage? Bundesstraßen, deren Ausbau — mit Vorrang — be-
absichtigt ist. Während der Laufzeit des zweiten
Riegel (Göppingen) (SPD) : Herr Bundesminister, Vierjahresplanes von 1963 bis 1966 ist zunächst eine
glauben Sie nicht, daß die Fürsorgepflicht seitens Verlegung der Bundesstraße 80 zwischen Hedemün-
der Bundesbahn und der Bundespost auch für im den und Gertenbach auf eine Länge von 2,1 km bei
Ruhestand befindliche Bedienstete bestehen bleibt? einem Kostenaufwand von 3 Millionen DM vorge-
Es müßte doch berücksichtigt werden, daß sie nach sehen.
der Pensionierung ein geringeres Einkommen haben, In der Ortsdurchfahrt Witzenhausen verlaufen bis-
dann aber durch eine höhere Miete größere Aus- her die Bundesstraßen 80 und 27 gemeinsam. Für die
gaben haben. Glauben Sie nicht, daß das Vorgehen Bundesstraße 27 wird zur Zeit eine Umgehungs-
mit Zwangsräumungen dieser Fürsorgepflicht ent- straße gebaut, durch die der erhebliche Durchgangs-
gegensteht? verkehr im Zuge der Bundesstraße 27 aus der Orts-
durchfahrt Witzenhausen herausgenommen wird.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver- Die Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 80 wird da-
kehr: Herr Kollege, Sie haben soeben drei Fragen durch, soweit sie mit der Bundesstraße 27 gemein-
gestellt, von denen die eine vielleicht auch von dem sam verläuft, innerhalb der Ortslage erheblich ent-
Herrn Vertreter des Bundesministers für das Post- lastet. Aus diesem Grunde ist für den zweiten Vier-
und Fernmeldewesen beantwortet wird. jahresplan keine Baumaßnahme im Zuge der Orts-
Bei Dienstwohnungen — das ist schon immer so durchfahrt der Bundesstraße 80 in Witzenhausen
gewesen — weiß der Beamte genau, daß er sie zu vorgesehen, die sich ja auch in der Baulast des Bun-
räumen hat, wenn er den Dienstposten aufgibt oder des befindet.
wenn er versetzt wird. Die Fürsorgepflicht endet
selbstverständlich nicht damit, daß er aus seinem Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage.
Dienstposten ausscheidet. Das kann dem aktiven
Beamten genauso passieren wie dem, der in Pension
geht. Aber wer eine Dienstwohnung innehat, ganz Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Herr Mi-
gleichgültig, in welcher Stellung er sich befindet, nister, ist Ihnen von Ihrem Referenten bei der Bear-
weiß, daß er diese Dienstwohnung nur so lange beitung dieser Antwort nicht auch mitgeteilt worden,
innehat, als er den Dienstposten bekleidet. Das ist - daß die B 80 in der Ortslage Witzenhausen schon im
ihm vorher genau bekannt. Infolgedessen besteht ersten Vierjahresplan des Ausbaus als Fremdenver-
für ihn keine Möglichkeit, in dieser Wohnung zu kehrsstraße eingezeichnet und eingetragen worden
verbleiben. Ich spreche hier von Dienst wohnun- ist?
gen, Herr Kollege, denn nach denen haben Sie ge-
fragt.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- kehr: Ich glaube, dazu brauche ich nicht meinen Re-
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Herr ferenten zu fragen, Herr Kollege; das weiß ich selbst.
Präsident, darf ich mich für die Deutsche Bundespost (Heiterkeit.)
anschließen. Herr Abgeordneter, Sie haben von der
Fürsorgepflicht gesprochen. Ich darf Ihnen für den Im übrigen ist damit, daß diese Bundesstraße ein-
Bereich der Deutschen Bundespost sagen, daß die in getragen ist, nicht festgelegt, daß sie ausgebaut
den Ruhestand tretenden Bediensteten und ihre ver- wird. Das ist nur dann der Fall, wenn sie in der
sorgungsberechtigten Hinterbliebenen in den Post- Textur des ersten Vierjahresplans aufgenommen
vertragswohnungen aus sozialen Gründen belassen war; aber dort steht 'sie nicht.
werden. In den wenigen Ausnahmefällen, in denen
eine Postvertragswohnung für einen aktiven Beam-
ten dringend benötigt wird, wird in jedem Falle eine Vizepräsident Dr. Schmid: Eine letzte Zusatz-
angemessene Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt. frage.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962 785

Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Darf ich Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
dann feststellen, daß die Textur im ersten Vierjah- kehr: Die Frage, 'wie der Schilderwald aufgestellt
resplan mit der Zeichnung im ersten Vierjahresplan wird oder ob er nicht aufgestellt wird, Herr Kol-
nicht übereinstimmt und daß das bisher offensicht- lege, entscheiden die örtlichen Behörden. Wir geben
lich noch nicht aufgefallen ist? in der Straßenverkehrs-Ordnung nur an, wie die
Verhältnisse zu regeln sind. Ob an den entspre-
chenden Stellen Schilder aufgestellt werden müssen,
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver- muß örtlich beurteilt werden, das kann nicht in einer
kehr: Sie wissen so gut wie ich, Herr Kollege, daß
allgemein geltenden Verordnung für alle Fälle ge-
der erste Vierjahresplan, für den insgesamt 8,2 Mil-
regelt werden.
liarden DM angesetzt waren, durch die Verschie-
bung des Haushaltsjahrs auf das Kalenderjahr und
durch die verspätete Verabschiedung des Straßen- Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VII/6 — Ab-
baufinanzierungsgesetzes um 700 Millionen DM ge- geordneter Peiter —:
kürzt worden ist.
Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn beabsichtigt, die
eingleisige Bahnstrecke Westerburg-Herborn (Oberwesterwald)
stillzulegen?
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VII/ 5 —
Herr Abgeordneter Welslau —:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
Hält die Bundesregierung es für erforderlich, daß an Straßen-
einmündungen, wo ein Verkehrsteilnehmer seine Fahrtrichtung kehr: Untersuchungen im Rahmen des verkehrspoli-
nicht verändert und der von rechts kommende Verkehrsteil- tischen Programms der Bundesregierung zur Gesun-
nehmer auf diese Straße einmündet, Verkehrszeichen nach Bild
30 bzw. 30 a und nach Bild 52 der Anlage zur Straßenverkehrs dung der Deutschen Bundesbahn, um durch Verein-
Ordnung aufgestellt werden? fachung , der Betriebsweise die Wirtschaftlichkeit
ihrer unrentablen Nebenbahnen zu steigern, wer-
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver- den zur Zeit von den Bundesbahndirektionen Frank-
kehr: In der von Ihnen geschilderten Verkehrssitua- furt und Mainz u. a. auch für die eingleisige Bahn-
tion, verehrter Herr Kollege, hat grundsätzlich der strecke Westerburg Herborn (Oberwesterwald) an-
-

aus der einmündenden Straße von rechts Kommende gestellt. Da die Ermittlungen über ein Vorstadium
die Vorfahrt. Das ist in § 13 der Straßenverkehrs hinaus noch nicht gediehen sind, bin ich zu meinem
Ordnung bestimmt. Verkehrszeichen der von Ihnen Bedauern nicht in der Lage, im jetzigen Zeitpunkt
erwähnten Art sind daher nur aufzustellen, wenn schon etwas über den Ausgang der Untersuchungen
die Vorfahrt abweichend vom Gesetz geregelt wer- zu sagen, Ich bin jedoch, falls Sie, Herr Kollege, es
den soll, Ob das zweckmäßig ist, können nur die für wünschen, gern bereit, mich zu gegebener Zeit
3) die Verkehrssicherheit an Ort und Stelle zuständi- schriftlich über das Untersuchungsergebnis Ihnen
gen Landes- oder Kommunalbehörden beurteilen, gegenüber zu äußern. Bevor die Einleitung der Still-
Der Bundesverkehrsminister hat auf diese örtliche legung einer Bundesbahnstrecke erfolgt, wird, wie
Verkehrsregelung keinen Einfluß. bekannt, auch , die zuständige Landesregierung ge-
hört. Erst danach beschließt darüber der Verwal-
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage. tungsrat der Deutschen Bundesbahn. Erst wenn sich
alle diese Instanzen geäußert haben, kann der Vor-
stand den Antrag auf Stillegung bei der Bundes-
Welslau (SPD): Herr Minister, können Sie sagen, regierung stellen.
wieviel Verkehrsunfälle sich infolge Nichtbeachtens
der Vorfahrt im Jahr 1961 bzw. 1960 ereignet haben?
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
kehr: Nein. Diese Zahlen werden in der Statistik - Peiter (SPD) : Herr Minister, ist der Bundesregie-
nicht genau erfaßt. Die Landesbehörden tragen Un- rung bekannt, daß es sich bei diesem Gebiet um ein
fälle auf Landkarten ein. Deshalb könnte Ihnen anerkanntes Notstandsgebiet handelt, in dem mit
diese Frage wahrscheinlich von den Landesbehörden erheblichem Aufwand neue Industrien angesiedelt
in den einzelnen Ländern beantwortet werden. Eine wurden?
Bundesstatistik darüber besteht nicht.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine letzte Zusatz- kehr: Herr Kollege, ,das ist leider fast überall dort
frage. der Fall, wo Eisenbahnstrecken unrentabel sind; sie
sind ja deswegen unrentabel, weil es sich um ein
Notstandsgebiet handelt. Auf der anderen Seite hat
Welslau (SPD) : Herr Minister, darf ich Ihrer
das Hohe Haus durch Gesetz der Bundesbahn auf-
Antwort entnehmen, daß Sie nicht der Meinung sind,
erlegt, ihren Betrieb nach kaufmännischen Gesichts-
daß zur Erhöhung der Verkehrssicherheit die Stra-
punkten zu führen, und hat die frühere, sehr viel
ßenverkehrs-Ordnung dahingehend zu ändern ist,
weitergehende Gemeinwirtschaftlichkeit ausdrück-
daß grundsätzlich der Verkehrsteilnehmer aus der
lich ausgeschlossen.
einmündenden Straße die Vorfahrt zu beachten hat
und nur dort Schilder aufgestellt werden, wo sich
Zweifelsfälle ergeben, um endlich einmal dem Schil- Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatz-
derwald zu begegnen? frage!
786 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Peiter (SPD) : Herr Minister, ist sich die Bundes- sollen. Wandtafeln und Wandschilder privater Un-
regierung darüber im klaren, daß bei einer Still- ternehmungen und Institutionen müssen unseres Er-
legung oder auch nur Einschränkung des Betriebs achtens verschwinden. Aber wie gesagt, dies ist
auf dieser Bahnlinie die mit erheblichen Mitteln eine Angelegenheit der örtlich zuständigen Behör-
angesiedelten Industriezweige in ihrer Existenz ge- den.
fährdet sind und daß darüber hinaus die Garnison-
planung der Bundeswehr in diesem Raum berührt Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage?
würde?
Neumann (Berlin) (SPD) : Herr Bundesverkehrs-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-
minister, Sie zitieren richtig die Straßenverkehrs
kehr: Herr Kollege, ich habe Ihnen doch gesagt, daß Ordnung. Da ich annehmen darf, daß Ihnen die Be-
die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. stimmung des § 3 der Straßenverkehrs-Ordnung be-
All diese Tatbestände werden bei der Untersuchung kannt ist, wonach amtliche Verkehrszeichen nur sol-
zu erheben sein. Es ist keineswegs sicher, daß über- che sind, ,die in , der Anlage zu der Verordnung ab-
haupt ein Antrag auf Einstellung dieser Strecke ge- gebildet sind, darf ich Sie fragen, ob Ihnen noch
stellt wird. Ich kann nur ganz allgemein dazu sagen, nicht aufgefallen ist, daß an der Zufahrt zum Bun-
daß selbstverständlich alle diese Momente genau deshaus bei der Kreuzung Görresstraße/ Sieben-
geprüft werden. Da auch die Landesbehörden ein- gebirgsstraße /Hermann-Ehlers-Straße Schilder auf-
geschaltet werden, können Sie sicher sein, daß alle gestellt sind, die nicht diesen Vorschriften ent-
diese Momente eingehend vorgetragen und disku- sprechen.
tiert werden.
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-

Vizepräsident Dr. Schmid: Zu einer weiteren kehr: Das ist leider nicht der einzige Fall in der
Zusatzfrage Abgeordneter Jacobs! Bundesrpblik.AmfödeanPrizpu
dem gemeindlichen Selbstbestimmungsrecht kann
Jacobs (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, man eben in der Beziehung nicht entgegentreten.
daß die Bundesbahn beispielsweise im Raum Trier Ich versuche, bei einer Neufassung der Straßenver-
Güterabfertigungsbahnhöfe stillegt, obwohl das kehrs-Ordnung ein ausdrückliches Verbot der Auf-
Frachtaufkommen dort zur Zeit noch das Mehrfache stellung 'derartiger nicht zugelassener Schilder
des Volumens beträgt, bei dessen Nichterreichen durchzusetzen. Das ist bisher nicht gelungen.
nach dem Brand-Gutachten die Schließung veranlaßt
werden sollte? Vizepräsident Dr. Schmid: Nächste Zusatz-
frage!
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-
Neumann (Berlin) (SPD) : Würden Sie nicht den
kehr: Sie wissen, Herr Kollege Jacobs, daß dies Versuch machen, daß wenigstens hier vor dem Bun-
ausschließlich in der Zuständigkeit der Leitung der deshaus an der einzigen Anfahrt für ausländische
Bundesbahn liegt. Der Bundesminister für Verkehr und inländische Autobenutzer Verkehrszeichen auf-
hat darauf keinen Einfluß. gestellt werden, die .der vom Bund erlassenen Stra-
ßenverkehrs-Ordnung entsprechen?
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe die von
dem Abgeordneten Neumann (Berlin) gestellte Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
-

Frage VII/ 7 auf: kehr: Ich will gern die zuständigen Behörden noch
Ist der Herr Bundesverkehrsminister der Auffassung, daß eine einmal bitten, sich nach den bestehenden Verord-
Ausweitung der Zahl der Verkehrszeichen im Interesse der Stär-
kung der Verkehrssicherheit vermieden werden muß und ins- nungen zu richten. Aber Sie wissen ja, Herr Kol-
besondere nichtzugelassene Verkehrsschilder entfernt werden - lege, die Selbstverwaltung geht manchmal ihre
sollten?
eigenen Wege.

Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-


-
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe die von
kehr: Ich bin mit Ihnen, sehr verehrter Herr Kol-
dem Abgeordneten Ritzel gestellte und von dem
lege, der Auffassung, daß eine Ausweitung ,der Zahl
Abgeordneten Schwabe aufgenommene Frage VII/ 8
der Verkehrszeichen im Interesse der Verkehrs- auf:
sicherheit vermieden werden muß und daß insbe-
sondere nicht zugelassene Verkehrsschilder von den Nach welchen Gesichtspunkten erfolgen die Eintragungen in
die sogenannte Verkehrssünderkartei?
Straßen zu verschwinden haben. Dies ist, wie ich
soeben schon bemerkte, in Ausführung der Bundes-
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-
gesetze Aufgabe , der Straßenverkehrsbehörden in
-

kehr: Zweck der Eintragungen im Verkehrszentral


den Ländern.
register ist u. a. die Sammlung von Material für die
Wir unterscheiden amtliche Verkehrszeichen, die Beurteilung der Eignung der betroffenen Personen
in der Anlage zur Straßenverkehrs-Ordnung ver- als Straßenverkehrsteilnehmer. Ohne solches Ma-
zeichnet sind, und nichtamtliche, aber behördlich terial können Maßnahmen zum Schutze der Allge-
zugelassene Hinweiszeichen wie z. B. die Wegwei- meinheit vor ungeeigneten Verkehrsteilnehmern
ser zu innerörtlichen Zielen, Hinweise auf Schüler- nicht im erforderlichen Maße getroffen werden. Der-
lotsen, Zeltplätze und auf Gottesdienste. Das sind artiges Material wird in fast allen europäischen
jene Zeichen, die auch in Zukunft bestehenbleiben Staaten gesammelt.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962 787
Dr.-Ing. Seebohm
Eingetragen werden Verwaltungsmaßnahmen und warnung oder eine Vorladung zum Verkehrsunter-
strafgerichtliche Maßnahmen. Als Verwaltungsmaß- richt notwendig ist oder ob der Betroffene auf Grund
nahmen kommen nur Versagungen und Entziehun- der eingetragenen Verstöße als ungeeignet zum
gen der Fahrerlaubnis und Verbote, Fahrzeuge zu Führen von Fahrzeugen, insbesondere von Kraft-
führen, in Betracht; sie wurden auch schon früher fahrzeugen, angesehen werden muß.
beim Kraftfahrt-Bundesamt karteimäßig erfaßt. Als
strafgerichtliche Maßnahmen kommen Bestrafungen Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen und das im
wegen verkehrswidrigen Verhaltens, Entziehungen Interesse der Gerechtigkeit gebotene Gleichmaß
der Fahrerlaubnis und Anordnungen über Sperr- können nach Ansicht der zuständigen obersten Lan-
fristen für die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis in desbehörden nur gewährleistet werden, wenn den
Betracht. Die Einzelheiten dazu ergeben sich aus Hunderten von Verwaltungsbehörden eine allen
§ 13 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung; Ländern möglichst gemeinsame Richtlinie an die
Rechtsgrundlagen für den Erlaß dieser Bestimmung Hand gegeben wird, an die sie sich im wesentlichen
waren die §§ 6, 6 a und 27 des Straßenverkehrsge- halten können. Deshalb hat der Straßenverkehrs-
setzes. Gebührenfreie und gebührenpflichtige Ver- sicherheitsausschuß die „Richtlinien für die Behand-
warnungen werden nicht eingetragen. Die Strafge- lung von Mehrfachtätern" empfohlen. Den Ländern
richte können bei bestimmten Verurteilungen anord- ist es überlassen, ob sie diese Richtlinien einführen
nen, daß die Eintragung unterbleibt. Dem unter- wollen, die z. B. in Baden-Württemberg schon seit
schiedlichen Gewicht der Eintragungen wird durch Jahr und Tag mit Erfolg angewendet werden und
eine Staffelung der Tilgungsfristen — bei Übertre- zu deren Anwendung sich inzwischen weitere Län-
tungen Löschung nach zwei Jahren, bei Vergehen der entschlossen haben. Auch im Ausland, z. B. in
je nach der Schwere Löschung während einer Zeit den Vereinigten Staaten, werden ähnliche Systeme
von zwei bis zehn Jahren — Rechnung getragen. angewendet. Jede Verwaltungsbehörde ist berech-
tigt, in besonders gelagerten Fällen von den Richt-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfragel linien, auch von 'der sogenannten Punktbewertung,
abzuweichen.
Schwabe (SPD) : Ist es richtig, Herr Minister, daß Im übrigen steht es jedem Betroffenen frei, durch
diese Eintragungen je nach Höhe der Geldstrafen ein unabhängiges, an die Richtlinien nicht gebunde-
unterschiedlich sein können, wie es ja aus Ihrer Ant- nes Verwaltungsgericht nachprüfen zu lassen, ob die
wort hervorgeht, und daß damit eine unterschied- gesetzlichen Voraussetzungen für die verwaltungs-
liche Bewertung denkbar ist, weil die Geldstrafen mäßig gegen ihn getroffenen Maßnahmen gegeben
nach dem Ermessen des Gerichts auf die wirtschaft- sind. Der Verkehrsausschuß .des Bundestages hat,
lichen Verhältnisse des betreffenden Angeklagten wie Sie, Herr Kollege, wissen, die Richtlinien am
abgestellt sind? 1. Februar 1962 eingehend besprochen. Auf Grund
dieser Erörterung habe ich angeregt, daß Problem
Dr. -Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver- erneut auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung
kehr: Die Geldstrafen halten sich nach den jetzt des Straßenverkehrssicherheitsausschusses der Län-
geltenden Bestimmungen in so engen Grenzen, daß der zu setzen, der am 17. Mai 1962 zusammentritt.
da tatsächlich keine großen Differenzen bestehen.
Die höchstzulässige Geldstrafe ist so gering, daß Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage.
dies für die Eintragung keine sehr bedeutende
Rolle spielt. Außerdem liegt es im Ermessen des Ge-
richts, ob es überhaupt beantragt, daß eine Geld- Dr. Ramminger (CDU/CSU) : Herr Minister, ist
strafe eingetragen wird. Vielfach nimmt das Gericht Ihnen bekannt, daß die Einführung 'dieses Punkt-
davon Abstand. systems jetzt in Bayern in der Bevölkerung viel-
fach sehr großen Unwillen und auch Sorge verur-
sacht hat, weil man wegen dieses Mechanismus in
Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VII/ 9 — dies Händen 'der Polizei und der Verwaltungsbehörden
Herrn Abgeordneten Ritzel —:
— ohne richterliche Entscheidung! — Schikanen
Auf welche Überlegungen soll sich das sogenannte Punkt- fürchtet?
system in der Verkehrssünderkartei stützen?

Bitte, Herr Bundesverkehrsminister! Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver-


kehr: Herr Kollege, „ohne richterliche Entscheidung"
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Ver- ist absolut falsch; denn es werden ja nur Eintragun-
kehr: Herr Kollege, für die Eintragungen in das Ver- gen in dem Verkehrsregister vorgenommen, die auf
kehrszentralregister besteht kein Punktsystem. Das richterlicher Entscheidung beruhen. Eine Mitteilung
Verkehrszentralregister wurde nach § 6 a Abs, 5 an die Landesverwaltungsbehörde erfolgt auch nur
des Straßenverkehrsgesetzes unter anderem deshalb dann, wenn der Betreffende mindestens dreimal in-
geschaffen, um den Verwaltungsbehörden der Län- nerhalb von zwei Jahren rechtskräftig verurteilt
der die erforderlichen Unterlagen für das Einschrei- worden ist. Diese dreimalige rechtskräftige Verur-
ten gegen ungeeignete Fahrzeugführer zu geben. teilung wird die Landesverwaltungsbehörde niemals
Zu diesem Zweck teilt das Kraftfahrtbundesamt jede dazu veranlassen, gegen den Betreffenden anders als
dritte und weitere Eintragung —die also auf Grund mit einer Verwarnung oder einer Vorladung zum
einer richterlichen Entscheidung erfolgt — der zu- Verkehrsunterricht vorzugehen. Erst wenn er min-
ständigen Verwaltungsbehörde mit. Diese muß ent- destens neunmal oder mehr im Zeitraum von zwei
scheiden, was zu geschehen hat, z. B. ob eine Ver- Jahren gerichtlich verurteilt worden ist und diese
788 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Dr.-Ing. Seebohm
neun bis zehn Gerichtsurteile der Verwaltungsbe- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage?
hörde vorliegen, wird sie sich pflichtgemäß veran-
laßt sehen, zu weiteren Maßnahmen zu schreiten. Ich Dr. Mommer (SPD) : Frau Minister, wann, glau-
bin nicht der Auffassung, daß jemand, der innerhalb ben Sie, kann der Bundestag mit der Vorlage der
von ein bis zwei Jahren neunmal und mehr durch Übersetzung der englischen Denkschrift rechnen?
ein Gericht rechtskräftig verurteilt worden ist, es
als eine Schikane empfinden kann, wenn ihm schließ-
lich und endlich dann die entsprechende Mahnung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
seiner Verwaltungsbehörde zukommt. Gesundheitswesen: Das wird nicht lange dauern. Ich
denke, daß es in zwei Monaten möglich ist.
Vizepräsident Dr. Schmid: Meine Damen. und
Herren, es ist der Wunsch ausgesprochen worden, Vizepräsident Dr. Schmid: Frage XI/3 — der
die Fragen unter IX — Geschäftsbereich des Bun- Abgeordneten Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) —:
desschatzministers —, XI — Geschäftsbereich der Ist der Bundesregierung bekannt, daß die wirtschaftliche Lage
der Hebammen in keiner Weise der Verantwortung entspricht,
Frau Bundesministerin für Gesundheitswesen — und die ihnen die Ausübung ihres Berufs auferlegt?
schließlich VIII — Geschäftsbereich des Bundes-
ministers für das Post- und Fernmeldewesen — vor- Die Frage wird von der Frau Abgeordneten Die-
zuziehen. mer-Nicolaus übernommen.
Ich rufe die Frage des Abgeordneten Höhmann
aus dem Geschäftsbereich des Bundesschatzministers Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
auf: Gesundheitswesen: Das Einkommen der Hebammen
Beabsichtigt die Bundesregierung, die im Besitz der bundes-
eigenen Industrieverwaltungsgesellschaft mbH befindliche Sied-
beruht auf den geltenden Gebührenordnungen, und
lung in Fürstenhagen (Kreis Witzenhausen) zu veräußern? Hebammen mit Niederlassungserlaubnis wird ein
Mindesteinkommen garantiert. Das Mindesteinkom-
Lenz, Bundesschatzminister: Die bundeseigene men ist in den vergangenen Jahren von fast allen
Industrieverwaltungsgesellschaft mbH beabsichtigt Bundesländern erhöht worden; aber es liegt im In-
nicht, das ihr gehörige Siedlungsgelände Fürsten- teresse der Gesundheitspflege, daß die wirtschaft-
hagen bei Hessisch Lichtenau zu verkaufen. Sie be- liche Lage des Hebammenstandes der gleichartiger
nötigt es für eigene Zwecke. Berufe entspricht. Nach den Erhebungen des Bundes
Deutscher Hebammen ist dies zur Zeit vielfach nicht
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe den Ge- der Fall. Soweit die Hebammen infolge einer zu ge-
schäftsbereich des Bundesministers für Gesundheits- ringen Zahl von Geburten darauf angewiesen sind,
ihren Lebensunterhalt vorwiegend aus dem Zuschuß
wesen auf, zunächst die Frage XI/1 — des Abgeord-
zum Mindesteinkommen zu bestreiten, können sehr
neten Dr. Mommer — :
schwierige wirtschaftliche Situationen entstehen.
Ist die Bundesregierung bereit, den Mitgliedern des Bundes-
tages den Bericht des Königlichen Medizinischen Instituts Groß- Vielleicht darf ich die Frage XI/3 und die Frage
britanniens über den Zusammenhang zwischen Tabakkonsum XI/4 gleich mitbeantworten.
und Lungenkrebs zur Kentnnis zu bringen?

Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe noch die
Gesundheitswesen: Die Bundesregierung ist bereit, Fragen XI/4 und XI/ 5 — der Abgeordneten Frau
den Mitgliedern des Bundestages den Bericht des Dr. Flitz — auf:
Englischen Königlichen Ärztekollegiums über den Glaubt die Bundesregierung, daß der berufliche Nachwuchs
Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Ge- von Hebammen bei dem derzeitigen durchschnittlichen Monats-
einkommen hinreichend gesichert werden kann?
sundheitsschäden zur Kenntnis zu bringen.
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um die wirtschaft-
liche Lage der Hebammen zu verbessern?
Vizepräsident Dr. Schmid: Keine Zusatzfrage.
Dann Frage XI/ 2 — des Abgeordneten Altmaier
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für
—:

Ist die Bundesregierung bereit — dem Beispiel der Britischen Gesundheitswesen: Die Frage des Nachwuchses
Regierung folgend —, durch eine medizinisch-wissenschaftliche
Untersuchungskommission prüfen zu lassen, wieweit die Ent- kann nicht nur unter dem Gesichtspunkt des durch-
stehung von Lungenkrebs auf den Genuß von Nikotin und schnittlichen Einkommens betrachtet werden. In al-
Zigarettenrauchen zurückzuführen ist?
len Berufen, auch solchen mit guter wirtschaftlicher
Die Frage wird von Herrn Abgeordneten Mommer Situation, besteht zur Zeit ein Nachwuchsmangel.
übernommen. Es ist die Aufgabe der Länder, durch Schaffung gün-
stiger Voraussetzungen für den Besuch der Hebam-
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für menlehranstalten und eine entsprechende Einkom-
Gesundheitswesen: Die Bundesregierung ist bereit, menssicherung den Hebammenberuf anziehend zu
durch eine medizinisch-wissenschaftliche Untersu- gestalten.
chungskommission prüfen zu lassen, wieweit die Zu Frage XI/ 5: Wir sind überzeugt, daß das der-
Entstehung von Lungenkrebs auf den Genuß von zeitige Einkommen vieler Hebammen unzureichend
Nikotin und Zigarettenrauchen zurückzuführen ist. ist. Deshalb prüft das Bundesministerium für Ge-
Die Bundesregierung beabsichtigt, das Bundesgesund- sundheitswesen zur Zeit in Verbindung mit den
heitsamt mit dieser Aufgabe zu betrauen. Dies setzt Ländern, inwieweit und auf welche Weise die wirt-
allerdings voraus, daß dieses Amt personell und schaftliche Lage der Hebammen verbessert werden
finanziell hinreichend ausgestattet wird. kann.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962 789

Vizepräsident Dr. Schmid: Eine Zusatzfrage? Vizepräsident Dr. Schmid: Ihnen will ich das
— Frau Dr. Diemer-Nicolaus! Privileg geben.

Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) : Frau Mini- Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
sterin, ist Ihnen die Statistik der Berufsgenossen- sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Die
schaften für Gesundheitswesen und Wohlfahrts- Deutsche Bundespost hat täglich 30 Millionen Brief-
pflege für 1960 über das Berufseinkommen der sendungen anzunehmen, zu verteilen und zuzustel-
Hebammen bekannt, aus der sich ergibt, daß 43,4 % len. Allein 15 Millionen Briefsendungen müssen
der Hebammen nur ein Nettoeinkommen bis 155 DM zwischen 17 und 21 Uhr bearbeitet werden. Dies
monatlich haben, und ist beabsichtigt — Sie haben ist vor allem in den Verkehrsbrennpunkten in Zu-
ja selber darauf hingewiesen, daß das Einkommen kunft nur mit automatischen Verteilmaschinen und
teilweise unzulänglich ist —, eine Änderung des unter dem Einsatz von meist weiblichen Teilkräften
§ 14 des Hebammengesetzes vorzunehmen? möglich. Zudem ist gerade da , der ständige Wechsel
der Arbeitskräfte besonders hoch. Während man
von , den seit Jahren eingearbeiteten und beamteten
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister führ Verteilern beispielsweise in Frankfurt die Kenntnis
Gesundheitswesen: Über alle diese Fragen wird zur von 5000 Orten mit geographischer Lage und von
Zeit, wie ich schon sagte, mit den Ländern verhan- 2- bis 3000 Straßen erwarten darf, kann man dies
delt. Ich kann zu der Frage, auf welchem Wege die von den nur stundenweise arbeitenden Frauen nicht
Verbesserung des Einkommens herbeizuführen ist, verlangen.
ob durch eine Änderung der Bestimmungen über das
Mindesteinkommen, durch eine Erhöhung der Ge- Im übrigen hat der Herr Bundesminister für das
bühren oder auf anderem Wege, im Augenblick Post-undFermlwasAnbigedrLt-
keine verbindliche Erklärung abgeben, solange die zahlen keineswegs zur Pflicht gemacht. In allsei-
Verhandlungen mit den Ländern noch laufen. Ich tigem Interesse bittet er die Postkunden darum. In
bin mit Ihnen der Meinung, daß das derzeitige Ein- diesem Ersuchen wird er von den sachverständigen
kommen der Hebammen in sehr vielen Fällen un- Verbänden und Organisationen weitestgehend
zureichend ist. unterstützt.

Vizepräsident Dr. Schmid: Sie haben vier Zu-


Vizepräsident Dr. Schmid: Die letzte Zusatz- satzfragen.
frage!
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) : Darf ich I hre
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Herr
Antwort so auffassen, Frau Ministerin, daß Sie das Präsident, ich habe erst die eine Frage beantwortet,
als ein vordringliches Problem Ihres Ministeriums
um es dem Herrn Abgeordneten leichter zu machen.
ansehen?
Vizepräsident Dr. Schmid: Herr Dr. Kohut hat
Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister für dazu zwei Zusatzfragen.
Gesundheitswesen: Ja, durchaus.
Dr. Kohut (FDP) : Ist , es nicht so, Herr Staats-
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe auf Frage sekretär, daß es ursprünglich in den Pressemeldun-
VIII/ 1 — , des Abgeordneten Dr. Kohut —: gen über die Äußerung Ihres Herrn Ministers hieß,
Sollen Bürger, die das umfangreiche Verzeichnis der Post- daß man, um eine erzieherische Wirkung auf die
leitzahlen nicht zur Hand haben, künftig durch Erhebung eines Bevölkerung auszuüben, , die Postleitzahlen auch an-
zusätzlichen Portos bestraft werden?
zuwenden, gleichzeitig mit den Postleitzahlen ver-
schiedene Tarife einführen wird?
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Herr
Präsident, darf ich die zweite Frage des Herrn Ab- Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
geordneten Dr. Kohut vorziehen? sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Herr
Abgeordneter, der Herr Bundespostminister und wir
haben das auch gelesen. Aber bei der unein-
Vizepräsident Dr. Schmid: Vielleicht beant- geschränkten Pressefreiheit kann man dies nicht
worten Sie beide Fragen gemeinsam. verhindern.
(Staatssekretär Dr. Steinmetz: Ja.)
— Dann rufe ich auch die Frage VIII/ 2 — des Ab- Vizepräsident Dr. Schmid: Zweite Zusatz-
frage!
geordneten Dr. Kohut — auf:
Ist es nicht Sache der Deutschen Bundespost, die geographi- Dr. Kohut (FDP) : Ist es nicht so, Herr Staats-
schen Kenntnisse ihrer Bediensteten zu erweitern, anstatt es
jedermann zur Pflicht zu machen, die postalischen Anschriften sekretär, daß sich nicht nur alle Wirtschaftszweige,
mit Leitzahlen zu versehen? sondern auch die Post in der Bewältigung dieses
Aufgabenkreises seit , den seligen Zeiten des Gene-
Dr. Kohut (FDP) : Stehen mir, wenn beide Fra- ralpostmeisters von Stephan ins Unermeßliche ent-
gen gemeinsam beantwortet werden, auch je zwei wickelt haben? Müßte nun nicht eben versucht wer-
Zusatzfragen zu? den, mit den Schwierigkeiten bei der Post fertigzu-
790 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Dr. Kohut
werden, aber nicht auf Kosten der Kundschaft, denn Vizepräsident Dr. Schmid: Sie haben eine Zu-
die Post hat ja ein Monopol in der Durchführung satzfrage.
ihrer wahren Aufgabe? Muß man nicht auch an 'die
Leute denken, die ein solches Buch nicht immer mit Dr. Kohut (FDP) : Mir steht keine mehr zu.
sich führen, und müssen nicht gerade diese Leute
etwa auf einer Wanderfahrt oder einem Spazier-
Vizepräsident Dr. Schmid: Doch, Sie haben
gang im 'Spessart in der Lage sein, eine Postkarte
eine Zusatzfrage.
zu schreiben, ohne daß sie die Postleitzahlen im
Gedächtnis oder das 'Buch zur Hand haben?
Dr. Kohut (FDP) : Dann bitte ich doch, die Frage
ganz genau zu beantworten, ob in absehbarer Zeit
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
mit einer Erhähung der Postgebühren zu rechnen
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Sehr
ist.
geehrter Herr Abgeordneter, ich stimme Ihnen darin
zu, daß die Post die Verpflichtung hat, ihren Betrieb
in seiner großen Ausweitung pflichtgemäß von sich Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
aus in Ordnung zu halten und alle Aufgaben zu be- sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Herr
wältigen. Ich habe Ihnen aber gerade vorgetragen, Abgeordneter Dr. Kohut, ich kann nur wiederholen,
daß es Grenzen gibt. Im übrigen werden die vielfach daß der Herr Bundesminister für das Post- und Fern-
befürchteten Schwierigkeiten bei der Anwendung meldewesen zur Zeit nicht die Absicht hat, dem
der neuen Postleitzahlen vielfach weit überschätzt. Postverwaltungsrat als dem dafür zuständigen
Wenn jeder Bürger — wie sicherlich auch Sie, Herr Organ einen entsprechenden Vorschlag zur Be-
Abgeordneter D r. Kohut — in der Absenderangabe schlußfassung vorzulegen.
oder im Briefkopf die Postleitzahl seines Wohnorts
— sollten Sie die Ihrige noch nicht wissen, sie ist Dr. Kohut (FDP) : Sie betonen das zur Zeit,
607 — angäbe, könnte der Adressat seine Antwort Herr Staatssekretär. Ich danke Ihnen.
ohne Mühe erteilen.
Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zur
Vizepräsident Dr. Schmid: Nun kommt die Frage VIII/ 3 — des Abgeordneten Dr. Bechert —:
nächste Frage. Bis wann wird in der Stadt Korbach, die im ländlichen Gebiet
Nordhessens ein Industrieschwerpunkt ist, das Telefonamt auf
automatischen Wählbetrieb umgestellt sein?
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
sterium für das Post- und 'Fernmeldewesen: Der Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
1 Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen sterium für das Post- und Fernmeldewesen: In Kor-
hat nicht die Absicht, den Postverwaltungsrat als bach ist der Ortsverkehr bereits seit 1931 und der
zuständigem Organ einen solchen Vorschlag zur ankommende Fernverkehr seit 1957 automatisiert.
Beschlußfassung zu unterbreiten. Die Automatisierung des abgehenden Fernverkehrs
ist geplant. Sie erfordert die Errichtung eines Neu-
Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage! baus mit einem Kostenaufwand von rund 1,2 Milli-
onen DM und den Aufbau von technischen Einrich-
Dr. Kohut (FDP) : Herr Staatssekretär, ich habe tungen mit einem Kostenaufwand von 1,3 Millionen
nicht verstanden, welchen Vorschlag Sie meinen. DM. Die Durchführung dieser umfangreichen Arbeit
wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Sie ha- Vizepräsident Dr. Schmid: Zusatzfrage?
ben gefragt, ob die Bürger künftig durch Erhebung
eines zusätzlichen Portos bestraft werden sollen. Dr. Bechert (SPD) : Ist es richtig, Herr Staats-
sekretär, daß in der Stadt Bad Wildungen demnächst
Dr. Kohut (FDP) : Darf ich sagen, daß ich dar- eine solche automatische Wähleinrichtung gebaut
unter die Erhöhung Ides Portos verstanden habe. Ich oder fertig werden wird?
darf präzise fragen: Es ist also nicht daran gedacht,
in naher oder übersehbarer Zukunft die Postgebüh- Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
ren zu erhöhen, um auf diese Weise die Aufgaben sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Ich bitte
der Post zu bewältigen? um Verständnis dafür, Herr Abgeordneter, daß ich
Ihnen im Augenblick darauf keine konkrete Ant-
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- wort geben kann. Ich kann es Ihnen aber gern
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Ich habe schriftlich nach Rückfrage bei der Oberpostdirektion
meiner bereits erteilten Antwort nichts hinzuzu- Frankfurt mitteilen.
fügen.
Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatz-
Vizepräsident Dr. Schmid: Befriedigt Sie frage!
diese Antwort, Herr Abgeordneter?
Dr. Bechert (SPD) : Darf ich fragen: wie viele
Dr. Kohut (FDP) : Nein, die letzte Antwort war solcher automatischen Selbstwähleinrichtungen gibt
nicht präzise. es — der Größenordnung nach — im Bundesgebiet?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962 791

Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- Reihe von Personen entschieden werden muß, ist es
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Es ist ganz selbstverständlich, natürlich und eine gute
sehr schwer, auf Anhieb die Zahl der Ämter zu Übung, daß über alle gesprochen wird.
nennen. Aber ich kann Sie Ihnen schriftlich nach-
reichen. Gscheidle (SPD) : Hat das Bundespostministe-
rium in der Vergangenheit nicht im allgemeinen die
Vizepräsident Dr. Schmid: Eine weitere Zu- Rangfolge berücksichtigt, welche die vorschlagsbe-
satzfrage! rechtigten Gremien eingehalten haben?

Spies (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, stellt das Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
Bundesministerium für das Post- und Fernmelde- sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Ich
wesen beim Ausbau des automatischen Wählbe- glaube, ich kann sagen: nicht immer.
triebes in erster Linie auf die Wirtschaftlichkeit oder
auf den Wunsch des einzelnen ab? Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zur
Frage VIII/ 5 — des Herrn Abgeordneten Schmitt-
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- Vockenhausen, vertreten durch den Abgeordneten
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Es be- Gscheidle — :

steht kein Zweifel, daß primär auf die Gesichts- Warum ist die Sondermarke Brot für die Welt nicht ausge-
geben worden?
punkte der Wirtschaftlichkeit und der Betriebsnot-
wendigkeiten abgestellt werden muß. Zur Beantwortung der Herr Staatssekretär.

Vizepräsident Dr. Schmid: Frage VIII/ 4 — Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundeismini-


des Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen, vertreten sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Wäh-
durch den Abgeordneten Gscheidle —: rend des Drucks des vorgenannten Motivs verdich-
tete sich allgemein die Sorge, daß die Gefühle der
Welche Gründe sind dafür maßgebend, daß der neue Ver-
waltungsrat der Deutschen Bundespost noch nicht gebildet Betroffenen möglicherweise verletzt werden. Im Ein-
wurde, obwohl die Vorschläge der zuständigen Gremien — auch vernehmen aller Beteiligten wurde deshalb auf die
die des Deutschen Bundestages — schon vor längerer Zeit ge-
macht wurden? Ausgabe zunächst verzichtet.
Zur Beantwortung der Herr Staatssekretär. Nunmehr wird im Einverständnis mit dem Rat der
Evangelischen Kirche in Deutschland die Sonder-
marke „Brot für die Welt" im November 1962 er-
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini scheinen.
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Die
letzten Ernennungsvorschläge für den neuen Ver- Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zur
waltungsrat der Deutschen Bundespost datieren vom Frage VIII/ 6 — des Herrn Abgeordneten Schmitt-
20. Januar und 2. Februar 1962. Es waren dies die Vockenhausen, vertreten durch den Abgeordneten
Vorschläge des Deutschen Bundestages und des Bun- Gscheidle — :

desrates. Der Zeitraum von vier Monaten zwischen Ist es richtig, daß der Ortstarif für Briefe in Wegfall kommen
der Bitte, die Vorschläge einzureichen, und dem Ein- soll?
gang der letzten Vorschläge zeigt, daß die vor-
schlagsberechtigten Organe ihre Vorschläge erst Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
nach gründlicher Überprüfung und sorgfältiger Aus- sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Wie
wahl abgegeben haben. Nach den Vorschriften des ich bereits bei der Beantwortung der Frage des
Postverwaltungsgesetzes hat die Bundesregierung Herrn Abgeordneten Keller in der letzten Frage-
nunmehr die Aufgabe, für 12 Mitglieder und die stunde ausgeführt habe, wird der gesamte Fragen
gleiche Anzahl von Stellvertretern eine Auswahl komplex ,der Ortsgebühren im Brief- und Fern-
aus 48 Persönlichkeiten zu treffen. Bei dieser Aus- - sprechdienst zur Zeit geprüft. Dabei wird auch
wahl ist sie zu gleicher Gründlichkeit und Sorgfalt untersucht werden müssen, ob die ermäßigte Orts-
verpflichtet wie die vorschlagsberechtigten Stellen. gebühr für Briefe und Postkarten, die in allen west-
Die Vorbereitung der Ernennung erfordert daher lichen Ländern -- soweit sie überhaupt bestanden
auch auf seiten der Bundesregierung eine gewisse hat — abgeschafft worden ist, bei uns beibehalten
Zeit. Die unverzügliche Ernennung wird mit aller werden soll. Nach Abschluß der Untersuchungen
Intensität vorbereitet und die Bildung des neuen, wird der Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost
des 3. Verwaltungsrates der Deutschen Bundespost im Rahmen der ihm durch das Postverwaltungs-
nicht verzögert. gesetz übertragenen Aufgaben auch diese Frage zu
entscheiden haben.
Gscheidle (SPD) : Herr Staatssekretär, dann i s t
die Verzögerung also nicht darauf zurückzuführen, Gscheidle (SPD) : Herr Staatssekretär, können
daß eine Unstimmigkeit zwischen der Post und dem Sie ungefähr den Zeitpunkt nennen, zu dem diese
Finanzministerium in der Benennung des Finanz- Überprüfungen abgeschlossen sein werden?
sachverständigen entstanden ist?
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini-
sterium für ,das Post- und Fernmeldewesen: Ich
Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- kann Ihnen das nicht genau sagen. Ich hoffe aber,
sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Das .daß die Prüfungen bis zum Ende dieses Jahres ab-
trifft in diesem Maße nicht zu. Wenn über eine geschlossen sein werden.
792 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. März 1962

Vizepräsident Dr. Schmid: Letzte Zusatzfrage! wird durch eine Erhöhung der Leistung des Senders
Regensburg und durch den Aufbau weiterer lei-
Gscheidle (SPD) : Herr Staatssekretär, besteht stungsstarker Sender auf dem Rotbühl bei Amberg
nicht in Ihrer jetzigen Antwort ein gewisser Wider- und auf dem Hohen Bogen erreicht werden. Darüber
spruch zu der Antwort an den Abgeordneten Dr. hinaus sind für die Oberpfalz eine Reihe von Fern-
Kohut, daß das Bundespostministerium in abseh- seh-Frequenzumsetzern vorgesehen.
barer Zeit nicht beabsichtige, dem Verwaltungsrat
eine Gebührenerhöhung vorzuschlagen. Vizepräsident Dr. Schmid: Bine Zusatzfrage!

Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- Müller (Erbendorf) (SPD) : Herr Staatssekretär,


sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Ich können Sie etwa einen Zeitpunkt angeben, zu dem
sehe in meinen Ausführungen keinen Widerspruch, der Sender bei Amberg fertiggestellt sein wird?
Herr Abgeordneter; denn ich habe keine Erklärung
darüber abgegeben, ob der Bundespostminister Dr. Steinmetz, Staatssekretär dm Bundesmini-
einen Antrag auf Wegfall ,der Ortsgebühren stellen sterium für das Post- und Fernmeldewesen: Mit den
wird. umfangreichen baulichen Maßnahmen wird voraus-
sichtlich zu Beginn des Jahres 1963 begonnen
Vizepräsident Dr. Schmid: Wir kommen zur werden.
Frage VIII!? — des Herrn Abgeordneten Müller
(Erbendorf) —. Vizepräsident Dr. Schmid: Meine Damen und
Herren, damit sind die Fragen auf Drucksache IV/ 267
Wann ist damit zu rechnen, daß die Bevölkerung der Ober- beantwortet. Wir haben keine weiteren Verhand-
pfalz durch Aufstellung eines Fernsehsenders in den Genuß
kommt, das Zweite Fernsehprogramm empfangen zu können? lungsthemen mehr.

Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesmini- Ich berufe die nächste Sitzung ein auf Mittwoch,
steriums für das Post- und Fernmeldewesen: Etwa den 4. April 1962, 9 Uhr.
50 % der Bevölkerung der Oberpfalz werden bereits
jetzt durch die Sender Regensburg und Nürnberg Ich schließe die heutige Sitzung.
mit dem Zweiten Fernsehprogramm versorgt. Eine
Verbesserung und Erweiterung der Versorgung (Schluß der Sitzung: 9.47 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 22. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22 März 1962 793

Anlage zum Stenographischen Bericht

Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich

Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Löbe 23.3.


Lohmar 23. 3.
a) Beurlaubungen Dr. Löhr 14.4.
Frau Albertz 22.3. Dr. Martin 22. 3.
Altmaier 24. 3. Mauk 22.3.
Dr. Atzenroth 23.3. Dr. Mende 30.3.
Dr. Dr. h. c. Baade 13.4. Dr. Menzel 19.4.
Bauer (Wasserburg) 23.3. Dr. Meyer (Frankfurt) 6. 4.
Berlin 23. 3. Michels 23. 3.
Fürst von Bismarck 22. 3. Dr. Miessner 31.3.
Burckardt 22. 3. Missbach 22. 3.
Cramer 12.4. Neubauer 22.3.
Dr. Danz 23.3. Neumann (Allensbach) 20.4.
Dr. Dittrich 22.3. Oetzel 7. 4.
Dopatka 24. 3. Dr. Reischl 23.3.
Drachsler 14. 4. Reitzner 31. 3.
Eschmann 18. 5. Riedel (Frankfurt) 31.3.
Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 24. 3. Rohde 22. 3.
Dr Dr. h. c. Friedensburg 22.3. Ruland 10.4.
Giencke 15. 5. Schlick 14.4.
Glombig 23. 3. Dr. Schmidt (Frankfurt) 22.3.
Dr. h. c. Güde 23.3. Schmitt-Vockenhausen 22. 3.
Hamacher 18. 4. Dr. Schneider 26.3.
Heiland 24. 3. Schulhoff 31.3.
Dr. Hesberg 30.4. Schultz 22. 3.
Höfler 24. 3. Seidl (München) 24.3.
Hufnagel 23. 3. Frau Seppi 22.3.
Dr. Klein (Berlin) 23. 3. Spitzmüller 15.5.
Klein (Saarbrücken) 28. 3. Storm 6. 4.
Kreitmeyer 31. 3. Dr. Süsterhenn 22.3.
Krüger 31.3. Dr. Supf 22.3.
Kühn (Hildesheim) 23.3. Verhoeven 22. 3.
Kühn (Köln) 22. 3. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 23.3.
Leber 23. 3. Wedelborn 23. 3.
Lermer 22. 3. Wullenhaupt 23.3.

Das könnte Ihnen auch gefallen