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80. Sitzung
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80. Sitzung
Bonn, den 21. Juni 1963
(Beifall bei der CDU/CSU.) Es sollte Ihnen von der CDU/CSU nicht so schwer-
fallen, nun auch der besseren Einsicht Rechnung zu
tragen.
Vizepräsident D r. Dehler: Ich war nicht in der
Lage, diesen Tagesordnungspunkt aufzurufen, weil Wir meinen, man kann nur beide Gesetze zusam-
ich nicht wußte, welchen Antrag der Kollege Vogel men verabschieden. Es ist verfassungsmäßig un-
zur Geschäftsordnung stellen wollte. möglich, beides zu trennen. Wir sind der Meinung,
daß man das heute nicht tun sollte. So bitten wir,
Ich rufe also den Tagesordnungspunkt 3 auf: erstens den von Herrn Kollegen Dr. Vogel gestellten
Geschäftsordnungsantrag abzulehnen. Wir stellen
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
aber den Alternativantrag, der dann wahrscheinlich
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes
zuerst zur Abstimmung zu stellen ist, entweder
(Vermittlungsausschuß) zu dem Ersten Gesetz
beide Tagungsordnungspunkte abzusetzen und ge-
zur Änderung des Beteiligungsverhältnisses
meinsam in der nächsten Woche zu behandeln oder
an der Einkommensteuer und der Körper-
in Ablehnung des Antrags des Herrn Kollegen Vo-
schaftsteuer (Drucksache IV/ 1308).
gel beide Punkte heute zu behandeln.
Herr Abgeordneter Vogel hat den Antrag gestellt, (Beifall bei der SPD.)
die Beratung dieses Punktes der Tagesordnung auf
die nächste Woche zu vertagen.
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich halte es für rich-
Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Schäfer. tig, daß die antragstellende Partei zu diesem Alter-
nativantrag, daß beide Punkte auf die nächste
Dr. Schäfer (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen Woche vertagt werden sollen, Stellung nimmt. —
und Herren! Es ist von besonderem Interesse, daß Bitte, Herr Rasner.
Herr Dr. Vogel seinen Vertagungsantrag damit be-
gründet, daß die Problematik für ihn und damit für Rasner (CDU/CSU) : Wir bitten das Hohe Haus,
die CDU/CSU-Fraktion neu sei. Wirklich erstaunlich, den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion abzu-
lehnen. So zu verfahren, wie die SPD-Fraktion vor-
nachdem wir uns seit einem halben Jahr mit diesem
schlug, ist nicht zweckmäßig.
außerordentlich schweren Problem befassen!
(Lachen bei der SPD.)
(Zustimmung bei der SPD.)
Ich darf an die Ausführungen erinnern, die die Vizepräsident Dr. Dehler: Man kann hier wohl
Sprecher unserer Fraktion schon in der ersten Le- von einem weitergehenden Antrag sprechen. Ich
sung, in der zweiten Lesung und in der dritten Le- stelle den Antrag der Fraktion der SPD zur Ab-
sung gemacht haben. Da sollte man eigentlich an- stimmung, die Beratung der Tagesordnungspunkte
nehmen, daß dieses Problem diesem Hause nicht 3 und 4 auf die nächste Woche — Mittwoch — zu
neu ist. Meine Damen und Herren, Finanzpolitik so vertagen.
zu machen, daß man von gestern abend bis heute (Lebhafter Widerspruch bei der SPD.)
morgen um 8 Uhr nicht weiß, wie man sich verhalten
will, von heute 8 Uhr bis 9.30 Uhr nicht weiß, wie — Bitte, an sich ist es der weitergehende Antrag,
man sich verhalten will; das nennen wir nicht beide Punkte zu vertagen.
Finanzpolitik, sondern das ist Ad-hoc-Entscheidung. (Zurufe von der SPD.)
(Beifall bei der SPD.) — Bitte, Herr Abgeordneter.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963 3871
Dr. Schäfer (SPD) : Wir sind primär daran inter- Dr. Lippert, Staatssekretär im Bayerischen
essiert, daß heute verhandelt wird. Staatsministerium der Finanzen: Meine sehr ver-
ehrten Damen, meine Herren! Ich werde mir ge-
Vizepräsident Dr. Dehler: Gut, dann lasse ich statten, Ihnen den zweiten Teil meines Berichtes vor-
über den Antrag — ich nehme an: der Koalition — zutragen und den Bericht zu Punkt 3 der Tagesord-
abstimmen, den Tagesordnungspunkt 3 heute abzu- nung — Erhöhung des Bundesanteils auf 38 % —
setzen und auf die nächste Woche zu vertagen. Wer fallenzulassen bzw. zu verschieben.
zustimmt, gebe Zeichen. — Gegenprobe! — Der
Zum Bundeshaushalt 1963 darf ich Ihnen vortra-
Antrag ist angenommen; Tagesordnungspunkt 3 ist gen, wie er nach Auffassung des Vermittlungsaus-
abgesetzt. schusses als Ergebnis seiner Sitzung vom 7. Juni
Jetzt Ihr Antrag, den Tagesordnungspunkt 4 eben- mit einem Bundesanteil von 38 % ausgeglichen wer-
so zu behandeln. Wer zustimmt, gebe Zeichen. — den könnte. In Übereinstimmung mit dem Haushalts-
Gegenprobe! — Dieser Antrag ist abgelehnt. entwurf der Bundesregierung hatte der Deutsche
Bundestag bekanntlich zum Ausgleich des Etats die
Ich rufe Punkt 4 der Tagesordnung auf: Einnahmen des Bundes aus seinem Anteil am Auf-
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- kommen der Einkommen- und Körperschaftsteuer
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes nicht mit dem geltenden Satz von 35 %, sondern un-
(Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über ter Anwendung eines Bundesanteils von 40,5 % ver-
die Feststellung des Bundeshaushaltsplans anschlagt. Die Einnahmen aus dem Bundesanteil
für das Rechnungsjahr 1963 (Haushaltsgesetz konnten dadurch mit einem um 2007,5 Millionen DM
1963) (Drucksache IV/ 1309) höheren Betrag in den Haushalt eingesetzt werden.
Bei Zugrundelegung des geltenden Bundesanteils
Berichterstatter ist Herr Staatssekretär Dr. Lippert. von 35 % hätte sich dagegen in dem vom Deutschen
Ich gebe ihm das Wort.
Bundestag beschlossenen Haushalt eine Deckungs-
lücke von 2007,5 Millionen DM ergeben. Die Er-
Dr. Lippert, Staatssekretär im Bayerischen höhung des Bundesanteils auf 38%, wie sie der
Staatsministerium der Finanzen: Herr Präsident! Vermittlungsausschuß vorgeschlagen hat, würde dem
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin Bund gegenüber dem geltenden Satz — nämlich von
bei der engen Verflechtung der beiden Materien 35 % — Mehreinnahmen in Höhe von 1095 Millionen
nicht in der Lage, eine getrennte Berichterstattung DM erbringen. Das erwähnte Defizit von 2007,5 Mil-
vorzunehmen. Ich bitte mir zu gestatten, Herr Präsi- lionen DM ließe sich hiernach auf 912,5 Millionen
dent, daß ich bereits heute über beide Tagesord- verringern.
nungspunkte berichte.
Der Vermittlungsausschuß hat zum Ausgleich die-
(Lebhafter Widerspruch und Lachen bei der
ses Restfehlbetrages Deckungsmöglichkeiten in glei-
SPD.)
cher Höhe aufgezeigt. Sie sind den vom Bundesrat
unterbreiteten Deckungsvorschlägen von insgesamt
Vizepräsident Dr. Dehler: Darf ich bitten, 1,79 Milliarden DM entnommen. Sie finden sie im
meine Damen und Herren. Ich glaube, es steht im einzelnen in Abschnitt I, Ziff. 1, 2, 3 Buchst. b), c)
Ermessen des Berichterstatters, bei dem engen Zu- und d) der Anlage zur Drucksache IV/ 1309.
sammenhang der beiden Materien einmal den Sach-
verhalt vorzutragen. Die Mehrheit des Vermittlungsausschusses hat
(Erneuter lebhafter Widerspruch und Zurufe sich mit diesen Vorschlägen der Meinung des Bun-
von der SPD.) desrates angeschlossen, daß die Rechtsansprüche auf
Kriegsgefangenenentschädigung und auf Gewährung
von Einrichtungshilfen auch dann in voller Höhe zu
Dr. Lippert, Staatssekretär im Bayerischen befriedigen sind, wenn die entsprechenden Ansätze
Staatsministerium der Finanzen: Ich mach's getrennt! - in Kap. 26 02 um 25 Millionen DM bzw. 30 Millionen
(Fortgesetzte Unruhe.) DM gekürzt werden, daß im Einzelplan 35 bei den
Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Auf-
Vizepräsident Dr. Dehler: Meine Damen und enthalt ausländischer Streitkräfte eine Minderaus-
Herren, es steht im Ermessen des Berichterstatters, gabe von 100 Millionen DM veranschlagt werden
was er vorzutragen für notwendig hält, um ein Pro- kann, daß ferner die Verstärkungsmittel für die
blem darzulegen. Sie werden in Ihrer Beschlußfas- Personalausgaben ohne Beeinträchtigung der vor-
sung doch in keiner Weise beeinträchtigt. gesehenen Besoldungsverbesserungen um rund
47 Millionen DM niedriger angesetzt werden können
(Sehr richtig! rechts. — Fortgesetzte Zu und daß sich schließlich bei den Bauausgaben des
rufe von der SPD.) Bundes infolge des langen Frostes weitere Einspa-
— Ich lasse über diesen Punkt keine Geschäftsord- rungen von 300 Millionen DM ergeben werden.
nungsdebatte zu.
Außerdem ist der Vermittlungsausschuß in seiner
(Abg. Dr. Schäfer: Das ist Geschäftsordnung! Mehrheit dem weiteren Vorschlag des Bundesrates
— Weitere Zurufe von der SPD.) gefolgt, den Fehlbetrag 1962 in Höhe von rund 410,5
Der Herr Staatssekretär Lippert hat das Wort;; ich Millionen DM nicht schon 1963, sondern — was
überlasse es ihm, was er vorzutragen für notwendig haushaltsrechtlich durchaus zulässig ist — erst 1964
hält. abzudecken.
3872 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963
neter der CDU/CSU.) Es trifft zu, Herr Kollege, daß das zwischen den deut-
schen Nahost-Linienreedern und der türkischen
Vizepräsident Dr. Dehler: Wir kommen zur Staatsreederei am 3. Juni 1961 geschlossene Ab-
Abstimmung über den Antrag des Vermittlungsaus- kommen von dem türkischen Vertragspartner nicht
schusses auf Drucksache 1309. Wer zustimmt, gebe eingehalten wurde. Es handelt sich um eine privat-
bitte Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? wirtschaftliche Vereinbarung der am Linienverkehr
— Bei Enthaltungen der linken Seite angenommen. zwischen 'der Bundesrepublik und der Türkei betei-
ligten deutschen und türkischen Linienreeder mit
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Wuermeling
einer Laufzeit bis Ende 1962. Bis zu diesem Zeit-
und Bausch sind dagegen!)
punkt sind von .den deutschen Reedern nur höch-
— Bei einigen Gegenstimmen und Enthaltungen der
Opposition angenommen. *) Siehe 77. Sitzung Seite 3741 A
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963 3875
Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm
stens etwa 30% der Ladung, gemessen am Fracht- Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe auf die Fra
wert, befördert worden, die nach dem Reederab- gen XI/ 2, XI/ 3 und XI/ 4 — des Abgeordneten Buch-
kommen dem deutschen Partner zustehen sollte. staller
Ist dem Herrn Bundesverkehrsminister bekannt, daß auf der
Trotz zahlreicher türkischer Zusagen und auch Mosel die Personenschiffahrt nur aufgenommen werden kann,
Erklärungen offizieller türkischer Stellen, das Ree- wenn die Schiffahrtshindernisse beseitigt werden?
derabkommen — wenn auch verspätet — zu erfül- Wer soll nach Ansicht des Herrn Bundesverkehrsministers die
650 000 DM aufbringen, die allein für die Anhebung der Mosel-
len, ist es nicht gelungen, von der türkischen Seite, brücken In Niederemmel und Mehring sowie für den Wehrsteg
der regelmäßig die Disposition über die Ladung zu- in Koblenz erforderlich sind?
steht, die erforderlichen Ladungsübertragungen zu Teilt der Herr Bundesverkehrsminister die Auffassung des
rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr,
erhalten. daß nach dem Vertrag über den Ausbau der Mosel die Inter-
nationale Mosel-Gesellschaft auch die Belange des Fremdenver-
kehrs zu berücksichtigen habe?
Die Abwicklung des Reederabkommens wird
gegenwärtig auch im Zusammenhang mit den Ver- Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
handlungen über den deutschen Konsortialbeitrag wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
für die multilaterale Finanzhilfe an die Türkei erör- Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom
tert. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Im Juli fin- 19. Juni 1963 lautet:
den neue Erörterungen der Reederseite in Ankara
Zu Frage 2: Es ist mir sehr wohl bekannt, daß auf der Mosel
statt. nach Fertigstellung des Ausbaues eine ungehinderte Personen-
schiffahrt zwischen Koblenz und Trier mit Fahrgastschiffen, deren
Höhe über der Wasserlinie 5,25 m bis 7,50 m beträgt, nur dann
aufgenommen werden kann, wenn der Wehrsteg in Koblenz
Vizepräsident Dr. Dehler: Das Wort zu einer und die zwei Straßenbrücken in Niederemmel und Mehring ent-
Zusatzfrage hat der Abgeordnete Blumenfeld. sprechend angehoben werden. Geschieht dies nicht, so werden
hiervon die Köln-Düsseldorfer Rheindampfschiffahrt, die Schiffe
mit einer Fixpunkthöhe bis zu 7,50 m einsetzen will, und einige
ausländische Schiffahrtsgesellschaften mit Personenschiffen ähn-
licher Abmessungen betroffen. Die mittelständische Personen-
Blumenfeld (CDU/CSU) : Herr Minister, beab- schiffahrt dagegen, die schon seit längerer Zeit Fahrten mit
sichtigt die Bundesregierung, von der sogenannten Schiffen niedrigerer Bauhöhe ausführt, wird davon nicht berührt.
Allgemein werden Schiffe, deren Bauhöhe das Maß von 5,25 m
Lieferanten- oder C- und F-Klausel nun nicht mehr nicht überschreitet und damit der bestehenden lichten Durch-
fahrtshöhe entspricht, wie sie in den Beschlüssen der Europäi-
'eingeschränkten, sondern uneingeschränkten Ge- schen Verkehrsministerkonferenz für Wasserstraßen der Klasse
brauch zu machen, um diese Verhandlungen zu IV festgelegt ist, auf der Mosel zwischen Koblenz und Trier
ohne jede Einschränkung verkehren können.
einem befriedigenden Ende zu führen?
Die Fragen 3 und 4 haben einen derartig engen Sachzusammen-
hang, daß ich meine Stellungnahme hierzu nicht getrennt geben,
sondern in einer Antwort zusammenfassen möchte. Die für das
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Anheben der drei genannten Brücken aufzuwendenden Kosten in
Höhe von zusammen voraussichtlich 650 000 DM verteilen sich
Ich glaube, das muß dem Auswärtigen Amt bei der auf den Wehrsteg Koblenz mit 50 000 DM, auf die Straßenbrücke
Niederemmel mit 450 000 DM und auf die Straßenbrücke Meh-
Verhandlungsführung überlassen werden. Die Ver- ring mit 150 000 DM (zusätzliche Hebungskosten).
handlungen sind, wie ich sagte, noch im Gange. ÜberdiFag,wsKotenufzbrigd,w
zur Zeit verhandelt. Der Bund, der nur die in Artikel 15 ff. des
Vertrages vom 27. Oktober 1956 zwischen der Bundesrepublik
Deutschland, der Französischen Republik und dem Großherzogtum
Vizepräsident Dr. Dehler: Zu einer weiteren Luxemburg über die Schiffbarmachung der Mosel (Moselvertrag)
festgesetzten Zuwendungen an die Internationale Mosel-Gesell-
Frage Herr Abgeordneter Blumenfeld. schaft mbH (IMG) aufzubringen hat, hält es für geboten, daß
die Kosten für die drei Brückenhebungen von der IMG über-
nommen werden. Diese Forderung läßt sich darauf stützen, daß
die Gesellschaft gemäß Artikel 1 Abs. 3 des Moselvertrages
Blumenfeld (CDU/CSU) : Herr Minister, würden auch die Bedürfnisse des Fremdenverkehrs zu berücksichtigen
hat; die Entwicklung des Fremdenverkehrs hängt aber von dem
Sie, wenn diese Verhandlungen und die Aussprache Einsatz moderner Fahrgastschiffe und damit im wesentlichen von
mit dem Auswärtigen Amt hinsichtlich der Liefe- der Anhebung der drei Brücken ab.
rantenklausel nicht zu einem effektiven Resultat Eine Bestimmung über die lichte Durchfahrtshöhe unter Brücken
ist in einem Notenwechsel der Vertragsstaaten des Mosel-
führen, bereit sein, sich auch andere, vielleicht vertrages vom 27. Oktober 1956 enthalten. Danach waren sich die
Vertragspartner darüber einig, daß „die künftigen .Kunstbauten
etwas flexiblere Methoden zu überlegen, mit denen über die Mosel zwischen Diedenhofen und Koblenz eine Schiff-
man der deutschen Flagge und der deutschen Han- fahrtsöffnung von mindestens 40 m X 6 m haben müssen, wobei
die Höhe von 6 m über dem höchsten schiffbaren Wasserstand
delsschiffahrt endgültig das ihr zustehende Trans-- gerechnet wir.
portvolumen sichern könnte? Ich stelle die Frage, Dieser Festlegung der Mindesthöhe der Brückenunterkante
weil ich meine, daß eine solche Möglichkeit besteht, steht zweifellos eine Vergrößerung der Durchfahrtshöhe nicht
entgegen. Ein Ziel der zu führenden Verhandlung wird es ins-
beispielsweise im Hinblick auf eine Zentralisierung besondere sein, die IMG davon zu überzeugen, daß im übrigen
die Kosten für die Brückenhebungen durch die dann von der
der anfallenden Transporte. begünstigten Personenschiffahrt zu erwartenden Mehreinnahmen
an Befahrungsabgaben ausgeglichen werden.
Es würde den positiven und beschleunigten Abschluß der Ver-
Dr. - Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: handlungen mit der IMG sehr erleichtern, wenn das Land Rhein-
land-Pfalz, das an einer Förderung des Fremdenverkehrs unbe-
Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, die wir stritten ein vitales Interesse hat, von den hier aufzuwendenden
Kosten einen entsprechenden Anteil übernimmt. Dies hat das
haben, um die deutsche Flagge zu schützen. Ob wir Land in Aussicht gestellt.
uns damit allerdings bei den gesamten Verhandlun- Das Ergebnis der Verhandlungen über diese Fragen muß
gen immer durchsetzen werden — über das hinaus, zunächst abgewartet werden.
was das Außenwirtschaftsgesetz uns an Möglich-
keiten bietet —, vermag ich Ihnen nicht zu sagen, Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe die von
weil das Auswärtige Amt bei diesen Verhandlun- dem Herrn Abgeordneten von Bodelschwingh ge-
gen, gerade im Verhältnis zur Türkei, auch poli- stellte Frage XI/ 5 auf:
tische Gründe in die Waagschale legt, gegen die Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, daß beim
wir uns manchmal leider nicht so durchsetzen kön- Straßentransport von Mineralöl Unfälle mit den bekannten Fol-
gen insbesondere für das Grundwasser nach Möglichkeit vermie-
nen, wie wir ,das gerne möchten. den werden?
3876 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963
Die nötigen Erörterungen zur Durchführung lau- Dies alles ist mir seit Jahren durchaus bekannt. Ich
fen seit längerer Zeit. Ihre Ergebnisse werden bald- habe vor dieser Entwicklung gewarnt, habe aber
möglichst bekanntgegeben werden. nicht die Möglichkeit gehabt, die Anlage von Raf-
finerien an Stellen zu verhindern, von denen aus
Für Tankfahrzeuge gelten dieselben Geschwindig-
diese starke Belastung des Straßenverkehrs eintritt.
keitsgrenzen wie für andere Lastfahrzeuge, das
Ich denke z. B. an Karlsruhe, wo der Gesamtverkehr
heißt, es gibt außerhalb geschlossener Ortschaften
von den Raffinerien zur Zeit durch die gesamte
in der Regel einen Grenzwert von 80 km/h auf der
Stadt Karlsruhe geführt werden muß.
Autobahn, auf anderen Straßen für Tanklastzüge und
schwere Tankkraftwagen 60 km/h. Die obersten Lan-
desbehörden sind gebeten worden, bei Unfällen die Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage
Schaublätter der Fahrtschreiber prüfen zu lassen, des Herrn Abgeordneten von Bodelschwingh.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963 3877
von Bodelschwingh (CDU/CSU) : Herr Minister, maß der möglichen Schäden aus solchen Unfällen
wann ungefähr würden die verschiedenen Maßnah- noch gar nicht abgesehen werden kann, wenn sich
men, von denen Sie soeben gesprochen haben, der Verkehr mit diesen Fahrzeugen entsprechend
wirksam werden können? verdichtet, wie das erwartet werden muß.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Vizepräsident Dr. Dehler: Die Fragen des
Herr Kollege, jede einzelne so bald wie möglich Herrn Abgeordneten Hörmann (Freiburg) können
und ebenso die erforderlichen Straßenbauarbeiten, wir zusammenfassen:
die wir eingeleitet haben, z. B. in den Räumen Ingol-
stadt und Karlsruhe, wo wir außerhalb des Vierjah- Frage XI/ 7:
resplans in sehr erheblichem Maße wegen der Raffi- Ist es zutreffend, daß der Bau eines zweiten Landeskultur-
wehres südlich von Breisach von den Bundesbehörden noch nicht
nerien Investitionen durchführen mußten, die wir genehmigt ist?
vorher natürlich gar nicht erwartet hatten. Wir müs-
sen allein die Brücke bei Karlsruhe-Maxau gegen- Frage XI/ 8:
über den ursprünglichen Plänen auf die ungefähr Welches sind die Gründe für die Verzögerung der Genehmi-
gung des Baues des zweiten Landeskulturwehres südlich von
doppelte Fahrbahnbreite bringen. Breisack?
Das sind alles Probleme, die sich infolge dieser Frage XI/ 9:
neuen Entwicklung ergeben haben. Aber man ist an
Bis wann kann mit der endgültigen Entscheidung des Herrn
anderer Stelle der Auffassung, daß die Entstehung Bundesverkehrsministers über den in Frage XI/ 8. genannten
von Raffinerien und die Zuleitung durch Rohöllei- Bau gerechnet werden?
tungen keine Angelegenheit des Verkehrs, sondern
allein der Produktion sind. Die sich daraus für den Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Verkehr ergebenden Konsequenzen sind außeror- Darf ich diese Fragen auch zusammen beantworten?
dentlich schwer zu meistern. Dieselben Probleme
treten, wie ich gesagt habe, in den anderen euro- Vizepräsident Dr. Dehler: Ja.
päischen Ländern auf und beschäftigen auch dort die
Verkehrsminister; aber auch dort sind die Auffas- Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
sungen der Wirtschaftsminister gerade in Grund- In Art. 10 des Vertrages zwischen der Bundes-
satzfragen andere als .die der Verkehrsminister. Das republik Deutschland und der Französischen Repu-
ergibt sich aus der verschiedenen Interessenlage der
blik über den Ausbau des Oberrheins zwischen
Ressorts.
Basel und Straßburg vom 27. Oktober 1956, der im
Einvernehmen mit dem Lande Baden-Württemberg
) Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, zustande gekommen ist, ist vorgesehen, daß die
Frau Kiep-Altenloh. Bundesrepublik bald nach Inbetriebnahme der Hal-
tung Vogelgrün des Rheinseitenkanals ein oder
Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Ist die Bundes- zwei Landeskulturwehren oberhalb von Breisack im
regierung in Erwägungen darüber eingetreten, die Rhein bauen darf, damit die durch diese Baustufe
jetzt oft unzulängliche Haftplicht zu erweitern, und die Ableitung des Rheins in den Seitenkanal zu
insbesondere im Hinblick auf die großen Aufwen- erwartenden land- und forstwirtschaftlichen Schäden
dungen, die den Gemeinden, wo diese Schäden auf- möglichst ausgeglichen werden. Der Bau des ersten
treten, für die Feuerwehr usw. entstehen? Landkulturwehrs, das mit 30 Millionen DM veran-
schlagt ist, ist in vollem Gange; der Stau wird im
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Jahre 1965 errichtet werden können. Es wird erhofft,
Darüber sind Verhandlungen geführt worden. Die daß bereits das erste Landeskulturwehr, falls die
Versicherungen sind auch schon entsprechend erhöht vorgenommenen Berechnungen zutreffen sollten,
worden, so daß kein Fall eingetreten ist, wo den alle landwirtschaftlichen und einen Großteil auch
Gemeinden außer ,dem Aufwand an Arbeit wirk- der forstwirtschaftlichen Schäden verhindert, die
liche Kosten entstanden sind; die Kosten werden durch die Auswirkungen der Haltung „Vogelgrün"
von den Versicherungen getragen. auf den Grundwasserstand in der Rheinebene ver-
ursacht werden.
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Zu- Nach der Errichtung des ersten Landeskulturwehrs
satzfrage der Frau Abgeordneten Kiep-Altenloh. südlich von Breisach wird beobachtet werden, wie
sich der Grundwasserstand in dem vom Stau beein-
Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) : Halten Sie, Herr flußten Gebiet einstellen wird. Die Beobachtung
Bundesminister, diese Sicherung für ausreichend muß sich, um Zufälligkeiten auszuschließen,
angesichts der sehr hohen Schäden, die in Einzel- auf einen längeren Zeitraum erstrecken. Sollten
fällen — beispielsweise im Raum Nordrhein-West- die Beoabachtungsergebnisse nach etwa drei Jahren
falen — Ende des vorigen Winters entstanden sind? zeigen, daß sich der Grundwasserstand nicht auf
die vor Inbetriebnahme der Haltung Vogelgrün
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: herrschenden Höhen wieder einstellt, so wird der
Ich habe in dieser Sache das dafür federführende Bau eines zweiten Landeskulturwehres durchzufüh-
Wirtschaftsministerium angeschrieben und meine ren sein. Mit einer endgültigen Entscheidung kann
Meinung dahin ausgedrückt, daß ich für eine Erhö- also vor dem Jahre 1968 nicht gerechnet werden.
hung der Haftpflichtgrenzen eintrete, weil das Aus- Doch ist ohne Zweifel, daß die Bundesregierung ent-
3878 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963
nur versuchen, falls die Reklame als Verunstaltung Bitte, Herr Minister!
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963 3879
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: wurden. Nach Ansicht der Deutschen Bundesbahn
Herr Kollege, der Bundesminister für Verkehr ist bot sich als beste Möglichkeit hierfür ein Platz neben
nach dem Bundesbahngesetz nicht berechtigt, der dem Aufgang zum Aussichtsraum, da es mit Rück-
Deutschen Bundesbahn Art und Umfang der Errich- sicht auf das Sitzplatzangebot in diesen Zügen nicht
tung von Toilettenanlagen vorzuschreiben. Auf möglich war, auf ein ganzes Abteil zu verzichten und
Grund Ihrer Anfrage, Herr Kollege, teile ich Ihnen dort das Schreibabteil einzurichten. Unter den ge-
die Ansicht der Verwaltung der Deutschen Bundes- gebenen Möglichkeiten wurde nach Ansicht der
bahn zu dem von Ihnen beanstandeten Tatbestand Deutschen Bundesbahn das Schreibabteil so zweck-
mit: mäßig wie möglich eingerichtet und soll, von weni-
Sie hat mir berichtet, daß in Barntrup das veraltete gen Beanstandungen abgesehen, durchaus allgemein
Empfangsgebäude umgebaut werden soll; dabei muß Beifall gefunden haben. Die Tatsache, daß es sehr
aus wirtschaftlichen Gründen der Neubau dem sehr klein ist, ist an sich nicht so bedeutungsvoll, weil
hier ja der ganze Zug mit air condition versehen ist.
geringen Verkehrsaufkommen angepaßt werden. Im
neuen Gebäude wird es daher keine Bahnhofsgast- Die Sesselanordnung ist, wie mir mitgeteilt worden
stätte mit angeschlossenen WC-Anlagen mehr geben. ist, inzwischen im Interesse der Benutzenden ver-
bessert worden.
Die Pachteinnahmen für die Gaststätte sind in den
letzten Jahren ständig zurückgegangen, so daß ein
Pächter nicht zu finden sein dürfte. Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Felder.
Die Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn
teilt weiter mit, daß in Barntrup für die Reisenden
beim Umsteigen zwischen Bahn und Bus und umge- Felder (SPD) : Sind Sie nicht der Meinung, Herr
kehrt nur sehr kurze Übergangszeiten vorgesehen Bundesverkehrsminister, daß Sie doch bei Gelegen-
sind. Wenn die Reisenden jedoch eine Toilette zu heit die Sache einmal selber besichtigen sollten?
benutzen wünschen, wird ihnen der Schlüssel zum Es ist ein unmöglicher Zustand sowohl für die Zug-
WC der Dienststelle ausgehändigt. sekretärin wie für den Kunden, insbesondere, wenn
(Abg. Wehner: Das dauert dann ja noch ein beleibter Herr dort diktieren will; es ist einfach
länger! — Heiterkeit.) unmöglich, daß er sich in diesem, ich muß mich hart
ausdrücken: Kabuff aufhält. Außerdem sind diese
Züge besetzt von Geschäftsleuten und auch von
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, Kollegen dieses Hauses, die, wie ich von dieser
Herr Abgeordneter Welslau. Seite hörte und selber bemerkte, sehr häufig dik-
tieren. Es wäre durchaus möglich gewesen, eine
Welslau (SPD) : Herr Bundesminister, halten Sie andere Lösung zu finden, wenn man nur um wenige
das für eine glückliche Lösung im Interesse der Ver- Zentimeter ein Abteil verkleinert hätte. Sind Sie
kehrsteilnehmer? nicht der Meinung, Herr Minister, daß Sie doch bei
Herrn Oeftering Vorstellungen erheben sollten?
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Es steht mir nicht zu, das für eine glückliche oder
unglückliche Lösung zu halten. Wenn aber tatsäch- Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
lich das Bedürfnis der Verkehrsteilnehmer in irgend- Herr Kollege, die Eisenbahnwagen sind ja nun ein-
einer Art befriedigt werden kann, so kann die Bun- mal da, die lassen sich ja nun nicht nennenswert
desbahn das so machen, wie sie es für richtig hält. ändern. Ich habe mir mit Herrn Oeftering zusammen
die Sache bei der Einweihung der Strecke nach
Hannover angesehen und habe selber in diesem
Vizepräsident Dr. Dehler: Keine weitere Abteil Platz genommen, nachdem die Sessel dort
Frage. verbessert worden sind. Ich muß Ihnen sagen, ich
Frage XI /12 — des Abgeordneten Felder —: gehöre zu den Beleibten, und ich habe mich dort
Ist dem Herrn Bundesverkehrsminister bekannt, daß die nicht unbequem befunden.
Schreibabteile in den neuen FD-Zügen Rheinpfeil und Rhein-
gold räumlich so beengt sind, daß von einer Zumutung für
die Sekretärinnen und für die Schreibkunden der Deutschen
Bundesbahn gesprochen werden kann? Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Zu-
Bitte, Herr Minister! satzfrage.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Wären Sie bereit, fol-
Ich bin nicht in Lage, auf die Konstruktionen der gende Anregung an die Verwaltung der Deutschen
Eisenbahnwagen anders als in sicherheitlicher Be- Bundesbahn weiterzugeben: das jetzige Abteil der
ziehung Einfluß zu nehmen. Die Konstruktion und Sekretärin zur Fernsprechzelle zu machen — die
Einteilung der Eisenbahnwaggons ist eine Angele- ist nämlich auch nicht sehr würdig untergebracht —
genheit, die in der alleinigen Zuständigkeit der und das daneben liegende Abteil dann zum Diktat-
Deutschen Bundesbahn liegt. Neue Konstruktionen, abteil?
wie sie die Züge „Rheingold" und „Rheinpfeil" füh-
ren, haben neben guten natürlich auch weniger an- Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr.
sprechende Lösungen des Bedarfs der Reisenden Ich bin gern bereit, Herr Kollege, das der Bundes-
aufzuweisen. Dies gilt bei beiden Zügen für die bahn nach dem Stenogramm mitzuteilen; die Bun-
Schreibabteile, die im Aussichtswagen untergebracht desbahn wird ja auch selber das Stenogramm der
3880 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963
Faller (SPD) : Herr Minister, sind Sie auch bereit, Vizepräsident Dr. Dehler: Bitte, Herr Minister.
im Rahmen der Verkehrsministerkonferenz mit
Ihren ausländischen Kollegen darüber Fühlung zu Die Frage XI/ 16 — des Herrn Abgeordneten
nehmen und zu versuchen, sie zu beeinflussen? Ritzel, übernommen von Herrn Abgeordneten
Schwabe — lautet:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, u m auch deutscher-
seits dafür zu sorgen, daß deutschen Schiffen durch Schiffe der
Wir haben das schon getan, und wir werden das Bundesrepublik geholfen wird, wenn sie in Eisnot geraten?
auch weiter tun, Herr Kollege.
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Vizepräsident Dr. Dehler: Frage XI/ 14 — des Die Erfahrungen des vergangenen Winters haben
Herrn Abgeordneten Dröscher —: uns gezeigt, daß die in der Bundesrepublik vorhan-
Würde es einem besseren Fluß des Straßenverkehrs dienen,
dene Eisbrecherkapazität, obwohl wir sie durch
wenn Vorschriften geschaffen würden, die es Lastzügen, welche starke Schlepper verstärkt haben, nicht genügt, um
nicht an einem Überholvorgang beteiligt sind, verbieten, näher
als 50 m aufzufahren, um so Lücken für schnellere Fahrzeuge allen deutschen Schiffen in schwierigen Eislagen
auf schmalen Straßen zu belassen? ausreichende Hilfe gewähren zu können. Es sind
Bitte, Herr Minister! daher eingehende Überlegungen im Gange, wie die
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 80. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Juni 1963 3881
Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm
Eisbrecherkapazität verstärkt werden kann. Darüber Vizepräsident Dr. Dehler: Keine weitere
laufen auch Verhandlungen mit den nordischen Län- Frage! Ich danke Ihnen, Herr Minister. Die Frage-
dern. stunde ist beendet.
Wie ich in Beantwortung der Kleinen Anfrage der Ich rufe auf den Zusatzpunkt 1 der Tagesordnung:
Herren Abgeordneten Rademacher, Eisenmann,
Ramms, Dr. Löbe und Genossen vom 6. März 1963 Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-
ausführte, ist bei Prüfung dieser Frage von Wichtig- schusses für Ernährung, Landwirtschaft und
keit, ob diese Lösung durch Umbau vorhandener Forsten über den von der Bundesregierung
Eisbrecher, durch ständige Inanspruchnahme fremder zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der
Hilfe oder durch Neubau von Eisbrechern erzielt Kommission für eine Verordnung des Rates
werden kann. Erst nach Vorliegen der Ergebnisse der EWG zur Änderung von Artikel 1 der
dieser Prüfungen, die sehr umfangreich sind und in Verordnung Nr. 24 des Rates hinsichtlich der
die Einzelheiten gehende Fragen aufwerfen, wird Frist für die Errichtung des Weinbaukatasters
die Bundesregierung die erforderliche Entscheidung (Drucksachen IV/ 1341, IV/ 1360).
treffen können. Über die Verstärkung der deutschen Es liegt vor der Bericht des Herrn Abgeordneten
Eisbrecherkapazität wird auch am 12. Juli 1963 im Seither, dem ich dafür danke. Eine Ergänzung wird
zuständigen Ausschuß des Seeverkehrsbeirates und nicht gewünscht.
am 19. Juli auf der nächsten Sitzung des Seever-
kehrsbeirates beraten werden. Hoffentlich werden Der Bundestag soll von .dem Vorschlag der Korn-
dort Entscheidungen fallen, die es uns ermöglichen, mission der EWG Kenntnis nehmen. — Ich stelle
entsprechende Vorlagen zu machen; denn es ist ja fest, daß das geschehen ist
in jedem Fall erforderlich, daß wir im Haushalt Mit- Ich rufe auf den weiteren Zusatzpunkt der Tages-
tel für diesen Zweck anfordern. ordnung:
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter schusses für Ernährung, Landwirtschaft und
Schwabe, eine Zusatzfrage!
Forsten über den von der Bundesregierung
zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der
Schwabe (SPD) : Herr Minister, wird der von Kommission für eine Verordnung des Rates
Ihnen angestrebte Endzustand so sein, daß für der EWG zur Änderung der Verordnung
Deutschland, gemessen an seinem Küstenabschnitt Nr. 37 des Rates hinsichtlich der Festsetzung
und gemessen an seinem Schiffsanteil, auch der ent- der Schwellenpreise für Mehl, Grobgrieß und
sprechenden Anteil an derartigen Spezialfahrzeugen Feingrieß bei Gewährung einer Subvention
zur Verfügung gestellt wird? für das zu ihrer Herstellung verwendete Ge-
treide (Drucksachen IV/ 1338, IV/ 1361).
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
Herr Kollege, wir streben an sich an, durch entspre- Es liegt vor der Bericht des Herrn Abgeordneten
chende Maßnahmen der sogenannten Nordischen Dr. Reinhard, dem ich dafür danke. Eine Ergänzung
Eiskonvention beizutreten. Wir verhandeln, wie wird nicht gewünscht.
gesagt, zur Zeit — ich kann das nicht im einzelnen Auch hier soll beschlossen werden, daß der Vor-
näher erläutern — mit den nordischen Ländern, schlag ,der Kommission der EWG zur Kenntnis ge-
unter welchen Bedingungen dies möglich ist. Dann nommen wird. — Es ist so beschlossen.
würde gewissermaßen eine gemeinsame Organisa-
tion bestehen, .die gemeinsam die Aufgaben durch Damit sind wir am Ende der Tagesordnung.
alle in der Ostsee vorhandenen Eisbrecher zu
läsen hätte. Die Schwierigkeiten liegen hier auf Ich berufe die nächste Sitzung ein auf Mittwoch,
den 26. Juni, 14 Uhr.
außenpolitischem Gebiet. Ich möchte das nicht näher
ausführen. Sie werden verstehen, daß ein Land, Die Sitzung ist geschlossen.
das dieser Konvention angehört, besondere Schwie-
rigkeiten hat, uns mit in diese Konvention aufzu-
nehmen. (Schluß der Sitzung: 10.37 Uhr.)
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