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86. Sitzung
Inhalt:
Anlage 12 Anlage 20
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Fragen des Abg. Burger (CDU/CSU) betr. Frage des Abg. Dr. Schäfer (Tübingen)
Rückgang des Geburtenüberschusses — (SPD) betr. Einführung einheitlicher Ruf-
Kindergeldleistungen unter dem Aspekt nummern für den Unfallkrankentransport
einer vernünftigen Bevölkerungspolitik . 4769 C dienst 4772 B
Anlage 13 -
Anlage 21
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage der Abg. Frau Lauterbach (SPD) Frage des Abg. Dasch (CDU/CSU) betr.
betr. Maßnahmen zur Verhinderung eines Ausführungsbestimmungen über Miet-
Engpasses in der ärztlichen Versorgung und Lastenbeihilfen bezüglich Verdienst-
bei einer Grippewelle 4770 A bescheinigungen von Bauarbeitern 4772 B
Anlage 14 Anlage 22
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Frage des Abg. Meister (CDU/CSU) betr. Fragen des Abg. Dr. Giulini (CDU/CSU)
Zusammenhang zwischen der zunehmen- betr. Änderung der Berechnungsmodali-
den Verbreitung von Antikonzeptionsmit- täten für die Bewilligung von öffentlichen
teln und dem rückläufigen Bevölkerungs- Mitteln zum Erwerb eines Familienheimes 4772 D
wachstum sowie der ansteigenden Zahl
der venerisch Kranken 4770 B
Anlage 23
Anlage 15
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Fragen des Abg. Dr. Jenninger (CDU/
Frage des Abg. Seefeld (SPD) betr. Mit- CSU) betr. Freigabe der in den Niederlan-
tel für die Betreuung der über 65 Jahre den beschlagnahmten deutschen Vermö-
alten Bürger bezüglich der Teilnahme am gen 4773 B
Verkehr 4770 C
Anlage 24
Anlage 16
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Biechele (CDU/CSU)
Fragen des Abg. Faller (SPD) betr. Unter- betr. Hilfsmaßnahmen für das Katastro-
suchungen
- der Schweiz bezüglich der 0,8 phengebiet in Ostpakistan 4773 D
Promille-Grenze — Verwertung durch die
Bundesregierung 4771 A Anlage 25
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Anlage 17
Frage des Abg. Meister (CDU/CSU) betr.
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Zurückziehung des Lazarettschiffs „Helgo-
Fragen des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) land" aus Vietnam 4774 B
IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
86. Sitzung
kanntwerden der Flutkatastrophe in Ostpakistan Ich rufe die Frage 52 des Kollegen Dr. Meinecke
am 15. November 1970 die ersten Hilfsmaßnahmen (Hamburg) auf:
eingeleitet. Bis einschließlich 7. Dezember 1970 sind Wie hoch werden sich damit bis zum Jahresende 1970 die
finanziellen Leistungen der Bundesregierung für humanitäre
folgende Hilfen durchgeführt worden: und andere sofortige Hilfsmaßnahmen im Ausland anläßlich
solcher und ähnlicher Katastrophen bemessen?
Per Lufttransport: 1. Einsatz eines Feldlazaretts, Herr Staatssekretär!
für ,das der Malteser-Hilfsdienst das ärtzliche und
das Pflegepersonal stellt, von fünf Bundeswehr-
Hubschraubern und von sieben Trinkwasseraufbe- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim
reitungsanlagen mit Begleitfahrzeugen sowie mit Bundesminister des Innern: Die Bundesregierung
Personal vom Technischen Hilfswerk und vom Deut- wird bis Ende des Jahres 1970 für humanitäre und
schen Roten Kreuz; 2. Lieferung von 34,7 t Medika- andere sofortige Hilfsmaßnahmen insgesamt
menten und Impfstoffen, 900 Zelten, 30 000 Decken, 85,5 Millionen DM ausgegeben haben.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4757
Regierung auch bei weiteren möglichen Katastro- Ich rufe die Frage 53 des Herrn Abgeordneten
phen, die wir alle nicht erhoffen wollen, die sich Zebisch auf:
jedoch ereignen könnten, flexibel und sehr rasch
Ist der Bundesregierung die weitere Einsatzplanung der rechts-
reagieren kann. radikalen Aktion Widerstand bekannt, und wird sie in Zusam-
menarbeit mit den Ländern und Kommunen dafür sorgen, daß
sich neonazistischer Terror wie in Würzburg nicht noch einmal
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim unbehindert austoben kann?
Birckholtz, Staatssekretär des Bundesministe- bei der Verpflegung, Bekleidung und ähnlichen Din-
riums der Verteidigung: Genau das, Herr Abgeord- gen, konnte dieser Anteil mit 49 % nahezu erreicht
neter Pawelczyk, muß eines der Ziele einer neu zu werden. Bei der Beschaffung von Großgerät, wie
schaffenden Offizierslaufbahn sein. An eine dra- z. B. bei Flugzeugen, Schiffen oder auch Panzern,
stische Reduzierung oder gar Abschaffung der Bun- gestaltet sich die Beteiligung etwas schwieriger. Es
deswehr wird natürlich überhaupt nicht gedacht. Viel handelt sich hier um spezifisch bundeswehreigen-
weniger noch sind dahin gehende Vorbereitungen tümliches Gerät, das für Direktvergabe an mittel-
im Gange. ständische oder handwerkliche Betriebe selten ge-
eignet ist. Allerdings partizipiert der Mittelstand
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
an diesen Vergaben mittelbar als Unter- oder Zu-
Ich rufe die nächste Frage des Herrn Abgeordneten lieferer. Der Anteil ist erheblich, kann aber leider
Pawelczyk, die Frage 37, auf: statistisch nicht erfaßt werden. 50 % und mehr des
Trifft es zu, daß nach der neuen Ausbildungskonzeption die
Wertes am Endprodukt von Großgeräten entfallen
politische Selbständigkeit der Offiziere dergestalt gestärkt wer- regelmäßig auf den überwiegend mittelständischen
den soll, daß Ungehorsam in bestimmten Fällen straffrei bleibt?
Stamm der Zulieferer.
Herr Staatssekretär!
Das Bundesministerium der Verteidigung wird
auch weiterhin die Bemühungen der Bundesregie-
Birckholtz, Staatssekretär des Bundesministe- rung zur Förderung kleinerer und mittlerer Unter-
riums der Verteidigung: Herr Abgeordneter Pawelc- nehmen mit den Mitteln des Vergabeinstrumenta-
zyk, das trifft nicht zu. Die Bundesregierung hat riums eines öffentlichen Auftraggebers unterstützen.
mehrfach betont, daß das Prinzip von Befehl und Ge-
horsam in den Streitkräften unangetastet bleibt.
Es gibt davon nur wenige, im Soldatengesetz gere- Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen:
-
Eine Zusatzfrage.
Birckholtz, Staatssekretär des Bundesministe-
riums der Verteidigung: Ich bin gern bereit, Herr
Pawelczyk (SPD) : Interpretiere ich Sie richtig, Abgeordneter Zebisch, Sie im einzelnen mit Infor-
wenn ich sage, daß damit auch der Gehorsam gegen- mationen zu diesem Thema zu versorgen.
über der demokratisch legitimierten Bundesregie-
rung gemeint ist?
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen:
-
werk und die mittelständischen Unternehmen an desministerium der Verteidigung bereit, mit den
den Beschaffungen angemessen zu beteiligen. Unter zuständigen berufsständischen Vertretungen, insbe-
dieser angemessenen Beteiligung ist ein Anteil von sondere mit dem Zentralverband des Deutschen
etwa 50 "/o des Beschaffungsvolumens zu verstehen. Handwerks, das Vergabewesen einmal gründlich so
Auf dem Gebiet der Infrastruktur, also bei Kaser- zu beraten, daß die Vergabe den besonderen Bedin-
nenbauten usw., wurde dieser Anteil mit 52 % über- gungen, die kleine und mittlere Betriebe nun ein-
schritten. Beim sogenannten „Weichen Gerät", also mal haben, gerecht wird?
4760 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
Birckholtz, Staatssekretär des Bundesministe- Der Herr Abgeordnete Baier ist nicht im Saal, so
riums der Verteidigung: Dazu ist das Bundesmi- daß auch die Frage 62 schriftlich beantwortet wird.
nisterium der Verteidigung gern bereit. Ich rufe die Frage 63 des Herrn Abgeordneten
von Alten-Nordheim auf:
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
Hält die Bundesregierung an der im Pressedienst des Bun-
desministeriums für Wirtschaft vom 15. Mai 1970 wiedergege-
Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich benen Ansicht fest, daß die „Stickstoffindustrie einen zu begrü-
ßenden Beitrag zur Stabilisierung des Preisniveaus geleistet"
des Bundesministers der Verteidigung beantwortet. hat, nachdem die Inlandspreise für Stickstoffdünger auf breiter
Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär. Front — zum Teil um mehr als 11 % — gestiegen sind?
Ich rufe die Frage 58 des Abgeordneten Dr. Hau- Ja, wenn der Herr Fragesteller einverstanden ist.
ser (Sasbach) auf:
Erscheint der Bundesregierung die Einführung einer speziellen
Sparförderung zur Altersvorsorge entsprechend dem bisherigen
Prämien- und Bausparen erwägenswert, um insbesondere den
von Alten Nordheim (CDU/CSU) : Ich möchte
-
älteren Sparer in den letzten Jahren seiner aktiven Berufszeit Sie doch bitten, die beiden Fragen einzeln zu beant-
zu einer eigenen Leistung anzuregen, die ihm später beispiels- worten.
weise die finanzielle Grundlage für einen Dauerplatz in einem
Altersheim sichern hilft, wenn die zu erwartende Rente nicht
ausreicht, den eigenen Kostenbeitrag für den Platz in einem
solchen Heim abzudecken? Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Bundesminister für Wirtschaft: Die Inlandspreise
Staatssekretär Dr. Reischl zur Verfügung. Bitte, Herr für stickstoffhaltige Düngemittel sind von Oktober
Staatssekretär! 1969 bis Oktober 1970 nicht etwa um 11 %, sondern
um durchschnittlich 2 % und bei Kalkammonsalpeter
um 1,7% gestiegen. Ob die Bundesregierung heute
Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär noch die Ansicht aufrechterhält, daß die Stickstoff-
beim Bundesminister der Finanzen: Das geltende industrie einen begrüßenswerten Beitrag zur Stabi-
Recht sieht für Sparleistungen älterer Sparer ge- lisierung des Preisniveaus leistet, wird zur Zeit ge-
wisse Vergünstigungen vor. So verdoppeln sich z. B. prüft. Herr Kollege von Alten, schon vor Ihrer
bei über 50 Jahre alten Steuerpflichtigen die Son- Fragestellung wurde unsererseits diese Prüfung mit
derausgabenhöchstbeträge für Versicherungs- und großem Interesse eingeleitet.
Bausparbeiträge. Ferner verkürzt sich bei Steuer-
pflichtigen in fortgeschrittenem Lebensalter die für
die Steuerbegünstigung von Versicherungsbeiträ- Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
dige, die doppelte Sparprämie. Im Rahmen der Re- sekretär, sind Sie der Meinung, daß die von Ihnen
form der Sparförderung wird auch geprüft werden, angegebene geringfügigere Preissteigerung even-
ob für ältere Sparer besondere Vergünstigungen er- tuell damit zusammenhängen könnte, daß die Ra-
forderlich sind. Der Reform sollte nicht durch Ein- battsätze gekürzt worden sind, so daß de facto trotz-
zelmaßnahmen vorgegriffen werden. dem die von mir angegebene Preissteigerung stim-
men würde?
Ich rufe nunmehr den Geschäftsbereich des Bun- Keine weitere Zusatzfrage zu dieser Frage.
desministers für Wirtschaft auf. Zur Beantwortung
Dann rufe ich die Frage 64 des Herrn Abgeord-
der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekre-
neten von Alten-Nordheim auf:
tär Rosenthal zur Verfügung.
Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß das Marktverhalten
Die beiden ersten Fragen, die von Herrn Abge- der deutschen und europäischen Stickstoffindustrie angesichts
der Überproduktion, der gespaltenen Preise und des fehlenden
ordneten Dr. Arndt (Berlin) eingebracht sind, wer- Wettbewerbs mit dem deutschen Kartellrecht und mit dem
Vertrag von Rom in Einklang steht?
den auf Wunsch des Fragestellers schriftlich beant-
wortet. Die Antwort wird als Anlage abgedruckt. Herr Staatssekretär!
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4761
nicht bestätigen, aber gerade diese gespaltenen zahlung der Mindestansparsumme und Tilgungs-
Preise waren einer der Gründe, die uns zu der streckung, die insbesondere die Großbausparver-
Untersuchung veranlaßt haben. träge begünstigen, einen zu großen Umfang ange-
nommen hatte. Indirekt hat die Bundesregierung
folgendes getan: Zunächst wurden die Werbemaß-
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
nahmen für diese Verträge eingestellt, und ab 1966
Eine weitere Zusatzfrage.
werden keine Abschlüsse dieser Art seitens der
Vereinigte Bausparkasse AG mehr getätigt.
von Alten Nordheim (CDU/CSU) : Herr Staats-
-
sekretär, ist die Bundesregierung bereit, bei der Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen:-
Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär beim Hohen Hauses geschah --- durch Vorsorgemaßnah-
Bundesminister für Wirtschaft: Bis zu einer Höhe men vertritt der Bundesgesundheitsrat dennoch die
von 200 000 DM. Meinung, daß der Numerus clausus in dem Studien-
fach „Allgemeine Medizin" stufenweise abgebaut
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
werden muß. Die Bundesregierung teilt diese Auf-
Keine weiteren Zusatzfragen. Damit sind die Fra- fassung und hat entsprechende Maßnahmen im Rah-
gen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers men des weiteren Ausbaus von Hochschulen vorge-
für Wirtschaft beantwortet. Ich danke Ihnen, Herr sehen.
Staatssekretär. Nun zum zweiten Komplex, Herr Abgeordneter!
Die Fragen 67 bis 70 der Abgeordneten Dasch, Was die zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung
Kiechle und Niegel aus dem Geschäftsbereich des anlangt, so ist die Bundesregierung in Übereinstim-
Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und mung mit den zuständigen Berufsverbänden der An-
Forsten werden auf Wunsch der Fragesteller schrift- sicht, daß diese zur Zeit gesichert ist. Der Wissen-
lich beantwortet. Die Antworten werden als Anla- schaftsrat geht in seinen Empfehlungen davon aus,
gen abgedruckt. daß die Zahl der Einwohner je Zahnarzt 2000 betra-
gen sollte. Diese Zahnarztdichte wird heute noch
Ich rufe die Fragen aus dem Geschäftsbereich des überschritten. Um eine Versorgung von 1 : 2000 zu
Bundesministers für Jugend, Familie und Gesund- halten, sind jährlich 1520 Abschlüsse in der Zahn-
heit auf. Zur Beantwortung der Fragen steht der medizin und rund 1900 Studienanfänger notwendig.
Herr Staatssekretär Dr. von Manger-Koenig zur Demgegenüber belief sich die Zahl der Studienan-
Verfügung. fänger in den letzten drei Jahren — von 1967 bis
Die Frage 71 wird wunschgemäß schriftlich be- 1969 — auf 927, 813 und 1100. Hier liegt also ein
antwortet. Die Antwort wird als Anlage abge- Defizit.
druckt.
Wir werden in der Bundesrepublik in fünf bis
Ich rufe die Frage 72 des Abgeordneten Härz- sieben Jahren die vom Wissenschaftsrat vorgeschla-
schel auf: gene Zahnarztdichte nicht mehr erreichen. Wir kön-
Wie beurteilt die Bundesregierung die ärztliche und zahn- nen zwar durch Rationalisierung der zahnärztlichen
ärztliche Versorgung der Bevölkerung in der Bundesrepublik
Deutschland, und entspricht die Zahl der Studierenden dem Praxen diese Auswirkungen etwas mindern, insbe-
zukünftigen Bedarf? sondere wenn nach Vorschlägen des Wissenschafts-
Herr Staatssekretär! rats ein zahnärztlicher Hilfsberuf eingeführt würde;
doch besteht kein Zweifel daran, Herr Abgeordne-
ter, daß eine grundlegende Verbesserung der Situa-
) Dr. von Manger Koenig, Staatssekretär im
-
tion nur von einer drastischen Erhöhung der ein-
Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesund-
schlägigen Ausbildungskapazität der Hochschulen
heit: Herr Abgeordneter, mit der Frage der ärzt-
zu erwarten ist. Entsprechende Maßnahmen sind
lichen Versorgung der Bevölkerung in der Bundes-
eingeleitet.
republik, insbesondere auf dem Lande, ist zur Zeit
der Bundesgesundheitsrat befaßt. In seinem Votum,
dessen Tenor von der Bundesregierung geteilt wird, Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen:
-
geht er davon aus, daß die ärztliche Versorgung der Eine Zusatzfrage.
Bevölkerung durch Fachärzte hinreichend gesichert
ist. Hinsichtlich der Versorgung durch praktische Härzschel (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist
Ärzte besagt das Votum folgendes: Ihnen bekannt, daß nach einer Untersuchung der
Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württem-
Ein genereller Mangel an praktischen Ärzten
berg festgestellt wurde, daß 70 % aller praktischen
besteht in der Bundesrepublik gegenwärtig noch
Ärzte über 50 Jahre alt sind? Sind Sie nicht der
nicht, jedoch zeichnen sich auf dem Lande und
Meinung, daß deshalb in absehbarer Zeit mit einem
in den Randgebieten größerer Gemeinden zu-
erheblichen Defizit bei den praktischen Ärzten zu
nehmend Schwierigkeiten ab, freiwerdende All-
rechnen ist? Diese Vereinigung stellt weiterhin fest,
gemeinpraxen wieder zu besetzen bzw. solche
daß jetzt schon ein Fehlbestand von 15 bis 20 %
neu zu errichten.
zu verzeichnen ist, was sich auch in den Patienten-
Zu den Fragen der Zahl, der Struktur und des zahlen niederschlägt, die auf den einzelnen Arzt
Nachwuchsbedarfs der Ärzte ist im Auftrag des Bun- entfallen.
desministers für Jugend, Familie und Gesundheit
eine „Ärzteanalyse" erarbeitet worden. In dieser
Dr. von Manger Koenig, Staatssekretär im
-
Analyse wird unter der Annahme, daß bei einem
Bundesministerium für Jugend, Familie und Ge-
Verhältnis von 630 Einwohnern je Arzt die ärztliche
sundheit: Ich wies eben darauf hin, Herr Abgeord-
Versorgung der Bevölkerung sichergestellt ist, die
neter, daß sich, was die Versorgung durch prak-
erforderliche Zahl von deutschen Studienanfängern
tische Ärzte oder, wie wir es heute nennen, Ärzte
in der Medizin auf 4550 jährlich berechnet. Nach den
für Allgemeinmedizin angeht, in der Tat ein zu-
Angaben der Zentralen Registrierstelle in Hamburg
nehmender Mangel, insbesondere auf dem flachen
wurde ,diese Zahl bisher erreicht.
Land, bemerkbar macht, so daß gezielte Maßnah-
Im Hinblick auf den fortschreitenden Ausbau der men, und zwar a) über die Ausbildung, b) über be-
ärztlichen Versorgung — wie das gerade in diesen sondere Praxisförderung und c) auch über die Ge-
Tagen durch gesetzgeberische Maßnahmen dieses bührenordnung notwendig sind.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4763
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Schleswig-Holstein Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Walk-
eine Anzahl von Schülern, nämlich die, die nach erfolgreichem
Besuch der Mittelschule in die Selekta eines Gymnasiums über-
hoff.
wechseln, nicht in den Genuß der Beihilfe durch das Ausbil-
dungsförderungsgesetz kommt, weil sie sich an der neuen
Schule noch im zehnten Schuljahr befinden, aber tatsächlich Walkhoff (SPD) : Herr Staatssekretär, kann ich
schon im elften Schuljahr sind, und wie gedenkt die Bundes-
regierung die Benachteiligung derjenigen zu beseitigen, die doch Ihre positive Absichtserklärung auch auf die Schü-
am ehesten in den Genuß dieser Beihilfe kommen müßten, weil
sie den zweiten Bildungsweg eingeschlagen haben?
ler der 10. Klasse der Fachoberschule, die es nur
in Nordrhein-Westfalen gibt, beziehen? Auch diese
Herr Staatssekretär, bitte! Fachoberschüler sind Leute des zweiten Bildungs-
wegs und haben meist eine abgeschlossene Lehre
Dr. von Manger Koenig, Staatssekretär im
- hinter sich.
Bundesministerium für Jugend, Familie und Ge-
sundheit: Frau Abgeordnete, nach § 43 Abs. 1 Nr. 1
Dr. von Manger Koenig, Staatssekretär im
ist das Ausbildungsförderungsgesetz unter anderem
-
besuchen müssen, um den Anschluß an die Ober- Meine Damen und Herren, die Fragen 75 und 76
stufe des Gymnasiums zu gewinnen, erhalten des- des Abgeordneten Burger und die Frage 77 und 78
halb nach dem geltenden Recht noch keine Aus- der Abgeordneten Frau Lauterbach und Herrn Mei-
bildungsförderung. ster werden auf Wunsch der Fragesteller schriftlich
Die Bundesregierung beabsichtigt, die Schüler beantwortet. Die Antworten werden als Anlage
der 10. Schulklasse zu einem späteren Zeitpunkt in abgedruckt.
die Förderung einzubeziehen. Damit sind die Fragen aus Ihrem Geschäftsbereich
beantwortet. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen.
Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: -
Die Fragen der Abgeordneten Seefeld, Faller, Dr.
Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin. Schneider (Nürnberg), Spillecke, Orgaß und Dr.
Schäfer (Tübingen) aus den Geschäftsbereichen des
Frau Dr. Orth (SPD) : Herr Staatssekretär, ist Bundesministers für Verkehr und für das Post- und
Ihnen bekannt, daß sich diese Selekten, die ich in Fernmeldewesen werden im Einvernehmen mit den
meiner Frage erwähnt habe, ausschließlich aus Fragestellern schriftlich beantwortet. Die Antworten
Schülern zusammensetzen, die den Realschulbesuch werden als Anlage abgedruckt.
erfolgreich abgeschlossen haben, und daß gerade Gleiches gilt für die Fragen der Abgeordneten
diese Schüler schon eine zusätzliche Belastung auf Dasch und Dr. Giulini aus dem Geschäftsbereich des
sich nehmen, indem sie ein Jahr länger die Schule Bundesministers für Städtebau und Wohnungs-
besuchen? Sollte nicht hier von seiten der Bundes- wesen.
regierung eine stärkere Förderung einsetzen?
Meine Damen und Herren, damit stehen wir am
Ende der Fragestunde.
Dr. von Manger Koenig, Staatssekretär im
-
Bundesministerium für Familie, Jugend und Ge- Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
sundheit: Der Bundesregierung ist die besondere destages für Mittwoch, den 16. Dezember 1970,
Problematik gerade dieser Gruppe von Schülern 9 Uhr, ein.
bekannt. Sie ist auch der Auffassung, daß hier eine
besondere Förderungswürdigkeit besteht. Indes ist Die Sitzung ist geschlossen.
die Frage der Ausdehnung des Kreises der Förde-
rungsberechtigten nach dem Ausbildungsförderungs- (Schluß der Sitzung: 9.46 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 6. Wahlperiode - 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4765
Frau Klee *** 11. 12. Die Frage über Maßnahmen zugunsten der ver-
Dr. Kliesing (Honnef) ** 11. 12. triebenen und geflüchteten Müller kann erst im
Klinker * 11. 12. Rahmen eines abschließenden Mühlensanierungs-
Dr. Kreile 11. 12. programms geregelt werden. Die Beratungen über
Lautenschlager * 11. 12. das Sanierungsprogramm konnten jedoch bisher
Lemp 11. 12. innerhalb der beteiligten Ressorts, insbesondere des
Dr. Luda 11. 12. Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
Dr. Mikat 11. 12. und Forsten und des Bundesministeriums für Wirt-
Müller (Aachen-Land) * 11. 12. schaft noch nicht abgeschlossen werden.
Ott 11. 12.
Das Abschlußergebnis dürfte spätestens bis Ende
Pieroth 11. 12.
März 1971 vorliegen.
Dr. Pohle 11. 12.
Porzner 11. 12.
der Bundesrepublik drohen. Sie hat daher bereits zwingen, sind hier keine raschen Lösungen zu er-
im Juli d. J. in einer Erklärung des Bundeswirt- warten. Gleichwohl wird die Bundesregierung im
schaftsministers darauf hingewiesen, daß eine Lö- Bereich des Agraraußenhandels der EG auch künftig
sung der vor allem in den USA bestehenden han- alle Möglichkeiten ausschöpfen.
delspolitischen Probleme nicht mit Hilfe von restrik-
tiv angelegten Maßnahmen, sondern nur durch eine Zu Frage 61:
Verstärkung der Liberalität des internationalen Hinsichtlich der Frage einer Initiative der Bundes-
Handels gefunden werden sollte. Die Bundesregie- regierung für ein gemeinschaftliches Verfahren über
rung war und ist mit dem Fragesteller der Auf- Paritätsänderungen möchte ich darauf hinweisen,
fassung, daß der freie Welthandel offensiv ge- daß sich die Bundesregierung im Internationalen
sichert werden muß. Nur so lassen sich Stabilität Währungsfonds (IWF) und in der Zehnergruppe für
und Wachstum auf die Dauer erhalten. eine Auflockerung des Wechselkurssystems ein-
Die Bundesregierung hat deshalb in den EG setzt. Der Bundeswirtschaftsminister hat auf der
wiederholt angeregt, daß die Gemeinschaft auf die Jahresversammlung des IWF in Kopenhagen im
protektionistischen Bestrebungen in den USA mit September d. J. diese Haltung nachdrücklich dar-
liberal und expansiv ausgerichteten handelspoliti- gelegt. Eine größere Elastizität des Wechselkurs-
schen Maßnahmen reagieren sollte. Auf deutsche systems würde den Prozeß des Zahlungsbilanz-
Initiative hat der Ministerrat am 27. Oktober 1970 ausgleichs fördern, der in den letzten .Jahren durch
in einer Gemeinschaftsdemarche den USA Lösungen eine übermäßig starre Haltung einiger Regierungen
im konstruktiven Geiste für handelspolitisch wich- gegenüber Wechselkursänderungen behindert war.
tige Bereiche angeboten. Gleichzeitig hat der Ferner könnte die nationale Wirtschaftspolitik bes-
Ministerrat der Kommission den Auftrag erteilt, ser gegen störende Einflüsse aus dem Ausland ab-
konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Diese Vor- geschirmt werden. Verschiedene Länder, darunter
schläge, denen wir mit großem Interesse entgegen- auch einige EG-Länder, stehen jedoch diesen Be-
sehen, stehen noch aus. strebungen zögernd gegenüber.
Nach dieser Vorbemerkung, die zeigt, daß die Die Bundesregierung wird sich weiterhin dafür
Bundesregierung hinsichtlich der Zielvorstellungen einsetzen, daß die EG-Länder in der Wechselkurs-
mit dem Fragesteller übereinstimmt, möchte ich die frage bald zu einem gemeinsamen Standpunkt fin-
beiden Fragen wie folgt beantworten: den. Endziel muß sein, im Gemeinsamen Markt eine
zunehmende Stabilität der Wechselkurse und im
Zu Frage 60: Verhältnis zu Drittländern eine gewisse gemeinsame
Was zunächst die Frage einer Initiative der Elastizität der Wechselkurse zu erreichen. Auf diese
Bundesregierung in den EG für autonome Zoll- Weise kann die Gemeinschaft dann auch zur Er-
senkungen betrifft, so möchte ich daran erinnern, haltung realistischer Paritäten im internationalen
daß die Regierung auf diesem zollpolitischen Gebiet Währungssystem beitragen.
schon vor einigen Jahren aktiv gewesen ist. Bundes- Im übrigen haben die Mitgliedstaaten der EG
wirtschaftsminister Schiller hat Anfang 1968 in den bereits am 8. Mai 1964 beschlossen, daß vor jeder
EG eine Initiative für eine asymmetrische Beschleu- Änderung der Wechselkursparität der Währung
nigung der in der Kennedy-Runde vereinbarten eines oder mehrerer Mitgliedstaaten Konsultationen
Zollsenkungen zugunsten der USA ergriffen. Dieses zwischen ihnen stattfinden. Im Rahmen dieses Ver-
Angebot kam damals nur deshalb nicht zum Tragen, fahrens könnte ggf. auch eine gemeinsame Verände-
weil die Erwartungen der EG über liberale Maß- rung der Paritäten beschlossen werden.
nahmen der USA nicht erfüllt werden konnten.
Dieses Ergebnis hat die Bundesregierung jedoch
nicht entmutigt. Sie ist vielmehr entschlossen, auf
diesem handelspolitischen Weg weiterzugehen. Die
Bundesregierung wird daher alle Möglichkeiten für Anlage 6
eine neue deutsche Initiative mit dem Ziel von
Zollsenkungen prüfen, wenngleich sie sich der da- Schriftliche Antwort
bei in den EG zu erwartenden Schwierigkeiten be-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rosenthal
wußt ist. Autonome Senkungen von Zollsätzen kön-
vom 11. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage
nen, darauf muß ich aufmerksam machen, von der
des Abgeordneten Baier (CDU/CSU) (Drucksache
Gemeinschaft nur aufgrund eines einstimmig ge-
VI/ 1525 Frage A 62) :
faßten Ratsbeschlusses vorgenommen werden.
Sieht die Bundesregierung in der Aufforderung eines Werbe-
Bezüglich der Frage, ob die Bundesregierung in prospekts für den Erwerb von Grundbesitz im Tessin, der im
TEE „Rheingold" zur Verteilung gelangt und in welchem es
den EG eine Initiative gegen weitere Erschwerun- heißt: „Bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit . . . Schützen Sie
Ihr Kapital vor weiterer Entwertung", eine zeit- und sachge-
gen der Agrarimporte ergreifen kann, möchte ich mäße Information?
darauf hinweisen, daß sich die Bundesregierung
bisher für liberale Handelsregelungen auf dem Die Antwort auf Ihre Frage 62 ist ein eindeutiges
Agrarsektor eingesetzt hat. Das wird sie auch in Nein. Das Geschäft mit der Angst ist nie ein schönes
Zukunft tun. Da die handelspolitischen Zielsetzun- Geschäft.
gen mit der Agrarpolitik in der Gemeinschaft in Im übrigen zeigt gerade die letzte Schweizer Ent-
Einklang zu bringen sind und da unterschiedliche wicklung des Lebenshaltungskostenindexes mit
Standpunkte der Mitgliedstaaten zu Kompromissen einem Anstieg von 5,3 % im November 1970 gegen-
4768 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
über Vorjahr, daß auch die Schweiz im Kampf um wirte Vorrang vor der freiwilligen Versicherung bei
die Stabilität jetzt schlechter liegt als die Bundes- einem anderen Träger der gesetzlichen Kranken-
republik. Obwohl die Deutsche Eisenbahn - Reklame versicherung haben.
GmbH aufgrund vertraglicher Abmachung ihre Wer-
bung in eigener Verantwortung betreibt und die
Einrichtung einer „Bundes-Zentrale für die Zensur
von Werbetexten" sicher doch auch nicht in ihrem
Sinne läge, ist diese Werbung nach Absprache ein- Anlage 9
gestellt worden.
Schriftliche Antwort
Anlage 10
Schriftliche Antwort
Anlage 8
, des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann
Schriftliche Antwort vom 11. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage
des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache
des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann VI/1525 Frage A 70):
vom 11. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um den
des Abgeordneten Kiechle (CDU/CSU) (Drucksache eingetretenen und sich weiter fortsetzenden Preisverfall auf
den Schlachtschweinemärkten aufzuhalten?
VI/1525 Frage A 68) :
Bedeutet die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Die Bundesregierung wird für die Auffüllung der
des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und For- Bundesreserve in den nächsten Monaten größere
sten vom 3. Dezember 1970 in der Fragestunde des Deutschen
Bundestages auf die Frage 60 — Drucksache VI/1480 —, daß in Mengen Schweinefleisch aus dem deutschen Markt
der AOK oder Landkrankenkasse freiwillig versicherte land-
wirtschaftliche Unternehmer bei der Errichtung einer berufs-
nehmen.
ständischen Pflichtversicherungseinrichtung dort ausscheiden und
in diese eintreten müssen? Auf Betreiben der Bundesregierung sind die Ex-
porterstattungen für Schweine und Schweinehälften
Die Bundesregierung hat über die Trägerschaft
mit Wirkung vom 16. November 1970 deutlich ange-
der künftigen Krankenversicherung für Landwirte
hoben worden. Die Kommission hat auch zugesagt,
noch nicht entschieden. Falls die bestehenden Träger
daß diese Erstattungen bis Ende Juni 1971 nicht
der gesetzlichen Krankenversicherung mit der
ermäßigt werden. Abgesehen hiervon sind Bemü-
Durchführung betraut werden, wird sich lediglich
hungen im Gange, den Ferkelexport zu steigern.
das Versicherungsverhältnis dieser Landwirte än-
dern. Bei berufsständischer Organisation der Kran- Diese Maßnahmen werden unterstützt durch eine
kenversicherung für Landwirte wird die Pflicht- großangelegte Werbeaktion der CMA zur Steige-
mitgliedschaft in der Krankenversicherung für Land- rung des Schweinefleischverbrauchs.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4769
Die Bundesregierung ist sich im klaren darüber, und erforderlich sind. In erster Linie werden dafür
daß diese Maßnahmen nicht ausreichen werden, um verderbliche Lebensmittel pflanzlicher Herkunft in
weitere Preiseinbrüche ganz zu vermeiden. Sie hat Betracht kommen, da bei fast allen von Tieren
daher die deutsche Landwirtschaft aufgefordert, stammenden Lebensmitteln bereits Zeitangaben vor-
die Schweine geringer auszumästen als es sonst ge- geschrieben sind.
schieht. Die Bundesregierung sieht in einer gerin-
geren Ausmästung den wirkungsvollsten Beitrag
für die Bewältigung der Probleme auf dem
Schweinemarkt.
Sollte die Gesamtheit der angesprochenen Maß- Anlage 12
nahmen nicht auslangen und sollten deshalb die
Preise weiter sinken, werden EWG-einheitliche Schriftliche Antwort
Interventionsmaßnahmen ergriffen werden. Die Mit-
gliedstaaten sind bereits jetzt übereingekommen, des Staatssekretärs Dr. von Manger-Koenig vom
eine EWG-Intervention durch Beihilfen für die pri- 10. Dezember 1970 auf die Mündlichen Fragen des
vate Lagerhaltung von Bauchspeck, Rückenspeck und Abgeordneten Burger (CDU/CSU) (Drucksache
Kotelettsträngen zu ergänzen. VI/1525 Fragen A 75 und 76) :
Wie beurteilt die Bundesregierung den rapiden Rückgang des
Geburtenüberschusses von 53 000 im dritten Vierteljahr 1969 auf
32 000 im gleichen Zeitraum dieses Jahres?
Fühlt sich die Bundesregierung gedrängt, angemessene Kin-
dergeldleistungen auch unter dem Aspekt einer vernünftigen
Bevölkerungspolitik zu sehen, wenngleich der Rückgang des
Anlage 11 Geburtenüberschusses zwar einige Gegenwartsprobleme wie
Kindergartenplätze, Schulbauten, Kindergeldleistungen und an-
deres finanziell etwas entspannt, für die fernere Zukunft jedoch
Schriftliche Antwort wegen der sich verschlechternden Erwerbsquoten und der stei-
genden Verpflichtungen für Renten und Pensionen die Probleme
staut?
des Staatssekretärs Dr. von Manger-König vom
9. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des Ab- Der deutliche Geburtenrückgang im abgelaufenen
geordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Druck- Jahr ist einmal auf Verschiebungen in der Alters-
sache VI/ 1525 Frage A 71) : struktur unserer Bevölkerung (Nachrücken relativ
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Lebens-
schwach besetzter Jahrgänge in das Heiratsalter) zu-
mitteldatierungen für den Verbraucher zu verbessern? rückzuführen; insofern waren rückläufige Geburten-
Für eine Reihe von verpackten Lebensmitteln, zahlen zu erwarten. Bis 1974/75 muß mit einem wei-
insbesondere für Fleisch- und Fischerzeugnisse, hat teren Rückgang gerechnet werden. Dieser demogra-
die Bundesrepublik bereits vor Jahren als eines der phische Einflußfaktor steht außerhalb jeder Einwir-
ersten Länder eine Datum-Kennzeichnung vorge- kungsmöglichkeit.
schrieben. Die Bundesregierung ist weiterhin be- Der weitaus größte Teil des Geburtenrückganges
müht, die Verpflichtung zur unverschlüsselten Kenn- ist jedoch nicht auf die Altersstruktur, sondern auf
zeichnung des Herstellungszeitpunktes oder der eine echte Abnahme der Geburtenhäufigkeit zu-
Haltbarkeitsdauer von Lebensmitteln ständig zu rückzuführen. Die weite Verbreitung einer Fami-
verbessern und die bestehenden Vorschriften bei lienplanung läßt sich daraus erkennen, daß die Ge-
den Beratungen über die Lebensmittelrechtsanglei- burten auf einen späteren Zeitpunkt der Ehe ver-
chung in den Europäischen Gemeinschaften zu erhal- schoben werden und eine pro Ehe geringere Kinder-
ten. Es muß allerdings darauf hingewiesen werden, zahl festzustellen ist. Diese Entwicklung, die nach
daß die Bundesregierung bei der Durchsetzung Auffassung der Bundesregierung besondere Beach-
ihrer fortschrittlichen, dem Interesse des Verbrau- tung verdient, ist aber auch in anderen europä-
chers dienenden Vorstellungen hinsichtlich der Da- ischen Ländern erkennbar.
tumkennzeichnung im internationalen Bereich auf
Es handelt sich um ein sehr vielschichtiges und
Schwierigkeiten stößt. in unserem Land wissenschaftlich noch wenig geklär-
Erst kürzlich sind in der Bundesrepublik durch die tes Problem. Offensichtlich können, wie gerade auch
Änderung der Lebensmittel-Kennzeichnungsverord- Untersuchungen über den Einfluß der französischen
nung am 25. Februar 1970 und die Verordnung über Familienzulagen auf die (inzwischen gleichfalls
Milcherzeugiisse vom 15. Juli 1970 auch zahlreiche rückläufige) Geburtenentwicklung in Frankreich er-
Milcherzeugnisse in den Kreis der Lebensmittel ein- geben haben, selbst verhältnismäßig hohe Kinder-
bezogen worden, bei denen eine Datumkennzeich- geldleistungen keineswegs als hinreichender Be-
nung vorgeschrieben ist. stimmungsfaktor für die Geburtenentwicklung eines
Die Verpflichtung zur Datumkennzeichnung tritt Landes gelten. Es besteht sicherlich ein Zusammen-
allerdings bei verschiedenen Lebensmitteln in vol- hang zwischen Bevölkerungsentwicklung, Produk-
lem Umfang erst 1972 in Kraft, da die Umstellung tivität je Erwerbsperson und Sozialleistungen.
in der Lebensmittelwirtschaft einige Zeit erfordert. Grundsätzlich haben die Eltern selbst in Freiheit
Vor diesem Zeitpunkt wäre es unzweckmäßig, die und Verantwortung darüber zu entscheiden, wie
Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung erneut zu groß ihre Familie im Einzelfall sein soll. Die jüngste
ändern. Auf Grund der Erfahrungen mit den Aus- Entwicklung verdient nach Auffassung der Bundes-
wirkungen von Datumangaben wird bis dahin ge- regierung besondere Beachtung; allerdings scheint
prüft werden, bei welchen weiteren Gruppen von der Wille zum Kind gerade in den jungen Ehen
Lebensmitteln entsprechende Zeitangaben sinnvoll durchaus vorhanden zu sein.
4770 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode -- 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
Die Sicherheit des Luftverkehrs über der Bundes- Ziel der Gesetzgebung ist es, nicht Entgiftungs-
republik Deutschland ist nicht gefährdet; bei der aggregate zu prüfen und zu beurteilen, sondern die
Bundesanstalt für Flugsicherung sind die zur siche- Emission im Abgas des Motors soweit herunter zu
ren Durchführung der Flugverkehrskontrolle not- setzen, wie es nach dem Stand der Technik mit wirt-
wendigen Arbeitsplätze besetzt. Der gegenwärtige schaftlich vertretbarem Aufwand möglich ist. Das
Fehlbestand von etwa 90 Flugverkehrslotsen ergibt ist mit der Ratsrichtlinie der Europäischen Gemein-
sich in erster Linie aus der zwischen den Tarifver- schaften geschehen, die mit der Verordnung zur
tragspartnern zum 1. September 1970 vereinbarten Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung
Gestaltung der Arbeitszeit, die auch für die Beamten vom 26. Juni 1970 in das nationale Recht übernom-
der Bundesanstalt für Flugsicherung gilt. Hierbei war men worden ist (Bundesgesetzbl. I S. 936).
allen Beteiligten bekannt, daß durch die Neurege-
lung für eine Übergangszeit zwar ein gewisser per-
soneller Engpaß entsteht, die Sicherheit des Flug-
verkehrs jedoch gewährleistet bleibt.
Anlage 19
Die Qualität der Flugsicherung in der Bundes-
republik Deutschland liegt im internationalen Ver- Schriftliche Antwort
gleich mit an der Spitze. Die technische Ausstattung
entspricht modernen Erkenntnissen, die Bedienste- des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
ten sind in die Entwicklung des öffentlichen Dienst- 11. Dezember 1970 auf die Mündlichen Fragen
4772 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
des Abgeordneten Orgaß (CDU/CSU) (Drucksache Die Ermittlung des für die Wohngeldgewährung
VI/1525 Fragen A 86 und 87) : maßgebenden Jahreseinkommens ist in § 11 des
Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Kommission der Zweiten Wohngeldgesetzes, der dem § 17 des gel-
Europäischen Gemeinschaften einen Entwurf über das Mindest- tenden. Rechts entspricht, geregelt.
niveau für Fahrer im Güter- und Personenverkehr zum Zwecke
der Berufsanerkennung für LKW- und Omnibusfahrer erstellt
hat, und wie ist die Stellungnahme der Bundesregierung dazu? Nach diesen Vorschriften ist bei der Ermittlung
Ist die Bundesregierung bereit, sich dafür zu verwenden, daß des Jahreseinkommens grundsätzlich der doppelte
außerdem auch die Taxenfahrer in eine solche Regelung ein-
bezogen werden? Betrag der Einnahmen in den letzten sechs Monaten
vor der Stellung des Antrages auf Wohngeld zu-
Der Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über grunde zu legen.
das Mindestniveau der Ausbildung für Fahrer im
Straßenverkehr regelt die Anforderungen an die Gemäß Absatz 1 Satz 2 der genannten Vorschrif-
Ausbildung nur mit dem Ziele, bestimmte Ausnah- ten können bei der Ermittlung des Jahreseinkom-
men von den Vorschriften für das Mindestalter und mens, insbesondere bei erheblichen Schwankungen
die Fahrpraxis zu ermöglichen. Taxenfahrer werden der Einnahmen, auch die Einnahmen des letzten
darin nicht berücksichtigt, weil die zugrundelie- Kalenderjahres oder der letzten zwölf Monate vor
gende EWG-Verordnung Nr. 543/69 nicht für Taxen- der Antragstellung zugrunde gelegt werden. Es
fahrer gilt. handelt sich hier zwar um eine „Kannvorschrift" für
die zur Ausführung des Wohngeldgesetzes zustän-
Die Fragen der Anerkennung von Ausbildungs- dige Wohngeld-Bewilligungsstelle. Es steht des-
berufen für Lkw- und Omnibusfahrer werden auf halb in ihrem Ermessen, ob sie von dieser Möglich-
der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes von 1969 keit Gebrauch macht. Sie muß jedoch ihr Ermessen
unter Federführung des Bundesministers für Wirt- pflichtgemäß ausüben und die Einnahmen des letzten
schaft bearbeitet. Die beteiligten Bundesressorts Kalenderjahres oder der letzten zwölf Monate zu-
streben die Anerkennung für einen möglichst großen grunde legen, wen n wegen erheblicher Schwankun-
Kreis von Kraftfahrern an. Die Verhandlungen wer- gen der Einnahmen das hiernach berechnete Ein-
den noch längere Zeit in Anspruch nehmen; ob kommen der Wirklichkeit näher kommt als die Ver-
Taxenfahrer einbezogen werden können, wird da- dopplung der Einnahmen in den letzten sechs Mona-
bei geprüft. ten.
-
Die Bundesregierung ist jedoch nicht befugt, in
ihren Verwaltungsbestimmungen die eine oder an-
dere Methode der Einkommensermittlung zwingend
Anlage 20 vorzuschreiben und damit die Ermessensentschei-
dung der Bewilligungsstelle auszuscheiden, wie z. B.
Schriftliche Antwort bei der Einkommensermittlung für Bauarbeiter. Eine
derartige Verwaltungsbestimmung würde gegen das
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom Gesetz verstoßen und deshalb unwirksam sein. Sie
11. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des erscheint aber nach dem vorher Gesagten auch nicht
Abgeordneten Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) (Druck- notwendig.
sache VI/1525 Frage A 88) :
Da die gleiche Vorschrift auch im noch geltenden
Beabsichtigt die Bundesregierung, für den Unfallkranken
transportdienst einheitliche Rufnummern einzuführen? Wohngeldgesetz vom 1. April 1965 enthalten ist,
nämlich bei erheblich schwankenden Einnahmen bei
Die Deutsche Bundespost beabsichtigt nicht, für der Einkommensermittlung die Einnahmen des letz-
den Unfallkrankentransportdienst einheitliche Ruf- ten Kalenderjahres oder der letzten 12 Monate zu-
nummern einzuführen. Das ist deswegen nicht erfor- grundezulegen, wird nach meinen bei der Anwen-
derlich, weil die Polizeidienststellen alle über den dung des Wohngeldgesetzes gemachten Erfahrungen
bundeseinheitlichen Notruf 110 an sie herangetrage- von den Wohngeld-Bewilligungsstellen entspre-
nen Hilfeersuchen entgegennehmen und die erfor- chend verfahren.
derlichen Maßnahmen einleiten.
Anlage 21 Anlage 22
des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom
10. Dezember 1970 auf die Mündliche Frage des 9. Dezember 1970 auf die Mündlichen Fragen des
Abgeordneten Dasch (CDU/CSU) (Drucksache VI/1525 Abgeordneten Dr. Giulini (CDU/CSU) (Drucksache
FrageA89): VI/1525 Fragen A 90 und 91) :
Wird die Bundesregierung bei den künftigen Ausführungs- Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um zu verhindern,
bestimmungen über Miet- und Lastenbeihilten die Ausführungs- daß bei der Bewilligung von öffentlichen Mitteln zum Bau und
bestimmungen so gestalten, daß Bauarbeiter Verdienstbescheini- Erwerb eines Familienheimes die festgelegte Berechnungsbasis
gungen für ein volles Jahr und nicht nur für ein halbes Jahr durch steigende Lohn- und Gehaltskosten usw. verzerrt wird
vorzulegen haben, da in der Regel diese Verdienstbescheini- und immer weniger Möglichkeiten offenläßt?
gung für die Sommermonate eine andere Beurteilung ergibt als
eine Gesamtjahresbescheinigung, welche auch die verdienst- Wäre die Bundesregierung evtl. bereit, die Berechnungsmoda
schwächeren Wintermonate berücksichtigt? litäten den Gegebenheiten evtl. jährlich neu anzupassen?
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970 4773
Es kann nicht verkannt werden, daß die ungünsti- versagt, die Freigabe des in den Niederlanden be
gen Verhältnisse am Kapitalmarkt wie die einge- schlagnahmten deutschen Vermögens zu verlangen.
tretenen Baukostensteigerungen die Durchführung
sozialer Wohnungsbauten erschwert haben. Neben Trotzdem haben sich die Niederlande in den §§ 5
dem Bund, der seine Mittel insgesamt erheblich er- des deutsch-niederländischen Finanzvertrages vom
höht hat, haben auch die Länder, wie aus ähnlichem 8 . April 1960 bereit erklärt, gewisse, näher um-
Anlaß schon wiederholt in früheren Jahren, ihre schriebene frühere deutsche Vermögenswerte zu-
Förderungsbeträge mehr oder weniger angepaßt, rückzugeben bzw. die Möglichkeit einer Rückgabe
um die Förderung des sozialen Wohnungsbaues zu wohlwollend zu prüfen. Anträge für die Rückgabe
gewährleisten. Die öffentlichen Mittel, die im Rah- solcher Werte waren innerhalb eines Jahres nach In-
men der Vorschriften des § 44 des II. Wohnungs- krafttreten dieses Vertrages von den deutschen Be-
baugesetzes zur Deckung der verbleibenden Finan- troffenen oder ihren Rechtsnachfolgern zu stellen.
zierungslücken einzusetzen sind, müssen leider den Diese Fristen sind längst abgelaufen. Im übrigen be-
eingetretenen Baukostensteigerungen durch Erhö- stätigt Artikel 16 des Finanzvertrages die Verbind-
hung der Kapitalsubventionen oder durch zusätz- lichkeiten der oben genannten Bestimmungen des
liche Aufwendungsbeihilfen im Rahmen des Mög- VI. Teils des Überleitungsvertrages auch für das
lichen folgen. Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und dem Königreich der Niederlande. Die
Wie vorher erwähnt, hat der Bund mit dem lang- Frage nach einem Termin für die Freigabe ist da-
fristigen Wohnungsbauprogramm vom Jahre 1971 mit gegenstandslos.
an außerordentlich hohe Mittel für den sozialen Für die Entschädigung von deutschen Staatsange-
Wohnungsbau bereitgestellt. hörigen, die durch die Feindgesetzgebung der ehe-
Die Förderungssätze werden jedoch gemäß § 43 maligen Kriegsgegner Vermögensverluste erlitten
II. Wohnungsbaugesetz von den für das Wohnungs- haben, ist durch das Reparationsschädengesetz vom
und Siedlungswesen zuständigen obersten Landes- 12. Februar 1969 eine Rechtsgrundlage geschaffen
behörden bestimmt. Die Länder passen, wie ich be- worden. Dieses Gesetz ist seit dem 1. Januar 1969
reits vorher ausführte, die Förderungssätze ständig in Kraft und gilt auch für die in den Niederlanden
an. erlittenen Verluste. Die Frist für die Anträge, die
- beim zuständigen Ausgleichsamt zu stellen sind,
läuft bis zum 31. Dezember 1974.
Anlage 23
sind und dazu beitragen sollen, die Ernährung der Die Bundesregierung hat mit der Regierung der
betroffenen Bevölkerung für einen längeren Zeit- Republik Vietnam vereinbart, das Hospitalschiff
raum zu sichern. Eine erste größere Schiffssendung „Helgoland" aus Vietnam abzuziehen, wenn das im
ist in diesen Tagen in Chittagong bereits einge- Bau befindliche Landkrankenhaus in Da Nang fer-
troffen. tiggestellt ist. Dieses Krankenhaus wird vom Mal-
teser-Hilfsdienst im Auftrag der Bundesregierung
Für die Wiederaufbauphase wird es wesentlich errichtet. Es wird ungefähr die gleiche klinische
darauf ankommen, den Flutgeschädigten bei der Kapazität wie das Hospitalschiff haben. Die Bundes-
Wiederherstellung ihrer Unterkünfte Hilfe zu lei- regierung rechnet damit, daß das Landkrankenhaus
sten. Gleichzeitig wird in die Überlegungen einbe- in Da Nang im Spätherbst 1971 fertiggestellt sein
zogen, Geräte für die Erwerbstätigkeit der betroffe- wird und in Betrieb genommen werden kann.
nen Bevölkerung zu beschaffen (Reisanbau, Fisch-
fang). Genauere Vorstellungen hierüber haben Mit-
glieder des Katastrophenstabes des Bundesministe-
riums des Innern, die in diesen Tagen im Katastro-
phengebiet geweilt haben, bereits entwickelt. Die Anlage 26
Fortsetzung der deutschen Hilfe in diesen Bereichen
Schriftliche Antwort
wird in Kürze mit den deutschen privaten Hilfs-
organisationen abgestimmt werden. des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl
vom 10. Dezember 1970 auf die Schriftlichen Fragen
Wie ich bereits erwähnt habe, werden alle deutschen
des Abgeordneten Wuwer (SPD) (Drucksache VI/1525
Hilfsmaßnahmen für Ostpakistan im Katastrophen-
Fragen B 6 und 7) :
stab meines Hauses koordiniert. Seit dessen Ein-
richtung ist eine deutlich sichtbar gegenseitige Er- Hält die Bundesregierung die gegenwärtige Entlohnung für
ausreichend, um den Gefangenen nach Verbüßung ihrer Strafe
gänzung der einzelnen von privater und öffentlicher eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft ohne materielle
Seite getragenen Hilfsaktionen und damit eine stär- Not zu sichern?
kere Effizienz der deutschen Hilfe feststellbar. So Hat die Bundesregierung die Absicht, auf eine Angleichung
haben bei der Soforthilfe die Bundesregierung und des Arbeitslohnes der Gefangenen an den ortsüblichen Lohn
hinzuwirken?
die Hilfsorganisationen beispielsweise die Lieferung
von Medikamenten und Zelten gemeinsam über- Das gegenwärtige System der Arbeits- und Lei-
nommen; Decken, Bekleidung und Eßgeschirre sind stungsbelohnung im Strafvollzug gewährleistet den
allein von den Hilfsorganisationen, Lebensmittel Strafgefangenen kein ausreichendes Entgelt für ihre
allein von der Bundesregierung zur Verfügung ge- Arbeit. Bundesgesetzliche Vorschriften für diesen
stellt worden. Ein Feldhospital kommt aus Bestän- Bereich bestehen nicht. Die Landesjustizverwaltun-
den des Bundes, ein zweites aus dem Katastrophen- gen haben in den Nrn. 96 und 97 der Dienst- und
lager des Diakonischen Werkes. Den für eine Sofort- Vollzugsordnung bundeseinheitliche Vorschriften
hilfe unabdingbaren Lufttransport der Hilfsgüter hat über das Arbeitsentgelt der Gefangenen und seine
auch für die Hilfsgüter der privaten Organisationen Verwendung erlassen. Hiernach erhält der Gefan-
weitgehend die Bundesluftwaffe durchgeführt. gene eine Arbeitsbelohnung, wenn er leistet, was
von ihm gefordert wird. Außerdem kann der An-
Entsprechend dieser bewährten Zusammenarbeit staltsleiter einem Gefangenen, dessen Arbeitslei-
werden die Hilfsorganisationen und die Bundes- stung besondere Anerkennung verdient, einen Zu-
regierung auch künftig die Hilfe für die Flutgeschä- schlag zur regelmäßigen Arbeitsbelohnung als Lei-
digten Ostpakistans gemeinsam fortführen. stungsbelohnung gewähren. Nach den genannten
Vorschriften hat der Gefangene auf die Arbeits-
Nimmt man die bei der Ostpakistanhilfe sehr
und Leistungsbelohnung keinen Rechtsanspruch.
hohen Flugkosten der Bundesluftwaffe aus, kann
davon ausgegangen werden, daß die Bundesregie- Die Arbeitsbelohnung wird nach Tagessätzen be-
rung bisher insgesamt ca. 5 Millionen DM für die rechnet. Die Landesjustizverwaltungen haben z. T.
Hilfe aufgewandt hat; die Ausgaben aller deutschen voneinander abweichende Belohnungsstufen gebil-
privaten Hilfsorganisationen dürften zwar darunter det, die je nach Art der Arbeit und dem Arbeitsein-
liegen, aber immer noch einen ansehnlichen Betrag satz des Gefangenen die Tagessätze in den meisten
erreichen. Ländern von 0,80 DM bis 1,50 DM festlegen. Für die
Höhe der Leistungsbelohnung gelten in den Ländern
ebenfalls unterschiedliche Regelungen. In einigen
Ländern ist die Leistungsbelohnung auf monatlich
20,— DM begrenzt, in anderen kann einem Gefange-
nen bis zu 40,— DM im Monat als Leistungsbeloh-
Anlage 25 nung angerechnet werden.
haltsberechtigten bestreiten noch wesentlich zur auch für den Fall der Gemeindeverbindungsstraße
Wiedergutmachung eines durch seine Straftat her- Rehweiler/Dürrnbach zu, in dem bereits am 16./17.
beigeführten Schadens oder zur Begleichung anderer Dezember 1970 die Schadensaufnahme stattfinden
Verbindlichkeiten beitragen kann. Es kann nicht an- soll.
genommen werden, daß die durch die geringe Höhe Läßt sich nach der Schadensaufnahme die Höhe
des Entgelts entstehende Behinderung der Eingliede- der Schäden übersehen, so sind die Landesbehörden
rung des Gefangenen durch fürsorgerische Leistun- befugt, in dringlichen Fällen durch Gewährung von
gen der Anstalten oder durch die Leistungen der Vorschüssen auf die zu erwartende Entschädigung
Sozialhilfe hinreichend aufgefangen wird. Günsti- die Vergabe der Wiederherstellungsarbeiten durch
ger gestellt sind nur diejenigen Gefangenen, denen den Baulastträger zu beschleunigen.
ermöglicht wird, zur Vorbereitung ihrer Entlassung
im Rahmen des sogenannten Freiganges ein Ar- Die Wiederherstellungsarbeiten selbst allerdings
beitsverhältnis einzugehen. Ihre Anzahl ist jedoch sind alleinige Sache des geschädigten Baulastträ-
im Verhältnis zur Gesamtzahl der Gefangenen gers; die Bundesregierung und die Entschädigungs-
äußerst gering. behörden des Landes haben darauf keinen Einfluß.
Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache VI/1525 für weitere Gesellschaftsgruppen geöffnet werden
FrageB1): soll. In meinem Hause wird zur Zeit intensiv an
Sind der Bundesregierung die Forderungen des Zentralver- einer entsprechenden Gesetzesvorlage gearbeitet.
bands der Sozialrentner e. V. (Sitz Wermelskirchen, Rhld.) ge-
mäß der Entschließung vom 19. August 1970 bekannt, und wie
stellt sie sich dazu, soweit die Forderungen nicht schon im Re-
gierungsprogramm der Bundesregierung enthalten sind?
dahin gehend verständigt, daß angesichts unserer gendringes zweimal nicht die erforderliche Mehrheit
arbeitsteiligen Wirtschaft ein Anbieter mit Betrieb gefunden.
im Zonenrandgebiet auch dann bevorzugt wird,
wenn er einen Teil seiner Zulieferungen von außer- Eine Ubersicht, ob und ggf. in welcher Höhe die
halb erhält. Es kommt dann darauf an, daß der Auf- Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend öffentliche
trag in der Hauptsache im Zonenrandgebiet gefertigt Mittel über die Landes-, Bezirks- und Kreisjugend-
wird. ringe erhält, liegt nicht vor.
Schriftliche Antwort
Schriftliche Antwort Für die Anschlußstrecke läuft zur Zeit das Plan-
feststellungsverfahren nach §§ 17, 18 Bundesfern-
des Staatssekretärs Dr. von Manger-Koenig vom straßengesetz. Sobald der Plan festgestellt ist, sind
10. Dezember 1970 auf die Schriftliche Frage des die rechtlichen Voraussetzungen für den Beginn der
Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/1525 Bauarbeiten erfüllt. Mittel sind im 1. Fünfjahres-
Frage B 17) : plan (1971 bis 1975) vorgesehen.
In welcher Höhe wird die Jugendorganisation der Deutschen
Kommunistischen Partei, die SDAJ, über den Bundesjugendring
bzw. über die Landes-, Bezirks- und Kreisjugendringe aus
öffentlichen Mitteln gefördert?
Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend ist des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
nicht Mitglied des Deutschen Bundesjugendringes; 9. Dezember 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab-
ihr Antrag auf Aufnahme als Anschlußverband hat geordneten Pieroth (CDU/CSU) (Drucksache VI/1525
in der Vollversammlung des Deutschen Bundesju- FrageB20):
4778 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
Ist der Bundesregierung bekannt, daß der ungenügende Aus- c) Strecken, deren Elektrifizierung vertraglich ver-
bau der B 41 zu erhöhter Gefährdung für die Verkehrsteilneh-
mer, darunter auch viele Schulkinder, führt, und ist die Bundes- einbart worden ist.
regierung bereit, die Bundesstraße 41 deshalb vierspurig aus-
zubauen?
In den Jahren davor umfaßte Punkt c) auch noch
Die Verkehrsverhältnisse auf der B 41 werden Strecken, deren Elektrifizierung geprüft wird. Hier-
laufend verbessert. Fertiggestellt sind die Umge- zu gehörte u. a. die Strecke (Hannover)—Lehrte-
hungsstraßen Kirn und Elchweiler — Burbach, die Braunschweig—Helmstedt. Infolge des Verzichts auf
Ortsdurchfahrt Martinstein, der Abschnitt Nuß- die Wiedergabe von Strecken, deren „Elektrifizie-
baum — Sobernheim sowie Waldböckelheim. Im rung geprüft wird", für die also noch keine vertrag-
Bau sind Idar-Oberstein und Weierbach — Nahbol- lichen Vereinbarungen bestehen, enthält die Elek-
lenbach. Zum Bau vorgesehen sind als nächstes die trifizierungskarte der Bundesbahn seit etwa 6 Jah-
Umgehungsstraße Birkenfeld sowie die Herstellung ren keine Angaben mehr für die genannte Strecke.
der Kriechspuren Weinheimer- und Steinhardter
Stich. Die B 41 wird, wie auch auf den bereits fertig- Zur Sache selbst möchte ich noch folgendes be-
gestellten Strecken, zweispurig ausgebaut. merken: Die Genehmigung des Bundesministers für
Verkehr
- zur Umstellung der Strecke (Hannover)
Lehrte—Braunschweig—Helmstedt ist bereits im Er-
laß vom 17. Oktober 1962 erteilt worden. Die
Strecke ist deswegen seinerzeit auch in die Ver-
kehrswegepläne für das Zonenrandgebiet und die
Anlage 37 Bundesausbaugebiete aufgenommen worden als
einer der Strecken, „deren Elektrifizierung vorgese-
Schriftliche Antwort
hen ist oder geprüft wird".
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
Wie ich Ihnen bereits im Zusammenhang mit der
9. Dezember 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
Fragestunde am 16. Januar 1970 schriftlich mitgeteilt
Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) habe, vertritt das Land Niedersachsen die Auffas-
(Drucksache VI/ 1525 Fragen B 21 und 22) : sung, daß es nicht zu seinen Aufgaben gehöre, sich
Ist die Bundesregierung bereit, die Autobahn-Eckverbindung an der Finanzierung von Elektrifizierungsprogram-
zwischen der HAFRABA (A 10) vom BAB-Dreieck Salzgitter bis men der Deutschen Bundesbahn zu beteiligen. Ohne
zu der Autobahn Berlin—Köln (A 2) nordöstlich von Braun-
schweig mit einem Anschlußstück nach Wolfsburg, für die das Finanzhilfe des Landes ist aber ein ausreichender
Raumordnungsverfahren bereits eingeleitet ist, gemäß der wirt-
schaftlichen Bedeutung dieses Gebietes im Zonengrenzraum in Rationalisierungserfolg für die weniger belastete
ihre Infrastruktur aufzunehmen? Strecke (Hannover)—Lehrte—Braunschweig—Helm-
Kann die Bundesregierung Auskunft darüber geben, warum stedt nicht zu erwarten; die Elektrifizierung mußte
die bisher in allen Übersichtskarten der Deutschen Bundesbahn deshalb vorläufig zurückgestellt werden.
vorgesehene Elektrifizierung der Bundesbahnstrecke Hanno-
ver—Braunschweig—Helmstedt, die nicht nur zu den bedeu-
tendsten Ost-West-Verbindungen, sondern auch zur stärksten
Bahnverkehrsader des Industriedreiecks Braunschweig—Salzgit-
ter—Wolfsburg gehört, im Verkehrsbericht 1970 nicht einmal
mehr in der Planung aufgeführt ist?
schaftlichen Baudurchführung solcher Service-Häu- Frage der Abgeordneten Frau Dr. Walz (CDU CSU)
ser. (Drucksache VI/ 1525 Frage B 25) :
Dabei kommt der Wirtschaftlichkeitsberechnung Wieviel der Mehraufwendungen fur den Ausbau und Neubau
in Form einer eingehenden Kosten-Nutzen-Analyse der Hochschulen wurden im Jahre 1970 bzw. werden voraus-
sichtlich im Jahre 1971 durch Kostensteigerungen auf dem Bau-
eine besondere Bedeutung zu. Die bisherigen Erfah- markt aufgezehrt, und wie hoch sind die Folgekosten, die den
Ländern. durch den verstärkten Ausbau des Hochschulbereichs
rungen haben nämlich gezeigt, daß die gebäude- in diesem Zeitraum entstehen?
planerischen Anforderungen im allgemeinen die
Möglichkeiten der Förderung im Rahmen des öffent-
lich geförderten sozialen Wohnungsbaues überstei-
gen. Damit sind auch die Möglichkeiten einer Durch-
1. Die Ausgaben des Bundes für den Hochschulbau
führung im Rahmen von Versuchs- und Vergleichs-
betrugen 1969 rund 616 Millionen DM und wer-
bauten und Demonstrativmaßnahmen Grenzen ge-
den 1970 um 950 Millionen DM liegen. Die Erhö-
setzt. Gleichwohl bemüht sich die Bundesregierung,
hung macht also 334 Millionen DM (= rund54 %)
im Rahmen von Versuchs- und Vergleichsbauten
aus.
und von Demonstrativmaßnahmen Beispiele für Ser-
vice-Häuser zu realisieren — so im Saarland, in Eine exakte Errechnung der hiervon für Baupreis-
Bremen und in Berlin —, bei denen der Umfang der steigerungen anzusetzenden Teils ist aus folgen-
wohnungsergänzenden Dienstleistungen mit den den Gründen nicht möglich:
jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln in Ein- a) Nur ein Teil der Aufträge, für die aus den
klang zu bringen ist. Bundesmitteln Zahlungen geleistet werden,
ist 1969 vergeben worden, und das auch nicht
notwendig mit der Folge, daß die 1970 zu lei-
stenden Zahlungen in jedem Falle mit einer
Anlage 39 Kostensteigerung belastet werden. Es kommt
hier auf die Vertragsgestaltung im Einzelfall
Schriftliche Antwort
an.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von b) Ein besonderer Baukostenindex für Hoch-
Dohnanyi vom 10. Dezember 1970 auf die Schrift- schulbauten, die zu einem geringeren Teil dem
liche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Walz- (CDU! Tiefbau und ganz überwiegend den verschie-
CSU) (Drucksache VI/1525 Frage B 24) : densten Nutzungszwecken des Hochbaus
Hat die Bundesregierung Vorschläge bereit bzw. sind ihr (beispielsweise eher büroartiger oder eher
Vorschläge bekannt, wie das Defizit von 120 000 Studienplätzen
zu beseitigen ist, das sich — vgl. die 5. Sitzung des Planungs- gewerblicher Nutzung vergleichbar) zuzurech-
ausschusses fur den Hochschulbau am 21. Oktober 1970 unter
Vorsitz von Bundesminister Leussink —aus dem für 1975 zu
nen sind, wird z. Z. von der Informations-
erwartenden Mehrbedarf von 220 000 Studienplätzen einerseits stelle für wirtschaftliches Bauen gemeinsam
und dem Stand der geplanten Hochschulneugründungen mit einer
Kapazität von insgesamt 100 000 neuen Studienplätzen anderer- mit dem Statistischen Bundesamt erarbeitet.
seits ergibt? Daher muß sogar bei pauschalen Angaben zu
Der Bund erfährt die Ausbaupläne der Länder Preissteigerungen auf einen verläßlichen spe-
durch ihre Anmeldungen im Rahmen der Gemein- ziellen Maßstab verzichtet werden.
schaftsaufgabe Hochschulbau. Diese Anmeldungen Es kann-nur auf der Grundlage der allgemeinen
liegen noch nicht vollständig vor. durchschnittlichen Baupreissteigerungen von 1969
Eine erste Auswertung zeigt jedoch, daß die An- auf 1970 in Höhe von rund 18 % ein prozentualer
meldungen an einer Gesamtzahl von etwa 680 000 Anteil an dem Steigerungssatz von rund 54
Studienplätzen für das Jahr 1975 orientiert sein ermittelt werden, der rechnerisch auf Preis-
dürften. Ob die in den Anmeldungen genannten steigerungen entfällt. Dieser Satz würde rund
baulichen Maßnahmen und das geplante Lehr- 23 % betragen, so daß selbst bei der Annahme
personal für eine entsprechende Studentenzahl im eines totalen Durchschlagens der Kostensteige-
Jahre 1975 tatsächlich ausreichen werden, kann erst rung immerhin rund 31 %„echte" Steigerung
eine detaillierte Auswertung der Anmeldebogen er- mit der Folge einer Erweiterung des Bauvolu-
geben. Diese Auswertung ist gegenwärtig beim mens bleiben.
Wissenschaftsrat im Gange.
2. Nach dem augenblicklichen Stand der Informa-
Erst die Auswertung dieser Anmeldebogen wird tionen wird für die nächste Zeit nicht mit einem
ergeben, wie sich die neuen Studienplätze auf be-
nennenswerten weiteren Ansteigen der Bau-
stehende und neue Hochschulen verteilen werden.
preise gerechnet. Es läßt sich also noch nicht
Ich bin gerne bereit, Sie nach Abschluß der Aus-
darstellen, ob und gegebenenfalls in welcher
wertungen von dem Ergebnis zu unterrichten.
Höhe auch ein rechnerischer Anteil von der zu
erwartenden Steigerungsquote der Bundesmittel
für den Hochschulbau von 1970 auf 1971 auf
Baupreissteigerungen entfallen würde.
Anlage 40
Schriftliche Antwort II
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Doh 1. Eine exakte Zahlenbeziehung zwischen Investi-
nanyi vom 8. Dezember 1970 auf die Schriftliche tions- und Folgekosten im Hochschulbau gibt es
4780 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 86. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1970
nicht. Beispielsweise ist zu berücksichtigen, daß 2. Nach einer „Faustregel" wurde lange Zeit an-
bei Ersatzbauten keine neuen Folgekosten ent- genommen, daß die Folgekosten im Hochschul-
stehen, wenn die alten Gebäude abgerissen bereich im Durchschnitt etwa innerhalb von fünf
werden, weil dann alles in allem der neue Bau Jahren jeweils einmal die Höhe der Investitions-
mit Folgekosten an die Stelle des alten tritt. kosten erreichen. Untersuchungen, die eine Prü-
Folgekosten in voller Höhe entstehen bei einem fung dieser Annahme ermöglichen sollen, sind
Neubau, der zu einer echten Kapazitätserweite- z. Z. im Bundesministerium für Bildung und
rung der Hochschule und damit insoweit auch zu Wissenschaft im Gange. Diese Faustregel gilt
Personalneueinstellungen führt. Dazwischen lie- aber, wie gesagt, mit den Einschränkungen zu
gen verschiedene Möglichkeiten, die stichwort- II. Ziff. 1.
artig mit „Nutzerwechsel in Altbauten", „Auf-
gabe von Mietprojekten" und „Bauausweitung 3. Nach einer Schätzung des Bundesministeriums
ohne Kapazitätsausweitung" angedeutet werden für Bildung und Wissenschaft werden sich die
sollen. fortdauernden Ausgaben für den gesamten Hoch-
schulbereich in den Jahren 1970 und 1971 wie
Außerdem ist zu berücksichtigen, daß in einem folgt erhöhen:
bestimmten Zeitraum nicht alle Leistungen zum 1970 um 530 Millionen DM auf 4,76 Mrd. DM
Abschluß neuer Investitionen führen. 1971 um 580 Millionen DM auf 5,34 Mrd. DM.