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D eutscher Bundestag

74. Sitzung

Bonn, Freitag, 16. Oktober 1970

Inhalt:

Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 4091 A Fragen des Abg. Müller (Mülheim) :

Förderung von Sportbegegnungen mit


Fragestunde (Drucksache W1253) Vereinen und Verbänden osteuro-
päischer Staaten
Fragen des Abg. Geisenhofer:
Moersch, Parlamentarischer
Hilfeleistung für die vom Wirbelsturm- Staatssekretär . . . . 4093 D, 4094 B
unglück in Italien betroffenen Deut- Müller (Mülheim) (SPD) . . . . . 4094 A
schen Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 4094 B
Moersch, Parlamentarischer
Staatssekretär 4092 A, B
Fragen des Abg. Dr. Wagner (Trier) :

Fragen des Abg. Matthöfer: Wirtschafts- und Währungsunion der


Europäischen Gemeinschaften und poli-
Eingreifen ausländischer Vertretungen tischer Zusammenschluß Europas
in Arbeitskämpfe in der Bundesrepu- Moersch, Parlamentarischer
blik Deutschland zugunsten der Arbeit- ,Staatssekretär . . 4094 C, D, 4095 A, B
geber
Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) . . 4094 D,
Moersch, Parlamentarischer 4095 B
Staatssekretär 4092 C, D
Fragen des Abg. Rasner:
Matthöfer (SPD) 4092 D
Fertigstellung der Autobahn von Jagel
(Schleswig) bis Ellung (dänische
Fragen des Abg. Meinike (Oberhausen) : Grenze)
Hilfe für die im Exil befindlichen Grie- Börner, Parlamentarischer
chen Staatssekretär 4095 C, D,
4096 A, B, C, D, 4097 B
Moersch, Parlamentarischer
Staatssekretär 4093 A, B, C Rasner (CDU/CSU) . . . 4096 A, B, C, D
Meinike (Oberhausen) (SPD) 4093 A, B, C Unertl (CDU/CSU) . . . . . . . 4097 A
II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Fragen des Abg. Dr. Schneider (Nürn- Fragen der Abg. Dr. Riedl (München),
berg) : Müller (Berlin) und Erhard (Bad Schwal-
bach) :
Überprüfung der gesundheitlichen
Tauglichkeit von Führerscheininhabern Zurückweisung von Postsendungen mit
Börner, Parlamentarischer Berliner Heinemann-Briefmarken durch
Staatssekretär . . 4097 C, D, 4098 B, C die Postverwaltung der DDR und ost-
europäischer Staaten
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 4097 D,
4098 A Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär . 4102 D, 4103 A, B, C, D,
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 4098 B 4104 A, B, C, D, 4105 A, B
Matthöfer (SPD) 4098 C
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 4102 D,
4103 A, 4104 A
Frage des Abg. Seefeld: Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 4103 B,
4104 B
Einheitliche Regelung der Geschwin-
digkeitsbeschränkungen an Autobahn- Müller (Berlin) (CDU/CSU) 4103 D, 4105 A
baustellen
Unertl (CDU/CSU) 4104 B
Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . 4098 D, 4099 A, B Josten (CDU/CSU) 4104 C
Seefeld (SPD) . . . . . . . . . 4099 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 4104 D,
4105 B
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) 4099 B
Fragen des Abg. Dr. Kempfler:
Fragen des Abg. Meister:
Nutzung von Tiefbauwerken der Kom-
Bau des Rhein-Rohne-Kanals munen als öffentliche Schutzräume
Börner, Parlamentarischer Dorn, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . 4099 C, D, 4100 A Staatssekretär 4105 C, D,
4106 A, B, C, D
Meister (CDU/CSU) . . 4099 D, 4100 A
Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . . . 4105 D,
4106 A, B
Fragen des Abg. Mursch (Soltau-Harburg) :
Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4106 C
Haushaltsmittel für den Bau von Bun-
Unertl (CDU/CSU) . . . . . . . 4106 C
desfernstraßen
Börner, Parlamentarischer
Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 4106 D
Staatssekretär . . . . . 4100 B, C, D,
4101 A, B
Anlagen
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU)
4100 C, D,
4101 A Anlage 1

Maucher (CDU/CSU) 4101 A Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 4107 A

Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 4101 B


Anlage 2
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Dr. Gleissner:
Frage des Abg. Porzner betr. die Defini-
tion eines Entwicklungslandes . . . . 4107 C
Abgase der Kraftfahrzeuge
Börner, Parlamentarischer Anlage 3
Staatssekretär 4101 C, D,
4102 A, B, C Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Lemmrich betr. Aus-
Meister (CDU/CSU) . . . . . . 4101 D gaben für Bundesfernstraßen in Bayern 4107 D
Dr. Gruhl (CDU/CSU) . . . . . . 4102 A
Anlage 4
Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 4102 A
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . 4102 B
Frage des Abg. Lemmrich betr. die Stei-
Seefeld (SPD) 4102 C gerungsrate beim Bundesfernstraßenbau 4107 D
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 III

Anlage 5 Anlage 15
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Baier betr. Bestimmun- Frage des Abg. Dr. Gruhl betr. den Bau
gen über Fahrpreisermäßigung für kin- der ersten Phase einer Abwasserleitung
derreiche Familien 4108 A in die Ems durch die Niederlande . . . 4111 B

Anlage 6 Anlagen 16 und 17


Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antworten auf die Mündli-
Frage des Abg. von Thadden betr. Infor- chen Fragen des Abg. Sander betr. zu-
mationsmaterial für Mitglieder diploma- sätzliche Versicherung für Helfer im
tischer Vertretungen der Bundesrepublik Katastrophenschutz . . . . 4111 C, 4112 A
Deutschland in Latein-Amerika . . . • 4108 B
Anlage 18
Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Fragen des Abg. Wagner (Günzburg) betr.
Frage des Abg. von Thadden betr. Han- ÄmterbwungiöflcheDst412B
delsvertretung in der Republik China
(Taiwan) 4108 C Anlage 19
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Anlage 8 Frage des Abg. Dr. Fuchs betr. die Be-
Schriftliche Antwort auf die Mündliche handlung seiner Frage über die Sonder-
Frage des Abg. Dr. Wichert betr. grie- abschreibungen Grenzland in den Finanz-
chische Hochschullehrer . . . . . . . 4108 D nachrichten des Bundesministeriums der
Finanzen Nr. 246 . . . . . . . . . 4112 D
Anlage 9
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anlage 20
Fragen des Abg. Engholm betr. den Schul- Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
inspektor der Griechischen Botschaft . . 4109 B Fragen des Abg. Engelsberger betr. Mel-
dungen über die Beschäftigung von Ver-
Anlage 10 tretern des DGB, der DAG und des Bun-
des Deutscher Steuerbeamter im Bundes-
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen finanzministerium zur Vorbereitung der
Fragen des Abg. Dr. Sperling betr. das Steuerreform 4113 B
Assoziierungsabkommen zwischen der
EWG und Griechenland . . . . . . . 4109 C
Anlage 21
Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Weigl betr. Meldungen
Schriftliche Antwort auf die Mündliche über die Bezahlung von bei den US-Sta-
Frage des Abg. Krockert betr. die bilate- tionierungsstreitkräften beschäftigten
ralen Beziehungen zu Griechenland . . 4110 A deutschen Arbeitnehmern aus Haushalts-
mitteln des Bundes . . . . . . . . 4113 C
Anlage 12
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anlage 22
Frage des Abg. Folger betr. Haushalts-
mittel für den Ausbau der Hütten des Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Deutschen Alpenvereins in Österreich . . 4110 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) betr.
Entwicklung der Preise für Baustahl . . 4113 D
Anlage 13
Anlage 23
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Wohlrabe betr. Ruhe- Schriftliche Antwort auf die Mündliche
standsbezüge von Abgeordneten des Frage des Abg. Leicht betr. den Anteil der
Bundestages oder der Länderparlamente Relation zwischen Ausfuhr- und Einfuhr-
neben deren Bezügen aus Tätigkeiten in preisen an der Preisrate des Sozialpro-
den Regierungen 4110 D dukts 4114 A

Anlage 14 Anlage 24
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Frage des Abg. Peiter betr. Errichtung Fragen des Abg. Härzschel betr. die Ein-
eines zentralen Instituts für Verbrechens- schaltpreise für Werbespots im Fern-
verhütung 4111 A sehen 4114 B
IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Anlage 25 Anlage 34

Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Fragen des Abg. Glüsing (Dithmarschen) Frage des Abg. Zebisch betr. Maßnah-
betr. Preisentwicklung auf den Schlacht- men zur Eingliederung ausländischer
viehmärkten 4114 D Arbeitnehmer 4118 A

Anlage 35
Anlage 26
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Fragen des Abg. Hansen betr. Schulen
Frage des Abg. Dasch betr. Anrechnung für Kinder griechischer Gastarbeiter . . 4118 C
außerbetrieblicher Einkommen bei der
Durchführung des Förderungsprogramms
Anlage 36
für die Landwirtschaft 4115 B
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Wende betr. Prüfung der
Anlage 27 Texte griechischer Schulbücher . . . . 4118 D
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Dr. Ahrens betr. Bun-
desmittel für die Gewährung von Prä-
mien zur Förderung der langfristigen Ver- Anlage 37
pachtung landwirtschaftlicher Betriebe . 4115 C
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Dr. Rutschke betr. den
Anlage 28 Gebrauch der deutschen Muttersprache
Schriftliche Antwort auf die Mündliche in den deutschen Ostgebieten und die
Frage des Abg. Dr. Früh betr. die Alters- Betreuung der dort verbliebenen Deut-
grenze für den Bezug der Landabgabe- schen von der Bundesrepublik Deutsch-
rente nach dem Gesetz über eine Alters- land her 4119 B
hilfe für Landwirte -
4116 A
Anlage 38
Anlage 29 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Engelsberger betr. die
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Wirkung der Unterzeichnung des Mos-
Frage des Abg. Pieroth betr. Sonderge- kauer Vertrages auf die Assoziierung
nehmigungen zum gemeinsamen Einschla- Österreichs an die EWG 4119 C
gen von überschüssigem Obst in Abfin-
dungsbrennereien . . . . . . . . . 4116 B
Anlage 39
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Anlage 30 Fragen des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhau-
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen sen betr. die Anwendung von § 1 der
Fragen des Abg. Bittelmann betr. Dyna- Verordnung zur Regelung von Staatsan-
misierung der Altershilfe für Landwirte . 4116 D gehörigkeitsfragen vom 20. Januar 1942
auf Ehepartner, die aus beruflichen und
anderen Gründen ihren Wohnsitz nicht
Anlage 31 in die Bundesrepublik Deutschland ver-
legen können 4119 D
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Dröscher betr. Erlaß der
Rechtsverordnung nach § 21 des Berufs- Anlage 40
bildungsgesetzes . . . . . . . . . 4117 A Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Baier betr. Einstellung
von Schülern mit Sonderschulabschluß in
Anlage 32
die Laufbahn des einfachen Dienstes . . 4120 B
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Maucher betr. Bräute- Anlage 41
versorgung nach dem Bundesversorgungs-
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
gesetz 4117 B
Fragen des Abg. Biechele betr. Hilfsmaß-
nahmen für Jordanien . . . . . . . 4120 D
Anlage 33
Anlage 42
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Zebisch betr. Arbeitsun- Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
fälle von ausländischen Arbeitnehmern Fragen des Abg. Säckl betr. Zusammen
durch Sprachschwierigkeiten . . . . 4117 C arbeit zwischen der deutschen Polizei und
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der amerikanischen Kriminalpolizei bei Anlage 51


der Aufklärung des Mordes an dem fran- Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
zösischen Staatsangehörigen André Redon 4121 C Frage des Abg. Dr. Rinsche betr. Bericht
über die Lage der ausländischen Arbeit-
Anlage 43 nehmer in der Bundesrepublik Deutsch-
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen land 4125 C
Fragen des Abg. Dr. Müller-Emmert betr.
Berücksichtigung des Sports bei der Re- Anlage 52
sozialisierung der Strafgefangenen . . . 4121 D Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Pohlmann betr. Unfall-
Anlage 44 versicherung für nicht erwerbstätige
Hausfrauen 4125 D
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Blumenfeld betr. Aner-
kennung von Aufwendungen für Besuchs- Anlage 53
reisen zu Angehörigen in die DDR oder Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
nach Ost-Berlin als außergewöhnliche Be- Frage des Abg. Weigl betr. die Organi-
lastung nach dem Einkommensteuergesetz 4122 B sationsstruktur der Krankenversiche-
rungsträger in der Landwirtschaft . . . 4126 B
Anlage 45
Anlage 54
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Vogt betr. Erhebung des Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Konjunkturzuschlages für das Jahr 1969 Frage des Abg. Meinike (Oberhausen)
betreffende Zahlungen nach dem Einkom- betr. Förderungswürdigkeit der Bildungs-
mensteuergesetz 4122 D arbeit der DGB-Jugend . . . . . . . 4126 C

Anlage 46 Anlage 55
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Offergeld betr. Ausbau
Frage des Abg. Dröscher betr. Verluste der Bundesstraße 34 in Rheinfelden . . 4127 A
der Sparer durch die Teuerung . . . . 4123 A
Anlage 56
Anlage 47
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Frage des Abg. Brandt (Grolsheim) betr
Fragen des Abg. Kiechle betr. Mittel für Mittel für den Bau der Rheinbrücke bei
den Straßenbau im Allgäu . . . . . . 4123 C Geisenheim 4127 B

Anlage 48 Anlage 57

Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Dr. Jobst betr. Verschul- Fragen des Abg. Röhner betr. das Stra-
dung der öffentlichen Haushalte, der in- ßenbauamt Bamberg 4127 C
ländischen Wirtschaft und der Woh-
nungswirtschaft . . . . . . . . . . 4123 D Anlage 58
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Anlage 49 Fragen des Abg. Storm betr. Anträge auf
Errichtung eines Fernsprechanschlusses
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche im Bereich der Oberpostdirektion Kiel
Frage des Abg. Weigl betr. Unfallrente und im Bereich des Fernamtes Oldenburg
für Schüler und Studenten 4124 C in Holstein im Ortsnetz Heiligenhafen . 4127 D

Anlage 50 Anlage 59
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Niegel betr. die Aussage Frage des Abg. Dr. Rinsche betr. Einset-
des Vizepräsidenten Mansholt über Ein- zung von Gastarbeitern für die Entwick-
kommen und Preise in der Landwirtschaft 4125 A lung ihrer Heimatländer 4128 D
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4091

74. Sitzung

Bonn, den 16. Oktober 1970

Stenographischer Bericht dere in bezug auf die Festsetzung und Anderung der gemein-
samen Qualitätsnormen für Obst und Gemüse
— Drucksache VI/1257 —
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Beginn: 9.00 Uhr Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat

Verordnung des Rates zur Festsetzung des Grundpreises und


Vizepräsident Frau Funcke: Die Sitzung ist der Standardqualität für geschlachtete Schweine für die Zeit
vom 1. November 1970 bis zum 31. Oktober 1971
eröffnet.
— Drucksache VI/1258 —
Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht der endgültigen Beschlußfassung im Rat
aufgenommen:
Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung Nr.
Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministers für 213/67/EWG des Rates zur Festsetzung des Verzeichnisses der
Wirtschaft hat am 12. Oktober 1970 die Kleine Anfrage der repräsentativen Märkte für den Schweinefleischsektor in der
Abgeordneten Dr. Burgbacher, Dr. von Bismarck, Dr. Giulini, Gemeinschaft
Dr. Warnke und Genossen betr, Stufenplan der EWG-Kommis-
sion für die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion — Drucksache VI/1259 —
— Drucksache VI/1188 — beantwortet. Sein Schreiben ist als
Drucksache VI/1273 verteilt. - überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Auswärtigen hat am 12. Oktober 1970 die Kleine Anfrage der
Abgeordneten Dr. Birrenbach, Dr. Bach, Dr, Kliesing (Honnef), Verordnung des Rates zur Ä nderung der Verordnung (EWG)
Dr. Marx (Kaiserslautern), Freiherr von und zu Guttenberg und Nr. 447/68 zur Festlegung der allgemeinen Regeln für Inter-
der Fraktion der CDU/CSU betr. Moskauer Vertrag — Druck- ventionen durch den Kauf von Zucker
sache VI/1199 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache — Drucksache VI/1260 —
VI/1281 verteilt.
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
des Bundestages vom 25. Juni 1959 die nachstehenden Vorlagen der endgültigen Beschlußfassung im Rat
überwiesen:
Verordnung des Rates zur Festsetzung der Richtpreise und
EWG-Vorlagen des Interventionspreises für Olivenöl für das Wirtschaftsjahr
1970/1971
Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung Nr.
371/67/EWG des Rates zur Festsetzung der Erstattung bei der — Drucksache VI/1261 —
Erzeugung von Getreide- und Kartoffelstärke und Quellmehl
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
— Drucksache VI/1247 — Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Einziger Punkt der Tagesordnung:
Richtlinie des Rates über die durch die Mitgliedstaaten
durchzuführenden Erhebungen auf dem Gebiet des Produk-
tionspotentials der Baumobstanlagen Fragestunde
— Drucksache VI/1248 — — Drucksache VI/1253 —
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bun-
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
desministers der Finanzen. Alle Fragesteller haben
Verordnung des Rates über den Abschluß des Abkommens um schriftliche Beantwortung gebeten. Die Ant-
zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft und Malta und die zu seiner Durch- worten werden als Anlagen abgedruckt. Das gleiche
führung zu treffenden Maßnahmen
gilt für die Frage 75 des Herrn Pieroth, die ur-
Verordnung des Rates über die im Abkommen zur Gründung sprünglich vom Bundesminister für Ernährung,
einer Assoziation zwischen der Europäischen Wirtschafts-
gemeinschaft und Malta vorgesehenen Schutzmaßnahmen Landwirtschaft und Forsten beantwortet werden
— Drucksache VI/1249 — sollte. Auch hier wird die Antwort des Bundesmini-
überwiesen an den Ausschuß für Wirtschaft (federführend), Aus- sters der Finanzen als Anlage abgedruckt.
schuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Auswärtigen Ausschuß
mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der end- Wir kommen dann zu dem Geschäftsbereich des
gültigen Beschlußfassung im Rat
Auswärtigen Amts, zunächst zu der Frage 22 des
Richtlinie des Rates über die Finanzierung von Werbemaß- Abgeordneten Dr. Häfele. Der Fragesteller hat um
nahmen für lebende Pflanzen und Waren des Blumenhandels
— Drucksache VI/1250 —
schriftliche Beantwortung gebeten. Die Antwort
wird als Anlage abgedruckt.
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat Dann die Frage 23 des Herrn Abgeordneten von
Thadden. Herr von Thadden ist nicht im Saal. Die
Verordnung des Rates zur Anderung der Verordnung Nr. 23
und der Verordnung Nr. 158/66/EWG des Rates, insbeson Frage wird schriftlich beantwortet und als Anlage
4092 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Vizepräsident Frau Funcke


zum Sitzungsbericht abgedruckt. Das gleiche gilt für Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz -

die Frage 24 des Herrn Abgeordneten von Thadden. frage.


Frage 25 des Herrn Abgeordneten Geisenhofer: Die Frage 27 des Abgeordneten Dr. Wichert so-
Wie stellt sich die Bundesregierung zu den Informationen, daß
wie die Fragen 28 und 29 des Abgeordneten Eng-
bei den 91 überlebenden Deutschen der Wirbelsturmkatastrophe holm werden auf Wunsch der Fragesteller schriftlich
von Ca'Savio (Italien) Enttäuschung darüber herrscht, daß die
Bundesregierung praktisch keine Hilfeleistung gewährte und dem beantwortet. Die Antworten werden als Anlage ab-
zuständigen Deutschen Generalkonsulat in Italien nur einen klei- gedruckt.
nen Geldbetrag, und zudem noch viel zu spät, übermittelte?

Bitte schön, Herr Parlamentarischer Staatssekre- Wir kommen zur Frage 30 des Herrn Abgeord-
tär Moersch! neten Matthöfer:
Hält es die Bundesregierung für eine Aufgabe ausländischer
Vertretungen, insbesondere auch solcher aus Ländern mit undemo-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim kratischen Regierungssystemen, in denen es keine freien Ge-
werkschaftsbewegungen gibt, zugunsten der Arbeitgeber in Ar-
Bundesminister des Auswärtigen: Das Deutsche beitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland einzugreifen?
Generalkonsulat in Mailand hat an eine Reihe
der vom Wirbelsturmunglück in Ca'Savio in Italien Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
betroffenen Deutschen zur Behebung der ersten Not Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
einen kleinen Barbetrag als Zuschuß gezahlt. Ferner neter, nach Art. 41 des Wiener Übereinkommens
wurde einem verletzten Ehepaar, das bei dem Un- vom 18. April 1961 über diplomatische Beziehungen
glück ein Kind verloren hat, die Flugreise nach Ber- und nach Art. 55 des Wiener Übereinkommens vom
lin ermöglicht. Der Bundesregierung ist nicht be- 24. April 1963 über konsularische Beziehungen, die
kannt, daß die Geschädigten in eine Notlage gera- einen Grundsatz des allgemeinen Völkerrechts fest-
ten sind, die von den zuständigen italienischen Be- legen, sind diplomatische und konsularische Ver-
hörden im Rahmen des europäischen Fürsorgeab- treter verpflichtet, sich nicht in die inneren Ange-
kommens sowie vom Generalkonsulat in Mailand legenheiten des Empfangsstaates einzumischen. Eine
im Rahmen der geltenden Instruktionen des Aus- solche Einmischung würde der Eingriff einer aus-
wärtigen Amtes nicht behoben worden wäre oder ländischen Vertretung in Arbeitskämpfe in der Bun-
erforderlichenfalls hätte behoben werden können. desrepublik darstellen. Er wäre also unzulässig.
Das Generalkonsulat Mailand hätte insbesondere
in eigener Zuständigkeit nach § 26 des Konsular-
gesetzes mit Darlehen helfen können. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage,
bitte schön!
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Frage, Herr
Abgeordneter? Matthöfer (SPD) : Herr Staatssekretär, sieht die
Bundesregierung eine Möglichkeit, die Arbeitgeber-
verbände darauf hinzuweisen, daß sie diesen Aspekt
Geisenhofer (CDU/CSU) : Nein. Die Frage 26
in Zukunft bei ihren Rundschreiben berücksichtigen,
bitte!
damit nicht von einzelnen Arbeitgebern die auslän-
dischen Vertretungen in unserem Lande mit Bitten,
Vizepräsident Frau Funcke: Ja, dann rufe ich denen sie nach internationalem Recht gar nicht nach-
auch die Frage 26 auf: kommen können, in Verlegenheit gebracht werden?
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um den inzwischen
in verschiedenen deutschen Krankenhäusern (München, Kassel,
Ravensburg, Simmerath und Stuttgart) aufgenommenen Verletz-
ten zu helfen, da die Krankenkassen und die zuständigen Ver- Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
sicherungen bei ca. 50 Betroffenen nicht in der Lage sind, Zweit- Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
krankentransporte zu finanzieren sowie verlorenes Eigentum zu
ersetzen? neter, ich gehe davon aus, daß die Antwort, die ich
Bitte schön! Ihnen soeben gegeben habe, von den angesproche-
nen Verbänden und Betroffenen zur Kenntnis ge-
nommen werden wird.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie-
rung hat keinen Einfluß auf eine etwaige Verle- Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
gung von Verletzten in andere innerdeutsche Kran- Zusatzfrage. — Ich rufe die Frage 31 des Herrn Ab-
kenhäuser. Die gesetzlichen Krankenversicherungen geordneten Matthöfer auf:
sind gehalten, derartige Verlegungen zu finanzieren, Wie beurteilt die Bundesregierung die Empfehlung des Ge-
wenn sie ärztlicherseits für erforderlich gehalten samtverbandes der metallindustriellen Arbeitgeberverbände vom
Juli 1970, die diesem Verband angeschlossenen Firmen sollten
werden. Inwieweit private Krankenversicherungen bei Arbeitsniederlegungen auch Vertreter ausländischer Bot-
schaften hinzuziehen, da diese in der Regel einen mäßigenden
derartige Verlegungen von einem Krankenhaus in Einfluß auf ihre Landsleute ausübten?
ein anderes übernehmen, richtet sich nach dem je-
weiligen Versicherungsvertrag.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Für eine Erstattung verlorenen oder beschädig- Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort
ten Privateigentums aus öffentlichen Mitteln besteht lautet wie folgt. Der Arbeitsattaché ist zwar dazu
keine Rechtsgrundlage. Hier wird davon ausgegan- da, sich der Probleme seiner Landsleute anzuneh-
gen, daß keine Vermögensverluste eingetreten sind, men, es ist aber nach dem eben Gesagten nicht zu
die bei dem Geschädigten zu extremer Hilfsbedürf- erwarten, daß er sich, wenn es um Arbeitskämpfe
tigkeit und damit zur Anwendbarkeit des Bundes- geht, einschalten wird, gleichgültig, ob er aufgefor-
sozialhilfegesetzes geführt haben. dert wird oder nicht.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4093

Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- Meinike (Oberhausen) (SPD) : Ist Ihnen bekannt,
frage. daß diese Frage von den deutschen Vertretern in
Ich rufe die Frage 32 des Herrn Abgeordneten der Beratenden Versammlung erneut angesprochen
Meinike (Oberhausen) auf: werden soll, und wäre die Bundesregierung gegebe-
nenfalls bereit, ihren Standpunkt im Ministerrat
Trifft es zu, daß der Vertreter der Bundesregierung im Mini-
sterkomitee des Europarates gegen Punkt VII der Ziffer 6 der zu überdenken und zu überprüfen?
Empfehlung Nr. 602 (1970) der Beratenden Versammlung des
Europarates gestimmt hat, der die Errichtung eines mit 100 000
Dollar ausgestatteten Hilfsfonds für die gegenwärtig im Exil
befindlichen Griechen vorsah, und wenn ja, welche Gründe
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
waren dafür maßgebend? Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie-
rung geht davon aus, daß ihr eingenommener Stand-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim punkt — ich habe die Unterlagen hierzu genau ge-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord- prüft — im Sinne der Betroffenen wohlbegründet ist.
neter, ich darf vielleicht die beiden Fragen im Zu- Herr Abgeordneter, wenn Sie es wünschen, besteht
sammenhang beantworten, wenn Sie einverstanden sicher Gelegenheit, die Vertreter, die im Europarat
sind. als Abgeordnete erneut vorstellig werden wollen,
über die Überlegungen der einzelnen Regierungen,
Meinike (Oberhausen) (SPD) : Ja. nicht nur der Bundesregierung, genauer ins Bild zu
setzen, als es hier möglich ist.
Vizepräsident Frau Funcke: Dann rufe ich
auch noch die Frage 33 des Herrn Abgeordneten Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Meinike (Oberhausen) auf: frage.
Wenn nein, durch welche anderen Regierungsvertreter kam die
Einstimmigkeit nicht zustande? Die Fragen 34 und 35 des Abgeordneten Dr. Sper-
ling sowie die Frage 36 des Abgeordneten Krockert
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim werden auf Wunsch der Fragesteller schriftlich be-
Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort des antwortet. Die Antworten werden als Anlagen zum.
Ministerkomitees auf die Empfehlung 602 der Be- Sitzungsbericht abgedruckt.
ratenden Versammlung ist — bei Enthaltung von Ich rufe die Frage 37 des Abgeordneten Müller
drei Staaten — einstimmig beschlossen worden. (Mülheim) auf:
Die Vorschläge I bis VI der Ziffer 6 der Empfeh-
Wie beurteilt die Bundesregierung Möglichkeiten einer baldi-
lung, die substantielle Hilfs- und Unterstützungs- gen Ausweitung der Sportbeziehungen zwischen Sportvereinen
maßnahmen für die Exilgriechen vorsehen, wurden und Sportverbänden der Bundesrepublik Deutschland und sol-
chen osteuropäischer Staaten?
bekanntlich mit einer zustimmenden Stellungnahme
an die Regierungen weitergeleitet. Davon abge- Bitte schön, Herr Staatssekretär!
sehen war das Ministerkomitee jedoch einhellig der
Meinung, daß die einzelnen Mitgliedsregierungen Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
besser und schneller in der Lage seien, den griechi- Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
schen Flüchtlingen weitere finanzielle Hilfen im neter, die Bundesregierung rechnet damit, daß sich
Sinne der Ziffer VII zukommen zu lassen. Die Ein- die Sportbeziehungen zwischen Sportvereinen und
schaltung einer internationalen Organisation er- Sportverbänden der Bundesrepublik Deutschland
schien dem Ministerkomitee wenig sinnvoll. und solchen aus osteuropäischen Staaten verstär-
ken werden. Diese Annahme stützt sich auf die Ent-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage wicklung der letzten Jahre, insbesondere auf das
des Herrn Abgeordneten Meinike. beiderseits spürbare Interesse am Leistungsver-
gleich und an der Gelegenheit, mittels des Sports
Meinike (Oberhausen) (SPD) : Herr Staatssekre- einen Eindruck vom anderen Land zu erhalten. Hinzu
tär, ist Ihnen bekannt, daß sich in der Beratenden kommt die jetzt schon merkliche Anziehungskraft
Versammlung insbesondere die deutschen Ver- der Olympischen Spiele in München 1972.
treter ausdrücklich für diesen Fonds ausgesprochen Ich möchte noch darauf verweisen, daß das Aus-
haben? wärtige Amt diese und die folgende Frage in Über-
einstimmung mit dem Bundesminister des Innern
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim beantwortet, weil hier zwei Ministerien in ihrer Zu-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord- ständigkeit angesprochen sind.
neter, es ist mir bekannt, aber die Erwägungen im
Ministerkomitee, einen anderen Weg zu wählen,
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
waren nach. unserer Auffassung wohlbegründet. Sie
frage. — Ich rufe die Frage 38 des Herrn Abgeord-
sehen an der Tatsache, daß sich nur drei Staaten der
neten Müller (Mülheim) auf:
Stimme enthalten haben, und zwar kleinere Staaten,
Kann aus der erstmaligen Bereitstellung von Förderungsmit-
und alle anderen einhellig votiert haben, daß die teln für Sportbegegnungen mit osteuropäischen Staaten in Höhe
Erörterungen der Sachlage zu diesem Verfahren ge- von 200 000 DM gefolgert werden, daß in absehbarer Zeit in
verstärktem Umfang sportliche Begegnungen auf der Vereins-
führt haben, das sicherlich im Interesse der Betrof- und Verbandsebene zu erwarten sind?
fenen liegt.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Bundesminister des Auswärtigen: Schon im Bundes-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Meinike. haushalt 1970 sind 200 000 DM zur Förderung von
4094 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Parlamentarischer Staatssekretär Moersch


der siebziger Jahre bemüht sein sollen, während der politische
Sportbegegnungen mit osteuropäischen Staaten be- Zusammenschluß sich erst für die Jahre nach 1980 abzuzeichnen
reitgestellt worden; der gleiche Betrag ist für 1971 beginnt?
vorgesehen. Infolge der durch diese Mittel ermög-
lichten Förderung konnten 1970 wesentlich mehr Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
sportliche Begegnungen in der Bundesrepublik Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeordne-
Deutschland und in Osteuropa stattfinden als zuvor. ter, die Frage wird wie folgt beantwortet. Die Bun-
desregierung hat seit ihrem Bestehen — und gerade
Die Bundesregierung mißt diesen Kontakten zu
wieder auch in jüngster Zeit — den Standpunkt ver-
Osteuropa im Sportbereich große Bedeutung bei, da
treten und konsequent danach gehandelt, daß der
hier eine Möglichkeit menschlicher Erfahrung und
politische Zusammenschluß Europas so schnell wie
Orientierung mit der Chance des Abbaus von
möglich vorangetrieben werden muß. Die ins Auge
Klischeevorstellungen und mit der Chance des
gefaßte Wirtschafts- und Währungsunion der Euro-
Entstehens gegenseitiger Wertschätzung gegeben
päischen Gemeinschaften beinhaltet — auch im in-
ist. Die Förderung der Kontakte wird deshalb auch
stitutionellen Bereich — wesentliche politische Ele-
nicht auf den Bereich des Spitzensports beschränkt.
mente. Damit stellt sie Etappe und Teil des politi-
Eine Intensivierung der sportlichen Begegnungen schen Zusammenschlusses dar. Dieser muß natürlich
ist zu erhoffen. Die Bundesregierung wird bemüht auch das weite Gebiet der eigentlichen Außenpolitik
sein, durch gezielte Förderung dazu beizutragen und einschließlich der Sicherheitspolitik einbeziehen.
nach Möglichkeit auch höhere Mittel dafür einzu- Darauf zielen z. B. unsere Bemühungen im Hinblick
setzen. auf die außenpolitische Zusammenarbeit gemäß Zif-
fer 15 des Haager Kommuniqués. Ein solcher Ent-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage wicklungsprozeß, dessen Tempo übrigens nicht
des Herrn Abgeordneten Müller (Mülheim). allein durch den deutschen Partner bestimmt wer-
den kann, soll nach Auffassung der Bundesregierung
in einen europäischen Bundesstaat einmünden. Die-
Müller (Mülheim) (SPD) : Herr Staatssekretär, sen von der Sache her notwendigerweise länger-
gehe ich fehl in der Annahme, daß der Partner, der fristigen Prozeß hatte Bundesminister Schmidt im
hier gebraucht wird, oder die Partner in den ost- Auge, als er am 29. September im „Bulletin" schrieb
europäischen Staaten auch mehr Bereitschaft zu sol- — es war übrigens eine Übersetzung aus „Foreign
chen Begegnungen erkennen lassen, als das vor- Affairs", wie Sie wissen —, daß der politische Zu-
übergehend in der Vergangenheit der Fall war? sammenschluß sich für die Jahre nach 1980 abzu-
zeichnen beginne.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister des Auswärtigen: Sie können davon
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage?
ausgehen, daß das so ist. — Keine Zusatzfrage.

Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage? Dann rufe ich die Frage 61 auf:
Glaubt die Bundesregierung, daß die mit der Herstellung der
— Bitte schön, Herr Abgeordneter! Wirtschafts- und Währungsunion verbundenen gewaltigen Pro-
bleme gelöst werden können, wenn nicht parallel zur Entwick-
lung im wirtschaftspolitischen Bereich ein Zusammenschluß
Dr. Jenninger (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Westeuropas zu einer insgesamt handlungsfähigen politischen
Einheit erfolgt?
die Frage lautete, inwieweit auch Förderungen auf
Vereinsebene möglich sind. Sind die Mittel, die vom
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesinnenministerium zur Verfügung gestellt Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort auf
worden sind, auch für solche Begegnungen auf Ver- die Frage 61 lautet wie folgt. Die Bundesregierung
einsebene geplant oder ausreichend? glaubt in der Tat — das ergibt sich bereits aus
meiner soeben gegebenen Antwort —, daß die end-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim gültige Lösung der mit der Wirtschafts- und Wäh-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeordne- rungsunion verbundenen Probleme mit einem Zu-
ter, ich bin nicht in der Lage, da hier das Innen- sammenschluß Westeuropas zu einer — wie Sie
ministerium unmittelbar angesprochen ist, diese sagen — „insgesamt handlungsfähigen politischen
Frage zu beantworten. Ich gehe davon aus, daß bei Einheit" Hand in Hand gehen muß. Sie setzt sich
den Haushaltsberatungen diese Frage zuständig- mit allen Kräften dafür ein, dieses Ziel so bald wie
keitshalber durch einen entsprechenden Vermerk möglich zu erreichen. Dazu sind — angesichts der
geklärt werden sollte. bekannten Schwierigkeiten, wie sie uns allen aus
der Zeit vor der Haager Konferenz geläufig sind und
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- wie sie Bundesminister Schmidt in seinem Artikel
frage. anspricht — nicht zuletzt Geduld und Zähigkeit not-
wendig.
Ich rufe die Frage 60 des Herrn Abgeordneten Dr.
Wagner (Trier) auf, die an den Bundesminister für
Wirtschaft gerichtet war, aber in den Geschäfts- Vizepräsident Frau Funcke: Bitte schön, eine
Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Wagner.
bereich des Auswärtigen Amts gehört:
Teilt die Bundesregierung die aus dem Bulletin vom 29. Sep-
tember 1970 ersichtliche Auffassung des Bundesministers der Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) : Herr Staats-
Verteidigung, daß die Staaten des Gemeinsamen Marktes um die
Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion bis zum Ende sekretär, teilt die Bundesregierung die Auffassung,
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4095
Dr. Wagner (Trier)
daß sich das parallele Verlaufen des wirtschafts- Problems der Sache möglicherweise nicht nützen
politischen Zusammenschlusses und des eigentlich würde. Jedenfalls entspricht das den Erfahrungen
politischen Zusammenschlusses auch dadurch aus- vergangener Jahre.
zeichnen muß, daß eine gewisse Harmonisierung er-
reicht wird, daß also nicht eine perfekte Wirtschafts- Vizepräsident Frau Funcke: Keine weiteren
und Währungsunion herbeigeführt werden kann,. Zusatzfragen. — Wir sind mit den Fragen zum Ge-
während der politische Zusammenschluß bei sehr schäftsbereich des Außenministeriums am Ende. Ich
lockeren und unverbindlichen Konsultationen be- danke dem Herrn Staatssekretär.
harrt?
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäfts-
bereich des Bundesministers für Verkehr und für
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim das Post- und Fernmeldewesen. Die Fragen 5, 6
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
und 7 werden schriftlich beantwortet. Die Antworten
neter, diese Konsultationen, die ja nun in ihrer For-
werden als Anlagen abgedruckt.
malisierung am 27. Oktober auf Grund des Werner-
Berichts im Ministerrat behandelt werden, sind Ich rufe die Frage 8 des Abgeordneten Rasner auf:
alles andere als unverbindlich, sondern erweisen Wann ist nach dem gegenwärtigen Stand der Planung mit der
Fertigstellung des nördlichsten Teils der Nord-Süd-Autobahn von
sich zunehmend, auch ohne daß man dabei sofort Jagel (Schleswig) bis Ellung (dänische Grenze) zu rechnen?
institutionelle Vorstellungen entwickeln müßte, als
Zur Beantwortung hat Herr Parlamentarischer
politisch wirksam, gerade in Zusammenhang mit
Staatssekretär Börner das Wort.
den Gesprächen über den Beitritt der vier beitritts-
willigen Staaten. Es war ein Gebot der Vernunft
und auch eine Folgerung aus Erfahrungen mit zu Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
hoch gesteckten Zielen institutioneller Art in der Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Vergangenheit, nun einmal diesen praktischen Weg Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, ich bitte, wegen
vorzusehen. Es ergibt sich, sozusagen Zug um Zug, des sachlichen Zusammenhangs die Fragen 8 und 9
aus der engeren Zusammenarbeit in Wirtschafts- des Kollegen Rasner gemeinsam beantworten zu
und Währungsfragen die Notwendigkeit der Ab- dürfen, wenn der Herr Kollege Rasner damit ein-
stimmung allgemeiner politischer Zielsetzungen. Die verstanden ist.
Bundesregierung hat mit diesem von ihr vorgeschla-
genen Verfahren im vergangenen Jahr im Gegen- Vizepräsident Frau Funcke: Ich rufe die
satz zu den Erfahrungen früherer Bundesregierun- Frage 9 ebenfalls auf:
gen, die institutionelle Vorstellungen entwickelt ha- Ist die Bundesregierung bereit, der Fertigstellung dieses Auto-
bahnteilstückes im verkehrsfernsten Raume Norddeutschlands
ben, ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Es wäre eine höhere Dringlichkeitsstufe — früheren Versprechungen ent-
ganz falsch gewesen, gerade vor den Verhandlun- sprechend — einzuräumen?
gen über den Beitritt der vier Staaten Großbritan-
nien, Irland, Norwegen und Dänemark eine Art Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
politischer Institutionalisierung zu betreiben und Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
nicht zunächst das Ziel in der Weise voranzutreiben, Fernmeldewesen: Herr Kollege, für das Bundesauto-
wie es Minister Scheel in der Ministerratssitzung, bahn-Neubauprogramm ist in den kommenden Jah-
wie ich meine, mit gutem Erfolg bei der Frage der ren der Abschnitt Schleswig—Flensburg der Bundes-
Konsultationen der betroffenen Staaten im politi- autobahn-Neubaustrecke Hamburg—Flensburg in
schen Bereich getan hat. zwei Streckenteile verschiedener Dringlichkeit un-
terteilt. In der 1. Dringlichkeit befindet sich der
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Streckenteil Schleswig (B 77 bei Jagel) — Flensburg
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Wagner. (B 200 südlich Flensburg). Der sich nach Norden
daran anschließende Streckenteil bis zur Bundes-
grenze ist in die 2. Dringlichkeit eingestuft.
Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) : Herr Staats-
sekretär, darf ich Ihrer Antwort entnehmen, daß die Es wird angestrebt, von dem Streckenteil der 1.
Bundesregierung bei einer weiteren Beratung des Dringlichkeit den Abschnitt Tarp—Flensburg —
Werner-Plans darauf bestehen wird, daß mit jeder B 200 — gegen Ende des 1. Fünfjahresplanes, der
Stufe, die zur Währungs- und Wirtschaftsunion hin- von 1971 bis 1975 läuft, fertigzustellen. Mit der Fer-
führt, gleichzeitig Fortschritte im Bereich der außen- tigstellung dieses Streckenabschnittes wird eine
politischen und verteidigungspolitischen Zusammen- überwiegend autobahnmäßige Verbindung zwi-
arbeit erzielt werden? schen Schleswig und der Bundesgrenze erreicht.
Diese ergibt sich unter Einbeziehung des zwischen
Jagel und Tarp vorhandenen nahezu kreuzungs-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie- freien und abschnittweise 4spurig ausgebauten Teils
rung geht davon aus, daß die Definition der Inter- der B 76, eines noch entsprechend auszubauenden
essen der Einzelstaaten zu einer stärkeren Zusam- Abschnittes der B 200 sowie der Umgehung Flens-
menarbeit auch auf dem politischen Gebiet führen burg, die, im Zuge der B 76 verlaufend, bereits
wird. Sie hat guten Grund zu dieser Annahme nach 4spurig bis nahe an die Bundesgrenze ausgebaut ist.
den Erfahrungen auch der letzten Monate. Ich er- Die Bauarbeiten auf dem Bundesautobahn-Neubau-
innere an die letzten Verlautbarungen von fran- abschnitt Schleswig—Tarp sollen unverzüglich zu
zösischer Seite. Aber die Bundesregierung weiß Beginn des 2. Fünfjahresplanes 1976/1980 begonnen
auch, daß jede formalistische Betrachtung dieses und gegen Ende des 2. Fünfjahresplanes fertigge-
4096 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Parlamentarischer Staatssekretär Börner


stellt werden. Der Bau des Streckenabschnittes gang zu schaffen. All das zusammen sind — und das
Flensburg (B 200)—Bundesgrenze wird sich dann muß hier deutlich ausgeführt werden — Milliarden-
anschließen, wenn in Abstimmung mit der dänischen projekte, die natürlich auch im Zusammenhang mit
Regierung ein gemeinsames Bauziel gesetzt werden ähnlichen Projekten in anderen Bundesländern ge-
kann. sehen werden müssen. Wir haben hier ein vorhan-
Die Bundesregierung ist bereit, die Fertigstellung denes Bundesstraßennetz, das — mit gewissen Ver-
dieser Autobahnabschnitte zu beschleunigen, sobald besserungen -- bis zu dem Zeitpunkt, den ich ge-
nannt habe, noch ausreichen wird. Daneben bemü-
die finanziellen Voraussetzungen hierfür durch eine
Erhöhung der für den Straßenbau verfügbaren Mittel hen wir uns, die Bundesautobahn in den hier ge-
nannten Bauzeiten weiterzubauen bzw. früher, wenn
geschaffen werden.
wir mehr Geld bekommen.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Aber wenn Sie hier von Erschließung sprechen,
des Herrn Abgeordneten Rasner. muß ich darauf hinweisen, daß es in Schleswig-
Holstein nicht nur Bundesstraßen zur Erschließung
von fernen Gebieten gibt.
Rasner (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, steht
dieser späte, mehrfach verschobene Termin für die
Fertigstellung dieser Autobahn nicht in einem schar- Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
fen Gegensatz zu dem in der gestrigen Fragestunde satzfrage des Herrn Abgeordneten Rasner.
vom Staatssekretär Schöllhorn aufgestellten Prinzip,
daß in Zonengrenzgebieten wahrlich nicht mehr Rasner (CDU/CSU) : Da es, Herr Staatssekretär,
„Investitionsanreize" genügen, sondern Struktur- Sie nicht verwundern wird, wenn ich über Ihre
änderungen vorgenommen werden müssen? Formulierung „in naher Zukunft" im Zusammen-
hang mit diesem Autobahnteilstück etwas lächele,
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim möchte ich jetzt fragen, ob die Bundesregierung be-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und reit ist, auch im Verkehrssektor Vorsorge zu tref-
Fernmeldewesen: Ich sehe diesen Gegensatz nicht. fen für die politisch so erhoffte Einbeziehung Däne-
Herr Kollege Schöllhorn hat gestern vom Grundsätz- marks und Norwegens in die EWG, die ja voraus-
lichen her — und das stimmt mit der Haltung un- sichtlich eine explosionsartige Verstärkung insbe-
-
seres Hauses völlig überein — betont, daß die Er- sondere des gewerblichen Verkehrs zur Folge haben
schließungsfunktion von Straßen in schwach struk- wird.
turierten Gebieten von der Bundesregierung ge
sehen wird. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß Römer, Parlamentarischer Staatssekretär beim
zwischen dem Bestreben Ihrer Fraktion, gewisse Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Haushaltskürzungen mit vorzunehmen, und der Fernmeldewesen: Herr Kollege Rasner, das sieht
Höhe des Straßenbauhaushalts ein Kausalzusam- die Bundesregierung. Ich habe in der ersten Antwort
menhang besteht, der sich natürlich auch hier aus- ja ausgeführt, daß wir deshalb — ob Sie darüber
wirkt. lächeln oder nicht, muß ich einmal unberücksichtigt
lassen — das vorhandene Straßennetz sehr schnell
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- autobahnähnlich ausbauen und daneben den Auto-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Rasner. bahnausbau entsprechend betreiben. Ich würde mich
freuen, wenn die Mittel schneller zur Verfügung
Rasner (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Sie gestellt werden könnten und wenn insbesondere
werden gemerkt haben, daß es sich hier nicht um dann Planfeststellungsverfahren, Grunderwerb und
eine Erhöhung von Straßenbaumitteln, sondern um Bauvorbereitung, die ja in der Hand der schles-
eine Prioritätenfrage handelt. Ich frage Sie, ob man wig-holsteinischen Landesregierung liegen, so schnell
nicht allen vernünftigen Strukturprinzipien ent- durchgeführt würden, daß wir die Bauziele ein-
gegenhandelt, wenn man im verkehrsfernsten Teil halten können, von denen hier die Rede ist.
Deutschlands die Bundesautobahn so spät ausbaut,
wie das jetzt geschieht. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Rasner.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Rasner (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, da das
Fernmeldewesen: Herr Kollege Rasner, Sie können allerletzte Teilstück nach Ihren Darlegungen wahr-
davon ausgehen, daß ich die hier genannten Stra- scheinlich ja erst zwischen 1983 und 1985 geschlos-
ßenzüge persönlich sehr genau kenne, und zwar sen werden kann, darf ich fragen, ob die Bundes-
nicht nur bei schwacher Verkehrsbelastung, sondern regierung so skeptisch ist hinsichtlich der Entwick-
auch bei Ausflugsverkehr im Sommer. Ich habe ja lung der Verhandlungen über den Beitritt Däne-
angedeutet, daß es darum geht, Schleswig-Holstein marks und Norwegens, daß der Autobahnbau bis
— übrigens in Übereinstimmung mit der Landes- zur dänischen Grenze bis dahin wirklich liegenblei-
regierung von Schleswig-Holstein — in naher Zu- ben kann?
kunft durch Autobahnen besser aufzuschließen. Sie
wissen selber, welche hohen Prioritäten das Ausbau- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
programm der Autobahn nach Kiel genießt. Sie wis- Bundesminister für Verkehr und für das Post-
sen, daß wir uns bemühen, einen zweiten Elbüber- und Fernmeldewesen: Herr Kollege, das ist eine
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4097
Parlamentarischer Staatssekretär Börner
Welche Möglichkeiten bestehen zur Zeit, um eine ständige
unrichtige Interpretation meiner Antwort. Ich muß Überprüfung der gesundheitlichen Tauglichkeit von Führerschein-
Sie darauf hinweisen, daß ich ausdrücklich gesagt inhabern zu gewährleisten?
habe, daß es hier um Übereinstimmung mit der Bitte!
dänischen Regierung geht. Denn es kommt ja nicht
nur darauf an, daß wir auf unserer Seite der Grenze Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
bauen, sondern auch darauf, daß die Autobahn auf Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
dänischem Gebiet eine entsprechende Fortsetzung Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, auch hier bitte
findet. Diese Verhandlungen werden sicher durch ich, beide Fragen zusammen beantworten zu dürfen,
den Beitritt Dänemarks zur Europäischen Wirt- wenn der Herr Kollege Dr. Schneider damit einver-
schaftsgemeinschaft und durch die von Ihnen ge- standen ist.
nannten weiteren wirtschaftlichen Verflechtungen
günstig beeinflußt werden.
Vizepräsident Frau Funcke: Dann rufe ich
Es geht auch gar nicht um die Frage, daß wir von auch die Frage 11 auf:
uns aus das ferne Bauziel gesteckt haben, sondern Beabsichtigt die Bundesregierung, ein Gesetz zu erlassen, wel-
ches dem Führerscheininhaber eine in bestimmten Zeitabständen
wir müssen uns nach dem richten, was wir zur Zeit wiederkehrende gesundheitliche Tauglichkeitsprüfung zur Pflicht
finanziell und technisch übersehen können. Sonst macht?

würde die Opposition uns mit Recht den Vorwurf Bitte!


machen, daß wir hier nicht genügend vorgeplant
hätten. Wenn sich die Bereitschaft auch Ihrer Frak- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
tion ergibt, die Straßenbaumittel wesentlich zu Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
erhöhen, werden wir sicher bereit sein, die entspre- Fernmeldewesen: Herr Kollege, nach den derzeiti-
chenden Bauvorbereitungen schneller zu schaffen. gen Bestimmungen der Straßenverkehrs-Zulassungs-
ordnung — §§ 3, 12 usw. — muß der Inhaber einer
Fahrerlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen ge-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
eignet sein. Sobald der Verwaltungsbehörde Zwei-
des Herrn Abgeordneten Unertl.
fel an der Eignung erwachsen, ist sie verpflichtet,
ein ärztliches Zeugnis anzufordern. Je nach dem
Unertl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, im Zu- Ergebnis der Untersuchung wird die Behörde die
sammenhang mit den von dem Kollegen vorgetra- Fahrerlaubnis entziehen oder dem Inhaber be-
genen Wünschen Schleswig-Holsteins im Zonen- stimmte Auflagen auferlegen. Die Auflage kann z. B.
randgebiet darf ich Sie fragen, ob sich die Bundes- in der Verpflichtung bestehen, sich in festgelegten
regierung noch an das am 13. April 1965 beschlos- Abständen erneut ärztlich untersuchen zu lassen.
sene Raumordnungsgesetz hält, wonach der bevor- Da die örtliche Verkehrsbehörde naturgemäß nicht
zugte Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen von allen Eignungsmängeln Kenntnis erhält und
im Zonenrandgebiet — in diesem Fall würde das daher in manchen Fällen dringend gebotene Maß-
von Schleswig-Holstein bis Passau zutreffen — er- nahmen nicht ergreifen kann, prüft die Bundesregie-
folgen muß? rung zur Zeit die Frage, ob bestimmten Gruppen
von Fahrerlaubnisinhabern — etwa nach Alter oder
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Fahrerlaubnisklasse — ärztliche Eignungsunter-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und suchungen und Wiederholungsuntersuchungen ge-
Fernmeldewesen: Aber natürlich, Herr Kollege setzlich vorgeschrieben werden sollen. Eine Ent-
Unertl. Ich möchte daran erinnern, daß gerade in scheidung hierüber ist jedoch erst möglich, wenn
Ihrer engeren Heimat die Bundesregierung ein sehr ein von dem Gemeinsamen Beirat der Bundesregie-
deutliches Beispiel dafür gegeben hat. Sie wissen, rung für Verkehrsmedizin angefordertes umfassen-
daß der Ausbau der Autobahn Deggendorf—Passau des Gutachten über die körperliche und geistige
unter dieser Prämisse erfolgt. Eignung von Kraftftahrzeugführern vorliegt. Das
Gutachtenwird voraussichtlich im Herbst nächsten
(Zuruf des Abg. Unertl.) Jahres fertig sein.

Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage-
Unertl, erstens haben Sie keine Möglichkeit zu des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider.
weiteren Fragen. Aber ich habe jetzt auch die Ver-
mutung, daß Ihre weitere Frage von dem, was hier Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU): Herr
gefragt worden ist — nämlich Schleswig-Holstein —, Staatssekretär, sind der Bundesregierung Fälle be-
etwas abweichen könnte, und dann ist sie nicht mehr kannt — gegebenenfalls, in welcher Anzahl —, in
zugelassen. denen Fahrer von Kraftfahrzeugen, denen ihre ge-
(Abg. Unertl: Ich hätt' noch ganz gern eine sundheitliche Fahruntauglichkeit selber unbekannt
Frage! — Heiterkeit.) geblieben war, schwere und tödliche Verkehrs-
unfälle verursacht haben?
— Die Bestimmungen sehen nur für denjenigen, der
die Frage selbst gestellt hat, weitere Zusatzfragen
vor. Es tut mir leid, Herr Kollege Unertl. Börner, Parlamentarischer. Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Ich rufe die Frage 10 des Herrn Abgeordneten Fernmeldewesen: Herr Kollege, Sie werden verste-
Dr. Schneider (Nürnberg) auf: hen, daß ich hier aus dem Handgelenk keine Statisti-
4098 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Parlamentarischer Staatssekretär Börner


ken zitieren kann. Ich bin aber gern bereit, Ihnen ischen Ländern bereits Lösungen gibt, wie sie der
schriftlich über diese Frage noch etwas weiter Auf- Kollege Dr. Schneider (Nürnberg) angeregt hat.
schluß zu geben. Ich muß darauf hinweisen, daß es Gibt es insbesondere schon Bemühungen, zu einer
sich hier um ein Problem handelt, bei dem die Län- für Europa einheitlichen Verfahrensweise zu kom-
der bzw. die örtlichen Behörden mitwirken. Deshalb men?
muß unsere Statistik mit diesen Erfahrungen etwas
in Einklang gebracht werden. Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Natürlich wird es solche Fälle geben. Wir sind ja Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
auch gerade dadurch, daß wir in besonders krassen Fernmeldewesen: Herr Kollege, mir sind zur Zeit
Fällen davon erfahren haben, zu der Tendenz ge- keine solchen Regelungen bekannt. Aber das Pro-
kommen, die ich hier in der Antwort zu Ihrer ersten blem stellt sich praktisch für alle Industriestaaten
Frage angedeutet habe. Sie werden zugeben, daß es mit hohem Motorisierungsgrad. Gesetzt den Fall,
bei einem dermaßen schwierigen Problem notwendig man würde so etwas machen, wäre es sinnvoll, es
ist, sich durch Fachleute eingehend beraten zu las- nicht nur im nationalen Rahmen durchzuführen.
sen, ehe eine politische Schlußfolgerung gezogen
wird. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Matthöfer.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider. Matthöfer (SPD) : Herr Staatssekretär, im Zu-
sammenhang mit der zweiten Frage des Herrn
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr Abgeordneten Dr. Schneider (Nürnberg) frage ich:
Staatssekretär, ich gehe selbstverständlich davon sieht sich die Bundesregierung in der Lage, den
aus, daß hier der Rat der Sachverständigen herange- Herrn Fragesteller darüber aufzuklären, daß nach
zogen werden muß. Aber es ist Ihnen und der Bun- unserer Verfassungsordnung nicht die Bundesre-
desregierung sicherlich bekannt, daß sich die Fälle gierung Gesetze erläßt, sondern daß dieses Privileg
häufen, in denen Führer von Kraftfahrzeugen, die dem Deutschen Bundestag vorbehalten ist?
über ihren eigenen gesundheitlichen Zustand nicht
genau Bescheid wissen, schwere Unfälle verursachen. Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
-
Ich darf Ihrer Antwort auch entnehmen, daß der Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
artige statistische Erhebungen bei der Bundesregie- Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich habe die Frage
rung geführt werden. Ist die Bundesregierung der so verstanden, daß abseits der von Ihnen richtig
Auffassung, daß nicht nur in diesen speziellen Fällen beschriebenen Verfassungssituation Regierung und
bisher Behördenfahrer oder Fahrer mit gewerblichen Parlament hier wie in allen Verkehrssidierheitsfra-
Lizenzen sich einer strengen gesundheitlichen Prü- gen Hand in Hand arbeiten müssen.
fung unterziehen müssen, sondern in gewissen Zeit-
abständen alle? Denn die Gefahren, die von einem Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
Fahrer ausgehen, der über die gesundheitlichen Zusatzfrage.
Kräfte nicht verfügt, über die er verfügen müßte, Ich rufe die Frage 12 des Herrn Abgeordneten
addieren sich natürlich bei der Millionenzahl der Seefeld auf:
sonstigen Führerscheininhaber und sind auf die Da die Bundesländer unterschiedliche Geschwindigkeitsbegren-
Dauer gesehen doch nicht mehr hinzunehmen. zungen an den Baustellen der Bundesautobahnen festlegen, frage
ich die Bundesregierung, ob sie — im Interesse der in der
Regel durch mehrere Bundesländer fahrenden Autobahnbenut-
zer — um eine einheitliche Regelung der Geschwindigkeitsbe-
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim schränkung an Bundesautobahnbaustellen bemüht ist.
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich möchte den er- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
warteten Rat der Sachverständigen nicht präjudizie- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
ren, sondern ich meine, daß man, wenn man dieses Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Bundesregie-
Thema behandelt, wissen muß, daß es um ein Orga- rung ist um eine einheitliche Regelung der Ge-
nisationsproblem ersten Ranges geht und daß genau schwindigkeitsbeschränkung an Autobahnbaustellen
abgeschätzt werden muß, welche Folgen da für den bemüht. Sie hatte im Jahre 1964 im Einvernehmen
einzelnen eintreten. Es ist ja schon ein sehr schwerer mit den Ländern Richtlinien herausgegeben, in de-
Eingriff in die persönliche Entscheidungsfreiheit, die nen als zweckmäßige Geschwindigkeit in Baustellen-
hier möglicherweise vollzogen werden soll, ande- bereichen mit Behelfsfahrstreifen 60 km/h zugrunde
rerseits natürlich auch ein großes Organisations- gelegt wurden. Eingehende Untersuchungen der
problem im Hinblick auf die Belastung der damit Bundesanstalt für Straßenwesen haben ergeben, daß
beschäftigten Ärzte. eine Heraufsetzung der Geschwindigkeit in begrenz-
tem Umfang in den Baustellenbereichen möglich ist,
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage nicht aber in den Überleitungsbereichen. Den Län-
des Herrn Abgeordneten Riedl. derbehörden wurde mit Schreiben vom 7. Juli die-
ses Jahres Entsprechendes mitgeteilt. In dem Schrei-
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats- ben kommt zum Ausdruck, daß eine Höchstgeschwin-
sekretär, da dies eine Frage ist, die man sicher nicht digkeit von 70 km/h in horizontalen Strecken und
nur national lösen kann, darf ich Sie fragen, ob es in Steigungsstrecken noch für vertretbar gehalten wird.
den Ländern der EWG und den anderen europä- Da die Anordnung der zulässigen Geschwindigkeit
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4099
Parlamentarischer Staatssekretär Börner
jedoch im Zuständigkeitsbereich der Verkehrsbehör- Ich rufe die Frage 13 des Herrn Abgeordneten
den liegt, sieht die Bundesregierung keine Möglich- Meister auf:
keit, die von ihr gegebenen Anregungen durchzuset- Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit, das Pro-
zen. jekt eines Rhein-Rhone-Kanals ggf. durch die Burgundische Pforte
zu führen?

Seefeld (SPD) : Herr Staatssekretär, daraus darf


Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
ich aber wohl entnehmen, daß Ihre Bemühungen,
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
eine einheitliche Regelung zu erreichen, weiter an-
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Bundesregie-
halten. Denn gegenwärtig treffen die Bundesländer
rung betrachtet den Bau des Rhein-Rhone-Kanals
leider nach wie vor sehr unterschiedliche Anordnun-
durch die Burgundische Pforte als eine rein fran-
gen, und dadurch wird, wie ich finde, der Verkehrs-
zösische Ausbaumaßnahme.
ablauf gestört.
Das Projekt eines Rhein-Rhone-Kanals ist 1953
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim von der Europäischen Verkehrsministerkonferenz
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und neben elf anderen Ausbauvorhaben zu einem Was-
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Bundesregie- serstraßenprojekt von europäischem Interesse er-
rung wird sich selbstverständlich weiter bemühen. klärt worden. Für die Linienführung sind dabei zwei
Ich bitte aber um Verständnis dafür, daß für mich Möglichkeiten, durch die Schweiz und durch die
bei der Behandlung dieser Frage die Sicherheit der Burgundische Pforte in Frankreich, vorgesehen wor-
Bauarbeiter, die auf den Baustellen wirken, an den. Die französische 'Regierung hat inzwischen mit
erster Stelle zu stehen hat. Sie alle kennen Unfälle, den Bauarbeiten für den Rhein-Rhone-Kanal im Ab-
die sich in der Vergangenheit durch Überschreitung schnitt Mülhausen—Altkirch, also durch die Burgun-
der angeordneten Höchstgeschwindigkeit und durch dische Pforte, begonnen. Nach Fertigstellung der
Hineinrasen in eine Baustelle ergeben haben. Ich Arbeiten wird eine durchgehende Wasserstraßen-
meine also, wir dürfen hier nicht allzu großzügig verbindung der Wasserstraßenklasse IV für den
sein. Verkehr von 1350-t-Schiffen, also sogenannten
Europaschiffen, zwischen der Nordsee und dem
Seefeld (SPD) : Herr Staatssekretär, ich möchte Mittelmeer zur Verfügung stehen, die für die deut-
Sie fragen, ob Sie nicht auch meinen, daß durch eine sche Binnenschiffahrt einen direkten Anschluß zum
einheitliche Regelung, auf Grund deren der Auto- Mittelmeer bringt.
fahrer überall in Deutschland weiß, wie er sich zu
verhalten hat, gerade dem von Ihnen zuletzt ge- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
nannten Moment stärker Rechnung getragen wird des Herrn Abgeordneten Meister.
als bisher.
Meister (CDU/CSU) : Nachdem Sie, Herr Staats-
Barher, Parlamentarischer Staatssekretär beim sekretär, diese erste Frage, wie ich meine, sehr
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
positiv beantwortet haben, darf ich an die Regie-
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich kann nur hoffen,
rung die Frage richten, ob nach ihrer Meinung nicht
daß unsere Diskussion die Länderbehörden, die sich
die Zeit gekommen ist — auf weite Sicht —, auch
dieser Regelung noch nicht angeschlossen haben,
die berüchtigte Mannheimer Akte zu revidieren.
veranlaßt, die Frage noch einmal zu prüfen.

Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim


des Herrn Mursch. Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich glaube nicht,
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) : Herr Staats- daß diese Frage in sehr engem Zusammenhang mit
sekretär, sind die Verhältnisse an Baustellen nicht dem hier angesprochenen Projekt steht.
so unterschiedlich, daß auch Bedenken gegen eine (Abg. Meister: O doch!)
einheitliche Regelung sprechen können? Aber grundsätzlich möchte ich dazu sagen, daß bei
der Diskussion über diese Frage eine ganze Reihe
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim von weit über diesen Punkt hinausgehenden Fra-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und gen aufgeworfen wird. Ich bin mit Ihnen der Mei-
Fernmeldewesen: Ich habe ja darauf hingewiesen, nung, daß solche Vereinbarungen wie die, die in
daß es durchaus Situationen geben kann, in denen der Mannheimer Akte enthalten sind, natürlich im
man die Höchstgeschwindigkeit mit Rücksicht auf Lichte der heutigen Situation geprüft werden müs-
die örtliche besondere Gefahr noch weiter herab-
sen.
setzen muß. Ich halte es aber z. B. für unmöglich,
daß man durch einen Baustellenbereich bei ver-
engter Fahrbahn mit 80 km/h rasen kann. Sie alle Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
wissen aus der Fahrpraxis, daß bestimmte Kraft- frage mehr.
fahrer dann auch immer noch gewisse Toleranzen Ich rufe die Frage 14 des Herrn Abgeordneten
nach oben zulegen.
Meister auf:
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Ist die Bundesregierung bereit, mit den angrenzenden Ländern,
also Frankreich und der Schweiz, entsprechende Sondierungs-
Zusatzfrage. gespräche aufzunehmen?
4100 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim liegt nach dem gegenwärtigen Stand um rund 6,6 %
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und höher als der für 1970.
Fernmeldewesen: Herr Kollege, da der Rhein-Rhone-
Wenn die im Jahre 1970 gesperrten und gekürz-
Kanal bereits von der Europäischen Verkehrsmini-
ten Mittel von insgesamt 340 Millionen DM im
sterkonferenz behandelt worden ist, besteht für die
nächsten Haushaltsjahr für die Bundesfernstraßen
Bundesregierung zur Zeit kein Anlaß, besondere
freigegeben werden, so ergibt sich ein Straßenbau-
Sondierungsgespräche darübe r mit Frankreich oder
volumen in Kap. 1210 für 1971 in Höhe von 5,68 Mil-
der Schweiz aufzunehmen. Sollte Frankreich oder
liarden DM und gegenüber dem im Jahre 1970 ver-
die Schweiz entsprechende Gespräche wünschen,
fügbaren Betrag eine Steigerung um 674 Millio-
wäre die Bundesregierung hierzu jederzeit bereit.
nen DM, d. h. 13,3 % .
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Meister. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Mursch.
Meister (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, würde
die Bundesregierung es für angezeigt halten, diese Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU): Herr Staats-
Frage einmal in den europäischen Gremien zur Spra- sekretär, welche Überlegungen haben Sie veran-
che zu bringen? laßt, die für 1970 gesperrten Mittel für den Fall,
daß sie freigegeben werden, den Haushaltsansätzen
für 1971 zuzuschlagen und damit gewissermaßen
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim künstlich einen höheren Steigerungsprozentsatz zu
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
erzeugen? Daran können Sie im Grunde genommen
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich sehe dazu heute
doch gar nicht interessiert sein.
von uns aus keinen Anlaß. Die soeben genannten
Partner sind hier ja vor mehreren Jahren zu gewis-
sen Überlegungen gekommen, die z. B. dazu geführt Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
haben, daß unsere französischen Freunde dieses Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Projekt jetzt durchziehen. Das berührt neben dem Fernmeldewesen: Nein. Es handelt sich hier nicht
europäischen Aspekt natürlich auch gewisse natio- um einen höheren Steigerungsbetrag. Vielmehr
nale Interessen Frankreichs. Ich halte es aber im entspricht es einer langjährigen Übung, solche Mit-
gegenwärtigen Zeitpunkt durchaus nicht für unbe- tel ins nächste Haushaltsjahr zu übertragen, und
dingt nötig, daß man darüber eine europäische Dis- ich hoffe auf die Bereitwilligkeit des Hohen Hauses
kussion in Gang bringt. Sie alle wissen ja, daß dann bzw. des Haushaltsausschusses, der Regelung zuzu-
noch andere Fragen hinzukämen. stimmen, daß das, was in diesem Jahre aus kon-
junkturellen Gründen gesperrt werden mußte, dem
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Straßenbauvolumen für das nächste Jahr zufließt.
Zusatzfrage. Die Fragen hier in der Fragestunde zeigen ja deut-
lich, daß ein großes Interesse besteht, die Straßen-
Ich rufe die Frage 15 des Herrn Abgeordneten baumaßnahmen in den nächsten Haushaltsjahren
Mursch auf: zu verstärken.
Welche Beträge stehen im Jahre 1970 — einschließlich der sich
im Laufe des Jahres ergebenden Veränderungen — für cien Bun-
desfernstraßenbau nach dein gegenwärtigen Stand tatsächlich zur Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
Verfügung?
satzfrage des Herrn Abgeordneten Mursch.

Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim


Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU): Herr Staats-
Fernmeldewesen: Herr Kollege, für die Bundesfern- sekretär, ich bin zwar mit dieser Antwort nicht
straßen stehen im Jahre 1970 unter Berücksichtigung ganz zufrieden, möchte Sie aber, weil mir nur noch
der im Laufe des Jahres eingetretenen Veränderun- eine Frage zur Verfügung steht, etwas anderes
gen nach dem gegenwärtigen Stand rund 5006 Mil- fragen. Halten Sie es für eine, wie man heute sagt,
lionen DM zur Verfügung. verschönte Wahrheit oder vielleicht für irrefüh-
rend, wenn das Presse- und Informationsamt nun
in großen Zeitungsanzeigen verkündet, daß im
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- Jahre 1971 für Straßen und Verkehr 14 % mehr
frage.
ausgegeben werden sollen als 1970?
Ich rufe die Frage 16 des Herrn Abgeordneten
Mursch auf:
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Um wieviel Prozent liegen die Haushaltsansätze für 1971 für Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
den Bundesfernstraßenbau höher als die tatsächlichen Mittel für
1970 nach dem gegenwärtigen Stand und falls die noch vorhan- Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich habe ja in mei-
denen Sperren aufgehoben werden? ner Antwort soeben schon die Prozentzahl 13,3
genannt. Ich glaube, es stimmt, daß das Hohe Haus
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim den Optimismus, der in dieser Anzeige zum Aus-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und druck kommt, durch entsprechende Beschlüsse recht-
Fernmeldewesen: Der Endbetrag des Straßenbau- fertigt. Denn Sie alle haben sich ja immer für mehr
plans für 1971 in Höhe von 5,34 Milliarden DM Straßenbau eingesetzt.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4101

Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) : Aber, Herr was noch vor drei oder vier Monaten gefordert
Staatssekretär, das ist doch keine Antwort. Sie wurde.
können doch nicht die 14 % angeben, weil Sie damit Ich würde nicht davon ausgehen — das liegt ja
rechnen, daß der Betrag aus dem Haushalt 1970 frei- Ihrer Frage zugrunde —, daß die zweifellos hohe
gegeben wird. Zuwachsrate bei den Baupreisen gedanklich auf das
nächste Jahr übertragen werden kann. Ich glaube,
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim das liegt nicht im Sinne unserer gemeinsamen Be-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und mühungen um Stabilität.
Fernmeldewesen: Aber natürlich, Herr Kollege,
(Abg. Erhard (Bad Schwalbach) : Ich habe
kann ich davon ausgehen. Nachdem von allen Frak-
leider keine weitere Zusatzfrage!)
tionen versichert worden ist, daß der Straßenbau
im Rahmen dergemeinschaftlichen Investitionen
von Bund, Ländern und Gemeinden eine wichtige Vizepräsident Frau Funcke: Nein, Sie haben
Maßnahme ist, leider keine Zusatzfrage mehr.
(Abg. Mursch [Soltau-Harburg]: Das be Ich rufe dann die Frage 17 des Abgeordneten Dr.
streitet niemand!) Gleissner auf:
glaube ich zu diesem Optimismus berechtigt zu sein. Wie kommt es, daß bei deutschen Autos, die für den Export
nach USA bestimmt sind, bereits seit Jahren der Forderung auf
Daß, gemessen an den Wünschen, dann immer noch Entgiftung der Autoabgase Rechnung getragen wird, während der
ein größerer Betrag offenbleibt, ist selbstverständ- deutschen Bevölkerung weiterhin uneingeschränkt die Luftver-
pestung durch Abgase zugemutet wird?
lich. Darin sind Sie sicher mit mir einig.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
des Herrn Abgeordneten Maucher.
Fernmeldewesen: Herr Kollege, nach den Vereinig-
ten Staaten von Amerika war die Bundesrepublik
Maucher (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, sind Deutschland das zweite Land, das im Jahre 1968
Sie nicht mit mir der Meinung, daß die soeben ge- durch Erlaß von Rechtsvorschriften den Anteil un-
gebene Antwort auf die Frage nicht konkret war? erwünschter Emissionen im Abgas der Kraftfahr-
Sie haben zwar prozentual mehr Mittel, aber die zeuge begrenzte. Ab Oktober 1970 wird die deutsche
- Straßen
Gegenfrage lautet: Wieviel mehr Kilometer Automobilindustrie die Fahrzeuge für den deutschen
bauen Sie damit? Markt im Sinne der Abgasvorschriften fertigen.

Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage


Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
des Herrn Abgeordneten Meister.
Fernmeldewesen: Genau, Herr Kollege. Das ist näm-
lich der Punkt, auf den es ankommt: von dem, was
in diesem Jahre gesperrt ist, kann keine Straße ge- Meister (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, sind
baut werden. Wenn diese Mittel auf das nächste Sie mit mir der Auffassung, daß sich alle Maß-
Jahr übertragen werden und, wie ich hoffe, durch nahmen in bezug auf die Entgiftung von Autoab-
Ihre Beschlüsse die Mittel des Haushalts 1971 voll gasen bisher nur auf Kohlenmonoxyd erstreckt
freigegeben werden, haben wir eben entsprechend haben, daß aber das Spektrum ohne Zweifel viel
mehr Geld für den Straßenbau. weiter und größer ist? Sollte diese Frage nicht ein-
mal von seiten !der Bundesregierung angesprochen
werden?
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Erhard..
Römer, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) : Sind Sie Fernmeldewesen: Herr Kollege, aus unseren Bera-
bereit zuzugeben, daß bei einer bereits jetzt vorhan-
tungen im Verkehrsausschuß wissen Sie, daß wir
denen Kostensteigerung im Straßenbau von 16 %
mit dem gegenwärtig 'Erreichten, das eine gewisse
eine maximale Steigerung von, wie Sie annehmen,
europäische Harmonisierung bringt, noch lange nicht
14 % im nächsten Jahr zu einem geringeren Straßen- zufrieden sind. Ich darf darauf hinweisen, daß man
bau als in diesem Jahr führen wird? auch in den Vereinigten Staaten mit dem bisher
technisch Erreichten noch nicht zufrieden ist. Es
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim handelt sich hier um eine weitere notwendiger-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und weise durch die Bundesregierung zu beeinflussende
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich darf darauf hin- technische Entwicklung.
weisen, daß die Baupreise, die in diesem Jahr
selbstverständlich auch gestiegen sind und uns ge- Ich stimme Ihnen zu, daß die Fragen, die bis
wisse Sorgen gemacht haben, im nächsten Jahr nicht jetzt noch offen sind, in absehbarer Zeit durch die
unbedingt so bleiben müssen. Ich will Ihnen das am Industrie gelöst werden müssen, um einen bes-
Beispiel des Betonstahlpreises verdeutlichen, der seren Umweltschutz herbeizuführen.
z. B. bei Brückenbauten Erhebliches ausmacht. Sie
wissen selbst, daß wir zur Zeit auf dem Markt Be- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
tonstahlpreise haben, die weit unter dem liegen, des Herrn Abgeordneten Dr. Gruhl.
4102 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode - 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Dr. Gruhl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, kön- giftung jahrelang verzögert und sogar bagatellisiert
nen Sie mir die Frage beantworten, warum die Bun- worden ist? Versucht man nicht, die Unkosten dafür
desregierung hinter den Vorschriften der Ver- dem Staat und dem Steuerzahler aufzubürden?
einigten Staaten für die Automobilindustrie weit
zurückbleibt? Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Fernmeldewesen: Herr Kollege, der Verkehrsaus-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und schuß des Hohen Hauses hat über diese Fragen im
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich kann Ihnen vergangenen Jahr sehr eingehend diskutiert. Sie
nicht zustimmen, daß wir weit zurückbleiben. Der werden die Problematik, die darin steckt, sicher
Bau von Motoren in Europa und insbesondere in kennen.
der Bundesrepublik ist schlecht mit den technischen
Ich möchte es so, 'wie Sie es formuliert haben,
Vorschriften in den Vereinigten Staaten zu verglei-
nicht bestätigen, muß aber zugeben, daß ein Druck
chen. Das ist ein weites Feld; es würde den Rah-
der Regierung und des Parlaments in dieser Frage
men der Fragestunde sprengen, wenn ich mich hier
einen wohltuenden Einfluß auf die Bemühungen
darüber verbreiten müßte.
der Industrie ausüben kann und wird.
Ich darf hier nur das Wort „Hubraumsteuer" an-
führen, um Ihnen klarzumachen, daß es auf diesem Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere
Gebiet Entwicklungen gibt, bei denen wir uns ein- Frage des Herrn Abgeordneten Seefeld.
fach nicht vergleichen können. Sie können aber da-
von ausgehen, daß die Bundesregierung alles tun Seefeld (SPD) : Herr Staatssekretär, können Sie
wird, um hier erkannte Probleme, die sich als
mir zustimmen, daß sich die Bundesregierung zur
schädliche Umwelteinflüsse durch den Kraftfahr-
zeugverkehr ergeben haben, in naher Zukunft zu Zeit in zwei großen Bereichen um eine Lösung be-
müht: erstens bei allen Fragen, die mit dem Um-
lösen.
weltschutz zusammenhängen, und zweitens bei der
Schaffung des Sicherheitsautos?
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Schmidt (Braunschweig).
- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Herr Staatssekre- Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich stimme Ihnen
tär, ist es nicht so, daß die Vereinigten Staaten erst voll zu. Ich erhoffe durch die öffentliche Diskussion
jetzt mit Vorschriften herauskommen, die auch in dieser Fragen auch eine Bereitwilligkeit, die teil-
ihrem Land eine bessere 'Regelung bezüglich der weise sehr hohen Kosten, die dafür in den näch-
Abgase vorsehen? sten Jahren vom Staat aufgebracht werden müssen,
durch das Parlament bewilligen zu lassen.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Fernmeldewesen: Es gibt natürlich in den Ver- frage.
einigten Staaten gewisse Entwicklungen, die wir
sehr aufmerksam verfolgt ,haben. Sie wissen ja auch, Ich rufe die Frage 18 des Herrn Abgeordneten
daß wir mit der Regierung der Vereinigten Staa- Dr. Riedl (München) auf:
ten im Austausch von Informationen und in freund- Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß die Post-
verwaltung der Sowjetzone Briefsendungen aus West-Berlin, die
schaftlicher Zusammenarbeit in vielen Bereichen des mit Postwertzeichen mit dem Kopfbild des Bundespräsidenten
Heinemann freigemacht werden, an den Absender ,,wegen Ver-
Kraftfahrzeugverkehrs stehen. Gerade gegenwärtig stoßes gegen die gesetzlichen Bestimmungen der DDR" zurück-
ist in der Presse darüber wieder sehr gut berichtet sendet, und was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unter-
nehmen?
worden.
Wir müssen davon ausgehen, daß in den näch Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
sten Jahren alle Industrienationen große Mühe auf- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
wenden müssen, um mit diesen Problemen der Um- Fernmeldewesen: Es trifft nicht zu, daß die
weltverschmutzung durch den Kraftfahrzeugverkehr Postverwaltung der DDR generell Sendungen aus
fertig zu werden. Wir müssen uns darüber im klaren Westberlin zurückweist, die mit Postwertzeichen
sein, daß das Milliarden kosten wird, daß wir uns der neuen Dauerserie „Bundespräsident Heine-
aber dieser Aufgabe um des Menschen willen nicht mann" freigemacht sind. Die Postverwaltung der
entziehen 'dürfen. DDR hat lediglich etwa 200 Briefe zurückgesandt,
die als sogenannte Ersttagsbriefe von Westberlin
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage in 'die DDR versandt worden sind und auf der linken
des Herrn Abgeordneten Dr. Gleissner. Vorderseite ein Bild des Bundespräsidenten trugen.

Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
wäre es nicht längst Aufgabe unserer Automobil- des Herrn Abgeordneten Dr. Riedl.
industrie gewesen, angesichts der Produktionsre-
korde mehr für die Entgiftung der Abgase zu tun? Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats-
Können Sie mir sagen, welches die Hauptursachen sekretär, indem ich Ihnen nicht zustimme, daß Sie
dafür sind, daß die technisch 'längst mögliche Ent einen Unterschied zwischen gewöhnlichen Briefsen-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4103
Dr. Riedl (München)
dungen und solchen, die als Ersttagsbriefe laufen, Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
machen, darf ich Sie fragen, ob die Bundesregie- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
rung in den Verhandlungen zwischen der Deut- Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, ich bitte um
schen Bundespost und der Postverwaltung der DDR, Ihre Zustimmung, mit Einverständnis des Herrn
in denen e s . um den Kostenausgleich ging, darauf Fragestellers beide Fragen gemeinsam beantworten
hingewiesen hat, daß solche, den internationalen zu dürfen.
Gepflogenheiten widersprechende Maßnahmen der
Postverwaltung der DDR unterbleiben müssen. Vizepräsident Frau Funcke: Ich rufe dann
auch die Frage 20 des Abgeordneten Müller (Berlin)
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim auf:
Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, bezie-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und hungsweise was gedenkt sie zu tun, um der beleidigenden
Fernmeldewesen: Das ist ein Problem, das selbst- Handlungsweise der „DDR"-Post — die laut Pressemeldungen 200
Briefe zurückgeschickt hat, weil diese mit den neuen Berliner
verständlich im Rahmen von Gesprächen, die in der Heinemann-Briefmarken frankiert waren — wirksam zu begegnen
und um in Zukunft solche und ähnliche Diskriminierungen zu ver-
von Ihnen genannten Form geführt werden, ange- hindern?
sprochen werden muß. Andererseits darf ich darauf
hinweisen, daß auch andere Staaten die Bestim- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
mungen des Weltpostvertrages teilweise sehr ex- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
tensiv auslegen. Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich habe hier eine
Aufstellung über Postwertzeichen und Sonderstem-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- pel, die von den Ländern des Ostblocks in der
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Riedl. Vergangenheit zurückgewiesen wurden. Zur Erleich-
terung der Abwicklung der Fragestunde bitte ich
Sie, mir zu erlassen, diese Zusammenstellung hier
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats-
zu verlesen. Ich werde sie Ihnen im Anschluß an
sekretär, Ihnen ist ja bekannt, daß die Deutsche
die Fragestunde aushändigen.
Bundespost am 22. Oktober weitere Werte der
Heinemann-Serie herausgibt. Darf ich Sie fragen, ob Im übrigen trifft es, wie ich schon in der vorigen
Sie befürchten, daß auch die aus diesem Anlaß zum Antwort gesagt habe, nicht zu, daß die Postverwal-
Versand kommenden Ersttagsbriefe wieder aus der tung der DDR Sendungen aus Westberlin zurück-
DDR zurückgesandt werden. weist, die mit Postwertzeichen der neuen Dauer-
serie „Bundespräsident Heinemann" freigemacht
sind. Die Postverwaltung der DDR hat lediglich
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
etwa 200 Briefe zurückgesandt, die als sogenannte
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Ersttagsbriefe von Westberlin in die DDR versandt
Fernmeldewesen: Ich halte es für unzweckmäßig,
worden sind und auf der linken Vorderseite ein
diese Frage hier breit zu erörtern. Ich kann das, was
Bild des Bundespräsidenten trugen.
dort geschehen ist, nur bedauern und hoffen, daß
dies in Zukunft nicht mehr praktiziert wird.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Müller.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider Mü ller (Berlin) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
(Nürnberg). besteht nicht die Gefahr, daß, wenn ich Ihre vorher-
gehende Antwort mitberücksichtige, das Schweigen
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr der Bundesregierung in der Öffentlichkeit etwa so
Staatssekretär, ist Ihnen bekannt, ob auch andere ausgelegt werden könnte, daß selbst die Bundes-
Länder des Ostblocks aus demselben Grund Briefe regierung nicht mehr auf den gewachsenen Bin-
zurückgeschickt haben? dungen Westberlins an die Bundesrepublik besteht?

Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim


Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Bundesregie-
Fernmeldewesen: Zu den nächsten zwei Fragen
rung hat nicht geschwiegen, und ich habe mich ja,
wollte ich dem Fragesteller eine Aufstellung über-
wie Sie wissen, hier auch zu der Frage geäußert.
geben, die wir angefertigt haben. Es hat in der
Ich halte es nur für unzweckmäßig, nun einen be-
Vergangenheit da und dort solche Maßnahmen ge-
stimmten Fall zu einer politischen Kardinalfrage zu
geben.
machen.
Ich halte aber, wie gesagt, die generelle Diskus-
(Abg. Dr. Schäfer [Tübingen]:: Sehr richtig!)
sion dieses Problems für unzweckmäßig, weil hier
unter Umständen Einzelfälle ein Gewicht bekom-
men, das auch Sie nicht wünschen. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Müller.
Vizepräsident Frau Funcke: Ich rufe dann die
Frage 19 des Abgeordneten Müller (Berlin) auf:
Mü ller (Berlin) (CDU/CSU) : Wären Sie, wenn Sie
solche Fälle nicht in aller Öffentlichkeit behandeln
Wann und bei welchen Briefmarken-Motiven der Deutschen mögen, wenigstens bereit, sie dann einmal in dem
Bundespost sind bis in die jüngste Vergangenheit hinein von
Warschauer-Pakt-Staaten Postsendungen zurückgewiesen worden? zuständigen Ausschuß darzulegen?
4104 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär., treffen


Bundesminister für Verkehr und für das Post- und die Meldungen also nicht zu, daß Postsendungen,
Fernmeldewesen: Aber natürlich. Ich will Ihnen ja welche mit Postwertzeichen versehen sind, die das
auch die Zusammenstellung sofort übergeben. Kopfbild des Bundespräsidenten Heinemann tragen,
von der Postverwaltung der DDR generell zurückge-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage wiesen werden?
des Herrn Abgeordneten Dr. Riedl.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
sekretär, finden Sie es nicht doch bedenklich, wenn Fernmeldewesen: Diese Meldungen treffen nicht zu.
Sie einen solchen Unterschied zwischen normalen
Briefsendungen und sogenannten Ersttagsbriefen Vizepräsident Frau Funcke: Keine weiteren
machen, obwohl in der gesamten Philatelie und auch Zusatzfragen. Ich rufe die Frage 21 des Herrn Abge-
bei der Postverwaltung dieser Unterschied nicht ge- ordneten Erhard (Bad Schwalbach) auf:
macht wird, und wie erklären Sie es sich, daß Sie Hält die Bundesregierung die von der DDR verfügte Zurück-
ganz einfach unter Hinweis auf diesen Sachverhalt weisung von Postsendungen, die mit der Heinemann-Marke frei-
gemacht sind, für vereinbar mit dem bestehenden Recht?
einer echten Beantwortung dieser Frage aus dem
Wege gehen?
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich muß Sie um
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Verständnis bitten, daß die Antwort auf Ihre Frage
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich habe keinen Un- praktisch synchron mit dem ist, was eben schon
terschied gemacht. Ich habe nur gesagt, daß die Post- behandelt wurde. Die Postverwaltung der DDR hat
verwaltung der DDR in der Behandlung von Briefen keineswegs verfügt, daß alle Postsendungen, die
Unterschiede gemacht hat, die die Bundesregierung mit einer Heinemann-Marke freigemacht sind, zu-
bedauert. rückgewiesen werden. Sie hat lediglich etwa 200
Briefe zurückgesandt, die als sogenannte Ersttags-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage briefe von Westberlin in die DDR versandt worden
des Herrn Abgeordneten Unertl. sind, auf der linken Vorderseite ein Bild des Bun-
despräsidenten trugen und am 23. 7. gestempelt
wurden.
Unertl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, abge-
sehen von der Liste bezüglich der Sendungen nach Die Bundesregierung bedauert das Vorgehen der
Warschauer-Pakt-Staaten, die der Herr Kollege Mül- DDR-Postverwaltung. Eine Beurteilung der Recht-
ler, wie angekündigt, erhält, möchte ich Sie fragen: mäßigkeit der Maßnahme ist ihr jedoch nicht mög-
Sind Fälle bekannt, daß nach Rotchina verschickte lich, da die Angaben der DDR auf den zurück-
Sendungen mit Heinemann-Briefmarken zurückge- gesandten Sendungen nicht erkennen lassen, gegen
schickt wurden? welche Vorschriften die Sendungen verstoßen haben
sollen.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
Fernmeldewesen: Sie sind nicht bekannt. des Herrn Abgeordneten Erhard.

Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) : Herr Staats-
des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider. sekretär, nachdem am 29. April dieses Jahres eine
Vereinbarung zwischen der Deutschen Bundespost
und der Post der Zone zustande gekommen ist, die
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr dahin geht, daß sich beide Parteien verpflichten, den
Staatssekretär, Sie haben eben gesagt, man sollte grenzüberschreitenden Postverkehr in vollem Um-
diesen Fall nicht zu einer Kardinalfrage hochstilisie- fang und rechtens auszuführen - keinesfalls
ren. Halten Sie es nicht für eine schwere Verletzung schlechter als bisher —, frage ich Sie, ob die Bundes-
der Autorität unseres Staatsoberhauptes, wenn ein regierung und die Post bereit sind, trotz des rechts-
Postwertzeichen, das sein Bild trägt, in dieser Weise widrigen Verhaltens auch weiterhin zusätzlich
Ursache für die Zurücksendung von Briefen ist? 30 Millionen DM pro Jahr an die Post der DDR —
und in diesem Jahre sind, wie Sie wissen, bereits
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim 68 Millionen DM gezahlt worden — schweigend
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und weiterzuzahlen?
Fernmeldewesen: Ich glaube, Herr Kollege, daß in
dem Zusammenhang, der hier von uns behandelt Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
wird, von der Verletzung von Autorität keine Rede Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
sein kann. Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich gehe davon aus,
daß Sie wissen, daß zwischen dem, was Sie ur-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage sprünglich gefragt haben, und Ihrer Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Josten. nur eine sehr geringe Beziehung besteht. Ich habe
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4105
Parlamentarischer Staatssekretär Börner
angedeutet, daß dieses Verhalten der Postverwal- Wir kommen somit zum Geschäftsbereich des Bun-
tung der DDR in bestimmten Verhandlungen natür- desministeriums des Innern. Zur Beantwortung ist
lich eine Rolle spielen wird. Ich bin im Interesse Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dorn anwe
der Sache, um die es geht, nicht bereit, weitere send.
Detailauskünfte zu geben.
Ich rufe Frage 39 auf. — Der Herr Abgeordnete
Folger ist nicht im Saal. Die Frage wird schriftlich
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage beantwortet. Die Antwort wird als Anlage abge-
des Herrn Abgeordneten Müller (Berlin).
druckt.

Müller (Berlin) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Ich rufe Frage 40 auf. — Auch der Herr Abgeord-
darf ich Sie fragen, ob das Zonenregime auch Erst- nete Wohlrabe ist nicht anwesend. Die Frage wird
ausgaben von Briefmarken mit dem Kopf des Bun- ebenfalls schriftlich beantwortet, und die Antwort
despräsidenten, die aus der Bundesrepublik kamen, wird als Anlage abgedruckt.
zurückgeschickt hat, und wie deuten Sie es, wenn Ich rufe Frage 41 des Abgeordneten Dr. Kempfler
das nicht der Fall ist, daß ausgerechnet aus Berlin auf:
kommende Briefmarken zurückgeschickt wurden? Sind neue, dazu geeignete Tiefbauwerke der Kommunen (Un-
tergrundbahnen, Fußgängerunterführungen usw.) in nennens-
wertem Maße mit solchen Einrichtungen versehen worden, daß
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim sie als einfache Schutzbauten (Trümmer- und Strahlenschutz)
verwendet werden könnten?
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Frage ist beant- Bitte schön!
wortet. Ich möchte im Interesse bestimmter Ver-
handlungen, an denen wir alle ein Interesse haben, Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
auf eine weitere Interpretation insbesondere hin- desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Kempfler,
sichtlich des letzten Satzes, den Sie eben gesagt ich beantworte Ihre Frage mit Nein. Infolge des bis-
haben, verzichten und keine detaillierte Erklärung herigen Fehlens einer Rechtsgrundlage sind Tiefbau-
abgeben. werke der Kommunen für eine Nutzungsmöglichkeit
als öffentliche Schutzräume nicht vorgesehen wor-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage den. Es wurden lediglich Tiefgaragen, die sich aber
des Herrn Abgeordneten Erhard. - in überwiegendem Maße in Privathand befinden, als
Mehrzweckanlagen ausgeführt. Auf Grund der Initia
Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) : Nachdem tive der zuständigen Bundes- und Länderressorts
die Bundesregierung offenbar nicht zu reagieren be- konnten jedoch Kommunen dazu bewogen werden,
reit ist, frage ich Sie, Herr Staatssekretär, ob auch mit der Planung solcher Vorhaben zu beginnen. Un-
schon in früheren Fällen bei Ersttagsausgaben mit terirdische Bahnen eignen sich auf Grund ihrer Lage
einem Bilde eines der früheren Bundespräsidenten und ihrer baulichen Ausführung in besonderem
zu beobachten war, daß diese Ersttagssendungen von Maße für die Anlage von Mehrzweckbauten. Fuß-
der DDR zurückgewiesen wurden? gängerunterführungen wurden bisher wegen der auf-
wendigen Technik nicht als Schutzräume errichtet.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
Fernmeldewesen: Herr Kollege, es gibt da langjäh- des Herrn Abgeordneten Dr. Kempfler.
rige Erfahrungen, über die Ihnen sicher zwei der
CDU angehörende frühere Postminister berichten Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
können. Ich gehe davon aus, daß wir alle ein In- halten Sie dieses Ergebnis nicht für etwas kümmer-
teresse daran haben, daß der Postverkehr zwischen lich, namentlich nachdem diejenigen Kommunen, die
den Menschen im geteilten Deutschland so stark wie solche Bauwerke errichtet haben, durch Fragen von
möglich gemacht werden kann. Ihnen und mir im Bundestag immer besonders auf
(Zustimmung des Abg. Dr. Schäfer diesen Punkt hingewiesen wurden?
[Tübingen].)
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- desminister des Innern: Ich bin Ihrer Meinung, Herr
fragen. Damit sind die Fragen aus dem Geschäfts- Kollege Dr. Kempfler. Leider hat das Parlament in
bereich des Bundesministers für Verkehr und für das der Vergangenheit mit Mehrheit eine andere Ent-
Post- und Fernmeldewesen beantwortet. Ich danke scheidung getroffen, so daß die 'Rechtsgrundlage
dem Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Börner. eben so ist, wie sie ist.
Laut interfraktioneller Vereinbarung im Ältesten-
rat werden die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Zusatzfrage.
Forsten schriftlich beantwortet. Die Antworten wer-
Ich rufe Frage 42 des Herrn Abgeordneten Dr.
den als Anlagen abgedruckt. Ausgenommen sind
Kempfler auf:
die Fragen 70 und 71 des Abgeordneten Stücklen,
76 des Abgeordneten Niegel und 77 des Abgeord- Wird die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten da-
hin gehend Einfluß nehmen, daß in Zukunft solche Bauten, z. B.
neten Dr. Gleissner, welche zurückgezogen wurden. in München oder Bonn, zu Schutzräumen ausgestaltet werden?
4106 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
desminister des Innern: Ich beantworte die Frage des Herr Abgeordneten Josten.
mit Ja. Nach Inkrafttreten des Gemeindeverkehrs-
finanzierungsgesetzes ist mit einem größeren Ein-
Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist die
fluß des Bundes auf die Erstellung von Mehrzweck-
Bundesregierung nach Ihren Ausführungen also
anlagen in unterirdischen Anlagen und damit mit doch nach wie vor der Meinung, daß der Bau von
einer größeren Zuwachsrate von Schutzplätzen zu Schutzräumen für die Bevölkerung ein Teil unserer
rerchnen. Der § 12 des „Gesetzes über Finanzhilfen Verteidigungsmaßnahmen bleibt, auch wenn er un-
zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Ge- befriedigend ist?
meinden" gibt dem Bund die Möglichkeit, unter Be-
rücksichtigung seines humanitären Zieles, des Be-
völkerugsschutzes, darauf zu bestehen, daß eine Er- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
höhung der Überlebenschance in Ballungsräumen desminister des Innern: Ja, das ist so. Die Bundes-
erreicht wird. In Bonn ist z. B. der U-Strab-Halte- regierung hat mit Wirkung vom 1. Juli dieses Jah-
punkt am Hauptbahnhof als Mehrzweckbau in der res z. B. die Mittel für den privaten Schutzraumbau
Planung. Es wird zirka 4500 Schutzplätze fassen. erhöht, und sie hat die Mittel, die für Mehrzweck-
Mehrzweckbau heißt nach Auffassung der Bundes- anlagen vorgesehen sind, pauschaliert, um auf diese
regierung: Friedensnutzung als U-Strab-Haltestelle, Weise dem Papierkrieg, der in den vergangenen
im Verteidigungsfall Schutzraum. In München konn- Jahren der Herstellung einer Mehrzweckanlage vor-
ten bisher Haltestellen der unterirdischen Bahn ausgegangen ist, Einhalt zu gebieten und das Ver-
nicht als Schutzräume ausgebaut werden. Nach Ver- fahren zu vereinfachen.
abschiedung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsge-
setzes wird hier eine positive Wendung erwartet. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Unertl.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Dr. Kempfler.
Unertl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist in
diesem Zusammenhang daran gedacht, beim neuen
Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Gemeindefinanzierungsgesetz unter Umständen den
darf ich aus Ihrer Antwort schließen, daß Sie die Kommunen mehr Mittel zukommen zu lassen? Ich
-
Auffassung, die im Stadtrat von München ausge- denke hier an Bauten nicht nur in den Ballungs-
sprochen wurde, nicht teilen, daß man dann, wenn räumen, sondern auch auf dem flachen Lande.
man nur wenige Schutzräume bauen könne, davon
überhaupt Abstand nehmen sollte, weil man nicht
wisse, welche Leute man im Ernstfall dafür aus- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
wählen solle? desminister des Innern: Die Bundesregierung hat
eine solche Entscheidung bereits zum 1. Juli dieses
Jahres mit Wirkung von diesem Tage an getroffen.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Dieser Auffassung ist die
Bundesregierung nicht. Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Zu-
satzfrage.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Ich danke dem Herrn Parlamentarischen Staats-
satzfrage. sekretär Dorn.

Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Damit sind wir am Ende der Fragestunde und zu-
glauben Sie nicht, daß wir, wenn der Schutzraum gleich am Ende der Tagesordnung. Die nicht erle-
bau bei den Kommunen nicht bald mit allen Mitteln digten Fragen werden schriftlich beantwortet, so-
in Angriff genommen wird, in eine Lage kommen, weit sie nicht zurückgezogen sind.
die Ihre Sentenz in der letzten Debatte rechtfertigt: Ich berufe das Haus ein, auf Mittwoch, den 4. No-
„Laßt alle Hoffnung fahren"? vember 1970, 9 Uhr.

Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Die Sitzung ist geschlossen.


desminister des Innern: Ich teile Ihre Befürchtung,
Herr Kollege. (Schluß der Sitzung: 10.03 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 6. Wahlperiode - 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4107

Anlagen zum Stenographischen Bericht


Anlage 1 Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich

Liste der beurlaubten Abgeordneten Wendt 16. 10.


Wilhelm 30. 10.
Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich von Wrangel 16. 10.
Dr. Zimmermann 16. 10.
Dr. Apel 16. 10.
Bechert (Gau-Algesheim) 16. 10.
Berkhan 16. 10.
Corterier 16. 10. Anlage 2
Dr. Dittrich * 16. 10.
Dr. Dollinger 16. 10. Schriftliche Antwort
Flämig * 16. 10.
Dr. Franz 16. 10. des Bundesministers Dr. Eppler vom 14. Oktober
Frau Freyh 16. 10. 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten
Frau Geisendörfer 16. 10. Porzner (Drucksache VI/1253 Frage A 4) :
Gewandt 16. 10. Trifft es zu, daß der Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit, Erhard Eppler, die Definition eines Entwicklungslan-
Gerlach (Emsland) * 16. 10. des von politischen Kriterien abhängig machen will?
Frau Griesinger 16. 10. Dies trifft keineswegs zu. Die Bundesregierung
Haar (Stuttgart) 16. 10. teilt die in der internationalen Diskussion vor-
Dr. Hallstein 16. 10. herrschende Meinung, daß es eine befriedigende
Hauser (Bad Godesberg) 16. 10. Definition für ein Entwicklungsland nicht gibt. Aus
Helms 16. 10.
diesem Grunde orientiert sie sich daran, was in den
Heyen 18. 12.
internationalen Gremien als Entwicklungsland ange-
Dr. Hubrig 16. 10.
sehen wird. Dabei stehen wirtschaftliche Kriterien
Dr. Jaeger 16. 10.
(z. B. Pro-Kopf-Einkommen) im Vordergrund.
Dr. Jahn (Braunschweig) * 16.
- 10.
Dr. Jungmann 16. 10.
Lemmrich 16. 10.
Dr. Lenz (Bergstraße) 16. 10.
Logemann 16. 10. Anlage 3
Majonica 16. 10.
Dr. Marx (Kaiserslautern) 16. 10. Schriftliche Antwort
Meister * 16. 10.
Memmel * 16. 10. des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
Dr. Müller-Hermann 16. 10. 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab
Ollesch 16. 10. geordneten Lemmrich (Drucksache VI/1253 Frage A5):
Ott 16. 10. Wie groß werden die Ausgaben für den Ausbau, den Neubau
und den Unterhalt von Bundesfernstraßen in Bayern einschließ-
Peters (Norden) 16. 10. lich der Olympiamaßnahmen in den Jahren 1970 und 1971 sein?
Pieroth 16.10. Einem Vergleich zwischen den beiden Haushalts-
Dr. Pohle 16. 10. jahren 1970 und 1971 können vorläufig nur die
Schmid (Frankfurt) 16. 10. Sollbeträge (ohne Ausgabereste) zugrunde gelegt
Schmitt (Lockweiler) 16. 10. werden. Sie ergeben:
Schmidt (Niederselters) 16. 10.
Schmid (Würgendorf) * 16. 10. für 1970 756,1 Millionen DM
Dr. Schröder (Düsseldorf) 16. 10. für 1971 782,5 Millionen DM
Schulte (Schwäbisch-Gmünd) 16. 10.
Starke (Franken) 16. 10.
Stein 16. 10.
Dr. Stoltenberg 16. 10.
Anlage 4
Struve 16. 10.
Stücklen 16. 10.
Dr. Tamblé 30. 10. Schriftliche Antwort
Tönjes 16. 10.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
Vehar 16. 10.
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab
Wagner (Günzburg) 16. 10.
geordneten Lemmrich (Drucksache VI/1253 Frage A6):
Weber (Heidelberg) 16. 10.
Wie groß ist die Steigerungsrate beim Bundesfernstraßenbau
Frau Dr. Walz 16. 10. von 1970 auf 1971 in absoluten Zahlen und in Prozentsätzen?

Der Straßenbauplan 1970


Für die Teilnahme an einer Sitzung des Europäischen
schließt ab mit einem Soll von 4 756 Millionen DM
Parlaments
der Straßenbauplan 1971 sieht
Für die Teilnahme an einer Tagung der Beratenden
Versammlung des Europarates einen Endbetrag vor von 5 340 Millionen DM
4108 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Das bedeutet eine Steigerung richten sich nach den vorher eingeholten Anforde-
um 584 Millionen DM rungen unserer Vertretungen, die in eine Relation
zur Gesamtauflage gesetzt werden.
oder um rd. 12,3 %
In aller Regel übertrifft in Lateinamerika die
Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Nachfrage nach spanischem Material den Bedarf an
Kosten für die Kreditbedienung (Zinsen, Tilgung deutschem Material. Auch in dieser Beziehung kann
usw.) im Jahre 1971 voraussichtlich um 124 Mil- man nicht von einer Disproportion zwischen deut-
lionen DM höher liegen werden als 1970. Der schem und spanischem Informationsmaterial spre-
Straßenbauplan 1970 ist u. a. in diesem Punkt noch chen.
zu berichtigen.

Anlage 7
Anlage 5
Schriftliche Antwort
Schriftliche Antwort
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab-
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab geordneten von Thadden (Drucksache VI/1253 Frage
geordneten Baier (Drucksache VI/1253 Frage A 7) : A 24) :
Erachtet die Bundesregierung den Zeitpunkt für gekommen,
Ist die Bundesregierung bereit, die Bestimmungen der Fahr- eine Handelsvertretung in der Republik China (Taiwan) einzu-
preisermäßigung für kinderreiche Familien der Deutschen Bundes- richten?
bahn dem Einkommensteuergesetz anzupassen, so daß auch für
Kinder bis zum vollendeten 27. Lebensjahr, die noch in Berufs- Die Errichtung einer Handelsvertretung in Taiwan
ausbildung stehen, Fahrpreisermäßigung gewährt wird?
ist nicht beabschitigt. Es wird nicht verkannt, daß,
Ihr Anliegen, Herr Kollege, die Altersgrenze zur was unser Verhältnis zu China — und zwar zu
Inanspruchnahme der Fahrpreisermäßigung für Taipeh und Peking — anbelangt, die Pflege des
kinderreiche Familien auf das 27. Lebensjahr zu Handels im Mittelpunkt unserer Interessen steht.
erweitern, habe ich erst kürzlich erneut- mit der Der Handelsverkehr zwischen der Bundesrepublik
Bundesbahn erörtert. Die Deutsche Bundesbahn, Deutschland und Taiwan — er betrug im Jahre 1969
die nach dem Gesetz ihre Tarife in eigener Verant- 400 Millionen DM — wickelt sich auf der Basis
wortung und unter Berücksichtigung kaufmänni- privater Verträge ab. Eine wirtschaftliche Notwen-
scher Grundsätze zu bilden hat, sieht sich im Hin- digkeit, den Handel mit Taiwan durch eine Handels-
blick auf ihre derzeitige finanzielle Lage nicht im- vertretung zu fördern, ist indes nicht gegeben. Tai-
stande, diese Vergünstigung weiter auszudehnen. wan unterhält seit 1963 in Frankfurt/Main ein pri-
vates Büro des Central Trust of China, das sich mit
Ich darf im übrigen darauf hinweisen, daß den allen Fragen des Absatzes taiwanesischer Erzeug-
Bedürfnissen der in Berufsausbildung stehenden nisse in Deutschland sowie der Lieferung deutscher
älteren Studenten dadurch Rechnung getragen ist, Güter nach Taiwan befaßt. Deutsche Firmen, die mit
daß sie die stark ermäßigten Schülertarife ohne Taiwan Handel treiben, sind in Taiwan und Hong-
jegliche Altersgrenze für die notwendigen Fahr- kong vertreten. Hilfe leistet auch unser General-
ten zwischen Wohn- und Ausbildungsort in An- konsulat in Hongkong. Obwohl manche Verfahrens-
spruch nehmen können. vorschriften in Taiwan etwas kompliziert erschei-
nen, sind dem Auswärtigen Amt aus Kreisen der
deutschen Wirtschaft bisher keine fundierten Kla-
gen darüber zugegangen, daß wegen des Fehlens
Anlage 6 einer amtlichen Institution auf Taiwan die Wahrneh-
mung wirtschaftlicher Interessen gegenüber dem
Lande erschwert wurde.
Schriftliche Antwort

des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch


vom 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage
des Abgeordneten von Thadden (Drucksache VI/1253 Anlage 8
Frage A 23) :
Sind Klagen von Mitgliedern diplomatischer Vertretungen der
Bundesrepublik Deutschland in Latein-Amerika berechtigt, sie er-
Schriftliche Antwort
hielten zuwenig Informationsmaterial in spanischer, zuviel aber
in deutscher Sprache? des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
Dem Auswärtigen Amt sind solche Klagen nicht 14. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab-
bekannt. Sie wären angesichts der tatsächlichen geordneten Dr. Wichert (Drucksache VI/1253 Frage
Verhältnisse auch nicht gerechtfertigt, denn das ge- A 27) :
samte Informationsmaterial erscheint grundsätzlich Glaubt die Bundesregierung, daß es mit Artikel 4 des Kultur-
auch in spanischer und portugiesischer Sprache. abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem
Königreich Griechenland vom 17. Mai 1956 — der u. a. besagt,
Die Stückzahlen, die den einzelnen diplomati- daß die „Vertragsparteien im Rahmen der finanziellen Möglich-
keiten den Austausch von Hochschullehrern . begünstigen
schen Vertretungen zur Verfügung gestellt werden, werden, indem sie ihre Reisen erleichtern . . . — zu vereinba-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4109

ren ist, wenn griechischen Hochschullehrern, die auf Einladung


deutscher Universitäten in die Bundesrepublik Deutschland ein-
Regierung den Bundesländern zur Verfügung ge-
reisen wollten, eine Ausreisegenehmigung durch die Athener stellten Lehrer sind griechische Beamte, die für die
Regierung verweigert worden ist?
Dauer ihrer Lehrtätigkeit in der Bundesrepublik
Artikel 4 des Kulturabkommens zwischen der von ihrer Heimatschulbehörde beurlaubt werden.
Bundesrepublik Deutschland und Griechenland lau-
tet: „Die Vertragsparteien werden im Rahmen der Der Schulinspektor der Griechischen Botschaft
finanziellen Möglichkeiten den Austausch von Hoch- hält Verbindung zum Auswärtigen Amt, dem Sekre-
schullehrern, Dozenten, Assistenten und Studenten tariat der Kultusministerkonferenz und den einzel-
begünstigen, indem sie ihre Reisen erleichtern und nen Kultusministerien der Länder mit dem Ziel
jährlich Stipendien für Studierende des anderen einer möglichst optimalen schulischen Betreuung
Landes zu Studien im eigenen Lande aussetzen. der griechischen Gastarbeiterkinder. In gleicher
Beide Regierungen werden dafür Sorge tragen, daß Weise hält er auch Fühlung mit den Schulen und
Studierenden des anderen Landes der Zugang zu berät die dort tätigen griechischen Lehrer. Diese
den Universitäten und anderen Hochschulen des Tätigkeit dürfte man wohl kaum als Überwachung
eigenen Landes erleichtert wird." bezeichnen können.
Die Frage, welche Formalitäten mit der Aus- und Es steht der Griechischen Botschaft frei, die schu-
Einreise verbunden sind, behandelt jeder Staat auto- lische Betreuung der Kinder von Gastarbeitern von
nom. Ich verkenne nicht, daß die Art und Weise, einem sachkundigen Mitglied der Griechischen Bot-
wie die Dinge in Griechenland gehandhabt werden, schaft beaufsichtigen zu lassen.
von der Handhabung in anderen europäischen Län-
dern abweicht. Die Bundesregierung bedauert dies.
Sie verfehlt nicht, der griechischen Regierung bei
sich bietender Gelegenheit ihr Bedauern hierüber Anlage 10
zum Ausdruck zu bringen. Sie werden verstehen,
daß derartige Demarchen nicht im Lichte der Offent- Schriftliche Antwort
lichkeit unternommen werden können.
Zweifellos entspricht eine Verweigerung von Aus- des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
reisegenehmigungen nicht dem Geiste von Artikel 4 14. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Ab-
des deutsch-griechischen Vertrages. Die Bundes- geordneten Dr. Sperling (Drucksache VI/ 1253 Fragen
regierung würde es aber für falsch halten, hieraus A 34 und 35) :
Konsequenzen für den kulturellen Austausch zwi- Hält die Bundesregierung die staatliche Organisationsform
Griechenlands von 1961 für eine Voraussetzung des Abschlusses
schen beiden Ländern zu ziehen. Kulturarbeit ist des zwischen der EWG und Griechenland bestehenden Asso-
ziierungsabkommens, und glaubt die Bundesregierung, daß dieses
ja immer auf lange Frist angelegt. Sie dient der Her- Abkommen ohne Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse
stellung und Festigung von Beziehungen jenseits der in Griechenland jemals so funktionieren wird, daß ein Beitritt
Griechenlands zur EWG geprüft werden kann?
politischen Tagesfragen. Wie lange will die Bundesregierung an der Gültigkeit des
Assoziierungsabkommens festhalten, wenn die politischen Ver-
hältnisse in Griechenland das bedeutsamste Ziel der Asso-
ziierung — nämlich die volle Mitgliedschaft in der EWG — als
unerreichbar ausschließen, zumal der Europarat festgestellt hat,
daß der Verfassungsentwurf vom 29. September 1968 nidit in
ÜberinstmugdeokratischnPzpe?
Anlage 9 Die Mitgliedstaaten der EWG und Griechenland
haben in der Präambel zu dem Assoziierungsabkom-
Schriftliche Antwort men von Athen ihrem Willen Ausdruck gegeben,
durch gemeinsames Streben nach dem hohen Ziel
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirt-
16. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des schaftsgemeinschaft Frieden und Freiheit zu wahren
Abgeordneten Engholm (Drucksache VI/ 1253 Fra- und zu festigen. Die Bundesregierung ist der Auf-
gen A 28 und 29) : fassung, daß dieser gemeinsame Wille für den Ab-
Stimmt es, daß bei der Königlich Griechischen Botschaft in schluß des Abkommens eine wichtige Rolle spielte.
Bonn ein sogenannter Schulrat (Schulinspektor) zur Überwachhung
griechischer Lehrer in der Bundesrepublik Deutschland tätig ist? Sie steht deshalb auf dem Standpunkt, den auch der
Ratspräsident als Sprecher der Gemeinschaft am
Gibt es eine Rechtsbasis für eine solche Tätigkeit?
3. Februar 1970 vor dem Europäischen Parlament
Es trifft zu, daß bei der Griechischen Botschaft in vertreten hat, daß die bestehende Assoziation nicht
Bonn als Mitarbeiter des Kulturattachés ein Schul- in vollem Umfange funktionieren kann, solange die
inspektor tätig ist, der sich mit den Fragen der demokratischen und parlamentarischen Strukturen
schulischen Betreuung der etwa 15 000 Kinder grie- in Griechenland nicht wiederhergestellt sind.
chischer Gastarbeiter in der Bundesrepublik befaßt.
Die schulische Betreuung dieses Personenkreises Die Frage eines griechischen Beitritts zur EWG
fällt in die Zuständigkeit der Länder der Bundes- stellt sich wohl nicht vor Ablauf der zwölfjährigen
republik. Grundlage hierfür bildet ein Beschluß der Übergangszeit am 1. November 1974. Danach wird
Kultusministerkonferenz der Länder vom 14./15. Mai die Gemeinschaft gegebenenfalls diese Frage gemäß
1964. Nach diesem Beschluß werden an Orten, in Art. 72 des Abkommens zu prüfen haben.
denen sich zahlreiche Gastarbeiter befinden, Sonder- Das Assoziierungsabkommen zwischen der EWG
klassen für deren Kinder eingerichtet. In diesen und Griechenland ist ein multilateraler Vertrag, des-
Klassen wird neben Deutsch in der Heimatsprache sen Text kein Recht zur Beendigung durch eine der
der Kinder unterrichtet. Die von der griechischen Vertragsparteien vorsieht. Die völkerrechtliche Gül-
4110 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

tigkeit des Abkommens, über welche die Bundesre- insbesondere für den wirtschaftlichen und kulturel-
gierung nicht einseitig befinden kann, ist unter den len Bereich, wo langfristige Gesichtspunkte berück-
Vertragsparteien zur Zeit nicht strittig. Da die Asso- sichtigt werden müssen.
ziation auf lange Sicht angelegt ist, glaubt die Bun-
desregierung auch nicht, daß ein Beitritt Griechen-
lands zur EWG unerreichbar bleiben wird. Sie hofft,
daß Griechenland, das sich als erster europäischer
Staat für eine Assoziation mit der Gemeinschaft Anlage 12
entschied, eines Tages voll am europäischen Eini-
gungswerk teilnehmen wird. Allerdings werden Schriftliche Antwort
nach ihrer Ansicht ohne Anstrengungen der griechi-
schen Regierung zur Normalisierung der Lage in des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
Griechenland in dieser Richtung keine Fortschritte 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab
erzielt werden können. geordneten Folger (Drucksache VI/1253 Frage A 39) :
Ist die Bundesregierung bereit, dem Appell des Deutschen
Alpenvereins Rechnung zu tragen, zugunsten der deutschen
Bergsteiger von dem Grundsatz abzugehen, ihre Zuschüsse nur
auf zentrale Sportstätten und Inlandsprojekte zu beschränken,
insbesondere auch Haushaltsmittel für den Ausbau der deut-
schen Hütten in Osterreich zur Verfügung zu stellen, nachdem
Anlage 11 diese nicht nur den Mitgliedern der Alpenvereine, sondern
einem großen Teil der ganzen Bevölkerung dienen?

Schriftliche Antwort Nach dem am 1. Januar 1970 in Kraft getretenen


21. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes hat
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vorn der Bund nur noch eine Finanzierungskompetenz
14. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab- für die Förderung des Baues von Turn- und Sport-
geordneten Krockert (Drucksache VI/1253 Frage A stätten, die — ausgenommen im Zonenrandgebiet
36): und in West-Berlin — in erheblichem Umfange dem
Ist die Bundesregierung bereit, die bilateralen Beziehungen zu
Griechenland nach denselben Grundsätzen zu ordnen, die der
Spitzensport dienen. Bei den Vorhaben des Deut
Quasi-Suspendierung der Assoziierung Griechenlands seitens schen Alpenvereins handelt es sich aber nicht um
der EWG zugrunde liegen?
solche Maßnahmen.
-
Der Rat der Europäischen Gemeinschaften hat be-
Im Bereich des Sportstättenbaues für den Breiten-
kanntlich im Juni 1967 unter dem Eindruck des am
sport werden Bundesmittel nur noch in beschränk-
21. April 1967 erfolgten Militärputsches in Griechen-
land beschlossen, die Fortentwicklung der nach prä- tem Umfange und nur für eine gewisse Übergangs-
zeit zur Verfügung gestellt. Dabei werden nur Pro-
zisem Zeitplan auf den Beitritt Griechenlands zur
jekte im Inland — überwiegend bereits anfinan-
Gemeinschaft angelegten Assoziation bis zur Wie-
zierte Sportstätten im Rahmen des Auslaufpro-
derherstellung einer freiheitlichen, demokratischen
gramms „Goldener Plan" — berücksichtigt. Gegen-
Grundordnung in diesem Lande auszusetzen. Unbe-
wärtig liegen zahlreiche ältere Anträge aus dem
rührt hiervon blieben die sich für beide Seiten aus
dem Abkommen von Athen (1963) ergebenen Ver- Inland vor, die mit Bundesmitteln noch nicht geför-
dert werden konnten.
pflichtungen zur Abwicklung der laufenden Ge-
schäfte aus der ersten Abkommensphase. Die Asso- Eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung
ziierung Griechenlands stagniert seitdem; die Durch- der vom Deutschen Alpenverein geplanten Bauvor-
führung des ' im übrigen völkerrechtlich unkünd- haben im Ausland ist daher nicht möglich, zumal
baren Abkommens hat im wirtschaftlichen Bereich es sich dabei überwiegend um, Unterkunftshütten
-- wenn auch im bescheidenen Maße — Realitäten für Alpinisten, aber nicht um Turn- und Sportstätten
gesetzt, die eine temporäre Suspendierung oder gar im Sinne der Bundesrichtlinien handelt.
einvölgBduaspoitchenGrüd
ausschließen.
Die Bundesregierung hat aus ähnlichen Erwägun-
gen heraus ihre bilateralen Beziehungen zu Grie- Anlage 13
chenland Beschränkungen unterworfen. Sie hat ge-
mäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 2.
Schriftliche Antwort
April 1968 die Entwicklungshilfe an Griechenland
eingestellt. Sie hat darüber hinaus seit mehr als des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
2 Jahren die NATO-Verteidigungshilfe suspendiert 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab-
und kommerzielle Waffenlieferungen stark restrik- geordneten Wohlrabe (Drucksache VI/1253 Frage A
tiv gehandhabt. 40) :
Lassen die derzeit geltenden Regelungen für Angehörige des
Die grundsätzliche Haltung der Bundesregierung öffentlichen Dienstes des Bundes oder der Länder zu, daß Ab-
geordnete des Deutschen Bundestages oder der Länderparlamente
ist im übrigen 'bei der Debatte im Europarat über neben ihren Bezügen aus Tätigkeiten in den Regierungen auch
die Suspendierung der Mitgliedschaft Griechenlands Ruhestandsbezüge aus ihren früheren Dienstverhältnissen er-
halten?
im vergangenen Jahr deutlich zum Ausdruck ge-
bracht worden. Die 'Bundesregierung ist jedoch nicht Das Zusammentreffen von Amtsbezügen eines
der Auffassung, daß unsere bilateralen Beziehungen Mitgliedes der Bundesregierung oder einer Landes-
zu Griechenland weiteren und zusätzlichen Ein- regierung mit Versorgungsbezügen aus einem frü-
schränkungen unterworfen werden sollten. Dies gilt heren Dienstverhältnis ist im Bundesrecht und — so-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4111

weit ich übersehen kann — auch im Landesrecht ge- in Anspruch genommen werden. Danach sollte auch
regelt. Diese Vorschriften schließen eine Doppel- bei der von niederländischer Seite geplanten Ein-
zahlung aus. leitung der Abwässer zahlreicher Fabriken in das
In aller Regel werden über den Betrag der Amts- Mündungsgebiet der Ems verfahren werden, zumal
bezüge hinaus keine Versorgungsbezüge gezahlt. diese Abwässer ungereinigt eine Schmutzfracht ent-
halten, die den Abwässern von vielen Millionen
Dies gilt- unabhängig davon, ob das Regierungs- Menschen gleichkommt.
mitglied Abgeordneter des Bundestages oder eines
Landesparlamentes ist oder nicht. Ich habe die Sorge, daß die ungereinigte Einlei-
tung Schäden zur Folge haben kann, deren spätere
Beseitigung nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand
und unter unliebsamen Auseinandersetzungen mög-
lich wäre.
Anlage 14 Meine Sorge wird übrigens auch in den Nieder-
landen selbst von vielen geteilt; ich verweise dazu
Schriftliche Antwort auf einen sehr kritischen Artikel im Amsterdamer
Algemeen Handelsblad vom 26. September 1970.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab Den niederländischen Plänen kann deshalb die
geordneten Peiter (Drucksache VI/1253 Frage A 43) : Bundesregierung nur dann zustimmen, wenn die
Abwässer vor ihrer Einleitung in das Mündungs-
Wie weit sind die Überlegungen hinsichtlich der Errichtung
eines zentralen Instituts für Verbrechensverhütung gediehen? gebiet der Ems in angemessenem Umfang biologisch
Ein Institut für Verbrechensverhütung ist nicht ge- gereinigt werden; dies allein stellt sicher, daß auf
plant. Jedoch ist von verschiedenen Seiten die Er- deutschem Gebiet keine Schäden zu erwarten sind.
richtung eines „Polizeiforschungs- und -Fortbildungs-
instituts" angeregt worden. Der Bundesminister des
Innern und die Innenminister (-senatoren) der Län-
der meinen, daß ein solches Institut nicht als selb-
ständige Einrichtung errichtet werden soll. Anlage 16
-
Vielmehr ist einerseits vorgesehen, die Forschung
Schriftliche Antwort
und die Fortbildung auf dem Gebiet der Polizei in
der künftigen Polizeiführungsakademie in Hiltrup zu des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 16.
betreiben. Die Polizeiführungsakademie Hiltrup wird Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abge
aus dem bisherigen Polizei-Institut Hiltrup entwik- ordneten Sander (Drucksache VI/1253 Frage A 45):
kelt. An ihm sind Bund und Länder beteiligt. Unab-
hängig davon wird der Bund im Zuge der vorgese- Hält es die Bundesregierung mit dem Grundsatz der Gleich-
behandlung für vereinbar, daß gemäß § 9 des Katastrophen-
henen Verstärkung des Bundeskriminalamtes das schutzgesetzes nur für Feuerwehrleute auf Kosten des Bundes
eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen werden kann, wäh-
dort bereits bestehende „Kriminalistische Institut" rend für die Helfer der anderen Fachdienste im Katastrophen-
zu einer leistungsfähigen Forschungsstelle für das schutz diese Vergünstigung nicht gilt?

Gebiet der Kriminalpolizei ausbauen. Die Regelung der Rechtsverhältnisse der Helfer
In ihr sollen insbesondere Fragen der Kriminali- im Katastrophenschutz in § 9 Katastrophenschutzge-
stik und Fragen der Verbrechensbekämpfung wis- setz sieht weder für den Abschluß zusätzlicher Ver-
senschaftlich untersucht und die gewonnenen Er- sicherungsverträge noch sonst Vergünstigungen der
kenntnisse für die praktische Verbrechensbekämp- Feuerwehrleute gegenüber den Helfern anderer
fung ausgewertet werden. Katastrophenschutzorganisationen vor.
§ 9 Abs. 1 KatSG knüpft wegen des einheitlichen
Katastrophenschutzes für Frieden und Verteidi
gungsfall an die Regelungen für den friedensmäßi-
gen Katastrophenschutz in den Ländern an. Er be-
Anlage 15 stimmt daher, daß sich die Rechtsverhältnisse der
Helfer, auch soweit die erweiterten Aufgaben des
Schriftliche Antwort Katastrophenschutzes wahrgenommen worden, also
im Verteidigungsfall, nach den Vorschriften für die
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom Katastrophenschutzorganisation richten, der sie an-
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abge gehören. Damit soll jede Rechtsungleichheit zwi-
ordneten Dr. Gruhl (Drucksache VI/1253 Frage A 44): schen dem Dienst der Katastrophenschutzhelfer im
Hält die Bundesregierung, nachdem laut Pressemeldung vom Frieden und einem Einsatz im Verteidigungsfall
8.Oktober1970diRgunNerladBu
ersten Phase einer Abwasserleitung in die Ems beschlossen hat, vermieden werden. Solche Rechtsunterschiede hatten
an der Erklärung der deutschen Delegation auf der Sitzung vom im bisherigen Luftschutzhilfsdienst zu Schwierigkei-
3. September 1970 in Bonn fest, daß sie der ersten Phase nur
zustimmen könne, wenn die Abwässer vorher gereinigt werden? ten geführt.
Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß Unterschiede in der Rechtsstellung der Helfer
unsere Umwelt so wenig wie irgendmöglich ver- können sich daher nicht aus der Bundesregelung,
schmutzt und gefährdet werden sollte. Das Selbst- sondern nur insoweit ergeben, als die einzelnen
reinigungsvermögen eines Gewässers darf daher Länder unterschiedliche Regelungen für den frie-
erst nach angemessener Vorreinigung der Abwässer densmäßigen Katastrophenschutz getroffen haben,
4112 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Unterschiede zwischen der Feuerwehr und anderen Die Auffassung, daß es Ziel einer gleichmäßigen
Katastrophenschutzorganisationen werden sogar und sachgerechten Bewertung der Amtsgeschäfte
durch die Vorschrift des § 9 Abs. 1 Satz 2 KatSG bei den öffentlich-rechtlichen Dienstherren ist, für
weitgehend vermieden. Diese Vorschrift besagt, daß jede Dienstaufgabe die objektiv richtige Besol-
für solche Organisationen, bei denen Vorschriften dungseinstufung zu finden, wird geteilt. Die in § 5
über die Rechtsstellung , der Helfer fehlen, die Vor- Bundesbesoldungsgesetz angegebenen Stellenhöchst-
schriften für die freiwilligen Feuerwehren entspre- grenzen — nicht Stellenkegel — für Beförderungs-
chend gelten. ämter in den allgemeinen Laufbahngruppen sollten
nur das weitere Auseinanderfallen der Maßstäbe
für die Gestaltung der Stellenpläne in Bund und
Ländern verhindern, bis einheitliche Grundsätze
Anlage 17 für die Ämter- und Dienstpostenbewertung geschaf-
fen sind. Die Verwirklichung dieses Ziels wird
Schriftliche Antwort jedoch dadurch verhindert, daß einerseits die Aus-
einanderentwicklung der Besoldungsmaßstäbe in
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom Bund und Länder durch die Rahmengesetzgebung
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab des Bundes nicht aufgehalten werden konnte und
geordneten Sander (Drucksache VI/ 1253 Frage A 46) : andererseits Bewertungsfestpunkte für die Einstu-
Ist die Bundesregierung bereit, ein Gesetzgebungsverfahren
für die Novellierung des Katastrophenschutzgesetzes mit dem
fung von Ämtern durch unterschiedliche besoldungs-
Ziel in Gang zu setzen, daß zukünftig für alle Helfer im Kata- politische Entscheidungen weitgehend anhanden-
strophenschutz auf Kosten des Bundes eine zusätzliche Versiche-
rung abgeschlossen werden kann? gekommen sind.
Soweit Sie, sehr verehrter Herr Kollege, den Be- Eine Abhilfe kann nur erreicht werden, wenn dem
reich der Unfallversicherung im Auge haben, er- Bund die angestrebte konkurrierende Gesetz-
scheint eine Neuregelung nicht erforderlich. Die Re- gebungskompetenz eingeräumt wird und es gelingt,
gelleistungen nach der Reichsversicherungsordnung auf dieser Basis einheitliche materielle Grundsatz-
sowie die Mehrleistungen nach der Mehrleistungs- entscheidungen für die Bewertung der Ämter zu
verordnung vom 18. August 1967 bieten ausreichen- treffen.
den Unfallversicherungsschutz. Die Kosten für diese Die Aufstellung einer den Amtsinhalt stärker be-
Leistungen werden für alle Helfer des Katastrophen-
- rücksichtigenden Bewertungsordnung setzt ein bei
schutzes vom Bund getragen, soweit sie auf die Er- Bund und Ländern übereinstimmendes Besoldungs-
weiterung des Katastrophenschutzes zurückzuführen gefüge voraus. Solange die Bewertung der verschie-
sind. denen Fachrichtungen und Berufe durch unterschied-
Der Bereich der Haftpflichtversicherung ist ab- liche besoldungspolitische Entscheidungen ständi-
schließend in § 839 des Bürgerlichen Gesetzbuches gem Wandel unterworfen ist, treten laufend Ver-
in Verbindung mit Artikel 34 Grundgesetz geregelt. schiebungen der Ausgangsbasis ein, die einer be-
Bei den Dienstleistungen der Helfer im Katastro- friedigenden Lösung des Problems entgegenstehen.
phenschutz handelt es sich um eine entsprechende Der Schaffung einer einheitlichen Ausgangsbasis
öffentliche Tätigkeit. bei Bund und Ländern auf dem Gebiet der Besol-
Im übrigen sind keine weiteren Bedürfnisse für dung gelten daher z. Z. alle Bemühungen des BMI.
den Abschluß einer zusätzlichen Versicherung im
Hinblick auf die Erweiterung der Aufgaben durch
das Katastrophenschutzgesetz vorgetragen worden,
die eine Novellierung des § 9 KatSG rechtfertigen.
Anlage 19

Schriftliche Antwort
Anlage 18
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
Schriftliche Antwort vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des
Abgeordneten Dr. Fuchs (Drucksache VI/ 1253 Frage
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom A 49) :
16. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß in den
Finanznachrichten des Bundesministeriums der Finanzen Nr. 246
Abgeordneten Wagner (Günzburg) (Drucksache vom 2. Oktober 1970 die Frage des Abgeordneten Zebisch (SPD)
VI/1253 Fragen A 47 und 48) : über die Sonderabschreibungen Grenzland und die Antwort des
Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl in der 67. Sitzung
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es das Ziel des Deutschen Bundestages abgedruckt ist, nicht aber die in der
einer gleichmäßigen und sachgerechten Bewertung der Amtsge- gleichen Sitzung vorher behandelte Frage des Abgeordneten Dr,
schäfte bei den öffentlich-rechtlichen Dienstherren ist, für jede Fuchs (CDU/CSU), welche den gleichen Sachverhalt betraf?
Dienstaufgabe die objektiv richtige Besoldungseinstufung zu fin-
den, und daß deshalb die Ämterbewertung unabhängig von dem Aus sachlichen und wirtschaftlichen Erwägungen
derzeit gegebenen Stellenkegel durchgeführt werden muß?
wird in den Finanznachrichten stets nur eine Aus-
Welche im Zusammenhang mit der Neuregelung der Beamten-
besoldung zu lösenden Fragen können deshalb in dem angekün- wahl von Antworten auf schriftliche oder mündliche
digten Dritten Besoldungsneuregelungsgesetz nicht geregelt wer- Anfragen wiedergegeben. Veröffentlicht werden in
den, weil die Bundesregierung nicht in der Lage war, über den
Fortgang der Arbeiten zur Aufstellung einer den Amtsinhalt der Regel Fragen und Antworten zu Themen, die
stärker berücksichtigenden Bewertungsordnung fristgemäß bis
zum 1. Oktober 1970 zu berichten, und dieser Bericht nach einer
von allgemeinem Interesse sind. Bei mehreren Fra-
Mitteilung des Bundesinnenministers erst dann erstattet werden gen zu dem gleichen Thema wird jeweils nur die
wird, wenn die Vorbereitungen für den Entwurf eines Gesamt-
konzepts zur Besoldung abgeschlossen sind? Antwort abgedruckt, in der der Fragenkomplex am
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4113

ausführlichsten erörtert ist. Zusatzfragen bleiben Im übrigen wird der Bundesminister der Finanzen
dabei unberücksichtigt. im Zuge der Vorbereitung der Steuerreform zwei-
Zum Thema Sonderabschreibungen für Investitio- fellos mit allen hieran interessierten Verbänden und
nen im Zonenrandgebiet lagen für die Fragestunde Institutionen informierende Gespräche führen, falls
am 23. September 1970 inhaltlich etwa gleiche Fra- solche gewünscht werden.
gen von Ihnen und dem Kollegen Dr. de With und
Zebisch vor. Die Frage des Kollegen Dr. de With
wurde, da er während der Fragestunde nicht anwe-
send war, schriftlich beantwortet. Ihre Frage und die Anlage 21
des Kollegen Zebisch wurden mündlich beantwor-
tet. In die Beantwortung der Frage des Kollegen Schriftliche Antwort
Zebisch habe ich wegen des Sachzusammenhangs
eine weitere Frage dieses Kollegen einbezogen. des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
Diese Antwort wurde dadurch länger und ausführ- vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des
licher, entsprach aber, soweit es sich um die Frage Abgeordeten Weigl (Drucksache VI/1253 Frage A 52) :
der Sonderabschreibung Grenzland handelte, inhalt- Ist es richtig, daß die bei den US-Streitkräften beschäftigten
lich den Antworten, die Sie und der Kollege Dr. deutschen Arbeitnehmer künftig aus Haushaltsmitteln des Bun-
des bezahlt werden sollen?
de With erhalten haben. Für die Veröffentlichung
in den Finanznachrichten wurde die Antwort auf die Es trifft nicht zu, daß die bei den US-Stationie-
Fragen des Kollegen Zebisch ausgewählt, weil rungsstreitkräften beschäftigten deutschen Arbeit-
neben der Sonderabschreibung auch die Frage der nehmer künftig aus Haushaltsmitteln des Bundes be-
Investitionen bundeseigener Unternehmen in Bun- zahlt werden sollen.
desfördergebieten erörtert wurde. Irgendwelche Zur Rechtsstellung der Arbeitnehmer bei den in
Überlegungen zur Person standen bei dieser Aus- der Bundesrepublik stationierten ausländischen
wahl außerhalb jeder Betrachtung. Streitkräften, zu den Verhandlungen der Bundes-
Im übrigen wäre auch bei den Lesern der Finanz- regierung über eine Revision des Artikels 56 des
nachrichten kaum Verständnis dafür zu gewinnen, Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut und zu
wenn zu einem Fragenkomplex mehrere Bleichlau- der Frage, ob die Tätigkeit bei den Stationierungs-
tende Antworten veröffentlicht würden. Ich werde streitkräften als deutscher öffentlicher Dienst ange-
jedoch veranlassen, daß in Zukunft bei mehreren sehen werden kann, hat der Herr Bundesminister
Anfragen zum gleichen Sachverhalt bei Veröffent- des Auswärtigen bereits Stellung genommen.
lichungen in den Finanznachrichten nach Möglichkeit Ich darf insoweit auf die Beantwortung der Klei-
alle Abgeordneten genannt werden, die um Aus- nen Anfragen der Fraktionen der SPD und FDP vom
kunft gebeten haben. 28. Januar 1970 (Drucksache VI/323) sowie der Ab-
geordneten Berger und Genossen vom 22. Juni 1970
(Drucksache VI/987) verweisen.

Anlage 20

Schriftliche Antwort Anlage 22


des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
Schriftliche Antwort
vom 15. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen
des Abgeordneten Engelsberger (Drucksache VI /1253 des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 15. Oktober
Fragen A 50 und 51) : 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten
In welcher Weise soll, sofern diesbezügliche Meldungen zu- Schmidt (Kempten) (Drucksache VI/1253 Frage A 57):
treffen, die Absicht des Bundesministers der Finanzen, Vertre-
ter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Deutschen Wie haben sich die Abgabepreise der Erzeuger von Baustahl
Angestelltengewerkschaft (DAG) und des Bundes Deutscher pro Tonne in der Bundesrepublik Deutschland seit Januar 1969
Steuerbeamter für die Zeit der Vorbereitung und Durchführung (monatlich) entwickelt?
der Steuerreform zur ständigen Beschäftigung im Bundesmini-
sterium der Finanzen anzustellen, institutionell bewerkstelligt Die Listenpreise für den wichtigsten Baustahl
werden, und welchem Zweck bzw. welcher Aufgabe soll die Ein-
schaltung von Vertretern der genannten Organisationen dienen? — Betonstahl III — der Haupterzeuger haben sich
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine auf DGB, seit Januar 1969 für Lieferungen in das Bundesge-
DAG und den Deutschen Steuerbeamtenbund beschränkte Ein-
schaltung Dritter in die Vorbereitungen zur Steuerreform im biet wie folgt entwickelt:
Bundesministerium der Finanzen die Gefahr einer einseitigen
Einflußnahme begründet und es deshalb notwendig ist, auch Januar 1969 335 DM/t
Vertretern anderer Organisationen eine derartige Mitwirkung zu
ermöglichen? - April 1969 360 DM/t
Die Meldungen, auf die Sie Ihre beiden Fragen Mai 1969 450 DM/t
stützen, treffen nicht zu.
Juli 1969 480 DM/t
Der Kreis der im Bundesfinanzministerium institu-
tionell für die Steuerreform tätigen Personen ist auf Januar 1970 525 DM/t
diejenigen Beamten und Angestellten beschränkt, Auf den letztgenannten Preis gewähren die Erzeu-
die nach dem Geschäftsverteilungsplan für die Steu- ger zur Zeit einen Rabatt von 50 DM/t. Damit hat
erreform und die damit zusammenhängeden Auf- der gegenwärtige Preis wieder das Niveau er-
gaben zuständig sind. reicht, das er im Jahre 1968 mit 480 DM/t hatte.
4114 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Trifft es zu, daß das ZDF, die Bayerische Werbefernseh-


Anlage 23 GmbH und andere Anstalten die Einschaltpreise für Werbespots
um 25 % bis 35 % erhöht haben?
Wie beurteilt die Bundesregierung die Erhöhung der Ein-
Schriftliche Antwort schaltpreise für Werbespots des ZDF und anderer Anstalten um
25 bis 35 %?
des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 15. Oktober Es trifft zu, daß das Zweite Deutsche Fernsehen
1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten (ZDF) und fünf Werbegesellschaften von ARD-
Leicht (Drucksache VI/ 1253 Frage A 59) : Rundfunkanstalten zum 1. Januar 1971 die Ein-
Welchen Anteil haben die von Bundesminister Prof. Dr. Schil-
ler in der Konjunkturdebatte am 7. Oktober 1970 (Stenographi-
schaltpreise für Werbespots im Fernsehen generell
scher Bericht über die 69. Plenarsitzung, Seiten 3833 und 3837) erhöht haben. Das durchschnittliche Ausmaß dieser
erwähnten aufwertungsbedingten terms of trade, d. h. die Rela-
tion zwischen Ausfuhr- und Einfuhrpreisen, an der Preisrate des Erhöhungen liegt je nach Werbegesellschaft oder
Sozialprodukts von 7 bis 8 v. H. im ersten Halbjahr 1970, die Anstalt zwischen rund 10 % und rund 35 %. Außer-
bei Zugrundelegung der Schätzungen der OECD z. Z. in keinem
anderen Staat erreicht, geschweige denn überschritten wird, d. h. dem haben zwei Werbegesellschaften zum 1. Januar
im internationalen Vergleich absolute Spitze ist?
1971 die Preise für Werbespots im ersten Werbe-
Ich möchte zunächst auf den Sachzusammenhang block den höheren Preisen für die folgenden Werbe-
hinweisen, in dem Ihre Frage steht. blocks angeglichen.
Der Sachverständigenrat hat sich in seinem letzten Das ZDF und die Werbegesellschaften der ARD-
Jahresgutachten ausführlich mit dem Thema „Maß- Anstalten begründen die Erhöhung der Einschalt-
stäbe für die Geldentwertung" beschäftigt (s. Text- preise mit Kostensteigerungen, die auf vermehrte
nummern 152 bis 158). Er bezeichnet den „Preisin- Farbsendungen und Erweiterungen des Rahmenpro-
dex des Bruttosozialprodukts" (und den „Preisindex gramms zurückzuführen seien. Außerdem wird auf
für die letzte inländische Verwendung") als „Re- eine größere Zuschauerzahl hingewiesen, womit
chengrößen, die im Rahmen der volkswirtschaftli- sich die Werbeleistung verbessert habe. Die Stich-
chen Gesamtrechnung anfallen und für den Wert der haltigkeit dieser Begründung ist vom Bundeskartell-
Verbrauchermarkt nicht unmittelbar relevant sind." amt überprüft worden. Ein Mißbrauch der wirtschaft-
In diesem Zusammenhang spielen die Preisent- lichen Stellung der Werbegesellschaften hat sich da-
wicklung im Außenwirtschaftsverkehr und z. B. auch bei nicht ergeben.
die Kosten für staatliche Leistungen eine besondere
Rolle im Rechengang zur Ermittlung des nominalen
und des realen Bruttosozialprodukts. Der Sachver-
ständigenrat sagt hierzu: „Aus beiden Gründen
stellt der Preisindex für das Bruttosozialprodukt Anlage 25
kein relevantes Maß für den Geldwertschwund in
) der Bundesrepublik dar" (Textnummer 157). Schriftliche Antwort
Auf diesen Tatbestand hat Bundeswirtschaftsmini- des Staatssekretärs Dr. Griesau vom 16. Oktober
ster Schiller in der Bundestagsdebatte am 7. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten
1970 hingewiesen, indem er den Einfluß der Ver- Glüsing (Dithmarschen) (Drucksache VI/ 1253 Fragen
besserung der „terms of trade" auf die Rechenme- A 67 und 68) :
chanik der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Wie beurteilt die Bundesregierung die seit einigen Monaten
als ein Beispiel für das Zustandekommen des soge- festzustellende Preisentwicklung für den Erzeuger und den Ver-
braucher auf den Schlachtvieh- und Schweinefleischsektoren?
nannten gesamtwirtschaftlichen Deflators erläuterte.
Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß das Eingreifen der
Der Anteil der aufwertungsbedingten Änderung Einfuhr- und Vorratsstelle im Herbst 1970 zu unter dem Markt-
der terms of trade am Deflationierungsfaktor läßt preis liegenden Einkaufspreisen dazu beiträgt, den Rinderpreis
auf einer angemessenen Höhe zu halten und die Produktions-
sich nicht isoliert auf Heller und Pfennig darstellen. verlagerung von der Milch in Richtung Rindfleisch zu fördern?
Wenn man aber einmal unterstellt, daß sich die
terms of trade im 1. Halbjahr 1970 im Vergleich zum Die Preisentwicklung auf den Schlachtviehmärk-
1. Halbjahr 1969 nicht verbessert hätten, so ergäbe ten war — abgesehen von den letzten Wochen — in
sich rein rechnerisch ein um einen halben bis einen den vergangenen Monaten relativ stabil. Rechnet
Prozentpunkt niedrigerer gesamtwirtschaftlicher De- man zu den erzielten Schlachtvieherlösen noch die
flationierungsfaktor. Der auf die Aufwertung zu- Beträge hinzu, die sich aufgrund des Aufwertungs-
rückzuführende Einfluß ist noch höher zu veran- ausgleichs in Höhe von rd. 6 % ergeben, so lagen
schlagen, wenn man annimmt, daß sich die im Vor- die Erzeugerpreise bei den Schlachtrindern im drit-
jahr eingetretene Verschlechterung der terms of ten Quartal 1970 trotz deutlich höherer Schlachtun-
trade ohne Aufwertung fortgesetzt hätte. gen um etwa 2 % über den Vorjahreserlösen. Auch
bei Schweinen waren die Preise bei einem um etwa
8 '°/o gestiegenen Angebot für den Erzeuger zufrie-
denstellend. Der Durchschnittspreis der letzten drei
Monate überschritt unter Berücksichtigung des Auf-
Anlage 24 wertungsausgleichs sogar noch das recht hohe Vor-
jahresniveau. Auf den Rindermärkten ist ein Preis-
Schriftliche Antwort rückgang im Herbst saisonüblich. Nach den letzten
Meldungen deutet sich bereits eine gewisse Preis-
des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 15. Oktober beruhigung an. Der Preisrückgang bei den Schwei-
1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten nen ist durch die zyklische Erhöhung des Angebots
Härzschel (Drucksache VI/ 1253 Fragen A 65 und 66) : bedingt.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4115

Wenn die Preisminderungen auf der Erzeuger- Programms fertiggestellt worden. Zu der von Ihnen
seite vor allem bei Schweinen noch nicht an den angeschnittenen Frage heißt es dort:
Verbraucher weitergegeben wurden, so ist das eine
Erscheinung, die sich seit Jahren wiederholt. So- „Das Reineinkommen aus dem land- und forst-
wohl Preiserhöhungen als auch Preisermäßigungen wirtschaftlichen Unternehmen errechnet sich aus
auf der Erzeugerseite wirken sich meist mit einer dem Betriebseinkommen zuzüglich Einnahmen aus
gewisssen zeitlichen Verzögerung auf den Verbrau- nichtgewerblichen Nebenbetrieben sowie aus Zin-
cherpreis aus. Die Bundesregierung ist deshalb da- sen, Mieten und Pachten abzüglich Ausgaben für
von überzeugt, daß sich die Entwicklung der Er- nichtgewerbliche Nebenbetriebe sowie an Zinsen,
zeugerpreise vor allem bei Schweinefleisch in den Mieten und Pachten. Nichtgewerbliche Nebenbe-
nächsten Wochen in der Verbraucherstufe auswir- triebe können z. B. sein: Brennerei, Sägewerk, Kies-
ken wird. Diese Tendenz spiegelt sich bereits in grube, Dienstleistungsbetriebe (Lohnunternehmung,
zahlreichen preisgünstigen Sonderangeboten wider. Landschaftsgärtnerei), Fremdenpension. Außerdem
werden die Einkünfte aus unselbständiger Arbeit
Die Bundesregierung ist nicht der Meinung, daß berücksichtigt.
die Einfuhr- und Vorratsstelle (EVSt) mit ihren
Einkaufspreisen unter den Marktpreisen liegt. An- Die Einkünfte aus nichtgewerblichen Nebenbe-
derenfalls wären der EVSt bis heute nicht über trieben und unselbständiger Arbeit werden bis zu
20 000 Ochsen zum Kauf angeboten worden. Mit 3200 DM je Betrieb auf die Förderungsschwelle an-
den Käufen an Ochsenfleisch, die zur Auffüllung gerechnet."
der Vorratsbestände benötigt werden, wurde ein Damit wird Ihrem Anliegen, Herr Abgeordneter,
weiteres Absinken der Ochsenpreise verhindert.
voll Rechnung getragen.
Ohne das Eingreifen der EVSt wären diese Preise
im norddeutschen Weidemastgebiet auf ein nicht
vertretbares Niveau abgesunken.

Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, daß


mit den Marktentnahmen im norddeutschen Weide-
mastgebiet eine Produktionsverlagerung von der Anlage 27
Milch zum Rindfleisch nur bedingt und regional ge-
fördert werden kann. Ein allgemeiner Anreiz zur Schriftliche Antwort
Produktionsverlagerung kann in erster Linie durch
eine Verbesserung der Preisrelation zugunsten des des Staatssekretärs Dr. Griesau vom 16. Oktober
Rindfleisches erreicht werden. Die Bundesregie- 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten
Dr. Ahrens (Drucksache VI/ 1253 Fragen A 72 und 73) :
rung wird sich deshalb weiterhin mit Nachdruck in
Brüssel für eine Anhebung des Orientierungsprei- Worauf ist es zurückzuführen, daß die Bundesmittel für die
Gewährung von Prämien zur Forderung der langfristigen Ver-
ses und andere Maßnahmen zur Umstellung von pachtung landwirtschaftlicher Betriebe — jedenfalls in Nieder-
sachsen — für das Haushaltsjahr 1970 nicht ausreichen?
der Milchproduktion auf die Rindermast einsetzen.
Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, Haushaltsmittel
in ausreichendem Maße jedenfalls für diejenigen Fälle zur Ver-
fügung zu stellen, in denen Bewilligungsbescheide bereits ergan-
gen sind?

Im Jahre 1969 sind von 5,0 Mill. DM, die zur


Förderung der langfristigen Verpachtung zur Ver-
fügung standen, 2,4 Mill. DM von den Ländern ab-
Anlage 26 gerufen worden. 6,0 Mill. DM mußten deshalb für
1970 als ausreichend angesehen werden. In 1970
Schriftliche Antwort erfolgte auf Grund eines gestiegenen Antragsvolu-
mens eine Aufstockung der Mittel um 5,0 Mill. DM
des Staatssekretärs Dr. Griesau vom 16. Oktober auf 11,0 Mill. DM.
1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten
Die einzelnen Bundesländer bekamen Länderquo-
Dasch (Drucksache VI/1253 Frage A 69) :
ten zugewiesen, die sich an dem Abruf der Mittel
Ist sich die Bundesregierung bei ihrem Vorschlag far ein ein- 1969 orientierten. Da das Land Niedersachsen 1969
zelbetriebliches Förderungsprogramm der Landwirtschaft -darüber
im klaren, daß die Nichtanrechnung außerbetrieblicher Einkom- keine Mittel abgerufen hat, bekam es 1970 eine re-
men praktisch alle gut geführten und rationalisierungsfähigen lativ niedrige Quote bei der Verteilung der 6 Mill.
Zuerwerbsbetriebe der Gegenwart und die aus dem Vollerwerb
ausscheidenden Zuerwerbsbetriebe der Zukunft aus der Investi- DM. Bei der Aufstockung auf 11,0 Mill. DM wurde
tionsförderung ausschließt und damit die Umorientierung von Niedersachsen bereits bessergestellt.
Vollerwerbsexistenzen zu landwirtschaftlichen Zuerwerbsexisten-
zen weitgehend verhindert?
Die zur Zeit bestehenden Überhänge bei den Län-
Nach dem Hearing vor dem Ernährungsausschuß dern sind uns bekannt. Ich hoffe, daß es durch Mit-
dieses Hohen Hauses und nach der Besprechung mit tel, die bei den Marktausgaben frei werden, mög-
den Agrarministern der Länder in meinem Hause ist lich wird, mit Zustimmung des Haushaltsausschusses
am 6. Oktober 1970 eine überarbeitete Fassung des diese Überhänge voll bedienen zu können.
4116 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Anlage 28 liche Sondermaßnahmen aber nur dann zugelassen


werden, wenn die allgemeine Erntesituation dies
erfordert.
Schriftliche Antwort
Das Privileg, Branntwein unter Abfindung her-
des Staatssekretärs Dr. Griesau vom 16. Oktober zustellen, bietet den Obsterzeugern in Süd- und
1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Südwestdeutschlad ohnehin schon eine Möglich-
Dr. Früh (Drucksache VI/1253 Frage A 74) : keit zur Verwertung von Ernteüberschüssen, die
Ist die Bundesregierung bereit, die Rechtsunsicherheit, die sich Obsterzeugern in anderen Teilen des Bundesgebie-
aus § 41 Abs. 1 Buchstabe a Gesetz über eine Altershilfe für
Landwirte in Verbindung mit § 42 Abs. 1 ergibt, dahin gehend tes — z. B. in Niedersachsen und Westfalen — ver-
zu klären, daß das 60. Lebensjahr auch nach der gesetzlich be-
grenzten Frist der Landabgabe bis zum 31. Dezember 1973 voll-
schlossen bleibt. Regionale Sondermaßnahmen wie
endet werden kann, um die Bedingungen zum Bezug der Land- die Zulassung des gemeinsamen Einschlagens wür-
abgaberente zu erfüllen?
den dieses Privileg in nicht zu vertretendem Maße
Die Bundesregierung ist nicht der Auffassung, erweitern. Außerdem darf nicht übersehen werden,
daß die derzeit geltende Fassung des Gesetzes zu daß gerade das gemeinsame Einschlagen die in Ab-
Rechtsunsicherheit führt. Aus der Zielsetzung des findungsbrennereien ohnehin schwierige Steuerauf-
Gesetzes ergibt sich, daß zunächst nur die Fälle er- sicht vor kaum lösbare Aufgaben stellt.
faßt werden sollten, bei denen neben der Struktur-
Abschließend darf ich darauf verweisen, daß der
verbesserung auch die persönlichen Leistungsvor-
Gesetzgeber in der 1965 neu geschaffenen Form der
aussetzungen bis 31. Dezember 1973 erfüllt werden.
Obstgemeinschaftsbrennerei eine Einrichtung ge-
Insofern besteht Übereinstimmung mit dem Herrn
schafften hat, mit der die Obsterzeuger praktisch je-
Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (Er-
den Obstüberschuß rationell verwerten können. Auf
laß vom 26. August 1970 — IV b 4 — 4587.2 —
diese Möglichkeit der Obstverwertung ist in den
2521/70).
vergangenen Jahren bei der Erörterung von mono-
polrechtlichen Ausnahmeregelungen immer wieder
Im übrigen würde eine andere Auffassung zu dem
eindringlich hingewiesen worden.
unvertretbaren Ergebnis führen, daß ein heute drei-
ßigjähriger Landwirt, der bis zum 31. Dezember
1973 strukturverbessernd abgibt, im Jahre
- 2000 An-
trag auf Landabgaberente stellen könnte. Die Bun-
desregierung ist daher der Auffassung, daß jüngere
Landwirte, die ihr Unternehmen strukturverbes-
sernd abgeben und eine Tätigkeit als Arbeitnehmer
Anlage 30
aufnehmen, von der Möglichkeit der Nachversiche-
rung in der Rentenversicherung der Arbeiter oder
Angestellten, die durch das 5. Gesetz zur Änderung Schriftliche Antwort
und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe
für Landwirte geschaffen werden soll, Gebrauch ma- des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom
chen sollten. 16. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des
Abgeordneten Bittelmann (Drucksache VI/1253
Fragen A 78 und 79) :
Trifft es zu, daß die Bundesregierung beabsichtigt, die Alters-
hilfe für Landwirte noch während dieser Legislaturperiode zu
einer dynamischen Rente weiterzuentwickeln?
Wenn ja, wie würden sich bei einer dynamischen Rente für
Landwirte Beiträge und Leistungen zueinander verhalten?
Anlage 29
Die Altershilfe für Landwirte ist ab 1. Oktober
Schriftliche Antwort 1957 in Kraft getreten. Erst seit diesem Zeitpunkt
können Beiträge gezahlt werden. Die Vorausset-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl zung für die Gewährung des Altersgeldes bei Vol-
vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des lendung des 65. Lebensjahres ist nämlich die Ent-
Abgeordneten Pieroth (Drucksache VI/1253 Frage A richtung von Beiträgen für 180 Kalendermonate zur
75): landwirtschaftlichen Altershilfe. Aber gegenwärtig
Ist die Bundesregierung bereit, regional Sondergenehmigun- wird noch die fehlende Beitragsleistung durch den
gen zum sogenannten gemeinsamen Einschlagen von überschüssi- Nachweis einer entsprechend langen Unternehmer-
gem Obst in Abfindungsbrennereien auch dann zu erteilen, wenn
zwar auf Bundesebene eine überdurchschnittliche Obsternte nicht tätigkeit ersetzt. Diese Übergangszeit, in der also
vorliegt, aber in bestimmten Gebieten, z. B. in Rheinland-Pfalz,
ein Überschuß an Obst besteht? die Landwirte die Beitragsvoraussetzungen noch
nicht erfüllen können, läuft am 30. September 1972
Monopolrechtliche Erleichterungen zur Verwer- aus. Dies wird Rechtsänderungen zu diesem Zeit-
tung von Obstüberschüssen über den Brennkessel punkt erfordern. In die damit verbundenen Überle-
sind nur bei außergewöhnlich guten und weit über gungen wird auch die Frage einer dynamischen Ge-
dem langjährigen Bundesdurchschnitt liegenden staltung der Beiträge und Leistungen einbezogen.
Ernten zu vertreten. Wenn auch die Ernteerwartun- Da die Vorarbeiten dafür noch nicht abgeschlossen
gen in manchen Teilen des Bundesgebietes unter- sind, kann ich auf Ihre zweite Frage gegenwärtig im
schiedlich sein können, so können monopolrecht einzelnen noch nicht eingehen.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4117

Anlage 31 des Härteausgleichs nach § 89 Bundesversorgungs-


gesetz und nur in ganz besonderen Härtefällen wie
Kriegerwitwen versorgt werden.
Schriftliche Antwort
Die jetzigen Härteausgleichs-Regelungen halten
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom sich in dem vom Gesetzgeber gesetzten Rahmen und
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab folgen überdies uneingeschränkt der Rechtsprechung.
geordneten Dröscher (Drucksache VI/1253 Frage A 80) : Sie sollen außergewöhnliche Härten vermeiden, wes-
halb neuerdings auch kinderlose Bräute in die Ver-
Da nach § 21 des Berufsbildungsgesetzes vom 16. August 1969
durch Rechtsverordnung bestimmt werden kann, daß der Erwerb sorgung einbezogen werden können.
berufs- und arbeitspädagogischer oder zusätzlicher fachlicher
Kenntnisse nachzuweisen ist, frage ich die Bundesregierung,
wann mit dem Erlaß dieser Rechtsverordnung zu rechnen ist, die Jede weitergehende Verwaltungsregelung würde
Inhalt, Umfang und Abschluß von Fortbildungsmaßnahmen für auch nach Meinung der Rechtsprechung eine nicht
Ausbildungskräfte regelt?
zulässige Erweiterung des Personenkreises durch die
Exekutive bedeuten. Sie müßte daher dem Gesetzge-
Mit § 21 des Berufsbildungsgesetzes ist die Rechts-
ber vorbehalten bleiben.
grundlage geschaffen worden, die Ausbildung der
Ausbilder bundeseinheitlich zu regeln. Die Vorar-
beiten für den Erlaß entsprechender Rechtsverord-
nungen sind aufgenommen. Der nach dem Berufs-
bildungsgesetz zur Beratung der Bundesregierung in
Grundsatzfragen eingerichtete Bundesausschuß für
Berufsbildung befaßt sich zur Zeit mit der Entwick-
lung von Kriterien für die Eignung der Ausbilder. Anlage 33
Ich darf Ihnen versichern, Herr Kollege, daß wir die-
sen Verordnungen große Bedeutung zumessen. In
diesem Zusammenhang darf nicht verkannt werden, Schriftliche Antwort
daß mit dem Erlaß von Vorschriften nach § 21 Be-
rufsbildungsgesetz eine grundlegende Neuorientie- des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom
rung der Ausbilder-Ausbildung — in Richtung auf 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab
- geordneten Zebisch (Drucksache VI/1253 Frage A 83):
einen förmlichen Qualifikationsnachweis für Aus-
bilder — vollzogen wird. Das bedingt personelle, or- Gibt es Untersuchungen über die Häufigkeit von Arbeits-
ganisatorische und finanzielle Umstellungsschwie- unfällen, die auf Sprachschwierigkeiten zwischen deutschen und
ausländischen Arbeitnehmern zurückzuführen sind, und was un-
rigkeiten, denen durch Übergangslösungen Rech- ternimmt die Bundesregierung, um die sprachliche Verständigung
nung getragen werden muß. am Arbeitsplatz zu fördern?

Die Bundesregierung wird in ihrem nächsten Un-


fallverhütungsbericht, der in wenigen Monaten vor-
gelegt wird, die Unfallverhütung für ausländische
Arbeitnehmer ausführlich behandeln. Spezielle Un-
Anlage 32 tersuchungen über einen möglichen Zusammenhang
zwischen Unfallhäufigkeit und sprachlich bedingten
Schriftliche Antwort Verständigungsschwierigkeiten sind in der Vergan-
genheit nicht durchgeführt worden. Um nähere An-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom haltspunkte darüber zu gewinnen, hat mein Haus
16. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Ab- vor einiger Zeit die obersten Arbeitsbehörden der
geordneten Maucher (Drucksache VI/1253 Fragen Länder und die Träger der gesetzlichen Unfallver-
A 81 und 82) : sicherung um Übermittlung von Erfahrungswerten
zu der von Ihnen aufgeworfenen Frage gebeten. Die
Ist der Bundesregierung bekannt, daß mit der jetzigen Rege-
lung bezüglich der Bräuteversorgung nach dem Bundesversor- bisher eingegangenen Antworten zeigen, daß ein
gungsgesetz außergewöhnliche Härten entstehen? Zusammenhang zwischen Sprachschwierigkeiten und
Ist die Bundesregierung bereit, ein neues Rundsdireiben hei- Unfallhäufigkeit nicht ohne weiteres zu erkennen
auszugeben, wodurch die Bräuteversorgung gegenüber bisher er- ist. Hierzu sind allerdings, wie ich hinzufügen will,
heblich erleichtert wird, und zwar dahin gehend, daß in all den
Fällen, in denen aus dem Verlöbnis ein Kind hervorgegangen noch eingehende Untersuchungen erforderlich.
ist und in denen der Lebensunterhalt nicht auf andere Weise
sichergestellt ist, Bräuteversorgung grundsätzlich gewährt wer-
den kann? Unabhängig davon ist für das Arbeitsleben insge-
samt die sprachliche Verständigung wichtig. Die
Sie wissen, Herr Abgeordneter, daß die Verlobte Bundesregierung fördert deshalb finanziell Sprach-
im geltenden Kriegsopferrecht nicht zum Personen- kurse für ausländische .Arbeitnehmer. Sie läßt beim
kreis der versorgungsberechtigten Hinterbliebenen Goetheinstitut in Arolsen Sprachlehrer ausbilden,
zählt. Das Bundesversorgungsgesetz kennt — eben- die in audiovisueller Methode auch Ausländer mit
so wie das übrige Sozialrecht und wie auch das Be- geringerer Schulausbildung innerhalb von drei Mo-
amtenrecht — keine Leistungen für hinterbliebene naten etwa 700 bis 800 Worte Deutsch lehren. Diese
Bräute. Sprachkurse werden — soweit möglich — in die
Anwerbeländer verlegt, damit die ausländischen Ar-
Die Verlobten von gefallenen oder kriegsver- beitnehmer bereits über Deutschkenntnisse verfü-
schollenen Soldaten können deshalb nur im Wege gen, wenn sie in die Bundesrepublik Deutschland
4118 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

einreisen. Bisher werden solche Kurse in Italien, Ju- gestellt haben; diese Grundsätze sind im April-Heft
goslawien und Tunesien durchgeführt. In der Türkei des Bundesarbeitsblattes veröffentlicht worden, das
werden sie vorbereitet. fast ausschließlich den Problemen ausländischer Ar-
beitnehmer gewidmet ist. Ich bin gern bereit, Ihnen
Neben der Förderung des Sprachunterrichts ist in diese Unterlage zuzustellen.
diesem Zusammenhang noch erwähnenswert, daß
die Berufsgenossenschaften Übersetzungen ihrer Un-
fallverhütungsvorschriften an ausländische Arbeit-
nehmer verteilen.

Anlage 35

Schriftliche Antwort

Anlage 34 des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Doh-


nanyi vom 14. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fra-
gen des Abgeordneten Hansen (Drucksache VI/1253
Schriftliche Antwort FragenA98ud):
Hat die Bundesregierung inzwischen überprüft, ob es auf
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom dem Boden der Bundesrepublik Deutschland Schulen gibt für Kin-
der griechischer Gastarbeiter, an denen „junta"-treue griechische
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab Lehrer nach eigenem Plan unterrichten und die von der staat-
geordneten Zebisch (Drucksache VI/1253 Frage A 84) : lichen Schulaufsicht ausgenommen sind?
Gibt es eine Rechtsbasis für diese Schulen?
Gibt es Untersuchungen über die gesellschaftliche Situation
der Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland, und was
unternimmt die Bundesregierung, um Gastarbeiterinnen und An den öffentlichen Schulen in der Bundesrepublik
Gastarbeiter stärker in unsere Gesellschaft einzugliedern?
wird mit den von den deutschen Behörden genehmig-
ten Lehr- und Lernmitteln sowie nach den deutschen
Ich darf darauf hinweisen, Herr Kollege, daß der
Lehrplänen und Unterrichtslinien unterrichtet. Hin-
Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung dieses Ho-
- sichtlich des Unterrichts, den Ausländerkinder an
hen Hauses sich in Kürze mit dem von Ihnen ange-
deutschen Schulen von Lehrkräften ihrer Mutter-
sprochenen Fragenkomplex befassen wird. Die Ver-
sprache in Geschichte, Landeskunde und ggf. Reli-
treter der Bundesregierung werden bei dieser Gele-
gionslehre erhalten, vertreten die Länder z. T. die
genheit im Ausschuß eingehend über die Maßnah-
Ansicht, daß es sich um eine freiwillige Förderungs-
men zur Eingliederung ausländischer Arbeitnehmer
einrichtung handelt, bei welcher die deutsche Be-
berichten und dabei auf folgende Punkte besonderes
hörde keine Fachaufsicht, sondern lediglich eine
Gewicht legen:
Dienstaufsicht ausübt. Diese Förderkurse sind zum
— Verstärkung des Wohnungsbaues für ausländi- Teil auch außerhalb des öffentlichen Schulwesens
sche Arbeitnehmer durch ein Sonderprogramm als Privatschulveranstaltungen organisisert.
unter Einsatz von Mitteln des Bundes, der Bun-
desanstalt für Arbeit und der Länder; Private Förderungsveranstaltungen der genannten
Art fallen nicht unter die gesetzlichen Regelungen
— Verbesserung der Richtlinien für die Unterkünfte
der Länder für das öffentliche Schulwesen. Sie kön-
ausländischer Arbeitnehmer;
nen als private Schulen mit freiwilligem Besuch zu-
— Bemühungen um die Schulausbildung der Kinder gelassen werden, sofern sie die hierfür vorgeschrie-
ausländischer Arbeitnehmer, insbesondere durch benen Voraussetzungen erfüllen. Als Beispiel sei
Errichtung von Förderklassen und bessere Durch- Bayern genannt, das nach dem Gesetz über das Er-
setzung der Schulpflicht; ziehungs- und Unterrichtswesen (EUG) vom 9. März
— Maßnahmen zur beruflichen und sprachlichen 1969 solche Privatschulen genehmigt hat.
Fortbildung ausländischer Arbeitnehmer unter
besonderer Beachtung der Notwendigkeit, mit
diesen Maßnahmen möglichst bereits in den Hei-
matländern der ausländischen Arbeitnehmer zu
beginnen,
Anlage 36
— und schließlich Probleme der Familienzusammen-
führung. Schriftliche Antwort
Sie werden Verständnis dafür haben, Herr Kolle-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von
ge, daß ich zu den einzelnen Punkten nicht schon an
Dohnanyi vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche
dieser Stelle unter Vorgriff auf die Ausschußbera-
Frage des Abgeordneten Wende (Drucksache VI/1253
tungen ausführlich Stellung nehmen kann. Lassen
FrageA10):
Sie mich nur noch erwähnen, daß der Koordinie-
rungskreis und der Länderausschuß „Ausländische Zu welchem Ergebnis haben die vom Parlamentarischen Staats-
sekretär für Bildung und Wissenschaft, Dr. Klaus von Dohnanyi,
Arbeitnehmer" beim Bundesministerium für Arbeit auf meine Anfrage vom 2. Juni 1970 in Aussicht gestellte Prü-
und Sozialordnung bereits im Februar Grundsätze fung der Texte griechischer Schulbücher in den Bundesländern
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Nord-
zur Eingliederung ausländischer Arbeitnehmer auf- rhein-Westfalen geführt?
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4119

Im Anschluß an die Mündlichen Anfragen vom schen Bereich in die Bundesrepublik Deutschland
12. März und vom 2. Juni 1970 wurde die Ständige und in die Deutsche Demokratische Republik umge-
Konferenz der Kultusminister am 10. Juni 1970 ge- siedelt sind. Es gibt keine statistischen Unterlagen
beten, die in der Bundesrepublik verwendeten grie- über die genaue Zahl heute noch in diesen Gebieten
chischen Schulbücher zu prüfen. Nach Mitteilung des lebender Personen deutscher Muttersprache.
Präsidenten der Kultusministerkonferenz vom
22. Juli 1970 haben sich die Kultusminister auf ihrer Der Bundesregierung ist bekannt, daß es im Ge-
137. Plenarsitzung am 2./3. Juli 1970 „mit dem Pro- gegensatz zu anderen osteuropäischen Staaten in Po-
blem der Verwendbarkeit griechischer Schulbücher len keine Minderheitenrechte für Deutsche gibt.
für den Unterricht von Kindern griechischer Arbeit-
nehmer an deutschen Schulen befaßt". Zunächst
wurde der Schulausschuß der Kultusministerkonfe-
renz mit der Angelegenheit betraut. In einem Zwi-
schenbericht, der der Kultusministerkonferenz vor-
liegt, heißt es, daß in einer Arbeitsgruppe unter Fe-
derführung des Landes Hessen mit den Ländern
Anlage 38
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eine
Stellungnahme vorbereitet werden soll, an welcher
auch das Schulbuchinstitut in Braunschweig betei- Schriftliche Antwort
ligt wird. Die Stellungnahme soll Grundlage für die
Beantwortung des gesamten Fragenkomplexes wer- des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
den und die Prüfung aller nach 1967 erschienenen 14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des
griechischen Geschichts- und Heimatkundebücher so- Abgeordneten Engelsberger (Drucksache VI/1253
wie Lesebücher umfassen. FrageB3):
Die Kultusministerkonferenz teilt zusätzlich mit, Sieht die Bundesregierung nach der Unterzeichnung des Mos-
kauer Vertrags eine Möglichkeit, daß die Sowjetunion die Asso-
daß die Prüfung wegen der mit ihr verbundenen ziierung Osterreichs an die EWG tolerieren wird?
sprachlichen und rechtlichen Probleme besonders
zeitraubend ist. Die Bundesregierung betrachtet den deutsch-so-
wjetischen Vertrag vom 12. August d. J. als wichti-
gen Schritt zur Entspannung des Ost-West-Verhält-
nisses. Obwohl der Vertrag insoweit über das bila-
terale deutsch-sowjetische Verhältnis hinauswirkt,
die noch nicht abzusehen, inwieweit er die spezielle
Frage einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwi-
schen Österreich und der EWG berührt.
Anlage 37
Die Bundesregierung hat den Eindruck, daß die
Schriftliche Antwort sowjetische Führung heute die EWG und die wei-
tere wirtschaftliche Integration in Europa als Ge-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom gebenheit zu akzeptieren beginnt. Es erscheint des-
14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des halb durchaus denkbar, daß sie eine Teilnahme
Abgeordneten Dr. Rutschke Österreichs an einer solchen Integration toleriert.
Über die Form dieser Teilnahme läßt sich noch nichts
(Drucksache VI/1253 Fragen B 1 und 2) : sagen, da die Gespräche zwischen Österreich und
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in den deutschen Ost- der EWG noch nicht begonnen haben und Oster-
gebieten, in denen gegenwärtig noch rund 1,1 Millionen Deut- reich seine Vorstellungen von einer wirtschaftlichen
sche wohnen — davon etwa 1 Million in (West-) Oberschlesien
und Südostpreußen —, immer noch der Gebrauch der deutschen Zusammenarbeit mit der EWG noch nicht präzisiert
Muttersprache den Deutschen verwehrt ist; nicht nur im hat. Die Gestaltung des österreichischen Verhältnis-
kulturellen Sektor und in den Kirchen, sondern weitgehend
auch im Alltag in der Offentlichkeit? ses zur EWG wird sich wie bisher auch in Zukunft
Ist die Bundesregierung bei ihren Verhandlungen mit der pol-
zweifellos an den durch den Staatsvertrag von 1955
nischen Regierung dazu bereit, darauf zu dringen, daß den noch gegebenen Möglichkeiten orientieren.
in der Heimat lebenden deutschen Staatsangehörigen neben der
Möglichkeit zur Aussiedlung im Falle eines weiteren Verblei
ensdutchklr eigösBtäunzbligd -b
soziale Betreuung von der Bundesrepublik Deutschland her er-
möglicht wird?

Der Bundesregierung ist bekannt, daß nach den


verfügbaren Unterlagen etwa die von Ihnen ge-
nannte Zahl deutscher Staatsangehöriger nach Anlage 39
Kriegsende und nach Abschluß der Aussiedlungsak-
tionen in den unter polnischer Verwaltung gestell- Schriftliche Antwort
ten Gebieten des Deuschen Reiches zurückblieben.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
Ergänzend zu dieser Zahl ist allerdings zu bemer- 14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
ken, daß im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (Druck-
mehrere hunderttausend Personen aus dem polni- sache VI/1253 Fragen B 4 und 5) :
4120 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Sieht die Bundesregierung zur Vermeidung von Härten eine


Möglichkeit, § 1 der Verordnung zur Regelung von Staatsange-
sprechende Schulbildung vorausgesetzt. Diese An-
hörigkeitsfragen vom 20. Januar 1942 (Reichsgesetzbl. I S. 40) forderungen sind ausgerichtet auf Art, Schwierig-
entsprechend auf Fälle des § 9 n. F. Reichs- und Staatsangehö-
rigkeitsgesetzes anzuwenden, wenn Ehepartner aus beruflichen keit und Verantwortungsgrad der Aufgaben, die das
und anderen Gründen ihren Wohnsitz nicht in die Bundes- Gesamtbild der Tätigkeiten des einfachen Dienstes
republik Deutschland verlegen können?
bestimmen. Bei der Entscheidung, welche Schulbil-
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, wenn eine solche
Anwendung der bestehenden gesetzlichen Vorschriften nicht
dung dem erfolgreichen Besuch einer Hauptschule
möglich ist? entspricht, richtet sich die Bundesregierung nach den
Feststellungen und Empfehlungen der Kultusmini-
Die Bundesregierung sieht eine Möglichkeit, zur ster der Länder. Es wird darauf ankommen, auf
Vermeidung von Härten § 1 der Verordnung zur Grund weiterer Untersuchungen Maßstäbe zu finden,
Regelung von Staatsangehörigkeitsfragen vom nach denen der an Sonderschulen erreichte Bildungs-
20. Januar 1942 (Reichsgesetzbl. I S. 40) anzuwen- stand zur Bildungsebene des Hauptschulabschlusses
den, wenn die Ehepartner aus beachtlichen Grün- in Beziehung gesetzt werden kann. Dies würde die
den den Aufenthalt nicht in das Inland verlegen Grundlage dafür schaffen, daß — ggf. durch Ände-
können und wenn im übrigen die Voraussetzungen rung der Beamtengesetze — Sonderschülern mit ent-
des § 9 RuStAG für eine Einbürgerung des auslän- sprechendem Leistungsstand der Zugang zum einfa-
dischen Ehegatten eines deutschen Staatsangehö- chen Dienst eröffnet werden kann.
rigen erfüllt sind.
Ich möchte auch noch darauf hinweisen, daß bis-
Bei Einbürgerinnen vom Ausland her sind jedoch her schon Bewerber ohne Hauptschulabschluß als
Beschränkungen, die sich aus völkerrechtlichen Bin- „andere Bewerber" in den einfachen Dienst einge-
dungen ergeben, zu beachten. Danach werden sol- stellt werden können, wenn dies auch erst nach voll-
che Einbürgerungen in Fällen staatsangehörigkeits- endetem 30. Lebensjahr möglich ist.
rechtlicher Schutzlosigkeit zulässig sein; das wird
beispielsweise gelten, wenn eine Ausländerin, die Das in Ihrer Frage erwähnte Rundschreiben vom
einen deutschen Staatsangehörigen heiratet, nach 16. Mai 1966 befaßt sich im übrigen nicht mit der
der Rechtsordnung ihres Heimatstaates ihre bishe- Einstellung von Sonderschülern in den einfachen
rige Staatsangehörigkeit verliert. Dienst, sondern mit der Frage, inwieweit der nicht
beendete Besuch einer weiterführenden Schule dem
Im übrigen wird aber auch in diesen Ausnahme- Hauptschulabschluß gleichgestellt werden kann.
fällen eine Einbürgerung davon abhängig sein, daß
nach den besonderen Umständen des Einzelfalles
eine Anpassung an deutsche Lebensformen zu er-
warten ist.

Bei dieser Rechtslage dürfte es nicht erforderlich


sein, eine Gesetzesänderung zu erwägen.
Anlage 41

Schriftliche Antwort

des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom


Anlage 40 14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
Abgeordneten Biechele (Drucksache VI/1253 Fragen
B 7 und 8) :
Schriftliche Antwort
Für welche Bereiche sind Hilfsmaßnahmen für Jordanien be-
sonders notwendig?
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom In welcher Weise (Bereiche und Kosten der Hilfsmaßnahmen)
beteiligen sich die Bundesregierung und die Hilfsorganisationen
14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab- der Bundesrepublik Deutschland an diesen Hilfsmaßnahmen?
geordneten Baier (Drucksache VI/1253 Frage B 6) :
Teilt die Bundesregierung meine Meinung, daß in der Erklä- Die militärische Auseinandersetzung zwischen Jor-
rung des Bundesministers des Innern vom 16. Mai 1966, wonach
die Einstellung von Abschlußschülern einer Sonderschule in eine daniern und Palästinensern im Verlauf des vergan-
Laufbahn des einfachen Dienstes nicht möglich sei, eine Herab- genen Monats hat humanitäre Hilfe für die Bevölke-
setzung der Bemühungen bei der Errichtung und Förderung von
Sonderschulen zu erblicken sei, und ist sie bereit, eine Änderung rung Jordaniens vornehmlich auf dem Gebiet der
herbeizuführen?
ärztlichen und der Lebensmittelversorgung dringend
notwendig gemacht. Hilfe ist daneben auch bei der
Im Rahmen ihrer gesellschaftspolitischen Ziele un- Unterbringung der Bevölkerungsteile erforderlich,
terstützt die Bundesregierung nachdrücklich alle Be- die ihre Unterkünfte verloren haben. In der nächsten
strebungen, Schüler mit Sonderschulabschluß voll in Zukunft wird es gegebenenfalls darauf ankommen,
die Berufswelt zu integrieren. Nach den Vorschrif- der jordanischen Regierung Beistand bei der endgül-
ten des Beamtenrechtsrahmengesetzes, des Bundes- tigen Wiederherstellung der Wasser- und Stromver-
beamtengesetzes und der Bundeslaufbahnverord- sorgung zu leisten.
nung ist für eine Einstellung in die Laufbahn des
einfachen Dienstes mindestens der erfolgreiche Be- Die Bundesregierung hat bisher 500 000 DM für
such einer Volksschule (Hauptschule) oder eine ent- die Katastrophenhilfe für Jordanien bereitgestellt.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4121

Mit diesen Mitteln hat sie Hilfsaktionen auf dem Weitere Lebensmittel sind bereitgestellt.
Gebiet der ärztlichen Versorgung in Zusammenar-
beit mit deutschen privaten Hilfsorganisationen Diakonisches Werk
durchgeführt oder deren Hilfsmaßnahmen finanziell Zelte, Decken, Matratzen, Bekleidung
unterstützt, sofern die Durchführung andernfalls im Werte von 500 000 DM
nicht gewährleistet gewesen wäre. So ist Anfang medico international
dieses Monats ein aus Bundesbeständen bereitge-
stelltes Feldhospital mit 50 Betten mit vom Bund Medikamente, ärztliches Gerät
gecharterten Flugzeugen nach Amman geflogen wor- im Werte von 25 000 DM
den. Die personelle Betreuung des Hospitals hat das
Die Güter wurden auf dem Luftweg unter Über-
Deutsche Rote Kreuz übernommen. Der Bund hat
nahme vergleichsweise hoher Frachtkosten in die
ferner den Transport eines Feldlazaretts mit 30 Bet-
Notgebiete gebracht.
ten nebst Begleitfahrzeugen von medico internatio-
nal sowie eines Klinomobils von Terre des Hommes
— Deutschland — jeweils mit dem erforderlichen
ärztlichen Personal — veranlaßt und finanziert. Das
50-Betten-Hospital, das einen Wert von 500 000 DM
besitzt, ist in Amman. eingesetzt, das 30-Betten-Laza- Anlage 42
rett, dessen Wert 180 000 DM beträgt, und das Kli-
nomobil finden in Nordjordanien Verwendung.
Schriftliche Antwort
Die genannten Haushaltsmittel erlaubten ferner
den Einsatz einiger Kräfte des Technischen Hilfs- des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl
werks in Amman. Deren Aufgabe war es, dringende vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
technische Reparaturen — soweit kurzfristig an Ort des Abgeordneten Säckl (Drucksache VI/1253 Fragen
und Stelle möglich — durchzuführen und die Mög- B 9 und 10) :
lichkeiten für größer angelegte Hilfsmaßnahmen des Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Nachforschungen der
deutschen Polizei wegen des Mordes am 17 Jahre alten André
Technischen Hilfswerks zu prüfen. Es hat sich dabei Redon am 8. August 1970 bei Kassel Tatverdacht gegen einen
allerdings herausgestellt, daß insbesondere auf dem Angehörigen der US-Streitkräfte ergeben haben, aber nicht wei-
tergeführt werden konnten, weil die amerikanische Kriminal-
Gebiet der Wasser- und Stromversorgung ausge- polizei in Deutschland ihre Mitwirkung bisher versagt hat?
dehnte Reparaturen erforderlich sind, die die Kapa- Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, und ist sie be-
reit, die amerikanischen Polizeibehörden zur Mitarbeit an der
zität des Technischen Hilfswerks weit übersteigen. Aufklärung des Mordes zu veranlassen?

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammen- Nach Auskunft des hessischen Ministeriums der
arbeit hat sich bereit erklärt, neben insgesamt 5 040 Justiz sind die Ermittlungen wegen Verdachts des
Tonnen Mehl, die wegen der Katastrophenfolgen be- Mordes an dem französischen Staatsangehörigen
schleunigt ausgeliefert werden, Haushaltsmittel in André Redon nicht behindert worden. Die amerika-
Höhe von mehreren 100 000 DM für weitere Lebens- nische Kriminalpolizei (CID) sowie das US-Haupt-
quartier in Heidelberg haben die zuständigen deut-
mittelieferungen bereitzustellen. Hiervon sind bis-
schen Behörden bei den erforderlichen Ermittlungen
her 60 000 DM für eine Sendung von 24 Tonnen
unterstützt. Klagen über mangelnde Zusammenar-
Rindfleischkonserven verbraucht, die der Bund auf beit sind von den beteiligten deutschen Stellen nicht
dem Luftwege nach Amman gebracht hat. Weitere erhoben worden. Die Bundesregierung hat daher
Lieferungen hochwertiger Nahrungsmittel werden keine Veranlassung, die amerikanischen Militärbe-
folgen. hörden an die Verpflichtung zur gegenseitigen Un-
terstützung bei Ermittlungen in Strafsachen zu erin-
Für Wiederaufbaumaßnahmen in den Flüchtlings- nern.
lagern Jordaniens wird voraussichtlich der Fond der
Bundesregierung für Hilfen an arabische Flüchtlinge
herangezogen werden.

Die deutschen privaten Hilfsorganisationen haben


Anlage 43
in Abstimmung mit der Bundesregierung zusätzlich
folgende Hilfe geleistet:
Schriftliche Antwort
Deutsches Rotes Kreuz
des Parlamentarischen Staatssekretärs Bayerl vom
Medikamente, Blutersatzmittel, Verbandstoffe
15. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
im Werte von 235 000 DM
Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache
Kindernahrung im Werte von 70 000 DM VI/1253 Fragen B 11 und 12) :
Deutscher Caritasverband Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Sport
zur Resozialisierung der Strafgefangenen verstärkt zu berück-
Decken, Bekleidung im Werte von 80 000 DM sichtigen?

Ist die Bundesregierung bereit, die Bemühungen von Sport-


Zelte im Werte von 150 000 DM und Jugendverbänden, so der Deutschen Sportjugend, um die
Wiedereingliederung straffällig gewordener Bürger nachdrück-
eine Geldspende von 20 000 DM lich zu unterstützen?
4122 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Die sportliche Betätigung kann als eines der viel- Die von Ihnen aufgeworfene Frage ist bereits von
fältigen Mittel zur Behandlung der Gefangenen für anderer Seite an das Bundesfinanzministerium her-
die Eingliederung des straffällig Gewordenen in die angetragen und im Einvernehmen mit den obersten
Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sein. Finanzbehörden der Länder, von denen die Einkom-
Einmal ist der Sport geeignet, schädlichen Folgen mensteuer verwaltet wird, geprüft worden. Dabei
des Freiheitsentzuges entgegenzuwirken, zum ande- sind die bedauerlichen Umstände nicht verkannt
ren gibt er dem Gefangenen sinnvolle Möglichkei- worden, die die Aufrechterhaltung der menschlichen
ten zur Verwendung seiner freien Zeit. Die vom Beziehungen zu nahen Angehörigen in der DDR und
Bundesminister der Justiz berufene Strafvollzugs- in Ost-Berlin durch Besuchsreisen erschweren. Steu-
kommission hat in ihren Grundsätzen zum Thema erlich darf dabei jedoch nicht übersehen werden,
„Erwachsenenbildung und Freizeit" folgendes vor- daß Aufwendungen für Besuchsreisen zu nahen An-
geschlagen: gehörigen grundsätzlich nicht abzugsfähige Kosten
der Lebensführung sind, die nur in besonders gela-
a) Die sportliche Ausbildung ist Unterrichtsfach. gerten Ausnahmefällen als außergewöhnliche Bela-
Sportstätten mit der nötigen Ausrüstung sind zu stung nach § 33 des Einkommensteuergesetzes be-
schaffen. rücksichtigt werden können. An dieser rechtlichen
Beurteilung ändert sich nichts dadurch, daß die An-
Die Leitung des Sports durch entsprechend ausge- gehörigen in der DDR oder in Ost-Berlin wohnen.
bildete Kräfte muß sichergestellt sein. Denn eine Anerkennung von Reisekosten als außer-
gewöhnliche Belastung kann nach der höchstrichter-
b) Darüber hinaus ist die Pflege des Sports ein we-
lichen Rechtsprechung nur ausnahmsweise in Be-
sentlicher Zweig der Freizeitgestaltung.
tracht kommen, wenn die Reise durch besondere Um-
In der Freizeit sind Sportgruppen einzurichten. stände bedingt ist, wie z. B. durch die schwere Er-
Der Sportverkehr dieser Gruppen mit der Außen- krankung eines nahen Angehörigen.
welt ist zu fördern.
Die Bundesregierung ist nach wie vor bemüht,
Möglichkeiten zum Erwerb von sportlichen Ab-
menschliche Erleichterungen für die Beziehungen mit
zeichen innerhalb dieser Gruppen sind zu schaf-
Bewohnern der DDR und Ost-Berlins herbeizuführen.
fen.
Nach geltendem Recht besteht jedoch, wie dargelegt,
Damit sind nach Auffassung der Bundesregierung keine Möglichkeit, Aufwendungen für Besuchsreisen
im wesentlichen die Möglichkeiten aufgezeigt, den zu nahen Angehörigen in diesen Gebieten generell
Sport zur Resozialisierung der Gefangenen ver- als außergewöhnliche Belastung anzuerkennen.
stärkt zu berücksichtigen. Die nähere Ausgestaltung
der sportlichen Veranstaltungen in den Justizvoll-
zugsanstalten obliegt den hierfür zuständigen Lan-
desjustizverwaltungen.
Die Bemühungen der Sport- und Jugendverbände
um die Wiedereingliederung straffällig Gewordener
Anlage 45
werden von der Bundesregierung begrüßt. Es steht
zu hoffen, daß durch derartige Sportkontakte das
Verständnis der Allgemeinheit für die Probleme der Schriftliche Antwort
Gefangenen und Entlassenen geweckt wird und da- des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
durch die Eingliederung des Straffälligen in die Ge- vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
meinschaft erleichtert wird. Im Rahmen ihrer Zu- des Abgeordneten Vogt (Drucksache VI/1253 Fra-
ständigkeit unterstützt die Bundesregierung daher gen B 14 und 15) :
solche Initiativen nachdrücklich.
Teilt die Bundesregierung die Ansicht der Finanzämter Lör-
rach und Freiburg, daß Anpassungsnachzahlungen für 1969 im
Sinne des § 35 des Einkommensteuergesetzes Vorauszahlungen
sind und somit in den vom Gesetz über die Erhebung eines
Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Körperschaftsteuer be-
stimmten Zeitraum fallen?

Trifft es nach den Erfahrungen der Bundesregierung zu, daß


Anlage 44 auch andere Finanzämter den Konjunkturzuschlag für Zahlungen
erheben, die das Jahr 1969 betreffen?

Schriftliche Antwort Zu den Vorauszahlungen, zu denen nach dem Ge-


setz über die Erhebung eines rückzahlbaren Kon-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
junkturzuschlags zur Einkommensteuer und Körper-
vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des
schaftsteuer vom 23. Juli 1970 (Bundesgesetzbl. I
Abgeordneten Blumenfeld (Drucksache VI/1253 Frage
S. 1125) ein Konjunkturzuschlag zu entrichten ist,
B 13) :
gehören auch die Vorauszahlungen, die nach § 35
Betrachtet die Bundesregierung den von der Finanzbehörde
Hamburg im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finan- Abs. 2 vorletzter und letzter Satz des Einkommen-
zen herausgegebenen Erlaß, wonach „Aufwendungen für Besuchs- steuergesetzes nachträglich für das Kalenderjahr
reisen zu Angehörigen in die DDR oder in Ost-Berlin auch dann
nicht als außergewöhnliche Belastung anerkannt werden, wenn 1969 zur Anpassung an die Steuerschuld dieses Ka-
es sich um nahe Angehörige handelt, die durch die besonderen
Verhältnisse in der DDR und in Ost-Berlin daran gehindert sind,
lenderjahres festgesetzt werden, sofern sie in der
mit dem Besucher in engerer Gemeinschaft zu leben" als Maß - Zeit nach dem 31. Juli 1970 und vor dem 1. Juli 1971
nahme im Sinne menschlicher Erleichterungen und zur Aufrecht-
erhaltung der persönlichen Beziehungen? erstmalig fällig werden.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4123

Es ist jedoch zu beachten, daß allgemein eine nach- der CDU/CSU getragen wurde. Denn einem durch-
trägliche Festsetzung der Einkommensteuervoraus- schnittlichen Realzins (Nominalzins abzüglich Preis-
zahlungen für das Kalenderjahr 1969 nicht mehr vor- steigerung) von 1 /2 % in den Jahren 1962 bis 1965
steht für das Jahr 1970 ein Realzins von gut 1 1 /4 %
genommen wird, wenn die Steuererklärung für 1969
genübr.DisZahlzegnctur,dß
abgegeben worden ist. Die Abgabefrist lief Ende
Sparer besser abgeschnitten hat, als Dr. Heck mit
Mai 1970 ab, die generell verlängerte Frist für Er- seiner Methode ,glauben machen wollte, sondern
klärungen, die von Angehörigen der steuerberaten- auch besser als zu der Zeit, als Dr. Hecks Partei die
den Berufe zu erstellen sind, endet mit Ablauf die- Verantwortung trug.
ses Monats.

Unter diesr Einschränkung sind Ihre beiden Fra-


gen zu bejahen.

Anlage 47

Schriftliche Antwort

Anlage 46 des Parlamentarischen Staatssekretärs Rosenthal


vom 14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
des Abgeordneten Kiechle (Drucksache VI/ 1253 Fra-
Schriftliche Antwort gen B 17 und 18) :
Trifft die Mitteilung der Allgäuer Zeitung vom 7. Oktober
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rosenthal 1970 zu, wonach wegen der Kürzung der öffentlichen Mittel Ent-
lassungen von Kräften im Straßenbau bevorstehen, die nicht alle
vom 14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage vom Baugewerbe für Wohnungsbau aufgenommen werden kön-
des Abgeordneten Dröscher (Drucksache VI/ 1253 nen?

Frage B 16) : Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, durch regionale


Mittelbereitstellungen diese Entwicklung zu verhindern?
Wieviel Milliarden D-Mark haben durch die Teuerung die deut-
schen Sparer in den 19 Jahren eingebüßt, da die Richtlinien der
Bundesregierung von Kanzlern der CDU/CSU bestimmt wurden, Die Kapazitäten der Straßenbauunternehmen im
wenn man die Berechnungsmethode zugrunde legt, die der CDU- Allgäu sind z. Z. zwar nicht voll ausgelastet, größere
Generalsekretär Dr. Heck am 20. September in einem Interview
mit dem Südwestfunk anstellte? Entlassungswellen als Folge hiervon sind jedoch
nicht zu befürchten. Sofern vom Arbeitsmangel im
Die Berechnungsmethode des Herrn Kollegen Straßenbau betroffene Bauunternehmen auch Hoch-
Dr. Heck ist in mehrfacher Hinsicht irreführend. Sie bauabteilungen haben, kann damit gerechnet wer-
sollte nicht dadurch aufgewertet werden, daß wir die den, daß die im Straßenbau nicht mehr benötigten
gleiche oberflächliche Rechenoperation auf die Jahre Arbeitnehmer in den Hochbaubereich dieser Firmen
der CDU-Wirtschaftspolitik anwenden. Das Ergebnis überführt werden können. Auch die Wiedereinglie-
wäre schon deshalb wenig aussagefähig, weil die derung von Arbeitskräften reiner Straßenbauunter-
Ersparnisse der privaten Personen in langfristigen nehmen in den Arbeitsprozeß wird angesichts der
Wirtschaftslage keine besonderen Schwierigkeiten
Geldanlagen ohne Aktien, die ja bekanntlich Sach-
bereiten, wenn eine Weiterbeschäftigung in der Bau-
werte repräsentieren, Ende 1969 schätzungsweise um
wirtschaft vielleicht auch nicht in jedem Fall möglich
rd. 100 Mrd. DM höher waren als 1966. Sie sind in ist.
der Zeit, in der ein SPD-Minister die Verantwortung
für die Wirtschaftspolitik trägt, von rd. 212 Mrd. DM Die Sperrungen von Bundesmitteln im Straßenbau-
auf 312 Mrd. DM, also um nahezu 50 % gestiegen. Es haushalt hatten auf die laufenden Straßenbaumaß-
gäbe ein völlig falsches Bild, wollte man Zahlenbei- nahmen im Allgäu keinen Einfluß. Es ist geplant, die
spiele nach der „Methode Heck" nebeneinanderstel- Straßenbauarbeiten des Bundes im Jahr 1971 wie
vorgesehen fortzuführen. Eine zusätzliche regionale
len.
Mittelbereitstellung für Straßenbauaufträge des Bun-
Diese Methode ist aber noch aus einem anderen des im Allgäu ist nicht möglich.
Grund fragwürdig: Zum Sparen gehört der Zinser-
trag; er kann nicht unterschlagen werden, wenn eine
seriöse Rechnung aufgestellt werden soll, nur so läßt
sich auch ein treffender Vergleich mit früheren Jah-
ren ziehen. Betrachtet man z. B. die Spareinlagen mit
Anlage 48
gesetzlicher Kündigungsfrist, deren Zinsertrag an
der unteren Skala liegt, so ergibt sich für die Jahre
1969 und 1970 in diesem Bereich ein Vermögenszu- Schriftliche Antwort
wachs von 3 Mrd. DM, das ist das Sechsfache des
Vermögenszuwachses in den vergleichbaren Jahren des Parlamentarischen Staatssekretärs Rosenthal
1965 und 1966, in denen nur ein Zuwachs von vom 14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
1 /2 Mrd. DM verblieb. Dieser Vergleich hat auch Gül- des Abgeordneten Dr. Jobst (Drucksache VI/ 1253
tigkeit für andere Jahre, in denen die Regierung von Fragen B 19 und 20) :
4124 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Welche Verschuldung wurde bei der letzten Feststellung beim


Bund, bei den Ländern und bei den Gemeinden (einschließlich sondere für mittel- und langfristige Bankkredite
der Gebietskörperschaften) ermittelt, und welche Zinsmehrauf- werden überwiegend, für Anleihen fast ausnahmslos
wendungen ergeben sich für diese Schuldner auf Grund der im
Jahre 1970 durchgeführten Diskonterhöhungen? Zinssätze vereinbart, die für die gesamte Kreditlauf-
Wie lauten die entsprechenden Zahlen für die gesamte Wirt- zeit gelten. Auch werden nach der Freigabe der
schaft (ohne Wohnungswirtschaft) und für die gesamte Woh- Sollzinsen die Zinsen für kurzfristige Kredite völlig
nungswirtschaft?
frei und individuell ausgehandelt. Aus diesen Grün-
Die letzten vergleichbaren Zahlenangaben für alle den ist nicht einmal eine Schätzung der Verände-
Gebietskörperschaften liegen zum Stand Ende Juni rungen der Zinsbelastung aufgrund der im Jahr
1970 vor. Nach den im Monatsbericht der Deutschen 1970 durchgeführten Diskontsatzänderungen mög-
Bundesbank vom September 1970 veröffentlichten lich.
Statistiken betrug die Verschuldung der öffentlichen
Haushalte insgesamt 116 272 Millionen DM.
Auf die einzelnen Gebietskörperschaften ent-
fielen hiervon:
Bund 45 036 Millionen DM
Länder 25 271 Millionen DM Anlage 49
Gemeinden 37 700 Millionen DM
(ERP/LAF 8 266 Millionen DM)
Schriftliche Antwort

des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom


Im Zeitraum des ersten Halbjahres 1970 ergaben
15. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab-
sich folgende Änderungen des Schuldenstandes:
geordneten Weigl (Drucksache VI/1253 Frage B 21) :
Bund — 324 Millionen DM
Trifft die Behauptung des Verbandes der Haftpflicht-, Unfall-
Länder — 499 Millionen DM und Kraftverkehrsversicherer e. V. zu, daß schon die Zinsen aus
einer Invaliditätssumme von 100 000 DM erheblich höher sind als
Gemeinden +1 037 Millionen DM die Rente, die Schüler und Studenten bei einer RVO-Regelung
erreichen können?
(ERP/LAF - 83 Millionen DM)
Bei der Behauptung des HUK-Verbandes bleiben
Die Zinsentwicklung im ersten Halbjahr dürfte im nach meiner Auffassung drei entscheidende Tat-
wesentlichen nicht den Schuldenstand insgesamt, sachen unberücksichtigt:
sondern vorwiegend die Neuverschuldung betroffen
haben. Dabei lassen sich die Auswirkungen der Dis- 1. Die Privatversicherer zahlen nach den z. Z. be-
kontsatzveränderungen vom 9. März 1970 (Erhö- stehenden Verträgen höchstens 50 000 DM bei
hung) und vom 16. Juli 1970 (Senkung) nicht isoliert völligem Verlust der Erwerbsfähigkeit. Eine Er-
darstellen, da die Zinsen der vielfältigen Schuldar- höhung der Versicherungssumme auf 100 000 DM
ten nur in mittelbarem Zusammenhang mit dem ist erst in Aussicht gestellt worden, nachdem die
Diskontsatz stehen. Ein repräsentativer Zinssatz für Bundesregierung ihren Gesetzentwurf über die
alle Schuldaufnahmen des öffentlichen Bereichs exi- Schüler-Unfallversicherung vorgelegt hatte. Die
stiert nicht. Allerdings könnten — wenigstens für Verwirklichung ist somit keineswegs gesichert.
die längerfristigen Schuldaufnahmen — die von der 2. Die Darstellung des HUK-Verbandes läßt außer
Deutschen Bundesbank ermittelten Umlaufrenditen acht, daß die Leistungen der gesetzlichen Unfall-
festverzinslicher Wertpapiere (Anleihen der öffent- versicherung gerade bei Schülern mit zunehmen-
lichen Hand) als Orientierung herangezogen wer- dem Lebensalter und entsprechend dem tatsäch-
den. Im Zuge der restriktiven Zinspolitik ist diese
lichen oder mutmaßlichen beruflichen Aufstieg
Rendite innerhalb des ersten Halbjahres 1970 von des Verletzten individuell erhöht und außerdem
7,50%p.a(31Dezmbr96)uf8,(30.Jni regelmäßig der allgemeinen Einkommensent-
1970), angestiegen. Vor der Diskontsatzerhöhung am wicklung angepaßt werden.
9. März 1970 betrug die entsprechende Rendite 7,80
(27. Februar 1970) ; nach der Diskontsatzerhöhung 3. Die gesetzliche Unfallversicherung gewährt ne-
8,21 (31. März 1970). ben den Rentenleistungen Heilbehandlung und
Rehabilitation in zeitlich und finanziell unbe-
Zu Frage 2: Zum 31. Juli 1970 betrug die Ver- grenzter Höhe. Bei Vollinvalidität kommt außer-
schuldung inländischer Unternehmen und Privater dem die Zahlung eines Pflegegeldes in Betracht,
bei Kreditinstituten und auf dem Anleihemarkt rd. das nach dem Stande vom 1. Januar 1971 bis zu
415 Milliarden DM. Davon entfällt der größte Teil 583 DM pro Monat betragen kann.
der Kredite auf die Wirtschaft. Eine aktuelle Auf-
teilung auf die Wohnungswirtschaft und die übrige Die Rente eines durch Schulunfall völlig erwerbs-
Wirtschaft ist nicht möglich, weil die letzte veröf- unfähig gewordenen Schülers wird im Jahre 1971
fentliche Aufgliederung sich auf den Stichtag
— je nach Alter — nach einem Ortslohn von 4000
30. September 1968 bezieht.
bis 7000 DM berechnet werden und anfänglich zwi-
Für diese Kredite sind unterschiedliche Zinsbe- sche 220 und 380 DM pro Monat betragen. Im Be-
rechnungsverfahren zwischen den Kreditnehmern darfsfall kommt ein Pflegegeld hinzu. Der Jahres-
und den Kreditinstituten vereinbart worden. Insbe- arbeitsverdienst des Verletzten wird sich im Ver-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4125

laufe einiger Jahre erheblich steigern und im End- das die erforderliche finanzielle Grundlage geschaf-
effekt den Durchschnittsverdienst aller Versicherten, fen wird.
der im Augenblick bei ca. 14 000 DM pro Jahr liegt, Auf ihre preispolitischen Vorstellungen wird die
erreichen. Das würde eine Rentenleistung zur Folge Bundesregierung in Verbindung mit der Beantwor-
haben, die nach heutigem Stande bereits bei 780 DM tung der Großen Anfragen der CDU/CSU-Fraktion
monatlich liegt und an der weiteren Einkommens- und der SPD-FDP-Fraktionen zur Agrarpolitik ein-
entwicklung voll teilnimmt. Ich darf in diesem Zu- gehen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist die Bun-
sammenhang daran erinnern, daß die Unfallrenten desregierung bereit, die beiden Großen Anfragen ab
allein durch Retenanpassung seit 1964 um ca. 20. Oktober 1970 zu beantworten.
61 v. H. gestiegen sind und ab 1. Januar 1971 um
weitere 9,3 y. H. angepaßt werden.

Anlage 51

Anlage 50
Schriftliche Antwort

Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom


15. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab-
des Bundesministers Ertl vom 12. Oktober 1970 auf geordneten Dr. Rinsche (Drucksache VI/1253 Frage
die Schriftliche Frage des Abgeordneten Niegel B 23) :
(Drucksache VI/1253 Frage B 22) : Wie steht die Bundesregierung zu dem Vorschlag, dem Deut-
schen Bundestag einen jährlichen Bericht über die Lage der aus-
Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussage des EG-Vize- ländischen Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland vor-
präsidenten Mansholt in AGRA-EUROPE vom 29. September zulegen, in dem insbesondere die Wohnungs- und Bildungspro-
1970; „Struktur-, Sozial- und Preispolitik sind eng miteinander bleme und ihre Lösungsmöglichkeiten sowie die Fragen der ge-
verbunden. Wenn die Regierungen erklären würden, sie könn- sellschaftlichen Integration der ausländischen Arbeitnehmer und
ten die Struktur- und Sozialpolitik nicht finanzieren, dann hät- des eventuellen Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit dar-
ten wir wohl keine andere Möglichkeit als die, die Preise um gestellt werden?
10 % zu erhöhen", und welche Konsequenzen zieht sie daraus?
- Ein erster Schritt wird im Sinne Ihrer Frage be-
reits in Kürze getan: Der Ausschuß für Arbeit und
An anderer Stelle des Interviews weist der Vize-
Sozialordnung des Deutschen Bundestages hat mein
präsident der EG-Kommission, S. Mansholt, darauf
Haus gebeten, im Ausschuß eingehend über die Pro-
hin, daß das einkommenspolitische Problem nicht
bleme im Zusammenhang mit der Beschäftigung aus-
durch generelle Preiserhöhungen zu lösen ist, ins-
ländischer Arbeitnehmer in der Bundesrepublik
besondere unter Berücksichtigung der strukturellen
Deutschland zu berichten. Die Bundesregierung be-
Überschüsse und der unterschiedlichen Betriebsgrö-
grüßt die Möglichkeit, diesen wichtigen Fragen
ßen in der Gemeinschaft. Er bringt ferner an ande-
kreis mit dem Parlament zu erörtern. Bei den Aus-
rer Stelle des Interviews zum Ausdruck, daß die Ko-
schußberatungen wird sicherlich auch die Frage be-
ordinierung der Strukturpolitik unter dem Ge-
handelt werden, in welcher Form und in welchen
sichtspunkt der Solidarität durch eine gemeinschaft-
Zeitabständen der Deutsche Bundestag in Zukunft
liche Teilfinanzierung ergänzt werden sollte.
über die Lage der ausländischen Arbeitnehmer und
Die von Ihnen zitierte Äußerung muß — wenn sie die Bemühungen um ihre Eingliederung unterrichtet
richtig interpretiert werden soll — in diesem Zu- werden soll. Sie werden Verständnis dafür haben,
sammenhang gesehen werden. daß ich dem Ergebnis der Beratungen an dieser
Stelle nicht vorgreifen möchte.
Die vom Vizepräsidenten der EG-Kommission auf- Die vielfältigen Probleme der Ausländerbeschäf-
gezeigte Verbindung zwischen Struktur-, Sozial- und tigung erfordern, wie Sie wissen, eine Zusammen-
Preispolitik wird von der Bundesregierung gesehen arbeit vieler verantwortlicher Stellen. Insofern bin
und stellt die Grundlage ihrer agrarpolitischen Be- ich auch für Ihre Initiative dankbar, die mit dazu
mühungen dar. Die von ihm genannte preispolitische beitragen wird, das öffentliche Interesse für diesen
Alternative stellt sich in dieser Form somit nicht Problemkreis zu stärken.
für die Bundesrepublik, aber auch nicht für die Ge-
meinschaft, da nach Auffassung der Bundesregie-
rung eine Gemeinschaftsfinanzierung nicht Voraus-
setzung ist für eine harmonisierte Strukturpolitik in
der Gemeinschaft. Hierzu reicht nach ihrer Auffas-
sung eine wirksame Koordinierung aus. Daß die Anlage 52
Bundesregierung eine derartige Koordinierung der
Strukturpolitik für notwendig hält, hat sie mehrfach
betont und für ihre rechtliche Verankerung in der Schriftliche Antwort
Verordnung des Rates 729/70 gesorgt. Ihre Bemü-
hungen, im nationalen Bereich die notwendigen des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde
strukturellen und sozialen Maßnahmen zu treffen, vom 15. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
werden auch deutlich in dem einzelbetrieblichen des Abgeordneten Pohlmann (Drucksache VI/1253
Förderungs- und sozialen Ergänzungsprogramm, für Fragen B 24 und 25) :
4126 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Hält die Bundesregierung den Versicherungsschutz der Nur-


Hausfrau für ausreichend hinsichtlich der zahlreichen häuslichen
lich sind und wie die soziale Betreuung der Land-
Unfälle mit Dauerschäden oder bei notwendiger Beschäftigung wirte und ihrer Familienangehörigen zu gewährlei-
von Hilfskräften wegen längeren Krankenhausaufenthalts der
Hausfrau und Mutter, die eine erhebliche finanzielle Belastung sten ist.
für die betroffene Familie darstellen?

Ist die Bundesregierung bereit, die Nur-Hausfrau in die ge-


setzliche Unfallversicherung einzubeziehen, und welche Grund-
sätze müßten nach ihrer Ansicht bei einer derartigen gesetz-
lichen Regelung zugrunde gelegt werden?

Wie Ihnen bekannt ist, sieht die Bundesregierung Anlage 54


in der Unfallverhütung einen besonderen Schwer-
punkt moderner Sozialpolitik. Ich habe dazu im ein- Schriftliche Antwort
zelnen in meiner Antwort vom 11. September 1970
auf Fragen der Kollegen Dr. Schneider (Nürnberg) des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal
und Vehar Stellung genommen (zu Drucksache vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des
VI/1129, S. 21). Dabei habe ich betont, daß die zahl- Abgeordneten Meinike (Oberhausen) (Drucksache
reichen. Unfälle im häuslichen Bereich besondere Ini- VI/1253 Frage B 27) :
tiativen erfordern, und u. a. auf die Intensivierung
der Unfallforschung sowie darauf hingewiesen, daß Beabsichtigt die Bundesregierung, in Verfolg der auf die
Mündliche Anfrage des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) in der
im Bundeshaushalt 1971 zum ersten Mal überhaupt 67. Sitzung des Deutschen Bundestages erteilten Antwort (Steno-
graphischer Bericht Seite 3680), Überprüfungen hinsichtlich einer
Mittel für Unfallforschung ausgewiesen sind, von weiteren Förderungswürdigkeit der Bildungsarbeit der DGB-Ju-
denen 25% zweckgebunden für den häuslichen Be- gend, insbesondere der ÖTV-Jugend, anzustellen?

reich vorgesehen sind. Wenn zuverlässige Ergebnis-


se dieser Forschung vorliegen, wird sich auch zutref- Aus Mitteln des Bundesjugendplanes werden u. a.
fender beurteilen lassen, wie die von Ihnen ange- überregionale Maßnahmen zentraler Jugendverbän-
sprochenen Probleme am ehesten gelöst werden de gefördert, zu denen die DGB-Jugend mit den Glie-
können. derungen der einzelnen Gewerkschaften auf Bundes-
ebene gehört. Sie hat im Rahmen des Programms
Der in Ihrer zweiten Frage angedeutete Lösungs-
vorschlag, die nicht-erwerbstätige Hausfrau in die „Jugendarbeit zentraler Organisationen" im Rech-
-
gesetzliche Unfallversicherung einzubeziehen, wirft nungsjahr 1970 für Kurse, Seminare und Arbeitsta-
schwierige sozialversicherungsrechtliche und finan- gungen der politischen Bildung eine Zuwendung in
zielle Probleme auf, die einer sorgfältigen Prüfung Höhe von 701 721 DM, davon für die Gewerkschaft
bedürfen. ÖTV für 55 Veranstaltungen einen Zuschuß in Höhe
von 68 134 DM, beantragt. Für diesen Zweck konn-
Was die Beschäftigung einer Hilfskraft bei längerem
ten der DGB-Jugend allerdings wegen Fehlens wei-
Krankenhausaufenthalt der Hausfrau angeht, muß
man auch an die Fälle denken, in denen der Kran- terer Mittel insgesamt nur 475 990 DM bewilligt
kenhausaufenthalt nicht durch die Folgen eines Un- werden. Diese Mittel sind bestimmt für Maßnahmen,
falles, sondern durch Krankheit verursacht worden die als Themen u. a. Informationen über die Ge-
ist. Wir werden deshalb allgemein prüfen, wie im werkschaften, die Diskussion ihrer Politik, das Ver-
Zuge der Weiterentwicklung der Krankenversiche- hältnis von. Theorie und Praxis und Debatten über
rung die Hauspflege im Krankheitsfall ausgebaut das Selbstverständnis der Gewerkschaftsjugend ha-
werden kann. ben. Dazu gehören auch die betrieblichen Probleme,
die Situation der Jugendlichen am Arbeitsplatz und
die Auseinandersetzungen um die Berufsbildung.
Bei allen diesen Maßnahmen geht es darum, den
Teilnehmern die Chancen der gewerkschaftlichen
Arbeit für die Verbesserung der eigenen Situation
Anlage 53 und für die gesellschaftliche Reform zu verdeutli-
chen. Diese kurze Darstellung der Arbeit der DGB-
Schriftliche Antwort Jugend zeigt, daß die politische und gesellschaftli-
che Thematik der Kurse und Seminare der DGB-Ju-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom gend weit gesteckt ist.
14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab
In der Antwort des Herrn Parlamentarischen
geordneten Weigl (Drucksache VI/ 1253 Frage B 26) :
Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidi-
Ist die individuelle Betreuung der Landwirte durch ihre Kran-
kenkasse noch sichergestellt, wenn kiinftig eine landwirtschaft-
gung anläßlich der Fragestunde in der 67. Sitzung
liche Pflichtkrankenkasse nurmehr am Sitz einer landwirtschatt- des Deutschen Bundestages kam bereits zum Aus-
lichen Alterskasse bestehen soll?
druck, daß es eine einzelne örtliche Gruppe der
Die Bundesregierung wird in Kürze die Frage ÖTV-Jugend gewesen ist, die gegen eine Bundes-
einer gesetzlichen Regelung der Krankenversiche- wehrveranstaltung mit Flugblättern protestiert hat.
rung der Landwirte erörtern. Sie wird hierbei auch Diese örtliche Aktion ist nicht aus Bundesmitteln
prüfen, welche Änderungen in der Organisations- gefördert worden. Solche Aktionen zu fördern, ist
struktur der Krankenversicherungsträger erforder- nach den Richtlinien des Bundesjugendplans auch
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung , Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4127

nicht möglich. Der lokale Vorgang in Oberhausen Anlage 57


gibt der Bundesregierung keinen Anlaß, eine Über-
prüfung der Förderungswürdigkeit der gesamten Bil- Schriftliche Antwort
dungsarbeit der DGB-Jugend, einschließlich der
ÖTV-Jugend, vorzunehmen. des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
Abgeordneten Röhner (Drucksache VI/1253 Fra-
gen B 30 und 31) :
Treffen Pressemeldungen zu, wonach über dem „Bamberger
Straßenneubauamt bereits der Stab gebrochen ist", wie aus perso-
Anlage 55 nellen und organisatorischen Änderungen des Amtes geschlossen
werden kann?

Schriftliche Antwort Muß aus diesen Veränderungen gefolgert werden, daß die
dringenden Baumaßnahmen für den verbesserten Verkehrsausbau
des dortigen Zonenrandgebiets sowie der angrenzenden Gebiete,
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner darunter der Franken-Schnellweg und die Maintalautobahn, im
ersten Fünfjahresplan nicht in Angriff genommen werden, und
vom 14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des welche Maßnahmen im Fernstraßenbau sieht die Bundesregie-
Abgeordneten Offergeld (Drucksache VI/1253 Frage rung im Regierungsbezirk Oberfranken und im angrenzenden
unterfränkischen Raum im ersten Fünfjahresplan vor?
B 28) :
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wonach der Aus-
bau der Bundesstraße 34 in Rheinfelden als eine der vordring-
Das Straßenbauamt Bamberg hat die mit dem Bau
lichsten Straßenbaumaßnahmen im Hochrheingebiet anzusehen und der Unterhaltung der Bundesstraßen zusammen-
ist, und bis wann ist mit der Durchführung dieser Maßnahme zu
rechnen? hängenden Aufgaben wahrzunehmen. Daran wird
sich auch in Zukunft nichts ändern. Eine Auflösung
Die Verbesserung der Verhältnisse im Zuge der dieses Amtes ist daher undenkbar.
Bundesstraße 34 in Rheinfelden ist als vordringlich
anerkannt. Hierfür ist in der Ortsdurchfahrt ein Zwi- Neben dem Straßenbauamt besteht in Bamberg
schenausbau vorgesehen. Nachdem zunächst der Ab- zur Abwicklung von Neubauaufgaben des Bundes-
schluß der Kanalarbeiten abgewartet werden mußte, fernstraßenbaues noch ein Straßenneubauamt. Auch
war beabsichtigt, im Anschluß daran (noch in diesem dieses Amt wird seine Tätigkeit fortsetzen. Die
Jahr) mit den Bauarbeiten zu beginnen. Bayerische Straßenbauverwaltung trifft zur Zeit die
Die bereits bestehenden Bindungen für die in Vorbereitungen, für dieses Neubauamt einen neuen
Vorstand zu ernennen.
Baden-Württemberg zur Verfügung stehenden Bun-
desfernstraßenmittel lassen es jedoch leider nicht Im übrigen sind diese organisatorischen Fragen
zu, weitere Maßnahmen noch in diesem Jahr anlau- allein Aufgabe der Bayerischen Straßenbauverwal-
fen zu lassen. Hieraus ergibt sich zwangsläufig eine tung.
Verschiebung des Baubeginns in das Jahr 1971.
Veränderungen in der Struktur des Straßenbau-
amtes und des Straßenneubauamtes Bamberg sind
nicht vorgesehen. Der Neubau und Ausbau von
Bundesfernstraßen in Oberfranken und den angren-
zenden Gebieten wird auch in dem 1. Fünfjahres-
Anlage 56 plan fortgesetzt. Dazu gehört auch die Fertigstellung
der Südumgehung von Schweinfurt im Zuge der
Schriftliche Antwort künftigen Maintalautobahn sowie der Bau des Fran-
kenschnellweges Nürnberg — Fürth — Erlangen —
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom Bamberg. Die einzelnen Projekte werden im 1. Fünf-
14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab- jahresplan, der zur Zeit noch in Bearbeitung ist,
geordneten Brandt (Grolsheim) festgelegt.
(Drucksache VI/1253 Frage B 29):
Treffen Meldungen zu, nach denen der Bau der Rheinbrücke
bei Geisenheim vorerst zurückgestellt worden sein soll, obschon
diese Brücke im Bundesausbauplan in die Dringlichkeitsstufe I
eingeordnet ist, und welche Gründe sind für diese Entscheidung
maßgebend gewesen?

Bei der Aufstellung des 1. Fünfjahresplanes 1971 Anlage 58


bis 1975 hat es sich gezeigt, daß es infolge der Viel-
zahl von dringenderen Straßenbauvorhaben nicht Schriftliche Antwort
möglich war, Mittel für den Bau der Rheinbrücke
Geisenheim einzuplanen. Das Bauvorhaben wurde des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom
daher — wie auch viele andere Projekte der Dring- 14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des
lichkeitsstufe I — nicht in den 1. Fünfjahresplan auf- Abgeordneten Storm (Drucksache VI/1253 Fragen
genommen. B 32 und 33) :
Zunächst werden die Rheinbrücken Koblenz, Ger- Kann die Bundesregierung sagen, wie lang im Durchschnitt die
Wartezeiten für Fernsprechhaupt- und -zweieranschlüsse im Be-
mersheim und Neuwied gebaut. Die beiden erstge- reich der Oberpostdirektion Kiel sind, und welche Möglichkeiten
nannten sind im Bau. Mit der Brücke Neuwied soll zur Zeit in diesem OPD-Bereich geschaffen werden, um die
Wartezeiten zur Errichtung von Fernsprechanschlüssen zu ver-
1972 begonnen werden. kürzen?
4128 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970

Ist der Bundesregierung bekannt, daß im Bereich des Fern- ligenhafen ausgeführt werden. Danach wird die Be-
amtes Oldenburg in Holstein im Ortsnetz Heiligenhafen bei
Anträgen zur Errichtung von Haupt- und Zweieranschlüssen mit schaltungsfähigkeit der Ortsvermittlungsstelle
einer Wartezeit von 2 bis 3 Jahren gerechnet werden muß, und
ist die Bundesregierung in der Lage, hier Hinweise zur Abhilfe — auch für Zweieranschlüsse — erschöpft sein. Aus
zu geben, insbesondere unter der Berücksichtigung, daß ver-
stärkt eine Schaltung von Zweieranschlüssen betrieben werden
diesem Grunde entfällt im vorliegenden Falle die
könnte, um somit die Wartezeit bis zur Erstellung eines Möglichkeit, durch die Schaltung weiterer Zweier-
Fernsprechanschlusses zu verkürzen?
anschlüsse der Anschlußnot abzuhelfen.
Im Bereich der Oberpostdirektion Kiel lagen Ende Um weitere Anschlüsse in Betrieb nehmen zu
August 1970 bei einem Bestand von 250 658 geschal- können, hat die Oberpostdirektion Kiel bereits den
teten Fernsprechanschlüssen (einschließlich Zweier- Neubau einer Ortsvermittlungsstelle geplant. Mit
anschlüsse) insgesamt 22 049 Anträge auf Einrich- einem Kostenaufwand von 1,3 Millionen DM soll im
tung eines Fernsprechanschlusses vor. Innerhalb von Jahre 1971 der Hochbau begonnen werden, dem der
4 Wochen waren 14 086 Anschlüsse nicht herstell- Einbau der technischen Einrichtungen — Kosten
bar. Davon waren beantragt in den Jahren: etwa 2,0 Millionen DM — folgen wird. Bedingt
durch den erheblichen Arbeitsaufwand werden die
1970 1969 1968 1967 technischen Einrichtungen allerdings erst Mitte 1973
in Betrieb gehen können. Aus diesem Sachverhalt
11 566 2 444 69 7 resultiert offenbar die in Ihrer Anfrage genannte
Wartezeit von 2 bis 3 Jahren.
Länger als 1 3/4 Jahre warten demnach nur 76 An-
tragsteller. Mit der Herstellung ihrer Anschlüsse ist Meine Dienststellen haben jedoch bereits Maß-
voraussichtlich noch in diesem Jahr zu rechnen, so nahmen erwogen, um diese Wartezeiten wesentlich
daß zu Beginn des Jahres 1971 kein Antrag älter als zu verkürzen. Durch eine behelfsmäßige Erweite-
2 Jahre sein wird. rung der bestehenden Ortsvermittlungsstelle sollen
im nächsten Jahr die Voraussetzungen zur Anschal-
Die Anzahl der eingerichteten Fernsprechan- tung weiterer 400 Anschlüsse geschaffen werden.
schlüsse ist von Jahr zu Jahr gesteigert worden: Dann sind auch entsprechend den technischen Gege-
benheiten weitere Zweieranschlüsse schaltbar.
1967 1968 1969

16 781 22 236 30 122

In diesem Jahr wird mit der Einrichtung von etwa


45 000 Anschlüssen gerechnet. Das bedeutet eine
Steigerung innerhalb eines Jahres von etwa 50 %. Anlage 59

Um die Zahl der noch unerledigt vorliegenden Schriftliche Antwort


Anträge abzubauen und dem weiterhin unverhält-
nismäßig hohen Anstieg des Bedarfs gerecht zu wer- des Bundesministers Dr. Eppler vom 15. Oktober
den, hat die Oberpostdirektion Kiel die vorgesehe- 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten
nen Investitionen für den Ausbau des Kabelnetzes Dr. Rinsche (Drucksache VI/1253 Frage B 34) :
und der Ortsvermittlungsstellen (ohne die Kosten
für Hochbaumaßnahmen) von 66 Millionen DM im Welche Maßnahmen beabsichtigt die Bundesregierung, um die
in Entwicklungsländer zurückkehrenden Gastarbeiter auf ihre
Jahre 1969 auf mehr als 82 Millionen DM im Jahre — von Bundesminister Eppler als wünschenswert bezeichnete —
Tätigkeit als Entwicklungshelfer vorzubereiten bzw. eine even-
1970 gesteigert. Analog zu den Bestrebungen der tuelle spätere Tätigkeit als selbständig-mittelständische Unter-
Deutschen Bundespost im gesamten Bundesgebiet nehmer — z. B. durch Ausbildungs- und Kreditprogramme
(Existenzaufbaudarlehen etc.) — anzuregen und zu fördern?
werden auch hier trotz der außergewöhnlich hohen
Investitionen und der stets steigenden Zahl an neu
eingerichteten Fernsprechanschlüssen infolge der Unter zwei Millionen Gastarbeitern sind mehr
starken Nachfrage die Wartezeiten der Antragstel- als 500 000 Arbeitnehmer aus Entwicklungsländern,
ler in nächster Zeit nicht wesentlich verringert wer- von denen die meisten nach einigen Jahren der Be-
den. Die Anstrengungen der Deutschen Bundespost schäftigung in der Bundesrepublik in ihre Heimat
zum Abbau der Warteliste und damit zur Verkür- zurückkehren.
zung der Wartezeiten sind durch die begrenzten
Kapazitäten im finanziellen und industriellen Be- In meinem Hause wird an einem Programm ge-
reich eingeengt. Die Liefer- und Montageleistungen arbeitet, durch das wenigstens ein Teil der Kennt-
der Fernmeldeindustrie lassen nur in beschränktem nisse und Ersparnisse, die Arbeitnehmer aus Ent-
Umfange Steigerungen erwarten. wicklungsländern angesammelt haben, gezielt für
die Entwicklung ihrer Heimatländer eingesetzt wer-
Im Bereich des Ortsnetzes Heiligenhafen (Fern- den soll. Wenn die für dieses Programm vorgesehe-
meldeamtsbereich Kiel) liegen z. Z. 255 Anträge auf
nen Haushaltsmittel vom Hohen Hause zur Ver-
Herstellung eines Fernsprechanschlusses unerledigt
vor. Die Anträge sind 1969 bzw. 1970 gestellt wor- fügung gestellt werden und bevorstehennde bilate-
den. Davon werden bis Ende dieses Jahres voraus- rale Verhandlungen zu einem Einvernehmen füh-
sichtlich etwa 200 Anträge nach Abschluß der Stra- ren, sind für das Jahr 1971 folgende Maßnahmen
ßenbauarbeiten im Gebiet des Ferienzentrums Hei- vorgesehen:
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4129

1. Weiterbildung von ausgewählten Arbeitneh- 5. Verbreitung der Kenntnis über Möglichkeiten


mern, besonders aus der Türkei, in Branchen und einer erfolgreichen Rückgliederung unter den
Qualifikationsstufen, für die im Heimatland ein Arbeitnehmern in der Bundesrepublik.
Bedarf ermittelt wurde.
Durch diese Maßnahmen gefördert werden Ar-
2. Gewerbeförderung durch Kredite und .Beratung. beitnehmer, die
a) sich zur Rückkehr in ihre Heimat entschlossen
3. Unterstützung bei der Gründung von Klein- und haben,
Mittelbetrieben.
b) ihren Fortbildungswillen bewiesen und sich zum
4. Vermittlung eines Teils der Ausgebildeten und Facharbeiter qualifiziert haben,
anderer qualifizierter Arbeitnehmer in neue Be- c) bereit sind, einen großen Teil ihrer Ersparnisse
triebe und offene Stellen in bereits bestehenden in die Schaffung eines für ihr Land wertvollen
Unternehmen. Arbeitsplatzes zu investieren.

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