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74. Sitzung
Inhalt:
Fragen des Abg. Dr. Schneider (Nürn- Fragen der Abg. Dr. Riedl (München),
berg) : Müller (Berlin) und Erhard (Bad Schwal-
bach) :
Überprüfung der gesundheitlichen
Tauglichkeit von Führerscheininhabern Zurückweisung von Postsendungen mit
Börner, Parlamentarischer Berliner Heinemann-Briefmarken durch
Staatssekretär . . 4097 C, D, 4098 B, C die Postverwaltung der DDR und ost-
europäischer Staaten
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 4097 D,
4098 A Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär . 4102 D, 4103 A, B, C, D,
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 4098 B 4104 A, B, C, D, 4105 A, B
Matthöfer (SPD) 4098 C
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 4102 D,
4103 A, 4104 A
Frage des Abg. Seefeld: Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 4103 B,
4104 B
Einheitliche Regelung der Geschwin-
digkeitsbeschränkungen an Autobahn- Müller (Berlin) (CDU/CSU) 4103 D, 4105 A
baustellen
Unertl (CDU/CSU) 4104 B
Börner, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . 4098 D, 4099 A, B Josten (CDU/CSU) 4104 C
Seefeld (SPD) . . . . . . . . . 4099 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 4104 D,
4105 B
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) 4099 B
Fragen des Abg. Dr. Kempfler:
Fragen des Abg. Meister:
Nutzung von Tiefbauwerken der Kom-
Bau des Rhein-Rohne-Kanals munen als öffentliche Schutzräume
Börner, Parlamentarischer Dorn, Parlamentarischer
Staatssekretär . . . 4099 C, D, 4100 A Staatssekretär 4105 C, D,
4106 A, B, C, D
Meister (CDU/CSU) . . 4099 D, 4100 A
Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . . . 4105 D,
4106 A, B
Fragen des Abg. Mursch (Soltau-Harburg) :
Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4106 C
Haushaltsmittel für den Bau von Bun-
Unertl (CDU/CSU) . . . . . . . 4106 C
desfernstraßen
Börner, Parlamentarischer
Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 4106 D
Staatssekretär . . . . . 4100 B, C, D,
4101 A, B
Anlagen
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU)
4100 C, D,
4101 A Anlage 1
Anlage 5 Anlage 15
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Baier betr. Bestimmun- Frage des Abg. Dr. Gruhl betr. den Bau
gen über Fahrpreisermäßigung für kin- der ersten Phase einer Abwasserleitung
derreiche Familien 4108 A in die Ems durch die Niederlande . . . 4111 B
Anlage 14 Anlage 24
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Frage des Abg. Peiter betr. Errichtung Fragen des Abg. Härzschel betr. die Ein-
eines zentralen Instituts für Verbrechens- schaltpreise für Werbespots im Fern-
verhütung 4111 A sehen 4114 B
IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Anlage 25 Anlage 34
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Fragen des Abg. Glüsing (Dithmarschen) Frage des Abg. Zebisch betr. Maßnah-
betr. Preisentwicklung auf den Schlacht- men zur Eingliederung ausländischer
viehmärkten 4114 D Arbeitnehmer 4118 A
Anlage 35
Anlage 26
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Fragen des Abg. Hansen betr. Schulen
Frage des Abg. Dasch betr. Anrechnung für Kinder griechischer Gastarbeiter . . 4118 C
außerbetrieblicher Einkommen bei der
Durchführung des Förderungsprogramms
Anlage 36
für die Landwirtschaft 4115 B
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Wende betr. Prüfung der
Anlage 27 Texte griechischer Schulbücher . . . . 4118 D
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Dr. Ahrens betr. Bun-
desmittel für die Gewährung von Prä-
mien zur Förderung der langfristigen Ver- Anlage 37
pachtung landwirtschaftlicher Betriebe . 4115 C
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Dr. Rutschke betr. den
Anlage 28 Gebrauch der deutschen Muttersprache
Schriftliche Antwort auf die Mündliche in den deutschen Ostgebieten und die
Frage des Abg. Dr. Früh betr. die Alters- Betreuung der dort verbliebenen Deut-
grenze für den Bezug der Landabgabe- schen von der Bundesrepublik Deutsch-
rente nach dem Gesetz über eine Alters- land her 4119 B
hilfe für Landwirte -
4116 A
Anlage 38
Anlage 29 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Engelsberger betr. die
Schriftliche Antwort auf die Mündliche Wirkung der Unterzeichnung des Mos-
Frage des Abg. Pieroth betr. Sonderge- kauer Vertrages auf die Assoziierung
nehmigungen zum gemeinsamen Einschla- Österreichs an die EWG 4119 C
gen von überschüssigem Obst in Abfin-
dungsbrennereien . . . . . . . . . 4116 B
Anlage 39
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Anlage 30 Fragen des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhau-
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen sen betr. die Anwendung von § 1 der
Fragen des Abg. Bittelmann betr. Dyna- Verordnung zur Regelung von Staatsan-
misierung der Altershilfe für Landwirte . 4116 D gehörigkeitsfragen vom 20. Januar 1942
auf Ehepartner, die aus beruflichen und
anderen Gründen ihren Wohnsitz nicht
Anlage 31 in die Bundesrepublik Deutschland ver-
legen können 4119 D
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Dröscher betr. Erlaß der
Rechtsverordnung nach § 21 des Berufs- Anlage 40
bildungsgesetzes . . . . . . . . . 4117 A Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Baier betr. Einstellung
von Schülern mit Sonderschulabschluß in
Anlage 32
die Laufbahn des einfachen Dienstes . . 4120 B
Schriftliche Antwort auf die Mündlichen
Fragen des Abg. Maucher betr. Bräute- Anlage 41
versorgung nach dem Bundesversorgungs-
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
gesetz 4117 B
Fragen des Abg. Biechele betr. Hilfsmaß-
nahmen für Jordanien . . . . . . . 4120 D
Anlage 33
Anlage 42
Schriftliche Antwort auf die Mündliche
Frage des Abg. Zebisch betr. Arbeitsun- Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
fälle von ausländischen Arbeitnehmern Fragen des Abg. Säckl betr. Zusammen
durch Sprachschwierigkeiten . . . . 4117 C arbeit zwischen der deutschen Polizei und
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 V
Anlage 46 Anlage 55
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Offergeld betr. Ausbau
Frage des Abg. Dröscher betr. Verluste der Bundesstraße 34 in Rheinfelden . . 4127 A
der Sparer durch die Teuerung . . . . 4123 A
Anlage 56
Anlage 47
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Frage des Abg. Brandt (Grolsheim) betr
Fragen des Abg. Kiechle betr. Mittel für Mittel für den Bau der Rheinbrücke bei
den Straßenbau im Allgäu . . . . . . 4123 C Geisenheim 4127 B
Anlage 48 Anlage 57
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Fragen des Abg. Dr. Jobst betr. Verschul- Fragen des Abg. Röhner betr. das Stra-
dung der öffentlichen Haushalte, der in- ßenbauamt Bamberg 4127 C
ländischen Wirtschaft und der Woh-
nungswirtschaft . . . . . . . . . . 4123 D Anlage 58
Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen
Anlage 49 Fragen des Abg. Storm betr. Anträge auf
Errichtung eines Fernsprechanschlusses
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche im Bereich der Oberpostdirektion Kiel
Frage des Abg. Weigl betr. Unfallrente und im Bereich des Fernamtes Oldenburg
für Schüler und Studenten 4124 C in Holstein im Ortsnetz Heiligenhafen . 4127 D
Anlage 50 Anlage 59
Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Schriftliche Antwort auf die Schriftliche
Frage des Abg. Niegel betr. die Aussage Frage des Abg. Dr. Rinsche betr. Einset-
des Vizepräsidenten Mansholt über Ein- zung von Gastarbeitern für die Entwick-
kommen und Preise in der Landwirtschaft 4125 A lung ihrer Heimatländer 4128 D
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4091
74. Sitzung
Stenographischer Bericht dere in bezug auf die Festsetzung und Anderung der gemein-
samen Qualitätsnormen für Obst und Gemüse
— Drucksache VI/1257 —
überwiesen an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und
Beginn: 9.00 Uhr Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor
der endgültigen Beschlußfassung im Rat
Bitte schön, Herr Parlamentarischer Staatssekre- Wir kommen zur Frage 30 des Herrn Abgeord-
tär Moersch! neten Matthöfer:
Hält es die Bundesregierung für eine Aufgabe ausländischer
Vertretungen, insbesondere auch solcher aus Ländern mit undemo-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim kratischen Regierungssystemen, in denen es keine freien Ge-
werkschaftsbewegungen gibt, zugunsten der Arbeitgeber in Ar-
Bundesminister des Auswärtigen: Das Deutsche beitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland einzugreifen?
Generalkonsulat in Mailand hat an eine Reihe
der vom Wirbelsturmunglück in Ca'Savio in Italien Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
betroffenen Deutschen zur Behebung der ersten Not Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
einen kleinen Barbetrag als Zuschuß gezahlt. Ferner neter, nach Art. 41 des Wiener Übereinkommens
wurde einem verletzten Ehepaar, das bei dem Un- vom 18. April 1961 über diplomatische Beziehungen
glück ein Kind verloren hat, die Flugreise nach Ber- und nach Art. 55 des Wiener Übereinkommens vom
lin ermöglicht. Der Bundesregierung ist nicht be- 24. April 1963 über konsularische Beziehungen, die
kannt, daß die Geschädigten in eine Notlage gera- einen Grundsatz des allgemeinen Völkerrechts fest-
ten sind, die von den zuständigen italienischen Be- legen, sind diplomatische und konsularische Ver-
hörden im Rahmen des europäischen Fürsorgeab- treter verpflichtet, sich nicht in die inneren Ange-
kommens sowie vom Generalkonsulat in Mailand legenheiten des Empfangsstaates einzumischen. Eine
im Rahmen der geltenden Instruktionen des Aus- solche Einmischung würde der Eingriff einer aus-
wärtigen Amtes nicht behoben worden wäre oder ländischen Vertretung in Arbeitskämpfe in der Bun-
erforderlichenfalls hätte behoben werden können. desrepublik darstellen. Er wäre also unzulässig.
Das Generalkonsulat Mailand hätte insbesondere
in eigener Zuständigkeit nach § 26 des Konsular-
gesetzes mit Darlehen helfen können. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage,
bitte schön!
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Frage, Herr
Abgeordneter? Matthöfer (SPD) : Herr Staatssekretär, sieht die
Bundesregierung eine Möglichkeit, die Arbeitgeber-
verbände darauf hinzuweisen, daß sie diesen Aspekt
Geisenhofer (CDU/CSU) : Nein. Die Frage 26
in Zukunft bei ihren Rundschreiben berücksichtigen,
bitte!
damit nicht von einzelnen Arbeitgebern die auslän-
dischen Vertretungen in unserem Lande mit Bitten,
Vizepräsident Frau Funcke: Ja, dann rufe ich denen sie nach internationalem Recht gar nicht nach-
auch die Frage 26 auf: kommen können, in Verlegenheit gebracht werden?
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um den inzwischen
in verschiedenen deutschen Krankenhäusern (München, Kassel,
Ravensburg, Simmerath und Stuttgart) aufgenommenen Verletz-
ten zu helfen, da die Krankenkassen und die zuständigen Ver- Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
sicherungen bei ca. 50 Betroffenen nicht in der Lage sind, Zweit- Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
krankentransporte zu finanzieren sowie verlorenes Eigentum zu
ersetzen? neter, ich gehe davon aus, daß die Antwort, die ich
Bitte schön! Ihnen soeben gegeben habe, von den angesproche-
nen Verbänden und Betroffenen zur Kenntnis ge-
nommen werden wird.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie-
rung hat keinen Einfluß auf eine etwaige Verle- Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
gung von Verletzten in andere innerdeutsche Kran- Zusatzfrage. — Ich rufe die Frage 31 des Herrn Ab-
kenhäuser. Die gesetzlichen Krankenversicherungen geordneten Matthöfer auf:
sind gehalten, derartige Verlegungen zu finanzieren, Wie beurteilt die Bundesregierung die Empfehlung des Ge-
wenn sie ärztlicherseits für erforderlich gehalten samtverbandes der metallindustriellen Arbeitgeberverbände vom
Juli 1970, die diesem Verband angeschlossenen Firmen sollten
werden. Inwieweit private Krankenversicherungen bei Arbeitsniederlegungen auch Vertreter ausländischer Bot-
schaften hinzuziehen, da diese in der Regel einen mäßigenden
derartige Verlegungen von einem Krankenhaus in Einfluß auf ihre Landsleute ausübten?
ein anderes übernehmen, richtet sich nach dem je-
weiligen Versicherungsvertrag.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Für eine Erstattung verlorenen oder beschädig- Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort
ten Privateigentums aus öffentlichen Mitteln besteht lautet wie folgt. Der Arbeitsattaché ist zwar dazu
keine Rechtsgrundlage. Hier wird davon ausgegan- da, sich der Probleme seiner Landsleute anzuneh-
gen, daß keine Vermögensverluste eingetreten sind, men, es ist aber nach dem eben Gesagten nicht zu
die bei dem Geschädigten zu extremer Hilfsbedürf- erwarten, daß er sich, wenn es um Arbeitskämpfe
tigkeit und damit zur Anwendbarkeit des Bundes- geht, einschalten wird, gleichgültig, ob er aufgefor-
sozialhilfegesetzes geführt haben. dert wird oder nicht.
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4093
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- Meinike (Oberhausen) (SPD) : Ist Ihnen bekannt,
frage. daß diese Frage von den deutschen Vertretern in
Ich rufe die Frage 32 des Herrn Abgeordneten der Beratenden Versammlung erneut angesprochen
Meinike (Oberhausen) auf: werden soll, und wäre die Bundesregierung gegebe-
nenfalls bereit, ihren Standpunkt im Ministerrat
Trifft es zu, daß der Vertreter der Bundesregierung im Mini-
sterkomitee des Europarates gegen Punkt VII der Ziffer 6 der zu überdenken und zu überprüfen?
Empfehlung Nr. 602 (1970) der Beratenden Versammlung des
Europarates gestimmt hat, der die Errichtung eines mit 100 000
Dollar ausgestatteten Hilfsfonds für die gegenwärtig im Exil
befindlichen Griechen vorsah, und wenn ja, welche Gründe
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
waren dafür maßgebend? Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie-
rung geht davon aus, daß ihr eingenommener Stand-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim punkt — ich habe die Unterlagen hierzu genau ge-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord- prüft — im Sinne der Betroffenen wohlbegründet ist.
neter, ich darf vielleicht die beiden Fragen im Zu- Herr Abgeordneter, wenn Sie es wünschen, besteht
sammenhang beantworten, wenn Sie einverstanden sicher Gelegenheit, die Vertreter, die im Europarat
sind. als Abgeordnete erneut vorstellig werden wollen,
über die Überlegungen der einzelnen Regierungen,
Meinike (Oberhausen) (SPD) : Ja. nicht nur der Bundesregierung, genauer ins Bild zu
setzen, als es hier möglich ist.
Vizepräsident Frau Funcke: Dann rufe ich
auch noch die Frage 33 des Herrn Abgeordneten Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Meinike (Oberhausen) auf: frage.
Wenn nein, durch welche anderen Regierungsvertreter kam die
Einstimmigkeit nicht zustande? Die Fragen 34 und 35 des Abgeordneten Dr. Sper-
ling sowie die Frage 36 des Abgeordneten Krockert
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim werden auf Wunsch der Fragesteller schriftlich be-
Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort des antwortet. Die Antworten werden als Anlagen zum.
Ministerkomitees auf die Empfehlung 602 der Be- Sitzungsbericht abgedruckt.
ratenden Versammlung ist — bei Enthaltung von Ich rufe die Frage 37 des Abgeordneten Müller
drei Staaten — einstimmig beschlossen worden. (Mülheim) auf:
Die Vorschläge I bis VI der Ziffer 6 der Empfeh-
Wie beurteilt die Bundesregierung Möglichkeiten einer baldi-
lung, die substantielle Hilfs- und Unterstützungs- gen Ausweitung der Sportbeziehungen zwischen Sportvereinen
maßnahmen für die Exilgriechen vorsehen, wurden und Sportverbänden der Bundesrepublik Deutschland und sol-
chen osteuropäischer Staaten?
bekanntlich mit einer zustimmenden Stellungnahme
an die Regierungen weitergeleitet. Davon abge- Bitte schön, Herr Staatssekretär!
sehen war das Ministerkomitee jedoch einhellig der
Meinung, daß die einzelnen Mitgliedsregierungen Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
besser und schneller in der Lage seien, den griechi- Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
schen Flüchtlingen weitere finanzielle Hilfen im neter, die Bundesregierung rechnet damit, daß sich
Sinne der Ziffer VII zukommen zu lassen. Die Ein- die Sportbeziehungen zwischen Sportvereinen und
schaltung einer internationalen Organisation er- Sportverbänden der Bundesrepublik Deutschland
schien dem Ministerkomitee wenig sinnvoll. und solchen aus osteuropäischen Staaten verstär-
ken werden. Diese Annahme stützt sich auf die Ent-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage wicklung der letzten Jahre, insbesondere auf das
des Herrn Abgeordneten Meinike. beiderseits spürbare Interesse am Leistungsver-
gleich und an der Gelegenheit, mittels des Sports
Meinike (Oberhausen) (SPD) : Herr Staatssekre- einen Eindruck vom anderen Land zu erhalten. Hinzu
tär, ist Ihnen bekannt, daß sich in der Beratenden kommt die jetzt schon merkliche Anziehungskraft
Versammlung insbesondere die deutschen Ver- der Olympischen Spiele in München 1972.
treter ausdrücklich für diesen Fonds ausgesprochen Ich möchte noch darauf verweisen, daß das Aus-
haben? wärtige Amt diese und die folgende Frage in Über-
einstimmung mit dem Bundesminister des Innern
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim beantwortet, weil hier zwei Ministerien in ihrer Zu-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord- ständigkeit angesprochen sind.
neter, es ist mir bekannt, aber die Erwägungen im
Ministerkomitee, einen anderen Weg zu wählen,
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
waren nach. unserer Auffassung wohlbegründet. Sie
frage. — Ich rufe die Frage 38 des Herrn Abgeord-
sehen an der Tatsache, daß sich nur drei Staaten der
neten Müller (Mülheim) auf:
Stimme enthalten haben, und zwar kleinere Staaten,
Kann aus der erstmaligen Bereitstellung von Förderungsmit-
und alle anderen einhellig votiert haben, daß die teln für Sportbegegnungen mit osteuropäischen Staaten in Höhe
Erörterungen der Sachlage zu diesem Verfahren ge- von 200 000 DM gefolgert werden, daß in absehbarer Zeit in
verstärktem Umfang sportliche Begegnungen auf der Vereins-
führt haben, das sicherlich im Interesse der Betrof- und Verbandsebene zu erwarten sind?
fenen liegt.
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Bundesminister des Auswärtigen: Schon im Bundes-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Meinike. haushalt 1970 sind 200 000 DM zur Förderung von
4094 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage? Dann rufe ich die Frage 61 auf:
Glaubt die Bundesregierung, daß die mit der Herstellung der
— Bitte schön, Herr Abgeordneter! Wirtschafts- und Währungsunion verbundenen gewaltigen Pro-
bleme gelöst werden können, wenn nicht parallel zur Entwick-
lung im wirtschaftspolitischen Bereich ein Zusammenschluß
Dr. Jenninger (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Westeuropas zu einer insgesamt handlungsfähigen politischen
Einheit erfolgt?
die Frage lautete, inwieweit auch Förderungen auf
Vereinsebene möglich sind. Sind die Mittel, die vom
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesinnenministerium zur Verfügung gestellt Bundesminister des Auswärtigen: Die Antwort auf
worden sind, auch für solche Begegnungen auf Ver- die Frage 61 lautet wie folgt. Die Bundesregierung
einsebene geplant oder ausreichend? glaubt in der Tat — das ergibt sich bereits aus
meiner soeben gegebenen Antwort —, daß die end-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim gültige Lösung der mit der Wirtschafts- und Wäh-
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeordne- rungsunion verbundenen Probleme mit einem Zu-
ter, ich bin nicht in der Lage, da hier das Innen- sammenschluß Westeuropas zu einer — wie Sie
ministerium unmittelbar angesprochen ist, diese sagen — „insgesamt handlungsfähigen politischen
Frage zu beantworten. Ich gehe davon aus, daß bei Einheit" Hand in Hand gehen muß. Sie setzt sich
den Haushaltsberatungen diese Frage zuständig- mit allen Kräften dafür ein, dieses Ziel so bald wie
keitshalber durch einen entsprechenden Vermerk möglich zu erreichen. Dazu sind — angesichts der
geklärt werden sollte. bekannten Schwierigkeiten, wie sie uns allen aus
der Zeit vor der Haager Konferenz geläufig sind und
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- wie sie Bundesminister Schmidt in seinem Artikel
frage. anspricht — nicht zuletzt Geduld und Zähigkeit not-
wendig.
Ich rufe die Frage 60 des Herrn Abgeordneten Dr.
Wagner (Trier) auf, die an den Bundesminister für
Wirtschaft gerichtet war, aber in den Geschäfts- Vizepräsident Frau Funcke: Bitte schön, eine
Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Wagner.
bereich des Auswärtigen Amts gehört:
Teilt die Bundesregierung die aus dem Bulletin vom 29. Sep-
tember 1970 ersichtliche Auffassung des Bundesministers der Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) : Herr Staats-
Verteidigung, daß die Staaten des Gemeinsamen Marktes um die
Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion bis zum Ende sekretär, teilt die Bundesregierung die Auffassung,
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4095
Dr. Wagner (Trier)
daß sich das parallele Verlaufen des wirtschafts- Problems der Sache möglicherweise nicht nützen
politischen Zusammenschlusses und des eigentlich würde. Jedenfalls entspricht das den Erfahrungen
politischen Zusammenschlusses auch dadurch aus- vergangener Jahre.
zeichnen muß, daß eine gewisse Harmonisierung er-
reicht wird, daß also nicht eine perfekte Wirtschafts- Vizepräsident Frau Funcke: Keine weiteren
und Währungsunion herbeigeführt werden kann,. Zusatzfragen. — Wir sind mit den Fragen zum Ge-
während der politische Zusammenschluß bei sehr schäftsbereich des Außenministeriums am Ende. Ich
lockeren und unverbindlichen Konsultationen be- danke dem Herrn Staatssekretär.
harrt?
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäfts-
bereich des Bundesministers für Verkehr und für
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim das Post- und Fernmeldewesen. Die Fragen 5, 6
Bundesminister des Auswärtigen: Herr Abgeord-
und 7 werden schriftlich beantwortet. Die Antworten
neter, diese Konsultationen, die ja nun in ihrer For-
werden als Anlagen abgedruckt.
malisierung am 27. Oktober auf Grund des Werner-
Berichts im Ministerrat behandelt werden, sind Ich rufe die Frage 8 des Abgeordneten Rasner auf:
alles andere als unverbindlich, sondern erweisen Wann ist nach dem gegenwärtigen Stand der Planung mit der
Fertigstellung des nördlichsten Teils der Nord-Süd-Autobahn von
sich zunehmend, auch ohne daß man dabei sofort Jagel (Schleswig) bis Ellung (dänische Grenze) zu rechnen?
institutionelle Vorstellungen entwickeln müßte, als
Zur Beantwortung hat Herr Parlamentarischer
politisch wirksam, gerade in Zusammenhang mit
Staatssekretär Börner das Wort.
den Gesprächen über den Beitritt der vier beitritts-
willigen Staaten. Es war ein Gebot der Vernunft
und auch eine Folgerung aus Erfahrungen mit zu Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
hoch gesteckten Zielen institutioneller Art in der Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Vergangenheit, nun einmal diesen praktischen Weg Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, ich bitte, wegen
vorzusehen. Es ergibt sich, sozusagen Zug um Zug, des sachlichen Zusammenhangs die Fragen 8 und 9
aus der engeren Zusammenarbeit in Wirtschafts- des Kollegen Rasner gemeinsam beantworten zu
und Währungsfragen die Notwendigkeit der Ab- dürfen, wenn der Herr Kollege Rasner damit ein-
stimmung allgemeiner politischer Zielsetzungen. Die verstanden ist.
Bundesregierung hat mit diesem von ihr vorgeschla-
genen Verfahren im vergangenen Jahr im Gegen- Vizepräsident Frau Funcke: Ich rufe die
satz zu den Erfahrungen früherer Bundesregierun- Frage 9 ebenfalls auf:
gen, die institutionelle Vorstellungen entwickelt ha- Ist die Bundesregierung bereit, der Fertigstellung dieses Auto-
bahnteilstückes im verkehrsfernsten Raume Norddeutschlands
ben, ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Es wäre eine höhere Dringlichkeitsstufe — früheren Versprechungen ent-
ganz falsch gewesen, gerade vor den Verhandlun- sprechend — einzuräumen?
gen über den Beitritt der vier Staaten Großbritan-
nien, Irland, Norwegen und Dänemark eine Art Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
politischer Institutionalisierung zu betreiben und Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
nicht zunächst das Ziel in der Weise voranzutreiben, Fernmeldewesen: Herr Kollege, für das Bundesauto-
wie es Minister Scheel in der Ministerratssitzung, bahn-Neubauprogramm ist in den kommenden Jah-
wie ich meine, mit gutem Erfolg bei der Frage der ren der Abschnitt Schleswig—Flensburg der Bundes-
Konsultationen der betroffenen Staaten im politi- autobahn-Neubaustrecke Hamburg—Flensburg in
schen Bereich getan hat. zwei Streckenteile verschiedener Dringlichkeit un-
terteilt. In der 1. Dringlichkeit befindet sich der
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Streckenteil Schleswig (B 77 bei Jagel) — Flensburg
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Wagner. (B 200 südlich Flensburg). Der sich nach Norden
daran anschließende Streckenteil bis zur Bundes-
grenze ist in die 2. Dringlichkeit eingestuft.
Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) : Herr Staats-
sekretär, darf ich Ihrer Antwort entnehmen, daß die Es wird angestrebt, von dem Streckenteil der 1.
Bundesregierung bei einer weiteren Beratung des Dringlichkeit den Abschnitt Tarp—Flensburg —
Werner-Plans darauf bestehen wird, daß mit jeder B 200 — gegen Ende des 1. Fünfjahresplanes, der
Stufe, die zur Währungs- und Wirtschaftsunion hin- von 1971 bis 1975 läuft, fertigzustellen. Mit der Fer-
führt, gleichzeitig Fortschritte im Bereich der außen- tigstellung dieses Streckenabschnittes wird eine
politischen und verteidigungspolitischen Zusammen- überwiegend autobahnmäßige Verbindung zwi-
arbeit erzielt werden? schen Schleswig und der Bundesgrenze erreicht.
Diese ergibt sich unter Einbeziehung des zwischen
Jagel und Tarp vorhandenen nahezu kreuzungs-
Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister des Auswärtigen: Die Bundesregie- freien und abschnittweise 4spurig ausgebauten Teils
rung geht davon aus, daß die Definition der Inter- der B 76, eines noch entsprechend auszubauenden
essen der Einzelstaaten zu einer stärkeren Zusam- Abschnittes der B 200 sowie der Umgehung Flens-
menarbeit auch auf dem politischen Gebiet führen burg, die, im Zuge der B 76 verlaufend, bereits
wird. Sie hat guten Grund zu dieser Annahme nach 4spurig bis nahe an die Bundesgrenze ausgebaut ist.
den Erfahrungen auch der letzten Monate. Ich er- Die Bauarbeiten auf dem Bundesautobahn-Neubau-
innere an die letzten Verlautbarungen von fran- abschnitt Schleswig—Tarp sollen unverzüglich zu
zösischer Seite. Aber die Bundesregierung weiß Beginn des 2. Fünfjahresplanes 1976/1980 begonnen
auch, daß jede formalistische Betrachtung dieses und gegen Ende des 2. Fünfjahresplanes fertigge-
4096 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage-
Unertl, erstens haben Sie keine Möglichkeit zu des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider.
weiteren Fragen. Aber ich habe jetzt auch die Ver-
mutung, daß Ihre weitere Frage von dem, was hier Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU): Herr
gefragt worden ist — nämlich Schleswig-Holstein —, Staatssekretär, sind der Bundesregierung Fälle be-
etwas abweichen könnte, und dann ist sie nicht mehr kannt — gegebenenfalls, in welcher Anzahl —, in
zugelassen. denen Fahrer von Kraftfahrzeugen, denen ihre ge-
(Abg. Unertl: Ich hätt' noch ganz gern eine sundheitliche Fahruntauglichkeit selber unbekannt
Frage! — Heiterkeit.) geblieben war, schwere und tödliche Verkehrs-
unfälle verursacht haben?
— Die Bestimmungen sehen nur für denjenigen, der
die Frage selbst gestellt hat, weitere Zusatzfragen
vor. Es tut mir leid, Herr Kollege Unertl. Börner, Parlamentarischer. Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Ich rufe die Frage 10 des Herrn Abgeordneten Fernmeldewesen: Herr Kollege, Sie werden verste-
Dr. Schneider (Nürnberg) auf: hen, daß ich hier aus dem Handgelenk keine Statisti-
4098 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim liegt nach dem gegenwärtigen Stand um rund 6,6 %
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und höher als der für 1970.
Fernmeldewesen: Herr Kollege, da der Rhein-Rhone-
Wenn die im Jahre 1970 gesperrten und gekürz-
Kanal bereits von der Europäischen Verkehrsmini-
ten Mittel von insgesamt 340 Millionen DM im
sterkonferenz behandelt worden ist, besteht für die
nächsten Haushaltsjahr für die Bundesfernstraßen
Bundesregierung zur Zeit kein Anlaß, besondere
freigegeben werden, so ergibt sich ein Straßenbau-
Sondierungsgespräche darübe r mit Frankreich oder
volumen in Kap. 1210 für 1971 in Höhe von 5,68 Mil-
der Schweiz aufzunehmen. Sollte Frankreich oder
liarden DM und gegenüber dem im Jahre 1970 ver-
die Schweiz entsprechende Gespräche wünschen,
fügbaren Betrag eine Steigerung um 674 Millio-
wäre die Bundesregierung hierzu jederzeit bereit.
nen DM, d. h. 13,3 % .
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Meister. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Mursch.
Meister (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, würde
die Bundesregierung es für angezeigt halten, diese Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU): Herr Staats-
Frage einmal in den europäischen Gremien zur Spra- sekretär, welche Überlegungen haben Sie veran-
che zu bringen? laßt, die für 1970 gesperrten Mittel für den Fall,
daß sie freigegeben werden, den Haushaltsansätzen
für 1971 zuzuschlagen und damit gewissermaßen
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim künstlich einen höheren Steigerungsprozentsatz zu
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
erzeugen? Daran können Sie im Grunde genommen
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich sehe dazu heute
doch gar nicht interessiert sein.
von uns aus keinen Anlaß. Die soeben genannten
Partner sind hier ja vor mehreren Jahren zu gewis-
sen Überlegungen gekommen, die z. B. dazu geführt Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
haben, daß unsere französischen Freunde dieses Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Projekt jetzt durchziehen. Das berührt neben dem Fernmeldewesen: Nein. Es handelt sich hier nicht
europäischen Aspekt natürlich auch gewisse natio- um einen höheren Steigerungsbetrag. Vielmehr
nale Interessen Frankreichs. Ich halte es aber im entspricht es einer langjährigen Übung, solche Mit-
gegenwärtigen Zeitpunkt durchaus nicht für unbe- tel ins nächste Haushaltsjahr zu übertragen, und
dingt nötig, daß man darüber eine europäische Dis- ich hoffe auf die Bereitwilligkeit des Hohen Hauses
kussion in Gang bringt. Sie alle wissen ja, daß dann bzw. des Haushaltsausschusses, der Regelung zuzu-
noch andere Fragen hinzukämen. stimmen, daß das, was in diesem Jahre aus kon-
junkturellen Gründen gesperrt werden mußte, dem
Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Straßenbauvolumen für das nächste Jahr zufließt.
Zusatzfrage. Die Fragen hier in der Fragestunde zeigen ja deut-
lich, daß ein großes Interesse besteht, die Straßen-
Ich rufe die Frage 15 des Herrn Abgeordneten baumaßnahmen in den nächsten Haushaltsjahren
Mursch auf: zu verstärken.
Welche Beträge stehen im Jahre 1970 — einschließlich der sich
im Laufe des Jahres ergebenden Veränderungen — für cien Bun-
desfernstraßenbau nach dein gegenwärtigen Stand tatsächlich zur Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
Verfügung?
satzfrage des Herrn Abgeordneten Mursch.
Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) : Aber, Herr was noch vor drei oder vier Monaten gefordert
Staatssekretär, das ist doch keine Antwort. Sie wurde.
können doch nicht die 14 % angeben, weil Sie damit Ich würde nicht davon ausgehen — das liegt ja
rechnen, daß der Betrag aus dem Haushalt 1970 frei- Ihrer Frage zugrunde —, daß die zweifellos hohe
gegeben wird. Zuwachsrate bei den Baupreisen gedanklich auf das
nächste Jahr übertragen werden kann. Ich glaube,
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim das liegt nicht im Sinne unserer gemeinsamen Be-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und mühungen um Stabilität.
Fernmeldewesen: Aber natürlich, Herr Kollege,
(Abg. Erhard (Bad Schwalbach) : Ich habe
kann ich davon ausgehen. Nachdem von allen Frak-
leider keine weitere Zusatzfrage!)
tionen versichert worden ist, daß der Straßenbau
im Rahmen dergemeinschaftlichen Investitionen
von Bund, Ländern und Gemeinden eine wichtige Vizepräsident Frau Funcke: Nein, Sie haben
Maßnahme ist, leider keine Zusatzfrage mehr.
(Abg. Mursch [Soltau-Harburg]: Das be Ich rufe dann die Frage 17 des Abgeordneten Dr.
streitet niemand!) Gleissner auf:
glaube ich zu diesem Optimismus berechtigt zu sein. Wie kommt es, daß bei deutschen Autos, die für den Export
nach USA bestimmt sind, bereits seit Jahren der Forderung auf
Daß, gemessen an den Wünschen, dann immer noch Entgiftung der Autoabgase Rechnung getragen wird, während der
ein größerer Betrag offenbleibt, ist selbstverständ- deutschen Bevölkerung weiterhin uneingeschränkt die Luftver-
pestung durch Abgase zugemutet wird?
lich. Darin sind Sie sicher mit mir einig.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
des Herrn Abgeordneten Maucher.
Fernmeldewesen: Herr Kollege, nach den Vereinig-
ten Staaten von Amerika war die Bundesrepublik
Maucher (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, sind Deutschland das zweite Land, das im Jahre 1968
Sie nicht mit mir der Meinung, daß die soeben ge- durch Erlaß von Rechtsvorschriften den Anteil un-
gebene Antwort auf die Frage nicht konkret war? erwünschter Emissionen im Abgas der Kraftfahr-
Sie haben zwar prozentual mehr Mittel, aber die zeuge begrenzte. Ab Oktober 1970 wird die deutsche
- Straßen
Gegenfrage lautet: Wieviel mehr Kilometer Automobilindustrie die Fahrzeuge für den deutschen
bauen Sie damit? Markt im Sinne der Abgasvorschriften fertigen.
Dr. Gruhl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, kön- giftung jahrelang verzögert und sogar bagatellisiert
nen Sie mir die Frage beantworten, warum die Bun- worden ist? Versucht man nicht, die Unkosten dafür
desregierung hinter den Vorschriften der Ver- dem Staat und dem Steuerzahler aufzubürden?
einigten Staaten für die Automobilindustrie weit
zurückbleibt? Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Fernmeldewesen: Herr Kollege, der Verkehrsaus-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und schuß des Hohen Hauses hat über diese Fragen im
Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich kann Ihnen vergangenen Jahr sehr eingehend diskutiert. Sie
nicht zustimmen, daß wir weit zurückbleiben. Der werden die Problematik, die darin steckt, sicher
Bau von Motoren in Europa und insbesondere in kennen.
der Bundesrepublik ist schlecht mit den technischen
Ich möchte es so, 'wie Sie es formuliert haben,
Vorschriften in den Vereinigten Staaten zu verglei-
nicht bestätigen, muß aber zugeben, daß ein Druck
chen. Das ist ein weites Feld; es würde den Rah-
der Regierung und des Parlaments in dieser Frage
men der Fragestunde sprengen, wenn ich mich hier
einen wohltuenden Einfluß auf die Bemühungen
darüber verbreiten müßte.
der Industrie ausüben kann und wird.
Ich darf hier nur das Wort „Hubraumsteuer" an-
führen, um Ihnen klarzumachen, daß es auf diesem Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere
Gebiet Entwicklungen gibt, bei denen wir uns ein- Frage des Herrn Abgeordneten Seefeld.
fach nicht vergleichen können. Sie können aber da-
von ausgehen, daß die Bundesregierung alles tun Seefeld (SPD) : Herr Staatssekretär, können Sie
wird, um hier erkannte Probleme, die sich als
mir zustimmen, daß sich die Bundesregierung zur
schädliche Umwelteinflüsse durch den Kraftfahr-
zeugverkehr ergeben haben, in naher Zukunft zu Zeit in zwei großen Bereichen um eine Lösung be-
müht: erstens bei allen Fragen, die mit dem Um-
lösen.
weltschutz zusammenhängen, und zweitens bei der
Schaffung des Sicherheitsautos?
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Schmidt (Braunschweig).
- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Herr Staatssekre- Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich stimme Ihnen
tär, ist es nicht so, daß die Vereinigten Staaten erst voll zu. Ich erhoffe durch die öffentliche Diskussion
jetzt mit Vorschriften herauskommen, die auch in dieser Fragen auch eine Bereitwilligkeit, die teil-
ihrem Land eine bessere 'Regelung bezüglich der weise sehr hohen Kosten, die dafür in den näch-
Abgase vorsehen? sten Jahren vom Staat aufgebracht werden müssen,
durch das Parlament bewilligen zu lassen.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz-
Fernmeldewesen: Es gibt natürlich in den Ver- frage.
einigten Staaten gewisse Entwicklungen, die wir
sehr aufmerksam verfolgt ,haben. Sie wissen ja auch, Ich rufe die Frage 18 des Herrn Abgeordneten
daß wir mit der Regierung der Vereinigten Staa- Dr. Riedl (München) auf:
ten im Austausch von Informationen und in freund- Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß die Post-
verwaltung der Sowjetzone Briefsendungen aus West-Berlin, die
schaftlicher Zusammenarbeit in vielen Bereichen des mit Postwertzeichen mit dem Kopfbild des Bundespräsidenten
Heinemann freigemacht werden, an den Absender ,,wegen Ver-
Kraftfahrzeugverkehrs stehen. Gerade gegenwärtig stoßes gegen die gesetzlichen Bestimmungen der DDR" zurück-
ist in der Presse darüber wieder sehr gut berichtet sendet, und was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unter-
nehmen?
worden.
Wir müssen davon ausgehen, daß in den näch Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
sten Jahren alle Industrienationen große Mühe auf- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
wenden müssen, um mit diesen Problemen der Um- Fernmeldewesen: Es trifft nicht zu, daß die
weltverschmutzung durch den Kraftfahrzeugverkehr Postverwaltung der DDR generell Sendungen aus
fertig zu werden. Wir müssen uns darüber im klaren Westberlin zurückweist, die mit Postwertzeichen
sein, daß das Milliarden kosten wird, daß wir uns der neuen Dauerserie „Bundespräsident Heine-
aber dieser Aufgabe um des Menschen willen nicht mann" freigemacht sind. Die Postverwaltung der
entziehen 'dürfen. DDR hat lediglich etwa 200 Briefe zurückgesandt,
die als sogenannte Ersttagsbriefe von Westberlin
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage in 'die DDR versandt worden sind und auf der linken
des Herrn Abgeordneten Dr. Gleissner. Vorderseite ein Bild des Bundespräsidenten trugen.
Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
wäre es nicht längst Aufgabe unserer Automobil- des Herrn Abgeordneten Dr. Riedl.
industrie gewesen, angesichts der Produktionsre-
korde mehr für die Entgiftung der Abgase zu tun? Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats-
Können Sie mir sagen, welches die Hauptursachen sekretär, indem ich Ihnen nicht zustimme, daß Sie
dafür sind, daß die technisch 'längst mögliche Ent einen Unterschied zwischen gewöhnlichen Briefsen-
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4103
Dr. Riedl (München)
dungen und solchen, die als Ersttagsbriefe laufen, Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
machen, darf ich Sie fragen, ob die Bundesregie- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
rung in den Verhandlungen zwischen der Deut- Fernmeldewesen: Frau Präsidentin, ich bitte um
schen Bundespost und der Postverwaltung der DDR, Ihre Zustimmung, mit Einverständnis des Herrn
in denen e s . um den Kostenausgleich ging, darauf Fragestellers beide Fragen gemeinsam beantworten
hingewiesen hat, daß solche, den internationalen zu dürfen.
Gepflogenheiten widersprechende Maßnahmen der
Postverwaltung der DDR unterbleiben müssen. Vizepräsident Frau Funcke: Ich rufe dann
auch die Frage 20 des Abgeordneten Müller (Berlin)
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim auf:
Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, bezie-
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und hungsweise was gedenkt sie zu tun, um der beleidigenden
Fernmeldewesen: Das ist ein Problem, das selbst- Handlungsweise der „DDR"-Post — die laut Pressemeldungen 200
Briefe zurückgeschickt hat, weil diese mit den neuen Berliner
verständlich im Rahmen von Gesprächen, die in der Heinemann-Briefmarken frankiert waren — wirksam zu begegnen
und um in Zukunft solche und ähnliche Diskriminierungen zu ver-
von Ihnen genannten Form geführt werden, ange- hindern?
sprochen werden muß. Andererseits darf ich darauf
hinweisen, daß auch andere Staaten die Bestim- Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
mungen des Weltpostvertrages teilweise sehr ex- Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
tensiv auslegen. Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich habe hier eine
Aufstellung über Postwertzeichen und Sonderstem-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- pel, die von den Ländern des Ostblocks in der
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Riedl. Vergangenheit zurückgewiesen wurden. Zur Erleich-
terung der Abwicklung der Fragestunde bitte ich
Sie, mir zu erlassen, diese Zusammenstellung hier
Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Herr Staats-
zu verlesen. Ich werde sie Ihnen im Anschluß an
sekretär, Ihnen ist ja bekannt, daß die Deutsche
die Fragestunde aushändigen.
Bundespost am 22. Oktober weitere Werte der
Heinemann-Serie herausgibt. Darf ich Sie fragen, ob Im übrigen trifft es, wie ich schon in der vorigen
Sie befürchten, daß auch die aus diesem Anlaß zum Antwort gesagt habe, nicht zu, daß die Postverwal-
Versand kommenden Ersttagsbriefe wieder aus der tung der DDR Sendungen aus Westberlin zurück-
DDR zurückgesandt werden. weist, die mit Postwertzeichen der neuen Dauer-
serie „Bundespräsident Heinemann" freigemacht
sind. Die Postverwaltung der DDR hat lediglich
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
etwa 200 Briefe zurückgesandt, die als sogenannte
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Ersttagsbriefe von Westberlin in die DDR versandt
Fernmeldewesen: Ich halte es für unzweckmäßig,
worden sind und auf der linken Vorderseite ein
diese Frage hier breit zu erörtern. Ich kann das, was
Bild des Bundespräsidenten trugen.
dort geschehen ist, nur bedauern und hoffen, daß
dies in Zukunft nicht mehr praktiziert wird.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Müller.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu-
satzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider Mü ller (Berlin) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
(Nürnberg). besteht nicht die Gefahr, daß, wenn ich Ihre vorher-
gehende Antwort mitberücksichtige, das Schweigen
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr der Bundesregierung in der Öffentlichkeit etwa so
Staatssekretär, ist Ihnen bekannt, ob auch andere ausgelegt werden könnte, daß selbst die Bundes-
Länder des Ostblocks aus demselben Grund Briefe regierung nicht mehr auf den gewachsenen Bin-
zurückgeschickt haben? dungen Westberlins an die Bundesrepublik besteht?
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) : Herr Staats-
des Herrn Abgeordneten Dr. Schneider. sekretär, nachdem am 29. April dieses Jahres eine
Vereinbarung zwischen der Deutschen Bundespost
und der Post der Zone zustande gekommen ist, die
Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Herr dahin geht, daß sich beide Parteien verpflichten, den
Staatssekretär, Sie haben eben gesagt, man sollte grenzüberschreitenden Postverkehr in vollem Um-
diesen Fall nicht zu einer Kardinalfrage hochstilisie- fang und rechtens auszuführen - keinesfalls
ren. Halten Sie es nicht für eine schwere Verletzung schlechter als bisher —, frage ich Sie, ob die Bundes-
der Autorität unseres Staatsoberhauptes, wenn ein regierung und die Post bereit sind, trotz des rechts-
Postwertzeichen, das sein Bild trägt, in dieser Weise widrigen Verhaltens auch weiterhin zusätzlich
Ursache für die Zurücksendung von Briefen ist? 30 Millionen DM pro Jahr an die Post der DDR —
und in diesem Jahre sind, wie Sie wissen, bereits
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim 68 Millionen DM gezahlt worden — schweigend
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und weiterzuzahlen?
Fernmeldewesen: Ich glaube, Herr Kollege, daß in
dem Zusammenhang, der hier von uns behandelt Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
wird, von der Verletzung von Autorität keine Rede Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
sein kann. Fernmeldewesen: Herr Kollege, ich gehe davon aus,
daß Sie wissen, daß zwischen dem, was Sie ur-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage sprünglich gefragt haben, und Ihrer Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Josten. nur eine sehr geringe Beziehung besteht. Ich habe
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4105
Parlamentarischer Staatssekretär Börner
angedeutet, daß dieses Verhalten der Postverwal- Wir kommen somit zum Geschäftsbereich des Bun-
tung der DDR in bestimmten Verhandlungen natür- desministeriums des Innern. Zur Beantwortung ist
lich eine Rolle spielen wird. Ich bin im Interesse Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dorn anwe
der Sache, um die es geht, nicht bereit, weitere send.
Detailauskünfte zu geben.
Ich rufe Frage 39 auf. — Der Herr Abgeordnete
Folger ist nicht im Saal. Die Frage wird schriftlich
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage beantwortet. Die Antwort wird als Anlage abge-
des Herrn Abgeordneten Müller (Berlin).
druckt.
Müller (Berlin) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Ich rufe Frage 40 auf. — Auch der Herr Abgeord-
darf ich Sie fragen, ob das Zonenregime auch Erst- nete Wohlrabe ist nicht anwesend. Die Frage wird
ausgaben von Briefmarken mit dem Kopf des Bun- ebenfalls schriftlich beantwortet, und die Antwort
despräsidenten, die aus der Bundesrepublik kamen, wird als Anlage abgedruckt.
zurückgeschickt hat, und wie deuten Sie es, wenn Ich rufe Frage 41 des Abgeordneten Dr. Kempfler
das nicht der Fall ist, daß ausgerechnet aus Berlin auf:
kommende Briefmarken zurückgeschickt wurden? Sind neue, dazu geeignete Tiefbauwerke der Kommunen (Un-
tergrundbahnen, Fußgängerunterführungen usw.) in nennens-
wertem Maße mit solchen Einrichtungen versehen worden, daß
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim sie als einfache Schutzbauten (Trümmer- und Strahlenschutz)
verwendet werden könnten?
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und
Fernmeldewesen: Herr Kollege, die Frage ist beant- Bitte schön!
wortet. Ich möchte im Interesse bestimmter Ver-
handlungen, an denen wir alle ein Interesse haben, Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
auf eine weitere Interpretation insbesondere hin- desminister des Innern: Herr Kollege Dr. Kempfler,
sichtlich des letzten Satzes, den Sie eben gesagt ich beantworte Ihre Frage mit Nein. Infolge des bis-
haben, verzichten und keine detaillierte Erklärung herigen Fehlens einer Rechtsgrundlage sind Tiefbau-
abgeben. werke der Kommunen für eine Nutzungsmöglichkeit
als öffentliche Schutzräume nicht vorgesehen wor-
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage den. Es wurden lediglich Tiefgaragen, die sich aber
des Herrn Abgeordneten Erhard. - in überwiegendem Maße in Privathand befinden, als
Mehrzweckanlagen ausgeführt. Auf Grund der Initia
Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) : Nachdem tive der zuständigen Bundes- und Länderressorts
die Bundesregierung offenbar nicht zu reagieren be- konnten jedoch Kommunen dazu bewogen werden,
reit ist, frage ich Sie, Herr Staatssekretär, ob auch mit der Planung solcher Vorhaben zu beginnen. Un-
schon in früheren Fällen bei Ersttagsausgaben mit terirdische Bahnen eignen sich auf Grund ihrer Lage
einem Bilde eines der früheren Bundespräsidenten und ihrer baulichen Ausführung in besonderem
zu beobachten war, daß diese Ersttagssendungen von Maße für die Anlage von Mehrzweckbauten. Fuß-
der DDR zurückgewiesen wurden? gängerunterführungen wurden bisher wegen der auf-
wendigen Technik nicht als Schutzräume errichtet.
Börner, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
Fernmeldewesen: Herr Kollege, es gibt da langjäh- des Herrn Abgeordneten Dr. Kempfler.
rige Erfahrungen, über die Ihnen sicher zwei der
CDU angehörende frühere Postminister berichten Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär,
können. Ich gehe davon aus, daß wir alle ein In- halten Sie dieses Ergebnis nicht für etwas kümmer-
teresse daran haben, daß der Postverkehr zwischen lich, namentlich nachdem diejenigen Kommunen, die
den Menschen im geteilten Deutschland so stark wie solche Bauwerke errichtet haben, durch Fragen von
möglich gemacht werden kann. Ihnen und mir im Bundestag immer besonders auf
(Zustimmung des Abg. Dr. Schäfer diesen Punkt hingewiesen wurden?
[Tübingen].)
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
Vizepräsident Frau Funcke: Keine Zusatz- desminister des Innern: Ich bin Ihrer Meinung, Herr
fragen. Damit sind die Fragen aus dem Geschäfts- Kollege Dr. Kempfler. Leider hat das Parlament in
bereich des Bundesministers für Verkehr und für das der Vergangenheit mit Mehrheit eine andere Ent-
Post- und Fernmeldewesen beantwortet. Ich danke scheidung getroffen, so daß die 'Rechtsgrundlage
dem Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Börner. eben so ist, wie sie ist.
Laut interfraktioneller Vereinbarung im Ältesten-
rat werden die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere
Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Zusatzfrage.
Forsten schriftlich beantwortet. Die Antworten wer-
Ich rufe Frage 42 des Herrn Abgeordneten Dr.
den als Anlagen abgedruckt. Ausgenommen sind
Kempfler auf:
die Fragen 70 und 71 des Abgeordneten Stücklen,
76 des Abgeordneten Niegel und 77 des Abgeord- Wird die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten da-
hin gehend Einfluß nehmen, daß in Zukunft solche Bauten, z. B.
neten Dr. Gleissner, welche zurückgezogen wurden. in München oder Bonn, zu Schutzräumen ausgestaltet werden?
4106 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun- Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
desminister des Innern: Ich beantworte die Frage des Herr Abgeordneten Josten.
mit Ja. Nach Inkrafttreten des Gemeindeverkehrs-
finanzierungsgesetzes ist mit einem größeren Ein-
Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist die
fluß des Bundes auf die Erstellung von Mehrzweck-
Bundesregierung nach Ihren Ausführungen also
anlagen in unterirdischen Anlagen und damit mit doch nach wie vor der Meinung, daß der Bau von
einer größeren Zuwachsrate von Schutzplätzen zu Schutzräumen für die Bevölkerung ein Teil unserer
rerchnen. Der § 12 des „Gesetzes über Finanzhilfen Verteidigungsmaßnahmen bleibt, auch wenn er un-
zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Ge- befriedigend ist?
meinden" gibt dem Bund die Möglichkeit, unter Be-
rücksichtigung seines humanitären Zieles, des Be-
völkerugsschutzes, darauf zu bestehen, daß eine Er- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
höhung der Überlebenschance in Ballungsräumen desminister des Innern: Ja, das ist so. Die Bundes-
erreicht wird. In Bonn ist z. B. der U-Strab-Halte- regierung hat mit Wirkung vom 1. Juli dieses Jah-
punkt am Hauptbahnhof als Mehrzweckbau in der res z. B. die Mittel für den privaten Schutzraumbau
Planung. Es wird zirka 4500 Schutzplätze fassen. erhöht, und sie hat die Mittel, die für Mehrzweck-
Mehrzweckbau heißt nach Auffassung der Bundes- anlagen vorgesehen sind, pauschaliert, um auf diese
regierung: Friedensnutzung als U-Strab-Haltestelle, Weise dem Papierkrieg, der in den vergangenen
im Verteidigungsfall Schutzraum. In München konn- Jahren der Herstellung einer Mehrzweckanlage vor-
ten bisher Haltestellen der unterirdischen Bahn ausgegangen ist, Einhalt zu gebieten und das Ver-
nicht als Schutzräume ausgebaut werden. Nach Ver- fahren zu vereinfachen.
abschiedung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsge-
setzes wird hier eine positive Wendung erwartet. Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Unertl.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Dr. Kempfler.
Unertl (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist in
diesem Zusammenhang daran gedacht, beim neuen
Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Gemeindefinanzierungsgesetz unter Umständen den
darf ich aus Ihrer Antwort schließen, daß Sie die Kommunen mehr Mittel zukommen zu lassen? Ich
-
Auffassung, die im Stadtrat von München ausge- denke hier an Bauten nicht nur in den Ballungs-
sprochen wurde, nicht teilen, daß man dann, wenn räumen, sondern auch auf dem flachen Lande.
man nur wenige Schutzräume bauen könne, davon
überhaupt Abstand nehmen sollte, weil man nicht
wisse, welche Leute man im Ernstfall dafür aus- Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
wählen solle? desminister des Innern: Die Bundesregierung hat
eine solche Entscheidung bereits zum 1. Juli dieses
Jahres mit Wirkung von diesem Tage an getroffen.
Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun-
desminister des Innern: Dieser Auffassung ist die
Bundesregierung nicht. Vizepräsident Frau Funcke: Keine weitere Zu-
satzfrage.
Vizepräsident Frau Funcke: Eine weitere Zu- Ich danke dem Herrn Parlamentarischen Staats-
satzfrage. sekretär Dorn.
Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Damit sind wir am Ende der Fragestunde und zu-
glauben Sie nicht, daß wir, wenn der Schutzraum gleich am Ende der Tagesordnung. Die nicht erle-
bau bei den Kommunen nicht bald mit allen Mitteln digten Fragen werden schriftlich beantwortet, so-
in Angriff genommen wird, in eine Lage kommen, weit sie nicht zurückgezogen sind.
die Ihre Sentenz in der letzten Debatte rechtfertigt: Ich berufe das Haus ein, auf Mittwoch, den 4. No-
„Laßt alle Hoffnung fahren"? vember 1970, 9 Uhr.
Das bedeutet eine Steigerung richten sich nach den vorher eingeholten Anforde-
um 584 Millionen DM rungen unserer Vertretungen, die in eine Relation
zur Gesamtauflage gesetzt werden.
oder um rd. 12,3 %
In aller Regel übertrifft in Lateinamerika die
Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Nachfrage nach spanischem Material den Bedarf an
Kosten für die Kreditbedienung (Zinsen, Tilgung deutschem Material. Auch in dieser Beziehung kann
usw.) im Jahre 1971 voraussichtlich um 124 Mil- man nicht von einer Disproportion zwischen deut-
lionen DM höher liegen werden als 1970. Der schem und spanischem Informationsmaterial spre-
Straßenbauplan 1970 ist u. a. in diesem Punkt noch chen.
zu berichtigen.
Anlage 7
Anlage 5
Schriftliche Antwort
Schriftliche Antwort
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab-
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab geordneten von Thadden (Drucksache VI/1253 Frage
geordneten Baier (Drucksache VI/1253 Frage A 7) : A 24) :
Erachtet die Bundesregierung den Zeitpunkt für gekommen,
Ist die Bundesregierung bereit, die Bestimmungen der Fahr- eine Handelsvertretung in der Republik China (Taiwan) einzu-
preisermäßigung für kinderreiche Familien der Deutschen Bundes- richten?
bahn dem Einkommensteuergesetz anzupassen, so daß auch für
Kinder bis zum vollendeten 27. Lebensjahr, die noch in Berufs- Die Errichtung einer Handelsvertretung in Taiwan
ausbildung stehen, Fahrpreisermäßigung gewährt wird?
ist nicht beabschitigt. Es wird nicht verkannt, daß,
Ihr Anliegen, Herr Kollege, die Altersgrenze zur was unser Verhältnis zu China — und zwar zu
Inanspruchnahme der Fahrpreisermäßigung für Taipeh und Peking — anbelangt, die Pflege des
kinderreiche Familien auf das 27. Lebensjahr zu Handels im Mittelpunkt unserer Interessen steht.
erweitern, habe ich erst kürzlich erneut- mit der Der Handelsverkehr zwischen der Bundesrepublik
Bundesbahn erörtert. Die Deutsche Bundesbahn, Deutschland und Taiwan — er betrug im Jahre 1969
die nach dem Gesetz ihre Tarife in eigener Verant- 400 Millionen DM — wickelt sich auf der Basis
wortung und unter Berücksichtigung kaufmänni- privater Verträge ab. Eine wirtschaftliche Notwen-
scher Grundsätze zu bilden hat, sieht sich im Hin- digkeit, den Handel mit Taiwan durch eine Handels-
blick auf ihre derzeitige finanzielle Lage nicht im- vertretung zu fördern, ist indes nicht gegeben. Tai-
stande, diese Vergünstigung weiter auszudehnen. wan unterhält seit 1963 in Frankfurt/Main ein pri-
vates Büro des Central Trust of China, das sich mit
Ich darf im übrigen darauf hinweisen, daß den allen Fragen des Absatzes taiwanesischer Erzeug-
Bedürfnissen der in Berufsausbildung stehenden nisse in Deutschland sowie der Lieferung deutscher
älteren Studenten dadurch Rechnung getragen ist, Güter nach Taiwan befaßt. Deutsche Firmen, die mit
daß sie die stark ermäßigten Schülertarife ohne Taiwan Handel treiben, sind in Taiwan und Hong-
jegliche Altersgrenze für die notwendigen Fahr- kong vertreten. Hilfe leistet auch unser General-
ten zwischen Wohn- und Ausbildungsort in An- konsulat in Hongkong. Obwohl manche Verfahrens-
spruch nehmen können. vorschriften in Taiwan etwas kompliziert erschei-
nen, sind dem Auswärtigen Amt aus Kreisen der
deutschen Wirtschaft bisher keine fundierten Kla-
gen darüber zugegangen, daß wegen des Fehlens
Anlage 6 einer amtlichen Institution auf Taiwan die Wahrneh-
mung wirtschaftlicher Interessen gegenüber dem
Lande erschwert wurde.
Schriftliche Antwort
tigkeit des Abkommens, über welche die Bundesre- insbesondere für den wirtschaftlichen und kulturel-
gierung nicht einseitig befinden kann, ist unter den len Bereich, wo langfristige Gesichtspunkte berück-
Vertragsparteien zur Zeit nicht strittig. Da die Asso- sichtigt werden müssen.
ziation auf lange Sicht angelegt ist, glaubt die Bun-
desregierung auch nicht, daß ein Beitritt Griechen-
lands zur EWG unerreichbar bleiben wird. Sie hofft,
daß Griechenland, das sich als erster europäischer
Staat für eine Assoziation mit der Gemeinschaft Anlage 12
entschied, eines Tages voll am europäischen Eini-
gungswerk teilnehmen wird. Allerdings werden Schriftliche Antwort
nach ihrer Ansicht ohne Anstrengungen der griechi-
schen Regierung zur Normalisierung der Lage in des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
Griechenland in dieser Richtung keine Fortschritte 16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab
erzielt werden können. geordneten Folger (Drucksache VI/1253 Frage A 39) :
Ist die Bundesregierung bereit, dem Appell des Deutschen
Alpenvereins Rechnung zu tragen, zugunsten der deutschen
Bergsteiger von dem Grundsatz abzugehen, ihre Zuschüsse nur
auf zentrale Sportstätten und Inlandsprojekte zu beschränken,
insbesondere auch Haushaltsmittel für den Ausbau der deut-
schen Hütten in Osterreich zur Verfügung zu stellen, nachdem
Anlage 11 diese nicht nur den Mitgliedern der Alpenvereine, sondern
einem großen Teil der ganzen Bevölkerung dienen?
weit ich übersehen kann — auch im Landesrecht ge- in Anspruch genommen werden. Danach sollte auch
regelt. Diese Vorschriften schließen eine Doppel- bei der von niederländischer Seite geplanten Ein-
zahlung aus. leitung der Abwässer zahlreicher Fabriken in das
In aller Regel werden über den Betrag der Amts- Mündungsgebiet der Ems verfahren werden, zumal
bezüge hinaus keine Versorgungsbezüge gezahlt. diese Abwässer ungereinigt eine Schmutzfracht ent-
halten, die den Abwässern von vielen Millionen
Dies gilt- unabhängig davon, ob das Regierungs- Menschen gleichkommt.
mitglied Abgeordneter des Bundestages oder eines
Landesparlamentes ist oder nicht. Ich habe die Sorge, daß die ungereinigte Einlei-
tung Schäden zur Folge haben kann, deren spätere
Beseitigung nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand
und unter unliebsamen Auseinandersetzungen mög-
lich wäre.
Anlage 14 Meine Sorge wird übrigens auch in den Nieder-
landen selbst von vielen geteilt; ich verweise dazu
Schriftliche Antwort auf einen sehr kritischen Artikel im Amsterdamer
Algemeen Handelsblad vom 26. September 1970.
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab Den niederländischen Plänen kann deshalb die
geordneten Peiter (Drucksache VI/1253 Frage A 43) : Bundesregierung nur dann zustimmen, wenn die
Abwässer vor ihrer Einleitung in das Mündungs-
Wie weit sind die Überlegungen hinsichtlich der Errichtung
eines zentralen Instituts für Verbrechensverhütung gediehen? gebiet der Ems in angemessenem Umfang biologisch
Ein Institut für Verbrechensverhütung ist nicht ge- gereinigt werden; dies allein stellt sicher, daß auf
plant. Jedoch ist von verschiedenen Seiten die Er- deutschem Gebiet keine Schäden zu erwarten sind.
richtung eines „Polizeiforschungs- und -Fortbildungs-
instituts" angeregt worden. Der Bundesminister des
Innern und die Innenminister (-senatoren) der Län-
der meinen, daß ein solches Institut nicht als selb-
ständige Einrichtung errichtet werden soll. Anlage 16
-
Vielmehr ist einerseits vorgesehen, die Forschung
Schriftliche Antwort
und die Fortbildung auf dem Gebiet der Polizei in
der künftigen Polizeiführungsakademie in Hiltrup zu des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 16.
betreiben. Die Polizeiführungsakademie Hiltrup wird Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abge
aus dem bisherigen Polizei-Institut Hiltrup entwik- ordneten Sander (Drucksache VI/1253 Frage A 45):
kelt. An ihm sind Bund und Länder beteiligt. Unab-
hängig davon wird der Bund im Zuge der vorgese- Hält es die Bundesregierung mit dem Grundsatz der Gleich-
behandlung für vereinbar, daß gemäß § 9 des Katastrophen-
henen Verstärkung des Bundeskriminalamtes das schutzgesetzes nur für Feuerwehrleute auf Kosten des Bundes
eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen werden kann, wäh-
dort bereits bestehende „Kriminalistische Institut" rend für die Helfer der anderen Fachdienste im Katastrophen-
zu einer leistungsfähigen Forschungsstelle für das schutz diese Vergünstigung nicht gilt?
Gebiet der Kriminalpolizei ausbauen. Die Regelung der Rechtsverhältnisse der Helfer
In ihr sollen insbesondere Fragen der Kriminali- im Katastrophenschutz in § 9 Katastrophenschutzge-
stik und Fragen der Verbrechensbekämpfung wis- setz sieht weder für den Abschluß zusätzlicher Ver-
senschaftlich untersucht und die gewonnenen Er- sicherungsverträge noch sonst Vergünstigungen der
kenntnisse für die praktische Verbrechensbekämp- Feuerwehrleute gegenüber den Helfern anderer
fung ausgewertet werden. Katastrophenschutzorganisationen vor.
§ 9 Abs. 1 KatSG knüpft wegen des einheitlichen
Katastrophenschutzes für Frieden und Verteidi
gungsfall an die Regelungen für den friedensmäßi-
gen Katastrophenschutz in den Ländern an. Er be-
Anlage 15 stimmt daher, daß sich die Rechtsverhältnisse der
Helfer, auch soweit die erweiterten Aufgaben des
Schriftliche Antwort Katastrophenschutzes wahrgenommen worden, also
im Verteidigungsfall, nach den Vorschriften für die
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom Katastrophenschutzorganisation richten, der sie an-
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abge gehören. Damit soll jede Rechtsungleichheit zwi-
ordneten Dr. Gruhl (Drucksache VI/1253 Frage A 44): schen dem Dienst der Katastrophenschutzhelfer im
Hält die Bundesregierung, nachdem laut Pressemeldung vom Frieden und einem Einsatz im Verteidigungsfall
8.Oktober1970diRgunNerladBu
ersten Phase einer Abwasserleitung in die Ems beschlossen hat, vermieden werden. Solche Rechtsunterschiede hatten
an der Erklärung der deutschen Delegation auf der Sitzung vom im bisherigen Luftschutzhilfsdienst zu Schwierigkei-
3. September 1970 in Bonn fest, daß sie der ersten Phase nur
zustimmen könne, wenn die Abwässer vorher gereinigt werden? ten geführt.
Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß Unterschiede in der Rechtsstellung der Helfer
unsere Umwelt so wenig wie irgendmöglich ver- können sich daher nicht aus der Bundesregelung,
schmutzt und gefährdet werden sollte. Das Selbst- sondern nur insoweit ergeben, als die einzelnen
reinigungsvermögen eines Gewässers darf daher Länder unterschiedliche Regelungen für den frie-
erst nach angemessener Vorreinigung der Abwässer densmäßigen Katastrophenschutz getroffen haben,
4112 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970
Unterschiede zwischen der Feuerwehr und anderen Die Auffassung, daß es Ziel einer gleichmäßigen
Katastrophenschutzorganisationen werden sogar und sachgerechten Bewertung der Amtsgeschäfte
durch die Vorschrift des § 9 Abs. 1 Satz 2 KatSG bei den öffentlich-rechtlichen Dienstherren ist, für
weitgehend vermieden. Diese Vorschrift besagt, daß jede Dienstaufgabe die objektiv richtige Besol-
für solche Organisationen, bei denen Vorschriften dungseinstufung zu finden, wird geteilt. Die in § 5
über die Rechtsstellung , der Helfer fehlen, die Vor- Bundesbesoldungsgesetz angegebenen Stellenhöchst-
schriften für die freiwilligen Feuerwehren entspre- grenzen — nicht Stellenkegel — für Beförderungs-
chend gelten. ämter in den allgemeinen Laufbahngruppen sollten
nur das weitere Auseinanderfallen der Maßstäbe
für die Gestaltung der Stellenpläne in Bund und
Ländern verhindern, bis einheitliche Grundsätze
Anlage 17 für die Ämter- und Dienstpostenbewertung geschaf-
fen sind. Die Verwirklichung dieses Ziels wird
Schriftliche Antwort jedoch dadurch verhindert, daß einerseits die Aus-
einanderentwicklung der Besoldungsmaßstäbe in
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom Bund und Länder durch die Rahmengesetzgebung
16. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Ab des Bundes nicht aufgehalten werden konnte und
geordneten Sander (Drucksache VI/ 1253 Frage A 46) : andererseits Bewertungsfestpunkte für die Einstu-
Ist die Bundesregierung bereit, ein Gesetzgebungsverfahren
für die Novellierung des Katastrophenschutzgesetzes mit dem
fung von Ämtern durch unterschiedliche besoldungs-
Ziel in Gang zu setzen, daß zukünftig für alle Helfer im Kata- politische Entscheidungen weitgehend anhanden-
strophenschutz auf Kosten des Bundes eine zusätzliche Versiche-
rung abgeschlossen werden kann? gekommen sind.
Soweit Sie, sehr verehrter Herr Kollege, den Be- Eine Abhilfe kann nur erreicht werden, wenn dem
reich der Unfallversicherung im Auge haben, er- Bund die angestrebte konkurrierende Gesetz-
scheint eine Neuregelung nicht erforderlich. Die Re- gebungskompetenz eingeräumt wird und es gelingt,
gelleistungen nach der Reichsversicherungsordnung auf dieser Basis einheitliche materielle Grundsatz-
sowie die Mehrleistungen nach der Mehrleistungs- entscheidungen für die Bewertung der Ämter zu
verordnung vom 18. August 1967 bieten ausreichen- treffen.
den Unfallversicherungsschutz. Die Kosten für diese Die Aufstellung einer den Amtsinhalt stärker be-
Leistungen werden für alle Helfer des Katastrophen-
- rücksichtigenden Bewertungsordnung setzt ein bei
schutzes vom Bund getragen, soweit sie auf die Er- Bund und Ländern übereinstimmendes Besoldungs-
weiterung des Katastrophenschutzes zurückzuführen gefüge voraus. Solange die Bewertung der verschie-
sind. denen Fachrichtungen und Berufe durch unterschied-
Der Bereich der Haftpflichtversicherung ist ab- liche besoldungspolitische Entscheidungen ständi-
schließend in § 839 des Bürgerlichen Gesetzbuches gem Wandel unterworfen ist, treten laufend Ver-
in Verbindung mit Artikel 34 Grundgesetz geregelt. schiebungen der Ausgangsbasis ein, die einer be-
Bei den Dienstleistungen der Helfer im Katastro- friedigenden Lösung des Problems entgegenstehen.
phenschutz handelt es sich um eine entsprechende Der Schaffung einer einheitlichen Ausgangsbasis
öffentliche Tätigkeit. bei Bund und Ländern auf dem Gebiet der Besol-
Im übrigen sind keine weiteren Bedürfnisse für dung gelten daher z. Z. alle Bemühungen des BMI.
den Abschluß einer zusätzlichen Versicherung im
Hinblick auf die Erweiterung der Aufgaben durch
das Katastrophenschutzgesetz vorgetragen worden,
die eine Novellierung des § 9 KatSG rechtfertigen.
Anlage 19
Schriftliche Antwort
Anlage 18
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
Schriftliche Antwort vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des
Abgeordneten Dr. Fuchs (Drucksache VI/ 1253 Frage
des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom A 49) :
16. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß in den
Finanznachrichten des Bundesministeriums der Finanzen Nr. 246
Abgeordneten Wagner (Günzburg) (Drucksache vom 2. Oktober 1970 die Frage des Abgeordneten Zebisch (SPD)
VI/1253 Fragen A 47 und 48) : über die Sonderabschreibungen Grenzland und die Antwort des
Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl in der 67. Sitzung
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es das Ziel des Deutschen Bundestages abgedruckt ist, nicht aber die in der
einer gleichmäßigen und sachgerechten Bewertung der Amtsge- gleichen Sitzung vorher behandelte Frage des Abgeordneten Dr,
schäfte bei den öffentlich-rechtlichen Dienstherren ist, für jede Fuchs (CDU/CSU), welche den gleichen Sachverhalt betraf?
Dienstaufgabe die objektiv richtige Besoldungseinstufung zu fin-
den, und daß deshalb die Ämterbewertung unabhängig von dem Aus sachlichen und wirtschaftlichen Erwägungen
derzeit gegebenen Stellenkegel durchgeführt werden muß?
wird in den Finanznachrichten stets nur eine Aus-
Welche im Zusammenhang mit der Neuregelung der Beamten-
besoldung zu lösenden Fragen können deshalb in dem angekün- wahl von Antworten auf schriftliche oder mündliche
digten Dritten Besoldungsneuregelungsgesetz nicht geregelt wer- Anfragen wiedergegeben. Veröffentlicht werden in
den, weil die Bundesregierung nicht in der Lage war, über den
Fortgang der Arbeiten zur Aufstellung einer den Amtsinhalt der Regel Fragen und Antworten zu Themen, die
stärker berücksichtigenden Bewertungsordnung fristgemäß bis
zum 1. Oktober 1970 zu berichten, und dieser Bericht nach einer
von allgemeinem Interesse sind. Bei mehreren Fra-
Mitteilung des Bundesinnenministers erst dann erstattet werden gen zu dem gleichen Thema wird jeweils nur die
wird, wenn die Vorbereitungen für den Entwurf eines Gesamt-
konzepts zur Besoldung abgeschlossen sind? Antwort abgedruckt, in der der Fragenkomplex am
Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Oktober 1970 4113
ausführlichsten erörtert ist. Zusatzfragen bleiben Im übrigen wird der Bundesminister der Finanzen
dabei unberücksichtigt. im Zuge der Vorbereitung der Steuerreform zwei-
Zum Thema Sonderabschreibungen für Investitio- fellos mit allen hieran interessierten Verbänden und
nen im Zonenrandgebiet lagen für die Fragestunde Institutionen informierende Gespräche führen, falls
am 23. September 1970 inhaltlich etwa gleiche Fra- solche gewünscht werden.
gen von Ihnen und dem Kollegen Dr. de With und
Zebisch vor. Die Frage des Kollegen Dr. de With
wurde, da er während der Fragestunde nicht anwe-
send war, schriftlich beantwortet. Ihre Frage und die Anlage 21
des Kollegen Zebisch wurden mündlich beantwor-
tet. In die Beantwortung der Frage des Kollegen Schriftliche Antwort
Zebisch habe ich wegen des Sachzusammenhangs
eine weitere Frage dieses Kollegen einbezogen. des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
Diese Antwort wurde dadurch länger und ausführ- vom 15. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des
licher, entsprach aber, soweit es sich um die Frage Abgeordeten Weigl (Drucksache VI/1253 Frage A 52) :
der Sonderabschreibung Grenzland handelte, inhalt- Ist es richtig, daß die bei den US-Streitkräften beschäftigten
lich den Antworten, die Sie und der Kollege Dr. deutschen Arbeitnehmer künftig aus Haushaltsmitteln des Bun-
des bezahlt werden sollen?
de With erhalten haben. Für die Veröffentlichung
in den Finanznachrichten wurde die Antwort auf die Es trifft nicht zu, daß die bei den US-Stationie-
Fragen des Kollegen Zebisch ausgewählt, weil rungsstreitkräften beschäftigten deutschen Arbeit-
neben der Sonderabschreibung auch die Frage der nehmer künftig aus Haushaltsmitteln des Bundes be-
Investitionen bundeseigener Unternehmen in Bun- zahlt werden sollen.
desfördergebieten erörtert wurde. Irgendwelche Zur Rechtsstellung der Arbeitnehmer bei den in
Überlegungen zur Person standen bei dieser Aus- der Bundesrepublik stationierten ausländischen
wahl außerhalb jeder Betrachtung. Streitkräften, zu den Verhandlungen der Bundes-
Im übrigen wäre auch bei den Lesern der Finanz- regierung über eine Revision des Artikels 56 des
nachrichten kaum Verständnis dafür zu gewinnen, Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut und zu
wenn zu einem Fragenkomplex mehrere Bleichlau- der Frage, ob die Tätigkeit bei den Stationierungs-
tende Antworten veröffentlicht würden. Ich werde streitkräften als deutscher öffentlicher Dienst ange-
jedoch veranlassen, daß in Zukunft bei mehreren sehen werden kann, hat der Herr Bundesminister
Anfragen zum gleichen Sachverhalt bei Veröffent- des Auswärtigen bereits Stellung genommen.
lichungen in den Finanznachrichten nach Möglichkeit Ich darf insoweit auf die Beantwortung der Klei-
alle Abgeordneten genannt werden, die um Aus- nen Anfragen der Fraktionen der SPD und FDP vom
kunft gebeten haben. 28. Januar 1970 (Drucksache VI/323) sowie der Ab-
geordneten Berger und Genossen vom 22. Juni 1970
(Drucksache VI/987) verweisen.
Anlage 20
Wenn die Preisminderungen auf der Erzeuger- Programms fertiggestellt worden. Zu der von Ihnen
seite vor allem bei Schweinen noch nicht an den angeschnittenen Frage heißt es dort:
Verbraucher weitergegeben wurden, so ist das eine
Erscheinung, die sich seit Jahren wiederholt. So- „Das Reineinkommen aus dem land- und forst-
wohl Preiserhöhungen als auch Preisermäßigungen wirtschaftlichen Unternehmen errechnet sich aus
auf der Erzeugerseite wirken sich meist mit einer dem Betriebseinkommen zuzüglich Einnahmen aus
gewisssen zeitlichen Verzögerung auf den Verbrau- nichtgewerblichen Nebenbetrieben sowie aus Zin-
cherpreis aus. Die Bundesregierung ist deshalb da- sen, Mieten und Pachten abzüglich Ausgaben für
von überzeugt, daß sich die Entwicklung der Er- nichtgewerbliche Nebenbetriebe sowie an Zinsen,
zeugerpreise vor allem bei Schweinefleisch in den Mieten und Pachten. Nichtgewerbliche Nebenbe-
nächsten Wochen in der Verbraucherstufe auswir- triebe können z. B. sein: Brennerei, Sägewerk, Kies-
ken wird. Diese Tendenz spiegelt sich bereits in grube, Dienstleistungsbetriebe (Lohnunternehmung,
zahlreichen preisgünstigen Sonderangeboten wider. Landschaftsgärtnerei), Fremdenpension. Außerdem
werden die Einkünfte aus unselbständiger Arbeit
Die Bundesregierung ist nicht der Meinung, daß berücksichtigt.
die Einfuhr- und Vorratsstelle (EVSt) mit ihren
Einkaufspreisen unter den Marktpreisen liegt. An- Die Einkünfte aus nichtgewerblichen Nebenbe-
derenfalls wären der EVSt bis heute nicht über trieben und unselbständiger Arbeit werden bis zu
20 000 Ochsen zum Kauf angeboten worden. Mit 3200 DM je Betrieb auf die Förderungsschwelle an-
den Käufen an Ochsenfleisch, die zur Auffüllung gerechnet."
der Vorratsbestände benötigt werden, wurde ein Damit wird Ihrem Anliegen, Herr Abgeordneter,
weiteres Absinken der Ochsenpreise verhindert.
voll Rechnung getragen.
Ohne das Eingreifen der EVSt wären diese Preise
im norddeutschen Weidemastgebiet auf ein nicht
vertretbares Niveau abgesunken.
einreisen. Bisher werden solche Kurse in Italien, Ju- gestellt haben; diese Grundsätze sind im April-Heft
goslawien und Tunesien durchgeführt. In der Türkei des Bundesarbeitsblattes veröffentlicht worden, das
werden sie vorbereitet. fast ausschließlich den Problemen ausländischer Ar-
beitnehmer gewidmet ist. Ich bin gern bereit, Ihnen
Neben der Förderung des Sprachunterrichts ist in diese Unterlage zuzustellen.
diesem Zusammenhang noch erwähnenswert, daß
die Berufsgenossenschaften Übersetzungen ihrer Un-
fallverhütungsvorschriften an ausländische Arbeit-
nehmer verteilen.
Anlage 35
Schriftliche Antwort
Im Anschluß an die Mündlichen Anfragen vom schen Bereich in die Bundesrepublik Deutschland
12. März und vom 2. Juni 1970 wurde die Ständige und in die Deutsche Demokratische Republik umge-
Konferenz der Kultusminister am 10. Juni 1970 ge- siedelt sind. Es gibt keine statistischen Unterlagen
beten, die in der Bundesrepublik verwendeten grie- über die genaue Zahl heute noch in diesen Gebieten
chischen Schulbücher zu prüfen. Nach Mitteilung des lebender Personen deutscher Muttersprache.
Präsidenten der Kultusministerkonferenz vom
22. Juli 1970 haben sich die Kultusminister auf ihrer Der Bundesregierung ist bekannt, daß es im Ge-
137. Plenarsitzung am 2./3. Juli 1970 „mit dem Pro- gegensatz zu anderen osteuropäischen Staaten in Po-
blem der Verwendbarkeit griechischer Schulbücher len keine Minderheitenrechte für Deutsche gibt.
für den Unterricht von Kindern griechischer Arbeit-
nehmer an deutschen Schulen befaßt". Zunächst
wurde der Schulausschuß der Kultusministerkonfe-
renz mit der Angelegenheit betraut. In einem Zwi-
schenbericht, der der Kultusministerkonferenz vor-
liegt, heißt es, daß in einer Arbeitsgruppe unter Fe-
derführung des Landes Hessen mit den Ländern
Anlage 38
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eine
Stellungnahme vorbereitet werden soll, an welcher
auch das Schulbuchinstitut in Braunschweig betei- Schriftliche Antwort
ligt wird. Die Stellungnahme soll Grundlage für die
Beantwortung des gesamten Fragenkomplexes wer- des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom
den und die Prüfung aller nach 1967 erschienenen 14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des
griechischen Geschichts- und Heimatkundebücher so- Abgeordneten Engelsberger (Drucksache VI/1253
wie Lesebücher umfassen. FrageB3):
Die Kultusministerkonferenz teilt zusätzlich mit, Sieht die Bundesregierung nach der Unterzeichnung des Mos-
kauer Vertrags eine Möglichkeit, daß die Sowjetunion die Asso-
daß die Prüfung wegen der mit ihr verbundenen ziierung Osterreichs an die EWG tolerieren wird?
sprachlichen und rechtlichen Probleme besonders
zeitraubend ist. Die Bundesregierung betrachtet den deutsch-so-
wjetischen Vertrag vom 12. August d. J. als wichti-
gen Schritt zur Entspannung des Ost-West-Verhält-
nisses. Obwohl der Vertrag insoweit über das bila-
terale deutsch-sowjetische Verhältnis hinauswirkt,
die noch nicht abzusehen, inwieweit er die spezielle
Frage einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwi-
schen Österreich und der EWG berührt.
Anlage 37
Die Bundesregierung hat den Eindruck, daß die
Schriftliche Antwort sowjetische Führung heute die EWG und die wei-
tere wirtschaftliche Integration in Europa als Ge-
des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom gebenheit zu akzeptieren beginnt. Es erscheint des-
14. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen des halb durchaus denkbar, daß sie eine Teilnahme
Abgeordneten Dr. Rutschke Österreichs an einer solchen Integration toleriert.
Über die Form dieser Teilnahme läßt sich noch nichts
(Drucksache VI/1253 Fragen B 1 und 2) : sagen, da die Gespräche zwischen Österreich und
Ist der Bundesregierung bekannt, daß in den deutschen Ost- der EWG noch nicht begonnen haben und Oster-
gebieten, in denen gegenwärtig noch rund 1,1 Millionen Deut- reich seine Vorstellungen von einer wirtschaftlichen
sche wohnen — davon etwa 1 Million in (West-) Oberschlesien
und Südostpreußen —, immer noch der Gebrauch der deutschen Zusammenarbeit mit der EWG noch nicht präzisiert
Muttersprache den Deutschen verwehrt ist; nicht nur im hat. Die Gestaltung des österreichischen Verhältnis-
kulturellen Sektor und in den Kirchen, sondern weitgehend
auch im Alltag in der Offentlichkeit? ses zur EWG wird sich wie bisher auch in Zukunft
Ist die Bundesregierung bei ihren Verhandlungen mit der pol-
zweifellos an den durch den Staatsvertrag von 1955
nischen Regierung dazu bereit, darauf zu dringen, daß den noch gegebenen Möglichkeiten orientieren.
in der Heimat lebenden deutschen Staatsangehörigen neben der
Möglichkeit zur Aussiedlung im Falle eines weiteren Verblei
ensdutchklr eigösBtäunzbligd -b
soziale Betreuung von der Bundesrepublik Deutschland her er-
möglicht wird?
Schriftliche Antwort
Mit diesen Mitteln hat sie Hilfsaktionen auf dem Weitere Lebensmittel sind bereitgestellt.
Gebiet der ärztlichen Versorgung in Zusammenar-
beit mit deutschen privaten Hilfsorganisationen Diakonisches Werk
durchgeführt oder deren Hilfsmaßnahmen finanziell Zelte, Decken, Matratzen, Bekleidung
unterstützt, sofern die Durchführung andernfalls im Werte von 500 000 DM
nicht gewährleistet gewesen wäre. So ist Anfang medico international
dieses Monats ein aus Bundesbeständen bereitge-
stelltes Feldhospital mit 50 Betten mit vom Bund Medikamente, ärztliches Gerät
gecharterten Flugzeugen nach Amman geflogen wor- im Werte von 25 000 DM
den. Die personelle Betreuung des Hospitals hat das
Die Güter wurden auf dem Luftweg unter Über-
Deutsche Rote Kreuz übernommen. Der Bund hat
nahme vergleichsweise hoher Frachtkosten in die
ferner den Transport eines Feldlazaretts mit 30 Bet-
Notgebiete gebracht.
ten nebst Begleitfahrzeugen von medico internatio-
nal sowie eines Klinomobils von Terre des Hommes
— Deutschland — jeweils mit dem erforderlichen
ärztlichen Personal — veranlaßt und finanziert. Das
50-Betten-Hospital, das einen Wert von 500 000 DM
besitzt, ist in Amman. eingesetzt, das 30-Betten-Laza- Anlage 42
rett, dessen Wert 180 000 DM beträgt, und das Kli-
nomobil finden in Nordjordanien Verwendung.
Schriftliche Antwort
Die genannten Haushaltsmittel erlaubten ferner
den Einsatz einiger Kräfte des Technischen Hilfs- des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl
werks in Amman. Deren Aufgabe war es, dringende vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
technische Reparaturen — soweit kurzfristig an Ort des Abgeordneten Säckl (Drucksache VI/1253 Fragen
und Stelle möglich — durchzuführen und die Mög- B 9 und 10) :
lichkeiten für größer angelegte Hilfsmaßnahmen des Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Nachforschungen der
deutschen Polizei wegen des Mordes am 17 Jahre alten André
Technischen Hilfswerks zu prüfen. Es hat sich dabei Redon am 8. August 1970 bei Kassel Tatverdacht gegen einen
allerdings herausgestellt, daß insbesondere auf dem Angehörigen der US-Streitkräfte ergeben haben, aber nicht wei-
tergeführt werden konnten, weil die amerikanische Kriminal-
Gebiet der Wasser- und Stromversorgung ausge- polizei in Deutschland ihre Mitwirkung bisher versagt hat?
dehnte Reparaturen erforderlich sind, die die Kapa- Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, und ist sie be-
reit, die amerikanischen Polizeibehörden zur Mitarbeit an der
zität des Technischen Hilfswerks weit übersteigen. Aufklärung des Mordes zu veranlassen?
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammen- Nach Auskunft des hessischen Ministeriums der
arbeit hat sich bereit erklärt, neben insgesamt 5 040 Justiz sind die Ermittlungen wegen Verdachts des
Tonnen Mehl, die wegen der Katastrophenfolgen be- Mordes an dem französischen Staatsangehörigen
schleunigt ausgeliefert werden, Haushaltsmittel in André Redon nicht behindert worden. Die amerika-
Höhe von mehreren 100 000 DM für weitere Lebens- nische Kriminalpolizei (CID) sowie das US-Haupt-
quartier in Heidelberg haben die zuständigen deut-
mittelieferungen bereitzustellen. Hiervon sind bis-
schen Behörden bei den erforderlichen Ermittlungen
her 60 000 DM für eine Sendung von 24 Tonnen
unterstützt. Klagen über mangelnde Zusammenar-
Rindfleischkonserven verbraucht, die der Bund auf beit sind von den beteiligten deutschen Stellen nicht
dem Luftwege nach Amman gebracht hat. Weitere erhoben worden. Die Bundesregierung hat daher
Lieferungen hochwertiger Nahrungsmittel werden keine Veranlassung, die amerikanischen Militärbe-
folgen. hörden an die Verpflichtung zur gegenseitigen Un-
terstützung bei Ermittlungen in Strafsachen zu erin-
Für Wiederaufbaumaßnahmen in den Flüchtlings- nern.
lagern Jordaniens wird voraussichtlich der Fond der
Bundesregierung für Hilfen an arabische Flüchtlinge
herangezogen werden.
Die sportliche Betätigung kann als eines der viel- Die von Ihnen aufgeworfene Frage ist bereits von
fältigen Mittel zur Behandlung der Gefangenen für anderer Seite an das Bundesfinanzministerium her-
die Eingliederung des straffällig Gewordenen in die angetragen und im Einvernehmen mit den obersten
Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sein. Finanzbehörden der Länder, von denen die Einkom-
Einmal ist der Sport geeignet, schädlichen Folgen mensteuer verwaltet wird, geprüft worden. Dabei
des Freiheitsentzuges entgegenzuwirken, zum ande- sind die bedauerlichen Umstände nicht verkannt
ren gibt er dem Gefangenen sinnvolle Möglichkei- worden, die die Aufrechterhaltung der menschlichen
ten zur Verwendung seiner freien Zeit. Die vom Beziehungen zu nahen Angehörigen in der DDR und
Bundesminister der Justiz berufene Strafvollzugs- in Ost-Berlin durch Besuchsreisen erschweren. Steu-
kommission hat in ihren Grundsätzen zum Thema erlich darf dabei jedoch nicht übersehen werden,
„Erwachsenenbildung und Freizeit" folgendes vor- daß Aufwendungen für Besuchsreisen zu nahen An-
geschlagen: gehörigen grundsätzlich nicht abzugsfähige Kosten
der Lebensführung sind, die nur in besonders gela-
a) Die sportliche Ausbildung ist Unterrichtsfach. gerten Ausnahmefällen als außergewöhnliche Bela-
Sportstätten mit der nötigen Ausrüstung sind zu stung nach § 33 des Einkommensteuergesetzes be-
schaffen. rücksichtigt werden können. An dieser rechtlichen
Beurteilung ändert sich nichts dadurch, daß die An-
Die Leitung des Sports durch entsprechend ausge- gehörigen in der DDR oder in Ost-Berlin wohnen.
bildete Kräfte muß sichergestellt sein. Denn eine Anerkennung von Reisekosten als außer-
gewöhnliche Belastung kann nach der höchstrichter-
b) Darüber hinaus ist die Pflege des Sports ein we-
lichen Rechtsprechung nur ausnahmsweise in Be-
sentlicher Zweig der Freizeitgestaltung.
tracht kommen, wenn die Reise durch besondere Um-
In der Freizeit sind Sportgruppen einzurichten. stände bedingt ist, wie z. B. durch die schwere Er-
Der Sportverkehr dieser Gruppen mit der Außen- krankung eines nahen Angehörigen.
welt ist zu fördern.
Die Bundesregierung ist nach wie vor bemüht,
Möglichkeiten zum Erwerb von sportlichen Ab-
menschliche Erleichterungen für die Beziehungen mit
zeichen innerhalb dieser Gruppen sind zu schaf-
Bewohnern der DDR und Ost-Berlins herbeizuführen.
fen.
Nach geltendem Recht besteht jedoch, wie dargelegt,
Damit sind nach Auffassung der Bundesregierung keine Möglichkeit, Aufwendungen für Besuchsreisen
im wesentlichen die Möglichkeiten aufgezeigt, den zu nahen Angehörigen in diesen Gebieten generell
Sport zur Resozialisierung der Gefangenen ver- als außergewöhnliche Belastung anzuerkennen.
stärkt zu berücksichtigen. Die nähere Ausgestaltung
der sportlichen Veranstaltungen in den Justizvoll-
zugsanstalten obliegt den hierfür zuständigen Lan-
desjustizverwaltungen.
Die Bemühungen der Sport- und Jugendverbände
um die Wiedereingliederung straffällig Gewordener
Anlage 45
werden von der Bundesregierung begrüßt. Es steht
zu hoffen, daß durch derartige Sportkontakte das
Verständnis der Allgemeinheit für die Probleme der Schriftliche Antwort
Gefangenen und Entlassenen geweckt wird und da- des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl
durch die Eingliederung des Straffälligen in die Ge- vom 13. Oktober 1970 auf die Schriftlichen Fragen
meinschaft erleichtert wird. Im Rahmen ihrer Zu- des Abgeordneten Vogt (Drucksache VI/1253 Fra-
ständigkeit unterstützt die Bundesregierung daher gen B 14 und 15) :
solche Initiativen nachdrücklich.
Teilt die Bundesregierung die Ansicht der Finanzämter Lör-
rach und Freiburg, daß Anpassungsnachzahlungen für 1969 im
Sinne des § 35 des Einkommensteuergesetzes Vorauszahlungen
sind und somit in den vom Gesetz über die Erhebung eines
Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Körperschaftsteuer be-
stimmten Zeitraum fallen?
Es ist jedoch zu beachten, daß allgemein eine nach- der CDU/CSU getragen wurde. Denn einem durch-
trägliche Festsetzung der Einkommensteuervoraus- schnittlichen Realzins (Nominalzins abzüglich Preis-
zahlungen für das Kalenderjahr 1969 nicht mehr vor- steigerung) von 1 /2 % in den Jahren 1962 bis 1965
steht für das Jahr 1970 ein Realzins von gut 1 1 /4 %
genommen wird, wenn die Steuererklärung für 1969
genübr.DisZahlzegnctur,dß
abgegeben worden ist. Die Abgabefrist lief Ende
Sparer besser abgeschnitten hat, als Dr. Heck mit
Mai 1970 ab, die generell verlängerte Frist für Er- seiner Methode ,glauben machen wollte, sondern
klärungen, die von Angehörigen der steuerberaten- auch besser als zu der Zeit, als Dr. Hecks Partei die
den Berufe zu erstellen sind, endet mit Ablauf die- Verantwortung trug.
ses Monats.
Anlage 47
Schriftliche Antwort
laufe einiger Jahre erheblich steigern und im End- das die erforderliche finanzielle Grundlage geschaf-
effekt den Durchschnittsverdienst aller Versicherten, fen wird.
der im Augenblick bei ca. 14 000 DM pro Jahr liegt, Auf ihre preispolitischen Vorstellungen wird die
erreichen. Das würde eine Rentenleistung zur Folge Bundesregierung in Verbindung mit der Beantwor-
haben, die nach heutigem Stande bereits bei 780 DM tung der Großen Anfragen der CDU/CSU-Fraktion
monatlich liegt und an der weiteren Einkommens- und der SPD-FDP-Fraktionen zur Agrarpolitik ein-
entwicklung voll teilnimmt. Ich darf in diesem Zu- gehen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist die Bun-
sammenhang daran erinnern, daß die Unfallrenten desregierung bereit, die beiden Großen Anfragen ab
allein durch Retenanpassung seit 1964 um ca. 20. Oktober 1970 zu beantworten.
61 v. H. gestiegen sind und ab 1. Januar 1971 um
weitere 9,3 y. H. angepaßt werden.
Anlage 51
Anlage 50
Schriftliche Antwort
Schriftliche Antwort Muß aus diesen Veränderungen gefolgert werden, daß die
dringenden Baumaßnahmen für den verbesserten Verkehrsausbau
des dortigen Zonenrandgebiets sowie der angrenzenden Gebiete,
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner darunter der Franken-Schnellweg und die Maintalautobahn, im
ersten Fünfjahresplan nicht in Angriff genommen werden, und
vom 14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des welche Maßnahmen im Fernstraßenbau sieht die Bundesregie-
Abgeordneten Offergeld (Drucksache VI/1253 Frage rung im Regierungsbezirk Oberfranken und im angrenzenden
unterfränkischen Raum im ersten Fünfjahresplan vor?
B 28) :
Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wonach der Aus-
bau der Bundesstraße 34 in Rheinfelden als eine der vordring-
Das Straßenbauamt Bamberg hat die mit dem Bau
lichsten Straßenbaumaßnahmen im Hochrheingebiet anzusehen und der Unterhaltung der Bundesstraßen zusammen-
ist, und bis wann ist mit der Durchführung dieser Maßnahme zu
rechnen? hängenden Aufgaben wahrzunehmen. Daran wird
sich auch in Zukunft nichts ändern. Eine Auflösung
Die Verbesserung der Verhältnisse im Zuge der dieses Amtes ist daher undenkbar.
Bundesstraße 34 in Rheinfelden ist als vordringlich
anerkannt. Hierfür ist in der Ortsdurchfahrt ein Zwi- Neben dem Straßenbauamt besteht in Bamberg
schenausbau vorgesehen. Nachdem zunächst der Ab- zur Abwicklung von Neubauaufgaben des Bundes-
schluß der Kanalarbeiten abgewartet werden mußte, fernstraßenbaues noch ein Straßenneubauamt. Auch
war beabsichtigt, im Anschluß daran (noch in diesem dieses Amt wird seine Tätigkeit fortsetzen. Die
Jahr) mit den Bauarbeiten zu beginnen. Bayerische Straßenbauverwaltung trifft zur Zeit die
Die bereits bestehenden Bindungen für die in Vorbereitungen, für dieses Neubauamt einen neuen
Vorstand zu ernennen.
Baden-Württemberg zur Verfügung stehenden Bun-
desfernstraßenmittel lassen es jedoch leider nicht Im übrigen sind diese organisatorischen Fragen
zu, weitere Maßnahmen noch in diesem Jahr anlau- allein Aufgabe der Bayerischen Straßenbauverwal-
fen zu lassen. Hieraus ergibt sich zwangsläufig eine tung.
Verschiebung des Baubeginns in das Jahr 1971.
Veränderungen in der Struktur des Straßenbau-
amtes und des Straßenneubauamtes Bamberg sind
nicht vorgesehen. Der Neubau und Ausbau von
Bundesfernstraßen in Oberfranken und den angren-
zenden Gebieten wird auch in dem 1. Fünfjahres-
Anlage 56 plan fortgesetzt. Dazu gehört auch die Fertigstellung
der Südumgehung von Schweinfurt im Zuge der
Schriftliche Antwort künftigen Maintalautobahn sowie der Bau des Fran-
kenschnellweges Nürnberg — Fürth — Erlangen —
des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom Bamberg. Die einzelnen Projekte werden im 1. Fünf-
14. Oktober 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab- jahresplan, der zur Zeit noch in Bearbeitung ist,
geordneten Brandt (Grolsheim) festgelegt.
(Drucksache VI/1253 Frage B 29):
Treffen Meldungen zu, nach denen der Bau der Rheinbrücke
bei Geisenheim vorerst zurückgestellt worden sein soll, obschon
diese Brücke im Bundesausbauplan in die Dringlichkeitsstufe I
eingeordnet ist, und welche Gründe sind für diese Entscheidung
maßgebend gewesen?
Ist der Bundesregierung bekannt, daß im Bereich des Fern- ligenhafen ausgeführt werden. Danach wird die Be-
amtes Oldenburg in Holstein im Ortsnetz Heiligenhafen bei
Anträgen zur Errichtung von Haupt- und Zweieranschlüssen mit schaltungsfähigkeit der Ortsvermittlungsstelle
einer Wartezeit von 2 bis 3 Jahren gerechnet werden muß, und
ist die Bundesregierung in der Lage, hier Hinweise zur Abhilfe — auch für Zweieranschlüsse — erschöpft sein. Aus
zu geben, insbesondere unter der Berücksichtigung, daß ver-
stärkt eine Schaltung von Zweieranschlüssen betrieben werden
diesem Grunde entfällt im vorliegenden Falle die
könnte, um somit die Wartezeit bis zur Erstellung eines Möglichkeit, durch die Schaltung weiterer Zweier-
Fernsprechanschlusses zu verkürzen?
anschlüsse der Anschlußnot abzuhelfen.
Im Bereich der Oberpostdirektion Kiel lagen Ende Um weitere Anschlüsse in Betrieb nehmen zu
August 1970 bei einem Bestand von 250 658 geschal- können, hat die Oberpostdirektion Kiel bereits den
teten Fernsprechanschlüssen (einschließlich Zweier- Neubau einer Ortsvermittlungsstelle geplant. Mit
anschlüsse) insgesamt 22 049 Anträge auf Einrich- einem Kostenaufwand von 1,3 Millionen DM soll im
tung eines Fernsprechanschlusses vor. Innerhalb von Jahre 1971 der Hochbau begonnen werden, dem der
4 Wochen waren 14 086 Anschlüsse nicht herstell- Einbau der technischen Einrichtungen — Kosten
bar. Davon waren beantragt in den Jahren: etwa 2,0 Millionen DM — folgen wird. Bedingt
durch den erheblichen Arbeitsaufwand werden die
1970 1969 1968 1967 technischen Einrichtungen allerdings erst Mitte 1973
in Betrieb gehen können. Aus diesem Sachverhalt
11 566 2 444 69 7 resultiert offenbar die in Ihrer Anfrage genannte
Wartezeit von 2 bis 3 Jahren.
Länger als 1 3/4 Jahre warten demnach nur 76 An-
tragsteller. Mit der Herstellung ihrer Anschlüsse ist Meine Dienststellen haben jedoch bereits Maß-
voraussichtlich noch in diesem Jahr zu rechnen, so nahmen erwogen, um diese Wartezeiten wesentlich
daß zu Beginn des Jahres 1971 kein Antrag älter als zu verkürzen. Durch eine behelfsmäßige Erweite-
2 Jahre sein wird. rung der bestehenden Ortsvermittlungsstelle sollen
im nächsten Jahr die Voraussetzungen zur Anschal-
Die Anzahl der eingerichteten Fernsprechan- tung weiterer 400 Anschlüsse geschaffen werden.
schlüsse ist von Jahr zu Jahr gesteigert worden: Dann sind auch entsprechend den technischen Gege-
benheiten weitere Zweieranschlüsse schaltbar.
1967 1968 1969