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85. Sitzung
Inhalt:
85. Sitzung
Stenographischer Bericht lage auf die Tagesordnung setzten und ohne Be-
gründung und Aussprache dem Auschuß überwie-
s en.
Beginn: 9.02 Uhr (Zuruf von der CDU/CSU: Liegt uns die
Drucksache vor?)
Vizepräsident Dr. Dehler: Die Sitzung ist — Die Drucksache liegt vor.
eröffnet.
Zunächst einige amtliche Mitteilungen. Am ge- Vizepräsident Dr. Dehler: Wir werden auch
strigen Tage hat unser Kollege Müller (Worms) sei- diesen Punkt noch behandeln. — Es ist so beschlos-
nen 60. Geburtstag gefeiert. Ich darf ihm die besten sen. Oder können wir vielleicht ,gleich entscheiden?
Wünsche des Hauses aussprechen.
(Zustimmung.)
(Beifall.)
Für den verstorbenen Abgeordneten Gems hat — Gut, dann rufe ich auf:
die Fraktion der CDU/CSU mit Schreiben vom Erste Beratung des von der Fraktion der
9. Oktober 1963 den Abgeordneten Dr. von Merkatz SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
als stellvertretendes Mitglied in der Beratenden zur Ergänzung des Bundesbeamtengesetzes
Versammlung des Europarates benannt. Ich nehme (Drucksache IV/1495).
an, daß das Haus mit diesem Vorschlag einverstan-
den ist. — Ich stelle das fest. Damit ist der Abge- Entsprechend dem Antrag des Herrn Abgeordneten
ordnete Dr. von Merkatz gewählt. Mommer soll dieser Entwurf dem Innenausschuß
überwiesen werden. — Ich stelle fest, daß das so
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll beschlossen ist.
die heutige Tagesordnung erweitert werden um die
Beratung des Schriftlichen Berichts des Außen- Wir kommen dann zur
handelsausschusses über von der Bundes-
regierung vorgelegte Vorschläge der Kom- Fragestunde (Drucksachen IV/1500, IV/1502).
mission für zwei Verordnungen des Rates der
EWG (Drucksachen IV/1413, IV/1510). Ich werde zunächst die Fragen der Drucksache
IV/1500, beginnend mit XI, dann I, III, XII und
Das Haus ist damit einverstanden. Es ist so be- XIII, aufrufen, im Anschluß daran die Fragen der
schlossen. Drucksache IV/1502.
(Abg. Dr. Mommer: Zur Tagesordnung!) - Zunächst also die noch nicht erledigten Fragen
— Bitte sehr, Herr Abgeordneter Dr. Mommer zur aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für
Tagesordnung! Arbeit und Sozialordnung. Ich rufe auf die Frage
IX/4 — des Herrn Abgeordneten Rehs —:
Dr. Mommer (SPD) : Herr Präsident! Meine Ist der Bundesregierung das Urteil des Bundessozialgerichts in
Sachen Möller .1. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte —
Damen und Herren! Ich bitte, zusätzlich den. Antrag Az. 1 RA 254/61 — vom 18. Juli 1962 bekannt, wonach eine
der Fraktion der SPD betreffend den Entwurf eines Nachversicherung von Rechtsreferendaren für die Zeit vor dem
1. März 1957 nicht in Betracht kommt, weil für diese Zeit noch
Gesetzes zur Ergänzung des Bundesbeamtengeset- § 172 Abs. 1 Nr. 5 RVO Anwendung fände und diese Regelung
nicht mit § 6 Abs. 1 Nr. 2 AnVG n. F. vergleichbar sei?
zes — Drucksache IV/1495 — auf die Tagesordnung
zu setzen und ohne Begründung und Aussprache an Bitte sehr, Herr Minister!
den Innenausschuß zu überweisen.
Es geht um das Weihnachtsgeld für die Beamten.
Zu Beginn der Woche sah es so aus, als käme auch Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
vom Kabinett eine Vorlage. Das sieht jetzt nicht ordnung: Herr Kollege Rehs, Ihre drei Fragen stehen
alle in einem Zusammenhang. Ich glaube, Sie sind
mehr so aus.
einverstanden, wenn ich zunächst einmal versuche,
(Abg. Rasner: Eine Woche später!) sie im Zusammenhang zu beantworten. Dann bleibt
Darum meinen wir, daß es, da hier nicht belieb ig immer noch Raum für Zusatzfragen.
viel Zeit gegeben ist, gut wäre, wenn wir die Vor (Abg. Rehs: Einverstanden!)
4142 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Vizepräsident Dr. Dehler: Dann rufe ich zu- unbilligen Ergebnissen. Diese unterschiedlichen Be-
sätzlich die Fragen XI/5 und XI/6 — des Herrn griffe hängen von den unterschiedlichen Zwecken
Abgeordneten Rehs — auf: der einzelnen Zweige der Sozialversicherung ab.
Was nun von der Sache her unterschiedlich ist, das,
Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Bundessozial-
gerichts, daß es zwar sein mag, daß dem Gesetzgeber eine glaube ich, kann ich auch durch Begriffe, die ich in
Lösung vorgeschwebt habe, wonach beim Ausscheiden eines
Referendars nach Februar 1957 die gesamte Zeit des Vorberei- Gesetze einführe, nicht gleichmachen.
tungsdienstes einheitlich zu behandeln und nachzuversichern
wäre, daß dem jedoch die in Artikel 2 § 4 Abs. 1 AnVNG ge-
wählte Fassung des Gesetzes entgegenstehe? Vizepräsident Dr. Dehler: Bitte, Herr Abge-
ordneter Büttner zu einer Zusatzfrage.
Ist die Bundesregierung zu einer Gesetzesvorlage bereit, durch
die eine Abänderung des Artikels 2 § 4 Abs. 1 AnVNG insofern
vorgeschlagen wird, daß nunmehr auch eine Nachversicherung
von Rechtsreferendaren für die Zeit vor dem 1. März 1957 Büttner (SPD) : Herr Bundesminister, weil Sie
erfolgt, wenn diese noch nach dem Stichtag im Vorbereitungs- jetzt in Ihrer Antwort wieder gesagt haben, daß in
dienst waren?
einigen Fällen unterschiedliche Beurteilungen erfol-
gen, darf ich mir einmal die Frage erlauben: Hat das
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Bundesministerium Unterlagen darüber, in wieviel
ordnung: Das von Ihnen angezogene Urteil ist der
Fällen es zu Ablehnungen gekommen ist, weil eine
Bundesregierung natürlich bekannt. Was die darin
unterschiedliche Behandlung einmal hinsichtlich der
niedergelegte Rechtsauffassung betrifft, so gebe ich
Vermittlungsfähigkeit für das Arbeitsamt und dann
zu, daß ich in Übereinstimmung mit dem Herrn
hinsichtlich der Berufs- und Erwerbsunfähigkeits-
Bundesminister des Innern und dem Herrn Bundes-
rente in der Rentenversicherung erfolgt? Diese unter-
minister der Justiz in einem Erlaß des Jahres 1959
schiedlichen Beurteilungen führen ja nicht nur in
eine andere Auffassung vertreten habe. Dabei hat es
einigen, sondern in vielen Fällen zu Härten.
sich um die Äußerung einer Rechtsansicht gehandelt,
die ausdrücklich unter dem Vorbehalt einer abwei-
chenden Entscheidung der Gerichte gemacht wurde. Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
Nachdem nun eine höchstrichterliche Entscheidung ordnung: Unterlagen darüber habe ich nicht. Wenn
des Bundessozialgerichts vorliegt, muß ich die ich sie mir beschaffen wollte, müßte ich praktisch
Zweifelsfrage als im Sinne der Entscheidung des jede Entscheidung der Arbeitsämter und der über-
Bundessozialgerichts geklärt ansehen. geordneten Instanzen im Widerspruchsverfahren,
jede Entscheidung der Rentenversicherungsträger
Zu Ihrer weiteren Frage, ob mich das nicht ver-
usw. persönlich zur Kenntnis nehmen, um daraus zu
anlasse, einen Gesetzentwurf vorzulegen, möchte
ermitteln, warum in dem einen Fall so und im an-
ich sagen: Die derzeitige Regelung, auch die nach
deren Fall anders entschieden wird. Das ist praktisch
der Begründung des Bundessozialgerichts, entspricht
unmöglich.
dem Gleichheitsgrundsatz. Der Vorbereitungsdienst
wird dadurch gleichbehandelt, wenn er 'von einem Ich habe schon auf Ihre damaligen Zusatzfragen
bestimmten Tage an, nämlich dem 1. März 1957, der zugegeben, daß einmal ein Härtefall oder ein Fall
Nachversicherung unterliegt. Bei diesem Sachverhalt entstehen kann, der von den Betroffenen als hart
sehe ich keinen Anlaß für die Bundesregierung, empfunden wird. Aber die drei Versicherungszweige
einen Gesetzentwurf vorzulegen. haben, wie ich mehrfach dargetan habe, verschiedene
Aufgaben. Gemäß den verschiedenen Aufgaben wird
Vizepräsident Dr. Dehler: Keine Zusatzfragen. auch unterschiedlich beurteilt, ob jemand in den
Dann kommen wir zu den Fragen XI/7 und XI/8 Genuß dieser oder jener begehrten Versicherungs-
— des Herrn Abgeordneten Deneke —: leistung kommt. Dabei kann es unter Umständen
einmal zu einem Härtefall in der Beurteilung kom-
Ist dem Herrn Bundesarbeitsminister bekannt, daß durch die
unterschiedlichen Begriffsbestimmungen für die ärztliche Begut- men. Ganz generell hier eine Gleichheit herbeizu-
achtung in den verschiedenen Sozialgesetzen individuelle Härte- führen, ist einfach unmöglich.
fälle entstehen, weil beispielsweise Personen, die im Sinne der
Rentengesetze als erwerbsfähig oder teilweise erwerbsfähig be-
gutachtet wurden, von den Arbeitsämtern als nicht vermitt-
lungsfähig festgestellt werden? Vizepräsident Dr. Dehler: Zusatzfrage.
Beabsichtigt der Herr Bundesarbeitsminister zur Abstellung
von Härten, die sich aus den unterschiedlichen Begriffsbestim- Büttner (SPD) : Darf ich mir, Herr Minister, die
mungen in den Sozialgesetzen für die ärztliche Begutachtung der
Erwerbsfähigkeit ergeben, einen Entwurf zur Vereinheitlichung Bemerkung erlauben, daß es sich nicht nur um Ein-
dieser Begriffsbestimmungen vorzulegen? zelfälle handelt, weil ich ,das raus der Praxis als Lei-
Bitte sehr, Herr Minister. ter der Widerspruchstelle bei einem Sozialversiche-
rungsträger bestätigen kann, und würden Sie, ohne
daßsonderlich viel Verwaltungskosten entstehen,
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- durch eine Umfrage einmal zu klären versuchen,
ordnung: Ich habe schon einmal eine Bleichlautende um wieviel Fälle es sich tatsächlich handelt, weil
Frage des Herrn Abgeordneten Jahn — in der 163. durch die Praxis nachgewiesen ist, daß die schaffen-
Sitzung des Deutschen Bundestages — beantwortet. den Menschen einmal nach den Bestimmungen der
Haben Sie bitte Verständnis dafür, wenn ich jetzt Arbeitslonvchug,zmadernch
dem Sinne nach die gleiche Antwort gebe. Bestimmungen der Rentenversicherung eingeteilt
Mir ist bekannt, Herr Kollege Deneke, daß die werden, so daß sie einerseits nicht vermittlungs-
unterschiedlichen Begriffsbestimmungen in den ein- fähig durch das Arbeitsamt sind, auf der anderen
zelnen Zweigen der Sozialversicherung in einigen Seite aber vom Rentenversicherungsträger einen
Fällen die Vorstellung erwecken, als führten sie zu Ablehnungsbescheid erhalten?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober l963 4143
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Geiger (SPD) : Herr Minister, sind Sie bereit,
ordnung: Herr Abegordneter Büttner, das ist das zusammen mit Ihren Länderministerkollegen — so
alte Problem. Es kann jemand durchaus der Vermitt- ähnlich wie im Lande Baden-Württemberg — eine
lung nicht fähig sein, obwohl er im Sinne der Ren- Verordnung auszuarbeiten, wonach letztlich auf
tenversicherungsgesetzgebung nicht erwerbsunfähig Grund gegenseitiger Aussprache einer der Sozial-
ist. Aber ich will gerne Ihrer Anregung folgen und versicherungsträger zur Erledigung zuständig ist.
einmal eine Anfrage an .die Bundesanstalt und an
die Rentenversicherungsträger richten, ob sie in der Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
Lagewärn,usz ievlnFäd- ordnung: Ob ich bereit bin, eine Verordnung aus-
ses Problem bei ihnen aufgetaucht ist. zuarbeiten, hängt davon ab, ob mir das Gesetz die
Ermächtigung gibt, eine Verordnung zu erlassen.
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Ich müßte also prüfen, ob eine solche Ermächtigung
Fritsch zu einer Zusatzfrage. gegeben ist. Wenn nicht, kann ich auch nicht eine
solche Verordnung erlassen.
Fritsch (SPD) : Herr Minister, ist es Ihnen mög-
lich, sich in die psychologische Lage der vielen An- Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage.
tragsteller auf Erwerbs- oder Berufsunfähigkeits-
renten nach der Rentenversicherungsgesetzgebung Geiger (SPD) : Sind Sie auch nicht bereit, mit
hineinzufühlen, die vom Träger der Rentenversiche- Ihren Ministerkollegen solche Gespräche mit diesem
rung einen ablehnenden Bescheid wegen angeblich Ziel zu führen?
fehlender Invalidität erhalten, andererseits aber
von den Arbeitsämtern gesagt bekommen, daß sie Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung hät- ordnung: Diese Gespräche hätten keinen Sinn, wenn
ten, weil sie nach den Grundsätzen, die für die Ar- ich nicht in der Lage wäre, eine Verordnung zu er-
beitsvermittlung gelten, angeblich nicht vermitt- lassen. Das wäre zunächst zu prüfen.
lungsfähig seien?
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich nehme an, Herr Ritzel zu einer Zusatzfrage.
Minister, daß sie bereit sind, auf die Frage einzu-
gehen. — Sie wollen dazu nichts sagen?
Ritzel (SPD) : Herr Minister, gibt Ihnen nach Ihrer
Kenntnis das Gesetz das Recht zum Erlaß einer sol-
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- chen Verordnung?
ordnung: Die Frage ging dahin, ob ich mich in die
psychologische Lage versetzen könnte. Ich bemühe Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
mich immer, mich in die psychologische Lage ande- ordnung: Ich möchte auf den ersten Blick sagen:
rer Menschen zu versetzen. Daß mir das in jedem
nein.
Fall gelinge, kann ich nicht behaupten.
(Zurufe von der SPD) Ritzel: Aha!
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe dann auf
Fritsch, eine Zusatzfrage. Ich bitte, die Frageform die Frage XI19 — des Herrn Abgeordneten Liehr — :
einzuhalten.
Liegen der Bundesregierung Erfahrungsberichte und Aus-
wertungen über die auf Grund des § 45 des Jugendarbeits-
schutzgesetzes vom 9. August 1960 durchgeführten ärztlichen
Fritsch (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, Untersuchungen Jugendlicher vor?
daß der Begriff der Arbeitsfähigkeit bzw. -unfähig-
Bitte, Herr Minister!
keit auch in anderen Bereichen der Sozialgesetz-
gebung eine unterschiedliche Auslegung erfährt,
u. a. im Bereich der Sozialhilfe und in den Bereichen Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
der Lastenausgleichsgesetzgebung? ordnung: Der Sechste Abschnitt des Jugendarbeits-
schutzgesetzes über die gesundheitliche Betreuung
ist am 1. Oktober 1961 in Kraft ,getreten. Nach der
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung: Das ist mir nicht bekannt. Ob jemand er- Übergangsvorschrift des § 52 des Gesetzes galten
werbsunfähig oder nicht erwerbsunfähig auf Grund diese Vorschriften ibis zum 30. September 1963
einer Krankheit, eines Gebrechens oder etwas ähn- grundsätzlich nicht für die Jugendlichen, die am
1. Oktober 1961 bereits 16 Jahre alt waren. Erst seit
lichem ist, unterliegt der ärztlichen Beurteilung.
dem 1. Oktober 1963 gelten die Vorschriften für
Diese kann natürlich in Einzelfällen sehr unter-
schiedlich sein, weil auch die medizinische Wissen- alle Jugendlichen.
schaft in ihren Erkenntnissen nicht ohne jeden Feh- In der ersten Zeit nach Inkraftreten ides Sechsten
ler ist. Aber im allgemeinen handelt es sich um Abschnittes kamen etwa nur 50 bis 60 0/0 der Ju-
gleiche Dinge, diegleichbehandelt werden. gendlichen, für die die Verpflichtung bestand, sich
vor der Arbeitsaufnahme untersuchen zu lassen,
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage dieser Verpflichtung nach. Nach den neuesten Fest-
des Herrn Abgeordneten Geiger. stellungen dürfte der Prozentsatz inzwischen im
4144 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Bundesminister Blank
Durchschnitt etwa 70 bis 80 % betragen, jedoch liegt Ärzte für angemessen hielten, geeinigt. Zur Zeit höre
bei den ordentlichen Nachuntersuchungen der Pro- ich keine Klagen darüber. Aber ich müßte der Sache
zentsatz auch jetzt noch unter dem der Erstunter- genauer nachgehen.
suchungen. Die Prozentzahlen schwanken nicht nur Herr Präsident, darf ich im Anschluß auch die Fra
im Vergleich der einzelnen Bundesländer, sie sind gen beantworten, die auf der Drucksache IV/1502
auch in den einzelnen Ländern örtlich und bezirk- stehen?
lich nicht einheitlich. Die Aufsichtsbehörden sind
nach Ablauf einer Übergangszeit dazu übergegan-
gen, die Kontrollen zu verstärken. Auch läßt die Vizepräsident Dr. Dehler: Ich möchte zunächst
starke Propaganda, die von allen beteiligten und einmal die Fragen aus der Drucksache 1500 erle-
interessierten Stellen mit idem Ziel betrieben wird, digen. Irgendeine Ordnung muß ich ja durchhalten.
der unbedingten Beachtung der Vorschriften Gel- Ich rufe auf die Fragen aus dem Geschäftsbereich
tung zu verschaffen, erhoffen, daß in absehbarer des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes,
Zeit diese gesetzlichen Bestimmungen voll beachtet zunächst die Frage Ill — des Herrn Abgeordneten
werden. Liehr —.
Teilauswertungen im Lande Berlin haben er-
Trifft es zu, daß das Bundespresseamt einen Farbfilm an
geben, daß von je 100 untersuchten männlichen unsere Auslandsvertretungen verleiht, der über Deutschland
Jugendlichen 62 keine Einschränkungsvermerke informieren soll, jedoch bei den Berlin betreffenden Szenen
Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen völlig ignoriert und im
nach § 47 Abs. 2 des Jugendarbeitsschutzgesetzes, übrigen die unmenschliche Zerrissenheit unseres Landes sehr
verharmlost darstellt?
25 einen einschränkenden Vermerk und 13 mehrere
Einschränkungsvermerke erhalten haben. Bei den Bitte, Herr Staatssekretär!
untersuchten Mädchen sind diese Ergebnisse gün-
stiger.
Ergänzungsuntersuchungen werden nach den bis- von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef:
herigen Erfahrungen vorwiegend durch Augenfach- Das Presse- und Informationsamt der Bundesregie-
ärzte und Fachärzte für Orthopädie durchgeführt, rung verleiht keine Filme, in denen die Teilung
was darauf hindeutet, daß häufig Brechungsfehler Deutschlands verharmlost wird. In den Filmarchiven
der Augen vorliegen und Skelettveränderungen, der deutschen Vertretungen befinden sich neben
wie Haltungsfehler und Fußdeformitäten, bestehen. Filmkopien neueren Datums auch solche, die vor
dem 13. August 1961 hergestellt sind, darunter der
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage? in Ihrer Frage, Herr Abgeordneter, wohl gemeinte
— Herr Abgeordneter Liehr, bitte! Film „Begegnung mit Deutschland".
Dieser Film ist im Jahre 1958 fertiggestellt worden
Liehr (SPD) : Herr Minister, beabsichtigen Sie und informiert umfassend über die Verhältnisse des
eine Auswertung dieser Unterlagen über den Ge- Jahres 1958. Nach dem 13. August 1961 wurde für
sundheits- und Eignungszustand der Jugendlichen diesen Film eine Kurzfassung mit einer Laufzeit von
zu veranlassen und dem Parlament zu gegebener insgesamt 46 Minuten hergestellt, in dem die Ereig-
Zeit vorzulegen? nisse des 13. August 1961 berücksichtigt werden.
Zusammenfassend möchte ich noch sagen, daß das
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Presse- und Informationsamt seit 1961 insgesamt
ordnung: Ja, wir sind begierig auf diese Ergebnisse,
16 Filme zum Thema Mauer, Todesstreifen, Teilung
weil sie uns einen ersten umfassenden Überblick
Berlins, Teilung Deutschlands hergestellt und in
geben. Sobald ich das Material in einiger Breite
jeweils sieben bis zehn Sprachfassungen an die Aus-
zur Verfügung habe, werde ich dem Parlament dar- landsvertretungen verteilt hat. Außerdem werden
über einen Bericht erstatten. Mir scheint das sehr
notwendig zu sein. - diese Probleme ständig in den Filmmagazinen behan-
delt, die im Auftrag des Presse- und Informations-
amtes für das Fernsehen hergestellt werden.
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage,
Herr Abgeordneter Liehr!
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage?
Liehr (SPD) : Herr Minister, ist gewährleistet, daß — Herr Abgeordneter Liehr!
die Honorierung der frei praktizierenden Ärzte dem
Umfang und der Bedeutung solcher Untersuchungen Liehr (SPD) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen nicht
angemessen ist, und gibt es dafür übereinstimmende bekannt — um die Darstellung einer großen Tages-
finanzielle Regelungen in den Ländern? zeitung wiederzugeben —, daß diesem Film zufolge
„die Deutschen entweder mit langen Bärten auf
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- schattigen Bänken" sitzen „oder ... in München
ordnung: Da bin ich im Augenblick überfragt. Es gab Bier" trinken, daß „die Jugend ... auf der Alster
Unstimmigkeiten. Zunächst einmal war von der und in der Lübecker Bucht zu segeln" pflegt, daß
ärztlichen Organisation beanstandet worden, daß „eigentlich niemand" arbeitet, „und wenn, dann ...
die Honorierung für diese Untersuchungen zu gering eine Flasche Bier neben sich" hat, daß „die inter-
sei. Man hat sich inzwischen auf einen mittleren nationale Bauausstellung im Hansa-Viertel" von
Betrag, also in der Mitte zwischen dem, was die Berlin gepriesen wird „und ein Wagen mit KB-
Länderminister gewähren wollten, und dem, was die Nummer" durch das „Brandenburger Tor" fährt?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4145
linien nicht möglich, nur ein angemessener Beitrag. Der Abgeordnete Dr. Atzenroth ist nicht im Saal.
Die Frage wird schriftlich beantwortet.
Vizepräsident Dr. Dehler: Keine weitere Zu- Frage XII/8 — des Herrn Abgeordneten Wäch-
satzfrage. Ich rufe auf die Frage XII/5 — des Herrn ter —:
Abgeordneten Wienand —:
Warum sind die vorgesehenen Zuschüsse an die Schulträger
Sind in irgendwelcher Art Angehörige der Bundeswehr oder für die durch die Bundeswehr bedingten Schulneubauten um 1/3
der Wehrbereichskommandos in den Heyde-Prozen verwickelt? gesenkt worden?
Der Abgeordnete Wienand ist nicht im Saal. Die Bitte, Herr Staatssekretär.
Frage wird schriftlich beantwortet.
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Frage XII/6 — des Herrn Abgeordneten Sander —: Verteidigung: Bei der Berechnung der Bundesfinanz-
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um ange-
hilfen für Neu- und Erweiterungsbauten von Schu-
sichts der gegenwärtigen Schwemme am deutschen Obst- und len, die durch den Zuzug von Bundeswehrangehö-
Gemüsemarkt eine preiswerte Versorgung der Bundeswehr mit
hochwertigem Frischobst und Frischgemüse aus der deutschen rigen bedingt sind, wurde bisher von der durch
Erzeugung zu fördern? schisittlichen Schlüsselzahl von 1,5 — schulpflichtige
Die Frage wird von Herrn Abgeordneten Imle Kinder je Wohneinheit — ,ausgegangen. Hierbei
aufgenommen. wurde die Anzahl der schulpflichtigen Kinder der
Anzahl der auf eine Wohneinheit entfallenden Kin-
Bitte, Herr Staatssekretär. der gleichgesetzt.
Die bei der Festlegung dieser Schlüsselzahl ge-
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der hegte Erwartung, die Kinderzahl der Bundeswehr-
Verteidigung: Für die Verpflegung der Soldaten angehörigen werde sich einerseits durch die zuneh-
müssen die Standortverwaltungen mit einem Ver- mende Verjüngung der Bundeswehr, andererseits
pflegungssatz von 2,75 DM pro Tag auskommen. Bei durch Schaffung von familiengerechtem Wohnraum
der Verwendung dieses Geldes sind sie nach der erhöhen, hat sich bisher nicht erfüllt.
Verdingungsordnung für Leistungen verpflichtet, so Es war daher erforderlich, die der Berechnung der
preisgünstig und wirtschaftlich wie möglich einzu- Bundesfinanzhilfen zugrunde gelegte durchschnitt-
kaufen. Die Standortverwaltungen können daher --g liche Schlüsselzahl dem tatsächlichen Zustand anzu-
ausschließlich deutsches Frischobst und Frischgemüse passen, d. h. die Schlüsselzahl um ein Drittel zu
nur beschaffen, wenn es ebenso preisgünstig oder senken. Die neue Schlüsselzahl entspricht also den
vielleicht preisgünstiger angeboten wird als auslän- augenblicklichen Verhältnissen.
dische Ware.
Eine Erhöhung des Verpflegungssatzes von 2,75 Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage
DM ist nicht möglich, jedenfalls nicht zum Zweck sol- des Herrn Abgeordneten Wächter.
cher Unterstützungsmaßnahmen für bestimmte
Erzeuger und Erzeugergruppen, weil alle länger- Wächter (FDP) : Sind Sie nicht der Meinung, Herr
dienenden Soldaten dieses Geld aus ihrer eigenen Staatssekretär, daß ein Teil der Städte und Ge-
Tasche zu zahlen haben und wir nur für die Wehr- meinden sich nur deswegen mit der Einrichtung
pflichtigen die 2,75 DM aus der Staatskasse aus- eines Standortes der Bundeswehr einverstanden er-
geben. klärt hat, weil sie bei den ihnen daraus entstehen-
Darüber hinaus darf ich allerdings sagen, daß den finanziellen Verpflichtungen mit den damals
solche Unterstützungsaktionen nicht in erster Linie vorgesehenen und auch zugesagten Zuschüssen ge-
Sache des Verteidigungsressorts sind. Bei solchen rechnet haben? Sind Sie nicht weiter der Meinung,
Aktionen würden wir auf allen Gebieten nicht als daß zumindest die Städte und Gemeinden, die vor
Einkäufer tätig werden, sondern unter Umständen dem Erlaß des Bundesverteidigungsministeriums
wirtschaftspolitische Gründe stärker in den Vorder vom 13. August 1963, der bekanntlich die Reduzie-
4148 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Wächter
rung der Zuschüsse um ein Drittel vorsieht, ihre Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Herr
Finanzierungspläne erstellt und Baupläne abge- Staatssekretär, Sie sprachen von rechtsverbind-
schlossen, teilweise sogar mit dem Bau begonnen lichen Zusagen, die schon vor Jahren gemacht wor-
haben, vor Finanzierungsschwierigkeiten stehen, die den sind und bis heute wegen mangelnder Mittel
sie aus eigener Kraft einfach ,gar nicht überwinden nicht eingelöst werden konnten. Was verstehen Sie
können? unter solchen rechtsverbindlichen Zusagen.
Darüber hinaus, Herr Abgeordneter, ist Ihnen ja Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage?
aus dem Haushaltsausschuß bekannt, daß wir uns
bemühen, einen großen Teil der Ausbildungsfliege-
rei nach Amerika und nach anderen Staaten zu Dr. Schäfer (SPD) : Könnten Sie deshalb anord-
legen. Ich bin nämlich persönlich der Ansicht: wir nen, ,daß insbesondere in den Randgebieten dieser
können tun was wir wollen — wenn wir mit Düsen- Tiefflugzonen es untersagt wird, daß — einfach we-
fliegern, insbesondere Überschallfliegern, in solcher gen der Schockwirkung auf die ganze Bevölkerung
Anzahl, wie die Flugzeuge auf uns zukommen, in — die Schallmauer durchbrochen wird?
der eng besiedelten Bundesrepublik fliegen, wenn
wir ferner die sogenannte Adex-Zone, das heißt, eine Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Zone im Osten der Bundesrepublik von Norden nach Verteidigung: Herr Abgeordneter, .das Verbot der
Süden und andere Zonen in großer Zahl beachten Durchbrechung der Schallmauer am Rande eines sol-
müssen, können wir in dem übrigen Gebiet der Bun- - chen Schongebietes — um einmal diesen Ausdruck
desrepublik eine starke Lärmbelästigung, die zu z u gebrauchen — wäre eine nicht ausreichende
einer Schädigung gesundheitlicher Art führen kann, Maßnahme. Wir haben ja Mindesthöhen, in denen
einfach nicht vermeiden. Es wird nichts anderes übrig- die Schallmauer nur durchbrochen werden darf. Ich
bleiben — Sie wissen, wir stehen da in sehr erfolg- habe sie im Augenblick nicht im Kopf. Mir ist so
versprechenden Verhandlungen —, als mit dem Aus- dunkel in Erinnerung; Mindesthöhe 15 000 m. Das
bildungsverkehr sehr stark in das Ausland zu gehen, nutzt gar nichts. Auch in dieser Höhe ist der Lärm
wo irgendwo dünner besiedelte Gebiete sind. und die Druckwelle bei der Durchbrechung der
Schallmauer, sowohl wenn man in größere Ge-
schwindigkeit geht, als auch wenn man in geringere
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, Geschwindigkeit zurückgeht, so ungeheuer, daß das
Herr Abgeordneter Dr. Schäfer! Erschrecken der Menschen — ich gebe zu, bis zu
einer gewissen Schädigung des Menschen — einfach
nicht zu vermeiden ist. Da der Schall und die Druck-
Dr. Schäfer (SPD) : Ich danke Ihnen sehr, Herr welle nicht senkrecht nach unten, sondern nach vorn
Staatssekretär. Aber ich darf folgendes fragen. Sie und nach den Seiten ,geht und außerdem eine
können ja von dem Bürger kaum erwarten, daß er Schleppe hinter sich zieht, hat die Durchbrechung
die Flugzeuge überwacht. Sie führen an, der Schutz- der Schallmauer mit diesen Tiefflugschongebieten
bund für Staatsbürgerrechte habe keine Angaben eigentlich nichts zu tun. Das betrifft nur die Frage
machen können. Ich frage deshalb: überwacht die des Fliegens unter 600 m.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4151
Vizepräsident Dr. Dehler: Dann die Frage Felder (SPD) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen
XII/10 — des Herrn Abg. Bauer (Würzburg) —. bekannt, daß nach den Besprechungen des Komman-
Trifft es zu, daß im Wendelsteingebiet (Oberbayern) durch
deurs des Pionier-Bataillons in Degerndorf mit Mit-
Bundeswehr-Pioniere ein Straßenbauprojekt ohne die gesetzlich gliedern dieses Hohen Hauses und mit den beteilig-
vorgeschriebene Durchführung eines Genehmigungsverfahrens
und ohne die Zustimmung der zuständigen Landschafts- und ten Alpenbauern festgestellt worden ist, daß in
Naturschutzbehörde in Angriff genommen worden ist? diesem Fall von einem irgendwie erheblichen Ein-
Bitte, Herr Staatssekretär! griff in einen Landschafts- oder Naturschutz nicht
gesprochen werden konnte und daß außerdem die
Anlage dieses schmalen Steiges für die Ausbildung
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der der Hochgebirgsjäger absolut erforderlich ist?
Verteidigung: Der 3,50 m breite Privatweg zur bun-
deswehreigenen Soinhütte im Wendelsteinmassiv
wurde von Bundeswehr-Pionieren nach vorheriger Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Zustimmung der Grundstückseigentümer und des Verteidigung: Jawohl, Herr Abgeordneter, das ist
zuständigen Bürgermeisters von Niederaudorf be- mir bekannt. Aber mir liegt daran, daß unsere
festigt sowie durch Beseitigung von Spitzkehren und Dienststellen alle Bestimmungen sehr sorgfältig
Errichtung von Stützmauern bis zu 50 cm Höhe für beachten und auch den Schein vermeiden, sie seien
den militärischen, aber natürlich auch für den zivilen nicht sorgfältig.
Verkehr verbessert.
Zur Durchführung dieser Maßnahmen bedurfte Vizepräsident Dr. Dehler: Ich danke Ihnen,
es nicht der Anhörung der zuständigen Bezirksregie- Herr Staatssekretär.
rung gemäß § 37 des Bayerischen Baugesetzes, da
Verkehrsanlagen nicht unter die Bestimmung der Wir kommen dann zu den Fragen aus dem Ge-
Bayerischen Bauordnung fallen und die Errichtung schäftsbereich des Bundesministers für Verkehr.
von Stützmauern bis zur Höhe von 1 m genehmi- Ich rufe auf die Frage XIII/1 — des Abgeordneten
gungs- und anzeigefrei ist. Dr. Tamblé —:
Der Wehrbereichsverwaltung war trotz vorheriger Wie ist der Stand der Verhandlungen zwischen Bund und
Ländern über deren Beteiligung an der Förderung des Reise-
Fühlungnahme mit dem zuständigen Bürgermeister verkehrs in Deutschland?
nicht bekanntgeworden, daß die Straße am Rande,
anscheinend aber innerhalb eines Landschaftsschutz- Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
gebietes, verläuft. Das zuständige Landratsamt als wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
untere Naturschutzbehörde wurde nachträglich Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom
unterrichtet und hat eine Ausnahmegenehmigung in 18. Juli 1963 lautet:
Aussicht gestellt. Die Anfrage des Herrn Kollegen Dr. Gleisner in der gleichen
Angelegenheit wurde von mir in des Sitzung des Deutschen
Bundestages vom 8. 2. 1963 (s. Protokoll der 59. Sitzung des
Ich kann also nur um Entschuldigung bitten, daß Deutschen Bundestages, Seite 2654) abschließend wie folgt
wir nicht genau aufgepaßt haben; aber wir haben beantwortet:
ja nicht so gute Kenntnisse wie die örtlichen Behör- Ich beabsichtige, diesen ganzen Fragenkomplex auf der Früh-
jahrskonferenz der Verkehrsminister der Länder Ende dieses
den, die uns das nicht gesagt haben. Wir glauben, Monats in Bremen zu erörtern".
durch die Befestigung des Weges für die Bevölke- Auf der Bremer Verkehrsministerkonferenz am 21. März
rung etwas ganz Vernünftiges getan zu haben, und 1963 habe ich mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß der Ver-
kehrsausschuß und der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundes-
werden jetzt also die Genehmigung außerdem auch tages die Notwendigkeit der Aufstockung der Mittel für die
Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr um 3 Millionen DM in-
noch formell bekommen. zwischen grundsätzlich anerkannt hätten. Sie hätten aber die
Freigabe dieses Betrages von einer angemessenen Beteiligung
der Länder in der Höhe des Aufstockungsbetrages abhängig
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, gemacht. Ich habe den Herren Verkehrsministern der Länder
empfohlen, dem Angebot des Bundestages zu folgen und soweit
Herr Abgeordneter Bauer. bereits ablehnende Stellungnahmen von ihnen abgegeben seien,
diese zu überprüfen. Ich habe auf eine baldige Entscheidung
gedrängt, weil sich eine weitere Verzögerung auf den Aus-
länderverkehr ungünstig auswirken würde. Es wurde beschlos-
Bauer (Würzburg) (SPD) : Sind Sie, Herr Staats- sen, die Herren Ministerpräsidenten von der durch den Beschluß
sekretär, grundsätzlich bereit, gerade im bayerischen des Haushaltsausschusses des Bundestages (siehe oben) entstan-
denen neuen Lage unmittelbar durch mich zu unterrichten. Dies
Alpengebiet dafür Sorge zu tragen, daß bei allen ist mit Schreiben vom 10. April 1963 geschehen.
Projekten der Art. 141 der bayerischen Verfassung, Die endgültigen Entscheidungen der Länder — außer einer
erneut ablehnenden von Hessen und Nordrhein-Westfalen —
der die Frage des Natur- und Landschaftsschutzes liegen bis zur Stunde zu meinem Bedauern noch nicht vor. Ich
vorbildlich regelt, und auch die Ausführungsbestim- bleibe weiterhin bemüht, die Länder von der Notwendigkeit
ihrer finanziellen Beteiligung an der Auslandswerbung zu
mungen dazu den Bundeswehrdienststellen in Er- überzeugen.
innerung gerufen werden?
Ich rufe auf die Fragen XIII/2, XIII/3 und XIII/4
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der — des Abgeordneten Zühlke —
Verteidigung: Herr Abgeordneter, ich werde mir Ist der Bundesregierung bekannt, daß das neue Frachten-
berechnungssystem der Deutschen Bundesbahn für die fränkische
den Art. 141 der bayerischen Verfassung sofort an- Korbwarenindustrie wegen der Frachtkostenerhöhungen bis zu
sehen und ihn sowie etwaige Gesetzes- und Aus- 600 % geradezu katastrophale Auswirkungen hat?
führungsbestimmungen der Wehrbereichsverwaltung Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Frachtkosten bei
Korbwaren jetzt bis zu 40 % des Warenweits erreichen?
zur sorgfältigen Beachtung empfehlen.
Ist die Bundesregierung zu einer Intervention bei der Deut-
schen Bundesbahn bereit im Hinblick darauf, daß durch Fracht-
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Zu- kostenerhöhungen bis 600 % gerade eine im Zonengrenzgebiet
beheimatete Industrie, die ohnehin schwer um ihre Existenz zu
satzfrage, Herr Abgeordneter Felder. ringen hat, erheblich benachteiligt wird?
4152 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
mit den Arbeiten in absehbarer Zeit zu beginnen? Herr Kollege, die vom Bundesminister für Verkehr
veranlaßten Untersuchungen über die auf die ein-
Bitte, Herr Minister.
zelnen Fahrzeugarten entfallenden Straßenbau- und
Unterhaltungskosten sind noch im Gange. Dabei
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
werden u. a. die Ergebnisse des bekannten AASHO-
Herr Kollege Hilbert, die generellen Untersuchungen versuches in den USA berücksichtigt. Auch die von
für die Großumgehung Donaueschingen-Hüfingen im- der Wirtschaftskommision der Vereinten Nationen
Zuge der Bundesstraßen 27 und 31 werden mit Nach- für Europa (ECE) in Genf unternommenen diesbe-
druck vorangetrieben. Da aber das Bauvorhaben mit züglichen Ermittlungen sind noch nicht zum Ab-
der Führung der künftigen Autobahn Stuttgart — schluß gekommen. In den zur Zeit zur Beratung an-
westlicher Bodensee und mit der Führung der in stehenden Vorschlägen der Europäischen Kommis-
Aussicht genommenen Schnellstraße vom Bodensee sion in Brüssel wird das Problem gleichfalls für den
in den Raum Freiburg–Basel in sehr engem Zusam- Raum des Gemeinsamen Marktes aufgegriffen. Es
menhang steht, weil diese Straßenzüge sich im können deshalb über die anteiligen Wegekosten der
Raum Donaueschingen schneiden, ist die gegensei- schweren Lastzüge noch keine abschließenden An-
seitige Abstimmung dieser Planungen unerläß- gaben gemacht werden. Jedoch ist erwiesen, daß die
lich. Diese Abstimmung wird in Kürze möglich sein, durch den Verkehr schwerer Lastzüge erforderlichen
weil auch die Vorplanungen der beiden genannten Maßnahmen den Bau und die Unterhaltung der
Fernverkehrsstraßen kurz vor dem Abschluß stehen. Straßen wesentlich verteuern. Vor allem erhöhen
Auf jeden Fall wird dafür Sorge getragen werden, sich die Kosten durch die für eine erträgliche Ab-
daß die baureifen Planungsunterlagen zeitig genug wicklung des Schwerverkehrs notwendige Abfla-
vorliegen, um die Großumgehung Donaueschingen- chung der Steigungen und die größere Dicke der
Hüfingen im Rahmen des 3. Vierjahresplans ver- Fahrbahndecken. Mit steigendem Achsdruck steigen
wirklichen zu können. die Bau- und Unterhaltungskosten erheblich und
Schon 1964 soll jedoch vorab der Engpaß des wesentlich stärker als proportional zu dem erhöh-
Hüfinger Tores ausgeschaltet werden. In gegensei- ten Achsdruck.
4154 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordne- Vizepräsident Dr. Dehler: Keine Zusatzfrage.
ter Varelmann zu einer Zusatzfrage! Wir kommen zur Frage XIII/12 — des Abgeord-
neten Varelmann — :
Varelmann (CDU/CSU) : Herr Minister, ist auf Verfügt das Bundesverkehrsministerium über Feststellungen
diese Ihre Feststellung die steuerliche Belastung der bezüglich der Behinderung des zügigen Straßenverkehrs durch
die schweren Lastzüge und die Zeitverluste, die für die Ver-
schweren Lastzüge im Vergleich zu den übrigen kehrsteilnehmer hierdurch eintreten?
Kraftfahrzeugen abgestimmt?
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
und als die Personenkraftwagen. Herr Kollege Varelmann, darum bemühen wir uns
seit Jahren. Ich habe diesem Hohen Hause seiner-
Daraus ergibt sich, daß Unfälle, an denen schwere zeit sogar einmal den Entwurf eines Gesetzes zur
Lastkraftwagen beteiligt sind, weniger durch Entlastung der Straßen vorgelegt, habe damit aber
größere Häufigkeit als vielmehr vorwiegend durch keinen Erfolg gehabt. Wir können also nur durch
die wesentlich erhöhte Schwere der Unfallfolgen ge- sanfte Einwirkung auf die Verlader und durch ent-
kennzeichnet sind. sprechende Gestaltung der Tarife — wobei wir an
Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich die Vorschriften der Gesetze gebunden sind — ver-
aber betonen, daß die Unfallstatistik lediglich eine suchen, in stärkerem Maße eine Verlagerung auf die
Aussage über die relative Unfallgefährlichkeit der Eisenbahn zu erreichen. Die Eisenbahn ihrerseits hat
Lastkraftwagen mit und ohne Anhänger mit einem durch den Ausbau der technischen Voraussetzungen
Gesamtgewicht über 9 t erlaubt, nicht aber Rück- für den Huckepack-Verkehr, der sich jetzt dem Ab-
schlüsse auf das Verhalten des fahrenden Personals. schluß nähert, Möglichkeiten geschaffen, um einen
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4155
Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm
verstärkten Anreiz zur Benutzung der Eisenbahn für bunden. Die Fragestunde darf 60 Minuten nicht über
Transporte mit Lastkraftwagen im Wege des Hucke- schreiten. Die Fragen, die in der Sitzung nicht be-
pack-Verkehrs zu geben. antwortet wurden, werden schriftlich beantwortet.
Bitte, Herr Minister! Ich rufe dann den neu auf die Tagesordnung ge-
setzten Punkt auf:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Beratung des Schriftlichen Berichts des Außen-
Herr Kollege, ich muß die Frage mit Nein beant- handelsausschusses über von der Bundes-
worten. Die Angelegenheit war der Bundesregierung regierung vorgelegte Vorschläge der Kom-
nicht bekannt. Ein Antrag des Amtes für Öffentlich- mission für zwei Verordnungen des Rates der
keitsdienst der hamburgischen Landeskirche war EWG (Drucksachen IV/1413, IV/1510).
von der Bundesbahndirektion Hamburg ohne Wis-
sen der Hauptverwaltung der Deutschen Bundes- Berichterstatter ist der Abgeordnete Krug. Sein
bahn oder des Bundesministers für Verkehr abge- Bericht liegt Ihnen vor. Wird eine Ergänzung des
lehnt worden. Berichts gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Ich
danke dem Herrn Berichterstatter.
In der Zwischenzeit hat die Hauptverwaltung der
Deutschen Bundesbahn auf meine Veranlassung die Es liegt der Antrag des Ausschusses vor, die Vor-
zwingende Anordnung erlassen, wonach den beiden schläge zur Kenntnis zu nehmen, einem Entschlie-
großen christlichen Kirchen auf ihren Antrag hin die ßungsantrag zuzustimmen und der Regierung Emp-
Möglichkeit zum gebührenfreien Aushang von Got- fehlungen zu geben. — Das Wort wird nicht ge-
tesdienstordnungen auf Bahnhöfen zu geben ist. Die wünscht.
Bundesbahndirektion Hamburg hat auf Nachfrage
bestätigt, daß inzwischen den beiden christlichen Ich stelle den Antrag des Ausschusses auf Druck-
Kirchen auf den Hamburger Bahnhöfen Plätze zum sache IV/1510 zur Abstimmung. Wer zuzustimmen
gebührenfreien Aushang der Gottesdienstordnungen wünscht, gebe bitte Handzeichen. — Gegenprobe! —
angeboten worden sind. Die Vertreter der Kirchen Enthaltungen? — Der Antrag ist angenommen.
haben ihren Dank dafür ausgesprochen und wollen Damit sind wir am Ende der Sitzung. Ich berufe
in den nächsten Tagen unter den angebotenen Plät- die nächste Sitzung auf Dienstag, den 15. Oktober,
zen die für sie geeignetsten auswählen. 12 Uhr, ein. .
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Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4157
nur 37 Wohnungen (0,2 %) ausgewiesen hat, während die Stadt- bote der Angehörigen der Stationierungstruppen weiter ein-
verwaltung von über 1800 fehlenden Wohnungen (7,52 %) Fehl- schränken zu lassen?
bestand ausgegangen ist?
Hält es der Herr Bundeswohnungsbauminister für möglich, daß
Zu Frage 1: Es trifft zu, daß die kanadischen Sta-
auch in anderen Stadt- und Landkreisen bei der Festlegung der tionierungstruppen ein sogenanntes „Wohnungsamt"
sogenannten weißen Kreise von ähnlich strittigem Zahlenmaterial
wie in Bayreuth ausgegangen wurde? unterhalten. Diese von einem Truppenoffizier ge-
leitete Einrichtung ist aber nicht erst nach der Auf-
Zu Frage 1: Es ist mir bekannt, daß je nach den hebung der Wohnungsbewirtschaftung geschaffen
Merkmalen, die der Berechnung eines noch unge- worden.
deckten Wohnungsbedarfs zugrunde gelegt werden,
die Ergebnisse voneinander abweichen können. Das Aufgabe dieses „Wohnungsamtes" ist es, verfüg-
trifft auch für die Stadt Bayreuth zu. Bei Anwendung bare Wohnungen zu erkunden und die Vermietung
der gleichen Berechnungsmethode ist eine Abwei- an die Angehörigen der Streitkräfte zu vermitteln.
chung in den Ergebnissen nicht möglich, gleich wer Dadurch soll in erster Linie vermieden werden, daß
die Berechnungen durchführt. einzelne Angehörige der Truppen durch überhöhte
Angebote den Wohnungsmarkt stören. Die Tätig-
Zu Frage 2: Das Bayerische Statistische Landesamt
keit der kanadischen Dienststelle liegt daher nicht
hat von Amts wegen das sog. „rechnerische Woh-
zuletzt auch im deutschen Interesse.
nungsdefizit" in Ausführung der im Wohnraumbe-
wirtschaftungsgesetz enthaltenen Vorschriften zu Wie als bekannt vorausgesetzt werden darf, wech-
ermitteln. Die zu verwendenden Zahlungsgrundlagen seln die kanadischen Streitkräfte in einem Turnus
und die Berechnungsmethode sind gesetzlich genau von etwa 3 Jahren die in Europa stationierten Trup-
vorgeschrieben. Das Statistische Landesamt hat auf- pen aus. Mit diesem Wechsel verlassen auch die
grund dieser Vorschriften für die Stadt Bayreuth Familien der Angehörigen die Bundesrepublik. Da
ein „rechnerisches Wohnungsdefizit" von 0,2 v. H. die Angehörigen der neuen Einheit nicht immer zum
ermittelt. Mir ist mitgeteilt worden, daß auch seitens gleichen Zeitpunkt nach Deutschland kommen, wer-
der Stadtverwaltung das für Bayreuth vom Bayeri- den die bisher angemieteten Wohnungen gekündigt
schen Statistischen Landesamt ermittelte Ergebnis und den Hausbesitzern zurückgegeben. Erst nach
niemals in Zweifel gezogen worden ist. Eintreffen der Angehörigen der neuen Einheiten
Unabhängig davon berechnen manche Kommunal- werden für diese — soweit erforderlich — Wohnun-
verwaltungen den langfristig bei ihren Planungen gen erkundet. Das kanadische Wohnungsamt ist da-
zu berücksichtigenden Wohnungsbedarf nach eige- her auch nur alle drei Jahre für einen Zeitraum von
nen Maßstäben. jeweils 3-4 Monaten tätig.
Es handelt sich hierbei häufig um Untersuchungen, Im übrigen habe ich erfahren, daß bei dem der-
die von den bloßen Wohnungswünschen der Bevöl- zeit stattfindenden Wechsel für die neu nach
kerung ausgehen, ohne auch die entsprechende Deutschland zu verlegenden Einheiten weniger Fa
Mietzahlungsbereitschaft zu berücksichtigen. Im milienwohnungen benötigt werden als bisher.
übrigen habe ich wiederholt darauf hingewiesen,
Zu Frage 2: Die Bundesregierung sieht zu beson-
daß auch in den weißen Kreisen der soziale Woh-
deren Maßnahmen wegen des Wohnungsbedarfs der
nungsbau im Rahmen der Länderprogramme und
Angehörigen von Stationierungsstreitkräften keine
der übrige Wohnungsbau im Rahmen der gegebe-
Veranlassung. Ich mache aber darauf aufmerksam,
nen finanziellen Möglichkeiten weitergeht.
daß bei der Feststellung des rechnerischen Woh-
Zu Frage 3: Das Zahlenmaterial, das bei der Fest- nungsdefizits, die von Angehörigen der Stationie-
legung der sog. „weißen Kreise" verwendet wird, rungsstreitkräfte angemieteten Wohnungen nicht
kann nicht strittig sein. Die Zahlen über die vorhan- berücksichtigt werden. Im übrigen habe ich bei jeder
denen Wohnungen und Haushalte beruhen auf den Gelegenheit die Landesregierungen darauf hinge-
Angaben, die von der Bevölkerung selbst bei der wiesen, daß der soziale Wohnungsbau auch in den
Volkszählung Mitte 1961 gemacht und dann mit - weißen Kreisen wie bisher fortgeführt werden muß.
Hilfe der amtlichen Statistiken von Jahr zu Jahr
fortgeschrieben worden sind.
Anlage 4
2. in ihrer Ehre als Ägypter angegriffen worden und ten und Wünsche mit viel Nachdruck und Tempera-
hätten ment vertreten. In diesen Fällen wurden jedoch we-
der das Lehrerkollegium noch die Handwerkskam-
3. schlechtes Essen bekommen.
mer Cham als Träger der Maßnahmen oder die Carl
Diese Beschwerden, die ihren Niederschlag in Duisberg-Gesellschaft als deutsche Betreuungsorga-
einem Bericht der „Al Gumhuriya" fanden und auch nisation und ihre Botschaft in Bonn über etwaige Be-
von der deutschen Presse aufgegriffen wurden, sind schwerden unterrichtet.
im einzelnen genau nachgeprüft worden. Sie haben Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in
sich als völlig haltlos erwiesen und sind wohl aus- Kairo wurde vom Auswärtigen Amt angewiesen, die
schließlich als „Schutzbehauptung" zu werten. Vorwürfe zurückzuweisen. Inzwischen haben sowohl
Das Lehrerkollegium und auch die übrigen Prak- die Zeitung „El Ahram" als auch die „Al Gumhuriya"
tikanten haben bestätigt, daß keine politischen Ge- in ausführlichen Berichten vom 13. 9. und 28. 9. 1963
spräche der behaupteten Art geführt worden sind. eine positive Darstellung des Programms veröffent-
Die Praktikanten haben bei Gelegenheit der Befra- licht.
gung spontan geäußert, daß sie die unwahren Be- Es wird zu prüfen sein, ob dieser Vorfall, der auch
hauptungen in Schreiben an die „Al Gumhuriya" die deutsche Presse beschäftigt hat und zu einer
richtig stellen wollten. Verringerung der Aufnahmebereitschaft der Ausbil-
Die Anschuldigungen sind auch insoweit in allen dungsbetriebe führte, Anlaß gibt, das Fortbildungs-
3 Punkten von vornherein unglaubwürdig, als die programm im Benehmen mit der ägyptischen Regie-
ägyptischen Praktikanten sonst ihre Angelegenhei- rung schneller als geplant umzustellen.