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D eutscher Bundestag

85. Sitzung

Bonn, den 11. Oktober 1963

Inhalt:

Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Frage des Abg. Liehr:


Müller (Worms) 4141 A Ärztliche Untersuchungen Jugendlicher

Abg. Dr. von Merkatz — Stellvertretendes Blank, Bundesminister . . 4143 D, 4144 B


Mitglied in der Beratenden Versammlung Liehr (SPD) 4144 B
des Europarates 4141 A

Erweiterung der Tagesordnung Frage des Abg. Liehr:

Dr. Mommer (SPD) 4141 B Farbfilm des Bundespresseamtes über


Deutschland
Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des von Hase, Staatssekretär 4144 C, 4145 A, B
Bundesbeamtengesetzes (SPD) (Druck- Liehr (SPD) 4144 D, 4145 A
sache IV/1495) — Erste Beratung — . . 4141 C
Ritzel (SPD) . . . . . . . . 4145 B
Fragestunde (Drucksachen IV/1500, IV/1502) Hammersen (FDP) 4145 B

Fragen des Abg. Rehs: Frage des Abg. Kalbitzer:


Nachversicherung von Rechtsreferenda- Telefon- und Postüberwachung durch
ren alliierte Dienststellen auf Veranlassung
Blank, Bundesminister 4141 D deutscher Stellen 4145 C

Fragen des Abg. Deneke: Fragen des Abg. Storm:


Unterschiedliche Begriffsbestimmungen
für die ärztliche Begutachtung der Er- „Jahrbuch Die Mitte" 4145 D
werbsfähigkeit
Blank, Bundesminister . . 4142 A, B, C, Fragen des Abg. Memmel:
4143 A, B, C, D
Äußerungen von Sprechern einer Dele-
Büttner (SPD) 4142 C, D gation der „Falken" in der Tschecho-
Fritsch (SPD) 4143 A, B slowakei
Geiger (SPD) . . . . . . . . 4143 C Dr. Barzel, Bundesminister . . . 4146 A, B
Ritzel (SPD) 4143 C, D Memmel (CDU/CSU) 4146 A
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

Fragen des Abg. Buchstaller: Frage des Abg. Zühlke:


Schäden beim 0,25-t-Auto-Union-Ge- Erhöhung der Frachtkosten für Korb-
ländewagen 4146 C waren 4151 D

Frage des Abg. Josten: Frage des Abg. Folger:


Sportanlagen bei den Truppenunter- Keine Fahrpreisvergünstigung für ehe-
künften malige Angehörige der Gepäckträger-
Hopf, Staatssekretär . . 4146 D, 4147 A gemeinschaften 415213

Josten (CDU/CSU) 4146 D Fragen des Abg. Strohmayr:

Frage des Abg. Wienand: Anlagen des Augsburger Bahnhofs . . 4152 C

Heyde-Prozeß . . . . . . . . . 4147 A Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert:


Wiederholungsprüfungen für Inhaber
Frage des Abg. Sander:
von Führerscheinen 4152 D
Versorgung der Bundeswehr mit
Frischobst und Frischgemüse Frage des Abg. Hilbert:
Hopf, Staatssekretär 4147 B Verkehrsverhältnisse in der Stadtge-
meinde Hüfingen
Frage des Abg. Dr. Atzenroth:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 4153 B
Tiefflüge über Bad Neuenahr . . . . 4147 C
Frage des Abg. Varelmann:
Frage des Abg. Wächter:
Verteuerung der Straßenbaukosten
Zuschüsse für durch die Bundeswehr durch schwere Lastzüge
bedingte Schulneubauten
Dr.-Ing. Seebohm,
Hopf, Staatssekretär 4147 C, Bundesminister . . . 4153 D, 4154 A
4148 A, B, C, D, 4149 A, B
Varelmann. (CDU/CSU) 4154 A
Wächter (FDP) . . . . . . . . 4147 D
Dr. Schäfer (SPD) 4148 B Frage des Abg. Varelmann:
Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) 4148 C Verkehrsunfälle durch schwere Last-
Dr. Supf (FDP) züge
4148 D
Hammersen (FDP) . . . . . . Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 4154 A
4149 A
Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 4149 B Frage des Abg. Varelmann:
Behinderung des Verkehrs durch
Frage des Abg. Dr. Schäfer:
schwere Lastzüge
Gesundheitsschädigender Lärm durch
Düsenjäger Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 4154 C, D
Varelmann (CDU/CSU) . . . . . 4154 D
Hopf, Staatssekretär . 4149 B, 4150 C, D
Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 4150B, D Frage ides Abg. Gewandt:
Aushang von Gottesdienstordnungen
Frage des Abg. Bauer (Würzburg):: auf Bahnhöfen
Straßenbau durch Pioniere im Wendel- Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 4155 A
steingebiet
Hopf, Staatssekretär . . . . 4151 A, B, C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsaus-
Bauer (Würzburg) (SPD) 4151 B schusses betr. Vorschläge der Kommis-
sion für zwei Verordnungen des Rates
Felder (SPD) 4151 C der EWG (Drucksachen IV/1413, IV/1510) 4155 C

Frage des Abg. Dr. Tamblé: Nächste Sitzung 4155 D


Beteiligung von Bund und Ländern an
der Förderung des Reiseverkehrs . . 4151 C Anlagen 4157
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

85. Sitzung

Bonn, den 11. Oktober 1963

Stenographischer Bericht lage auf die Tagesordnung setzten und ohne Be-
gründung und Aussprache dem Auschuß überwie-
s en.
Beginn: 9.02 Uhr (Zuruf von der CDU/CSU: Liegt uns die
Drucksache vor?)
Vizepräsident Dr. Dehler: Die Sitzung ist — Die Drucksache liegt vor.
eröffnet.
Zunächst einige amtliche Mitteilungen. Am ge- Vizepräsident Dr. Dehler: Wir werden auch
strigen Tage hat unser Kollege Müller (Worms) sei- diesen Punkt noch behandeln. — Es ist so beschlos-
nen 60. Geburtstag gefeiert. Ich darf ihm die besten sen. Oder können wir vielleicht ,gleich entscheiden?
Wünsche des Hauses aussprechen.
(Zustimmung.)
(Beifall.)
Für den verstorbenen Abgeordneten Gems hat — Gut, dann rufe ich auf:
die Fraktion der CDU/CSU mit Schreiben vom Erste Beratung des von der Fraktion der
9. Oktober 1963 den Abgeordneten Dr. von Merkatz SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
als stellvertretendes Mitglied in der Beratenden zur Ergänzung des Bundesbeamtengesetzes
Versammlung des Europarates benannt. Ich nehme (Drucksache IV/1495).
an, daß das Haus mit diesem Vorschlag einverstan-
den ist. — Ich stelle das fest. Damit ist der Abge- Entsprechend dem Antrag des Herrn Abgeordneten
ordnete Dr. von Merkatz gewählt. Mommer soll dieser Entwurf dem Innenausschuß
überwiesen werden. — Ich stelle fest, daß das so
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll beschlossen ist.
die heutige Tagesordnung erweitert werden um die
Beratung des Schriftlichen Berichts des Außen- Wir kommen dann zur
handelsausschusses über von der Bundes-
regierung vorgelegte Vorschläge der Kom- Fragestunde (Drucksachen IV/1500, IV/1502).
mission für zwei Verordnungen des Rates der
EWG (Drucksachen IV/1413, IV/1510). Ich werde zunächst die Fragen der Drucksache
IV/1500, beginnend mit XI, dann I, III, XII und
Das Haus ist damit einverstanden. Es ist so be- XIII, aufrufen, im Anschluß daran die Fragen der
schlossen. Drucksache IV/1502.
(Abg. Dr. Mommer: Zur Tagesordnung!) - Zunächst also die noch nicht erledigten Fragen
— Bitte sehr, Herr Abgeordneter Dr. Mommer zur aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für
Tagesordnung! Arbeit und Sozialordnung. Ich rufe auf die Frage
IX/4 — des Herrn Abgeordneten Rehs —:
Dr. Mommer (SPD) : Herr Präsident! Meine Ist der Bundesregierung das Urteil des Bundessozialgerichts in
Sachen Möller .1. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte —
Damen und Herren! Ich bitte, zusätzlich den. Antrag Az. 1 RA 254/61 — vom 18. Juli 1962 bekannt, wonach eine
der Fraktion der SPD betreffend den Entwurf eines Nachversicherung von Rechtsreferendaren für die Zeit vor dem
1. März 1957 nicht in Betracht kommt, weil für diese Zeit noch
Gesetzes zur Ergänzung des Bundesbeamtengeset- § 172 Abs. 1 Nr. 5 RVO Anwendung fände und diese Regelung
nicht mit § 6 Abs. 1 Nr. 2 AnVG n. F. vergleichbar sei?
zes — Drucksache IV/1495 — auf die Tagesordnung
zu setzen und ohne Begründung und Aussprache an Bitte sehr, Herr Minister!
den Innenausschuß zu überweisen.
Es geht um das Weihnachtsgeld für die Beamten.
Zu Beginn der Woche sah es so aus, als käme auch Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
vom Kabinett eine Vorlage. Das sieht jetzt nicht ordnung: Herr Kollege Rehs, Ihre drei Fragen stehen
alle in einem Zusammenhang. Ich glaube, Sie sind
mehr so aus.
einverstanden, wenn ich zunächst einmal versuche,
(Abg. Rasner: Eine Woche später!) sie im Zusammenhang zu beantworten. Dann bleibt
Darum meinen wir, daß es, da hier nicht belieb ig immer noch Raum für Zusatzfragen.
viel Zeit gegeben ist, gut wäre, wenn wir die Vor (Abg. Rehs: Einverstanden!)
4142 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

Vizepräsident Dr. Dehler: Dann rufe ich zu- unbilligen Ergebnissen. Diese unterschiedlichen Be-
sätzlich die Fragen XI/5 und XI/6 — des Herrn griffe hängen von den unterschiedlichen Zwecken
Abgeordneten Rehs — auf: der einzelnen Zweige der Sozialversicherung ab.
Was nun von der Sache her unterschiedlich ist, das,
Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Bundessozial-
gerichts, daß es zwar sein mag, daß dem Gesetzgeber eine glaube ich, kann ich auch durch Begriffe, die ich in
Lösung vorgeschwebt habe, wonach beim Ausscheiden eines
Referendars nach Februar 1957 die gesamte Zeit des Vorberei- Gesetze einführe, nicht gleichmachen.
tungsdienstes einheitlich zu behandeln und nachzuversichern
wäre, daß dem jedoch die in Artikel 2 § 4 Abs. 1 AnVNG ge-
wählte Fassung des Gesetzes entgegenstehe? Vizepräsident Dr. Dehler: Bitte, Herr Abge-
ordneter Büttner zu einer Zusatzfrage.
Ist die Bundesregierung zu einer Gesetzesvorlage bereit, durch
die eine Abänderung des Artikels 2 § 4 Abs. 1 AnVNG insofern
vorgeschlagen wird, daß nunmehr auch eine Nachversicherung
von Rechtsreferendaren für die Zeit vor dem 1. März 1957 Büttner (SPD) : Herr Bundesminister, weil Sie
erfolgt, wenn diese noch nach dem Stichtag im Vorbereitungs- jetzt in Ihrer Antwort wieder gesagt haben, daß in
dienst waren?
einigen Fällen unterschiedliche Beurteilungen erfol-
gen, darf ich mir einmal die Frage erlauben: Hat das
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Bundesministerium Unterlagen darüber, in wieviel
ordnung: Das von Ihnen angezogene Urteil ist der
Fällen es zu Ablehnungen gekommen ist, weil eine
Bundesregierung natürlich bekannt. Was die darin
unterschiedliche Behandlung einmal hinsichtlich der
niedergelegte Rechtsauffassung betrifft, so gebe ich
Vermittlungsfähigkeit für das Arbeitsamt und dann
zu, daß ich in Übereinstimmung mit dem Herrn
hinsichtlich der Berufs- und Erwerbsunfähigkeits-
Bundesminister des Innern und dem Herrn Bundes-
rente in der Rentenversicherung erfolgt? Diese unter-
minister der Justiz in einem Erlaß des Jahres 1959
schiedlichen Beurteilungen führen ja nicht nur in
eine andere Auffassung vertreten habe. Dabei hat es
einigen, sondern in vielen Fällen zu Härten.
sich um die Äußerung einer Rechtsansicht gehandelt,
die ausdrücklich unter dem Vorbehalt einer abwei-
chenden Entscheidung der Gerichte gemacht wurde. Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
Nachdem nun eine höchstrichterliche Entscheidung ordnung: Unterlagen darüber habe ich nicht. Wenn
des Bundessozialgerichts vorliegt, muß ich die ich sie mir beschaffen wollte, müßte ich praktisch
Zweifelsfrage als im Sinne der Entscheidung des jede Entscheidung der Arbeitsämter und der über-
Bundessozialgerichts geklärt ansehen. geordneten Instanzen im Widerspruchsverfahren,
jede Entscheidung der Rentenversicherungsträger
Zu Ihrer weiteren Frage, ob mich das nicht ver-
usw. persönlich zur Kenntnis nehmen, um daraus zu
anlasse, einen Gesetzentwurf vorzulegen, möchte
ermitteln, warum in dem einen Fall so und im an-
ich sagen: Die derzeitige Regelung, auch die nach
deren Fall anders entschieden wird. Das ist praktisch
der Begründung des Bundessozialgerichts, entspricht
unmöglich.
dem Gleichheitsgrundsatz. Der Vorbereitungsdienst
wird dadurch gleichbehandelt, wenn er 'von einem Ich habe schon auf Ihre damaligen Zusatzfragen
bestimmten Tage an, nämlich dem 1. März 1957, der zugegeben, daß einmal ein Härtefall oder ein Fall
Nachversicherung unterliegt. Bei diesem Sachverhalt entstehen kann, der von den Betroffenen als hart
sehe ich keinen Anlaß für die Bundesregierung, empfunden wird. Aber die drei Versicherungszweige
einen Gesetzentwurf vorzulegen. haben, wie ich mehrfach dargetan habe, verschiedene
Aufgaben. Gemäß den verschiedenen Aufgaben wird
Vizepräsident Dr. Dehler: Keine Zusatzfragen. auch unterschiedlich beurteilt, ob jemand in den
Dann kommen wir zu den Fragen XI/7 und XI/8 Genuß dieser oder jener begehrten Versicherungs-
— des Herrn Abgeordneten Deneke —: leistung kommt. Dabei kann es unter Umständen
einmal zu einem Härtefall in der Beurteilung kom-
Ist dem Herrn Bundesarbeitsminister bekannt, daß durch die
unterschiedlichen Begriffsbestimmungen für die ärztliche Begut- men. Ganz generell hier eine Gleichheit herbeizu-
achtung in den verschiedenen Sozialgesetzen individuelle Härte- führen, ist einfach unmöglich.
fälle entstehen, weil beispielsweise Personen, die im Sinne der
Rentengesetze als erwerbsfähig oder teilweise erwerbsfähig be-
gutachtet wurden, von den Arbeitsämtern als nicht vermitt-
lungsfähig festgestellt werden? Vizepräsident Dr. Dehler: Zusatzfrage.
Beabsichtigt der Herr Bundesarbeitsminister zur Abstellung
von Härten, die sich aus den unterschiedlichen Begriffsbestim- Büttner (SPD) : Darf ich mir, Herr Minister, die
mungen in den Sozialgesetzen für die ärztliche Begutachtung der
Erwerbsfähigkeit ergeben, einen Entwurf zur Vereinheitlichung Bemerkung erlauben, daß es sich nicht nur um Ein-
dieser Begriffsbestimmungen vorzulegen? zelfälle handelt, weil ich ,das raus der Praxis als Lei-
Bitte sehr, Herr Minister. ter der Widerspruchstelle bei einem Sozialversiche-
rungsträger bestätigen kann, und würden Sie, ohne
daßsonderlich viel Verwaltungskosten entstehen,
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- durch eine Umfrage einmal zu klären versuchen,
ordnung: Ich habe schon einmal eine Bleichlautende um wieviel Fälle es sich tatsächlich handelt, weil
Frage des Herrn Abgeordneten Jahn — in der 163. durch die Praxis nachgewiesen ist, daß die schaffen-
Sitzung des Deutschen Bundestages — beantwortet. den Menschen einmal nach den Bestimmungen der
Haben Sie bitte Verständnis dafür, wenn ich jetzt Arbeitslonvchug,zmadernch
dem Sinne nach die gleiche Antwort gebe. Bestimmungen der Rentenversicherung eingeteilt
Mir ist bekannt, Herr Kollege Deneke, daß die werden, so daß sie einerseits nicht vermittlungs-
unterschiedlichen Begriffsbestimmungen in den ein- fähig durch das Arbeitsamt sind, auf der anderen
zelnen Zweigen der Sozialversicherung in einigen Seite aber vom Rentenversicherungsträger einen
Fällen die Vorstellung erwecken, als führten sie zu Ablehnungsbescheid erhalten?
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober l963 4143

Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Geiger (SPD) : Herr Minister, sind Sie bereit,
ordnung: Herr Abegordneter Büttner, das ist das zusammen mit Ihren Länderministerkollegen — so
alte Problem. Es kann jemand durchaus der Vermitt- ähnlich wie im Lande Baden-Württemberg — eine
lung nicht fähig sein, obwohl er im Sinne der Ren- Verordnung auszuarbeiten, wonach letztlich auf
tenversicherungsgesetzgebung nicht erwerbsunfähig Grund gegenseitiger Aussprache einer der Sozial-
ist. Aber ich will gerne Ihrer Anregung folgen und versicherungsträger zur Erledigung zuständig ist.
einmal eine Anfrage an .die Bundesanstalt und an
die Rentenversicherungsträger richten, ob sie in der Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
Lagewärn,usz ievlnFäd- ordnung: Ob ich bereit bin, eine Verordnung aus-
ses Problem bei ihnen aufgetaucht ist. zuarbeiten, hängt davon ab, ob mir das Gesetz die
Ermächtigung gibt, eine Verordnung zu erlassen.
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Ich müßte also prüfen, ob eine solche Ermächtigung
Fritsch zu einer Zusatzfrage. gegeben ist. Wenn nicht, kann ich auch nicht eine
solche Verordnung erlassen.
Fritsch (SPD) : Herr Minister, ist es Ihnen mög-
lich, sich in die psychologische Lage der vielen An- Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage.
tragsteller auf Erwerbs- oder Berufsunfähigkeits-
renten nach der Rentenversicherungsgesetzgebung Geiger (SPD) : Sind Sie auch nicht bereit, mit
hineinzufühlen, die vom Träger der Rentenversiche- Ihren Ministerkollegen solche Gespräche mit diesem
rung einen ablehnenden Bescheid wegen angeblich Ziel zu führen?
fehlender Invalidität erhalten, andererseits aber
von den Arbeitsämtern gesagt bekommen, daß sie Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung hät- ordnung: Diese Gespräche hätten keinen Sinn, wenn
ten, weil sie nach den Grundsätzen, die für die Ar- ich nicht in der Lage wäre, eine Verordnung zu er-
beitsvermittlung gelten, angeblich nicht vermitt- lassen. Das wäre zunächst zu prüfen.
lungsfähig seien?
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich nehme an, Herr Ritzel zu einer Zusatzfrage.
Minister, daß sie bereit sind, auf die Frage einzu-
gehen. — Sie wollen dazu nichts sagen?
Ritzel (SPD) : Herr Minister, gibt Ihnen nach Ihrer
Kenntnis das Gesetz das Recht zum Erlaß einer sol-
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- chen Verordnung?
ordnung: Die Frage ging dahin, ob ich mich in die
psychologische Lage versetzen könnte. Ich bemühe Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
mich immer, mich in die psychologische Lage ande- ordnung: Ich möchte auf den ersten Blick sagen:
rer Menschen zu versetzen. Daß mir das in jedem
nein.
Fall gelinge, kann ich nicht behaupten.
(Zurufe von der SPD) Ritzel: Aha!

Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe dann auf
Fritsch, eine Zusatzfrage. Ich bitte, die Frageform die Frage XI19 — des Herrn Abgeordneten Liehr — :

einzuhalten.
Liegen der Bundesregierung Erfahrungsberichte und Aus-
wertungen über die auf Grund des § 45 des Jugendarbeits-
schutzgesetzes vom 9. August 1960 durchgeführten ärztlichen
Fritsch (SPD) : Herr Minister, ist Ihnen bekannt, Untersuchungen Jugendlicher vor?
daß der Begriff der Arbeitsfähigkeit bzw. -unfähig-
Bitte, Herr Minister!
keit auch in anderen Bereichen der Sozialgesetz-
gebung eine unterschiedliche Auslegung erfährt,
u. a. im Bereich der Sozialhilfe und in den Bereichen Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
der Lastenausgleichsgesetzgebung? ordnung: Der Sechste Abschnitt des Jugendarbeits-
schutzgesetzes über die gesundheitliche Betreuung
ist am 1. Oktober 1961 in Kraft ,getreten. Nach der
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung: Das ist mir nicht bekannt. Ob jemand er- Übergangsvorschrift des § 52 des Gesetzes galten
werbsunfähig oder nicht erwerbsunfähig auf Grund diese Vorschriften ibis zum 30. September 1963
einer Krankheit, eines Gebrechens oder etwas ähn- grundsätzlich nicht für die Jugendlichen, die am
1. Oktober 1961 bereits 16 Jahre alt waren. Erst seit
lichem ist, unterliegt der ärztlichen Beurteilung.
dem 1. Oktober 1963 gelten die Vorschriften für
Diese kann natürlich in Einzelfällen sehr unter-
schiedlich sein, weil auch die medizinische Wissen- alle Jugendlichen.
schaft in ihren Erkenntnissen nicht ohne jeden Feh- In der ersten Zeit nach Inkraftreten ides Sechsten
ler ist. Aber im allgemeinen handelt es sich um Abschnittes kamen etwa nur 50 bis 60 0/0 der Ju-
gleiche Dinge, diegleichbehandelt werden. gendlichen, für die die Verpflichtung bestand, sich
vor der Arbeitsaufnahme untersuchen zu lassen,
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage dieser Verpflichtung nach. Nach den neuesten Fest-
des Herrn Abgeordneten Geiger. stellungen dürfte der Prozentsatz inzwischen im
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Bundesminister Blank
Durchschnitt etwa 70 bis 80 % betragen, jedoch liegt Ärzte für angemessen hielten, geeinigt. Zur Zeit höre
bei den ordentlichen Nachuntersuchungen der Pro- ich keine Klagen darüber. Aber ich müßte der Sache
zentsatz auch jetzt noch unter dem der Erstunter- genauer nachgehen.
suchungen. Die Prozentzahlen schwanken nicht nur Herr Präsident, darf ich im Anschluß auch die Fra
im Vergleich der einzelnen Bundesländer, sie sind gen beantworten, die auf der Drucksache IV/1502
auch in den einzelnen Ländern örtlich und bezirk- stehen?
lich nicht einheitlich. Die Aufsichtsbehörden sind
nach Ablauf einer Übergangszeit dazu übergegan-
gen, die Kontrollen zu verstärken. Auch läßt die Vizepräsident Dr. Dehler: Ich möchte zunächst
starke Propaganda, die von allen beteiligten und einmal die Fragen aus der Drucksache 1500 erle-
interessierten Stellen mit idem Ziel betrieben wird, digen. Irgendeine Ordnung muß ich ja durchhalten.
der unbedingten Beachtung der Vorschriften Gel- Ich rufe auf die Fragen aus dem Geschäftsbereich
tung zu verschaffen, erhoffen, daß in absehbarer des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes,
Zeit diese gesetzlichen Bestimmungen voll beachtet zunächst die Frage Ill — des Herrn Abgeordneten
werden. Liehr —.
Teilauswertungen im Lande Berlin haben er-
Trifft es zu, daß das Bundespresseamt einen Farbfilm an
geben, daß von je 100 untersuchten männlichen unsere Auslandsvertretungen verleiht, der über Deutschland
Jugendlichen 62 keine Einschränkungsvermerke informieren soll, jedoch bei den Berlin betreffenden Szenen
Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen völlig ignoriert und im
nach § 47 Abs. 2 des Jugendarbeitsschutzgesetzes, übrigen die unmenschliche Zerrissenheit unseres Landes sehr
verharmlost darstellt?
25 einen einschränkenden Vermerk und 13 mehrere
Einschränkungsvermerke erhalten haben. Bei den Bitte, Herr Staatssekretär!
untersuchten Mädchen sind diese Ergebnisse gün-
stiger.
Ergänzungsuntersuchungen werden nach den bis- von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef:
herigen Erfahrungen vorwiegend durch Augenfach- Das Presse- und Informationsamt der Bundesregie-
ärzte und Fachärzte für Orthopädie durchgeführt, rung verleiht keine Filme, in denen die Teilung
was darauf hindeutet, daß häufig Brechungsfehler Deutschlands verharmlost wird. In den Filmarchiven
der Augen vorliegen und Skelettveränderungen, der deutschen Vertretungen befinden sich neben
wie Haltungsfehler und Fußdeformitäten, bestehen. Filmkopien neueren Datums auch solche, die vor
dem 13. August 1961 hergestellt sind, darunter der
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage? in Ihrer Frage, Herr Abgeordneter, wohl gemeinte
— Herr Abgeordneter Liehr, bitte! Film „Begegnung mit Deutschland".
Dieser Film ist im Jahre 1958 fertiggestellt worden
Liehr (SPD) : Herr Minister, beabsichtigen Sie und informiert umfassend über die Verhältnisse des
eine Auswertung dieser Unterlagen über den Ge- Jahres 1958. Nach dem 13. August 1961 wurde für
sundheits- und Eignungszustand der Jugendlichen diesen Film eine Kurzfassung mit einer Laufzeit von
zu veranlassen und dem Parlament zu gegebener insgesamt 46 Minuten hergestellt, in dem die Ereig-
Zeit vorzulegen? nisse des 13. August 1961 berücksichtigt werden.
Zusammenfassend möchte ich noch sagen, daß das
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- Presse- und Informationsamt seit 1961 insgesamt
ordnung: Ja, wir sind begierig auf diese Ergebnisse,
16 Filme zum Thema Mauer, Todesstreifen, Teilung
weil sie uns einen ersten umfassenden Überblick
Berlins, Teilung Deutschlands hergestellt und in
geben. Sobald ich das Material in einiger Breite
jeweils sieben bis zehn Sprachfassungen an die Aus-
zur Verfügung habe, werde ich dem Parlament dar- landsvertretungen verteilt hat. Außerdem werden
über einen Bericht erstatten. Mir scheint das sehr
notwendig zu sein. - diese Probleme ständig in den Filmmagazinen behan-
delt, die im Auftrag des Presse- und Informations-
amtes für das Fernsehen hergestellt werden.
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage,
Herr Abgeordneter Liehr!
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage?
Liehr (SPD) : Herr Minister, ist gewährleistet, daß — Herr Abgeordneter Liehr!
die Honorierung der frei praktizierenden Ärzte dem
Umfang und der Bedeutung solcher Untersuchungen Liehr (SPD) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen nicht
angemessen ist, und gibt es dafür übereinstimmende bekannt — um die Darstellung einer großen Tages-
finanzielle Regelungen in den Ländern? zeitung wiederzugeben —, daß diesem Film zufolge
„die Deutschen entweder mit langen Bärten auf
Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozial- schattigen Bänken" sitzen „oder ... in München
ordnung: Da bin ich im Augenblick überfragt. Es gab Bier" trinken, daß „die Jugend ... auf der Alster
Unstimmigkeiten. Zunächst einmal war von der und in der Lübecker Bucht zu segeln" pflegt, daß
ärztlichen Organisation beanstandet worden, daß „eigentlich niemand" arbeitet, „und wenn, dann ...
die Honorierung für diese Untersuchungen zu gering eine Flasche Bier neben sich" hat, daß „die inter-
sei. Man hat sich inzwischen auf einen mittleren nationale Bauausstellung im Hansa-Viertel" von
Betrag, also in der Mitte zwischen dem, was die Berlin gepriesen wird „und ein Wagen mit KB-
Länderminister gewähren wollten, und dem, was die Nummer" durch das „Brandenburger Tor" fährt?
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von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef: scheidung darüber den Auslandsvertretungen wegen


Ich bin sicher, daß sich die Kritik dieser Tages- der unterschiedlichen Verhältnisse an Ort und Stelle
zeitung auf einzelne Ausschnitte aus der Langfas- überlassen werden muß. Ich bin aber bereit, auch
sung des Filmes bezieht. Ich darf noch einmal wie- diese Frage zu prüfen und zu veranlassen, daß, wenn
derholen, daß der Film den Versuch macht, umfas- das Vorführen vor dem Ausschuß zu einem Ergebnis
send über unsere Verhältnisse zu informieren. Es führt, das ein Verfolgen Ihres Vorschlags angezeigt
werden auch andere Aspekte des öffentlichen Le- erscheinen läßt, nur noch die Kurzfassung, die den
bens in Deutschland als die von Ihnen erwähnten in 13. August 1961 berücksichtigt, vorführen zu lassen.
dem Film dargestellt.
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich danke Ihnen,
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage Herr Staatssekretär.
des Herrn Abgeordneten Liehr.
Ich rufe auf die Frage I/2 —des Abgeordneten
Liehr (SPD) : Was gedenkt die Bundesregierung Kalbitzer —:
zu tun, damit die erforderlichen politischen Infor- Veranlassen der Bundesnachrichtendienst, der Militärische
mationen gerade dem Ausland in geeigneter und AbschirmDienst und die Sicherungsgruppe Bonn des Bundes-
kriminalamtes ebenfalls alliierte Dienststellen, bei von ihnen
aktueller Weise vermittelt werden können? benannten Personen Telefone und/oder die Post zu überwachen?

Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-


von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef:
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
Ich glaube, Herr Abgeordneter, daß wir gerade zum
Herrn Bundeskanzlers Dr. Adenauer vom 8. Okto-
Thema der Teilung Deutschlands und insbesondere
zum Thema der Mauer eine sehr große und umfas- ber 1963 lautet:
sende Anstrengung auf allen Gebieten der poli- Die Frage betrifft drei verschiedene Geschäftsbereiche der
Bundesregierung, für die folgendes gesagt werden kann:
tischen Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben.
Die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamtes hat niemals
Ich darf vielleicht zu Ihrer Filmfrage noch nach- alliierte Dienststellen veranlaßt, Telefone oder Postsendungen
zu überwachen. Die Aufgaben des Bundesnachrichtendienstes
schieben, daß die von Ihnen zitierte Kritik in der liegen in der Auslandsaufklärung. Die Zusammenarbeit mit den
Alliierten beschränkt sich auf diesen Aufgabenkreis. Die Bundes-
Tageszeitung einen Film betrifft, der das Prädikat wehr arbeitet mit den verbündeten Streitkräften der NATO auf
„besonders wertvoll" von der Prüfstelle bekommen allen militärischen Gebieten, also auch auf dem Gebiet der militäri-
schen Sicherheit, eng zusammen. Die militarische Sicherheit, vor
hat. allem die Spionageabwehr, ist ein gemeinsames Interesse aller
in der NATO verbündeten Staaten. Dies gilt besonders für die
in Deutschland stationierten Streitkräfte.
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Weitere Einzelheiten können im Staatsinteresse nur einem
kleinen Gremium des Bundestages mündlich mitgeteilt werden.
Ritzel zu einer Zusatzfrage!
Wir kommen nun zu den Fragen aus dem Ge
Ritzel (SPD) : Herr Staatssekretär, sind Sie bereit, schäftsbereich des Bundesministers für gesamtdeut-
diesen Film, bevor Sie ihn draußen weiter verbreiten sche Fragen.
lassen, zunächst einmal dem Gesamtdeutschen Aus-
Ich rufe auf die Fragen III/1 und III/2 — des Ab-
schuß und dem Außenpolitischen Ausschuß vorzu-
geordneten Storm —:
führen?
Warum wird über das Publikationsvorhaben des Mitteldeut-
schen Kulturrats zu § 96 Bundesvertriebenengesetz „Jahrbuch Die
von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef: Mitte 1963" keine endgültige Entscheidung getroffen, obwohl das
Der Film ist schon in den meisten Auslandsvertre- Vorhaben bereits seit sieben Monaten mit sämtlichen Kalku-
lationsunterlagen des Verlages zur Vorlage gebracht wurde?
tungen gezeigt worden. Wie gesagt, ist auch die
zusammenfassende Kurzfassung nach dem 13. August Ist dem Herrn Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen be-
1961 schon an die Auslandsvertretungen verteilt. kannt, daß das Erscheinen der Publikation „Jahrbuch Die Mitte"
im Jahr 1963 durch die eingetreten Verzögerung in Frage
Ich bin aber gern bereit, dem Ausschuß Gelegenheit gestellt ist?
zu geben, sich zu dem Film zu äußern. -
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
Ritzel (SPD) : Danke. Herrn Bundesministers Dr. Barzel vom 22. Juli 1963
lautet:
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage?
— Herr Abgeordneter Hammersen, bitte! 1. Die endgültigen Kalkulationsunterlagen wurden vom Verlag
unter dem 12. 2. 1963 erstellt und am 14. 2. 1963 in meinem
Hause abgegeben. Eine Entscheidung konnte bisher nicht ge-
troffen werden, weil ich durch die Verzögerung der Ver-
Hammersen (FDP) : Herr Staatssekretär, wären abschiedung des Bundeshaushaltes noch nicht zu übersehen
vermag, über welche Mittel ich im Rechnungsjahr 1963 ver-
Sie nicht nach dem gegebenen Sachverhalt und nach fügen kann.
den Schilderungen bereit, die Langfassung, die doch Besonders sorgfältig war im Hinblick darauf die Frage zu
prüfen, ob es sich um ein so dringendes Vorhaben handelt,
zweifellos andere Verhältnisse zeigt, als sie durch daß es trotz der bekannten angespannten Haushaltslage ge-
die Mauer in Deutschland inzwischen eingetreten fördert und eventuell anderen Vorhaben vorgezogen werden
soll. Es darf dabei nicht übersehen werden, daß es sich um
sind, überhaupt aus dem Verkehr zu ziehen? den ersten Band einer Schriftenreihe des Mitteldeutschen
Kulturrates handelt, zu dessen Gesamtkosten von DM 17 100,—
ein verlorener Druckkostenzuschuß von DM 16 000,— erbeten
wird und die gesamte Auflage von 2000 Stück unentgeltlich
von Hase, Staatssekretär, Bundespressechef: nach einem vom Mitteldeutschen Kulturrat noch zu erstellen-
den Verteiler abgegeben werden soll. Die Honorare für das
Die Grundsatzfrage, ob von der Zentrale aus Filme Manuskript in Höhe von DM 2550,— wurden bereits 1962 aus
aus dem Verkehr zu ziehen sind, haben wir geprüft. von mir zur Verfügung gestellten Mitteln bezahlt. Zusätzlich
zu diesen Aufwendungen wären von mir noch die Versand-
Wir halten an der Regelung fest, daß die letzte Ent- kosten zu tragen.
4146 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Vizepräsident Dr. Dehler
2. Durch die vorstehend dargestellte Verzögerung muß m. E. das Ich rufe auf die Fragen XII/1, XII/2 und XII/3 —
Erscheinen dieser Publikation im Jahre 1963 noch nicht infrage
gestellt sein. Eine Veröffentlichung dieses Umfangs (200 Sei- des Abgeordneten Buchstaller —:
ten, 16 Seiten Tafeln, 2 Beilagen) dürfte bei Vorliegen des
druckfertigen Materials innerhalb von drei Monaten herzu- Welchen Erfolg hatte die Umstellung der Kupplung des 0,25-t-
stellen sein. Der Verleger hat in den mündlichen Verhand- Auto-Union-Geländewagens vom Fabrikat Häußermann auf das
lungen jedenfalls eine wesentlich kürzere Frist genannt. Fabrikat Fichtel & Sachs?
Voraussetzung ist freilich, daß ich die erforderliche Beihilfe Konnte seit der Umstellung der Kupplung des 0,25-t-Auto-
im Rechnungsjahr 1963 überhaupt zur Verfügung stellen Union-Geländewagens auf ein anderes Fabrikat die Häufigkeit
kann, insbesondere angesichts der vom Herrn Bundesminister der Brüche an den Achsmanschetten auf ein normales Maß
der Finanzen angeordneten zehnprozentigen Sperre unserer reduziert werden?
einschlägigen Haushaltsmittel.
Ist dem Herrn Bundesverteidigungsminister bekannt, daß die
Ich rufe auf Frage III/3 — des Herrn Abgeordne- Zahl der Motorschäden beim 0,25-t-Auto-Union-Geländewagen
sehr weit über dem normalen Verschleiß liegt und Experten
ten Memmel —: die Ursache dieser Motorschäden in dem unzureichenden Kühl-
system sehen?
Sind der Bundesregierung die Ä uflerungen bekannt, die die
Delegation (800 Teilnehmer) des Landesverbandes der Falken,
Berlin, auf ihrer Reise durch die Tschechoslowakei von sich Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beantwor-
gegeben hat? tung einverstanden erklärt. Die Antwort des Herrn
Bitte, Herr Minister. Bundesministers v. Hassel vom 2. August 1963
lautet:
Dr. Barzel, Bundesminister für gesamtdeutsche Die Fichtel & Sechs-Kupplung brachte gegenüber der ursprüng-
lich serienmäßig verwendeten Häußermann-Kupplung eine we-
Fragen: Der Bundesregierung ist bekannt, was sentliche Verbesserung; der Verschleiß bewegt sich jetzt in
normalen Grenzen.
Sprecher einer Delegation des Berliner Landesver- Durch Einführung verbesserter innerer und äußerer Achs-
bandes der „Falken" bei einer sogenannten politisch manschetten konnte die Häufigkeit der Brüche an den Achs-
manschetten beim 0,25-t-Auto-Union-Geländewagen beseitigt
kulturellen Stunde am 29. September 1963 in There- werden.
sienstadt geäußert haben. Die Bundesregierung Daß die Motoren der Bundeswehr-Kfz Lkw 0,25 t gl Auto-Union
einem übernormalen Verschleiß unterliegen, trifft zu. Die Mo-
stimmt mit dem Berliner Senator für Jugendfragen toren müssen im Durchschnitt nach 25 000 bis 30 000 militärischen
überein, der sich von diesen Äußerungen in There- Fahrkilometern, die schwierige Geländefahrten einschließen,
überholt werden. Dies entspricht etwa einer vergleichbaren Fahr-
sienstadt sowohl der Form, als auch dem Inhalt nach leistung von 50 000 bis 70 000 km Straße.
scharf und klar distanziert hat. Allgemein sind Schäden an diesem Fahrzeug — soweit die
Fahrzeuge nicht unzulässig hoch belastet werden — nicht auf
unzureichendes Kühlsystem zurückzuführen. Überhitzung des
Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter Motors kann natürlich trotzdem durch falsche Bedienung, nämlich
Fahrweise in einem zu großen Gang bei langsamer Geschwindig-
Memmel, eine Zusatzfrage? keit, eintreten.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß bei der Eigenart
des militärischen Betriebes — wie z. B. ungeübte Fahrer, Fahrer-
Memmel (CDU/CSU) : Ist der Bundesregierung wechsel, Einsatzanforderungen an das Fahrzeug, Korrosions-
schäden infolge langer Standzeiten abgestellter Fahrzeuge und
bekannt, daß die Falken, um im Ton einer dpa- Kurzstreckenbetrieb —. Bedienungs- und Wartungsfehler zu einem
frühzeitigeren Motorverschleiß als bei einem Privatfahrzeug
Meldung zu sprechen, rückfällig geworden sind, in führen.
dem sie nämlich auf einer zweiten Reise mit 570
Teilnehmern unter der Führung ihres Vorsitzenden Frage XII/4 — des Abgeordneten Josten —:
Alfred Gleitze wiederum ähnliche Äußerungen dort
Welche Pläne hat die Bundesregierung, um die fehlenden not-
drüben gemacht haben? wendigen Sportanlagen bei den Truppenunterkünften zu errich-
ten?

Dr. Barzel, Bundesminister für gesamtdeutsche Bitte, Herr Staatssekretär.


Fragen: Die entsprechenden Meldungen sind be-
kannt. Es ist versichert worden, daß es sich um Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Falschmeldungen handle, die auf kommunistische Verteidigung: Der Bau von Sportanlagen für die
Quellen zurückgingen und nicht den Tatsachen ent- Bundeswehr hat in den ersten Jahren des Aufbaus in
sprächen. den Hintergrund treten müssen gegenüber den Bau-
maßnahmen zur Herstellung der Einsatzbereitschaft
Vizepräsident Dr. Dehler: Frage III/4 — des - der deutschen integrierten Verbände. Nachdem nun-
Abgeordneten Memmel —: mehr insoweit ein gewisser Aufbaustand erreicht ist,
Ist die Reise der Delegation des Landesverbandes der Falken, kommt der Errichtung von Ergänzungseinrichtungen
Berlin, die in Theresienstadt und Prag lt. Rundfunk- und Presse- und dabei insbesondere von Sportanlagen eine be-
meldungen von einem „Deutschland der großen und kleinen
Eichmänner, der Heydes, der Globkes und der Oberländer" und sondere Bedeutung zu. Auch die Sportanlagen wer-
von einem „Versagen der Führung der Bundesrepublik" sprach, den nunmehr ab sofort in verstärkten Maßnahmen
mit Bundesmitteln mittelbar oder unmittelbar finanziert worden?
berücksichtigt. So schlimm, wie man es manchmal in
Dr. Barzel, Bundesminister für gesamtdeutsche der Öffentlichkeit denkt, ist die Situation allerdings
Fragen: Die Reise der Delegation des Berliner Lan- nicht. Wir haben insgesamt 461 Kasernenanlagen.
desverbandes der Falken nach Theresienstadt ist 370 haben Sportanlagen, bei weiteren 54 sind die
weder unmittelbar noch mittelbar aus Bundesmitteln Sportanlagen im Bau.
finanziert worden.
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage,
Abgeordneter Josten?
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage?
— Keine.
Josten (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, darf ich
Ich danke Ihnen, Herr Minister. Sie nach dieser immerhin erfreulichen Anwort fra-
Wir kommen dann zu den Fragen aus dem Ge- gen, ob auch die finanzielle Unterstützung von Sport-
schäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung. anlagen der Städte und Gemeinden oder von Sport-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4147
Josten
vereinen vorgesehen ist, soweit diese an einem und stellen müssen als die Bedürfnisse der Bundes-
Standort gebaut und der Truppe zur Mitbenutzung wehr.
zur Verfügung gestellt werden? Die Standortverwaltungen sind aber grundsätzlich
angewiesen, preiswertes deutsches Frischobst und
Frischgemüse — wenn es im Rahmen dessen, was
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der ich ausgeführt habe, möglich ist — zu beschaffen. So
Verteidigung: Herr Abgeordneter, von den vorhan-
sind sie gerade Mitte September auf die gegenwär-
denen 370 Sportanlagen sind 223 gemietet, davon
tige Schwemme am deutschen Obst- und Gemüse-
eine ganze Reihe bei örtlichen Vereinen oder bei
markt besonders hingewiesen und aufgefordert
Gemeinden oder Gemeindeverbänden. Wir haben
worden, einen vermehrten Verbrauch von deutschem
also ohnehin eine enge Zusammenarbeit. Wir legen
Obst und Gemüse vorzusehen.
aber darüber hinaus Wert darauf, mit Gemeinden
zusammenzugehen, die nicht in der Lage sind, sich
Sportanlagen zu erbauen. Das paßt auch ganz gut, Vizepräsident Dr. Dehler: Frage XII/7 — des
weil wir überwiegend vormittags Sport treiben, wäh- Herrn Abgeordneten Dr. Atzenroth —:
rend die Vereine mehr am Nachmittag und Abend Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen,
daß die Bevölkerung und die Kurgäste des Kurbades Bad
Sport treiben. Eine volle Geldhingabe an Gemein- Neuenahr fast täglich durch Tiefflüge von Bundeswehrflugzeugen
den für diesen Zweck dagegen ist nach den Richt- in unerträglichem Maße gestört werden?

linien nicht möglich, nur ein angemessener Beitrag. Der Abgeordnete Dr. Atzenroth ist nicht im Saal.
Die Frage wird schriftlich beantwortet.
Vizepräsident Dr. Dehler: Keine weitere Zu- Frage XII/8 — des Herrn Abgeordneten Wäch-
satzfrage. Ich rufe auf die Frage XII/5 — des Herrn ter —:
Abgeordneten Wienand —:
Warum sind die vorgesehenen Zuschüsse an die Schulträger
Sind in irgendwelcher Art Angehörige der Bundeswehr oder für die durch die Bundeswehr bedingten Schulneubauten um 1/3
der Wehrbereichskommandos in den Heyde-Prozen verwickelt? gesenkt worden?

Der Abgeordnete Wienand ist nicht im Saal. Die Bitte, Herr Staatssekretär.
Frage wird schriftlich beantwortet.
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Frage XII/6 — des Herrn Abgeordneten Sander —: Verteidigung: Bei der Berechnung der Bundesfinanz-
Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um ange-
hilfen für Neu- und Erweiterungsbauten von Schu-
sichts der gegenwärtigen Schwemme am deutschen Obst- und len, die durch den Zuzug von Bundeswehrangehö-
Gemüsemarkt eine preiswerte Versorgung der Bundeswehr mit
hochwertigem Frischobst und Frischgemüse aus der deutschen rigen bedingt sind, wurde bisher von der durch
Erzeugung zu fördern? schisittlichen Schlüsselzahl von 1,5 — schulpflichtige
Die Frage wird von Herrn Abgeordneten Imle Kinder je Wohneinheit — ,ausgegangen. Hierbei
aufgenommen. wurde die Anzahl der schulpflichtigen Kinder der
Anzahl der auf eine Wohneinheit entfallenden Kin-
Bitte, Herr Staatssekretär. der gleichgesetzt.
Die bei der Festlegung dieser Schlüsselzahl ge-
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der hegte Erwartung, die Kinderzahl der Bundeswehr-
Verteidigung: Für die Verpflegung der Soldaten angehörigen werde sich einerseits durch die zuneh-
müssen die Standortverwaltungen mit einem Ver- mende Verjüngung der Bundeswehr, andererseits
pflegungssatz von 2,75 DM pro Tag auskommen. Bei durch Schaffung von familiengerechtem Wohnraum
der Verwendung dieses Geldes sind sie nach der erhöhen, hat sich bisher nicht erfüllt.
Verdingungsordnung für Leistungen verpflichtet, so Es war daher erforderlich, die der Berechnung der
preisgünstig und wirtschaftlich wie möglich einzu- Bundesfinanzhilfen zugrunde gelegte durchschnitt-
kaufen. Die Standortverwaltungen können daher --g liche Schlüsselzahl dem tatsächlichen Zustand anzu-
ausschließlich deutsches Frischobst und Frischgemüse passen, d. h. die Schlüsselzahl um ein Drittel zu
nur beschaffen, wenn es ebenso preisgünstig oder senken. Die neue Schlüsselzahl entspricht also den
vielleicht preisgünstiger angeboten wird als auslän- augenblicklichen Verhältnissen.
dische Ware.
Eine Erhöhung des Verpflegungssatzes von 2,75 Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage
DM ist nicht möglich, jedenfalls nicht zum Zweck sol- des Herrn Abgeordneten Wächter.
cher Unterstützungsmaßnahmen für bestimmte
Erzeuger und Erzeugergruppen, weil alle länger- Wächter (FDP) : Sind Sie nicht der Meinung, Herr
dienenden Soldaten dieses Geld aus ihrer eigenen Staatssekretär, daß ein Teil der Städte und Ge-
Tasche zu zahlen haben und wir nur für die Wehr- meinden sich nur deswegen mit der Einrichtung
pflichtigen die 2,75 DM aus der Staatskasse aus- eines Standortes der Bundeswehr einverstanden er-
geben. klärt hat, weil sie bei den ihnen daraus entstehen-
Darüber hinaus darf ich allerdings sagen, daß den finanziellen Verpflichtungen mit den damals
solche Unterstützungsaktionen nicht in erster Linie vorgesehenen und auch zugesagten Zuschüssen ge-
Sache des Verteidigungsressorts sind. Bei solchen rechnet haben? Sind Sie nicht weiter der Meinung,
Aktionen würden wir auf allen Gebieten nicht als daß zumindest die Städte und Gemeinden, die vor
Einkäufer tätig werden, sondern unter Umständen dem Erlaß des Bundesverteidigungsministeriums
wirtschaftspolitische Gründe stärker in den Vorder vom 13. August 1963, der bekanntlich die Reduzie-
4148 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

Wächter
rung der Zuschüsse um ein Drittel vorsieht, ihre Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Herr
Finanzierungspläne erstellt und Baupläne abge- Staatssekretär, Sie sprachen von rechtsverbind-
schlossen, teilweise sogar mit dem Bau begonnen lichen Zusagen, die schon vor Jahren gemacht wor-
haben, vor Finanzierungsschwierigkeiten stehen, die den sind und bis heute wegen mangelnder Mittel
sie aus eigener Kraft einfach ,gar nicht überwinden nicht eingelöst werden konnten. Was verstehen Sie
können? unter solchen rechtsverbindlichen Zusagen.

Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der


Verteidigung: Herr Abgeordneter, ich kenne die Si- Verteidigung: Sie, Herr Abgeordneter, meinen, daß
tuation sehr genau, weil ich mit sehr vielen Ge- eine Zusage gegeben ist, aber die Zahlung noch
meinden und Gemeindeverbänden die Verhandlun- nicht erfolgt ist?
gen über diese schwierigen Probleme selber führe.
In den Fällen, in denen einer Gemeinde, insbeson- Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Nein, Herr
dere einer kleineren Gemeinde ernste Schwierig- Staatssekretär, ich meine: Was verstehen Sie unter
keiten entstehen, versuchen wir mit allen Mitteln einer rechtsverbindlichen Zusage?
zu helfen. Das betrifft also in erster Linie kleinere
Gemeinden und insbesondere natürlich die Gemein- Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
den, denen bereits Zusagen gemacht worden sind. Verteidigung: Eine rechtsverbindliche Zusage ist
Soweit es sich ,um rechtsverbindliche Zusagen han- eine Zusage, auf Grund deren ein Rechtsanspruch
delt, müssen sie ohnehin eingehalten werden und des Dritten und ein Erfordernis, dieser Rechtsver-
können durch nachträgliche Änderung der Richt- pflichtung nachzukommen, für uns besteht. Ich
linien nicht berührt werden. Wir ,gehen aber in glaube, das ist die juristische Definition.
Sonderfällen kleinerer Gemeinden darüber hinaus,
um eben nicht eine Gemeinde in ernste Finanz-
schwierigkeiten geraten zu lassen. Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage
des Herrn Abgeordneten Höhmann!
Ich darf aber darauf hinweisen, daß dieses Pro-
blem auch noch dadurch sehr unangenehm wird, daß
Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) : Ich danke
unsere Finanzmittel nicht ausreichen, um die Auf-
Ihnen, Herr Staatssekretär, und frage nunmehr:
schließungskosten und Folgemaßnahmen in einer
Würden Sie, wenn vor Jahren schon von der zu-
nach unserer Ansicht ausreichenden Art zu bedie-
ständigen Wehrbereichsverwaltung eine mündliche
nen und durchzuführen und den Gemeinden zu hel-
Zusage gegeben worden ist, annehmen, daß ein
fen. Es ist möglich gewesen, den Etattitel — der
Wort eines solchen Mannes oder mehrerer Mit
Bundesminister der Finanzen hat das bewilligt —
glieder der Wehrbereichsverwaltung gegenüber
in diesem Jahr auf etwas über 137 Millionen DM
einer Gemeinde zu gelten hat? Oder glauben Sie,
zu erhöhen. Wir stehen für das nächste Jahr, also
daß man jetzt davon zurücktreten könne und das
1964, in Verhandlungen, um diese Ansätze weiter
nach dem neuesten Erlaß übliche Drittel absetzen
zu erhöhen.
dürfe?
Wir sind der Auffassung, daß wir den Gemein-
den da, wo es nötig ist, helfen müssen, im Interesse Hopi, Staatssekretär im Bundesministerium der
der Gemeinde, aber auch im Interesse der Bundes- Verteidigung: Herr Abgeordneter, ein Wort hat
wehr, da auch wir Einwohner der Gemeinde wer- genauso zu gelten wie eine Schriftliche Zusage. Ich
den und bei unzulänglichen Verhältnissen in der darf Sie bitten, wenn Sie einen Einzelfall meinen,
Gemeinde selber geschädigt sind. ihn mir mitzuteilen. Ich werde die Sache unverzüg-
lich nachprüfen.
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage?
— Herr Abgeordneter Dr. Schäfer! - Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage
des Herrn Abgeordneten Dr. Supf.
Dr. Schäfer (SPD) : Herr Staatssekretär, wäre es
nicht angezeigt gewesen, vor Änderung der Richt- Dr. , Supf (FDP) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen
linien den Haushaltsausschuß zu hören, nachdem, bekannt, daß ein Teil der betroffenen Gemeinden
wie bekannt, im Haushaltsausschuß übereinstim- beabsichtigt, entweder mit dem Bau der Schulen
mend die Ansicht vertreten wird, daß die zusätz- nicht zu beginnen oder den Bau stillzulegen, wenn
lichen Lasten, die den Gemeinden entstehen, auf die Verfügung vom 13. August nicht revidiert wird,
den Bundeshaushalt übernommen werden sollten? und würden sich daraus nicht für die Bundeswehr-
familien Konsequenzen ergeben, die gegebenenfalls
eine Erörterung im Verteidigungsausschuß ratsam
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der erscheinen ließen?
Verteidigung: Herr Abgeordneter, ich darf wohl
erst dann antworten, wenn ich diese Frage und die
Hopi, Staatssekretär im Bundesministerium der
Antwort mit dem Bundesministerium der Finanzen
Verteidigung: Herr Abgeordneter, ich weiß, daß in
besprochen habe.
einigen Fällen die Zahlung deshalb nicht rechtzeitig
erfolgen konnte, weil die Haushaltsansätze nicht
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage ausreichten. Ich habe aber vorher vorgetragen, daß
des Herrn Abgeordneten Höhmann. der Bundesminister der Finanzen einer Erhöhung
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4149
Staatssekretär Hopf
des Ansatzes unter Einsparung an anderer Stelle des Um die Ausbildungsflüge in geregeltem Rahmen
Verteidigungshaushalts zugestimmt hat. Infolge- ablaufen zu lassen, haben die Führungsstäbe der
dessen konnten wir die Auszahlungstermine wieder in Deutschland stationierten Luftwaffen in den letz-
auflockern und konnten schon jetzt in einigen dieser ten Jahren in umfangreicher Arbeit unter Beteili-
Fälle helfen. In allen anderen kritischen Fällen ste- gung der Länderregierungen und des Bundesmini-
hen wir in Verhandlungen, z. B. mit dem Ziel, daß sters für Verkehr die Flugstrecken und Tiefflug
die betreffende Gemeinde einen Kredit aufnimmt gebiete für Flüge in niederer Höhe festgelegt.
und wir dann so lange, bis wir den Zuschuß zahlen
können, den Schuldendienst für den Kredit über- Flüge in Höhen von 150 in über Grund und dar-
über werden nach den im Luftverkehrsgesetz ge-
nehmen.
gebenen Möglichkeiten fast über dem ganzen Ge-
biet der Bundesrepublik ausgeführt, um ein mög-
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage lichst weitgehende Verteilung und damit die ge-
des Herrn Abgeordneten Hammersen. ringstmögliche Belästigung des einzelnen Bürgers
— also aller Bürger in der Bundesrepublik — zu
Hammersen (FDP) : Herr Staatssekretär, würde erreichen.
es sich nicht empfehlen, in jedem einzelnen Falle
der Verhandlungen zwischen den Gemeinden, Ge- Für die Ausführung von Tiefflügen wurden Spe-
meindeverbänden und Ihrem Hause auch die Bun- zialkarten hergestellt, in denen außer den Tiefflug-
desländer einzuschalten, damit auch die Länderver- gebieten und -strecken die nicht unter 600 m über
waltungen über diese für die Gemeinden sehr tief- Grund zu überfliegenden Städte und andere Sperr-
greifenden Fragen unterrichtet sind? gebiete gekennzeichnet sind. Tübingen ist als eine
solche Stadt, die nicht in einer geringeren Höhe als
600 m überflogen werden darf, gekennzeichnet; es
Hopi, Staatssekretär im Bundesministerium der liegt allerdings unmittelbar an der Grenze des Tief-
Verteidigung: Herr Abgeordneter, in sehr vielen fluggebietes Nr. 8, das sich über den gesamten
Fällen müssen die Länder ohnehin eingeschaltet Schwarzwald erstreckt und der Öffentlichkeit aus
werden, insbesondere bei Schulfragen, weil ja auch Presseveröffentlichungen bekannt ist.
die Länder als äußere Schulträger oder jedenfalls als
Zuschußgeber mitwirken. In Einzelfällen dagegen, in Ich bitte um Entschuldigung, Herr Abgeordneter,
denen es sich ausschließlich um eine Gemeinde- daß ich hier ziemlich lang vortrage; aber die Sache
angelegenheit handelt, ist bisher das Land nicht ein- berührt ja die Öffentlichkeit ziemlich stark.
geschaltet worden. Wenn aber ein einzelnes Land Die Luftwaffe hat außer den Tiefflugkarten eine
den Wunsch hat, werden wir das selbstverständlich besondere Anweisung erlassen, die Tiefflüge nur
tun. in der Zeit von Montag bis Freitag und an diesen
Tagen nur bis 17 Uhr zuläßt und die Überfliegung
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage von Städten in niedriger Höhe untersagt.
der Frau Abgeordneten Dr. Flitz. Es liegt in der Materie der Übungsflüge, die ja
a n in der Ausbildung stehenden Flugzeugführern
Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) : Herr geflogen werden, daß die bestehenden Bestimmun-
Staatssekretär, ist Ihnen bekannt, daß im Land gen infolge von Navigationsirrtümern oder bedingt
Niedersachsen allein 40 Gemeinden von der Ver- durch besondere Witterungsverhältnisse nicht im-
fügung vom 13. August 1963 betroffen sind? mer eingehalten werden können. Ein Navigations-
irrtum von zwei, drei Grad bei der Geschwindigkeit
von 1000 bis 2000 km pro Stunde ergibt sehr leicht
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der ein Abweichen von 1 bis 2 km und damit schon eine
Verteidigung: Die Zahl für jedes einzelne Land ist Verletzung eines Sperrgebiets. Bei der Lage Tübin-
mir naturgemäß nicht bekannt. Ich weiß aber, daß - gens direkt an der Grenze eines Tieffluggebietes
dieser Einschränkungserlaß sehr unangenehm ist, besteht natürlich die Gefahr, daß Flugzeugführer
am unangenehmsten Frau Abgeordnete, für uns in die Grenze des Gebietes und damit insbesondere
der Verteidigung. den Stadtrand überfliegen.
Die Luftwaffe hat im Laufe des Sommers an ver-
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe auf die schiedenen Orten, aus denen sie Klagen über Lärm-
Frage XII/9 — des Abgeordneten Dr. Schäfer —: belästigung erhielt, Luftverkehrbeobachtungen
Ich frage den Herrn Bundesverteidigungsminister, welche An- durchführen lassen. Diese Beobachtungen ergaben,
weisungen das Bundesverteidigungsministerium geben wird, um
den gesundheitsschädigenden Lärm, der durch Düsenjägerflug-
daß die gegebenen Vorschriften hinsichtlich der
zeuge über der Stadt Tübingen mit ihren vielen Kliniken ver- Flugzeit exakt, hinsichtlich der Flughöhe nicht im-
ursacht wird, zu beseitigen.
mer exakt beachtet wurden. Die Zahl der zu be-
Bitte, Herr Staatssekretär! anstandenden Fäle betrug dabei jedoch nur bis zu
8 oder 9 % der beobachteten Flüge.
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der Der Luftwaffe ist bekannt, daß sich der in Tübin-
Verteidigung: Taktische Erfordernisse zwingen die gen ansässige Schutzbund für Staatsbürgerrechte
Luftstreitkräfte der NATO-Staaten dazu, die Flug- laufend über unzulässige Tiefflüge über Tübingen
zeugführer im Tiefflug auszubilden. Ohne eine sol- beschwert. Er hat im einzelnen seit Anfang 1962 bis
che Ausbildung wäre naturgemäß eine Luftwaffe jetzt, also in rund anderthalb Jahren, fünf Be-
nur von bedingtem Wert. schwerden an die Luftwaffe, darüber hinaus je eine
4150 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963
Staatssekretär Hopf
an das Auswärtige Amt, an den Bundesminister für Bundeswehr von sich aus die Einhaltung der von ihr
Verkehr, an die Bundestagsausschüsse für Gesund- gegebenen Vorschriften?
heitswesen, Verkehrswesen und Petitionen gerich-
tet, jedoch leider in keinem dieser Schreiben prä- Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
zise Angaben über Tage der Störung oder Anzahl Verteidigung: Herr Abgeordneter, das erfolgt auf
der Flüge gemacht, oder besser gesagt, machen kön- mehrfache Weise: durch die Überwachung der Flug-
nen. zeugführer auf dem Radarschirm, an Hand der Flug-
(Abg. Wehner: Das Volk hat keine Meß bücher, an Hand der Flugschreiber, an Hand von
geräte!) Vernehmnugen in Einzelfällen, an Hand von Be-
strafungen in Einzelfällen, wo ein grobfahrlässiges
Infolge dieser häufigen Klagen hat sich der Stell- oder vorsätzliches Verhalten vorliegt. Ferner lassen
vertreter des Inspekteurs der Luftwaffe mehrfach wir dies überall da beobachten, wo wir selber Ein-
an bekannte Persönlichkeiten Tübingens gewandt, heiten, insbesondere Luftwaffeneinheiten haben, die
um über diese Störungen besondere Beobachtungen hierauf spezialisiert sind. Weiter haben wir uns an
und näheren Aufschluß zu erhalten. Die Auskünfte viele Stellen gewandt, um die Dinge möglichst auch
besagten, das Ausmaß der Überflüge durch Düsen- örtlich feststellen zu lassen. Es ist zu beachten, daß
jäger sei relativ unbedeutend, störender seien häufig in der Bundesrepublik nicht nur Deutsche fliegen.
beobachtete Hubschrauberflüge. Daher haben wir einen sehr engen täglichen Kon-
takt mit den Stationierungsmächten, insbesondere
Dem Verteidigungsminister sind in diesem Jahre mit dem sogenannten ATAF, also den Luftflotten-
bisher lediglich zwei unzulässige Überflüge, nämlich verbänden, um in jedem Einzelfall, in dem wir nicht
am 19. Juli um 10.02 Uhr durch ein einzeln fliegen- feststellen können, daß es ein deutscher Flieger war,
des Flugzeug und am 24. Juli um 8.45 Uhr durch eine den Dingen nachzugehen, damit auch von seiten der
Rotte, mitgeteilt worden. Stationierungsmächte nicht nur eine genügende Er-
ziehung, sondern auch eine genügende Überwa-
Ungeachtet der vorstehenden Tatsachen beabsich- chung durchgeführt wird.
tigt der Verteidigungsminister, das gesamte bisher
festgelegte Tiefflugsystem und die zur Zeit bestehen- Das alles zusammen, Herr Abgeordneter, ändert
den Ausbildungsforderungen zusammen mit Vertre- aber nichts an der Tatsache, daß auch bei korrekten
tern der Stationierungsmächte und den Komman- Fliegen, also bei nicht zu tiefem Fliegen, nicht bei
dierenden Generalen der beiden Taktischen Luft- Verletzung der auf den Streckenkarten vorgesehe-
flotten noch im Laufe dieses Jahres einer Überprü- nen Gebiete, die Lärmbelästigung für die Bevölke-
fung zu unterziehen. rung einfach zu groß ist.

Darüber hinaus, Herr Abgeordneter, ist Ihnen ja Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Frage?
aus dem Haushaltsausschuß bekannt, daß wir uns
bemühen, einen großen Teil der Ausbildungsfliege-
rei nach Amerika und nach anderen Staaten zu Dr. Schäfer (SPD) : Könnten Sie deshalb anord-
legen. Ich bin nämlich persönlich der Ansicht: wir nen, ,daß insbesondere in den Randgebieten dieser
können tun was wir wollen — wenn wir mit Düsen- Tiefflugzonen es untersagt wird, daß — einfach we-
fliegern, insbesondere Überschallfliegern, in solcher gen der Schockwirkung auf die ganze Bevölkerung
Anzahl, wie die Flugzeuge auf uns zukommen, in — die Schallmauer durchbrochen wird?
der eng besiedelten Bundesrepublik fliegen, wenn
wir ferner die sogenannte Adex-Zone, das heißt, eine Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Zone im Osten der Bundesrepublik von Norden nach Verteidigung: Herr Abgeordneter, .das Verbot der
Süden und andere Zonen in großer Zahl beachten Durchbrechung der Schallmauer am Rande eines sol-
müssen, können wir in dem übrigen Gebiet der Bun- - chen Schongebietes — um einmal diesen Ausdruck
desrepublik eine starke Lärmbelästigung, die zu z u gebrauchen — wäre eine nicht ausreichende
einer Schädigung gesundheitlicher Art führen kann, Maßnahme. Wir haben ja Mindesthöhen, in denen
einfach nicht vermeiden. Es wird nichts anderes übrig- die Schallmauer nur durchbrochen werden darf. Ich
bleiben — Sie wissen, wir stehen da in sehr erfolg- habe sie im Augenblick nicht im Kopf. Mir ist so
versprechenden Verhandlungen —, als mit dem Aus- dunkel in Erinnerung; Mindesthöhe 15 000 m. Das
bildungsverkehr sehr stark in das Ausland zu gehen, nutzt gar nichts. Auch in dieser Höhe ist der Lärm
wo irgendwo dünner besiedelte Gebiete sind. und die Druckwelle bei der Durchbrechung der
Schallmauer, sowohl wenn man in größere Ge-
schwindigkeit geht, als auch wenn man in geringere
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, Geschwindigkeit zurückgeht, so ungeheuer, daß das
Herr Abgeordneter Dr. Schäfer! Erschrecken der Menschen — ich gebe zu, bis zu
einer gewissen Schädigung des Menschen — einfach
nicht zu vermeiden ist. Da der Schall und die Druck-
Dr. Schäfer (SPD) : Ich danke Ihnen sehr, Herr welle nicht senkrecht nach unten, sondern nach vorn
Staatssekretär. Aber ich darf folgendes fragen. Sie und nach den Seiten ,geht und außerdem eine
können ja von dem Bürger kaum erwarten, daß er Schleppe hinter sich zieht, hat die Durchbrechung
die Flugzeuge überwacht. Sie führen an, der Schutz- der Schallmauer mit diesen Tiefflugschongebieten
bund für Staatsbürgerrechte habe keine Angaben eigentlich nichts zu tun. Das betrifft nur die Frage
machen können. Ich frage deshalb: überwacht die des Fliegens unter 600 m.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4151

Vizepräsident Dr. Dehler: Dann die Frage Felder (SPD) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen
XII/10 — des Herrn Abg. Bauer (Würzburg) —. bekannt, daß nach den Besprechungen des Komman-
Trifft es zu, daß im Wendelsteingebiet (Oberbayern) durch
deurs des Pionier-Bataillons in Degerndorf mit Mit-
Bundeswehr-Pioniere ein Straßenbauprojekt ohne die gesetzlich gliedern dieses Hohen Hauses und mit den beteilig-
vorgeschriebene Durchführung eines Genehmigungsverfahrens
und ohne die Zustimmung der zuständigen Landschafts- und ten Alpenbauern festgestellt worden ist, daß in
Naturschutzbehörde in Angriff genommen worden ist? diesem Fall von einem irgendwie erheblichen Ein-
Bitte, Herr Staatssekretär! griff in einen Landschafts- oder Naturschutz nicht
gesprochen werden konnte und daß außerdem die
Anlage dieses schmalen Steiges für die Ausbildung
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der der Hochgebirgsjäger absolut erforderlich ist?
Verteidigung: Der 3,50 m breite Privatweg zur bun-
deswehreigenen Soinhütte im Wendelsteinmassiv
wurde von Bundeswehr-Pionieren nach vorheriger Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der
Zustimmung der Grundstückseigentümer und des Verteidigung: Jawohl, Herr Abgeordneter, das ist
zuständigen Bürgermeisters von Niederaudorf be- mir bekannt. Aber mir liegt daran, daß unsere
festigt sowie durch Beseitigung von Spitzkehren und Dienststellen alle Bestimmungen sehr sorgfältig
Errichtung von Stützmauern bis zu 50 cm Höhe für beachten und auch den Schein vermeiden, sie seien
den militärischen, aber natürlich auch für den zivilen nicht sorgfältig.
Verkehr verbessert.
Zur Durchführung dieser Maßnahmen bedurfte Vizepräsident Dr. Dehler: Ich danke Ihnen,
es nicht der Anhörung der zuständigen Bezirksregie- Herr Staatssekretär.
rung gemäß § 37 des Bayerischen Baugesetzes, da
Verkehrsanlagen nicht unter die Bestimmung der Wir kommen dann zu den Fragen aus dem Ge-
Bayerischen Bauordnung fallen und die Errichtung schäftsbereich des Bundesministers für Verkehr.
von Stützmauern bis zur Höhe von 1 m genehmi- Ich rufe auf die Frage XIII/1 — des Abgeordneten
gungs- und anzeigefrei ist. Dr. Tamblé —:
Der Wehrbereichsverwaltung war trotz vorheriger Wie ist der Stand der Verhandlungen zwischen Bund und
Ländern über deren Beteiligung an der Förderung des Reise-
Fühlungnahme mit dem zuständigen Bürgermeister verkehrs in Deutschland?
nicht bekanntgeworden, daß die Straße am Rande,
anscheinend aber innerhalb eines Landschaftsschutz- Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
gebietes, verläuft. Das zuständige Landratsamt als wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
untere Naturschutzbehörde wurde nachträglich Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom
unterrichtet und hat eine Ausnahmegenehmigung in 18. Juli 1963 lautet:
Aussicht gestellt. Die Anfrage des Herrn Kollegen Dr. Gleisner in der gleichen
Angelegenheit wurde von mir in des Sitzung des Deutschen
Bundestages vom 8. 2. 1963 (s. Protokoll der 59. Sitzung des
Ich kann also nur um Entschuldigung bitten, daß Deutschen Bundestages, Seite 2654) abschließend wie folgt
wir nicht genau aufgepaßt haben; aber wir haben beantwortet:
ja nicht so gute Kenntnisse wie die örtlichen Behör- Ich beabsichtige, diesen ganzen Fragenkomplex auf der Früh-
jahrskonferenz der Verkehrsminister der Länder Ende dieses
den, die uns das nicht gesagt haben. Wir glauben, Monats in Bremen zu erörtern".
durch die Befestigung des Weges für die Bevölke- Auf der Bremer Verkehrsministerkonferenz am 21. März
rung etwas ganz Vernünftiges getan zu haben, und 1963 habe ich mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß der Ver-
kehrsausschuß und der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundes-
werden jetzt also die Genehmigung außerdem auch tages die Notwendigkeit der Aufstockung der Mittel für die
Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr um 3 Millionen DM in-
noch formell bekommen. zwischen grundsätzlich anerkannt hätten. Sie hätten aber die
Freigabe dieses Betrages von einer angemessenen Beteiligung
der Länder in der Höhe des Aufstockungsbetrages abhängig
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage, gemacht. Ich habe den Herren Verkehrsministern der Länder
empfohlen, dem Angebot des Bundestages zu folgen und soweit
Herr Abgeordneter Bauer. bereits ablehnende Stellungnahmen von ihnen abgegeben seien,
diese zu überprüfen. Ich habe auf eine baldige Entscheidung
gedrängt, weil sich eine weitere Verzögerung auf den Aus-
länderverkehr ungünstig auswirken würde. Es wurde beschlos-
Bauer (Würzburg) (SPD) : Sind Sie, Herr Staats- sen, die Herren Ministerpräsidenten von der durch den Beschluß
sekretär, grundsätzlich bereit, gerade im bayerischen des Haushaltsausschusses des Bundestages (siehe oben) entstan-
denen neuen Lage unmittelbar durch mich zu unterrichten. Dies
Alpengebiet dafür Sorge zu tragen, daß bei allen ist mit Schreiben vom 10. April 1963 geschehen.
Projekten der Art. 141 der bayerischen Verfassung, Die endgültigen Entscheidungen der Länder — außer einer
erneut ablehnenden von Hessen und Nordrhein-Westfalen —
der die Frage des Natur- und Landschaftsschutzes liegen bis zur Stunde zu meinem Bedauern noch nicht vor. Ich
vorbildlich regelt, und auch die Ausführungsbestim- bleibe weiterhin bemüht, die Länder von der Notwendigkeit
ihrer finanziellen Beteiligung an der Auslandswerbung zu
mungen dazu den Bundeswehrdienststellen in Er- überzeugen.
innerung gerufen werden?
Ich rufe auf die Fragen XIII/2, XIII/3 und XIII/4
Hopf, Staatssekretär im Bundesministerium der — des Abgeordneten Zühlke —
Verteidigung: Herr Abgeordneter, ich werde mir Ist der Bundesregierung bekannt, daß das neue Frachten-
berechnungssystem der Deutschen Bundesbahn für die fränkische
den Art. 141 der bayerischen Verfassung sofort an- Korbwarenindustrie wegen der Frachtkostenerhöhungen bis zu
sehen und ihn sowie etwaige Gesetzes- und Aus- 600 % geradezu katastrophale Auswirkungen hat?
führungsbestimmungen der Wehrbereichsverwaltung Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Frachtkosten bei
Korbwaren jetzt bis zu 40 % des Warenweits erreichen?
zur sorgfältigen Beachtung empfehlen.
Ist die Bundesregierung zu einer Intervention bei der Deut-
schen Bundesbahn bereit im Hinblick darauf, daß durch Fracht-
Vizepräsident Dr. Dehler: Eine weitere Zu- kostenerhöhungen bis 600 % gerade eine im Zonengrenzgebiet
beheimatete Industrie, die ohnehin schwer um ihre Existenz zu
satzfrage, Herr Abgeordneter Felder. ringen hat, erheblich benachteiligt wird?
4152 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

Vizepräsident Dr. Dehler


Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant- Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des 27. Juli 1963 lautet:
Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom Die Deutsche Bundesbahn gewährt den Mitgliedern der Gepäck-
24. Juli 1963 lautet: trägergemeinschaften mit Unternehmereigenschaft nach einer
ununterbrochenen Eisenbahndienstzeit von mindestens 6 Monaten
die Berechtigung zum Bezuge von jährlich 32 Fahrkarten (Per-
Korbwagen und Korbmöbel gehören zu den sogenannten sonalfahrkarten) gegen Entrichtung einer Gebühr nach einem
sperrigen Gütern. Als sperrig werden Güter bezeichnet, deren Kilometersatz von 1,65 Pf. Diese Vergünstigung ist nur für die
Gewicht in einem besonders ungünstigen Verhältnis zu ihrem aktiven Mitglieder der Gepäckträgergemeinschaft, nicht aber für
Rauminhalt steht. Beim Transport beanspruchen solche Güter ehemalige Angehörige vorgesehen.
einen wesentlich größeren Raum als nichtsperrige Güter gleichen
Gewichts. Die Verkehrsträger, in diesem Falle die Eisenbahnen, Anders verhält es sich bei Gepäckträgern, die Arbeiter der
sind deshalb gezwungen, für den Transport von sperrigen Deutschen Bundesbahn sind oder als solche wegen Invalidisie-
Gütern Frachten zu verlangen, die den erhöhten Beförderungs- rung oder Erreichens der Altersgrenze haben ausscheiden müs-
kosten Rechnung tragen. sen. Für sie gilt auch hinsichtlich der Fahrvergünstigungen die
für Arbeiter und Versorgungsempfänger der Deutschen Bundes-
Es ist allgemein bekannt, daß der Stückgutverkehr der Eisen- bahn vorgesehene Regelung, d. h., diese Personen behalten auch
bahnen defizitär ist. Das hat auch die vom Deutschen Bundestag nach ihrem Ausscheiden die Berechtigung zum Lösen von Per-
eingesetzte Prüfungskommission für die Deutsche Bundesbahn in sonalfahrkarten in vollem Umfang.
ihrem Gutachten (Bundestagsdrucksache 1602) ausdrücklich fest-
Diese Differenzierung in der Behandlung der einzelnen Gepäck-
gestellt und es für unerläßlich gehalten, die Stückgutfrachten
trägergruppen ist sachlich gerechtfertigt. Die Gepäckträger-
kostenechter zu gestalten. Innerhalb des Stückgutverkehrs ist
gemeinschaften, auf die sich Ihre Anfrage bezieht, haben den
der Aufwand für sperrige Stückgüter besonders hoch und das
Charakter eines selbständigen auf Erwerb gerichteten Unter-
Verhältnis zwischen Einnahmen und Kosten äußerst ungünstig.
nehmens, so daß es bereits als besonderes Entgegenkommen der
Die Bundesbahn hat deshalb mit Wirkung vom 1. 1. 1963 auf
Deutschen Bundesbahn zu werten ist, daß sie im Rahmen ihrer
Beschluß der Ständigen Tarifkommission der deutschen Eisen-
freiwilligen Leistungen den aktiven Gepäckträgern den oben
bahnen neue Frachtberechnungsbestimmungen für sperrige Stück-
erwähnten Vorteil einräumt.
güter eingeführt, bei denen, einer Forderung der Prüfungs-
kommission für die Deutsche Bundesbahn entsprechend, dem Imübrigendafchumrksachen,dßi
Raumgewichtsprinzip mehr als bisher Rechnung getragen worden Fragen der Fahrvergünstigungen auf den Strecken der Deutschen
ist. Auch die seit dem 1. 1. 1963 erhobenen Frachten reichen noch Bundesbahn nach dem Bundesbahngesetz vom 13. Dezember 1951
nicht aus, um die verursachten Transportkosten zu decken. Die (RGBl. I S. 955) zu den Aufgaben gehören, die der Deutschen
Bundesbahn hat darauf hingewiesen, daß ihre Maßnahmen im Bundesbahn zur Erfüllung in eigener Zuständigkeit übertragen
Vergleich zu anderen europäischen Eisenbahnverwaltungen noch sind. Es wäre mir daher auch nicht möglich, der Deutschen
als bescheiden angesehen werden müssen, da z. B. die Nieder- Bundesbahn auf diesem Sachgebiet eine Weisung zu erteilen.
ländischen und die Belgischen Eisenbahnen seit längerem wesent-
lich schärfere Frachtberechnungsbestimmungen für sperrige Stück- Abschließend darf ich Ihnen mitteilen, daß zur Zeit bei der
güter kennen. Deutschen Bundesbahn Überlegungen mit dem Ziel angestellt
werden, den Gepäckträgerdierist neu zu ordnen. Ob und in
Mit der Einführung der neuen Frachtberechnungsbestimmungen welchem Umfang im Rahmen dieser Neuregelung den Ange-
zum 1. 1. 1963 sollte der Stückgutverkehr kostenechter gestaltet hörigen des Gepäckträgerdienstes Fahrvergünstigungen gewährt
werden. Infolge der Struktur dieser Bestimmungen konnte eine werden, steht noch nicht fest. Ich bin gern bereit, Sie weiter
stärkere Belastung der besonders sperrigen Stückgüter, zu denen zu unterrichten, wenn diese Überlegungen konkrete Gestalt
aber nur ein Bruchteil der Korbwaren und Korbmöbel gehört, gewonnen haben.
nicht ausbleiben. Über den Sperrigkeitsgrad der Korbwaren und
-möbel konnten exakte Weite leider nicht ermittelt werden. Der
Verband der Korbwaren-, Koibmobel- und Kinderwagenindustrie Ich rufe auf die Fragen XIII/6 und XIII/7 — des
e. V. in Coburg, der von der Bundesbahn ire Zuge von Erhe-
bungen befragt worden ist, konnte nur angeben, daß die Raum- Abgeordneten Strohmayr —:
gewichte für Korbmöbel zwischen 8 und 92 kg/m 3 und für Korb-
waren zwischen 18 und 156 kg/m 3 liegen. Der Anteil der hier in IstdemHrnBuvkhsmiterban,dß
Rede stehenden außergewöhnlich sperrigen Frachtstücke mit Staatsanwaltschaft Augsburg anläßlich der Ermittlungen über die
einem Raumgewicht bis zu 20 kg/m 3 beträgt nach Schätzungen, Eisenbahnunglücke auf dem Hauptbahnhof Augsburg am 4. Juni
die die Bundesbahn auf Grund ihrer Erfahrungen vorgenommen 1963 (180 Verletzte) und am 29. Juni 1963 (30 Verletzte) fest-
hat, weniger als 20 % des Gesamtversandes an Korbwaren und stellte, daß die Anlagen des Augsburger Hauptbahnhofes mo-
Korbmöbeln. Nur bei diesen Sendungen ergeben sich verhält dernen Anforderungen nicht mehr ganz entsprächen, daß vor
mäßig stärkere Frachtverteuerungen gegenüber dem Zustand allem kein gesonderter Rangierbahnhof vorhanden sei?
vor dem 1. 1. 1963. Nach Angaben der Bundesbahn werden
Frachterhöhungen von 600 % nicht erreicht; sie liegen unter Sieht der Herr Bundesverkehrsminister eine Möglichkeit, die
extremen Verhältnissen im Höchstfalle bei 460 %. Für die Mehr- Augsburger Bahnhofsanlagen ehestens auf einen modernen,
zahl der Sendungen, das sind mehr als 80 % des Versandes, ist allen Anforderungen entsprechenden Stand zu bringen?
die Mehrbelastung wesentlich geringer; sie dürfte im Schnitt
etwa 20 % betragen. Die Frachtanteile am Warenwert bewegen
sich — ebenfalls nach Feststellungen der Bundesbahn — zwischen
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
3 und 28 %. wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des
Die Deutsche Bundesbahn ist nach § 28 des Bundesbahngesetzes Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom
wie ein Wirtschaftsunternehmen nach kaufmännischen Grund-
sätzen so zu führen, daß die Erträge die Aufwendungen ein- 1. August 1963 lautet:
schließlich der erforderlichen Rückstellungen decken. Die neuen
Frachtberechnungsbestimmungen für sperrige Stückgüter tragen Die Deutsche Bundesbahn äußert sich zu der Angelegenheit
dieser gesetzlichen Forderung, wie bereits oben ausgeführt, nur wie folgt:
zu einem Teil Rechnung. Der Bundesminister für Verkehr hätte
Durch Presseveröffentlichurg ist bekannt geworden, daß die
nach der durch die Novellierung der Verkehrsgesetze vom - Staatsanwaltschaft Augsburg im Zusammenhang mit den beiden
August 1961 geschaffenen Rechtslage der Bundesbahn die Ge-
nehmigung des Tarifs nur versagen können, wenn die Maßnahme Unfällen geäußert haben soll, die Anlagen des Augsburger
den Bedürfnissen des allgemeinen Wohls widersprochen hätte. Hauptbahnhofs entsprächen nicht mehr ganz modernen Anfor-
Die zum Teil eingetretene spürbare Mehrbelastung kann nach derungen, vor allem sei kein gesonderter Rangierbahnhof vor-
den getroffenen Feststellungen jedoch nicht als so gravierend handen.
erachtet werden, daß sie einer Beeinträchtigung des allgemeinen Der Präsident der Bundesbahndirektion Augsburg hat sich
Wohls gleichzusetzen wäre. Aus den genannten Gründen sehe daher veranlaßt gesehen, diese nicht zutreffenden Behauptungen
ich mich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, von der Bundes- in einer Pressekonferenz am 3. Juli 1963 richtigzustellen. Die
bahn im Wege einer Auflage eine Änderung des fraglichen Pressekonferenz ist in der Regionalsendung des bayerischen
Tarifs zu verlangen. Im übrigen darf ich mir den Hinweis auf Rundfunks „Schwabenspiegel" am 7. Juli 1963 vom Sender
die Hilfsmaßnahmen in Gestalt der Frachthilfe für Ostbayern Augsburg ausgestrahlt worden.
erlauben, in die die oberfränkische Koibwarenindustrie ein-
bezogen ist. Im Hauptbahnhof Augsburg ist ein gesonderter Rangierbahn-
hof vorhanden, der räumlich parallel neben dem Personenbahn-
hof liegt.
Im übrigen stehen die beiden genannten Unfälle in keinerlei
Ich rufe auf die Frage XIII/5 — des Abgeordneten Zusammenhang mit dem Rangierbahnhof. Beim Unfall am
Folger —: 4. Juni 1963 wurden zwei Reisezüge betroffen, die den Rangier-
bahnhof nicht berührten. Der Unfall am 29. Juni 1963 ereignete
sich bei der Bereitstellung eines leeren Reisezuges am Bahnsteig.
Ist die Bundesregierung damit einverstanden, daß durch Maß-
nahmen der Deutschen Bundesbahn den ehemaligen Angehörigen Die Anlagen des Bahnhofs Augsburg werden den Verkehrs-
der Gepäckträgergemeinschaften die früher gewährte Fahrpreis anforderungen durchaus gerecht. Es besteht daher zur Zeit keine
e(sorg.1,5ü-PnfTati)umgewrd,obhlis -v Veranlassung zu einer Änderung.
meist jahrzehntelang direkt oder indirekt im Interesse der
Deutschen Bundesbahn schwere körperliche Arbeit geleistet
haben? Ich rufe auf die Frage XIII/8 — des Abgeordneten
Dr. Müller-Emmert —:
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant-
Sind der Bundesregierung die Vorschläge des Frankfurter
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des Polizeipräsidenten Dr. Littmann bekannt, die Führerscheine nicht
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4153
Vizepräsident Dr. Dehler
mehr „auf Lebenszeit" auszustellen, sondern ihre Gültigkeit von tigen Verhandlungen hat die Gemeindeverwaltung
sogenannten Wiederholungsprüfungen abhängig zu machen, die
zwischen dem 25. und 55. Lebensjahr alle zehn Jahre, später von Hüfingen endlich dem Vorschlag der Straßen-
sogar alle fünf Jahre stattfinden sollen?
bauverwaltung zugestimmt, die bisher nur einspu-
Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beant- rige Tordurchfahrt auf zwei Fahrspuren zu erwei-
wortung einverstanden erklärt. Die Antwort des tern. Auch das Rentamt des Füsten von Fürstenberg
Herrn Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom als Unterhaltungsträger des unter Denkmalschutz
7. August 1963 lautet: stehenden Gebäudes hat den Umbauarbeiten grund-
sätzlich zugestimmt. So dürften die hier bestehenden
Die Vorschläge von Herrn Dr. Littmann sind der Bundes-
regierung bekannt. Sie sollen die periodische Wiederholung von Verkehrsbehinderungen mit Sicherheit recht bald
theoretischen Prüfungen und von Sehtests ermöglichen. In behoben werden können. Das Land Baden-Württem-
welchem Umfang ihre Verwirklichung die Unfallziffer senken
würde, läßt sich nicht abschätzen, doch ist zu vermuten, daß sie berg als Baulastträger der Landstraße I. Ordnung 172
zur Vermeidung einer gewissen Anzahl von Unfällen beitragen
würde. Die organisatorischen Schwierigkeiten wären groß, aber wird sich der in Aussicht genommenen örtlichen
nicht unüberwindlich. Maßnahmen dadurch anschließen, daß es nach erfolg-
Fraglich ist jedoch, ob man in einer Zeit, in der die Anzahl ter Erweiterung der Tordurchfahrt die Einmündung
der Toten und Verletzten im Straßenverkehr sich zu mindern
beginnt, 15 bis 20 Millionen Menschen einem periodischen der Landstraße in die Bundesstraße 27 etwas nach
Schulungszwang unterwerfen soll, weil ein gewisser Prozentsatz
der Kraftfahrer das Verkehrsrecht aus Unkenntnis übertritt. Die
Süden verlegen und die Verkehrsübersicht an der
älteren, erfahrenen Kraftfahrer werden sich dagegen wenden, Einmündungsstelle damit erheblich verbessern wird.
daß man sie trotz ihrer praktischen Bewährung von Zeit zu Zeit
wie Anfänger zu einer Prüfung schickt, die man den in das
Bundesgebiet kommenden ausländischen Kraftfahrern ohne Be- Durch die Verbreiterung der Tordurchfahrt kann
denken erspart. die Leistungsfähigkeit der Ortsdurchfahrt Hüfingen
Die Bundesregierung ist deshalb einen anderen Weg gegangen, mit Sicherheit so gesteigert werden, daß sie bis zum
indem sie sich für die Schaffung des Verkehrszentralregisters in
Flensburg einsetzte. Wer wegen einer Verkehrsübertretung Bau der Ortsumgehung Donaueschingen–Hüfingen
bestraft werden muß, weiß, daß er in diesem Register erfaßt
wird, und versucht in der Regel, die Lücken in der Kenntnis des den Durchgangsverkehr aufzunehmen vermag und
Verkehrsrechts zu schließen, um sich weitere Schwierigkeiten zu später auf jeden Fall in der Lage sein wird, dem
ersparen. Darauf dürfte es zurückzuführen sein, daß die Anzahl
der „Mehrfachtäter" nur etwa 6 v. H. der Gesamtzahl der ein- noch auf der alten Ortsdurchfahrt verbleibenden
getragenen Personen beträgt. regionalen Ziel- und Quellverkehr gerecht zu wer-
Der Vorschlag von Herrn Dr. Littmann ist nur durchführbar,
wenn man die organisatorischen Mittel für die Verkehrsüber-
den.
wachung verstärkt. Entschließt man sich zu solcher Verstärkung,
so dürfte es wirksamer sein, mit ihrer Hilfe nicht die Allge-
meinheit der Kraftfahrer anzusprechen, sondern die tatsächlich
festgestellten Verkehrssünder zu belehren, zu verwarnen und Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordneter
nötigenfalls durch Entziehung der Fahrererlaubnis vom Kraft-
fahrzeugverkehr auszuschließen. Maßnahmen gegen die Allge-
Hilbert ist nicht im Saal, habe ich nachträglich fest-
meinheit der Kraftfahrer kommen nur in Betracht, soweit sie sich gestellt.
als unvermeidbar erweisen. Sollten die Fortschritte bei der
Unfallbekämpfung künftig nicht anhalten, so wird das Bundes
verkehrsministerium gemeinsam mir den Ländern prüfen, ob und Wir kommen zur Frage XIII/10 — des Herrn Ab-
in welchem Umfange die Vorschläge des Herrn Dr. Littmann zu geordneten Varelmann —:
verwirklichen sind.
In welchem Umfang verteuert der Verkehr der schweren Last-
Die Frage XIII/9 — des Herrn Abgeordneten Hil- züge die Straßenbau- und Unterhaltungskosten?

bert — lautet: Bitte, Herr Minister.


Ist der Herr Bundesverkehrsminister bereit, angesichts der
völlig unhaltbar gewordenen Verkehrsverhältnisse in der Stadt-
gemeinde Hüfingen die Planung der Umgehungsstraße der B
27/31 zwischen Donaueschingen und Hüfingen vorzuziehen und Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

mit den Arbeiten in absehbarer Zeit zu beginnen? Herr Kollege, die vom Bundesminister für Verkehr
veranlaßten Untersuchungen über die auf die ein-
Bitte, Herr Minister.
zelnen Fahrzeugarten entfallenden Straßenbau- und
Unterhaltungskosten sind noch im Gange. Dabei
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-
werden u. a. die Ergebnisse des bekannten AASHO-
Herr Kollege Hilbert, die generellen Untersuchungen versuches in den USA berücksichtigt. Auch die von
für die Großumgehung Donaueschingen-Hüfingen im- der Wirtschaftskommision der Vereinten Nationen
Zuge der Bundesstraßen 27 und 31 werden mit Nach- für Europa (ECE) in Genf unternommenen diesbe-
druck vorangetrieben. Da aber das Bauvorhaben mit züglichen Ermittlungen sind noch nicht zum Ab-
der Führung der künftigen Autobahn Stuttgart — schluß gekommen. In den zur Zeit zur Beratung an-
westlicher Bodensee und mit der Führung der in stehenden Vorschlägen der Europäischen Kommis-
Aussicht genommenen Schnellstraße vom Bodensee sion in Brüssel wird das Problem gleichfalls für den
in den Raum Freiburg–Basel in sehr engem Zusam- Raum des Gemeinsamen Marktes aufgegriffen. Es
menhang steht, weil diese Straßenzüge sich im können deshalb über die anteiligen Wegekosten der
Raum Donaueschingen schneiden, ist die gegensei- schweren Lastzüge noch keine abschließenden An-
seitige Abstimmung dieser Planungen unerläß- gaben gemacht werden. Jedoch ist erwiesen, daß die
lich. Diese Abstimmung wird in Kürze möglich sein, durch den Verkehr schwerer Lastzüge erforderlichen
weil auch die Vorplanungen der beiden genannten Maßnahmen den Bau und die Unterhaltung der
Fernverkehrsstraßen kurz vor dem Abschluß stehen. Straßen wesentlich verteuern. Vor allem erhöhen
Auf jeden Fall wird dafür Sorge getragen werden, sich die Kosten durch die für eine erträgliche Ab-
daß die baureifen Planungsunterlagen zeitig genug wicklung des Schwerverkehrs notwendige Abfla-
vorliegen, um die Großumgehung Donaueschingen- chung der Steigungen und die größere Dicke der
Hüfingen im Rahmen des 3. Vierjahresplans ver- Fahrbahndecken. Mit steigendem Achsdruck steigen
wirklichen zu können. die Bau- und Unterhaltungskosten erheblich und
Schon 1964 soll jedoch vorab der Engpaß des wesentlich stärker als proportional zu dem erhöh-
Hüfinger Tores ausgeschaltet werden. In gegensei- ten Achsdruck.
4154 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

Vizepräsident Dr. Dehler: Herr Abgeordne- Vizepräsident Dr. Dehler: Keine Zusatzfrage.
ter Varelmann zu einer Zusatzfrage! Wir kommen zur Frage XIII/12 — des Abgeord-
neten Varelmann — :

Varelmann (CDU/CSU) : Herr Minister, ist auf Verfügt das Bundesverkehrsministerium über Feststellungen
diese Ihre Feststellung die steuerliche Belastung der bezüglich der Behinderung des zügigen Straßenverkehrs durch
die schweren Lastzüge und die Zeitverluste, die für die Ver-
schweren Lastzüge im Vergleich zu den übrigen kehrsteilnehmer hierdurch eintreten?
Kraftfahrzeugen abgestimmt?
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:


-
Der Bundesminister für Verkehr verfügt über einige
Wir haben uns im Laufe der letzten Jahre sowohl Feststellungen, wo und unter welchen Umständen
durch das Verkehrsfinanzgesetz von 1955 als auch durch schwere Lastzüge der übrige Straßenverkehr
durch das Straßenbaufinanzierungsgesetz von 1960 behindert wird. In erster Linie treten zeitliche Be-
bemüht, die Besteuerung der schweren Lastfahr- hinderungen bei Steigungen und bei zunehmender
zeuge anzuheben. Wir sind aber der Meinung, daß Verkehrsdichte auf, da dann die größeren und die
ein richtiges Verhältnis zwischen der Besteuerung langsameren Fahrzeuge zu ,Stauungen Veranlassung
von schweren Lastzügen und von Personenkraft- geben oder Stauungen verdichten. Gefahrdrohende
wagen endgültig erst nach grundsätzlicher Ermitt- Behinderungen zeigen sich besonders beim Über-
lung der Wegekostenanteile erreicht werden kann, holen .der schweren Lastzüge, vor allem auf zwei-
und glauben, daß dann voraussichtlich noch eine spurigen Straßen. Das Ausmaß der Behinderungen
Erhöhung der Belastung der Schwerlastfahrzeuge hängt daher vom Grad der Steigung der Straße und
eintreten könnte. vonder Verkehrsdichte sowohl der Lastkraftfahrzeuge
als auch der Personenkraftwagen ab. Daher wird
bei Autobahn- und Straßenneubauten der Grad der
Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe auf die Steigung wesentlich niedriger gewählt als früher
Frage XIII/11 — des Herrn Abgeordneten Varel- üblich, obwohl damit die Straßenbaukosten steigen.
mann — :
Ferner wird der Verkehr auf vorhandenen Steigun-
Sind die schweren Lastzüge an den Verkehrsunfällen, insbe- gen durch die Anlage einer 3. Fahrspur, auch Kriech-
sondere an den schweren Unfällen mit Todesfällen, nach wie
vor wesentlich stärker beteiligt als die sonstigen Kraftfahrzeuge? spur genannt, aufzulockern gesucht.
Die durch die schweren Lastzüge für den übrigen
Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
- Verkehr gegebenenfalls hervorgerufenen Zeitver-
Bei Unfällen mit Getöteten sind — bezogen auf die luste sind sehr schwer exakt zu ermitteln; bisher ist
gefahrenen Kilometer — die Lastkraftwagen mit und dies noch nicht geschehen. Es liegen Schätzungen
ohne Anhänger mit einem Gesamtgewicht von über vor, denen es jedoch an Beweiskraft mangelt. Es ist
9 t nach wie vor etwa 2 1/2mal so viel beteiligt wie zu beachten, daß Zeitverluste auch durch andere
die Lastkraftwagen mit und ohne Anhänger mit langsame Fahrzeuge und zugleich auch durch zu
einem Gesamtgewicht unter 9 t und wie die Per- große Dichten des Pkw-Verkehrs hervorgerufen
sonenkraftwagen. werden. Das zeigen z. B. die Stauungen an Sonnta-
gen, ,an denen keine schweren Lastzüge verkehren.
Im Jahre 1961 — die Zahlen für 1962 liegen mir
Eine Trennung der Ursachen der Zeitverluste dürfte
noch nicht vor — waren bei je 100 Millionen gefah-
daher auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen.
renen Kilometern beteiligt: Lastkraftwagen mit und
ohne Anhänger mit einem Gesamtgewicht über 9 t
an 25 Unfällen mit Getöteten, Lastkraftwagen mit Vizepräsident Dr. Dehler: Eine Zusatzfrage,
und ohne Anhänger mit einem Gesamtgewicht unter Herr Abgeordneter Varelmann!
9 t an 10 Unfällen mit Getöteten, Personenkraft-
wagen an 10 Unfällen mit Getöteten. Varelmann (CDU/CSU) : Herr Bundesminister,
An Unfällen mit Personenschaden, d. h. mit Ver- wäre es nicht angebracht, auf Grund Ihrer Gesamt-
letzten, waren die Lastkraftwagen mit und ohne feststellungen Bemühungen mit dem Ziel anzustel-
Anhänger mit einem Gesamtgewicht über 9 t — be- len, den Güterfernverkehr mehr auf die Bundesbahn
zogen auf die gefahrenen Kilometer — nur unwe- zu verlagern?
sentlich stärker beteiligt als Lastkraftwagen mit und
ohne Anhänger mit einem Gesamtgewicht unter 9 t Dr. Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr:
-

und als die Personenkraftwagen. Herr Kollege Varelmann, darum bemühen wir uns
seit Jahren. Ich habe diesem Hohen Hause seiner-
Daraus ergibt sich, daß Unfälle, an denen schwere zeit sogar einmal den Entwurf eines Gesetzes zur
Lastkraftwagen beteiligt sind, weniger durch Entlastung der Straßen vorgelegt, habe damit aber
größere Häufigkeit als vielmehr vorwiegend durch keinen Erfolg gehabt. Wir können also nur durch
die wesentlich erhöhte Schwere der Unfallfolgen ge- sanfte Einwirkung auf die Verlader und durch ent-
kennzeichnet sind. sprechende Gestaltung der Tarife — wobei wir an
Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich die Vorschriften der Gesetze gebunden sind — ver-
aber betonen, daß die Unfallstatistik lediglich eine suchen, in stärkerem Maße eine Verlagerung auf die
Aussage über die relative Unfallgefährlichkeit der Eisenbahn zu erreichen. Die Eisenbahn ihrerseits hat
Lastkraftwagen mit und ohne Anhänger mit einem durch den Ausbau der technischen Voraussetzungen
Gesamtgewicht über 9 t erlaubt, nicht aber Rück- für den Huckepack-Verkehr, der sich jetzt dem Ab-
schlüsse auf das Verhalten des fahrenden Personals. schluß nähert, Möglichkeiten geschaffen, um einen
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4155
Bundesminister Dr.-Ing. Seebohm
verstärkten Anreiz zur Benutzung der Eisenbahn für bunden. Die Fragestunde darf 60 Minuten nicht über
Transporte mit Lastkraftwagen im Wege des Hucke- schreiten. Die Fragen, die in der Sitzung nicht be-
pack-Verkehrs zu geben. antwortet wurden, werden schriftlich beantwortet.

Ich komme noch einmal auf den Antrag Druck-


Vizepräsident Dr. Dehler: Ich rufe auf die
Frage XIII/13 — des Herrn Abgeordneten Ge- sache IV/1495 — Weihnachtsgeld — zurück. Diese
Vorlage ist an den Innenausschuß überwiesen wor-
wandt —:
den, muß nach § 96 der Geschäftsordnung aber auch
Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Deutsche Bundes-
bahn die Anbringung von Hinweisschildern für Gottesdienste
an den Haushaltsausschuß überwiesen werden. —
am Hamburger Hauptbahnhof wegen angeblichen Platzmangels Es besteht Einverständnis.
abgelehnt haben soll?

Bitte, Herr Minister! Ich rufe dann den neu auf die Tagesordnung ge-
setzten Punkt auf:
Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister für Verkehr: Beratung des Schriftlichen Berichts des Außen-
Herr Kollege, ich muß die Frage mit Nein beant- handelsausschusses über von der Bundes-
worten. Die Angelegenheit war der Bundesregierung regierung vorgelegte Vorschläge der Kom-
nicht bekannt. Ein Antrag des Amtes für Öffentlich- mission für zwei Verordnungen des Rates der
keitsdienst der hamburgischen Landeskirche war EWG (Drucksachen IV/1413, IV/1510).
von der Bundesbahndirektion Hamburg ohne Wis-
sen der Hauptverwaltung der Deutschen Bundes- Berichterstatter ist der Abgeordnete Krug. Sein
bahn oder des Bundesministers für Verkehr abge- Bericht liegt Ihnen vor. Wird eine Ergänzung des
lehnt worden. Berichts gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Ich
danke dem Herrn Berichterstatter.
In der Zwischenzeit hat die Hauptverwaltung der
Deutschen Bundesbahn auf meine Veranlassung die Es liegt der Antrag des Ausschusses vor, die Vor-
zwingende Anordnung erlassen, wonach den beiden schläge zur Kenntnis zu nehmen, einem Entschlie-
großen christlichen Kirchen auf ihren Antrag hin die ßungsantrag zuzustimmen und der Regierung Emp-
Möglichkeit zum gebührenfreien Aushang von Got- fehlungen zu geben. — Das Wort wird nicht ge-
tesdienstordnungen auf Bahnhöfen zu geben ist. Die wünscht.
Bundesbahndirektion Hamburg hat auf Nachfrage
bestätigt, daß inzwischen den beiden christlichen Ich stelle den Antrag des Ausschusses auf Druck-
Kirchen auf den Hamburger Bahnhöfen Plätze zum sache IV/1510 zur Abstimmung. Wer zuzustimmen
gebührenfreien Aushang der Gottesdienstordnungen wünscht, gebe bitte Handzeichen. — Gegenprobe! —
angeboten worden sind. Die Vertreter der Kirchen Enthaltungen? — Der Antrag ist angenommen.
haben ihren Dank dafür ausgesprochen und wollen Damit sind wir am Ende der Sitzung. Ich berufe
in den nächsten Tagen unter den angebotenen Plät- die nächste Sitzung auf Dienstag, den 15. Oktober,
zen die für sie geeignetsten auswählen. 12 Uhr, ein. .

Vizepräsident Dr. Dehler: Keine Zusatzfrage,


wir sind am Ende der Fragestunde. Die Sitzung ist geschlossen.
Eine große Zahl von Fragen kann hier nicht be-
antwortet werden. Wir sind an die Richtlinien ge (Schluß der Sitzung: 10.05 Uhr.)

-
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4157

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich


Dr. von Merkatz 15. 10.
Liste der beurlaubten Abgeordneten Dr. Meyer (Frankfurt) 16. 10.
Michels 11. 10.
Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Missbach 11. 10.
Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 11. 10.
Dr. Aigner 11. 10. Dr. Morgenstern 11. 10.
Arendt (Wattenscheid) 11. 10. Müller (Remscheid) 11. 10.
Dr. Arndt (Berlin) 31. 12. Müller (Worms) 11. 10.
Dr. Aschoff 11. 10. Murr 11. 10.
Dr. Atzenroth 11. 10. Müser . 11. 10.
Dr.-Ing. Balke 11. 10. Nellen 15. 10.
Bals 11. 10. Neumann (Allensbach) 11. 10.
Dr. Bechert 11. 10. Ollenhauer 31. 12.
Berkhan 11. 10. Opitz 11. 10.
Frau Beyer (Frankfurt) 11. 10. Peters (Norden) 11. 10.
Biermann 20. 10. Dr. Pflaumbaum 11. 10.
Birkelbach 11. 10. Frau Dr. Probst 11. 10.
Dr. Birrenbach 11. 10. Ramms 11. 10.
Dr. Bleiß 11. 10. Ravens 11. 10.
Blumenfeld 11. 10. Frau Dr. Rehling 11. 10.
Böhme (Hildesheim) 11. 10. Richarts * 11. 10.
Börner 11. 10. Riegel (Göppingen) 11. 10.
Buchstaller 31. 10. Dr. Rutschke 11. 10.
Burckardt 11. 10. Sänger 11. 10.
Dr. Deist 11. 10. . Dr. Schmid (Frankfurt) 11. 10.
van Delden 11. 10. Dr. Schmidt (Offenbach) 11. 10.
Diebäcker 11. 10. Schneider (Hamburg) 11. 10.
Ehnes 11. 10. Schoettle 31. 10.
Frau Dr. Elsner 11. 10. Frau Schroeder (Detmold) 11. 10.
Etzel 11. 10. Schultz 11. 10.
Dr. Franz 11. 10. Schwabe 11. 10.
Dr. Frey (Bonn) 11. 10. Stein 11. 10.
Dr. Furler * 11. 10. Steinhoff 11. 10.
Gerlach 11. 10. Strauß 11. 10.
Dr. Gleissner 11. 10. Strohmayr 11. 10.
Dr. Gradl 11. 10. Struve 11. 10.
Gscheidle 11. 10. Sühler 11. 10.
Freiherr zu Guttenberg 11. 10. Dr. Süsterhenn 11. 10.
Haage (München) 11. 10. Dr. Toussaint 11. 10.
Hahn (Bielefeld) 11. 10. Wegener 11. 10.
Hellenbrock 11. 10. Weinkamm 11. 10.
Frau Herklotz 11. 10. Wendelborn 11. 10.
Hilbert 11. 10. Wieninger 11. 10.
Höfler 15. 10. Dr. Zimmermann (München) 11. 10.
Holkenbrink 11. 10. Zoglmann 11. 10.
Frau Dr. Hubert 11. 10.
Jacobi (Köln) 11. 10. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Euro-
Kaffka 11. 10. päischen Parlaments
Kalbitzer 11. 10.
Dr. Kempfler 11. 10.
Frau Dr. Kiep-Altenloh 11. 10. Anlage 2
Dr. Klein (Berlin) 9. 11.
Koenen (Lippstadt) 31. 10. Schriftliche Antwort
Freiherr von Kühlmann-Stumm 11. 10.
des Herrn Staatssekretärs Dr. Ernst vom 12. August
Kurlbaum 11. 10.
1963 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordne-
Leber 11. 10.
ten Hauffe (Drucksache 1V/1500 Fragen XV/i, XV/2
Lermer 11. 10.
und XV/3).
Dr. Mälzig 11. 10.
Dr. Martin 11. 10. Ist dem Herrn Bundeswohnungsbauminister bekannt, daß die
Berechnungen des Wohnungsfehlbestandes in der Stadt Bayreuth
Mauk 11. 10. durch das Statistische Landesamt wesentlich von den Berech-
nungen, die durch die Stadtverwaltung Bayreuth aufgestellt
Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 11. 10. wurden, abweichen?
Mattick 11. 10.
Wie erklärt es sich der Herr Bundeswohnungsbauminister, daß
Merten 20. 10. das Statistische Landesamt in Bayreuth einen Fehlbestand von
4158 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

nur 37 Wohnungen (0,2 %) ausgewiesen hat, während die Stadt- bote der Angehörigen der Stationierungstruppen weiter ein-
verwaltung von über 1800 fehlenden Wohnungen (7,52 %) Fehl- schränken zu lassen?
bestand ausgegangen ist?
Hält es der Herr Bundeswohnungsbauminister für möglich, daß
Zu Frage 1: Es trifft zu, daß die kanadischen Sta-
auch in anderen Stadt- und Landkreisen bei der Festlegung der tionierungstruppen ein sogenanntes „Wohnungsamt"
sogenannten weißen Kreise von ähnlich strittigem Zahlenmaterial
wie in Bayreuth ausgegangen wurde? unterhalten. Diese von einem Truppenoffizier ge-
leitete Einrichtung ist aber nicht erst nach der Auf-
Zu Frage 1: Es ist mir bekannt, daß je nach den hebung der Wohnungsbewirtschaftung geschaffen
Merkmalen, die der Berechnung eines noch unge- worden.
deckten Wohnungsbedarfs zugrunde gelegt werden,
die Ergebnisse voneinander abweichen können. Das Aufgabe dieses „Wohnungsamtes" ist es, verfüg-
trifft auch für die Stadt Bayreuth zu. Bei Anwendung bare Wohnungen zu erkunden und die Vermietung
der gleichen Berechnungsmethode ist eine Abwei- an die Angehörigen der Streitkräfte zu vermitteln.
chung in den Ergebnissen nicht möglich, gleich wer Dadurch soll in erster Linie vermieden werden, daß
die Berechnungen durchführt. einzelne Angehörige der Truppen durch überhöhte
Angebote den Wohnungsmarkt stören. Die Tätig-
Zu Frage 2: Das Bayerische Statistische Landesamt
keit der kanadischen Dienststelle liegt daher nicht
hat von Amts wegen das sog. „rechnerische Woh-
zuletzt auch im deutschen Interesse.
nungsdefizit" in Ausführung der im Wohnraumbe-
wirtschaftungsgesetz enthaltenen Vorschriften zu Wie als bekannt vorausgesetzt werden darf, wech-
ermitteln. Die zu verwendenden Zahlungsgrundlagen seln die kanadischen Streitkräfte in einem Turnus
und die Berechnungsmethode sind gesetzlich genau von etwa 3 Jahren die in Europa stationierten Trup-
vorgeschrieben. Das Statistische Landesamt hat auf- pen aus. Mit diesem Wechsel verlassen auch die
grund dieser Vorschriften für die Stadt Bayreuth Familien der Angehörigen die Bundesrepublik. Da
ein „rechnerisches Wohnungsdefizit" von 0,2 v. H. die Angehörigen der neuen Einheit nicht immer zum
ermittelt. Mir ist mitgeteilt worden, daß auch seitens gleichen Zeitpunkt nach Deutschland kommen, wer-
der Stadtverwaltung das für Bayreuth vom Bayeri- den die bisher angemieteten Wohnungen gekündigt
schen Statistischen Landesamt ermittelte Ergebnis und den Hausbesitzern zurückgegeben. Erst nach
niemals in Zweifel gezogen worden ist. Eintreffen der Angehörigen der neuen Einheiten
Unabhängig davon berechnen manche Kommunal- werden für diese — soweit erforderlich — Wohnun-
verwaltungen den langfristig bei ihren Planungen gen erkundet. Das kanadische Wohnungsamt ist da-
zu berücksichtigenden Wohnungsbedarf nach eige- her auch nur alle drei Jahre für einen Zeitraum von
nen Maßstäben. jeweils 3-4 Monaten tätig.
Es handelt sich hierbei häufig um Untersuchungen, Im übrigen habe ich erfahren, daß bei dem der-
die von den bloßen Wohnungswünschen der Bevöl- zeit stattfindenden Wechsel für die neu nach
kerung ausgehen, ohne auch die entsprechende Deutschland zu verlegenden Einheiten weniger Fa
Mietzahlungsbereitschaft zu berücksichtigen. Im milienwohnungen benötigt werden als bisher.
übrigen habe ich wiederholt darauf hingewiesen,
Zu Frage 2: Die Bundesregierung sieht zu beson-
daß auch in den weißen Kreisen der soziale Woh-
deren Maßnahmen wegen des Wohnungsbedarfs der
nungsbau im Rahmen der Länderprogramme und
Angehörigen von Stationierungsstreitkräften keine
der übrige Wohnungsbau im Rahmen der gegebe-
Veranlassung. Ich mache aber darauf aufmerksam,
nen finanziellen Möglichkeiten weitergeht.
daß bei der Feststellung des rechnerischen Woh-
Zu Frage 3: Das Zahlenmaterial, das bei der Fest- nungsdefizits, die von Angehörigen der Stationie-
legung der sog. „weißen Kreise" verwendet wird, rungsstreitkräfte angemieteten Wohnungen nicht
kann nicht strittig sein. Die Zahlen über die vorhan- berücksichtigt werden. Im übrigen habe ich bei jeder
denen Wohnungen und Haushalte beruhen auf den Gelegenheit die Landesregierungen darauf hinge-
Angaben, die von der Bevölkerung selbst bei der wiesen, daß der soziale Wohnungsbau auch in den
Volkszählung Mitte 1961 gemacht und dann mit - weißen Kreisen wie bisher fortgeführt werden muß.
Hilfe der amtlichen Statistiken von Jahr zu Jahr
fortgeschrieben worden sind.
Anlage 4

Anlage 3 Schriftliche Antwort

Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Lenz vom 21. August


1963 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordne-
des Herrn Bundesministers Lücke vom 23. Septem- ten Faller (Drucksache IV/1500 Fragen XVI/1, XVI/2
ber 1963 auf die Mündlichen Anfragen des Abge- und XVI/3).
ordneten Dr. Krümmer (Drucksache IV/1500, Fragen
Hält es das Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung
XV/6 und XV/7). für zwingend erforderlich, daß an den Abbau des Uran-Vorkom-
mens bei Menzenschwand im Landkreis Hochschwarzwald heran-
Ist der Bundesregierung bekannt, daß im Landkreis Iserlohn gegangen wird?
nach Bekanntwerden der Aufhebung der Wohnungsbewirtschaf-
tung von den kanadischen Stationierungstruppen ein Wohnungs- Trifft es zu, daß die mit den Uran-Bohrungen beauftragte
amt eingesetzt worden ist, das in der Presse die Bevölkerung Bergwerks-Gesellschaft nicht nur die Gemeinde Menzenschwand
auffordert, Angehörigen der kanadischen Einheiten Wohnungen vor vollendete Tatsachen stellte, sondern auch zahlreiche Ge-
anzubieten? setze mißachtete, wie dies der baden-württembergische Wirt-
schaftsminister Dr. Leuze feststellte?
Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um in den sogenann-
ten weißen Kreisen das Wohnungsangebot zugunsten der deut- Wird das Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung
schen Bevölkerung nicht durch die bekannt hohen Mietpreisange dafür eintreten, daß im Falle eines Uran-Abbaus die lebenswich-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963 4159

tigen Interessen des Fremdenverkehrs der Gemeinde Menzen


schwand und des Kreises Hochschwarzwald berücksichtigt wer- Anlage 5
den?
Schriftliche Antwort
Zu 1.: Ein Abbau von Uranerzen in Menzen-
schwand findet bisher nicht statt. des Herrn Staatssekretärs Dr. Vialon vom 8. Ok
tober 1963 auf die Mündliche Anfrage des Abgeord
Die Gewerkschaft Brunhilde, Hannover, fährt neten Dr. Mommer (Drucksache IV/1500 Frage XVII).
lediglich Erkundungsstrecken auf, um den Umfang Was hat die Bundesregierung zu den Beschwerden in der
und die Güte der Lagerstätte beurteilen zu können. ägyptischen Regierungspresse über die Behandlung ägyptischer
Praktikanten in der Bundesrepublik zu sagen?
Diese Erkundungsarbeiten können voraussichtlich
nicht vor 5 Jahren abgeschlossen werden. Sie ge- Ihre Anfrage beantworte ich im Einvernehmen mit
hören zu der allgemeinen Bestandsaufnahme der dem Auswärtigen Amt wie folgt:
Uranvorkommen, die im Bundesgebiet durchgeführt Praktikantenprogramme für ägyptische Studenten
wird. an höheren technischen und landwirtschaftlichen In-
Die in Menzenschwand anfallenden Erzproben stituten werden seit 1956 (Suez-Krise) durchgeführt.
können nur in der Uranerzversuchsanlage Ellweiler Im Rahmen dieser Programme haben bisher rd. 3100
analysiert und und müssen daher nach Ellweiler ägyptische Praktikanten ihr Praktikum in der Bun-
transportiert werden. desrepublik abgeleistet.
Bei der Durchführung ergeben sich in bezug auf
Zu 2.: Die Erkundungsarbeiten in Menzenschwand die Unterbringung der Praktikanten in geeigneten
werden von der Gewerkschaft Brunhilde, Hannover, Ausbildungsstätten und Betrieben erhebliche Schwie-
mit finanzieller Unterstützung meines Hauses und rigkeiten.
des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
durchgeführt. Die Gewerkschaft Brunhilde handelt menarbeit hat in Zusammenarbeit mit den Bundes-
hierbei unter eigener Verantwortung. Mit Einzel- ressorts und Ländern Förderungsrichtlinien für An-
heiten der Durchführung, also auch mit dem Verkehr gehörige aus Entwicklungsländern ausgearbeitet,
der Gewerkschaft Brunhilde mit der Gemeinde Men- nach denen grundsätzlich nur Fach- und Führungs-
zenschwand und den zuständigen Behörden, ist mein kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung wäh-
Haus daher nicht befaßt. Ich kann deshalb aus eige- rend einer Aus- oder Fortbildung in der Bundes-
ner Kenntnis nicht mitteilen, ob und in welcher republik gefördert werden können. Da aber die
Weise die Gemeinde Menzenschwand vor voll- ägyptische Regierung einem solchen Programm aus
endete Tatsachen gestellt wurde und ob gesetzliche verschiedenen Gründen, im besonderen wegen der
I) Vorschriften mißachtet wurden. Wie Ihnen bekannt durch die praktische Mitarbeit erzielten Erfolge eine
ist, stehen mir auch keine öffentlich-rechtlichen Be- außerordentliche Bedeutung zumißt, wurde die be-
fugnisse zur Aufklärung des Tatbestandes und zu absichtigte Einschränkung und Umstellung zunächst
einem eventuellen Eingreifen zu. Dies ist vielmehr zurückgestellt. Um die ägyptische Seite in die Lage
Angelegenheit der zuständigen Landesbehörden. Je- zu versetzen, sich auf die praktische Ausbildung
doch hat auch der baden-württembergische Wirt- ihrer Studenten im eigenen Land, gegebenenfalls mit
schaftsminister Dr. Leuze nach Mitteilung seines deutscher Unterstützung im Rahmen der technischen
Ministeriums keine Feststellung im Sinne Ihrer Hilfe, vorzubereiten, war bei den letzten Verhand-
Frage getroffen.
lungen mit der ägyptischen Regierung vereinbart
worden, das alte Programm noch 5 Jahre fortzufüh-
Zu 3.: Ich werde im Rahmen der Einflußmöglich- ren und erst allmählich einzuschränken.
keiten, die sich aus der finanziellen Förderung der
Gewerkschaft Brunhilde durch die öffentliche Hand Im Rahmen des VIII. Jahresprogramms haben 1963
ergeben, dafür eintreten, daß die Interessen des 529 ägyptische Studenten, davon 222 von landwirt-
Fremdenverkehrs der Gemeinden Menzenschwand - schaftlichen, der Rest von technischen Instituten, ihr
und des Kreises Hochschwarzwald im Falle eines Praktikum in der Bundesrepublik aufgenommen. An-
Uran-Abbaus bei Menzenschwand berücksichtigt laß zu den in der ägyptischen Zeitung „Al Gumhu-
werden. Ich hoffe, daß sich für den unvermeidlichen riya" erhobenen Beschuldigungen war die Rückfüh-
Abtransport des gewonnenen Erzes durch den Orts- rung von 7 Industriepraktikanten. Die Rückführung
bereich Menzenschwand in engem Zusammenwirken wurde notwendig, weil die Praktikanten trotz schrift-
aller Beteiligten eine Lösung finden läßt', die die licher Verwarnung ihr negatives Verhalten während
Interessen des Fremdenverkehrs nicht beeinträch- eines kombinierten Sprach- und Vorbereitungslehr-
tigt. gangs nicht änderten. Sie wurden auf Vorschlag des
Lehrerkollegiums wegen schlechten Benehmens,
Ich halte die in Menzenschwand eingetretenen mangelnden Fleisses und ungenügender fachlicher
Schwierigkeiten insofern für besonders bedauerlich, Leistungen im Einvernehmen mit der für ihre Be-
als dort nach vieljähriger, nahezu erfolgloser Uran- treuung zuständigen Studienmission der VAR (Bonn)
prospektion im Bundesgebiet erstmalig ein hoch- in ihre Heimat zurückgeführt.
wertiges Uranvorkommen entdeckt werden konnte,
das auch dann, wenn es jetzt nicht ausgebeutet wird, Die Praktikanten haben, offensichtlich um sich in
handelspolitisch für die Bundesrepublik von Wert bezug auf ihre Rückführung zu rehabilitieren, fol-
ist, zumal es nach den bisherigen Kenntnissen unter gende Anschuldigungen vorgebracht:
den größeren Vorkommen in Europa dasjenige mit 1. sie seien zionistischer Propaganda ausgesetzt ge-
der höchsten Urankonzentration ist. wesen, —
4160 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Oktober 1963

2. in ihrer Ehre als Ägypter angegriffen worden und ten und Wünsche mit viel Nachdruck und Tempera-
hätten ment vertreten. In diesen Fällen wurden jedoch we-
der das Lehrerkollegium noch die Handwerkskam-
3. schlechtes Essen bekommen.
mer Cham als Träger der Maßnahmen oder die Carl
Diese Beschwerden, die ihren Niederschlag in Duisberg-Gesellschaft als deutsche Betreuungsorga-
einem Bericht der „Al Gumhuriya" fanden und auch nisation und ihre Botschaft in Bonn über etwaige Be-
von der deutschen Presse aufgegriffen wurden, sind schwerden unterrichtet.
im einzelnen genau nachgeprüft worden. Sie haben Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in
sich als völlig haltlos erwiesen und sind wohl aus- Kairo wurde vom Auswärtigen Amt angewiesen, die
schließlich als „Schutzbehauptung" zu werten. Vorwürfe zurückzuweisen. Inzwischen haben sowohl
Das Lehrerkollegium und auch die übrigen Prak- die Zeitung „El Ahram" als auch die „Al Gumhuriya"
tikanten haben bestätigt, daß keine politischen Ge- in ausführlichen Berichten vom 13. 9. und 28. 9. 1963
spräche der behaupteten Art geführt worden sind. eine positive Darstellung des Programms veröffent-
Die Praktikanten haben bei Gelegenheit der Befra- licht.
gung spontan geäußert, daß sie die unwahren Be- Es wird zu prüfen sein, ob dieser Vorfall, der auch
hauptungen in Schreiben an die „Al Gumhuriya" die deutsche Presse beschäftigt hat und zu einer
richtig stellen wollten. Verringerung der Aufnahmebereitschaft der Ausbil-
Die Anschuldigungen sind auch insoweit in allen dungsbetriebe führte, Anlaß gibt, das Fortbildungs-
3 Punkten von vornherein unglaubwürdig, als die programm im Benehmen mit der ägyptischen Regie-
ägyptischen Praktikanten sonst ihre Angelegenhei- rung schneller als geplant umzustellen.

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