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Das Wahlsystem in Deutschland

So funktioniert das deutsche Wahlsystem


Bei den Wahlen zum deutschen Bundestag hat jeder Wähler zwei Stimmen. Foto: Tim
Reckmann/pixelio.de
Warum habe ich zwei Stimmen?

Man darf auf dem Wahlzettel zwei Kreuze machen:


Mit der Erststimme (linke Spalte) wählt man den
Direktkandidaten im jeweiligen Heimatwahlkreis –
insgesamt sind das 299 Kandidaten in 299
Wahlkreisen. Das sind meist Parteimitglieder, aber
weiter unten auf dem Zettel finden sich auch
unabhängige Kandidaten, die ohne Parteiunter-
stützung in den Bundestag einziehen wollen.

Wer die meisten Erststimmen im Wahlkreis erhält, und sei es nur mit einer Stimme
Vorsprung, zieht auf jeden Fall in den Bundestag ein, quasi als Vertreter der Bürger vor Ort.

Die Zweitstimme (rechte Spalte) gibt man dagegen einer Partei und entscheidet damit über
die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag. Die Vertreter im Parlament (seien sie nun Sieger in
ihrem Wahlkreis oder als Vertreter ihrer Partei über die Zweitstimme in den Bundestag
eingezogen) wählen dann den Bundeskanzler – darauf hat man als Wähler also nur indirekten
Einfluss.

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Das Wahlsystem in Deutschland

Welche Idee steckt dahinter?

Das deutsche, sogenannte personalisierte Verhältniswahlsystem verbindet damit zwei


Elemente und zwei Ziele: Einerseits will es den Kandidaten im Wahlkreis möglichst an den
Wähler binden: Dadurch, dass er direkt über die Erststimme gewählt ist, kann sich ein
Kandidat eine gewisse Unabhängigkeit erlauben, auch gegenüber der eigenen Partei, um zum
Beispiel regionale Interessen zu vertreten oder seinem Gewissen und nicht dem Parteiwillen
zu folgen. Allerdings wird bei der Erststimme nur der Kandidat mit den meisten Stimmen
gewählt – und sei es, bei vier gleichstarken Kandidaten, mit 25,1 Prozent. Die restlichen
Stimmen verfallen.

Um diese vermeintliche Ungerechtigkeit auszugleichen, gibt es die Zweitstimme: Sie legt das
Verhältnis der Parteien fest: Wenn deutschlandweit eine Partei 30 Prozent der Zweitstimmen
erzielt, bekommt sie auch mindestens 30 Prozent der Sitze im Bundestag. Jede Stimme zählt
hier gleich viel, und es fallen nicht, wie im Beispiel oben, 74,9 Prozent der Stimmen
gewissermaßen unter den Tisch.

Was soll die Fünfprozenthürde?

Eine Sonderregel dabei: Eine Partei braucht mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen, um
Sitze im Bundestag zu erhalten. Hat sie weniger, geht sie komplett leer aus. Mit dieser
Regelung soll das Parlament arbeitsfähig bleiben und nicht durch viele kleine Splitterparteien
blockiert werden. Die Ausnahme von dieser Regelung: Wenn eine Partei mindestens drei
Direktmandate in den Wahlkreisen gewinnt, gilt die Fünfprozenthürde für sie nicht. Sie zieht
trotzdem in voller Fraktionsstärke in den Bundestag ein.

Welche Stimme ist die wichtigere?

Anders als der Name vermuten lässt, ist die Zweitstimme entscheidend: Sie legt das
Kräfteverhältnis der Parteien im Bundestag fest. Hier entscheidet sich, ganz unabhängig von
der Erststimme und den Direktkandidaten: Knackt eine Partei die Fünf-Prozent-Hürde?
Erlangt eine Koalition aus Parteien die Mehrheit? Bei den Prognosen und Hochrechnungen
am Wahlabend geht es deswegen immer um die Zweitstimme.

Wahlen müssen fair sein

Damit Wahlen fair ablaufen, gibt es wie in einem Spiel Regeln. In Deutschland bestimmen
Grundgesetz und Bundeswahlgesetz die Regeln.

Darin steht, dass eine Wahl geheim, frei und unmittelbar sein muss. Geheim bedeutet, dass
jeder Wähler für sich entscheidet, wem er seine Stimme gibt. Frei bedeutet, niemand darf
andere dazu zwingen, einen bestimmten Politiker oder eine bestimmte Partei zu wählen. Und
unmittelbar bedeutet, niemand darf für andere Wähler entscheiden. Außerdem muss die Wahl
gleich und allgemein sein. Egal ob von Mann oder Frau, ob von reichen oder armen
Menschen: Jede abgegebene Stimme zählt gleich viel.

In den Gesetzen steht auch, wie oft die Deutschen den Bundestag wählen dürfen. Das
geschieht alle vier Jahre. Außerdem wird immer an einem Sonntag oder Feiertag gewählt,
weil dann die meisten Menschen nicht arbeiten müssen

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