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Fig. 77.
Pflücken des Tees in Ceylon.
[Nach Ts c h i r c h , Indische Heil- und Nutzpflanzen.]
Fig. 78.
Ablösen der Chinarinde, Sortieren und Stampfen in der Cinchonenplantage Lembang auf
Java. Links fertige Ballen und Kisten.
[Ts c h i r c h phot.]
«Digitalisblätter sind vor der Blütezeit ärmer an wirksamen Bestandteilen als nachher, die
Blätter des ersten Jahres daher ganz verwerflich. Ebenso zieht man, wenigstens in England, bei
Hyoscyamus die Blätter des zweiten Jahres vor. SCHROFF hat (1870) gezeigt, daß Fructus Conii
unmittelbar vor der Reife die größte Menge Coniin enthält. Ebenso verdanken wir demselben den
Nachweis, daß Tuber Colchici bloß zur Blütezeit der Pflanze kräftig wirkt. Rhizoma Filicis darf
nach alten Erfahrungen nur im Spätsommer gesammelt werden. Auch das a b s o l u t e Alter der
betreffenden Teile kommt oft in Betracht. So ist zweijährige oder dreijährige Radix Belladonnae
reicher an Atropin als siebenjährige oder noch ältere, was wohl hauptsächlich dadurch bedingt
ist, daß dieses Alkaloid vorzüglich der Rinde angehört, welche bei älterer Wurzel weniger in das
Gewicht fällt als bei jüngerer; nicht so schwankend ist der Gehalt der Belladonnablätter. Daß
manche Früchte und Samen vor der Reife Amylum, später mehr Zucker, Öl und andere Stoffe
enthalten, sei gleichfalls erwähnt. Im Safte des Ecballium Elaterium kommt im Juli reichlich
Elaterin vor, aber im September fehlt dieser stark drastische Körper darin. Pfeffer, Cubeben,
Gewürznelken sind vor der Reife reicher an ätherischem Öle, Chinarinden können bisweilen arm
an Chinin sein oder sogar keines enthalten» (FLÜCKIGER-TSCHIRCH, G r u n d l a g e n ).
Fig. 79.
Ablösen der Zweigrinde in einer jungen
Cinchonenpflanzung auf Java.
[S c h r ö t e r phot.]
Fig. 82.
Abschlagen der Stengel und Beseitigen der Seitensprosse und Blätter in einer Ceylonzimtplantage auf
Ceylon.
[Phot. im Kew Museum.]
Fig. 83.
Ablösen der Rinde des Ceylonzimtes.
[Phot. im Kew Museum.]
Was von den Blättern und wie es gepflückt werden soll, hängt von der
Pflanze ab. Oft weichen die Blätter verschiedenen Alters im Gehalt
voneinander ab. Bei der Teepflanze z. B. ist die terminale Blattknospe am
gehaltreichsten. Beim Pflücken, das mit dem Fingernagel erfolgt, läßt man
hier die Achselknospe stehen, damit eine Erneuerung stattfinden kann. Das
hat natürlich nur bei einer immergrünen Pflanze wie Thea einen Sinn.
Beim Pflücken des Tee (Fig. 77) kommt es also sehr darauf an, was
gepflückt wird. Das wertvollste ist die g e s c h l o s s e n e Gipfelknospe (in
Java: Pecco rünen; rünen = schwanger), die durch reichliche Behaarung
silbergrau erscheint (daher Pecco, von Peh-hán = Milchhaar). Hat sich das
Blatt eben von der Knospe abgehoben, so heißt es Pecco burung (d. h.
hohl). Je älter die Blätter sind, um so weniger sind sie wert. Mehr als Blatt
1–4 wird nie gepflückt. Bei der Alus-Pflückung in Java wird Blatt 2–4 oder
3½–4 gepflückt, oder wenn Pecco nicht im Vormonat gesammelt wurde,
Pecco und 1–2. Bei der Katilu-Kotjop-Pflückung Blatt 1–3. Stets wird
Sorge getragen, daß die Achselknospe intakt bleibt, da sich aus ihr
Seitensprosse entwickeln. Über die Pflückung wird genau Buch geführt.
Das Ablösen der Yerbazweige zur Mategewinnung erfolgt in Paraguay
entweder mit langen Messern (machetones) oder eigenartigen Scheren
(secateurs) in ziemlich roher Weise.
Das A b l ö s e n der Rinde geschieht entweder am stehenden Baume selbst
(bei den Ships und Shavings der Chinarinde) oder von dem gefällten
Baume oder dessen Zweigen bez. Stockausschlägen (Chinarinde
[Drogistenrinde], Ceylonzimt).
Fig. 84.
Schälen des Ceylonzimtes.
[Aus Ts c h i r c h , Indische Heil- und Nutzpflanzen.]
Bisweilen werden hierbei eigenartig geformte Messer benutzt (Fig. 80,
81, 85). Bei den gerbstoffhaltigen Rinden muß Sorge getragen werden, daß
nur eisenfreie, also entweder kupferne oder messingne Messer in
Anwendung kommen.
Als Beispiele mögen die Gewinnung der Chinarinde (Fig. 78–80) der Cascara Sagrada und
des Ceylonzimt beschrieben werden.
«Mit einem sägeartigen Messer (Fig. 80, b) wird der Stamm der Cinchone in Entfernungen
von ½ oder ¼ m erst horizontal und dann auch der Länge nach eingeschnitten (Fig. 78), so daß
ein rechteckiges, ¼, ⅓ oder die Hälfte des Baumumfanges breites Stück Rinde abgeteilt ist. Dann
fährt der Arbeiter oder die Arbeiterin — denn es sind meist Weiber, die das Schälgeschäft
besorgen — mit einem stumpfen, breiten und langen und oben abgerundeten dünnen, kupfernen
oder messingenen Messer (Fig. 80, a) (Eisen wird des Gerbstoffes wegen tunlichst vermieden)
zwischen Holz und Rinde und hebt letztere vorsichtig ab. Anfangs rein weiß, färbt sich die
Innenfläche der Rinde in 15 Sekunden — wie ich mit der Uhr in der Hand feststellen konnte —
schön rotbraun, indem die Chinagerbsäure in Chinarot übergeht, und bald beginnt auch, da die
Rindenspannung ausgelöst ist, das Einrollen zu einer Röhre. Das «Schälen» geschieht besonders
in der Regenzeit, da sich dann die Rinde am leichtesten loslöst. Ganz anders verfährt man bei den
Ästen und Wurzeln. Hier wird die Rinde mit krummen Messern regellos von dem Holze
abgeschabt. Man legt unter den zu schälenden Ast einige Pisangblätter oder einen runden Teller,
einen Bambutampir, und schabt drauf los, während die Abschabsel auf die Unterlage fallen»
(TSCHIRCH, I n d i s c h e H e i l - u n d N u t z p f l a n z e n ).
Die Ernte der Cascara Sagrada-Rinde schildert ZEIG (1905) folgendermaßen: «Die Ernte
beginnt gewöhnlich im April oder unmittelbar nach der Regenzeit, weil da die Bäume am
saftreichsten sind und die Rinde sich am leichtesten abheben läßt und dauert bis Juli. Man macht
um den Stamm ringförmige Einschnitte, immer 2–4 Zoll voneinander entfernt und schält dann
die Rinde bis ungefähr einen Fuß über dem Erdboden; dann wird der Baum geschlagen und die
Äste in gleicher Weise geschält.»
Fig. 85.
Instrumente, die bei der Gewinnung des
Z i m t i n S ü d c h i n a b e n u t z t w e r d e n . Links
das Messer zur Herstellung der Längs- und
Quereinschnitte in die Rinde. Rechts das Hornmesser zum
Ablösen der Rinde vom Stamm. In der Mitte der Hobel
zum Abschälen des Korkes.
[Kew Museum.]
Fig. 87.
Fortschaffen des abgelösten Korkes aus dem Walde.
Fig. 88.
Ausbrühen des abgelösten Korkes.
Das Ablesen der Früchte wird nicht überall in der gleiche Weise
besorgt. Die Olivenbäume werden meist geschüttelt und die Früchte auf
unter die Bäume gelegten Tüchern (Fig. 92) aufgesammelt oder mit Stangen
abgeschlagen. Die Muskatnüsse werden in an langer Stange befestigten,
eigenartig geformten Körbchen (Gai-Gai) gesammelt, die oben eine das
Pflücken besorgende Gabel besitzen (Fig. 93). Diese reißt die Frucht vom
Stiel und sie fällt alsdann (durch die Öffnung rechts) in das Körbchen.
Diese Sammelmethode hat ihren bestimmten Grund. Ich fand nämlich in
Indien den Glauben verbreitet, daß, wenn man die Früchte in brüsker Weise
abschlägt, der Baum im folgenden Jahre nicht trägt. Weniger sorgfältig
verfährt man in Java mit den Cacaofrüchten, die, wo sie mit der Hand nicht
erreichbar sind, mit langen Bambusstäben abgeschlagen werden (Fig. 94).
Anders ist das Verfahren in Südamerika.
Fig. 91.
Abraspeln der abgelösten Korkplatten.
Unter den Olivenbäumen wird in Italien ein Tuch ausgebreitet (s. oben),
auf welches die Früchte beim Schütteln des Baumes fallen. In Portugal
bedient man sich aber auch hier eines gestielten Körbchens, ähnlich dem
Gai-Gai (S. 94).
Die Baumwollfrüchte werden von der strauchartigen Pflanze in Körbe
abgelesen (Fig. 95–97). Das Pflücken der Baumwolle geschieht in der
Weise, daß man die geöffnete Fruchtkapsel am Strauche läßt und nur den
«Bausch», d. h. die mit den Haaren bedeckten Samen herauszupft.
Neuerdings sind erfolgreiche Versuche gemacht worden, den Bausch statt
mit der Hand zu pflücken mit einer hydraulischen Saugmaschine aus der
geöffneten Kapsel anzusaugen.
Der Pfeffer wird von den auf Leitern stehenden Kulis abgelesen (Taf.
X). Beim Kaffee erreicht man die Früchte mit der Hand (Fig. 98). Die
Umbelliferenfrüchte werden oft mittelst eigenartiger Kämme «abgekämmt».
Dort, wo man nur den Samenkern haben will, wird die Samenschale mit
flachen Hölzern aufgeschlagen, z. B. bei der Muskatnuß, oder das Endocarp
zertrümmert, wie bei der Cocosnuß, deren Endosperm die Copra bildet. Die
Cacaofrüchte werden mit Messern oder Hölzern «aufgeschlagen» (Fig. 99).
Fig. 92.
Olivenernte in Italien. Unter dem Baume
ist ein Tuch ausgebreitet.
Fig. 93.
Gai-Gai. Körbchen mit Gabel
zum Einsammeln der
Muskatnüsse.